gwf Wasser/Abwasser gwf Wasser/Abwasser (Vorschau)
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3/2014<br />
Jahrgang 155<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399
INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />
GASFACHLICHE &<br />
WASSERFACHLICHE<br />
AUSSPRACHETAGUNG<br />
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2014 in Karlsruhe<br />
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Gas-/<strong>Wasser</strong>-Fachmesse<br />
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| STANDPUNKT |<br />
Wohin mit dem Niederschlagswasser?<br />
Niederschläge verteilen sich in Deutschland<br />
regional sehr unterschiedlich. Dabei<br />
liegen niederschlagsreiche und niederschlagsarme<br />
Gebiete oftmals geografisch sehr<br />
nah beisammen. Der Umgang mit Niederschlagswasser<br />
muss regional also unterschiedlich gehandhabt<br />
werden. Bei der Planung der <strong>Abwasser</strong>infrastruktur<br />
und ihres Betriebes gelten zwei<br />
Prämissen: Mit den jeweils vor Ort abgestimmten<br />
Maßnahmen müssen wir einen optimalen Gewässerschutz<br />
erreichen. Gleichzeitig müssen<br />
diese Maßnahmen wirtschaftlich sein.<br />
Das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz enthält bereits Vorgaben<br />
zur Niederschlagswasserbewirtschaftung:<br />
Niederschlagswasser soll ortsnah versickert oder<br />
getrennt gesammelt und in Gewässer eingeleitet<br />
werden. Dabei soll die Einleitung dem Stand<br />
der Technik entsprechen. Die Bundesregierung<br />
plant, diesen Stand der Technik bundesweit einheitlich<br />
festzulegen. Demnach soll geregelt werden,<br />
dass die Verunreinigung des Niederschlagswassers<br />
zu vermeiden beziehungsweise die<br />
Schadstofffracht zu verringern ist. Gering oder<br />
mäßig belastetes Niederschlagswasser soll gar<br />
nicht erst mit hochbelastetem Niederschlagswasser<br />
vermischt werden können und das existierende<br />
Mischsystem soll mit Ausnahmen wegfallen.<br />
Zudem sollen für die Trennkanalisation<br />
Emissions- und Immissionsanforderungen festgelegt<br />
werden. Im Ergebnis müssten kommunale<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorger stark verschmutztes Niederschlagswasser<br />
gegebenfalls behandeln.<br />
Der Verband kommunaler Unternehmen<br />
(VKU) plädiert im Zusammenhang mit der Festlegung<br />
erhöhter Anforderungen an die Niederschlagswasserbehandlung<br />
dafür, einen praktikablen<br />
und bewährten Ansatz auf Basis bestehender<br />
technischer Regelwerke einzuführen.<br />
Emissionsgrenzwerte sind nicht umsetzbar,<br />
weshalb wir sie ablehnen. Die bestehenden<br />
Regeln der Technik reflektieren schon jetzt den<br />
Anspruch der ökologischen Nachhaltigkeit an<br />
jedwede Entwässerungslösung und berücksichtigen<br />
neben den Herkunftsflächen der Niederschlagswasserabflüsse<br />
auch die Aufnahmefähigkeit<br />
der Gewässer. Aus VKU-Sicht kann<br />
durch eine etwaige bundeseinheitliche Regelung<br />
zur Niederschlagswasserbehandlung dieses<br />
Ziel nicht besser erreicht werden. Es darf zudem<br />
keine Verpflichtung zu wirtschaftlich unver -<br />
hältnismäßigen Maßnahmen der Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />
geben. Die Kosten, die<br />
durch erhöhte Anforderungen an die Niederschlagswasserbeseitigung<br />
entstehen, können<br />
nicht alleine den Beitrags- und Gebührenzahlern<br />
zur Last gelegt werden. Vielmehr sollten<br />
etwaige Maßnahmen zur Niederschlagswasserbehandlung<br />
durch finanzielle Anreize gefördert<br />
werden. Hierzu zählen entsprechende Förderprogramme<br />
von Bund und Ländern sowie die<br />
Verrechenbarkeit mit der <strong>Abwasser</strong>abgabe.<br />
Fakt ist, dass die Bewirtschaftung des Niederschlagswassers<br />
kommunale <strong>Abwasser</strong>entsorger<br />
vor wachsende Herausforderungen stellt.<br />
Kommunale Unternehmen investieren jährlich<br />
mehrere Milliarden Euro in den Ausbau und die<br />
Sanierung der <strong>Abwasser</strong>netze. Davon geht ein<br />
erheblicher Anteil in die Niederschlagswasserinfrastruktur.<br />
Die finanziellen Mittel in den Kommunen<br />
und ihren Unternehmen sind jedoch<br />
begrenzt. Somit kommt der Auswahl, welche<br />
Maßnahmen letztlich zur Bewirtschaftung des<br />
Niederschlagswassers umgesetzt werden, eine<br />
besondere Bedeutung zu. Zur Behandlung von<br />
Niederschlagswasser kommen verschiedene<br />
Verfahren infrage. Diese reichen von einfachen<br />
bis komplexen Sedimentationsanlagen (z. B. Nassgullys,<br />
Regenklärbecken) bis zu einfachen und<br />
komplexen Filtrations- und Sorptionsanlagen<br />
(z. B. Filtersäcke, Bodenfilteranlagen, Versickerungs<br />
anlagen). In Boden filteranlagen und Versickerungsanlagen<br />
findet zusätzlich ein biochemischer<br />
Abbau von <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen statt.<br />
Die Broschüre „Niederschlagswasserbehandlung<br />
von kommunalen Unternehmen“ des VKU<br />
gibt einen Überblick über die rechtlichen und<br />
technisch-planerischen Rahmenbedingungen.<br />
Sie soll in Form einer Orientierungshilfe als Basis<br />
für die weitergehende Befassung mit der Thematik<br />
Niederschlagswasser behandlung dienen.<br />
Dr. Michael Beckereit<br />
Vizepräsident <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />
Verband kommunaler Unternehmen (VKU), Berlin<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 237
| INHALT<br />
|<br />
© freni, pixelio.de<br />
Mit einer analytischen Berechnungsmethodik lassen sich<br />
die Auswirkungen von Grund wasserwärmepumpen auf die<br />
Grundwassertemperaturen ermitteln.<br />
Ab Seite 330<br />
In einem Trinkwasserwerk der RheinEnergie AG, Köln, wurde<br />
der DVGW-Hinweis W 1001„Sicherheit in der Trinkwasserversorgung<br />
– Risikomanagement im Normalbetrieb“ umgesetzt.<br />
Ab Seite 340<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
330 R. Sitzenfrei und W. Rauch<br />
Anwendungsgrenzen einfacher<br />
analytischer Lösungen zur<br />
Bestimmung von Temperaturanomalien<br />
im Grundwasser<br />
Limits of Application for Simple Analytical<br />
Solution to Assess Temperature Plumes in<br />
Groundwater<br />
340 S. Sturm et al.<br />
Umsetzung des DVGW-Hinweises<br />
W 1001 in einem <strong>Wasser</strong>werk der<br />
RheinEnergie, Köln<br />
Implementation of DVGW Guideline W 1001 at a<br />
RheinEnergie Waterworks (Cologne)<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
350 W. Meyer, J. Barth und R. Otterpohl<br />
Potenzial der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung von Kläranlagenablauf in<br />
Deutschland<br />
Potential Agricultural Use of Secondary<br />
Municipal Effluent in Germany<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
279 <strong>Wasser</strong>forschung und -lehre am Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT)<br />
280 Porträt<br />
288 Institut und Forschungsbereiche<br />
302 Kooperationen<br />
März 2014<br />
238 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INHALT |<br />
© Daniel Schwen, Wikipedia.de<br />
Abschätzung des Nutzungspotenzials und der<br />
Eignung von Kläranlagenablauf zur vollständigen<br />
oder teilweisen Substitution von Bewässerungswasser<br />
in der Landwirtschaft. Ab Seite 350<br />
Netzwerk Wissen: <strong>Wasser</strong>forschung und -lehre am Karlsruher Institut<br />
für Technologie (KIT). Ab Seite 279<br />
Fokus<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
242 Mit der „richtigen“ Flocke zu mehr Effizienz<br />
245 Iso-Disc Scheibenfilter ebnet den Weg<br />
zu qualitativ hochwertigem und<br />
wieder verwendbarem <strong>Abwasser</strong><br />
246 Klärschlamm – eine globale Herausforderung<br />
248 Mikrobiologische Kontrolle für Prozessstabilität<br />
– Direkte Analyse von<br />
nitrifizierenden Bakterien<br />
249 Umweltbelastung durch Weichmacher in<br />
Aufwuchsträgern für die biologische<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
250 Modernisierung eines auf AEG-Technik<br />
basierenden Regenüberlaufbeckens<br />
253 Motormanagement – kompakter Aufbau,<br />
flexibel einstellbare Schutz- und Über -<br />
wachungsfunktionen, komfortables<br />
Engineering<br />
256 ABEL SH-Feststoffpumpen fördern<br />
entwässerten Klärschlamm durch eine<br />
300 m lange Rohrleitung-Kläranlage in<br />
Guangzhou, China<br />
258 Wenn Pumpen trockenlaufen und verschlammen:<br />
Oberflächensauger einsetzen<br />
260 Neue Druckrohrleitung auf FLOWTITE<br />
GFK-Rohren überzeugt in Wilhelmshaven<br />
263 Instandsetzungsmörtel für hochgradig<br />
beanspruchte <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
266 Energieoptimierungen auf der<br />
Verbands kläranlage Biberach/Baden –<br />
Die energie neutrale Kläranlage<br />
275 Die Kreislaufführung von Prozesswasser<br />
sichert die Gewinne von morgen<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
306 Wupper im Wandel: Projekte und<br />
Entwicklungen des Wupperverbandes<br />
308 UDE-Studie: Fremde Arten steigern<br />
Infektionsrate in Ägypten – Eindringlinge<br />
helfen Parasiten<br />
309 Erfolgreiche Renaturierung von Gewässern:<br />
Das biologische Umfeld ist entscheidend<br />
311 THW beendet Philippinen-Einsatz – Taifun<br />
„Haiyan“ verursachte schwere Schäden<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 239
| INHALT<br />
|<br />
Im Fokus: Produkte und Verfahren zur effektiven<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung. Ab Seite 242<br />
Nachrichten aus der <strong>Wasser</strong>branche.<br />
Ab Seite 306<br />
312 Zukunftstechnologie Aquaponik:<br />
Tomatenfisch springt in internationale<br />
Gewässer<br />
313 Gegen Durst und Dürre – TU-Verbundprojekt<br />
„MARSOL“<br />
314 <strong>Wasser</strong>versorger können bis zu 25 Prozent<br />
ihrer Stromkosten sparen<br />
316 Begründete Dächer – Grüne Oase auf<br />
dem Dach<br />
Veranstaltungen<br />
318 Leitungsbau und grabenlose Bauverfahren<br />
auf der WASSER BERLIN INTERNATIONAL<br />
2015<br />
318 Sicherheit im Labor hat höchste Priorität<br />
– Neue Sonderschau auf der analytica<br />
München<br />
Leute<br />
320 Bert Bosseler zum Honorarprofessor<br />
ernannt<br />
320 Volker Meyer wird neuer Geschäftsführer<br />
für den Bereich <strong>Wasser</strong> und Rohrleitungen<br />
der figawa<br />
Recht und Regelwerk<br />
322 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
327 Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
328 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
Praxis<br />
358 Grabenlose Verlegung – Kurvenvortrieb mit<br />
HOBAS Rohren in Paris<br />
359 Erfolgreicher Einsatz in Niederdorf (CH):<br />
Rehabilitation einer Trinkwasserleitung<br />
DN 200<br />
Produkte und Verfahren<br />
362 Eingriffsfrei arbeitende Ultraschalldurchflussmesser<br />
sparen Zeit und<br />
Kosten<br />
363 Referenz-Drucktransmitter – Stand<br />
der Druckmesstechnik neu definiert<br />
364 TOC-Analysator fürs Grobe<br />
321 Georg Wulf neuer Vorstand des<br />
Wupper verbandes<br />
März 2014<br />
240 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Headworks allg_Layout 1 25.02.14 15:39 Seite 1<br />
| INHALT |<br />
Baustellenberichte: Kurvenvortrieb in Paris und<br />
Rehabilitation einer Trinkwasserleitung DN 200 in<br />
der Schweizer Gemeinde Niederdorf. Ab Seite 358<br />
Information<br />
365 Impressum<br />
366 Termine<br />
Beste Vorreinigung<br />
in jedem Fall<br />
Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />
– pigadi GmbH, Berlin<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> April 2014<br />
u. a. mit diesen Fachbeiträgen:<br />
• Biozidrecht und Trinkwasserdesinfektion –<br />
Ein Überblick<br />
• <strong>Wasser</strong>zähler auf dem Prüfstand –<br />
Sind die vorgeschriebenen Eichfristen noch<br />
zeitgemäß?<br />
• Rohrleitungssysteme kein Auslaufmodell –<br />
Beim 28. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
standen Hybridnetze im Fokus<br />
• Im Fokus: Messespecial IFAT 2014<br />
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Anzeigenschluss: 31.03.2014<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 241
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Mit der „richtigen“ Flocke zu mehr Effizienz<br />
Separation: hohe Entwässerungsleistungen<br />
durch gezielte Flockung.<br />
Mit einer neuartigen Konditionierungstechnik<br />
für polymerinitiierte<br />
Flockungsvorgänge kann<br />
für jeden Trennprozess die Flockenstruktur<br />
optimiert und somit die<br />
Effizienz um bis zu 30 % gesteigert<br />
werden. Anwendung findet die<br />
Technologie bisher in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />
(Klär- und Biogaswerke), zur<br />
Schlammbehandlung (bspw. Bohrwasseraufreinigung)<br />
und in der Deponiesickerwasserreinigung.<br />
Durch<br />
Kombination des zweistufigen Verfahrens<br />
mit vier Freiheitsgraden<br />
und den marktverfügbaren Trennaggregaten<br />
kommt es neben der<br />
Er höhung der Separationsleistung<br />
zu einer signifikanten Reduzierung<br />
des Polymerverbrauchs.<br />
In der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
sind polymer-initiierte Eindick- und<br />
Entwässerungsprozesse seit langer<br />
Zeit ein zentraler Bestandteil der<br />
Verfahrensführung. In jüngerer Zeit<br />
werden Flockungsprozesse auch<br />
zunehmend in anderen Bereichen<br />
genutzt, um aus einem Medium<br />
bestimmte Inhaltsstoffe abtrennen<br />
zu können, so z. B. in der Papierindustrie.<br />
Geschichtlich bedingt lag<br />
das bisherige Augenmerk primär<br />
auf den Separationmaschinen selber.<br />
Im Regelfall wenig Beachtung<br />
findet jedoch die Erzeugung der<br />
richtigen Flocke für den Separationsprozess.<br />
Einstufige oder statische<br />
Mischer sind in Hinsicht auf die<br />
Flockenausprägung nur begrenzt<br />
zu regeln; daher ist eine reproduzierbare<br />
Flockenstruktur nur sehr<br />
schwer realisierbar. Schwächen in<br />
der Flockenerzeugung werden durch<br />
Überdosierung des Flockungshilfsmittels<br />
kompensiert.<br />
Für die Effizienz von Separationsprozessen,<br />
wie Filtrationen oder<br />
Trennungen im Schwerefeld, hat<br />
neben der eigentlichen eingesetzten<br />
Trenntechnik die Konditionierung<br />
des Mediums einen entscheidenden<br />
Einfluss auf das Ergebnis. Unter<br />
Konditionierung wird hierbei die<br />
Vorbereitung des Mediums für den<br />
Trennprozess verstanden. Für die<br />
Konditionierung finden in <strong>Abwasser</strong>anwendungen<br />
sehr häufig organische<br />
Flockungshilfsmittel Anwendung.<br />
Die Zugabe dieser organischen<br />
Polymere bewirkt eine Flockung der<br />
kolloidalen Bestandteile der Medien.<br />
Dabei werden die erzielten Flockenstrukturen<br />
sehr stark davon beeinflusst,<br />
wie die Einbringung des<br />
Konditionierungshilfsmittels in den<br />
Schlamm erfolgt.<br />
Um diese bisherigen Nachteile<br />
und Schwächen aufzuheben und<br />
eine regelbare und reproduzierbare<br />
Flockenstruktur erzeugen zu können,<br />
wurde ein neuartiger zweistufiger<br />
Flockungsreaktor, der FlocFormer,<br />
entwickelt.<br />
Flocculation Engineering<br />
Voraussetzung für hohe Trennleistung<br />
ist die Konzentration und das<br />
möglichst vollständige Zusammenfügen<br />
der abzutrennenden kolloidalen<br />
Inhaltsstoffe in mechanisch<br />
belastbare und somit gut filtrierbare<br />
Flockenstrukturen. Hierbei sollte<br />
insbesondere Augenmerk auf das<br />
Einbinden von Feinstpartikeln in die<br />
Flockenstruktur gelegt werden.<br />
Konventionelle Konditionierungstechnik<br />
ist i. d. R. nicht in der Lage,<br />
dieser Anforderung zu genügen.<br />
Die Einmischung des Polymers in<br />
FlocFormer,<br />
Größe 5L für<br />
die Behandlung<br />
von bis<br />
zu 36 m³<br />
Medium/h.<br />
Fließschema der zweistufigen<br />
Konditionierung.<br />
März 2014<br />
242 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
einstufige Inline-Mischer oder statische<br />
Mischapparaturen ist aufgrund<br />
der geringen Zahl an Stellgliedern<br />
nur wenig effektiv. Beim Inline-<br />
Mischer lässt sich lediglich die<br />
Umdrehungsgeschwindigkeit des<br />
Rührwerks regeln. Die Bildung einer<br />
Flockenstruktur, die einer bestimmten<br />
Größe und gleichzeitig einer<br />
bestimmten Stabilität bedarf, ist<br />
hiermit nicht möglich. Die Durchmischungsintensität<br />
im statischen<br />
Mischer ist direkt abhängig vom<br />
fließenden Volumenstrom. Eine<br />
Änderung der Mischcharakteristik<br />
lässt sich bei festgelegtem Volumenstrom<br />
dementsprechend nicht realisieren.<br />
Durch Flocculation Engineering<br />
können die bestimmenden<br />
Faktoren der Konditionierung, wie<br />
bspw. Verweilzeit, Energieeintrag in<br />
den Teilschritten des Prozesses sowie<br />
der Verbrauch des Flockungshilfsmittels,<br />
gezielt gesteuert werden.<br />
Mit dem neuartigen zweistufigen<br />
Flockungsverfahren besteht nun<br />
die Möglichkeit, die Teilprozesse<br />
Flockenentstehung und Flockenausprägung<br />
separat zu beeinflussen.<br />
Teststellung<br />
Kläranlage<br />
(Dekanter)<br />
im Juni 2013:<br />
TR-Steigerung.<br />
Teststellung<br />
Kläranlage<br />
(Dekanter) im<br />
Juni 2013:<br />
Er höhung des<br />
Entwässerungsgrades.<br />
Der Flockungsreaktor<br />
Der Flockungsvorgang wird in einem<br />
zweistufigen Reaktor mit vier<br />
Freiheitsgraden durchgeführt. Zunächst<br />
wird in einem Mischer das<br />
Flockungshilfsmittel homogen unter<br />
turbulenten Bedingungen in das<br />
Medium eingebracht. Es findet eine<br />
Totalflockung statt. Anschließend<br />
werden die zu diesem Zeitpunkt<br />
großvolumigen und scherinstabilen<br />
Flocken in einem Flockenformungsreaktor<br />
gezielt erodiert, kompaktiert<br />
und für die Separation optimiert<br />
ausgeprägt.<br />
Als Flockenformungsreaktor dient<br />
ein modifizierter Kegelrührer. Ein<br />
innerer Kegel rotiert koaxial in<br />
einer äußeren Kegelschale. Die<br />
Strömungsverhältnisse im Kegelspalt<br />
sind nicht konstant, sondern<br />
ändern sich mit der axialen Position<br />
im Kegel. An der Kegelbasis treten<br />
aufgrund des größeren Durchmessers<br />
höhere Umfangsgeschwindigkeiten<br />
auf als in der Nähe<br />
der Kegelspitze. Diese spezifischen<br />
Strömungsverhältnisse ermöglichen<br />
die Koexistenz von laminaren und<br />
laminar-zellularen Strömungszuständen<br />
in einem Apparat.<br />
Der Umschlagpunkt von der<br />
laminaren in die laminar-zellulare<br />
Strömung wird beim Kegelrührer<br />
vornehmlich von der auftretenden<br />
Rotationsgeschwindigkeit sowie von<br />
den Radienverhältnissen im Kegelspalt<br />
bestimmt. Zusätzlich zur<br />
Änderung der Rotationsgeschwindigkeit<br />
kann der innere Kegel im<br />
äußeren Kegel axial verschoben<br />
werden. Auf diese Weise wird<br />
Einfluss auf die Radienverhältnisse<br />
im Kegelrührer genommen. Der<br />
Betriebspunkt des Rührers kann<br />
durch Änderungen der Rotationsgeschwindigkeit<br />
und der Spaltweite<br />
bewusst, beispielsweise an höhere<br />
Volumenströme oder Massenströme,<br />
angepasst werden. Ein optimiertes<br />
Strömungsregime wird auf diese<br />
Weise sichergestellt. Als zusätzliche,<br />
weiterreichende Einflussgröße wird<br />
neben der perikinetischen und der<br />
orthokinetischen Flockung der<br />
Effekt der mechanischen Synerese<br />
im Flockenformungsreaktor genutzt,<br />
um eine Pelletierungsflockung zu<br />
realisieren. Durch das Abrollen der<br />
Flocken auf den Flächen der Kegel<br />
werden lokale, ungleichmäßige,<br />
äußere mechanische Kräfte auf die<br />
Flocken aufgebracht, die dadurch<br />
verdichtet werden. Die Endprodukte<br />
der zweistufigen Konditionierung<br />
sind Flockenpellets. Diese Pellets<br />
lassen sich sehr gut entwässern<br />
oder separieren. Aufgrund der<br />
vier verschiedenen Freiheitsgrade<br />
können spezifische Flocken für<br />
die unterschiedlichsten Separationsmaschinen<br />
und Medien erzeugt<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 243
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Teststellung<br />
Kläranlage<br />
(Dekanter) im<br />
Juni 2013:<br />
Reduzierung<br />
der Kosten/a.<br />
werden. Die gewünschte Flockenstruktur<br />
ändert sich von Maschinentyp<br />
zu Maschinentyp genauso<br />
wie von Medium zu Medium.<br />
Optional kann auch ein Flockungssensor<br />
zur Charakterisierung der<br />
Flockenstruktur ein gesetzt werden.<br />
Der photooptische Sensor berechnet<br />
aus einer Flockengrößenverteilung<br />
spezifische Pa rameter, die<br />
Rückschlüsse auf die Separationseigenschaften<br />
des geflockten Mediums<br />
ermöglichen.<br />
Die Ergebnisse<br />
Aufgrund der gezielten zweistufigen<br />
Konditionierung wird die Abtrennleistung<br />
auf filtrierenden Maschinen<br />
wie Bandfilter, Trommelsiebe, Kammerfilterpressen,<br />
Schneckenpressen<br />
etc. deutlich erhöht. Durch die<br />
bereitgestellte kompakte Flockenstruktur<br />
findet die primäre Filtra tion<br />
sehr viel schneller statt und durch<br />
die robuste Struktur der Flocken<br />
kann während der Filtration oder<br />
des Pressens lange Zeit aus dem<br />
Filterkuchen Hohlraumwasser abgegeben<br />
werden. Als zusätzlicher<br />
Effekt ist eine Verminderung der eingesetzten<br />
Polymermenge möglich,<br />
da im vorgestellten Konditionierungsreaktor<br />
das Polymer optimal mit<br />
dem Medium vermengt wird. Das<br />
Polymer kann seine Wirkung voll<br />
entfalten, eine Überdosierung ist<br />
nicht mehr nötig.<br />
Am Beispiel von Bandfilterpressen<br />
lässt sich der vorteilhafte Filtrationseffekt<br />
gut veranschaulichen. Die<br />
Bandfilterpresse unterteilt sich in<br />
die Bereiche Schwerkraftfiltration<br />
(Vorentwässerung) und gegebenenfalls<br />
mehreren Druckpresszonen.<br />
Die gebildeten Flocken werden im<br />
Zulauf der Schwerkraftfiltration aufgegeben.<br />
Hier seihert die flüssige<br />
Phase sehr schnell sehr weitreichend<br />
ab. Dies hat zur Folge, dass<br />
die Bandgeschwindigkeit der Filterpresse<br />
reduziert werden kann. Dadurch<br />
wird eine längere Verweilzeit<br />
Vorteile des Prozesses in Kürze:<br />
• Reduzierte Entsorgungskosten durch verminderte Klärschlammmenge<br />
und höheren TS-Gehalt<br />
Einsparungen im Polymerverbrauch, geringere Betriebskosten<br />
Erhöhung der Prozess-Sicherheit<br />
bessere Filtratqualität, verminderte Rückbelastung<br />
Plug-and-Play-Konzept<br />
geringe Amortisationszeiten<br />
einsetzbar in Kombination mit allen gängigen Trennprozessen<br />
• einfache Nachrüstung bestehender Prozesse durch kompakte Bauweise<br />
in der Presse realisiert; das führt<br />
zu einem höheren Entwässerungsergebnis.<br />
Unterstützt wird dies durch<br />
die scherstabile Flockenstruktur.<br />
In Abhängigkeit vom Anwendungsfall<br />
wird eine Erhöhung der<br />
Separationsleistung oder Entwässerungsleistung<br />
um 10 bis 20 %, eine<br />
Verminderung der Polymermenge<br />
um 25 % und eine Verbesserung der<br />
Filtratqualität um wiederum 10 bis<br />
20 % erzielt.<br />
Auch die Separationsleistung<br />
von Zentrifugen lässt sich durch die<br />
externe, vorgeschaltete Konditionierung<br />
steigern. Voraussetzung hierfür<br />
ist, dass die gebildeten Flocken<br />
über eine hohe Stabilität verfügen.<br />
Die neuartige Konditionierungstechnik<br />
hat sich bis dato in über<br />
70 Betriebsversuchen bewährt.<br />
Der Schwerpunkt der bisherigen<br />
Anwendungen lag in der <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Im kommunalen Klärschlammbereich<br />
konnten die Entwässerungsleistungen<br />
von Kammerfilterpressen,<br />
Trommelsieben,<br />
Schneckenpressen, Bandfilterpressen,<br />
Bucherpressen und Dekantern<br />
verbessert werden. Neben der Erhöhung<br />
der Entwässerungsleistung<br />
kann im Regelfall auch der Polymerverbrauch<br />
signifikant reduziert<br />
werden. Zur Abtrennung des CSB<br />
wird das zweistufige Flockungs verfahren<br />
ökonomisch in der De poniesickerwasserbehandlung<br />
eingesetzt.<br />
Weitere Anwendungen sind überall<br />
dort denkbar, wo durch Polymere<br />
geflockt wird. Dies können beispielsweise<br />
Papierindustrie, Fruchtsaftherstellung,<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungen,<br />
Schlammaufbereitungen und<br />
Eindickungen sein.<br />
Kontakt:<br />
aqua-engineering GmbH,<br />
Lange Straße 53,<br />
D-38685 Langelsheim,<br />
Tel. (05326) 92977-0,<br />
Fax (05326) 92977-10,<br />
E-Mail: info@aquen.de,<br />
www.aquen.de<br />
März 2014<br />
244 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Iso-Disc Scheibenfilter ebnet den Weg zu qualitativ<br />
hochwertigem und wiederverwendbarem <strong>Abwasser</strong><br />
Hochwertige schwerkraftgetriebene Filtration für kommunale und industrielle<br />
Anwendungen<br />
Beim Iso-Disc Scheibenfilter von<br />
Alfa Laval handelt es sich um ein<br />
besonders einfaches und robustes<br />
Filter-Design, das ideal in einer Vielzahl<br />
von kommunalen und industriellen<br />
Filtrations-Set-ups eingesetzt<br />
werden kann. Die Einsatzbereiche<br />
umfassen u. a. die tertiäre Filtration,<br />
Prozessströme, Oberflächenwasseraufbereitung<br />
und viele andere Filtrationsarten,<br />
bei denen die Wiederverwendung<br />
von <strong>Wasser</strong> gefragt ist.<br />
Der Iso-Disc Scheibenfilter wurde<br />
für kontinuierliche schwerkraftgetriebene<br />
Prozesse entwickelt. Das<br />
feste Filtermaterial wird hierbei mit<br />
einem Rückspül-System kombiniert,<br />
das durch eine SPS-Einheit oder ein<br />
Relais-Bedienfeld gesteuert wird. Es<br />
kann in Betonkonstruktionen, beschichteten<br />
Stahltanks, Stahltanks<br />
sowie anderen geeigneten Behältern<br />
installiert werden.<br />
Neues Produkt, erprobte<br />
und bewährte Technologie<br />
Iso-Disc ist ein völlig neues Produktpaket<br />
von Alfa Laval. Es basiert jedoch<br />
auf erprobten und bewährten Technologien<br />
aus dem Hause Ashbrook<br />
Simon-Hartley, ein Unternehmen, das<br />
von Alfa Laval im Jahr 2012 gekauft<br />
wurde.<br />
Außergewöhnliche Leistung<br />
Bei dem Scheibenfilter können Feststoffe<br />
bis zu einer „Größe“ von nur<br />
10 Mikrometern gefiltert werden,<br />
ohne dass die Installation einer<br />
Filtermatte oder verlängerte Einlaufzeiten<br />
nötig wären. Dabei wird<br />
ein hochreines Filtrat ermöglicht,<br />
das wiederverwendet werden kann.<br />
Die im Filter verwendeten Filtermedien<br />
sind während des gesamten<br />
Prozesses vollständig eingetaucht,<br />
wodurch die Filterfläche jederzeit<br />
zu 100 % aktiv genutzt wird. Das<br />
Verfahren, bei dem der Strom den<br />
Gewebestapel von außen nach innen<br />
durchfließt, bietet eine deutlich<br />
bessere Tiefenfiltration im Vergleich<br />
zu Lösungen mit einer Strömungsführung<br />
innen/außen.<br />
Das Design sorgt in Relation<br />
zur Durchflussmenge für eine bemerkenswert<br />
kleine Stellfläche –<br />
Iso-Disc gibt Anwendern damit die<br />
Möglichkeit, auch außergewöhnliche<br />
Filtrationsleistungen bei geringerem<br />
Flächenverbrauch zu realisieren.<br />
Leicht zu warten, leicht zu<br />
reinigen<br />
Alle Komponenten, die mit Flüssigkeiten<br />
in Berührung kommen,<br />
sind aus korrosionsbeständigem<br />
Edelstahl oder nichtmetallischen<br />
Materialien hergestellt, um eine<br />
maximale Zuverlässigkeit und eine<br />
lange Lebensdauer zu gewährleisten.<br />
Das doppellagige Gewebe ermöglicht<br />
eine gründliche Reinigung<br />
bereits während der Rückspülung,<br />
bei der das gefilterte <strong>Wasser</strong> aus<br />
dem Inneren der Filterplatte genutzt<br />
wird. Falls erforderlich, kann das<br />
Filtermedium innerhalb weniger<br />
Minuten ersetzt und die Filterplatte<br />
neu installiert werden, während der<br />
Filter in Betrieb bleibt. Dies verhindert<br />
Ausfallzeiten oder eine Störung<br />
der Filtrationsleistung.<br />
Ideal für Nachrüstungen<br />
Die Vorteile des Iso-Disc-Designs<br />
stehen allen Betreibern von kommunalen<br />
und industriellen Filtrations-Set-ups<br />
zur Verfügung, die<br />
daran interessiert sind, ihre Anlagen<br />
für eine bessere Leistung und eine<br />
hochwertigere Filtration nachzurüsten.<br />
Die quadratischen oder rechteckigen<br />
Iso-Disc-Filterplatten passen<br />
problemlos in bestehende Filtertanks<br />
und Becken und erfordern als<br />
treibende Kraft nur eine 30 cm hohe<br />
<strong>Wasser</strong>säule.<br />
Weitere Produktinformationen<br />
Zusätzliche Informationen rund um<br />
Iso-Disc unter. www.alfalaval.com/<br />
industries/wastewater-treatment/<br />
product-portfolio/pages/product_<br />
portfolio.aspx<br />
Kontakt:<br />
Alfa Laval Mid Europe GmbH,<br />
Andreas Mixa,<br />
Manager Energy & Environment,<br />
Postfach 1114,<br />
D-21503 Glinde,<br />
Tel. (02236) 682 665,<br />
E-Mail: andreas.mixa@alfalaval.com,<br />
www.alfalaval.de<br />
Der neue Iso-Disc<br />
Scheibenfilter von<br />
Alfa Laval.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 245
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Klärschlamm – eine globale Herausforderung<br />
Klärbecken.<br />
Bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung in<br />
Kläranlagen fällt unweigerlich<br />
Klärschlamm als Abfallstoff an. Alleine<br />
in Deutschland sind es pro Jahr<br />
1,9 Mio. t, die kostenpflichtig entsorgt<br />
werden müssen. Das Aufkommen an<br />
kommunalem Klärschlamm dürfte in<br />
den nächsten Jahren, insbesondere<br />
in Ost-Europa, durch eine Erhöhung<br />
des Anschlussgrades an Kläranlagen<br />
stark steigen. Weltweit liegt die Menge<br />
an angefallenem Klärschlamm bei<br />
etwa 70–90 Mio. t, Tendenz steigend.<br />
Während in der Schweiz seit 2006<br />
Klärschlamm nur noch thermisch<br />
verwertet werden darf, wird bspw.<br />
in Ländern wie Griechenland oder<br />
Rumänien überwiegend die Deponierung<br />
als Entsorgungsweg gewählt.<br />
Andere Länder setzen nach wie vor<br />
stark auf die landwirtschaftliche Verwertung.<br />
Sowohl die Deponierung,<br />
als auch die landwirtschaftliche<br />
Ausbringung sind in den letzten<br />
Jahren aus ökologischen Gründen<br />
zunehmend in die Kritik geraten.<br />
Denn ein entscheidender Nachteil<br />
für diesen Entsorgungsweg ist die<br />
Schadstoffkonzentration der Klärschlämme<br />
und die damit einhergehende<br />
Belastung der Böden und<br />
Gewässer. Diese Stoffe können<br />
langfristig die Bodenfruchtbarkeit<br />
beeinträchtigen oder in die Nahrungskette<br />
gelangen und sich somit<br />
auf die Gesundheit von Menschen<br />
und Nutztieren auswirken. Neben<br />
Schwermetallen, die im Klärschlamm<br />
enthalten sind, äußern die Verantwortlichen<br />
ebenfalls Bedenken gegenüber<br />
den großen Mengen an<br />
Keimen, Arzneimittelrückständen und<br />
sonstigen teils krebserregenden Stoffen.<br />
Daher setzen immer mehr Regierungen,<br />
rund um den Globus, aus ökologischen<br />
sowie ökonomischen Gründen<br />
auf die thermische Verwertung.<br />
Nach dem Vorbild der Schweiz<br />
dürften mittelfristig auch Österreich<br />
und Deutschland zur Klärschlammverbrennung<br />
als Hauptverwertungsweg<br />
übergehen. Die Ankündigung<br />
der neuen Koalition, die Klärschlammausbringung<br />
zu Düngezwecken zu<br />
beenden, setzt ein deutliches Zeichen.<br />
Es steht außer Zweifel, dass<br />
sich die thermische Verwertung von<br />
Klärschlamm durchsetzen wird. Die<br />
thermische Schlammbehandlung und<br />
-entsorgung mit bestehenden Technologien,<br />
stellt aber nach wie vor<br />
einen hohen Kostenfaktor in der<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung dar. Kosteneinsparungen<br />
in diesem Bereich<br />
verspricht nun aber der Einsatz<br />
der hydrothermalen Carbonisierung<br />
(HTC), da dieses Verfahren für die<br />
Klärschlammbehandlung besonders<br />
gut geeignet ist, wie eine groß angelegte<br />
Studie der Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften<br />
(ZHAW) kürzlich gezeigt hat.<br />
Die hydrothermale Carbonisierung<br />
ist herkömmlichen Trocknungstechnologien<br />
für Klärschlamm sowohl<br />
bei der Energie- als auch bei der<br />
Ökobilanz überlegen. Die Studie der<br />
Zürcher Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften (ZHAW), welche durch<br />
das Schweizerische Bundesamt für<br />
Umwelt (BAFU) in Auftrag gegeben<br />
und durch die Firma AVA-CO2<br />
Schweiz AG fachlich unterstützt<br />
wurde, hat in der Zeit von 2011 bis<br />
Oktober 2013 fünf Aspekte der<br />
hydrothermalen Carbonisierung zur<br />
thermischen Verwertung von Klärschlamm<br />
detailliert untersucht:<br />
1. Mechanische und thermische<br />
Trocknungsverfahren nach der<br />
HTC (Entwässerung)<br />
2. Behandlung von HTC-Prozesswasser<br />
3. Möglichkeiten zur energetischen<br />
Verwertung der HTC-Kohle<br />
4. Rückgewinnung von Phosphor<br />
und Schwermetallen aus dem<br />
HTC-Prozess<br />
5. Ökobilanzierung der HTC im<br />
Vergleich zu herkömmlichen<br />
Entsorgungswegen<br />
Laborversuche, die bei der Zürcher<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
in Wädenswil, Schweiz,<br />
durchgeführt wurden und durch<br />
Ergebnisse der AVA-CO2 bestätigt<br />
werden konnten, zeigen, dass die<br />
Entwässerung und Trocknung durch<br />
die Karbonisierung des Schlammes<br />
erleichtert wird. Im Vergleich zur<br />
thermischen Klärschlammtrocknung<br />
reduzieren sich bei der Klärschlammentwässerung<br />
mit dem HTC-Verfahren<br />
– gemäß der ZHAW-Studie – der<br />
Wärmebedarf um bis zu 62 % und<br />
der Elektrizitätsbedarf um bis zu<br />
69 %. Dies hängt mit dem Umstand<br />
zusammen, dass die Biokohle nach<br />
dem HTC-Prozess hydrophobe Eigenschaften<br />
aufweist, was eine<br />
Entwässerung gegenüber der<br />
hydrophilen Biomasse maßgeblich<br />
vereinfacht und zu den erwähnten<br />
Einsparungen führt.<br />
Die Behandlung von HTC-Prozesswasser<br />
galt aufgrund der hohen<br />
DOC-Werte lange als die Achillesferse<br />
der HTC. Die Resultate der Studie<br />
sowie der diversen Versuche bei der<br />
AVA-CO2 Forschung GmbH zeigen<br />
nun aber deutlich, dass das modulare<br />
März 2014<br />
246 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Prozesswasseraufbereitungs-System<br />
der AVA-CO2 die vorgeschriebenen<br />
Grenzwerte einhält. Aufgrund einer<br />
intelligenten Membranlösung, welche<br />
den nach der HTC noch verbliebenen<br />
Kohlenstoffanteil im Prozesswasser<br />
wieder in den HTC-Prozess zurückführt,<br />
reduziert sich die DOC-Belastung<br />
maßgeblich und führt gleichzeitig<br />
zu einer hervorragenden<br />
Kohlenstoff-Bilanz von über 93 %.<br />
Die energetische Verwertung<br />
von Klärschlamm wird in Zukunft an<br />
Bedeutung gewinnen. Der große<br />
Vorteil der HTC besteht darin, dass<br />
die Technologie es erlaubt, aus Klärschlamm<br />
einen Brennstoff herzustellen,<br />
der in der Lage ist, fossile<br />
Brennstoffe wie z. B. Braunkohle zu<br />
ersetzen. Somit muss Klärschlamm<br />
nicht mehr kostenintensiv getrocknet<br />
und entsorgt werden. Durch die<br />
HTC kann Klärschlamm einen Teil zur<br />
globalen CO 2 -Reduktion und damit<br />
zur Energiewende beitragen. Die Versuche<br />
der Studie haben gezeigt, dass<br />
HTC-Klärschlammkohle der AVA-CO2<br />
das Potenzial hat, Stützfeuer bei<br />
Monoverbrennungsanlagen, welche<br />
mit Klärgas oder mit fossilen Brennstoffen<br />
wie z. B. Heizöl betrieben<br />
werden, vollständig zu ersetzen.<br />
Phosphor ist der Flaschenhals des<br />
Lebens, schrieb der Biochemiker und<br />
Science-Fiction-Autor Isaac Asimow<br />
bereits 1959. Seine damalige Aussage<br />
hat nichts an Aktualität verloren.<br />
Klärschlamm steht hier im Fokus, da<br />
der Anteil an Phosphor im Klärschlamm<br />
hoch ist. Die Studie der<br />
ZHAW hat nun die Extrahierbarkeit<br />
von Phosphor und Schwermetallen<br />
aus HTC-Slurry, HTC-Kohle und HTC-<br />
Asche bei verschiedenen pH-Werten<br />
untersucht. Bei der Rückgewinnung<br />
von Phosphor und Schwermetallen<br />
mittels herkömmlicher Säureextraktionen<br />
kann bei HTC-Asche im<br />
Vergleich zu Klärschlammasche aufgrund<br />
der tieferen Alkalinität 1 Säure<br />
1 Die Alkalinität beschreibt das Säurebindungsvermögen,<br />
also die Menge „basisch“<br />
wirkender Kationen (z. B. Natrium,<br />
Calcium, Magnesium, etc.) oder anderer<br />
säurebindender gelöster Stoffe.<br />
eingespart werden. AVA-CO2 untersucht<br />
aber noch weitere alternative<br />
Möglichkeiten zur Phosphor-Rückgewinnung<br />
aus dem HTC-Prozess.<br />
Dabei stehen insbesondere hydromechanische<br />
Verfahren, welche aufgrund<br />
der thermo-chemischen Reaktionsmechanismen<br />
während der<br />
HTC vorliegen, im Vordergrund. Unabhängig<br />
von diesen Ergebnissen<br />
stellt die HTC vermutlich bereits heute<br />
die effizienteste und kostengünstigste<br />
Methode zur Phosphor-Rückgewinnung<br />
aus Klärschlamm dar.<br />
Die HTC eröffnet neue Chancen<br />
und Möglichkeiten, um fossile Energieträger<br />
mit Klärschlammkohle zu<br />
ersetzen und so einen nicht unwesentlichen<br />
Beitrag zur Verminderung<br />
des globalen CO 2 -Ausstoßes zu<br />
leisten. Die Ergebnisse der Studie,<br />
sprechen eine deutliche Sprache.<br />
Die hydrothermale Carbonisierung<br />
ist den herkömmlichen thermischen<br />
Trocknungsverfahren in Bezug auf<br />
die Energie- und Ökobilanz überlegen.<br />
Die patentierte Prozesswasseraufbereitung<br />
der AVA-CO2 ist in der<br />
Lage auch strengste Anforderungen<br />
an Grenzwerte für z. B. gelöste<br />
Kohlenstoffanteile einzuhalten. Zudem<br />
eröffnet die energiereiche AVA<br />
cleancoal völlig neue Möglichkeiten<br />
für den Einsatz von Klärschlamm als<br />
Ersatz fossiler Brennstoffe in der<br />
Industrie. Schlussendlich zeigt die<br />
HTC auch ihre Stärke beim aktuellen<br />
Thema der Phosphor-Rückgewinnung.<br />
Die tiefere Alkalinität erlaubt<br />
eine effizientere und kostengünstigere<br />
Rückgewinnung von Phosphor<br />
im Vergleich zu herkömmlicher<br />
Klärschlammasche.<br />
Erste kommerzielle HTC-Anlagen<br />
werden bereits 2014 durch AVA-CO2<br />
erstellt. Sind diese HTC-Anlagen erst<br />
einmal in Betrieb, ist die Technologie<br />
nicht mehr aus der Aufbereitung<br />
von Klärschlamm wegzudenken.<br />
Autor:<br />
Thomas M. Kläusli,<br />
Chief Marketing Officer, AVA-CO 2 Schweiz AG,<br />
Baarerstrasse 20, CH-6304 Zug,<br />
Tel. +41 41 727 09 70,<br />
E-Mail: tk@ava-co2.com, www.ava-co2.com<br />
Klärschlammanfall in der EU-27<br />
(Eurostat 2001a).<br />
Klärschlammentsorgungswege in<br />
der EU-27 (EGLV 2006).<br />
Kurzvita:<br />
Thomas Kläusli verfügt über langjährige<br />
internationale Erfahrung im Finanz- und<br />
Technologiebereich. Er war viele Jahre Berater<br />
bei Asea Brown Boveri. Nach seinem Masters<br />
Studium in den USA wechselte er in die Telekommunikations<br />
industrie wo er insbesondere<br />
für das Partnergeschäft, das Customer Relationship<br />
Management und die Ausarbeitung von Konvergenz-<br />
Strategien zuständig war. Seit 2010 ist er Chief<br />
Marketing Officer bei AVA-CO 2 Schweiz AG.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 247
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Mikrobiologische Kontrolle für Prozessstabilität<br />
Direkte Analyse von nitrifizierenden Bakterien<br />
Bakterien gehören zu den wichtigsten<br />
Akteuren in biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen. Sie sorgen<br />
dafür, dass die eingetragenen<br />
Substanzen und <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe<br />
abgebaut werden und bedingen<br />
dadurch die eigentliche<br />
Reinigungsleistung der Anlage.<br />
Gleichzeitig sind sie aber auch für<br />
verschiedene Störungen verantwortlich.<br />
Die Nitrifikation als Achillesferse<br />
der biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bei der mikrobiologischen Nitrifikation<br />
innerhalb der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
findet die biologische Oxidation<br />
von NH4-N statt. Der Prozess<br />
erfolgt dabei in zwei wesentlichen<br />
Teilschritten. Die sogenannten Ammoniumoxidierer<br />
oxidieren in einem<br />
ersten Schritt Ammonium zu Nitrit.<br />
In einem nachfolgenden Schritt<br />
oxidieren die Nitritoxidierer das<br />
gebildete Nitrit zu Nitrat, welches in<br />
der Denitrifikation zu elementarem<br />
Stickstoff reduziert wird.<br />
Für eine stabile Nitrifikation<br />
müssen beide Bakteriengruppen in<br />
ausreichender Menge im Schlamm<br />
vorhanden sein und möglichst<br />
vergesellschaftet vorkommen. Voraussetzung<br />
hierfür sind eine<br />
ausreichende Sauerstoffversorgung<br />
der Bakterien sowie die Einhaltung<br />
eines Mindestschlammalters,<br />
da diese beiden Bakteriengruppen<br />
nur verhältnismäßig langsam<br />
wachsen. Leider sind diese aeroben<br />
Nitrifikationsprozesse sehr empfindlich<br />
gegenüber Sauerstofflimitationen,<br />
Temperatur- und pH-<br />
Wert-Schwankungen sowie toxischen<br />
<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen. Zusammenbrüche<br />
der Nitrifikation<br />
oder verminderte Abbauleistungen<br />
sind daher keine Seltenheit, sodass<br />
die Nitrifikation als die eigentliche<br />
„Achillesferse“ der modernen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
gilt.<br />
Mikrobiologisches Monitoring<br />
der Nitrifikation<br />
Die Überwachung und Steuerung<br />
dieses wichtigen Prozesses von der<br />
mikrobiologischen Seite aus unterliegt<br />
mehreren Herausforderungen,<br />
die eine robuste, von Kultivierung<br />
unabhängige Technologie erfordern.<br />
Dies liegt zum einen an der Diversität<br />
der <strong>Abwasser</strong>biozönose und<br />
damit des zu untersuchenden Probenmaterials<br />
und zum anderen an<br />
den nur schwierig zu kultivierenden<br />
Bakterien. Die vermicon AG aus<br />
München kann jedoch Technologie<br />
zur Verfügung stellen, die sich für<br />
eine mikrobiologische Analyse der<br />
Nitrifikation optimal eignet. Die VIT®<br />
Gensondentechnologie erfüllt alle<br />
Anforderungen und macht ein<br />
aussagekräftiges Monitoring des<br />
<strong>Abwasser</strong>s möglich.<br />
Mit dieser Technologie können<br />
<strong>Abwasser</strong>proben schnell und zuverlässig<br />
auf die verschiedensten Mikroorganismen<br />
analysiert werden. Bakterien<br />
werden mit VIT® Gensonden<br />
beschossen und beginnen unter<br />
dem Mikroskop bei Anregung mit<br />
energiereichem Licht spezifisch zu<br />
leuchten. Für die Nitrifikation hat<br />
die vermicon AG einen speziellen<br />
Nachweis entwickelt. Damit können<br />
die beiden wichtigen Nitrifikantengruppen<br />
direkt in der Belebtschlammprobe<br />
identifiziert und quantifiziert<br />
werden. Durchgeführt wird die Analyse<br />
direkt auf der Anlage oder kann<br />
als Dienstleistung ausgeführt werden.<br />
Prozessstörungen können durch<br />
eine regelmäßige Kontrolle effektiv<br />
vermieden werden. Die Produkte und<br />
Dienstleistungen der vermicon AG<br />
wurden direkt für die Bedürfnisse<br />
von Kläranlagen entwickelt und<br />
helfen einen direkten Einblick in<br />
die Anlage zu bekommen. Auch für<br />
den Nachweis von fadenförmigen<br />
Bakterien, die eine Vielzahl von Problemen<br />
auf Anlagen verursachen,<br />
gibt es eine Vielzahl von Analysen.<br />
Kontakt:<br />
vermicon AG,<br />
Emmy-Noether-Straße 2,<br />
D-80992 München,<br />
Tel. (089) 158 82-0, Fax (089) 158 82-100,<br />
E-Mail: info@vermicon.com,<br />
www.vermicon.com<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Identisches Gesichtsfeld unter dem Mikroskop. 1 Phasenkontrastaufnahme. 2 Nach der Analyse mit VIT ® leuchten lebende<br />
Nitrit oxidierer grün. 3 Nach der Analyse mit VIT ® leuchten lebende Ammonium oxidierer rot. Alle Bilder: © vermicon AG, München<br />
März 2014<br />
248 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Umweltbelastung durch Weichmacher in<br />
Aufwuchsträgern für die biologische <strong>Wasser</strong>und<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Die MBBR-Technologie gewinnt in der biologischen <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>reinigung zunehmend an Bedeutung.<br />
Unter Verwendung von für die Ansiedlung von Organismen vorgesehenen Aufwuchsträgern aus Kunststoff<br />
sind Leistungssteigerungen der Anlagen mit hohen Umsatzraten möglich. Unter anderem werden diese<br />
Biofilm-Träger auch in der Aquakultur zur Stickstoffoxidation und -elimination verwendet. Jedoch gelangen<br />
Abrieb, Zerfallsprodukte und freigesetzte Stoffe von diesen Trägern in den <strong>Wasser</strong>kreislauf, werden sie direkt<br />
von den Fischen aufgenommen oder gelangen in Flüsse, Seen, Weltmeere und folglich in die Nahrungskette<br />
der Menschen.<br />
Undefinierte Kunststoffe, vermehrt<br />
unbekannter Herkunft,<br />
z. B. aus Regranulaten, können Bisphenol<br />
A und Phthalate freisetzen,<br />
die krebserregend und hormonell<br />
wirken können. Biologen konnten<br />
bereits diese Inhaltsstoffe im menschlichen<br />
Blut und als Ablagerungen in<br />
den Organen feststellen.<br />
Als problematisch an niedermolekularen<br />
Phthalaten (Phthalsäureester)<br />
erweist sich außerdem, dass –<br />
wie nachgewiesen wurde – sich ihre<br />
Giftigkeit im Gemisch mit anderen<br />
Substanzen potenziert. Außerdem<br />
stehen sie in Verdacht, Diabetes zu<br />
verursachen.<br />
Ohne Weichmacher würden definierte<br />
Hohlkörper für die <strong>Wasser</strong>reinigung<br />
(Aufwuchsträger, Plastikrädchen)<br />
aus spröden Kunststoffen<br />
mangels Elastizität zerbrechen.<br />
Der Weichmacher verschiebt den<br />
thermoplastischen Bereich hin zu<br />
niedrigeren Temperaturen, sodass<br />
also im Bereich der Einsatz-Temperatur<br />
der Kunststoff die gewünschten<br />
„elastischeren“ Eigenschaften<br />
aufweist.<br />
Bisphenol A (BPA) ist eine chemische<br />
Verbindung aus der Gruppe<br />
der Diphenylmethan-Derivate und<br />
einem der Bisphenole und wird<br />
als Antioxidans in Weichmachern<br />
verwendet. Das A steht für Aceton.<br />
Bisphenol A wird aus zwei Äquivalenten<br />
Phenol und einem Äquivalent<br />
Aceton hergestellt. BPA kann<br />
offensichtlich den Hormonhaushalt<br />
beeinflussen sowie Enzyme und<br />
Transportproteine in ihrer Funktion<br />
beeinträchtigen. Durch Experimente<br />
an Gewebeproben von Mäusen<br />
und Menschen konnte in einer<br />
Studie festgestellt werden, dass<br />
BPA für die Zellfunktion wichtige<br />
Kalzium-Kanäle in der Zellmembran<br />
irreversibel blockiert.<br />
Umweltbelastung durch Weichmacher<br />
muss in der biologischen<br />
<strong>Wasser</strong>einigung und insbesondere<br />
in der Aquakultur nicht sein.<br />
Für die biologische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung ist der Mutag<br />
BioChip als Hochleistungsträger<br />
von der Multi Umwelttechnologie<br />
AG entwickelt worden, der neben<br />
einer Vielzahl an Vorteilen gegenüber<br />
den konventionellen Aufwuchskörpern<br />
(Hohlkörper, Plastikrädchen,<br />
Waffel-Chips) besonders<br />
in der Materialqualität durch die<br />
poröse Struktur optimiert ist und<br />
derartige Weichmacher mit den<br />
negativen Nebenerscheinungen<br />
nicht enthält.<br />
Mutag BioChips sind vollkommen<br />
frei von Phthalaten oder<br />
anderen Weichmachern; auch Bisphenol<br />
A oder andere aromatische<br />
Verbindungen sind nicht enthalten.<br />
Sie bestehen aus Polyethylen<br />
(Neuware; kein Regranulat), anorganischen<br />
Füllern, geringen<br />
Mengen Monoester der Glycerinsäure<br />
(hergestellt aus Kokosfett,<br />
absolut unbedenklich), Zitronensäure<br />
und Soda Na 2 CO 3 .<br />
Kontakt:<br />
Multi Umwelttechnologie AG,<br />
Zschorlauer Strasse 56, D-08280 Aue/Sachsen,<br />
Tel. (03771) 598 687- 55, Fax (03771) 598 687- 51,<br />
E-Mail: info@mutag.de,<br />
www.mutag-biochip.de<br />
Mutag<br />
BioChip,<br />
der Umwelt<br />
zuliebe.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 249
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Modernisierung eines auf AEG-Technik basierenden<br />
Regenüberlaufbeckens<br />
Zuverlässiger Weiterbetrieb sichergestellt<br />
Dipl.-Ing.(FH) Eike Wedekind, Mitarbeiter im Global Industry Management, Phoenix Contact Electronics GmbH,<br />
Bad Pyrmont<br />
Bis in die 1990er Jahre wurden beim Aufbau von Anlagen in unterschiedlichen industriellen Bereichen standardmäßig<br />
AEG-Komponenten eingesetzt. Die entsprechenden Applikationen sind mittlerweile in die Jahre<br />
gekommen. Steht eine Modernisierung oder Anlagenerweiterung an oder müssen defekte Komponenten ausgetauscht<br />
werden, haben nun viele Betreiber ein Problem, denn das Unternehmen AEG gibt es nicht mehr und<br />
Ersatzteile werden daher knapp. Sie müssen sich also andere Lösungen suchen, um ihre Systeme weiterhin<br />
nutzen zu können. Die Stadt Albstadt und die SAB GmbH Steuerungs- und Anlagenbau haben sich deshalb bei<br />
der Wiederinbetriebnahme eines Regenüberlaufbeckens für Komponenten von Phoenix Contact entschieden.<br />
Wenn in einem Kanalnetz das<br />
<strong>Abwasser</strong> und das Regenwasser<br />
zusammen abgeleitet werden,<br />
spricht man von einem Mischsystem.<br />
In einer solchen Lösung<br />
dienen Regenüberlaufbecken (RÜB)<br />
der Zwischenspeicherung des <strong>Abwasser</strong>s.<br />
Die komplette <strong>Abwasser</strong>menge<br />
wird durch das Kanalnetz<br />
zum Klärwerk transportiert. Treten<br />
stärkere Regenfälle auf, steigt das<br />
Volumen in Mischsystemen schnell<br />
an. Damit der Klärprozess optimal<br />
ablaufen kann, muss die am Klärwerk<br />
ankommende <strong>Wasser</strong>menge jedoch<br />
stetig konstant bleiben. Darum wird<br />
das über das Normalmaß hinausgehende<br />
Volumen im Regenüberlaufbecken<br />
zwischengespeichert und<br />
zeitversetzt zum Klärwerk geleitet.<br />
Kontrollierter Überlauf<br />
Fällt über einen längeren Zeitraum<br />
starker Regen, besteht trotzdem die<br />
Gefahr des Überlaufens der Kanalisation.<br />
Sobald die kritische Menge<br />
erreicht wird, fließt allerdings nicht<br />
das Kanalnetz unkontrolliert über.<br />
Vielmehr tritt das im Regenüberlaufbecken<br />
gespeicherte Mischwasser<br />
kontrolliert aus. In diesem Fall<br />
wird das <strong>Wasser</strong> über einen Vorfluter<br />
beispielsweise in einen Fluss<br />
überführt, um das Kanalnetz zu<br />
entlasten. Dabei sind zwei Punkte<br />
zu beachten: Zum einen verdünnt<br />
die hohe Menge an Regenwasser<br />
das <strong>Abwasser</strong> erheblich. Das Regenüberlaufbecken<br />
verfügt deswegen<br />
über einen Abscheider, der das<br />
Weiterleiten von Flüssigkeiten, die<br />
leichter als <strong>Wasser</strong> sind, in den<br />
Vorfluter verhindert. Auf diese Weise<br />
wird vermieden, dass Stoffe wie<br />
Benzin oder Öl in den angrenzenden<br />
Fluss gelangen und diesen verunreinigen.<br />
Das auf der Schwäbischen Alb<br />
gelegene Albstadt ist mit mehr als<br />
44 000 Einwohnern die größte Stadt<br />
im Zolleralbkreis. Das Stadtgebiet,<br />
das sich über 300 Höhenmeter erstreckt,<br />
liegt an der Nordwestgrenze<br />
des Albtraufs – eines Schichtstufenhangs<br />
–, weshalb Albstadt durch die<br />
als Traufgänge bezeichneten Wanderwege<br />
überregional bekannt ist.<br />
Die SAB GmbH Steuerungs- und<br />
Anlagenbau hat ihren Sitz im rund<br />
50 km entfernten Nufringen nahe<br />
März 2014<br />
250 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Stuttgart. Das Unternehmen, das<br />
derzeit über 50 Mitarbeiter umfasst,<br />
beschäftigt sich neben der<br />
Projektierung, Lieferung und Montage<br />
kompletter elektrotechnischer<br />
Ausrüstung auch mit der Projektierung<br />
von Anlagen im Bereich<br />
Umwelt sowie <strong>Abwasser</strong> und<br />
Trinkwasser. Im Rahmen der Reparatur<br />
und Modernisierung bestehender<br />
Applikationen wurde<br />
SAB von der Stadt Albstadt mit der<br />
Erneuerung eines Regenüberlaufbeckens<br />
beauftragt, dessen Elektronik<br />
nach vielen Betriebsjahren<br />
defekt war.<br />
Geringerer Kosten- und<br />
Platzbedarf<br />
In der Vergangenheit bildete eine<br />
Geadat 8U von AEG das Herzstück<br />
des Regenüberlaufbeckens. Die<br />
Steuerung fiel jedoch aufgrund<br />
ihrer langen Einsatzdauer aus, sodass<br />
keine Daten übertragen und<br />
das Regenüberlaufbecken nicht<br />
mehr vom Leitsystem angesteuert<br />
werden konnte(n). Vor diesem<br />
Hintergrund musste sie entweder<br />
repariert oder ersetzt werden. Nach<br />
einer genauen Abwägung der Alternativen<br />
entschieden sich die SAB-<br />
Mitarbeiter für den Austausch der<br />
SPS.<br />
Die neue Lösung setzt sich aus<br />
einer Kleinsteuerung ILC 170 ETH<br />
2TX in Verbindung mit dem Fernwirksystem<br />
Resy+ von Phoenix Contact<br />
zusammen (Bild 1). Dieser Ansatz<br />
birgt sowohl für die Stadt<br />
als auch den Schaltanlagenbauer<br />
Vorteile: Einerseits liegen die<br />
Neuanschaffungs-Kosten erheblich<br />
unter dem finanziellen Aufwand,<br />
der sich aus der Reparatur der alten<br />
Komponenten ergeben hätte.<br />
Außerdem müssen die Mitarbeiter<br />
nicht mehr auf die über 25 Jahre<br />
alte AEG-Technik geschult werden.<br />
Die neue Lösung basiert auf<br />
aktuellen Standards. Um die Kleinsteuerung<br />
mit den Funktionen der<br />
AEG-Anlage auszustatten, wurde<br />
sie durch I/O-Baugruppen aus<br />
dem Inline-Baukasten ergänzt. Die<br />
Stromversorgung übernimmt ein<br />
Gerät der Produktfamilie Mini Power<br />
von Phoenix Contact. Eine serielle<br />
Inline-Kommunikationsklemme IB IL<br />
RS UNI koppelt den ILC 170 ETH 2<br />
TX an das FSK-Modem an. Durch<br />
diesen Aufbau spart der Betreiber<br />
viel Platz im Schaltschrank ein.<br />
Die Verwendung der Funktionsbaustein-Bibliothek<br />
ResyNet1F, die<br />
Bestandteil der Fernwirklösung<br />
Resy+ ist, ermöglicht die Umsetzung<br />
der AEG-Funktionen gemäß<br />
der derzeit relevanten Norm<br />
IEC 61131-5. Die SAB-Mitarbeiter<br />
mussten sich nicht mit dem SE-<br />
AB-1F-Protokoll auskennen, weil<br />
die verschiedenen Protokoll-Bibliotheken<br />
im gleichen Look-and-Feel<br />
konzipiert sind.<br />
Baustein-Bibliothek ReSyNet1F – einfache Einbindung in Projekte<br />
Bild 1.<br />
Schaltschrank<br />
nach der Modernisierung.<br />
Bild 2. Anbindung<br />
aller<br />
Gewerke über<br />
FSK-Modems<br />
im Leitsystem.<br />
Als Teil der Fernwirklösung Resy+ bildet die Funktionsbaustein-Bibliothek ResyNet1F<br />
das Kommunikationsprotokoll SEAB-1F in einer Sprache der IEC 61131-3 ab. Auf<br />
diese Weise lässt sich die Bibliothek einfach in Projekte einbinden. Zum Aufbau einer<br />
SEAB-1F-Unterstation wird die Kleinsteuerung ILC 1xx dann um das neue Inline-<br />
Modul IB IL 24 RS UNI erweitert, das die Bibliothek bei der Umsetzung der hohen<br />
Anforderungen an das Zeitverhalten unterstützt. Das Inline-Modul bildet somit die<br />
Schnittstelle des Controllers zu SEAB-1F. Parametrierbar sind hier die Vorlaufzeit TV,<br />
die Pausenzeit TP, die Nachlaufzeit TN sowie die Wartezeit des Slaves TWS und die<br />
Wartezeit des Masters T WM .<br />
Um eine hohe Kompatibilität zu erreichen, wurde eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Objekte in die ResyNet1F-Bibliothek integriert. Die Objekte lassen sich auf zahlreiche<br />
Arten parametrieren. So sind zum Beispiel jeweils bis zu 256 Befehle entweder<br />
permanent oder auf eine bestimmte Zeit einstellbar. Darüber hinaus können je<br />
255 Echtzeitmeldungen, Meldungen, Sollwerte, Zählwerte und 16-Bit-Messwerte<br />
sowie 510 8-Bit-Messwerte definiert werden.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 251
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bild 3.<br />
Leitwarte mit<br />
geöffnetem<br />
Schaltschrank.<br />
Bild 4. Projektleiter<br />
Axel Kruse von der<br />
SAB GmbH.<br />
Millisekunden-genaues<br />
Zeitverhalten<br />
Die alte 8U-Steuerung war über FSK-<br />
Modems und eine Standleitung an<br />
das Leitsystem angebunden. Seinerzeit<br />
wurde das zeitkritische Protokoll<br />
SEAB-1F zur Kommunikation genutzt.<br />
Die Abkürzung steht für „Serieller<br />
Anlagenbus für die Fernwirktechnik“.<br />
Damit die Daten über die für damalige<br />
Verhältnisse weiten Strecken<br />
übertragen werden konnten, setzten<br />
die Betreiber Modems ein, die das<br />
Frequency Shift Keying (FSK) als<br />
Modulationsverfahren verwendeten.<br />
Über diese Lösung tauscht das im<br />
Zentrum von Albstadt gelegene Regenüberlaufbecken<br />
ebenfalls Daten<br />
mit der Leitwarte aus (Bild 2). Im<br />
