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Dave Edmunds • Mike d'Abo • John Kay • Pavlov's Dog • Chris Thompson • Dieter "<br />
Maschine" Birr • Mike Oldfield<br />
D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 2/2014 • April/Mai • www.goodtimes-magazin.de<br />
EXTRA<br />
Surf <strong>Music</strong><br />
Eric Burdon/Mitch Ryder<br />
1967: Das doppelte (LP-)Flopchen<br />
Agitation Free<br />
Konzerte<br />
vor Beduinen<br />
Savoy Brown<br />
Blues(er) für<br />
die Ewigkeit<br />
Jack Bruce<br />
Abbey Road<br />
mit Robin<br />
Lake<br />
Alter Schotte,<br />
neue See-Fahrt<br />
Saga • Foreigner • Chris Norman • Wishbone Ash • Peter Maffay • Leslie Mandoki • Blues Band • Ginger Baker
INHALT<br />
Ausgabe 129 · April/Mai 2014<br />
10 <strong>Byrds</strong><br />
50 Jahre – Der lange Flug der Wundervögel<br />
16 Dave Edmunds<br />
Wahrheit aus erster Hand<br />
17 Michael Des Barres<br />
150 Prozent – immer!<br />
18 Mike d'Abo<br />
Manfreds Mann: Kreativ-Solist<br />
19 Formel 1<br />
Sozialistische Metall-Arbeiter<br />
20 Mitch Ryder / Eric Burdon<br />
1967: Das doppelte Flopchen<br />
24 Savoy Brown<br />
Kim Simmonds – Blues(er) für die Ewigkeit<br />
26 Agitation Free (Krautrock-Serie Teil 1)<br />
Ausgefl ippte Konzerte vor Beduinen<br />
28 John Kay<br />
Steppenwolf mit Stiftung<br />
68 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />
Jess Roberts (& <strong>The</strong> Silver Rays) – Deborah Bonham<br />
70 Kolumne Christian Simon<br />
Donovan: San Francisco in Köln<br />
71 Pavlov's Dog<br />
Siegfried – verloren & gefunden!<br />
72 Mike Oldfield<br />
Ich bin ein übler Eigenbrötler!"<br />
"<br />
73 Jack Bruce<br />
In Abbey Road mit Robin Trower<br />
74 Chris Thompson<br />
Holland-Belgien-Connection<br />
75 Foreigner<br />
Im Herbst ohne Strom<br />
75 Hendrik Schaper<br />
One Or Zero – LP-Schatz gehoben!<br />
76 Leslie Mandoki<br />
Planungsgruppe Soul-Kumpel"<br />
"<br />
77 Wishbone Ash<br />
Regelmäßig Kreativ-Nachschub<br />
78 Stilkunde (Folge 5)<br />
Surf-Musik: Sonne, Strand, Meer – und nasse Gitarren<br />
82 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />
Aidan Knight – Temples – All <strong>The</strong> Luck In <strong>The</strong> World – Quinn Sullivan<br />
83 Rosanne Cash<br />
Mit Mann und Ex<br />
84 Covergirls<br />
Bild der Frau<br />
87 Sydney Youngblood<br />
Genug gewartet<br />
88 Peter Maffay<br />
Mutmacher ohne Schminke<br />
89 Live<br />
Ginger Baker's Jazz Confusion – Blues Band<br />
90 Danke, Rock'n'Roll(er)!<br />
Rückkehr an die Wiege<br />
93 Saga<br />
Große Konzerte mit Magnum<br />
94 Dieter Maschine" Birr<br />
"<br />
Alleingang Nr. 2<br />
96 Es war einmal ...<br />
Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />
102 Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />
Folge 13: Black Plastic, Dortmund<br />
103 Chris Norman<br />
Kreuzverhör<br />
104 Lake<br />
Alter Schotte, neue See-Fahrt<br />
106 ... zuguterletzt<br />
Richard Bargel – Peter Hammill & Gary Lucas –<br />
Hundred Seventy Split<br />
<strong>Byrds</strong>, S. 10<br />
Agitation Free, S. 26<br />
RUBRIKEN<br />
4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />
30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />
60 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />
62 Buch-Vorstellungen<br />
64 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />
66 Kleinanzeigen<br />
Edi<strong>to</strong>rial<br />
Dave Edmunds, S. 16<br />
Surf<br />
<strong>Music</strong><br />
S. 78<br />
Savoy Brown, S. 24<br />
"<br />
Maschine" Birr, S. 94<br />
67 Abo-Bestellschein<br />
71 Charts<br />
98 Konzertkalender<br />
105 Leserbriefe<br />
106 Impressum<br />
Fabian Leibfried<br />
-Herausgeber/Chefredakteur-<br />
Die Zeiten haben sich offensichtlich geändert: Vor über zehn<br />
Jahren hatte Steve Miller im <strong>GoodTimes</strong>-Interview darüber<br />
geklagt, dass seine Fans nicht bereit seien, sich neue Songs<br />
von ihm anzuhören. Bei seinen Shows gingen sie raus an die<br />
Bierbar, wenn er eine neue Nummer anstimme – und kämen<br />
erst zurück, wenn sie die ersten Töne des nächsten Klassikers<br />
hörten. Ähnlich klang es bei anderen namhaften Stars aus der<br />
Vergangenheit, wenn man sie auf dieses <strong>The</strong>ma ansprach. Die<br />
Folge: Viele altgediente Acts wagten es kaum noch, Alben mit<br />
frischem Material zu veröffentlichen. Inzwischen jedoch scheint die Bereitschaft vieler<br />
Musikliebhaber wieder gewachsen, sich Neuem nicht kategorisch zu verschließen. Und<br />
so gibt es seit geraumer Zeit vermehrt Solokünstler und Bands, die beweisen, dass sie<br />
es immer noch verstehen, starke Songs zu schreiben. Beste Beispiele dafür sind David<br />
Crosby, Jack Bruce, Chris Thompson, Savoy Brown oder Wishbone Ash; über sie und ihre<br />
aktuellen Tonträger gibt es in dieser Ausgabe viel Leses<strong>to</strong>ff – die Herrschaften können<br />
es immer noch richtig gut!<br />
Stichwort Crosby, dessen Kollege Roger McGuinn weiterhin <strong>to</strong>urt: Im vorliegenden Heft<br />
finden Sie über deren gemeinsame Band <strong>The</strong> <strong>Byrds</strong> eine Menge Informatives. Sehr gefreut<br />
haben wir uns darüber, dass Steppenwolf-Boss John Kay bereit war, anlässlich seines 70.<br />
Geburtstages mit uns zu sprechen, obwohl er so gut wie keine Interviews ews mehr gibt.<br />
Und noch ein Hinweis: Aus vielen Mails, Briefen und Anrufen<br />
wissen wir, wie sehr sich viele von Ihnen für ausführliche Discographien<br />
interessieren, mit denen wir unsere S<strong>to</strong>rys immer wieder<br />
anreichern. Im ersten <strong>GoodTimes</strong>-Sonderheft (siehe auch Seite 54)<br />
haben wir viele dieser kompakten Schaffensüberblicke zusammengefasst<br />
– im Angebot sind Veröffentlichungslisten einzelner Künstler<br />
und auch von Labels.<br />
Doch jetzt wünsche ich erst einmal viel Vergnügen mit dieser Ausgabe!<br />
MUSIK-STILE<br />
NEU<br />
Nr. 10<br />
ab17. April 2014 erhältlich!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3
News<br />
Aktuell News Aktuell<br />
Brian May hat einige unveröffentlichte<br />
Songs, genauer Songentwürfe, „auf wundersame<br />
Weise" wiederentdeckt, an denen<br />
Queen zu ihren Hoch-Zeiten mit Freddie<br />
Mercury gearbeitet habe. Gemeinsam mit<br />
Drummer Roger Taylor will May nun an<br />
diesen Demos basteln, um ein neues Album<br />
daraus zu machen. Eines der Tapes stammt<br />
laut May aus dem Jahr 1983, „da haben<br />
wir alle vier zusammengespielt, Freddie war<br />
<strong>to</strong>ll in Form, und es klingt, als hätten wir<br />
es gestern aufgenommen. Natürlich ist es<br />
nicht fertiggestellt, da müssen wir uns noch<br />
etwas Magisches einfallen lassen", sagte der<br />
Gitarrist der BBC. Bassist John Deacon, der<br />
sich 1997 zurückgezogen hatte, wird wohl<br />
auch diesmal nicht dabei sein+++<br />
Und wieder lädt die Amsterdam Record<br />
Convention wie in jedem Jahr zur international<br />
renommierten Mega Record &<br />
CD Fair – am 12. und 13. April findet<br />
sie wieder im niederländischen Jaarbeurs<br />
Utrecht statt und lockt Sammler und Jäger<br />
aus ganz Europa mit zahlreichen Ausstellern<br />
und Anbietern von LPs, CDs und allem<br />
Möglichen und Unmöglichen rund um die<br />
runden Scheiben. Detaillierte Information<br />
finden Interessenten unter twitter.<br />
com/Recordplanet sowie www.facebook.<br />
com/recordplanet oder www.recordplanet.<br />
nl/blog/. Für die längerfristige Planung<br />
hier auch die weiteren Termine: Record<br />
& CD Fair am 9. Juli in Centre Hoorn;<br />
Recordplanet's Record & CD Fair am 27.<br />
September im RAI Amsterdam sowie die<br />
Mega Record & CD Fair am 22. und 23.<br />
November wieder in Jaarbeurs Utrecht+++<br />
Unsere Gewinner aus Heft 6/2013<br />
– Lutz Marowsky, Berlin<br />
– Paul Keller, Zell a. H.<br />
– C. Steinke, Potsdam<br />
– Josef Tobler, Neu-Ulm<br />
– Stephan Geiler, Zwönitz<br />
– Burkhard Korn, Potsdam<br />
– Karl-Heinz Martinss, Neuenburg<br />
– Vera Heuser, Coelbe<br />
– Alice Welu, Clemency (Luxemburg)<br />
– Albert Bulling, Schwäbisch Gmünd<br />
– Sammy Ochs, Hildesheim<br />
– Dieter Schönfeld, Breitungen<br />
Und wieder mal gibt es eine neue Metal-<br />
Supergroup: Sie nennt sich Wami und besteht<br />
aus Sänger Doogie White (Rainbow.<br />
Michael Schenker, Yngwie Malmsteen),<br />
Drummer Vinny Appice (Black Sabbath,<br />
Dio), Bassist Marco Mendoza (Thin Lizzy,<br />
Whitesnake) und dem als kommenden<br />
Gitarrenstar gehandelten Iggy Gwadera<br />
(Tank). KILL THE KING soll ihr Debütalbum<br />
heißen, im Frühjahr erscheinen und<br />
laut Appice „heavy, aber nicht so düster<br />
wie Black Sabbath" klingen+++<br />
Sänger Brian Johnson hat angekündigt,<br />
dass AC/DC im Mai die Arbeit an ihrem<br />
neuen Album aufnehmen werden,<br />
um den Nachfolger von BLACK ICE aus<br />
dem Jahr 2008 einzuspielen. Die Aufnahmen<br />
sollen im kanadischen Vancouver<br />
über die Bühne gehen. Die Band habe<br />
sich bislang auch aus dem Grund nicht<br />
geäußert, weil ein Mitglied schwerkrank<br />
gewesen sei. Johnson verriet weiter, dass<br />
AC/DC ihr 40-jähriges Jubiläum mit 40<br />
Shows in aller Welt feiern wollen. „Wir<br />
waren vier Jahre nicht mehr on <strong>the</strong> road,<br />
und ich kann es kaum erwarten, dass es<br />
wieder losgeht"+++<br />
Einst schüttete Alice Cooper Unmengen<br />
an Alkohol in sich hinein, ist aber seit<br />
über drei Jahrzehnten trocken, denkt nach<br />
eigenem Bekunden aber gelegentlich an<br />
den Trinkerklub <strong>The</strong> Hollywood Vampires<br />
zurück, den er mit einigen Musikerfreunden<br />
in den frühen 70er Jahren unterhielt.<br />
Diesem inoffiziellen Stammtisch gehörten<br />
unter anderem auch John Lennon, Keith<br />
Moon und Harry Nilsson an. Ihnen zu<br />
Ehren will der einstige Schockrocker demnächst<br />
ein Tribute-Album mit Cover-Versionen<br />
aufnehmen. Mögliche Titel dafür<br />
seien beispielsweise "Break On Through"<br />
der Doors oder "Jump In<strong>to</strong> <strong>The</strong> Fire" von<br />
Nilsson. Derzeit ist Vincent Furnier alias<br />
Alice Cooper in Sachen Songauswahl noch<br />
in einem Meinungsaustausch mit Produzent<br />
Bob Ezrin+++<br />
Und nochmals Alice Cooper: Der Fürst<br />
der Finsternis gibt sich die Ehre: Zwei<br />
exklusive Sommer-Shows in Deutschland<br />
hat er angekündigt und verlängert dafür<br />
eigens seine „Raise <strong>The</strong> Dead"-Tour. Nachdem<br />
er derzeit mit „Rock Meets Classic"<br />
auf ausgiebiger Deutschland-Tour unterwegs<br />
ist, kommt er mit seiner eigenen<br />
Show nach Mainz (31.5.) und Dortmund<br />
(2.6.)+++<br />
Rock+ Pop<br />
Memorabilia<br />
Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />
Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />
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Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />
bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />
aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />
Anfragen bitte telefonisch.<br />
Unveröffentlichte Studiomixe der Aufnahmen<br />
von Led Zeppelin für ihr 1975er<br />
Album PHYSICAL GRAFFITI kommen<br />
demnächst in London unter den Hammer.<br />
Bei der Marvels Of Modern <strong>Music</strong> Auction<br />
werden frühe Versionen von "Kashmir”,<br />
"Custard Pie” und „In <strong>The</strong> Light" angeboten.<br />
Andere Objekte steuert Produzent Ron<br />
Nevison bei: eine Sammlung von „American<br />
Eagle"-Umhängen, die Elvis Presley<br />
1973 bei seiner „Aloha From Hawaii”-Performance<br />
trug. Dazu gibt's Demos von Bad<br />
Companys selbst betiteltem Debütalbum,<br />
ein Demo Eric Clap<strong>to</strong>ns von 1973 sowie die<br />
Registrierungsurkunde aus dem Jahr 1965<br />
von John Lennons Rolls Royce sowie eine<br />
Brille des Beatle+++<br />
Harry Belafonte, Cindy Lauper, Dionne<br />
Warwick, Cesaria Evora und Placido Domingo<br />
sind in der<br />
nächsten Runde der<br />
Serie „All Time Best<br />
– Reclam Musik Edition"<br />
dabei. Alle CDs<br />
im typischen gelben<br />
Reclam-Design haben<br />
ein 16-seitiges Booklet<br />
mit einer vierseitigen<br />
Biografie zum jeweiligen<br />
Künstler und<br />
einer Diskografie mit<br />
Kurzinfos zu den Alben und einer Zeitleiste+++<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Lesern sind die drei Alben<br />
von Get <strong>The</strong> Cat nicht unbekannt, da<br />
sie jeweils besprochen wurden. Doch neue<br />
Scheiben der Kölner Bluesband werden<br />
nicht mehr vorgestellt werden können:<br />
Nach sieben Jahren gehen Sängerin Astrid<br />
Barth, Gitarrist Philipp Roemer, Bassist Till<br />
Brandt und Schlagzeuger Ralph Schläger<br />
künftig getrennte Wege. Sein Abschiedskonzert<br />
wird das Quartett am 10. Mai in<br />
Köln-Mülheim im Kulturbunker spielen.<br />
„Wir trennen uns mit einem lachenden und<br />
einem weinenden Auge, aber nun ist es an<br />
der Zeit, sich in unterschiedliche Richtungen<br />
aufzumachen", sagte Barth+++<br />
Im Herbst will US-Musikerin Chi Coltrane<br />
ihr neues Album veröffentlichen, dessen<br />
Titel aber noch nicht feststeht. „Es sind<br />
ein paar richtig rockige Nummern dabei,<br />
aber auch ein paar, die eher ans Herz gehen<br />
– und einige dieser neuen Nummern<br />
werde ich auch schon bei meiner anstehenden<br />
Deutschland-Tour live präsentieren",<br />
sagte die Sängerin Good Times, ehe<br />
sie zu den Konzerten in Übersee aufbrach.<br />
Insgesamt fünfmal wird sie hier zu Lande<br />
zu erleben sein+++<br />
Mit der Doppel-CD ELVIS RECORDED<br />
LIVE ON STAGE IN MEMPHIS feiern RCA<br />
Records und Legacy Recordings, die Katalogabteilung<br />
von Sony <strong>Music</strong>, den 40.<br />
Jahrestag von Elvis Presleys legendären<br />
Konzerten 1974 in seiner Heimatstadt. Auf<br />
LP dokumentiert wurde die Show am 20.<br />
März, wegen der limitierten Spieldauer auf<br />
Vinyl allerdings nur auszugsweise. Die neue<br />
CD dokumentiert das Ereignis in voller Länge,<br />
dazu Bonus-Material wie bisher unveröffentlichte<br />
Songversionen. Die zweite CD<br />
der digital optimierten Version macht den<br />
Probedurchlauf am 18. März 1974 hörbar,<br />
der in Mono aufgezeichnet und mit dem<br />
charakteristischen „Elvis-Reverb" versehen<br />
wurde, dem Halleffekt, den der King Of<br />
Rock'n'Roll bevorzugte. Weiterhin gibt es<br />
fünf Aufnahmen, die am 16. August 1974<br />
in den RCA Studios in Hollywood entstanden<br />
und von denen drei bislang unveröffentlicht<br />
waren+++<br />
Und noch einmal Elvis Presley: Sein<br />
Konterfei ziert die meistverkaufte Briefmarke,<br />
die der U.S. Postal Service je aufgelegt<br />
hat. Die 29-Cent-Marke von 1993 soll laut<br />
Medienberichten 2015 neu aufgelegt werden,<br />
zusammen mit Postwertzeichen, die<br />
James Brown zeigen. John Lennon war<br />
ebenfalls im Gespräch, darf aber als Ausländer<br />
nicht zum Zuge kommen. Noch in<br />
diesem Jahr werden Janis Joplin und Jimi<br />
Hendrix per Briefmarke geehrt+++<br />
Natürlich wurde Deep Purples legendärer<br />
Konzertmitschnitt MADE IN JAPAN<br />
bereits mehrfach wiederveröffentlicht,<br />
auch als Jubiläumseditionen. Demnächst<br />
gibt es die Dokumentationen der drei<br />
Konzerte vom 15. bis 17. August 1972<br />
in der Festival Hall Osaka, und Budokan<br />
Tokio in diversen besonderen Formaten,<br />
mit Extras wie bisher unveröffentlichtem<br />
Videomaterial auf DVD, Bonus-Material,<br />
Mixen, Memorabilia und einem Buch. Herausstechen<br />
natürlich das „Limited Edition<br />
Super-Deluxe Box Set” und das „Limited<br />
Edition Super-Deluxe 9 LP Box Set”; außerdem<br />
gibt es eine 7” Record S<strong>to</strong>re Day<br />
Single ("Black Night – Osaka"/"Woman<br />
From Tokyo – Tokyo"). Das Deluxe-Boxeset<br />
enthält beispielsweise die komplette<br />
Japan-Tour von 1972, neu gemastert und<br />
erstmals in voller Länge auf vier CDs und<br />
einer DVD plus 7”-Promosingle, 60-seitiges<br />
Deluxe Hardcover-Buch, Memorabilia,<br />
MP3 und HD-Download+++<br />
Deep Purple, die zweite: In eine ungewohnte<br />
Rolle werden die Mitglieder der<br />
Band demnächst schlüpfen: In Israel werden<br />
sie in der dortigen TV-Serie „Atlantica"<br />
schauspielern, sich dabei aber auf<br />
halbwegs bekanntem Terrain bewegen: Ian<br />
Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Steve Morse<br />
und Don Airey verkörpern eine ehrgeizige<br />
Underdog-Rockband aus Jerusalem; deren<br />
Manager spielt der in Israel sehr populäre<br />
Comedian und Rockenthusiast Tal Friedman.<br />
Auf Gillan und Glover kommen dabei<br />
auch Sprechrollen zu+++<br />
Das Boxset MILES AT THE FILLMORE<br />
– MILES DAVIS 1970: THE BOOTLEG<br />
SERIES VOL. 3 dokumentiert die legendären<br />
Auftritte im New Yorker Fillmore East.<br />
Erstmals sind auf den vier CDs des Boxsets<br />
Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News<br />
die Songs in voller Länge zu hören, die der<br />
Trompeter an vier Abenden (17. bis 20.<br />
Juni 1970) in Bill Grahams Musik<strong>the</strong>ater<br />
präsentierte. Das Doppelalbum MILES DA-<br />
VIS AT FILLMORE vom Ok<strong>to</strong>ber 1970 bot<br />
eine Auswahl von Songs der vier Gigs, die<br />
Davis im Vorprogramm von Laura Nyro<br />
spielte. Als Sahnehäubchen gibt's noch drei<br />
Bonus-Tracks von Davis-Auftritten im Fillmore<br />
West in San Francisco, wo der Jazzer<br />
1970 mit <strong>The</strong> Grateful Dead und S<strong>to</strong>ne <strong>The</strong><br />
Crows auf der Bühne stand+++<br />
Im <strong>GoodTimes</strong>-Interview hatte es Alan<br />
Parsons bereits angekündigt, jetzt ist<br />
es soweit: Am 28. März erscheint ALAN<br />
PARSONS PROJECT – THE COMPLETE<br />
ALBUM COLLECTION. Die Box enthält<br />
alle zehn Studiowerke<br />
Parsons und als<br />
Bonus erstmals das<br />
bislang unveröffentlichte<br />
fünfte Studio-<br />
Album THE SICILIAN<br />
DEFENCE, von dem der Musiker selbst<br />
heute alles andere als begeistert ist. Das<br />
stilistisch experimentelle Album, dessen<br />
Titel aus dem Schachspiel stammt, war ein<br />
gewagter musikalischer Schritt als Antwort<br />
auf festgefahrene Vertragsverhandlungen<br />
und wurde in drei Tagen in den Super<br />
Bear Studios in Frankreich aufgenommen<br />
– Musik, die zugleich komplex und experimentell<br />
war, musikalisch oft a<strong>to</strong>nal und<br />
dissonant. Die Masteraufnahmen für THE<br />
COMPLETE ALBUM COLLECTION wurden<br />
von Alan Parsons selbst für die Veröffentlichung<br />
freigegeben, jede der wiederveröffentlichten<br />
CDs erscheint im Vinyl-Replica-Look<br />
mit dem Original-Tracklisting.<br />
Die Box enthält zudem ausführliche Liner-<br />
Notes von Parsons+++<br />
David Palmer, einst Gründungsmitglied<br />
von Steely Dan, hat am 28. Februar eine<br />
Klage beim Los Angeles Superior Court<br />
eingereicht. Er will nicht bezahlte Tantiemen,<br />
„performance royalties”, für Lieder,<br />
die er 1972 und 1973 gesungen hatte und<br />
die via Internet- und Satellitenairplay zu<br />
hören sind. Er habe 2012/13 eine Zahlung<br />
von 8000 Dollar als Sechstelanteil der<br />
Band erhalten, nicht aber für die Jahre zuvor<br />
bis 2000. Palmer hatte lead bei "Dirty<br />
Work” und "Brooklyn (Owes <strong>The</strong> Charmer<br />
Under Me)” sowie Chor bei "Reeling In <strong>The</strong><br />
Years” gesungen. Palmer hatte auch den<br />
Text für Carole Kings "Jazzman” verfasst<br />
– dafür erhalte er die entsprechenden Tantiemen,<br />
wie er be<strong>to</strong>nte+++<br />
Mike Love von den Beach Boys ist in Beverly<br />
Hills von der Society Of Singers mit<br />
dem Ella Award (benannt nach Ella Fitzgerald)<br />
geehrt worden. Die Auszeichnung gibt<br />
es als Anerkennung für die „Bewahrung<br />
und Wiederherstellung persönlicher Würde,<br />
Gesundheit und Wohlergehen professioneller<br />
Sänger"+++<br />
Angesichts der anhaltenden, teils gewalttätigen<br />
politischen Unruhen in Thailand<br />
hat Eric Clap<strong>to</strong>n sein für 2. März angesetztes<br />
Konzert in der Hauptstadt Bangkok<br />
kurzfristig abgesagt+++<br />
Ohne groß irgendwelche vorgeschobenen<br />
Gründe zu erfinden, haben die Veranstalter<br />
das gut eingeführte HiRock Festival<br />
auf der Loreley und im Chiemgau abgesagt:<br />
„Unser Festival ist strukturell auf eine gelungene<br />
Mischung aus exquisiten Headlinern<br />
und weiteren Weltklassemusikern<br />
ausgerichtet. Für 2014 waren alle unsere<br />
Bemühungen leider fruchtlos: Wir konnten<br />
bisher keine adäquaten Headliner ins Boot<br />
holen, mit denen wir das HiRock Festival<br />
wie geplant durchführen könnten", hieß es<br />
in der offiziellen Mitteilung. Doch 2015 soll<br />
wieder gerockt werden: „Wir werden 2014<br />
‚nur‘ aussetzen und alles in unser Macht<br />
Stehende tun, um für 2015 in eine weitere<br />
Runde zu gehen"+++<br />
David Crosby hat sich einem Eingriff<br />
am Herzen unterzogen. Dem 72-jährigen<br />
Musiker, der gerade mit CROZ sein erstes<br />
Album seit 20 Jahren veröffentlicht hat,<br />
wurden bei einem Herzka<strong>the</strong>ter zwei Stents<br />
in die Arterien eingesetzt. Der Sänger hat<br />
deshalb mehrere angesetzte Solokonzerte<br />
verschoben, will aber Ende März wieder mit<br />
Crosby, Stills & Nash live auftreten. Crosby<br />
hatte bereits 1994 eine Lebertransplantation<br />
gut überstanden+++<br />
Kultstatus genießt seit langem die niederländische<br />
Band Nits, die nach New-<br />
Wave-Anfängen seit langem einen ganz<br />
eigenen, durchaus exzentrischen Stil<br />
pflegt, der Einflüsse von Minimal <strong>Music</strong>,<br />
Jazz und Independent Pop aufgreift. Die<br />
Band, die ihren Namen („Läuseeier, Nissen")<br />
als Anspielung auf einen anderen<br />
Bandnamen mit Insektenbezug, den der<br />
Beatles, versteht, feiert in diesem Jahr ihr<br />
40-jähriges Bestehen. Unter dem Mot<strong>to</strong><br />
„40 Years Of Nits" sind die Holländer<br />
demnächst auch wieder in Deutschland<br />
unterwegs und geben Gastspiele in Köln<br />
(28.3.), Karlsruhe (29.3.) und Nürnberg<br />
(30.3.)+++<br />
Am 25. Februar hätte George Harrison<br />
seinen 71. Geburtstag gehabt. Zu diesem<br />
Anlass erinnerte sein Kollege und Freund<br />
Mike Love (Beach Boys) an ihn, indem er<br />
den bis dahin unveröffentlichten Song<br />
"Pisces Bro<strong>the</strong>rs" im Internet zugänglich<br />
machte. Die Beatles, Love sowie Donovan<br />
und die Schauspielerin Mia Farrow waren<br />
gemeinsam 1968 nach Indien zu Maharishi<br />
Mahesh Yogi gereist, und über diese Erfahrungen<br />
hatte der Beach-Boys-Sänger 2004<br />
das Lied für ein dann doch nicht veröffentlichtes<br />
Album geschrieben und aufgenommen+++<br />
Via Twitter hat Oprah Winfrey allen im Internet<br />
kursierenden Gerüchten widersprochen,<br />
ihre in der Schweiz lebende Freun-<br />
din Tina Turner habe einen Schlaganfall<br />
erlitten. Die Sängerin sei lediglich an einer<br />
Grippe erkrankt, die sie aber schon wieder<br />
auskuriert habe, „zwitscherte” Winfrey<br />
Mitte Februar+++<br />
Die Songwriters Hall Of Fame hat ihre Neuzugänge<br />
2014 bekannt gegeben: Donovan,<br />
Ray Davies (Kinks), Jim Wea<strong>the</strong>rly, Graham<br />
Gouldman (10cc) und Mark James ("Suspicious<br />
Minds") werden am 12. Juni mit einer<br />
feierlichen Zeremonie in New York aufgenommen+++<br />
Auch die schottischen Folk-Rocker Runrig<br />
feiern 40-jähriges Bestehen. Ihr „40th<br />
Anniversary Concert" ist ab 28. März nachzuerleben,<br />
wenn die<br />
Dokumentation ihres<br />
Jubiläumskonzerts mit<br />
dem Titel PARTY ON<br />
THE MOOR sowohl auf<br />
CD als auch auf DVD erhältlich<br />
sein wird, und zwar in voller Länge,<br />
ohne Schnitte oder Kürzungen+++<br />
Im April wird Ex-Kinks-Gitarrist Dave Davies<br />
seine ersten Shows seit 13 Jahren in<br />
London spielen und will dabei demonstrieren,<br />
dass er die Folgen seines Schlaganfalls<br />
2004 überwunden hat+++<br />
Die David Lynch Foundation hat Ringo<br />
Starr mit ihrem Award für ein „Lifetime<br />
Of Peace & Love” ausgezeichnet. Mit der<br />
Auszeichnung will der Regisseur die nicht<br />
unumstrittene Transzendentale Meditation<br />
fördern. Zu Ehren des Gewürdigten spielten<br />
Joe Walsh, Tom Petty, Eric Burdon, Edgar<br />
Winter und Peter Framp<strong>to</strong>n bei der Feier<br />
Songs von Starr+++<br />
Bachman-Turner Overdrive werden<br />
am 30. März bei den Juno-Verleihungen in<br />
die Canadian <strong>Music</strong> Hall Of Fame aufgenommen.<br />
Der gehört Randy Bachman als<br />
einstiges Mitglied von Guess Who an. BTO<br />
wurden zu ihren Hoch-Zeiten in den 70er<br />
Jahren mit sieben Junos, dem kanadischen<br />
Pendant der Grammys, ausgezeichnet+++<br />
Im April 2013 starb Patrick Pfau, der Sänger<br />
von Hot'n'Nasty gerade mal 38-jährig<br />
nach schwerer Krankheit. Womit die Zukunft<br />
der Dortmunder Blues-Rockband in<br />
Frage gestellt war. „Normalerweise konnte<br />
ich mir gar nicht vorstellen, die Band ohne<br />
Patrick erneut zu aktivieren", meinte Gitarrist<br />
Malte Triebsch, „aber der neue Frontmann<br />
Robert Collins haut uns einfach um!"<br />
Erste Gigs mit dem neuen Frontmann sind<br />
bereits über die Bühne gegangen+++<br />
Mit Beifallstürmen und begeisterten Kritiken<br />
in nahezu allen amerikanischen Zeitungen<br />
ist in New York am 12. Januar am<br />
Broadway „Beautiful: <strong>The</strong> Carole King<br />
<strong>Music</strong>al” offiziell angelaufen+++<br />
Gemeinsam mit dem langjährigen Who-<br />
Keyboarder John „Rabbit” Bundrick arbeitet<br />
der englische Gitarrist Paul Rose an<br />
einem neuen Album. Das bereits vor über<br />
einem Jahr fertiggestellte WHITE MOUN-<br />
TAIN ROAD ist vorerst aber auf Eis gelegt:<br />
Für die nächsten drei Jahre liegen die Rechte<br />
an dem Longplayer bei seinem früheren<br />
Manager, von dem er sich im vergangenen<br />
Jahr nach einem unerfreulichen Streit getrennt<br />
hatte. Rose bat auch um die Präzisierung<br />
einer Meldung, die in der letzten<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe zu lesen gewesen war:<br />
ALL CLEAR, eine Zusammenstellung von<br />
zwölf unveröffentlichten Songs aus den<br />
letzten Jahren, ist über seine Homepage<br />
(www.paulrose.co.uk) erhältlich, allerdings<br />
nicht als physischer Tonträger, sondern nur<br />
als digitaler Download+++<br />
Kiss haben verkündet, dass sie bei ihrer<br />
Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />
nicht live auftreten werden. So wolle man<br />
„in dieser emotionalen Situation" verhindern,<br />
dass es unter den aktuellen und früheren<br />
Mitgliedern zu Irritationen oder Streit<br />
komme, welche Besetzung auf der Bühne<br />
stehen solle. „Es gibt keine Möglichkeit,<br />
es allen recht zu machen", hieß es dazu<br />
auf der Homepage der Band. So hatte Ace<br />
Frehley verkündet, er sei nicht bereit, neben<br />
neueren Mitgliedern zu spielen. Pete Criss<br />
ließ verlauten, ein gemeinsamer Auftritt mit<br />
Gene Simmons, Paul Stanley und Frehley<br />
sei ihm verwehrt worden, was „würdelos"<br />
sei. Eine Aussage, der das Kiss-Management<br />
umgehend widersprach+++<br />
Für den Record S<strong>to</strong>re Day am 19. April bringt<br />
Bruce Springsteen eine 12"-Vinyl-EP<br />
mit vier unveröffentlichten Songs heraus.<br />
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
war noch unklar, ob "American Beauty",<br />
"Mary Mary”, "Hey Blue Eyes” und "Hurry<br />
Up Sundown" irgendwann auch in einem<br />
anderen Format zugänglich gemacht wer-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5
News<br />
den. Im Februar war Springsteen mit der<br />
E Street Band in Australien auf Tour. Beim<br />
Abschlusskonzert in Brisbane coverte er den<br />
Bee-Gees-Klassiker "Stayin' Alive”, ehe bei<br />
der Zugabe Eddie Vedder auf die Bühne<br />
kam, um mit dem Boss "Highway To Hell”<br />
von AC/DC anzustimmen+++<br />
Für den 29. und 30. März hat Neil<br />
Young in Los Angeles das Dolby <strong>The</strong>ater<br />
gebucht, um dort zwei Solo-Akustikshows<br />
zu spielen. Zuletzt war er in der<br />
New Yorker Carnegie Hall aufgetreten<br />
und hatte dort neben Hits wie "Old Man"<br />
und "Heart Of Gold" auch einige eher<br />
obskure Songs aus seinem Riesenkatalog<br />
angestimmt, beispielsweise "A Man Needs<br />
A Maid" und "Flying On <strong>The</strong> Ground Is<br />
Wrong". Im Sommer kommt Young mit<br />
Crazy Horse für einen Monat nach Europa.<br />
Vorher soll sein neues Studio-Album<br />
erscheinen, das bei Third Man Records,<br />
dem Label von Jack White, herauskommen<br />
wird. Außerdem kündigte der Kanadier<br />
für den Herbst den Nachfolgeband<br />
seiner Memoiren „Waging Heavy Peace"<br />
an, die 2012 erschienen waren+++<br />
Fo<strong>to</strong>: © Warner Emily Dyan Ibarra<br />
Vom 12. bis 15. Juni findet in diesem<br />
Jahr das renommierte Bonnaroo Festival<br />
in Manchester, Tennessee, statt. Mit<br />
dabei sind El<strong>to</strong>n John, Lionel Ritchie (Ex-<br />
Commodores), Jack White, Kanye West,<br />
Phoenix, Arctic Monkeys, Frank Ocean, <strong>The</strong><br />
Flaming Lips und Vampire Weekend+++<br />
Rechtzeitig vor seiner anstehenden Tour<br />
und seinem 70. Geburtstag wird Jeff<br />
Beck sein erstes Studio-Album seit 2010<br />
veröffentlichen, das er „als sehr wichtig für<br />
mich" bezeichnete+++<br />
Für sein neues Album LIFE JOURNEY hat<br />
Altmeister Leon Russell Songs von Billy<br />
Joel, Robert Johnson, Duke Elling<strong>to</strong>n und<br />
Hoagy Carmichael gecovert. Erscheinen soll<br />
es Anfang April zu seinem 72. Geburtstag.<br />
Anschließend will Russell damit auf Tour<br />
gehen – und dabei Streicher mitnehmen.<br />
Die Arrangements waren nicht für eine<br />
Band aus Cleveland geschrieben, sie sind<br />
wirklich nicht einfach zu spielen", sagte er<br />
zur Begründung+++<br />
Schade: Das Gastspiel des Gitarrenvirtuosen<br />
Duke Robillard versprach, eines<br />
der künstlerischen Highlights bei<br />
den diesjährigen „Ro<strong>the</strong>r Bluestagen"<br />
(29.3. bis 6.4.) zu werden, ebenso sein<br />
Gastspiel in Koblenz wenige Tage zuvor,<br />
doch dann kam kurzfristig die Absage:<br />
Der Gitarrist, einst Gründer von Roomful<br />
Of Blues, hat sich die Hand gebrochen<br />
und musste deshalb sämtliche anstehen-<br />
Aktuell News Aktuell<br />
den Konzerte abblasen. Dabei wollte er<br />
mit ihnen nach seiner Zeit als Sideman<br />
von Bob Dylan seine Solokarriere wieder<br />
energischer vorantreiben. Dylans Management<br />
hatte ihm zwar ein Angebot<br />
gemacht, die Zeit beim Großmeister zu<br />
verlängern, doch auf einen zweijährigen<br />
Exklusivvertrag hatte sich Robillard doch<br />
nicht einlassen wollen+++<br />
Die deutschen Beatveteranen <strong>The</strong> Lords<br />
haben auf ihrer Homepage energisch Gerüchten<br />
widersprochen, sie seien derzeit<br />
auf Abschieds<strong>to</strong>urnee. Mit diesem Argument<br />
hatte ein norddeutscher Veranstalter<br />
sein Konzert beworben, offenbar um mehr<br />
Tickets abzusetzen. „Richtig ist, dass <strong>The</strong><br />
Lords keinerlei Ambitionen haben, sich zu<br />
verabschieden und ihre musikalische Laufbahn<br />
zu beenden", teilte die Band mit. Vielmehr<br />
will sie RELOADED, ihr erstes Album<br />
seit fünf Jahren mit 13 neuen Songs live<br />
zum 55-jährigen Bühnenjubiläum präsentieren.<br />
Derweil musste sich Gitarrist Jupp<br />
Bauer einer Herzoperation unterziehen, befindet<br />
sich aber auf dem Wege Genesung.<br />
Er habe bereits einige Reha-Maßnahmen<br />
absolviert und sei wieder zu Hause, hieß es<br />
seitens der Gruppe+++<br />
Die niederländischen Prog-Rocker<br />
Focus kommen wieder einmal live nach<br />
Deutschland: Die Gruppe um Keyboarder/Flötenspieler<br />
Thijs Van Leer gibt ab<br />
1. April insgesamt sechs Konzerte. S<strong>to</strong>lz<br />
vermeldete die Band derweil auf ihrer Homepage,<br />
dass ihr Klassiker "Hocus Pocus"<br />
in dem neuen Film „RoboCop" mit Samuel<br />
L. Jackson, Gary Oldman und Michael<br />
Kea<strong>to</strong>n zu hören ist. Bei der anstehenden<br />
Tour werden Focus auch schon Stücke<br />
ihres im Frühjahr zur Veröffentlichung<br />
anstehenden elften Albums GOLDEN OL-<br />
DIES spielen. Dafür haben Van Leer & Co.<br />
ältere Eigennummern neu eingespielt+++<br />
"<strong>The</strong> Sunflower Jam”, das Benefizkonzert<br />
zu Ehren von Jon Lord am 4. April<br />
in London, das Jacky Paice, Ehefrau von<br />
Deep-Purple-Schlagzeuger Ian Paice und<br />
Schwester von Lords Witwe Vicky organisiert,<br />
wird gefilmt und von edel als DVD<br />
dokumentiert werden. Außerdem sagte<br />
Tarquin Gotch, Lords Manager, <strong>GoodTimes</strong>,<br />
dass Ende März ein Fo<strong>to</strong>band von Rufus<br />
5x Blu-ray<br />
Happy Metal<br />
5x CD-Box<br />
Little Feat<br />
S<strong>to</strong>ne erscheinen wird, der das Leben des<br />
Keyboarders dokumentiert. Dabei werde ein<br />
neuer Song mitgeliefert, den Lord kurz vor<br />
seinem krebsbedingten Tod gemeinsam mit<br />
Steve Balsamo geschrieben hatte+++<br />
Auf seiner Website hat Black-Sabbath-Gitarrist<br />
Tony Iommi verkündet,<br />
dass es in absehbarer Zeit kein neues<br />
Studiowerk der Heavy-Legende geben<br />
wird. Allerdings nicht wegen persönlicher<br />
Querelen oder seiner Krebserkrankung,<br />
sondern „weil wir zu beschäftigt<br />
sind". Es habe sehr viel Interesse und<br />
Anfragen angesichts des Erfolgs des<br />
jüngsten Sabbath-Albums 13 gegeben,<br />
so dass die Band dauernd auf Achse sei.<br />
So stünden demnächst mit Auftritten in<br />
den USA, Kanada und Europa die nächsten<br />
energie- und zeitaufwändigen Termine<br />
ins Haus. „Deshalb konnten wir uns<br />
bislang keinerlei Gedanken über weitere<br />
Aufnahmen machen", führte Iommi weiter<br />
aus+++<br />
Der einstige Sex-Pis<strong>to</strong>ls-Sänger John<br />
Lydon alias Johnny Rotten hat angekündigt,<br />
im Ok<strong>to</strong>ber eine neue Au<strong>to</strong>biografie<br />
herauszubringen. Verfasst hat er sie gemeinsam<br />
mit dem Musikjournalisten Andrew<br />
Perry. „Darin geht es um das Leben<br />
eines risikofreudigen Menschen", erklärte<br />
Lydon. Er hatte 1994 bereits den Schmöker<br />
„Rotten: No Irish, No Blacks, No Dogs”<br />
verfasst+++<br />
So ändern sich die Zeiten für (einstige) Superstars<br />
– oder soll es eine Generationen<br />
übergreifende Kooperation sein? Jedenfalls<br />
werden Tom Jones und Cliff Richard<br />
als Opener (!) dabei sein, wenn der frühere<br />
Smiths-Sänger Morrissey, der in den<br />
90er Jahren zum Superstar avancierte, im<br />
Sommer auf große Tournee durch die USA<br />
geht+++<br />
Verlosung<br />
<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern!<br />
Stichwort: Verlosung <strong>GoodTimes</strong> 2/2014<br />
Einsendeschluss ist der 16.05.2014!<br />
Doors-Gitarrist Robby Krieger war in den<br />
letzten Monaten schwer damit beschäftigt,<br />
möglichst viele Musiker zusammenzutrommeln,<br />
um an seinen im vergangenen Jahr<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Kollegen Ray Manzarek zu<br />
erinnern. „Ich will im Sommer ein großes<br />
Konzert ausrichten mit Leuten, die entweder<br />
Ray verehrt hat oder die ihrerseits Ray<br />
verehrten – es soll das Bestmögliche dabei<br />
herauskommen", sagte Krieger. Er habe<br />
diesbezüglich zahllose Briefe verschickt.<br />
„Das Schwierigste ist, einen Zeitpunkt zu<br />
finden, an dem möglichst viele Leute können"+++<br />
Posthum haben Queen mit ihren<br />
GREATEST HITS im UK einen neuen Rekord<br />
aufgestellt. Mit mittlerweile mehr als sechs<br />
Millionen abgesetzten Exemplaren handelt<br />
es sich bei dem 1981 veröffentlichten Opus<br />
um das meistverkaufte Album. Laut der<br />
britischen Official Charts Company wurden<br />
124.000 Einheiten als digitale Downloads<br />
abgesetzt, beim Rest handele es sich um<br />
physische Tonträger. Die Chart-Company<br />
schätzt, dass es damit in jedem vierten<br />
Haushalt ein Exemplar der GREATEST HITS<br />
von Queen gibt+++<br />
Laut Jackie Jackson haben <strong>The</strong> Jacksons<br />
ihr erstes neues Album seit 2300 JACKSON<br />
STREET von 1989 fast fertig: „Es klingt<br />
wie typische Jacksons-Musik, allerdings mit<br />
heutigen Sounds und mit den bekannten<br />
Jackson-5-Harmonien." Als Referenznamen<br />
für aktuelle Einflüsse nannte er den Bruno-<br />
Mars-Song "'Treasure", der seiner Ansicht<br />
nach auch problemlos eine alte Jacksons-<br />
Nummer hätte sein können+++<br />
Soundgarden spielten ihr Album<br />
SUPER UNKNOWN, mit dem sie 1994 den<br />
weltweiten Durchbruch geschafft hatten,<br />
in voller Länge, als sie im Rahmen<br />
der mehrtägigen legendären Musikveranstaltung<br />
South By Southwest am 13.<br />
März beim iTunes Festival in Austin, Texas,<br />
auftraten. So jedenfalls hatten sie es<br />
kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
angekündigt. Die Show im Moody<br />
<strong>The</strong>ater sollte live via iTunes übertragen<br />
werden (wohl kostenpflichtig für die Fans<br />
und damit lukrativ für die Band und das<br />
Internet unternehmen). Zudem soll Anfang<br />
Juni eine 20TH ANNIVERSARY EDITION<br />
10 x Eintrittskarten<br />
Ö<br />
Infos: www.recordplanet.nl<br />
3x 2 Tickets<br />
Sweet-Konzert<br />
Termine siehe<br />
Konzertkalender Seite 100.<br />
Bitte Wunsch-Ort angeben.<br />
Einsendeschluss ist hier<br />
der 31.3.2014.<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Str. 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188 email: goodtimes@nikma.de<br />
Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News<br />
Aktuell<br />
News<br />
Aktuell<br />
anlässlich des Jubiläums des bahnbrechenden<br />
Albums herauskommen+++<br />
2012 erlitt der frühere Wings-Gitarrist<br />
Henry McCullough eine Herzattacke,<br />
seit der er im Rollstuhl sitzt und nicht mehr<br />
sprechen kann. Bei dem Unglück war die<br />
Sauers<strong>to</strong>ffversorgung seines Gehirns unterbrochen<br />
worden. Die Folge: Der 70-Jährige<br />
braucht Zeit seines Lebens Betreuung rund<br />
um die Uhr und spezielle Hilfsvorrichtungen<br />
– beides teure Angelegenheiten, die<br />
sich der Musiker und seine Familie eigentlich<br />
leisten können. Sein Freund Van<br />
Morrison hat inzwischen die Umbaukosten<br />
übernommen, um das Bad im Haus von<br />
Henry McCullough und seiner Frau Josie<br />
den Bedürfnissen gerecht herzurichten+++<br />
GOIN' HOME wird das neue Album der<br />
Kenny Wayne Shepherd Band heißen,<br />
das Anfang Mai erscheint. Der Gitarrenvirtuose<br />
hat sich für seine erste Veröffentlichung<br />
nach dem befristeten Ausflug mit<br />
<strong>The</strong> Rides (mit Stephen Stills und Barry<br />
Goldberg) eine Menge namhafter Gäste ins<br />
Studio eingeladen: Joe Walsh, Ringo Starr,<br />
Warren Haynes, Kim Wilson und weitere<br />
Freunde steuerten instrumental und vokal<br />
Beiträge bei+++<br />
Erst verschoben, schließlich endgültig abgesagt:<br />
Nachdem Motörhead-Boss Lemmy<br />
(wie berichtet) wegen gesundheitlicher<br />
Probleme die ursprünglich für November<br />
2013 geplante Deutschland-Tour auf Februar<br />
2014 hatte vertagen müssen, kam<br />
im Januar das endgültige Aus: Lemmy Kilmister<br />
hat seit Jahren Herzprobleme und<br />
leidet zudem schon länger an schwerer<br />
Diabetes. Zwar soll sich sein Zustand nach<br />
Aussage seines Managements gebessert<br />
und der Kultrocker auch seinen exzessiven<br />
Lebensstil eingeschränkt haben – er hat<br />
den Angaben zufolge mit dem Rauchen<br />
aufgehört und trinkt statt Whiskey-Cola<br />
nur noch Wein –, dennoch rieten ihm seine<br />
Ärzte, sich zu schonen und die anstehenden<br />
Tourtermine abzusagen+++<br />
David Gilmour und Nick Mason haben<br />
sich ins Studio begeben, um ihr letztes<br />
gemeinsames Album als Pink Floyd, THE<br />
DIVISION BELL, für eine „20th Anniversary<br />
Edition" zu überarbeiten. Das Werk schaffte<br />
es trotz kritischer Reviews sowohl in den<br />
USA als auch im UK auf Chartsplatz 1 und<br />
wurde in Amerika 1999 mit Dreifach-Platin<br />
ausgezeichnet+++<br />
Der ewige Rockrebell Iggy Pop sagte danke:<br />
Nachdem er zu Weihnachten schon<br />
einmal bei BBC 6 <strong>Music</strong> als Co-Modera<strong>to</strong>r<br />
mitgemischt hatte, wird er dort künftig öfter<br />
als „Wochenend-Präsenta<strong>to</strong>r" zu hören<br />
sein. „Die BBC hat mir geholfen, mir meine<br />
Liebe zur Musik in Zeiten zu bewahren,<br />
als nur noch Kommerz und Formatradio<br />
angesagt" waren, begründete der S<strong>to</strong>oges-<br />
Frontmann die Entscheidung, zeitweise die<br />
Seiten zu wechseln+++<br />
<strong>The</strong> Rutles werden sich reformieren und<br />
im UK auf Tour gehen. Die Rutles waren<br />
Anfang der 70er Jahre als Fake-Band und<br />
Beatles-Parodie von Monty-Python-Star<br />
Eric Idle und Neil Innes, Mitglied der Bonzo<br />
Dog Doo Dah Band, gegründet worden<br />
und so erfolgreich, dass sie 1978 den Film<br />
„<strong>The</strong> Rutles – All You Need Is Cash" drehen<br />
konnten. Den bezeichneten die Macher<br />
selbst als „Rockumentary". 2002 drehte Idle<br />
die Fortsetzung „<strong>The</strong> Rutles 2 – Can't Buy<br />
Me Lunch". Ob es mit der angekündigten<br />
Tour auch einen dritten Movie-Teil geben<br />
wird, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt"+++<br />
Zu den exponiertesten Vertretern des<br />
Blues-Rock gehört zweifelsohne Walter<br />
Trout. Der kalifornische Gitarrist begleitete<br />
John Lee Hooker, spielte bei Canned<br />
Heat und John Mayall's Bluesbreakers,<br />
ehe er sich vor einem Vierteljahrhundert<br />
selbstständig machte. Nach einem dezenten<br />
Hinweis von Carlos Santana ließ<br />
er die Finger vom Alkohol und kann so<br />
nun fit wie ein Turnschuh sein Solo-<br />
Jubiläum feiern. Das tut er, indem er im<br />
Verlauf des Jahres sämtliche Solowerke<br />
als „Limited Edition Deluxe Vinyl Series"<br />
wiederveröffentlicht in 2000er Auflagen<br />
als 180g-Vinyl. Allerdings in verkürzten<br />
Versionen, um mit maximal 20 Minuten<br />
Spielzeit möglichst viel Klangqualität zu<br />
erreichen. Den Auftakt macht NO MORE<br />
FISH JOKES (siehe S. 48). Zudem hat<br />
Trout für Juni ein neues Studio-Album<br />
angekündigt und wird im Herbst auf Tour<br />
kommen+++<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Sireena Records setzt nach „Jazz Kraut“<br />
und „Live Kraut" die inzwischen auch international<br />
angesehene Kraut-CD-Reihe mit<br />
„Son Of Kraut – <strong>The</strong> Next Generation"<br />
fort. Die Songs wurden zum Teil speziell<br />
für diese Compilation aufgenommen. Dabei<br />
sind RPWL, Electric Moon, Tarwater,<br />
Sankt Otten, <strong>The</strong> Perc Meets <strong>The</strong> Hidden<br />
Gentleman, Fantasyy Fac<strong>to</strong>ryy, Ear Tranceport,<br />
Space Debris, Electric Orange, Le Mur,<br />
Panzerballett und Level Pi. Außerdem gibt<br />
es Ende März vom dänischen Elektroniker<br />
Nattefrost ein neues Album in einer limitierten<br />
Vinylausgabe. DIFFERENT STAGES wurde<br />
2012/13 in verschiedenen europäischen<br />
Locations aufgenommen. Es erscheint mit<br />
einer Auflage von 500 Exemplaren auch in<br />
durchsichtigem Vinyl+++<br />
Bei Black Country Communion bildeten<br />
sie bereits das rhythmische Rückgrat<br />
und haben Gefallen am Zusammenspiel<br />
gefunden: Bassist/Sänger Glenn Hughes<br />
und Schlagzeuger Jason Bonham.<br />
Nach dem Ende der Heavy-Blues-Rock-<br />
Supergroup mit Joe Bonamassa bringen<br />
die beiden jetzt die nächste gemeinsame<br />
Band an den Start: Die nennt sich<br />
California Breed. Als Sänger und Gitarristen<br />
haben sie den bislang relativ<br />
unbekannten Andrew Watt dazu geholt.<br />
Die zwölf Songs für das Debütalbum des<br />
Trios, dessen Titel noch nicht feststeht,<br />
sind bereits eingespielt – das Ganze soll<br />
im Mai erscheinen. Und wer die Bühnenlust<br />
von Bonham und Hughes kennt,<br />
weiß, dass man den flotten Dreier demnächst<br />
auch live erleben kann+++<br />
MEGA PLATTEN & CD BÖRSE<br />
JAARBEURS UTRECHT HOLLAND<br />
12. & 13. APRIL<br />
Punk in London<br />
1976 - 1979 exhibit<br />
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www.recordplanet.nl<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7
Vers<strong>to</strong>rben<br />
Saul Zaentz (*28.2.1921) verdiente als<br />
Produzent Millionen im Filmgeschäft („Einer<br />
flog über das Kuckucksnest", „Amadeus",<br />
„Der englische Patient"), erlangte aber<br />
zuvor im Musikbusiness als Produzent und<br />
Betreiber des Labels Fantasy Records traurige<br />
Berühm<strong>the</strong>it: Er luchste John Fogerty<br />
die Rechte an den CCR-Songs ab. Bei mehreren<br />
Solonummern verklagte er Fogerty<br />
wegen angeblicher Plagiate. Der Musiker<br />
weigerte sich daraufhin jahrelang, die<br />
CCR-Klassiker live zu spielen und schrieb<br />
den Song "Zanz Kant Danz" den er nach<br />
einer weiteren Klage in "Vanz Kant Danz"<br />
ändern musste. Zaentz erlag am 3.1. seiner<br />
Alzheimer-Erkrankung.<br />
Bob Frettlohr stammte aus Deutschland,<br />
kam als Kriegsgefangener nach England,<br />
spielte Kontrabass bei der White Eagles<br />
Jazz Band, die häufig im Cavern Club in<br />
Liverpool zu erleben war. Vor dessen Eröffnung<br />
hatte sich Frettlohr um dessen Akustik<br />
gekümmert. Der gebürtige Duisburger<br />
starb 89-jährig am 4.1.<br />
Maureen Gray prägte als Sängerin den<br />
Philly Sound maßgeblich mit. Sie war<br />
schon mit fünf Jahren auf der Bühne der<br />
Carnegie Hall gestanden, veröffentlichte<br />
mit zwölf "Today’s <strong>The</strong> Day”. Ihr größter<br />
Erfolg war "Dancin’ <strong>The</strong> Strand”. Später<br />
sang sie Chor für Eric Clap<strong>to</strong>n, Billy Pres<strong>to</strong>n,<br />
Bob Marley, David Bowie, George<br />
Harrison und John Lennon. Gallengangkrebs<br />
kostete sie am 7.1. im Alter von 65<br />
Jahren das Leben.<br />
Tommy Morrison spielte Gitarre in der<br />
Band von Paul Rodgers, der 1985 Morrisons<br />
Album CRY TO THE SKY produzierte.<br />
Er führte seine eigene Combo an, bis er am<br />
7.1. nach längerer Krankheit mit 67 Jahren<br />
für immer ging.<br />
Eddie Boggs (*10.8.1945) spielte diverse<br />
Saiteninstrumente, unter anderem als<br />
Mitglied der New Christy Minstrels, war als<br />
Folkmusiker aktiv, bis ihn ein Krebsleiden<br />
am 9.1. für immer verstummen ließ.<br />
Freddie "<br />
Fingers" Lee (*24.11.1937<br />
als Frederick John Cheeseman) arbeitete<br />
als Pianist mit Screaming Lord Sutch, Ritchie<br />
Blackmore, Cliff Richard, Marty Wilde,<br />
<strong>The</strong> Crickets und Gene Vincent, begleitete<br />
Chuck Berry, Little Richard, Fats Domino<br />
und Jerry Lee Lewis auf deren UK-Tourneen,<br />
veröffentlichte auch solo. Der Engländer,<br />
der in der Rockabilly-Doku „Blue<br />
Suede Shoes" zu sehen war und während<br />
der frühen Star-Club-Jahre in Hamburg<br />
auftrat, starb am 13.1. an einer Lungenentzündung.<br />
Dianne Christian (*1943) gehörte den<br />
Doo-Wop-Gruppen <strong>The</strong> Rosettes, Darlettes,<br />
Chic-lets, Liberty Belles und Diane &<br />
<strong>The</strong> Delights an, sang solo und ging am<br />
4.1. für immer.<br />
Dennis "<br />
Fergie" Frederiksen erledigte<br />
seinen bekanntesten Job als Sänger von<br />
To<strong>to</strong> (1984–1986), brachte Soloplatten unter<br />
eigenem Namen, zuletzt 2013, und als<br />
David London heraus, ebenso mit Trillion,<br />
Leroux, Frederiksen/Philips, Frederiksen/<br />
Denander und war als Chorsänger auf Survivors<br />
"Eye Of <strong>The</strong> Tiger" zu hören. Kämpfte<br />
von 2010 bis zum 18.1. gegen seine Leberkrebserkrankung.<br />
Pete Seeger (3 (*3.5.1919) avancierte zu<br />
einem der Urväter der internationalen<br />
Folkszene,<br />
nachdem er mit Woody<br />
Guthrie 1941 <strong>The</strong> Almanac<br />
Singers gegründet<br />
hatte, mit <strong>The</strong> Weavers<br />
ab 1951 berühmt gewor-<br />
den war. Er griff in seinen Texten sozialund<br />
gesellschaftspolitische <strong>The</strong>men auf und<br />
gehörte zu den Sprachrohren der US-Bürgerrechtsbewegung,<br />
stand Mitte der 50er<br />
Jahre als Kommunist auf der schwarzen Liste<br />
der US-Regierung. Er schrieb Evergreens<br />
wie "If I Had A Hammer”, "Where Have All<br />
<strong>The</strong> Flowers Gone” und "Turn Turn Turn”,<br />
schaffte es selbst aber nur einmal mit "Little<br />
Boxes" (#70, 1964) in die Charts. 1996 wurde<br />
er in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen<br />
(in die Songwriters Hall Of Fame<br />
schon 1972!), nachdem er 1993 mit einem<br />
Lifetime Achievement Grammy geehrt worden<br />
war. Seeger, dessen Halbgeschwister<br />
Peggy und Mike (†) ebenfalls profilierte Folkies<br />
sind/waren, stand bis kurz vor seinem<br />
Tod am 27.1. auf der Bühne.<br />
Steven Fromholz (*8.6.1945) arbeitete<br />
als Country- und Folksänger, war eine Hälfte<br />
des Duos Frummox, erfolgreicher aber als<br />
Songlieferant für Willie Nelson ("I'd Have<br />
To Be Crazy") und Lyle Lovett. Arbeitete mit<br />
Manassas, Hoyt Ax<strong>to</strong>n, John Denver, Jerry<br />
Jeff Walker und Michael Nesmith. Erschoss<br />
sich am 19.1. versehentlich selbst.<br />
Fred Bertelmann (*7.10.1925) war einer<br />
der erfolgreichsten deutschen Schlagersänger<br />
("Wenn es Nacht wird in Montana”,<br />
"Der lachende Vagabund"). Er spielte Cello,<br />
Trompete und Gitarre, war als Schauspieler<br />
erfolgreich. Starb am 22.1. an einer Lungenentzündung<br />
in Berg am Starnberger See.<br />
Charles Edward Rusty" York<br />
"<br />
(*24.5.1935) spielte Gitarre und Banjo,<br />
wurde mit "Sugaree” und "Red Rooster"<br />
bekannt, leitete seine Kentucky Mountain<br />
Boys und wurde von Bobby Bare und Jackie<br />
De Shannon eingesetzt. Das Mitglied der<br />
Rockabilly Hall Of Fame starb am 26.1.<br />
Jens Betjemann (*16.7.1968), war ab<br />
2005 neben Klaus Hess der zweite Gitarrist<br />
bei Mo<strong>the</strong>r Jane. Am 28.1. erlag er einem<br />
Herzinfarkt.<br />
Stevie Woods (*2.7.1951) stammte aus<br />
Virginia, lebte zeitweise in Deutschland, feierte<br />
in den 80er Jahren auch hier Erfolge als<br />
Soulinterpret, spielte im <strong>Music</strong>al „Starlight<br />
Express" mit. Verstummte am 28.1. auf ewig.<br />
Johnny Allen (*9.8.1939) war zwar in erster<br />
Linie Sänger, wirkte aber mehr im Hintergrund<br />
als Arrangeur bei Mo<strong>to</strong>wn, wo er<br />
mit Isaac Hayes das "<strong>The</strong>me From Shaft"<br />
bearbeitete und für die Temptations, Staple<br />
Singers, Supremes und Stevie Wonder arrangierte.<br />
Komplikationen nach einer Lungenentzündung<br />
kosteten ihn am 29.1. das<br />
Leben.<br />
Anna Gordy Gaye (*28.1.1922) war nicht<br />
nur die Schwester von Mo<strong>to</strong>wn-Gründer Barry<br />
Gordy und zeitweilige Gattin von Marvin<br />
Gaye (für ihn schrieb sie "Pride And Joy"),<br />
sondern gründete auch ihr eigenes Label<br />
Anna Records und schrieb erfolgreich Songs<br />
für Stevie Wonder ("What Christmas Means<br />
To Me") oder <strong>The</strong> Originals ("Baby, I'm For<br />
Real"). Sie entschlief friedlich am 31.1.<br />
Samantha Juste war das „Disc Girl" in<br />
der BBC-Show „Top Of <strong>The</strong> Pops”, von 1968<br />
bis 1975 mit Micky Dolenz von den Monkees<br />
verheiratet. Am 2.2. erlitt sie 70-jährig<br />
einen tödlichen Schlaganfall.<br />
Bunny Rugs (*6.2.1948 als William Clarke)<br />
wurde als Reggae-Sänger bekannt, gehörte<br />
Inner Circle, Third World, Charlie Hackett<br />
& <strong>The</strong> Souvenirs, Hugh Hendricks & <strong>The</strong><br />
Buccaneers, <strong>The</strong> Bluegrass Experience sowie<br />
<strong>The</strong> Wild Bunch an und arbeitete für Lee<br />
„Scratch” Perry, Shabba Ranks und Gregory<br />
Isaacs – bis zum 2.2.<br />
Sean Potts (*1930) spielte Tin Whistle,<br />
Bodhran und Flöte bei Ceol<strong>to</strong>iri Chualann, war<br />
1962 Gründungsmitglied der Chieftains, die er<br />
1979 seiner Flugangst wegen verließ. Der Ire<br />
gründete mit seinem Sohn Sean óg Potts die<br />
Band Bakerswell, veröffentlichte 2010 sein Solodebüt<br />
NUMBER 6. Starb am 11.2.<br />
Marvin Spencer (*2.5.1938) startete mit<br />
15 seine Karriere als Soulsänger, war in den<br />
Sixties Mitglied der Cavaliers. Der Vater von<br />
Sängerin Traci Spencer trat noch kurz vor<br />
seinem Ableben am 12.2. live auf.<br />
Pete "<br />
Wyoming" Bender (*14.1943)<br />
kam zwar im Elsass zur Welt, wuchs aber in<br />
den USA auf, kam 1962 nach Deutschland,<br />
wo er als Sänger mit den Flaming Stars ab<br />
1964 <strong>to</strong>urte, ehe er seine eigene Band an<br />
den Start brachte. Er engagierte sich für<br />
Umwel<strong>to</strong>rganisationen, die Indianerbewegung<br />
und die Aids-Hilfe, komponierte <strong>Music</strong>als<br />
und veröffentlichte bis zu seinem Tod<br />
am 14.2. rund zwei Dutzend Alben.<br />
Bob Harris war Mitglied der Ray Charles<br />
Singers und auf dem #3-Hit "Love Me With<br />
All Your Heart” zu hören. Danach konzentrierte<br />
er sich auf seine Karriere als Schauspieler<br />
und Manager von drei Orchestern. Er<br />
segnete mit 91 Jahren am 14.2. das Zeitliche.<br />
Gert Franz Alexander er Kralle" Kra-<br />
"<br />
winkel (*21.4.1947)<br />
bearbeitete seine Gitarre<br />
bei Cravinkel und den<br />
Vampyres, ehe er mit<br />
Stephan Remmler und<br />
Peter Behrens 1979 Trio<br />
gründete. Ihr Minimalismus-Pop-Rock<br />
war dank "Da Da Da" international<br />
erfolgreich. In fast allen Nachrufen<br />
nach seinem Tod am 16.2. (Lungenkrebs)<br />
war diese Selbstbeschreibung zu lesen:<br />
„Stephan ist der Kopf, ich bin das Herz und<br />
Peter? Peter ist das Arschloch!" Krawinkel<br />
betrieb zeitweise in Spanien ein Tonstudio<br />
und züchtete Oliven. 1998 erhielt der gebürtige<br />
Wilhelmshavener einen Eintrag ins<br />
„Guinness-Buch der Rekorde", als er von<br />
Sevilla bis Hamburg die weltweit längste<br />
Reitwanderung machte.<br />
Ray Kennedy (*26.11.1946) war Studio-<br />
Saxofonist und schrieb Songs für Kollegen<br />
("Sail On Sailor” für die Beach Boys , "Isn't<br />
It Time” und "Every Time I Think Of You”<br />
für <strong>The</strong> Babys, "Seasons” für Dave Mason).<br />
War auch solo aktiv und mischte als<br />
Sänger bei Jon & Ray, Group <strong>The</strong>rapy und<br />
KGB mit, ehe er am 16.2. verstarb.<br />
Bob Casale (*14.7.1952) prägte als Gitarrist<br />
und Keyboarder maßgeblich den<br />
Sound der New-Wave-Band Devo, die er<br />
Anfang der 70er Jahre mit seinem Bruder<br />
Gerald sowie Mark und Bob Mo<strong>the</strong>rsbaugh<br />
gegründet hatte und die 2010 ihr<br />
letztes Album SOMETHING FOR EVERY-<br />
BODY veröffentlichte. Arbeitete zudem<br />
als Toningenieur für Andy Summers (<strong>The</strong><br />
Police). Herzversagen stand am 17.2. in<br />
seinem Totenschein.<br />
Bernd Nossi" Noske (*17.8.1946)<br />
" war ein Krautrock-<br />
Urgestein und genoss<br />
als singender Drummer<br />
von Birth Control<br />
längst Kultstatus.<br />
Deren Hit „Gamma<br />
Ray" erfreute sich<br />
später auch in Techno-Kreisen großer<br />
Belieb<strong>the</strong>it. Unvergessen bleiben wird,<br />
wie er live bei "Gamma Ray" gerne auf<br />
die Bassdrum kletterte und sein Solo<br />
wirbelnd in ungeahnte Höhen führte.<br />
Seit dem 18.2. bereichert er nach kurzer<br />
schwerer Krankheit das himmlische<br />
Rockorchester.<br />
Duffy Power (*9.9.1941 als Raymond<br />
Howard) trat früh bei diversen Rock'n'Roll-<br />
Package-Tourneen auf, glänzte als Sänger<br />
und Harpspieler in Alexis Korners Blues Incorporated,<br />
nahm mit Graham Bond, John<br />
McLaughlin, Jack Bruce und Ginger Baker<br />
auf, wurde von den Hollies als Sessionmusiker<br />
geholt. Nach unterbewerteten Alben<br />
und Sana<strong>to</strong>riumszeiten erlag er am 19.2.<br />
einem Herzinfarkt.<br />
Francis Franny" Beecher (*29.9.<br />
"<br />
1921) spielte Gitarre für Benny Goodman,<br />
ehe er sich 1955 Bill Haley anschloss und<br />
bis 1962 bei dessen Comets mitmischte. Da<br />
er sehr hoch singen konnte, stammte der<br />
Vokalgimmick am Anfang von "See You<br />
Later Alliga<strong>to</strong>r" aus seiner Kehle. Er schrieb<br />
für Kollegen, war nach Haleys Tod bei der<br />
Comets-Reunion dabei und machte sich<br />
schließlich am 24.2. auf den Weg zu seinem<br />
früheren Boss.<br />
Paco de Lucia (*21.12.1947) war einer<br />
der ganz großen Gitarristen des Flamenco<br />
und Jazz, experimentierte mit allen<br />
möglichen Stilen. Er stand mit elf Jahren<br />
erstmals auf einer Bühne, war zunächst<br />
mit seinem Bruder Ramon aktiv , ehe<br />
er 1973 sein erstes Solowerk FUENTE<br />
Y CAUDAL herausbrachte. Er spielte oft<br />
und gerne mit Kollegen zusammen, zeitweise<br />
im Trio mit Al Di Meola und John<br />
McLaughlin. Er förderte Nachwuchsmusiker,<br />
ver<strong>to</strong>nte zahlreiche Filme und wurde<br />
mit vielen Ehrungen ausgezeichnet.<br />
Am 26.2. erlag er am Strand von Cancun<br />
einem Herzinfarkt, als er mit seinen Kindern<br />
spielte.<br />
Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
BCM<br />
Deutschland<br />
PRÄSENTIEREN<br />
Remember<br />
<strong>The</strong> Good Times<br />
Christie<br />
Albert Hammond & Band<br />
Night Fever <strong>The</strong> Very Best Of <strong>The</strong> Bee Gees<br />
Samstag, 18. Ok<strong>to</strong>ber 2014<br />
in der Stadthalle Offenbach<br />
Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.30 Uhr<br />
Ermäßigter Eintrittspreis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser 25,– €<br />
(einschl. Versandkosten). Abendkasse: 33,– €<br />
Alle Interpreten und Bands haben jede Menge Hits im Gepäck und werden sicher für eine Superstimmung sorgen.<br />
Im Foyer der Stadthalle findet ein Schallplattenmarkt statt, wo für Sie die Möglichkeit besteht,<br />
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Stadthalle Offenbach · Waldstraße 312 · 63071 Offenbach
50 Jahre<br />
Fo<strong>to</strong>: © INTERFOTO/Blackpool<br />
Der lange Flug der Wundervögel<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Es gibt Bands, die sind wahnsinnig beliebt, solange sie <strong>to</strong>lle Alben machen,<br />
die aber in rasantem Tempo in Richtung Vergessen driften, sobald sie ihren<br />
kreativen Zenit nicht mehr bedienen können. Und es gibt andere Formationen,<br />
denen fast alles verziehen wird. Und genau das sind die wahren Legenden<br />
der Rockmusik. Zu ihnen zählen <strong>The</strong> <strong>Byrds</strong>. Ihre Geschichte ist eine der<br />
längsten im rockenden Amerika. Nach explosivem Aufstieg gab es auch<br />
Abwärtstendenzen, Revitalisierungen, häufige Personalwechsel, das zeitweise<br />
Aus, Comebackversuche und schließlich den "<br />
letzten Vorhang". Doch inzwischen<br />
hatte sich ein hartnäckiger Legendenstatus gebildet, den die Musiker<br />
durch eine Vielzahl von Solotaten bis heute am Austrocknen hinderten.<br />
Seit Gründung der <strong>Byrds</strong> 1964 war Jim „Roger"<br />
McGuinn die zentrale Figur. Er ist noch immer<br />
„Mr. <strong>Byrds</strong>", unabhängig von der jeweiligen<br />
Besetzung. Seine Markenzeichen: eine scheppernde<br />
12-String-Rickenbacker-Gitarre und ein weinerlich-näselnder<br />
Gesangsstil, den er nie aufgab. Das instrumentale<br />
Drumherum wechselte im Laufe der Jahre ein ums<br />
andere Mal, je nach stilistischer Ausrichtung. Die <strong>Byrds</strong><br />
starteten mit elektrifiziertem Folk, primär inspiriert<br />
von den Beatles und Bob Dylan, von dem sie reichlich<br />
Songs ausborgten; weitere Songlieferanten waren Pete<br />
Seeger, später auch Gerry Goffin/Carole King, die Louvin<br />
Bro<strong>the</strong>rs, Merle Haggard, Art Reynolds, Johnny Otis<br />
und Kim Fowley; auch Jackson Browne steuerte einen<br />
Song ("Jamaica Say You Will") bei.<br />
Vor allem<br />
aber waren die<br />
<strong>Byrds</strong>, auch hier<br />
dem Vorbild der<br />
Beatles folgend,<br />
aus eigener Kraft<br />
eifrige Komponisten,<br />
wobei der<br />
Löwenanteil auf<br />
McGuinn (später<br />
im Verbund mit<br />
dem Broadway-<br />
Lyriker Jacques<br />
Levy arbeitend) und anfangs vor allem auf Gene Clark<br />
entfällt. Aber auch Chris Hillman und David Crosby<br />
steuerten einiges bei, während sich Schlagzeuger<br />
Michael Clarke sehr rar machte. Hingegen lieferten<br />
die späteren Musiker Gram Parsons, Skip Battin, Gene<br />
Parsons, John York und Clarence White etliche Songs.<br />
Mit epochalen Songs wie "Mr. Tambourine Man",<br />
"Turn, Turn, Turn" und "My Back Pages" hatten die<br />
<strong>Byrds</strong> folk-rockige Riesenerfolge, aber schon bald<br />
setzte eine stilistische Erweiterung in Richtung Drogen<br />
und Weltraum ein ["Eight Miles High", "5D (Fifth<br />
Dimension)", "Mr. Spaceman"]. Unter dem spirituellen<br />
(stellenweise auch musikalischen) Einfluss des<br />
Inders Ravi Shankar und des führenden Free-Jazzers<br />
John Coltrane experimentierte die Gruppe mit offeneren<br />
Formen – mit Sitar und Syn<strong>the</strong>sizer, und sie<br />
parodierte ganz nebenbei die inzwischen Mode gewordenen<br />
„Supergruppen" mit "So You Want To Be<br />
A Rock'n'Roll Star". Die nächste Station hieß Country,<br />
danach ging es – unter Aufgabe einengender<br />
Stilvorstellungen – kreuz und quer zum Folk-Country-Space-Gospel-Sonstwas-Rock.<br />
Schon ab Frühjahr 1966 zerbröselte die Ur-Besetzung,<br />
teils aus musikalischen Gründen, teils aus<br />
persönlichen. Gene Clark war der erste – er wechselte<br />
ins Country-Lager und machte später gute bis<br />
geniale Soloplatten. Bassist Chris Hillman gründete<br />
mit dem Später-Byrd Gram Parsons die musikalisch<br />
hochwertigen, aber grotesk unglücklich arbeitenden<br />
Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs; ihnen schloss sich auch<br />
Drummer Michael Clarke an, der die <strong>Byrds</strong> noch vor<br />
Hillman verlassen hatte. David Crosby ging schließlich,<br />
weil er sich vor so manchem Konzert mit Mc-<br />
Guinn prügelte, ehe sie zusammen die Bühne betraten.<br />
Nach SWEETHEART OF THE RODEO, bereits<br />
entstanden mit den „Neo-<strong>Byrds</strong>" Gram Parsons und<br />
Clarence White, verließ auch Chris Hillman als letzter<br />
seiner einstigen Weggefährten den eigenwilligquerköpfigen<br />
Roger McGuinn. Er spielte mit weiteren<br />
„Neu-<strong>Byrds</strong>" wie Skip Battin, Gene Parsons und<br />
John York noch fünf Alben – darunter das grandiose<br />
Werk UNTITLED – ein, ehe er Anfang 1973 das<br />
Handtuch warf.<br />
Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Aber zum Glück nicht für immer. Kurzdurchlauf<br />
der weiteren Entwicklung: Schon im April 1973 erschien<br />
BYRDS als Comebackalbum der Urbesetzung.<br />
1980 folgten drei Alben der McGuinn-Clark-Hillman-<br />
Band. 1990 das Trio McGuinn, Crosby & Hillman und<br />
– nach der Auflösung – endgültig ausschließlich Solound<br />
Gruppenaktivitäten der fünf Original-<strong>Byrds</strong> (von<br />
denen Gene Clark 1991 und Michael Clarke 1993<br />
ges<strong>to</strong>rben sind) sowie auch späterer Bandmitglieder.<br />
Das Gesamtschaffen der <strong>Byrds</strong> umfasst einen<br />
dicken Stapel Alben, die hier in Form einer kommentierten<br />
CD-Discographie vorgestellt werden. Vinyl-<br />
und Bootlegausgaben sind dabei nur vereinzelt<br />
berücksichtigt, auf Stereo-Mono-Unterschiede wird<br />
bei besonderer Wichtigkeit hingewiesen. Alle CDs<br />
sind bei Columbia/Sony <strong>Music</strong> erschienen; andere<br />
Label werden jeweils genannt.<br />
Pre-Flights<br />
Jim "<br />
Roger" McGuinn<br />
spielte Gitarre und Banjo,<br />
unter anderem beim popfolkigen<br />
und bluegrassigen<br />
Chad Mitchell Trio. Zu hören<br />
auf THE CHAD MIT-<br />
CHELL TRIO COLLECTION<br />
(Varese Sarabande), Zwingende<br />
Soundhinweise auf die <strong>Byrds</strong> gibt<br />
es nicht.<br />
Chris Hillman spielte Mandoline (nicht Bass!) bei<br />
den Bluegrass-Bands <strong>The</strong> Hillmen (CD: THE HILL-<br />
MEN; Floating World) und <strong>The</strong> Scottsville Squirrel<br />
Barkers (CD: BLUE GRASS FAVORITES; Diablo/Ace):<br />
seine ursprüngliche Lieblingsmusik, zu der er seit<br />
1982 zurückgekehrt ist.<br />
Gene Clark war von Juni 1963 bis Februar 1964<br />
singendes Mitglied der fröhlich-folkigen New Christy<br />
Minstrels und ist primär auf LAND OF GIANTS (nur<br />
als Vinyl-LP und Download<br />
erhältlich) zu hören. Einzelne<br />
Songs gibt es auf Samplern<br />
wie THE DEFINITIVE<br />
NEW CHRISTY MINSTRELS,<br />
HITS & HIGHLIGHTS 1962–<br />
1968 (Raven) und RETRO-<br />
SPECTIVE 1962–1970 (Real<br />
Gone <strong>Music</strong>). Bei Clark war der<br />
Weg<br />
zum<br />
Folk-Rock<br />
zumindest ansatzweise vorgezeichnet.<br />
Musikalischer Wert in allen Fällen: mittelhoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
David Crosby kämpfte sich mit seinem Bruder<br />
Ethan als singender Gitarrist durch Amerikas Beatnik-<br />
Coffeehouses und lokale Clubs ohne nachhaltiges Arbeiten<br />
im Studio.<br />
Michael Clarke, Drummer, veröffentlichte vor den<br />
<strong>Byrds</strong> nichts.<br />
Erste Schritte (1964) der „Jungvögel" gibt's auf der<br />
– alle früheren Ausgaben überflüssig machenden<br />
– 2012er Doppel-CD PREFLYTE (Retro World/Sierra)<br />
mit den von Jim Dickson produzierten Demos. Unter<br />
den 48 Tracks, davon acht erstmals veröffentlicht,<br />
sind Urfassungen von Klassikern, sechs Solo-Arbei-<br />
ten von Crosby, eine<br />
von Clark, eine der kurzlebigen<br />
Vorläufer-Band <strong>The</strong> Jet Set,<br />
akustische, elektrische und<br />
Instrumentalversionen.<br />
Jederzeit wird schon<br />
hier deutlich hörbar, warum<br />
die <strong>Byrds</strong> die wichtigste US-<br />
Rockband aller Zeiten wurden: ein sensationeller Gitarrensound,<br />
dazu perfekter (Harmonie-)Gesang und<br />
vor allem ein traumhaftes Gespür für die sich anbahnende<br />
Stilentwicklung. Vom Folk zum Rock – das lag<br />
ihnen förmlich im Blut, und so setzten sie sich an die<br />
Spitze der Karawane. Höhepunkte: "You Showed Me"<br />
(kein Hit der <strong>Byrds</strong>, aber einer der Turtles), das überschäumende<br />
"You Movin", eine hyperzarte Version<br />
von "I Knew I'd Want You" (besser als die offizielle<br />
Fassung auf dem Debütalbum) und natürlich "Mr.<br />
Tambourine Man", eigentümlicherweise mit Marschmusik-Drums<br />
gespielt.<br />
Musikalischer Wert: hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
Die Columbia-Jahre –<br />
Originalalben … und mehr<br />
Das zentrale <strong>Byrds</strong>-Werk umfasst elf Alben von<br />
1965 bis 1972. Sie wurden mehrmals auf CDs<br />
veröffentlicht und können problemlos einzeln<br />
erworben werden. Auch<br />
wenn es heißt, dass die<br />
Alben DR. BYRDS & MR.<br />
HYDE, BYRDMANIAX und<br />
FARTHER ALONG mittlerweile<br />
aus dem Sony-Katalog<br />
gestrichen wurden:<br />
Der (Internet-)Handel hat<br />
garantiert rt noch Bestände. Auch dürfte/müsste sich<br />
das <strong>The</strong>ma im Jubiläumsjahr eigentlich von selbst<br />
erledigen ...<br />
Die Alben erschienen zunächst ohne, mittlerweile<br />
alle mit vielen Bonus-Tracks. s<br />
Sie wurden<br />
2000 als opulente<br />
schwarze Würfel-Box 12<br />
DIMENSIONS – THE CO-<br />
LUMBIA RECORDINGS<br />
1965–1972 gebündelt. Die<br />
Alben stecken in normalen<br />
Jewelcases und sind<br />
mit individuellen Booklets<br />
ausgestattet, die in Normalschriftgröße r auch<br />
die<br />
ursprünglichen Begleittexte enthalten. Als Beilage<br />
gibt's einen Gruppen-Stammbaum von Pete Frame<br />
und vier quadratische Fo<strong>to</strong>s. Als zwölfte CD ist<br />
LIVE AT THE FILLMORE FEBRUARY 1969 beigelegt,<br />
ein guter Konzertmitschnitt.<br />
Als Nachfolger des Würfels erschien 2011 – die<br />
extrem preiswerte! – rote Box THE COMPLETE<br />
COLUMBIA ALBUMS COLLECTION. Die CDs stecken<br />
hier in Mini-Replika-Covers; i-<br />
ika-Co<br />
die<br />
Original-Covertexte rt<br />
lesen sich<br />
mit<br />
einer Lupe leichter. Das<br />
40-seitige Booklet<br />
quillt allerdings<br />
vor Informationen<br />
über.<br />
Die Texte des<br />
Würfels wurden<br />
mit Ausnahme<br />
der originalen inalen<br />
Infos übernommen men und für<br />
SWEETHEART OF THE RODEO ergänzt, weil diese<br />
Doppel-CD mit einer Fülle weiterer Bonus-Tracks<br />
ausgestattet worden war. Insgesamt wurden die 19<br />
Titel von 2000 exakt verdoppelt!<br />
LIVE AT THE FILLMORE FEBRUARY 1969 wurde<br />
nicht mit übernommen, ist jedoch als Einzel-CD<br />
erhältlich.<br />
Musikalischer Wert: mittel- bis sehr hoch<br />
Sammelwert: insgesamt sehr hoch<br />
Der musikalische und Sammelwert der einzelnen<br />
Platten ist allerdings recht unterschiedlich:<br />
MR. TAMBOURINE MAN und TURN! TURN!<br />
TURN! gehören für immer zu den größten Rock-Leistungen,<br />
nicht nur in den USA. Maßstäbe setzende<br />
Songs wie "Mr. Tambourine Man", "All I Really Want<br />
To Do", "Chimes Of Freedom", "Turn! Turn! Turn!",<br />
"Lay Down Your Weary Tune" und "He Was A Friend<br />
Of Mine" sowie diverse weitere (Semi)-Klassiker sprechen<br />
für sich.<br />
Dennoch ist nach Ansicht vieler Fans und Fachleute<br />
YOUNGER THAN YESTERDAY der wirkliche<br />
Höhepunkt im Schaffen der <strong>Byrds</strong>. Das Album steht<br />
nicht zuletzt wegen stilistisch extrem unterschiedlicher<br />
Songs wie "So You Want To Be A Rock'n'Roll<br />
Star", "My Back Pages", "Mind Gardens", "Thoughts<br />
And Words" und "Have You<br />
Seen Her Face" auf Augenhöhe<br />
mit MAGICAL MYS-<br />
TERY TOUR (Beatles) oder<br />
AFTERMATH (S<strong>to</strong>nes) und<br />
hat darum einen enormen<br />
Einfluss auf die Gesamtentwicklung<br />
der Rockmusik.<br />
Dies gilt auch für SWEETHEART OF THE<br />
RODEO<br />
– das ursprüngliche Einzelalbum wurde mittels Bonus-Tracks<br />
zur Doppel-CD erweitert. Neu-Byrd Gram<br />
Parsons sorgte für<br />
den<br />
folgenreichen Innovationsschub:<br />
Er vermählte konsequent<br />
Rock und Country,<br />
und zwar als Liebesheirat,<br />
nicht als Vernunftehe. Wie<br />
reif sein Konzept bereits<br />
war, ist hier besser denn je<br />
überprüfbar, denn die CDs<br />
bieten das Originalalbum<br />
plus<br />
Bonus-Tracks (mit<br />
dem unveröffentlichten "All<br />
I Have Are Memories" mit Kurzzeit-Drummer Kevin<br />
Kelley als Sänger). Hinzu kommen 14 unveröffentlichte<br />
„working demos, outtakes und rehearsal versions"<br />
(Instrumentals und Tracks vom März bis Mai<br />
1968, mit Gram Parsons als Sänger) sowie sechs auf<br />
Singles oder<br />
dem<br />
Album SAFE AT HOME (LHI Records)<br />
veröffentlichte fent<br />
Songs von Parsons' vorheriger<br />
Gruppe pe <strong>The</strong><br />
International na<br />
Submarine Band, mit der er<br />
maßgebliche Grundlagen des Country-Rock schuf.<br />
Musikalischer Wert: erheblich besser als<br />
herausragend<br />
Sammelwert: unverzichtbar<br />
Das einstige Vinyl-Doppelalbum<br />
pe<br />
(und<br />
die<br />
ursprüngliche<br />
rüng<br />
CD)<br />
UNTITLED wurde 2000<br />
zur Doppel-CD UNTITLED/<br />
UNISSUED erweitert. CD 1<br />
präsentiert die 16 originalen<br />
Live- und Studio-<br />
Aufnahmen, CD 2 immerhin<br />
14 zuvor unveröffentlichte te Alternativen.<br />
ti<br />
Musikalischer Wert: hoch bis sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11
FIFTH DIMENSION enthält mit "Eight Miles High"<br />
und dem mega-ergreifenden Anti-A<strong>to</strong>mkriegssong "I<br />
Come And Stand At Every Door", der seltsamerweise<br />
nicht zur weltweiten Protesthymne avancierte, zwei<br />
der besten <strong>Byrds</strong>-Songs. Überragend rage<br />
sind ferner "I See<br />
You" (von Yes meisterhaft<br />
gecovert) und "Mr. Spaceman".<br />
Es gibt aber auch<br />
einige schwächere Tracks,<br />
wie die nicht überzeugende<br />
Version von "Hey Joe", die<br />
überproduzierte Weise "Wild<br />
Mountain Thyme" und "2-<br />
4-2 Fox (<strong>The</strong> Lear Jet Song)". Die Querelen el<br />
en um den<br />
Abgang von Gene Clark waren eindeutig eine personelle<br />
Schwächung.<br />
Als Ergänzung gibt es mit ANOTHER DIMEN-<br />
SION (Sundazed) eine 10"-Vinyl-Doppel-LP mit<br />
alternativem Material: Instrumentalversionen, längere<br />
Fassungen und Versionen ohne Overdubs.<br />
Musikalischer Wert: mittel bis unverzichtbar<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
THE NOTORIOS BYRD BROTHERS, ein stilistisch etwas<br />
„umherirrendes" Album, BALLAD OF EASY RI-<br />
DER und BYRDMANIAX enthalten super Songs wie<br />
"Goin' Back", "Wasn't Born<br />
To Follow", "Ballad Of Easy<br />
Rider", die gospeligen Nummern<br />
"Jesus Is Just Alright"<br />
und "Glory, Glory" sowie "I<br />
Wanna Grow Up To Be A Politician",<br />
aber auch einige Füller.<br />
Substanz und fester Wille<br />
reichten offenbar nicht mehr<br />
für permanente Höchstleistungen<br />
…<br />
DR. BYRDS & MR. HYDE<br />
ist das einzige Album mit John<br />
York am Bass. Klassesongs:<br />
"This Wheels On Fire", "Drug<br />
S<strong>to</strong>re Truck Drivin' Man" und<br />
"Bad Night At <strong>The</strong> Whiskey";<br />
die restlichen Tracks kommen<br />
nicht ganz auf die Beine, und<br />
aus "My Back Pages", "B.J.<br />
Blues" und "Baby What You<br />
Want Me To Do" ein Medley<br />
zu basteln, war auch nicht die<br />
beste Idee.<br />
Musikalischer Wert: mittel bis hoch<br />
Sammelwert: fast noch hoch<br />
FARTHER ALONG war der Schwanengesang. Richtig<br />
gute Songs von bleibendem Wert: McGuinns<br />
"Tiffany Queen", der von Clarence White arrangierte<br />
Titeltrack, Skip Battins Bluegrass-Muntermacher<br />
"America's Great National<br />
Pasttime" und die countrysoulige<br />
Adaption von "So<br />
Fine" (Johnny Otis). Für<br />
50 Prozent der Fans insgesamt<br />
das schwächste <strong>Byrds</strong>-<br />
Album und die Andeutung,<br />
dass die Zeichen auf getrennte<br />
Wege wiesen. Für die andere e Fanhälfte hat<br />
diese – gemessen an den Möglichkeiten ihrer Musiker<br />
– zweitbeste <strong>Byrds</strong>-Inkarnation aller Zeiten einfach<br />
zu früh das Handtuch geworfen.<br />
Musikalischer Wert: mittel<br />
Sammelwert: mittel<br />
Die Columbia-Jahre<br />
– Kompilationen<br />
In einer schwarzen Hochformat-<br />
Box erschien 1990 die opulente<br />
Werkschau THE BYRDS – COLUM-<br />
BIA / LEGACY 4 COMPACT DISCS,<br />
angepriesen als ultimative Edition<br />
mit „over 4 hours of music – 90<br />
songs, containing all <strong>the</strong>ir chart hits<br />
plus ..." und ausgestattet mit einem<br />
56-seitigen Booklet. Enthalten ist<br />
tatsächlich eine kaum zu beanstandende<br />
Auswahl der besten Tracks aller elf Originalal-<br />
inalal<br />
ben. Hinzukommen sieben bis 1990 unveröffentlichte<br />
Songs und weitere zehn in abweichenden Versionen.<br />
Highlights sind freilich zwei 1990 bei einer „Roy Orbison<br />
Tribute"-Show aufgenommene Tracks, und vor<br />
allem vier 1990 in Nashville von Roger McGuinn mit<br />
Chris Hillman, David Crosby und weiteren Musikern<br />
eingespielte Nummern, die das Resultat einer dritten,<br />
leider nur kurzzeitigen <strong>Byrds</strong>-Reunion waren.<br />
2006 kam dann die rote<br />
Hochformat-Box THERE IS A<br />
SEASON in den Handel. Inhalt:<br />
Eine 10-Track-DVD, ein 100-seitiges<br />
Booklet und vier CDs mit<br />
99 Tracks, von denen die meisten<br />
auch auf der schwarzen Box zu<br />
finden sind. Doch immerhin wurden<br />
29 (!) Songs, darunter auch<br />
die 1990er 90er<br />
Einspielungen ie<br />
(außer "Path Of Vic<strong>to</strong>ry"),<br />
überhaupt nicht übernommen, und bei weiteren 22 (!)<br />
fanden an anderen Tagen entstandene, abweichende<br />
Fassungen (teils mit anderen Laufzeiten) Verwendung.<br />
Musikalischer Wert beider Boxen: sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch bis unverzichtbar<br />
Von besonderem eremem (Sammel-)Wert<br />
ist das Vinyl-<br />
Doppelalbum THE COLUM-<br />
BIA SINGLES '65–'67<br />
(Sundazed) mit 30 essenziellen<br />
Titeln, sämtlich in<br />
Mono.<br />
Freunde<br />
optimierten<br />
ten<br />
Natürlich existiert jede Menge<br />
„Very-Best-Of-Greatest-<br />
Super-Hits"-Kopplungen.<br />
Sie können aus Platzgründen<br />
hier nicht aufgelistet<br />
werden. Nur soviel: Die beste<br />
Einzel-CD ist THE VERY<br />
BEST OF THE BYRDS (UK<br />
1997) mit immerhin 27<br />
Tracks. Eine gute Wahl ist<br />
auch die Doppel-CD THE<br />
ESSENTIAL BYRDS (2011)<br />
mit 46 Tracks.<br />
Klangs können die SACD<br />
GREATEST HITS (14 Tracks)<br />
erwerben.<br />
Für Sammler enorm<br />
interessant ist die fünf<br />
Singles umfassende Pappbox<br />
CANCELLED FLYTES (Sundazed, ebenfalls mono). Zu<br />
hören sind für Singles vorgesehene Aufnahmen, die<br />
kurzfristig zugunsten von<br />
Versionen verworfen wurden,<br />
denen man bei Columbia<br />
ein noch größeres Hit-<br />
Potenzial zutraute.<br />
Die zahlreichen <strong>Byrds</strong>-<br />
Cover-Versionen von Dylan-<br />
Songs wurden mehrfach<br />
verkoppelt. Die beste e Zusammenfassung bietet THE<br />
BYRDS PLAY THE SONGS<br />
OF BOB DYLAN (1999) mit<br />
20 Tracks.<br />
An beinharte Sammler<br />
wenden sich die vier vorzüglich<br />
aufgemachten Vinylalben<br />
der Sundazed-Serie<br />
SANCTUARY mit 49 Aufnahmen:<br />
alternative oder akustische Versionen und<br />
Mixe, eine Studiofassung von "Lover Of <strong>The</strong> Bayou",<br />
Instrumentaltracks, Singlesfassungen und auch sieben<br />
anderweitig nicht erhältliche Aufnahmen.<br />
Musikalischer Wert: sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
Deutlich zu mager fallen<br />
dagegen frühere offizielle<br />
Grundversorgungs-CDs wie<br />
zum Beispiel GREATEST<br />
HITS (1988) und THE BEST<br />
OF THE BYRDS – GREATEST<br />
HITS VOL. II (1995) aus. Sie<br />
enthalten ten jeweils läppische<br />
elf (!) Tracks und werden<br />
derzeit als gebrauchte CDs<br />
zum Teil für Centbeträge (!)<br />
angeboten. Für (ganz) sparsame<br />
Mitmenschen reichen<br />
derartige – nach heutigem<br />
Stand indiskutable – Editionen<br />
vielleicht aus.<br />
Musikalischer i rWert<br />
Wert: :sehr<br />
hoch<br />
Sammelwert: sehr niedrig<br />
Neue Anläufe<br />
Die Reunion der <strong>Byrds</strong> in<br />
der Urbesetzung 1973 erbrachte<br />
leider nur ein Album:<br />
BYRDS (Elektra) enthält<br />
je zwei Kompositionen<br />
von McGuinn, Clark, Crosby<br />
und Hillman (nur Drummer<br />
Clarke hielt sich raus) sowie<br />
drei gecoverte er<br />
Songs von<br />
Neil Young bzw. Joni Mitchell.<br />
Eindruck: Sie hatten nichts verlernt und nichts<br />
dazugelernt.<br />
Als Quasi-<strong>Byrds</strong> muss man die 1979 bis 1981 aktive<br />
Formation McGuinn, Clark & Hillman ansehen.<br />
Auf ihrem ersten, ziemlich mainstreamigen m n Album<br />
McGUINN, CLARK & HILL-<br />
MAN blieben sie unter ihren<br />
Möglichkeiten, ebenso auf<br />
CITY, dem zweiten. Platte<br />
drei McGUINN-HILLMAN<br />
bestritten die Genannten<br />
allein mit fähigen Helfern<br />
wie Wayne Perkins und<br />
John Sambataro. Eher solide Musik, der der<br />
allerletz-<br />
letz<br />
te Kick leider fehlte. Die drei Platten sind auch als<br />
Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Doppel-CD THE CAPITOL COLLECTION (Acadia) zu<br />
haben.<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch plus<br />
Sammelwert: mittelhoch plus<br />
(Die <strong>Byrds</strong>-Wiedervereinigung 1990 wird unter KOM-<br />
PILATIONEN angesprochen).<br />
Ersatz-<strong>Byrds</strong> in den Eighties<br />
Immer wieder tauchen meist extrem preiswerte, nicht<br />
auf Columbia/Sony erschienene CDs mit weitgehend<br />
identischen Tracks auf. Die Booklets zeigen die <strong>Byrds</strong><br />
und geizen systematisch mit Angaben über Besetzungen<br />
und Aufnahmetermine. Zu hören sind Versionen<br />
von <strong>Byrds</strong>-Hits und deutlich schwächere Songs,<br />
die ein gewisser Pat Robinson allein oder mit den Ex-<br />
<strong>Byrds</strong> Gene Clark und John York komponierte, mit<br />
denen er die Gruppe CRY (Clark-Robinson-York) als<br />
eine Art <strong>Byrds</strong>-Ersatz gegründet hatte. Bei den Einspielungen<br />
en wirkten auch Nicky Hopkins, Rick Danko,<br />
Billy Darnell, Le Roy P. Marinell<br />
und Greg Thomas mit.<br />
Im erweiterten Sinn<br />
sind auch dies also <strong>Byrds</strong>-<br />
Arbeiten, was au<strong>to</strong>matisch<br />
bedeutet, dass keineswegs<br />
nur musikalischer Müll ertönt.<br />
"Eight Miles High",<br />
"Turn! Turn! Turn!" oder<br />
"All I Really ly<br />
Want To Do"<br />
kommen in durchaus anhörbaren<br />
Fassungen, der<br />
Rest ist eher für Komplettsammler<br />
interessant. Die<br />
sollten sich für das Doppelalbum<br />
THE BYRDS MOST<br />
FAMOUS HITS – THE AL-<br />
BUM (MCPS) mit 36 Tracks,<br />
IT'S ALL IN YOUR EYES (MCPS) oder THE ALTERNA-<br />
TIVE TAKES (Laserlight) interessieren.<br />
Musikalischer Wert: stark schwankend<br />
Sammelwert: Geschmackssache<br />
Seriöser Sammels<strong>to</strong>ff<br />
Aus sauberer Quelle stammt<br />
die CD NEVER BEFORE<br />
(Murray Hill) von 1989 mit<br />
17 Alternativversionen, Hitmixes<br />
und auch weniger<br />
bekannten Songs, alle (zumindest)<br />
bis dahin unveröffentlicht.<br />
Musikalischer Wert: :hoch<br />
bis ssehrsehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
Inhaltlich ähnlich liegt der<br />
Fall bei NEVER EVER BE-<br />
FORE (Whoopy Cat), allerdings<br />
finden hier auch<br />
offenbar „aus dem Archiv<br />
abgezweigte" Komplett-<br />
Tracks und Entwürfe ihren<br />
Platz. "Mr.Tambourine<br />
Man" kommt<br />
mt in elf Anläufen als „work in progress".<br />
Musikalischer Wert: stark schwankend<br />
Sammelwert: hoch (für Komplettisten)<br />
Noch deutlicher auf den Sammlermarkt zielen die<br />
aus Australien stammenden Sampler BYRD PARTS<br />
und BYRD PARTS 2 (beide Raven) mit Aufnahmen<br />
der <strong>Byrds</strong> und ihres Umfeldes; dabei ist fast durchweg<br />
ein imponierend hohes<br />
Niveau erreicht worden. Der<br />
Untertitel verrät: „Oddities,<br />
Curios, Rarities & Essentials<br />
By Members Of <strong>The</strong> <strong>Byrds</strong>,<br />
Alone Or Toge<strong>the</strong>r". Auf<br />
Folge 1 befinden sich 24<br />
Tracks: nur einer unveröffentlicht, aber dafür gibt<br />
es eine David-Crosby-Single von 1963, eine<br />
Single<br />
der Beefeaters (wie sich die<br />
<strong>Byrds</strong> 1964 kurz nannten),<br />
Kooperationen zwischen<br />
Fred Neil & Gram Parsons<br />
und Ry Cooder & Clarence<br />
White, Songs der International<br />
Submarine Band<br />
und Skip Battins geniales<br />
kleines Lied "Captain Video". Folge 2 enthält frühe<br />
Aufnahmen der <strong>Byrds</strong> aus der Zeit, als sie noch <strong>The</strong><br />
Jet Set hießen sowie Solo-Arbeiten von McGuinn,<br />
Clark und Crosby, darunter eine flinke Version des<br />
Youngbloods-Hits "Get Toge<strong>the</strong>r" und eine zu Herzen<br />
gehende Fassung von "Knockin' On Heaven's<br />
Door". Ferner gibt es Songs, bei denen einzelne <strong>Byrds</strong><br />
als Gäste mitmischen, so Judy Collins' <strong>to</strong>lle Version<br />
von "Turn! Turn! Turn!" mit McGuinns Banjobegleitung<br />
und "Jokers Are Wild" von den Tex<strong>to</strong>nes mit<br />
Gene Clark. Fünf Tracks sind unveröffentlicht, fünf<br />
weitere erleben ihre CD-Premiere, und die übrigen<br />
stammen zumeist auch von raren Platten wenig bekannter<br />
Künstler wie Johnny Darrell oder <strong>The</strong> City<br />
Surfers. Absoluter Höhepunkt der gut kommentierten<br />
Sammlung ist Gene Clarks Klassiker "Tried So Hard"<br />
in der Version der Flying Burri<strong>to</strong> Bros. mit Clark als<br />
gastierendem Bass-Sänger.<br />
Musikalischer Wert: hoch bis sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
Sammelhinweise: "Child Of <strong>The</strong> Universe" vom<br />
Soundtrack CANDY sowie "Mr. Tambourine Man"<br />
und "Roll Over Beethoven" vom Soundtrack BANJO-<br />
MAN finden sich auf der Box THERE IS A SEASON.<br />
Live<br />
Die <strong>Byrds</strong> haben nur relativ wenige Live-Aufnahmen<br />
veröffentlicht und konnten n mit<br />
ihren Konzertmit-<br />
t<br />
schnitten nicht immer die<br />
Klasse der Studio-Arbeit<br />
bestätigen. Ausnahmen<br />
sind natürlich LIVE AT<br />
THE FILLMORE FEBRUARY<br />
1969 und die Liveteile von<br />
UNTITLED/UNISSUED. Die<br />
besten en Arbeiten wurden mit<br />
einzelnen elne<br />
n Livetracks der<br />
Boxen<br />
THE BYRDS und THERE<br />
IS A SEASON zu SETLIST:<br />
THE VERY BEST OF THE<br />
BYRDS LIVE (2011) verbunden.<br />
Hoher dokumentarischer<br />
Wert kommt den<br />
sieben en<br />
<strong>Byrds</strong>-Aufnahmen von der Vier-CD-Box MON-<br />
TEREY INTERNATIONAL POP<br />
FESTIVAL JUNE 16–18 1967<br />
(Salvo) zu.<br />
Bemerkenswert ist die<br />
Doppel-CD 3 BYRDS LAND IN<br />
LONDON (Strange Fruit) mit<br />
Aufnahmen der Chris Hillman<br />
Band, Roger McGuinn's<br />
Thunderbyrd sowie von Mc-<br />
Guinn, Hillman, Clark und<br />
Gene Clark solo.<br />
LIVE AT ROYAL ALBERT<br />
HALL 1971 (Sundazed) enthält<br />
eine Mixtur aus Hits<br />
("Mr. Tambourine Man", „Eight Miles High") und<br />
gemischter<br />
Top-Ware ("Lover<br />
Of <strong>The</strong> Bayou", "Amazing<br />
Grace").<br />
Erst kürzlich erschien<br />
STRAIGHT FOR THE SUN<br />
–<br />
1971 COLLECTED RADIO<br />
BROADCAST (All Access).<br />
Zu hören sind starke Titel<br />
wie "Chestnut Mare", "I Wanna Grow Up To Be A<br />
Politician" und "Tiffany Queen". Ergänzt werden sie<br />
durch Klassiker wie "Mr. Spaceman", "So You Want<br />
To Be A Rock'n'Roll Star"<br />
und eine 9:38-minütige<br />
Fassung des unzerstörbaren<br />
"Eight Miles<br />
High". Diese CD ist somit<br />
unterm Strich weit<br />
mehr als ein gelungener<br />
Konzertschnappschuss;<br />
vielmehr zeigt sie gigantische <strong>Byrds</strong><br />
auf<br />
einem em Schaffenshöhepunkt.<br />
Das Material von THE BYRDS LIVE (Immortal)<br />
stammt aus den Jahren 1965 bis 1971 und 1990 und<br />
ist recht bunt<br />
gemischt. "Eight Miles High" ist als<br />
zehnminütiger<br />
„Instrumental<br />
Jam" mit langen<br />
Bass-Schlagzeug-Improvisationen<br />
(1970) und als<br />
Halb-Playbacksong aus<br />
einer TV-Show (1967)<br />
zu hören. Dies gilt auch<br />
für "<strong>The</strong> Times <strong>The</strong>y<br />
Are A Changin'" n'" (1965) und<br />
"So You Want To Be<br />
A Rock'n'Roll Star" (1967). Bei zwei auf dem Lande<br />
entstandenen Titeln, "Nothin' To It" und "You Ain't<br />
Goin' Nowhere", wirkt der Country-Banjo-Mann Earl<br />
Scruggs mit (1969); bei "Mr. Tambourine Man" und<br />
"He Was A Friend Of Mine" ist Bob Dylan mit von der<br />
Partie (1990).<br />
Musikalischer Wert: schwankend, aber mindestens<br />
akzeptabel und mitunter richtig gut<br />
Sammelwert: insgesamt hoch<br />
Sonstiges<br />
Zu den Höhepunkten des Soundtracks des Kultfilms<br />
„Easy Rider" (MCA) gehören zwei McGuinn-Tracks<br />
– "It's Alright Ma<br />
(I'm Only Bleeding)" und "Ballad<br />
Of Easy Rider" in deutlich<br />
anderer Version als auf dem<br />
<strong>Byrds</strong>-Album sowie "Wasn't<br />
Born To Follow".<br />
1969 erschien HAP-<br />
PENS (Rev-Ola), ein gutes,<br />
teils folkiges, teils psychedelisiertes,<br />
erte<br />
von<br />
Jim<br />
Dickson<br />
produziertes Album des britischen<br />
Schauspielers David<br />
Hemmings (Hauptdarsteller<br />
im Kultfilm „Blow Up")<br />
mit den <strong>Byrds</strong> als Begleitern.<br />
Hemmings macht als<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> 13<br />
■ Seite
Sänger keine schlechte Figur. Von den neun Songs<br />
haben McGuinn, Hillman und Clark fünf (mit-)komponiert.<br />
Hinzukommen eine herrliche Version von<br />
Tim Hardins "Reason To Believe", ein Traditional und<br />
zwei Songs von Bill Martin.<br />
Musikalischer Wert: mittel bis hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
… und weiter gehen die Flüge !<br />
Alle fünf Ur-<strong>Byrds</strong> waren nach ihrem Abschied von<br />
der Gruppe aktiv.<br />
Roger McGuinn<br />
Relativ übersichtlich ist das<br />
Solowerk des „Ober-<strong>Byrds</strong>".<br />
McGuinn blieb zunächst<br />
bei Columbia und veröffentlichte<br />
zwischen 1973<br />
und 1976 die Alben RO-<br />
GER McGUINN, PEACE ON<br />
YOU, ROGER McGUINN<br />
& BAND und CARDIFF<br />
ROSE. Sie enthalten alle<br />
im Wesentlichen die Weiterführung<br />
ru<br />
des<br />
<strong>Byrds</strong>-Sounds, d verkauften sich nicht<br />
gerade übermäßig gut und<br />
wurden mehrfach auf CD<br />
veröffentlicht.<br />
Das musikalische Niveau<br />
schwankt ein wenig.<br />
Im Lauf der Zeit hat sich<br />
die Fangemeinde darauf<br />
geeinigt, g dass ROGER Mc-<br />
GUINN (mit<br />
"Bag Full<br />
Of Money", "M'linda" und<br />
"<strong>The</strong> Water Is Wide") und<br />
CARDIFF ROSE (mit "Peace<br />
On You", dem Joni-Mitchell-Cover<br />
"Dreamland"<br />
und "<strong>The</strong> Lady") die wohl<br />
stärksten Arbeiten sind.<br />
Knapp dahinter rangieren die beiden anderen Alben.<br />
Dieses Werkquartett wurde auch auf zwei Twofer-<br />
CDs veröffentlicht.<br />
entl<br />
Komplettsammler<br />
bevorzugen die Editionen<br />
auf Sundazed, die<br />
jeweils einen oder zwei<br />
Bonus-Tracks<br />
enthalten<br />
(Unveröffentlichtes, Live,<br />
Demos – nicht gerade<br />
essenzieller S<strong>to</strong>ff), aber<br />
ungleich teurer sind<br />
als<br />
die Columbia-Produkte!<br />
Wer mehr auf Werksverdichtungen steht, ist auch<br />
mit BORN TO ROCK'N'ROLL (20 Tracks) seriös versorgt.<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch bis hoch<br />
Sammelwert: mittelhoch bis hoch<br />
THUNDERBYRD entstand 1977 mit neuen Musikern<br />
und frischem Schwung. Top-Titel sind „Dixie<br />
Highway", "I'm Not Lonely Anymore" und vor allem<br />
Tom Pettys frühe Genietat<br />
"American Girl", meisterlich<br />
gecovert. Die Truppe<br />
trat sogar im „Rockpalast"-<br />
Festival der ARD auf, aber<br />
eine nachhaltige Karriere<br />
gelang nicht.<br />
Musikalischer sche<br />
rWert: mittelhoch bis hoch<br />
Sammelwert: mittelhoch bis hoch<br />
Nach endloser Pause – in den 80ern hatte McGuinn<br />
keinen Plattenvertrag (!), trat aber mit Bob Dylan<br />
und als Solist live auf und<br />
half bei anderen Musikern<br />
aus – erschien 1991 BACK<br />
FROM RIO (Arista): ein<br />
Paukenschlag-Comeback<br />
mit "King Of <strong>The</strong> Hill", "<strong>The</strong><br />
Trees Are All Gone" und "If<br />
We Never Meet Again" als<br />
Highlights. Unter den Begleitmusikern: ik<br />
ern: Crosby, Hillman,<br />
Tom Petty, Elvis Costello ...<br />
Ähnlich gut geriet 2004 LIMITED EDITION (AFP)<br />
mit neuen McGuinn-Songs, Traditionals und einer Verbeugung<br />
vor George Harrison ("If I Needed Someone").<br />
Musikalischer Wert: hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
Roger McGuinn befasst sich<br />
seit Mitte der Neunziger<br />
primär damit, Folksongs vor<br />
dem Vergessen zu bewahren.<br />
Nachdem er zunächst<br />
mp3-Fans mehrere Folgen<br />
der Serie McGUINN'S FOLK<br />
DEN als Downloads anbot,<br />
erschien en 2005 die Vier-CD-<br />
Box THE FOLK DEN PRO-<br />
JECT (April First <strong>Music</strong>) mit<br />
100 Tracks.<br />
Schon 2001 war als<br />
„offizieller Appetitanreger"<br />
TREASURES FROM THE<br />
FOLK DEN<br />
(Hypertension)<br />
ensi<br />
auf den Markt gekommen;<br />
en<br />
hier machte sich McGuinn<br />
mit Kolleg(inn)en wie Joan<br />
Baez, Pete Seeger, Odetta<br />
und Judy Collins über<br />
Folkschätze her.<br />
Sein letzter Streich in<br />
Sachen puristischen Bewahrungseifers<br />
ist CCD (April First), eine<br />
CD mit 23<br />
Seemannsliedern.<br />
Musikalischer Wert: sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
Live gibt es von McGuinn (neben etlichen Bootlegs)<br />
leider er nur<br />
zwei Scheiben. en LIVE FROM MARS (Hollywood<br />
Records, 1998) bietet<br />
im Wesentlichen Klassiker<br />
von "Mr. Tambourine<br />
Man" bis "King Of <strong>The</strong><br />
Hill" in ordentlichen Versionen<br />
an. Interessanter<br />
sind zwei Studiotracks mit<br />
den<br />
Jayhawks-Musikern<br />
Gary<br />
Louris und Marc<br />
Pearlman. Leider blieb eine<br />
vertiefte Zusammenarbeit aus.<br />
Auf LIVE FROM SPAIN (Sundazed, 2008)<br />
überzeugt McGuinn als Saitenfuchs par excellence<br />
ebenfalls mit Klassikern –<br />
allerdings lässt die Klangqualität<br />
Wünsche offen.<br />
Musikalischer Wert:<br />
hoch bis sehr hoch<br />
Sammelwert: letztlich hoch<br />
Neuestes Liveprodukt ist die Doppel-CD STORIES,<br />
SONGS & FRIENDS (April First <strong>Music</strong>). McGuinn gab<br />
letztes Jahr ein Konzert zu Ehren seinerer 102-jährigen<br />
Mutter und spielte natürlich<br />
reichlich Songs der<br />
<strong>Byrds</strong>-Zeit wie "Eight Miles<br />
High", "Bells Of Rhymney",<br />
"Turn!, Turn!, Turn!", "Feel<br />
A Whole Lot Better", "My<br />
Back Pages“ und den unvermeidlichen<br />
"Mr. Tambourine<br />
Man". Dazu gibt es eine DVD. D<br />
McGuinn<br />
erzählt aus seinem Leben, und Kollegen wie Bruce<br />
Springsteen, Tom Petty und Chris Hillman lassen sich<br />
über ihn aus.<br />
David Crosby<br />
Er hat nach den <strong>Byrds</strong> mit<br />
Stephen Stills, Graham Nash<br />
und Neil Young – mal im<br />
Trio, im Quartett und Duo<br />
– die kommerziell mit Abstand<br />
ertragreichste Karriere<br />
gemacht, die natürlich auch<br />
eine große Anzahl Platten<br />
abgeworfen hat. Dies ist<br />
jedoch eine (hier zu) umfangreiche<br />
Extra-S<strong>to</strong>ry. Daher<br />
nur der kurze Hinweis auf die wenigen „echten"<br />
Solo-Arbeiten:<br />
IF I COULD ONLY REMEMBER MY NAME (Atlantic,<br />
1971) sollte man in der 2006er Version im<br />
Regal haben, denn da gibt es noch den Bonus-Track<br />
"Kids & Dogs". Die Platte<br />
gilt als hervorragendes Beispiel<br />
für stilistisch offenen,<br />
merkwürdig schwebenden<br />
Westcoast-Rock; sie entfaltet<br />
– in der richtigen Stimmung<br />
gehört – einen verbal<br />
kaum beschreibbaren Sog.<br />
Die Kombination ion von <strong>Byrds</strong>-Musik mit Elementen<br />
ente<br />
n<br />
der Grateful Dead „hat<br />
was". Wo der derzeit angesagte<br />
Jonathan Wilson<br />
seine Quelle hat, wird hier<br />
sehr deutlich!<br />
Ähnliche Qualitäten<br />
hat THOUSAND ROADS<br />
(Warner, 1993).<br />
Musikalischer is<br />
rWert: :hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
Nicht so überzeugend: OH<br />
YES I CAN (One Way) von<br />
1989.<br />
Musikalischer Wert:<br />
allenfalls mittelhoch<br />
Sammelwert:<br />
knapp mittelhoch<br />
Erst kürzlich erschien CROZ (Ryko/Warner), ein typisches<br />
Alterswerk, das insgesamt behutsamer und<br />
weniger prägnant klingt als IF I COULD ... , wenn-<br />
Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
gleich die grundsätzliche<br />
Ausrichtung gleich geblieben<br />
ist.<br />
Musikalischer Wert:<br />
knapp mittelhoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
Erstaunlich ist Crosbys Werk mit seinem Sohn James<br />
Raymond und dem Sessiongitarristen Jeff Pevar.<br />
Das Trio veröffentlichte<br />
die Livescheiben LIVE AT<br />
CUESTA COLLEGE (1998)<br />
und LIVE<br />
AT THE WILTERN<br />
heute noch als Vinyl-Only-Edition erhältlich, erschien<br />
aber nicht als CD.<br />
Zu den Alltime-Highlights des Country-Rock gehören<br />
THE FANTASTIC AS<br />
TIC EXPEDITION OF<br />
DILLARD &<br />
CLARK und<br />
THROUGH<br />
THE MOR-<br />
N<br />
I N G<br />
TROUGH<br />
THE NIGHT<br />
(Twofer-CD<br />
auf A&M), die leider einzigen Alben mit dem Multi-<br />
Instrumentalisten Doug Dillard als kongenialem Clark-<br />
Partner.<br />
Große Klasse vermitteln auch die beiden folgenden<br />
e Solo-Alben auf A&M. WHITE LIGHT (mit fünf<br />
Aus der Zusammenarbeit<br />
mit Carla Olson (CD: SO<br />
REBELLIOUS A LOVER; Fuel,<br />
1986) sechs Bonus-Tracks)<br />
hätte mehr werden können,<br />
aber …<br />
Musikalischer Wert: :m<br />
mittelhoch bis sh<br />
hoch<br />
Sammelwert: insgesamt recht hoch<br />
Aus Clarks Zeit mit Pat Robinson<br />
(siehe „Ersatzbyrds in<br />
den Eighties") stammen die<br />
14 Tracks auf UNDER THE<br />
SILVERY MOON (Delta Deluxe,<br />
2003).<br />
Musikalischer Wert:<br />
stark schwankend<br />
Sammelwert: Geschmackssache<br />
(1999, beide Samson <strong>Music</strong>)<br />
sowie die Studiowerke<br />
CPR (Samson, 1998) und<br />
JUST LIKE GRAVITY (Gold<br />
Circle, 2001). Durchweg solider Westcoast-Rock, ck dem<br />
der Altersunterschied der Beteiligten nicht anzumerken<br />
ist.<br />
Musikalischer Wert: mittel bis hoch<br />
Sammelwert: mittel bis fast hoch<br />
Ausgesprochen<br />
empfehlenswert<br />
für Intensivsammler<br />
ist die<br />
3-CD-Edition VOYAGE<br />
(Atlantic, 2006). Unter<br />
den 52 Tracks aus allen<br />
Schaffensperioden<br />
finden<br />
sich immerhin 15<br />
unveröffentlichte entl<br />
Alternativversionen und Demos!<br />
Musikalischer Wert: insgesamt sehr hoch<br />
Sammelwert: hoch bis sehr hoch<br />
Gene Clark<br />
Die allgemein vorherrschende<br />
Meinung, dass Gene Clark<br />
der talentierteste Komponist<br />
aller <strong>Byrds</strong> war, trifft zu. Sein<br />
Solowerk unterstreicht dies.<br />
Gleich das Debüt GENE<br />
CLARK WITH THE GOSDIN<br />
BROTHERS gelang trefflich.<br />
Die 2007er Edition auf<br />
Sundazed ist wegen sechs<br />
Bonus-Tracks und gutem<br />
Booklet anderen vorzuziehen! Sammlerhinweis: 1972<br />
erschienen dieselben Aufnahmen parallel auch als LP<br />
COLLECTORS SERIES: EARLY L.A. SESSIONS mit nur<br />
zehn Tracks statt elf.<br />
Sie<br />
ist<br />
Bonus-Tracks) und ROAD-<br />
MASTER enthalten fast ausschließlich<br />
Clark-Originale,<br />
die seine deutlich positive<br />
Entwicklung als Songschreiber<br />
belegen.<br />
Eine feine Ergänzung<br />
dazu: HERE<br />
TONIGHT / THE WHITE LIGHT SESSIONS<br />
(Universal, 2013).<br />
Musikalischer Wert: sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
Ein echtes Titanenwerk folgte 1974: NO OTHER<br />
(Warner) r) gehört für viele zu den 20 besten Rockalben<br />
aller Zeiten. Clark gelang<br />
vollendeter<br />
Country-Folk-<br />
Rock auf dem Weg in den<br />
Olymp. Songs wie Denkmäler,<br />
Stimmungen zwischen<br />
fiebrig, treibend und tiefenentspannt.<br />
Dazu an Begleitmusikern<br />
das Beste, was die<br />
Westküste ste bot und eine rasiermesserscharfe Produktion.<br />
Sieben Bonus-Tracks.<br />
Musikalischer Wert: unverzichtbar<br />
Sammelwert: unverzichtbar<br />
Danach setzte eine – relative – Abwärtsbewegung ein.<br />
Clark gelangen durchaus noch solide Alben, die gut<br />
sind, aber<br />
nicht mehr herausragend.<br />
Das gilt für TWO SIDES<br />
TO EVERY STORY (Polydor,<br />
1977) ebenso wie für FIRE-<br />
BYRD (Takoma, 1984). Die<br />
beste Edition dieses Albums<br />
–<br />
drei Bonus-Tracks! – erschien<br />
2000 auf Edsel unter<br />
dem Titel THIS BYRD HAS<br />
FLOWN.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> 15<br />
■ Seite<br />
Trotz qualitativer Schwankungen generell hörenswert<br />
sind die Livescheiben SILVERADO '75 LIVE & UNRE-<br />
LEASED (Collec<strong>to</strong>r's Choice), LIVE AT<br />
EBBET ET FIELD<br />
D E N V E R<br />
(Plastic Soho/<br />
H'ART) sowie<br />
SILHOUET-<br />
TED IN LIGHT<br />
(Demon) und<br />
IN CONCERT<br />
(Collec<strong>to</strong>r's<br />
<strong>Music</strong>), beide<br />
mit Carla Olson.<br />
Als Gene<br />
Clark & Friends<br />
Natürlich gibt<br />
es auch Anthologien<br />
mit<br />
Querschnitten<br />
durch Clarks<br />
Schaffen. Erste<br />
Sahne ist die<br />
Twofer-CD<br />
FLYING HIGH<br />
(A&M). Aber<br />
auch AMERI-<br />
CAN DREAMER<br />
1964–19741 974<br />
erschien en 20th ANNIVERSARY<br />
NIVE<br />
ARY<br />
TRIBUTE TO THE BYRDS – 26th<br />
April 1985 University Of Arizona,<br />
Flagstaff, Az (Floating World).<br />
Musikalischer Wert:<br />
insgesamt recht hoch<br />
Sammelwert: insgesamt recht hoch<br />
und GENE<br />
CLARK IN<br />
THE BYRDS<br />
1964–1973 (beide Raven) erfüllen<br />
hohe Ansprüche.<br />
Komplettsammler benötigen<br />
auch ECHOES (Columbia, 1991)<br />
der Jahre 1964 bis 1967 plus drei<br />
unveröffentlichter Tracks sowie GYP-<br />
SY ANGEL – THE GENE CLARK DEMOS 1983–1990<br />
(Evangeline), alles unveröffentlichter S<strong>to</strong>ff.<br />
Musikalischer Wert: sehr hoch<br />
Sammelwert: me<br />
sehr hoch<br />
Im nächsten Heft: die Platten von Chris<br />
Hillman und Michael Clarke, sowie den Musikern,<br />
die nach der Urbesetzung bei den <strong>Byrds</strong> spielten.
