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gwf Wasser/Abwasser gwf Wasser/Abwasser (Vorschau)

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3/2014<br />

Jahrgang 155<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399


INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />

GASFACHLICHE &<br />

WASSERFACHLICHE<br />

AUSSPRACHETAGUNG<br />

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VORMERKEN!<br />

2014 in Karlsruhe<br />

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Gas-/<strong>Wasser</strong>-Fachmesse<br />

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| STANDPUNKT |<br />

Wohin mit dem Niederschlagswasser?<br />

Niederschläge verteilen sich in Deutschland<br />

regional sehr unterschiedlich. Dabei<br />

liegen niederschlagsreiche und niederschlagsarme<br />

Gebiete oftmals geografisch sehr<br />

nah beisammen. Der Umgang mit Niederschlagswasser<br />

muss regional also unterschiedlich gehandhabt<br />

werden. Bei der Planung der <strong>Abwasser</strong>infrastruktur<br />

und ihres Betriebes gelten zwei<br />

Prämissen: Mit den jeweils vor Ort abgestimmten<br />

Maßnahmen müssen wir einen optimalen Gewässerschutz<br />

erreichen. Gleichzeitig müssen<br />

diese Maßnahmen wirtschaftlich sein.<br />

Das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz enthält bereits Vorgaben<br />

zur Niederschlagswasserbewirtschaftung:<br />

Niederschlagswasser soll ortsnah versickert oder<br />

getrennt gesammelt und in Gewässer eingeleitet<br />

werden. Dabei soll die Einleitung dem Stand<br />

der Technik entsprechen. Die Bundesregierung<br />

plant, diesen Stand der Technik bundesweit einheitlich<br />

festzulegen. Demnach soll geregelt werden,<br />

dass die Verunreinigung des Niederschlagswassers<br />

zu vermeiden beziehungsweise die<br />

Schadstofffracht zu verringern ist. Gering oder<br />

mäßig belastetes Niederschlagswasser soll gar<br />

nicht erst mit hochbelastetem Niederschlagswasser<br />

vermischt werden können und das existierende<br />

Mischsystem soll mit Ausnahmen wegfallen.<br />

Zudem sollen für die Trennkanalisation<br />

Emissions- und Immissionsanforderungen festgelegt<br />

werden. Im Ergebnis müssten kommunale<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorger stark verschmutztes Niederschlagswasser<br />

gegebenfalls behandeln.<br />

Der Verband kommunaler Unternehmen<br />

(VKU) plädiert im Zusammenhang mit der Festlegung<br />

erhöhter Anforderungen an die Niederschlagswasserbehandlung<br />

dafür, einen praktikablen<br />

und bewährten Ansatz auf Basis bestehender<br />

technischer Regelwerke einzuführen.<br />

Emissionsgrenzwerte sind nicht umsetzbar,<br />

weshalb wir sie ablehnen. Die bestehenden<br />

Regeln der Technik reflektieren schon jetzt den<br />

Anspruch der ökologischen Nachhaltigkeit an<br />

jedwede Entwässerungslösung und berücksichtigen<br />

neben den Herkunftsflächen der Niederschlagswasserabflüsse<br />

auch die Aufnahmefähigkeit<br />

der Gewässer. Aus VKU-Sicht kann<br />

durch eine etwaige bundeseinheitliche Regelung<br />

zur Niederschlagswasserbehandlung dieses<br />

Ziel nicht besser erreicht werden. Es darf zudem<br />

keine Verpflichtung zu wirtschaftlich unver -<br />

hältnismäßigen Maßnahmen der Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />

geben. Die Kosten, die<br />

durch erhöhte Anforderungen an die Niederschlagswasserbeseitigung<br />

entstehen, können<br />

nicht alleine den Beitrags- und Gebührenzahlern<br />

zur Last gelegt werden. Vielmehr sollten<br />

etwaige Maßnahmen zur Niederschlagswasserbehandlung<br />

durch finanzielle Anreize gefördert<br />

werden. Hierzu zählen entsprechende Förderprogramme<br />

von Bund und Ländern sowie die<br />

Verrechenbarkeit mit der <strong>Abwasser</strong>abgabe.<br />

Fakt ist, dass die Bewirtschaftung des Niederschlagswassers<br />

kommunale <strong>Abwasser</strong>entsorger<br />

vor wachsende Herausforderungen stellt.<br />

Kommunale Unternehmen investieren jährlich<br />

mehrere Milliarden Euro in den Ausbau und die<br />

Sanierung der <strong>Abwasser</strong>netze. Davon geht ein<br />

erheblicher Anteil in die Niederschlagswasserinfrastruktur.<br />

Die finanziellen Mittel in den Kommunen<br />

und ihren Unternehmen sind jedoch<br />

begrenzt. Somit kommt der Auswahl, welche<br />

Maßnahmen letztlich zur Bewirtschaftung des<br />

Niederschlagswassers umgesetzt werden, eine<br />

besondere Bedeutung zu. Zur Behandlung von<br />

Niederschlagswasser kommen verschiedene<br />

Verfahren infrage. Diese reichen von einfachen<br />

bis komplexen Sedimentationsanlagen (z. B. Nassgullys,<br />

Regenklärbecken) bis zu einfachen und<br />

komplexen Filtrations- und Sorptionsanlagen<br />

(z. B. Filtersäcke, Bodenfilteranlagen, Versickerungs<br />

anlagen). In Boden filteranlagen und Versickerungsanlagen<br />

findet zusätzlich ein biochemischer<br />

Abbau von <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen statt.<br />

Die Broschüre „Niederschlagswasserbehandlung<br />

von kommunalen Unternehmen“ des VKU<br />

gibt einen Überblick über die rechtlichen und<br />

technisch-planerischen Rahmenbedingungen.<br />

Sie soll in Form einer Orientierungshilfe als Basis<br />

für die weitergehende Befassung mit der Thematik<br />

Niederschlagswasser behandlung dienen.<br />

Dr. Michael Beckereit<br />

Vizepräsident <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />

Verband kommunaler Unternehmen (VKU), Berlin<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 237


| INHALT<br />

|<br />

© freni, pixelio.de<br />

Mit einer analytischen Berechnungsmethodik lassen sich<br />

die Auswirkungen von Grund wasserwärmepumpen auf die<br />

Grundwassertemperaturen ermitteln.<br />

Ab Seite 330<br />

In einem Trinkwasserwerk der RheinEnergie AG, Köln, wurde<br />

der DVGW-Hinweis W 1001„Sicherheit in der Trinkwasserversorgung<br />

– Risikomanagement im Normalbetrieb“ umgesetzt.<br />

Ab Seite 340<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

330 R. Sitzenfrei und W. Rauch<br />

Anwendungsgrenzen einfacher<br />

analytischer Lösungen zur<br />

Bestimmung von Temperaturanomalien<br />

im Grundwasser<br />

Limits of Application for Simple Analytical<br />

Solution to Assess Temperature Plumes in<br />

Groundwater<br />

340 S. Sturm et al.<br />

Umsetzung des DVGW-Hinweises<br />

W 1001 in einem <strong>Wasser</strong>werk der<br />

RheinEnergie, Köln<br />

Implementation of DVGW Guideline W 1001 at a<br />

RheinEnergie Waterworks (Cologne)<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

350 W. Meyer, J. Barth und R. Otterpohl<br />

Potenzial der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung von Kläranlagenablauf in<br />

Deutschland<br />

Potential Agricultural Use of Secondary<br />

Municipal Effluent in Germany<br />

Netzwerk Wissen<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

279 <strong>Wasser</strong>forschung und -lehre am Karlsruher<br />

Institut für Technologie (KIT)<br />

280 Porträt<br />

288 Institut und Forschungsbereiche<br />

302 Kooperationen<br />

März 2014<br />

238 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| INHALT |<br />

© Daniel Schwen, Wikipedia.de<br />

Abschätzung des Nutzungspotenzials und der<br />

Eignung von Kläranlagenablauf zur vollständigen<br />

oder teilweisen Substitution von Bewässerungswasser<br />

in der Landwirtschaft. Ab Seite 350<br />

Netzwerk Wissen: <strong>Wasser</strong>forschung und -lehre am Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT). Ab Seite 279<br />

Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

242 Mit der „richtigen“ Flocke zu mehr Effizienz<br />

245 Iso-Disc Scheibenfilter ebnet den Weg<br />

zu qualitativ hochwertigem und<br />

wieder verwendbarem <strong>Abwasser</strong><br />

246 Klärschlamm – eine globale Herausforderung<br />

248 Mikrobiologische Kontrolle für Prozessstabilität<br />

– Direkte Analyse von<br />

nitrifizierenden Bakterien<br />

249 Umweltbelastung durch Weichmacher in<br />

Aufwuchsträgern für die biologische<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

250 Modernisierung eines auf AEG-Technik<br />

basierenden Regenüberlaufbeckens<br />

253 Motormanagement – kompakter Aufbau,<br />

flexibel einstellbare Schutz- und Über -<br />

wachungsfunktionen, komfortables<br />

Engineering<br />

256 ABEL SH-Feststoffpumpen fördern<br />

entwässerten Klärschlamm durch eine<br />

300 m lange Rohrleitung-Kläranlage in<br />

Guangzhou, China<br />

258 Wenn Pumpen trockenlaufen und verschlammen:<br />

Oberflächensauger einsetzen<br />

260 Neue Druckrohrleitung auf FLOWTITE<br />

GFK-Rohren überzeugt in Wilhelmshaven<br />

263 Instandsetzungsmörtel für hochgradig<br />

beanspruchte <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />

266 Energieoptimierungen auf der<br />

Verbands kläranlage Biberach/Baden –<br />

Die energie neutrale Kläranlage<br />

275 Die Kreislaufführung von Prozesswasser<br />

sichert die Gewinne von morgen<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

306 Wupper im Wandel: Projekte und<br />

Entwicklungen des Wupperverbandes<br />

308 UDE-Studie: Fremde Arten steigern<br />

Infektionsrate in Ägypten – Eindringlinge<br />

helfen Parasiten<br />

309 Erfolgreiche Renaturierung von Gewässern:<br />

Das biologische Umfeld ist entscheidend<br />

311 THW beendet Philippinen-Einsatz – Taifun<br />

„Haiyan“ verursachte schwere Schäden<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 239


| INHALT<br />

|<br />

Im Fokus: Produkte und Verfahren zur effektiven<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung. Ab Seite 242<br />

Nachrichten aus der <strong>Wasser</strong>branche.<br />

Ab Seite 306<br />

312 Zukunftstechnologie Aquaponik:<br />

Tomatenfisch springt in internationale<br />

Gewässer<br />

313 Gegen Durst und Dürre – TU-Verbundprojekt<br />

„MARSOL“<br />

314 <strong>Wasser</strong>versorger können bis zu 25 Prozent<br />

ihrer Stromkosten sparen<br />

316 Begründete Dächer – Grüne Oase auf<br />

dem Dach<br />

Veranstaltungen<br />

318 Leitungsbau und grabenlose Bauverfahren<br />

auf der WASSER BERLIN INTERNATIONAL<br />

2015<br />

318 Sicherheit im Labor hat höchste Priorität<br />

– Neue Sonderschau auf der analytica<br />

München<br />

Leute<br />

320 Bert Bosseler zum Honorarprofessor<br />

ernannt<br />

320 Volker Meyer wird neuer Geschäftsführer<br />

für den Bereich <strong>Wasser</strong> und Rohrleitungen<br />

der figawa<br />

Recht und Regelwerk<br />

322 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

327 Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />

328 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

Praxis<br />

358 Grabenlose Verlegung – Kurvenvortrieb mit<br />

HOBAS Rohren in Paris<br />

359 Erfolgreicher Einsatz in Niederdorf (CH):<br />

Rehabilitation einer Trinkwasserleitung<br />

DN 200<br />

Produkte und Verfahren<br />

362 Eingriffsfrei arbeitende Ultraschalldurchflussmesser<br />

sparen Zeit und<br />

Kosten<br />

363 Referenz-Drucktransmitter – Stand<br />

der Druckmesstechnik neu definiert<br />

364 TOC-Analysator fürs Grobe<br />

321 Georg Wulf neuer Vorstand des<br />

Wupper verbandes<br />

März 2014<br />

240 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Headworks allg_Layout 1 25.02.14 15:39 Seite 1<br />

| INHALT |<br />

Baustellenberichte: Kurvenvortrieb in Paris und<br />

Rehabilitation einer Trinkwasserleitung DN 200 in<br />

der Schweizer Gemeinde Niederdorf. Ab Seite 358<br />

Information<br />

365 Impressum<br />

366 Termine<br />

Beste Vorreinigung<br />

in jedem Fall<br />

Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />

– pigadi GmbH, Berlin<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> April 2014<br />

u. a. mit diesen Fachbeiträgen:<br />

• Biozidrecht und Trinkwasserdesinfektion –<br />

Ein Überblick<br />

• <strong>Wasser</strong>zähler auf dem Prüfstand –<br />

Sind die vorgeschriebenen Eichfristen noch<br />

zeitgemäß?<br />

• Rohrleitungssysteme kein Auslaufmodell –<br />

Beim 28. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

standen Hybridnetze im Fokus<br />

• Im Fokus: Messespecial IFAT 2014<br />

Mit Sicherheit mehr herausholen!<br />

Wir finden optimale Lösungen für Ihre Bedürfnisse:<br />

➤ Unsere Rechen und Siebe sichern den<br />

problemlosen Betrieb Ihrer Anlagen<br />

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Wie die Planer und Betreiber tausender Kläranlagen<br />

weltweit können auch Sie sich auf unsere Produkte<br />

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5.–9. Mai 2014 in Halle A2, Stand 333<br />

WASTE WATER Solutions<br />

Erscheinungstermin: 22.04.2014<br />

Anzeigenschluss: 31.03.2014<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 241


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Mit der „richtigen“ Flocke zu mehr Effizienz<br />

Separation: hohe Entwässerungsleistungen<br />

durch gezielte Flockung.<br />

Mit einer neuartigen Konditionierungstechnik<br />

für polymerinitiierte<br />

Flockungsvorgänge kann<br />

für jeden Trennprozess die Flockenstruktur<br />

optimiert und somit die<br />

Effizienz um bis zu 30 % gesteigert<br />

werden. Anwendung findet die<br />

Technologie bisher in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />

(Klär- und Biogaswerke), zur<br />

Schlammbehandlung (bspw. Bohrwasseraufreinigung)<br />

und in der Deponiesickerwasserreinigung.<br />

Durch<br />

Kombination des zweistufigen Verfahrens<br />

mit vier Freiheitsgraden<br />

und den marktverfügbaren Trennaggregaten<br />

kommt es neben der<br />

Er höhung der Separationsleistung<br />

zu einer signifikanten Reduzierung<br />

des Polymerverbrauchs.<br />

In der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

sind polymer-initiierte Eindick- und<br />

Entwässerungsprozesse seit langer<br />

Zeit ein zentraler Bestandteil der<br />

Verfahrensführung. In jüngerer Zeit<br />

werden Flockungsprozesse auch<br />

zunehmend in anderen Bereichen<br />

genutzt, um aus einem Medium<br />

bestimmte Inhaltsstoffe abtrennen<br />

zu können, so z. B. in der Papierindustrie.<br />

Geschichtlich bedingt lag<br />

das bisherige Augenmerk primär<br />

auf den Separationmaschinen selber.<br />

Im Regelfall wenig Beachtung<br />

findet jedoch die Erzeugung der<br />

richtigen Flocke für den Separationsprozess.<br />

Einstufige oder statische<br />

Mischer sind in Hinsicht auf die<br />

Flockenausprägung nur begrenzt<br />

zu regeln; daher ist eine reproduzierbare<br />

Flockenstruktur nur sehr<br />

schwer realisierbar. Schwächen in<br />

der Flockenerzeugung werden durch<br />

Überdosierung des Flockungshilfsmittels<br />

kompensiert.<br />

Für die Effizienz von Separationsprozessen,<br />

wie Filtrationen oder<br />

Trennungen im Schwerefeld, hat<br />

neben der eigentlichen eingesetzten<br />

Trenntechnik die Konditionierung<br />

des Mediums einen entscheidenden<br />

Einfluss auf das Ergebnis. Unter<br />

Konditionierung wird hierbei die<br />

Vorbereitung des Mediums für den<br />

Trennprozess verstanden. Für die<br />

Konditionierung finden in <strong>Abwasser</strong>anwendungen<br />

sehr häufig organische<br />

Flockungshilfsmittel Anwendung.<br />

Die Zugabe dieser organischen<br />

Polymere bewirkt eine Flockung der<br />

kolloidalen Bestandteile der Medien.<br />

Dabei werden die erzielten Flockenstrukturen<br />

sehr stark davon beeinflusst,<br />

wie die Einbringung des<br />

Konditionierungshilfsmittels in den<br />

Schlamm erfolgt.<br />

Um diese bisherigen Nachteile<br />

und Schwächen aufzuheben und<br />

eine regelbare und reproduzierbare<br />

Flockenstruktur erzeugen zu können,<br />

wurde ein neuartiger zweistufiger<br />

Flockungsreaktor, der FlocFormer,<br />

entwickelt.<br />

Flocculation Engineering<br />

Voraussetzung für hohe Trennleistung<br />

ist die Konzentration und das<br />

möglichst vollständige Zusammenfügen<br />

der abzutrennenden kolloidalen<br />

Inhaltsstoffe in mechanisch<br />

belastbare und somit gut filtrierbare<br />

Flockenstrukturen. Hierbei sollte<br />

insbesondere Augenmerk auf das<br />

Einbinden von Feinstpartikeln in die<br />

Flockenstruktur gelegt werden.<br />

Konventionelle Konditionierungstechnik<br />

ist i. d. R. nicht in der Lage,<br />

dieser Anforderung zu genügen.<br />

Die Einmischung des Polymers in<br />

FlocFormer,<br />

Größe 5L für<br />

die Behandlung<br />

von bis<br />

zu 36 m³<br />

Medium/h.<br />

Fließschema der zweistufigen<br />

Konditionierung.<br />

März 2014<br />

242 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

einstufige Inline-Mischer oder statische<br />

Mischapparaturen ist aufgrund<br />

der geringen Zahl an Stellgliedern<br />

nur wenig effektiv. Beim Inline-<br />

Mischer lässt sich lediglich die<br />

Umdrehungsgeschwindigkeit des<br />

Rührwerks regeln. Die Bildung einer<br />

Flockenstruktur, die einer bestimmten<br />

Größe und gleichzeitig einer<br />

bestimmten Stabilität bedarf, ist<br />

hiermit nicht möglich. Die Durchmischungsintensität<br />

im statischen<br />

Mischer ist direkt abhängig vom<br />

fließenden Volumenstrom. Eine<br />

Änderung der Mischcharakteristik<br />

lässt sich bei festgelegtem Volumenstrom<br />

dementsprechend nicht realisieren.<br />

Durch Flocculation Engineering<br />

können die bestimmenden<br />

Faktoren der Konditionierung, wie<br />

bspw. Verweilzeit, Energieeintrag in<br />

den Teilschritten des Prozesses sowie<br />

der Verbrauch des Flockungshilfsmittels,<br />

gezielt gesteuert werden.<br />

Mit dem neuartigen zweistufigen<br />

Flockungsverfahren besteht nun<br />

die Möglichkeit, die Teilprozesse<br />

Flockenentstehung und Flockenausprägung<br />

separat zu beeinflussen.<br />

Teststellung<br />

Kläranlage<br />

(Dekanter)<br />

im Juni 2013:<br />

TR-Steigerung.<br />

Teststellung<br />

Kläranlage<br />

(Dekanter) im<br />

Juni 2013:<br />

Er höhung des<br />

Entwässerungsgrades.<br />

Der Flockungsreaktor<br />

Der Flockungsvorgang wird in einem<br />

zweistufigen Reaktor mit vier<br />

Freiheitsgraden durchgeführt. Zunächst<br />

wird in einem Mischer das<br />

Flockungshilfsmittel homogen unter<br />

turbulenten Bedingungen in das<br />

Medium eingebracht. Es findet eine<br />

Totalflockung statt. Anschließend<br />

werden die zu diesem Zeitpunkt<br />

großvolumigen und scherinstabilen<br />

Flocken in einem Flockenformungsreaktor<br />

gezielt erodiert, kompaktiert<br />

und für die Separation optimiert<br />

ausgeprägt.<br />

Als Flockenformungsreaktor dient<br />

ein modifizierter Kegelrührer. Ein<br />

innerer Kegel rotiert koaxial in<br />

einer äußeren Kegelschale. Die<br />

Strömungsverhältnisse im Kegelspalt<br />

sind nicht konstant, sondern<br />

ändern sich mit der axialen Position<br />

im Kegel. An der Kegelbasis treten<br />

aufgrund des größeren Durchmessers<br />

höhere Umfangsgeschwindigkeiten<br />

auf als in der Nähe<br />

der Kegelspitze. Diese spezifischen<br />

Strömungsverhältnisse ermöglichen<br />

die Koexistenz von laminaren und<br />

laminar-zellularen Strömungszuständen<br />

in einem Apparat.<br />

Der Umschlagpunkt von der<br />

laminaren in die laminar-zellulare<br />

Strömung wird beim Kegelrührer<br />

vornehmlich von der auftretenden<br />

Rotationsgeschwindigkeit sowie von<br />

den Radienverhältnissen im Kegelspalt<br />

bestimmt. Zusätzlich zur<br />

Änderung der Rotationsgeschwindigkeit<br />

kann der innere Kegel im<br />

äußeren Kegel axial verschoben<br />

werden. Auf diese Weise wird<br />

Einfluss auf die Radienverhältnisse<br />

im Kegelrührer genommen. Der<br />

Betriebspunkt des Rührers kann<br />

durch Änderungen der Rotationsgeschwindigkeit<br />

und der Spaltweite<br />

bewusst, beispielsweise an höhere<br />

Volumenströme oder Massenströme,<br />

angepasst werden. Ein optimiertes<br />

Strömungsregime wird auf diese<br />

Weise sichergestellt. Als zusätzliche,<br />

weiterreichende Einflussgröße wird<br />

neben der perikinetischen und der<br />

orthokinetischen Flockung der<br />

Effekt der mechanischen Synerese<br />

im Flockenformungsreaktor genutzt,<br />

um eine Pelletierungsflockung zu<br />

realisieren. Durch das Abrollen der<br />

Flocken auf den Flächen der Kegel<br />

werden lokale, ungleichmäßige,<br />

äußere mechanische Kräfte auf die<br />

Flocken aufgebracht, die dadurch<br />

verdichtet werden. Die Endprodukte<br />

der zweistufigen Konditionierung<br />

sind Flockenpellets. Diese Pellets<br />

lassen sich sehr gut entwässern<br />

oder separieren. Aufgrund der<br />

vier verschiedenen Freiheitsgrade<br />

können spezifische Flocken für<br />

die unterschiedlichsten Separationsmaschinen<br />

und Medien erzeugt<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 243


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Teststellung<br />

Kläranlage<br />

(Dekanter) im<br />

Juni 2013:<br />

Reduzierung<br />

der Kosten/a.<br />

werden. Die gewünschte Flockenstruktur<br />

ändert sich von Maschinentyp<br />

zu Maschinentyp genauso<br />

wie von Medium zu Medium.<br />

Optional kann auch ein Flockungssensor<br />

zur Charakterisierung der<br />

Flockenstruktur ein gesetzt werden.<br />

Der photooptische Sensor berechnet<br />

aus einer Flockengrößenverteilung<br />

spezifische Pa rameter, die<br />

Rückschlüsse auf die Separationseigenschaften<br />

des geflockten Mediums<br />

ermöglichen.<br />

Die Ergebnisse<br />

Aufgrund der gezielten zweistufigen<br />

Konditionierung wird die Abtrennleistung<br />

auf filtrierenden Maschinen<br />

wie Bandfilter, Trommelsiebe, Kammerfilterpressen,<br />

Schneckenpressen<br />

etc. deutlich erhöht. Durch die<br />

bereitgestellte kompakte Flockenstruktur<br />

findet die primäre Filtra tion<br />

sehr viel schneller statt und durch<br />

die robuste Struktur der Flocken<br />

kann während der Filtration oder<br />

des Pressens lange Zeit aus dem<br />

Filterkuchen Hohlraumwasser abgegeben<br />

werden. Als zusätzlicher<br />

Effekt ist eine Verminderung der eingesetzten<br />

Polymermenge möglich,<br />

da im vorgestellten Konditionierungsreaktor<br />

das Polymer optimal mit<br />

dem Medium vermengt wird. Das<br />

Polymer kann seine Wirkung voll<br />

entfalten, eine Überdosierung ist<br />

nicht mehr nötig.<br />

Am Beispiel von Bandfilterpressen<br />

lässt sich der vorteilhafte Filtrationseffekt<br />

gut veranschaulichen. Die<br />

Bandfilterpresse unterteilt sich in<br />

die Bereiche Schwerkraftfiltration<br />

(Vorentwässerung) und gegebenenfalls<br />

mehreren Druckpresszonen.<br />

Die gebildeten Flocken werden im<br />

Zulauf der Schwerkraftfiltration aufgegeben.<br />

Hier seihert die flüssige<br />

Phase sehr schnell sehr weitreichend<br />

ab. Dies hat zur Folge, dass<br />

die Bandgeschwindigkeit der Filterpresse<br />

reduziert werden kann. Dadurch<br />

wird eine längere Verweilzeit<br />

Vorteile des Prozesses in Kürze:<br />

• Reduzierte Entsorgungskosten durch verminderte Klärschlammmenge<br />

und höheren TS-Gehalt<br />

Einsparungen im Polymerverbrauch, geringere Betriebskosten<br />

Erhöhung der Prozess-Sicherheit<br />

bessere Filtratqualität, verminderte Rückbelastung<br />

Plug-and-Play-Konzept<br />

geringe Amortisationszeiten<br />

einsetzbar in Kombination mit allen gängigen Trennprozessen<br />

• einfache Nachrüstung bestehender Prozesse durch kompakte Bauweise<br />

in der Presse realisiert; das führt<br />

zu einem höheren Entwässerungsergebnis.<br />

Unterstützt wird dies durch<br />

die scherstabile Flockenstruktur.<br />

In Abhängigkeit vom Anwendungsfall<br />

wird eine Erhöhung der<br />

Separationsleistung oder Entwässerungsleistung<br />

um 10 bis 20 %, eine<br />

Verminderung der Polymermenge<br />

um 25 % und eine Verbesserung der<br />

Filtratqualität um wiederum 10 bis<br />

20 % erzielt.<br />

Auch die Separationsleistung<br />

von Zentrifugen lässt sich durch die<br />

externe, vorgeschaltete Konditionierung<br />

steigern. Voraussetzung hierfür<br />

ist, dass die gebildeten Flocken<br />

über eine hohe Stabilität verfügen.<br />

Die neuartige Konditionierungstechnik<br />

hat sich bis dato in über<br />

70 Betriebsversuchen bewährt.<br />

Der Schwerpunkt der bisherigen<br />

Anwendungen lag in der <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Im kommunalen Klärschlammbereich<br />

konnten die Entwässerungsleistungen<br />

von Kammerfilterpressen,<br />

Trommelsieben,<br />

Schneckenpressen, Bandfilterpressen,<br />

Bucherpressen und Dekantern<br />

verbessert werden. Neben der Erhöhung<br />

der Entwässerungsleistung<br />

kann im Regelfall auch der Polymerverbrauch<br />

signifikant reduziert<br />

werden. Zur Abtrennung des CSB<br />

wird das zweistufige Flockungs verfahren<br />

ökonomisch in der De poniesickerwasserbehandlung<br />

eingesetzt.<br />

Weitere Anwendungen sind überall<br />

dort denkbar, wo durch Polymere<br />

geflockt wird. Dies können beispielsweise<br />

Papierindustrie, Fruchtsaftherstellung,<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungen,<br />

Schlammaufbereitungen und<br />

Eindickungen sein.<br />

Kontakt:<br />

aqua-engineering GmbH,<br />

Lange Straße 53,<br />

D-38685 Langelsheim,<br />

Tel. (05326) 92977-0,<br />

Fax (05326) 92977-10,<br />

E-Mail: info@aquen.de,<br />

www.aquen.de<br />

März 2014<br />

244 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Iso-Disc Scheibenfilter ebnet den Weg zu qualitativ<br />

hochwertigem und wiederverwendbarem <strong>Abwasser</strong><br />

Hochwertige schwerkraftgetriebene Filtration für kommunale und industrielle<br />

Anwendungen<br />

Beim Iso-Disc Scheibenfilter von<br />

Alfa Laval handelt es sich um ein<br />

besonders einfaches und robustes<br />

Filter-Design, das ideal in einer Vielzahl<br />

von kommunalen und industriellen<br />

Filtrations-Set-ups eingesetzt<br />

werden kann. Die Einsatzbereiche<br />

umfassen u. a. die tertiäre Filtration,<br />

Prozessströme, Oberflächenwasseraufbereitung<br />

und viele andere Filtrationsarten,<br />

bei denen die Wiederverwendung<br />

von <strong>Wasser</strong> gefragt ist.<br />

Der Iso-Disc Scheibenfilter wurde<br />

für kontinuierliche schwerkraftgetriebene<br />

Prozesse entwickelt. Das<br />

feste Filtermaterial wird hierbei mit<br />

einem Rückspül-System kombiniert,<br />

das durch eine SPS-Einheit oder ein<br />

Relais-Bedienfeld gesteuert wird. Es<br />

kann in Betonkonstruktionen, beschichteten<br />

Stahltanks, Stahltanks<br />

sowie anderen geeigneten Behältern<br />

installiert werden.<br />

Neues Produkt, erprobte<br />

und bewährte Technologie<br />

Iso-Disc ist ein völlig neues Produktpaket<br />

von Alfa Laval. Es basiert jedoch<br />

auf erprobten und bewährten Technologien<br />

aus dem Hause Ashbrook<br />

Simon-Hartley, ein Unternehmen, das<br />

von Alfa Laval im Jahr 2012 gekauft<br />

wurde.<br />

Außergewöhnliche Leistung<br />

Bei dem Scheibenfilter können Feststoffe<br />

bis zu einer „Größe“ von nur<br />

10 Mikrometern gefiltert werden,<br />

ohne dass die Installation einer<br />

Filtermatte oder verlängerte Einlaufzeiten<br />

nötig wären. Dabei wird<br />

ein hochreines Filtrat ermöglicht,<br />

das wiederverwendet werden kann.<br />

Die im Filter verwendeten Filtermedien<br />

sind während des gesamten<br />

Prozesses vollständig eingetaucht,<br />

wodurch die Filterfläche jederzeit<br />

zu 100 % aktiv genutzt wird. Das<br />

Verfahren, bei dem der Strom den<br />

Gewebestapel von außen nach innen<br />

durchfließt, bietet eine deutlich<br />

bessere Tiefenfiltration im Vergleich<br />

zu Lösungen mit einer Strömungsführung<br />

innen/außen.<br />

Das Design sorgt in Relation<br />

zur Durchflussmenge für eine bemerkenswert<br />

kleine Stellfläche –<br />

Iso-Disc gibt Anwendern damit die<br />

Möglichkeit, auch außergewöhnliche<br />

Filtrationsleistungen bei geringerem<br />

Flächenverbrauch zu realisieren.<br />

Leicht zu warten, leicht zu<br />

reinigen<br />

Alle Komponenten, die mit Flüssigkeiten<br />

in Berührung kommen,<br />

sind aus korrosionsbeständigem<br />

Edelstahl oder nichtmetallischen<br />

Materialien hergestellt, um eine<br />

maximale Zuverlässigkeit und eine<br />

lange Lebensdauer zu gewährleisten.<br />

Das doppellagige Gewebe ermöglicht<br />

eine gründliche Reinigung<br />

bereits während der Rückspülung,<br />

bei der das gefilterte <strong>Wasser</strong> aus<br />

dem Inneren der Filterplatte genutzt<br />

wird. Falls erforderlich, kann das<br />

Filtermedium innerhalb weniger<br />

Minuten ersetzt und die Filterplatte<br />

neu installiert werden, während der<br />

Filter in Betrieb bleibt. Dies verhindert<br />

Ausfallzeiten oder eine Störung<br />

der Filtrationsleistung.<br />

Ideal für Nachrüstungen<br />

Die Vorteile des Iso-Disc-Designs<br />

stehen allen Betreibern von kommunalen<br />

und industriellen Filtrations-Set-ups<br />

zur Verfügung, die<br />

daran interessiert sind, ihre Anlagen<br />

für eine bessere Leistung und eine<br />

hochwertigere Filtration nachzurüsten.<br />

Die quadratischen oder rechteckigen<br />

Iso-Disc-Filterplatten passen<br />

problemlos in bestehende Filtertanks<br />

und Becken und erfordern als<br />

treibende Kraft nur eine 30 cm hohe<br />

<strong>Wasser</strong>säule.<br />

Weitere Produktinformationen<br />

Zusätzliche Informationen rund um<br />

Iso-Disc unter. www.alfalaval.com/<br />

industries/wastewater-treatment/<br />

product-portfolio/pages/product_<br />

portfolio.aspx<br />

Kontakt:<br />

Alfa Laval Mid Europe GmbH,<br />

Andreas Mixa,<br />

Manager Energy & Environment,<br />

Postfach 1114,<br />

D-21503 Glinde,<br />

Tel. (02236) 682 665,<br />

E-Mail: andreas.mixa@alfalaval.com,<br />

www.alfalaval.de<br />

Der neue Iso-Disc<br />

Scheibenfilter von<br />

Alfa Laval.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 245


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Klärschlamm – eine globale Herausforderung<br />

Klärbecken.<br />

Bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung in<br />

Kläranlagen fällt unweigerlich<br />

Klärschlamm als Abfallstoff an. Alleine<br />

in Deutschland sind es pro Jahr<br />

1,9 Mio. t, die kostenpflichtig entsorgt<br />

werden müssen. Das Aufkommen an<br />

kommunalem Klärschlamm dürfte in<br />

den nächsten Jahren, insbesondere<br />

in Ost-Europa, durch eine Erhöhung<br />

des Anschlussgrades an Kläranlagen<br />

stark steigen. Weltweit liegt die Menge<br />

an angefallenem Klärschlamm bei<br />

etwa 70–90 Mio. t, Tendenz steigend.<br />

Während in der Schweiz seit 2006<br />

Klärschlamm nur noch thermisch<br />

verwertet werden darf, wird bspw.<br />

in Ländern wie Griechenland oder<br />

Rumänien überwiegend die Deponierung<br />

als Entsorgungsweg gewählt.<br />

Andere Länder setzen nach wie vor<br />

stark auf die landwirtschaftliche Verwertung.<br />

Sowohl die Deponierung,<br />

als auch die landwirtschaftliche<br />

Ausbringung sind in den letzten<br />

Jahren aus ökologischen Gründen<br />

zunehmend in die Kritik geraten.<br />

Denn ein entscheidender Nachteil<br />

für diesen Entsorgungsweg ist die<br />

Schadstoffkonzentration der Klärschlämme<br />

und die damit einhergehende<br />

Belastung der Böden und<br />

Gewässer. Diese Stoffe können<br />

langfristig die Bodenfruchtbarkeit<br />

beeinträchtigen oder in die Nahrungskette<br />

gelangen und sich somit<br />

auf die Gesundheit von Menschen<br />

und Nutztieren auswirken. Neben<br />

Schwermetallen, die im Klärschlamm<br />

enthalten sind, äußern die Verantwortlichen<br />

ebenfalls Bedenken gegenüber<br />

den großen Mengen an<br />

Keimen, Arzneimittelrückständen und<br />

sonstigen teils krebserregenden Stoffen.<br />

Daher setzen immer mehr Regierungen,<br />

rund um den Globus, aus ökologischen<br />

sowie ökonomischen Gründen<br />

auf die thermische Verwertung.<br />

Nach dem Vorbild der Schweiz<br />

dürften mittelfristig auch Österreich<br />

und Deutschland zur Klärschlammverbrennung<br />

als Hauptverwertungsweg<br />

übergehen. Die Ankündigung<br />

der neuen Koalition, die Klärschlammausbringung<br />

zu Düngezwecken zu<br />

beenden, setzt ein deutliches Zeichen.<br />

Es steht außer Zweifel, dass<br />

sich die thermische Verwertung von<br />

Klärschlamm durchsetzen wird. Die<br />

thermische Schlammbehandlung und<br />

-entsorgung mit bestehenden Technologien,<br />

stellt aber nach wie vor<br />

einen hohen Kostenfaktor in der<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung dar. Kosteneinsparungen<br />

in diesem Bereich<br />

verspricht nun aber der Einsatz<br />

der hydrothermalen Carbonisierung<br />

(HTC), da dieses Verfahren für die<br />

Klärschlammbehandlung besonders<br />

gut geeignet ist, wie eine groß angelegte<br />

Studie der Zürcher Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften<br />

(ZHAW) kürzlich gezeigt hat.<br />

Die hydrothermale Carbonisierung<br />

ist herkömmlichen Trocknungstechnologien<br />

für Klärschlamm sowohl<br />

bei der Energie- als auch bei der<br />

Ökobilanz überlegen. Die Studie der<br />

Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW), welche durch<br />

das Schweizerische Bundesamt für<br />

Umwelt (BAFU) in Auftrag gegeben<br />

und durch die Firma AVA-CO2<br />

Schweiz AG fachlich unterstützt<br />

wurde, hat in der Zeit von 2011 bis<br />

Oktober 2013 fünf Aspekte der<br />

hydrothermalen Carbonisierung zur<br />

thermischen Verwertung von Klärschlamm<br />

detailliert untersucht:<br />

1. Mechanische und thermische<br />

Trocknungsverfahren nach der<br />

HTC (Entwässerung)<br />

2. Behandlung von HTC-Prozesswasser<br />

3. Möglichkeiten zur energetischen<br />

Verwertung der HTC-Kohle<br />

4. Rückgewinnung von Phosphor<br />

und Schwermetallen aus dem<br />

HTC-Prozess<br />

5. Ökobilanzierung der HTC im<br />

Vergleich zu herkömmlichen<br />

Entsorgungswegen<br />

Laborversuche, die bei der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

in Wädenswil, Schweiz,<br />

durchgeführt wurden und durch<br />

Ergebnisse der AVA-CO2 bestätigt<br />

werden konnten, zeigen, dass die<br />

Entwässerung und Trocknung durch<br />

die Karbonisierung des Schlammes<br />

erleichtert wird. Im Vergleich zur<br />

thermischen Klärschlammtrocknung<br />

reduzieren sich bei der Klärschlammentwässerung<br />

mit dem HTC-Verfahren<br />

– gemäß der ZHAW-Studie – der<br />

Wärmebedarf um bis zu 62 % und<br />

der Elektrizitätsbedarf um bis zu<br />

69 %. Dies hängt mit dem Umstand<br />

zusammen, dass die Biokohle nach<br />

dem HTC-Prozess hydrophobe Eigenschaften<br />

aufweist, was eine<br />

Entwässerung gegenüber der<br />

hydrophilen Biomasse maßgeblich<br />

vereinfacht und zu den erwähnten<br />

Einsparungen führt.<br />

Die Behandlung von HTC-Prozesswasser<br />

galt aufgrund der hohen<br />

DOC-Werte lange als die Achillesferse<br />

der HTC. Die Resultate der Studie<br />

sowie der diversen Versuche bei der<br />

AVA-CO2 Forschung GmbH zeigen<br />

nun aber deutlich, dass das modulare<br />

März 2014<br />

246 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Prozesswasseraufbereitungs-System<br />

der AVA-CO2 die vorgeschriebenen<br />

Grenzwerte einhält. Aufgrund einer<br />

intelligenten Membranlösung, welche<br />

den nach der HTC noch verbliebenen<br />

Kohlenstoffanteil im Prozesswasser<br />

wieder in den HTC-Prozess zurückführt,<br />

reduziert sich die DOC-Belastung<br />

maßgeblich und führt gleichzeitig<br />

zu einer hervorragenden<br />

Kohlenstoff-Bilanz von über 93 %.<br />

Die energetische Verwertung<br />

von Klärschlamm wird in Zukunft an<br />

Bedeutung gewinnen. Der große<br />

Vorteil der HTC besteht darin, dass<br />

die Technologie es erlaubt, aus Klärschlamm<br />

einen Brennstoff herzustellen,<br />

der in der Lage ist, fossile<br />

Brennstoffe wie z. B. Braunkohle zu<br />

ersetzen. Somit muss Klärschlamm<br />

nicht mehr kostenintensiv getrocknet<br />

und entsorgt werden. Durch die<br />

HTC kann Klärschlamm einen Teil zur<br />

globalen CO 2 -Reduktion und damit<br />

zur Energiewende beitragen. Die Versuche<br />

der Studie haben gezeigt, dass<br />

HTC-Klärschlammkohle der AVA-CO2<br />

das Potenzial hat, Stützfeuer bei<br />

Monoverbrennungsanlagen, welche<br />

mit Klärgas oder mit fossilen Brennstoffen<br />

wie z. B. Heizöl betrieben<br />

werden, vollständig zu ersetzen.<br />

Phosphor ist der Flaschenhals des<br />

Lebens, schrieb der Biochemiker und<br />

Science-Fiction-Autor Isaac Asimow<br />

bereits 1959. Seine damalige Aussage<br />

hat nichts an Aktualität verloren.<br />

Klärschlamm steht hier im Fokus, da<br />

der Anteil an Phosphor im Klärschlamm<br />

hoch ist. Die Studie der<br />

ZHAW hat nun die Extrahierbarkeit<br />

von Phosphor und Schwermetallen<br />

aus HTC-Slurry, HTC-Kohle und HTC-<br />

Asche bei verschiedenen pH-Werten<br />

untersucht. Bei der Rückgewinnung<br />

von Phosphor und Schwermetallen<br />

mittels herkömmlicher Säureextraktionen<br />

kann bei HTC-Asche im<br />

Vergleich zu Klärschlammasche aufgrund<br />

der tieferen Alkalinität 1 Säure<br />

1 Die Alkalinität beschreibt das Säurebindungsvermögen,<br />

also die Menge „basisch“<br />

wirkender Kationen (z. B. Natrium,<br />

Calcium, Magnesium, etc.) oder anderer<br />

säurebindender gelöster Stoffe.<br />

eingespart werden. AVA-CO2 untersucht<br />

aber noch weitere alternative<br />

Möglichkeiten zur Phosphor-Rückgewinnung<br />

aus dem HTC-Prozess.<br />

Dabei stehen insbesondere hydromechanische<br />

Verfahren, welche aufgrund<br />

der thermo-chemischen Reaktionsmechanismen<br />

während der<br />

HTC vorliegen, im Vordergrund. Unabhängig<br />

von diesen Ergebnissen<br />

stellt die HTC vermutlich bereits heute<br />

die effizienteste und kostengünstigste<br />

Methode zur Phosphor-Rückgewinnung<br />

aus Klärschlamm dar.<br />

Die HTC eröffnet neue Chancen<br />

und Möglichkeiten, um fossile Energieträger<br />

mit Klärschlammkohle zu<br />

ersetzen und so einen nicht unwesentlichen<br />

Beitrag zur Verminderung<br />

des globalen CO 2 -Ausstoßes zu<br />

leisten. Die Ergebnisse der Studie,<br />

sprechen eine deutliche Sprache.<br />

Die hydrothermale Carbonisierung<br />

ist den herkömmlichen thermischen<br />

Trocknungsverfahren in Bezug auf<br />

die Energie- und Ökobilanz überlegen.<br />

Die patentierte Prozesswasseraufbereitung<br />

der AVA-CO2 ist in der<br />

Lage auch strengste Anforderungen<br />

an Grenzwerte für z. B. gelöste<br />

Kohlenstoffanteile einzuhalten. Zudem<br />

eröffnet die energiereiche AVA<br />

cleancoal völlig neue Möglichkeiten<br />

für den Einsatz von Klärschlamm als<br />

Ersatz fossiler Brennstoffe in der<br />

Industrie. Schlussendlich zeigt die<br />

HTC auch ihre Stärke beim aktuellen<br />

Thema der Phosphor-Rückgewinnung.<br />

Die tiefere Alkalinität erlaubt<br />

eine effizientere und kostengünstigere<br />

Rückgewinnung von Phosphor<br />

im Vergleich zu herkömmlicher<br />

Klärschlammasche.<br />

Erste kommerzielle HTC-Anlagen<br />

werden bereits 2014 durch AVA-CO2<br />

erstellt. Sind diese HTC-Anlagen erst<br />

einmal in Betrieb, ist die Technologie<br />

nicht mehr aus der Aufbereitung<br />

von Klärschlamm wegzudenken.<br />

Autor:<br />

Thomas M. Kläusli,<br />

Chief Marketing Officer, AVA-CO 2 Schweiz AG,<br />

Baarerstrasse 20, CH-6304 Zug,<br />

Tel. +41 41 727 09 70,<br />

E-Mail: tk@ava-co2.com, www.ava-co2.com<br />

Klärschlammanfall in der EU-27<br />

(Eurostat 2001a).<br />

Klärschlammentsorgungswege in<br />

der EU-27 (EGLV 2006).<br />

Kurzvita:<br />

Thomas Kläusli verfügt über langjährige<br />

internationale Erfahrung im Finanz- und<br />

Technologiebereich. Er war viele Jahre Berater<br />

bei Asea Brown Boveri. Nach seinem Masters<br />

Studium in den USA wechselte er in die Telekommunikations<br />

industrie wo er insbesondere<br />

für das Partnergeschäft, das Customer Relationship<br />

Management und die Ausarbeitung von Konvergenz-<br />

Strategien zuständig war. Seit 2010 ist er Chief<br />

Marketing Officer bei AVA-CO 2 Schweiz AG.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 247


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Mikrobiologische Kontrolle für Prozessstabilität<br />

Direkte Analyse von nitrifizierenden Bakterien<br />

Bakterien gehören zu den wichtigsten<br />

Akteuren in biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen. Sie sorgen<br />

dafür, dass die eingetragenen<br />

Substanzen und <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe<br />

abgebaut werden und bedingen<br />

dadurch die eigentliche<br />

Reinigungsleistung der Anlage.<br />

Gleichzeitig sind sie aber auch für<br />

verschiedene Störungen verantwortlich.<br />

Die Nitrifikation als Achillesferse<br />

der biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bei der mikrobiologischen Nitrifikation<br />

innerhalb der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

findet die biologische Oxidation<br />

von NH4-N statt. Der Prozess<br />

erfolgt dabei in zwei wesentlichen<br />

Teilschritten. Die sogenannten Ammoniumoxidierer<br />

oxidieren in einem<br />

ersten Schritt Ammonium zu Nitrit.<br />

In einem nachfolgenden Schritt<br />

oxidieren die Nitritoxidierer das<br />

gebildete Nitrit zu Nitrat, welches in<br />

der Denitrifikation zu elementarem<br />

Stickstoff reduziert wird.<br />

Für eine stabile Nitrifikation<br />

müssen beide Bakteriengruppen in<br />

ausreichender Menge im Schlamm<br />

vorhanden sein und möglichst<br />

vergesellschaftet vorkommen. Voraussetzung<br />

hierfür sind eine<br />

ausreichende Sauerstoffversorgung<br />

der Bakterien sowie die Einhaltung<br />

eines Mindestschlammalters,<br />

da diese beiden Bakteriengruppen<br />

nur verhältnismäßig langsam<br />

wachsen. Leider sind diese aeroben<br />

Nitrifikationsprozesse sehr empfindlich<br />

gegenüber Sauerstofflimitationen,<br />

Temperatur- und pH-<br />

Wert-Schwankungen sowie toxischen<br />

<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen. Zusammenbrüche<br />

der Nitrifikation<br />

oder verminderte Abbauleistungen<br />

sind daher keine Seltenheit, sodass<br />

die Nitrifikation als die eigentliche<br />

„Achillesferse“ der modernen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

gilt.<br />

Mikrobiologisches Monitoring<br />

der Nitrifikation<br />

Die Überwachung und Steuerung<br />

dieses wichtigen Prozesses von der<br />

mikrobiologischen Seite aus unterliegt<br />

mehreren Herausforderungen,<br />

die eine robuste, von Kultivierung<br />

unabhängige Technologie erfordern.<br />

Dies liegt zum einen an der Diversität<br />

der <strong>Abwasser</strong>biozönose und<br />

damit des zu untersuchenden Probenmaterials<br />

und zum anderen an<br />

den nur schwierig zu kultivierenden<br />

Bakterien. Die vermicon AG aus<br />

München kann jedoch Technologie<br />

zur Verfügung stellen, die sich für<br />

eine mikrobiologische Analyse der<br />

Nitrifikation optimal eignet. Die VIT®<br />

Gensondentechnologie erfüllt alle<br />

Anforderungen und macht ein<br />

aussagekräftiges Monitoring des<br />

<strong>Abwasser</strong>s möglich.<br />

Mit dieser Technologie können<br />

<strong>Abwasser</strong>proben schnell und zuverlässig<br />

auf die verschiedensten Mikroorganismen<br />

analysiert werden. Bakterien<br />

werden mit VIT® Gensonden<br />

beschossen und beginnen unter<br />

dem Mikroskop bei Anregung mit<br />

energiereichem Licht spezifisch zu<br />

leuchten. Für die Nitrifikation hat<br />

die vermicon AG einen speziellen<br />

Nachweis entwickelt. Damit können<br />

die beiden wichtigen Nitrifikantengruppen<br />

direkt in der Belebtschlammprobe<br />

identifiziert und quantifiziert<br />

werden. Durchgeführt wird die Analyse<br />

direkt auf der Anlage oder kann<br />

als Dienstleistung ausgeführt werden.<br />

Prozessstörungen können durch<br />

eine regelmäßige Kontrolle effektiv<br />

vermieden werden. Die Produkte und<br />

Dienstleistungen der vermicon AG<br />

wurden direkt für die Bedürfnisse<br />

von Kläranlagen entwickelt und<br />

helfen einen direkten Einblick in<br />

die Anlage zu bekommen. Auch für<br />

den Nachweis von fadenförmigen<br />

Bakterien, die eine Vielzahl von Problemen<br />

auf Anlagen verursachen,<br />

gibt es eine Vielzahl von Analysen.<br />

Kontakt:<br />

vermicon AG,<br />

Emmy-Noether-Straße 2,<br />

D-80992 München,<br />

Tel. (089) 158 82-0, Fax (089) 158 82-100,<br />

E-Mail: info@vermicon.com,<br />

www.vermicon.com<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Identisches Gesichtsfeld unter dem Mikroskop. 1 Phasenkontrastaufnahme. 2 Nach der Analyse mit VIT ® leuchten lebende<br />

Nitrit oxidierer grün. 3 Nach der Analyse mit VIT ® leuchten lebende Ammonium oxidierer rot. Alle Bilder: © vermicon AG, München<br />

März 2014<br />

248 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Umweltbelastung durch Weichmacher in<br />

Aufwuchsträgern für die biologische <strong>Wasser</strong>und<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Die MBBR-Technologie gewinnt in der biologischen <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>reinigung zunehmend an Bedeutung.<br />

Unter Verwendung von für die Ansiedlung von Organismen vorgesehenen Aufwuchsträgern aus Kunststoff<br />

sind Leistungssteigerungen der Anlagen mit hohen Umsatzraten möglich. Unter anderem werden diese<br />

Biofilm-Träger auch in der Aquakultur zur Stickstoffoxidation und -elimination verwendet. Jedoch gelangen<br />

Abrieb, Zerfallsprodukte und freigesetzte Stoffe von diesen Trägern in den <strong>Wasser</strong>kreislauf, werden sie direkt<br />

von den Fischen aufgenommen oder gelangen in Flüsse, Seen, Weltmeere und folglich in die Nahrungskette<br />

der Menschen.<br />

Undefinierte Kunststoffe, vermehrt<br />

unbekannter Herkunft,<br />

z. B. aus Regranulaten, können Bisphenol<br />

A und Phthalate freisetzen,<br />

die krebserregend und hormonell<br />

wirken können. Biologen konnten<br />

bereits diese Inhaltsstoffe im menschlichen<br />

Blut und als Ablagerungen in<br />

den Organen feststellen.<br />

Als problematisch an niedermolekularen<br />

Phthalaten (Phthalsäureester)<br />

erweist sich außerdem, dass –<br />

wie nachgewiesen wurde – sich ihre<br />

Giftigkeit im Gemisch mit anderen<br />

Substanzen potenziert. Außerdem<br />

stehen sie in Verdacht, Diabetes zu<br />

verursachen.<br />

Ohne Weichmacher würden definierte<br />

Hohlkörper für die <strong>Wasser</strong>reinigung<br />

(Aufwuchsträger, Plastikrädchen)<br />

aus spröden Kunststoffen<br />

mangels Elastizität zerbrechen.<br />

Der Weichmacher verschiebt den<br />

thermoplastischen Bereich hin zu<br />

niedrigeren Temperaturen, sodass<br />

also im Bereich der Einsatz-Temperatur<br />

der Kunststoff die gewünschten<br />

„elastischeren“ Eigenschaften<br />

aufweist.<br />

Bisphenol A (BPA) ist eine chemische<br />

Verbindung aus der Gruppe<br />

der Diphenylmethan-Derivate und<br />

einem der Bisphenole und wird<br />

als Antioxidans in Weichmachern<br />

verwendet. Das A steht für Aceton.<br />

Bisphenol A wird aus zwei Äquivalenten<br />

Phenol und einem Äquivalent<br />

Aceton hergestellt. BPA kann<br />

offensichtlich den Hormonhaushalt<br />

beeinflussen sowie Enzyme und<br />

Transportproteine in ihrer Funktion<br />

beeinträchtigen. Durch Experimente<br />

an Gewebeproben von Mäusen<br />

und Menschen konnte in einer<br />

Studie festgestellt werden, dass<br />

BPA für die Zellfunktion wichtige<br />

Kalzium-Kanäle in der Zellmembran<br />

irreversibel blockiert.<br />

Umweltbelastung durch Weichmacher<br />

muss in der biologischen<br />

<strong>Wasser</strong>einigung und insbesondere<br />

in der Aquakultur nicht sein.<br />

Für die biologische <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung ist der Mutag<br />

BioChip als Hochleistungsträger<br />

von der Multi Umwelttechnologie<br />

AG entwickelt worden, der neben<br />

einer Vielzahl an Vorteilen gegenüber<br />

den konventionellen Aufwuchskörpern<br />

(Hohlkörper, Plastikrädchen,<br />

Waffel-Chips) besonders<br />

in der Materialqualität durch die<br />

poröse Struktur optimiert ist und<br />

derartige Weichmacher mit den<br />

negativen Nebenerscheinungen<br />

nicht enthält.<br />

Mutag BioChips sind vollkommen<br />

frei von Phthalaten oder<br />

anderen Weichmachern; auch Bisphenol<br />

A oder andere aromatische<br />

Verbindungen sind nicht enthalten.<br />

Sie bestehen aus Polyethylen<br />

(Neuware; kein Regranulat), anorganischen<br />

Füllern, geringen<br />

Mengen Monoester der Glycerinsäure<br />

(hergestellt aus Kokosfett,<br />

absolut unbedenklich), Zitronensäure<br />

und Soda Na 2 CO 3 .<br />

Kontakt:<br />

Multi Umwelttechnologie AG,<br />

Zschorlauer Strasse 56, D-08280 Aue/Sachsen,<br />

Tel. (03771) 598 687- 55, Fax (03771) 598 687- 51,<br />

E-Mail: info@mutag.de,<br />

www.mutag-biochip.de<br />

Mutag<br />

BioChip,<br />

der Umwelt<br />

zuliebe.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 249


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Modernisierung eines auf AEG-Technik basierenden<br />

Regenüberlaufbeckens<br />

Zuverlässiger Weiterbetrieb sichergestellt<br />

Dipl.-Ing.(FH) Eike Wedekind, Mitarbeiter im Global Industry Management, Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />

Bad Pyrmont<br />

Bis in die 1990er Jahre wurden beim Aufbau von Anlagen in unterschiedlichen industriellen Bereichen standardmäßig<br />

AEG-Komponenten eingesetzt. Die entsprechenden Applikationen sind mittlerweile in die Jahre<br />

gekommen. Steht eine Modernisierung oder Anlagenerweiterung an oder müssen defekte Komponenten ausgetauscht<br />

werden, haben nun viele Betreiber ein Problem, denn das Unternehmen AEG gibt es nicht mehr und<br />

Ersatzteile werden daher knapp. Sie müssen sich also andere Lösungen suchen, um ihre Systeme weiterhin<br />

nutzen zu können. Die Stadt Albstadt und die SAB GmbH Steuerungs- und Anlagenbau haben sich deshalb bei<br />

der Wiederinbetriebnahme eines Regenüberlaufbeckens für Komponenten von Phoenix Contact entschieden.<br />

Wenn in einem Kanalnetz das<br />

<strong>Abwasser</strong> und das Regenwasser<br />

zusammen abgeleitet werden,<br />

spricht man von einem Mischsystem.<br />

In einer solchen Lösung<br />

dienen Regenüberlaufbecken (RÜB)<br />

der Zwischenspeicherung des <strong>Abwasser</strong>s.<br />

Die komplette <strong>Abwasser</strong>menge<br />

wird durch das Kanalnetz<br />

zum Klärwerk transportiert. Treten<br />

stärkere Regenfälle auf, steigt das<br />

Volumen in Mischsystemen schnell<br />

an. Damit der Klärprozess optimal<br />

ablaufen kann, muss die am Klärwerk<br />

ankommende <strong>Wasser</strong>menge jedoch<br />

stetig konstant bleiben. Darum wird<br />

das über das Normalmaß hinausgehende<br />

Volumen im Regenüberlaufbecken<br />

zwischengespeichert und<br />

zeitversetzt zum Klärwerk geleitet.<br />

Kontrollierter Überlauf<br />

Fällt über einen längeren Zeitraum<br />

starker Regen, besteht trotzdem die<br />

Gefahr des Überlaufens der Kanalisation.<br />

Sobald die kritische Menge<br />

erreicht wird, fließt allerdings nicht<br />

das Kanalnetz unkontrolliert über.<br />

Vielmehr tritt das im Regenüberlaufbecken<br />

gespeicherte Mischwasser<br />

kontrolliert aus. In diesem Fall<br />

wird das <strong>Wasser</strong> über einen Vorfluter<br />

beispielsweise in einen Fluss<br />

überführt, um das Kanalnetz zu<br />

entlasten. Dabei sind zwei Punkte<br />

zu beachten: Zum einen verdünnt<br />

die hohe Menge an Regenwasser<br />

das <strong>Abwasser</strong> erheblich. Das Regenüberlaufbecken<br />

verfügt deswegen<br />

über einen Abscheider, der das<br />

Weiterleiten von Flüssigkeiten, die<br />

leichter als <strong>Wasser</strong> sind, in den<br />

Vorfluter verhindert. Auf diese Weise<br />

wird vermieden, dass Stoffe wie<br />

Benzin oder Öl in den angrenzenden<br />

Fluss gelangen und diesen verunreinigen.<br />

Das auf der Schwäbischen Alb<br />

gelegene Albstadt ist mit mehr als<br />

44 000 Einwohnern die größte Stadt<br />

im Zolleralbkreis. Das Stadtgebiet,<br />

das sich über 300 Höhenmeter erstreckt,<br />

liegt an der Nordwestgrenze<br />

des Albtraufs – eines Schichtstufenhangs<br />

–, weshalb Albstadt durch die<br />

als Traufgänge bezeichneten Wanderwege<br />

überregional bekannt ist.<br />

Die SAB GmbH Steuerungs- und<br />

Anlagenbau hat ihren Sitz im rund<br />

50 km entfernten Nufringen nahe<br />

März 2014<br />

250 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Stuttgart. Das Unternehmen, das<br />

derzeit über 50 Mitarbeiter umfasst,<br />

beschäftigt sich neben der<br />

Projektierung, Lieferung und Montage<br />

kompletter elektrotechnischer<br />

Ausrüstung auch mit der Projektierung<br />

von Anlagen im Bereich<br />

Umwelt sowie <strong>Abwasser</strong> und<br />

Trinkwasser. Im Rahmen der Reparatur<br />

und Modernisierung bestehender<br />

Applikationen wurde<br />

SAB von der Stadt Albstadt mit der<br />

Erneuerung eines Regenüberlaufbeckens<br />

beauftragt, dessen Elektronik<br />

nach vielen Betriebsjahren<br />

defekt war.<br />

Geringerer Kosten- und<br />

Platzbedarf<br />

In der Vergangenheit bildete eine<br />

Geadat 8U von AEG das Herzstück<br />

des Regenüberlaufbeckens. Die<br />

Steuerung fiel jedoch aufgrund<br />

ihrer langen Einsatzdauer aus, sodass<br />

keine Daten übertragen und<br />

das Regenüberlaufbecken nicht<br />

mehr vom Leitsystem angesteuert<br />

werden konnte(n). Vor diesem<br />

Hintergrund musste sie entweder<br />

repariert oder ersetzt werden. Nach<br />

einer genauen Abwägung der Alternativen<br />

entschieden sich die SAB-<br />

Mitarbeiter für den Austausch der<br />

SPS.<br />

Die neue Lösung setzt sich aus<br />

einer Kleinsteuerung ILC 170 ETH<br />

2TX in Verbindung mit dem Fernwirksystem<br />

Resy+ von Phoenix Contact<br />

zusammen (Bild 1). Dieser Ansatz<br />

birgt sowohl für die Stadt<br />

als auch den Schaltanlagenbauer<br />

Vorteile: Einerseits liegen die<br />

Neuanschaffungs-Kosten erheblich<br />

unter dem finanziellen Aufwand,<br />

der sich aus der Reparatur der alten<br />

Komponenten ergeben hätte.<br />

Außerdem müssen die Mitarbeiter<br />

nicht mehr auf die über 25 Jahre<br />

alte AEG-Technik geschult werden.<br />

Die neue Lösung basiert auf<br />

aktuellen Standards. Um die Kleinsteuerung<br />

mit den Funktionen der<br />

AEG-Anlage auszustatten, wurde<br />

sie durch I/O-Baugruppen aus<br />

dem Inline-Baukasten ergänzt. Die<br />

Stromversorgung übernimmt ein<br />

Gerät der Produktfamilie Mini Power<br />

von Phoenix Contact. Eine serielle<br />

Inline-Kommunikationsklemme IB IL<br />

RS UNI koppelt den ILC 170 ETH 2<br />

TX an das FSK-Modem an. Durch<br />

diesen Aufbau spart der Betreiber<br />

viel Platz im Schaltschrank ein.<br />

Die Verwendung der Funktionsbaustein-Bibliothek<br />

ResyNet1F, die<br />

Bestandteil der Fernwirklösung<br />

Resy+ ist, ermöglicht die Umsetzung<br />

der AEG-Funktionen gemäß<br />

der derzeit relevanten Norm<br />

IEC 61131-5. Die SAB-Mitarbeiter<br />

mussten sich nicht mit dem SE-<br />

AB-1F-Protokoll auskennen, weil<br />

die verschiedenen Protokoll-Bibliotheken<br />

im gleichen Look-and-Feel<br />

konzipiert sind.<br />

Baustein-Bibliothek ReSyNet1F – einfache Einbindung in Projekte<br />

Bild 1.<br />

Schaltschrank<br />

nach der Modernisierung.<br />

Bild 2. Anbindung<br />

aller<br />

Gewerke über<br />

FSK-Modems<br />

im Leitsystem.<br />

Als Teil der Fernwirklösung Resy+ bildet die Funktionsbaustein-Bibliothek ResyNet1F<br />

das Kommunikationsprotokoll SEAB-1F in einer Sprache der IEC 61131-3 ab. Auf<br />

diese Weise lässt sich die Bibliothek einfach in Projekte einbinden. Zum Aufbau einer<br />

SEAB-1F-Unterstation wird die Kleinsteuerung ILC 1xx dann um das neue Inline-<br />

Modul IB IL 24 RS UNI erweitert, das die Bibliothek bei der Umsetzung der hohen<br />

Anforderungen an das Zeitverhalten unterstützt. Das Inline-Modul bildet somit die<br />

Schnittstelle des Controllers zu SEAB-1F. Parametrierbar sind hier die Vorlaufzeit TV,<br />

die Pausenzeit TP, die Nachlaufzeit TN sowie die Wartezeit des Slaves TWS und die<br />

Wartezeit des Masters T WM .<br />

Um eine hohe Kompatibilität zu erreichen, wurde eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Objekte in die ResyNet1F-Bibliothek integriert. Die Objekte lassen sich auf zahlreiche<br />

Arten parametrieren. So sind zum Beispiel jeweils bis zu 256 Befehle entweder<br />

permanent oder auf eine bestimmte Zeit einstellbar. Darüber hinaus können je<br />

255 Echtzeitmeldungen, Meldungen, Sollwerte, Zählwerte und 16-Bit-Messwerte<br />

sowie 510 8-Bit-Messwerte definiert werden.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 251


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bild 3.<br />

Leitwarte mit<br />

geöffnetem<br />

Schaltschrank.<br />

Bild 4. Projektleiter<br />

Axel Kruse von der<br />

SAB GmbH.<br />

Millisekunden-genaues<br />

Zeitverhalten<br />

Die alte 8U-Steuerung war über FSK-<br />

Modems und eine Standleitung an<br />

das Leitsystem angebunden. Seinerzeit<br />

wurde das zeitkritische Protokoll<br />

SEAB-1F zur Kommunikation genutzt.<br />

Die Abkürzung steht für „Serieller<br />

Anlagenbus für die Fernwirktechnik“.<br />

Damit die Daten über die für damalige<br />

Verhältnisse weiten Strecken<br />

übertragen werden konnten, setzten<br />

die Betreiber Modems ein, die das<br />

Frequency Shift Keying (FSK) als<br />

Modulationsverfahren verwendeten.<br />

Über diese Lösung tauscht das im<br />

Zentrum von Albstadt gelegene Regenüberlaufbecken<br />

ebenfalls Daten<br />

mit der Leitwarte aus (Bild 2). Im<br />

Leitsystem laufen dann sämtliche<br />

Standleitungen des <strong>Abwasser</strong>netzes<br />

über FSK-Modems zusammen. Dabei<br />

fragt das Leitsystem nacheinander<br />

jeden Teilnehmer ab, um eine Änderung<br />

der anliegenden Messwerte<br />

Fernwirklösung Resy+ – vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten<br />

Die Software-Lösung Resy+ von Phoenix Contact ermöglicht ein durchgängiges Fernwirken,<br />

wobei die Daten sowohl über Ethernet als auch via Standleitung, Wählverbindung,<br />

SMS, GSM, GPRS oder Funk übertragen werden können. Als Basis der Fernwirklösung<br />

fungieren hochmodulare Inline-Steuerungen in verschiedenen Leistungsklassen,<br />

die sich flexibel um die jeweils erforderlichen Standard- und Funktionsklemmen<br />

erweitern lassen. Anschließbar sind maximal 8.192 lokale I/O-Punkte.<br />

Wie alle Steuerungen von Phoenix Contact werden die Inline Controller mit der Software<br />

PC Worx gemäß IEC 61131-3 programmiert. Wichtiger Bestandteil des Tools ist eine Funktionsbaustein-Bibliothek<br />

für die Konfiguration der Fernwirkverbindung. Zur Parametrierung<br />

der Fernwirktechnik und Programmierung der Steuerungsfunktion benötigt der Anwender<br />

somit nur eine Software. Diese unterstützt eine Vielzahl von Protokollen wie die Fernwirkstandards<br />

IEC 60870-5-101 und 60870-5-104, Modbus TCP/RTU und ODP (Open Data Protocol),<br />

sodass die Steuerung mit fast allen modernen Leitsystemen kommunizieren kann.<br />

und Meldungen zu erhalten oder<br />

Befehle und Sollwerte an die Außenstationen<br />

zu senden.<br />

Eine Besonderheit von SEAB-1F<br />

ist, dass das Protokoll keine Anfangsund<br />

Endkennung nutzt, wie dies<br />

heute standardmäßig erfolgt. Das<br />

Leitsystem ruft vielmehr Daten von<br />

einer Außenstation ab, die innerhalb<br />

eines festen Zeitraums antworten<br />

muss. Meldet sich die Außenstation<br />

nur wenige Millisekunden zu früh<br />

oder zu spät, wird dies als Störung<br />

gewertet. Anschließend fragt das<br />

Leitsystem alle übrigen Gewerke ab,<br />

bis die vermeintlich gestörte Außenstation<br />

wieder antworten kann<br />

(Bild 3). Die eingesetzte Steuerung<br />

muss also ein millisekunden-genaues<br />

Zeitverhalten bieten – eine Anforderung,<br />

welche die Kleinsteuerung ILC<br />

170 ETH 2TX erfüllt. Der Inline Controller<br />

überträgt die Daten zeitlich<br />

exakt über das SEAB-1F-Netz und verwendet<br />

dazu die vorhandenen Komponenten<br />

und die bestehende Infrastruktur.<br />

Auf diese Weise spart die<br />

Stadt Albstadt viel Geld ein, denn die<br />

Altanlage muss nicht repariert werden.<br />

Fazit<br />

Nachdem die alte Steuerungstechnik<br />

durch eine moderne Lösung ersetzt<br />

worden ist, werden der aktuelle Füllstand<br />

und der Zulauf des Regenüberlaufbeckens<br />

wieder jederzeit in der<br />

Leitwarte protokolliert. Durch die permanente<br />

Kommunikation zwischen<br />

Regenüberlaufbecken und Leitwarte<br />

ist der reguläre automatisierte Betrieb<br />

des Regenüberlaufbeckens nach dem<br />

Stand der Technik sichergestellt. Zudem<br />

wird dem Personal die Möglichkeit<br />

eröffnet, zu jeder Zeit auf Ereignisse<br />

mittels Ferneingriff reagieren zu<br />

können. Die Integration von SEAB-1F<br />

in die Funktionsbaustein-Bibliotheken<br />

der Fernwirklösung Resy+ zeigt<br />

somit am Beispiel von Albstadt, wie<br />

einfach sich ein kontrollierter Umstieg<br />

auf aktuelle Technologien unter<br />

Nutzung alter Protokolle gestalten<br />

kann. Selbst wenn das Unternehmen<br />

AEG nicht mehr besteht, laufen die<br />

entsprechenden Anlagen durch<br />

eine gezielte Modernisierung so<br />

zuverlässig weiter (Bild 4).<br />

Kontakt:<br />

PHOENIX CONTACT<br />

Deutschland GmbH,<br />

Flachsmarktstraße 8,<br />

D-32825 Blomberg,<br />

Tel. (05235) 3-12000,<br />

Fax (05235) 3-12999,<br />

E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />

www.phoenixcontact.de<br />

März 2014<br />

252 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Motormanagement – kompakt, einfach, leistungsstark<br />

Kompakter Aufbau, flexibel einstellbare Schutz- und Überwachungsfunktionen,<br />

komfortables Engineering<br />

Motormanagement-Systeme dienen in modernen Niederspannungsschaltanlagen der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

dem Schutz sowie der Steuerung und Diagnose von Motoren. Mit attraktiven Preisen und immer geringeren<br />

Abmessungen werden sie zunehmend mittels Einschubtechnik in sogenannten Motor Control Centern<br />

eingesetzt, wo viele elektrische Antriebe auf engstem Raum den Produktionsprozess in Gang halten.<br />

Die Einstiegssysteme sind mittlerweile<br />

nicht nur klein und<br />

kompakt, sondern bieten noch eine<br />

ganze Reihe weiterer praktischer<br />

Vorteile für die Anbindung von<br />

Motoren an übergeordnete Automatisierungssysteme.<br />

Durch die Integration<br />

aller notwendigen Schutz-,<br />

Überwachungs-, und Steuerfunktionen<br />

erhöhen sie die Prozessführungsqualität<br />

bei gleichzeitiger<br />

Senkung der Kosten für den gesamten<br />

Lebenszyklus einer Anlage, von<br />

der Planung über die Montage bis<br />

hin zum Betrieb und der Wartung.<br />

Dies zeigt sich am kompakten<br />

Motormanagementsystem „simocode<br />

pro S“, dem neuen Mitglied der<br />

„Simocode pro“-Familie von Siemens,<br />

die seit über 25 Jahren eine Lösung<br />

für umfassenden Schutz und Steuerung<br />

für Motoren mit konstanter<br />

Drehzahl bis zu einem Nennstrom<br />

von 630 A bietet.<br />

Die Basislösung besteht dabei<br />

wie bei den bisherigen Geräten der<br />

Familie aus einem Stromerfassungsmodul<br />

(sechs Ausführungen von<br />

0,3–630 A), einem Grundgerät und<br />

einem optionalen Bedienbaustein<br />

(siehe Bild 1). Basis für die Schutzfunktion<br />

des Motors ist auch beim<br />

neuen System ein hinterlegtes<br />

thermisches Motormodell zur Überlastüberwachung.<br />

Mit dieser lassen<br />

sich verschiedene sich anbahnende<br />

Probleme in der Anlage frühzeitig<br />

erkennen und damit Fehlersuchzeiten<br />

und Ausfälle minimieren.<br />

Die Schutzfunktionen sind dabei<br />

vielfältig und flexibel einstellbar:<br />

So können ein Überlastschutz von<br />

Class 5 bis Class 40 realisiert, Phasenunsymmetrie<br />

und -ausfall erkannt<br />

und mittels Thermistor die Motortemperatur<br />

überwacht werden. Für<br />

die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

besonders wichtig ist dabei auch<br />

der Blockierschutz, der sich individuell<br />

einstellen lässt: Belasten<br />

beispielsweise größere Schmutzpartikel<br />

eine Pumpe, benötigt der<br />

Antrieb mehr Strom; im schlimmsten<br />

Fall droht eine Blockade. Bei<br />

Verwendung eines Motormanagement-Systems<br />

schaltet dieses selbstständig<br />

den Antrieb innerhalb kurzer<br />

Zeit ab, sobald der eingestellte<br />

Grenzstrom überschritten ist; das<br />

Überwachen einer normalen Strom-<br />

Zeit-Kennlinie ist dagegen häufig<br />

deutlich träger und reicht eventuell<br />

nicht aus, um die Pumpe sicher zu<br />

schützen.<br />

Mit den vier frei belegbaren<br />

Eingängen und zwei Relaisausgängen<br />

des Grundgeräts können<br />

unterschiedliche Steuer- und Überwachungsfunktionen<br />

flexibel parametriert<br />

werden. So lässt sich z. B.<br />

eine interne Wendestarter-Funktion<br />

realisieren, die dafür sorgt, dass<br />

zwei Schütze nicht gleichzeitig mit<br />

Strom beaufschlagt werden können.<br />

Dazu wäre konventionell-verdrahtet<br />

eine aufwändige Schütz-Verriegelung<br />

notwendig.<br />

Eine individuelle Erweiterung<br />

der Funktionalität des Grundgeräts<br />

ist mit dem optionalen Multifunktionsmodul<br />

nun auch im Einstiegsgerät<br />

möglich. Dieses erlaubt mit<br />

vier zusätzlichen frei belegbaren<br />

Ein- und zwei Relaisausgängen die<br />

Benutzung für erweiterte Steuerfunktionen<br />

wie in Stern-Dreieck-<br />

Schaltungen und für Sanftstart.<br />

Diese können z. B. für den sanften<br />

Bild 1. Die Konfiguration eines einfachen<br />

Motormanagement-Systems<br />

besteht maximal aus einem Stromerfassungsmodul,<br />

einem Grundgerät<br />

mit optionalem Multifunktionsmodul<br />

und einem optionalen Bedienbaustein,<br />

alles in einem kompakten, platzsparenden<br />

Aufbau.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 253


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bild 2. Die Software Simocode ES unterstützt den Anwender z. B. durch umfangreiche<br />