Leitsystem laufen dann sämtliche<br />
Standleitungen des <strong>Abwasser</strong>netzes<br />
über FSK-Modems zusammen. Dabei<br />
fragt das Leitsystem nacheinander<br />
jeden Teilnehmer ab, um eine Änderung<br />
der anliegenden Messwerte<br />
Fernwirklösung Resy+ – vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten<br />
Die Software-Lösung Resy+ von Phoenix Contact ermöglicht ein durchgängiges Fernwirken,<br />
wobei die Daten sowohl über Ethernet als auch via Standleitung, Wählverbindung,<br />
SMS, GSM, GPRS oder Funk übertragen werden können. Als Basis der Fernwirklösung<br />
fungieren hochmodulare Inline-Steuerungen in verschiedenen Leistungsklassen,<br />
die sich flexibel um die jeweils erforderlichen Standard- und Funktionsklemmen<br />
erweitern lassen. Anschließbar sind maximal 8.192 lokale I/O-Punkte.<br />
Wie alle Steuerungen von Phoenix Contact werden die Inline Controller mit der Software<br />
PC Worx gemäß IEC 61131-3 programmiert. Wichtiger Bestandteil des Tools ist eine Funktionsbaustein-Bibliothek<br />
für die Konfiguration der Fernwirkverbindung. Zur Parametrierung<br />
der Fernwirktechnik und Programmierung der Steuerungsfunktion benötigt der Anwender<br />
somit nur eine Software. Diese unterstützt eine Vielzahl von Protokollen wie die Fernwirkstandards<br />
IEC 60870-5-101 und 60870-5-104, Modbus TCP/RTU und ODP (Open Data Protocol),<br />
sodass die Steuerung mit fast allen modernen Leitsystemen kommunizieren kann.<br />
und Meldungen zu erhalten oder<br />
Befehle und Sollwerte an die Außenstationen<br />
zu senden.<br />
Eine Besonderheit von SEAB-1F<br />
ist, dass das Protokoll keine Anfangsund<br />
Endkennung nutzt, wie dies<br />
heute standardmäßig erfolgt. Das<br />
Leitsystem ruft vielmehr Daten von<br />
einer Außenstation ab, die innerhalb<br />
eines festen Zeitraums antworten<br />
muss. Meldet sich die Außenstation<br />
nur wenige Millisekunden zu früh<br />
oder zu spät, wird dies als Störung<br />
gewertet. Anschließend fragt das<br />
Leitsystem alle übrigen Gewerke ab,<br />
bis die vermeintlich gestörte Außenstation<br />
wieder antworten kann<br />
(Bild 3). Die eingesetzte Steuerung<br />
muss also ein millisekunden-genaues<br />
Zeitverhalten bieten – eine Anforderung,<br />
welche die Kleinsteuerung ILC<br />
170 ETH 2TX erfüllt. Der Inline Controller<br />
überträgt die Daten zeitlich<br />
exakt über das SEAB-1F-Netz und verwendet<br />
dazu die vorhandenen Komponenten<br />
und die bestehende Infrastruktur.<br />
Auf diese Weise spart die<br />
Stadt Albstadt viel Geld ein, denn die<br />
Altanlage muss nicht repariert werden.<br />
Fazit<br />
Nachdem die alte Steuerungstechnik<br />
durch eine moderne Lösung ersetzt<br />
worden ist, werden der aktuelle Füllstand<br />
und der Zulauf des Regenüberlaufbeckens<br />
wieder jederzeit in der<br />
Leitwarte protokolliert. Durch die permanente<br />
Kommunikation zwischen<br />
Regenüberlaufbecken und Leitwarte<br />
ist der reguläre automatisierte Betrieb<br />
des Regenüberlaufbeckens nach dem<br />
Stand der Technik sichergestellt. Zudem<br />
wird dem Personal die Möglichkeit<br />
eröffnet, zu jeder Zeit auf Ereignisse<br />
mittels Ferneingriff reagieren zu<br />
können. Die Integration von SEAB-1F<br />
in die Funktionsbaustein-Bibliotheken<br />
der Fernwirklösung Resy+ zeigt<br />
somit am Beispiel von Albstadt, wie<br />
einfach sich ein kontrollierter Umstieg<br />
auf aktuelle Technologien unter<br />
Nutzung alter Protokolle gestalten<br />
kann. Selbst wenn das Unternehmen<br />
AEG nicht mehr besteht, laufen die<br />
entsprechenden Anlagen durch<br />
eine gezielte Modernisierung so<br />
zuverlässig weiter (Bild 4).<br />
Kontakt:<br />
PHOENIX CONTACT<br />
Deutschland GmbH,<br />
Flachsmarktstraße 8,<br />
D-32825 Blomberg,<br />
Tel. (05235) 3-12000,<br />
Fax (05235) 3-12999,<br />
E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />
www.phoenixcontact.de<br />
März 2014<br />
252 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Motormanagement – kompakt, einfach, leistungsstark<br />
Kompakter Aufbau, flexibel einstellbare Schutz- und Überwachungsfunktionen,<br />
komfortables Engineering<br />
Motormanagement-Systeme dienen in modernen Niederspannungsschaltanlagen der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />
dem Schutz sowie der Steuerung und Diagnose von Motoren. Mit attraktiven Preisen und immer geringeren<br />
Abmessungen werden sie zunehmend mittels Einschubtechnik in sogenannten Motor Control Centern<br />
eingesetzt, wo viele elektrische Antriebe auf engstem Raum den Produktionsprozess in Gang halten.<br />
Die Einstiegssysteme sind mittlerweile<br />
nicht nur klein und<br />
kompakt, sondern bieten noch eine<br />
ganze Reihe weiterer praktischer<br />
Vorteile für die Anbindung von<br />
Motoren an übergeordnete Automatisierungssysteme.<br />
Durch die Integration<br />
aller notwendigen Schutz-,<br />
Überwachungs-, und Steuerfunktionen<br />
erhöhen sie die Prozessführungsqualität<br />
bei gleichzeitiger<br />
Senkung der Kosten für den gesamten<br />
Lebenszyklus einer Anlage, von<br />
der Planung über die Montage bis<br />
hin zum Betrieb und der Wartung.<br />
Dies zeigt sich am kompakten<br />
Motormanagementsystem „simocode<br />
pro S“, dem neuen Mitglied der<br />
„Simocode pro“-Familie von Siemens,<br />
die seit über 25 Jahren eine Lösung<br />
für umfassenden Schutz und Steuerung<br />
für Motoren mit konstanter<br />
Drehzahl bis zu einem Nennstrom<br />
von 630 A bietet.<br />
Die Basislösung besteht dabei<br />
wie bei den bisherigen Geräten der<br />
Familie aus einem Stromerfassungsmodul<br />
(sechs Ausführungen von<br />
0,3–630 A), einem Grundgerät und<br />
einem optionalen Bedienbaustein<br />
(siehe Bild 1). Basis für die Schutzfunktion<br />
des Motors ist auch beim<br />
neuen System ein hinterlegtes<br />
thermisches Motormodell zur Überlastüberwachung.<br />
Mit dieser lassen<br />
sich verschiedene sich anbahnende<br />
Probleme in der Anlage frühzeitig<br />
erkennen und damit Fehlersuchzeiten<br />
und Ausfälle minimieren.<br />
Die Schutzfunktionen sind dabei<br />
vielfältig und flexibel einstellbar:<br />
So können ein Überlastschutz von<br />
Class 5 bis Class 40 realisiert, Phasenunsymmetrie<br />
und -ausfall erkannt<br />
und mittels Thermistor die Motortemperatur<br />
überwacht werden. Für<br />
die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />
besonders wichtig ist dabei auch<br />
der Blockierschutz, der sich individuell<br />
einstellen lässt: Belasten<br />
beispielsweise größere Schmutzpartikel<br />
eine Pumpe, benötigt der<br />
Antrieb mehr Strom; im schlimmsten<br />
Fall droht eine Blockade. Bei<br />
Verwendung eines Motormanagement-Systems<br />
schaltet dieses selbstständig<br />
den Antrieb innerhalb kurzer<br />
Zeit ab, sobald der eingestellte<br />
Grenzstrom überschritten ist; das<br />
Überwachen einer normalen Strom-<br />
Zeit-Kennlinie ist dagegen häufig<br />
deutlich träger und reicht eventuell<br />
nicht aus, um die Pumpe sicher zu<br />
schützen.<br />
Mit den vier frei belegbaren<br />
Eingängen und zwei Relaisausgängen<br />
des Grundgeräts können<br />
unterschiedliche Steuer- und Überwachungsfunktionen<br />
flexibel parametriert<br />
werden. So lässt sich z. B.<br />
eine interne Wendestarter-Funktion<br />
realisieren, die dafür sorgt, dass<br />
zwei Schütze nicht gleichzeitig mit<br />
Strom beaufschlagt werden können.<br />
Dazu wäre konventionell-verdrahtet<br />
eine aufwändige Schütz-Verriegelung<br />
notwendig.<br />
Eine individuelle Erweiterung<br />
der Funktionalität des Grundgeräts<br />
ist mit dem optionalen Multifunktionsmodul<br />
nun auch im Einstiegsgerät<br />
möglich. Dieses erlaubt mit<br />
vier zusätzlichen frei belegbaren<br />
Ein- und zwei Relaisausgängen die<br />
Benutzung für erweiterte Steuerfunktionen<br />
wie in Stern-Dreieck-<br />
Schaltungen und für Sanftstart.<br />
Diese können z. B. für den sanften<br />
Bild 1. Die Konfiguration eines einfachen<br />
Motormanagement-Systems<br />
besteht maximal aus einem Stromerfassungsmodul,<br />
einem Grundgerät<br />
mit optionalem Multifunktionsmodul<br />
und einem optionalen Bedienbaustein,<br />
alles in einem kompakten, platzsparenden<br />
Aufbau.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 253
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bild 2. Die Software Simocode ES unterstützt den Anwender z. B. durch umfangreiche<br />
Diagnosefunktionen; sie ist Teil des durchgängigen Engineering-Frameworks TIA Portal<br />
für ganze Anlagen.<br />
Bild 3. Das Hardware-/Software-Paket (Simocode<br />
pro S und Simocode ES) lässt sich einfach für die<br />
speziellen Anforderungen der <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>branche<br />
anpassen.<br />
Pumpenanlauf genutzt werden.<br />
Die Eingänge des Multifunktionsmoduls<br />
sind dabei neben der<br />
Eingangsspannung 24 V DC auch<br />
mit Eingangsspannung 110–240 V<br />
AC/DC erhältlich, die insbesondere<br />
zur Erfassung von mechanischen<br />
Schaltsignalen in rauer, schmutzbelasteter<br />
Umgebung dienen.<br />
Des Weiteren sind Eingänge zum<br />
Anschluss eines Temperatursensors<br />
und Differenzstromwandlers zur Erdschlusserfassung<br />
verfügbar. Mit der<br />
Temperaturmessung kann beispielsweise<br />
die Wicklungstemperatur eines<br />
Motors oder andere Temperaturen<br />
in der Anlage über einen Temperaturwiderstand<br />
wie Pt100 erfasst<br />
werden. Die innovierte, flexible<br />
Erdschlussüberwachung erlaubt<br />
eine Messung und Überwachung<br />
des Erdschlussstroms in einem<br />
weiten Bereich von 30 mA–40 A.<br />
Damit können sich schleichend<br />
ein stellende Erdschlussfehler z. B.<br />
durch Feuchtigkeit in Anlagen-/<br />
Motorteilen zuverlässig erkannt und<br />
frühzeitig behoben werden.<br />
Die Geräte können von drei<br />
Stellen aus bedient werden: direkt<br />
an den Tasten des Geräts, von der<br />
Schaltschranktür aus über den Bedienbaustein<br />
und über die Steuerung.<br />
Der Bedienbaustein enthält alle<br />
Status-LEDs des Geräts, eine Test-/<br />
Resettaste sowie weitere frei parametrierbare<br />
LEDs und Tasten zur<br />
Statusanzeige und Steuerung des<br />
Motors. Die individuell gewählte<br />
Funktion des Motormanagement-<br />
Systems kann damit auch auf<br />
dem Bedienbaustein mit abgebildet<br />
werden.<br />
Zentral gesteuert<br />
und doch autark<br />
Für die Anbindung an die übergeordnete<br />
Automatisierungsebene<br />
ist Simocode pro S mit einem Profibus-Anschluss<br />
ausgestattet. Das<br />
Motormanagement-System erfasst<br />
im Gegensatz zu konventionellen<br />
Abzweigen nicht nur Betriebs-,<br />
sondern auch Diagnose- und Statistikdaten<br />
und erleichtert damit die<br />
Steuerung und Überwachung der<br />
Anlage. So stellt das System detaillierte<br />
Diagnosedaten zur Verfügung,<br />
ob etwa ein Erdschluss oder<br />
eine Überlastauslösung vorliegt<br />
oder ob ein Temperaturfühler angesprochen<br />
hat. Auf diese Weise ist es<br />
möglich, dass bereits in der Leitwarte<br />
(z. B. in der Zentrale eines Klärwerks)<br />
eine genaue Aussage über<br />
die Fehlerursache gemacht wird<br />
und nicht wie bei konventionellen<br />
Abzweigen der Bediener vor Ort gehen<br />
muss, um nach dem Grund zu<br />
suchen. So lässt sich viel Zeit sparen,<br />
weil auch evtl. weitere Service-<br />
Einsätze besser geplant werden<br />
können.<br />
Für die Anzeige der Statusmeldungen<br />
steht für die komplette<br />
Gerätefamilie die Engineering-Software<br />
„Simocode ES“ zur Verfügung<br />
(siehe Bild 2), die aber nicht nur<br />
für die Anzeige und Diagnose von<br />
Statusmeldungen verwendet werden<br />
kann, sondern für das komplette<br />
Engineering der Anlage, inklusive<br />
Parametrierung und ihrer Dokumentation.<br />
Veränderungen im laufenden<br />
Betrieb können damit von der<br />
Leitwarte aus ohne Unterbrechung<br />
der Produktion und folglich ohne<br />
kostspielige An lagenstillstände<br />
durchgeführt und die kompletten<br />
Parametersätze der Anlage zentral<br />
abgelegt werden. Die Software<br />
bietet hierfür die Möglichkeit einer<br />
be dienerfreund lichen Grafikunterstützung.<br />
Die Version V12 der<br />
S oftware läuft als Anwendung im<br />
TIA Portal, dem durchgängigen<br />
Engineering-Framework von Siemens,<br />
in dem weitere Gerätefamilien<br />
aus der Auto mati sierungstechnik<br />
(Steuerungen, HMI-Panels, Antriebe)<br />
in einer An lage projektiert werden<br />
können. Die Motormanagement-<br />
Systeme werden dabei übersichtlich<br />
und bequem in der Gerätesicht parametriert.<br />
Eigens erstellte Vorlagen<br />
März 2014<br />
254 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
für Simocode pro können in globalen<br />
oder Projekt bibliotheken<br />
verwaltet werden und stehen damit<br />
für eine schnelle Wiederverwendung<br />
zur Verfügung.<br />
Auch ein Bus- oder Automatisierungssystem<br />
kann einmal ausfallen<br />
– deshalb ist es beruhigend zu wissen,<br />
dass alle Steuer- und Schutzfunktionen<br />
in Simocode pro autark<br />
ausgeführt sind und somit selbst<br />
bei Versagen des Bus- oder Automatisierungssystems<br />
die volle Funktionsfähigkeit<br />
des Motorabzweigs<br />
erhalten bleibt und der Verbraucherabzweig<br />
auch unabhängig vom<br />
Leitsystem betrieben werden kann.<br />
Schneller Gerätetausch<br />
durch Einschubtechnik<br />
Beim Aufbau einer Automatisierung<br />
in Motor Control Centern werden<br />
alle Komponenten eines Motorabzweigs<br />
wie Leistungsschalter und<br />
Schütze, das Motormanagement-<br />
System und Bedienelemente in<br />
einem Einschub zusammengefasst<br />
montiert. Vorteil: Dadurch kann im<br />
Servicefall ein kompletter Motorabzweig<br />
innerhalb kürzester Zeit<br />
getauscht werden. Außerdem steht<br />
hier ein sogenanntes Initialisierungsmodul<br />
zur Verfügung, das fest in der<br />
Schaltanlage installiert bleiben kann<br />
und die vollständige Parametrierung<br />
des jeweiligen Simocode pro-Geräts<br />
beinhaltet. Wird der Motorabzweig<br />
ausgetauscht, wird damit schnell<br />
und einfach in das neue Gerät die<br />
passende Parametrierung eingespielt<br />
– und das komplett automatisch, ohne<br />
dass der Anwender etwas tun muss.<br />
Damit wird der Tausch von Einschubmodulen<br />
einfacher und mögliche<br />
Bedienfehler können ausgeschlossen<br />
werden. Das Initialisierungsmodul<br />
stellt somit sicher, dass sich immer<br />
die zu einem Motor gehörige Parametrierung<br />
und Kommunikationsadresse<br />
im jeweils aktuellen Gerät<br />
befindet.<br />
Falls innerhalb eines Einschubs<br />
doch einmal ein Gerät ausgetauscht<br />
werden muss, kann dieses ohne<br />
aufwändiges Lösen der Verdrahtung<br />
erfolgen, da alle Anschlüsse auf<br />
abnehmbaren Klemmen untergebracht<br />
sind.<br />
Das System SIMOCODE pro S<br />
wurde zusätzlich hinsichtlich seiner<br />
Baubreite optimiert. Mit schmalen<br />
22,5 mm, jeweils für das Grundgerät<br />
und das Multifunktionsmodul, bietet<br />
es noch den zusätzlichen Vorteil<br />
schmaler Abmessungen für den oft<br />
beengten Raum im Einschub oder<br />
in der Schaltanlage.<br />
Vielseitige Funktionen,<br />
einfach zu bedienen<br />
Mittels einfacher Motormanagement-<br />
Systeme wie dem hier beschriebenen<br />
können heute eine Vielzahl<br />
von Schutz-, Steuer- und Überwachungsfunktionen<br />
für Niederspannungsmotoren<br />
individuell umgesetzt<br />
und somit flexible Alternativen<br />
zu den vergleichsweise starren<br />
konventionellen Motorabzweigen<br />
realisiert werden. Durch die Profibus-Kommunikation<br />
erhält der<br />
Anlagenbediener jederzeit alle Informationen<br />
zum Status des Motorabzweigs<br />
und spart sich die oft<br />
zeitaufwändige Fehlersuche. Projektierung,<br />
Inbetriebnahme, Steuerung<br />
und Überwachung der Anlage<br />
erfolgen somit bequem mittels<br />
bedienerfreundlicher Software von<br />
zentraler Stelle aus und bieten dem<br />
Anwender deutlich mehr Flexibilität<br />
und Effizienz als bisher (siehe Bild 3).<br />
So wie hier für die <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>industrie<br />
beschrieben verbessert<br />
ein modernes Motormanagement-<br />
System gleichzeitig die Anlagenverfügbarkeit<br />
in praktisch allen<br />
Branchen der Prozessindustrie, wie<br />
z. B. in der Zement-, Bergbau-, Ölund<br />
Gas- oder Chemie-Industrie.<br />
Autorin:<br />
Dipl.-Ing. Daniela Gabel,<br />
Produktmanagerin für SIMOCODE pro,<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector,<br />
Industry Automation,<br />
D-90765 Fürth<br />
Weitere Informationen:<br />
www.siemens.de/simocode<br />
Projekt1_Layout 1 17.12.13 16:38 Seite 1<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 255
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
ABEL-Pumpe Modell SH-K-28-160<br />
Zwei ABEL SH-Feststoffpumpen fördern entwässerten Klärschlamm durch eine<br />
300 m lange Rohrleitung-Kläranlage in Guangzhou, China<br />
Die Aufgabenstellung<br />
Schlammförderung durch eine 300 m<br />
lange Rohrleitung auf Lastkähne.<br />
Entwässerter Zentrifugenschlamm<br />
(Feststoffkonzentration 20–25 %)<br />
Soll-Durchfluss: 40 m³/h, Solldruck:<br />
10 MPa (100 bar)<br />
In der ersten Stufe verarbeitet<br />
die Kläranlage in Guangzhou-City<br />
(Südchina) täglich 400 000 Tonnen<br />
Klärschlamm. Beim Entwurf der<br />
neuen Anlage hat das örtliche Ingenieurbüro<br />
entschieden, für den<br />
Transport des entwässerten Zentrifugenschlamms<br />
zu den Lastkähnen<br />
am Kai Pumpen zu verwenden. Für<br />
die 300 m lange Rohrleitung wurden<br />
Kolbenpumpen ausgewählt, da diese<br />
im Vergleich zu anderen Technologien<br />
viele Vorteile bieten.<br />
Die ABEL Lösung<br />
Das örtliche Ingenieurbüro und<br />
der Endkunde haben sich für ABEL<br />
SH-Feststoffpumpen entschieden,<br />
da diese weltweit in vergleichbaren<br />
Anlagen hervorragende Leistungen<br />
erbringen. Ausschlaggebend waren<br />
zudem die technischen Vorteile<br />
gegenüber anderen Hydraulik-Kolbenpumpen.<br />
Die Anlage wurde Ende 2005<br />
in Auftrag gegeben. Die ABEL SH-<br />
Feststoffpumpen arbeiten seit ihrer<br />
Inbetriebnahme im Januar 2006<br />
zuverlässig – und das bei geringstem<br />
Ersatzteilverbrauch und minimalen<br />
Ausfallzeiten. Das ABEL-Equipment<br />
besteht im Wesentlichen aus den<br />
SH-Feststoffpumpen, den Doppelwellen-Förderschnecken,<br />
den hydraulischen<br />
Antriebsaggregaten und<br />
Eine von zwei ABEL SH Pumpen SH-K-28-160.<br />
Steuereinheit.<br />
März 2014<br />
256 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
den elektrischen Steuer- und Leistungsschränken.<br />
Der Klärschlamm wird in zwei<br />
Silos gelagert. Die Silo-Austragsschnecke<br />
fördert den Schlamm<br />
zur Doppelwellen-Förderschnecke<br />
der ABEL-Pumpe. Der mit einer SPS<br />
ausgestattete Steuerschrank steuert<br />
das hydraulische Antriebsaggregat,<br />
die SH-Feststoffpumpe, die Förderschnecke,<br />
den Gleitrahmen des<br />
Silos sowie den zwischen Silo und<br />
Förderschnecke installierten Absperrschieber.<br />
Die Pumpe selbst kann<br />
auch über ein in unmittelbarer Nähe<br />
installiertes, separates Bedienpult<br />
gesteuert werden.<br />
Das ABEL Gleitmittel-Dosiersystem<br />
für die Rohrleitung besteht<br />
aus je drei Dosierpumpen (Triplex-<br />
Plungerpumpen) sowie drei Dosierringen,<br />
die entlang der Rohrleitung<br />
angebracht sind. Mit diesem System<br />
wird die Rohrinnenwand mit einem<br />
dünnen <strong>Wasser</strong>film „geschmiert“,<br />
um den Reibungsverlust zu minimieren<br />
und damit den Förderdruck<br />
und Energieverbrauch deutlich zu<br />
senken.<br />
Kontakt:<br />
ABEL GmbH,<br />
Abel-Twiete 1, D-21514 Büchen,<br />
Tel. (04155) 818-0, Fax (04155) 818-499,<br />
E-Mail: mail@abel.de, www.abel.de<br />
Vorteile des ABEL Systems<br />
• Transport des Klärschlamms in einem geschlossenen System –<br />
geruchsfrei und umweltfreundlich.<br />
• Das flexible Rohrleitungslayout ist platzsparend und leicht umsetzbar.<br />
• Die Förderleistung wird durch den schwankenden Feststoffgehalt<br />
des Schlamms in keiner Weise beeinflusst.<br />
• Durch saug- und druckseitige Kegelventile sind ABEL-Pumpen<br />
rückschlagsicher. Selbst bei hohem Förderdruck erfolgt keinerlei<br />
Schlammrückfluss (Rückschlag) von der Druck- zur Saugseite. Durch<br />
diese Konstruktion arbeiten die ABEL Feststoffpumpen effizienter<br />
und laufen ruhiger als sogenannte ventillose Kolbenpumpen.<br />
• Bei ABEL SH-Feststoffpumpen sind keine externen Schmiersysteme<br />
für die Kolbendichtungen erforderlich.<br />
• Kegelventile mit verlängerten Ventilstangen gewährleisten sicheren<br />
Schutz vor einer Verunreinigung des Hydrauliksystems.<br />
• Geringer Ersatzteilverbrauch und niedrige Betriebskosten.<br />
Dosierpumpen.<br />
ABEL SH Pumpen.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 257
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Wenn Pumpen trockenlaufen und verschlammen:<br />
Oberflächensauger einsetzen<br />
Getauchte Schmutz- oder <strong>Abwasser</strong>pumpen versagen oft unweigerlich, wenn sie mangels <strong>Wasser</strong> verschlammen<br />
und eintrocknen. Oberflächensauger umgehen das Problem. Sie sind zudem das Mittel der Wahl, wenn<br />
aufschwimmender Belag entfernt werden soll.<br />
Die Installation<br />
gestaltet sich<br />
einfach: Weil<br />
lediglich eine<br />
Haltekette<br />
erforderlich ist,<br />
können Oberflächensauger<br />
schnell in<br />
jedem Becken,<br />
aber auch<br />
in Naturgewässern<br />
eingesetzt<br />
werden.<br />
Naturgewässer, Klärbecken oder<br />
Prozessbehälter: Wenn problematische<br />
Reservoire zu leeren<br />
oder Fremdstoffe abzuziehen sind,<br />
können schwimmende Pumpen<br />
als Oberflächensauger, sogenannte<br />
„Skimmer“, die besseren Ergebnisse<br />
erzielen. Darauf macht der Hersteller<br />
Tsurumi aufmerksam. „Während<br />
konventionelle Aggre gate in die<br />
Tiefe abgesenkt werden, bleiben<br />
Oberflächensauger dank Schwimmkörpern<br />
knapp unter der <strong>Wasser</strong>linie“,<br />
erklärt der Produkt manager<br />
Stefan Himmelsbach.<br />
Die Aggregate befinden sich dort<br />
nicht nur außerhalb der schlammigen<br />
Problemzone: Fällt oder steigt<br />
der <strong>Wasser</strong>spiegel, folgen sie kraft<br />
Naturgesetz. „Die Pumpen arbeiten<br />
somit stets unter Optimalbedingungen“,<br />
so Himmelsbach.<br />
Bei der Tsurumi FSP sorgt eine<br />
konstruktive Besonderheit für<br />
höchste Effizienz: Per Venturi-Düse<br />
erzeugt dieser Skimmer einen<br />
<strong>Wasser</strong>strom im Saugbereich, dessen<br />
Unterdruck das Oberflächenwasser<br />
nebst Fremdkörpern einschließlich<br />
Blähschaum kraftvoll ins<br />
Aggregat zieht. 255 L/min gehen<br />
durch den Auslass (50 mm) in die<br />
Ableitung. Der mit 2850 U/min laufende<br />
Motor mit 0,75 kW Nennleistung<br />
überbrückt Höhendifferenzen<br />
Oberflächensauger Tsurumi FSP: Drei<br />
Schwimmkörper halten die Skimmer-<br />
Pumpe an der <strong>Wasser</strong>oberfläche.<br />
Alle Abbildungen: © Tsurumi<br />
bis 5,3 Metern. Damit ist dieser<br />
Oberflächensauger für den Abzug<br />
verschmutzten <strong>Wasser</strong>s im Umweltsektor<br />
prädestiniert. Feuerwehren<br />
und Umweltdienstleister<br />
im <strong>Wasser</strong>schutzeinsatz, GaLaBauer<br />
und Entsorger sowie betriebliche<br />
und kommunale Kläranlagenbetreiber<br />
sind die Verwender. Das Wirkprinzip<br />
der FSP erlaubt Saug tiefen<br />
von nur wenigen Millimetern – relevant<br />
z. B. beim Abzug dünner Partikelfilme<br />
oder Ölteppiche. Generell<br />
gilt: Je größer die Saugtiefe, desto<br />
größer die Abzugsmenge.<br />
Betreiber wie die Gemeinde<br />
Wallenhorst (24 000 Einwohner) haben<br />
ihre konventionellen Pumpen<br />
im Klärwerk auch deshalb schnell<br />
ausgemustert, weil die Oberflächensauger<br />
weniger Energie benötigen<br />
und längere Standzeiten erzielen.<br />
März 2014<br />
258 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Oberflächensauger sind das Mittel der Wahl, wenn aufschwimmende Fremdstoffe abzuziehen sind. Der Abstand zur <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />
ist im Millimeterbereich einstellbar.<br />
Himmelsbach: „Die Standardpumpen<br />
mussten zuvor fast alljährlich<br />
aus dem Becken geholt und repariert<br />
werden“. Tsurumi baut seine<br />
schwimmenden Pumpstationen zu<br />
großen Teilen aus ph-widerstandsfähigem<br />
Grauguss, der mit ultraharten<br />
Materialien wie z. B. Siliziumkarbid<br />
bei der Wellendichtung im<br />
Ölbad ergänzt wird. Konstruktionsmerkmale<br />
wie die doppelte innenliegende<br />
Gleitringdichtung und der<br />
lageunabhängige Ölverteiler kennt<br />
man von den robusten Baupumpen<br />
des Herstellers.<br />
Eine Variante ausschließlich zum<br />
Klarwasserabzug stellen übrigens<br />
Dekanterpumpen dar: Sie saugen<br />
<strong>Wasser</strong> lediglich aus der Schicht<br />
zwischen dem Oberflächenschmutz<br />
und der Sedimentzone weiter unten<br />
ab. Zur Veranschaulichung der<br />
Funktion beider Systeme hat<br />
Tsu rumi Anwendungsfilme unter<br />
www.tsurumi.eu im Internet veröffentlicht.<br />
Kontakt:<br />
TSURUMI (EUROPE) GMBH,<br />
Ulrich Tempel,<br />
Heltorfer Straße 14,<br />
D-40472 Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 417937-450,<br />
Fax (0211) 417937-460,<br />
www.tsurumi.eu<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 259
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Neue Druckrohrleitung aus FLOWTITE GFK-Rohren<br />
überzeugt in Wilhelmshaven<br />
Die zunehmende Intensität von<br />
Starkregenereignissen stellt viele<br />
Städte und Kommunen und ihre<br />
Entwässerungsbetriebe vor große<br />
Herausforderungen. Die Stadt Wilhelmshaven<br />
bildet hier keine Ausnahme.<br />
Mitte März 2011 beschloss<br />
der Rat den Bau einer <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />
DN 1.200 (PN 6) vom<br />
Pumpwerk Süd zur Zentralkläranlage<br />
(ZKA). Damit können in Zukunft bei<br />
Starkregenereignissen rund 7 000 m 3<br />
pro Stunde aus dem südlichen Kernstadtbereich<br />
abtransportiert werden.<br />
Dies wird einerseits die Mischwassereinleitung<br />
in den Banter Siel reduzieren<br />
und andererseits die <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
im südlichen Kernstadtbereich<br />
sichern. Mit der Planung<br />
und Bauleitung beauftragten die<br />
zuständigen Technischen Betriebe<br />
Wilhelmshaven (TBW), Eigenbetrieb<br />
der Stadt Wilhelmshaven, die<br />
Planungs-ARGE Dr. Born-Dr. Ermel<br />
GmbH/p2m berlin GmbH. Für die<br />
Bauausführung zeichnete die Arbeitsgemeinschaft<br />
ADL Wilhelmshaven<br />
verantwortlich, an der die Ludwig<br />
Freytag GmbH u. Co. KG (technische<br />
Federführung), die Strabag AG sowie<br />
die Georg Koch GmbH beteiligt<br />
waren. Aufgrund von technischen<br />
Vorzügen wie den hervorragenden<br />
hydraulischen Eigenschaften oder der<br />
statischen Belastbarkeit, aber auch<br />
aufgrund der Flexibilität des Werkstoffes<br />
und wirtschaftlicher Aspekte<br />
entschieden sich die TBW beim Bau<br />
der neuen Druckrohrleitung für den<br />
Einsatz von FLOWTITE GFK-Wickelrohren<br />
der AMITECH Germany GmbH.<br />
Ein klares Ergebnis<br />
Bei der Baumaßnahme handelte es<br />
sich in Wilhelmshaven um die größte<br />
Tiefbaumaßnahme im <strong>Abwasser</strong>bereich<br />
der letzten Jahrzehnte.<br />
Eine 5,7 km lange Druckrohrleitung<br />
DN 1.200 mit einer Förderleistung<br />
von bis zu 7 000 m³ pro Stunde<br />
wurde in einer Tiefenlage von 2,50 m<br />
bis teilweise 5,50 m unter dem<br />
Gelände verlegt. Dazu war ein<br />
Bodenaushub von rund 50 000 m 3<br />
erforderlich. Die Kosten der Gesamtmaßnahme<br />
einschließlich Pumpwerksumbau,<br />
Planungsleistungen<br />
usw. waren mit 13 Mio. Euro veranschlagt.<br />
Der optimale Trassenverlauf<br />
der neuen <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />
war unter Berücksichtigung ökologischer,<br />
volkswirtschaftlicher und<br />
wirtschaftlicher Aspekte ermittelt<br />
worden. Die Planungs-ARGE Dr. Born-<br />
Dr. Ermel GmbH/p2m berlin GmbH<br />
arbeitete hierzu vier optionale<br />
Trassen aus, die einer eingehenden<br />
Bewertung unterzogen wurden.<br />
Während die Trasse bei der Variante<br />
1 und 2 durch die Stadt verlief,<br />
wurde bei Variante 3 nur ein Teil der<br />
Trasse durch die Stadt geführt<br />
(1,3 km) und der überwiegende Teil<br />
(4,2 km) außerhalb im Bereich des<br />
Friesendammes. In Variante 4 wurde<br />
der Stadtbereich vollständig gemieden.<br />
Die Planung sah hier zunächst<br />
die Verlegung im Hafen und die<br />
Weiterführung bis zur ZKA entlang<br />
des Friesendammes vor. Die Kosten-<br />
Nutzen-Analyse führte zu einem<br />
klaren Ergebnis: Die Varianten 1 und 2<br />
lagen bei der Bewertung in etwa<br />
gleich auf. Variante 4 erhielt die<br />
schlechteste Bewertung und als<br />
eindeutiger Favorit ging Variante 3<br />
hervor. Dem Ergebnis lag eine Wichtung<br />
nach Investitionskosten (50 %)<br />
und Nicht-monetären Zielen (50 %)<br />
zugrunde. Zu den Nicht-monetären<br />
Zielen zählten unter anderem „Ökologische<br />
Auswirkungen“, „unmittelbare<br />
Einschränkung für Anwohner“,<br />
„Zugänglichkeit für Wartung und<br />
Reparatur“, „Risiken für vorhandene<br />
Bausubstanz“ oder „Synergie Straßensanierung“.<br />
Mit dem Trassenverlauf längs des Friesendammes wurde die optimale Lösung sowohl<br />
unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten gefunden. Die Länge<br />
der Trasse beträgt rund 5,7 km, 4,2 km davon außerhalb des bebauten Stadtgebietes.<br />
© Dr. Born-Dr. Ermel GmbH<br />
Die richtige Wahl getroffen<br />
Für die Planung von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen<br />
sind einige Besonderheiten<br />
zu berücksichtigen. Dazu gehört u. a.<br />
der Einfluss des zu transportierenden<br />
März 2014<br />
260 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Mediums auf den Rohrwerkstoff.<br />
So kann es infolge von anaeroben<br />
Verhältnissen beim Transport von<br />
<strong>Abwasser</strong> zu biogener Schwefelwasserstoffkorrosion<br />
kommen. Bei<br />
der Wahl des Rohrwerkstoffes ist<br />
dies zu berücksichtigen. Weitere<br />
Faktoren sind hydraulische Eigenschaften,<br />
statische Belastbarkeit und<br />
nicht zuletzt die Handhabbarkeit<br />
beim Einbau auf der Baustelle. „Die<br />
Korrosionsbeständigkeit, die hohe<br />
Nennsteifigkeit und die glatte Rohrinnenwand<br />
mit daraus folgenden<br />
sehr guten hydraulischen Eigenschaften<br />
sind einige der Vorteile unseres<br />
FLOWTITE GFK-Rohrsystems“,<br />
erläutert Thomas Wede, Gebietsleiter<br />
der AMITECH Germany GmbH.<br />
„Dazu kommt das leichte Handling<br />
der Rohre beim Einbau aufgrund<br />
des geringen Metergewichtes. So<br />
sind auch große Nenndurchmesser<br />
noch mit einfachen Hebemaschinen<br />
zu bewegen. Zudem können wir die<br />
Baulänge der Rohre den Baustellengegebenheiten<br />
optimal anpassen.<br />
Das gewickelte Rohr wird in Baulängen<br />
zwischen 3 und 12 m gefertigt<br />
und just-in-time zur Baustelle geliefert.<br />
„Dank dieser Vorteile sind mit<br />
unserem variablen Rohrsystem hohe<br />
Verlegeleistungen auf der Baustelle<br />
realisierbar“, so Wede weiter. Für die<br />
5,7 km lange <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />
wurden Rohre mit zwei unterschiedlichen<br />
Nennsteifigkeitsgrößen<br />
eingebaut. Im Bereich mit Grabenverbau<br />
wurde SN 10.000 eingesetzt<br />
und in geböschten Graben SN 5.000.<br />
Eine Eigenschaft des Werkstoffes<br />
GFK ist die Flexibilität des Materials<br />
bei statischer Belastung trotz der<br />
hohen Nennsteifigkeit. Bei der Fertigung<br />
der Rohre wurde der Schichtaufbau<br />
so optimiert, dass innere und<br />
äußere Belastungen gleichermaßen<br />
gut abgeleitet werden können.<br />
Scherstab nimmt<br />
Zugkräfte auf<br />
Ein entscheidender Aspekt bei der<br />
Auswahl eines Rohrsystems ist die<br />
Verbindungstechnik. Sie muss dauerhaft<br />
dicht sein, auftretende Kräfte<br />
aufnehmen können und schnell und<br />
Die GFK-Rohre DN 1.200 wurden in Tiefen von 2,5–5,50 m eingebaut. Im Bereich mit<br />
Grabenverbau setzte man Rohre mit einer Nennsteifigkeit von SN 10.000 ein. Aufgrund<br />
des geringen Metergewichtes war das Handling auf der Baustelle relativ einfach.<br />
© Ludwig Freytag GmbH u. Co. KG<br />
Die Verbindungstechnik spielte hinsichtlich der Dichtheit der <strong>Abwasser</strong>druckleitung und<br />
des schnellen Baufortschrittes eine entscheidende Rolle. Vor und hinter Bögen setzte man<br />
die längskraftschlüssige Kupplungs variante des FLOWTITE-Rohrsystems ein.<br />
© AMITECH Germany GmbH<br />
möglichst einfach installierbar sein.<br />
„Beim FLOWTITE-Rohrsystem kommt<br />
eine doppelgelenkige Kupplung zum<br />
Einsatz, die über die muffenlosen<br />
Rohrenden geschoben wird. Der<br />
Grundkörper der Kupplung besteht<br />
aus GFK. Bei nichtlängskraftschlüssigen<br />
Verbindungen erfolgt die<br />
Abdichtung über zwei Elastomer-<br />
Dichtungen. Muss die Verbindung<br />
längskraftschlüssig sein, wird eine<br />
spezielle Kupplung verwendet, die<br />
mit zusätzlichen Nuten ausgestattet<br />
ist. Ein Scherstab, der in die Kupplung<br />
eingeführt wird, nimmt die<br />
auftretenden Zugkräfte auf. Im<br />
GFK-Grundkörper der Kupplung<br />
sind hierfür entsprechende Nuten<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 261
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Die Längskraftschlüssigkeit<br />
der<br />
einen Kupplungsvariante<br />
des FLOWTITE-<br />
Rohrsystems<br />
wird durch<br />
Einschieben<br />
eines Scherstabes<br />
gewährleistet,<br />
siehe<br />
links im Bild.<br />
© AMITECH<br />
Germany GmbH<br />
Baubesprechung vor Ort:<br />
Bauleiter Dipl.-Ing.<br />
Hendrik Taphorn (re.) und<br />
Thomas Wede, Gebietsleiter<br />
der Amitech Germany<br />
GmbH, besprechen den<br />
weiteren Bauablauf. Die<br />
hervorragende Abstimmung<br />
aller Beteiligten trug<br />
ent scheidend zum Erfolg<br />
der Baumaßnahme bei.<br />
© AMITECH Germany GmbH<br />
vorgesehen“, beschreibt Dr.-Ing.<br />
René Thiele, Produktmanager der<br />
AMITECH Germany GmbH, die Verbindungstechnik.<br />
Beide Kupplungsvarianten<br />
kamen in Wilhelmshaven<br />
zum Einsatz. Die längskraftschlüssige<br />
Variante wurde jeweils vor und<br />
hinter Bögen eingebaut, um die<br />
auftretenden Reaktionskräfte aufnehmen<br />
zu können. Hinzu kommt:<br />
Bei <strong>Abwasser</strong>druckleitungen sind<br />
an entsprechenden Hoch- bzw.<br />
Tiefpunkten Entleerungs- und Entlüftungsmöglichkeiten<br />
vorzusehen.<br />
Hierzu wurden an den vorgesehenen<br />
Rohrstücken direkt im Werk Flanschanschlüsse<br />
anlaminiert, sodass auf<br />
der Baustelle lediglich das eingeplante<br />
Ventil angeflanscht werden<br />
muss. Die Möglichkeit der Vorkonfektionierung<br />
ist ein weiterer Vorteil<br />
des FLOWTITE-Systems, der auf der<br />
Baustelle viel Zeit einsparen kann.<br />
Arbeit an vier Haltungen<br />
gleichzeitig<br />
Das eng gesteckte Zeitfenster von<br />
einem Jahr Bauzeit, aber auch der<br />
zum Teil schwierige Untergrund mit<br />
stark bindigen Kleiböden bis 5 m,<br />
wasserführenden Wattschichten und<br />
teilweise kontaminierten Bereichen<br />
war für die bauausführenden Unternehmen<br />
keine leichte Aufgabe. „Die<br />
TBW legte darüber hinaus großen<br />
Wert auf die Erhaltung des Baumbestandes.<br />
Somit war die ökologische<br />
Baubegleitung mit Baumfachleuten<br />
bei dieser Maßnahme ein<br />
besonderes Anliegen. Zum bestmöglichen<br />
Schutz des Baumbestandes<br />
wurde die Linienführung gemeinsam<br />
mit der Unteren Naturschutzbehörde<br />
abgestimmt“, ergänzt Projektleiter<br />
Dipl.-Ing. Michael Mannott, Ludwig<br />
Freytag GmbH u. Co. KG, die an die<br />
ARGE gestellten Anforderungen.<br />
Um das gesteckte Ziel zu erreichen,<br />
wurde an vier Haltungen gleichzeitig<br />
gebaut. Zur Verbindung der<br />
einzelnen Haltungen wurden Passstücke<br />
eingesetzt und vor Ort laminiert.<br />
„Die Erfahrung zeigte, dass<br />
es immer wieder zu leichten<br />
Plan abweichungen kam, die ein<br />
schnelles Handeln erforderten“,<br />
erzählt Bauleiter Dipl.-Ing. Hendrik<br />
Taphorn, Ludwig Freytag GmbH<br />
u. Co. KG. „Bei veränderten Einbauabläufen<br />
hat AMITECH immer sofort<br />
reagiert und mit einer zügigen und<br />
unkomplizierten Auftragsabwicklung<br />
und Organisation dazu beigetragen,<br />
dass der Bauablauf nicht unnötig<br />
verzögert wurde. Aktiv unterstützt<br />
wurde die Koordination dabei durch<br />
Frank Dirks von der Luths & Co. GmbH.<br />
Die gute Partnerschaft zwischen<br />
den Baupartnern, vom Ingenieurbüro<br />
bis zum Rohrhersteller, ist nach<br />
Meinung der beteiligten Baupartner<br />
ein wesentlicher Grund für den<br />
erfolgreichen Verlauf der Baumaßnahme.<br />
„Und das trotz der nicht<br />
immer einfachen Randbedingungen“,<br />
betont Hendrik Taphorn. Insgesamt<br />
wurden drei Kanalbaukolonnen mit<br />
je sechs Mann, zwei Baggern und<br />
Radladern an der Baumaßnahme<br />
in Wilhelmshaven eingesetzt. In<br />
kontaminierten Bereichen wurde<br />
in Schutzkleidung gearbeitet und<br />
Teile des Bodens ausgekoffert und<br />
entsorgt. An einigen Stellen der<br />
Strecke wurden Schachtbauwerke<br />
in Ortbetonbauweise ausgeführt<br />
und Schieber oder Ventile zur Entlüftung<br />
installiert.<br />
Im Durchschnitt wurden bisher<br />
rund 24 m Rohr pro Tag verlegt.<br />
Dank der detaillierten Planung und<br />
der sehr gut abgestimmten Abläufe<br />
und der Flexibilität der Baupartner<br />
konnten die Tiefbauarbeiten Anfang<br />
des Jahres wie geplant abgeschlossen<br />
werden – hierin sind sich die<br />
Beteiligten einig. Äußerst zufriedenstellend<br />
verlief auch die abschließende<br />
Druckprüfung, bei der sich<br />
die komplette Leitung im ersten<br />
Anlauf als dicht erwies.<br />
Kontakt:<br />
AMITECH Germany GmbH,<br />
Am Fuchsloch 19,<br />
D-04720 Mochau OT Großsteinbach,<br />
Tel. (03431) 71820,<br />
E-Mail: info@amitech-germany.de,<br />
www.amitech-germany.de<br />
März 2014<br />
262 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Instandsetzungsmörtel für hochgradig<br />
beanspruchte <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
▲ <strong>Abwasser</strong>anlagen sind vielseitigen und sehr starken Beanspruchungen ausgesetzt –<br />
durch das aggressive <strong>Abwasser</strong> sowie durch die diversen Reinigungsprozesse<br />
mechanischer, chemischer und biologischer Art.<br />
Alle Abbildungen: © Sika Deutschland GmbH<br />
Der Bauchemie-Spezialist Sika<br />
Deutschland GmbH hat sein Produktsortiment<br />
im Segment Instandsetzung<br />
von <strong>Abwasser</strong>bauwerken<br />
erweitert: Das neue Produkt-Highlight<br />
ist der vielseitige Instandsetzungsmörtel<br />
Sika MonoTop AW, der für<br />
den Einsatz in Anlagen zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
konzipiert ist. Der<br />
Beton wird besonders bei diesen<br />
Bauwerken maximal beansprucht –<br />
durch mechanische, biologische<br />
und chemische Reinigungsverfahren<br />
und die aggressive Zusammensetzung<br />
der Abwässer an sich. All<br />
diese Faktoren greifen die Betonoberflächen<br />
massiv an, die Folge<br />
sind vor allem Rissbildungen und<br />
Abplatzungen.<br />
Um sein Produktportfolio für verschiedene<br />
Anforderungen in diversen<br />
Anwendungsbereichen kontinuierlich<br />
zu optimieren, hat Sika Deutschland<br />
den kunststoffvergüteten, hydraulisch<br />
abbindenden Instandsetzungsmörtel<br />
Sika MonoTop AW entwickelt.<br />
Er eignet sich für die Beschichtung im<br />
Innen- und Außenbereich von statisch<br />
und dynamisch beanspruchten<br />
Betonbauteilen und vereint viele<br />
Vorteile hinsichtlich seiner Nutzungsbestimmung:<br />
Er ist beständig im<br />
pH-Bereich von 3,5 bis 14, verfügt<br />
über eine hohe chemische Beständigkeit<br />
im Bereich kommunaler<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen sowie über eine<br />
hohe Endfestigkeit, ist sulfatbeständig,<br />
wasserundurchlässig und kann<br />
in der Expositionsklasse XA1-XA3<br />
gemäß DIN EN 206-1/ DIN 1045-2<br />
eingesetzt werden. Die Verarbeitung<br />
kann manuell erfolgen, pneumatisch<br />
im Trockenspritzverfahren oder im<br />
Nassspritzverfahren mit Dichtstromförderung.<br />
Sika MonoTop AW wurde<br />
nach DIN EN 1504-3 für die Instandsetzung<br />
von Betontragwerken geprüft<br />
und zugelassen.<br />
Mit diesem überaus leistungsfähigen<br />
Mörtel können die Kommunen<br />
sicher sein, dass Instandsetzungsmaßnahmen<br />
schnell, effektiv und<br />
nachhaltig durchgeführt werden –<br />
bei laufendem Betrieb.<br />
Kontakt:<br />
Sika Deutschland GmbH,<br />
BU Flooring / Waterproofing,<br />
Marcus Rybarski,<br />
Kornwestheimer Straße 103-107,<br />
D-70439 Stuttgart,<br />
E-Mail: rybarski.marcus@de.sika.com,<br />
www.sika.de<br />
◀ ▲ Die Betonoberflächen werden in <strong>Abwasser</strong>bauwerken<br />
extrem angegriffen. Dauern diese Belastungen<br />
lange an, sind Schäden wie Rissbildungen und<br />
großflächige Abplatzungen kaum zu vermeiden.<br />
▲ Sika Deutschland hat den neuen Instandsetzungs -<br />
mörtel Sika MonoTop AW speziell für den Einsatz<br />
in <strong>Abwasser</strong>anlagen entwickelt. Er ist gegen die<br />
zahlreichen Bean spruchungen resistent und<br />
garantiert eine schnelle und zuverlässige Sanierungs -<br />
maßnahme.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 263
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong><br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Wir laden Sie herzlich ein!<br />
Besuchen Sie uns auf der IFAT 2014 vom<br />
5. bis 9. Mai 2014 in München auf unserem<br />
Stand 525 in Halle A2. Testen Sie die Zeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> und informieren Sie<br />
sich über unser Buchprogramm.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
auf der IFAT 2014<br />
in München<br />
Rätsel lösen und gewinnen<br />
Beantworten Sie fünf Fragen rund ums Thema <strong>Wasser</strong>. Mit den richtigen<br />
Antworten und etwas Glück zählen Sie zu den Gewinnern des <strong>gwf</strong>-Preisrätsels.<br />
2. Maß für den<br />
sauren und<br />
basischen Charakter<br />
einer wässrigen<br />
Lösung?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
p<br />
3 1<br />
o<br />
–<br />
6 2<br />
1. Wichtige Veranstaltung in München<br />
rund ums Thema <strong>Wasser</strong>?<br />
t<br />
9 4<br />
3. Worin wird<br />
<strong>Wasser</strong> und<br />
<strong>Abwasser</strong><br />
transportiert?<br />
4. Wodurch<br />
lassen sich<br />
Keime im <strong>Wasser</strong><br />
reduzieren?<br />
4.<br />
5.<br />
D<br />
Lösungswort:<br />
7<br />
10<br />
d w<br />
f<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
a<br />
5<br />
8<br />
5. Wie nennt man<br />
die unterirdische<br />
Ansammlung von<br />
<strong>Wasser</strong>?<br />
© CCaetano/iStockphoto.<br />
Schreiben Sie die Antworten in die vorgesehenen Kästchen. Die gekennzeichneten<br />
Buchstaben ergeben in der richtigen Reihenfolge das Lösungswort.<br />
März 2014<br />
264 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Viel Glück!<br />
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März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 265
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Luftaufnahme<br />
Kläranlage<br />
(Landratsamt<br />
Ortenaukreis).<br />
Energieeffizienzkonzept <strong>Abwasser</strong>zweckverband<br />
Kinzig- und Harmersbachtal<br />
Energieoptimierungen auf der Verbandskläranlage Biberach/Baden<br />
„Die energieneutrale Kläranlage“<br />
1. Verband<br />
Der <strong>Abwasser</strong>zweckverband Kinzigund<br />
Harmersbachtal (AZV) setzt<br />
sich zusammen aus den Städten<br />
Haslach i. K. und Zell a. H. sowie<br />
den Gemeinden Biberach/Baden,<br />
Fischerbach, Hofstetten, Mühlenbach,<br />
Nordrach, Oberharmersbach<br />
und Steinach.<br />
Er betreibt und unterhält die Verbandskläranlage<br />
in Biberach/Baden<br />
und den Verbandssammler von<br />
Steinach nach Biberach. Beratend<br />
in Fragen „<strong>Abwasser</strong>“ steht er den<br />
beiden Verwaltungsgemeinschaften,<br />
den Mitgliedsgemeinden und deren<br />
Bürgern zur Verfügung.<br />
1.1 Vorstellung Kläranlage<br />
Die Verbandskläranlage ist eine<br />
kommunale, mechanisch-biologische<br />
Kläranlage mit anaerober Schlammstabilisierung<br />
zur Reinigung des häuslichen<br />
und gewerblichen <strong>Abwasser</strong>s<br />
aus dem gesamten Verbandsgebiet.<br />
In den Jahren 2000-2003 wurde<br />
die Kläranlage zur gezielten Stickstoffelimination<br />
erweitert, nachdem verschiedene<br />
Versuche gescheitert waren,<br />
die Nitrifikation und gleichzeitig<br />
die Denitrifikation zu betreiben.<br />
Die Belebung wurde versuchsweise<br />
als Umlaufbecken umgebaut<br />
und ein Versuch mit Reinsauerstoffbelüftung<br />
wurde durchgeführt. Eine<br />
Vorbehandlung für das Zentratwasser<br />
wurde auch eingerichtet.<br />
Keine der Varianten brachten<br />
den gewünschten Erfolg, sodass<br />
sich der Verband, in Zusammenarbeit<br />
mit der Behörde, Ende der<br />
90-Jahre entschieden hatte, das Belebungsbecken<br />
um ca. 100 % zu vergrößern.<br />
Im Jahre 2000-2003 wurde<br />
dann ein neues Denitrifikationsbecken<br />
mit drei Kaskaden (Belebung 1) zwischen<br />
das Vorklärbecken und das alte<br />
Belebungsbecken eingefügt. Das Becken<br />
wurde so konzipiert, dass auch<br />
einzelne Kaskaden zur Nitrifikation<br />
mit Belüfter ausgestattet werden<br />
können. Dies wurde später umgesetzt.<br />
Anschließend wurde bei der in<br />
die Jahre gekommenen Kläranlage<br />
bis 2009 der Bestand saniert und<br />
verschiedene Modifizierungsarbeiten<br />
durchgeführt. Die größten<br />
Maßnahmen waren die Erneuerung<br />
der Rechenanlage und der BHKW-<br />
Anlage, Umbau und Sanierung der<br />
Faulschlammbehandlung, Verkleinerung<br />
der Vorklärung, Bau einer<br />
Überschussschlammentwässerung,<br />
Teilerneuerung der Elektrotechnik<br />
incl. Prozessleitsystem und verschiedene<br />
Betonsanierungen.<br />
Bei den Umbauarbeiten wurde<br />
auch berücksichtigt, dass die Kläranlage<br />
auf den Zuwachs der Bevölkerung<br />
im Verbandsgebiet gewappnet<br />
ist.<br />
Die Ausbaugröße der Kläranlage<br />
Biberach wurde von 41 200 auf<br />
46 100 Einwohnerwerte (EW) erhöht.<br />
Im Verbandsgebiet leben über<br />
März 2014<br />
266 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
30 000 Einwohner, die restlichen EW<br />
sind Einwohnergleichwerte aus der<br />
Industrie.<br />
Die Entwässerung im Verbandsgebiet<br />
ist im Trennsystem (ca. 75 %) und<br />
im Mischsystem (ca. 25 %) ausgeführt.<br />
1.1.1 <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Der Zulauf schwankt in Abhängigkeit<br />
der Tages-, Jahreszeiten und der<br />
Witterung sehr stark.<br />
••<br />
Der Fremdwasseranteil liegt<br />
bei 44 %.<br />
••<br />
Trockenwetterzulauf ca. 7 000 m³,<br />
Regenwetterzulauf bis zu 20000 m³<br />
pro Tag.<br />
••<br />
Jahresmenge 3,8 Mio. m³<br />
Das Zulaufpumpwerk hebt das <strong>Abwasser</strong><br />
5,5 m zur Rechenanlage an.<br />
Auch bei Hochwasser der Kinzig<br />
kann das <strong>Abwasser</strong> alle Reinigungsstufen<br />
im freien Gefälle durchfließen.<br />
••<br />
3 Förderschnecken mit einer<br />
Leistung von je 220 L/s<br />
Die Rechenanlage besteht aus zwei<br />
Rechen und zwei nachgeschalteten<br />
Rechengutwaschpressen. Das Rechengut<br />
wird ausgewaschen, gepresst<br />
und in Endlossäcke verpackt.<br />
••<br />
2 Flachsiebrechen mit 6 mm<br />
Spaltenbreite<br />
Der Sand-/Fettfang ist ein längs<br />
durchströmtes Becken mit abgeschrägter<br />
Sohle und Sandrinne am<br />
Boden. Der Sand wird einer weiteren<br />
Verwertung zugeführt. Das Fett wird<br />
in die Faulbehälter gefördert.<br />
••<br />
1 Rechteckbecken mit 350 m³<br />
Die Vorklärbecken sind zwei<br />
Rechteckbecken mit einem Zwillingsräumer.<br />
Der Rohschlamm wird<br />
ohne zusätzliches Eindicken in die<br />
Faulbehälter gefördert.<br />
••<br />
2 Rechteckbecken mit je 225 m³<br />
Die Anaerobbecken wurden im Zuge<br />
der Modifizierungsarbeiten durch<br />
die Verkleinerung der Vorklärbecken<br />
geschaffen. Hier wird der Rücklaufschlamm<br />
zugegeben. Die Bio-P-<br />
Elimination beträgt im Schnitt 20 %.<br />
••<br />
2 Rechteckbecken mit je 275 m³<br />
Das Denitrifikationsbecken (Belebung<br />
1) besteht aus drei Kaskaden,<br />
von denen bei Bedarf zwei<br />
als Nitrifikationsvolumen belüftet<br />
werden können. Die Einschaltung<br />
der Belüftung erfolgt vollautomatisch<br />
über die Belastung der<br />
Belebung 2 und/oder Ammoniumkonzentration<br />
am Ablauf der Belebung<br />
2.<br />
••<br />
1 Rechteckbecken mit<br />
3 Kaskaden á 1 000 m³<br />
Das Nitrifikationsbecken (Belebung<br />
2) besteht aus vier Straßen<br />
mit jeweils zwei Zonen. Die Regelung<br />
des Sauerstoffes erfolgt in jeder<br />
Zone getrennt. Der Mittelwert<br />
steuert das Gebläse.<br />
••<br />
4 Rechteckbeckenstraßen mit<br />
je 750 m³<br />
Die Nachklärbecken sind rund und<br />
bei der Überlaufschwelle 2,3 m tief.<br />
Die hydraulische Auslastung ist sehr<br />
gut.<br />
••<br />
2 Rundbecken mit je 2 200 m³<br />
Die Phosphatfällung erfolgt in den<br />
Ablauf der Belebung. Wegen des<br />
sehr weichen <strong>Wasser</strong>s im Einzugsgebiet<br />
kommt Natriumaluminat<br />
zum Einsatz. Die Dosierung erfolgt<br />
phosphatabhängig.<br />
••<br />
2 doppelwandige PE-Behälter<br />
mit je 15 m³<br />
Die Ablaufkonzentrationen liegen<br />
deutlich unter den Vorgaben der<br />
wasserrechtlichen Genehmigung.<br />
Die Grenzwerte wurden immer eingehalten.<br />
Einleitungsgrenzwerte in<br />
Klammer.<br />
••<br />
CSB<br />
23,1 mg/L (48)<br />
••<br />
Gesamtphosphor<br />
1,14 mg/L (2,0)<br />
••<br />
Stickstoff anorganisch<br />
9,9 mg/L (18)<br />
••<br />
Ammonium-Stickstoff<br />
0,35 mg/L (10)<br />
Der Abbaugrad der Kläranlage<br />
liegt über den Richtlinien der EU<br />
bzw. der Behörde.<br />
Mindestanforderung in Klammer.<br />
CSB 95 % (75)<br />
Gesamtphosphor 83 % (80)<br />
••<br />
Gesamtstickstoff 73 % (70)<br />
1.1.2 Schlammbehandlung<br />
Die Schlammfaulung besteht<br />
aus zwei, hintereinander geschalteten<br />
Faulbehältern, die beide auf<br />
ca. 39 ° beheizt werden. Die rechnerische<br />
Aufenthaltszeit liegt über<br />
40 Tage.<br />
••<br />
2 eiförmige-Rundbehälter<br />
mit je 1 600 m³<br />
Die Beschickung der Faulbehälter<br />
mit Rohschlamm, Brennschlempe,<br />
Fett und Speisereste erfolgt halbautomatisch.<br />
Für diese Stoffe stehen<br />
vier Speicher zur Verfügung.<br />
••<br />
3 Rechteckbehälter mit<br />
je 25 und einer mit 45 m³<br />
Der Überschussschlamm wird mit<br />
der Überschussschlammentwässerung<br />
unter Zugabe von Polymeren<br />
auf ca. 5 % entwässert und auch in<br />
die Faulbehälter gefördert.<br />
••<br />
Siebband mit 30 m³/h Durchsatz<br />
Die Faulschlammentwässerung<br />
erfolgt mit einer Zentrifuge. Der<br />
TS-Gehalt des entwässerten Schlammes<br />
beträgt 25 %.<br />
••<br />
Entwässerter Schlamm<br />
2 000 Tonnen/Jahr<br />
Der Gasbehälter ist trocken aufgestellt<br />
und über eine 150 m lange<br />
Stichleitung mit den Faulbehältern<br />
bzw. dem Gasmessraum verbunden.<br />
••<br />
Volumen Gasbehälter 600 m³<br />
Die Blockheizkraftwerke (BHKW)<br />
bestehen aus drei Modulen, ein<br />
kleines für die Grundlast, ein mittleres<br />
für den Nachtbetrieb und ein<br />
großes für die Spitzenlast tagsüber.<br />
••<br />
Modul 1 Liebherr 6 Zylinder<br />
Turbo mit Ladeluftkühler<br />
125 kW elektr. Leistung<br />
••<br />
Modul 2 Liebherr 4 Zylinder<br />
Turbo mit Ladeluftkühler<br />
80 kW elektr. Leistung<br />
••<br />
Modul 3 MWM 4 Zylinder<br />
Turbo mit Ladeluftkühler<br />
50 kW elektr. Leistung<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 267
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Vereinfachtes Fließschema Kläranlage Biberach<br />
Bild 1. Verfahrensschema<br />
Kläranlage<br />
Biberach.<br />
Rechengut<br />
Kanalisation<br />
(Kommunales <strong>Abwasser</strong>)<br />
Zulaufpumpwerk<br />
Rechenanlage<br />
Anlieferungen<br />
Schlempespeicher<br />
(Steinobst)<br />
Sickerwasserspeicher<br />
Natronlauge<br />
Schlempespeicher<br />
(Kernobst)<br />
Anlieferungen<br />
Fett und Speisereste<br />
Entkernnungsmaschine<br />
Gärsubstratspeicher<br />
vermeiden, direkt in die Faulbehälter<br />
dosiert. Das Eisen bindet<br />
den Schwefel im Schlamm, wodurch<br />
der Schwefelgehalt im Faulgas<br />
reduziert wird, was die Motoren<br />
der BHKW schützt.<br />
••<br />
Doppelwandiger PE-Behälter<br />
mit 25 m³<br />
Sandfanggut<br />
Sand-/Fettfang<br />
Vorklärbecken<br />
Anaerobbecken<br />
Fett<br />
Rohschlamm<br />
Zentratspeicher<br />
Zentrifuge<br />
Faulbehälter<br />
Wärme<br />
Gasbehälter<br />
BHKW<br />
Die Heizung besteht aus einem<br />
Propangaskessel mit einem Vorratstank.<br />
Die Anlage ist nur für Notfälle vorgesehen.<br />
Seit einigen Jahren wird<br />
die Anlage nur noch vor dem Winter<br />
kontrolliert.<br />
••<br />
Brenner 80-550 kW<br />
Denitrifikationsbecken<br />
Nitrifikationbecken<br />
Nachklärbecken<br />
Rezirkulation<br />
Rücklaufschlamm<br />
Klärschlamm<br />
25% TS<br />
Überschussschlamm<br />
Siebband<br />
Wärme<br />
Strom<br />
Die Kalkdosierstation zur Erhöhung<br />
des pH-Wertes in der Belebung ist<br />
seit dem Wechsel auf alkalisches<br />
Fällmittel außer Betrieb.<br />
••<br />
Silo mit 50 m³<br />
1.1.4 Verfahrensschema Kläranlage<br />
Im Verfahrensschema der Kläranlage<br />
(Bild 1) sind alle für die <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />
Schlammbehandlung<br />
und Co-Vergärung relevanten<br />
Anlagenteile und Stoffströme abgebildet.<br />
Der erzeugte Strom und die Wärme<br />
werden hauptsächlich für die Kläranlage<br />
genutzt. Die Kläranlage<br />
versorgt sich sowohl mit elektrischer<br />
als auch mit thermischer Energie<br />
zu 100 % selbst. Die Kläranlage ist<br />
energieneutral.<br />
••<br />
Stromerzeugung<br />
ca. 950 000 kWh / Jahr<br />
••<br />
Wärmeerzeugung<br />
ca. 1,6 Mio. kWh / Jahr<br />
1.1.3 Sondereinrichtungen<br />
Die Schlempebehandlung erfolgt<br />
mithilfe einer Entkernungsmaschine,<br />
die alle Sperrstoffe (Obststeine)<br />
entfernt. Bei Bedarf besteht die<br />
Möglichkeit, die saure Schlempe<br />
mit 50 %-iger Natronlauge zu<br />
neutra lisieren.<br />
••<br />
Natronlaugebehälter 5 m³<br />
März 2014<br />
268 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
Kinzig<br />
Der Sickerwasserspeicher dient<br />
der Pufferung des angelieferten Sickerwassers.<br />
Bei Schwachlastzeiten<br />
wird dieses dem Kläranlagenzulauf<br />
zugegeben.<br />
••<br />
Rundbecken mit 250 m³<br />
Die Betriebswasserpumpen befinden<br />
sich in einem Brunnenschacht.<br />
Das Betriebswasserpumpwerk<br />
versorgt alle in der Kläranlage<br />
befindlichen <strong>Wasser</strong>entnahmestellen<br />
und sämtliche Maschinen mit Brauchwasser.<br />
Für Notfälle ist auch ein<br />
Trinkwasseranschluss vorhanden.<br />
••<br />
2 Tauchpumpen mit je 60 m³/h<br />
Zur Schwefelelimination im Faulbehälter<br />
ist ein Tank mit Eisen-<br />
II-Chlorid aufgestellt. Dieses wird,<br />
um Korrosionen in Leitungen zu<br />
2. Energieeffizienzkonzept<br />
2.1 Einleitung<br />
Im vorliegenden Beitrag werden Potenziale<br />
und Konzepte vorgestellt,<br />
mit denen man unter Berücksichtigung<br />
der Wirtschaftlichkeit eine<br />
energieneutrale Kläranlage betreiben<br />
kann.<br />
Oberstes Ziel und Aufgabe einer<br />
Kläranlage ist und bleibt die <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />
Die Einhaltung der<br />
gesetzlichen Anforderungen hat<br />
höchste Priorität.<br />
In Betracht der derzeit geführten<br />
Diskussionen über Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung auf Kläranlagen,<br />
könnte man meinen, dass die<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung etwas in den<br />
Hintergrund geraten ist.<br />
Die <strong>Abwasser</strong>reinigung funktioniert<br />
nun mal nicht ohne Energie,<br />
um das <strong>Abwasser</strong> zu reinigen, das<br />
24 Stunden am Tag und 365 Tage im<br />
Jahr anfällt.