DAVE EDMUNDS<br />
Wahrheit<br />
aus erster<br />
Hand<br />
Von Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ano<strong>the</strong>r Planet <strong>Music</strong><br />
Schon seit Jahren lebt Dave Edmunds in seiner<br />
Heimat Wales im Halbruhestand, aus dem er sich<br />
zuletzt Ende vergangenen Jahres mit dem Album ...<br />
AGAIN zurückmeldete. Doch dabei wird es vorerst<br />
bleiben, wie er im <strong>GoodTimes</strong>-Interview erzählt.<br />
Und er rückt dabei auch gleich einige falsche<br />
Informationen zurecht, die über ihn kursieren.<br />
Auf deiner Facebook-Seite ist von Problemen<br />
mit dem rechten Ohr zu lesen und dass es darum<br />
vorerst keine Konzerte geben wird – was<br />
ist los?<br />
Es ist mein linkes Ohr! Damit schlage ich mich schon<br />
länger herum. Begonnen hat es vor 25, 30 Jahren.<br />
Aus irgendwelchen Gründen hat es sich verschlimmert,<br />
so dass ich allem aus dem Weg gehe, was es<br />
zusätzlich belasten könnte. Bei Konzerten bitte ich<br />
meine Band, etwas leiser zu spielen, außerdem stelle<br />
ich mich nicht mehr in die Nähe des Schlagzeugs.<br />
Die Ärzte können nicht herausfinden, woran es liegt.<br />
Und da ich schon länger auch an Tinnitus leide, habe<br />
ich beschlossen, in den nächsten Monaten nicht live<br />
zu spielen.<br />
Demnächst steht bei dir ein runder Geburtstag<br />
ins Haus ...<br />
Stimmt nicht! Ich bin schon 2013 im April 70 geworden.<br />
Vor einigen Jahren hat sich dieses falsche<br />
Datum eingeschlichen und wurde in allen möglichen<br />
Geburtstagslisten verbreitet – es gibt keine Möglichkeit,<br />
das richtigzustellen. Ich bin also schon 70 und<br />
fühle mich allmählich auch so (lacht).<br />
Lass uns dennoch einen Blick zurückwerfen<br />
– deine erste Band war ein Duo mit deinem<br />
Bruder?<br />
Nein, auch das stimmt leider nicht! Mein Bruder<br />
spielte zwar Piano, wir haben tatsächlich zusammengespielt,<br />
es gab aber nie ein Duo! Mein Bruder<br />
ist außerdem früh nach Kanada ausgewandert. Aber<br />
soweit will ich nicht zurückgehen, das war ja Mitte<br />
der 50er Jahre!<br />
Diese Zeit, der frühe Rock'n'Roll und Rockabilly<br />
haben dich aber offenbar entscheidend<br />
geprägt!<br />
Mich haben die amerikanischen Rock'n'Roll-Scheiben<br />
der späten 50er Jahre begeistert. Die hörte ich im<br />
Radio – Radio Luxemburg spielte sie zwischen sieben<br />
Uhr abends und drei Uhr morgens. Die BBC dudelte<br />
nur das, was in den Hitparaden war, das Höchste der<br />
Gefühle waren da Elvis oder die Everly Bro<strong>the</strong>rs.<br />
Stammt daher deine Vorliebe für Singles? In<br />
den Liner-Notes von … AGAIN bezeichnest du<br />
dich selbst als Singles-Enthusiast ...<br />
Die waren damals das Lebenselixier der Musikindustrie<br />
– und Alben eher eine Ansammlung unterdurchschnittlicher<br />
Songs, mit denen man die LPs um ein,<br />
zwei Hits herum auffüllte. Ich<br />
habe auch nie welche durchgehört<br />
– nur die von Otis Redding.<br />
Du schreibst im Begleittext<br />
auch, dass du nie ein kompaktes,<br />
stimmiges Album<br />
gemacht hast ...<br />
Das ist wahr! Im Grunde habe<br />
ich auch nie Alben gemacht.<br />
Wenn ich einen Hit hatte,<br />
wollte die jeweilige Plattenfirma<br />
eine LP haben. Also bin ich<br />
meine Sammlung von Songs<br />
durchgegangen, die ich zum<br />
Spaß aufgenommen hatte,<br />
weil ich einige Jahre lang viel<br />
kostenlose Studiozeit nutzen<br />
konnte. Aber ich habe viel veröffentlicht, von dem<br />
ich heute wünschte, ich hätte es lieber nicht rausgebracht.<br />
Darum entstand jetzt auch ... AGAIN. Ich<br />
hatte ein paar neue Sachen aufgenommen und mit<br />
Songs zusammengepackt, die ich wirklich liebe, aber<br />
– warum auch immer – nie veröffentlichen konnte.<br />
Wird es einen Nachfolger geben?<br />
Keine Ahnung. Ich will erst mal abwarten, ob sich ...<br />
AGAIN überhaupt verkauft – wenn nicht, würde eine<br />
neue Platte keinen Sinn machen.<br />
Dein erster Hit war "Sabre Dance" mit Love<br />
Sculpture ...<br />
Stimmt, eine ungewöhnliche Platte, die überhaupt<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
nicht in die Zeit passte – <strong>to</strong>tal abgefahren! Ich weiß<br />
auch nicht, wie ich darauf kam. John Peel spielte<br />
den Song in seiner Radioshow – wir hatten ihn ein<br />
paar Tage zuvor bei der BBC eingespielt, er hatte ihn<br />
aber vorher gar nicht gehört. Und als er ihn dann<br />
live in der Show auflegte, war er so begeistert, dass<br />
er ihn gleich noch ein zweites Mal laufen ließ: zehn<br />
Minuten "Sabre Dance" am Stück! Die Reaktionen<br />
waren so überwältigend, dass<br />
EMI uns ins Studio schickte,<br />
um es für eine Single aufzunehmen.<br />
A- und B-Seite waren<br />
in drei Stunden im Kasten, inklusive<br />
Abmischen! Manchmal<br />
wünschte ich mir, wir hätten<br />
ein bisschen mehr Zeit gehabt,<br />
um einige Dinge besser zu<br />
machen. Wir standen um neun<br />
Uhr auf der Matte, nachdem<br />
wir zuvor bis drei Uhr gefeiert<br />
hatten!<br />
Du hast später viele Kollegen<br />
produziert – was hat<br />
dich daran gereizt?<br />
Ich liebe es, Platten aufzunehmen.<br />
Ich tüftle am liebsten im<br />
Studio herum, das mache ich lieber, als live zu spielen<br />
oder zu komponieren. Als ich mit 13 die ersten<br />
Rock'n'Roll-Scheiben hörte, wusste ich schon, dass<br />
ich genau das später mal machen wollte – aufnehmen!<br />
Ich habe dabei aber immer nur mit Leuten und<br />
Musik gearbeitet, die ich persönlich auch mag, zum<br />
Beispiel die Stray Cats<br />
oder Fabulous Thunderbirds.<br />
Ich verstehe nicht,<br />
wie Produzenten an Musik<br />
arbeiten können, mit der<br />
sie selbst nichts anzufangen<br />
wissen.<br />
Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
michael des barres 150 prozent – immer!<br />
selbstbewusstsein kann man ihm nicht<br />
absprechen. „Ich mag nie in der ersten<br />
Liga der Rockheroen mitgemischt<br />
haben”, gibt Michael Des Barres (66, u.a.<br />
Ex-Silverhead, Detective, Power Station) zu,<br />
„aber wenn ich schon nicht der berühmteste<br />
Rocker bin, dann zumindest der lebendigste.<br />
Echter Rock'n'Roll stirbt uns doch seit Jahren<br />
unter den Händen weg. Denn er hatte<br />
immer was<br />
mit Drogen<br />
und Bumsen<br />
zu tun, und<br />
zwar exzessiv.<br />
Doch die<br />
junge Musikergeneration<br />
ist immer<br />
weniger bereit<br />
für extreme Erfahrungen. Entsprechend<br />
berechenbar ist ihr Sound. Ich bin der letzte<br />
wahre Rock'n'Roller!”<br />
Des Barres zog 1974 von London nach Los<br />
Angeles, wo er bis heute lebt. Doch auch<br />
er macht inzwischen Abstriche beim wilden<br />
Lifestyle: „Statt Sex mit unterschiedlichsten<br />
Bräuten und harten Drogen halte<br />
ich es heute eher mit spiritueller Liebe und<br />
gelegentlich mal einem Pfeifchen Marihuana.<br />
Die Lust an heftigen Klängen habe ich<br />
dennoch nie verloren!”<br />
Unter Beweis gestellt hat Michael Des Barres<br />
diese Feststellung auf seinem Album HOT<br />
'N STICKY LIVE, das 2013 im Viper Club in<br />
Hollywood aufgenommen wurde. One-twothree-four<br />
– los geht die Sause, es ist laut,<br />
wüst, ordinär, mitreißend. „Meine Favoriten<br />
sind die Rolling S<strong>to</strong>nes, Faces, Muddy Waters,<br />
Otis Redding, T. Rex und David Bowie”,<br />
beschreibt der Sänger seine Inspirationsquellen,<br />
„dazu noch Duran Duran<br />
und die Sex Pis<strong>to</strong>ls. Die Meute kriegt also<br />
einen Glam-Blues-Punk-Rockmix. Hauptsache,<br />
es kracht!”<br />
Krachen ließ es der durchtrainierte Beau<br />
auch „der Liebe halber”: „Dieser Frau wäre<br />
ich bis ins hinterste Buschdorf gefolgt, so<br />
verliebt war ich in sie.” Damit ist Michaels<br />
zweite Gattin gemeint, das Super-Groupie<br />
Pamela Des Barres. Bis 1991 waren sie ein<br />
Paar, wenn auch keiner monogam gelebt<br />
hat, „ganz im Gegenteil”, feixt der Lebemann.<br />
„Trotzdem sind wir bis heute enge<br />
Freunde, was mir beweist, dass Sex und Liebe<br />
wenig miteinander zu tun haben. Was<br />
passiert, das passiert eben, so einfach ist<br />
das.”<br />
Des Barres – auch schon als Schauspieler<br />
in „MacGyver", „Miami Vice", „Mulholland<br />
Drive" zu sehen gewesen – lebt für den Augenblick:<br />
„Was ich mache, das mache ich<br />
zu 150 Prozent. Wenn ich dabei bin, dann<br />
mit vollem Einsatz. Alles andere ist Zeitverschwendung.<br />
Morgen kann doch schon alles<br />
vorbei sein.”<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Out Among <strong>The</strong> Stars.<br />
Das neue Album.<br />
Eine Sensation.<br />
ERHÄLTLICH BEI
Manfreds Mann: Kreativ-Solist<br />
Fo<strong>to</strong>: © Deborah Franks<br />
Der britische Sänger, Keyboarder, Gitarrist und Schlagzeuger Michael David "<br />
Mike"<br />
d'Abo wird wohl auf ewig mit den Sixties-Ikonen Manfred Mann identifiziert werden.<br />
Viele erinnern sich: d'Abo übernahm 1966 den Frontjob von Paul Jones und<br />
fügte einer langen Hitserie ein halbes Dutzend weiterer Treffer hinzu, "Just Like<br />
A Woman", "Semi-Detached Suburban Mr James", "Ha Ha Said <strong>The</strong> Clown", "Mighty<br />
Quinn" sowie "Fox On <strong>The</strong> Run" und "My Name Is Jack". Keiner dieser Popsongs<br />
wurde vom Orgler Manfred Mann komponiert – der bestellte lieber beim Routinier<br />
Tony Hazzard oder dem zeitweiligen Privatier Bob Dylan. Er hätte ebenso gut seinen<br />
Leadsänger fragen können ...<br />
B<br />
ereits als 19-Jähriger bewies d'Abo in A<br />
Band Of Angels, dass er nicht nur mit einer<br />
klaren Gesangsstimme gesegnet war,<br />
die sich für Beat, Pop, aber auch Soul eignete. Man<br />
hatte ihn auch als Songschreiber gewähren lassen.<br />
Mochten Single-A-Seiten gelegentlich von Neil Sedaka<br />
oder Doc Pomus & Mort Shuman geschrieben<br />
sein – dem jungen<br />
d'Abo gelang es, Eigenes<br />
wie "Gonna Make A Woman<br />
Of You" (mit Gitarrist<br />
John Edward Baker)<br />
und "Too Late My Love"<br />
auf B-Seiten zu platzieren.<br />
Die erste Single<br />
"Me"/"Not True As Yet"<br />
hatte United Artists gar<br />
komplett von d'Abo<br />
schreiben lassen; vor<br />
dem Einstieg bei Manfred<br />
Mann trug auch der<br />
Single-Abschied "Invitation" ausschließlich seinen<br />
Namen.<br />
Nicht, dass dem Mädchenschwarm die Mann'sche<br />
Missachtung viel ausmachte: In der Manfreds-Ära<br />
1966 bis 1969 wurden seine Kompositionen vielfach<br />
angefragt: Cliff Richard, Love Affair, Long John<br />
Baldry, die Liste ist endlos. Die britischen Soulstars<br />
<strong>The</strong> Foundations schlugen mit seinem "Build Me<br />
Up Buttercup" ein, Rod Stewart coverte das romantische<br />
"A Little Misunders<strong>to</strong>od", und R&B-Urwuchs<br />
Chris Farlowe brachte 1967 die eingängige Ballade<br />
"Handbags & Gladrags", von der niemand ahnte –<br />
am wenigsten d'Abo selbst –, dass sie ihm einst die<br />
Rente bringen würde!<br />
Farlowe bugsierte das Pracht-<br />
Stück zwar nur bis auf #33, hält<br />
es<br />
aber bis heute hoch, auch auf<br />
Tourneen mit den Manfreds.<br />
Rod Stewart interpretierte es<br />
zwei Jahre danach auf AN OLD<br />
RAINCOAT WON'T EVER LET<br />
YOU DOWN – als Single gelang<br />
Manfred Mann Band, 1966–1969 (v.l.): Klaus, Manfred Mann, Mike d'Abo,<br />
Tom McGuinness, Mike Hugg<br />
immerhin ein Platz in den Billboard-Top-100. Dessen<br />
erinnerte sich Rod <strong>The</strong> Mod wohl, als er "Handbags"<br />
1991 auch auf UNPLUGGED AND SEATED nahm –<br />
jenen Song, der laut d'Abo „Mädchen sagen sollte,<br />
dass Trends-hinterher-Hecheln nicht zum Glück<br />
führt, sondern es tiefere Werte gibt". Die Stereopho-<br />
nics folgten ebenso wie Tantiemen-Gigant BBC, der<br />
den Song zur<br />
Titelmelodie<br />
seiner TV-<br />
Serie „<strong>The</strong> Office"<br />
machte.<br />
Mike d'Abo<br />
war über<br />
Jahrzehnte<br />
profiliert geblieben:<br />
Er<br />
sang den<br />
Herodes in<br />
„Jesus Christ<br />
Superstar",<br />
war Filmkomponist für „Ein Mädchen in der Suppe"<br />
(1970), lieferte 1976 D'ABO & SMITH mit Mike<br />
Smith (Leadsänger der Dave Clark Five) sowie fünf<br />
Soloalben, von denen er drei vor und zwei nach seinen<br />
weniger erfolgreichen Amerika-Jahren aufnahm.<br />
Der inzwischen 70-Jährige ist s<strong>to</strong>lz auf seine Kompositionen,<br />
baut sie in den Set der Manfreds ein, so<br />
auch während der Goldenen Jubliläums<strong>to</strong>ur Anfang<br />
2013. Vor allem sang er "Handbags & Gladrags" wieder<br />
selbst im Studio: auf seinem ersten Solo-Album<br />
seit 25 Jahren, PASSION DRIVEN („Von Leidenschaft<br />
getrieben"). Variationsreich, wenn auch leicht überproduziert,<br />
ist seine Kreativität intakt. D'Abo prägt<br />
"Handbags" mit eigener Diktion, unterstützt vom<br />
Chor seiner beiden „Passion Sisters" Ginnie David<br />
und Lauren Rimell. Er behält das schöne Piano-Arrangement<br />
von Chris Farlowes Thunderbirds-Organist<br />
Dave Greenslade bei, garniert mit betörendem<br />
Sopransaxofon vom Manfreds-Bläser Simon Currie.<br />
Zwischen neuen Balladen ("Jaqueline", "Rosarita")<br />
und karibischem Holiday-Feeling ("Sunny Skies",<br />
"Spice It Up") liefert der Altmeister mit "Tiny Miracles"<br />
anrührend den Grund dafür, dass er beim<br />
letzten Manfreds-Album LET 'EM ROLL 2007 durch<br />
Abwesenheit glänzte, obwohl er 2008 zur nächsten<br />
Tournee wieder antrat.<br />
Damals erblickten seine Zwillinge – getauft nach<br />
Louis (Armstrong) und Ella (Fitzgerald) – das Licht<br />
der Welt: „Als Vater von zwei so<br />
jungen Kindern hat der Tag nicht<br />
genug Stunden für mich: Ich<br />
möchte die Welt am liebsten einmal<br />
im Monat anhalten", beteuert<br />
er. So hätte der rüstige Brite (selbst<br />
seit neun Jahren Großvater) auch<br />
ohne Studios und Bühnenshow<br />
alle Hände voll zu tun, trotz agiler<br />
junger Gattin und Mutter: Lisa<br />
Weaver ist jünger als des Sängers<br />
45-jährige erste Tochter Olivia<br />
d'Abo.<br />
Uli Twelker<br />
MIKE D'ABO ALBUM-DISCOGRAPHIE:<br />
1970 D'ABO (Uni Records)<br />
1972 DOWN AT RACHEL'S PLACE (A&M Records)<br />
1974 BROKEN RAINBOWS (A&M Records)<br />
1987 INDESTRUCTABLE (President)<br />
1988 TOMORROW'S TROUBADOUR (President)<br />
2013 PASSION DRIVEN (Nova Records)<br />
COMPILATIONS:<br />
THE MIKE D'ABO SONGBOOK I –<br />
1964–1970: A LITTLE MISUNDERSTOOD (RPM)<br />
THE MIKE D'ABO SONGBOOK II –<br />
HANDBAGS & GLADRAGS (RPM)<br />
HANDBAGS & GLADRAGS –<br />
THE MIKE D'ABO SONGBOOK (President)<br />
HIDDEN GEMS AND TREASURED FRIENDS (Angel Air)<br />
Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Sozialistische<br />
Metall-Arbeiter<br />
Au<strong>to</strong>rennen und Videoshow: Natürlich verbanden auch in der DDR Anfang der<br />
80er Jahre die jungen Leute den Begriff "<br />
Formel eins" zuerst mit Sport<br />
und TV-Clips. Die sich gerade formierende Heavy-Metalgemeinde hatte allerdings<br />
seit 1981 andere Assoziationen: Formel I waren weder Abgasgeruch<br />
noch Hitparaden-Ramsch. Die erste echte Metalformation des sozialistischen<br />
Deutschlands stand für harte Riffs, bodenständige Texte und<br />
genretypischen Leder-Nieten-Look.<br />
A uch wenn die Berliner um Sänger Norbert<br />
Schmidt (Ex-Joco Dev Sextett) mit ihrer Hinwendung<br />
zur New Wave Of British Heavy Metal<br />
Vorreiter der bald darauf explodierenden Szene<br />
waren, pflügten sie kein unbestelltes Feld. Mit den<br />
Bands Prinzip und Magdeburg hatten<br />
sich bereits äußerst hart aufspielende<br />
Kollegen etabliert. Prinzip hatten<br />
ein Jahr zuvor mit DER STEHER und<br />
der Single "Preßlufthammer Conny"<br />
(1979) Dampf gemacht. Magdeburg<br />
(alias Klosterbrüder) boten weniger<br />
Haudrauf-Hard-Rock, waren trotz<br />
komplexer Songstrukturen, ausgeklügelter<br />
Rhythmen und zum Teil hochtrabender<br />
Texte an vielen Stellen äußerst heavy ("Kalt und<br />
heiß", "Harte Tage" – 1980 unter anderem auf der<br />
einzigen Amiga-LP). Auch die Puhdys hatten vorgelegt.<br />
Sie bedienten sich zum Teil unverhohlen<br />
bei Deep Purple, Uriah Heep und Led Zeppelin und<br />
erreichten durchaus deren Härtegrad. Nicht zu vergessen<br />
das heftige Album REISE ZU DEN STERNEN<br />
von Berluc (1979) oder die hämmernde<br />
"Dschigiten-Legende" von Babylon<br />
(1976).<br />
Freunde bretternder Gitarren kamen<br />
also in der DDR bereits durchaus auf<br />
ihre Kosten, doch Formel I waren brandheiß.<br />
Bevorzugt coverten die „schweren<br />
Jungs" aus der Hauptstadt Judas Priest,<br />
Iron Maiden und Saxon. Aber da auch<br />
Metalformationen in Ostdeutschland vor allem zum<br />
Jugendtanz spielten und anfangs seltener reine Konzerte<br />
gaben, musste das Programm gehörig aufges<strong>to</strong>ckt<br />
werden. Und so standen Standards von Deep<br />
Purple bis ZZ Top auf der Setliste.<br />
Den Kulturniks waren die wilden Metalfeste sofort<br />
ein Dorn im Auge. Die mit Metall behängten<br />
Langhaarigen, die es so verdammt gut<br />
verstanden, völlig ausgeflippte Partys<br />
zu feiern, exzessiv dem Alkohol zusprachen<br />
und nichts als ihre höllische Musik<br />
im Kopf hatte, taugten nicht fürs sozialistische<br />
Menschenbild. Überhaupt: Das<br />
war die Ausgeburt westlicher Unkultur!<br />
Und doch: Formel I schafften es nicht<br />
nur irgendwann ins Radio, sondern<br />
nahmen 1986 sogar eine LP für Amiga<br />
auf: LIVE IM STAHLWERK. Mit einer<br />
Hürde, denn für das Album galt damals:<br />
alles oder nichts.<br />
Angesetzt waren die Einspielungen<br />
für den 2. und 3. März im Henningsdorfer<br />
Kulturhaus der Stahlwerker.<br />
Sänger Norbert Schmidt beutelte zu<br />
jener Zeit eine heftige<br />
Erkältung, weshalb er die Aufnahmen<br />
gern verschoben gesehen hätte. Die<br />
Verantwortlichen bei der staatlichen<br />
Plattenfirma meinten jedoch: wenn<br />
nicht jetzt, dann nie. Also kämpfte<br />
sich der Frontmann fiebernd durch die<br />
Gigs, und so kam es schließlich doch<br />
zu diesem einmaligen Tondokument<br />
ostdeutscher ts Rockgeschichte. So erzählt es zumindest<br />
die Legende. Hart im Nehmen war Schmidt<br />
enn die Berliner um Sänger Norbert erte gaben musste das Programm gehörig aufge<br />
j<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19<br />
sowieso: 1983 zog der Sänger mehrere Auftritte mit<br />
einem Gipsbein durch.<br />
In der staatsfernen Heavy-Metalszene galten<br />
jene als suspekt, die sich mit der Obrigkeit gemein<br />
machten. Und so war die recht schnelle Radio- und<br />
Vinylpräsenz erstaunlich. Das Geheimnis: Vitamin<br />
B(eziehungen). „Wir hatten in den 80ern einen Men<strong>to</strong>r<br />
beim Komitee für Unterhaltungskunst, der auch<br />
ein guter Kicker war", erzählte Norbert Schmidt –<br />
passionierter Fußballer und bis zum Mauerbau Hertha-Spieler<br />
– 2007 in einem Interview. „Mit dem testete<br />
ich im Freibad immer meine noch vorhandenen<br />
fußballerischen Fähigkeiten in Form von Jonglieren.<br />
Der verhalf uns als Nachwuchsband zu ersten Demos<br />
bei Gun<strong>the</strong>r Wosylus (Ex-Puhdys-Schlagzeuger). Der<br />
Rest ergab sich durch das Publikum." Das nämlich<br />
fand sich vor allem in den Texten der Gruppe wieder:<br />
Anfangs in Berliner Mundart vorgetragen, erzählten<br />
Nummern wie "Mensch Rosie" oder "Willste nich uffstehn"<br />
(beide 1982) kleine Alltagsgeschichten fernab<br />
abgehobener DDR-Rocklyrik. Später kam Szenetypisches<br />
hinzu: "Eddie" (1983), "Mach keine Wellen"<br />
(1984) oder "Der Edelrocker" (1985).<br />
EDELROCKER heißt auch eine auf<br />
400 Stück limitierte 5-LP-Box, die<br />
2008 erschien, und eine erstaunliche<br />
Zusammenstellung offenbart. Während<br />
sich die ersten beiden LPs an den<br />
Rundfunkproduktionen und Demos<br />
abarbeiten, beinhalten die anderen<br />
Platten Live-Aufnahmen aus Lehnitz<br />
(1985), Limbach (aus dem Auflösungsjahr 1987) und<br />
Berlin (1984, Reunion-Gigs von 1999 und 2000). Für<br />
Sammler ist das Teil nicht mit Gold aufzuwiegen.<br />
Gerüchte – oder Träume der Fans – von einer<br />
möglichen Wiedervereinigung der Band machen<br />
immer wieder die Runde. 2012 verkündete Originalgitarrist<br />
Wolfgang Densky, er sei mit Norbert<br />
Schmidt und Schlagzeuger Peter Fincke wieder im<br />
Proberaum zugange. Zu greifbaren Ergebnissen<br />
kam es bisher aber offenbar nicht.
MITCH RYDER / ERIC BURDON<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Sie haben in mehr als 40 Jahren mächtig<br />
auf die Zwölf bekommen: Alben, die<br />
aus der gewohnten Art (ihrer Schöpfer)<br />
schlugen. Die MASS IN F-MINOR der<br />
Electric Prunes etwa, CEREMONY (Spooky<br />
Tooth), THE SOFT PARADE (Doors),<br />
die EMOTIONS der Pretty Things, auch<br />
THEIR SATANIC MAJESTIES REQUEST<br />
von den S<strong>to</strong>nes, Bob Dylans SELF POR-<br />
TRAIT und viele andere – oftmals ungeliebte<br />
Regalsteher.<br />
Wenn nicht (mehr) im Gespräch, dann bitte wenigstens<br />
im Gerede – so könnte das Interpreten-„Argument"<br />
lauten, um mit einer Arbeit wieder<br />
aufzufallen, sollte die Karriere schwächeln. Nur: Alle<br />
oben Genannten hatten absolut keine Veranlassung<br />
für ein solches Fremdgehen, sie standen bestens im<br />
Saft. Was also sonst führte zum stilistisch-inhaltlichen<br />
Ausscheren? Es sollte „mal was anderes" sein, wird<br />
gern als Erklärung genommen, von „künstlerischer<br />
Weiterentwicklung" ist – großspurig oder vage oder<br />
banal aufgesagt – die Rede. Dies ist zu akzeptieren,<br />
auch wenn's eher schwerfällt. Zwei weitere Gründe<br />
kommen in Frage: Um aus einem Vertrag zu flüchten<br />
bzw. einen solchen abschließend zu erfüllen, klebten<br />
Künstler ihren Plattenfirmen auch schon mal ein (nur<br />
schwer verdauliches) Bonbon in Form eines aus der<br />
Art geschlagenen Produkts ans Hemd. Und, ebenfalls<br />
nicht ungewöhnlich: Allmächtig-selbs<strong>the</strong>rrliche Strippenzieher<br />
– Berufsbezeichnung: Manager, Produzenten<br />
– verstiegen sich zu einem neuerlichen Sturm<br />
auf die Fleischtöpfe durch radikales Umpolen ihrer<br />
Leibeigenen, ohne Rücksicht auf Verbiegungen<br />
und Verluste.<br />
Zwei prominente Sänger mit überragenden Fähigkeiten<br />
passen exakt in diese Vorgehensweise,<br />
ein Amerikaner und ein Engländer: Mitch<br />
Ryder hier, Eric Burdon dort. Beide waren<br />
Betroffene in einem klingenden Mutantenstadl.<br />
Frappierend: Beide „erwischte"<br />
es nahezu zeitgleich. Beide hatten einen<br />
ersten, <strong>to</strong>p-erfolgreichen Karriere-<br />
Abschnitt hinter sich. Beiden wurde von<br />
mächtigen Strippenziehern ein Schwenk<br />
verordnet, der bis heute negativ nachwirkt.<br />
Und einen hat es sogar beinahe<br />
vollends die beruflich-künstlerische Weiterfahrt<br />
gekostet. An den hier gemeinten<br />
LPs (veröffentlicht 1967) scheiden sich<br />
noch heute die Geister, schon vor über 40<br />
Jahren gingen die Rechnungen nicht auf.<br />
Mitch Ryder<br />
Detroit, Michigan 2014: verödet, verwahrlost,<br />
offiziell bankrott, 18 Milliarden Dollar<br />
Schulden. Nur noch 40 Prozent der Straßenbeleuchtung<br />
dürfen eingeschaltet werden,<br />
Menschen in Not warten im Schnitt<br />
58 Minuten auf chronisch unterbesetzte<br />
Rettungskräfte. Das musste im ehemaligen<br />
Au<strong>to</strong>mobil-Mekka schon mal viel schneller<br />
gehen – zum Beispiel beim Möbelrücken<br />
während unzähliger Clubkonzerte in den<br />
Sixties. Wenn etwa die MC5 randalierten,<br />
Mitch Ryder<br />
Bob Seger & <strong>The</strong> Last Heard, die Amboy Dukes<br />
und S<strong>to</strong>oges die Ohren attackierten. Oder<br />
Mitch Ryder aus Hamtramck hoch<strong>to</strong>urig das<br />
Kommando „Wasser marsch!" für sich selbst<br />
und das Publikum gab. Sein pechschwarzer<br />
Krawall-Soul & Roll war eine Sensation, ein<br />
Weißer in der Mo<strong>to</strong>wn-Wiege!<br />
Als permanent durchgeschwitztes<br />
Nebelhorn Billy Lee stand der<br />
19-Jährige mit seinen Rivieras am<br />
18.12.1964 im Detroiter Masonic<br />
Audi<strong>to</strong>rium im Vorprogramm der<br />
abgetupft-adretten Weißrolli-Träger<br />
der englischen Dave Clark Five.<br />
Im Publikum saß der Drahtzieher<br />
für diesen Gig, ein stadtbekannter<br />
Hyperaktiver: Texter, Komponist,<br />
Produzent, Talentschnüffler, Arrangeur,<br />
Manager, Coverdesigner,<br />
Sänger, Tänzer, Schauspieler – alles<br />
schon erfolgreich ausgeführt<br />
mit gerade mal 22. Name: Bob Crewe.<br />
Kohle ohne Ende stapelte er u.a.<br />
aus Multigeschäften rund um die Four<br />
Seasons, als neue Trophäe stellte er sich<br />
schnell auch Billy ins Regal. Der hieß jetzt<br />
Mitch Ryder (Plan B: „Michael Rothchild"<br />
...), aus den Rivieras wurden die<br />
Detroit Wheels. Crewe, kein <strong>The</strong>ma, war<br />
charismatisch, praktisch, gut. Und clever<br />
sowieso: In Vorahnung, was seine Neulinge<br />
erreichen könnten, gründete er (für<br />
sie) das Label New Voice. Hier erschienen<br />
Singles und LPs wie die Karren bei<br />
Chrysler, Ford und General Mo<strong>to</strong>rs – im<br />
Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Akkord vom Fließband. Und<br />
Crewe wusste genau: Das<br />
Bühnenfeuerwerk mit Ryders<br />
orgiastischem Powergesang<br />
musste au<strong>the</strong>ntisch<br />
aufs Vinyl, also ließ er Party-<br />
Atmosphäre beimischen und<br />
favorisierte Mini-Medleys –<br />
Bob Crewe<br />
Volltreffer: "Jenny Take A<br />
Ride", "Little Latin Lupe Lu", "Devil With A Blue Dress<br />
On"/"Good Golly Miss Molly", "Sock It To Me Baby",<br />
"Too Many Fish In <strong>The</strong> Sea"/"Three Little Fishes", ein<br />
Hit jagte den nächsten, die Band musste auf Vorrat<br />
aufnehmen, aufnehmen, aufnehmen. Und zwischendurch,<br />
pssst, wurde Ryder auch immer wieder solo<br />
einbestellt. Erste Anzeichen ...<br />
Denn da waren Bob Crewes Rosinen schon längst<br />
größer als sein Kopf – ihn interessierte nur der eben<br />
Spirit Feel – großes Team, große Pläne ...<br />
Peter Framp<strong>to</strong>n, Terry Reid). Der Zehnerpack inklusive<br />
Ryder hieß erst Baltimore Band, danach Spirit Feel.<br />
Crewe schwebte eine opulent-bunte „Mitch<br />
Ryder Show" vor – nach Vorbild schillernder<br />
Revuen wie von Wilson Pickett,<br />
James Brown und anderen Soulassen.<br />
Als Spielstätten kamen nur noch große<br />
<strong>The</strong>ater, Casinos und <strong>Music</strong>halls in Frage<br />
– und „Las Vegas" hing bereits wie eine<br />
glitzernde Drohung in der Luft.<br />
Crewe war bewusst, dass brodelnde<br />
Schwitzmusik à la Detroit Wheels aus<br />
dem rentablen Fokus rutschte – im<br />
landesweiten Trend lagen jetzt<br />
Psychedelisches und abgedrehte<br />
Hippiesounds von Gitarrenstars:<br />
Die schüttelten ihre Langmatten,<br />
Wheels-Fans hingegen über Mitch<br />
bald den Kopf. Denn Crewes Plan<br />
ging in eine ganz andere Richtung, in sämtliche Hosen.<br />
Er hatte Ryder – inzwischen auch mit selbst zu<br />
bezahlendem Bodyguard, mit Film-, Mode- und Gesellschaftsberaterinnen<br />
(!) – an Paramount verscheuert<br />
und extra für ihn das Dynovoice-Label gegründet.<br />
WHAT NOW MY LOVE hieß die neue Solo-LP, die Ry-<br />
Mitch Ryder ohne Glitter<br />
in schwitziger Action<br />
der heute auf seiner offiziellen Website wörtlich als<br />
„größten, gottverdammtesten, schwülstigsten Haufen<br />
volljährige Frontmann, dem er schon im Frühjahr<br />
1966 einen Solovertrag gab: Todesurteil für<br />
die Band. Sie war – ihre dritte LP SOCK IT<br />
TO ME! stand noch gar nicht in den Läden<br />
– damit erledigt. Und Crewe ließ schon Musiker<br />
in Baltimore sichten, die Ryder künftig<br />
den Rücken stärken sollten. Aus Dutzenden<br />
von Kandidaten wurden zunächst Bläser gefiltert:<br />
Dreck" bezeichnet, den je ein namhafter Künstler gelaicht<br />
hat.<br />
Sein Vordenker hatte<br />
auf LP-Seite 1 mit<br />
Geigen und Bläser u.a.<br />
Schmachter wie "Let It<br />
Be Me", das Titellied<br />
und "If You Go Away"<br />
Jim Loomis & Bob Shipley (sax), Andy<br />
Diotaiu<strong>to</strong> (tp) und J.D. Crane (tb), dazu der<br />
Organist Frank Invernizzi. Zur Komplettierung<br />
griff der Produzent dann in New York<br />
auf eine Band zurück, die er bereits mit der<br />
Single "(When My Baby Wants Good Lovin')<br />
She Comes To Me"/"This Must Be <strong>The</strong><br />
Place" am Wickel hatte – <strong>The</strong> Chicago Loop<br />
mit Bob Slawson & Doug Rodriguez (g),<br />
Carmine Riale (b) und John Siomos (dr/u.a.<br />
rettungslos verschmieren<br />
lassen. Die B-Seite<br />
(um Altfans nicht komplett<br />
zu brüskieren?)<br />
verschlimmerte das Desaster<br />
noch: bemühte<br />
Annäherung an den<br />
„gewohnten Ryder", u.a.<br />
mit "Whole Lotta Shakin'<br />
Goin' On", "Brown-Eyed<br />
Handsome Man", "Sally<br />
Go Round <strong>The</strong> Roses"<br />
– und nun passte überhaupt<br />
nichts mehr. Auf<br />
dem Cover ungenannt<br />
waren u.a. Mike Bloomfield (g), Hugh McCracken (g),<br />
Barry Goldberg (p) und Drumlegende Bernard Purdie<br />
am Werk.<br />
Die Quittung für den in Deutschland gar nicht erst<br />
gepressten Murks folgte: nur zynische Kritiken, keine<br />
Verkäufe, Ryder hatte die ultimative Arschkarte gezogen<br />
und die Nase gestrichen voll, vor allem von Bob<br />
Crewe. Wie der millionenschwere Hansdampf den öligen<br />
Titelsong sogar in die US-Single-Charts bugsierte,<br />
mag man sich besser nicht vorstellen. Rund zehn<br />
Millionen Dollar sollen rund um „Ryder solo" versenkt<br />
worden sein; Aufgewärmtes wie ... SINGS THE HITS,<br />
ALL THE HEAVY HITS (beiden spendierte Crewe u.a.<br />
nachträgliche Bläser-Transplantationen) und<br />
ALL<br />
MITCH RYDER HITS konnte das Desaster<br />
auch materiell nicht kompensieren. Es<br />
wurde fies; wer dann vor Gericht siegte,<br />
dürfte klar sein. WHAT NOW MY LOVE<br />
(LP-Charts: Top 200 – Fehlanzeige) ging<br />
in<br />
Quarantäne, ist bis heute weltweit von<br />
legalen 1:1-CDs ferngehalten worden.<br />
Während Ryder noch wütend, deprimiert<br />
und<br />
pleite zwischen stilistischem Korsett und<br />
hautengem Textil-Lametta klemmte, versuchten<br />
sich die abservierten Ex-Kumpel mit Singles:<br />
1967 als Wheels ("Dancing In <strong>The</strong> Street";<br />
Impact), 1968 zweimal als Detroit Wheels mit<br />
"Linda Sue Dixon" und "Think" auf Inferno Records.<br />
1969 erschien von angeblichen Time Kee-<br />
pers mit "3 Minutes Heavy" (Label: Generation) ein<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Dieser neue Film erzählt die Hintergründe und<br />
Entstehungsgeschichte mit neuen Interviews<br />
der verbliebenen Mitglieder. Das Bonusmaterial<br />
umfasst einen 33-minütigen Beitrag der<br />
deutschen Fernsehshow aus<br />
dem Jahre 1969 mit Songs vom Album sowie<br />
Interviews mit den Bandmitgliedern.
krachendes<br />
"Jenny..."-Remake,<br />
selbstverständlich<br />
produziert,<br />
arrangiert und sogar komponiert<br />
(!) von Mr. Crewe; auch all<br />
das fiel durch. Ryder probierte<br />
es<br />
1969 mit dem DETROIT-<br />
MEMPHIS EXPERIMENT (<strong>to</strong>p!)<br />
und 1971 mit Hard Rock (DETROIT,<br />
ebenso gut). Doch er war untendurch: Band futsch,<br />
Fans weg, Manager flöten, dessen Labels in der Crewe<br />
Group Of Companies aufgingen. Bald montierte Ryder,<br />
outer ging's nicht, Dachrinnen für die täglichen<br />
Brötchen.<br />
Eric Burdon<br />
Eric Burdon<br />
Der Mann war zunächst Mitarbeiter in der Künstleragentur<br />
von Don Arden, dem berüchtigten „Al Capone<br />
Of Pop". Dann eröffnete Michael Jeffery (geb. 1933,<br />
London) im englischen Newcastle 1957 bzw. 1959<br />
die Jazzclubs Marimba und Downbeat. Die Versicherungssummen<br />
– beide von der<br />
baupolizeilichen<br />
Schließung bedrohten<br />
Häuser<br />
brannten dann<br />
ab – nutzte er<br />
1964 zum Aufbau<br />
des Club<br />
A'Gogo, der<br />
nach drei Jahren<br />
pleite ging. In<br />
der Zwischenzeit<br />
war der Macher<br />
Feuer und Flamme für einen fünfköpfigen, aus<br />
der Stadt stammenden Dukatenscheißer in spe: In jenem<br />
Club in der Percy Street spielte eine Band, deren<br />
brodelnden Rhythm & Blues die Fans aufsaugten und<br />
die das bald darauf gefragteste Haus am Platz sogar<br />
in einem gleichnamigen Song verewigte.<br />
In diversen Jazz-Amateurbands der Region (u.a.<br />
Pagans, Thomas Hedley Trio, Kansas City Seven, Kon-<br />
Tours, Wildcats) hatten seit Januar 1957 fünf Musiker<br />
ihr Metier von der Pike auf gelernt: Der dominante<br />
Alan Price (org, p), Hil<strong>to</strong>n Valentine (g), Chas Chandler<br />
(b), John Steele (dr) und der<br />
explosive Sänger Eric Burdon<br />
fanden nach etlichen Umleitungen<br />
in der Alan Price Combo<br />
ihren weiteren Weg; am<br />
12.9.1963 stand der komplette<br />
Fünfer erstmals im Downbeat<br />
auf der Bühne. Schon hier hatte<br />
Jeffery die Truppe im Visier,<br />
die er dann in seinem neuen<br />
Laden förderte und forderte.<br />
Im nahe Newcastle gelegenen<br />
Wylam (Graphic Sound Studios)<br />
spielte das Quintett noch<br />
im September vier Titel für<br />
eine einseitige 12-Inch-Platte<br />
ein. Der Clubchef witterte,<br />
frischte seine Kontakte zu Don<br />
Arden auf, war jetzt Neumanager,<br />
nannte die Jungs Animals<br />
und legte dem Mogul<br />
in der Hauptstadt die Truppe<br />
auf den Tisch. Gekauft – und<br />
dem auch nicht gerade zimperlichen<br />
Jung-Producer Mickie<br />
Most überlassen. Der<br />
Rest ist Rockgeschichte:<br />
22 Top-50-Hits (USA/UK)<br />
in nur zweieinhalb Jahren,<br />
darunter Sternstunden vom<br />
"House Of <strong>The</strong> Rising Sun"<br />
über "I'm Crying" und "It's<br />
My Life" bis "We've Gotta<br />
Get Out Of This Place", "Inside<br />
– Looking Out", "Don't<br />
Michael Jeffery<br />
Bring Me Down". Ja, wer<br />
aus Newcastle kam, hatte schon immer ein Händchen<br />
für Kohleförderung! Sogar den Orglertausch im Mai<br />
1965 – Price raus, Dave Rowberry rein – steckte die<br />
Top-Band locker weg.<br />
Die Antreiber Most & Jeffery hetzten die Truppe<br />
durch Studios und die transatlantische Botanik. Keine<br />
andere derbe englische R&B-Band – ob <strong>The</strong>m, frühe<br />
Kinks/Yardbirds, Pretty Things, Manfred Mann, Spencer<br />
Davis Group – hatte in Amerika einen dermaßen<br />
guten Ruf und Erfolge wie Burdon<br />
& Co., sie standen auf Augenhöhe<br />
mit der Jagger-Truppe.<br />
Dann kam es im Frühsommer<br />
zu einem Labelwechsel.<br />
Die Animals – in den USA<br />
seit Beginn und weiterhin<br />
bei MGM – verließen in Europa<br />
die EMI und dockten bei<br />
Decca an. Der Abgang bedeutete<br />
auch die Trennung von Mr. Most, fortan regelte Tom<br />
Wilson (1931–1978; u.a. Bob Dylan, Mo<strong>the</strong>rs Of Invention,<br />
Velvet Underground) die Arbeiten im Studio,<br />
und die seit 1964 bestehende<br />
Veröffentlichungsschieflage<br />
bei US- und Europa-Alben<br />
der Band nahm noch zu; fast<br />
nichts stimmte reper<strong>to</strong>iremäßig<br />
mehr überein – und das<br />
bei so unverwechselbaren<br />
LP-Titeln wie ANIMALISM,<br />
ANIMALIZATION und ANI-<br />
MALISMS ...<br />
Als im März 1966 auch noch Drummer Steele mustert hatte (es kam Barry Jenkins), krachte es im<br />
ab-<br />
Gebälk. Bassist Chas Chandler entdeckte 1966 zudem<br />
den Gitarristen Jimmy James<br />
(Jimi Hendrix), den er in die<br />
Alte Welt lotsen wollte – was<br />
wiederum Manager Jeffery<br />
eine frische Zapfsäule orten<br />
ließ und er darum umgehend<br />
das Interesse an den von ihm<br />
wundgemolkenen Animals<br />
verlor. Die Musiker, finanziell<br />
am Abgrund, mochten nicht<br />
mehr: letzte Aufnahmen in<br />
New York im Juli mit Frank<br />
Zappa, noch eine US-Tour,<br />
Abpfiff am 5. September.<br />
Eric Burdons New-Animals-Projekt<br />
war (bis auf<br />
Jenkins) noch nicht startklar,<br />
doch eine LP musste vertraglich<br />
noch raus. Sänger und<br />
Drummer rückten ein, aber<br />
mit ihnen kein weiteres „Tier",<br />
sondern das Horace Ott Orchestra.<br />
Dessen Chef und Pia-<br />
Eric Burdon: Mit neuen Animals<br />
ging's 1968 wieder aufwärts<br />
nist war bis dahin (und später)<br />
eher durch Produktionen für/<br />
mit Count Basie, Nat King<br />
Cole, Sam Cooke (aber auch<br />
Platten mit den Berufsprüglern<br />
Cassius Clay und Joe<br />
Frazier!) bekannt. Dass Ott<br />
– aus rechtlichen Gründen<br />
unter dem Namen seiner<br />
Ehefrau Gloria Caldwell –<br />
den Animals-Hit "Don't Let<br />
Horace Ott<br />
Me Be Misunders<strong>to</strong>od" cokomponiert<br />
hatte, dürfte damals kaum jemand gewusst<br />
haben.<br />
Es entstand Vermengtes im MGM-Schnellkoch<strong>to</strong>pf.<br />
Selbst Burdon schmeckte nicht(s); kein Wunder<br />
beim aufgedrückten, von A–Z einfach unpassenden<br />
und zudem faden Songmaterial – auch wenn Namen<br />
wie (Frischling) Randy Newman, Goffin/King, Boyce/Hart<br />
und Mann/Weil die Komponistenklammern<br />
zierten. Ein Nichts wie "<strong>The</strong> Biggest Bundle Of <strong>The</strong>m<br />
All" schaffte es als Soundtrack-Titellied (!), die dazugehörige<br />
Hollywood-Schlurre mit Raquel Welch noch<br />
zu unterbieten. Und das inhaltlich völlig sinnfreie<br />
Kinderplärren bei "True<br />
Love" löst noch heute<br />
den Scheibenwischer aus.<br />
Doch immerhin war für die<br />
mächtigen 31 LP-Minuten<br />
ja auch noch was „von gestern"<br />
übrig – Tonreste der<br />
echten Animals. Allerdings<br />
rettete der untergerührte,<br />
erstklassige Fremdkörper<br />
"Help Me Girl" das öde – nicht mal in seiner weile stimmige – Album kaum: ERIC IS HERE<br />
Lange-<br />
(solider Platz 121 in den US-Charts) wirkt wie<br />
eine Sollbruchstelle in Burdons Karriere, in der<br />
keine andere LP so selten überhaupt erwähnt<br />
wird. Zahl der Wörter darüber in der Biografie<br />
„Wild Animals" von Andy Blackford: 0,0.<br />
Das fertige Patchwork samt Etikettenschwindel<br />
auf dem Cover (Interpreten: Eric Burdon And<br />
<strong>The</strong> Animals!) blieb gezielt bis April 1967 unter<br />
Verschluss. Wer bis dahin, neugierig auf die<br />
umbesetzte Band mit neuem Psychedelic-Stil und<br />
-Sound, in Amerika schon mal Geld für ERIC IS HERE<br />
abgedrückt hatte, riskierte „Magen/Darm". Der Rest<br />
der Welt (außer Nachbar Kanada) verzichtete damals,<br />
unisono dankend, komplett auf eine Vinylveröffentlichung.<br />
Und seit einer kurzlebigen Ausgabe vor 19 Jahren<br />
(!) von One Way Records (USA) gibt es das Missverständnis<br />
auch nicht mehr auf CD. Selbst millionenfach<br />
bestückte, offizielle Download-Plattformen, gern als<br />
preiswerte Industrie-Lagerplätze für so manch Ungenießbares<br />
genutzt, führen den Flop nicht auf der Karte.<br />
Eric Burdon hatte dank der New Animals und War<br />
die Anschlussfahrten gerade noch erwischt. Mitch<br />
Ryder dagegen brauchte etliche Jahre der Reanimation,<br />
um – zumindest in Europa – wieder auf Kurs zu<br />
kommen. Andere Kollegen, mit weniger Können und<br />
Substanz ausgestattet, wären vielleicht an den beiden<br />
kalten Platten erstickt, die für sie angerichtet worden<br />
waren. Und als akustische Belege für Management-<br />
Missbrauch und -Fehleinschätzungen gelten.<br />
Ex-Ryder-Puppenspieler Bob Crewe (82) lebt heute<br />
demenzkrank in einem Pflegeheim in Scarborough,<br />
Maine. Burdon-Dompteur Michael Jeffery (seine Aktivitäten<br />
rund um Jimi Hendrix' Leben und Tod füllen<br />
diverse Internetdateien) starb mit 39 bei einem Flugzeug-Crash<br />
im März 1973 über Nantes, Frankreich.<br />
„Ihre" beiden Sänger arbeiten weiterhin engagiert auf<br />
Bühnen und in Studios.<br />
Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Das Solo-Album!<br />
Der Puhdys Frontmann<br />
singt seine Hits im neuen Sound.<br />
Mit den Gästen Wolfgang Niedecken (BAP),<br />
Toni Krahl (City) und Julia Neigel.<br />
Ab 14. März im Handel<br />
als CD, LP & Download.<br />
www.dieter-maschine-birr.de<br />
www.hear<strong>to</strong>fberlin.net
KIM SIMMONDS<br />
SAVOY BROWN<br />
Blues(er) für die Ewigkeit<br />
Sie sind immer noch dabei, unerschütterlich und überaus<br />
aktiv. Und das, obwohl andere Acts, die in derselben<br />
Ära begannen, mehr öffentliche Aufmerksamkeit genießen.<br />
Und: Sie sind kreativ wie eh und je – Savoy Brown.<br />
Wobei "<br />
sie" im Grunde ein einziger Mann ist: Kim Simmonds,<br />
die treibende Kraft hinter der britisch-amerikanischen<br />
Blues-Rocklegende.<br />
Über seinen älteren Bruder Harry machte<br />
Simmonds (*5.12.1947) schon früh Bekanntschaft<br />
mit dem Blues, der aus<br />
den USA über den Atlantik nach Großbritannien<br />
schwappte. Schon als er zehn Jahre alt war, nahm<br />
ihn der große Bruder mit zu Konzerten, mit 13<br />
lernte der Chuck-Berry-Fan die ersten Gitarrengriffe,<br />
zog ein paar Jahre später der Musik wegen<br />
von Newbridge in Wales nach London. Er suchte<br />
sich einen Job, stöberte in jeder freien Minute<br />
im Swing Shop, einem Plattenladen im Londoner<br />
Stadtteil Streatham, nach neuen LP-Importen<br />
aus den USA. Ein weiteres Ziel war Transat<br />
Import, ebenfalls ein Plattenladen, diesmal in<br />
Londons China<strong>to</strong>wn, wo er einem gleichaltrigen<br />
Bluesenthusiasten begegnete: Mundharmonikaspieler<br />
John O'Leary. Mit Leo Manning (dr), Brice<br />
Portius (voc), Trevor Jeavons (p) und Ray Chappell<br />
(b) gründeten die beiden eine erste Band,<br />
deren so genanntes Management Bruder Harry<br />
Simmonds übernahm.<br />
Was hob die Savoy Brown Blues Band 1965 aus<br />
der Masse ähnlicher Gruppen heraus? Mit Manning<br />
und Portius hatten sie zwei Schwarze dabei<br />
– durchaus erwähnenswert, denn gemischte Acts<br />
waren damals noch eine Rarität. Pianist Jeavons<br />
machte bald Bob Hall Platz, der von den Groundhogs<br />
abgeworben wurde und bereits John Lee<br />
Hooker, Jimmy Reed und Little Walter bei ihren<br />
UK-Besuchen begleitet hatte.<br />
Der Chicago-Blues diente als<br />
musikalischer Fixpunkt, für<br />
das „Savoy" im Namen bediente<br />
man sich beim renommierten<br />
Savoy-Label – „und<br />
brown' kann alles Mögliche<br />
'<br />
bedeuten", meinte Kim Simmonds<br />
später. Während die<br />
Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Konkurrenz um Gigs kämpfte, machten es die<br />
Simmonds-Brüder anders: Sie legten sich ihre<br />
eigene Spielstätte zu, eröffneten im Mai 1966<br />
mit dem Kilroy's ihren eigenen Club an der York<br />
Road im südwestlich gelegenen Bezirk Battersea.<br />
Wobei Club zunächst ein wenig übertrieben war:<br />
Savoy Brown fanden Unterschlupf im Folkclub<br />
Nag's Head Tavern. „Wir konnten in einem Raum<br />
proben und veranstalteten montags dort Blueskonzerte<br />
– Fleetwood Mac und Freddie King<br />
spielten dort schon früh", erinnerte sich Kim<br />
Simmonds. Und es dauerte wegen des Verblassens<br />
der Folkszene nicht allzu lange, bis aus dem<br />
Ganzen das Blue Horizon wurde, in dem sich die<br />
Bluesacts in der Folge die Klinke in die Hand<br />
gaben. Wobei der damals schon sehr angesagte<br />
Produzent Mike Vernon seine Finger im Spiel<br />
hatte: Er betrieb das namensgebende Label Blue<br />
Horizon, für dessen Ableger Purdah er wiederum<br />
Savoy Brown als ersten britischen Act unter Vertrag<br />
nahm.<br />
Als 1967 das Debütalbum<br />
SHAKE<br />
DOWN (zehn<br />
Cover-Versionen,<br />
ein eigener Song)<br />
erschien, hatte<br />
sich das Personalkarussell<br />
schon<br />
kräftig gedreht. Wobei der Verschleiß bei Savoy<br />
Brown bald rekordverdächtige Maße annahm.
61 (!) Namen hat Wikipedia von der detaillierten Auflistung<br />
der diversen Besetzungen auf der Homepage<br />
der Band für die Rubrik „Ex-Mitglieder" übernommen.<br />
Darunter so bekannte Akteure wie Stan Webb<br />
(Chicken Shack), Hughie Flint (Bluesbreakers, Blues<br />
Band), Bill Bruford (Yes), Paul Raymond (UFO), Andy<br />
Pyle (Chicken Shack, Gary Moore), Phil McCormack<br />
(Molly Hatchet), Chris Youlden (der Bowler- und Monokelträger),<br />
Dave Walker und Jimmy Lever<strong>to</strong>n.<br />
„Man kann den Fortschritt nicht aufhalten, auch<br />
wenn man es natürlich oft bedauert – denn natürlich<br />
vermisse ich bestimmte Musiker, die mal dabei waren",<br />
meint Simmonds im <strong>GoodTimes</strong>-Interview lakonisch<br />
zu diesem <strong>The</strong>ma. „Man muss in der Gegenwart<br />
leben, es bringt nichts, der Vergangenheit nachzutrauern,<br />
weil einen das nur bremst, wenn nicht sogar<br />
zurückwirft." Aber selbstverständlich habe er einige<br />
bevorzugte Besetzungen, räumt er ein und nennt „die<br />
von 1966 mit John O'Leary, die mit Chris Youlden<br />
ab 1968 sowie die von<br />
1972 mit Dave Walker –<br />
nicht zu vergessen die<br />
90er-Mannschaft mit<br />
Nathaniel Peterson"<br />
als persönliche Favoriten.<br />
„Natürlich war<br />
es manchmal mehr als<br />
schwierig, mit all den<br />
unterschiedlichen Mu-<br />
sikerpersönlichkeiten zurechtzukommen – aber man<br />
darf eines nicht vergessen: Sie mussten vor allem mit<br />
mir klarkommen”, weist er nachdrücklich auf seine<br />
Rolle als einzige Konstante in der bald 50-jährigen<br />
Bandhis<strong>to</strong>rie hin, die er als Boss maßgeblich steuerte.<br />
In den engen britischen Grenzen hielt es Savoy Brown<br />
nicht lange, die Band begann früh, in den USA zu <strong>to</strong>uren.<br />
„Am Anfang mussten wir zwangsläufig als Opener<br />
oder Support Act kleine Brötchen backen, aber wir<br />
haben uns durch harte Arbeit, gute Musik und stete<br />
Livepräsenz schnell einen guten Namen erspielt. Darum<br />
dauerte es nicht übermäßig lange, bis wir als Headliner<br />
unterwegs waren." 1973 zog Simmonds, der bereits<br />
1967 von Purdah zu Decca gewechselt war und 1968<br />
mit der zweiten LP GETTING TO THE POINT den Bandnamen<br />
auf Savoy Brown verkürzt hatte, in die USA;<br />
dort lebt er noch heute in der Nähe von New York. „Wir<br />
zogen große Massen, die Band verdiente ihr Geld in<br />
den USA – da lag es nahe, dorthin überzusiedeln", begründet<br />
Simmonds in der Rückschau diesen einschneidenden<br />
Schritt. Womit zumindest räumlich auch die<br />
Distanz zu einigen früheren Mitstreitern geschrumpft<br />
war, die Simmonds Ende 1970 den Rücken gekehrt<br />
hatten: Sänger Lonesome Dave Peverett, Drummer<br />
Roger Earl und Bassist Tony „Tone" Stevens verließen<br />
Savoy Brown und gründeten mit Rod Price Foghat. Earl<br />
erinnert sich im <strong>GoodTimes</strong>-Gespräch an die spektakuläre<br />
Trennung: „Tony wurde während einer US-Tour<br />
in San Francisco gefeuert, woraufhin Dave und ich die<br />
Band verließen – wir hatten aber angeboten, die Tour<br />
noch zu Ende zu spielen. Doch Harry Simmonds war<br />
sauer auf uns – und er setzte seine Drohung, dass wir<br />
in Europa nie wieder ein Bein auf den Boden bringen<br />
würde, in die Tat um. Wir konnten tatsächlich lange<br />
nicht dort auftreten. Natürlich gab es damals viel Ärger, aber der mit Kim ist lange<br />
aus der Welt geschafft – wir sind Freunde, und wenn sich die Gelegenheit ergibt,<br />
kommen wir zueinander auf die Bühne und spielen zusammen."<br />
Jahrzehntelang konzentrierte sich Kim Simmonds auf die USA, ließ sich ewig<br />
nicht mehr in der Heimat sehen und hören. „Wir hatten in den USA gut zu<br />
KIM SIMMONDS<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 25<br />
tun. Es war dann ein<br />
alter Freund, der Konzertveranstalter<br />
Peter<br />
Harasim aus Nürnberg,<br />
der mich dazu brachte,<br />
in den 2000er Jahren<br />
wieder häufiger<br />
rüberzukommen. Er<br />
war schon immer ein<br />
Fan, dann ein Freund<br />
– und es ist wichtig jemanden<br />
zu haben, der<br />
einen so unterstützt.<br />
Und jetzt sind wir regelmäßig<br />
hier wieder<br />
unterwegs." Zumal Savoy<br />
Brown mittlerweile<br />
beim deutschen Label<br />
Ruf Records unter Vertrag<br />
stehen. Vor dem<br />
neuen Album GOING<br />
TO THE DELTA sind<br />
bereits SONGS FROM<br />
THE ROAD (2013)<br />
und VOODOO MOON<br />
(2011) bei Ruf erschienen.<br />
„Neben den USA<br />
ist Deutschland seit<br />
geraumer Zeit die Gegend,<br />
wo ich am liebsten en spiele, auch<br />
wenn London<br />
und Wales natürlich tief in meiner Seele verankert<br />
sind", verrät der inzwischen 67-jährige Gitarrist.<br />
„Und wenn wir hier sind, ist Nürnberg so etwas wie<br />
unsere Basis."<br />
Als Quintett hatten Savoy Brown einst begonnen,<br />
dann zeitweise als Quartett gearbeitet. Zuletzt war<br />
man zu viert unterwegs, als Joe Whiting 2009 zurückkehrte,<br />
der Anfang der 90er Jahre schon einmal<br />
als Sänger dabei gewesen war und auch Saxofon beigesteuert<br />
hatte. Doch seit 2012 führt Simmonds ein<br />
Trio mit Pat DeSalvo (b) und Garnet Grimm (dr) an,<br />
beide sind seit 2009 an Bord. Der Chef singt und<br />
spielt gewohnt virtuos Gitarre. „Ich habe 2001 angefangen<br />
zu singen, nachdem ich vorher ja einige<br />
großartige Vokalisten in der Band gehabt hatte. Vor<br />
ein paar Jahren holte ich Joe dazu, weil ich nach den<br />
Gigs immer richtig fertig war – es strengt ungemein<br />
an, Gitarre zu spielen, zu singen, die Songs zu schreiben,<br />
die Band am Laufen zu halten. Da wollte ich<br />
zumindest für einige Zeit mal ein bisschen Entlastung<br />
haben."<br />
Kraftvollen Blues-Rock haben Savoy Brown in den<br />
letzten Jahren gepflegt, auch mit reichlich Boogie-<br />
Präsenz. „Ich habe in den letzten fünf Jahrzehnten<br />
alles Mögliche ausprobiert, aber im Innersten war ich<br />
immer ein Bluesgitarrist – und mit der neuen Scheibe<br />
habe ich mich auf die Suche nach meinen Wurzeln<br />
begeben, die nun mal im Chicago-Blues stecken. Diesen<br />
Weg beschreibe ich auch im Titelsong. Aber das<br />
Wichtigste: Es ist handgemachte, ehrliche Musik, die<br />
immer noch von Herzen kommt! Und das Hauptaugenmerk<br />
dabei liegt auf den Songs – wie es bei Savoy<br />
Brown schon immer war! Ohne starke Kompositionen<br />
kann man noch so großartig Gitarre spielen, da kommt nichts rüber. Vor allem,<br />
was Studio-Alben angeht. Bei Livemitschnitten, also bei Konzerten, gewinnt die<br />
Performance selbst ein bisschen mehr an Bedeutung. Doch in den fast 50 Jahren,<br />
die wir jetzt unterwegs sind, war eine der großen Stärken der Band immer<br />
die Qualität der Songs!"<br />
Philipp Roser
Krautrock Teil 1<br />
AGITATION FREE<br />
Ausgeflippte Konzerte<br />
vor Beduinen<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
Einst mitleidig belächelt, heute kultisch verehrt: der<br />
Krautrock. Die deutschen Spinner der End-60er und<br />
70er Jahre gelten heute als Innova<strong>to</strong>ren, Vorreiter und<br />
Stilbegründer. Seit Jahren wird versucht, das Phänomen<br />
Krautrock zu erklären. <strong>GoodTimes</strong> geht einen anderen<br />
Weg: In einer neuen Serie haben die Protagonisten von<br />
damals das Wort. Sie wissen am besten, was vor vier, fünf<br />
Jahrzehnten dazu führte, dass Deutschlands Rockszene<br />
die aufregendste der Welt wurde. Folge 1 bestreiten<br />
Michael Hoenig (keys) und Lutz "<br />
Lüül" Ulbrich (g) von<br />
Agitation Free aus Berlin.<br />
Michael Hoenig: Krautrock war damals ein<br />
Schimpfwort, das die Engländer erfunden haben,<br />
um schlechte deutsche Rockmusik zu beschreiben.<br />
Oder was sie dafür hielten. Sie bezeichneten damit<br />
Musik, die nicht auf Blues basierte, sondern<br />
die sich freigeschwommen hatte – von allen möglichen<br />
Zwängen, nicht nur vom Blues. Und alles,<br />
was nicht unter diesem Blues-Rockgenre lief, wurde<br />
dann später in Deutschland in die Krautrock-<br />
Schublade gepackt. Heute ist es ein nostalgischer<br />
Begriff, der eine bestimmte Zeit und eine Gruppe<br />
von Bands umfasst, die sich damals selbst nie als<br />
Krautrock verstanden hätten. Heute akzeptieren wir<br />
den Begriff.<br />
Lutz "<br />
Lüül" Ulbrich: Klar, weil das ein Markenzeichen<br />
geworden ist. Früher haben wir es gehasst<br />
und uns selbst nie so<br />
betitelt. Aber es hat sich<br />
weltweit durchgesetzt.<br />
Hoenig: Ich glaube,<br />
das kam aus dem<br />
„New <strong>Music</strong>al Express":<br />
Das sind die Krauts, die<br />
sind teu<strong>to</strong>nisch, und<br />
das ist alles irgendwie<br />
doch nicht Rock. Inzwischen<br />
ist alles, was<br />
aus Deutschland kam,<br />
Kraut. Von Embryo bis Can, von Kraftwerk bis Tangerine<br />
Dream …<br />
Ulbrich: Und Agitation Free natürlich. Ich hatte<br />
die Philosophie, dass wir unbewusst versuchten, musikalische<br />
Grenzen zu sprengen, weil wir hinter der<br />
Mauer eingesperrt waren: Ash Ra Tempel, Tangerine<br />
Dream, Agitation Free – alles Bands der so genannten<br />
Berliner Schule, die mit Thomas Kessler im Electric<br />
Beat Studio arbeiteten und eigene Klangwelten<br />
erschufen. Andere Gruppen wie Popol Vuh, Amon<br />
Düül oder Can haben ähnliche Musik ganz ohne<br />
Berlin zustande gebracht. Damit wird meine <strong>The</strong>orie<br />
etwas fragwürdig.<br />
Hoenig: Was da aus Berlin kam, war schon spezifisch<br />
und hatte einen speziellen Typus. Die Berliner<br />
haben eher minimalistische Sachen gemacht, die<br />
man auch an der Westküste der USA in dieser Form<br />
hören konnte. Das hat uns unterschieden.<br />
Ulbrich: Viele finden das heute zu kopflastig. Das<br />
war aber Ende der 60er Jahre, als viele Stile abgelöst<br />
wurden, sich Neues entwickelte. Wegen der Drogen<br />
spielten psychedelische Einflüsse eine Rolle. Politisch<br />
war alles in Bewegung, es wurde viel diskutiert. Das<br />
schlug sich in der Musik nieder.<br />
Hoenig: Es war ein bewusster Prozess …<br />
Ulbrich: Ja, man hat viel debattiert, wie macht man<br />
was. Und trotzdem spielten wir aus dem Bauch. Es<br />
war schon so, dass wir auf die Bühne gegangen sind<br />
und manchmal gar nicht wussten, was wir eigentlich<br />
machen wollten. Wir wollten Neues erfinden, ohne<br />
Zwänge. Und das war ja auch das Spannende: nicht<br />
zu wissen, was wir als nächstes entwickeln würden.<br />
Es war überhaupt nicht kommerziell gedacht damals.<br />
Die UK- und US-Bands hatten schnell einen Pop-Anspruch<br />
oder wollten gleich in die Hitparaden.<br />
Hoenig: Wir wollten nicht in bestimmte Schubladen.<br />
Und fanden nie eine festgelegte Ausdrucksform,<br />
was alles viel schwieriger machte.<br />
Ulbrich: Auch unsere offiziellen Projekte wie die<br />
Olympischen Spiele oder die Zusammenarbeit mit<br />
dem Goe<strong>the</strong>-Institut hatten keine gesteckten Grenzen.<br />
Selbst wenn sie aus heutiger Sicht etwas Staatstragendes<br />
haben mögen. Die Atmosphäre bei Olympia<br />
'72 war längst nicht so, wie man das heute kennt.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Was wir dort machten, war <strong>to</strong>tal freakig,<br />
ein Avantgarde-Projekt.<br />
Hoenig: Genau. Auf der „Spielstraße"<br />
hatte sich das Stärkste versammelt, was es<br />
in der Avantgarde-Musik- oder Avantgarde-<strong>The</strong>aterszene<br />
gab. Das ist im Bewusstsein<br />
der Leute leider nie richtig angekommen.<br />
Weil die Münchner Schießerei losging<br />
und die Sache nach wenigen Tagen geschlossen<br />
wurde. Niemand hat mehr über<br />
das Projekt gesprochen.<br />
Ulbrich: Terry Riley hat gespielt ...<br />
Hoenig: Es war superinnovativ. Und weil<br />
wir so experimentierfreudig waren, hat uns<br />
die Avantgardeszene – von John Cage bis<br />
Ladislav Kupkovic – als Klangkörper benutzt.<br />
Ulbrich: Die Sache mit dem Goe<strong>the</strong>-<br />
Institut war eher Zufall. Wir hatten im<br />
Quartier Latin, dem damals amtlichsten Rockladen in<br />
Berlin, mit Ash Ra Tempel und Tangerine Dream gespielt.<br />
Da kam ein Typ auf die Bühne und fragte, ob<br />
wir nicht in Kairo spielen wollen. Wir waren bis dahin<br />
nur mal in Frankfurt aufgetreten, sonst nur in West-<br />
Berlin. Da dachten wir: „Das ist ein Spinner." Dabei<br />
war das ein musikbegeisterter Typ vom Auswärtigen<br />
Amt, der in Kairo angestellt war. Und der überzeugte<br />
das Institut davon, mal eine Rockband in den Nahen<br />
Osten zu senden. Wir waren dadurch die erste Band,<br />
die nach Ägypten, in den Libanon, nach Zypern und<br />
Griechenland gefahren ist. Das war der Hammer, unheimlich<br />
kontrastreich. Es gibt ein Video, wie wir mit<br />
Gitarre, Orgel und Schlagzeug an der Sakkara-Pyramide<br />
rumflippen. Und nebenan standen die Beduinen.<br />
Hoenig: Wir hatten viel Spaß (lacht). Da fragt man<br />
sich, warum es mit uns 1974 zu Ende ging, oder? Und<br />
dann erst nach 30 Jahren die Rückkehr ...<br />
Ulbrich: ... in Tokio, weil wir dort in einem Wachsfigurenkabinett<br />
ausgestellt wurden, irre! Michael<br />
und ich stehen da neben Frank Zappa, Don Pres<strong>to</strong>n,<br />
Klaus Schulze.<br />
Hoenig: Wir wussten gar nicht, dass wir ein Publikum<br />
in Japan hatten. Als wir dort spielten, kamen<br />
Dutzende von Leuten mit den alten LPs zum Signieren.<br />
Und als ich<br />
dann mit meiner<br />
Frau durch<br />
Japan reiste,<br />
traf ich zweimal<br />
junge Mädchen,<br />
deren Eltern<br />
unsere Platten<br />
hatten. Jedenfalls<br />
der Typ –<br />
ein japanischer<br />
Geschäftsmann,<br />
der auf schräge<br />
Musik steht –<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Agitation Free zu Zeiten des kreativen Aufbruchs<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
wollte zur Einweihung meiner Figur<br />
Konzerte machen, und ich hatte gerade<br />
Zeit. Die Band war auch sofort<br />
bereit, und dort klickte es dann!<br />
Es war ein Supererlebnis, dass die<br />
Gruppe nach so vielen Jahrzehnten<br />
noch funktionierte.<br />
Ulbrich: Aber wir hatten nicht<br />
das Gefühl, Zeit verschenkt zu haben.<br />
Jeder hatte ja seine eigenen<br />
Geschichten. Wenn wir alle 20, 30<br />
Jahre lang im Keller gesessen hätten,<br />
hätte ich auch gesagt: „ach, blöd." Vielleicht<br />
waren wir etwas unreif damals, wir hätten ja auch<br />
weitermachen können. Wir waren jung, jeder wollte<br />
etwas anderes.<br />
Hoenig: Die Gruppendynamik hatte sich erledigt,<br />
wir waren an einem Endpunkt.<br />
Ulbrich: Wir hätten doch nie gedacht, dass wir 40<br />
Jahre später immer noch über die Zeit reden würden,<br />
als wir 18 oder 19 waren. Es ist eine Wucht, dass das<br />
noch einmal solch einen Boom erfahren hat. Julian<br />
Cope hat mit seinem Buch „Krautrocksampler" wesentlichen<br />
Anteil daran. Weltweit gibt es immer noch<br />
Interesse. Und so machen wir heute noch rein instrumentale<br />
Shows. Obwohl einige Bandmitglieder meinen,<br />
wir sollten mehr singen.<br />
Hoenig: Ich finde es völlig in Ordnung, dass es eine<br />
AGITATION FREE:<br />
— 1967 von Michael "<br />
Fame" Gün<strong>the</strong>r (b), Lutz "<br />
Lüül"<br />
Ulbrich (g), Chris<strong>to</strong>ph "<br />
Chris<strong>to</strong>pher" Franke (g),<br />
Lutz "<br />
Ludwig" Kramer (dr) gegründet<br />
— Ihre Musik ist gekennzeichnet durch lange instrumentale<br />
Improvisationen mit Jazz-, Ethno-, Electronicund<br />
Trance-Elementen<br />
— Bei Konzerten kommen Flüssigkeitsprojek<strong>to</strong>ren, Dias<br />
und selbst gedrehte Experimentalfilme zum Einsatz<br />
— 1970 nehmen sie am Ersten Deutschen Progressiven<br />
Popfestival in Berlin teil<br />
— 1972 gehen sie auf Tournee durch Ägypten, Zypern,<br />
Griechenland und den Libanon<br />
— Im Sommer sind sie Bestandteil der "<br />
Spielstraße" bei<br />
den Olympischen Spielen in München<br />
— 1973 produzieren der SFB und WDR mit der Gruppe<br />
ein experimentelles Hörspiel mit Musik und Aufnahmen<br />
von internen Banddiskussionen<br />
— 1974 löst sich die Gruppe auf<br />
— 1998 erste neue Aktivitäten als Agitation Free<br />
— 1999 erscheint ein neues Album<br />
— 2007 findet die Gruppe mit Originalmitgliedern<br />
zusammen: Michael Hoenig (keys), Lutz Ulbrich (g),<br />
Gustl Lütjens (g), Burghard Rausch (dr). Neu in der<br />
Band ist Daniel "<br />
Danda" Cordes (b); die aktuelle<br />
Homepage www.agitationfree.com führt<br />
Agitation-Free-<br />
Besetzung 2014<br />
(stehend v.l.):<br />
Lütjens, Rausch,<br />
Hoenig, Cordes,<br />
Ulbrich (sitzend)<br />
Burg-Herzberg-Festival 2013 (v.l.): Ulbrich, Rausch, Lütjens<br />
Band gibt, die keine Worte benutzt. Solange<br />
die Musik interessant genug ist, trägt<br />
sich das.<br />
Ulbrich: Ja, unsere Musik hat einen eigenen<br />
Charakter. Das ist eine Stärke, von<br />
der wir selbst vielleicht gar nicht so wussten.<br />
Aber wir haben gerade 2012 und 2013<br />
ein paar Konzerte gemacht, bei denen junge<br />
Leute drauf abgefahren sind. In Manchester<br />
oder London kamen Typen auf<br />
uns zu, die waren um die 20 und ganz begeistert:<br />
„Wow, ihr seid jetzt hier. Ihr seid<br />
unsere Helden!" Das ist unglaublich schön.<br />
Hoenig: Alles mal auf Anfang. Beim<br />
Krautrock gab es sehr viel Unkonventionelles.<br />
Heute ist das ganz selten. Da ist<br />
dieser Krautrock manchmal wie ein frischer<br />
Wind. Unsere Mixtur von der zarten Ukulele<br />
bis zu schweren elektronischen Klängen zeigt eine<br />
Bandbreite, die viel größer ist als das, was Bands<br />
heute zu bieten haben. Aber eigentlich beobachte<br />
ich aktuelle Trends kaum.<br />
Ulbrich: Da ich mit den 17 Hippies (Berliner Weltmusikband,<br />
d. A.) spiele, komme ich sehr viel rum in<br />
der Welt und sehe viele Live-Acts. Zu Hause höre ich<br />
gar keine Musik.<br />
Hoenig: Anders unser Schlagzeuger Burkhard<br />
Rausch. Der ist Regisseur bei Radio Bremen, der kennt<br />
all die neuen Bands.<br />
Ulbrich: Wir wollen auf jeden Fall weitermachen.<br />
Wir wollen auch eine neue Platte machen. Natürlich<br />
dauert das etwas: Der eine lebt<br />
in<br />
Bremen, Michael auf Ibiza,<br />
unser anderer Gitarrist Gustl<br />
Lütjens wohnt außerhalb Berlins,<br />
ich bin in Berlin geblieben.<br />
Da muss man sich halt<br />
zusammenfinden.<br />
DISCOGRAPHIE:<br />
Malesch (1972)<br />
2nd (1973)<br />
Last (1976)<br />
Fragments (1995)<br />
Live 1974 – At <strong>The</strong> Cliffs Of River Rhine (1998)<br />
<strong>The</strong> O<strong>the</strong>r Side Of Agitation Free (1999)<br />
River Of Return (1999)<br />
<strong>GoodTimes</strong> Originalmitglied 2/2014 ■ <strong>Music</strong> Michael <strong>from</strong> <strong>the</strong> Fame" <strong>60s</strong> Gün<strong>the</strong>r " <strong>to</strong> als <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />
Lutz Ulbrich Bassgitarristen<br />
Shibuya Nights – Live In Tokyo (2011)<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt
Steppenwolf<br />
mit Stiftung<br />
Als Joachim Fritz Krauledat kam<br />
er am 12. April 1944 im ehemaligen<br />
Ostpreußen zur Welt,<br />
floh mit seiner Mutter (der Vater war<br />
im Krieg gefallen) nach Hannover, von<br />
wo aus die Familie 1958 nach Toron<strong>to</strong><br />
auswanderte. Der inzwischen auf den<br />
Namen John Kay hörende junge Mann<br />
war bald solo in Folk- und Blueskreisen<br />
unterwegs. 1965 gehörte er zu <strong>The</strong> Sparrows, aus denen 1967<br />
nach der Übersiedelung nach Kalifornien Steppenwolf wurden,<br />
die mit mächtigen Hits wie “Born To Be Wild“, “Magic Carpet<br />
Ride“, “Rock Me“ und anderen die Rockmusik aufmischten. Die<br />
Band ist bis heute sporadisch live aktiv, soweit Kay neben seiner<br />
Arbeit für die Maue Kay Foundation dafür Zeit bleibt. Interviews<br />
gibt der Sänger kaum noch, für <strong>GoodTimes</strong> machte er vor seinem<br />
runden Geburtstag eine Ausnahme.<br />
Um dich und Steppenwolf ist<br />
es ruhiger geworden ...<br />
Lass mich kurz erzählen, was seit unserer<br />
„40th Anniversary Tour" 2007<br />
passiert ist, die ja so etwas wie unser<br />
Abschied war. 2008 haben wir gar<br />
nicht gespielt, stattdessen bin ich mit<br />
meiner Frau Jutta viel gereist, und<br />
wir haben uns unserer Stiftung gewidmet.<br />
Die ist jetzt zehn Jahre alt<br />
und setzt sich u.a. für den Tierschutz<br />
in Borneo und Afrika ein – begonnen<br />
hat es mit dem Bau einer Schule in<br />
Kambodscha. Ich setzte mich damals<br />
mit meinen Musikern zusammen,<br />
und wir verabredeten im Jahr etwa zwölf Shows. Mal sind es mehr,<br />
mal weniger. Dafür fliegen wir dann ein, weil die Bandmitglieder<br />
übers ganze Land verstreut leben. Das sind dann Urlaubswochenenden<br />
mit ein bisschen Arbeit. Wir können dann – ein angenehmer Nebeneffekt<br />
– hohe Gagen verlangen, weil unsere Auftritte so rar sind.<br />
Und mit meinen Einnahmen kann ich die Stiftung am Laufen halten.<br />
2001 sagtest du mir, dass zwölf Familien von der „Wolf-<br />
World“ leben, der Organisation rund um Steppenwolf ...<br />
Das hat sich geändert. Vor etwa vier Jahren habe ich mich entschlossen,<br />
alles zu verkaufen. Ich organisierte ja unsere sämtlichen Aktivitäten,<br />
habe da unheimlich viel Zeit reingesteckt, und das war ich leid.<br />
Ich verkaufte den Musikverlag inklusive der Songrechte, die kleine<br />
Plattenfirma, das Studio, den Tourbus, die Trucks, das Equipment<br />
an unseren früheren Manager Ron Rainey und investiere meine Zeit<br />
in die Stiftung.<br />
Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Was machst du sonst noch musikalisch?<br />
Ich hatte ja als Solist begonnen und<br />
spiele heute immer wieder mal allein<br />
zur Akustikgitarre Folk und Blues.<br />
Dazu zeige ich Videos von unseren<br />
Reisen nach Borneo oder Afrika und<br />
sammle so Geld für die Maue Kay<br />
Foundation. Musikmachen bereitet mir<br />
weiterhin viel Spaß. Darum genieße ich<br />
die Shows mit Steppenwolf und die<br />
Sologigs noch immer.<br />
Musik, wie es sie auf dem letzten<br />
Solo-Album HERETICS &<br />
PRIVATEERS 2001 gibt?<br />
Genau! Und wenn sich die Gelegenheit<br />
ergibt, werde ich in Zukunft auch öfter<br />
auf Festivals auftreten.<br />
Auf HERETICS ... gab es “For <strong>The</strong> Women In My Life“ – eine Verbeugung<br />
vor deiner Mutter, deiner Frau und Tochter, zugleich ein<br />
Abriss deines Lebens ...<br />
Das trifft es genau. Die drei repräsentieren verschiedene Phasen meines Lebens.<br />
Von meiner Mutter habe ich gelernt, dass nichts im Leben vorhersehbar ist und<br />
man sich nicht unterkriegen lassen darf. Sie hat durch den Krieg die Liebe ihres<br />
Lebens verloren, aber dann ihr Schicksal selbst in die Hand genommen.<br />
Der Name deiner Frau Jutta Maue klingt auch deutsch.<br />
Sie stammt aus Hamburg, und wir haben beide noch Verwandte in<br />
Deutschland, zu denen es lockeren Kontakt gibt. Alle paar Jahre<br />
fahren wir rüber – 2013 waren wir in Berlin und haben gesehen, wie<br />
unglaublich viel sich dort seit dem Fall der Mauer getan hat. Jutta<br />
und ich sind nun schon fast 50 Jahre zusammen. Wir haben uns in<br />
Toron<strong>to</strong> kennen gelernt und schnell geheiratet. Das verlangten die<br />
US-Behörden, als Jutta zu mir in die USA kommen wollte.<br />
Gibt's vielleicht noch mal Solo-Alben wie FORGOTTEN<br />
SONGS AND UNSUNG HEROES und MY SPORTIN'<br />
LIFE?<br />
Ich schreibe immer wieder mal neue Songs, aber ich habe keine konkreten<br />
Pläne für ein Album. Wenn genügend Titel zusammenkommen<br />
sollten, kann das durchaus passieren – die Hoffnung stirbt ja<br />
bekanntlich zuletzt. Kann aber auch sein, dass ich neue Nummern<br />
Organisationen wie Big<br />
Life, dem David Sheldrick Wildlife Trust oder<br />
der Orangutan Foundation International<br />
überlasse. Oder ich stelle sie ins<br />
Netz, damit Interessenten sie sich kostenlos<br />
herunterladen können. Ich bin<br />
auf diese Einnahmen nicht angewiesen,<br />
mir geht es wirtschaftlich sehr gut.<br />
Ich hatte sehr viel Glück und Erfolg in<br />
einem Business, das viele seiner Besten<br />
jung und früh gefressen hat und in<br />
dem sich heute junge Bands unglaublich<br />
abstrampeln müssen, um es dann<br />
meist doch nicht zu schaffen. Ich hatte<br />
Videokamera und Fo<strong>to</strong> sind immer dabei,<br />
wenn Jutta Maue und John Kay untewegs sind<br />
– hier 2013 in Afrika bei den Massai.<br />
© privat, John Kay<br />
im Leben generell sehr viel Glück, dafür<br />
bin ich dankbar.<br />
Philipp Roser<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s
Der Online-<br />
Service für<br />
<strong>GoodTimes</strong>-<br />
Leser<br />
900.000 Musik-CDs<br />
50.000 Vinylscheiben<br />
50.000 Film- und<br />
Musik-DVDs<br />
3,5 Millionen Bücher<br />
Mike Oldfield<br />
Man On <strong>The</strong> Rocks<br />
CD 362 84 43<br />
Rosanne Cash Schaper / Engel /<br />
<strong>The</strong> River & <strong>The</strong> Thread McGrogan<br />
CD 371 91 65<br />
One Or Zero:<br />
<strong>The</strong> Lost Album<br />
CD 393 35 36<br />
Kim Simmonds &<br />
Savoy Brown<br />
Goin’ To <strong>The</strong> Delta<br />
CD 392 83 26<br />
Richard Bargel<br />
It’s Crap!<br />
CD 379 29 57<br />
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Jack Bruce<br />
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! REVIEWS<br />
HIGHLIGHTS<br />
CD<br />
Über zehn Jahre hat sich Jack Bruce Zeit<br />
für ein neues Rocksolo-Album gelassen,<br />
und das Warten hat sich wahrhaftig gelohnt.<br />
Mit SILVER RAILS ist dem mittlerweile<br />
70-jährigen Multi-Instrumentalisten, der<br />
einst als Cellist begann, ehe er auf den Bass<br />
umsattelte und sich aufs Klavier verlegte,<br />
ein kleines Songmeisterwerk gelungen, das<br />
einerseits Intimität atmet, andererseits aber<br />
auch immer noch kraftvoll daherkommen<br />
kann. Und das nicht nur, weil namhafte Gäste<br />
wie Robin Trower,<br />
Bernie Marsden,<br />
Phil Manzanera,<br />
Uli Jon Roth, John<br />
Medeski, Kip Hanrahan<br />
oder Cindy<br />
Blackman-Santana<br />
halfen, den Qualitätslevel<br />
hochzuhalten,<br />
und „ihre”<br />
jeweiligen Songs<br />
veredelten. Bruce<br />
hat großen Wert darauf gelegt, die zehn<br />
Songs abwechslungsreich zu gestalten, unterschiedlichste<br />
Stimmungen zu kreieren,<br />
Kontraste gegenüberzustellen. Wobei beim<br />
Abfassen der Rezension leider keine detaillierten<br />
Angaben vorlagen, wer wo mitwirkte.<br />
Auf jeden Fall lässt sich aber konstatieren,<br />
dass die his<strong>to</strong>rienschwangere Umgebung der<br />
Abbey Road Studios eindeutig inspirierend<br />
wirkte!<br />
Das Album beginnt mit “Candlelight” getragen,<br />
gewinnt allein schon dadurch an Wirkung,<br />
dass sich dezent agierende Bläser und<br />
Hammondorgel bei der geschmackvollen<br />
Klangkolorierung abwechseln. Mit einem<br />
leichten Calypso-Unter<strong>to</strong>n schmiegt sich das<br />
Lied ähnlich an, wie die Sonne wohltuend<br />
auf die Haut wirkt,<br />
von der Bruce hier<br />
singt.<br />
Abgerundet<br />
wird das Ganze<br />
durch ein gefühlvolles<br />
Gitarrensolo.<br />
Eine getragen<br />
abwärts<br />
führende<br />
Pianomelodie<br />
leitet<br />
“Reach Out For<br />
<strong>The</strong> Night” ein, in<br />
dem Bruce sich fast<br />
sprechgesangsartig mit dem eigenen Älterwerden<br />
auseinandersetzt, mit sparsamer<br />
Instrumentierung, dominanten Keyboards<br />
und Perkussion die Spannung auf- und abschwellen<br />
lässt. Er lässt im Soloteil erst die<br />
Hammondorgel ran, ehe ein superbes Saxo-<br />
© Esoteric Recordings<br />
JACK BRUCE<br />
SILVER RAILS<br />
fon übernimmt und es am Ende fast wie eine<br />
Smooth-Jazznummer sanft ausklingt – erst<br />
ganz zum Schluss werden ein paar Gitarrentöne<br />
hörbar. Aus diesem Song stammt übrigens<br />
auch das titelgebende Bild der SILVER<br />
RAILS, die Bruce hier besingt.<br />
“Fields Of Forever” hingegen<br />
überzeugt durch eine fast schon<br />
poppige Gesangsmelodie und ein<br />
sattes Gitarrenriff in der Bridge.<br />
Die Solopassage teilen sich diesmal<br />
Gitarre (das dürfte wohl<br />
Marsden sein) und Bläser – die<br />
gesamte Nummer atmet förmlich<br />
den Spirit der späten 60er Jahre.<br />
Natürlich ist Bruces Stimme untrennbar<br />
mit Cream verbunden, Assoziationen<br />
in Richtung dieser Kultband werden<br />
erstmals beim schwerblütigen “Hidden Cities”<br />
wach – die fast schon psychedelische<br />
Atmosphäre erinnert einfach an Bruce, Clap<strong>to</strong>n<br />
& Baker. Wozu maßgeblich Blackman-<br />
Santana und Roth beitragen, der seine Gitarre<br />
im Hintergrund hält und dennoch stark wirkt.<br />
Aber auch Bruce selbst prägt die Nummer,<br />
wenn er mit dem Bass förmlich die Gesangsmelodie<br />
jagt. Feinfühlig schließt das ebenfalls<br />
fast schwermütige “Don’t Look Now”<br />
an, es trägt die Stimmung weiter, wobei das<br />
Piano beginnt, um dann nach etwa zwei Minuten<br />
von Medeskis Hammond abgelöst zu<br />
werden. Und der Protagonist selbst erzeugt<br />
Spannung, wenn er sich vom tiefen Gesangskeller<br />
in hohe Falsetttöne emporschwingt,<br />
die er immer noch gut<br />
drauf hat. Eine Verbeugung<br />
vor der eigenen<br />
Bluesvergangenheit<br />
beschert “Rusty Lady”,<br />
das stark rhythmusbe<strong>to</strong>nt<br />
groovt und an eine<br />
Mischung aus Cream<br />
(Gesang) und Ten<br />
Years After (Trowers<br />
Gitarre) erinnert.<br />
“Industrial Child” ist der schlicht schönste<br />
Song des Albums, bei dem Bruce sein Vokalvibra<strong>to</strong><br />
effizient zum Tragen bringt. “Drone”<br />
ist erneut stark Rhythmus-orientiert – und<br />
erinnert mit seinem verzerrten Bassspiel fast<br />
ein wenig an John Entwistle. “Keep It Down”<br />
wiederum ist erneut eine Nostalgie-schwangere<br />
Nummer, bei der Bruce ein wenig Soul<br />
der Spätsiebziger einfließen lässt, ehe er zum<br />
Abschluss mit “No Surrender” einen satten<br />
Rocker anbietet. Ein rundum überzeugendes<br />
Album ohne echten Schwachpunkt!<br />
(Esoteric/Rough Trade, 2014, 10/47:55) pro<br />
A i ti “I d t i l Child” i t<br />
DVD<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BOB DYLAN – THE 30TH<br />
ANNIVERSARY CONCERT<br />
CELEBRATION<br />
BOX<br />
JOHN SEBASTIAN<br />
JOHN B. SEBASTIAN / THE FOUR<br />
OF US / TARZANA KID / WELCOME<br />
BACK / BBC IN CONCERT 1970<br />
In den einschlägigen Internetforen beklagen<br />
sich Dylan-Fans bereits seit längerem<br />
darüber, dass bislang keine DVD/Blu-ray<br />
mit der vollständigen „30th Anniversary<br />
Concert Celebration” erhältlich ist. Bisher<br />
musste sich, wer das Tribute-Konzert<br />
nicht bei der TV-Ausstrahlung aufgenommen<br />
hatte, mit zwei konkurrierenden<br />
DVD-Billigproduktionen<br />
begnügen, die empfindlich<br />
gestutzt waren. Nun hat<br />
Dylans Plattenfirma Columbia<br />
endlich ein Einsehen<br />
und veröffentlicht das über<br />
dreieinhalb Stunden lange<br />
Konzert in Gänze. Am 16.<br />
Ok<strong>to</strong>ber 1992 fand sich eine<br />
Riege namhafter Musiker<br />
auf der Bühne des Madison<br />
Square Garden in New York<br />
City ein, um das 30. Jubiläum<br />
von Dylans Debütalbum zu feiern. Es<br />
wurde eine Feier mit einer ganzen Reihe<br />
von außergewöhnlichen Darbietungen.<br />
Gekommen war, wer Rang und Namen<br />
hatte. Darunter: John Mellencamp, Stevie<br />
Wonder, Lou Reed, Tracy Chapman,<br />
Johnny Cash, Willie Nelson, Kris Kris<strong>to</strong>fferson,<br />
Johnny Winter, Ron Wood,<br />
Richie Havens, Sinead O’Connor, Neil<br />
Young, Chrissie Hynde, Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />
<strong>The</strong> Band, George Harrison, Tom Petty,<br />
Roger McGuinn und schließlich der Geehrte<br />
persönlich. Bei all den Höhepunkten,<br />
weiß man gar nicht, wo beginnen.<br />
Schon Mellencamps Opener “Like A Rolling<br />
S<strong>to</strong>ne” (mit Al Kooper an der Orgel!)<br />
legte die Messlatte hoch. Eine der großen<br />
Überraschungen des Abends waren die<br />
gerade am Anfang ihrer Karriere stehenden<br />
Eddie Vedder und Mike McCready<br />
von Pearl Jam mit ihrer Gänsehautversion<br />
von “Masters Of War”. Blues-Rockgitarrist<br />
Johnny Winter spielt in<br />
Bestform “Highway 61 Revisited”<br />
und Richie Havens<br />
mit seiner ungewöhnlichen<br />
Grifftechnik ein ungeheuer<br />
zartes “Just Like A Woman”.<br />
Neil Young rockt sich<br />
im Holzfällerhemd durch<br />
das eher an Hendrix als am<br />
Original orientierte “All<br />
Along <strong>The</strong> Watch<strong>to</strong>wer”.<br />
Und am Ende singen alle<br />
gemeinsam im Chor “Knockin’<br />
On Heaven’s Door”, mit dem 1992<br />
Guns N’Roses einen weltweiten Hit feierten.<br />
Als Bonus gibt es ein 39-minütiges<br />
„Behind <strong>The</strong> Scenes”. Zeitgleich mit der<br />
DVD/Blu-ray erscheint eine Neuausgabe<br />
der fast songidentischen Doppel-CD. Im<br />
Gegensatz zu der 1993 veröffentlichten<br />
Fassung enthält diese zwei bislang unveröffentlichte<br />
Bonus-Titel von den Konzertproben:<br />
“Don’t Think Twice, It’s Alright”<br />
von Eric Clap<strong>to</strong>n und “I Believe In You”<br />
von Sinead O’Connor.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 1993,<br />
2 DVDs, 220 Min.) frs<br />
Nach seinem Weggang von Lovin’ Spoonful<br />
hatte John Sebastians Solokarriere zunächst<br />
einmal Startschwierigkeiten. Trotz<br />
gefeierter Auftritte wie beim Woods<strong>to</strong>ck-<br />
Festival gab es lange Zeit kein Album<br />
von ihm. Grund waren vertragliche Querelen,<br />
die ihn dazu zwangen, das längst<br />
aufgenommene Solodebüt über ein Jahr<br />
lang zurückzuhalten. Als<br />
dann JOHN B. SEBAS-<br />
TIAN endlich Anfang<br />
1970 erschien, schlug<br />
es nicht mehr so ein wie<br />
erwartet. Aus heutiger<br />
Perspektive kann man jedoch<br />
mit Fug und Recht<br />
behaupten, dass das<br />
unter Mithilfe von u.a.<br />
Crosby, Stills & Nash<br />
entstandene Album ein<br />
Meisterwerk des Folk-Rockgenres k<br />
ist. Der<br />
Haupt-Songschreiber von Lovin’ Spoonful<br />
knüpfte damit nahtlos an seine Qualitäten<br />
der mittleren Sixties an. Besonders herausragend<br />
sind der beschwingte Opener<br />
“Red-Eye Express”, das zarte “She’s A<br />
Lady”, seine Solo-Unplugged-Fassung des<br />
Spoonful-Hits “You’re A Big Boy Now”<br />
sowie das abschließende, träumerische<br />
“I Had A Dream” (Eröffnungsstück des<br />
WOODSTOCK-Albums). Zusammen mit<br />
den drei folgenden (ursprünglich bei Reprise<br />
erschienenen) Studio-Alben hat das<br />
Label Edsel nun JOHN B. SEBASTIAN in<br />
ein schönes, mit einem dicken Booklet versehenes<br />
Päckchen gepackt und noch eine<br />
DVD mit einem 1970 von der BBC ausgestrahlten<br />
TV-Konzert dazugelegt. THE<br />
FOUR OF US (1971) klang weniger Flower-Power-haft,<br />
dafür stärker nach Blues<br />
und Roots-Rock. Erneut scharte Sebastian<br />
gute Musiker um sich, diesmal u.a. Mac<br />
Rebennack (Dr. John) und Felix Pappalardi<br />
(Mountain). Höhepunkt<br />
ist die 16-minütige Suite<br />
“<strong>The</strong> Four Of Us”, in der<br />
Sebastian seine Flitterwochen<br />
im amerikanischen<br />
Süden verarbeitet. Nach<br />
einer Babypause kehrte<br />
Sebastian erst 1974 mit<br />
TARZANA KID zurück.<br />
Den Roots-Ansatz baut<br />
er hier noch stärker und<br />
überzeugender aus. Mit<br />
“Face Of Appalachia”, das zusammen<br />
mit Lowell George (Little Feat) entstand,<br />
findet sich darauf einer seiner schönsten<br />
Songs. Bei anderen Stücken wird Sebastian<br />
u.a. von Ry Cooder, Emmylou Harris und<br />
Phil Everly begleitet. WELCOME BACK<br />
(1976) konnte nicht ganz die Qualität halten.<br />
Die Produktion geriet zu glatt. Wenn<br />
auch das Album kein kommerzieller Erfolg<br />
war (#79 US), warf es jedoch mit dem Titelsong<br />
der TV-Serie „Welcome Back, Kotter”<br />
(mit dem jungen John Travolta) einen<br />
Megahit ab.<br />
(Edsel/Soulfood, 1970–1976,<br />
21/75:59, 20/63:27, DVD 33 Min.) frs<br />
Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
TOP 5 – Greatest-Hits-Alben<br />
1. Neil Young – Greatest Hits<br />
2. Eagles – <strong>The</strong> Complete Greatest Hits<br />
3. Moon Martin – <strong>The</strong> Very Best Of<br />
4. Manfred Mann’s Earth Band – <strong>The</strong> Very Best Of Vol. 1 & 2<br />
5. Slade – Greatest Hits – Feel <strong>The</strong> Noize<br />
Fabian Leibfried<br />
1. Buffy Sainte-Marie – <strong>The</strong> Best Of<br />
2. Wonderland – <strong>The</strong> Best Of<br />
3. Foo Fighters – Greatest Hits<br />
4. Karthago – Best Of<br />
5. Electra – 35 Jahre – Die Single Hits und Raritäten<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
1. Elvis Presley – Golden Records<br />
2. Creedence Clearwater Revival – Chronicle<br />
3. Eagles – <strong>The</strong>ir Greatest Hits 1971–1975<br />
4. Sam Cooke – <strong>The</strong> Best Of<br />
5. Jerry Lee Lewis – <strong>The</strong> Best Of<br />
Rüdiger Bloemeke<br />
1. Beatles – 1967–1970 (Blaues Album)<br />
2. Beatles – 1962–1966 (Rotes Album)<br />
3. Jimi Hendrix – Smash Hits<br />
4. Rolling S<strong>to</strong>nes – Through <strong>The</strong> Past Darkly – Big Hits Vol. 2<br />
5. Deep Purple – Mark I & II<br />
Lothar Brandt<br />
1. Renaissance – Da Capo<br />
2. Camel Echoes – <strong>The</strong> Retrospective<br />
3. Steve Hackett – <strong>The</strong> Unauthorised Biography<br />
4. Japan – Exorcising Ghosts<br />
5. Joe Jackson – This Is It (<strong>The</strong> A&M Years 1979–1989)<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
1. Rolling S<strong>to</strong>nes – Rolled Gold<br />
2. Beatles – 1967–1970 (Blaues Album)<br />
3. <strong>Byrds</strong> – Essential<br />
4. Velvet Underground – Gold<br />
5. Siouxsie & <strong>The</strong> Banshees – <strong>The</strong> Best Of<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Beatles – 1967–1970 (Blaues Album)<br />
2. Black Sabbath – We Sold Our Soul For Rock’n’Roll<br />
3. Creedence Clearwater Revival – Chronicle<br />
4. Deep Purple – Mark I & II<br />
5. Led Zeppelin – Remasters<br />
Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Rolling S<strong>to</strong>nes - Grrr!<br />
2. Peter Gabriel - Hit<br />
3. U2 – Best Of 1980–1990<br />
4. U2 – Best Of 1990– 2000<br />
5. Sting – <strong>The</strong> Best Of 25 Years<br />
Christian Hentschel<br />
1. Beatles – 1967–1970 (Blaues Album)<br />
2. Cranberries – Stars: <strong>The</strong> Best Of 1992–2002<br />
3. Hollies – All <strong>The</strong> Hits And More<br />
4. Joan Armatrading – Track Record<br />
5. Albert Hammond – <strong>The</strong> Very Best Of<br />
Tino Krauter<br />
1. Kraftwerk – <strong>The</strong> Mix<br />
2. Pink Floyd – Echoes – <strong>The</strong> Best Of<br />
3. Hawkwind – Golden Void 1969–1979<br />
4. Eloy – Chronicles I<br />
5. Blue Öyster Cult – <strong>The</strong> Reaper – Best<br />
Frank Küster<br />
1. Beatles – Love<br />
2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Grrr!<br />
3. Kinks – Waterloo Sunset – <strong>The</strong> Very Best Of<br />
4. Crosby, Stills, Nash & Young – So Far<br />
5. Carol King – Natural Woman – <strong>The</strong> Very Best Of<br />
Helmut Ölschlegel<br />
Mitarbeiter<br />
1. Creedence Clearwater Revival – Chronicle<br />
2. Slade – Greatest Hits – Feel <strong>The</strong> Noize<br />
3. Roy Buchanan – 20th Century Masters: <strong>The</strong> Millennium Collection<br />
4. Eagles – <strong>The</strong> Complete Greatest Hits<br />
5. Wolle Kriwanek Band – Bescht Of<br />
Philipp Roser<br />
1. Clif<strong>to</strong>n Chenier – Zydeco Dynamite<br />
2. Beatles – 1967–1970 (Blaues Album)<br />
3. War – Very Best Of<br />
4. Mahotella Queens – Best Of<br />
5. Mose Allison – Allison Wonderland<br />
Oliver Schuh<br />
1. Beatles – 1967–1970 (Blaues Album)<br />
2. Jimi Hendrix – Smash Hits<br />
3. Jefferson Airplane – <strong>The</strong> Worst Of<br />
4. Madness – Complete Madness<br />
5. Beatles – 1962–1966 (Rotes Album)<br />
Frank Schuster<br />
1. Peter, Paul & Mary – <strong>The</strong> Most Beautiful Songs<br />
2. Dubliners – <strong>The</strong> S<strong>to</strong>ry Of<br />
3. John Denver – Greatest Hits<br />
4. Ina Deter – Ich bereue nichts 1980–1990<br />
5. Neil Young – Greatest Hits<br />
Ulrich Schwartz<br />
1. T. Rex – 20th Century<br />
2. Eric Clap<strong>to</strong>n – Backtrackin’<br />
3. Jefferson Airplane – <strong>The</strong> Worst Of<br />
4. Santana – Greatest Hits<br />
5. Frank Marino – Guitar Heroes – S<strong>to</strong>ries Of A Hero<br />
Alan Tepper<br />
1. Georgie Fame – <strong>The</strong> First Thirty Years<br />
2. Hollies – Greatest Hits<br />
3. Beatles – One<br />
4. 10cc – I’m Not In Love / <strong>The</strong> Essential Collection<br />
5. Alan Price – Georgie Boy – <strong>The</strong> Anthology<br />
Uli Twelker<br />
1. Danny Gat<strong>to</strong>n – Hot Tod Guitar<br />
2. Return To Forever – <strong>The</strong> Anthology<br />
3. Soft Machine – <strong>The</strong> Best Of (<strong>The</strong> Harvest Years)<br />
4. Who – My Generation<br />
5. Jefferson Airplane – <strong>The</strong> Worst Of<br />
Thomas Wachter<br />
Gordon Giltrap<br />
1. Bert tJansch – Dazzling Stranger<br />
2. Julian Bream – <strong>The</strong> Best Of<br />
3. Who – My Generation<br />
4. Beatles – Greatest Hits<br />
5. James Taylor – <strong>The</strong> Best Of<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 31
CD<br />
REVIEWS<br />
KATEY SAGAL<br />
COVERED<br />
Bekannt wurde sie als Ed Bundys Ehefrau<br />
Peggy in der Sitcom „Eine schrecklich<br />
nette Familie”, zurzeit sieht man sie als<br />
weibliche Hauptdarstellerin in der US-Serie<br />
„Sons Of Anarchy”. Dass Katey Sagal<br />
davor schon Background für Tanya Tucker,<br />
Bob Dylan oder Etta James sang und<br />
sogar zwei Alben mit eigener Musik veröffentlicht<br />
hat, wissen nur wenige. Wie gut<br />
sie auch in diesem Metier zurechtkommt,<br />
zeigt ihr neues Album COVERED, für<br />
das sie dieses Mal auf das Schreiben eigener<br />
Titel verzichtet hat. Stattdessen<br />
hat sich die 59-jährige Kalifornierin bei<br />
zahlreichen amerikanischen Kollegen bedient,<br />
so bei Tom Petty (“Free Fallin’”),<br />
Jackson Browne (“For A Dancer”), Steve<br />
Earle (“Goodbye”), Gillian Welch (“Orphan<br />
Girl”), Joni Mitchell (“For Free”)<br />
oder Ron Sexsmith (“Secret Heart”). Wer<br />
bei Cover-Versionen auf radikale Umdeutungen<br />
steht, der kommt hier nicht auf seine<br />
Kosten, vielmehr gelingen Katey Sagal<br />
kleine (und teilweise richtig feine!) Hommagen<br />
an die Originalsongs.<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 10/41:08) tk<br />
ABBA<br />
WATERLOO (DELUXE EDITION)<br />
Kaum zu glauben,<br />
dass es schon 40<br />
Jahre her ist, dass<br />
Abba mit “Waterloo”<br />
beim Grand<br />
Prix d’Eurovision<br />
in Brigh<strong>to</strong>n abräumten<br />
und damit eine Weltkarriere starteten.<br />
Es liegt auf der Hand, dass Band und<br />
Plattenfirma den Anlass nutzen, um daraus<br />
Kapital zu schlagen und das dazugehörige<br />
Album neu auflegen. Mit reichlich Bonus-<br />
Material, das sich sehen beziehungsweise<br />
hören lassen kann, auch das versteht sich<br />
von selbst. Zugleich wird damit die Abba-<br />
Deluxe-Editions-Serie mit ihrem achten<br />
Teil abgeschlossen (Veröffentlichungstermin<br />
ist der 4. April). Acht Bonus-Tracks<br />
werden geliefert: Die Erfolgsnummer<br />
selbst gibt’s in verschiedenen Versionen:<br />
“Waterloo” auf Schwedisch, Französisch<br />
und Deutsch, dazu einen alternativen Mix<br />
des englischen Originals. Plus den Singleremix<br />
der Nachfolge-45er “Ring Ring”<br />
(UK-Fassung), die Neumischung des<br />
Songs auf der US-Ausgabe von WATER-<br />
LOO, eine spanische Fassung von “Hasta<br />
Manana” und die schwedische Version von<br />
“Honey, Honey”. Des Weiteren wird eine<br />
DVD mitgeliefert mit 13 teilweise unveröffentlichten<br />
TV-Auftritten (u.a. „Musik<br />
aus Studio B”, „Ein Kessel Buntes”,<br />
„Disco”); selbstverständlich kann man<br />
sich auch den Erfolg in Brigh<strong>to</strong>n erneut<br />
zu Gemüte führen (inklusive damaliger<br />
Interviews mit Frida und Manager Stig<br />
Anderson). Das Originalalbum war nicht<br />
unbedingt typisch für das schwedische<br />
Quartett: Selten war die Stilpalette der<br />
Songs derart breit angelegt wie hier. Sie<br />
reichte von purem Pop über Folk-Rock<br />
und ungewohnt Rockiges (der treibende<br />
“King Kong Song”) bis hin zu Karibik-<br />
Anleihen (“Sitting In <strong>The</strong> Palmtree”).<br />
Benny Anderson und Björn Ulvaeus als<br />
musikalische Strippenzieher demonstrierten<br />
durchgängig ihr Gefühl für gehörgängige<br />
Melodien. Insgesamt ein starkes<br />
Pop album, das auch nach 40 Jahren seinen<br />
Hörreiz nicht verloren hat.<br />
(Universal, 19 Songs per Vorabstream,<br />
DVD 14 Tracks)<br />
pro<br />
BOY GEORGE<br />
THIS IS WHAT I DO<br />
Wer Boy Georges<br />
neues Album vorschnell<br />
in die „Schon<br />
wieder ein unnötiges<br />
Comeback”-Schublade<br />
steckt, der<br />
macht einen Fehler.<br />
Denn mit seinen neuen Songs macht der<br />
schillernde Brite den Albumtitel THIS IS<br />
WHAT I DO zum Programm. Ja, er knüpft<br />
ohne Frage an erfolgreiche Zeiten an, in<br />
denen er Anfang der 80er mit seinem Culture<br />
Club mit Hits wie “Do You Really<br />
Want To Hurt Me” oder “Karma Chameleon”<br />
die Charts <strong>to</strong>ppte. Auch gut 30 Jahre<br />
später gelingt es ihm, souligen Pop so clever<br />
mit Reggae-Rhythmen zu unterlegen,<br />
dass man die Melodien schon nach dem<br />
ersten Hören nicht mehr aus den Gehörgängen<br />
bekommt. Dazu hat er mit Richie<br />
Stevens einen Produzenten gefunden, der<br />
seine Songs absolut auf der Höhe der Zeit<br />
anrichtet, aktuell angesagte Elemente aus<br />
Rap, Funk und Disco einbaut. Eine Qualität,<br />