Diagnosefunktionen; sie ist Teil des durchgängigen Engineering-Frameworks TIA Portal<br />

für ganze Anlagen.<br />

Bild 3. Das Hardware-/Software-Paket (Simocode<br />

pro S und Simocode ES) lässt sich einfach für die<br />

speziellen Anforderungen der <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>branche<br />

anpassen.<br />

Pumpenanlauf genutzt werden.<br />

Die Eingänge des Multifunktionsmoduls<br />

sind dabei neben der<br />

Eingangsspannung 24 V DC auch<br />

mit Eingangsspannung 110–240 V<br />

AC/DC erhältlich, die insbesondere<br />

zur Erfassung von mechanischen<br />

Schaltsignalen in rauer, schmutzbelasteter<br />

Umgebung dienen.<br />

Des Weiteren sind Eingänge zum<br />

Anschluss eines Temperatursensors<br />

und Differenzstromwandlers zur Erdschlusserfassung<br />

verfügbar. Mit der<br />

Temperaturmessung kann beispielsweise<br />

die Wicklungstemperatur eines<br />

Motors oder andere Temperaturen<br />

in der Anlage über einen Temperaturwiderstand<br />

wie Pt100 erfasst<br />

werden. Die innovierte, flexible<br />

Erdschlussüberwachung erlaubt<br />

eine Messung und Überwachung<br />

des Erdschlussstroms in einem<br />

weiten Bereich von 30 mA–40 A.<br />

Damit können sich schleichend<br />

ein stellende Erdschlussfehler z. B.<br />

durch Feuchtigkeit in Anlagen-/<br />

Motorteilen zuverlässig erkannt und<br />

frühzeitig behoben werden.<br />

Die Geräte können von drei<br />

Stellen aus bedient werden: direkt<br />

an den Tasten des Geräts, von der<br />

Schaltschranktür aus über den Bedienbaustein<br />

und über die Steuerung.<br />

Der Bedienbaustein enthält alle<br />

Status-LEDs des Geräts, eine Test-/<br />

Resettaste sowie weitere frei parametrierbare<br />

LEDs und Tasten zur<br />

Statusanzeige und Steuerung des<br />

Motors. Die individuell gewählte<br />

Funktion des Motormanagement-<br />

Systems kann damit auch auf<br />

dem Bedienbaustein mit abgebildet<br />

werden.<br />

Zentral gesteuert<br />

und doch autark<br />

Für die Anbindung an die übergeordnete<br />

Automatisierungsebene<br />

ist Simocode pro S mit einem Profibus-Anschluss<br />

ausgestattet. Das<br />

Motormanagement-System erfasst<br />

im Gegensatz zu konventionellen<br />

Abzweigen nicht nur Betriebs-,<br />

sondern auch Diagnose- und Statistikdaten<br />

und erleichtert damit die<br />

Steuerung und Überwachung der<br />

Anlage. So stellt das System detaillierte<br />

Diagnosedaten zur Verfügung,<br />

ob etwa ein Erdschluss oder<br />

eine Überlastauslösung vorliegt<br />

oder ob ein Temperaturfühler angesprochen<br />

hat. Auf diese Weise ist es<br />

möglich, dass bereits in der Leitwarte<br />

(z. B. in der Zentrale eines Klärwerks)<br />

eine genaue Aussage über<br />

die Fehlerursache gemacht wird<br />

und nicht wie bei konventionellen<br />

Abzweigen der Bediener vor Ort gehen<br />

muss, um nach dem Grund zu<br />

suchen. So lässt sich viel Zeit sparen,<br />

weil auch evtl. weitere Service-<br />

Einsätze besser geplant werden<br />

können.<br />

Für die Anzeige der Statusmeldungen<br />

steht für die komplette<br />

Gerätefamilie die Engineering-Software<br />

„Simocode ES“ zur Verfügung<br />

(siehe Bild 2), die aber nicht nur<br />

für die Anzeige und Diagnose von<br />

Statusmeldungen verwendet werden<br />

kann, sondern für das komplette<br />

Engineering der Anlage, inklusive<br />

Parametrierung und ihrer Dokumentation.<br />

Veränderungen im laufenden<br />

Betrieb können damit von der<br />

Leitwarte aus ohne Unterbrechung<br />

der Produktion und folglich ohne<br />

kostspielige An lagenstillstände<br />

durchgeführt und die kompletten<br />

Parametersätze der Anlage zentral<br />

abgelegt werden. Die Software<br />

bietet hierfür die Möglichkeit einer<br />

be dienerfreund lichen Grafikunterstützung.<br />

Die Version V12 der<br />

S oftware läuft als Anwendung im<br />

TIA Portal, dem durchgängigen<br />

Engineering-Framework von Siemens,<br />

in dem weitere Gerätefamilien<br />

aus der Auto mati sierungstechnik<br />

(Steuerungen, HMI-Panels, Antriebe)<br />

in einer An lage projektiert werden<br />

können. Die Motormanagement-<br />

Systeme werden dabei übersichtlich<br />

und bequem in der Gerätesicht parametriert.<br />

Eigens erstellte Vorlagen<br />

März 2014<br />

254 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

für Simocode pro können in globalen<br />

oder Projekt bibliotheken<br />

verwaltet werden und stehen damit<br />

für eine schnelle Wiederverwendung<br />

zur Verfügung.<br />

Auch ein Bus- oder Automatisierungssystem<br />

kann einmal ausfallen<br />

– deshalb ist es beruhigend zu wissen,<br />

dass alle Steuer- und Schutzfunktionen<br />

in Simocode pro autark<br />

ausgeführt sind und somit selbst<br />

bei Versagen des Bus- oder Automatisierungssystems<br />

die volle Funktionsfähigkeit<br />

des Motorabzweigs<br />

erhalten bleibt und der Verbraucherabzweig<br />

auch unabhängig vom<br />

Leitsystem betrieben werden kann.<br />

Schneller Gerätetausch<br />

durch Einschubtechnik<br />

Beim Aufbau einer Automatisierung<br />

in Motor Control Centern werden<br />

alle Komponenten eines Motorabzweigs<br />

wie Leistungsschalter und<br />

Schütze, das Motormanagement-<br />

System und Bedienelemente in<br />

einem Einschub zusammengefasst<br />

montiert. Vorteil: Dadurch kann im<br />

Servicefall ein kompletter Motorabzweig<br />

innerhalb kürzester Zeit<br />

getauscht werden. Außerdem steht<br />

hier ein sogenanntes Initialisierungsmodul<br />

zur Verfügung, das fest in der<br />

Schaltanlage installiert bleiben kann<br />

und die vollständige Parametrierung<br />

des jeweiligen Simocode pro-Geräts<br />

beinhaltet. Wird der Motorabzweig<br />

ausgetauscht, wird damit schnell<br />

und einfach in das neue Gerät die<br />

passende Parametrierung eingespielt<br />

– und das komplett automatisch, ohne<br />

dass der Anwender etwas tun muss.<br />

Damit wird der Tausch von Einschubmodulen<br />

einfacher und mögliche<br />

Bedienfehler können ausgeschlossen<br />

werden. Das Initialisierungsmodul<br />

stellt somit sicher, dass sich immer<br />

die zu einem Motor gehörige Parametrierung<br />

und Kommunikationsadresse<br />

im jeweils aktuellen Gerät<br />

befindet.<br />

Falls innerhalb eines Einschubs<br />

doch einmal ein Gerät ausgetauscht<br />

werden muss, kann dieses ohne<br />

aufwändiges Lösen der Verdrahtung<br />

erfolgen, da alle Anschlüsse auf<br />

abnehmbaren Klemmen untergebracht<br />

sind.<br />

Das System SIMOCODE pro S<br />

wurde zusätzlich hinsichtlich seiner<br />

Baubreite optimiert. Mit schmalen<br />

22,5 mm, jeweils für das Grundgerät<br />

und das Multifunktionsmodul, bietet<br />

es noch den zusätzlichen Vorteil<br />

schmaler Abmessungen für den oft<br />

beengten Raum im Einschub oder<br />

in der Schaltanlage.<br />

Vielseitige Funktionen,<br />

einfach zu bedienen<br />

Mittels einfacher Motormanagement-<br />

Systeme wie dem hier beschriebenen<br />

können heute eine Vielzahl<br />

von Schutz-, Steuer- und Überwachungsfunktionen<br />

für Niederspannungsmotoren<br />

individuell umgesetzt<br />

und somit flexible Alternativen<br />

zu den vergleichsweise starren<br />

konventionellen Motorabzweigen<br />

realisiert werden. Durch die Profibus-Kommunikation<br />

erhält der<br />

Anlagenbediener jederzeit alle Informationen<br />

zum Status des Motorabzweigs<br />

und spart sich die oft<br />

zeitaufwändige Fehlersuche. Projektierung,<br />

Inbetriebnahme, Steuerung<br />

und Überwachung der Anlage<br />

erfolgen somit bequem mittels<br />

bedienerfreundlicher Software von<br />

zentraler Stelle aus und bieten dem<br />

Anwender deutlich mehr Flexibilität<br />

und Effizienz als bisher (siehe Bild 3).<br />

So wie hier für die <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>industrie<br />

beschrieben verbessert<br />

ein modernes Motormanagement-<br />

System gleichzeitig die Anlagenverfügbarkeit<br />

in praktisch allen<br />

Branchen der Prozessindustrie, wie<br />

z. B. in der Zement-, Bergbau-, Ölund<br />

Gas- oder Chemie-Industrie.<br />

Autorin:<br />

Dipl.-Ing. Daniela Gabel,<br />

Produktmanagerin für SIMOCODE pro,<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector,<br />

Industry Automation,<br />

D-90765 Fürth<br />

Weitere Informationen:<br />

www.siemens.de/simocode<br />

Projekt1_Layout 1 17.12.13 16:38 Seite 1<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 255


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

ABEL-Pumpe Modell SH-K-28-160<br />

Zwei ABEL SH-Feststoffpumpen fördern entwässerten Klärschlamm durch eine<br />

300 m lange Rohrleitung-Kläranlage in Guangzhou, China<br />

Die Aufgabenstellung<br />

Schlammförderung durch eine 300 m<br />

lange Rohrleitung auf Lastkähne.<br />

Entwässerter Zentrifugenschlamm<br />

(Feststoffkonzentration 20–25 %)<br />

Soll-Durchfluss: 40 m³/h, Solldruck:<br />

10 MPa (100 bar)<br />

In der ersten Stufe verarbeitet<br />

die Kläranlage in Guangzhou-City<br />

(Südchina) täglich 400 000 Tonnen<br />

Klärschlamm. Beim Entwurf der<br />

neuen Anlage hat das örtliche Ingenieurbüro<br />

entschieden, für den<br />

Transport des entwässerten Zentrifugenschlamms<br />

zu den Lastkähnen<br />

am Kai Pumpen zu verwenden. Für<br />

die 300 m lange Rohrleitung wurden<br />

Kolbenpumpen ausgewählt, da diese<br />

im Vergleich zu anderen Technologien<br />

viele Vorteile bieten.<br />

Die ABEL Lösung<br />

Das örtliche Ingenieurbüro und<br />

der Endkunde haben sich für ABEL<br />

SH-Feststoffpumpen entschieden,<br />

da diese weltweit in vergleichbaren<br />

Anlagen hervorragende Leistungen<br />

erbringen. Ausschlaggebend waren<br />

zudem die technischen Vorteile<br />

gegenüber anderen Hydraulik-Kolbenpumpen.<br />

Die Anlage wurde Ende 2005<br />

in Auftrag gegeben. Die ABEL SH-<br />

Feststoffpumpen arbeiten seit ihrer<br />

Inbetriebnahme im Januar 2006<br />

zuverlässig – und das bei geringstem<br />

Ersatzteilverbrauch und minimalen<br />

Ausfallzeiten. Das ABEL-Equipment<br />

besteht im Wesentlichen aus den<br />

SH-Feststoffpumpen, den Doppelwellen-Förderschnecken,<br />

den hydraulischen<br />

Antriebsaggregaten und<br />

Eine von zwei ABEL SH Pumpen SH-K-28-160.<br />

Steuereinheit.<br />

März 2014<br />

256 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

den elektrischen Steuer- und Leistungsschränken.<br />

Der Klärschlamm wird in zwei<br />

Silos gelagert. Die Silo-Austragsschnecke<br />

fördert den Schlamm<br />

zur Doppelwellen-Förderschnecke<br />

der ABEL-Pumpe. Der mit einer SPS<br />

ausgestattete Steuerschrank steuert<br />

das hydraulische Antriebsaggregat,<br />

die SH-Feststoffpumpe, die Förderschnecke,<br />

den Gleitrahmen des<br />

Silos sowie den zwischen Silo und<br />

Förderschnecke installierten Absperrschieber.<br />

Die Pumpe selbst kann<br />

auch über ein in unmittelbarer Nähe<br />

installiertes, separates Bedienpult<br />

gesteuert werden.<br />

Das ABEL Gleitmittel-Dosiersystem<br />

für die Rohrleitung besteht<br />

aus je drei Dosierpumpen (Triplex-<br />

Plungerpumpen) sowie drei Dosierringen,<br />

die entlang der Rohrleitung<br />

angebracht sind. Mit diesem System<br />

wird die Rohrinnenwand mit einem<br />

dünnen <strong>Wasser</strong>film „geschmiert“,<br />

um den Reibungsverlust zu minimieren<br />

und damit den Förderdruck<br />

und Energieverbrauch deutlich zu<br />

senken.<br />

Kontakt:<br />

ABEL GmbH,<br />

Abel-Twiete 1, D-21514 Büchen,<br />

Tel. (04155) 818-0, Fax (04155) 818-499,<br />

E-Mail: mail@abel.de, www.abel.de<br />

Vorteile des ABEL Systems<br />

• Transport des Klärschlamms in einem geschlossenen System –<br />

geruchsfrei und umweltfreundlich.<br />

• Das flexible Rohrleitungslayout ist platzsparend und leicht umsetzbar.<br />

• Die Förderleistung wird durch den schwankenden Feststoffgehalt<br />

des Schlamms in keiner Weise beeinflusst.<br />

• Durch saug- und druckseitige Kegelventile sind ABEL-Pumpen<br />

rückschlagsicher. Selbst bei hohem Förderdruck erfolgt keinerlei<br />

Schlammrückfluss (Rückschlag) von der Druck- zur Saugseite. Durch<br />

diese Konstruktion arbeiten die ABEL Feststoffpumpen effizienter<br />

und laufen ruhiger als sogenannte ventillose Kolbenpumpen.<br />

• Bei ABEL SH-Feststoffpumpen sind keine externen Schmiersysteme<br />

für die Kolbendichtungen erforderlich.<br />

• Kegelventile mit verlängerten Ventilstangen gewährleisten sicheren<br />

Schutz vor einer Verunreinigung des Hydrauliksystems.<br />

• Geringer Ersatzteilverbrauch und niedrige Betriebskosten.<br />

Dosierpumpen.<br />

ABEL SH Pumpen.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 257


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Wenn Pumpen trockenlaufen und verschlammen:<br />

Oberflächensauger einsetzen<br />

Getauchte Schmutz- oder <strong>Abwasser</strong>pumpen versagen oft unweigerlich, wenn sie mangels <strong>Wasser</strong> verschlammen<br />

und eintrocknen. Oberflächensauger umgehen das Problem. Sie sind zudem das Mittel der Wahl, wenn<br />

aufschwimmender Belag entfernt werden soll.<br />

Die Installation<br />

gestaltet sich<br />

einfach: Weil<br />

lediglich eine<br />

Haltekette<br />

erforderlich ist,<br />

können Oberflächensauger<br />

schnell in<br />

jedem Becken,<br />

aber auch<br />

in Naturgewässern<br />

eingesetzt<br />

werden.<br />

Naturgewässer, Klärbecken oder<br />

Prozessbehälter: Wenn problematische<br />

Reservoire zu leeren<br />

oder Fremdstoffe abzuziehen sind,<br />

können schwimmende Pumpen<br />

als Oberflächensauger, sogenannte<br />

„Skimmer“, die besseren Ergebnisse<br />

erzielen. Darauf macht der Hersteller<br />

Tsurumi aufmerksam. „Während<br />

konventionelle Aggre gate in die<br />

Tiefe abgesenkt werden, bleiben<br />

Oberflächensauger dank Schwimmkörpern<br />

knapp unter der <strong>Wasser</strong>linie“,<br />

erklärt der Produkt manager<br />

Stefan Himmelsbach.<br />

Die Aggregate befinden sich dort<br />

nicht nur außerhalb der schlammigen<br />

Problemzone: Fällt oder steigt<br />

der <strong>Wasser</strong>spiegel, folgen sie kraft<br />

Naturgesetz. „Die Pumpen arbeiten<br />

somit stets unter Optimalbedingungen“,<br />

so Himmelsbach.<br />

Bei der Tsurumi FSP sorgt eine<br />

konstruktive Besonderheit für<br />

höchste Effizienz: Per Venturi-Düse<br />

erzeugt dieser Skimmer einen<br />

<strong>Wasser</strong>strom im Saugbereich, dessen<br />

Unterdruck das Oberflächenwasser<br />

nebst Fremdkörpern einschließlich<br />

Blähschaum kraftvoll ins<br />

Aggregat zieht. 255 L/min gehen<br />

durch den Auslass (50 mm) in die<br />

Ableitung. Der mit 2850 U/min laufende<br />

Motor mit 0,75 kW Nennleistung<br />

überbrückt Höhendifferenzen<br />

Oberflächensauger Tsurumi FSP: Drei<br />

Schwimmkörper halten die Skimmer-<br />

Pumpe an der <strong>Wasser</strong>oberfläche.<br />

Alle Abbildungen: © Tsurumi<br />

bis 5,3 Metern. Damit ist dieser<br />

Oberflächensauger für den Abzug<br />

verschmutzten <strong>Wasser</strong>s im Umweltsektor<br />

prädestiniert. Feuerwehren<br />

und Umweltdienstleister<br />

im <strong>Wasser</strong>schutzeinsatz, GaLaBauer<br />

und Entsorger sowie betriebliche<br />

und kommunale Kläranlagenbetreiber<br />

sind die Verwender. Das Wirkprinzip<br />

der FSP erlaubt Saug tiefen<br />

von nur wenigen Millimetern – relevant<br />

z. B. beim Abzug dünner Partikelfilme<br />

oder Ölteppiche. Generell<br />

gilt: Je größer die Saugtiefe, desto<br />

größer die Abzugsmenge.<br />

Betreiber wie die Gemeinde<br />

Wallenhorst (24 000 Einwohner) haben<br />

ihre konventionellen Pumpen<br />

im Klärwerk auch deshalb schnell<br />

ausgemustert, weil die Oberflächensauger<br />

weniger Energie benötigen<br />

und längere Standzeiten erzielen.<br />

März 2014<br />

258 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Oberflächensauger sind das Mittel der Wahl, wenn aufschwimmende Fremdstoffe abzuziehen sind. Der Abstand zur <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />

ist im Millimeterbereich einstellbar.<br />

Himmelsbach: „Die Standardpumpen<br />

mussten zuvor fast alljährlich<br />

aus dem Becken geholt und repariert<br />

werden“. Tsurumi baut seine<br />

schwimmenden Pumpstationen zu<br />

großen Teilen aus ph-widerstandsfähigem<br />

Grauguss, der mit ultraharten<br />

Materialien wie z. B. Siliziumkarbid<br />

bei der Wellendichtung im<br />

Ölbad ergänzt wird. Konstruktionsmerkmale<br />

wie die doppelte innenliegende<br />

Gleitringdichtung und der<br />

lageunabhängige Ölverteiler kennt<br />

man von den robusten Baupumpen<br />

des Herstellers.<br />

Eine Variante ausschließlich zum<br />

Klarwasserabzug stellen übrigens<br />

Dekanterpumpen dar: Sie saugen<br />

<strong>Wasser</strong> lediglich aus der Schicht<br />

zwischen dem Oberflächenschmutz<br />

und der Sedimentzone weiter unten<br />

ab. Zur Veranschaulichung der<br />

Funktion beider Systeme hat<br />

Tsu rumi Anwendungsfilme unter<br />

www.tsurumi.eu im Internet veröffentlicht.<br />

Kontakt:<br />

TSURUMI (EUROPE) GMBH,<br />

Ulrich Tempel,<br />

Heltorfer Straße 14,<br />

D-40472 Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 417937-450,<br />

Fax (0211) 417937-460,<br />

www.tsurumi.eu<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 259


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Neue Druckrohrleitung aus FLOWTITE GFK-Rohren<br />

überzeugt in Wilhelmshaven<br />

Die zunehmende Intensität von<br />

Starkregenereignissen stellt viele<br />

Städte und Kommunen und ihre<br />

Entwässerungsbetriebe vor große<br />

Herausforderungen. Die Stadt Wilhelmshaven<br />

bildet hier keine Ausnahme.<br />

Mitte März 2011 beschloss<br />

der Rat den Bau einer <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />

DN 1.200 (PN 6) vom<br />

Pumpwerk Süd zur Zentralkläranlage<br />

(ZKA). Damit können in Zukunft bei<br />

Starkregenereignissen rund 7 000 m 3<br />

pro Stunde aus dem südlichen Kernstadtbereich<br />

abtransportiert werden.<br />

Dies wird einerseits die Mischwassereinleitung<br />

in den Banter Siel reduzieren<br />

und andererseits die <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

im südlichen Kernstadtbereich<br />

sichern. Mit der Planung<br />

und Bauleitung beauftragten die<br />

zuständigen Technischen Betriebe<br />

Wilhelmshaven (TBW), Eigenbetrieb<br />

der Stadt Wilhelmshaven, die<br />

Planungs-ARGE Dr. Born-Dr. Ermel<br />

GmbH/p2m berlin GmbH. Für die<br />

Bauausführung zeichnete die Arbeitsgemeinschaft<br />

ADL Wilhelmshaven<br />

verantwortlich, an der die Ludwig<br />

Freytag GmbH u. Co. KG (technische<br />

Federführung), die Strabag AG sowie<br />

die Georg Koch GmbH beteiligt<br />

waren. Aufgrund von technischen<br />

Vorzügen wie den hervorragenden<br />

hydraulischen Eigenschaften oder der<br />

statischen Belastbarkeit, aber auch<br />

aufgrund der Flexibilität des Werkstoffes<br />

und wirtschaftlicher Aspekte<br />

entschieden sich die TBW beim Bau<br />

der neuen Druckrohrleitung für den<br />

Einsatz von FLOWTITE GFK-Wickelrohren<br />

der AMITECH Germany GmbH.<br />

Ein klares Ergebnis<br />

Bei der Baumaßnahme handelte es<br />

sich in Wilhelmshaven um die größte<br />

Tiefbaumaßnahme im <strong>Abwasser</strong>bereich<br />

der letzten Jahrzehnte.<br />

Eine 5,7 km lange Druckrohrleitung<br />

DN 1.200 mit einer Förderleistung<br />

von bis zu 7 000 m³ pro Stunde<br />

wurde in einer Tiefenlage von 2,50 m<br />

bis teilweise 5,50 m unter dem<br />

Gelände verlegt. Dazu war ein<br />

Bodenaushub von rund 50 000 m 3<br />

erforderlich. Die Kosten der Gesamtmaßnahme<br />

einschließlich Pumpwerksumbau,<br />

Planungsleistungen<br />

usw. waren mit 13 Mio. Euro veranschlagt.<br />

Der optimale Trassenverlauf<br />

der neuen <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />

war unter Berücksichtigung ökologischer,<br />

volkswirtschaftlicher und<br />

wirtschaftlicher Aspekte ermittelt<br />

worden. Die Planungs-ARGE Dr. Born-<br />

Dr. Ermel GmbH/p2m berlin GmbH<br />

arbeitete hierzu vier optionale<br />

Trassen aus, die einer eingehenden<br />

Bewertung unterzogen wurden.<br />

Während die Trasse bei der Variante<br />

1 und 2 durch die Stadt verlief,<br />

wurde bei Variante 3 nur ein Teil der<br />

Trasse durch die Stadt geführt<br />

(1,3 km) und der überwiegende Teil<br />

(4,2 km) außerhalb im Bereich des<br />

Friesendammes. In Variante 4 wurde<br />

der Stadtbereich vollständig gemieden.<br />

Die Planung sah hier zunächst<br />

die Verlegung im Hafen und die<br />

Weiterführung bis zur ZKA entlang<br />

des Friesendammes vor. Die Kosten-<br />

Nutzen-Analyse führte zu einem<br />

klaren Ergebnis: Die Varianten 1 und 2<br />

lagen bei der Bewertung in etwa<br />

gleich auf. Variante 4 erhielt die<br />

schlechteste Bewertung und als<br />

eindeutiger Favorit ging Variante 3<br />

hervor. Dem Ergebnis lag eine Wichtung<br />

nach Investitionskosten (50 %)<br />

und Nicht-monetären Zielen (50 %)<br />

zugrunde. Zu den Nicht-monetären<br />

Zielen zählten unter anderem „Ökologische<br />

Auswirkungen“, „unmittelbare<br />

Einschränkung für Anwohner“,<br />

„Zugänglichkeit für Wartung und<br />

Reparatur“, „Risiken für vorhandene<br />

Bausubstanz“ oder „Synergie Straßensanierung“.<br />

Mit dem Trassenverlauf längs des Friesendammes wurde die optimale Lösung sowohl<br />

unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten gefunden. Die Länge<br />

der Trasse beträgt rund 5,7 km, 4,2 km davon außerhalb des bebauten Stadtgebietes.<br />

© Dr. Born-Dr. Ermel GmbH<br />

Die richtige Wahl getroffen<br />

Für die Planung von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen<br />

sind einige Besonderheiten<br />

zu berücksichtigen. Dazu gehört u. a.<br />

der Einfluss des zu transportierenden<br />

März 2014<br />

260 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Mediums auf den Rohrwerkstoff.<br />

So kann es infolge von anaeroben<br />

Verhältnissen beim Transport von<br />

<strong>Abwasser</strong> zu biogener Schwefelwasserstoffkorrosion<br />

kommen. Bei<br />

der Wahl des Rohrwerkstoffes ist<br />

dies zu berücksichtigen. Weitere<br />

Faktoren sind hydraulische Eigenschaften,<br />

statische Belastbarkeit und<br />

nicht zuletzt die Handhabbarkeit<br />

beim Einbau auf der Baustelle. „Die<br />

Korrosionsbeständigkeit, die hohe<br />

Nennsteifigkeit und die glatte Rohrinnenwand<br />

mit daraus folgenden<br />

sehr guten hydraulischen Eigenschaften<br />

sind einige der Vorteile unseres<br />

FLOWTITE GFK-Rohrsystems“,<br />

erläutert Thomas Wede, Gebietsleiter<br />

der AMITECH Germany GmbH.<br />

„Dazu kommt das leichte Handling<br />

der Rohre beim Einbau aufgrund<br />

des geringen Metergewichtes. So<br />

sind auch große Nenndurchmesser<br />

noch mit einfachen Hebemaschinen<br />

zu bewegen. Zudem können wir die<br />

Baulänge der Rohre den Baustellengegebenheiten<br />

optimal anpassen.<br />

Das gewickelte Rohr wird in Baulängen<br />

zwischen 3 und 12 m gefertigt<br />

und just-in-time zur Baustelle geliefert.<br />

„Dank dieser Vorteile sind mit<br />

unserem variablen Rohrsystem hohe<br />

Verlegeleistungen auf der Baustelle<br />

realisierbar“, so Wede weiter. Für die<br />

5,7 km lange <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />

wurden Rohre mit zwei unterschiedlichen<br />

Nennsteifigkeitsgrößen<br />

eingebaut. Im Bereich mit Grabenverbau<br />

wurde SN 10.000 eingesetzt<br />

und in geböschten Graben SN 5.000.<br />

Eine Eigenschaft des Werkstoffes<br />

GFK ist die Flexibilität des Materials<br />

bei statischer Belastung trotz der<br />

hohen Nennsteifigkeit. Bei der Fertigung<br />

der Rohre wurde der Schichtaufbau<br />

so optimiert, dass innere und<br />

äußere Belastungen gleichermaßen<br />

gut abgeleitet werden können.<br />

Scherstab nimmt<br />

Zugkräfte auf<br />

Ein entscheidender Aspekt bei der<br />

Auswahl eines Rohrsystems ist die<br />

Verbindungstechnik. Sie muss dauerhaft<br />

dicht sein, auftretende Kräfte<br />

aufnehmen können und schnell und<br />

Die GFK-Rohre DN 1.200 wurden in Tiefen von 2,5–5,50 m eingebaut. Im Bereich mit<br />

Grabenverbau setzte man Rohre mit einer Nennsteifigkeit von SN 10.000 ein. Aufgrund<br />

des geringen Metergewichtes war das Handling auf der Baustelle relativ einfach.<br />

© Ludwig Freytag GmbH u. Co. KG<br />

Die Verbindungstechnik spielte hinsichtlich der Dichtheit der <strong>Abwasser</strong>druckleitung und<br />

des schnellen Baufortschrittes eine entscheidende Rolle. Vor und hinter Bögen setzte man<br />

die längskraftschlüssige Kupplungs variante des FLOWTITE-Rohrsystems ein.<br />

© AMITECH Germany GmbH<br />

möglichst einfach installierbar sein.<br />

„Beim FLOWTITE-Rohrsystem kommt<br />

eine doppelgelenkige Kupplung zum<br />

Einsatz, die über die muffenlosen<br />

Rohrenden geschoben wird. Der<br />

Grundkörper der Kupplung besteht<br />

aus GFK. Bei nichtlängskraftschlüssigen<br />

Verbindungen erfolgt die<br />

Abdichtung über zwei Elastomer-<br />

Dichtungen. Muss die Verbindung<br />

längskraftschlüssig sein, wird eine<br />

spezielle Kupplung verwendet, die<br />

mit zusätzlichen Nuten ausgestattet<br />

ist. Ein Scherstab, der in die Kupplung<br />

eingeführt wird, nimmt die<br />

auftretenden Zugkräfte auf. Im<br />

GFK-Grundkörper der Kupplung<br />

sind hierfür entsprechende Nuten<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 261


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Die Längskraftschlüssigkeit<br />

der<br />

einen Kupplungsvariante<br />

des FLOWTITE-<br />

Rohrsystems<br />

wird durch<br />

Einschieben<br />

eines Scherstabes<br />

gewährleistet,<br />

siehe<br />

links im Bild.<br />

© AMITECH<br />

Germany GmbH<br />

Baubesprechung vor Ort:<br />

Bauleiter Dipl.-Ing.<br />

Hendrik Taphorn (re.) und<br />

Thomas Wede, Gebietsleiter<br />

der Amitech Germany<br />

GmbH, besprechen den<br />

weiteren Bauablauf. Die<br />

hervorragende Abstimmung<br />

aller Beteiligten trug<br />

ent scheidend zum Erfolg<br />

der Baumaßnahme bei.<br />

© AMITECH Germany GmbH<br />

vorgesehen“, beschreibt Dr.-Ing.<br />

René Thiele, Produktmanager der<br />

AMITECH Germany GmbH, die Verbindungstechnik.<br />

Beide Kupplungsvarianten<br />

kamen in Wilhelmshaven<br />

zum Einsatz. Die längskraftschlüssige<br />

Variante wurde jeweils vor und<br />

hinter Bögen eingebaut, um die<br />

auftretenden Reaktionskräfte aufnehmen<br />

zu können. Hinzu kommt:<br />

Bei <strong>Abwasser</strong>druckleitungen sind<br />

an entsprechenden Hoch- bzw.<br />

Tiefpunkten Entleerungs- und Entlüftungsmöglichkeiten<br />

vorzusehen.<br />

Hierzu wurden an den vorgesehenen<br />

Rohrstücken direkt im Werk Flanschanschlüsse<br />

anlaminiert, sodass auf<br />

der Baustelle lediglich das eingeplante<br />

Ventil angeflanscht werden<br />

muss. Die Möglichkeit der Vorkonfektionierung<br />

ist ein weiterer Vorteil<br />

des FLOWTITE-Systems, der auf der<br />

Baustelle viel Zeit einsparen kann.<br />

Arbeit an vier Haltungen<br />

gleichzeitig<br />

Das eng gesteckte Zeitfenster von<br />

einem Jahr Bauzeit, aber auch der<br />

zum Teil schwierige Untergrund mit<br />

stark bindigen Kleiböden bis 5 m,<br />

wasserführenden Wattschichten und<br />

teilweise kontaminierten Bereichen<br />

war für die bauausführenden Unternehmen<br />

keine leichte Aufgabe. „Die<br />

TBW legte darüber hinaus großen<br />

Wert auf die Erhaltung des Baumbestandes.<br />

Somit war die ökologische<br />

Baubegleitung mit Baumfachleuten<br />

bei dieser Maßnahme ein<br />

besonderes Anliegen. Zum bestmöglichen<br />

Schutz des Baumbestandes<br />

wurde die Linienführung gemeinsam<br />

mit der Unteren Naturschutzbehörde<br />

abgestimmt“, ergänzt Projektleiter<br />

Dipl.-Ing. Michael Mannott, Ludwig<br />

Freytag GmbH u. Co. KG, die an die<br />

ARGE gestellten Anforderungen.<br />

Um das gesteckte Ziel zu erreichen,<br />

wurde an vier Haltungen gleichzeitig<br />

gebaut. Zur Verbindung der<br />

einzelnen Haltungen wurden Passstücke<br />

eingesetzt und vor Ort laminiert.<br />

„Die Erfahrung zeigte, dass<br />

es immer wieder zu leichten<br />

Plan abweichungen kam, die ein<br />

schnelles Handeln erforderten“,<br />

erzählt Bauleiter Dipl.-Ing. Hendrik<br />

Taphorn, Ludwig Freytag GmbH<br />

u. Co. KG. „Bei veränderten Einbauabläufen<br />

hat AMITECH immer sofort<br />

reagiert und mit einer zügigen und<br />

unkomplizierten Auftragsabwicklung<br />

und Organisation dazu beigetragen,<br />

dass der Bauablauf nicht unnötig<br />

verzögert wurde. Aktiv unterstützt<br />

wurde die Koordination dabei durch<br />

Frank Dirks von der Luths & Co. GmbH.<br />

Die gute Partnerschaft zwischen<br />

den Baupartnern, vom Ingenieurbüro<br />

bis zum Rohrhersteller, ist nach<br />

Meinung der beteiligten Baupartner<br />

ein wesentlicher Grund für den<br />

erfolgreichen Verlauf der Baumaßnahme.<br />

„Und das trotz der nicht<br />

immer einfachen Randbedingungen“,<br />

betont Hendrik Taphorn. Insgesamt<br />

wurden drei Kanalbaukolonnen mit<br />

je sechs Mann, zwei Baggern und<br />

Radladern an der Baumaßnahme<br />

in Wilhelmshaven eingesetzt. In<br />

kontaminierten Bereichen wurde<br />

in Schutzkleidung gearbeitet und<br />

Teile des Bodens ausgekoffert und<br />

entsorgt. An einigen Stellen der<br />

Strecke wurden Schachtbauwerke<br />

in Ortbetonbauweise ausgeführt<br />

und Schieber oder Ventile zur Entlüftung<br />

installiert.<br />

Im Durchschnitt wurden bisher<br />

rund 24 m Rohr pro Tag verlegt.<br />

Dank der detaillierten Planung und<br />

der sehr gut abgestimmten Abläufe<br />

und der Flexibilität der Baupartner<br />

konnten die Tiefbauarbeiten Anfang<br />

des Jahres wie geplant abgeschlossen<br />

werden – hierin sind sich die<br />

Beteiligten einig. Äußerst zufriedenstellend<br />

verlief auch die abschließende<br />

Druckprüfung, bei der sich<br />

die komplette Leitung im ersten<br />

Anlauf als dicht erwies.<br />

Kontakt:<br />

AMITECH Germany GmbH,<br />

Am Fuchsloch 19,<br />

D-04720 Mochau OT Großsteinbach,<br />

Tel. (03431) 71820,<br />

E-Mail: info@amitech-germany.de,<br />

www.amitech-germany.de<br />

März 2014<br />

262 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Instandsetzungsmörtel für hochgradig<br />

beanspruchte <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />

▲ <strong>Abwasser</strong>anlagen sind vielseitigen und sehr starken Beanspruchungen ausgesetzt –<br />

durch das aggressive <strong>Abwasser</strong> sowie durch die diversen Reinigungsprozesse<br />

mechanischer, chemischer und biologischer Art.<br />

Alle Abbildungen: © Sika Deutschland GmbH<br />

Der Bauchemie-Spezialist Sika<br />

Deutschland GmbH hat sein Produktsortiment<br />

im Segment Instandsetzung<br />

von <strong>Abwasser</strong>bauwerken<br />

erweitert: Das neue Produkt-Highlight<br />

ist der vielseitige Instandsetzungsmörtel<br />

Sika MonoTop AW, der für<br />

den Einsatz in Anlagen zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

konzipiert ist. Der<br />

Beton wird besonders bei diesen<br />

Bauwerken maximal beansprucht –<br />

durch mechanische, biologische<br />

und chemische Reinigungsverfahren<br />

und die aggressive Zusammensetzung<br />

der Abwässer an sich. All<br />

diese Faktoren greifen die Betonoberflächen<br />

massiv an, die Folge<br />

sind vor allem Rissbildungen und<br />

Abplatzungen.<br />

Um sein Produktportfolio für verschiedene<br />

Anforderungen in diversen<br />

Anwendungsbereichen kontinuierlich<br />

zu optimieren, hat Sika Deutschland<br />

den kunststoffvergüteten, hydraulisch<br />

abbindenden Instandsetzungsmörtel<br />

Sika MonoTop AW entwickelt.<br />

Er eignet sich für die Beschichtung im<br />

Innen- und Außenbereich von statisch<br />

und dynamisch beanspruchten<br />

Betonbauteilen und vereint viele<br />

Vorteile hinsichtlich seiner Nutzungsbestimmung:<br />

Er ist beständig im<br />

pH-Bereich von 3,5 bis 14, verfügt<br />

über eine hohe chemische Beständigkeit<br />

im Bereich kommunaler<br />

<strong>Abwasser</strong>anlagen sowie über eine<br />

hohe Endfestigkeit, ist sulfatbeständig,<br />

wasserundurchlässig und kann<br />

in der Expositionsklasse XA1-XA3<br />

gemäß DIN EN 206-1/ DIN 1045-2<br />

eingesetzt werden. Die Verarbeitung<br />

kann manuell erfolgen, pneumatisch<br />

im Trockenspritzverfahren oder im<br />

Nassspritzverfahren mit Dichtstromförderung.<br />

Sika MonoTop AW wurde<br />

nach DIN EN 1504-3 für die Instandsetzung<br />

von Betontragwerken geprüft<br />

und zugelassen.<br />

Mit diesem überaus leistungsfähigen<br />

Mörtel können die Kommunen<br />

sicher sein, dass Instandsetzungsmaßnahmen<br />

schnell, effektiv und<br />

nachhaltig durchgeführt werden –<br />

bei laufendem Betrieb.<br />

Kontakt:<br />

Sika Deutschland GmbH,<br />

BU Flooring / Waterproofing,<br />

Marcus Rybarski,<br />

Kornwestheimer Straße 103-107,<br />

D-70439 Stuttgart,<br />

E-Mail: rybarski.marcus@de.sika.com,<br />

www.sika.de<br />

◀ ▲ Die Betonoberflächen werden in <strong>Abwasser</strong>bauwerken<br />

extrem angegriffen. Dauern diese Belastungen<br />

lange an, sind Schäden wie Rissbildungen und<br />

großflächige Abplatzungen kaum zu vermeiden.<br />

▲ Sika Deutschland hat den neuen Instandsetzungs -<br />

mörtel Sika MonoTop AW speziell für den Einsatz<br />

in <strong>Abwasser</strong>anlagen entwickelt. Er ist gegen die<br />

zahlreichen Bean spruchungen resistent und<br />

garantiert eine schnelle und zuverlässige Sanierungs -<br />

maßnahme.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 263


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Wir laden Sie herzlich ein!<br />

Besuchen Sie uns auf der IFAT 2014 vom<br />

5. bis 9. Mai 2014 in München auf unserem<br />

Stand 525 in Halle A2. Testen Sie die Zeitschrift<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> und informieren Sie<br />

sich über unser Buchprogramm.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

auf der IFAT 2014<br />

in München<br />

Rätsel lösen und gewinnen<br />

Beantworten Sie fünf Fragen rund ums Thema <strong>Wasser</strong>. Mit den richtigen<br />

Antworten und etwas Glück zählen Sie zu den Gewinnern des <strong>gwf</strong>-Preisrätsels.<br />

2. Maß für den<br />

sauren und<br />

basischen Charakter<br />

einer wässrigen<br />

Lösung?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

p<br />

3 1<br />

o<br />

–<br />

6 2<br />

1. Wichtige Veranstaltung in München<br />

rund ums Thema <strong>Wasser</strong>?<br />

t<br />

9 4<br />

3. Worin wird<br />

<strong>Wasser</strong> und<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

transportiert?<br />

4. Wodurch<br />

lassen sich<br />

Keime im <strong>Wasser</strong><br />

reduzieren?<br />

4.<br />

5.<br />

D<br />

Lösungswort:<br />

7<br />

10<br />

d w<br />

f<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

a<br />

5<br />

8<br />

5. Wie nennt man<br />

die unterirdische<br />

Ansammlung von<br />

<strong>Wasser</strong>?<br />

© CCaetano/iStockphoto.<br />

Schreiben Sie die Antworten in die vorgesehenen Kästchen. Die gekennzeichneten<br />

Buchstaben ergeben in der richtigen Reihenfolge das Lösungswort.<br />

März 2014<br />

264 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Viel Glück!<br />

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März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 265


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Luftaufnahme<br />

Kläranlage<br />

(Landratsamt<br />

Ortenaukreis).<br />

Energieeffizienzkonzept <strong>Abwasser</strong>zweckverband<br />

Kinzig- und Harmersbachtal<br />

Energieoptimierungen auf der Verbandskläranlage Biberach/Baden<br />

„Die energieneutrale Kläranlage“<br />

1. Verband<br />

Der <strong>Abwasser</strong>zweckverband Kinzigund<br />

Harmersbachtal (AZV) setzt<br />

sich zusammen aus den Städten<br />

Haslach i. K. und Zell a. H. sowie<br />

den Gemeinden Biberach/Baden,<br />

Fischerbach, Hofstetten, Mühlenbach,<br />

Nordrach, Oberharmersbach<br />

und Steinach.<br />

Er betreibt und unterhält die Verbandskläranlage<br />

in Biberach/Baden<br />

und den Verbandssammler von<br />

Steinach nach Biberach. Beratend<br />

in Fragen „<strong>Abwasser</strong>“ steht er den<br />

beiden Verwaltungsgemeinschaften,<br />

den Mitgliedsgemeinden und deren<br />

Bürgern zur Verfügung.<br />

1.1 Vorstellung Kläranlage<br />

Die Verbandskläranlage ist eine<br />

kommunale, mechanisch-biologische<br />

Kläranlage mit anaerober Schlammstabilisierung<br />

zur Reinigung des häuslichen<br />

und gewerblichen <strong>Abwasser</strong>s<br />

aus dem gesamten Verbandsgebiet.<br />

In den Jahren 2000-2003 wurde<br />

die Kläranlage zur gezielten Stickstoffelimination<br />

erweitert, nachdem verschiedene<br />

Versuche gescheitert waren,<br />

die Nitrifikation und gleichzeitig<br />

die Denitrifikation zu betreiben.<br />

Die Belebung wurde versuchsweise<br />

als Umlaufbecken umgebaut<br />

und ein Versuch mit Reinsauerstoffbelüftung<br />

wurde durchgeführt. Eine<br />

Vorbehandlung für das Zentratwasser<br />

wurde auch eingerichtet.<br />

Keine der Varianten brachten<br />

den gewünschten Erfolg, sodass<br />

sich der Verband, in Zusammenarbeit<br />

mit der Behörde, Ende der<br />

90-Jahre entschieden hatte, das Belebungsbecken<br />

um ca. 100 % zu vergrößern.<br />

Im Jahre 2000-2003 wurde<br />

dann ein neues Denitrifikationsbecken<br />

mit drei Kaskaden (Belebung 1) zwischen<br />

das Vorklärbecken und das alte<br />

Belebungsbecken eingefügt. Das Becken<br />

wurde so konzipiert, dass auch<br />

einzelne Kaskaden zur Nitrifikation<br />

mit Belüfter ausgestattet werden<br />

können. Dies wurde später umgesetzt.<br />

Anschließend wurde bei der in<br />

die Jahre gekommenen Kläranlage<br />

bis 2009 der Bestand saniert und<br />

verschiedene Modifizierungsarbeiten<br />

durchgeführt. Die größten<br />

Maßnahmen waren die Erneuerung<br />

der Rechenanlage und der BHKW-<br />

Anlage, Umbau und Sanierung der<br />

Faulschlammbehandlung, Verkleinerung<br />

der Vorklärung, Bau einer<br />

Überschussschlammentwässerung,<br />

Teilerneuerung der Elektrotechnik<br />

incl. Prozessleitsystem und verschiedene<br />

Betonsanierungen.<br />

Bei den Umbauarbeiten wurde<br />

auch berücksichtigt, dass die Kläranlage<br />

auf den Zuwachs der Bevölkerung<br />

im Verbandsgebiet gewappnet<br />

ist.<br />

Die Ausbaugröße der Kläranlage<br />

Biberach wurde von 41 200 auf<br />

46 100 Einwohnerwerte (EW) erhöht.<br />

Im Verbandsgebiet leben über<br />

März 2014<br />

266 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

30 000 Einwohner, die restlichen EW<br />

sind Einwohnergleichwerte aus der<br />

Industrie.<br />

Die Entwässerung im Verbandsgebiet<br />

ist im Trennsystem (ca. 75 %) und<br />

im Mischsystem (ca. 25 %) ausgeführt.<br />

1.1.1 <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Der Zulauf schwankt in Abhängigkeit<br />

der Tages-, Jahreszeiten und der<br />

Witterung sehr stark.<br />

••<br />

Der Fremdwasseranteil liegt<br />

bei 44 %.<br />

••<br />

Trockenwetterzulauf ca. 7 000 m³,<br />

Regenwetterzulauf bis zu 20000 m³<br />

pro Tag.<br />

••<br />

Jahresmenge 3,8 Mio. m³<br />

Das Zulaufpumpwerk hebt das <strong>Abwasser</strong><br />

5,5 m zur Rechenanlage an.<br />

Auch bei Hochwasser der Kinzig<br />

kann das <strong>Abwasser</strong> alle Reinigungsstufen<br />

im freien Gefälle durchfließen.<br />

••<br />

3 Förderschnecken mit einer<br />

Leistung von je 220 L/s<br />

Die Rechenanlage besteht aus zwei<br />

Rechen und zwei nachgeschalteten<br />

Rechengutwaschpressen. Das Rechengut<br />

wird ausgewaschen, gepresst<br />

und in Endlossäcke verpackt.<br />

••<br />

2 Flachsiebrechen mit 6 mm<br />

Spaltenbreite<br />

Der Sand-/Fettfang ist ein längs<br />

durchströmtes Becken mit abgeschrägter<br />

Sohle und Sandrinne am<br />

Boden. Der Sand wird einer weiteren<br />

Verwertung zugeführt. Das Fett wird<br />

in die Faulbehälter gefördert.<br />

••<br />

1 Rechteckbecken mit 350 m³<br />

Die Vorklärbecken sind zwei<br />

Rechteckbecken mit einem Zwillingsräumer.<br />

Der Rohschlamm wird<br />

ohne zusätzliches Eindicken in die<br />

Faulbehälter gefördert.<br />

••<br />

2 Rechteckbecken mit je 225 m³<br />

Die Anaerobbecken wurden im Zuge<br />

der Modifizierungsarbeiten durch<br />

die Verkleinerung der Vorklärbecken<br />

geschaffen. Hier wird der Rücklaufschlamm<br />

zugegeben. Die Bio-P-<br />

Elimination beträgt im Schnitt 20 %.<br />

••<br />

2 Rechteckbecken mit je 275 m³<br />

Das Denitrifikationsbecken (Belebung<br />

1) besteht aus drei Kaskaden,<br />

von denen bei Bedarf zwei<br />

als Nitrifikationsvolumen belüftet<br />

werden können. Die Einschaltung<br />

der Belüftung erfolgt vollautomatisch<br />

über die Belastung der<br />

Belebung 2 und/oder Ammoniumkonzentration<br />

am Ablauf der Belebung<br />

2.<br />

••<br />

1 Rechteckbecken mit<br />

3 Kaskaden á 1 000 m³<br />

Das Nitrifikationsbecken (Belebung<br />

2) besteht aus vier Straßen<br />

mit jeweils zwei Zonen. Die Regelung<br />

des Sauerstoffes erfolgt in jeder<br />

Zone getrennt. Der Mittelwert<br />

steuert das Gebläse.<br />

••<br />

4 Rechteckbeckenstraßen mit<br />

je 750 m³<br />

Die Nachklärbecken sind rund und<br />

bei der Überlaufschwelle 2,3 m tief.<br />

Die hydraulische Auslastung ist sehr<br />

gut.<br />

••<br />

2 Rundbecken mit je 2 200 m³<br />

Die Phosphatfällung erfolgt in den<br />

Ablauf der Belebung. Wegen des<br />

sehr weichen <strong>Wasser</strong>s im Einzugsgebiet<br />

kommt Natriumaluminat<br />

zum Einsatz. Die Dosierung erfolgt<br />

phosphatabhängig.<br />

••<br />

2 doppelwandige PE-Behälter<br />

mit je 15 m³<br />

Die Ablaufkonzentrationen liegen<br />

deutlich unter den Vorgaben der<br />

wasserrechtlichen Genehmigung.<br />

Die Grenzwerte wurden immer eingehalten.<br />

Einleitungsgrenzwerte in<br />

Klammer.<br />

••<br />

CSB<br />

23,1 mg/L (48)<br />

••<br />

Gesamtphosphor<br />

1,14 mg/L (2,0)<br />

••<br />

Stickstoff anorganisch<br />

9,9 mg/L (18)<br />

••<br />

Ammonium-Stickstoff<br />

0,35 mg/L (10)<br />

Der Abbaugrad der Kläranlage<br />

liegt über den Richtlinien der EU<br />

bzw. der Behörde.<br />

Mindestanforderung in Klammer.<br />

CSB 95 % (75)<br />

Gesamtphosphor 83 % (80)<br />

••<br />

Gesamtstickstoff 73 % (70)<br />

1.1.2 Schlammbehandlung<br />

Die Schlammfaulung besteht<br />

aus zwei, hintereinander geschalteten<br />

Faulbehältern, die beide auf<br />

ca. 39 ° beheizt werden. Die rechnerische<br />

Aufenthaltszeit liegt über<br />

40 Tage.<br />

••<br />

2 eiförmige-Rundbehälter<br />

mit je 1 600 m³<br />

Die Beschickung der Faulbehälter<br />

mit Rohschlamm, Brennschlempe,<br />

Fett und Speisereste erfolgt halbautomatisch.<br />

Für diese Stoffe stehen<br />

vier Speicher zur Verfügung.<br />

••<br />

3 Rechteckbehälter mit<br />

je 25 und einer mit 45 m³<br />

Der Überschussschlamm wird mit<br />

der Überschussschlammentwässerung<br />

unter Zugabe von Polymeren<br />

auf ca. 5 % entwässert und auch in<br />

die Faulbehälter gefördert.<br />

••<br />

Siebband mit 30 m³/h Durchsatz<br />

Die Faulschlammentwässerung<br />

erfolgt mit einer Zentrifuge. Der<br />

TS-Gehalt des entwässerten Schlammes<br />

beträgt 25 %.<br />

••<br />

Entwässerter Schlamm<br />

2 000 Tonnen/Jahr<br />

Der Gasbehälter ist trocken aufgestellt<br />

und über eine 150 m lange<br />

Stichleitung mit den Faulbehältern<br />

bzw. dem Gasmessraum verbunden.<br />

••<br />

Volumen Gasbehälter 600 m³<br />

Die Blockheizkraftwerke (BHKW)<br />

bestehen aus drei Modulen, ein<br />

kleines für die Grundlast, ein mittleres<br />

für den Nachtbetrieb und ein<br />

großes für die Spitzenlast tagsüber.<br />

••<br />

Modul 1 Liebherr 6 Zylinder<br />

Turbo mit Ladeluftkühler<br />

125 kW elektr. Leistung<br />

••<br />

Modul 2 Liebherr 4 Zylinder<br />

Turbo mit Ladeluftkühler<br />

80 kW elektr. Leistung<br />

••<br />

Modul 3 MWM 4 Zylinder<br />

Turbo mit Ladeluftkühler<br />

50 kW elektr. Leistung<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 267


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Vereinfachtes Fließschema Kläranlage Biberach<br />

Bild 1. Verfahrensschema<br />

Kläranlage<br />

Biberach.<br />

Rechengut<br />

Kanalisation<br />

(Kommunales <strong>Abwasser</strong>)<br />

Zulaufpumpwerk<br />

Rechenanlage<br />

Anlieferungen<br />

Schlempespeicher<br />

(Steinobst)<br />

Sickerwasserspeicher<br />

Natronlauge<br />

Schlempespeicher<br />

(Kernobst)<br />

Anlieferungen<br />

Fett und Speisereste<br />

Entkernnungsmaschine<br />

Gärsubstratspeicher<br />

vermeiden, direkt in die Faulbehälter<br />

dosiert. Das Eisen bindet<br />

den Schwefel im Schlamm, wodurch<br />

der Schwefelgehalt im Faulgas<br />

reduziert wird, was die Motoren<br />

der BHKW schützt.<br />

••<br />

Doppelwandiger PE-Behälter<br />

mit 25 m³<br />

Sandfanggut<br />

Sand-/Fettfang<br />

Vorklärbecken<br />

Anaerobbecken<br />

Fett<br />

Rohschlamm<br />

Zentratspeicher<br />

Zentrifuge<br />

Faulbehälter<br />

Wärme<br />

Gasbehälter<br />

BHKW<br />

Die Heizung besteht aus einem<br />

Propangaskessel mit einem Vorratstank.<br />

Die Anlage ist nur für Notfälle vorgesehen.<br />

Seit einigen Jahren wird<br />

die Anlage nur noch vor dem Winter<br />

kontrolliert.<br />

••<br />

Brenner 80-550 kW<br />

Denitrifikationsbecken<br />

Nitrifikationbecken<br />

Nachklärbecken<br />

Rezirkulation<br />

Rücklaufschlamm<br />

Klärschlamm<br />

25% TS<br />

Überschussschlamm<br />

Siebband<br />

Wärme<br />

Strom<br />

Die Kalkdosierstation zur Erhöhung<br />

des pH-Wertes in der Belebung ist<br />

seit dem Wechsel auf alkalisches<br />

Fällmittel außer Betrieb.<br />

••<br />

Silo mit 50 m³<br />

1.1.4 Verfahrensschema Kläranlage<br />

Im Verfahrensschema der Kläranlage<br />

(Bild 1) sind alle für die <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />

Schlammbehandlung<br />

und Co-Vergärung relevanten<br />

Anlagenteile und Stoffströme abgebildet.<br />

Der erzeugte Strom und die Wärme<br />

werden hauptsächlich für die Kläranlage<br />

genutzt. Die Kläranlage<br />

versorgt sich sowohl mit elektrischer<br />

als auch mit thermischer Energie<br />

zu 100 % selbst. Die Kläranlage ist<br />

energieneutral.<br />

••<br />

Stromerzeugung<br />

ca. 950 000 kWh / Jahr<br />

••<br />

Wärmeerzeugung<br />

ca. 1,6 Mio. kWh / Jahr<br />

1.1.3 Sondereinrichtungen<br />

Die Schlempebehandlung erfolgt<br />

mithilfe einer Entkernungsmaschine,<br />

die alle Sperrstoffe (Obststeine)<br />

entfernt. Bei Bedarf besteht die<br />

Möglichkeit, die saure Schlempe<br />

mit 50 %-iger Natronlauge zu<br />

neutra lisieren.<br />

••<br />

Natronlaugebehälter 5 m³<br />

März 2014<br />

268 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

Kinzig<br />

Der Sickerwasserspeicher dient<br />

der Pufferung des angelieferten Sickerwassers.<br />

Bei Schwachlastzeiten<br />

wird dieses dem Kläranlagenzulauf<br />

zugegeben.<br />

••<br />

Rundbecken mit 250 m³<br />

Die Betriebswasserpumpen befinden<br />

sich in einem Brunnenschacht.<br />

Das Betriebswasserpumpwerk<br />

versorgt alle in der Kläranlage<br />

befindlichen <strong>Wasser</strong>entnahmestellen<br />

und sämtliche Maschinen mit Brauchwasser.<br />

Für Notfälle ist auch ein<br />

Trinkwasseranschluss vorhanden.<br />

••<br />

2 Tauchpumpen mit je 60 m³/h<br />

Zur Schwefelelimination im Faulbehälter<br />

ist ein Tank mit Eisen-<br />

II-Chlorid aufgestellt. Dieses wird,<br />

um Korrosionen in Leitungen zu<br />

2. Energieeffizienzkonzept<br />

2.1 Einleitung<br />

Im vorliegenden Beitrag werden Potenziale<br />

und Konzepte vorgestellt,<br />

mit denen man unter Berücksichtigung<br />

der Wirtschaftlichkeit eine<br />

energieneutrale Kläranlage betreiben<br />

kann.<br />

Oberstes Ziel und Aufgabe einer<br />

Kläranlage ist und bleibt die <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />

Die Einhaltung der<br />

gesetzlichen Anforderungen hat<br />

höchste Priorität.<br />

In Betracht der derzeit geführten<br />

Diskussionen über Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung auf Kläranlagen,<br />

könnte man meinen, dass die<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung etwas in den<br />

Hintergrund geraten ist.<br />

Die <strong>Abwasser</strong>reinigung funktioniert<br />

nun mal nicht ohne Energie,<br />

um das <strong>Abwasser</strong> zu reinigen, das<br />

24 Stunden am Tag und 365 Tage im<br />

Jahr anfällt.


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Die Kläranlagen sind mit 20 %-Anteil<br />

i. d. R. die größten Stromverbraucher<br />

im kommunalen Bereich.<br />

Nach Angaben des Umwelt-<br />

Bundesamtes [1] erreichen Kläranlagen<br />

mit Faulgasverstromung einen<br />

Eigenversorgungsgrad von etwa<br />

33 % des Strombedarfes.<br />

Durch ständige Betriebsoptimierungen<br />

und seit 2011 auch<br />

durch Zugabe von Co-Substraten<br />

zur Verbesserung der Gaserzeugung,<br />

konnte in der eigenen BHKW-<br />

Anlage erstmals 2012 mehr Strom<br />

erzeugt werden, als die Kläranlage<br />

Biberach benötigt hat. Der Überschuss<br />

wurde in das öffentliche<br />

Netz eingespeist.<br />

Der rechnerische Eigenversorgungsgrad<br />

der Kläranlage Biberach<br />

liegt bei über 100 %.<br />

In den Jahren 2000-2003 wurde<br />

die Kläranlage erweitert und das<br />

Belebungsbecken um ca. 100 % vergrößert.<br />

Anschließend wurde bis<br />

2009 der Bestand saniert und verschiedene<br />

Modifizierungsarbeiten<br />

durchgeführt. Seit 2009 ist die<br />

Kläranlage wieder in einem stabilen<br />

Betrieb.<br />

Im Bild 2 ist der Eigenversorgungsgrad<br />

der letzten vier Jahre abgebildet.<br />

Bei Kläranlagen der Größenklasse<br />

4, zu der auch die Kläranlage<br />

Biberach gehört, beträgt der<br />

durchschnittliche Stromverbrauch<br />

35 kWh/EWxa (Kilowattstunden pro<br />

Einwohner im Jahr). Quelle: Umwelt-<br />

Bundesamt [1].<br />

Durch verschiedene Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz<br />

hat die Kläranlage Biberach im<br />

letzten Jahr einen Stromverbrauch<br />

von 23,3 kWh/EWxa erreicht.<br />

Zu erwähnen ist, dass sich<br />

gleichzeitig die Reinigungsleistung<br />

in den letzten Jahren sogar verbessert<br />

hat. Die gesetzlichen Vorgaben<br />

werden gesichert eingehalten. Die<br />

Differenzen der Jahre 2011 und<br />

2012 sind mit höchster Wahrscheinlichkeit<br />

auf die <strong>Abwasser</strong>mengen<br />

zurückzuführen (Verdünnungseffekt).<br />

Eine Übersicht ist aus Bild 3 ersichtlich.<br />

Der entscheidende Faktor bei<br />

dem Stromverbrauch einer Kläranlage<br />

ist die Stickstoffelimination.<br />

Durch die Nitrifikation aber auch<br />

durch die Rezirkulation der Denitrifikation<br />

(bei Kläranlagen mit vorgeschalteter<br />

Denitrifikation) wird mit<br />

Abstand der meiste Strom verbraucht.<br />

Die Stromverbräuche der<br />

einzelnen Verfahrensschritte der<br />

Kläranlage Biberach sind im Bild 4<br />

abgebildet. Der Stromverbrauch<br />

des Zulaufpumpwerkes ist in der<br />

mechanischen Reinigung enthalten.<br />

2.2 Betriebsoptimierungen<br />

Zur Senkung des Stromverbrauchs<br />

auf der Kläranlage wurden in den<br />

letzten Jahren verschiedene Maßnahmen<br />

zur Stromeinsparung<br />

durchgeführt:<br />

••<br />

Senkung des eigenen Betriebswasserverbrauches<br />

durch Beseitigung<br />

von Leckagen und<br />

Betriebsoptimierung wasserverbrauchsintensiver<br />

Maschinen.<br />

••<br />

Bei Sanierungen wurden energieeffiziente<br />

Antriebe eingesetzt.<br />

••<br />

Sandfanggebläse und Rührwerke<br />

werden intermittierend gefahren<br />

(Zeitschaltprogramm).<br />

••<br />

Alle relevanten Antriebe wurden<br />

mit Frequenzumrichter ausgerüstet<br />

und werden drehzahlgesteuert,<br />

automatisch über Onlinemessungen<br />

geregelt (Zulaufpumpwerk,<br />

Rücklaufschlamm, Rezirkulation,<br />

Gebläse etc.).<br />

Bild 2. Eigenversorgungsgrad.<br />

Bild 3.<br />

Abbauleistung<br />

Gesamtstickstoff.<br />

Bild 4. Stromverbrauch<br />

der<br />

einzelnen<br />

Verfahrensschritte.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 269


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

ZLPW<br />

Mechanische Reinigung<br />

incl. Zulaufpumpwerk<br />

Niederspannungshauptvert. 1<br />

NHV1<br />

GEB1<br />

Gebläsestation 1<br />

Bild 5. Hauptenergieverteilung<br />

Kläranlage Biberach.<br />

Bild 6.<br />

Annahmestation<br />

Brennschlempe<br />

und<br />

Gärsubstrat.<br />

Hauptenergieverteilung der Kläranlage Biberach<br />

MOD1<br />

GEB2<br />

Gebläsestation 2<br />

HEIZ<br />

Heizung<br />

Blockheizkraftwerk<br />

MOD2<br />

BIOL<br />

Biologie<br />

SBEA<br />

Schlammbehandlung<br />

MOD3<br />

NHV2<br />

Niederspannungsverteilung 2<br />

ZENT<br />

Zentrifuge<br />

ALG1/2<br />

Allgemein<br />

UESS<br />

Überschussschlammentwässerung<br />

••<br />

Die Rezirkulation wird Nitratabhängig<br />

gesteuert.<br />

••<br />

Die Vorgabe des Sauerstoffsollwertes<br />

in der Nitrifikation erfolgt<br />

ammoniumabhängig.<br />

••<br />

Die Umschaltung der Belebungs-<br />

Kaskaden von Denitrifikation auf<br />

Nitrifikation erfolgt über die<br />

Belastung (Luftmenge Gebläse)<br />

bzw. über den Ammoniumwert<br />

am Ende der Nitrifikation.<br />

••<br />

Die BHKW-Anlagen werden auf<br />

den aktuellen Strombedarf ausgeregelt,<br />

sodass der Bezug aus<br />

dem öffentlichen Netz nach<br />

Möglichkeit „0“ ist.<br />

••<br />

Im gesamten Stromverteilernetz<br />

auf der Kläranlage wurden 12<br />

elektronische Stromzähler eingebaut,<br />

um von jedem Anlagenteil<br />

bzw. jeder Maschine den<br />

Stromverbrauch getrennt zu<br />

erfassen und um Stromfresser<br />

aufzuspüren und zu optimieren<br />

(Bild 5).<br />

Seit 2012 betreibt die Kläranlage ein<br />

neues BHKW mit einer Leistung von<br />

50 kW für die Grundlast. Die Abwärme<br />

dieser Anlage wird zu 100 % für die<br />

Beheizung der Faulbehälter und<br />

der Gebäude genutzt. Aus diesem<br />

Grund wurde diese Anlage vom<br />

Bundesamt für Wirtschaft und<br />

Ausfuhrkontrolle als KWK-Anlage<br />

anerkannt. Der <strong>Abwasser</strong>zweckverband<br />

erhält für die nächsten<br />

zehn Jahre 5,11 Cent/kWh für den<br />

selbst erzeugten und verbrauchten<br />

Strom.<br />

Bild 7. Entkernungsmaschine.<br />

2.3 Co-Vergärung<br />

2.3.1 Brennschlempe<br />

Im Kinzig- und Harmersbachtal<br />

betreiben viele Landwirte eine<br />

Schnapsdestillation. Die sogenannte<br />

Brennschlempe wird wegen der sauren<br />

Konsistenz nicht auf die Felder<br />

gebracht sondern in der Kläranlage<br />

angeliefert. Die Brennschlempen<br />

enthalten, wegen dem hohen organischen<br />

Anteil, noch Energie, die im<br />

Faulbehälter in Form von Faulgas<br />

gewonnen wird. Bereits 1983 bei dem<br />

Bau der Kläranlage wurde dies berücksichtigt<br />

und die dazu notwendigen<br />

März 2014<br />

270 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Einrichtungen geschaffen. Seit 2009<br />

werden die Mengen und Gewichte<br />

genau bilanziert.<br />

Die Anlieferung erfolgt zu den<br />

normalen Öffnungszeiten, ohne vorherige<br />

Anmeldung, durch die Landwirte<br />

selbst.<br />

Die Einfüllöffnung (Bild 6) befindet<br />

sich direkt über dem Speicher in<br />

ca. 25 cm Höhe über dem Gelände<br />

und ist ca. 1 x 1 m groß. Die Landwirte<br />

füllen selbstständig die Schlempe<br />

aus dem Pumpfass oder Container<br />

ab. Ein Gitterrost mit ca. 25 mm Stababstand<br />

filtert Sperrstoffe heraus.<br />

Die Reinigung der Annahmestation<br />

wird von den meisten Landwirten,<br />

wenn notwendig übernommen.<br />

Ein Schlauch mit Betriebswasseranschluss<br />

und verschiedene<br />

Abfüllhilfen stehen zur Verfügung.<br />

Die Brennschlempe aus Steinobst<br />

wird in einen getrennten Speicher<br />

abgefüllt und später mit einer Entkernungsmaschine<br />

(Bild 7) entsteint.<br />

Nach Bedarf wird zur Anhebung des<br />

pH-Wertes Natronlauge zugegeben.<br />

Die Kosten der Natronlauge belaufen<br />

sich auf ca. 1 500 € im Jahr.<br />

Eine vertragliche Bindung zwischen<br />

dem AZV und den Landwirten<br />

besteht nicht. Der AZV kann<br />

bei Betriebsstörungen die Annahme<br />

von Brennschlempe verweigern.<br />

2.3.2 Gärsubstrat<br />

Bei der Sanierung und Modifizierung<br />

der Schlammbehandlung in den<br />

vergangenen Jahren wurden bereits<br />

die Weichen für eine Annahmestation<br />

für Gärsubstrat (Fett und<br />

Speisereste) gestellt:<br />

••<br />

Es wurden bei den Faulbehälter-<br />

Beschickungspumpen, Zerkleine<br />

rer (Bild 8 (A)) eingebaut, die<br />

verhindern, dass Sperrstoffe aus<br />

den Co-Substraten in die Faulbehälter<br />

gelangen,<br />

••<br />

die Leitung (Bild 8 (B)) für das Gärsubstrat<br />

ist nur 50 cm bis zur Rohschlammleitung<br />

– dadurch sind Ablagerungen<br />

fast ausgeschlossen,<br />

••<br />

eine automatische Steuerung der<br />

Gärsubstratdosierung mithilfe von<br />

Pneumatikschiebern (Bild 8 (C))<br />

wurde eingerichtet,<br />

B<br />

A<br />

C<br />

••<br />

der alte Fäkalienspeicher (Bild 9<br />

(A)) wurde als Gärsubstratspeicher<br />

umfunktioniert,<br />

••<br />

es wurden Gas-Einpresslanzen<br />

(Bild 10 (A)) in die Faulbehälter<br />

eingebaut, die für eine bessere<br />

Durchmischung des Schlammes<br />

sorgen und die Gasproduktion<br />

verbessern,<br />

••<br />

bei der Sanierung der Faulbehälterfassade<br />

wurde eine hochwertige<br />

Wärmedämmung angebracht.<br />

Dadurch können nun<br />

beide Faulbehälter über das<br />

ganze Jahr beheizt werden, was<br />

zu einem besseren Abbau führt.<br />

Die Aufenthaltszeit bei ca. 39 °C ist<br />

somit auf über 40 Tage gestiegen.<br />

Seit 2011 besteht nun die Möglichkeit<br />

mehr Fett aus Fettabscheider<br />

anzunehmen und den Faulbehältern<br />

zuzugeben.<br />

A<br />

Die hygienerechtliche Genehmigung<br />

zur Annahme und Verwertung<br />

von Speiseresten der Kategorie<br />

3 wurde vom Veterinäramt<br />

2012 erteilt.<br />

A<br />

Bild 8. Pumpstation.<br />

Bild 9.<br />

An lieferung<br />

Gärsubstrat.<br />

Bild 10.<br />

Gaseinpresslanzen<br />

Faulbehälter.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 271


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bild 11. Beschickungsmengen oTS.<br />

Bild 12. Strombilanz<br />

in kWh.<br />

Bild 13. Strombilanz<br />

in Euro.<br />

Die Anlieferung der Fette erfolgt<br />

durch zertifizierte Fuhrunternehmer<br />

aus der Region, die überwiegend<br />

Fettabscheider aus dem Verbandsgebiet<br />

und dem Raum Offenburg<br />

abfahren.<br />

Die Speisereste werden aus einer<br />

nahe gelegenen Pasteurisierungsanlage<br />

im Tanklastzug angeliefert. Der<br />

Transporteur ist zum Transport von<br />

Material der Kategorie 3 zugelassen.<br />

Bei größeren Mengen müssen die<br />

Fuhrunternehmen die Anlieferung<br />

beim Betriebspersonal abfragen<br />

bzw. anmelden. Priorität haben<br />

Anlieferungen aus dem Verbandsgebiet.<br />

Der AZV kann, z. B. bei Betriebsstörungen,<br />

die Annahme von<br />

Gärsubstrat komplett abstellen. Eine<br />

schriftliche Vereinbarung zwischen<br />

AZV und Abfallerzeuger bzw. Abfallbeförderer<br />

gibt es nicht.<br />

Das Abladen erfolgt in einem geschlossenen<br />

System wie aus Bild 9<br />

ersichtlich. Der Gärsubstratspeicher<br />

umfasst 45 m³. Die Homogenisierung<br />

erfolgt mit einem kräftigen<br />

Rührwerk (9 kW), das über einen<br />

Rechts- und Linkslauf verfügt. Somit<br />

sind Verzopfungen weitgehend ausgeschlossen<br />

bzw. leicht zu entfernen.<br />

Der Gärsubstratspeicher und der<br />

Zerkleinerer werden alle 6 – 8 Wochen<br />

komplett entleert und gereinigt<br />

(ausgespritzt).<br />

Sowohl das Fett als auch die<br />

Speisereste (vereinfacht Gärsubstrat<br />

genannt) enthalten einen sehr<br />

hohen organischen Anteil und sind<br />

somit hervorragend zur Faulgasproduktion<br />

geeignet.<br />

Das Gärsubstrat ist für die<br />

Methanbakterien sehr schnell<br />

verfügbar und kann spontan zur<br />

Verbesserung der Gaserzeugung/<br />

Stromerzeugung eingesetzt werden.<br />

Diese Vorgehensweise wird auch so<br />

umgesetzt.<br />

Die Jahresmengen 2012 in<br />

Tonnen oTS (organischer Trockensubstanzgehalt)<br />

sind im Bild 11<br />

dargestellt.<br />

Bemerkenswert ist, dass mit einer<br />

so geringen Menge Co-Substrate<br />

(6,7 % des gesamten Faulbehälter-<br />

Inputs) die Energiebilanz der Kläranlage<br />

erheblich verbessert werden<br />

konnte.<br />

Die Gasausbeute liegt bei<br />

640 L/kg oTS, was als sehr gut zu<br />

bezeichnen ist. Durch die gute<br />

Abbaubarkeit des Gärsubstrats ist<br />

keine Zunahme des entwässerten<br />

Schlamms (Stand: Oktober 2013)<br />

festzustellen.<br />

Der Glühverlust des Faulschlamms<br />

liegt unverändert bei 57 % – der entwässerte<br />

Schlamm hat im Jahresmittel<br />

25 % Trockensubstanz.<br />

Die Ammoniumfracht im Zentratwasser<br />

ist um 11 % angestiegen.<br />

Dies entspricht 1,7 % der Gesamtstickstofffracht<br />

2012 der Kläranlage<br />

und fällt somit nicht besonders ins<br />

Gewicht.<br />

Inwieweit der Anstieg allein auf<br />

die Zugabe von Gärsubstrat zurückzuführen<br />

ist, kann zum jetzigen<br />

Zeitpunkt noch nicht genau gesagt<br />

werden.<br />

Durch die Speisereste, die teilweise<br />

aus entpackten Lebensmitteln<br />

bestehen, sind Folienschnipsel<br />

im entwässerten Klärschlamm und<br />

im Zentratwasser als Schwimmstoffe<br />

vorhanden. Negative Auswirkungen<br />

sind dadurch nicht festzustellen.<br />

Der Klärschlamm wird thermisch<br />

verwertet und der Überlauf des<br />

Zentratbehälters führt in den Zulauf<br />

der Kläranlage und somit vor die<br />

Rechenanlage. Durch die intensive<br />

Durchmischung der Faulbehälter<br />

mittels Gas-Einpresslanzen ist die<br />

Bildung einer Schwimmstoff decke<br />

in den Faulbehälter so gut wie<br />

ausgeschlossen.<br />

Durch die Annahme der Fettabscheiderinhalte<br />

seit 2011 und der<br />

Speisereste ab 2012 hat sich der Personalaufwand<br />

für die Verwaltung<br />

März 2014<br />

272 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

und den Betrieb der CO-Vergärung<br />

geringfügig erhöht. Der Gesamtaufwand<br />

der CO-Vergärung beträgt<br />

unter 100 Stunden pro Jahr. Dies<br />

entspricht ca. 1 % der Personalkosten<br />

des <strong>Abwasser</strong>zweckverbandes.<br />

2.4 Ergebnis<br />

Im Bild 12 sind die Strommengen in<br />

kWh der Jahre 2009–2012 abgebildet.<br />

Es ist deutlich zu erkennen,<br />

dass sowohl der Stromverbrauch<br />

der Kläranlage als auch der Anteil<br />

des Strombezugs zurückgegangen<br />

ist. Gleichzeitig hat die Stromeinspeisung<br />

(Stromverkauf) zugenommen.<br />

Auch die Stromerzeugung<br />

hat, aufgrund der Zugabe von<br />

Gärsubstrat, zugenommen.<br />

Auch das neue 50 kW-BHKW<br />

trägt, durch den besseren Wirkungsgrad,<br />

zur Verbesserung der Strombilanz<br />

bei. Die Summe der Einnahmen<br />

durch den Stromverkauf und der<br />

KWK-Zulage sind erstmals 2012 höher<br />

als die Ausgaben für den Strombezug<br />

(siehe Bild 13).<br />

2.5 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kann man sagen,<br />

das durch Stromeinsparungen und<br />

durch die Steigerung der ei genen<br />

Stromerzeugung die Klär anlage<br />

Biberach energieneutral geworden ist.<br />

Das heißt, dass der Stromverbrauch<br />

mit der Stromerzeugung<br />

über ein Jahr bilanziert (unterm<br />

Strich) gleich ist bzw. mehr Strom<br />

erzeugt als verbraucht wird.<br />

Allerdings wird bei Schwachlastzeiten<br />

Strom vom EVU bezogen,<br />

während in Hochlastzeiten Strom an<br />

das EVU abgegeben werden kann.<br />

In Zukunft wird angestrebt, mehr<br />

Strom für die Kläranlage selbst zu<br />

erzeugen, was aber aufgrund der geringen<br />

Gasspeicherkapazität (600 m³)<br />

sehr schwierig wird. Eine ausgeklügelte<br />

Technik zur Steuerung der<br />

BHKW und auch der Großverbraucher<br />

(Zentrifuge) soll hier behilflich sein.<br />

Die Einspeisemenge soll, wegen<br />

der zurzeit geringen Vergütungen,<br />

nicht weiter gesteigert werden.<br />

Eine energieautarke Kläranlage,<br />

wie manchmal behauptet wird, ist<br />

mit der heutigen Technik nicht<br />

möglich. Ein Anschluss an das<br />

öffentliche Stromnetz ist für einen<br />

sicheren Betrieb unverzichtbar.<br />

Auf die erzeugte thermische<br />

Energie wird nicht näher eingegangen,<br />

da ein Überschuss vorhanden<br />

ist. Fossile Brennstoffe werden seit<br />

einigen Jahren nicht mehr eingesetzt.<br />

In Tabelle 1 wurden die Stromparameter<br />

der Jahre 2009 und 2012<br />

bilanziert gegenübergestellt.<br />

Das im Jahre 2005 gesetzte Ziel,<br />

zeitnah energieneutral zu sein, ist<br />

erreicht.<br />

Auch aus finanzieller Sicht, unter<br />

Berücksichtigung aller Kosten (Investitions-/Abschreibungskosten,<br />

Betriebsaufwand sowie Einnahmen<br />

aus Fettabscheideranlieferungen) ist<br />

das Konzept erfolgreich. Dies kommt<br />

dem <strong>Abwasser</strong>gebührenzahler zugute.<br />

Tabelle 1. Übersicht der Stromparameter.<br />

Ergebnisse Strombilanz 2009 / 2012 Prozent<br />

Strombezug vom EVU (Einkauf) – 72,4<br />

Stromerzeugung (eigene BHKW) + 9,6<br />

Stromeinspeisung (Verkauf) + 77,7<br />

Stromverbrauch Kläranlage (berechnet) – 12,0<br />

Eigenstromversorgung (Jahresbilanz) + 20,1<br />

Dies war und wird auch in Zukunft<br />

nur möglich sein, wenn:<br />

••<br />

weitgehend alle Prozesse und<br />

Steuerungen vollautomatisch ablaufen,<br />

••<br />

einwandfrei funktionierende Messtechnik<br />

vorhanden ist,<br />

••<br />

Übersichtliche und vollständige<br />

Dokumentationen/Aufzeichnungen<br />

vorhanden sind,<br />

••<br />

und vor allem, das gesamte Kläranlagenpersonal<br />

aktiv mitwirkt<br />

(im Betrieb, bei Optimierungen<br />

und bei der Planung)<br />

Literatur<br />

[1] Energieeffizienz kommunaler Kläranlagen.<br />

Umweltbundesamt. Autor<br />

Klaus Fricke. Stand 2009.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Abwasser</strong>zweckverband Kinzigund<br />