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Die Kläranlagen sind mit 20 %-Anteil<br />
i. d. R. die größten Stromverbraucher<br />
im kommunalen Bereich.<br />
Nach Angaben des Umwelt-<br />
Bundesamtes [1] erreichen Kläranlagen<br />
mit Faulgasverstromung einen<br />
Eigenversorgungsgrad von etwa<br />
33 % des Strombedarfes.<br />
Durch ständige Betriebsoptimierungen<br />
und seit 2011 auch<br />
durch Zugabe von Co-Substraten<br />
zur Verbesserung der Gaserzeugung,<br />
konnte in der eigenen BHKW-<br />
Anlage erstmals 2012 mehr Strom<br />
erzeugt werden, als die Kläranlage<br />
Biberach benötigt hat. Der Überschuss<br />
wurde in das öffentliche<br />
Netz eingespeist.<br />
Der rechnerische Eigenversorgungsgrad<br />
der Kläranlage Biberach<br />
liegt bei über 100 %.<br />
In den Jahren 2000-2003 wurde<br />
die Kläranlage erweitert und das<br />
Belebungsbecken um ca. 100 % vergrößert.<br />
Anschließend wurde bis<br />
2009 der Bestand saniert und verschiedene<br />
Modifizierungsarbeiten<br />
durchgeführt. Seit 2009 ist die<br />
Kläranlage wieder in einem stabilen<br />
Betrieb.<br />
Im Bild 2 ist der Eigenversorgungsgrad<br />
der letzten vier Jahre abgebildet.<br />
Bei Kläranlagen der Größenklasse<br />
4, zu der auch die Kläranlage<br />
Biberach gehört, beträgt der<br />
durchschnittliche Stromverbrauch<br />
35 kWh/EWxa (Kilowattstunden pro<br />
Einwohner im Jahr). Quelle: Umwelt-<br />
Bundesamt [1].<br />
Durch verschiedene Maßnahmen<br />
zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
hat die Kläranlage Biberach im<br />
letzten Jahr einen Stromverbrauch<br />
von 23,3 kWh/EWxa erreicht.<br />
Zu erwähnen ist, dass sich<br />
gleichzeitig die Reinigungsleistung<br />
in den letzten Jahren sogar verbessert<br />
hat. Die gesetzlichen Vorgaben<br />
werden gesichert eingehalten. Die<br />
Differenzen der Jahre 2011 und<br />
2012 sind mit höchster Wahrscheinlichkeit<br />
auf die <strong>Abwasser</strong>mengen<br />
zurückzuführen (Verdünnungseffekt).<br />
Eine Übersicht ist aus Bild 3 ersichtlich.<br />
Der entscheidende Faktor bei<br />
dem Stromverbrauch einer Kläranlage<br />
ist die Stickstoffelimination.<br />
Durch die Nitrifikation aber auch<br />
durch die Rezirkulation der Denitrifikation<br />
(bei Kläranlagen mit vorgeschalteter<br />
Denitrifikation) wird mit<br />
Abstand der meiste Strom verbraucht.<br />
Die Stromverbräuche der<br />
einzelnen Verfahrensschritte der<br />
Kläranlage Biberach sind im Bild 4<br />
abgebildet. Der Stromverbrauch<br />
des Zulaufpumpwerkes ist in der<br />
mechanischen Reinigung enthalten.<br />
2.2 Betriebsoptimierungen<br />
Zur Senkung des Stromverbrauchs<br />
auf der Kläranlage wurden in den<br />
letzten Jahren verschiedene Maßnahmen<br />
zur Stromeinsparung<br />
durchgeführt:<br />
••<br />
Senkung des eigenen Betriebswasserverbrauches<br />
durch Beseitigung<br />
von Leckagen und<br />
Betriebsoptimierung wasserverbrauchsintensiver<br />
Maschinen.<br />
••<br />
Bei Sanierungen wurden energieeffiziente<br />
Antriebe eingesetzt.<br />
••<br />
Sandfanggebläse und Rührwerke<br />
werden intermittierend gefahren<br />
(Zeitschaltprogramm).<br />
••<br />
Alle relevanten Antriebe wurden<br />
mit Frequenzumrichter ausgerüstet<br />
und werden drehzahlgesteuert,<br />
automatisch über Onlinemessungen<br />
geregelt (Zulaufpumpwerk,<br />
Rücklaufschlamm, Rezirkulation,<br />
Gebläse etc.).<br />
Bild 2. Eigenversorgungsgrad.<br />
Bild 3.<br />
Abbauleistung<br />
Gesamtstickstoff.<br />
Bild 4. Stromverbrauch<br />
der<br />
einzelnen<br />
Verfahrensschritte.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 269
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
ZLPW<br />
Mechanische Reinigung<br />
incl. Zulaufpumpwerk<br />
Niederspannungshauptvert. 1<br />
NHV1<br />
GEB1<br />
Gebläsestation 1<br />
Bild 5. Hauptenergieverteilung<br />
Kläranlage Biberach.<br />
Bild 6.<br />
Annahmestation<br />
Brennschlempe<br />
und<br />
Gärsubstrat.<br />
Hauptenergieverteilung der Kläranlage Biberach<br />
MOD1<br />
GEB2<br />
Gebläsestation 2<br />
HEIZ<br />
Heizung<br />
Blockheizkraftwerk<br />
MOD2<br />
BIOL<br />
Biologie<br />
SBEA<br />
Schlammbehandlung<br />
MOD3<br />
NHV2<br />
Niederspannungsverteilung 2<br />
ZENT<br />
Zentrifuge<br />
ALG1/2<br />
Allgemein<br />
UESS<br />
Überschussschlammentwässerung<br />
••<br />
Die Rezirkulation wird Nitratabhängig<br />
gesteuert.<br />
••<br />
Die Vorgabe des Sauerstoffsollwertes<br />
in der Nitrifikation erfolgt<br />
ammoniumabhängig.<br />
••<br />
Die Umschaltung der Belebungs-<br />
Kaskaden von Denitrifikation auf<br />
Nitrifikation erfolgt über die<br />
Belastung (Luftmenge Gebläse)<br />
bzw. über den Ammoniumwert<br />
am Ende der Nitrifikation.<br />
••<br />
Die BHKW-Anlagen werden auf<br />
den aktuellen Strombedarf ausgeregelt,<br />
sodass der Bezug aus<br />
dem öffentlichen Netz nach<br />
Möglichkeit „0“ ist.<br />
••<br />
Im gesamten Stromverteilernetz<br />
auf der Kläranlage wurden 12<br />
elektronische Stromzähler eingebaut,<br />
um von jedem Anlagenteil<br />
bzw. jeder Maschine den<br />
Stromverbrauch getrennt zu<br />
erfassen und um Stromfresser<br />
aufzuspüren und zu optimieren<br />
(Bild 5).<br />
Seit 2012 betreibt die Kläranlage ein<br />
neues BHKW mit einer Leistung von<br />
50 kW für die Grundlast. Die Abwärme<br />
dieser Anlage wird zu 100 % für die<br />
Beheizung der Faulbehälter und<br />
der Gebäude genutzt. Aus diesem<br />
Grund wurde diese Anlage vom<br />
Bundesamt für Wirtschaft und<br />
Ausfuhrkontrolle als KWK-Anlage<br />
anerkannt. Der <strong>Abwasser</strong>zweckverband<br />
erhält für die nächsten<br />
zehn Jahre 5,11 Cent/kWh für den<br />
selbst erzeugten und verbrauchten<br />
Strom.<br />
Bild 7. Entkernungsmaschine.<br />
2.3 Co-Vergärung<br />
2.3.1 Brennschlempe<br />
Im Kinzig- und Harmersbachtal<br />
betreiben viele Landwirte eine<br />
Schnapsdestillation. Die sogenannte<br />
Brennschlempe wird wegen der sauren<br />
Konsistenz nicht auf die Felder<br />
gebracht sondern in der Kläranlage<br />
angeliefert. Die Brennschlempen<br />
enthalten, wegen dem hohen organischen<br />
Anteil, noch Energie, die im<br />
Faulbehälter in Form von Faulgas<br />
gewonnen wird. Bereits 1983 bei dem<br />
Bau der Kläranlage wurde dies berücksichtigt<br />
und die dazu notwendigen<br />
März 2014<br />
270 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Einrichtungen geschaffen. Seit 2009<br />
werden die Mengen und Gewichte<br />
genau bilanziert.<br />
Die Anlieferung erfolgt zu den<br />
normalen Öffnungszeiten, ohne vorherige<br />
Anmeldung, durch die Landwirte<br />
selbst.<br />
Die Einfüllöffnung (Bild 6) befindet<br />
sich direkt über dem Speicher in<br />
ca. 25 cm Höhe über dem Gelände<br />
und ist ca. 1 x 1 m groß. Die Landwirte<br />
füllen selbstständig die Schlempe<br />
aus dem Pumpfass oder Container<br />
ab. Ein Gitterrost mit ca. 25 mm Stababstand<br />
filtert Sperrstoffe heraus.<br />
Die Reinigung der Annahmestation<br />
wird von den meisten Landwirten,<br />
wenn notwendig übernommen.<br />
Ein Schlauch mit Betriebswasseranschluss<br />
und verschiedene<br />
Abfüllhilfen stehen zur Verfügung.<br />
Die Brennschlempe aus Steinobst<br />
wird in einen getrennten Speicher<br />
abgefüllt und später mit einer Entkernungsmaschine<br />
(Bild 7) entsteint.<br />
Nach Bedarf wird zur Anhebung des<br />
pH-Wertes Natronlauge zugegeben.<br />
Die Kosten der Natronlauge belaufen<br />
sich auf ca. 1 500 € im Jahr.<br />
Eine vertragliche Bindung zwischen<br />
dem AZV und den Landwirten<br />
besteht nicht. Der AZV kann<br />
bei Betriebsstörungen die Annahme<br />
von Brennschlempe verweigern.<br />
2.3.2 Gärsubstrat<br />
Bei der Sanierung und Modifizierung<br />
der Schlammbehandlung in den<br />
vergangenen Jahren wurden bereits<br />
die Weichen für eine Annahmestation<br />
für Gärsubstrat (Fett und<br />
Speisereste) gestellt:<br />
••<br />
Es wurden bei den Faulbehälter-<br />
Beschickungspumpen, Zerkleine<br />
rer (Bild 8 (A)) eingebaut, die<br />
verhindern, dass Sperrstoffe aus<br />
den Co-Substraten in die Faulbehälter<br />
gelangen,<br />
••<br />
die Leitung (Bild 8 (B)) für das Gärsubstrat<br />
ist nur 50 cm bis zur Rohschlammleitung<br />
– dadurch sind Ablagerungen<br />
fast ausgeschlossen,<br />
••<br />
eine automatische Steuerung der<br />
Gärsubstratdosierung mithilfe von<br />
Pneumatikschiebern (Bild 8 (C))<br />
wurde eingerichtet,<br />
B<br />
A<br />
C<br />
••<br />
der alte Fäkalienspeicher (Bild 9<br />
(A)) wurde als Gärsubstratspeicher<br />
umfunktioniert,<br />
••<br />
es wurden Gas-Einpresslanzen<br />
(Bild 10 (A)) in die Faulbehälter<br />
eingebaut, die für eine bessere<br />
Durchmischung des Schlammes<br />
sorgen und die Gasproduktion<br />
verbessern,<br />
••<br />
bei der Sanierung der Faulbehälterfassade<br />
wurde eine hochwertige<br />
Wärmedämmung angebracht.<br />
Dadurch können nun<br />
beide Faulbehälter über das<br />
ganze Jahr beheizt werden, was<br />
zu einem besseren Abbau führt.<br />
Die Aufenthaltszeit bei ca. 39 °C ist<br />
somit auf über 40 Tage gestiegen.<br />
Seit 2011 besteht nun die Möglichkeit<br />
mehr Fett aus Fettabscheider<br />
anzunehmen und den Faulbehältern<br />
zuzugeben.<br />
A<br />
Die hygienerechtliche Genehmigung<br />
zur Annahme und Verwertung<br />
von Speiseresten der Kategorie<br />
3 wurde vom Veterinäramt<br />
2012 erteilt.<br />
A<br />
Bild 8. Pumpstation.<br />
Bild 9.<br />
An lieferung<br />
Gärsubstrat.<br />
Bild 10.<br />
Gaseinpresslanzen<br />
Faulbehälter.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 271
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bild 11. Beschickungsmengen oTS.<br />
Bild 12. Strombilanz<br />
in kWh.<br />
Bild 13. Strombilanz<br />
in Euro.<br />
Die Anlieferung der Fette erfolgt<br />
durch zertifizierte Fuhrunternehmer<br />
aus der Region, die überwiegend<br />
Fettabscheider aus dem Verbandsgebiet<br />
und dem Raum Offenburg<br />
abfahren.<br />
Die Speisereste werden aus einer<br />
nahe gelegenen Pasteurisierungsanlage<br />
im Tanklastzug angeliefert. Der<br />
Transporteur ist zum Transport von<br />
Material der Kategorie 3 zugelassen.<br />
Bei größeren Mengen müssen die<br />
Fuhrunternehmen die Anlieferung<br />
beim Betriebspersonal abfragen<br />
bzw. anmelden. Priorität haben<br />
Anlieferungen aus dem Verbandsgebiet.<br />
Der AZV kann, z. B. bei Betriebsstörungen,<br />
die Annahme von<br />
Gärsubstrat komplett abstellen. Eine<br />
schriftliche Vereinbarung zwischen<br />
AZV und Abfallerzeuger bzw. Abfallbeförderer<br />
gibt es nicht.<br />
Das Abladen erfolgt in einem geschlossenen<br />
System wie aus Bild 9<br />
ersichtlich. Der Gärsubstratspeicher<br />
umfasst 45 m³. Die Homogenisierung<br />
erfolgt mit einem kräftigen<br />
Rührwerk (9 kW), das über einen<br />
Rechts- und Linkslauf verfügt. Somit<br />
sind Verzopfungen weitgehend ausgeschlossen<br />
bzw. leicht zu entfernen.<br />
Der Gärsubstratspeicher und der<br />
Zerkleinerer werden alle 6 – 8 Wochen<br />
komplett entleert und gereinigt<br />
(ausgespritzt).<br />
Sowohl das Fett als auch die<br />
Speisereste (vereinfacht Gärsubstrat<br />
genannt) enthalten einen sehr<br />
hohen organischen Anteil und sind<br />
somit hervorragend zur Faulgasproduktion<br />
geeignet.<br />
Das Gärsubstrat ist für die<br />
Methanbakterien sehr schnell<br />
verfügbar und kann spontan zur<br />
Verbesserung der Gaserzeugung/<br />
Stromerzeugung eingesetzt werden.<br />
Diese Vorgehensweise wird auch so<br />
umgesetzt.<br />
Die Jahresmengen 2012 in<br />
Tonnen oTS (organischer Trockensubstanzgehalt)<br />
sind im Bild 11<br />
dargestellt.<br />
Bemerkenswert ist, dass mit einer<br />
so geringen Menge Co-Substrate<br />
(6,7 % des gesamten Faulbehälter-<br />
Inputs) die Energiebilanz der Kläranlage<br />
erheblich verbessert werden<br />
konnte.<br />
Die Gasausbeute liegt bei<br />
640 L/kg oTS, was als sehr gut zu<br />
bezeichnen ist. Durch die gute<br />
Abbaubarkeit des Gärsubstrats ist<br />
keine Zunahme des entwässerten<br />
Schlamms (Stand: Oktober 2013)<br />
festzustellen.<br />
Der Glühverlust des Faulschlamms<br />
liegt unverändert bei 57 % – der entwässerte<br />
Schlamm hat im Jahresmittel<br />
25 % Trockensubstanz.<br />
Die Ammoniumfracht im Zentratwasser<br />
ist um 11 % angestiegen.<br />
Dies entspricht 1,7 % der Gesamtstickstofffracht<br />
2012 der Kläranlage<br />
und fällt somit nicht besonders ins<br />
Gewicht.<br />
Inwieweit der Anstieg allein auf<br />
die Zugabe von Gärsubstrat zurückzuführen<br />
ist, kann zum jetzigen<br />
Zeitpunkt noch nicht genau gesagt<br />
werden.<br />
Durch die Speisereste, die teilweise<br />
aus entpackten Lebensmitteln<br />
bestehen, sind Folienschnipsel<br />
im entwässerten Klärschlamm und<br />
im Zentratwasser als Schwimmstoffe<br />
vorhanden. Negative Auswirkungen<br />
sind dadurch nicht festzustellen.<br />
Der Klärschlamm wird thermisch<br />
verwertet und der Überlauf des<br />
Zentratbehälters führt in den Zulauf<br />
der Kläranlage und somit vor die<br />
Rechenanlage. Durch die intensive<br />
Durchmischung der Faulbehälter<br />
mittels Gas-Einpresslanzen ist die<br />
Bildung einer Schwimmstoff decke<br />
in den Faulbehälter so gut wie<br />
ausgeschlossen.<br />
Durch die Annahme der Fettabscheiderinhalte<br />
seit 2011 und der<br />
Speisereste ab 2012 hat sich der Personalaufwand<br />
für die Verwaltung<br />
März 2014<br />
272 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
und den Betrieb der CO-Vergärung<br />
geringfügig erhöht. Der Gesamtaufwand<br />
der CO-Vergärung beträgt<br />
unter 100 Stunden pro Jahr. Dies<br />
entspricht ca. 1 % der Personalkosten<br />
des <strong>Abwasser</strong>zweckverbandes.<br />
2.4 Ergebnis<br />
Im Bild 12 sind die Strommengen in<br />
kWh der Jahre 2009–2012 abgebildet.<br />
Es ist deutlich zu erkennen,<br />
dass sowohl der Stromverbrauch<br />
der Kläranlage als auch der Anteil<br />
des Strombezugs zurückgegangen<br />
ist. Gleichzeitig hat die Stromeinspeisung<br />
(Stromverkauf) zugenommen.<br />
Auch die Stromerzeugung<br />
hat, aufgrund der Zugabe von<br />
Gärsubstrat, zugenommen.<br />
Auch das neue 50 kW-BHKW<br />
trägt, durch den besseren Wirkungsgrad,<br />
zur Verbesserung der Strombilanz<br />
bei. Die Summe der Einnahmen<br />
durch den Stromverkauf und der<br />
KWK-Zulage sind erstmals 2012 höher<br />
als die Ausgaben für den Strombezug<br />
(siehe Bild 13).<br />
2.5 Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann man sagen,<br />
das durch Stromeinsparungen und<br />
durch die Steigerung der ei genen<br />
Stromerzeugung die Klär anlage<br />
Biberach energieneutral geworden ist.<br />
Das heißt, dass der Stromverbrauch<br />
mit der Stromerzeugung<br />
über ein Jahr bilanziert (unterm<br />
Strich) gleich ist bzw. mehr Strom<br />
erzeugt als verbraucht wird.<br />
Allerdings wird bei Schwachlastzeiten<br />
Strom vom EVU bezogen,<br />
während in Hochlastzeiten Strom an<br />
das EVU abgegeben werden kann.<br />
In Zukunft wird angestrebt, mehr<br />
Strom für die Kläranlage selbst zu<br />
erzeugen, was aber aufgrund der geringen<br />
Gasspeicherkapazität (600 m³)<br />
sehr schwierig wird. Eine ausgeklügelte<br />
Technik zur Steuerung der<br />
BHKW und auch der Großverbraucher<br />
(Zentrifuge) soll hier behilflich sein.<br />
Die Einspeisemenge soll, wegen<br />
der zurzeit geringen Vergütungen,<br />
nicht weiter gesteigert werden.<br />
Eine energieautarke Kläranlage,<br />
wie manchmal behauptet wird, ist<br />
mit der heutigen Technik nicht<br />
möglich. Ein Anschluss an das<br />
öffentliche Stromnetz ist für einen<br />
sicheren Betrieb unverzichtbar.<br />
Auf die erzeugte thermische<br />
Energie wird nicht näher eingegangen,<br />
da ein Überschuss vorhanden<br />
ist. Fossile Brennstoffe werden seit<br />
einigen Jahren nicht mehr eingesetzt.<br />
In Tabelle 1 wurden die Stromparameter<br />
der Jahre 2009 und 2012<br />
bilanziert gegenübergestellt.<br />
Das im Jahre 2005 gesetzte Ziel,<br />
zeitnah energieneutral zu sein, ist<br />
erreicht.<br />
Auch aus finanzieller Sicht, unter<br />
Berücksichtigung aller Kosten (Investitions-/Abschreibungskosten,<br />
Betriebsaufwand sowie Einnahmen<br />
aus Fettabscheideranlieferungen) ist<br />
das Konzept erfolgreich. Dies kommt<br />
dem <strong>Abwasser</strong>gebührenzahler zugute.<br />
Tabelle 1. Übersicht der Stromparameter.<br />
Ergebnisse Strombilanz 2009 / 2012 Prozent<br />
Strombezug vom EVU (Einkauf) – 72,4<br />
Stromerzeugung (eigene BHKW) + 9,6<br />
Stromeinspeisung (Verkauf) + 77,7<br />
Stromverbrauch Kläranlage (berechnet) – 12,0<br />
Eigenstromversorgung (Jahresbilanz) + 20,1<br />
Dies war und wird auch in Zukunft<br />
nur möglich sein, wenn:<br />
••<br />
weitgehend alle Prozesse und<br />
Steuerungen vollautomatisch ablaufen,<br />
••<br />
einwandfrei funktionierende Messtechnik<br />
vorhanden ist,<br />
••<br />
Übersichtliche und vollständige<br />
Dokumentationen/Aufzeichnungen<br />
vorhanden sind,<br />
••<br />
und vor allem, das gesamte Kläranlagenpersonal<br />
aktiv mitwirkt<br />
(im Betrieb, bei Optimierungen<br />
und bei der Planung)<br />
Literatur<br />
[1] Energieeffizienz kommunaler Kläranlagen.<br />
Umweltbundesamt. Autor<br />
Klaus Fricke. Stand 2009.<br />
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März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 273
| FOKUS<br />
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Denn seine physikalischen und chemischen Eigenschaften bestimmen die Auswahl<br />
und den richtigen Betrieb von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist<br />
dabei die <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber einzusetzenden<br />
Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen ableiten. Die Eigenschaften des<br />
<strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen<br />
Temperatur und Druck beeinflusst.<br />
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geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich vorgestellt und die<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: März Für 2014 die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher 274 Industrieverlag <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> oder vom Vulkan-Verlag <strong>Abwasser</strong>per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
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1 Mio. € einsparen. Somit rechtfertigt<br />
das Einsparpotenzial in fast<br />
allen Fällen Investitionen in <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen.<br />
Aber welche Aufbereitungsanlage<br />
ist die Richtige für<br />
meinen Betrieb?<br />
Am Markt gibt es viele Anbieter, die<br />
unterschiedliche Technologien anbieten,<br />
alle mit spezifischen Stärken<br />
und Schwächen. Die Vielfalt des<br />
Angebots macht die Auswahl<br />
schwierig.<br />
Welche Technologien gibt es?<br />
Die am häufigsten angewandten<br />
Verfahren für die Aufbereitung von<br />
industriellem Prozesswasser sind<br />
chemisch-physikalische Spaltanlagen,<br />
Membrananlagen und Vakuumdestillationssysteme<br />
(Bild 1).<br />
Welches ist die richtige<br />
Methode?<br />
In einigen Fällen gibt es für das aufzubereitende<br />
Prozesswasser nur eine<br />
optimale Methode, die sich über die<br />
anfallende Menge und den Grad der<br />
Verunreinigung des <strong>Wasser</strong>s bestimmen<br />
lässt. Sollte die Schmutzfracht<br />
fast ausschließlich anorganischer Art<br />
sein, lassen sich Membranfiltrationsverfahren<br />
ausschließen, weil sie zu<br />
aufwändig sind. Die Vakuumdestillation<br />
ist dann nicht geeignet, wenn<br />
das Prozesswasser Latex, Lack, Farbe<br />
oder Eiweiß enthält. Bild 2 zeigt,<br />
dass es einen großen Bereich gibt,<br />
in dem alle aufgeführten Verfahren<br />
anwendbar sind. In diesem Bereich<br />
gilt es, die Verfahren sorgfältig gegeneinander<br />
abzuwägen.<br />
Welche Kriterien sind für<br />
die Auswahl des Verfahrens<br />
wichtig?<br />
Zunächst gilt es, die Rahmenbedingungen<br />
festzulegen. Das wichtigste<br />
Kriterium ist die Qualität des aufbereiteten<br />
<strong>Wasser</strong>s. Die Qualitätsanforderungen<br />
sind die Basis für die<br />
Betrachtung aller folgenden Kriterien.<br />
An erster Stelle im Verfahrensvergleich<br />
stehen natürlich die Kosten.<br />
Neben den Investitionskosten gilt<br />
es aber auch die Betriebskosten zu<br />
betrachten. Was nützt ein niedriger<br />
Preis, wenn hohe Betriebskosten diesen<br />
Vorteil schnell wieder auffressen.<br />
Die Flexibilität des Verfahrens ist<br />
ebenso von großer Wichtigkeit. Wie<br />
reagiert das Aufbereitungssystem,<br />
wenn der Verschmutzungsgrad des<br />
aufzubereitenden <strong>Wasser</strong>s schwankt,<br />
Bild 1.<br />
Vakuumdestillationssysteme<br />
sparen Geld.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 275
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bild 2. Auswahlhilfe für Verfahren zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung.<br />
oder sich sogar die Zusammensetzung<br />
innerhalb kurzer Zeit komplett<br />
ändert?<br />
Letztendlich gilt es noch, die<br />
Zuverlässigkeit zu betrachten. Wie<br />
aufwändig ist die Bedienung der<br />
An lage? Inwieweit kann sich<br />
der Bediener bei Störungen selbst<br />
helfen.<br />
<strong>Abwasser</strong>frei, ist das<br />
wirtschaftlich?<br />
Viele Betriebe achten heute darauf,<br />
nachhaltig zu wirtschaften und Ressourcen<br />
zu schonen. Selbstauferlegte,<br />
strenge Umweltstandards gehen oft<br />
über die behördlich geforderten<br />
Grenzwerte hinaus. Dazu gehört natürlich<br />
auch der schonende Umgang<br />
mit wertvollen Frischwasserressourcen.<br />
Wenn der Betrieb abwasserfrei<br />
werden soll, oder wenn die Produktionsprozesse<br />
sehr reine Spülwässer<br />
benötigen, bietet sich die Vakuumdestillation<br />
an. Die Qualität des<br />
Destillats ist so hoch, dass keine bzw.<br />
wenige Nachbehandlungsschritte notwendig<br />
sind. Die entstehenden Destillate<br />
sind nahezu öl- und schwermetallfrei.<br />
Nur wenn extrem hohe<br />
Qualitätsanforderungen an das Prozesswasser<br />
gestellt werden, ist die<br />
Nachbehandlung in Ionentauschern<br />
notwendig.<br />
Bei anderen Aufbereitungskonzepten<br />
wie Membranverfahren oder<br />
chemisch physikalischen Verfahren<br />
ist es wirtschaftlicher, das <strong>Abwasser</strong><br />
gerade so weit aufzubereiten, dass<br />
es einleitfähig ist. In der Produktion<br />
wird dann aufbereitetes Stadtwasser<br />
verwendet, weil hier die Prozesskosten<br />
niedriger sind als die weitergehende<br />
Aufbereitung des bereits geklärten<br />
<strong>Abwasser</strong>s.<br />
Betrachtet man die Investitionsund<br />
Betriebskosten von Vakuumdestillationsanlagen<br />
im Bereich 100–<br />
30000 m³/Jahr bei Schmutzfrachten<br />
kleiner 8 %, zeigen sich auch die wirtschaftlichen<br />
Vorteile der Vakuumdestillationstechnologie.<br />
Zwar sind<br />
die Investitionskosten höher als bei<br />
anderen Verfahren, dafür sind aber<br />
die Betriebskosten unschlagbar<br />
günstig. In der chemisch physikalischen<br />
Behandlung fallen hohe<br />
Kosten für Verbrauchsmaterialien an,<br />
gleichzeitig ist die Bedienung, insbesondere<br />
bei einer breiten Palette<br />
von Inhaltsstoffen im Schmutzwasser,<br />
personalaufwändig und schwierig<br />
(Bild 3). Membrananlagen haben<br />
moderate Verbrauchswerte, jedoch<br />
sind die Mengen des zu entsorgenden<br />
Rückstands und damit die<br />
verbleibenden Entsorgungskosten<br />
hoch. Bild 4 zeigt einen Betriebskostenvergleich<br />
der drei Verfahren<br />
und verdeutlicht, dass die<br />
Bild 3. Vergleich Betriebskosten von Prozesswasseraufbereitungssystemen.<br />
Bild 4. Lebens zyklus kostenvergleich von Prozesswasser<br />
auf bereitungs systemen.<br />
März 2014<br />
276 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FOKUS |<br />
Zum Hintergrund: Aufbereitungsverfahren für industrielle Abwässer<br />
Chemisch-physikalische Behandlung Membranfiltration Vakuumdestillation<br />
In chemisch physikalischen Anlagen<br />
wird das Prozesswasser in geeigneter<br />
Reihen folge mit Chemikalien versetzt,<br />
sodass die Verunreinigungen als Feststoffe<br />
ausfallen. Die Feststoffe werden<br />
abfiltriert und entsorgt. Alternativ oder<br />
ergänzend werden Verunreinigungen<br />
über Ionentauscher kolonnen abgetrennt.<br />
Das Filtrat kann in der Regel<br />
in die Kanalisation eingeleitet werden.<br />
In Membrananlagen wird das Prozesswasser<br />
über wasserdurchlässige<br />
Membranen filtriert. Die Verunreinigungen<br />
werden zurückgehalten und<br />
in flüssiger Form entsorgt. Das Filtrat<br />
kann i. d. R. in die Kanalisation eingeleitet<br />
werden.<br />
In Vakuumdestillationsanlagen wird<br />
das verunreinigte <strong>Wasser</strong> unter Vakuum<br />
verdampft. Die Wärmeenergie des<br />
entstehenden Dampfes wird verwendet,<br />
um das zulaufende Prozesswasser<br />
zu verdampfen, daher sind die Anlagen<br />
sehr energieeffizient. Das entstehende<br />
Destillat kann i. d. R. im Kreislauf<br />
geführt werden. Die Verdampfungsrückstände<br />
werden entsorgt.<br />
Vakuumdestillationstechnologie den<br />
höheren Investitionspreis bereits<br />
nach rund zwei Jahren durch geringere<br />
Betriebskosten amortisiert.<br />
Auch in Bezug auf Flexibilität und<br />
Sicherheit setzt die Vakuumdestillation<br />
Maßstäbe. Moderne<br />
Systeme passen sich automa tisch<br />
schwankenden Prozess wasserqualitäten<br />
an. Geringe Anpassungen<br />
erlauben es, morgen galvanische<br />
Prozesswässer in einem System<br />
aufzubereiten, die eigentlich für<br />
die Behandlung von verbrauchten<br />
Kühlschmierstoff emulsionen konzipiert<br />
war.<br />
Clevere Wartungskonzepte und<br />
intelligente Prozessvisualisierungen<br />
verbessern die Systemverfügbarkeit<br />
und erleichtern die Bedienung.<br />
Insofern sind moderne Vakuumdestillationssysteme<br />
ebenso zuverlässig<br />
wie der spezialisierte Entsorgungsbetrieb,<br />
der die anfallenden<br />
Abwässer regelmäßig abholt.<br />
Zusammenfassung<br />
Bild 2 gibt hinreichende Informationen<br />
über optimale Aufbereitungsverfahren<br />
für industrielle Abwässer<br />
in Abhängigkeit vom anfallenden<br />
Volumen und der Schmutzfracht. In<br />
den Bereichen, in denen mehrere<br />
Verfahren möglich sind, dominiert<br />
die Vakuumdestillation aus wirtschaftlichen<br />
Gründen. In den Randbereichen<br />
empfiehlt es sich, je nach<br />
Qualitätsanforderungen über Verfahrenskombinationen<br />
(z. B. Membrananlagen<br />
plus Vakuumdestillation<br />
zur Aufbereitung der Konzentrate)<br />
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<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 277
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Nutzung personenbezogener Daten: März Für 2014 die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher 278 Industrieverlag <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> oder vom Vulkan-Verlag <strong>Abwasser</strong>per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© KIT<br />
<strong>Wasser</strong>forschung und -lehre am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
##<br />
Auf den Spuren des gesamten <strong>Wasser</strong>kreislaufs<br />
##<br />
Lehre trifft Forschung<br />
##<br />
Denken in großem Maßstab: der <strong>Wasser</strong>bauingenieur Johann Gottfried Tulla<br />
Institute und Forschungsbereiche<br />
##<br />
EBI: <strong>Wasser</strong>chemie – In Sachen <strong>Wasser</strong>qualität unterwegs<br />
##<br />
IfH: Hydromechanik – Numerische Experimente im Visier<br />
##<br />
IWG: <strong>Wasser</strong>bau, Hydrologie, Siedlungswasserwirtschaft – Quantitativer und<br />
qualitativer Blick aufs <strong>Wasser</strong><br />
##<br />
AGW: Hydrogeologie – Angewandte Forschung rund ums Grundwasser<br />
##<br />
IFG: Grenzflächen-Mikrobiologie – Wie ticken Biofilme?<br />
##<br />
IMK-IFU: Weltweit in wassersensitiven Regionen aktiv<br />
##<br />
IAB: Angewandte Biologie – Mikroorganismen in Brennstoffzellen und Minenwässern<br />
##<br />
ITAS: Ohne nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management keine nachhaltige Entwicklung<br />
Kooperationen<br />
##<br />
TZW: Forschung für Praxis und Nachhaltigkeit<br />
##<br />
HVZ-LUBW: Hochwasservorhersagen im Stundentakt
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Das Hauptportal<br />
des „Campus<br />
Süd“ verweist<br />
auf die<br />
universitären<br />
Wurzeln<br />
des KIT.<br />
© KIT<br />
Auf den Spuren des gesamten <strong>Wasser</strong>kreislaufs<br />
Das KIT verfolgt konsequent Grundlagenforschung und Entwicklung<br />
anwendungsreifer Technologien in der <strong>Wasser</strong>forschung<br />
Die <strong>Wasser</strong>forschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) steht für die Erforschung des gesamten<br />
<strong>Wasser</strong>kreislaufs. Die Wissenschaftler zahlreicher Institute betrachten alle Umweltkompartimente (Atmosphäre,<br />
kritische Bodenzone, Oberflächengewässer, Aquifere) in natürlichen und anthropogen genutzten Systemen<br />
und auf unterschiedlichen Skalen (Mikro- bis Flussgebietsskala).<br />
Forschung und Innovation im<br />
Bereich <strong>Wasser</strong> sind am KIT eng<br />
mit der Sicherung regionaler <strong>Wasser</strong>ressourcen,<br />
der Minderung von<br />
<strong>Wasser</strong>risiken und der umweltschonenden<br />
<strong>Wasser</strong>nutzung verbunden.<br />
Als eine der größten Wissenschaftseinrichtungen<br />
Europas steht das KIT<br />
in der Verantwortung, das Zusammenwirken<br />
von Wissenschaft und<br />
Wirtschaft so mitzugestalten, dass<br />
Forschungsergebnisse optimal in<br />
den Markt gelangen. „Deshalb spielt<br />
der Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung<br />
und der Entwicklung<br />
von anwendungsreifen Technologien<br />
und Dienstleistungsprodukten<br />
auch eine bedeutende Rolle<br />
in der <strong>Wasser</strong>forschung am KIT“,<br />
erläutert Dr.-Ing. Ulrike Scherer, die<br />
am KIT die <strong>Wasser</strong>forschung koordiniert.<br />
Darüber hinaus ist Karlsruhe ein<br />
„sehr geeigneter“ Standort für<br />
anwendungsorientierte Fragestellungen<br />
in der <strong>Wasser</strong>forschung.<br />
Denn in der Region haben sich zahlreiche<br />
nicht universitäre Forschungseinrichtungen<br />
und Behörden<br />
angesiedelt wie die Bundesanstalt<br />
für <strong>Wasser</strong>bau (BAW), das<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
(TZW, siehe Seite 302), die Landesanstalt<br />
für Umwelt, Messungen und<br />
Naturschutz Baden-Württemberg<br />
inklusive der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale<br />
(LUBW-HVZ, siehe<br />
Seite 304), der <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverband<br />
Baden-Württemberg (WBW)<br />
und das Landwirtschaftliche Technologie<br />
Zentrum Augustenberg<br />
(LTZ). Scherer: „Aufgrund der hohen<br />
räumlichen Konzentration von Stakeholdern<br />
im <strong>Wasser</strong>bereich und<br />
den traditionell starken Ingenieurwissenschaften<br />
am KIT ergeben sich<br />
zahlreiche Synergien.“<br />
An der <strong>Wasser</strong>forschung<br />
beteiligte Institute<br />
Das KIT weist eine sehr hohe Dichte<br />
an Instituten auf, die nahezu die<br />
gesamte Breite der <strong>Wasser</strong>forschung<br />
von den Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
über die Technologieentwicklung<br />
bis hin zu den<br />
Gesellschaftswissenschaften ab -<br />
decken. Ein Großteil der <strong>Wasser</strong>forschungsinstitute<br />
ist im ehemaligen<br />
Universitätsbereich des KIT angesiedelt.<br />
Dieser umfasst die Disziplinen<br />
<strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
(Engler-Bunte-Institut, EBI;<br />
siehe Seite 288), Hydromechanik<br />
(Institut für Hydromechanik, IfH;<br />
siehe Seite 289), <strong>Wasser</strong>bau und<br />
<strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft, Hydrologie,<br />
Siedlungswasserwirtschaft und<br />
<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft (Institut für<br />
<strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung,<br />
IWG; siehe Seite 291) sowie das<br />
WWF-Aueninstitut in Rastatt, das<br />
seit 2004 in das KIT integriert ist.<br />
Eine starke Schnittmenge zwischen<br />
<strong>Wasser</strong>forschung und Geowissenschaften<br />
wird durch die beiden Professuren<br />
Hydrogeologie (siehe Seite<br />
295) sowie Mineralogie und Geochemie<br />
begründet.<br />
Diese Disziplinen werden durch<br />
das Institut für Funktionelle Grenz-<br />
März 2014<br />
280 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
flächen flankiert, das in der Helmholtz-Großforschung<br />
aktiv ist. Insbesondere<br />
die Abteilung Mikrobiologie<br />
an natürlichen und technischen<br />
Grenzflächen (IFG; siehe<br />
Seite 296) sowie das Kompetenzzentrum<br />
für Materialfeuchte tragen<br />
wesentlich zur großen Breite der<br />
<strong>Wasser</strong>forschung am KIT bei. Die<br />
<strong>Wasser</strong>forschung am Institut für<br />
Funktionelle Grenzflächen wird im<br />
Frühjahr 2014 durch eine neue Professur<br />
für <strong>Wasser</strong>technologie weiter<br />
ausgebaut. Ein thematischer Fokus<br />
dieser Professur liegt auf Mem b-<br />
rantechno logien zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
in ariden Gebieten.<br />
Die Kombination von universitärer<br />
Forschung und Großforschung<br />
verwirklichte das Institut für Meteorologie<br />
und Klimaforschung (IMK)<br />
schon lange vor der Gründung des<br />
KIT. Das Institut besteht aus vier<br />
Bereichen, wovon zwei bereits seit<br />
mehr als zwei Jahrzehnten sowohl<br />
im Forschungszentrum Karlsruhe<br />
als auch in der Universität Karlsruhe<br />
verankert waren. Im Mittelpunkt<br />
stehen atmosphärische Prozesse in<br />
der Troposphäre (IMK-TRO) und<br />
atmosphärische Spurengase und<br />
Fernerkundung (IMK-ASF). Ein dritter<br />
Institutsbereich, die atmosphärische<br />
Aerosolforschung (IMK-AAF),<br />
betreibt das KIT gemeinsam mit<br />
dem Institut für Umweltphysik der<br />
Universität Heidelberg. Die Atmosphärische<br />
Umweltforschung (IMK-<br />
IFU; siehe Seite 297) in Garmisch-<br />
Partenkirchen bildet den vierten<br />
Institutsbereich mit einem starken<br />
KIT – Ergebnis einer erfolgreichen Fusion<br />
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist<br />
deutschlandweit die bisher einzigartige Fusion<br />
einer Universität mit einer außeruniversitären<br />
Großforschungseinrichtung. Seit dem 1. Oktober<br />
2009 existiert das KIT als eine Institution, in der<br />
sich beide Missionen der vorherigen Institutionen<br />
vereinen: einer Landesuniversität mit Aufgaben in<br />
Lehre und Forschung sowie einer Großforschungseinrichtung<br />
der Helmholtz-Gemeinschaft mit programmorientierter<br />
Vorsorgeforschung zur<br />
Zukunftssicherung.<br />
Dieser Schritt führte zur größten Forschungs- und<br />
Lehreinrichtung Deutschlands, mit rund 9 000<br />
Beschäftigten, 24 000 Studierenden und mehr als<br />
300 Professoren.<br />
Der Universitätscampus firmiert nach der Fusion<br />
unter „Campus Süd“, das Forschungszentrum<br />
unter „Campus Nord“ und die Atmosphärische<br />
Umweltforschung in Garmisch-Partenkirchen<br />
unter „Campus Alpin“. Neu hinzugekommen ist<br />
der „Campus Ost“ auf dem Gelände einer früheren<br />
Kaserne in der Oststadt von Karlsruhe.<br />
Fokus auf <strong>Wasser</strong>-, Energie- und<br />
Stoffaustauschprozessen zwischen<br />
Boden, Vegetation und Atmosphäre.<br />
Darüber hinaus entstehen zahlreiche<br />
Synergien zwischen der <strong>Wasser</strong>forschung<br />
und angrenzenden<br />
Disziplinen wie den Angewandten<br />
Biowissenschaften (siehe Seite 299),<br />
der Geodäsie und Fernerkundung,<br />
der Geoökologie sowie den Instituten<br />
für Regionalwissenschaften und<br />
für Technikfolgenabschätzung und<br />
Systemanalyse (ITAS; siehe Seite 300)<br />
an der Schnittstelle von Mensch<br />
und Technik.<br />
Kontakt:<br />
Dr.-Ing. Ulrike Scherer,<br />
Koordination <strong>Wasser</strong>forschung,<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Hermann-von-Helmholtz-Platz 1,<br />
76344 Eggenstein-Leopoldshafen,<br />
Tel. (0721) 608-48230,<br />
E-Mail: ulrike.scherer@kit.edu<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 29.11.2012 18:46:38<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 281
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Lehre trifft Forschung<br />
Das KIT führt seine Studierenden mit anwendungsorientierten Lehrmodulen<br />
an die Praxis heran<br />
Das KIT bietet eine Vielzahl von Studiengängen, in denen <strong>Wasser</strong> eine wichtige Rolle spielt. Derzeit entwickeln<br />
die Verantwortlichen außerdem einen neuen internationalen Masterstudiengang mit dem Arbeitstitel „Water<br />
Science and Engineering“, der eine Ausbildung in der gesamten Breite der am KIT vertretenen <strong>Wasser</strong>forschungsdisziplinen<br />
in verschiedenen Vertiefungsrichtungen ermöglichen soll.<br />
Alles klar für<br />
die Studierenden<br />
am KIT:<br />
Der Schulterschluss<br />
von<br />
Universität<br />
und Großforschungszentrum<br />
eröffnet<br />
neue Wege in<br />
der Ausbildung.<br />
© Harry Marx/KIT<br />
Am KIT wird die Lehre im Bereich<br />
<strong>Wasser</strong> eng an die Forschung<br />
gekoppelt. Forschungs- und anwendungsorientierte<br />
Lehrmodule führen<br />
die Studierenden sehr früh an<br />
groß angelegte Forschungsprojekte<br />
heran. Durch den Schulterschluss<br />
von Universität und Großforschungszentrum<br />
zum KIT profitieren<br />
nicht zuletzt auch die Studierenden<br />
in erheblichem Maße. Die<br />
erzielten Synergieeffekte verbessern<br />
die Studienbedingungen<br />
wesentlich. Indem Wissenschaftler<br />
aus dem Großforschungsbereich an<br />
der Lehre mitwirken, stehen mehr<br />
Dozenten zur Verfügung, was ein<br />
breiteres Lehrangebot, mehr Themen<br />
für Abschlussarbeiten und eine<br />
insgesamt höhere Betreuungsqualität<br />
sicherstellt.<br />
Im Folgenden werden die bereits<br />
laufenden Studiengänge vorgestellt,<br />
die einen starken Bezug zum<br />
Thema <strong>Wasser</strong> aufweisen. Wie die<br />
meisten <strong>Wasser</strong>institute sind auch<br />
die wasserorientierten Studiengänge<br />
in den KIT-Fakultäten für<br />
Bauingenieurwesen, Geo- und<br />
Umweltwissenschaften sowie Chemieingenieurwesen<br />
und Verfahrenstechnik<br />
angesiedelt.<br />
Bachelor- und Masterstudiengang<br />
Bauingenieurwesen<br />
Das Bachelorstudium Bauingenieurwesen<br />
gliedert sich in ein dreisemestriges<br />
Grundstudium sowie ein<br />
dreisemestriges Grundfachstudium.<br />
Der Ausbildungsschwerpunkt im<br />
Grundstudium liegt auf der Vermittlung<br />
ingenieurwissenschaftlicher<br />
Grundlagen, während im Grundfachstudium<br />
die fachwissenschaftlichen<br />
Grundkenntnisse in den<br />
Hauptarbeitsgebieten des Bauingenieurs<br />
gelehrt werden.<br />
Der Masterstudiengang Bauingenieurwesen<br />
führt in der Regelstudienzeit<br />
von vier Fachsemestern<br />
zum Studienabschluss mit dem akademischen<br />
Grad des „Master of<br />
Science“. Die im Bachelorstudium<br />
erworbenen wissenschaftlichen<br />
Qualifikationen sollen weiter vertieft<br />
und ergänzt werden. Dies<br />
geschieht in fünf Schwerpunkten,<br />
März 2014<br />
282 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
aus denen die Studierenden zwei<br />
Schwerpunkte wählen.<br />
Die Aufgaben von Bauingenieuren,<br />
die den Schwerpunkt „<strong>Wasser</strong><br />
und Umwelt“ vertiefen, umfassen<br />
die Erarbeitung von technisch fundierten<br />
Lösungen für eine effiziente<br />
und nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung<br />
sowie die Planung, Realisierung<br />
und den Betrieb der dazu<br />
notwendigen Infrastrukturbauten<br />
und technischen Anlagen. In diesem<br />
Schwerpunkt werden fortgeschrittene<br />
Kenntnisse zur Strömungsmechanik,<br />
der <strong>Wasser</strong>- und<br />
Stoffdynamik in Umweltsystemen<br />
sowie zum integrierten Flussgebietsmanagement<br />
vermittelt.<br />
Die Studierenden können darüber<br />
hinaus aus einem breit gefächerten<br />
Modulkatalog wählen. Dieser<br />
umfasst:<br />
##<br />
die Vorhersage, Bewertung und<br />
das Management von Naturund<br />
Umweltgefahren wie z. B.<br />
Hochwasser,<br />
##<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgung und -aufbereitung<br />
sowie die Sammlung,<br />
Behandlung und Entsorgung von<br />
Abwässern und Regenwasser,<br />
##<br />
die <strong>Wasser</strong>ressourcenbewirtschaftung<br />
(Grund- und Oberflächenwasser),<br />
##<br />
die <strong>Wasser</strong>kraftnutzung,<br />
##<br />
den Gewässerschutz und die<br />
Ge wässerrenaturierung.<br />
Darüber hinaus erwerben Bauingenieure<br />
Spezialkenntnisse, um in<br />
dem komplexen Spannungsfeld<br />
zwischen einerseits der Nutzung<br />
und andererseits der Erhaltung<br />
natürlicher Umweltsysteme den<br />
steigenden Anforderungen an den<br />
Umweltschutz gerecht zu werden<br />
und die Lebens- und Wirtschaftsräume<br />
des Menschen nachhaltig zu<br />
gestalten.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bgu.kit.edu/261.php<br />
Bachelor- und Masterstudiengang<br />
Geoökologie<br />
Geoökologie ist eine interdisziplinäre<br />
Umweltnaturwissenschaft. Sie<br />
zielt auf das Verständnis der Funktions-<br />
und Wirkungsweise der Ökosphäre,<br />
insbesondere um Probleme<br />
im Zusammenhang mit der<br />
menschlichen Nutzung zu erkennen<br />
und zu lösen. Hierbei werden<br />
alle Umweltkompartimente (Lithosphäre,<br />
Biosphäre, Atmosphäre,<br />
Hydrosphäre, Pedosphäre) sowie<br />
sämtliche Nutzungen und Einflüsse<br />
des Anthroposystems einbezogen.<br />
Diese komplexe Aufgabe ist nur<br />
interdisziplinär zu lösen und erfordert<br />
ergänzend ingenieurwissenschaftliche,<br />
verfahrenstechnische<br />
und ökonomisch-gesellschaftliche<br />
Ansätze. Als Hochschulstandort, der<br />
aus einer ehemaligen Technischen<br />
Hochschule hervorgegangen ist,<br />
ermöglicht das KIT den Studierenden<br />
der Geoökologie einen engen<br />
Kontakt zu Ingenieurstudiengängen.<br />
Insbesondere im Masterstudiengang<br />
bestehen zahlreiche vertiefende<br />
Ausbildungsangebote im<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>, wie z. B. in der Hydrologie,<br />
dem Grundwasserschutz,<br />
der Fließgewässerentwicklung, der<br />
<strong>Wasser</strong>chemie und der Verfahrenstechnik<br />
in der Siedlungswasserwirtschaft.<br />
Durch die Integration des<br />
WWF-Auen-Instituts hebt sich das<br />
Geoökologiestudium in Karlsruhe<br />
auch durch besondere Ausbildungskapazitäten<br />
im Bereich der Gewässer-<br />
und Auenökologie hervor.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.kit.edu/studieren/2347.php<br />
© Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung/KIT<br />
Bachelor- und Masterstudiengang<br />
Angewandte<br />
Geowissenschaften:<br />
Der Studiengang „Angewandte<br />
Geowissenschaften“ am KIT vermittelt<br />
Grundlagen in der Geologie,<br />
Mineralogie, Petrologie, Geochemie,<br />
Hydrogeologie, Ingenieurgeologie,<br />
Geothermie und Petrophysik.<br />
Zudem sind die Baustofftechnologie,<br />
Geodäsie, Geoinformatik, Geoökologie,<br />
Geophysik und <strong>Wasser</strong>-<br />
Statement<br />
Schon früh werden<br />
Studierende<br />
an Forschungsprojekte<br />
herangeführt:<br />
Abflussmessung<br />
mit dem Tracer<br />
Uranin bei der<br />
hydrologischen<br />
Geländeübung<br />
in den Alpen<br />
(Ebnit, Vorarlberg,<br />
Österreich).<br />
▶▶<br />
„Hier am KIT sind wir<br />
davon überzeugt, dass ein<br />
forschungsorientiertes<br />
Profil in Studium und<br />
Lehre eine optimale Basis<br />
für eine erfolgreiche<br />
Tätigkeit unserer Absolventinnen<br />
und Absolventen<br />
in Gesellschaft, Wissenschaft<br />
und Wirtschaft<br />
und für lebenslanges Lernen<br />
bildet. Durch das enge Miteinander von Ingenieur-,<br />
Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
werden besonders in einem so ausgeprägt<br />
interdisziplinären Feld wie der<br />
<strong>Wasser</strong>forschung einzigartige Wissensräume<br />
erschlossen. Unsere Studierenden erhalten spannende<br />
und frühe Einblicke in wissenschaftliche<br />
Projekte rund ums Thema <strong>Wasser</strong>, getreu dem<br />
KIT-Prinzip „Lehre folgt Forschung“.<br />
Prof. Dr. rer. nat. Alexander Wanner,<br />
Vizepräsident für Lehre und akademische Angelegenheiten<br />
© KIT<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 283
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
wirtschaft in die Ausbildung integriert.<br />
Da es sich beim Studium der<br />
Angewandten Geowissenschaften<br />
am KIT um einen mathematischnaturwissenschaftlich<br />
ausgerichteten<br />
Studiengang handelt, werden in<br />
den ersten Semestern des Bachelorstudiengangs<br />
vor allem solide<br />
Grundlagen in Mathematik, Physik<br />
und Chemie vermittelt. Im 5. und<br />
6. Semester wird das geowissenschaftliche<br />
Fachwissen vertieft.<br />
Ein starker Bezug zum Thema<br />
<strong>Wasser</strong> wird bereits im Bachelorstudiengang<br />
durch die Hydrogeologie<br />
und Aquatische Geochemie hergestellt.<br />
Das Masterstudium umfasst<br />
einen Pflicht- und Wahlbereich. Im<br />
Wahlbereich werden zahlreiche<br />
Module zur Vertiefung in der Hydrogeologie<br />
(z. B. Grundwasserökologie,<br />
Karsthydrologie, Grundwassermodellierung),<br />
der Geothermie und<br />
der <strong>Wasser</strong>chemie angeboten. Das<br />
Kursangebot wird durch begleitende<br />
Gelände- und Laborübungen<br />
sowie Exkursionen unterstützt.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.agw.kit.edu/studium.php<br />
Weiterführende Schlüsselqualifikationen<br />
Internationaler<br />
Master studiengang<br />
Resources Engineering<br />
Dieser wasserorientierte Masterstudiengang<br />
bietet ein interdisziplinäres<br />
Studium zu Themen wie <strong>Wasser</strong>kraft,<br />
<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
Infrastrukturplanung oder<br />
integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement.<br />
Die Schwerpunkte der<br />
Lehrinhalte der Module sind dabei<br />
auf ingenieur-, geo- und umweltwissenschaftliche<br />
Aspekte für<br />
erkenntnisorientierte Grundlagenforschung<br />
und innovative Technologien<br />
der <strong>Wasser</strong>forschung, aber<br />
auch zur Förderung von Entwicklungsprozessen<br />
ausgerichtet. Absolventen<br />
dieses Studienganges setzen<br />
sich auf der ganzen Welt für<br />
einen nachhaltigen Um gang mit<br />
der Ressource <strong>Wasser</strong> ein.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bgu.kit.edu/resources-engineering/<br />
english/<br />
Bachelor- und<br />
Master studiengang<br />
Chemieinge nieurwesen<br />
und Verfahrenstechnik<br />
Das Chemieingenieurwesen bzw.<br />
die Verfahrenstechnik ist eine interdisziplinäre<br />
Ingenieurwissenschaft,<br />
die im Spannungsfeld zwischen<br />
Maschinenbau, technischer Physik,<br />
Mathematik, physikalischer und<br />
technischer Chemie entstanden ist.<br />
Aufgabe der Chemieingenieure/<br />
Verfahrenstechniker ist es, natürlich<br />
vorkommende Stoffe durch physikalische,<br />
chemische und biologische<br />
Prozesse in Substanzen mit<br />
neuen, gewünschten Eigenschaften<br />
umzuwandeln. Ferner nehmen sich<br />
Chemieingenieure und Verfahrenstechniker<br />
der Abfallprodukte der<br />
Industriegesellschaft an und entwickeln<br />
Methoden zur Reinhaltung<br />
von Luft und <strong>Wasser</strong> sowie zur<br />
Beseitigung bzw. Aufarbeitung von<br />
Reststoffen.<br />
Im Bachelorstudiengang stehen<br />
die beiden Studienrichtungen Chemieingenieurtechnik<br />
(CIT) und Verfahrenstechnik<br />
(VT) zur Auswahl. In<br />
CIT wird die Chemieausbildung<br />
stärker betont, während in der VT<br />
die Ingenieurfächer umfangreicher<br />
sind.<br />
Mit dem Profilfach „<strong>Wasser</strong>qualität<br />
und Verfahrenstechnik der <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />
wird<br />
bereits im Bachelorstudiengang<br />
eine Vertiefungsmöglichkeit im Be -<br />
reich <strong>Wasser</strong> angeboten. Das Profilfach<br />
vermittelt die grundlegenden<br />
Prozesse bei der Trink- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
sowie Kenntnisse<br />
zur Beurteilung der <strong>Wasser</strong>qualität.<br />
Im Masterstudiengang können<br />
neben einem Pflichtprogramm zwei<br />
Vertiefungsfächer gewählt werden.<br />
Die Vertiefungsfächer <strong>Wasser</strong>technologie,<br />
Umweltschutzverfahrenstechnik,<br />
Lebensmittelverfahrenstechnik<br />
sowie Lebensmittelwissenschaft<br />
und Trinkwasser haben einen<br />
starken Bezug zum Thema <strong>Wasser</strong>.<br />
Neben den fachlichen Kompetenzen, die Studierende in den einzelnen Studiengängen<br />
erwerben, und der umfangreichen Einbindung in die Forschung will das KIT von<br />
Anfang an weiterführende Qualifikationen vermitteln, wie z. B. Teamfähigkeit, Kreativität<br />
bei der fachlichen Problemlösung, projektorientiertes Handeln und interkulturelle<br />
Kompetenz.<br />
Hierzu bietet das House of Competence (HoC) ein umfassendes Angebot von Schlüsselqualifikationen,<br />
welches für eine weitere überfachliche Berufsqualifizierung innerhalb<br />
der Studiengänge sorgt. Studierende können aus zahlreichen Veranstaltungen zu Kultur,<br />
Politik, Wissenschaft, Technik oder Fremdsprachen wählen sowie an Kompetenzund<br />
Kreativitätswerkstätten teilnehmen.<br />
Als weitere übergeordnete Institution wurde das Karlsruher House of Young Scientists<br />
(KHYS) gegründet, das Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler als Kommunikations-<br />
und Interaktionsplattform nutzen und das sie während der Promotion begleitet<br />
sowie bei der weiteren Karriereplanung unterstützt.<br />
Weitere Informationen: www.hoc.kit.edu und www.khys.kit.edu<br />
Weitere Informationen:<br />
www.kit.edu/studieren/2387.php<br />
Bachelor- und<br />
Master studiengang<br />
Bioingenieurwesen<br />
Bioingenieurwesen ist eine interdisziplinäre<br />
Ingenieurwissenschaft, die<br />
ihren Fokus auf die technische Nutzung<br />
biologischer und biotechnologischer<br />
Prozesse legt. Dies verlangt<br />
vom Bioingenieur, biologische<br />
Grundlagen, wie Genetik, Zellbiologie,<br />
Enzymtechnik, Mikrobiologie,<br />
aber auch Pharmazie und Medizin,<br />
mit den Grundlagen und Werkzeugen<br />
traditioneller Ingenieurdiszipli-<br />
März 2014<br />
284 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
nen, wie Maschinenbau, Chemieingenieurwesen<br />
und Verfahrenstechnik,<br />
zu verbinden. Entsprechend<br />
dem Bachelorstudiengang Chemieingenieurwesen<br />
und Verfahrenstechnik<br />
kann im 5. und 6. Semester<br />
durch die Wahl des Profilfachs „<strong>Wasser</strong>qualität<br />
und Verfahrenstechnik<br />
der <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />
ein Schwerpunkt im Themenbereich<br />
<strong>Wasser</strong> gesetzt werden. Die<br />
Vertiefungsmöglichkeiten im Masterstudiengang<br />
zum Thema <strong>Wasser</strong><br />
entsprechen dem Masterstudiengang<br />
Chemieingenieurwesen und<br />
Verfahrenstechnik.<br />
Begleitende<br />
Übungen und<br />
Tutorien haben<br />
in der Lehre<br />
am KIT einen<br />
großen Stellenwert:<br />
Laborpraktikum<br />
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Mikroskop im<br />
Institut für<br />
Angewandte<br />
Biowissenschaften.<br />
© Nicole Brinnel /<br />
KIT<br />
Weitere Informationen:<br />
www.kit.edu/studieren/2378.php<br />
Neben den beschriebenen Studiengängen<br />
spielt das Thema <strong>Wasser</strong><br />
ebenfalls eine bedeutende Rolle im<br />
Masterstudiengang Regionalwissenschaft<br />
sowie in den Bachelorund<br />
Masterstudiengängen Meteorologie,<br />
Geophysik und Biologie.<br />
Darüber hinaus besteht im Bachelor-<br />
und Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen<br />
sowie dem<br />
Lehramtsstudiengang Naturwissenschaft<br />
und Technik die Möglichkeit,<br />
Module aus den verschiedenen<br />
<strong>Wasser</strong>instituten des KIT zu wählen.<br />
Willkommen in Ihrem Erfolgslabor.<br />
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und analytica Conference<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 285
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Der Oberrhein<br />
in der Übergangszone<br />
nördlich von<br />
Straßburg vor<br />
seiner Begradigung<br />
und<br />
danach (rot).<br />
Gut zu erkennen<br />
sind die<br />
vielen kleinen<br />
Inseln vor der<br />
Begradigung<br />
des Rheinlaufs<br />
(Kartenmaterial<br />
aus dem Generallandesarchiv<br />
Karlsruhe).<br />
© Reproduktion B.<br />
Waibel/IWG, Modifikation<br />
J. Camut<br />
Lauf des Rheins 1838<br />
Denken in großem Maßstab<br />
Der <strong>Wasser</strong>bauingenieur Johann Gottfried Tulla begradigte den Oberrheinlauf,<br />
der Fluss schrumpfte um ein Viertel seiner ursprünglichen Länge<br />
„Kein Strom oder Fluß, also auch nicht der Rhein, hat mehr als ein Flußbett nötig.“ Unter dieser Maxime legte<br />
der Oberingenieur und Offizier im badischen Staatsdienst Johann Gottfried Tulla 1809 den Grundstein für ein<br />
Großvorhaben, das weit über seinen Tod im Jahr 1828 hinausging: die Begradigung des Oberrheins.<br />
Zahlreiche Überschwemmungen<br />
ganzer Dörfer in den Rheinschleifen<br />
vor allem zwischen Karlsruhe<br />
und Speyer, aber auch weiter<br />
stromaufwärts sorgten verstärkt seit<br />
dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts<br />
für tiefe Verunsicherung in der<br />
badischen Bevölkerung entlang des<br />
Oberrheinlaufs. Nicht selten mussten<br />
die Bewohner ihre Dörfer sogar<br />
ganz aufgeben, weil sie in den <strong>Wasser</strong>massen<br />
des Flusses untergingen.<br />
Land und Eigentum vor den<br />
Hochwasserfluten zu schützen, das<br />
setzte der badische Ingenieur Tulla<br />
als eigentliches Ziel seiner 1809<br />
erstmals öffentlich vorgetragenen<br />
Idee einer Rheinbegradigung.<br />
Nebeneffekte waren Gewinnung<br />
von nutzbarem Ackerboden und<br />
Rückgang der Malaria durch Verschwinden<br />
der sumpfigen Flussauen<br />
sowie ein dauerhafter Grenzverlauf<br />
zu Frankreich und der Pfalz,<br />
der nicht mehr abhängig war von<br />
einem sich ständig verlagernden<br />
Flussbett.<br />
Um diese Ziele zu erreichen,<br />
agierte der Staatsdiener nach einem<br />
umfassenden Konzept: „Für den<br />
<strong>Wasser</strong>- und Straßenbau eines Landes<br />
sollte immer ein General-Plan –<br />
ein Ideal, wie alles sein sollte – zur<br />
Leitung aller Unternehmungen aufgestellt<br />
sein“, forderte Tulla. Sein<br />
Idealplan sah vor, das Strombett tiefer<br />
zu legen. Der Hauptstrom sollte,<br />
zwischen zwei Ufern und Schutzdeichen<br />
eingefasst, stärker erodieren<br />
und sich selbst tiefer eingraben. So<br />
würde sich der Grundwasserspiegel<br />
senken, das Gelände entsumpft und<br />
trockengelegt.<br />
In der Mäanderzone im nördlichen<br />
Abschnitt des Oberrheins<br />
zwischen Karlsruhe und Mannheim,<br />
wo fast überall schon ein Hauptstrom<br />
bestand, wurden die ausgreifenden<br />
Schlingen an ihren engsten<br />
Stellen durchstochen, der erste<br />
Durchstich erfolgte im Jahr 1817 in<br />
der Gemeinde Knielingen (heute ein<br />
Stadtteil von Karlsruhe). Zuvor<br />
wurde ein Leitkanal ausgegraben,<br />
danach die Ufer mit Faschinen und<br />
Steinen befestigt und Deiche<br />
gebaut. In der Furkationszone im<br />
südlichen Abschnitt von Basel bis<br />
nördlich von Straßburg hingegen<br />
war ein allmähliches Zurückdrängen<br />
der verschiedenen Stromarme in ein<br />
einziges Hauptbett erforderlich.<br />
Tullas Generalplan beeindruckt<br />
durch seinen Umfang, weniger<br />
durch bahnbrechende neue Ideen.<br />
Der Günstling des badischen Markgrafen<br />
dachte in großem Maßstab<br />
und legte mit dem ersten Durchstich<br />
1817 den Grundstein für das<br />
März 2014<br />
286 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
größte Bauvorhaben, das bis zu diesem<br />
Zeitpunkt in Deutschland in<br />
Angriff genommen worden war.<br />
Der Rhein zwischen Basel und<br />
Worms wurde um fast ein Viertel<br />
seiner Länge, von 345 auf 273 Kilometer<br />
gekürzt. Dutzende von<br />
Durchstichen waren nötig, über<br />
2 200 Rheininseln wurden beseitigt.<br />
Allein entlang der Strecke zwischen<br />
Basel und Straßburg wurden Inseln<br />
und Halbinseln mit einer Fläche von<br />
weit über 1 000 km² abgetragen<br />
und 240 Kilometer Hauptdeiche<br />
errichtet, für die fünf Millionen m³<br />
Material verfüllt wurden. In dem<br />
Jahrzehnt nach 1860 belief sich die<br />
Zahl der verbauten Faschinen auf<br />
bis zu 800 000 pro Jahr.<br />
Nicht nur der Materialaufwand<br />
war enorm, auch die zeitliche<br />
Dimension beeindruckt. Bei den<br />
20 Durchstichen, die nördlich von<br />
Karlsruhe in der Mäanderzone in<br />
den Jahren 1817 bis 1878 durchgeführt<br />
wurden, betrug die durchschnittliche<br />
Zeitspanne zwischen<br />
Durchstich und Stabilisierung des<br />
neuen Flusslaufs fast neun Jahre.<br />
Noch zeitaufwendiger war die Aufgabe<br />
in der Furkationszone zwischen<br />
Baden und dem Elsass. Hier<br />
waren die Inseln besonders zahlreich<br />
und hier mussten auch die<br />
größten Mengen des vom Fluss mitgeführten<br />
Geschiebes abtransportiert<br />
werden. Unter diesen Voraussetzungen<br />
konnten die Arbeiten an<br />
einem einzigen Abschnitt der Be -<br />
gradigung bis zu ihrem Abschluss<br />
eine ganze Generation dauern, so<br />
etwa in Freistett von 1820 bis 1864.<br />
Das Ende seines Großvorhabens<br />
erlebte Johann Friedrich Tulla nicht<br />
mehr. Er starb 1828 58-jährig nach<br />
einem langen Blasenleiden in Paris.<br />
Die Begradigung des Oberrheinlaufs<br />
wurde 1876 abgeschlossen.<br />
Tulla war der erste, der den Lauf<br />
des Oberrheins verändert hat. Weitere<br />
Eingriffe, die das heutige<br />
Erscheinungsbild prägen, erfolgten<br />
jedoch erst später beim Ausbau des<br />
Rheins zu einer Bundeswasserstraße.<br />
Aus heutiger Sicht kann<br />
gefolgert werden, dass Tullas vordringliches<br />
Ziel – die Bevölkerung in<br />
Baden vor den Hochwasserfluten zu<br />
schützen – weitgehend erreicht<br />
wurde. Damit einher gingen allerdings<br />
eine Verlagerung der Hochwasserrisiken<br />
auf die Unterlieger<br />
sowie ein Verlust des Artenreichtums<br />
durch die Verminderung und<br />
Abtrennung von Überschwemmungsflächen.<br />
Tulla – Begründer der ersten deutschen Ingenieurschule<br />
Johann Gottfried Tulla wurde am 20. März 1770<br />
als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Karlsruhe<br />
geboren. 1797 trat er als Landvermesser in den<br />
Dienst des Markgrafen Karl-Friedrich von Baden.<br />
Tulla wurde vom Markgrafen gefördert und gezielt<br />
auf seine Aufgabe vorbereitet. In mehreren Studienreisen,<br />
unter anderem in die Niederlande, nach<br />
Frankreich, Hamburg, Skandinavien, Sachsen und<br />
Böhmen, vertiefte er seine Kenntnisse. Bei der<br />
badischen Straßen- und <strong>Wasser</strong>baudirektion stieg<br />
er zum Oberdirektor auf. Es folgte die Ernennung<br />
zum Oberst. 1823 wurde ihm die gesamte badische<br />
<strong>Wasser</strong>- und Straßenbauverwaltung unterstellt.<br />
Neben der Begradigung des Oberrheins trug<br />
er zur topografischen Vermessung Badens bei und<br />
richtete ein Pegelsystem am Rhein und seinen<br />
Nebenflüssen ein.<br />
Im Jahr 1807 gründete Tulla in Karlsruhe die erste<br />
deutsche Ingenieurschule. Zusammen mit der<br />
Bauschule des badischen Oberbaudirektors<br />
Ölbild von Tulla im Bestand der<br />
Fakultät für Bauingenieur-, Geound<br />
Umweltwissenschaften des<br />
KIT. © Reproduktion B. Waibel/IWG<br />
Friedrich Weinbrenner ging aus ihr im Jahr 1825 die Polytechnische Schule (später<br />
Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT)) hervor. Karlsruhe<br />
besitzt somit eine der ältesten technischen Hochschulen Deutschlands.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 287
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
In Sachen <strong>Wasser</strong>qualität unterwegs<br />
Der Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie am EBI entwickelt geeignete<br />
Strategien und Lösungsansätze zur Risikobeurteilung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Bild 1. Wechselwirkungen, Reaktionen und Transformationen<br />
von Nanopartikeln (NP) in wässrigen<br />
Systemen (OM: org. Materie, f: funktionelle Gruppen).<br />
Das Verständnis dieser Prozesse trägt dazu<br />
bei, das Verhalten von synthetischen NP in der<br />
Umwelt und die sich daraus ergebenden Risiken<br />
besser zu verstehen sowie technische Systeme zu<br />
ihrer Entfernung aus der <strong>Wasser</strong>phase (z. B. bei der<br />
Trinkwasseraufbereitung) zu optimieren. Damit<br />
wird auch ein Beitrag zur umweltschonenden Produktion<br />
und Verwendung von NP geleistet. (verändert<br />
nach Delay, M. und Frimmel, F.: Nanoparticles<br />
in aquatic systems. Analytical and Bioanalytical<br />
Chemistry, 2012, 402: 583-592.)<br />
Der Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und <strong>Wasser</strong>technologie am<br />
Engler-Bunte-Institut (EBI) gehört<br />
zur Fakultät für Chemieingenieurwesen<br />
und Verfahrenstechnik. In<br />
den Forschungsschwerpunkten<br />
<strong>Wasser</strong>qualität, <strong>Wasser</strong>technologie,<br />
Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung und<br />
Biologische Grenzflächen orientieren<br />
sich die Mitarbeiter an den aktuellen<br />
Fragestellungen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Zusätzliche Praxisnähe<br />
erfährt der Lehrstuhl dabei durch<br />
die Angliederung einer Forschungsstelle<br />
des Deutschen Vereins des<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V. (DVGW).<br />
Zahlreiche Kooperationen mit nationalen<br />
und internationalen Gruppen<br />
bereichern die Arbeit am Lehrstuhl.<br />
Die Qualität von <strong>Wasser</strong> ist zweifelsfrei<br />
von fundamentaler ökologischer<br />
Bedeutung und bestimmt darüber<br />
hinaus dessen Nutzbarkeit, insbesondere<br />
zur Trinkwassergewinnung.<br />
Neben anorganischen Hauptinhaltsstoffen<br />
spielen in diesem<br />
Zusammenhang natürlich vorkommende<br />
organische Substanzen wie<br />
etwa Huminstoffe sowie anthropogen<br />
verursachte organische Spurenstoffe<br />
(z. B. Pharmaka und Pestizide),<br />
Schwermetalle und natürliche sowie<br />
synthetische Nanopartikel (Bild 1)<br />
eine wichtige Rolle. „Wir untersuchen<br />
den Eintrag, das Verhalten, Umsetzungen<br />
und Auswirkungen dieser<br />
Substanzen in aquatischen Systemen<br />
mithilfe leistungsfähiger analytischer<br />
Methoden“, berichtet Prof.<br />
Dr. rer. nat. Harald Horn. Daraus leitet<br />
das Team um den Lehrstuhlinhaber<br />
geeignete Strategien und Lösungsansätze<br />
zur Risikobeurteilung und<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung ab.<br />
Im Mittelpunkt der Forschung<br />
im Arbeitsfeld <strong>Wasser</strong>technologie<br />
Statement<br />
Bild 2. Brackwasserentsalzungsanlage in Karameh,<br />
Jordanien. Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung<br />
eines übertragbaren Ansatzes für integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />
in der Region des unteren<br />
Jordantals, die häufig unter <strong>Wasser</strong>knappheit leidet.<br />
Dabei werden auf lokaler Ebene das Potenzial und<br />
die Herausforderungen des Einsatzes von Membrantechnologien<br />
für die Aufbereitung von hochsalzigem<br />
Brunnen-, Quell- oder Grundwasser untersucht. Mögliche<br />
Anwendungsgebiete sind die landwirtschaftliche<br />
Bewässerung, die Grundwasseranreicherung und<br />
die Trinkwasserversorgung. Projekt der DVGW-<br />
Forschungsstelle.<br />
© STULZ-PLANAQUA GmbH<br />
„In den Studiengängen Chemieingenieurwesen,<br />
Verfahrenstechnik und Bioingenieurwesen<br />
vermitteln wir den Studierenden die<br />
relevanten chemischen, biologischen und<br />
physikalischen Prozesse aquatischer Systeme.<br />
Dazu zählen die Bestimmung, das Vorkommen<br />
und das Verhalten von geogenen<br />
und anthropogenen Stoffen sowie von Mikroorganismen<br />
– sowohl in technischen als<br />
auch natürlichen Systemen. Neben der chemischen<br />
und biologischen <strong>Wasser</strong>qualität<br />
stellen wir die verfahrenstechnischen Aspekte der Trinkwasseraufbereitung,<br />
<strong>Wasser</strong>nutzung und <strong>Abwasser</strong>behandlung in den Mittelpunkt<br />
der Lehre.<br />
In diversen Praktika und Exkursionen zu Ver- und Entsorgungsunternehmen<br />
werden die Lehrinhalte auch praktisch vermittelt. Viele<br />
Studierende sind zudem im Rahmen von Vertiefer-, Bachelor- und<br />
Masterarbeiten sowie als studentische Hilfskräfte aktiv in unsere<br />
Forschungsarbeiten integriert.“<br />
Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn,<br />
Inhaber des Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie am Engler-Bunte-<br />
Institut, Leiter der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>technologie<br />
© privat<br />
März 2014<br />
288 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
Bild 3. links: Photo von Biofilmaufwuchskörpern mit heterotrophem<br />
<strong>Abwasser</strong>biofilm (gelblich/orange); rechts: 3D-Rekonstruktion eines mit<br />
der optischen Kohärenztomographie aufgenommenen Datensatzes. Gitterelement<br />
200 µm × 200 µm. © EBI<br />
stehen der Einsatz von Membrantrennverfahren<br />
wie z. B. bei der<br />
Brackwasseraufbereitung (Bild 2),<br />
die Untersuchung und Minimierung<br />
der Foulingprozesse (organisch,<br />
biofouling, scaling), die Entfernung<br />
anthropogener Spurenstoffe mithilfe<br />
von Nanofiltration oder Hybridverfahren<br />
(Kopplung von Ultrafiltration<br />
mit Aktivkohle und/oder<br />
TiO2) sowie die Schwimmbadwasseraufbereitung.<br />
„Auch nach Aufbereitung und<br />
Nutzung bleibt <strong>Wasser</strong> für uns spannend“,<br />
kommentiert Horn. Die<br />
Arbeiten im Bereich der biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung lägen insbesondere<br />
in der Erforschung neuartiger<br />
Verfahren zur effizienten<br />
Stickstoffelimination (Deammonifikation)<br />
sowie der Prozessentwicklung<br />
und dem Prozessverständnis<br />
von Biofilmverfahren (z. B. aerobe<br />
Granula). Horn: „Dabei beschäftigen<br />
wir uns sowohl mit grundlegenden<br />
Fragestellungen zur Aktivität und<br />
zum Auftreten einzelner Mikroorganismengruppen<br />
und deren Interaktionen,<br />
zum anderen aber auch mit<br />
der technischen Realisierung vom<br />
Labormaßstab bis zur großtechnischen<br />
Umsetzung.“ Als biologische<br />
Grenzflächen oder „Biofilme“ werden<br />
mit Mikroorganismen (z. B. Bakterien,<br />
Algen) besiedelte Grenzflächen<br />
in der natürlichen und technischen<br />
Um welt bezeichnet. Zwischen<br />
der Struktur der Biofilme und<br />
ihrer Funktion als auch dem umgebenden<br />
Fluid bestehen zahlreiche<br />
Rückkopplungen. Durch den Einsatz<br />
mikroskopischer und spektroskopischer<br />
Verfahren zur Strukturaufklärung<br />
(Bild 3), Untersuchungen<br />
zum Stofftransport und<br />
Stoffumsatz (u. a. Sensortechnik)<br />
und der Kombination der Ergebnisse<br />
in mehrdimensionalen Simulationsansätzen<br />
sollen die der Biofilmbildung<br />
und -entwicklung zu -<br />
grunde liegenden Ge setz mäßigkeiten<br />
gefunden und verstanden<br />
werden.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn,<br />
Engler Bunte Institut (EBI),<br />
Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie,<br />
KIT,<br />
Engler-Bunte-Ring 1, 76131 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 608 4 2580,<br />
E-Mail: harald.horn@kit.edu,<br />
wasserchemie.ebi.kit.edu/<br />
Numerische Experimente im Visier<br />