die nicht von ungefähr kommt, ein<br />
Titel (“My God”) entstand zusammen<br />
mit Killing-Joke-Bassist- und Produzent<br />
Youth, einmal (“Death Of Samantha”)<br />
greift er auf eine Vorlage von Yoko Ono<br />
zurück, dazu teilt sich Boy George auf einigen<br />
Tracks die Songwriting-Credits mit<br />
Mikey Craig, seinem alten Kumpel aus<br />
Culture-Club-Zeiten.<br />
(Very Me Records/Rough Trade,<br />
2014, 15/58:23) tk<br />
UNIVERSAL DAUGHTERS<br />
WHY HAST THOU FORSAKEN<br />
ME?<br />
Für dieses Benefizalbum – der Erlös<br />
kommt der italienischen Città della Speranza<br />
zugute, einer gemeinnützigen<br />
Institution, die schwerkranke Kinder<br />
unterstützt – kann Initia<strong>to</strong>r Marco Fasolo<br />
(Frontmann der italienischen Psych-<br />
Popband Jennifer Gentle) mehr als ein<br />
Dutzend hochkarätiger Gäste präsentieren.<br />
Cover-Songs aus den Jahren 1920 bis<br />
1970, Vorlagen von den Bee Gees (“First<br />
Of May”), David Bowie (“Five Years”),<br />
John Lennon (“Mo<strong>the</strong>r”) oder Leon Payne<br />
(“Psycho”), wurden von Künstlern wie<br />
Stan Ridgway (Wall Of Voodoo), Steve<br />
Wynn (Dream Syndicate), Chris Robinson<br />
(<strong>The</strong> Black Crowes), Carla Bozulich, Ed<br />
Harcourt, Lisa Germano und Mick Collins<br />
(<strong>The</strong> Dirtbombs) neu interpretiert; sie versahen<br />
die teilweise recht obskuren Vorlagen<br />
noch mit einer gehörigen Portion eigener<br />
Kreativität. Denn – das hatte Begleitband-<br />
Leader Marco Fasolo zur (Teilnahme-)Bedingung<br />
gemacht – die Beiträge für WHY<br />
HAST THOU FORSAKEN ME? mussten<br />
so außergewöhnlich klingen, dass diese<br />
Songsammlung im Gegensatz zu so vielen<br />
anderen Benefizalben nicht nach einmaligem<br />
Hören ins Regal gestellt wird,<br />
um dort für immer zu verstauben. Somit<br />
ist auch die wilde stilistische Ausrichtung<br />
erklärbar, reicht das Spektrum von swingendem<br />
Vaudeville über klassischen Pop<br />
bis zu irrem Psychedelic.<br />
(Santeria/Rough Trade, 2014, 13/57:23) us<br />
HIGHASAKITE<br />
SILENT TREATMENT<br />
Debütalbum einer interessanten Band aus<br />
Norwegen. Highasakite machen Indie-<br />
Popmusik der eher abenteuerlichen Sorte.<br />
Die Musik ist voller schillernder Kontraste,<br />
prahlt damit aber nicht, kommt oft<br />
auf leisen Sohlen daher – es sei denn, eine<br />
dynamische, bestens organisierte Kombination<br />
aus Syn<strong>the</strong>sizern, Bläsern und Perkussion<br />
gewinnt die Oberhand über den<br />
moderaten Grund<strong>to</strong>n, der in erster Linie<br />
von der markanten Stimme der Sängerin<br />
Ingrid Helene Havik gekennzeichnet ist.<br />
SILENT TREATMENT bietet recht tiefgründigen<br />
Pop mit schön skandinavischmysteriöser<br />
Note. Noch kann die Band<br />
ihre anspruchsvollen Vorstellungen nicht<br />
komplett realisieren, aber der Start ist gelungen.<br />
Beste Tracks: “Leaving No Traces”,<br />
“Hiroshima” und “<strong>The</strong> Man On <strong>The</strong><br />
Ferry”.<br />
(Propeller/Soulfood, 2013, 10/45:04) hjg<br />
CAMOUFLAGE<br />
THE SINGLES<br />
Eine junge deutsche<br />
Band, die sich hinter<br />
Human League,<br />
Ultravox und Depeche<br />
Mode nicht zu<br />
verstecken brauchte:<br />
Mitte der 80er gehörten<br />
Heiko Maile, Marcus Meyn und<br />
Oliver Kreyssig mit ihrer Band Camouflage<br />
zu den Top-Acts der Synthie-Popund<br />
New-Waveszene. Mit Stücken wie<br />
“Love Is A Shield” und “<strong>The</strong> Great Commandment”<br />
(mit dem sie 1989 sogar in die<br />
US-Top-100 einzogen) legten sie Songs<br />
vor, die zwischenzeitlich zu Klassikern geworden<br />
sind. Anlässlich ihres 30-jährigen<br />
Bandjubiläums ist Anfang Februar eine<br />
brandneue Best-Of erschienen, auf der<br />
digital remastert und in chronologischer<br />
Reihenfolge 20 Single-Edits zusammengefasst<br />
wurden. Natürlich beginnt diese Reise<br />
beim 1987 veröffentlichten “<strong>The</strong> Great<br />
Comandment”, führt über die 7”-Version<br />
von “Neighbours” (1988), “Heaven<br />
(I Want You)” (1991) und “Motif Sky”<br />
(2006) bis zu “<strong>The</strong> Pleasure Remains” aus<br />
dem Jahr 2007. Und spätestens im Herbst<br />
dieses Jahres soll dann auch wieder ein<br />
Camouflage-Album mit neuem Material<br />
erscheinen.<br />
(Polydor/Universal, 2014, 20/75:18) tk<br />
Pop<br />
SONNABEND<br />
EINER DIESER TAGE<br />
Zusammen mit Martin Szalay (b, voc),<br />
Philip Ritter (keys, voc) und Claus Schulte<br />
(dr) hat sich Sänger und Gitarrist Klaus<br />
Sonnabend dem deutschsprachigen Soul-<br />
Pop verschrieben. EINER DIESER TAGE<br />
ist ihr Debüt, entstanden aus einer spontanen<br />
Kurz<strong>to</strong>urnee Anfang letzten Jahres,<br />
bei der die vier Musiker schnell merkten,<br />
dass man das hier schlummernde Potenzial<br />
in Taten umsetzen muss. EINER DIESER<br />
TAGE heißt das Ergebnis, bei dem Sonnabend<br />
– wie sie ihre Band benannt haben –<br />
die kleinen Dinge und die großen Gefühle<br />
des Lebens in Worte und Musik gefasst<br />
haben. Souliger Gesang, poppige Arrangements,<br />
dazu noch klasse produziert, das<br />
passt alles. So bleibt als einzige Baustelle<br />
das über Albumlänge gesehen zu brave<br />
Songwriting, bei dem Klaus Sonnabend<br />
das nächste Mal ruhig mehr Mut zu stilistischer<br />
Vielfalt beweisen dürfte ...<br />
(D7/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />
2014, 12/46:06) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
AMERICAN SONGBIRDS<br />
Amerika<br />
hat<br />
schon eine ganze<br />
Reihe talentierter<br />
Singer/Songwriter<br />
hervorgebracht.<br />
Nicht nur männliche,<br />
sondern<br />
auch weibliche, erinnert sei an Joni Mitchell<br />
und Suzanne Vega. Die Kompilation<br />
AMERICAN SONGBIRDS – WOMEN<br />
SINGER/SONGWRITERS FROM THE<br />
NEW WORLD präsentiert vier junge,<br />
entdeckenswerte Künstlerinnen. Allen<br />
gemeinsam ist, dass sie neue Wege gehen<br />
und auch mal das klassische Songformat<br />
verlassen. Die Kanadierin Kyrie Kristmanson<br />
steht mit ihren fragilen, Jazzinspirierten<br />
Songs ganz in der Tradition<br />
ihrer großen Landsfrau Joni Mitchell.<br />
Ruppiger gibt sich Ashia & <strong>The</strong> Bison<br />
Rouge aus Portland, USA; die Lieder der<br />
Sängerin und Cellistin sind von Cabaret,<br />
Klassik und Punk beeinflusst und mit den<br />
kapriziösen Experimenten von Amanda<br />
Palmer zu vergleichen. Sensibler klingen<br />
die Songs der New Yorkerin Rachelle<br />
Garniez. Mit “Jean-Claude Van Damme”<br />
hat sie eine bittersüße Hommage an den<br />
gleichnamigen Actionstar geschrieben.<br />
Bissiger sind die Stücke der aus New Orleans<br />
stammenden Stephanie Nilles. In<br />
“Fuck Off, Grizzly Bear” nimmt sie die<br />
Internetgemeinde aufs Korn. Besonders<br />
schön auch ihre Interpretation des Jazz-<br />
Standards “St. James Infirmary”. Tipp: Im<br />
Viererpack sind die Sängerinnen im März<br />
und April auf Tournee durch Deutschland<br />
und Österreich.<br />
(Jaro, 2014, 12/44:58)<br />
frs<br />
ROSANNE CASH<br />
THE RIVER AND THE THREAD<br />
Mit ihrem letzten und höchst empfehlenswerten<br />
Album THE LIST hat Rosanne<br />
Cash das Erbe des Vaters angenommen,<br />
nicht mehr versucht, sich von ihren Wurzeln<br />
zu lösen, sondern sie akzeptiert und<br />
künstlerisch verarbeitet. Auch auf THE<br />
RIVER & THE THREAD bewegt Cash<br />
sich zwischen Country, Singer/Songwriter<br />
und Folk. Allerdings ist das neue Album<br />
insgesamt gehaltvoller, tiefsinniger<br />
und intimer als der Vorgänger. Zwar relativieren<br />
Songs wie das lockere “Modern<br />
Blue” und eine Countrynummer mit leichten<br />
Fifties-Einschlägen (“50.000 Watts”)<br />
die schwermütige Grundstimmung, was<br />
jedoch nicht den Gesamteindruck nachhaltig<br />
ändert. Ein sehr schönes Album,<br />
das allerdings nicht zu jeder Gemütsverfassung<br />
passt. Doch eines ist klar – Cashs<br />
<strong>to</strong>ller, glasklaren Gesang und die natürli-<br />
Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
che und ehrliche Einspielung machen die<br />
CD schon jetzt zu einem der wichtigsten<br />
Alben des Jahres.<br />
(Blue Note/Universal, 2014, 11/38:36) at<br />
THE BEATLES<br />
THE U.S. ALBUMS<br />
Einerseits kann man heutzutage natürlich nur<br />
noch den Kopf über die Veröffentlichungspolitik<br />
der Plattenfirmen in den 60er Jahren<br />
schütteln. Da war Capi<strong>to</strong>l, der US-Ableger<br />
der EMI, zunächst gar nicht an den Beatles<br />
interessiert, überließ dem kleinen Vee-Jay-<br />
Label die Rechte an PLEASE PLEASE<br />
ME, das die Songs dann im Januar 1964 als<br />
INTRODUCING THE BEATLES auf den<br />
US-Markt brachte – der Capi<strong>to</strong>l-Verzicht<br />
auf Songs wie “Love Me Do”, “Twist And<br />
Shout” und “Please Please Me” war natürlich<br />
ein Fehler, den die Amerikaner dann im<br />
März 1965 mit THE EARLY BEATLES zu<br />
korrigieren versuchten. Oder der Umgang<br />
mit dem Soundtrack zum Film „Help”, der<br />
sich in den USA ganz erheblich von der europäischen<br />
Ausgabe unterschied, oder Songs<br />
wie die zwei Larry-Williams-Titel “Bad<br />
Boy” und “Dizzy Miss Lizzy”, die man in<br />
der alten Welt zunächst vergeblich suchte,<br />
oder die bei RUBBER SOUL und REVOL-<br />
VER angewandte Taktik, Songs auf frühere<br />
oder spätere Alben zu verschieben. Andererseits<br />
darf man sich aus heutiger Sicht aber<br />
auch über dieses Wirrwarr freuen, denn wenn<br />
es dieses damals nicht gegeben hätte, dann<br />
würde es diese jetzt veröffentlichte, wunderbare<br />
Box mit dem simplen Namen THE U.S.<br />
ALBUMS gar nicht geben. Und das wäre<br />
jammerschade, denn was dem geneigten<br />
Beatles-Fan dabei geboten wird ist allererste<br />
Sahne: Alle 13 CDs sind exakt so verpackt,<br />
wie es den originalen Vinylscheiben<br />
zum Zeitpunkt ihrer Erstveröffentlichung<br />
vorbehalten war – einschließlich der Innenhüllen!<br />
Bis auf zwei LPs (THE BEATLES’<br />
STORY und HEY JUDE, nur in Stereo) sind<br />
alle Alben sowohl im Mono- als auch im<br />
Stereo-Mix enthalten. In welchem Verfahren<br />
die Titel aufgenommen wurden, mit welcher<br />
Technik man aus Mono-Aufnahmen Stereoversionen<br />
generierte und umgekehrt, das ist<br />
nur eines der <strong>The</strong>men im 64-seitigen Booklet.<br />
Klasse bebildert und ausführlich liefert<br />
es (in Englisch) die notwendigen Infos und<br />
wird so auch zu einem höchst interessanten<br />
Stück Zeitgeschichte, über den Soundtrack<br />
dazu braucht man wohl nicht zu diskutieren.<br />
(Apple Records/Universal, 2014,<br />
13 CDs) us<br />
KATZMANN<br />
KATZMANN<br />
Gleichzeitig Comeback und Debüt: KATZ-<br />
MANN ist ebenso das erste „richtige”<br />
Album von Nosie Katzmann, wie es seine<br />
Rückkehr ins Pop-Business ist. Aufgewachsen<br />
in den 60er und 70er Jahren<br />
im Rhein-Main-Gebiet, war Musik schon<br />
immer sein Fluchtpunkt, wenn sich alles<br />
andere um ihn herum im Chaos befand.<br />
Mit Songs wie “Mr. Vain” und “Right In<br />
<strong>The</strong> Night” schrieb er Anfang der 90er<br />
Top-Hits für Künstler wie Culture Beat,<br />
Scooter, DJ Bobo oder Jam & Spoon.<br />
Doch immer wieder warfen ihn persönliche<br />
und künstlerische Krisen zurück, so<br />
dass es bisher „nur” dazu reichte, Teile<br />
seines Gesamtwerkes neu zu interpretieren<br />
und in den CD-Reihen GREATEST HITS<br />
sowie SONGBOOKS zu veröffentlichen.<br />
Mit KATZMANN wagt er jetzt also etwas<br />
(zumindest für ihn) Neues, erschafft wundervolle<br />
kleine Pop-Preziosen, die mal mit<br />
pumpendem Rhythmus zurück in die 90er<br />
schielen, mal Piano-perlend zum Träumen<br />
einladen, mal mit ihren Harmoniegesängen<br />
an gute alte Westcoast-Zeiten erinnern.<br />
(GIM Records/Soulfood, 2014,<br />
12/36:27) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
VAMPS ET VAMPIRE:<br />
THE SONGS OF SERGE<br />
GAINSBOURG<br />
Serge<br />
Gainsbourg<br />
war nicht nur ein<br />
charismatischer Interpret<br />
eigener Songs.<br />
Als Au<strong>to</strong>r und Komponist<br />
schrieb das<br />
Enfant terrible der<br />
französischen Chanson-Szene auch zahlreiche<br />
Lieder für glamouröse Sängerinnen<br />
und Schauspielerinnen, darunter Jane Birkin<br />
und Brigitte Bardot. Er war sattelfest in<br />
so unterschiedlichen Genres wie Jazz, Pop<br />
und Yé-Yé (der französischen Version des<br />
Beat), bescherte France Gall 1965 mit “Poupée<br />
de cire, poupée de son” den Gewinn des<br />
Grand Prix Eurovision und Françoise Hardy<br />
1968 einen Riesenhit mit “Comment te<br />
dire adieu”. Diese beiden Erfolge sind nun<br />
auf der wunderbaren Anthologie VAMPS<br />
ET VAMPIRE: THE SONGS OF SERGE<br />
GAINSBOURG versammelt, zusammen mit<br />
weiteren großartigen Nummern wie “Harley<br />
Davidson” (Brigitte Bardot), “Strip-Tease”<br />
(Juliette Gréco) und “Hier ou demain”<br />
(Marianne Faithfull) sowie dem durch den<br />
Soundtrack des Quentin-Tarantino-Films<br />
„Death Proof” zu späten Ehren gelangte<br />
“Laisse <strong>to</strong>mber les filles” von April March.<br />
(Ace/Soulfood, 2014, 25/70:14) frs<br />
PINK MARTINI & THE VON<br />
TRAPPS<br />
DREAM A LITTLE DREAM<br />
Kurz vor den Zweiten Weltkrieg flieht die<br />
Trapp-Familie vor den Nazis von Österreich<br />
in die USA, wo sie als Trapp Family<br />
Singers berühmt werden. Auch in Deutschland<br />
wurde ihre S<strong>to</strong>ry durch den Heimatfilm<br />
„Die Trapp-Familie” (1956, u.a, mit Ruth<br />
Leuwerik) einem großen Publikum bekannt,<br />
noch erfolgreicher dann das amerikanische<br />
Hammerstein/Rogers-<strong>Music</strong>al „<strong>The</strong> Sound<br />
Of <strong>Music</strong>”, das 1966 in der Verfilmung mit<br />
Julie Andrews sogar sechs Oscars gewann.<br />
Auch Jahrzehnte später gibt es die Von<br />
Trapps noch, die vier Urenkel Sofi (25),<br />
Melanie (23), Amanda (22) und August<br />
(19) führen die alte Gesangs-Tradition fort.<br />
Für DREAM A LITTLE DREAM hat Pink<br />
Martini, das große kleine Poporchester um<br />
Bandleader Thomas Lauderdale und Sängerin<br />
China Forbes, das Gesangsquartett unter<br />
Pop<br />
seine Fittiche genommen. Musikalisch geht<br />
es einmal rund um den Erdball, über Schweden,<br />
Bayern und Afrika bis nach Japan und<br />
China, werden Erinnerungen an die Andrew<br />
Sisters, die Comedian Harmonists oder 50er-<br />
Jahre-Pop wach, als Gäste sind dazu noch die<br />
Chieftains, Wayne New<strong>to</strong>n, Jack Hanna und<br />
Charmian Carr zu hören, der Liesl aus „<strong>The</strong><br />
Sound Of <strong>Music</strong>”.<br />
(Naive/Indigo, 2014, 15/49:02) us<br />
TINA TURNER<br />
LOVE SONGS<br />
Der sich ankündigende<br />
Frühling ist<br />
die ideale Zeit für<br />
Nostalgiker, sich<br />
wieder an die Phasen<br />
der großen Liebe(n)<br />
in den Achtzigern<br />
und dNeunzigern zu erinnern. Beim Zusammenstellen<br />
des eigenen Soundtracks darf<br />
natürlich Tina Turner nicht fehlen, denn die<br />
Frau dominierte die Charts und die Radiosender<br />
wie sonst kaum eine Sängerin. Auch<br />
wenn die damalige Produktion an sich gelegentlich<br />
ein wenig kühl anmutet, sorgt<br />
Turners Stimme für die notwendige Lebendigkeit.<br />
Das unvergessliche “<strong>The</strong> Best”,<br />
“What’s Love Got To Do With It”, “Private<br />
Dancer” oder “Whatever You Need” sind<br />
nur vier von insgesamt 18 Stücken, die sich<br />
bis heute gut gehalten haben. Das achtseitige<br />
Booklet enthält Angaben zu den einzelnen<br />
Titeln und Fo<strong>to</strong>s aus Turners Glanzzeit.<br />
(Parlophone/WSM, 2014, 18/74:25) fl<br />
NENEH CHERRY<br />
BLANK PROJECT<br />
Neneh Cherry auf eine Stilrichtung<br />
festzulegen, war schon in Zeiten ihrer<br />
größten Erfolge schwer. Abgesehen von<br />
ihrem Debütalbum RAW LIKE SUSHI<br />
von 1989 mit reinem HipHop finden sich<br />
auf den Folgewerken Stilelemente aus<br />
Soul, Rock, World <strong>Music</strong>, Drum’n’Bass<br />
und Trip-Hop, je nachdem, was zur Zeit<br />
eben angesagt war. Einen Bruch stellte<br />
2012 das mit der schwedischen Free-<br />
Jazz-Combo <strong>The</strong> Thing eingespielte THE<br />
CHERRY THING ein, dessen Einflüsse<br />
auch auf dem neuen Album BLANK<br />
PROJECT herauszuhören sind. Nicht dass<br />
Neneh Cherry nun Jazz machen würde, so<br />
gibt es auf ihm aber etliche, vor allem<br />
rhythmische Brüche, die den Hörern früherer<br />
Alben den Einstieg erschweren werden.<br />
In gewisser Sicht ist BLANK PRO-<br />
JECT das weibliche Gegenstück zu Gil<br />
Scott Herons Abschied I’M NEW HERE<br />
(2010). Ähnlich minimalistisch präsentieren<br />
sich die Stücke, im Vordergrund<br />
stehen Gesang, Beats, vorzugsweise von<br />
düsteren Klangcollagen begleitet. Keine<br />
leichte Kost, aber künstlerisch durchaus<br />
spannend.<br />
(Small<strong>to</strong>wn Supersound/Rough Trade,<br />
2014, 10/48:57) an<br />
TOKUNBO<br />
QUEENDOME COME<br />
Mit ihrer Akustik-Soulband Tok Tok Tok<br />
steht Sängerin Tokunbo Akinro schon seit<br />
Ende der 90er Jahre auf der Bühne, 13 Alben,<br />
Tourneen rund um die Welt, fünf German<br />
Jazz Awards sowie Auftritte mit dem<br />
Filmorchester Babelsberg oder dem NDR<br />
SIMPLE MINDS<br />
THE GREATEST HITS LIVE<br />
Chick Corea<br />
& Stanley Clarke<br />
Duet<br />
<strong>The</strong> songs of Return <strong>to</strong> Forever<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33
Ausgabe Nr. 9<br />
kult!<br />
kult!-Nr. 10<br />
erscheint am<br />
17. April 2014<br />
Alle Hefte zu bestellen<br />
im Shop Seite 65<br />
oder unter:<br />
www.goodtimes-magazin.de<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Pops Orchestra – da war es an der Zeit, es<br />
auch einmal auf Solopfaden zu versuchen.<br />
Das Cover von QUEENDOME COME<br />
zeigt Tokunbo geheimnisvoll und mystisch<br />
und liefert damit einen Vorgeschmack auf<br />
die Musik dieses Albums. Dass sie ihre<br />
frühe Kindheit in Nigeria verbracht hat,<br />
zeigt sich vor allem in den afrikanischen<br />
Rhythmen, mit denen ihr Soul-Pop unterlegt<br />
ist, wie auch im Groove, den sie ihren<br />
Songs mitgibt. Mit flirrenden Streichinstrumenten<br />
(Anne de Wolff), verspieltem Bass<br />
(Christian Flor) und jazzigen E-Gitarren<br />
erschaffen die Produzenten Ulrich Rode<br />
und Matthias Meusel ein lässig klingendes<br />
Laidback-Feeling, das ebenso gut zum<br />
spätmorgendlichen Frühlings-Brunch wie<br />
zur abendlichen Lounge passt.<br />
(Creative Talents/Finetunes, 2014,<br />
13/51:15) us<br />
LATIN QUARTER<br />
TILT<br />
Seit sich Latin<br />
Quarter 2011 in<br />
Originalbesetzung<br />
reformierten,<br />
treibt das Quintett<br />
seine zumindest<br />
kommerziell eher<br />
missratene Karriere unermüdlich voran.<br />
Mit dem aktuellen Album TILT ist bereits<br />
das zweite Studiwerk innerhalb von zwei<br />
Jahren erschienen, ge<strong>to</strong>urt wird pausenlos<br />
quer durch die Welt – und weil die erste<br />
Single “Radio Africa”, ein veritabler Hit,<br />
1984 erschien, darf man 2014 auch noch<br />
drei Dekaden Gründungs-Jubiläum begehen.<br />
Unabhängig von den Turbulenzen<br />
und der Trennungszeit, die der englische<br />
Fünfer durchmachte, hat sich am Grundkonzept<br />
der Formation weder musikalisch<br />
noch textlich je viel geändert. Die Verse<br />
sind sozial und politisch engagiert, die<br />
Musik changiert irgendwo zwischen Folk,<br />
Pop und einer sanften Prise Rock, irgendwo<br />
also zwischen Chumbawamba und<br />
Deacon Blue. Wohlklingend ist das, angenehm,<br />
zeitlos – aber gelegentlich auch bräsig<br />
und gar langatmig. Ach ja: Chris Rea<br />
ist Gastgitarrist bei drei Liedern.<br />
(Westpark <strong>Music</strong>/Indigo, 2014,<br />
10/38:37) mfg<br />
PETER HAMMILL &<br />
GARY LUCAS<br />
OTHER WORLD<br />
Als „durch die Zeit gefallene Folkmusik<br />
aus einer anderen Welt” bezeichnet Peter<br />
Hammill in den Liner-Notes selbst den<br />
Sound von seinem neuen Album. Das beschreibt<br />
OTHER WORLD sehr treffend.<br />
Das Werk ist eine Begegnung von Singer/<br />
Songwriter-Folk mit spacigen Ambient-<br />
Klangflächen. Für die Cosmictrips sorgt vor<br />
allem Kollaborateur Gary Lucas, bekannt<br />
als Sideman von u.a. Captain Beefheart<br />
und Jeff Buckley, der seine Gitarre durch<br />
allerhand Effektgeräte jagt und Soundcluster<br />
aufschichtet. Selbst wenn Hammill,<br />
Sänger und Gitarrist der Art-Rockband Van<br />
Der Graaf Genera<strong>to</strong>r, einmal wie im Opener<br />
“Spinning Coins” seine Akkorde ganz traditionell<br />
und erdverbunden mit der Akustikklampfe<br />
schlägt, hebt Lucas die Musik in<br />
ganz andere, weit entrückte Sphären. In dieser<br />
Kombination liegt der ganz besondere<br />
Reiz des Albums. Hammill beweist erneut<br />
großartige Songwriter-Fähigkeiten, mal mit<br />
zarten Kompositionen wie “Of Kith And<br />
Kin”, mal mit härteren Nummern wie “This<br />
Is Showbiz”. Ohren auf, Augen zu, ab in die<br />
unendlichen Weiten!<br />
(Esoteric/Rough Trade, 2014, 14/59:59) frs<br />
GERAINT WATKINS<br />
MOUSTIQUE<br />
Das neue Album des Walisers Geraint<br />
Watkins, der ein ganz ausgeschlafener<br />
Pianist und Akkordeonspieler sowie<br />
unspektakulär-versierter Songwriter ist,<br />
wendet sich eindeutig an die etwas reiferen<br />
Jahrgänge des Pop-Volkes. Dass<br />
Watkins schon seit langem für Top-Acts<br />
wie Van Morrison, Paul McCartney, Mark<br />
Knopfler, Nick Lowe und Bill Wyman arbeitet,<br />
sorgt dafür, dass auch bei ihm eher<br />
gemächliche und gemütliche, ohne wilde<br />
Pauken & Trompeten daherkommende<br />
Musik angesagt ist. Watkins hat sogar<br />
den Mut, die Möglichkeiten dieser „Alt-<br />
Herren-Klänge” bis an den Rand auszukosten;<br />
nie lässt er sich aus der Ruhe bringen.<br />
Aber Einnickgefahr besteht dennoch<br />
nicht, dazu sind die allesamt von Watkins<br />
selbst komponierten Songs denn doch viel<br />
zu vital. Anspieltipps: “House On <strong>The</strong><br />
Prairie”, “Crock Of Gold”, “Good Boy”<br />
und “Angels Live In Heaven”.<br />
(Jungle/Rough Trade, 2013, 12/45:03) hjg<br />
CAST<br />
ALL CHANGE + MOTHER<br />
NATURE CALLS + MAGIC<br />
HOUR + BEETROOT<br />
Jenseits des Ärmelkanals l nahm von der<br />
UK-Band Cast kaum einer Notiz. Mag sie<br />
in Kontinentaleuropa, wo man in der Brit-<br />
Pop-Welle der 90er Jahre Ohren eher für<br />
Oasis und Blur hatte, auch untergegangen<br />
sein: Im UK sah das anders aus. Dort hatte<br />
das Liverpooler Quartett um Sänger/Gitarrist<br />
John Power zwischen 1996 und 1999<br />
drei Alben sowie sieben Singles in den Top<br />
Ten. ALL CHANGE (1995) wurde eines<br />
der bestverkauften Debüts in der Polydor-<br />
His<strong>to</strong>rie. Ähnlich wie seine Liverpooler<br />
Überväter <strong>The</strong> Beatles, deren Einfluss vor<br />
allem auf dem Erstling und dem Nachfolger<br />
MOTHER NATURE CALLS (1997)<br />
zu hören ist, entwickelte sich das Quartett<br />
von Album zu Album musikalisch enorm<br />
weiter. Als um 1999 der Brit-Popboom<br />
abebbte, lieferten sie auf ihrem dritten<br />
Longplayer MAGIC HOUR, inklusive der<br />
großartigen Single “Beat Mama” (#9 UK),<br />
einen härteren Riff-Rock, den die Band als<br />
„Rock’n’Roll fürs 21. Jahrhundert” beschrieb.<br />
Einen noch stärkeren Stilwandel<br />
vollzogen Cast 2001 auf BEETROOT mit<br />
Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Pop<br />
funky Stücken à la Parliament und Primal<br />
Scream. Nach dem kommerziellen Misserfolg<br />
des Albums löste sich die Band auf.<br />
Zur Freude der UK-Fans feierte sie jedoch<br />
2010 ein Comeback. Nun veröffentlicht<br />
Edsel die ersten vier Alben als Deluxe-<br />
Editionen, die Nummern eins bis drei als<br />
2CD/1DVD. Alle enthalten eine Fülle von<br />
Bonus-Material (Non-Album-Singles, B-<br />
Seiten, Outtakes, BBC-Sessions, Demos,<br />
Liveversionen) sowie auf den DVDs Videoclips<br />
und TV-Auftritte.<br />
(Edsel/Soulfood, 1995–2001, 21/77:53,<br />
22/77:02 + 18/77:16, 17/79:43 +<br />
16/78:18, 19/78:15 + 16/67:23) frs<br />
NEIL FINN<br />
DIZZY HEIGHTS<br />
Neil Finn gehört zu<br />
den wenigen Songschreibern,<br />
denen es<br />
immer wieder gelingt,<br />
in der Tradition<br />
von John Lennon<br />
und Paul McCartney<br />
Pop-Perlen P aus dem Ärmel zu schütteln. So<br />
auch auf DIZZY HEIGHTS, dem dritten<br />
Solo-Album des Crowded-House-Kopfes.<br />
Das neue Werk ist opulent produziert –<br />
ein Effekt hier, ein Sample da, mal Streicher,<br />
mal Bläsersätze. Manchmal schießt<br />
Finn damit über das Ziel hinaus, so beim<br />
Titelsong, der auch von Boygroups wie<br />
den Backstreet Boys oder Take That hätte<br />
stammen können. Nach mehrmaligem<br />
Hören gewinnt das Restwerk zunehmend<br />
an Größe, an erster Stelle sind das spacigverträumte<br />
“Divebomber” und vor allem<br />
das orchestrale “Better Than TV” hervorzuheben,<br />
das Chart-tauglich wäre, wenn nicht<br />
die Zeiten dafür für Finn leider vorbei zu<br />
sein scheinen. Schade eigentlich.<br />
(Lester Records/Rough Trade, 2014,<br />
11/47:00) an<br />
MIKE OLDFIELD<br />
MAN ON THE ROCKS<br />
Viel Wind gab es im Vorfeld um das neue<br />
Album von Mike Oldfield, vor allem da er<br />
in nahezu jedem Statement be<strong>to</strong>nte, dass<br />
die Zeiten, in denen er für ausufernde<br />
Werke wie TUBULAR BELLS oder<br />
HERGEST RIDGE stand, definitiv vorbei<br />
seien. Dass er dennoch wieder Spaß daran<br />
findet, Musik neu zu erschaffen, statt immer<br />
wieder alte Großwerke neu aufzugießen,<br />
zeigt MAN ON THE ROCKS. Ganz<br />
neu ist diese Umorientierung zu kurzen<br />
Pop- und Rockstücken natürlich nicht,<br />
schon mit Songs wie “Moonlight Shadow”,<br />
“To France” oder “Innocent” hat er<br />
im Laufe seiner Karriere gezeigt, dass er<br />
auch in diesem Metier seinen Mann steht.<br />
Mit Luke Spiller (sonst Sänger der jungen<br />
britischen Indie-Rockband <strong>The</strong> Struts) hat<br />
er für den Job am Mikrofon eine hervorragende<br />
Wahl getroffen, ebenso wie mit<br />
hochkarätigen Begleitmusikern wie Leland<br />
Sklar (b) und John Robinson (dr).<br />
Fazit: Ob das Konzept aus melodiösem<br />
Rock und Pop über Albumlänge aufgeht,<br />
muss jeder selbst entscheiden, wem Popverliebter<br />
Folk-Rock im Stile der oben<br />
genannten Oldfield-Songs gefällt, der<br />
sollte hier auf alle Fälle mal reinhören.<br />
(Virgin/Universal, 2014,<br />
11/59:18) us
CD<br />
REVIEWS<br />
ECHO<br />
VISIONS<br />
An Cover-Versionen scheiden sich seit<br />
jeher die Geister, manchen sind die<br />
Versuche, bekannte Hits neu zu interpretieren,<br />
ein Graus, andere können gar<br />
nicht genug davon kriegen. Beste Ware<br />
für die Letztgenannten bietet VISIONS<br />
der Formation Echo, hinter der sich der<br />
Gitarrenvirtuose Gerd Klein verbirgt.<br />
Zusammen mit befreundeten Musikern<br />
– darunter Chris Tanzza (Komm’Mit<br />
Mann!s), Ernst Urban (Marrakesh Express)<br />
und Mani Neumann (Farfarello)<br />
– hat er sich ein breites Spektrum<br />
an hochklassigen Vorlagen ausgesucht<br />
und diese dann (vorwiegend akustisch)<br />
neu interpretiert. Er führt das (vielen<br />
nur in der Whitesnake-Ausgabe<br />
bekannte) “Ain’t No Love In <strong>The</strong><br />
Heart Of <strong>The</strong> City” zurück zu seinen<br />
70er-R&B-Wurzeln, macht aus dem<br />
Blackmore/Dio-Rocker “Catch <strong>The</strong><br />
Rainbow” eine mitreißende Folkballade<br />
(klasse Vocals von Bea Trattner!),<br />
verpasst R.E.M.s “<strong>The</strong> One I Love”<br />
Westcoast-Feeling. Stark!<br />
(m² <strong>Music</strong>/inakustik, 2014,<br />
11/48:28) us<br />
BRIAN POOLE &<br />
THE TREMELOES<br />
LIVE AT THE BBC 1964–67<br />
1958 gegründet,<br />
spielten<br />
Brian<br />
Poole<br />
und seine Tremeloes<br />
über<br />
200 Sessions<br />
für die BBC,<br />
die ersten schon vor dem Durchbruch<br />
1963 mit “Twist And Shout”. Einige<br />
Raritäten der Beatcombo hat BGO für<br />
diese Doppel-CD ausgegraben, die<br />
sich auf die Zeit von 1964 bis 1967<br />
konzentriert. Die Ansagen nerven,<br />
einige der Interviews mit Brian Poole<br />
sind interessant, vor allem aber zeigte<br />
die Band, dass sie handwerklich einiges<br />
drauf hatte, ansprechenden<br />
Chorgesang bot, sich Fremdvorlagen<br />
clever zueigen machte (Buddy Holly,<br />
Marty Wilde alias Frere Mans<strong>to</strong>n,<br />
Roy Orbison, Bob Dylan). Neben<br />
einigen Poole-Solo-Aufnahmen sind<br />
auch Songs enthalten, die die Tremeloes<br />
nur bei der BBC, nie aber auf<br />
Platte präsentierten (“It’s All Over<br />
Now Baby Blue”, “Like A Rolling<br />
S<strong>to</strong>ne”, “Loving You Is Sweeter Than<br />
Ever”). Schöne Reminiszenz!<br />
(BGO/H’Art, 2013,<br />
21/56:02, 16/44:41) pro<br />
SYDNEY YOUNGBLOOD<br />
BLACK MAGIC<br />
Eingängig, tanzbar, soulig, unüberhörbar<br />
mit 70er/80er-Jahre-Einschlag,<br />
so tönt Sydney Youngblood 2014.<br />
Also der Mann, der 1989 mit “Sit And<br />
Wait” und “If Only I Could” zwei unzerstörbare<br />
Hits kreierte und nun mit<br />
BLACK MAGIC sein erstes Album<br />
seit 20 Jahren veröffentlicht. Die Pop-<br />
Soulaufnahmen waren aus rechtlichen<br />
Gründen länger auf Eis gelegen, klingen<br />
gefällig, sind an einigen Stellen<br />
einen Tick zu glatt produziert, dürften<br />
in Disko<strong>the</strong>ken auf die Tanzfläche locken<br />
– und die Stimme beeindruckt<br />
immer noch. Natürlich dürfen beide<br />
Hits in aktualisierter Bearbeitung<br />
nicht fehlen, bei “Sit And Wait” handelt<br />
es sich um die bereits erhältliche<br />
Duettfassung mit Jesse Ritch. Genaueres<br />
Hinhören lohnt sich wie bei<br />
“Tell Me Why” mit Kinderchor, wo<br />
man versteckt eine schöne Gitarrenlinie<br />
entdecken kann.<br />
(7Soul/Membran, 2014,<br />
16/62:44) pro<br />
STEVE NIEVE<br />
TOGETHER<br />
Der Pianist und<br />
Keyboarder<br />
Steve Nieve ist<br />
als<br />
Bandmitglied<br />
der Attractions<br />
und der<br />
Imposters langjähriger<br />
Begleiter von Elvis Costello,<br />
war schon musikalischer Partner von<br />
Größen wie Bruce Springsteen, den<br />
Neville Bro<strong>the</strong>rs und Bono, ist dazu<br />
noch Mitglied der Rock’n’Roll Hall Of<br />
Fame - und dennoch ist sein Name nur<br />
Insidern ein Begriff. Mit TOGETHER<br />
tritt er (nach einigen nur in Kennerkreisen<br />
bekannten Solo-Alben) nun<br />
wieder einmal selbst ins Rampenlicht<br />
– allerdings nicht alleine. Denn für sein<br />
neues Werk hat Nieve mit zahlreichen<br />
Kollegen aus seiner langen Karriere<br />
zusammengearbeitet, in Kooperation<br />
mit ihnen entstand eine brandneue<br />
Songsammlung. Und ebenso breit wie<br />
seine musikalische Palette ist auch die<br />
stilistische Ausrichtung der einzelnen<br />
Titel: swingender Pop mit Vanessa<br />
Paradis (“Conversation”), britischer<br />
Folk mit Sting (“You Lie Sweetly”),<br />
Sprechgesang mit Laurie Anderson<br />
(“Vertigo”), ein mystischer Ausflug mit<br />
Robert Wyatt (“La Plus Jolie Langue”)<br />
oder eine Pianoballade mit Ron Sexsmith<br />
(“Halloween – Bonfire Night”).<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2014, 16/55:10) us<br />
GABBY YOUNG &<br />
OTHER ANIMALS<br />
ONE FOOT IN FRONT OF<br />
THE OTHER<br />
Während es heutzutage üblich ist, dass<br />
jüngere Bands einem hervorragenden<br />
Erstling nur noch langweilige CDs<br />
folgen lassen, gelingt es der 30-jährigen<br />
Engländerin Gabby Young auch<br />
mit ihrem dritten Album ONE FOOT<br />
IN FRONT OF THE OTHER, ein<br />
gleichbleibend hochwertiges Werk zu<br />
liefern. Bei ihrem ideenreichen Circus<br />
Pop mit Swinganleihen überzeugen<br />
die Frontfrau und ihre Band erneut mit<br />
wundervollen Melodien, die von gut<br />
arrangierten Instrumentalpassagen und<br />
einer fantastischen Stimme vollendet<br />
werden. Gabby Youngs Gesangskunst<br />
dürfte zum Besten gehören, was die<br />
weibliche Pop-Sängerszene derzeit<br />
zu bieten hat. Insgesamt wirkt das<br />
Album in weiten Strecken noch reifer<br />
und besser produziert als seine Vorgänger.<br />
Noch stärker wird der Gesang<br />
Pop<br />
in den Vordergrund gerückt. Obwohl<br />
alle Titel bestes Niveau bieten, würde<br />
der Rezensent die neue Single “I’ve<br />
Improved”, die bezaubernde Ballade<br />
“Ano<strong>the</strong>r Ship” und das flotte “Back<br />
Where We Startet” als herausragend<br />
empfehlen. Zum Ausklang folgt (als<br />
Hidden Track) noch eine wundervolle<br />
Ballade, zu der sich Young nur mit<br />
ihrer akustischen Gitarre begleitet.<br />
Die Band ist im März und April auf<br />
Deutschland-Tour – eine Live-Attraktion<br />
für Musik-Gourmets.<br />
(India Media/Rough Trade,<br />
2014,12/49:14) p<br />
GRACE SLICK<br />
DREAMS<br />
Berühmt<br />
geworden<br />
war<br />
Grace Slick als<br />
Sängerin<br />
von<br />
Jefferson<br />
Airplane/Starship.<br />
Solo lief es weniger<br />
gut – wobei die Frage offen bleibt,<br />
ob sie sich auf Alben wie DREAMS zu<br />
vielseitig präsentierte oder stilistisch<br />
verzettelte. Den Anker bildete Rock-<br />
Pop, den Slick mal mit etwas Hard<br />
Rock, mal vorsichtig bluesig, auch mit<br />
orientalischen oder Flamenco-Anklängen<br />
würzte. Aber alles etwas unentschlossen.<br />
Dazu schreckte die Orchestrierung<br />
einiger Nummern manchen<br />
alten Fan ab. Die Texte waren leichter<br />
zugänglicher als gewohnt – vielleicht<br />
auch, weil ihre hilfreiche Zeit bei den<br />
Anonymen Alkoholikern dabei Niederschlag<br />
fanden. Mit “Seasons”, “El<br />
Diablo” und “Full Moon Man” gibt’s<br />
aber auch einige richtig starke Songs<br />
zu hören. Neben der klanglichen Nachbesserung<br />
ist die Neuauflage mit einem<br />
Radio-Edit von “Dreams” ergänzt.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1980,<br />
10/50:24) pro<br />
GRAEME CLARK<br />
MR UNDERSTANDING<br />
Manchmal stößt man bei Interviews<br />
auf musikalische Kleinode, die man<br />
verpasst hat. So beispielsweise im Falle<br />
Graeme Clark: Der Schotte, Mitglied<br />
der Poptruppe Wet Wet Wet, hat vor geraumer<br />
Zeit eine Soloscheibe gemacht,<br />
die über seine Homepage oder iTunes<br />
und ähnlichen Anbietern erhältlich ist.<br />
MR UNDERSTANDING unterscheidet<br />
sich enorm von dem, was er mit<br />
seiner Hauptband macht. Er hat neun<br />
richtig gute Songs geschrieben, von<br />
denen es zwei in unterschiedlichen Versionen<br />
gibt, die er vor allem mit akustischem<br />
Instrumentarium eingespielt hat.<br />
Ebenfalls gelungen: seine Version von<br />
Frankie Millers “When I’m Away From<br />
You”. Clark bewegt sich im Grenzgebiet<br />
von Folk, Country, Soul, Blues und<br />
Pop, vermengt diese Spielarten eigenständig<br />
mit variierenden Tempi, aussagekräftigen,<br />
auch humorvollen Texten.<br />
Erwachsenen-Pop im besten Sinne<br />
– den man auch auf der Vier-Song-EP<br />
„Catching Fire” zu hören bekommt.<br />
(www.graemeclark.co.uk, 2012,<br />
12/42:45) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35
CD<br />
REVIEWS<br />
JOE MATERA<br />
TERRA FIRMA<br />
Mit der elektrischen Gitarre kann Joe Matera<br />
seine Stimmungen am besten ausdrücken.<br />
Instrumentale, Blues-infizierte Rockmusik<br />
ist sein Metier. Doch seit seinem 2012er<br />
Album CREATURE OF HABIT zeigt der<br />
Australier, dass er auch am Mikrofon keine<br />
schlechte Figur macht. Auf TERRA FIR-<br />
MA, seinem im Januar erschienenen neuen<br />
Werk, zeigt er dies bei zwei Tracks. Außerdem<br />
variiert er geschickt mit unterschiedlichen<br />
Stilen und abwechslungsreichen<br />
Arrangements, hat “Shining Star”, einen<br />
der stärksten Titel des neuen Albums, sowohl<br />
als Rock- als auch als Akustikversion<br />
aufgenommen, zusätzlich gastieren dort mit<br />
Peter Lincoln (Sailor, Sweet) am Bass und<br />
Martin Bullard (Smokie) an den Keyboards<br />
zwei bekannte Namen. Klasse auch der<br />
Bonus-Track “Fallen Angel”, der live bei<br />
einer australischen Unplugged-Radioshow<br />
mitgeschnitten wurde.<br />
(W.A.R. Productions, 2014,<br />
10/34:46) us<br />
PAUL ROLAND<br />
HEXEN<br />
Unermüdlich veröffentlicht<br />
Paul Roland<br />
seit über 20 Jahren<br />
Album um Album<br />
–<br />
leider größtenteils<br />
sträflich vom breiten<br />
Publikum übersehen.<br />
Warum dies so ist, t zeigt i auch HEXEN, Rolands<br />
Soundtrack zum dänischen Kult-HorrorfFilm<br />
„Häxan” aus dem Jahr 1922. Zu<br />
speziell, zu sperrig, und letztendlich wohl<br />
einfach zu konsequent, wie er – teilweise<br />
zusammen mit Ralf Jesek (In My Rosary)<br />
– solche Projekte angeht, so dass Rolands<br />
Wunsch, den dänischen Film mit seiner neu<br />
entstandenen Musik wiederveröffentlicht<br />
zu sehen, leider nicht in Erfüllung ging.<br />
Doch Paul Roland wäre nicht Paul Roland,<br />
wenn er sich von solchen Dingen aus dem<br />
Konzept bringen ließe: Statt Frust zu schieben<br />
packte er gleich noch ein paar weitere<br />
zum <strong>The</strong>ma passende Musikstücke dazu<br />
und veröffentlicht ein Album. Gute Idee,<br />
denn die ansonsten doch recht düsteren<br />
(Soundtrack-)Titel werden durch folkige<br />
Balladen, aber auch durch recht heftig rockende<br />
(Gothic-)Stücke aufgelockert, was<br />
HEXEN dann doch wieder für einen größeren<br />
Kreis interessant machen dürfte –<br />
besonders da Songwriting und Umsetzung<br />
gewohnt hochklassig sind.<br />
(Palace Of Worms, 2013,<br />
16/47:02) us<br />
JOHNNY KIDD &<br />
THE PIRATES<br />
PLEASE DON’T TOUCH!<br />
Benannt nach ihrer ersten Single, dokumentiert<br />
diese Compilation, wie im Untertitel<br />
vermerkt, „<strong>The</strong> 1959-1962 Recordings” der<br />
in wechselnden Besetzungen antretenden<br />
Formation um Frontmann Johnny Kidd<br />
(alias Frederick Albert Heath), allen voran<br />
den Klassiker ”Shakin’ All Over”, mit dem<br />
die Briten 1960 einen Nummer-1-Hit landen<br />
konnten und der fünf Jahre darauf hier<br />
zu Lande von den Lords erfolgreich gecovert<br />
werden sollte. Die 25 digital remasterten<br />
Tracks bewegen sich der damaligen<br />
Zeit entsprechend stilistisch im Spannungsfeld<br />
von Rock’n’Roll und Beatmusik, und<br />
im 16-seitigen Booklet gibt es einen Abriss<br />
der Geschichte der Pirates sowie der Karriere<br />
Kidds, die 1966 mit dem Unfall<strong>to</strong>d des<br />
gerade einmal 30-jährigen Sängers mit der<br />
dem Bandnamen geschuldeten Augenklappe<br />
ein jähes Ende fand.<br />
(Hoodoo Records/inakustik,<br />
2013, 25/58:46) ms<br />
ASIA<br />
GRAVITAS<br />
Das<br />
neue Asia-<br />
Album ist gut.<br />
Fans des typischen<br />
Bandsounds kriegen,<br />
was ihnen<br />
lieb und teuer ist.<br />
Überraschungen<br />
sind i dbei iden Herren Downes (keys), Wet<strong>to</strong>n<br />
(voc, b) und Palmer nicht mehr zu erwarten.<br />
Auch der Wechsel an der Gitarre (für Steve<br />
Howe kam Sam Coulsona) hat keine wesentlichen<br />
Veränderungen gebracht – vom<br />
Klampfenklang mal abgesehen. Das war<br />
1984 beim Einstieg von Krokus-Gitarrist<br />
Mandy Meyer noch anders. Damals wurden<br />
Asia einen Tick härter. Auf GRAVITAS<br />
dominieren Bombast und Pathos und Melodiewolken.<br />
Der Harmoniegesang ist wie<br />
immer beeindruckend und doch manchmal<br />
fast ein bisschen dick aufgetragen. Höhepunkte:<br />
neben der Single “Valkyrie” ganz<br />
klar die Ballade “<strong>The</strong> Closer I Get” – trotz<br />
oder wegen der pompösen Chöre.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014, 9/48:19) jub<br />
NIGHT LASER<br />
FIGHT FOR THE NIGHT<br />
Mit FIGHT FOR THE NIGHT fand Ende<br />
letzten Jahres eine erste kleine Zäsur in<br />
der Karriere der Glam-Metalband aus<br />
Braunschweig statt: nur noch vier statt<br />
fünf Mitglieder, dazu noch eine Namensänderung<br />
von Nightlife in Night Laser; was<br />
fast unverändert gleichblieb, ist der Stil<br />
der Band, der klassischen Hard Rock und<br />
Heavy Metal der 80er Jahre miteinander<br />
vereint. Die Glam-Rockvariante zeigt sich<br />
weniger musikalisch als im Outfit, inklusive<br />
der (echten) langen Harre, so dass hier<br />
der Sprung zum Hair-Metal von Bands wie<br />
Mötley Crüe oder Twisted Sister auch nicht<br />
weit ist. Dass sie es dennoch absolut ernst<br />
meinen, zeigt sich nicht nur daran, dass sie<br />
alle Songs selbst verfasst haben (also auf<br />
naheliegende Cover-Songs aus den 80ern<br />
verzichten), sondern auch in der Klasse,<br />
wie sie ihre Songs darbieten und produziert<br />
haben: Das ist starker Hard Rock ohne<br />
Wenn und Aber!<br />
(www.nightlaser.de, 2013,<br />
13/56:58) tk<br />
FREQUENCY DRIFT<br />
OVER<br />
Liebliche Harfen und Geigen treffen auf<br />
harte E-Gitarrenriffs und treibende Drums,<br />
dazu sphärische Klangflächen und klare<br />
Gesangslinien durch Isa Fallenbacher. Ein<br />
spannender Mix aus Folk, Rock, Ethno<br />
und etwas Klassik – die Band nennt ihren<br />
experimentierfreudigen Stil „Cinematic<br />
Progressive Rock”. Dem Hörer kommen<br />
beim Hören Namen wie Mostly Autum,<br />
Pink Floyd oder Renaissance in den Sinn,<br />
allerdings entwickelt die Bayreu<strong>the</strong>r Band<br />
um Keyboarder Andreas Hack ihre eigene<br />
Identität. Auch die Produktion kann vollauf<br />
überzeugen – der Einsatz der (Ex-)RPWL-<br />
Mannen Yogi Lang (Mix), Kalle Wallner<br />
(bg) und Phil Paul Rissettio (dr) kitzelte<br />
noch etwas mehr Klasse aus den abwechslungsreichen<br />
Songs heraus.<br />
(Gentle Art/Soulfood, 2014,<br />
12/75:24) rg<br />
ELVIS PRESLEY<br />
THE PERFECT ELVIS<br />
PRESLEY SOUNDTRACK<br />
COLLECTION<br />
Diese schöne Box<br />
bietet die ideale<br />
Ergänzung zur<br />
im Sommer 2012<br />
veröffentlichten,<br />
ebenso 20 Alben<br />
beinhaltenden THE<br />
PERFECT ELVIS<br />
PRESLEY COLLECTION. Im Vergleich<br />
zu den dort enthaltenen regulären Werken<br />
dürfte der Sammelwert der Soundtracks<br />
noch um einiges höher sein, denn anders<br />
als in Elvis’ amerikanischen Heimat sind<br />
einige seiner Film-LPs und -EPs in Europa<br />
nie (oder nur später als CD-Import) erschienen.<br />
Gerade die EPs erhalten durch diese<br />
Box eine verdiente Anerkennung, komplett<br />
mit dabei „Jailhouse Rock” aus dem<br />
Jahr 1957 sowie „Viva Las Vegas” (1964),<br />
mit „Flaming Star” (1960), „Follow That<br />
Dream” (1962) und „Kid Galahad” (1962)<br />
wurden jetzt drei kürzere EPs zu einer CD<br />
zusammengefasst. Wenn man über Presleys<br />
Schauspielkünste auch geteilter Meinung<br />
sein darf, bleiben die meisten Songs, die<br />
er in den Filmen zum Besten gab, immer<br />
noch eindrucksvolle Beweise seiner Klasse.<br />
Ja, vor allem für Musikfreunde, die über<br />
den Tellerrand hinausschauen, ist hier massig<br />
Entdeckungspotenzial vorhanden. Wie<br />
wäre es in dieser Hinsicht mit “Frankfort<br />
Special” aus dem Film „G.I. Blues”, oder<br />
“<strong>The</strong> Yellow Rose Of Texas” aus „Viva Las<br />
Vegas”, oder Bob Dylans “Tomorrow Is A<br />
Long Time” aus „Spinout” oder aus dem<br />
Film „Speedway” Nancy Sinatras “Your<br />
Groovy Self”, geschrieben von Lee Hazlewood?<br />
Alle CD sind gut geschützt in dicke<br />
Vinyl-Replica-Schuber verpackt, neben<br />
einem kurzen Essay liefert das 36-seitige<br />
Booklet eine kurze Inhaltsangabe jedes<br />
Filmes sowie Trackliste und Produktionsinfos<br />
aller Alben.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20 CDs) us<br />
BLACKBERRY SMOKE<br />
THE WHIPPOORWILL<br />
Auch wenn es in letzter Zeit mit Bands wie<br />
den Kings Of Leon, Delta Spirit oder Hollis<br />
Brown schon einige richtig gute Bands<br />
gab, die den Geist des Sou<strong>the</strong>rn Rock mit<br />
modernem Indie und Alternative Country<br />
verbanden, auf so einen Sound, wie ihn nun<br />
Blackberry Smoke präsentieren, scheint die<br />
Rockwelt nur gewartet zu haben. Denn anders<br />
als so viele andere Retro-Acts kopieren<br />
die Jungs aus Georgia nicht nur ihre Vorväter,<br />
nein, vielmehr gelingt es ihnen scheinbar<br />
spielerisch, aus Rock, Bluegrass, Gospel,<br />
AOR und Outlaw-Country einen ganz eigenen<br />
Sound zu kreieren. Dessen Ingredienzien<br />
– vielstimmiger Harmoniegesang, fette<br />
Rock<br />
Gitarrenbreitseiten, hämmerndes Piano und<br />
eine erdige Rhythmusfraktion – strahlen bei<br />
aller Emotion eine abgeklärte Relax<strong>the</strong>it aus,<br />
die THE WHIPPOORWILL zu einer ganz<br />
außergewöhnlichen Rockscheibe macht.<br />
(Earache/Soulfood, 2014,<br />
15/65:11) us<br />
THE CRIMSON PROJEKCT<br />
LIVE IN TOKYO<br />
Von der Progressive-<br />
Rockformation King<br />
Crimson gibt es mittlerweile<br />
etliche Seitenzweige.<br />
Bei <strong>The</strong><br />
Crimson<br />
ProjeKCt<br />
wirken Adrian Belew<br />
(Gesang, Gitarre), Tony Levin (Chapman<br />
Stick) und Pat Mastelet<strong>to</strong> (Schlagzeug, Perkussion)<br />
mit, die spätestens seit Anfang der<br />
90er Jahre die Backing Group für King-<br />
Crimson-Kopf Robert Fripp stellten. Beim<br />
Crimson ProjeKCt erhalten sie live Unterstützung<br />
durch Markus Reuter, der Fripps<br />
Soundlandschaften erzeugt, Julie Slick<br />
(Bass) und Tobias Ralph (Schlagzeug), allesamt<br />
formidable Musiker, was auch die<br />
neue CD LIVE IN TOKYO verdeutlicht.<br />
Das Gros der Songs stammt von den New-<br />
Wave-artigen Alben DISCIPLINE (1981)<br />
und THRAK (1995). Aus der Frühphase<br />
von King Crimson sind “Industry”, “Larks’<br />
Tongues In Aspic (Part II)” und “Red”. Diese<br />
werden aber an das moderne Soundgerüst<br />
der späten King Crimson angepasst, so dass<br />
die Live-Aufnahmen zu einem stimmigen<br />
Hörerlebnis werden, das Crimson-Fans Ende<br />
März auch in Deutschland erleben dürfen.<br />
(InsideOut <strong>Music</strong>, 2014, 12/76:54) an<br />
PRIMAL FEAR<br />
DELIVERING THE BLACK<br />
Bandleader/Bassist Mat Sinner, Sänger<br />
Ralf Scheepers, die Gitarristen Alex Beyrodt<br />
und Magnus Karlsson (auch Keyboards)<br />
und Drummer Randy Black wagen<br />
keine Experimente, sondern setzen weiter<br />
auf atmosphärische Monumentalsongs,<br />
gewandet in knackigen Power-Metal. Einprägsamer<br />
Gesang, schneidende Riffs und<br />
wuchtig groovende Rhythmen ergeben<br />
zusammen ein ansprechendes Gesamtklangbild,<br />
das gelegentlich an die einstigen<br />
Vorbilder Judas Priest erinnert. Ein starkes,<br />
in sich absolut geschlossenes wie schlüssiges<br />
Opus, das in den Jahres-Bestenlisten<br />
des Genres mit Sicherheit ziemlich weit<br />
oben auftauchen wird. Da läuft die einzige<br />
Ballade “Born With A Broken Heart” mit<br />
Gastchorsängerin Liv Kristine eher beiläufig<br />
am Rande mit. Hut ab vor dieser kleinen<br />
Meisterleistung, meine Herren, vor allem<br />
des tighten Gitarrendoppels!<br />
(AFM/Soulfood, 2014, 10/53:01) pro<br />
BENMONT TENCH<br />
YOU SHOULD BE SO LUCKY<br />
Allzu aufmerksam muss man als Musikfan<br />
gar nicht sein, damit einem der Name<br />
Benmont Tench bekannt vorkommt. Wer<br />
bei Produktionen von Johnny Cash, Bob<br />
Dylan, U2, den Jayhawks, Bonnie Raitt,<br />
Sheryl Crow oder der Rolling S<strong>to</strong>nes am<br />
Piano oder Keyboard saß, wer seit fast 40<br />
Jahren Mitglied von Tom Pettys Heartbreakers<br />
ist, der läuft einem (zumindest auf der<br />
einen oder anderen Platte) zwangsläufig<br />
Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
über den Weg. Und wenn sich ein<br />
Musiker wie Benmont Tench dann<br />
endlich dazu entschließt, mit YOU<br />
SHOULD BE SO LUCKY sein erstes<br />
(!) eigenes Album aufzunehmen,<br />
dann kann er sich der Unterstützung<br />
namhafter Kollegen sicher sein. Ryan<br />
Adams, Ringo Starr, Don Was, Gillian<br />
Welch & David Rawlings, natürlich<br />
Tom Petty, sie alle kamen ins Studio,<br />
wo Tench schon zusammen mit Top-<br />
Produzent Glyn Johns wartete, um<br />
neben zwei Dylan-Songs (“Duquesne<br />
Whistle”, “Corinna Corinna”) zehn<br />
selbst verfasste Stücke aufzunehmen.<br />
Stilistisch kann man das Album mit<br />
seiner Mischung aus Westcoast, Sou<strong>the</strong>rn-<br />
und Country-Rock am ehesten<br />
mit der Musik von Mudcrutch vergleichen,<br />
der unlängst wieder aus der<br />
Taufe gehobenen Vorgängerband von<br />
Tom Pettys Heartbreakers, in der sich<br />
Tench u.a. mit Petty, Tom Leadon und<br />
Mike Campbell seine ersten Sporen<br />
verdiente.<br />
(Blue Note/Universal, 2014,<br />
12/45:49) us<br />
BERGGREN KERSLAKE<br />
BAND<br />
THE SUN HAS GONE HAZY<br />
In eine Zeitmaschine<br />
setzt<br />
das Debüt THE<br />
SUN<br />
HAS<br />
GONE HAZY<br />
von<br />
Sänger/<br />
Gitarrist Stefan<br />
Berggren (Company Of Snakes, M3,<br />
Razorback) und Drummer Lee Kerslake<br />
(Uriah Heep, Ozzy Osbourne)<br />
die Hörer. Die beiden sowie ihre<br />
Helfer Tomas Thorberg (b; Michael<br />
Schenker, John Norum) und Orgler<br />
Joakim Svalberg (Opeth, Malmsteen)<br />
servieren klassischen Hard Rock der<br />
70er Jahre, der mal an Uriah Heep,<br />
mal an Led Zeppelin, dann wieder<br />
an <strong>The</strong> Who oder Aerosmith erinnert.<br />
Blues-Rockfeeling strömt durch die<br />
Songs, die erdig daherkommen, unangestrengt<br />
und dabei schwungvoll<br />
angestimmt. Perfekt für Traditionalisten<br />
und Liebhaber handgemachter<br />
Rockmusik – wer fragt da schon nach<br />
ohnehin kaum noch möglicher innovativer<br />
Originalität. Zeitlos, kompetent<br />
präsentiert, unterhaltsam, das ist<br />
heutzutage ja auch schon einiges wert.<br />
(AOR Heaven/Soulfood, 2014,<br />
10/51:01) pro<br />
DREAM THE ELECTRIC<br />
SLEEP<br />
HERETICS<br />
Für ihr 2011er Debüt LOST AND<br />
GONE FOREVER erfand die amerikanische<br />
Presse den Begriff Shoegaze-Prog,<br />
um damit klarzustellen,<br />
dass Dream <strong>The</strong> Electric Sleep zwar<br />
einerseits klar und deutlich der progressiven<br />
Rockabteilung zuzurechnen<br />
sind, andererseits aber auch weit entfernt<br />
sind von der technisch virtuosen<br />
Herangehensweise an diese Musik,<br />
wie sie zum Beispiel Dream <strong>The</strong>ater<br />
im Programm haben. Sprich: Weniger<br />
(Bombast) ist hier mehr (Substanz)!<br />
Weiterer Beleg für diese etwas andere<br />
Art von Prog-Rock ist die über weite<br />
Strecken instrumentale Beschränkung<br />
des amerikanischen Trios auf die klassische<br />
(Blues-)Rockbesetzung Gitarre/Bass/Schlagzeug.<br />
Der progressive<br />
Touch kommt hier also nur ganz<br />
selten durch flirrende Keyboardteppiche,<br />
über weite Strecken dominiert<br />
die E-Gitarre, selten (dafür aber umso<br />
lohnender!) packt Gitarrist Matt Page<br />
auch mal sein Banjo aus, werden die<br />
Songs von zweistimmigem Gesang<br />
sowie von ein paar Cellos oder Hörnern<br />
verziert. Somit dürfte sich der<br />
Interessentenkreis für HERETICS<br />
nicht nur auf Prog-Freunde beschränken,<br />
auch Blues- und Classic-Rockliebhaber<br />
sollten hier auf ihre Kosten<br />
kommen.<br />
(Just For Kicks, 2014, 11/73:15) us<br />
HEART<br />
FANATIC LIVE FROM<br />
CAESARS COLOSSEUM<br />
Ann (voc) und<br />
Nancy Wilson<br />
(g, voc) sind<br />
derzeit mit ihrer<br />
Band Heart<br />
in den USA<br />
wieder<br />
ganz<br />
oben. FANATIC LIVE FROM CAE-<br />
SARS COLOSSEUM dokumentiert<br />
das. Selbstbewusst bestücken die<br />
beiden Schwestern ihr Set mit mehreren<br />
Songs aus dem aktuellen Album<br />
FANATIC und geben den Nummern<br />
einen Härtegrad, wie er in dieser<br />
Konsequenz bei der Gruppe eher seltener<br />
vorhanden war. Selbst der eher<br />
lässige Groover “Straight On” (1978<br />
von DOG & BUTTERFLY) scheppert<br />
hier, dass einem die Ohren heiß<br />
werden. Altes Material wie “Barracuda”<br />
oder “Crazy On You” wird<br />
deutlich modifiziert, aktueller S<strong>to</strong>ff à<br />
la “Mashallah” wird in Heavy-Metal-<br />
Höhen hinaufgeschraubt. Von Altersmilde<br />
ist bei den beiden Damen keine<br />
Spur. Hier gilt: je oller, des<strong>to</strong> doller.<br />
Die Deluxe Edition dieses Albums<br />
liefert das Konzert noch einmal als<br />
DVD mit.<br />
(Frontiers/Soulfood,<br />
2014, 14/65:38) jub<br />
EZ LIVIN’<br />
FIRESTORM<br />
Gitarrist Hans Ziller hat EZ Livin’<br />
wiederbelebt, also die Band, die er<br />
1991 gegründet hatte, als er bei Bonfire<br />
vor die Tür gesetzt worden war.<br />
Als Sänger hat er diesmal den früheren<br />
Accept-Shouter David Reece<br />
dabei, dazu mit Harry Reischmann<br />
(dr, Bonfire), Ronnie Parks (b, Seven<br />
Witches) und Paul Morris (keys,<br />
Rainbow) einige branchenbekannte<br />
Begleiter. Ziller/Reece haben starke,<br />
melodische Hard-Rocksongs geschrieben,<br />
wobei die (gelungene, etwas<br />
verlangsamte) Cover-Version von<br />
Uriah Heeps “Easy Living” andeutet,<br />
in welchem Bereich sich die Truppe<br />
bewegt, inklusive einiger Heavy-<br />
Rock<br />
Anleihen. FIRESTORM steht für<br />
überzeugenden, zeitlos guten Classic<br />
Rock. Wer antesten will, sollte dies<br />
mit “<strong>The</strong> Damage Is Done”, “White<br />
Lightning”, “Loaded Gun”, “In<strong>to</strong> <strong>The</strong><br />
Night” oder der Ballade “Let’s Fly<br />
Away” tun. Empfehlung!<br />
(LZ Records/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
9/41:31) pro<br />
SONJA KRISTINA<br />
SONJA KRISTINA<br />
1980 veröffentlichte<br />
die<br />
Frontfrau<br />
der<br />
vier Jahre zuvor<br />
aufgelösten<br />
britischen<br />
Rockband Curved<br />
Air mit ihrem selbst betitelten<br />
SONJA KRISTINA ihr Solodebüt.<br />
Dabei zeigte sie sich weit mehr von<br />
dem Sound beeindruckt, mit dem<br />
ihr damaliger Ehemann Stewart<br />
Copeland mit Police zu Erfolg kam,<br />
als von ihrer alten Band. Sprich:<br />
Ihre Songs konnten mit einem punkigen<br />
Unter<strong>to</strong>n punkten, obwohl die<br />
Grundstimmung des Albums eher<br />
sogar in Richtung Pop ging – was das<br />
Ganze zu einem höchst interessanten<br />
Vorläufer der Musik macht, mit der<br />
kurz darauf Bands wie Blancmange,<br />
Tears For Fears oder Mr. Mister Pop<br />
mit New Wave verheirateten. Klasse<br />
auch das Studioteam mit Musikern<br />
wie ihrem Ex-Bandkollegen Darryl<br />
Way (vio), Tony Carr (dr), Kevin<br />
Stacey (g), Steve Byrd (g), Dave<br />
Smith (b), Liam Genockey (dr) und<br />
Colin Towns (keys, fl).<br />
(Angel Air/Fenn, 1980, 10/38:25) us<br />
MICHAEL D’ABO<br />
PASSION DRIVEN<br />
Der Sänger und Komponist, Ex-<br />
Manfred Mann, könnte sich statt<br />
Mighty Quintet und <strong>The</strong> Manfreds<br />
bequem auf Tantiemen von “Handbags<br />
& Gladrags” ausruhen – nimmt<br />
aber den Chris-Farlowe/Rod-Stewart-Hit<br />
noch einmal selbst auf und<br />
fügt 13 neue Songs hinzu. Die sind<br />
gelungen – eingängig in der Melodie,<br />
solide aufgebaut in der Anordnung<br />
von Riffs und Bläserakzenten:<br />
Hier helfen Steve Trigg (Trompete)<br />
und Manfreds-Mitglied Simon Currie<br />
(Saxofon). D’Abos Stimme ist<br />
angenehm angeraut, auch Refrain-<br />
Backings der „Passion Sisters” Ginnie<br />
David & Lauren Rimell ergänzen<br />
die Tracks charmant. Leider gibt es<br />
nur auf zwei Tracks einen Bass<br />
und bei dreien Drums: Ansonsten<br />
hat sich der versierte Keyboarder<br />
entschieden, die Rhythmusgruppe<br />
durch schleimige Digital-Bässe und<br />
klebrig aus den Spuren quellenden<br />
Drumcomputer-Sirup zu ersetzen.<br />
“Mango Bay” kann dennoch zum<br />
Frühlings-Hit werden. (Beim Großversand<br />
Amazon gibt es die CD nur<br />
unter PASSION DRIVEN, Interpreten-Eingabe<br />
zwecklos).<br />
(Heritage/Import, 2013,<br />
14/61:56) utw<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37
REVI<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Rock<br />
FOREIGNER<br />
I WANT TO KNOW WHAT LOVE<br />
IS – THE BALLADS<br />
Natürlich handelt es sich bei dieser Hit-<br />
Zusammenstellung in erster Linie um ein<br />
kommerziell angelegtes Verkaufsprojekt<br />
der Plattenfirma, um zum Valentinstag ein<br />
paar zusätzliche Dollar/Euro einzuschieben.<br />
Natürlich trügt der Untertitel, weil sich<br />
ein paar rockigere Nummern eingeschlichen<br />
haben (“Double Vision”, “Long Long<br />
Way From Home” sind gut für all die, denen<br />
die titelgebende Nummer einen Tick zu<br />
mainstreamig ist). Natürlich ist das Album<br />
für Fans überflüssig, weil sie schon alles<br />
von Mick Jones & Co. haben. Andererseits<br />
bekommt man mit dieser frischen Foreigner-Compilation<br />
ein 14 Songs umfassendes<br />
Paket mit Ohrwürmern in teils weniger<br />
geläufigen Akustikfassungen. Und es wird<br />
ja niemand gezwungen zuzugreifen, weder<br />
bei der Einfachversion noch bei der Doppel-CD<br />
mit dem SWR-Unplugged-Konzert<br />
von 2013 als Bonus.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2014, 14/56:13) pro<br />
ELBOW<br />
THE TAKE OFF AND<br />
LANDING OF EVERYTHING<br />
Der Grat zwischen<br />
majestätischer Erhabenheit<br />
und trauriger<br />
Langeweile ist<br />
schmal. Einer der diesen<br />
Balance-Akt seit<br />
Jahren beherrscht, ist<br />
Guy Garvey, Texter und Sänger von Elbow.<br />
Auch auf ihrem neuen Album THE TAKE<br />
OFF AND LANDING OF EVERYTHING<br />
gibt die Band aus Manchester ihren Songgebilden<br />
ausreichend Zeit zur Entwicklung, die<br />
meisten Stücke dauern zwischen sechs und<br />
sieben Minuten. Paradebeispiel für die beeindruckende<br />
Art und Weise, wie man einem<br />
Lied Tiefe gibt, ist der über siebenminütige<br />
Titeltrack, der sich langsam in eine sich immer<br />
heftiger drehende Spirale aus Gefühlen<br />
verwandelt – ohne dass dabei Tempo oder<br />
Lautstärke erhöht werden müssen. Auch<br />
beim Rest des Albums ist diese besondere<br />
Art des Songwritings zu erkennen, Stimmungen<br />
und Melodien kommen und gehen<br />
wie Ebbe und Flut, dazwischen detailverliebte<br />
Zwischenspiele und Verzierungen.<br />
Majestätisch erhaben und gleichzeitig traurig,<br />
so können nur Elbow klingen.<br />
(Polydor/Universal, 2014,<br />
10/57:11) us<br />
VAN CHRISTIAN<br />
PARTY FOR ONE<br />
Der Ex-Boss (voc, g, harp) von Naked Prey<br />
ist nach Jahren zurück – und mit ihm endlich<br />
sein fertiges, aber lange blockiertes Solodebüt:<br />
Bestnote für schnarrend-lakonischen<br />
Gesang, simpel-gute Akustikgitarren zu<br />
klaren Strukturen, ungehobelt-aggressive<br />
E-Klampfen mit Twang-Einschüben für Solos<br />
voller Wüstenstaub. Christian gestattet<br />
punktuell sogar feines, stimmiges Cellosägen<br />
(“Map Of France”, instrumental) und<br />
grandioses Blues-Pianoplinkern (“Mercy”),<br />
steht dabei permanent auf der Bremse<br />
und blickt – jammerfrei! – ins offenbar<br />
harte Gestern. Arizona-Americana-Sound<br />
mit Harmonika, angeschrägten Country-<br />
Tupfern (“Cliff Tones”), zwei hypnotischgestampften<br />
Ausbrüchen in bester Prey-<br />
Manier (“One Hit Of Love”, super; “Built<br />
For Sin”) – die Ikone der Tucson-Szene<br />
hat absolut nichts eingebüßt! Kein einziger<br />
Songausfall, auch Alice Coopers “Desperado”<br />
funktioniert. Viele lokale Kumpel (Rich<br />
Hopkins, Tommy Larkins) halfen, das quasi<br />
per Sammelbüchse finanzierte Juwel luftdicht<br />
zu versiegeln – gelungen! Eine Schande,<br />
wäre so ein Nugget im Archiv verrottet.<br />
(Lostunes/Cactus Rock Records,<br />
2013, 10/42:16) bm<br />
ALICE COOPER +<br />
TED NUGENT<br />
THE EYES OF ALICE COOPER /<br />
DIRTY DIAMONDS +<br />
MOTOR CITY MAYHEM /<br />
SWEDEN ROCKS<br />
Mit der „Armoury Classics” Serie wendet<br />
sich Eagle Rock an die Freunde von<br />
klassischem (Hard-)Rock. Dafür werden<br />
jeweils zwei Alben bekannter Künstler zu<br />
einem Doppelpack zusammengefasst. Bei<br />
Alice Cooper sind dies die beiden Studioscheiben<br />
THE EYES OF ALICE COO-<br />
PER (2003) und DIRTY DIAMONDS<br />
(2005), mit denen die US-Rocker ihren<br />
zuvor eingeschlagenen Kurs in Richtung<br />
Industrial wieder zu Gunsten eines klaren,<br />
harten Sounds verließen. Solche Kursänderungen<br />
sind Ted Nugent fremd, sowohl<br />
beim 2008 mitgeschnittenen MOTOR<br />
CITY MAYHEM als auch beim 2006er<br />
SWEDEN ROCKS kann man sich auf die<br />
Livequalitäten des amerikanischen Hard<br />
Rockers verlassen. Beide Male gibt es<br />
Gitarren-dominierte Qualitätsware, einmal<br />
bei einem Jubiläums-Heimspiel in Detroit<br />
(„<strong>The</strong> 6000th Concert”), einmal vor traditionell<br />
enthusiastischem, skandinavischem<br />
Publikum.<br />
(Eagle/edel, 2014, 2x2 CDs)<br />
tk<br />
HARRY MARTE &<br />
BIGPIT<br />
A BLUE LINE<br />
“Driftwood”: Mit seinem in Riff und Stimme<br />
an “Sweet Home Alabama” erinnernd,<br />
ordnet man den philosophisch au<strong>to</strong>biografischen<br />
Mr. Marte und seine blaue Linie<br />
schnell in den Südstaaten ein. Stimmt nicht<br />
ganz – es singt aus einem Südstaat von Europa:<br />
Österreich. Mit „Perkussionswunder”<br />
(„Jazz Thing”) Alfred Vogel – der seinen<br />
Drums oft per „Junk Percussion” wahre<br />
rhythmische Abenteuer hinzufügt –, dem<br />
beim New Yorker Basscollective trainierten<br />
Claude Meier und dem erfahrenen Gitarristen<br />
Urs Vögeli gelingen vielschichtige<br />
Klangbilder. Martes Texte, die auf seinen<br />
seit den 80er Jahren notierten Erlebnissen<br />
und Gedanken basieren, werden an der<br />
Akustikgitarre als Songs zu wahren Hörbüchern<br />
– allerdings wirken diese nie abgehoben.<br />
Sie changieren zwischen der ruhigen<br />
Abgeklär<strong>the</strong>it eines Hans <strong>The</strong>essink<br />
und etwa den Ausarbeitungen einer Atlanta<br />
Rhythm Section, ohne sich je mit Americana-Klischees<br />
anzubiedern. Wenn dabei<br />
noch Ohrwürmer wie “Breakable” oder der<br />
Titelsong herauskommen, umso besser.<br />
(Boomslang Records/Broken Silence,<br />
2013, 12/50:18) utw<br />
TONY CAREY’S PLANET P<br />
PROJECT<br />
G.O.D.B.O.X.<br />
„... call it Prog or<br />
Rock or Jazz or<br />
Blues or Pop (sometimes)<br />
Country, it’s<br />
all me ...” schreibt<br />
Tony Carey in den<br />
Liner-Notes seiner<br />
GODBOX<br />
G.O.D.B.O.X., einem doppelt aufklappbaren<br />
4-CD-Digipak Wagner-ischer<br />
Ausmaße. Von 1991 bis 2014 reicht die<br />
Entstehungszeit dieser Musik, liefert Konzeptalben<br />
und Songs, die aufgrund ihrer<br />
<strong>The</strong>matik – Hitler, Zweiter Weltkrieg, Neonazis,<br />
Balkankrieg – von seiner Plattenfirma<br />
bisher als „nicht zu veröffentlichen”<br />
eingestuft wurden, Liegengebliebenes und<br />
Weiterführendes der beiden (Prog-Rock-)<br />
Solo-Alben, die er Mitte der 80er schon<br />
als Planet P Project veröffentlicht hatte.<br />
Wie eingangs gesagt, ist es schlicht unmöglich,<br />
die Musik des amerikanischen<br />
Keyboarders und Sängers, der in unseren<br />
Breiten vor allen als Mitglied von Ritchie<br />
Blackmores Rainbow und Peter Maffays<br />
Begleitband bekannt wurde, irgendwo fest<br />
einzuordnen – und genau das macht die<br />
Faszination dieser Box aus.<br />
(www.<strong>to</strong>nycarey.com, 2014, 4 CDs) us<br />
VANDENBERG’S<br />
MOONKINGS<br />
VANDENBERG’S MOONKINGS<br />
Der langjährige Whitesnake-Gitarrist Adrian<br />
Vandenberg ist zurück! 1998 zog er sich aus<br />
dem Musikbusiness zurück und entdeckte<br />
seine Liebe zur Malerei. Nach einem ers ten<br />
Comeback im Jahr 2011, als er die Fußballhymne<br />
“A Number One” komponierte, liegt<br />
nun mit dieser Scheibe das erste Album seiner<br />
neuen Band vor. Da er zusammen mit<br />
David Coverdale viele Tracks zum Whitesnake-Songbook<br />
beisteuerte, ist es nicht<br />
verwunderlich, dass die 13 Titel auf dem<br />
Album dem Stil seiner damaligen Band<br />
sehr nahekommen. Hard-Rockkracher mit<br />
eingängigen Hooks und flinken Gitarrensolos,<br />
sowie Rockballaden, auch mal mit<br />
der Akus tikklampfe unterlegt. Noch mehr<br />
Déjà-Vu-Momente kommen auf, da Sänger<br />
Jan Hoving viel Coverdale-DNA in seiner<br />
Stimme hat. Kein Wunder, dass zum Schluss<br />
dann auch noch David Coverdale bei einer<br />
Neuauflage des 1989er Hits “Sailing Ships”<br />
zu hören ist. Nicht Neues – doch wer auf melodischen<br />
Hard Rock steht, wird mit dieser<br />
soliden Scheibe seine Freude haben.<br />
(Mascot/Rough Trade, 2014, 13/51:36) rg<br />
CRIPPLED BLACK<br />
PHOENIX<br />
WHITE LIGHT GENERATOR<br />
Eine einsame Akustikgitarre, im Hintergrund<br />
weint eine singende Säge, dazu noch eine<br />
bisher unbekannte Stimme – da muss man<br />
sich erst einmal vergewissern, ob da wirklich<br />
die neue CD von Crippled Black Phoenix im<br />
Player gelandet ist. „Ich wollte ein klanglich<br />
einfacheres Album machen”, erklärt Frontmann<br />
Justin Greaves, „... Songs, die sich<br />
mehr um das Gefühl drehen als um musikalisches<br />
Können”. Mit dem Sänger und Gitarristen<br />
David Änghede sowie den bisherigen<br />
Tourbegleitern Belinda Kordic (voc) und<br />
Chrissie Caulfield (vio) wurde dieser Vorsatz<br />
auch personell umgesetzt, und wer den<br />
Weg von Crippled Black Phoenix bisher aufmerksam<br />
verfolgt hat, den wird dieser jetzt<br />
vollzogene Stilwechsel (bzw. die Rückkehr<br />
zum Sound der ganz frühen Tage ...) kaum<br />
überraschen. Wenn es nämlich bisher eine<br />
Konstante bei der Band aus dem britischen<br />
Bris<strong>to</strong>l gab, dann war es die ständige Weiterentwicklung<br />
ihres Sounds, der sie von düsterem<br />
(Gothic-)Rock über Neo-Prog bis zu<br />
hartem Industrial-Metal führte. Mit WHITE<br />
LIGHT GENERATOR ist ihnen definitiv<br />
ein großer Wurf gelungen, ausschweifende<br />
Melodien, ein warmer, weicher Sound, instrumental<br />
des Öfteren so reduziert, wie man<br />
diese Band fast noch nie gehört hat; und dennoch<br />
ist dabei magische Musik entstanden,<br />
die über weite Strecken an die großen Werke<br />
von Pink Floyd erinnert. Größeres Lob kann<br />
es wohl kaum geben ...<br />
(Cool Green Recordings/Rough Trade,<br />
2014, 13/70:55) us<br />
BRUCE SPRINGSTEEN<br />
HIGH HOPES<br />
Manchmal tut eine<br />
Frischzellenkur doch<br />
ganz gut. Im Falle<br />
von Altmeister Bruce<br />
Springsteen heißt die<br />
Zufuhr von frischem<br />
Blut Tom Morello.<br />
Der Gitarrist i t von Rage Against <strong>The</strong> Machine<br />
ist zwar auch kein Jungspund mehr, aber<br />
doch eine Musikergeneration jünger als der<br />
Boss, vertrat Little Steven van Zandt 2013<br />
live und steuerte im Studio moderne Sounds<br />
und Ideen bei. Weshalb die Re-Recordings,<br />
Outtakes, die Springsteen für sein 18. Studio-Album<br />
aus seinem Archiv kramte, und<br />
Cover-Versionen an Vitalität gewonnen haben.<br />
Die Neuaufnahme von “<strong>The</strong> Ghost Of<br />
Tom Joad” überzeugt wie die Punk/New-<br />
Wave-Übernahmen “Dream Baby Dream”<br />
(Suicide) und “Just Like Fire Would” (<strong>The</strong><br />
Saints). Es variiert zwischen Düsternis und<br />
beschwingtem Rock-Pop; es gibt hemdsärmeligen<br />
Straßen-Rock und einfühlsame<br />
Balladen. Und das Ganze klingt nicht nach<br />
zusammengestückeltem Patchwork, sondern<br />
in sich schlüssig – Springsteen, wie<br />
man ihn eben schätzt.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 12/56:33) pro<br />
THE WYNNTOWN<br />
MARSHALS<br />
THE LONG HAUL<br />
Westcoast-Rock vermengen die Wynn<strong>to</strong>wn<br />
Marshals aus dem schottischen Edinburgh<br />
geschickt mit Americana, ohne ihre heimischen<br />
Wurzeln zu leugnen. Aber sie haben<br />
neben den Eagles auch Tom Petty, dem<br />
eingängigeren Neil Young und Jeff Tweedy<br />
gelauscht. Spuren der Genannten finden<br />
sich auf dem zweiten Album des Quintetts.<br />
Wenn’s der Atmosphäre nutzt, kommen<br />
auch Geige und Cello harmonisch integriert<br />
zum Einsatz, sorgen je nach Stimmung<br />
Orgel, Zwölfsaitige oder Pedal/Lapsteel<br />
für knappe begeisternde klangliche Sahnehäubchen.<br />
Dabei stützen sich die Marshals<br />
auf gediegene Songs. Dazu ist THE<br />
Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
EWS<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Rock<br />
LONG HAUL ein Album, das mit jedem<br />
Hördurchgang wächst, neue Feinheiten entdecken<br />
lässt und mit dem sich die Schotten<br />
auch mit den Kollegen jenseits des Atlantiks<br />
messen können. Wieder mal eine echte<br />
Perle aus dem Hause Blue Rose.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2013,<br />
10/47:24) pro<br />
ALICE COOPER<br />
BILLION DOLLAR BABIES<br />
1973 veröffentlichte<br />
Alice Cooper<br />
eins seiner<br />
bes ten Alben,<br />
denn sein makabrer<br />
Sinn für Humor<br />
verknüpft sich hier<br />
mit Glam- und Hard-Rockeinflüssen. Die<br />
von Bob Ezrin produzierte Scheibe kann<br />
mit den beiden Smash-Hits “Hello Hooray”<br />
und dem kernigen “No More Mister Nice<br />
Guy” aufwarten, die für sich betrachtet die<br />
Messlatte schon hochsetzen. Dazu noch das<br />
bitterböse “Raped And Freezin’”, der mit<br />
Twin-Gitarren aufgemotzte Titeltrack, das<br />
bizarre “Generation Landslide” und das ironische<br />
Bekenntnis “I Love <strong>The</strong> Dead”, und<br />
schon sitzt man in einer Cooper’schen Achterbahn<br />
des Grauens. Die aktuelle Edition<br />
erscheint in einer limitierten, nummerierten<br />
Edition als 24-KT-Gold-Disc (Hybrid SA-<br />
CD), wurde von Steve Hoffman remastert<br />
und klingt gegenüber der normalen CD ehrlicher<br />
und satter.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1973, 12/41:16) at<br />
LAKE<br />
WINGS OF FREEDOM<br />
Nanu, WINGS? In GT 5/2012 haben wir<br />
FREEDOM vorgestellt: Sieben Minuten<br />
später hatten Lake einen neuen/alten Sänger<br />
(siehe S<strong>to</strong>ry im Heft), mit dem die neuen<br />
Songs noch mehr Durchschlagskraft und<br />
Dynamik bekommen: Ian Cussick. Er sang<br />
1970 bis 1974 für die Band und half 2002<br />
wieder aus – mit seinen Texten greifen Alex<br />
Conti, Micki Stickdorn (dr) und Holger Trull<br />
(b), einst als Rosebud stark als Trio, mit Keyboarder<br />
Jens Skwirblies an: Nicht nur die<br />
Latin-Funk-Liebesgeschichte “Passionate<br />
Eyes” strotzt nur so vor Spielfreude, “Silvia”<br />
dürfte die Ballade für wärmere Zeiten werden<br />
– Cussick (der Mann hat Reserven!) wird im<br />
Refrain vom legendär-perfekten Lake-Chor<br />
getragen. Hart zur Sache gehen “Ted Nugent<br />
& <strong>The</strong> Gunner’s Blues” und “Nineteen Sixties<br />
Man” – überhaupt brennt Conti nons<strong>to</strong>p,<br />
Skwirblies liefert eine amtliche Hammond;<br />
die Rhythmus-Boys wissen, wo der Groove<br />
hängt. Schmankerl: “Nightbirds”, wie einst<br />
Lennons “Free As A Bird” auf dem letzten<br />
Demo des Lake-Gründers Jim Hopkins-Harrison<br />
basierend. Ein Schatz von Melodien.<br />
(Mad-As-Hell/Cargo,<br />
2014, 10/44:38) utw<br />
BAD NEWS REUNION<br />
LOST AND FOUND<br />
Gleich zum Auftakt groovt es entspannend<br />
und doch unwiderstehlich los – der melodieschwangere<br />
Westcoast-Rock feiert an<br />
der Waterkant fröhliche Urständ! Nachdem<br />
die konzertante Reunion der Hamburger<br />
Combo Bad News Reunion für Begeisterung<br />
gesorgt hatte, kramten die Sänger/<br />
Akustikgitarristen Michael Schlüter und<br />
Jochen Brückner sowie Keyboarder Peter<br />
Urban (ja, der NDR/ESC-Mann!) in ihren<br />
Archiven und gruben alte Songideen aus,<br />
die sie nach fast 30-jähriger Studio-Abstinenz<br />
ausarbeiteten und aufnahmen. Allerdings<br />
ohne Ex-Mitstreiter Abi Wallenstein,<br />
den Uli Kringler an der Gitarre ersetzte;<br />
Julian Dawson ist zweimal als markanter<br />
Harp-Gast zu hören. Unbeschwert, ohne<br />
große Innovationsambitionen musiziert<br />
die Truppe, überzeugt mit mehrstimmigem<br />
Satzgesang, Blues- und Folkanleihen – hier<br />
und da hätte man sich allerdings einen Tick<br />
mehr Druck gewünscht.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2014,<br />
12/50:26) pro<br />
THE STRANGLERS<br />
GIANTS AND GEMS:<br />
AN ALBUM COLLECTION<br />
Wer hätte wohl 1974,<br />
als sich in einer<br />
kleinen Kneipe im<br />
Süden Englands die<br />
Hobby-Pub-Rockband<br />
<strong>The</strong> Guild ford<br />
Stranglers zusammenfand,<br />
im Ernst daran geglaubt, dass<br />
sie 2014 ihren 40. Jahrestag feiern würde?<br />
Dass die Stranglers zu den einflussreichsten<br />
britischen Punk-Rockbands aufsteigen<br />
würden, dass sie in dieser Zeit über 20<br />
Alben veröffentlichen, dass sie mit Ikonen<br />
wie Patti Smith und den Ramones die<br />
Bühne teilen würden? Wer ihren Weg über<br />
die Jahre verfolgt hat, der weiß auch, dass<br />
ihnen diese Erfolge alles andere als leicht<br />
gemacht wurden, dass sie jahrelang auf<br />
Grund ihrer sarkastischen Texte von der<br />
BBC boykottiert wurden, dass sie jede sich<br />
bietende Chance, sich mit Obrigkeit, Presse<br />
und/oder Plattenindustrie anzulegen,<br />
nutzten. Heute (so gut wie) alles vergessen,<br />
mit GIANTS AND GEMS beginnt ihr Jubiläumsjahr<br />
mit der Wiederveröffentlichung<br />
von elf Stranglers-Alben in einer Sammelbox.<br />
Mit dabei die ersten sieben Longplayer,<br />
vom 1977er Debüt STRANGLERS<br />
IV (RATTUS NORVEGICUS) über das<br />
1978er BLACK AND WHITE (inkl. der<br />
damaligen Bootleg-Zugabe LIVE AT THE<br />
HOPE AND ANCHOR) bis zum 1981er<br />
LA FOLIE. Weiter geht es dann mit OFF<br />
THE BEATEN TRACK (1986) sowie den<br />
beiden neuesten Studiowerken SUITE XVI<br />
(2006) und GIANTS (2012). Immer noch<br />
zeitlos gut!<br />
(Parlophone/Warner, 2014,<br />
11 CDs) tk<br />
GAZPACHO<br />
DEMON<br />
Ein paar Gänge zurückschalten Gazpacho<br />
auf ihrem Mitte März veröffentlichten, neuen<br />
Werk DEMON. Will heißen, dass sie<br />
dieses Konzeptalbum das von der wahren<br />
Geschichte eines geheimnisvollen Manuskriptes<br />
handelt, das in einem Prager Appartement<br />
gefunden wurde, be<strong>to</strong>nt ruhig angehen.<br />
In vier langen Abschnitten <strong>the</strong>matisieren<br />
die Norweger den rätselhaften Inhalt dieses<br />
– auch heute noch in einer Prager Biblio<strong>the</strong>k<br />
ausgestellten – Tagebuchs. Sein unbekannter<br />
Au<strong>to</strong>r liefert darin Hinweise auf die Existenz<br />
eines Dämons, der seine Macht alleine auf<br />
das Böse verwendet. Die sich gemächlich<br />
entwickelnden Melodien gehen dabei oft<br />
sogar in Richtung Klassik, die einzelnen<br />
Tracks beginnen be<strong>to</strong>nt zurückgenommen,<br />
und im Vergleich zu den letzten Gazpacho-<br />
Werken geht es nur relativ selten in härtere<br />
Gefilde. Dennoch ist DEMON ein richtig<br />
gutes (Neo-)Prog-Rockalbum geworden, bei<br />
dem Geschichte und Musik dämonisch gut<br />
zusammenpassen.<br />
(Kscope/edel, 2014, 4/45:41) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
PUNK 45 – THERE IS NO SUCH<br />
THING AS SOCIETY – UNDER-<br />
GROUND PUNK AND POST<br />
PUNK IN THE UK 1977–81,<br />
VOL. 2<br />
Zweite CD der<br />
Reihe zum Buch<br />
„Punk 45” (siehe<br />
GT 6/2013, Seite<br />
71). Der Untertitel<br />
„Get A Job, Get A<br />
Car, Get A Bed, Get<br />
Drunk!” macht überdrastisch deutlich,<br />
wo die UK-Jugend der Endsiebziger der<br />
Schuh drückte. Punk-Rock war ein unbedingt<br />
nötiges musikalisches Ventil und<br />
nicht der bequeme Versuch, mit „dilettantischer”<br />
Musik nebenbei mal ein paar<br />
Pfund zu verdienen. Für die Radikalität<br />
der Protagonisten war das Single-Format<br />
ideal, wenngleich nicht alleiniges Vehikel,<br />
und daher erscheinen die Tracks<br />
von PUNK 45 auf 7”ern. Es sind rüde<br />
Attacken darunter, wie “Sick Of You”<br />
(<strong>The</strong> Users), “Incendiary Device” (Johnny<br />
Moped) und “Art Attacks” (Neutron<br />
Bomb). Zugleich wird – wieder mal –<br />
klar, dass neben Drei-Akkorde-Hämmern<br />
auch ruhigere Töne angesagt waren, wie<br />
sie Dis turbed (“I Don’t Believe”), Television<br />
Personalities (“Part Time Punks”)<br />
oder <strong>The</strong> Lines (“White Night”) anbieten.<br />
Hochdifferenzierte neue Formen des Art -<br />
Rock kamen von <strong>The</strong> Scabs (“Leave Me<br />
Alone”), Swell Maps (“Real Shocks”)<br />
oder Josef K (“Radio Drill Time”). Und<br />
mit Eric Random (“23 Skidoo”) und den<br />
Perfects (“Going Through <strong>The</strong> Motions”)<br />
hatte auch die Avantgarde ihren Platz.<br />
(Soul Jazz/Indigo, 2013, 24/72:23) hjg<br />
MOTÖRHEAD<br />
1916 + MARCH ÖR DIE<br />
Nach einer Pause von vier Jahren veröffentlichten<br />
Motörhead 1991 mit 1916 das<br />
erste Album bei einem neuen Label. Viele<br />
der darauf enthaltenen Titel erprobten<br />
und verfeinerten sie zuvor schon auf ihren<br />
Live<strong>to</strong>uren, so dass es auch heute –<br />
remastert als Expanded Edition inklusive<br />
zweier Bonus-Tracks – noch mit starkem<br />
Songmaterial überzeugen kann. Mit dabei<br />
auch (das später von den Ramones) gecoverte<br />
“R.A.M.O.N.E.S.” sowie die raue<br />
Powerballade “Love Me Forever”, deren<br />
volles Potenzial erst später von Doro<br />
Pesch voll ausgeschöpft wurde. Ein Jahr<br />
später war für das nächste Werk MARCH<br />
ÖR DIE leider nicht mehr so viel gutes<br />
Songmaterial übriggeblieben, und trotz<br />
prominenter Unterstützung von Ozzy Osbourne<br />
und Slash, trotz starker Einzeltitel<br />
wie “I Ain’t No Nice Guy”, “Hellraiser”<br />
und dem Ted-Nugent-Cover “Cat Scratch<br />
Fever” kommt es unter dem Strich gese-<br />
10.04. RIESA . Erdgasarena<br />
11.04. HEILBAD HEILIGENSTADT<br />
13.04. PRATTELN (CH) . Z7<br />
19.04. ALTENBURG . Kosma<br />
20.04. WEIMAR . Weimarhalle<br />
22.04. LEIPZIG . Gewandhaus<br />
23.04. MAGDEBURG . Altes <strong>The</strong>ater<br />
24.04. POTSDAM . Nikolaisaal<br />
13.07. WEERT (NL) . Bospop Festival<br />
31.07. WACKEN . W:O:A<br />
12.11. MÜNCHEN . Circus Krone<br />
22.11. MERKERS . Erlebnisbergwerk<br />
28.11. KAISERSLAUTERN . Fruchthalle<br />
29.11. ESCH SUR ALZETTE (L) . Rockhal<br />
15.04. RANKWEIL (A) . Altes Kino<br />
16.04. RUBIGEN (CH) . Mühle Hunziken<br />
18.04. MOONWALKER (CH) . Aarburg<br />
19.04. SIEGBURG . Kubana<br />
21.04. WILHELMSHAVEN . Pumpwerk<br />
23.04. SALZWEDEL . Hanseat<br />
24.04. ZWICKAU . Neue Welt<br />
25.04. ERFURT . HdS<br />
26.04. NEURUPPIN . Kulturhaus<br />
07.06. BERLIN . Parkbühne<br />
08.06. TORGAU . Bastion Open Air<br />
<br />
<br />
<br />
Australian<br />
Guitar-Legend<br />
02.11. ZWEIBRÜCKEN . Festhalle<br />
03.11. DÜSSELDORF . Capi<strong>to</strong>l <strong>The</strong>ater<br />
04.11. OFFENBACH . Capi<strong>to</strong>l<br />
08.11. CHIEMGAU . Saitenfestival<br />
21.11. NEUENHAUS . Aula Gymnasium<br />
26.11. REMCHINGEN . Kulturhalle<br />
30.05. HALLE/SAALE . Händelsche Halle<br />
11.07. KLAM (A) . Burg Clam Open Air<br />
12.07. WIESEN (A) . Lovely Days Festival<br />
09.11. MÜNCHEN . Circus Krone<br />
15.11. NEURUPPIN . Kulturhaus<br />
20.11. KARLSRUHE . Konzerthaus<br />
22.11. ANNABERG BUCHHOLZ . Stadthalle<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39
CD<br />
REVIEWS<br />
hen nicht ganz an die Klasse seines Vorgängers<br />
heran.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1991 + 1992,<br />
13/46:13 + 11/46:51) us<br />
YASI<br />
YASI<br />
Die 21-jährige Gitarristin<br />
Yasi Hofer aus<br />
dem schwäbischen<br />
Ulm legt ihr selbst<br />
betiteltes Debüt vor.<br />
Das junge Talent<br />
wurde durch Steve<br />
Vi Vai inspiriert, i i durfte auf dessen letzter<br />
Europa-Tour sogar vereinzelt supporten<br />
und verfügt über eine am Berklee College<br />
in Bos<strong>to</strong>n abgerundete Technik. Ihre<br />
Songs verschmelzen verschiedene Elemente<br />
aus Rock, Funk und gemäßigtem<br />
Fusion-Jazz, erinnern mit ihren gesanglichen<br />
Melodiebögen immer wieder an<br />
Joe Satriani. Bei vier Titeln versucht sich<br />
Yasi auch als Sängerin. Hier wird deutlich,<br />
dass die instrumentalen Passagen<br />
wesentlich überzeugender sind. Kurze<br />
Beiträge der Top-Basser Helmut Hattler<br />
und Philip Bynoe zeugen von dem bereits<br />
gewonnenen Renommee. Ein beachtlicher<br />
Einstand, es bleibt aber Luft nach oben –<br />
was in so jungen Jahren aber fast selbstverständlich<br />
ist.<br />
(www.yasihofer.com, 2014, 11/56:05) rg<br />
THE SPELLKASTERS<br />
KASTIN’ THE SPELL<br />
Wilko Johnson richtet seinen Gitarrenstil<br />
seit jeher ganz an Mick Green von den<br />
Pirates aus. Das macht der Schwede Pete<br />
Edmunds ebenfalls – Rhythmus- und Sologitarre<br />
genialisch verzahnend. Ein Glücksfall,<br />
dass er das nun bei den Spellkasters mit<br />
der letzten Rhythmusabteilung von Greens<br />
skandinavischen Pirates machen kann – BJ<br />
Anders und Romek Parol an Bass & Drums.<br />
Wenn das bei schönen Eigennummern wie<br />
“Coming Home” oder “Bad Blood And<br />
Voodoo” noch mit zweistimmigem Gesang<br />
gepaart wird, umso besser. Ob man Wilkos<br />
altes Dr-Feelgood-Reper<strong>to</strong>ire wie “I Can<br />
Tell”, “All Through <strong>The</strong> City” oder “Going<br />
Back Home” nochmal gebraucht hätte, sei<br />
dahingestellt – geliefert wird jedenfalls in<br />
bestechender Form im spielgeilen Trio,<br />
wo es sonst ein Quartett gebraucht hatte.<br />
Willkommen hingegen “Don’t Munchen<br />
It” vom Hope & Anchor-Comeback der<br />
Original-Pirates – seit 1977 unvergessen.<br />
Unterm Strich ein frecher R&B-Haufen,<br />
der Spaß macht.<br />
(Angel Air/Fenn, 2014, 11/43:56) utw<br />
SCHAPER – ENGEL<br />
McGROGAN<br />
ONE OR ZERO – THE LOST<br />
ALBUM<br />
Lieber spät als nie, sagt man sich, nachdem<br />
man ONE OR ZERO – THE LOST AL-<br />
BUM gelauscht hat. Die Geschichte hinter<br />
der Scheibe, die er mit Drummer Bertram<br />
Engel und Sänger Eddie McGrogan einst<br />
aufnahm, erzählt Keyboarder/Komponist<br />
Hendrik Schaper an anderer Stelle in diesem<br />
Heft. Natürlich handelt es sich hierbei um ein<br />
Produkt der frühen 80er Jahre, als die Neue<br />
Deutsche Welle schwappte, syn<strong>the</strong>tische<br />
Sounds angesagt waren – doch THE LOST<br />
ALBUM bietet noch mehr: Es fetzt (“Joey”),<br />
neben Kraftwerk-Inspiriertem gibt es auch<br />
Funk-Anleihen, Psychedlia, Ohrwurm-Pop<br />
– und auch den einen oder anderen wenig<br />
Ideenschwachpunkt. Doch dass Gitarren<br />
komplett fehlen, steht nicht auf der Mängelliste<br />
– die hat Schaper originell ersetzt. Und<br />
so entwickelt das Ganze einen ganz eigenen<br />
Reiz, den man lieber spät statt nie genießt.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2014,<br />
9/43:09) pro<br />
TYRANNOSAURUS REX /<br />
T. REX<br />
A BEARD OF STARS + T. REX<br />
Im Jahr 1970 vollzogen TR T. Rex einen Wandel.<br />
Schon die Verkürzung des ursprünglichen<br />
Bandnamens Tyrannosaurus Rex<br />
deutete an, dass es von nun an straighter<br />
zugehen sollte. Die Band um Sänger und<br />
Gitarrist Marc Bolan begann, sich weg<br />
vom versponnenen, psychedelischen,<br />
akustischen Flower-Power-Sound ihrer<br />
Anfangstage hin zu härterem Glam-Rock<br />
zu bewegen. Auf T. REX, ihrem fünften<br />
Album, griff Bolan verstärkt zur E-Gitarre,<br />
wenngleich noch nicht so konsequent<br />
wie in den Nachfolgejahren. Gerade die<br />
Mischung aus alten Hippie-Resten und<br />
den neuen Glam-Ankündigungen machen<br />
T. REX zu einem spannenden Album, das<br />
nicht nur Ex-Smiths-Sänger Morrissey zu<br />
einem der besten der Band rechnet. Es beinhaltet<br />
energiegeladene Rocknummern wie<br />
“Jewel”, aber auch liebliche Balladen wie<br />
“Seagull Woman”. Es brachte den kommerziellen<br />
Durchbruch für Bolans Band,<br />
die damit erstmals die Top Ten knackte (#7<br />
UK). Die zeitgleich im Studio aufgenommene<br />
Single “Ride A White Swan” (#2<br />
UK) war damals nur auf der US-Ausgabe<br />
des Albums enthalten und befindet sich nun<br />
unter den zahlreichen Bonus-Tracks des<br />
neuen 2-CD-Deluxe-Reissues. Ein weiterer<br />
großartiger Zusatztitel darauf ist die 15-minütige<br />
Suite “<strong>The</strong> Children Of Rarn”, die<br />
lediglich in Auszügen auf der ursprünglichen<br />
LP landete. Das Vorgängeralbum A<br />
BEARD OF STARS, das nun ebenfalls in<br />
einer erweiterten 2-CD-Fassung erscheint,<br />
kam nur ein halbes Jahr früher, im März<br />
1970, noch unter dem alten Bandnamen Tyrannosaurus<br />
Rex, auf den Markt. Auf dem<br />
Album, dem ersten mit Bolans neuem Partner<br />
Mickey Finn an der Perkussion, präsentiert<br />
sich die Band noch mehr von ihrer versponnenen<br />
Hippie-Seite. Dezent kün digt<br />
sich jedoch schon der Richtungswechsel<br />
an, etwa wenn Bolan in “Elemental Child”<br />
ein Hendrix-artiges E-Gitarrensolo spielt.<br />
(Polydor/Universal, 1970/2014) frs<br />
MOTORPSYCHO<br />
BEHIND THE SUN<br />
Die norwegische Band nimmt sich keine<br />
Auszeit. Nach dem letztjährigen Album<br />
folgt nun BEHIND THE SUN. Das mittlerweile<br />
19. Studio-Album in 25 Jahren<br />
Bandgeschichte knüpft stilistisch nahtlos<br />
an den Vorgänger STILL LIFE WITH<br />
EGGPLANT an. Selbst <strong>the</strong>matisch findet<br />
sich auf dem neuen Album eine Fortsetzung,<br />
so folgt auf “Hell, Part 1–3” nun<br />
“Hell, Part 4–7”. Mo<strong>to</strong>rpsycho frönen<br />
weiterhin ihrem ureigenen Gemisch aus<br />
Progressive, Alternative und Westcoast.<br />
Die schönsten Momente finden sich in<br />
den elegischen oder ruhigen Passagen,<br />
die zuweilen durch das grandiose Gitarrenspiel<br />
an Grateful Dead und Quicksilver<br />
Messenger Service erinnern. Aber das<br />
war es auch schon an Epigonentum. Andere<br />
Progressive-Bands trachten danach,<br />
den Sound von Yes, Genesis und Co. zu<br />
kopieren, nicht so Mo<strong>to</strong>rpsycho, die ihre<br />
Hinwendung zum eigenen Progressive<br />
seit rund zehn Jahren von Album zu Album<br />
verfeinern. So kann die Reise weiter<br />
gehen.<br />
(Stickman Records/Soulfood,<br />
2014, 9/60:47) an<br />
DON AIREY<br />
KEYED UP<br />
Wieder einmal ist<br />
Deep-Purple-Keyboarder<br />
Don Airy<br />
solo unterwegs,<br />
genauer gesagt:<br />
Er setzt dabei mit<br />
Hilfe von Freunden<br />
wie Rob Harris (g, Jamiroquai),<br />
Laurence Cottle (b), Arrin Mooney (dr,<br />
Primal Scream) und Gästen wie den Sängern<br />
Graham Bonnett und Carl Sentance<br />
(Ex-Krokus), Simon McBride (g) schwerpunktmäßig<br />
Hard oder Classic Rock der<br />
alten Schule klanglich in Szene. Er covert<br />
Rainbows “Difficult To Cure” wagemutig<br />
mit reichlich Beethoven-Elementen, wandelt<br />
auf gleichermaßen jazzig und progressive<br />
angehauchten Pfaden (“Blue Rondo A<br />
La Turk”) und überzeugt vor allem auch<br />
in den Intrumentalpassagen, weil er da<br />
intensive Atmosphären entwickeln kann.<br />
Das Sahnehäubchen liefert allerdings eine<br />
der letzten Aufnahmen Gary Moores für<br />
Airey: Moores gefühlvoll-beseeltes Spiel<br />
macht “Mini Suite” und “Adagio” zu den<br />
Highlights eines sehr ordentlichen Gesamtwerks.<br />
(Provogue/Rough Trade, 2014,<br />
11/54:00) pro<br />
AXEL RUDI PELL<br />
INTO THE STORM<br />
Stürmisch, sprich hochenergetisch kann es<br />
Ruhrgebiets-Guitarhero Axel Rudi Pell immer<br />
noch. Als Euro Power Metal bezeichnen<br />
die Kritikerkollegen im UK das, was<br />
Saitenhexer Pell auf seinem 15. Studio-<br />
Album zum Besten gibt. Er rifft wild, lädt<br />
mit hymnischen Refrain zum Mitgröhlen<br />
ein, entfaltet epische Instrumentalpassagen<br />
– und das alles mit gehöriger Power. Für die<br />
neuerdings Bobby Rondinelli (Rainbow,<br />
BÖC) an den Drums sorgt, während Johnny<br />
Gioeli weiter passend singt. Pell variiert<br />
sein Power-Metal-Strickmuster erstaunlich<br />
originell, ohne sich dabei selbst zu kopieren.<br />
Liebhaber dieser Metal-Spielart haben<br />
bei Erscheinen dieser Zeilen sicher schon<br />
zugegriffen, doch wer zwischendurch mal<br />
melodisch und durchaus anspruchsvoll auf<br />
die Ohren haben will, sollte hier ruhig reinhören.<br />
(SPV, 2014, 10/57:40)<br />
pro<br />
Rock<br />
STRAY<br />
LIVE IN JAPAN 2013<br />
Gitarrist und Sänger Del Bromham ist ein<br />
Stray der ersten Stunde (1966) und führte<br />
das aktuelle Trio mit Drummer Karl Randall<br />
(im Album lustigerweise als zweiter<br />
Bassmann ausgewiesen) sowie Sänger und<br />
Bassist Robbie Stewart-Mat<strong>the</strong>ws nach<br />
Tokio. Bei den Aufnahmen stehen Axt und<br />
Tieftöner deutlich im Vordergrund – viele<br />
Stray-Songs basieren ja auch auf einem<br />
streng durchgezogenen Gitarrenriff. Dadurch<br />
kommt die Schlagzeugdynamik leider<br />
zur kurz – auch das Publikum wurde in<br />
den Hintergrund gemischt. Die Band liefert<br />
gleich vier Songs des aktuellen Studiowerkes<br />
VALHALLA, darunter den Opener<br />
“Move A Mountain” und “Harry Farr”, und<br />
es gibt ein Wiederhören mitwillkommen<br />
zweistimmig gesungenen “Jericho” und<br />
dem Titelsong von SUICIDE. Letztlich<br />
würde ein öfter mal veränderter Gitarrensound<br />
zur Abwechslung beitragen.<br />
(Angel Air/Fenn, 2014, 10/77:35) utw<br />
JON ANDERSON<br />
OLIAS OF SUNHILLOW<br />
Leider lässt sich<br />
das Solowerk von<br />
Jon Anderson<br />
schwerlich mit<br />
seinen erstklassigen<br />
Arbeiten mit<br />
Yes vergleichen,<br />
denn hier ist es allzu häufig sehr leichtgewichtig<br />
und oberflächlich. Ausnahmen sind<br />
CHANGE WE MUST aus dem Jahr 1994<br />
und das vorzügliche, verträumte und mit<br />
Fantasy-Elementen durchzogene OLIAS<br />
OF SUNHILLOW. Hier dominieren behutsam<br />
gesetzte Frauenchöre mit Yesähnlichen<br />
Harmonien (“Meeting”), hauchzarte<br />
Klanglandschaften, in denen sich der<br />
Hörer verlieren möchte (“Dance Of <strong>The</strong><br />
Ranyart”), charmanter Folk-Rock (“Flight<br />