Harmersbachtal,<br />

Aldrin Mattes,<br />

Betriebsleiter,<br />

Hauptstraße 27,<br />

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Fax (07835) 6340-20,<br />

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<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

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März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 273


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Anforderungen an die Aufbereitung von <strong>Wasser</strong><br />

für Betriebs- und Prozesszwecke<br />

Edition<br />

Praxis der Aufbereitung von<br />

Betriebs- und Prozesswasser<br />

Im vorliegenden Buch wird der Stoff <strong>Wasser</strong> einer genauen Betrachtung unterzogen.<br />

Denn seine physikalischen und chemischen Eigenschaften bestimmen die Auswahl<br />

und den richtigen Betrieb von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist<br />

dabei die <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber einzusetzenden<br />

Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen ableiten. Die Eigenschaften des<br />

<strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen<br />

Temperatur und Druck beeinflusst.<br />

Für die Umsetzung in der Praxis werden Aufbereitungsverfahren ausführlich<br />

geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich vorgestellt und die<br />

notwendigen Grundlagen zu Planung und Betrieb von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

vermittelt.<br />

Reinhard Wolf<br />

1. Auflage 2014<br />

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Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />

1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7128-7<br />

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Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

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Ort, Datum, Unterschrift<br />

PAPAPB2013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: März Für 2014 die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher 274 Industrieverlag <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> oder vom Vulkan-Verlag <strong>Abwasser</strong>per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Die clevere Alternative zur Entsorgung<br />

Die Kreislaufführung von Prozesswasser sichert die Gewinne von morgen<br />

Dipl.-Ing. Jochen Freund, Leiter Produkt- & Absatzentwicklung<br />

Häufig wird das <strong>Abwasser</strong> von<br />

spezialisierten Firmen abgeholt<br />

und fachgerecht entsorgt. Das ist<br />

unkompliziert, aber auf Dauer sehr<br />

teuer. An dieser Stelle gibt es erhebliche<br />

Einsparpotenziale.<br />

Bei hausinterner Aufbereitung<br />

lassen sich mehr als 70 % Kosten<br />

einsparen. Wer z. B. jährlich 2 000 m³<br />

industrielle Abwässer aufbereitet statt<br />

entsorgt kann in 10 Jahren mehr als<br />

1 Mio. € einsparen. Somit rechtfertigt<br />

das Einsparpotenzial in fast<br />

allen Fällen Investitionen in <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen.<br />

Aber welche Aufbereitungsanlage<br />

ist die Richtige für<br />

meinen Betrieb?<br />

Am Markt gibt es viele Anbieter, die<br />

unterschiedliche Technologien anbieten,<br />

alle mit spezifischen Stärken<br />

und Schwächen. Die Vielfalt des<br />

Angebots macht die Auswahl<br />

schwierig.<br />

Welche Technologien gibt es?<br />

Die am häufigsten angewandten<br />

Verfahren für die Aufbereitung von<br />

industriellem Prozesswasser sind<br />

chemisch-physikalische Spaltanlagen,<br />

Membrananlagen und Vakuumdestillationssysteme<br />

(Bild 1).<br />

Welches ist die richtige<br />

Methode?<br />

In einigen Fällen gibt es für das aufzubereitende<br />

Prozesswasser nur eine<br />

optimale Methode, die sich über die<br />

anfallende Menge und den Grad der<br />

Verunreinigung des <strong>Wasser</strong>s bestimmen<br />

lässt. Sollte die Schmutzfracht<br />

fast ausschließlich anorganischer Art<br />

sein, lassen sich Membranfiltrationsverfahren<br />

ausschließen, weil sie zu<br />

aufwändig sind. Die Vakuumdestillation<br />

ist dann nicht geeignet, wenn<br />

das Prozesswasser Latex, Lack, Farbe<br />

oder Eiweiß enthält. Bild 2 zeigt,<br />

dass es einen großen Bereich gibt,<br />

in dem alle aufgeführten Verfahren<br />

anwendbar sind. In diesem Bereich<br />

gilt es, die Verfahren sorgfältig gegeneinander<br />

abzuwägen.<br />

Welche Kriterien sind für<br />

die Auswahl des Verfahrens<br />

wichtig?<br />

Zunächst gilt es, die Rahmenbedingungen<br />

festzulegen. Das wichtigste<br />

Kriterium ist die Qualität des aufbereiteten<br />

<strong>Wasser</strong>s. Die Qualitätsanforderungen<br />

sind die Basis für die<br />

Betrachtung aller folgenden Kriterien.<br />

An erster Stelle im Verfahrensvergleich<br />

stehen natürlich die Kosten.<br />

Neben den Investitionskosten gilt<br />

es aber auch die Betriebskosten zu<br />

betrachten. Was nützt ein niedriger<br />

Preis, wenn hohe Betriebskosten diesen<br />

Vorteil schnell wieder auffressen.<br />

Die Flexibilität des Verfahrens ist<br />

ebenso von großer Wichtigkeit. Wie<br />

reagiert das Aufbereitungssystem,<br />

wenn der Verschmutzungsgrad des<br />

aufzubereitenden <strong>Wasser</strong>s schwankt,<br />

Bild 1.<br />

Vakuumdestillationssysteme<br />

sparen Geld.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 275


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bild 2. Auswahlhilfe für Verfahren zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung.<br />

oder sich sogar die Zusammensetzung<br />

innerhalb kurzer Zeit komplett<br />

ändert?<br />

Letztendlich gilt es noch, die<br />

Zuverlässigkeit zu betrachten. Wie<br />

aufwändig ist die Bedienung der<br />

An lage? Inwieweit kann sich<br />

der Bediener bei Störungen selbst<br />

helfen.<br />

<strong>Abwasser</strong>frei, ist das<br />

wirtschaftlich?<br />

Viele Betriebe achten heute darauf,<br />

nachhaltig zu wirtschaften und Ressourcen<br />

zu schonen. Selbstauferlegte,<br />

strenge Umweltstandards gehen oft<br />

über die behördlich geforderten<br />

Grenzwerte hinaus. Dazu gehört natürlich<br />

auch der schonende Umgang<br />

mit wertvollen Frischwasserressourcen.<br />

Wenn der Betrieb abwasserfrei<br />

werden soll, oder wenn die Produktionsprozesse<br />

sehr reine Spülwässer<br />

benötigen, bietet sich die Vakuumdestillation<br />

an. Die Qualität des<br />

Destillats ist so hoch, dass keine bzw.<br />

wenige Nachbehandlungsschritte notwendig<br />

sind. Die entstehenden Destillate<br />

sind nahezu öl- und schwermetallfrei.<br />

Nur wenn extrem hohe<br />

Qualitätsanforderungen an das Prozesswasser<br />

gestellt werden, ist die<br />

Nachbehandlung in Ionentauschern<br />

notwendig.<br />

Bei anderen Aufbereitungskonzepten<br />

wie Membranverfahren oder<br />

chemisch physikalischen Verfahren<br />

ist es wirtschaftlicher, das <strong>Abwasser</strong><br />

gerade so weit aufzubereiten, dass<br />

es einleitfähig ist. In der Produktion<br />

wird dann aufbereitetes Stadtwasser<br />

verwendet, weil hier die Prozesskosten<br />

niedriger sind als die weitergehende<br />

Aufbereitung des bereits geklärten<br />

<strong>Abwasser</strong>s.<br />

Betrachtet man die Investitionsund<br />

Betriebskosten von Vakuumdestillationsanlagen<br />

im Bereich 100–<br />

30000 m³/Jahr bei Schmutzfrachten<br />

kleiner 8 %, zeigen sich auch die wirtschaftlichen<br />

Vorteile der Vakuumdestillationstechnologie.<br />

Zwar sind<br />

die Investitionskosten höher als bei<br />

anderen Verfahren, dafür sind aber<br />

die Betriebskosten unschlagbar<br />

günstig. In der chemisch physikalischen<br />

Behandlung fallen hohe<br />

Kosten für Verbrauchsmaterialien an,<br />

gleichzeitig ist die Bedienung, insbesondere<br />

bei einer breiten Palette<br />

von Inhaltsstoffen im Schmutzwasser,<br />

personalaufwändig und schwierig<br />

(Bild 3). Membrananlagen haben<br />

moderate Verbrauchswerte, jedoch<br />

sind die Mengen des zu entsorgenden<br />

Rückstands und damit die<br />

verbleibenden Entsorgungskosten<br />

hoch. Bild 4 zeigt einen Betriebskostenvergleich<br />

der drei Verfahren<br />

und verdeutlicht, dass die<br />

Bild 3. Vergleich Betriebskosten von Prozesswasseraufbereitungssystemen.<br />

Bild 4. Lebens zyklus kostenvergleich von Prozesswasser<br />

auf bereitungs systemen.<br />

März 2014<br />

276 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />

Zum Hintergrund: Aufbereitungsverfahren für industrielle Abwässer<br />

Chemisch-physikalische Behandlung Membranfiltration Vakuumdestillation<br />

In chemisch physikalischen Anlagen<br />

wird das Prozesswasser in geeigneter<br />

Reihen folge mit Chemikalien versetzt,<br />

sodass die Verunreinigungen als Feststoffe<br />

ausfallen. Die Feststoffe werden<br />

abfiltriert und entsorgt. Alternativ oder<br />

ergänzend werden Verunreinigungen<br />

über Ionentauscher kolonnen abgetrennt.<br />

Das Filtrat kann in der Regel<br />

in die Kanalisation eingeleitet werden.<br />

In Membrananlagen wird das Prozesswasser<br />

über wasserdurchlässige<br />

Membranen filtriert. Die Verunreinigungen<br />

werden zurückgehalten und<br />

in flüssiger Form entsorgt. Das Filtrat<br />

kann i. d. R. in die Kanalisation eingeleitet<br />

werden.<br />

In Vakuumdestillationsanlagen wird<br />

das verunreinigte <strong>Wasser</strong> unter Vakuum<br />

verdampft. Die Wärmeenergie des<br />

entstehenden Dampfes wird verwendet,<br />

um das zulaufende Prozesswasser<br />

zu verdampfen, daher sind die Anlagen<br />

sehr energieeffizient. Das entstehende<br />

Destillat kann i. d. R. im Kreislauf<br />

geführt werden. Die Verdampfungsrückstände<br />

werden entsorgt.<br />

Vakuumdestillationstechnologie den<br />

höheren Investitionspreis bereits<br />

nach rund zwei Jahren durch geringere<br />

Betriebskosten amortisiert.<br />

Auch in Bezug auf Flexibilität und<br />

Sicherheit setzt die Vakuumdestillation<br />

Maßstäbe. Moderne<br />

Systeme passen sich automa tisch<br />

schwankenden Prozess wasserqualitäten<br />

an. Geringe Anpassungen<br />

erlauben es, morgen galvanische<br />

Prozesswässer in einem System<br />

aufzubereiten, die eigentlich für<br />

die Behandlung von verbrauchten<br />

Kühlschmierstoff emulsionen konzipiert<br />

war.<br />

Clevere Wartungskonzepte und<br />

intelligente Prozessvisualisierungen<br />

verbessern die Systemverfügbarkeit<br />

und erleichtern die Bedienung.<br />

Insofern sind moderne Vakuumdestillationssysteme<br />

ebenso zuverlässig<br />

wie der spezialisierte Entsorgungsbetrieb,<br />

der die anfallenden<br />

Abwässer regelmäßig abholt.<br />

Zusammenfassung<br />

Bild 2 gibt hinreichende Informationen<br />

über optimale Aufbereitungsverfahren<br />

für industrielle Abwässer<br />

in Abhängigkeit vom anfallenden<br />

Volumen und der Schmutzfracht. In<br />

den Bereichen, in denen mehrere<br />

Verfahren möglich sind, dominiert<br />

die Vakuumdestillation aus wirtschaftlichen<br />

Gründen. In den Randbereichen<br />

empfiehlt es sich, je nach<br />

Qualitätsanforderungen über Verfahrenskombinationen<br />

(z. B. Membrananlagen<br />

plus Vakuumdestillation<br />

zur Aufbereitung der Konzentrate)<br />

nachzudenken.<br />

Kontakt:<br />

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März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 277


| FOKUS<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

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Sanierung von Quellfassungen<br />

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gewinnung und klammert die Mineralwasser-, Thermalwasserund<br />

Heilwasserquellen bewusst aus, da hier andere Bewertungsmaßstäbe<br />

und Nutzungskonzepte gelten. Mit dieser Neuerscheinung über den<br />

Bau und Betrieb von Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung wird<br />

die Reihe der Standardwerke zur <strong>Wasser</strong>gewinnung im Deutschen Industrieverlag<br />

fortgeführt. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Betreiber<br />

wie Planer und Genehmigungsbehörden, die mit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: März Für 2014 die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher 278 Industrieverlag <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> oder vom Vulkan-Verlag <strong>Abwasser</strong>per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

© KIT<br />

<strong>Wasser</strong>forschung und -lehre am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

##<br />

Auf den Spuren des gesamten <strong>Wasser</strong>kreislaufs<br />

##<br />

Lehre trifft Forschung<br />

##<br />

Denken in großem Maßstab: der <strong>Wasser</strong>bauingenieur Johann Gottfried Tulla<br />

Institute und Forschungsbereiche<br />

##<br />

EBI: <strong>Wasser</strong>chemie – In Sachen <strong>Wasser</strong>qualität unterwegs<br />

##<br />

IfH: Hydromechanik – Numerische Experimente im Visier<br />

##<br />

IWG: <strong>Wasser</strong>bau, Hydrologie, Siedlungswasserwirtschaft – Quantitativer und<br />

qualitativer Blick aufs <strong>Wasser</strong><br />

##<br />

AGW: Hydrogeologie – Angewandte Forschung rund ums Grundwasser<br />

##<br />

IFG: Grenzflächen-Mikrobiologie – Wie ticken Biofilme?<br />

##<br />

IMK-IFU: Weltweit in wassersensitiven Regionen aktiv<br />

##<br />

IAB: Angewandte Biologie – Mikroorganismen in Brennstoffzellen und Minenwässern<br />

##<br />

ITAS: Ohne nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management keine nachhaltige Entwicklung<br />

Kooperationen<br />

##<br />

TZW: Forschung für Praxis und Nachhaltigkeit<br />

##<br />

HVZ-LUBW: Hochwasservorhersagen im Stundentakt


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Das Hauptportal<br />

des „Campus<br />

Süd“ verweist<br />

auf die<br />

universitären<br />

Wurzeln<br />

des KIT.<br />

© KIT<br />

Auf den Spuren des gesamten <strong>Wasser</strong>kreislaufs<br />

Das KIT verfolgt konsequent Grundlagenforschung und Entwicklung<br />

anwendungsreifer Technologien in der <strong>Wasser</strong>forschung<br />

Die <strong>Wasser</strong>forschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) steht für die Erforschung des gesamten<br />

<strong>Wasser</strong>kreislaufs. Die Wissenschaftler zahlreicher Institute betrachten alle Umweltkompartimente (Atmosphäre,<br />

kritische Bodenzone, Oberflächengewässer, Aquifere) in natürlichen und anthropogen genutzten Systemen<br />

und auf unterschiedlichen Skalen (Mikro- bis Flussgebietsskala).<br />

Forschung und Innovation im<br />

Bereich <strong>Wasser</strong> sind am KIT eng<br />

mit der Sicherung regionaler <strong>Wasser</strong>ressourcen,<br />

der Minderung von<br />

<strong>Wasser</strong>risiken und der umweltschonenden<br />

<strong>Wasser</strong>nutzung verbunden.<br />

Als eine der größten Wissenschaftseinrichtungen<br />

Europas steht das KIT<br />

in der Verantwortung, das Zusammenwirken<br />

von Wissenschaft und<br />

Wirtschaft so mitzugestalten, dass<br />

Forschungsergebnisse optimal in<br />

den Markt gelangen. „Deshalb spielt<br />

der Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung<br />

und der Entwicklung<br />

von anwendungsreifen Technologien<br />

und Dienstleistungsprodukten<br />

auch eine bedeutende Rolle<br />

in der <strong>Wasser</strong>forschung am KIT“,<br />

erläutert Dr.-Ing. Ulrike Scherer, die<br />

am KIT die <strong>Wasser</strong>forschung koordiniert.<br />

Darüber hinaus ist Karlsruhe ein<br />

„sehr geeigneter“ Standort für<br />

anwendungsorientierte Fragestellungen<br />

in der <strong>Wasser</strong>forschung.<br />

Denn in der Region haben sich zahlreiche<br />

nicht universitäre Forschungseinrichtungen<br />

und Behörden<br />

angesiedelt wie die Bundesanstalt<br />

für <strong>Wasser</strong>bau (BAW), das<br />

DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

(TZW, siehe Seite 302), die Landesanstalt<br />

für Umwelt, Messungen und<br />

Naturschutz Baden-Württemberg<br />

inklusive der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale<br />

(LUBW-HVZ, siehe<br />

Seite 304), der <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverband<br />

Baden-Württemberg (WBW)<br />

und das Landwirtschaftliche Technologie<br />

Zentrum Augustenberg<br />

(LTZ). Scherer: „Aufgrund der hohen<br />

räumlichen Konzentration von Stakeholdern<br />

im <strong>Wasser</strong>bereich und<br />

den traditionell starken Ingenieurwissenschaften<br />

am KIT ergeben sich<br />

zahlreiche Synergien.“<br />

An der <strong>Wasser</strong>forschung<br />

beteiligte Institute<br />

Das KIT weist eine sehr hohe Dichte<br />

an Instituten auf, die nahezu die<br />

gesamte Breite der <strong>Wasser</strong>forschung<br />

von den Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

über die Technologieentwicklung<br />

bis hin zu den<br />

Gesellschaftswissenschaften ab -<br />

decken. Ein Großteil der <strong>Wasser</strong>forschungsinstitute<br />

ist im ehemaligen<br />

Universitätsbereich des KIT angesiedelt.<br />

Dieser umfasst die Disziplinen<br />

<strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />

(Engler-Bunte-Institut, EBI;<br />

siehe Seite 288), Hydromechanik<br />

(Institut für Hydromechanik, IfH;<br />

siehe Seite 289), <strong>Wasser</strong>bau und<br />

<strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft, Hydrologie,<br />

Siedlungswasserwirtschaft und<br />

<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft (Institut für<br />

<strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung,<br />

IWG; siehe Seite 291) sowie das<br />

WWF-Aueninstitut in Rastatt, das<br />

seit 2004 in das KIT integriert ist.<br />

Eine starke Schnittmenge zwischen<br />

<strong>Wasser</strong>forschung und Geowissenschaften<br />

wird durch die beiden Professuren<br />

Hydrogeologie (siehe Seite<br />

295) sowie Mineralogie und Geochemie<br />

begründet.<br />

Diese Disziplinen werden durch<br />

das Institut für Funktionelle Grenz-<br />

März 2014<br />

280 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

flächen flankiert, das in der Helmholtz-Großforschung<br />

aktiv ist. Insbesondere<br />

die Abteilung Mikrobiologie<br />

an natürlichen und technischen<br />

Grenzflächen (IFG; siehe<br />

Seite 296) sowie das Kompetenzzentrum<br />

für Materialfeuchte tragen<br />

wesentlich zur großen Breite der<br />

<strong>Wasser</strong>forschung am KIT bei. Die<br />

<strong>Wasser</strong>forschung am Institut für<br />

Funktionelle Grenzflächen wird im<br />

Frühjahr 2014 durch eine neue Professur<br />

für <strong>Wasser</strong>technologie weiter<br />

ausgebaut. Ein thematischer Fokus<br />

dieser Professur liegt auf Mem b-<br />

rantechno logien zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

in ariden Gebieten.<br />

Die Kombination von universitärer<br />

Forschung und Großforschung<br />

verwirklichte das Institut für Meteorologie<br />

und Klimaforschung (IMK)<br />

schon lange vor der Gründung des<br />

KIT. Das Institut besteht aus vier<br />

Bereichen, wovon zwei bereits seit<br />

mehr als zwei Jahrzehnten sowohl<br />

im Forschungszentrum Karlsruhe<br />

als auch in der Universität Karlsruhe<br />

verankert waren. Im Mittelpunkt<br />

stehen atmosphärische Prozesse in<br />

der Troposphäre (IMK-TRO) und<br />

atmosphärische Spurengase und<br />

Fernerkundung (IMK-ASF). Ein dritter<br />

Institutsbereich, die atmosphärische<br />

Aerosolforschung (IMK-AAF),<br />

betreibt das KIT gemeinsam mit<br />

dem Institut für Umweltphysik der<br />

Universität Heidelberg. Die Atmosphärische<br />

Umweltforschung (IMK-<br />

IFU; siehe Seite 297) in Garmisch-<br />

Partenkirchen bildet den vierten<br />

Institutsbereich mit einem starken<br />

KIT – Ergebnis einer erfolgreichen Fusion<br />

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist<br />

deutschlandweit die bisher einzigartige Fusion<br />

einer Universität mit einer außeruniversitären<br />

Großforschungseinrichtung. Seit dem 1. Oktober<br />

2009 existiert das KIT als eine Institution, in der<br />

sich beide Missionen der vorherigen Institutionen<br />

vereinen: einer Landesuniversität mit Aufgaben in<br />

Lehre und Forschung sowie einer Großforschungseinrichtung<br />

der Helmholtz-Gemeinschaft mit programmorientierter<br />

Vorsorgeforschung zur<br />

Zukunftssicherung.<br />

Dieser Schritt führte zur größten Forschungs- und<br />

Lehreinrichtung Deutschlands, mit rund 9 000<br />

Beschäftigten, 24 000 Studierenden und mehr als<br />

300 Professoren.<br />

Der Universitätscampus firmiert nach der Fusion<br />

unter „Campus Süd“, das Forschungszentrum<br />

unter „Campus Nord“ und die Atmosphärische<br />

Umweltforschung in Garmisch-Partenkirchen<br />

unter „Campus Alpin“. Neu hinzugekommen ist<br />

der „Campus Ost“ auf dem Gelände einer früheren<br />

Kaserne in der Oststadt von Karlsruhe.<br />

Fokus auf <strong>Wasser</strong>-, Energie- und<br />

Stoffaustauschprozessen zwischen<br />

Boden, Vegetation und Atmosphäre.<br />

Darüber hinaus entstehen zahlreiche<br />

Synergien zwischen der <strong>Wasser</strong>forschung<br />

und angrenzenden<br />

Disziplinen wie den Angewandten<br />

Biowissenschaften (siehe Seite 299),<br />

der Geodäsie und Fernerkundung,<br />

der Geoökologie sowie den Instituten<br />

für Regionalwissenschaften und<br />

für Technikfolgenabschätzung und<br />

Systemanalyse (ITAS; siehe Seite 300)<br />

an der Schnittstelle von Mensch<br />

und Technik.<br />

Kontakt:<br />

Dr.-Ing. Ulrike Scherer,<br />

Koordination <strong>Wasser</strong>forschung,<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Hermann-von-Helmholtz-Platz 1,<br />

76344 Eggenstein-Leopoldshafen,<br />

Tel. (0721) 608-48230,<br />

E-Mail: ulrike.scherer@kit.edu<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 1.indd 1 29.11.2012 18:46:38<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 281


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Lehre trifft Forschung<br />

Das KIT führt seine Studierenden mit anwendungsorientierten Lehrmodulen<br />

an die Praxis heran<br />

Das KIT bietet eine Vielzahl von Studiengängen, in denen <strong>Wasser</strong> eine wichtige Rolle spielt. Derzeit entwickeln<br />

die Verantwortlichen außerdem einen neuen internationalen Masterstudiengang mit dem Arbeitstitel „Water<br />

Science and Engineering“, der eine Ausbildung in der gesamten Breite der am KIT vertretenen <strong>Wasser</strong>forschungsdisziplinen<br />

in verschiedenen Vertiefungsrichtungen ermöglichen soll.<br />

Alles klar für<br />

die Studierenden<br />

am KIT:<br />

Der Schulterschluss<br />

von<br />

Universität<br />

und Großforschungszentrum<br />

eröffnet<br />

neue Wege in<br />

der Ausbildung.<br />

© Harry Marx/KIT<br />

Am KIT wird die Lehre im Bereich<br />

<strong>Wasser</strong> eng an die Forschung<br />

gekoppelt. Forschungs- und anwendungsorientierte<br />

Lehrmodule führen<br />

die Studierenden sehr früh an<br />

groß angelegte Forschungsprojekte<br />

heran. Durch den Schulterschluss<br />

von Universität und Großforschungszentrum<br />

zum KIT profitieren<br />

nicht zuletzt auch die Studierenden<br />

in erheblichem Maße. Die<br />

erzielten Synergieeffekte verbessern<br />

die Studienbedingungen<br />

wesentlich. Indem Wissenschaftler<br />

aus dem Großforschungsbereich an<br />

der Lehre mitwirken, stehen mehr<br />

Dozenten zur Verfügung, was ein<br />

breiteres Lehrangebot, mehr Themen<br />

für Abschlussarbeiten und eine<br />

insgesamt höhere Betreuungsqualität<br />

sicherstellt.<br />

Im Folgenden werden die bereits<br />

laufenden Studiengänge vorgestellt,<br />

die einen starken Bezug zum<br />

Thema <strong>Wasser</strong> aufweisen. Wie die<br />

meisten <strong>Wasser</strong>institute sind auch<br />

die wasserorientierten Studiengänge<br />

in den KIT-Fakultäten für<br />

Bauingenieurwesen, Geo- und<br />

Umweltwissenschaften sowie Chemieingenieurwesen<br />

und Verfahrenstechnik<br />

angesiedelt.<br />

Bachelor- und Masterstudiengang<br />

Bauingenieurwesen<br />

Das Bachelorstudium Bauingenieurwesen<br />

gliedert sich in ein dreisemestriges<br />

Grundstudium sowie ein<br />

dreisemestriges Grundfachstudium.<br />

Der Ausbildungsschwerpunkt im<br />

Grundstudium liegt auf der Vermittlung<br />

ingenieurwissenschaftlicher<br />

Grundlagen, während im Grundfachstudium<br />

die fachwissenschaftlichen<br />

Grundkenntnisse in den<br />

Hauptarbeitsgebieten des Bauingenieurs<br />

gelehrt werden.<br />

Der Masterstudiengang Bauingenieurwesen<br />

führt in der Regelstudienzeit<br />

von vier Fachsemestern<br />

zum Studienabschluss mit dem akademischen<br />

Grad des „Master of<br />

Science“. Die im Bachelorstudium<br />

erworbenen wissenschaftlichen<br />

Qualifikationen sollen weiter vertieft<br />

und ergänzt werden. Dies<br />

geschieht in fünf Schwerpunkten,<br />

März 2014<br />

282 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

aus denen die Studierenden zwei<br />

Schwerpunkte wählen.<br />

Die Aufgaben von Bauingenieuren,<br />

die den Schwerpunkt „<strong>Wasser</strong><br />

und Umwelt“ vertiefen, umfassen<br />

die Erarbeitung von technisch fundierten<br />

Lösungen für eine effiziente<br />

und nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung<br />

sowie die Planung, Realisierung<br />

und den Betrieb der dazu<br />

notwendigen Infrastrukturbauten<br />

und technischen Anlagen. In diesem<br />

Schwerpunkt werden fortgeschrittene<br />

Kenntnisse zur Strömungsmechanik,<br />

der <strong>Wasser</strong>- und<br />

Stoffdynamik in Umweltsystemen<br />

sowie zum integrierten Flussgebietsmanagement<br />

vermittelt.<br />

Die Studierenden können darüber<br />

hinaus aus einem breit gefächerten<br />

Modulkatalog wählen. Dieser<br />

umfasst:<br />

##<br />

die Vorhersage, Bewertung und<br />

das Management von Naturund<br />

Umweltgefahren wie z. B.<br />

Hochwasser,<br />

##<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung und -aufbereitung<br />

sowie die Sammlung,<br />

Behandlung und Entsorgung von<br />

Abwässern und Regenwasser,<br />

##<br />

die <strong>Wasser</strong>ressourcenbewirtschaftung<br />

(Grund- und Oberflächenwasser),<br />

##<br />

die <strong>Wasser</strong>kraftnutzung,<br />

##<br />

den Gewässerschutz und die<br />

Ge wässerrenaturierung.<br />

Darüber hinaus erwerben Bauingenieure<br />

Spezialkenntnisse, um in<br />

dem komplexen Spannungsfeld<br />

zwischen einerseits der Nutzung<br />

und andererseits der Erhaltung<br />

natürlicher Umweltsysteme den<br />

steigenden Anforderungen an den<br />

Umweltschutz gerecht zu werden<br />

und die Lebens- und Wirtschaftsräume<br />

des Menschen nachhaltig zu<br />

gestalten.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bgu.kit.edu/261.php<br />

Bachelor- und Masterstudiengang<br />

Geoökologie<br />

Geoökologie ist eine interdisziplinäre<br />

Umweltnaturwissenschaft. Sie<br />

zielt auf das Verständnis der Funktions-<br />

und Wirkungsweise der Ökosphäre,<br />

insbesondere um Probleme<br />

im Zusammenhang mit der<br />

menschlichen Nutzung zu erkennen<br />

und zu lösen. Hierbei werden<br />

alle Umweltkompartimente (Lithosphäre,<br />

Biosphäre, Atmosphäre,<br />

Hydrosphäre, Pedosphäre) sowie<br />

sämtliche Nutzungen und Einflüsse<br />

des Anthroposystems einbezogen.<br />

Diese komplexe Aufgabe ist nur<br />

interdisziplinär zu lösen und erfordert<br />

ergänzend ingenieurwissenschaftliche,<br />

verfahrenstechnische<br />

und ökonomisch-gesellschaftliche<br />

Ansätze. Als Hochschulstandort, der<br />

aus einer ehemaligen Technischen<br />

Hochschule hervorgegangen ist,<br />

ermöglicht das KIT den Studierenden<br />

der Geoökologie einen engen<br />

Kontakt zu Ingenieurstudiengängen.<br />

Insbesondere im Masterstudiengang<br />

bestehen zahlreiche vertiefende<br />

Ausbildungsangebote im<br />

Bereich <strong>Wasser</strong>, wie z. B. in der Hydrologie,<br />

dem Grundwasserschutz,<br />

der Fließgewässerentwicklung, der<br />

<strong>Wasser</strong>chemie und der Verfahrenstechnik<br />

in der Siedlungswasserwirtschaft.<br />

Durch die Integration des<br />

WWF-Auen-Instituts hebt sich das<br />

Geoökologiestudium in Karlsruhe<br />

auch durch besondere Ausbildungskapazitäten<br />

im Bereich der Gewässer-<br />

und Auenökologie hervor.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.kit.edu/studieren/2347.php<br />

© Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung/KIT<br />

Bachelor- und Masterstudiengang<br />

Angewandte<br />

Geowissenschaften:<br />

Der Studiengang „Angewandte<br />

Geowissenschaften“ am KIT vermittelt<br />

Grundlagen in der Geologie,<br />

Mineralogie, Petrologie, Geochemie,<br />

Hydrogeologie, Ingenieurgeologie,<br />

Geothermie und Petrophysik.<br />

Zudem sind die Baustofftechnologie,<br />

Geodäsie, Geoinformatik, Geoökologie,<br />

Geophysik und <strong>Wasser</strong>-<br />

Statement<br />

Schon früh werden<br />

Studierende<br />

an Forschungsprojekte<br />

herangeführt:<br />

Abflussmessung<br />

mit dem Tracer<br />

Uranin bei der<br />

hydrologischen<br />

Geländeübung<br />

in den Alpen<br />

(Ebnit, Vorarlberg,<br />

Österreich).<br />

▶▶<br />

„Hier am KIT sind wir<br />

davon überzeugt, dass ein<br />

forschungsorientiertes<br />

Profil in Studium und<br />

Lehre eine optimale Basis<br />

für eine erfolgreiche<br />

Tätigkeit unserer Absolventinnen<br />

und Absolventen<br />

in Gesellschaft, Wissenschaft<br />

und Wirtschaft<br />

und für lebenslanges Lernen<br />

bildet. Durch das enge Miteinander von Ingenieur-,<br />

Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

werden besonders in einem so ausgeprägt<br />

interdisziplinären Feld wie der<br />

<strong>Wasser</strong>forschung einzigartige Wissensräume<br />

erschlossen. Unsere Studierenden erhalten spannende<br />

und frühe Einblicke in wissenschaftliche<br />

Projekte rund ums Thema <strong>Wasser</strong>, getreu dem<br />

KIT-Prinzip „Lehre folgt Forschung“.<br />

Prof. Dr. rer. nat. Alexander Wanner,<br />

Vizepräsident für Lehre und akademische Angelegenheiten<br />

© KIT<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 283


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

wirtschaft in die Ausbildung integriert.<br />

Da es sich beim Studium der<br />

Angewandten Geowissenschaften<br />

am KIT um einen mathematischnaturwissenschaftlich<br />

ausgerichteten<br />

Studiengang handelt, werden in<br />

den ersten Semestern des Bachelorstudiengangs<br />

vor allem solide<br />

Grundlagen in Mathematik, Physik<br />

und Chemie vermittelt. Im 5. und<br />

6. Semester wird das geowissenschaftliche<br />

Fachwissen vertieft.<br />

Ein starker Bezug zum Thema<br />

<strong>Wasser</strong> wird bereits im Bachelorstudiengang<br />

durch die Hydrogeologie<br />

und Aquatische Geochemie hergestellt.<br />

Das Masterstudium umfasst<br />

einen Pflicht- und Wahlbereich. Im<br />

Wahlbereich werden zahlreiche<br />

Module zur Vertiefung in der Hydrogeologie<br />

(z. B. Grundwasserökologie,<br />

Karsthydrologie, Grundwassermodellierung),<br />

der Geothermie und<br />

der <strong>Wasser</strong>chemie angeboten. Das<br />

Kursangebot wird durch begleitende<br />

Gelände- und Laborübungen<br />

sowie Exkursionen unterstützt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.agw.kit.edu/studium.php<br />

Weiterführende Schlüsselqualifikationen<br />

Internationaler<br />

Master studiengang<br />

Resources Engineering<br />

Dieser wasserorientierte Masterstudiengang<br />

bietet ein interdisziplinäres<br />

Studium zu Themen wie <strong>Wasser</strong>kraft,<br />

<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />

Infrastrukturplanung oder<br />

integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement.<br />

Die Schwerpunkte der<br />

Lehrinhalte der Module sind dabei<br />

auf ingenieur-, geo- und umweltwissenschaftliche<br />

Aspekte für<br />

erkenntnisorientierte Grundlagenforschung<br />

und innovative Technologien<br />

der <strong>Wasser</strong>forschung, aber<br />

auch zur Förderung von Entwicklungsprozessen<br />

ausgerichtet. Absolventen<br />

dieses Studienganges setzen<br />

sich auf der ganzen Welt für<br />

einen nachhaltigen Um gang mit<br />

der Ressource <strong>Wasser</strong> ein.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bgu.kit.edu/resources-engineering/<br />

english/<br />

Bachelor- und<br />

Master studiengang<br />

Chemieinge nieurwesen<br />

und Verfahrenstechnik<br />

Das Chemieingenieurwesen bzw.<br />

die Verfahrenstechnik ist eine interdisziplinäre<br />

Ingenieurwissenschaft,<br />

die im Spannungsfeld zwischen<br />

Maschinenbau, technischer Physik,<br />

Mathematik, physikalischer und<br />

technischer Chemie entstanden ist.<br />

Aufgabe der Chemieingenieure/<br />

Verfahrenstechniker ist es, natürlich<br />

vorkommende Stoffe durch physikalische,<br />

chemische und biologische<br />

Prozesse in Substanzen mit<br />

neuen, gewünschten Eigenschaften<br />

umzuwandeln. Ferner nehmen sich<br />

Chemieingenieure und Verfahrenstechniker<br />

der Abfallprodukte der<br />

Industriegesellschaft an und entwickeln<br />

Methoden zur Reinhaltung<br />

von Luft und <strong>Wasser</strong> sowie zur<br />

Beseitigung bzw. Aufarbeitung von<br />

Reststoffen.<br />

Im Bachelorstudiengang stehen<br />

die beiden Studienrichtungen Chemieingenieurtechnik<br />

(CIT) und Verfahrenstechnik<br />

(VT) zur Auswahl. In<br />

CIT wird die Chemieausbildung<br />

stärker betont, während in der VT<br />

die Ingenieurfächer umfangreicher<br />

sind.<br />

Mit dem Profilfach „<strong>Wasser</strong>qualität<br />

und Verfahrenstechnik der <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />

wird<br />

bereits im Bachelorstudiengang<br />

eine Vertiefungsmöglichkeit im Be -<br />

reich <strong>Wasser</strong> angeboten. Das Profilfach<br />

vermittelt die grundlegenden<br />

Prozesse bei der Trink- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

sowie Kenntnisse<br />

zur Beurteilung der <strong>Wasser</strong>qualität.<br />

Im Masterstudiengang können<br />

neben einem Pflichtprogramm zwei<br />

Vertiefungsfächer gewählt werden.<br />

Die Vertiefungsfächer <strong>Wasser</strong>technologie,<br />

Umweltschutzverfahrenstechnik,<br />

Lebensmittelverfahrenstechnik<br />

sowie Lebensmittelwissenschaft<br />

und Trinkwasser haben einen<br />

starken Bezug zum Thema <strong>Wasser</strong>.<br />

Neben den fachlichen Kompetenzen, die Studierende in den einzelnen Studiengängen<br />

erwerben, und der umfangreichen Einbindung in die Forschung will das KIT von<br />

Anfang an weiterführende Qualifikationen vermitteln, wie z. B. Teamfähigkeit, Kreativität<br />

bei der fachlichen Problemlösung, projektorientiertes Handeln und interkulturelle<br />

Kompetenz.<br />

Hierzu bietet das House of Competence (HoC) ein umfassendes Angebot von Schlüsselqualifikationen,<br />

welches für eine weitere überfachliche Berufsqualifizierung innerhalb<br />

der Studiengänge sorgt. Studierende können aus zahlreichen Veranstaltungen zu Kultur,<br />

Politik, Wissenschaft, Technik oder Fremdsprachen wählen sowie an Kompetenzund<br />

Kreativitätswerkstätten teilnehmen.<br />

Als weitere übergeordnete Institution wurde das Karlsruher House of Young Scientists<br />

(KHYS) gegründet, das Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler als Kommunikations-<br />

und Interaktionsplattform nutzen und das sie während der Promotion begleitet<br />

sowie bei der weiteren Karriereplanung unterstützt.<br />

Weitere Informationen: www.hoc.kit.edu und www.khys.kit.edu<br />

Weitere Informationen:<br />

www.kit.edu/studieren/2387.php<br />

Bachelor- und<br />

Master studiengang<br />

Bioingenieurwesen<br />

Bioingenieurwesen ist eine interdisziplinäre<br />

Ingenieurwissenschaft, die<br />

ihren Fokus auf die technische Nutzung<br />

biologischer und biotechnologischer<br />

Prozesse legt. Dies verlangt<br />

vom Bioingenieur, biologische<br />

Grundlagen, wie Genetik, Zellbiologie,<br />

Enzymtechnik, Mikrobiologie,<br />

aber auch Pharmazie und Medizin,<br />

mit den Grundlagen und Werkzeugen<br />

traditioneller Ingenieurdiszipli-<br />

März 2014<br />

284 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

nen, wie Maschinenbau, Chemieingenieurwesen<br />

und Verfahrenstechnik,<br />

zu verbinden. Entsprechend<br />

dem Bachelorstudiengang Chemieingenieurwesen<br />

und Verfahrenstechnik<br />

kann im 5. und 6. Semester<br />

durch die Wahl des Profilfachs „<strong>Wasser</strong>qualität<br />

und Verfahrenstechnik<br />

der <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />

ein Schwerpunkt im Themenbereich<br />

<strong>Wasser</strong> gesetzt werden. Die<br />

Vertiefungsmöglichkeiten im Masterstudiengang<br />

zum Thema <strong>Wasser</strong><br />

entsprechen dem Masterstudiengang<br />

Chemieingenieurwesen und<br />

Verfahrenstechnik.<br />

Begleitende<br />

Übungen und<br />

Tutorien haben<br />

in der Lehre<br />

am KIT einen<br />

großen Stellenwert:<br />

Laborpraktikum<br />

am<br />

Mikroskop im<br />

Institut für<br />

Angewandte<br />

Biowissenschaften.<br />

© Nicole Brinnel /<br />

KIT<br />

Weitere Informationen:<br />

www.kit.edu/studieren/2378.php<br />

Neben den beschriebenen Studiengängen<br />

spielt das Thema <strong>Wasser</strong><br />

ebenfalls eine bedeutende Rolle im<br />

Masterstudiengang Regionalwissenschaft<br />

sowie in den Bachelorund<br />

Masterstudiengängen Meteorologie,<br />

Geophysik und Biologie.<br />

Darüber hinaus besteht im Bachelor-<br />

und Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen<br />

sowie dem<br />

Lehramtsstudiengang Naturwissenschaft<br />

und Technik die Möglichkeit,<br />

Module aus den verschiedenen<br />

<strong>Wasser</strong>instituten des KIT zu wählen.<br />

Willkommen in Ihrem Erfolgslabor.<br />

Instrumentelle Analytik l Labortechnik l Biotechnologie l analytica Conference<br />

Connecting Global Competence<br />

Internationale Spitze in<br />

den Bereichen Analytik,<br />

Labortechnik und Biotechnologie.<br />

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und Tickets unter<br />

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• Treffen Sie die internationalen Key Player aus Praxis<br />

und Wissenschaft in fünf Hallen.<br />

• Erleben Sie reale Laborwelten in drei Live Labs,<br />

unter anderem zum Thema Lebensmittel- und<br />

Kunststoffanalytik sowie Gen- und Bioanalytik.<br />

• Erfahren Sie alles zum Thema Arbeitsschutz<br />

und -sicherheit.<br />

• Seien Sie auf der analytica Conference dabei, wenn<br />

die wissenschaftliche Top-Elite in den Dialog tritt.<br />

1.–4. April 2014<br />

Messe München<br />

24. Internationale Leitmesse<br />

für Labortechnik, Analytik, Biotechnologie<br />

und analytica Conference<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 285


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Der Oberrhein<br />

in der Übergangszone<br />

nördlich von<br />

Straßburg vor<br />

seiner Begradigung<br />

und<br />

danach (rot).<br />

Gut zu erkennen<br />

sind die<br />

vielen kleinen<br />

Inseln vor der<br />

Begradigung<br />

des Rheinlaufs<br />

(Kartenmaterial<br />

aus dem Generallandesarchiv<br />

Karlsruhe).<br />

© Reproduktion B.<br />

Waibel/IWG, Modifikation<br />

J. Camut<br />

Lauf des Rheins 1838<br />

Denken in großem Maßstab<br />

Der <strong>Wasser</strong>bauingenieur Johann Gottfried Tulla begradigte den Oberrheinlauf,<br />

der Fluss schrumpfte um ein Viertel seiner ursprünglichen Länge<br />

„Kein Strom oder Fluß, also auch nicht der Rhein, hat mehr als ein Flußbett nötig.“ Unter dieser Maxime legte<br />

der Oberingenieur und Offizier im badischen Staatsdienst Johann Gottfried Tulla 1809 den Grundstein für ein<br />

Großvorhaben, das weit über seinen Tod im Jahr 1828 hinausging: die Begradigung des Oberrheins.<br />

Zahlreiche Überschwemmungen<br />

ganzer Dörfer in den Rheinschleifen<br />

vor allem zwischen Karlsruhe<br />

und Speyer, aber auch weiter<br />

stromaufwärts sorgten verstärkt seit<br />

dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts<br />

für tiefe Verunsicherung in der<br />

badischen Bevölkerung entlang des<br />

Oberrheinlaufs. Nicht selten mussten<br />

die Bewohner ihre Dörfer sogar<br />

ganz aufgeben, weil sie in den <strong>Wasser</strong>massen<br />

des Flusses untergingen.<br />

Land und Eigentum vor den<br />

Hochwasserfluten zu schützen, das<br />

setzte der badische Ingenieur Tulla<br />

als eigentliches Ziel seiner 1809<br />

erstmals öffentlich vorgetragenen<br />

Idee einer Rheinbegradigung.<br />

Nebeneffekte waren Gewinnung<br />

von nutzbarem Ackerboden und<br />

Rückgang der Malaria durch Verschwinden<br />

der sumpfigen Flussauen<br />

sowie ein dauerhafter Grenzverlauf<br />

zu Frankreich und der Pfalz,<br />

der nicht mehr abhängig war von<br />

einem sich ständig verlagernden<br />

Flussbett.<br />

Um diese Ziele zu erreichen,<br />

agierte der Staatsdiener nach einem<br />

umfassenden Konzept: „Für den<br />

<strong>Wasser</strong>- und Straßenbau eines Landes<br />

sollte immer ein General-Plan –<br />

ein Ideal, wie alles sein sollte – zur<br />

Leitung aller Unternehmungen aufgestellt<br />

sein“, forderte Tulla. Sein<br />

Idealplan sah vor, das Strombett tiefer<br />

zu legen. Der Hauptstrom sollte,<br />

zwischen zwei Ufern und Schutzdeichen<br />

eingefasst, stärker erodieren<br />

und sich selbst tiefer eingraben. So<br />

würde sich der Grundwasserspiegel<br />

senken, das Gelände entsumpft und<br />

trockengelegt.<br />

In der Mäanderzone im nördlichen<br />

Abschnitt des Oberrheins<br />

zwischen Karlsruhe und Mannheim,<br />

wo fast überall schon ein Hauptstrom<br />

bestand, wurden die ausgreifenden<br />

Schlingen an ihren engsten<br />

Stellen durchstochen, der erste<br />

Durchstich erfolgte im Jahr 1817 in<br />

der Gemeinde Knielingen (heute ein<br />

Stadtteil von Karlsruhe). Zuvor<br />

wurde ein Leitkanal ausgegraben,<br />

danach die Ufer mit Faschinen und<br />

Steinen befestigt und Deiche<br />

gebaut. In der Furkationszone im<br />

südlichen Abschnitt von Basel bis<br />

nördlich von Straßburg hingegen<br />

war ein allmähliches Zurückdrängen<br />

der verschiedenen Stromarme in ein<br />

einziges Hauptbett erforderlich.<br />

Tullas Generalplan beeindruckt<br />

durch seinen Umfang, weniger<br />

durch bahnbrechende neue Ideen.<br />

Der Günstling des badischen Markgrafen<br />

dachte in großem Maßstab<br />

und legte mit dem ersten Durchstich<br />

1817 den Grundstein für das<br />

März 2014<br />

286 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

größte Bauvorhaben, das bis zu diesem<br />

Zeitpunkt in Deutschland in<br />

Angriff genommen worden war.<br />

Der Rhein zwischen Basel und<br />

Worms wurde um fast ein Viertel<br />

seiner Länge, von 345 auf 273 Kilometer<br />

gekürzt. Dutzende von<br />

Durchstichen waren nötig, über<br />

2 200 Rheininseln wurden beseitigt.<br />

Allein entlang der Strecke zwischen<br />

Basel und Straßburg wurden Inseln<br />

und Halbinseln mit einer Fläche von<br />

weit über 1 000 km² abgetragen<br />

und 240 Kilometer Hauptdeiche<br />

errichtet, für die fünf Millionen m³<br />

Material verfüllt wurden. In dem<br />

Jahrzehnt nach 1860 belief sich die<br />

Zahl der verbauten Faschinen auf<br />

bis zu 800 000 pro Jahr.<br />

Nicht nur der Materialaufwand<br />

war enorm, auch die zeitliche<br />

Dimension beeindruckt. Bei den<br />

20 Durchstichen, die nördlich von<br />

Karlsruhe in der Mäanderzone in<br />

den Jahren 1817 bis 1878 durchgeführt<br />

wurden, betrug die durchschnittliche<br />

Zeitspanne zwischen<br />

Durchstich und Stabilisierung des<br />

neuen Flusslaufs fast neun Jahre.<br />

Noch zeitaufwendiger war die Aufgabe<br />

in der Furkationszone zwischen<br />

Baden und dem Elsass. Hier<br />

waren die Inseln besonders zahlreich<br />

und hier mussten auch die<br />

größten Mengen des vom Fluss mitgeführten<br />

Geschiebes abtransportiert<br />

werden. Unter diesen Voraussetzungen<br />

konnten die Arbeiten an<br />

einem einzigen Abschnitt der Be -<br />

gradigung bis zu ihrem Abschluss<br />

eine ganze Generation dauern, so<br />

etwa in Freistett von 1820 bis 1864.<br />

Das Ende seines Großvorhabens<br />

erlebte Johann Friedrich Tulla nicht<br />

mehr. Er starb 1828 58-jährig nach<br />

einem langen Blasenleiden in Paris.<br />

Die Begradigung des Oberrheinlaufs<br />

wurde 1876 abgeschlossen.<br />

Tulla war der erste, der den Lauf<br />

des Oberrheins verändert hat. Weitere<br />

Eingriffe, die das heutige<br />

Erscheinungsbild prägen, erfolgten<br />

jedoch erst später beim Ausbau des<br />

Rheins zu einer Bundeswasserstraße.<br />

Aus heutiger Sicht kann<br />

gefolgert werden, dass Tullas vordringliches<br />

Ziel – die Bevölkerung in<br />

Baden vor den Hochwasserfluten zu<br />

schützen – weitgehend erreicht<br />

wurde. Damit einher gingen allerdings<br />

eine Verlagerung der Hochwasserrisiken<br />

auf die Unterlieger<br />

sowie ein Verlust des Artenreichtums<br />

durch die Verminderung und<br />

Abtrennung von Überschwemmungsflächen.<br />

Tulla – Begründer der ersten deutschen Ingenieurschule<br />

Johann Gottfried Tulla wurde am 20. März 1770<br />

als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Karlsruhe<br />

geboren. 1797 trat er als Landvermesser in den<br />

Dienst des Markgrafen Karl-Friedrich von Baden.<br />

Tulla wurde vom Markgrafen gefördert und gezielt<br />

auf seine Aufgabe vorbereitet. In mehreren Studienreisen,<br />

unter anderem in die Niederlande, nach<br />

Frankreich, Hamburg, Skandinavien, Sachsen und<br />

Böhmen, vertiefte er seine Kenntnisse. Bei der<br />

badischen Straßen- und <strong>Wasser</strong>baudirektion stieg<br />

er zum Oberdirektor auf. Es folgte die Ernennung<br />

zum Oberst. 1823 wurde ihm die gesamte badische<br />

<strong>Wasser</strong>- und Straßenbauverwaltung unterstellt.<br />

Neben der Begradigung des Oberrheins trug<br />

er zur topografischen Vermessung Badens bei und<br />

richtete ein Pegelsystem am Rhein und seinen<br />

Nebenflüssen ein.<br />

Im Jahr 1807 gründete Tulla in Karlsruhe die erste<br />

deutsche Ingenieurschule. Zusammen mit der<br />

Bauschule des badischen Oberbaudirektors<br />

Ölbild von Tulla im Bestand der<br />

Fakultät für Bauingenieur-, Geound<br />

Umweltwissenschaften des<br />

KIT. © Reproduktion B. Waibel/IWG<br />

Friedrich Weinbrenner ging aus ihr im Jahr 1825 die Polytechnische Schule (später<br />

Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT)) hervor. Karlsruhe<br />

besitzt somit eine der ältesten technischen Hochschulen Deutschlands.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 287


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

In Sachen <strong>Wasser</strong>qualität unterwegs<br />

Der Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie am EBI entwickelt geeignete<br />

Strategien und Lösungsansätze zur Risikobeurteilung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Bild 1. Wechselwirkungen, Reaktionen und Transformationen<br />

von Nanopartikeln (NP) in wässrigen<br />

Systemen (OM: org. Materie, f: funktionelle Gruppen).<br />

Das Verständnis dieser Prozesse trägt dazu<br />

bei, das Verhalten von synthetischen NP in der<br />

Umwelt und die sich daraus ergebenden Risiken<br />

besser zu verstehen sowie technische Systeme zu<br />

ihrer Entfernung aus der <strong>Wasser</strong>phase (z. B. bei der<br />

Trinkwasseraufbereitung) zu optimieren. Damit<br />

wird auch ein Beitrag zur umweltschonenden Produktion<br />

und Verwendung von NP geleistet. (verändert<br />

nach Delay, M. und Frimmel, F.: Nanoparticles<br />

in aquatic systems. Analytical and Bioanalytical<br />

Chemistry, 2012, 402: 583-592.)<br />

Der Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie<br />

und <strong>Wasser</strong>technologie am<br />

Engler-Bunte-Institut (EBI) gehört<br />

zur Fakultät für Chemieingenieurwesen<br />

und Verfahrenstechnik. In<br />

den Forschungsschwerpunkten<br />

<strong>Wasser</strong>qualität, <strong>Wasser</strong>technologie,<br />

Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung und<br />

Biologische Grenzflächen orientieren<br />

sich die Mitarbeiter an den aktuellen<br />

Fragestellungen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Zusätzliche Praxisnähe<br />

erfährt der Lehrstuhl dabei durch<br />

die Angliederung einer Forschungsstelle<br />

des Deutschen Vereins des<br />

Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V. (DVGW).<br />

Zahlreiche Kooperationen mit nationalen<br />

und internationalen Gruppen<br />

bereichern die Arbeit am Lehrstuhl.<br />

Die Qualität von <strong>Wasser</strong> ist zweifelsfrei<br />

von fundamentaler ökologischer<br />

Bedeutung und bestimmt darüber<br />

hinaus dessen Nutzbarkeit, insbesondere<br />

zur Trinkwassergewinnung.<br />

Neben anorganischen Hauptinhaltsstoffen<br />

spielen in diesem<br />

Zusammenhang natürlich vorkommende<br />

organische Substanzen wie<br />

etwa Huminstoffe sowie anthropogen<br />

verursachte organische Spurenstoffe<br />

(z. B. Pharmaka und Pestizide),<br />

Schwermetalle und natürliche sowie<br />

synthetische Nanopartikel (Bild 1)<br />

eine wichtige Rolle. „Wir untersuchen<br />

den Eintrag, das Verhalten, Umsetzungen<br />

und Auswirkungen dieser<br />

Substanzen in aquatischen Systemen<br />

mithilfe leistungsfähiger analytischer<br />

Methoden“, berichtet Prof.<br />

Dr. rer. nat. Harald Horn. Daraus leitet<br />

das Team um den Lehrstuhlinhaber<br />

geeignete Strategien und Lösungsansätze<br />

zur Risikobeurteilung und<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung ab.<br />

Im Mittelpunkt der Forschung<br />

im Arbeitsfeld <strong>Wasser</strong>technologie<br />

Statement<br />

Bild 2. Brackwasserentsalzungsanlage in Karameh,<br />

Jordanien. Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung<br />

eines übertragbaren Ansatzes für integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />

in der Region des unteren<br />

Jordantals, die häufig unter <strong>Wasser</strong>knappheit leidet.<br />

Dabei werden auf lokaler Ebene das Potenzial und<br />

die Herausforderungen des Einsatzes von Membrantechnologien<br />

für die Aufbereitung von hochsalzigem<br />

Brunnen-, Quell- oder Grundwasser untersucht. Mögliche<br />

Anwendungsgebiete sind die landwirtschaftliche<br />

Bewässerung, die Grundwasseranreicherung und<br />

die Trinkwasserversorgung. Projekt der DVGW-<br />

Forschungsstelle.<br />

© STULZ-PLANAQUA GmbH<br />

„In den Studiengängen Chemieingenieurwesen,<br />

Verfahrenstechnik und Bioingenieurwesen<br />

vermitteln wir den Studierenden die<br />

relevanten chemischen, biologischen und<br />

physikalischen Prozesse aquatischer Systeme.<br />

Dazu zählen die Bestimmung, das Vorkommen<br />

und das Verhalten von geogenen<br />

und anthropogenen Stoffen sowie von Mikroorganismen<br />

– sowohl in technischen als<br />

auch natürlichen Systemen. Neben der chemischen<br />

und biologischen <strong>Wasser</strong>qualität<br />

stellen wir die verfahrenstechnischen Aspekte der Trinkwasseraufbereitung,<br />

<strong>Wasser</strong>nutzung und <strong>Abwasser</strong>behandlung in den Mittelpunkt<br />

der Lehre.<br />

In diversen Praktika und Exkursionen zu Ver- und Entsorgungsunternehmen<br />

werden die Lehrinhalte auch praktisch vermittelt. Viele<br />

Studierende sind zudem im Rahmen von Vertiefer-, Bachelor- und<br />

Masterarbeiten sowie als studentische Hilfskräfte aktiv in unsere<br />

Forschungsarbeiten integriert.“<br />

Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn,<br />

Inhaber des Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie am Engler-Bunte-<br />

Institut, Leiter der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>technologie<br />

© privat<br />

März 2014<br />

288 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

Bild 3. links: Photo von Biofilmaufwuchskörpern mit heterotrophem<br />

<strong>Abwasser</strong>biofilm (gelblich/orange); rechts: 3D-Rekonstruktion eines mit<br />

der optischen Kohärenztomographie aufgenommenen Datensatzes. Gitterelement<br />

200 µm × 200 µm. © EBI<br />

stehen der Einsatz von Membrantrennverfahren<br />

wie z. B. bei der<br />

Brackwasseraufbereitung (Bild 2),<br />

die Untersuchung und Minimierung<br />

der Foulingprozesse (organisch,<br />

biofouling, scaling), die Entfernung<br />

anthropogener Spurenstoffe mithilfe<br />

von Nanofiltration oder Hybridverfahren<br />

(Kopplung von Ultrafiltration<br />

mit Aktivkohle und/oder<br />

TiO2) sowie die Schwimmbadwasseraufbereitung.<br />

„Auch nach Aufbereitung und<br />

Nutzung bleibt <strong>Wasser</strong> für uns spannend“,<br />

kommentiert Horn. Die<br />

Arbeiten im Bereich der biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung lägen insbesondere<br />

in der Erforschung neuartiger<br />

Verfahren zur effizienten<br />

Stickstoffelimination (Deammonifikation)<br />

sowie der Prozessentwicklung<br />

und dem Prozessverständnis<br />

von Biofilmverfahren (z. B. aerobe<br />

Granula). Horn: „Dabei beschäftigen<br />

wir uns sowohl mit grundlegenden<br />

Fragestellungen zur Aktivität und<br />

zum Auftreten einzelner Mikroorganismengruppen<br />

und deren Interaktionen,<br />

zum anderen aber auch mit<br />

der technischen Realisierung vom<br />

Labormaßstab bis zur großtechnischen<br />

Umsetzung.“ Als biologische<br />

Grenzflächen oder „Biofilme“ werden<br />

mit Mikroorganismen (z. B. Bakterien,<br />

Algen) besiedelte Grenzflächen<br />

in der natürlichen und technischen<br />

Um welt bezeichnet. Zwischen<br />

der Struktur der Biofilme und<br />

ihrer Funktion als auch dem umgebenden<br />

Fluid bestehen zahlreiche<br />

Rückkopplungen. Durch den Einsatz<br />

mikroskopischer und spektroskopischer<br />

Verfahren zur Strukturaufklärung<br />

(Bild 3), Untersuchungen<br />

zum Stofftransport und<br />

Stoffumsatz (u. a. Sensortechnik)<br />

und der Kombination der Ergebnisse<br />

in mehrdimensionalen Simulationsansätzen<br />

sollen die der Biofilmbildung<br />

und -entwicklung zu -<br />

grunde liegenden Ge setz mäßigkeiten<br />

gefunden und verstanden<br />

werden.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn,<br />

Engler Bunte Institut (EBI),<br />

Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie,<br />

KIT,<br />

Engler-Bunte-Ring 1, 76131 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 608 4 2580,<br />

E-Mail: harald.horn@kit.edu,<br />

wasserchemie.ebi.kit.edu/<br />

Numerische Experimente im Visier<br />

Am Institut für Hydromechanik (IfH) zielt die Grundlagenforschung auf ein besseres<br />

Verständnis strömungsmechanischer Vorgänge<br />

Strömungsmechanische<br />

Vorgänge<br />

in den Fluiden <strong>Wasser</strong> und<br />

Luft besser verstehen. Das ist das<br />

Hauptziel der Grundlagenforschung<br />

am Institut für Hydromechanik (IfH).<br />

Dazu betrachten die Wissenschaftler<br />

um Institutsleiter Prof. Dr. Markus<br />

Uhlmann diese Vorgänge in ihrer<br />

natürlichen Umgebung, also in Binnen-<br />

und Küstengewässern, im<br />

Untergrund bzw. in der Atmosphäre<br />

und in technischen Anlagen. Zusätzlich<br />

zu den rein physikalischen<br />

Aspekten des Strömungsverhaltens<br />

untersuchen sie auch die Kopplung<br />

zum Wärme- sowie chemischen und<br />

biologischen Stofftransport einschließlich<br />

der damit verbundenen<br />

Umwandlungsprozesse.<br />

„Die Arbeitsgruppe Numerik ist<br />

Weltspitze im Bereich der Nutzung<br />

massiv-paralleler Rechnersysteme<br />

zur Simulation von turbulenten Strömungen“,<br />

urteilt Uhlmann. Dabei<br />

liegt der Fokus auf der Interaktion<br />

zwischen Fluid und festen Partikeln.<br />

Schon das Hinzufügen eines sehr<br />

kleinen Anteils an Partikeln kann die<br />

Fluidströmung maßgeblich beeinflussen:<br />

Dabei kann die Intensität<br />

turbulenter Schwankungen sowohl<br />

deutlich erhöht oder stark verringert<br />

werden – je nach Partikeleigenschaften.<br />

Sogenannte „direkte numerische<br />

Simulationen“ beginnen, sich in<br />

diesem Feld als echte „numerische<br />

Experimente“ zu etablieren, und helfen<br />

den Wissenschaftlern dabei, die<br />

Prozesse besser zu verstehen, indem<br />

bisher mit rein experimentellen<br />

Methoden unzugängliche Größen<br />

nun „messbar“ werden. Auf diese<br />

Weise analysieren die Wissenschaftler<br />

am IfH aktuell z. B. im Rahmen<br />

eines DFG-Projektes die Bildung von<br />

Riffeln und Dünen in <strong>Wasser</strong>strömungen<br />

anhand von numerischen<br />

Daten (Bild 1).<br />

▶▶<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 289


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

Bild 1. Simulation der Dünenbildung in turbulenter Kanalströmung mit<br />

voll aufgelösten kugelförmigen Partikeln. Die Partikel sind entsprechend<br />

ihrer vertikalen Position gefärbt. In grau dargestellt sind die<br />

intensiven Wirbelstrukturen. © IfH<br />

Bild 2. (links) Momentaufnahmen der Sauerstoffkonzentration im<br />

Experiment; (rechts) Oberflächen hoher Sauerstoffkonzentration in der<br />

numerischen Simulation. In beiden Fällen sind typische pilzförmige<br />

Strukturen zu erkennen. © IfH<br />

„Eine weitere Konfiguration, zu<br />

der wir derzeit aufwendige Simulationen<br />

durchführen, ist die Bewegung<br />

von sedimentierenden Partikeln –<br />

analog zu Regentropfen in der<br />

Atmosphäre – unter Einfluss einer<br />

turbulenten Strömung“, berichtet<br />

Statement<br />

„Bei Untersuchungen des<br />

Transfers von Gasen an<br />

Gas/Flüssigkeitsgrenzflächen<br />

konnte am Institut<br />

für Hydromechanik zum<br />

ersten Mal überhaupt<br />

simultan die Konzentration<br />

eines Gases und das<br />

momentane Geschwindigkeitsfeld<br />

in einem<br />

Gastransferversuch gemessen<br />

werden. Momentan wird dieses Problem noch<br />

durch den Einfluss der Wärmeübertragung im Fall<br />

von auskühlenden <strong>Wasser</strong>körpern – ähnlich der<br />

Situation in einem See bei Nacht – erweitert.“<br />

Prof. Dr. Markus Uhlmann,<br />

Leiter des Instituts für Hydromechanik<br />

© privat<br />

Uhlmann. In diesem Fall werden<br />

häufig sehr inhomogen verteilte Partikelkonzentrationen<br />

beobachtet,<br />

wodurch z. B. die Kollisionshäufigkeit<br />

stark beeinflusst wird. Letztere wiederum<br />

ist essenziell für eine präzise<br />

Vorhersage des Tropfenwachstums<br />

und letztendlich der Niederschlagswahrscheinlichkeit.<br />

„Die Simulationsdaten<br />

helfen uns, die verschiedenen<br />

theoretisch motivierten Hypothesen<br />

zu verifizieren“, so Uhlmann.<br />

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />

Umweltfluidmechanik un tersuchen<br />

den Transfer von Gasen an Gas/Flüssigkeitsgrenzflächen.<br />

„Dieser Prozess<br />

liegt z. B. der Ab sorption von<br />

Sauerstoff in <strong>Wasser</strong> zugrunde, wie<br />

er etwa in Binnenseen stattfindet“,<br />

erklärt Institutsleiter Uhlmann.<br />

Hierzu setzen die Mitarbeiter sowohl<br />

experimentelle als auch numerische<br />

Techniken ein. Ein Beispiel der<br />

Ergebnisse aus Experiment und<br />

Simulation aus einem Gastransferversuch,<br />

bei dem gleichzeitig die<br />

Gaskonzentration und das momentane<br />

Geschwindigkeitsfeld gemessen<br />

wurden, ist in Bild 2 zu sehen.<br />

Die angewandte Forschung am<br />

IfH befasst sich mit Problemstellungen<br />

aus dem Bauingenieurwesen<br />

(<strong>Wasser</strong>bau und Gebäudeaerodynamik),<br />

der Umwelttechnik (<strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />

<strong>Wasser</strong>- und Luftqualität,<br />

Sanierungstechnologien)<br />

und dem industriellen Anlagenbau.<br />

Relevante Fragestellungen sind<br />

dabei beispielsweise:<br />

##<br />

klassische Hydro- und Aerodynamik<br />

(dynamische Belastung,<br />

Bemessung, Betrieb):<br />

Wechselwirkung Strömung –<br />

Strukturen (natürliche Objekte<br />

wie Gehölze, Bauwerke wie z. B.<br />

Gebäude, Buhnen, Offshore-Energieanlagen,<br />

Kontrollbauwerke<br />

##<br />

Gewässerlandschaften (Binnenund<br />

Küstenbereich) und bodennahe<br />

Atmosphäre:<br />

grundlegende Untersuchungen<br />

zur Partikelbewegung (Sediment-<br />

und Schwebstofftransport,<br />

Schadstoffdispersion), Strömungs-<br />

und Stofftransportphänomene<br />

in Grenzschichten und<br />

geschichteten Strömungen, Einleitungen<br />

und Ausbreitung von<br />

kontaminierten (Stoffe, Wärme)<br />

Fluiden<br />

##<br />

Infrastruktur zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung und<br />

Klimatisierung:<br />

Mischungs- und Transportprozesse<br />

in Behältern (z. B. für Trinkwasser),<br />

Becken (z. B. für Sedimentation)<br />

und Gebäuden<br />

(Raumklima), Entwicklung von<br />

Prognosemodellen<br />

##<br />

Grundwasserschutzmaßnahmen:<br />

hydromechanische Aspekte von<br />

Stoffübergangsprozessen, Bilanzierungsansätze<br />

und Prognosemodellierung<br />

für Grundwasserverunreinigungen<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Markus Uhlmann,<br />

Institut für Hydromechanik,<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Otto-Ammann-Platz 1, 76131 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 608 4 7245,<br />

E-Mail: markus.uhlmann@kit.edu,<br />

www.ifh.kit.edu<br />

März 2014<br />

290 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

Unter einem Dach: der quantitative und<br />

qualitative Blick aufs <strong>Wasser</strong><br />

Im IWG vereinen sich <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft, Hydrologie sowie<br />

Siedlungswasserwirtschaft und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />

Die Geschichte des Instituts für<br />

<strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung<br />

(IWG) ist eng verknüpft mit der<br />

Entwicklung des <strong>Wasser</strong>baus in<br />

Deutschland. Seit Gründung der<br />

Polytechnischen Schule im Jahre<br />

1825 durch Johann Gottfried Tulla<br />

(siehe Seite 286) ist der <strong>Wasser</strong>bau<br />

in Karlsruhe beheimatet. Als erster<br />

ordentlicher Professor für <strong>Wasser</strong>bau<br />

wurde Theodor Rehbock 1899<br />

an die damalige Technische Hochschule<br />

Karlsruhe berufen. Mit der<br />

Gründung des inzwischen nach ihm<br />

benannten „Theodor-Rehbock-<strong>Wasser</strong>baulaboratoriums“<br />

(TRL) in Karlsruhe<br />

im Jahre 1901 wurde das wasserbauliche<br />

Versuchswesen in Karlsruhe<br />

etabliert und von dort aus in<br />

die Welt getragen. Heute umfasst<br />

das IWG die Fachbereiche <strong>Wasser</strong>bau<br />

und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft<br />

(Prof. Franz Nestmann), Hydrologie<br />

(Prof. Erwin Zehe) sowie Siedlungswasserwirtschaft<br />

und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />

(Dr. Stephan Fuchs).<br />

Die Professoren und ihre Teams<br />

setzen auf eine integrierte und fachübergreifende<br />

Herangehensweise,<br />

um sich in Forschung und Lehre den<br />

aktuellen und zukünftigen Fragestellungen<br />

zur nachhaltigen Nutzung<br />

der Ressource <strong>Wasser</strong> in ihrer<br />

vielfältigen Anwendung (Trink-,<br />

Brauchwasser, Energiespeicher,<br />

Transportmittel, Lebens- und Erholungsraum)<br />

zu stellen.<br />

Neben der Bearbeitung von<br />

grundlagenorientierten und angewandten<br />

Forschungsprojekten be -<br />

rät das IWG Behörden und Industrie<br />

als Partner bei der Entwicklung und<br />

Umsetzung praxisrelevanter Lö -<br />

sungsansätze für wasserwirtschaftliche<br />

Fragestellungen. Die dabei<br />

erzielten Erkenntnisse finden Eingang<br />

in die Ausbildung von Studierenden<br />

und gewährleisten so eine<br />

direkte Vernetzung von Forschung<br />

und Lehre. Das IWG unterstützt mit<br />

seinem Lehrangebot derzeit folgende<br />

Studiengänge: Bauingenieurwesen,<br />

Angewandte Geowissenschaften,<br />

Geodäsie und Geoinformatik,<br />

Geoökologie, Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und Resources Engineering.<br />

Kontakt:<br />

Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung<br />

(IWG),<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Kaiserstraße 12, 76131 Karlsruhe,<br />

www.iwg.kit.edu<br />

<strong>Wasser</strong>bau und<br />

<strong>Wasser</strong> mengenwirtschaft<br />

Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte<br />

des Fachbereiches unter der<br />

Leitung von Prof. Dr.-Ing. Franz Nestmann<br />

sind die Analyse und Simulation<br />

von Strömungsvorgängen in<br />

Fließgewässern und Infrastruktursystemen<br />

sowie die Planung wasserbaulicher<br />

Anlagen und Konzepte mit<br />

den dazugehörigen Betriebsstrategien.<br />

Diesem Fachbereich ist auch<br />

das Theodor-Rehbock-Laboratorium<br />

– laut Nestmann eines der ältesten<br />

<strong>Wasser</strong>baulabore der Welt – zugeordnet,<br />

in dem auf einer Gesamtfläche<br />

von 2 500 m² Versuchsstände mit<br />

automatisierter Mess-, Steuer- und<br />

Bild 1. Physikalisches Modell der FAA Geesthacht<br />

zur Detailoptimierung. © IWG<br />

Regeltechnik sowie ein Pumpensystem<br />

mit einer konstanten Förderleistung<br />

von bis zu 820 L/s zur Verfügung<br />

stehen. Neben den wasserwirtschaftlichen<br />

Grundaufgaben,<br />

wie z. B. der Bearbeitung von Hochwasserfragen<br />

oder der Bemessung,<br />

Steuerung und Regelung von <strong>Wasser</strong>kraftanlagen,<br />

sind u. a. vor dem<br />

Hintergrund der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

in den letzten Jahren neue<br />

Tätigkeitsfelder entstanden.<br />

So wurde am IWG beispielsweise<br />

Europas größte Fischaufstiegsanlage<br />

am Wehr Geesthacht mit physikalischen<br />

und numerischen Modellen<br />

untersucht (Bild 1 und 2) und im<br />

Hinblick auf die ethohydraulischen<br />

Anforderungen geometrisch optimiert.<br />

Durch die Kopplung von hy -<br />

▶▶<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 291<br />

Bild 2. Berechnete<br />

Fließgeschwindigkeiten<br />

im 3D-HN-<br />

Modell der<br />

FAA Geesthacht.<br />

© IWG


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

Bild 3. Pilotgebiet<br />

der<br />

automatisierten<br />

<strong>Wasser</strong>verlustanalyse.<br />

Statement<br />

„In Fortführung der langen<br />

Tradition des <strong>Wasser</strong>baus<br />

in Karlsruhe ist es<br />

mir ein besonderes Anliegen,<br />

Forschung an der<br />

Schnittstelle zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis<br />

zu betreiben. Als Partner<br />

von Behörden, Kommunen<br />

und Ingenieurbüros werden<br />

am IWG die Ergebnisse<br />

der wissenschaftlichen Forschung in anwendungsreife<br />

Methoden und Modelle überführt, wie<br />

z. B. die Entwicklung einer GIS-gestützten Simulationssoftware<br />

zur Erstellung von Hochwassergefahren-<br />

und Risikokarten für Neckar und Elbe.<br />

Zukunftsfähige Forschung darf dabei jedoch nicht<br />

an fachlichen oder politischen Grenzen haltmachen<br />

– nur durch integrierende Ansätze können<br />

nachhaltige Strategien entwickelt und umgesetzt<br />

werden.“<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Franz Nestmann,<br />