Am Institut für Hydromechanik (IfH) zielt die Grundlagenforschung auf ein besseres<br />
Verständnis strömungsmechanischer Vorgänge<br />
Strömungsmechanische<br />
Vorgänge<br />
in den Fluiden <strong>Wasser</strong> und<br />
Luft besser verstehen. Das ist das<br />
Hauptziel der Grundlagenforschung<br />
am Institut für Hydromechanik (IfH).<br />
Dazu betrachten die Wissenschaftler<br />
um Institutsleiter Prof. Dr. Markus<br />
Uhlmann diese Vorgänge in ihrer<br />
natürlichen Umgebung, also in Binnen-<br />
und Küstengewässern, im<br />
Untergrund bzw. in der Atmosphäre<br />
und in technischen Anlagen. Zusätzlich<br />
zu den rein physikalischen<br />
Aspekten des Strömungsverhaltens<br />
untersuchen sie auch die Kopplung<br />
zum Wärme- sowie chemischen und<br />
biologischen Stofftransport einschließlich<br />
der damit verbundenen<br />
Umwandlungsprozesse.<br />
„Die Arbeitsgruppe Numerik ist<br />
Weltspitze im Bereich der Nutzung<br />
massiv-paralleler Rechnersysteme<br />
zur Simulation von turbulenten Strömungen“,<br />
urteilt Uhlmann. Dabei<br />
liegt der Fokus auf der Interaktion<br />
zwischen Fluid und festen Partikeln.<br />
Schon das Hinzufügen eines sehr<br />
kleinen Anteils an Partikeln kann die<br />
Fluidströmung maßgeblich beeinflussen:<br />
Dabei kann die Intensität<br />
turbulenter Schwankungen sowohl<br />
deutlich erhöht oder stark verringert<br />
werden – je nach Partikeleigenschaften.<br />
Sogenannte „direkte numerische<br />
Simulationen“ beginnen, sich in<br />
diesem Feld als echte „numerische<br />
Experimente“ zu etablieren, und helfen<br />
den Wissenschaftlern dabei, die<br />
Prozesse besser zu verstehen, indem<br />
bisher mit rein experimentellen<br />
Methoden unzugängliche Größen<br />
nun „messbar“ werden. Auf diese<br />
Weise analysieren die Wissenschaftler<br />
am IfH aktuell z. B. im Rahmen<br />
eines DFG-Projektes die Bildung von<br />
Riffeln und Dünen in <strong>Wasser</strong>strömungen<br />
anhand von numerischen<br />
Daten (Bild 1).<br />
▶▶<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 289
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
Bild 1. Simulation der Dünenbildung in turbulenter Kanalströmung mit<br />
voll aufgelösten kugelförmigen Partikeln. Die Partikel sind entsprechend<br />
ihrer vertikalen Position gefärbt. In grau dargestellt sind die<br />
intensiven Wirbelstrukturen. © IfH<br />
Bild 2. (links) Momentaufnahmen der Sauerstoffkonzentration im<br />
Experiment; (rechts) Oberflächen hoher Sauerstoffkonzentration in der<br />
numerischen Simulation. In beiden Fällen sind typische pilzförmige<br />
Strukturen zu erkennen. © IfH<br />
„Eine weitere Konfiguration, zu<br />
der wir derzeit aufwendige Simulationen<br />
durchführen, ist die Bewegung<br />
von sedimentierenden Partikeln –<br />
analog zu Regentropfen in der<br />
Atmosphäre – unter Einfluss einer<br />
turbulenten Strömung“, berichtet<br />
Statement<br />
„Bei Untersuchungen des<br />
Transfers von Gasen an<br />
Gas/Flüssigkeitsgrenzflächen<br />
konnte am Institut<br />
für Hydromechanik zum<br />
ersten Mal überhaupt<br />
simultan die Konzentration<br />
eines Gases und das<br />
momentane Geschwindigkeitsfeld<br />
in einem<br />
Gastransferversuch gemessen<br />
werden. Momentan wird dieses Problem noch<br />
durch den Einfluss der Wärmeübertragung im Fall<br />
von auskühlenden <strong>Wasser</strong>körpern – ähnlich der<br />
Situation in einem See bei Nacht – erweitert.“<br />
Prof. Dr. Markus Uhlmann,<br />
Leiter des Instituts für Hydromechanik<br />
© privat<br />
Uhlmann. In diesem Fall werden<br />
häufig sehr inhomogen verteilte Partikelkonzentrationen<br />
beobachtet,<br />
wodurch z. B. die Kollisionshäufigkeit<br />
stark beeinflusst wird. Letztere wiederum<br />
ist essenziell für eine präzise<br />
Vorhersage des Tropfenwachstums<br />
und letztendlich der Niederschlagswahrscheinlichkeit.<br />
„Die Simulationsdaten<br />
helfen uns, die verschiedenen<br />
theoretisch motivierten Hypothesen<br />
zu verifizieren“, so Uhlmann.<br />
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />
Umweltfluidmechanik un tersuchen<br />
den Transfer von Gasen an Gas/Flüssigkeitsgrenzflächen.<br />
„Dieser Prozess<br />
liegt z. B. der Ab sorption von<br />
Sauerstoff in <strong>Wasser</strong> zugrunde, wie<br />
er etwa in Binnenseen stattfindet“,<br />
erklärt Institutsleiter Uhlmann.<br />
Hierzu setzen die Mitarbeiter sowohl<br />
experimentelle als auch numerische<br />
Techniken ein. Ein Beispiel der<br />
Ergebnisse aus Experiment und<br />
Simulation aus einem Gastransferversuch,<br />
bei dem gleichzeitig die<br />
Gaskonzentration und das momentane<br />
Geschwindigkeitsfeld gemessen<br />
wurden, ist in Bild 2 zu sehen.<br />
Die angewandte Forschung am<br />
IfH befasst sich mit Problemstellungen<br />
aus dem Bauingenieurwesen<br />
(<strong>Wasser</strong>bau und Gebäudeaerodynamik),<br />
der Umwelttechnik (<strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
<strong>Wasser</strong>- und Luftqualität,<br />
Sanierungstechnologien)<br />
und dem industriellen Anlagenbau.<br />
Relevante Fragestellungen sind<br />
dabei beispielsweise:<br />
##<br />
klassische Hydro- und Aerodynamik<br />
(dynamische Belastung,<br />
Bemessung, Betrieb):<br />
Wechselwirkung Strömung –<br />
Strukturen (natürliche Objekte<br />
wie Gehölze, Bauwerke wie z. B.<br />
Gebäude, Buhnen, Offshore-Energieanlagen,<br />
Kontrollbauwerke<br />
##<br />
Gewässerlandschaften (Binnenund<br />
Küstenbereich) und bodennahe<br />
Atmosphäre:<br />
grundlegende Untersuchungen<br />
zur Partikelbewegung (Sediment-<br />
und Schwebstofftransport,<br />
Schadstoffdispersion), Strömungs-<br />
und Stofftransportphänomene<br />
in Grenzschichten und<br />
geschichteten Strömungen, Einleitungen<br />
und Ausbreitung von<br />
kontaminierten (Stoffe, Wärme)<br />
Fluiden<br />
##<br />
Infrastruktur zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung und<br />
Klimatisierung:<br />
Mischungs- und Transportprozesse<br />
in Behältern (z. B. für Trinkwasser),<br />
Becken (z. B. für Sedimentation)<br />
und Gebäuden<br />
(Raumklima), Entwicklung von<br />
Prognosemodellen<br />
##<br />
Grundwasserschutzmaßnahmen:<br />
hydromechanische Aspekte von<br />
Stoffübergangsprozessen, Bilanzierungsansätze<br />
und Prognosemodellierung<br />
für Grundwasserverunreinigungen<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Markus Uhlmann,<br />
Institut für Hydromechanik,<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Otto-Ammann-Platz 1, 76131 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 608 4 7245,<br />
E-Mail: markus.uhlmann@kit.edu,<br />
www.ifh.kit.edu<br />
März 2014<br />
290 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
Unter einem Dach: der quantitative und<br />
qualitative Blick aufs <strong>Wasser</strong><br />
Im IWG vereinen sich <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft, Hydrologie sowie<br />
Siedlungswasserwirtschaft und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />
Die Geschichte des Instituts für<br />
<strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung<br />
(IWG) ist eng verknüpft mit der<br />
Entwicklung des <strong>Wasser</strong>baus in<br />
Deutschland. Seit Gründung der<br />
Polytechnischen Schule im Jahre<br />
1825 durch Johann Gottfried Tulla<br />
(siehe Seite 286) ist der <strong>Wasser</strong>bau<br />
in Karlsruhe beheimatet. Als erster<br />
ordentlicher Professor für <strong>Wasser</strong>bau<br />
wurde Theodor Rehbock 1899<br />
an die damalige Technische Hochschule<br />
Karlsruhe berufen. Mit der<br />
Gründung des inzwischen nach ihm<br />
benannten „Theodor-Rehbock-<strong>Wasser</strong>baulaboratoriums“<br />
(TRL) in Karlsruhe<br />
im Jahre 1901 wurde das wasserbauliche<br />
Versuchswesen in Karlsruhe<br />
etabliert und von dort aus in<br />
die Welt getragen. Heute umfasst<br />
das IWG die Fachbereiche <strong>Wasser</strong>bau<br />
und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft<br />
(Prof. Franz Nestmann), Hydrologie<br />
(Prof. Erwin Zehe) sowie Siedlungswasserwirtschaft<br />
und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />
(Dr. Stephan Fuchs).<br />
Die Professoren und ihre Teams<br />
setzen auf eine integrierte und fachübergreifende<br />
Herangehensweise,<br />
um sich in Forschung und Lehre den<br />
aktuellen und zukünftigen Fragestellungen<br />
zur nachhaltigen Nutzung<br />
der Ressource <strong>Wasser</strong> in ihrer<br />
vielfältigen Anwendung (Trink-,<br />
Brauchwasser, Energiespeicher,<br />
Transportmittel, Lebens- und Erholungsraum)<br />
zu stellen.<br />
Neben der Bearbeitung von<br />
grundlagenorientierten und angewandten<br />
Forschungsprojekten be -<br />
rät das IWG Behörden und Industrie<br />
als Partner bei der Entwicklung und<br />
Umsetzung praxisrelevanter Lö -<br />
sungsansätze für wasserwirtschaftliche<br />
Fragestellungen. Die dabei<br />
erzielten Erkenntnisse finden Eingang<br />
in die Ausbildung von Studierenden<br />
und gewährleisten so eine<br />
direkte Vernetzung von Forschung<br />
und Lehre. Das IWG unterstützt mit<br />
seinem Lehrangebot derzeit folgende<br />
Studiengänge: Bauingenieurwesen,<br />
Angewandte Geowissenschaften,<br />
Geodäsie und Geoinformatik,<br />
Geoökologie, Wirtschaftsingenieurwesen<br />
und Resources Engineering.<br />
Kontakt:<br />
Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung<br />
(IWG),<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Kaiserstraße 12, 76131 Karlsruhe,<br />
www.iwg.kit.edu<br />
<strong>Wasser</strong>bau und<br />
<strong>Wasser</strong> mengenwirtschaft<br />
Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte<br />
des Fachbereiches unter der<br />
Leitung von Prof. Dr.-Ing. Franz Nestmann<br />
sind die Analyse und Simulation<br />
von Strömungsvorgängen in<br />
Fließgewässern und Infrastruktursystemen<br />
sowie die Planung wasserbaulicher<br />
Anlagen und Konzepte mit<br />
den dazugehörigen Betriebsstrategien.<br />
Diesem Fachbereich ist auch<br />
das Theodor-Rehbock-Laboratorium<br />
– laut Nestmann eines der ältesten<br />
<strong>Wasser</strong>baulabore der Welt – zugeordnet,<br />
in dem auf einer Gesamtfläche<br />
von 2 500 m² Versuchsstände mit<br />
automatisierter Mess-, Steuer- und<br />
Bild 1. Physikalisches Modell der FAA Geesthacht<br />
zur Detailoptimierung. © IWG<br />
Regeltechnik sowie ein Pumpensystem<br />
mit einer konstanten Förderleistung<br />
von bis zu 820 L/s zur Verfügung<br />
stehen. Neben den wasserwirtschaftlichen<br />
Grundaufgaben,<br />
wie z. B. der Bearbeitung von Hochwasserfragen<br />
oder der Bemessung,<br />
Steuerung und Regelung von <strong>Wasser</strong>kraftanlagen,<br />
sind u. a. vor dem<br />
Hintergrund der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
in den letzten Jahren neue<br />
Tätigkeitsfelder entstanden.<br />
So wurde am IWG beispielsweise<br />
Europas größte Fischaufstiegsanlage<br />
am Wehr Geesthacht mit physikalischen<br />
und numerischen Modellen<br />
untersucht (Bild 1 und 2) und im<br />
Hinblick auf die ethohydraulischen<br />
Anforderungen geometrisch optimiert.<br />
Durch die Kopplung von hy -<br />
▶▶<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 291<br />
Bild 2. Berechnete<br />
Fließgeschwindigkeiten<br />
im 3D-HN-<br />
Modell der<br />
FAA Geesthacht.<br />
© IWG
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
Bild 3. Pilotgebiet<br />
der<br />
automatisierten<br />
<strong>Wasser</strong>verlustanalyse.<br />
Statement<br />
„In Fortführung der langen<br />
Tradition des <strong>Wasser</strong>baus<br />
in Karlsruhe ist es<br />
mir ein besonderes Anliegen,<br />
Forschung an der<br />
Schnittstelle zwischen<br />
Wissenschaft und Praxis<br />
zu betreiben. Als Partner<br />
von Behörden, Kommunen<br />
und Ingenieurbüros werden<br />
am IWG die Ergebnisse<br />
der wissenschaftlichen Forschung in anwendungsreife<br />
Methoden und Modelle überführt, wie<br />
z. B. die Entwicklung einer GIS-gestützten Simulationssoftware<br />
zur Erstellung von Hochwassergefahren-<br />
und Risikokarten für Neckar und Elbe.<br />
Zukunftsfähige Forschung darf dabei jedoch nicht<br />
an fachlichen oder politischen Grenzen haltmachen<br />
– nur durch integrierende Ansätze können<br />
nachhaltige Strategien entwickelt und umgesetzt<br />
werden.“<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Franz Nestmann,<br />
Fachbereich <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft<br />
am IWG<br />
© IWG<br />
drodynamisch-numerischen Modellen<br />
und physikalischen Modellen<br />
wurde die Methode der hybriden<br />
Modellierung in den letzten Jahren<br />
stark weiterentwickelt und kommt<br />
am IWG mittlerweile bei zahlreichen<br />
Projekten zum Einsatz.<br />
Zur Implementierung der Forschungsergebnisse<br />
in der wasserwirtschaftlichen<br />
Praxis werden bei<br />
Bedarf operationelle Werkzeuge<br />
entwickelt und nutzerangepasste<br />
Fachschalen auf unterschiedlichen<br />
Softwareplattformen programmiert.<br />
International ist das IWG federführend<br />
bei mehreren großen Forschungsverbünden<br />
im adaptiven/<br />
integrierenden <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />
(IWRM) im südostasiatischen<br />
Raum (Indonesien, Vietnam,<br />
Thailand) tätig.<br />
Projektbeispiel: Automatisierte<br />
Bilanzierung und Analyse der<br />
<strong>Wasser</strong>verluste in Trinkwasserversorgungsnetzen<br />
(AWaRe):<br />
<strong>Wasser</strong>verluste in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen<br />
führen zu einer<br />
erhöhten Beanspruchung der<br />
natürlichen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />
Außerdem verursachen sie zusätzlichen<br />
Energiebedarf für <strong>Wasser</strong>förderung<br />
und -aufbereitung und<br />
somit den Ausstoß vermeidbarer<br />
CO 2 -Emissionen. Die regelmäßige<br />
Ermittlung einer nach Zonen differenzierten<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz,<br />
die alle Komponenten der gewonnenen,<br />
eingespeisten und abgegebenen<br />
<strong>Wasser</strong>mengen erfasst, ist<br />
unerlässlich für die Ermittlung und<br />
Kontrolle der <strong>Wasser</strong>verluste sowie<br />
die wirtschaftliche Planung von<br />
Maßnahmen zur <strong>Wasser</strong>verlustreduzierung.<br />
Im Rahmen des BMBFgeförderten<br />
Verbundprojekts AWaRe<br />
wird ein Ansatz entwickelt, der es<br />
ermöglicht, weitgehend automatisiert<br />
<strong>Wasser</strong>verluste in einem System<br />
kontinuierlich zu überwachen<br />
und zu analysieren. Für die Automatisierung<br />
aufwendiger Datenverarbeitungsprozesse<br />
werden verschiedene<br />
IT-Systeme eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />
an ein GISbasiertes<br />
Analysewerkzeug angeschlossen.<br />
Lücken im Überwachungssystem<br />
werden über geeignete<br />
Näherungen und Simulationen<br />
geschlossen. <strong>Wasser</strong>verluste werden<br />
zonenweise effizient und präzise<br />
quantifiziert. Ursachen und<br />
Auswirkungen der <strong>Wasser</strong>verluste<br />
werden anhand technischer, ökonomischer<br />
und ökologischer Kriterien<br />
aufgeschlüsselt, um darauf basierend<br />
optimale Gegenmaßnahmen<br />
umzusetzen. Das Werkzeug wird bei<br />
den Stadtwerken Pforzheim in<br />
einem Pilotgebiet und anschließend<br />
im gesamten Versorgungsgebiet<br />
implementiert und getestet<br />
(Bild 3 und 4).<br />
Weitere Informationen:<br />
www.projekt-aware.de<br />
Bild 4. Spezifische reale <strong>Wasser</strong>verluste in den Zonen des Pilotgebiets<br />
und deren Bewertung gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392 (2003).<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Franz Nestmann,<br />
<strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft,<br />
Tel. (0721) 608-42194,<br />
E-Mail: franz.nestmann@kit.edu<br />
März 2014<br />
292 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
Bild 5. Praxisnahe Forschung: Bemessung wasserwirtschaftlicher Anlagen<br />
(hier die Hochwasserentlastung einer Talsperre).<br />
© Foto/Videoarchiv Ruhrverband<br />
Bild 6. Grundlagenforschung: Beregnungsversuche<br />
mit Farbtracern für hydrologische Prozessstudien.<br />
© Loes van Schaik<br />
Hydrologie<br />
Der Fachbereich Hydrologie wurde<br />
im Jahr 2011 durch die Berufung<br />
von Prof. Dr.-Ing. Erwin Zehe am KIT<br />
etabliert und führt die erfolgreiche<br />
Tradition des ehemaligen Instituts<br />
für Hydrologie und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
fort. Die praxisnahe Forschung<br />
(Bild 5) in der Hydrologie auf der<br />
einen Seite umfasst die Themen<br />
Hochwasservorhersage, Hochwasserbemessung<br />
von Rückhaltebauwerken<br />
insbesondere im Kontext<br />
des Klima- und Landnutzungswandels,<br />
die Echtzeitbewirtschaftung<br />
von Stauhaltungen und <strong>Wasser</strong>straßen,<br />
die Modellierung von partikulär<br />
transportierten Schadstoffen in großen<br />
Flussgebieten und den Transport<br />
und die Dynamik von Pflanzenschutzmitteln<br />
und Nährstoffen in<br />
ländlichen Gebieten.<br />
Die Grundlagenforschung (Bild 6)<br />
auf der anderen Seite fokussiert auf<br />
den <strong>Wasser</strong>kreislauf und seinen Einfluss<br />
auf die Landschaftsorganisation<br />
in kleinen und mittleren Flusseinzugsgebieten,<br />
die Entwicklung<br />
verbesserter Modellkonzepte zur<br />
Beschreibung von Fließ- und Transportvorgängen<br />
in strukturiert heterogenen<br />
Landschaften, die Entwicklung<br />
verbesserter hydrologischer<br />
Feldmessstrategien, die Entwicklung<br />
von Metriken für hydrologische<br />
Ähnlichkeit und Vorhersageunsicherheit<br />
und die Suche nach<br />
Organisationsprinzipien zur Erklärung<br />
der raum-zeitlichen Organisation<br />
des <strong>Wasser</strong>kreislaufs und von<br />
Landschaften.<br />
Aktuell untersucht das Team um<br />
Zehe im Rahmen der deutschluxemburgischen<br />
DFG-Forschergruppe<br />
‚CAOS’ (Catchments as Organized<br />
Systems), wie die Organisation<br />
von Landschaften das Zu -<br />
sammenspiel zwischen räumlich<br />
verteilten hydrologischen Prozessen<br />
und dem integralen Abflussgeschehen<br />
kontrolliert (weitere Informationen:<br />
www.caos-project.de).<br />
Neben einem eigenen Bodenlabor<br />
betreibt der Fachbereich<br />
Hydrologie mehrere Forschungseinzugsgebiete<br />
in einem breiten<br />
naturräumlichen Spektrum: Ebnit/<br />
Vorarlberg (1 km²), Weiherbach/<br />
Kraichgau (3,5 km²), Bühlot/Schwarzwald<br />
(33 km²) und Attert/Luxemburg<br />
(288 km²). Die Wissenschaftler<br />
arbeiten eng mit Partnern aus der<br />
hydrologischen Praxis (Behörden/<br />
Verwaltung, Verbände und Ingenieurbüros,<br />
z. B. HVZ siehe Seite 304)<br />
zusammen und gewährleisten so<br />
einen Transfer ihrer Forschung in<br />
die Praxis. So sind zum Beispiel die<br />
Softwarepakete ‚Hochwasser’ und<br />
‚Zeitreihenanalyse’, die von den Wissenschaftlern<br />
der Hydrologie am<br />
KIT entwickelt wurden, Standardwerkzeuge<br />
für die ingenieurhydrologische<br />
Planung.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Erwin Zehe,<br />
Hydrologie,<br />
Tel. (0721) 608-43814,<br />
E-Mail: erwin.zehe@kit.edu<br />
Statement<br />
„Die Hydrologie spannt<br />
den Bogen von der hydrologischen<br />
Grundlagenforschung<br />
bis zur Ingenieurhydrologie,<br />
die beide eng<br />
miteinander verknüpft<br />
sind: Einerseits erwachsen<br />
aus der Grundlagenforschung<br />
langfristig verbesserte<br />
Prognose- und<br />
Bemessungswerkzeuge für<br />
die Ingenieurpraxis, andererseits stößt man häufig<br />
erst durch praxisorientierte Fragestellungen auf<br />
grundlegende Probleme.“<br />
Prof. Dr.-Ing. Erwin Zehe,<br />
Fachbereich Hydrologie am IWG<br />
Siedlungswasserwirtschaft<br />
und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />
Der Fachbereich unter der Leitung<br />
von Dr.-Ing. Stephan Fuchs gliedert<br />
sich in die Abteilungen „Verfahrenstechnik“,<br />
„<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft“<br />
und „Semi- und dezentrale Systeme“,<br />
die inhaltlich eng verzahnt<br />
sind. Die Abteilung „Verfahrens-<br />
▶▶<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 293<br />
© IWG
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
##<br />
Ressourcen- und Energiemanagement<br />
##<br />
Flussgebietsmanagement<br />
##<br />
Urbaner <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
##<br />
Angepasste Technologien<br />
Bild 7. Stickstoffemissionen aus punktförmigen und diffusen Quellen in<br />
den Rhein. © IWG<br />
technik“ erarbeitet Grundlagen zum<br />
ressourcen- und energieschonenden<br />
Umgang mit <strong>Abwasser</strong> oder<br />
allgemeiner mit den organischen<br />
Statement<br />
„Die Anwendung der bei<br />
uns erforschten Erkenntnisse<br />
zu ressourcen- und<br />
energieschonendem<br />
Umgang mit <strong>Abwasser</strong><br />
stellt einen wichtigen<br />
Bestandteil in unserer<br />
internationalen Zusammenarbeit<br />
dar. Nur so<br />
kann die Nachhaltigkeit<br />
von interdisziplinären<br />
Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
gewährleistet werden.<br />
Darüber hinaus ist die Betrachtung der Gewässersituation<br />
auf Ebene von Flusseinzugsgebieten integraler<br />
Bestandteil der europäischen Zusammenarbeit.<br />
Durch Abwägung verschiedener Maßnahmen<br />
zur Reduktion von Gewässerbelastungen gibt es<br />
im Flussgebietsmanagement wie fast sonst nirgendwo<br />
eine enge Verzahnung zwischen Umweltpolitik,<br />
Wirtschaftlichkeit und Beteiligung der<br />
Gesellschaft an Entscheidungsprozessen.“<br />
Dr.-Ing. Stephan Fuchs,<br />
Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft und<br />
<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft am IWG<br />
© IWG<br />
Reststoffen anthropogener Aktivitäten.<br />
Die Ergebnisse finden unmittelbare<br />
Umsetzung in den Arbeiten<br />
der Abteilung „Semi- und dezentrale<br />
Systeme“, die sich schwerpunktmäßig<br />
mit der Entwicklung und<br />
Umsetzung von integrierten und<br />
angepassten Lösungen zur <strong>Abwasser</strong>-<br />
und Abfallbehandlung in<br />
Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
befasst.<br />
Der Fokus der Abteilung „<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft“<br />
liegt auf der<br />
Erfassung und Bewertung der Wirkungen<br />
von Belastungen und belastungsmindernden<br />
Maßnahmen im<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf. Monitoring, Datenanalyse<br />
und Modellierung sind hierbei<br />
die wichtigsten Arbeitsansätze.<br />
Der Betrachtungshorizont geht<br />
dabei weit über die Siedlungsgebiete<br />
hinaus und erfasst Stoffeinträge<br />
aus verschiedenen Formen<br />
der Landnutzung innerhalb von<br />
Flussgebieten. Aus diesen Analysen<br />
resultieren Handlungsempfehlungen,<br />
die, wenn sie sich auf die Siedlungsgebiete<br />
beziehen, aufbauend<br />
auf verfahrenstechnischen Grundlagenuntersuchungen<br />
in Lösungskonzepte<br />
überführt und umgesetzt<br />
werden.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte des<br />
Fachbereichs umfassen:<br />
Projektbeispiel MoRE<br />
Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie zielt<br />
auf einen guten ökologischen<br />
Zustand der Gewässer. Um den aktuellen<br />
Zustand der Gewässer zu<br />
beschreiben und ggf. Handlungsbedarf<br />
zu identifizieren, werden<br />
Modellwerkzeuge eingesetzt. Das<br />
Modellwerkzeug Modeling of Regionalized<br />
Emissions (MoRE) dient<br />
Deutschland als nationales Berichtsund<br />
strategisches Planungswerkzeug<br />
für die <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />
MoRE modelliert für die Flussgebiete<br />
Deutschlands zum einen die aktuelle<br />
Eintragssituation in die Gewässer für<br />
Nährstoffe und Schadstoffe und<br />
stellt diese in Form von Karten in<br />
einem Geobrowser dar (Bild 7). Zum<br />
anderen können in MoRE auch Szenarien<br />
zur Reduktion der derzeitigen<br />
Stoffeinträge umgesetzt werden. Die<br />
Bewertung von Maßnahmen zur<br />
Reduktion dieser Stoffeinträge<br />
erfolgt über die Wirksamkeit und<br />
Kosten der Maßnahmen.<br />
MoRE ist aufgrund seines generischen<br />
Rechenkerns sehr flexibel<br />
und nutzerfreundlich. Verschiedene<br />
Varianten von Eingangsdaten und<br />
Modellierungsansätzen kann der<br />
Nutzer ohne Programmierkenntnisse<br />
anlegen und validieren. MoRE<br />
wird am Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft<br />
und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft<br />
des Instituts für <strong>Wasser</strong> und<br />
Gewässerentwicklung kontinuierlich<br />
weiterentwickelt.<br />
Kontakt:<br />
Dr.-Ing. Stephan Fuchs,<br />
Siedlungswasserwirtschaft und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft,<br />
Tel. (0721) 608-46199,<br />
E-Mail: stephan.fuchs@kit.edu<br />
März 2014<br />
294 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
Angewandte Forschung rund ums Grundwasser<br />
Die Hydrogeologen am Institut für Angewandte Geowissenschaften bearbeiten die<br />
ganze Bandbreite der Grundwasserforschung praxisnah<br />
Die Abteilung Hydrogeologie am<br />
Institut für Angewandte Geowissenschaften<br />
(AGW) des KIT deckt<br />
eine große thematische und methodische<br />
Bandbreite der Grundwasserforschung<br />
ab – von Beobachtungen,<br />
Messungen und Experimenten<br />
in der Natur über <strong>Wasser</strong>analytik im<br />
Labor bis hin zur numerischen<br />
Modellierung von Grundwasserströmung<br />
und Schadstofftransport.<br />
Schwerpunktmäßig widmen sich<br />
die Mitarbeiter um Abteilungsleiter<br />
Prof. Dr. Nico Goldscheider<br />
##<br />
der Karsthydrogeologie und<br />
der alpinen <strong>Wasser</strong>forschung,<br />
##<br />
grundwasserabhängigen<br />
Ökosystemen,<br />
##<br />
der nachhaltigen und integrierten<br />
Bewirtschaftung und dem<br />
Schutz von Grundwasserressourcen<br />
sowie<br />
##<br />
der Weiterentwicklung und<br />
Anwendung hydrogeologischer<br />
Markierungs- und Pumpversuche<br />
(Bild 1).<br />
Aktuelle Projekte befassen sich<br />
unter anderem mit dem integrierten<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />
in der Jordan-Region, mit dem<br />
Schutz des Stuttgarter Mineral- und<br />
Heilwassers und mit dem Einfluss<br />
von Klimawandel und Wetterextremen<br />
auf alpine Karstwasserressourcen.<br />
Im konsekutiven Bachelor- und<br />
Master-Studiengang Angewandte<br />
Geowissenschaften nimmt die Hydrogeologie<br />
mit insgesamt sieben<br />
Modulen einen breiten Raum ein.<br />
Neben zahlreichen Vorlesungen<br />
und Übungen werden auch praktische<br />
Labor- und Geländeübungen<br />
sowie zahlreiche Exkursionen angeboten<br />
unter anderem in die Alpen<br />
(Bild 2). Abschlussarbeiten im Be -<br />
reich Hydrogeologie werden oft in<br />
enger Kooperation mit den Stadtwerken<br />
Karlsruhe, dem Umweltamt<br />
Stuttgart, der Bundesanstalt für<br />
<strong>Wasser</strong>bau oder anderen Partnern<br />
aus der beruflichen Praxis angeboten.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Nico Goldscheider,<br />
Institut für Angewandte Geowissenschaften<br />
(AGW),<br />
Abteilung Hydrogeologie,<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Adenauerring 20b, 76131 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 608 4 5465,<br />
E-Mail: goldscheider@kit.edu,<br />
www.agw.kit.edu<br />
Bild 2. Studentenexkursion in ein vergletschertes Karstsystem in den<br />
Schweizer Alpen im Rahmen des Hydrogeologie-Moduls „Karst und Tracer“<br />
im Studiengang Angewandte Geowissenschaften. © Nico Goldscheider<br />
Bild 1. Eingabe eines ungiftigen Fluoreszenzfarbstoffs<br />
ins Blauhöhlensystem bei Blaubeuren. Durch<br />
Markierungsversuche können die unterirdischen<br />
Fließwege des Grundwassers erkundet und die Ausbreitung<br />
von Schadstoffen experimentell simuliert<br />
werden. © Andreas Kücha<br />
Statement<br />
„Hydrogeologie ist die<br />
Wissenschaft vom Grundwasser<br />
und seinen Wechselwirkungen<br />
mit den<br />
Gesteinen. In vielen Teilen<br />
der Welt ist Grundwasser<br />
die quantitativ wichtigste<br />
und qualitativ beste Süßwasserressource,<br />
wenn<br />
auch zunehmend bedroht<br />
durch Übernutzung, Versalzung<br />
und vielfältige Schadstoffeinträge aus<br />
Landwirtschaft, Bergbau und Industrie. Die Hydrogeologie<br />
befasst sich mit dem Vorkommen, der<br />
Bewegung, der Qualität, der Nutzung und dem<br />
Schutz des Grundwassers. Da das Grundwasser<br />
auf vielfältige Weise mit dem Klima, dem Boden,<br />
der Vegetation, Flüssen und Seen sowie mit der<br />
menschlichen Nutzung in Wechselwirkung steht,<br />
ist die Hydrogeologie immer eine interdisziplinäre<br />
und auch praxisnahe Wissenschaft.“<br />
Prof. Dr. Nico Goldscheider,<br />
Leiter der Abteilung Hydrogeologie am Institut für Angewandte<br />
Geowissenschaften (AGW)<br />
© AGW<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 295
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
Wie ticken Biofilme?<br />
Die Abteilung Grenzflächen-Mikrobiologie am IFG widmet sich den mikrobiologischen<br />
Aspekten der <strong>Wasser</strong>forschung<br />
Die Abteilung Mikrobiologie<br />
natürlicher und technischer<br />
Grenzflächen gehört zum Institut<br />
für Funktionelle Grenzflächen (IFG)<br />
am Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT). Im <strong>Wasser</strong>bereich deckt<br />
die Forschung der Abteilung mikrobiologische,<br />
molekularbiologische<br />
sowie biochemische Aspekte der<br />
<strong>Wasser</strong>qualität und -aufbereitung<br />
ab.<br />
Im Zentrum stehen adhäsive<br />
Mikroorganismen (Biofilme), deren<br />
Charakterisierung mit modernster<br />
Analytik (inkl. High Throughput<br />
Sequencing) vorgenommen wird.<br />
Der Schwerpunkt liegt vornehmlich<br />
auf den Funktionen der Biofilme<br />
(Transkriptomics, Metabolomics),<br />
insbesondere auf Stressantworten<br />
wie Persistenz bzw. Resistenz von<br />
Bakterien gegenüber adversen<br />
Statement<br />
„Unsere Expertise im<br />
Bereich Hygiene in der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />
-verteilung fließt zum<br />
einen in Untersuchungen<br />
des Verhaltens von Pathogenen<br />
im <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
ein, wie z. B. beim Projekt<br />
TransRisk. Zum anderen<br />
ist sie gefragt bei trinkwasserhygienischen<br />
und aufbereitungstechnischen<br />
Arbeiten z. B. beim Integrierten<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management in Indonesien.<br />
Das IWRM ist ein Großprojekt, an dem<br />
zahlreiche KIT-<strong>Wasser</strong>forschungsinstitute beteiligt<br />
sind und in dem neben dem integrierten <strong>Wasser</strong>management<br />
auch angepasste Aufbereitungsmethoden<br />
(appropriate technology) entwickelt<br />
werden.“<br />
Prof. Dr. Ursula Obst,<br />
Leiterin der Abteilung Mikrobiologie an nat. und technischen<br />
Grenzflächen, Stellvertretende Leiterin des Instituts für Funktionelle<br />
Grenzflächen (IFG)<br />
© privat<br />
Aufarbeitung von <strong>Wasser</strong>proben im Biochemie-Labor des Instituts für<br />
Funktionelle Grenzflächen. © IFG<br />
Bedingungen in der Umwelt oder<br />
auch bei Desinfektion.<br />
Hier konnten die Wissenschaftler<br />
um Abteilungsleiterin Prof. Dr.<br />
Ursula Obst mit molekularbiologischen<br />
Techniken bisher wesentliche<br />
Informationen über die Verbreitung<br />
von Antibiotika-Resistenzen über<br />
den <strong>Abwasser</strong>- und <strong>Wasser</strong>pfad<br />
sowie über bislang nicht beachtete<br />
Reparaturen von Zellschäden nach<br />
UV-Desinfektion und die biofilmstimulierende<br />
Wirkung von nichtlethalen<br />
Dosen von chlorhaltigen<br />
Desinfektionsmitteln erzielen. Die<br />
Stressforschung im Bereich Desinfektion<br />
ist u. a. verbunden mit Aktivitäten<br />
des Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie.<br />
Die gebündelte Expertise<br />
über Pathogene und Biozid-Resistenzen<br />
führte in enger Kooperation<br />
mit physikalisch ausgerichteten KIT-<br />
Instituten zur Entwicklung physikalischer<br />
Desinfektionsverfahren, vor<br />
allem für Klinikabwässer.<br />
Die Wechselwirkung von Biofilmen<br />
mit Grenzflächen spielt speziell<br />
bei Bodenpassagen und bei der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung und -verteilung<br />
eine bedeutende Rolle. Hierbei<br />
kooperiert die Abteilung Grenzflächen-Mikrobiologie<br />
mit anderen<br />
Bereichen der KIT-<strong>Wasser</strong>forschung,<br />
vor allem hinsichtlich Schadstoffumsetzungen<br />
und Stoffumsetzungen<br />
im Untergrund.<br />
Die Untersuchung von Pathogenen,<br />
Opportunisten u. ä. stellt einen<br />
weiteren wichtigen Forschungsschwerpunkt<br />
der Abteilung dar. Die<br />
Wissenschaftler wenden dabei<br />
neben klassischen Methoden eine<br />
Vielzahl molekularbiologischer Verfahren<br />
an, wie z. B. Real-Time PCR,<br />
DGGE-Analyse, Epifluoreszenzmikroskopie<br />
oder DNS/RNS-Analysen.<br />
Neben den mikrobiologischen<br />
Aktivitäten der Abteilung widmet<br />
sich eine Arbeitsgruppe der biochemischen<br />
Analytik. „Die Expertise<br />
dieser Gruppe und ihre Ausrüstung<br />
in der Massenspektrometrie gehören<br />
zu den umfangreichsten im KIT“,<br />
berichtet Obst. Neben hochempfindlichen<br />
Schadstoffuntersuchungen,<br />
auch im Rahmen wirkungsbe-<br />
März 2014<br />
296 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
zogener Analytik, bearbeitet die<br />
Gruppe immer häufiger komplexere<br />
Themen in der bioorganischen Massenspektrometrie<br />
wie mikrobielle<br />
Kommunikation (Interkingdom Signalling)<br />
und Metabolomics bei Biofilmen<br />
und Eukaryoten, die sowohl<br />
in der Hygiene als auch bei mikrobiellen<br />
Stoffumsetzungen wichtige<br />
Rollen spielen. Neben der hochauflösenden<br />
Analytik werden auch<br />
Kooperationen mit anderen KIT-Instituten<br />
im Bereich der zellfreien<br />
Mikrofluidik betrieben. „Diese eröffnen<br />
völlig neue Perspektiven bei<br />
Umsetzungs- und Aufbereitungsverfahren<br />
in der Biotechnologie<br />
und <strong>Wasser</strong>forschung“, urteilt Obst.<br />
Feldlabor für<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
im<br />
Rahmen des<br />
Großprojekts<br />
Integriertes<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management<br />
in Indonesien.<br />
© IFG<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Ursula Obst,<br />
Institut für Funktionelle Grenzflächen (IFG),<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Hermann-von-Helmholtz-Platz 1,<br />
76344 Eggenstein-Leopoldshafen,<br />
Tel. (0721) 608 2 6806,<br />
E-Mail: ursula.obst@kit.edu,<br />
www.ifg.kit.edu<br />
Weltweit in wassersensitiven Regionen aktiv<br />
Das Institut für Meteorologie und Klimaforschung spürt Veränderungen der<br />
Atmosphäre, des <strong>Wasser</strong>haushalts und der Ökosysteme auf<br />
Der Arbeitsbereich Regionales<br />
Klima und Hydrologie ist am<br />
Institut für Meteorologie und Klimaforschung<br />
(IMK-IFU) des KIT am<br />
Campus Alpin in Garmisch-Partenkirchen<br />
angesiedelt. Der gleichnamige<br />
Lehrstuhl ist in gemeinsamer<br />
Berufung mit der Universität Augsburg<br />
eingerichtet.<br />
Schwerpunkt der Forschungsarbeiten<br />
liegt auf der Untersuchung<br />
der Interaktion von terrestrischer<br />
Hydrologie und der Atmosphäre.<br />
Dazu setzen die Wissenschaftler des<br />
Arbeitsbereichs Regionales Klima<br />
und Hydrologie hochaufgelöste<br />
regionale Wetter- und Klimamodelle<br />
sowie flächendifferenzierte <strong>Wasser</strong>haushaltsmodelle<br />
ein und entwickeln<br />
voll gekoppelte Modellsysteme.<br />
„Nur die voll gekoppelten<br />
Modellsysteme erlauben es, den<br />
<strong>Wasser</strong>haushalt und alle relevanten<br />
<strong>Wasser</strong>- und Energieflüsse geschlossen<br />
in einer Modellumgebung darzustellen,<br />
das heißt vom Grundwasser<br />
über die ungesättigte Zone bis<br />
zur oberen Troposphäre“, erläutert<br />
der Leiter des Arbeitsbereiches Prof.<br />
Dr. Harald Kunstmann.<br />
Voll gekoppelte regionale Mo -<br />
dellsysteme erlauben es,<br />
##<br />
Auswirkungen des globalen,<br />
treibhausgasbedingten Klimawandels<br />
auf die <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />
unterschiedlichster Regionen<br />
weltweit abzuschätzen,<br />
und dabei zusätzlich<br />
##<br />
skalen- und kompartimentsübergreifende<br />
Auswirkungen<br />
Das TERENOprealpine<br />
hydrometeorologische<br />
Testgebiet<br />
in den Ammergauer<br />
Alpen:<br />
Energieflussmessungen<br />
mittels Eddy-<br />
Kovarianz.<br />
© Kunstmann<br />
▶▶<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 297
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
Statement<br />
„Unsere Expertise ist<br />
gefragt in all den Regionen<br />
weltweit, in denen<br />
bereits jetzt ein großer<br />
Druck auf die Ressource<br />
<strong>Wasser</strong> festzustellen ist<br />
und wo – z. B. über die<br />
bereits beobachtete oder<br />
auch die zukünftig erwartete<br />
Klimaänderung –<br />
Anpassungsmaßnahmen<br />
an eine sich weiter verändernde <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />
notwendig sind. Gegenwärtig sind wir<br />
neben dem Alpenraum und West- und Ostafrika<br />
in den klima- und wassersensitiven Ländern des<br />
Nahen Ostens aktiv (Israel, Jordanien, Syrien)<br />
sowie in China und Indien.“<br />
Prof. Dr. Harald Kunstmann,<br />
Leiter Arbeitsbereich Regionales Klima und Hydrologie am Institut<br />
für Meteorologie und Klimaforschung (IMK-IFU) des KIT, Lehrstuhl<br />
für Regionales Klima und Hydrologie, Universität Augsburg<br />
© KIT<br />
von großflächigen Landnutzungsänderungen<br />
auf den <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
besser zu verstehen.<br />
Denn durch die technische Realisierung<br />
von Zwei-Wege Interaktionen<br />
können die Rückkopplungsmechanismen<br />
zwischen <strong>Wasser</strong>- und Energieflüssen<br />
in Boden, Vegetation und<br />
der Atmosphäre berücksichtigt werden.<br />
Um die Vorhersagefähigkeit der<br />
Modellsysteme unter sich verändernden<br />
Klima- und Umweltbedingungen<br />
weiter zu verbessern, vergleicht<br />
das Forscherteam um Kunstmann<br />
seine Daten nicht nur mit<br />
den in der Hydrologie traditionell<br />
ge messenen hydrologischen Zu -<br />
standsvariablen (wie z. B. Abfluss im<br />
Gerinne, Grundwasserhöhen, Bo -<br />
denfeuchte), sondern verstärkt auch<br />
mit den Energieflüssen an der Landoberfläche,<br />
also den sensiblen und<br />
latenten Wärmeströmen und den<br />
Bodenwärmeströmen. Dies wird<br />
ermöglicht durch den Betrieb von<br />
hydrometeorologischen Beobachtungsnetzwerken,<br />
in denen z. B. mittels<br />
Eddy-Kovarianz-Stationen der<br />
turbulente Energieaustausch ge -<br />
messen wird. Zurzeit betreibt das<br />
IMK-IFU solche umfangreichen hydrometeorologischen<br />
Messnetzwerke<br />
im Alpenraum (TERENO-prealpine,<br />
gefördert von der HGF) und<br />
in Westafrika (WASCAL: West African<br />
Science Service Centre for Climate<br />
Change and Adapted Land Use,<br />
gefördert vom BMBF).<br />
Sowohl im komplexen Gelände<br />
des Alpenraums wie auch in den<br />
sehr dünn mit Messnetzwerken versehenen<br />
Regionen mit schwacher<br />
Infrastruktur (wie z. B. Afrika) bleibt<br />
die ungenaue Kenntnis der genauen<br />
raumzeitlichen Verteilung des Niederschlags<br />
eine der größten Unsicherheiten<br />
bei der Abschätzung des<br />
regionalen <strong>Wasser</strong>haushalts. „Deshalb<br />
versuchen wir hier, die raumzeitliche<br />
Niederschlagsvariabilität<br />
auf unterschiedlichen Skalen so -<br />
wohl mit neuen messtechnischen<br />
wie auch mit neuen Modellierungsansätzen<br />
besser zu quantifizieren“,<br />
erklärt Kunstmann den Forschungsansatz.<br />
Mittels Copula-basierten<br />
geostatistischen Methoden werden<br />
z. B. die unterschiedlichsten direkt<br />
und indirekt gemessenen Niederschlagsinformationen<br />
miteinander<br />
kombiniert und integriert. Neben<br />
Stationsniederschlagsmessungen<br />
und radarabgeleiteten Niederschlagsfeldern<br />
arbeitet das Team<br />
um Kunstmann zusätzlich mit der<br />
Abschwächung von Mikrowellensignalen<br />
kommerzieller Richtfunkstrecken,<br />
wie sie von Mobilfunkbetreibern<br />
betrieben werden. „Die<br />
Abschwächung der Empfangsleistung<br />
an den Richtfunkantennen<br />
korreliert sehr gut mit dem Niederschlag<br />
entlang der Richtfunkstrecke.<br />
Durch die große Verfügbarkeit<br />
solcher Richtfunkstrecken weltweit,<br />
auch in Ländern mit schwacher In -<br />
frastruktur, ergibt sich hier ein sehr<br />
großes Potenzial zur zukünftig verbesserten<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsabschätzung“,<br />
prognostiziert Kunstmann.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Harald Kunstmann,<br />
Institut für Meteorologie und Klimaforschung,<br />
Karlsruher Institut für Technologie, Campus<br />
Alpin,<br />
Kreuzeckbahnstraße 19,<br />
82467 Garmisch-Partenkirchen,<br />
Tel. (08821) 183 208,<br />
E-Mail: harald.kunstmann@kit.edu,<br />
www.imk-ifu.kit.edu<br />
Untersuchung von Landoberfläche-Atmosphäre-Wechselwirkungen in<br />
Westafrika: Aufbau von hydrometeorologischer Messinfrastruktur in<br />
Ghana (BMBF WASCAL). © Kunstmann<br />
März 2014<br />
298 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
Mikroorganismen atmen an Anoden<br />
Am Institut für Angewandte Biowissenschaften arbeiten Wissenschaftler an der<br />
Integration von mikrobiellen Brennstoffzellen in die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Mikrobielle<br />
Brennstoffzellen<br />
sind eine neuartige Technologie<br />
zur Konversion chemischer in<br />
elektrische Energie. Die Grundlage<br />
bilden Mikroorganismen, die in der<br />
Lage sind, unlösliche Elektronenakzeptoren<br />
in einer speziellen Form<br />
der Atmung zu reduzieren. In der<br />
Umwelt werden vor allem Eisenund<br />
Manganoxide reduziert. Die<br />
fehlende Spezifität der beteiligten<br />
Enzyme ermöglicht aber den Einsatz<br />
artifizieller Elektronenakzeptoren<br />
wie z. B. einer Graphitelektrode.<br />
Eine Oxidation von organischen<br />
Kohlenstoffquellen wird somit di -<br />
rekt an einen Elektronen- oder<br />
Stromfluss gekoppelt.<br />
Der Einsatz von mikrobiellen<br />
Brennstoffzellen kann genutzt werden,<br />
um organischen Kohlenstoff zu<br />
eliminieren oder um neue anaerobe<br />
Fermentationswege für die Biotechnologie<br />
zu realisieren. Diese zeichnen<br />
sich als sogenannte unbalanced<br />
fermentations dadurch aus,<br />
dass die Endprodukte eine höhere<br />
Oxidationsstufe als die Substrate<br />
aufweisen können.<br />
Mikroorganismen mögen<br />
es sauer<br />
Saure Minenwässer sind ein häufiges<br />
Problem und treten an fast allen<br />
Erzförderstätten der Erde auf. In<br />
Deutschland ist z. B. die Lausitz<br />
betroffen. Der Braunkohletagebau<br />
hat dort viele Restseen mit pH-<br />
Werten von 2 bis 3 hinterlassen.<br />
Saure Minenwässer äußern sich<br />
aber nicht nur durch einen sauren<br />
pH-Wert, sondern auch durch hohe<br />
Konzentrationen an Schwermetallen,<br />
die aus dem Gestein herausgelöst<br />
werden. Mikroorganismen sind<br />
die Verursacher des Problems.<br />
Das häufigste sulfidische Mineral<br />
auf unserem Planeten ist Pyrit.<br />
Durch die Erzförderung kommt<br />
dieses Mineral mit Luftsauerstoff in<br />
Kontakt. Mikroorganismen katalysieren<br />
unter aeroben Bedingungen<br />
seine Zersetzung. Endprodukte dieses<br />
Prozesses sind große Mengen<br />
Fe 3+ und Schwefelsäure.<br />
Am Institut für Angewandte Biowissenschaften<br />
(IAB) untersuchen<br />
Mitarbeiter der Abteilung Angewandte<br />
Biologie die Mikroorganismen,<br />
die unter diesen aus menschlicher<br />
Sicht unwirtlichen Bedingungen<br />
leben. „Dabei stoßen wir auf<br />
neue Organismen, die wir isolieren<br />
und auf ihre Fähigkeiten hin untersuchen“,<br />
erklärt Abteilungsleiter<br />
Prof. Dr. Johannes Gescher.<br />
Ein solches Bakterium ist Metallibacterium<br />
scheffleri. Dieser Organismus<br />
hat die ungewöhnliche Fähigkeit,<br />
saure Wässer neutralisieren zu<br />
können. Er wächst bei pH-Werten<br />
von 2 bis 8 und zeigt damit eine<br />
Biofilm stromproduzierender<br />
Mikroben auf<br />
einer Graphitelektrode.<br />
© IAB<br />
erstaunliche Anpassungsfähigkeit.<br />
Unter sauren Bedingungen scheidet<br />
er Ammonium aus und ist somit in<br />
N<br />
2<br />
(CH O)<br />
2 n<br />
CO 2<br />
ANODE<br />
Schemazeichnung einer Brennstoffzelle. © IAB<br />
Statement<br />
KATHODE<br />
e - H + H + air<br />
„Am Institut für Angewandte<br />
Biowissenschaften<br />
(IAB) untersuchen wir<br />
Elektrodenmaterialien auf<br />
ihre Eignung als Elektronenakzeptor<br />
und als Substrat<br />
für die Bildung von<br />
Biofilmen. Daneben etablieren<br />
wir Techniken zur<br />
spezifischen Integration<br />
von Mikroorganismen in<br />
Anodenbiofilme. Ziel ist die Steuerung der<br />
Abbauprozesse in Bezug auf ihre Kinetik und die<br />
entstehenden Endprodukte. Zusammen mit<br />
<strong>Abwasser</strong>verbänden arbeiten wir an der Integration<br />
von mikrobiellen Brennstoffzellen in die<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung. Für unsere Arbeiten nutzen<br />
wir Umweltisolate, führen aber auch gezielte<br />
genetische Veränderungen durch. So ist es uns<br />
möglich, die anaerobe Atmung von Escherichia<br />
coli mit Anoden als Elektronenakzeptor zu<br />
ermöglichen. Dadurch ergeben sich neue biotechnologische<br />
Produktperspektiven.“<br />
Prof. Dr. Johannes Gescher,<br />
Leiter der Abteilung Angewandte Biologie am Institut für<br />
Angewandte Biowissenschaften (IAB)<br />
e -<br />
▶▶<br />
O 2<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 299<br />
H O 2<br />
© privat
NETZWERK WISSEN Institute und Forschungsbereiche<br />
Biofilm azidophiler Mikroorganismen in sauren<br />
Wässern. © IAB<br />
Fluoreszens in situ mikroskopische Aufnahme<br />
eines Biofilms in sauren Wässern. Bacteria sind rot<br />
gezeigt, Archaea grün. © IAB<br />
der Lage, den pH-Wert des <strong>Wasser</strong>s<br />
zu erhöhen.<br />
Neben M. scheffleri haben sogenannte<br />
Nanoorganismen aus dem<br />
Reich der Archaea das Interesse der<br />
Forscher am IAB geweckt. Gescher:<br />
„Auch diese Organismen haben wir<br />
aus Biofilmproben saurer Wässer<br />
anreichern können.“ Die Größe der<br />
Organismen ist z. T. gerade ausreichend,<br />
um Leben zu unterstützen.<br />
Wie der Stoffwechsel dieser Nanoorganismen<br />
funktioniert, ist mo -<br />
mentan noch unbekannt.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Johannes Gescher,<br />
Institut für Angewandte Biowissenschaften<br />
(IAB),<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Fritz-Haber-Weg 2, 76131 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 608-41940,<br />
E-Mail: johannes.gescher@kit.edu,<br />
www.iab.kit.edu<br />
Ohne nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management<br />
keine nachhaltige Entwicklung<br />
Die <strong>Wasser</strong>gruppe des ITAS unterstützt Entscheidungsträger beim Design gerechterer<br />
Nutzungsstrategien für <strong>Wasser</strong>ressourcen und -dienstleistungen<br />
<strong>Wasser</strong>forscher des ITAS diskutieren am Runden Tisch in Santiago de Chile mit chilenischen Kollegen und<br />
mit Vertretern der Regionalregierung, verschiedener nationaler Ministerien und mit Nicht-Regierungsorganisationen<br />
unterschiedliche Maßnahmen zur Anpassung des <strong>Wasser</strong>sektors der Metropolregion von Santiago<br />
de Chile an die Auswirkungen des Klimawandels. © H. Lehn<br />
Das Institut für Technikfolgenabschätzung<br />
und Systemanalyse<br />
(ITAS) ist eine Forschungseinrichtung<br />
des KIT, deren Schwerpunkt<br />
auf der Untersuchung wissenschaftlicher<br />
und technischer Entwicklungen<br />
in Bezug auf systemische<br />
Zusammenhänge und Technikfolgen<br />
liegt. Innerhalb des Forschungs-<br />
März 2014<br />
300 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Institute und Forschungsbereiche NETZWERK WISSEN<br />
bereichs Nachhaltigkeit und Um -<br />
welt leistet die <strong>Wasser</strong>gruppe des<br />
ITAS unter Leitung von Dr. rer. nat.<br />
Helmut Lehn einen Beitrag zur Entwicklung<br />
nachhaltiger Konzepte für<br />
<strong>Wasser</strong>management und -dienstleistungen.<br />
Auf Basis des in den Jahren<br />
1998–2001 unter Federführung<br />
des ITAS entwickelten Integrativen<br />
Nachhaltigkeitskonzepts der Helmholtzgemeinschaft<br />
erarbeiten die<br />
<strong>Wasser</strong>forscher Strategien, die eine<br />
gerechtere Nutzung von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>dienstleistungen<br />
zum Ziel haben. Hierzu werden<br />
situationsspezifische Kriterien (Un-<br />
terscheidungsmerkmale) und Indikatoren<br />
definiert, die es erlauben,<br />
den Ist-Zustand im Hinblick auf<br />
Nachhaltigkeitsanforderungen zu<br />
bewerten. Je nach Abstand zwischen<br />
Ist- und Soll-Zustand (Distance-To-Target-Analyse)<br />
werden im<br />
Institut Maßnahmen entwickelt, die<br />
das Nachhaltigkeitsniveau verbessern.<br />
Mit dieser Methodik bearbeiteten<br />
die Wissenschaftler des ITAS z. B.<br />
folgende Projekte:<br />
##<br />
Im IWRM-Indonesien-Projekt<br />
(siehe Seite 292; 296) wurden<br />
unterschiedliche Technologien<br />
der <strong>Wasser</strong>förderung, -verteilung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
mittels des Instrumentariums<br />
des Life Cycle Sustainability<br />
Assessments (LCSA) vergleichend<br />
analysiert. Weiterhin<br />
wurde in diesem Projekt ein<br />
Bewertungsinstrument erstellt,<br />
das die am besten angepasste<br />
<strong>Abwasser</strong>technologie für die<br />
Rahmenbedingungen ländlicher<br />
Gebiete eines muslimischen Entwicklungslandes<br />
identifiziert.<br />
##<br />
Im Projekt „Risk Habitat Megacity“<br />
analysierten die ITAS-Forscher<br />
die Nachhaltigkeitsperformance<br />
des <strong>Wasser</strong>sektors von<br />
Santiago de Chile.<br />
##<br />
Im daran anschließenden Projekt<br />
„Climate Adaptation Santiago“<br />
entwickelten sie zusammen<br />
mit Stakeholdern aus chilenischen<br />
Regierungs- und<br />
Nicht-Regierungsorganisationen<br />
Maßnahmen zur Anpassung des<br />
<strong>Wasser</strong>sektors der Metropolregion<br />
von Santiago de Chile an<br />
die Auswirkungen des Klimawandels.<br />
Hierzu kombinierten<br />
sie die Ergebnisse von regionalen<br />
Klimaszenarien für das <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
mit den Ergebnissen<br />
zweier sozio-ökonomischer<br />
Szenarien zur Beschreibung der<br />
Entwicklung der <strong>Wasser</strong>nachfrage.<br />
„In Zukunft will sich die <strong>Wasser</strong>gruppe<br />
des ITAS unter anderem verstärkt<br />
mit den Thematiken des <strong>Wasser</strong>-Energie-Ernährungs-Nexus<br />
und<br />
einer nachhaltigeren kommunalen<br />
<strong>Wasser</strong>infrastruktur beschäftigen“,<br />
gibt Lehn die Marschrichtung der<br />
<strong>Wasser</strong>forschung am ITAS vor.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Helmut Lehn,<br />
Institut für Technikfolgenabschätzung und<br />
Systemanalyse (ITAS),<br />
Karlsruher Institut für Technologie,<br />
Karlstraße 11,<br />
76133 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 608-23977,<br />
E-Mail: helmut.lehn@kit.edu,<br />
www.itas.kit.edu<br />
Die indonesische Doktorandin des ITAS, Suwartanti<br />
Nayono, im Karstgebiet Gunung Sewu (Zentraljava/<br />
Indonesien) bei der Erkundung einer Doline (Karsttrichter),<br />
durch die der unterirdische Karstfluss Gua<br />
Bribin bei starken Regenfällen verschmutzt wird.<br />
© H. Lehn<br />
Statement<br />
„Wie kein anderer Stoff<br />
durchdringt <strong>Wasser</strong> die<br />
Sphären von Natur,<br />
Umwelt und Gesellschaft.<br />
<strong>Wasser</strong> ist beispielsweise<br />
erforderlich für die Existenz<br />
natürlicher Ökosysteme<br />
(Wälder, Heiden), es<br />
wird zur Erzeugung unserer<br />
Nahrung benötigt<br />
(Landwirtschaft), zum<br />
menschlichen Konsum als Trinkwasser, aber<br />
auch zur Ableitung unerwünschter Stoffe<br />
(<strong>Abwasser</strong>), zur Kühlung von Kraftwerken, als<br />
Transportweg, zur Erholung und zum Sport; es<br />
spielt aber auch in vielen Religionen eine wichtige<br />
spirituelle Rolle. Aufgrund dieser zentralen<br />
Funktionen kann die Selbstverpflichtung der 176<br />
Staaten auf dem Erdgipfel in Rio 1992 zu mehr<br />
Nachhaltigkeit nur gelingen, wenn auch ein<br />
Umsteuern des Managements von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>dienstleistungen in Richtung<br />
nachhaltige(re) Entwicklung gelingt.“<br />
Dr. rer. nat. Helmut Lehn,<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschungsbereich Nachhaltigkeit<br />
und Umwelt, Institut für Technikfolgenabschätzung und<br />
Systemanalyse, Leiter der Forschungsgruppe <strong>Wasser</strong><br />
© H. Lehn<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 301
NETZWERK WISSEN Kooperationen<br />
Forschung für Praxis und Nachhaltigkeit<br />
Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> dient als Bindeglied zwischen<br />
universitärer Forschung am KIT und der <strong>Wasser</strong>werkspraxis<br />
Das TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> am Standort Karlsruhe setzt innovative Forschungsergebnisse<br />
gemeinsam mit Kommunen und <strong>Wasser</strong>versorgern in die Praxis um. Dabei deckt die Forschung den gesamten<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf im Sinne der Trinkwasserversorgung ab.<br />
Bild 1. Das TZW verfügt über modernste Analysensysteme<br />
zur Bestimmung von chemischen Verbindungen<br />
im Spurenbereich – hier für den Nachweis<br />
von Arzneimittelrückständen in <strong>Wasser</strong>. © TZW<br />
<strong>Wasser</strong> ist ein lokales und regionales<br />
Gut. Energieträger hingegen,<br />
selbst Nahrungsmittel be -<br />
wegen sich im globalen Kontext.<br />
<strong>Wasser</strong> und insbesondere Trinkwasser<br />
kann aber nicht mehr isoliert<br />
betrachtet werden, sondern es<br />
bedarf systemübergreifender, nachhaltiger<br />
Konzepte. Dies ist Antrieb<br />
und Leitmotiv für die Arbeit und<br />
Forschungsaktivitäten des TZW, das<br />
als Bindeglied zwischen der universitären<br />
Forschung und der <strong>Wasser</strong>werkspraxis<br />
fungiert. Dabei kooperiert<br />
das TZW insbesondere mit dem<br />
KIT sowie weiteren Forschungseinrichtungen<br />
in und auch außerhalb<br />
von Karlsruhe.<br />
Analytik<br />
Im analytischen Bereich entwickeln<br />
die Mitarbeiter des TZW u. a. Analysenverfahren<br />
für Spurenstoffe und<br />
deren Abbauprodukte (Bild 1) und<br />
verfeinern diese weiter. Die Stoffe<br />
werden jedoch nicht nur analysiert,<br />
sondern auch aus Sicht der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
bewertet, um beispielsweise<br />
Aussagen zur Entfernbarkeit<br />
aus dem <strong>Wasser</strong> und insbesondere<br />
zur Minimierung ihres<br />
Eintrages in den <strong>Wasser</strong>körper treffen<br />
zu können. Vor diesem Hintergrund<br />
zählen auch Monitoringprogramme<br />
zur Überwachung der<br />
Grund-, Oberflächen- und Trinkwasserbeschaffenheit<br />
zum Aufgabenbereich.<br />
Neue Projekte befassen sich mit<br />
der Online-Analytik von relevanten<br />
<strong>Wasser</strong>qualitätsparametern und<br />
Spurenstoffen sowie mit der Detektion<br />
und Untersuchung von anorganischen<br />
und organischen Nanopartikeln<br />
im <strong>Wasser</strong>kreislauf. „Hierbei<br />
müssen wir bereits im Vorfeld aktiv<br />
werden“, beschreibt TZW-Geschäftsführer<br />
Dr. Josef Klinger die Herausforderung<br />
der Forschungsarbeiten.<br />
Die Wissenschaftler entwickeln<br />
da zu entsprechende Analysenverfahren<br />
und erstellen belastbare<br />
Datengrundlagen. Damit können<br />
sie im Bedarfsfall sofort Antworten<br />
auf aktuelle Fragestellungen geben.<br />
Zu den aktuellen Projekten, die<br />
zusammen mit dem KIT bearbeitet<br />
werden, zählt die Analytik von<br />
Nanopartikeln mittels hochsensitiver<br />
Laserinduzierter Breakdown-<br />
Detektion (LIBD) (Bild 2). Diese<br />
hochempfindliche Analytik gestattet<br />
– neben dem Nachweis von<br />
Nanopartikeln in der Umwelt – auch<br />
die Klärung wichtiger Fragen der<br />
Aufbereitungstechnologie.<br />
„Spezielle mikrobiologische<br />
Analysenverfahren, die moderne<br />
molekularbiologische sowie klassische<br />
Nachweistechniken umfassen,<br />
dienen dazu, Fragestellungen der<br />
<strong>Wasser</strong>werke effektiv zu beantworten“,<br />
erklärt Klinger. Dazu zählen<br />
beispielsweise mikrobiologische<br />
Untersuchungen an Trinkwasser-<br />
Installationen z. B. in Hinblick auf<br />
das Vorkommen von hygienisch<br />
relevanten Bakterien wie Legionellen<br />
und Pseudomonas aeruginosa<br />
oder Koloniezahlerhöhungen.<br />
Ressourcenmanagement<br />
Am TZW liegen langjährige Erfahrungen<br />
zur gewässerschonenden<br />
Landbewirtschaftung bzw. zum Ressourcenschutz<br />
vor. Im Mittelpunkt<br />
der Tätigkeiten stehen die Identifizierung,<br />
Überwachung und Beseitigung<br />
bzw. Verringerung von Gewäs-<br />
Bild 2. In Kooperation mit dem<br />
KIT wurde die hochsensitive<br />
Erfassung von Partikeln im Größenbereich<br />
von Viren (20 nm)<br />
mittels Laserinduzierter Breakdown-Detektion<br />
(LIBD) am TZW<br />
etabliert. © TZW<br />
März 2014<br />
302 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Kooperationen NETZWERK WISSEN<br />
serbelastungen. Beispielsweise ge -<br />
stattet der am TZW weiterentwickelte<br />
Ansatz zur GIS-gestützten Risikobewertung<br />
im Einzugsgebiet von<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
eine räumlich differenzierte Gefährdungsanalyse<br />
und Risikoabschätzung<br />
für das <strong>Wasser</strong>schutzgebiet.<br />
„Zunehmend entstehen Herausforderungen<br />
aus der Energiewende<br />
in Hinblick auf den Schutz der<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen.“ Dazu zählt Klinger<br />
u. a. das Spannungsfeld Gewässerschutz<br />
und Anbau von für<br />
die Energiegewinnung nutzbaren<br />
Pflanzen bzw. der nachhaltigen Produktion<br />
von Biogas. Zu diesen Themen<br />
kooperieren Forscher vom KIT,<br />
dem TZW und anderen Institutionen<br />
in verschiedenen Verbundforschungsvorhaben,<br />
um die nationale<br />
Herausforderung der Energiewende<br />
erfolgreich zu gestalten.<br />
Aufbereitung<br />
Schwerpunkte im Fachgebiet <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
liegen in der<br />
##<br />
Partikelentfernung und Enthärtung<br />
mittels Membrantechnik<br />
sowie in der UV-Desinfektion, da<br />
in den letzten Jahren eine deutliche<br />
Zunahme an entsprechenden<br />
Anlagen in den <strong>Wasser</strong>werken<br />
zu verzeichnen war. Das TZW<br />
verfügt u. a. über verschiedene<br />
kleintechnische Membrananlagen,<br />
um direkt im <strong>Wasser</strong>werk<br />
vor Ort die geeignetsten Anlagenkonfigurationen<br />
zu er mitteln<br />
und den Einsatz von Zusatzstoffen<br />
zu minimieren.<br />
##<br />
Optimierung in der Praxis be -<br />
währter Verfahren wie Oxidation<br />
und Adsorption, deren Anpassung<br />
an neue Erfordernisse und<br />
Weiterentwickelung.<br />
##<br />
Betreuung von Kommunen bei<br />
der Ausarbeitung von Strukturkonzepten<br />
für eine sichere,<br />
zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
sowohl unter technischen<br />
als auch unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten.<br />
##<br />
Überprüfung der Leistungsfähigkeit<br />
von Aufbereitungsanlagen<br />
vor dem Hintergrund sich<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
Das TZW ist eine organisatorisch selbstständige, gemeinnützige und unabhängige Einrichtung<br />
des Deutschen Vereins des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V. (DVGW) und beschäftigt<br />
an seinem Hauptstandort in Karlsruhe über 120 Mitarbeiter. Hinzu kommen Außenstellen<br />
in Dresden und Hamburg.<br />
Für <strong>Wasser</strong>versorger, Kommunen und Behörden erarbeitet das TZW Konzepte und<br />
Lösungen zu konkret anstehenden Fragestellungen aus dem Bereich der gesamten Prozesskette<br />
des Trinkwassers und des <strong>Wasser</strong>kreislaufs. Forschungsprojekte mit Finanzierung<br />
öffentlicher Mittel durch das Land Baden-Württemberg, das Bundesministerium<br />
für Forschung und Technologie, die Europäische Union oder den DVGW werden<br />
praxisnah im Sinne des <strong>Wasser</strong>faches bearbeitet.<br />
ändernder Rahmenbedingungen<br />
und auch möglicher Auswirkungen<br />
des Klimawandels.<br />
Rohrnetz und Korrosion<br />
Der Betrieb und die Wartung des<br />
Rohrnetzes tragen wesentlich dazu<br />
bei, eine einwandfreie Trinkwasserqualität<br />
für den Verbraucher zu<br />
sichern. Systematische Rohrnetzspülungen<br />
zum Austrag von Ablagerungen<br />
spielen hierbei eine wichtige<br />
Rolle. So entwickeln die Mitarbeiter<br />
am TZW beispielsweise<br />
Spülpläne und implementieren<br />
diese für die Praxis. Dies versetzt<br />
zahlreiche <strong>Wasser</strong>versorger in die<br />
Lage, Rohrnetzbetrieb und Investitionsmaßnahmen<br />
zu optimieren.<br />
Bei der Bewertung von Korrosionsschäden<br />
greift das TZW auf langjährige<br />
Erfahrungen aus Forschungsarbeiten<br />
und aus Schadensfällen<br />
zurück. Untersuchungen zur<br />
Abgabe von Metallen, wie Kupfer,<br />
Blei, Zink und Nickel, an das Trinkwasser<br />
oder zur Deckschichtbildung<br />
bei metallenen Werkstoffen in<br />
Abhängigkeit von der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />
sowie deren Korrosionsbeständigkeit<br />
bilden die Grundlage,<br />
anhand der die Wissenschaftler<br />
neue Werkstoffe und Produkte<br />
entwickeln. Die am TZW angegliederte<br />
Prüfstelle <strong>Wasser</strong> ist für mehr<br />
als 100 verschiedene Prüfungen für<br />
Produkte zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
und -verteilung akkreditiert und<br />
steht den Anwendern damit auch<br />
bei Schadensfällen als unabhängiger<br />
Fachgutachter zur Verfügung.<br />
International<br />
Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen<br />
Partnern kann schnell<br />
auf neue Entwicklungen reagiert<br />
werden. Auf europäischer Ebene<br />
zählt dazu u. a. ACQUEAU, eine Plattform<br />
für europäische Forschungsverbünde<br />
auf Basis von EUREKA-<br />
Projekten, und auf internationaler<br />
Ebene die Global Water Research<br />
Coalition, ein Zusammenschluss<br />
namhafter Institute aus fast allen<br />
Erdteilen.<br />
Kontakt:<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Karlsruher Straße 84, 76139 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 9678-0,<br />
www.tzw.de<br />
Statement<br />
„Höchste Qualität in der<br />
Forschung sowie bei<br />
Expertisen für unsere<br />
Kunden – dafür steht<br />
heute das TZW mit seinen<br />
Mitarbeitern. Das TZW<br />
kooperiert mit Kommunen,<br />
Versorgern sowie<br />
Unternehmen und forscht<br />
für eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Wir freuen<br />
uns über engagierte Nachwuchswissenschaftler,<br />
die sich am TZW den Herausforderungen der Praxis<br />
stellen und gemeinsam an der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
der Zukunft forschen und diese formen.“<br />
Dr. Josef Klinger,<br />
Geschäftsführer des DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
© H. Lehn<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 303
NETZWERK WISSEN Kooperationen<br />
Hochwasservorhersagen im Stundentakt<br />
Die Hochwasservorhersagezentrale der LUBW in Karlsruhe greift auf 120 Millionen<br />
Mess- und Modellwerte pro Tag zurück<br />
<strong>Wasser</strong>standsvorhersage<br />
vom 1. Juni<br />
2013 für den<br />
weiteren Hochwasserverlauf<br />
am Pegel<br />
Maxau/Oberrhein<br />
(rote<br />
Linie = Vorhersage,<br />
gelbe<br />
Linie = Tendenz).<br />
Die Hochwasservorhersagezentrale<br />
(HVZ) der Landesanstalt für<br />
Umwelt, Messungen und Naturschutz<br />
Baden-Württemberg (LUBW)<br />
bündelt im Hochwasserfall aktuelle<br />
Informationen und macht sie den<br />
zuständigen Verwaltungsstellen, der<br />
betroffenen Bevölkerung sowie den<br />
Medien zugänglich. Die HVZ-Daten<br />
(Messdaten und Vorhersagen) werden<br />
im Routinebetrieb einmal täglich<br />
und bei Hochwasser stündlich,<br />
die gemessenen <strong>Wasser</strong>stände bis<br />
zu halbstündlich aktualisiert.<br />
Der kontinuierliche, tägliche<br />
Betrieb der Hochwasservorhersagemodelle<br />
erfordert einen umfangreichen<br />
Datenfluss von Mess- und Vorhersagedaten<br />
(Pegelmessungen,<br />
meteorologische Daten, Betriebsdaten<br />
für Rückhaltemaßnahmen), der<br />
derzeit rund 120 Millionen Messund<br />
Modellwerte pro Tag umfasst.<br />
Dieser operationelle Modellbetrieb<br />
ist die Grundlage für Hoch-, Mittelund<br />
Niedrigwasservorhersagen für<br />
rund 100 Pegel in Baden-Württemberg<br />
an Oberrhein, Neckar, Donau<br />
und deren jeweils wichtigsten<br />
Zuflüssen sowie an Main und Tauber.<br />
Die länderübergreifende Vorhersage<br />
für den Bodensee erfolgt in<br />
Statement<br />
„Einen vollkommenen Hochwasserschutz<br />
kann es nicht geben. Deshalb müssen alle verfügbaren<br />
Möglichkeiten der Hochwasserwarnung<br />
genutzt werden, um durch rechtzeitige<br />
Vorsorgemaßnahmen eine Schadensvorbeugung<br />
und -minderung zu erreichen. Derartige<br />
Vorsorgemaßnahmen sind nur bei rechtzeitigen<br />
Informationen über die Hochwasserentwicklung<br />
durchführbar. Dafür liefern wir<br />
aktuelle <strong>Wasser</strong>stände, Abflüsse und Hochwasservorhersagen<br />
sowie Lageberichte über<br />
den Hochwasserverlauf.“<br />
Dr. Manfred Bremicker, Leiter der Hochwasservorhersagezentrale<br />
Kooperation mit dem schweizerischen<br />
Bundesamt für Umwelt und<br />
dem Amt der Vorarlberger Landesregierung.<br />
Zusätzlich betreibt die HVZ ein<br />
Hochwasserfrühwarnsystem für kleine<br />
Einzugsgebiete unter 200 km²<br />
Flächengröße. Durch eine kombinierte<br />
Anwendung von meteorologischen<br />
und hydrologischen Modellen<br />
wird eine regionsbezogene<br />
Frühwarnkarte erarbeitet. Die Frühwarnkarten<br />
werden alle drei Stunden<br />
aktualisiert und beziehen sich<br />
jeweils auf die Hochwassergefahr<br />
der nächsten 24 bzw. 25 bis 48 Stunden.<br />
Die Verlässlichkeit der Hochwasserfrühwarnung<br />
ist wesentlich<br />
von der Güte der Niederschlagsvorhersagen<br />
abhängig und nimmt mit<br />
zunehmendem Frühwarnzeitraum<br />
ab.<br />
Die HVZ kooperiert eng mit der<br />
Hydrologie des KIT, beispielsweise<br />
stellt sie Daten für Forschungsprojekte<br />
und die Lehre zur Verfügung.<br />
So werden Daten aktueller Hochwasserereignisse<br />
in Vorlesungen<br />
verwendet und in praktischen<br />
Übungen von den Studierenden mit<br />
dem bei der HVZ im täglichen Einsatz<br />
befindlichen <strong>Wasser</strong>haushaltsmodell<br />
LARSIM simuliert. LARSIM<br />
steht auch im Mittelpunkt eines<br />
internationalen Anwenderworkshops,<br />
der im Frühjahr 2014 von der<br />
Hydrologie des KIT und der HVZ<br />
gemeinsam am KIT veranstaltet<br />
wird.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.hvz.baden-wuerttemberg.de<br />
www.hochwasserzentralen.info<br />
www.bodensee-hochwasser.info<br />
© HVZ<br />
März 2014<br />
304 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Stellenanzeige<br />
Trinkwasser aus dem Bodensee<br />
• Gesunder Genuss rund um die Uhr<br />
für vier Millionen Menschen<br />
• Kühl, klar, rein und weich<br />
• Ein Premiumprodukt<br />
aus Baden-Württemberg<br />
• Unsere Eigentümer sind<br />
unsere Mitglieder – 181 Städte,<br />
Gemeinden und Zweckverbände<br />
in Baden-Württemberg<br />
Technische/r Bereichsleiter/in<br />
Zweckverband<br />
Bodensee-<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Abteilung KD-PW<br />
Hauptstraße 163<br />
70563 Stuttgart-Vaihingen<br />
Internet: www.zvbwv.de<br />