To <strong>The</strong> Moorglade”) und ideenreicher Progressive<br />
Rock. Ein sehr schönes Album,<br />
transparent remastert von Kevin Gray. Die<br />
Ausgabe erscheint als 24-KT-Gold-Disc<br />
(Hybrid SA-CD – limitiert und nummeriert)<br />
und punktet hinsichtlich des Raumklangs.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1976, 8/44:30) at<br />
J.J. CALE<br />
BREEZIN’ AT THE CAFÉ<br />
Im Mai 1988 spielte der im Vorjahr vers<strong>to</strong>rbene<br />
J.J. Cale einige seiner bekanntesten<br />
Songs wie ”After Midnight” oder ”Cocai ne”<br />
im Fine Line <strong>Music</strong> Café von Minneapolis<br />
für eine Live-Übertragung im Radio ein. Aus<br />
dieser Session stammen die ersten 14 Titel<br />
dieses posthum veröffentlichten Albums,<br />
unter denen sich zudem drei Songs aus der<br />
Feder von Cales langjähriger musikalischer<br />
Partnerin und späterer Ehefrau Christine<br />
Lakeland finden. Ergänzt wird das Ganze<br />
um drei Bonus-Tracks, darunter ”Sensitive<br />
Kind”, die gleichfalls einer Rundfunkaufnahme<br />
entstammen, jedoch bereits an Silvester<br />
1975 in Cain’s Ballroom in Tulsa mitgeschnitten<br />
wurden. Nicht zuletzt auf Grund<br />
der bescheidenen bis inakzeptablen Klangqualität<br />
sicherlich nur etwas für Hardcore-<br />
Cale-Fans oder Komplettisten.<br />
(Gold Fish Records/inakustik, 2013,<br />
17/70:09) ms<br />
Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
CHICAGO<br />
VI<br />
Schon mit ihrem<br />
fünften Album<br />
lösten sich<br />
Chicago<br />
von<br />
ihrem<br />
hochindividuellen<br />
Jazz-Rock und<br />
konzentrierten t sich auf eingängigere<br />
Kompositionen, bei denen stets<br />
zeitgenössische Elemente integriert<br />
wurden. Die Puristen rümpften die<br />
Nase, denn beim ersten Hören klang<br />
die Musik tatsächlich oberflächlicher.<br />
Allerdings kann man noch bis<br />
zur Schmachtballade “If You Leave<br />
Me Now” von einer logischen Entwicklung<br />
und eben keiner Kommerzialisierung<br />
sprechen. Geschmackvolles<br />
Songwritermaterial (“Critic’s<br />
Choice”), moderner Soul mit Funkeinlagen<br />
(“Just You ’N’ Me”), etwas<br />
zurückhaltender White Funk (“Jenny”)<br />
und Pop mit Gesangsharmonien,<br />
die an America erinnern (“Something<br />
In This City”) haben mehr Tiefe als<br />
gedacht, aber wirken etwas später als<br />
die Vorgänger. Die aktuelle MFSL-<br />
Ausgabe klingt transparenter und zugleich<br />
wärmer. Top!<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1973,<br />
10/42:38) at<br />
LOVEU2<br />
SO DO IT<br />
Eine wahrlich buntgemischte Truppe<br />
hat sich hier versammelt, Sänger und<br />
Gitarrist Tony Georgiou stammt aus<br />
Zypern, Schlagzeuger Helmut Nowak<br />
aus Österreich, und aus Großbritannien<br />
kommt Produzentin und Keyboarderin<br />
Liv Elliot, zur aktuellen<br />
Livebesetzung gehören dann noch<br />
Mischa Krausz (b), Uwe Hoffmann<br />
(g) sowie der langjährige Mitmusiker<br />
von Wolfgang Ambros, Günter Dzikowski<br />
(keys). Ähnlich international<br />
geht es auch musikalisch zu, loVeu2<br />
(wie sie ihren Bandnamen schreiben<br />
...) zeigen auf SO DO IT eine beachtliche<br />
Stilbreite, hymnischer Blues-<br />
Rock (“Where <strong>The</strong>re Is Love”), Soul<br />
im Reggae rhythmus (“Not Make<br />
Sense”), Dream-Pop (“Believe In<br />
Me”), Uptempo-Fetzer (“How Does<br />
It Feel”) und Power-Folk-Rock (“So<br />
Do It”) – durch die Bank klasse Songs<br />
und somit absolut keine Chance für<br />
Langeweile!<br />
(7us <strong>Music</strong>/Membran, 2014,<br />
11/43:57) tk<br />
MINISTRY OF WOLVES<br />
MUSIC FROM REPUBLIK<br />
DER WÖLFE<br />
Hinter Ministry Of Wolves verbergen<br />
sich Mick Harvey (früheres Mitglied<br />
von Nick Caves <strong>The</strong> Bad Seeds),<br />
Alexander Hacke (Einstürzende<br />
Neubauten, Crime & City Solution),<br />
dessen Lebensgefährtin Danielle de<br />
Picciot<strong>to</strong> (Mitbegründerin der Love<br />
Parade, Crime & City Solution). Sie<br />
haben gemeinsam mit Paul Wallfisch,<br />
dem musikalischen Leiter des Schauspiels<br />
Dortmund, den Soundtrack zur<br />
im Februar 2014 uraufgeführten <strong>The</strong>aterproduktion<br />
„Republik der Wölfe”<br />
komponiert. Das Stück basiert wiederum<br />
auf der Märchensammlung der<br />
Brüder Grimm und deren Adaption<br />
durch Anne Sex<strong>to</strong>n von 1971. Die Musiker<br />
schlüpfen dabei szenisch in die<br />
unterschiedlichen Rollen aus Märchen<br />
wie Rumpelstilzchen, Froschkönig,<br />
Schneewittchen, Rapunzel und Eiserner<br />
Hans. Musikalisch interpretieren<br />
sie die dichterische Vorlage düster,<br />
manchmal schräg, vor allem wenn Hacke<br />
den Part übernimmt, dann wieder<br />
harmonisch. Es scheinen stilistisch an<br />
allen Orten die Bands durch, bei denen<br />
die Protagonisten für gewöhnlich mitwirken<br />
oder mitgewirkt haben – und<br />
doch weiß MUSIC FROM REPU-<br />
BLIK DER WÖLFE immer wieder<br />
angenehm zu überraschen.<br />
(Mute/GoodToGo, 2014, 12/57:07) an<br />
HEINZ RUDOLF KUNZE<br />
STEIN VOM HERZEN LIVE<br />
Ein Studiokonzert<br />
gab Rockpoet<br />
Heinz Rudolf<br />
Kunze am<br />
21. November<br />
bei Radio Berlin<br />
und nutzte<br />
den intimen Rahmen, um zwischen<br />
seinen ausgesprochen rockig angestimmten<br />
Songs Texte zu rezitieren.<br />
Sehr politisch und mit kritischem<br />
Blick auf die USA wie auch die europäische<br />
Geschichte und die aktuelle<br />
Lage der Welt tönt der 57-Jährige –<br />
und gibt sich dabei nachdenklich, teils<br />
zynisch, aber auch melancholisch.<br />
Gleiches gilt für das musikalische<br />
Programm, bei dem HRK einmal mehr<br />
ein Händchen für packende Melodien<br />
wie spannungsreiche Konzertdynamik<br />
demonstriert. Es gibt Songs vom neuen<br />
Studio-Album, und um den Gassenhauer<br />
“Dein ist mein ganzes Herz”<br />
kommt er eben nicht herum. Abgerundet<br />
wird der Konzertmitschnitt mit<br />
drei Demoversionen von Songs seiner<br />
jüngsten Kreation STEIN VOM HER-<br />
ZEN. Überaus gelungen.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
17/71:28) pro<br />
ALICE COOPER<br />
TRASH<br />
TRASH war 1989 Alice Coopers 18.<br />
Studiowerk. Damit schwamm der Ex-<br />
Schockrocker auch dank “Poison”,<br />
seines ersten Top-Ten-Hits seit 1977,<br />
auf der AOR-Welle vom Schlage Bon<br />
Jovi oder Mötley Crüe. Kein Wunder,<br />
hatte Produzent Desmond Child<br />
schon für Aerosmith, Kiss oder Bon<br />
Jovi gearbeitet. Die sehr melodischen<br />
Songs zielten auf den US-Mainstreammarkt<br />
– und waren vor allem<br />
durch die hintergründigen Texte des<br />
Meisters interessant. Richie Sambora,<br />
Steve Luka<strong>the</strong>r, Joe Perry und Joan<br />
Jett gaben Gastspiele, Steve Tyler<br />
und Kip Winger steuerten Gesang bei.<br />
Damals war das Ganze erschreckend<br />
stromlinienförmig, mit vier Hits aber<br />
erfolgreich. Heute mit Abstand freut<br />
Rock<br />
man sich über mehr als anständigen,<br />
songstarken Mainstream-Rock, der<br />
durch zwei Bonus-Tracks (Spirits “I<br />
Got A Line On You”, Radio-Edit von<br />
“Only My Heart Talkin’”) und informative<br />
Liner-Notes ergänzt wurde.<br />
(HNE/Rough Trade, 1989<br />
12/41:21) pro<br />
STERN COMBO<br />
MEISSEN<br />
IM THEATER AM<br />
POTSDAMER PLATZ<br />
2014 wird ein<br />
besonderes<br />
Jahr für die<br />
Art-Rockband<br />
Stern<br />
Combo<br />
Meißen,<br />
sie<br />
feiert<br />
ihren<br />
50. Geburtstag. t So sollte das Jubiläumsjahr<br />
mit einem Paukenschlag<br />
beginnen: Die neue Veröffentlichung<br />
mit zwei CDs und zwei DVDs ist<br />
ein klares Signal, dass mit der Band<br />
nach wie vor zu rechnen ist, und ein<br />
wunderbarer Streifzug durch die erfolgreiche<br />
Bandgeschichte. Leider<br />
wurde der Release vom viel zu frühen<br />
Tod des Keyboarders Thomas<br />
Kurzhals Anfang Januar überschattet.<br />
Kurzhals prägte die Band in verschiedenen<br />
Etappen, die neue Box ist<br />
sein Vermächtnis. Große Popularität<br />
erlangte die Band in den Siebzigern,<br />
sie galten als ostdeutsche Antwort<br />
auf Pink Floyd, Genesis und Yes.<br />
Die Achtziger waren nicht weniger<br />
erfolgreich, obwohl die bisherigen<br />
Fans mit Drei-Minuten-Stücken à la<br />
Spliff verschreckt wurden. Seit Mitte<br />
der Neunziger besinnt sich die Stern<br />
Combo Meißen vorrangig auf die<br />
erste Erfolgsära, es entstanden jedoch<br />
auch neue Songs. Das Jubiläumsset<br />
ist zudem das Debüt des neuen Sängers<br />
Manuel Schmid, halb so alt wie<br />
einige Bandkollegen und doppelt so<br />
gut wie sein Vorgänger.<br />
(Interdance/Pool <strong>Music</strong>, 2014,<br />
12/78:32 + 6/74:52 + 2 DVDs,<br />
141 Min., 106 Min.) che<br />
HEAVY JELLY<br />
HEAVY JELLY<br />
Auf dem Island-Records-Sampler<br />
NICE ENOUGH TO EAT 1969 gab<br />
es “I Keep Singing That Same Old<br />
Song” von einer Band namens Heavy<br />
Jelly. Dies war jedoch nur ein Pseudonym<br />
für die UK-Band Skip Bifferty.<br />
Diese Jungs sind Alex Dmochowoski<br />
(b) & John Morshead (g) von Aynsley<br />
Dunbar mit Animals-Drummer<br />
Barry Jenkins. Der Apple-Artist und<br />
Harrison-Freund Jackie Lomax agierte<br />
als singender Frontmann an der Co-<br />
Leadgitarre – wunderbare Twinpassagen<br />
sind garantiert. Lomax schrieb<br />
1970 mal kurz das komplette Album.<br />
Melodischer Midtempo Rock-Soul mit<br />
Spooky-Tooth-Anklängen (Mike Kellie<br />
gastiert), originelle Songs über Ladies,<br />
Sinnsuche, Pechsträhnen und Affären,<br />
dazu liebenswerte Zitate: In “Too Complicated”<br />
blasen Bobby Keys und Jim<br />
Price (S<strong>to</strong>nes) das Pfeif<strong>the</strong>ma Otis Red-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41<br />
<strong>The</strong> Guitarevent of <strong>the</strong> Year<br />
JOE BONAMASSA<br />
14.06. – 27.09.2014<br />
‘Breakfast in America’ – Open Airs 2014<br />
ROGER HOGDSON & BAND<br />
28.08. – 03.09.2014<br />
‘Unplugged’ – Tour 2014<br />
FOREIGNER<br />
14.10. – 04.11.2014<br />
‘Til your River runs dry – Tour 2014<br />
ERIC BURDON &<strong>The</strong> Animals<br />
22.04. – 07.05.2014 · 28.08. – 30.08.2014<br />
Homo Erraticus – Tour 2014<br />
JETHRO TULL’S IAN ANDERSON<br />
28.06. – 26.07.2014 · 19.11. – 30.11.2014<br />
Sagacity – Tour 2014<br />
SAGA & MAGNUM<br />
25.04. – 25.05.2014<br />
Greatest Hits – Tour 2014<br />
MANFRED MANN’S EARTHBAND<br />
11.04. – 22.11.2014<br />
Tournee<br />
MOTHER’S FINEST<br />
28.04. – 07.05.2014 · 12.07. – 19.07.2014<br />
Festivals<br />
KANSAS<br />
01.08. – 03.08.2014<br />
Tournee<br />
BLACKMORE’S NIGHT<br />
06.08. – 21.08.2014<br />
Tournee<br />
URIAH HEEP<br />
14.06. – 30.08.2014<br />
Festivals<br />
NAZARETH<br />
30.07. – 16.08.2014<br />
Festivals<br />
PROCOL HARUM<br />
29.05. – 05.07.2014<br />
Festivals<br />
LENINGRAD COWBOYS<br />
27.06. – 13.09.2014<br />
Festival<br />
10cc<br />
05.07.2014<br />
Festival<br />
ROGER CHAPMAN &<strong>The</strong> Shortlist<br />
09.08.2014<br />
AKTUELLE TOURNEEN:<br />
Termine & Tickets: www.dmc-music.de<br />
DMC Musikmarketing GmbH München
CD<br />
REVIEWS<br />
dings aus “Dock Of <strong>The</strong> Bay”. “Just Don’t<br />
Feel Too Good” nutzt den Wirbel von “Come<br />
Toge<strong>the</strong>r”. Wenn dann auch noch die seligen<br />
Ham & Evans von Badfinger zum Schluss<br />
den Chor verstärken, wird endgültig zum<br />
Rätsel, warum dieses Album nie erschien –<br />
eine irre Entdeckung, deren Release Lomax<br />
leider nicht mehr erlebt.<br />
(Angel Air/Fenn, 1970/2014, 8/38:19) utw<br />
SUZI QUATRO<br />
LIVE AND KICKIN‘ + IF YOU<br />
KNEW SUZI … + SUZI ... AND<br />
OTHER FOUR LETTER WORDS<br />
Erstmals ist tSuzi iQua-<br />
tros 1977er Japan-<br />
Konzertmitschnitt<br />
LIVE AND KICKIN’<br />
hier offiziell erhältlich<br />
– und er lässt einen<br />
ein wenig ernüch-<br />
tzurück. ükZum einen i wirkt es so, als ob die<br />
tert<br />
Wahl-Britin aus Detroit eher mit angezogener<br />
Handbremse rockte – vielleicht auch,<br />
weil sie Stimmprobleme hatte. Zum anderen<br />
fehlt es an Biss, weil die Gitarre oft zu weit<br />
hinten verschwindet. Nett, aber nicht hinreißend.<br />
Auf IF YOU KNEW SUZI ... coverte<br />
die Rocklady reichlich, bediente sich bei den<br />
Kinks, Easybeats, Johnny Winter/Rick Derringer<br />
und Tom Petty; sie hatte mit “If You<br />
Can’t Give Me Love” und “<strong>The</strong> Race Is On”<br />
zwei Songs dabei, die sich zu ordentlichen<br />
Hits entwickelten. Angesichts der Punkwelle<br />
fühlte Quatro auch in Richtung Country vor<br />
– insgesamt ein erfreuliches Wiederhören<br />
mit drei Bonus-Tracks (u.a. eine suboptimale<br />
Fassung von Springsteens “Born To Run”).<br />
1979 folgte SUZI … AND OTHER FOUR<br />
LETTER WORDS, das mit dem flotten<br />
Rock-Popper “Never Been In Love” startet<br />
und in der Folge weitere beschwingte Nummer<br />
ähnlichen Strickmusters bietet, oft mit<br />
kräftiger Pop-Be<strong>to</strong>nung. Dazu kommt Reggae-Infiziertes,<br />
insgesamt auf Dauer fehlt es<br />
aber an Überraschungsmomenten, plätschert<br />
es meist harmlos dahin.<br />
(7T’s/Rough Trade, 1977 + 1978 + 1979,<br />
14/79:47 + 13/49:47 + 10/33:47) pro<br />
THORBJØRN RISAGER &<br />
THE BLACK TORNADO<br />
TOO MANY ROADS<br />
Anfangs scheint alles solide konventionell:<br />
Der dänische Gitarrist/Sänger aus Kopenhagens<br />
Vesterbro hat eine gutturale Bluesstimme<br />
– setzt er sie als Shouter ein wie im<br />
dreckigen Hooker-haften Boogie “If You<br />
Wanna Leave” , erinnert sie an Gert Lange<br />
von der Hamburg Blues Band. Risager teilt<br />
sich mit Peter Skjerning nicht nur kernige<br />
Gitarrenarbeit, er greift auch in eine Mississippi-Melancholie<br />
verbreitende Dobro,<br />
zu deren Voodoo in “China Gate” Peter W.<br />
Kehls Trompete beiträgt. Wenn die Dobro<br />
wie in “Paradise” mit Emil Bals gaards Orgel<br />
und zwei Saxern verbunden wird, läuft<br />
das Oktett mit Risagers Songs zu voller<br />
Form auf. Die Band verstärkt sich zudem<br />
zuweilen mit den Sängerinnen Lea Thorlann<br />
und Pia Trojgaard. Einer der vielen Höhepunkte:<br />
“High Rolling” – mit dem besten<br />
S<strong>to</strong>nes-Riff, das nicht von Keith Richards<br />
stammt: Mit diesem Cover könnten Jagger/<br />
Richards weltweit abräumen. Ein herzhafter<br />
Piano-Boogie-Woogie beendet ein sensationelles<br />
Debütalbum? Weit gefehlt: TOO<br />
MANY ROADS ist bereits die achte Platte<br />
des Dänen.<br />
(Ruf/inakustik, 2014,<br />
12/48:23) utw<br />
BECK<br />
MORNING PHASE<br />
Dem Multi-Instrumentalisten Beck ist der<br />
Groove abhanden gekommen. Die Zeiten<br />
von “Loser”, “Where It’s That” und “Devil’s<br />
Haircut”scheinen mit MORNING PHASE<br />
endgültig vorbei zu sein. Vielmehr ist das<br />
neue Album als musikalischer Nachfolger von<br />
SEA CHANGE aus dem Jahr 2002 zu bewerten.<br />
Mehrere Musiker von damals wurden gar<br />
reaktiert. Was in seiner Radikalität erst mal<br />
irritiert – vor allem durch den zumeist gedoppelten<br />
und dadurch weichgespülten Gesang<br />
–, anfänglich vielleicht schon fast langweilt,<br />
gewinnt erst beim aufmerksamen Zuhören<br />
an Kontur. Beck ist ein Meister des Studios<br />
und weiß, an den richtigen Stellen zu reduzieren<br />
und an anderen dezent zu ergänzen.<br />
Hier spielte und spielt er in einer ähnlichen<br />
Liga wie Tom Waits, der wie kaum ein anderer<br />
selbst die außergewöhnlichsten Soundschnipsel<br />
zu nutzen weiß. Wer hat schon in<br />
seiner Karriere Alternative Rock, Blues, Folk<br />
und HipHop so gelungen kombiniert? MOR-<br />
NING PHASE ist eben Lo-Fi aus einem Guss,<br />
aber der braucht etwas Zeit.<br />
(Capi<strong>to</strong>l Records/Universal,<br />
2014, 13/46:56) an<br />
PERCEWOOD’S ONAGRAM<br />
FEATURING MICHELS<br />
ORIGINAL ALBUM SERIES<br />
Michels – Teil 2:<br />
FIRST ALBUM,<br />
LESSONS FOR<br />
VIRGINS,<br />
TROPI-<br />
CAL<br />
BRAINFO-<br />
REST, AMEUROPE<br />
und FULL MOON<br />
CALIFORNIA SUNSET, die englischsprachigen<br />
Alben von Percewood’s Onagram<br />
werden – alle mit Bonus-Tracks – neu<br />
vorgelegt. Das Debüt glänzte 1969 mit<br />
einer eigenwilligen Hippie-Musik voller<br />
wahnwitziger Klavier-, Flöten- und Gitarrenarrangements.<br />
Die Gruppe setzte auf<br />
leichtfüßigen, psychedelisch-flockigen, irgendwie<br />
auch mystischen Folk-Rock. Nach<br />
vier Alben endete Percewood’s Onagram<br />
im finanziellen Chaos. Sehr bedauerlich,<br />
denn AMEUROPE war ganz klar die beste<br />
Arbeit. Nonkonformist Michels ging 1976<br />
nach Kalifornien und schuf mit Hilfe von<br />
Top-Begleitern FULL MOON CALIFOR-<br />
NIA SUNSET, eine der besten deutschen<br />
Westcoast-Platten. Sie glänzte mit extrem<br />
ausgefeiltem Sound, exzellenten Songideen<br />
und höchst persönlichen, pointierten Texten<br />
über Suchen & Finden und die große Liebe.<br />
Michels vermochte seinen gekonnten Kompositionen<br />
den gewissen Kick einzuhauchen.<br />
Die Höhepunkte von FULL MOON ... finden<br />
sich beim Slidegitarren-geprägten “Sea<br />
Of Love”, der Zar<strong>the</strong>it von “Up On <strong>The</strong> Hill”<br />
und der Delta-Blues-Adaption “Cocktail Bar<br />
Blues”. Noch besser ist freilich die Sieben-<br />
Minuten-Hymne “Ramona From Roma”, wo<br />
Michels fast Dylans Format erreicht.<br />
(Warner, 2014, 22/79:33, 10/60:44,<br />
11/55:38, 21/69:48, 18/72:43) hjg<br />
SMALL FACES<br />
HERE COME THE NICE<br />
(BOXED SET)<br />
Zwischen 1965 und<br />
März 1969 agierten<br />
sie weniger als vier<br />
Jahre. Vor allem die<br />
Hits und das sechswöchige<br />
Nummer-<br />
1-Album OGDEN’S<br />
NUT GONE FLAKE, die im goldenen<br />
Zeitalter ‘67/’68 in London für das Immediate<br />
Label des S<strong>to</strong>nes-Entdeckers Andrew<br />
„Loog” Oldham entstanden, gibt es in perfekten<br />
Kopplungen: in Mono, in Stereo, in<br />
perfekter Vollendung. Aber kennen die Fans<br />
diese Klassiker nicht schon zu gut? Keine<br />
Angst, alle Hits sind in original Mono auf<br />
CD 1 vertreten. Und dennoch: Bei Ablieferung<br />
der Tapes war der Spaß ja schon vorbei,<br />
denn der entsteht beim Aufnehmen. So<br />
bekommt man hier nun die vielen alternativen<br />
Takes zwar in bestem Klang – haben<br />
“Itchiycoo Park” und “Here Comes <strong>The</strong><br />
Nice” je unmittelbarer geklungen als in den<br />
jeweils ersten Takes? –, aber durch die Abweichungen<br />
von den in Millionen Gehirnen<br />
gespeicherten Mixes scheint man Steve Marriott,<br />
Ronnie Lane, Kenney Jones und Ian<br />
McLagen in die Olympic Studios in Barnes<br />
an der <strong>The</strong>mse direkt begleiten zu können.<br />
Man erlebt, wie “I’m Only Dreaming” Marriotts<br />
E-Gitarre in den Vordergrund geholt<br />
wird, wie Jones’ große Toms in “I Feel Much<br />
Better” fast zu Kesselpauken aufgepimpt<br />
werden, von der Drum-Orgie “Mind <strong>The</strong><br />
Doors, Please” ganz zu schweigen! Besonders<br />
spannend und unmittelbar wird es, wenn<br />
reine Backingtracks ohne Gesang präsentiert<br />
werden wie in “I Can’t Make It” oder “All<br />
Our Yesterdays”, in Early Mixes, als der<br />
berühmte Sonntagshit noch “Lazy Sunday<br />
Afternoon” hieß, oder in „stripped down versions”,<br />
etwa der noch embryonalen Jahrhundertballade<br />
“Red Balloon”. Die Livetracks<br />
mit Bläsern klingen dumpf und mit Gekreische<br />
noch immer unerträglich, aber “Green<br />
Circles” auf Italienisch macht Spaß, ebenso<br />
wird natürlich auch herumgealbert wie auf<br />
“This Feeling Of Spring”, aus dem später<br />
ein anderer Song wurde – man höre selbst.<br />
Klangabgleiche mit älteren CDs lassen übrigens<br />
den Gewinn teils marginal erscheinen.<br />
Es liegt diesem vergnüglichen Boxed Set ein<br />
opulenter Bildband mit Kommentaren von<br />
Jones und McLagan sowie einer Laudatio<br />
von Paul Weller bei.<br />
(Charly Records/Import,<br />
2014, 20/54:18, 19/58:13, 16/49:49,<br />
21/63:33) utw<br />
THE PERC<br />
ELECTRIC KINDERGARTEN<br />
RARITIES VOL. 5<br />
Auf 500 Exemplare ist diese Sammlung<br />
von Raritäten aus Tom Redeckers Schaffen<br />
begrenzt. VOL. 5 ist seiner Kooperation<br />
mit Emilio Winschetti (My<strong>the</strong>n in<br />
Tüten) als <strong>The</strong> Perc Meets <strong>The</strong> Hidden<br />
Gentleman gewidmet. Im Fokus steht das<br />
1993 in auf 222 Exemplare limitierter<br />
Rock<br />
Auflage erschienene Boxset SCHMAN-<br />
KERL; die Mischung ist herrlich schräg<br />
und abwechslungsreich. Psychedelisches<br />
in Doors-Manier, ein “In-A-Gadda-Da-<br />
Vida”-Cover in der Langversion von 39<br />
Sekunden, die Vermengung von “Pictures<br />
Of Matchstick Men” und “Crimson & Clover”,<br />
syn<strong>the</strong>tische Sequenzerrhythmen,<br />
Demos, ausgefeiltere (Rock-)Songs, von<br />
allem ist etwas dabei. Cash, Zappa, Pink<br />
Floyd lassen grüßen. Unveröffentlichtes,<br />
Raritäten von obskuren Vinylauflagen, Album-<br />
und Livetracks – alles ist hier vereint<br />
und ergibt einen stimmungsvollen, fordernden<br />
Mix, für dessen Erforschung man<br />
sich Zeit nehmen sollte. Nur via Mailorder<br />
erhältlich.<br />
(Freiland, 2014, 16/62:10)<br />
pro<br />
HEART + JETHRO TULL<br />
JUPITERS DARLING / RED<br />
VELVET CAR + LIVING WITH<br />
THE PAST / NOTHING IS EASY<br />
Für die neue Eagles-Classics-Reihe ih werden<br />
jeweils zwei Alben einer Band in<br />
einem Doppelpack zusammengefasst. Mit<br />
JUPITERS DARLING aus dem Jahr 2004<br />
sowie RED VELVET CAR von 2010 wurden<br />
zwei der neueren Werke von Heart,<br />
der Band der Schwestern Ann und Nancy<br />
Wilson, ausgewählt. Vor allem beim nach<br />
über zehnjähriger Pause entstandenen JU-<br />
PITERS DARLING zeigte sich die amerikanische<br />
Band von der stärksten Seite,<br />
agierte sie weit rockiger als noch zu Beginn<br />
ihrer Karriere. Etwas ruhiger ließ sie<br />
es dann auf RED VELVET CAR angehen,<br />
wo sie auch Folk-Rock mit in ihren Stil<br />
einfließen ließ. Die beiden ausgewählten<br />
Jethro-Tull-Alben sind Livemitschnitte,<br />
LIVING IN THE PAST stammt aus dem<br />
Jahr 2002 und dokumentiert ihre ein Jahr<br />
zuvor absolvierte Tour, aufges<strong>to</strong>ckt um<br />
einige zwischen 1989 und 2002 entstandenen<br />
Einzeltracks. NOTHING IS EASY<br />
zeigt Ian Anderson und Co. dann in der<br />
Anfangszeit ihrer Karriere, als die britische<br />
Rockband 1970 vor rund 500.000<br />
Zuschauern beim Isle Of Wight Festival<br />
auftrat.<br />
(Eagle/edel, 2014, 2 x 2 CDs) us<br />
THE PACK A.D.<br />
DO NOT ENGAGE<br />
Fünftes Album des Duos aus Vancouver,<br />
bestehend aus der Sängerin und Gitarristin<br />
Becky Black und der Schlagzeugerin<br />
Maya Miller, die nach eigenem Urteil<br />
zu den „schwer Schuftenden” im Rock-<br />
Biz gehören. Das stimmt gewiss. Denn<br />
auf dem Programm stehen Fun-Punk und<br />
Krach-Blues, der von einer breiten Palette<br />
an Einflüssen geprägt wird: Siouxsie &<br />
<strong>The</strong> Banshees, Pixies, Hole, Babes In Toyland,<br />
Weezer und – unvermeidbar – <strong>The</strong><br />
White Stripes, deren Produzent Jim Diamond<br />
auch hier Hand anlegte und aus den<br />
kochenden Kreationen von Black & Miller<br />
viele Feinheiten herauskitzeln konnte.<br />
Höhepunkte des bittersüßen, vor Kraft fast<br />
berstenden Albums sind “Creeping Jenny”,<br />
Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
“Airborne” und “Big Shot”. Und der<br />
textlich beste Song dürfte wohl “Stalking<br />
Is Normal” sein.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2014,<br />
11/41:29) hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
RONNIE JAMES DIO – THIS<br />
IS YOUR LIFE<br />
Egal ob bei<br />
Rainbow,<br />
Black<br />
Sabbath,<br />
Heaven<br />
& Hell oder<br />
solo, Ronnie<br />
James<br />
Dio<br />
drückte jeder Band, jedem Song auf<br />
seine ganz eigene Art seinen Stempel<br />
auf, kein Wunder, dass der 2010<br />
vers<strong>to</strong>rbene Sänger bei den meisten<br />
Heavy-Metalfans Kultstatus genießt.<br />
Dass viele dieser Anhänger auch aus<br />
dem Kollegenkreis stammen, das<br />
zeigt jetzt das Tribute-Album RON-<br />
NIE JAMES DIO – THIS IS YOUR<br />
LIFE. Metallica liefern ein Medley<br />
aus den Rainbow-Stücken “A Light<br />
In Black”, “Tarot Woman”, “Stargazer”<br />
und “Kill <strong>The</strong> King”, Motörhead<br />
haben sich für ihre Version von “Starstruck”<br />
mit Biff Byford von Saxon<br />
verstärkt, die Crew vom letzten Dio-<br />
Soloprojekt – Simon Wright, Craig<br />
Coldy, Rudy Sarzo und Scott Warren<br />
– zeigt mit “Catch <strong>The</strong> Rainbow” seine<br />
Klasse. Dazu noch die Scorpions,<br />
Anthrax, Doro, Rob Halford, Tenacious<br />
D, Hales<strong>to</strong>rm und Glenn Hughes,<br />
und für das letzte Lied darf Ronnie<br />
James Dio selbst sorgen, das vom<br />
1996er Album ANGRY MACHINES<br />
stammende “This Is Your Life”, nur<br />
begleitet von Scott Warren am Piano.<br />
(Rhino/Warner, 2014, 14/69:19) us<br />
THE ALLMAN<br />
BROTHERS BAND<br />
PLAY ALL NIGHT: LIVE AT<br />
THE BEACON THEATRE<br />
1992<br />
Die Neuzugänge Warren Haynes (g),<br />
Allen Woody (b) und Marc Quinones<br />
(perc) hatten den Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />
nach der Reunion frischen Schwung<br />
verliehen. Zum Auftakt ihrer danach<br />
alljährlich stattfindenden Gastspiele<br />
im New Yorker Beacon <strong>The</strong>atre<br />
spielten die Südstaaten-Rocker am<br />
10. und 11. März 1992 Sets, die eine<br />
Verbeugung vor dem zu früh vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Duane Allman bescherten.<br />
Ausgedehnte, einfallsreiche und stets<br />
melodieschwangere Gitarrenduelle<br />
zwischen Haynes und Dickey Betts<br />
reißen heute noch mit (“Statesboro<br />
Blues”!), ebenso Gregg Allmans<br />
gefühlsreiches Hammondspiel und<br />
eindringlicher Gesang. Die damals<br />
neuen Nummern bestanden neben<br />
den alten, wobei natürlich Klassiker<br />
wie die Sechs-Saiten-Unterhaltungen<br />
“Jessica” oder “Whipping Post”<br />
Glanzlichter setzten. Es wurde auch<br />
Zeit, diese superben Shows aus der<br />
Ferne nacherleben zu können!<br />
(Epic/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 9/61:43,<br />
7/78:01) pro<br />
KEEF HARTLEY BAND<br />
LIVE AT AACHEN OPEN AIR<br />
FESTIVAL 1970<br />
Natürlich darf man bei diesem Konzertmitschnitt<br />
von 1970 keinen audiophilen<br />
Klang erwarten. Aber die von<br />
Gitarrist/Sänger Miller Anderson abgesegnete<br />
Veröffentlichung überrascht<br />
mit für das Alter (44 Jahre!) beachtlichem<br />
Sound (mit einigen Kurzausfällen).<br />
Musikalisch gibt es eh nichts<br />
zu mäkeln. Alle vier Songs, die Bandleader<br />
Keef Hartley (dr), Anderson,<br />
Bassist Gary Thain, Trompeter Dave<br />
Caswell und Lyle Jenkins (sax, fl) am<br />
11. Juli 1970 in Aachen anstimmten,<br />
sind hier dokumentiert. Allein die fünfteilige<br />
“Halfbreed Suite” dauerte eine<br />
halbe Stunde, “<strong>The</strong> Time Is Near” und<br />
“Think It Over” jeweils um die 15 Minuten.<br />
Es macht einfach Spaß, die eigenwillige<br />
Mischung aus Blues (B.B.<br />
King und Sleepy John Estes lieferten<br />
Vorlagen), Rock und wildem Jazz mit<br />
ihren exzessiven und doch kontrollierten<br />
Improvisationen zu hören, wenn<br />
man diese Zeit selbst nicht erlebt hat.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2014,<br />
4/68:02) pro<br />
POCO<br />
INDIAN SUMMER / LEGEND<br />
Sie<br />
„belieferten”<br />
die Eagles<br />
mit<br />
Personal<br />
(Randy<br />
Meisner,<br />
Timothy<br />
B. Schmit), gehörten<br />
ab 1969<br />
zu den Pionieren i des Country-Rock:<br />
Poco. INDIAN SUMMER war 1977<br />
die zwölfte LP der Band, deren Sound<br />
durch den mehrstimmigen Gesang und<br />
Rusty Youngs Pedalsteel geprägt war<br />
und sich von vergleichbaren Acts abhob.<br />
Der Titelsong aus der Feder von<br />
Neuzugang Paul Cot<strong>to</strong>n (g) war neben<br />
dem von Schmit gesungenen, sanftdelikaten<br />
“Me And You” das Highlight.<br />
Eine Verirrung mit weiblichem<br />
Chor und Bläsern hingegen war “<strong>The</strong><br />
Dance”. Der Gruppe fehlten schlicht<br />
herausragende Songs. Woran Gast Donald<br />
Fagen (Steely Dan, synth) nichts<br />
ändern konnte. Vor LEGEND (1978)<br />
gab es einen großen personellen Umbau,<br />
der sich auszahlte: “Crazy Love”<br />
und “Heart Of <strong>The</strong> Night” bekamen<br />
Airplay und verschafften Poco endlich<br />
den kommerziellen Durchbruch. Die<br />
stärkere Hinwendung zum Soft Rock<br />
(und Vernachlässigung von Country)<br />
zahlte sich aus.<br />
(BGO/H’Art, 1977/1978,<br />
18/79:44) pro<br />
Rock<br />
WISHBONE ASH<br />
BLUE HORIZON<br />
Es klingt sofort vertraut: Schon die<br />
erste Gitarrentöne des Openers “Take<br />
It Back” sind unverkennbar Andy Powell<br />
und Wishbone Ash. Der typische<br />
repetitive Wiederholungsfak<strong>to</strong>r der<br />
Licks setzt die ersten Widerhaken<br />
im Gehör – und dann gibt es gleich<br />
zwei Überraschungen: Die Geige von<br />
Pat McManus (Mama’s Boys) durchbricht<br />
die Erwartungshaltung, die<br />
sich beim flüssigen Gitarrensolo aufbaut<br />
– und das Gitarrenoutro besorgt<br />
Drummer Joe Crabtree! Der Song ist<br />
pro<strong>to</strong>typisch für das gesamte Album:<br />
BLUE HORIZON liefert bekannt<br />
Klingendes, das immer wieder gebrochen<br />
wird. Es ist elegant melodischer<br />
Rock, oft stark bluesig angehaucht,<br />
der durchaus nach vorne geht, aber<br />
nicht kraftmeierisch kracht. Diese<br />
Truppe hat immer noch einiges zu sagen,<br />
Powell und Co-Gitarrist Muddy<br />
Manninen brillieren, ob sie sich duellieren<br />
oder ergänzen!<br />
(Solid Rockhouse/Intergroove, 2014,<br />
10/59:07) pro<br />
DOOBIE BROTHERS<br />
STAMPEDE<br />
Bis auf wenige<br />
Popausfälle<br />
zu Beginn der<br />
Achtziger kann<br />
man die Musik<br />
der Doobie<br />
Bro<strong>the</strong>rs<br />
eigentlich immer empfehlen. Ihre<br />
geschickten Gitarrenarrangements,<br />
ein klasse Sound und trotz der präzisen<br />
Einspielungen viel Gefühl – was<br />
will man mehr? Westcoast mit einem<br />
traumhaften Satzgesang (“Neal’s Fandango”),<br />
ein wenig Country-Rock<br />
zum Entspannen (“Texas Lullaby”),<br />
typischer Highway-Sound, garniert<br />
von dezenten Bläsereinlagen (“<strong>Music</strong><br />
Man”), Fingerpicking in höchster<br />
Vollendung (“Slack Key Soquel Rag”)<br />
und eine Rocknummer mit passenden<br />
Violinenparts (“Take Me In Your<br />
Arms”) verführen zum mehrmaligen<br />
Hören. Das aktuelle Remastering<br />
(Mobile Fidelity) klingt warm und<br />
erinnert stark an das gute, alte Vinyl.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1975,<br />
11/41:14) at<br />
WET WILLIE<br />
MANORISMS / WHICH<br />
ONE’S WILLIE?<br />
Wet Willie aus Alabama gehörten<br />
in den 70er Jahren dank ihres Souleinschlags<br />
zu den eigenständigsten<br />
Sou<strong>the</strong>rn-Rockbands. Trotz vorangegangener<br />
Top-10-Hits waren sie<br />
ihrem Label nicht erfolgreich genug,<br />
das sie 1977 nach England schickte,<br />
um dort ein kommerzielleres Album<br />
einzuspielen, wie in den Liner-Notes<br />
nachzulesen ist. Doch das ging in die<br />
Hose: MANORISMS fiel zu glatt und<br />
kantenlos aus, die Songs ließen überdurchschnittliche<br />
Qualität vermissen<br />
– der eher schwachbrüstige Pop-Rock<br />
mit „schwarzer” Färbung konnte nicht<br />
überzeugen. Ähnliches gilt für den<br />
Nachfolger WHICH ONE’S WILLIE,<br />
das letzte Werk. Zwar sang Jimmy Hall<br />
grandios, doch das Ganze war mit mehreren<br />
Übernahmen von Wilson Pickett<br />
und Eddie Floyd mehr Soul als Rock.<br />
BGO gab sich beim musikalischen<br />
Nachruf/Reissue alle Mühe, aber wenn<br />
die inhaltliche Substanz fehlt ...<br />
(BGO/H’Art, 1977/1979,<br />
19/78:01) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43<br />
AGITATION FREE - SHIBUYA NIGHTS<br />
Aufwendige Wieder-Veröffentlichung<br />
CD incl. Bonus-DVD!<br />
Exklusive Konzertausschnitte aus dem Kesselhaus in Berlin<br />
und vom ‚Burg Herzberg Festival 2014‘<br />
Außerdem exklusiv zum diesjährigen<br />
„Record S<strong>to</strong>re Day“ am 19.April 2014:<br />
Eine streng limitierte Sonderauflage<br />
in Bicoloured Double Vinyl (rot/schwarz)!<br />
Agitation Free - Malesch<br />
Agitation Free - Last<br />
Ebenfalls als Vinyl erhältlich<br />
Chris Farlowe - Bursting Over Bremen<br />
Live 1985, Doppel-CD<br />
Never released before!<br />
Chris Farlowe & <strong>The</strong> Thunderbirds<br />
Collec<strong>to</strong>rs Premium:<br />
Out Of <strong>The</strong> Blue & Born Again<br />
2 CD - Re-Release + Bonustracks<br />
Streetday: 28.03.2014<br />
CD Releases<br />
Agitation Free - 2nd<br />
Agitation Free - Frequents<br />
Ron Wood - Gimme Some Neck<br />
Re-Release - digitally remastered<br />
Streetday 28.03.2014<br />
Bo Diddley -<br />
20th Anniversary of Rock‘n‘Roll<br />
Re-relerase - digitally remastered +<br />
Bonustracks<br />
Streetday: 28.03.2014<br />
www.mig-music.de<br />
www.mig-music-shop.com
CD<br />
REVIEWS<br />
CHRIS THOMPSON<br />
ROYS AND DISHES<br />
Für den selbstironischen Opener “Million<br />
Dollar Wonder Hit” wartet Chris Thompson<br />
mit Chören auf, die er sich bei Queen lieh. In<br />
den Strophen agiert er instrumental zurückhaltend,<br />
umso wuchtiger wirken die fetten<br />
Refrains. Überhaupt dominieren knackige<br />
Rocksongs, meist im Midtempobereich angesiedelt,<br />
während beim Partyrocker “Eddie<br />
Wants To Rock” fast Rockabilly-mäßig die<br />
Post abgeht. Den Kontrast liefert die Ballade<br />
“Dream Away Little Girl”, Thompsons Wiegenlied<br />
für seine Töchter. Der Sänger hat sich<br />
gemeinsam mit seinem Kompositionspartner/<br />
Produzenten und beeindruckenden Gitarristen<br />
Arno Krabmann eingängige, manchmal geradezu<br />
poppige Melodien und Hooks einfallen<br />
lassen, die ins Ohr gehen. Stellenweise merkt<br />
man, dass Mark Knopfler Krabmann mit seiner<br />
Relax<strong>the</strong>it beeindruckt hat. Ein rundum<br />
gelungenes Erwachsenen-Rockalbum!<br />
(Esoteric/Rough Trade, 2014,<br />
12/43:30) pro<br />
LITTLE FEAT<br />
RAD GUMBO – THE COMPLETE<br />
WARNER BROS. YEARS<br />
Einige Alben von<br />
Little Feat sind längst<br />
gestrichen, die Compilation<br />
HOY-HOY<br />
(1981) sehr gesucht.<br />
Da kommt die fette<br />
Box mit den Originalscheiben<br />
der Band um Lowell George<br />
(†1979), Bill Payne und Paul Barrere gerade<br />
recht. Sämtliche Werke, die sie für Warner<br />
aufnahmen, sind hier zusammengefasst:<br />
LITTLE FEAT (1971), die bärenstarken Folgewerke<br />
SAILIN’ SHOES (1972), DIXIE<br />
CHICKEN (1973), FEATS DON’T FAIL<br />
ME NOW (1975), THE LAST RECORD<br />
ALBUM (1975) bis hin zu TIME LOVES<br />
A HERO (1977), DOWN ON THE FARM<br />
(1979) und dann die Aufnahmen nach der<br />
Reunion: LET IT ROLL (1988) und RE-<br />
PRESENTING THE MAMBO (1990). Und<br />
natürlich das legendäre Livewerk WAITING<br />
FOR COLUMBUS von 1978 als Expanded<br />
Edition. Diese Werkschau erzählt die Geschichte<br />
der Band, die so vertrackt rhythmisierte,<br />
virtuos solierte und jammte, Rock,<br />
Blues, Swamp, Jazz und R&B unter einen<br />
musikalischen Hut brachte. Echte Feat-Fans<br />
dürften die Alben schon haben, die ohne<br />
Bonus-Material kommen – und müssen<br />
sie sich noch einmal zulegen, wenn sie CD<br />
Zwölf haben wollen: Die enthält Outtakes<br />
(und sowie Single- und Liveversionen) der<br />
HOTCAKES-Box von 2000. Allerdings darf<br />
man nicht vergessen: Die Band betrachtete<br />
diese Aufnahme-Überbleibsel als Ausschuss,<br />
nicht veröffentlichungswürdig. Aber als<br />
echter Fans will man sie eben doch haben ...<br />
(Warner, 2014, 12 Alben)<br />
pro<br />
MAN<br />
ALL’S WELL THAT ENDS WELL<br />
Vom 10. bis 12.12.1976 spielten Man drei<br />
Abende im Londoner Roundhouse und lösten<br />
sich eine Woche später auf. Also alles<br />
andere als ein glückliches Ende, dennoch<br />
nannte die Band das mitgeschnittene Album<br />
ALL’S WELL THAT ENDS WELL,<br />
weil sie damit ihren Vertrag bei MCA erfüllt<br />
hatte. Die Original-LP gibt’s jetzt in remasterter<br />
Form (von den originalen Mastertapes,<br />
klingt trotzdem nur ordentlich) mit Deke<br />
Leonard (g, voc), Micky Jones (g, voc), Phil<br />
Ryan (keys, voc), John McKenzie (b) und<br />
Terry Williams (dr). Ergänzt wird diese CD<br />
durch zwei weitere Silberlinge, die die kompletten<br />
Shows vom 10. und 11.12. enthalten,<br />
neu gemischt und gemastert. Der eine damals<br />
neu ins Set eingebaute Song (“Let <strong>The</strong> Good<br />
Times Roll”) sorgte für einen bluesigen Pub-<br />
Rock-mäßigen Auftakt, ehe die Gruppe dann<br />
ihrer Freude an ausgedehnten Jams frönte,<br />
dabei “Spunk” sogar ein paar Tupfer der damals<br />
<strong>to</strong>benden Disco-Welle verpassten.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1977, 7/41:43,<br />
6/44:04, 6/46:20) pro<br />
UFO<br />
THE COMPELETE STUDIO<br />
ALBUMS 1974–1986<br />
Nach drei eher<br />
Boogie- und bluesrockigen<br />
Alben veröffentlichten<br />
UFO ab<br />
1974 für Chrysalis,<br />
verpflichteten<br />
den<br />
17-jährigen<br />
Gitarristen<br />
Michael Schenker aus Hannover. Die<br />
Band um Sänger Phil Mogg schwenkte stilistisch<br />
um, setzte verstärkt auf Hard Rock<br />
mit reichlich Melodiefluss. Bereits PHENO-<br />
MENON , das erste Album, für das weitestgehend<br />
Mogg/Schenker die Songs lieferten,<br />
ging dank Hits wie “Doc<strong>to</strong>r Doc<strong>to</strong>r” oder<br />
“Rock Bot<strong>to</strong>m” 1974 durch die Decke.<br />
Den kreativen Erfolgsflug setzten danach<br />
FORCE IT sowie NO HEAVY PETTING<br />
und LIGHTS OUT fort, wobei letztere LP<br />
UFO auch in den USA den Durchbruch<br />
bescherte. OBSESSION überraschte 1978<br />
mit einer erneuten Anpassung an den musikalischen<br />
Zeitgeist: Die Keyboards gewannen<br />
an Klanggewicht. Beim Nachfolger<br />
NO PLACE TO RUN (Produzent: George<br />
Martin) hatte Rückkehrer Paul Chapman<br />
Schenker ersetzt. THE WILD, THE WIL-<br />
LING AND THE INNOCENT (1981) und<br />
MECHANIX (1982) liefen in der Heimat<br />
zu Hoch-Zeiten der New Wave Of British<br />
Heavy Metal wieder besser, floppten jedoch<br />
in Amerika. Die Kreativität von Mogg & Co.<br />
ließ allerdings zunehmend nach, wie MA-<br />
KING CONTACT (1984) und zwei Jahre<br />
später MISSDEMEANOUR zeigten. Sämtliche<br />
Alben sind für die Werkschau-Box mit<br />
Bonus-Material angereichert – Demos, Singles,<br />
Livemitschnitte und Remixe kommen<br />
frei Haus mit.<br />
(Chrysalis/Warner, 2014, 10 Alben) pro<br />
JACK BRUCE<br />
SOMETHIN ELS + CITIES OF<br />
THE HEART + MONKJACK<br />
In den 90er Jahren nahm Jack Bruce für das<br />
deutsche Label CMP auf (er lebte damals hier<br />
zu Lande). 1993 veröffentlichte er SOME-<br />
THIN ELS, an dem er sechs Jahre gearbeitet<br />
hatte – auf drei Tracks spielte Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
Leadgitarre! Peter Weihe, Clem Clempson<br />
griffen in die Saiten, Maggie Reilly sang<br />
Chor, Dick Heckstall-Smith blies ins Sax,<br />
Pete Brown textete nach längerer Abstinenz<br />
wieder. Dank komplexer und doch zugänglicher<br />
Songs avancierte SOMETHIN ELS<br />
zu einem der besten Solo-Alben von Bruce.<br />
Die Neuauflage ist mit drei Bonus-Tracks<br />
von THE SNAKE MUSIC ergänzt. Die<br />
Doppel-CD CITIES ... wurde beim Konzert<br />
zum 50. Geburtstag in Köln mitgeschnitten,<br />
bei dem Ginger Baker, Gary Moore, Clempson,<br />
Bernie Worrell, Reilly, die Bruce-Söhne<br />
Malcolm und Jonas und viele andere live mitfeierten.<br />
Dabei dominierte zunächst Jazz, mit<br />
Funk- und Soultupfern versehen, dazu Blues<br />
– und dann gab’s natürlich reichlich Cream.<br />
MONKJACK spielte Bruce im Alleingang<br />
mit Stimme und Piano ein. Einziger Begleiter<br />
war Worrell an einer Hammond B3. Bruce<br />
präsentierte sich introvertiert, intim und doch<br />
vielfarbig – und demonstrierte enormes musikalisches<br />
Können und viel Ausstrahlung.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1993 + 1994 +<br />
1995, 12/55:06 + 9/53:55 , 10/63:00 +<br />
12/51:33) pro<br />
JIM CAPALDI<br />
THE CONTENDER<br />
Das 1978er Solo-<br />
Album des Traffic-<br />
Schlagzeugers/Sängers<br />
Jim Capaldi ließ<br />
dadurch aufhorchen,<br />
dass Free-Gitarrist<br />
Paul Kossoff auf dem<br />
Titelstück tü mitmischte. i Die Songs stammten<br />
– bis auf die Gallagher/Lyle-Übernahme<br />
“Stay With You”, den Klassiker “Sealed<br />
With A Kiss” sowie “A Good Love” (Chris<br />
Bond) und Michael Rickfors’ “Daughter<br />
Of <strong>The</strong> Night” – aus Capaldis Feder. Doch<br />
den Rock-Popnummern fehlte der letzte<br />
Kick, einige wirkten zu blutleer, um größeres<br />
Gehör zu finden. In den USA erschien<br />
die LP mit leicht veränderter Trackliste als<br />
DAUGHTER OF THE NIGHT. Die aktuelle<br />
Wiederveröffentlichung ist ans Herz gelegt,<br />
denn nicht nur informiert das Booklet aufschlussreich<br />
und sind die US-Tracks dabei.<br />
Dazu tat das Remastering dem Klangbild<br />
sehr gut – und es gibt als Bonus-CD einen<br />
Konzertmitschnitt von Capaldis Gastspiel in<br />
Groningen am 26.3.1978 – und dort ging es<br />
feurig, improvisationsfreudig und sehr abwechslungsreich<br />
zur Sache!<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1978, 13/51:41,<br />
10/52:22) pro<br />
AGITATION FREE<br />
SHIBUYA NIGHTS – LIVE IN<br />
TOKYO<br />
Agitation Free gehörten ab 1970 zur in experimentellen<br />
Rockkreisen legendären „Berliner<br />
Schule”; in ihrem Electronic Beat Studio<br />
tummelten sich auch Tangerine Dream und<br />
Ash Ra Tempel. Die stark fluktuierenden<br />
Könner schafften es im Februar 2007, für<br />
eine Einladung ins Shibuya O-West in Tokio<br />
das Line-Up von 1974 zu reaktivieren:<br />
Michael Gün<strong>the</strong>r (b), Michael Hoenig (keys,<br />
Hollywood-Soundtracker), Gustl Lütjens<br />
(g, Ex-Shirley Bassey), Electric-Family-<br />
Drummer Burkhard Rausch und Lutz Graf-<br />
Ulbrich (g). “Sahara” hört man an, dass die<br />
Band 1972 durch Nordafrika <strong>to</strong>urte, aber<br />
auch “You Play For Us Today” oder “Malesch”<br />
vom Debüt auf Vertigo entwickeln<br />
eine homogenere Dynamik, als es mit Hörgewohnheiten<br />
der Siebziger möglich schien.<br />
Der Titeltrack “Shibuya Nights” hat Thrillerpotenzial.<br />
Es gibt eine Bonus-DVD aus dem<br />
Kesselhaus Berlin vom 23.4.2013 und vom<br />
Burg Herzberg Festival am 19.7.2013.<br />
(MiG/Sony <strong>Music</strong>, 2011,<br />
CD 14/74:01, DVD 6/42:33) utw<br />
Rock<br />
MAGNUM<br />
ESCAPE FROM THE SHADOW<br />
GARDEN<br />
Der Name Magnum bürgt für Qualität, und<br />
deren Level halten Sänger Bob Catley, Gitarrist/Songschmied<br />
Tony Clarkin & Co.<br />
auch auf ESCAPE ... hoch. Clarkin hat sich<br />
wieder traumhafte Melodien einfallen lassen,<br />
streut auch mal deftigere Riffs dazwischen<br />
(“Too Many Clowns”!); Catley singt<br />
kraftvoll, kriegt es aber, wenn nötig, auch<br />
leicht verletzbar klingend hin. Magnum, der<br />
Name steht weiter für Bombast-geneigten,<br />
eingängigen Hard Rock, der aber immer<br />
wieder akustische Widerhaken bereithält.<br />
Bei dem sorgt auch Mark Stanway für ein<br />
paar dominante Keyboardmomente, während<br />
er ansonsten quasi orchestriert und<br />
koloriert. ESCAPE ... ist anspruchsvoll und<br />
zugleich gut verdaulich – kraftvoll und auch<br />
mit einigen melancholischen Momenten<br />
wie “<strong>The</strong> Art Of Compromise”. Für Hardcore-Fans<br />
gibt’s auch eine limited Edition<br />
mit DVD.<br />
(SPV, 2014, 11/62:36)<br />
pro<br />
ELECTRIC MOON<br />
MIND EXPLOSION<br />
Aufgenommen<br />
von<br />
lediglich einem einzigen<br />
Stereomikrofon,<br />
dazu noch sorgfältigst<br />
gemastert von<br />
Soundtüftler Eroc:<br />
Das neueste Lebenszeichen<br />
von Electric Moon ist ein ungemein<br />
intensiv klingender Livemitschnitt. Beim<br />
einem Konzert im österreichischen Feldkirch<br />
spielten Sula Bassana (aka Dave Schmidt, g),<br />
Komet Lulu (b) und Marcus Schnitzler (dr)<br />
im Herbst letzten Jahres vier Longtracks ein,<br />
in denen sie zwischen ausuferndem Space-<br />
Rock und abgehobenem Psychedelic pendeln.<br />
Live kommt ihre Musik dabei noch einen<br />
Tick wilder, noch roher daher, als man es<br />
von ihnen von ihren Studiowerken gewohnt<br />
ist. Mitte März ist die (auf 500 Exemplare<br />
limitierte) CD dieses Acid-Trips erschienen,<br />
wer MIND EXPLOSION auf marmoriertem<br />
180g-Doppelvinyl genießen möchte, der<br />
muss sich noch bis Mitte April gedulden.<br />
(Sulatron Records/Cargo, 2014, 4/79:55) us<br />
DIETER “<br />
MASCHINE” BIRR<br />
MASCHINE<br />
Dieter Birr ist Sänger der Puhdys und hat<br />
soeben nach einem Alleingang in den Achtzigern<br />
sein zweites Solo-Album veröffentlicht.<br />
Es ist eine sehr persönliche Platte<br />
geworden, aber etwas Unpersönliches hat<br />
„Maschine”, wie der Sänger genannt wird<br />
und auch das neue Album heißt, sowieso<br />
noch nie gemacht. Neben drei neuen<br />
Songs gibt es acht weitere aus dem riesigen<br />
Puhdys-Fundus. Hits wie “Geh zu ihr” und<br />
“Wenn ein Mensch lebt” etwa, aber auch<br />
nicht ganz so bekannte Lieder wie “Regen”<br />
oder “Leben ist kurz”. Die Überraschungen<br />
liegen im Detail, manches Arrangement erinnert<br />
mehr an Mumford & Sons und <strong>The</strong><br />
Lumineers als an die Puhdys. Für die von<br />
Ingo Politz (Silbermond, Silly) produzierte<br />
Platte, die „Maschine” anlässlich seines<br />
70. Geburtstages aufnahm, konnte er erstklassige<br />
Partner gewinnen: Neben Uwe<br />
Hassbecker (Silly) und Reinhardt Repke<br />
(Rockhaus) an den Gitarren sowie Felix<br />
Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
16 von pro noch offen<br />
us 2?<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Lehrmann (<strong>The</strong> Flower Kings) am Schlagzeug<br />
singen Julia Neigel, Toni Krahl (City)<br />
und Wolfgang Niedecken (Bap) Duette mit<br />
ihm. Das durchweg gelungene Album zeigt<br />
einen charismatischen Musiker auf der<br />
Höhe der Zeit, mit dem glücklicherweise<br />
weiterhin zu rechnen ist – nicht nur im Osten<br />
Deutschlands, wo seine Karriere vor 45<br />
Jahren begann.<br />
(Heart Of Berlin/Universal,<br />
2014, 11/41:00) che<br />
CHRIS FARLOWE &<br />
THE THUNDERBIRDS<br />
BURSTING OVER BREMEN<br />
OUT OF THE<br />
BLUE war vor 30<br />
Jahren ein starkes<br />
LP-Comeback<br />
Chris Farlowes mit<br />
Fleetwood-Mac-<br />
Produzent Mike Vernon<br />
– live war der stimmgewaltige Bluesbrite<br />
nie weg: In seine hochkarätigen Thunderbirds<br />
holte er sich Tim Hinkley (keys) von Alvin<br />
Lee, Gitarrist Mo Witham aus der Mickey<br />
Jupp Band, Tex Comer (b) von Ace, und er<br />
wusste mit <strong>The</strong> Big Figure das Rhythmuszentrum<br />
Dr. Feelgoods hinter sich. Einige Säulen<br />
seines Sets sind heute noch akut, und sie<br />
klingen hier in der Bremer Schauburg am 7.<br />
Ok<strong>to</strong>ber 1985 knackig: 14 Minuten “S<strong>to</strong>rmy<br />
Monday Blues”, das Acappella-Ass “I Think<br />
It’s Going To Rain Today” oder “<strong>The</strong> Thrill<br />
Is Gone”. Delbert McClin<strong>to</strong>ns “Jealous Kind”<br />
hörte man länger nicht von ihm, “I Haven’t<br />
Found Nothing Yet” ist eine gelungene Hommage<br />
an Ray Charles. Mit “Lucille” erinnert<br />
der Londoner daran, dass er bereits zu<br />
Rock’n’Roll-Zeiten dabei war.<br />
(MiG/Radio Bremen/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
7/45:56, 9/49:17) utw<br />
NILE RODGERS & CHIC +<br />
EARTH WIND & FIRE +<br />
SHANE MACGOWAN &<br />
THE POPES<br />
LIVE IN MONTREUX<br />
Jeweils mit einer Bonus-DVD erscheinen<br />
die neuesten Ausgaben der LIVE IN MON-<br />
TREUX-Reihe. 2004 waren Nile Rodgers<br />
& Chic (8/64:03, DVD 99 Min.) zu Gast<br />
beim renommierten Schweizer (Jazz-)Festival,<br />
bei dem sie mit Titeln wie “Dance,<br />
Dance, Dance”, “Everybody Dance” und<br />
“Le Freak” für eine Nacht glorreiche 70er-<br />
Jahre-Discozeiten wieder aufleben ließen.<br />
Nicht weniger schwungvoll ging es 1997<br />
zu, als Earth, Wind & Fire (18/77:29, DVD<br />
106 Min.) dort ihre Visitenkarte abgaben.<br />
Auch hier nahm die Band das Publikum mit<br />
auf die Reise durch ihre lange Karriere mit<br />
Meilensteinen wie “September”, “Fantasy”<br />
und “Devotion”. Da bietet die DVD zusätzliches<br />
Material, neben zwei Non-CD-Songs<br />
wurden noch sieben Stücke ihres 1998er<br />
Montreux-Auftritts hinzugefügt. 1995 war<br />
<strong>The</strong>-Pogues-Frontmann Shane MacGowan<br />
(20/65:25, DVD 72 Min.) mit seiner Begleitband,<br />
den Popes, zu Gast am Genfer<br />
See und sorgte dort für irische Partystimmung.<br />
Klar, dass sein Programm hauptsächlich<br />
aus Pogues-Material bestand, von<br />
“Streams Of Whiskey” über “A Pair Of<br />
Brown Eyes” und “<strong>The</strong> Sick Bed Of Cuchulainn”<br />
bis zu “Sally MacLennane”.<br />
(Eagle/edel, 2014, 3 x CD/DVD) us<br />
MANDOKI & SOULMATES<br />
BUDABEST<br />
Die Herrschaften hatten nicht geprobt – dafür<br />
ist das Konzert richtig gut ausgefallen. Aber<br />
schließlich sind sie Routiniers, die schon oft<br />
gemeinsam musizierten: Leslie Mandoki und<br />
seine Soulmates. Ihr 20-jähriges Bestehen<br />
feierten die Soulmates, die Band der Bandleader,<br />
im vergangenen Jahr in Budapest (und<br />
den 60. Mandokis). Dabei waren u.a. Chaka<br />
Khan, Jack Bruce, Peter Maffay, Bobby<br />
Kimball, Chris Thompson, Greg Lake, Nick<br />
van Eede, Al Di Meola, John Helliwell – sie<br />
stimmten spielfreudig eigene Hits an, ebenso<br />
Nummern aus Mandokis Feder – höchst unterhaltsam<br />
war’s. Die dritte CD der Deluxe<br />
Edition bietet Aufnahmen weiterer Konzerte<br />
mit Ian Anderson und anderen. Bei der DVD<br />
empfehlenswert: die Doku des Tages in der<br />
ungarischen Hauptstadt, wo Mandoki einst<br />
das Licht der Welt erblickte.<br />
(Starwatch/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 13/72:26,<br />
13/76:05, 11/66:48, DVD: 128 +<br />
125 Min.) pro<br />
ELTON JOHN<br />
GOODBYE YELLOW BRICK<br />
ROAD – 40TH ANNIVERSARY<br />
BOX<br />
Mit 30 Millionen Einheiten ist GOODBYE<br />
YELLOW BRICK ROAD immer noch das<br />
meistverkaufte Album El<strong>to</strong>n Johns. Zum<br />
(leicht verspäteten) 40. Geburtstag wird es<br />
jetzt in einer hochformatigen Jubiläumsbox<br />
neu aufgelegt. Dafür hat Toningenieur Bob<br />
Ludwig die ursprüngliche Doppel-LP neu<br />
gemastert, was vor allem der Dynamik zugutekommt.<br />
Der Mix klingt jetzt wesentlich<br />
plastischer, im Vergleich zur 80er-Jahre-CD-<br />
Erstausgabe stechen jetzt Klänge heraus,<br />
die damals im digitalen Soundbrei untergingen<br />
und eine weitere Steigerung zur 2003er<br />
Remaster-Ausgabe bieten. Mit der Marylin-<br />
Monroe-Hommage “Candle In <strong>The</strong> Wind”,<br />
der Nr. 1 der US-Popcharts “Bennie And <strong>The</strong><br />
Jets”, dem Elf-Minuten-Epos “Funeral For A<br />
Friend (Love Lies Bleeding)” sowie dem Titelsong<br />
schufen El<strong>to</strong>n John und Texter Bernie<br />
Taupin ohne Frage Songs für die Ewigkeit,<br />
noch dazu unterstützt von einer exzellenten<br />
Studiocrew (Dee Murray, Davey Johns<strong>to</strong>ne,<br />
Nigel Olsson und David Hentschel). Keine<br />
Feier ohne Geburtstagsgäste, auf der zweiten<br />
CD gratulieren Kollegen wie Ed Sheeran<br />
(“Candle In <strong>The</strong> Wind”), Fall Out Boy<br />
(“Saturday Night’s Alright For Fighting”)<br />
oder John Grant (“Sweet Painted Lady”) mit<br />
Cover-Versionen, zusätzlich sind dort Demos<br />
und Outtakes zu hören. Zwei weitere CDs liefern<br />
einen 1973er Live-Mitschnitt von El<strong>to</strong>n<br />
John aus dem Hammersmith Odeon, auf der<br />
DVD gibt es den im gleichen Jahr entstandenen<br />
Film „Say Goodbye Norma Jean And<br />
O<strong>the</strong>r Things” von Bryan Forbes zu sehen. Ein<br />
100-seitiges Hardcoverbuch liefert S<strong>to</strong>ry, Fo<strong>to</strong>s,<br />
Texte sowie Brillen- und Bühnenklamotten-Abbildungen.<br />
(Mercury/Universal, 1973, 4 CDs,<br />
DVD 45 Min.)<br />
tk<br />
Rock<br />
PAVLOV’S DOG<br />
HAS ANYONE HERE SEEN<br />
SIEGFRIED?<br />
Mitte der 70er Jahre<br />
legte David Surkamp<br />
mit seiner Band<br />
Pavlov’s Dog, mit den<br />
beiden Alben PAM-<br />
PERED<br />
MENIAL<br />
und AT THE SOUND<br />
OF THE BELL, einen phänomenalen Einstieg<br />
ins Pop-Business hin. Doch Unstimmigkeiten<br />
innerhalb der Band führten dazu, dass Violinist<br />
Siegfried Carver während der Aufnahmen<br />
für das dritte Album die Band verließ und<br />
spurlos verschwand, woraufhin diese LP den<br />
Arbeitstitel HAS ANYONE HERE SEEN<br />
SIEGFRIED? bekam. Mit den halbfertigen<br />
Bändern im Gepäck reiste Surkamp zusammen<br />
mit Douglas Rayburn (keys, fl) von St.<br />
Louis nach New York, wo sie die Aufnahmen<br />
mit Unterstützung von Elliott Randall und<br />
Jeff Baxter von Steely Dan zu Ende brachten.<br />
Doch Columbia Records verzichtete auf die<br />
Veröffentlichung, legte die Originalbänder ins<br />
Archiv, alles was den Musikern blieb, war eine<br />
unterirdisch klingende Kassettenkopie. Von<br />
dieser Kassette wurden im Laufe der Jahre<br />
zahlreiche Bootlegs gezogen, teilweise als Vinyl<br />
(unter dem Titel ST. LOUIS HOUNDS),<br />
teilweise als CD (als THIRD, GREAT LOST<br />
THIRD oder ST. LOUIS HOUNDS) veröffentlicht,<br />
2007 gab es dann sogar noch eine legale<br />
Version von Rockville <strong>Music</strong> (unter dem<br />
Titel HAS ANYONE HERE SEEN SIEG-<br />
FRIED?). Hier könnte die Geschichte dieses<br />
Albums zu Ende sein, wären nicht letztes Jahr<br />
die längst verlorengeglaubten Masterbänder<br />
wieder aufgetaucht. So kann man nun also<br />
HAS ANYONE HERE SEEN SIEGFRIED?<br />
endlich in der Tonqualität genießen, in der<br />
dieses Album entstand – und die es aufgrund<br />
seiner hervorragenden musikalische Qualität<br />
auch verdient. Als Zugabe gibt es neun bisher<br />
unveröffentlichte Bonus-Tracks, neben sechs<br />
Livemitschnitten aus den Jahren 2011/12<br />
noch Perlen wie eine 2007er Akustikversion<br />
von “Julia”, das 1977er Outtake “S<strong>to</strong>p Short”<br />
sowie eine Alternativversion von “Falling In<br />
Love”.<br />
(Rockville/Soulfood, 2014, 19/72:54) us<br />
ROCKPILE<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
Eigentlich waren Rockpile quasi die Backingband,<br />
die Dave Edmunds und Nick Lowe bei<br />
ihren jeweiligen Soloprojekten begleitete.<br />
Doch für einige wenige Jahre entwickelte das<br />
Quartett mit Billy Bremner (g, Pretenders)<br />
und Terry Williams (dr, Ex-Man, Dire Straits)<br />
ein Eigenleben und lebte die Vorliebe seiner<br />
Mitglieder für Rockabilly und Power-Rock-<br />
Pop aus. So auch am 12.1.1980 in Hamburg<br />
auf der „Rockpalast”-Bühne. Da das einzige<br />
offizielle Rockpile-Album SECONDS OF<br />
PLEASURE erst Monate später erschien,<br />
fehlten hier einige darauf enthaltene Songs.<br />
Doch Edmunds und Lowe hatten genügend<br />
Solo-Erfolge vorzuweisen, so dass die Band<br />
die Markthalle zum Kochen brachte. Was<br />
dank beachtlicher Sound- und Klangqualität<br />
von CD/DVD auch dreieinhalb Dekaden<br />
später immer noch gut rüberkommt. Dank<br />
Reper<strong>to</strong>ire gibt es diese gute Stunde Party-<br />
Rock’n’Roll pur endlich nachzuerleben.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2013, 17/61:54,<br />
DVD: 62 Min.)<br />
pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45
LP<br />
REVIEWS<br />
SMALL FACES<br />
GREATEST HITS – THE IMME-<br />
DIATE YEARS 1967–1969<br />
Als schweres blaues<br />
Vinyl, limitiert auf<br />
weltweit 3000 Exemplare,<br />
dazu noch<br />
sorgfältig unter<br />
Aufsicht von Kenney<br />
Jones und Ian<br />
McLagan direkt von den Original-Monobändern<br />
remastert, so gibt es nun mit<br />
GREA TEST HITS – THE IMMEDIATE<br />
YEARS 1967–1969 mit insgesamt 17 A-<br />
und B-Seiten einen wahrlich prächtigen<br />
Rückblick auf die Immediate-Records-Zeit<br />
der Small Faces. Vom kraftvollen “Tin Soldier”<br />
über das ironische “Lazy Sunday”<br />
und das ausgeflippte “Here Come <strong>The</strong><br />
Nice” bis zum hymnischen “Afterglow Of<br />
Your Love” – was die Small Faces in der<br />
Besetzung Steve Marriott, Ronnie Lane,<br />
Kenney Jones und Ian MacLagan damals in<br />
vergleichsweise kurzer Zeit an Hits ablieferten,<br />
das ist heute noch mindestens so beeindruckend<br />
wie vor gut 45 Jahren. Klasse<br />
Service, neben den regulären UK-B-Seiten<br />
sind hier auch die Alternativtitel für die<br />
Non-UK- sowie die Australien und USA-<br />
Veröffentlichungen zu hören.<br />
(Charly/Snapper, 2014, 17 Tracks) tk<br />
CLANNAD<br />
NÁDÚR<br />
Schön, dass sie wieder<br />
da sind. Die 1970<br />
gegründete<br />
irische<br />
Band um die Geschwister<br />
Brennan<br />
machen seit über 40<br />
Jahren Platten, doch<br />
seit 1997<br />
musste man auf neues Studiomaterial<br />
warten. Seit 2011 ist endlich wieder<br />
Songschreiber Pol Brennan mit an Bord<br />
– und das 18. Studio-Album erfreut mit<br />
typischen Clannad-Tugenden. Viel kuschelige<br />
Soundteppiche, flockige Pfeifen, zwischendurch<br />
ein paar gälische, penta<strong>to</strong>nischraunende<br />
Gesänge, darüber die immer noch<br />
grandiose Stimme von Moya Brennan. Irgendwie<br />
blieb die Zeit für Clannad stehen,<br />
aber so lange so zeitlos-schöne Songs wie<br />
“Transatlantic” aus dem Stillstand rühren,<br />
soll das herzlich egal sein. Dass die schön<br />
ausgestattete LP (Klappcover, Beilegeblatt)<br />
wie übrigens schon die CD da nur mit dynamisch<br />
gebremsten Klangschaum perlt,<br />
sei da gleich mit verziehen.<br />
(ARC/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2013,<br />
13 Tracks) lbr<br />
ELVIS COSTELLO<br />
KING OF AMERICA<br />
Zumindest in den<br />
Charts war er bestimmt<br />
kein König:<br />
Mit Spitzenplatz 39<br />
war das Verkaufsergebnis<br />
in den Staaten<br />
eher bescheiden.<br />
Dabei ihatte Produzent T-Bone Burnett – im<br />
Verbund mit Elvis Costello als <strong>The</strong> Coward<br />
Bro<strong>the</strong>rs firmierend – ihm ein durchaus<br />
Staaten-kompatibles Klanggewand geschneidert.<br />
Die offiziell als <strong>The</strong> Costello<br />
Show featuring Elvis Costello betitelte<br />
Band freute sich über Gastauftritte von<br />
Jazzbassist Ray Brown oder Über-Drummer<br />
Jim Keltner. Der Moniker-König Declan<br />
MacManus – in den Credits auch mit<br />
Spitzname Little Hands of Concrete (LHC)<br />
– hatte auch ein paar flotte Countrynummern<br />
eingestreut. Insgesamt gab er sich weniger<br />
aggressiv als mit seiner Stammband<br />
<strong>The</strong> Attractions (hier nur bei einem Titel<br />
dabei), fand Anklänge an Tom Petty, und<br />
dabei frönte er öfters unmittelbarer Songmeisterschaft.<br />
Eine (Selbst-)Anklage wie<br />
“Brillant Mistake” gerät einfach brillant<br />
schön. Das exzellent gefertigte, im Klappcover<br />
auftretende MFSL-Remake klingt<br />
minimal runder, mit etwas intensiverer<br />
Stimme als die seinerzeit schon sehr gut<br />
tönende CBS-(US)-Pressung.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1986,<br />
15 Tracks) lbr<br />
ELLA FITZGERALD &<br />
LOUIS ARMSTRONG<br />
PORGY & BESS<br />
Die von Norman<br />
Granz<br />
produzierte<br />
„American Folk<br />
Opera” (so schrieb<br />
es die ehrwürdige<br />
„New York Times”)<br />
zählt zu den Gershwin-Arbeiten,<br />
it die musikalisch am originellsten<br />
umgesetzt wurden, denn neben<br />
einem klassischen Streichorchester sorgt<br />
eine Bigband für die großen musikalischen<br />
Spannungsbögen. Somit bieten sie auch der<br />
fantastischen Ella Fitzgerald und einem<br />
expressiv spielenden Louis Armstrong facettenreichen<br />
Vorlagen. Die spannend arrangierte<br />
Einleitung “Overture” wird von<br />
einem ideenreich arrangierten “Summertime”<br />
abgelöst, die beide auf eine Reise<br />
durch die amerikanische Geschichte vorbereiten,<br />
die mit Ella Fitzgeralds “Buzzard<br />
Song” oder dem Swing “Oh Lawd, I’m On<br />
My Way” illustriert wird. Ein Klassiker, im<br />
besten Sinne. Die Ausgabe (Doppelvinyl<br />
im <strong>to</strong>llen Klappcover) erscheint als audiophil<br />
vorzüglich gemasterte 180g-Pressung.<br />
(Speakers Corner, 1957,<br />
17 Tracks) at<br />
ISLEY BROTHERS<br />
3 + 3<br />
O’Kelly, Ronald und<br />
Rudolph Isley hatten<br />
schon Jahrzehnte im<br />
Showgeschäft<br />
auf<br />
dem Buckel (und<br />
den Tod von Bro<strong>the</strong>r<br />
Vernon<br />
verkraftet),<br />
als sie 1972 mit den jüngeren Brüdern Ernie<br />
(auch g) und Marvin (auch b) sowie<br />
Schwager Chris Jasper (auch keys) zum<br />
3+3-Sanges-Sextett wurden. Die älteren<br />
Drei produzierten diese gelungene, gefällige<br />
Funk-Soul-Popplatte, die mit “That<br />
Lady” auch einen Top-Ten-Hit abwarf. Man<br />
lehnte sich soundmäßig ein wenig an Curtis<br />
Mayfield, ein wenig an Stevie Wonder, ein<br />
wenig an Earth, Wind & Fire an – nicht die<br />
schlechtesten Referenzen. Von James Taylor<br />
(“Don’t Let Me Be Lonely Tonight”),<br />
Seals & Crofts (“Summer Breeze”) und<br />
Tom Johns<strong>to</strong>n/Doobie Bro<strong>the</strong>rs (“Listen To<br />
<strong>The</strong> <strong>Music</strong>”) lieh man sich Songmaterial,<br />
das man gekonnt einschwärzte. Insgesamt<br />
ein bisschen glattpoliert, aber nice <strong>to</strong> have<br />
– auch als dieses starke Reissue im Glanz-<br />
Klappcover.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1973, 9 Tracks) lbr<br />
WOLFGANG AMBROS<br />
ES LEBE DER ZENTRAL-<br />
FRIEDHOF + LIVE – AUF ANA<br />
LANGEN, FINSTER’N<br />
STROSS’N<br />
Wunderschön klingende und hochwertig<br />
h gestaltete Wiederveröffentlichungen von<br />
zwei der wichtigsten LPs von Wolfgang<br />
Ambros. Noch unter der musikalischen<br />
Leitung von Christian Kolonovits (und unter<br />
anderem mit dem späteren Supermax-<br />
Mastermind Kurt Hauenstein am Bass)<br />
wurde im Frühjahr 1975 mit ES LEBE<br />
DER ZENTRALFRIEDHOF ein Album<br />
eingespielt, auf dem Ambros absolut au<strong>the</strong>ntisch<br />
Wiener Lebensgefühl porträtiert.<br />
Den Titeltrack und “Zwickt’s mi” kennt<br />
heute jeder, doch lohnt es sich auch, eher<br />
unbekanntere Tracks wie “Wem heit net<br />
schlecht is” oder das von Georg Danzer geschriebene,<br />
wunderbar morbide “Heite drah<br />
i mi ham” genauer unter die Lupe zu nehmen,<br />
das ist große Kunst! Auch die 1979<br />
veröffentlichte Live-Doppel-LP AUF ANA<br />
LANGEN, FINSTER’N STROSS’N ist inzwischen<br />
Kult. Wer Ende der 70er Jahre auf<br />
deutschsprachige Rockmusik stand, kam an<br />
diesem Album nicht vorbei, sowohl die<br />
mit seiner legendären Begleitband – Peter<br />
Koller (g), Helmut Pichler (b), Günter Dzikowski<br />
(keys) und Helmut Nowak (dr) –<br />
eingespielten Titel wie “Allan wie a Stein”<br />
oder “De No. 1 vom Wienerwald” als auch<br />
der Teil, den Ambros alleine mit der akustischen<br />
Gitarre bestritt, gehören heute immer<br />
noch zu den besten Livemitschnitten seiner<br />
Karriere. Und wer’s braucht, erhält sogar<br />
noch die mp3-Downloadcodes beider Alben<br />
(beim ZENTRALFRIEDHOF mit acht<br />
Bonus-Tracks) dazu ...<br />
(Bellaphon/Cargo, 1975 + 1979,<br />
10 + 18 Tracks) us<br />
RICKIE LEE JONES<br />
RICKIE LEE JONES<br />
Schon<br />
wieder?<br />
Nachdem<br />
Warner<br />
und jüngst auch<br />
MFSL<br />
Neupressungen<br />
des grandiosen<br />
Debüts der<br />
leicht<br />
näselnden<br />
Songwriterin i vorgelegt haben, hat sich<br />
MFSL die 1979er-Bänder dieses Favoritenalbum<br />
aller Audiophilen erneut vorgenommen.<br />
Dann schnitten die Jungs aus<br />
Sebas<strong>to</strong>pol, Kalifornien, maximal drei<br />
Songs pro Seite im Halfspeed-Verfahren<br />
auf zwei mit 45 Umdrehungen pro Minute<br />
rotierende Scheiben und steckten diese<br />
samt Achtseiten-Booklet in eine edle feste<br />
Schatulle. Die Songklassiker wie “Chuck<br />
E.’s In Love” oder “<strong>The</strong> Last Chance Texaco”<br />
prunken mit Dynamik und Details<br />
ohne Ende, glänzen ohne überrissene Höhen<br />
oder Bässe, bieten exzellente Raum-<br />
Vinyl<br />
aufteilung. Besser klang RICKIE LEE<br />
JONES nie.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1979,<br />
2 LPs 45 rpm, 11 Tracks) lbr<br />
THE STROKES<br />
FIRST IMPRESSION ON EARTH<br />
Die US-Band <strong>The</strong><br />
Strokes zählt zu den<br />
typischen Zweitagsfliegen:<br />
Kurzfristig<br />
(in ihrem Fall nach<br />
dem Debüt IS THIS<br />
IT) himmelhoch gelobt,<br />
dann noch eine Weile ach ja so hip,<br />
heute irgendwo versenkt. In der ersten<br />
Dekade dieses Jahrtausends machten die<br />
spätpubertierenden Jungs um Sänger Julian<br />
Casablancas und die Gitarristen Nick<br />
Valensi und Albert Hammond jr. einen<br />
Rotz’n’Roll wie viele andere auch, mit<br />
dem verkaufsfördernden Prädikat „Indie-<br />
Rock” versehen, mit dem man immer so<br />
schön Dilettantentum kaschieren kann.<br />
Album Nr. 3, weitgehend produziert von<br />
David Kahne, lässt allerdings öfter mal<br />
große Rockattitüde aufblitzen, schob<br />
sich nicht umsonst in den UK-Charts an<br />
die Spitze, in den Staaten noch bis Nr. 4.<br />
Casablancas spielt den Bono auf Speed<br />
oder je nach Song auch auf Tranquilizer,<br />
manchmal lässt er den Iggy Pop raushängen.<br />
Singen kann er nicht wirklich, doch<br />
das muss ja nicht zählen. Was zählt: Mindestens<br />
vier der 14 Songs bleiben gut im<br />
Ohr. Immerhin. Und das Reissue ist wunderschön<br />
gemacht mit Inlay-Poster und<br />
bedruckter Innenhülle. Allein deswegen<br />
empfehlenswert.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2006,<br />
14 Tracks) lbr<br />
M.H.’S PSYCHEDELIC<br />
GROUND<br />
PERCEPTION<br />
Normalerweise unterlegt<br />
Marco Heyl<br />
Dokumentarfilme<br />
mit Musik, doch ab<br />
und zu widmet sich<br />
der bekennende Fan<br />
der Sixties auch<br />
immer wieder seiner eigenen Band. Mit<br />
PERCEPTION ist Anfang des Jahres bereits<br />
das vierte Album von M.H.’s Psychedelic<br />
Ground erschienen. Stilecht wird<br />
es als 180g-Vinyl in ebenso hochwertiger<br />
wie künstlerisch klasse gestalteter Verpackung<br />
veröffentlicht – die CD gibt’s als<br />
Dreingabe dazu. Würde man die Musik<br />
dieses Albums „nur” als psychedelische<br />
Rockmusik bezeichnen, dann würde dies<br />
zwar auf den ersten Blick stimmen, aber<br />
dieser vielschichtigen Musik nicht vollkommen<br />
gerecht werden. Denn was Heyl<br />
und seine acht(!) Mitstreiter an Instrumenten<br />
wie Querflöte, Bratsche, Hammondorgel,<br />
Klavier, Mundharmonika,<br />
Saxofon, Trompete, Sitar und Saz zusätzlich<br />
zum „normalen” Rock-Dreigestirn<br />
Gitarre, Bass und Schlagzeug bieten, ist<br />
ein starker musikalischer Streifzug durch<br />
die 60er und 70er Jahre und alles andere<br />
als Musik von der Stange. Dicke Empfehlung!<br />
(www.soundcloud.com, 2014,<br />
11 Tracks) us<br />
Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
LP<br />
REVIEWS<br />
ARETHA FRANKLIN<br />
LIVE AT THE FILLMORE WEST<br />
Mit unter anderem<br />
Ray Charles, King<br />
Curtis und Billy<br />
Pres <strong>to</strong>n trat die<br />
„Queen Of Soul”<br />
1971 im Hippie-<br />
Tempel San Franciscos<br />
auf, dem Fillmore West. Es wurde ein<br />
leidenschaftliches Konzert mit vielen Höhepunkten.<br />
Eingeleitet von einem schnellen<br />
“Respect” wird aus “Love <strong>The</strong> One You’re<br />
With” ein waschechter Gospel, nicht zu<br />
vergessen die kreativ umgesetzten Cover-<br />
Versionen von “Bridge Over Troubled Water”<br />
und “Eleanor Rigby”. Ein intensives<br />
“Dr. Feelgood” und die beseelte Ballade<br />
“Reach Out And Touch” tragen zum Gänsehaut-Feeling<br />
bei. Gefühlvolle Musik einer<br />
ernsthaften Musikerin – so etwas fehlt in<br />
der heutigen Zeit! Das Album erscheint in<br />
einem qualitativ hochwertigen Klappcover<br />
und gehört auch in jede Rocksammlung.<br />
(Speakers Corner, 1971,<br />
10 Tracks) at<br />
JAMES TAYLOR<br />
DAD LOVES HIS WORK<br />
Mit diesem Albumtitel<br />
gab James Taylor<br />
1981 seiner damaligen<br />
Frau Carly<br />
Simon die Antwort<br />
auf ihr Ultimatum,<br />
Musik und Tourneen<br />
zurückzufahren und sich mehr um sie und<br />
die Kinder zu kümmern. Tja, DAD LOVES<br />
HIS WORK, und so trennten sich die beiden<br />
kurz darauf, wurden 1983 geschieden. Musikalisch<br />
ist dem Album die sicher nicht ganz<br />
einfache Entstehung aber nicht anzuhören, im<br />
Gegenteil, mit “Her Town Too”, dem Duett<br />
mit J.D. Sou<strong>the</strong>r, gelang Taylor der Sprung<br />
in die Top 10 der Billboard-Charts. Erlesen<br />
auch das Studiopersonal, mit Waddy Wachtel<br />
(g), Leland Sklar (b), Jennifer Warnes (voc),<br />
Dan Dugmore (pedalsteel) und Rick Marotta<br />
(dr) konnte Produzent Peter Asher aus dem<br />
Vollen schöpfen und wunderbar lässigen Singer/Songwriter-Folk-Rock<br />
anrichten.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1981,<br />
11 Tracks) tk<br />
LAURENCE HOBGOOD<br />
WHEN THE HEART DANCES<br />
Das britische Label<br />
Naim Jazz steht<br />
überwiegend für zeitgenössischen<br />
Jazz,<br />
der für die Fans des<br />
Genres<br />
stilgerecht<br />
aufbereitet<br />
wird.<br />
So erscheint auch dieses Doppelalbum in<br />
einem geschmackvollen Cover. Die Platten<br />
(je 180g-Pressung) wurden von Steve<br />
Rooke in den Abbey Road Studios remastert.<br />
Mit Laurence Hobgood am Piano, dem<br />
Kontrabassisten Charlie Haden und dem<br />
Sänger Kurt Elling treffen sich Seelenverwandte,<br />
die ein leicht zugängliches, aber<br />
nie oberflächliches Programm bieten. Neben<br />
vom Piano und Gesang dominierten Eigenkompositionen,<br />
die an die Vierziger erinnern,<br />
sind es unter anderem “Daydream”<br />
von Duke Elling<strong>to</strong>n und das intelligent<br />
arrangierte “Que Sera Sera”, die den Hörer<br />
verzaubern und auf eine Deutschland<strong>to</strong>urnee<br />
des Trios hoffen lassen. Eine lohnenswerte<br />
Entdeckung!<br />
(Naim Jazz/Speakers Corner,<br />
2008, 11 Tracks) at<br />
THE SHAKERS<br />
A WHOLE LOTTA SHAKERS!<br />
„14 Tracks Of Maximum<br />
Merseybeat”<br />
steht als Fußnote<br />
auf dem Cover von<br />
A<br />
WHOLE LOTTA<br />
SHAKERS!, und mit<br />
dieser Inhaltsangabe<br />
ist eigentlich alles gesagt. Seit 2005 gibt es<br />
die Shakers aus Liverpool schon, und spätestens<br />
seit 2006, seit ihrem ersten Auftritt<br />
bei der International Beatleweek, gelten sie<br />
weltweit als musikalische Botschafter des<br />
Merseybeat. Nach zwei EPs haben sie jetzt<br />
beim jungen Kölner Label Soundflat Records<br />
ihre Debüt-LP am Start. Darauf hat<br />
das Liverpooler Quartett einen unglaublich<br />
au<strong>the</strong>ntisch klingenden Mix aus eigenen Stücken<br />
und bekannten Beatsongs versammelt,<br />
von der frühen Beatles-Nummer “Love Of<br />
<strong>The</strong> Loved” über die Goffin/King-Komposition<br />
“Don’t Ever Change” (ein Song der Crickets,<br />
den die Fab Four im August 1963 in<br />
einer BBC-Sendung spielten) bis zu Chuck<br />
Berrys “Rock’n’Roll <strong>Music</strong>”.<br />
(Soundflat Records/Broken Silence,<br />
2014, 14 Tracks) tk<br />
PAUL DESMOND /<br />
GERRY MULLIGAN<br />
TWO OF A MIND<br />
1962 trafen sich der<br />
Bari<strong>to</strong>n-Saxofonist<br />
Gerry Mulligan und<br />
der Alt-Saxer Pauls<br />
Desmond im Studio<br />
A<br />
der RCA in New<br />
York, um ein Album<br />
aufzunehmen, bei idem die Improvisation im<br />
Vordergrund stand. Zwar nahmen sich die<br />
beiden bekannten Kompositionen vor, veränderten<br />
diese aber derart, dass in einigen Fällen<br />
die <strong>The</strong>men nicht mehr zu erkennen sind.<br />
“All <strong>The</strong> Things You Are” ist ein Swing mit<br />
überbordenden Melodieläufen, was auch von<br />
“Stardust” behauptet werden kann. Natürlich<br />
ist das für ein ungeübtes Ohr streckenweise<br />
recht anstrengend, aber es behauptet ja niemand,<br />
dass Musik immer sofort und einfach<br />
zugänglich sein muss. Zu den Highlights des<br />
Albums gehören noch der Titeltrack und das<br />
witzig betitelte “Blight Of <strong>The</strong> Fumble Bee”.<br />
Wie bei Speakers Corner üblich, wurden die<br />
Cover sorgfältig reproduzierte und die Platte<br />
erscheint als 180g-Pressung.<br />
(Speakers Corner, 1962,<br />
6 Tracks) at<br />
KEITH JARRETT<br />
LIFE BETWEEN THE EXIT SIGNS<br />
Unterstützt lediglich<br />
von Bassist Charlie<br />
Haden und Schlagzeuger<br />
Paul Motian<br />
nahm Keith Jarrett<br />
am 4. Mai 1967 in<br />
den New Yorker Atlantic<br />
Studios sein Solodebüt auf. Knapp<br />
ein Jahr später, im April 1968, wurde es<br />
als LIFE BETWEEN THE EXIT SIGNS<br />
veröffentlicht. Die Musik, die Jarrett für<br />
diese LP geschrieben hatte, zeigte den<br />
jungen Pianisten (noch) stark beeinflusst<br />
von der Art und Weise wie Vorbilder wie<br />
Ornette Coleman und Bill Evans Mitte<br />
der 60er Jahre den Jazz veränderten,<br />
bot aber auch schon genügend Ausblicke<br />
auf seine spätere Karriere. Er lässt “Love<br />
No. 1” und “Margot” in romantischer<br />
Stimmung klingen, mit leichtem Funk<br />
punktet der Opener “Lisbon S<strong>to</strong>mp”, nur<br />
selten durften Haden und Motian wie beim<br />
letzten Track der LP, “Church Of Dreams”,<br />
eigene Akzente setzen. Über ein etwaiges<br />
Remastering gibt das Cover keine Auskunft,<br />
der Hörtest bringt aber einen herrlich<br />
klaren, nur ganz selten von leichtem<br />
Rauschen beeinträchtigten Klang zu Tage.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1968, 8 Tracks) us<br />
JERRY LEE LEWIS<br />
UP THROUGH THE YEARS<br />
1956–1963<br />
Hochwertig<br />
aufgemachte<br />
Wiederveröffentlichung<br />
einer<br />
1988er Best-Of-LP,<br />
jetzt auf dickem<br />
180g-Vinyl. Zwischen<br />
1956 und<br />
1963 gehörte Jerry Lee Lewis zu den Zugpferden<br />
von Sam Phillips’ Sun Records,<br />
alle 24 auf UP THROUGH THE YEARS<br />
1956–1963 veröffentlichten Titel wurden<br />
ursprünglich für das legendäre Label in<br />
Memphis und Nashville aufgenommen.<br />
Vinyl<br />
Chronologisch angeordnet beginnt die<br />
Zusammenstellung mit seiner ersten Aufnahme<br />
“End Of <strong>The</strong> Road”, dem Hank-<br />
Williams-Klassiker “You Win Again”<br />
und Roy Orbinsons “Down <strong>The</strong> Line”.<br />
Mit dem programmatischen “Whole Lot<br />
Of Shakin’ Goin’ On” und Chuck-Berry-<br />
Titeln wie “Little Queenie” und “Sweet<br />
Little Sixteen” fand Lewis seinen wilden<br />
Stil, hatte aber immer noch Traditionals<br />
wie “John Henry” und “Carry Me Back<br />
To Old Virginia” sowie Countrysongs<br />
wie Hank Williams’ “Cold Cold Heart”<br />
im Programm. Klasse Platte, die einen<br />
schönen – und klasse klingenden! – Querschnitt<br />
durch Lewis’ Sun-Jahre bietet.<br />
(Bear Family/Cargo, 1988, 24 Tracks) us<br />
MORRISSEY<br />
YOUR ARSENAL – DEFINITIVE<br />
MASTER<br />
Mit seinem dritten<br />
Album, dem 1992<br />
veröffentlichten<br />
YOUR ARSENAL,<br />
wurde der ehemalige<br />
<strong>The</strong>-Smiths-Sänger<br />
Morrissey vom Underground-Helden<br />
zum Popstar. Vor allem<br />
in den USA faszinierte sein neuer Stil die<br />
Fans, sein Auftritt in der Hollywood Bowl<br />
sorgte für einen Rekord an verkauften Tickets,<br />
dazu wurde er noch für einen Grammy<br />
nominiert. Mit dem ehemaligen Bowie-<br />
Gitarristen Mick Ronson hatte Morissey<br />
einen Produzenten engagiert, der seiner<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47
LP<br />
REVIEWS<br />
Musik einen ebenso rauen wie gefühlsbe<strong>to</strong>nten<br />
Glam-Rocksound verpasste, der<br />
zu diesem Zeitpunkt einfach ideal passte<br />
und das Album traumhaft sicher auf dem<br />
schmalen Grat zwischen gesundem Selbstbewusstsein<br />
und irrwitzigem Größenwahn<br />
tanzen ließ. Auch dass nach schroffem Anfang<br />
auf der zweiten LP-Seite das Tempo,<br />
die Intensität nach unten gefahren wurden,<br />
dass statt Indie-Rock auf einmal pa<strong>the</strong>tisch<br />
angehauchter Pop die Szenerie übernahm,<br />
war ein cleverer Schachzug von Ronson<br />
und Morissey, so clever, dass YOUR AR-<br />
SENAL – vor allem in der schweren 180g-<br />
Vinylversion – auch heute noch ein richtiges<br />
Glanzstück ist.<br />
(Parlophone/Warner, 1992,<br />
10 Tracks) tk<br />
ECM – RARITÄTEN<br />
AUF VINYL<br />
Das Münchner Label<br />
Edition Of Contemporary<br />
<strong>Music</strong> machte<br />
seit 1969 Musik- und<br />
Hifi-Geschichte. Von<br />
den eher verborgenen<br />
Schätzen des<br />
Katalogs Ktl hat htECM<br />
– Vertrieb: Universal<br />
– nun sechs wieder aufgelegt: als High<br />
Resolution Downloads, als CD – und im<br />
originalen Artwork (inklusive alter Adresse)<br />
auf 180-Gramm-LP. Nicht mehr mit<br />
dem legendären grünen Label, sondern<br />
mit dem stahlblauen der Nachauflagen,<br />
mit dem auch die siebte Scheibe im Bunde<br />
erscheint: die beim Sublabel Japo veröffentlichte<br />
ABDULLAH IBRAHIM: AFRI-<br />
CAN PIANO (1973, 8 Tracks). Der einst<br />
als Dollar Brand gefeierte südafrikanische<br />
Pianist, Komponist und Anti-Apar<strong>the</strong>id-<br />
Aktivist gab den Kopenhagener Livemitschnitt<br />
vom Ok<strong>to</strong>ber 1969 unter seinem<br />
islamischen Namen vier Jahre später für<br />
die Bayern frei. Grandiose, mitreißende,<br />
lange Improvisationen. Ebenfalls Klavier<br />
solo gibt es bei KEITH JARRETT /<br />
DENNIS RUSSELL DAVIES: RITUAL<br />
(1982, 2 Tracks) zu hören, ein Sonderfall<br />
im Katalog. Der berühmte Dirigent Russell<br />
Davies spielt und improvisiert über<br />
die Jarrett-Komposition “Ritual” zwei LP-<br />
Seiten lang. Etwas herber geht auf SAM<br />
RIVERS: CONTRASTS (1980, 7 Tracks)<br />
zu. Der 2011 vers<strong>to</strong>rbene Saxofonist und<br />
Flötist wagt sich mit George Lewis (Posaune),<br />
Dave Holland (Bass) und Thurman<br />
Baker (Drums, Marimba) doch recht<br />
weit ins „freie” Feld, einzig bei “Verve”<br />
geht es mal straight geradeaus. Der Rest<br />
erfüllt auf höchstem Niveau die Free-Jazz-<br />
Klischees: viel ungebundenes Hin- und<br />
Hergespiele, das den beteiligten Musikern<br />
sicher viel Spaß gemacht hat. Zum Teil in<br />
dieselbe Kerbe haut MIROSLAV VITOUS<br />
GROUP: ECM (1981, 8 Tracks). Der<br />
tschechische Ausnahmebassist verstärkte<br />
sich mit Kenny Kirkland (Klavier), John<br />
Surman (Saxofon, Bassklarinette) und<br />
Jon Christensen (Drums) für ein gleichfalls<br />
manchmal anstrengendes, aber meist<br />
unter musikalischer Hochspannung stehendes<br />
Happening. Definitiv keine leicht<br />
verdauliche Hausmannskost. Die bietet<br />
auch RALPH TOWNER, JOHN ABER-<br />
CROMBIE: FIVE YEARS LATER (1982,<br />
8 Tracks) nicht; doch beim Treffen der<br />
beiden Ausnahmegitarristen freut sich<br />
der gemeine Musikfreund auch an reichlich<br />
Melodie, Harmonie und Rhythmus.<br />
Bleiben die Kooperationen zweier Labelstars<br />
mit Orchestern. Zum einen GARY<br />
BURTON: 7 SONGS FOR QUARTET<br />
AND CHAMBER ORCHESTRA (1974,<br />
7 Tracks), für das der Jahrhundert-Vibrafonist<br />
sein Jazzquartett für Musik des<br />
Crossover-Komponisten Michael Gibbs in<br />
ein Hamburger Studio mit Streichern des<br />
NDR-Sinfonieorchesters bat. Die Verzahnung<br />
des klassischen mit dem modernen<br />
Klangkörper gelingt nicht immer gleich<br />
gut. Bärenstark aber wird es immer, wenn<br />
man melodisch eingängig eigenständig<br />
agiert. Den Schönheitspreis gewinnt aber<br />
KEITH JARRETT: ARBOUR ZENA<br />
(1976, 3 Tracks), wo der grandiose Improvisa<strong>to</strong>r<br />
für sein Trio mit Jan Garbarek (Saxofon)<br />
und Charlie Haden (Bass) plus die<br />
Streicher des RSO Stuttgart komponierte.<br />
Wundervoll. Leider nicht völlig knackfrei.<br />
Die Fertigung der anderen Scheiben ist gut<br />
bis exzellent, erreicht aber nicht ganz die<br />
superbe Dynamik und Substanz der alten<br />
140-Gramm-Pressungen. Doch noch immer<br />
liegt die Klangqualität weit über dem<br />
heutigen Durchschnitt.<br />
(ECM/Universal, 1973–1982,<br />
6 Alben) lbr<br />
BITE THE BULLET +<br />
SHIVAS NAT<br />
BITE THE BULLET + HARD TO<br />
BREATHE<br />
Aus Berlin kommt tdas junge Lbl Label Bilocation<br />
Records, das dort unter dem Dach des<br />
Mailorder-Labels Kozmik Artifactz residiert.<br />
Mit Psychedelic, Acid, 70er-S<strong>to</strong>ner-Rock,<br />
Blues und Heavy Metal bietet die Mailorder-<br />
Sparte schon ein breites Spektrum, ähnlich<br />
Genre übergreifend geht es auch bei der<br />
Plattenfirma zu. Auf alle Fälle wird neben<br />
der musikalischen Qualität auch Wert auf<br />
Verpackung, Artwork, Mastering und Pressung<br />
gelegt, so dass die beiden aktuellen<br />
Veröffentlichungen in dieser Hinsicht einen<br />
superben Eindruck hinterlassen. Schon vor<br />
gut 15 Jahren wurde der Grundstein für das<br />
Kopenhagener Blues-Rockduo Bite <strong>The</strong><br />
Bullet gelegt, doch nach vielen unterschiedlichen<br />
Bandstationen und der Auflösung<br />
ihrer letzten gemeinsamen Band Highway<br />
Child legen sie jetzt ihr selbst betiteltes Debüt<br />
vor, auf dem sie bluesigen Hard Rock<br />
mit heftigen Fuzz-Gitarren kreuzen. Auch<br />
die 2011 gegründete Band Shivas Nat hat dänische<br />
Wurzeln, auch hier war Gitarrist und<br />
Sänger Patrick Heinsøe bei Highway Child<br />
aktiv. Er hat sich nun mit seiner neuen Band<br />
in Richtung Garagen-Rock aufgemacht, auf<br />
HARD TO BREATHE tendieren sie auch in<br />
Richtung Psychedelic, allerdings der harten<br />
und rohen Sorte. Beide Alben erscheinen in<br />
mehreren Versionen, jeweils in handnummerierter<br />
500er Auflage, unterteilt in unterschiedliche<br />
Vinylfarben.<br />
(Bilocation Records/Kozmik Artifactz,<br />
2013, 6 Tracks + 10 Tracks) us<br />
MONKS<br />
BLACK MONK TIME<br />
Tonsur statt Iro,<br />
Galgenstrick<br />
um<br />
den Hals statt Sicherheitsnadelkette.<br />
Doch Punk spielten<br />
die Monks schon,<br />
da hatte Johnny Rotten<br />
noch alle Zähne im Maul. Ein glattes<br />
Jahrzehnt, bevor Malcolm McLaren seinen<br />
Marketing-Geschöpfen <strong>The</strong> Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
die Punktöne beibrachte, hatten die beiden<br />
deutschen Manager Wal<strong>the</strong>r Niemann und<br />
Karl-Heinz Remy bereits ein US-amerikanisches<br />
Quintett nach ihren Vorstellungen<br />
geformt. Die fünf Ex-Soldaten hatten in<br />
Tschörmanny nicht nur Besatzer, sondern<br />
auch Musik gespielt. Zunächst zahm, mit<br />
eher niedlichen Texten. Doch mit Erhalt<br />
des Plattenvertrags wurde gewaltig an Härte,<br />
Speed, Schroffheit, Dada-Wortschatz<br />
und Provokanz zugelegt. Teilweise mit<br />
ulkigen Schweineorgelsounds, meist mit<br />
drastischen Bassläufen (wie viele Töne hat<br />
Sid Vicious bei den Pis<strong>to</strong>ls auf Platte eingespielt?),<br />
oft mit gnadenlos gezerrten Gitarreneinwürfen.<br />
Zwölf Songs in 30 Minuten<br />
runtergedroschen, rausgerotzt, endlich<br />
wieder in einer tadellosen Neupressung zu<br />
haben. Ob man das jetzt Punk, Garagen-<br />
Rock, Power-Beat oderwasweißichwas<br />
nennt: schärfer und cooler und früher als<br />
die Sex Pis<strong>to</strong>ls allemal. Runter mit den<br />
Briten vom Sockel, rauf mit den Monks!<br />
(Polydor/Universal, 1966, 12 Tracks) lbr<br />
YES<br />
A TIME AND A WORD<br />
Auf ihrer zweiten LP<br />
zeigten sich die späteren<br />
Bannerträger des<br />
Kunst-Rock noch als<br />
Band auf der Suche.<br />
Zwar bat man auch<br />
ein klassisches Orchester<br />
mit ins Studio, rockte aber zum Teil<br />
noch recht unbekümmert. Zwar schlichen sich<br />
schon etliche „Kunst”-Griffe mit ein, doch<br />
Noch-Keyboarder Tony Kaye und Noch-<br />
Gitarrist Peter Banks limitierten Anspruch<br />
und Ausführung. Zudem griffen die Briten<br />
noch auf Fremdkompositionen zurück, von<br />
Stephen Stills und Richie Havens. Toningenieur<br />
Eddie Offord hatte den Jungs schon den<br />
kraftvollen Sound mit dominant gemischtem<br />
Bass und Hang ins Bombastische beigebracht.<br />
Trotz des aufsehenerregenden Covers (in den<br />
Spießer-USA ersetzt durch ein Bandfo<strong>to</strong> in<br />
falscher Besetzung!) und starker Nummern<br />
wie “Sweet Dreams” oder dem Titelsong<br />
blieb der Erfolg aus. Wohl auf der Basis der<br />
2003er Remaster bringt MOV eine sehr gut<br />
gefertigte Neuausgabe im leidlich reproduzierten<br />
originalen Einfachcover mit Textblatt.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970, 8 Tracks) lbr<br />
ETHIVA<br />
ETHIVA<br />
Auch die nächste<br />
Veröffentlichung von<br />
Clostridium Records<br />
zeigt wieder alle<br />
Stärken des jungen<br />
Bochumer Labels.<br />
Wunderschön gestaltetes<br />
t Klappcover, streng auf 500 Exemplare<br />
Vinyl<br />
limitiert, 200x schwarzes, 200x grünes, 100x<br />
bernsteinfarbenes 180g-Vinyl (als „Die-<br />
Hard-Edition” mit zusätzlichem Puzz le im<br />
Cover-Artwork ...), dick kar<strong>to</strong>niertes Inlay.<br />
Würde natürlich alles nichts nutzen, wenn<br />
der musikalische Inhalt da nicht Schritt halten<br />
könnte. Doch was das spanische Trio Ethiva<br />
abliefert, das ist richtig gute Rockmusik, die<br />
mit <strong>to</strong>nnenschweren Riffs, mächtigen Feedbackschleifen<br />
und einer heftig wummernden<br />
Rhythmusfraktion aufwartet. Was ETHIVA<br />
also für alle Freunde von Rockmusik der progressiven<br />
oder psychedelischen Ausrichtung<br />
interessant macht, noch dazu, wenn man auf<br />
mächtig druckvollen Analog-Klang steht.<br />
(Clostridium, 2014, 6 Tracks) us<br />
WALTER TROUT<br />
LIVE: NO MORE FISH JOKES –<br />
25TH ANNIVERSARY EDITION<br />
Nachdem<br />
Walter<br />
Trout zu Beginn<br />
seiner Laufbahn zunächst<br />
bei John Lee<br />
Hooker, Canned Heat<br />
und dann bei John<br />
Mayall’s Bluesbreakers<br />
war, startete t t der amerikanische Sänger<br />
und Gitarrist 1989 seine Solokarriere. Zur<br />
Feier dieses 25-jährigen Jubiläums werden<br />
nun bis Ende 2014 zehn Alben seines Backkatalogs<br />
auf Vinyl veröffentlicht. Sie sind<br />
jeweils auf 2000 Exemplare limitiert und auf<br />
hochwertigem 180g-Vinyl gepresst, pro Seite<br />
sind nur maximal 20 Minuten Musik zu hören,<br />
um so die beste Klangqualität zu garantieren.<br />
Den Anfang macht jetzt – als aufklappbare<br />
Doppel-LP – das 1992er Live-Album<br />
NO MORE FISH JOKES, das Trout und seine<br />
Mitstreiter Jimmy Trap (b), Mongo (keys),<br />
Frank Cotinola (dr) und Bernie Pershey (dr)<br />
in beeindruckender Form zeigt. Den Großteil<br />
der Titel steuerte Trout selbst bei, nur der von<br />
Robert Johnson stammende Opener “Dust<br />
My Broom” sowie “Going Down” von Don<br />
Nix und Bob Dylans “Girl From <strong>The</strong> North<br />
Country” sind Fremdkompositionen.<br />
(Mascot/Rough Trade, 1992, 12 Tracks) us<br />
DEEP SPACE<br />
THROUGH THE HAZE<br />
Aus Austin kommen<br />
Deep Space, deren<br />
psychedelischer Rock<br />
auf den ersten Blick<br />
so gar nicht in die texanische<br />
Wüstenstadt<br />
passt. Doch wenn<br />
man das wunderschöne, weiß marmorierte<br />
180g-Vinyl dann das erste Mal aus der gefütterten<br />
Innentasche nimmt, auf den Plattenteller<br />
legt und den ersten Klängen des Trios<br />
aus Gitarre, Bass und Schlagzeug lauscht,<br />
dann ziehen vor dem inneren Auge mystisch<br />
kosmische Bilder herauf, die man sich ohne<br />
Weiteres in einer einsamen texanischen<br />
Wüstennacht vorstellen könnte, samt tiefer<br />
schwarzer Löcher und am Himmel explodierender<br />
Supernovas – hier geht es (stilistisch)<br />
von Spacemen 3 bis zu 13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs.<br />
Auch die Titel der (größtenteils) instrumentalen<br />
Tracks gehen in diese Richtung, Seite<br />
A liefert “Work” (5:04), “Vibrations” (11:15)<br />
und “Inner Light” (4:12), Seite B “Mo<strong>to</strong>rcycle”<br />
(15:30) sowie “Lady Heroine” (9:17).<br />
(Sulatron Records/Cargo, 2014,<br />
5 Tracks) tk<br />
Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
LAURENCE JONES<br />
TEMPTATION<br />
Unter der Produzentenschaft von Mike<br />
Zi<strong>to</strong> und auch mit Unterstützung von dessen<br />
Royal-Sou<strong>the</strong>rn-Bro<strong>the</strong>rhood-Kollegen<br />
Charlie Woo<strong>to</strong>n (b) und Yonrico Scott (dr)<br />
spielte der britische Youngster im fernen<br />
Louisiana die zwölf fast sämtlich aus eigener<br />
Feder stammenden Tracks seines<br />
Labeldebüts für Ruf Records ein, die sich<br />
im Spannungsfeld von Blues-Rockkrachern<br />
wie dem Opener ”Foolin’ Me” und deutlich<br />
traditioneller orientierten Zwölftaktern wie<br />
dem mit Gastauftritt von Jones’ erklärtem<br />
Men<strong>to</strong>r Walter Trout daherkommenden Titelstück<br />
bewegen. Dazu gibt es mit ”Whisper<br />
In <strong>The</strong> Wind” eine folkig angehauchte<br />
Akustikballade, und auch hierbei vermag<br />
der Anfangzwanziger nicht nur gitarristisch<br />
zu überzeugen, sondern kann zudem mit<br />
einer für sein Alter erstaunlich reifen Gesangsleistung<br />
aufwarten.<br />
(Ruf/inakustik, 2014, 12/52:02) ms<br />
ARETHA FRANKLIN<br />
THE QUEEN OF SOUL<br />
Nach mäßigen frühen<br />
Jahren bei Columbia<br />
Records<br />
wechselte<br />