Fachbereich <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft<br />

am IWG<br />

© IWG<br />

drodynamisch-numerischen Modellen<br />

und physikalischen Modellen<br />

wurde die Methode der hybriden<br />

Modellierung in den letzten Jahren<br />

stark weiterentwickelt und kommt<br />

am IWG mittlerweile bei zahlreichen<br />

Projekten zum Einsatz.<br />

Zur Implementierung der Forschungsergebnisse<br />

in der wasserwirtschaftlichen<br />

Praxis werden bei<br />

Bedarf operationelle Werkzeuge<br />

entwickelt und nutzerangepasste<br />

Fachschalen auf unterschiedlichen<br />

Softwareplattformen programmiert.<br />

International ist das IWG federführend<br />

bei mehreren großen Forschungsverbünden<br />

im adaptiven/<br />

integrierenden <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />

(IWRM) im südostasiatischen<br />

Raum (Indonesien, Vietnam,<br />

Thailand) tätig.<br />

Projektbeispiel: Automatisierte<br />

Bilanzierung und Analyse der<br />

<strong>Wasser</strong>verluste in Trinkwasserversorgungsnetzen<br />

(AWaRe):<br />

<strong>Wasser</strong>verluste in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen<br />

führen zu einer<br />

erhöhten Beanspruchung der<br />

natürlichen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />

Außerdem verursachen sie zusätzlichen<br />

Energiebedarf für <strong>Wasser</strong>förderung<br />

und -aufbereitung und<br />

somit den Ausstoß vermeidbarer<br />

CO 2 -Emissionen. Die regelmäßige<br />

Ermittlung einer nach Zonen differenzierten<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz,<br />

die alle Komponenten der gewonnenen,<br />

eingespeisten und abgegebenen<br />

<strong>Wasser</strong>mengen erfasst, ist<br />

unerlässlich für die Ermittlung und<br />

Kontrolle der <strong>Wasser</strong>verluste sowie<br />

die wirtschaftliche Planung von<br />

Maßnahmen zur <strong>Wasser</strong>verlustreduzierung.<br />

Im Rahmen des BMBFgeförderten<br />

Verbundprojekts AWaRe<br />

wird ein Ansatz entwickelt, der es<br />

ermöglicht, weitgehend automatisiert<br />

<strong>Wasser</strong>verluste in einem System<br />

kontinuierlich zu überwachen<br />

und zu analysieren. Für die Automatisierung<br />

aufwendiger Datenverarbeitungsprozesse<br />

werden verschiedene<br />

IT-Systeme eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />

an ein GISbasiertes<br />

Analysewerkzeug angeschlossen.<br />

Lücken im Überwachungssystem<br />

werden über geeignete<br />

Näherungen und Simulationen<br />

geschlossen. <strong>Wasser</strong>verluste werden<br />

zonenweise effizient und präzise<br />

quantifiziert. Ursachen und<br />

Auswirkungen der <strong>Wasser</strong>verluste<br />

werden anhand technischer, ökonomischer<br />

und ökologischer Kriterien<br />

aufgeschlüsselt, um darauf basierend<br />

optimale Gegenmaßnahmen<br />

umzusetzen. Das Werkzeug wird bei<br />

den Stadtwerken Pforzheim in<br />

einem Pilotgebiet und anschließend<br />

im gesamten Versorgungsgebiet<br />

implementiert und getestet<br />

(Bild 3 und 4).<br />

Weitere Informationen:<br />

www.projekt-aware.de<br />

Bild 4. Spezifische reale <strong>Wasser</strong>verluste in den Zonen des Pilotgebiets<br />

und deren Bewertung gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392 (2003).<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Franz Nestmann,<br />

<strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft,<br />

Tel. (0721) 608-42194,<br />

E-Mail: franz.nestmann@kit.edu<br />

März 2014<br />

292 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

Bild 5. Praxisnahe Forschung: Bemessung wasserwirtschaftlicher Anlagen<br />

(hier die Hochwasserentlastung einer Talsperre).<br />

© Foto/Videoarchiv Ruhrverband<br />

Bild 6. Grundlagenforschung: Beregnungsversuche<br />

mit Farbtracern für hydrologische Prozessstudien.<br />

© Loes van Schaik<br />

Hydrologie<br />

Der Fachbereich Hydrologie wurde<br />

im Jahr 2011 durch die Berufung<br />

von Prof. Dr.-Ing. Erwin Zehe am KIT<br />

etabliert und führt die erfolgreiche<br />

Tradition des ehemaligen Instituts<br />

für Hydrologie und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

fort. Die praxisnahe Forschung<br />

(Bild 5) in der Hydrologie auf der<br />

einen Seite umfasst die Themen<br />

Hochwasservorhersage, Hochwasserbemessung<br />

von Rückhaltebauwerken<br />

insbesondere im Kontext<br />

des Klima- und Landnutzungswandels,<br />

die Echtzeitbewirtschaftung<br />

von Stauhaltungen und <strong>Wasser</strong>straßen,<br />

die Modellierung von partikulär<br />

transportierten Schadstoffen in großen<br />

Flussgebieten und den Transport<br />

und die Dynamik von Pflanzenschutzmitteln<br />

und Nährstoffen in<br />

ländlichen Gebieten.<br />

Die Grundlagenforschung (Bild 6)<br />

auf der anderen Seite fokussiert auf<br />

den <strong>Wasser</strong>kreislauf und seinen Einfluss<br />

auf die Landschaftsorganisation<br />

in kleinen und mittleren Flusseinzugsgebieten,<br />

die Entwicklung<br />

verbesserter Modellkonzepte zur<br />

Beschreibung von Fließ- und Transportvorgängen<br />

in strukturiert heterogenen<br />

Landschaften, die Entwicklung<br />

verbesserter hydrologischer<br />

Feldmessstrategien, die Entwicklung<br />

von Metriken für hydrologische<br />

Ähnlichkeit und Vorhersageunsicherheit<br />

und die Suche nach<br />

Organisationsprinzipien zur Erklärung<br />

der raum-zeitlichen Organisation<br />

des <strong>Wasser</strong>kreislaufs und von<br />

Landschaften.<br />

Aktuell untersucht das Team um<br />

Zehe im Rahmen der deutschluxemburgischen<br />

DFG-Forschergruppe<br />

‚CAOS’ (Catchments as Organized<br />

Systems), wie die Organisation<br />

von Landschaften das Zu -<br />

sammenspiel zwischen räumlich<br />

verteilten hydrologischen Prozessen<br />

und dem integralen Abflussgeschehen<br />

kontrolliert (weitere Informationen:<br />

www.caos-project.de).<br />

Neben einem eigenen Bodenlabor<br />

betreibt der Fachbereich<br />

Hydrologie mehrere Forschungseinzugsgebiete<br />

in einem breiten<br />

naturräumlichen Spektrum: Ebnit/<br />

Vorarlberg (1 km²), Weiherbach/<br />

Kraichgau (3,5 km²), Bühlot/Schwarzwald<br />

(33 km²) und Attert/Luxemburg<br />

(288 km²). Die Wissenschaftler<br />

arbeiten eng mit Partnern aus der<br />

hydrologischen Praxis (Behörden/<br />

Verwaltung, Verbände und Ingenieurbüros,<br />

z. B. HVZ siehe Seite 304)<br />

zusammen und gewährleisten so<br />

einen Transfer ihrer Forschung in<br />

die Praxis. So sind zum Beispiel die<br />

Softwarepakete ‚Hochwasser’ und<br />

‚Zeitreihenanalyse’, die von den Wissenschaftlern<br />

der Hydrologie am<br />

KIT entwickelt wurden, Standardwerkzeuge<br />

für die ingenieurhydrologische<br />

Planung.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. Erwin Zehe,<br />

Hydrologie,<br />

Tel. (0721) 608-43814,<br />

E-Mail: erwin.zehe@kit.edu<br />

Statement<br />

„Die Hydrologie spannt<br />

den Bogen von der hydrologischen<br />

Grundlagenforschung<br />

bis zur Ingenieurhydrologie,<br />

die beide eng<br />

miteinander verknüpft<br />

sind: Einerseits erwachsen<br />

aus der Grundlagenforschung<br />

langfristig verbesserte<br />

Prognose- und<br />

Bemessungswerkzeuge für<br />

die Ingenieurpraxis, andererseits stößt man häufig<br />

erst durch praxisorientierte Fragestellungen auf<br />

grundlegende Probleme.“<br />

Prof. Dr.-Ing. Erwin Zehe,<br />

Fachbereich Hydrologie am IWG<br />

Siedlungswasserwirtschaft<br />

und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />

Der Fachbereich unter der Leitung<br />

von Dr.-Ing. Stephan Fuchs gliedert<br />

sich in die Abteilungen „Verfahrenstechnik“,<br />

„<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft“<br />

und „Semi- und dezentrale Systeme“,<br />

die inhaltlich eng verzahnt<br />

sind. Die Abteilung „Verfahrens-<br />

▶▶<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 293<br />

© IWG


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

##<br />

Ressourcen- und Energiemanagement<br />

##<br />

Flussgebietsmanagement<br />

##<br />

Urbaner <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

##<br />

Angepasste Technologien<br />

Bild 7. Stickstoffemissionen aus punktförmigen und diffusen Quellen in<br />

den Rhein. © IWG<br />

technik“ erarbeitet Grundlagen zum<br />

ressourcen- und energieschonenden<br />

Umgang mit <strong>Abwasser</strong> oder<br />

allgemeiner mit den organischen<br />

Statement<br />

„Die Anwendung der bei<br />

uns erforschten Erkenntnisse<br />

zu ressourcen- und<br />

energieschonendem<br />

Umgang mit <strong>Abwasser</strong><br />

stellt einen wichtigen<br />

Bestandteil in unserer<br />

internationalen Zusammenarbeit<br />

dar. Nur so<br />

kann die Nachhaltigkeit<br />

von interdisziplinären<br />

Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

gewährleistet werden.<br />

Darüber hinaus ist die Betrachtung der Gewässersituation<br />

auf Ebene von Flusseinzugsgebieten integraler<br />

Bestandteil der europäischen Zusammenarbeit.<br />

Durch Abwägung verschiedener Maßnahmen<br />

zur Reduktion von Gewässerbelastungen gibt es<br />

im Flussgebietsmanagement wie fast sonst nirgendwo<br />

eine enge Verzahnung zwischen Umweltpolitik,<br />

Wirtschaftlichkeit und Beteiligung der<br />

Gesellschaft an Entscheidungsprozessen.“<br />

Dr.-Ing. Stephan Fuchs,<br />

Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft und<br />

<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft am IWG<br />

© IWG<br />

Reststoffen anthropogener Aktivitäten.<br />

Die Ergebnisse finden unmittelbare<br />

Umsetzung in den Arbeiten<br />

der Abteilung „Semi- und dezentrale<br />

Systeme“, die sich schwerpunktmäßig<br />

mit der Entwicklung und<br />

Umsetzung von integrierten und<br />

angepassten Lösungen zur <strong>Abwasser</strong>-<br />

und Abfallbehandlung in<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

befasst.<br />

Der Fokus der Abteilung „<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft“<br />

liegt auf der<br />

Erfassung und Bewertung der Wirkungen<br />

von Belastungen und belastungsmindernden<br />

Maßnahmen im<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf. Monitoring, Datenanalyse<br />

und Modellierung sind hierbei<br />

die wichtigsten Arbeitsansätze.<br />

Der Betrachtungshorizont geht<br />

dabei weit über die Siedlungsgebiete<br />

hinaus und erfasst Stoffeinträge<br />

aus verschiedenen Formen<br />

der Landnutzung innerhalb von<br />

Flussgebieten. Aus diesen Analysen<br />

resultieren Handlungsempfehlungen,<br />

die, wenn sie sich auf die Siedlungsgebiete<br />

beziehen, aufbauend<br />

auf verfahrenstechnischen Grundlagenuntersuchungen<br />

in Lösungskonzepte<br />

überführt und umgesetzt<br />

werden.<br />

Die Arbeitsschwerpunkte des<br />

Fachbereichs umfassen:<br />

Projektbeispiel MoRE<br />

Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie zielt<br />

auf einen guten ökologischen<br />

Zustand der Gewässer. Um den aktuellen<br />

Zustand der Gewässer zu<br />

beschreiben und ggf. Handlungsbedarf<br />

zu identifizieren, werden<br />

Modellwerkzeuge eingesetzt. Das<br />

Modellwerkzeug Modeling of Regionalized<br />

Emissions (MoRE) dient<br />

Deutschland als nationales Berichtsund<br />

strategisches Planungswerkzeug<br />

für die <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />

MoRE modelliert für die Flussgebiete<br />

Deutschlands zum einen die aktuelle<br />

Eintragssituation in die Gewässer für<br />

Nährstoffe und Schadstoffe und<br />

stellt diese in Form von Karten in<br />

einem Geobrowser dar (Bild 7). Zum<br />

anderen können in MoRE auch Szenarien<br />

zur Reduktion der derzeitigen<br />

Stoffeinträge umgesetzt werden. Die<br />

Bewertung von Maßnahmen zur<br />

Reduktion dieser Stoffeinträge<br />

erfolgt über die Wirksamkeit und<br />

Kosten der Maßnahmen.<br />

MoRE ist aufgrund seines generischen<br />

Rechenkerns sehr flexibel<br />

und nutzerfreundlich. Verschiedene<br />

Varianten von Eingangsdaten und<br />

Modellierungsansätzen kann der<br />

Nutzer ohne Programmierkenntnisse<br />

anlegen und validieren. MoRE<br />

wird am Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft<br />

und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />

des Instituts für <strong>Wasser</strong> und<br />

Gewässerentwicklung kontinuierlich<br />

weiterentwickelt.<br />

Kontakt:<br />

Dr.-Ing. Stephan Fuchs,<br />

Siedlungswasserwirtschaft und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft,<br />

Tel. (0721) 608-46199,<br />

E-Mail: stephan.fuchs@kit.edu<br />

März 2014<br />

294 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

Angewandte Forschung rund ums Grundwasser<br />

Die Hydrogeologen am Institut für Angewandte Geowissenschaften bearbeiten die<br />

ganze Bandbreite der Grundwasserforschung praxisnah<br />

Die Abteilung Hydrogeologie am<br />

Institut für Angewandte Geowissenschaften<br />

(AGW) des KIT deckt<br />

eine große thematische und methodische<br />

Bandbreite der Grundwasserforschung<br />

ab – von Beobachtungen,<br />

Messungen und Experimenten<br />

in der Natur über <strong>Wasser</strong>analytik im<br />

Labor bis hin zur numerischen<br />

Modellierung von Grundwasserströmung<br />

und Schadstofftransport.<br />

Schwerpunktmäßig widmen sich<br />

die Mitarbeiter um Abteilungsleiter<br />

Prof. Dr. Nico Goldscheider<br />

##<br />

der Karsthydrogeologie und<br />

der alpinen <strong>Wasser</strong>forschung,<br />

##<br />

grundwasserabhängigen<br />

Ökosystemen,<br />

##<br />

der nachhaltigen und integrierten<br />

Bewirtschaftung und dem<br />

Schutz von Grundwasserressourcen<br />

sowie<br />

##<br />

der Weiterentwicklung und<br />

Anwendung hydrogeologischer<br />

Markierungs- und Pumpversuche<br />

(Bild 1).<br />

Aktuelle Projekte befassen sich<br />

unter anderem mit dem integrierten<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />

in der Jordan-Region, mit dem<br />

Schutz des Stuttgarter Mineral- und<br />

Heilwassers und mit dem Einfluss<br />

von Klimawandel und Wetterextremen<br />

auf alpine Karstwasserressourcen.<br />

Im konsekutiven Bachelor- und<br />

Master-Studiengang Angewandte<br />

Geowissenschaften nimmt die Hydrogeologie<br />

mit insgesamt sieben<br />

Modulen einen breiten Raum ein.<br />

Neben zahlreichen Vorlesungen<br />

und Übungen werden auch praktische<br />

Labor- und Geländeübungen<br />

sowie zahlreiche Exkursionen angeboten<br />

unter anderem in die Alpen<br />

(Bild 2). Abschlussarbeiten im Be -<br />

reich Hydrogeologie werden oft in<br />

enger Kooperation mit den Stadtwerken<br />

Karlsruhe, dem Umweltamt<br />

Stuttgart, der Bundesanstalt für<br />

<strong>Wasser</strong>bau oder anderen Partnern<br />

aus der beruflichen Praxis angeboten.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Nico Goldscheider,<br />

Institut für Angewandte Geowissenschaften<br />

(AGW),<br />

Abteilung Hydrogeologie,<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Adenauerring 20b, 76131 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 608 4 5465,<br />

E-Mail: goldscheider@kit.edu,<br />

www.agw.kit.edu<br />

Bild 2. Studentenexkursion in ein vergletschertes Karstsystem in den<br />

Schweizer Alpen im Rahmen des Hydrogeologie-Moduls „Karst und Tracer“<br />

im Studiengang Angewandte Geowissenschaften. © Nico Goldscheider<br />

Bild 1. Eingabe eines ungiftigen Fluoreszenzfarbstoffs<br />

ins Blauhöhlensystem bei Blaubeuren. Durch<br />

Markierungsversuche können die unterirdischen<br />

Fließwege des Grundwassers erkundet und die Ausbreitung<br />

von Schadstoffen experimentell simuliert<br />

werden. © Andreas Kücha<br />

Statement<br />

„Hydrogeologie ist die<br />

Wissenschaft vom Grundwasser<br />

und seinen Wechselwirkungen<br />

mit den<br />

Gesteinen. In vielen Teilen<br />

der Welt ist Grundwasser<br />

die quantitativ wichtigste<br />

und qualitativ beste Süßwasserressource,<br />

wenn<br />

auch zunehmend bedroht<br />

durch Übernutzung, Versalzung<br />

und vielfältige Schadstoffeinträge aus<br />

Landwirtschaft, Bergbau und Industrie. Die Hydrogeologie<br />

befasst sich mit dem Vorkommen, der<br />

Bewegung, der Qualität, der Nutzung und dem<br />

Schutz des Grundwassers. Da das Grundwasser<br />

auf vielfältige Weise mit dem Klima, dem Boden,<br />

der Vegetation, Flüssen und Seen sowie mit der<br />

menschlichen Nutzung in Wechselwirkung steht,<br />

ist die Hydrogeologie immer eine interdisziplinäre<br />

und auch praxisnahe Wissenschaft.“<br />

Prof. Dr. Nico Goldscheider,<br />

Leiter der Abteilung Hydrogeologie am Institut für Angewandte<br />

Geowissenschaften (AGW)<br />

© AGW<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 295


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

Wie ticken Biofilme?<br />

Die Abteilung Grenzflächen-Mikrobiologie am IFG widmet sich den mikrobiologischen<br />

Aspekten der <strong>Wasser</strong>forschung<br />

Die Abteilung Mikrobiologie<br />

natürlicher und technischer<br />

Grenzflächen gehört zum Institut<br />

für Funktionelle Grenzflächen (IFG)<br />

am Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT). Im <strong>Wasser</strong>bereich deckt<br />

die Forschung der Abteilung mikrobiologische,<br />

molekularbiologische<br />

sowie biochemische Aspekte der<br />

<strong>Wasser</strong>qualität und -aufbereitung<br />

ab.<br />

Im Zentrum stehen adhäsive<br />

Mikroorganismen (Biofilme), deren<br />

Charakterisierung mit modernster<br />

Analytik (inkl. High Throughput<br />

Sequencing) vorgenommen wird.<br />

Der Schwerpunkt liegt vornehmlich<br />

auf den Funktionen der Biofilme<br />

(Transkriptomics, Metabolomics),<br />

insbesondere auf Stressantworten<br />

wie Persistenz bzw. Resistenz von<br />

Bakterien gegenüber adversen<br />

Statement<br />

„Unsere Expertise im<br />

Bereich Hygiene in der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />

-verteilung fließt zum<br />

einen in Untersuchungen<br />

des Verhaltens von Pathogenen<br />

im <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

ein, wie z. B. beim Projekt<br />

TransRisk. Zum anderen<br />

ist sie gefragt bei trinkwasserhygienischen<br />

und aufbereitungstechnischen<br />

Arbeiten z. B. beim Integrierten<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management in Indonesien.<br />

Das IWRM ist ein Großprojekt, an dem<br />

zahlreiche KIT-<strong>Wasser</strong>forschungsinstitute beteiligt<br />

sind und in dem neben dem integrierten <strong>Wasser</strong>management<br />

auch angepasste Aufbereitungsmethoden<br />

(appropriate technology) entwickelt<br />

werden.“<br />

Prof. Dr. Ursula Obst,<br />

Leiterin der Abteilung Mikrobiologie an nat. und technischen<br />

Grenzflächen, Stellvertretende Leiterin des Instituts für Funktionelle<br />

Grenzflächen (IFG)<br />

© privat<br />

Aufarbeitung von <strong>Wasser</strong>proben im Biochemie-Labor des Instituts für<br />

Funktionelle Grenzflächen. © IFG<br />

Bedingungen in der Umwelt oder<br />

auch bei Desinfektion.<br />

Hier konnten die Wissenschaftler<br />

um Abteilungsleiterin Prof. Dr.<br />

Ursula Obst mit molekularbiologischen<br />

Techniken bisher wesentliche<br />

Informationen über die Verbreitung<br />

von Antibiotika-Resistenzen über<br />

den <strong>Abwasser</strong>- und <strong>Wasser</strong>pfad<br />

sowie über bislang nicht beachtete<br />

Reparaturen von Zellschäden nach<br />

UV-Desinfektion und die biofilmstimulierende<br />

Wirkung von nichtlethalen<br />

Dosen von chlorhaltigen<br />

Desinfektionsmitteln erzielen. Die<br />

Stressforschung im Bereich Desinfektion<br />

ist u. a. verbunden mit Aktivitäten<br />

des Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie.<br />

Die gebündelte Expertise<br />

über Pathogene und Biozid-Resistenzen<br />

führte in enger Kooperation<br />

mit physikalisch ausgerichteten KIT-<br />

Instituten zur Entwicklung physikalischer<br />

Desinfektionsverfahren, vor<br />

allem für Klinikabwässer.<br />

Die Wechselwirkung von Biofilmen<br />

mit Grenzflächen spielt speziell<br />

bei Bodenpassagen und bei der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung und -verteilung<br />

eine bedeutende Rolle. Hierbei<br />

kooperiert die Abteilung Grenzflächen-Mikrobiologie<br />

mit anderen<br />

Bereichen der KIT-<strong>Wasser</strong>forschung,<br />

vor allem hinsichtlich Schadstoffumsetzungen<br />

und Stoffumsetzungen<br />

im Untergrund.<br />

Die Untersuchung von Pathogenen,<br />

Opportunisten u. ä. stellt einen<br />

weiteren wichtigen Forschungsschwerpunkt<br />

der Abteilung dar. Die<br />

Wissenschaftler wenden dabei<br />

neben klassischen Methoden eine<br />

Vielzahl molekularbiologischer Verfahren<br />

an, wie z. B. Real-Time PCR,<br />

DGGE-Analyse, Epifluoreszenzmikroskopie<br />

oder DNS/RNS-Analysen.<br />

Neben den mikrobiologischen<br />

Aktivitäten der Abteilung widmet<br />

sich eine Arbeitsgruppe der biochemischen<br />

Analytik. „Die Expertise<br />

dieser Gruppe und ihre Ausrüstung<br />

in der Massenspektrometrie gehören<br />

zu den umfangreichsten im KIT“,<br />

berichtet Obst. Neben hochempfindlichen<br />

Schadstoffuntersuchungen,<br />

auch im Rahmen wirkungsbe-<br />

März 2014<br />

296 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

zogener Analytik, bearbeitet die<br />

Gruppe immer häufiger komplexere<br />

Themen in der bioorganischen Massenspektrometrie<br />

wie mikrobielle<br />

Kommunikation (Interkingdom Signalling)<br />

und Metabolomics bei Biofilmen<br />

und Eukaryoten, die sowohl<br />

in der Hygiene als auch bei mikrobiellen<br />

Stoffumsetzungen wichtige<br />

Rollen spielen. Neben der hochauflösenden<br />

Analytik werden auch<br />

Kooperationen mit anderen KIT-Instituten<br />

im Bereich der zellfreien<br />

Mikrofluidik betrieben. „Diese eröffnen<br />

völlig neue Perspektiven bei<br />

Umsetzungs- und Aufbereitungsverfahren<br />

in der Biotechnologie<br />

und <strong>Wasser</strong>forschung“, urteilt Obst.<br />

Feldlabor für<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

im<br />

Rahmen des<br />

Großprojekts<br />

Integriertes<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management<br />

in Indonesien.<br />

© IFG<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Ursula Obst,<br />

Institut für Funktionelle Grenzflächen (IFG),<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Hermann-von-Helmholtz-Platz 1,<br />

76344 Eggenstein-Leopoldshafen,<br />

Tel. (0721) 608 2 6806,<br />

E-Mail: ursula.obst@kit.edu,<br />

www.ifg.kit.edu<br />

Weltweit in wassersensitiven Regionen aktiv<br />

Das Institut für Meteorologie und Klimaforschung spürt Veränderungen der<br />

Atmosphäre, des <strong>Wasser</strong>haushalts und der Ökosysteme auf<br />

Der Arbeitsbereich Regionales<br />

Klima und Hydrologie ist am<br />

Institut für Meteorologie und Klimaforschung<br />

(IMK-IFU) des KIT am<br />

Campus Alpin in Garmisch-Partenkirchen<br />

angesiedelt. Der gleichnamige<br />

Lehrstuhl ist in gemeinsamer<br />

Berufung mit der Universität Augsburg<br />

eingerichtet.<br />

Schwerpunkt der Forschungsarbeiten<br />

liegt auf der Untersuchung<br />

der Interaktion von terrestrischer<br />

Hydrologie und der Atmosphäre.<br />

Dazu setzen die Wissenschaftler des<br />

Arbeitsbereichs Regionales Klima<br />

und Hydrologie hochaufgelöste<br />

regionale Wetter- und Klimamodelle<br />

sowie flächendifferenzierte <strong>Wasser</strong>haushaltsmodelle<br />

ein und entwickeln<br />

voll gekoppelte Modellsysteme.<br />

„Nur die voll gekoppelten<br />

Modellsysteme erlauben es, den<br />

<strong>Wasser</strong>haushalt und alle relevanten<br />

<strong>Wasser</strong>- und Energieflüsse geschlossen<br />

in einer Modellumgebung darzustellen,<br />

das heißt vom Grundwasser<br />

über die ungesättigte Zone bis<br />

zur oberen Troposphäre“, erläutert<br />

der Leiter des Arbeitsbereiches Prof.<br />

Dr. Harald Kunstmann.<br />

Voll gekoppelte regionale Mo -<br />

dellsysteme erlauben es,<br />

##<br />

Auswirkungen des globalen,<br />

treibhausgasbedingten Klimawandels<br />

auf die <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />

unterschiedlichster Regionen<br />

weltweit abzuschätzen,<br />

und dabei zusätzlich<br />

##<br />

skalen- und kompartimentsübergreifende<br />

Auswirkungen<br />

Das TERENOprealpine<br />

hydrometeorologische<br />

Testgebiet<br />

in den Ammergauer<br />

Alpen:<br />

Energieflussmessungen<br />

mittels Eddy-<br />

Kovarianz.<br />

© Kunstmann<br />

▶▶<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 297


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

Statement<br />

„Unsere Expertise ist<br />

gefragt in all den Regionen<br />

weltweit, in denen<br />

bereits jetzt ein großer<br />

Druck auf die Ressource<br />

<strong>Wasser</strong> festzustellen ist<br />

und wo – z. B. über die<br />

bereits beobachtete oder<br />

auch die zukünftig erwartete<br />

Klimaänderung –<br />

Anpassungsmaßnahmen<br />

an eine sich weiter verändernde <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />

notwendig sind. Gegenwärtig sind wir<br />

neben dem Alpenraum und West- und Ostafrika<br />

in den klima- und wassersensitiven Ländern des<br />

Nahen Ostens aktiv (Israel, Jordanien, Syrien)<br />

sowie in China und Indien.“<br />

Prof. Dr. Harald Kunstmann,<br />

Leiter Arbeitsbereich Regionales Klima und Hydrologie am Institut<br />

für Meteorologie und Klimaforschung (IMK-IFU) des KIT, Lehrstuhl<br />

für Regionales Klima und Hydrologie, Universität Augsburg<br />

© KIT<br />

von großflächigen Landnutzungsänderungen<br />

auf den <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

besser zu verstehen.<br />

Denn durch die technische Realisierung<br />

von Zwei-Wege Interaktionen<br />

können die Rückkopplungsmechanismen<br />

zwischen <strong>Wasser</strong>- und Energieflüssen<br />

in Boden, Vegetation und<br />

der Atmosphäre berücksichtigt werden.<br />

Um die Vorhersagefähigkeit der<br />

Modellsysteme unter sich verändernden<br />

Klima- und Umweltbedingungen<br />

weiter zu verbessern, vergleicht<br />

das Forscherteam um Kunstmann<br />

seine Daten nicht nur mit<br />

den in der Hydrologie traditionell<br />

ge messenen hydrologischen Zu -<br />

standsvariablen (wie z. B. Abfluss im<br />

Gerinne, Grundwasserhöhen, Bo -<br />

denfeuchte), sondern verstärkt auch<br />

mit den Energieflüssen an der Landoberfläche,<br />

also den sensiblen und<br />

latenten Wärmeströmen und den<br />

Bodenwärmeströmen. Dies wird<br />

ermöglicht durch den Betrieb von<br />

hydrometeorologischen Beobachtungsnetzwerken,<br />

in denen z. B. mittels<br />

Eddy-Kovarianz-Stationen der<br />

turbulente Energieaustausch ge -<br />

messen wird. Zurzeit betreibt das<br />

IMK-IFU solche umfangreichen hydrometeorologischen<br />

Messnetzwerke<br />

im Alpenraum (TERENO-prealpine,<br />

gefördert von der HGF) und<br />

in Westafrika (WASCAL: West African<br />

Science Service Centre for Climate<br />

Change and Adapted Land Use,<br />

gefördert vom BMBF).<br />

Sowohl im komplexen Gelände<br />

des Alpenraums wie auch in den<br />

sehr dünn mit Messnetzwerken versehenen<br />

Regionen mit schwacher<br />

Infrastruktur (wie z. B. Afrika) bleibt<br />

die ungenaue Kenntnis der genauen<br />

raumzeitlichen Verteilung des Niederschlags<br />

eine der größten Unsicherheiten<br />

bei der Abschätzung des<br />

regionalen <strong>Wasser</strong>haushalts. „Deshalb<br />

versuchen wir hier, die raumzeitliche<br />

Niederschlagsvariabilität<br />

auf unterschiedlichen Skalen so -<br />

wohl mit neuen messtechnischen<br />

wie auch mit neuen Modellierungsansätzen<br />

besser zu quantifizieren“,<br />

erklärt Kunstmann den Forschungsansatz.<br />

Mittels Copula-basierten<br />

geostatistischen Methoden werden<br />

z. B. die unterschiedlichsten direkt<br />

und indirekt gemessenen Niederschlagsinformationen<br />

miteinander<br />

kombiniert und integriert. Neben<br />

Stationsniederschlagsmessungen<br />

und radarabgeleiteten Niederschlagsfeldern<br />

arbeitet das Team<br />

um Kunstmann zusätzlich mit der<br />

Abschwächung von Mikrowellensignalen<br />

kommerzieller Richtfunkstrecken,<br />

wie sie von Mobilfunkbetreibern<br />

betrieben werden. „Die<br />

Abschwächung der Empfangsleistung<br />

an den Richtfunkantennen<br />

korreliert sehr gut mit dem Niederschlag<br />

entlang der Richtfunkstrecke.<br />

Durch die große Verfügbarkeit<br />

solcher Richtfunkstrecken weltweit,<br />

auch in Ländern mit schwacher In -<br />

frastruktur, ergibt sich hier ein sehr<br />

großes Potenzial zur zukünftig verbesserten<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsabschätzung“,<br />

prognostiziert Kunstmann.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Harald Kunstmann,<br />

Institut für Meteorologie und Klimaforschung,<br />

Karlsruher Institut für Technologie, Campus<br />

Alpin,<br />

Kreuzeckbahnstraße 19,<br />

82467 Garmisch-Partenkirchen,<br />

Tel. (08821) 183 208,<br />

E-Mail: harald.kunstmann@kit.edu,<br />

www.imk-ifu.kit.edu<br />

Untersuchung von Landoberfläche-Atmosphäre-Wechselwirkungen in<br />

Westafrika: Aufbau von hydrometeorologischer Messinfrastruktur in<br />

Ghana (BMBF WASCAL). © Kunstmann<br />

März 2014<br />

298 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

Mikroorganismen atmen an Anoden<br />

Am Institut für Angewandte Biowissenschaften arbeiten Wissenschaftler an der<br />

Integration von mikrobiellen Brennstoffzellen in die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Mikrobielle<br />

Brennstoffzellen<br />

sind eine neuartige Technologie<br />

zur Konversion chemischer in<br />

elektrische Energie. Die Grundlage<br />

bilden Mikroorganismen, die in der<br />

Lage sind, unlösliche Elektronenakzeptoren<br />

in einer speziellen Form<br />

der Atmung zu reduzieren. In der<br />

Umwelt werden vor allem Eisenund<br />

Manganoxide reduziert. Die<br />

fehlende Spezifität der beteiligten<br />

Enzyme ermöglicht aber den Einsatz<br />

artifizieller Elektronenakzeptoren<br />

wie z. B. einer Graphitelektrode.<br />

Eine Oxidation von organischen<br />

Kohlenstoffquellen wird somit di -<br />

rekt an einen Elektronen- oder<br />

Stromfluss gekoppelt.<br />

Der Einsatz von mikrobiellen<br />

Brennstoffzellen kann genutzt werden,<br />

um organischen Kohlenstoff zu<br />

eliminieren oder um neue anaerobe<br />

Fermentationswege für die Biotechnologie<br />

zu realisieren. Diese zeichnen<br />

sich als sogenannte unbalanced<br />

fermentations dadurch aus,<br />

dass die Endprodukte eine höhere<br />

Oxidationsstufe als die Substrate<br />

aufweisen können.<br />

Mikroorganismen mögen<br />

es sauer<br />

Saure Minenwässer sind ein häufiges<br />

Problem und treten an fast allen<br />

Erzförderstätten der Erde auf. In<br />

Deutschland ist z. B. die Lausitz<br />

betroffen. Der Braunkohletagebau<br />

hat dort viele Restseen mit pH-<br />

Werten von 2 bis 3 hinterlassen.<br />

Saure Minenwässer äußern sich<br />

aber nicht nur durch einen sauren<br />

pH-Wert, sondern auch durch hohe<br />

Konzentrationen an Schwermetallen,<br />

die aus dem Gestein herausgelöst<br />

werden. Mikroorganismen sind<br />

die Verursacher des Problems.<br />

Das häufigste sulfidische Mineral<br />

auf unserem Planeten ist Pyrit.<br />

Durch die Erzförderung kommt<br />

dieses Mineral mit Luftsauerstoff in<br />

Kontakt. Mikroorganismen katalysieren<br />

unter aeroben Bedingungen<br />

seine Zersetzung. Endprodukte dieses<br />

Prozesses sind große Mengen<br />

Fe 3+ und Schwefelsäure.<br />

Am Institut für Angewandte Biowissenschaften<br />

(IAB) untersuchen<br />

Mitarbeiter der Abteilung Angewandte<br />

Biologie die Mikroorganismen,<br />

die unter diesen aus menschlicher<br />

Sicht unwirtlichen Bedingungen<br />

leben. „Dabei stoßen wir auf<br />

neue Organismen, die wir isolieren<br />

und auf ihre Fähigkeiten hin untersuchen“,<br />

erklärt Abteilungsleiter<br />

Prof. Dr. Johannes Gescher.<br />

Ein solches Bakterium ist Metallibacterium<br />

scheffleri. Dieser Organismus<br />

hat die ungewöhnliche Fähigkeit,<br />

saure Wässer neutralisieren zu<br />

können. Er wächst bei pH-Werten<br />

von 2 bis 8 und zeigt damit eine<br />

Biofilm stromproduzierender<br />

Mikroben auf<br />

einer Graphitelektrode.<br />

© IAB<br />

erstaunliche Anpassungsfähigkeit.<br />

Unter sauren Bedingungen scheidet<br />

er Ammonium aus und ist somit in<br />

N<br />

2<br />

(CH O)<br />

2 n<br />

CO 2<br />

ANODE<br />

Schemazeichnung einer Brennstoffzelle. © IAB<br />

Statement<br />

KATHODE<br />

e - H + H + air<br />

„Am Institut für Angewandte<br />

Biowissenschaften<br />

(IAB) untersuchen wir<br />

Elektrodenmaterialien auf<br />

ihre Eignung als Elektronenakzeptor<br />

und als Substrat<br />

für die Bildung von<br />

Biofilmen. Daneben etablieren<br />

wir Techniken zur<br />

spezifischen Integration<br />

von Mikroorganismen in<br />

Anodenbiofilme. Ziel ist die Steuerung der<br />

Abbauprozesse in Bezug auf ihre Kinetik und die<br />

entstehenden Endprodukte. Zusammen mit<br />

<strong>Abwasser</strong>verbänden arbeiten wir an der Integration<br />

von mikrobiellen Brennstoffzellen in die<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung. Für unsere Arbeiten nutzen<br />

wir Umweltisolate, führen aber auch gezielte<br />

genetische Veränderungen durch. So ist es uns<br />

möglich, die anaerobe Atmung von Escherichia<br />

coli mit Anoden als Elektronenakzeptor zu<br />

ermöglichen. Dadurch ergeben sich neue biotechnologische<br />

Produktperspektiven.“<br />

Prof. Dr. Johannes Gescher,<br />

Leiter der Abteilung Angewandte Biologie am Institut für<br />

Angewandte Biowissenschaften (IAB)<br />

e -<br />

▶▶<br />

O 2<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 299<br />

H O 2<br />

© privat


NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />

Biofilm azidophiler Mikroorganismen in sauren<br />

Wässern. © IAB<br />

Fluoreszens in situ mikroskopische Aufnahme<br />

eines Biofilms in sauren Wässern. Bacteria sind rot<br />

gezeigt, Archaea grün. © IAB<br />

der Lage, den pH-Wert des <strong>Wasser</strong>s<br />

zu erhöhen.<br />

Neben M. scheffleri haben sogenannte<br />

Nanoorganismen aus dem<br />

Reich der Archaea das Interesse der<br />

Forscher am IAB geweckt. Gescher:<br />

„Auch diese Organismen haben wir<br />

aus Biofilmproben saurer Wässer<br />

anreichern können.“ Die Größe der<br />

Organismen ist z. T. gerade ausreichend,<br />

um Leben zu unterstützen.<br />

Wie der Stoffwechsel dieser Nanoorganismen<br />

funktioniert, ist mo -<br />

mentan noch unbekannt.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Johannes Gescher,<br />

Institut für Angewandte Biowissenschaften<br />

(IAB),<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Fritz-Haber-Weg 2, 76131 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 608-41940,<br />

E-Mail: johannes.gescher@kit.edu,<br />

www.iab.kit.edu<br />

Ohne nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management<br />

keine nachhaltige Entwicklung<br />

Die <strong>Wasser</strong>gruppe des ITAS unterstützt Entscheidungsträger beim Design gerechterer<br />

Nutzungsstrategien für <strong>Wasser</strong>ressourcen und -dienstleistungen<br />

<strong>Wasser</strong>forscher des ITAS diskutieren am Runden Tisch in Santiago de Chile mit chilenischen Kollegen und<br />

mit Vertretern der Regionalregierung, verschiedener nationaler Ministerien und mit Nicht-Regierungsorganisationen<br />

unterschiedliche Maßnahmen zur Anpassung des <strong>Wasser</strong>sektors der Metropolregion von Santiago<br />

de Chile an die Auswirkungen des Klimawandels. © H. Lehn<br />

Das Institut für Technikfolgenabschätzung<br />

und Systemanalyse<br />

(ITAS) ist eine Forschungseinrichtung<br />

des KIT, deren Schwerpunkt<br />

auf der Untersuchung wissenschaftlicher<br />

und technischer Entwicklungen<br />

in Bezug auf systemische<br />

Zusammenhänge und Technikfolgen<br />

liegt. Innerhalb des Forschungs-<br />

März 2014<br />

300 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />

bereichs Nachhaltigkeit und Um -<br />

welt leistet die <strong>Wasser</strong>gruppe des<br />

ITAS unter Leitung von Dr. rer. nat.<br />

Helmut Lehn einen Beitrag zur Entwicklung<br />

nachhaltiger Konzepte für<br />

<strong>Wasser</strong>management und -dienstleistungen.<br />

Auf Basis des in den Jahren<br />

1998–2001 unter Federführung<br />

des ITAS entwickelten Integrativen<br />

Nachhaltigkeitskonzepts der Helmholtzgemeinschaft<br />

erarbeiten die<br />

<strong>Wasser</strong>forscher Strategien, die eine<br />

gerechtere Nutzung von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

und <strong>Wasser</strong>dienstleistungen<br />

zum Ziel haben. Hierzu werden<br />

situationsspezifische Kriterien (Un-<br />

terscheidungsmerkmale) und Indikatoren<br />

definiert, die es erlauben,<br />

den Ist-Zustand im Hinblick auf<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen zu<br />

bewerten. Je nach Abstand zwischen<br />

Ist- und Soll-Zustand (Distance-To-Target-Analyse)<br />

werden im<br />

Institut Maßnahmen entwickelt, die<br />

das Nachhaltigkeitsniveau verbessern.<br />

Mit dieser Methodik bearbeiteten<br />

die Wissenschaftler des ITAS z. B.<br />

folgende Projekte:<br />

##<br />

Im IWRM-Indonesien-Projekt<br />

(siehe Seite 292; 296) wurden<br />

unterschiedliche Technologien<br />

der <strong>Wasser</strong>förderung, -verteilung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

mittels des Instrumentariums<br />

des Life Cycle Sustainability<br />

Assessments (LCSA) vergleichend<br />

analysiert. Weiterhin<br />

wurde in diesem Projekt ein<br />

Bewertungsinstrument erstellt,<br />

das die am besten angepasste<br />

<strong>Abwasser</strong>technologie für die<br />

Rahmenbedingungen ländlicher<br />

Gebiete eines muslimischen Entwicklungslandes<br />

identifiziert.<br />

##<br />

Im Projekt „Risk Habitat Megacity“<br />

analysierten die ITAS-Forscher<br />

die Nachhaltigkeitsperformance<br />

des <strong>Wasser</strong>sektors von<br />

Santiago de Chile.<br />

##<br />

Im daran anschließenden Projekt<br />

„Climate Adaptation Santiago“<br />

entwickelten sie zusammen<br />

mit Stakeholdern aus chilenischen<br />

Regierungs- und<br />

Nicht-Regierungsorganisationen<br />

Maßnahmen zur Anpassung des<br />

<strong>Wasser</strong>sektors der Metropolregion<br />

von Santiago de Chile an<br />

die Auswirkungen des Klimawandels.<br />

Hierzu kombinierten<br />

sie die Ergebnisse von regionalen<br />

Klimaszenarien für das <strong>Wasser</strong>dargebot<br />

mit den Ergebnissen<br />

zweier sozio-ökonomischer<br />

Szenarien zur Beschreibung der<br />

Entwicklung der <strong>Wasser</strong>nachfrage.<br />

„In Zukunft will sich die <strong>Wasser</strong>gruppe<br />

des ITAS unter anderem verstärkt<br />

mit den Thematiken des <strong>Wasser</strong>-Energie-Ernährungs-Nexus<br />

und<br />

einer nachhaltigeren kommunalen<br />

<strong>Wasser</strong>infrastruktur beschäftigen“,<br />

gibt Lehn die Marschrichtung der<br />

<strong>Wasser</strong>forschung am ITAS vor.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Helmut Lehn,<br />

Institut für Technikfolgenabschätzung und<br />

Systemanalyse (ITAS),<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Karlstraße 11,<br />

76133 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 608-23977,<br />

E-Mail: helmut.lehn@kit.edu,<br />

www.itas.kit.edu<br />

Die indonesische Doktorandin des ITAS, Suwartanti<br />

Nayono, im Karstgebiet Gunung Sewu (Zentraljava/<br />

Indonesien) bei der Erkundung einer Doline (Karsttrichter),<br />

durch die der unterirdische Karstfluss Gua<br />

Bribin bei starken Regenfällen verschmutzt wird.<br />

© H. Lehn<br />

Statement<br />

„Wie kein anderer Stoff<br />

durchdringt <strong>Wasser</strong> die<br />

Sphären von Natur,<br />

Umwelt und Gesellschaft.<br />

<strong>Wasser</strong> ist beispielsweise<br />

erforderlich für die Existenz<br />

natürlicher Ökosysteme<br />

(Wälder, Heiden), es<br />

wird zur Erzeugung unserer<br />

Nahrung benötigt<br />

(Landwirtschaft), zum<br />

menschlichen Konsum als Trinkwasser, aber<br />

auch zur Ableitung unerwünschter Stoffe<br />

(<strong>Abwasser</strong>), zur Kühlung von Kraftwerken, als<br />

Transportweg, zur Erholung und zum Sport; es<br />

spielt aber auch in vielen Religionen eine wichtige<br />

spirituelle Rolle. Aufgrund dieser zentralen<br />

Funktionen kann die Selbstverpflichtung der 176<br />

Staaten auf dem Erdgipfel in Rio 1992 zu mehr<br />

Nachhaltigkeit nur gelingen, wenn auch ein<br />

Umsteuern des Managements von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

und <strong>Wasser</strong>dienstleistungen in Richtung<br />

nachhaltige(re) Entwicklung gelingt.“<br />

Dr. rer. nat. Helmut Lehn,<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschungsbereich Nachhaltigkeit<br />

und Umwelt, Institut für Technikfolgenabschätzung und<br />

Systemanalyse, Leiter der Forschungsgruppe <strong>Wasser</strong><br />

© H. Lehn<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 301


NETZWERK WISSEN Kooperationen<br />

Forschung für Praxis und Nachhaltigkeit<br />

Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> dient als Bindeglied zwischen<br />

universitärer Forschung am KIT und der <strong>Wasser</strong>werkspraxis<br />

Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> am Standort Karlsruhe setzt innovative Forschungsergebnisse<br />

gemeinsam mit Kommunen und <strong>Wasser</strong>versorgern in die Praxis um. Dabei deckt die Forschung den gesamten<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf im Sinne der Trinkwasserversorgung ab.<br />

Bild 1. Das TZW verfügt über modernste Analysensysteme<br />

zur Bestimmung von chemischen Verbindungen<br />

im Spurenbereich – hier für den Nachweis<br />

von Arzneimittelrückständen in <strong>Wasser</strong>. © TZW<br />

<strong>Wasser</strong> ist ein lokales und regionales<br />

Gut. Energieträger hingegen,<br />

selbst Nahrungsmittel be -<br />

wegen sich im globalen Kontext.<br />

<strong>Wasser</strong> und insbesondere Trinkwasser<br />

kann aber nicht mehr isoliert<br />

betrachtet werden, sondern es<br />

bedarf systemübergreifender, nachhaltiger<br />

Konzepte. Dies ist Antrieb<br />

und Leitmotiv für die Arbeit und<br />

Forschungsaktivitäten des TZW, das<br />

als Bindeglied zwischen der universitären<br />

Forschung und der <strong>Wasser</strong>werkspraxis<br />

fungiert. Dabei kooperiert<br />

das TZW insbesondere mit dem<br />

KIT sowie weiteren Forschungseinrichtungen<br />

in und auch außerhalb<br />

von Karlsruhe.<br />

Analytik<br />

Im analytischen Bereich entwickeln<br />

die Mitarbeiter des TZW u. a. Analysenverfahren<br />

für Spurenstoffe und<br />

deren Abbauprodukte (Bild 1) und<br />

verfeinern diese weiter. Die Stoffe<br />

werden jedoch nicht nur analysiert,<br />

sondern auch aus Sicht der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

bewertet, um beispielsweise<br />

Aussagen zur Entfernbarkeit<br />

aus dem <strong>Wasser</strong> und insbesondere<br />

zur Minimierung ihres<br />

Eintrages in den <strong>Wasser</strong>körper treffen<br />

zu können. Vor diesem Hintergrund<br />

zählen auch Monitoringprogramme<br />

zur Überwachung der<br />

Grund-, Oberflächen- und Trinkwasserbeschaffenheit<br />

zum Aufgabenbereich.<br />

Neue Projekte befassen sich mit<br />

der Online-Analytik von relevanten<br />

<strong>Wasser</strong>qualitätsparametern und<br />

Spurenstoffen sowie mit der Detektion<br />

und Untersuchung von anorganischen<br />

und organischen Nanopartikeln<br />

im <strong>Wasser</strong>kreislauf. „Hierbei<br />

müssen wir bereits im Vorfeld aktiv<br />

werden“, beschreibt TZW-Geschäftsführer<br />

Dr. Josef Klinger die Herausforderung<br />

der Forschungsarbeiten.<br />

Die Wissenschaftler entwickeln<br />

da zu entsprechende Analysenverfahren<br />

und erstellen belastbare<br />

Datengrundlagen. Damit können<br />

sie im Bedarfsfall sofort Antworten<br />

auf aktuelle Fragestellungen geben.<br />

Zu den aktuellen Projekten, die<br />

zusammen mit dem KIT bearbeitet<br />

werden, zählt die Analytik von<br />

Nanopartikeln mittels hochsensitiver<br />

Laserinduzierter Breakdown-<br />

Detektion (LIBD) (Bild 2). Diese<br />

hochempfindliche Analytik gestattet<br />

– neben dem Nachweis von<br />

Nanopartikeln in der Umwelt – auch<br />

die Klärung wichtiger Fragen der<br />

Aufbereitungstechnologie.<br />

„Spezielle mikrobiologische<br />

Analysenverfahren, die moderne<br />

molekularbiologische sowie klassische<br />

Nachweistechniken umfassen,<br />

dienen dazu, Fragestellungen der<br />

<strong>Wasser</strong>werke effektiv zu beantworten“,<br />

erklärt Klinger. Dazu zählen<br />

beispielsweise mikrobiologische<br />

Untersuchungen an Trinkwasser-<br />

Installationen z. B. in Hinblick auf<br />

das Vorkommen von hygienisch<br />

relevanten Bakterien wie Legionellen<br />

und Pseudomonas aeruginosa<br />

oder Koloniezahlerhöhungen.<br />

Ressourcenmanagement<br />

Am TZW liegen langjährige Erfahrungen<br />

zur gewässerschonenden<br />

Landbewirtschaftung bzw. zum Ressourcenschutz<br />

vor. Im Mittelpunkt<br />

der Tätigkeiten stehen die Identifizierung,<br />

Überwachung und Beseitigung<br />

bzw. Verringerung von Gewäs-<br />

Bild 2. In Kooperation mit dem<br />

KIT wurde die hochsensitive<br />

Erfassung von Partikeln im Größenbereich<br />

von Viren (20 nm)<br />

mittels Laserinduzierter Breakdown-Detektion<br />

(LIBD) am TZW<br />

etabliert. © TZW<br />

März 2014<br />

302 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Kooperationen NETZWERK WISSEN<br />

serbelastungen. Beispielsweise ge -<br />

stattet der am TZW weiterentwickelte<br />

Ansatz zur GIS-gestützten Risikobewertung<br />

im Einzugsgebiet von<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

eine räumlich differenzierte Gefährdungsanalyse<br />

und Risikoabschätzung<br />

für das <strong>Wasser</strong>schutzgebiet.<br />

„Zunehmend entstehen Herausforderungen<br />

aus der Energiewende<br />

in Hinblick auf den Schutz der<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen.“ Dazu zählt Klinger<br />

u. a. das Spannungsfeld Gewässerschutz<br />

und Anbau von für<br />

die Energiegewinnung nutzbaren<br />

Pflanzen bzw. der nachhaltigen Produktion<br />

von Biogas. Zu diesen Themen<br />

kooperieren Forscher vom KIT,<br />

dem TZW und anderen Institutionen<br />

in verschiedenen Verbundforschungsvorhaben,<br />

um die nationale<br />

Herausforderung der Energiewende<br />

erfolgreich zu gestalten.<br />

Aufbereitung<br />

Schwerpunkte im Fachgebiet <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

liegen in der<br />

##<br />

Partikelentfernung und Enthärtung<br />

mittels Membrantechnik<br />

sowie in der UV-Desinfektion, da<br />

in den letzten Jahren eine deutliche<br />

Zunahme an entsprechenden<br />

Anlagen in den <strong>Wasser</strong>werken<br />

zu verzeichnen war. Das TZW<br />

verfügt u. a. über verschiedene<br />

kleintechnische Membrananlagen,<br />

um direkt im <strong>Wasser</strong>werk<br />

vor Ort die geeignetsten Anlagenkonfigurationen<br />

zu er mitteln<br />

und den Einsatz von Zusatzstoffen<br />

zu minimieren.<br />

##<br />

Optimierung in der Praxis be -<br />

währter Verfahren wie Oxidation<br />

und Adsorption, deren Anpassung<br />

an neue Erfordernisse und<br />

Weiterentwickelung.<br />

##<br />

Betreuung von Kommunen bei<br />

der Ausarbeitung von Strukturkonzepten<br />

für eine sichere,<br />

zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

sowohl unter technischen<br />

als auch unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten.<br />

##<br />

Überprüfung der Leistungsfähigkeit<br />

von Aufbereitungsanlagen<br />

vor dem Hintergrund sich<br />

TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

Das TZW ist eine organisatorisch selbstständige, gemeinnützige und unabhängige Einrichtung<br />

des Deutschen Vereins des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V. (DVGW) und beschäftigt<br />

an seinem Hauptstandort in Karlsruhe über 120 Mitarbeiter. Hinzu kommen Außenstellen<br />

in Dresden und Hamburg.<br />

Für <strong>Wasser</strong>versorger, Kommunen und Behörden erarbeitet das TZW Konzepte und<br />

Lösungen zu konkret anstehenden Fragestellungen aus dem Bereich der gesamten Prozesskette<br />

des Trinkwassers und des <strong>Wasser</strong>kreislaufs. Forschungsprojekte mit Finanzierung<br />

öffentlicher Mittel durch das Land Baden-Württemberg, das Bundesministerium<br />

für Forschung und Technologie, die Europäische Union oder den DVGW werden<br />

praxisnah im Sinne des <strong>Wasser</strong>faches bearbeitet.<br />

ändernder Rahmenbedingungen<br />

und auch möglicher Auswirkungen<br />

des Klimawandels.<br />

Rohrnetz und Korrosion<br />

Der Betrieb und die Wartung des<br />

Rohrnetzes tragen wesentlich dazu<br />

bei, eine einwandfreie Trinkwasserqualität<br />

für den Verbraucher zu<br />

sichern. Systematische Rohrnetzspülungen<br />

zum Austrag von Ablagerungen<br />

spielen hierbei eine wichtige<br />

Rolle. So entwickeln die Mitarbeiter<br />

am TZW beispielsweise<br />

Spülpläne und implementieren<br />

diese für die Praxis. Dies versetzt<br />

zahlreiche <strong>Wasser</strong>versorger in die<br />

Lage, Rohrnetzbetrieb und Investitionsmaßnahmen<br />

zu optimieren.<br />

Bei der Bewertung von Korrosionsschäden<br />

greift das TZW auf langjährige<br />

Erfahrungen aus Forschungsarbeiten<br />

und aus Schadensfällen<br />

zurück. Untersuchungen zur<br />

Abgabe von Metallen, wie Kupfer,<br />

Blei, Zink und Nickel, an das Trinkwasser<br />

oder zur Deckschichtbildung<br />

bei metallenen Werkstoffen in<br />

Abhängigkeit von der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />

sowie deren Korrosionsbeständigkeit<br />

bilden die Grundlage,<br />

anhand der die Wissenschaftler<br />

neue Werkstoffe und Produkte<br />

entwickeln. Die am TZW angegliederte<br />

Prüfstelle <strong>Wasser</strong> ist für mehr<br />

als 100 verschiedene Prüfungen für<br />

Produkte zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und -verteilung akkreditiert und<br />

steht den Anwendern damit auch<br />

bei Schadensfällen als unabhängiger<br />

Fachgutachter zur Verfügung.<br />

International<br />

Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Partnern kann schnell<br />

auf neue Entwicklungen reagiert<br />

werden. Auf europäischer Ebene<br />

zählt dazu u. a. ACQUEAU, eine Plattform<br />

für europäische Forschungsverbünde<br />

auf Basis von EUREKA-<br />

Projekten, und auf internationaler<br />

Ebene die Global Water Research<br />

Coalition, ein Zusammenschluss<br />

namhafter Institute aus fast allen<br />

Erdteilen.<br />

Kontakt:<br />

DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />

Karlsruher Straße 84, 76139 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 9678-0,<br />

www.tzw.de<br />

Statement<br />

„Höchste Qualität in der<br />

Forschung sowie bei<br />

Expertisen für unsere<br />

Kunden – dafür steht<br />

heute das TZW mit seinen<br />

Mitarbeitern. Das TZW<br />

kooperiert mit Kommunen,<br />

Versorgern sowie<br />

Unternehmen und forscht<br />

für eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

Wir freuen<br />

uns über engagierte Nachwuchswissenschaftler,<br />

die sich am TZW den Herausforderungen der Praxis<br />

stellen und gemeinsam an der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

der Zukunft forschen und diese formen.“<br />

Dr. Josef Klinger,<br />

Geschäftsführer des DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

© H. Lehn<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 303


NETZWERK WISSEN Kooperationen<br />

Hochwasservorhersagen im Stundentakt<br />

Die Hochwasservorhersagezentrale der LUBW in Karlsruhe greift auf 120 Millionen<br />

Mess- und Modellwerte pro Tag zurück<br />

<strong>Wasser</strong>standsvorhersage<br />

vom 1. Juni<br />

2013 für den<br />

weiteren Hochwasserverlauf<br />

am Pegel<br />

Maxau/Oberrhein<br />

(rote<br />

Linie = Vorhersage,<br />

gelbe<br />

Linie = Tendenz).<br />

Die Hochwasservorhersagezentrale<br />

(HVZ) der Landesanstalt für<br />

Umwelt, Messungen und Naturschutz<br />

Baden-Württemberg (LUBW)<br />

bündelt im Hochwasserfall aktuelle<br />

Informationen und macht sie den<br />

zuständigen Verwaltungsstellen, der<br />

betroffenen Bevölkerung sowie den<br />

Medien zugänglich. Die HVZ-Daten<br />

(Messdaten und Vorhersagen) werden<br />

im Routinebetrieb einmal täglich<br />

und bei Hochwasser stündlich,<br />

die gemessenen <strong>Wasser</strong>stände bis<br />

zu halbstündlich aktualisiert.<br />

Der kontinuierliche, tägliche<br />

Betrieb der Hochwasservorhersagemodelle<br />

erfordert einen umfangreichen<br />

Datenfluss von Mess- und Vorhersagedaten<br />

(Pegelmessungen,<br />

meteorologische Daten, Betriebsdaten<br />

für Rückhaltemaßnahmen), der<br />

derzeit rund 120 Millionen Messund<br />

Modellwerte pro Tag umfasst.<br />

Dieser operationelle Modellbetrieb<br />

ist die Grundlage für Hoch-, Mittelund<br />

Niedrigwasservorhersagen für<br />

rund 100 Pegel in Baden-Württemberg<br />

an Oberrhein, Neckar, Donau<br />

und deren jeweils wichtigsten<br />

Zuflüssen sowie an Main und Tauber.<br />

Die länderübergreifende Vorhersage<br />

für den Bodensee erfolgt in<br />

Statement<br />

„Einen vollkommenen Hochwasserschutz<br />

kann es nicht geben. Deshalb müssen alle verfügbaren<br />

Möglichkeiten der Hochwasserwarnung<br />

genutzt werden, um durch rechtzeitige<br />

Vorsorgemaßnahmen eine Schadensvorbeugung<br />

und -minderung zu erreichen. Derartige<br />

Vorsorgemaßnahmen sind nur bei rechtzeitigen<br />

Informationen über die Hochwasserentwicklung<br />

durchführbar. Dafür liefern wir<br />

aktuelle <strong>Wasser</strong>stände, Abflüsse und Hochwasservorhersagen<br />

sowie Lageberichte über<br />

den Hochwasserverlauf.“<br />

Dr. Manfred Bremicker, Leiter der Hochwasservorhersagezentrale<br />

Kooperation mit dem schweizerischen<br />

Bundesamt für Umwelt und<br />

dem Amt der Vorarlberger Landesregierung.<br />

Zusätzlich betreibt die HVZ ein<br />

Hochwasserfrühwarnsystem für kleine<br />

Einzugsgebiete unter 200 km²<br />

Flächengröße. Durch eine kombinierte<br />

Anwendung von meteorologischen<br />

und hydrologischen Modellen<br />

wird eine regionsbezogene<br />

Frühwarnkarte erarbeitet. Die Frühwarnkarten<br />

werden alle drei Stunden<br />

aktualisiert und beziehen sich<br />

jeweils auf die Hochwassergefahr<br />

der nächsten 24 bzw. 25 bis 48 Stunden.<br />

Die Verlässlichkeit der Hochwasserfrühwarnung<br />

ist wesentlich<br />

von der Güte der Niederschlagsvorhersagen<br />

abhängig und nimmt mit<br />

zunehmendem Frühwarnzeitraum<br />

ab.<br />

Die HVZ kooperiert eng mit der<br />

Hydrologie des KIT, beispielsweise<br />

stellt sie Daten für Forschungsprojekte<br />

und die Lehre zur Verfügung.<br />

So werden Daten aktueller Hochwasserereignisse<br />

in Vorlesungen<br />

verwendet und in praktischen<br />

Übungen von den Studierenden mit<br />

dem bei der HVZ im täglichen Einsatz<br />

befindlichen <strong>Wasser</strong>haushaltsmodell<br />

LARSIM simuliert. LARSIM<br />

steht auch im Mittelpunkt eines<br />

internationalen Anwenderworkshops,<br />

der im Frühjahr 2014 von der<br />

Hydrologie des KIT und der HVZ<br />

gemeinsam am KIT veranstaltet<br />

wird.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.hvz.baden-wuerttemberg.de<br />

www.hochwasserzentralen.info<br />

www.bodensee-hochwasser.info<br />

© HVZ<br />

März 2014<br />

304 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Stellenanzeige<br />

Trinkwasser aus dem Bodensee<br />

• Gesunder Genuss rund um die Uhr<br />

für vier Millionen Menschen<br />

• Kühl, klar, rein und weich<br />

• Ein Premiumprodukt<br />

aus Baden-Württemberg<br />

• Unsere Eigentümer sind<br />

unsere Mitglieder – 181 Städte,<br />

Gemeinden und Zweckverbände<br />

in Baden-Württemberg<br />

Technische/r Bereichsleiter/in<br />

Zweckverband<br />

Bodensee-<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Abteilung KD-PW<br />

Hauptstraße 163<br />

70563 Stuttgart-Vaihingen<br />

Internet: www.zvbwv.de<br />

E-Mail: bewerbung@zvbwv.de<br />

Kontaktaufnahme:<br />

Herr Kröhnert<br />

Tel. 0711 / 973-2229<br />

zur Leitung unseres Bereichs Förder- und Aufbereitungsbetrieb in Sipplingen am Bodensee ab 01.10.2014 gesucht.<br />

Der Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung mit Sitz in Stuttgart versorgt als Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

seine 181 Mitglieder (Städte, Gemeinden und andere Zweckverbände) mit insgesamt vier Millionen Einwohnern mit<br />

Trinkwasser bester Qualität aus dem Bodensee. Hierzu betreibt die Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>Wasser</strong>gewinnungsund<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen mit einer Kapazität von 9.000 Litern pro Sekunde, ein 1.700 km langes System<br />

großkalibriger Leitungen bis an den Nordrand Baden-Württembergs inkl. einer halben Million Kubikmeter Behälterinhalt<br />

und diversen Pumpwerken. Mit jährlichen <strong>Wasser</strong>lieferungen von bis zu 140 Millionen Kubikmetern ist die Bodensee-<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung das größte Fernwasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Gut gepflegte Anlagen, eine hohe<br />

Versorgungssicherheit, beste Trinkwasserqualität, hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und<br />

wirtschaftliches Handeln zeichnen den Verband aus.<br />

Zu unserem Förder- und Aufbereitungsbetrieb gehören das Seepumpwerk, in dem das Bodenseewasser gefördert<br />

wird, der Sipplinger Berg, auf dem das <strong>Wasser</strong> aufbereitet wird und das Verteilernetz vom Bodensee bis zur Donau.<br />

Wir nutzen optimal konzipierte Förder- und Aufbereitungsanlagen und passen unsere Technik ständig dem<br />

aktuellen Stand der Technik an, ohne den Blick auf die Belange des Umweltschutzes, der Nachhaltigkeit und der Wirtschaftlichkeit<br />

zu vernachlässigen. Aufgrund der großen Fördermengen steht Energieeffizienz bei uns im Vordergrund.<br />

Ihr Tätigkeitsbereich umfasst:<br />

• Führung des Förder- und Aufbereitungsbetriebs mit drei Abteilungen und ca. 70 Mitarbeitern<br />

• Projektleitung von großen Umbaumaßnahmen, Revisionen etc. zum Erhalt und der Optimierung der Anlagen<br />

• Koordination von <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung mit den Schwerpunkten Elektrotechnik und Maschinenbau<br />

• Direkter Bericht an die Geschäftsleitung<br />

• Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Sie im Sinne eines modernen Führungsstils motivieren<br />

• Austausch mit Fachgremien und Behörden sowie nationale und internationale Kontakte bei Besichtigungen durch<br />

Fachleute<br />

Ihr Profil beinhaltet:<br />

• Diplom-Ingenieur/in (Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Elektrotechnik oder vergleichbar)<br />

• Mehrjährige Führungserfahrung in einem vergleichbaren versorgungswirtschaftlich orientierten Unternehmen<br />

• Nachgewiesene fachliche Qualifikationen (z. B. Veröffentlichungen, Verbandstätigkeiten)<br />

• Eine selbstständige, systematische und analytische Arbeitsweise sowie Integrations- und Teamfähigkeit<br />

• Soziale Kompetenz und hohes Verantwortungsbewusstsein, insbesondere im Bereich der Mitarbeiterführung<br />

• Bereitschaft zur Teilnahme am Bereitschaftsdienst<br />

sind sie interessiert?<br />

Dann schicken Sie uns Ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 15.04.2014 unter der Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung<br />

an die Abteilung KD-PW. Wir freuen uns über Ihre aussagekräftige Bewerbung! Schwerbehinderte werden bei gleicher<br />

Eignung bevorzugt.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 305


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

Wupper im Wandel: Projekte und Entwicklungen<br />

des Wupperverbandes<br />

Im Laufe des Jahres 2014 soll die<br />

Obere Wupper auf einer Länge von<br />

5 km naturnah gestaltet werden. Der<br />

1. Bauabschnitt von Januar bis Ende<br />

Februar umfasst den Wupperabschnitt<br />

vom Wehr Wipperhof (Wipperfürth)<br />

bis oberhalb des ehemaligen<br />

Wehrs Schlossfabrik (Hückeswagen).<br />

Geplant ist, das Projekt im<br />

Sommer bis zur Bevermündung in<br />

Hückeswagen fortzusetzen.<br />

In dem vor Jahrzehnten verkürzten<br />

und technisch ausgebauten<br />

Wupperabschnitt wird nun die Ufereinfassung<br />

entfernt, Steine und<br />

Baumstämme sollen das Flussbett<br />

auflockern und für Strömungsvielfalt<br />

und einen höheren Sauerstoffgehalt<br />

sorgen. So kann sich der Fluss<br />

selbst entfalten und zu einem wertvollen<br />

Lebensraum für Tiere und<br />

Pflanzen entwickeln. Der Kostenansatz<br />

für das Gesamtprojekt beträgt<br />

140 000 Euro (80 % Förderung durch<br />

die Bezirksregierung Köln).<br />

Vom Stadtfluss zum<br />

Lebensraum<br />

Im Stadtgebiet Wuppertal wurden in<br />

den letzten Jahren bereits knapp<br />

6 km Flusslauf naturnah umgestaltet.<br />

Für 2014 sind weitere Projekte in<br />

Planung: im Bereich der Junior Uni<br />

(Frühjahr 2014), im Bereich Arrenberg<br />

(etwa Juni / Juli 2014 – dieses<br />

Projekt wird von der Firmengruppe<br />

Küpper finanziert) und im Bereich der<br />

Firma Membrana (ca. August 2014).<br />

EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

im Einzugsgebiet der Wupper<br />

Die Umsetzung der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(EU-WRRL) ist eine der<br />

großen Herausforderungen für den<br />

Verband. Er hat in den letzten Jahren<br />

bereits einige Projekte umgesetzt,<br />

insbesondere in den Planungseinheiten<br />

(PE) Obere Wupper<br />

und Dhünn. Erfolge sind hier schon<br />

sichtbar geworden: die Dhünn bis<br />

zur Großen Dhünn-Talsperre ist das<br />

erste für Wanderfische durchgängige<br />

Gewässer in Nordrhein-Westfalen.<br />

Die Wupper ist ebenfalls von<br />

der Mündung bis zur Stauanlage<br />

Dahlhausen durchgängig und in<br />

vielen Wupperabschnitten wieder<br />

entfesselt und naturnah gestaltet.<br />

Bei der Umsetzung der EU-WRRL<br />

steht ab 2015 der zweite Bewirtschaftungszyklus<br />

an (22.12.2015 bis<br />

2021).<br />

Ein Themenfeld wird die Einhaltung<br />

von Grenzwerten in der Siedlungsentwässerung<br />

sein. Das Land<br />

Nordrhein-Westfalen plant einen<br />

„Runden Tisch <strong>Abwasser</strong>“, um mit<br />

den Beteiligten bei Kommunen, der<br />

Umweltverwaltung und weiteren<br />

Akteuren zu diskutieren, welche<br />

Maßnahmen im Bereich Siedlungsentwässerung<br />

erforderlich sind, um<br />

die gesetzlich geforderten Bewirtschaftungsziele<br />

zu erreichen.<br />

Wirtschaftliche Entwicklung<br />

Ein zentrales Thema beim Jahresauftakt-Pressegespräch<br />

war die<br />

wirtschaftliche Entwicklung des<br />

Wupperverbandes.<br />

Der Finanzplan des Verbandes<br />

sieht einen konstanten Beitragsbedarf<br />

im größten Geschäftsbereich<br />

<strong>Abwasser</strong>beseitigung bis 2016<br />

(jährlich 65,3 Mio. €) vor. Die derzeitigen<br />

Diskussionen zum Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

und zur denkbaren<br />

4. Reinigungsstufe auf Kläranlagen<br />

werden je nach Ergebnis<br />

einen Einfluss auf die wirtschaftliche<br />

Entwicklung des energieintensiven<br />

Geschäftsbereiches <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

haben.<br />

Im Bereich Brauchwassertalsperren<br />

soll der Beitragsbedarf für den<br />

Zeitraum bis 2018 ebenfalls konstant<br />

bleiben (jährlich 10,1 Mio. €).<br />

Durch eine Reduzierung der <strong>Wasser</strong>entnahme<br />

der Wuppertaler Stadtwerke<br />

aufgrund der Entwicklungen<br />

auf dem Energiemarkt erhält der<br />

Wupperverband in den kommenden<br />

Jahren weniger Mitgliedsbeiträge.<br />

Um dieser Entwicklung Rechnung<br />

zu tragen, haben Vorstand<br />

und Verbandsgremien eine Zielvereinbarung<br />

von 2014 bis 2018 geschlossen.<br />

Der Beitragsausfall soll<br />

durch eine Reduzierung des Kostenaufwandes,<br />

Erzielung von betrieblichen<br />

Erträgen und eine jährliche<br />

Erhöhung der Beiträge um 1,5 % pro<br />

Jahr ab 2015 kompensiert werden.<br />

Im Geschäftsbereich Gewässerunterhaltung<br />

liegt der Beitragsbedarf<br />

für 2014 bei 2,97 Mio. €.<br />

Wie in einer Zielvereinbarung mit<br />

den Verbandsmitgliedern festgelegt,<br />

werden die Mitgliedsbeiträge<br />

in diesem Geschäftsbereich bis<br />

2018 jährlich um 3 % angehoben,<br />

um Maßnahmen zur Gewässerentwicklung<br />

(Umsetzung der EU-<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie) und zum<br />

Hochwasserschutz umzusetzen.<br />

Panzer-Talsperre – histo rische<br />

Mauer wird fit gemacht<br />

An der Panzer-Talsperre in Remscheid-Lennep<br />

laufen die Arbeiten<br />

zur Sanierung der Staumauer weiter.<br />

Nach Baubeginn im August 2013<br />

wurde zunächst der Untergrund im<br />

Bereich der Gründungssohle entlang<br />

der Staumauer ausgehoben und mit<br />

Beton verfüllt. Für die <strong>Wasser</strong>haltung<br />

des Panzerbaches während der gesamten<br />

Bauzeit ist ein Stahlrohr<br />

durch die Baugrube und die Mauer<br />

verlegt worden. Der Grundablassstollen<br />

wurde mit Spritzbeton saniert.<br />

Derzeit erfolgen die Bohrungen<br />

zur Aufnahme der 400 Halteanker,<br />

an denen die Betonvorsatzschale<br />

zur Abdichtung der 121 Jahre alten<br />

Staumauer verankert wird. In 2015<br />

soll die Mauer komplett saniert sein<br />

(Budget: 3,8 Mio. €).<br />

Eschbach – Planfeststellung<br />

beginnt in Kürze<br />

Für das Projekt Hochwasserschutz<br />

Eschbach sind die Vorbereitungen<br />

März 2014<br />

306 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Die Wupper unter den Gleisen der Schwebebahn. © Oktaeder/wikipedia.de<br />

nun so weit fortgeschritten, dass<br />

mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens<br />

in diesem oder im<br />

nächsten Monat gerechnet wird.<br />

Vor Maßnahmenbeginn ist ein Termin<br />

vorgesehen, bei dem die Bevölkerung<br />

nochmals Gelegenheit haben<br />

wird, sich über Einzelheiten des<br />

Projektes und den Ablauf der Baumaßnahmen<br />

zu informieren.<br />

Ein Bestandteil des Projektes ist<br />

die Sanierung der städtischen Ufermauern.<br />

Da hier akuter Handlungsbedarf<br />

besteht, hat die Stadt Solingen<br />

gemeinsam mit dem Wupperverband<br />

Gespräche mit der<br />

Bezirksregierung geführt, um den<br />

Genehmigungs- und Förderungsprozess<br />

zu beschleunigen, damit<br />

die Maßnahmen schnellstmöglich<br />

beginnen können.<br />

Diepentalsperre – Grünes<br />

Licht für Entwicklungsstudie<br />

Das Projekt Diepentalsperre – eine<br />

Talsperre im Privateigentum – wird<br />

vom Wupperverband weiterhin<br />

fachlich begleitet und moderiert.<br />

Inzwischen liegt die Zustimmung<br />

der drei Eigentümerparteien, der<br />

Städte Leichlingen und Leverkusen<br />

und des Wupperverbandes, vor,<br />

eine Entwicklungsstudie (Kosten:<br />

20 000 €) zu finanzieren. Diese kann<br />

in Kürze bei einem Ingenieurbüro<br />

beauftragt werden.<br />

Große Dhünn-Talsperre:<br />

<strong>Wasser</strong>kraft und<br />

„Thermorüssel“<br />

Nach der Phase der Ausschreibung,<br />

Fördermittelbeantragung sowie der<br />

Detailplanung kann voraussichtlich<br />

im Frühjahr 2014 mit dem Bau der<br />

<strong>Wasser</strong>kraftanlage und der variablen<br />

Entnahmeleitung an der Großen<br />

Dhünn-Talsperre begonnen werden.<br />

Mit der <strong>Wasser</strong>kraftanlage sollen<br />

bis zu eine Mio. Kilowattstunden<br />

Strom jährlich erzeugt werden<br />

(Jahresverbrauch von etwa 290 Vier-<br />

Personen-Haushalten). Über die variable<br />

Entnahmeleitung – den sogenannten<br />

„Thermorüssel“, eine bisher<br />

einmalige Entwicklung – kann aus<br />

der <strong>Wasser</strong>schicht <strong>Wasser</strong> an die<br />

Dhünn abgegeben werden, die von<br />

der Temperatur her den natürlichen<br />

Verhältnissen entspricht. Dies soll<br />

die Entwicklung der Fischarten in<br />

der Dhünn fördern. Das Gesamtbudget<br />

beider Projekte beträgt<br />

rund 1,5 Mio. €.<br />

Verbesserte Energieeffizienz<br />

durch Verfahrensumstellung<br />

Klärwerke erneuern und für die<br />

Energiewende fit machen – dies ist<br />

das Motto von aktuellen Projekten<br />

des Wupperverbandes in seinen<br />

Klärwerken. In allen Kläranlagen<br />

setzt der Verband Projekte im<br />

Rahmen seines Instandhaltungsprogramms<br />

um. In den Klärwerken<br />

Buchenhofen, Burg, Schwelm und<br />

Marienheide sind außerdem Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Energieeffzienz<br />

und Energieerzeugung<br />

in der Planung bzw. Umsetzung.<br />

Dort soll z. B. durch neue Blockheizkraftwerke<br />

die Eigenerzeugung<br />

von Strom und Wärme aus Klärgas<br />

gesteigert werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.wupperverband.de<br />

www.fluggs.de<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 307


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

UDE-Studie: Fremde Arten steigern Infektionsrate in<br />

Ägypten – Eindringlinge helfen Parasiten<br />

Sauberes Trinkwasser für das Land am Nil – dafür arbeiten das Zentrum für <strong>Wasser</strong>- und Umweltforschung an<br />

der Uni Duisburg-Essen (UDE) und die Fayoum University in Ägypten seit zwei Jahren eng zusammen. In einer<br />