E-Mail: bewerbung@zvbwv.de<br />
Kontaktaufnahme:<br />
Herr Kröhnert<br />
Tel. 0711 / 973-2229<br />
zur Leitung unseres Bereichs Förder- und Aufbereitungsbetrieb in Sipplingen am Bodensee ab 01.10.2014 gesucht.<br />
Der Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung mit Sitz in Stuttgart versorgt als Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />
seine 181 Mitglieder (Städte, Gemeinden und andere Zweckverbände) mit insgesamt vier Millionen Einwohnern mit<br />
Trinkwasser bester Qualität aus dem Bodensee. Hierzu betreibt die Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>Wasser</strong>gewinnungsund<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen mit einer Kapazität von 9.000 Litern pro Sekunde, ein 1.700 km langes System<br />
großkalibriger Leitungen bis an den Nordrand Baden-Württembergs inkl. einer halben Million Kubikmeter Behälterinhalt<br />
und diversen Pumpwerken. Mit jährlichen <strong>Wasser</strong>lieferungen von bis zu 140 Millionen Kubikmetern ist die Bodensee-<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung das größte Fernwasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Gut gepflegte Anlagen, eine hohe<br />
Versorgungssicherheit, beste Trinkwasserqualität, hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und<br />
wirtschaftliches Handeln zeichnen den Verband aus.<br />
Zu unserem Förder- und Aufbereitungsbetrieb gehören das Seepumpwerk, in dem das Bodenseewasser gefördert<br />
wird, der Sipplinger Berg, auf dem das <strong>Wasser</strong> aufbereitet wird und das Verteilernetz vom Bodensee bis zur Donau.<br />
Wir nutzen optimal konzipierte Förder- und Aufbereitungsanlagen und passen unsere Technik ständig dem<br />
aktuellen Stand der Technik an, ohne den Blick auf die Belange des Umweltschutzes, der Nachhaltigkeit und der Wirtschaftlichkeit<br />
zu vernachlässigen. Aufgrund der großen Fördermengen steht Energieeffizienz bei uns im Vordergrund.<br />
Ihr Tätigkeitsbereich umfasst:<br />
• Führung des Förder- und Aufbereitungsbetriebs mit drei Abteilungen und ca. 70 Mitarbeitern<br />
• Projektleitung von großen Umbaumaßnahmen, Revisionen etc. zum Erhalt und der Optimierung der Anlagen<br />
• Koordination von <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung mit den Schwerpunkten Elektrotechnik und Maschinenbau<br />
• Direkter Bericht an die Geschäftsleitung<br />
• Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Sie im Sinne eines modernen Führungsstils motivieren<br />
• Austausch mit Fachgremien und Behörden sowie nationale und internationale Kontakte bei Besichtigungen durch<br />
Fachleute<br />
Ihr Profil beinhaltet:<br />
• Diplom-Ingenieur/in (Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Elektrotechnik oder vergleichbar)<br />
• Mehrjährige Führungserfahrung in einem vergleichbaren versorgungswirtschaftlich orientierten Unternehmen<br />
• Nachgewiesene fachliche Qualifikationen (z. B. Veröffentlichungen, Verbandstätigkeiten)<br />
• Eine selbstständige, systematische und analytische Arbeitsweise sowie Integrations- und Teamfähigkeit<br />
• Soziale Kompetenz und hohes Verantwortungsbewusstsein, insbesondere im Bereich der Mitarbeiterführung<br />
• Bereitschaft zur Teilnahme am Bereitschaftsdienst<br />
sind sie interessiert?<br />
Dann schicken Sie uns Ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 15.04.2014 unter der Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung<br />
an die Abteilung KD-PW. Wir freuen uns über Ihre aussagekräftige Bewerbung! Schwerbehinderte werden bei gleicher<br />
Eignung bevorzugt.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 305
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Wupper im Wandel: Projekte und Entwicklungen<br />
des Wupperverbandes<br />
Im Laufe des Jahres 2014 soll die<br />
Obere Wupper auf einer Länge von<br />
5 km naturnah gestaltet werden. Der<br />
1. Bauabschnitt von Januar bis Ende<br />
Februar umfasst den Wupperabschnitt<br />
vom Wehr Wipperhof (Wipperfürth)<br />
bis oberhalb des ehemaligen<br />
Wehrs Schlossfabrik (Hückeswagen).<br />
Geplant ist, das Projekt im<br />
Sommer bis zur Bevermündung in<br />
Hückeswagen fortzusetzen.<br />
In dem vor Jahrzehnten verkürzten<br />
und technisch ausgebauten<br />
Wupperabschnitt wird nun die Ufereinfassung<br />
entfernt, Steine und<br />
Baumstämme sollen das Flussbett<br />
auflockern und für Strömungsvielfalt<br />
und einen höheren Sauerstoffgehalt<br />
sorgen. So kann sich der Fluss<br />
selbst entfalten und zu einem wertvollen<br />
Lebensraum für Tiere und<br />
Pflanzen entwickeln. Der Kostenansatz<br />
für das Gesamtprojekt beträgt<br />
140 000 Euro (80 % Förderung durch<br />
die Bezirksregierung Köln).<br />
Vom Stadtfluss zum<br />
Lebensraum<br />
Im Stadtgebiet Wuppertal wurden in<br />
den letzten Jahren bereits knapp<br />
6 km Flusslauf naturnah umgestaltet.<br />
Für 2014 sind weitere Projekte in<br />
Planung: im Bereich der Junior Uni<br />
(Frühjahr 2014), im Bereich Arrenberg<br />
(etwa Juni / Juli 2014 – dieses<br />
Projekt wird von der Firmengruppe<br />
Küpper finanziert) und im Bereich der<br />
Firma Membrana (ca. August 2014).<br />
EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
im Einzugsgebiet der Wupper<br />
Die Umsetzung der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(EU-WRRL) ist eine der<br />
großen Herausforderungen für den<br />
Verband. Er hat in den letzten Jahren<br />
bereits einige Projekte umgesetzt,<br />
insbesondere in den Planungseinheiten<br />
(PE) Obere Wupper<br />
und Dhünn. Erfolge sind hier schon<br />
sichtbar geworden: die Dhünn bis<br />
zur Großen Dhünn-Talsperre ist das<br />
erste für Wanderfische durchgängige<br />
Gewässer in Nordrhein-Westfalen.<br />
Die Wupper ist ebenfalls von<br />
der Mündung bis zur Stauanlage<br />
Dahlhausen durchgängig und in<br />
vielen Wupperabschnitten wieder<br />
entfesselt und naturnah gestaltet.<br />
Bei der Umsetzung der EU-WRRL<br />
steht ab 2015 der zweite Bewirtschaftungszyklus<br />
an (22.12.2015 bis<br />
2021).<br />
Ein Themenfeld wird die Einhaltung<br />
von Grenzwerten in der Siedlungsentwässerung<br />
sein. Das Land<br />
Nordrhein-Westfalen plant einen<br />
„Runden Tisch <strong>Abwasser</strong>“, um mit<br />
den Beteiligten bei Kommunen, der<br />
Umweltverwaltung und weiteren<br />
Akteuren zu diskutieren, welche<br />
Maßnahmen im Bereich Siedlungsentwässerung<br />
erforderlich sind, um<br />
die gesetzlich geforderten Bewirtschaftungsziele<br />
zu erreichen.<br />
Wirtschaftliche Entwicklung<br />
Ein zentrales Thema beim Jahresauftakt-Pressegespräch<br />
war die<br />
wirtschaftliche Entwicklung des<br />
Wupperverbandes.<br />
Der Finanzplan des Verbandes<br />
sieht einen konstanten Beitragsbedarf<br />
im größten Geschäftsbereich<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung bis 2016<br />
(jährlich 65,3 Mio. €) vor. Die derzeitigen<br />
Diskussionen zum Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
und zur denkbaren<br />
4. Reinigungsstufe auf Kläranlagen<br />
werden je nach Ergebnis<br />
einen Einfluss auf die wirtschaftliche<br />
Entwicklung des energieintensiven<br />
Geschäftsbereiches <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
haben.<br />
Im Bereich Brauchwassertalsperren<br />
soll der Beitragsbedarf für den<br />
Zeitraum bis 2018 ebenfalls konstant<br />
bleiben (jährlich 10,1 Mio. €).<br />
Durch eine Reduzierung der <strong>Wasser</strong>entnahme<br />
der Wuppertaler Stadtwerke<br />
aufgrund der Entwicklungen<br />
auf dem Energiemarkt erhält der<br />
Wupperverband in den kommenden<br />
Jahren weniger Mitgliedsbeiträge.<br />
Um dieser Entwicklung Rechnung<br />
zu tragen, haben Vorstand<br />
und Verbandsgremien eine Zielvereinbarung<br />
von 2014 bis 2018 geschlossen.<br />
Der Beitragsausfall soll<br />
durch eine Reduzierung des Kostenaufwandes,<br />
Erzielung von betrieblichen<br />
Erträgen und eine jährliche<br />
Erhöhung der Beiträge um 1,5 % pro<br />
Jahr ab 2015 kompensiert werden.<br />
Im Geschäftsbereich Gewässerunterhaltung<br />
liegt der Beitragsbedarf<br />
für 2014 bei 2,97 Mio. €.<br />
Wie in einer Zielvereinbarung mit<br />
den Verbandsmitgliedern festgelegt,<br />
werden die Mitgliedsbeiträge<br />
in diesem Geschäftsbereich bis<br />
2018 jährlich um 3 % angehoben,<br />
um Maßnahmen zur Gewässerentwicklung<br />
(Umsetzung der EU-<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie) und zum<br />
Hochwasserschutz umzusetzen.<br />
Panzer-Talsperre – histo rische<br />
Mauer wird fit gemacht<br />
An der Panzer-Talsperre in Remscheid-Lennep<br />
laufen die Arbeiten<br />
zur Sanierung der Staumauer weiter.<br />
Nach Baubeginn im August 2013<br />
wurde zunächst der Untergrund im<br />
Bereich der Gründungssohle entlang<br />
der Staumauer ausgehoben und mit<br />
Beton verfüllt. Für die <strong>Wasser</strong>haltung<br />
des Panzerbaches während der gesamten<br />
Bauzeit ist ein Stahlrohr<br />
durch die Baugrube und die Mauer<br />
verlegt worden. Der Grundablassstollen<br />
wurde mit Spritzbeton saniert.<br />
Derzeit erfolgen die Bohrungen<br />
zur Aufnahme der 400 Halteanker,<br />
an denen die Betonvorsatzschale<br />
zur Abdichtung der 121 Jahre alten<br />
Staumauer verankert wird. In 2015<br />
soll die Mauer komplett saniert sein<br />
(Budget: 3,8 Mio. €).<br />
Eschbach – Planfeststellung<br />
beginnt in Kürze<br />
Für das Projekt Hochwasserschutz<br />
Eschbach sind die Vorbereitungen<br />
März 2014<br />
306 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Die Wupper unter den Gleisen der Schwebebahn. © Oktaeder/wikipedia.de<br />
nun so weit fortgeschritten, dass<br />
mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens<br />
in diesem oder im<br />
nächsten Monat gerechnet wird.<br />
Vor Maßnahmenbeginn ist ein Termin<br />
vorgesehen, bei dem die Bevölkerung<br />
nochmals Gelegenheit haben<br />
wird, sich über Einzelheiten des<br />
Projektes und den Ablauf der Baumaßnahmen<br />
zu informieren.<br />
Ein Bestandteil des Projektes ist<br />
die Sanierung der städtischen Ufermauern.<br />
Da hier akuter Handlungsbedarf<br />
besteht, hat die Stadt Solingen<br />
gemeinsam mit dem Wupperverband<br />
Gespräche mit der<br />
Bezirksregierung geführt, um den<br />
Genehmigungs- und Förderungsprozess<br />
zu beschleunigen, damit<br />
die Maßnahmen schnellstmöglich<br />
beginnen können.<br />
Diepentalsperre – Grünes<br />
Licht für Entwicklungsstudie<br />
Das Projekt Diepentalsperre – eine<br />
Talsperre im Privateigentum – wird<br />
vom Wupperverband weiterhin<br />
fachlich begleitet und moderiert.<br />
Inzwischen liegt die Zustimmung<br />
der drei Eigentümerparteien, der<br />
Städte Leichlingen und Leverkusen<br />
und des Wupperverbandes, vor,<br />
eine Entwicklungsstudie (Kosten:<br />
20 000 €) zu finanzieren. Diese kann<br />
in Kürze bei einem Ingenieurbüro<br />
beauftragt werden.<br />
Große Dhünn-Talsperre:<br />
<strong>Wasser</strong>kraft und<br />
„Thermorüssel“<br />
Nach der Phase der Ausschreibung,<br />
Fördermittelbeantragung sowie der<br />
Detailplanung kann voraussichtlich<br />
im Frühjahr 2014 mit dem Bau der<br />
<strong>Wasser</strong>kraftanlage und der variablen<br />
Entnahmeleitung an der Großen<br />
Dhünn-Talsperre begonnen werden.<br />
Mit der <strong>Wasser</strong>kraftanlage sollen<br />
bis zu eine Mio. Kilowattstunden<br />
Strom jährlich erzeugt werden<br />
(Jahresverbrauch von etwa 290 Vier-<br />
Personen-Haushalten). Über die variable<br />
Entnahmeleitung – den sogenannten<br />
„Thermorüssel“, eine bisher<br />
einmalige Entwicklung – kann aus<br />
der <strong>Wasser</strong>schicht <strong>Wasser</strong> an die<br />
Dhünn abgegeben werden, die von<br />
der Temperatur her den natürlichen<br />
Verhältnissen entspricht. Dies soll<br />
die Entwicklung der Fischarten in<br />
der Dhünn fördern. Das Gesamtbudget<br />
beider Projekte beträgt<br />
rund 1,5 Mio. €.<br />
Verbesserte Energieeffizienz<br />
durch Verfahrensumstellung<br />
Klärwerke erneuern und für die<br />
Energiewende fit machen – dies ist<br />
das Motto von aktuellen Projekten<br />
des Wupperverbandes in seinen<br />
Klärwerken. In allen Kläranlagen<br />
setzt der Verband Projekte im<br />
Rahmen seines Instandhaltungsprogramms<br />
um. In den Klärwerken<br />
Buchenhofen, Burg, Schwelm und<br />
Marienheide sind außerdem Maßnahmen<br />
zur Steigerung der Energieeffzienz<br />
und Energieerzeugung<br />
in der Planung bzw. Umsetzung.<br />
Dort soll z. B. durch neue Blockheizkraftwerke<br />
die Eigenerzeugung<br />
von Strom und Wärme aus Klärgas<br />
gesteigert werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.wupperverband.de<br />
www.fluggs.de<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 307
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
UDE-Studie: Fremde Arten steigern Infektionsrate in<br />
Ägypten – Eindringlinge helfen Parasiten<br />
Sauberes Trinkwasser für das Land am Nil – dafür arbeiten das Zentrum für <strong>Wasser</strong>- und Umweltforschung an<br />
der Uni Duisburg-Essen (UDE) und die Fayoum University in Ägypten seit zwei Jahren eng zusammen. In einer<br />
Studie konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass eine aus Nordamerika stammende <strong>Wasser</strong>schnecke die<br />
Infektion mit gefährlichen Leberegeln begünstigt. Das sind Parasiten, die die Leber von Rindern, Schafen oder<br />
auch des Menschen befallen und großen Schaden anrichten. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass eine<br />
nicht-heimische Pflanze die Ausbreitung fördert. Ihre Erkenntnisse wurden jetzt in PLOS ONE veröffentlicht<br />
und sollen helfen, die Parasiten besser unter Kontrolle zu halten.<br />
schlüpfen – der schadhafte Kreislauf<br />
ist geschlossen.<br />
Nordamerikanische <strong>Wasser</strong>schnecke auf dem Blatt einer <strong>Wasser</strong>hyazinthe.<br />
© UDE/Noura Zaghloul<br />
Bisher war das ausgeklügelte<br />
Wirt-Parasit-System in Ägyptens<br />
Kanälen kaum erforscht: „Die im<br />
<strong>Wasser</strong> geschlüpften Larven der Leberegel<br />
können sofort schwimmen,<br />
brauchen aber einen Zwischenwirt,<br />
um zu überleben“, erklärt Dr. Daniel<br />
Grabner aus der Arbeitsgruppe<br />
Aquatische Ökologie an der UDE.<br />
Hier kommen die Schnecken ins<br />
Spiel. Die Larven bohren sich in die<br />
Organe der Weichtiere, entwickeln<br />
sich weiter und können sich<br />
un geschlechtlich vermehren. Pro<br />
Schnecke potenziert sich so ihre Anzahl<br />
um ein Vielfaches. Besorgnis -<br />
erregend dabei ist, dass sich die<br />
ein geschleppte, nordamerikanische<br />
Schlammschnecke stark ausbreitet<br />
und offenbar einen besseren Zwischenwirt<br />
darstellt als einheimische<br />
Schneckenarten.<br />
Sind die Larven gereift, verlassen<br />
sie aktiv ihren Zwischenwirt und<br />
heften sich im <strong>Wasser</strong> an Pflanzen.<br />
Mit dem bloßen Auge sind die<br />
Schädlinge nicht zu erkennen. „Jetzt<br />
sind sie hochinfektiös und warten<br />
darauf, gemeinsam mit der Pflanze<br />
vom Endwirt gefressen zu werden“,<br />
sagt Grabner. Und weil sie sich<br />
über die ägyptischen Bewässerungssysteme<br />
auch ungehindert an<br />
Nutzpflanzen auf den landwirtschaftlichen<br />
Überschwemmungsflächen<br />
ablagern, wächst die Infektionsrate<br />
bei der Bevölkerung. „Gelangen<br />
die Parasiten in den Körper,<br />
dringen sie durch Darm und Lebergewebe<br />
und nisten sich als fertige<br />
Würmer in den Gallegängen ein“,<br />
warnt der Experte. Dort produzieren<br />
sie neue Eier, die ausgeschieden<br />
werden und wieder im <strong>Wasser</strong><br />
Wildwuchs verschärft die<br />
Problematik<br />
Zusätzlich greift offenbar die aus<br />
Südamerika eingeschleppte <strong>Wasser</strong>hyazinthe<br />
in diesen Zyklus ein.<br />
An der stark wuchernden Pflanze<br />
können sich die Schnecken ungestört<br />
vermehren. Außerdem bietet<br />
sie Schutz vor Pestiziden, die schon<br />
lange zur Schneckenbekämpfung in<br />
den ägyptischen Bewässerungsgräben<br />
eingesetzt werden: „Mit Gift<br />
ist die Lage nicht in den Griff zu<br />
kriegen. Die amphibischen Schnecken<br />
retten sich einfach so lange auf<br />
die <strong>Wasser</strong>hyazinthen bis die tödliche<br />
Welle vorbei ist.“<br />
Es sind also gleich zwei eingewanderte<br />
Arten, die gleichzeitig die<br />
Ausbreitung des Leberegels und<br />
dessen schädliche Wirkung für den<br />
Menschen begünstigen. Dieses Problem<br />
wollen die deutschen und<br />
ägyptischen Forscher in ihrem Kooperationsprojekt<br />
Integrated Water<br />
Technologies, kurz IWaTec, weiter<br />
bekämpfen, sagt Grabner: „Neue<br />
Management-Strategien für die Bewässerungsgräben<br />
könnten die Infektionsraten<br />
möglicherweise senken.<br />
Wenn etwa Felder nicht mehr<br />
geflutet, sondern per Sprinkleranlage<br />
versorgt werden. Denkbar ist<br />
auch, <strong>Wasser</strong>pflanzen gezielter zu<br />
entfernen und geeignete schneckenfressende<br />
Fische auszusetzen.“<br />
Um die Situation nachhaltig in<br />
den Griff zu kriegen, bilden die UDE-<br />
Wissenschaftler zudem kompetente<br />
Fachkräfte aus. Das macht die<br />
März 2014<br />
308 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Kooperation auch in politisch schwierigen<br />
Zeiten so erfolgreich. Noura<br />
Zaghloul aus Fayoum ist eine der<br />
ägyptischen Studierenden, die seit<br />
September 2013 an der UDE zu Gast<br />
sind. Sie analysiert die heimischen<br />
Wirt-Parasit-Systeme im Labor: „Die<br />
Ergebnisse sind extrem spannend.<br />
Mithilfe der hier vorhandenen Methoden<br />
und Expertise können wir<br />
vielleicht die Situation in Ägypten<br />
verbessern“, sagt die 30-Jährige.<br />
Das Gemeinschaftsprojekt untersucht<br />
die zahlreichen Probleme<br />
Ägyptens in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und versucht, den richtigen Umgang<br />
mit der kostbaren Ressource<br />
zu vermitteln. Die Studie zur Parasitenausbreitung<br />
ist nur eines von insgesamt<br />
acht Forschungsprojekten,<br />
die jedes Jahr gemeinsam durchgeführt<br />
werden. IWaTec wird finanziert<br />
aus Mitteln des Auswärtigen Amtes<br />
und gefördert vom DAAD.<br />
Publikationshinweis:<br />
http://dx.plos.org/10.1371/journal.<br />
pone.0088537<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. Daniel Grabner,<br />
Tel. (0201) 183-2250,<br />
E-Mail: daniel.grabner@uni-due.de<br />
Prof. Dr. Bernd Sures,<br />
Tel. (0201) 183-2617,<br />
E-Mail: bernd.sures@uni-due.de<br />
Erfolgreiche Renaturierung von Gewässern:<br />
Das biologische Umfeld ist entscheidend<br />
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen<br />
Aufwendige Renaturierungsmaßnahmen sollen die biologische Vielfalt zurück in Bäche und Flüsse<br />
holen. Doch der Erfolg ist nicht garantiert. Woran liegt’s? Gewässerökologen der Senckenberg Gesellschaft<br />
für Naturforschung und des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F)<br />
haben 18 Gewässerrenaturierungen untersucht. Sie konnten belegen, dass Fischarten meist dort wieder<br />
einwandern, wo schon das biologische Umfeld Vielfalt bietet. Wie das Artenspektrum in der<br />
Umgebung aussieht, gehört zu den wichtigsten Faktoren für Wiederansiedlung und sollte daher schon<br />
bei der Planung von Renaturierungen berücksichtigt werden. Die Studie ist im Januar 2014 im Fachmagazin<br />
PlosOne erschienen.<br />
Renaturierungen von Bächen und<br />
Flüssen lassen sich nicht allein<br />
am Reißbrett planen. Neben der Lebensraumvielfalt<br />
im Gewässer selbst<br />
und der Nutzung der Umgebung<br />
bestimmen eine ganze Reihe weiterer<br />
Faktoren, ob ein Lebensraum<br />
eine artenreiche Lebensgemeinschaft<br />
beherbergen kann und wird. Wissenschaftler<br />
der Senckenberg Gesellschaft<br />
für Naturforschung und<br />
des LOEWE Biodiversität und Klima<br />
Forschungszentrums (BiK-F) untersuchten<br />
18 renaturierte Gewässerabschnitte<br />
im Hinblick auf die dort<br />
vorhandenen Fischpopulationen.<br />
Es stellte sich heraus, dass fast<br />
alle Fischarten, die die renaturierten<br />
Abschnitte besiedelt hatten, auch in<br />
einer maximalen Entfernung von fünf<br />
Kilometern stromauf- oder stromabwärts<br />
vorkamen. Arten, deren nächstgelegene<br />
Population weiter entfernt<br />
war, waren dagegen praktisch nicht<br />
vertreten. Statistische Modelle zeigen,<br />
dass genau dieses Vorkommen der<br />
Arten in geringer Entfernung der<br />
© Rosel Eckstein/pixelio.de<br />
wichtigste Aspekt ist, wenn eine natürliche<br />
Wiederansiedlung funktionieren<br />
soll. Die Berechnungen erga-<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 309
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
ben, dass die Zusammensetzung der<br />
Artgemeinschaften im Umfeld einen<br />
größeren Einfluss auf den Wiederansiedlungserfolg<br />
haben, als zehn technische<br />
und strukturelle Kenngrößen<br />
von Renaturierungen, darunter z. B.<br />
der Länge des renaturierten Abschnitts<br />
und das Gewässerprofil.<br />
Auch die ökologischen Eigenschaften<br />
der Fischarten spielen eine<br />
wichtige Rolle: Zum Beispiel ist<br />
bei Arten, die schnellströmendes<br />
<strong>Wasser</strong> bevorzugen, die Wahrscheinlichkeit<br />
größer, dass sie einen<br />
renaturierten Abschnitt besiedeln.<br />
Für Arten, die sich überwiegend in<br />
ruhigem <strong>Wasser</strong> aufhalten, können<br />
schnellströmende Gewässerabschnitte<br />
Wanderhindernisse darstellen.<br />
Geglückte Renaturierung –<br />
eine Standortfrage<br />
„Wenn man die Stelle für eine<br />
Renaturierungsmaßnahme nicht<br />
sorgfältig wählt, sondern einfach<br />
den nächstbesten verfügbaren<br />
Gewässerabschnitt nimmt, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit des Scheiterns<br />
ungleich höher“, sagt Gewässerökologe<br />
Dr. Stefan Stoll.<br />
„Stattdessen sollten gezielt Abschnitte<br />
ausgewählt werden, in<br />
deren Nähe genügend Quellpopulationen<br />
vorkommen, von denen<br />
sich die gewünschten Fischarten<br />
ausbreiten können. Vorab in<br />
Erfahrung zu bringen, was in der<br />
Umgebung eines geplanten Renaturierungsprojektes<br />
biologisch<br />
los ist, ist deshalb eminent wichtig,<br />
um die Erfolgsaussichten abschätzen<br />
zu können.“<br />
Zurück auf Anfang: bauliche<br />
Eingriffe umkehren<br />
Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(WRRL) verlangt einen guten ökologischen<br />
Zustand der Fließgewässer.<br />
Über Jahrzehnte haben<br />
Kommunen und Länder Flüsse begradigt,<br />
kanalisiert und gemäß der<br />
Bedürfnisse des Menschen verändert.<br />
Nun sollen diese Eingriffe soweit<br />
rückgängig gemacht werden,<br />
dass sich funktionierende und<br />
vielfältige Lebensgemeinschaften<br />
ansiedeln können. Fließgewässer<br />
gehören zu den artenreichsten Lebensräumen<br />
und sind ein Brennpunkt<br />
der Biodiversität. Obwohl<br />
Süßwasserlebensräume weltweit<br />
weniger als 1 % der Fläche einnehmen,<br />
sind ungefähr 10 % aller Tierarten<br />
an sie gebunden. Gleichzeitig<br />
sind viele heimische Gewässerbewohner,<br />
darunter eine ganze<br />
Reihe von Fischen, gefährdet und<br />
stehen auf der Roten Liste der bedrohten<br />
Tierarten.<br />
Publikation:<br />
[1] Stoll, S.; Kail, J.; Lorenz, A. W.; Sundermann,<br />
A. und Haase, P. (2014):<br />
The Importance of the Regional<br />
Species Pool Ecological Species<br />
Traits and Local Habitat Conditions<br />
for the Colonization of Restored<br />
River Reaches by Fish. PLOS<br />
ONE 9(1): e84741. doi:10.1371/<br />
journal.pone.0084741<br />
Kontakt:<br />
Dr. Stefan Stoll,<br />
Abteilung Fließgewässerökologie und<br />
Naturschutzforschung,<br />
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,<br />
LOEWE Biodiversität und Klima<br />
Forschungszentrum (BiK-F),<br />
Tel. (06051) 61954 3123,<br />
E-Mail: stefan.stoll@senckenberg.de<br />
Prof. Dr. Peter Haase,<br />
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,<br />
LOEWE Biodiversität und Klima<br />
Forschungszentrum (BiK-F),<br />
Tel. (06051) 61954 3114,<br />
E-Mail: peter.haase@senckenberg.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16<br />
März 2014<br />
310 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
THW beendet Philippinen-Einsatz<br />
Das THW schließt seinen Einsatz auf den Philippinen ab. „Unsere Einsatzkräfte haben auf den Philippinen<br />
viel geleistet, vor allem in den Bereichen <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Instandsetzung von Brunnen und Aufbau von<br />
Camps für Hilfsorganisationen“, bilanzierte THW-Präsident Albrecht Broemme. Seit Mitte November war das<br />
THW im Einsatz, nachdem Taifun „Haiyan“ schwere Schäden verursacht hatte.<br />
Im eigenen Labor überprüften die THW-Kräfte die Qualität des aufbereiteten <strong>Wasser</strong>s.<br />
© THW<br />
Der Taifun „Haiyan“ hatte am<br />
8. November 2013 über den<br />
Philippinen bei Windgeschwindigkeiten<br />
bis 380 km/h eine Schneise<br />
der Verwüstung hinterlassen. Mehr<br />
als 6000 Menschen kamen ums Leben,<br />
4,1 Millionen wurden obdachlos.<br />
Betroffen waren insgesamt<br />
mehr als 14 Mio. Menschen.<br />
Rund zwei Mio. Liter Trinkwasser<br />
stellten die THW-Einheiten in der<br />
mitgeführten Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
auf der Insel Bantayan<br />
bereit. Das <strong>Wasser</strong> verteilten sie gemeinsam<br />
mit lokalen Behörden an<br />
die Einwohner der Region rund um<br />
die Stadt Santa Fe. Zudem setzten<br />
die überwiegend ehrenamtlichen<br />
Einsatzkräfte auf der Insel zehn<br />
Brunnen instand und sorgten mit<br />
Pumpen und Chlorierungsanlagen<br />
dafür, dass das Brunnenwasser auch<br />
zukünftig sauber bleibt.<br />
Auf der Insel Cebu unterstützte<br />
das THW das Welternährungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen dabei,<br />
ein internationales Koordinierungszentrum<br />
am Flughafen der<br />
Stadt Cebu City einzurichten. Von<br />
hier aus wurden die ankommenden<br />
Organisationen auf verschiedene<br />
Einsatzstellen verteilt. Ein<br />
sechsköpfiges THW-Team betrieb<br />
zudem gemeinsam mit den Partnern<br />
der International Humanitarian<br />
Partnership ein Camp für Hilfsorganisationen<br />
in Guiuan auf der<br />
Insel Samar. Dazu gehörte sowohl<br />
der Aufbau von Wohnzelten als<br />
auch das Einrichten der IT-Infrastruktur<br />
und der Telefonverbindungen<br />
in Zusammenarbeit mit Kollegen<br />
aus Luxemburg. In Manila unterstützte<br />
ein weiteres THW-Team<br />
die Deutsche Botschaft nach der<br />
Katastrophe.<br />
Seit Beginn der Arbeiten waren<br />
rund 70 ehrenamtliche THW-Kräfte<br />
auf den Philippinen tätig. Zumeist<br />
wurden sie im vierwöchigen<br />
Turnus ausgewechselt. Mit sich<br />
führte das THW etwa 22 Tonnen<br />
an Ausrüstung. Dazu gehörte<br />
neben der Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
und dem Material<br />
für Unterkunft, Bekleidung und<br />
Verpflegung auch ein mobiles<br />
Labor, mit dem die Einsatzkräfte<br />
regelmäßig die Trinkwasserqualität<br />
überprüften.<br />
„Es gehören Mut, Ausdauer<br />
und Kraft dazu, sich nach einer<br />
solchen Katastrophe den Herausforderungen<br />
zu stellen und unbeirrt<br />
seinen Beitrag zu den Aufbauarbeiten<br />
zu leisten“, sagte Broemme.<br />
„Vor den Leistungen unserer Helferinnen<br />
und Helfer habe ich<br />
höchsten Respekt. Die klimatischen<br />
Bedingungen stellten eine<br />
besondere Belastung dar.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.thw.de<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 311
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Zukunftstechnologie Aquaponik: Tomatenfisch<br />
springt in internationale Gewässer<br />
Einen dicken Fisch hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) aus Berlin an Land<br />
gezogen: Das <strong>Wasser</strong>forschungsinstitut hat die Federführung in einem knapp 6 Mio. € schweren EU-Projekt, das<br />
der kombinierten Fisch- und Gemüsezucht – Aquaponik genannt – den Weg in die Praxis ebnen soll.<br />
Aquaponik: Das aufbereitete Fischwasser dient dabei als Dünger für die<br />
Pflanzen. © IGB<br />
In dem auf vier Jahre angelegten<br />
Vorhaben INAPRO („Innovative model<br />
& demonstration based water management<br />
for resource efficiency in<br />
integrated multitrophic agriculture<br />
and aquaculture systems”) werden in<br />
Deutschland, Spanien, Belgien und<br />
China vier große Aquaponik-Demonstrationsanlagen<br />
auf jeweils rund<br />
500 m 2 zunächst modelliert, dann gebaut<br />
und evaluiert. „Über dieses neue<br />
Projekt freuen wir uns riesig. Gemeinsam<br />
mit unseren 18 Part nern aus acht<br />
Nationen können wir die Aquaponik<br />
nun den entscheidenden Schritt<br />
voran bringen“, erklärt Projektkoordinator<br />
Dr. Georg Staaks.<br />
Das Kofferwort Aquaponik setzt<br />
sich aus den Begriffen Aquakultur<br />
(Fischzucht) und Hydroponik (erdfreie<br />
Pflanzenzucht) zusammen. Die Technik<br />
ermöglicht die Doppelnutzung<br />
von <strong>Wasser</strong>, Nährstoffen, Energie und<br />
Fläche. Das aufbereitete Fischwasser<br />
dient dabei als Dünger für die Pflanzen.<br />
Am IGB haben Forscher in einem<br />
vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) geförderten<br />
Projekt ein ganz besonderes Aquaponikverfahren<br />
entwickelt. Das patentierte<br />
„ASTAF-PRO“ (Aquaponik-<br />
System zur emissionsfreien Tomaten-<br />
und Fisch-Produktion) – auch<br />
„To matenfisch“ genannt – besteht aus<br />
einem geschlossenen Gewächshaus,<br />
in dem jeweils ein Aquakultur- und<br />
Hydroponik-Kreislauf installiert sind.<br />
„Das spezielle System reguliert die<br />
Flüssigkeitsströme zwischen den beiden<br />
Teilbereichen der Anlage. So können<br />
in beiden Teilsystemen die jeweils<br />
optimalen Wachstumsbedingungen<br />
hergestellt werden. Diese<br />
besondere Effizienz bieten die bisherigen<br />
traditionellen Aquaponiksysteme<br />
nicht“, erläutert Prof. Dr. Werner<br />
Kloas, Leiter der Abteilung Ökophysiologie<br />
und Aquakultur, einer der<br />
„Tomatenfisch“-Erfinder.<br />
INAPRO soll dazu dienen, die<br />
technische und wirtschaftliche<br />
Machbarkeit in größerem Maßstab<br />
des Systems zu demonstrieren<br />
und die Implementierung in die<br />
Nahrungsmittelproduktion voranzutreiben.<br />
„INAPRO eröffnet neue<br />
Marktchancen für Hersteller und<br />
Anwender von Aquaponiksystemen<br />
innerhalb und außerhalb von<br />
Europa. Insbesondere für kleine<br />
und mittlere Unternehmen ist das<br />
ein äußerst attraktives Segment“,<br />
unterstreicht Staaks.<br />
„Die Weltbevölkerung wächst rasant<br />
und damit auch der Hunger<br />
nach Ressourcen. Nicht-nachhaltige<br />
Landwirtschaft und der Klimawandel<br />
verschärfen die Situation. Wir brauchen<br />
dringend neue Lösungsansätze<br />
für die Nahrungsmittelproduktion<br />
und das <strong>Wasser</strong>management. Unsere<br />
Technologie kann zur Lebensmittelsicherheit<br />
im 21. Jahrhundert einen<br />
wichtigen Beitrag leisten“, erläutert<br />
Kloas die Hintergründe. „Mit unseren<br />
Projektpartnern aus Wissenschaft<br />
und Praxis wollen wir Politik,<br />
Wirtschaft und Verbraucher für die<br />
innovative Technologie begeistern“,<br />
resümiert Staaks. Zusätzlich baue<br />
eine Künstlerin mehrere kleine und<br />
mobile Showcases, um die Aquaponik<br />
auch für die Öffentlichkeit<br />
greifbar zu machen.<br />
Kontakt:<br />
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und<br />
Binnenfischerei (IGB),<br />
Müggelseedamm 310,<br />
D-12587 Berlin<br />
Fragen zum Projekt (Fact Sheet, Liste der<br />
Kooperationspartner, Bildmaterial):<br />
Dr. Georg Staaks,<br />
Projektkoordinator,<br />
Tel. (030) 64181 625,<br />
E-Mail: oki@igb-berlin.de<br />
Technische Fragen zum ASTAF-PRO-System:<br />
Prof. Dr. Werner Kloas,<br />
Abteilungsleiter Ökophysiologie und Aquakultur,<br />
Tel. (030) 64181 630,<br />
E-Mail: werner.kloas@igb-berlin.de<br />
März 2014<br />
312 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Gegen Durst und Dürre<br />
Forschung im Mittelmeerraum: 5,2 Millionen Euro für TU-Verbundprojekt „MARSOL“<br />
Wie kann man die immer knappere Ressource <strong>Wasser</strong> gewinnen und intelligent einsetzen? Ein von der<br />
TU Darmstadt entwickeltes und koordiniertes Verbundprojekt setzt darauf, „überschüssiges“ <strong>Wasser</strong> zu sichern<br />
und im Boden zu speichern. Die EU fördert das jüngst gestartete Projekt „MARSOL“ mit 5,2 Millionen Euro.<br />
Bis zum Jahr 2100, so Schätzungen,<br />
werden im Mittelmeerraum<br />
nur noch etwa 50 % der heutigen<br />
<strong>Wasser</strong>mengen zur Verfügung<br />
stehen – bei wachsender Bevölkerung.<br />
Grund sind klimatische Verschiebungen.<br />
Der <strong>Wasser</strong>mangel<br />
wird Dürre und Ernte-Einbrüche<br />
mit sich bringen.<br />
Die TU Darmstadt entwickelt im<br />
gerade gestarteten Projekt „MAR-<br />
SOL“ (Demonstrating Managed<br />
Aquifer Recharge as a Solution to<br />
Water Scarcity and Draught) zusammen<br />
mit 20 Forschungseinrichtungen<br />
und Unternehmen aus sieben<br />
Ländern einen neuen Ansatz, um<br />
der <strong>Wasser</strong>knappheit langfristig zu<br />
begegnen. Die Grundidee ist einfach:<br />
<strong>Wasser</strong> sammeln, wenn es zu<br />
viel davon gibt, und für trockene<br />
Zeiten speichern – in „Aquiferen“,<br />
Bodenschichten, die Grundwasser<br />
führen können. Die „Bodenspeicherung“<br />
funktioniert selbst unter<br />
Wüsten. Bislang fehlte es an guten<br />
Speichermöglichkeiten für riesige<br />
<strong>Wasser</strong>massen.<br />
„MARSOL“ befasst sich mit den<br />
übergeordneten Fragen der Methode<br />
– Risiken, <strong>Wasser</strong>qualität, technische<br />
Umsetzbarkeit, aber auch den<br />
Herausforderungen des EU-Verwaltungsrechts<br />
bei der Realisierung.<br />
Dazu untersucht das Projekt an<br />
acht Feldstandorten in Griechenland,<br />
Portugal, Spanien, Malta, Italien<br />
und Israel konkret die verschiedenen<br />
Möglichkeiten, <strong>Wasser</strong> unterschiedlichster<br />
Herkunft und<br />
Qua lität – z. B. desaliniertes Meerwasser,<br />
Flusswasser, aufbereitetes<br />
<strong>Abwasser</strong> – mit unterschiedlichsten<br />
Techniken in den Boden zu infiltrieren.<br />
Koordiniert wird das Gesamtprojekt<br />
von Prof. Dr. Christoph<br />
Schüth am Institut für Angewandte<br />
Geowissenschaften des Fachbereichs<br />
Material- und Geowissenschaften<br />
der TU Darmstadt.<br />
Die Darmstädter Forscher sind<br />
auch in den Praxisprojekten wissenschaftlich<br />
eingebunden. So begleiten<br />
sie ein Projekt zur Rückgewinnung<br />
von <strong>Wasser</strong> aus <strong>Abwasser</strong> in<br />
einer Großkläranlage bei Athen, das<br />
gespeichert und später etwa zur<br />
Bewässerung in der Landwirtschaft<br />
genutzt werden kann. In Israel fällt<br />
in regenreicheren Zeiten in den<br />
Meerwasser-Entsalzungsanlagen<br />
mehr <strong>Wasser</strong> an als nötig, das bis her<br />
nicht gespeichert werden konnte.<br />
„Das gute Süßwasser war verloren“,<br />
sagt Christoph Schüth. Auch hier<br />
arbeitet er mit seinen Kollegen daran,<br />
den Überfluss im Boden unter<br />
der Wüste einzulagern. „Da gibt es<br />
viel Stauraum.“<br />
„MARSOL“ wird drei Jahre lang<br />
von der Europäischen Kommission<br />
mit 5,2 Mio. € gefördert, als eines von<br />
elf Demonstrationsprojekten gegen<br />
<strong>Wasser</strong>knappheit. Die EU sieht Erhaltung<br />
von <strong>Wasser</strong>qualität und den<br />
Kampf gegen den absehbaren Mangel<br />
als eines der „derzeit dringendsten<br />
Probleme“, wie EU-Kommissarin<br />
Máire Geoghegan-Quinn unlängst<br />
erklärte. Die nun geförderten Projekte<br />
„werden dazu beitragen, innovative<br />
Lösungen zu finden“.<br />
Klare Vorgabe in der EU-Ausschreibung<br />
war daher die Machbarkeit<br />
der Konzepte. „Die EU möchte<br />
die erforschten Methoden später in<br />
großem Umfang einsetzen“, sagt<br />
Christoph Schüth. „Wir wollen mit<br />
„MARSOL“ zeigen, dass die Speicherung<br />
in Aquiferen möglich ist und<br />
dass sie auch sicher anwendbar ist.<br />
Sie kann deutlich zur Entspannung<br />
der <strong>Wasser</strong>knappheit beitragen.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.tu-darmstadt.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@oiv.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 3.9.2012 15:25:06<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 313
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
<strong>Wasser</strong>versorger können bis zu 25 Prozent ihrer<br />
Stromkosten sparen<br />
Das Aachener Beratungshaus ProCom zeigt <strong>Wasser</strong>versorgern, wie sie den Einsatz ihrer Trinkwasseranlagen<br />
am Strompreis ausrichten und so von niedrigen Preisen an der Strombörse profitieren können.<br />
Techno-ökonomisches Planungsmodell.<br />
Das Beratungshaus ProCom<br />
GmbH in Aachen eröffnet <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
ein enormes Sparpotenzial.<br />
Gelingt es, den Einsatz der<br />
Anlagen am Strompreis auszurichten,<br />
können bis zu 25 % der Kosten<br />
eingespart werden. Hierzu werden<br />
Speicher, wie z. B. Hochbehälter,<br />
nicht mehr füllstandorientiert, sondern<br />
(strom-)kostenoptimiert betrieben.<br />
Sie werden vorzugsweise befüllt,<br />
wenn der Strompreis niedrig ist.<br />
Der Einsatz von Entspannungsturbinen<br />
dagegen wird in Zeiten mit<br />
höheren Strompreisen verlagert.<br />
Da in der Trinkwasserversorgung<br />
die Versorgungssicherheit den<br />
höchsten Stellenwert besitzt, entstehen<br />
zahlreiche Restriktionen wie<br />
Mindestfüllstände, Löschwasserrückhaltung<br />
oder Mischungsverhältnisse,<br />
die eingehalten werden müssen. Dadurch<br />
steigen die Anforderungen an<br />
die Einsatzplanung. Um die gestiegene<br />
Komplexität zu bewältigen,<br />
bietet ProCom eine Planungslösung<br />
für Trinkwasseranlagen basierend<br />
auf der IT-Plattform BoFiT.<br />
Modellgestützte<br />
Einsatzplanung<br />
Die Einsatzplanung der Trinkwasseranlagen<br />
basiert auf einem technoökonomischen<br />
Modell. Es bildet<br />
alle ökonomischen Randbedingungen,<br />
wie Strombezugsverträge<br />
oder Märkte, aber auch alle relevanten<br />
technischen Parameter und<br />
Restriktionen, wie Mindest- und<br />
Maximalfüllstände der Speicher, ab.<br />
Mit aktuellen Verfügbarkeiten, Preisund<br />
Bedarfsprognosen werden auf<br />
Basis dieses Modells die optimalen<br />
Einsatzpläne für die Anlagen errechnet.<br />
Dabei werden im Modell<br />
hinterlegte Restriktionen stets beachtet,<br />
sodass die Versorgungssicherheit<br />
nie in Gefahr gerät.<br />
Prozessberatung und<br />
Unterstützung<br />
Die Umstellung auf eine Bewirtschaftung<br />
der Trinkwasseranlagen<br />
nach Strompreisen erfordert<br />
neben Kenntnis der Strommärkte<br />
und deren Regeln auch die Einführung<br />
oder Umgestaltung von<br />
Steuerungs- und Planungsprozessen.<br />
Die Berater der ProCom<br />
GmbH vermitteln hierfür die notwendige<br />
Expertise im Strommarkt.<br />
Sie helfen dabei, die entsprechenden<br />
Prozesse zu konzipieren<br />
und begleiten die<br />
Umsetzung im Unternehmen.<br />
Die BoFiT IT-Plattform bietet zudem<br />
die Möglichkeit, die zentralen<br />
Prozesse bereichs- und spartenübergreifend<br />
zu unterstützten<br />
und zu automatisieren, sodass<br />
nach der Implementierung keine<br />
zusätzlichen Belastungen für die<br />
Mitarbeiter entstehen.<br />
März 2014<br />
314 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Cloud-basierte Lösung<br />
als Option<br />
Den Unternehmen, die Anschaffungs-<br />
und Betriebskosten für<br />
Hard- und Software vermeiden<br />
möchten, bietet ProCom eine<br />
Cloud-basierte Lösung an. In diesem<br />
Fall wird eine standardisierte<br />
IT-Lösung im ProCom-Rechenzentrum<br />
aufgesetzt und eingerichtet.<br />
Nutzer dieser Lösung senden einmal<br />
täglich ihre Vorgabewerte, wie<br />
z. B. aktuelle Verfügbarkeiten, und<br />
erhalten den optimalen Einsatzplan<br />
für ihre Anlagen per E-Mail oder auf<br />
einen FTP-Server geliefert.<br />
Trinkwasseranlagen<br />
können im Strommarkt<br />
Geld verdienen<br />
Besonders in Mehrspartenunternehmen<br />
bietet sich eine Erweiterung<br />
der Lösung an: Trinkwasseranlagen<br />
können in das Stromportfolio<br />
integriert werden und dort<br />
einen erheblichen Mehrwert bieten.<br />
Die hohe Flexibilität der<br />
schnell reaktionsfähigen Pumpen<br />
kann z. B. am Regelenergiemarkt<br />
Über ProCom GmbH<br />
vermarktet werden. Im besten Fall<br />
wird dann sogar Geld verdient,<br />
wenn die Pumpen laufen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.procom.de<br />
In der Energiewirtschaft ändern sich ständig Spielregeln und<br />
Rahmenbedingungen. Entscheidungen müssen angesichts immer<br />
größerer Unsicherheiten getroffen werden. ProCom berät in allen<br />
Fragen der zentralen Wertschöpfung von Energieerzeugung und<br />
Energiehandel. ProCom-Studien machen Chancen und Risiken<br />
von Entscheidungen transparent. Mit Prozess- und IT-Wissen begleitet<br />
ProCom die erfolgreiche Umsetzung strategischer Vorgaben<br />
bis hin zum operativen Betrieb. Mit ProCom-Lösungen, Datenservices<br />
und Marktinformationen werden Energieportfolios in allen<br />
Zeithorizonten und Märkten optimal bewirtschaftet.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 315
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Grüne Oase auf dem Dach<br />
Begrünte Dächer sind längst nicht mehr der Inbegriff von Luxus oder moderne Spinnerei extrovertierter Architekten.<br />
In der Ökologie gelten sie als Siedlungsbiotop, in manchen Bebauungsplänen werden sie als Ausgleichsmaßnahme<br />
für die versiegelten Flächen festgesetzt und zum Teil werden sie in Deutschland auch<br />
öffentlich gefördert. Darüber hinaus sehen die teilweise als Hochgärten kultivierten Grünflächen zwischen den<br />
Dachlandschaften schön aus, speichern Regenwasser und verbessern das Mikroklima in Städten.<br />
Zu den berühmtesten Verfechtern<br />
zählt der österreichische<br />
Künstler Friedensreich Hundertwasser,<br />
der Gründächer als einen wichtigen<br />
Teil der von ihm angestrebten<br />
Versöhnung von Mensch und Natur<br />
sah. In Stuttgart sind bspw. zwischen<br />
1986 und 2008 180 000 m 2 begrünte<br />
Dachflächen auf öffentlichen<br />
und privaten Gebäuden entstanden,<br />
im Flächennutzungsplan 2010 waren<br />
für zukünftige Bauvorhaben<br />
weitere 1,5 Mio. m 2 als Minimierungs-<br />
oder Ausgleichsmaßnahmen<br />
geplant. Und aus einer aktuellen<br />
Umfrage der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung<br />
(FBB) geht hervor,<br />
dass der Anteil der deutschen<br />
Städte, die die Begrünung von<br />
Dächern in ihren Bebauungsplänen<br />
verankern, auch weiterhin konstant<br />
bleibt. Grüne Flächen auf dem Dach<br />
sind also zweifelsfrei etabliert.<br />
Doch gibt es auch die Kehrseite<br />
der Medaille: Vor allem bei vollgedämmten<br />
Holzkonstruktionen<br />
kommt es immer wieder zu Feuchteschäden.<br />
„Eine mögliche Ursache<br />
ist, dass begrünte Dächer – wie alle<br />
Flachdächer – auf der bauphysikalisch<br />
„falschen“ Seite, nämlich der<br />
Außenseite, dicht sind und so nur<br />
eine Trocknung nach innen möglich<br />
ist“, weiß Daniel Zirkelbach,<br />
stellvertretender Leiter der Abteilung<br />
Hygrothermik am Fraunhofer-<br />
Institut für Bauphysik IBP. Im Unterschied<br />
zu Flachdächern ohne Deckschicht<br />
ist die Erwärmung von<br />
Gründächern deutlich geringer, sodass<br />
eben aufgrund der Bepflanzung<br />
eine Austrocknung während<br />
der Sommermonate nicht ausreichend<br />
stattfinden kann. Daher<br />
bedarf es für begrünte Holzkonstruktionen<br />
einer exakten, fach-<br />
Dieses Leichtdach gilt mit seinem schlanken Aufbau (das Substrat<br />
kommt direkt auf die Drainageschicht) als Minimallösung. Der Vorteil:<br />
Im Sommer wird es wärmer und somit schneller trocken.<br />
© Fraunhofer IBP<br />
kundigen Planung. Um diese zu<br />
gewährleisten, reichen klassische<br />
Feuchteberechnungen, wie z. B.<br />
das Glaser-Verfahren, nicht aus. Um<br />
dahingehend neue Wege zu gehen,<br />
lief von November 2011 bis<br />
April 2013 mit Mitteln der Forschungsinitiative<br />
„Zukunft Bau“ des<br />
Bundesinstituts für Bau-, Stadtund<br />
Raumforschung, ein Forschungsprojekt.<br />
Ziel war es, Planern<br />
und Bauproduktherstellern<br />
eine möglichst genaue und zuverlässige<br />
Grundlage zur Planung der<br />
Feuchtesicherheit der kritischen<br />
Dachbegrünungen zur Verfügung<br />
zu stellen. Ein Fall für die Wissenschaftler<br />
des Fraunhofer IBP. Ihnen<br />
gelang es im Rahmen des Forschungsprogramms,<br />
ihre Simulationssoftware<br />
WUFI® zu erweitern<br />
und neue Modelle zur Beurteilung<br />
von Dachbegrünungen zu erstellen,<br />
welche die Feuchtebilanz unter<br />
Realbedingungen berücksichtigen.<br />
Die inzwischen weltweit verbreitete<br />
Software-Familie WUFI® wurde<br />
am Fraunhofer IBP entwickelt und<br />
erlaubt die realitätsnahe Berechnung<br />
des instationären hygrothermischen<br />
Verhaltens von mehrschichtigen<br />
Bauteilen unter natürlichen<br />
Klimabedingungen.<br />
Im Wesentlichen wird bei der Begrünung<br />
von Dächern zwischen<br />
zwei Ausführungsvarianten unterschieden:<br />
Die Extensivbegrünung<br />
zeichnet sich durch einen dünnschichtigen<br />
Aufbau mit bis zu 15 cm<br />
sowie einem geringen Gewicht und<br />
minimalen Pflegeaufwand aus. Diese<br />
Vegetationsform erhält sich weitgehend<br />
selbst und passt sich auch<br />
an extreme Standortbedingungen<br />
an, ist allerdings nicht als Nutzfläche<br />
geeignet. Im Vergleich dazu ist bei<br />
März 2014<br />
316 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
einer Intensivbegrünung die Nutzung<br />
des Gründaches erwünscht.<br />
Der mehrschichtige Aufbau ist hier<br />
mit 15–100 cm deutlich dicker und<br />
damit auch schwerer. Er stellt hohe<br />
Ansprüche an die Pflege, <strong>Wasser</strong>und<br />
Nährstoffversorgung. Im Rahmen<br />
des Forschungsprojekts wurde<br />
jedoch ausschließlich die Extensivbegrünung<br />
untersucht.<br />
Im Vordergrund stand dabei vor<br />
allem, die Funktionsfähigkeit der<br />
Unterkonstruktion zuverlässig zu<br />
berechnen, denn die Einflüsse der<br />
Substrat- und Vegetationsschicht<br />
konnten bisher nicht eindeutig<br />
rechnerisch abgebildet werden – es<br />
fehlten verallgemeinerbare Datensätze.<br />
„Dazu nahmen wir zunächst<br />
bereits vorhandene Messergebnisse<br />
basierend auf Versuchsaufbauten<br />
sowie langjährigen Konstruktionsuntersuchungen<br />
am Standort Holzkirchen<br />
sowie aus Kassel, Leipzig,<br />
Wien und Mailand. Zusätzlich starteten<br />
wir noch neue Freilandversuche<br />
am Fraunhofer IBP Holzkirchen“,<br />
erklärt Zirkelbach die Vorgehensweise.<br />
Dazu richteten die Wissenschaftler<br />
neue Versuchsflächen mit<br />
unterschiedlichen Substrat- und<br />
Pflanzentypen auf einem Versuchsdach<br />
ein. Diese Versuche waren erforderlich,<br />
weil bei den vorangegangenen<br />
Untersuchungen weder die<br />
Feuchteverhältnisse in den Substraten<br />
noch die langwellige Gegenstrahlung<br />
gemessen worden waren.<br />
Beides ist jedoch für die Übertragbarkeit<br />
der Berechnungsmodelle<br />
auf andere Klimabedingungen mit<br />
unterschiedlichen Strahlungs- und<br />
Niederschlagsverhältnissen von wesentlicher<br />
Bedeutung. Mithilfe von<br />
Sensoren wurde die Temperatur bei<br />
den verschiedenen Dachaufbauten<br />
gemessen. „Interessant dabei war,<br />
dass wir innerhalb eines Versuchsfeldes,<br />
unter den gleichen Randbedingungen<br />
punktuell unterschiedliche<br />
Temperaturen gemessen haben.<br />
Diese variierten teilweise um<br />
bis zu 6 °C, obwohl kein wirklicher<br />
Unterschied erkennbar war“, so<br />
Daniel Zirkelbach. Grundsätzlich<br />
kristallisierten sich jedoch die mittleren<br />
Verhältnisse für eine Berechnungsbasis<br />
klar heraus.<br />
Die Fraunhofer-Wissenschaftler<br />
konnten zudem belegen, dass die<br />
Temperaturen maßgeblich von der<br />
Masse des Substrats sowie der darin<br />
enthaltenen <strong>Wasser</strong>menge beeinflusst<br />
werden. „Diese Kombination<br />
führt zu einer großen thermischen<br />
Trägheit. Im Sommer sorgt die Verdunstungskühlung<br />
für eine Verzögerung<br />
der Erwärmung, im Winter<br />
bremst die Schmelzwärme die Abkühlung<br />
unter den Gefrierpunkt.<br />
Durch eine gewisse Selbstverschattung<br />
begrenzt die Pflanzdeckschicht<br />
eine Erwärmung ebenso wie<br />
eine nächtliche Unterkühlung durch<br />
langwellige Abstrahlung. Zusätzlich<br />
wird der Wärmeübergang durch die<br />
geringere Luftbewegung an der<br />
Oberfläche reduziert“, fasst der Forscher<br />
die Ergebnisse zusammen.<br />
Der zweite Punkt, der die Funktionsweise<br />
grundlegend beeinflusst,<br />
ist die exakte Auslegung der<br />
Dachkonstruktion. Bis dato verwendete<br />
man außen meist eine zum<br />
Substrat hin abgedichtete Holzverschalung<br />
mit einem Faserdämmstoff<br />
zwischen den Sparren und<br />
nach innen wurde eine Dampfbremse<br />
angebracht, um die Holzkonstruktion<br />
vor der eindringenden<br />
Feuchte aus dem Raumklima zu<br />
schützen. Diese Dampfbremse behindert<br />
aber im Sommer auch die<br />
Austrocknung, sodass bereits kleinere<br />
eingebaute oder eindringende<br />
Feuchtemengen zu Problemen führen<br />
können. Die Konsequenz einer<br />
mangelhaften Ausführung war eine<br />
verkürzte Haltbarkeit oder über<br />
kurz oder lang ein Feuchteschaden<br />
an der Konstruktion. Je dicker die<br />
Dämmschicht war, umso feuchter<br />
wurde sie im Winter.<br />
Aufgrund der neuen Versuche<br />
und der daraus resultierenden Berechnungen<br />
fanden die Wissenschaftler<br />
vielversprechende Lösungsmöglichkeiten.<br />
So kann bspw. eine<br />
feuchtevariable Dampfbremse die<br />
Feuchtebilanz deutlich verbessern.<br />
Bei Dämmstärken ab 15–20 cm<br />
kann eine zusätzliche feuchteresistente<br />
Überdämmung Schaden vermeiden<br />
– denn dann sind die<br />
Tempe raturunterschiede an der<br />
Holzverschalung deutlich geringer<br />
und es entstehen besonders in den<br />
Wintermonaten nur noch kleine<br />
Mengen Tauwasser. Zwar bleiben<br />
begrünte Holzdächer eine anspruchsvolle<br />
Bauvariante, die einer sorgfältigen<br />
Planung und Ausführung<br />
bedarf, werden jedoch bestimmte<br />
Aspekte beachtet, kann sich der<br />
Trend hin zur grünen Oase auf dem<br />
Dach gefahrenlos fortsetzen.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.ibp.fraunhofer.de<br />
Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Redaktion<br />
Mediaberatung<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />
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Brigitte Krawczyk, München<br />
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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 317
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
Leitungsbau und grabenlose Bauverfahren auf der<br />
WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2015<br />
NO DIG BERLIN – Internationales Leitungsbausymposium auf der Schaustelle WASSER<br />
BERLIN INTERNATIONAL – Kompetenzzentrum Leitungsbau<br />
© Messe Berlin<br />
Nach der erfolgreichen Premiere<br />
der NO DIG BERLIN in Verbindung<br />
mit WASSER BERLIN INTERNATIONAL<br />
2013 präsentiert sich vom 24. bis 27.<br />
März 2015 auch die zweite NO DIG<br />
BERLIN als Bestandteil von WASSER<br />
BERLIN INTERNATIONAL. Namhafte<br />
Unternehmen wie Herrenknecht,<br />
TRACTO-TECHNIK, Hermes Technologie,<br />
Frisch & Faust Tiefbau, Stehmeyer<br />
+ Bischoff, HOBAS und BKP<br />
Berolina sind Aussteller des eigenständigen<br />
Fachmessesegments und<br />
treten als Sponsoren der NO DIG<br />
BERLIN auf. Sowohl ökonomisch als<br />
auch ökologisch stellt grabenloses<br />
Bauen eine bahnbrechende Technologie<br />
bei der Installation und<br />
Sa nierung von unterirdischen Verund<br />
Entsorgungsleitungen aller Art<br />
dar und verbindet wirtschaftliche<br />
Effizienz mit Umweltschutz.<br />
Das zweitägige NO DIG BERLIN-<br />
Symposium am 24. und 25. März 2015<br />
wird von der GSTT (german society<br />
for trenchless technology e. V./<br />
Deutsche Gesellschaft für grabenloses<br />
Bauen und Instandhalten<br />
von Leitungen e. V.) organisiert<br />
und findet erstmals in Verbindung<br />
mit dem Internationalen Leitungsbausymposium<br />
(ILBS) in der Halle 1.2<br />
statt.<br />
Der Bezug zur Praxis wird einen<br />
Tag später, am 26. März 2015, auf<br />
der Schaustelle WASSER BERLIN<br />
IN TERNATIONAL hergestellt. Diese<br />
Veranstaltung stellt Rohrleitungsbauverfahren<br />
sowie Verfahren der<br />
Trinkwasserversorgung und <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
vor. Die Teilnehmer<br />
erleben vor Ort, wie moderne<br />
und innovative Verfahren und Bauvorhaben<br />
in der Praxis umgesetzt<br />
werden.<br />
Das bewährte Kompetenzzentrum<br />
Leitungsbau wird im Rahmen von<br />
WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2015<br />
unter Federführung des Rohrleitungsbauverband<br />
e. V. (rbv) in Zusammenarbeit<br />
mit allen relevanten Verbänden<br />
des Leitungsbaus erneut durchgeführt.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.wasser-berlin.de<br />
www.wassertermine.de<br />
Sicherheit im Labor hat höchste Priorität<br />
Neue Sonderschau rund um Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />
Oft glauben Labormitarbeiter, sich mit den Gefahren ihrer Arbeit bestens auszukennen. Doch Beispiele von<br />
Arbeitsunfällen zeigen immer wieder, wie wichtig es ist, sich in puncto Sicherheit auf dem Laufenden zu<br />
halten. Erstmals bietet die analytica 2014 hierzu die Sonderschau für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit.<br />
Die Sonderschau für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitssicherheit<br />
informiert über alles Wichtige auf<br />
diesem Gebiet – von der richtigen<br />
Arbeitsschutzkleidung über den<br />
sicheren Umgang mit Gefahrstoffen<br />
bis hin zur Vermeidung von gefährlichen<br />
chemischen Reaktionen. „Wir<br />
bieten eine spannende Mischung aus<br />
aktuellen Informationen, spektakulären<br />
Live-Demonstrationen und internationalem<br />
Experten-Know-How“,<br />
erklärt Projektleiterin Susanne Grödl.<br />
Im Rahmen des Live Labs in Halle A3<br />
stehen täglich folgende Experimentalvorträge<br />
auf dem Programm: „Brände<br />
und Explosionen“ und „Sicherer Umgang<br />
mit Gefahrstoffen/Vermeiden<br />
von Gesundheitsgefährdungen“.<br />
Los geht es jeweils um 12:00 Uhr<br />
mit dem experimentellen Vortrag<br />
März 2014<br />
318 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
„Brände und Explosionen“ der Firma<br />
asecos. Die Mitarbeiter informieren,<br />
wie Brände zu vermeiden sind, und<br />
beantworten dabei folgende Fragen:<br />
Wie werden gefährliche Stoffe<br />
sachgemäß gelagert? Und welche<br />
Eigenschaften der Laborchemikalien<br />
müssen beachtet werden, um gefährliche<br />
Situationen zu umgehen?<br />
Ziel ist es, die Besucher für die Gefahren<br />
und geeignete Präventionsmaßnahmen<br />
zu sensibilisieren. Denn<br />
schon kleinste Mengen an zündfähigen<br />
Gefahrstoffen und ein Funke<br />
reichen aus, um unkontrollierbare<br />
Kettenreaktionen auszulösen. Die<br />
Besucher erleben auf der analytica<br />
live, wie kleinste Mengen von Gefahrstoffen<br />
Staubexplosionen, exotherme<br />
Reaktionen sowie kontrollierte Kleinbrände<br />
und Verpuffungen hervorrufen<br />
können. So wird beispielsweise<br />
ein mit <strong>Wasser</strong>stoff 3.0 gefüllter<br />
Ballon mit offener Flamme gezündet.<br />
Der Experimentalvortrag steht für<br />
das internationale Publikum täglich<br />
um 14:00 Uhr auch in englischer<br />
Sprache auf dem Programm.<br />
Um 16:00 Uhr dreht sich im<br />
Vortrag „Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen/Gesundheitsgefährdung<br />
vermeiden mittels EMKG und PSA“<br />
alles um die Gesundheit der Mitarbeiter<br />
im täglichen Laborbetrieb.<br />
Spezialisten für Laborchemikalien<br />
des Unternehmens Bernd Kraft zeigen,<br />
wie sich ein Labor am besten<br />
organisieren kann. Es geht z. B. darum,<br />
im Umgang mit Chemikalien<br />
schnellstmöglich die geeigneten<br />
Schutzanzüge, Masken und Handschuhe<br />
bei der Hand zu haben. Die<br />
Experten erläutern außerdem, wie<br />
mittels EMKG (Einfache Maßnahme<br />
Konzept Gefahrstoffe) Laborchemikalien<br />
nach ihrer Gefährdung<br />
ein gestuft werden können und<br />
nach welchen Kriterien bei Bernd<br />
Kraft die geeignete PSA (Persönliche<br />
Schutzausrüstung) ausgewählt<br />
wird. Die Sonderschau wird<br />
ergänzt mit einer Ausstellung von<br />
Sicherheitsprodukten, wie Sicherheitsschränken,<br />
Gasdetektoren und<br />
Schutzkleidung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.analytica.de<br />
© analytica<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 319
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Leute<br />
Universität Hannover ernennt Bert Bosseler<br />
zum Honorarprofessor<br />
PD Dr.-Ing. Bert Bosseler (IKT) erhält die Ernennungsurkunde<br />
zum Honorarprofessor aus den Händen des<br />
Universitäts-Präsidenten, Prof. Dr. Erich Barke<br />
(links).<br />
Die Leibniz Universität Hannover<br />
hat den Wissenschaft lichen Leiter<br />
des IKT – Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur, PD Dr.-Ing. Bert Bosseler,<br />
zum Honorarprofessor bestellt.<br />
Bosseler lehrt seit dem Jahr 2006 an<br />
der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
und Geodäsie das Fach Kanal- und<br />
Leitungsbau.<br />
In seinen Vorlesungen schlägt<br />
Bosseler die Brücke zwischen der<br />
praxisorientierten Forschung des<br />
IKT und der akademischen Ausbildung<br />
von Bauingenieuren. Seine<br />
Vorlesungen werden auch von zahlreichen<br />
ausländischen Stipendiaten<br />
besucht, die künftig für die <strong>Abwasser</strong>infrastruktur<br />
ihrer Heimatländer<br />
verantwortlich sein werden.<br />
Im Jahr 2010 habilitierte sich<br />
Bosseler mit einer Schrift über die<br />
„Prüfung und Bewertung von<br />
Produkten und Verfahren zum Bau<br />
und zur Instandhaltung unterirdischer<br />
Kanäle und Leitungen“.<br />
Grundlage dafür sind die umfassenden<br />
Erkenntnisse aus Forschung,<br />
Ma terialprüfung und<br />
Waren tests des IKT.<br />
Die Urkunde zum Honorarprofessor<br />
überreichte Prof. Dr.<br />
Erich Barke, Präsident der Universität<br />
Hannover. Diese Ernennung<br />
unterstreicht die erfolgreiche<br />
Kooperation zwischen der Universität<br />
Hannover und dem IKT.<br />
Als Wissenschaftlicher Leiter des<br />
Gelsenkirchener Instituts setzt<br />
Bosseler auch künftig auf die<br />
enge Verknüpfung zwischen<br />
praxisorientierter Forschung und<br />
Lehre.<br />
Dipl.-Ing Volker Meyer wird Geschäftsführer<br />
für den Bereich <strong>Wasser</strong> und Rohrleitungen<br />
der figawa<br />
Als designierter Nachfolger von<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser<br />
nahm Dipl.-Ing Volker Meyer am<br />
1. Januar 2014 seine Tätigkeit für die<br />
figawa auf. Volker Meyer war vor<br />
seinem Wechsel zur figawa, Hauptreferent<br />
für den Bereich <strong>Wasser</strong>verwendung<br />
im DVGW.<br />
Volker Meyer ist fest in den nationalen<br />
und europäischen Normungsprozess<br />
integriert, u. a. als Convenor<br />
der WG 2 (Trinkwasser-Installation)<br />
des CEN TC 164 und verfügt über<br />
umfassende Erfahrungen und Netzwerke<br />
in der wassertechnischen<br />
Normung und Zertifizierung mit<br />
anderen Organisationen (VDI, VDE,<br />
BDH, SVGW u. a.)<br />
Karl Morschhäuser wird Ende<br />
Juni 2014 nach genau 34 Jahren<br />
bei der figawa in den Ruhestand<br />
wechseln. „Wir freuen uns, mit Herrn<br />
Meyer einen Nachfolger für Herrn<br />
Morschhäuser gefunden zu haben,<br />
der die erfolgreiche Entwicklung<br />
dieser Bereiche der figawa in den<br />
letzten Jahren nahtlos weiterführen<br />
wird und insbesondere<br />
seine Erfahrungen und Netzwerke<br />
auf der europäischen Ebene und<br />
mit Verbänden und Normungsorga<br />
nisationen in anderen Mitgliedsstaaten<br />
der EU in die Arbeit<br />
unse res Verbandes einbringen wird“,<br />
so figawa Präsidiumsmitglied Dr.<br />
Günter Stoll.<br />
März 2014<br />
320 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute | NACHRICHTEN |<br />
Fördern mit NETZSCH<br />
Wechsel im Vorstand des<br />
Wupperverbandes<br />
Beim Wupperverband vollzog<br />
sich zum 1. Februar ein Wechsel<br />
im Vorstand. Prof. Bernd Wille ging<br />
Ende Januar in den Ruhestand. Der<br />
studierte Bauingenieur mit Wohnsitz<br />
in Erkelenz stand 17 Jahre an<br />
der Spitze des Wupperverbandes.<br />
Seit dem 1. Februar ist Georg Wulf<br />
neuer Vorstand des Verbandes.<br />
Der Verbandsrat des Wupperverbandes<br />
hatte in seiner Sitzung im<br />
Juli 2013 Wulf als neuen Vorstand<br />
gewählt. Eine Amtszeit beträgt fünf<br />
Jahre. Georg Wulf ist Jurist und<br />
bereits seit 1991 beim Wupperverband<br />
tätig, seit 2001 als Geschäftsbereichsleiter<br />
Personal und<br />
Verwaltung und ständiger Vertreter<br />
des Vorstandes. Er lebt mit seiner<br />
Familie seit 1987 in Wuppertal.<br />
Bei der offiziellen Verabschiedung<br />
von Prof. Wille am 16. Januar<br />
2014 in Wuppertal überreichte er<br />
dem neuen Vorstand Georg Wulf<br />
symbolisch das Steuerrad für den<br />
Wupperverband.<br />
Ein zentraler Themenschwerpunkt<br />
in der Arbeit des Verbandes ist<br />
seit einigen Jahren die Umsetzung<br />
der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie mit<br />
der ökologischen Entwicklung der<br />
Wupper und ihrer Nebenflüsse.<br />
Dies wird auch in den kommenden<br />
Jahren unter Georg Wulf eine große<br />
Herausforderung und Aufgabe<br />
für den Wupperverband sein,<br />
ebenso wie weitere Themenfelder,<br />
z. B die Hochwasserrisikomanagement-Richt<br />
linie, Zukunftsthemen wie<br />
Klimawandel und Spurenstoffe im<br />
Ab wasser und insbesondere die<br />
Entwicklung der Mitgliedsbeiträge<br />
angesichts des demografischen<br />
Wandels.<br />
In den vergangenen Jahren stand<br />
beim Verband die Entwicklung von<br />
einem zuvor eher ho heitlich denkenden<br />
hin zu einem kundenorientierten<br />
Unternehmen im Fokus.<br />
Zum Amtsantritt von Prof. Wille<br />
1997 war die Umsetzung des<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigungskonzeptes<br />
die vordring liche Aufgabe. Durch<br />
Kostensteuerung und Controlling<br />
sowie durch die Einführung von<br />
Ziel vereinbarungen mit den Verbandsgremien<br />
ist es gelungen, bei<br />
einem Investitionsvolumen von<br />
rund 500 Mio. € im Geschäftsbereich<br />
Kläranlagen, Sammler und Entsorgung<br />
dennoch die Beiträge für<br />
diesen größten Geschäftsbereich<br />
des Wupperverbandes in den<br />
vergangenen 17 Jahren mit einer<br />
Entwicklung von durchschnittlich<br />
0,5 % pro Jahr nahezu stabil zu<br />
halten.<br />
Weitere Themen in der Amtszeit<br />
von Prof. Bernd Wille waren unter<br />
anderem ein auf das gesamte<br />
Flusssystem Wupper bezogenes<br />
ganzheitliches Flussgebietsmanagement<br />
zu etablieren und ein Strategiepapier<br />
für die wesentlichen<br />
Aufgabenfelder des Verbandes zu<br />
entwickeln.<br />
Für jede Anwendung das<br />
richtige Produkt<br />
Seit Jahrzehnten werden rotierende Verdrängerpumpen<br />
als Fördersysteme für alle<br />
Medien in der <strong>Abwasser</strong>behandlung eingesetzt.<br />
Aufgrund ihrer Regelcharakteristik<br />
gewährleisten diese Pumpen einen sicheren<br />
und zuverlässigen sowie effizienten Prozessablauf.<br />
5.–9. Mai 2014<br />
Messe München<br />
Halle A6, Stand 139/240<br />
und im Hof A5-6, Stand 15<br />
© Wupperverband<br />
Der neue Verbandsvorstand<br />
Georg Wulf<br />
(links) übernimmt<br />
das<br />
Steuer von seinem<br />
Vorgänger<br />
Prof. Bernd<br />
Wille, der in<br />
den Ruhestand<br />
wechselte.<br />
M-Ovas® Zerkleinerer und<br />
NEMO® M.Champ®<br />
Exzenterschneckenpumpe<br />
NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH<br />
Geschäftsfeld Umwelt & Energie<br />
Tel.: +49 8638 63-1010<br />
Fax: +49 8638 63-2333<br />
März 2014 info.nps@netzsch.com<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 321<br />
www.netzsch.com
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 15 A: Nachumhüllungen von Rohrleitungen, Armaturen und Formstücken –<br />
Qualifikationsanforderungen an den Umhüller, 2/2014<br />
Das technische Komitee G-TK-1-10<br />
Außenkorrosion hat die Überarbeitung<br />
des DVGW-Arbeitsblattes<br />
GW 15 Nachumhüllungen von Rohrleitungen,<br />
Armaturen und Formstücken<br />
– Qualifikationsanforderungen<br />
an Umhüller abgeschlossen.<br />
Um den neu entstandenen Normen<br />
auf internationaler und nationaler<br />
Ebene gerecht zu werden, wurde<br />
die Anpassung des DVGW-Arbeitsblattes<br />
notwendig.<br />
Es beinhaltet die Anforderungen<br />
an die Qualifikation von Umhüllern.<br />
Die Werksumhüllung von Rohren<br />
erfordert eine sachgerechte Nachumhüllung<br />
von unbeschichteten<br />
Rohrverbindungen, Bauteilen und<br />
Fehlstellen auf der Baustelle. Für<br />
Nachumhüllungen stehen verschiedene<br />
Umhüllungsmaterialien zur<br />
Verfügung. Die Nachumhüllung auf<br />
der Baustelle erfordert vom Umhüller<br />
sowohl Sachkunde über die<br />
Umhüllungsmaterialien als auch die<br />
Fähigkeit zur fachgerechten Anwendung<br />
dieser Materialien. Die Anwendung<br />
dieses Arbeitsblattes stellt sicher,<br />
dass die Schulung und Prüfung<br />
der Umhüller nach einheitlichen<br />
Verfahren und Inhalten durchgeführt<br />
wird und Umhüller nach bestandener<br />
Prüfung die für eine qualitätsgerechte<br />
Ausführung und Kontrolle<br />
der Arbeiten erforderliche Fachkenntnis<br />
und Hand fertigkeit be sitzen.<br />
Der Anwender hat zudem die<br />
Möglichkeit, sich zu spezialisieren.<br />
Zusätzlich zu den allgemein erforderlichen<br />
Grundlagen kann optional<br />
aufbauend eine weitergehende<br />
Spezialisierung für be stimmte Nachumhüllungsmaterialien<br />
erfolgen.<br />
Gegenüber DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 15:2007-01 wurden folgende<br />
Änderungen vorgenommen:<br />
••<br />
Der Inhalt wurde aktualisiert<br />
••<br />
Anforderungen an die Ausbildungsstätten<br />
werden erstmalig<br />
festgelegt<br />
••<br />
Prüfungsordnung zur Ausbildung<br />
wurde aktualisiert<br />
••<br />
Anforderungen an Ausbilder werden<br />
benannt<br />
••<br />
Möglichkeiten des Nachweises<br />
der Qualifikation: Beispielsweise<br />
wurden bisher von den Ausbildungsstätten<br />
sogenannte Umhüllerausweise<br />
ausgestellt. Dabei<br />
wurde die vollständige Einhaltung<br />
der Anforderungen die Bildungsstätte<br />
geprüft. Dies ist im neuen<br />
Arbeitsblatt nicht zwingend gegeben<br />
kann aber weiterhin so<br />
praktiziert werden. Die Form des<br />
Nachweises wird freigestellt.<br />
Der Weißdruck ist im Februar 2014<br />
erschienen.<br />
Preis:<br />
€ 22,27 für Mitglieder;<br />
€ 29,69 für Nichtmitglieder.<br />
Weißdrucke der DVGW-Arbeitsblätter GW 20, GW 21, GW 22, GW 24, GW 27 und GW 28<br />
Das technische Komitee G-TK-1-10<br />
Außenkorrosion und die Arbeitsgemeinschaft<br />
für Korrosionsfragen<br />
(AfK) haben wichtige AfK-Empfehlungen<br />
dem Regelsetzungsprozess<br />
gemäß DVGW-Geschäftsordnung<br />
GW 100 unterzogen und somit<br />
die Überführung in DVGW-Arbeitsblätter<br />
ermöglicht. Es handelt sich<br />
dabei um folgende Arbeitsblätter:<br />
••<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 28: Beurteilung<br />
der Korrosionsgefährdung<br />
durch Wechselstrom bei kathodisch<br />
geschützten Stahlrohrleitungen<br />
und Schutzmaßnahmen<br />
– Textgleich mit der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 11<br />
••<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 27: Verfahren<br />