Aretha<br />
Franklin 1967 in den<br />
Rennstall von Atlantic.<br />
Das auf schwarze<br />
Musik spezialisierte i Label, das die Sängerin<br />
sofort in das mit guten Musikern<br />
besetzte Fame-Studio in Muscle Shoals,<br />
Alabama, brachte, verstand es viel besser,<br />
ihre gospelige und groovige Seite hervorzukehren.<br />
Der Erfolg war durchschlagend:<br />
Gleich ihre ersten Singles erreichten Spitzenpositionen<br />
in den US-amerikanischen<br />
Billboard- und R&B-Charts, darunter “I<br />
Never Loved A Man (<strong>The</strong> Way I Love<br />
You)”, “Respect”, “Baby I Love You”,<br />
“(You Make Me Feel Like) A Natural Woman”,<br />
“Chain Of Fools”, “(Sweet Sweet<br />
Baby) Since You’ve Been Gone” und<br />
“Think”. Der Erfolg hielt in den kommenden<br />
Jahren an. Ihre ausgezeichneten Qualitäten<br />
als Sängerin – sie ist berühmt für ihre<br />
großen Intervallsprünge – brachten ihr die<br />
Ehrbezeichnung „Queen Of Soul” ein. Gegen<br />
Ende der 70er Jahre sank ihr Stern, bis<br />
sie 1982, dann bei Arista Records, wieder<br />
ein kleines Comeback feierte. Das 4-CD-<br />
Set THE QUEEN OF SOUL präsentiert<br />
Franklins erfolgreichste Karrierephase<br />
von 1967 bis 1976 bei Atlantic. Nachhören<br />
kann man dabei, dass sie stets viel mehr als<br />
eine Soulsängerin war, überzeugend interpretierte<br />
sie auch Blues, Jazz und Gospel;<br />
im Laufe der Jahre etablierte sie sich als<br />
Au<strong>to</strong>rin eigener Stücke (“Rock Steady”,<br />
“Day Dreaming” u.a.) und war stets eine<br />
Kämpferin für die Gleichberechtigung,<br />
wenn sie als Frau etwa “R-E-S-P-E-C-T”<br />
einforderte. Das Set greift mit seinen 87<br />
chronologisch angeordneten Songs (der<br />
Schwerpunkt liegt auf den späten Sixties<br />
und frühen Seventies) die Höhepunkte ihrer<br />
Atlantic-Jahre heraus und ersetzt locker<br />
jede bisherige Best-Of-Compilation. Wer<br />
es lückenlos will, muss freilich zu den Originalalben<br />
greifen.<br />
(Atlantic/Warner, 2014,<br />
25/77:39, 25/78:59, 19/76:32,<br />
18/79:03) frs<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
BAD TEMPER JOE<br />
SOMETIMES A SINNER<br />
Nein, sein Alter von gerade mal 21 Jahren<br />
hört man Bad Temper Joe nicht an, seine<br />
Heimat Bielefeld schon gar nicht. Mit rauer,<br />
einprägsamer Stimme, mit gefühlvoller<br />
Slidegitarre und verzerrter Blues-Mundharmonika<br />
traut man dem Musiker ohne<br />
weiteres wesentlich mehr Jahre auf dem<br />
Buckel zu und würde ihm dazu noch einen<br />
Geburtsort irgendwo im Mississippidelta<br />
abnehmen. Als Markierungspunkte nennt<br />
er Namen wie Howlin’ Wolf, Lead Belly<br />
und Bob Dylan, und auch wenn ihm zu diesen<br />
Ikonen (natürlich) noch einiges fehlt,<br />
so hat er von diesen Vorbildern vor allem<br />
eines gelernt: Es sind die Songs, die zählen!<br />
Und in diesem Sinne ist er auf dem richtigen<br />
Weg, hält die Arrangements einfach,<br />
reichen ihm über weite Strecken Stimme<br />
und Gitarre aus, um die Songs interessant<br />
zu halten. Eine Fähigkeit, die ihm vor allem<br />
auch auf der Bühne zugute kommen sollte.<br />
(Timezone, 2014, 12/62:31)<br />
us<br />
RON CARTEL<br />
DON’T MAKE THE MONKEY<br />
DRUNK<br />
Ron Cartel wuchs<br />
in New York auf,<br />
spielte seinen ersten<br />
Gig vor bald<br />
40 Jahren noch als<br />
Schüler mit dem<br />
legendären<br />
Jazzdrummer<br />
Gene Grupa, fühlte sich aber auch<br />
früh zum Blues hingezogen. Er zog 2001 in<br />
die Schweiz. Von dort aus will er nach einer<br />
kurzzeitigen Rückkehr in seine Heimat nun<br />
Europa mit DON’T MAKE THE MON-<br />
KEY DRUNK live erobern. Also mit meist<br />
getragenem Blues voller Soul, der sich eher<br />
dahinschleppt, ohne allerdings den Groove<br />
zu vergessen. Zwei Dutzend Musiker haben<br />
Instrumentalbeiträge geliefert, aus deren<br />
Reihen die Gitarristen Patrick Geeser<br />
(slide!) und Duncan James herausstechen.<br />
Aber auch die Bläser liefern warme Kolorierung<br />
der schwerblütigen Songs, die zudem<br />
New-Orleans-Spirit atmen. Übrigens:<br />
Auch in Akustikinstrumentierung kommt<br />
Cartel mit seinen Songs intensiv rüber.<br />
(Blues Boulevard/H’Art, 2014,<br />
15/69:47) pro<br />
THE FIRST CLASS BLUES<br />
BAND<br />
BRAND NEW<br />
In den Neunzigern konnte die deutschamerikanische<br />
First Class Blues Band<br />
bereits zwei beachtliche Alben veröffentlichen,<br />
konzentrierte sich dann aber weitgehend<br />
auf Konzertaktivitäten. Nun liegt mit<br />
BRAND NEW eine Scheibe vor, die der<br />
Karriere des Quintetts sicher einen neuen<br />
Schub geben wird. Christian Rannenberg<br />
(p, org,), Jan Hirte (g), Thomas Feldmann<br />
(sax), Kevin DuVernay (b) und Tommie<br />
Harris (dr) – den Gesang teilen sie brüderlich<br />
auf alle fünf auf – versuchen gar nicht<br />
erst, „noch nie” gehörte Varianten des Blues<br />
und Rhythm & Blues zu konstruieren, sondern<br />
beschränken sich weise auf das, was<br />
sie am besten können: frische Detailideen<br />
in bekannte(re) Songs wie “Lipstick Traces”<br />
(Naomi Neville), “Lady Luck” (Lloyd<br />
Price), “Help Yourself” (Jimmy Reed) oder<br />
Clif<strong>to</strong>n Cheniers “Zydeco Boogaloo” einzuschleusen<br />
– oder mit geglückten Eigenwerken<br />
wie “Gasoline Walk” und “Slidin’<br />
<strong>The</strong> Boogie” das Spektrum zu erweitern.<br />
Die musikalische Reise geht dabei vom<br />
Slow Blues über kernigen Detroiter R&B<br />
bis zum Swamp-Groove und lebenslustigen<br />
Klängen aus New Orleans.<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />
12/49:17) hjg<br />
ALBERT CASTIGLIA<br />
SOLID GROUND<br />
Den<br />
gebürtigen<br />
New Yorker mit<br />
dem diesjährigen<br />
„Blues<br />
Caravan”<br />
auf Tour zu schicken,<br />
war ausweislich<br />
dieses<br />
Labeldebüts büt eine bestens nachvollziehbare<br />
Entscheidung, weiß Castiglia hier doch<br />
nicht nur als Gitarrist und Sänger, sondern<br />
auch als Songschreiber zu punkten, auf<br />
dessen Kon<strong>to</strong> die Hälfte der insgesamt 14<br />
Tracks geht. Bei aller Verhaftung im Blues<br />
zeigt er sich dabei offen für Einflüsse aus<br />
anderen Genres, so etwa bei der mit Latin-<br />
Grooves unterlegten Eigenkomposition<br />
”Little Havana Blues”. Für einen weiteren<br />
Titel aus eigener Feder lud Castiglia zudem<br />
die kalifornische Blues-Lady Debbie Davies<br />
ein, und mit ”Sway” findet sich auch<br />
eine S<strong>to</strong>nes-Nummer unter den sieben Covers<br />
dieser abwechlungsreichen Produktion,<br />
die erfreulicherweise ohne jegliches ach<br />
so hippe Flitzefinger-Gehabe auskommt.<br />
(Ruf/inakustik, 2014, 14/66:01) ms<br />
THE BREW<br />
CONTROL<br />
Kurz, knackig wie einst zu LP-Zeiten<br />
kommt das britische Blues-Rocktrio <strong>The</strong><br />
Brew (inzwischen wieder ohne den Namenszusatz<br />
UK) auf CONTROL daher. Die<br />
Rock-Komponente (Led Zep und <strong>The</strong> Who<br />
lassen grüßen!) ist noch ausgeprägter, Gitarrist<br />
Jason Barwick bearbeitet die Saiten<br />
gleichermaßen schroff-derb bei Kraftnummern<br />
wie feinfühlig, wenn es um sensible,<br />
melodische Passagen geht. Mit Drummer<br />
Kurtis Smith und dessen Vater Tim am Bass<br />
lotet Barwick die eigentlich ausgelutschte<br />
Blues-Rockecke herzerfrischend und<br />
durchaus originell neu aus. Explodierende<br />
Dynamik, schier überbordende Spielfreude,<br />
kraftvolle Riffs und ruhigere, fast atmosphärische<br />
Phasen zum Luftholen bieten<br />
einen gelungenen Brückenschlag zwischen<br />
den Spät-60ern/Früh-70ern und der Gegenwart.<br />
<strong>The</strong> Brew halten mit CONTROL, was<br />
sie in den letzten Jahren versprochen haben.<br />
(Jazzhaus/inakustik, 2014, 10/31:09) pro<br />
TOMMY CASTRO &<br />
THE PAINKILLERS<br />
THE DEVIL YOU KNOW<br />
Mit seiner neuformierten, zum Trio abgespeckten<br />
Begleitband <strong>The</strong> Painkillers sowie<br />
diversen Gästen wie Marcia Ball, Tab<br />
Benoit, Joe Bonamassa oder den Holmes<br />
Bro<strong>the</strong>rs spielte der kalifornische Gitarrist<br />
und Sänger für sein aktuelles Studio-Album<br />
neun Eigenkompositionen plus vier Covers<br />
ein, darunter Ex-Savoy-Brown-Sänger<br />
Chris Youldens ”I’m Tired” und J.B. Lenoirs<br />
”<strong>The</strong> Whale Have Swallowed Me”.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49
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CD<br />
Stilistisch setzt der Endfünfziger dabei auf<br />
seinen bewährten Mix aus Blues-, R&Bund<br />
Rockelementen, lässt es bei diesem<br />
musikalischen „Parforceritt” (Labelinfo)<br />
allerdings – wie etwa gleich beim Titelsong<br />
und Opener – mitunter soundmäßig auch<br />
etwas heftiger angehen als noch beim von<br />
der Blues Foundation 2010 zum „Contemporary<br />
Blues Album Of <strong>The</strong> Year” gekürten<br />
Vorgänger HARD BELIEVER.<br />
(Alliga<strong>to</strong>r/inakustik, 2014, 13/52:10) ms<br />
JOHNNY WINTER<br />
TRUE TO THE BLUES: THE<br />
JOHNNY WINTER STORY<br />
Passend zum 70. Geburtstag<br />
des Texas-<br />
Blues-Rockers gibt es<br />
Johnny Winters musikalische<br />
Lebensgeschichte<br />
auf vier CDs – Label<br />
übergreifend und die<br />
Jahre zwischen 1968<br />
und 2011 abdeckend.<br />
Natürlich bleiben bei 55<br />
Songs von 27 Alben riesige Lücken, doch<br />
Winters Klassiker (auch mit seiner Band<br />
sowie mit Rick Derringer und Bruder Edgar)<br />
sind ebenso vertreten wie Woods<strong>to</strong>ckund<br />
Fillmore-East-Recordings, Duette<br />
(Muddy Waters) und frühe Aufnahmen,<br />
die klarmachen, dass da ein begnadeter<br />
Gitarrist und Bluesliebhaber heranwuchs<br />
und nicht marketingmäßig zu früh hochgejubelt<br />
wurde. Es gibt einige unveröffentlichte<br />
Nummern, vor allem vom zweiten<br />
Atlanta Pop Festival – wie überhaupt<br />
die Livemitschnitte die Highlights dieser<br />
Box liefern. Ganz abgesehen vom beeindruckenden,<br />
überaus kompetenten Booklet!<br />
Schön ist auch die Tatsache, dass die<br />
Geschichte bis zu seinem letzten Studiowerk<br />
ROOTS und den vielen Gästen Winters<br />
darauf erzählt wird – schließlich hat<br />
er schon immer gerne mit Kollegen musiziert<br />
–, man lausche nur mal dem zehnminütigen<br />
“It’s My Own Fault” von 1968 mit<br />
Mike Bloomfield und Al Kooper. Da wird<br />
klar, dass die Bühne schon immer Winters<br />
Zuhause war und ist.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 4 CDs)<br />
pro<br />
PETER GREEN SPLINTER<br />
GROUP<br />
TIME TRADERS / REACHING<br />
THE COLD 100<br />
Wie schnell die Zeit vergeht, das zeigen<br />
diese beiden Alben der Peter Green Splinter<br />
Group, die man guten Gewissens noch als<br />
relativ neu bezeichnen kann, die aber auch<br />
schon wieder mehr als zehn Jahre auf dem<br />
Buckel haben. 2001 erschien TIME TRA-<br />
DERS, bei dem sich Peter Green (voc, g),<br />
Nigel Watson (voc, g), Roger Cot<strong>to</strong>n (keys),<br />
Pete Stroud (b) und Larry Tolfree (dr) voll<br />
auf eigenes Material konzentrierten, was ihren<br />
Blues-Rock damals mit einem modernzeitgemäßen<br />
Touch auszeichnete. Ein Konzept,<br />
das aufging und das sie für das zwei<br />
Jahre später veröffentlichte REA CHING<br />
THE COLD 100 unverändert beibehielten.<br />
Jetzt gibt es diese beiden Alben erstmals zusammen<br />
in einer Verpackung, eine Disc pro<br />
Album, dazu ein Wende-Booklet mit allen<br />
Texten und Produktionsinfos.<br />
(Eagle/edel, 2001/2003, 13/64:36,<br />
13/58:32) tk<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
RICHARD BARGEL &<br />
DEAD SLOW STAMPEDE<br />
IT’S CRAP<br />
Im Titelstück “It’s Crap” besingt Richard<br />
Bargel die Schattenseiten der heutigen<br />
Konsumgesellschaft und deutet musikalisch<br />
gleich zu Beginn an, wo er sich<br />
mit seiner neuen Begleitband Dead Slow<br />
Stampede hinbewegt: Er startet mit seiner<br />
Dobro, ehe Co-Gitarrist Roger Schaffrath<br />
elektrische Kontraste setzt. Meist ist<br />
das Quartett getragen unterwegs (“Slow<br />
Moving Woman” ist eine Ode an die<br />
Entschleunigung), kann aber durchaus<br />
auch das Gaspedal betätigen. Und einige<br />
renommierte Gäste wie Charlie Musselwhite<br />
(harp), Freddy Koella (g, Mandoline;<br />
Dylan, Willy DeVille) oder Noel Stevens<br />
(Hammond) sorgen für zusätzliche<br />
Sahnehäubchen. Zwischen bitterbösezynisch,<br />
melancholisch und augenzwinkernd<br />
variieren Bargel & Co. und überzeugen<br />
auf CD ebenso wie live. Bargels<br />
früheren Mitstreiter Klaus „Major” Heuser,<br />
der eigene Wege geht, vermisst man<br />
keineswegs.<br />
(Meyer/Rough Trade, 2014, 12/50:26) pro<br />
OTIS REDDING<br />
THE KING OF SOUL<br />
Parallel zum Tribut<br />
an Aretha Franklin<br />
(siehe Seite 49) anlässlich<br />
des in den<br />
Vereinigten Staaten<br />
für Februar 2014<br />
ausgerufenen Black<br />
His<strong>to</strong>ry Month ehrt tdas Rhino-Label auch<br />
Otis Redding, der, obgleich er mit nur 26<br />
Jahren verunglückte, doch als einer der<br />
einflussreichsten Soulsänger gilt. Das<br />
ist sehr schön an dieser preisgünstigen<br />
Zusammenstellung aus 92 Songs nachzuvollziehen.<br />
Für Komplettisten ist sie<br />
allerdings nicht zu empfehlen, zumal die<br />
beigelegten Informationen spärlich ausfallen.<br />
Wer aber eine in der Songauswahl<br />
intelligent zusammengestellte Werkschau<br />
mit allen Hits (“Try A Little Tenderness”,<br />
“Fa-Fa-Fa-Fa-Fa [Sad Song]”, “My Girl”,<br />
“[Sittin’ On] <strong>The</strong> Dock Of <strong>The</strong> Bay”),<br />
weiteren Albumstücken, Live-Aufnahmen<br />
und Cover-Versionen sucht, wird mit<br />
THE KING OF SOUL reich beschenkt.<br />
(Rhino/Warner, 2014, 23/63:44,<br />
22/73:54, 22/64:46, 25/74:35) an<br />
ROSCO LEVEE &<br />
THE SOUTHERN SLIDE<br />
GET IT WHILE YOU CAN<br />
Schon nach den ersten Klängen von GET<br />
IT WHILE YOU CAN hört der Fachmann,<br />
dass diese Musik nur aus dem<br />
tiefsten Süden der USA stammen kann.<br />
So einfach kann man sich täuschen: Rosco<br />
Levee & <strong>The</strong> Sou<strong>the</strong>rn Slide, seine<br />
vierköpfige Begleitband, sind waschechte<br />
Briten. Was einen auf den Irrweg bringt,<br />
ist die Art, wie sie ihre Songs darbieten.<br />
Slide-getriebener Blues-Rock, oft<br />
Hammond-befeuert, fast durchgängig mit<br />
Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Drive, zumindest phasenweise<br />
nehmen sie auch mal das Tempo<br />
raus, lassen durch ein Banjo Country-<br />
Feeling aufkommen, geht es angetrieben<br />
durch Voodoo-Schlagwerk in Richtung<br />
New-Orleans-Swamp-Rock, schlagen sie<br />
immer wieder den einen oder anderen<br />
musikalischen Haken. Und diese Vielfalt<br />
ist unter dem Strich dann auch das große<br />
Plus dieses Albums. Klasse Melodien und<br />
starke Arrangements sorgen für kraftvollen<br />
Deep-South-Blues-Rock – auch<br />
wenn der aus dem UK stammt ...<br />
(Red Train Records/Cadiz Distribution,<br />
2014, 11/42:58) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SWEET SOUL MUSIC<br />
1971–1975<br />
Mit diesen fünf f<br />
Einzel-CDs<br />
ver-<br />
v o l l s t ä n d i g t<br />
Bear Family seine<br />
„Sweet Soul<br />
<strong>Music</strong>”-Reihe, mit<br />
der die Geschichte<br />
von R&B, Soul und Funk über 30 Jahre,<br />
von 1945 bis 1975, dokumentiert wird.<br />
Zweifellos bieten die abschließenden fünf<br />
Ausgaben der Reihe die größte Hitdichte,<br />
war doch die Zeit zu Beginn der 70er<br />
Jahre die wohl fruchtbarste dieses Genres.<br />
Mit “Proud Mary” von Ike & Tina Turner<br />
startet das Jahr 1971, führt über Dee Dee<br />
Warwicks “Suspicious Minds” und “Respect<br />
Yourself” der Staple Singers bis zu<br />
Al Greens “Let’s Stay Toge<strong>the</strong>r”. 1972<br />
steht dem mit “I Gotcha” von Joe Tex,<br />
“Back Stabbers” der O’Jays und “Use<br />
Me” von Bill Wi<strong>the</strong>rs kaum nach. Mit dem<br />
minimalistischen “Why Can’t We Live<br />
Toge<strong>the</strong>r” von Timmy Thomas beginnt die<br />
Rückschau auf das Jahr 1973, wo es auch<br />
noch die Pointer Sis ters mit “Yes We Can<br />
Can”, Marvin Gaye mit “Let’s Get It On”<br />
und Harold Melvin & <strong>The</strong> Blue Notes mit<br />
“<strong>The</strong> Love I Lost, Part 1” zu hören gibt.<br />
Mit Earth, Wind & Fires “Mighty Mighty”<br />
wird das Jahr 1974 eingeläutet, wo sich<br />
noch George McCraes All-Time-Klassiker<br />
“Rock Your Baby”, Kool & <strong>The</strong> Gang mit<br />
“Hollywood Swinging” und Candie Sta<strong>to</strong>n<br />
mit “As Long As He Takes Care Of Home”<br />
tummeln. Zuguterletzt vertreten dann<br />
“Lady Marmalade” von Labelle, “<strong>The</strong><br />
Hustle” von Van McCoy sowie “Sweet<br />
Thing” von Rufus featuring Chaka Khan<br />
das Jahr 1975. Wie vom Rest der Serie gewohnt<br />
ist auch hier jede der prall gefüllten<br />
CDs mit einem dicken, rund 70-seitigen<br />
Booklet ausgestattet, in dem der amerikanische<br />
Soulspezialist Bill Dahl jeden Song<br />
und jeden Künstler ausführlich vorstellt.<br />
Auch hier gilt sinngemäß das Gleiche,<br />
was an dieser Stelle unlängst über die<br />
Bear-Family-Country-Serie „Dim Lights,<br />
Thick Smoke And Hillbilly <strong>Music</strong>” gesagt<br />
wurde: Besser geht’s nicht!<br />
(Bear Family, 2014, 5 CDs)<br />
us<br />
Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />
HHS<br />
Retrosound, der quicklebendig und alles<br />
andere als angestaubt klingt. Der bluesiger<br />
angelegt ist als bei Ten Years After.<br />
Der traditionsbewusst ist, zugleich keineswegs<br />
altbacken und zudem die Spielfreude<br />
der drei Protagonisten rüberbringt.<br />
Die Rede ist von den zehn Songs, die<br />
Sänger/Gitarrist Joe Gooch und Bassist<br />
Leo Lyons mit ihrem Drummer Damon<br />
Sawyer, also als Hundred Seventy Split,<br />
aufgenommen haben. Aus der Zweitband<br />
der beiden Erstgenannten ist inzwischen<br />
nach dem Abschied von TYA ihr Hauptact<br />
geworden – glücklicherweise, kann man<br />
nur sagen. Denn sie servieren erdigen,<br />
kraftvollen und inspirierten Blues-Rock,<br />
den sie zwischendurch mit einer Hammond<br />
garnieren und der förmlich dazu<br />
auffordert, baldmöglichst in ein HSS-<br />
Konzert zu gehen. Es swingt, schleicht<br />
balladesk, rockt in britischer Manier –<br />
und Gooch spielt eine feine Gitarre!<br />
(Corner House/H’Art, 2014, 10/55:52) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LIVE IN REITWEIN –<br />
DAS 100. KONZERT<br />
Reitwein ist ein<br />
kleines brandenburgisches<br />
Kaff<br />
mit nicht einmal<br />
500 Einwohnern<br />
an der polnischen<br />
Grenze, es gehört<br />
zum idyllischen und <strong>to</strong>uristisch gut<br />
frequentierten Oderbruch. Seit 1994 ist<br />
Reitwein aber auch Hochburg der deutschen<br />
Bluesszene. Zwei Bluesfreaks veranstalten<br />
im Saal des Landgasthofes Zum<br />
Heiratsmarkt regelmäßig ausverkaufte<br />
Blues-Rockkonzerte, oft mit internationaler<br />
Beteiligung (z.B. Joe Bonamassa,<br />
Canned Heat, Ten Years After). Im letzten<br />
Mai ging die 100. Auflage über die<br />
Bühne. Sie wurde zum Gipfeltreffen der<br />
ostdeutschen Bluesszene, das fantastische<br />
Konzert liegt jetzt als Doppel-CD vor.<br />
Wirklich alle Größen des Ost-Blues ließen<br />
es sich nicht nehmen, dabei zu sein,<br />
darunter Engerling, Freygang, Jonathan,<br />
Peter Schmidt von East Blues Experience<br />
und Jürgen Kerth. In vielen bisher einmaligen<br />
Kollaborationen spielen sie eigene<br />
Hits, aber auch Klassiker von den S<strong>to</strong>nes,<br />
Jimi Hendrix und Peter Gabriel.<br />
(Buschfunk, 2014, 12/51:45 +<br />
13/74:29) che<br />
FLORIAN HOFER<br />
REACHING<br />
Ein Blick ins Booklet sorgt hier für Klarheit,<br />
denn wenn man sich fragt, warum die<br />
Musik von Florian Hofer so verdammt nach<br />
Lenny Kravitz klingt – mit Henry Hirsch<br />
arbeiten beide mit demselben New Yorker<br />
Produzenten zusammen. Natürlich ist<br />
der Sound nur die halbe Miete, ohne gute<br />
Songs und instrumentales Können helfen<br />
auch die besten Rahmenbedingungen nicht<br />
viel. Was Gesangs- und instrumentales Talent<br />
des Gitarristen aus Frankfurt angeht,<br />
ist er über jeden Zweifel erhaben und zeigt<br />
dies auf REACHING vor allem durch abwechslungsreiche<br />
Arrangements. Beim<br />
<strong>The</strong>ma Songwriting wechseln sich Licht<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
und Schatten allerdings ab, neben einigen<br />
richtig starken (Blues-)Rocknummern gibt<br />
es auch Titel, die einfach zu beliebig vor<br />
sich hinplätschern, da bleibt auf Dauer<br />
(noch) zu wenig in den Gehörgängen hängen<br />
...<br />
(Gravi<strong>to</strong>n/Rough Trade, 2014, 12/41:35) tk<br />
ROBIN McKELLE &<br />
THE FLYTONES<br />
HEART OF MEMPHIS<br />
Die Sängerin Robin<br />
McKelle geht<br />
unbeirrt ihren persönlichen<br />
Soulweg<br />
weiter. Baute sie<br />
ihre anspruchsvollen<br />
Seelengesänge<br />
auf<br />
ihrem 2012er Album SOUL FLOWER<br />
noch auf einer Tamla-Mo<strong>to</strong>wn-Basis auf,<br />
so ist sie diesmal südlicher, in Memphis<br />
angekommen. Ohne indes den dortigen<br />
Riesenkatalog zu plündern! Elf der 13<br />
Songs auf HEART OF MEMPHIS stammen<br />
aus ihrer Feder, und es sind Prachtexemplare<br />
wie “Like A River”, “Good<br />
And Plenty”, “Down With <strong>The</strong> Ship” und<br />
der Titelsong darunter. Von den beiden<br />
Cover-Versionen ist “Please Don’t Let Me<br />
Be Misunders<strong>to</strong>od” die bessere. Insgesamt<br />
gilt weiterhin: Robin McKelle bringt<br />
Eleganz und Krallen, das Bekenntnis zu<br />
klassischen Vorbildern und die Erkundung<br />
eigener Fähigkeiten und vor allem das<br />
Ausloten ihrer stimmlichen Möglichkeiten<br />
zwischen kerniger Unverfälsch<strong>the</strong>it und<br />
fingerschnippender Lässigkeit unter einen<br />
Hut. Neue Klänge ergeben sich dabei ganz<br />
von selbst, ohne dass Revolten angezettelt<br />
werden. Keine Frage, Robin McKelle ist<br />
auf dem besten Weg, eine der komplettesten<br />
Souldiseusen unserer Tage zu werden.<br />
(Okeh/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />
13/49:33) hjg<br />
KAI STRAUSS<br />
ELECTRIC BLUES<br />
Ob Kai Strauss sich an dem Sprichwort orientiert<br />
hat, dass gut Ding Weile haben will,<br />
ist nicht bekannt. Jedenfalls entstanden die<br />
Aufnahmen zu diesem Album über einen<br />
Zeitraum von zehn Jahren, und herausgekommen<br />
ist dabei eine exzellente Bluesscheibe,<br />
auf der der Ex-Bandleader von<br />
Memo Gonzalez nicht nur wie gewohnt als<br />
Gitarrist, sondern bei vier Tracks auch als<br />
Sänger bella figura macht. Unterstützung<br />
erfuhr Strauss bei den Aufnahmen von<br />
diversen Kollegen aus der Osnabrücker<br />
Bluesszene sowie von internationalen Gästen,<br />
darunter Harper/Sänger Sugar Ray<br />
Norcia und Honker Sax Gordon Beadle,<br />
und für die Tracklist griff er neben fünf<br />
eigenen Titeln auf unbekannteres Material<br />
von Genre-Größen wie Jimmy Rogers oder<br />
B.B. King zurück. Für Fans traditioneller<br />
blauer Töne ein definitiver Ohrenschmaus.<br />
(CRS/inakustik, 2014, 14/56:42) ms<br />
MICK RALPHS BLUES<br />
BAND<br />
SHOULD KNOW BETTER<br />
„Live At <strong>Music</strong>ian” in Leicestershire (CD-<br />
Untertitel) schnitt Mick Ralphs einen Gig<br />
seiner Blues Band mit und verkauft ihn<br />
seit Ende vergangenen Jahres bei seinen<br />
Shows, demnächst auch in Deutschland. Zu<br />
hören sind Blues-Rocksongs, die Ralphs,<br />
Son Maxwell (voc, harp) und Co-Gitarrist<br />
Jim Maving verfasst und mit einigen Klassikern<br />
von Willie Dixon, Albert King/Booker<br />
T. Jones und anderen ergänzt haben. Es<br />
ist ein Schnellschuss einer Band, die noch<br />
in der Entwicklung begriffen ist und am eigenen<br />
Profil feilt. Das Spiel des Bad-Company-<br />
und Mott-<strong>The</strong>-Hoople-Gitarristen ist<br />
unverkennbar, Maxwell hat eine markante<br />
Stimme, aber noch fehlt das gewisse Etwas,<br />
das sie aus der Masse vergleichbarer Bands<br />
heraushebt. Vielleicht sollte es neben dem<br />
Rock noch mehr in die funky-soulige Richtung<br />
wie bei “Shame Shame Shame” gehen.<br />
(Unruly, www.mickralphsband.co.uk,<br />
2013, 7/345:20) pro<br />
BETH HART & JOE<br />
BONAMASSA<br />
LIVE IN AMSTERDAM<br />
Von Anfang an war<br />
ihre<br />
Zusammenarbeit<br />
von Erfolg gekrönt,<br />
schon schnell<br />
nach ihrem ersten<br />
gemeinsamen Album<br />
erschien im Frühjahr<br />
letzten t Jahres mit SEESAW ihr zweites<br />
Werk. Fast logisch, dass die Kooperation<br />
aus Beth Harts kraftvoller Soulstimme und<br />
Joe Bonamassas gefühlvoller Bluesgitarre<br />
auch live überzeugen würde. Noch dazu,<br />
wenn die beiden (samt ihrer Begleitband<br />
mit Top-Leuten wie An<strong>to</strong>n Fig, Carmine<br />
Rojas und Arlan Schierbaum) sich zusätzlich<br />
zu eigenen Titeln im großen Kanon der<br />
Blues-, Soul- und R&B-Künstler bedienen<br />
und Vorlagen von Ray Charles, Aretha<br />
Franklin, Etta James, Nina Simone, Donnie<br />
Hathaway, Buddy Miles und Lucinda<br />
Williams aussuchen. Und während sie auf<br />
ihren beiden Studiowerken ihre Verehrung<br />
für die Originale noch ganz gut im Zaum<br />
halten konnten, lassen sie live hier jede Zurückhaltung<br />
fallen, machen die knapp zwei<br />
Stunden LIVE IN AMSTERDAM zu einem<br />
beherzten Ritt durch fünf Dekaden Rockgeschichte.<br />
Auch als Doppel-DVD inklusive<br />
zwei Stunden Bonus-Material erhältlich.<br />
(Mascot/Rough Trade, 2014,<br />
12/55:32, 9/52:32) tk<br />
THE ROBERT CRAY BAND<br />
IN MY SOUL<br />
Längst zählt Robert Cray zu den Bluesveteranen,<br />
IN MY SOUL ist sein 17. Studio-<br />
Album – und zieht erneut in seinen Bann.<br />
Manche Kritiker werfen Cray „Glätte” vor,<br />
doch einfühlsame Eleganz im Gitarrenspiel<br />
(und Gesang) trifft es besser. Crays Sound ist<br />
unverkennbar, doch er liefert keine Selbstplagiate.<br />
Er vermengt wieder gekonnt Blues<br />
mit Soul, lässt sich dabei schon mal von delikat<br />
in<strong>to</strong>nierenden Bläsern (im Hintergrund)<br />
begleiten wie auf der schmalzfreien Schmusenummer<br />
“Your Good Thing’s About To<br />
Come To An End”, nachdem er zuvor mit<br />
dem Upbeat-Roller “You Move Me” eröffnet<br />
hat. Das Instrumental “Hip Tight Onions”<br />
ist eine Verbeugung vor Booker T, und mit<br />
dem Titelsong “Deep In My Soul” covert er<br />
inbrünstig Bobby Bland. Doch Cray beweist<br />
mehrfach, dass er nicht nur sanft kann, sondern<br />
auch Kanten zu schätzen weiß.<br />
(Provogue/Rough Trade, 2014,<br />
11/48:58) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51
CD REVIEWS Country & Folk<br />
BAP KENNEDY<br />
LET’S START AGAIN<br />
Mit Nor<strong>the</strong>rn-Soul-getränktem R&B gehörten<br />
Energy Orchard in den 80er Jahren<br />
zu den erfolgreichsten nordirischen Bands.<br />
Seit Ende der 90er veröffentlicht deren<br />
Frontmann Bap Kennedy regelmäßig auch<br />
eigene Werke, erhielt dabei immer wieder<br />
Unterstützung von namhaften Kollegen,<br />
wie beim 1998er Debüt von Steve Earle<br />
oder bei seinem letzten (2012er) Werk von<br />
Mark Knopfler. Für LET’S START AGAIN<br />
hat er nun ganz bewusst auf prominente Begleitung<br />
verzichtet, ist für die Aufnahmen<br />
zurück in seine Heimat gegangen, wo er auf<br />
eine Handvoll nordirischer Musiker (darunter<br />
auch seine Frau Brenda) zurückgriff.<br />
Eine Rückbesinnung, die dem Gesamteindruck<br />
guttut, denn hier stehen nur selten<br />
virtuose Einzelleistungen im Vordergrund,<br />
alle zusammen lassen Kennedys Folksongs<br />
(überraschend oft) als lässig dezenten Americana<br />
erklingen.<br />
(Proper/Rough Trade, 2014,<br />
11/36:55) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SONGS OF TOWNES VAN<br />
ZANDT VOL. II<br />
B e m e r k e n s w e r t ,<br />
dass der große, viel<br />
zu früh vers<strong>to</strong>rbene<br />
Singer/Songwriter<br />
und Country-Outlaw<br />
Townes van Zandt<br />
(1944–1997) ausgerechnet<br />
t unter t Hard-Rock- und Heavy-Metaljüngern<br />
so viele Anhänger findet. Seine<br />
düsteren Cowboysongs kommen wohl auch<br />
unter Kuttenträgern ganz gut an. Hatten bereits<br />
vor gut zwei Jahren die beiden Neurosis-Mitglieder<br />
Scott Kelly und Steve von<br />
Till sowie Wino, Sänger von Saint Vitus,<br />
mit SONGS OF TOWNES VAN ZANDT<br />
(siehe <strong>GoodTimes</strong> 4/2012) einen schönen<br />
Tribute-Sampler vorgelegt, folgen nun<br />
John Baizley, Nate Hall und Mike Scheidt,<br />
Sänger und Gitarristen der Bands Baroness,<br />
U.S. Christmas und Yob. Die Fortsetzung<br />
VOL. II knüpft nahtlos an Teil eins an.<br />
Wieder interpretieren Metalmusiker mit<br />
rauen, gebrochenen Stimmen weitgehend<br />
solo und zur Westernklampfe je drei Songs<br />
von Van Zandt, der am 7. März dieses Jahres<br />
seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte. Mit<br />
Nähe, Gefühl und Au<strong>the</strong>ntizität. Doch geraten<br />
durch die Reduktion auch einige ihrer<br />
Interpretationen langweilig und mono<strong>to</strong>n.<br />
Vor allem John Baizley, der es gar nicht erst<br />
völlig alleine probiert, sondern im Verein<br />
mit Gesangspartnerin Katie Jones, weiß zu<br />
beeindrucken.<br />
(My Proud Mountain/Cargo, 2014,<br />
9/32:12) frs<br />
LINDA THOMPSON<br />
WON‘T BE LONG NOW<br />
Linda Thompson, die große ältere Dame<br />
des britischen Folk, hat nur relativ wenige<br />
Platten eingespielt, aber die enthalten allesamt<br />
so gut wie keinen schwachen Track.<br />
Da macht auch WON’T BE LONG NOW,<br />
entstanden nach sechs Jahren Pause, keine<br />
Ausnahme. Die Frau singt mit sagenhaft<br />
einfühlsamer Stimme die herrlichsten Balladen<br />
englischer bzw. irisch-schottischer<br />
Ausprägung. Dabei blendet sie Rockele-<br />
mente weitgehend aus, konzentriert sich<br />
lieber auf die nachhaltige Wirkung der delikaten<br />
akustischen Instrumentierung, auf<br />
zart gezupfte Gitarren, Banjo, Mandoline,<br />
Geige, Cello, Orgel und Akkordeon. Am intensivsten<br />
klingt Linda Thompson, wenn ihr<br />
nur eine akustische Gitarre zur Seite steht,<br />
gespielt von ihrem Ex Richard, ihrem Sohn<br />
Teddy oder John Doyle. Überhaupt lässt<br />
die lange Liste der Mitwirkenden Folkfan-<br />
Herzen höherschlagen: Amy Helm, David<br />
Mansfield, Dave Swarbrick, Martin<br />
& Eliza Carthy, Susan McKeown, John<br />
Kirkpatrick, Gerry Conway, Tony Trischka,<br />
Kari Thompson ... Genauso erlesen ist<br />
das Songmaterial, (co-)komponiert von der<br />
Meisterin selbst und von Teddy Thompson,<br />
Anna McGarrigle und Ron Sexsmith. Beste<br />
Tracks: “Love’s For Babies And Fools”, “If<br />
I Were A Bluebird”, “As Fast As My Feet”<br />
und “Never <strong>The</strong> Bride”.<br />
(Pettifer Sound/Import, 2013,<br />
11/41:40) hjg<br />
schnellen Geldes und blieb lieber unabhängig.<br />
So entstand auch ihr Ende Februar<br />
veröffentlichtes Album HOW I LEARNED<br />
TO SEE IN THE DARK fast komplett in<br />
Eigenregie, herrlich von ihrer langjährigen<br />
Freundin und Co-Produzentin Merill Garbus<br />
(tUnE-yArDs) in Szene gesetzt. Kantig,<br />
schrullig und mit tiefreichenden Countrywurzeln<br />
geerdet, so werden aus schlichten<br />
Folksongs kleine Edelsteine voller Komplexität<br />
und musikalischer Tiefe.<br />
(Haldern Pop/Rough Trade, 2014,<br />
12/50:15) us<br />
HANNES WADER<br />
WIEDER UNTERWEGS + ES IST<br />
AN DER ZEIT + DASS NICHTS<br />
BLEIBT WIE ES WAR + NICHT<br />
NUR ICH ALLEIN<br />
Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
DAVE GOODMAN<br />
NO REST FOR THE WICKED<br />
Der Bremer Akustikmeister Dave Goodman,<br />
gebürtiger Kanadier, legt hier sein<br />
bisheriges Meisterwerk vor. Er spielt fingerbrecherisch<br />
versiert akustische Gitarre,<br />
dazu Slide-, Resona<strong>to</strong>r- und Weissenborn-<br />
Gitarre, Banjo und Bass und wird adäquat<br />
von Oliver Spanuth (Drums & Perkussion)<br />
unterstützt. Das perfekte Duo vereint in<br />
weiträumigen Americana-Klanglandschaften<br />
keltische und jazzige Einflüsse, den<br />
unsterblichen Geist des Blues, nordamerikanische<br />
Erfahrungen und europäische<br />
Verwurzelungen zu einem faszinierendem<br />
„Roadbook”. Von unfassbarer Qualität<br />
sind Goodmans Versionen der Hendrix-<br />
Klassiker “Manic Depression”, “<strong>The</strong> Wind<br />
Cries Mary” und “Little Wing”, während<br />
die keltische Welt durch eine wundervolle<br />
Fassung der Uralt-Weise “Danny Boy” und<br />
“Si Beag Si Mhor” würdig vertreten wird.<br />
Die übrigen fünf Titel komponierte Goodman,<br />
und weil auch sie sehr geglückt sind,<br />
aber weniger spektakulär ausfielen, kommt<br />
ihnen die etwas undankbare Aufgabe zu, für<br />
die ruhigen Ausgleichsmomente auf einem<br />
rundum gelungenen Album zu sorgen.<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade, 2013,<br />
10/41:47) hjg<br />
SPAIN<br />
SARGENT PLACE<br />
Ebenso<br />
langsam<br />
und bedächtig,<br />
wie sie ihre Songs<br />
zelebriert, so entwickelt<br />
sich auch<br />
die Karriere der<br />
S<br />
l o w c o r e - B a n d<br />
Spain i aus Los Angeles. l Mitte der 90er von<br />
Josh Haden (Sohn des Jazzmusikers Charlie<br />
Haden) gegründet, gelangte sie durch<br />
ihr Debüt THE BLUE MOODS OF SPAIN<br />
sowie durch ausgiebiges Touren in Europa<br />
und den USA zu fast legendärem Ruf.<br />
Auf UNCHAINED griffen Johnny Cash<br />
und Rick Rubin mit “Spritual” auf einen<br />
Spain-Song zurück, Pat Me<strong>the</strong>ny und Charlie<br />
Haden coverten ihn auf BEYOND THE<br />
MISSOURI SKY. 2001 zogen sich Spain<br />
für eine ausgiebige Auszeit zurück, die Haden<br />
2007 zusammen mit seiner damaligen<br />
Liveband (Randy Kirk und Matt Mayhall)<br />
sowie dem Gitarristen Daniel Brummel<br />
beendete. Nach dem 2012er THE SOUL<br />
OF SPAIN und den im letzten Jahr veröffentlichten<br />
(und sehr zu empfehlenden!)<br />
THE MORNING BECOMES ELECTRIC<br />
SESSIONS ist nun Ende Februar mit SAR-<br />
GENT PLACE das nächste reguläre Album<br />
erschienen. Klasse dabei vor allem die<br />
starken Haden-Kompositionen, die sie gewohnt<br />
behutsam und mit s<strong>to</strong>ischer Gelassenheit<br />
in erhabene Slowcore-Kunstwerke<br />
verwandelt haben. Großartig!<br />
Zwischen 1979 und 2007 nahm Hannes<br />
Wader 17 Alben bei der unabhängigen<br />
Plattenfirma Pläne auf. Nach dem Aus des<br />
traditionsreichen Dortmunder Labels war<br />
für ein paar Jahre fast die Hälfte des Gesamtwerks<br />
des Liedermachers nicht mehr<br />
erhältlich. Nun veröffentlicht Mercury/<br />
Universal die Scheiben nach und nach<br />
in digital remasterten Versionen – schön<br />
in Klang und Aufmachung (Booklets mit<br />
Texten), allerdings ohne Bonus-Titel. Als<br />
nächstes erscheinen die drei Studiowerke<br />
WIEDER UNTERWEGS (1979), ES IST<br />
AN DER ZEIT (1980), NICHT NUR ICH<br />
ALLEIN (1983) sowie das Live-Album<br />
DASS NICHTS BLEIBT WIE ES WAR<br />
(1982). Die anbrechenden 80er Jahre waren<br />
keine leichte Zeit für die linke Liedermacherszene.<br />
Die musikalischen Moden<br />
drehten sich, die großen Visionen der 60er<br />
und 70er waren ausgeträumt. Allerdings<br />
fand Wader in der durch den Na<strong>to</strong>-Doppelbeschluss<br />
aufgerüttelten Friedensbewegung<br />
eine neue Heimat. In vielen Songs<br />
dieser Phase <strong>the</strong>matisierte er den Krieg<br />
(“Traum vom Frieden”, “Die Mine”, “Sag<br />
WILLIAM FITZSIMMONS<br />
LIONS<br />
So richtig verstehen<br />
kann man die<br />
Musik von William<br />
Fitzsimmons eigentlich<br />
erst dann, wenn<br />
man ihn einmal live<br />
erlebt hat – kein<br />
Wunder, waren seine vier Deutschland-<br />
Gastspiele im Dezember letzten Jahres in<br />
Windeseile ausverkauft. Als Kind blinder<br />
Eltern war der Klang, war Musik schon<br />
von klein auf integraler Part der familiären<br />
Kommunikation, und genau diese<br />
Prägung zeichnet Fitzsimmons Musik<br />
aus. In Konzerten zeigt sich dies durch<br />
die hohe Aufmerksamkeit des Publikums,<br />
das seinen Liedern in andächtiger Stille<br />
lauscht, auf seinen Studiowerken herrschte<br />
bisher eine wehmütige, introspektive<br />
Grundstimmung. Für LIONS – sein<br />
sechstes Album – weicht er nun des Öfteren<br />
davon ab, laut eigenen Worten weil<br />
„die letzten Jahre so wundervoll ... und<br />
so belohnend waren wie noch nie zuvor”.<br />
Dass er trotzdem noch weit von sonnigen<br />
Gute-Laune-Songs entfernt ist, versteht<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2014, 10/39:54) us mir wo die Blumen sind”); am eindringlichsten<br />
sich von selbst, doch kaum ein anderer<br />
mit “Es ist an der Zeit”, seiner Künstler kann einen Hoffnungsschimmer<br />
CHRIS PUREKA<br />
HOW I LEARNED TO SEE IN<br />
THE DARK<br />
Bearbeitung von Eric Bogles “<strong>The</strong> Green<br />
Fields Of France”, die sich längst zu einer<br />
Demo-Hymne entwickelt hat. Zugleich<br />
am Horizont gleichzeitig so gravitätisch<br />
und ergriffen in Worte und Musik fassen<br />
wie William Fitzsimmons.<br />
„Traurige Folksongs von Einsamkeit und<br />
Schmerz, die sich danach sehnen, wieder<br />
zueinander zu finden”, so beschreibt die<br />
amerikanische Singer/Songwriterin Chris<br />
Pureka ihre Musik. Schon früh startete sie<br />
schrieb er großartige Lieder, die nur vordergründig<br />
den Rückzug ins Private suchen<br />
(“Im Garten”, “Schlaf, Liebste”,<br />
“Der Büffel”). Musikalisch blieb Wader<br />
weitgehend dem Folk- und Chansonstil<br />
(Grönland/Rough Trade, 2014,<br />
12/42:39)<br />
GRAND OLD GRIZZLY<br />
GRAND OLD GRIZZLY<br />
us<br />
ihre Karriere, tingelte durch Kneipen und<br />
Clubs ihres Heimatstaates Connecticut,<br />
nach ihrem Umzug nach Massachusetts<br />
veröffentlichte sie 2001 ihre erste EP, ein<br />
Jahr später mit DRIVING NORTH ihr<br />
CD-Debüt. Schnell wurden auch die ersten<br />
großen Labels auf sie aufmerksam, doch<br />
seiner früheren Alben treu und scharte in<br />
dieser Phase großartige Musiker im Studio<br />
wie auf der Bühne um sich, darunter den<br />
Gitarristen Werner Lämmerhirt und die<br />
Akkordeonistin Lydie Auvray.<br />
(Mercury/Universal, 1979–1982,<br />
7/44:22 + 8:42:19 + 9/36:32 +<br />
Schier unerschöpflich das Reservoir,<br />
aus dem immer wieder neue, richtig<br />
gute Americana-Bands auftauchen. Aus<br />
Hous<strong>to</strong>n, Texas, kommen Grand Old<br />
Grizzly, die aktuell aus dem Songwriter<br />
Will Thomas (voc, g), Mark Ridell (b,<br />
voc, keys) sowie Paul Beebe (dr, voc, g)<br />
Pureka widerstand den Lockungen des 8/35:36) frs bestehen, für ihr selbst betiteltes Debüt
CD<br />
REVIEWS<br />
haben sie sich mit Craig Feazel (g, pedalsteel),<br />
Hunter Perrin (g) und Dustin<br />
Welch (banjo) verstärkt. Am Sound von<br />
Tom Petty, Robert Earl Keen Jr., Wilco<br />
oder den Old ‘97s haben sie sich dabei<br />
nach eigenen Worten orientiert, und da es<br />
ihnen gelungen ist, sich „nur” inspirieren<br />
zu lassen und auf das Kopieren ihrer Vorbilder<br />
zu verzichten, können sie auch mit<br />
einem eigenen Profil punkten. Ganz auf<br />
das Nachahmen verzichtet haben sie aber<br />
dann doch nicht, immer wieder gibt es<br />
bei ihren Songs jenen klassischen Boom-<br />
Chicka-Boom-Gitarrensound zu hören,<br />
der durch Johnny Cashs langjährigen Gitarristen<br />
Lu<strong>the</strong>r Perkins legendär wurde.<br />
(Grand Old Grizzly/Import, 2013,<br />
11/38:52) us<br />
SHERYL CROW<br />
FEELS LIKE HOME<br />
In den USA ist Sheryl<br />
Crows neues<br />
Album bereits Ende<br />
2013 erschienen,<br />
doch der Weg über<br />
den Atlantik ist<br />
weit. Das Warten hat<br />
sich allerdings gelohnt, denn die Lebensabschnittsgefährtin<br />
von Eric Clap<strong>to</strong>n und<br />
Radsportdoper Lance Armstrong ist in<br />
jeder Beziehung nach Nashville zurückgekehrt.<br />
Der Albumtitel FEELS LIKE<br />
HOME bringt es mit Gehalt und Kraft<br />
auf den Punkt: Die Lady stimmt wieder<br />
Country-Rock (oder auch New Country<br />
mit Roots-Elementen und Popmelodien)<br />
an. Die 52-Jährige hat alle Widrigkeiten<br />
wie Brustkrebs und Hirntumor weggesteckt,<br />
tönt vital, hat interessante Songs<br />
zum Großteil selbst (co-)geschrieben oder<br />
gewählt und mit höchst kompetenten Begleitern<br />
eingespielt. Gekonnt, routiniert,<br />
aber mit reichlich Emotion. Das Heimweh,<br />
das sie in “Homesick” besingt, hat<br />
Mrs. Crow wieder in die Spur gebracht.<br />
(Warner, 2013, 12/44:10)<br />
pro<br />
CHRIS JAGGER’S ATCHA!<br />
CONCERTINA JACK<br />
Man lässt das Au<strong>to</strong>radio laufen – und Mick<br />
Jagger singt Zydeco! Nun ist kaum zu<br />
befürchten, dass die S<strong>to</strong>nes demnächst in<br />
Louisiana das Akkordeon auspacken – es<br />
handelt sich vielmehr um Bruderhilfe für<br />
den „Kleinen”, Chris Jagger, der seine Atcha<br />
Band loslässt mit Charlie Hart (auch<br />
in der Ronnie-Lane-Memory-Band Slim<br />
Chance aktiv) an der Quetsche, nach wie<br />
vor mit dem Ex-Gentle Giant und Ian-Dury-Drummer<br />
Malcolm Mortimer und dessen<br />
Bruder Jim an der Gitarre, unterstützt<br />
vom Altmitglied Ed Deane. Durchweg mit<br />
eigenen Nummern, ist Jagger’s Atcha wieder<br />
eine variable Palette gelungen: Zydeco<br />
liegt klar vorn, in immer neuen Schattierungen,<br />
aber es gibt auch launigen Sixties-<br />
Soul in “Happy Families” mit den beiden<br />
S<strong>to</strong>nes-Saxern Bobby Keys und Tim Ries,<br />
und geradlinigen Rock in “Better Roll It”.<br />
Chris Jagger wird bei fünf Songs von der<br />
Sängerin Liz Gilbert ergänzt; Hart hat seinen<br />
besten Moment mit abgeklärtem Fender<br />
Rhodes in “Finders Ain’t Keepers”.<br />
Dies Album ist ein Keeper!<br />
(Latent Talent/Import, 2013,<br />
11/36:32) utw<br />
MILAGRO SAINTS<br />
MIGHTY ROAD SONGS<br />
„A Handfull Of Tunes By Woody Guthrie”<br />
haben die Milagro Saints für MIGHTY<br />
ROAD SONGS ausgewählt, und was ihre<br />
Interpretationen von so vielen anderen unterscheidet,<br />
ist die Art und Weise, wie sie<br />
die Lieder des legendären Songwriters aufbereitet<br />
haben. Denn ebenso wie auf ihrem<br />
hervorragenden 2012er Album CHANCE<br />
& CIRCUMSATANCE (12/49:54) profitiert<br />
ihr Sound von der instrumentalen und<br />
stimmlichen Vielfalt der sechsköpfigen<br />
Band, die ursprünglich in New York gegründet<br />
wurde und jetzt in North Carolina<br />
zu Hause ist. Mit Hammondorgel, Melodica,<br />
Akkordeon, Dobro, Lapsteel, Bass,<br />
Schlagzeug und allen Arten von Gitarren,<br />
dazu noch Flöte, Mandoline, Posaune und<br />
Fiddle (beigesteuert von Produzent Jick<br />
wins-Low) sowie herrliche Gastvocals von<br />
Karen Delahunty präsentieren sie Songs<br />
wie “I Ain’t Got No Home”, “Do-Re-Mi”<br />
und “Pastures Of Plenty” in herrlich vollmundigen<br />
Americana-Versionen.<br />
(Moon Caravan Records/Import,<br />
2013, 6/26:14) us<br />
BOB FRANK<br />
BOB FRANK<br />
Nach über 40 Jahren<br />
weckt Light In<br />
<strong>The</strong> Attic mit BOB<br />
FRANK ein ebenso<br />
herrliches wie unerwartetes<br />
Folkjuwel<br />
aus seinem Dornröschenschlaf.<br />
hl 1972 wurden die zwölf Songs<br />
des amerikanischen Songwriters Bob Frank<br />
erstmals auf einer schon lange nicht mehr<br />
erhältlichen LP (auf Vanguard) veröffentlicht,<br />
neben seinem langjährigen Freund Jim<br />
Dickinson († 2009) sind darauf auch Cracks<br />
wie Charlie McCoy und Eric Weissberg zu<br />
hören. Stilistisch klingt das Album stark<br />
nach Dylan-Songs à la “Girl Of <strong>The</strong> North<br />
Country”, nach End-60er-Johnny-Cash und<br />
Ian Tyson, behält aber immer eine ganz eigene<br />
„Outlaw”-Note. Allererste Sahne auch<br />
das Begleitmaterial, so reicht das knapp<br />
halbstündige Album kaum aus, um in dieser<br />
Zeit das dicke Booklet durchzuackern,<br />
in dem sich neben einem Karriererückblick<br />
von Alec Palao auch Song-by-song-Anmerkungen<br />
von Bob Frank selbst finden.<br />
(Light In <strong>The</strong> Attic/Cargo, 1972,<br />
12/28:25) us<br />
Country & Folk<br />
BRENT MOYER<br />
TENNESSEE TEARS<br />
Mittlerweile auch schon 25 Jahre auf dem<br />
Buckel hat das Schweizer Label Brambus<br />
Records, das sich vornehmlich auf hochwertige<br />
Americana-, Country- und Singer/<br />
Songwriter-Kost konzentriert. Bereits das<br />
sechste Album auf diesem Label liefert nun<br />
Brent Moyer mit TENNESSEE TEARS<br />
ab. Und wie bei seinen bisherigen Werken<br />
dauert es etwas, bis man mit dem zurückgenommenen<br />
Stil des langjährigen Gitarristen<br />
von Lynn Anderson warm wird. Vordergründige<br />
Effekte sind sein Ding nicht,<br />
er überzeugt vielmehr durch aufeinander<br />
abgestimmte Musik und Texte. Er nutzt<br />
die Melodien also hauptsächlich, um dem<br />
Hörer etwas mitzuteilen, setzt dieses Mal<br />
auf einen überschaubaren Einsatz an Instrumenten,<br />
alleine Akustikgitarren, Bass und<br />
etwas Perkussion reichen aus. Mit den Norwegern<br />
Ottar Johansen und Tore Andersen,<br />
dem Honky-Tonkmusiker Joe Sun sowie<br />
der aktuell bekanntesten Schweizer Country-Sängerin<br />
Doris Ackermann harmoniert<br />
er prächtig, auch hier gilt das Prinzip „weniger<br />
ist mehr”, auch hier steht musikalische<br />
Tiefe vor vordergründigen Showeffekten.<br />
(Brambus Records/Rough Trade,<br />
2014, 16/52:02) us<br />
JOHNNY CASH<br />
OUT AMONG THE STARS<br />
Zwischen 1981<br />
und 1984 nahm<br />
Cash die Songs<br />
auf, die unter dubiosen<br />
Umständen<br />
in irgendwelchen<br />
Archiven verschwanden<br />
und in Vergessenheit gerieten.<br />
Es kann nur spekuliert werden, ob Cash mit<br />
den Resultaten unzufrieden war, ob es ihn<br />
ärgerte, dass ihm Billy Sherrill als Produzent<br />
zugeordnet worden war, um kommerziellere<br />
Wege zu gehen Ein Interview mit<br />
Sohn John Carter Cash, der die Veröffentlichung<br />
von OUT AMONG THE STARS 30<br />
Jahre später betreute, klappte leider nicht<br />
mehr rechtzeitig vor Redaktionsschluss.<br />
Jedenfalls klingen die Songs typisch für<br />
Cash, wie man ihn damals kannte: leicht<br />
melancholisch, keineswegs kitschig – eben<br />
so, wie damals Country gespielt wurde. Die<br />
Highlights liefern zwei Duette: “Baby Ride<br />
Easy” mit Gattin June Carter Cash sowie<br />
das flott abgehende “I’m Movin’ On” mit<br />
Waylon Jennings und einer satten twangy<br />
Gitarre. Ebenfalls recht beschwingt kommt<br />
“Baby Ride Easy”. Mit “I Drove Her Out<br />
Of Mind” nahm Cash den Rappern etwas<br />
vorweg: Da sang er über sich selbst in der<br />
dritten Person. Fazit: Das verlorene Album<br />
bietet kaum Überraschungen, weder nach<br />
oben noch nach unten.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
12/36:05) pro<br />
EMILY BARKER & THE RED<br />
CLAY HALO<br />
DEAR RIVER<br />
Mit DEAR RIVER grüßt die mittlerweile<br />
in England lebende Australierin Emily<br />
Barker ihre Heimatstadt Bridge<strong>to</strong>wn und<br />
damit ihren geliebten Blackwood River.<br />
Wie eng und innig das Verhältnis zu ihrer<br />
Heimat, die sie schon als 19-Jährige verließ,<br />
immer noch ist, das zeigt die emotionale<br />
Tiefe, mit der die Singer/Songwriterin<br />
ihre Lieder ausstattet. Verträumte, anmutige<br />
Melodien, verspielt sonnige Arrangements,<br />
die weniger mit spartanischem<br />
Folk, sondern viel mehr mit vielschichtiger<br />
Großzügigkeit punkten, mit Gill<br />
Sandell (p, acc, fl), Jo Silvers<strong>to</strong>n (b, cello)<br />
und Geigerin Anna Jenkins hat sie schon<br />
seit einiger Zeit die passende Begleitband<br />
gefunden. Neben den elf regulären Tracks<br />
bietet das Mitte März veröffentlichte<br />
DEAR RIVER vier Bonus-Tracks, darunter<br />
mit “Fields Of June” ein klasse Duett<br />
mit UK-Folksänger Frank Turner und das<br />
aus der Fernsehserie „Wallander” bekannte<br />
“Nostalgia”.<br />
(India Records/Rough Trade,<br />
2014, 15/50:29) tk<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53
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DISCOGRAPHIEN<br />
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Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Seite 84 <strong>GoodTimes</strong> DISCOGRAPHIEN<br />
Seite 72 <strong>GoodTimes</strong> DISCOGRAPHIEN<br />
<br />
Spiders<br />
1965 Why Don't You Love Me / Hitch-Hike (Auflage 100 Stück) Mascot 112<br />
1966 Don't Blow Your Mind / No Price Tag Santa Cruz SCR 10.003<br />
Nazz<br />
1967 Lay Down And Die, Goodbye / Wonder Who's Loving Her Now? Very Record S-001<br />
Alice Cooper<br />
1969 Reflected / Living US: Straight Bizarre ST 101<br />
1970 Shoe Salesman / Return Of <strong>The</strong> Spiders US: Straight Bizarre 7398<br />
1971 Eighteen / Body Stateside EMI 1 C 006-92 345<br />
1971 Caught In A Dream / Hallowed Be My Name US: Warner Bros. 7490<br />
1971 Under My Wheels / Desperado Warner Bros. WB 16 127<br />
1972 Be My Lover / Yeah, Yeah, Yeah Warner Bros. WB 16 158<br />
1972 School's Out / Gutter Cat Warner Bros. WB 16 188<br />
1972 Elected / Luney Tune Warner Bros. WB 16 214<br />
1973 Hello Hurray / Generation Landslide Warner Bros. WB 16 248<br />
1973 No More Mr. Nice Guy / Raped And Freezin' Warner Bros. WB 16 262<br />
1973 School's Out / Elected UK: Warner Bros. K 16 287<br />
1973 Halo Of Flies / Under My Wheels NL: Warner Bros. WB 16 296<br />
1973 Billion Dollar Babies / Halo Of Flies Warner Bros. WB 16 307<br />
1973 Slick Black Limousine / Extracts From: ... UK: Lyn<strong>to</strong>ne LYN 2585<br />
1973 Teenage Lament '74 / Working Up A Sweat Warner Bros. WB 16 344<br />
1974 Muscle Of Love / Crazy Little Child Warner Bros. WB 16 374<br />
1974 School's Out / No More Mr. Nice Guy // Elected / Billion Dollar Babies UK: Warner Bros. K 16409<br />
1975 Department Of Youth / Cold Ethyl Anchor 1 C 006-96 379<br />
1975 Only Women Bleed / Devils Food Anchor 1 C 006-96 650<br />
1975 Welcome To My Nightmare / Black Widow Anchor 16 537 AT<br />
1975 Welcome To My Nightmare / Department Of Youth // UK: Anchor ANE 7001<br />
Black Widow / Only Women Bleed<br />
1975 I'm Flash / Side 2 = Elkie Brooks (Promo Only) UK: Chrysalis CHS.2069<br />
1976 I Never Cry / Go To Hell Warner Bros. K 16792<br />
1976 Wish You Were Here / I Never Cry Warner Bros. WB 16 802<br />
1977 You And Me / It's Hot Tonight Warner Bros. WB 16 914<br />
1977 (No More) Love At Your Convenience / It's Hot Tonight UK: Warner Bros. K 16935<br />
1978 How You Gonna See Me Now / No Tricks Warner Bros. WB 17 270<br />
1979 Elected / School's Out Warner Bros. WB 17 536<br />
1980 Clones (We're All) / Model Citizen Warner Bros. WB 17 598<br />
1980 Talk Talk / Dance Yourself To Death Warner Bros. WB 17 697<br />
1981 You Want It, You Got It / Who Do You Think We Are Warner Bros. WB 17 846<br />
1981 Seven And Seven Is (Live) / Generation Landslide '81 (Live) UK: Warner Bros. K 17924<br />
1982 I Am <strong>The</strong> Future / Zorro's Ascent Warner Bros. WB 15 004<br />
1982 For Britain Only / Under My Wheels (Live) UK: Warner Bros. K 17 940<br />
1985 School's Out / Elected (RI) UK: Old Gold OG 9519<br />
1986 He's Back (<strong>The</strong> Man Behind <strong>The</strong> Mask) / Billion Dollar Babies (Live) MCA 258 574-7<br />
1986 Teenage Frankenstein / School's Out (Live) MCA 258 448-7<br />
1987 Freedom / Time To Kill MCA 258 138-7<br />
1989 Poison / Trash Epic 655061 7<br />
1989 Poison / Trash / Ballad Of Dwight Fry (Live) / I Got A Line On You Epic 655061 2<br />
1989 Poison / Ballad Of Dwight Fry (Live) / Cold Ethyl (Live) Epic 655061 3<br />
1989 Bed Of Nails / I'm Your Gun Epic 655318 7<br />
1989 Bed Of Nails / I'm Your Gun / Go To Hell (Live) / Only Women (Live) Epic 655318 3<br />
1989 House Of Fire / This Maniac's In Love With You Epic 655472 7<br />
1991 Only My Heart Talkin' / Only Women Bleed (Live) Epic 655758 7<br />
1991 Hey S<strong>to</strong>opid / Wind-Up Toy Epic 656983 7<br />
1991 Hey S<strong>to</strong>opid / Wind-Up Toy / It Rained All Night Epic 656983 5<br />
1991 Love's A Loaded Gun / Fire Epic 657438 7<br />
1992 Burning Our Bed / School's Out (Live) / Love's A Loaded Gun (Live) Epic 657691 2<br />
1992 Feed My Frankenstein / Burning Our Bed Epic 658092 7<br />
1992 Feed My Frankenstein / Burning Our Bed / Hey S<strong>to</strong>opid / Bed Of Nails Epic 658092 9<br />
1994 Lost In America / Hey S<strong>to</strong>opid (Live) / Billion Dollar Babies (Live) / Epic 660347 2<br />
No More Mr. Nice Guy (Live)<br />
1994 It's Me / Bad Place Alone // Poison (Live) / Sick Things (Live) Epic 660563 6<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Schon seit Jahren erfreuen sich viele <strong>GoodTimes</strong>-Leser an einem Markenzeichen,<br />
das unser Magazin von vielen vergleichbaren Heften abhebt und Zusatzinformationen<br />
liefert: dem Abdruck ausführlicher Discographien begleitend<br />
zu den S<strong>to</strong>rys über lang aktive Bands. Immer wieder erhalten wir Briefe, Mails<br />
oder Anrufe, in denen Leserinnen und Leser ganz gezielt nach eben diesen Discographien<br />
fragen. Erstmals fassen wir Discographien in einem eigenen Sonderheft<br />
zusammen, um einen komprimierten Überblick über das Schaffen von Acts<br />
aus diversen Phasen der Rock- und Pop-His<strong>to</strong>rie zu bieten. Das Hauptaugenmerk<br />
liegt dabei auf Veröffentlichungen in Deutschland sowie im Heimatland der jewei-<br />
Alice Cooper<br />
ligen Protagonisten, darüber hinaus auf weitere wichtige weltweite Releases. Bei<br />
„Best Of“-Platten liegt der Schwerpunkt auf Vinylveröffentlichungen. Teilweise<br />
haben wir auch die Single- und Album-Überblicke mit der Auflistung von Videound<br />
DVD-Werken ergänzt.<br />
Discographien zu: Alice Cooper, David Bowie, Cluster, Deep Purple, Eloy, Frijid<br />
Pink, Hawkwind, Jigsaw, Kraftwerk, Udo Lindenberg, Lords, Mud, Novalis, Pink<br />
Floyd, Runaways, Shocking Blue, Slade, String Driven Thing, Uriah Heep sowie<br />
Label-Discographien von CCA (Metronome), Pilz (BASF) und Ohr (Metronome).<br />
Seite 12<br />
<strong>GoodTimes</strong> DISCOGRAPHIEN<br />
<strong>GoodTimes</strong> DISCOGRAPHIEN<br />
Seite 13<br />
<br />
Ambrose Slade<br />
Slade<br />
1969 Beginnings UK: Fontana STL.5492<br />
1969 Ballzy (identisch mit Beginnings) US: Fontana SRF-67598<br />
1970 Play It Loud Polydor 2383 026<br />
1972 Coz I Luv You Polydor 2383 100<br />
1972 Slade Alive Polydor 2383 101<br />
1972 Coz I Luv You Polydor 2383 107<br />
1972 <strong>The</strong> Best Of Slade (Club-Sonderauflage) Polydor 28 689-8<br />
1972 Slayed? Polydor 2383 163<br />
1973 Sladest Polydor 2383 237<br />
1973 <strong>The</strong> Best Of Slade (Club-Sonderauflage) Polydor 62 978<br />
1974 Old New Borrowed And Blue Polydor 2383 261<br />
1974 Slade In Flame Polydor 2460 241<br />
1974 Coz I Luv You – Die Pop-Geschichte Karussell 2872 107<br />
1974 Coz I Luv You (Compilation) Luxor GOLD 41045<br />
1974 "Far Far Away" And O<strong>the</strong>r Super Hits Karussell 2435 603<br />
1975 Beginnings Of Slade – Ambrose Slade UK: Con<strong>to</strong>ur 6870 678<br />
1976 Nobody's Fools Polydor 2460 263<br />
1977 Whatever Happened To Slade Polydor 2365 103<br />
1977 <strong>The</strong> S<strong>to</strong>ry Of Slade (2-LP) Barn 2689 001<br />
1978 Slade Alive Vol. II Barn 2314 106<br />
1979 Return To Base ... UK: Barn NARB 003<br />
1980 Smashes UK: Polydor POLTV 13<br />
1981 We'll Bring <strong>The</strong> House Down Cheapskate ZL 25353<br />
1981 Till Deaf Do Us Part RCA Vic<strong>to</strong>r PL 25400<br />
1982 Slade On Stage RCA PL 25442<br />
1984 Slades Greats Polydor 821 475-1<br />
1984 <strong>The</strong> Amazing Kamikaze Syndrome RCA PL 70116<br />
1984 Keep Your Hands Off My Power Supply US: CBS Associated Records FZ 39336<br />
1985 Rogues Gallery RCA PL 70604<br />
1985 Crackers – <strong>The</strong> Slade Christmas Party Album UK: Telstar STAR 2271<br />
1987 You Boyz Make Big Noize RCA PL 71260<br />
1991 Wall Of Hits Polydor 511 612-1<br />
1991 <strong>The</strong> Slade Collection 81– 87 RCA BMG ND 74926<br />
1993 <strong>The</strong> Slade Collection, Vol. 2 – 79–87 RCA BMG 74321 18186 2<br />
1994 Keep On Rockin! Emergency! Records<br />
1997 Feel <strong>The</strong> Noize – Slade Greatest Hits Polydor Universal 537 105-2<br />
1999 Greatest Hits Polydor Universal 537 105-2<br />
2000 Golden Collection 2000 Lighthouse EMI 8 289890<br />
2001 Slade's Crazee Christmas Crimson CRIMCD 329<br />
2001 <strong>The</strong> Party Album <strong>Music</strong> Club MCCDX 035<br />
2002 Cum On Let's Party! Virgin 7243 580238 2 4<br />
2005 <strong>The</strong> Very Best Of Slade (2-CD) Polydor Universal 9800715<br />
2006 <strong>The</strong> Slade Box – A 4-CD Anthology 1969 –1991 (4-CD) Salvo SALVOBX 401<br />
2007 B-Sides (2-CD) Salvo SALVODCD 203<br />
2007 Rockers – Salvo SALVODCD 204<br />
A Collection Of <strong>The</strong>ir Hardest-Hitting Tracks 1969–87 (2-CD)<br />
2007 <strong>The</strong> Collection 79–87 (2-CD) Salvo SALVODCD 205<br />
2011 <strong>The</strong> Slade Box – A 4-CD Anthology 1969–1991 (4-CD) Salvo SALVOSBX 454<br />
Seite 34 <strong>GoodTimes</strong> DISCOGRAPHIEN<br />
<br />
1964 Liza Jane / Louie, Louie Go Home UK: Vocalion Pop V.9221<br />
(= Davie Jones with <strong>The</strong> King Bees)<br />
1965 I Pity <strong>The</strong> Fool / Take My Tip (= <strong>The</strong> Manish Boys) UK: Parlophone R 5250<br />
1965 You've Got A Habit Of Leaving / UK: Parlophone R 5315<br />
Baby Loves That Way (= Davy Jones)<br />
1966 Can't Help Thinking About Me / And I Say To Myself UK: Pye 7N.17020<br />
1966 Do Anything You Say / Good Morning Girl UK: Pye 7N 17079<br />
1966 I Dig Everything / I'm Not Losing Sleep UK: Pye 7N.17157<br />
1966 Rubber Band / <strong>The</strong> London Boys Deram DM 107<br />
1967 Rubber Band / <strong>The</strong>re Is A Happy Land US: Deram 45-85009<br />
1967 <strong>The</strong> Laughing Gnome / <strong>The</strong> Gospel According To Tony Day Deram DM 123<br />
1967 Love You Till Tuesday / Did You Ever Have A Dream Deram DM 135<br />
1969 Space Oddity / Wild Eyed Boy From Free Cloud Philips 704 201 BW<br />
1970 Ragazzo Solo, Ragazza Sola / IT: Philips 704 208 BW<br />
Wild Eyed Boy From Free Cloud<br />
1970 All <strong>The</strong> Madmen / Janine US: Mercury 73173<br />
1970 <strong>The</strong> Prettiest Star / Conversation Piece Mercury 6052 011<br />
1970 Memory Of A Free Festival – Part I / Part II Mercury 6052 026<br />
1971 Holy Holy / Black Country Rock Mercury 6052 049<br />
1971 Moonage Daydream / B & C CB 149<br />
Hang On To Yourself (= <strong>The</strong> Arnold Corns)<br />
1972 Hang On To Yourself / Man In <strong>The</strong> Middle (= <strong>The</strong> Arnold Corns) B & C CB 189<br />
RI 1974: Mooncrest MOON 25<br />
1972 Changes / Andy Warhol RCA Vic<strong>to</strong>r 74-0605<br />
1972 Starman / Suffragette City RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 180<br />
1972 John, I'm Only Dancing / Hang On To Yourself RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 216<br />
David<br />
Bowie<br />
1972 <strong>The</strong> Jean Genie / Ziggy Stardust RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 238<br />
1972 Space Oddity / Moonage Daydream // Promo EP US: RCA EP-45-103<br />
Life On Mars? / It Ain't Easy<br />
1972 Starman / Hang On To Yourself // EP PT: RCA Vic<strong>to</strong>r TP-656<br />
John, I'm Only Dancing / Suffragette City<br />
1972 Can't Help Thinking About Me / JP: Pye UP-408-Y<br />
I'm Not Losing Sleep<br />
1973 Drive-In Saturday / Round And Round RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 321<br />
1973 Let's Spend <strong>The</strong> Night Toge<strong>the</strong>r / NL: RCA Vic<strong>to</strong>r APBO-28<br />
Lady Grinning Soul<br />
1973 Let's Spend <strong>The</strong> Night Toge<strong>the</strong>r / JP: RCA Vic<strong>to</strong>r SS-2279<br />
Drive-In Saturday<br />
1973 Time / <strong>The</strong> Prettiest Star FR: RCA Vic<strong>to</strong>r 41.118<br />
1973 Time / Panic In Detroit JP: RCA SS-2299<br />
1973 Life On Mars? / <strong>The</strong> Man Who Sold <strong>The</strong> World RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 339<br />
1973 Life On Mars? / Black Country Rock PT: RCA Vic<strong>to</strong>r 20119<br />
1973 Sorrow / Amsterdam RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 383<br />
1973 Sorrow / Lady Grinning Soul SP: RCA Vic<strong>to</strong>r APBO-9056<br />
1973 <strong>The</strong> Laughing Gnome / Silly Boy Blue Decca DL 25 600<br />
1973 <strong>The</strong> Laughing Gnome / Gospel According To Tony Day US: London 45-20079<br />
1973 Space Oddity / It Ain't Easy JP: RCA SS-2252<br />
1974 Rebel Rebel / Queen Bitch RCA Vic<strong>to</strong>r 74-16 398<br />
1974 Rebel Rebel / Queen Bitch // Sorrow / Amsterdam EP AU: RCA Vic<strong>to</strong>r 20610<br />
1974 Diamond Dogs / Holy Holy RCA Vic<strong>to</strong>r APBO-0293<br />
1974 1984 / Queen Bitch US: RCA Vic<strong>to</strong>r PB-10026<br />
1974 1984 / Lady Grinning Soul JP: RCA SS-2404<br />
Zu bestellen im Shop Seite 65<br />
oder unter www.goodtimes-magazin.de<br />
Seite 68 <strong>GoodTimes</strong> DISCOGRAPHIEN<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55
CD REVIEWS Jazz & World <strong>Music</strong><br />
DIRTMUSIC<br />
LION CITY<br />
Im Sommer 2013 veröffentlichten Dirtmusic,<br />
das World-Projekt von Chris Eckman<br />
(<strong>The</strong> Walkabouts) und Hugo Race (<strong>The</strong><br />
Bad Seeds), das eher mittelmäßige Album<br />
TROUBLES. So ließ die Ankündigung<br />
eines Nachfolgers mit Aufnahmen, die<br />
während derselben Studiosessions in Bamako,<br />
Mali, entstanden, wenig aufhorchen.<br />
Aber siehe da: LION CITY entpuppt sich<br />
– was bei nachträglich her ausgebrachten<br />
Outtakes selten der Fall ist – als das sehr<br />
viel bessere Album! Lieferte TROUBLES<br />
meist mono<strong>to</strong>nen Riffrock mit westafrikanischer<br />
Einfärbung, knüpft der Nachfolger<br />
an frühere Qualitäten an. Was in<br />
erster Linie daran liegt, dass die malischen<br />
Gastmusiker (Ben Zabo, Samba Touré<br />
u.a.) diesmal viel besser integriert und die<br />
Stücke offener für neue aufregende Sounds<br />
und experimentelle Elektronik sind.<br />
(Glitterbeat/Indigo, 2014, 11/44:23) frs<br />
FRANK SINATRA<br />
POINT OF NO RETURN<br />
1962 war kein günstiges<br />
Jahr, um ein<br />
Album mit einem<br />
Orchester aufzunehmen.<br />
Rock’n’Roll<br />
und der beginnende<br />
Beat<br />
dominierten<br />
den Musikmarkt, kt und ein Sänger mittleren<br />
Alters war sicherlich kein Verkaufsargument<br />
– außer, er hieß Frank Sinatra.<br />
Von Alex S<strong>to</strong>rdahls Arrangements optimal<br />
unterstützt, singt „Frankie-Boy”<br />
romantische und ruhige, langsame Titel<br />
wie “I’ll Remember April”, den “September<br />
Song” (von Kurt Weill), “<strong>The</strong>se<br />
Foolish Things (Remind Me Of You)”<br />
oder “As Time Goes By”. POINT OF NO<br />
RETURN ist ein perfektes Album für die<br />
Rotwein-Stunden, entrückt, sanft und<br />
wunderschön altbacken. Das Remastering<br />
von Mobile Fidelity klingt herrlich<br />
warm und sehr räumlich, so dass der Hörer<br />
den Eindruck erhält, er säße in einem<br />
Konzertsaal.<br />
(MFSL/Sieveking Sound,<br />
1962, 12/39:27) at<br />
THE GLOAMING<br />
THE GLOAMING<br />
Wer meint, dass Irish Folk immer gleich<br />
klingt, sollte sich mal die noch junge<br />
irisch-amerikanische Band <strong>The</strong> Gloaming<br />
anhören. Das Quintett um den Fiddlespieler<br />
Martin Hayes und den Sänger Iarla Ó<br />
Lionaird (der schon in der Formation Afro<br />
Celt Sound System mitwirkte) führt die<br />
Musik Irlands in völlig neue Richtungen.<br />
Auch Peter Gabriel fand Gefallen an der<br />
Combo und nahm sie für sein Label Real<br />
World unter Vertrag. Die Musik auf dem<br />
unbetitelten Debütalbum basiert zwar<br />
meist auf traditionellen Songs, Jigs und<br />
Reels. Doch diese werden mit Elementen<br />
der Klassik, Avantgarde und Kammermusik<br />
angereichert, entschleunigt und<br />
in andere Sphären überführt. Das klingt<br />
ä<strong>the</strong>risch, mystisch und geheimnisvoll.<br />
Besonders deutlich wird das bei dem<br />
enigmatischen Opener “Song 44”, der<br />
auf einem rund 800 Jahre alten gälischen<br />
Gedicht beruht, sowie dem 16-minütigen<br />
“Opening Set”, das sich von einem meditativen<br />
Adagio bis hin zu einem treibenden<br />
Furioso entwickelt.<br />
(Real World/Indigo, 2014,<br />
10/59:56) frs<br />
NICK WOODLAND<br />
THE BEACON<br />
Als Studiomusiker<br />
für so unterschiedliche<br />
Acts wie <strong>The</strong><br />
Clash, Boney M.<br />
und Donna Summer,<br />
auf Tour mit<br />
Musikern wie Marius<br />
Müller-Westernhagen, Georg Ringsgwandl<br />
und Herbie Mann: Nick Woodland<br />
muss niemand mehr etwas beweisen. Aus<br />
dieser komfortablen Position heraus veröffentlicht<br />
der in München lebende britische<br />
Gitarrist und Sänger ziemlich regelmäßig<br />
eigene Alben voller feiner Musik im Grenzgebiet<br />
zwischen Rock, Jazz und Blues. Für<br />
das Mitte Februar veröffentlichte THE BEA-<br />
CON griff er auf die bewährten Musiker<br />
zurück, mit denen er seit einiger Zeit auch<br />
live unterwegs ist. Sowohl auf der Bühne<br />
als auch im Studio zeigen sich Klaus Reichardt<br />
(keys, pedalsteel, voc), Tom Peschel<br />
(b, voc) und Manfred Mildenberger (dr) als<br />
klasse Begleitband, die ihrem Chef bei seinen<br />
allesamt selbst geschriebenen Songs ein<br />
ums andere Mal den idealen instrumentalen<br />
Background für seine virtuose Slidegitarre<br />
und seinen lässigen Gesang liefern.<br />
(Downhill Records/Galileo <strong>Music</strong><br />
Communication, 2014, 12/52:57) us<br />
HANDS ON STRINGS<br />
PROMETHEUS<br />
Das deutsche Duo Hands On Strings hat sich<br />
in der internationalen Akustikgitarrenszene<br />
längst einen guten Namen gemacht. Mit<br />
PROMETHEUS legen Thomas Fellow und<br />
Stephan Bormann ihr mittlerweile viertes<br />
Album vor. Die beiden Gitarristen lassen<br />
u.a. Jazz, Klassik, Bossa und Flamenco in<br />
ihre Stücke einfließen. Ihr (klang-)farbenreiches<br />
Spiel zielt weniger auf Schnelligkeit<br />
à la Al Di Meola ab denn auf emotionale<br />
Tiefe – wenngleich die beiden auch äußerst<br />
flinke Virtuosen sind. Bei Hands On Strings<br />
weiß man nie, wohin die Reise auf Nylonund<br />
Stahlsaiten geht, so fantasievoll ist die<br />
Klanghexerei. Es kann mal ein groovender<br />
Rembetiko-Blues (“Prome<strong>the</strong>us”) werden,<br />
ein hüpfender Bossa (“It Rains In 7/4”),<br />
ein cooler Bar-Jazz (“Joshua”) oder humorvoll,<br />
wenn etwa das Duo die Latin-Dance-<br />
Popnummer “Conga” von Miami Sound<br />
Machine (feat. Gloria Estefan) stilistisch<br />
uminterpretiert.<br />
(Heart/inakustik, 2014,<br />
10/48:45) frs<br />
THE GIORA FEIDMAN JAZZ<br />
EXPERIENCE<br />
KLEZMER MEETS JAZZ<br />
Mit dem Cellisten Stephan Braun, dem<br />
Bassisten Guido Jäger und dem Gitarristen<br />
Reentko Dirks hat Giora Feidmann,<br />
Klarinettist und einer der populärsten<br />
Vertreter jiddischer Volksmusik, adäquate<br />
Mitstreiter gefunden, die ihn bei seinen<br />
Experimenten unterstützen. Auf dem<br />
aktuellen Album kreiert er eine Fusion<br />
aus seinem individuellen, manchmal ein<br />
wenig schwermütigen Stil und jazzigen,<br />
swingenden Rhythmen und Harmonien.<br />
Ob es nun Eigenkompositionen sind (“In<br />
This Life”) oder neu arrangierte Klassiker<br />
(zum Beispiel George Gershwins “Somebody<br />
Loves Me”) – Feidman spielt seine<br />
Solos mit einer unerwarteten Leichtigkeit,<br />
die verblüfft und anregt. Ein innovatives<br />
Album kompetenter Musiker. Und wer die<br />
Band live erleben möchte, hat im August<br />
noch einige Gelegenheiten, denn dann<br />
wird ihre Winter<strong>to</strong>urnee fortgesetzt.<br />
(Pianissimo Musik/edel,<br />
2014, 17/50:14) at<br />
TONY BENNETT<br />
THE CLASSICS<br />
Tony Bennett selbst<br />
war für die Auswahl<br />
der 20 Songs verantwortlich,<br />
die jetzt<br />
zusammen als THE<br />
CLASSICS<br />
veröffentlicht<br />
werden.<br />
Auf zwei Dinge hat er bei diesem Album<br />
besonderen Wert gelegt: Erstens mussten<br />
die Vorlagen wirklich so zeitlos gut sein,<br />
um in seinen Augen zu Recht das Prädikat<br />
„klassisch” zu tragen, zweitens hat er<br />
darauf geachtet, dass die Aufnahmen mit<br />
möglichst viel „Live-Atmosphäre” daherkommen.<br />
Auffallend dabei, dass knapp<br />
über die Hälfte der ausgewählten Stücke<br />
Duette sind, dass neben seinen Solohits<br />
wie “Because Of You”, “<strong>The</strong> Good<br />
Life” und “I Left My Heart In San Francisco”<br />
auch Kollegen wie Ray Charles<br />
(“Evenin’”), Frank Sinatra (“New York,<br />
New York”), Amy Winehouse (“Body<br />
And Soul”), Lady Gaga (“This Lady Is A<br />
Tramp”) oder Barbra Streisand (“Smile”)<br />
zum Zuge kommen.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
20/65:24) us<br />
NDIDI<br />
DARK SWING<br />
Ndidi Onukwulu ist kein Neuling in der<br />
Jazz-Popszene. Bereits Anfang 2006 veröffentlichte<br />
die Kanadierin mit nigerianischem<br />
Vater und deutscher Mutter ihr<br />
erstes Album NO I NEVER. Mit DARK<br />
SWING präsentiert sie nun ihre vierte CD<br />
und beweist, dass sie auch nach acht Jahren<br />
im Business immer noch gewillt und<br />
befähigt ist, Musik auf hohem Niveau zu<br />
liefern. Die elf Songs bieten durchweg<br />
gleichwertige Qualität ohne Ausfall. Wer<br />
Norah Jones mag und Ndidi noch nicht<br />
kennt, kann mit ihr einen weiteren Stern<br />
am Pop-Jazzhimmel entdecken. Doch<br />
ist die Kategorisierung ihrer Musik nicht<br />
ganz so einfach, denn auch Blueselemente,<br />
Country und Gospel sind darin enthalten.<br />
Bei den meisten Songs hat Ndidi als Au<strong>to</strong>rin<br />
mitgewirkt. Sie beweist darüber hinaus<br />
Geschmack und Geschick mit ihrer<br />
Cover-Version von “Sugar Man” von Six<strong>to</strong><br />
Rodriguez, der durch den Dokumentarfilm<br />
„Searching For Sugar Man” späte Berühm<strong>the</strong>it<br />
erlangte. Auch mit ihrer erdigwarmen<br />
Stimme überzeugt die Künstlerin<br />
auf ganzer Linie. Schön, dass im Zeitalter<br />
der schnellen Massenproduktionen noch<br />
ein so liebevolles Kleinod erfreuen kann.<br />
(Emarcy/Universal, 2014,<br />
11/44:39) p<br />
Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
DOMINIC MILLER<br />
AD HOC<br />
Der amerikanische Gitarrist Dominic<br />
Miller kann auf eine lange Liste von Engagements<br />
zurückblicken. Neben Tina<br />
Turner, Manu Dibango und <strong>The</strong> Chieftains<br />
hat er sich besonders bei Sting<br />
einen erstklassigen Ruf erarbeitet. Sein<br />
aktuelles Album wurde – wie der Titel<br />
schon sagt – aus der Situation heraus<br />
in Köln aufgenommen, womit ein lebendiger<br />
Klang gewährleistet ist. Auf<br />
AD HOC bewegt sich Miller mühelos<br />
zwischen den verschiedensten Genres,<br />
bringt stimmungsvollen und verträumten<br />
Ethno-Jazz (“Scirocco”), an die 80er<br />
Jahre erinnernden Jazz (“Shavasana”),<br />
gefühlvolle Gitarrensongs (“Tisane”)<br />
und rhythmisch ausgefeilten Ethno-Rock<br />
(“Moroccan Rolls”). Obwohl er beeindruckende<br />
Gitarrenarrangements liefert,<br />
setzt Miller sein Instrument im Kontext<br />
ein, was zu einem runden Klangbild<br />
führt. Ein sehr reifes Album.<br />
(Q-rious/edel, 2013, 10/37:59) at<br />
ANDY SUMMERS<br />
SYNAESTHESIA<br />
Andy<br />
Summers,<br />
bekannt<br />
geworden<br />
als innovativer Gitarrist<br />
von <strong>The</strong> Police,<br />
<strong>to</strong>bte sich spätestens<br />
nach dem<br />
Ende der Supergruppe<br />
Mitte der 80er Jahre als Solist aus.<br />
SYNAESTHESIA erschien 1995 auf dem<br />
deutschen Jazzlabel CMP Records, das<br />
kurz darauf verkauft wurde. Deswegen<br />
war dem Instrumentalalbum damals nur<br />
wenig Aufmerksamkeit beschieden. Eine<br />
neue und verdiente Würdigung erhält es<br />
durch das jetzige, um einen Bonus-Track<br />
und neue Liner-Notes erweiterte Reissue.<br />
Wer allerdings erwartet, auf dem Album<br />
Anleihen an Police zu finden, wird enttäuscht<br />
werden. Einzig bei den Kompositionen<br />
mit Klavier (“Invisible Cities”<br />
und das Titelstück) klingen ganz vage<br />
Ähnlichkeiten durch. Ansonsten dominiert<br />
zeitgemäßer Fusion-Jazz, gestützt<br />
vom singenden Klang einer Gibson-Gitarre,<br />
wie ihn heute noch das New Yorker<br />
MoonJune Records fördert.<br />
(Esoteric/Rough Trade,<br />
1995, 10/41:19) an<br />
FLORIAN POSER’S<br />
BRAZILIAN EXPERIENCE<br />
SURFING THE CLOUDS<br />
Viertes Album der international besetzten<br />
Gruppe Brazilian Experience um den<br />
deutschen Spitzen-Vibrafonisten Florian<br />
Poser, der hier sehr deutlich zeigt, dass<br />
man nicht am Zuckerhut geboren sein<br />
muss, um brasilianisch zu fühlen. Mit<br />
Gus tavo Bergalli (tr), Klaus Mueller (p),<br />
Itaiguara (b) und Portinho (dr) gelingt es<br />
Poser, dem Plattentitel SURFING THE<br />
CLOUDS recht souverän gerecht zu<br />
werden. Basis ist dabei ein großes handwerkliches<br />
Können, das sich Poser beim<br />
deutschen Altmeister Wolfgang Schlüter<br />
und Koryphäen wie Gary Bur<strong>to</strong>n und David<br />
Friedman angeeignet hat. Heute steht<br />
er auf Augenhöhe mit dem vielgelobten<br />
Stefon Harris und erweist sich vor allem
CD<br />
bei rasanten Nummern als wahrer<br />
Hexenmeis ter, der nie daneben zielt.<br />
Aber auch bedächtige, eher verträumte<br />
Passagen überfordern Poser<br />
nicht. Er hat zudem alle Titel selbst<br />
komponiert und sich hierbei dreimal<br />
von Bach und einmal von Mozart<br />
inspirieren lassen. Das „Ver-brasilifizieren”<br />
hat den Klassikvorlagen<br />
gutgetan, indem – unvermutete –<br />
brazil-jazzige Elemente freigelegt<br />
wurden, die einen Weltmusik-Touch<br />
ins Spiel bringen.<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade,<br />
2013, 10/59:38) hjg<br />
DEAN MARTIN<br />
THIS TIME I’M SWINGIN’!<br />
Betrachtet man<br />
das Gesamtwerk<br />
Dean<br />
Martins fallen<br />
viele „ernsthafte”<br />
Alben<br />
auf, die man<br />
dem Womanizer nicht zugetraut hätte.<br />
Das ihn begleitende Orchester<br />
wird auf dem Album von Nelson<br />
Riddle dirigiert, der zum Zeitpunkt<br />
der Aufnahmen schon seit mehr als<br />
20 Jahren arrangierte und orchestrierte.<br />
Nicht nur Martins Stimme<br />
steht im Vordergrund, auch die Solisten<br />
werden präsent, die in den Gesangszwischenräumen<br />
knappe, aber<br />
effektive Beiträge leisten (zum Beispiel<br />
“I Can’t Believe That You’re<br />
In Love With Me”). Die meisten<br />
Songs des Albums werden im mittleren<br />
Tempo gespielt, wobei wenige<br />
langsamere Stücke das Programm<br />
relativieren. Ein schönes Album für<br />
Swing-, aber auch Dean-Martin-<br />
Fans, das mit dem Bonus-Track<br />
“Ain’t That A Kick In <strong>The</strong> Head” in<br />
einem druckvollen MFSL-Remastering<br />
erscheint.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1961,<br />
13/34:17) at<br />
VERONIKA HARCSA /<br />
BÁLINT GYÉMANT<br />
LIFELOVER<br />
Eigentlich ist ja hier alles ganz einfach:<br />
Die ungarische Vokalistin und<br />
Komponistin Veronika Harcsa singt,<br />
und ihr Landsmann Bálint Gyémant<br />
spielt dazu akustische Gitarre, und<br />
es gibt mitunter Loops und Overdubs<br />
für „Nebengeräusche”. Zu hören<br />
ist eine radikal klare Musik, die<br />
zu 80 Prozent dem Jazz, zu 15 Prozent<br />
der zeitgenössischen Klassik<br />
und zu fünf Prozent der Popmusik<br />
zuzuordnen ist. Harcsa ist hierbei<br />
für die weiche, emotionale Ebene<br />
zuständig, aber ihr Gesang verlässt<br />
oft gewohnte Bahnen, die Stimme<br />
weicht in den Scat-Gesang aus und<br />
endet in unentwirrbaren, wortlosen<br />
Klangknäueln. Das erinnert an experimentelle<br />
Sängerinnen wie Diamanda<br />
Galas, Meredith Monk oder<br />
Sidsel Endresen und ist garantiert<br />
gewöhnungsbedürftig. Dass Partner<br />
Gyémant den abstrakten kühleren<br />
Part übernimmt macht die Musik<br />
nicht wesentlich zugänglicher. Eine<br />
in jeder Hinsicht mutige Platte!<br />
(Traum<strong>to</strong>n/Indigo, 2014,<br />
12/53:07) hjg<br />
THE WEATHER<br />
REPORT<br />
THE COLUMBIA YEARS<br />
1976–1982<br />
1976 stellte für<br />
die aus dem<br />
Dunstkreis von<br />
Miles<br />
Davis’<br />
En<strong>to</strong>urage Anfang<br />
der 70er<br />
Jahre<br />
hervorgegangene<br />
Fusion-Jazzformation<br />
Wea<strong>the</strong>r Report ein einschneidendes<br />
Jahr dar. Denn den beiden Köpfen<br />
der Band, Wayne Shorter und Joe<br />
Zawinul, gelang es, mit Jaco Pas<strong>to</strong>rius<br />
einen der begabtesten und<br />
innovativsten Bassisten der Zeit zu<br />
gewinnen, der fortan auch als Urheber<br />
etlicher Wea<strong>the</strong>r-Report-Stücke<br />
einen mit den beiden Gründern vergleichbaren<br />
Status erhielt. Die günstige,<br />
jetzt neu aufgelegte Box THE<br />
COLUMBIA YEARS 1976–1982<br />
enthält sämtliche der mit Pas<strong>to</strong>rius<br />
eingespielten Alben (BLACK<br />
MARKET, HEAVY WEATHER,<br />
MR. GONE, 8:30, NIGHT PASSA-<br />
GE, WEATHER REPORT), ergänzt<br />
um etliche andernorts erschienene<br />
Live- und Sessionaufnahmen. War<br />
den frühen frühen Alben der Gruppe<br />
allein der Erfolg unter Kritikern<br />
und in den Jazzcharts vorbehalten,<br />
darf die Jaco-Pas<strong>to</strong>rius-Phase als die<br />
kommerziell erfolgreichste der Band<br />
gelten. Das war auch dem Bassisten<br />
zu verdanken, der durch sein melodiöses<br />
und virtuoses Spiel (auch am<br />
Fretless-Bass) einen Kontrapunkt zu<br />
den etablierten Solisten Shorter und<br />
Zawinul setzen konnte.<br />
(Col/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 10/57:21,<br />
11/60:34, 10/50:26, 13/78:56,<br />
12/76:21, 7/42:04) an<br />
JULIE LONDON<br />
YOUR NUMBER PLEASE /<br />
AT HOME<br />
Von dem Pin-Up der 40er Jahre, das<br />
während des folgenden Jahrzehnts<br />
zur laszivst-möglichen Pop-Jazzstimme<br />
reifte, ersetzen immer mehr<br />
Twofer die Hitsammlungen; diese<br />
ist wieder mal 1A in punk<strong>to</strong> Reper<strong>to</strong>ire-Auswahl,<br />
Arrangements und<br />
natürlich der hauchenden Hauptrolle:<br />
auf dem ersten Album singt die<br />
London vor opulenten Orchesterklängen<br />
Tributes an ihre männlichen<br />
Kollegen – “One For My Baby”<br />
etwa widmet sie Frank Sinatra. Zu<br />
weiteren Standards gehören “Angel<br />
Eyes”, “Makin’ Whoopee” und Hoagy<br />
Carmichaels betörend realisiertes<br />
“Two Sleepy People”. Passend zum<br />
Albumtitel AT HOME wird Julie<br />
London dann daheim von einer kleinen<br />
Combo begleitet und richtet sich<br />
auch programmatisch nach den Vorgaben<br />
der „Hausmusik”: “You’d Be<br />
So Nice To Come Home To”, “Give<br />
Jazz & World <strong>Music</strong><br />
Me <strong>The</strong> Simple Life”, “By Myself”<br />
oder – schon problematischer, “<strong>The</strong><br />
Thrill Is Gone”! Schöner Kontrast,<br />
und London wirkt sowohl vor 40<br />
Streichern als auch mit Jazztrio.<br />
(Fine & Mellow/inakustik,<br />
1959, 24/78:59) utw<br />
PAT METHENY UNITY<br />
GROUP<br />
KIN<br />
Mit einem sehr<br />
warmen<br />
und<br />
organischen<br />
Klang präsentiert<br />
sich die<br />
Pat<br />
Me<strong>the</strong>ny<br />
Group, bestehend<br />
aus Chris Potter (sax), An<strong>to</strong>nio<br />
Sanchez (dr) und Benn Williams (b)<br />
sowie dem Multi-Instrumentalisten<br />
Giulio Carmassi und natürlich<br />
dem Gitarrenvirtuosen selbst. Im<br />
Kontrast zu den letzten Veröffentlichungen<br />
ist bei dem Album das<br />
Bandgefühl deutlich wahrnehmbar,<br />
denn besonders die rhythmischen<br />
Parts wirken organisch und leidenschaftlich<br />
eingespielt, wie das feurige<br />
“Rise Up” belegt. Bedächtige<br />
Klangmalereien (“Adagia”), eine<br />
Nummer, die an Me<strong>the</strong>nys Spielgefühl<br />
in den Achtzigern erinnert<br />
(“Sign Of <strong>The</strong> Season”), ein wenig<br />
traditioneller Jazz mit komplizierten<br />
Breaks (“Genealogy”) und<br />
das melodiöse “Kou” lassen die<br />
Zeit wie im Nu verstreichen. Erstklassiges<br />
Album eines Musikers,<br />
bei dem die Kreativität grenzenlos<br />
zu sein scheint.<br />
(Nonesuch/Warner, 2014,<br />
9/70:19) at<br />
AZIZA BRAHIM<br />
SOUTAK<br />
Westafrika rückte in den vergangenen<br />
Jahren zunehmend als eine<br />
Region in den Fokus, der immer<br />
wieder große musikalische Talente<br />
entstammen. Das Glitterhouse-<br />
Unterlabel Glitterbeat hat ein Reihe<br />
von jüngeren unter ihnen auch<br />
in Europa bekannt gemacht. Nach<br />
Entdeckungen wie der Tuareg-<br />
Rockband Tamikrest oder dem malischen<br />
Sänger und Gitarristen Ben<br />
Zabo folgt nun die Sängerin Aziza<br />
Brahim. Sie wuchs in Flüchtlingslagern<br />
an der Grenze zwischen Algerien<br />
und der Westsahara auf. Inzwischen<br />
hat die Sängerin, die zu der<br />
Minderheit der Sahraui-Nomaden<br />
zählt, im spanischen Barcelona eine<br />
neue Heimat gefunden. Mit ihrem<br />
zweiten Album SOUTAK („Deine<br />
Stimme”) legt sie eine Kollektion<br />
voll beeindruckend schöner, semiakustischer,<br />
teils auch in Spanisch<br />
gesungener Lieder vor. Ihre geheimnisvolle<br />
und ausdrucksstarke<br />
Stimme sowie der Saitenzauber<br />
ihres Gitarristen Kalilou Sangare<br />
gehen unter die Haut. Wunderschön!<br />
(Glitterbeat/Indigo, 2014,<br />
9/42:49) frs<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57
CD<br />
REVIEWS<br />
NINA PERSSON<br />
ANIMAL HEART<br />
Die Pause ihrer Band scheint Nina Persson<br />
nun doch zu lange zu dauern – 2005<br />
erschien das letzte reguläre Album der<br />
Cardigans –, so dass sie jetzt mit ANIMAL<br />
HEART ihr Solodebüt veröffentlicht. Wem<br />
die bittersüße, melancholische Seite der<br />
Schweden immer am meisten zusagte, der<br />
wird hier voll auf seine Kosten kommen.<br />
Getragene Popsongs, sparsam, aber immer<br />
ausreichend instrumentiert, im Mittelpunkt<br />
völlig zu Recht Nina Perssons wunderschöne<br />
Stimme.<br />
(Lojinx/Alive, 2014, 12/41:23) tk<br />
FRANKIE GOES TO HOLLY-<br />
WOOD<br />
FRANKIE SAID<br />
Klasse CD/DVD-<br />
Paket, das in kompakter<br />
Form die<br />
besten Singles,<br />
Remixe, Videos<br />
und TV-Auftritte<br />
von Frankie Goes<br />
To Hollywood versammelt. Von “Relax”<br />
über “Welcome To <strong>The</strong> Pleasuredome” bis<br />
zu “<strong>The</strong> Power Of Love”, die DVD liefert<br />
zwölf Videos, dazu TV-Material der Sendungen<br />
„Top Of <strong>The</strong> Pops” und „<strong>The</strong> Oxford<br />
Road Show” aus den Jahren 1984 bis<br />
1986, einen kurzen Backstage-Blick sowie<br />
Werbespots, die mit FGTH-Musik unterlegt<br />
waren.<br />
(ZTT/Soulfood, 2014, 16/77:32,<br />
DVD 102 Min.)<br />
us<br />
CHRISTINA SKJOLBERG<br />
COME AND GET IT<br />
Mit der norwegischen Linkshänderin, die<br />
ihren Blues-Rock mit einer offensichtlichen<br />
Vorliebe für effektgesättigte Gitarrensounds<br />
zelebriert, hat Ruf Records ein<br />
weiteres „girl with a guitar” in sein Portfolio<br />
geholt. Gesanglich vermag die Lady<br />
bei den neun Eigenkompositionen und zwei<br />
Covers allerdings weniger zu überzeugen,<br />
kommt ihre vokale Performance mitunter<br />
doch recht bemüht herüber.<br />
(Ruf/inakustik, 2014, 11/40:44) ms<br />
ALICE COOPER<br />
THE LAST TEMPTATION – 20TH<br />
ANNIVERSARY EDITION<br />
Zum 20. Geburtstag erscheint das 1994<br />
veröffentlichte Konzeptalbum THE<br />
LAST TEMPTATION nun remastert in<br />
neuer, hochwertiger Verpackung. Zusammen<br />
mit Stef Burns (g), Greg Smith (b),<br />
Derek Sherinian (keys), David Uosikkinen<br />
(dr) und Chris Cornell (Soundgarden)<br />
als Gastsänger erzählt Alice Cooper dabei<br />
die Geschichte des ängstlichen Jungen<br />
Steven, der vom mysteriösen Showman<br />
mit dem Versprechen, nie erwachsen zu<br />
werden, in ein <strong>The</strong>ater des Schreckens<br />
gelockt wird ...<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1994,<br />
10/51:01) us<br />
HARMONIOUS WAIL<br />
BOHEMIAN TANGO<br />
Seit Ende der 80er liefern Harmonious<br />
Wail Top-Ware in Sachen Gypsy-Jazz,<br />
auch das neueste Werk der Amerikaner,<br />
BOHEMIAN TANGO, reiht sich da ein.<br />
Neben den ständigen Mitgliedern Jeff<br />
Weiss sowie Sims und Maggie Delaney-<br />
Potthoff sorgt eine gute Handvoll befreundeter<br />
Musiker für musikalische<br />
Vielfalt, neben starken selbst verfassten<br />
Songs bedienen sie sich bei Rodgers/<br />
Hammerstein (“My Favourite Things”),<br />
Feist (“Gatekeeper”) oder Nancy Griffith<br />
(“Trouble In <strong>The</strong> Fields”).<br />
(Bufflehead Recordings/Import,<br />
2013, 12/52:43) us<br />
FINNER<br />
THE SEASIDE STORIES<br />
Nach über zehn Jahren in der Band Everlaunch<br />
gönnt sich Sänger/Gitarrist Thorsten<br />
Finner eine Auszeit und veröffentlich sein<br />
Debütalbum als Solist. Die stimmungsvollen<br />
Songs bewegen sich im Umfeld von<br />
Folk, Singer/Songwriter und Indie-Pop<br />
und erfreuen immer wieder mit kleinen instrumentalen<br />
Farbtupfern. Wer Musik à la<br />
Mumford & Sons mag, dürfte auch an dieser<br />
CD Gefallen finden.<br />
(Greywood/Timezone, 2014,<br />
12/43:57) rg<br />
LUV<br />
THE BEST OF<br />
Nachdem das niederländische<br />
Produzentenduo<br />
Hans van<br />
Heimert und Piet<br />
Souer Anfang der<br />
70er schon das Duo<br />
Mouth & MacNeal<br />
zu Erfolg geführt hatte, gelang ihnen das<br />
von 1978 bis Mitte der 80er auch mit dem<br />
Trio Luv. Mit Gute-Laune-Disco-Songs<br />
wie “Casanova”, “You’re My Greatest Lover”<br />
oder “Ooh, Yes I Do” stürmten Marga,<br />
José und Patty die (vornehmlich) deutschen<br />
Charts, waren Dauergäste in TV-Sendungen<br />
wie dem „Musikladen”. THE BEST OF<br />
LUV enthält alle Singles des Trios, viele B-<br />
Seiten sowie rare Albumtracks.<br />
(Polydor/Universal, 2014, 20/65:20) tk<br />
MICAH P. HINSON<br />
MICAH P. HINSON AND THE<br />
NOTHING<br />
Schon seine 2008er Cover-Sammlung<br />
ALL DRESSED UP AND SMELLING OF<br />
STRANGERS war ebenso krude wie hochklassig,<br />
auch die S<strong>to</strong>ry hinter seinem neuen<br />
Album ist alles andere als alltäglich. Auf<br />
Tour in Spanien in einen schweren Au<strong>to</strong>unfall<br />
verwickelt war lange unklar, ob Micah<br />
P. Hinson mit seinem verletzten Arm je<br />
wieder würde Musik machen können. Also<br />
schickte er die zuvor entstandenen Demos<br />
an Freunde rund um den Erdball, mit deren<br />
Hilfe er dann im spanischen Santander MI-<br />
CAH P. HINSON AND THE NOTHING<br />
aufnahm, eine Wüsten-trockene Ansammlung<br />
von gespenstischem Americana-<br />
Songs.<br />
(Talitres/Rough Trade, 2014, 12/58:42) us<br />
THE MILLS BROTHERS<br />
CAB DRIVER – THE DOT &<br />
PARAMOUNT YEARS<br />
1958–1972<br />
Im Herbst ihrer Karriere, nach dem gesundheitsbedingten<br />
Ausscheiden von John<br />
Mills, wechselten die Mills Bro<strong>the</strong>rs 1958<br />
von Decca zu Paramount. CAB DRIVER<br />
bietet einen umfassenden Rückblick auf<br />
die dortige Zeit (bis Anfang der 70er Jahre),<br />
verfolgt ihren Weg, der sie damals von<br />
Jazz und Swing in Richtung Doo-Wop und<br />
Pop führte; mit “<strong>The</strong> Ol’ Race Track” hatte<br />
die legendäre Vokalgruppe 1968 dann auch<br />
ihre letzte Notierung in den Billboard Hot<br />
100.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />
28/71:02) us<br />
BLAUDZUN<br />
PROMISES OF NO MAN’S LAND<br />
Blaudzun,<br />
hinter<br />
diesem<br />
seltsamen<br />
Namen – eine Hommage<br />
an den dänischen<br />
Radrennfahrer<br />
Verner Blaudzun,<br />
1966 Weltmeister im<br />
Mannschaftszeitfahren h – verbirgt sich der<br />
Niederländer Johannes Sigmond, dessen<br />
drei bisherige Alben bisher nur als Import<br />
zu haben sind. Womit PROMISES OF NO<br />
MAN’S LAND sozusagen zum Debüt wird,<br />
obwohl der eine oder andere Musikfreund<br />
durch zahlreiche Festivalauftritte schon Bekanntschaft<br />
mit seinem herrlich verschrobenen<br />
Indie-Folk gemacht haben dürfte.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2014, 11/42:23) us<br />
PRETTY MAIDS<br />
LOUDER THAN EVER<br />
Der Titel ist Programm: Fetter klangen<br />
die dänischen Melodicmetaller wohl nie.<br />
Selbst die Neueinspielungen von bereits<br />
zwischen 1995 und 2006 erschienenen<br />
Songs wie “Playing God” oder “Virtual<br />
Brutality” haben an Härte gewonnen. Die<br />
vier neuen Stücken auf diesem Album<br />
zeigen konsequent die beiden konträren<br />
Seiten der Pretty Maids: Während “Deranged”<br />
und “Nuclear Boomerang” einem<br />
die Ohren vom Kopf fetzen, wird mit “My<br />
Soul To Take” gezeigt, wie radiotaugliche<br />
Singles in den 80ern klingen mussten, und<br />
“A Heart Without A Home” ist eine gelungene<br />
Ballade.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014, 12/52:22) jub<br />
BASKERY<br />
LITTLE WILD LIFE<br />
Das dritte Album der schwedischen<br />
Bondesson-Schwestern bietet erneut schönen,<br />
ausgewogenen und von einwandfreien<br />
musikalischen Fähigkeiten geprägten<br />
Country-Folk. Nach der A-cappella-Einleitung<br />
“Nor<strong>the</strong>rn Girl” folgen mit “<strong>The</strong> Shadow”,<br />
“<strong>The</strong> Last Beat” und “<strong>The</strong> Fire” flotte<br />
Folk-Poptitel, die von balladesken Songs<br />
für Genießer umrahmt sind.<br />
(Mo<strong>the</strong>r Tarantula Records/Soulfood,<br />
2014, 11/41:45) p<br />