Studie konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass eine aus Nordamerika stammende <strong>Wasser</strong>schnecke die<br />

Infektion mit gefährlichen Leberegeln begünstigt. Das sind Parasiten, die die Leber von Rindern, Schafen oder<br />

auch des Menschen befallen und großen Schaden anrichten. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass eine<br />

nicht-heimische Pflanze die Ausbreitung fördert. Ihre Erkenntnisse wurden jetzt in PLOS ONE veröffentlicht<br />

und sollen helfen, die Parasiten besser unter Kontrolle zu halten.<br />

schlüpfen – der schadhafte Kreislauf<br />

ist geschlossen.<br />

Nordamerikanische <strong>Wasser</strong>schnecke auf dem Blatt einer <strong>Wasser</strong>hyazinthe.<br />

© UDE/Noura Zaghloul<br />

Bisher war das ausgeklügelte<br />

Wirt-Parasit-System in Ägyptens<br />

Kanälen kaum erforscht: „Die im<br />

<strong>Wasser</strong> geschlüpften Larven der Leberegel<br />

können sofort schwimmen,<br />

brauchen aber einen Zwischenwirt,<br />

um zu überleben“, erklärt Dr. Daniel<br />

Grabner aus der Arbeitsgruppe<br />

Aquatische Ökologie an der UDE.<br />

Hier kommen die Schnecken ins<br />

Spiel. Die Larven bohren sich in die<br />

Organe der Weichtiere, entwickeln<br />

sich weiter und können sich<br />

un geschlechtlich vermehren. Pro<br />

Schnecke potenziert sich so ihre Anzahl<br />

um ein Vielfaches. Besorgnis -<br />

erregend dabei ist, dass sich die<br />

ein geschleppte, nordamerikanische<br />

Schlammschnecke stark ausbreitet<br />

und offenbar einen besseren Zwischenwirt<br />

darstellt als einheimische<br />

Schneckenarten.<br />

Sind die Larven gereift, verlassen<br />

sie aktiv ihren Zwischenwirt und<br />

heften sich im <strong>Wasser</strong> an Pflanzen.<br />

Mit dem bloßen Auge sind die<br />

Schädlinge nicht zu erkennen. „Jetzt<br />

sind sie hochinfektiös und warten<br />

darauf, gemeinsam mit der Pflanze<br />

vom Endwirt gefressen zu werden“,<br />

sagt Grabner. Und weil sie sich<br />

über die ägyptischen Bewässerungssysteme<br />

auch ungehindert an<br />

Nutzpflanzen auf den landwirtschaftlichen<br />

Überschwemmungsflächen<br />

ablagern, wächst die Infektionsrate<br />

bei der Bevölkerung. „Gelangen<br />

die Parasiten in den Körper,<br />

dringen sie durch Darm und Lebergewebe<br />

und nisten sich als fertige<br />

Würmer in den Gallegängen ein“,<br />

warnt der Experte. Dort produzieren<br />

sie neue Eier, die ausgeschieden<br />

werden und wieder im <strong>Wasser</strong><br />

Wildwuchs verschärft die<br />

Problematik<br />

Zusätzlich greift offenbar die aus<br />

Südamerika eingeschleppte <strong>Wasser</strong>hyazinthe<br />

in diesen Zyklus ein.<br />

An der stark wuchernden Pflanze<br />

können sich die Schnecken ungestört<br />

vermehren. Außerdem bietet<br />

sie Schutz vor Pestiziden, die schon<br />

lange zur Schneckenbekämpfung in<br />

den ägyptischen Bewässerungsgräben<br />

eingesetzt werden: „Mit Gift<br />

ist die Lage nicht in den Griff zu<br />

kriegen. Die amphibischen Schnecken<br />

retten sich einfach so lange auf<br />

die <strong>Wasser</strong>hyazinthen bis die tödliche<br />

Welle vorbei ist.“<br />

Es sind also gleich zwei eingewanderte<br />

Arten, die gleichzeitig die<br />

Ausbreitung des Leberegels und<br />

dessen schädliche Wirkung für den<br />

Menschen begünstigen. Dieses Problem<br />

wollen die deutschen und<br />

ägyptischen Forscher in ihrem Kooperationsprojekt<br />

Integrated Water<br />

Technologies, kurz IWaTec, weiter<br />

bekämpfen, sagt Grabner: „Neue<br />

Management-Strategien für die Bewässerungsgräben<br />

könnten die Infektionsraten<br />

möglicherweise senken.<br />

Wenn etwa Felder nicht mehr<br />

geflutet, sondern per Sprinkleranlage<br />

versorgt werden. Denkbar ist<br />

auch, <strong>Wasser</strong>pflanzen gezielter zu<br />

entfernen und geeignete schneckenfressende<br />

Fische auszusetzen.“<br />

Um die Situation nachhaltig in<br />

den Griff zu kriegen, bilden die UDE-<br />

Wissenschaftler zudem kompetente<br />

Fachkräfte aus. Das macht die<br />

März 2014<br />

308 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Kooperation auch in politisch schwierigen<br />

Zeiten so erfolgreich. Noura<br />

Zaghloul aus Fayoum ist eine der<br />

ägyptischen Studierenden, die seit<br />

September 2013 an der UDE zu Gast<br />

sind. Sie analysiert die heimischen<br />

Wirt-Parasit-Systeme im Labor: „Die<br />

Ergebnisse sind extrem spannend.<br />

Mithilfe der hier vorhandenen Methoden<br />

und Expertise können wir<br />

vielleicht die Situation in Ägypten<br />

verbessern“, sagt die 30-Jährige.<br />

Das Gemeinschaftsprojekt untersucht<br />

die zahlreichen Probleme<br />

Ägyptens in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und versucht, den richtigen Umgang<br />

mit der kostbaren Ressource<br />

zu vermitteln. Die Studie zur Parasitenausbreitung<br />

ist nur eines von insgesamt<br />

acht Forschungsprojekten,<br />

die jedes Jahr gemeinsam durchgeführt<br />

werden. IWaTec wird finanziert<br />

aus Mitteln des Auswärtigen Amtes<br />

und gefördert vom DAAD.<br />

Publikationshinweis:<br />

http://dx.plos.org/10.1371/journal.<br />

pone.0088537<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Daniel Grabner,<br />

Tel. (0201) 183-2250,<br />

E-Mail: daniel.grabner@uni-due.de<br />

Prof. Dr. Bernd Sures,<br />

Tel. (0201) 183-2617,<br />

E-Mail: bernd.sures@uni-due.de<br />

Erfolgreiche Renaturierung von Gewässern:<br />

Das biologische Umfeld ist entscheidend<br />

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen<br />

Aufwendige Renaturierungsmaßnahmen sollen die biologische Vielfalt zurück in Bäche und Flüsse<br />

holen. Doch der Erfolg ist nicht garantiert. Woran liegt’s? Gewässerökologen der Senckenberg Gesellschaft<br />

für Naturforschung und des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F)<br />

haben 18 Gewässerrenaturierungen untersucht. Sie konnten belegen, dass Fischarten meist dort wieder<br />

einwandern, wo schon das biologische Umfeld Vielfalt bietet. Wie das Artenspektrum in der<br />

Umgebung aussieht, gehört zu den wichtigsten Faktoren für Wiederansiedlung und sollte daher schon<br />

bei der Planung von Renaturierungen berücksichtigt werden. Die Studie ist im Januar 2014 im Fachmagazin<br />

PlosOne erschienen.<br />

Renaturierungen von Bächen und<br />

Flüssen lassen sich nicht allein<br />

am Reißbrett planen. Neben der Lebensraumvielfalt<br />

im Gewässer selbst<br />

und der Nutzung der Umgebung<br />

bestimmen eine ganze Reihe weiterer<br />

Faktoren, ob ein Lebensraum<br />

eine artenreiche Lebensgemeinschaft<br />

beherbergen kann und wird. Wissenschaftler<br />

der Senckenberg Gesellschaft<br />

für Naturforschung und<br />

des LOEWE Biodiversität und Klima<br />

Forschungszentrums (BiK-F) untersuchten<br />

18 renaturierte Gewässerabschnitte<br />

im Hinblick auf die dort<br />

vorhandenen Fischpopulationen.<br />

Es stellte sich heraus, dass fast<br />

alle Fischarten, die die renaturierten<br />

Abschnitte besiedelt hatten, auch in<br />

einer maximalen Entfernung von fünf<br />

Kilometern stromauf- oder stromabwärts<br />

vorkamen. Arten, deren nächstgelegene<br />

Population weiter entfernt<br />

war, waren dagegen praktisch nicht<br />

vertreten. Statistische Modelle zeigen,<br />

dass genau dieses Vorkommen der<br />

Arten in geringer Entfernung der<br />

© Rosel Eckstein/pixelio.de<br />

wichtigste Aspekt ist, wenn eine natürliche<br />

Wiederansiedlung funktionieren<br />

soll. Die Berechnungen erga-<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 309


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

ben, dass die Zusammensetzung der<br />

Artgemeinschaften im Umfeld einen<br />

größeren Einfluss auf den Wiederansiedlungserfolg<br />

haben, als zehn technische<br />

und strukturelle Kenngrößen<br />

von Renaturierungen, darunter z. B.<br />

der Länge des renaturierten Abschnitts<br />

und das Gewässerprofil.<br />

Auch die ökologischen Eigenschaften<br />

der Fischarten spielen eine<br />

wichtige Rolle: Zum Beispiel ist<br />

bei Arten, die schnellströmendes<br />

<strong>Wasser</strong> bevorzugen, die Wahrscheinlichkeit<br />

größer, dass sie einen<br />

renaturierten Abschnitt besiedeln.<br />

Für Arten, die sich überwiegend in<br />

ruhigem <strong>Wasser</strong> aufhalten, können<br />

schnellströmende Gewässerabschnitte<br />

Wanderhindernisse darstellen.<br />

Geglückte Renaturierung –<br />

eine Standortfrage<br />

„Wenn man die Stelle für eine<br />

Renaturierungsmaßnahme nicht<br />

sorgfältig wählt, sondern einfach<br />

den nächstbesten verfügbaren<br />

Gewässerabschnitt nimmt, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit des Scheiterns<br />

ungleich höher“, sagt Gewässerökologe<br />

Dr. Stefan Stoll.<br />

„Stattdessen sollten gezielt Abschnitte<br />

ausgewählt werden, in<br />

deren Nähe genügend Quellpopulationen<br />

vorkommen, von denen<br />

sich die gewünschten Fischarten<br />

ausbreiten können. Vorab in<br />

Erfahrung zu bringen, was in der<br />

Umgebung eines geplanten Renaturierungsprojektes<br />

biologisch<br />

los ist, ist deshalb eminent wichtig,<br />

um die Erfolgsaussichten abschätzen<br />

zu können.“<br />

Zurück auf Anfang: bauliche<br />

Eingriffe umkehren<br />

Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(WRRL) verlangt einen guten ökologischen<br />

Zustand der Fließgewässer.<br />

Über Jahrzehnte haben<br />

Kommunen und Länder Flüsse begradigt,<br />

kanalisiert und gemäß der<br />

Bedürfnisse des Menschen verändert.<br />

Nun sollen diese Eingriffe soweit<br />

rückgängig gemacht werden,<br />

dass sich funktionierende und<br />

vielfältige Lebensgemeinschaften<br />

ansiedeln können. Fließgewässer<br />

gehören zu den artenreichsten Lebensräumen<br />

und sind ein Brennpunkt<br />

der Biodiversität. Obwohl<br />

Süßwasserlebensräume weltweit<br />

weniger als 1 % der Fläche einnehmen,<br />

sind ungefähr 10 % aller Tierarten<br />

an sie gebunden. Gleichzeitig<br />

sind viele heimische Gewässerbewohner,<br />

darunter eine ganze<br />

Reihe von Fischen, gefährdet und<br />

stehen auf der Roten Liste der bedrohten<br />

Tierarten.<br />

Publikation:<br />

[1] Stoll, S.; Kail, J.; Lorenz, A. W.; Sundermann,<br />

A. und Haase, P. (2014):<br />

The Importance of the Regional<br />

Species Pool Ecological Species<br />

Traits and Local Habitat Conditions<br />

for the Colonization of Restored<br />

River Reaches by Fish. PLOS<br />

ONE 9(1): e84741. doi:10.1371/<br />

journal.pone.0084741<br />

Kontakt:<br />

Dr. Stefan Stoll,<br />

Abteilung Fließgewässerökologie und<br />

Naturschutzforschung,<br />

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,<br />

LOEWE Biodiversität und Klima<br />

Forschungszentrum (BiK-F),<br />

Tel. (06051) 61954 3123,<br />

E-Mail: stefan.stoll@senckenberg.de<br />

Prof. Dr. Peter Haase,<br />

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,<br />

LOEWE Biodiversität und Klima<br />

Forschungszentrum (BiK-F),<br />

Tel. (06051) 61954 3114,<br />

E-Mail: peter.haase@senckenberg.de<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

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März 2014<br />

310 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

THW beendet Philippinen-Einsatz<br />

Das THW schließt seinen Einsatz auf den Philippinen ab. „Unsere Einsatzkräfte haben auf den Philippinen<br />

viel geleistet, vor allem in den Bereichen <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Instandsetzung von Brunnen und Aufbau von<br />

Camps für Hilfsorganisationen“, bilanzierte THW-Präsident Albrecht Broemme. Seit Mitte November war das<br />

THW im Einsatz, nachdem Taifun „Haiyan“ schwere Schäden verursacht hatte.<br />

Im eigenen Labor überprüften die THW-Kräfte die Qualität des aufbereiteten <strong>Wasser</strong>s.<br />

© THW<br />

Der Taifun „Haiyan“ hatte am<br />

8. November 2013 über den<br />

Philippinen bei Windgeschwindigkeiten<br />

bis 380 km/h eine Schneise<br />

der Verwüstung hinterlassen. Mehr<br />

als 6000 Menschen kamen ums Leben,<br />

4,1 Millionen wurden obdachlos.<br />

Betroffen waren insgesamt<br />

mehr als 14 Mio. Menschen.<br />

Rund zwei Mio. Liter Trinkwasser<br />

stellten die THW-Einheiten in der<br />

mitgeführten Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

auf der Insel Bantayan<br />

bereit. Das <strong>Wasser</strong> verteilten sie gemeinsam<br />

mit lokalen Behörden an<br />

die Einwohner der Region rund um<br />

die Stadt Santa Fe. Zudem setzten<br />

die überwiegend ehrenamtlichen<br />

Einsatzkräfte auf der Insel zehn<br />

Brunnen instand und sorgten mit<br />

Pumpen und Chlorierungsanlagen<br />

dafür, dass das Brunnenwasser auch<br />

zukünftig sauber bleibt.<br />

Auf der Insel Cebu unterstützte<br />

das THW das Welternährungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen dabei,<br />

ein internationales Koordinierungszentrum<br />

am Flughafen der<br />

Stadt Cebu City einzurichten. Von<br />

hier aus wurden die ankommenden<br />

Organisationen auf verschiedene<br />

Einsatzstellen verteilt. Ein<br />

sechsköpfiges THW-Team betrieb<br />

zudem gemeinsam mit den Partnern<br />

der International Humanitarian<br />

Partnership ein Camp für Hilfsorganisationen<br />

in Guiuan auf der<br />

Insel Samar. Dazu gehörte sowohl<br />

der Aufbau von Wohnzelten als<br />

auch das Einrichten der IT-Infrastruktur<br />

und der Telefonverbindungen<br />

in Zusammenarbeit mit Kollegen<br />

aus Luxemburg. In Manila unterstützte<br />

ein weiteres THW-Team<br />

die Deutsche Botschaft nach der<br />

Katastrophe.<br />

Seit Beginn der Arbeiten waren<br />

rund 70 ehrenamtliche THW-Kräfte<br />

auf den Philippinen tätig. Zumeist<br />

wurden sie im vierwöchigen<br />

Turnus ausgewechselt. Mit sich<br />

führte das THW etwa 22 Tonnen<br />

an Ausrüstung. Dazu gehörte<br />

neben der Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

und dem Material<br />

für Unterkunft, Bekleidung und<br />

Verpflegung auch ein mobiles<br />

Labor, mit dem die Einsatzkräfte<br />

regelmäßig die Trinkwasserqualität<br />

überprüften.<br />

„Es gehören Mut, Ausdauer<br />

und Kraft dazu, sich nach einer<br />

solchen Katastrophe den Herausforderungen<br />

zu stellen und unbeirrt<br />

seinen Beitrag zu den Aufbauarbeiten<br />

zu leisten“, sagte Broemme.<br />

„Vor den Leistungen unserer Helferinnen<br />

und Helfer habe ich<br />

höchsten Respekt. Die klimatischen<br />

Bedingungen stellten eine<br />

besondere Belastung dar.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.thw.de<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 311


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

Zukunftstechnologie Aquaponik: Tomatenfisch<br />

springt in internationale Gewässer<br />

Einen dicken Fisch hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) aus Berlin an Land<br />

gezogen: Das <strong>Wasser</strong>forschungsinstitut hat die Federführung in einem knapp 6 Mio. € schweren EU-Projekt, das<br />

der kombinierten Fisch- und Gemüsezucht – Aquaponik genannt – den Weg in die Praxis ebnen soll.<br />

Aquaponik: Das aufbereitete Fischwasser dient dabei als Dünger für die<br />

Pflanzen. © IGB<br />

In dem auf vier Jahre angelegten<br />

Vorhaben INAPRO („Innovative model<br />

& demonstration based water management<br />

for resource efficiency in<br />

integrated multitrophic agriculture<br />

and aquaculture systems”) werden in<br />

Deutschland, Spanien, Belgien und<br />

China vier große Aquaponik-Demonstrationsanlagen<br />

auf jeweils rund<br />

500 m 2 zunächst modelliert, dann gebaut<br />

und evaluiert. „Über dieses neue<br />

Projekt freuen wir uns riesig. Gemeinsam<br />

mit unseren 18 Part nern aus acht<br />

Nationen können wir die Aquaponik<br />

nun den entscheidenden Schritt<br />

voran bringen“, erklärt Projektkoordinator<br />

Dr. Georg Staaks.<br />

Das Kofferwort Aquaponik setzt<br />

sich aus den Begriffen Aquakultur<br />

(Fischzucht) und Hydroponik (erdfreie<br />

Pflanzenzucht) zusammen. Die Technik<br />

ermöglicht die Doppelnutzung<br />

von <strong>Wasser</strong>, Nährstoffen, Energie und<br />

Fläche. Das aufbereitete Fischwasser<br />

dient dabei als Dünger für die Pflanzen.<br />

Am IGB haben Forscher in einem<br />

vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) geförderten<br />

Projekt ein ganz besonderes Aquaponikverfahren<br />

entwickelt. Das patentierte<br />

„ASTAF-PRO“ (Aquaponik-<br />

System zur emissionsfreien Tomaten-<br />

und Fisch-Produktion) – auch<br />

„To matenfisch“ genannt – besteht aus<br />

einem geschlossenen Gewächshaus,<br />

in dem jeweils ein Aquakultur- und<br />

Hydroponik-Kreislauf installiert sind.<br />

„Das spezielle System reguliert die<br />

Flüssigkeitsströme zwischen den beiden<br />

Teilbereichen der Anlage. So können<br />

in beiden Teilsystemen die jeweils<br />

optimalen Wachstumsbedingungen<br />

hergestellt werden. Diese<br />

besondere Effizienz bieten die bisherigen<br />

traditionellen Aquaponiksysteme<br />

nicht“, erläutert Prof. Dr. Werner<br />

Kloas, Leiter der Abteilung Ökophysiologie<br />

und Aquakultur, einer der<br />

„Tomatenfisch“-Erfinder.<br />

INAPRO soll dazu dienen, die<br />

technische und wirtschaftliche<br />

Machbarkeit in größerem Maßstab<br />

des Systems zu demonstrieren<br />

und die Implementierung in die<br />

Nahrungsmittelproduktion voranzutreiben.<br />

„INAPRO eröffnet neue<br />

Marktchancen für Hersteller und<br />

Anwender von Aquaponiksystemen<br />

innerhalb und außerhalb von<br />

Europa. Insbesondere für kleine<br />

und mittlere Unternehmen ist das<br />

ein äußerst attraktives Segment“,<br />

unterstreicht Staaks.<br />

„Die Weltbevölkerung wächst rasant<br />

und damit auch der Hunger<br />

nach Ressourcen. Nicht-nachhaltige<br />

Landwirtschaft und der Klimawandel<br />

verschärfen die Situation. Wir brauchen<br />

dringend neue Lösungsansätze<br />

für die Nahrungsmittelproduktion<br />

und das <strong>Wasser</strong>management. Unsere<br />

Technologie kann zur Lebensmittelsicherheit<br />

im 21. Jahrhundert einen<br />

wichtigen Beitrag leisten“, erläutert<br />

Kloas die Hintergründe. „Mit unseren<br />

Projektpartnern aus Wissenschaft<br />

und Praxis wollen wir Politik,<br />

Wirtschaft und Verbraucher für die<br />

innovative Technologie begeistern“,<br />

resümiert Staaks. Zusätzlich baue<br />

eine Künstlerin mehrere kleine und<br />

mobile Showcases, um die Aquaponik<br />

auch für die Öffentlichkeit<br />

greifbar zu machen.<br />

Kontakt:<br />

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und<br />

Binnenfischerei (IGB),<br />

Müggelseedamm 310,<br />

D-12587 Berlin<br />

Fragen zum Projekt (Fact Sheet, Liste der<br />

Kooperationspartner, Bildmaterial):<br />

Dr. Georg Staaks,<br />

Projektkoordinator,<br />

Tel. (030) 64181 625,<br />

E-Mail: oki@igb-berlin.de<br />

Technische Fragen zum ASTAF-PRO-System:<br />

Prof. Dr. Werner Kloas,<br />

Abteilungsleiter Ökophysiologie und Aquakultur,<br />

Tel. (030) 64181 630,<br />

E-Mail: werner.kloas@igb-berlin.de<br />

März 2014<br />

312 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Gegen Durst und Dürre<br />

Forschung im Mittelmeerraum: 5,2 Millionen Euro für TU-Verbundprojekt „MARSOL“<br />

Wie kann man die immer knappere Ressource <strong>Wasser</strong> gewinnen und intelligent einsetzen? Ein von der<br />

TU Darmstadt entwickeltes und koordiniertes Verbundprojekt setzt darauf, „überschüssiges“ <strong>Wasser</strong> zu sichern<br />

und im Boden zu speichern. Die EU fördert das jüngst gestartete Projekt „MARSOL“ mit 5,2 Millionen Euro.<br />

Bis zum Jahr 2100, so Schätzungen,<br />

werden im Mittelmeerraum<br />

nur noch etwa 50 % der heutigen<br />

<strong>Wasser</strong>mengen zur Verfügung<br />

stehen – bei wachsender Bevölkerung.<br />

Grund sind klimatische Verschiebungen.<br />

Der <strong>Wasser</strong>mangel<br />

wird Dürre und Ernte-Einbrüche<br />

mit sich bringen.<br />

Die TU Darmstadt entwickelt im<br />

gerade gestarteten Projekt „MAR-<br />

SOL“ (Demonstrating Managed<br />

Aquifer Recharge as a Solution to<br />

Water Scarcity and Draught) zusammen<br />

mit 20 Forschungseinrichtungen<br />

und Unternehmen aus sieben<br />

Ländern einen neuen Ansatz, um<br />

der <strong>Wasser</strong>knappheit langfristig zu<br />

begegnen. Die Grundidee ist einfach:<br />

<strong>Wasser</strong> sammeln, wenn es zu<br />

viel davon gibt, und für trockene<br />

Zeiten speichern – in „Aquiferen“,<br />

Bodenschichten, die Grundwasser<br />

führen können. Die „Bodenspeicherung“<br />

funktioniert selbst unter<br />

Wüsten. Bislang fehlte es an guten<br />

Speichermöglichkeiten für riesige<br />

<strong>Wasser</strong>massen.<br />

„MARSOL“ befasst sich mit den<br />

übergeordneten Fragen der Methode<br />

– Risiken, <strong>Wasser</strong>qualität, technische<br />

Umsetzbarkeit, aber auch den<br />

Herausforderungen des EU-Verwaltungsrechts<br />

bei der Realisierung.<br />

Dazu untersucht das Projekt an<br />

acht Feldstandorten in Griechenland,<br />

Portugal, Spanien, Malta, Italien<br />

und Israel konkret die verschiedenen<br />

Möglichkeiten, <strong>Wasser</strong> unterschiedlichster<br />

Herkunft und<br />

Qua lität – z. B. desaliniertes Meerwasser,<br />

Flusswasser, aufbereitetes<br />

<strong>Abwasser</strong> – mit unterschiedlichsten<br />

Techniken in den Boden zu infiltrieren.<br />

Koordiniert wird das Gesamtprojekt<br />

von Prof. Dr. Christoph<br />

Schüth am Institut für Angewandte<br />

Geowissenschaften des Fachbereichs<br />

Material- und Geowissenschaften<br />

der TU Darmstadt.<br />

Die Darmstädter Forscher sind<br />

auch in den Praxisprojekten wissenschaftlich<br />

eingebunden. So begleiten<br />

sie ein Projekt zur Rückgewinnung<br />

von <strong>Wasser</strong> aus <strong>Abwasser</strong> in<br />

einer Großkläranlage bei Athen, das<br />

gespeichert und später etwa zur<br />

Bewässerung in der Landwirtschaft<br />

genutzt werden kann. In Israel fällt<br />

in regenreicheren Zeiten in den<br />

Meerwasser-Entsalzungsanlagen<br />

mehr <strong>Wasser</strong> an als nötig, das bis her<br />

nicht gespeichert werden konnte.<br />

„Das gute Süßwasser war verloren“,<br />

sagt Christoph Schüth. Auch hier<br />

arbeitet er mit seinen Kollegen daran,<br />

den Überfluss im Boden unter<br />

der Wüste einzulagern. „Da gibt es<br />

viel Stauraum.“<br />

„MARSOL“ wird drei Jahre lang<br />

von der Europäischen Kommission<br />

mit 5,2 Mio. € gefördert, als eines von<br />

elf Demonstrationsprojekten gegen<br />

<strong>Wasser</strong>knappheit. Die EU sieht Erhaltung<br />

von <strong>Wasser</strong>qualität und den<br />

Kampf gegen den absehbaren Mangel<br />

als eines der „derzeit dringendsten<br />

Probleme“, wie EU-Kommissarin<br />

Máire Geoghegan-Quinn unlängst<br />

erklärte. Die nun geförderten Projekte<br />

„werden dazu beitragen, innovative<br />

Lösungen zu finden“.<br />

Klare Vorgabe in der EU-Ausschreibung<br />

war daher die Machbarkeit<br />

der Konzepte. „Die EU möchte<br />

die erforschten Methoden später in<br />

großem Umfang einsetzen“, sagt<br />

Christoph Schüth. „Wir wollen mit<br />

„MARSOL“ zeigen, dass die Speicherung<br />

in Aquiferen möglich ist und<br />

dass sie auch sicher anwendbar ist.<br />

Sie kann deutlich zur Entspannung<br />

der <strong>Wasser</strong>knappheit beitragen.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.tu-darmstadt.de<br />

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NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@oiv.de<br />

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März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 313


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

<strong>Wasser</strong>versorger können bis zu 25 Prozent ihrer<br />

Stromkosten sparen<br />

Das Aachener Beratungshaus ProCom zeigt <strong>Wasser</strong>versorgern, wie sie den Einsatz ihrer Trinkwasseranlagen<br />

am Strompreis ausrichten und so von niedrigen Preisen an der Strombörse profitieren können.<br />

Techno-ökonomisches Planungsmodell.<br />

Das Beratungshaus ProCom<br />

GmbH in Aachen eröffnet <strong>Wasser</strong>versorgern<br />

ein enormes Sparpotenzial.<br />

Gelingt es, den Einsatz der<br />

Anlagen am Strompreis auszurichten,<br />

können bis zu 25 % der Kosten<br />

eingespart werden. Hierzu werden<br />

Speicher, wie z. B. Hochbehälter,<br />

nicht mehr füllstandorientiert, sondern<br />

(strom-)kostenoptimiert betrieben.<br />

Sie werden vorzugsweise befüllt,<br />

wenn der Strompreis niedrig ist.<br />

Der Einsatz von Entspannungsturbinen<br />

dagegen wird in Zeiten mit<br />

höheren Strompreisen verlagert.<br />

Da in der Trinkwasserversorgung<br />

die Versorgungssicherheit den<br />

höchsten Stellenwert besitzt, entstehen<br />

zahlreiche Restriktionen wie<br />

Mindestfüllstände, Löschwasserrückhaltung<br />

oder Mischungsverhältnisse,<br />

die eingehalten werden müssen. Dadurch<br />

steigen die Anforderungen an<br />

die Einsatzplanung. Um die gestiegene<br />

Komplexität zu bewältigen,<br />

bietet ProCom eine Planungslösung<br />

für Trinkwasseranlagen basierend<br />

auf der IT-Plattform BoFiT.<br />

Modellgestützte<br />

Einsatzplanung<br />

Die Einsatzplanung der Trinkwasseranlagen<br />

basiert auf einem technoökonomischen<br />

Modell. Es bildet<br />

alle ökonomischen Randbedingungen,<br />

wie Strombezugsverträge<br />

oder Märkte, aber auch alle relevanten<br />

technischen Parameter und<br />

Restriktionen, wie Mindest- und<br />

Maximalfüllstände der Speicher, ab.<br />

Mit aktuellen Verfügbarkeiten, Preisund<br />

Bedarfsprognosen werden auf<br />

Basis dieses Modells die optimalen<br />

Einsatzpläne für die Anlagen errechnet.<br />

Dabei werden im Modell<br />

hinterlegte Restriktionen stets beachtet,<br />

sodass die Versorgungssicherheit<br />

nie in Gefahr gerät.<br />

Prozessberatung und<br />

Unterstützung<br />

Die Umstellung auf eine Bewirtschaftung<br />

der Trinkwasseranlagen<br />

nach Strompreisen erfordert<br />

neben Kenntnis der Strommärkte<br />

und deren Regeln auch die Einführung<br />

oder Umgestaltung von<br />

Steuerungs- und Planungsprozessen.<br />

Die Berater der ProCom<br />

GmbH vermitteln hierfür die notwendige<br />

Expertise im Strommarkt.<br />

Sie helfen dabei, die entsprechenden<br />

Prozesse zu konzipieren<br />

und begleiten die<br />

Umsetzung im Unternehmen.<br />

Die BoFiT IT-Plattform bietet zudem<br />

die Möglichkeit, die zentralen<br />

Prozesse bereichs- und spartenübergreifend<br />

zu unterstützten<br />

und zu automatisieren, sodass<br />

nach der Implementierung keine<br />

zusätzlichen Belastungen für die<br />

Mitarbeiter entstehen.<br />

März 2014<br />

314 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

Cloud-basierte Lösung<br />

als Option<br />

Den Unternehmen, die Anschaffungs-<br />

und Betriebskosten für<br />

Hard- und Software vermeiden<br />

möchten, bietet ProCom eine<br />

Cloud-basierte Lösung an. In diesem<br />

Fall wird eine standardisierte<br />

IT-Lösung im ProCom-Rechenzentrum<br />

aufgesetzt und eingerichtet.<br />

Nutzer dieser Lösung senden einmal<br />

täglich ihre Vorgabewerte, wie<br />

z. B. aktuelle Verfügbarkeiten, und<br />

erhalten den optimalen Einsatzplan<br />

für ihre Anlagen per E-Mail oder auf<br />

einen FTP-Server geliefert.<br />

Trinkwasseranlagen<br />

können im Strommarkt<br />

Geld verdienen<br />

Besonders in Mehrspartenunternehmen<br />

bietet sich eine Erweiterung<br />

der Lösung an: Trinkwasseranlagen<br />

können in das Stromportfolio<br />

integriert werden und dort<br />

einen erheblichen Mehrwert bieten.<br />

Die hohe Flexibilität der<br />

schnell reaktionsfähigen Pumpen<br />

kann z. B. am Regelenergiemarkt<br />

Über ProCom GmbH<br />

vermarktet werden. Im besten Fall<br />

wird dann sogar Geld verdient,<br />

wenn die Pumpen laufen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.procom.de<br />

In der Energiewirtschaft ändern sich ständig Spielregeln und<br />

Rahmenbedingungen. Entscheidungen müssen angesichts immer<br />

größerer Unsicherheiten getroffen werden. ProCom berät in allen<br />

Fragen der zentralen Wertschöpfung von Energieerzeugung und<br />

Energiehandel. ProCom-Studien machen Chancen und Risiken<br />

von Entscheidungen transparent. Mit Prozess- und IT-Wissen begleitet<br />

ProCom die erfolgreiche Umsetzung strategischer Vorgaben<br />

bis hin zum operativen Betrieb. Mit ProCom-Lösungen, Datenservices<br />

und Marktinformationen werden Energieportfolios in allen<br />

Zeithorizonten und Märkten optimal bewirtschaftet.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 315


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Branche<br />

Grüne Oase auf dem Dach<br />

Begrünte Dächer sind längst nicht mehr der Inbegriff von Luxus oder moderne Spinnerei extrovertierter Architekten.<br />

In der Ökologie gelten sie als Siedlungsbiotop, in manchen Bebauungsplänen werden sie als Ausgleichsmaßnahme<br />

für die versiegelten Flächen festgesetzt und zum Teil werden sie in Deutschland auch<br />

öffentlich gefördert. Darüber hinaus sehen die teilweise als Hochgärten kultivierten Grünflächen zwischen den<br />

Dachlandschaften schön aus, speichern Regenwasser und verbessern das Mikroklima in Städten.<br />

Zu den berühmtesten Verfechtern<br />

zählt der österreichische<br />

Künstler Friedensreich Hundertwasser,<br />

der Gründächer als einen wichtigen<br />

Teil der von ihm angestrebten<br />

Versöhnung von Mensch und Natur<br />

sah. In Stuttgart sind bspw. zwischen<br />

1986 und 2008 180 000 m 2 begrünte<br />

Dachflächen auf öffentlichen<br />

und privaten Gebäuden entstanden,<br />

im Flächennutzungsplan 2010 waren<br />

für zukünftige Bauvorhaben<br />

weitere 1,5 Mio. m 2 als Minimierungs-<br />

oder Ausgleichsmaßnahmen<br />

geplant. Und aus einer aktuellen<br />

Umfrage der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung<br />

(FBB) geht hervor,<br />

dass der Anteil der deutschen<br />

Städte, die die Begrünung von<br />

Dächern in ihren Bebauungsplänen<br />

verankern, auch weiterhin konstant<br />

bleibt. Grüne Flächen auf dem Dach<br />

sind also zweifelsfrei etabliert.<br />

Doch gibt es auch die Kehrseite<br />

der Medaille: Vor allem bei vollgedämmten<br />

Holzkonstruktionen<br />

kommt es immer wieder zu Feuchteschäden.<br />

„Eine mögliche Ursache<br />

ist, dass begrünte Dächer – wie alle<br />

Flachdächer – auf der bauphysikalisch<br />

„falschen“ Seite, nämlich der<br />

Außenseite, dicht sind und so nur<br />

eine Trocknung nach innen möglich<br />

ist“, weiß Daniel Zirkelbach,<br />

stellvertretender Leiter der Abteilung<br />

Hygrothermik am Fraunhofer-<br />

Institut für Bauphysik IBP. Im Unterschied<br />

zu Flachdächern ohne Deckschicht<br />

ist die Erwärmung von<br />

Gründächern deutlich geringer, sodass<br />

eben aufgrund der Bepflanzung<br />

eine Austrocknung während<br />

der Sommermonate nicht ausreichend<br />

stattfinden kann. Daher<br />

bedarf es für begrünte Holzkonstruktionen<br />

einer exakten, fach-<br />

Dieses Leichtdach gilt mit seinem schlanken Aufbau (das Substrat<br />

kommt direkt auf die Drainageschicht) als Minimallösung. Der Vorteil:<br />

Im Sommer wird es wärmer und somit schneller trocken.<br />

© Fraunhofer IBP<br />

kundigen Planung. Um diese zu<br />

gewährleisten, reichen klassische<br />

Feuchteberechnungen, wie z. B.<br />

das Glaser-Verfahren, nicht aus. Um<br />

dahingehend neue Wege zu gehen,<br />

lief von November 2011 bis<br />

April 2013 mit Mitteln der Forschungsinitiative<br />

„Zukunft Bau“ des<br />

Bundesinstituts für Bau-, Stadtund<br />

Raumforschung, ein Forschungsprojekt.<br />

Ziel war es, Planern<br />

und Bauproduktherstellern<br />

eine möglichst genaue und zuverlässige<br />

Grundlage zur Planung der<br />

Feuchtesicherheit der kritischen<br />

Dachbegrünungen zur Verfügung<br />

zu stellen. Ein Fall für die Wissenschaftler<br />

des Fraunhofer IBP. Ihnen<br />

gelang es im Rahmen des Forschungsprogramms,<br />

ihre Simulationssoftware<br />

WUFI® zu erweitern<br />

und neue Modelle zur Beurteilung<br />

von Dachbegrünungen zu erstellen,<br />

welche die Feuchtebilanz unter<br />

Realbedingungen berücksichtigen.<br />

Die inzwischen weltweit verbreitete<br />

Software-Familie WUFI® wurde<br />

am Fraunhofer IBP entwickelt und<br />

erlaubt die realitätsnahe Berechnung<br />

des instationären hygrothermischen<br />

Verhaltens von mehrschichtigen<br />

Bauteilen unter natürlichen<br />

Klimabedingungen.<br />

Im Wesentlichen wird bei der Begrünung<br />

von Dächern zwischen<br />

zwei Ausführungsvarianten unterschieden:<br />

Die Extensivbegrünung<br />

zeichnet sich durch einen dünnschichtigen<br />

Aufbau mit bis zu 15 cm<br />

sowie einem geringen Gewicht und<br />

minimalen Pflegeaufwand aus. Diese<br />

Vegetationsform erhält sich weitgehend<br />

selbst und passt sich auch<br />

an extreme Standortbedingungen<br />

an, ist allerdings nicht als Nutzfläche<br />

geeignet. Im Vergleich dazu ist bei<br />

März 2014<br />

316 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche | NACHRICHTEN |<br />

einer Intensivbegrünung die Nutzung<br />

des Gründaches erwünscht.<br />

Der mehrschichtige Aufbau ist hier<br />

mit 15–100 cm deutlich dicker und<br />

damit auch schwerer. Er stellt hohe<br />

Ansprüche an die Pflege, <strong>Wasser</strong>und<br />

Nährstoffversorgung. Im Rahmen<br />

des Forschungsprojekts wurde<br />

jedoch ausschließlich die Extensivbegrünung<br />

untersucht.<br />

Im Vordergrund stand dabei vor<br />

allem, die Funktionsfähigkeit der<br />

Unterkonstruktion zuverlässig zu<br />

berechnen, denn die Einflüsse der<br />

Substrat- und Vegetationsschicht<br />

konnten bisher nicht eindeutig<br />

rechnerisch abgebildet werden – es<br />

fehlten verallgemeinerbare Datensätze.<br />

„Dazu nahmen wir zunächst<br />

bereits vorhandene Messergebnisse<br />

basierend auf Versuchsaufbauten<br />

sowie langjährigen Konstruktionsuntersuchungen<br />

am Standort Holzkirchen<br />

sowie aus Kassel, Leipzig,<br />

Wien und Mailand. Zusätzlich starteten<br />

wir noch neue Freilandversuche<br />

am Fraunhofer IBP Holzkirchen“,<br />

erklärt Zirkelbach die Vorgehensweise.<br />

Dazu richteten die Wissenschaftler<br />

neue Versuchsflächen mit<br />

unterschiedlichen Substrat- und<br />

Pflanzentypen auf einem Versuchsdach<br />

ein. Diese Versuche waren erforderlich,<br />

weil bei den vorangegangenen<br />

Untersuchungen weder die<br />

Feuchteverhältnisse in den Substraten<br />

noch die langwellige Gegenstrahlung<br />

gemessen worden waren.<br />

Beides ist jedoch für die Übertragbarkeit<br />

der Berechnungsmodelle<br />

auf andere Klimabedingungen mit<br />

unterschiedlichen Strahlungs- und<br />

Niederschlagsverhältnissen von wesentlicher<br />

Bedeutung. Mithilfe von<br />

Sensoren wurde die Temperatur bei<br />

den verschiedenen Dachaufbauten<br />

gemessen. „Interessant dabei war,<br />

dass wir innerhalb eines Versuchsfeldes,<br />

unter den gleichen Randbedingungen<br />

punktuell unterschiedliche<br />

Temperaturen gemessen haben.<br />

Diese variierten teilweise um<br />

bis zu 6 °C, obwohl kein wirklicher<br />

Unterschied erkennbar war“, so<br />

Daniel Zirkelbach. Grundsätzlich<br />

kristallisierten sich jedoch die mittleren<br />

Verhältnisse für eine Berechnungsbasis<br />

klar heraus.<br />

Die Fraunhofer-Wissenschaftler<br />

konnten zudem belegen, dass die<br />

Temperaturen maßgeblich von der<br />

Masse des Substrats sowie der darin<br />

enthaltenen <strong>Wasser</strong>menge beeinflusst<br />

werden. „Diese Kombination<br />

führt zu einer großen thermischen<br />

Trägheit. Im Sommer sorgt die Verdunstungskühlung<br />

für eine Verzögerung<br />

der Erwärmung, im Winter<br />

bremst die Schmelzwärme die Abkühlung<br />

unter den Gefrierpunkt.<br />

Durch eine gewisse Selbstverschattung<br />

begrenzt die Pflanzdeckschicht<br />

eine Erwärmung ebenso wie<br />

eine nächtliche Unterkühlung durch<br />

langwellige Abstrahlung. Zusätzlich<br />

wird der Wärmeübergang durch die<br />

geringere Luftbewegung an der<br />

Oberfläche reduziert“, fasst der Forscher<br />

die Ergebnisse zusammen.<br />

Der zweite Punkt, der die Funktionsweise<br />

grundlegend beeinflusst,<br />

ist die exakte Auslegung der<br />

Dachkonstruktion. Bis dato verwendete<br />

man außen meist eine zum<br />

Substrat hin abgedichtete Holzverschalung<br />

mit einem Faserdämmstoff<br />

zwischen den Sparren und<br />

nach innen wurde eine Dampfbremse<br />

angebracht, um die Holzkonstruktion<br />

vor der eindringenden<br />

Feuchte aus dem Raumklima zu<br />

schützen. Diese Dampfbremse behindert<br />

aber im Sommer auch die<br />

Austrocknung, sodass bereits kleinere<br />

eingebaute oder eindringende<br />

Feuchtemengen zu Problemen führen<br />

können. Die Konsequenz einer<br />

mangelhaften Ausführung war eine<br />

verkürzte Haltbarkeit oder über<br />

kurz oder lang ein Feuchteschaden<br />

an der Konstruktion. Je dicker die<br />

Dämmschicht war, umso feuchter<br />

wurde sie im Winter.<br />

Aufgrund der neuen Versuche<br />

und der daraus resultierenden Berechnungen<br />

fanden die Wissenschaftler<br />

vielversprechende Lösungsmöglichkeiten.<br />

So kann bspw. eine<br />

feuchtevariable Dampfbremse die<br />

Feuchtebilanz deutlich verbessern.<br />

Bei Dämmstärken ab 15–20 cm<br />

kann eine zusätzliche feuchteresistente<br />

Überdämmung Schaden vermeiden<br />

– denn dann sind die<br />

Tempe raturunterschiede an der<br />

Holzverschalung deutlich geringer<br />

und es entstehen besonders in den<br />

Wintermonaten nur noch kleine<br />

Mengen Tauwasser. Zwar bleiben<br />

begrünte Holzdächer eine anspruchsvolle<br />

Bauvariante, die einer sorgfältigen<br />

Planung und Ausführung<br />

bedarf, werden jedoch bestimmte<br />

Aspekte beachtet, kann sich der<br />

Trend hin zur grünen Oase auf dem<br />

Dach gefahrenlos fortsetzen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.ibp.fraunhofer.de<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Spoerel, München<br />

Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />

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Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Brigitte Krawczyk, München<br />

Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />

Telefon +49 931 4170-1615 Telefax +49 89 2035366-99<br />

Telefax +49 931 4170-494<br />

e-mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

e-mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 317


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Veranstaltungen<br />

Leitungsbau und grabenlose Bauverfahren auf der<br />

WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2015<br />

NO DIG BERLIN – Internationales Leitungsbausymposium auf der Schaustelle WASSER<br />

BERLIN INTERNATIONAL – Kompetenzzentrum Leitungsbau<br />

© Messe Berlin<br />

Nach der erfolgreichen Premiere<br />

der NO DIG BERLIN in Verbindung<br />

mit WASSER BERLIN INTERNATIONAL<br />

2013 präsentiert sich vom 24. bis 27.<br />

März 2015 auch die zweite NO DIG<br />

BERLIN als Bestandteil von WASSER<br />

BERLIN INTERNATIONAL. Namhafte<br />

Unternehmen wie Herrenknecht,<br />

TRACTO-TECHNIK, Hermes Technologie,<br />

Frisch & Faust Tiefbau, Stehmeyer<br />

+ Bischoff, HOBAS und BKP<br />

Berolina sind Aussteller des eigenständigen<br />

Fachmessesegments und<br />

treten als Sponsoren der NO DIG<br />

BERLIN auf. Sowohl ökonomisch als<br />

auch ökologisch stellt grabenloses<br />

Bauen eine bahnbrechende Technologie<br />

bei der Installation und<br />

Sa nierung von unterirdischen Verund<br />

Entsorgungsleitungen aller Art<br />

dar und verbindet wirtschaftliche<br />

Effizienz mit Umweltschutz.<br />

Das zweitägige NO DIG BERLIN-<br />

Symposium am 24. und 25. März 2015<br />

wird von der GSTT (german society<br />

for trenchless technology e. V./<br />

Deutsche Gesellschaft für grabenloses<br />

Bauen und Instandhalten<br />

von Leitungen e. V.) organisiert<br />

und findet erstmals in Verbindung<br />

mit dem Internationalen Leitungsbausymposium<br />

(ILBS) in der Halle 1.2<br />

statt.<br />

Der Bezug zur Praxis wird einen<br />

Tag später, am 26. März 2015, auf<br />

der Schaustelle WASSER BERLIN<br />

IN TERNATIONAL hergestellt. Diese<br />

Veranstaltung stellt Rohrleitungsbauverfahren<br />

sowie Verfahren der<br />

Trinkwasserversorgung und <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

vor. Die Teilnehmer<br />

erleben vor Ort, wie moderne<br />

und innovative Verfahren und Bauvorhaben<br />

in der Praxis umgesetzt<br />

werden.<br />

Das bewährte Kompetenzzentrum<br />

Leitungsbau wird im Rahmen von<br />

WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2015<br />

unter Federführung des Rohrleitungsbauverband<br />

e. V. (rbv) in Zusammenarbeit<br />

mit allen relevanten Verbänden<br />

des Leitungsbaus erneut durchgeführt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.wasser-berlin.de<br />

www.wassertermine.de<br />

Sicherheit im Labor hat höchste Priorität<br />

Neue Sonderschau rund um Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />

Oft glauben Labormitarbeiter, sich mit den Gefahren ihrer Arbeit bestens auszukennen. Doch Beispiele von<br />

Arbeitsunfällen zeigen immer wieder, wie wichtig es ist, sich in puncto Sicherheit auf dem Laufenden zu<br />

halten. Erstmals bietet die analytica 2014 hierzu die Sonderschau für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit.<br />

Die Sonderschau für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitssicherheit<br />

informiert über alles Wichtige auf<br />

diesem Gebiet – von der richtigen<br />

Arbeitsschutzkleidung über den<br />

sicheren Umgang mit Gefahrstoffen<br />

bis hin zur Vermeidung von gefährlichen<br />

chemischen Reaktionen. „Wir<br />

bieten eine spannende Mischung aus<br />

aktuellen Informationen, spektakulären<br />

Live-Demonstrationen und internationalem<br />

Experten-Know-How“,<br />

erklärt Projektleiterin Susanne Grödl.<br />

Im Rahmen des Live Labs in Halle A3<br />

stehen täglich folgende Experimentalvorträge<br />

auf dem Programm: „Brände<br />

und Explosionen“ und „Sicherer Umgang<br />

mit Gefahrstoffen/Vermeiden<br />

von Gesundheitsgefährdungen“.<br />

Los geht es jeweils um 12:00 Uhr<br />

mit dem experimentellen Vortrag<br />

März 2014<br />

318 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />

„Brände und Explosionen“ der Firma<br />

asecos. Die Mitarbeiter informieren,<br />

wie Brände zu vermeiden sind, und<br />

beantworten dabei folgende Fragen:<br />

Wie werden gefährliche Stoffe<br />

sachgemäß gelagert? Und welche<br />

Eigenschaften der Laborchemikalien<br />

müssen beachtet werden, um gefährliche<br />

Situationen zu umgehen?<br />

Ziel ist es, die Besucher für die Gefahren<br />

und geeignete Präventionsmaßnahmen<br />

zu sensibilisieren. Denn<br />

schon kleinste Mengen an zündfähigen<br />

Gefahrstoffen und ein Funke<br />

reichen aus, um unkontrollierbare<br />

Kettenreaktionen auszulösen. Die<br />

Besucher erleben auf der analytica<br />

live, wie kleinste Mengen von Gefahrstoffen<br />

Staubexplosionen, exotherme<br />

Reaktionen sowie kontrollierte Kleinbrände<br />

und Verpuffungen hervorrufen<br />

können. So wird beispielsweise<br />

ein mit <strong>Wasser</strong>stoff 3.0 gefüllter<br />

Ballon mit offener Flamme gezündet.<br />

Der Experimentalvortrag steht für<br />

das internationale Publikum täglich<br />

um 14:00 Uhr auch in englischer<br />

Sprache auf dem Programm.<br />

Um 16:00 Uhr dreht sich im<br />

Vortrag „Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen/Gesundheitsgefährdung<br />

vermeiden mittels EMKG und PSA“<br />

alles um die Gesundheit der Mitarbeiter<br />

im täglichen Laborbetrieb.<br />

Spezialisten für Laborchemikalien<br />

des Unternehmens Bernd Kraft zeigen,<br />

wie sich ein Labor am besten<br />

organisieren kann. Es geht z. B. darum,<br />

im Umgang mit Chemikalien<br />

schnellstmöglich die geeigneten<br />

Schutzanzüge, Masken und Handschuhe<br />

bei der Hand zu haben. Die<br />

Experten erläutern außerdem, wie<br />

mittels EMKG (Einfache Maßnahme<br />

Konzept Gefahrstoffe) Laborchemikalien<br />

nach ihrer Gefährdung<br />

ein gestuft werden können und<br />

nach welchen Kriterien bei Bernd<br />

Kraft die geeignete PSA (Persönliche<br />

Schutzausrüstung) ausgewählt<br />

wird. Die Sonderschau wird<br />

ergänzt mit einer Ausstellung von<br />

Sicherheitsprodukten, wie Sicherheitsschränken,<br />

Gasdetektoren und<br />

Schutzkleidung.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.analytica.de<br />

© analytica<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 319


| NACHRICHTEN<br />

|<br />

Leute<br />

Universität Hannover ernennt Bert Bosseler<br />

zum Honorarprofessor<br />

PD Dr.-Ing. Bert Bosseler (IKT) erhält die Ernennungsurkunde<br />

zum Honorarprofessor aus den Händen des<br />

Universitäts-Präsidenten, Prof. Dr. Erich Barke<br />

(links).<br />

Die Leibniz Universität Hannover<br />

hat den Wissenschaft lichen Leiter<br />

des IKT – Institut für Unterirdische<br />

Infrastruktur, PD Dr.-Ing. Bert Bosseler,<br />

zum Honorarprofessor bestellt.<br />

Bosseler lehrt seit dem Jahr 2006 an<br />

der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />

und Geodäsie das Fach Kanal- und<br />

Leitungsbau.<br />

In seinen Vorlesungen schlägt<br />

Bosseler die Brücke zwischen der<br />

praxisorientierten Forschung des<br />

IKT und der akademischen Ausbildung<br />

von Bauingenieuren. Seine<br />

Vorlesungen werden auch von zahlreichen<br />

ausländischen Stipendiaten<br />

besucht, die künftig für die <strong>Abwasser</strong>infrastruktur<br />

ihrer Heimatländer<br />

verantwortlich sein werden.<br />

Im Jahr 2010 habilitierte sich<br />

Bosseler mit einer Schrift über die<br />

„Prüfung und Bewertung von<br />

Produkten und Verfahren zum Bau<br />

und zur Instandhaltung unterirdischer<br />

Kanäle und Leitungen“.<br />

Grundlage dafür sind die umfassenden<br />

Erkenntnisse aus Forschung,<br />

Ma terialprüfung und<br />

Waren tests des IKT.<br />

Die Urkunde zum Honorarprofessor<br />

überreichte Prof. Dr.<br />

Erich Barke, Präsident der Universität<br />

Hannover. Diese Ernennung<br />

unterstreicht die erfolgreiche<br />

Kooperation zwischen der Universität<br />

Hannover und dem IKT.<br />

Als Wissenschaftlicher Leiter des<br />

Gelsenkirchener Instituts setzt<br />

Bosseler auch künftig auf die<br />

enge Verknüpfung zwischen<br />

praxisorientierter Forschung und<br />

Lehre.<br />

Dipl.-Ing Volker Meyer wird Geschäftsführer<br />

für den Bereich <strong>Wasser</strong> und Rohrleitungen<br />

der figawa<br />

Als designierter Nachfolger von<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser<br />

nahm Dipl.-Ing Volker Meyer am<br />

1. Januar 2014 seine Tätigkeit für die<br />

figawa auf. Volker Meyer war vor<br />

seinem Wechsel zur figawa, Hauptreferent<br />

für den Bereich <strong>Wasser</strong>verwendung<br />

im DVGW.<br />

Volker Meyer ist fest in den nationalen<br />

und europäischen Normungsprozess<br />

integriert, u. a. als Convenor<br />

der WG 2 (Trinkwasser-Installation)<br />

des CEN TC 164 und verfügt über<br />

umfassende Erfahrungen und Netzwerke<br />

in der wassertechnischen<br />

Normung und Zertifizierung mit<br />

anderen Organisationen (VDI, VDE,<br />

BDH, SVGW u. a.)<br />

Karl Morschhäuser wird Ende<br />

Juni 2014 nach genau 34 Jahren<br />

bei der figawa in den Ruhestand<br />

wechseln. „Wir freuen uns, mit Herrn<br />

Meyer einen Nachfolger für Herrn<br />

Morschhäuser gefunden zu haben,<br />

der die erfolgreiche Entwicklung<br />

dieser Bereiche der figawa in den<br />

letzten Jahren nahtlos weiterführen<br />

wird und insbesondere<br />

seine Erfahrungen und Netzwerke<br />

auf der europäischen Ebene und<br />

mit Verbänden und Normungsorga<br />

nisationen in anderen Mitgliedsstaaten<br />

der EU in die Arbeit<br />

unse res Verbandes einbringen wird“,<br />

so figawa Präsidiumsmitglied Dr.<br />

Günter Stoll.<br />

März 2014<br />

320 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Leute | NACHRICHTEN |<br />

Fördern mit NETZSCH<br />

Wechsel im Vorstand des<br />

Wupperverbandes<br />

Beim Wupperverband vollzog<br />

sich zum 1. Februar ein Wechsel<br />

im Vorstand. Prof. Bernd Wille ging<br />

Ende Januar in den Ruhestand. Der<br />

studierte Bauingenieur mit Wohnsitz<br />

in Erkelenz stand 17 Jahre an<br />

der Spitze des Wupperverbandes.<br />

Seit dem 1. Februar ist Georg Wulf<br />

neuer Vorstand des Verbandes.<br />

Der Verbandsrat des Wupperverbandes<br />

hatte in seiner Sitzung im<br />

Juli 2013 Wulf als neuen Vorstand<br />

gewählt. Eine Amtszeit beträgt fünf<br />

Jahre. Georg Wulf ist Jurist und<br />

bereits seit 1991 beim Wupperverband<br />

tätig, seit 2001 als Geschäftsbereichsleiter<br />

Personal und<br />

Verwaltung und ständiger Vertreter<br />

des Vorstandes. Er lebt mit seiner<br />

Familie seit 1987 in Wuppertal.<br />

Bei der offiziellen Verabschiedung<br />

von Prof. Wille am 16. Januar<br />

2014 in Wuppertal überreichte er<br />

dem neuen Vorstand Georg Wulf<br />

symbolisch das Steuerrad für den<br />

Wupperverband.<br />

Ein zentraler Themenschwerpunkt<br />

in der Arbeit des Verbandes ist<br />

seit einigen Jahren die Umsetzung<br />

der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie mit<br />

der ökologischen Entwicklung der<br />

Wupper und ihrer Nebenflüsse.<br />

Dies wird auch in den kommenden<br />

Jahren unter Georg Wulf eine große<br />

Herausforderung und Aufgabe<br />

für den Wupperverband sein,<br />

ebenso wie weitere Themenfelder,<br />

z. B die Hochwasserrisikomanagement-Richt<br />

linie, Zukunftsthemen wie<br />

Klimawandel und Spurenstoffe im<br />

Ab wasser und insbesondere die<br />

Entwicklung der Mitgliedsbeiträge<br />

angesichts des demografischen<br />

Wandels.<br />

In den vergangenen Jahren stand<br />

beim Verband die Entwicklung von<br />

einem zuvor eher ho heitlich denkenden<br />

hin zu einem kundenorientierten<br />

Unternehmen im Fokus.<br />

Zum Amtsantritt von Prof. Wille<br />

1997 war die Umsetzung des<br />

<strong>Abwasser</strong>beseitigungskonzeptes<br />

die vordring liche Aufgabe. Durch<br />

Kostensteuerung und Controlling<br />

sowie durch die Einführung von<br />

Ziel vereinbarungen mit den Verbandsgremien<br />

ist es gelungen, bei<br />

einem Investitionsvolumen von<br />

rund 500 Mio. € im Geschäftsbereich<br />

Kläranlagen, Sammler und Entsorgung<br />

dennoch die Beiträge für<br />

diesen größten Geschäftsbereich<br />

des Wupperverbandes in den<br />

vergangenen 17 Jahren mit einer<br />

Entwicklung von durchschnittlich<br />

0,5 % pro Jahr nahezu stabil zu<br />

halten.<br />

Weitere Themen in der Amtszeit<br />

von Prof. Bernd Wille waren unter<br />

anderem ein auf das gesamte<br />

Flusssystem Wupper bezogenes<br />

ganzheitliches Flussgebietsmanagement<br />

zu etablieren und ein Strategiepapier<br />

für die wesentlichen<br />

Aufgabenfelder des Verbandes zu<br />

entwickeln.<br />

Für jede Anwendung das<br />

richtige Produkt<br />

Seit Jahrzehnten werden rotierende Verdrängerpumpen<br />

als Fördersysteme für alle<br />

Medien in der <strong>Abwasser</strong>behandlung eingesetzt.<br />

Aufgrund ihrer Regelcharakteristik<br />

gewährleisten diese Pumpen einen sicheren<br />

und zuverlässigen sowie effizienten Prozessablauf.<br />

5.–9. Mai 2014<br />

Messe München<br />

Halle A6, Stand 139/240<br />

und im Hof A5-6, Stand 15<br />

© Wupperverband<br />

Der neue Verbandsvorstand<br />

Georg Wulf<br />

(links) übernimmt<br />

das<br />

Steuer von seinem<br />

Vorgänger<br />

Prof. Bernd<br />

Wille, der in<br />

den Ruhestand<br />

wechselte.<br />

M-Ovas® Zerkleinerer und<br />

NEMO® M.Champ®<br />

Exzenterschneckenpumpe<br />

NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH<br />

Geschäftsfeld Umwelt & Energie<br />

Tel.: +49 8638 63-1010<br />

Fax: +49 8638 63-2333<br />

März 2014 info.nps@netzsch.com<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 321<br />

www.netzsch.com


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

GW 15 A: Nachumhüllungen von Rohrleitungen, Armaturen und Formstücken –<br />

Qualifikationsanforderungen an den Umhüller, 2/2014<br />

Das technische Komitee G-TK-1-10<br />

Außenkorrosion hat die Überarbeitung<br />

des DVGW-Arbeitsblattes<br />

GW 15 Nachumhüllungen von Rohrleitungen,<br />

Armaturen und Formstücken<br />

– Qualifikationsanforderungen<br />

an Umhüller abgeschlossen.<br />

Um den neu entstandenen Normen<br />

auf internationaler und nationaler<br />

Ebene gerecht zu werden, wurde<br />

die Anpassung des DVGW-Arbeitsblattes<br />

notwendig.<br />

Es beinhaltet die Anforderungen<br />

an die Qualifikation von Umhüllern.<br />

Die Werksumhüllung von Rohren<br />

erfordert eine sachgerechte Nachumhüllung<br />

von unbeschichteten<br />

Rohrverbindungen, Bauteilen und<br />

Fehlstellen auf der Baustelle. Für<br />

Nachumhüllungen stehen verschiedene<br />

Umhüllungsmaterialien zur<br />

Verfügung. Die Nachumhüllung auf<br />

der Baustelle erfordert vom Umhüller<br />

sowohl Sachkunde über die<br />

Umhüllungsmaterialien als auch die<br />

Fähigkeit zur fachgerechten Anwendung<br />

dieser Materialien. Die Anwendung<br />

dieses Arbeitsblattes stellt sicher,<br />

dass die Schulung und Prüfung<br />

der Umhüller nach einheitlichen<br />

Verfahren und Inhalten durchgeführt<br />

wird und Umhüller nach bestandener<br />

Prüfung die für eine qualitätsgerechte<br />

Ausführung und Kontrolle<br />

der Arbeiten erforderliche Fachkenntnis<br />

und Hand fertigkeit be sitzen.<br />

Der Anwender hat zudem die<br />

Möglichkeit, sich zu spezialisieren.<br />

Zusätzlich zu den allgemein erforderlichen<br />

Grundlagen kann optional<br />

aufbauend eine weitergehende<br />

Spezialisierung für be stimmte Nachumhüllungsmaterialien<br />

erfolgen.<br />

Gegenüber DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 15:2007-01 wurden folgende<br />

Änderungen vorgenommen:<br />

••<br />

Der Inhalt wurde aktualisiert<br />

••<br />

Anforderungen an die Ausbildungsstätten<br />

werden erstmalig<br />

festgelegt<br />

••<br />

Prüfungsordnung zur Ausbildung<br />

wurde aktualisiert<br />

••<br />

Anforderungen an Ausbilder werden<br />

benannt<br />

••<br />

Möglichkeiten des Nachweises<br />

der Qualifikation: Beispielsweise<br />

wurden bisher von den Ausbildungsstätten<br />

sogenannte Umhüllerausweise<br />

ausgestellt. Dabei<br />

wurde die vollständige Einhaltung<br />

der Anforderungen die Bildungsstätte<br />

geprüft. Dies ist im neuen<br />

Arbeitsblatt nicht zwingend gegeben<br />

kann aber weiterhin so<br />

praktiziert werden. Die Form des<br />

Nachweises wird freigestellt.<br />

Der Weißdruck ist im Februar 2014<br />

erschienen.<br />

Preis:<br />

€ 22,27 für Mitglieder;<br />

€ 29,69 für Nichtmitglieder.<br />

Weißdrucke der DVGW-Arbeitsblätter GW 20, GW 21, GW 22, GW 24, GW 27 und GW 28<br />

Das technische Komitee G-TK-1-10<br />

Außenkorrosion und die Arbeitsgemeinschaft<br />

für Korrosionsfragen<br />

(AfK) haben wichtige AfK-Empfehlungen<br />

dem Regelsetzungsprozess<br />

gemäß DVGW-Geschäftsordnung<br />

GW 100 unterzogen und somit<br />

die Überführung in DVGW-Arbeitsblätter<br />

ermöglicht. Es handelt sich<br />

dabei um folgende Arbeitsblätter:<br />

••<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 28: Beurteilung<br />

der Korrosionsgefährdung<br />

durch Wechselstrom bei kathodisch<br />

geschützten Stahlrohrleitungen<br />

und Schutzmaßnahmen<br />

– Textgleich mit der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 11<br />

••<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 27: Verfahren<br />

zum Nachweis der Wirksamkeit<br />

des kathodischen Korrosionsschutzes<br />

an erdverlegten<br />

Rohrleitungen – Textgleich mit<br />

der AfK-Empfehlung Nr. 10<br />

••<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 24: Kathodischer<br />

Korrosionsschutz in<br />

Verbindung mit explosionsgefährdeten<br />

Bereichen – Textgleich<br />

mit der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 5<br />

••<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 22:<br />

Maßnahmen beim Bau und<br />

Betrieb von Rohrleitungen im<br />

Einflussbereich von Hochspannungs-Drehstromanlagen<br />

und<br />

Wechselstrom-Bahnanlagen –<br />

Textgleich mit der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 3 und der Technischen<br />

Empfehlung Nr. 7 der Schiedsstelle<br />

für Beeinflussungsfragen<br />

(SfB)<br />

••<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 21: Beeinflussung<br />

von unterirdischen<br />

metallischen Anlagen durch<br />

Streuströme von Gleichstromanlagen<br />

– Textgleich mit der AfK-<br />

Empfehlung Nr. 2<br />

••<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 20: Kathodischer<br />

Korrosionsschutz in<br />

Mantelrohren im Kreuzungsbereich<br />

mit Verkehrswegen Produktrohre<br />

aus Stahl im Vortriebsverfahren<br />

– Textgleich mit der<br />

AfK-Empfehlung Nr. 1<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 28<br />