zum Nachweis der Wirksamkeit<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
an erdverlegten<br />
Rohrleitungen – Textgleich mit<br />
der AfK-Empfehlung Nr. 10<br />
••<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 24: Kathodischer<br />
Korrosionsschutz in<br />
Verbindung mit explosionsgefährdeten<br />
Bereichen – Textgleich<br />
mit der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 5<br />
••<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 22:<br />
Maßnahmen beim Bau und<br />
Betrieb von Rohrleitungen im<br />
Einflussbereich von Hochspannungs-Drehstromanlagen<br />
und<br />
Wechselstrom-Bahnanlagen –<br />
Textgleich mit der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 3 und der Technischen<br />
Empfehlung Nr. 7 der Schiedsstelle<br />
für Beeinflussungsfragen<br />
(SfB)<br />
••<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 21: Beeinflussung<br />
von unterirdischen<br />
metallischen Anlagen durch<br />
Streuströme von Gleichstromanlagen<br />
– Textgleich mit der AfK-<br />
Empfehlung Nr. 2<br />
••<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 20: Kathodischer<br />
Korrosionsschutz in<br />
Mantelrohren im Kreuzungsbereich<br />
mit Verkehrswegen Produktrohre<br />
aus Stahl im Vortriebsverfahren<br />
– Textgleich mit der<br />
AfK-Empfehlung Nr. 1<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 28<br />
Der Inhalt dieses Arbeitsblattes spiegelt<br />
das gemeinsame Verständnis<br />
(fachlicher Bearbeitungsstand 2011)<br />
unter den für Beeinflussungsfragen<br />
und Korrosionsschutz zuständigen<br />
März 2014<br />
322 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Fachleuten aus den der AfK zugehörigen<br />
Verbänden wider. Im<br />
Zusammenhang mit der bevorstehenden<br />
europäischen Norm<br />
DIN EN 15280 muss erwähnt werden,<br />
dass dieses Arbeitsblatt nicht<br />
im Widerspruch zu dieser Norm<br />
steht. Das Arbeitsblatt ist in sich als<br />
geschlossenes Dokument zu sehen,<br />
welches praxis orientierte Hinweise<br />
gibt und die DIN EN 15280 konkret<br />
auf die nationalen Bedürfnisse<br />
spezifiziert.<br />
Ein vertieftes Verständnis der<br />
beteiligten Prozesse der Wechselstromkorrosion,<br />
unter Einfluss des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes,<br />
hat aber über längere Zeit gefehlt.<br />
Erst aufgrund jüngerer Labor- und<br />
Felduntersuchungen war es möglich,<br />
ein Modell zu entwickeln, welches<br />
in der Lage ist, alle bisherigen empirischen<br />
Beobachtungen zu erklären.<br />
Insbesondere betrifft dies die Befunde<br />
zum Einfluss des kathodischen<br />
Schutzniveaus auf die Wechselstrom-<br />
Korrosionsgefährdung. Die aktuellen<br />
Modellvorstellungen erklären dann<br />
auch die Schutzkriterien, unter<br />
deren Einhaltung die Korrosionsgeschwindigkeit<br />
auf ein technisch<br />
akzeptierbares Maß verringert werden<br />
kann. Mittels umfangreicher<br />
Feldversuche konnten die dem<br />
Modell zugrunde liegenden Schutzkriterien<br />
in der Praxis bestätigt bzw.<br />
überprüft werden.<br />
Die Felduntersuchungen zeigten<br />
außerdem, dass eine Verringerung<br />
der Korrosionsgeschwindigkeit auf<br />
technisch vernachlässigbare Werte<br />
< 0,01 mm/a, wie in DIN EN 12954<br />
als Kriterium für die Anwendung des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes<br />
angegeben, bei Wechselspannungsbeeinflussung<br />
nicht gewährleistet<br />
werden kann. In diesem Arbeitsblatt<br />
wird daher bei Einhaltung der<br />
genannten Kriterien bewusst der<br />
Begriff „technisch akzeptierbare<br />
Korrosionsgeschwindigkeit“ (Korrosionsgeschwindigkeit<br />
< 0,03 mm/a)<br />
gewählt.<br />
Für die praktische Anwendung<br />
einzelner Kriterien werden Mittelwerte<br />
empfohlen, welche mit einer<br />
maximal zulässigen Standardabweichung<br />
verknüpft sind. Die Werte<br />
wurden aus den Daten der Feldversuche<br />
abgeleitet und entsprechen<br />
den vorgefundenen Rahmenbedingungen.<br />
Es ist daher möglich,<br />
dass sich mit zunehmender Praxiserfahrung<br />
Anpassungsbedarf der<br />
statistischen Größen ergibt.<br />
An dieser Stelle muss erwähnt<br />
werden, dass zurzeit Forschungstätigkeiten<br />
zu der Umsetzung von<br />
Maßnahmen zur Verminderung der<br />
Wechselstrom-Korrosionsgefährdung<br />
durchgeführt werden, sodass in<br />
naher Zukunft weitere Erkenntnisse<br />
in das Arbeitsblatt einfließen werden.<br />
Die Veröffentlichung wurde<br />
jedoch zum jetzigen Zeitpunkt als<br />
sinnvoll erachtet, um dem Anwender,<br />
auch in Bezug auf die<br />
bevorstehende europäische Norm<br />
DIN EN 15280, die bisherigen wichtigen<br />
Erkenntnisse nicht unnötig<br />
vorzuenthalten.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 27<br />
Nach DIN EN 12954 muss bei vollständigem<br />
kathodischen Korrosionsschutz<br />
das Schutzkriterium an jedem<br />
Messpunkt des Schutzobjektes, d. h.<br />
an jeder Fehlstelle seiner Umhüllung<br />
erfüllt sein.<br />
In dem Bemühen aufzuzeigen,<br />
wie dies unter Berücksichtigung<br />
der bekannten physikalischen<br />
Grund lagen mit eingeführten und<br />
neueren Messverfahren in der Praxis<br />
weit gehend nachgewiesen werden<br />
kann, wurde DIN EN 13509 erarbeitet.<br />
In den Fällen, in denen die beschriebenen<br />
Messmethoden oder<br />
die ört lichen Verhältnisse die Ermittlung<br />
der notwendigen Daten in<br />
nicht hinreichendem, aussagefähigem<br />
Maße erlauben, ergeben sich<br />
Schwierigkeiten beim Nachweis.<br />
Diesbezügliche Problemfälle stellen<br />
die meisten Behälter dar, beispielsweise<br />
aber auch Rohrleitungen in<br />
Stadtgebieten, insbesondere bei<br />
Vorliegen von zeitlich sich stark<br />
ändernder Streustrombeeinflussung<br />
durch z. B. Gleichstrom-Bahnanlagen,<br />
Rohrleitungen mit Schutzmaßnahmen<br />
gegen Hochspannungsbeeinflussung<br />
und parallel verlaufende<br />
Rohrleitungen.<br />
Das vorliegende Arbeitsblatt<br />
beschreibt weitere Messverfahren,<br />
mit denen der Nachweis des<br />
Schutzkriteriums im Sinne von<br />
DIN EN 13509 erfolgen kann. Es gibt<br />
da rüber hinaus Hinweise über die<br />
Zweckmäßigkeit der Anwendung<br />
der einzelnen Verfahren unter<br />
verschiedenen Einsatzbedingungen<br />
sowie zur Vermeidung von Fehlmessungen<br />
und Fehlinterpretationen<br />
der Messergebnisse. Hinsichtlich<br />
der Definition der Begriffe wird auf<br />
die beiden zuvor zitierten Normen<br />
hingewiesen.<br />
Die beschriebenen Nachweisverfahren<br />
sind teils seit Langem<br />
Stand der Technik (z. B. Ausschaltpotenzialmessungen),<br />
teils finden<br />
sie zunehmend Anwendung (z. B.<br />
Intensivmessungen), sodass hier<br />
Erfahrungen bei der Erarbeitung<br />
dieses Arbeitsblattes berücksichtigt<br />
werden konnten. Bei einigen Verfahren<br />
(z. B. Potenzialgradientenvergleich)<br />
liegen dagegen nur wenige<br />
Erfahrungen vor.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 24<br />
Dieses Arbeitsblatt behandelt allgemeine<br />
Richtlinien und Maßnahmen<br />
zur Vermeidung von Zündgefahren<br />
an Isolierstücken und zur Sicherstellung<br />
eines kathodischen Korrosionsschutzes<br />
in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen. Es ist anwendbar<br />
auf Stationen von Erdgas-Leitungssystemen<br />
und – unter Beachtung<br />
der jeweils gültigen Vorschriften<br />
(z. B. TRbF, TRBS, TRGS, BetrSichV) –<br />
sinngemäß auch für andere Produktleitungen.<br />
Isolierstücke dienen der elektrischen<br />
Trennung von Rohrleitungsanlagen<br />
– z. B. zur Sicherstellung des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes<br />
(Trennung KKS-geschützter Anlagen<br />
vom geerdeten Stationssystem), zur<br />
elektrischen Aufteilung längerer Rohrleitungssysteme<br />
an Eigentums- bzw.<br />
KKS-Schutzbereichsgrenzen oder –<br />
in selteneren Fällen – zur elektrischen<br />
Aufteilung hochspannungsbeeinflusster<br />
Rohrleitungsabschnitte.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 323
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|<br />
Die elektrische Trennung besteht<br />
bis zur Durchschlag festigkeit des<br />
Isolierstücks. Diese Durchschlagfestigkeit<br />
kann – z. B. in Abhängigkeit<br />
von dem durch strömenden Medium,<br />
der Einbaulage und den äußeren atmosphärischen<br />
Einflüssen – unter<br />
Umständen auch mit zunehmender<br />
Betriebsdauer abnehmen. Es ist<br />
aber davon aus zugehen, dass blitzbedingte<br />
Überspannungen infolge<br />
eines Ein schlages in exponierte<br />
Teile einer Pipelineanlage zu einer<br />
Überbeanspruchung der Durchschlagfestigkeit<br />
von Isolierstücken<br />
führen können. Bei Isolierstücken<br />
kathodisch geschützter Anlagen in<br />
explosions gefährdeten Bereichen<br />
sind zur Vermeidung von Zündgefahren<br />
besondere Vorkehrungen<br />
zu treffen. Solche Gefahren können<br />
infolge Funkenbildung durch elektrische<br />
Anlagen oder durch Blitzeinwirkungen<br />
entstehen. Des Weiteren<br />
sind Maßnahmen zur Aufrechterhaltung<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
erforderlich.<br />
Die erste Neufassung der diesem<br />
Arbeitsblatt zugrunde liegenden<br />
AfK-Empfehlung entstand aus der<br />
Ausgabe Februar 1986 aufgrund<br />
von Vorschlägen aus der Praxis. In<br />
der Neufassung wird auch auf<br />
Prüfungen von Trennfunkenstrecken<br />
eingegangen, und es werden<br />
Hinweise zur Auswahl der am vorgesehenen<br />
Einsatzort geeigneten<br />
Funkenstrecke gegeben. Die Textpassagen<br />
hinsichtlich der Schutzmaßnahmen<br />
gegen elektrischen<br />
Schlag bei der Errichtung kathodischer<br />
Korrosionsschutzanlagen<br />
wurden in das Arbeitsblatt nicht<br />
übernommen; zu diesem Themengebiet<br />
sei auf die AfK-Empfehlung<br />
Nr. 6 verwiesen.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 22<br />
Als erste Technische Regel zum<br />
Themenbereich „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
erschien im Januar<br />
1966 die Empfehlung „Maßnahmen<br />
beim Bau und Betrieb von Rohrleitungen<br />
im Einflussbereich von<br />
Hochspannungsfreileitungen (Richtlinien<br />
für hochspannungsbeeinflusste<br />
Rohrleitungen)“, welche nach intensiven<br />
Beratungen eines Arbeitskreises<br />
erstellt und textgleich als<br />
Technische Empfehlung Nr. 7 (TE 7)<br />
der Schiedsstelle für Beeinflussungsfragen<br />
(SfB) und als Empfehlung<br />
Nr. 3 der Arbeits gemeinschaft für<br />
Korrosionsfragen (AfK) (AfK-3) veröffentlicht<br />
wurde.<br />
Diese erste Ausgabe der Empfehlung<br />
stützte sich überwiegend<br />
auf theoretische Überlegungen,<br />
Berechnungen und Feldversuche.<br />
Praktische Erfahrungen lagen nur<br />
im begrenzten Umfang vor.<br />
In den folgenden Jahren kam<br />
es zu einer fortschreitenden Bündelung<br />
der Trassen von Hochspannungsund<br />
Rohrleitungen. Die stärkere<br />
Vermaschung der Netze führte zu<br />
einem Anstieg der Kurzschlussleistungen.<br />
Neue, hoch isolierende<br />
Werkstoffe für die Rohrleitungsumhüllung<br />
(Polyethylen) ergaben<br />
zusätzliche Beeinflussungsfälle, da<br />
allein schon durch die Betriebsströme<br />
der Hochspannungsfreileitungen eine<br />
relevante Dauerbeeinflussungsspannung<br />
auf Rohrleitungen induziert<br />
werden konnte. Diese Gegebenheiten<br />
führten zu einer ersten Überarbeitung<br />
der TE 7/AfK-3, welche im Herbst des<br />
Jahres 1971 begann und mit der<br />
Veröffentlichung der Neufassungen<br />
im Mai 1982 abgeschlossen wurde.<br />
Im Rahmen dieser ersten Überarbeitung<br />
flossen weitere − theoretische<br />
und durch Versuche ermittelte<br />
− Erkenntnisse ein. Es wurden abstandsabhängige<br />
Grenzlängen definiert<br />
und so Hinweise gegeben,<br />
in welchen Beeinflussungsfällen die<br />
Höhe der Beeinflussungsspannungen<br />
eine genauere Betrachtung erfordert.<br />
Des Weiteren wurde die Abhängigkeit<br />
der Dauerbeeinflussungsspannung<br />
von der Geometrie der Freileitung<br />
(Anordnung der Leiter- und<br />
Erdseile und deren Variation an<br />
Verdrillungsmasten) erkannt und<br />
beschrieben. Mit der ersten Überarbeitung<br />
der TE 7/AfK-3 stand ab Mitte<br />
1982 eine Technische Empfehlung<br />
zur Verfügung, welche ein sicheres<br />
Handling der Beeinflussungssituationen<br />
und Schutzmaßnahmen gegen<br />
gefährlich hohe Beeinflussungsspannungen<br />
ermöglichte. Grundlagen<br />
der Betrachtungen waren dabei die<br />
in den 80er Jahren eingesetzten<br />
Rohrleitungsumhüllungssysteme.<br />
15 Jahre nach Veröffent lichung<br />
der ersten Neubearbeitung im Mai<br />
1982 hat sich eine AfK/SfB-Arbeitsgruppe<br />
im Sinn einer An passung<br />
an den aktuellen Stand der Technik<br />
zum Ziel gesetzt,<br />
••<br />
die Gültigkeit der in der Ausgabe<br />
vom Mai 1982 zuletzt definierten<br />
Grenzwerte für die maximal zulässigen<br />
Berührungsspannungen<br />
vor dem Stand der aktuellen<br />
eu ropäischen Normen zu überprüfen,<br />
••<br />
die Tabellen um die Daten neuer,<br />
nahezu fehlstellenfreier Rohrleitungsumhüllungen<br />
zu erweitern,<br />
••<br />
bei den empfohlenen Maßnahmen<br />
auch die teilweise auftretenden<br />
Unterschiede von<br />
erdfühligen und nahezu fehlstellenfreien<br />
Rohrsystemen herauszustellen,<br />
••<br />
die Möglichkeiten der Anschlusstechnik<br />
von Rohrleitungserdern<br />
vorzustellen, welche sich von den<br />
Alternativen „direkter Anschluss<br />
oder über Gasentladungsableiter“<br />
aus der 82er-Empfehlung zu einer<br />
breiten Palette von Geräten unterschiedlicher<br />
Funktionsweisen<br />
weiterentwickelt haben, etwa<br />
Dioden- und Kondensator-Abgrenzeinheiten,<br />
welche die früher<br />
eingesetzten Polarisationszellen<br />
teilweise verdrängt haben sowie<br />
spannungsgesteuerte Halbleiter-<br />
Abgrenzeinheiten,<br />
••<br />
die Anforderungen an Korrosionsschutz-Gleichrichter<br />
zu aktualisieren,<br />
welche an hochspannungsbeeinflussten<br />
Rohrleitungen eingesetzt<br />
werden,<br />
••<br />
neue Erkenntnisse und Praxiswissen<br />
für Themenbereiche einzubringen,<br />
z. B.<br />
−−<br />
Bau von Rohrleitungen mit<br />
hervorragender Umhüllungsqualität<br />
im Einflussbereich<br />
von Hochspannungsanlagen,<br />
−−<br />
Einsatz moderner Messtechniken<br />
und -geräte,<br />
März 2014<br />
324 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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−−<br />
Berechnung von induzierten<br />
Beeinflussungsspannungen<br />
mithilfe von DV-Programmen<br />
sowie<br />
••<br />
die TE 7/AfK-3 noch themenbezogener<br />
zu strukturieren.<br />
Die in den Empfehlungen von 1966<br />
und 1982 formulierten mathematischen<br />
Gesetzmäßigkeiten der<br />
Beeinflussung von Rohrleitungen<br />
im Nahbereich von Drehstrom-<br />
Hochspannungsfreileitungen und<br />
Wechselstrom-Bahnanlagen besitzen<br />
nach wie vor Gültigkeit und<br />
wurden nicht von der Nachüberarbeitung<br />
berührt.<br />
Aufgrund neuer Veröffentlichungen,<br />
insbesondere hinsichtlich der<br />
Personengefährdung bei beeinflussten<br />
Telekommunikationsleitungen,<br />
wurde das Grenzwertkonzept überprüft.<br />
Für den praktischen Anwendungsfall<br />
ergaben sich nach dieser<br />
Prüfung keine Änderungen, da im<br />
Fehlerfall die zur Einhaltung der<br />
1000-V-Beeinflussungsspannung<br />
geforderte Beschränkung der Einwirkzeit<br />
von den Hochspannungsanlagen<br />
aufgrund der bestehenden<br />
Schutzkonzepte eingehalten wird.<br />
Für den Fall des Normalbetriebs wurde<br />
eine Anpassung an den international<br />
für Beeinflussungen geltenden,<br />
einheitlichen Wert von 60 V (früher<br />
65 V) vorgenommen.<br />
Es werden in diesem Arbeitsblatt<br />
erprobte Maßnahmen aufgezählt,<br />
mit denen eine wirkungsvolle Reduzierung<br />
der eingekoppelten Beeinflussungsspannung<br />
erreicht werden<br />
kann – falls die Möglichkeit einer<br />
gefährlich hohen Berührungsspannung<br />
zwischen Rohrleitung und<br />
Erde im ungünstigen Beeinflussungsfall<br />
besteht. Auch in diesem Themenkomplex<br />
stand das Bemühen im<br />
Vordergrund, dem Anspruch einer<br />
„gültigen Technischen Regel“ gerecht<br />
zu werden – d. h. die verschiedenen<br />
Techniken darzustellen und neben<br />
den Möglichkeiten einzelner Verfahren<br />
auch deren Grenzen aufzuzeigen.<br />
Damit sollen Betreibern von Rohrleitungen,<br />
Hochspannungs netzen<br />
und elektrifizierten Wechselstrom-<br />
Bahnanlagen Lösungen für eventuelle<br />
Beeinflussungsprobleme aufgezeigt<br />
werden. Dem Anwender auf<br />
der Rohrleitungsseite soll auch ermöglicht<br />
werden, ein Rohrnetz unter<br />
dem Gesichtspunkt „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
sicher zu errichten<br />
und zu betreiben. Den Herstellern<br />
von Einrichtungen für den kathodischen<br />
Korrosionsschutz bzw.<br />
Einrichtungen zur Begrenzung von<br />
Beeinflussungsspannungen werden<br />
hier praxisgerechte und allgemeingültige<br />
Anforderungen an die Kompo<br />
nenten an die Hand gegeben.<br />
Der im Themenbereich „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
Sachkundige<br />
wird stets bemüht sein, ein<br />
funktionierendes Schutzsystem gegen<br />
Hochspannungsbeeinflussung zu definieren<br />
und umzusetzen. Bei der<br />
Erarbeitung des Schutzkonzeptes ist<br />
aber zu beachten, dass – bei einem<br />
so umfangreichen Gewerk wie einer<br />
Rohrleitung – auch die Maßnahmen<br />
anderer Fachbereiche (welchen oft<br />
die Problematik „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
fremd ist) berücksichtigt<br />
werden müssen. Diese Anforderung<br />
gilt sowohl für die Bauphase<br />
(z. B. elektrische Verbindung<br />
von Rohrleitungsteilstücken im<br />
Rahmen von Druckproben über<br />
wassereinspeisende Rohrleitungen<br />
und stahlarmierte Schläuche) als<br />
auch für die Betriebsphase, wo es<br />
••<br />
z. B. durch Blitzschutzmaßnahmen<br />
(z. B. Trennfunkenstrecken mit<br />
niedrigen Ansprechspannungen)<br />
sowie<br />
••<br />
durch Maßnahmen des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes (Potenzialverbindungen<br />
zu anderen<br />
Rohrleitungssystemen, Wechselstromableitung<br />
über Anoden<br />
von KKS-Anlagen)<br />
zu weiteren Verbindungen der Rohrleitung<br />
mit erdfühligen Objekten<br />
kommen kann.<br />
Nicht zu vernachlässigen sind<br />
auch gezielt durchgeführte, spannungsreduzierende<br />
Maßnahmen im<br />
Hinblick auf mögliche Wechselstromkorrosion<br />
(siehe auch DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 28, textgleich mit<br />
der AfK-Empfehlung Nr. 11). Diese<br />
Einrichtungen (Erder und deren<br />
Anschaltgeräte) spielen z. B. auch im<br />
Falle einer kurzzeitigen Beeinflussung<br />
infolge eines Erdfehlers im<br />
Hochspannungsnetz eine nicht zu<br />
unterschätzende Rolle bei der Verteilung<br />
der Höhe der Beeinflussungsspannung<br />
entlang der Rohrleitung.<br />
Ein sicherer Betrieb von Rohrleitungen<br />
ist nur möglich, wenn die<br />
verschiedenen Aspekte (Hochspannungsbeeinflussung<br />
– Blitzschutz –<br />
Korrosionsschutz) als komplexes<br />
Gesamtsystem gesehen werden, in<br />
dem einzelne Maßnahmen mit Einfluss<br />
auf die Erdfühligkeit auch<br />
Auswirkungen auf die Wirksamkeit<br />
der anderen zu berücksichtigenden<br />
Schutzaspekte haben können. Daher<br />
ist eine Einbeziehung aller relevanten<br />
Maßnahmen in das Schutzkonzept<br />
„Hochspannungsbeeinflussung“<br />
möglichst früh erforderlich.<br />
Im Beeinflussungsfall soll bei<br />
Festlegung der Schutzmaßnahmen<br />
die jeweils bestmögliche Gesamtlösung<br />
erreicht werden, die das<br />
technisch Erforderliche mit der geringsten<br />
wirtschaftlichen Belastung<br />
gewährleistet.<br />
Die Kosten für Schutzmaßnahmen<br />
zur Vermeidung, Reduzierung oder<br />
Beseitigung von Beeinflussungen<br />
im Rahmen der Festlegungen dieser<br />
Empfehlung hat der Betreiber der<br />
beeinflussenden Anlage zu tragen,<br />
soweit seine Anlage die spätere ist.<br />
Hiervon abweichende vertragliche<br />
Vereinbarungen oder zwingende<br />
gesetzliche Vorschriften bleiben unberührt.<br />
Eine spätere beeinflussungserhebliche<br />
Änderung einer Anlage<br />
ist wie eine spätere Errichtung der<br />
Anlage zu behandeln.<br />
Die vorliegende Fassung stellt<br />
eine Nachüberarbeitung der Ausgabe<br />
vom November 2007 dar. Hauptgrund<br />
der Nachüberarbeitung war der entfallene<br />
Erwartungsfaktor w für die<br />
Kurzzeitbeeinflussung in den (der)<br />
Bezugsnorm(en). Dies hat zur Folge,<br />
dass aus einer Nachberechnung von<br />
bisher (unter dem Gesichtspunkt<br />
„Berührungsschutz“) unkritischer Beeinflussungsabschnitten<br />
auch bei<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 325
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
unveränderter Beeinflussungssituation<br />
eine kritisch hohe Kurzzeitbeeinflussung<br />
resultieren kann. Aufgrund<br />
der bisher auch sicherheitstechnisch<br />
nur positiven Betriebserfahrungen<br />
mit der Anwendung des Erwartungsfaktors<br />
von w = 0,7 (und der uneingeschränkten<br />
Gültigkeit bei Beeinflussung<br />
durch Bahnanlagen) wird<br />
dieser Faktor zur Anwendung bei<br />
Personenschutzbetrachtungen in der<br />
Betriebsphase von Rohrleitungen wieder<br />
eingeführt. Im Einflussbereich von<br />
Drehstrom-Hochspannungsfreileitungen<br />
ist bezüglich des Geräteschutzes<br />
und der Bauphase von Rohrleitungen<br />
weiterhin ein Erwartungsfaktor von<br />
w = 1 anzusetzen. Des Weiteren wurde<br />
die Aufstellung der Abgrenzeinheiten<br />
um den jetzt häufiger eingesetzten<br />
Reihenschwingkreis ergänzt.<br />
Eine weitere Änderung zur vorherigen<br />
Ausgabe ergab sich bezüglich<br />
der erforderlichen Sicherheitsabstände<br />
von Hochspannungsanlagen<br />
zu Ausblaseeinrichtungen<br />
von Rohrleitungen – bzw. Anlagen<br />
– für brennbare Gase.<br />
Zeitgleich mit der Nachüberarbeitung<br />
lag auf europäischer Ebene<br />
die – mittlerweile verabschiedete –<br />
Norm EN 50443 zum Thema „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
vor. Es<br />
bestehen keine fachspezifischen<br />
Widersprüche zwischen den Inhalten<br />
dieser beiden Dokumente.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 21<br />
Dieses Arbeitsblatt befasst sich mit<br />
der Beeinflussung erdverlegter metallischer<br />
Objekte durch Streuströme<br />
aus Gleichstromanlagen. Dabei gibt<br />
es Hinweise über die Grundlagen,<br />
Kriterien und messtechnische Beurteilung<br />
der Streustrombeeinflussung<br />
und beschreibt Maßnahmen zur Verhinderung<br />
schädlicher Beeinflussung<br />
von erdverlegten metallischen<br />
Objekten. Dabei wird ausschließlich<br />
das Thema Außenkorrosion betrachtet.<br />
Das Thema Innenkorrosion<br />
im Zusammenhang mit der Beeinflussung<br />
erdverlegter metallischer<br />
Objekte durch Streuströme aus<br />
Gleichstromanlagen ist nicht Thema<br />
dieses Arbeitsblattes.<br />
Ebenfalls nicht Thema dieses<br />
Arbeitsblattes ist die Beeinflussung<br />
erdverlegter metallischer Objekte<br />
durch Streuströme aus Wechselstroman<br />
lagen.<br />
Für die Überarbeitung des<br />
Arbeitsblattes waren die folgenden<br />
Überlegungen ausschlaggebend:<br />
••<br />
Seit der Ablösung von DIN VDE<br />
0150 durch DIN EN 50162 existieren<br />
neue Beeinflussungs kriterien.<br />
Diese werden in diesem<br />
Arbeitsblatt praxisgerecht dargestellt.<br />
••<br />
Die von der Technischen Akademie<br />
in Wuppertal in den 90er-<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
entwickelten Mess- und Beurteilungsmethoden<br />
hinsichtlich des<br />
Nachweises einer unzulässigen<br />
Beeinflussung durch zeitlich veränderliche<br />
Streuströme sind in<br />
dieses Arbeitsblatt mit eingeflossen.<br />
••<br />
Durch die gleichzeitige Überarbeitung<br />
von DIN EN 50122-2<br />
konnte sichergestellt werden,<br />
dass zumindest in Deutschland<br />
im Falle der Streustrombeeinflussung<br />
durch zeitlich<br />
ver änderliche Streuströme sowohl<br />
die Bahnbetreiber als<br />
auch die Rohrleitungs- und<br />
Tankanlagenbetreiber dieselben<br />
Mess- und Beurteilungsmethoden<br />
bei der Beurteilung<br />
einer möglichen Beeinflussung<br />
anwenden.<br />
••<br />
Die Grundlagen der Beeinflussung<br />
werden ausführlich dargestellt<br />
und die Schwierigkeiten<br />
beim messtechnischen Nachweis<br />
einer möglichen unzulässigen<br />
Beeinflussung umfassend beschrieben.<br />
••<br />
Die früher in der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 9 beschriebenen Spannungstrichterberechnungen<br />
von Anodenanlagen<br />
werden nun in<br />
diesem Arbeitsblatt dargestellt.<br />
••<br />
Es werden Maßnahmen zur<br />
Verhinderung schädlicher Beeinflussung<br />
von erdverlegten<br />
metallischen Objekten durch<br />
Streuströme aus Gleichstromanlagen<br />
beschrieben.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 20<br />
Dieses Arbeitsblatt gibt aus korrosionsschutztechnischer<br />
Sicht Hinweise<br />
für die Planung, die Inbetriebnahme<br />
und die messtechnische Überwachung<br />
einer kathodisch geschützten<br />
Produktleitung, die in einem<br />
Mantelrohr verlegt ist.<br />
Für die Überarbeitung waren<br />
die folgenden Überlegungen ausschlaggebend:<br />
••<br />
Neben Mantelrohren aus Stahl<br />
werden in der Praxis häufig<br />
Mantelrohre aus Kunststoff oder<br />
Beton bzw. Stahlbeton eingesetzt.<br />
Diese Materialien werden<br />
in der vorliegenden Überarbeitung<br />
bezüglich ihres Einflusses<br />
auf den Korrosionsschutz des<br />
Produktrohres berücksichtigt.<br />
••<br />
Der Einfluss eines Mantelrohres<br />
auf die Wechselstrom-Korrosionsgefährdung<br />
des Produktrohres<br />
sollte aufgegriffen werden.<br />
••<br />
Erfahrungen mit zement- und<br />
kunst stoffartigen Verfüllmaterialien<br />
für den Ringraum sollten in<br />
dieses neue Arbeitsblatt einfließen.<br />
••<br />
Es liegen neue Erkenntnisse zur<br />
Bewertung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes des Produktrohres<br />
vor. Diese werden in dem<br />
überarbeiteten Arbeitsblatt ausführlich<br />
beschrieben.<br />
••<br />
Vor dem Hintergrund der Ausführungen<br />
im DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 20 textgleich mit der AfK-<br />
Empfehlung Nr.10 mussten die<br />
Messvorschriften für die Prüfung<br />
des kathodischen Schutzes von<br />
Rohren, die mit grabenlosen<br />
Verlegeverfahren eingebracht<br />
wurden, angepasst werden.<br />
••<br />
Es sollten die Maßnahmen zusammengestellt<br />
werden, die<br />
ergriffen werden können, wenn<br />
der kathodische Korrosionsschutz<br />
des Produktrohres im Mantelrohr<br />
nicht ausreichend wirksam ist.<br />
Weiterhin wurden in dieses Arbeitsblatt<br />
Hinweise eingearbeitet zur<br />
Überprüfung der Umhüllungsqualität<br />
eines Produktrohres, das z. B.<br />
im Rahmen einer Neubaumaßnahme<br />
in ein Mantelrohr eingezogen wurde.<br />
März 2014<br />
326 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK |<br />
Dies wurde als notwendig erachtet,<br />
weil in der Vergangenheit Fälle bekannt<br />
wurden, bei denen es während<br />
des Einzugs vorganges zu Umhüllungsfehlstellen<br />
am Produktrohr<br />
gekommen war.<br />
Preise:<br />
GW 20 A: Kathodischer Korrosionsschutz in<br />
Mantelrohren im Kreuzungsbereich mit<br />
Verkehrswegen, Produktrohre aus Stahl<br />
mit Vortriebsverfahren; textgleich mit<br />
AfK-Empfehlung Nr. 1, 2/2014, € 29,87 für<br />
Mitglieder, € 39,82 € für Nichtmitglieder.<br />
GW 21 A: Beeinflussung von unterirdischen<br />
metallischen Anlagen durch Streuströme von<br />
Gleichstromanlagen, 2/2014, € 44,69 für<br />
Mitglieder, € 59,59 für Nichtmitglieder.<br />
GW 22 A: Maßnahmen beim Bau und Betrieb<br />
von Rohrleitungen im Einflussbereich von<br />
Hochspannungs-Drehstromanlagen und<br />
Wechselstrom-Bahnanlagen; textgleich<br />
mit der AfK-Empfehlung Nr. 3 und der<br />
Technischen Empfehlung Nr. 7 der<br />
Schiedsstelle für Beeinflussungsfragen,<br />
2/2014, € 62,00 für Mitglieder, € 82,67 für<br />
Nichtmitglieder.<br />
GW 24 A: Kathodischer Korrosionsschutz in<br />
Verbindung mit explosionsgefährdeten<br />
Bereichen, 2/2014, € 26,82 für Mitglieder,<br />
€ 35,76 für Nichtmitglieder.<br />
GW 27 A: Verfahren zum Nachweis der Wirksamkeit<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
an erdverlegten Rohrleitungen 2/2013, € 38,59<br />
für Mitglieder, € 51,46 für Nicht mitglieder.<br />
GW 28 A: Beurteilung der Korrosionsgefährdung<br />
durch Wechselstrom bei kathodisch<br />
geschützten Stahlrohrleitungen und<br />
Schutzmaßnahmen, 2/2014, € 26,82 für<br />
Mitglieder, € 35,76 für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40, Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 143-5: Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden<br />
– Teil 5: Reparatur von <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanälen durch Innen manschetten<br />
Defekte <strong>Abwasser</strong>leitungen und<br />
-kanäle können die Umwelt,<br />
insbesondere das Grundwasser und<br />
den Boden, schädigen. Ein neues<br />
Merkblatt der Deutschen Vereinigung<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e. V. (DWA) beschreibt,<br />
wie mithilfe von Innenmanschetten<br />
örtlich begrenzte Schäden an erdverlegten<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen und<br />
-kanälen repariert werden können.<br />
Ziel ist es, diese zu erhalten und<br />
sie wieder so herzustellen, dass sie<br />
den Anforderungen vorgeschriebener<br />
Normen entsprechen.<br />
Das Merkblatt gilt für <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanäle, die hauptsächlich<br />
als Freispiegelsysteme betrieben<br />
werden, und zwar von dem Punkt an,<br />
an dem das <strong>Abwasser</strong> das Gebäude<br />
bzw. die Dachentwässerung verlässt<br />
oder in einen Straßenablauf fließt bis<br />
zu dem Punkt, an dem es in eine<br />
Behandlungsanlage oder in einen<br />
Vorfluter eingeleitet wird.<br />
Reparaturverfahren im Druckrohrbereich<br />
sind nicht Gegenstand<br />
des Merkblatts. <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanäle unterhalb von Gebäuden<br />
sind jedoch eingeschlossen,<br />
sofern sie nicht Teil der Gebäudeentwässerung<br />
sind.<br />
DWA-M 143-5 behandelt drei<br />
unterschiedliche Systeme:<br />
••<br />
Edelstahlmanschetten auf Kompressionsbasis<br />
mit Elastomerdichtung<br />
für begehbare und<br />
nicht begehbare Profile,<br />
••<br />
Elastomermanschetten auf Kompressionsbasis<br />
mit Edelstahlspannbändern<br />
für begehbare<br />
und nicht begehbare Profile,<br />
••<br />
verklebte Edelstahlmanschetten<br />
für begehbare und nicht begehbare<br />
Profile.<br />
Die Themen Planung, Ausführung,<br />
Qualitätssicherung sowie Sicherheit<br />
und Gesundheitsschutz sind ebenso<br />
Gegenstand des Merkblatts wie<br />
die Benennung von Rahmenbedingungen<br />
für eine Kostenvergleichsrechnung.<br />
Das Merkblatt zeigt außerdem,<br />
bei welchen Schadensbildern<br />
das Verfahren angewandt werden<br />
kann und wo seine Grenzen liegen.<br />
DWA-M 143-5 richtet sich an alle<br />
im Bereich der Sanierung von Entwässerungssystemen<br />
planenden,<br />
betreibenden und Aufsicht führenden<br />
Institutionen sowie an Sanierungsfirmen.<br />
Ein DWA-Merkblatt zu Reparaturverfahren<br />
mithilfe von Kurzlinern<br />
wird ebenfalls in Kürze erscheinen.<br />
Information:<br />
Februar 2014, 27 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-48-5,<br />
Ladenpreis: 37 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 29,60 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
www.dwa.de<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 327
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 296 A Entwurf: Trihalogenmethanbildung – Vermindern, Vermeiden und Ermittlung<br />
des Bildungspotenzials, 2/2014<br />
Bei der Desinfektion von <strong>Wasser</strong><br />
mit Chlor oder Hypochlorit<br />
reagiert Chlor auch mit organischen<br />
<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen. Dabei entstehen<br />
Trihalogenmethane und weitere<br />
chlorierte organische Verbindungen,<br />
die über den Summenparameter<br />
AOX (Adsorbierbare organisch gebundene<br />
Halogene) erfasst werden<br />
können. Das vorliegende Arbeitsblatt<br />
beschreibt die Grundlagen der<br />
Verminderung und Vermeidung der<br />
Trihalogenmethan-Bildung bei der<br />
Desinfektion von Trinkwasser mit<br />
Mitteln auf Chlorbasis. Es vermittelt<br />
die Grundlagen zur Bewertung<br />
der Ursachen für die Bildung von<br />
Trihalogenmethanen (THM) als Leitparameter<br />
für Desinfektionsnebenprodukte<br />
(DNP) und für Maßnahmen,<br />
die zu ihrer Verminderung<br />
oder Vermeidung führen. Weiterhin<br />
wird die Methode zur Ermittlung<br />
des THM-Bildungspotenzials unter<br />
standardisierten Randbedingungen<br />
beschrieben, die auch zur Prüfung<br />
der Chlorzehrung und der THM-Bildung<br />
im Falle einer Notfallchlorung<br />
als Bestandteil des Maßnahmeplanes<br />
genutzt werden kann. Im Rahmen<br />
der Überarbeitung wurden das<br />
Arbeitsblatt W 295 „Ermittlung von<br />
Trihalogenmethanbildungspotenzialen<br />
von Trink-, Schwimmbecken-<br />
und Badebeckenwässern“ vom August<br />
1997 und das DVGW-Merkblatt<br />
W 296 „Vermindern oder Vermeiden<br />
der Trihalogenmethanbildung bei<br />
der <strong>Wasser</strong>aufbereitung und Trinkwasserverteilung“<br />
vom Februar 2002<br />
zusammengefasst.<br />
Einsprüche können bis zum<br />
15. Mai 2014 per E-Mail an<br />
rentzsch@dvgw.de oder in postalischer<br />
Form an die Hauptgeschäftsführung<br />
des DVGW gesandt werden.<br />
Preis:<br />
€ 22,27 € für Mitglieder;<br />
€ 29,69 € für Nichtmitglieder.<br />
W 386 P Entwurf: Hydranten in der Trinkwasserverteilung; Anforderungen und<br />
Prüfungen, 1/2014<br />
Das Merkblatt W 386 (P) gilt<br />
für Hydranten aus metallenen<br />
Werkstoffen und für Unterflurhydranten<br />
aus Polyethylen für den<br />
Einsatz in Trinkwasserverteilungsanlagen<br />
gemäß dem DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-1 sowie gemäß dem Anwendungsbereich<br />
von DIN EN 1074-6.<br />
Diese Prüfgrundlage wurde vom<br />
Projektkreis „Armaturen in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“<br />
im Technischen<br />
Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />
erarbeitet. Sie<br />
legt die Anforderungen und Prüfungen<br />
an bzw. von Hydranten in der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung fest und enthält<br />
Angaben zur Gütesicherung dieser<br />
Bauteile, um sicherzustellen, dass die<br />
Konformität der hergestellten Bauteile<br />
mit den Anforderungen dieser<br />
Prüfgrundlage langfristig gegeben ist.<br />
Bauteile nach dieser Prüfgrundlage<br />
sind konform mit der ins nationale<br />
DIN-Normenwerk eingeführten<br />
europäischen Norm DIN EN 1074-6,<br />
mit den Anforderungen des DVGW-<br />
Regelwerkes sowie mit den nationalen<br />
gesetzlichen Bestimmungen.<br />
Sie weisen somit die erforderliche<br />
Sicherheit, Gebrauchstauglichkeit,<br />
Qualität, Hygiene und Umweltverträglichkeit<br />
auf, wie sie für den<br />
Einsatz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
vorausgesetzt werden.<br />
W 386 soll zukünftig die DVGW-<br />
Prüfgrundlage VP 325 ersetzen.<br />
Etwaige Einsprüche können bis<br />
zum 30. April 2014 per E-Mail<br />
(gies@dvgw.de) mittels ausgefülltem<br />
Formblatt an den DVGW ge sendet<br />
werden.<br />
Preis:<br />
€ 22,27 € für Mitglieder;<br />
€ 29,69 € für Nichtmitglieder.<br />
W 570-1-B1 P Entwurf: 1. Beiblatt zur Prüfgrundlage W 570-1 Armaturen für die<br />
Trinkwasser-Installation; Teil 1: Anforderungen und Prüfungen für Gebäudearmaturen,<br />
1/2014<br />
Im März 2013 ist die technische<br />
Prüfgrundlage W 570-1 „Armaturen<br />
für die Trinkwasser-Installation – Teil 1:<br />
Anforderungen und Prüfungen für Gebäudearmaturen“<br />
erschienen. Diese<br />
Prüfgrundlage wird nun durch ein<br />
Beiblatt ergänzt, welches Anforderungen<br />
an Flanscharmaturen aus<br />
niedrig legierten Eisenwerkstoffen<br />
mit einer Innenbeschichtung festlegt.<br />
Armaturen aus diesen Grundwerkstoffen<br />
sind in der Trinkwasser-<br />
In stallation für kaltes Trinkwasser<br />
einsetzbar, wenn nachgewiesen<br />
wird, dass ihre Beschichtung innerhalb<br />
der gesamten Nutzungsdauer<br />
die Metallabgabe des Grundwerkstoffes<br />
an das Trinkwasser vermindert<br />
und die Beschichtung selbst<br />
trinkwasser hygienisch geeignet ist.<br />
Die Einspruchsfrist für den vorliegenden<br />
Entwurf geht bis zum<br />
30. April 2014. Etwaige Einsprüche<br />
per E-Mail an quartier@dvgw.de<br />
Preis: kostenlos<br />
März 2014<br />
328 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK |<br />
W 506 VP: Badewanneneinlaufarmaturen in der Trinkwasser-Installation –<br />
Anforderungen und Prüfungen, 1/2014<br />
Diese Vorläufige Technische Prüfgrundlage<br />
W 506 (VP) „Badewanneneinlaufarmaturen<br />
in der<br />
Trinkwasser-Installation – Anforderungen<br />
und Prüfungen“ wurde vom<br />
Projektkreis „Badewanneneinlaufarmaturen“<br />
im Technischen Komitee<br />
„Armaturen und Apparate“ erarbeitet.<br />
Als Alternative zu klassischen<br />
Sanitärarmaturen für Badewannen<br />
kommen vielfach Badewanneneinlaufarmaturen,<br />
die bspw. in den<br />
Überlauf oder die Seitenwand der<br />
Badewanne integriert sein können,<br />
zum Einsatz. Da diese Armaturen direkt<br />
in die Wanne eingebaut werden<br />
und selbst unterhalb der <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />
liegen können, ist eine<br />
Absicherung gegen Rückfließen von<br />
Nicht-Trinkwasser in die Trinkwasser-<br />
Installation unerlässlich. Zur Erhöhung<br />
der Sicherheit ist es wünschenswert,<br />
wenn die entsprechende Sicherungsarmatur<br />
integraler Bestandteil des<br />
Systems „Badewanneneinlauf“ ist.<br />
Die vorläufige technische Prüfgrundlage<br />
W 506 (VP) beschreibt<br />
konstruktive Anforderungen an die<br />
Armatur in Verbindung mit der<br />
Sicherungseinrichtung. Darüber hinaus<br />
legt sie die Art der zu verwendenden<br />
Sicherungseinrichtung<br />
für verschiedene Anwendungsfälle<br />
und produktspezifische Anforderungen<br />
fest. Diese Vorläufige Technische<br />
Prüfgrundlage verfolgt den Systemgedanken,<br />
um dazu beizutragen,<br />
den Schutz des Trinkwassers nach<br />
DIN EN 1717 und DIN 1988-100 zu<br />
gewährleisten.<br />
Preis:<br />
€ 17,27 für Mitglieder;<br />
€ 23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
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S1 / 2013<br />
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2/2014<br />
Jahrgang 155<br />
Established in 1858, »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« is regarded<br />
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März 2014<br />
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| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Anwendungsgrenzen einfacher analytischer<br />
Lösungen zur Bestimmung von<br />
Temperaturanomalien im Grundwasser<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung, Temperaturanomalien im Grundwasser, Berechnung nach Ingerle, instationärer<br />
Betrieb, Jahresmittelung <strong>Wasser</strong>menge<br />
Robert Sitzenfrei und Wolfgang Rauch<br />
Die nachhaltige Nutzung der regenerativen Energiequelle<br />
Geothermie, stellt einen bedeutungsvollen Beitrag<br />
dar, um CO 2 -Einsparungen zu erreichen. Für<br />
Zentral europa wird daher insbesondere für kleine dezentrale<br />
Anlagen zur Nutzung oberflächennaher Geothermie<br />
mit einem starken Wachstum gerechnet.<br />
Durch eine intensivierte Nutzung sind insbesondere<br />
die Nachhaltigkeit der Nutzung sowie die Auswirkungen<br />
auf das Temperaturregime im Grundwasser immer<br />
mehr von Interesse. In Österreich wird durch das<br />
ÖWAV-Regelblatt 207 (2009) der Stand der Technik<br />
diesbezüglich formuliert. Darin wird zur Beurteilung<br />
der Auswirkungen von Grundwasserwärmepumpen<br />
auf die Grundwassertemperaturen auf eine analytische<br />
Berechnungsmethodik verwiesen. In dieser Arbeit<br />
werden die Anwendungsgrenzen für diese einfache<br />
Berechnung ermittelt. Des Weiteren wird gezeigt, wie<br />
bei richtiger Handhabe der Berechnungsmethodik<br />
auch zeitweiliger Betrieb über wenige Betriebsmonate<br />
im Jahr beurteilt werden kann.<br />
Limits of Application for Simple Analytical Solution to<br />
Assess Temperature Plumes in Groundwater<br />
Utilization of geothermal energy can meaningful contribute<br />
to a reduction of CO 2 emission. In a central European<br />
perspective, small decentralized systems of shallow geothermal<br />
utilizations are increasingly installed and a further<br />
increase is expected. Such an intensive utilization of<br />
that technology implicates also more attention in regard<br />
of sustainability and tolerable ecological consequences<br />
(e.g. altered temperature regime in the underground). The<br />
guideline „ÖWAV-Regelblatt 207 (2009)”, defines the<br />
Austrian state of the art regarding geothermal energy utilization.<br />
Therein it is recommended to use a simple,<br />
steady state analytical calculation method to assess the<br />
impact of geothermal groundwater utilization on the<br />
groundwater temperature regime. In this work, the limitations<br />
and application range of that simple calculation<br />
method are determined. It is shown, that with sufficient<br />
know-how, very complex situations (e.g. only few operation<br />
months per year, therefore non-steady conditions)<br />
can be assessed with sufficient accuracy.<br />
1. Einleitung und Zielsetzung<br />
Die nachhaltige Nutzung der regenerativen Energiequelle<br />
Geothermie stellt einen bedeutungsvollen Beitrag<br />
dar, um geforderte Klimaziele und somit CO 2 -Einsparungen<br />
zu erreichen [1, 2]). Mithilfe unterschiedlicher<br />
Technologien und Systeme kann diese<br />
Energie- und Wärmequelle genutzt werden. Regionen<br />
mit hohen Boden- und Grundwassertemperaturen<br />
(über 150 °C) eignen sich für die direkte Energieproduktion<br />
beispielsweise mit Dampfturbinen [3]. Jedoch werden<br />
solche thermogeologischen Bedingungen normalerweise<br />
nur in seltenen geogenen Störungszonen angetroffen<br />
oder können nur durch tiefe Bohrungen<br />
(Tiefengeothermie, etwa 400 m bis zu mehrere Tausend<br />
Meter Tiefe) erschlossen werden. Im Gegensatz dazu ist<br />
die Nutzung der oberflächennahen Geothermie weniger<br />
komplex. Die oberflächennahe geothermische Nutzung<br />
zielt auf Tiefen oberhalb von 400 Metern ab. Dabei<br />
werden die jahreszeitlich konstanten Untergrundtemperaturen<br />
von ungefähr 7 °C–15 °C zu Nutze gemacht. Die<br />
nutzbare oberflächennahe Energie umfasst daher auch<br />
die Wärmeenergie, welche innerhalb der ersten 400 m<br />
der Erdkruste aufgrund der Sonneneinstrahlung gespeichert<br />
wird. Die technische Nutzung dieser Untergrundtemperaturen<br />
mit geothermischen Wärmepumpen<br />
bzw. die direkte Grundwassernutzung zur Kühlung kann<br />
zum Einsparen von fossilen Brennstoffen beitragen. Insbesondere<br />
in den letzten Jahrzehnten erfuhr diese<br />
Technologie einen intensiven Aufschwung [4]. Verbesserte<br />
technische Möglichkeiten und wachsendes Wissen<br />
über thermische Untergrundeigenschaften unterstützen<br />
ein ökonomisches Heizen und Kühlen energieeffizienter<br />
Gebäude [5]. Neben diesen technischen und<br />
ökonomischen Fragestellungen zur Planung, Errichtung<br />
März 2014<br />
330 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
und Betrieb solcher Systeme müssen aber auch Auswirkungen<br />
auf das Grundwasser hinsichtlich Qualität und<br />
Quantität berücksichtigt werden, um effiziente und nachhaltige<br />
Lösungen gewährleisten zu können [6].<br />
Gemäß einer derartigen gesamthaften Betrachtung<br />
kann das thermische Potenzial des Untergrundes und<br />
des Grundwassers nur in Übereinkunft mit den Anforderungen<br />
an die <strong>Wasser</strong>qualität genutzt werden [7]. Des<br />
Weiteren muss für einen konfliktfreien Betrieb von mehreren<br />
Grundwasserbrunnen und Erdwärmesonden eine<br />
Beurteilung der thermischen Auswirkungen erfolgen.<br />
Zur Beurteilung der Auswirkungen einer thermischen<br />
Grundwassernutzung ist ein umfangreiches Wissen, beispielsweise<br />
aus numerischen Simulationen [8], nötig.<br />
Gerade für kleine geothermische Anlagen ist die Anwendung<br />
eines solchen detaillierten numerischen Modells<br />
für die Bestimmung einer Temperaturanomalie ein<br />
(meist) unangemessener Aufwand. Für die Beurteilung<br />
von Grundwassernutzungsanlagen gibt es in der Literatur<br />
unterschiedliche Vorgaben, Methoden und Standardwerte<br />
[9]. In Deutschland beispielsweise gibt es für<br />
die Bundesländer jeweils spezielle Leitfäden zur thermischen<br />
Grundwassernutzung mit Erdwärmesonden [10],<br />
wobei die Temperaturgrenzwerte für das Grundwasser<br />
in der VDI 4640 festgelegt sind. In Österreich wird durch<br />
das nationale ÖWAV-Regelblatt 207 (2009) [11] der<br />
Stand der Technik hinsichtlich der thermischen Nutzung<br />
des Grundwassers und des Untergrundes formuliert.<br />
Darin wird für die Beurteilung der Auswirkungen von<br />
Grundwasserwärmepumpen auf die Grundwassertemperaturen<br />
sowie zur Abgrenzung von fremden Rechten<br />
in diesem Kontext auf eine analytische Berechnungsmethodik<br />
zur Bestimmung von Temperaturanomalien<br />
nach [12] verwiesen. Dieses Berechnungsverfahren<br />
nach „Ingerle“, eignet sich für eine einfache Abschätzung<br />
von Temperaturanomalien. In dieser Arbeit werden die<br />
Sensi tivitäten sowie die Anwendungsgrenzen dieser<br />
Methodik untersucht, indem die Berechnungsergebnisse<br />
mit denen eines komplexen 3-dimensionalen-Modells<br />
verglichen werden. Neben den Grenzen der Anwendbarkeit<br />
wird zusätzlich aufgezeigt, wie mit der<br />
richtigen Handhabe des Berechnungsansatzes nach Ingerle<br />
auch relativ komplexe Fragestellungen mit ausreichender<br />
Genauigkeit berechnet werden können (z. B.<br />
ein diskontinuierlicher Betrieb).<br />
2. Methodik<br />
Als Grundlage für die weiteren Untersuchungen wird<br />
in Kapitel 2.1 die analytische Berechnungsmethodik<br />
nach Ingerle dargestellt und anschließend einer linearen<br />
Sensitivitätsanalyse (Kapitel 2.2) unterzogen, um<br />
maßgebende und vernachlässigbare Parameter zu<br />
identifizieren. In Kapitel 2.3 wird beschrieben, welche<br />
Vergleichsrechnungen mit einem 3dimensionalen<br />
numerischen Modell durchgeführt und wie diese ausgewertet<br />
wurden.<br />
2.1 Berechnung nach Ingerle<br />
Zur vereinfachten Bestimmung von Temperaturanomalien<br />
im Grundwasser formulierte Ingerle [12] eine simple numerische<br />
Berechnungsmethodik. Der Ansatz stellt eine Erweiterung<br />
des analytischen Modells von Kobus und Mehlhorn<br />
[13] dar, wobei zusätzlich zum Wärmeaustausch mit der<br />
Erdoberfläche die seitliche Ausbreitung der Temperaturfahne<br />
infolge von Dispersion und Verschwenkung des<br />
Grundwasserstroms berücksichtigt wird.<br />
Zur vereinfachten Abbildung der Brunnenhydraulik<br />
wird ein Parallelströmungskörper formuliert, welcher eine<br />
punktförmige Brunneneinleitung (Bild 1, links) als Linienquelle<br />
mit der hydraulischen Einflussbreite B approximiert<br />
(Bild 1, rechts). Als Näherung für eine jahreszeitliche Änderung<br />
der Grundwasserfließrichtung sowie zur vereinfachten<br />
Berücksichtigung von Dispersion wird ein seitlicher<br />
Ausbreitungswinkel α definiert (Bild 1 rechts).<br />
Die einzelnen Mechanismen zum Abbau des Temperaturgradienten<br />
werden durch eine Energiebilanz für ein Kontrollvolumen<br />
der Länge Δx abgebildet. Das Kontrollvolumen hat<br />
wie in Bild 2 (b) dargestellt, eine mittlere Temperaturdifferenz<br />
ΔT zur durchschnittlichen Entnahmetemperatur T 0 von<br />
( T − / ⋅( ))<br />
∆<br />
+1<br />
analytisches Strömungsbild<br />
Brunnen<br />
Grundwasserfließrichtung<br />
Bild 1. Analytisches Strömungsbild mit Brunnen als Punktquelle<br />
(links), Parallelströmungskörper als hydraulische Näherung für<br />
Ingerle Berechnung mit Brunnen als Linienquelle (rechts).<br />
T =<br />
0<br />
21 T i<br />
+ T i<br />
(1)<br />
Diese mittlere Temperaturdifferenz wird zur Berechnung<br />
des Energieeintrages aus der Oberfläche herangezogen.<br />
Für die Bilanzierung wird nun die Energiemenge<br />
der linken Stirnseite B T ⋅⋅ cB/Q<br />
ii VW, die Energiemenge<br />
der Längsseiten 2 x tan T0<br />
⋅⋅α⋅∆⋅<br />
VWcB/Q und der Energieeintrag<br />
aus der Oberfläche PL<br />
λ=<br />
D<br />
( A//HF + 4) ∆⋅⋅ T<br />
bzw. P<br />
L<br />
λ=<br />
D<br />
( A//HB + 4) ⋅( i<br />
x tan ) ⋅∆⋅α⋅∆+<br />
( Tx<br />
0<br />
− / 21 ⋅( Ti+1<br />
+ Ti<br />
))<br />
der Energie auf der rechten Seite B ⋅ T ⋅ ⋅cB/Q<br />
+ 1 ii + 1<br />
VW<br />
gegenüber<br />
gestellt (siehe Bild 2 (a)).<br />
Nach Umformen ergibt sich die in nach [11] angeführte<br />
iterative Berechnungsformel der Temperaturanomalie,<br />
ausgehend vom Rückgabebrunnen (x = 0 und<br />
T i = T R ) in Grundwasserströmungsrichtung:<br />
⎛ w<br />
i ⎞<br />
Ti<br />
⋅⎜Bi<br />
− ⎟+ T0<br />
( 2 x ⋅∆⋅⋅<br />
tan +α w<br />
i<br />
)<br />
2<br />
T<br />
⎝ ⎠<br />
i+ 1<br />
=<br />
w<br />
(2)<br />
i<br />
Bi+<br />
1<br />
+<br />
2<br />
B<br />
Linienquelle<br />
hydraulische Näherung<br />
α<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 331
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
mit den Hilfswerten<br />
Bi+ 1<br />
= Bi<br />
2 x ⋅∆⋅+<br />
tanα<br />
(3)<br />
λD<br />
wi<br />
= ⋅<br />
H<br />
A+<br />
4<br />
( B x tan )<br />
i<br />
1<br />
x ⋅∆⋅α⋅∆+ (4)<br />
Q<br />
⋅cvw<br />
B<br />
Mit der Entnahmetemperatur aus dem Grundwasser<br />
von T 0 und einer Rückgabetemperatur in den Aquifer<br />
von T R , ergibt sich eine Temperaturdifferenz von |T R – T 0 |.<br />
Mit zunehmender Entfernung vom Brunnen in Abstromrichtung<br />
kann mit Formel 2 der Abbau dieser Temperaturdifferenz<br />
für jedes Kontrollvolumen berechnet<br />
werden (siehe Bild 2 (c)). Als Ende der Temperaturanomalie<br />
wird eine verbleibende Temperaturdifferenz kleiner<br />
1K definiert [11] (siehe Bild 2 (c)). Beim Österreichischen<br />
<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaftsverband<br />
(ÖWAV) steht hierzu eine Rechentabelle zum freien<br />
Herun terladen zur Verfügung.<br />
2.2 Lineare Sensitivitätsanalyse-Berechnung<br />
nach Ingerle<br />
Zur Identifikationen von sensitiven (maßgebenden)<br />
Parametern wird eine lineare Sensitivitätsanalyse der<br />
Eingangsparameter für die Berechnung nach Ingerle<br />
durchgeführt. Ausgehend von einem Basisparametersatz,<br />
werden nacheinander für jeden Parameter die<br />
Werte in einem Parameterbereich variiert und die Auswirkung<br />
auf das Berechnungsergebnis bestimmt. In<br />
Tabelle 1 sind der Basisparametersatz, die untersuchten<br />
Parameterbereiche sowie die Anzahl der berechneten<br />
Stützstellen aufgelistet. Insgesamt wurden so<br />
rund 300 Szenarien für die Berechnungen nach Ingerle<br />
definiert. Neben der Sensitivität der einzelnen Parameter<br />
stellt sich darüber hinaus noch die Frage, ob<br />
dieses Ergebnis auch unter veränderten Bedingungen<br />
gültig ist (d. h. bei einer Abänderung des Basisparametersatzes)<br />
bzw. wie „stabil“ sind die gewonnenen<br />
Erkenntnisse. Dazu wurden die Basissatzparameter<br />
mithilfe einer Monte-Carlo Simulation im Parameterbereich<br />
±10 % zufällig verändert und die jeweilige<br />
Sensitivitätsanalyse 10-mal wiederholt. Dies ergibt<br />
etwa 3 000 untersuchte Szenarien mit leicht veränderten<br />
Parametersätzen. Damit kann die Robustheit der<br />
ermittelten Sensitivitäten beurteilt werden.<br />
2.3 Szenarienanalyse und Vergleichsrechnungen<br />
mit einem 3D-Modell<br />
In einem zweiten Schritt werden die Berechnungsergebnisse<br />
nach der Methodik „Ingerle“, denen eines<br />
komplexen numerischen 3D-Modells gegenübergestellt.<br />
2.3.1 Beschreibung des verwendeten 3D-Modells<br />
Für die numerische Modellierung wurde das dreidimensionale<br />
finite Differenzen-Modell HST3D [14] für<br />
gekoppelten Fluid-, Stoff- und Wärmetransport verwendet.<br />
Für das verwendete Modell sind umfangreiche<br />
Parameter und Definitionen von Randbedingungen<br />
etc. in Form von textbasierten Eingabefiles<br />
notwendig. Für die umfangreichen Szenarienanalysen<br />
wurde dieser Prozess mit dem Programm Matlab®<br />
auto matisiert. Da dies nicht den Fokus dieses Beitrags<br />
darstellt, wird lediglich eine Übersicht der gewählten<br />
Parameter und Einstellungen präsentiert.<br />
(a)<br />
T 0<br />
x tan<br />
(b)<br />
T<br />
T i T i+1<br />
B i+1<br />
B i<br />
x x i+1<br />
i<br />
x tan<br />
T 0<br />
x<br />
T 0<br />
T i+1<br />
T i 1<br />
T T0 ( T i 1<br />
Ti<br />
)<br />
2<br />
x i<br />
x i+1<br />
x<br />
(c)<br />
T 0<br />
B min<br />
T R<br />
T i-1<br />
T i T i+1<br />
- T | < 1K<br />
0<br />
B max<br />
|T i=L<br />
L<br />
x<br />
Bild 2. Energiebilanz für ein Kontrollvolumen nach Ingerle [12] (a und b) und gesamte Temperaturanomalie (c).<br />
März 2014<br />
332 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
Der Untergrund und das Grundwasser wurden mittels<br />
dreier Ebenen abgebildet (Deckschicht, Aquifer und<br />
Aquitard), wobei konstante geohydraulische Eigenschaften<br />
für die jeweilige Ebene angenommen wurden. Jede<br />
Ebene wird wiederum durch mehrere Berechnungsebenen<br />
(Berechnungsgitter) unterteilt. Als Bodenaufbau<br />
wurde eine Mächtigkeit der Deckschicht mit 5 m, des<br />
Aquifers mit 25 m und des Aquitards mit ebenfalls 5 m<br />
gewählt. Es ergeben sich somit quasi Laborbedingungen,<br />
welche den Annahmen der Berechnung nach Ingerle entsprechen<br />
(homogener Bodenaufbau, gleichblei bende<br />
Mächtigkeiten der einzelnen Bodenschichten im Untersuchungsgebiet,<br />
etc.). Die geohydraulischen Parameter<br />
wurden analog zu den Parametern nach der Ingerle-Berechnung<br />
gesetzt bzw. basierend darauf abgeschätzt. Als<br />
longitudinale Dispersion wurde abhängig von der Modellgröße<br />
bzw. von der erwarteten Größe der Temperaturanomalien<br />
Werte zwischen 1 und 10 m verwendet.<br />
Die räumliche und zum Teil die zeitliche Diskretisierung<br />
hat in diesem Modell manuell zu erfolgen. Da eine<br />
geeignete räumliche Diskretisierung stark von den untersuchten<br />
hydraulischen Gegebenheiten abhängt, wurde<br />
ein Diskretisierungsalgorithmus basierend auf dem analytischen<br />
Strömungsbild (Potenzialtheorie) und den daraus<br />
resultierenden hydraulischen Gradienten entwickelt<br />
und verwendet. Für die untersuchten Szenarien (siehe<br />
Kapitel 2.3.3) ergeben sich für die horizontale räumliche<br />
Diskretisierung Gitterzellengrößen im Brunnennahbereich<br />
von bis zu 1 m x 1 m und an den Randbereichen bis<br />
zu 10 000 m x 10 000 m. Für die vertikale Diskretisierung<br />
werden je nach lokalen Gegebenheiten Schichtdicken<br />
zwischen 0,5 m und 5 m verwendet. Die zeitliche Diskretisierung<br />
erfolgt mittels einer bereits in das Berechnungsmodell<br />
HST3D implementierten automatischen Zeitschrittsteuerung,<br />
bei der als minimaler Zeitschritt ein Tag<br />
gesetzt wird. Als Simulationszeitraum wurden zehn Jahre<br />
definiert, wobei für die durchgeführten Auswertungen<br />
das letzte Jahr in 12 Monatsschritten verwendet wurde.<br />
2.3.2 Auswertung in Länge, Breite und Tiefe<br />
Die Auswertung der Simulationen erfolgt so wie die<br />
Szenarienerstellung und die Simulationsdurchführung<br />
mit dem externen Programm Matlab®. Dabei werden für<br />
jeden Gitterpunkt der räumlichen Diskretisierung für<br />
die simulierten Zeitpunkte die Simulationsergebnisse<br />
textbasiert von HST3D bereit gestellt. Diese Ergebnisse<br />
wurden vollautomatisiert nach nachfolgend angeführten<br />
Kriterien ausgewertet.<br />
Wie bereits angeführt, wurde für alle Szenarien das<br />
jeweils letzte Simulationsjahr ausgewertet. Dabei wurde<br />
für jeden Monat die Erstreckung der Temperaturanomalie<br />
in x, y und z-Richtung (daher Länge, Breite und Tiefe)<br />
ermittelt. Als Definition der Temperaturanomalie wurde<br />
das Kriterium ΔT = 1K verwendet [11]. Für die Länge und<br />
Breite wird die maximale Erstreckung in jedem Monat<br />
ermittelt. Als maßgebende horizontale Erstreckung wird<br />
anschließend das Maximum über diese zwölf Auswertemonate<br />
ermittelt. Für die Tiefe wird für den Zeitpunkt<br />
der maximalen Längserstreckung L, die Tiefe der Temperaturanomalie<br />
an der Stelle L/2 herangezogen. Dieser<br />
Wert wird in weiterer Folge als maßgebende thermische<br />
Tiefe (ThT) definiert. Die Eigenschaften jeder simulierten<br />
Temperaturanomalie werden somit auf diese drei<br />
Informationen beschränkt.<br />
Diese Ergebnisse der 3D-Numerik werden anschließend<br />
denen der Berechnung nach Ingerle gegenübergestellt.<br />
Da die Berechnung nach Ingerle jedoch lediglich<br />
eine horizontalebene Berechnung darstellt, können nur<br />
Längs- und Quererstreckung verglichen werden. Die<br />
maßgebende thermische Tiefe stellt einen Eingabeparameter<br />
für die Berechnung nach Ingerle dar und wird daher<br />
separat diskutiert bzw. weiter ausgewertet (s. Resultate<br />
Kapitel 3.2). Der räumliche Temperaturverlauf (Lage verschiedener<br />
Isothermen) wird in dieser Studie auf die Lage<br />
der Isotherme der Temperaturdifferenz ΔT = 1K (und somit<br />
der Definition der Temperaturanomalie) beschränkt.<br />
2.3.3 Untersuchte Szenarien 3D-Numerik<br />
Mittels der beschriebenen 3D-Numerik werden folgende<br />
zwei unabhängige Szenarien definiert und untersucht:<br />
1. Für die Auswertung der thermischen Tiefe werden<br />
insgesamt 1280 Parameterkonfigurationen untersucht.<br />
Die Bereiche der Parameterwerte sind in<br />
Bild 4 dargestellt. Es werden zwei Szenarien für ΔT,<br />
zwei Szenarien für β, vier Szenarien für I, acht Szenarien<br />
für Q und drei Szenarien für k f untersucht.<br />
Zusätzlich werden zwei unterschiedliche Betriebsstunden<br />
pro Jahr untersucht. Eine Kombination all<br />
dieser Szenarien ergibt somit 2 x 2 x 4 x 8 x 3 x 2 =<br />
768 Variationen. Die Länge des Filterrohrs wird entsprechend<br />
der <strong>Wasser</strong>menge und den geohydraulischen<br />
Gegebenheiten ausgelegt, wobei von den<br />
fünf Stützstellen jeweils die drei zutreffendsten<br />
(teilweise Über- und Unterdimensionierung) simuliert<br />
werden (bspw. für Q = 50 L/s werden LF = 8, 12<br />
und 20 untersucht). Diese Variationen ergeben in<br />
Summe somit 1 280 (= 768 x 5/3) Szenarien für diese<br />
zehn Jahressimulationen mit HST3D.<br />
2. In [11] wird angeführt, dass die Ingerle-Berechnung<br />
zwar eine Lösung für stationäre Verhältnisse darstellt,<br />
dass aber als Näherung für unterschiedliche Betriebsstunden<br />
pro Jahr mit der Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />
gerechnet werden kann. Es stellt sich<br />
nun die Frage, inwieweit eine solche Mittelung einen<br />
diskontinuierlichen Betrieb abbilden kann. Für die<br />
Untersuchung der Auswirkungen einer Jahresmittelung<br />
der Brunnenwassermenge über die Betriebsstunden<br />
wurden drei Variationen der Filtergeschwindigkeiten<br />
als Produkt von Grundwasserspiegelgefälle<br />
und hydraulischer Leitfähigkeit definiert. Des Weiteren<br />
wurden drei unterschiedliche Brunnenwassermengen<br />
untersucht: Q = 0,5 L/s, Q = 1,0 L/s und<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 333
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Länge Temperaturanomalie (m)<br />
300<br />
280<br />
260<br />
240<br />
220<br />
200<br />
Sensitivität Kontrollvolumen<br />
180<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Länge Kontrollvolumen (m)<br />
300<br />
280<br />
260<br />
240<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
Sensitivität Kontrollvolumen<br />
120<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Länge Kontrollvolumen (m)<br />
Bild 3. Exemplarische Ergebnisse Sensitivitätsanalyse, links: lineare<br />
Sensitivitätsanalyse der Länge des Kontrollvolumens, rechts: Aufbringung<br />
einer Monte-Carlo Simulation auf die verbleibenden Parameter<br />
(10 Durchläufe).<br />
Länge Temperaturanomalie (m)<br />
Q = 5 L/s. Als Szenarien für die Betriebsstunden wurden<br />
zwölf Variationen von 1-Monat-Betrieb pro Jahr<br />
bis zu 12-Monate-Betrieb pro Jahr untersucht. Somit<br />
ergeben sich 3 x 3 x 12 = 108 Szenarien für diese zehn<br />
Jahressimulationen mit HST3D.<br />
Als Simulationsdauern für die verschiedenen Szenarien<br />
wurden auf einem Desktop-PC (Stand 2012) zwischen<br />
10 und 40 Minuten je Simulation und Auswertung benötigt.<br />
Was für 1388 Szenarien der 3D-Numerik einer<br />
reinen Simulationsdauer auf einem einzelnen Rechenkern<br />
von über drei Wochen entspricht. Dem gegenüber<br />
stehen die in Kapitel 2.2 definierten 3 000 Szenarien für<br />
die Berechnung nach Ingerle, welche eine Rechendauer<br />
im Bereich von Sekunden benötigen.<br />
3. Resultate und Diskussion<br />
In den nachfolgenden Kapiteln werden die Ergebnisse<br />
der Sensitivitätsanalyse der Berechnung nach Ingerle,<br />
sowie die Ergebnisse der in Kapitel 2.3.3 definierten Szenarien<br />
für die 3D-Numerik diskutiert.<br />
3.1 Sensitivitätsanalyse der Berechnung nach Ingerle<br />
Gemäß der Szenariendefinition in Kapitel 2.2 bzw.<br />
Tabelle 1, wurden die Sensitivitäten der unterschiedlichen<br />
Parameter der Ingerle-Berechnung ausgewertet.<br />
Exem plarisch ist in Bild 3 die Auswertung für die<br />
Länge des Kontrollvolumens Δx gezeigt. Für die Basiskonfiguration<br />
nach Tabelle 1 wird das Kontrollvolumen<br />
Δx von 0,1 m bis 100 m variiert und die jeweiligen<br />
Längen der Temperaturanomalie in Bild 3 links<br />
dargestellt. Mit abnehmenden Δx konvergiert die berechnete<br />
Länge der Temperaturanomalie gegen den<br />
Wert 195 m, wobei es bei größeren Werten zu einer<br />
Oszilla tion des Ergebnisses kommt. Wählt man Δx größer,<br />
kommt es zu keiner wesentlichen Unterschreitung<br />
dieses Wertes. Es kommt lediglich zu Überschreitungen,<br />
welche maximal im Ausmaß der Länge des<br />
aktuellen gewählten Δx sind. Wird z. B. Δx mit 95 m<br />
gewählt, so ist die berechnete Länge der Temperaturanomalie<br />
maximal 95 m länger als das exakte Resultat<br />
und somit maximal 290 m. Zur Prüfung, ob durch große<br />
Werte des Berechnungsschrittes (>10 m) die Länge<br />
der Temperaturanomalie immer überschätzt wird,<br />
dient die in Bild 3 rechts dargestellte Auswertung der<br />
in Kapitel 2.2 beschriebenen Monte-Carlo-Variationen<br />
der Basiskonfiguration. Aus Bild 3 rechts wird ersichtlich,<br />
dass es bei den untersuchten Szenarien (leicht<br />
veränderter Basisparametersatz) immer zu einer Überschätzung<br />
des exakten Ergebnisses (Δx sehr klein)<br />
kommt. Die Aussage, dass die Länge der Temperaturanomalie<br />
in Abhängigkeit von der Wahl von Δx<br />
maximal um Δx zu lang ist, ist daher robust.<br />
In Tabelle 1 werden die Sensitivitäten der einzelnen<br />
untersuchten Parameter zusammengefasst. Die Klassifizierung<br />
erfolgt dabei in vier Klassen von nicht sensitiv<br />
(–) bis zu (+++) sehr sensitiv. Zusätzlich wurde für jeden<br />
Parameter das Wissen bzw. die Verfügbarkeit von Daten<br />
qualitativ anhand derselben Klassifizierung durchgeführt.<br />
Sehr gutes Wissen über den Parameter wird als (–)<br />
eingestuft, wenig Wissen als (+++). Eine Verknüpfung<br />
dieser beiden Informationen formuliert den For-<br />
Tabelle 1. Zusammenfassung Sensitivitäten, Gegenüberstellung Wissen/Verfügbarkeit, Priorisierung der Parameter.<br />
Parameter Basiswert Parameterbereich<br />
(Anzahl Stützstellen)<br />
Sensitivität<br />
Wissen/<br />
Verfügbarkeit<br />
Wichtigkeit<br />
Δx (m) 1 0,1 bis 100 (210) ++ – –<br />
|T 0 – T R | (K) 4 3 bis 5 (5) + – –<br />
Q (L/s) 2,5 0,5 bis 5 (10) + + +<br />
H (m) 10 5 bis 30 (26) +++ +++ +++<br />
A (m) 5 1 bis 10 (10) ++ – +<br />
I (m/km) 1 10 bis 0,5 (11) ++ – +<br />
k f (m/s) 0,001 0,01 bis 0,0001 (5) ++ – +<br />
α (°) 5 0 bis 10 (11) + ++ ++<br />
λ D (W/mK) 2 0,5 bis 5 (9) +++ + ++<br />
März 2014<br />
334 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
Temperaturspreize<br />
25<br />
T (K)<br />
25<br />
(-)<br />
25<br />
Gefälle I (m/km)<br />
20<br />
20<br />
20<br />
Formel<br />
Formel<br />
15<br />
10<br />
5<br />
T= 5<br />
T= 3<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3D-Numerik<br />
<strong>Wasser</strong>menge Q (l/s)<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
R²=0,48<br />
R²=0,85<br />
R²=0,92<br />
R²=0,92<br />
R²=0,91<br />
R²=0,88<br />
R²=0,91<br />
R²=0,92<br />
R²=0,91<br />
R²=0,92<br />
Q=0,5<br />
Q=0,75<br />
Q=1<br />
Q=3<br />
Q=5<br />
Q=10<br />
Q=20<br />
Q=50<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3D-Numerik<br />
Formel<br />
Formel<br />
15<br />
10<br />
5<br />
=10<br />
= 2<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3D-Numerik<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
R²=0,91<br />
R²=0,93<br />
Durchlässigkeit k f (m/s)<br />
R²=0,90<br />
R²=0,91<br />
R²=0,91<br />
k f =0,05<br />
k f =0,005<br />
k f =0,0005<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3D-Numerik<br />
Formel<br />
Formel<br />
15<br />
10<br />
5<br />
I=0,25<br />
I=1<br />
I=2<br />
I=3<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3D-Numerik<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
R²=0,83<br />
R²=0,92<br />
R²=0,91<br />
R²=0,92<br />
Filterrohrlänge LF (m)<br />
R²=0,89<br />
R²=0,92<br />
R²=0,92<br />
R²=0,91<br />
R²=0,76<br />
LF=2<br />
LF=4<br />
LF=8<br />
LF=12<br />
LF=20<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3D-Numerik<br />
Bild 4. Gegenüberstellung der thermischen Tiefe (m) aus 3D-Numerik und Formel 5.<br />
schungsbedarf für die Anwendung der Berechnungsformel<br />
nach Ingerle. Als sensitivster Parameter wurde die<br />
für die Wärmeausbreitung maßgebende Grundwassermächtigkeit<br />
H identifiziert, weswegen diese in weiterer<br />
Folge im Detail untersucht wird.<br />
3.2 Für die Wärmeausbreitung maßgebende<br />
Grundwassermächtigkeit – Thermische Tiefe<br />
Wie aus Kapitel 3.1 ersichtlich, ist ein maßgebender<br />
Para meter für die Berechnung der Temperaturanomalien<br />
nach Ingerle die für die Wärmeausbreitung maßgebende<br />
Grundwassermächtigkeit. Die Wahl dieses Parameters<br />
gestaltet sich jedoch schwierig. Nur für einen<br />
vollkommenen Brunnen ist die Grundwassermächtigkeit<br />
H zu verwenden. Bei unvollkommenen Brunnen ist<br />
ein Wert zwischen der realen Filterrohrlänge und der<br />
Grundwassermächtigkeit sinnvoll. Basierend auf den Ergebnissen<br />
für die in 2.3.3 (1) definierten HST3D Simulationen,<br />
wurde folgende empirische Formel für die thermische<br />
Tiefe (ThT) abgeleitet:<br />
⎛ ⎞<br />
ThT = 2 mit LF ≤ ThT ≤ H (5)<br />
.<br />
π⋅⋅β⋅<br />
Q<br />
( ∆+ T ) ⋅<br />
⎜<br />
⎟ 50<br />
⎝ kf<br />
I ⎠<br />
Einheiten nach Nomenklatur und mit der Hilfsgröße<br />
=β k/k<br />
(6)<br />
fH<br />
fV<br />
Die Ergebnisse für ThT sind nur für Werte zwischen der<br />
Filterrohrlänge (LF) und der tatsächlichen Grundwassermächtigkeit<br />
(H) anwendbar. In Bild 4 werden die Ergebnisse<br />
der 3D-Numerik den mit Formel 5 berechneten<br />
Werten gegenübergestellt. Jeder Datenpunkt stellt für<br />
einen Parametersatz das jeweilige Simulationsergebnis<br />
für HST3D und für die Berechnung nach Formel 5 dar.<br />
Bei einer vollständigen Übereinstimmung der beiden<br />
Ergebnisse liegt der jeweilige Punkt auf der eingezeichneten<br />
45° Diagonalen. Für die gesamten Datenpunkte<br />
wurde ein R² = 0,9191 bestimmt. Für jeweils sechs unterschiedliche<br />
Eingangsparameter (siehe Bild 4) sind die<br />
Datenpunkte nach unterschiedlichen Parameterwerten<br />
in einer Graustufe dargestellt. Für jeden Parameterwert<br />
ist im Diagramm der jeweilige R² Wert dargestellt. Beispielsweise<br />