DIE HAPPY<br />
EVERLOVE<br />
Ohne lange Babypause – Sängerin Marta<br />
Jandová bekam im August letzten Jahres<br />
eine Tochter – legen Die Happy mit<br />
EVERLOVE nun ein neues Album vor.<br />
Vielleicht täuscht der erste Eindruck,<br />
aber man könnte meinen, dass die ganz<br />
wilden Zeiten der Ulmer Indie-Rocker<br />
vorbei sind. Statt bei fetten Gitarrenbrettern<br />
und ekstatischem Gesang landen sie<br />
oft bei gefühlvollem Midtempo-Rock,<br />
zeigen auch, dass sie mit angezogener<br />
Kurzvorstellungen<br />
Handbremse rocken können – ohne aber<br />
bei Krachern wie “Too Fast” auf alte Qualitäten<br />
zu verzichten.<br />
(F.A.M.E./Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
13/49:44) us<br />
DIE KAMMER<br />
SEASON II: VIEWS FROM THE<br />
INSIDE<br />
Kammermusik und Pop, passt das? Ja, ganz<br />
unbedingt! Die siebenköpfige Formation<br />
Die Kammer um den Sänger Marcus Tes<strong>to</strong>ry<br />
und den Gitarristen Matthias Ambré<br />
spielt mit Cello, Viola, Violine und Tuba<br />
erstklassige Songs zwischen Indie, Folk,<br />
Bänkelgesang und Klassik, die an Bands<br />
wie Divine Comedy, M. Walking On <strong>The</strong><br />
Water und <strong>The</strong> Miserable Rich erinnern. Im<br />
Frühjahr <strong>to</strong>urt das Kammer-Poporchester<br />
im Vorprogramm der Mittelalter-Combo<br />
Schandmaul.<br />
(Delicious/NMD, 2014, 14/58:25) frs<br />
B3<br />
BACK TO MY ROOTS<br />
Andreas Hommelsheim<br />
ist schon lange<br />
als Keyboarder und<br />
Arrangeur (u.a. für<br />
Drafi Deutscher und<br />
Stefan Waggershausen)<br />
im Geschäft.<br />
Mit seinem Trio und Gästen, u.a. Ron<br />
Spielman (g) und Christian Meyers (tp),<br />
hat er gepflegte Instrumentals einge spielt,<br />
nur bei zwei Titeln wird gesungen. Die<br />
Titel bewegen sich im Spannungsfeld von<br />
funkigen Soulgroovern und jazzigen Fusionsounds.<br />
Das gelingt geschmackvoll, auf<br />
Dauer vermisst man aber den energischen<br />
Biss und Eigenständigkeit.<br />
(Blackbird/Soulfood, 2014,<br />
11/71:49) rg<br />
ROBERT ELLIS<br />
LIGHTS FROM THE CHEMICAL<br />
PLANT<br />
Der Texaner Robert Ellis ist mittlerweile in<br />
Nashville, Tennessee, zu Hause, nach zwei<br />
selbst vertriebenen Alben (die 2009er LP<br />
PHOTOGRAPHS wurde in Europa 2012<br />
neu als CD aufgelegt) legt er mit LIGHTS<br />
FROM THE CHEMICAL PLANT nun sein<br />
drittes Werk vor. Klasse Musik zwischen<br />
gefühlvollem Singer/Songwriter-Folk und<br />
Desert-Americana, beeindruckend von<br />
Jacquire King (Tom Waits, Norah Jones)<br />
in Szene gesetzt, dazu Gäste wie Jim Lauderdale,<br />
Taylor Goldsmith (Dawes) und<br />
Rob Crowell (Deer Tick).<br />
(New West/Warner, 2014, 11/54:05) us<br />
DAVID GRISSOM<br />
HOW IT FEELS TO FLY<br />
HOW IT FEELS TO FLY? Anscheinend<br />
gut, zumindest hört sich die Musik von<br />
David Grissom danach an. Der Texaner,<br />
der schon bei John Mellencamp, Joe Ely,<br />
Chris Issak, Robben Ford oder den Dixie<br />
Chicks für die Saitenarbeit zuständig war,<br />
hat wieder einmal Zeit für ein eigenes<br />
Werk gefunden. Achtmal knochentrockener<br />
Roots-Rock aus dem Studio, vier beherzte<br />
Livemitschnitte, darunter “Jessica” (Allman<br />
Bro<strong>the</strong>rs) und “Nasty Dogs And Funky<br />
Kings” (ZZ Top).<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2014, 12/63:27) us<br />
Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
RPWL<br />
WANTED<br />
Nach Nietzsche haben sich RPWL für ihr<br />
neues (Konzept-)Album ein weiteres philosophisches<br />
Sujet ausgesucht, WANTED<br />
<strong>the</strong>matisiert die <strong>to</strong>tale Befreiung des Geistes.<br />
Musikalisch nähert sich die deutsche Art-<br />
Rockband dieser Materie auf altbewährte<br />
Weise, tiefgehende Melodien wechseln sich<br />
ab mit harten Riffs und vertrackten Rhythmusgewittern.<br />
Alles andere als belanglose<br />
Musik für den Hintergrund, diesen gut einstündigen<br />
musikalischen Trip sollte man mit<br />
voller Aufmerksamkeit genießen.<br />
(Gentle Art Of <strong>Music</strong>/Soulfood,<br />
2014, 10/61:53) tk<br />
LOREENA McKENNITT<br />
THE JOURNEY SO FAR –<br />
THE BEST OF<br />
Die<br />
Kanadierin<br />
Loreena<br />
McKennitt<br />
zählt zu den<br />
derzeit<br />
erfolgreichsten<br />
Vertreterinnen<br />
des Celtic<br />
Folk: 14 Millionen<br />
Albumverkäufe, ausverkaufte Häuser.<br />
Mit THE JOURNEY SO FAR legt die<br />
rothaarige Harfenistin und Sängerin mit<br />
der glockenhellen Stimme eine Best-Of-<br />
Kompilation vor. Zu hören sind mystische<br />
World-<strong>Music</strong> im Stile von Clannad und<br />
Enya sowie Adaptionen von Gedichten von<br />
Yeats und Tennyson.<br />
(Quinlan Road/edel, 2014, 12/59:33) frs<br />
BIRD OF JOY<br />
PRISONER<br />
Wenn ein Bluestrio wie eine End-60er-<br />
Psychedelicband klingt, wenn die Doors,<br />
frühe Pink Floyd und MC5 mit Grunge,<br />
S<strong>to</strong>ner-Rock und Punk gekreuzt werden,<br />
dann sind die Birds Of Joy am Start. Mit<br />
PRISONER zeigen die drei Niederländer<br />
Kevin Stunnenberg (voc, g), Gertjan Gutman<br />
(keys, b, voc) und Bob Hogenelst (dr,<br />
voc, harp), dass es auch in modernen Zeiten<br />
noch Rock’n’Roll mit Seele gibt ...<br />
(Long Branch Records/SPV, 2014,<br />
11/49:53) us<br />
ROBERT FRANCIS<br />
HEAVEN<br />
Wer wie Robert Francis im Alter von neun<br />
Jahren seine erste Gitarre geschenkt bekommt<br />
(dazu noch von keinem Geringeren<br />
als von Ry Cooder!), bei dem dürfte klar<br />
sein, wie stark die Musik sein Leben bestimmt.<br />
Album Nummer vier des Kaliforniers<br />
heißt HEAVEN und führt die Tendenz<br />
der letzten Platte fort, weniger Trübsal zu<br />
blasen und trotz aller tiefen Gefühle auch<br />
mal die Sonne scheinen zu lassen. Klasse<br />
Singer/Songwriter-Pop, der von beschwingt<br />
locker bis tief betrübt ein breites<br />
Spektrum an Gefühlen ver<strong>to</strong>nt.<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 13/41:31) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
INNER CITY BEAT!<br />
Wer kennt das nicht: Man schaut einen<br />
Krimi aus den 60er oder 70er Jahren, hört<br />
den Soundtrack und denkt: Wow, was ist<br />
denn das für ein cooles, funkiges, grooviges<br />
Zeug? Die Anthologie INNER CITY<br />
BEAT! DETECTIVE THEMES, SPY<br />
MUSIC AND IMAGINARY THRILLERS<br />
versammelt eine Reihe von Stücken aus<br />
obskuren Filmen und Serien von kaum<br />
bekannten britischen Library-<strong>Music</strong>-Komponisten.<br />
Die CD bzw. Doppel-LP kommt<br />
samt einem Comic-Krimi von John C. Patterson<br />
und Markham „Badly” Antringham.<br />
(Soul Jazz/Indigo, 2014, 24/57:03) frs<br />
ROBERT SCHROEDER<br />
PARADISE<br />
Mit PARADISE schuf der Aachener Robert<br />
Schroeder 1983 ein Album, das man ohne<br />
Zweifel in eine Reihe mit den damals angesagten<br />
Werken von Klaus Schulze, Mike<br />
Oldfield oder Jean Michel Jarre stellen<br />
kann. Jetzt erscheint es als 2014er Edition,<br />
wobei es sich weder um Neuaufnahmen<br />
noch um einen Remix handelt, vielmehr<br />
wurden die Mastertapes mit modernen<br />
Mitteln klanglich überarbeitet, um den Originalsound<br />
und die wunderschöne Atmosphäre<br />
dieser elektronischen Musik nicht<br />
zu verlieren. Als Bonus-Tracks gibt es die<br />
Zehn-Minuten-Version von “Skywalker”<br />
sowie mit “Paradise Epilogue” einen bisher<br />
unveröffentlichten Track.<br />
(Spheric Records/H’Art, 1983, 10/61:49) tk<br />
THE SCORPIONS<br />
HELLO JOSEPHINE –<br />
30 RHYTHM & BEAT CLASSICS<br />
1964–1966<br />
Mit bekannten Titeln<br />
aus R&B, Beat und<br />
Rock’n’Roll, mit<br />
Songs wie “Johnny B.<br />
Goode”, “<strong>The</strong> Nana<br />
Song”, “What Did I<br />
Say”, “Long Tall Sally”<br />
oder “Tobacco Road” waren die Scorpions<br />
aus Manchester Mitte der 60er vor allem<br />
in den Niederlanden erfolgreich. HELLO<br />
JOSEPHINE (benannt nach ihrem größten<br />
Hit) ist prall gefüllt mit 30 Titeln, die sie von<br />
1964 bis 1966 für das niederländische CNR-<br />
Label aufgenommen haben, dazu liefert das<br />
dicke Booklet die ausführliche Bandhis<strong>to</strong>ry<br />
samt Single-Sleeve-Abbildungen und Fo<strong>to</strong>s<br />
aus dem Privatarchiv der Band. Klasse Ausgrabung!<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />
30/78:04) us<br />
THE LOMBEGO SURFERS<br />
TICKET OUT OF TOWN<br />
Seit nunmehr 25 Jahren steht dieses kalifornische<br />
Trio für Wurzel-nahen Punk-Rock.<br />
Auch auf TICKET OUT OF TOWN lassen<br />
Anthony Thomas (voc, g), Pascal Sandrin<br />
(b) und Olivier Joliat (dr) nichts anbrennen,<br />
rotzig, mit rohem Livesound und voller irrer<br />
Gitarrenriffs präsentieren sich die Lombego<br />
Surfers so angriffslustig wie eh und je, zeigen<br />
auch auf ihrem neuen Album keinerlei<br />
Anzeichen von beginnender Altersmilde.<br />
(Flight 13 Records/Broken Silence,<br />
2014, 12/36:38) tk<br />
THE CADILLAC THREE<br />
TENNESSEE MOJO<br />
Die Frage wo sie (musikalisch) zu Hause<br />
sind, lassen die Cadillac Three erst gar<br />
nicht aufkommen. Von Beginn an zeigt das<br />
Trio eindrucksvoll seine Klasse in Sachen<br />
Sou<strong>the</strong>rn-Rock, legt mit fettem Drive los,<br />
liefert einen Beweis nach dem anderen, wie<br />
Kurzvorstellungen<br />
der Sound von Bands wie Lynyrd Skynyrd,<br />
der Marshall Tucker Band oder Canned Heat<br />
auch heute noch junge Musiker beeinflusst.<br />
Und da Frontmann Jaren Johns<strong>to</strong>n seine<br />
Songwriter-Klasse schon bei Keith Urban<br />
(“You Gonna Fly”, 2012 #1 in den US-Country-Charts),<br />
Tim McGraw und Kenny Chesney<br />
beweisen durfte, stimmt auf TENNES-<br />
SEE MOJO auch die Qualität der Songs.<br />
(Universal, 2014, 14/50:29)<br />
us<br />
BAND OF HORSES<br />
ACOUSTIC AT THE RYMAN<br />
Mit einer knackigen<br />
„Greatest Hits Setlist”<br />
trat die Band<br />
Of Horses im April<br />
letzten Jahres an zwei<br />
Abenden im Ryman<br />
Audi<strong>to</strong>rium in Nashville<br />
auf. Beflügelt lt vom Geist zahlreicher legendärer<br />
Gruppen, die dort schon auftraten,<br />
zeigte sie eindrucksvoll, dass ihre Indie-Rocksongs<br />
auch im akustischen Gewand eine klasse<br />
Figur machen. Tipp für High-End-Freaks:<br />
Der im DSD-Verfahren mitgeschnittene und<br />
von Bob Ludwig gemasterte Konzertmitschnitt<br />
erscheint auch auf 180g-Vinyl sowie<br />
digital als 24 Bit 96k Wav-Version.<br />
(Kobalt Label Service/Rough Trade,<br />
2014, 10/38:35) us<br />
LA FORTENBACHER<br />
KAMIONKA<br />
Carolin Fortenbacher hat im <strong>Music</strong>al „Mamma<br />
Mia” gesungen, ist Schauspielerin – und<br />
legt mit KAMIONKA ihre dritte CD vor. Sie<br />
stimmt darauf anspruchsvollen Pop in allerlei<br />
Facetten an: Es gibt französisches Flair<br />
(Akkordeon), Balkanbeats, Bali-Sounds,<br />
aber auch straighten Pop. Die 49-Jährige<br />
singt deutsch über Au<strong>to</strong>biografisches, Älterwerden,<br />
Beziehungen, und das meist mit<br />
Witz und Ironie. Das legt man öfter auf.<br />
(Forore/Cargo, 2014, 13/43:27) pro<br />
SAXON<br />
ST. GEORGES’S DAY – LIVE IN<br />
MANCHESTER<br />
Mit einer klasse Auswahl an Songs, die von<br />
1979, dem Beginn ihrer Karriere, bis zum<br />
erfolgreichen 2013er Album SACRIFICE<br />
reichte, boten Saxon mit ihrem traditionellen<br />
Gastspiel am Saint George Day (23.<br />
April) ihren Fans beste britische Heavy-<br />
Metalkost. Immer noch lässt die Band um<br />
Sänger Biff Byford keinerlei Alterserscheinungen<br />
erkennen, sowohl bei eigenen Krachern<br />
wie “Power And <strong>The</strong> Glory”, “Never<br />
Surrender” und “Wheels Of Steel” als<br />
auch bei “Ride Like <strong>The</strong> Wind”, dem Song<br />
von Chris<strong>to</strong>pher Cross, den sie seit ihrem<br />
1988er Album DESTINY im Programm<br />
haben.<br />
(UDR/Warner, 2014, 11/63:09,<br />
10/60:34) us<br />
GARY BARLOW<br />
SINCE I SAW YOU LAST<br />
Geschlagene 14 Jahre hat Gary Barlow<br />
seine Fans auf ein neues Solowerk warten<br />
lassen, sie mussten sich in der Zwischenzeit<br />
mit Take-That-Hits (von denen die<br />
meisten aus seiner Feder stammen) oder<br />
mit Barlow-Kompositionen für Künstlerinnen<br />
wie Shirley Bassey, A<strong>to</strong>mic Kitten<br />
oder Agnetha Fältskog begnügen. SINCE<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59
CD<br />
I SAW YOU LAST zeigt Barlow nun wieder<br />
von seiner besten und erfolgreichsten<br />
Seite, herrliche Popsongs mit maximalem<br />
Gefühlsfak<strong>to</strong>r, bei “Face To Face” sogar im<br />
Duett mit Sir El<strong>to</strong>n John.<br />
(Polydor/Universal, 2014, 15/62:13) tk<br />
THE NORVINS<br />
NO TYME FOR TEARS<br />
Garagen-Rock mit Psychedelic-, Punk- und<br />
Beat-Einschlag, also Musik, wie sie in den<br />
60ern von Großbritannien aus ihren Siegeszug<br />
durch die ganze Welt antrat, das bieten<br />
<strong>The</strong> Norvins auf ihrem neuen Album NO<br />
TYME FOR TEARS. Neben eigenen Songs<br />
covert die fünfköpfige Band aus Paris dabei<br />
auch <strong>The</strong> Epic Five (“Need Your Lovin’”)<br />
und <strong>The</strong> Huns (“Destination Lonely”). Klasse<br />
auch der au<strong>the</strong>ntische 60er-Sound!<br />
(Sound Flat Records/Broken Silence,<br />
2014, 14/32:46) tk<br />
CHRISPIAN ST. PETER<br />
THE PIED PIPER –<br />
THE COMPLETE RECORDINGS<br />
1965–1974<br />
Doppel-CD-Vollbedienung<br />
für 60er-<br />
Jahre-Pop-Freunde.<br />
Dass im 2010 vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Chrispian<br />
St. Peter einiges<br />
mehr<br />
schlummerte<br />
als seine beiden bekannten Hits “You Were<br />
On My Mind” und “<strong>The</strong> Pied Piper”, dass<br />
sich seine Klasse auch mit Songs wie dem<br />
Phil-Ochs-Cover “Changes”, seinen frühen<br />
Singles oder seinen als Country Smith aufgenommenen<br />
Countrystücken zeigt, davon<br />
kann man sich jetzt auf THE PIED PIPER<br />
überzeugen. Beide Decca-Alben sowie<br />
seine 1970er Square-LP sind komplett mit<br />
dabei, viele der 50 Tracks sind dazu noch<br />
CD-Premieren.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />
26/70:57, 24/67:00) us<br />
HOUSE OF LORDS<br />
PRECIOUS METAL<br />
Als Glam-Metal-Act 1989 gestartet, ist zumindest<br />
personell bei den House Of Lords<br />
heutzutage alles anders – zumindest fast.<br />
Denn die einzige Konstante, die die Band<br />
im Spiel hält, ist Sänger James Christian.<br />
Und das tut er mit Erfolg: Album Nummer<br />
neun, PRECIOUS METAL, ist ein sauberes<br />
Melodic-Metalwerk, das zu keiner<br />
Zeit hausbacken oder abgenudelt anmutet.<br />
Sogar das aufgeblasene Pathos in einigen<br />
Refrains kommt gut.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014, 12/50:44) jub<br />
LOST IN THE TREES<br />
PAST LIFE<br />
Mit PAST LIFE scheinen Lost In <strong>The</strong> Trees<br />
einen neuen Karriereabschnitt einzuläuten.<br />
Waren sie zuvor noch ausgewiesene Spezialisten<br />
für düsteren, tief gehenden Folk,<br />
so lebt das neue Album von fast sonnigen,<br />
Pop-verliebten Melodien. Hintergrund dieses<br />
Kurswechsels ist die junge Ehe von<br />
Frontmann Ari Picker, der nach eigenen<br />
Worten gar nicht anders konnte, als seinen<br />
Gefühlsüberschwang auf diese neue (und<br />
für ihn bis dahin absolut untypischer Art)<br />
auszudrücken.<br />
(ANTI/Indigo, 2014, 10/37:50) us<br />
DVD<br />
REVIEWS<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
HAPPY METAL<br />
Wie wird aus einer<br />
mit allen (Teufels-)<br />
Wassern<br />
gewaschenen<br />
Black-Metalband<br />
eine Love<br />
&<br />
Peace-selige<br />
Hippie-Combo?<br />
Da muss schon einiges<br />
passieren!<br />
Und genau das tut<br />
es auch in der schrägen französischen<br />
Filmkomödie „Happy Metal” (Originaltitel:<br />
„Pop Redemption”). Ihre Wandlung<br />
vom Saulus zum Paulus erleben die vier<br />
Bandkollegen Alex, Pascal, Erik und JP,<br />
die seit Jugendtagen zusammen als die<br />
Dead MaKabés auftreten, auf ihrer alljährlichen<br />
Sommer<strong>to</strong>urnee, die diesmal<br />
eigentlich ihre letzte sein sollte. Auf der<br />
Flucht vor der Polizei geraten sie in ein<br />
kleines Dorf, in dem gerade ein großes,<br />
buntes Erdbeerfest (nicht die einzige<br />
Beatles-Hommage!) gefeiert wird. Bis<br />
sie schließlich doch noch beim Hellfest-<br />
Festival – mit neuem, gewandeltem<br />
Sound – vor dem großen „Dozzy Cooper”<br />
(Ozzy und Alice lassen grüßen ...)<br />
bejubelt werden, muss noch so manches<br />
passieren. Lustig, schräg und überdreht.<br />
Streckenweise allerdings etwas konstruiert<br />
und albern.<br />
(Tiberius Film, 2014, Spr. Dt./Frz.,<br />
90 Min.) frs<br />
THE WHO<br />
SENSATION – THE STORY OF<br />
TOMMY<br />
Ganz am Ende, in<br />
der letzten Einstellung,<br />
sieht man, wie<br />
Pete Townshends<br />
Augen zu leuchten<br />
beginnen. Er hat<br />
gerade von der Anerkennung<br />
seiner<br />
Rockoper TOMMY<br />
durch den Dirigenten<br />
Leonard Bernstein erzählt. Diese<br />
Anekdote und viele weitere persönliche<br />
Einblicke machen die Filmdoku „Sensation<br />
– <strong>The</strong> S<strong>to</strong>ry Of Tommy” sehenswert,<br />
selbst wenn bereits so viel über das<br />
Konzeptalbum gesagt und geschrieben<br />
wurde. Neben dem Who-Gitarristen geben<br />
u.a. Sänger Roger Daltrey, Manager<br />
Chris Stamp, Toningenieur Bob Pridden,<br />
Plattenhüllengestalter Mike McInnerney<br />
sowie einige Musikkritiker, darunter<br />
„Rolling S<strong>to</strong>ne”-Herausgeber Jann Wenner,<br />
intime Einblicke in die Entstehungsgeschichte<br />
und Rezeption des Werkes.<br />
Townshend spricht sehr offenherzig und<br />
mitteilsam, klammert dabei auch seine<br />
eigenen schlechten Kindheitserfahrungen<br />
nicht aus. Zur Sprache kommen die wichtigsten<br />
Songs (“Pinball Wizard” u.a.), die<br />
Motive, die Bühnen-Tauglichkeit sowie<br />
die Adaptionen für Film und <strong>Music</strong>al. Als<br />
Bonus gibt es einen halbstündigen „Beat-<br />
Club”-Beitrag aus dem Jahr 1969, in dem<br />
<strong>The</strong> Who (leider nur im Playback) sieben<br />
Songs spielen, unterbrochen von Kurzinterviews.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, engl. mit<br />
dt. Untertiteln, 113 Min.)<br />
frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
JEFF WAYNE’S MUSICAL<br />
VERSION OF THE WAR OF<br />
THE WORLDS – THE NEW<br />
GENERATION: ALIVE ON STAGE<br />
Kann ein Hörspiel<br />
wie „<strong>The</strong> War Of<br />
<strong>The</strong> Worlds” originalgetreu<br />
auf einer<br />
<strong>Music</strong>albühne<br />
erzählt<br />
werden? Es<br />
kann! Links ein klassisches<br />
Orchester,<br />
rechts eine (Rock-)<br />
Band, beide mit direktem<br />
Blickkontakt kt zu Dirigent Jeff Wayne,<br />
dazwischen ein Laufsteg für die Sänger<br />
Jason Donovan, Marti Pellow und Ricky<br />
Wilson, dahinter eine mächtige Videoleinwand,<br />
auf der man mal Erzähler Liam Neeson,<br />
mal die aus dem All heranrauschenden<br />
Marsianer-Raketen sieht – ganz egal ob<br />
man die von Jeff Wayne ursprünglich 1978<br />
ver<strong>to</strong>nte Science-Fiction-Geschichte „Der<br />
Krieg der Welten” von H. G. Wells schon<br />
kennt oder ob man sie in dieser Form zum<br />
ersten Mal miterlebt, so mitreißend und faszinierend,<br />
wie sie hier von Orchester, Band<br />
und Schauspielern auf die Bühne gebracht<br />
wird, kann man die begeisterten Publikumsreaktionen<br />
aus der Londoner O2 Arena<br />
problemlos nachvollziehen. Diese zwei<br />
Stunden sind beste <strong>Music</strong>alunterhaltung!<br />
(Universal, 2014, 120 Min.,<br />
engl. mit dt. Untertiteln)<br />
us<br />
TALKING HEADS<br />
STOP MAKING SENSE<br />
Für ihre innovativen<br />
Videoclips<br />
waren<br />
die Talking Heads<br />
bekannt. So überraschte<br />
es, als sie<br />
1984 – als die Ära<br />
der<br />
Konzertfilme<br />
längst vorbei schien<br />
– mit „S<strong>to</strong>p Making<br />
Sense” in die Kinos<br />
kamen. Doch die New Yorker Kunsthochschul-New-Wave-Band<br />
drehte natürlich<br />
keinen Streifen à la „Woods<strong>to</strong>ck”. Unter<br />
der Regie von Jonathan Demme („Das<br />
Schweigen der Lämmer”) entstand ein audiovisuelles<br />
Happening. Anders als andere<br />
Filme des Genres verzichtet „S<strong>to</strong>p Making<br />
Sense” komplett auf Zwischeninterviews<br />
oder Backstage-Impressionen. Der Streifen<br />
beschränkt sich allein auf das Geschehen<br />
auf der Bühne. Und da passiert ordentlich<br />
viel! Der Film, der längst als ein Meisterwerk<br />
des Genres gilt, steckt voller skurriler<br />
Einfälle. Etwa wenn in der Eröffnungsszene<br />
zunächst einmal nur die Füße von Sänger/Gitarrist<br />
David Byrne zu sehen sind,<br />
der daraufhin klampfend in einen Stacca<strong>to</strong>-<br />
Tanz zu einer Rhythmus-Box ausbricht,<br />
oder wenn er in einem viel zu großen Anzug<br />
auf die Bühne zurückkehrt. Als die<br />
Talking Heads im Dezember 1983 auf der<br />
Bühne des Hollywood’s Pantages <strong>The</strong>ater<br />
gefilmt wurden, hatten sie sich längst vom<br />
Punk ihrer Anfangstage hin zu einem Afro-<br />
Beat-beeinflussten Wave-Funk weiterentwickelt.<br />
Entsprechend rhythmisch und tänzerisch<br />
geht es zu. Der Film erscheint nun<br />
erstmals digital remastert auf Blu-ray und<br />
DVD. Als Bonus gibt es zusätzliche Songs<br />
Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
DVD – Blu-ray<br />
(“Cities”, “Big Business/I Zimbra”) sowie<br />
Audiokommentar, Pressekonferenz und ein<br />
herrlich satirisches Interview Byrnes mit<br />
sich selbst.<br />
(Arthaus/Studiocanal, 1984/2014,<br />
84 Min. + Bonus) frs<br />
THE DUKES OF<br />
SEPTEMBER<br />
THE DUKES OF SEPTEMBER<br />
Die Dukes Of September,<br />
unter diesem<br />
Namen haben<br />
sich mit Donald<br />
Fagen,<br />
Michael<br />
McDonald<br />
und<br />
Boz Scaggs drei<br />
Top-Musiker<br />
zusammengetan,<br />
die<br />
sowohl mit ihren<br />
Bands (Steely Dan, Doobie Bro<strong>the</strong>rs, Steve<br />
Miller Band) als auch solo schon höchst erfolgreich<br />
waren. Ebenso wie beim Vorgängerprojekt<br />
der Dukes, der New York Rock<br />
And Soul Revue, haben sich die drei Protagonisten<br />
mit Cracks wie Jon Hering<strong>to</strong>n (g),<br />
Jim Beard (p) und Freddie Washing<strong>to</strong>n (b)<br />
eine hochkarätige, zusätzlich noch Bläserverstärkte<br />
Begleitband zusammengestellt,<br />
die sie bei ihrem Auftritt im wunderschönen<br />
New Yorker Lincoln Center bestens<br />
unterstützte. Klar, dass man bei Musikern,<br />
die über so lange Jahre höchst erfolgreich<br />
sind, keinerlei Probleme damit hat, eine<br />
ansprechende Setlist zusammenzustellen,<br />
dennoch streuten sie auf THE DUKES OF<br />
SEPTEMBER neben Solotiteln und Stücken<br />
aus dem Reper<strong>to</strong>ire ihrer Bands auch<br />
die eine oder andere Cover-Version (u.a.<br />
“<strong>The</strong>m Changes” von Buddy Miles, “Sweet<br />
Soul <strong>Music</strong>” von Arthur Conley und Chuck<br />
Berrys “You Never Can Tell”) ein.<br />
(429 Records/Universal, 2014, 91 Min.) us<br />
UDO LINDENBERG<br />
DIE FILME<br />
Mit „Panische Zeiten”<br />
und „Super” kamen<br />
1980 und 1984 zwei<br />
sehr unterschiedliche<br />
Spielfilme mit Udo<br />
Lindenberg in die Kinos.<br />
Ersterer ist eine<br />
knallbunte Krimisatire<br />
voller Musik und<br />
anarchischem Humor.<br />
Der zweite ist ein düsterer Endzeitfilm.<br />
Für „Panische Zeiten” übernahm Lindenberg<br />
Drehbuch, Regie und Hauptrolle. Der<br />
Film, in dem neben Eddie Constantine,<br />
Karl Dall, Helga Feddersen („Ministerin<br />
für Frauenfragen”) und Günter Netzer (in<br />
einer Nebenrolle) viele Mitglieder seiner<br />
damaligen En<strong>to</strong>urage mitwirken (darunter<br />
Konzertveranstalter Fritz Rau), wirkt<br />
streckenweise wie aus einer seiner Rock-<br />
Revuen entsprungen. Lindenberg ist in einer<br />
Doppelrolle zu sehen: als aufmüpfiger<br />
Rockrebell, der von konservativen Mächten<br />
gekidnappt wird, sowie als Detektiv<br />
Coolman. Die Satire schaltete sich 1980<br />
quasi in den Bundestagswahlkampf ein.<br />
Politisch, wenn auch subtiler, ist „Super”.<br />
Lindenberg überließ dafür mit Adolf Winkelmann<br />
(„Nordkurve”) einem Experten<br />
die Regie. Filmisch und schauspielerisch<br />
ist der Streifen, der in einer Welt nach einer
DVD<br />
REVIEWS<br />
Ökokatastrophe spielt, sehr viel überzeugender.<br />
Allerdings fehlt ihm der<br />
spontihafte Charme des Vorgängers.<br />
Beide Filme gibt es nun als Doppel-<br />
DVD mit allerlei Bonus-Material, darunter<br />
ausgiebige Interviews.<br />
(Turbine, 1980/1984/2013, 98 +<br />
97 Min. + Bonus) frs<br />
THE CLASH<br />
THE RISE AND FALL OF<br />
THE CLASH<br />
Wer<br />
könnte<br />
besser dafür geeignet<br />
sein, den<br />
exemplarischen<br />
Aufstieg und<br />
jähen Fall einer<br />
Rockband<br />
darzustellen<br />
als <strong>The</strong> Clash?<br />
1976 in London<br />
gegründet, gelangen Joe Strummer<br />
(voc, g), Mick Jones (g, voc), Paul Simonon<br />
(b) sowie Topper Headon (dr),<br />
der 1977 Terry Chimes (dr) ersetzte, zu<br />
schnellem Ruhm, werden noch heute<br />
in einem Atemzug mit den Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
und den Ramones genannt. Wie es dazu<br />
kam, und vor allem wie es geschehen<br />
konnte, dass sich die Band quasi auf<br />
dem Höhepunkt ihres Erfolges im<br />
Streit auflöste, das zeigt die Dokumentation<br />
THE RISE AND FALL OF<br />
THE CLASH. Dabei wechselt Regisseur<br />
Danny Garcia immer wieder den<br />
Blickwinkel, stellt Aussagen der Bandmitglieder<br />
aus alten Interviews neben<br />
aktuelle Statements von Gründungsmitglied<br />
Mick Jones, Pearl Harbour (die<br />
mit Bassist Paul Simonon verheiratet<br />
war), Bodyguard Ray Jordan oder dem<br />
damaligen Manager der Band, Bernie<br />
Rhodes. Eine fesselnde Geschichte, bei<br />
der man zwar von Beginn an weiß, dass<br />
es kein glückliches Ende geben wird,<br />
die aber dennoch von der ersten bis zur<br />
letzten Minute fasziniert.<br />
(UDR/Universal, 2014, 90 Min.,<br />
dt. Untertitel)<br />
us<br />
DR. FEELGOOD<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
Man<br />
soll<br />
vergangenen<br />
Zeiten<br />
ja<br />
nicht<br />
allzu sehr<br />
nachtrauern<br />
–<br />
im Falle<br />
Dr. Feelgood ist dies jedoch erlaubt.<br />
Zumal wenn man sich endlich den<br />
„Rockpalast”-Auftritt der UK-Pub-<br />
Rocker im Berliner Metropol am<br />
31.10.1980 zu Gemüte führen kann<br />
– auf DVD wie auch auf (identischer)<br />
CD. Das Charisma von Sänger Lee<br />
Brilleaux beeindruckt heute noch, der<br />
Dampf ebenso, den er mit Gypie Mayo<br />
(g), John Sparkes (b) und John „<strong>The</strong><br />
Big Figure” Martin (dr) machte. 18<br />
Songs prügelte das Quartett in knapp<br />
einer Stunde hemmungslos, schweißtreibend<br />
und mitreißend heraus. Akteure<br />
und Zuschauer waren angesichts<br />
der Dynamik schon nach Minuten<br />
durchgeschwitzt. Inklusive aller Band-<br />
klassiker wie “Java Blue”, “Stupidity”,<br />
“Riot In Cell Block No. 9”, “Down At<br />
<strong>The</strong> Doc<strong>to</strong>rs”, “She’s A Windup” und<br />
natürlich “Milk & Alcohol”. Schade,<br />
dass Brilleaux so früh von der Bühne<br />
abtreten musste, kann man da nur konstatieren.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />
60 Min., CD: 18/58:12) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
NOT FADE AWAY<br />
New<br />
Jersey<br />
in den Sechzigern:<br />
Douglas<br />
(John Magaro)<br />
und seine<br />
Freunde gründen<br />
eine Band<br />
und träumen<br />
davon, einmal<br />
so erfolgreich<br />
zu werden wie die Rolling S<strong>to</strong>nes.<br />
Doch die Fünf müssen bald erkennen,<br />
dass das Rockbusiness hart ist. Douglas<br />
erfährt von seinem au<strong>to</strong>ritären Vater<br />
(James Gandolfini), mit dem er in ständigem<br />
Clinch über Haarlängen liegt,<br />
wenig Anerkennung. Und dann ist da<br />
noch Grace (Bella Heathcote), in die<br />
er über beide Ohren verliebt ist ... Mit<br />
„Not Fade Away” erfüllte sich David<br />
Chase, der sich als Drehbuchau<strong>to</strong>r für<br />
TV-Serien („Detektiv Rockford”, „Die<br />
Sopranos” etc.) einen Namen gemacht<br />
hat, einen späten Traum und führte<br />
endlich mal Regie bei einem eigenen<br />
Spielfilm. Der ist für alle Fans der Musik<br />
der 60er Jahre ein Leckerbissen.<br />
Den Soundtrack betreute Gitarrist und<br />
Bruce-Springsteen-Sideman Steven<br />
Van Zandt. Zu hören sind Songs von<br />
u.a. den Rolling S<strong>to</strong>nes, Beatles und Bo<br />
Diddley. Als Bonus gibt es ein Making-<br />
Of und geschnittene Szenen.<br />
(Paramount, 2012/2014,<br />
108 Min. + Bonus) frs<br />
ALLMAN BROTHERS<br />
BAND<br />
LIVE AT GREAT WOODS<br />
Am 6.9.1991,<br />
zwei<br />
Jahre<br />
nach ihrer<br />
Reunion,<br />
gas tierte die<br />
Allman<br />
Broth<br />
ers Band in<br />
Massachusetts<br />
(Great Woods<br />
Centre)<br />
und<br />
ließ ihren Parforceritt durch ein<br />
Greatest-Hits-Programm mit dem<br />
typischen, groovenden Mix aus Sou<strong>the</strong>rn<br />
Rock, Blues und Jamming für<br />
einen japanischen TV-Sender dokumentieren.<br />
Vor allem Dickey Betts<br />
präsentierte sich damals an der Seite<br />
von Neuzugang und „Herausforderer”<br />
Warren Haynes richtig inspiriert<br />
und spielfreudig, ihre Duelle haben<br />
es in sich – und Haynes überzeugt<br />
zudem vor allem bei den bluesigen<br />
Titeln slidend. Einen besonderen<br />
Reiz bieten auch eher unterschwellig<br />
die Triple-Percussion-Grundierung<br />
sowie das Akustikset zwischendurch.<br />
DVD – Blu-ray<br />
Untertitel braucht’s hier nicht, da es<br />
leider keinerlei Bonus-Material gibt.<br />
Ein Lob verdienen hier allerdings<br />
Bild- und Tonqualität!<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
91 Min.) pro<br />
STREETWALKERS<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
Nach<br />
dem<br />
Ende<br />
von<br />
F<br />
a m i l y<br />
gründeten<br />
Roger Chapman<br />
(voc)<br />
und Charlie<br />
Whitney (g) die Streetwalkers, t anfangs<br />
noch mit ihren Nachnamen vorneweg.<br />
Am 25. März 1975 gastierten<br />
erstmals im „Rockpalast”, im Kölner<br />
WDR-Studio L. Ihr zweites Album<br />
DOWNTOWN FLYERS war gerade<br />
erschienen, in Quintettstärke legte<br />
die Combo mit einem treibenden Mix<br />
aus Rock, Blues, Funk und Soul los<br />
– und ließ sich vom mehr als zurückhaltenden<br />
Publikum nicht bremsen<br />
(wohl deshalb auf der DVD kaum zu<br />
sehen?). Die Stimmung zwei Jahre<br />
später an gleicher Stelle war besser<br />
– und dieser Gig mit neuen Sidemen<br />
(nur Bob Tench war noch dabei) war<br />
der letzte Streetwalkers-Auftritt überhaupt.<br />
Dafür fand er „doppelt” statt,<br />
da die Band im Anschluss mit drei<br />
Dopplungen noch einmal loslegte für<br />
einen BBC-Mitschnitt. Sound: gut;<br />
Bilder: stellenweise sichtlich gealtert.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2013,<br />
147 Min., CD: 9/54:30, 11/74:34) pro<br />
RODGAU MONOTONES<br />
BERGFEST<br />
35-jähriges<br />
Bestehen<br />
feierten die<br />
R o d g a u<br />
Mono<strong>to</strong>nes<br />
und<br />
Gäste<br />
per BERG-<br />
FEST<br />
am<br />
24.8.2013<br />
mit<br />
einem<br />
vierstündigen (!) Konzertabend im<br />
Hanauer Amphi<strong>the</strong>ater. Und sie<br />
ließen es krachen – nicht nur mit<br />
ihren einstigen Erfolgsnummern<br />
wie “Die Hesse komme!” oder “St.<br />
Tropez am Baggersee”. Inhaltlich<br />
teils aktualisiert, dank der Gäste<br />
teils neu arrangiert – es bereitet Vergnügen,<br />
Sänger Peter Osterwold,<br />
Gitarrist Ali Neander & Co. sowie<br />
Ex-Vokalist Henny Nachtsheim als<br />
Gast mal wieder zu erleben. Deutlich<br />
wird: Die Mono<strong>to</strong>nes sind nicht<br />
nur eine starke Rockband, sondern<br />
auch klasse Entertainer. Ebenso die<br />
Gäste: Badesalzer Gerd Knebel war<br />
dabei, das Dirndl-bedresste Mobile<br />
Einsatzkommando, Geigerin Almut<br />
Ritter (Paddy Goes To Holyhead),<br />
Loti Pohl (Crackers) und Klaus Lage<br />
– zweieinhalb Stunden Unterhaltung<br />
pur!<br />
(Rockport/Rough Trade, 2014,<br />
164 Min.) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61<br />
Klaus Bönisch für KBK GmbH präsentiert:<br />
ELVIS<br />
ÜBERLE<br />
RLEBEN<br />
BENSGR<br />
SGROSS<br />
OSS!<br />
SPEKTAKULÄR UND ZUM GREIFEN NAH<br />
AUF DER LEINWAND!<br />
02.06. Berlin // 04.06. Hamburg<br />
05.06. Halle // 06.06. München // 07.06. Mainz<br />
31.05. Mainz // 02.06. Dortmund<br />
07.10. Hamburg // 09.10. Berlin // 10.10. Leipzig<br />
12.10. Mainz // 13.10. München // 4.10. Stuttgart<br />
06.07. Bonn // 07.07. Frankfurt // 10.07. Berlin<br />
11.07. Leipzig // 14.07. München // 15.07. Stuttgart<br />
Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.de / www.kb-k.com
Books For You<br />
Manege frei für Rock’n’Roll:<br />
Legendäre Geschichten aus dem Circus Krone<br />
Von Herbert Hauke und Arno Frank Eser<br />
2013, München Verlag<br />
ISBN 978-3-76304-011-7<br />
152 Seiten<br />
19,95 €<br />
Herbert Hauke hat sich neben seiner Au<strong>to</strong>rentätigkeit<br />
(unter anderem „Beatlemania”)<br />
einen Namen als Direk<strong>to</strong>r des<br />
Rockmuseum Munich gemacht, das sich<br />
im Münchner Olympiaturm befindet und<br />
eine Reise wert ist. Sein<br />
Freund und Kollege Arno<br />
Frank Eser ist in der Tat<br />
auch kein unbeschriebenes<br />
Blatt, denn er hat<br />
an zahlreichen Projekten<br />
mitgewirkt (zum Beispiel<br />
„Die 101 wichtigsten<br />
Platten der Welt”). Mit<br />
dem gemeinsam verfassten<br />
Buch haben die<br />
beiden Au<strong>to</strong>ren ein Defizit ausglichen, denn<br />
aus irgendeinem unerfindlichen Grund hat<br />
noch niemand den Veranstaltungsort Circus<br />
Krone dokumentarisch behandelt. Zum<br />
Hamburger Star-Club hat Ulf Krüger den<br />
faszinierenden Band „Star-Club: Der bekannteste<br />
Beat-Club der Welt” veröffentlicht,<br />
doch die Münchner Location wurde<br />
bislang nur im Zusammenhang mit der<br />
Beatles-Blitz<strong>to</strong>urnee und S<strong>to</strong>nes-Konzerten<br />
genannt. Hauke und Eser erzählen in diesem<br />
Werk nicht nur Geschichten aus dem Circus<br />
Krone, sondern reichern die Texte auch mit<br />
Plattencovern, Memorabilia, Konzerttickets<br />
und vielen, teils unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>s an.<br />
Ein Auftritt von Lee Curtis, der beinahe von<br />
der bajuwarischen Frauenwelt auf offener<br />
Bühne vernascht wurde, die German Bonds,<br />
Deep Purple, Pink Floyd, Alice Cooper (der<br />
die Behörden in helle Aufregung versetzte)<br />
oder Jethro Tull sind nur einige der journalistisch<br />
und grafisch<br />
exzellent aufbereiteten<br />
<strong>The</strong>men. Dazu noch ein<br />
wenig Zeitkolorit („Das<br />
Rauschgift-Informations-Festival”<br />
im Circus<br />
Krone), ein knapper<br />
Abriss über Glam oder<br />
eine Bilddoku über Stars,<br />
die in der Stadt einen<br />
kleinen Rundgang genießen,<br />
vervollständigen den mit viel Liebe<br />
und Know-how kreierten Band. Ein wenig<br />
enttäuscht die Liste der dort aufgetretenen<br />
Interpreten, die nach Angaben der Au<strong>to</strong>ren<br />
vom Circus Krone selbst aufgestellt wurde.<br />
Offensichtlich fehlen Künstler, und die bloße<br />
Nennung einer Jahreszahl ohne exakten<br />
Termin ist für einen Musikfan unzulänglich.<br />
Hier besteht also Verbesserungsbedarf für<br />
die zweite Auflage, die dem erstklassigen<br />
Buch zu wünschen ist.<br />
fl<br />
Der fünfte Beatle – Die Brian Epstein S<strong>to</strong>ry<br />
Von Vivek J. Tiwary, Andrew C.<br />
Robinson mit Kyle Baker<br />
2014, Panini Comics, Stuttgart<br />
ISBN 978-3-86201-786-7<br />
172 Seiten, vierfarbig, Hardcover<br />
24,99 €<br />
Nie wurde die Frage nach dem fünften<br />
Beatle auf anschaulichere Weise beantwortet.<br />
Dabei fiel die Wahl weder auf den<br />
feinfühligen Produzenten George Martin<br />
noch den musikalischen Intimus aus Hamburger<br />
Tagen Klaus Voormann<br />
– sondern auf Brian Epstein.<br />
Basierend auf dessen Au<strong>to</strong>biografie<br />
„A Cellarful Of Noise”<br />
verfasste Au<strong>to</strong>r und Broadway-<br />
Produzent Vivek J. Tiwary ein<br />
faszinierendes Script, das der<br />
Illustra<strong>to</strong>r Andrew C. Robinson<br />
in malerischen Bildfolgen<br />
von aufwühlender Intensität<br />
umgesetzt hat. Magisch zieht<br />
die Graphic Novel den Leser<br />
hinein in die verschlungenen<br />
Welten des Außenseiters „Mr. Ep-stien”,<br />
der anfangs den elterlichen Plattenladen<br />
NEMS in Liverpool führt. Von dem Moment<br />
an, in dem er die Beatles im Cavern<br />
Club erlebte, ist er vom Glauben an die vier<br />
Jungs beseelt. Bis zur Erschöpfung folgt<br />
der unruhige Geist seiner Vision: die Stilisierung<br />
der kecken Rock’n’Roller zum größ-<br />
ten musikalischen Phänomen. John, Paul,<br />
George & Ringo spielen die Instrumente,<br />
er orchestriert das Geschäftliche. Laufen<br />
sein Körper und seine Seele Amok, leidet er<br />
unter den Demütigungen bezüglich seiner<br />
Homosexualität oder den rassistischen Äußerungen<br />
wegen seiner jüdischen Abstammung,<br />
hellen Pillen das Dunkel auf. Vom<br />
ersten Plattenvertrag über die erste Single,<br />
vom ersten Nummer-1-Hit über das Konzert<br />
für die Queen bis zum US-Triumph via „Ed<br />
Sullivan Show”, ist die Karriere<br />
der Fab Four aus der Sicht ihres<br />
Dirigenten in Szene gesetzt.<br />
Das letzte Konzert und der<br />
darauf folgende Geniestreich<br />
SERGEANT PEPPER’S bilden<br />
dazu den Schlussakkord. 1967,<br />
mit 32 Jahren, stirbt „Eppy”<br />
einen einsamen Tod nach einer<br />
Überdosis Schlaftabletten.<br />
Es gibt eine Vielzahl von Büchern<br />
zum <strong>The</strong>ma Beatles, nur<br />
ein Bruchteil davon ist wirklich<br />
lesenswert. Diese Biografie, von der Tiwary<br />
bereits eine Verfilmung angekündigt hat,<br />
zählt dazu. Sie rückt in verblüffend originellen<br />
Bildfolgen den Beatles-Manager, der<br />
das Popmusik-Business neu definiert hat,<br />
ins verdiente Rampenlicht – bevor er am 10.<br />
April 2014 in die Rock’n’Roll Hall of Fame<br />
aufgenommen wird.<br />
hb<br />
Maschine<br />
Sound des Jahrhunderts<br />
Von Dieter Birr und Wolfgang Martin<br />
2014, Verlag Neues Leben<br />
ISBN 978-3-35501-818-0<br />
256 Seiten<br />
19,99 €<br />
Dieter Birr ist seit November 1969<br />
Sänger der Puhdys. Mit der nach wie<br />
vor existierenden Kultband hat der Mann<br />
deutsche Musikgeschichte geschrieben. Die<br />
Puhdys sind die bekannteste Rockband<br />
Ostdeutschlands, weil sie dort zu Hause<br />
sind und ihre ersten Erfolge feierten.<br />
Seit 1976 <strong>to</strong>uren sie aber<br />
auch regelmäßig im Westen des<br />
Landes. Heute geben sie erfolgreich<br />
Konzerte in Leipzig und<br />
Ros<strong>to</strong>ck genauso wie in Stuttgart<br />
und Goslar. Vor wenigen<br />
Tagen, am 18. März, feierte der<br />
charismatische Musiker seinen<br />
70. Geburtstag und beschenkte<br />
sich sowie seine Fans mit einem<br />
Solo-Album (siehe Seiten<br />
94/95) und einer Au<strong>to</strong>biografie. Es ist nicht<br />
das erste Buch über die Puhdys-Musiker, so<br />
dass man einige Geschichten schon kennt.<br />
Doch diesmal werden sie detaillierter und<br />
ausführlicher erzählt bzw. aktuell ergänzt<br />
(das letzte Puhdys-Buch ist fünf Jahre her),<br />
und natürlich gibt es auch viele bisher<br />
nicht erzählte Anekdoten. Dieter Birr hat<br />
sie gemeinsam mit Wolfgang Martin aufgeschrieben.<br />
Der Antenne-Brandenburg-<br />
Musikchef und der Musiker kennen sich<br />
seit den frühen Siebzigern, haben zusammen<br />
viel Privates erlebt, aber auch Dienstliches,<br />
beispielsweise stellte Martin damals<br />
den Kontakt zu einem westdeutschen Label<br />
her. Das Buch umfasst in der Tat 70 Lebensjahre<br />
und berichtet nicht nur aus dem<br />
Puhdys-Universum. Es reicht von der Kindheit<br />
über erste musikalische Schritte und<br />
Banderfolge bis zur aktuellen<br />
Zusammenarbeit mit Wolfgang<br />
Niedecken. Für die Fo<strong>to</strong>s im<br />
Buch wurden in den Archiven<br />
wahre Schätze gehoben, etwa<br />
das „Schlagermagazin” aus<br />
dem Jahre 1966 mit dem jungen<br />
Birr vorn drauf. Zudem liefert<br />
der Musiker Statements zu<br />
70 wichtigen Puhdys-Liedern,<br />
und eine Schar von Freunden<br />
und Wegbegleitern sowie aus<br />
der Familie<br />
kommt zu Wort über ihr Verhältnis<br />
zu „Maschine”, wie der Sänger von<br />
allen genannt wird und weshalb auch das<br />
Buch so heißt. In jeder Zeile wird deutlich,<br />
dass Musik Dieter Birrs große Leidenschaft<br />
ist und Antriebsfeder bleibt – sicher auch<br />
nach dem soeben angekündigten Puhdys-<br />
Ende 2015.<br />
che<br />
Von Gerhard Paul und Ralph Schock<br />
2013, Bundeszentrale für politische<br />
Bildung, Bonn<br />
ISBN 978-3-83897-096-7<br />
629 Seiten<br />
7,00 €<br />
Natürlich trägt Musik nur zu einem kleinen<br />
Teil zum „Sound des Jahrhunderts”<br />
bei, und dennoch ist dieser dicke Schmöker<br />
allen interessierten Musikfreunden wärmstens<br />
zu empfehlen. Beginnen lassen die<br />
beiden Herausgeber – Gerhard Paul, Professor<br />
der Geschichte an der Uni Flensburg<br />
und Ralph Schock, Literaturredakteur<br />
beim Saarländischen<br />
Rundfunk – ihren Blick zurück in<br />
der Gründerzeit der technischen<br />
Reproduzierbarkeit von Klängen<br />
und Geräuschen. Als man Kaiser<br />
Wilhelm II. auf frühen Tondokumenten<br />
verewigte, als Fonografen<br />
und Grammophone den<br />
Sound aus dem Trichter prägten,<br />
als Kinokapellen die Ära der Stummfilmmusik mfilmmusik<br />
einläuteten. Sie zeigen, wie schnell eine eigene<br />
Industrie für die Bedürfnisse des jungen<br />
Genres Radio entstand, wie man sich erste<br />
Jazzbands, erste Klang- und Stimmwunder<br />
(Caruso!), erste politische Kampflieder als<br />
Schellack-Konserve in den Schrank stellen<br />
konnte. Auch wie die Nationalsozialisten<br />
sich diese neuen Medien zunutze machten,<br />
wie Radio-Ansprachen, Wochenschauen<br />
und Kinofilme zu eigenen Zwecken benutzt<br />
wurden, aber auch welch ganz andere Klänge<br />
Bombenangriffe, brennende Städte und<br />
Luftschutzsirenen entwickelten. Natürlich<br />
werden die musikalische Aufbruchszeiten<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg aufgearbeitet,<br />
der Rock’n’Roll, Martin Lu<strong>the</strong>r Kings „I have<br />
a dream”-Rede, die Lieder der Bürgerrechtsbewegung<br />
von Joan Baez und Bob Dylan,<br />
ihre deutschen Pendants wie Franz Josef Degenhardt<br />
bis hin zur „Star Wars”-Filmmusik,<br />
Lindenbergs deutsch-deutschen<br />
Annäherungen, Punk, Pop und<br />
TV-Jingles sowie den digitalen<br />
Klangwelten des Internets. Aufgelockert<br />
werden die Kapitel<br />
durch zahlreiche Abbildungen<br />
und eine beiliegende DVD mit<br />
Tonbeispielen. Wer dann immer<br />
noch nicht genug hat, der<br />
findet im Anhang weitere Links<br />
zu Sounds aus dem Internet sowie zu weiterführender<br />
Literatur, außerdem erleichtert<br />
ein umfangreicher Personenindex die Suche<br />
nach bestimmten <strong>The</strong>men. Für unschlagbare<br />
7,00 € (plus 4,60 € Versand) findet man<br />
„Sound des Jahrhunderts” im Shop der Internetseite<br />
der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung (www.bpb.de).<br />
us<br />
Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Vom Ende des Punks in Helsinki<br />
Von Jaroslav Rudiš<br />
2014, Luchterhand<br />
ISBN 978-3-63087-431-9<br />
342 Seiten, Klappbroschur<br />
14,99 €<br />
O<br />
le ist 40 und im Herzen<br />
Punk geblieben. In einer<br />
ostdeutschen Metropole<br />
führt er die Kneipe „Helsinki”,<br />
benannt nach derjenigen<br />
Stadt, in die es seine frühere<br />
Band auf einer Tournee nicht<br />
mehr hingeschafft hat. Als seine Bar dicht<br />
machen muss, bricht er auf nach Tschechien.<br />
Bis heute quälen ihn die Erinnerungen<br />
an die 16-jährige Nancy, die er bei<br />
Von Norbert Schmitz<br />
2013, Palast Verlag, Eschweiler<br />
ISBN 978-3-98156-072-5<br />
200 Seiten<br />
18,90 €<br />
ach dem 2012 veröffent-<br />
„Beatball – Als der Nlichten<br />
Rock’n’Roll nach Eschweiler<br />
kam” hat Norbert Schmitz<br />
nun mit „Peace” eine nicht<br />
minder interessante Fortset-<br />
zungvorgelegt.<br />
Dabei bereitet er weder allgemeine<br />
Zeitgeschichte auf, noch gibt er neue,<br />
bisher verborgene Erkenntnisse zum Besten,<br />
nein, sein Ansatz ist ein ganz anderer: Aus<br />
rein subjektiver Sicht erzählt er, wie das daeinem<br />
(tatsächlich stattgefundenen!) Konzert<br />
der Toten Hosen 1987 in Pilsen kennengelernt<br />
hatte und die bei ihrem Versuch,<br />
gemeinsam über die Grenze in den Westen<br />
zu flüchten, ums Leben kam. „Vom Ende<br />
des Punks in Helsinki” ist der vierte Roman<br />
des tschechischen Au<strong>to</strong>rs Jaroslav Rudiš<br />
(„Grand Hotel”, „Alois Nebel”). Es ist ein<br />
sehr intensiv, dicht und kunstvoll erzähltes<br />
Werk. In die Haupthandlung, die mit lebhaften<br />
Kneipenszenen und au<strong>the</strong>ntischen<br />
Milieuschilderungen beeindruckt, sind die<br />
Tagebucheintragungen Nancys eingebettet,<br />
die ein sehr bedrückendes Zeugnis davon<br />
abgeben, wie es war, als Punk im Osten<br />
aufzuwachsen.<br />
frs<br />
Peace – eine spannende Zeitreise von den wilden<br />
70ern bis ins Jahr 2013<br />
mals so war in den 70er und 80er Jahren,<br />
wie sich damals nicht nur die Musik sondern<br />
auch die Gesellschaft veränderte. Von seiner<br />
„Flucht” vor der Bundeswehr nach Berlin,<br />
von dortigen Konzerten von Bands wie Spooky<br />
Tooth und der Edgar Brough<strong>to</strong>n Band,<br />
dem Kult-<strong>Music</strong>al „Hair”, von Krautrock-<br />
Bands, der lokalen Kneipen- und Musikszene<br />
rund um Eschweiler, und wie der dortige<br />
Stadtpark zu „Klein-Woods<strong>to</strong>ck” wurde. Alles<br />
klasse bebildert und durch Zeitungsauschnitte,<br />
Coverabbildungen und Konzertplakate<br />
bestens dokumentiert. Ein <strong>to</strong>lles Buch, das<br />
man Seite für Seite mit zunehmender Freude<br />
verschlingt, das einen immer wieder an seine<br />
eigenen 70er und 80er erinnert ... us<br />
Über Pop-Musik<br />
<strong>The</strong> Pretty Things –<br />
Single + EP Diskografie / UK Studio + Live LPs<br />
Von Diedrich Diederichsen<br />
2014, Kiepenheuer & Witsch<br />
ISBN 978-3-46204-532-1<br />
468 Seiten, gebunden<br />
zu festigen. Popmusik ist für Diederichsen<br />
sehr viel mehr als nur Musik. Er betrachtet sie<br />
u.a. unter soziologischen, politischen, semiotischen<br />
und philosophischen Blickwinkeln.<br />
Von Heinz Dietz<br />
2014, Eigenverlag<br />
76 Seiten, deutsch und englisch<br />
33,00 € (inkl. Versand)<br />
39,99 €<br />
Die <strong>The</strong>men sind vielgestaltig, es geht u.a. um<br />
Das Konzept ist so ein-<br />
ls „Opus magnum” kün-<br />
der Verlag Diedrich nen, Retro-Phänomene, Hippies, Punks und<br />
kurze S<strong>to</strong>ry der Band<br />
das Hören, Klänge, die Stimme, Jazz, Maschifach<br />
wie bestechend:<br />
Adigt<br />
Diederichsens 468-seitiges, andere Gegenkulturen. Wer Diederichsens<br />
in Deutsch und Eng-<br />
katalogdickes Buch „Über<br />
Pop-Musik” an. In der Tat<br />
hat man das Gefühl, dass<br />
der frühere „Sounds”- und<br />
„Spex”-Redakteur und derzeitige Hochschulprofessor<br />
mit diesem schweren, eng beschriebenen<br />
Band alles darum geben will, seinen<br />
Texte kennt, weiß, dass man beim Lesen ob<br />
ihrer Sperrigkeit und ihres Reflexionsniveaus<br />
ziemlich bei der Stange bleiben muss. Einige<br />
seiner Gedankenexperimente sind zwar zunächst<br />
einmal schwer nachzuvollziehen, viele<br />
jedoch auch einfach nur verblüffend – wenn<br />
man sich auf das Abenteuer einlässt, Pop<br />
lisch und vor allem<br />
massig Cover – die Abbildungen<br />
lassen Fans<br />
schwelgen und Sammler<br />
nach restlichen Ra-<br />
ritäten ausschwärmen. Alle anderen drehen<br />
ihre Verstärker auf „11” und genießen etwa<br />
Ruf als wichtigster deutscher Pop-<strong>The</strong>oretiker auch einmal anders zu denken. frs dänische Picture-Cover, die für “Roadrun-<br />
ner”, “Cry To Me”, “Judgement Day”, “Sittin’<br />
All Alone”, “Midnight To Six Man” und<br />
“House In <strong>The</strong> Country” dasselbe S/W-Fo<strong>to</strong><br />
mit anderem Farbfilter zeigen. Extrem gruselig<br />
wirkt die Friedhofshülle von “Eve Of<br />
Destruction”, exotisch die Japan-Editionen.<br />
Band-Pseudonyme wie Electric Banana und<br />
Hot Licks wurden einbezogen, doch auch<br />
die Inklusion des deutschen Albums OUT<br />
ON THE ISLAND sowie Platten mit Gästen<br />
wie die zwei CDs der Pretty Things/Yardbirds<br />
Blues Band hätte gefreut – die Pretty<br />
Things’n’Mates mit den Inmates waren<br />
sogar ein UK-Release. Von THE PRETTY<br />
THINGS LIVE 1984 gibt es noch ein Alternativ-Frontcover.<br />
Sonst prima. utw<br />
Elkie Brooks: Finding My Voice<br />
– My Au<strong>to</strong>biography –<br />
Von Elkie Brooks<br />
2013, <strong>The</strong> Robson Press<br />
289 Seiten, engl., geb. Ausgabe<br />
ISBN: 978-1-84954-299-6<br />
23,30 €<br />
I<br />
n deutschen Ami-Clubs<br />
lernte sie ab 1961, wie man<br />
GIs unterhält – ihr Men<strong>to</strong>r war<br />
Jazzguru Humphrey Lyttel<strong>to</strong>n.<br />
Die als Elaine Bookbinder<br />
in Prestwich bei Manchester<br />
geborene Sängerin mit der heiser-erotischen<br />
Stimme schildert Leben/Karriere<br />
ungeschminkt. Als Kind behütet, Tournee-<br />
Jahre unter Sharon Osbournes Vater Don<br />
Arden, erfolglose Decca-Singles – listige<br />
Anekdoten, Gigleben in grauen Farben.<br />
1971 Einstieg bei der Blueskommune<br />
Dada, Übergang in Vinegar Joe mit Robert<br />
Palmer. Erster Solohit “Pearl’s A Singer“<br />
1977. Sie trifft Idealpartner Trevor Jordan,<br />
der Mischpult und Bett mit ihr teilt. Das<br />
Traumpaar wird Familienbetrieb in Devon,<br />
der beide Söhne einbindet. Schonungslos<br />
wie humorvoll schildert Brooks Label-<br />
Schikanen und Pleiten – dann die Tragödie<br />
eines kriminellen Steuerberaters, der alle in<br />
jahrelange Schulden mit Verlust von Haus<br />
& Studio und ein Leben im Wohnmobil<br />
stürzt. Im Bühnenplausch hörten Fans jedoch<br />
nur vom Glamour mit Chartalben wie<br />
TWO DAYS AWAY und PEARLS. utw<br />
Raketen in Feinripp<br />
Von Tom Tonk<br />
2013, Salon Alter Hammer, Duisburg<br />
ISBN 978-3-94034-907-1<br />
158 Seiten<br />
11,90 €<br />
M<br />
it „Raketen in Feinripp”<br />
legt der Kolumnist des<br />
Punk-Rock-Fanzines „Ox”, Tom<br />
Tonk, schon den dritten Band<br />
seiner musikalischen Betrachtungen<br />
vor. Dabei sind die – so<br />
der Untertitel des Buches – „33<br />
1/3 Platten für die Ewigkeit”, die er in diesen<br />
Kolumnen vorgibt zu besprechen, allenfalls die<br />
Aufhänger für seine strikt subjektiven Betrachtungen.<br />
Wer also „klassische” Albumrezensionen<br />
lesen möchte, wer kein Faible für skurrilen Humor<br />
besitzt, wer es noch nie brauchen konnte, wenn<br />
Au<strong>to</strong>ren dauernd und hemmungslos vom <strong>The</strong>ma<br />
abschweifen, der ist bei „Raketen in Feinripp” an<br />
der falschen Adresse. Denn genau das tut Tom<br />
Tonk, behauptet, ein Album wie WIN, LOSE OR<br />
DRAW der Allman Bro<strong>the</strong>rs zu besprechen, nur<br />
um auf den nächsten paar Seiten davon zu erzählen,<br />
warum es in brenzligen Situationen ganz<br />
gut sein kann, einen Loser dabeizuhaben. Er lässt<br />
aber kurz darauf eine lupenreine, zweiseitige Ode<br />
an Rory Gallaghers IRISH NIGHTS vom Stapel.<br />
Immer einseitig, abschweifend, voll schrägem<br />
Humor und zur Not auch mal egoistisch und<br />
rücksichtslos, dabei aber fast durchgängig zum<br />
Mit- und Nachdenken anregend. tk<br />
Deep Purple – Wait For <strong>The</strong> Ricochet<br />
Favourite German 7” Sleeves<br />
Von Simon Robinson und Stephen Clare<br />
2014, Easy On <strong>The</strong> Eye Books,<br />
Sheffield<br />
ISBN 978-09561439-6-9<br />
Englisch, 168 Seiten<br />
21,91 €<br />
W<br />
enn man einen<br />
Startpunkt für die<br />
musikhis<strong>to</strong>rische Bedeutung<br />
von Deep Purple<br />
festlegen möchte, so<br />
landet man fast zwangs-<br />
weise im Jahr 1970, als sie mit IN ROCK das<br />
erstes Werk der Mark-II-Besetzung veröffentlichten.<br />
FIREBALL und MACHINE HEAD<br />
mögen (vor allem in den USA) erfolgreicher<br />
gewesen sein, die Basis ihres Erfolges legten<br />
Von Hermann Anschlag<br />
2013, Otis Verlag, Erlangen<br />
ISBN 978-3-00043-813-4<br />
122 Seiten<br />
22,80 €<br />
E<br />
benso wie in seinem<br />
unlängst in der zweiten<br />
Auflage erschienenen Buch<br />
„Favourite 45s” widmet sich<br />
Hermann Anschlag auch in<br />
seinem neuen Werk einer<br />
fast ausges<strong>to</strong>rbenen Kunst-<br />
form: der Verpackung von 7”-Singles. Und<br />
anders als im ersten Buch, als sich der Au<strong>to</strong>r<br />
als Auswahlkriterium die Qualität der Musik<br />
ausgesucht hatte, wurden die 200 nun präsentierten<br />
Sleeves alleine nach ihrem Aussesie<br />
mit IN ROCK. Mit dem (englischsprachigen)<br />
„Deep Purple – Wait For <strong>The</strong> Ricochet”<br />
widmen die Au<strong>to</strong>ren Simon Robinson<br />
und Stephen Clare diesem Album ein<br />
komplettes Buch, beginnen ihre ausführlichen<br />
Betrachtungen natürlich mit dem personellen<br />
Wechsel von Rod Evans und Nick<br />
Simper zu Ian Gillan und Roger Glover. Kommen<br />
dann chronologisch über die Studio-Arbeit,<br />
die künstlerische Covergestaltung und<br />
die Veröffentlichung bis zu den zahlreichen<br />
Live-Auftritten der Jahre 1970/71. Herrlich<br />
bebildert, von vielen O-Tönen unterstützt<br />
und mit einem interessanten Anhang (Liste<br />
der Konzerte, Discographie, Chartpositionen<br />
und IN ROCK-Cover Parodien) lässt dieses<br />
Buch Fanherzen höher schlagen. us<br />
hen ausgewählt, von “Bird Dog” der Everly<br />
Bro<strong>the</strong>rs (1958) bis zu “S<strong>to</strong>p Me If You Think<br />
You’ve Heard This Before” von <strong>The</strong> Smiths<br />
(1987). Dass „Favourite German 7” Sleeves”<br />
dennoch weit von einem reinem Kunstkatalog<br />
entfernt ist, das dürfte sich bei einem<br />
ausgewiesenen Rock’n’Roll-Fan wie Hermann<br />
Anschlag verstehen, natürlich geht er in jedem<br />
seiner kurzen Begleittexte auf Künstler, Musik<br />
und Besonderheiten ein. Allgemeine <strong>The</strong>men<br />
wie Bewertung, Abkürzungen und Geschichte<br />
der Single-Sleeves werden in der Einleitung<br />
erklärt, im Anhang sieht man dann noch Beispiele<br />
für unterschiedliche Cover-Arten, eine<br />
interessante Reise in die Vergangenheit ist dabei<br />
die Galerie der gängigsten Firmen-Loch-<br />
Cover. Großartig!<br />
us<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63
Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />
Heft 5 1997<br />
Heft 6 1997<br />
Heft 2 1999<br />
Heft 3 1999<br />
Heft 4 1999<br />
Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />
Heft 5 2000<br />
Heft 6 2000<br />
Heft 1 2001<br />
Heft 2 2001<br />
Heft 3 2001<br />
Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />
Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003 Heft 2 2003<br />
Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />
Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004 Heft 6 2004 Heft 1 2005<br />
Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />
Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006<br />
Heft 1 2007<br />
Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />
Heft 6 2008 Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />
Heft 4 2010<br />
Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />
Heft 2 2012 Heft 3 2012<br />
Auch als<br />
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Heft 4 2012 Heft 5 2012 Heft 6 2012 Heft 1 2013 Heft 2 2013 Heft 3 2013 Heft 4 2013 Heft 5 2013 Heft 6 2013 Heft 1 2014<br />
Nähere Informationen finden Sie im Internet unter:<br />
www.goodtimes-magazin.de (Index alter Ausgaben)<br />
Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04 4/04 3/04 5/04<br />
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6/11 1/12 2/12 3/12 4/12 5/12 6/12 1/13 2/13 3/13 4/13 5/13 6/13 1/14<br />
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Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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TIPP<br />
JESS ROBERTS (& THE SILVER RAYS)<br />
Vielfalt aus Sunderland<br />
Nach Bryan Ferry, Don Airey und Dave<br />
Stewart krabbelt mal wieder jemand<br />
aus dem UK-Nordosten auf der Leiter<br />
nach oben. Für Jess Roberts scheint der<br />
Marsch in die Oberliga denkbar, wenngleich<br />
stilistisch anders gelagert als die<br />
Genannten. Allerdings muss sie erst mal<br />
Jess Roberts<br />
zusehen, nicht permanent mit der gleichnamigen<br />
Folkkollegin aus Lancashire verwechselt<br />
zu werden. Noch gibt es keinen<br />
Longplayer; trotzdem hat sich genug<br />
Material angesammelt, um schon mal<br />
nachdrücklich auf die robuste Sängerin<br />
aufmerksam zu machen. Akustische<br />
Überprüfungen sind über erhältliche<br />
Vinyl-Singles, Download-Angebote, V.A.-<br />
Compilations und CD-Singles möglich.<br />
Schon von 2005 datiert Roberts'<br />
Mitwirken im Angebot von Smoove (=<br />
DJ Steven Moove aus Newcastle) mit<br />
den Aurora Strings; "Coming Back", treibender<br />
Club-R&B, signalisierte bereits<br />
die stimmliche Potenz der<br />
damals noch Blonden. Es<br />
folgten Lehr- bzw. Leerjahre<br />
ohne Tondokumente. Dafür<br />
wurde es dann gleich mehrgleisig:<br />
Die Silver Rays formierten<br />
sich, ein Sextett,<br />
mit Roberts live unterwegs<br />
auf der üblichen Ochsen<strong>to</strong>ur<br />
durch die Clubs: George<br />
Frakes (g), Nathan Del Gardo (b), Joseph<br />
Lowe (dr), Alex Tower (org, p) nebst den<br />
Co-Sängerinnen Mary Awere & Maeve<br />
Leahy – die glorreichen<br />
Sieben arbeiten seitdem<br />
auf einem souligen<br />
Rockfundament, das<br />
auch mal härter ausfällt.<br />
Ein atypisches Intermezzo<br />
legte Roberts<br />
2010 mit dem Ein-Song-<br />
Gastspiel "Changes" hin<br />
– Nutznießer: Trafik,<br />
das Progressive-House-<br />
Duo Andrew Archer<br />
& John Elliott; selbst<br />
diesem stilistischen<br />
Ausfallschritt drückte<br />
die Variable deutlich<br />
ihren stimmlichen<br />
Stempel auf. Weitere physische Ware präsentierte<br />
Roberts dann ab 2011 gleich<br />
mehrfach im Verbund mit<br />
einem Spitzenmann, Andy<br />
Lewis. Der Produzent – und<br />
Bassist der Paul Weller Band –<br />
kanalisierte die Möglichkeiten<br />
des Gesangtalents; drei Tracks<br />
belegen dies: "<strong>The</strong> Words Otis<br />
Sang"/"A Good Soul In <strong>The</strong><br />
Good Times" (2011) und der<br />
Nachzügler "Turn Your Head<br />
Around", die<br />
Wortwahl bei den Single-<br />
Titeln spricht für sich selbst. Zwei weitere<br />
Male ging Roberts 2011 blendend fremd:<br />
ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />
"A New Skin" (Folk mit <strong>The</strong> Memory<br />
Band) und "Waitin' So Long" (funky R&B-<br />
Jazz mit Nick Pride & <strong>The</strong> Pimp<strong>to</strong>nes)<br />
stehen für die enorme, unangestrengte<br />
Bandbreite der Engländerin.<br />
Roberts war schließlich 2012 in der Spur<br />
angekommen. Zunächst mit "Voodoo<br />
Woman" (grooviger Rock-Soul)/"Blue<br />
Afternoon" (ein himmlischer Schleicher)<br />
– einer Prädikats-45er, bedenkenlos als<br />
hochkarätiger „Double-A-Sider" einsortierbar.<br />
Im Jahr darauf gaben das<br />
deftige "Money (I Love You Better)"<br />
und die Neufassung von "Coming Back"<br />
den bislang letzten Spitzenhinweis darauf,<br />
was das anstehende<br />
LP-Debüt BLACK<br />
MORNING, BLUE<br />
AFTERNOON zu einem<br />
Voll-Bringer machen<br />
könnte. Und wenn dem<br />
erst mal so ist, möge<br />
kein Leser sagen, er<br />
habe nichts von all den<br />
Leckerlis – die dann vielleicht<br />
schon vergriffen<br />
sind – auf dem langen<br />
Anmarschweg von<br />
Jess Roberts gewusst.<br />
Schublade für die Gute:<br />
irgendwo zwischen Inga<br />
Rumpf und Elkie Brooks<br />
zur Vinegar-Joe-Zeit. bm<br />
DEBORAH BONHAM<br />
Jobs mit Plant und Rodgers<br />
Ein bewegtes Jahr 2013 hat die<br />
Engländerin Deborah Bonham hinter<br />
sich. Aber das ist ja nichts Neues<br />
für die 52-Jährige, die nicht nur im<br />
Musikgeschäft alle Höhen und Tiefen hinter<br />
sich hat. Schließlich ist sie die jüngere<br />
Schwester einer Legende: Ihr vers<strong>to</strong>rbener<br />
Bruder John trommelte einst bei Led<br />
Zeppelin.<br />
Ein Name kann Fluch<br />
und Segen zugleich sein,<br />
diese <strong>The</strong>se stellt Deborah<br />
Bonham selbst in den Raum.<br />
Auslöser für einen längeren<br />
Exkurs zum <strong>The</strong>ma ist<br />
der Song "Spirit In Me” auf<br />
ihrem neuen Album SPIRIT.<br />
„Ich habe meinen Weg<br />
gefunden", singt Bonham<br />
da. „Mit diesem Lied nicke<br />
ich gewissermaßen meinem<br />
Bruder John zu – es ist<br />
gar nicht so einfach, seine<br />
Schwester zu sein, weil alle<br />
möglichen Leute sofort<br />
mit Led Zeppelin ankommen<br />
und meinen, ich müsse<br />
die gleiche Musik machen.<br />
Andere unterstellen mir, ich<br />
würde als Trittbrettfahrerin<br />
den Erfolg meines Bruders<br />
nutzen", erzählt sie.<br />
Unterschwellige Vorwürfe,<br />
mit denen sich die Sängerin<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
und Songschreiberin schwertat. „Ich<br />
habe lange überlegt, ob ich mich ins<br />
Musikgeschäft wage. Irgendwann fasste<br />
ich dann den Entschluss: Ich probiere es,<br />
und wenn ich meinem Bruder und dem<br />
Namen Bonham keine Schande bereite,<br />
mache ich's!"<br />
Sie veröffentlichte 1985 ihr Debüt FOR<br />
YOU AND THE MOON, hatte dafür aber<br />
bei Carrere einen Knebelvertrag unterzeichnet;<br />
aus dem kann sie auch nicht<br />
heraus, als das Label pleite ging und<br />
den Besitzer wechselte. „Selbst Anwälte<br />
konnten mir nicht weiterhelfen", erinnert<br />
sich Bonham. Sie zog sich von der Bühne<br />
zurück, arbeitete für diverse e Labels, zuletzt<br />
in der Rechtsabteilung<br />
von Warner. Dort fand<br />
sie schließlich doch noch<br />
Mittel und Wege, um den<br />
blockierenden Deal zu<br />
beenden. THE OLD HYDE<br />
hieß 2004 ihr zweites<br />
Album, das gediegenen<br />
Hard Rock präsentierte.<br />
Vier Jahre später folgte<br />
das bluesigere DUCHESS.<br />
Und jetzt SPIRIT, in das<br />
sich auch Cajun-Anklänge eingeschlichen<br />
haben. „Ich gehe nicht mit irgendwelchen<br />
vorgefassten Vorstellungen an eine neue<br />
Platte heran, sondern lasse die Songs<br />
kommen, wie sie aus mir heraus wollen.<br />
Ich habe immer irgendwelche Grundideen,<br />
die ich dann mit meiner Band ausarbeite<br />
– ich verstehe uns als Band, ich bin keine<br />
Solokünstlerin, auch wenn wir unter meinem<br />
Namen arbeiten." Zur Band gehören<br />
ihr Ehemann und Gitarrist Peter Bullick,<br />
Gerard Louis (keys), Ian Rowley (b) und<br />
Schlagzeuger Andy Newman.<br />
Eine Truppe, die unter anderem auch<br />
Paul Rodgers sehr schätzt. „Wir haben ihn<br />
bei diversen Benefizkonzerten in England<br />
begleitet und mit ihm Free-Songs gespielt,<br />
die er vorher nie live im Reper<strong>to</strong>ire hatte.<br />
Paul und mich verbindet nicht nur die<br />
Musik, wir engagieren uns beide für<br />
Gnadenhöfe für Tiere." Rodgers war neben<br />
Robert Plant, Dan McCafferty und Sammy<br />
Hagar maßgeblich für<br />
Bonhams Entscheidung,<br />
wieder Musik zu machen.<br />
„Ich habe mit ihnen live<br />
Duette gesungen und<br />
fand: Wenn solche Leute<br />
mich mit sich singen lassen,<br />
kann ich wohl nicht<br />
so schlecht sein." Live hat<br />
sich für Bonham bereits<br />
den Traum erfüllt, mit<br />
dem früheren Partner ihres<br />
Bruders aufzutreten. „Ich hoffe, dass es<br />
irgendwann auch noch im Studio klappt.<br />
Aber immerhin habe ich Robert auf SPIRIT<br />
dabei – er hat Mundharmonika gespielt!"<br />
Bereits 2013 kursierte eine Version der<br />
CD, doch offiziell erscheint sie erst<br />
jetzt. „Wir standen kurz davor, bei<br />
Universal zu unterschreiben, doch das<br />
platzte in letzter Minute. Wir hatten<br />
schon eine UK-Tour gebucht und wollten<br />
den Konzertbesuchern etwas bieten.<br />
Also haben wir eine Limited Edition'<br />
gepresst, auf der einige '<br />
andere Songs<br />
sind. Aber jetzt kommt SPIRIT mit einiger<br />
Verspätung doch endlich noch raus." pro<br />
Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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18.07.2014<br />
STUTTGART Jazzopen<br />
OPEN AIR with<br />
JIMMIE VAUGHAN<br />
17.07.2014<br />
FREIBURG Zelt-Musik-Festival<br />
19.07.2014<br />
SINGEN Hohentwiel<br />
Neues Album<br />
„Made Up Mind“<br />
ab sofort im<br />
Handel erhältlich<br />
23.04.2014 KÖLN E-Werk<br />
25.04.2014<br />
MÜNCHEN Tonhalle<br />
26.04.2014<br />
BERLIN Huxley‘s Neue Welt<br />
12.07.2014<br />
OFFENBACH Capi<strong>to</strong>l<br />
(Support wird noch bekannt gegeben)<br />
25.06.2014<br />
SAARBRÜCKEN Garage<br />
26.06.2014<br />
ULM Ulmer Zelt<br />
27.06.2014<br />
KARLSRUHE Tollhaus<br />
28.06.2014<br />
RAPPERSWIL (CH)<br />
blues’n’jazz Festival<br />
WWW.SATRIANI.COM<br />
NEW ALBUM<br />
INSTORE NOW<br />
KARTEN ERHÄLTLICH AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN! TICKET-HOTLINES: 069 - 407 662 580 (WWW.ADTICKET.DE) | 069 - 944 366 0 (WWW.TICKETS-PER-POST.DE)
Kolumne Christian Simon<br />
– Folge 14 –<br />
Donovan<br />
San Francisco in Köln<br />
Als mir ZDF-„Rockpop"-Redakteur Thomas Stein<br />
im April 1981 ankündigte, dass wir Donovan in<br />
der Sendung haben würden, war das ein ganz eigenartiges<br />
Gefühl. Ich erinnerte mich an meine Zeit als<br />
Discjockey in der Duisburger Tanzschule Herbers. Das<br />
war in den 60er Jahren und Donovan mit seinen Hits<br />
"Jennifer Juniper" oder "Sunshine Superman" Dauergast<br />
in meiner Hitparade. Auf der Gitarre spielte ich<br />
seine Songs, konnte die Texte auswendig nachsingen.<br />
Die persönliche Begegnung mit ihm war deshalb mehr<br />
als beruflicher Alltag. Umso schöner war es dann, ihn<br />
im Münchner Fernsehstudio zu treffen – einen überaus<br />
sympathischen, zugänglichen Weltstar.<br />
Donovan hatte sich damals für mehrere Jahre<br />
ganz aus der Szene zurückgezogen. Den Grund<br />
dafür erklärte er so: „Es ging mir wie vielen erfolgreichen<br />
Sängern der 60er Jahre. Die Leute wollten<br />
uns nur mit den frühen Hits hören. Das behindert<br />
natürlich die Weiterentwicklung. So habe ich mal<br />
eine längere Pause eingelegt, um Zeit für neue<br />
Ideen zu haben." Donovans Comeback in Deutschland<br />
startete er in „Rockpop" mit seiner LP NEU-<br />
TRONICA. Damit enttäuschte er seine alten Fans<br />
nicht, gewann sogar<br />
neue hinzu: Die<br />
Platte präsentierte e<br />
einen modernen,<br />
zeitkritischen Sänger<br />
auf hohem Niveau.<br />
Neben Popsongs wie<br />
"Mee Mee, I Love<br />
You" gab es auch<br />
nachdenkliche Töne.<br />
"Neutron" zum Beispiel,<br />
ein sarkastisches<br />
Lied über die<br />
Neutronenbombe.<br />
Den Song wollte Donovan<br />
als Warnung<br />
an alle Menschen<br />
verstanden wissen.<br />
Aus dem sanften<br />
Weltverbesserer von<br />
früher wurde ein Kritiker,<br />
der Denkanstöße<br />
gab. „Mich interessieren<br />
allgemeingesellschaftliche Ereignisse", sagte<br />
er, „und die lasse ich in meine Musik einfließen."<br />
Aber in einer Unterhaltungsshow ist es wie<br />
in einem Konzert – auch da dürfen alte Hits nicht<br />
fehlen. Donovan war in seiner Garderobe. Da er in<br />
der Sendung live auftrat, saß er mit seiner Gitarre<br />
auf einem Hocker und spielte sich ein.<br />
Zwei Songs von der neuen LP waren für die<br />
Show vorgesehen und schon geprobt. „Was<br />
meinst du", fragte ich vorsichtig, „könntest<br />
du nicht ein paar Töne von 'Atlantis‘ anspielen<br />
… für die alten Fans?" Donovan lachte:<br />
„Damit habe ich gerechnet. Aber 'Atlantis'<br />
ist zu lang bis zum Refrain. Lass mich mal<br />
was probieren. Was hältst du von einem<br />
Medley alter Songs?" Ja, das wäre der Hammer!<br />
In der Kantine deutete ich dem Team<br />
an, dass Donovan vielleicht etwas länger als<br />
geplant auftreten würde – beim Fernsehen<br />
stets ein Riesenproblem: neue Kamera- und<br />
Toneinstellungen, die Position, das Licht …<br />
nein, unmöglich! Aber Redakteur Thomas<br />
Stein kam aus der Musikbranche und wusste<br />
sofort um die Bedeutung, wenn Donovan<br />
noch ein Oldie spielen würde: „Wir machen das, wenn<br />
Ein paar Monate später führte uns der Zufall<br />
der Künstler es so will!", war seine knappe und klare<br />
Anweisung.<br />
Nun kam es auf Donovan an. Auf dem Rückweg<br />
in die Garderobe war schon auf dem Gang seine<br />
Akustikgitarre zu hören. Und nun?! „Ich hab' da was<br />
für dich", sagte er, „hör mal." Gänsehaut-Feeling! Er<br />
spielte ein Medley aus "Jennifer Juniper", "Catch <strong>The</strong><br />
Wind", "Mellow Yellow" und "Colours" – Wahnsinn!<br />
Und genau so kam’s dann auch live in der Sendung.<br />
Der Applaus im Studio war sensationell.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Christian Simon Productions<br />
Donovan 1981 in der Sendung "<br />
Rockpop"<br />
wieder zusammen. Die Teldec schickt mich mit meiner<br />
zweiten Single "Ich will nicht, dass du weinst"<br />
auf Promotion<strong>to</strong>ur zu einem Auftritt in der WDR-<br />
TV-Show „WWF-Club" in Köln. Jürgen von der Lippe<br />
war der Modera<strong>to</strong>r und gab mir bei den Proben<br />
den Ablaufplan. Und da stand es: Donovan war<br />
ebenfalls in der Sendung! Ich ging in seine Garderobe.<br />
Da saß er wieder mit seiner Gitarre – genau<br />
wie in München. Wir begrüßten uns herzlich. Es war<br />
ein heißer Sommertag, und Donovan schlug vor, an<br />
die frische Luft zu gehen.<br />
Er nahm seine Gitarre mit<br />
auf eine große grüne Wiese<br />
vor dem Studio. Was<br />
dort folgte, war Flower-<br />
Power pur: San Francisco<br />
in Köln ... Zwei Männer<br />
saßen allein auf dieser<br />
Wiese im Schatten eines<br />
großen Baumes, und Donovan<br />
spielte einen Song nach dem anderen – auch<br />
"Atlantis". Diese Szene blieb optisch unauslöschlich<br />
und das „Privatkonzert" unvergesslich im Ohr.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />
Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Pavlov’s Dog Siegfried – verloren & gefunden!<br />
Pleiten, Pech und Pannen, so lässt sich die Geschichte einer der einflussreichsten<br />
Art-Rockbands aller Zeiten überschreiben: die S<strong>to</strong>ry von Pavlov’s Haupt erhoben, unter Führung von Originalsänger David Surkamp und dessen<br />
Bereits drei Jahre zuvor hatte der „Dog" nach langer Abstinenz endlich wieder sein<br />
Dog aus St. Louis, Mississippi. Seit der Gründung 1972 erarbeitete das Septett<br />
Gattin Sara. 2010 veröffentlichten sie ECHO & BOO, das nahtlos an die frühen<br />
in fieberhafter Intensität Material für sein Debütalbum, parallel dazu spielte Meisterstücke der Band anknüpfte. Sei<strong>the</strong>r ist Dauer-<br />
es jede Menge Gigs. Der große Durchbruch<br />
<strong>to</strong>uren angesagt. „Lange<br />
hat es gedauert”,<br />
stand an, als ein lokaler Radiosender den Titel<br />
Pavlov's Dog in ihrer Anfangszeit<br />
"<strong>The</strong>me From Subway Sue" regelmäßig dudelte.<br />
Den hörte Ron Powell, in den 70er Jahren der<br />
mächtigste Rockpromoter aus Missouri. Er griff<br />
seufzt David Surkamp<br />
zufrieden, „ehe wir den<br />
Stellenwert in der Musikhis<strong>to</strong>rie<br />
sich die Band 1974 und verschaffte ihr einen<br />
bekommen<br />
Vertrag beim großen Label ABC.<br />
Ein Jahr später erschien der Erstling, der Art-<br />
Rock-Meilenstein PAMPERED MENIAL, auf<br />
dem auch der heutige Klassiker "Julia" zu<br />
hören ist. Nichts geschah. Dennoch schafften<br />
Pavlov’s Dog es, 1976<br />
ihr zweites Album AT<br />
THE SOUND OF THE<br />
BELL (Columbia) auf<br />
haben, der uns wegen unseres Talents eigentlich<br />
immer zugestanden hätte. Ich weiß, das klingt<br />
vermessen, aber wir haben einen ganz eigenen<br />
Stil. Doch erst im aktuellen Jahrtausend weiß<br />
man diese Originalität zu schätzen.” Aktuell ist<br />
die Formation laut dem 59-Jährigen Surkamp<br />
„gleich an zwei Produktionen <strong>to</strong> da dran! Wir haben<br />
so viel Energie, so viele<br />
Ideen. Das muss raus!”<br />
den Markt zu bringen.<br />
Unendlich glücklich<br />
Und wieder passierte nichts, nur wurde die Gruppe von<br />
ihrer Firma fallengelassen. Pavlov’s Dog hatte bis dahin<br />
aber ist Surkamp darüber, dass „unser früherer Mellotronspieler<br />
Doug Rayburn 2012 kurz vor seinem Tod durch<br />
David Surkamp<br />
schon eine dritte LP mit dem provisorischen Titel HAS puren Zufall bei sich im Studio die Siegfried-Originalbän-<br />
ANYONE HERE SEEN SIEGFRIED? aufgenommen, ehe der gefunden hat. Die haben wir penibel restauriert, jetzt<br />
die Mitglieder sich heillos zerstritten. Diese Arbeit wurde von der Band als „official<br />
bootleg" erst Anfang der 1980er Jahre auf Kassette (!) angeboten; auf<br />
CD kam es in schauderhafter Klangqualität (mangels Originalbändern) 2007 ans<br />
Tageslicht.<br />
sind sie mit neun Bonus-Tracks als ultimative HAS ANY-<br />
ONE HERE SEEN SIEGFRIED?-Version erschienen. Damit ist für mich die Frühphase<br />
der Band endgültig dokumentiert. Ab sofort heißt es: auf zu neuen Ufern!”<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
SINGLES<br />
VOR 50 JAHREN<br />
16. März 1964<br />
Cilla Black<br />
Anyone Who Had A Heart<br />
Dave Clark Five<br />
Bits And Pieces<br />
Billy J. Kramer & <strong>The</strong> Dakotas<br />
Little Children<br />
Bachelors<br />
Diane<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Not Fade Away<br />
Merseybeats<br />
I Think Of You<br />
Hollies<br />
Just One Look<br />
Eden Kane<br />
Boys Cry<br />
Searchers<br />
Needles And Pins<br />
Freddie & <strong>The</strong> Dreamers<br />
Over You<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 50 JAHREN<br />
16. März 1964<br />
Beatles<br />
With <strong>The</strong> Beatles<br />
Beatles<br />
Please Please Me<br />
Soundtrack<br />
West Side S<strong>to</strong>ry<br />
Hollies<br />
Stay With <strong>The</strong> Hollies<br />
Frank Ifield<br />
Born Free<br />
Gerry & <strong>The</strong> Pacemakers<br />
How Do You Like It<br />
Kathy Kirby<br />
Kathy Kirby Sings 16 Hits From Stars ...<br />
Georgie Fame<br />
Rhythm And Blues At <strong>The</strong> Flamingo<br />
Trini Lopez<br />
Trini Lopez At P. J.’s<br />
Soundtrack<br />
South Pacific<br />
SINGLES<br />
VOR 45 JAHREN<br />
16. März 1969<br />
Peter Sarstedt<br />
Where Do You Go To My Lovely<br />
Cilla Black<br />
Surround Yourself With Sorrow<br />
Marvin Gaye<br />
I Heard It Through <strong>The</strong> Grapevine<br />
Amen Corner<br />
(If Paradise Was) Half As Nice<br />
Diana Ross & <strong>The</strong> Supre. & <strong>The</strong> Tempt.<br />
I’m Gonna Make You Love Me<br />
Glen Campbell<br />
Wichita Lineman<br />
Dean Martin<br />
Gentle On My Mind<br />
Engelbert Humperdinck<br />
<strong>The</strong> Way It Used To Be<br />
Sandie Shaw<br />
Monsieur Dupont<br />
Donald Peers<br />
Please Don’t Go<br />
GB-CHARTS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 45 JAHREN<br />
16. März 1969<br />
Diana Ross & <strong>The</strong> Supremes & <strong>The</strong> Temptations<br />
Diana Ross & <strong>The</strong> Supremes Join <strong>The</strong> Temptations<br />
Cream<br />
Goodbye<br />
Seekers<br />
Best Of <strong>The</strong> Seekers<br />
Engelbert Humperdinck<br />
Engelbert<br />
Val Doonican<br />
<strong>The</strong> World Of Val Doonican<br />
Mary Hopkin<br />
Postcard<br />
Beatles<br />
<strong>The</strong> Beatles<br />
Soundtrack<br />
<strong>The</strong> Sound Of <strong>Music</strong><br />
Various Artists<br />
Rock Machine I Love You<br />
Ten Years After<br />
S<strong>to</strong>nedhenge<br />
SINGLES<br />
VOR 40 JAHREN<br />
16. März 1974<br />
Alvin Stardust<br />
Jealous Mind<br />
Hollies<br />
<strong>The</strong> Air That I Brea<strong>the</strong><br />
Paper Lace<br />
Billy Don’t Be A Hero<br />
Ringo Starr<br />
You’re Sixteen<br />
Charlie Rich<br />
<strong>The</strong> Most Beautiful Girl<br />
Suzi Quatro<br />
Devil Gate Drive<br />
Paul McCartney & Wings<br />
Jet<br />
Bay City Rollers<br />
Remember (Sha-La-La-La)<br />
Wombles<br />
<strong>The</strong> Wombling Song<br />
El<strong>to</strong>n John<br />
Candle In <strong>The</strong> Wind<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 40 JAHREN<br />
16. März 1974<br />
Carpenters<br />
<strong>The</strong> Singles 1969–1973<br />
Slade<br />
Old New Borrowed And Blue<br />
Paul McCartney & Wings<br />
Band On <strong>The</strong> Run<br />
Deep Purple<br />
Burn<br />
El<strong>to</strong>n John<br />
Goodbye Yellow Brick Road<br />
Perry Como<br />
And I Love You So<br />
Andy Williams<br />
Solitaire<br />
Mike Oldfield<br />
Tubular Bells<br />
Bob Dylan<br />
Planet Waves<br />
Pink Floyd<br />
<strong>The</strong> Dark Side Of <strong>The</strong> Moon<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 71
Mike Oldfield<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ian Witlen<br />
Jetzt wird's hart – für Fans und<br />
Ohren: Der 60-jährige Engländer<br />
mag nicht länger der Soundtüftler<br />
der TUBULAR BELLS oder<br />
INCANTATIONS sein! Mike<br />
Oldfield will mit seiner aktuellen<br />
Arbeit MAN ON THE ROCKS ein<br />
echter Rocker" werden. So richtig<br />
"<br />
gelungen ist dem Weitgereisten,<br />
der nach Ibiza, Mallorca und<br />
Monaco seit 2007 auf den<br />
Bahamas residiert, dies allerdings<br />
nicht. Ein etwas lau geratenes<br />
Rock-Pop-Feuerchen wurde entzündet.<br />
Ideen für MAN ON THE<br />
ROCKS kamen dem Briten, als<br />
er bei der Eröffnungszeremonie<br />
der Olympischen Sommerspiele<br />
2012 in London vor weltweit 900<br />
Millionen Zuschauern auftrat.<br />
Diese Nacht", schwärmt Mike<br />
"<br />
Oldfield bis heute, hat meinen<br />
"<br />
müden Musikerknochen nochmals<br />
richtig Auftrieb gegeben!"<br />
Von Michael Fuchs-Gamböck<br />
Keine Angst, mit einem Stilwechsel treue Fans<br />
zu (v)erschrecken?<br />
Höchstens diejenigen, die ausschließlich meine Arbeiten<br />
aus den 1970ern kennen. Damals war ich<br />
der „Ambient-Folkie”. Doch seit den 1980ern habe<br />
ich mich in den unterschiedlichsten Genres versucht.<br />
Mein Anspruch war und ist es,<br />
permanent kreatives Neuland zu<br />
entdecken. Dass nicht alle meine<br />
Ausflüge geglückt sind, versteht<br />
sich von selbst, denn welcher<br />
Künstler ist unfehlbar? Mir sind<br />
Reaktionen – von woher auch<br />
immer – relativ egal. Ich genieße<br />
das Privileg, ausschließlich das<br />
komponieren und aufnehmen zu<br />
können, was mir gerade vorschwebt. MAN ON THE<br />
ROCKS ist schon mein 25. Studio-Album. Ich will<br />
einfach nicht, dass eine Platte wie die andere klingt.<br />
Es gab Gerüchte, du wolltest das Veröffentlichen<br />
neuer Musik ganz einstellen ...<br />
Das Liederschreiben hat mich etwa ab 2008/2009<br />
ziemlich gelangweilt, das ist richtig. Ich habe über<br />
viele Jahre zehn bis zwölf Stunden im Studio verbracht,<br />
es war extrem anstrengend und ich wurde<br />
irgendwann müde. Gegen ein Dasein als Frührentner<br />
und Nachlassverwalter des eigenen Werks hätte<br />
ich nichts einzuwenden gehabt. Doch dann kam die<br />
Einladung, Teil der Eröffnungszeremonie der Olympischen<br />
Spiele zu sein, für die ich vor allem neue<br />
Versionen alter Lieder von mir inszenierte. An diesem<br />
Abend wurde mir bewusst, dass ich Musik für die<br />
Ewigkeit geschaffen habe. Und dass ich diesen Prozess<br />
gern fortsetzen möchte, da ich mein kreatives<br />
Pulver noch nicht ganz verschossen habe.<br />
Hast du unmittelbar danach wieder mit dem<br />
Komponieren begonnen?<br />
Es gab bereits vorher ein paar vage Ideen. Ehe ich<br />
richtig loslegen konnte, musste ich mir zunächst<br />
über die musikalische Richtung mit MAN ON THE<br />
ROCKS klar werden. Als erstes stand der Titel (lacht)<br />
... Ich weiß, er klingt nach einem Drink, und<br />
vielleicht kreiere ich auch mal einen „Mike<br />
On <strong>The</strong> Rocks”. Spaß beiseite: Dann beriet<br />
ich mich mit meiner Plattenfirma, ob ich mit<br />
einem Sänger, einer Sängerin oder beiden<br />
kooperieren sollte. Es waren endlose Diskussionen!<br />
Bis mir jemand einen Burschen<br />
namens Luke Spiller vorschlug, Frontmann<br />
der Band <strong>The</strong> Struts, einer jungen englischen<br />
Heavy-Rockgruppe. Mir gefiel Lukes<br />
Stimme auf Anhieb, sie hat etwas Verwegenes. Wir<br />
wurden uns schnell einig.<br />
Wie ging es mit der Produktion weiter?<br />
Ich suchte mir noch einige gestandene Begleitmusiker<br />
– und zuletzt wurde der Crack Stephen Lipson<br />
als Produzent angeheuert. Von da an verschickte ich<br />
übers Internet meine Soundideen an alle Mitstreiter,<br />
und die arbeiteten Mike Oldfi eld 1975<br />
diese nach meinen<br />
Vorstellungen aus.<br />
Ich konnte ihnen<br />
über Skype-Schaltung<br />
beim Proben<br />
zusehen, musste also<br />
nicht mal mein Haus<br />
auf den Bahamas<br />
verlassen. Das Ganze<br />
war <strong>to</strong>tal spannend.<br />
Und es kam mir sehr<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
entgegen, weil ich nicht mehr so gern reise, ich bin<br />
träge geworden. Das Klima bei mir ist ganzjährig viel<br />
zu schön, als dass ich von hier aus noch groß verreisen<br />
müsste. MAN ON THE ROCKS entstand jedenfalls<br />
äußerst lässig.<br />
Hat der Aufnahmeort die Musik beeinfl usst?<br />
Vielleicht klingt alles ein wenig optimistischer. Aber<br />
letztlich sind bei mir seit jeher die Lieder im Kopf<br />
entstanden – egal, wo ich mich gerade aufhalte. Ich<br />
Das war nicht<br />
immer so: Oldfield<br />
2014 entspannt im<br />
Studio<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ian Witlen<br />
blende das Äußere aus, denn ich bin tief im Inneren<br />
ein übler Eigenbrötler.<br />
Warum spielt die Gitarre auf MAN ON THE<br />
ROCKS die entscheidende Rolle?<br />
Sie ist das einzige Instrument, bei dem ich nicht<br />
nachdenken muss, während ich es spiele. Zwischen<br />
mir und den sechs Saiten existiert eine absolute, direkte<br />
Verbindung. Das ist einfach nur magisch!<br />
Gibt es Pläne für Live-Auftritte?<br />
Nicht wirklich! Ich bin einfach zu lange im häufig<br />
verregneten Europa ge<strong>to</strong>urt. Danach verspüre ich<br />
keine richtig große Sehnsucht mehr ...<br />
Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
JACK BRUCE<br />
In Abbey Road<br />
mit Robin<br />
Trower<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Esoteric Recordings<br />
Im Mai 2013 feierte Jack Bruce seinen 70. Geburtstag. Nach gesundheitlichen<br />
Problemen in den vergangenen Jahren ist der ehemalige Sänger/<br />
Bassist von Cream aktiver und kreativer denn je und hat mit SILVER RAILS<br />
ein neues Studio-Album parat. Über dessen Entstehung erzählte Bruce<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser einige interessante Details.<br />
Nach über zehn Jahren ein Studio-Album Viele namhafte Gäste sind dabei.<br />
mit neuen Songs – war vorher keine Zeit? Es hat sich alles wunderbar ergeben, dass<br />
Das trifft es nur zum Teil. Heutzutage ist es nicht diese Kollegen verfügbar waren! Bernie<br />
mehr so einfach, Platten zu machen. Es ist schwierig,<br />
das Geld für die Aufnahmen aufbey<br />
Road über den Weg, weil er<br />
zutreiben. Vor einem Jahr kam eine<br />
dort irgendetwas zu tun hatte. Ich<br />
Plattenfirma auf mich zu und fragte,<br />
fragte ihn ganz spontan, ob er nicht<br />
ob ich nicht mal wieder ein Album<br />
Lust hätte, auf einem em meiner neuen<br />
Marsden lief mir auf den Fluren von Abaufnahmen<br />
wolle. Es war Mark Po-<br />
Songs zu spielen. Phil Manzanera, Robin<br />
well, der mit dem Esoteric-Label viele<br />
Trower, Uli Jon Roth, sie alle waren zu ben! Als ich die Songs schrieb, hatte ich<br />
ha-<br />
meiner alten Scheiben neu aufgelegt<br />
hat. Ursprünglich hatte ich vor, die<br />
in der Regel auch schon ganz konkret im<br />
Songs in meinem kleinen Studio einzuspielen.<br />
Aber dann traf ich Rob Cass, der als Haus-<br />
Gab es eine Vision oder ein Konzept zu Be-<br />
Hinterkopf, wer darauf mitmachen sollte.<br />
produzent in den Abbey Road Studios arbeitet – und ginn der Arbeiten?<br />
der fragte, ob ich nicht Lust hätte, dort zu arbeiten. Ja! Ich wollte die Platte ähnlich h anlegen wie SONGS<br />
Du hast früher schon in Abbey Road aufgenommen<br />
...<br />
der Hinsicht, dass die Songs etwas miteinander zu<br />
FOR A TAYLOR, mein erstes Solo-Album. Auch in<br />
Erstmals war ich 1965 dort tätig – wir spielten mit tun haben, musikalisch und inhaltlich irgendwie verknüpft<br />
sein sollten. So gehören beispielsweise "Hid-<br />
der Graham Bond Organization THE SOUND OF 65<br />
ein. Ich habe später dann auch mit Burt Bacharach, den Cities” und "Drone” zusammen.<br />
George Martin und allen möglichen anderen Leuten Wo und wann hast du die Songs geschrieben?<br />
in Abbey Road aufgenommen. Es ist ein Privileg!<br />
Das Equipment ist einzigartig, sie haben noch all die Das erste Stück war "Drone”, das ich im März letzten<br />
alten Mikrofone, die unglaublich gut klingen – sie Jahres schrieb. Ich saß in meinem Garten, es war<br />
halten alles <strong>to</strong>p in Schuss. Ich war jetzt im großen bitterkalt, und ich dachte: Wann kommt endlich der<br />
Studio 2, in dem die Beatles viel gemacht haben. Frühling? Ich schrieb den Text, hatte die Idee für<br />
Und ich war im Studio 3, wo Pink Floyd THE DARK ein Riff – fertig war die erste Nummer! Meine Frau<br />
SIDE OF THE MOON entstehen ließen.<br />
Margrit hatte ein paar Texte geschrieben, für die<br />
ich die passende Musik komponierte, zum<br />
Beispiel "Candlelight”. Alles hat sich sehr<br />
organisch entwickelt. Ich wusste irgendwann,<br />
dass ich noch eine rockige Nummer<br />
brauchte, und so habe ich "Fields Of Forever”<br />
in zehn Minuten gewissermaßen aus<br />
dem Ärmel geschüttelt. Auch Pete Brown<br />
lieferte mir wieder ein paar Texte, und ich<br />
habe mit meinem alten Freund Kip Hanrahan<br />
zusammengearbeitet – so ist das<br />
Album recht vielfältig geworden.<br />
Wie auch mit der Schlagzeugerin<br />
Cindy Blackman-Santana, der Ehefrau<br />
von Carlos?<br />
Sie ist eine großartige Drummerin! Ich<br />
Auch im Bruce'schen Wohnzimmer hängen Instrumente<br />
habe mit ihr, John Medeski und Vernon<br />
Reid von Living Colour eine Band namens Spectrum<br />
Road. Es ging damit los, dass wir Musik von Tony<br />
Williams spielten, doch daraus hat sich mehr entwickelt,<br />
so dass wir inzwischen unser eigenes Material<br />
präsentieren.<br />
Dein Sohn Malcolm ist auf SILVER RAILS<br />
ebenfalls dabei, der schon 2001 bei MORE<br />
JACK THAN GOD mitwirkte ...<br />
Ja, er war mir eine große Hilfe. Er steuerte für "Don't<br />
Look Now” ein wunderschönes Gitarrensolo bei, was<br />
für ein großartiger Musiker! Er hat ja mit Gingers<br />
Sohn Kofi Baker bei den Sons Of Cream gespielt,<br />
ist inzwischen aber ausgestiegen, weil Kofi genauso<br />
verrückt ist wie sein Vater (lacht). Malcolm hat jetzt<br />
eine neue Band, war 2013 mit Andy Fraser im UK<br />
auf Tour und wird bald wieder losziehen.<br />
Du spielst außerdem mit der Jack Bruce Big<br />
Blues Band – wie kam es dazu?<br />
Wir arbeiten gerade an den Arrangements, weil ich<br />
bei der anstehenden England-Tour möglichst viele<br />
der neuen Songs spielen will (die Tour wurde unmittelbar<br />
vor Andruck dieser Ausgabe „aus Gründen<br />
außerhalb des Einflussbereichbereichs" von Bruce<br />
abgesagt, Anm. d. Au<strong>to</strong>rs.). Als ich die Big Blues<br />
Band ins Leben rief, dachte ich mir, dass ich ein Label<br />
bräuchte – so etwas wie Markenzeichen; damit<br />
die Leute wissen, was sie erwartet, dass es eben kein<br />
Jazz oder sonstwas ist. Aber es ist auch nicht so,<br />
dass wir nur strikten Blues spielen.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 73
CHRIS THOMPSON<br />
Über zehn Jahre hat Chris Thompson seine Fans warten lassen,<br />
bis er wieder ein Rockalbum mit neuen Songs im Studio aufgenommen<br />
hat. TOYS & DISHES heißt der Nachfolger von DO<br />
NOTHING TILL YOU HEAR FROM ME, der Swing-CD, die er 2013<br />
veröffentlicht hatte. Doch diverse Projekte wie "<br />
War Of <strong>The</strong><br />
Worlds", Leslie Mandokis Soulmates oder Konzertaktivitäten mit<br />
seiner norwegischen Band hatten den 67-jährigen Vater zweier<br />
kleiner Töchter stets auf Trab gehalten, wie er im <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Interview erzählte.<br />
Holland-Belgien-<br />
Connection<br />
Von Philipp Roser<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Der Albumtitel, SPIELZEUG & ABWASCH, verlangt<br />
eine Nachfrage ...<br />
Naja, das sind die Pole, zwischen denen sich mein<br />
Leben heute neben der Musik bewegt (lacht).<br />
Deine beiden Töchter haben dich offenbar<br />
stark inspiriert – sind sie am Ende von "Eddie<br />