Der Inhalt dieses Arbeitsblattes spiegelt<br />

das gemeinsame Verständnis<br />

(fachlicher Bearbeitungsstand 2011)<br />

unter den für Beeinflussungsfragen<br />

und Korrosionsschutz zuständigen<br />

März 2014<br />

322 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK |<br />

Fachleuten aus den der AfK zugehörigen<br />

Verbänden wider. Im<br />

Zusammenhang mit der bevorstehenden<br />

europäischen Norm<br />

DIN EN 15280 muss erwähnt werden,<br />

dass dieses Arbeitsblatt nicht<br />

im Widerspruch zu dieser Norm<br />

steht. Das Arbeitsblatt ist in sich als<br />

geschlossenes Dokument zu sehen,<br />

welches praxis orientierte Hinweise<br />

gibt und die DIN EN 15280 konkret<br />

auf die nationalen Bedürfnisse<br />

spezifiziert.<br />

Ein vertieftes Verständnis der<br />

beteiligten Prozesse der Wechselstromkorrosion,<br />

unter Einfluss des<br />

kathodischen Korrosionsschutzes,<br />

hat aber über längere Zeit gefehlt.<br />

Erst aufgrund jüngerer Labor- und<br />

Felduntersuchungen war es möglich,<br />

ein Modell zu entwickeln, welches<br />

in der Lage ist, alle bisherigen empirischen<br />

Beobachtungen zu erklären.<br />

Insbesondere betrifft dies die Befunde<br />

zum Einfluss des kathodischen<br />

Schutzniveaus auf die Wechselstrom-<br />

Korrosionsgefährdung. Die aktuellen<br />

Modellvorstellungen erklären dann<br />

auch die Schutzkriterien, unter<br />

deren Einhaltung die Korrosionsgeschwindigkeit<br />

auf ein technisch<br />

akzeptierbares Maß verringert werden<br />

kann. Mittels umfangreicher<br />

Feldversuche konnten die dem<br />

Modell zugrunde liegenden Schutzkriterien<br />

in der Praxis bestätigt bzw.<br />

überprüft werden.<br />

Die Felduntersuchungen zeigten<br />

außerdem, dass eine Verringerung<br />

der Korrosionsgeschwindigkeit auf<br />

technisch vernachlässigbare Werte<br />

< 0,01 mm/a, wie in DIN EN 12954<br />

als Kriterium für die Anwendung des<br />

kathodischen Korrosionsschutzes<br />

angegeben, bei Wechselspannungsbeeinflussung<br />

nicht gewährleistet<br />

werden kann. In diesem Arbeitsblatt<br />

wird daher bei Einhaltung der<br />

genannten Kriterien bewusst der<br />

Begriff „technisch akzeptierbare<br />

Korrosionsgeschwindigkeit“ (Korrosionsgeschwindigkeit<br />

< 0,03 mm/a)<br />

gewählt.<br />

Für die praktische Anwendung<br />

einzelner Kriterien werden Mittelwerte<br />

empfohlen, welche mit einer<br />

maximal zulässigen Standardabweichung<br />

verknüpft sind. Die Werte<br />

wurden aus den Daten der Feldversuche<br />

abgeleitet und entsprechen<br />

den vorgefundenen Rahmenbedingungen.<br />

Es ist daher möglich,<br />

dass sich mit zunehmender Praxiserfahrung<br />

Anpassungsbedarf der<br />

statistischen Größen ergibt.<br />

An dieser Stelle muss erwähnt<br />

werden, dass zurzeit Forschungstätigkeiten<br />

zu der Umsetzung von<br />

Maßnahmen zur Verminderung der<br />

Wechselstrom-Korrosionsgefährdung<br />

durchgeführt werden, sodass in<br />

naher Zukunft weitere Erkenntnisse<br />

in das Arbeitsblatt einfließen werden.<br />

Die Veröffentlichung wurde<br />

jedoch zum jetzigen Zeitpunkt als<br />

sinnvoll erachtet, um dem Anwender,<br />

auch in Bezug auf die<br />

bevorstehende europäische Norm<br />

DIN EN 15280, die bisherigen wichtigen<br />

Erkenntnisse nicht unnötig<br />

vorzuenthalten.<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 27<br />

Nach DIN EN 12954 muss bei vollständigem<br />

kathodischen Korrosionsschutz<br />

das Schutzkriterium an jedem<br />

Messpunkt des Schutzobjektes, d. h.<br />

an jeder Fehlstelle seiner Umhüllung<br />

erfüllt sein.<br />

In dem Bemühen aufzuzeigen,<br />

wie dies unter Berücksichtigung<br />

der bekannten physikalischen<br />

Grund lagen mit eingeführten und<br />

neueren Messverfahren in der Praxis<br />

weit gehend nachgewiesen werden<br />

kann, wurde DIN EN 13509 erarbeitet.<br />

In den Fällen, in denen die beschriebenen<br />

Messmethoden oder<br />

die ört lichen Verhältnisse die Ermittlung<br />

der notwendigen Daten in<br />

nicht hinreichendem, aussagefähigem<br />

Maße erlauben, ergeben sich<br />

Schwierigkeiten beim Nachweis.<br />

Diesbezügliche Problemfälle stellen<br />

die meisten Behälter dar, beispielsweise<br />

aber auch Rohrleitungen in<br />

Stadtgebieten, insbesondere bei<br />

Vorliegen von zeitlich sich stark<br />

ändernder Streustrombeeinflussung<br />

durch z. B. Gleichstrom-Bahnanlagen,<br />

Rohrleitungen mit Schutzmaßnahmen<br />

gegen Hochspannungsbeeinflussung<br />

und parallel verlaufende<br />

Rohrleitungen.<br />

Das vorliegende Arbeitsblatt<br />

beschreibt weitere Messverfahren,<br />

mit denen der Nachweis des<br />

Schutzkriteriums im Sinne von<br />

DIN EN 13509 erfolgen kann. Es gibt<br />

da rüber hinaus Hinweise über die<br />

Zweckmäßigkeit der Anwendung<br />

der einzelnen Verfahren unter<br />

verschiedenen Einsatzbedingungen<br />

sowie zur Vermeidung von Fehlmessungen<br />

und Fehlinterpretationen<br />

der Messergebnisse. Hinsichtlich<br />

der Definition der Begriffe wird auf<br />

die beiden zuvor zitierten Normen<br />

hingewiesen.<br />

Die beschriebenen Nachweisverfahren<br />

sind teils seit Langem<br />

Stand der Technik (z. B. Ausschaltpotenzialmessungen),<br />

teils finden<br />

sie zunehmend Anwendung (z. B.<br />

Intensivmessungen), sodass hier<br />

Erfahrungen bei der Erarbeitung<br />

dieses Arbeitsblattes berücksichtigt<br />

werden konnten. Bei einigen Verfahren<br />

(z. B. Potenzialgradientenvergleich)<br />

liegen dagegen nur wenige<br />

Erfahrungen vor.<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 24<br />

Dieses Arbeitsblatt behandelt allgemeine<br />

Richtlinien und Maßnahmen<br />

zur Vermeidung von Zündgefahren<br />

an Isolierstücken und zur Sicherstellung<br />

eines kathodischen Korrosionsschutzes<br />

in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen. Es ist anwendbar<br />

auf Stationen von Erdgas-Leitungssystemen<br />

und – unter Beachtung<br />

der jeweils gültigen Vorschriften<br />

(z. B. TRbF, TRBS, TRGS, BetrSichV) –<br />

sinngemäß auch für andere Produktleitungen.<br />

Isolierstücke dienen der elektrischen<br />

Trennung von Rohrleitungsanlagen<br />

– z. B. zur Sicherstellung des<br />

kathodischen Korrosionsschutzes<br />

(Trennung KKS-geschützter Anlagen<br />

vom geerdeten Stationssystem), zur<br />

elektrischen Aufteilung längerer Rohrleitungssysteme<br />

an Eigentums- bzw.<br />

KKS-Schutzbereichsgrenzen oder –<br />

in selteneren Fällen – zur elektrischen<br />

Aufteilung hochspannungsbeeinflusster<br />

Rohrleitungsabschnitte.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 323


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

Die elektrische Trennung besteht<br />

bis zur Durchschlag festigkeit des<br />

Isolierstücks. Diese Durchschlagfestigkeit<br />

kann – z. B. in Abhängigkeit<br />

von dem durch strömenden Medium,<br />

der Einbaulage und den äußeren atmosphärischen<br />

Einflüssen – unter<br />

Umständen auch mit zunehmender<br />

Betriebsdauer abnehmen. Es ist<br />

aber davon aus zugehen, dass blitzbedingte<br />

Überspannungen infolge<br />

eines Ein schlages in exponierte<br />

Teile einer Pipelineanlage zu einer<br />

Überbeanspruchung der Durchschlagfestigkeit<br />

von Isolierstücken<br />

führen können. Bei Isolierstücken<br />

kathodisch geschützter Anlagen in<br />

explosions gefährdeten Bereichen<br />

sind zur Vermeidung von Zündgefahren<br />

besondere Vorkehrungen<br />

zu treffen. Solche Gefahren können<br />

infolge Funkenbildung durch elektrische<br />

Anlagen oder durch Blitzeinwirkungen<br />

entstehen. Des Weiteren<br />

sind Maßnahmen zur Aufrechterhaltung<br />

des kathodischen Korrosionsschutzes<br />

erforderlich.<br />

Die erste Neufassung der diesem<br />

Arbeitsblatt zugrunde liegenden<br />

AfK-Empfehlung entstand aus der<br />

Ausgabe Februar 1986 aufgrund<br />

von Vorschlägen aus der Praxis. In<br />

der Neufassung wird auch auf<br />

Prüfungen von Trennfunkenstrecken<br />

eingegangen, und es werden<br />

Hinweise zur Auswahl der am vorgesehenen<br />

Einsatzort geeigneten<br />

Funkenstrecke gegeben. Die Textpassagen<br />

hinsichtlich der Schutzmaßnahmen<br />

gegen elektrischen<br />

Schlag bei der Errichtung kathodischer<br />

Korrosionsschutzanlagen<br />

wurden in das Arbeitsblatt nicht<br />

übernommen; zu diesem Themengebiet<br />

sei auf die AfK-Empfehlung<br />

Nr. 6 verwiesen.<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 22<br />

Als erste Technische Regel zum<br />

Themenbereich „Hochspannungsbeeinflussung“<br />

erschien im Januar<br />

1966 die Empfehlung „Maßnahmen<br />

beim Bau und Betrieb von Rohrleitungen<br />

im Einflussbereich von<br />

Hochspannungsfreileitungen (Richtlinien<br />

für hochspannungsbeeinflusste<br />

Rohrleitungen)“, welche nach intensiven<br />

Beratungen eines Arbeitskreises<br />

erstellt und textgleich als<br />

Technische Empfehlung Nr. 7 (TE 7)<br />

der Schiedsstelle für Beeinflussungsfragen<br />

(SfB) und als Empfehlung<br />

Nr. 3 der Arbeits gemeinschaft für<br />

Korrosionsfragen (AfK) (AfK-3) veröffentlicht<br />

wurde.<br />

Diese erste Ausgabe der Empfehlung<br />

stützte sich überwiegend<br />

auf theoretische Überlegungen,<br />

Berechnungen und Feldversuche.<br />

Praktische Erfahrungen lagen nur<br />

im begrenzten Umfang vor.<br />

In den folgenden Jahren kam<br />

es zu einer fortschreitenden Bündelung<br />

der Trassen von Hochspannungsund<br />

Rohrleitungen. Die stärkere<br />

Vermaschung der Netze führte zu<br />

einem Anstieg der Kurzschlussleistungen.<br />

Neue, hoch isolierende<br />

Werkstoffe für die Rohrleitungsumhüllung<br />

(Polyethylen) ergaben<br />

zusätzliche Beeinflussungsfälle, da<br />

allein schon durch die Betriebsströme<br />

der Hochspannungsfreileitungen eine<br />

relevante Dauerbeeinflussungsspannung<br />

auf Rohrleitungen induziert<br />

werden konnte. Diese Gegebenheiten<br />

führten zu einer ersten Überarbeitung<br />

der TE 7/AfK-3, welche im Herbst des<br />

Jahres 1971 begann und mit der<br />

Veröffentlichung der Neufassungen<br />

im Mai 1982 abgeschlossen wurde.<br />

Im Rahmen dieser ersten Überarbeitung<br />

flossen weitere − theoretische<br />

und durch Versuche ermittelte<br />

− Erkenntnisse ein. Es wurden abstandsabhängige<br />

Grenzlängen definiert<br />

und so Hinweise gegeben,<br />

in welchen Beeinflussungsfällen die<br />

Höhe der Beeinflussungsspannungen<br />

eine genauere Betrachtung erfordert.<br />

Des Weiteren wurde die Abhängigkeit<br />

der Dauerbeeinflussungsspannung<br />

von der Geometrie der Freileitung<br />

(Anordnung der Leiter- und<br />

Erdseile und deren Variation an<br />

Verdrillungsmasten) erkannt und<br />

beschrieben. Mit der ersten Überarbeitung<br />

der TE 7/AfK-3 stand ab Mitte<br />

1982 eine Technische Empfehlung<br />

zur Verfügung, welche ein sicheres<br />

Handling der Beeinflussungssituationen<br />

und Schutzmaßnahmen gegen<br />

gefährlich hohe Beeinflussungsspannungen<br />

ermöglichte. Grundlagen<br />

der Betrachtungen waren dabei die<br />

in den 80er Jahren eingesetzten<br />

Rohrleitungsumhüllungssysteme.<br />

15 Jahre nach Veröffent lichung<br />

der ersten Neubearbeitung im Mai<br />

1982 hat sich eine AfK/SfB-Arbeitsgruppe<br />

im Sinn einer An passung<br />

an den aktuellen Stand der Technik<br />

zum Ziel gesetzt,<br />

••<br />

die Gültigkeit der in der Ausgabe<br />

vom Mai 1982 zuletzt definierten<br />

Grenzwerte für die maximal zulässigen<br />

Berührungsspannungen<br />

vor dem Stand der aktuellen<br />

eu ropäischen Normen zu überprüfen,<br />

••<br />

die Tabellen um die Daten neuer,<br />

nahezu fehlstellenfreier Rohrleitungsumhüllungen<br />

zu erweitern,<br />

••<br />

bei den empfohlenen Maßnahmen<br />

auch die teilweise auftretenden<br />

Unterschiede von<br />

erdfühligen und nahezu fehlstellenfreien<br />

Rohrsystemen herauszustellen,<br />

••<br />

die Möglichkeiten der Anschlusstechnik<br />

von Rohrleitungserdern<br />

vorzustellen, welche sich von den<br />

Alternativen „direkter Anschluss<br />

oder über Gasentladungsableiter“<br />

aus der 82er-Empfehlung zu einer<br />

breiten Palette von Geräten unterschiedlicher<br />

Funktionsweisen<br />

weiterentwickelt haben, etwa<br />

Dioden- und Kondensator-Abgrenzeinheiten,<br />

welche die früher<br />

eingesetzten Polarisationszellen<br />

teilweise verdrängt haben sowie<br />

spannungsgesteuerte Halbleiter-<br />

Abgrenzeinheiten,<br />

••<br />

die Anforderungen an Korrosionsschutz-Gleichrichter<br />

zu aktualisieren,<br />

welche an hochspannungsbeeinflussten<br />

Rohrleitungen eingesetzt<br />

werden,<br />

••<br />

neue Erkenntnisse und Praxiswissen<br />

für Themenbereiche einzubringen,<br />

z. B.<br />

−−<br />

Bau von Rohrleitungen mit<br />

hervorragender Umhüllungsqualität<br />

im Einflussbereich<br />

von Hochspannungsanlagen,<br />

−−<br />

Einsatz moderner Messtechniken<br />

und -geräte,<br />

März 2014<br />

324 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK |<br />

−−<br />

Berechnung von induzierten<br />

Beeinflussungsspannungen<br />

mithilfe von DV-Programmen<br />

sowie<br />

••<br />

die TE 7/AfK-3 noch themenbezogener<br />

zu strukturieren.<br />

Die in den Empfehlungen von 1966<br />

und 1982 formulierten mathematischen<br />

Gesetzmäßigkeiten der<br />

Beeinflussung von Rohrleitungen<br />

im Nahbereich von Drehstrom-<br />

Hochspannungsfreileitungen und<br />

Wechselstrom-Bahnanlagen besitzen<br />

nach wie vor Gültigkeit und<br />

wurden nicht von der Nachüberarbeitung<br />

berührt.<br />

Aufgrund neuer Veröffentlichungen,<br />

insbesondere hinsichtlich der<br />

Personengefährdung bei beeinflussten<br />

Telekommunikationsleitungen,<br />

wurde das Grenzwertkonzept überprüft.<br />

Für den praktischen Anwendungsfall<br />

ergaben sich nach dieser<br />

Prüfung keine Änderungen, da im<br />

Fehlerfall die zur Einhaltung der<br />

1000-V-Beeinflussungsspannung<br />

geforderte Beschränkung der Einwirkzeit<br />

von den Hochspannungsanlagen<br />

aufgrund der bestehenden<br />

Schutzkonzepte eingehalten wird.<br />

Für den Fall des Normalbetriebs wurde<br />

eine Anpassung an den international<br />

für Beeinflussungen geltenden,<br />

einheitlichen Wert von 60 V (früher<br />

65 V) vorgenommen.<br />

Es werden in diesem Arbeitsblatt<br />

erprobte Maßnahmen aufgezählt,<br />

mit denen eine wirkungsvolle Reduzierung<br />

der eingekoppelten Beeinflussungsspannung<br />

erreicht werden<br />

kann – falls die Möglichkeit einer<br />

gefährlich hohen Berührungsspannung<br />

zwischen Rohrleitung und<br />

Erde im ungünstigen Beeinflussungsfall<br />

besteht. Auch in diesem Themenkomplex<br />

stand das Bemühen im<br />

Vordergrund, dem Anspruch einer<br />

„gültigen Technischen Regel“ gerecht<br />

zu werden – d. h. die verschiedenen<br />

Techniken darzustellen und neben<br />

den Möglichkeiten einzelner Verfahren<br />

auch deren Grenzen aufzuzeigen.<br />

Damit sollen Betreibern von Rohrleitungen,<br />

Hochspannungs netzen<br />

und elektrifizierten Wechselstrom-<br />

Bahnanlagen Lösungen für eventuelle<br />

Beeinflussungsprobleme aufgezeigt<br />

werden. Dem Anwender auf<br />

der Rohrleitungsseite soll auch ermöglicht<br />

werden, ein Rohrnetz unter<br />

dem Gesichtspunkt „Hochspannungsbeeinflussung“<br />

sicher zu errichten<br />

und zu betreiben. Den Herstellern<br />

von Einrichtungen für den kathodischen<br />

Korrosionsschutz bzw.<br />

Einrichtungen zur Begrenzung von<br />

Beeinflussungsspannungen werden<br />

hier praxisgerechte und allgemeingültige<br />

Anforderungen an die Kompo<br />

nenten an die Hand gegeben.<br />

Der im Themenbereich „Hochspannungsbeeinflussung“<br />

Sachkundige<br />

wird stets bemüht sein, ein<br />

funktionierendes Schutzsystem gegen<br />

Hochspannungsbeeinflussung zu definieren<br />

und umzusetzen. Bei der<br />

Erarbeitung des Schutzkonzeptes ist<br />

aber zu beachten, dass – bei einem<br />

so umfangreichen Gewerk wie einer<br />

Rohrleitung – auch die Maßnahmen<br />

anderer Fachbereiche (welchen oft<br />

die Problematik „Hochspannungsbeeinflussung“<br />

fremd ist) berücksichtigt<br />

werden müssen. Diese Anforderung<br />

gilt sowohl für die Bauphase<br />

(z. B. elektrische Verbindung<br />

von Rohrleitungsteilstücken im<br />

Rahmen von Druckproben über<br />

wassereinspeisende Rohrleitungen<br />

und stahlarmierte Schläuche) als<br />

auch für die Betriebsphase, wo es<br />

••<br />

z. B. durch Blitzschutzmaßnahmen<br />

(z. B. Trennfunkenstrecken mit<br />

niedrigen Ansprechspannungen)<br />

sowie<br />

••<br />

durch Maßnahmen des kathodischen<br />

Korrosionsschutzes (Potenzialverbindungen<br />

zu anderen<br />

Rohrleitungssystemen, Wechselstromableitung<br />

über Anoden<br />

von KKS-Anlagen)<br />

zu weiteren Verbindungen der Rohrleitung<br />

mit erdfühligen Objekten<br />

kommen kann.<br />

Nicht zu vernachlässigen sind<br />

auch gezielt durchgeführte, spannungsreduzierende<br />

Maßnahmen im<br />

Hinblick auf mögliche Wechselstromkorrosion<br />

(siehe auch DVGW-<br />

Arbeitsblatt GW 28, textgleich mit<br />

der AfK-Empfehlung Nr. 11). Diese<br />

Einrichtungen (Erder und deren<br />

Anschaltgeräte) spielen z. B. auch im<br />

Falle einer kurzzeitigen Beeinflussung<br />

infolge eines Erdfehlers im<br />

Hochspannungsnetz eine nicht zu<br />

unterschätzende Rolle bei der Verteilung<br />

der Höhe der Beeinflussungsspannung<br />

entlang der Rohrleitung.<br />

Ein sicherer Betrieb von Rohrleitungen<br />

ist nur möglich, wenn die<br />

verschiedenen Aspekte (Hochspannungsbeeinflussung<br />

– Blitzschutz –<br />

Korrosionsschutz) als komplexes<br />

Gesamtsystem gesehen werden, in<br />

dem einzelne Maßnahmen mit Einfluss<br />

auf die Erdfühligkeit auch<br />

Auswirkungen auf die Wirksamkeit<br />

der anderen zu berücksichtigenden<br />

Schutzaspekte haben können. Daher<br />

ist eine Einbeziehung aller relevanten<br />

Maßnahmen in das Schutzkonzept<br />

„Hochspannungsbeeinflussung“<br />

möglichst früh erforderlich.<br />

Im Beeinflussungsfall soll bei<br />

Festlegung der Schutzmaßnahmen<br />

die jeweils bestmögliche Gesamtlösung<br />

erreicht werden, die das<br />

technisch Erforderliche mit der geringsten<br />

wirtschaftlichen Belastung<br />

gewährleistet.<br />

Die Kosten für Schutzmaßnahmen<br />

zur Vermeidung, Reduzierung oder<br />

Beseitigung von Beeinflussungen<br />

im Rahmen der Festlegungen dieser<br />

Empfehlung hat der Betreiber der<br />

beeinflussenden Anlage zu tragen,<br />

soweit seine Anlage die spätere ist.<br />

Hiervon abweichende vertragliche<br />

Vereinbarungen oder zwingende<br />

gesetzliche Vorschriften bleiben unberührt.<br />

Eine spätere beeinflussungserhebliche<br />

Änderung einer Anlage<br />

ist wie eine spätere Errichtung der<br />

Anlage zu behandeln.<br />

Die vorliegende Fassung stellt<br />

eine Nachüberarbeitung der Ausgabe<br />

vom November 2007 dar. Hauptgrund<br />

der Nachüberarbeitung war der entfallene<br />

Erwartungsfaktor w für die<br />

Kurzzeitbeeinflussung in den (der)<br />

Bezugsnorm(en). Dies hat zur Folge,<br />

dass aus einer Nachberechnung von<br />

bisher (unter dem Gesichtspunkt<br />

„Berührungsschutz“) unkritischer Beeinflussungsabschnitten<br />

auch bei<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 325


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

unveränderter Beeinflussungssituation<br />

eine kritisch hohe Kurzzeitbeeinflussung<br />

resultieren kann. Aufgrund<br />

der bisher auch sicherheitstechnisch<br />

nur positiven Betriebserfahrungen<br />

mit der Anwendung des Erwartungsfaktors<br />

von w = 0,7 (und der uneingeschränkten<br />

Gültigkeit bei Beeinflussung<br />

durch Bahnanlagen) wird<br />

dieser Faktor zur Anwendung bei<br />

Personenschutzbetrachtungen in der<br />

Betriebsphase von Rohrleitungen wieder<br />

eingeführt. Im Einflussbereich von<br />

Drehstrom-Hochspannungsfreileitungen<br />

ist bezüglich des Geräteschutzes<br />

und der Bauphase von Rohrleitungen<br />

weiterhin ein Erwartungsfaktor von<br />

w = 1 anzusetzen. Des Weiteren wurde<br />

die Aufstellung der Abgrenzeinheiten<br />

um den jetzt häufiger eingesetzten<br />

Reihenschwingkreis ergänzt.<br />

Eine weitere Änderung zur vorherigen<br />

Ausgabe ergab sich bezüglich<br />

der erforderlichen Sicherheitsabstände<br />

von Hochspannungsanlagen<br />

zu Ausblaseeinrichtungen<br />

von Rohrleitungen – bzw. Anlagen<br />

– für brennbare Gase.<br />

Zeitgleich mit der Nachüberarbeitung<br />

lag auf europäischer Ebene<br />

die – mittlerweile verabschiedete –<br />

Norm EN 50443 zum Thema „Hochspannungsbeeinflussung“<br />

vor. Es<br />

bestehen keine fachspezifischen<br />

Widersprüche zwischen den Inhalten<br />

dieser beiden Dokumente.<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 21<br />

Dieses Arbeitsblatt befasst sich mit<br />

der Beeinflussung erdverlegter metallischer<br />

Objekte durch Streuströme<br />

aus Gleichstromanlagen. Dabei gibt<br />

es Hinweise über die Grundlagen,<br />

Kriterien und messtechnische Beurteilung<br />

der Streustrombeeinflussung<br />

und beschreibt Maßnahmen zur Verhinderung<br />

schädlicher Beeinflussung<br />

von erdverlegten metallischen<br />

Objekten. Dabei wird ausschließlich<br />

das Thema Außenkorrosion betrachtet.<br />

Das Thema Innenkorrosion<br />

im Zusammenhang mit der Beeinflussung<br />

erdverlegter metallischer<br />

Objekte durch Streuströme aus<br />

Gleichstromanlagen ist nicht Thema<br />

dieses Arbeitsblattes.<br />

Ebenfalls nicht Thema dieses<br />

Arbeitsblattes ist die Beeinflussung<br />

erdverlegter metallischer Objekte<br />

durch Streuströme aus Wechselstroman<br />

lagen.<br />

Für die Überarbeitung des<br />

Arbeitsblattes waren die folgenden<br />

Überlegungen ausschlaggebend:<br />

••<br />

Seit der Ablösung von DIN VDE<br />

0150 durch DIN EN 50162 existieren<br />

neue Beeinflussungs kriterien.<br />

Diese werden in diesem<br />

Arbeitsblatt praxisgerecht dargestellt.<br />

••<br />

Die von der Technischen Akademie<br />

in Wuppertal in den 90er-<br />

Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

entwickelten Mess- und Beurteilungsmethoden<br />

hinsichtlich des<br />

Nachweises einer unzulässigen<br />

Beeinflussung durch zeitlich veränderliche<br />

Streuströme sind in<br />

dieses Arbeitsblatt mit eingeflossen.<br />

••<br />

Durch die gleichzeitige Überarbeitung<br />

von DIN EN 50122-2<br />

konnte sichergestellt werden,<br />

dass zumindest in Deutschland<br />

im Falle der Streustrombeeinflussung<br />

durch zeitlich<br />

ver änderliche Streuströme sowohl<br />

die Bahnbetreiber als<br />

auch die Rohrleitungs- und<br />

Tankanlagenbetreiber dieselben<br />

Mess- und Beurteilungsmethoden<br />

bei der Beurteilung<br />

einer möglichen Beeinflussung<br />

anwenden.<br />

••<br />

Die Grundlagen der Beeinflussung<br />

werden ausführlich dargestellt<br />

und die Schwierigkeiten<br />

beim messtechnischen Nachweis<br />

einer möglichen unzulässigen<br />

Beeinflussung umfassend beschrieben.<br />

••<br />

Die früher in der AfK-Empfehlung<br />

Nr. 9 beschriebenen Spannungstrichterberechnungen<br />

von Anodenanlagen<br />

werden nun in<br />

diesem Arbeitsblatt dargestellt.<br />

••<br />

Es werden Maßnahmen zur<br />

Verhinderung schädlicher Beeinflussung<br />

von erdverlegten<br />

metallischen Objekten durch<br />

Streuströme aus Gleichstromanlagen<br />

beschrieben.<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 20<br />

Dieses Arbeitsblatt gibt aus korrosionsschutztechnischer<br />

Sicht Hinweise<br />

für die Planung, die Inbetriebnahme<br />

und die messtechnische Überwachung<br />

einer kathodisch geschützten<br />

Produktleitung, die in einem<br />

Mantelrohr verlegt ist.<br />

Für die Überarbeitung waren<br />

die folgenden Überlegungen ausschlaggebend:<br />

••<br />

Neben Mantelrohren aus Stahl<br />

werden in der Praxis häufig<br />

Mantelrohre aus Kunststoff oder<br />

Beton bzw. Stahlbeton eingesetzt.<br />

Diese Materialien werden<br />

in der vorliegenden Überarbeitung<br />

bezüglich ihres Einflusses<br />

auf den Korrosionsschutz des<br />

Produktrohres berücksichtigt.<br />

••<br />

Der Einfluss eines Mantelrohres<br />

auf die Wechselstrom-Korrosionsgefährdung<br />

des Produktrohres<br />

sollte aufgegriffen werden.<br />

••<br />

Erfahrungen mit zement- und<br />

kunst stoffartigen Verfüllmaterialien<br />

für den Ringraum sollten in<br />

dieses neue Arbeitsblatt einfließen.<br />

••<br />

Es liegen neue Erkenntnisse zur<br />

Bewertung des kathodischen<br />

Korrosionsschutzes des Produktrohres<br />

vor. Diese werden in dem<br />

überarbeiteten Arbeitsblatt ausführlich<br />

beschrieben.<br />

••<br />

Vor dem Hintergrund der Ausführungen<br />

im DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 20 textgleich mit der AfK-<br />

Empfehlung Nr.10 mussten die<br />

Messvorschriften für die Prüfung<br />

des kathodischen Schutzes von<br />

Rohren, die mit grabenlosen<br />

Verlegeverfahren eingebracht<br />

wurden, angepasst werden.<br />

••<br />

Es sollten die Maßnahmen zusammengestellt<br />

werden, die<br />

ergriffen werden können, wenn<br />

der kathodische Korrosionsschutz<br />

des Produktrohres im Mantelrohr<br />

nicht ausreichend wirksam ist.<br />

Weiterhin wurden in dieses Arbeitsblatt<br />

Hinweise eingearbeitet zur<br />

Überprüfung der Umhüllungsqualität<br />

eines Produktrohres, das z. B.<br />

im Rahmen einer Neubaumaßnahme<br />

in ein Mantelrohr eingezogen wurde.<br />

März 2014<br />

326 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK |<br />

Dies wurde als notwendig erachtet,<br />

weil in der Vergangenheit Fälle bekannt<br />

wurden, bei denen es während<br />

des Einzugs vorganges zu Umhüllungsfehlstellen<br />

am Produktrohr<br />

gekommen war.<br />

Preise:<br />

GW 20 A: Kathodischer Korrosionsschutz in<br />

Mantelrohren im Kreuzungsbereich mit<br />

Verkehrswegen, Produktrohre aus Stahl<br />

mit Vortriebsverfahren; textgleich mit<br />

AfK-Empfehlung Nr. 1, 2/2014, € 29,87 für<br />

Mitglieder, € 39,82 € für Nichtmitglieder.<br />

GW 21 A: Beeinflussung von unterirdischen<br />

metallischen Anlagen durch Streuströme von<br />

Gleichstromanlagen, 2/2014, € 44,69 für<br />

Mitglieder, € 59,59 für Nichtmitglieder.<br />

GW 22 A: Maßnahmen beim Bau und Betrieb<br />

von Rohrleitungen im Einflussbereich von<br />

Hochspannungs-Drehstromanlagen und<br />

Wechselstrom-Bahnanlagen; textgleich<br />

mit der AfK-Empfehlung Nr. 3 und der<br />

Technischen Empfehlung Nr. 7 der<br />

Schiedsstelle für Beeinflussungsfragen,<br />

2/2014, € 62,00 für Mitglieder, € 82,67 für<br />

Nichtmitglieder.<br />

GW 24 A: Kathodischer Korrosionsschutz in<br />

Verbindung mit explosionsgefährdeten<br />

Bereichen, 2/2014, € 26,82 für Mitglieder,<br />

€ 35,76 für Nichtmitglieder.<br />

GW 27 A: Verfahren zum Nachweis der Wirksamkeit<br />

des kathodischen Korrosionsschutzes<br />

an erdverlegten Rohrleitungen 2/2013, € 38,59<br />

für Mitglieder, € 51,46 für Nicht mitglieder.<br />

GW 28 A: Beurteilung der Korrosionsgefährdung<br />

durch Wechselstrom bei kathodisch<br />

geschützten Stahlrohrleitungen und<br />

Schutzmaßnahmen, 2/2014, € 26,82 für<br />

Mitglieder, € 35,76 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191 - 40, Fax (0228) 9191 - 499,<br />

www.wvgw.de<br />

Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />

Merkblatt DWA-M 143-5: Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden<br />

– Teil 5: Reparatur von <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanälen durch Innen manschetten<br />

Defekte <strong>Abwasser</strong>leitungen und<br />

-kanäle können die Umwelt,<br />

insbesondere das Grundwasser und<br />

den Boden, schädigen. Ein neues<br />

Merkblatt der Deutschen Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />

und Abfall e. V. (DWA) beschreibt,<br />

wie mithilfe von Innenmanschetten<br />

örtlich begrenzte Schäden an erdverlegten<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungen und<br />

-kanälen repariert werden können.<br />

Ziel ist es, diese zu erhalten und<br />

sie wieder so herzustellen, dass sie<br />

den Anforderungen vorgeschriebener<br />

Normen entsprechen.<br />

Das Merkblatt gilt für <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanäle, die hauptsächlich<br />

als Freispiegelsysteme betrieben<br />

werden, und zwar von dem Punkt an,<br />

an dem das <strong>Abwasser</strong> das Gebäude<br />

bzw. die Dachentwässerung verlässt<br />

oder in einen Straßenablauf fließt bis<br />

zu dem Punkt, an dem es in eine<br />

Behandlungsanlage oder in einen<br />

Vorfluter eingeleitet wird.<br />

Reparaturverfahren im Druckrohrbereich<br />

sind nicht Gegenstand<br />

des Merkblatts. <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanäle unterhalb von Gebäuden<br />

sind jedoch eingeschlossen,<br />

sofern sie nicht Teil der Gebäudeentwässerung<br />

sind.<br />

DWA-M 143-5 behandelt drei<br />

unterschiedliche Systeme:<br />

••<br />

Edelstahlmanschetten auf Kompressionsbasis<br />

mit Elastomerdichtung<br />

für begehbare und<br />

nicht begehbare Profile,<br />

••<br />

Elastomermanschetten auf Kompressionsbasis<br />

mit Edelstahlspannbändern<br />

für begehbare<br />

und nicht begehbare Profile,<br />

••<br />

verklebte Edelstahlmanschetten<br />

für begehbare und nicht begehbare<br />

Profile.<br />

Die Themen Planung, Ausführung,<br />

Qualitätssicherung sowie Sicherheit<br />

und Gesundheitsschutz sind ebenso<br />

Gegenstand des Merkblatts wie<br />

die Benennung von Rahmenbedingungen<br />

für eine Kostenvergleichsrechnung.<br />

Das Merkblatt zeigt außerdem,<br />

bei welchen Schadensbildern<br />

das Verfahren angewandt werden<br />

kann und wo seine Grenzen liegen.<br />

DWA-M 143-5 richtet sich an alle<br />

im Bereich der Sanierung von Entwässerungssystemen<br />

planenden,<br />

betreibenden und Aufsicht führenden<br />

Institutionen sowie an Sanierungsfirmen.<br />

Ein DWA-Merkblatt zu Reparaturverfahren<br />

mithilfe von Kurzlinern<br />

wird ebenfalls in Kürze erscheinen.<br />

Information:<br />

Februar 2014, 27 Seiten,<br />

ISBN 978-3-944328-48-5,<br />

Ladenpreis: 37 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 29,60 Euro<br />

Herausgeber und Vertrieb:<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-333,<br />

Fax (02242) 872-100,<br />

E-Mail: info@dwa.de,<br />

www.dwa.de<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 327


| RECHT UND REGELWERK<br />

|<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 296 A Entwurf: Trihalogenmethanbildung – Vermindern, Vermeiden und Ermittlung<br />

des Bildungspotenzials, 2/2014<br />

Bei der Desinfektion von <strong>Wasser</strong><br />

mit Chlor oder Hypochlorit<br />

reagiert Chlor auch mit organischen<br />

<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen. Dabei entstehen<br />

Trihalogenmethane und weitere<br />

chlorierte organische Verbindungen,<br />

die über den Summenparameter<br />

AOX (Adsorbierbare organisch gebundene<br />

Halogene) erfasst werden<br />

können. Das vorliegende Arbeitsblatt<br />

beschreibt die Grundlagen der<br />

Verminderung und Vermeidung der<br />

Trihalogenmethan-Bildung bei der<br />

Desinfektion von Trinkwasser mit<br />

Mitteln auf Chlorbasis. Es vermittelt<br />

die Grundlagen zur Bewertung<br />

der Ursachen für die Bildung von<br />

Trihalogenmethanen (THM) als Leitparameter<br />

für Desinfektionsnebenprodukte<br />

(DNP) und für Maßnahmen,<br />

die zu ihrer Verminderung<br />

oder Vermeidung führen. Weiterhin<br />

wird die Methode zur Ermittlung<br />

des THM-Bildungspotenzials unter<br />

standardisierten Randbedingungen<br />

beschrieben, die auch zur Prüfung<br />

der Chlorzehrung und der THM-Bildung<br />

im Falle einer Notfallchlorung<br />

als Bestandteil des Maßnahmeplanes<br />

genutzt werden kann. Im Rahmen<br />

der Überarbeitung wurden das<br />

Arbeitsblatt W 295 „Ermittlung von<br />

Trihalogenmethanbildungspotenzialen<br />

von Trink-, Schwimmbecken-<br />

und Badebeckenwässern“ vom August<br />

1997 und das DVGW-Merkblatt<br />

W 296 „Vermindern oder Vermeiden<br />

der Trihalogenmethanbildung bei<br />

der <strong>Wasser</strong>aufbereitung und Trinkwasserverteilung“<br />

vom Februar 2002<br />

zusammengefasst.<br />

Einsprüche können bis zum<br />

15. Mai 2014 per E-Mail an<br />

rentzsch@dvgw.de oder in postalischer<br />

Form an die Hauptgeschäftsführung<br />

des DVGW gesandt werden.<br />

Preis:<br />

€ 22,27 € für Mitglieder;<br />

€ 29,69 € für Nichtmitglieder.<br />

W 386 P Entwurf: Hydranten in der Trinkwasserverteilung; Anforderungen und<br />

Prüfungen, 1/2014<br />

Das Merkblatt W 386 (P) gilt<br />

für Hydranten aus metallenen<br />

Werkstoffen und für Unterflurhydranten<br />

aus Polyethylen für den<br />

Einsatz in Trinkwasserverteilungsanlagen<br />

gemäß dem DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 400-1 sowie gemäß dem Anwendungsbereich<br />

von DIN EN 1074-6.<br />

Diese Prüfgrundlage wurde vom<br />

Projektkreis „Armaturen in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“<br />

im Technischen<br />

Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />

erarbeitet. Sie<br />

legt die Anforderungen und Prüfungen<br />

an bzw. von Hydranten in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung fest und enthält<br />

Angaben zur Gütesicherung dieser<br />

Bauteile, um sicherzustellen, dass die<br />

Konformität der hergestellten Bauteile<br />

mit den Anforderungen dieser<br />

Prüfgrundlage langfristig gegeben ist.<br />

Bauteile nach dieser Prüfgrundlage<br />

sind konform mit der ins nationale<br />

DIN-Normenwerk eingeführten<br />

europäischen Norm DIN EN 1074-6,<br />

mit den Anforderungen des DVGW-<br />

Regelwerkes sowie mit den nationalen<br />

gesetzlichen Bestimmungen.<br />

Sie weisen somit die erforderliche<br />

Sicherheit, Gebrauchstauglichkeit,<br />

Qualität, Hygiene und Umweltverträglichkeit<br />

auf, wie sie für den<br />

Einsatz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

vorausgesetzt werden.<br />

W 386 soll zukünftig die DVGW-<br />

Prüfgrundlage VP 325 ersetzen.<br />

Etwaige Einsprüche können bis<br />

zum 30. April 2014 per E-Mail<br />

(gies@dvgw.de) mittels ausgefülltem<br />

Formblatt an den DVGW ge sendet<br />

werden.<br />

Preis:<br />

€ 22,27 € für Mitglieder;<br />

€ 29,69 € für Nichtmitglieder.<br />

W 570-1-B1 P Entwurf: 1. Beiblatt zur Prüfgrundlage W 570-1 Armaturen für die<br />

Trinkwasser-Installation; Teil 1: Anforderungen und Prüfungen für Gebäudearmaturen,<br />

1/2014<br />

Im März 2013 ist die technische<br />

Prüfgrundlage W 570-1 „Armaturen<br />

für die Trinkwasser-Installation – Teil 1:<br />

Anforderungen und Prüfungen für Gebäudearmaturen“<br />

erschienen. Diese<br />

Prüfgrundlage wird nun durch ein<br />

Beiblatt ergänzt, welches Anforderungen<br />

an Flanscharmaturen aus<br />

niedrig legierten Eisenwerkstoffen<br />

mit einer Innenbeschichtung festlegt.<br />

Armaturen aus diesen Grundwerkstoffen<br />

sind in der Trinkwasser-<br />

In stallation für kaltes Trinkwasser<br />

einsetzbar, wenn nachgewiesen<br />

wird, dass ihre Beschichtung innerhalb<br />

der gesamten Nutzungsdauer<br />

die Metallabgabe des Grundwerkstoffes<br />

an das Trinkwasser vermindert<br />

und die Beschichtung selbst<br />

trinkwasser hygienisch geeignet ist.<br />

Die Einspruchsfrist für den vorliegenden<br />

Entwurf geht bis zum<br />

30. April 2014. Etwaige Einsprüche<br />

per E-Mail an quartier@dvgw.de<br />

Preis: kostenlos<br />

März 2014<br />

328 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| RECHT UND REGELWERK |<br />

W 506 VP: Badewanneneinlaufarmaturen in der Trinkwasser-Installation –<br />

Anforderungen und Prüfungen, 1/2014<br />

Diese Vorläufige Technische Prüfgrundlage<br />

W 506 (VP) „Badewanneneinlaufarmaturen<br />

in der<br />

Trinkwasser-Installation – Anforderungen<br />

und Prüfungen“ wurde vom<br />

Projektkreis „Badewanneneinlaufarmaturen“<br />

im Technischen Komitee<br />

„Armaturen und Apparate“ erarbeitet.<br />

Als Alternative zu klassischen<br />

Sanitärarmaturen für Badewannen<br />

kommen vielfach Badewanneneinlaufarmaturen,<br />

die bspw. in den<br />

Überlauf oder die Seitenwand der<br />

Badewanne integriert sein können,<br />

zum Einsatz. Da diese Armaturen direkt<br />

in die Wanne eingebaut werden<br />

und selbst unterhalb der <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />

liegen können, ist eine<br />

Absicherung gegen Rückfließen von<br />

Nicht-Trinkwasser in die Trinkwasser-<br />

Installation unerlässlich. Zur Erhöhung<br />

der Sicherheit ist es wünschenswert,<br />

wenn die entsprechende Sicherungsarmatur<br />

integraler Bestandteil des<br />

Systems „Badewanneneinlauf“ ist.<br />

Die vorläufige technische Prüfgrundlage<br />

W 506 (VP) beschreibt<br />

konstruktive Anforderungen an die<br />

Armatur in Verbindung mit der<br />

Sicherungseinrichtung. Darüber hinaus<br />

legt sie die Art der zu verwendenden<br />

Sicherungseinrichtung<br />

für verschiedene Anwendungsfälle<br />

und produktspezifische Anforderungen<br />

fest. Diese Vorläufige Technische<br />

Prüfgrundlage verfolgt den Systemgedanken,<br />

um dazu beizutragen,<br />

den Schutz des Trinkwassers nach<br />

DIN EN 1717 und DIN 1988-100 zu<br />

gewährleisten.<br />

Preis:<br />

€ 17,27 für Mitglieder;<br />

€ 23,03 € für Nichtmitglieder.<br />

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| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Anwendungsgrenzen einfacher analytischer<br />

Lösungen zur Bestimmung von<br />

Temperaturanomalien im Grundwasser<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung, Temperaturanomalien im Grundwasser, Berechnung nach Ingerle, instationärer<br />

Betrieb, Jahresmittelung <strong>Wasser</strong>menge<br />

Robert Sitzenfrei und Wolfgang Rauch<br />

Die nachhaltige Nutzung der regenerativen Energiequelle<br />

Geothermie, stellt einen bedeutungsvollen Beitrag<br />

dar, um CO 2 -Einsparungen zu erreichen. Für<br />

Zentral europa wird daher insbesondere für kleine dezentrale<br />

Anlagen zur Nutzung oberflächennaher Geothermie<br />

mit einem starken Wachstum gerechnet.<br />

Durch eine intensivierte Nutzung sind insbesondere<br />

die Nachhaltigkeit der Nutzung sowie die Auswirkungen<br />

auf das Temperaturregime im Grundwasser immer<br />

mehr von Interesse. In Österreich wird durch das<br />

ÖWAV-Regelblatt 207 (2009) der Stand der Technik<br />

diesbezüglich formuliert. Darin wird zur Beurteilung<br />

der Auswirkungen von Grundwasserwärmepumpen<br />

auf die Grundwassertemperaturen auf eine analytische<br />

Berechnungsmethodik verwiesen. In dieser Arbeit<br />

werden die Anwendungsgrenzen für diese einfache<br />

Berechnung ermittelt. Des Weiteren wird gezeigt, wie<br />

bei richtiger Handhabe der Berechnungsmethodik<br />

auch zeitweiliger Betrieb über wenige Betriebsmonate<br />

im Jahr beurteilt werden kann.<br />

Limits of Application for Simple Analytical Solution to<br />

Assess Temperature Plumes in Groundwater<br />

Utilization of geothermal energy can meaningful contribute<br />

to a reduction of CO 2 emission. In a central European<br />

perspective, small decentralized systems of shallow geothermal<br />

utilizations are increasingly installed and a further<br />

increase is expected. Such an intensive utilization of<br />

that technology implicates also more attention in regard<br />

of sustainability and tolerable ecological consequences<br />

(e.g. altered temperature regime in the underground). The<br />

guideline „ÖWAV-Regelblatt 207 (2009)”, defines the<br />

Austrian state of the art regarding geothermal energy utilization.<br />

Therein it is recommended to use a simple,<br />

steady state analytical calculation method to assess the<br />

impact of geothermal groundwater utilization on the<br />

groundwater temperature regime. In this work, the limitations<br />

and application range of that simple calculation<br />

method are determined. It is shown, that with sufficient<br />

know-how, very complex situations (e.g. only few operation<br />

months per year, therefore non-steady conditions)<br />

can be assessed with sufficient accuracy.<br />

1. Einleitung und Zielsetzung<br />

Die nachhaltige Nutzung der regenerativen Energiequelle<br />

Geothermie stellt einen bedeutungsvollen Beitrag<br />

dar, um geforderte Klimaziele und somit CO 2 -Einsparungen<br />

zu erreichen [1, 2]). Mithilfe unterschiedlicher<br />

Technologien und Systeme kann diese<br />

Energie- und Wärmequelle genutzt werden. Regionen<br />

mit hohen Boden- und Grundwassertemperaturen<br />

(über 150 °C) eignen sich für die direkte Energieproduktion<br />

beispielsweise mit Dampfturbinen [3]. Jedoch werden<br />

solche thermogeologischen Bedingungen normalerweise<br />

nur in seltenen geogenen Störungszonen angetroffen<br />

oder können nur durch tiefe Bohrungen<br />

(Tiefengeothermie, etwa 400 m bis zu mehrere Tausend<br />

Meter Tiefe) erschlossen werden. Im Gegensatz dazu ist<br />

die Nutzung der oberflächennahen Geothermie weniger<br />

komplex. Die oberflächennahe geothermische Nutzung<br />

zielt auf Tiefen oberhalb von 400 Metern ab. Dabei<br />

werden die jahreszeitlich konstanten Untergrundtemperaturen<br />

von ungefähr 7 °C–15 °C zu Nutze gemacht. Die<br />

nutzbare oberflächennahe Energie umfasst daher auch<br />

die Wärmeenergie, welche innerhalb der ersten 400 m<br />

der Erdkruste aufgrund der Sonneneinstrahlung gespeichert<br />

wird. Die technische Nutzung dieser Untergrundtemperaturen<br />

mit geothermischen Wärmepumpen<br />

bzw. die direkte Grundwassernutzung zur Kühlung kann<br />

zum Einsparen von fossilen Brennstoffen beitragen. Insbesondere<br />

in den letzten Jahrzehnten erfuhr diese<br />

Technologie einen intensiven Aufschwung [4]. Verbesserte<br />

technische Möglichkeiten und wachsendes Wissen<br />

über thermische Untergrundeigenschaften unterstützen<br />

ein ökonomisches Heizen und Kühlen energieeffizienter<br />

Gebäude [5]. Neben diesen technischen und<br />

ökonomischen Fragestellungen zur Planung, Errichtung<br />

März 2014<br />

330 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

und Betrieb solcher Systeme müssen aber auch Auswirkungen<br />

auf das Grundwasser hinsichtlich Qualität und<br />

Quantität berücksichtigt werden, um effiziente und nachhaltige<br />

Lösungen gewährleisten zu können [6].<br />

Gemäß einer derartigen gesamthaften Betrachtung<br />

kann das thermische Potenzial des Untergrundes und<br />

des Grundwassers nur in Übereinkunft mit den Anforderungen<br />

an die <strong>Wasser</strong>qualität genutzt werden [7]. Des<br />

Weiteren muss für einen konfliktfreien Betrieb von mehreren<br />

Grundwasserbrunnen und Erdwärmesonden eine<br />

Beurteilung der thermischen Auswirkungen erfolgen.<br />

Zur Beurteilung der Auswirkungen einer thermischen<br />

Grundwassernutzung ist ein umfangreiches Wissen, beispielsweise<br />

aus numerischen Simulationen [8], nötig.<br />

Gerade für kleine geothermische Anlagen ist die Anwendung<br />

eines solchen detaillierten numerischen Modells<br />

für die Bestimmung einer Temperaturanomalie ein<br />

(meist) unangemessener Aufwand. Für die Beurteilung<br />

von Grundwassernutzungsanlagen gibt es in der Literatur<br />

unterschiedliche Vorgaben, Methoden und Standardwerte<br />

[9]. In Deutschland beispielsweise gibt es für<br />

die Bundesländer jeweils spezielle Leitfäden zur thermischen<br />

Grundwassernutzung mit Erdwärmesonden [10],<br />

wobei die Temperaturgrenzwerte für das Grundwasser<br />

in der VDI 4640 festgelegt sind. In Österreich wird durch<br />

das nationale ÖWAV-Regelblatt 207 (2009) [11] der<br />

Stand der Technik hinsichtlich der thermischen Nutzung<br />

des Grundwassers und des Untergrundes formuliert.<br />

Darin wird für die Beurteilung der Auswirkungen von<br />

Grundwasserwärmepumpen auf die Grundwassertemperaturen<br />

sowie zur Abgrenzung von fremden Rechten<br />

in diesem Kontext auf eine analytische Berechnungsmethodik<br />

zur Bestimmung von Temperaturanomalien<br />

nach [12] verwiesen. Dieses Berechnungsverfahren<br />

nach „Ingerle“, eignet sich für eine einfache Abschätzung<br />

von Temperaturanomalien. In dieser Arbeit werden die<br />

Sensi tivitäten sowie die Anwendungsgrenzen dieser<br />

Methodik untersucht, indem die Berechnungsergebnisse<br />

mit denen eines komplexen 3-dimensionalen-Modells<br />

verglichen werden. Neben den Grenzen der Anwendbarkeit<br />

wird zusätzlich aufgezeigt, wie mit der<br />

richtigen Handhabe des Berechnungsansatzes nach Ingerle<br />

auch relativ komplexe Fragestellungen mit ausreichender<br />

Genauigkeit berechnet werden können (z. B.<br />

ein diskontinuierlicher Betrieb).<br />

2. Methodik<br />

Als Grundlage für die weiteren Untersuchungen wird<br />

in Kapitel 2.1 die analytische Berechnungsmethodik<br />

nach Ingerle dargestellt und anschließend einer linearen<br />

Sensitivitätsanalyse (Kapitel 2.2) unterzogen, um<br />

maßgebende und vernachlässigbare Parameter zu<br />

identifizieren. In Kapitel 2.3 wird beschrieben, welche<br />

Vergleichsrechnungen mit einem 3dimensionalen<br />

numerischen Modell durchgeführt und wie diese ausgewertet<br />

wurden.<br />

2.1 Berechnung nach Ingerle<br />

Zur vereinfachten Bestimmung von Temperaturanomalien<br />

im Grundwasser formulierte Ingerle [12] eine simple numerische<br />

Berechnungsmethodik. Der Ansatz stellt eine Erweiterung<br />

des analytischen Modells von Kobus und Mehlhorn<br />

[13] dar, wobei zusätzlich zum Wärmeaustausch mit der<br />

Erdoberfläche die seitliche Ausbreitung der Temperaturfahne<br />

infolge von Dispersion und Verschwenkung des<br />

Grundwasserstroms berücksichtigt wird.<br />

Zur vereinfachten Abbildung der Brunnenhydraulik<br />

wird ein Parallelströmungskörper formuliert, welcher eine<br />

punktförmige Brunneneinleitung (Bild 1, links) als Linienquelle<br />

mit der hydraulischen Einflussbreite B approximiert<br />

(Bild 1, rechts). Als Näherung für eine jahreszeitliche Änderung<br />

der Grundwasserfließrichtung sowie zur vereinfachten<br />

Berücksichtigung von Dispersion wird ein seitlicher<br />

Ausbreitungswinkel α definiert (Bild 1 rechts).<br />

Die einzelnen Mechanismen zum Abbau des Temperaturgradienten<br />

werden durch eine Energiebilanz für ein Kontrollvolumen<br />

der Länge Δx abgebildet. Das Kontrollvolumen hat<br />

wie in Bild 2 (b) dargestellt, eine mittlere Temperaturdifferenz<br />

ΔT zur durchschnittlichen Entnahmetemperatur T 0 von<br />

( T − / ⋅( ))<br />

∆<br />

+1<br />

analytisches Strömungsbild<br />

Brunnen<br />

Grundwasserfließrichtung<br />

Bild 1. Analytisches Strömungsbild mit Brunnen als Punktquelle<br />

(links), Parallelströmungskörper als hydraulische Näherung für<br />

Ingerle Berechnung mit Brunnen als Linienquelle (rechts).<br />

T =<br />

0<br />

21 T i<br />

+ T i<br />

(1)<br />

Diese mittlere Temperaturdifferenz wird zur Berechnung<br />

des Energieeintrages aus der Oberfläche herangezogen.<br />

Für die Bilanzierung wird nun die Energiemenge<br />

der linken Stirnseite B T ⋅⋅ cB/Q<br />

ii VW, die Energiemenge<br />

der Längsseiten 2 x tan T0<br />

⋅⋅α⋅∆⋅<br />

VWcB/Q und der Energieeintrag<br />

aus der Oberfläche PL<br />

λ=<br />

D<br />

( A//HF + 4) ∆⋅⋅ T<br />

bzw. P<br />

L<br />

λ=<br />

D<br />

( A//HB + 4) ⋅( i<br />

x tan ) ⋅∆⋅α⋅∆+<br />

( Tx<br />

0<br />

− / 21 ⋅( Ti+1<br />

+ Ti<br />

))<br />

der Energie auf der rechten Seite B ⋅ T ⋅ ⋅cB/Q<br />

+ 1 ii + 1<br />

VW<br />

gegenüber<br />

gestellt (siehe Bild 2 (a)).<br />

Nach Umformen ergibt sich die in nach [11] angeführte<br />

iterative Berechnungsformel der Temperaturanomalie,<br />

ausgehend vom Rückgabebrunnen (x = 0 und<br />

T i = T R ) in Grundwasserströmungsrichtung:<br />

⎛ w<br />

i ⎞<br />

Ti<br />

⋅⎜Bi<br />

− ⎟+ T0<br />

( 2 x ⋅∆⋅⋅<br />

tan +α w<br />

i<br />

)<br />

2<br />

T<br />

⎝ ⎠<br />

i+ 1<br />

=<br />

w<br />

(2)<br />

i<br />

Bi+<br />

1<br />

+<br />

2<br />

B<br />

Linienquelle<br />

hydraulische Näherung<br />

α<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 331


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

mit den Hilfswerten<br />

Bi+ 1<br />

= Bi<br />

2 x ⋅∆⋅+<br />

tanα<br />

(3)<br />

λD<br />

wi<br />

= ⋅<br />

H<br />

A+<br />

4<br />

( B x tan )<br />

i<br />

1<br />

x ⋅∆⋅α⋅∆+ (4)<br />

Q<br />

⋅cvw<br />

B<br />

Mit der Entnahmetemperatur aus dem Grundwasser<br />

von T 0 und einer Rückgabetemperatur in den Aquifer<br />

von T R , ergibt sich eine Temperaturdifferenz von |T R – T 0 |.<br />

Mit zunehmender Entfernung vom Brunnen in Abstromrichtung<br />

kann mit Formel 2 der Abbau dieser Temperaturdifferenz<br />

für jedes Kontrollvolumen berechnet<br />

werden (siehe Bild 2 (c)). Als Ende der Temperaturanomalie<br />

wird eine verbleibende Temperaturdifferenz kleiner<br />

1K definiert [11] (siehe Bild 2 (c)). Beim Österreichischen<br />

<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaftsverband<br />

(ÖWAV) steht hierzu eine Rechentabelle zum freien<br />

Herun terladen zur Verfügung.<br />

2.2 Lineare Sensitivitätsanalyse-Berechnung<br />

nach Ingerle<br />

Zur Identifikationen von sensitiven (maßgebenden)<br />

Parametern wird eine lineare Sensitivitätsanalyse der<br />

Eingangsparameter für die Berechnung nach Ingerle<br />

durchgeführt. Ausgehend von einem Basisparametersatz,<br />

werden nacheinander für jeden Parameter die<br />

Werte in einem Parameterbereich variiert und die Auswirkung<br />

auf das Berechnungsergebnis bestimmt. In<br />

Tabelle 1 sind der Basisparametersatz, die untersuchten<br />

Parameterbereiche sowie die Anzahl der berechneten<br />

Stützstellen aufgelistet. Insgesamt wurden so<br />

rund 300 Szenarien für die Berechnungen nach Ingerle<br />

definiert. Neben der Sensitivität der einzelnen Parameter<br />

stellt sich darüber hinaus noch die Frage, ob<br />

dieses Ergebnis auch unter veränderten Bedingungen<br />

gültig ist (d. h. bei einer Abänderung des Basisparametersatzes)<br />

bzw. wie „stabil“ sind die gewonnenen<br />

Erkenntnisse. Dazu wurden die Basissatzparameter<br />

mithilfe einer Monte-Carlo Simulation im Parameterbereich<br />

±10 % zufällig verändert und die jeweilige<br />

Sensitivitätsanalyse 10-mal wiederholt. Dies ergibt<br />

etwa 3 000 untersuchte Szenarien mit leicht veränderten<br />

Parametersätzen. Damit kann die Robustheit der<br />

ermittelten Sensitivitäten beurteilt werden.<br />

2.3 Szenarienanalyse und Vergleichsrechnungen<br />

mit einem 3D-Modell<br />

In einem zweiten Schritt werden die Berechnungsergebnisse<br />

nach der Methodik „Ingerle“, denen eines<br />

komplexen numerischen 3D-Modells gegenübergestellt.<br />

2.3.1 Beschreibung des verwendeten 3D-Modells<br />

Für die numerische Modellierung wurde das dreidimensionale<br />

finite Differenzen-Modell HST3D [14] für<br />

gekoppelten Fluid-, Stoff- und Wärmetransport verwendet.<br />

Für das verwendete Modell sind umfangreiche<br />

Parameter und Definitionen von Randbedingungen<br />

etc. in Form von textbasierten Eingabefiles<br />

notwendig. Für die umfangreichen Szenarienanalysen<br />

wurde dieser Prozess mit dem Programm Matlab®<br />

auto matisiert. Da dies nicht den Fokus dieses Beitrags<br />

darstellt, wird lediglich eine Übersicht der gewählten<br />

Parameter und Einstellungen präsentiert.<br />

(a)<br />

T 0<br />

x tan<br />

(b)<br />

T<br />

T i T i+1<br />

B i+1<br />

B i<br />

x x i+1<br />

i<br />

x tan<br />

T 0<br />

x<br />

T 0<br />

T i+1<br />

T i 1<br />

T T0 ( T i 1<br />

Ti<br />

)<br />

2<br />

x i<br />

x i+1<br />

x<br />

(c)<br />

T 0<br />

B min<br />

T R<br />

T i-1<br />

T i T i+1<br />

- T | < 1K<br />

0<br />

B max<br />

|T i=L<br />

L<br />

x<br />

Bild 2. Energiebilanz für ein Kontrollvolumen nach Ingerle [12] (a und b) und gesamte Temperaturanomalie (c).<br />

März 2014<br />

332 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

Der Untergrund und das Grundwasser wurden mittels<br />

dreier Ebenen abgebildet (Deckschicht, Aquifer und<br />

Aquitard), wobei konstante geohydraulische Eigenschaften<br />

für die jeweilige Ebene angenommen wurden. Jede<br />

Ebene wird wiederum durch mehrere Berechnungsebenen<br />

(Berechnungsgitter) unterteilt. Als Bodenaufbau<br />

wurde eine Mächtigkeit der Deckschicht mit 5 m, des<br />

Aquifers mit 25 m und des Aquitards mit ebenfalls 5 m<br />

gewählt. Es ergeben sich somit quasi Laborbedingungen,<br />

welche den Annahmen der Berechnung nach Ingerle entsprechen<br />

(homogener Bodenaufbau, gleichblei bende<br />

Mächtigkeiten der einzelnen Bodenschichten im Untersuchungsgebiet,<br />

etc.). Die geohydraulischen Parameter<br />

wurden analog zu den Parametern nach der Ingerle-Berechnung<br />

gesetzt bzw. basierend darauf abgeschätzt. Als<br />

longitudinale Dispersion wurde abhängig von der Modellgröße<br />

bzw. von der erwarteten Größe der Temperaturanomalien<br />

Werte zwischen 1 und 10 m verwendet.<br />

Die räumliche und zum Teil die zeitliche Diskretisierung<br />

hat in diesem Modell manuell zu erfolgen. Da eine<br />

geeignete räumliche Diskretisierung stark von den untersuchten<br />

hydraulischen Gegebenheiten abhängt, wurde<br />

ein Diskretisierungsalgorithmus basierend auf dem analytischen<br />

Strömungsbild (Potenzialtheorie) und den daraus<br />

resultierenden hydraulischen Gradienten entwickelt<br />

und verwendet. Für die untersuchten Szenarien (siehe<br />

Kapitel 2.3.3) ergeben sich für die horizontale räumliche<br />

Diskretisierung Gitterzellengrößen im Brunnennahbereich<br />

von bis zu 1 m x 1 m und an den Randbereichen bis<br />

zu 10 000 m x 10 000 m. Für die vertikale Diskretisierung<br />

werden je nach lokalen Gegebenheiten Schichtdicken<br />

zwischen 0,5 m und 5 m verwendet. Die zeitliche Diskretisierung<br />

erfolgt mittels einer bereits in das Berechnungsmodell<br />

HST3D implementierten automatischen Zeitschrittsteuerung,<br />

bei der als minimaler Zeitschritt ein Tag<br />

gesetzt wird. Als Simulationszeitraum wurden zehn Jahre<br />

definiert, wobei für die durchgeführten Auswertungen<br />

das letzte Jahr in 12 Monatsschritten verwendet wurde.<br />

2.3.2 Auswertung in Länge, Breite und Tiefe<br />

Die Auswertung der Simulationen erfolgt so wie die<br />

Szenarienerstellung und die Simulationsdurchführung<br />

mit dem externen Programm Matlab®. Dabei werden für<br />

jeden Gitterpunkt der räumlichen Diskretisierung für<br />

die simulierten Zeitpunkte die Simulationsergebnisse<br />

textbasiert von HST3D bereit gestellt. Diese Ergebnisse<br />

wurden vollautomatisiert nach nachfolgend angeführten<br />

Kriterien ausgewertet.<br />

Wie bereits angeführt, wurde für alle Szenarien das<br />

jeweils letzte Simulationsjahr ausgewertet. Dabei wurde<br />

für jeden Monat die Erstreckung der Temperaturanomalie<br />

in x, y und z-Richtung (daher Länge, Breite und Tiefe)<br />

ermittelt. Als Definition der Temperaturanomalie wurde<br />

das Kriterium ΔT = 1K verwendet [11]. Für die Länge und<br />

Breite wird die maximale Erstreckung in jedem Monat<br />

ermittelt. Als maßgebende horizontale Erstreckung wird<br />

anschließend das Maximum über diese zwölf Auswertemonate<br />

ermittelt. Für die Tiefe wird für den Zeitpunkt<br />

der maximalen Längserstreckung L, die Tiefe der Temperaturanomalie<br />

an der Stelle L/2 herangezogen. Dieser<br />

Wert wird in weiterer Folge als maßgebende thermische<br />

Tiefe (ThT) definiert. Die Eigenschaften jeder simulierten<br />

Temperaturanomalie werden somit auf diese drei<br />

Informationen beschränkt.<br />

Diese Ergebnisse der 3D-Numerik werden anschließend<br />

denen der Berechnung nach Ingerle gegenübergestellt.<br />

Da die Berechnung nach Ingerle jedoch lediglich<br />

eine horizontalebene Berechnung darstellt, können nur<br />

Längs- und Quererstreckung verglichen werden. Die<br />

maßgebende thermische Tiefe stellt einen Eingabeparameter<br />

für die Berechnung nach Ingerle dar und wird daher<br />

separat diskutiert bzw. weiter ausgewertet (s. Resultate<br />

Kapitel 3.2). Der räumliche Temperaturverlauf (Lage verschiedener<br />

Isothermen) wird in dieser Studie auf die Lage<br />

der Isotherme der Temperaturdifferenz ΔT = 1K (und somit<br />

der Definition der Temperaturanomalie) beschränkt.<br />

2.3.3 Untersuchte Szenarien 3D-Numerik<br />

Mittels der beschriebenen 3D-Numerik werden folgende<br />

zwei unabhängige Szenarien definiert und untersucht:<br />

1. Für die Auswertung der thermischen Tiefe werden<br />

insgesamt 1280 Parameterkonfigurationen untersucht.<br />

Die Bereiche der Parameterwerte sind in<br />

Bild 4 dargestellt. Es werden zwei Szenarien für ΔT,<br />

zwei Szenarien für β, vier Szenarien für I, acht Szenarien<br />

für Q und drei Szenarien für k f untersucht.<br />

Zusätzlich werden zwei unterschiedliche Betriebsstunden<br />

pro Jahr untersucht. Eine Kombination all<br />

dieser Szenarien ergibt somit 2 x 2 x 4 x 8 x 3 x 2 =<br />

768 Variationen. Die Länge des Filterrohrs wird entsprechend<br />

der <strong>Wasser</strong>menge und den geohydraulischen<br />

Gegebenheiten ausgelegt, wobei von den<br />

fünf Stützstellen jeweils die drei zutreffendsten<br />

(teilweise Über- und Unterdimensionierung) simuliert<br />

werden (bspw. für Q = 50 L/s werden LF = 8, 12<br />

und 20 untersucht). Diese Variationen ergeben in<br />

Summe somit 1 280 (= 768 x 5/3) Szenarien für diese<br />

zehn Jahressimulationen mit HST3D.<br />

2. In [11] wird angeführt, dass die Ingerle-Berechnung<br />

zwar eine Lösung für stationäre Verhältnisse darstellt,<br />

dass aber als Näherung für unterschiedliche Betriebsstunden<br />

pro Jahr mit der Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />

gerechnet werden kann. Es stellt sich<br />

nun die Frage, inwieweit eine solche Mittelung einen<br />

diskontinuierlichen Betrieb abbilden kann. Für die<br />

Untersuchung der Auswirkungen einer Jahresmittelung<br />

der Brunnenwassermenge über die Betriebsstunden<br />

wurden drei Variationen der Filtergeschwindigkeiten<br />

als Produkt von Grundwasserspiegelgefälle<br />

und hydraulischer Leitfähigkeit definiert. Des Weiteren<br />

wurden drei unterschiedliche Brunnenwassermengen<br />

untersucht: Q = 0,5 L/s, Q = 1,0 L/s und<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 333


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Länge Temperaturanomalie (m)<br />

300<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

Sensitivität Kontrollvolumen<br />

180<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Länge Kontrollvolumen (m)<br />

300<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

Sensitivität Kontrollvolumen<br />

120<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Länge Kontrollvolumen (m)<br />

Bild 3. Exemplarische Ergebnisse Sensitivitätsanalyse, links: lineare<br />

Sensitivitätsanalyse der Länge des Kontrollvolumens, rechts: Aufbringung<br />

einer Monte-Carlo Simulation auf die verbleibenden Parameter<br />

(10 Durchläufe).<br />

Länge Temperaturanomalie (m)<br />

Q = 5 L/s. Als Szenarien für die Betriebsstunden wurden<br />

zwölf Variationen von 1-Monat-Betrieb pro Jahr<br />

bis zu 12-Monate-Betrieb pro Jahr untersucht. Somit<br />

ergeben sich 3 x 3 x 12 = 108 Szenarien für diese zehn<br />

Jahressimulationen mit HST3D.<br />

Als Simulationsdauern für die verschiedenen Szenarien<br />

wurden auf einem Desktop-PC (Stand 2012) zwischen<br />

10 und 40 Minuten je Simulation und Auswertung benötigt.<br />

Was für 1388 Szenarien der 3D-Numerik einer<br />

reinen Simulationsdauer auf einem einzelnen Rechenkern<br />

von über drei Wochen entspricht. Dem gegenüber<br />

stehen die in Kapitel 2.2 definierten 3 000 Szenarien für<br />

die Berechnung nach Ingerle, welche eine Rechendauer<br />

im Bereich von Sekunden benötigen.<br />

3. Resultate und Diskussion<br />

In den nachfolgenden Kapiteln werden die Ergebnisse<br />

der Sensitivitätsanalyse der Berechnung nach Ingerle,<br />

sowie die Ergebnisse der in Kapitel 2.3.3 definierten Szenarien<br />

für die 3D-Numerik diskutiert.<br />

3.1 Sensitivitätsanalyse der Berechnung nach Ingerle<br />

Gemäß der Szenariendefinition in Kapitel 2.2 bzw.<br />

Tabelle 1, wurden die Sensitivitäten der unterschiedlichen<br />

Parameter der Ingerle-Berechnung ausgewertet.<br />

Exem plarisch ist in Bild 3 die Auswertung für die<br />

Länge des Kontrollvolumens Δx gezeigt. Für die Basiskonfiguration<br />

nach Tabelle 1 wird das Kontrollvolumen<br />

Δx von 0,1 m bis 100 m variiert und die jeweiligen<br />

Längen der Temperaturanomalie in Bild 3 links<br />

dargestellt. Mit abnehmenden Δx konvergiert die berechnete<br />

Länge der Temperaturanomalie gegen den<br />

Wert 195 m, wobei es bei größeren Werten zu einer<br />

Oszilla tion des Ergebnisses kommt. Wählt man Δx größer,<br />

kommt es zu keiner wesentlichen Unterschreitung<br />

dieses Wertes. Es kommt lediglich zu Überschreitungen,<br />

welche maximal im Ausmaß der Länge des<br />

aktuellen gewählten Δx sind. Wird z. B. Δx mit 95 m<br />

gewählt, so ist die berechnete Länge der Temperaturanomalie<br />

maximal 95 m länger als das exakte Resultat<br />

und somit maximal 290 m. Zur Prüfung, ob durch große<br />

Werte des Berechnungsschrittes (>10 m) die Länge<br />

der Temperaturanomalie immer überschätzt wird,<br />

dient die in Bild 3 rechts dargestellte Auswertung der<br />

in Kapitel 2.2 beschriebenen Monte-Carlo-Variationen<br />

der Basiskonfiguration. Aus Bild 3 rechts wird ersichtlich,<br />

dass es bei den untersuchten Szenarien (leicht<br />

veränderter Basisparametersatz) immer zu einer Überschätzung<br />

des exakten Ergebnisses (Δx sehr klein)<br />

kommt. Die Aussage, dass die Länge der Temperaturanomalie<br />

in Abhängigkeit von der Wahl von Δx<br />

maximal um Δx zu lang ist, ist daher robust.<br />

In Tabelle 1 werden die Sensitivitäten der einzelnen<br />

untersuchten Parameter zusammengefasst. Die Klassifizierung<br />

erfolgt dabei in vier Klassen von nicht sensitiv<br />

(–) bis zu (+++) sehr sensitiv. Zusätzlich wurde für jeden<br />

Parameter das Wissen bzw. die Verfügbarkeit von Daten<br />

qualitativ anhand derselben Klassifizierung durchgeführt.<br />

Sehr gutes Wissen über den Parameter wird als (–)<br />

eingestuft, wenig Wissen als (+++). Eine Verknüpfung<br />

dieser beiden Informationen formuliert den For-<br />

Tabelle 1. Zusammenfassung Sensitivitäten, Gegenüberstellung Wissen/Verfügbarkeit, Priorisierung der Parameter.<br />

Parameter Basiswert Parameterbereich<br />

(Anzahl Stützstellen)<br />

Sensitivität<br />

Wissen/<br />

Verfügbarkeit<br />

Wichtigkeit<br />

Δx (m) 1 0,1 bis 100 (210) ++ – –<br />

|T 0 – T R | (K) 4 3 bis 5 (5) + – –<br />

Q (L/s) 2,5 0,5 bis 5 (10) + + +<br />

H (m) 10 5 bis 30 (26) +++ +++ +++<br />

A (m) 5 1 bis 10 (10) ++ – +<br />

I (m/km) 1 10 bis 0,5 (11) ++ – +<br />

k f (m/s) 0,001 0,01 bis 0,0001 (5) ++ – +<br />

α (°) 5 0 bis 10 (11) + ++ ++<br />

λ D (W/mK) 2 0,5 bis 5 (9) +++ + ++<br />

März 2014<br />

334 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

Temperaturspreize<br />

25<br />

T (K)<br />

25<br />

(-)<br />

25<br />

Gefälle I (m/km)<br />

20<br />

20<br />

20<br />

Formel<br />

Formel<br />

15<br />

10<br />

5<br />

T= 5<br />

T= 3<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3D-Numerik<br />

<strong>Wasser</strong>menge Q (l/s)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

R²=0,48<br />

R²=0,85<br />

R²=0,92<br />

R²=0,92<br />

R²=0,91<br />

R²=0,88<br />

R²=0,91<br />

R²=0,92<br />

R²=0,91<br />

R²=0,92<br />

Q=0,5<br />

Q=0,75<br />

Q=1<br />

Q=3<br />

Q=5<br />

Q=10<br />

Q=20<br />

Q=50<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3D-Numerik<br />

Formel<br />

Formel<br />

15<br />

10<br />

5<br />

=10<br />

= 2<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3D-Numerik<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

R²=0,91<br />

R²=0,93<br />

Durchlässigkeit k f (m/s)<br />

R²=0,90<br />

R²=0,91<br />

R²=0,91<br />

k f =0,05<br />

k f =0,005<br />

k f =0,0005<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3D-Numerik<br />

Formel<br />

Formel<br />

15<br />

10<br />

5<br />

I=0,25<br />

I=1<br />

I=2<br />

I=3<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3D-Numerik<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

R²=0,83<br />

R²=0,92<br />

R²=0,91<br />

R²=0,92<br />

Filterrohrlänge LF (m)<br />

R²=0,89<br />

R²=0,92<br />

R²=0,92<br />

R²=0,91<br />

R²=0,76<br />

LF=2<br />

LF=4<br />

LF=8<br />

LF=12<br />

LF=20<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3D-Numerik<br />

Bild 4. Gegenüberstellung der thermischen Tiefe (m) aus 3D-Numerik und Formel 5.<br />

schungsbedarf für die Anwendung der Berechnungsformel<br />

nach Ingerle. Als sensitivster Parameter wurde die<br />

für die Wärmeausbreitung maßgebende Grundwassermächtigkeit<br />

H identifiziert, weswegen diese in weiterer<br />

Folge im Detail untersucht wird.<br />

3.2 Für die Wärmeausbreitung maßgebende<br />

Grundwassermächtigkeit – Thermische Tiefe<br />

Wie aus Kapitel 3.1 ersichtlich, ist ein maßgebender<br />

Para meter für die Berechnung der Temperaturanomalien<br />

nach Ingerle die für die Wärmeausbreitung maßgebende<br />

Grundwassermächtigkeit. Die Wahl dieses Parameters<br />

gestaltet sich jedoch schwierig. Nur für einen<br />

vollkommenen Brunnen ist die Grundwassermächtigkeit<br />

H zu verwenden. Bei unvollkommenen Brunnen ist<br />

ein Wert zwischen der realen Filterrohrlänge und der<br />

Grundwassermächtigkeit sinnvoll. Basierend auf den Ergebnissen<br />

für die in 2.3.3 (1) definierten HST3D Simulationen,<br />

wurde folgende empirische Formel für die thermische<br />

Tiefe (ThT) abgeleitet:<br />

⎛ ⎞<br />

ThT = 2 mit LF ≤ ThT ≤ H (5)<br />

.<br />

π⋅⋅β⋅<br />

Q<br />

( ∆+ T ) ⋅<br />

⎜<br />

⎟ 50<br />

⎝ kf<br />

I ⎠<br />

Einheiten nach Nomenklatur und mit der Hilfsgröße<br />

=β k/k<br />

(6)<br />

fH<br />

fV<br />

Die Ergebnisse für ThT sind nur für Werte zwischen der<br />

Filterrohrlänge (LF) und der tatsächlichen Grundwassermächtigkeit<br />

(H) anwendbar. In Bild 4 werden die Ergebnisse<br />

der 3D-Numerik den mit Formel 5 berechneten<br />

Werten gegenübergestellt. Jeder Datenpunkt stellt für<br />

einen Parametersatz das jeweilige Simulationsergebnis<br />

für HST3D und für die Berechnung nach Formel 5 dar.<br />

Bei einer vollständigen Übereinstimmung der beiden<br />

Ergebnisse liegt der jeweilige Punkt auf der eingezeichneten<br />

45° Diagonalen. Für die gesamten Datenpunkte<br />

wurde ein R² = 0,9191 bestimmt. Für jeweils sechs unterschiedliche<br />

Eingangsparameter (siehe Bild 4) sind die<br />

Datenpunkte nach unterschiedlichen Parameterwerten<br />

in einer Graustufe dargestellt. Für jeden Parameterwert<br />

ist im Diagramm der jeweilige R² Wert dargestellt. Beispielsweise<br />

wird für die Temperaturspreize für ΔT = 5 K<br />

R² = 0,91 und für ΔT = 3 K R² = 0,92 bestimmt. Das heißt,<br />

dass dieser Parameter (im untersuchten Parameterbereich)<br />

sehr gut mit Formel 5 berücksichtigt wird (wenig<br />

Streuung von R² in Abhängigkeit vom Parameterwert).<br />

Ähnliches gilt für die Inhomogenität des k f Wertes (β)<br />

und die Durchlässigkeit selbst (k f ). Beim Gefälle I zeigt<br />

sich, dass bei sehr niedrigen Gefällen (I = 0,25 m/km) die<br />

Übereinstimmung R² mit 0,83 etwas geringer ist. Für die<br />

<strong>Wasser</strong>menge Q ist erkennbar, dass für große <strong>Wasser</strong>mengen<br />

ab Q ≥ 20 L/s R² abnimmt (0,85 bzw. 0,48), was<br />

andererseits bedeutet, dass die Berechnungsgüte von<br />

Formel 5 in diesem Bereich abnimmt. Ebenso nimmt bei<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 335


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

(a)<br />

Länge Temperaturanomalie (m)<br />

200<br />

150<br />

Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />

L Ingerle<br />

3D-Numerik<br />

See Formel<br />

100<br />

50<br />

v f ≤ 0,05 m/d<br />

geringe Filtergeschwindigkeit<br />

0<br />

12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />

Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />

(b)<br />

Breite Temperaturanomalie (m)<br />

Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />

600<br />

B max Ingerle<br />

500<br />

B min Ingerle<br />

3D-Numerik<br />

See Formel<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

v f ≤0,05 m/d<br />

geringe Filtergeschwindigkeit<br />

0<br />

12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />

Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />

(c)<br />

Länge Temperaturanomalie (m)<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />

L Ingerle<br />

3D-Numerik<br />

50 0,05 < v f ≤ 1,0 m/d<br />

mittlere Filtergeschwindigkeit<br />

0<br />

12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />

Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />

(d)<br />

Breite Temperaturanomalie (m)<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />

B max Ingerle<br />

B min Ingerle<br />

3D-Numerik<br />

0,05 < v f ≤1,0 m/d<br />

mittlere Filtergeschwindigkeit<br />

0<br />

12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />

Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />

(e)<br />

Länge Temperaturanomalie (m)<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />

L Ingerle<br />

3D-Numerik<br />

v f > 1,0 m/d<br />

hohe Filtergeschwindigkeit<br />

0<br />

12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />

Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />

(f)<br />

Breite Temperaturanomalie (m)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />

B max Ingerle<br />

B min Ingerle<br />

3D-Numerik<br />

10<br />

v f > 1,0 m/d<br />

hohe Filtergeschwindigkeit<br />

0<br />

12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />

Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />

Bild 5. Auswirkung einer unterschiedlichen Anzahl von Betriebsmonaten bei unterschiedlichen Berechnungsmethoden<br />

auf die Länge (links) und auf die Breite (rechts) der Temperaturanomalie in Abhängigkeit von der<br />