wird für die Temperaturspreize für ΔT = 5 K<br />
R² = 0,91 und für ΔT = 3 K R² = 0,92 bestimmt. Das heißt,<br />
dass dieser Parameter (im untersuchten Parameterbereich)<br />
sehr gut mit Formel 5 berücksichtigt wird (wenig<br />
Streuung von R² in Abhängigkeit vom Parameterwert).<br />
Ähnliches gilt für die Inhomogenität des k f Wertes (β)<br />
und die Durchlässigkeit selbst (k f ). Beim Gefälle I zeigt<br />
sich, dass bei sehr niedrigen Gefällen (I = 0,25 m/km) die<br />
Übereinstimmung R² mit 0,83 etwas geringer ist. Für die<br />
<strong>Wasser</strong>menge Q ist erkennbar, dass für große <strong>Wasser</strong>mengen<br />
ab Q ≥ 20 L/s R² abnimmt (0,85 bzw. 0,48), was<br />
andererseits bedeutet, dass die Berechnungsgüte von<br />
Formel 5 in diesem Bereich abnimmt. Ebenso nimmt bei<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 335
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
(a)<br />
Länge Temperaturanomalie (m)<br />
200<br />
150<br />
Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />
L Ingerle<br />
3D-Numerik<br />
See Formel<br />
100<br />
50<br />
v f ≤ 0,05 m/d<br />
geringe Filtergeschwindigkeit<br />
0<br />
12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />
Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />
(b)<br />
Breite Temperaturanomalie (m)<br />
Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />
600<br />
B max Ingerle<br />
500<br />
B min Ingerle<br />
3D-Numerik<br />
See Formel<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
v f ≤0,05 m/d<br />
geringe Filtergeschwindigkeit<br />
0<br />
12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />
Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />
(c)<br />
Länge Temperaturanomalie (m)<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />
L Ingerle<br />
3D-Numerik<br />
50 0,05 < v f ≤ 1,0 m/d<br />
mittlere Filtergeschwindigkeit<br />
0<br />
12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />
Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />
(d)<br />
Breite Temperaturanomalie (m)<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />
B max Ingerle<br />
B min Ingerle<br />
3D-Numerik<br />
0,05 < v f ≤1,0 m/d<br />
mittlere Filtergeschwindigkeit<br />
0<br />
12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />
Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />
(e)<br />
Länge Temperaturanomalie (m)<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />
L Ingerle<br />
3D-Numerik<br />
v f > 1,0 m/d<br />
hohe Filtergeschwindigkeit<br />
0<br />
12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />
Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />
(f)<br />
Breite Temperaturanomalie (m)<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Sensitivität Jahreswassermenge - Betriebsmonate<br />
B max Ingerle<br />
B min Ingerle<br />
3D-Numerik<br />
10<br />
v f > 1,0 m/d<br />
hohe Filtergeschwindigkeit<br />
0<br />
12Mo 11Mo 10Mo 9Mo 8Mo 7Mo 6Mo 5Mo 4Mo 3Mo 2Mo 1Mo 0Mo<br />
Betriebsdauer zur Mittelung der Jahreswassermenge<br />
Bild 5. Auswirkung einer unterschiedlichen Anzahl von Betriebsmonaten bei unterschiedlichen Berechnungsmethoden<br />
auf die Länge (links) und auf die Breite (rechts) der Temperaturanomalie in Abhängigkeit von der<br />
Filtergeschwindigkeit v f .<br />
großen Filterrohrlängen LF (LF = 20 m für große Brunnenwassermengen)<br />
R² ab. Für alle übrigen Parameterbereiche<br />
werden sehr gute Übereinstimmungen zwischen<br />
der numerischer Lösung und der empirischer<br />
Formel erreicht (R² > 0,85).<br />
Als Eingangswert für die Ingerle-Berechnung kann<br />
somit in guter Näherung Formel 5 für die Berechnung<br />
der für die Wärmeausbreitung maßgebende Grundwassermächtigkeit<br />
(der sogenannten thermischen Tiefe)<br />
verwendet werden.<br />
3.3 Jahreswassermittelung bei Ingerle-Berechnung<br />
Für geringe Filtergeschwindigkeiten wird aus Bild 5 (a)<br />
ersichtlich, dass die Länge nach „Ingerle“ diejenige mit<br />
der 3D-Numerik ermittelte Länge bereits für einen<br />
12-monatigen Betrieb unterschätzt (rund 70 m zu kurz).<br />
In diesem Fall kann auch das Ausbreitungsverhalten mit<br />
einer Jahresmittelung der Brunnenwassermenge nicht<br />
abgebildet werden. Noch deutlicher wird die Abweichung<br />
in Bild 5 (b) hinsichtlich der Breiten der Temperaturanomalie.<br />
Gemäß Bild 2 (c) werden die minimale<br />
Breite am Einleitpunkt (B min ) und die maximale Breite<br />
am Ende der Temperaturanomalie (B max ) ausgewertet.<br />
Die Breiten nach Ingerle ergeben (B min sowie B max ) im<br />
Vergleich zu den Ergebnisse aus der 3D-Numerik eine<br />
Überschätzung (etwa + 250 %). Dies liegt darin begründet,<br />
dass durch die langsame Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />
(und daher lange Aufenthaltsdauer) der<br />
Temperaturgradient in einem <strong>Wasser</strong>paket bereits abgebaut<br />
ist bevor es die Randstromlinie im analytischen<br />
März 2014<br />
336 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
Strömungsbild erreicht. Der beeinflusste Bereich ist daher<br />
geringer als nach Ingerle berechnet. Für diese geringen<br />
Filtergeschwindigkeiten kann aber mit der einfachen<br />
Formel für die Temperaturausbreitung in einem<br />
Grundwassersee [15] (siehe See Formel in Bild 5 (a) und<br />
(b)) ein sehr gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen<br />
der 3D-Numerik erzielt werden. Ebenso kann das<br />
Verhalten der Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />
für eine unterschiedliche Anzahl von Betriebsmonaten<br />
gut abgebildet werden.<br />
In Bild 5 (c) und (d) sind die Auswertungen für mittlere<br />
Filtergeschwindigkeiten dargestellt. Insbesondere<br />
stimmen die Längen der Temperaturausbreitung nach<br />
Ingerle und numerische Berechnung sehr gut überein –<br />
auch für verschiedene Betriebsdauern. Hinsichtlich der<br />
Breiten der Temperaturanomalien entsprechen die Werte<br />
nach Ingerle für Betriebsdauern von 12 bis 9 Monate<br />
den Breiten an der Einleitstelle (B min ). Bei geringeren<br />
Betriebsdauern trifft die Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />
immer weniger zu. Bei Betriebsdauern<br />
unter drei Monaten übersteigt die ermittelte Breite mit<br />
der 3D-Numerik B max aus der Ingerle Berechnung. Für<br />
geringe Betriebsdauern (< 3 Monaten) wird die Breite<br />
deutlich unterschätzt. Obwohl die Berechnung nach Ingerle<br />
unter der Annahme eines stationären Betriebes<br />
(Jahresmittelung der Brunnenwassermenge) für mittlere<br />
Filtergeschwindigkeiten eine sehr gute Übereinstimmung<br />
hinsichtlich der Länge der Temperaturanomalie<br />
zeigt, ist dieser Ansatz bei sehr geringen Betriebsdauern<br />
(< 3 Monate pro Jahr) nicht zielführend.<br />
Als dritter Fall sind in Bild 5 (e) und (f) hohe Filtergeschwindigkeiten<br />
dargestellt. Für einen kontinuierlichen<br />
Betrieb der Anlage (12 Monate), wird mit der Ingerle-Berechnung<br />
sowohl für die Länge als auch für die Breite<br />
eine gute Übereinstimmung mit der 3D-Numerik erzielt.<br />
Für geringere Betriebsdauern zeigt sich, dass sowohl<br />
Länge als auch Breite der Temperaturausbreitung in der<br />
3D-Numerik annähernd konstant bleibt. Diese Auswertungen<br />
der 3D-Numerik stellen die maximale horizontale<br />
Erstreckung dar. Die sich ausbildenden Temperaturanomalien<br />
sind jedoch nicht zusammenhängend.<br />
Durch die hohe Grundwasserfließgeschwindigkeit bilden<br />
sich Temperaturinseln, welche nach Außerbetriebnahme<br />
der Anlage in Grundwasserfließrichtung transportiert<br />
werden. Der Abbau einer solchen kompakten<br />
Temperaturinsel ist somit beinahe unabhängig von der<br />
Betriebsdauer. Eine Jahreswassermittelung für die Berechnung<br />
nach Ingerle ist in diesem Fall nicht zielführend.<br />
Wird aber als maßgebliche <strong>Wasser</strong>menge das<br />
maxi male Monatsmittel gewählt, kann die Erstreckung<br />
dieser Temperaturinseln sehr wohl mit der Berechnung<br />
nach Ingerle abgebildet werden.<br />
Hinsichtlich der Jahreswassermittelung kann zusammengefasst<br />
eine Systematisierung anhand der Grundwasserfließgeschwindigkeiten<br />
in drei Fällen erfolgen<br />
(Bild 6). Eine detaillierte Analyse der Übergänge<br />
v f<br />
≤ 0,05 m/d 0,05 < v f ≤ 1,0 m/d<br />
Rückgabebrunnen<br />
Isothermen<br />
Temperaturanomalie<br />
Grundwasserfließrichtung<br />
v f > 1,0 m/d<br />
Bild 6. Systematisierung der Ausbildung von Temperaturanomalien<br />
in drei prinzipielle Fällen in Abhängigkeit<br />
von der Filtergeschwindigkeit v f .<br />
zwischen diesen drei prinzipiellen Fällen ist in [16] erläutert.<br />
Für den Fall von mittleren Fließgeschwindigkeiten kann<br />
in guter Näherung für die Berechnung nach Ingerle eine<br />
Jahresmittelung der Brunnenwassermenge durchgeführt<br />
werden.<br />
4. Zusammenfassung<br />
Für die Berechnung einer Temperaturanomalie nach<br />
dem vereinfachten Berechnungsmodell nach Ingerle ist<br />
die für Wärmeausbreitung maßgebende Grundwassermächtigkeit<br />
ein sehr sensitiver und somit wichtiger<br />
Para meter. Es wurde gezeigt, dass mit der in dieser Arbeit<br />
vorgestellten empirischen Formel für die thermische<br />
Tiefe sehr gute Ergebnisse (R² = 0,9191) im Vergleich<br />
zu den Ergebnisse mit einer 3D-Numerik erzielt<br />
werden können. Des Weiteren konnte gezeigt werden,<br />
dass eine Verwendung dieser empirischen Formel in<br />
Kombination mit der Berechnung nach Ingerle eine<br />
Verbesserung der Qualität der Berechnungsergebnisse<br />
liefert. Als zweiter wichtiger Punkt wurde die Zulässigkeit<br />
der Jahresmittelung der Brunnenwassermenge<br />
bei der Berechnung nach Ingerle untersucht. Dabei<br />
wurde festgestellt, dass bei entsprechenden Grundwasserfließgeschwindigkeiten<br />
(Filtergeschwindigkeit<br />
zwischen 0,05 und 1,0 m/d), auch für wenige Betriebsmonate<br />
sehr gute Ergebnisse mit der Ingerle Berechnung<br />
im Vergleich zu den Ergebnissen mit der 3D-Numerik<br />
erzielt werden können. Darüber hinaus wurde<br />
festgestellt, dass für geringere Filtergeschwindigkeiten<br />
(< 0,05 m/d) mit der Ausbreitungsformel von Temperaturanomalien<br />
im Grundwassersee bessere Ergebnisse<br />
erzielt werden können. Für höhere Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />
(>1,0 m/d), trifft die Jahresmittelung<br />
der Brunnenwassermenge in der Ingerle-Berechnung<br />
ebenfalls nicht mehr zu, da sich kompakte Temperaturinseln<br />
ausbilden, welche sich beinahe unabhängig von<br />
den Betriebsmonaten der Anlage in Grundwasserfließrichtung<br />
bewegen.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 337
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
In dieser Arbeit wurden Anwendungsgrenzen für die<br />
Berechnung nach Ingerle definiert. Es konnte gezeigt<br />
werden, dass diese vereinfachte Berechnungsmethodik<br />
bei richtiger Handhabe und entsprechenden geohydraulischen<br />
Bedingungen auch für einen instationären Betrieb<br />
(wenige Betriebsmonate im Jahr) gute Resultate erzielt.<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden zur<br />
Optimierung der Rechentabelle des ÖWAV verwendet.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren bedanken sich beim Österreichischen <strong>Wasser</strong>- und<br />
Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) für die gute Zusammenarbeit<br />
und die finanzielle Förderung durch die neun österreichischen<br />
Bundesländer im Rahmen eines Projekts.<br />
Nomenklatur<br />
Bezeich Einheit<br />
nung<br />
Beschreibung<br />
A m mittlere Mächtigkeit der Deckschicht<br />
B m hydraulische Abströmbreite eines Brunnen<br />
im Grundwasser B = Q/(kf ∙ I ∙ H)<br />
B i m Breite des Parallelströmungskörpers an der<br />
Stelle i<br />
c vw J/(m³∙K) spezifische Wärmekapazität des <strong>Wasser</strong>s<br />
F m² Fläche<br />
H m mittlere Mächtigkeit des Aquifers<br />
I m/m mittleres Grundwasserspiegelgefälle<br />
k f m/s hydraulische Durchlässigkeit<br />
k fH m/s horizontale hydraulische Durchlässigkeit<br />
k fV m/s vertikale hydraulische Durchlässigkeit<br />
P L W Wärmestrom durch Wärmeleitung<br />
Q m³/s Brunnenwassermenge<br />
T 0 °C mittlere Grundwassertemperatur (Jahresmittel)<br />
T i °C Temperatur an der Stelle x i im Parallelströmungskörper<br />
T R °C mittlere Grundwasserrückgabetemperatur<br />
ThT m thermische Tiefe<br />
LF m Länge des Filterrohres<br />
v f m/s; m/d Filtergeschwindigkeit nach Darcy<br />
v a m/s; m/d Abstandsgeschwindigkeit<br />
ΔT K Temperaturdifferenz<br />
Δx m Länge Kontrollvolumen<br />
α ° Dispersion und Verschwenkungswinkel<br />
β - Hilfsgröße =β fH<br />
k/k<br />
fV<br />
λ D W/(m∙K) Wärmeleitfähigkeit der Deckschicht<br />
Literatur<br />
[1] Fridleifsson, I.B.: Status of geothermal energy amongst the<br />
world’s energy sources. Geothermics (32), Aug-Dec 2003, p.<br />
379–388.<br />
[2] Bilgen, S., Kaygusuz, K. und Sari, A.: Renewable energy for a<br />
clean and sustainable future. Energy Sources (26), Oct 2004,<br />
p. 1119–1129.<br />
[3] Fridleifsson, I.B., Bertani, R., Huenges, E., Lund, J.W., Ragnarsson,<br />
A. and Rybach, L.: The possible role and contribution of geothermal<br />
energy to the mitigation of climate change. IPCC<br />
Scoping Meeting on Renewable Energy Sources, Luebeck,<br />
Deutschland, 2008.<br />
[4] Sanner, B., Karytsas, C., Mendrinos, D. und Rybach, L.: Current status<br />
of ground source heat pumps and underground thermal energy<br />
storage in Europe. Geothermics (32) 2003 No. 12, p. 579–588.<br />
[5] Milenic, D., Vasiljevic, P. and Vranjes, A.: Criteria for use of<br />
groundwater as renewable energy source in geothermal<br />
heat pump systems for building heating/cooling purposes.<br />
Energy and Buildings (42), May 2010, p. 649–657.<br />
[6] Sitzenfrei, R., Möderl, M., Hellbach, C., Fleischhacker, E. und<br />
Rauch, W.: Geothermal Energy in a Central European Perspective<br />
– Challenges and Opportunities. In World Environmental<br />
and Water Resources Congress 2011: p. 876-885. doi:<br />
10.1061/41173(414)90.<br />
[7] Rauch, W. und Stegner, U.: Das thermische Nutzungspotential<br />
von oberflächennahen Aquiferen aus wasserwirtschaftlicher<br />
Sicht. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> (145) 2004,<br />
Nr. 5, S. 318–325.<br />
[8] Rauch, W., Möderl, M., Sitzenfrei, R. und Kinzel, H.: Berechnung<br />
der Ausbreitung von Temperaturanomalien im Grundwasser<br />
als Planungsinstrument für Wärmepumpenanlagen. In 9. Internationales<br />
Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie,<br />
Kloster Banz, Bad Staffelstein, 2009.<br />
[9] Hähnlein, S., Bayer, P. und Blum, P.: International legal status<br />
of the use of shallow geothermal energy. In Renewable and<br />
Sustainable Energy Reviews (14) 2010, p. 14.<br />
[10] Hähnlein, S., Blum, P. und Bayer, P.: Oberflächennahe Geothermie<br />
– aktuelle rechtliche Situation in Deutschland. In<br />
Grundwasser (16), p. 69–75, 2011/06/01 2011.<br />
[11] ÖWAV-Regelblat 207: Thermische Nutzung des Grundwassers<br />
und des Untergrunds – Heizen und Kühlen, 2009.<br />
[12] Ingerle, K.: Beitrag zur Berechnung der Abkühlung des<br />
Grundwasserkörpers durch Wärmepumpen. In Österreichische<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (40) 1988, H. 11/12.<br />
[13] Kobus, H. und Mehlhorn, H.: Beeinflussung von Grundwassertemperaturen<br />
durch Wärmepumpen. In <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
(121) 1980 Nr. 6.<br />
[14] Kipp Jr., K.L.: Guide to the revised heat and solute transport<br />
simulator: HST3D version 2. In Water Resources Investigations<br />
Report 97-4157. U.S. Geological Survey, Denver, Colorado<br />
1997.<br />
[15] ÖWAV-Arbeitsbehelf: Leitfaden zur Anwendung der Thermalformel<br />
des ÖWAV- Regelblattes 207, 2014.<br />
[16] Sitzenfrei, R. und Rauch, W.: Characteristics and simplified assessment<br />
of thermal plumes in groundwater. In Geothermics,<br />
eingereicht.<br />
Autor<br />
Eingereicht: 28.11.2013<br />
Korrektur: 05.02.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
DI Dr. Robert Sitzenfrei<br />
E-Mail: Robert.Sitzenfrei@uibk.ac.at<br />
Univ.-Prof. DI Dr. Wolfgang Rauch<br />
Institut für Infrastruktur |<br />
Universität Innsbruck |<br />
Technikerstrasse 13 |<br />
A-6020 Innsbruck<br />
März 2014<br />
338 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE www.di-verlag.de |<br />
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Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva zum Leiter der<br />
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Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick über den Stand des Wissens<br />
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vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> informiert und 339 beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Umsetzung des DVGW-Hinweises<br />
W 1001 in einem <strong>Wasser</strong>werk der<br />
RheinEnergie, Köln<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung, Risikomanagement, DVGW-Hinweis W 1001, Water Safety Plan (WSP),<br />
<strong>Wasser</strong>schutzgebiet, GIS, <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Sebastian Sturm, Joachim Kiefer, Detlef Bethmann, Friederike Brauer, Martin Kaupe und Stefan Schiffmann<br />
Die vorliegende Arbeit beschreibt die Umsetzung des<br />
DVGW-Hinweises W 1001 „Sicherheit in der Trinkwasserversorgung<br />
– Risikomanagement im Normalbetrieb“<br />
in einem Trinkwasserwerk der RheinEnergie<br />
AG, Köln. Dabei wurden die Prozessschritte Ressourcenschutz,<br />
Gewinnung und Aufbereitung betrachtet.<br />
Auf die Beschreibung des Versorgungssystems folgten<br />
die Erfassung möglicher Gefährdungen und die Abschätzung<br />
der damit verbundenen Ausgangsrisiken,<br />
basierend auf der Bewertung von Schadensausmaß<br />
und Eintrittswahrscheinlichkeit der einzelnen Gefährdungen.<br />
Bei der GIS-gestützten Risikoabschätzung<br />
für das Einzugsgebiet wurde dieses Ausgangsrisiko<br />
durch die Schutzwirkung der Grundwasserüberdeckung<br />
sowie die Passage im Grundwasserleiter<br />
modifiziert, bei Gewinnung und Aufbereitung wurden<br />
die bereits durchgeführten Maßnahmen zur Risikobeherrschung<br />
risikomildernd bewertet. Bis auf wenige<br />
Ausnahmen sind die resultierenden Restrisiken<br />
gering bis sehr gering. Das Projekt von RheinEnergie<br />
AG (RE) und Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW)<br />
belegt die Eignung des verwendeten Ansatzes zur<br />
Umsetzung des DVGW-Hinweises W 1001 und zeigt<br />
den Nutzen des Risikomanagements für die Versorgungspraxis<br />
auf.<br />
Implementation of DVGW Guideline W 1001 at a<br />
RheinEnergie Waterworks (Cologne)<br />
This article describes the implementation of the<br />
DVGW Guideline W 1001 “Safe and secure drinking<br />
water supply – risk management under normal operating<br />
conditions” at a waterworks operated by the<br />
RheinEnergie AG, Cologne. This guideline integrates<br />
the WHO Water Safety Plan-approach (WSP) into the<br />
German DVGW Schedule Technical Standards. The<br />
supply chain components catchment area, water abstraction<br />
and water treatment were examined. After<br />
describing the water supply system the possible hazards<br />
were identified. The risks were assessed based<br />
upon severity (extent of damage) and likelihood of a<br />
hazardous event to occur. For the GIS-supported<br />
evaluation of the catchment area the initial risk was<br />
modified depending on the protectiveness of all strata<br />
between surface and groundwater level as well as<br />
on the risk-mitigating effect of the passage through<br />
the saturated zone to the water abstraction. For the<br />
assessment of the processes of water abstraction and<br />
water treatment all measures of risk control already<br />
taken were assumed to mitigate the initial risk. Apart<br />
from very few exceptions the resulting risks were low<br />
or very low. The RheinEnergie (RE) - Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> (TZW) project shows the suitability of<br />
the approach to implement W 1001 as well as possible<br />
benefits of risk management.<br />
1. Anlass<br />
2004 erschien die dritte Auflage der Trinkwasserleitlinien<br />
der WHO [1], in der den <strong>Wasser</strong>versorgern empfohlen<br />
wird, einen Water Safety Plan (WSP) und damit<br />
ein risikobasiertes Qualitätsmanagementsystem zu entwickeln<br />
und umzusetzen. Um die <strong>Wasser</strong>versorger bei<br />
dieser Aufgabe zu unterstützen, liegt seit August 2008<br />
der DVGW-Hinweis W 1001 mit dem Titel „Sicherheit in<br />
der Trinkwasserversorgung – Risikomanagement im<br />
Normalbetrieb“ vor [2].<br />
Die RheinEnergie AG Köln, als einer der größten<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>versorger mit einer jährlichen Trinkwasserabgabe<br />
von fast 85 Mio. m³ setzte sich in den<br />
vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema Risikomanagement<br />
auseinander. Daher initiierte die RE zusammen<br />
mit dem TZW ein Projekt zur Umsetzung des<br />
Hinweises W 1001 in die Praxis. Darin sollte am Beispiel<br />
eines von insgesamt acht Kölner Trinkwasserwerken die<br />
Systematik zur Durchführung des W 1001 für das Versorgungssystem<br />
vom Einzugsgebiet über die Gewinnung<br />
März 2014<br />
340 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
bis hin zur Aufbereitung erarbeitet werden. Die Vorgehensweise<br />
sollte dabei so gewählt werden, dass sie<br />
nach Umfang und Detaillierungsgrad der Betrachtungen<br />
unter den Aspekten der Realisierbarkeit und Praxistauglichkeit<br />
auch bei komplexeren Einzugsgebieten oder<br />
Aufbereitungstechniken angewendet und dazu ggf.<br />
leicht modifiziert werden kann.<br />
2. Methodik<br />
2.1 Methodenelemente nach DVGW W 1001<br />
Der DVGW-Hinweis W 1001 umfasst die in Bild 1 dargestellten<br />
Methodenelemente.<br />
Die ersten Schritte des Bewertungsverfahrens sind<br />
die Systembeschreibung und die detaillierte Gefährdungsanalyse.<br />
Im Anschluss wird anhand von Schadensausmaß<br />
und Eintrittswahrscheinlichkeit das resultierende Risiko<br />
abgeschätzt. Ziel der Risikoabschätzung ist eine Priorisierung,<br />
sodass für die als relevant erkannten Risiken geeignete<br />
und überwachte Maßnahmen zur Risikobeherrschung<br />
ergriffen werden können. Die Versorgungssicherheit<br />
muss anschließend beispielsweise durch Erfahrungen<br />
im Praxisbetrieb verifiziert werden. Außerdem ist zu<br />
beachten, dass das Verfahren nach einmaligem Durchlauf<br />
nicht abgeschlossen ist, sondern im Rahmen einer<br />
periodischen Revision zu wiederholen ist.<br />
2.2 Methodische Umsetzung im Projekt<br />
Im Rahmen dieses Projektes wurde eine am TZW entwickelte<br />
Methode zur Umsetzung des Hinweises W 1001<br />
praxisorientiert weiterentwickelt. Die Methode basiert<br />
auf einer zweistufigen qualitativen Bewertung von Ausgangsrisiko<br />
und Restrisiko. Die Bewertungsgrößen und<br />
Ergebnisse werden dabei jeweils durch fünf ordinal skalierte<br />
Klassen von sehr gering bis sehr hoch ausgedrückt<br />
und über Matrizen kombiniert.<br />
Zwar wird in der Literatur teils Kritik an der Verwendung<br />
von Risikomatrizen formuliert (z. B. Cox [4]), andererseits<br />
wird die Verwendung derartiger Matrizen seitens der<br />
WHO für den WSP [5] oder im DVGW-Hinweis W 1001 [2]<br />
explizit empfohlen. Auch an anderer Stelle (z. B. bei der<br />
Gefährdungsabschätzung im Bereich Arbeitssicherheit)<br />
werden solche Matrizen eingesetzt. Ein wichtiger Gesichtspunkt<br />
bei der Entscheidung für diese Vorgehensweise<br />
war die Anwenderfreundlichkeit der Methode, da Matrizen<br />
unkompliziert eingesetzt werden können und rasch Anhaltspunkte<br />
für eine nachvollziehbare Bewertung und<br />
Priorisierung von Risiken ermöglichen. Der Einsatz von<br />
Matrizen zur Risikoabschätzung in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
hat sich auch in anderen Projekten als praxistauglich<br />
bewährt (u. a. [6]).<br />
Statistiken, die zur Ableitung von quantifizierbaren<br />
Angaben für das Schadensausmaß und insbesondere<br />
die Eintrittswahrscheinlichkeit von Gefährdungen in<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungssystemen herangezogen werden<br />
könnten, existieren nicht. Daher wurde der Weg einer<br />
qualitativen Einstufung von Schadensausmaß und<br />
Bild 1. Methodik<br />
des Risikomanagements<br />
nach W 1001<br />
(aus [3] nach<br />
[2]).<br />
Tabelle 1. Klassifizierung Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
sowie Erläuterung und Interpretation der Risikoklassen.<br />
Schadensausmaß<br />
sehr gering keine negativen Auswirkungen auf die <strong>Wasser</strong>qualität oder<br />
Versorgungssicherheit<br />
gering geringfügige und kurzfristige Auswirkungen auf die sensorische<br />
<strong>Wasser</strong>qualität bzw. die Versorgungssicherheit<br />
mittel Konzentrationsanstiege mit vorübergehenden Auswirkungen<br />
auf die sensorische <strong>Wasser</strong>qualität bzw. Versorgungssicherheit<br />
hoch Grenzwertüberschreitung, aber ohne akute Gesundheitsgefährdung,<br />
ggf. länger andauernde Beeinträchtigung der<br />
Versorgungssicherheit<br />
sehr hoch deutliche Grenzwertüberschreitung, ggf. mit langfristiger<br />
Beeinträchtigung der Gesundheit, Versorgungssicherheit<br />
u. U. nicht gegeben<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
sehr gering tritt praktisch nicht ein, nahezu ausgeschlossen<br />
gering unwahrscheinlich, seltene Einzelfälle<br />
mittel unregelmäßige Einzelfälle, wiederkehrend<br />
hoch ziemlich wahrscheinlich, keine Einzelfälle mehr<br />
sehr hoch nahezu sicher, regelmäßig wiederkehrend oder dauerhaft vorhanden<br />
Risiko<br />
sehr gering keine besondere Aufmerksamkeit erforderlich; Behandlung im<br />
Routinebetrieb, Dokumentation und Berücksichtigung in künftigen<br />
Bewertungen<br />
gering Lösung im Routinebetrieb und Berücksichtigung bei zukünftigen<br />
Veränderungen der Trinkwasserversorgung oder bei Revision<br />
mittel gegenwärtig keine Beeinträchtigung zu besorgen;<br />
künftige Aufmerksamkeit erforderlich; ggf. mittelfristige<br />
Abhilfemaßnahmen prüfen, Monitoring durchführen<br />
hoch Beeinträchtigung des Versorgungssystems zu besorgen,<br />
Abhilfemaßnahmen sind erforderlich<br />
sehr hoch massive Beeinträchtigung bis hin zur Unterbrechung der<br />
Versorgung nicht auszuschließen; Gefahrenabwehr, akute<br />
Abhilfemaßnahmen notwendig<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 341
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit auf Grundlage einer einheitlichen<br />
verbalen Umschreibung der jeweils fünf Klassen<br />
gewählt. Auch die Klassen des so abgeschätzten Risikos<br />
werden verbal umschrieben, um eine gleichartige Interpretation<br />
aus dem Blickwinkel der Versorgungssicherheit<br />
zu ermöglichen. Diese Bewertungskriterien und<br />
Umschreibungen sind in Tabelle 1 dargestellt.<br />
Die Besonderheiten der verschiedenen betrachteten<br />
Teilprozesse der <strong>Wasser</strong>versorgung wurden in der Methodik<br />
ebenfalls berücksichtigt. So wurden bei der Bewertung<br />
der Eintrittswahrscheinlichkeit unterschiedliche Zeitskalen<br />
beachtet: In der <strong>Wasser</strong>aufbereitung wäre ein technischer<br />
Zwischenfall pro Jahr als selten und damit „unwahrscheinlich“<br />
einzustufen, während im Einzugsgebiet der jährliche<br />
Nitrataustrag mit dem Sickerwasser mit einer „an Sicherheit<br />
grenzenden Wahrscheinlichkeit“ eintritt.<br />
Bei Betrachtung des Einzugsgebietes ergibt sich das<br />
Restrisiko für das Rohwasser aus dem Ausgangsrisiko in der<br />
Fläche und der Gesamtvulnerabilität (Verschmutzungsempfindlichkeit),<br />
die sich aus der Schutzfunktion des gesamten<br />
Systems aus Grundwasserüberdeckung und gesättigter<br />
Zone bis zur <strong>Wasser</strong>entnahme ableiten lässt (siehe Bild 2).<br />
Bei der Gewinnung und Aufbereitung beeinflussen<br />
hingegen bereits durchgeführte Maßnahmen das Ausgangsrisiko<br />
und können zu einem geringeren Restrisiko<br />
für das Trinkwasser führen.<br />
Bild 2. Methodischer Ansatz zur Risikoab schätzung<br />
im Prozessschritt Ressourcenschutz (aus [7]).<br />
Bild 3. Vereinfachtes Prozess- und Aufbereitungsschema des untersuchten<br />
<strong>Wasser</strong>werks.<br />
3. Beschreibung des Versorgungssystems<br />
Das betrachtete Trinkwasserwerk (WW) der RE liegt in<br />
einem Waldgebiet bei Köln und kann bis zu 5,5 Mio. m³<br />
Grundwasser pro Jahr fördern. Das <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
(WSG) umfasst eine Fläche von rund 3 360 ha und ist<br />
überwiegend bewaldet. Kleinere Flächenanteile entfallen<br />
auf Siedlungen oder werden landwirtschaftlich<br />
genutzt. Im Südwesten und Norden berühren bzw.<br />
durchqueren zwei Autobahnen das WSG. Weitere Flächen<br />
im WSG mit möglicher Relevanz für das Grundwasser<br />
sind u. a. mehrere Landesstraßen, verschiedene Oberflächengewässer,<br />
eine Nassauskiesung, Altlasten, die<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung sowie ein Wildgehege.<br />
Das genutzte Grundwasser stammt überwiegend<br />
aus quartären Lockersedimenten der Rheinebene sowie<br />
zu einem geringen Anteil aus einem devonischen Festgesteinsaquifer.<br />
Im WSG besteht ein Messstellennetz, an<br />
dem die RE in einem abgestuften Turnus Grundwasserstandsmessungen<br />
durchführt und Proben zur Grundwasserbeschaffenheit<br />
entnimmt und untersucht.<br />
Das <strong>Wasser</strong>werk sowie die Brunnenreihe selbst sind<br />
gemeinsam weiträumig umzäunt. Die Unterflur-Brunnenstuben<br />
sind gegen unbefugten Zutritt durch abschließbare<br />
Schachtdeckel gesichert. Darüber hinaus ist der<br />
Zugang durch Deckelkontakte alarmüberwacht.<br />
Im WW erfolgen eine mechanische Entsäuerung<br />
mittels zwei Flachbettbelüftern und eine anschließende<br />
Phosphatdosierung (siehe Bild 3). Es findet täglich eine<br />
Begehung statt, wobei verschiedene Daten in Formularen<br />
festgehalten werden. Das Labor der RE führt auf Grundlage<br />
eines Probenplanes Grund- und Rohwasseranalysen<br />
sowie Analysen während und nach der Aufbereitung durch.<br />
4. Ressourcenschutz<br />
Die Risikoabschätzung für das Rohwasser (siehe Bild 2)<br />
betrachtet:<br />
••<br />
das Ausgangsrisiko, das sich aus dem Schadensausmaß<br />
der Gefährdungen und der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
für deren Auslöser im Einzugsgebiet ableiten<br />
lässt,<br />
••<br />
die Verringerung des Ausgangsrisikos bei der Passage<br />
der ungesättigten Zone bis zum Erreichen des<br />
Grundwassers (gekennzeichnet durch die Vulnerabilität<br />
des Grundwassers) und<br />
••<br />
die Rohwasservulnerabilität, die die Risikominderung<br />
durch den Transfer im Grundwasserleiter zum<br />
Ort der Rohwassergewinnung beschreibt. Eine Verringerung<br />
der Beeinträchtigung ist hierbei durch<br />
Sorption, Verdünnung, Abbauprozesse etc. insbesondere<br />
in Abhängigkeit von der Verweilzeit im<br />
Grundwasser möglich.<br />
Bild 4 dokumentiert den Ablauf des Bewertungsprozesses<br />
anhand eines Fließschemas mit den berücksichtigten<br />
Eingangsinformationen und den verwendeten Kombinationsmatrizen.<br />
Die Eingangsinformationen wurden<br />
März 2014<br />
342 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
durch Multiplikation der Rangzahlen ihrer jeweiligen<br />
Klassen verknüpft, die Ergebnisse bewertet, auf einer<br />
Ordinalskala klassifiziert und den Teilergebnissen erneut<br />
Rangzahlen für die ggf. weitere Berechnung zugeordnet.<br />
4.1 Gefährdungsanalyse<br />
Auf Basis von Informationen und Geo-Daten aus topografischen<br />
Karten, Luftbildern sowie Datensätzen aus<br />
dem Internetprojekt „Open Street Map“ wurde mit<br />
einem Geografischen Informationssystem (GIS) eine<br />
digitale Flächennutzungskarte für das WSG erstellt.<br />
Weitere Informationen für die Gefährdungsanalyse<br />
ergaben sich aus gemeinsamen Besprechungen und<br />
Ortsbegehungen von RE und TZW sowie aus den Analysendaten<br />
zur Grund- und Rohwasserbeschaffenheit.<br />
Anfragen bei Behörden lieferten Informationen über<br />
Altlasten, Einleitungen oder Versickerung von Straßenabwässern<br />
sowie Anlagen und Einrichtungen zur zentralen<br />
und dezentralen <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />
Die im Folgenden vorgestellten ausgewählten Ergebnisse<br />
beziehen sich auf die Auslöser für Gefährdungen<br />
mit Flächengeometrien, also die großräumigeren Flächennutzungen<br />
wie Forst, Landwirtschaft, Siedlungsflächen<br />
etc. Die im Rahmen der Risikoabschätzung ebenfalls<br />
betrachteten punkt- und linienförmigen Auslöser für<br />
Gefährdungen wie Versickerungsschächte für Straßenabläufe,<br />
<strong>Abwasser</strong>sammelgruben, Gewässer oder <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
bleiben in diesem Artikel unberücksichtigt, ihre<br />
Bewertung erfolgte jedoch analog zu den Flächenobjekten.<br />
4.2 Ausgangsrisiko<br />
Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit wurden<br />
qualitativ nach einer fünfstufigen Skala bewertet (siehe<br />
Tabelle 1). Die Einstufungen erfolgten mithilfe eines<br />
Emissionsszenarios, das in einem so genannten Risikosteckbrief<br />
dokumentiert wurde, der auch eine weitergehende<br />
Erläuterung und Begründung der Einstufung<br />
umfasst. Tabelle 2 zeigt als Beispiel einen Risikosteckbrief<br />
für Autobahnen.<br />
Anhand einer Bewertungsmatrix wurde aus Schadensausmaß<br />
und Eintrittswahrscheinlichkeit das Ausgangsrisiko<br />
abgeleitet (siehe Bild 4). Um das Schadensausmaß<br />
gegenüber der Eintrittswahrscheinlichkeit stärker zu<br />
gewichten, wurde eine asymmetrische Matrix verwendet,<br />
bei der die Werte (Rangzahlen) für die Wahrscheinlichkeit<br />
um je einen Zähler erhöht sind. So wird verhindert,<br />
dass bei hohem oder sehr hohem Schadensausmaß ein<br />
sehr geringes Restrisiko resultiert. In Tabelle 1 werden<br />
die sich daraus ergebenden Risikoklassen beschrieben.<br />
Wenn einem Objekt mehrere gefährdende Ereignisse<br />
zuzuordnen sind, für die sich voneinander abweichende<br />
Bewertungen für Schadensausmaß und/oder Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
und damit das Ausgangsrisiko ergeben<br />
(z. B. Straßen: Risiken aus dem Normalbetrieb<br />
und aus Unfällen), so werden diese im Risikosteckbrief<br />
separat beschrieben und bewertet (siehe Tabelle 2).<br />
Tabelle 2. Beispiel für einen Risikosteckbrief.<br />
Risikosteckbrief: Verkehr – Autobahn<br />
GIS_ID<br />
GIS_34<br />
Stand 05.09.2012<br />
Gefährdungsanalyse<br />
Versorgungsschritt / Ort<br />
Ressourcenschutz/Einzugsgebiet<br />
Sektor / Klasse<br />
Verkehr<br />
Gefährdendes Ereignis / Auslöser Straßen/Autobahn, Betrieb/Unfälle<br />
Gefährdung(en)<br />
Schwermetalle, Mineralöle, Kraftstoffadditive,<br />
Frostschutz-/Bremsflüssigkeit,<br />
Platingruppenelemente, PAK, Streuund<br />
Taumittel<br />
Abschätzung des Ausgangsrisikos<br />
Schadensausmaß: 3 (mittel)<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit: 5 (hoch)<br />
Ausgangsrisiko:<br />
15 (mittel)<br />
Erläuterungen zur Abschätzung des Schadensausmaßes:<br />
Hohes Verkehrsaufkommen mit Gefährdungen aus dem straßentypischen Schadstoffinventar<br />
beim regulären Verkehrsaufkommen (Normalbetrieb): Abrieb von Reifen/<br />
Bremsbelägen/Fahrbahn (Schwermetalle u. a.), Tropfverluste (Mineralöle, Kraftstoffadditive,<br />
Frostschutz-/Bremsflüssigkeit), Deposition von Abgasen/Stäuben (Schwermetalle,<br />
Platingruppenelemente, PAK), Streu- und Taumittel (SA = mittel). Bei Unfällen ist<br />
zudem mit Freisetzung größerer Mengen wassergefährdender Stoffe (aus Transport,<br />
Lösch schäumen, etc.) zu rechnen (SA = hoch).<br />
Trotz gezielter Bündelung der Straßenabflüsse ist durch Abdrift/Spray und bei Unfällen<br />
nicht nur eine Kontamination der befestigten Flächen, sondern auch der angrenzenden<br />
Böschungen anzunehmen.<br />
Erläuterungen zur Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />
Austräge aus dem Betrieb erfolgen dauerhaft. Die Strecken werden in der Regel zwar<br />
gezielt entwässert (Hochbord/Kanal) eine Teilversickerung über begrünte Böschung/<br />
Randstreifen ist aber möglich (eingeschränkte Sickerwasserbildung durch Dauerbegrünung,<br />
EW = hoch); Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen beschränken sich<br />
auf unregelmäßige Einzelfälle (EW = gering).<br />
Bild 4. Ermittlung von Ausgangsrisiko, Gesamtvulnerabilität und<br />
Restrisiko für das Rohwasser.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 343
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Tabelle 3. Klassifikation der Gesamtschutzfunktion der<br />
Grundwasserüberdeckung (P-Faktor nach [8]).<br />
Gesamtschutzfunktion<br />
P-Wert<br />
sehr gering 1 0–2 m Kies<br />
Merkmalsausprägung<br />
(Beispiele)<br />
gering 2 1–10 m kiesiger Sand<br />
mittel 3 2–20 m schwach schluffiger Sand<br />
hoch 4 5–50 m toniger Schluff<br />
sehr hoch 5 > 50 m toniger Schluff<br />
Tabelle 4. Matrix zur Ableitung der Rohwasservulnerabilität VRW als Funktion<br />
von Entfernung zur Fassung (Schutzzonen) und Anteil am geförderten Rohwasser<br />
(quantitative Bedeutung von Einzugsgebietsbereichen).<br />
Schutzzone<br />
gering<br />
(Festgestein)<br />
quantitative Bedeutung<br />
hoch<br />
(Lockergestein)<br />
III B 1 (sehr gering) 2 (gering)<br />
III / III A 2 (gering) 3 (mittel)<br />
II (tritt im Gebiet nicht auf) 4 (hoch)<br />
I (tritt im Gebiet nicht auf) 5 (sehr hoch)<br />
In die weitere Auswertung mittels GIS (siehe Bild 4) ging<br />
jeweils die Einstufung mit dem höheren, also kritischeren<br />
Ausgangsrisiko ein.<br />
In Bild 5 ist das Ausgangsrisiko im <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
kartografisch dargestellt. Im größten, weitgehend bewaldeten<br />
Teil des Gebiets ist das Ausgangsrisiko sehr<br />
gering. Die das Gebiet querenden Straßen und Autobahnen<br />
sind als linienhafte Strukturen mittleren Ausgangsrisikos<br />
deutlich erkennbar. Im westlichen Gebietsteil<br />
sowie am nördlichen Gebietsrand sind jedoch viele<br />
Flächen mit hohem bis sehr hohem Ausgangsrisiko<br />
erkennbar. Orange oder rot eingefärbte Flächen, von<br />
denen ein hohes oder sehr hohes Risiko ausgeht, sind<br />
Siedlungs-, Industrie- bzw. Ackerflächen.<br />
4.3 Vulnerabilität des Grundwassers<br />
Die intrinsische Vulnerabilität, also die systembedingte<br />
Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers, bestimmt<br />
maßgeblich mit, ob und inwieweit ein Transfer<br />
des Ausgangsrisikos von der Geländeoberfläche hin zur<br />
Grundwasseroberfläche stattfindet. Bei der Bewertung<br />
wurde hierzu auf die PI-Methode [8] zurückgegriffen.<br />
Faktoren, die danach in die Bewertung der Grundwasservulnerabilität<br />
einfließen, sind neben Gesteinsart und<br />
Mächtigkeit der Grundwasserüberdeckung (siehe z. B.<br />
Tabelle 3) auch die nutzbare Feldkapazität des Bodens<br />
sowie die Grundwasserneubildungsrate. Diese Methode<br />
konnte in Abhängigkeit von der verfügbaren Datenbasis<br />
leicht modifiziert auf das Untersuchungsgebiet<br />
angewandt werden.<br />
Als Ergebnis wurde der Grundwasservulnerabilität<br />
an jeder Stelle des Einzugsgebiets ein Wert zwischen<br />
1 und 5 zugewiesen, wobei 5 die höchste Verschmutzungsempfindlichkeit<br />
des Grundwassers repräsentiert.<br />
Im betrachteten <strong>Wasser</strong>schutzgebiet ist die Grundwasservulnerabilität<br />
aufgrund der vorliegenden Gesteinsarten<br />
und teils großen Grundwasserflurabständen als<br />
gering bis mittel anzusehen. Eine geringe Grundwasservulnerabilität<br />
liegt z. B. auf einer Fläche mit Braunerde<br />
über schluffigem Ton bei 8 m Flurabstand vor. Eine Fläche<br />
mit Pseudogley über sandigem Kies weist bei 20 m Flurabstand<br />
dagegen eine mittlere Grundwasservulnerabilität<br />
auf. Bei einer Abgrabungsfläche zur Kiesgewinnung<br />
führte die fehlende Grundwasserüberdeckung zur Einstufung<br />
als sehr hoch vulnerabel. Auch die Randbereiche<br />
eines tonigen Zwischenhorizontes wurden als erhöht<br />
verschmutzungsempfindlich ausgewiesen, da dort von<br />
der beschleunigten Versickerung aus einem lokal ausgebildeten<br />
schwebenden Grundwasserstockwerk in das<br />
genutzte Grundwasservorkommen auszugehen ist.<br />
4.4 Vulnerabilität des Rohwassers<br />
Eine mögliche weitere Abschwächung des Risikos für<br />
das Rohwasser ergibt sich durch die Prozesse auf dem<br />
Pfad von der Grundwasseroberfläche zum Brunnen.<br />
Dabei werden die Konzentrationen potenziell eingetragener<br />
Schadstoffe oder Krankheitserreger zum einen<br />
deutlich verdünnt, zum anderen können Adsorption,<br />
biologischer Abbau, Hydrolyse, Fällung etc. zu einer<br />
Verringerung chemischer, physikalischer und radiologischer<br />
Gefährdungen führen. Für mikrobiologische<br />
Gefährdungen spielen hierbei z. B. Filtration, Fällung/<br />
Flockung und Absterben eine Rolle. Da all diese Prozesse<br />
im vorliegenden Ansatz nicht physikalisch basiert abgebildet<br />
werden können und keine stoffspezifische,<br />
sondern die intrinsische Vulnerabilität betrachtet wird,<br />
wurden zwei Kriterien zur integralen Bewertung der<br />
Schutzwirkung der gesättigten Zone herangezogen:<br />
••<br />
die Staffelung des WSG in die Schutzzonen, als<br />
hauptsächlicher Ausdruck für die Fließzeit zu den<br />
Brunnen und<br />
••<br />
die relative, quantitative Bedeutung von Teilen des<br />
Einzugsgebietes für das genutzte Grundwasserdargebot<br />
als Maß für die Verdünnungswirkung des<br />
in diesen Gebieten neu gebildeten Grundwassers<br />
aus Sicht der Rohwassergewinnung. Diese Fallunterscheidung<br />
war im betrachteten WSG von Bedeutung,<br />
da im Einzugsgebiet sowohl sehr ergiebige quartäre<br />
und tertiäre Lockergesteine als auch weniger durchlässige<br />
devonische Festgesteine anstehen.<br />
Um den Transfer in der gesättigten Zone zu bewerten,<br />
wurde den Teilflächen nach der Matrix in Tabelle 4 in<br />
Abhängigkeit von Schutzzone und quantitativer Bedeutung<br />
des Gebietes ein Wert der Rohwasservulnerabilität<br />
zwischen 1 (sehr gering) und 5 (sehr hoch) zugewiesen.<br />
März 2014<br />
344 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
4.5 Gesamtvulnerabilität<br />
Die Gesamtvulnerabilität wird anhand der entsprechenden<br />
Matrix in Bild 4 aus der Vulnerabilität des Grundwassers<br />
und des Rohwassers abgeleitet und klassifiziert. Die gezeigte<br />
Matrix ergibt sich, wenn die Gesamtvulnerabilität<br />
als Produkt der Rangzahlen von Grund- und Rohwasservulnerabilität<br />
berechnet wird. Die Gesamtvulnerabilität<br />
wird wiederum in fünf ordinal skalierte Klassen eingeteilt.<br />
Im betrachteten <strong>Wasser</strong>schutzgebiet ist die Gesamtvulnerabilität<br />
fast durchgängig gering oder sehr gering.<br />
Nur einzelne in Zone III A liegende Flächen mit stark<br />
verringerter oder fehlender Grundwasserüberdeckung<br />
sowie der Randbereich des lokal ausgebildeten schwebenden<br />
Grundwasserstockwerks weisen eine mittlere<br />
Gesamtvulnerabilität auf.<br />
4.6 Restrisiko für das Rohwasser<br />
Das Restrisiko für das Rohwasser wird durch Multiplikation<br />
der Rangzahlen des Ausgangrisikos und der Gesamtvulnerabilität<br />
nach der Bewertungsmatrix in Bild 4 ermittelt. Die<br />
Klassifizierung ergibt sich anhand der Farben der Matrix.<br />
Bei der Erstellung der Matrix wurde Wert darauf gelegt,<br />
dass das Rohwasserrestrisiko keine höheren Werte annehmen<br />
kann als das Ausgangsrisiko. In den meisten Fällen<br />
wird das Ausgangsrisiko durch die schützende Wirkung<br />
der Passage durch ungesättigte und gesättigte Zone<br />
deutlich verringert. Lediglich im Fall einer sehr hohen<br />
Gesamtvulnerabilität bleibt das Ausgangsrisiko unverändert.<br />
Bild 6 zeigt eine Karte des Restrisikos. Nur einzelnen<br />
Nutzungen wie dem Kieswerk auf einer Abgrabungsfläche,<br />
sowie den Acker- und Siedlungsflächen auf<br />
weiteren, schmalen Flächen mit mittlerer Gesamtvulnerabilität<br />
(s. o.) wird ein mittleres Risiko zugeordnet. Die<br />
übrigen Flächen weisen ein geringes oder sehr geringes<br />
Restrisiko für das Rohwasser auf. Hohe oder sehr hohe<br />
Restrisiken ergeben sich nicht.<br />
Gemäß der Risikodefinition in Tabelle 1 ist somit<br />
gegenwärtig kein zusätzlicher Handlungsbedarf über die<br />
bestehenden Maßnahmen wie z. B. die Kooperationen mit<br />
der Landwirtschaft im WSG, das bestehende Grundwassermonitoring<br />
und die generelle Sensibilität im Rahmen der<br />
laufenden Schutzgebietsüberwachung hinaus abzuleiten.<br />
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch geringe<br />
Restrisiken für das Rohwasser aus Vorsorgegründen<br />
möglichst weiter minimiert werden sollten bzw. eine<br />
wirksame Überwachung gewährleisten sollte, dass im<br />
(unwahrscheinlichen) Schadensfall rechtzeitig und angemessen<br />
reagiert werden kann.<br />
5. Gewinnung und Aufbereitung<br />
Im Rahmen der Bestandsaufnahme fand eine Begehung<br />
der Gewinnungsanlagen sowie des <strong>Wasser</strong>werks<br />
statt. Anschließend wurden die übergebenen Unterlagen<br />
wie Ablaufschemata bzw. Wartungspläne<br />
gesichtet und auf Vollständigkeit geprüft. Im Projektverlauf<br />
wurde zur Komplettierung der Systembeschreibung<br />
eine Verfahrensanweisung erstellt.<br />
Zur Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung für<br />
die Prozesse <strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
wurden zunächst alle möglichen Auslöser für<br />
Gefährdungen erfasst. Das Ausgangsrisiko lässt sich<br />
analog zur Vorgehensweise im Prozessschritt Ressourcenschutz<br />
anhand von Bild 4 aus Schadensausmaß und<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit ableiten. Dabei wurde zunächst<br />
der gesamte Teilprozess wie bspw. die mechanische<br />
Entsäuerung betrachtet und anschließend die einzelnen<br />
Bausteine innerhalb dieses Teilprozesses analysiert und<br />
bewertet. Die Klassifizierung des Schadensausmaßes<br />
und der Eintrittswahrscheinlichkeit erfolgte nach<br />
Ta belle 1. Bei der Beurteilung des Schadensausmaßes<br />
wurden jedoch zusätzlich zu den Kriterien der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />
auch weitere Aspekte der Versorgungssicherheit<br />
(z. B. Menge und Druck) berücksichtigt.<br />
Bild 5. Ausgangsrisiko der Flächen.<br />
Bild 6. Restrisiko der Flächen.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 345
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Die Abschätzung des Ausgangsrisikos (Klassifizierung<br />
siehe Tabelle 1) fand unter der Annahme statt,<br />
dass noch keinerlei Maßnahmen zur Beherrschung<br />
oder Elimination der Risiken vorgenommen wurden<br />
(„grüne Wiese“). Im zweiten Schritt wurden die bereits<br />
vorhandenen Maßnahmen betrachtet und auf fachgerechte<br />
Überwachung und Validierung geprüft.<br />
Abschließend wurde das bestehende Restrisiko abgeschätzt.<br />
Bei Abschätzung der Restrisiken wurde deutlich,<br />
dass die umgesetzten Maßnahmen nahezu ausschließlich<br />
die Eintrittswahrscheinlichkeit herabsetzen, nicht<br />
jedoch das potenzielle Schadensausmaß. Es sollte<br />
beachtet werden, dass – selbst bei einem durch Mi nimierung<br />
der Eintrittswahrscheinlichkeit bedingten<br />
geringen Restrisiko – Gefährdungen mit einem hohen<br />
Schadensausmaß einer besonderen Aufmerksamkeit<br />
bedürfen. Auch wenn aktuell kein Handlungsbedarf in<br />
Bezug auf Etablierung neuer Maßnahmen besteht, muss<br />
die Bedeutung der praktizierten Maßnahmen und deren<br />
fachgerechte Durchführung und Überwachung im<br />
Bewusstsein bleiben.<br />
Eine Gefährdung mit sehr hohem Ausgangsrisiko<br />
stellt das saure Rohwasser dar (Schadensausmaß<br />
hoch, Eintrittswahrscheinlichkeit sehr hoch). Die<br />
Rohwässer der Brunnen sind permanent calcitlösend<br />
Tabelle 5. Auszug aus der Übersichtsdokumentation, Teilprozess <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
Auszug aus der Übersichtsdokumentation<br />
Versionsnummer/ -datum v.2 / 15.11.2012<br />
Gefährdungsanalyse<br />
Versorgungsschritt / Ort<br />
Gefährdendes Ereignis / Auslöser<br />
Art der Gefährdung(en)<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung/<strong>Wasser</strong>werk; Phosphatdosierung<br />
Beschaffung: Produkt entspricht nicht den Vorgaben<br />
Mikrobiologisch / Chemisch<br />
Quelle (Angaben Regelwerk) DVGW-Arbeitsblatt W 204<br />
Risikoabschätzung<br />
Abschätzung des<br />
Ausgangsrisikos<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />
Schadensausmaß:<br />
Ausgangsrisiko:<br />
3 (gering),<br />
Fehllieferung bzw. Anschläge<br />
5 (sehr hoch),<br />
akute Gesundheitsgefährdung möglich<br />
15 (mittel)<br />
Bestehende Maßnahmen<br />
zur Risikobeherrschung<br />
Eingangskontrollen<br />
• Sollzustand:<br />
Übereinstimmung mit Herstellerangaben (Produktdatenblatt);<br />
• Überwachung:<br />
Verfahren: Dichtemessung, Viskositätsmessung, pH-Wert-Messung, Phosphatschnelltest;<br />
Häufigkeit: nach Anlieferung;<br />
Dokumentation: RELIS<br />
• Korrekturen: Einzelfallentscheidung<br />
Produktkontrollen<br />
• Sollzustand:<br />
Übereinstimmung mit Forderungen der Normen DIN EN 1212 und DIN EN 1198;<br />
• Überwachung:<br />
Verfahren: Laborverfahren,<br />
Häufigkeit: vierteljährlich,<br />
Dokumentation: RELIS<br />
• Korrekturen: Einzelfallentscheidung<br />
Eignung und Wirksamkeit der<br />
Maßnahmen (Validierung)<br />
Umsetzung gemäß Regelwerk DVGW-Arbeitsblatt W 204;<br />
Dokumentation: Verfahrensanweisung (VA) <strong>Wasser</strong>werk<br />
Abschätzung des<br />
Restrisikos<br />
Weiterer Handlungsbedarf<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />
Schadensausmaß:<br />
Restrisiko:<br />
(keiner)<br />
2 (sehr gering)<br />
5 (sehr hoch)<br />
10 (gering)<br />
März 2014<br />
346 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
und stellen ohne Entsäuerung zwar keine akute<br />
Gesundheits gefahr dar, die Werte für die Calcitlösekapazität<br />
erfüllen jedoch nicht die Vorgaben der Trinkwasserverordnung.<br />
Durch Betrieb einer fachgerecht<br />
mit Alarmwerten überwachten, zweistraßigen Entsäuerungsanlage<br />
wird dieses Risiko jedoch deutlich<br />
verringert, sodass bei gleich bleibendem Schadensausmaß<br />
nur ein geringes Restrisiko verbleibt. Nach<br />
Betrachtung der Entsäuerungsanlage als „Blackbox“<br />
wurden anschließend die Teilprozesse darin beleuchtet<br />
und bewertet.<br />
Insgesamt werden bei Gewinnung und Aufbereitung<br />
die Risiken durch bereits vorhandene Maßnahmen<br />
in allen Fällen auf ein geringes oder sehr geringes Maß<br />
reduziert, sodass derzeit keine weiteren Maßnahmen<br />
erforderlich sind.<br />
Die Werte für Ausgangs- und Restrisiko der einzelnen<br />
Gefährdungen sowie Stichworte zu Risikoabschätzung,<br />
Risikobeherrschung und Validierung der<br />
Maßnahmen wurden tabellarisch zusammengestellt.<br />
So kann schnell erkannt werden, bei welchen Prozessen<br />
das Schadensausmaß hoch ist und deshalb<br />
besonders auf die fachgerechte Umsetzung der Maßnahmen<br />
zur Risikobeherrschung geachtet werden<br />
muss. Ferner stellt diese Übersichtsdokumentation<br />
die ideale Grundlage bei der Revision dar. In Tabelle 5<br />
ist ein Auszug der Inhalte dieser Übersichtsdokumentation<br />
für einen ausgewählten möglichen Auslöser für<br />
Gefährdungen illustriert.<br />
Die im Rahmen der Risikobeherrschung verfasste<br />
Verfahrensanweisung beschreibt die Prozessschritte<br />
Rohwassergewinnung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />
legt den Überwachungsplan, nötige Kontrollen, Inspektionen<br />
und Wartungen fest.<br />
Insgesamt wurden durch die Anwendung dieser<br />
Methodik Verbesserungen und Ergänzungen insbesondere<br />
bei der Überwachung bereits etablierter<br />
Maßnahmen zur Risikobeherrschung erarbeitet, die<br />
anschließend vom Versorger zügig in die Praxis umgesetzt<br />
wurden. So konnte auch die Konformität zum<br />
DVGW-Regelwerk gesteigert werden. Neue, bislang<br />
nicht erfasste Gefährdungen bzw. Risiken wurden<br />
nicht identifiziert.<br />
6. Zusammenfassung<br />
Im Rahmen des vorgestellten Projektes wurde eine Methodik<br />
zur Umsetzung des W 1001 erarbeitet. Es wurde<br />
ein Verfahren entwickelt, mit dem eine erste Risikoabschätzung<br />
anhand von klassifizierten Nutzungsarten<br />
erstellt werden kann. Hierzu wurden die Nutzungen im<br />
Einzugsgebiet erfasst, gruppiert, mittels sogenannter<br />
Risikosteckbriefe beschrieben und das jeweilige Ausgangsrisiko<br />
bewertet.<br />
Im nächsten Schritt wurde aus dem Ausgangsrisiko<br />
in Abhängigkeit von Boden und Deckschichten,<br />
Aquifereigenschaften, Entfernung zur Fassungsanlage<br />
und Ergiebigkeit des jeweiligen Grundwasserleiters<br />
das verbleibende Restrisiko für das Rohwasser<br />
bestimmt. Für das <strong>Wasser</strong>werk selbst wurde die<br />
Gefährdungs analyse und Risikoabschätzung für die<br />
Prozessschritte Gewinnung und Aufbereitung durchgeführt.<br />
Die Methodenentwicklung erfolgte in intensiver<br />
Kooperation zwischen TZW und RE. So wurden in jedem<br />
Bewertungsschritt Sensitivitätsanalysen durchgeführt<br />
und die erzielten Ergebnisse auf ihre Plausibilität aus<br />
Betreibersicht hin geprüft.<br />
Die erarbeitete Methodik ist modular aufgebaut<br />
und daher erweiterbar auf andere Ausgangsnutzungen<br />
bzw. Einzugsgebietsgegebenheiten. Das Verfahren<br />
basiert im Wesentlichen auf meist beim <strong>Wasser</strong>werksbetreiber<br />
vorhandenen sowie zusätzlich bei Behörden<br />
abgefragten Eingangsdaten. Als Ergebnis des Verfahrens<br />
kann so mit vertretbarem Aufwand eine Übersicht<br />
über die Risikosituation im Einzugsgebiet gewonnen<br />
werden. Weitergehende, detailliertere Informationen<br />
für das Risikomanagement müssen nur noch für die<br />
Teilflächen ermittelt werden, für die sich ein erhöhtes<br />
Restrisiko für das Rohwasser ergibt. Der Aufwand<br />
für vertiefte Recherchen lässt sich somit deutlich reduzieren.<br />
Auch die Aktualisierung wird hierdurch stark<br />
vereinfacht.<br />
Die Ergebnisse der Risikoabschätzung für die<br />
Prozessschritte Ressourcenschutz, Gewinnung und<br />
Aufbereitung bestätigten zudem umfänglich die<br />
betriebliche Praxis der RheinEnergie bei der Überwachung,<br />
den Kooperationen und dem Monitoring<br />
im WSG sowie bei der Rohwasseranalytik und im <strong>Wasser</strong>werksbetrieb.<br />
Die gesamte Vorgehensweise und<br />
die Ergebnisse wurden transparent dokumentiert<br />
und die erstellte Verfahrensanweisung kann direkt in<br />
die bestehenden Managementsysteme der RE integriert<br />
werden.<br />
Die Umsetzung des DVGW-Hinweises W 1001 hat<br />
sich im vorliegenden Praxisbeispiel insgesamt als<br />
wirksames Instrument zur Erhöhung und Bestätigung<br />
der Versorgungssicherheit erwiesen, weshalb die RE<br />
schrittweise die Umsetzung auch in den anderen<br />
vom Unternehmen betriebenen <strong>Wasser</strong>werken,<br />
Gewinnungsan lagen und den zugehörigen Einzugsgebieten<br />
anstrebt.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken allen beteiligten Mitarbeitern der Hauptabteilung<br />
<strong>Wasser</strong> der RheinEnergie für die Unterstützung vor Ort,<br />
wertvolle Informationen, die konstruktive Mitarbeit und intensive<br />
Diskussion im Rahmen der Projektbearbeitung. Ein Dank gilt<br />
auch den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB) und dem<br />
Landesbetrieb Straßenbau (Straßen.NRW) für Auskünfte und die<br />
Bereitstellung von Datensätzen, Karten und Informationen zum<br />
Einzugsgebiet sowie den Mitarbeiten am TZW, die durch Fachwissen<br />
und kritische Diskussion zum Gelingen des Projektes und<br />
dieser Ver öffentlichung beigetragen haben.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 347
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Literatur<br />
[1] WHO Guidelines for Drinking-water Quality, Vol. 1: Recommendations.<br />
3. Auflage. WHO, Genf 2004.<br />
[2] DVGW: Technische Mitteilung Hinweis W 1001 – Sicherheit<br />
in der Trinkwasserversorgung – Risikomanagement im Normalbetrieb.<br />
WVGW-Verlag, Bonn, 2008.<br />
[3] Sturm, S. und Kiefer, J.: Risikomanagement im Ressourcenschutz.<br />
DVGW energie | wasser-praxis 81 (2010) Nr. 6, S. 12–18.<br />
[4] Cox, L.: What´s Wrong with Risk Matrices? Risk Analysis 28<br />
(2008) No. 2, p. 497– 512.<br />
[5] WHO Water Safety Plan Manual: Step-by-step risk management<br />
for drinking-water suppliers. WHO Genf, 2008.<br />
[6] Schmoll, O., Bethmann, D., Sturm, S. und Schnabel, B.: Das<br />
Water-Safety-Plan-Konzept für kleine <strong>Wasser</strong>versorgungen<br />
in Deutschland: Ein Handbuch zur praktischen Umsetzung.<br />
Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau (2014, im Druck).<br />
[7] Sturm, S.: Risikomanagement in Einzugsgebieten. Thüringer<br />
<strong>Wasser</strong>-Journal 14 (2013), S. 33-38.<br />
[8] Goldscheider, N., Klute, M., Sturm, S. and Hötzl H.: The PI<br />
method – a GIS-based approach to mapping groundwater<br />
vulnerability with special consideration of karst aquifers.<br />
Z. angew. Geol. 46 (2000) No. 3, p. 157-166.<br />
Eingereicht: 27.11.2013<br />
Korrektur: 11.02.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Autoren<br />
Dipl.-Geoökol. Sebastian Sturm<br />
(Korrespondenzautor)<br />
E-Mail: sebastian.sturm@tzw.de |<br />
Dipl.-Geol. Joachim Kiefer<br />
E-Mail: joachim.kiefer@tzw.de |<br />
Dipl.-Ing. Detlef Bethmann<br />
E-Mail: detlef.bethmann@tzw.de |<br />
Dipl.-Geoökol. Friederike Brauer<br />
E-Mail: friederike.brauer@tzw.de |<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) |<br />
Karlsruher Straße 84 |<br />
D-76139 Karlsruhe<br />
Dr. Martin Kaupe<br />
E-Mail: m.kaupe@rheinenergie.com |<br />
Dipl.-Ing. Stefan Schiffmann<br />
E-Mail: s.schiffmann@rheinenergie.com |<br />
<strong>Wasser</strong> | Zentrale Aufgaben | <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
RheinEnergie AG |<br />
D-50606 Köln<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> • Abfall“<br />
In der Ausgabe 3/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Brombach/Grün/Becker<br />
Burger/Kleidorfer/Rauch<br />
Schmidt/Bohatsch<br />
Nicolet-Misslbeck<br />
Gawel/Unnerstall<br />
100 Jahre Regenwasserbehandlung in Deutschland – Notauslass Kläranlage<br />
der Emschergenossenschaft in Essen-Frohnhausen<br />
Kanalnetzberechnung – die nächste Generation?<br />
Erfolgsstrategie gegen Geruch und Korrosion im Kanalnetz der Städtischen Betriebe<br />
Minden im Jahre 2010 realisiert<br />
Mehrfachbeladung von Pulveraktivkohle in der weitergehenden <strong>Abwasser</strong>reinigung:<br />
Grundlagen und Praxisempfehlungen<br />
Angemessene Berücksichtigung von Umwelt- und Ressourcenkosten nach<br />
Art. 9 WRRL in der Praxis – Zugleich eine Replik auf den Arbeitsbericht der<br />
DWA-Arbeitsgruppe „Ökonomische Aspekte der WRRL“ in KA 4/2011 – Teil 2<br />
Strehl HOAI 2013<br />
März 2014<br />
348 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Der neue Band aus der<br />
Reihe <strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung | FACHBERICHTE |<br />
Edition<br />
Geothermie<br />
Geothermie, die Nutzung von Erdwärme, ist auf den ersten Blick eine umweltfreundliche<br />
und wirtschaftliche Alternative zur konventionellen Wärmeerzeugung – gerade auch aufgrund<br />
der seit Jahren steigenden Kosten für fossile Energieträger. Der Wärmevorrat der<br />
Erde ist gewaltig: Theoretisch ließe sich damit der Welt energiebedarf für die nächsten 30<br />
Millionen Jahre decken. Die zunehmende Akzep tanz dieser alternativen Technologie in der<br />
Bevölkerung beschert Handwerk, Bohrunternehmen und Planern zusätzliche Aufträge und<br />
Umsatzsteigerungen.<br />
Doch die Nutzung der Erdwärme ist nicht ganz unproblematisch: Hinsichtlich des Trinkwasserschutzes<br />
ist die oberflächennahe Geothermie ein Eingriff in die Ressource Grundwasser,<br />
dessen Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar sind.<br />
Im vorliegenden Band der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden einerseits die Spannungs felder<br />
erörtert, andererseits wegweisende Projekte für eine nachhaltige Energie gewinnung vorgestellt.<br />
Hrsg.: Christine Ziegler<br />
1. Auflage 2013<br />
200 Seiten, vierfarbig, 170 x 240 mm, Broschur<br />
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1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7105-8 für € 69,90 (zzgl. Versand)<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
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Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
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PAPWGT0113<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung März erkläre 2014ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> informiert und 349 beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
| FACHBERICHTE<br />
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<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Potenzial der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung von Kläranlagenablauf in<br />
Deutschland<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Landwirtschaft, Kläranlagenablauf, Szenarien-Analyse,<br />
Anwendungspotenzial, Wirtschaftlichkeit, Wiederverwendung<br />
Wibke Meyer, Jonathan Barth und Ralf Otterpohl<br />
Landwirtschaftliche Bewässerung hat in Nordost-<br />
Niedersachsen zu einem angespannten Grundwassermengenhaushalt<br />
geführt. Ziel dieser Untersuchungen<br />
ist die Abschätzung des Nutzungspotenzials<br />
von Kläranlagenablauf zur vollständigen oder<br />
teilweisen Substitution von Bewässerungswasser.<br />
Mittels Szenario-Analyse wurde die Bewässerung mit<br />
Kläranlagenablauf von Weizen, Silomais, Kartoffeln<br />
und Raps hinsichtlich <strong>Wasser</strong>qualität und Wirtschaftlichkeit<br />
beurteilt. Die Eignung des geklärten <strong>Abwasser</strong>s<br />
zur flächendeckenden Anwendung ist stark<br />
vom Aufbereitungsgrad abhängig. Der Einsatz von<br />
Kläranlagenablauf bedeutete in allen betrachteten<br />
Szenarien einen von lokalen Faktoren abhängigen<br />
finanziellen Mehrwert für den Landwirt.<br />
Potential Agricultural Use of Secondary Municipal<br />
Effluent in Germany<br />
In Northeast Lower Saxony agricultural irrigation has<br />
resulted in a tense situation of the groundwater quantitative<br />
balance. The aim of this investigation was to<br />
assess the potential use of secondary or tertiary<br />
municipal effluent for total or partial substitution of<br />
irrigation water. By means of scenario analysis, the<br />
irrigation of wheat, maize, potatoes and oilseed rape<br />
was evaluated with respect to water quality and<br />
economic efficiency. The suitability of widespread<br />
application of treated effluent for irrigation is highly<br />
dependent on the extent of treatment. In all considered<br />
scenarios, the irrigation with effluent presented<br />
increased financial returns for the farmers which are<br />
affected by local conditions.<br />
1. Landwirtschaftliche Bewässerung<br />
in Deutschland<br />
Deutschlandweit gibt es insgesamt rund 300 000 landwirtschaftliche<br />
Betriebe, die 16,7 Mio. Hektar (ha) Fläche<br />
landwirtschaftlich nutzen, 71 % als Ackerland. 42 000 Betriebe<br />
und 2,6 Mio. ha davon befinden sich in Niedersachsen,<br />
wobei auch hier 73 % als Ackerland genutzt<br />
werden. Eine besondere Stellung nimmt Niedersachsen<br />
in Bezug auf die Beregnungslandwirtschaft ein. Während<br />
in Deutschland insgesamt nur 2,2 % der landwirtschaftlichen<br />
Fläche bewässert werden, sind es in Niedersachsen<br />
8,5 %. Das ist vor allem auf die Region Nordost-<br />
Niedersachsen, bestehend aus den Landkreisen Celle,<br />
Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Uelzen, Peine und Gifhorn<br />
(im Folgenden als Beregnungsgebiet bezeichnet)<br />
zurückzuführen. Mit einem beregneten Anteil von mehr<br />
als 20 % der Flächen (i. d. R. Ackerland) nimmt dieser<br />
Raum in Deutschland eine Sonderstellung ein [1].<br />
Im betrachteten Beregnungsgebiet wird überwiegend<br />
Grundwasser für die Beregnung verwendet.<br />
Sie dient hier nicht nur der Ertragssteigerung, sondern<br />
in erster Linie dazu, gewinnbringende Landwirtschaft<br />
zu ermöglichen. Die Böden sind sandig und zeichnen<br />
sich durch niedrige Bodenzahlen aus. Das resultierende<br />
geringe <strong>Wasser</strong>speichervermögen gepaart mit nicht<br />
ausreichenden Niederschlagsmengen (von nur rund<br />
600 mm im Jahr) erschwert das Pflanzenwachstum [2].<br />
Das maximale <strong>Wasser</strong>haltevermögen eines Bodens wird<br />
als Feldkapazität (FK) bezeichnet. Die pflanzenverfügbare<br />
Bodenwassermenge wird als nutzbare Feldkapazität<br />
(nFK) angegeben. Diese wird zur Bestimmung der<br />
Beregnungsmenge herangezogen. Landwirtschaftliche<br />
Kulturarten wie Getreide, Mais und Zuckerrüben werden<br />
bei optimaler Beregnung ab einer Unterschreitung<br />
der nFK von 50 % bewässert, wobei zur Vermeidung von<br />
<strong>Wasser</strong>stress und zur Gewährleistung einer optimalen<br />
Nährstoffausnutzung bis auf 80 % der nFK aufgefüllt<br />
wird. Die Auswaschung von Nährstoffen durch unvorhergesehen<br />
auftretende Niederschläge wird dadurch<br />
weitestgehend verhindert [3].<br />
Durch die Beregnung kommt es zu erheblichen,<br />
pflanzenkulturabhängigen Ertrags- und Qualitätssteigerungen<br />
[4]. Ertrags- und Qualitätseinbußen in<br />
Trockenphasen werden gleichzeitig verhindert.<br />
März 2014<br />
350 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Als Bewertungsparameter dienen die Beregnungsbedürftigkeit<br />
und die Beregnungswürdigkeit. Eine Kultur<br />
gilt als beregnungsbedürftig, wenn während ihrer Vegetationszeit<br />
nicht genug <strong>Wasser</strong> verfügbar ist, um ein<br />
gesichertes Wachstum ohne Ertragsminderung oder<br />
Qualitätseinbußen zu gewährleisten [5]. Der Parameter<br />
der Beregnungswürdigkeit dient der ökonomischen Einordnung.<br />
Eine Pflanze ist beregnungswürdig, wenn die<br />
Erlöse aus dem Mehrertrag durch die Beregnung die<br />
dadurch zusätzlich entstehenden Kosten (Investitionen<br />
und Kosten für Arbeit, <strong>Wasser</strong> und Energie) übersteigen [6].<br />
In Deutschland wird das <strong>Wasser</strong> i. d. R. aus Grundwasserkörpern<br />
oder Oberflächengewässern entnommen.<br />
Welche Mengen entnommen werden dürfen, wird durch<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmeerlaubnisse geregelt. Diese werden<br />
von den <strong>Wasser</strong>behörden der Landkreise verantwortet.<br />
Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (WRRL) schreibt vor, die<br />
Gewässer nachhaltig zu bewirtschaften und einer<br />
langfristigen Abnahme der Grundwasserspiegel vorzubeugen.<br />
Das nutzbare Grundwasserdargebot für die<br />
einzelnen Grundwasserkörper wird in Niedersachsen<br />
durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt,<br />
Energie und Klimaschutz in einem Runderlass festgelegt.<br />
Die Unteren <strong>Wasser</strong>behörden der Landkreise<br />
erteilen dann die konkreten Entnahmeerlaubnisse für<br />
die Landwirte [7]. Im betrachteten Beregnungsgebiet<br />
liegen die <strong>Wasser</strong>entnahmeerlaubnisse durchschnittlich<br />
bei 80 mm/a, wodurch der Bedarf in den meisten Jahren,<br />
jedoch nicht in besonders niederschlagsarmen, gedeckt<br />
wird [8]. Eine 2004 durchgeführte Bestandsaufnahme<br />
des mengenmäßigen Zustandes der Grundwasserkörper<br />
in Niedersachsen gemäß der EU-<strong>Wasser</strong>rahmen-<br />
Richtlinie (WRRL) zeigte auf, dass der erforderliche „gute<br />
Zustand“ nicht als sicher angenommen werden konnte.<br />
Zwar zeichnete sich im weiteren Verlauf der Untersuchungen<br />
ein weitgehendes Erreichen neuer Gleichgewichte<br />
des hydrogeologischen Systems ohne erhebliche<br />
Auswirkungen auf besonders schützenswerte<br />