Wants To Rock" zu hören?<br />
Stimmt! Es ist ein sehr persönlicher Song über meinen<br />
besten Freund, der vor drei Jahren ges<strong>to</strong>rben ist.<br />
Er war Amerikaner, eine Koryphäe als Arzt – er hat<br />
mehrere orthopädische Operationsmethoden erfunden.<br />
Aber er liebte auch den Rock'n'Roll, war oft auf<br />
meinen Tourneen dabei Und ich wollte ihm einen<br />
Rock'n'Roll-Song hinterherrufen.<br />
Das ist ein satter Partyrocker, es gibt aber<br />
auch bedächtige Nummern.<br />
Ich wollte unbedingt ein Wiegenlied für meine Kinder<br />
machen, und ich denke, mit der Ballade "Dream<br />
Away Little Girl" ist mir das auch ganz gut gelungen.<br />
Das Lied gefällt ihnen, beide mögen das Album,<br />
auch wenn sie unterschiedliche Favoriten haben. Und<br />
sie kennen die Texte<br />
besser als ich! Gestern<br />
waren sie im Studio<br />
dabei, als wir die neuen<br />
Songs für unser<br />
Liveset geprobt haben.<br />
Am Ende meinte<br />
die Ältere: Daddy,<br />
du hast Zug statt<br />
Flugzeug gesungen<br />
(lacht)!<br />
Viele Songs auf<br />
TOYS & DISHES<br />
klingen sehr persönlich<br />
...<br />
Natürlich sind nicht alle Songs au<strong>to</strong>biografisch, aber<br />
mir fällt das Texten am leichtesten, wenn ich über etwas<br />
schreibe, das ich kenne oder erlebt habe. Manchmal<br />
erfinde ich auch Geschichten, beschreibe Bilder,<br />
die ich im Kopf habe. Aber<br />
ich würde sagen, 60 Prozent<br />
der Songs sind in der Tat<br />
sehr persönlich. Dazu hat<br />
auch meine Frau Inge beigetragen:<br />
Sie hat mich auf<br />
<strong>The</strong>men ges<strong>to</strong>ßen und beim Texten unterstützt.<br />
Komponiert hast du mit deinem Co-Produzenten<br />
Arno Krabman?<br />
Ja, ich war nach Abschluss der Arbeit noch nie so<br />
glücklich! Ich habe noch nie mit jemandem so gut<br />
zusammengearbeitet wie mit Arno.<br />
Außerdem ist er ein exzellenter Gitarrist,<br />
hat trotz seiner jungen Jahre<br />
alle möglichen Stile schon glänzend<br />
drauf. Von ihm stammen alle Gitarren-<br />
und Bassparts. Ich habe nur gesungen<br />
und einmal Mundharmonika<br />
gespielt.<br />
Wie lief die Kooperation ab?<br />
Ich war einmal im Monat für drei, vier<br />
Tage bei ihm in Holland. Wir haben Songideen bearbeitet<br />
und die Songs entwickelt. Anschließend bin<br />
ich wieder nach Belgien gefahren, wo ich mit meiner<br />
Familie lebe und ein Studio im Haus besitze. Da<br />
habe ich dann den Rest des Monats an den Melodien<br />
und Gesangsparts gebastelt. Das Ganze hat sich zwar<br />
über eineinhalb Jahre hingezogen, aber ich bin wirklich<br />
richtig zufrieden damit.<br />
Du hast mal gesagt, dass du deine Solo-Alben<br />
nicht magst ...<br />
Das ist diesmal komplett anders! Ich hatte früher nie<br />
genug Zeit oder Geld oder die richtigen Partner, um<br />
sicherzustellen, dass ich wirklich zufrieden war, als<br />
ich sie bei der Plattenfirma abliefern musste. Diesmal<br />
passt alles! Bei Manfred Mann's Earth Band hatten<br />
wir diesen Luxus auch nie – es war sogar meistens<br />
ein Desaster, weil wir die Songs nicht so entwickeln<br />
konnten, wie es mir diesmal möglich war.<br />
"Dark Side" handelt von den finsteren Seiten<br />
und Dämonen des Chris Thompson. Vorher<br />
gibt es ein "Interlude" – was soll das?<br />
Davor kommt mit "Eddie" ja ein schnelles Stück,<br />
und meine Frau meinte, ich müsse vorher ein wenig<br />
herunterfahren. erfa<br />
Arno und ich haben die Songfolge<br />
schon früh festgelegt, um die Stimmung<br />
des Albums zu strukturieren. Wir legten<br />
alles so an wie früher, als man die LP<br />
nach der Hälfte der Zeit umdrehen musste.<br />
Darum kommt "Hey You” als rockigste<br />
Nummer am Ende der imaginären ersten<br />
LP-Seite. Zu Beginn der zweiten Hälfte<br />
muss man die Aufmerksamkeit des Hörers<br />
ja<br />
erst wieder einfangen, und das will ich<br />
mit der Ballade "Dream Away" erreichen.<br />
"Woe Is Me" beschließt das Album – eine<br />
nachdenkliche Komposition mit reichlich<br />
Gospeleinschlag, in der du singst: "<br />
If I could<br />
find god" ...<br />
Also ich bin kein wiedergeborener Christ, auch wenn<br />
ich sicher eine religiöse oder spirituelle Ader habe. Ich<br />
schaue in dem Song sehr sarkastisch auf mein Leben<br />
zurück – zum Beispiel wie lange ich gebraucht habe,<br />
bis ich die Liebe fand, die ich mein Leben lang gesucht<br />
habe. Ursprünglich war die Nummer in D-Dur<br />
geschrieben, aber das passte irgendwie nicht, war zu<br />
fröhlich. Als ich Johnny Cash im Radio hörte, kam mir<br />
die Idee, es mal mit D-Moll zu versuchen – und damit<br />
hat es geklappt. Musikalisch hatte ich eine Gruppe alter<br />
Schwarzer vor Augen, die auf einer Veranda sitzen,<br />
miteinander Musik machen und dabei ihr Leben beklagen.<br />
Wozu ich aber keinen Grund habe! Ich habe<br />
eine <strong>to</strong>lle Familie und ein Album, auf das ich richtig<br />
s<strong>to</strong>lz bin und jetzt auch live präsentieren will.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Alex Vanhee<br />
Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Im Herbst<br />
ohne Strom<br />
Für 14 Akustikshows kommen Foreigner im Ok<strong>to</strong>ber<br />
wieder mal nach Deutschland. Bis dahin können<br />
sich Fans an I WANT TO KNOW WHAT LOVE IS –<br />
THE BALLADS erfreuen, der ersten Compilation mit<br />
den Schleichern der Band. Bei einem Vorabbesuch<br />
sprach <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser mit<br />
Bandleader Mick Jones.<br />
Wie geht's? Du hast 2012 einige Shows<br />
verpasst, es gab die wildesten Gerüchte ...<br />
Ich hatte ein paar Probleme mit meinen<br />
Arterien. Das musste ich reparieren lassen,<br />
was einige Zeit dauerte, auch wegen der anschließenden<br />
Reha. Es war aber kein Herzinfarkt,<br />
wie es hieß. Inzwischen geht es mir<br />
gut, ich bin fit, und wir brennen darauf, wieder er richtig<br />
ig<br />
abrocken zu können!<br />
Ihr <strong>to</strong>urt demnächst im UK, später auch in Deutschland.<br />
Will eure Plattenfirma mit der BALLADS-CD<br />
Kapital daraus schlagen?<br />
Denke ich auch. Mich juckt es aber nicht weiter. Das<br />
ist eine Marketinggeschichte, auch, dass sie das unbedingt<br />
um den Valentinstag herum veröffentlichen<br />
wollten.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte Schaper mit Schlagzeuger<br />
Engel und dem schottischen Sänger Eddie<br />
McGrogan ein Album aufgenommen. Allerdings<br />
lagerte das Klangergebnis lange im Hamburger Büro<br />
des Komikers Ot<strong>to</strong> Waalkes, in dessen Rüssl-Studio<br />
es 1981 entstanden war. Nach drei Jahrzehnten erscheint<br />
es mit dem Titel ONE OR ZERO – THE LOST<br />
ALBUM. „Die Verbindung zu Sireena stellte ein gemeinsamer<br />
Geschäftspartner her, Walter Nowicki, der<br />
Bei uns werdet ihr akustisch spielen<br />
– da war doch schon mal was, oder?<br />
Stimmt! Das erste Mal haben wir<br />
das gemacht, als wir hier unterwegs<br />
waren, um CAN'T SLOW DOWN zu<br />
promoten. oten<br />
Für einige Radiostationen spielten wir<br />
ein paar Songs akustisch, was ich zuvor nie gemacht<br />
hatte. Es klappte richtig gut, also haben wir weiter<br />
daran gefeilt und ein ganzes Set ausgearbeitet. Es ist<br />
angenehm, wenn wir bei unseren Tourneen den Fans<br />
eine gewisse Abwechslung bieten können – und auch<br />
für uns bleibt das Ganze auf diese Weise spannend.<br />
Außerdem hat sich dabei der alte Spruch mal wieder<br />
als richtig erwiesen, dass gute Songs auch dann wirken,<br />
wenn sie nur mit Stimme und Akustikgitarre oder<br />
Piano vorgetragen werden. Und wir können fast alle<br />
unsere Stücke so präsentieren.<br />
Wie sieht es mit einem neuen Studio-Album von<br />
Foreigner aus?<br />
Damit sind wir im Augenblick nicht nur gedanklich<br />
beschäftigt. Wir werden wohl ein halbes Dutzend<br />
neuer Songs aufnehmen. Den Rest machen wir dann<br />
in Duettform mit ein paar Gästen. Wir haben schon<br />
mit verschiedenen Leuten gesprochen. Kid Rock will<br />
sich an "Dirty White Boy” versuchen, Brian Johnson<br />
wird sich eine Nummer vornehmen, und mein Freund<br />
Rob Thomas wird mit seiner Band Matchbox Twenty<br />
dabei sein.<br />
Hendrik Schaper<br />
ONE OR ZERO – LP-Schatz gehoben!<br />
Von Philipp Roser<br />
In Osnabrück startete Keyboarder Hendrik Schaper seine musikalische Karriere bei den Bands Trikolon<br />
und Tetragon, mit denen er je eine LP veröffentlichte. Beide Gruppen waren beeinflusst von Keith Emerson,<br />
Buddy Rich, Brian Auger, Miles Davis, Jack Bruce und Johann Sebastian Bach", blickt der 62-Jährige<br />
"<br />
zurück. Etwa 1978 sprach mich Klaus Doldinger an, der unsere damalige Band Out im Onkel Pö gehört<br />
"<br />
hatte, in seine neue Passport-Besetzung zu kommen. Udo Lindenberg lud mich dann 1981 auf Empfehlung<br />
von Bertram Engel hin ein, dem Panikorchester beizutreten."<br />
Betreiber des Labels Garden Of Delights, der Reissues<br />
der Trikolon- und Tetragon-Alben herausgebracht<br />
hatte", erzählt Schaper. „Die Instrumentalspuren hatte<br />
ich im Alleingang im Keller meines Elternhauses in<br />
Osnabrück auf einer Achtspur-Tascam-Bandmaschine<br />
aufgenommen. Mit Bertram hatte ich einige Sequenzen<br />
gejammt, und er war hochmotiviert, entsprechend<br />
sequenzermäßig zu spielen – es war damals<br />
eine Herausforderung für ihn. Trotz aller Präzision<br />
bringt er eine Menge Leben in die Aufnahmen. Die<br />
Entscheidung, auf Gitarre und Bassgitarre zu verzichten,<br />
war eine bewusste. Die Präzision beim Bass war<br />
damals besser auf dem Keyboard<br />
zu erreichen, und nur wenige Gitarristen<br />
konnten damals so klingen<br />
wie der von mir entwickelte<br />
Minimoog-Sound", schildert er<br />
die Entstehung. „Gesang sollte<br />
von Anfang an dabei sein. Eddie<br />
lebte damals in Osnabrück, ich<br />
musste ihn nur fragen."<br />
Seine damalige Vision beschreibt<br />
der Keyboarder so:<br />
„Ich wollte in kompletter<br />
Eigenkontrolle aufnehmen,<br />
da ich wusste, was ich wollte<br />
– und da geht nun mal alles<br />
direkter und schneller,<br />
wenn man die Parts selbst<br />
einspielt. Meine konkreten Einflüsse für dieses jekt waren Devo, Soft Machine, <strong>The</strong> Who, AC/DC und<br />
Pro-<br />
Jimi Hendrix. Die Musik entwickelte sich im Vorfeld<br />
der Aufnahmen in der Garage und auch bei den<br />
Recordings selbst, etwa fiftyfifty."<br />
Warum die Scheibe so<br />
lange verschwunden war? „Die<br />
Aufnahmen sind damals nicht<br />
verkauft worden, weil die Plattenfirmen<br />
zur Hoch-Zeit der<br />
Neuen Deutschen Welle wohl<br />
eher auf deutschen Gesang fixiert<br />
waren."<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
v.l.: Bertram Engel, Hendrik Schaper,<br />
Eddie McGrogan
Doppelten Grund zum Feiern hae Leslie Mandoki im vergangenen<br />
Jahr: Erst wurde der in Budapest geborene, 1975 in den Westen geflohene<br />
Musiker, Songschreiber und Produzent 60 Jahre alt. Und dann<br />
feierte die von ihm initiierte illustre Musikergruppe Soulmates ihr 20-jähriges<br />
Bestehen. In Budapest zelebrierte die „musikalische Wertegemeinschaft<br />
der Seelenverwandten“ das Jubiläum mit einem Konzert – mit Chaka Khan,<br />
Jack Bruce, Al Di Meola, Greg Lake, Peter Maffay, Chris Thompson, Bobby<br />
Kimball, Nick van Eede auf einer Bühne. Die dort fehlenden Stammgäste<br />
Ian Anderson und Steve Luka<strong>the</strong>r sind auf der CD/DVD BUDABEST zumindest<br />
im Bonus-Teil vertreten. Mehr über die Soulmates erzählte Mandoki<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp<br />
Roser in seinem Tuinger Red<br />
Rock Studio; dort machte er auf<br />
dem Weg von der Detroit Mo<strong>to</strong>r<br />
Show zum Weltwirtschaftsforum<br />
in Davos kurz Station, um<br />
dann nach Sotschi weiterzureisen.<br />
Schließlich ist der seit langem<br />
in Deutschland eingebürgerte<br />
Mandoki auch noch <strong>Music</strong>al<br />
Direc<strong>to</strong>r des Volkswagen Konzerns.<br />
In dieser Funktion ist er<br />
zuständig für die passende musikalische<br />
Gestaltung der Präsentationen<br />
und Übertragungen des<br />
Unternehmens, ebenso für Open-Air-Veranstaltungen. Direkt nach dem Interview<br />
machte er sich auf den Weg, um in Ingolstadt mit Audi-Verantwortlichen<br />
die musikalische Gestaltung des Genfer Au<strong>to</strong>salons zu besprechen.<br />
Für alle Soulmates-Aktivitäten ist eine Menge Vorarbeit nötig – wie<br />
bringst du die Beteiligten stets unter einen Hut?<br />
Das wird durch eine Vereinbarung wesentlich vereinfacht, die wir vor 20 Jahren<br />
getroffen haben. Wir korrespondieren alle per SMS und persönlicher email, unsere<br />
Organisationen sind nicht eingebunden. Wir alle haben unser Umfeld, unsere Mitarbeiter,<br />
aber so kommunizieren wir alle direkt miteinander – und wir sind ja alle<br />
die Chefs unserer Organisationen (lacht). Bei dem Konzert in Budapest haben wir<br />
gesagt: Rundmail, wir machen es an dem Tag, an dem die meisten können. Da<br />
zogen Steve Luka<strong>the</strong>r und Ian Anderson leider den Kürzeren. Deshalb haben wir<br />
auf der Dreifach-CD und der DVD auch andere Konzerte mit ihnen dabei.<br />
Leslie Mandoki<br />
Planungsgruppe<br />
" Soul-Kumpel"<br />
Trodem ging es in Budapest durchaus hektisch zu ...<br />
Es war ein verrücktes Konzert, für das wir nicht geprobt haben ...<br />
Wie bie?!<br />
Wir konnten ja nicht! Das Opernhaus hatte am Freitag Vorstellung, wir konnten<br />
erst Samstag ab 10 Uhr rein. Die meisten Beteiligten kamen erst am Samstag aus<br />
Los Angeles, New York und London. Es gab einen kurzen Soundcheck, es war<br />
ein wunderbarer Wahnsinn! Wir hatten aber alles exakt vorgeplant. Jeder wusste<br />
Bescheid, wer wo was spielt, wer nicht singt – das war immer das Problem bei<br />
so etwas, dass ich festhalten musste, wer wann wo nichts macht. Wir hatten das<br />
Reper<strong>to</strong>ire für zweieinhalb Stunden geplant, woraus dann aber doch vier wurden,<br />
weil jeder<br />
hier noch acht Takte, dort noch einen Chorus machen wollte – es<br />
herrschte einfach eine nicht zu bändigende Spiellust. Zuvor gab es nachmittags<br />
um drei Uhr im Parlament noch einen großen Empfang, bei dem<br />
die Soulmates gewürdigt wurden. Dann sind wir mit unseren Anzügen<br />
zum Opernhaus gefahren, haben uns umgezogen, die Instrumente gestimmt<br />
und legten los. Es war schon ein sehr bereichernder, bewegender<br />
Moment. Und dann habe ich mich entschieden, das Album unbearbeitet<br />
zu veröffentlichen. Aktuell gibt es doch kein Live-Album mehr, auf dem<br />
nicht alles nachgespielt und elektronisch bearbeitet ist. Wir haben zwei<br />
Songs bearbeitet, doch es klang dann wie auf CD. Da habe ich gesagt:<br />
Nein, machen wir nicht! Wir wollten einen handgeschriebenen Liebesbrief<br />
an unser Publikum und keine Liebeserklärung per SMS.<br />
Was für ein Gefühl war es, so heimzukommen"?<br />
"<br />
Also heimgekommen bin ich nicht. Ungarn ist zwar mein Geburtsland, doch meine<br />
Heimat ist hier. Sicherlich hat sich ein Kreis geschlossen. Als ich 16 war, sagte mir<br />
mein Vater auf dem Sterbebett: Junge, das Schlimmste daran, dass ich jetzt gehen<br />
muss, ist, dass ich meine Enkelkinder nie kennen lernen werde. Versprich mir eines:<br />
Meine Enkelkinder sollen nie zensierte Zeitungen lesen! Du musst einen Weg<br />
durch den eisernen Vorhang finden! Versprich mir, dass du deine Träume lebst und<br />
nicht dein Leben träumst! Es dauerte dann sechs Jahre, bis ich mein persönliches<br />
Loch durch diesen Tunnel gefunden habe.<br />
Zwei Songs scheinen diese<br />
Erfahrungen zusammenzufassen:<br />
"A Dreamer's Not A Fool"<br />
und "Move On" ...<br />
Visionen sind dafür da, dass man<br />
sie lebt. Wenn man sie in der Nacht<br />
geträumt hat, dann soll man früh<br />
aufstehen und sie umsetzen. Ein<br />
Träumer ist kein Trottel. Ab und<br />
zu kostet es halt richtig viel Mühe,<br />
aber dafür sind sie da. Texte sind<br />
mir wichtig – das hat damit zu<br />
tun, dass ich mit 16 einen Jugendliteraturpreis<br />
gewonnen habe. Ich<br />
wollte eigentlich Dichter werden.<br />
Mein Vater war ja Musiker, und für uns gab es eigentlich nur diese drei möglichen<br />
Berufswege: Musik, Malen und Literatur. Mein Bruder ist Maler geworden.<br />
Literatur war mir immer wichtig, und ich habe immer versucht, das so zu sehen:<br />
Mit Musik, mit Rockmusik kann man die Welt verändern oder zumindest einen<br />
Beitrag dazu leisten.<br />
"Move On" bringt dein Schaffen gut auf den Punkt: eine Message, wunderschöne<br />
Popmelodien, jazzige Instrumentalparts.<br />
Klassischer Jazz-Rock! Schade, dass diese Kunstform verlorengegangen scheint,<br />
die die 70er Jahre so mitgeprägt hat. Aber ich bin hartnäckig. Ich habe immer<br />
noch lange Haare, immer noch den ersten Schnurrbart (lacht), und es ist immer<br />
noch Jazz-Rock. Die Texte sind weiterhin sehr wichtig, auch die Improvisation,<br />
gute Soli haben noch immer große Bedeutung. Ich mache mit 60 ohne Pause<br />
immer noch das, was ich mit 16 gemacht habe! Ich entwickle mich ja gar nicht<br />
(lacht) ...<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Wishbone Ash<br />
Von Philipp Roser<br />
JOHN MAYALL<br />
„80TH ANNI VERSARY“<br />
TOUR 2014<br />
27.03. Hamburg 06.04. Bochum<br />
28.03. Oldenburg 08.04. Köln<br />
29.03. Worpswede 09.04. Aschaffenburg<br />
30.03. Münster 10.04. Kaiserslautern<br />
31.03. Leipzig 11.04. Karlsruhe<br />
01.04. Berlin 12.04. Freiburg<br />
02.04. Hannover 13.04. München<br />
03.04. Erfurt 15.04. Nürnberg<br />
04.04. Dresden 16.04. Stuttgart<br />
05.04. Affalter<br />
MAGGIE<br />
REILLY<br />
„Voice of Moonlight Shadow“<br />
JOHN WATTS OF<br />
FISCHER-Z<br />
PRESENTS:<br />
ROBERT<br />
CRAY<br />
Special Guest:<br />
WellBad<br />
27.05. Hamburg<br />
29.05. München<br />
30.05. Karlsruhe<br />
„HEAVEN SENT“<br />
TOUR 2014<br />
21.03. Bad Nenndorf<br />
22.03. Plauen<br />
23.03. Menden<br />
25.03. Twist<br />
26.03. Mainz<br />
27.03. Mannheim<br />
28.03. Müden/Aller<br />
Aktuelles<br />
Album<br />
„Heaven<br />
Sent“<br />
Regelmäßig<br />
Kreativ-Nachschub<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
„<strong>The</strong> Best Of<br />
Both Worlds Tour“<br />
29.04. Übach-<br />
06.05. 05 Bochum<br />
Palenberg 07.05. Hamburg<br />
30.04. Aschaffenb. 08.05. Hannover<br />
01.05. Freiburg 09.05. Osnabrück<br />
03.05. Karlsruhe 11.05. Worpswede<br />
04.05. Nürnberg<br />
12.05. Düsseldorf<br />
24.04. Worpswede<br />
25.04. Osnabrück<br />
26.04. Aurich*<br />
27.04. Memmingen*<br />
29.04. Ebersbach<br />
THE HOOTERS<br />
30.04. Hettenrodt<br />
01.05. A-Hohenems**<br />
02.05. Solingen<br />
03.05. Winterbach*<br />
04.05. Mannheim<br />
* Doppelkonzert mit MANFRED<br />
MANN’S EARTH BAND<br />
** Mit MANFRED MANN’S EARTH<br />
BAND & SPIDER MURPHY GANG<br />
Wishbone Ash noch groß vorzustellen, hieße die Mitglieder der Beatles<br />
aufzulisten. Zu Beginn ihrer Deutschland-Tour erzählt Bandleader Andy<br />
Powell (g, voc) das Wesentliche zum neuen Album BLUE HORIZON.<br />
Andy, du musst euren wichtigsten Markt" Deutschland doch längst bestens<br />
kennen, weil ihr seit Jahrzehnten "<br />
regelmäßig hier <strong>to</strong>urt?<br />
Ja, besser als England und Amerika (lacht). Ich mag das Wort Markt nicht so<br />
gern, aber ich bin hier seit den frühen 70er Jahren unterwegs, da war ich gerade<br />
mal 20 ...<br />
Ihr kommt noch vor dem Erscheinen des neues Albums BLUE HORIZON.<br />
Ja, leider. Wir haben uns beeilt und bemüht, es passend zur Tour rauszubringen,<br />
aber das hat nicht mehr geklappt. Die Leute können es jedoch bei den Shows<br />
kaufen, ehe es dann auch offiziell rauskommt.<br />
Wishbone Ash gehören zu den eher wenigen altgedienten Bands, die<br />
regelmäßig neue Studio-Alben aufnehmen ...<br />
Ja, ich kenne genügend Gruppen unserer Ära, die quasi als ihre eigene Tribute-<br />
Band spielen. Das wäre nichts für mich! Wir sind immer noch kreativ, wollen uns<br />
kreativ stimulieren, indem wir neue Stücke schreiben. Das hält uns frisch. Natürlich<br />
spielen wir live auch unsere Klassiker, aber wir waren nie eine ausgewiesene<br />
Singles-Band, die darauf festgenagelt ist. Ich lasse mich inspirieren, indem ich<br />
viel alte Musik höre – kürzlich war ich voll auf dem Dylan-Trip –, aber meine<br />
Kinder sorgen dafür, dass ich auch registriere, was an neuen Bands angesagt ist.<br />
Dein Sohn Aynsley hat zwei Songs beigesteuert.<br />
Ja, er ist ein vielseitiger Musiker, lebt in Brooklyn, spielt dort in diversen Bands<br />
und arbeitet als Studiomusiker. Er war ja vor zwei Jahren mit uns in Deutschland,<br />
hat Perkussion, Mandoline, Gitarre und Keyboards gespielt. Er ist mit Wishbone<br />
Ash aufgewachsen, hat mit sechs Jahren angefangen zu trommeln und sich von<br />
allen unseren Drummern etwas beibringen lassen.<br />
Auch Pat McManus ist als Co-Au<strong>to</strong>r und mit seiner Fiddle wieder dabei.<br />
Genau, er war mit seiner damaligen Band Mama's Boys<br />
Anfang der 80er mit uns unterwegs. Da haben wir uns<br />
angefreundet. Ich bin jedes Jahr im Sommer in Irland bei<br />
ihm, wir spielen zusammen – er ist ein <strong>to</strong>ller Gitarrist,<br />
spielt aber auch super Fiddle. Und weil er schon für ELE-<br />
GANT STEALTH einen Song beigesteuert hatte, haben<br />
wir es diesmal ein wenig ausgebaut.<br />
Tickets unter: 0 18 06 - 570 060 *<br />
und www.eventim.de<br />
www.facebook.com/assconcerts<br />
*0,20 €/Anruf, Mobilfunkpreise max. 0,60 €/Anruf<br />
www.assconcerts.com<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77
Stil -Kunde<br />
Folge<br />
5<br />
Surf <strong>Music</strong><br />
Sonne, Strand, Meer<br />
– und nasse Gitarren<br />
Rock, Pop, Beat, Punk usw. – die Geschichte der modernen<br />
"<br />
Unterhaltungsmusik" ist reich an Facetten. Stilbezeichnungen<br />
überfluten spätestens seit den 60er Jahren den<br />
medialen Raum. Manchmal sind Begriffe aus einer Jugend-<br />
Subkultur heraus entstanden, manchmal spontan bei einem<br />
Interview von Musikern erfunden worden. Verstärkt seit<br />
den 80ern haben Kategorisierungen allerdings häufig ihren<br />
Ursprung in Verkaufsstrategien von Plattenfirmen oder entspringen<br />
der Fantasie von Musikjournalisten, die sich lange<br />
Beschreibungen ersparen wollten oder einfach nach Synonymen<br />
suchten. Einige dieser Musik-Stile, die manchmal nur<br />
für kurze Zeit zum Hype wurden oder aber es nie zum Massenphänomen<br />
brachten, stellt <strong>GoodTimes</strong> in einer Serie vor.<br />
W<br />
er Sex will, muss nett sein. Oder einer Band angehören und<br />
angesagte Songs spielen. Das galt auch schon 1960. Also war<br />
es durchaus von Vorteil, Surf <strong>Music</strong> zu machen. Zumindest jenseits<br />
des Atlantiks. Und niemand sollte sich einbilden, dass die halligen, durch<br />
einen Spring Reverb (Federhall-System) gejagten Gitarrenklänge, die vor Harmonie<br />
triefenden Melodien und das untergemischte Meeresrauschen vor allem den<br />
Spaß am Wellenreiten erlebbar machten. Den natürlich auch. Allerdings ging es<br />
hier doch um etwas ganz anderes. Surfen war das Synonym für Sonne, Strand,<br />
Meer – und es stand für halbnackte Backfische (so hießen die wirklich mal),<br />
denen ob der knackigen Boys auf den Brettern die blauen Kulleraugen aus den<br />
Höhlen traten. Surfen – Mama und Papa glaubten an die Mär des Freizeitsports<br />
– war Balzen auf höherem Level. Während man sich im Au<strong>to</strong>kino noch mühevoll<br />
durch die engen Kunstfaserklamotten wuscheln musste, wurden im heißen Sand<br />
an Kaliforniens Küste die Objekte der Begierde wie auf dem Teller serviert. Die<br />
Hormone sprudelten über – und alle waren unbeschwert.<br />
Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Der Soundtrack dazu war die Surf <strong>Music</strong>. Das hört man. Gar nicht harmlos.<br />
Eher verrucht. Und manchmal sogar ein bisschen geil (bevor dies<br />
eine Bezeichnung für alles wurde). Oder wie war das schwüle "Vampire" (1963)<br />
von <strong>The</strong> Challengers sonst zu verstehen? "Walkin' My Baby" (1963) von den<br />
Trashmen (ja, die mit "Surfin' Bird") war kein Deut zurückhaltender. Der einschmeichelnde<br />
Song – Strandnixen-Background inklusive – dürfte den Zielpersonen<br />
einen warmen Schauer über den Rücken gerieben haben.<br />
Surf <strong>Music</strong> entwickelte sich aus dem Rock'n'Roll. Hört man "Oh-Wee Marie"<br />
(1959) von Surf-Soundpionier Dick Dale, ist er noch näher bei Buddy Holly<br />
als womöglich bei den Beach Boys. Bei der Single "Let's Go Trippin'" (1960)<br />
fährt schon das Board im Kofferraum mit. Zwar dominiert in dem Instrumental<br />
noch ganz klar das Saxofon, das auch andere frühe<br />
Surf-Protagonisten<br />
immer<br />
wieder<br />
aus dem Kasten<br />
holten;<br />
viel wichtiger<br />
ist allerdings<br />
der perlende,<br />
helle Klang der Gitarre, die den Job<br />
des Sängers erledigt. Knapp zwei Jahre<br />
später ist Dale mit der griechischen Folknummer<br />
"Misirlou" schon ganz anders<br />
unterwegs. Hier klingt sein Double-Picking<br />
vor allem in den tieferen Regionen<br />
Dick Dale<br />
wie der dröhnende Mo<strong>to</strong>r eines Au<strong>to</strong>s,<br />
was dann<br />
schon den Hot Rod Rock andeutete. Man hätte auf<br />
Dick Dales hektischem Saitengehexe ausflippen können,<br />
die jungen Leute im TV-Programm von damals<br />
hatten sich allerdings im schunkelnden Grundrhythmus<br />
der Backingband zu wiegen. Das sah ohne elterliche<br />
Bewachung ganz anders aus: Wie die amerikanische<br />
Online-Zeitung „Huffing<strong>to</strong>n Post" erst im<br />
Februar dieses Jahres schrieb, jagte Dale bei Konzerten n<br />
im Rendezvous Ballroom in Balboa, Kalifornien, „insgesamt 50 Amps in die Luft<br />
und ließ hunderte stampfende Kids ausrasten".<br />
Dick Dales progressiver Einfluss auf den Surf-Sound beruhte auf einem<br />
Zufall: Vom Produzenten und Soundtüftler Leo Fender mit einem eigens<br />
für seinen miesen Gesang entwickelten Effektgerät ausgestattet, schickte der<br />
Gitarrenkünstler auch sein Instrument über das Teil – und hatte sein Markenzeichen<br />
gefunden. Nicht weniger bedeutend für die Entwicklung des Genres<br />
war Duane Eddy. Es wäre sicher vermessen, ihn der Surf <strong>Music</strong> zuzuordnen, zur<br />
Entwicklung des später so hervorstechenden<br />
Gitarrensounds<br />
Duane Eddy<br />
trug er allerdings wesentlich<br />
bei. "Rebel Rouser" (1958) hieß<br />
seine stampfende Rock'n'Roll-<br />
Walze, die an der Schnittstelle<br />
zum Country posierte. Viel<br />
wichtiger als stilistische Einord-<br />
nungen<br />
waren allerdings die auf<br />
den Basssaiten<br />
erzeugten<br />
u n g e -<br />
wöhnlich<br />
hallenden Töne, die Eddy in einem auf einem Schrottplatz<br />
gefundenen Wassertank aufgenommen haben soll. Noch<br />
schwerfälliger und dadurch geradezu bedrohlich klang "Pe-<br />
ter Gunn" (1959): Er wird zwar von einem Saxofon dominiert,<br />
bezieht seine Faszination aber aus dem dunklen und nachhallenden Gitarrengewummer.<br />
Dass Instrumentalmusik in den frühen <strong>60s</strong> nicht au<strong>to</strong>matisch mit dem<br />
Surf-Sound der amerikanischen Westküste gleichgesetzt werden kann,<br />
zeigt "Wipe Out" (1963) von den Surfaris. Während die Sunny-Boys ganz im Sinn<br />
ihres Genres sehr lässig und abgeklärt klingen, machen die Ventures trotz ihrer<br />
Nähe zum Original nur wenig später eine Rocknummer daraus. Beide Versionen<br />
verdeutlichen, dass zwischen klassischen Surf-Kapellen<br />
und angesagten,<br />
meist<br />
europäischen<br />
Instrumetal-<br />
Combos à la<br />
Shadows, Spotnicks<br />
oder Tornados<br />
Welten<br />
lagen.<br />
Surfaris<br />
Ventures<br />
A u c h<br />
wenn sich die Gruppen von Zeit zu Zeit ähnlicher<br />
Stilmittel bedienten. Während die einen<br />
mit einem Lebensgefühl im Hintergrund<br />
aus dem berühmten Bauch heraus ihre Songs<br />
schrieben, waren die anderen reine Arbeiter.<br />
Bei ihnen bildeten Titelzeile und Arrangementidee<br />
eine<br />
Einheit. Bei den Surf-Bands war der Song oft „nur"<br />
im Rausch des Moments entstanden. Der Name spielte<br />
kaum eine Rolle. Gut, wenn man ihn sich gleich merken<br />
konnte. "Church Key" („Kirchenschlüssel", 1963)<br />
von Dave Myers & <strong>The</strong> Surf<strong>to</strong>nes zum Beispiel. Oder<br />
die Chantays mit<br />
"Pipeline" („Rohrleitung",<br />
1963) und<br />
Chantays<br />
Eddie & <strong>The</strong> Showmen mit "Toes On <strong>The</strong> Nose"<br />
(„Zehen an die Nase", 1963; Bezeichnung für ein<br />
schwieriges Surfmanöver). Alles heiße und vor<br />
allem tanzbare Surf-Nummern mit einer geradezu<br />
„plappernden" Leadgitarre. Wer seine Ohren<br />
verschließt, mag das Zeug brav finden. Im Kontext der Zeit besaßen diese Songs<br />
eine Durchschlagskraft, die mit entsprechendem Equipment vor allem live mächtig<br />
aus den Boxen hämmerte. Einige Bands erzeugten aber bereits im Studio<br />
Lärmwelten, die über die damals noch bescheidenen<br />
Lautsprecher der Plattenspieler wie weißes Rauschen<br />
geklungen haben dürften – dem Gitarrengeknister<br />
heutiger Underground-Black-Metal-Acts nicht unähnlich.<br />
Erwähnt seien in diesem Zusammenhang<br />
<strong>The</strong> Crossfires mit "Out Of Control" (1963), die auf<br />
ihrer gleichnamigen LP mit Verrück<strong>the</strong>iten nur so um<br />
sich warfen. "Dr. Jeckyll And Mr. Hyde" ist genau<br />
das, was der Song sagt: braver Schunkel-Surf und<br />
infernalisches Gebretter inklusive Kreischattacken, was wiederum – merkwürdig<br />
– Black-Metal-Fans begeistern könnte. Aus diesen Durchgeknallten wurden<br />
wenig später <strong>The</strong> Turtles ...<br />
Musikfans, die seit den Beatles kaum noch mit textloser Musik groß wurden,<br />
werden vermutlich nur schwer verstehen, wie eine ganze Szene<br />
fast ausschließlich mit instrumentalen Songs funktionierte. Erst recht, da den<br />
Nummern rigoros stilistische Grenzen verordnet waren. Die Macher sahen das<br />
damals aber ganz anders: "Jack <strong>The</strong> Ripper" (1964) von <strong>The</strong> Valiants perlt geradezu,<br />
"Night Ride" (1963) von den Ramrods ist ein düsterer Trip durch nasse<br />
Straßen, "Slaughter On 10th<br />
Avenue" (1966) von den Avengers<br />
VI ist eine ruppige Tanznummer,<br />
ebenso "Time Bomb"<br />
– mit furiosen Schlagzeugwirbeln<br />
und einer ningelnden Orgel.<br />
Die Safaris lieferten eine<br />
Quasi-Punkversion von "Wipe<br />
Out" mit dem Titel "Kick Out"<br />
ab, <strong>The</strong> Rumblers ließen mit<br />
"Angry Sea" ein echtes Kriminalstück<br />
los, und die Astronauts<br />
(Klassiker: "Baja") ließen ihre<br />
Gitarre in "Firewater" (1964)<br />
durch das für den Surf-Sound<br />
Ramrods<br />
unverzichtbare Federhall-System derart „nass" klingen, dass man tatsächlich den<br />
Eindruck hatte, dem gezupften Saitenklang sei das Schlagen auf eine Wasseroberfläche<br />
untergemischt.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 79
Fo<strong>to</strong>: © Dahlfeld/Bildarchiv Hallhuber<br />
Die Trashmen sangen. Auch <strong>The</strong><br />
Bobby Fuller Four entwickelten<br />
nach vielen spartanischen Rock'n'Roll-<br />
Songs eine wahre Soundwand aus<br />
Harmoniegesängen und Background-<br />
Aaaahs. Und die Beach Boys sind das<br />
Synonym für vokale Surf <strong>Music</strong>.<br />
Trotzdem heißt es aus der Szene,<br />
dass sich echte Surf-Sound-<br />
Anhänger schon Anfang der 60er<br />
Jahre konsequent von jenen Bands<br />
abwandten, die auch ihre Stimmen<br />
strapazierten. Die rigorosen<br />
Undergrounder lagen nicht ganz<br />
falsch, wenn sie die Ursprünglichkeit<br />
vermissten. Denn an den Surf-Bands ging<br />
die britische Invasion nicht spurlos vorüber,<br />
was sie viel zu offen für andere Einflüsse<br />
machte.<br />
E<br />
her typisches Surf-Pop-<br />
Material à la "Surf City"<br />
(1963) lieferten Jan & Dean<br />
ab. Das Stück, an dem<br />
Beach Boy Brian Wilson<br />
einen maßgeblichen<br />
Kompositionsanteil<br />
besitzt, kam<br />
zu einer Zeit in die<br />
Plattenläden, als<br />
Beach Boys<br />
sich sommers bereits<br />
zigtausende junge Leute an Kaliforniens Stränden tummelten, Surf-Bretter<br />
durch den heißen Sand schleppten<br />
– und Surf-Musik hörten. Da war<br />
immer wieder neues Hitfutter<br />
gefragt. Und unzählige Bands<br />
– viele davon reine Studioprojekte<br />
mit häufig ein und<br />
denselben Musikern – lieferten<br />
Songs nach immer wieder dem<br />
gleichen Strickmuster ab.<br />
Surf City" – in den USA<br />
„ im Juli 1963 für zwei<br />
Wochen der erste Surf-Song<br />
an der Spitze der Billboard-<br />
Charts – ist aber nicht nur ein<br />
weiteres Produkt vom Reißbrett,<br />
sondern zeichnet vor allem in der Jan & Dean<br />
Rückschau ein überraschend umfassendes<br />
Bild vom damaligen Lebensgefühl. Verantwortlich<br />
ist dafür auch ein Film zum Lied, der – und<br />
damit sei der nächste Name in den Ring gewor-<br />
fen<br />
– als einer der ersten Musikclips durchgeht.<br />
Wenn Jan und Dean sich in einen rot-weiß<br />
gespritzten Lieferwagen setzen, scharfe Bikini-<br />
Girls anmachen und mit Kumpels über den Highway heizen, muss man<br />
unwillkürlich an die ZZ-Top-Filmchen zu den ELIMINATOR-Hits der<br />
80er Jahre denken. Noch viel interessanter: Sowohl das Gesangsduo als<br />
auch die braungebrannten, halbnackten Typen in dem Streifen hatten<br />
zwar Surfboards unter den Arm geklemmt, ließen diese aber nie zu Wasser<br />
... Der Ozean ist sogar nur in ganz wenigen Einstellungen am Horizont<br />
zu erkennen. Dreh- und Angelpunkt sind die – wieder textilarmen<br />
–<br />
Girls, die den Boys im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verdrehen.<br />
Keine Band prägte die gesungene Surf <strong>Music</strong> so nachhaltig wie<br />
die Beach Boys. Ihre ersten drei Alben – SURFIN' SAFARI (1962),<br />
SURFIN' USA und SURFERS GIRL (beide 1963) – machten es der anvisierten<br />
Fangemeinde schon durch die Titelgebung leicht, den richtigen<br />
Kauf zu tätigen. Da wurde LP Nummer vier, LITTLE DEUCE COUPE (1963),<br />
praktisch zu einem Selbstläufer. Doch schon 1964 drifteten die Beach Boys<br />
ab. Sicher war ALL SUMMER LONG – Album Nummer sechs – im Titel und mit<br />
den Strandfo<strong>to</strong>s auf dem Cover noch heftig in Richtung Surf-Szene gebürstet,<br />
musikalisch wurden aber längst andere Schubladen aufgezogen. "I Get Around",<br />
"All Summer Long" oder "Little Honda" – Letzteres bediente das noch junge<br />
Surf-Subgenre Hot Rod Rock – waren unüberhörbar für Au<strong>to</strong>radios der Strandgänger<br />
geschrieben. "Wendy", "Drive-In" und "Don’t Back Down" entstanden<br />
aber offensichtlich unter dem Eindruck der British Invasion. Selbst die textlich<br />
plakative Ballade "Girls On <strong>The</strong> Beach" war bei aller Vokalharmonie-Wucht kein<br />
Surfsong mehr. Und schon mit der achten LP – dazwischen lag das für amerikanische<br />
Top-Stars obliga<strong>to</strong>rische CHRISTMAS ALBUM (1964) – hatte es sich<br />
ausgesurft. THE BEACH BOYS TODAY ist ein bezeichnender Titel: Schaut her,<br />
so klingen wir heute! Die „Strandjungs" waren auf dem Weg zu neuen Ufern.<br />
Surf <strong>Music</strong> wurde 1966 wie ein kurzlebiger Popsong langsam ausgeblendet.<br />
Hier und da ploppten noch ein paar Singles hoch, die ganz nostalgisch<br />
den Geist der ersten Stunde verströmten – andere blickten bereits weit in die Zukunft.<br />
Die Runabouts mit "Surfer’s Fright" blieben eine Randnotiz, die Surfaris<br />
versuchten es noch<br />
einmal mit "Wipe<br />
Out" und versandeten,<br />
die Royal Flairs<br />
boten in "Suicide"<br />
einen krachharten<br />
Surf Sound und<br />
hatten schon eine<br />
Menge vom Punk.<br />
Das brave Image der<br />
„sportlichen Jugend"<br />
wurde aber endgültig<br />
zum Auslaufmodell.<br />
„In" waren jetzt dauerbenebelte<br />
Aussteiger, die sich einer selbstzerstörerischen<br />
Lebensweise bis zum Exzess hingaben und das<br />
auch in äußerlichen Attributen zum Ausdruck brachten.<br />
Ausgerechnet die Beach Boys waren mitverantwortlich<br />
dafür, dass sich musikalisch alles immer mehr<br />
wandelte. Ihr Album PET SOUNDS (1966) gilt heute als<br />
eines der wichtigsten Tondoku-<br />
okumente<br />
des psychedelischen Rock. Vielleicht i wird es<br />
im Rückspiegel ein wenig überbewertet – das ändert<br />
aber nichts daran, dass damals selbst die Beatles<br />
auf die interessanten Klänge des Wilson-Clans aus<br />
Übersee schielten und sich beeinflussen ließen. Und<br />
während die Fab Four bereits 1964 mit ihrem ersten<br />
Besuch in den USA der Surf <strong>Music</strong> das Messer an<br />
die Gurgel gesetzt hatten, machten die Beach Boys<br />
den tödlichen Schnitt. Kent Crowley, der Au<strong>to</strong>r von „Surf Beat: Rock’n’Roll’s<br />
Forgotten Revolution", stellt klar: „Die Surfer waren der Instrumentalschule<br />
ziemlich treu geblieben, die breite Öffentlichkeit jedoch hörte die Vokalschule."<br />
Kommerz killte Kunst.<br />
Die kühlen Briten ließen sich vom Surf Sound nur selten anfixen. Das<br />
berühmteste Beispiel lieferten <strong>The</strong> Who mit "Happy Jack" 1967 ab. Natürlich<br />
offenbarte der Song ganz und gar die Handschrift von Townshend und<br />
Anhang. Allerdings hatte die Londoner Band peinlichst genau darauf geachtet,<br />
den Sound der Kalifornier bis ins Detail zu imitieren – angefangen beim knochentrockenen<br />
Bass über die helle Gitarre bis hin zu den hochgepitchten Harmoniegesängen.<br />
Allerdings hatte die Who-Version von Surf <strong>Music</strong> etwas von einer<br />
Hai-Attacke auf einen über die Wellen reitenden Sunny-Boy. Dass es überhaupt<br />
zu diesem fast schon kuriosen musikalischen Ausflug der Who kam, war Schlagzeuger<br />
Keith Moon zu verdanken. Der nämlich war ein verrückter Surf-Sound-<br />
Fan. Auf seinem Album TWO SIDES OF THE MOON lieferte er 1975 eine eigene<br />
Interpretation des Beach-Boys-Hits "Don't Worry Baby" ab: Sie ist in ihrer Coolness<br />
nicht zu überbieten und zählt zu den besten Cover-Versionen dieses Songs.<br />
Surf <strong>Music</strong> blieb kein amerikanisches Phänomen. Während die Musik in<br />
Europa einen eher schwachen Nachhall fand, boomte sie Mitte der 60er<br />
in Japan. Dort verbanden nationale Künstler den kalifornischen Frohsinn mit<br />
traditionellen Klängen. Zu nennen sind unter anderem Takeshi Terauchi, der<br />
unter seinem Vollnamen & <strong>The</strong> Bunnys auftrat oder als Terry mit den Blue Jeans<br />
gemeinsame Sache machte. Munetaka Inoue & His Sharp Five integrierten zum<br />
Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Teil ganze Passagen japanischer Folklore in ihre Songs. Und Yuzo Kayama & <strong>The</strong><br />
Launchers kamen dem Image der amerikanischen Vorbilder noch am nächsten.<br />
Die 1964 gegründeten Los Belking’s aus Peru hatten trotz Shadows-Instrumentalrock<br />
heftige Surf-Schlagseite. Silüetler aus der Türkei – sie<br />
spielten 1967 ihr erstes Album ein – offenbarten schon wegen der orientalischen<br />
Anklänge einen sehr eigenwilligen Stil. "Lorke Lorke" (1966) zeigt jedoch, dass<br />
die Gruppe durchaus ernstzunehmenden Instrumental-Surf rf rocken konnte.<br />
Oder Bingo Reyna. Der war als Argentinier ein wahrer Flitzefinger vor allem<br />
auf der Akustischen. Was er schließlich an Double Picking ing in sein als Surf-<br />
Nummer umfunktioniertes "Ghostrider In <strong>The</strong> Sky" (1968) hineinlegte, nlegte<br />
war<br />
atemberaubend. Ohne europäische Bands wäre diese Aufzählung<br />
aber unvollständig. Stellvertretend für die Alte<br />
Welt seien Les Fan<strong>to</strong>mes aus Frankreich genannt: Perfekt<br />
gestylter Surf Rock mit sehr klaren Gitarrenmelodien. Die<br />
Bear-Family-CD SURF IN GERMANY versammelt dagegen en<br />
(mangels Masse mit ungewohnt schmalen 15 Tracks) eher er<br />
Interpreten, die den Fuß nur mal sporadisch ins Wasser<br />
tunken wollten, zum Beispiel Michael Holm, Benny Quick,<br />
Steff, Paul Würges.<br />
Surf Sound verschwand Ende der 60er und in der<br />
ersten Hälfte der 70er fast völlig, spielte bestenfalls<br />
in Klubs eine Rolle – oder auf dem heimischen<br />
Plattenteller. Es gab hier und<br />
da mal ein paar Chartüberfälle,<br />
mit denen zumindest<br />
Erinnerungen an die Surf<br />
<strong>Music</strong> der 60er wachgerufen wurden – wenngleich<br />
das wie von einer Beach-Boys-LP geklaute "Beach<br />
Baby" (1974) von First Class nichts mit Surf Pop oder<br />
Surf Rock zu tun hat. Da waren Magnificent Mercury<br />
Bro<strong>the</strong>rs mit "New Girl In School" (1975) schon etwas<br />
näher dran. Aber auch<br />
sie blieben mit der Nummer ein reines Beach-Boys-<br />
Plagiat.<br />
Dass im Umbruch der Rockmusik mit der New Wave allerdings auch<br />
die ursprüngliche Surf <strong>Music</strong> wieder ihre Berechtigung erhielt, demonstrierten<br />
die finnischen Agents. Die spielten 1979 lupenreinen Instrumental-Surf<br />
ein, wie er 1960 nicht au<strong>the</strong>ntischer hätte klingen können.<br />
"Jätkän Twist" ist brillant. Allerdings sind die Agents dann doch mehr<br />
eine Retroband, die sowohl Swing und <strong>60s</strong>-Instrumental-Rock im Programm<br />
hatte. <strong>The</strong> Barracudas sind mit "Subway Surfin'" (1979) bereits<br />
das, was sich schnell l als Surf Punk etablierte. Oder Lawn-<br />
dale aus Kalifornien. Die 1984 gegründete Band spielt instrumentalen<br />
Surf Rock, der mal in den Punk, Pre-Grunge<br />
oder Alternative tiv abgleitet. Aus Finnland kamen 1987<br />
Laika & <strong>The</strong> Cosmonauts: für Surf-Puristen ein<br />
Traum. Für eine köstliche Fußnote sorgten Tom<br />
Petty's Heartbreakers, die eine Auszeit ihres<br />
Bandchefs nutzten, um als <strong>The</strong> Blue Stingrays<br />
1997<br />
das instrumentale Album SURF-N-<br />
BURN einzuspielen. Zum Niederknien!<br />
Geblieben ist, was einst der Ursprung<br />
war. Vocal-Surf, wie ihn die Beach<br />
Boys oder – um sie ob ihrer Qualität mal er-<br />
wähnt zu haben – die Fantastic Baggys auf<br />
Vinyl bannten, ist Geschichte. Die Surf-Szene<br />
der Gegenwart scheint vor Namen zu<br />
bersten. Und sie alle spielen häufig wahrhaft<br />
begnadeten instrumentalen Surf Rock. Jetpack,<br />
<strong>The</strong> Fathoms, Langhorns, Man Or Astro-Man?,<br />
Husky & <strong>The</strong> Sandmen, <strong>The</strong> Treblemakers Vs <strong>The</strong><br />
Doomsday Device oder <strong>The</strong> Space Cossacks, Aqualads, <strong>The</strong> Tiki Men – die<br />
Qualität all dieser Gruppen ist faszinierend. Und wer sich in einem Anfall<br />
später Nostalgie dem Surf Rock zuwenden möchte, kann gar nicht so alt<br />
werden, wie er müsste, um all die neuen Bands zu entdecken, die weltweit<br />
existieren – und all die his<strong>to</strong>rischen Perlen zu heben, die einmal einer ganzen<br />
Generation den Kopf verdrehten.<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 81
AIDAN KNIGHT<br />
New<br />
comer<br />
TEMPLES<br />
Songs aus der Holzhütte<br />
Wer träumt nicht mal ab und zu davon, einfach auszusteigen, all den Stress<br />
hinter sich und die Kreativität frei fließen zu lassen? In Amerika endet dieser<br />
Traum oft in einer Blockhütte im Wald. Henry David Thoreau zog es schon vor über<br />
150 Jahren in die Einsamkeit am Walden-See, wo er sein später unter Hippies und<br />
anderen alternativ Bewegten zum Kultbuch avanciertes<br />
„Walden oder Leben in den Wäldern" schrieb. Bob Dylan<br />
und <strong>The</strong> Band folgten ihm und zogen sich auf der Höhe<br />
ihres Karrieredrucks in ihr rosa Holzhaus „Big Pink" auf<br />
dem Land zurück, wo zwei ihrer besten Alben entstanden.<br />
An diese Tradition knüpfte nun auch der 27-jährige kanadische<br />
Sänger/Songschreiber Aidan Knight an. Mit seiner<br />
Band emigrierte er 2012 vorübergehend nach British Columbia<br />
– in eine Waldhütte ohne fließend Wasser, mit einem Badesee in Wurfweite.<br />
Dort, abseits von jeglichem Trubel, entwickelten sie die Songs für ihr zweites<br />
Album SMALL REVEAL (Outside/Cargo), das in Kanada bereits hymnische Kritiken<br />
erntete. Man hört den Songs die Ruhe, Abgeschiedenheit, das langsame Wachsen,<br />
die Schönheit und Erhabenheit der Natur an. Der über sieben Minuten lange Opener<br />
"Dream Team" steigert sich von einem leisen Fingerpicking-Folksong, gewürzt<br />
mit schillernden Streichern, bis in einen Rocker. Und das komplex-mystische "Creatures<br />
Great & Small" wäre den Fleet Foxes wohl kaum besser gelungen. Fans von<br />
Neil Young, Nick Drake, Tim und Jeff Buckley sollten mal reinhören! frs<br />
ALL THE LUCK IN THE WORLD<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Flower-Power, neu erwacht<br />
Farbexplosionen, Überblendungen, Kaleidoskop-Effekte. Man muss schon genau<br />
hinschauen: Nein, bei den Videoclips der UK-Band Temples im Netz handelt<br />
es sich nicht um Werke aus der Flower-Power-Zeit! Die silbernen Scheiben<br />
etwa, die für ein glitzerndes Flirren in "Colours To Life" sorgen, sind eine relativ<br />
neue Erfindung: CDs. Die Band aus Northamp<strong>to</strong>nshire<br />
ist stark von Psychedelia, den <strong>Byrds</strong> und Beatles inspiriert.<br />
„Es wäre jedoch zu einfach, uns in die Revival-<br />
Band-Schublade zu stecken. Wir wollen uns auf all die<br />
früheren Dinge beziehen, dabei aber einiges komplett<br />
Neues einbringen", stellt Bassist Tom Warmsley klar. Er<br />
gründete die Band mit Sänger und Gitarrist James Bagshaw,<br />
der mit seinem Lockenkopf glatt als Wiedergänger<br />
von Jim Morrison durchgeht. Alles fing damit an, dass die Band im Sommer<br />
2012 das Video zu ihrem "Shelter Song" ins Netz stellte – inzwischen wurde es<br />
auf YouTube mehr als eine halbe Million Mal angeklickt! Auch die Macher von<br />
Heavenly Recordings wurden so auf die junge Band aufmerksam und nahmen sie<br />
unter Vertrag. Jetzt ist das Debüt SUN STRUCTURES erschienen, eines der besten<br />
britischen Neo-Psychedelia-Alben seit Kula Shakers Erstling. Als Fans von Temples<br />
haben sich bereits Musiker wie Robert Wyatt, Johnny Marr und Noel Gallagher<br />
geoutet. In der Wiederauflage des Hyde-Park-Konzerts der Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
spielten sie 2013 im Vorprogramm. Ein vielversprechender Karriere-Auftakt! frs<br />
QUINN SULLIVAN<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Glück, Können, Muttermilch<br />
Neil Foot (20) kann immer noch nicht fassen, was ihm und seinen musikalischen<br />
Mitstreitern Kelvin Barr (20) und Ben Connolly (20) von der Band<br />
All <strong>The</strong> Luck In <strong>The</strong> World in den letzten 24 Monaten widerfahren ist. „Als wir<br />
im Frühling 2012 unsere erste Single 'Never' aufnahmen", erzählt der Ire, „waren<br />
wir eine Amateurcombo. Wir hatten gerade das Studium begonnen und machten<br />
Musik nur nebenbei. Mit Minimalaufwand drehten wir einen<br />
Clip dazu, und der wurde in kürzester Zeit über 70.000<br />
Mal auf YouTube angeklickt! Dadurch wurde das Reiseportal<br />
trivago auf uns aufmerksam. Das Resultat: Sie verwendeten<br />
'Never' als Soundtrack für einen Werbespot. Seitdem ist die<br />
Sache mit der Band explodiert." Es kam, wie es kommen<br />
musste: Plattenvertrag, jede Menge Live-Auftritte, hektische<br />
Studio-Arbeiten, jetzt das Debütalbum ohne Titel. Die Erfolgssingle als ein One-<br />
Hit-Wonder? Weit gefehlt: Foot, Barr und Connolly schütten ein wahres Füllhorn<br />
an bezaubernden und anrührenden Kompositionen aus – angesiedelt irgendwo<br />
zwischen Mumford & Sons, Nick Drake und Belle & Sebastian. „Folk ist das Herz<br />
unseres Sounds", analysiert Neil Foot, „was sicher daran liegt, dass wir Iren sind<br />
und die Dubliners, U2 und die Hothouse Flowers schon mit der Muttermilch aufsaugten.<br />
Aber wir haben auch Radiopop und eine Prise Punk verinnerlicht. Außerdem<br />
sind wir sehr ernsthaft, weniger melancholisch. All das ist ein Mix, der<br />
Millionen Menschen anspricht. Ich hoffe jedenfalls, dass es so kommt." mfg<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Noch 14, schon in Arbeit<br />
Er ist Baujahr 1999, kommt aus New Bedford in Massachusetts, und Legende<br />
Buddy Guy hält ihn für „das größte Gitarrentalent der letzten drei bis vier Jahrzehnte".<br />
Und womit? Mit Recht. Der Altmeister holte den Buben schon 2007 zu sich<br />
auf die Bühne, flippte samt Publikum aus und hält seitdem die Hand über den Junior.<br />
Sullivan ist der jüngste Musiker, der jemals beim Jazzfestival in Montreux auftrat,<br />
2013 gehörte er zum Personal des spektakulären Crossroads Festivals in New York.<br />
Die erste, fast noch poppig geratene CD CYCLONE kam 2011<br />
deutlich zu früh (Kinderstimmchen), inzwischen sieht die ganze<br />
Sache schon kräftiger aus, auch wenn Sullivan nie in der „Röhrenabteilung"<br />
krächzen wird. Der Youngster hat sich inzwischen<br />
noch weiterentwickelt bzw. verbessert, Produzent und Drummer<br />
Tom Hambridge kanalisierte Quinns durchbrechendes Können.<br />
Das neue Album GETTING THERE (SuperStar/inakustik) enthält ausschließlich<br />
Songs der beiden Protagonisten. Im Angebot ist ein ausgewogener Studiomix aus<br />
Blues-Rock (auch mal mit 70s-Touch), einigen funkigen Passagen und Rock'n'Roll,<br />
den der junge Mann – Beatles-Fan – mit einer sehr appetitlichen Laidback-Nummer<br />
beschließt, "Things I Won't Forget". Als Live-Bonus gibt es dann Clap<strong>to</strong>ns "Got To<br />
Get Better In A Little While" (7:54 Min.) schön vollfett obendrauf. Hier ist ein Großer<br />
„in Arbeit", der hoffentlich nie amerikanisch poliert wird. Möge kein Leser sagen, er/<br />
sie habe von Quinn Sullivan nichts gewusst. Einfach mal probieren, kommt gut (und<br />
YouTube ist mit Livetracks bestens bestückt).<br />
bm<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
ROSANNE CASH<br />
Mit Mann<br />
und Ex<br />
THE RIVER & THE THREAD ist Rosanne<br />
Cashs erstes Album nach vierjähriger Veröffentlichungspause<br />
– und seit acht Jahren<br />
das erste mit neuen eigenen Songs.<br />
Die hat die Tochter von Johnny Cash mit Ehemann John<br />
Leventhal komponiert, und sie haben musikalisch und inhaltlich<br />
eine Beziehung zum US-Süden.<br />
Das Album hat eine enorme stilistische Bandbreite.<br />
Daran ist mein Mann „schuld" (lacht): Er ist ein Meister vieler Formen<br />
und Stile. Ich bin mehr für die Texte zuständig. Wir entwickelten bei vielen Trips<br />
in die Südstaaten eine gemeinsame Vision für diese Platte: Wir wollten nicht irgendwelche<br />
Stile kopieren, sondern eine für uns au<strong>the</strong>ntische Essenz herausfiltern.<br />
Der erste Song war "Etta's Tune" ...<br />
Ja, aber der gesamte Prozess hatte schon früher begonnen. Ich wurde vor ein<br />
paar Jahren gebeten, mich für die Restaurierung des Hauses zu engagieren, in<br />
dem mein Vater seine Kindheit in Dyess, Arkansas, verbracht hatte. John und ich<br />
leben ja schon lange in New York, also sind wir runtergefahren. Während dieser<br />
Reise starb Marshall Grant, der langjährige Bassist meines Vaters. Wir haben Grants<br />
Witwe Etta besucht – sie waren 65 Jahre verheiratet! Das inspirierte mich zu dem<br />
Song, der damit den Ton für das Album vorgab.<br />
Du erzählst Geschichten über reale Personen ...<br />
Ja, über Menschen, die ich kenne, auch über meine Vorfahren. Mein Sohn hatte in<br />
der Schule das <strong>The</strong>ma Bürgerkrieg. Ich erzählte ihm, dass Vorfahren der Cashs im<br />
Mega-Vinylsammlung<br />
Nach 46 Jahren des Sammelns biete ich hier nun meine Vinylsammlung zum Verkauf an<br />
Anschauen kann man die Sammlung in Düsseldorf, Fragen beantworte<br />
ich gerne: Frank Küster, Tel. 01573 7111516 – VB 65.000 Euro<br />
Sezessionskrieg auf beiden Seiten kämpften. Meine Tochter Chelsea Crowell, eine<br />
<strong>to</strong>lle Songwriterin, hat mit "<strong>The</strong> Hell Is Robert E. Lee" auch eine großartige Ballade<br />
über den Bürgerkrieg geschrieben.<br />
Dein Ex-Ehemann Rodney Crowell hat ebenfalls mitgearbeitet.<br />
Ja, es ist schon eine ungewöhnliche Konstellation, mit dem Ehemann und dem<br />
Ex zu arbeiten (lacht). John und Rodney hatten "When <strong>The</strong> Master Calls <strong>The</strong><br />
Roll” für Emmylou Harris komponiert, die es dann aber doch nicht aufnahm. Ich<br />
liebe die Melodie und bat Rodney, den Text mit mir umzuschreiben. Als wir es<br />
in Nashville einspielten, war Kris Kris<strong>to</strong>fferson in der Stadt, und wir baten ihn<br />
mitzusingen. Rodney meinte, wir sollten auch Tony Joe White und John Prine<br />
dazubitten, die in der Nähe leben. Sie hatten sich ewig nicht gesehen, und die<br />
Szene, als sie sich unglaublich warmherzig begrüßten, war rührend und allein<br />
schon den Aufwand wert!<br />
Philipp Roser<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Von folgenden Bands und Interpreten (und natürlich noch vielen anderen) sind Platten dabei:<br />
Accept / AC/DC / Aerosmith / Ärzte, Die / Affinity / Agitation Free / Allman Bro<strong>the</strong>rs Band / America / Amon Düül I + II / Angel / Animals / An<strong>to</strong>lini, Charly / April Wine / Argent / Ash Ra Tempel /<br />
Ashra / Asia / Atlanta Rhythm Section / Atlantis / A<strong>to</strong>mic Rooster / Auracle / Average White Band / BabeRuth / Bad Company / Baker Gurvitz Army / Band / Barefoot Jerry / Beach Boys/ Beatles / Bee<br />
Gees / Beggars Opera / Big Bro<strong>the</strong>r and <strong>The</strong> Holding Company / Birth Control / Black Oak Arkansas / Black Sabbath / Black Widow / Blind Faith /Blondie / Blue Öyster Cult / Blues Magoos / Bos<strong>to</strong>n /<br />
Bowie, David / Bread / Bröselmaschine / Brough<strong>to</strong>n Band, Edgar / Budgie / <strong>Byrds</strong> / Byzantium / Camel / Campo di Marte / Can / Candlemass / Canned Heat / Caravan / Carmen / Charlie / Chicago /<br />
Christie / City Preachers / Climax Blues Band / Clouds / Cluster / Cochise / Cockney Rebel / Colosseum / Cooper, Alice / Cornucopia / Cosmic Jokers / Crack <strong>The</strong> Sky / Crazy Horse / Cream / Creative<br />
Rock / Creedence Clearwater Revival / Curly Curve / Deep Purple / Dio / Doldinger / Doll by Doll / Dom / Doobie Bro<strong>the</strong>rs / Doors / Dr. Strangely Strange / Dreamworld / Dzyan / Eagles / Earth &<br />
Fire / Earth, Wind & Fire / East Of Eden / Eela Craig / Ego On <strong>The</strong> Rocks / Electric Prunes / Eloy / Embryo / Emergency / Emerson, Lake & Palmer / Emtidi / Epitaph / Epsilon / Eroc / Faces / Fairport<br />
Convention / Fargo / Faust / Firefall / Fleetwood Mac / Focus / Foreigner / Franz K. / Free / Freedom / Frijid Pink / Frumpy / Garrison, Michael / Gash / Gasolin‘ / Gate / Gebrüder Engel / Genesis/ Gentle<br />
Giant / Golden Earring / Gomorrha / Gong / Gracious / Grail / Grand Funk / Grateful Dead / Greenslade / Grin / Grobschnitt / Guess Who / Guru Guru / Hallelujah / Harlis / Harmonia / Hawkwind /<br />
Helloween / Hendrix, Jimi / Herman‘s Hermits / Hoelderlin / Hollies / Humble Pie / If / Iron Butterfly / Iron Maiden / Jackson Heights / James Gang / Jane / Jefferson Airplane & Starship / Jericho /<br />
Jeronimo / Jerusalem / Jethro Tull / Journey / Judas Priest / Juicy Lucy / Kalacakra / Kansas / Karthago / Kayak / Keel / Khan / Killing Floor / Killing Joke / Kin Ping Meh / King Crimson / Kinks / Kiss /<br />
Kluster / Kraan / Kraftwerk / Krokodil / La Düsseldorf / Lady / Lake / Lava / Lazy Smoke / Le Orme / Led Zeppelin / Lilac Angels / Lindisfarne / Little Feat / Little River Band / Lords / Love / Lucifer‘s<br />
Friend / Lynyrd Skynyrd / Magma / Magna Carta / Magnum / Mahogany Rush / Malicorne / Man / Manfred Mann Chapter Three & Earth Band / Matching Mole / May Blitz / Medicine Head / Message /<br />
Metallica / Missus Beastly / Monks / Montrose / Moody Blues / Moondog / Moonkyte / Mo<strong>the</strong>rs Of Invention / Motörhead / Mott <strong>The</strong> Hoople / Mountain / Move / Mythos / Nazareth / Nektar / Neu /<br />
Niagara / Nice / Nine Days Wonder / Novalis / Omega / Organisation / Osbourne, Ozzy / Osibisa / Ougenweide / Out Of Focus / Paladin / Panama Limited / Parnass / Passport / Pavlov‘s Dog / Pell Mell/<br />
Pentangle / Percewood‘s Onagram / Petards / PFM / Pink Floyd / Plainsong / Plastic Ono Band / Poco / Police / Popol Vuh / Pretty Things / Procol Harum / Prof. Wolfff / Quantum Jump / Queen/ Quicksilver<br />
Messenger Service / Quintessence / Rainbow / Ramones / Ramses / Randy Pie / Rare Bird / Rare Earth / Rattles / Red Rider / Renaissance / REO Speedwagon / Rolling S<strong>to</strong>nes / Ro<strong>the</strong>r, Michael /<br />
Roxy <strong>Music</strong> / Runaways / Running Wild / Ruphus / Rush / Rust / Sameti / Santana / Satin Whale / Savage Rose / Saxon / Schenker Group, Michael / Schmetterlinge / Schneewittchen / Schoener, Eberhard<br />
/ Schröder, Robert / Schulze, Klaus / Scorpions / Seattle / Second Life / Shaa Khan / Shirts / Shocking Blue / Shoes / Sisters Of Mercy / Skyhooks / Slade / Slave / Small Faces / Smith, Patti / Soft<br />
Machine / Solution / Space Opera / Sparks / Sperrmüll / Spirit / Spirogyra / Split Enz / Spooky Tooth / Starcastle / Status Quo / Steamhammer / Steel Mill / Steeleye Span / Steely Dan / Steppenwolf / Still<br />
Life / Straight Shooter / Stranglers / Strapps / Strawbs / Streetmark / Stuttgart / Styx / Supertramp / Sweet / Sweet Smoke / Synergy / T. Rex / Tangerine Dream / Tankard / Tasavallan Presidentti / Taste /<br />
Ten Years After / <strong>The</strong>m / Thin Lizzy / Third World / Three Dog Night / Titanic / Tomita / Tomorrow‘s Gift / Ton Steine Scherben / Toten Hosen, Die / To<strong>to</strong> / Toyah / Tremeloes / Tri<strong>to</strong>nus / Triumvirat / Tygers<br />
Of Pan Tang / U.D.O. / U.F.O. / U.K. / Ultravox / Uriah Heep / U<strong>to</strong>pia / Van der Graaf Genera<strong>to</strong>r / Van Halen / Vandenberg / Vangelis / Vanilla Fudge / Velvet Underground / Wallenstein / Walpurgis /<br />
War / Ward, Clifford T. / Warhorse / Warlock / Wea<strong>the</strong>r Report / West, Bruce & Laing / Whitesnake / Who / Wild Turkey / Wind / Wings / Wintergarden / Wishbone Ash / Wolfsmond / Xit / Yes / Young<br />
Marble Giants / Zager & Evans / Zappa, Frank / Zarathustra / Zevon, Warren / Zupfgeigenhansel / ZZ Top ...<br />
Verkauf entweder komplett oder in gut sortierten Blöcken zu 200, 500 oder 1000 Scheiben.<br />
Keine Abgabe einzelner Scheiben, auch keine Abgabe auf Kommissionsbasis.<br />
Ebenso werden Anrufe mit unterdrückter Nummer ignoriert. Bitte nur seriöse Anfragen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Clay Patrick<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 83
COVERGIRLS<br />
Bild der Frau<br />
Wer ist die Schönste im ganzen Land?<br />
Bilder von Models zier (t)en Single- und<br />
LP-Hüllen, damit die Schallplatten<br />
noch besser an den Mann gebracht werden.<br />
Im letzten halben Jahrhundert hat sich<br />
das Frauenbild auf den Covers allerdings<br />
gravierend geändert – vom Heimchen am<br />
Herd zur Honky Tonk Woman. spiele, die den Wandel<br />
Beizeigen.<br />
Von Rüdiger Bloemeke<br />
Die prüden Fünfziger gingen gerade zu Ende,<br />
da hatten bundesdeutsche Moralwächter<br />
wieder mal Grund zur Entrüstung. "Laila"<br />
hieß ein deutscher Schlager der holländischen Gruppe<br />
Regen<strong>to</strong> Stars. Sadomaso-Praktiken vermutete<br />
die katholische Kirche hinter der Zeile „liebe mich<br />
und quäle mich" – und die Textstelle<br />
über Damen, die „vollkommen willos"<br />
(sic) waren, ließ der Fantasie viel Raum.<br />
Rundfunkanstalten weigerten sich, die<br />
Platte zu spielen, "Laila" landete sogar<br />
vorübergehend auf dem Index. Gekauft<br />
wurde sie trotzdem – oder gerade deshalb.<br />
Das Cover der Single zierte das<br />
Brustbild einer mit Schmuck behängten<br />
orientalischen Bauchtänzerin. Nackter Nabel, fransenverzierter<br />
BH, mehr war nicht zu sehen. Das war<br />
schon der Gipfel der Verruch<strong>the</strong>it, sonst hätte die<br />
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften<br />
richtig zuschlagen können.<br />
Die 1954 gegründete Behörde bewahrte die Aufwachsenden<br />
vor „Schund" wie etwa Comics aus<br />
Amerika. Bei Plattenhüllen musste sie<br />
allerdings nicht eingreifen. Deutsche<br />
Labels standen in jenen Jahren für<br />
einen biederen Geschmack und produzierten<br />
Schallplatten mit sauberen<br />
Hüllen – für anständige Bürger. Zu besichtigen<br />
zum Beispiel bei Earl Grants<br />
"<strong>The</strong> End – Jeder Tag geht zu Ende"<br />
(Brunswick/DGG), Billy Vaughns "Aloha<br />
Oe" oder Bob Moores "Auf Wiedersehen, Marlene"<br />
(beide London/Teldec). Die weiblichen Bildmotive<br />
wurden von den Marketingleuten ausgewählt, unabhängig<br />
davon, ob da eine Marlene besungen wurde<br />
oder ein zu Ende gehender<br />
Tag. Diese Art der Bebilderung<br />
lässt sich<br />
zurückverfolgen<br />
bis in die Zeiten<br />
von Cole Porter<br />
und Irving<br />
Berlin. Schon<br />
damals wurden<br />
Notenblätter der<br />
Kompositionen<br />
mit<br />
Frauendarstellungen illustriert.<br />
Meister dieser Gebrauchsgrafik<br />
war Sydney<br />
Leff, Haus-Künstler der Irving Berlin Inc., der z.B.<br />
1927 "Are You Lonesome Tonight?" mit Optik versah,<br />
das 33 Jahre später für Elvis Presley noch einmal<br />
ein Hit wurde. Alex Steinweiss, der die ersten<br />
LP-Hüllen für Columbia gestaltete, entwickelte auf<br />
dieser Basis die Kunst der Verpackung zur Perfektion.<br />
In seiner Cover-Art kommen zwar auch Frauenmotive<br />
vor ("Gaité Parisienne"),<br />
stehen aber nicht im Vordergrund.<br />
Zu seiner Zeit bemühten<br />
sich Illustra<strong>to</strong>ren<br />
noch um eine kongeniale<br />
Gestaltung der Plattenhüllen.<br />
Die plumpe<br />
Verkaufe mit Frauengestalten<br />
war aber nicht<br />
mehr weit entfernt.<br />
"Pretty Woman" mit Narzissen<br />
im Haar<br />
Weibliche Models in der Produktwerbung waren<br />
dem Publikum ja bereits vertraut. Was in<br />
der Au<strong>to</strong>industrie üblich war, konnte in der<br />
Musikbranche nicht völlig falsch sein. Räkelten sich<br />
bei Au<strong>to</strong>messen leichtbekleidete Damen in voller<br />
Größe als stimulierende Dekoration auf den Karossen,<br />
blieben den Grafikern in den Werbeabteilungen<br />
der Labels aber nur die begrenzten Formate 18 x<br />
18 cm (für Singles) und 31 x 31 cm (für<br />
Langspielplatten). Dafür waren Bilder vom<br />
Künstler natürlich naheliegend; was aber,<br />
wenn der ein langweiliger Brillen- und<br />
Toupetträger wie Billy Vaughn war? Oder<br />
ein ältlicher Herr wie Annunzio Man<strong>to</strong>vani<br />
oder Ray Conniff? Da boten sich Frauen als<br />
optischer Aufheizer geradezu an. Selbst bei<br />
Roy Orbison traute sich die Teldec nicht,<br />
Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
dessen Brillenbild auf<br />
die Vorderseite des GREATEST HITS-Covers zu setzen. Der<br />
Hausfo<strong>to</strong>graf wurde losgeschickt, um eine "Pretty Woman" mit Narzissen in der<br />
trendigen Hochfrisur abzulichten. Die deutsche Cover-Version des Orbison-Titels<br />
von Decca-Star Gerd Böttcher bekam logischerweise dieselbe Coverabbildung. Die<br />
RCA verzierte 1961, ein Jahr nach Erfindung der Antibabypille, Don Gibsons LP<br />
GIRLS, GUITARS, GIBSON mit einer üppigen Badenixe in High Heels. Und Duane<br />
Eddys GIRLS! GIRLS! GIRLS! hatten sich mit Kleidchen und Pullis schick gemacht ...<br />
Zwölf Monate später illustrierte Columbia<br />
die Hülle von DEVIL WOMAN ihres Stars und<br />
Rennfahrers Marty Robbins mit einem „Boxenluder"<br />
vor seinem „S<strong>to</strong>ck Car": umgekrempelte<br />
Jeans und locker geknüpfte Bluse. Badeanzug,<br />
Bluse, Pullover, Hose oder Kleid blieben<br />
bei der Auswahl der Motive vorgeschrieben.<br />
Vorsichtshalber gab man sich in der Zeit vor<br />
„Flower Power" und dem „Summer Of Love"<br />
noch zugeknöpft. Die Posen wurden allerdings<br />
lasziver, zum Beispiel bei der Einführung in die<br />
Stereotechnik von Mercury und Decca – erste Vorboten einer Lockerung der<br />
Sitten, die durch die Pille möglich geworden war. Geradezu<br />
revolutionär wirkte da Herb Alperts WHIPPED<br />
CREAM & OTHER DELIGHTS: Eine dunkelhaarige<br />
Schönheit, über und über mit Schlagsahne (in Wirklichkeit<br />
Rasierschaum) bedeckt, leckt die Sahne vom<br />
Zeigefinger ab. Eine Rose in der anderen Hand lenkt<br />
den Blick nicht wirklich vom halb entblößten Busen<br />
ab. „1965 so ein Bild zu zeigen, hieß, es vielleicht<br />
zu weit zu treiben" erinnerte sich Herb Alpert. „Ich<br />
dachte, die Zensur würde es verbieten."<br />
Die Unschuld vom Lande<br />
Die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft, in der Nack<strong>the</strong>it und<br />
Love-ins von einer nachkommenden Generation als Symbol der Freiheit propagiert<br />
wurden, spiegelten sich auf den Plattenhüllen in dieser Konsequenz nicht wider.<br />
Vor allem (eher konservative)<br />
Countrystars wollten<br />
keine Geschmacksgrenzen<br />
überschreiten.<br />
Exemplarisch<br />
dafür gestaltete das<br />
Hickory-Label, im Besitz<br />
der Nashville-Aris<strong>to</strong>kratie<br />
Acuff-Rose, gleich zwei<br />
LP-Cover mit derselben<br />
Unschuld vom Lande: POP<br />
GOES<br />
THE COUNTRY und COUNTRY GREEN. Und<br />
Jerry Lee Lewis, der auf der Bühne sexuelle Anspielungen kaum einmal ausließ,<br />
bekam auf der Hülle seiner Country-LP THERE MUST BE MORE TO LOVE THAN<br />
THIS von Mercury als Gipfel der Verruch<strong>the</strong>it ein gezeichnetes Pin-up im BH<br />
zugestanden. Als harmlosere Variante boten sich Zeichnungen an – wenn befürchtet<br />
wurde, dass Ans<strong>to</strong>ß genommen<br />
werden könnte. Doch auf diese Weise ließ<br />
sich das Problem der Soul-Labels nicht lösen,<br />
die einem weißen Publikum schwarze<br />
Musik verkaufen wollten, ohne an rassistischen<br />
Vorurteilen zu rühren. Bei OTIS<br />
BLUE verfiel Volt-Stax auf die absurd<br />
wirkende Idee, die LP mit dem Untertitel<br />
OTIS REDDING SINGS SOUL ausgerechnet<br />
mit dem Konterfei einer Blondine in die<br />
Läden zu bringen. Auch bei Brook Ben<strong>to</strong>n<br />
bittet ein blonder Teenager auf der<br />
Hülle: SEND FOR ME. Percy Sledge bekam<br />
von Atlantic immerhin merhin bei WHEN A<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 85<br />
N E U E A L B E N 2 0 1 4<br />
RAY WILSON<br />
UP CLOSE AND PERSONAL<br />
LIVE AT SWR1<br />
Ray und sein Quintett live<br />
bei einem einmaligen Auftritt in<br />
den legendären SWR Studios.<br />
Diese Doppel-CD enthält<br />
außergewöhnliche Akustik-<br />
Kompositionen und desweiteren<br />
viele persönliche Erzählungen<br />
über Ray’s Leben als Musiker<br />
unterwegs auf Europas Bühnen.<br />
Ab sofort erhältlich auf<br />
www.raywilson.net<br />
K O N Z E R T E 2 0 1 4<br />
01.03. - Bensheim - Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
06.03. - Münster - Hot Jazz Club<br />
07.03. - Rheine - Hypothalamus<br />
08.03. - Bad Harzburg - Bündheimer Schloß<br />
13.03. - Rastatt - Reithalle Rastatt<br />
14.03. - Seidenroth - Eulenspiegel<br />
15.03. - Brake - Central<strong>the</strong>ater Brake<br />
16.03. - Hückelhoven - Gymnasium<br />
20.03. - Magdeburg - Johanniskirche<br />
21.03. - Freyburg - Rotkäppchen Sektkellerei<br />
22.03. - Leipzig - Peterskirche<br />
23.03. - Chemnitz - St. Markus Kirche<br />
03.04. - Datteln - Stadthalle<br />
04.04. - Leverkusen - Scala Club<br />
05.04. - Knittlingen - Cellarium<br />
11.04. - Affalter - Gasthof zur Linde<br />
12.04. - Aschaffenburg - Colos-Saal<br />
13.04. - Augsburg - Spectrum Club<br />
24.04. - Hamburg/Bergedorf - Lola<br />
25.04. - Ros<strong>to</strong>ck - Nikolaikirche<br />
26.04. - Lübeck - Kolosseum<br />
03.05. - Kaiserslautern - SWR<br />
10.05. - Paderborn - Kulturwerkstatt<br />
16.05. - Dinslaken - Ledigenheim Lohberg<br />
17.05. - Ottmaring - Kulturwirtschaft<br />
23.05. - Satrup - Landgasthof Satrup Krog<br />
24.05. - Loket (CZ) - Pod Hradem Amfiteatr<br />
25.05. - Hildesheim - Stadt<strong>the</strong>ater<br />
06.06. - Schafstedt - Kerzenhof<br />
07.06. - Isernhagen - Blues Garage<br />
05.07. - Lichterfeld - Besucherbergwerk F60<br />
12.07. - Bonfeld - Blacksheep Festival<br />
18.07. - Duisburg - Open Air König-Straße<br />
RAY WILSON<br />
GENESIS vs STILTSKIN<br />
20 YEARS AND MORE<br />
Ray ist in Begleitung seiner<br />
10-köpfigen Band am 14.<br />
April 2013 nach Warschau<br />
gereist, um dieses einzigartige<br />
2-Stunden-Konzert<br />
mit Songs aus seiner<br />
20-jährigen Karriere aufzunehmen<br />
und zu filmen.<br />
Die Doppel-CD plus<br />
DVD mit Songs von<br />
GENESIS, STILTSKIN<br />
und seiner Solo-Karriere<br />
enthält das erste in<br />
kompletter Länge gefilmte<br />
RAY WILSON Konzert!<br />
AB 04. APRIL IM HANDEL<br />
05.09. - Langeness - Kultur auf den Halligen<br />
06.09. - Langeness - Kultur auf den Halligen<br />
07.09. - Langeness - Kultur auf den Halligen<br />
26.09. - Schweinfurt - Kulturzentrum<br />
27.09. - Hagen - Werkhof Konzertsaal<br />
02.10. - S<strong>to</strong>lpen - Kornkammer der Burg<br />
03.10. - Altes Lager - Das Haus<br />
10.10. - Ahrensburg - Marstall am Schloss<br />
11.10. - Kiel - Die Pumpe<br />
12.10. - Zarpen - Evangelische Kirche<br />
16.10. - Freiburg - Woden Halle<br />
23.10. - Remscheid - Klosterkirche<br />
24.10. - Birkenfeld - Stadthalle<br />
25.10. - Schönenberg - Gasthaus Schleppi<br />
30.10. - Zella-Mehlis - Hotel Waldmühle<br />
31.10. - Nürnberg - Hubertussaal<br />
01.11. - Ballenstedt - Schloss<strong>the</strong>ater<br />
07.11. - Berlin - Freiheit Fünfzehn<br />
08.11. - Halle - Konzerthalle Ulrichskirche<br />
13.11. - Metzingen - Stadthalle<br />
14.11. - Erfurt - Alte Oper<br />
15.11. - Zoetermeer (NL) - De Boerderij<br />
20.11. - Bünde - Universum Bünde<br />
22.11. - Flensburg - Audi Zentrum<br />
28.11. - Isernhagen - Blues Garage<br />
29.11. - Siegburg - Kubana<br />
06.12. - Hamburg - Grünspan<br />
12.12. - Worpswede - <strong>Music</strong> Hall<br />
13.12. - Emden - Nordseehalle<br />
19.12. - Uhingen - Udi<strong>to</strong>rium<br />
Kontakt: booking@raywilson.net<br />
Tickets: www.eventim.de<br />
WWW.RAYWILSON.NET<br />
WWW.GENESISCLASSIC.COM
MAN LOVES A WOMAN<br />
als Garnierung der LP<br />
eine dunkelhaarige Schönheit verpasst. „Black is<br />
beautiful" galt nicht für Cover. Die Dunkelhäutige,<br />
die Sledge auf TAKE TIME TO KNOW HER über die<br />
Schulter schaut, trägt indische Züge. Schwarzer<br />
Mann und weiße Frau ging eben auch nicht. Bei Ray<br />
Charles (I’M ALL YOURS BABY) räkelt sich folglich<br />
eine Frau auf dem Sofa, die offensichtlich mittelamerikanische<br />
Vorfahren hat.<br />
Die 60er Jahre waren voller Gegensätze und Widersprüche:<br />
Van Morrison sang 1967 über „making love<br />
in <strong>the</strong> green grass" mit einem "Brown Eyed Girl"<br />
– und die Metronome brachte aufs Cover der deutschen<br />
Single-<br />
Ausgabe ein<br />
neckisches<br />
Mädchen mit<br />
Schirm und<br />
Regenmantel.<br />
Die Zeichen der<br />
Zeit sah man in<br />
der Hamburger<br />
Chefetage<br />
des Labels<br />
nicht. Dass<br />
immer häufiger nackte Tatsachen gezeigt wurden,<br />
bewirkte dann das wegweisende Magazin<br />
„twen", das nach etlichen Bikini-Titelbildern<br />
bald dazu überging, Aktfo<strong>to</strong>s von David Hamil<strong>to</strong>n<br />
zu drucken. „Twen" brach mit Tabus und<br />
setzte Maßstäbe. Für die anspruchsvolle Grafik war<br />
der hochgelobte Artdirec<strong>to</strong>r Willy Fleckhaus verantwortlich,<br />
der auch die ersten Cover gestaltete, als die<br />
Zeitschrift mit Philips zusammen eine LP-Reihe auf<br />
den Markt brachte. Die zweite Ausgabe der „twen"-<br />
LPs (Brecht/Weills MAHAGONY) stellte bereits die<br />
nackte Rückansicht einer Frau zur Schau. Die Hüllen<br />
fielen radikal exakt 67 Platten später, als auf der Tasche<br />
von HAPPENING IN MUSIC eine prall barbusige<br />
Schöne ein Pferd durch ein Kornfeld führte. Bezug<br />
der Nackten zur Musik? Fehlanzeige. Stattdessen<br />
wurden so manche erotischen Träume geweckt.<br />
Wozu noch Dessous? Sex sells.<br />
Ende der 60er Jahre brachen<br />
alle Dämme, die von<br />
öffentlichen Moralwächtern<br />
krampfhaft verteidigt wurden.<br />
Unter dem Vorwand<br />
der Volksaufklärung überschwemmte<br />
Oswalt Kolle das<br />
Kino mit Sex-Inszenierungen. Und nicht nur er. Die<br />
Plattenfirmen hatten jetzt nach Filmen wie „Schulmädchen-Report",<br />
„Unterm Dirndl wird gejodelt" oder<br />
„Liebesgrüße aus der Lederhos’n" keinen Grund mehr<br />
zur Zurückhaltung. Die Komödie „Engelchen oder<br />
Die Jungfrau von Bamberg" aus Schwabing zeigte<br />
Schauspielerin Gila von Weitershausen bei ihren Bemühungen,<br />
die Jungfräulichkeit zu verlieren. Jacques<br />
Loussiers Filmmusik erschien mit der halbnackten<br />
Weitershausen auf dem Cover. Hatte Peter Lauch, Sänger<br />
einschlägiger Schmuddellieder, seine "Isabella aus<br />
Kastilien" noch mit einem<br />
Balken über dem Busen versehen<br />
müssen (Aufschrift:<br />
„Entschärfte, jugendfreie<br />
Version für Musikboxen"),<br />
zeigte Gert Wildens Filmmusik<br />
zu „Mädchen, die<br />
nach München kommen"<br />
Ingrid Steeger und Gespielinnen<br />
völlig unverhüllt.<br />
Eindeutige Kehrseite<br />
Die Engländer behandelten das <strong>The</strong>ma kaum subtiler.<br />
Die Entwicklung von Go-Go-Girls über Honky<br />
Tonk Women zu Groupies wird bei den Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
offensichtlich. Das Singlecover von "Honky Tonk<br />
Women" zierten ete 1969 neben den S<strong>to</strong>nes<br />
zwei Kneipenschlampen<br />
– nicht ge-<br />
rade der Typ<br />
Lady Jane<br />
...<br />
15 Jahre<br />
später waren<br />
jegliche Moralbedenken<br />
geschwun-<br />
den: eine nackte Frauensilhouette,<br />
eine Kerze als Phallus,<br />
dazu der Single-Titel "She Was Hot"<br />
– wenn da der Verdacht des Sexismus<br />
s<br />
aufkommen sollte, gäbe es kaum Argumente<br />
dagegen. Die zeitgleiche S<strong>to</strong>nes-LP<br />
UNDERCOVER, von Hubert Kretzschmar –<br />
S<strong>to</strong>nes-Dauer-Grafiker seit<br />
SOME GIRLS – gestaltet,<br />
verbirgt Busen und Schamhaare<br />
des Covergirls. Die<br />
Kehrseite der Hülle ist dagegen<br />
eindeutig: Da reckt<br />
das Model seinen nackten<br />
Hintern dem Betrachter<br />
entgegen. Auf vergleich-<br />
bare Po(rno)-Optik setzt auch die Neuauflage von<br />
Marty Robbins’ "Devil Woman", die der Mo<strong>to</strong>wn-<br />
Sänger Marty Mitchell veröffentlichte.<br />
Roxy <strong>Music</strong> verwendeten von Beginn an für ihre LP-<br />
Cover weibliche Reize in Dessous oder Leder. Das sug-<br />
gerierte, dass so ein cooler<br />
Typ wie Bryan Ferry jede<br />
heiße Frau haben konnte.<br />
Als Roxy <strong>Music</strong> dann 1974<br />
COUNTRY LIFE mit zwei<br />
Models in Unterwäsche<br />
verkaufen wollten, schlug<br />
die Zensur zu. Was zu weit<br />
ging: Eins der Mädchen hatte in eindeutiger Pose<br />
die Hand zwischen die Beine gelegt. g Das Neu-Cover<br />
zierte dann lediglich ein<br />
damen- und sündenfreies<br />
Gebüsch. Apropos Zensur:<br />
Die deutschen Scorpions<br />
brachten es 1976 fertig,<br />
ein Sammelobjekt für Pädophile<br />
auf den Markt<br />
zu werfen: VIRGIN KIL-<br />
LER stellte ein entblößtes<br />
kleines Mädchen zur<br />
Schau. In den USA darf das<br />
Cover seitdem nicht mehr vertrieben<br />
werden. Auch BLIND<br />
FAITH hatte schon 1969 für<br />
Unmut gesorgt: Fo<strong>to</strong>graf Bob<br />
Seidemann wählte die erst<br />
elfjährige Mariora Goschen<br />
fürs Cover aus – textilfrei und<br />
obendrein mit einem phallusähnlichen hnlichen modell in der Hand. Frauenfeindlich wirkte auch die<br />
Flugzeug-<br />
Single-Abbildung von "Bicycle Race"/"Fat Bot<strong>to</strong>med<br />
Girls" von Queen. Die Frau auf dem Sattel erhielt<br />
nachträglich einen roten Slip auf den „fetten Hintern"<br />
verpasst.<br />
Robert Palmer – ganz der Äs<strong>the</strong>t<br />
– ließ sich eine gut gebaute<br />
nackte Partnerin auf das<br />
Cover von PRESSURE DROP<br />
malen. Einen hübschen Kör-<br />
per hat auch das Model,<br />
das für die englische<br />
Gruppe Boys Don’t Cry<br />
eine Indianerin darstellt.<br />
Pornografisch<br />
wird das Ganze erst<br />
dadurch, dass die<br />
Frau auf der Abbildung<br />
(Coverrückseite)<br />
zu "I Wanna Be A<br />
Cowboy" nach dem phallischen lischen Pfeil<br />
greift,<br />
den der Kuhhirte ihr entgegenreckt. Bei<br />
all den verwendeten Frauenbildern über-<br />
rascht, dass seriöse künstlerische Akte als<br />
Coverdekoration Seltenheitswert haben. Die<br />
Illustration, lustration die Golden Earring für TITS’N ASS<br />
von der Zeichnung auf einem US-Bomber übernommen<br />
haben, zählt<br />
nicht dazu. Und was<br />
Peter Brötzmann in<br />
expressionistischer<br />
Manier auf die mit<br />
Steve Noble eingespielte<br />
aktuelle LP I<br />
AM HERE WHERE<br />
ARE YOU (siehe Abbildung)<br />
gesetzt hat, ist nicht gerade<br />
jugendfrei. Die eindeutige<br />
Botschaft: Nimm mich!<br />
Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Sydney Youngblood<br />
Genug<br />
gewartet<br />
Fo<strong>to</strong>: © Rayk Weber<br />
Die beiden Songs kennt fast jeder: Mit "Sit And Wait" und "If Only I<br />
Could" hatte Sydney Youngblood (*2.12.1960 als Sydney Ford in Austin,<br />
Texas) zwei Riesenhits, die in den deutschen Top 3 landeten. Ein paar<br />
Jahre später wurde es ruhig um den Sänger, der mit der US Army nach<br />
Deutschland gekommen und im Rhein-Main-Gebiet hängengeblieben<br />
war. Jetzt meldet er sich mit dem Album BLACK MAGIC zurück.<br />
Es ist ewig her, dass dein letztes Album THAT HAT WON'T FIT erschienen ist ...<br />
Ja, das war 1994! Nach der letzten LP dachte ich, ich könnte mir ein bisschen Zeit<br />
für mich und meine Familie nehmen. Um kreativ zu sein, hatte ich mein eigenes<br />
Studio aufgebaut. Ich war von 1988 bis 1994 ständig unterwegs gewesen und<br />
brauchte einfach eine Pause. Dann trat ich hier und da als Gastsänger mit Hobbybands<br />
auf, habe auch mit Bluesbands gesungen. 2004 sagte ich mir dann: Vielleicht<br />
sollte ich jetzt langsam mal wieder anfangen, mein eigenes Ding zu machen.<br />
Es hat von 2004 bis jetzt gedauert, bis die CD fertig war (lacht)!<br />
Du hattest schon 2011 von einem neuen Album gesprochen.<br />
Es gab ein paar Missverständnisse und Probleme mit meinem damaligen Label. Die<br />
wollten mich in eine andere Richtung drücken, während ich eine richtige Soulplatte<br />
im Stil der 70er und 80er Jahre machen wollte. Ich habe viele Songs mit Guenter<br />
Geiger geschrieben, ein geiler Keyboarder, der mich auch unbedingt produzieren<br />
wollte. Wir haben zusammen den Sydney-Soul kreiert!<br />
"Sit And Wait" und "If Only I Could" hast du für BLACK MAGIC neu eingespielt …<br />
Ich wollte das anfangs nicht, aber dann dachte ich mir: Viele kennen die beiden<br />
Songs und werden so vielleicht wieder auf mich aufmerksam. Außerdem haben<br />
meine beiden Töchter darauf gedrängt, als sie mitkriegten, dass ich jetzt bei derselben<br />
Plattenfirma bin wie Jesse Ritch. Mit ihm habe ich "Sit And Wait 2014" als<br />
Duett aufgenommen.<br />
Wie viele Kinder hast du?<br />
Fünf, sie sind 10, 13, 14, 21 und 32 Jahre alt; und ich habe vier Enkel. Eine Tochter<br />
ist in Chicago, die zweite hier in Heidelberg. Mit meiner zweiten Frau habe ich drei<br />
Kinder. Sie halten mich fit und jung, und im Herzen bin ich<br />
selbst ein Kind geblieben. Da muss ich manchmal selbst<br />
aufpassen, dass ich nicht übertreibe.<br />
Und jetzt wirst du wieder möglichst viel live spielen?<br />
Auf jeden Fall! Ich bin ein Entertainer und Performer. Und<br />
ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und dass das Publikum<br />
mitsingt.<br />
Philipp Roser<br />
Das neue Soloalbum des legendären<br />
Jethro Tull Frontmanns im Handel<br />
ab 11.04.14.<br />
Erhältlich als CD, Limited CD+DVD<br />
Media Book, Deluxe-Doppel-LP und<br />
limitierte 4 Disc Sammler Edition<br />
“Ein herausragendes Werk, das die stilprägenden Elemente von<br />
Jethro Tull aus allen Dekaden aufgreift und dabei zeitgemäß und<br />
voller Energie klingt. Wer soll das 2014 noch <strong>to</strong>ppen?”<br />
THOMAS ZIMMER – (ROCKS)<br />
www.iananderson.com www.jethrotull.com<br />
For more info go <strong>to</strong>: www.kscopemusic.com<br />
vimeo.com/kscopemusic | twitter.com/kscopemusic | youtube.com/kscopemusic<br />
soundcloud.com/kscopemusic | facebook.com/kscopemusic | instagram.com/kscopemusic
Peter Maffay<br />
Mutmacher<br />
ohne Schminke<br />
„Es ist wieder Zeit für Rock’n’Roll!“, sagt Peter Maffay am 15.<br />
Januar 2014 im Münchner Zenith bei der Live-Präsentation<br />
seiner neuesten CD WENN DAS SO IST. Recht hat er, denn 2008<br />
erschien mit EWIG sein letztes Rockalbum, und die Fans warteten<br />
seitdem auf den „Rocker“ Peter Maffay. Das Warten hat<br />
sich gelohnt. Christian Simon sprach mit dem Musiker für<br />
<strong>GoodTimes</strong>.<br />
trägt. Ein guter Song schafft immer den<br />
Zugang in<br />
die Herzen, in die Seelen.<br />
Dann gibt es Verbindungen, Dialoge,<br />
Bewusstseinsbildung …<br />
und da ist mir auch schnurzegal,<br />
ob jemand das anders<br />
sieht! Die großen Hits haben<br />
alle diese Kraft. Wenn<br />
wir Songs schreiben, wollen<br />
wir von unserer Energie und<br />
Lebenseinstellung was abge-<br />
ben. Es gibt Menschen, die da-<br />
mit was anfangen können. Und<br />
erst dann<br />
können wir versuchen, uns<br />
bedrückende Dinge zu verändern. Wenn<br />
man nichts tut, brettern wir an die Wand! Aber wir können uns organisieren<br />
und zusammen eine ganz andere Kraft darstellen. Das trifft auch für Kinder zu.<br />
Kinder wollen niemandem gegenüberstehen, der keine Kraft hat – die zehren von<br />
der Kraft, die ein anderer bringt!<br />
Fo<strong>to</strong>: © Andreas Ortner<br />
Gibt es einen Unterschied zwischen Rock’n’Roll der 60er und dem von heute?<br />
Es ging nicht darum, ins Museum zu gehen und da rumzukramen. Wir<br />
wollten rausfinden, was damals der Antrieb, der Mo<strong>to</strong>r war. Jeder von uns<br />
hat seine Helden – und daraus ist eine Mischung entstanden. Die Elemente von<br />
früher, die Riffs von Chuck Berry, die Zeilen von Bob Dylan, die Attitüde der<br />
S<strong>to</strong>nes. Wie viel davon lebt heute noch in uns, wie kann man es im Jahr 2014<br />
umsetzen? Bertram Engel, Carl Carl<strong>to</strong>n und Peter Keller (Anm. d. Au<strong>to</strong>rs: Musiker<br />
in Maffays Band) haben mit Sicherheit zum Teil andere Heroes als ich. Trotzdem<br />
haben wir versucht, das alles zu bündeln, und uns gefragt: Wie schafft man daraus<br />
eine Einheit? Wir sind schließlich eine Band! Die ist allerdings um einen Musiker<br />
schlanker geworden (Anm. d. Au<strong>to</strong>rs: Keyboarder Jean-Jacques Kravetz ist nach<br />
über 35 Jahren nicht mehr dabei). Wir haben, soweit wir konnten, alle Schnörkel<br />
und die ganze Schminke weggelassen. Wir wollten so unbeschwert wie möglich an<br />
das Album rangehen und sehr viel dem Bauch überlassen. Und dann ist ziemlich<br />
schnell herausgekommen, was jetzt zu hören ist. Es war das einfachste Album seit<br />
langem! Ich bilde mir ein, dass man das auch nachempfinden kann.<br />
Die Texte regen auch zum Nachdenken an. Glaubst du, dass man – wie in den<br />
60ern – noch die Welt verändern kann?<br />
Ich glaube jetzt mal ganz frech, dass Musik grundsätzlich diese Kraft in sich<br />
Heute spielen viele Musiker wieder zusammen live im Studio. Will man sich nicht<br />
länger von der Technik überrollen lassen?<br />
Wir versuchen, die Technik richtig einzusetzen, das ist absolut machbar. Sie ist<br />
kein Feind, sondern konstruktiver Partner. Du kannst damit Dinge machen, die<br />
früher nicht möglich waren und auf diese Weise noch mehr Kreativität erzeugen.<br />
Aber man muss sich dafür öffnen. Eine sechssaitige Gitarre hat sich nicht verändert<br />
– aber das, was man mit ihr machen kann.<br />
“Nah bei mir“ beschäftigt sich mit dem Tod. Hast du dabei an Fritz Rau gedacht,<br />
der dein künstlerisches Schaffen beeinflusst hat?<br />
Nee, aber wir tangieren jetzt ein besonderes <strong>The</strong>ma – Fritz Rau! Der Song, der<br />
eindeutig in diese Richtung geht, ist "Bis zum Schluss". Dieses Lied ist eine Verbeugung<br />
vor Fritz. "Nah bei mir" hat Pascal Kravetz geschrieben. Es ist schnell<br />
auch ein Song für mich geworden. Die Verbindung zu meiner Mutter ist meine<br />
Interpretation. Aber viele haben bestimmt schon solche Schicksalsschläge erlebt<br />
und versucht, sie zu verarbeiten. Dieses Lied eröffnet diese Möglichkeiten.<br />
“Wenn der Himmel weint“ macht Mut: wieder aufstehen, wenn man gefallen ist!<br />
Spielt da auch eigene Erfahrung mit?<br />
Na ja, ich bin ja so ein Stehaufmännchen … 1,68 Meter groß – meine Chance<br />
besteht darin aufzustehen (lacht). Die Chance besteht ja nicht darin umzufallen.<br />
Solange mir der liebe Gott diese Kraft gibt, habe ich auch eine gewisse Verpflichtung.<br />
Darum gibt es auch meine Stiftung und Partner, die jetzt schon viele Jahre<br />
zusammenstehen, um das zu betreiben. Wir wollen ein bisschen von der Kraft<br />
abgeben, die wir haben. Und es macht uns glücklich, wenn wir sehen, dass es<br />
Leute gibt, die das annehmen. Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn jemand sagt:<br />
Ich kann etwas damit anfangen, was ihr da oben macht.<br />
Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Live in Concert<br />
Ginger Baker's Jazz Confusion<br />
Mann für alle Felle<br />
Ein Quartett ohne Gitarre, ohne Keyboards, dafür mit zwei Schlagwerkern –<br />
geht das überhaupt? Und wie, wenn eine Drum-Legende wie Ginger Baker seine<br />
Jazz Confusion Wirklichkeit werden lässt! Der rüstige 74-jährige Ex-Schlagzeuger<br />
von Cream nahm Pee Wee Ellis (Saxofonist von James Brown und Van<br />
Morrison), Alec Dankworth (Bassist von Dave Brubeck) und den von ihm selbst<br />
in Ghana entdeckten Perkussionisten Abass Dodoo in seine Band. Zusammen<br />
ging's auf Tournee mit zweimaligem S<strong>to</strong>pp in der Für<strong>the</strong>r Kofferfabrik.<br />
Gerade in diesem kleinen Rahmen mit direktem Publikumskontakt lief Ginger<br />
Baker mit seinen Musikern gleich beim Opener, Wayne Shorters "Footprints",<br />
zur Höchstform auf. Insgesamt entfalteten die virtuos und zugleich gefühlvoll<br />
präsentierten<br />
Instrumentals<br />
ihre Wirkung.<br />
Das kongeniale<br />
Zusammenspiel<br />
von<br />
Ginger Baker<br />
(im schlichten<br />
Streifenhemd)<br />
mit Abass Dodoo<br />
(im Fela-<br />
Kuti-Outfit),<br />
den er augenzwinkernd<br />
als<br />
seinen Bodyguard<br />
vorstellte<br />
und der ihm tatsächlich h beim Betreten und Verlassen der Bühne behilflich<br />
war, machte die Zuhörer happy. Bei Ellis’ "Twelve And More Blues”<br />
besorgten Baker and Dodoo ein perkussives Frage-Antwort-Spiel zu melodischen<br />
Hooklines von Ellis und harmonischen Dankworth-Kontrabassläufen,<br />
Fürth, Kofferfabrik, 9. Februar 2014<br />
um dann allmählich in jazzige Post-<br />
Bop-Gebiete vorzudringen. Ab und zu<br />
huschte sogar dem durchweg sehr konzentriert<br />
wirkenden Baker ein Lächeln<br />
über die Mundwinkel.<br />
Wer "Toad" oder "Sunshine Of Your<br />
Love" erwartet hatte, musste sich umstellen.<br />
Ron Millers "Ginger Spice"<br />
vom 1999er Album COWARD OF THE<br />
COUNTRY zeichnete den musikalischen<br />
Pfad vor, auf dem sich<br />
das bewunderte Quartett<br />
zwischen akzentuiertem<br />
Rock, melodischem Jazz<br />
und unaufdringlichen<br />
Afrobeats traumwandlerisch<br />
sicher bewegte.<br />
Ginger Baker<br />
Mit der Bitte um Nachsicht h bezüglich seines Alters machte die<br />
Band nach etwa einer Stunde eine Pause, um dann weitere rund<br />
60 Minuten anzuhängen – ohne jedoch nachzulassen, im Gegenteil!<br />
Die Band kam mit Ellis’ swingendem Blues "Ding Dong<br />
Dang” zurück, in den Rhythmen aus "Black Magic Woman" eingeschoben<br />
wurden. Das von Baker als „Old Lagos Folk Song”<br />
angekündigte "Aiko Biaye” brachte die anglo-afrikanische Seele<br />
zum Kochen.<br />
Als Zugabe lieferte das Quartett "Why?”, wobei sich das Publikum<br />
gern zur vokalen Beteiligung animieren ließ – jedesmal dann, wenn Baker<br />
seinen 1-2-3-Beat eingezählt hatte. Hier blitzte sogar wieder Rock'n'Roll auf!<br />
Gelungene Stippvisite des Mannes für alle (stilistischen) Felle.<br />
Text & Fo<strong>to</strong>: Helmut Ölschlegel<br />
<strong>The</strong> Blues Band<br />
Unbegrenzt haltbar<br />
Ist es reine Nostalgie, wenn man sich die Blues Band vor 11.000 Fans in der<br />
Essener Grugahalle auf den Flachbildschirm holt? Ist es ein großes Wagnis, sich<br />
die Band 34 Jahre später ganz aus der Nähe anzusehen? Wir scheuen keinen<br />
Vergleich, scheint die Blues Band<br />
zu vermitteln – die fünf Musiker<br />
schlendern agil auf die Bühne des<br />
attraktiven Retro-Movie-Palastes<br />
und beginnen ausgerechnet mit<br />
drei Nummern jener legendären<br />
„Rockpalast"-Nacht: "Come On In",<br />
"Talk To Me" und dem herrlich gruseligen<br />
Slideblues "Death Letter".<br />
Und? Wie immer. Nicht spürbar gealtert.<br />
Die Stücke laufen energiegeladen,<br />
sind dynamisch aufgebaut: Bottleneck-Held<br />
Dave Kelly, der Mann<br />