Filtergeschwindigkeit v f .<br />

großen Filterrohrlängen LF (LF = 20 m für große Brunnenwassermengen)<br />

R² ab. Für alle übrigen Parameterbereiche<br />

werden sehr gute Übereinstimmungen zwischen<br />

der numerischer Lösung und der empirischer<br />

Formel erreicht (R² > 0,85).<br />

Als Eingangswert für die Ingerle-Berechnung kann<br />

somit in guter Näherung Formel 5 für die Berechnung<br />

der für die Wärmeausbreitung maßgebende Grundwassermächtigkeit<br />

(der sogenannten thermischen Tiefe)<br />

verwendet werden.<br />

3.3 Jahreswassermittelung bei Ingerle-Berechnung<br />

Für geringe Filtergeschwindigkeiten wird aus Bild 5 (a)<br />

ersichtlich, dass die Länge nach „Ingerle“ diejenige mit<br />

der 3D-Numerik ermittelte Länge bereits für einen<br />

12-monatigen Betrieb unterschätzt (rund 70 m zu kurz).<br />

In diesem Fall kann auch das Ausbreitungsverhalten mit<br />

einer Jahresmittelung der Brunnenwassermenge nicht<br />

abgebildet werden. Noch deutlicher wird die Abweichung<br />

in Bild 5 (b) hinsichtlich der Breiten der Temperaturanomalie.<br />

Gemäß Bild 2 (c) werden die minimale<br />

Breite am Einleitpunkt (B min ) und die maximale Breite<br />

am Ende der Temperaturanomalie (B max ) ausgewertet.<br />

Die Breiten nach Ingerle ergeben (B min sowie B max ) im<br />

Vergleich zu den Ergebnisse aus der 3D-Numerik eine<br />

Überschätzung (etwa + 250 %). Dies liegt darin begründet,<br />

dass durch die langsame Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />

(und daher lange Aufenthaltsdauer) der<br />

Temperaturgradient in einem <strong>Wasser</strong>paket bereits abgebaut<br />

ist bevor es die Randstromlinie im analytischen<br />

März 2014<br />

336 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

Strömungsbild erreicht. Der beeinflusste Bereich ist daher<br />

geringer als nach Ingerle berechnet. Für diese geringen<br />

Filtergeschwindigkeiten kann aber mit der einfachen<br />

Formel für die Temperaturausbreitung in einem<br />

Grundwassersee [15] (siehe See Formel in Bild 5 (a) und<br />

(b)) ein sehr gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen<br />

der 3D-Numerik erzielt werden. Ebenso kann das<br />

Verhalten der Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />

für eine unterschiedliche Anzahl von Betriebsmonaten<br />

gut abgebildet werden.<br />

In Bild 5 (c) und (d) sind die Auswertungen für mittlere<br />

Filtergeschwindigkeiten dargestellt. Insbesondere<br />

stimmen die Längen der Temperaturausbreitung nach<br />

Ingerle und numerische Berechnung sehr gut überein –<br />

auch für verschiedene Betriebsdauern. Hinsichtlich der<br />

Breiten der Temperaturanomalien entsprechen die Werte<br />

nach Ingerle für Betriebsdauern von 12 bis 9 Monate<br />

den Breiten an der Einleitstelle (B min ). Bei geringeren<br />

Betriebsdauern trifft die Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />

immer weniger zu. Bei Betriebsdauern<br />

unter drei Monaten übersteigt die ermittelte Breite mit<br />

der 3D-Numerik B max aus der Ingerle Berechnung. Für<br />

geringe Betriebsdauern (< 3 Monaten) wird die Breite<br />

deutlich unterschätzt. Obwohl die Berechnung nach Ingerle<br />

unter der Annahme eines stationären Betriebes<br />

(Jahresmittelung der Brunnenwassermenge) für mittlere<br />

Filtergeschwindigkeiten eine sehr gute Übereinstimmung<br />

hinsichtlich der Länge der Temperaturanomalie<br />

zeigt, ist dieser Ansatz bei sehr geringen Betriebsdauern<br />

(< 3 Monate pro Jahr) nicht zielführend.<br />

Als dritter Fall sind in Bild 5 (e) und (f) hohe Filtergeschwindigkeiten<br />

dargestellt. Für einen kontinuierlichen<br />

Betrieb der Anlage (12 Monate), wird mit der Ingerle-Berechnung<br />

sowohl für die Länge als auch für die Breite<br />

eine gute Übereinstimmung mit der 3D-Numerik erzielt.<br />

Für geringere Betriebsdauern zeigt sich, dass sowohl<br />

Länge als auch Breite der Temperaturausbreitung in der<br />

3D-Numerik annähernd konstant bleibt. Diese Auswertungen<br />

der 3D-Numerik stellen die maximale horizontale<br />

Erstreckung dar. Die sich ausbildenden Temperaturanomalien<br />

sind jedoch nicht zusammenhängend.<br />

Durch die hohe Grundwasserfließgeschwindigkeit bilden<br />

sich Temperaturinseln, welche nach Außerbetriebnahme<br />

der Anlage in Grundwasserfließrichtung transportiert<br />

werden. Der Abbau einer solchen kompakten<br />

Temperaturinsel ist somit beinahe unabhängig von der<br />

Betriebsdauer. Eine Jahreswassermittelung für die Berechnung<br />

nach Ingerle ist in diesem Fall nicht zielführend.<br />

Wird aber als maßgebliche <strong>Wasser</strong>menge das<br />

maxi male Monatsmittel gewählt, kann die Erstreckung<br />

dieser Temperaturinseln sehr wohl mit der Berechnung<br />

nach Ingerle abgebildet werden.<br />

Hinsichtlich der Jahreswassermittelung kann zusammengefasst<br />

eine Systematisierung anhand der Grundwasserfließgeschwindigkeiten<br />

in drei Fällen erfolgen<br />

(Bild 6). Eine detaillierte Analyse der Übergänge<br />

v f<br />

≤ 0,05 m/d 0,05 < v f ≤ 1,0 m/d<br />

Rückgabebrunnen<br />

Isothermen<br />

Temperaturanomalie<br />

Grundwasserfließrichtung<br />

v f > 1,0 m/d<br />

Bild 6. Systematisierung der Ausbildung von Temperaturanomalien<br />

in drei prinzipielle Fällen in Abhängigkeit<br />

von der Filtergeschwindigkeit v f .<br />

zwischen diesen drei prinzipiellen Fällen ist in [16] erläutert.<br />

Für den Fall von mittleren Fließgeschwindigkeiten kann<br />

in guter Näherung für die Berechnung nach Ingerle eine<br />

Jahresmittelung der Brunnenwassermenge durchgeführt<br />

werden.<br />

4. Zusammenfassung<br />

Für die Berechnung einer Temperaturanomalie nach<br />

dem vereinfachten Berechnungsmodell nach Ingerle ist<br />

die für Wärmeausbreitung maßgebende Grundwassermächtigkeit<br />

ein sehr sensitiver und somit wichtiger<br />

Para meter. Es wurde gezeigt, dass mit der in dieser Arbeit<br />

vorgestellten empirischen Formel für die thermische<br />

Tiefe sehr gute Ergebnisse (R² = 0,9191) im Vergleich<br />

zu den Ergebnisse mit einer 3D-Numerik erzielt<br />

werden können. Des Weiteren konnte gezeigt werden,<br />

dass eine Verwendung dieser empirischen Formel in<br />

Kombination mit der Berechnung nach Ingerle eine<br />

Verbesserung der Qualität der Berechnungsergebnisse<br />

liefert. Als zweiter wichtiger Punkt wurde die Zulässigkeit<br />

der Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />

bei der Berechnung nach Ingerle untersucht. Dabei<br />

wurde festgestellt, dass bei entsprechenden Grundwasserfließgeschwindigkeiten<br />

(Filtergeschwindigkeit<br />

zwischen 0,05 und 1,0 m/d), auch für wenige Betriebsmonate<br />

sehr gute Ergebnisse mit der Ingerle Berechnung<br />

im Vergleich zu den Ergebnissen mit der 3D-Numerik<br />

erzielt werden können. Darüber hinaus wurde<br />

festgestellt, dass für geringere Filtergeschwindigkeiten<br />

(< 0,05 m/d) mit der Ausbreitungsformel von Temperaturanomalien<br />

im Grundwassersee bessere Ergebnisse<br />

erzielt werden können. Für höhere Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />

(>1,0 m/d), trifft die Jahresmittelung<br />

der Brunnenwassermenge in der Ingerle-Berechnung<br />

ebenfalls nicht mehr zu, da sich kompakte Temperaturinseln<br />

ausbilden, welche sich beinahe unabhängig von<br />

den Betriebsmonaten der Anlage in Grundwasserfließrichtung<br />

bewegen.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 337


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

In dieser Arbeit wurden Anwendungsgrenzen für die<br />

Berechnung nach Ingerle definiert. Es konnte gezeigt<br />

werden, dass diese vereinfachte Berechnungsmethodik<br />

bei richtiger Handhabe und entsprechenden geohydraulischen<br />

Bedingungen auch für einen instationären Betrieb<br />

(wenige Betriebsmonate im Jahr) gute Resultate erzielt.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden zur<br />

Optimierung der Rechentabelle des ÖWAV verwendet.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich beim Österreichischen <strong>Wasser</strong>- und<br />

Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) für die gute Zusammenarbeit<br />

und die finanzielle Förderung durch die neun österreichischen<br />

Bundesländer im Rahmen eines Projekts.<br />

Nomenklatur<br />

Bezeich­ Einheit<br />

nung<br />

Beschreibung<br />

A m mittlere Mächtigkeit der Deckschicht<br />

B m hydraulische Abströmbreite eines Brunnen<br />

im Grundwasser B = Q/(kf ∙ I ∙ H)<br />

B i m Breite des Parallelströmungskörpers an der<br />

Stelle i<br />

c vw J/(m³∙K) spezifische Wärmekapazität des <strong>Wasser</strong>s<br />

F m² Fläche<br />

H m mittlere Mächtigkeit des Aquifers<br />

I m/m mittleres Grundwasserspiegelgefälle<br />

k f m/s hydraulische Durchlässigkeit<br />

k fH m/s horizontale hydraulische Durchlässigkeit<br />

k fV m/s vertikale hydraulische Durchlässigkeit<br />

P L W Wärmestrom durch Wärmeleitung<br />

Q m³/s Brunnenwassermenge<br />

T 0 °C mittlere Grundwassertemperatur (Jahresmittel)<br />

T i °C Temperatur an der Stelle x i im Parallelströmungskörper<br />

T R °C mittlere Grundwasserrückgabetemperatur<br />

ThT m thermische Tiefe<br />

LF m Länge des Filterrohres<br />

v f m/s; m/d Filtergeschwindigkeit nach Darcy<br />

v a m/s; m/d Abstandsgeschwindigkeit<br />

ΔT K Temperaturdifferenz<br />

Δx m Länge Kontrollvolumen<br />

α ° Dispersion und Verschwenkungswinkel<br />

β - Hilfsgröße =β fH<br />

k/k<br />

fV<br />

λ D W/(m∙K) Wärmeleitfähigkeit der Deckschicht<br />

Literatur<br />

[1] Fridleifsson, I.B.: Status of geothermal energy amongst the<br />

world’s energy sources. Geothermics (32), Aug-Dec 2003, p.<br />

379–388.<br />

[2] Bilgen, S., Kaygusuz, K. und Sari, A.: Renewable energy for a<br />

clean and sustainable future. Energy Sources (26), Oct 2004,<br />

p. 1119–1129.<br />

[3] Fridleifsson, I.B., Bertani, R., Huenges, E., Lund, J.W., Ragnarsson,<br />

A. and Rybach, L.: The possible role and contribution of geothermal<br />

energy to the mitigation of climate change. IPCC<br />

Scoping Meeting on Renewable Energy Sources, Luebeck,<br />

Deutschland, 2008.<br />

[4] Sanner, B., Karytsas, C., Mendrinos, D. und Rybach, L.: Current status<br />

of ground source heat pumps and underground thermal energy<br />

storage in Europe. Geothermics (32) 2003 No. 12, p. 579–588.<br />

[5] Milenic, D., Vasiljevic, P. and Vranjes, A.: Criteria for use of<br />

groundwater as renewable energy source in geothermal<br />

heat pump systems for building heating/cooling purposes.<br />

Energy and Buildings (42), May 2010, p. 649–657.<br />

[6] Sitzenfrei, R., Möderl, M., Hellbach, C., Fleischhacker, E. und<br />

Rauch, W.: Geothermal Energy in a Central European Perspective<br />

– Challenges and Opportunities. In World Environmental<br />

and Water Resources Congress 2011: p. 876-885. doi:<br />

10.1061/41173(414)90.<br />

[7] Rauch, W. und Stegner, U.: Das thermische Nutzungspotential<br />

von oberflächennahen Aquiferen aus wasserwirtschaftlicher<br />

Sicht. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> (145) 2004,<br />

Nr. 5, S. 318–325.<br />

[8] Rauch, W., Möderl, M., Sitzenfrei, R. und Kinzel, H.: Berechnung<br />

der Ausbreitung von Temperaturanomalien im Grundwasser<br />

als Planungsinstrument für Wärmepumpenanlagen. In 9. Internationales<br />

Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie,<br />

Kloster Banz, Bad Staffelstein, 2009.<br />

[9] Hähnlein, S., Bayer, P. und Blum, P.: International legal status<br />

of the use of shallow geothermal energy. In Renewable and<br />

Sustainable Energy Reviews (14) 2010, p. 14.<br />

[10] Hähnlein, S., Blum, P. und Bayer, P.: Oberflächennahe Geothermie<br />

– aktuelle rechtliche Situation in Deutschland. In<br />

Grundwasser (16), p. 69–75, 2011/06/01 2011.<br />

[11] ÖWAV-Regelblat 207: Thermische Nutzung des Grundwassers<br />

und des Untergrunds – Heizen und Kühlen, 2009.<br />

[12] Ingerle, K.: Beitrag zur Berechnung der Abkühlung des<br />

Grundwasserkörpers durch Wärmepumpen. In Österreichische<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft (40) 1988, H. 11/12.<br />

[13] Kobus, H. und Mehlhorn, H.: Beeinflussung von Grundwassertemperaturen<br />

durch Wärmepumpen. In <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

(121) 1980 Nr. 6.<br />

[14] Kipp Jr., K.L.: Guide to the revised heat and solute transport<br />

simulator: HST3D version 2. In Water Resources Investigations<br />

Report 97-4157. U.S. Geological Survey, Denver, Colorado<br />

1997.<br />

[15] ÖWAV-Arbeitsbehelf: Leitfaden zur Anwendung der Thermalformel<br />

des ÖWAV- Regelblattes 207, 2014.<br />

[16] Sitzenfrei, R. und Rauch, W.: Characteristics and simplified assessment<br />

of thermal plumes in groundwater. In Geothermics,<br />

eingereicht.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 28.11.2013<br />

Korrektur: 05.02.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

DI Dr. Robert Sitzenfrei<br />

E-Mail: Robert.Sitzenfrei@uibk.ac.at<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Wolfgang Rauch<br />

Institut für Infrastruktur |<br />

Universität Innsbruck |<br />

Technikerstrasse 13 |<br />

A-6020 Innsbruck<br />

März 2014<br />

338 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken römischen<br />

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Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva zum Leiter der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus diesem Anlass verfasste er<br />

eine Schrift, die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />

Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick über den Stand des Wissens<br />

bezüglich Management, Technik und Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />

begegnet uns als moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine Schrift<br />

kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige Ausgabe basiert auf einer<br />

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sozialen Umwelt, die Organisation und Administration der <strong>Wasser</strong>versorgung, diskutieren<br />

Messtechnik und hydraulische Kenntnisse, Rohrnormung und bautechnische Fragen, und<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung März erkläre 2014ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> informiert und 339 beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Umsetzung des DVGW-Hinweises<br />

W 1001 in einem <strong>Wasser</strong>werk der<br />

RheinEnergie, Köln<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung, Risikomanagement, DVGW-Hinweis W 1001, Water Safety Plan (WSP),<br />

<strong>Wasser</strong>schutzgebiet, GIS, <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Sebastian Sturm, Joachim Kiefer, Detlef Bethmann, Friederike Brauer, Martin Kaupe und Stefan Schiffmann<br />

Die vorliegende Arbeit beschreibt die Umsetzung des<br />

DVGW-Hinweises W 1001 „Sicherheit in der Trinkwasserversorgung<br />

– Risikomanagement im Normalbetrieb“<br />

in einem Trinkwasserwerk der RheinEnergie<br />

AG, Köln. Dabei wurden die Prozessschritte Ressourcenschutz,<br />

Gewinnung und Aufbereitung betrachtet.<br />

Auf die Beschreibung des Versorgungssystems folgten<br />

die Erfassung möglicher Gefährdungen und die Abschätzung<br />

der damit verbundenen Ausgangsrisiken,<br />

basierend auf der Bewertung von Schadensausmaß<br />

und Eintrittswahrscheinlichkeit der einzelnen Gefährdungen.<br />

Bei der GIS-gestützten Risikoabschätzung<br />

für das Einzugsgebiet wurde dieses Ausgangsrisiko<br />

durch die Schutzwirkung der Grundwasserüberdeckung<br />

sowie die Passage im Grundwasserleiter<br />

modifiziert, bei Gewinnung und Aufbereitung wurden<br />

die bereits durchgeführten Maßnahmen zur Risikobeherrschung<br />

risikomildernd bewertet. Bis auf wenige<br />

Ausnahmen sind die resultierenden Restrisiken<br />

gering bis sehr gering. Das Projekt von RheinEnergie<br />

AG (RE) und Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW)<br />

belegt die Eignung des verwendeten Ansatzes zur<br />

Umsetzung des DVGW-Hinweises W 1001 und zeigt<br />

den Nutzen des Risikomanagements für die Versorgungspraxis<br />

auf.<br />

Implementation of DVGW Guideline W 1001 at a<br />

RheinEnergie Waterworks (Cologne)<br />

This article describes the implementation of the<br />

DVGW Guideline W 1001 “Safe and secure drinking<br />

water supply – risk management under normal operating<br />

conditions” at a waterworks operated by the<br />

RheinEnergie AG, Cologne. This guideline integrates<br />

the WHO Water Safety Plan-approach (WSP) into the<br />

German DVGW Schedule Technical Standards. The<br />

supply chain components catchment area, water abstraction<br />

and water treatment were examined. After<br />

describing the water supply system the possible hazards<br />

were identified. The risks were assessed based<br />

upon severity (extent of damage) and likelihood of a<br />

hazardous event to occur. For the GIS-supported<br />

evaluation of the catchment area the initial risk was<br />

modified depending on the protectiveness of all strata<br />

between surface and groundwater level as well as<br />

on the risk-mitigating effect of the passage through<br />

the saturated zone to the water abstraction. For the<br />

assessment of the processes of water abstraction and<br />

water treatment all measures of risk control already<br />

taken were assumed to mitigate the initial risk. Apart<br />

from very few exceptions the resulting risks were low<br />

or very low. The RheinEnergie (RE) - Technologiezentrum<br />

<strong>Wasser</strong> (TZW) project shows the suitability of<br />

the approach to implement W 1001 as well as possible<br />

benefits of risk management.<br />

1. Anlass<br />

2004 erschien die dritte Auflage der Trinkwasserleitlinien<br />

der WHO [1], in der den <strong>Wasser</strong>versorgern empfohlen<br />

wird, einen Water Safety Plan (WSP) und damit<br />

ein risikobasiertes Qualitätsmanagementsystem zu entwickeln<br />

und umzusetzen. Um die <strong>Wasser</strong>versorger bei<br />

dieser Aufgabe zu unterstützen, liegt seit August 2008<br />

der DVGW-Hinweis W 1001 mit dem Titel „Sicherheit in<br />

der Trinkwasserversorgung – Risikomanagement im<br />

Normalbetrieb“ vor [2].<br />

Die RheinEnergie AG Köln, als einer der größten<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>versorger mit einer jährlichen Trinkwasserabgabe<br />

von fast 85 Mio. m³ setzte sich in den<br />

vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema Risikomanagement<br />

auseinander. Daher initiierte die RE zusammen<br />

mit dem TZW ein Projekt zur Umsetzung des<br />

Hinweises W 1001 in die Praxis. Darin sollte am Beispiel<br />

eines von insgesamt acht Kölner Trinkwasserwerken die<br />

Systematik zur Durchführung des W 1001 für das Versorgungssystem<br />

vom Einzugsgebiet über die Gewinnung<br />

März 2014<br />

340 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

bis hin zur Aufbereitung erarbeitet werden. Die Vorgehensweise<br />

sollte dabei so gewählt werden, dass sie<br />

nach Umfang und Detaillierungsgrad der Betrachtungen<br />

unter den Aspekten der Realisierbarkeit und Praxistauglichkeit<br />

auch bei komplexeren Einzugsgebieten oder<br />

Aufbereitungstechniken angewendet und dazu ggf.<br />

leicht modifiziert werden kann.<br />

2. Methodik<br />

2.1 Methodenelemente nach DVGW W 1001<br />

Der DVGW-Hinweis W 1001 umfasst die in Bild 1 dargestellten<br />

Methodenelemente.<br />

Die ersten Schritte des Bewertungsverfahrens sind<br />

die Systembeschreibung und die detaillierte Gefährdungsanalyse.<br />

Im Anschluss wird anhand von Schadensausmaß<br />

und Eintrittswahrscheinlichkeit das resultierende Risiko<br />

abgeschätzt. Ziel der Risikoabschätzung ist eine Priorisierung,<br />

sodass für die als relevant erkannten Risiken geeignete<br />

und überwachte Maßnahmen zur Risikobeherrschung<br />

ergriffen werden können. Die Versorgungssicherheit<br />

muss anschließend beispielsweise durch Erfahrungen<br />

im Praxisbetrieb verifiziert werden. Außerdem ist zu<br />

beachten, dass das Verfahren nach einmaligem Durchlauf<br />

nicht abgeschlossen ist, sondern im Rahmen einer<br />

periodischen Revision zu wiederholen ist.<br />

2.2 Methodische Umsetzung im Projekt<br />

Im Rahmen dieses Projektes wurde eine am TZW entwickelte<br />

Methode zur Umsetzung des Hinweises W 1001<br />

praxisorientiert weiterentwickelt. Die Methode basiert<br />

auf einer zweistufigen qualitativen Bewertung von Ausgangsrisiko<br />

und Restrisiko. Die Bewertungsgrößen und<br />

Ergebnisse werden dabei jeweils durch fünf ordinal skalierte<br />

Klassen von sehr gering bis sehr hoch ausgedrückt<br />

und über Matrizen kombiniert.<br />

Zwar wird in der Literatur teils Kritik an der Verwendung<br />

von Risikomatrizen formuliert (z. B. Cox [4]), andererseits<br />

wird die Verwendung derartiger Matrizen seitens der<br />

WHO für den WSP [5] oder im DVGW-Hinweis W 1001 [2]<br />

explizit empfohlen. Auch an anderer Stelle (z. B. bei der<br />

Gefährdungsabschätzung im Bereich Arbeitssicherheit)<br />

werden solche Matrizen eingesetzt. Ein wichtiger Gesichtspunkt<br />

bei der Entscheidung für diese Vorgehensweise<br />

war die Anwenderfreundlichkeit der Methode, da Matrizen<br />

unkompliziert eingesetzt werden können und rasch Anhaltspunkte<br />

für eine nachvollziehbare Bewertung und<br />

Priorisierung von Risiken ermöglichen. Der Einsatz von<br />

Matrizen zur Risikoabschätzung in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

hat sich auch in anderen Projekten als praxistauglich<br />

bewährt (u. a. [6]).<br />

Statistiken, die zur Ableitung von quantifizierbaren<br />

Angaben für das Schadensausmaß und insbesondere<br />

die Eintrittswahrscheinlichkeit von Gefährdungen in<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungssystemen herangezogen werden<br />

könnten, existieren nicht. Daher wurde der Weg einer<br />

qualitativen Einstufung von Schadensausmaß und<br />

Bild 1. Methodik<br />

des Risikomanagements<br />

nach W 1001<br />

(aus [3] nach<br />

[2]).<br />

Tabelle 1. Klassifizierung Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

sowie Erläuterung und Interpretation der Risikoklassen.<br />

Schadensausmaß<br />

sehr gering keine negativen Auswirkungen auf die <strong>Wasser</strong>qualität oder<br />

Versorgungssicherheit<br />

gering geringfügige und kurzfristige Auswirkungen auf die sensorische<br />

<strong>Wasser</strong>qualität bzw. die Versorgungssicherheit<br />

mittel Konzentrationsanstiege mit vorübergehenden Auswirkungen<br />

auf die sensorische <strong>Wasser</strong>qualität bzw. Versorgungssicherheit<br />

hoch Grenzwertüberschreitung, aber ohne akute Gesundheitsgefährdung,<br />

ggf. länger andauernde Beeinträchtigung der<br />

Versorgungssicherheit<br />

sehr hoch deutliche Grenzwertüberschreitung, ggf. mit langfristiger<br />

Beeinträchtigung der Gesundheit, Versorgungssicherheit<br />

u. U. nicht gegeben<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

sehr gering tritt praktisch nicht ein, nahezu ausgeschlossen<br />

gering unwahrscheinlich, seltene Einzelfälle<br />

mittel unregelmäßige Einzelfälle, wiederkehrend<br />

hoch ziemlich wahrscheinlich, keine Einzelfälle mehr<br />

sehr hoch nahezu sicher, regelmäßig wiederkehrend oder dauerhaft vorhanden<br />

Risiko<br />

sehr gering keine besondere Aufmerksamkeit erforderlich; Behandlung im<br />

Routinebetrieb, Dokumentation und Berücksichtigung in künftigen<br />

Bewertungen<br />

gering Lösung im Routinebetrieb und Berücksichtigung bei zukünftigen<br />

Veränderungen der Trinkwasserversorgung oder bei Revision<br />

mittel gegenwärtig keine Beeinträchtigung zu besorgen;<br />

künftige Aufmerksamkeit erforderlich; ggf. mittelfristige<br />

Abhilfemaßnahmen prüfen, Monitoring durchführen<br />

hoch Beeinträchtigung des Versorgungssystems zu besorgen,<br />

Abhilfemaßnahmen sind erforderlich<br />

sehr hoch massive Beeinträchtigung bis hin zur Unterbrechung der<br />

Versorgung nicht auszuschließen; Gefahrenabwehr, akute<br />

Abhilfemaßnahmen notwendig<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 341


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit auf Grundlage einer einheitlichen<br />

verbalen Umschreibung der jeweils fünf Klassen<br />

gewählt. Auch die Klassen des so abgeschätzten Risikos<br />

werden verbal umschrieben, um eine gleichartige Interpretation<br />

aus dem Blickwinkel der Versorgungssicherheit<br />

zu ermöglichen. Diese Bewertungskriterien und<br />

Umschreibungen sind in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Die Besonderheiten der verschiedenen betrachteten<br />

Teilprozesse der <strong>Wasser</strong>versorgung wurden in der Methodik<br />

ebenfalls berücksichtigt. So wurden bei der Bewertung<br />

der Eintrittswahrscheinlichkeit unterschiedliche Zeitskalen<br />

beachtet: In der <strong>Wasser</strong>aufbereitung wäre ein technischer<br />

Zwischenfall pro Jahr als selten und damit „unwahrscheinlich“<br />

einzustufen, während im Einzugsgebiet der jährliche<br />

Nitrataustrag mit dem Sickerwasser mit einer „an Sicherheit<br />

grenzenden Wahrscheinlichkeit“ eintritt.<br />

Bei Betrachtung des Einzugsgebietes ergibt sich das<br />

Restrisiko für das Rohwasser aus dem Ausgangsrisiko in der<br />

Fläche und der Gesamtvulnerabilität (Verschmutzungsempfindlichkeit),<br />

die sich aus der Schutzfunktion des gesamten<br />

Systems aus Grundwasserüberdeckung und gesättigter<br />

Zone bis zur <strong>Wasser</strong>entnahme ableiten lässt (siehe Bild 2).<br />

Bei der Gewinnung und Aufbereitung beeinflussen<br />

hingegen bereits durchgeführte Maßnahmen das Ausgangsrisiko<br />

und können zu einem geringeren Restrisiko<br />

für das Trinkwasser führen.<br />

Bild 2. Methodischer Ansatz zur Risikoab schätzung<br />

im Prozessschritt Ressourcenschutz (aus [7]).<br />

Bild 3. Vereinfachtes Prozess- und Aufbereitungsschema des untersuchten<br />

<strong>Wasser</strong>werks.<br />

3. Beschreibung des Versorgungssystems<br />

Das betrachtete Trinkwasserwerk (WW) der RE liegt in<br />

einem Waldgebiet bei Köln und kann bis zu 5,5 Mio. m³<br />

Grundwasser pro Jahr fördern. Das <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />

(WSG) umfasst eine Fläche von rund 3 360 ha und ist<br />

überwiegend bewaldet. Kleinere Flächenanteile entfallen<br />

auf Siedlungen oder werden landwirtschaftlich<br />

genutzt. Im Südwesten und Norden berühren bzw.<br />

durchqueren zwei Autobahnen das WSG. Weitere Flächen<br />

im WSG mit möglicher Relevanz für das Grundwasser<br />

sind u. a. mehrere Landesstraßen, verschiedene Oberflächengewässer,<br />

eine Nassauskiesung, Altlasten, die<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung sowie ein Wildgehege.<br />

Das genutzte Grundwasser stammt überwiegend<br />

aus quartären Lockersedimenten der Rheinebene sowie<br />

zu einem geringen Anteil aus einem devonischen Festgesteinsaquifer.<br />

Im WSG besteht ein Messstellennetz, an<br />

dem die RE in einem abgestuften Turnus Grundwasserstandsmessungen<br />

durchführt und Proben zur Grundwasserbeschaffenheit<br />

entnimmt und untersucht.<br />

Das <strong>Wasser</strong>werk sowie die Brunnenreihe selbst sind<br />

gemeinsam weiträumig umzäunt. Die Unterflur-Brunnenstuben<br />

sind gegen unbefugten Zutritt durch abschließbare<br />

Schachtdeckel gesichert. Darüber hinaus ist der<br />

Zugang durch Deckelkontakte alarmüberwacht.<br />

Im WW erfolgen eine mechanische Entsäuerung<br />

mittels zwei Flachbettbelüftern und eine anschließende<br />

Phosphatdosierung (siehe Bild 3). Es findet täglich eine<br />

Begehung statt, wobei verschiedene Daten in Formularen<br />

festgehalten werden. Das Labor der RE führt auf Grundlage<br />

eines Probenplanes Grund- und Rohwasseranalysen<br />

sowie Analysen während und nach der Aufbereitung durch.<br />

4. Ressourcenschutz<br />

Die Risikoabschätzung für das Rohwasser (siehe Bild 2)<br />

betrachtet:<br />

••<br />

das Ausgangsrisiko, das sich aus dem Schadensausmaß<br />

der Gefährdungen und der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

für deren Auslöser im Einzugsgebiet ableiten<br />

lässt,<br />

••<br />

die Verringerung des Ausgangsrisikos bei der Passage<br />

der ungesättigten Zone bis zum Erreichen des<br />

Grundwassers (gekennzeichnet durch die Vulnerabilität<br />

des Grundwassers) und<br />

••<br />

die Rohwasservulnerabilität, die die Risikominderung<br />

durch den Transfer im Grundwasserleiter zum<br />

Ort der Rohwassergewinnung beschreibt. Eine Verringerung<br />

der Beeinträchtigung ist hierbei durch<br />

Sorption, Verdünnung, Abbauprozesse etc. insbesondere<br />

in Abhängigkeit von der Verweilzeit im<br />

Grundwasser möglich.<br />

Bild 4 dokumentiert den Ablauf des Bewertungsprozesses<br />

anhand eines Fließschemas mit den berücksichtigten<br />

Eingangsinformationen und den verwendeten Kombinationsmatrizen.<br />

Die Eingangsinformationen wurden<br />

März 2014<br />

342 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

durch Multiplikation der Rangzahlen ihrer jeweiligen<br />

Klassen verknüpft, die Ergebnisse bewertet, auf einer<br />

Ordinalskala klassifiziert und den Teilergebnissen erneut<br />

Rangzahlen für die ggf. weitere Berechnung zugeordnet.<br />

4.1 Gefährdungsanalyse<br />

Auf Basis von Informationen und Geo-Daten aus topografischen<br />

Karten, Luftbildern sowie Datensätzen aus<br />

dem Internetprojekt „Open Street Map“ wurde mit<br />

einem Geografischen Informationssystem (GIS) eine<br />

digitale Flächennutzungskarte für das WSG erstellt.<br />

Weitere Informationen für die Gefährdungsanalyse<br />

ergaben sich aus gemeinsamen Besprechungen und<br />

Ortsbegehungen von RE und TZW sowie aus den Analysendaten<br />

zur Grund- und Rohwasserbeschaffenheit.<br />

Anfragen bei Behörden lieferten Informationen über<br />

Altlasten, Einleitungen oder Versickerung von Straßenabwässern<br />

sowie Anlagen und Einrichtungen zur zentralen<br />

und dezentralen <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />

Die im Folgenden vorgestellten ausgewählten Ergebnisse<br />

beziehen sich auf die Auslöser für Gefährdungen<br />

mit Flächengeometrien, also die großräumigeren Flächennutzungen<br />

wie Forst, Landwirtschaft, Siedlungsflächen<br />

etc. Die im Rahmen der Risikoabschätzung ebenfalls<br />

betrachteten punkt- und linienförmigen Auslöser für<br />

Gefährdungen wie Versickerungsschächte für Straßenabläufe,<br />

<strong>Abwasser</strong>sammelgruben, Gewässer oder <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

bleiben in diesem Artikel unberücksichtigt, ihre<br />

Bewertung erfolgte jedoch analog zu den Flächenobjekten.<br />

4.2 Ausgangsrisiko<br />

Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit wurden<br />

qualitativ nach einer fünfstufigen Skala bewertet (siehe<br />

Tabelle 1). Die Einstufungen erfolgten mithilfe eines<br />

Emissionsszenarios, das in einem so genannten Risikosteckbrief<br />

dokumentiert wurde, der auch eine weitergehende<br />

Erläuterung und Begründung der Einstufung<br />

umfasst. Tabelle 2 zeigt als Beispiel einen Risikosteckbrief<br />

für Autobahnen.<br />

Anhand einer Bewertungsmatrix wurde aus Schadensausmaß<br />

und Eintrittswahrscheinlichkeit das Ausgangsrisiko<br />

abgeleitet (siehe Bild 4). Um das Schadensausmaß<br />

gegenüber der Eintrittswahrscheinlichkeit stärker zu<br />

gewichten, wurde eine asymmetrische Matrix verwendet,<br />

bei der die Werte (Rangzahlen) für die Wahrscheinlichkeit<br />

um je einen Zähler erhöht sind. So wird verhindert,<br />

dass bei hohem oder sehr hohem Schadensausmaß ein<br />

sehr geringes Restrisiko resultiert. In Tabelle 1 werden<br />

die sich daraus ergebenden Risikoklassen beschrieben.<br />

Wenn einem Objekt mehrere gefährdende Ereignisse<br />

zuzuordnen sind, für die sich voneinander abweichende<br />

Bewertungen für Schadensausmaß und/oder Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und damit das Ausgangsrisiko ergeben<br />

(z. B. Straßen: Risiken aus dem Normalbetrieb<br />

und aus Unfällen), so werden diese im Risikosteckbrief<br />

separat beschrieben und bewertet (siehe Tabelle 2).<br />

Tabelle 2. Beispiel für einen Risikosteckbrief.<br />

Risikosteckbrief: Verkehr – Autobahn<br />

GIS_ID<br />

GIS_34<br />

Stand 05.09.2012<br />

Gefährdungsanalyse<br />

Versorgungsschritt / Ort<br />

Ressourcenschutz/Einzugsgebiet<br />

Sektor / Klasse<br />

Verkehr<br />

Gefährdendes Ereignis / Auslöser Straßen/Autobahn, Betrieb/Unfälle<br />

Gefährdung(en)<br />

Schwermetalle, Mineralöle, Kraftstoffadditive,<br />

Frostschutz-/Bremsflüssigkeit,<br />

Platingruppenelemente, PAK, Streuund<br />

Taumittel<br />

Abschätzung des Ausgangsrisikos<br />

Schadensausmaß: 3 (mittel)<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit: 5 (hoch)<br />

Ausgangsrisiko:<br />

15 (mittel)<br />

Erläuterungen zur Abschätzung des Schadensausmaßes:<br />

Hohes Verkehrsaufkommen mit Gefährdungen aus dem straßentypischen Schadstoffinventar<br />

beim regulären Verkehrsaufkommen (Normalbetrieb): Abrieb von Reifen/<br />

Bremsbelägen/Fahrbahn (Schwermetalle u. a.), Tropfverluste (Mineralöle, Kraftstoffadditive,<br />

Frostschutz-/Bremsflüssigkeit), Deposition von Abgasen/Stäuben (Schwermetalle,<br />

Platingruppenelemente, PAK), Streu- und Taumittel (SA = mittel). Bei Unfällen ist<br />

zudem mit Freisetzung größerer Mengen wassergefährdender Stoffe (aus Transport,<br />

Lösch schäumen, etc.) zu rechnen (SA = hoch).<br />

Trotz gezielter Bündelung der Straßenabflüsse ist durch Abdrift/Spray und bei Unfällen<br />

nicht nur eine Kontamination der befestigten Flächen, sondern auch der angrenzenden<br />

Böschungen anzunehmen.<br />

Erläuterungen zur Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />

Austräge aus dem Betrieb erfolgen dauerhaft. Die Strecken werden in der Regel zwar<br />

gezielt entwässert (Hochbord/Kanal) eine Teilversickerung über begrünte Böschung/<br />

Randstreifen ist aber möglich (eingeschränkte Sickerwasserbildung durch Dauerbegrünung,<br />

EW = hoch); Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen beschränken sich<br />

auf unregelmäßige Einzelfälle (EW = gering).<br />

Bild 4. Ermittlung von Ausgangsrisiko, Gesamtvulnerabilität und<br />

Restrisiko für das Rohwasser.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 343


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Tabelle 3. Klassifikation der Gesamtschutzfunktion der<br />

Grundwasserüberdeckung (P-Faktor nach [8]).<br />

Gesamtschutzfunktion<br />

P-Wert<br />

sehr gering 1 0–2 m Kies<br />

Merkmalsausprägung<br />

(Beispiele)<br />

gering 2 1–10 m kiesiger Sand<br />

mittel 3 2–20 m schwach schluffiger Sand<br />

hoch 4 5–50 m toniger Schluff<br />

sehr hoch 5 > 50 m toniger Schluff<br />

Tabelle 4. Matrix zur Ableitung der Rohwasservulnerabilität VRW als Funktion<br />

von Entfernung zur Fassung (Schutzzonen) und Anteil am geförderten Rohwasser<br />

(quantitative Bedeutung von Einzugsgebietsbereichen).<br />

Schutzzone<br />

gering<br />

(Festgestein)<br />

quantitative Bedeutung<br />

hoch<br />

(Lockergestein)<br />

III B 1 (sehr gering) 2 (gering)<br />

III / III A 2 (gering) 3 (mittel)<br />

II (tritt im Gebiet nicht auf) 4 (hoch)<br />

I (tritt im Gebiet nicht auf) 5 (sehr hoch)<br />

In die weitere Auswertung mittels GIS (siehe Bild 4) ging<br />

jeweils die Einstufung mit dem höheren, also kritischeren<br />

Ausgangsrisiko ein.<br />

In Bild 5 ist das Ausgangsrisiko im <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />

kartografisch dargestellt. Im größten, weitgehend bewaldeten<br />

Teil des Gebiets ist das Ausgangsrisiko sehr<br />

gering. Die das Gebiet querenden Straßen und Autobahnen<br />

sind als linienhafte Strukturen mittleren Ausgangsrisikos<br />

deutlich erkennbar. Im westlichen Gebietsteil<br />

sowie am nördlichen Gebietsrand sind jedoch viele<br />

Flächen mit hohem bis sehr hohem Ausgangsrisiko<br />

erkennbar. Orange oder rot eingefärbte Flächen, von<br />

denen ein hohes oder sehr hohes Risiko ausgeht, sind<br />

Siedlungs-, Industrie- bzw. Ackerflächen.<br />

4.3 Vulnerabilität des Grundwassers<br />

Die intrinsische Vulnerabilität, also die systembedingte<br />

Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers, bestimmt<br />

maßgeblich mit, ob und inwieweit ein Transfer<br />

des Ausgangsrisikos von der Geländeoberfläche hin zur<br />

Grundwasseroberfläche stattfindet. Bei der Bewertung<br />

wurde hierzu auf die PI-Methode [8] zurückgegriffen.<br />

Faktoren, die danach in die Bewertung der Grundwasservulnerabilität<br />

einfließen, sind neben Gesteinsart und<br />

Mächtigkeit der Grundwasserüberdeckung (siehe z. B.<br />

Tabelle 3) auch die nutzbare Feldkapazität des Bodens<br />

sowie die Grundwasserneubildungsrate. Diese Methode<br />

konnte in Abhängigkeit von der verfügbaren Datenbasis<br />

leicht modifiziert auf das Untersuchungsgebiet<br />

angewandt werden.<br />

Als Ergebnis wurde der Grundwasservulnerabilität<br />

an jeder Stelle des Einzugsgebiets ein Wert zwischen<br />

1 und 5 zugewiesen, wobei 5 die höchste Verschmutzungsempfindlichkeit<br />

des Grundwassers repräsentiert.<br />

Im betrachteten <strong>Wasser</strong>schutzgebiet ist die Grundwasservulnerabilität<br />

aufgrund der vorliegenden Gesteinsarten<br />

und teils großen Grundwasserflurabständen als<br />

gering bis mittel anzusehen. Eine geringe Grundwasservulnerabilität<br />

liegt z. B. auf einer Fläche mit Braunerde<br />

über schluffigem Ton bei 8 m Flurabstand vor. Eine Fläche<br />

mit Pseudogley über sandigem Kies weist bei 20 m Flurabstand<br />

dagegen eine mittlere Grundwasservulnerabilität<br />

auf. Bei einer Abgrabungsfläche zur Kiesgewinnung<br />

führte die fehlende Grundwasserüberdeckung zur Einstufung<br />

als sehr hoch vulnerabel. Auch die Randbereiche<br />

eines tonigen Zwischenhorizontes wurden als erhöht<br />

verschmutzungsempfindlich ausgewiesen, da dort von<br />

der beschleunigten Versickerung aus einem lokal ausgebildeten<br />

schwebenden Grundwasserstockwerk in das<br />

genutzte Grundwasservorkommen auszugehen ist.<br />

4.4 Vulnerabilität des Rohwassers<br />

Eine mögliche weitere Abschwächung des Risikos für<br />

das Rohwasser ergibt sich durch die Prozesse auf dem<br />

Pfad von der Grundwasseroberfläche zum Brunnen.<br />

Dabei werden die Konzentrationen potenziell eingetragener<br />

Schadstoffe oder Krankheitserreger zum einen<br />

deutlich verdünnt, zum anderen können Adsorption,<br />

biologischer Abbau, Hydrolyse, Fällung etc. zu einer<br />

Verringerung chemischer, physikalischer und radiologischer<br />

Gefährdungen führen. Für mikrobiologische<br />

Gefährdungen spielen hierbei z. B. Filtration, Fällung/<br />

Flockung und Absterben eine Rolle. Da all diese Prozesse<br />

im vorliegenden Ansatz nicht physikalisch basiert abgebildet<br />

werden können und keine stoffspezifische,<br />

sondern die intrinsische Vulnerabilität betrachtet wird,<br />

wurden zwei Kriterien zur integralen Bewertung der<br />

Schutzwirkung der gesättigten Zone herangezogen:<br />

••<br />

die Staffelung des WSG in die Schutzzonen, als<br />

hauptsächlicher Ausdruck für die Fließzeit zu den<br />

Brunnen und<br />

••<br />

die relative, quantitative Bedeutung von Teilen des<br />

Einzugsgebietes für das genutzte Grundwasserdargebot<br />

als Maß für die Verdünnungswirkung des<br />

in diesen Gebieten neu gebildeten Grundwassers<br />

aus Sicht der Rohwassergewinnung. Diese Fallunterscheidung<br />

war im betrachteten WSG von Bedeutung,<br />

da im Einzugsgebiet sowohl sehr ergiebige quartäre<br />

und tertiäre Lockergesteine als auch weniger durchlässige<br />

devonische Festgesteine anstehen.<br />

Um den Transfer in der gesättigten Zone zu bewerten,<br />

wurde den Teilflächen nach der Matrix in Tabelle 4 in<br />

Abhängigkeit von Schutzzone und quantitativer Bedeutung<br />

des Gebietes ein Wert der Rohwasservulnerabilität<br />

zwischen 1 (sehr gering) und 5 (sehr hoch) zugewiesen.<br />

März 2014<br />

344 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

4.5 Gesamtvulnerabilität<br />

Die Gesamtvulnerabilität wird anhand der entsprechenden<br />

Matrix in Bild 4 aus der Vulnerabilität des Grundwassers<br />

und des Rohwassers abgeleitet und klassifiziert. Die gezeigte<br />

Matrix ergibt sich, wenn die Gesamtvulnerabilität<br />

als Produkt der Rangzahlen von Grund- und Rohwasservulnerabilität<br />

berechnet wird. Die Gesamtvulnerabilität<br />

wird wiederum in fünf ordinal skalierte Klassen eingeteilt.<br />

Im betrachteten <strong>Wasser</strong>schutzgebiet ist die Gesamtvulnerabilität<br />

fast durchgängig gering oder sehr gering.<br />

Nur einzelne in Zone III A liegende Flächen mit stark<br />

verringerter oder fehlender Grundwasserüberdeckung<br />

sowie der Randbereich des lokal ausgebildeten schwebenden<br />

Grundwasserstockwerks weisen eine mittlere<br />

Gesamtvulnerabilität auf.<br />

4.6 Restrisiko für das Rohwasser<br />

Das Restrisiko für das Rohwasser wird durch Multiplikation<br />

der Rangzahlen des Ausgangrisikos und der Gesamtvulnerabilität<br />

nach der Bewertungsmatrix in Bild 4 ermittelt. Die<br />

Klassifizierung ergibt sich anhand der Farben der Matrix.<br />

Bei der Erstellung der Matrix wurde Wert darauf gelegt,<br />

dass das Rohwasserrestrisiko keine höheren Werte annehmen<br />

kann als das Ausgangsrisiko. In den meisten Fällen<br />

wird das Ausgangsrisiko durch die schützende Wirkung<br />

der Passage durch ungesättigte und gesättigte Zone<br />

deutlich verringert. Lediglich im Fall einer sehr hohen<br />

Gesamtvulnerabilität bleibt das Ausgangsrisiko unverändert.<br />

Bild 6 zeigt eine Karte des Restrisikos. Nur einzelnen<br />

Nutzungen wie dem Kieswerk auf einer Abgrabungsfläche,<br />

sowie den Acker- und Siedlungsflächen auf<br />

weiteren, schmalen Flächen mit mittlerer Gesamtvulnerabilität<br />

(s. o.) wird ein mittleres Risiko zugeordnet. Die<br />

übrigen Flächen weisen ein geringes oder sehr geringes<br />

Restrisiko für das Rohwasser auf. Hohe oder sehr hohe<br />

Restrisiken ergeben sich nicht.<br />

Gemäß der Risikodefinition in Tabelle 1 ist somit<br />

gegenwärtig kein zusätzlicher Handlungsbedarf über die<br />

bestehenden Maßnahmen wie z. B. die Kooperationen mit<br />

der Landwirtschaft im WSG, das bestehende Grundwassermonitoring<br />

und die generelle Sensibilität im Rahmen der<br />

laufenden Schutzgebietsüberwachung hinaus abzuleiten.<br />

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch geringe<br />

Restrisiken für das Rohwasser aus Vorsorgegründen<br />

möglichst weiter minimiert werden sollten bzw. eine<br />

wirksame Überwachung gewährleisten sollte, dass im<br />

(unwahrscheinlichen) Schadensfall rechtzeitig und angemessen<br />

reagiert werden kann.<br />

5. Gewinnung und Aufbereitung<br />

Im Rahmen der Bestandsaufnahme fand eine Begehung<br />

der Gewinnungsanlagen sowie des <strong>Wasser</strong>werks<br />

statt. Anschließend wurden die übergebenen Unterlagen<br />

wie Ablaufschemata bzw. Wartungspläne<br />

gesichtet und auf Vollständigkeit geprüft. Im Projektverlauf<br />

wurde zur Komplettierung der Systembeschreibung<br />

eine Verfahrensanweisung erstellt.<br />

Zur Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung für<br />

die Prozesse <strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

wurden zunächst alle möglichen Auslöser für<br />

Gefährdungen erfasst. Das Ausgangsrisiko lässt sich<br />

analog zur Vorgehensweise im Prozessschritt Ressourcenschutz<br />

anhand von Bild 4 aus Schadensausmaß und<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit ableiten. Dabei wurde zunächst<br />

der gesamte Teilprozess wie bspw. die mechanische<br />

Entsäuerung betrachtet und anschließend die einzelnen<br />

Bausteine innerhalb dieses Teilprozesses analysiert und<br />

bewertet. Die Klassifizierung des Schadensausmaßes<br />

und der Eintrittswahrscheinlichkeit erfolgte nach<br />

Ta belle 1. Bei der Beurteilung des Schadensausmaßes<br />

wurden jedoch zusätzlich zu den Kriterien der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />

auch weitere Aspekte der Versorgungssicherheit<br />

(z. B. Menge und Druck) berücksichtigt.<br />

Bild 5. Ausgangsrisiko der Flächen.<br />

Bild 6. Restrisiko der Flächen.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 345


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Die Abschätzung des Ausgangsrisikos (Klassifizierung<br />

siehe Tabelle 1) fand unter der Annahme statt,<br />

dass noch keinerlei Maßnahmen zur Beherrschung<br />

oder Elimination der Risiken vorgenommen wurden<br />

(„grüne Wiese“). Im zweiten Schritt wurden die bereits<br />

vorhandenen Maßnahmen betrachtet und auf fachgerechte<br />

Überwachung und Validierung geprüft.<br />

Abschließend wurde das bestehende Restrisiko abgeschätzt.<br />

Bei Abschätzung der Restrisiken wurde deutlich,<br />

dass die umgesetzten Maßnahmen nahezu ausschließlich<br />

die Eintrittswahrscheinlichkeit herabsetzen, nicht<br />

jedoch das potenzielle Schadensausmaß. Es sollte<br />

beachtet werden, dass – selbst bei einem durch Mi nimierung<br />

der Eintrittswahrscheinlichkeit bedingten<br />

geringen Restrisiko – Gefährdungen mit einem hohen<br />

Schadensausmaß einer besonderen Aufmerksamkeit<br />

bedürfen. Auch wenn aktuell kein Handlungsbedarf in<br />

Bezug auf Etablierung neuer Maßnahmen besteht, muss<br />

die Bedeutung der praktizierten Maßnahmen und deren<br />

fachgerechte Durchführung und Überwachung im<br />

Bewusstsein bleiben.<br />

Eine Gefährdung mit sehr hohem Ausgangsrisiko<br />

stellt das saure Rohwasser dar (Schadensausmaß<br />

hoch, Eintrittswahrscheinlichkeit sehr hoch). Die<br />

Rohwässer der Brunnen sind permanent calcitlösend<br />

Tabelle 5. Auszug aus der Übersichtsdokumentation, Teilprozess <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />

Auszug aus der Übersichtsdokumentation<br />

Versionsnummer/ -datum v.2 / 15.11.2012<br />

Gefährdungsanalyse<br />

Versorgungsschritt / Ort<br />

Gefährdendes Ereignis / Auslöser<br />

Art der Gefährdung(en)<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung/<strong>Wasser</strong>werk; Phosphatdosierung<br />

Beschaffung: Produkt entspricht nicht den Vorgaben<br />

Mikrobiologisch / Chemisch<br />

Quelle (Angaben Regelwerk) DVGW-Arbeitsblatt W 204<br />

Risikoabschätzung<br />

Abschätzung des<br />

Ausgangsrisikos<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />

Schadensausmaß:<br />

Ausgangsrisiko:<br />

3 (gering),<br />

Fehllieferung bzw. Anschläge<br />

5 (sehr hoch),<br />

akute Gesundheitsgefährdung möglich<br />

15 (mittel)<br />

Bestehende Maßnahmen<br />

zur Risikobeherrschung<br />

Eingangskontrollen<br />

• Sollzustand:<br />

Übereinstimmung mit Herstellerangaben (Produktdatenblatt);<br />

• Überwachung:<br />

Verfahren: Dichtemessung, Viskositätsmessung, pH-Wert-Messung, Phosphatschnelltest;<br />

Häufigkeit: nach Anlieferung;<br />

Dokumentation: RELIS<br />

• Korrekturen: Einzelfallentscheidung<br />

Produktkontrollen<br />

• Sollzustand:<br />

Übereinstimmung mit Forderungen der Normen DIN EN 1212 und DIN EN 1198;<br />

• Überwachung:<br />

Verfahren: Laborverfahren,<br />

Häufigkeit: vierteljährlich,<br />

Dokumentation: RELIS<br />

• Korrekturen: Einzelfallentscheidung<br />

Eignung und Wirksamkeit der<br />

Maßnahmen (Validierung)<br />

Umsetzung gemäß Regelwerk DVGW-Arbeitsblatt W 204;<br />

Dokumentation: Verfahrensanweisung (VA) <strong>Wasser</strong>werk<br />

Abschätzung des<br />

Restrisikos<br />

Weiterer Handlungsbedarf<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />

Schadensausmaß:<br />

Restrisiko:<br />

(keiner)<br />

2 (sehr gering)<br />

5 (sehr hoch)<br />

10 (gering)<br />

März 2014<br />

346 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

und stellen ohne Entsäuerung zwar keine akute<br />

Gesundheits gefahr dar, die Werte für die Calcitlösekapazität<br />

erfüllen jedoch nicht die Vorgaben der Trinkwasserverordnung.<br />

Durch Betrieb einer fachgerecht<br />

mit Alarmwerten überwachten, zweistraßigen Entsäuerungsanlage<br />

wird dieses Risiko jedoch deutlich<br />

verringert, sodass bei gleich bleibendem Schadensausmaß<br />

nur ein geringes Restrisiko verbleibt. Nach<br />

Betrachtung der Entsäuerungsanlage als „Blackbox“<br />

wurden anschließend die Teilprozesse darin beleuchtet<br />

und bewertet.<br />

Insgesamt werden bei Gewinnung und Aufbereitung<br />

die Risiken durch bereits vorhandene Maßnahmen<br />

in allen Fällen auf ein geringes oder sehr geringes Maß<br />

reduziert, sodass derzeit keine weiteren Maßnahmen<br />

erforderlich sind.<br />

Die Werte für Ausgangs- und Restrisiko der einzelnen<br />

Gefährdungen sowie Stichworte zu Risikoabschätzung,<br />

Risikobeherrschung und Validierung der<br />

Maßnahmen wurden tabellarisch zusammengestellt.<br />

So kann schnell erkannt werden, bei welchen Prozessen<br />

das Schadensausmaß hoch ist und deshalb<br />

besonders auf die fachgerechte Umsetzung der Maßnahmen<br />

zur Risikobeherrschung geachtet werden<br />

muss. Ferner stellt diese Übersichtsdokumentation<br />

die ideale Grundlage bei der Revision dar. In Tabelle 5<br />

ist ein Auszug der Inhalte dieser Übersichtsdokumentation<br />

für einen ausgewählten möglichen Auslöser für<br />

Gefährdungen illustriert.<br />

Die im Rahmen der Risikobeherrschung verfasste<br />

Verfahrensanweisung beschreibt die Prozessschritte<br />

Rohwassergewinnung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />

legt den Überwachungsplan, nötige Kontrollen, Inspektionen<br />

und Wartungen fest.<br />

Insgesamt wurden durch die Anwendung dieser<br />

Methodik Verbesserungen und Ergänzungen insbesondere<br />

bei der Überwachung bereits etablierter<br />

Maßnahmen zur Risikobeherrschung erarbeitet, die<br />

anschließend vom Versorger zügig in die Praxis umgesetzt<br />

wurden. So konnte auch die Konformität zum<br />

DVGW-Regelwerk gesteigert werden. Neue, bislang<br />

nicht erfasste Gefährdungen bzw. Risiken wurden<br />

nicht identifiziert.<br />

6. Zusammenfassung<br />

Im Rahmen des vorgestellten Projektes wurde eine Methodik<br />

zur Umsetzung des W 1001 erarbeitet. Es wurde<br />

ein Verfahren entwickelt, mit dem eine erste Risikoabschätzung<br />

anhand von klassifizierten Nutzungsarten<br />

erstellt werden kann. Hierzu wurden die Nutzungen im<br />

Einzugsgebiet erfasst, gruppiert, mittels sogenannter<br />

Risikosteckbriefe beschrieben und das jeweilige Ausgangsrisiko<br />

bewertet.<br />

Im nächsten Schritt wurde aus dem Ausgangsrisiko<br />

in Abhängigkeit von Boden und Deckschichten,<br />

Aquifereigenschaften, Entfernung zur Fassungsanlage<br />

und Ergiebigkeit des jeweiligen Grundwasserleiters<br />

das verbleibende Restrisiko für das Rohwasser<br />

bestimmt. Für das <strong>Wasser</strong>werk selbst wurde die<br />

Gefährdungs analyse und Risikoabschätzung für die<br />

Prozessschritte Gewinnung und Aufbereitung durchgeführt.<br />

Die Methodenentwicklung erfolgte in intensiver<br />

Kooperation zwischen TZW und RE. So wurden in jedem<br />

Bewertungsschritt Sensitivitätsanalysen durchgeführt<br />

und die erzielten Ergebnisse auf ihre Plausibilität aus<br />

Betreibersicht hin geprüft.<br />

Die erarbeitete Methodik ist modular aufgebaut<br />

und daher erweiterbar auf andere Ausgangsnutzungen<br />

bzw. Einzugsgebietsgegebenheiten. Das Verfahren<br />

basiert im Wesentlichen auf meist beim <strong>Wasser</strong>werksbetreiber<br />

vorhandenen sowie zusätzlich bei Behörden<br />

abgefragten Eingangsdaten. Als Ergebnis des Verfahrens<br />

kann so mit vertretbarem Aufwand eine Übersicht<br />

über die Risikosituation im Einzugsgebiet gewonnen<br />

werden. Weitergehende, detailliertere Informationen<br />

für das Risikomanagement müssen nur noch für die<br />

Teilflächen ermittelt werden, für die sich ein erhöhtes<br />

Restrisiko für das Rohwasser ergibt. Der Aufwand<br />

für vertiefte Recherchen lässt sich somit deutlich reduzieren.<br />

Auch die Aktualisierung wird hierdurch stark<br />

vereinfacht.<br />

Die Ergebnisse der Risikoabschätzung für die<br />

Prozessschritte Ressourcenschutz, Gewinnung und<br />

Aufbereitung bestätigten zudem umfänglich die<br />

betriebliche Praxis der RheinEnergie bei der Überwachung,<br />

den Kooperationen und dem Monitoring<br />

im WSG sowie bei der Rohwasseranalytik und im <strong>Wasser</strong>werksbetrieb.<br />

Die gesamte Vorgehensweise und<br />

die Ergebnisse wurden transparent dokumentiert<br />

und die erstellte Verfahrensanweisung kann direkt in<br />

die bestehenden Managementsysteme der RE integriert<br />

werden.<br />

Die Umsetzung des DVGW-Hinweises W 1001 hat<br />

sich im vorliegenden Praxisbeispiel insgesamt als<br />

wirksames Instrument zur Erhöhung und Bestätigung<br />

der Versorgungssicherheit erwiesen, weshalb die RE<br />

schrittweise die Umsetzung auch in den anderen<br />

vom Unternehmen betriebenen <strong>Wasser</strong>werken,<br />

Gewinnungsan lagen und den zugehörigen Einzugsgebieten<br />

anstrebt.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren danken allen beteiligten Mitarbeitern der Hauptabteilung<br />

<strong>Wasser</strong> der RheinEnergie für die Unterstützung vor Ort,<br />

wertvolle Informationen, die konstruktive Mitarbeit und intensive<br />

Diskussion im Rahmen der Projektbearbeitung. Ein Dank gilt<br />

auch den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB) und dem<br />

Landesbetrieb Straßenbau (Straßen.NRW) für Auskünfte und die<br />

Bereitstellung von Datensätzen, Karten und Informationen zum<br />

Einzugsgebiet sowie den Mitarbeiten am TZW, die durch Fachwissen<br />

und kritische Diskussion zum Gelingen des Projektes und<br />

dieser Ver öffentlichung beigetragen haben.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 347


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Literatur<br />

[1] WHO Guidelines for Drinking-water Quality, Vol. 1: Recommendations.<br />

3. Auflage. WHO, Genf 2004.<br />

[2] DVGW: Technische Mitteilung Hinweis W 1001 – Sicherheit<br />

in der Trinkwasserversorgung – Risikomanagement im Normalbetrieb.<br />

WVGW-Verlag, Bonn, 2008.<br />

[3] Sturm, S. und Kiefer, J.: Risikomanagement im Ressourcenschutz.<br />

DVGW energie | wasser-praxis 81 (2010) Nr. 6, S. 12–18.<br />

[4] Cox, L.: What´s Wrong with Risk Matrices? Risk Analysis 28<br />

(2008) No. 2, p. 497– 512.<br />

[5] WHO Water Safety Plan Manual: Step-by-step risk management<br />

for drinking-water suppliers. WHO Genf, 2008.<br />

[6] Schmoll, O., Bethmann, D., Sturm, S. und Schnabel, B.: Das<br />

Water-Safety-Plan-Konzept für kleine <strong>Wasser</strong>versorgungen<br />

in Deutschland: Ein Handbuch zur praktischen Umsetzung.<br />

Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau (2014, im Druck).<br />

[7] Sturm, S.: Risikomanagement in Einzugsgebieten. Thüringer<br />

<strong>Wasser</strong>-Journal 14 (2013), S. 33-38.<br />

[8] Goldscheider, N., Klute, M., Sturm, S. and Hötzl H.: The PI<br />

method – a GIS-based approach to mapping groundwater<br />

vulnerability with special consideration of karst aquifers.<br />

Z. angew. Geol. 46 (2000) No. 3, p. 157-166.<br />

Eingereicht: 27.11.2013<br />

Korrektur: 11.02.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autoren<br />

Dipl.-Geoökol. Sebastian Sturm<br />

(Korrespondenzautor)<br />

E-Mail: sebastian.sturm@tzw.de |<br />

Dipl.-Geol. Joachim Kiefer<br />

E-Mail: joachim.kiefer@tzw.de |<br />

Dipl.-Ing. Detlef Bethmann<br />

E-Mail: detlef.bethmann@tzw.de |<br />

Dipl.-Geoökol. Friederike Brauer<br />

E-Mail: friederike.brauer@tzw.de |<br />

DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) |<br />

Karlsruher Straße 84 |<br />

D-76139 Karlsruhe<br />

Dr. Martin Kaupe<br />

E-Mail: m.kaupe@rheinenergie.com |<br />

Dipl.-Ing. Stefan Schiffmann<br />

E-Mail: s.schiffmann@rheinenergie.com |<br />

<strong>Wasser</strong> | Zentrale Aufgaben | <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

RheinEnergie AG |<br />

D-50606 Köln<br />

Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> • Abfall“<br />

In der Ausgabe 3/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />

Brombach/Grün/Becker<br />

Burger/Kleidorfer/Rauch<br />

Schmidt/Bohatsch<br />

Nicolet-Misslbeck<br />

Gawel/Unnerstall<br />

100 Jahre Regenwasserbehandlung in Deutschland – Notauslass Kläranlage<br />

der Emschergenossenschaft in Essen-Frohnhausen<br />

Kanalnetzberechnung – die nächste Generation?<br />

Erfolgsstrategie gegen Geruch und Korrosion im Kanalnetz der Städtischen Betriebe<br />

Minden im Jahre 2010 realisiert<br />

Mehrfachbeladung von Pulveraktivkohle in der weitergehenden <strong>Abwasser</strong>reinigung:<br />

Grundlagen und Praxisempfehlungen<br />

Angemessene Berücksichtigung von Umwelt- und Ressourcenkosten nach<br />

Art. 9 WRRL in der Praxis – Zugleich eine Replik auf den Arbeitsbericht der<br />

DWA-Arbeitsgruppe „Ökonomische Aspekte der WRRL“ in KA 4/2011 – Teil 2<br />

Strehl HOAI 2013<br />

März 2014<br />

348 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Der neue Band aus der<br />

Reihe <strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />

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Geothermie<br />

Geothermie, die Nutzung von Erdwärme, ist auf den ersten Blick eine umweltfreundliche<br />

und wirtschaftliche Alternative zur konventionellen Wärmeerzeugung – gerade auch aufgrund<br />

der seit Jahren steigenden Kosten für fossile Energieträger. Der Wärmevorrat der<br />

Erde ist gewaltig: Theoretisch ließe sich damit der Welt energiebedarf für die nächsten 30<br />

Millionen Jahre decken. Die zunehmende Akzep tanz dieser alternativen Technologie in der<br />

Bevölkerung beschert Handwerk, Bohrunternehmen und Planern zusätzliche Aufträge und<br />

Umsatzsteigerungen.<br />

Doch die Nutzung der Erdwärme ist nicht ganz unproblematisch: Hinsichtlich des Trinkwasserschutzes<br />

ist die oberflächennahe Geothermie ein Eingriff in die Ressource Grundwasser,<br />

dessen Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar sind.<br />

Im vorliegenden Band der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden einerseits die Spannungs felder<br />

erörtert, andererseits wegweisende Projekte für eine nachhaltige Energie gewinnung vorgestellt.<br />

Hrsg.: Christine Ziegler<br />

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1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7105-8 für € 69,90 (zzgl. Versand)<br />

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Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung März erkläre 2014ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> informiert und 349 beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Potenzial der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung von Kläranlagenablauf in<br />

Deutschland<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung, Landwirtschaft, Kläranlagenablauf, Szenarien-Analyse,<br />

Anwendungspotenzial, Wirtschaftlichkeit, Wiederverwendung<br />

Wibke Meyer, Jonathan Barth und Ralf Otterpohl<br />

Landwirtschaftliche Bewässerung hat in Nordost-<br />

Niedersachsen zu einem angespannten Grundwassermengenhaushalt<br />

geführt. Ziel dieser Untersuchungen<br />

ist die Abschätzung des Nutzungspotenzials<br />

von Kläranlagenablauf zur vollständigen oder<br />

teilweisen Substitution von Bewässerungswasser.<br />

Mittels Szenario-Analyse wurde die Bewässerung mit<br />

Kläranlagenablauf von Weizen, Silomais, Kartoffeln<br />

und Raps hinsichtlich <strong>Wasser</strong>qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

beurteilt. Die Eignung des geklärten <strong>Abwasser</strong>s<br />

zur flächendeckenden Anwendung ist stark<br />

vom Aufbereitungsgrad abhängig. Der Einsatz von<br />

Kläranlagenablauf bedeutete in allen betrachteten<br />

Szenarien einen von lokalen Faktoren abhängigen<br />

finanziellen Mehrwert für den Landwirt.<br />

Potential Agricultural Use of Secondary Municipal<br />

Effluent in Germany<br />

In Northeast Lower Saxony agricultural irrigation has<br />

resulted in a tense situation of the groundwater quantitative<br />

balance. The aim of this investigation was to<br />

assess the potential use of secondary or tertiary<br />

municipal effluent for total or partial substitution of<br />

irrigation water. By means of scenario analysis, the<br />

irrigation of wheat, maize, potatoes and oilseed rape<br />

was evaluated with respect to water quality and<br />

economic efficiency. The suitability of widespread<br />

application of treated effluent for irrigation is highly<br />

dependent on the extent of treatment. In all considered<br />

scenarios, the irrigation with effluent presented<br />

increased financial returns for the farmers which are<br />

affected by local conditions.<br />

1. Landwirtschaftliche Bewässerung<br />

in Deutschland<br />

Deutschlandweit gibt es insgesamt rund 300 000 landwirtschaftliche<br />

Betriebe, die 16,7 Mio. Hektar (ha) Fläche<br />

landwirtschaftlich nutzen, 71 % als Ackerland. 42 000 Betriebe<br />

und 2,6 Mio. ha davon befinden sich in Niedersachsen,<br />

wobei auch hier 73 % als Ackerland genutzt<br />

werden. Eine besondere Stellung nimmt Niedersachsen<br />

in Bezug auf die Beregnungslandwirtschaft ein. Während<br />

in Deutschland insgesamt nur 2,2 % der landwirtschaftlichen<br />

Fläche bewässert werden, sind es in Niedersachsen<br />

8,5 %. Das ist vor allem auf die Region Nordost-<br />

Niedersachsen, bestehend aus den Landkreisen Celle,<br />

Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Uelzen, Peine und Gifhorn<br />

(im Folgenden als Beregnungsgebiet bezeichnet)<br />

zurückzuführen. Mit einem beregneten Anteil von mehr<br />

als 20 % der Flächen (i. d. R. Ackerland) nimmt dieser<br />

Raum in Deutschland eine Sonderstellung ein [1].<br />

Im betrachteten Beregnungsgebiet wird überwiegend<br />

Grundwasser für die Beregnung verwendet.<br />

Sie dient hier nicht nur der Ertragssteigerung, sondern<br />

in erster Linie dazu, gewinnbringende Landwirtschaft<br />

zu ermöglichen. Die Böden sind sandig und zeichnen<br />

sich durch niedrige Bodenzahlen aus. Das resultierende<br />

geringe <strong>Wasser</strong>speichervermögen gepaart mit nicht<br />

ausreichenden Niederschlagsmengen (von nur rund<br />

600 mm im Jahr) erschwert das Pflanzenwachstum [2].<br />

Das maximale <strong>Wasser</strong>haltevermögen eines Bodens wird<br />

als Feldkapazität (FK) bezeichnet. Die pflanzenverfügbare<br />

Bodenwassermenge wird als nutzbare Feldkapazität<br />

(nFK) angegeben. Diese wird zur Bestimmung der<br />

Beregnungsmenge herangezogen. Landwirtschaftliche<br />

Kulturarten wie Getreide, Mais und Zuckerrüben werden<br />

bei optimaler Beregnung ab einer Unterschreitung<br />

der nFK von 50 % bewässert, wobei zur Vermeidung von<br />

<strong>Wasser</strong>stress und zur Gewährleistung einer optimalen<br />

Nährstoffausnutzung bis auf 80 % der nFK aufgefüllt<br />

wird. Die Auswaschung von Nährstoffen durch unvorhergesehen<br />

auftretende Niederschläge wird dadurch<br />

weitestgehend verhindert [3].<br />

Durch die Beregnung kommt es zu erheblichen,<br />

pflanzenkulturabhängigen Ertrags- und Qualitätssteigerungen<br />

[4]. Ertrags- und Qualitätseinbußen in<br />

Trockenphasen werden gleichzeitig verhindert.<br />

März 2014<br />

350 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />

Als Bewertungsparameter dienen die Beregnungsbedürftigkeit<br />

und die Beregnungswürdigkeit. Eine Kultur<br />

gilt als beregnungsbedürftig, wenn während ihrer Vegetationszeit<br />

nicht genug <strong>Wasser</strong> verfügbar ist, um ein<br />

gesichertes Wachstum ohne Ertragsminderung oder<br />

Qualitätseinbußen zu gewährleisten [5]. Der Parameter<br />

der Beregnungswürdigkeit dient der ökonomischen Einordnung.<br />

Eine Pflanze ist beregnungswürdig, wenn die<br />

Erlöse aus dem Mehrertrag durch die Beregnung die<br />

dadurch zusätzlich entstehenden Kosten (Investitionen<br />

und Kosten für Arbeit, <strong>Wasser</strong> und Energie) übersteigen [6].<br />

In Deutschland wird das <strong>Wasser</strong> i. d. R. aus Grundwasserkörpern<br />

oder Oberflächengewässern entnommen.<br />

Welche Mengen entnommen werden dürfen, wird durch<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeerlaubnisse geregelt. Diese werden<br />

von den <strong>Wasser</strong>behörden der Landkreise verantwortet.<br />

Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (WRRL) schreibt vor, die<br />

Gewässer nachhaltig zu bewirtschaften und einer<br />

langfristigen Abnahme der Grundwasserspiegel vorzubeugen.<br />

Das nutzbare Grundwasserdargebot für die<br />

einzelnen Grundwasserkörper wird in Niedersachsen<br />

durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt,<br />

Energie und Klimaschutz in einem Runderlass festgelegt.<br />

Die Unteren <strong>Wasser</strong>behörden der Landkreise<br />

erteilen dann die konkreten Entnahmeerlaubnisse für<br />

die Landwirte [7]. Im betrachteten Beregnungsgebiet<br />

liegen die <strong>Wasser</strong>entnahmeerlaubnisse durchschnittlich<br />

bei 80 mm/a, wodurch der Bedarf in den meisten Jahren,<br />

jedoch nicht in besonders niederschlagsarmen, gedeckt<br />

wird [8]. Eine 2004 durchgeführte Bestandsaufnahme<br />

des mengenmäßigen Zustandes der Grundwasserkörper<br />

in Niedersachsen gemäß der EU-<strong>Wasser</strong>rahmen-<br />

Richtlinie (WRRL) zeigte auf, dass der erforderliche „gute<br />

Zustand“ nicht als sicher angenommen werden konnte.<br />

Zwar zeichnete sich im weiteren Verlauf der Untersuchungen<br />

ein weitgehendes Erreichen neuer Gleichgewichte<br />

des hydrogeologischen Systems ohne erhebliche<br />

Auswirkungen auf besonders schützenswerte<br />

grundwasserabhängige Biotope ab. Im Fall einer weiteren<br />

Steigerung der Entnahmen können jedoch Auswirkungen<br />

auf geschützte Ökosysteme nicht ausgeschlossen<br />

werden [9]. Aktuelle Klimaprojektionen weisen<br />

zukünftig jedoch auf eine weitere Abnahme der Niederschlagsmengen<br />

in der Vegetationsperiode, speziell für<br />

den Raum Nordost-Niedersachsen, hin [10]. Die Anpassung<br />

an eine potenziell veränderte <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />

und einen gleichzeitig steigenden <strong>Wasser</strong>bedarf<br />

ist unausweichlich. Eine Option ist die Substitution<br />

oder Ergänzung des verwendeten Grundwassers durch<br />

gereinigtes <strong>Abwasser</strong>.<br />

Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen ist die<br />

Abschätzung des Nutzungspotenzials von Kläranlagenablauf<br />

zur vollständigen oder teilweisen Substitution<br />

von Bewässerungswasser mittels einer Szenarien-Analyse<br />

unter Beachtung des landwirtschaftlichen Einsatzpotenzials<br />

sowie der Wirtschaftlichkeit.<br />

2. Szenarienanalyse<br />

Die Abschätzung des Nutzungspotenzials von geklärtem<br />

<strong>Abwasser</strong> als Bewässerungswasser erfolgte mittels einer<br />

Szenarien-Analyse. Von Reibnitz schlägt vor, ein Positiv-<br />

Extremszenario („best-case“) und ein Negativ-Extremszenario<br />

(„worst-case“), ergänzt durch ein Trend-Szenario<br />

(„weiter-wie-bisher“), abzubilden. Diese Methodik spiegelt<br />

ein weites Spektrum der möglichen Zukünfte wider<br />

und stellt gleichzeitig einen Bezug zur momentanen<br />

Entwicklung her [11]. Um das Verfahren für die untersuchte<br />

Fragestellung zur Anwendung zu bringen, wurden<br />

drei Zukunftsszenarien entwickelt, die unterschiedliche<br />

Kläranlagenablaufqualitäten hinsichtlich Nährstoffgehalt,<br />

Salzgehalt, hygienische und chemische Parameter<br />

sowie dem Vorkommen von Spurenstoffen als Bewertungsmaßstäbe<br />

in den Vordergrund stellen. Es wird<br />

Bezug genommen auf kommunale Belebtschlammkläranlagen<br />

der Größenklassen 4 und 5 aus dem Beregnungsgebiet<br />

mit Stickstoff- und Phosphor-Eliminationsstufe.<br />

••<br />

Als erstes Szenario (S1) wird die Verwendung eines<br />

Kläranlagenablaufs einer kommunalen Kläranlage<br />

der Region angenommen.<br />

••<br />

Das zweite Szenario (S2) bezieht sich auf die Verwendung<br />

eines Kläranlagenablaufs, der weiter<br />

aufbereitet ist. Hier sollen eine Verringerung der<br />

hygienischen Kontamination sowie eine weitestgehende<br />

Entfernung organischer Spurenstoffe mittels<br />

Ozonung erfolgen.<br />

••<br />

Im dritten Szenario (S3) wird auf den Erhalt der im<br />

Rohabwasser enthaltenen Nährstoffe fokussiert, der<br />

durch komplette Abschaltung von Stickstoff- und<br />

Phosphor-Elimination maximiert wird.<br />

Da sich die Toleranzen einzelner Kulturpflanzen hinsichtlich<br />

der Qualität des Bewässerungswassers stark<br />

unterscheiden, wurde Bezug auf vier ausgewählte<br />

Pflanzen genommen. Die Auswahl wurde in Abhängigkeit<br />

der Anbaukulturen im Beregnungsgebiet getroffen.<br />

Weizen ist mit 40 % das anbaustärkste Getreide zur<br />

Körnergewinnung, 86 % der Pflanzen zur Grünernte<br />

sind Silomais, 58 % der angebauten Hackfrüchte sind<br />

Kartoffeln, und 95 % der Handelsgewächse sind Raps [12].<br />

3. Landwirtschaftliches Einsatzpotenzial<br />

von Kläranlagenablauf zur Bewässerung<br />

Um das Anwendungspotenzial des Kläranlagenablaufs<br />

qualitativ bewerten zu können, mussten zum einen die<br />

sich aus den betrachteten Kulturpflanzen und Einsatzgebieten<br />

ergebenden Anforderungen an das Bewässerungswasser<br />

herangezogen und zum anderen die im<br />

Rahmen der Szenarien erzeugten Ablaufqualitäten<br />

anhand von Literaturdaten zusammengestellt werden.<br />

Es gibt keine deutschlandweiten rechtlichen Bestimmungen<br />

bezüglich der Qualität von Bewässerungswasser.<br />

Artikel 12 der Richtlinie 91/271/EWG vom<br />

21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 351


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

<strong>Abwasser</strong> weist zwar darauf hin, dass die Wiederverwendung<br />

gereinigten <strong>Abwasser</strong>s unter Minimierung<br />

von Belastungen für die Umwelt erwünscht ist [13], gibt<br />

aber ebenso wie § 47 des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes zur<br />

Bewirtschaftung und zum Schutz des Grundwassers nur<br />

Handlungsempfehlungen ohne konkrete Grenzwertangaben<br />

[14]. Aus diesem Grund wurden unterschiedliche<br />

bestehende Rahmenrichtlinien herangezogen. International<br />

existieren die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) von 2006 [15] und der U.S. Environ mental<br />