grundwasserabhängige Biotope ab. Im Fall einer weiteren<br />
Steigerung der Entnahmen können jedoch Auswirkungen<br />
auf geschützte Ökosysteme nicht ausgeschlossen<br />
werden [9]. Aktuelle Klimaprojektionen weisen<br />
zukünftig jedoch auf eine weitere Abnahme der Niederschlagsmengen<br />
in der Vegetationsperiode, speziell für<br />
den Raum Nordost-Niedersachsen, hin [10]. Die Anpassung<br />
an eine potenziell veränderte <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />
und einen gleichzeitig steigenden <strong>Wasser</strong>bedarf<br />
ist unausweichlich. Eine Option ist die Substitution<br />
oder Ergänzung des verwendeten Grundwassers durch<br />
gereinigtes <strong>Abwasser</strong>.<br />
Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen ist die<br />
Abschätzung des Nutzungspotenzials von Kläranlagenablauf<br />
zur vollständigen oder teilweisen Substitution<br />
von Bewässerungswasser mittels einer Szenarien-Analyse<br />
unter Beachtung des landwirtschaftlichen Einsatzpotenzials<br />
sowie der Wirtschaftlichkeit.<br />
2. Szenarienanalyse<br />
Die Abschätzung des Nutzungspotenzials von geklärtem<br />
<strong>Abwasser</strong> als Bewässerungswasser erfolgte mittels einer<br />
Szenarien-Analyse. Von Reibnitz schlägt vor, ein Positiv-<br />
Extremszenario („best-case“) und ein Negativ-Extremszenario<br />
(„worst-case“), ergänzt durch ein Trend-Szenario<br />
(„weiter-wie-bisher“), abzubilden. Diese Methodik spiegelt<br />
ein weites Spektrum der möglichen Zukünfte wider<br />
und stellt gleichzeitig einen Bezug zur momentanen<br />
Entwicklung her [11]. Um das Verfahren für die untersuchte<br />
Fragestellung zur Anwendung zu bringen, wurden<br />
drei Zukunftsszenarien entwickelt, die unterschiedliche<br />
Kläranlagenablaufqualitäten hinsichtlich Nährstoffgehalt,<br />
Salzgehalt, hygienische und chemische Parameter<br />
sowie dem Vorkommen von Spurenstoffen als Bewertungsmaßstäbe<br />
in den Vordergrund stellen. Es wird<br />
Bezug genommen auf kommunale Belebtschlammkläranlagen<br />
der Größenklassen 4 und 5 aus dem Beregnungsgebiet<br />
mit Stickstoff- und Phosphor-Eliminationsstufe.<br />
••<br />
Als erstes Szenario (S1) wird die Verwendung eines<br />
Kläranlagenablaufs einer kommunalen Kläranlage<br />
der Region angenommen.<br />
••<br />
Das zweite Szenario (S2) bezieht sich auf die Verwendung<br />
eines Kläranlagenablaufs, der weiter<br />
aufbereitet ist. Hier sollen eine Verringerung der<br />
hygienischen Kontamination sowie eine weitestgehende<br />
Entfernung organischer Spurenstoffe mittels<br />
Ozonung erfolgen.<br />
••<br />
Im dritten Szenario (S3) wird auf den Erhalt der im<br />
Rohabwasser enthaltenen Nährstoffe fokussiert, der<br />
durch komplette Abschaltung von Stickstoff- und<br />
Phosphor-Elimination maximiert wird.<br />
Da sich die Toleranzen einzelner Kulturpflanzen hinsichtlich<br />
der Qualität des Bewässerungswassers stark<br />
unterscheiden, wurde Bezug auf vier ausgewählte<br />
Pflanzen genommen. Die Auswahl wurde in Abhängigkeit<br />
der Anbaukulturen im Beregnungsgebiet getroffen.<br />
Weizen ist mit 40 % das anbaustärkste Getreide zur<br />
Körnergewinnung, 86 % der Pflanzen zur Grünernte<br />
sind Silomais, 58 % der angebauten Hackfrüchte sind<br />
Kartoffeln, und 95 % der Handelsgewächse sind Raps [12].<br />
3. Landwirtschaftliches Einsatzpotenzial<br />
von Kläranlagenablauf zur Bewässerung<br />
Um das Anwendungspotenzial des Kläranlagenablaufs<br />
qualitativ bewerten zu können, mussten zum einen die<br />
sich aus den betrachteten Kulturpflanzen und Einsatzgebieten<br />
ergebenden Anforderungen an das Bewässerungswasser<br />
herangezogen und zum anderen die im<br />
Rahmen der Szenarien erzeugten Ablaufqualitäten<br />
anhand von Literaturdaten zusammengestellt werden.<br />
Es gibt keine deutschlandweiten rechtlichen Bestimmungen<br />
bezüglich der Qualität von Bewässerungswasser.<br />
Artikel 12 der Richtlinie 91/271/EWG vom<br />
21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 351
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
<strong>Abwasser</strong> weist zwar darauf hin, dass die Wiederverwendung<br />
gereinigten <strong>Abwasser</strong>s unter Minimierung<br />
von Belastungen für die Umwelt erwünscht ist [13], gibt<br />
aber ebenso wie § 47 des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes zur<br />
Bewirtschaftung und zum Schutz des Grundwassers nur<br />
Handlungsempfehlungen ohne konkrete Grenzwertangaben<br />
[14]. Aus diesem Grund wurden unterschiedliche<br />
bestehende Rahmenrichtlinien herangezogen. International<br />
existieren die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) von 2006 [15] und der U.S. Environ mental<br />
Protection Agency (EPA) von 2012 [16]. In Deutschland gilt<br />
für ausgewählte Pflanzenarten die DIN 19650 aus dem<br />
Jahre 1999 [17]. Des Weiteren gibt es die folgenden länderspezifischen<br />
Schriften: All gemeine Güteanforderungen für<br />
Fließgewässer des Landes Nordrheinwestfalen [18] und<br />
Empfehlungen für Bewässerungswasser in Thüringen [19].<br />
Die jeweils strengsten Anforderungen wurden in das<br />
entwickelte Bewertungsschema aufgenommen.<br />
Die Ermittlung der Anforderungen an hygienische<br />
Parameter erfolgte anhand der DIN-Norm 19650. Hier<br />
wurde eine Unterscheidung in Eignungsklassen vorgenommen.<br />
Weizen und Kartoffeln entsprechen der<br />
Eignungsklasse 3, da sie zum menschlichen Verzehr<br />
verwendet werden. Die anderen beiden Kulturen entsprechen<br />
der Eignungsklasse 4: Raps ist eine Ölfrucht<br />
und Silomais wird vor der Verfütterung konserviert<br />
(Silage). Die Bewertung der Kulturen hinsichtlich des<br />
maximalen Salzgehaltes im Bewässerungswasser erfolgt<br />
in zwei Stufen. Albrecht und Pfleger geben eine Aufteilung<br />
einzelner Kulturarten nach ihrer Salzverträglichkeit<br />
an [19], und Neubert gibt darauf basierend Empfehlungen<br />
für den maximal zulässigen Salzgehalt des <strong>Wasser</strong>s für<br />
bestimmte Arten [20]. Um eine Überdüngung und eine<br />
damit verbundene Schädigung der Pflanzen zu vermeiden,<br />
sollte der Nährstoffgehalt des Bewässerungswassers<br />
gewisse Grenzwerte nicht überschreiten. Bei<br />
der Bemessung der Düngermenge wird zwischen der<br />
Dünge- und der Nährstoffbedürftigkeit unterschieden.<br />
Die Nährstoffbedürftigkeit bezeichnet die Menge an<br />
Nährstoffen, die direkt an der Wurzel der Pflanze vorhanden<br />
sein muss. Die Menge Dünger, die unter Berücksichtigung<br />
der Bodenverhältnisse ausgebracht werden<br />
muss, stellt die Düngebedürftigkeit dar [21]. Da der<br />
Düngebedarf von verschiedenen lokalen Faktoren wie<br />
u. a. der Bodenbeschaffenheit abhängt, ist für allgemeine<br />
Betrachtungen nur eine grobe Abschätzung möglich,<br />
welche standortspezifische Zahlen nicht ersetzt. Da der<br />
Fokus in diesem Fall auf dem maximalen pflanzenverfügbaren<br />
Nährstoffgehalt lag, wurden die Grenzwerte<br />
aus Nährstoffbedarf und durchschnittlicher Beregnungsmenge<br />
errechnet. Der Bereich der chemischen Parameter<br />
zur Charakterisierung von Kläranlagenablauf aber auch<br />
von Bewässerungswasser ist sehr umfassend. Aus<br />
Gründen des Umfangs wurden hier nur zwei Parameter,<br />
Stickstoff und Phosphor, betrachtet.<br />
Das Vorhandensein organischer Spurenstoffe im<br />
Bewässerungswasser ist ein weiteres wichtiges Kriterium<br />
für dessen Qualität. Übliche kommunale Kläranlagen<br />
sind auf die vollständige Entfernung dieser<br />
Stoffe nicht ausgerichtet. Zurzeit sind diverse Verfahren<br />
Tabelle 1. Gegenüberstellung der im Rahmen der Szenarien entstehenden Ablaufqualitäten und der Anforderungen an das<br />
Bewässerungswasser hinsichtlich der kulturpflanzenspezifischen Eignung.<br />
Kulturpflanze<br />
Szenario<br />
Parameter Einheit Weizen Kartoffeln Raps Silomais S1 (a) S2 (b) S3 (c)<br />
Hygienische Parameter<br />
Fäkalkoliforme cfu/100mL < 200 [16] Mindestens biologische 10 3 –10 5[22] 100 [38] < 106 [33]<br />
Salmonellen cfu/100mL 0 [17] 2 Wochen vor der Ernte [17] k. A. 0 [33] vorh. [33]<br />
Fäkalstreptokokken cfu/100mL < 400 [17] Stufe durchlaufen, Verwendung<br />
k. A. 100 [38] k. A.<br />
Escherichia Coli cfu/100mL < 2000 [17] [22]<br />
dann nur bis 10 4 –10 5[22] 100 [22] < 104<br />
Salzverträglichkeit<br />
Leitfähigkeit dS/m < 6,7 [19] < 2,0 [19] < 6,7 [19] < 2,0 [19] 1,07 [32] 1,07 [32] < 1,07 [32]<br />
Nährstoffe<br />
Stickstoff mg/L 137 [9, 31] 100 [8, 31] 240 [8, 31] 213 [9, 31] 3,4 [34] 3,4 [34] 10–55 [35]<br />
Phosphor mg/L 16 [31, 45] 22 [31, 45] 29 [31, 45] 41 [31, 45] 0,6 [34] 0,6 [34] 0,1–15 [35]<br />
Phosphor (EPA) mg/L < 20 [1]<br />
Chemische Parameter<br />
pH-Wert – 5–8,5 [18] 6,5–8,5 [36] 6,5–8,5 [36] 7–8 [33]<br />
Biologischer Sauerstoffbedarf mg/L ≤ 30 [16] 4,3 [37] < 4,3 [37] 15–25 [35]<br />
k. A. keine Angabe; vorh. vorhanden<br />
(a) vorliegender Kläranlagenablauf<br />
(b) ozonisierter Kläranlagenablauf<br />
(c) Ablauf der Kläranlage bei Vermeidung von Stickstoff- und Phosphor-Elimination<br />
März 2014<br />
352 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
zur weitergehenden <strong>Abwasser</strong>reinigung bereits in Pilotvorhaben<br />
in der langfristigen Erprobung, u. a. Pulveraktivkohleadsorption,<br />
Ozonung und deren Kombinationen<br />
[22, 23, 24]. Im Rahmen der Szenarien-Entwicklung<br />
wurden mehrere der Verfahren betrachtet [siehe<br />
z. B. 25]. Die Entscheidung für diese Studie fiel auf die<br />
Ozonung, da sie sich abhängig von der Ozondosis bzw.<br />
der Ozonzehrung und dem verwendeten Rohabwasser<br />
als sehr effektiv zur Spurenstoffentfernung erwiesen hat<br />
[26, 27, 28, 29]. Zusätzlich weist die Ozonung eine Desinfektionswirkung<br />
auf [22, 30]. Da eine umfassende<br />
Bewertung der Effektivität der Ozonung den Umfang<br />
dieses Artikels überschreiten würde, wird an dieser Stelle<br />
vorausgesetzt, dass eine allgemeine weitestgehende<br />
Spurenstoffelimination durch diesen Behandlungsschritt<br />
erfolgt. In Tabelle 1 findet sich eine Übersicht über die<br />
Anforderungen an die Qualität des Bewässerungswassers<br />
für die ausgewählten Kulturpflanzen, welche<br />
den Ergebnissen für die Ablaufqualitäten aus der Literaturrecherche<br />
gegenübergestellt werden.<br />
Im Szenario 1, der Verwendung des aktuell vorhandenen<br />
Kläranlagenablaufs zur Bewässerung, werden für<br />
Raps und Silomais alle ermittelten Grenzwerte eingehalten.<br />
Die hygienische Qualität genügt jedoch nicht für<br />
die Bewässerung von Weizen und Speisekartoffeln. Das<br />
unter Szenario 2 mit erheblichem Mehraufwand bereitgestellte<br />
Bewässerungswasser erfüllt alle gestellten<br />
Grenzwerte. Das nährstoffreiche Bewässerungswasser<br />
aus dem Szenario 3 ist aufgrund von mikrobiologischer<br />
Kontamination nicht für die Beregnung von Weizen und<br />
Kartoffeln geeignet. In Bezug auf die anderen Kulturen<br />
gibt es für die angenommenen Einsatzgebiete keine<br />
Einschränkungen.<br />
Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die Ergebnisse<br />
der Bewertung der Eignung der Abläufe aus den unterschiedlichen<br />
Szenarien für die verschiedenen Pflanzenarten.<br />
Mit Ausnahme von Weizen und Speisekartoffeln<br />
können die betrachteten Pflanzenarten mit allen in<br />
Erwägung gezogenen Varianten der Kläranlagenabläufe<br />
bewässert werden. Beim Anbau von Stärke- anstatt<br />
Speisekartoffeln (Stärkekartoffeln werden zur industriellen<br />
Weiterverarbeitung eingesetzt) wäre die Bewässerung<br />
von Kartoffeln ebenfalls uneingeschränkt<br />
möglich.<br />
4. Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von<br />
Kläranlagenablauf zur Bewässerung<br />
Um eine möglichst praxisnahe Abschätzung der Wirtschaftlichkeit<br />
des Einsatzes von Kläranlagenablauf zur<br />
Bewässerung zu ermöglichen, wurden innerhalb der<br />
drei Szenarien jeweils vier Zustände für die optimale<br />
Beregnung der ausgewählten Pflanzenarten definiert:<br />
••<br />
Als Referenzzustand diente der Zustand 0 (Z0).<br />
Hier erfolgt die Bewässerung ausschließlich mit<br />
Grundwasser.<br />
Tabelle 2. Einhaltung der aufgestellten Grenzwerte für die Bewässerung<br />
ausgewählter Kulturpflanzen in den Szenarien.<br />
Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3<br />
Weizen<br />
Hygienische Parameter – + –<br />
Salzverträglichkeit + + +<br />
Nährstoffe + + +<br />
Chemische Parameter + + +<br />
Kartoffeln<br />
Hygienische Parameter – + –<br />
Salzverträglichkeit + + +<br />
Nährstoffe + + +<br />
Chemische Parameter + + +<br />
Raps<br />
Hygienische Parameter + + +<br />
Salzverträglichkeit + + +<br />
Nährstoffe + + +<br />
Chemische Parameter + + +<br />
Silomais<br />
Hygienische Parameter + + +<br />
Salzverträglichkeit + + +<br />
Nährstoffe + + +<br />
Chemische Parameter + + +<br />
+ eingehalten; + /– teilweise eingehalten; – nicht eingehalten<br />
••<br />
In Zustand 1 (Z1) werden 80 mm aus dem Grundwasser<br />
gedeckt, die zusätzlich erforderliche Menge<br />
aus Kläranlagenablauf.<br />
••<br />
In Zustand 2 (Z2) werden 60 mm aus dem Grundwasser<br />
gedeckt, die zusätzlich erforderliche Menge<br />
aus Kläranlagenablauf.<br />
••<br />
Der Zustand 3 (Z3) basiert auf der ausschließlichen<br />
Verwendung von Kläranlagenablauf.<br />
Als Parameter für den Ertragszuwachs durch Anwendung<br />
unterschiedlicher Bewässerungsformen wird im Rahmen<br />
der Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen der spezifische<br />
Deckungsbeitrag (DB) herangezogen. Der errechnete<br />
spezifische Deckungsbeitrag gibt den Mehrerlös pro<br />
Hektar an, der durch den beregneten Anbau im<br />
Vergleich zum unberegneten Anbau nach Abzug der<br />
anfallenden variablen bzw. festen Kosten entsteht [39].<br />
Da es sich in den hier durchgeführten Betrachtungen<br />
um einen Vergleich und nicht um die Bestimmung des<br />
absoluten Gewinns handelt wurden die Festkosten als<br />
konstant angenommen und nicht miteinbezogen. Die<br />
variablen Kosten addieren sich aus den Kosten für das<br />
entnommene <strong>Wasser</strong>, für die aufgewendete Energie<br />
sowie für Arbeitszeit und Reparatur.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 353
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Tabelle 3. Kulturpflanzenspezifische Grundlagendaten, die in den Berechnungen für die Szenarien verwendet wurden.<br />
Einheit Weizen Kartoffeln Raps Silomais<br />
Optimale Bewässerungsmenge mm/ha 139 [31] 140 [31] 75 [31] 75 [31]<br />
Ertrag unberegnet dt/ha 52 [31] 578 [31] 26 [31] 181 [31]<br />
Ertrag optimal beregnet dt/ha 79 [31] 751 [31] 32 [31] 204 [31]<br />
Erzeugerpreise €/dt 16,38 [42] 9,17 [43] 32,58 [42] 9,00 [41]<br />
Kosten für optimale Beregnung mit<br />
Grundwasser<br />
€/ha 215,59 217,14 116,33 116,33<br />
Tabelle 4. Jährlicher Stickstoff- und Phosphat-Düngebedarf ausgewählter<br />
Kulturpflanzen und resultierende Kosten<br />
Einheit Weizen Kartoffeln Raps Silomais<br />
Düngebedarf N kg/ha 190 [9] 140 [8] 180 [9] 160 [8]<br />
Düngebedarf P kg/ha 80 [45] 100 [45] 80 [45] 110 [45]<br />
Kosten NP Düngung €/ha 285,70 252,80 275,00 284,50<br />
Für die Entnahme von Grundwasser werden in<br />
Niedersachsen 0,00511 €/m³ verlangt. Es besteht allerdings<br />
ein Freibetrag von 260 €, entsprechend 50 880 m³.<br />
Der Energiebedarf für den Betrieb der Grundwasserförderpumpen<br />
bei einer durchschnittlichen Entnahmetiefe<br />
von 60 m beträgt 0,6 kWh/m³. Die Energiekosten liegen<br />
nach Angaben des Beregnungsverbandes Uelzen derzeit<br />
bei 0,2 €/kWh [31]. Mit einem Sicherheitsaufschlag von<br />
0,30 €/(mm ha) für potenzielle Kosten für Wartung und<br />
Reparatur der Anlagen errechnen sich die variablen Kosten<br />
für die Grundwasserentnahme zu 1,55 €/(mm ha) bei<br />
Überschreitung des Freibetrages [8].<br />
Nach Aussage des <strong>Wasser</strong>verbandes Braunschweig<br />
liegt der Energieaufwand für das Pumpen des <strong>Wasser</strong>s<br />
von der Kläranlage zu den Beregnungsanlagen durchschnittlich<br />
bei 0,275 kWh/m³ [40]. Da bei dieser allgemeinen<br />
Betrachtung geografische Gegebenheiten<br />
und das spezifische Bewässerungssystem nicht berücksichtigt<br />
werden können, wird ein Sicherheitsfaktor von<br />
1,5 in die Berechnung einbezogen. Die Kosten für die<br />
<strong>Wasser</strong>bereitstellung des Kläranlagenablaufs variieren<br />
mit den Szenarien und werden deshalb an dieser Stelle<br />
mit X bezeichnet. Unter Einbeziehung des Zuschlags für<br />
Wartungs- und Reparaturkosten errechnen sich variable<br />
Kosten von (1,12 + X) €/(mm ha) für die Bewässerung<br />
mit Kläranlagenablauf.<br />
Um eine Bewertung des Ertragszuwachses durchzuführen,<br />
sind Kenntnisse über die Erzeugerpreise mit<br />
und ohne Bewässerung der betrachteten Kulturpflanzen<br />
nötig. Für Weizen wurde der durchschnittliche<br />
Erzeugerpreis der letzten acht Jahre herangezogen.<br />
Futter- und Brotweizen unterscheiden sich nicht. Für Raps<br />
wurde identisch verfahren [41]. Für Silomais wurde auf<br />
einen Literaturwert zurückgegriffen [42]. Die Produktion<br />
von Kartoffeln gliedert sich in Industriekartoffeln zu<br />
durchschnittlich 7 €/dt und Speisekartoffeln (30 % der<br />
Gesamtproduktion), deren Preis börsenabhängig ist.<br />
Hier wurde ebenfalls der durchschnittliche Preis aus den<br />
Jahren 2005 bis 2011 berechnet. [43] Der angegebene<br />
Erzeugerpreis wurde anteilig bestimmt. Tabelle 3 gibt<br />
einen Überblick über die herangezogenen Grundlagendaten<br />
bei Beregnung mit Grundwasser für die im Folgenden<br />
beschriebene Anwendung auf die Szenarien.<br />
Im Beregnungsgebiet fällt für die Klärwerke eine<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe von durchschnittlich 0,06 €/m³ an,<br />
wenn der Kläranlagenablauf in die anliegenden Fließgewässer<br />
eingeleitet wird [37, 44]. Im Szenario 1, der<br />
Verwendung des vorhandenen Kläranlagenablaufs, wird<br />
angenommen, dass die für die Kläranlagen anfallende<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe eingespart und die Kostenersparnis<br />
vollständig an den Landwirt weitergegeben wird. Es<br />
ergeben sich variable Kosten für das geklärte <strong>Abwasser</strong><br />
von 0,52 €/(mm ha). Die Kosten für den in Szenario 2<br />
verwendeten Kläranlagenablauf beinhalten zum einen<br />
die Einsparung der <strong>Abwasser</strong>abgabe, zum anderen<br />
aber auch die Kosten für den Betrieb der Ozonung.<br />
Pinnekamp und Merkel geben diese mit 0,06 €/m³ an<br />
[28]. In diesem Fall ergeben sich somit Kosten in Höhe<br />
von 1,12 €/(mm ha). In Bezug auf das dritte Szenario ist<br />
der Preis für den Kläranlagenablauf nicht rein rechnerisch<br />
vorhersehbar. Die auf der Kläranlage entstehenden<br />
Einsparungen – nicht nur durch den Wegfall der <strong>Abwasser</strong>abgabe,<br />
sondern auch durch Einsparungen durch die<br />
Einstellung der Stickstoff- und Phosphorelimination – sind<br />
schwer zu quantifizieren. Es wurde davon ausgegangen,<br />
dass im Fall der hohen Einsparungen durch Reduzierung<br />
des Anlagenbetriebes die Kosten für den Pumpenbetrieb<br />
von der Kläranlage übernommen werden,<br />
sodass für den Landwirt Kosten von 0,3 €/(mm ha) für<br />
das gereinigte <strong>Abwasser</strong> angenommen werden können.<br />
Der Nährstoffgehalt des Bewässerungswassers spielt<br />
auch in der ökonomischen Bewertung eine ausschlaggebende<br />
Rolle. Tabelle 4 gibt eine Übersicht der jährlich<br />
ausgebrachten Düngermengen für die unterschiedlichen<br />
Kulturpflanzen und die daraus resultierenden Kosten.<br />
Die Daten basieren auf Erfahrungen aus der Praxis<br />
[9 und 45]. Als Grundlage für die Kostenberechnungen<br />
dienen die Preise der Reinnährstoffe von 1,11 €/ha für<br />
Stickstoff und 1,03 €/ha für Phosphor [46]. Die teilweise<br />
Deckung des Düngerbedarfs durch im Bewässerungswasser<br />
enthaltene Nährstoffe könnte zu einer Kostenersparnis<br />
für den Landwirt führen.<br />
März 2014<br />
354 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
Die pro Hektar errechnete Einsparung von Düngerkosten<br />
lässt sich zum spezifischen Deckungsbeitrag<br />
addieren, da bei ausschließlicher Bewässerung mit<br />
Grundwasser die maximale Düngermenge zum Einsatz<br />
kommen muss. Bild 1 gibt eine Übersicht der gesamten<br />
Mehrerlöse für alle betrachteten Zustände und für die<br />
verschiedenen Kulturpflanzen im Vergleich zum Anbau<br />
ohne Beregnung.<br />
Bei Betrachtung für die einzelnen Kulturpflanzen<br />
unterscheiden sich die Mehrerträge der Szenarien innerhalb<br />
des Zustandes 0 (ausschließliche Bewässerung mit<br />
Grundwasser) aufgrund identischer Rahmenbedingungen<br />
nicht. Vergleicht man die Szenarien untereinander für<br />
die jeweiligen Zustände, fällt der Mehrertrag für das<br />
zweite Szenario am geringsten aus. Dies ist auf die hohen<br />
Kosten für die weitergehende <strong>Abwasser</strong>reinigung zurückzuführen.<br />
Der höchste Mehrertrag wird für das<br />
Szenario 3 erzielt, auch wenn man die Einsparungen<br />
durch im Bewässerungswasser enthaltenen Dünger<br />
(kaum wahrnehmbare orangefarbene Anteile der Balken<br />
in Bild 1) außer Acht lässt. Die Düngereinsparungen<br />
können bei den ersten beiden Szenarien vernachlässigt<br />
werden (< 3 %), für das Szenario 3 können Einsparungen<br />
bis zu 20 % der Gesamteinsatzmenge des Düngers<br />
verzeichnet werden. Im Vergleich der Zustände untereinander<br />
zeigt sich, dass die Ergebnisse bereits bei<br />
Verwendung geringer Anteile an Kläranlagenablauf<br />
sichtbar werden, bei vollständiger Substitution des<br />
Bewässerungswassers durch Kläranlagenablauf jedoch<br />
am deutlichsten sind.<br />
Insgesamt wird deutlich, dass eine Verwendung von<br />
Kläranlagenablauf für die vier untersuchten Kulturpflanzen<br />
mit einer Erhöhung der Mehrerlöse verbunden ist: Je<br />
höher der Anteil von Kläranlagenablauf am Bewässerungswasser,<br />
desto stärker die Steigerung. Das Phänomen<br />
zeigt sich für die verschiedenen Kulturen in unterschiedlicher<br />
Ausprägung: am deutlichsten für Weizen, gefolgt<br />
von Silomais und Raps. Für Kartoffeln ist nur eine leichte<br />
Steigerung zu verzeichnen. Es sei darauf hingewiesen,<br />
dass die Bewässerung mit Kläranlagenablauf selbst bei<br />
der teuersten <strong>Abwasser</strong>behandlungsvariante (Szenario<br />
2 mit Ozonisierung) noch eine Ertragssteigerung mit<br />
sich bringt – wenn auch die geringste im Vergleich der<br />
Szenarien 1 bis 3. Der Vorteil dieses Szenarios ist eine<br />
zusätzliche Hygienisierung des <strong>Abwasser</strong>s sowie zunehmende<br />
Sicherheit vor der Aufnahme organischer<br />
Spurenstoffe durch die Pflanzen.<br />
5. Zusammenfassung und Fazit<br />
In dieser Arbeit wurde eine Abschätzung des Einsatzpotenzials<br />
von Kläranlagenablauf zu Bewässerungszwecken<br />
in der Landwirtschaft vorgenommen. Dazu<br />
wurden drei mögliche Zukunftsszenarien entwickelt:<br />
Die Verwendung des vorhandenen Kläranlagenablaufs,<br />
die Verwendung nach weitergehender Behandlung und<br />
die Verwendung eines Ablaufs mit erhöhter Nährstoffkonzentration.<br />
Einschränkungen bei der Anwendung<br />
aus qualitativen Gründen zeigten sich nur für Weizen<br />
und Kartoffeln, nicht für Raps und Silomais. Im Rahmen<br />
der Bewässerung ist eine Differenzierung nach Kulturarten<br />
in der Praxis jedoch schwierig umzusetzen, da<br />
oftmals ein Bewässerungssystem für große Flächen<br />
genutzt wird. Ziel sollte folglich eine flächendeckend<br />
anwendbare <strong>Wasser</strong>qualität sein. Diese wird nur durch<br />
weitergehende Aufbereitung erreicht.<br />
Bild 1. Vergleich des zusätzlichen spezifischen Deckungsbeitrages<br />
aus Beregnung (verschiedene Blautöne für die einzelnen Szenarien)<br />
und Düngemitteleinsparung (orange) der einzelnen Zustände für alle<br />
Szenarien und Pflanzenkulturen: (A) Weizen, (B) Kartoffeln, (C) Raps<br />
und (D) Silomais.<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 355
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Des Weiteren wurde eine Abschätzung der Wirtschaftlichkeit<br />
der Anwendung von Kläranlagenablauf in<br />
der Landwirtschaft zur Bewässerung vorgenommen.<br />
Der Einsatz von Kläranlagenablauf bedeutete in allen<br />
betrachteten Szenarien einen finanziellen Mehrwert für<br />
den Landwirt. Die verwendeten Daten sind jedoch<br />
auf ein konkretes Bewässerungsgebiet bezogen und<br />
bedürfen der regionalen Anpassung. Die hier durchgeführten<br />
finanziellen Betrachtungen zeigen jedoch,<br />
dass es lohnenswert ist, detaillierte regionsspezifische<br />
Rechnungen anzustreben. Der Aspekt, dass im Kläranlagenablauf<br />
enthaltene Nährstoffe einen finanziellen<br />
Nutzen bewirken könnten, war nur für das Szenario mit<br />
dem Ziel des Nährstofferhalts in der Kläranlage erkennbar.<br />
Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Nährstoffe<br />
zum Zeitpunkt der Bewässerung und nicht zum optimalen<br />
Düngezeitpunkt auf das Feld aufgebracht werden.<br />
Insgesamt zeigen die durchgeführten Untersuchungen,<br />
dass der Einsatz von Kläranlagenablauf zu Bewässerungszwecken<br />
in der Landwirtschaft ein Ansatz ist, den es<br />
weiter zu verfolgen lohnt. Fehlende rechtliche Bestimmungen<br />
für die Weiterverwendung geklärten <strong>Abwasser</strong>s<br />
in Deutschland erschweren jedoch die Entwicklung von<br />
Anwendungsoptionen. Um ein breites Anwendungsspektrum<br />
zu erreichen, sollte neben der Spurenstoffelimination<br />
Wert auf eine Desinfektion gelegt werden.<br />
Optimal wäre eine Kombination von Nährstofferhalt<br />
und weitergehender Reinigung. In diesem Bereich ist<br />
aber weitere Forschung nötig. Ein weiteres wichtiges<br />
sozioökonomisches Kriterium, welches in Bezug auf die<br />
Wiederverwendung von gereinigtem <strong>Abwasser</strong> in<br />
Betracht zu ziehen ist, ist die Akzeptanz nicht nur beim<br />
Landwirt, sondern auch beim Abnehmer bzw. Konsumenten<br />
der Produkte.<br />
Danksagung<br />
Die hier dargestellten Ergebnisse wurden im Rahmen des Projekts<br />
„KLIMZUG-NORD– Strategische Anpassungsansätze zum Klimawandel<br />
in der Metropolregion Hamburg“ erarbeitet. Das Projekt<br />
wird unter dem Förderkennzeichen 01LR0805C durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung finanziert.<br />
Literatur<br />
[1] Destatis: Agrarstrukturen in Deutschland – Einheit in Vielfalt,<br />
Regionale Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010.<br />
Hrsg. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stuttgart,<br />
2011.<br />
[2] LWK: AQUARIUS – Dem <strong>Wasser</strong> kluge Wege ebnen! – Projektbericht.<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Uelzen, 2012.<br />
[3] Mastel, K.: Beregnung und Bewässerung landwirtschaftlicher<br />
und gärtnerischer Kulturen. Merkblätter für die Umweltgerechte<br />
Landbewirtschaftung 24 Landesanstalt für Pflanzenbau.<br />
Forchheim, 2002.<br />
[4] Fricke, E.: Zusatzwasser für mehr Qualität. Landwirtschaftskammer<br />
Niedersachsen. 20.04.2006, Hannover.<br />
[5] Müller, U., Engel, N., Heidt, L., Schäfer, W., Kunkel, R., Wendland,<br />
F., Röhm, H. und Elbracht, J.: Klimawandel und Bodenwasserhaushalt.<br />
GeoBerichte 20 Landesamt für Bergbau Energie<br />
und Geologie. Hannover, 2012.<br />
[6] Schulz, E.: Die zukünftige landwirtschaftliche <strong>Wasser</strong>nachfrage<br />
– Bestimmungsgründe und Handlungsansätze gegen<br />
regionale Knappheit im EU-Projekt AQUARIUS. <strong>Wasser</strong> und<br />
Abfall 12 (2012), S. 10–16.<br />
[7] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und<br />
Klimaschutz: Runderlass des Niedersächsischen Umweltministeriums<br />
vom 25.06.2007 (VORIS 2820) zur „Mengenmäßigen<br />
Bewirtschaftung des Grundwassers“.<br />
[8] Battermann, H. und Theuvse, L.: Feldberegnung in Nordost-<br />
Niedersachsen: Regionale Bedeutung und Auswirkungen<br />
differenzierter <strong>Wasser</strong>entnahmeerlaubnisse – Endbericht.<br />
Studie im Auftrag des Fachverbandes Feldberegnung<br />
Fachverband-Feldberegnung. Göttingen, 2009.<br />
[9] Schulz, E.: No Regret – Genug <strong>Wasser</strong> für die Landwirtschaft?!<br />
-Projektbericht. Uelzen, 2008.<br />
[10] Rechid, D.: Daten und Informationen zum Klimawandel in<br />
den Landkreisen der Metropolregion Hamburg, Zwischenergebnis<br />
KLIMZUG-NORD. Hamburg, 2011.<br />
[11] von Reibnitz, U.: Szenario-Technik – Instrumente für die<br />
unternehmerische und persönliche Erfolgsplanung. 2. Aufl.<br />
Gabler Verlag, Wiesbaden, 1992.<br />
[12] Schütte R.: Agrarstatistisches Kompendium 2011. Hrsg. Landwirtschaftskammer<br />
Niedersachsen, Oldenburg 2011.<br />
[13] Richtlinie des Europäischen Parlaments: 91/271/EWG Richtlinie<br />
des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von<br />
kommunalem <strong>Abwasser</strong>.<br />
[14] <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (WHG): Gesetz zur Ordnung des<br />
<strong>Wasser</strong>haushalts in der Fassung vom 31.07.2009.<br />
[15] WHO: Health-based targets. In Guidelines for the safe use of<br />
wastewater, excreta and greywater. Volume 2: Wastewater<br />
use in agriculture. World Health Organisation. Genf, 2006,<br />
p. 59–74.<br />
[16] EPA: Guidelines for Waterreuse. EPA /600/R-12/618. U.S. Environmental<br />
Protection Agency Washington DC 2012.<br />
[17] DIN 19650: Bewässerung – Hygienische Belange von Bewässerungswasser,<br />
DIN 19650:1999-02, Normenausschuss<br />
<strong>Wasser</strong>wesen (NAW) im Deutschen Institut für Normung e.V.,<br />
Berlin.<br />
[18] MfKULNV-NRW: Anlage 2 zu „Allgemeine Güteanforderungen<br />
für Fließgewässer (AGA)“ Entscheidungshilfe für die<br />
<strong>Wasser</strong>behörden in wasserrechtlichen Erlaubnisverfahren ,<br />
RdErl. des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und<br />
Landwirtschaft- IV B 7 1571/11-30707, Ministerium für Umwelt,<br />
Raumordnung und Landwirtschaft Nordrhein-Westphalen,<br />
1991.<br />
[19] Albrecht, M. und Pfleger, I.: Empfehlungen für die Untersuchung<br />
und Bewertung von <strong>Wasser</strong> zur Bewässerung von<br />
gärtnerischen und landwirtschaftlichen Fruchtarten in<br />
Thüringen. Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />
Jena, 2003.<br />
[20] Neubert, S.: Die Nutzung von <strong>Abwasser</strong> in der Landwirtschaft<br />
aus der Perspektive verschiedener Akteure – Umsetzungshemmnisse<br />
und mögliche Strukturen in Tunesien. Deutsches<br />
Institut für Entwicklungspolitik, Bonn, 2003.<br />
[21] Schilling G.: Pflanzenernährung und Düngung. Verlag Eugen<br />
Ulmer GmbH & Co., Stuttgart, 2000.<br />
[22] Schumacher, J.: Ozonung zur weitergehenden Aufbereitung<br />
kommunaler Kläranlagenabläufe. Dissertation Technische<br />
Universität Berlin. Berlin, 2005.<br />
März 2014<br />
356 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
[23] Abegglen, C., Escher, B., Hollender, J., Siegrist, H., Gunten,<br />
U. von, Zimmermann, S. G., Häner, A. und Ort, C.: Ozonung von<br />
gereinigtem <strong>Abwasser</strong> zur Eliminierung von organischen<br />
Spurenstoffen – Großtechnischer Pilotversuch Regensdorf<br />
(Schweiz). KA – Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 57 (2010)<br />
Nr. 2, S. 155–160.<br />
[24] Enxing, K., Grünebaum, T., Lorenz, G. und Thöle, D.: Betriebserfahrungen<br />
mit der weitergehenden Elimination von Mikroverunreinigungen<br />
aus kommunalem <strong>Abwasser</strong> auf der Kläranlage<br />
Schwerte. 23. Hamburger Kolloquium zur <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
31.08./0,1.09.2013, Hamburg.<br />
[25] DWA: Bewertung von Verfahrensstufen zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
für die <strong>Wasser</strong>wiederverwendung. Hrsg. Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />
e. V., Hennef, 2008.<br />
[26] Miehe, U.: Wirksamkeit technischer Barrieren zur Entfernung<br />
von anthropogenen Spurenstoffen – Kläranlagen und Raumfilter.<br />
Dissertation Technische Universität Berlin. Berlin, 2010.<br />
[27] Grünebaum, T.: Elimination von Arzneimitteln und organischen<br />
Spurenstoffen: Entwicklung und Konzeptionen von<br />
innovativen, kostengünstigen Reinigungsverfahren – Schlussbericht<br />
Phase 1, IV-7-042 600 001F. Hrsg. Ministerium für<br />
Klimaschutz Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz<br />
des Landes Nordrhein-Westphalen, Essen, 2011.<br />
[28] Pinnekamp, J. und Merkel, W.: „Senkung des Anteils organischer<br />
Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche Behandlungsstufen<br />
auf kommunalen Kläranlagen – Gütebetrachtungen<br />
auf kommunalen Kläranlagen“ und „Senkung des<br />
Anteils organischer Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche<br />
Behandlungsstufen auf kommunalen Kläranlagen –<br />
Kostenbetrachtungen“ Abschlussberichte. Hrsg. Ministerium<br />
für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
des Landes Nordrhein Westphalen. Aachen, 2008.<br />
[29] Hollender, J. und Escher, B.: Spurenstoffe eliminieren: Erfolgskontrolle.<br />
Eawag News 67d (2009), S. 28–30.<br />
[30] Huber, M. M., Göbel, A., Joss, A., Herrmann, N., Ried, A., Siegrist,<br />
H., Ternes, T. A. and von Gunten, U.: Oxidation of Pharmaceuticals<br />
during Ozonation of Municipal Wastewater Effluents: A Pilot<br />
Study. Environmental Science & Technology 39 (2005) No. 11,<br />
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[31] Riedel, A.: Mündliche Mitteilung. Beregnungsverband Niedersachsen<br />
05.07.2013.<br />
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24.06.2013.<br />
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Wastewater disinfection by ozone: main parameters for processing<br />
design. Water research 36 (2002) No. 4, p. 1043-1055.<br />
[34] NLWKN: Die Beseitigung kommunaler Abwässer in Niedersachsen<br />
– Lagebericht 2011. Niedersächsischer Landesbetrieb<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Küsten- und Naturschutz Hildesheim,<br />
2011.<br />
[35] Lazarova, V. and Bahri, A.: Water Reuse for Irrigation. CRC<br />
Press Boca Raton, Florida, 2005.<br />
[36] LfU-BW: Funktionsstörungen auf Kläranlagen. Siedlungswasserwirtschaft<br />
7 Landesanstalt für Umweltschutz Baden-<br />
Württemberg, Karlsruhe, 1997.<br />
[37] DWA: Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen 2011.<br />
Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V., 2011.<br />
[38] Abegglen, C. und Siegrist, H.: Mikroverunreinigungen aus<br />
kommunalem <strong>Abwasser</strong> – Verfahren zur weitergehenden<br />
Elimination auf Kläranlagen. Hrsg. Bundesamt für Umwelt<br />
Umwelt-Wissen, Bern, 2012.<br />
[39] http://www.wirtschaftslexikon.co/d/deckungsbeitrag/<br />
deckungsbeitrag.htm (Zugriff am 09.10.2013)<br />
[40] Schorling: Mündliche Mitteilung. <strong>Abwasser</strong>verband Braunschweig<br />
26.06.2013.<br />
[41] http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/<br />
Markt-Statistik/Ernte2012MengenPreise.pdf (Zugriff am<br />
03.06.2013)<br />
[42] Fricke, E. und Riedel, A.: Maiserträge durch Beregnung absichern!<br />
Mais 39 (2012) Nr. 4, S. 182–185.<br />
[43] BMELV: „Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte“ in<br />
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz, Statistisches Jahrbuch über Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten Landwirtschaftsverlag Münster<br />
Hiltrup. Münster, 2013, S. 540–544.<br />
[44] LfU-BW: Leitfaden <strong>Abwasser</strong>abgabe – Arbeitshilfe für die<br />
Festsetzungsbehörden. Teil 1: Allgemeines und Vollzug.<br />
Siedlungswasserwirtschaft 19 Landesanstalt für Umweltschutz<br />
Baden-Württemberg, Karlsruhe, 2005.<br />
[45] LWK: Richtwerte für die Düngung in Niedersachsen.<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 2011.<br />
[46] Landberatung Uelzen e. V.: Rundschreiben 08/2012 Uelzen<br />
2012.<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Wibke Meyer<br />
(Korrespondenzautorin)<br />
E-Mail: wibke.meyer@tuhh.de |<br />
Eingereicht: 28.10.2013<br />
Korrektur: 11.02.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
B. Sc. Jonathan Barth |<br />
Prof. Dr.-Ing. Ralf Otterpohl |<br />
Technische Universität Hamburg-Harburg |<br />
Institut für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und Gewässerschutz |<br />
Eißendorfer Straße 42 |<br />
D-21073 Hamburg<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 357
| PRAXIS<br />
|<br />
Kurvenvortrieb mit HOBAS Rohren<br />
Die Projektgesellschaft der Pariser Bauherrschaft und Straßenbauherrschaft (Société d‘Etudes, de Maîtrise<br />
d‘Ouvrage et d‘Aménagement Parisienne SEMAPA) koordiniert Entwicklungsprojekte im 13. Pariser Verwaltungsbezirk.<br />
Im Rahmen eines unlängst am Südufer der Seine umgesetzten Regenwasseraufbereitungsprojektes<br />
wurden 205 m HOBAS GFK-Rohre DN 2000 (DA 2160) unter dem Kai von Ivry-sur-Seine vorgetrieben.<br />
Die Firma<br />
Ludwig Pfeiffer<br />
Microtunnel<br />
führte den<br />
Vortrieb mit<br />
HOBAS<br />
GFK-Rohren<br />
DN 2000<br />
(DA 2160)<br />
durch.<br />
Rohrlager<br />
der HOBAS<br />
GFK-Rohre<br />
entlang der<br />
vielbefahrenen<br />
Straße.<br />
SEMAPA ist damit beauftragt,<br />
130 ha in einer südlich der Seine<br />
gelegenen Zone von Paris neu zu<br />
gestalten: Wohn-, Büro- und Geschäftsflächen,<br />
Schulen und Infrastruktur<br />
sollen entstehen und die<br />
Linie 10 der Pariser Metro ausgebaut<br />
werden. In diesem Zusammenhang<br />
wurde der 7,8 Mio. € umfassende<br />
Bau eines Systems zur Regenwasserbehandlung<br />
und -speicherung geplant.<br />
Das Regenwasser wird hier<br />
gereinigt, bevor es in die Seine<br />
fließt. Das System verläuft unter<br />
dem Kai von Ivry-sur-Seine und<br />
besteht aus einer Freispiegelleitung<br />
DN 2000 sowie einem Überlauf, der<br />
<strong>Wasser</strong> bei Flutereignissen an der<br />
Seine aufnimmt. Die Entscheidung,<br />
die Rohre grabenlos durch Vortrieb<br />
zu verlegen, ergab sich aus den<br />
Rahmenbedingungen vor Ort. Zunächst<br />
erforderte das hohe Verkehrsaufkommen<br />
am Kai von Ivry-sur-<br />
Seine eine Verlegemethode, die den<br />
Verkehrsfluss möglichst wenig behindert.<br />
Die Positionen des Sedimentations-<br />
sowie des Auslaufschachts<br />
am Beginn und Ende der geplanten<br />
Rohrleitung machten eine Verlegung<br />
der Leitung in 8–10 m Tiefe über<br />
eine Länge von 205 m notwendig.<br />
Im offenen Graben wäre diese Tiefe<br />
nur schwer zu bewältigen gewesen<br />
und hätte auch ein hohes Risiko mit<br />
sich gebracht: Der Untergrund ist<br />
in diesem Areal durch die Pfeiler<br />
der Ringstraßenviadukte, Benzintanks<br />
von Tankstellen sowie zwei Schlitzwände<br />
verbaut und der Grundwasserspiegel<br />
schwankt zwischen<br />
0 und 5 m unter Geländeoberkante.<br />
Darüber hinaus boten sich die<br />
beiden geplanten Schächte als<br />
Start- und Zielbaugrube für die<br />
Vortriebsmaschine an.<br />
Da HOBAS GFK-Vortriebsrohre<br />
eine geringere Wanddicke im Vergleich<br />
zu anderen Rohrmaterialien<br />
bei gleichem Außendurchmesser<br />
haben, konnte für den Vortrieb<br />
eine kleinere Vollschnittmaschine<br />
verwendet werden. Die glatte Oberfläche<br />
und der konstante Außendurchmesser<br />
der GFK-Rohre machten<br />
eine hohe Verlegeleistung bei gleichzeitig<br />
geringen Vortriebskräften möglich.<br />
Neben verschiedenen internationalen<br />
Zertifikaten tragen die<br />
GFK-Rohre von HOBAS in Frankreich<br />
auch das CSTBat Gütesiegel und<br />
erfüllen somit die strengen Qualitätsstandards<br />
des Französischen<br />
„Centre Scientifique et Technique<br />
du Bâtiment” (Wissenschaftliches<br />
und Technisches Zentrum des Bauwesens).<br />
Die Herausforderung des Vortriebsprojekts<br />
bestand darin, die<br />
Rohrleitung in einer Kurve vorzutreiben,<br />
vorbei an den Pfeilern,<br />
Benzintanks und durch die Schlitzwände<br />
hindurch: Es galt, zwei horizontale<br />
Bögen mit Radien von 500<br />
und 400 m sowie einen vertikalen<br />
März 2014<br />
358 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Bogen mit einem Gefälle von 0,5 %<br />
auf 1 % umzusetzen. Es wurden<br />
Rohre mit 2 m Baulänge geliefert,<br />
um die maximal zulässigen Abwickelungen<br />
im Kurvenbereich einzuhalten.<br />
HOBAS GFK-Rohre sind<br />
ideal für den Kurvenvortrieb, da<br />
sie eine gleichmäßige Kraftübertragung<br />
ohne Druckübertragungsringe<br />
aus Holz ermöglichen. Dabei<br />
mussten aufgrund der kleinen<br />
Radien die zulässigen Vortriebskräfte<br />
im Kurvenbereich reduziert<br />
werden. In diesem Projekt betrugen<br />
die zulässigen Vortriebskräfte<br />
in Abhängigkeit von den Radien<br />
5530 kN und 6549 kN (im Vergleich<br />
zu 8845 kN bei einem geraden<br />
Vortrieb).<br />
Die Firma Ludwig Pfeiffer Microtunnel<br />
wählte für den sandigen,<br />
kiesigen und lehmigen Boden einen<br />
optimal angepassten Bohrkopf.<br />
Die Vortriebsexperten von Ludwig<br />
Pfeiffer dirigierten die Vortriebsmaschine<br />
mit großer Präzision vom<br />
Anfang bis zum Ende der Trasse.<br />
Dank der optimalen Eigenschaften<br />
der HOBAS Vortriebsrohre musste<br />
nie mit mehr als 1570 kN vorgepresst<br />
werden – ein Wert, der<br />
deutlich unter der berechneten<br />
Maximalkraft liegt.<br />
Mit präzisem Timing und genauer<br />
Koordination von Personal und<br />
Rohrlieferungen konnten die Vortriebsarbeiten<br />
innerhalb von zwei<br />
Wochen abgeschlossen werden.<br />
Kontakt:<br />
HOBAS Rohre GmbH,<br />
Wilfried Sieweke,<br />
Gewerbepark 1,<br />
D-17039 Trollenhagen,<br />
Tel. (0395) 4528-0,<br />
Fax (0395) 4528-100,<br />
E-Mail: wilfried.sieweke@hobas.com,<br />
www.hobas.de<br />
Die Rohrleitung verläuft unterhalb des Kais von<br />
Ivry-sur-Seine (Paris).<br />
Erfolgreicher Einsatz in Niederdorf (CH):<br />
Rehabilitation einer Trinkwasserleitung DN 200<br />
In der Schweizer Gemeinde Niederdorf<br />
musste Ende August 2013<br />
eine Trinkwasserleitung DN 200 rehabilitiert<br />
werden. Die defekte Leitung<br />
befand sich in unmittelbarer<br />
Nähe eines Bachlaufes und einer<br />
Bahntrasse in Ortsrandlage. Da eine<br />
Erneuerung der vorhandenen Trinkwasserleitung<br />
in offener Bauweise<br />
sehr aufwendig und kostenintensiv<br />
gewesen wäre und die dafür benötigte<br />
lange Bauzeit zu Versorgungsengpässen<br />
im Ortsnetz geführt<br />
hätte, entschloss sich die für die<br />
Leitung verantwortliche <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Niederdorf für eine<br />
Rehabilitierung der Leitung mithilfe<br />
eines statisch selbsttragenden Systems.<br />
In Absprache mit dem für<br />
die Planung beauftragten Ingenieurbüro<br />
GRG Ingenieure AG wollte<br />
man erstmalig das RS BlueLiner®-<br />
Verfahren der RS Technik AG einsetzen,<br />
um Erfahrungen mit dem<br />
neuen System zu sammeln. Weitere<br />
Unterstützung erfolgte durch die<br />
Aquaform AG, ein Unternehmen, das<br />
sich auf den Handel mit Rohren, Formstücken<br />
und Armaturen aus Kunststoff<br />
und Guss für den Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>leitungsbau spezialisiert hat.<br />
Innerhalb von nur zwei Wochen wurde<br />
die defekte Trinkwasser leitung DN 200<br />
auf einer Länge von 70 m rehabilitiert.<br />
In dieser Zeit wurde die Leitung<br />
außer Betrieb genommen, gereinigt,<br />
mittels TV-Befahrung untersucht, der<br />
RS-BlueLiner® eingebaut, die Anbindung<br />
mithilfe von Manschetten vorgenommen<br />
und letztlich die erfolgreiche<br />
Sanierung über eine Druckprüfung<br />
mit 8,9 bar sichergestellt.<br />
Aushärtung zu neuem Rohr<br />
Bei dem RS BlueLine®-Verfahren<br />
wird ein flexibler Schlauchträger,<br />
der zu je 50 % aus Advantex<br />
Glas- und Polyesterfasern besteht,<br />
mit einem Zweikomponenten-<br />
Epoxidharz getränkt und in die zu<br />
sanierende Leitung eingebracht.<br />
Mittels Dampf oder Warmwasser<br />
wird der Schlauch dann im Altrohr<br />
Maschinentechnik zum Einbau des BlueLine- Rohres.<br />
© arpe ag<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 359
| PRAXIS<br />
|<br />
Baustelle Hauptstraße/Ecke Benn wilerstraße, Niederdorf. © RS Technik AG<br />
Rohreinbindung an vorhandener Gussleitung. © RS Technik AG<br />
aufgestellt und härtet infolge der<br />
Wärmezufuhr innerhalb einer vorgegebenen<br />
Zeit zu einem neuen<br />
Rohr aus. Dies ist dann selbst tragfähig<br />
und kann ohne Unterstützung<br />
des Altrohres alle statischen Außenund<br />
Innenlasten aufnehmen. Die<br />
Wanddicke wird bei der Planung<br />
entsprechend ausgelegt. Der RS<br />
BlueLine® wird im Nennweitenbereich<br />
von DN 100 bis DN 1200 in<br />
Wanddicken von 5 bis 17 mm und<br />
größer hergestellt. Für die Baumaßnahme<br />
in Niederdorf errechnete<br />
man eine benötigte Wanddicke von<br />
7 mm.<br />
Tränkung vor Ort<br />
Das Tränken des Schlauches mit<br />
dem 2-Komponenten-Epoxidharz erfolgt<br />
vor Ort in einer mobilen Station.<br />
Hierbei handelt es sich um ein<br />
Verfahren, das einer werkseitigen<br />
Tränkung gleichgestellt ist. Für den<br />
Einbau stehen zwei Varianten zur<br />
Verfügung: die Pull-In-Variante oder<br />
die Inversionsvariante. Bei der Pull-<br />
In-Variante wird der Schlauch mithilfe<br />
eines Seilzugs in die Altleitung<br />
eingezogen – diese Variante kam in<br />
Niederdorf zum Einsatz. Bei der Inversionsvariante<br />
wird der Schlauch<br />
entweder aus einer Drucktrommel<br />
oder über einen Inversionsturm in<br />
die Altleitung eingebracht. Anwendung<br />
findet der Liner bei der<br />
Sanierung von Trinkwasserleitungen,<br />
Kraftwerkleitungen, Löschwasserleitungen<br />
sowie bei Rohrleitungen in<br />
der industriellen Produktion.<br />
Einbau nach Zeitplan<br />
Die vorbereitenden Arbeiten begannen<br />
am 21. August mit der Reinigung<br />
der defekten Trinkwasserleitung<br />
mithilfe einer Kettenschleuder und<br />
der anschließenden TV-Untersuchung,<br />
die ohne Befund blieb. Am darauffolgenden<br />
Tag bauten die Mitarbeiter<br />
der bauausführenden arpe ag<br />
<strong>Wasser</strong>technik gegen 8:00 Uhr die<br />
Tränkanlage an der Startbaugrube<br />
auf. Zwischen 9:00 Uhr und 12:30 Uhr<br />
wurde der Kalibrierschlauch getränkt<br />
und im Pull-In-Verfahren in die Altleitung<br />
eingezogen. Innerhalb der<br />
nächsten sieben Stunden erfolgte<br />
die Aushärtung des Liners mittels<br />
Dampf. Nach dem Ende der Abkühlphase<br />
gegen 21:00 Uhr begann man<br />
mit dem Rückbau der Baustelle. Den<br />
Abschluss der Arbeiten bildete der<br />
Einbau der Endmanschetten gegen<br />
23:00 Uhr. Am nächsten Tag führte<br />
man abschließend eine Druckprüfung<br />
der sanierten Leitung mit<br />
einem Druck von 8,9 bar durch.<br />
Die Auftraggeberseite zieht nach<br />
Abschluss der Maßnahme eine positive<br />
Bilanz: „Der erstmalige Einsatz<br />
des RS-BlueLiner® hat unsere Erwartung<br />
voll erfüllt. Der reibungslose<br />
Bauablauf durch die arpe ag <strong>Wasser</strong>technik<br />
und das Endergebnis des<br />
statisch selbsttragenden Rohres,<br />
realisiert innerhalb eines sehr<br />
kurzen Bauzeitfensters, hat uns<br />
überzeugt. Ein Neubau der Leitung<br />
in offener Bauweise hätte aufgrund<br />
der schwierigen örtlichen Platzverhältnisse<br />
und des hohen<br />
Grund wasserspiegels deutlich mehr<br />
Zeit in Anspruch genommen und<br />
die Baumaßnahme erheblich verteuert.<br />
Weiteren Sanierungsmaßnahmen<br />
mit dem RS-BlueLiner®-<br />
System stehen wir daher sehr<br />
positiv gegenüber“.<br />
Kontakt:<br />
RS Technik Aqua GmbH,<br />
Dieselstraße 77,<br />
D-90441 Nürnberg,<br />
Tel. (02389) 92853-0,<br />
Fax (02389) 92853-10,<br />
www.rstechnik.com<br />
März 2014<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
Von tragbar bis ex-geschützt<br />
Eingriffsfrei arbeitende Ultraschalldurchflussmesser sparen Zeit und Kosten<br />
Ob für <strong>Wasser</strong> in der Lebensmittelproduktion, Chemikalien in der Halbleiterherstellung oder Rohöl in Raffinerien:<br />
eine exakte Mengenbestimmung von Flüssigkeiten ist heute in fast allen Branchen für zuverlässige Prozessabläufe<br />
entscheidend. Vor allem die Durchflussmessung mittels Ultraschall hat sich hier wegen der einfachen Installation<br />
und der eingriffsfreien Messerfassung etabliert. Katronic, einer der führenden Spezialisten für derartige<br />
Clamp-On-Geräte, hat jetzt für explosionsgefährdete Bereiche und Medien ein ATEX-zertifiziertes System<br />
entwickelt, das eine sichere und genaue Messung auch in die Ex-Zonen 1 und 2 ermöglicht. Vorgestellt wird<br />
das neue Gerät zusammen mit anderen Modellen, darunter einem tragbaren Durchflussmesser für den flexiblen<br />
Einsatz, auf der diesjährigen Hannover Messe.<br />
Der KATflow<br />
170 mit seinem<br />
gekapselten<br />
Gehäuse und<br />
der Bedienung<br />
per Magnetstift<br />
ist speziell auf<br />
explosionsgefährdete<br />
Bereiche ausgelegt.<br />
© Katronic<br />
Wesentliches Merkmal des neuen<br />
KATflow 170-Durchflussmessgeräts<br />
ist sein druckgekapseltes<br />
Gehäuse aus epoxidbeschichtetem<br />
Aluminium, das evtl. entstehende<br />
Funken sicher im Inneren einschließt.<br />
Das besonders korrosionsbeständige<br />
Material widersteht dabei<br />
auch schwierigen Umgebungsbedingungen<br />
dauerhaft, sodass der<br />
Ex-Schutz langfristig gewährleistet<br />
wird. Selbst zur Eingabe von Befehlen<br />
muss die Kapselung nicht<br />
geöffnet werden, stattdessen erfolgt<br />
die Steuerung mittels magnetempfindlicher<br />
Tasten hinter Glas,<br />
die mit einem entsprechenden<br />
Magnetstift bedient werden. Zusätzlich<br />
werden für die Sensorik<br />
vergussgekapselte Wandlerpaare der<br />
Schutzart IP 68 verwendet. Das<br />
gesamte Messsystem besitzt so<br />
die ATEX-Zertifizierung für die Ex-<br />
Zonen 1 und 2.<br />
Berührungs- und eingriffslose<br />
Messung per Ultraschall<br />
Die beiden zur Messung benötigten<br />
Ultraschallsensoren werden – wie<br />
bei allen Katronic-Geräten – einfach<br />
von außen an das betreffende Rohr<br />
geklemmt und sind so innerhalb<br />
weniger Minuten einsatzbereit. Ein<br />
Eingriff in das Rohr mit Produktionsstillstand<br />
oder Umbaumaßnahmen<br />
ist nicht nötig. Die Ultraschallköpfe<br />
senden und empfangen dann Signale<br />
sowohl in als auch gegen die<br />
Flussrichtung, wobei sich durch die<br />
Fließbewegung zwischen beiden<br />
Richtungen ein Zeitunterschied in<br />
der Übertragung ergibt. Aus dieser<br />
Laufzeitdifferenz bestimmt das System<br />
die Strömungsgeschwindigkeit<br />
und errechnet unter Bezugnahme<br />
auf Außendurchmesser und Wandstärke<br />
des Rohres das Durchflussvolumen.<br />
Die Auflösung liegt dabei<br />
bei 0,25 mm/s, die Messgenauigkeit<br />
der Fließgeschwindigkeit bei bis<br />
zu ±0,5 % des Messwerts. Für präzise<br />
Ergebnisse bei schwierigen<br />
Medien oder Prozess-Bedingungen<br />
stehen auch Geräte mit zwei<br />
Messkanälen zur Verfügung, die<br />
im Zwei-Pfad-Modus an einem<br />
Rohr die doppelten Daten erheben<br />
können, sich aber ebenso zur<br />
parallelen Messung an zwei Rohren<br />
verwenden lassen.<br />
Geeignet ist der KATflow 170 für<br />
Rohrdurchmesser von 10 mm bis<br />
über 3 000 mm und Temperaturen<br />
von –50 bis +115 °C. Gemessen<br />
werden können fast alle flüssigen<br />
Medien mit einem Gas- oder Feststoffanteil<br />
von unter 10 %. Auch Anwendungen,<br />
in denen hohe Drücke<br />
erfordert werden, können problemlos<br />
umgesetzt werden, da die Sensorik,<br />
anders als mechanische Zähler, nicht<br />
dem Innendruck des Mediums ausgesetzt<br />
wird. Die erhobenen Werte<br />
werden in der gewählten Einheit auf<br />
einem LCD-Display übersichtlich<br />
angezeigt und im bis zu 100 000<br />
Datensätze fassenden, internen<br />
Speicher dokumentiert. Gleichzeitig<br />
bieten verschiedene Schnittstellen,<br />
darunter Modbus, USB und auf<br />
Wunsch auch HART, die Möglichkeit<br />
zur Echtzeit-Datenübertragung an<br />
das jeweilige Prozessautomationssystem.<br />
Darüber hinaus sind die<br />
Durchflussmesser von Katronic mit<br />
einem Display mit Oszilloskop-<br />
Funktion ausgestattet, das die<br />
Analyse des Ultraschallsignals und<br />
damit eine Diagnose des Messvorgangs<br />
erlaubt. So kann die<br />
Ursache für etwaige Störungen,<br />
März 2014<br />
362 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
etwa durch einen zu hohen Feststoffanteil,<br />
schnell und zuverlässig<br />
eingeschätzt werden.<br />
Mobiles Messgerät für<br />
Stichproben und schwer<br />
zugängliche Bereiche<br />
Für weniger gefährliche Bereiche<br />
bietet das Unternehmen neben<br />
Messgeräten in verschiedenen Leistungsgrößen<br />
zur Festinstallation auch<br />
den tragbaren Ultraschalldurchflussmesser<br />
KATflow 200 an. Dieser<br />
zeichnet sich durch ein handliches<br />
Gehäuse aus, das man für Kontrollen<br />
an unterschiedlichen Stellen leicht<br />
versetzen und für Messungen in<br />
der Höhe sogar unkompliziert mit<br />
auf eine Leiter nehmen kann. Die<br />
Sensoren werden bei diesem Modell<br />
entweder per Ketten und Clips oder<br />
mit Magneten am Rohr befestigt, ein<br />
integrierter Positionierungsassistent<br />
hilft bei der richtigen Anbringung.<br />
Zusätzlich kann das System mit<br />
einem eigenen Prüfkopf zur Wandstärkenmessung<br />
ausgestattet werden,<br />
wodurch die genaue Rohrkonfiguration<br />
am jeweiligen Messpunkt<br />
nicht bekannt sein muss. Betrieben<br />
wird das Gerät über Batterie oder<br />
Netzteil.<br />
Die Funktionsweise und die<br />
einfache Installation der verschiedenen<br />
Clamp-On-Durchflussmesser<br />
werden auf dem Messeauftritt von<br />
Katronic an Stand F 40, Halle 11 exemplarisch<br />
vorgeführt. Mitarbeiter<br />
des Unternehmens stehen hier für<br />
Anfragen und Beratungsgespräche<br />
zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen:<br />
Katronic Technologies Ltd.,<br />
Vertrieb Prozessmesstechnik,<br />
Gießerweg 5, D-38855 Wernigerode,<br />
Tel. (03943) 239-900, Fax (03943) 239 951,<br />
E-Mail: info@katronic.de, www.katronic.de<br />
Katronic<br />
Die Firma Katronic mit Hauptsitz im englischen Coventry wurde<br />
1996 als Vertrieb von aus Deutschland importierten Messgeräten gegründet.<br />
Seit 2003 entwickelt das Unternehmen eigene Systeme, der<br />
Schwerpunkt liegt dabei auf der nichtinvasiven Ultraschalldurchflussmessung<br />
nach dem Laufzeitdifferenzverfahren. Inzwischen<br />
werden die Messgeräte von Katronic in verschiedensten Branchen<br />
eingesetzt, beispielsweise in der Energieerzeugung, in der Fertigungsindustrie,<br />
im Öl- und Gasbereich, in der Lebensmittelproduktion<br />
sowie in der pharmazeutischen Industrie. Kunden sitzen unter<br />
anderem in Holland, Russland und China. Anfang 2014 leitete das<br />
Unternehmen die Gründung der Katronic AG & Co. KG ein.<br />
Der handliche KATflow 200 wird mit Batterien betrieben<br />
und lässt sich flexibel für Kontrollmessungen an<br />
verschiedenen Punkten einsetzen. Bei der Platzierung<br />
der Sensoren hilft ein eigenes Assistenzsystem. © Katronic<br />
Referenz-Drucktransmitter<br />
KELLER AG definiert den Stand der Druckmesstechnik neu<br />
Mit den Drucktransmittern der<br />
Serien 33 X und 35 X hat die<br />
Keller AG den Stand der Druckmesstechnik<br />
jetzt neu definiert. Eine<br />
schwimmend gelagerte Messzelle,<br />
durchgängig digitale Signalverarbeitung,<br />
kompensiert mit mathematischer<br />
Genauigkeit und einem<br />
hochdynamischen Mikroprozessor<br />
– das bringt Referenzgenauigkeiten<br />
bis zu 0,05 %FS Gesamtfehlerband.<br />
Das piezoresistive Sensorelement<br />
ist – schwimmend gelagert – frei<br />
von undefinierbaren mechanischen<br />
und thermischen Kräften am Druckanschluss.<br />
Mit 16 Bit Auflösung<br />
arbeitet der A/D-Wandler des Signalprozessors<br />
und verrechnet die<br />
Signale des Drucksensors und des<br />
integrierten Temperatursensors in<br />
wenigen Millisekunden zu exakten,<br />
kompensierten Messwerten.<br />
Mindestens 400 Mal in der Sekunde<br />
wird der Analogausgang des<br />
Transmitters aktualisiert – und das<br />
mit einer Gesamtgenauigkeit von<br />
0,05 %FS (einschließlich Temperatureinfluss<br />
im Bereich 10 °C…40 °C).<br />
Optional ist im gleichen Temperaturbereich<br />
eine Präzision von 0,01 %FS<br />
mit Bezug auf die Referenzwerte<br />
von Primär-Standards (Genauigkeit<br />
0,025 %) lieferbar.<br />
Im prozesstypischen Temperaturbereich<br />
von –10 °C…+80 °C – also<br />
einer Spanne von 90 K – liefern die<br />
Drucktransmitter 33 X und 35 X ihre<br />
digitalen Messwerte mit einem<br />
Gesamtfehlerband von 0,1 %FS. Der<br />
digitale Ausgang erlaubt u. a. die<br />
direkte Anzeige der Druckmesswerte<br />
auf einem Laptop oder PC sowie<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 363
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
Drucktransmitter der<br />
Serie 35 X, Serie 33 X.<br />
Niveau-Sonde 36 X W.<br />
die serielle Vernetzung von bis zu<br />
128 Transmittern.<br />
Je nach Steckertyp bzw. verfügbarer<br />
Kontaktzahl stellen die<br />
Transmitter einen digitalen Ausgang<br />
(RS485) und zusätzlich einen<br />
analogen Strom- oder Spannungsausgang<br />
– z. B. 0…10 V (3-Leiter);<br />
4…20 mA (2-Leiter).<br />
Messbereiche zwischen 0,8 bar …<br />
1000 bar für Absolut-und Überdruckmessungen<br />
sind je nach Bauform –<br />
Gewindeanschluss, frontbündige<br />
Membran oder Differenzdruck –<br />
lieferbar. Über die digitale Schnittstelle<br />
(RS485) können die Basismessbereiche<br />
applikationsspezifisch<br />
gespreizt und der Nullpunkt verschoben<br />
werden.<br />
Zwei kostenlose PC-Programme<br />
sind für die Präzisionstransmitter<br />
der Serie 30 X lieferbar: Mit dem<br />
PROG30 werden die Geräte u. a. vor<br />
Ort parametriert und einzelne Messwerte<br />
erfasst. Das READ30 erlaubt<br />
den Anwendern, ganze Messwert-<br />
Erfassungseinrichtungen samt grafischer<br />
Signalanzeige für bis zu sechzehn<br />
Transmitter zusammen zu stellen.<br />
Serie 33 X bietet als Prozessanschluss<br />
typischerweise ein Außengewinde<br />
G1/4” oder G1/2”. Mit der<br />
Serie 35 X steht ein Transmitter mit<br />
frontbündiger Membran, als 36 X W<br />
eine Niveau-Sonde als Pegelmesser<br />
im Lieferprogramm.<br />
Anwender können unter drei<br />
elektrischen Steckverbindern wählen.<br />
Sie lassen sich bei wechselnder Einsatzumgebung<br />
einfach auswechseln.<br />
Falls Schutzklasse IP68 erforderlich<br />
ist (Standard bei der Niveau-Sonde<br />
36 X W), steht auch eine Version mit<br />
Kabelanschluss zur Verfügung.<br />
Kontakt:<br />
KELLER<br />
Ges. für Druckmesstechnik mbH,<br />
Schwarzwaldstrasse 17,<br />
D-79798 Jestetten,<br />
Tel. (07745) 9214-0,<br />
Fax (07745) 9214-50,<br />
E-Mail info@keller-druck.com,<br />
www.keller-druck.com<br />
TOC-Analysator fürs Grobe<br />
<strong>Wasser</strong> wird in vielen Prozessen<br />
unterschiedlichster Branchen<br />
verwendet. Es entstehen schwierigste<br />
Probenmatrizen, die schnell<br />
und präzise gemessen werden müssen.<br />
Für eine Vielzahl von Applikationen<br />
bietet die LAR AG ihren Quick-<br />
TOC ultra an. Das TOC-Gerät bestimmt<br />
zuverlässig organische Belastungen<br />
in stark salz- und partikelhaltigen<br />
Wässern. Die Probe wird über ein<br />
robotergeführtes Injektionssystem<br />
direkt – ohne Probenvorbehandlung<br />
(Filtration, Verdünnung) – in<br />
den Ofen injiziert. Im Ofen wird die<br />
Probe bei 1 200 °C vollständig zu<br />
CO 2 oxidiert. Die hohe Oxidationsleistung<br />
der Ultra-Hochtemperaturmethode<br />
macht teure Katalysatoren<br />
überflüssig.<br />
Der QuickTOC ultra überzeugt mit<br />
einer schnellen Ansprechzeit und<br />
zeichnet sich durch eine hohe<br />
Verfügbarkeit von über 98 % aus.<br />
Das TOC-Messsystem wird mittels<br />
Touchscreen gesteuert. Mit der optionalen<br />
Messung von sechs Strömen<br />
eignet sich dieses maßgeschneiderte<br />
Messsystem optimal für die Überwachung<br />
und Optimierung von<br />
industriellen Prozessen sowie für<br />
die Verwendung in kommunalen<br />
und industriellen Kläranlagen.<br />
Kontakt:<br />
LAR Process Analysers AG,<br />
Neuköllnische Allee 134, D-12057 Berlin,<br />
Tel. (030) 278 958-59, Fax (030) 278 958-707,<br />
E-Mail: sales@lar.com, www.lar.com<br />
Der QuickTOC ultra überzeugt mit<br />
einer schnellen Ansprechzeit und<br />
zeichnet sich durch eine hohe<br />
Verfügbarkeit aus.<br />
März 2014<br />
364 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />
Dahlwitz-Hoppegarten<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />
der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
RA Beate Zimmermann, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Spoerel, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 360,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 360,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
März 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 365
INFORMATION<br />
Termine<br />
##<br />
47. ESSENER TAGUNG für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />
19.–21.03.2014, Essen<br />
Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen, Dr. Verena Kölling,<br />
Tel. (0241) 80-25214, Fax (0241) 80-22970, E-Mail: et@isa.rwth-aachen.de, www.essenertagung.de<br />
##<br />
analytica 2014 – Internationale Fachmesse für Instrumentelle Analytik, Labortechnik und<br />
Biotechnologie mit analytica Conference<br />
01.–04.04.2014, München<br />
Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel. (089) 949-20720, Fax (089) 949-20729,<br />
E-Mail: info@messe-muenchen.de, www.messe-muenchen.de<br />
##<br />
Vorübergehend unkultivierbar – Wie Pathogene in der Trinkwasser-Installation der Überwachung<br />
entgehen können<br />
02.04.2014, Bonn<br />
Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, AG Medizinische Geographie & Public<br />
Health, Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn, E-Mail: Heike.Mueller@ukb-uni-bonn.de<br />
##<br />
Tube – Internationale Rohr-Fachmesse<br />
07.–11.04.2014, Düsseldorf<br />
Messe Düsseldorf GmbH, Messeplatz, 40474 Düsseldorf, Tel. (0211) 4560-01, Fax (0211) 4560-668,<br />
www.messe-duesseldorf.de<br />
##<br />
Hannover Messe<br />
07.–11.04.2014, Hannover<br />
Deutsche Messe, Messegelände, 30521 Hannover, Tel. (0511) 89-0, Fax (0511) 89-32626, E-Mail: info@messe.de,<br />
www.hannovermesse.de<br />
##<br />
rbv-Jahrestagung<br />
03.–05.05.2014, München<br />
Rohrleitungsbauverband e. V., Marienburger Straße 15, 50968 Köln, www.rohrleitungsbauverband.de<br />
##<br />
IFAT – Weltmesse für <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>-, Abfall & Rohstoffwirtschaft<br />
05.–09.05.2014, München<br />
Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel. (089) 949-11358, Fax (089) 949-11359,<br />
E-Mail: info@ifat.de, www.ifat.de<br />
##<br />
Grundwasser-Monitoring und Datenmanagement<br />
05.-06.06.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
##<br />
Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Praxiskurs<br />
25.06.06.2014, Dübendorf ZH<br />
Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />
http://www.pusch.ch<br />
##<br />
Gemeindekurs „Gewässerpflege in der Gemeinde“ – Planungskurs<br />
26.06.06.2014, Dübendorf ZH<br />
Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, CH-8024 Zürich, Tel. 044 267 44 11,<br />
http://www.pusch.ch<br />
##<br />
Grundwasserabsenkung im Bauwesen<br />
25.09.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuelle<br />
März 2014<br />
366 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
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<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Rohrdurchführungen<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen
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<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon 0511/284690<br />
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30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.de<br />
www.scheffel-planung.de<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
FPAL<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN EN 1090<br />
DIN EN ISO 17660-1<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.<br />
Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20131014.indd 1 21.11.2013 15:15:49
| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />
Firma<br />
Seite<br />
Analytica, Messe München GmbH, 81823 München 285<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, 45342 Essen 273<br />
Berlin-Brandenburger Brunnentage 2014, pigadi GmbH, 12053 Berlin<br />
Beilage<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, 14052 Berlin 273<br />
Huber SE, 92334 Berching 241<br />
IFAT 2014 Messe München GmbH, 81823 München<br />
4. Umschlagseite<br />
Jung Pumpen GmbH, 33803 Steinhagen 277<br />
Klinger GmbH, 65503 Idstein 255<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, 41564 Kaarst 318<br />
NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH, 84478 Waldkraiburg 321<br />
Siberia Expo, 630099 Novosibirsk, Russia 315<br />
Siemens AG, Industry Sector, 90475 Nürnberg<br />
wat 2014 ,DVGW,Deutscher Verein des Gas-und <strong>Wasser</strong>faches e.V.,53123 Bonn<br />
Titelseite<br />
2. Umschlagseite<br />
Water Sofia, Bulgarreklama Agency Ltd., 1784 Sofia, Bulgarien 319<br />
WDT Werner Dosiertechnik GmbH & Co. KG, 86637 Wertingen 259<br />
Zweckverband Bodensee <strong>Wasser</strong>versorgung, 70563 Stuttgart-Vaihingen 305<br />
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22.04.2014<br />
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16.05.2014<br />
24.04.2014<br />
Themenschwerpunkt Messe-Special IFAT 2014 IT in der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
Hard- und Software<br />
• Geräte für den Außeneinsatz<br />
• Geoinformationssysteme<br />
• Kanalnetzberechnung<br />
• Planungs-Tools<br />
• Abrechnungssysteme<br />
• Software für <strong>Wasser</strong>labore<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
Water Sofia – Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Infrastruktur der<br />
Leitungsnetze,<br />
Sofia (Bulgarien) – 28.05.-30.05.2014<br />
IFAT,<br />
München – 05.05.-09.05.2014<br />
10. Internationale Geothermiekonferenz,<br />
Freiburg – 14.05.-16.05.2014<br />
AQUATECH India,<br />
New Delhi (Indien) – 06.05.-08.05.2014<br />
GIWEH,<br />
Antalya (Türkei) – 13.05.-15.05.2014<br />
Kongress und Fachmesse Gas <strong>Wasser</strong><br />
(124. ÖVGW-Jahrestagung),<br />
Linz (Österreich) – 21.05.-22.05.2014<br />
17.06.2014<br />
26.05.2014<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Produkte und Verfahren<br />
• Regenwassernutzung<br />
• Entwässerungssysteme<br />
• Misch- und Trennkanalisation<br />
• Dezentrale Regenwasserbehandlung<br />
• Regenwasserspeicherung und<br />
-versickerung<br />
• Reinigungssysteme für Straßenabläufe,<br />
Metalldachfilter, Filtersysteme<br />
ECWATECH – Intern. Exhibition and<br />
Conference Water,<br />
Moskau (Russland) – 03.06.-06.06.2014<br />
11. Kanalbautage,<br />
Braunschweig – 24.06.2014<br />
Nürnberger <strong>Wasser</strong>wirtschaftstag,<br />
Nürnberg – 26.06.2014<br />
Änderungen vorbehalten
Willkommen in der Zukunft<br />
der Umwelttechnologien<br />
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Bis zu 30 % sparen und<br />
schneller Messezutritt vor Ort!<br />
www.ifat.de/tickets<br />
5. – 9. Mai 2014<br />
Weltleitmesse für <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>-,<br />
Abfall- & Rohstoffwirtschaft<br />
Seien Sie mit dabei, wenn sich auf der IFAT 2014 die gesamte Branche der<br />
Umwelttechnologien in München versammelt. Erleben Sie innovative Produkte<br />
und zukunftsweisende Strategien. Profitieren Sie von unserem exklusiven<br />
Rahmenprogramm und der Gelegenheit für internationales Networking.<br />
Besuchen Sie auch die Auslandsmessen der IFAT<br />
20. – 22. Mai 2014 9. – 11. Oktober 2014<br />
www.ie-expo.com<br />
www.ifat-india.com<br />
MESSE MÜNCHEN | www.ifat.de | info@ifat.de<br />
Tel. (+49) 89 949 - 11358 | Fax (+49) 89 949 - 11359