Protection Agency (EPA) von 2012 [16]. In Deutschland gilt<br />

für ausgewählte Pflanzenarten die DIN 19650 aus dem<br />

Jahre 1999 [17]. Des Weiteren gibt es die folgenden länderspezifischen<br />

Schriften: All gemeine Güteanforderungen für<br />

Fließgewässer des Landes Nordrheinwestfalen [18] und<br />

Empfehlungen für Bewässerungswasser in Thüringen [19].<br />

Die jeweils strengsten Anforderungen wurden in das<br />

entwickelte Bewertungsschema aufgenommen.<br />

Die Ermittlung der Anforderungen an hygienische<br />

Parameter erfolgte anhand der DIN-Norm 19650. Hier<br />

wurde eine Unterscheidung in Eignungsklassen vorgenommen.<br />

Weizen und Kartoffeln entsprechen der<br />

Eignungsklasse 3, da sie zum menschlichen Verzehr<br />

verwendet werden. Die anderen beiden Kulturen entsprechen<br />

der Eignungsklasse 4: Raps ist eine Ölfrucht<br />

und Silomais wird vor der Verfütterung konserviert<br />

(Silage). Die Bewertung der Kulturen hinsichtlich des<br />

maximalen Salzgehaltes im Bewässerungswasser erfolgt<br />

in zwei Stufen. Albrecht und Pfleger geben eine Aufteilung<br />

einzelner Kulturarten nach ihrer Salzverträglichkeit<br />

an [19], und Neubert gibt darauf basierend Empfehlungen<br />

für den maximal zulässigen Salzgehalt des <strong>Wasser</strong>s für<br />

bestimmte Arten [20]. Um eine Überdüngung und eine<br />

damit verbundene Schädigung der Pflanzen zu vermeiden,<br />

sollte der Nährstoffgehalt des Bewässerungswassers<br />

gewisse Grenzwerte nicht überschreiten. Bei<br />

der Bemessung der Düngermenge wird zwischen der<br />

Dünge- und der Nährstoffbedürftigkeit unterschieden.<br />

Die Nährstoffbedürftigkeit bezeichnet die Menge an<br />

Nährstoffen, die direkt an der Wurzel der Pflanze vorhanden<br />

sein muss. Die Menge Dünger, die unter Berücksichtigung<br />

der Bodenverhältnisse ausgebracht werden<br />

muss, stellt die Düngebedürftigkeit dar [21]. Da der<br />

Düngebedarf von verschiedenen lokalen Faktoren wie<br />

u. a. der Bodenbeschaffenheit abhängt, ist für allgemeine<br />

Betrachtungen nur eine grobe Abschätzung möglich,<br />

welche standortspezifische Zahlen nicht ersetzt. Da der<br />

Fokus in diesem Fall auf dem maximalen pflanzenverfügbaren<br />

Nährstoffgehalt lag, wurden die Grenzwerte<br />

aus Nährstoffbedarf und durchschnittlicher Beregnungsmenge<br />

errechnet. Der Bereich der chemischen Parameter<br />

zur Charakterisierung von Kläranlagenablauf aber auch<br />

von Bewässerungswasser ist sehr umfassend. Aus<br />

Gründen des Umfangs wurden hier nur zwei Parameter,<br />

Stickstoff und Phosphor, betrachtet.<br />

Das Vorhandensein organischer Spurenstoffe im<br />

Bewässerungswasser ist ein weiteres wichtiges Kriterium<br />

für dessen Qualität. Übliche kommunale Kläranlagen<br />

sind auf die vollständige Entfernung dieser<br />

Stoffe nicht ausgerichtet. Zurzeit sind diverse Verfahren<br />

Tabelle 1. Gegenüberstellung der im Rahmen der Szenarien entstehenden Ablaufqualitäten und der Anforderungen an das<br />

Bewässerungswasser hinsichtlich der kulturpflanzenspezifischen Eignung.<br />

Kulturpflanze<br />

Szenario<br />

Parameter Einheit Weizen Kartoffeln Raps Silomais S1 (a) S2 (b) S3 (c)<br />

Hygienische Parameter<br />

Fäkalkoliforme cfu/100mL < 200 [16] Mindestens biologische 10 3 –10 5[22] 100 [38] < 106 [33]<br />

Salmonellen cfu/100mL 0 [17] 2 Wochen vor der Ernte [17] k. A. 0 [33] vorh. [33]<br />

Fäkalstreptokokken cfu/100mL < 400 [17] Stufe durchlaufen, Verwendung<br />

k. A. 100 [38] k. A.<br />

Escherichia Coli cfu/100mL < 2000 [17] [22]<br />

dann nur bis 10 4 –10 5[22] 100 [22] < 104<br />

Salzverträglichkeit<br />

Leitfähigkeit dS/m < 6,7 [19] < 2,0 [19] < 6,7 [19] < 2,0 [19] 1,07 [32] 1,07 [32] < 1,07 [32]<br />

Nährstoffe<br />

Stickstoff mg/L 137 [9, 31] 100 [8, 31] 240 [8, 31] 213 [9, 31] 3,4 [34] 3,4 [34] 10–55 [35]<br />

Phosphor mg/L 16 [31, 45] 22 [31, 45] 29 [31, 45] 41 [31, 45] 0,6 [34] 0,6 [34] 0,1–15 [35]<br />

Phosphor (EPA) mg/L < 20 [1]<br />

Chemische Parameter<br />

pH-Wert – 5–8,5 [18] 6,5–8,5 [36] 6,5–8,5 [36] 7–8 [33]<br />

Biologischer Sauerstoffbedarf mg/L ≤ 30 [16] 4,3 [37] < 4,3 [37] 15–25 [35]<br />

k. A. keine Angabe; vorh. vorhanden<br />

(a) vorliegender Kläranlagenablauf<br />

(b) ozonisierter Kläranlagenablauf<br />

(c) Ablauf der Kläranlage bei Vermeidung von Stickstoff- und Phosphor-Elimination<br />

März 2014<br />

352 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />

zur weitergehenden <strong>Abwasser</strong>reinigung bereits in Pilotvorhaben<br />

in der langfristigen Erprobung, u. a. Pulveraktivkohleadsorption,<br />

Ozonung und deren Kombinationen<br />

[22, 23, 24]. Im Rahmen der Szenarien-Entwicklung<br />

wurden mehrere der Verfahren betrachtet [siehe<br />

z. B. 25]. Die Entscheidung für diese Studie fiel auf die<br />

Ozonung, da sie sich abhängig von der Ozondosis bzw.<br />

der Ozonzehrung und dem verwendeten Rohabwasser<br />

als sehr effektiv zur Spurenstoffentfernung erwiesen hat<br />

[26, 27, 28, 29]. Zusätzlich weist die Ozonung eine Desinfektionswirkung<br />

auf [22, 30]. Da eine umfassende<br />

Bewertung der Effektivität der Ozonung den Umfang<br />

dieses Artikels überschreiten würde, wird an dieser Stelle<br />

vorausgesetzt, dass eine allgemeine weitestgehende<br />

Spurenstoffelimination durch diesen Behandlungsschritt<br />

erfolgt. In Tabelle 1 findet sich eine Übersicht über die<br />

Anforderungen an die Qualität des Bewässerungswassers<br />

für die ausgewählten Kulturpflanzen, welche<br />

den Ergebnissen für die Ablaufqualitäten aus der Literaturrecherche<br />

gegenübergestellt werden.<br />

Im Szenario 1, der Verwendung des aktuell vorhandenen<br />

Kläranlagenablaufs zur Bewässerung, werden für<br />

Raps und Silomais alle ermittelten Grenzwerte eingehalten.<br />

Die hygienische Qualität genügt jedoch nicht für<br />

die Bewässerung von Weizen und Speisekartoffeln. Das<br />

unter Szenario 2 mit erheblichem Mehraufwand bereitgestellte<br />

Bewässerungswasser erfüllt alle gestellten<br />

Grenzwerte. Das nährstoffreiche Bewässerungswasser<br />

aus dem Szenario 3 ist aufgrund von mikrobiologischer<br />

Kontamination nicht für die Beregnung von Weizen und<br />

Kartoffeln geeignet. In Bezug auf die anderen Kulturen<br />

gibt es für die angenommenen Einsatzgebiete keine<br />

Einschränkungen.<br />

Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die Ergebnisse<br />

der Bewertung der Eignung der Abläufe aus den unterschiedlichen<br />

Szenarien für die verschiedenen Pflanzenarten.<br />

Mit Ausnahme von Weizen und Speisekartoffeln<br />

können die betrachteten Pflanzenarten mit allen in<br />

Erwägung gezogenen Varianten der Kläranlagenabläufe<br />

bewässert werden. Beim Anbau von Stärke- anstatt<br />

Speisekartoffeln (Stärkekartoffeln werden zur industriellen<br />

Weiterverarbeitung eingesetzt) wäre die Bewässerung<br />

von Kartoffeln ebenfalls uneingeschränkt<br />

möglich.<br />

4. Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von<br />

Kläranlagenablauf zur Bewässerung<br />

Um eine möglichst praxisnahe Abschätzung der Wirtschaftlichkeit<br />

des Einsatzes von Kläranlagenablauf zur<br />

Bewässerung zu ermöglichen, wurden innerhalb der<br />

drei Szenarien jeweils vier Zustände für die optimale<br />

Beregnung der ausgewählten Pflanzenarten definiert:<br />

••<br />

Als Referenzzustand diente der Zustand 0 (Z0).<br />

Hier erfolgt die Bewässerung ausschließlich mit<br />

Grundwasser.<br />

Tabelle 2. Einhaltung der aufgestellten Grenzwerte für die Bewässerung<br />

ausgewählter Kulturpflanzen in den Szenarien.<br />

Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3<br />

Weizen<br />

Hygienische Parameter – + –<br />

Salzverträglichkeit + + +<br />

Nährstoffe + + +<br />

Chemische Parameter + + +<br />

Kartoffeln<br />

Hygienische Parameter – + –<br />

Salzverträglichkeit + + +<br />

Nährstoffe + + +<br />

Chemische Parameter + + +<br />

Raps<br />

Hygienische Parameter + + +<br />

Salzverträglichkeit + + +<br />

Nährstoffe + + +<br />

Chemische Parameter + + +<br />

Silomais<br />

Hygienische Parameter + + +<br />

Salzverträglichkeit + + +<br />

Nährstoffe + + +<br />

Chemische Parameter + + +<br />

+ eingehalten; + /– teilweise eingehalten; – nicht eingehalten<br />

••<br />

In Zustand 1 (Z1) werden 80 mm aus dem Grundwasser<br />

gedeckt, die zusätzlich erforderliche Menge<br />

aus Kläranlagenablauf.<br />

••<br />

In Zustand 2 (Z2) werden 60 mm aus dem Grundwasser<br />

gedeckt, die zusätzlich erforderliche Menge<br />

aus Kläranlagenablauf.<br />

••<br />

Der Zustand 3 (Z3) basiert auf der ausschließlichen<br />

Verwendung von Kläranlagenablauf.<br />

Als Parameter für den Ertragszuwachs durch Anwendung<br />

unterschiedlicher Bewässerungsformen wird im Rahmen<br />

der Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen der spezifische<br />

Deckungsbeitrag (DB) herangezogen. Der errechnete<br />

spezifische Deckungsbeitrag gibt den Mehrerlös pro<br />

Hektar an, der durch den beregneten Anbau im<br />

Vergleich zum unberegneten Anbau nach Abzug der<br />

anfallenden variablen bzw. festen Kosten entsteht [39].<br />

Da es sich in den hier durchgeführten Betrachtungen<br />

um einen Vergleich und nicht um die Bestimmung des<br />

absoluten Gewinns handelt wurden die Festkosten als<br />

konstant angenommen und nicht miteinbezogen. Die<br />

variablen Kosten addieren sich aus den Kosten für das<br />

entnommene <strong>Wasser</strong>, für die aufgewendete Energie<br />

sowie für Arbeitszeit und Reparatur.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 353


| FACHBERICHTE<br />

|<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Tabelle 3. Kulturpflanzenspezifische Grundlagendaten, die in den Berechnungen für die Szenarien verwendet wurden.<br />

Einheit Weizen Kartoffeln Raps Silomais<br />

Optimale Bewässerungsmenge mm/ha 139 [31] 140 [31] 75 [31] 75 [31]<br />

Ertrag unberegnet dt/ha 52 [31] 578 [31] 26 [31] 181 [31]<br />

Ertrag optimal beregnet dt/ha 79 [31] 751 [31] 32 [31] 204 [31]<br />

Erzeugerpreise €/dt 16,38 [42] 9,17 [43] 32,58 [42] 9,00 [41]<br />

Kosten für optimale Beregnung mit<br />

Grundwasser<br />

€/ha 215,59 217,14 116,33 116,33<br />

Tabelle 4. Jährlicher Stickstoff- und Phosphat-Düngebedarf ausgewählter<br />

Kulturpflanzen und resultierende Kosten<br />

Einheit Weizen Kartoffeln Raps Silomais<br />

Düngebedarf N kg/ha 190 [9] 140 [8] 180 [9] 160 [8]<br />

Düngebedarf P kg/ha 80 [45] 100 [45] 80 [45] 110 [45]<br />

Kosten NP Düngung €/ha 285,70 252,80 275,00 284,50<br />

Für die Entnahme von Grundwasser werden in<br />

Niedersachsen 0,00511 €/m³ verlangt. Es besteht allerdings<br />

ein Freibetrag von 260 €, entsprechend 50 880 m³.<br />

Der Energiebedarf für den Betrieb der Grundwasserförderpumpen<br />

bei einer durchschnittlichen Entnahmetiefe<br />

von 60 m beträgt 0,6 kWh/m³. Die Energiekosten liegen<br />

nach Angaben des Beregnungsverbandes Uelzen derzeit<br />

bei 0,2 €/kWh [31]. Mit einem Sicherheitsaufschlag von<br />

0,30 €/(mm ha) für potenzielle Kosten für Wartung und<br />

Reparatur der Anlagen errechnen sich die variablen Kosten<br />

für die Grundwasserentnahme zu 1,55 €/(mm ha) bei<br />

Überschreitung des Freibetrages [8].<br />

Nach Aussage des <strong>Wasser</strong>verbandes Braunschweig<br />

liegt der Energieaufwand für das Pumpen des <strong>Wasser</strong>s<br />

von der Kläranlage zu den Beregnungsanlagen durchschnittlich<br />

bei 0,275 kWh/m³ [40]. Da bei dieser allgemeinen<br />

Betrachtung geografische Gegebenheiten<br />

und das spezifische Bewässerungssystem nicht berücksichtigt<br />

werden können, wird ein Sicherheitsfaktor von<br />

1,5 in die Berechnung einbezogen. Die Kosten für die<br />

<strong>Wasser</strong>bereitstellung des Kläranlagenablaufs variieren<br />

mit den Szenarien und werden deshalb an dieser Stelle<br />

mit X bezeichnet. Unter Einbeziehung des Zuschlags für<br />

Wartungs- und Reparaturkosten errechnen sich variable<br />

Kosten von (1,12 + X) €/(mm ha) für die Bewässerung<br />

mit Kläranlagenablauf.<br />

Um eine Bewertung des Ertragszuwachses durchzuführen,<br />

sind Kenntnisse über die Erzeugerpreise mit<br />

und ohne Bewässerung der betrachteten Kulturpflanzen<br />

nötig. Für Weizen wurde der durchschnittliche<br />

Erzeugerpreis der letzten acht Jahre herangezogen.<br />

Futter- und Brotweizen unterscheiden sich nicht. Für Raps<br />

wurde identisch verfahren [41]. Für Silomais wurde auf<br />

einen Literaturwert zurückgegriffen [42]. Die Produktion<br />

von Kartoffeln gliedert sich in Industriekartoffeln zu<br />

durchschnittlich 7 €/dt und Speisekartoffeln (30 % der<br />

Gesamtproduktion), deren Preis börsenabhängig ist.<br />

Hier wurde ebenfalls der durchschnittliche Preis aus den<br />

Jahren 2005 bis 2011 berechnet. [43] Der angegebene<br />

Erzeugerpreis wurde anteilig bestimmt. Tabelle 3 gibt<br />

einen Überblick über die herangezogenen Grundlagendaten<br />

bei Beregnung mit Grundwasser für die im Folgenden<br />

beschriebene Anwendung auf die Szenarien.<br />

Im Beregnungsgebiet fällt für die Klärwerke eine<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe von durchschnittlich 0,06 €/m³ an,<br />

wenn der Kläranlagenablauf in die anliegenden Fließgewässer<br />

eingeleitet wird [37, 44]. Im Szenario 1, der<br />

Verwendung des vorhandenen Kläranlagenablaufs, wird<br />

angenommen, dass die für die Kläranlagen anfallende<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe eingespart und die Kostenersparnis<br />

vollständig an den Landwirt weitergegeben wird. Es<br />

ergeben sich variable Kosten für das geklärte <strong>Abwasser</strong><br />

von 0,52 €/(mm ha). Die Kosten für den in Szenario 2<br />

verwendeten Kläranlagenablauf beinhalten zum einen<br />

die Einsparung der <strong>Abwasser</strong>abgabe, zum anderen<br />

aber auch die Kosten für den Betrieb der Ozonung.<br />

Pinnekamp und Merkel geben diese mit 0,06 €/m³ an<br />

[28]. In diesem Fall ergeben sich somit Kosten in Höhe<br />

von 1,12 €/(mm ha). In Bezug auf das dritte Szenario ist<br />

der Preis für den Kläranlagenablauf nicht rein rechnerisch<br />

vorhersehbar. Die auf der Kläranlage entstehenden<br />

Einsparungen – nicht nur durch den Wegfall der <strong>Abwasser</strong>abgabe,<br />

sondern auch durch Einsparungen durch die<br />

Einstellung der Stickstoff- und Phosphorelimination – sind<br />

schwer zu quantifizieren. Es wurde davon ausgegangen,<br />

dass im Fall der hohen Einsparungen durch Reduzierung<br />

des Anlagenbetriebes die Kosten für den Pumpenbetrieb<br />

von der Kläranlage übernommen werden,<br />

sodass für den Landwirt Kosten von 0,3 €/(mm ha) für<br />

das gereinigte <strong>Abwasser</strong> angenommen werden können.<br />

Der Nährstoffgehalt des Bewässerungswassers spielt<br />

auch in der ökonomischen Bewertung eine ausschlaggebende<br />

Rolle. Tabelle 4 gibt eine Übersicht der jährlich<br />

ausgebrachten Düngermengen für die unterschiedlichen<br />

Kulturpflanzen und die daraus resultierenden Kosten.<br />

Die Daten basieren auf Erfahrungen aus der Praxis<br />

[9 und 45]. Als Grundlage für die Kostenberechnungen<br />

dienen die Preise der Reinnährstoffe von 1,11 €/ha für<br />

Stickstoff und 1,03 €/ha für Phosphor [46]. Die teilweise<br />

Deckung des Düngerbedarfs durch im Bewässerungswasser<br />

enthaltene Nährstoffe könnte zu einer Kostenersparnis<br />

für den Landwirt führen.<br />

März 2014<br />

354 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />

Die pro Hektar errechnete Einsparung von Düngerkosten<br />

lässt sich zum spezifischen Deckungsbeitrag<br />

addieren, da bei ausschließlicher Bewässerung mit<br />

Grundwasser die maximale Düngermenge zum Einsatz<br />

kommen muss. Bild 1 gibt eine Übersicht der gesamten<br />

Mehrerlöse für alle betrachteten Zustände und für die<br />

verschiedenen Kulturpflanzen im Vergleich zum Anbau<br />

ohne Beregnung.<br />

Bei Betrachtung für die einzelnen Kulturpflanzen<br />

unterscheiden sich die Mehrerträge der Szenarien innerhalb<br />

des Zustandes 0 (ausschließliche Bewässerung mit<br />

Grundwasser) aufgrund identischer Rahmenbedingungen<br />

nicht. Vergleicht man die Szenarien untereinander für<br />

die jeweiligen Zustände, fällt der Mehrertrag für das<br />

zweite Szenario am geringsten aus. Dies ist auf die hohen<br />

Kosten für die weitergehende <strong>Abwasser</strong>reinigung zurückzuführen.<br />

Der höchste Mehrertrag wird für das<br />

Szenario 3 erzielt, auch wenn man die Einsparungen<br />

durch im Bewässerungswasser enthaltenen Dünger<br />

(kaum wahrnehmbare orangefarbene Anteile der Balken<br />

in Bild 1) außer Acht lässt. Die Düngereinsparungen<br />

können bei den ersten beiden Szenarien vernachlässigt<br />

werden (< 3 %), für das Szenario 3 können Einsparungen<br />

bis zu 20 % der Gesamteinsatzmenge des Düngers<br />

verzeichnet werden. Im Vergleich der Zustände untereinander<br />

zeigt sich, dass die Ergebnisse bereits bei<br />

Verwendung geringer Anteile an Kläranlagenablauf<br />

sichtbar werden, bei vollständiger Substitution des<br />

Bewässerungswassers durch Kläranlagenablauf jedoch<br />

am deutlichsten sind.<br />

Insgesamt wird deutlich, dass eine Verwendung von<br />

Kläranlagenablauf für die vier untersuchten Kulturpflanzen<br />

mit einer Erhöhung der Mehrerlöse verbunden ist: Je<br />

höher der Anteil von Kläranlagenablauf am Bewässerungswasser,<br />

desto stärker die Steigerung. Das Phänomen<br />

zeigt sich für die verschiedenen Kulturen in unterschiedlicher<br />

Ausprägung: am deutlichsten für Weizen, gefolgt<br />

von Silomais und Raps. Für Kartoffeln ist nur eine leichte<br />

Steigerung zu verzeichnen. Es sei darauf hingewiesen,<br />

dass die Bewässerung mit Kläranlagenablauf selbst bei<br />

der teuersten <strong>Abwasser</strong>behandlungsvariante (Szenario<br />

2 mit Ozonisierung) noch eine Ertragssteigerung mit<br />

sich bringt – wenn auch die geringste im Vergleich der<br />

Szenarien 1 bis 3. Der Vorteil dieses Szenarios ist eine<br />

zusätzliche Hygienisierung des <strong>Abwasser</strong>s sowie zunehmende<br />

Sicherheit vor der Aufnahme organischer<br />

Spurenstoffe durch die Pflanzen.<br />

5. Zusammenfassung und Fazit<br />

In dieser Arbeit wurde eine Abschätzung des Einsatzpotenzials<br />

von Kläranlagenablauf zu Bewässerungszwecken<br />

in der Landwirtschaft vorgenommen. Dazu<br />

wurden drei mögliche Zukunftsszenarien entwickelt:<br />

Die Verwendung des vorhandenen Kläranlagenablaufs,<br />

die Verwendung nach weitergehender Behandlung und<br />

die Verwendung eines Ablaufs mit erhöhter Nährstoffkonzentration.<br />

Einschränkungen bei der Anwendung<br />

aus qualitativen Gründen zeigten sich nur für Weizen<br />

und Kartoffeln, nicht für Raps und Silomais. Im Rahmen<br />

der Bewässerung ist eine Differenzierung nach Kulturarten<br />

in der Praxis jedoch schwierig umzusetzen, da<br />

oftmals ein Bewässerungssystem für große Flächen<br />

genutzt wird. Ziel sollte folglich eine flächendeckend<br />

anwendbare <strong>Wasser</strong>qualität sein. Diese wird nur durch<br />

weitergehende Aufbereitung erreicht.<br />

Bild 1. Vergleich des zusätzlichen spezifischen Deckungsbeitrages<br />

aus Beregnung (verschiedene Blautöne für die einzelnen Szenarien)<br />

und Düngemitteleinsparung (orange) der einzelnen Zustände für alle<br />

Szenarien und Pflanzenkulturen: (A) Weizen, (B) Kartoffeln, (C) Raps<br />

und (D) Silomais.<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 355


| FACHBERICHTE<br />

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<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Des Weiteren wurde eine Abschätzung der Wirtschaftlichkeit<br />

der Anwendung von Kläranlagenablauf in<br />

der Landwirtschaft zur Bewässerung vorgenommen.<br />

Der Einsatz von Kläranlagenablauf bedeutete in allen<br />

betrachteten Szenarien einen finanziellen Mehrwert für<br />

den Landwirt. Die verwendeten Daten sind jedoch<br />

auf ein konkretes Bewässerungsgebiet bezogen und<br />

bedürfen der regionalen Anpassung. Die hier durchgeführten<br />

finanziellen Betrachtungen zeigen jedoch,<br />

dass es lohnenswert ist, detaillierte regionsspezifische<br />

Rechnungen anzustreben. Der Aspekt, dass im Kläranlagenablauf<br />

enthaltene Nährstoffe einen finanziellen<br />

Nutzen bewirken könnten, war nur für das Szenario mit<br />

dem Ziel des Nährstofferhalts in der Kläranlage erkennbar.<br />

Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Nährstoffe<br />

zum Zeitpunkt der Bewässerung und nicht zum optimalen<br />

Düngezeitpunkt auf das Feld aufgebracht werden.<br />

Insgesamt zeigen die durchgeführten Untersuchungen,<br />

dass der Einsatz von Kläranlagenablauf zu Bewässerungszwecken<br />

in der Landwirtschaft ein Ansatz ist, den es<br />

weiter zu verfolgen lohnt. Fehlende rechtliche Bestimmungen<br />

für die Weiterverwendung geklärten <strong>Abwasser</strong>s<br />

in Deutschland erschweren jedoch die Entwicklung von<br />

Anwendungsoptionen. Um ein breites Anwendungsspektrum<br />

zu erreichen, sollte neben der Spurenstoffelimination<br />

Wert auf eine Desinfektion gelegt werden.<br />

Optimal wäre eine Kombination von Nährstofferhalt<br />

und weitergehender Reinigung. In diesem Bereich ist<br />

aber weitere Forschung nötig. Ein weiteres wichtiges<br />

sozioökonomisches Kriterium, welches in Bezug auf die<br />

Wiederverwendung von gereinigtem <strong>Abwasser</strong> in<br />

Betracht zu ziehen ist, ist die Akzeptanz nicht nur beim<br />

Landwirt, sondern auch beim Abnehmer bzw. Konsumenten<br />

der Produkte.<br />

Danksagung<br />

Die hier dargestellten Ergebnisse wurden im Rahmen des Projekts<br />

„KLIMZUG-NORD– Strategische Anpassungsansätze zum Klimawandel<br />

in der Metropolregion Hamburg“ erarbeitet. Das Projekt<br />

wird unter dem Förderkennzeichen 01LR0805C durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung finanziert.<br />

Literatur<br />

[1] Destatis: Agrarstrukturen in Deutschland – Einheit in Vielfalt,<br />

Regionale Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010.<br />

Hrsg. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stuttgart,<br />

2011.<br />

[2] LWK: AQUARIUS – Dem <strong>Wasser</strong> kluge Wege ebnen! – Projektbericht.<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Uelzen, 2012.<br />

[3] Mastel, K.: Beregnung und Bewässerung landwirtschaftlicher<br />

und gärtnerischer Kulturen. Merkblätter für die Umweltgerechte<br />

Landbewirtschaftung 24 Landesanstalt für Pflanzenbau.<br />

Forchheim, 2002.<br />

[4] Fricke, E.: Zusatzwasser für mehr Qualität. Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen. 20.04.2006, Hannover.<br />

[5] Müller, U., Engel, N., Heidt, L., Schäfer, W., Kunkel, R., Wendland,<br />

F., Röhm, H. und Elbracht, J.: Klimawandel und Bodenwasserhaushalt.<br />

GeoBerichte 20 Landesamt für Bergbau Energie<br />

und Geologie. Hannover, 2012.<br />

[6] Schulz, E.: Die zukünftige landwirtschaftliche <strong>Wasser</strong>nachfrage<br />

– Bestimmungsgründe und Handlungsansätze gegen<br />

regionale Knappheit im EU-Projekt AQUARIUS. <strong>Wasser</strong> und<br />

Abfall 12 (2012), S. 10–16.<br />

[7] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und<br />

Klimaschutz: Runderlass des Niedersächsischen Umweltministeriums<br />

vom 25.06.2007 (VORIS 2820) zur „Mengenmäßigen<br />

Bewirtschaftung des Grundwassers“.<br />

[8] Battermann, H. und Theuvse, L.: Feldberegnung in Nordost-<br />

Niedersachsen: Regionale Bedeutung und Auswirkungen<br />

differenzierter <strong>Wasser</strong>entnahmeerlaubnisse – Endbericht.<br />

Studie im Auftrag des Fachverbandes Feldberegnung<br />

Fachverband-Feldberegnung. Göttingen, 2009.<br />

[9] Schulz, E.: No Regret – Genug <strong>Wasser</strong> für die Landwirtschaft?!<br />

-Projektbericht. Uelzen, 2008.<br />

[10] Rechid, D.: Daten und Informationen zum Klimawandel in<br />

den Landkreisen der Metropolregion Hamburg, Zwischenergebnis<br />

KLIMZUG-NORD. Hamburg, 2011.<br />

[11] von Reibnitz, U.: Szenario-Technik – Instrumente für die<br />

unternehmerische und persönliche Erfolgsplanung. 2. Aufl.<br />

Gabler Verlag, Wiesbaden, 1992.<br />

[12] Schütte R.: Agrarstatistisches Kompendium 2011. Hrsg. Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen, Oldenburg 2011.<br />

[13] Richtlinie des Europäischen Parlaments: 91/271/EWG Richtlinie<br />

des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von<br />

kommunalem <strong>Abwasser</strong>.<br />

[14] <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (WHG): Gesetz zur Ordnung des<br />

<strong>Wasser</strong>haushalts in der Fassung vom 31.07.2009.<br />

[15] WHO: Health-based targets. In Guidelines for the safe use of<br />

wastewater, excreta and greywater. Volume 2: Wastewater<br />

use in agriculture. World Health Organisation. Genf, 2006,<br />

p. 59–74.<br />

[16] EPA: Guidelines for Waterreuse. EPA /600/R-12/618. U.S. Environmental<br />

Protection Agency Washington DC 2012.<br />

[17] DIN 19650: Bewässerung – Hygienische Belange von Bewässerungswasser,<br />

DIN 19650:1999-02, Normenausschuss<br />

<strong>Wasser</strong>wesen (NAW) im Deutschen Institut für Normung e.V.,<br />

Berlin.<br />

[18] MfKULNV-NRW: Anlage 2 zu „Allgemeine Güteanforderungen<br />

für Fließgewässer (AGA)“ Entscheidungshilfe für die<br />

<strong>Wasser</strong>behörden in wasserrechtlichen Erlaubnisverfahren ,<br />

RdErl. des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und<br />

Landwirtschaft- IV B 7 1571/11-30707, Ministerium für Umwelt,<br />

Raumordnung und Landwirtschaft Nordrhein-Westphalen,<br />

1991.<br />

[19] Albrecht, M. und Pfleger, I.: Empfehlungen für die Untersuchung<br />

und Bewertung von <strong>Wasser</strong> zur Bewässerung von<br />

gärtnerischen und landwirtschaftlichen Fruchtarten in<br />

Thüringen. Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />

Jena, 2003.<br />

[20] Neubert, S.: Die Nutzung von <strong>Abwasser</strong> in der Landwirtschaft<br />

aus der Perspektive verschiedener Akteure – Umsetzungshemmnisse<br />

und mögliche Strukturen in Tunesien. Deutsches<br />

Institut für Entwicklungspolitik, Bonn, 2003.<br />

[21] Schilling G.: Pflanzenernährung und Düngung. Verlag Eugen<br />

Ulmer GmbH & Co., Stuttgart, 2000.<br />

[22] Schumacher, J.: Ozonung zur weitergehenden Aufbereitung<br />

kommunaler Kläranlagenabläufe. Dissertation Technische<br />

Universität Berlin. Berlin, 2005.<br />

März 2014<br />

356 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />

[23] Abegglen, C., Escher, B., Hollender, J., Siegrist, H., Gunten,<br />

U. von, Zimmermann, S. G., Häner, A. und Ort, C.: Ozonung von<br />

gereinigtem <strong>Abwasser</strong> zur Eliminierung von organischen<br />

Spurenstoffen – Großtechnischer Pilotversuch Regensdorf<br />

(Schweiz). KA – Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 57 (2010)<br />

Nr. 2, S. 155–160.<br />

[24] Enxing, K., Grünebaum, T., Lorenz, G. und Thöle, D.: Betriebserfahrungen<br />

mit der weitergehenden Elimination von Mikroverunreinigungen<br />

aus kommunalem <strong>Abwasser</strong> auf der Kläranlage<br />

Schwerte. 23. Hamburger Kolloquium zur <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

31.08./0,1.09.2013, Hamburg.<br />

[25] DWA: Bewertung von Verfahrensstufen zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

für die <strong>Wasser</strong>wiederverwendung. Hrsg. Deutsche<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />

e. V., Hennef, 2008.<br />

[26] Miehe, U.: Wirksamkeit technischer Barrieren zur Entfernung<br />

von anthropogenen Spurenstoffen – Kläranlagen und Raumfilter.<br />

Dissertation Technische Universität Berlin. Berlin, 2010.<br />

[27] Grünebaum, T.: Elimination von Arzneimitteln und organischen<br />

Spurenstoffen: Entwicklung und Konzeptionen von<br />

innovativen, kostengünstigen Reinigungsverfahren – Schlussbericht<br />

Phase 1, IV-7-042 600 001F. Hrsg. Ministerium für<br />

Klimaschutz Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz<br />

des Landes Nordrhein-Westphalen, Essen, 2011.<br />

[28] Pinnekamp, J. und Merkel, W.: „Senkung des Anteils organischer<br />

Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche Behandlungsstufen<br />

auf kommunalen Kläranlagen – Gütebetrachtungen<br />

auf kommunalen Kläranlagen“ und „Senkung des<br />

Anteils organischer Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche<br />

Behandlungsstufen auf kommunalen Kläranlagen –<br />

Kostenbetrachtungen“ Abschlussberichte. Hrsg. Ministerium<br />

für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

des Landes Nordrhein Westphalen. Aachen, 2008.<br />

[29] Hollender, J. und Escher, B.: Spurenstoffe eliminieren: Erfolgskontrolle.<br />

Eawag News 67d (2009), S. 28–30.<br />

[30] Huber, M. M., Göbel, A., Joss, A., Herrmann, N., Ried, A., Siegrist,<br />

H., Ternes, T. A. and von Gunten, U.: Oxidation of Pharmaceuticals<br />

during Ozonation of Municipal Wastewater Effluents: A Pilot<br />

Study. Environmental Science & Technology 39 (2005) No. 11,<br />

p. 4290–4299.<br />

[31] Riedel, A.: Mündliche Mitteilung. Beregnungsverband Niedersachsen<br />

05.07.2013.<br />

[32] Brauch, R.: Schriftliche Mitteilung. Niedersächsischer Landesbetrieb<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft Küsten- und Naturschutz<br />

24.06.2013.<br />

[33] Xu, P., Janex, M.-L., Savoye, P., Cockx, A. and Lazarova, V.:<br />

Wastewater disinfection by ozone: main parameters for processing<br />

design. Water research 36 (2002) No. 4, p. 1043-1055.<br />

[34] NLWKN: Die Beseitigung kommunaler Abwässer in Niedersachsen<br />

– Lagebericht 2011. Niedersächsischer Landesbetrieb<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Küsten- und Naturschutz Hildesheim,<br />

2011.<br />

[35] Lazarova, V. and Bahri, A.: Water Reuse for Irrigation. CRC<br />

Press Boca Raton, Florida, 2005.<br />

[36] LfU-BW: Funktionsstörungen auf Kläranlagen. Siedlungswasserwirtschaft<br />

7 Landesanstalt für Umweltschutz Baden-<br />

Württemberg, Karlsruhe, 1997.<br />

[37] DWA: Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen 2011.<br />

Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V., 2011.<br />

[38] Abegglen, C. und Siegrist, H.: Mikroverunreinigungen aus<br />

kommunalem <strong>Abwasser</strong> – Verfahren zur weitergehenden<br />

Elimination auf Kläranlagen. Hrsg. Bundesamt für Umwelt<br />

Umwelt-Wissen, Bern, 2012.<br />

[39] http://www.wirtschaftslexikon.co/d/deckungsbeitrag/<br />

deckungsbeitrag.htm (Zugriff am 09.10.2013)<br />

[40] Schorling: Mündliche Mitteilung. <strong>Abwasser</strong>verband Braunschweig<br />

26.06.2013.<br />

[41] http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/<br />

Markt-Statistik/Ernte2012MengenPreise.pdf (Zugriff am<br />

03.06.2013)<br />

[42] Fricke, E. und Riedel, A.: Maiserträge durch Beregnung absichern!<br />

Mais 39 (2012) Nr. 4, S. 182–185.<br />

[43] BMELV: „Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte“ in<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz, Statistisches Jahrbuch über Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten Landwirtschaftsverlag Münster<br />

Hiltrup. Münster, 2013, S. 540–544.<br />

[44] LfU-BW: Leitfaden <strong>Abwasser</strong>abgabe – Arbeitshilfe für die<br />

Festsetzungsbehörden. Teil 1: Allgemeines und Vollzug.<br />

Siedlungswasserwirtschaft 19 Landesanstalt für Umweltschutz<br />

Baden-Württemberg, Karlsruhe, 2005.<br />

[45] LWK: Richtwerte für die Düngung in Niedersachsen.<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 2011.<br />

[46] Landberatung Uelzen e. V.: Rundschreiben 08/2012 Uelzen<br />

2012.<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. Wibke Meyer<br />

(Korrespondenzautorin)<br />

E-Mail: wibke.meyer@tuhh.de |<br />

Eingereicht: 28.10.2013<br />

Korrektur: 11.02.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

B. Sc. Jonathan Barth |<br />

Prof. Dr.-Ing. Ralf Otterpohl |<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg |<br />

Institut für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und Gewässerschutz |<br />

Eißendorfer Straße 42 |<br />

D-21073 Hamburg<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 357


| PRAXIS<br />

|<br />

Kurvenvortrieb mit HOBAS Rohren<br />

Die Projektgesellschaft der Pariser Bauherrschaft und Straßenbauherrschaft (Société d‘Etudes, de Maîtrise<br />

d‘Ouvrage et d‘Aménagement Parisienne SEMAPA) koordiniert Entwicklungsprojekte im 13. Pariser Verwaltungsbezirk.<br />

Im Rahmen eines unlängst am Südufer der Seine umgesetzten Regenwasseraufbereitungsprojektes<br />

wurden 205 m HOBAS GFK-Rohre DN 2000 (DA 2160) unter dem Kai von Ivry-sur-Seine vorgetrieben.<br />

Die Firma<br />

Ludwig Pfeiffer<br />

Microtunnel<br />

führte den<br />

Vortrieb mit<br />

HOBAS<br />

GFK-Rohren<br />

DN 2000<br />

(DA 2160)<br />

durch.<br />

Rohrlager<br />

der HOBAS<br />

GFK-Rohre<br />

entlang der<br />

vielbefahrenen<br />

Straße.<br />

SEMAPA ist damit beauftragt,<br />

130 ha in einer südlich der Seine<br />

gelegenen Zone von Paris neu zu<br />

gestalten: Wohn-, Büro- und Geschäftsflächen,<br />

Schulen und Infrastruktur<br />

sollen entstehen und die<br />

Linie 10 der Pariser Metro ausgebaut<br />

werden. In diesem Zusammenhang<br />

wurde der 7,8 Mio. € umfassende<br />

Bau eines Systems zur Regenwasserbehandlung<br />

und -speicherung geplant.<br />

Das Regenwasser wird hier<br />

gereinigt, bevor es in die Seine<br />

fließt. Das System verläuft unter<br />

dem Kai von Ivry-sur-Seine und<br />

besteht aus einer Freispiegelleitung<br />

DN 2000 sowie einem Überlauf, der<br />

<strong>Wasser</strong> bei Flutereignissen an der<br />

Seine aufnimmt. Die Entscheidung,<br />

die Rohre grabenlos durch Vortrieb<br />

zu verlegen, ergab sich aus den<br />

Rahmenbedingungen vor Ort. Zunächst<br />

erforderte das hohe Verkehrsaufkommen<br />

am Kai von Ivry-sur-<br />

Seine eine Verlegemethode, die den<br />

Verkehrsfluss möglichst wenig behindert.<br />

Die Positionen des Sedimentations-<br />

sowie des Auslaufschachts<br />

am Beginn und Ende der geplanten<br />

Rohrleitung machten eine Verlegung<br />

der Leitung in 8–10 m Tiefe über<br />

eine Länge von 205 m notwendig.<br />

Im offenen Graben wäre diese Tiefe<br />

nur schwer zu bewältigen gewesen<br />

und hätte auch ein hohes Risiko mit<br />

sich gebracht: Der Untergrund ist<br />

in diesem Areal durch die Pfeiler<br />

der Ringstraßenviadukte, Benzintanks<br />

von Tankstellen sowie zwei Schlitzwände<br />

verbaut und der Grundwasserspiegel<br />

schwankt zwischen<br />

0 und 5 m unter Geländeoberkante.<br />

Darüber hinaus boten sich die<br />

beiden geplanten Schächte als<br />

Start- und Zielbaugrube für die<br />

Vortriebsmaschine an.<br />

Da HOBAS GFK-Vortriebsrohre<br />

eine geringere Wanddicke im Vergleich<br />

zu anderen Rohrmaterialien<br />

bei gleichem Außendurchmesser<br />

haben, konnte für den Vortrieb<br />

eine kleinere Vollschnittmaschine<br />

verwendet werden. Die glatte Oberfläche<br />

und der konstante Außendurchmesser<br />

der GFK-Rohre machten<br />

eine hohe Verlegeleistung bei gleichzeitig<br />

geringen Vortriebskräften möglich.<br />

Neben verschiedenen internationalen<br />

Zertifikaten tragen die<br />

GFK-Rohre von HOBAS in Frankreich<br />

auch das CSTBat Gütesiegel und<br />

erfüllen somit die strengen Qualitätsstandards<br />

des Französischen<br />

„Centre Scientifique et Technique<br />

du Bâtiment” (Wissenschaftliches<br />

und Technisches Zentrum des Bauwesens).<br />

Die Herausforderung des Vortriebsprojekts<br />

bestand darin, die<br />

Rohrleitung in einer Kurve vorzutreiben,<br />

vorbei an den Pfeilern,<br />

Benzintanks und durch die Schlitzwände<br />

hindurch: Es galt, zwei horizontale<br />

Bögen mit Radien von 500<br />

und 400 m sowie einen vertikalen<br />

März 2014<br />

358 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| PRAXIS |<br />

Bogen mit einem Gefälle von 0,5 %<br />

auf 1 % umzusetzen. Es wurden<br />

Rohre mit 2 m Baulänge geliefert,<br />

um die maximal zulässigen Abwickelungen<br />

im Kurvenbereich einzuhalten.<br />

HOBAS GFK-Rohre sind<br />

ideal für den Kurvenvortrieb, da<br />

sie eine gleichmäßige Kraftübertragung<br />

ohne Druckübertragungsringe<br />

aus Holz ermöglichen. Dabei<br />

mussten aufgrund der kleinen<br />

Radien die zulässigen Vortriebskräfte<br />

im Kurvenbereich reduziert<br />

werden. In diesem Projekt betrugen<br />

die zulässigen Vortriebskräfte<br />

in Abhängigkeit von den Radien<br />

5530 kN und 6549 kN (im Vergleich<br />

zu 8845 kN bei einem geraden<br />

Vortrieb).<br />

Die Firma Ludwig Pfeiffer Microtunnel<br />

wählte für den sandigen,<br />

kiesigen und lehmigen Boden einen<br />

optimal angepassten Bohrkopf.<br />

Die Vortriebsexperten von Ludwig<br />

Pfeiffer dirigierten die Vortriebsmaschine<br />

mit großer Präzision vom<br />

Anfang bis zum Ende der Trasse.<br />

Dank der optimalen Eigenschaften<br />

der HOBAS Vortriebsrohre musste<br />

nie mit mehr als 1570 kN vorgepresst<br />

werden – ein Wert, der<br />

deutlich unter der berechneten<br />

Maximalkraft liegt.<br />

Mit präzisem Timing und genauer<br />

Koordination von Personal und<br />

Rohrlieferungen konnten die Vortriebsarbeiten<br />

innerhalb von zwei<br />

Wochen abgeschlossen werden.<br />

Kontakt:<br />

HOBAS Rohre GmbH,<br />

Wilfried Sieweke,<br />

Gewerbepark 1,<br />

D-17039 Trollenhagen,<br />

Tel. (0395) 4528-0,<br />

Fax (0395) 4528-100,<br />

E-Mail: wilfried.sieweke@hobas.com,<br />

www.hobas.de<br />

Die Rohrleitung verläuft unterhalb des Kais von<br />

Ivry-sur-Seine (Paris).<br />

Erfolgreicher Einsatz in Niederdorf (CH):<br />

Rehabilitation einer Trinkwasserleitung DN 200<br />

In der Schweizer Gemeinde Niederdorf<br />

musste Ende August 2013<br />

eine Trinkwasserleitung DN 200 rehabilitiert<br />

werden. Die defekte Leitung<br />

befand sich in unmittelbarer<br />

Nähe eines Bachlaufes und einer<br />

Bahntrasse in Ortsrandlage. Da eine<br />

Erneuerung der vorhandenen Trinkwasserleitung<br />

in offener Bauweise<br />

sehr aufwendig und kostenintensiv<br />

gewesen wäre und die dafür benötigte<br />

lange Bauzeit zu Versorgungsengpässen<br />

im Ortsnetz geführt<br />

hätte, entschloss sich die für die<br />

Leitung verantwortliche <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Niederdorf für eine<br />

Rehabilitierung der Leitung mithilfe<br />

eines statisch selbsttragenden Systems.<br />

In Absprache mit dem für<br />

die Planung beauftragten Ingenieurbüro<br />

GRG Ingenieure AG wollte<br />

man erstmalig das RS BlueLiner®-<br />

Verfahren der RS Technik AG einsetzen,<br />

um Erfahrungen mit dem<br />

neuen System zu sammeln. Weitere<br />

Unterstützung erfolgte durch die<br />

Aquaform AG, ein Unternehmen, das<br />

sich auf den Handel mit Rohren, Formstücken<br />

und Armaturen aus Kunststoff<br />

und Guss für den Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>leitungsbau spezialisiert hat.<br />

Innerhalb von nur zwei Wochen wurde<br />

die defekte Trinkwasser leitung DN 200<br />

auf einer Länge von 70 m rehabilitiert.<br />

In dieser Zeit wurde die Leitung<br />

außer Betrieb genommen, gereinigt,<br />

mittels TV-Befahrung untersucht, der<br />

RS-BlueLiner® eingebaut, die Anbindung<br />

mithilfe von Manschetten vorgenommen<br />

und letztlich die erfolgreiche<br />

Sanierung über eine Druckprüfung<br />

mit 8,9 bar sichergestellt.<br />

Aushärtung zu neuem Rohr<br />

Bei dem RS BlueLine®-Verfahren<br />

wird ein flexibler Schlauchträger,<br />

der zu je 50 % aus Advantex<br />

Glas- und Polyesterfasern besteht,<br />

mit einem Zweikomponenten-<br />

Epoxidharz getränkt und in die zu<br />

sanierende Leitung eingebracht.<br />

Mittels Dampf oder Warmwasser<br />

wird der Schlauch dann im Altrohr<br />

Maschinentechnik zum Einbau des BlueLine- Rohres.<br />

© arpe ag<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 359


| PRAXIS<br />

|<br />

Baustelle Hauptstraße/Ecke Benn wilerstraße, Niederdorf. © RS Technik AG<br />

Rohreinbindung an vorhandener Gussleitung. © RS Technik AG<br />

aufgestellt und härtet infolge der<br />

Wärmezufuhr innerhalb einer vorgegebenen<br />

Zeit zu einem neuen<br />

Rohr aus. Dies ist dann selbst tragfähig<br />

und kann ohne Unterstützung<br />

des Altrohres alle statischen Außenund<br />

Innenlasten aufnehmen. Die<br />

Wanddicke wird bei der Planung<br />

entsprechend ausgelegt. Der RS<br />

BlueLine® wird im Nennweitenbereich<br />

von DN 100 bis DN 1200 in<br />

Wanddicken von 5 bis 17 mm und<br />

größer hergestellt. Für die Baumaßnahme<br />

in Niederdorf errechnete<br />

man eine benötigte Wanddicke von<br />

7 mm.<br />

Tränkung vor Ort<br />

Das Tränken des Schlauches mit<br />

dem 2-Komponenten-Epoxidharz erfolgt<br />

vor Ort in einer mobilen Station.<br />

Hierbei handelt es sich um ein<br />

Verfahren, das einer werkseitigen<br />

Tränkung gleichgestellt ist. Für den<br />

Einbau stehen zwei Varianten zur<br />

Verfügung: die Pull-In-Variante oder<br />

die Inversionsvariante. Bei der Pull-<br />

In-Variante wird der Schlauch mithilfe<br />

eines Seilzugs in die Altleitung<br />

eingezogen – diese Variante kam in<br />

Niederdorf zum Einsatz. Bei der Inversionsvariante<br />

wird der Schlauch<br />

entweder aus einer Drucktrommel<br />

oder über einen Inversionsturm in<br />

die Altleitung eingebracht. Anwendung<br />

findet der Liner bei der<br />

Sanierung von Trinkwasserleitungen,<br />

Kraftwerkleitungen, Löschwasserleitungen<br />

sowie bei Rohrleitungen in<br />

der industriellen Produktion.<br />

Einbau nach Zeitplan<br />

Die vorbereitenden Arbeiten begannen<br />

am 21. August mit der Reinigung<br />

der defekten Trinkwasserleitung<br />

mithilfe einer Kettenschleuder und<br />

der anschließenden TV-Untersuchung,<br />

die ohne Befund blieb. Am darauffolgenden<br />

Tag bauten die Mitarbeiter<br />

der bauausführenden arpe ag<br />

<strong>Wasser</strong>technik gegen 8:00 Uhr die<br />

Tränkanlage an der Startbaugrube<br />

auf. Zwischen 9:00 Uhr und 12:30 Uhr<br />

wurde der Kalibrierschlauch getränkt<br />

und im Pull-In-Verfahren in die Altleitung<br />

eingezogen. Innerhalb der<br />

nächsten sieben Stunden erfolgte<br />

die Aushärtung des Liners mittels<br />

Dampf. Nach dem Ende der Abkühlphase<br />

gegen 21:00 Uhr begann man<br />

mit dem Rückbau der Baustelle. Den<br />

Abschluss der Arbeiten bildete der<br />

Einbau der Endmanschetten gegen<br />

23:00 Uhr. Am nächsten Tag führte<br />

man abschließend eine Druckprüfung<br />

der sanierten Leitung mit<br />

einem Druck von 8,9 bar durch.<br />

Die Auftraggeberseite zieht nach<br />

Abschluss der Maßnahme eine positive<br />

Bilanz: „Der erstmalige Einsatz<br />

des RS-BlueLiner® hat unsere Erwartung<br />

voll erfüllt. Der reibungslose<br />

Bauablauf durch die arpe ag <strong>Wasser</strong>technik<br />

und das Endergebnis des<br />

statisch selbsttragenden Rohres,<br />

realisiert innerhalb eines sehr<br />

kurzen Bauzeitfensters, hat uns<br />

überzeugt. Ein Neubau der Leitung<br />

in offener Bauweise hätte aufgrund<br />

der schwierigen örtlichen Platzverhältnisse<br />

und des hohen<br />

Grund wasserspiegels deutlich mehr<br />

Zeit in Anspruch genommen und<br />

die Baumaßnahme erheblich verteuert.<br />

Weiteren Sanierungsmaßnahmen<br />

mit dem RS-BlueLiner®-<br />

System stehen wir daher sehr<br />

positiv gegenüber“.<br />

Kontakt:<br />

RS Technik Aqua GmbH,<br />

Dieselstraße 77,<br />

D-90441 Nürnberg,<br />

Tel. (02389) 92853-0,<br />

Fax (02389) 92853-10,<br />

www.rstechnik.com<br />

März 2014<br />

360 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

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Antwort<br />

Leserservice <strong>gwf</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur ✘<br />

Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

PAGWFW2014<br />

9161, 97091 Würzburg.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung März erkläre 2014ich mich damit einverstanden,<br />

dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> und Informationsangebote <strong>Abwasser</strong> informiert 361und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

Von tragbar bis ex-geschützt<br />

Eingriffsfrei arbeitende Ultraschalldurchflussmesser sparen Zeit und Kosten<br />

Ob für <strong>Wasser</strong> in der Lebensmittelproduktion, Chemikalien in der Halbleiterherstellung oder Rohöl in Raffinerien:<br />

eine exakte Mengenbestimmung von Flüssigkeiten ist heute in fast allen Branchen für zuverlässige Prozessabläufe<br />

entscheidend. Vor allem die Durchflussmessung mittels Ultraschall hat sich hier wegen der einfachen Installation<br />

und der eingriffsfreien Messerfassung etabliert. Katronic, einer der führenden Spezialisten für derartige<br />

Clamp-On-Geräte, hat jetzt für explosionsgefährdete Bereiche und Medien ein ATEX-zertifiziertes System<br />

entwickelt, das eine sichere und genaue Messung auch in die Ex-Zonen 1 und 2 ermöglicht. Vorgestellt wird<br />

das neue Gerät zusammen mit anderen Modellen, darunter einem tragbaren Durchflussmesser für den flexiblen<br />

Einsatz, auf der diesjährigen Hannover Messe.<br />

Der KATflow<br />

170 mit seinem<br />

gekapselten<br />

Gehäuse und<br />

der Bedienung<br />

per Magnetstift<br />

ist speziell auf<br />

explosionsgefährdete<br />

Bereiche ausgelegt.<br />

© Katronic<br />

Wesentliches Merkmal des neuen<br />

KATflow 170-Durchflussmessgeräts<br />

ist sein druckgekapseltes<br />

Gehäuse aus epoxidbeschichtetem<br />

Aluminium, das evtl. entstehende<br />

Funken sicher im Inneren einschließt.<br />

Das besonders korrosionsbeständige<br />

Material widersteht dabei<br />

auch schwierigen Umgebungsbedingungen<br />

dauerhaft, sodass der<br />

Ex-Schutz langfristig gewährleistet<br />

wird. Selbst zur Eingabe von Befehlen<br />

muss die Kapselung nicht<br />

geöffnet werden, stattdessen erfolgt<br />

die Steuerung mittels magnetempfindlicher<br />

Tasten hinter Glas,<br />

die mit einem entsprechenden<br />

Magnetstift bedient werden. Zusätzlich<br />

werden für die Sensorik<br />

vergussgekapselte Wandlerpaare der<br />

Schutzart IP 68 verwendet. Das<br />

gesamte Messsystem besitzt so<br />

die ATEX-Zertifizierung für die Ex-<br />

Zonen 1 und 2.<br />

Berührungs- und eingriffslose<br />

Messung per Ultraschall<br />

Die beiden zur Messung benötigten<br />

Ultraschallsensoren werden – wie<br />

bei allen Katronic-Geräten – einfach<br />

von außen an das betreffende Rohr<br />

geklemmt und sind so innerhalb<br />

weniger Minuten einsatzbereit. Ein<br />

Eingriff in das Rohr mit Produktionsstillstand<br />

oder Umbaumaßnahmen<br />

ist nicht nötig. Die Ultraschallköpfe<br />

senden und empfangen dann Signale<br />

sowohl in als auch gegen die<br />

Flussrichtung, wobei sich durch die<br />

Fließbewegung zwischen beiden<br />

Richtungen ein Zeitunterschied in<br />

der Übertragung ergibt. Aus dieser<br />

Laufzeitdifferenz bestimmt das System<br />

die Strömungsgeschwindigkeit<br />

und errechnet unter Bezugnahme<br />

auf Außendurchmesser und Wandstärke<br />

des Rohres das Durchflussvolumen.<br />

Die Auflösung liegt dabei<br />

bei 0,25 mm/s, die Messgenauigkeit<br />

der Fließgeschwindigkeit bei bis<br />

zu ±0,5 % des Messwerts. Für präzise<br />

Ergebnisse bei schwierigen<br />

Medien oder Prozess-Bedingungen<br />

stehen auch Geräte mit zwei<br />

Messkanälen zur Verfügung, die<br />

im Zwei-Pfad-Modus an einem<br />

Rohr die doppelten Daten erheben<br />

können, sich aber ebenso zur<br />

parallelen Messung an zwei Rohren<br />

verwenden lassen.<br />

Geeignet ist der KATflow 170 für<br />

Rohrdurchmesser von 10 mm bis<br />

über 3 000 mm und Temperaturen<br />

von –50 bis +115 °C. Gemessen<br />

werden können fast alle flüssigen<br />

Medien mit einem Gas- oder Feststoffanteil<br />

von unter 10 %. Auch Anwendungen,<br />

in denen hohe Drücke<br />

erfordert werden, können problemlos<br />

umgesetzt werden, da die Sensorik,<br />

anders als mechanische Zähler, nicht<br />

dem Innendruck des Mediums ausgesetzt<br />

wird. Die erhobenen Werte<br />

werden in der gewählten Einheit auf<br />

einem LCD-Display übersichtlich<br />

angezeigt und im bis zu 100 000<br />

Datensätze fassenden, internen<br />

Speicher dokumentiert. Gleichzeitig<br />

bieten verschiedene Schnittstellen,<br />

darunter Modbus, USB und auf<br />

Wunsch auch HART, die Möglichkeit<br />

zur Echtzeit-Datenübertragung an<br />

das jeweilige Prozessautomationssystem.<br />

Darüber hinaus sind die<br />

Durchflussmesser von Katronic mit<br />

einem Display mit Oszilloskop-<br />

Funktion ausgestattet, das die<br />

Analyse des Ultraschallsignals und<br />

damit eine Diagnose des Messvorgangs<br />

erlaubt. So kann die<br />

Ursache für etwaige Störungen,<br />

März 2014<br />

362 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


| PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />

etwa durch einen zu hohen Feststoffanteil,<br />

schnell und zuverlässig<br />

eingeschätzt werden.<br />

Mobiles Messgerät für<br />

Stichproben und schwer<br />

zugängliche Bereiche<br />

Für weniger gefährliche Bereiche<br />

bietet das Unternehmen neben<br />

Messgeräten in verschiedenen Leistungsgrößen<br />

zur Festinstallation auch<br />

den tragbaren Ultraschalldurchflussmesser<br />

KATflow 200 an. Dieser<br />

zeichnet sich durch ein handliches<br />

Gehäuse aus, das man für Kontrollen<br />

an unterschiedlichen Stellen leicht<br />

versetzen und für Messungen in<br />

der Höhe sogar unkompliziert mit<br />

auf eine Leiter nehmen kann. Die<br />

Sensoren werden bei diesem Modell<br />

entweder per Ketten und Clips oder<br />

mit Magneten am Rohr befestigt, ein<br />

integrierter Positionierungsassistent<br />

hilft bei der richtigen Anbringung.<br />

Zusätzlich kann das System mit<br />

einem eigenen Prüfkopf zur Wandstärkenmessung<br />

ausgestattet werden,<br />

wodurch die genaue Rohrkonfiguration<br />

am jeweiligen Messpunkt<br />

nicht bekannt sein muss. Betrieben<br />

wird das Gerät über Batterie oder<br />

Netzteil.<br />

Die Funktionsweise und die<br />

einfache Installation der verschiedenen<br />

Clamp-On-Durchflussmesser<br />

werden auf dem Messeauftritt von<br />

Katronic an Stand F 40, Halle 11 exemplarisch<br />

vorgeführt. Mitarbeiter<br />

des Unternehmens stehen hier für<br />

Anfragen und Beratungsgespräche<br />

zur Verfügung.<br />

Weitere Informationen:<br />

Katronic Technologies Ltd.,<br />

Vertrieb Prozessmesstechnik,<br />

Gießerweg 5, D-38855 Wernigerode,<br />

Tel. (03943) 239-900, Fax (03943) 239 951,<br />

E-Mail: info@katronic.de, www.katronic.de<br />

Katronic<br />

Die Firma Katronic mit Hauptsitz im englischen Coventry wurde<br />

1996 als Vertrieb von aus Deutschland importierten Messgeräten gegründet.<br />

Seit 2003 entwickelt das Unternehmen eigene Systeme, der<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf der nichtinvasiven Ultraschalldurchflussmessung<br />

nach dem Laufzeitdifferenzverfahren. Inzwischen<br />

werden die Messgeräte von Katronic in verschiedensten Branchen<br />

eingesetzt, beispielsweise in der Energieerzeugung, in der Fertigungsindustrie,<br />

im Öl- und Gasbereich, in der Lebensmittelproduktion<br />

sowie in der pharmazeutischen Industrie. Kunden sitzen unter<br />

anderem in Holland, Russland und China. Anfang 2014 leitete das<br />

Unternehmen die Gründung der Katronic AG & Co. KG ein.<br />

Der handliche KATflow 200 wird mit Batterien betrieben<br />

und lässt sich flexibel für Kontrollmessungen an<br />

verschiedenen Punkten einsetzen. Bei der Platzierung<br />

der Sensoren hilft ein eigenes Assistenzsystem. © Katronic<br />

Referenz-Drucktransmitter<br />

KELLER AG definiert den Stand der Druckmesstechnik neu<br />

Mit den Drucktransmittern der<br />

Serien 33 X und 35 X hat die<br />

Keller AG den Stand der Druckmesstechnik<br />

jetzt neu definiert. Eine<br />

schwimmend gelagerte Messzelle,<br />

durchgängig digitale Signalverarbeitung,<br />

kompensiert mit mathematischer<br />

Genauigkeit und einem<br />

hochdynamischen Mikroprozessor<br />

– das bringt Referenzgenauigkeiten<br />

bis zu 0,05 %FS Gesamtfehlerband.<br />

Das piezoresistive Sensorelement<br />

ist – schwimmend gelagert – frei<br />

von undefinierbaren mechanischen<br />

und thermischen Kräften am Druckanschluss.<br />

Mit 16 Bit Auflösung<br />

arbeitet der A/D-Wandler des Signalprozessors<br />

und verrechnet die<br />

Signale des Drucksensors und des<br />

integrierten Temperatursensors in<br />

wenigen Millisekunden zu exakten,<br />

kompensierten Messwerten.<br />

Mindestens 400 Mal in der Sekunde<br />

wird der Analogausgang des<br />

Transmitters aktualisiert – und das<br />

mit einer Gesamtgenauigkeit von<br />

0,05 %FS (einschließlich Temperatureinfluss<br />

im Bereich 10 °C…40 °C).<br />

Optional ist im gleichen Temperaturbereich<br />

eine Präzision von 0,01 %FS<br />

mit Bezug auf die Referenzwerte<br />

von Primär-Standards (Genauigkeit<br />

0,025 %) lieferbar.<br />

Im prozesstypischen Temperaturbereich<br />

von –10 °C…+80 °C – also<br />

einer Spanne von 90 K – liefern die<br />

Drucktransmitter 33 X und 35 X ihre<br />

digitalen Messwerte mit einem<br />

Gesamtfehlerband von 0,1 %FS. Der<br />

digitale Ausgang erlaubt u. a. die<br />

direkte Anzeige der Druckmesswerte<br />

auf einem Laptop oder PC sowie<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 363


| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

|<br />

Drucktransmitter der<br />

Serie 35 X, Serie 33 X.<br />

Niveau-Sonde 36 X W.<br />

die serielle Vernetzung von bis zu<br />

128 Transmittern.<br />

Je nach Steckertyp bzw. verfügbarer<br />

Kontaktzahl stellen die<br />

Transmitter einen digitalen Ausgang<br />

(RS485) und zusätzlich einen<br />

analogen Strom- oder Spannungsausgang<br />

– z. B. 0…10 V (3-Leiter);<br />

4…20 mA (2-Leiter).<br />

Messbereiche zwischen 0,8 bar …<br />

1000 bar für Absolut-und Überdruckmessungen<br />

sind je nach Bauform –<br />

Gewindeanschluss, frontbündige<br />

Membran oder Differenzdruck –<br />

lieferbar. Über die digitale Schnittstelle<br />

(RS485) können die Basismessbereiche<br />

applikationsspezifisch<br />

gespreizt und der Nullpunkt verschoben<br />

werden.<br />

Zwei kostenlose PC-Programme<br />

sind für die Präzisionstransmitter<br />

der Serie 30 X lieferbar: Mit dem<br />

PROG30 werden die Geräte u. a. vor<br />

Ort parametriert und einzelne Messwerte<br />

erfasst. Das READ30 erlaubt<br />

den Anwendern, ganze Messwert-<br />

Erfassungseinrichtungen samt grafischer<br />

Signalanzeige für bis zu sechzehn<br />

Transmitter zusammen zu stellen.<br />

Serie 33 X bietet als Prozessanschluss<br />

typischerweise ein Außengewinde<br />

G1/4” oder G1/2”. Mit der<br />

Serie 35 X steht ein Transmitter mit<br />

frontbündiger Membran, als 36 X W<br />

eine Niveau-Sonde als Pegelmesser<br />

im Lieferprogramm.<br />

Anwender können unter drei<br />

elektrischen Steckverbindern wählen.<br />

Sie lassen sich bei wechselnder Einsatzumgebung<br />

einfach auswechseln.<br />

Falls Schutzklasse IP68 erforderlich<br />

ist (Standard bei der Niveau-Sonde<br />

36 X W), steht auch eine Version mit<br />

Kabelanschluss zur Verfügung.<br />

Kontakt:<br />

KELLER<br />

Ges. für Druckmesstechnik mbH,<br />

Schwarzwaldstrasse 17,<br />

D-79798 Jestetten,<br />

Tel. (07745) 9214-0,<br />

Fax (07745) 9214-50,<br />

E-Mail info@keller-druck.com,<br />

www.keller-druck.com<br />

TOC-Analysator fürs Grobe<br />

<strong>Wasser</strong> wird in vielen Prozessen<br />

unterschiedlichster Branchen<br />

verwendet. Es entstehen schwierigste<br />

Probenmatrizen, die schnell<br />

und präzise gemessen werden müssen.<br />

Für eine Vielzahl von Applikationen<br />

bietet die LAR AG ihren Quick-<br />

TOC ultra an. Das TOC-Gerät bestimmt<br />

zuverlässig organische Belastungen<br />

in stark salz- und partikelhaltigen<br />

Wässern. Die Probe wird über ein<br />

robotergeführtes Injektionssystem<br />

direkt – ohne Probenvorbehandlung<br />

(Filtration, Verdünnung) – in<br />

den Ofen injiziert. Im Ofen wird die<br />

Probe bei 1 200 °C vollständig zu<br />

CO 2 oxidiert. Die hohe Oxidationsleistung<br />

der Ultra-Hochtemperaturmethode<br />

macht teure Katalysatoren<br />

überflüssig.<br />

Der QuickTOC ultra überzeugt mit<br />

einer schnellen Ansprechzeit und<br />

zeichnet sich durch eine hohe<br />

Verfügbarkeit von über 98 % aus.<br />

Das TOC-Messsystem wird mittels<br />

Touchscreen gesteuert. Mit der optionalen<br />

Messung von sechs Strömen<br />

eignet sich dieses maßgeschneiderte<br />

Messsystem optimal für die Überwachung<br />

und Optimierung von<br />

industriellen Prozessen sowie für<br />

die Verwendung in kommunalen<br />

und industriellen Kläranlagen.<br />

Kontakt:<br />

LAR Process Analysers AG,<br />

Neuköllnische Allee 134, D-12057 Berlin,<br />

Tel. (030) 278 958-59, Fax (030) 278 958-707,<br />

E-Mail: sales@lar.com, www.lar.com<br />

Der QuickTOC ultra überzeugt mit<br />

einer schnellen Ansprechzeit und<br />

zeichnet sich durch eine hohe<br />

Verfügbarkeit aus.<br />

März 2014<br />

364 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />

Clausthal-Zellerfeld<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />

Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />

Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />

Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />

Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfall technik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />

Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />

Dahlwitz-Hoppegarten<br />

Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />

Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />

der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />

RA Beate Zimmermann, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />

Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />

80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Spoerel, im Verlag,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Print: 360,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

ePaper: 360,– €<br />

Einzelheft Print: 39,– €<br />

Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />

Einzelheft ePaper: 39,– €<br />

Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

März 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 365


INFORMATION<br />

Termine<br />

##<br />

47. ESSENER TAGUNG für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />

19.–21.03.2014, Essen<br />

Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen, Dr. Verena Kölling,<br />

Tel. (0241) 80-25214, Fax (0241) 80-22970, E-Mail: et@isa.rwth-aachen.de, www.essenertagung.de<br />

##<br />

analytica 2014 – Internationale Fachmesse für Instrumentelle Analytik, Labortechnik und<br />

Biotechnologie mit analytica Conference<br />

01.–04.04.2014, München<br />

Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel. (089) 949-20720, Fax (089) 949-20729,<br />

E-Mail: info@messe-muenchen.de, www.messe-muenchen.de<br />

##<br />

Vorübergehend unkultivierbar – Wie Pathogene in der Trinkwasser-Installation der Überwachung<br />

entgehen können<br />

02.04.2014, Bonn<br />

Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, AG Medizinische Geographie & Public<br />

Health, Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn, E-Mail: Heike.Mueller@ukb-uni-bonn.de<br />

##<br />

Tube – Internationale Rohr-Fachmesse<br />

07.–11.04.2014, Düsseldorf<br />

Messe Düsseldorf GmbH, Messeplatz, 40474 Düsseldorf, Tel. (0211) 4560-01, Fax (0211) 4560-668,<br />

www.messe-duesseldorf.de<br />

##<br />

Hannover Messe<br />

07.–11.04.2014, Hannover<br />

Deutsche Messe, Messegelände, 30521 Hannover, Tel. (0511) 89-0, Fax (0511) 89-32626, E-Mail: info@messe.de,<br />

www.hannovermesse.de<br />

##<br />

rbv-Jahrestagung<br />

03.–05.05.2014, München<br />

Rohrleitungsbauverband e. V., Marienburger Straße 15, 50968 Köln, www.rohrleitungsbauverband.de<br />

##<br />

IFAT – Weltmesse für <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>-, Abfall & Rohstoffwirtschaft<br />

05.–09.05.2014, München<br />

Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel. (089) 949-11358, Fax (089) 949-11359,<br />

E-Mail: info@ifat.de, www.ifat.de<br />

##<br />

Grundwasser-Monitoring und Datenmanagement<br />

05.-06.06.2014, Dresden<br />

Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />

E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />

##<br />

Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Praxiskurs<br />

25.06.06.2014, Dübendorf ZH<br />

Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />

http://www.pusch.ch<br />

##<br />

Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Planungskurs<br />

26.06.06.2014, Dübendorf ZH<br />

Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />

http://www.pusch.ch<br />

##<br />

Grundwasserabsenkung im Bauwesen<br />

25.09.2014, Dresden<br />

Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />

E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuelle<br />

März 2014<br />

366 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

Eintrag Ihres Unternehmens<br />

Inge Spoerel<br />

Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />

Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

spoerel@di-verlag.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung


2014<br />

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Armaturen<br />

Absperrarmaturen<br />

Be- und Entlüftungsrohre<br />

Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie


2014<br />

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Korrosionsschutz<br />

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<strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>


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Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />

Rohrleitungen<br />

Kunststoffschweißtechnik<br />

Schachtabdeckungen


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<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

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<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Sonderbauwerke<br />

Öffentliche Ausschreibungen


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

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<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

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www.unger-ingenieure.de<br />

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<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

ISO 9001<br />

ISO 14001<br />

SCC p<br />

BS OHSAS 18001<br />

FPAL<br />

GW 11<br />

GW 301<br />

• G1: st, ge, pe<br />

• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />

GW 302<br />

• GN2: B<br />

FW 601<br />

• FW 1: st, ku<br />

G 468-1<br />

G 493-1<br />

G 493-2<br />

W 120<br />

WHG<br />

AD 2000 HP 0<br />

ISO 3834-2<br />

DIN 18800-7 Klasse E<br />

DIN EN 1090<br />

DIN EN ISO 17660-1<br />

Ö Norm M 7812-1<br />

TRG 765<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.<br />

Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20131014.indd 1 21.11.2013 15:15:49


| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />

Firma<br />

Seite<br />

Analytica, Messe München GmbH, 81823 München 285<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, 45342 Essen 273<br />

Berlin-Brandenburger Brunnentage 2014, pigadi GmbH, 12053 Berlin<br />

Beilage<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, 14052 Berlin 273<br />

Huber SE, 92334 Berching 241<br />

IFAT 2014 Messe München GmbH, 81823 München<br />

4. Umschlagseite<br />

Jung Pumpen GmbH, 33803 Steinhagen 277<br />

Klinger GmbH, 65503 Idstein 255<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, 41564 Kaarst 318<br />

NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH, 84478 Waldkraiburg 321<br />

Siberia Expo, 630099 Novosibirsk, Russia 315<br />

Siemens AG, Industry Sector, 90475 Nürnberg<br />

wat 2014 ,DVGW,Deutscher Verein des Gas-und <strong>Wasser</strong>faches e.V.,53123 Bonn<br />

Titelseite<br />

2. Umschlagseite<br />

Water Sofia, Bulgarreklama Agency Ltd., 1784 Sofia, Bulgarien 319<br />

WDT Werner Dosiertechnik GmbH & Co. KG, 86637 Wertingen 259<br />

Zweckverband Bodensee <strong>Wasser</strong>versorgung, 70563 Stuttgart-Vaihingen 305<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 367–372<br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2014<br />

Ausgabe April 2014 Mai 2014 Juni 2014<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

22.04.2014<br />

31.03.2014<br />

16.05.2014<br />

24.04.2014<br />

Themenschwerpunkt Messe-Special IFAT 2014 IT in der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

Hard- und Software<br />

• Geräte für den Außeneinsatz<br />

• Geoinformationssysteme<br />

• Kanalnetzberechnung<br />

• Planungs-Tools<br />

• Abrechnungssysteme<br />

• Software für <strong>Wasser</strong>labore<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

und zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

Water Sofia – Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Infrastruktur der<br />

Leitungsnetze,<br />

Sofia (Bulgarien) – 28.05.-30.05.2014<br />

IFAT,<br />

München – 05.05.-09.05.2014<br />

10. Internationale Geothermiekonferenz,<br />

Freiburg – 14.05.-16.05.2014<br />

AQUATECH India,<br />

New Delhi (Indien) – 06.05.-08.05.2014<br />

GIWEH,<br />

Antalya (Türkei) – 13.05.-15.05.2014<br />

Kongress und Fachmesse Gas <strong>Wasser</strong><br />

(124. ÖVGW-Jahrestagung),<br />

Linz (Österreich) – 21.05.-22.05.2014<br />

17.06.2014<br />

26.05.2014<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Produkte und Verfahren<br />

• Regenwassernutzung<br />

• Entwässerungssysteme<br />

• Misch- und Trennkanalisation<br />

• Dezentrale Regenwasserbehandlung<br />

• Regenwasserspeicherung und<br />

-versickerung<br />

• Reinigungssysteme für Straßenabläufe,<br />

Metalldachfilter, Filtersysteme<br />

ECWATECH – Intern. Exhibition and<br />

Conference Water,<br />

Moskau (Russland) – 03.06.-06.06.2014<br />

11. Kanalbautage,<br />

Braunschweig – 24.06.2014<br />

Nürnberger <strong>Wasser</strong>wirtschaftstag,<br />

Nürnberg – 26.06.2014<br />

Änderungen vorbehalten


Willkommen in der Zukunft<br />

der Umwelttechnologien<br />

Jetzt online registrieren!<br />

Bis zu 30 % sparen und<br />

schneller Messezutritt vor Ort!<br />

www.ifat.de/tickets<br />

5. – 9. Mai 2014<br />

Weltleitmesse für <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>-,<br />

Abfall- & Rohstoffwirtschaft<br />

Seien Sie mit dabei, wenn sich auf der IFAT 2014 die gesamte Branche der<br />

Umwelttechnologien in München versammelt. Erleben Sie innovative Produkte<br />

und zukunftsweisende Strategien. Profitieren Sie von unserem exklusiven<br />

Rahmenprogramm und der Gelegenheit für internationales Networking.<br />

Besuchen Sie auch die Auslandsmessen der IFAT<br />

20. – 22. Mai 2014 9. – 11. Oktober 2014<br />

www.ie-expo.com<br />

www.ifat-india.com<br />

MESSE MÜNCHEN | www.ifat.de | info@ifat.de<br />

Tel. (+49) 89 949 - 11358 | Fax (+49) 89 949 - 11359

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