der klaren Strat-Sounds, Tom McGuinness, dazwischen Gary Fletcher am stets<br />
warm-intelligent gebotenen Bass, und Ex-Family Rob Townshend am Schlagzeug<br />
– stets groovy, je nach Szenerie brennend oder zurückgenommen; er stieg<br />
erst ein Jahr nach Essen ein.<br />
Der blonde, drahtige Sänger kann aber nicht Paul Jones sein! Dass dieser Mann<br />
mit dem Blues-sprengenden Tonumfang, der klaren Diktion und dem lustigen<br />
Falsett schon vor 53 Jahren bei Alexis Korner auf der Bühne stand – kaum zu<br />
glauben. Die Blues Band macht weiter mit einem neuen Song auf der Reise<br />
durch ihr unerschöpfliches Reper<strong>to</strong>ire, dem humorvollen "And <strong>The</strong>n I Like It"<br />
Osnabrück, Rosenhof, 11. Februar 2014<br />
vom aktuellen Album FEW SHORT LINES. Das Geheimnis für Unmittelbarkeit und<br />
Frische wird bald gelöst – es gibt keine Setlist! Tom McGuinness hat gerade Lust,<br />
"Heading For A Breakdown" von seinem Solowerk DOUBLE TAKE zu spielen.<br />
Auch die anderen – außer Teamplayer<br />
Rob – liefern Solomaterial,<br />
somit gibt es vier Leadsänger: Dave<br />
Kelly zelebriert "Dust My Blues", das<br />
er bereits 1969 mit Howlin' Wolf<br />
aufnahm („Wer den nicht kennt,<br />
ist hier falsch!"). Paul Jones, der im<br />
Pausenchat versicherte, sein neues<br />
Album käme 2014 heraus, präsentierte<br />
Little Johnny Taylors "If You<br />
Love Me (Like You Say)" vom exzellenten<br />
2009er STARTING ALL OVER<br />
AGAIN. Wenn Jones mal mitsingen<br />
lässt, dann nie „von oben", sondern mit charmantestem „You can do better than<br />
that!" Und wir singen für ihn, bis wir heiser sind …<br />
Zwischendurch werden natürlich immer wieder Blues-Band-„Hits" ausgepackt,<br />
der echte Charts-Kracher "Maggie's Farm", der beste eigene Song "Can't Hold<br />
Out" – von Paul schon mal 1966 für eine B-Seite eingespielt – und "Flatfoot<br />
Sam". <strong>The</strong> Blues Band hat noch nie enttäuscht, aber im Rosenhof waren sie ganz<br />
speziell. Und spielen morgen, übermorgen oder sonstwann wahrscheinlich ein<br />
ganz anderes Set.<br />
Text & Fo<strong>to</strong>: Uli Twelker<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89
RÜCKKEHR AN DIE WIEGE<br />
Danke, Rock'n'Roll (er) !<br />
Was haben John & Paul aus Liverpool mit<br />
Motörhead-Lemmy zu tun? Und was Jeff Beck<br />
mit Procol Harum? Oder Chris Isaak mit Savoy<br />
Brown? Die Lösung liegt in der Vergangenheit:<br />
Sie alle wurden vom Rock'n'Roll und/<br />
oder Rockabilly geprägt. Dies gilt zwar auch<br />
für viele andere ihrer Zeitgenossen – nur: Die<br />
Genannten haben sich ob dieser Vorgeschichte<br />
nicht nur mit einzelnen Cover-Songs vor den<br />
Frühzeit-Kollegen verbeugt, sondern ganze Alben<br />
als späten Dank eingespielt.<br />
Rock'n'Roll- und Rockabilly-Interpreten hat<br />
es während der letzten Jahrzehnte immer<br />
gegeben. Viele standen unverrückbar zu<br />
ihrer großen Vorliebe – auch wenn ihre Erfolgsaussichten<br />
damit meist gering waren, weil längst<br />
andere Trends und Moden dominierten. Shakin'<br />
Stevens, Alvin Stardust, die Stray Cats – um nur<br />
drei Beispiele zu nennen – sind da eher Ausnahmen:<br />
Sie landeten Hits, setzten sich gegen widrige<br />
Umstände durch. Dem Gros der Künstler aber blieb<br />
nur das große Strampeln. Aktuell sind Namen wie<br />
die exzellente Sängerin Imelda May aus Irland und<br />
die englischen Geschwister Kitty, Daisy & Lewis die<br />
Speerspitze einer kleinen, feinen Bewegung, die<br />
offenbar nie ihre treuen Fan-Gefolgschaften verlieren<br />
wird.<br />
Spannend wurde es – und dies schon seit den<br />
60er Jahren – immer dann, wenn stilistisch inzwischen<br />
eher anders gepolte Bands ihrer anfänglichen<br />
Faszination<br />
Ausdruck verleihen<br />
wollten. Risiko<br />
bzw. Frage 1: Würden<br />
sie überhaupt<br />
au<strong>the</strong>ntisch rüberkommen;<br />
Frage 2:<br />
Ging ein solcher<br />
Abstecher den eigenen<br />
Anhängern<br />
womöglich gegen<br />
den Strich und<br />
damit die ganze<br />
Unternehmung kommerziell<br />
in die Grütze?<br />
Ausgewählte Beispiele<br />
aus dem großen Fundus<br />
dessen, was sich bei sehr<br />
populären Acts mit ihren<br />
Versuchen auf dem stilistischen<br />
Nebengleis ereignete:<br />
Experiment gelungen<br />
oder Projekt an den Prellbock<br />
gefahren?<br />
Warren Phillips And <strong>The</strong> Rockets<br />
Wer?! Der Name wurde erfunden – für eine Billig-LP.<br />
London, 1969. Die Savoy-Brown-Musiker Lonesome<br />
Dave Peverett (g), Tony Stevens (b) und Roger Earle<br />
(dr) warteten mit Bob Hall (p) auf die prominenten<br />
Mitstreiter Chris Youlden (voc) und Kim Simmonds<br />
(g). Die Aufnahmen für die LP A STEP FURTHER<br />
standen an. Zur Überbrückung haute das Quartett<br />
launige Rock'n'Roll-Klassiker in Serie raus. Produzent<br />
Mike Vernon gefiel's, er ließ ein Band mitlaufen.<br />
Die 13 Tracks waren zu schade für den Müll, sie<br />
wanderten umgehend in die Decca-Preiswert-Reihe<br />
„<strong>The</strong> World Of ... (Rock And Roll)" und erschienen<br />
unter dem genannten Band-Pseudonym noch 1969.<br />
US-Labelpartner Parrot zog mit neuem Albumtitel<br />
(ROCKED OUT!) 1971 nach. Als Peverett, Stevens<br />
und Earle 1979<br />
längst als Foghat in<br />
den USA erfolgreich<br />
waren, gab es dort<br />
unter der Abkassierbezeichnung<br />
BE-<br />
FORE FOGHAT DAYS<br />
eine weitere identische<br />
Ausgabe auf<br />
London. Bis heute<br />
ist das gute Material<br />
nicht offiziell auf CD<br />
erschienen.<br />
Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Liquorice John Death<br />
Der nächste Aliasname, ein ähnlicher Ablauf des<br />
Geschehens, diesmal in den Londoner Abbey Road<br />
Studios im Januar 1970. An den Reglern hockte<br />
Produzent Chris Thomas, die Musiker Gary Brooker<br />
(p, voc), Robin Trower (g), Chris Copping (b)<br />
und B.J.<br />
Wilson (dr)<br />
wärmten<br />
sich spielend<br />
fürs<br />
kommende<br />
Procol-Harum-Album<br />
HOME auf.<br />
Laut Brooker<br />
versuchten<br />
sie<br />
sich an rund<br />
40 (!) Nummern, die der Vierer zum Teil schon im<br />
Reper<strong>to</strong>ire hatte, als er in exakt dieser Besetzung<br />
noch <strong>The</strong> Paramounts hieß. Der Hörfunk-DJ Roger<br />
Scott (Capital Radio) erhielt Bänder mit 13 sendefähigen<br />
Tracks, spielte einige davon, dann verschwanden<br />
die Tapes.<br />
1998 tauchten<br />
sechs<br />
Songs auf<br />
der EMI-CD<br />
THE PARA-<br />
M<br />
O U N T S<br />
AT ABBEY<br />
ROAD wieder<br />
auf; erst<br />
2002 gab es<br />
alle 13 Num-<br />
mern auf der<br />
CD von Liquorice John<br />
Death (Reper<strong>to</strong>ire).<br />
Diesen Namen hatte sich der 1972 vers<strong>to</strong>rbene<br />
Paramounts-Freund Dave Mundy schon<br />
in den Sechzigern für Brooker & Co. ausgedacht;<br />
von Mundy stammt auch das in seinem Nachlass<br />
entdeckte Cover mit dem (einst noch imaginären)<br />
LP-Titel AIN'T NOTHIN' TO GET EXCITED ABOUT.<br />
Dave Edmunds<br />
Der walisische Chef-Konservierer von Rock'n'Roll<br />
und Rockabilly hatte nach seiner Love-Sculpture-<br />
Zeit und dem Erfolg mit "I Hear You Knocking"<br />
(schon 1955 ein R&B-Hit für Smiley Lewis) 1970<br />
Nachschlag im Sinn. Er zog sich für mehrere Monate<br />
in die abgeschiedenen Rockfield Studios zurück<br />
und friemelte – nur sporadisch assistiert von<br />
u.a. ua John Williams (b) und Andy Fairwea<strong>the</strong>r a<strong>the</strong><br />
r Low<br />
(g, dr) – so lange herum, bis 1971 ROCKPILE im<br />
Kasten war – als genial perfektionierte Nachempfindung<br />
des 50s-Sounds: Klasse, ja – Kasse, nein.<br />
Was den Tüftler nicht davon abhielt, 1974/75<br />
eine vergleichbare Veranstaltung mit SUBTLE AS<br />
A FLYING MALLET zu wiederholen. Diesmal gaben<br />
u.a. Pick Wi<strong>the</strong>rs (dr; pre-Dire Straits) und<br />
Nick Lowe (b) minimale Hilfestellung. Das Top-<br />
Album blieb zwar wiederum den UK-Charts fern<br />
(US: #212 ...), aber immerhin spülten die enthaltenen<br />
Vorab-Singles "Baby I Love You" und "Born<br />
To Be With You" (UK #8 bzw. 5) gutes Geld aufs<br />
Kon<strong>to</strong> – wie schon 1963/64 bzw. 1956 für die<br />
Originale der amerikanischen Girl Groups Ronettes<br />
und Chordettes.<br />
John Lennon<br />
Chaos pur! Als sich der Ex-Beatle für Phil Spec<strong>to</strong>r<br />
als Produzent seiner musikalischen Hommage<br />
an den „alten Sound" entschieden hatte, war der<br />
Griff ins Klo bereits perfekt. Zu privatem Krach<br />
(lange Trennung von Yoko Ono) sowie einer Millionenklage<br />
seitens des<br />
einschlägig bekannten<br />
Verlegers Morris Levy kam<br />
Studio-Schlamassel ohne<br />
Ende: „Suff satt" aller Beteiligten,<br />
Spec<strong>to</strong>r ballerte<br />
mit einem Gewehr in die<br />
Decke, er schleppte Bänder<br />
nach Hause, lag nach<br />
einem Au<strong>to</strong>unfall im Koma<br />
–<br />
ein Abbruch jagte den<br />
nächsten. 1974<br />
musste eine stark veränderte Besetzung<br />
vollenden, was ein Jahr zuvor u.a. Steve<br />
Cropper (g), Leon Russell (p), José Feliciano<br />
(g) und Nino Tempo (sax) angeschoben<br />
hatten. Nur Jesse Ed Davis (g)<br />
und Jim Keltner (dr) waren noch dabei, neu<br />
im Team: u.a. Klaus Voormann (b) und Bobby<br />
Keys (sax). Das Resultat: ROCK'N'ROLL,<br />
endlich erschienen im Februar 1975; legendär<br />
das Coverfo<strong>to</strong> von Jürgen Vollmer, das<br />
Lennon 1961 im Hauseingang der Wohlwillstraße<br />
22 (Jägerpassage 1) auf Hamburg-St.<br />
Pauli zeigt. Trotz aller Widrigkeiten gelang das<br />
Patchwork-Album, es erreichte in den UK- und<br />
US-Charts jeweils Rang 6. (Die CD-Ausgabe von<br />
2004 wurde von 13 auf 17 Tracks aufges<strong>to</strong>ckt).<br />
<strong>The</strong> Honeydrippers<br />
Bluespianist Roosevelt Sykes spendierte seinen<br />
Spitznamen für die schon 1981 formierte Band<br />
– eine Herzensangelegenheit<br />
von Robert<br />
Plant. Außer<br />
einigen<br />
Live-Auftritten<br />
passierte<br />
jedoch<br />
nicht viel.<br />
Der Ex-Led-<br />
Zeppelin-<br />
Sänger reanimierte<br />
seine e Combo erst nach zwei Solo-Alben,<br />
die ursprüngliche Besetzung war da längst ausgetauscht.<br />
Als es ans Einspielen einer Platte ging,<br />
bevorzugte Plant frei verfügbare Freunde und gemietete<br />
Studiomusiker – keine schlechte Entscheidung,<br />
wie etwa die Mitwirkung der Gitarristen<br />
Jimmy Page, Jeff Beck, Nile Rodgers und Brian<br />
Setzer unterstreicht. Einziges Manko 1984: Für<br />
29. MÄRZ - 6. April 2014<br />
23.Ro<strong>the</strong>R<br />
BlUes<br />
tage<br />
Kulturfabrik Roth<br />
Info Tel. 09171 848-714<br />
www.bluestage.de<br />
Uriah Heep POPA CHUBBY<br />
British Blues All Stars Mick Ralphs<br />
Ruthie Foster Aynsley Lister/King King<br />
Duke Robillard Edo Zanki Cassie Taylor Nick Woodland<br />
Lisa Doby Siggi Schwarz Blues & Kusz Rad Gumbo<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 91
das Warner-Label Es Paranza kamen<br />
mit THE HONEYDRIPPERS, VOLUME<br />
ONE nur schlappe fünf Songs (18<br />
Minuten) dabei heraus, die auf<br />
einer 12-Inch-Platte als Album<br />
veröffentlicht wurden. Die Lieblingssongs<br />
des Warner-Präsidenten<br />
Ahmed Ertegun erfuhren nie eine<br />
Fortsetzung: Plant wollte nicht in<br />
die Crooner-Ecke geschoben werden<br />
– diese Befürchtung beschlich<br />
ihm, als die von Geigen durchsetzte<br />
Auskopplung "Sea Of Love" (1959 ein Phil-Phillips-Hit)<br />
auf Platz 3 der US-Single-Charts schoss.<br />
Paul McCartney<br />
Als Dank an seine stets unterversorgten treuen<br />
russischen Fans nahm „Macca" am 20./21. Juli<br />
1987 CHOBA B CCCP (= BACK IN THE U.S.S.R. /<br />
„<strong>The</strong> Russian<br />
Al-<br />
b u m " )<br />
auf. Es erschien<br />
mit<br />
elf<br />
Songs<br />
1988 zunächst<br />
nur<br />
auf<br />
dem<br />
Melodiya-<br />
Label<br />
in der<br />
Sowjet-<br />
union – eine Order McCartneys – und wurde<br />
seitdem mehrmals aufges<strong>to</strong>ckt. In knapp 48<br />
Stunden hatte Paul 22 Rock'n'Roll-Gedächtnis-Tracks<br />
in kleiner Besetzung eingespielt –<br />
nur unterstützt von Mick Green (g; Pirates),<br />
Nick Garvey (b; Mo<strong>to</strong>rs), Mick Gallagher (p;<br />
Skip Bifferty) sowie den wechselnden Sessiondrummern<br />
Henry Spinetti und Chris Whitten.<br />
Erst als die Großmacht kollabiert war, erfolgte<br />
1991 eine nie vorgesehene internationale Ausgabe;<br />
Coverdesign Michael Ross, Fo<strong>to</strong>motiv:<br />
Linda McCartney. Ihr damaliger Ehemann<br />
hatte inzwischen weitere Alben veröffentlicht,<br />
viele Fans besaßen längst Importscheiben; der<br />
Käuferansturm auf die Cover-Versionen hielt<br />
sich dementsprechend in England und Amerika<br />
in eher bescheidenem Rahmen. Höher als auf<br />
die LP-Chartränge 63 (UK) und 109 (USA) ließ<br />
sich die „verspätete Neuerscheinung" nicht bewegen.<br />
Jeff Beck And <strong>The</strong> Big Town Playboys<br />
ys<br />
Ewiges Vorbild des Ex-<br />
Yardbirds war und<br />
ist Clive Gallup,<br />
der fabelhafte<br />
Gitarrist aus<br />
Rock'n'Roller<br />
Gene Vincents<br />
Band <strong>The</strong> Blue<br />
Caps. Einzelne<br />
Songs der legendären<br />
Combo<br />
mochte Beck nie<br />
veröffentlichen<br />
(„... die hätten<br />
einfach nirgends<br />
gepasst ..."), und<br />
so schleppte er den<br />
Gedanken en an ein komplettes Album<br />
über zwei<br />
Jahrzehnte mit sich herum – bis 1993. Er war<br />
auf die seit 1984 aktive UK-Band <strong>The</strong> Big Town<br />
Playboys um den Sänger und Organisten Mike<br />
Sanchez aufmerksam geworden, und die Kombination<br />
(E-Gitarrist plus Akustik-Crew) passte fast<br />
auf Anhieb. Dass die niemals laut spielende Band<br />
Becks aufkommendem Tinnitus (Ohrgeräusche<br />
ohne äußerlich wahrnehmbare Quelle) entgegen<br />
kam, hat der Kooperation dabei sicher nicht geschadet.<br />
18 Vincent-Nummern – ohne "Be-Bop-<br />
A-Lula" – landeten auf CRAZY LEGS, sicher einer<br />
der ungewöhnlichsten Beck-CDs. Im UK wurde das<br />
Projekt komplett ignoriert, in den USA war auf<br />
einem ebenso indiskutablen Chartrang 171 Endstation.<br />
Kein Zufall aber, dass der Gitarrist sich<br />
die eingangs erwähnte Imelda May (Band) 2010<br />
als Begleitung für die Feierlichkeiten zu Ehren von<br />
Les Paul in New York aussuchte und man 2011<br />
gemeinsam eine Tournee bestritt.<br />
Headcat<br />
Als 2000 das Elvis-Tribute-Album SWING CATS<br />
im Kasten war, fanden sich drei der beteiligten<br />
Akteure auf identischer Wellenlänge: Motörheads<br />
Lemmy, Slim Jim Phan<strong>to</strong>m (Ex-Stray Cats) und<br />
Danny B. Harvey von den 13 Cats blieben anschließend<br />
im Studio. Der Hüne, sonst bullig ächzend<br />
am E-Bass, schnappte sich eine feine akustische<br />
Gitarre und gab den verzückten Buddy-Holly-Huldiger.<br />
Ein neuer Termin wurde verabredet, schon<br />
bald darauf war LEMMY, SLIM JIM, DANNY B., ein<br />
weltweit nahezu überhörtes Juwel mit 18 Tracks,<br />
im Kasten: Ian ,Lemmy' Kilmister hatte sich einen<br />
langgehegten Jugendtraum erfüllt. Das Trio blieb<br />
in Verbindung, 2006 gab's<br />
ein Reissue der CD unter<br />
dem neuen (und etwas geschickteren)<br />
Namen Head-<br />
Cats. Wegen diverser anderer<br />
Verpflichtungen dauerte<br />
es mit der kräftiger ausgefallenen<br />
Arbeit WALK THE<br />
WALK, TALK THE TALK<br />
dennoch bis 2011. Fast logisch,<br />
dass auch diesmal<br />
internationale Aufmerk-<br />
samkeit ein Wunschgedanke blieb.<br />
Chris Isaak<br />
Er sagt: „Ich liebe diese Musik, Punkt." Und das<br />
wird bei BEYOND THE SUN vom Ok<strong>to</strong>ber 2011 auf<br />
jedem der<br />
inzwischen<br />
auf 28 angewachsenen<br />
Tracks<br />
deutlich.<br />
Isaak wurde<br />
schon früh<br />
(und nachhaltig)<br />
von<br />
der Singles-<br />
Kollektion<br />
seiner<br />
Eltern bzw. deren Faible für das Sun-<br />
Records-Label infiziert. Mit Rowland Salley<br />
(b), Kenney Dale Johnson (dr), Hershel<br />
Ya<strong>to</strong>witz (g), Scott Plunkett (p) und Rafael<br />
Padilla (perc) rückte der Amerikaner ins<br />
Sun-Originalstudio von Sam Phillips in<br />
Memphis ein – und setzte den „Wunsch<br />
meines Lebens" um. Nicht unbedingt verblüffend,<br />
dass dem kalifornischen Sänger<br />
und Gitarristen aus S<strong>to</strong>ck<strong>to</strong>n eine extrem<br />
au<strong>the</strong>ntische Umsetzung des Altmaterials<br />
gelang – seit fast 30 Jahren nämlich<br />
weht aus seinen Platten bzw. einzelnen<br />
Songs immer wieder ein Hauch des<br />
Traditionellen, das er stets geschickt in<br />
zeitgemäßer Ummantelung anbietet. Die<br />
Fans goutierten dies ein weiteres Mal und<br />
kauften die liebevolle, engagiert-penible<br />
aktuelle Zeitreise bis auf die Chartplätze 6<br />
(England) bzw. 34 (USA).<br />
Mit CDs wie den genannten muss sich<br />
kein Interessent mehr auf oft fragwürdige,<br />
eher herzblutfreie Reihen à la „Songs that influenced<br />
..." einlassen (die häufig nur aus kommerziellen,<br />
weil zeitlich limitierten und damit Gebühren<br />
sparenden Gründen verquirlt werden); hier gibt es,<br />
gezielt ausgesucht, Au<strong>the</strong>ntisches – egal, ob es<br />
Lizenzen kostet oder nicht. Hier werden Brücken<br />
gebaut, Entwicklungen deutlich und wird Wegbereitern<br />
ein Denkmal gesetzt: u.a. Riesen wie<br />
Elvis Presley, Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, Carl<br />
Perkins, Gene Vincent, Buddy Holly, Fats<br />
Domino, Roy Orbison, Johnny Cash,<br />
aber auch prominent-potenten Auftragsschreibern<br />
wie den Teams Jerry<br />
Leiber/Mike S<strong>to</strong>ller, Doc Pomus/Mort<br />
Shuman, Dave Bartholomew/Pearl<br />
King, Ellie Greenwich/Jeff Barry und<br />
vielen anderen.<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Große<br />
Konzerte<br />
mit Magnum<br />
Es war ein konsequenter Entschluss, den Saga-Chef Michael Sadler (59) getroffen<br />
hatte: 30 Jahre nach der Gründung verließ der Kanadier seine weltweit erfolgreiche<br />
Gruppe, um ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen, mich mehr<br />
"<br />
um meine Familie zu kümmern". Der Sänger der Neo-Progressive-Rock-Institution<br />
erklärte schon 2007 unmissverständlich: Ich liebe Saga, doch für einen Mann<br />
"<br />
über 50 gibt es andere Prioritäten. Ich habe Frau und Kind." Sadler nahm, in aller<br />
Freundschaft, den Hut und machte Platz für Sänger Rob Moratti.<br />
Von Michael Fuchs-Gamböck<br />
Doch 2012 sah die Sache anders aus: Es erschien<br />
20/20, das 20. Album des Quintetts. Frontmann: Michael<br />
Sadler! Seit zwei Jahren ist nun wieder alles wie<br />
früher, als hätten Saga nie einen anderen Sänger gehabt.<br />
„Ich führte damals ein langes Gespräch mit meiner<br />
Frau.<br />
Das endete<br />
mit dem<br />
Ergebnis:<br />
,Zurück<br />
an die Arbeit,<br />
Junge.<br />
Mach<br />
das, was<br />
du am besten<br />
Magnum<br />
kannst<br />
– und bring Geld nach Hause!' Mein Sohn ist inzwischen<br />
sechs, der kommt auch mal ohne seinen Daddy<br />
aus, wenn ich im Studio oder auf Tour bin. Und so<br />
ging die ganze Chose wieder los. Es scheint, als könne<br />
ich ohne Saga nicht <strong>to</strong>tal zufrieden leben.” Im Mai<br />
sind Saga einmal mehr auf Tournee. Besonders viele<br />
Konzerte werden in Deutschland absolviert, „denn in<br />
diesem Land hatten wir seit jeher mit die meisten Anhänger,<br />
dafür werden sie selbstverständlich belohnt.<br />
Wir waren und sind eine Fan-fixierte Gruppe!” Den<br />
Großteil der Auftritte spielen Saga aus Kanada im<br />
Rahmen eines „Double Headliner”-Programms mit<br />
den Briten Magnum. „Deren Sound mögen wir von<br />
Saga sehr”, be<strong>to</strong>nt Sadler, „doch die Entscheidung für<br />
diese Kombination fiel über unsere Managements, das<br />
gebe ich zu. Wir treten jeden Abend im Wechsel auf,<br />
Saga 2014 mit neuem-alten Frontmann: Michael Sadler (2.v.r.)<br />
einmal spielen Magnum nach uns, am nächsten Tag<br />
ist es umgekehrt. Was aber gleich bleibt: Jede Band<br />
wird rund 90 Minuten auf der Bühne stehen.”<br />
Welches Reper<strong>to</strong>ire ist von Saga 2014 zu erwarten?<br />
„Um die Sache auch für uns selbst spannend zu gestalten,<br />
haben wir keine exakte Setlist”, freut sich<br />
Sadler. Und schränkt sofort ein: „Aber natürlich werden<br />
zwei Drittel der Show aus einem Best-Of-Mix<br />
bestehen. Immerhin, der Rest sind Überraschungen,<br />
Nacht für Nacht.” Wie sieht es mit einem neuen Album<br />
aus? „Unser Management erwartet eine Veröffentlichung<br />
zur Tour”, stöhnt der Saga-Frontmann,<br />
„doch das ist nicht sicher. Wir haben Anfang Februar<br />
erst mal die Drumparts eingespielt. Feststeht nur, dass<br />
noch in diesem Jahr eine neue Scheibe erscheint. Und<br />
dass die verdammt gut wird …”<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 93
Dieter Maschine" Birr (Puhdys)<br />
"<br />
Von Christian Hentschel<br />
Alleingang Nr. 2<br />
© Ben Wolf<br />
Im Dezember 2013 staunte die nach wie vor<br />
zahlenstarke Fangemeinde der Ost-Berliner<br />
Kultband Puhdys, die bisher rund 22 Millionen<br />
Tonträger verkaufte und über 4000<br />
Konzerte spielte, nicht schlecht. Der Branchenriese<br />
Universal <strong>Music</strong> veröffentlichte das neue Winter/Weihnachtsalbum<br />
HEILIGE NÄCHTE der Band<br />
– doch Puhdys-Kopf Dieter „Maschine" Birr war<br />
daran so gut wie gar nicht beteiligt. Lediglich in<br />
einer Handvoll neuer Remixe von älteren Puhdys-<br />
Winterliedern war Birrs Stimme zu hören. Offizielle<br />
Begründung: eine erforderliche<br />
Auszeit. Nachvollziehbar,<br />
wenn man<br />
bedenkt, dass die<br />
Puhdys auch im<br />
Winter 2012 ein<br />
neues Album<br />
veröffentlicht<br />
hatten (ES WAR<br />
SCHÖN). Dennoch<br />
blieb Unbehagen,<br />
denn<br />
Dieter Birr<br />
ist schließlich<br />
der kreativste<br />
Kopf<br />
der Band, die<br />
meisten Kompositionen<br />
und<br />
Texte stammen<br />
von ihm. Der<br />
Löwenanteil<br />
daran, dass<br />
die Puhdys<br />
Die Puhdys ( Maschine" rechts im Bild), 1978<br />
"<br />
nie zur Oldieband mutierten,<br />
geht auf das Kon<strong>to</strong> des Sängers.<br />
<strong>The</strong>oretisch könnte „Maschine"<br />
(1969 verpassten ihm die Bandkollegen<br />
den Spitznamen, weil<br />
er wie eine Fressmaschine größere<br />
Portionen vertilgte) auch<br />
Mo<strong>to</strong>r heißen. Und darum bleibt<br />
die erwähnte Auszeit schwer<br />
vorstellbar, denn wer den charismatischen<br />
Musiker kennt,<br />
weiß, dass<br />
er ohne<br />
Musik gar<br />
nicht<br />
kann. Die Verwunderung<br />
nahm zu, als<br />
© Chris<strong>to</strong>ph Ehbets<br />
bekannt wurde,<br />
dass Maschine an<br />
einer Soloplatte<br />
schraubt – wie<br />
schon 1986, noch in<br />
der DDR beim staatlichen<br />
Label Amiga.<br />
International war<br />
es gerade angesagt,<br />
dass Frontmänner<br />
gestandener<br />
Bands (z.B. Sting,<br />
Phil Collins) parallel<br />
zur Gruppenarbeit<br />
auch<br />
als Solisten antraten.<br />
Die Musikszene im Osten<br />
Deutschlands zog<br />
nach, neben „Maschines"<br />
LP kamen<br />
auch Scheiben von<br />
Puhdys-Gitarrist<br />
Dieter Hertrampf<br />
und Stern-Meißen-Sänger<br />
IC Falkenberg<br />
auf den<br />
Markt.<br />
Nun also „Maschines"<br />
zweiter<br />
Alleingang. Es<br />
ist sein ganz persönlicher<br />
Blick auf<br />
45 Puhdys- und 70 Lebensjahre. Songs, die ihm<br />
wichtig sind, die für eine bestimmte Zeit stehen.<br />
Und das sind nicht immer die Hits. Das Besondere<br />
am neuen Album ist die Herangehensweise<br />
ans Material. Neueinspielungen älterer Lieder sind<br />
häufig Akustikvarianten oder auch mal lautere<br />
Versionen, doch so einfach hat es sich „Maschine"<br />
nicht gemacht. Mit dem Silly- und Silbermond-<br />
Produzenten Ingo Politz und illustren Gästen<br />
(Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker, Reinhardt Repke<br />
von Rockhaus sowie Schlagzeuger Felix Lehrmann<br />
von <strong>The</strong> Flower Kings), nähert er sich dem Ausgangsmaterial<br />
aus ungewöhnlichen Blickwinkeln.<br />
Die neuen Arrangements konzentrieren sich auf<br />
das Wesentliche, diese Reduktion schafft Platz<br />
für Momente, die auch in der Independent- und<br />
Folkszene geschätzt werden. Hier eine Violine, dort<br />
eine Tuba, mal eine Slidegitarre, dann ein an Keith<br />
Richards erinnerndes Riff oder ein perlendes Piano<br />
– die Werkschau bietet etliche Entdeckungen.<br />
© Ben Wolf<br />
Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Die ältesten Stücke stammen von 1973: "Geh zu<br />
ihr" und "Wenn ein Mensch lebt", geschrieben<br />
vom Filmkomponisten Peter Gotthardt, waren<br />
die Hits des Soundtracks zum Kino-Kultstreifen<br />
„Die Legende von Paul und Paula". Die damals<br />
ve vier Jahre bestehenden e Puhdys waren bereits eine<br />
feste Größe<br />
des DDR-<br />
Rock, doch<br />
die Mitwirkung<br />
im<br />
Defa-Film<br />
bescherte<br />
ihnen den<br />
Kultstatus.<br />
Ebenfalls<br />
aus den<br />
Siebzigern<br />
sind "Lied<br />
für Generationen" und "Lebenszeit" (in der Neuaufnahme<br />
im Duett mit City-Sänger Toni Krahl)<br />
dabei. "Lebenszeit" wurde 1976 „Hit des Jahres"<br />
in der DDR und markiert den Jahrgang des ersten<br />
BRD-Auftritts der Puhdys – bei einem Dortmunder<br />
Jugendfest, gemeinsam mit Frumpy. Die Achtziger<br />
werden mit "Die Boote der Jugend" (von DAS<br />
BUCH, 1984) und "Leben ist kurz" (von NEUE HEL-<br />
DEN, 1989) repräsentiert. "Leben ist kurz" wurde<br />
um eine Strophe erweitert, Lieferant: Wolfgang<br />
Niedecken! Der Bap-Sänger düste dafür nach Berlin,<br />
um den Titel mit Birr aufzunehmen. Nicht sein<br />
einziger Beitrag auf dem nur MASCHINE betitelten<br />
Album. Für Birrs neue Komposition "Was wussten<br />
wir denn schon" schrieb Niedecken den kompletten<br />
Text. Ein Song mit sehr biografischen Zügen. Denn<br />
die Puhdys und Bap teilen sich eine Geschichte:<br />
1984 sollten die Kölner beim Ost-Berliner „Rock für<br />
den Frieden"-Festival auftreten. Doch schließlich<br />
standen die Puhdys auf der Bühne im Palast der<br />
Republik, weil den Bap-Musikern einige Auflagen<br />
unerträglich erschienen – sie reisten ab.<br />
Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />
Die Puhdys unplugged ( "<br />
Maschine" Mitte), 2011 im Nürnberger Hirsch<br />
Neben Toni Krahl und Wolfgang Niedecken<br />
erweist eine weitere großartige Stimme Birr<br />
die Ehre: die von Julia Neigel. Sie singt mit „Maschine"<br />
"Regen", eine Puhdys-Nummer von 2005.<br />
Dieses Duett ist die erste Single-Auskopplung.<br />
"November im Mai" und "Du hast Schuld" – beide<br />
aus den Neunzigern – sowie die neuen Songs "Mein<br />
Weg" und "Wirst du für mich da sein" (ein anrührendes<br />
Duett mit „Maschines" achtjähriger Enkelin<br />
Annabell) beschließen die Platte. Und nun schwebt<br />
dem Meister eine Live-Umsetzung vor, bestätigte<br />
Termine gibt<br />
es jedoch noch<br />
nicht. Denn<br />
„Maschine" hat<br />
vor, mit den<br />
Musikern des<br />
Albums auf<br />
der Bühne zu<br />
stehen – nicht<br />
leicht bei deren<br />
vielen Verpflichtungen.<br />
Die hat<br />
auch Dieter Birr:<br />
Im Spätsommer<br />
soll ein Album<br />
der drei Ostrockgrößen<br />
Puhdys,<br />
Karat und City<br />
kommen, außerdem<br />
gehen<br />
sie im Herbst<br />
z usam m e n<br />
auf „Rockleg<br />
e n d e n " -<br />
Tournee. Nicht zuletzt steht im Ok<strong>to</strong>ber in der<br />
Berliner o2 World ein großes Jubiläumskonzert an<br />
– 45 Jahre Puhdys. Dann aber läuten die Veteranen<br />
auch schon die zur ausgiebigen Abschieds<strong>to</strong>urnee<br />
...<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95
Es war einmal ...<br />
Von Philipp Roser<br />
Geburtstage<br />
15.3. Sly S<strong>to</strong>ne (bürgerlich: Sylvester<br />
Stewart) kam laut seiner Homepage 1944<br />
und nicht wie vielerorts zu lesen 1943 in<br />
Texas zur Welt, arbeitete als DiscJockey in<br />
San Francisco und parallel als angestellter<br />
Produzent bei Autumn Records. Er gründete<br />
1967 <strong>The</strong> Family S<strong>to</strong>ne, mit der er<br />
in Woods<strong>to</strong>ck auftrat, Soul, Funk & Psychedelic<br />
vereinte und popularisierte. Steigender<br />
Drogenkonsum machte ihn zunehmend<br />
unberechenbar, er verschwand lange<br />
in der Obskurität, aus der er immer wieder<br />
auftauchte, hatte finanzielle Probleme,<br />
meldete sich 2009 nach fast 30-jähriger<br />
Plattenpause mit I'M BACK! zurück und<br />
gehört nun auch zu den 70-Jährigen.<br />
15.3. David "<br />
Dave" Costell trug als<br />
Leadgitarrist zu den Erfolgen von Gary<br />
Lewis & <strong>The</strong> Playboys (17 Billboard-Top-<br />
40-Singles) bei, arbeitete später als Studiomusiker,<br />
Toningenieur und feiert jetzt<br />
seinen 70.<br />
17.3. John Sebastian begegnete in<br />
jungen Jahren Woody Guthrie, Leadbelly,<br />
Mississippi John Hurt, fing selbst früh<br />
mit der Even Dozen Jub Band an zu musizieren,<br />
machte sich mit Lovin' Spoonful<br />
und deren Hits unsterblich, stand in<br />
Woods<strong>to</strong>ck auf der Bühne, nahm mit den<br />
Doors den "Roadhouse Blues" auf, veröffentlichte<br />
Soloplatten (siehe<br />
Rezensionsteil), kooperierte<br />
jahrelang mit David Grisman<br />
und ist auch mit 70 immer<br />
noch als Akustikgitarrist und<br />
Harpspieler sehr gefragt und<br />
live unterwegs – gerade <strong>to</strong>urt<br />
er durch die USA.<br />
Joh<br />
nS<br />
eba<br />
17.3. Tony Jacksons Tenor ist auf vielen<br />
britischen Produktionen zu hören (Terence<br />
Trent D'Arby, Amii Stewart, Paul Young).<br />
Startete bei den Opals, trommelte bei <strong>The</strong><br />
Telstars, ehe er 1966 für fünf Jahre bei<br />
<strong>The</strong> Skatalites einstieg und dann ins UK<br />
übersiedelte. Eine Solokarriere schlug fehl,<br />
mit dem Duo Sweet Dreams landete er in<br />
den 70er Jahren ein paar mittlere Hits. Ist<br />
nun auch 70.<br />
18.3. Bob Johnson war Gitarrist bei<br />
Steeleye Span (1972–1977, 1980–2001),<br />
ist als Psychologe und Gitarrenlehrer tätig,<br />
auch noch mit 70.<br />
18.3. Pat McAuley (auch als John McAuley<br />
aktiv) stieß 1964 als Organist zu <strong>The</strong>m,<br />
stieg dann aufs Schlagzeug um, nach seinem<br />
Abschied 1965 spielte er bei diversen<br />
<strong>The</strong>m-Ablegern und ist mit 70 noch in der<br />
Belfaster Szene zu erleben.<br />
22.3. Tony McPhee ist seit 1963 mit den<br />
Groundhogs im UK unterwegs, die anfangs<br />
auch John Lee Hooker und Champion<br />
Jack Dupree begleiteten. Veröffentlichte<br />
mehrere (akustische) Blues-Soloscheiben,<br />
ehe er 2009 einen Schlaganfall erlitt, den<br />
er aber wegsteckte und auch mit 70 noch<br />
aktiv ist.<br />
26.3. Diana Ross ersang sich nach ersten<br />
Erfolgen bei Mo<strong>to</strong>wn zahllose Goldund<br />
Platinauszeichnungen. Mit den 1959<br />
gegründeten Primettes unterschrieb sie<br />
1960 den ersten Deal bei Mo<strong>to</strong>wn, mit<br />
der Nachfolgegruppe Supremes räumte sie<br />
jahrelang ab, bis sie sich 1970 selbstständig<br />
machte, auch schauspielerte, 2012 mit<br />
einem Grammy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet<br />
wurde. Seit einiger Zeit tritt<br />
die nun 70-jährige fünffache Mutter, die<br />
auch mal mit Gene Simmons (Kiss) liiert<br />
war, kürzer.<br />
stian<br />
27.3. Rodney<br />
" Humble"<br />
Garwood bearbeitete zu Zeiten<br />
des Beatbooms den Bass<br />
bei Unit 4+2 (1967–1970) an<br />
der Seite von Russ Ballard.<br />
Feiert nun irgendwo sein 70.<br />
Wiegenfest.<br />
29.3. Terry Jacks sang und spielte bei<br />
<strong>The</strong> Poppy Family (Hits in den USA und<br />
der Heimat Kanada). Arbeitete 1972 an einem<br />
Album der Beach Boys mit, die seinen<br />
Vorschlag "Seasons In <strong>The</strong> Sun" aber ablehnten.<br />
Er nahm die Jacques-Brel-Nummer<br />
selbst auf und landete einen Welthit.<br />
Nahm weiter (erfolglos) auf, produzierte<br />
und engagiert(e) sich später für Umweltanliegen<br />
und ist nun 70.<br />
31.3. Shirley Jones feierte Erfolge als<br />
Schauspielerin und in <strong>Music</strong>als, hier zu<br />
Lande gewann sie in den Siebzigern als<br />
Mutter in der TV-Musikserie „Partridge<br />
Family" viele Fans. Mit 80 lebt sie in einem<br />
Vorort von Los Angeles.<br />
31.3. Mick Ralphs schrieb als Gitarrist<br />
von Mott <strong>The</strong> Hoople und Bad Company<br />
mit an der Rockhis<strong>to</strong>rie, war im vergangenen<br />
Jahr mit beiden Acts noch on <strong>the</strong> road.<br />
Unmittelbar nach seinem 70. bricht er mit<br />
seiner Blues Band auf, um durch Deutschland<br />
zu <strong>to</strong>uren.<br />
13.4. Jack Casady begleitete<br />
noch als Minderjähriger Ray<br />
Charles am Bass, war 1965 bei<br />
der Gründung von Jefferson<br />
Airplane dabei, brachte mit seinem<br />
Airplane-Kollegen Jorma<br />
Kaukonen Hot Tuna an den<br />
Start, stand mit Hendrix im<br />
Gar<br />
yG<br />
lit<br />
ter<br />
Studio und auf der Bühne, ist<br />
auf den Alben zahlloser Kollegen zu hören<br />
– und <strong>to</strong>urt mit 70 immer noch mit<br />
Hot Tuna.<br />
18.4. Glen Hardin ist eigentlich Jazzpianist,<br />
das Ehrenmitglieder von Buddy Hollys<br />
Band <strong>The</strong> Crickets begleitete aber auch Elvis<br />
Presley (in der TCB Band), John Denver<br />
(†), Ricky Nelson (†) und ist mit 75 immer<br />
noch im Studio und auf der Bühne anzutreffen.<br />
1.5. Judy Collins profilierte sich als Folksängerin<br />
und Songschreiberin, veröffentlichte<br />
1961 ihr Debüt A MAID OF CON-<br />
STANT SORROW; sie war mit Stephen Stills<br />
liiert, der ihr "Suite: Judy Blue Eyes" widmete.<br />
Die nun 75-Jährige ist Unicef-Botschafterin<br />
und tritt immer noch live auf.<br />
2.5. Bob Henrit trommelte bei <strong>The</strong> Roulettes,<br />
Adam Faith, Unit 4+2, Argent, Charlie,<br />
für Roger Daltrey, die Kinks – und veröffentlichte<br />
ein halbes Jahr vor seinem 70.<br />
die Au<strong>to</strong>biografie „Banging On".<br />
8.5. Bill Legend (bürgerlich William Fifield)<br />
war als Schlagzeuger bei den Zodiacs,<br />
Legend (mit Micky Jupp), Teenbeats und<br />
Scorpions (UK), erntete am meisten Aufmerksamkeit<br />
als Mitglied von T. Rex, arbeitete<br />
nach deren Ende als Studiodrummer.<br />
Inzwischen musiziert der 70er vor allem in<br />
seiner örtlichen Kirche.<br />
8.5. Gary Glitter (bürgerlich Paul Francis<br />
Gadd) veröffentlichte als Paul Raven 1960<br />
seine erste Single "Alone In <strong>The</strong> Night",<br />
sang in der Mike Leander Show Band. Mit<br />
Leander schrieb er viele der Hits, mit denen<br />
er als einer der Stars des Glam-Rock in den<br />
70er Jahren erfolgreich war. Ab Mitte der<br />
90er Jahre machte er vor allem Schlagzeilen,<br />
als er mehrfach wegen Kindesmissbrauchs<br />
verurteilt wurde und Haftstrafen absaß,<br />
zuletzt in Vietnam. Den 70. Geburtstag<br />
begeht er aber im UK.<br />
15.5. Ian Amey war Gitarrist<br />
Tich bei Dave Dee, Dozy, Beaky,<br />
Mick & Tich, mit denen er einst<br />
den Hamburger Star-Club, dann<br />
die Charts in aller Welt eroberte<br />
und bis 2013 <strong>to</strong>urte, am 1.6.<br />
letzten Jahres gab der jetzt 70-Jährige sein<br />
letztes Konzert mit der Band.<br />
9.5. Richie Furay wuchs in Ohio auf, startete<br />
seine Karriere als Folksänger in New<br />
York. Er spielte mit Stephen Stills zunächst<br />
bei <strong>The</strong> Au Go Go Singers, gründete dann<br />
mit ihm Buffalo Springfield, startete nach<br />
deren Ende Poco und die Sou<strong>the</strong>r Hillman<br />
Furay Band. Seit den 80er Jahren ist er<br />
Pfarrer einer christlichen Gemeinschaft in<br />
Denver, veröffentlicht gelegentlich solo<br />
(zuletzt 2006), war 2013 auf Carla Olsons<br />
neuem Album zu hören und tritt auch mit<br />
70 ab und zu noch live auf.<br />
9.5. Don Dannemann war Leadsänger<br />
und Gitarrist von Cyrkle, die als 1966 als<br />
Opener mit den Beatles <strong>to</strong>urten, von Brian<br />
Epstein gemanagt wurden und bis zu ihrem<br />
Ende 1967 mehrere Hits landeten. Er<br />
arbeitete später in der Werbewirtschaft und<br />
vollendet nun sein 70. Lebensjahr.<br />
14.5. Herbie Armstrong verschaffte Van<br />
Morrison 1962 einen Job als Sänger des<br />
Mecca Bingo Hall Orchestra, spielte dann<br />
in dessen Band und auf vier seiner Alben<br />
Gitarre. Er begleitete Lord Sutch, gründete<br />
1974 die Bands Fox und Yellow Dogs,<br />
veröffentlichte solo, war bei „Britain's Got<br />
Talent" dabei und ist jetzt 70.<br />
Sie könnten mit 65 in den offiziellen fiziellen Ruhestand gehen:<br />
16.3. Elliott Murphy wurde als Singer/<br />
Songwriter in den USA groß (LP-Debüt<br />
1973), nahm ein Duett mit<br />
Bruce Springsteen auf, arbeitete<br />
mit Iain Mat<strong>the</strong>ws und<br />
den Violent Femmes. Lebt seit<br />
vielen Jahren in Paris, trat auch<br />
Produzent, Journalist und Au<strong>to</strong>r<br />
von Kurzgeschichten und<br />
eines Romans in Erscheinung.<br />
Eddie<br />
Mon<br />
17.3. Daniel Lavoie versuchte vor allem<br />
in den 80er und 90er Jahren, sich auch au-<br />
o ey<br />
ßerhalb seiner Heimat Kanada als Singer/<br />
Songwriter, Pianist und Schauspieler zu<br />
profilieren, was ihm vor allem<br />
in Frankreich gelang.<br />
21.3. Eddie Money (schloss<br />
die Ausbildung zum Polizis ten<br />
nicht ab) war für Bill Graham<br />
„der geborene Performer” und<br />
hatte vor allem in den späten<br />
70er und 80er Jahren in den<br />
USA zahlreiche Hits (und Platinalben) – ist<br />
immer fleißig unterwegs.<br />
23.3. Ric Ocasek gründete nach Anfängen<br />
bei der Folktruppe Milkwood die<br />
New-Wave-Band Cap'n Swing, die sich<br />
in <strong>The</strong> Cars umbenannte und bis 1988<br />
aktiv war. Veröffentlichte seit<br />
1982 mehrere Soloplatten<br />
und arbeitet(e) erfolgreich als<br />
Produzent.<br />
24.3. Nick Lowe war eines<br />
der Aushängeschilder des<br />
Pub-Rock, blieb mit Brinsley<br />
Schwarz erfolglos, räumte<br />
Nick kL<br />
Lowe<br />
mit Rockpile ab, förderte Karrieren als<br />
Produzent (Pretenders, Elvis Costello,<br />
Graham Parker, <strong>The</strong> Damned, Dr. Feelgood),<br />
schrieb Evergreens wie "Cruel To<br />
Be Kind", ”I Love <strong>The</strong> Sound<br />
Of Breaking Glass”, ”I Knew<br />
<strong>The</strong> Bride” und veröffentlichte<br />
einige erstklassige eigene<br />
Alben, zuletzt 2013.<br />
26.3. Vicki Lawrence ist<br />
zwar vor allem als Schauspielerin<br />
bekannt, hatte aber<br />
Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
1973 mit "<strong>The</strong> Night <strong>The</strong> Lights Went<br />
Out In Georgia" einen Nummer-1-Hit in<br />
den USA, der Nachfolger "He Did With<br />
Me" war #1 in Australien. Sie veröffentlichte<br />
vier Alben, moderiert TV-Shows<br />
und ist mit einem <strong>The</strong>aterprogramm unterwegs.<br />
26.3. Fran Sheehan spielte Bass bei<br />
Bos<strong>to</strong>n (1976 bis Anfang der 80er Jahre)<br />
und Sammy Hagar, ist wegen einer Handverletzung,<br />
die er sich bei einem Unfall<br />
zuzog, nicht mehr professionell aktiv.<br />
7.4. John Oates lernte 1967 Daryl Hall<br />
kennen, mit dem er ab 1970 gemeinsam<br />
auftrat und aufnahm – zusammen hatten<br />
sie 34 Hits in den US-Top-100, performen<br />
immer noch gemeinsam. Dazu produziert<br />
Oates andere Künstler und veröffentlicht<br />
solo, zuletzt 2013<br />
GOOD ROAD TO FOLLOW.<br />
1.5. Tim Hodgkinson (p,<br />
g, sax) war mit Fred Frith<br />
Mitbegründer der UK-Art-<br />
Rocker Henry Cow, später<br />
von <strong>The</strong> Work und widmete<br />
sich zunehmend avantgardistischer<br />
Improvisationsmusik.<br />
Bil<br />
ly Joe<br />
l<br />
3.5. Zal Cleminson nahm zunächst in<br />
seiner Heimat Schottland mit Tear Gas<br />
auf, wurde dann als Gitarrist für die<br />
Sensational Alex Harvey Band verpflichtet,<br />
stieg 1979 bei Nazareth ein, betrieb<br />
mit Fish und Dan McCafferty<br />
die Gauditruppe <strong>The</strong> Party<br />
Boys, ehe er sich 2008 aus<br />
dem Musikgeschäft zurückzog.<br />
9.5. Billy Joel wuchs auf<br />
Long Island auf, nachdem<br />
seine Familie aus Nürnberg<br />
vor den Nazis geflohen war. Seine erste<br />
Band waren <strong>The</strong> Echoes, erste Aufnahmen<br />
mit <strong>The</strong> Hassles, 1971 erschien<br />
sein Solodebüt COLD SPRING HARBOR<br />
– der Beginn einer weltweit erfolgreichen<br />
Karriere mit zahlreichen Hits und<br />
sechs Grammy-Auszeichnungen. Im Mai<br />
erscheint das Live-Album A MATTER OF<br />
TRUST – A BRIDGE TO RUSSIA. Für Dezember<br />
hat er bereits zwölf Shows im<br />
New Yorker Madison Square Garden angesetzt.<br />
15.5. Geoff Gill Drummer begann als<br />
Schlagzeuger für Tony Adams & <strong>The</strong><br />
Viceroys und <strong>The</strong> Smoke, war angestellter<br />
Musiker der Morgan Studios sattelte<br />
dann auf Songwriter um, u.a. für Pat Benatar<br />
("Heartbreaker") und Tina Turner.<br />
Clarence "<br />
Pine<strong>to</strong>p" Smith (*11.6.1904)<br />
schuf am 29. Dezember 1928 mit<br />
"Pine<strong>to</strong>p's Boogie Woogie” eine Genrebezeichnung<br />
– den Erfolg dieses frühen<br />
Hits erlebte der Pianist aber nicht mehr: Er<br />
kam bei einer Schießerei in einer Tanzhalle<br />
am 15.3.1929 ums Leben.<br />
Zenon DeFleur (bürger lich: Hierowski),<br />
Rhythmusgitarrist der Pub-Rocker<br />
und Pre-Punker Count Bishops, starb am<br />
18.3.1979 gerade mal 27-jährig an den<br />
Folgen eines eine Woche zuvor<br />
geschehenen Au<strong>to</strong>unfalls<br />
in einem Krankenhaus in<br />
Brentford.<br />
Bobby Mitchell (*16.8.1935)<br />
nahm früh mit der Doo-Wop-<br />
Gruppe <strong>The</strong> Toppers auf,<br />
ehe er in den 50er und 60er<br />
Dan<br />
Ha rtm<br />
an<br />
Jahren solo erfolgreich war. Er moderierte<br />
später Radiosendungen und starb am<br />
17.3.1989.<br />
Lester Davenport (*6.1.1932) spielte<br />
Gitarre, Bass und Schlagzeug, wurde aber<br />
als Mundharmonika-Ass erfolgreich, begleitete<br />
Bo Diddley. Er arbeitete mangels<br />
Jobs als Lackierer, ehe er 1992 bei Kinsey<br />
Report einstieg und später zwei Soloplatten<br />
veröffentlichte. Den Kampf gegen den<br />
Prostatakrebs verlor er am 17.3.2009.<br />
Eddie Bo (*20.9.1930 als Edwin Bocage)<br />
gehörte als Sänger und Pianist zu<br />
den Veteranen der New-Orleans-Szene,<br />
begleitete viele namhafte Kollegen, nahm<br />
für zahlreiche Labels auf und belieferte<br />
Little Richard, Etta James und andere mit<br />
Songs, <strong>to</strong>urte mit Willy De Ville, ehe er am<br />
18.3.2009 verstarb.<br />
Mel Brown (*7.10.1939) ließ seine Gitarre<br />
bei Aufnahmen von T-Bone Walker, Bobby<br />
Darin, Bill Cosby tönen, begleitete Etta<br />
James und brachte 1967 eines der ers ten<br />
Blues-Funkalben heraus, spielte danach<br />
in der Band von Bobby „Blue" Bland, bei<br />
Albert Collins' Icbreakers. Ein Emphysem<br />
kostete ihn am 20.3.2009 das Leben.<br />
Johnny Bris<strong>to</strong>l (*3.2.1939) war einer der<br />
kreativsten Songschmiede und Produzenten<br />
im Hause Mo<strong>to</strong>wn (Diana Ross, Smokey<br />
Robinson, Velvettes, Gladys Knight,<br />
Jermaine Jackson), nahm selbst erfolgreiche<br />
Alben auf, duettierte mit Amii Stewart<br />
("My Guy – My Girl"), ehe er am 21.3.2004<br />
für immer verstummte.<br />
Dan Hartman (*8.12.1950) war ein vielseitiger<br />
Multi-Instrumentalist, Sänger,<br />
Songschmied und Produzent. Er begleitete<br />
Johnny und Edgar Winter<br />
(schrieb und sang dessen Hit<br />
"Free Ride", 1973) als Bassist,<br />
startete 1976 eine Solokarriere,<br />
landete den Disco-Hit "Instant<br />
Replay", schrieb dann<br />
für (und produzierte) Tina<br />
Turner, Dusty Springfield, Joe<br />
Cocker, Bonnie Tyler, James<br />
Brown ("Living In America" für „Rock<br />
IV"), James Young oder Steve Winwood.<br />
Aids und ein Hirntumor kosteten ihn am<br />
22.3.1994 das Leben.<br />
Uriel Jones (*13.6.1934) war Hausdrummer<br />
bei Mo<strong>to</strong>wn ("I Heard It Through <strong>The</strong><br />
Grapevine") und Mitglied der Funk Bro<strong>the</strong>rs,<br />
ehe ihn am 24.4.2009 ein Herzinfarkt<br />
dahinraffte.<br />
Dan Seals (*8.2.1948), jüngerer Bruder<br />
von Jim S. (Seals & Crofts)<br />
kam mit dem Soft-Rockduo<br />
England Dan & John Ford<br />
Coley in der zweiten Hälfte<br />
der 70er Jahre zu Hitehren,<br />
war danach als Countrymusiker<br />
erfolgreich, ehe ihn<br />
Lymphknotentumore am<br />
Gra<br />
raham<br />
Bo<br />
25.3.2009 das Leben kosteten.<br />
Jan Berry (*3.4.1941) bildete Ende der<br />
50er Jahre mit Dean Torrence das Surf-<br />
Popduo Jan & Dean, schrieb gemeinsam<br />
mit Brian Wilson für die Beach Boys, wurde<br />
durch einen schweren Au<strong>to</strong>unfall 1966<br />
jahrelang gebremst, dessen Spätfolgen zu<br />
seinem Ableben am 26.3.2004 führten.<br />
Gedenktage<br />
nd<br />
Arthur "<br />
Big Boy" Crudup (*24.8.1905)<br />
war Wanderarbeiter und Delta-Bluesmusiker,<br />
nahm ab den 40er Jahren Platten auf.<br />
Er hat sich in der Ewigkeit<br />
festgeschrieben durch seine<br />
Songs "That's All Right", "My<br />
Baby Left Me" und "So Glad<br />
You're Mine", die Elvis Presley<br />
zu Hits machte und viele<br />
andere coverten. Er starb<br />
nach einem Herzinfarkt am<br />
28.3.1974.<br />
She lSil<br />
ilvers<br />
Timi Yuro (*4.8.1940) gelang als Soulsängerin<br />
mit "Hurt" 1961 ein Nummer-4-Hit<br />
in den USA, in der Folge bis 1969 zahlreiche<br />
weitere Erfolgssingles. 1980 feierte<br />
sie ein Comeback in Europa, hatte dann<br />
Stimmbandprobleme und Kehlkopfkrebs,<br />
der zu ihrem Tod am 30.4.2004 führte.<br />
Ean Evans (*16.9.1960) hatte mit der<br />
Trompete angefangen, ehe er über die Gitarre<br />
beim Bass landete. Er arbeitete als<br />
Studiomusiker, dann verpflichteten ihn<br />
die Outlaws, 2001 schloss er sich Lynyrd<br />
Skynyrd an, bis ihn ein Krebsleiden am<br />
6.5.2009 das Leben kostete.<br />
Ron Wilson (*1945) trommelte in den<br />
frühen 60er Jahren bei <strong>The</strong> Surfaris<br />
und auf dem Klassiker "Wipe Out". Am<br />
7.5.1989 starb er an einem Gehirnaneurysma.<br />
Graham Bond (*28.10.1937)<br />
war als Keyboarder ein Katalysa<strong>to</strong>r<br />
der UK-Rockszene in den<br />
60ern, gehörte Alexis Korner's<br />
Blues Incorporated an, gründete<br />
dann das Graham Bond<br />
Quartet, dann seine Organization<br />
(mit Jack Bruce und Ginger Baker).<br />
Saß 1966 im Knast, wanderte in die USA<br />
aus, mischte bei Ginger Baker's Airforce<br />
mit. Er starb am 8.5.1974, als er in London<br />
von einer U-Bahn erfasst wurde.<br />
Stephen Bru<strong>to</strong>n (*7.12.1948) war Singer/Songwriter<br />
und einer der profiliertesten<br />
Gitarristen der US-Roots-Rockszene,<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97<br />
tein<br />
begleitete Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Bonnie Raitt,<br />
Rita Coolidge, Carly Simon, Elvis Costello,<br />
bis ihn der Kehlkopfkrebs am 9.5.2009<br />
dahinraffte.<br />
Shel Silverstein (*25.9.<br />
1930) war ein multitalentierter<br />
US-Künstler – er verfasste<br />
Kinderbücher, schuf Karikaturen,<br />
dichtete, schrieb Drehbücher,<br />
Filmmusiken und (oft<br />
bitterböse, zynische) Songs,<br />
unter anderem "A Boy Named Sue" (Johnny<br />
Cash), "Cover Of <strong>The</strong> Rolling S<strong>to</strong>ne"<br />
(Dr. Hook & <strong>The</strong> Medicine Show) sowie<br />
für Loretta Lynn, <strong>The</strong> Irish Rovers, Bobby<br />
Bare, Emmylou Harris oder Marianne<br />
Faithfull. Er veröffentlichte selbst mehrere<br />
Alben und starb am 10.5.1999.<br />
Clive Scott (*24.2.1945) prägte mit seinen<br />
Keyboards den Sound von Jigsaw<br />
("Sky High"), arbeitete als Songlieferant<br />
und Produzent. Beim Sturz von einer Leiter<br />
musste er am Gehirn operiert werden,<br />
erlitt eine Woche später zwei Schlaganfälle,<br />
die ihn am 10.5.2009 dahinrafften.<br />
Martin Lamble (*28.8.1949) trommelte<br />
auf den ersten drei Alben von Fairport<br />
Convention, ehe er am 12.5.1969 bei einem<br />
Verkehrsunfall ums Leben kam.<br />
Clint Warwick (*25.6.1940 als Albert<br />
Clin<strong>to</strong>n Eccles) bearbeitete seinen Bass bei<br />
Danny King & <strong>The</strong> Dukes, um dann 1964<br />
die Moody Blues mit aus der Taufe zu heben,<br />
auf deren Debütalbum er zu hören<br />
war. 1966 stieg er aus und sattelte auf<br />
Zimmermann um. Leberprobleme nach<br />
jahrelangem Alkoholmissbrauch rissen ihn<br />
am 15.5.2004 aus dem Leben.<br />
Wayman Tisdale (*9.6.1964) verdiente<br />
sich erste Meriten und Dollar als Profi-<br />
Basketballer in der NBA, verlegte sich<br />
dann aber auf die Musik, unterschrieb<br />
1995 bei Mo<strong>to</strong>wn und veröffentlichte<br />
acht Alben, die zunehmend jazziger ausfielen.<br />
Der Bassist verlor am 15.5.2009<br />
den Kampf gegen den Krebs.
Konzertkalender<br />
ALICE COOPER<br />
www.kb-k.com<br />
31.05. Mainz, Phönixhalle<br />
02.06. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
BARCLAY JAMES HARVEST<br />
feat. Les Holroyd<br />
www.barclayjamesharvest.co.uk<br />
26.03. Eberswalde,<br />
Sparkassen Forum<br />
01.04. CH-Solothurn,<br />
Kulturfabrik Kofmehl<br />
02.04. Pforzheim,<br />
Kulturhaus Osterfeld<br />
03.04. Mannheim, Alte Seilerei<br />
04.04. Bergheim,<br />
Rhein Medio Erft<br />
05.04. Worpswede, <strong>Music</strong>hall<br />
31.05. Schwarzenberg, Festival<br />
12.09. Bad Sooden, Kulturund<br />
Kongresszentrum<br />
JEFF BECK<br />
www.shooter.de<br />
29.05. Köln, E-Werk<br />
30.05. Berlin, Columbiahalle<br />
01.06. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
02.06. München, Circus Krone<br />
15.07. Hamburg, Stadtpark<br />
17.07. Freiburg,<br />
Zelt-Musik-Festival<br />
18.07. Stuttgart, Jazzopen<br />
19.07. Singen, Hohentwiel<br />
CHICAGO<br />
www.kb-k.com<br />
präsentiert:<br />
06.07. Bonn, Kunstrasen<br />
07.07. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
10.07. Berlin, Admiralspalast<br />
11.07. Leipzig, Parkbühne<br />
14.07. München, Tollwood<br />
15.07. Stuttgart, Liederhalle<br />
ELVIS COSTELLO<br />
www.kb-k.com<br />
07.10. Hamburg,<br />
Große Freiheit 36<br />
09.10. Berlin, Admiralspalast<br />
10.10. Leipzig, Haus Auensee<br />
12.10. Mainz, Phönixhalle<br />
13.10. München, Circus Krone<br />
14.10. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
ERRORHEAD<br />
www.india-media.de<br />
02.05. Rheine, Hypothalamus<br />
03.05. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
09.+10.05. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
12.05. Osnabrück, Maiwoche<br />
13.05. Augsburg, Spectrum<br />
14.05. Miltenberg, Beavers<br />
15.05. Nürnberg, Hirsch<br />
16.05. München,<br />
Garage Deluxe<br />
22.05. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />
23.05. Bocholt, Alte Molkerei<br />
24.05. Unna, Lindenbrauerei<br />
29.05. Nossen, Festival<br />
30.05. Görlitz, Kulturschmiede<br />
31.05. Torgau,<br />
Kulturbastion Torgau<br />
01.06. Reichenbach, Bergkeller<br />
11.07. Postbauer-Heng, Festival<br />
26.09. Bergheim,<br />
Medio-Rhein-Erft<br />
31.10. Schwerin, Speicher<br />
01.11. Halle, Objekt5<br />
06.11. Bruchsal, Fabrik<br />
07.11. Esslingen, Dieselstraße<br />
FOREIGNER<br />
www.dmc-music.de<br />
14.10. Bonn, Beethovenhalle<br />
16.10. Stuttgart, Liederhalle<br />
17.10. München, Circus Krone<br />
18.10. Halle, Händelhalle<br />
21.10. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
22.10. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
24.10. Mannheim, Rosengarten<br />
25.10. Tuttlingen, Stadthalle<br />
26.10. Freiburg, Konzerthaus<br />
28.10. Frankfurt, Alte Oper<br />
29.10. Osnabrück, Stadthalle<br />
30.10. Bremen, Glocke<br />
02.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
03.11. Berlin,<br />
Friedrichstadtpalast<br />
04.11. Hamburg, CCH<br />
FLOYD RELOADED<br />
www.solarpenguin.de<br />
12.09. Frankfurt, Alte Oper<br />
13.09. Mannheim, Alte Seilerei<br />
15.09. Nürnberg, Hirsch<br />
17.09. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
19.09. München,<br />
Backstage Werk<br />
21.09. Hamburg, Markthalle<br />
FOUR TOPS<br />
www.kb-k.com<br />
17.03. Frankfurt, Gibson<br />
HAMBURG BLUES BAND &<br />
FRIENDS<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
21.03. Göttingen, Musa<br />
22.03. Bordesholm, Savoy-Kino<br />
28.03. Kirchheim, Bastion<br />
29.03. Metzingen, Hirsch<br />
30.03. A-Wien, Reigen<br />
11.04. Hamburg, Fabrik<br />
17.04. Marburg, KFZ<br />
19.04. Torgau, Kulturbastion<br />
02.05. Wangen,<br />
Im Schwarzen Hasen<br />
03.05. Habach, Village<br />
09.05. Farsleben, Webers Hof<br />
10.05. Flensburg, Roxy<br />
24.05. Schöneiche,<br />
Kulturgießerei<br />
07.06. Mützingen, Alte Ziegelei<br />
08.06. Aukrug, Tivoli<br />
ROGER HODGSON<br />
www.rogerhodgson.com<br />
28.08. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
29.08. Leipzig, Parkbühne<br />
30.08. Alzey, Festival Aachen<br />
01.09. Aachen, Kurpark<br />
03.09. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />
www.hundredseventysplit.com<br />
09.10. Bonn, Harmonie<br />
10.10, Berlin, Quasimodo<br />
11.10. Melle Buer,<br />
Kulturwerkstatt<br />
14.10. Augsburg, Spectrum<br />
15.10. CH-Aarlburg,<br />
Moonwalker<br />
16.10. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
08.11. Metzingen, Hirsch<br />
JETHRO TULL'S<br />
IAN ANDERSON<br />
www.dmc-music.de<br />
19.11. Stuttgart, Liederhalle<br />
20.11. Aachen, Eurokongress<br />
22.11. Koblenz,<br />
Rhein-Mosel-Halle<br />
24.11. Bonn, Beethovenhalle<br />
25.11. Magdeburg, Stadthalle<br />
26.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
27.11. Hamburg, CCH 2<br />
29.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
30.11. Wetzlar, Rittal-Arena<br />
BOBBY KIMBALL<br />
www.crushconcerts.com<br />
22.05. Buchholz, Empore<br />
23.05. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
24.05. Mannheim, Alte Seilerei<br />
22.05. Buchholz, Empore<br />
LENINGRAD COWBOYS<br />
www.dmc-music.de<br />
27.06. Köln, Festival<br />
13.09. Jever, Brauhaus<br />
MAINHATTAN DIESEL<br />
www.beizaras.wix.com/<br />
mainhattan-diesel<br />
03.05. Frankfurt, Musikkeller<br />
29.05. Obertshausen, Remedy<br />
02.06. Offenbach,<br />
Offenbach Woche<br />
08.+09.06. Offenbach,<br />
Hessen Stadion<br />
15.06 Bieber, Ostendplatz<br />
12.07. Mühlheim, Käfertreff<br />
19.07. Hausen, Zur Kreuzung<br />
07.08. Offenbach, Bierfest<br />
JOHN MAYALL<br />
www.assconcerts.com<br />
27.03. Hamburg, Fabrik<br />
28.03. Oldenburg, Kulturetage<br />
29.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
30.03. Münster, Jovel<br />
31.03. Leipzig, Anker<br />
01.04. Berlin, C-Club<br />
02.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
03.04. Erfurt, HsD<br />
04.04. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
05.04. Affalter, Zur Linde<br />
06.04. Bochum, Zeche<br />
08.04. Köln, Die Kantine<br />
09.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
10.04. Kaiserslautern,<br />
Kammgarn<br />
11.04. Karlsruhe, Substage<br />
12.04. Freiburg, Jazzhaus<br />
13.04. München, Muffathalle<br />
15.04. Nürnberg, Hirsch<br />
16.04. Stuttgart, LKA<br />
NITS<br />
www.kb-k.com<br />
Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
28.03. Köln, Kulturkirche<br />
29.03. Karlsruhe, Tollhaus<br />
30.03. Nürnberg, Hirsch<br />
ELVIS PRESLEY ON STAGE<br />
www.kb-k.com<br />
02.06. Berlin, Admiralspalast<br />
04.06. Hamburg, CCH2<br />
05.06. Halle, Händelhalle<br />
06.06. München, Circus Krone<br />
07.06. Mainz, Rheingoldhalle<br />
MAGGIE REILLY<br />
www.assconcerts.com<br />
21.03. Bad Nenndorf,<br />
Wandelhalle<br />
22.03. Plauen, Malzhaus<br />
23.03. Menden, Walburgiskirche<br />
25.03. Twist, Heimathaus<br />
26.03. Mainz, Frankfurter Hof<br />
27.03. Mannheim, Alte Seilerei<br />
28.03. Müden,<br />
Kubus Eventhalle<br />
SAGA & MAGNUM<br />
www.dmc-music.de<br />
30.04. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall*<br />
01.05. Osnabrück, Rosenhof*<br />
07.05. Karlsruhe,<br />
Festhalle Durlach*<br />
08.05. Dortmund, FZW<br />
09.05. Köln, E-Werk<br />
10.05. Emden, Nordseehalle<br />
12.05. Hamburg, Docks<br />
13.05. Berlin, Huxleys<br />
15.05. Saarbrücken, Garage<br />
16.05. Filderstadt, FILharmonie<br />
17.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Obertraubling, Airport<br />
20.05. Nürnberg, Rockfabrik<br />
22.05. München, Circus Krone<br />
23.05. CH-Pratteln, Z7<br />
24.05. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
25.05. Augsburg,<br />
Spectrum Musikclub*<br />
* Saga solo<br />
JOE SATRIANI<br />
www.shooter.de<br />
25.06. Saarbrücken, Garage<br />
26.06. Ulm, Ulmer Zeit<br />
27.06. Karlsruhe, Tollhaus<br />
28.06. CH-Rapperswil, Festival<br />
SIMPLE MINDS<br />
www.noisenow.de<br />
11.07. Bonn, Kunstrasen<br />
LISA STANSFIELD<br />
www.kb-k.com<br />
09.05. Frankfurt, Festival<br />
10.05. Hamburg, CCH 2<br />
12.05. Bremen, <strong>Music</strong>al <strong>The</strong>ater<br />
19.05. Köln, <strong>The</strong>ater am<br />
Tanzbrunnen<br />
20.05. München, Circus Krone<br />
22.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
23.05. Mannheim, Rosengarten<br />
24.05. Bispingen, Festival<br />
26.05. Berlin, Admiralspalast<br />
TANGERINE DREAM<br />
www.mfpconcerts.com<br />
26.05. München, Circus Krone<br />
27.05. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
28.05. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
30.05. Berlin, Admiralspalast<br />
31.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
01.+02.06. Köln, <strong>The</strong>ater am<br />
Tanzbrunnen<br />
03.06. A-Wien, Gasometer<br />
TEDESCHI TRUCKS BAND<br />
www.shooter.de<br />
23.04. Köln, E-Werk<br />
25.04. München, Tonhalle<br />
26.04. Berlin, Huxleys<br />
12.07. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
UFO<br />
www.crushconcerts.com<br />
02.04. Buchholz, Empore<br />
04.04. Kiel, Räucherei<br />
05.04. Dresden, Tante Ju<br />
06.04. Erfurt,<br />
Gewerkschaftshaus<br />
07.04. Berlin, K17<br />
20.05. Mannheim, Alte Seilerei<br />
23.05. Siegburg, Kubana<br />
25.05. Dortmund, Musik<strong>the</strong>ater<br />
26.05. Bremen, Meisenfrei<br />
VANILLA FUDGE<br />
www.mfpconcerts.com<br />
16.03. Dresden, Tante Ju<br />
19.03. Nürnberg, Hirsch<br />
22.03. Hannover, Bluesgarage<br />
26.03. A-Wien, Szene
Konzertkalender<br />
THE 27 CLUB<br />
A Tribute To Jimi Hendrix, Brian<br />
Jones, Janis Joplin, Jim Morrison,<br />
Kurt Cobain & Amy Winehouse<br />
www.<strong>the</strong>27club.de<br />
18.03.–22.03. Berlin,<br />
Admiralspalast<br />
28.03.–03.04. Hamburg, CCH<br />
AEROSMITH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
09.06. Berlin, o2-World<br />
18.06. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
BRYAN ADAMS<br />
www.mlk.com<br />
13.06. Bensheim, Hessentag<br />
15.06. Tüßling, Schlosspark<br />
20.06. Salem, Schloss<br />
22.06. Bad Kissingen,<br />
Luitpoldpark<br />
ALAN PARSONS LIVE<br />
PROJECT<br />
www.mfpconcerts.com<br />
17.07. St. Goarshausen, Loreley<br />
18.07. Tuttlingen, Zeltfestival<br />
08.08. Schwetzingen, Schloss<br />
09.+11.08. Calw,<br />
Kloster Hirsau<br />
16.08. Spalt, Festival<br />
22.08. Wiblingen, Klosterhof<br />
TORI AMOS<br />
www.mlk.com<br />
19.05. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
20.05. Berlin, Tempodrom<br />
25.05. Hamburg, Laeiszhalle<br />
09.06. Stuttgart, Liederhalle<br />
10.06. München, Philharmonie<br />
AUSTRALIAN PINK FLOYD<br />
SHOW<br />
www.fkpscorpio.com<br />
20.03. Köln, Lanxess-Arena<br />
21.03. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
22.03. Lingen, Emsland-Halle<br />
23.03. Hannover,<br />
Swiss-Life-Hall<br />
25.+26.03. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
27.03. Mannheim, SAP-Arena<br />
28.03. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
29.03. Freiburg, Rothaus-Arena<br />
31.03. Leipzig, Arena<br />
01.04. Erfurt, Messehalle<br />
03.04. Chemnitz, Stadthalle<br />
04.04. München, Zenith<br />
05.04. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
07.04. Berlin, Tempodrom<br />
08.04. Kiel, Sparkassen-Arena<br />
10.04. Hamburg, o2-World<br />
11.04. Oldenburg, EWE-Arena<br />
12.04. Bielefeld, Stadthalle<br />
08.05. A-Wien, Stadthalle<br />
09.05. A-Graz, Stadthalle<br />
10.05. CH-Linz, Tipsarena<br />
11.05. A-Salzburg,<br />
Salzburg-Arena<br />
12.05. A-Innsbruck,<br />
Olympiahalle<br />
BLACK SABBATH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
08.06 Berlin, Wuhlheide<br />
13.06. München, Königsplatz<br />
25.06. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
27.06. Essen, Stadion<br />
BLACKMORE'S NIGHT<br />
www.blackmoresnight.com<br />
01.08. Krefeld, Burg Linn<br />
03.08. Hanau, Amphiteater<br />
06.08, Calw, Kloster Hirsau,<br />
09.08. Magdeburg,<br />
Festung Mark<br />
16.08. Merseburg, Domplatz<br />
21.08 Ulm, Kloster Wiblingen<br />
23.08. Erfurt, Zitadelle<br />
Petersberg<br />
26.08. Berlin, Admiralspalast<br />
MICHAEL BOLTON<br />
www.wizardpromotions.de<br />
23.04. Berlin,<br />
Friedrichstadt-Palast<br />
25.04. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
26.04. Erlangen,<br />
Heinrich-Lades-Halle<br />
28.04. München, Circus Krone<br />
30.04. Stuttgart, Liederhalle<br />
02.05. Essen, Philharmonie<br />
04.05. Leipzig, Gewandhaus<br />
BOY GEORGE<br />
www.kb-k.com<br />
14.04. Köln, Gloria <strong>The</strong>ater<br />
THE BREW<br />
www.<strong>the</strong>-brew.net<br />
15.03. Hamburg, Markthalle<br />
16.03. Erfurt, Club Centrum<br />
18.03. München, Backstage<br />
19.03. Ulm, Roxy<br />
20.03. Bochum, Zeche<br />
21.03 Karlsruhe, Substage<br />
22.03. Berlin, Postbahnhof<br />
GERRIT BROCKMANN & BAND<br />
www.hotstuffcds.de<br />
29.03. Langwedel,<br />
Hofcafe Haberloh<br />
22.06. Bremerhaven,<br />
Thieles Garten<br />
20.09. Bremen,<br />
Fränkies Vogelnest<br />
ARTHUR BROWN<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.de<br />
20.06. Dornstadt, Open Air<br />
ERIC BURDON & THE ANIMALS<br />
www.dmc-music.de<br />
22.04. Radolfzell, Michwerk<br />
23.04. Freiburg, Konzerthaus<br />
28.04. Hamburg, Fabrik<br />
29.04. Berlin, Tempodrom<br />
02.05. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
06.05. Stuttgart, LKA<br />
07.05. Augsburg,<br />
Kongress am Park<br />
CAMEL<br />
www.contrapromotion.com<br />
01.08. Fulda, Festival<br />
CANNED HEAT<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
15.04. A-Rankweil, Altes Kino<br />
16.04. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
18.04. CH-Aarburg,<br />
Moonwalker<br />
19.04. Siegburg, Kubana<br />
21.04. Wilhelmshaven,<br />
Pumpwerk<br />
23.04. Salzwedel, Hanseat<br />
24.04. Zwickau, Neue Welt<br />
25.04. Erfurt, HsD<br />
26.04. Neuruppin, Kulturhaus<br />
08.06. Torgau,<br />
Bastion Open Air<br />
TONY CAREY<br />
www.<strong>to</strong>nycarey.com<br />
14.03. Frankfurt, Das Brett<br />
29.03. Hainichen,<br />
Kneipe Eigenartig<br />
03.05. Brake, Zentral<strong>the</strong>ater<br />
ROGER CHAPMAN &<br />
THE SHORTLIST<br />
www.dmc-music.de<br />
09.08. Landsberg, Open Air<br />
CITY<br />
www.city-internet.de<br />
14.03. Wittenberg, Phönix<br />
15.03. Wismar,<br />
Georgen Kirche<br />
16.03. Güstrow,<br />
Ernst-Barlach-<strong>The</strong>ater<br />
21.03. Bischofswerda,<br />
Kulturhaus<br />
22.03. Hoyerswerda,<br />
Lausitzhalle<br />
23.03. Dessau, Marienkirche<br />
28.03. Eilenburg, Bürgerhaus<br />
29.03. Wolfen, Kulturhaus<br />
02.05. Weißenfels, Kulturhaus<br />
10.10. Chemnitz, Arena*<br />
11.10. Leipzig, Arena*<br />
31.10.+01.11. Berlin,<br />
o2-World *<br />
07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle*<br />
22.11. Erfurt, Messe*<br />
*mit Puhdys und Karat<br />
ERIC CLAPTON<br />
www.united-promoters-ag.com<br />
24.06. Mannheim, SAP-Arena<br />
26.06. A-Wien, Stadthalle<br />
ANNE CLARK<br />
www.maximumbooking.com<br />
17.04. Freiburg, Jazzhaus<br />
18.04. CH-Zürich, X-TRA<br />
19.04. AT-Kufstein,<br />
Kulturfabrik Kufstein<br />
22.06. Gelsenkirchen, Blackfi eld<br />
05.11. München, Ampere<br />
06.11. Nürnberg, Hirsch<br />
07.11. Erfurt, HsD<br />
08.11. Leipzig, <strong>The</strong>aterfabrik<br />
09.11. Berlin, Postbahnhof<br />
11.11. Magdeburg,<br />
FestungMark<br />
12.11. Hamburg, Fabrik<br />
13.11. Bremen, Dete<br />
14.11. Bochum, Christuskirche<br />
15.11. Köln, Gloria<br />
16.11. Aachen, Musikbunker<br />
18.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />
19.11. Pforzheim,<br />
Kulturhaus Osterfeld<br />
20.11. Marburg, KFZ<br />
CHI COLTRANE<br />
www.chicoltrane.com<br />
20.03. Nürnberg, Hirsch<br />
21.03. Gummersbach, Halle 32<br />
22.03. Winterbach,<br />
Lehenbachhalle<br />
26.03. CH-Mühle, Hunziken<br />
28.03. CH-Will, Gare De Lion<br />
29.03. Aschaffenburg, Sedwick<br />
01.04. Berlin, Jagger<br />
12.09. CH-Wetzikon, Scala<br />
13.09. CH-Gilly, Festival<br />
CHICK COREA & STANLEY<br />
CLARKE<br />
www.noisenow.de<br />
12.07. Bonn, Kunstrasen<br />
ROBERT CRAY<br />
www.assconcerts.com<br />
27.05. Hamburg, Fabrik<br />
29.05. München, Muffathalle<br />
30.05. Karlsruhe, Substage<br />
CRIMSON PROJEKCT<br />
www.wiventertainment.com<br />
21.03. Reichenbach,<br />
Neuberinhalle<br />
22.03. Karlsruhe, Konzerthaus<br />
23.03. Mainz, Frankfurter Hof<br />
25.03. Essen, Grugahalle<br />
26.03. CH-Pratteln, Z7<br />
CHRIS DE BURGH<br />
www.kb-k.com<br />
17.07. Emmendingen,<br />
Schlossplatz<br />
19.07. Nordkirchen,<br />
Schlosspark<br />
20.07. Beverungen, Weserufer<br />
22.07. Schwäbisch Gmünd,<br />
Stadtgarten<br />
23.07. München, Festival<br />
25.07. Günzburg,<br />
Waldschwimmbad<br />
26.07. Loreley, Freilichtbühne<br />
BOB DYLAN<br />
www.mlk.com<br />
01.07. München, Tollwood<br />
03.07. Zwickau, Stadthalle<br />
07.07. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
08.07. Flensburg, Flens-Arena<br />
MARIANNE FAITHFULL<br />
www.prknet.de<br />
15.11. München, Circus Krone<br />
25.11. Berlin, Tempodrom<br />
26.11. Hamburg,<br />
Kampnagelfabrik<br />
FISCHER Z<br />
www.assconcerts.com<br />
29.04. Palenberg, Rockfabrik<br />
30.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
01.05. Freiburg, Jazzhaus<br />
03.05. Karlsruhe, Tollhaus<br />
04.05. Nürnberg, Hirsch<br />
06.05. Bochum, Zeche<br />
07.05. Hamburg, Fabrik<br />
08.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
09.05. Osnabrück, Rosenhof<br />
17.05. CH-Cham, Kreuzsaal<br />
FOOLS GARDEN<br />
www.foolsgarden.de<br />
28.03. Potsdam, Nikolaisaal<br />
05.04. Schwerin, Speicher<br />
07.05. Bad Vilbel,<br />
<strong>The</strong>ater Alte Mühle<br />
31.05. Pforzheim, PFestival<br />
10.06. Durlach, Festival<br />
04.07. Have<strong>to</strong>ftloit, Landart<br />
05.07. Hooge,<br />
Kultur auf den Halligen<br />
06.07. Oelixdorf, Amönenhöhe<br />
19.07. Merseburg,<br />
Schlossgraben<br />
01.08. Göllheim, Torbogenfest<br />
02.08. Glauburg, Keltenwelt<br />
06.08. Gammertingen,<br />
Klosterhof Mariaberg<br />
PETER GABRIEL<br />
www.prknet.de<br />
29.04. Frankfurt, Festhalle<br />
30.04. München, Olympiahalle<br />
02.05. Köln, Lanxess-Arena<br />
03.05. Hannover, TUI-Arena<br />
25.05. Berlin, Waldbühne<br />
GEYERS<br />
www.mos-more.de<br />
15.03. Metzingen, Hirsch<br />
GURU GURU<br />
www.guru-guru.com<br />
11.04. Schöneiche,<br />
Kulturgießerei<br />
12.04. Schwerin, Speicher<br />
09.05. Darmstadt, Bessunger<br />
Knabenschule<br />
01.08. Mühlacker, Open Air<br />
16.08. Finkenbach,<br />
Finki-Festival<br />
STEVE HACKETT<br />
www.lb-events.de<br />
08.05. Fellbach,<br />
Schwabenlandhalle<br />
09.05. Bochum,<br />
RuhrCongress<br />
11.05. München, Circus Krone<br />
18.05. Hamburg, CCH<br />
19.05. Berlin, Tempodrom<br />
HAINDLING<br />
www.helloconcerts.de<br />
05.06. Germering, Stadthalle<br />
07.06. Nabburg, Nordgauhalle<br />
08.06. Tapfheim,<br />
Bäldleschwaige<br />
11.07. Perchting, Stadl Halle<br />
14.07. Weißenburg,<br />
Bergwald<strong>the</strong>ater<br />
24.07. Nassenhausen, Zeltfest<br />
01.08. Weitramsdorf,<br />
Schloss Tambach<br />
MORTEN HARKET<br />
www.mlk.com<br />
05.05. Hamburg, Laeiszhalle<br />
06.05. Köln, E-Werk<br />
08.05. Berlin, Columbiahalle<br />
09.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
HELTER SKELTER<br />
www.helter-skelter-live.de<br />
15.03. Augsburg,<br />
Kongresshalle<br />
21.03. Friedrichshafen,<br />
Rothaus Halle<br />
22.03. Filderstadt, Filharmonie<br />
29.03. Bad Fredeburg, Kurhaus<br />
12.04. Neustadt,<br />
Halle am Schloss<br />
20.04. Baindt,<br />
Schenk-Konrad-Halle<br />
25.04. Neustädtlein,<br />
Tanzmetropole<br />
03.05. Tuttlingen, Stadthalle<br />
10.05. Biberach, Gigelberghalle<br />
17.05. Memmingen, Stadthalle<br />
24.05. Aalen, Stadthalle<br />
28.05. München, Circus Krone<br />
30.05. Westernach, Festzelt<br />
06.06. Immenstadt, Sommerzelt<br />
27.06. Schopfl och, Festzelt<br />
18.07. Rosenheim, Festival<br />
26.07. Nürnberg,<br />
Serenadenhof<br />
08.+09.08. Kreebronn,<br />
Brauerei Max & Moritz<br />
13.09. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />
20.9. Ravensburg, Klub<br />
10.10. Neustädtlein,<br />
Tanzmetropole<br />
HOOTERS<br />
www.assconcerts.com<br />
24.04. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
25.04. Osnabrück, Rosenhof<br />
26.04. Aurich,<br />
Sparkassenarena*<br />
27.04. Memmingen,<br />
Eissporthalle*<br />
29.04. Ebersbach, OKV<br />
30.04. Hettenrodt, Hexenrock<br />
01.05. A-Hohenems,<br />
Tennis-Event-Center*<br />
02.05. Solingen,<br />
Festhalle Ohligs<br />
03.05. Winterbach, Salierhalle*<br />
04.05. Mannheim, Alte Seilerei<br />
*mit Manfred Mann's Earth Band<br />
HOT'N'NASTY<br />
www.hot-n-nasty.de<br />
14.03. Kamen, En Place<br />
29.03. Remscheid, <strong>Music</strong>al Box<br />
10.05. Unna, Lindenbrauerei<br />
30.05. Oberhausen, Gdanska<br />
31.05. Kamen, Stadtfest<br />
29.06. Saarbrücken,<br />
Sonntags ans Schloss<br />
BILLY IDOL<br />
www.mlk.com<br />
13.06. Bensheim, Hessentag<br />
17.06. Berlin,<br />
Zitadelle Spandau<br />
18.06. Hamburg, Stadtpark<br />
03.07. Dresden, Freilichtbühne<br />
PETER PANKA'S JANE<br />
www.k-b-n.de<br />
04.04. Oldenburg, Cadillac<br />
05.04. Stemwede, Lifehouse<br />
06.04. Paderborn,<br />
Schloss Neuhaus<br />
10.04. Neuss, Ham<strong>to</strong>rkrug<br />
11.04. Mannheim, 7er Club<br />
17.04. Freudenburg, Ducsaal<br />
25.04. Aurich, Stadthalle<br />
30.04. CH-Hinwil,<br />
Gasthof Hirschen<br />
ELTON JOHN<br />
www.prknet.de<br />
06.07. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
10.07. Fulda, Domplatz<br />
19.07. Mainz, Am Zollhafen<br />
20.07. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
23.07. Lörrach, Festival<br />
30.11: Stuttgart, Schleyerhalle<br />
KARAT<br />
www.karat-band.de<br />
28.03. Schwedt, <strong>The</strong>ater<br />
30.03. Ros<strong>to</strong>ck, Nikolaikirche<br />
04.+05.04. Erfurt, DasDie Brettl<br />
12.04. Pirna, Herderhalle<br />
13.05. Jena, Frühlingsfest<br />
06.06. Steinitz, Frühlingsfest<br />
07.06. Torgau,<br />
Schloss Hartenfels<br />
28.06. Bad Elster, Natur<strong>the</strong>ater<br />
25.07. Pegau, Volkshaus<br />
26.07. Uder, Festzelt<br />
30.08. Kamenz, Hutbergbühne<br />
13.09. Eisenhüttenstadt, Wohn<br />
ungsbaugenossenschaft<br />
02.10. Zwickau, Stadthalle*<br />
03.10. Schwerin, Sport- u.<br />
Kongresshalle*<br />
04.10. Cottbus, Stadthalle*<br />
10.10. Chemnitz, Arena*<br />
11.10. Leipzig, Arena*<br />
24.10. Dresden, Lukaskirche<br />
25.10. Halle, Stein<strong>to</strong>rvarieté<br />
01.11. Berlin, o2-Arena*<br />
07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle*<br />
08.11. Magdeburg,<br />
Getec-Arena*<br />
14.11. Neuruppin, Kulturkirche<br />
15.11. Greifswald, Kaisersaal<br />
21.11. Riesa, Erdgas-Arena*<br />
22.11. Erfurt, Messe*<br />
*mit Puhdys<br />
KROKUS<br />
www.krokusonline.com<br />
17.05. Lindau, Club Vaudeville<br />
18.05. Nürnberg, Hirsch<br />
20.05. Bremen, Aladin<br />
21.05. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
22.05. München,<br />
Backstage Werk<br />
24.05. Burgrieden, Riffelhof<br />
25.05. Bochum, Zeche<br />
LAKE<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
28.03. Dortmund, Piano<br />
29.03. Idstein, Scheuer<br />
30.03. Idar-Oberstein, Turnhalle<br />
31.05. Berlin, Trabrennbahn<br />
LATIN QUARTER<br />
www.<strong>to</strong>uchofmusic.de<br />
27.03. Oldenburg, Cadillac<br />
28.03. Bordesholm, Savoy-Kino<br />
29.03. Wredenhagen,<br />
Café Scheune<br />
30.03. Bremen, Ki<strong>to</strong><br />
02.04. Tuttlingen, Rittergarten<br />
03.04. CH-Chur, Marsöl<br />
04.04. CH-Altnau, S-KA<br />
05.04. Wolfach,<br />
Klausenbauernhof<br />
06.04. Marbach, Schlosskeller<br />
08.04. Töpen, Folkclub Isaar<br />
09.04. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
10.04. Twist, Heimathaus<br />
11.04. Essen, Grend<br />
12.04. Neustadt,<br />
Wirtshaus Konfetti<br />
13.04. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />
LETZ ZEP<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
10.04. Riesa, Erdgasarena<br />
11.04. Heilbad Heiligenstadt,<br />
Kulturhaus<br />
13.04. CH-Pratteln, Z 7<br />
19.04. Altenburg, Kosma<br />
20.04. Weimar, Weimarhalle<br />
22.04. Leipzig, Gewandhaus<br />
23.04. Magdeburg,<br />
Altes <strong>The</strong>ater<br />
24.04. Potsdam, Nikolaisaal<br />
12.11. München, Circus Krone<br />
22.11. Merkers,<br />
Erlebnisbergwerk<br />
UDO LINDENBERG<br />
www.rt-konzerte.de<br />
07.+08.06. Düsseldorf,<br />
Esprit-Arena<br />
13.+14.06. Leipzig,<br />
Red Bull-Arena<br />
LIFESIGNS<br />
www.modernewelt.de<br />
27.04. Stuttgart, LKA<br />
29.04. Hamburg, Knust<br />
30.04. Berlin, C-Club
Konzertkalender<br />
MANIC STREET PREACHERS<br />
www.mlk.com<br />
15.05. Berlin, Huxleys<br />
17.05. München, Backstage<br />
20.05. Frankfurt, Gibson<br />
21.05. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
MANFRED MANN'S<br />
EARTHBAND<br />
www.dmc-music.de<br />
11.04. Köln, Kantine<br />
12.04. Karlsruhe,<br />
Festhalle Durlach<br />
13.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
25.04. Coesfeld, Stadthalle<br />
26.04. Aurich,<br />
Sparkassenarena*<br />
27.04. Memmingen,<br />
Eissporthalle*<br />
01.05. A-Hohenems,<br />
Tennis-Event-Center*<br />
02.05. Simbach, Lokhalle<br />
03.05. Winterbach, Salierhalle*<br />
04.05. CH- Pratteln, Z7<br />
09.05. A-Wien, Gasometer<br />
14.06. Rehau, Jahnstadion<br />
12.09. Kirchheimbolanden,<br />
Römerplatz<br />
* mit Hooters<br />
METALLICA<br />
www.wizardpromotions.de<br />
04.06. Hamburg,<br />
Imtech-Arena<br />
MOJO MAKERS<br />
www.hypertension-music.de<br />
23.05. Leverkusen, Topos<br />
24.05. Wessel,<br />
Jugendzentrum Karo<br />
08.06. Fürth, Festival<br />
MOTHERS FINEST<br />
www.dmc-music.de<br />
28.04. Stuttgart, LKA<br />
29.04. CH-Pratteln, Z7<br />
02.05. Gronau, Jazzfestival<br />
03.05. Hannover, Bluesgarage<br />
04.05. Essen, Turock<br />
06.05. Köln, Kantine<br />
07.05. Regensburg,<br />
Alte Mälzerei<br />
12.07. Bad Rappenau,<br />
Bonfelder Schlosshof<br />
DONNIE MUNRO<br />
www.hypertension-music.de<br />
19.03. Karlsruhe, Tollhaus<br />
20.03. Krefeld, Kulturfabrik<br />
22.03. Cuxhaven, Hapaghalle<br />
23.03. Braunschweig, Gastwerk<br />
24.03. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
25.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
26.03. Hannover, Pavillion<br />
27.03. Ansbach, Kammerspiele<br />
28.03. Freiburg, Jazzhaus<br />
29.03. Netphen,<br />
Georg-Heimann-Halle<br />
30.03. Oberhausen,<br />
Zentrum Altenberg<br />
MARIUS MÜLLER-WESTERN-<br />
HAGEN<br />
www.deag.de<br />
01.04. Hamburg,<br />
Große Freiheit 36<br />
03.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
06.04. Köln, E-Werk<br />
08.04. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
09.04. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
12.04. CH-Zürich, Volkshaus<br />
14.04. München, Tonhalle<br />
16.04. A-Wien,<br />
Museumsquartier<br />
17.04. Nürnberg, Löwensaal<br />
19.04. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
22.04. Leipzig, Haus Auensee<br />
24.04. Berlin, Columbiahalle<br />
NAZARETH<br />
www.dmc-music.de<br />
11.07. A-Klam, Burg Clam<br />
12.07. A-Wiesen, Festival<br />
30.07. CH-Cevio, Festival<br />
16.08. Spalt, Lieder am See<br />
NEW MODEL ARMY<br />
www.con<strong>to</strong>ur-music.de<br />
03.10. Lindau, Club Vaudeville<br />
04.10. Augsburg, Kantine<br />
05.10. Freiburg, Jazzhaus<br />
07.10. Karlsruhe, Substage<br />
08.10. Saarbrücken, Garage<br />
09.10. Jena, F-Haus<br />
10.10. Coesfeld, Fabrik<br />
11.10. Kiel, Max<br />
12.10. Beverungen, Stadthalle<br />
18.10. Bremen, Aladin<br />
19.10. Celle, CD Kaserne<br />
20.10. Frankfurt, Batschkapp<br />
NIEDECKENS BAP<br />
www.semmel.de<br />
14.03. Berlin, Tempodrom<br />
15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />
16.03. Bremen, Die Glocke<br />
18.03. Essen, Lichtburg<br />
19.03. Düsseldorf, Tonhalle<br />
21.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />
22.03. Merkers, Bergwerk<br />
23.03. Erfurt, <strong>The</strong>ater<br />
24.03. Braunschweig,<br />
Stadthalle<br />
26.03. Leipzig, Gewandhaus<br />
27.03. Nürnberg, Staats<strong>the</strong>ater<br />
28.03. Limburg, Stadthalle<br />
29.03. Frankfurt, Alte Oper<br />
30.03. Hannover,<br />
<strong>The</strong>ater am Aegi<br />
01.04. Kiel, Sparkassen-Arena<br />
02.04. Osnabrück,<br />
Osnabrückhalle<br />
04.04. Düren, Arena<br />
05.04. Neunkirchen,<br />
Neue Gebläsehalle<br />
06.04. Karlsruhe, Stadthalle<br />
11.04. Ludwigshafen, BASF<br />
Feierabendhaus<br />
12.04. Friedrichshafen,<br />
Graf-Zeppelin-Haus<br />
13.04. Ulm,<br />
Congress Centrum<br />
15.04. Stuttgart, Liederhalle<br />
16.04. Freiburg, Konzerthaus<br />
17.04. München,<br />
Philharmonie<br />
21.04. Kassel, Staats<strong>the</strong>ater<br />
22.–24.04. Köln, Philharmonie<br />
01.06. Göttingen, Lokhalle<br />
03.06. Bonn, Beethovenhalle<br />
04.+05.06. Bad Hersfeld,<br />
Stiftsruine<br />
06.06. Hilchenbach, KulturPur<br />
08.06. Bensheim,<br />
Weststadthalle<br />
27.06. Salzkotten, Dreckburg<br />
30.06.+01.07. Köln,<br />
<strong>Music</strong>al Dome<br />
17.07. Heilbronn, Festival<br />
18.07. Tambach, Schloss<br />
19.07. Dresden, Konzertplatz<br />
20.07. Nürnberg,<br />
Serenadenhof<br />
24.07. Trier, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
25.07. Dinslaken, Burg<strong>the</strong>ater<br />
01.08. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
02.08. Calw, Kloster Hirsau<br />
03.08. Mainz, Domplatz Mainz<br />
14.08. Monschau, Burg<br />
16.08. Papenburg,<br />
Landesgartenschau<br />
31.08. Mönchengladbach,<br />
Schloss Rheydt<br />
01.09. Bochum, Zeltfestival<br />
CHRIS NORMAN<br />
www.semmel.de<br />
14.03. Frankfurt, Batschkapp<br />
16.03. Hamburg,<br />
Große Freiheit 36<br />
17.03. Ros<strong>to</strong>ck, Moya<br />
19.03. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
20.03. Leipzig, Gewandhaus<br />
21.03. Nürnberg, Hirsch<br />
22.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r-Varieté<br />
24.03. Gera, KuK<br />
26.03. Berlin, Tempodrom<br />
28.03. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
DOLLY PARTON<br />
www.deag.de<br />
05.07. Köln, Lanxess-Arena<br />
06.07. Berlin, o2-World<br />
AXEL RUDI PELL<br />
www.continental-concerts.de<br />
21.09. Köln, Essigfabrik<br />
23.09. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
24.09. München, Backstage<br />
26.09. A-Wien, Szene<br />
30.09. Berlin, Huxleys<br />
01.10. Bremen, Aladin<br />
03.10. Karlsruhe, Substage<br />
05.10. Bochum, Zeche<br />
PLACEBO<br />
www.mlk.com<br />
20.08. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
ROBERT PLANT<br />
www.wizardpromotions.de<br />
16.07. Berlin, Zitadelle<br />
17.07. Dresden, Junge Garde<br />
DIE PRINZEN<br />
www.dieprinzen.de<br />
21.+22.07. Wunsiedel,<br />
Festspiele<br />
27.08.–05.10. Kirchen<strong>to</strong>ur<br />
PROCOL HARUM<br />
www.dmc-music.de<br />
29.05. Freising, Luitpoldhalle<br />
05.07. CH-Gossau, Bundwiese<br />
PUHDYS<br />
www.puhdys.com<br />
15.03. Schwerin, Sport- u.<br />
Kongresshalle<br />
21.03. Coswig, Börse<br />
22.03. Plauen, Festhalle<br />
29.03. Fulda, Orangerie<br />
30.03. Sigmaringen, Stadthalle<br />
12.04. Esslingen, Neckar Forum<br />
03.05. Dodow, Freilichtbühne<br />
30.05. Eberswalde,<br />
Freilichtbühne<br />
31.05. Warnemünde,<br />
Freilichtbühne<br />
07.06. Kamenz, Freilichtbühne<br />
05.07. Landsberg,<br />
Freilichtbühne<br />
15.07. Vellmar, <strong>The</strong>aterzelt<br />
19.07. Klaffenbach,<br />
Wasserschloss<br />
26.07. Freital,<br />
Hains Freizeitzentrum<br />
02.08. Weißenfels,<br />
Freilichtbühne<br />
09.08. Rudolstadt,<br />
Residenzschloss<br />
23.08. Neuhausen,<br />
Freilichtbühne<br />
02.10. Zwickau, Stadthalle*<br />
03.10. Schwerin, Sport- und<br />
Kongresshalle*<br />
04.10. Cottbus, Stadthalle*<br />
10.10. Chemnitz, Arena**<br />
11.10. Leipzig, Arena**<br />
31.10.+01.11. Berlin,<br />
o2-World**<br />
07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle**<br />
08.11. Magdeburg,<br />
Getec-Arena*<br />
14.+15.11. Freiberg, Tivoli<br />
21.11. Riesa, Erdgasarena*<br />
22.11. Erfurt, Messe**<br />
* mit Karat<br />
** mit City und Karat<br />
MICK RALPH'S BLUES BAND<br />
www.hypertension-music.de<br />
03.04. Dudenhofen, Bürgerhaus<br />
04.04. Fulda, Alte Piesel<br />
05.04. Roth, Bluestage<br />
06.04. Braunschweig,<br />
Meier <strong>Music</strong> Hall<br />
08.04. Bonn, Harmonie<br />
09.04. Unna, Lindenbrauerei<br />
10.04. Hamburg, Rock Café<br />
11.04. Wetzlar, Francis<br />
12.04. Winterbach,<br />
Lehenbachhalle<br />
13.04. Metzingen,<br />
Kulturkneipe Hirsch<br />
15.04. Augsburg, Spectrum<br />
16.04. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />
17.04. Hannover, Bluesgarage<br />
05.05. Roth, Bluestage<br />
RAMRODS<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
18.03. Frankfurt, Nachtleben<br />
19.03. Nürnberg, Hirsch*<br />
04.04. Nürnberg, Pegnitzbühne<br />
21.05. Köln, Yard Club<br />
22.05. Berlin, Frannz Club<br />
24.05. Nürnberg, Hirsch**<br />
27.05. Zwickau, Kulturkirche<br />
St. Barbara<br />
19.07. Amberg,<br />
Kultursommerfest<br />
* mit Vanilla Fudge<br />
** mit Pretty Things<br />
CLIFF RICHARD<br />
www.deag.de<br />
13.05. Hamburg, o2-World<br />
14.05. Berlin, o2-World<br />
16.05. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
20.05. München, Olympiahalle<br />
30.05. Frankfurt, Festhalle<br />
ROACHFORD<br />
www.india-media.de<br />
26.03. A-Kufstein, Kufa<br />
28.03. CH-Brugg, Salzhaus<br />
29.03. CH-Cham, Festival<br />
30.03. CH-Murten,<br />
Hotel Murten<br />
01.04. CH-Hasliberg,<br />
Wetterhorn<br />
02.04. CH-Zürich, Escherwyss<br />
04.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
05.04. Mühldorf, Haberkasten<br />
06.04. Bensheim, Rex<br />
08.04. Karlsruhe, Jubez<br />
09.04. Mainz, Frankfurter Hof<br />
11.04. Köln, Gloria<br />
12.04. Bad Segeberg, Paradiso<br />
13.04. Berlin, Quasimodo<br />
SAVOY BROWN<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
25.04. Berlin, Frannz Club<br />
26.04. Weinheim, Central<br />
27.04. Bonn, Harmonie<br />
30.04. CH-Zug, Chollerhalle<br />
02.05. CH-Aarburg,<br />
Moonwalker<br />
03.05. CH-Mühle, Hunziken<br />
05.05. München, Garage<br />
06.05. A-Wien, Reigen<br />
07.05. Nürnberg, Hirsch<br />
09.05. Rheinbach,<br />
Schwarzer Adler<br />
10.05. Reitwein, Heiratsmarkt<br />
SCORPIONS<br />
www.semmel.de<br />
28.04. Kempten, BigBox<br />
29.04. München, Olympiahalle<br />
01.05. Köln, Lanxess-Arena<br />
02.05. Hamburg, o2-World<br />
04.05. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
KENNY WAYNE SHEPHERD<br />
www.shooter.de<br />
06.05. Hamburg, Fabrik<br />
07.05. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
08.05. Berlin, Kesselhaus<br />
09.05. Dresden, Tante Ju<br />
11.05. München,<br />
Backstage Werk<br />
12.05. Frankfurt, Batschkapp<br />
13.05. Nürnberg, Hirsch<br />
14.05. Karlsruhe, Tollhaus<br />
15.05. Köln, Kantine<br />
17.05. Winterbach,<br />
Lehenbachhalle<br />
Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
SILLY<br />
www.mlk.com<br />
06.06. Rügen, Rugard Bühne<br />
08.06. Gera, Veolia Bühne<br />
30.08. Rehna, Open Air Rehna<br />
05.09. Görlitz,<br />
Landskronbrauerei<br />
06.09. Halle, Peißnitzinsel<br />
12.09. Torgau,<br />
Schloss Hartenfels<br />
13.09. Potsdam, Lindenpark<br />
SLADE<br />
wqw.dmc-music.de<br />
20.06. Rüdesheim,<br />
Magic Bike Week<br />
30.08. Stadtallendorf,<br />
Herrenwaldstadion<br />
PATTI SMITH<br />
www.pattismith.net<br />
01.08. Burg Herzberg, Festival<br />
05.08. Stuttgart, Freilichbühne<br />
09.08. Haltern, Festival<br />
11.08. Mainz, Zitadelle<br />
12.08. München,<br />
Alte Kongresshalle<br />
SPACE DEBRIS<br />
www.spacedebrisprojekt.de<br />
05.04. Schwetzingen,<br />
Cafe Montreux<br />
16.05. Mannheim, Festival<br />
18.05. Stuttgart, Zwölfzehn<br />
09.08. Lorch, Festival<br />
15.08. Salzkotten, Festival<br />
06.09. Weinheim, Cafe Central<br />
SPENCER DAVIS GROUP<br />
www.dmc-music.de<br />
09.08. Landsberg, Open Air<br />
SPIDER MURPHY GANG<br />
www.helloconcerts.de<br />
24.04. Denzlingen,<br />
Kultur- & Bürgerhaus<br />
25.04. Bühl, Bürgerhaus<br />
30.04. Edling, Festzelt<br />
01.05. A-Hohenems,<br />
Eventcenter<br />
03.05. Amtzell, Zelt<br />
30.05. Ot<strong>to</strong>brunn, Zelt<br />
31.05. A-St. Johann, Festzelt<br />
07.06. Freystadt, Festzelt<br />
04.07. Apfeldorf, Festzelt<br />
11.07. Aidenbach, Open Air<br />
18.07. Scherneck, Open Air<br />
19.07. Kulmbach, Open Air<br />
01.08. Erlabrunn, Festzelt<br />
23.08. A-Euratsfeld, Festzelt<br />
11.10. Willingen, Schützenhalle<br />
STATUS QUO<br />
www.kb-k.com<br />
18.03. Berlin, o2-World<br />
19.03. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
21.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
09.08. Tettnang, Open Air<br />
STRANGLERS<br />
www.mlk.com<br />
13.04. Stuttgart, LKA<br />
14.04. München, <strong>The</strong>aterfabrik<br />
16.04. Hamburg, Fabrik<br />
ROD STEWART<br />
www.united-promoters-ag.com<br />
24.06. Berlin, o2-World<br />
27.06. Mannheim, SAP-Arena<br />
29.06. München,<br />
Olympiahalle<br />
01.07. A-Wien, Stadthalle<br />
03.07. Köln, Lanxess-Arena<br />
SWEET<br />
www.stuff-music.de<br />
03.04. Hamburg, Markthalle<br />
05.04. Krefeld, Kulturfabrik<br />
07.04. Berlin, Fritzclub<br />
08.04. Leipzig, Auensee<br />
10.04. Dresden, Schlachthof<br />
11.04. Magdeburg, Amo<br />
12.04. Bremerhaven,<br />
Stadthalle<br />
13.04. Osnabrück, Rosenhof<br />
19.04. CH-Solothurn, Kofmehl<br />
20.04. Friedrichshafen,<br />
Bahnhof Fischbach<br />
23.04. Saarbrücken, Garage<br />
24.04. Karlsruhe, Substage<br />
25.04. Stuttgart, LKA<br />
26.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
27.04. Augsburg, Spectrum<br />
30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />
01.05. CH-Herisau, Casino<br />
02.05. Nürnberg, Hirsch<br />
04.05. Rosenheim, Ballhaus<br />
06.05. A-Wien, Szene<br />
07.05. Obertraubling, Airport<br />
08.05. Kempten, Big Box<br />
09.05. CH-Einsiedeln, Ziegelei<br />
10.05. CH-Schaffhausen,<br />
Kammgarn<br />
CASSIE TAYLOR & BAND<br />
www.hypertension-music.de<br />
14.03. Berlin, Kiste<br />
15.03. Wredenhagen,<br />
Café Scheund<br />
16.03. Zehdenick,<br />
Klosterscheuen<br />
19.03. Wetter, Earth <strong>Music</strong><br />
20.03. Leverkusen, Topos<br />
21.03. Trittau, Alter Bahnhof<br />
22.03. Brandenburg,<br />
Kneipe Pur<br />
23.03. Köln, Yardclub<br />
26.03. A-Frauenthal,<br />
Blue Garage<br />
27.03. A-Wien, Festival<br />
28.03. CH-Altau, S-Ka<br />
29.03. A-Hard, Kammgarn<br />
30.03. Roth, Bluestage<br />
01.04. Wetzlar, Francis<br />
02.04. Hamburg, Rock Café<br />
Reeperbahn<br />
03.03. Schwerin, Speicher<br />
06.03. Gifhorn, Kultbahnhof<br />
TEN YEARS AFTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
15.03. Biberach,<br />
Gigelberghalle<br />
21.03. Gelsenkirchen, Die Kaue<br />
22.03. Siegburg, Kubana<br />
29.03. Affalter, Zur Linde<br />
THE KING<br />
www.jazzhausbooking.com<br />
04.04. Weinheim, Café Central<br />
05.04. Freiburg, Jazzhaus<br />
07.04. Bonn, Harmonie<br />
08.04. Münster, Sputnikhalle<br />
10.04. Hamburg, Klubsen<br />
11.04. Kiel, Räucherei<br />
12.04. Dortmund, Piano<br />
CHRIS THOMPSON<br />
www.christhompson-central.com<br />
20.03. Bruchsal, Fabrik<br />
21.03. CH-Pratteln, Z7<br />
22.03. Esslingen, Dieselstraße<br />
26.03. Unna, Lindenbrauerei<br />
27.03. Siegburg, Kubana<br />
28.03. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
29.03. Morbach,<br />
Baldenauhalle<br />
05.06. Wissen, Kulturwerk<br />
27.06. Kiel, Kieler Woche<br />
TON STEINE SCHERBEN<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
08.04. Nürnberg, Hirsch<br />
URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
06.04. Roth, Bluestage<br />
14.06. Hamminkeln, Open Air<br />
30.08. Stadtallendorf,<br />
Herrenwaldstadion<br />
15.11. Schemmerhofen,<br />
Mehrzweckhalle<br />
HERMAN VAN VEEN<br />
www.kj.de<br />
26.05. Bremen, Die Glocke<br />
27.05. Hamburg, Deutsches<br />
Schauspielhaus<br />
28.05. Essen, Philharmonie
02.06. Berlin,<br />
Friedrichstadtpalast<br />
28.06. Köln, Philharmonie<br />
VIBRAVOID<br />
www.s<strong>to</strong>nedkarma.com<br />
18.04. Berlin, Psych Fest<br />
19.04. Amburg, Molo<strong>to</strong>v<br />
22.04. Stuttgart, Zwölfzehn<br />
23.04. Würzburg, Kellerperle<br />
24.04. Wetzlar, Franzis<br />
25.04. Mainz, Baron<br />
26.04. Nürnberg,<br />
Pegnitz Bühne<br />
30.04. Mönchengladbach,<br />
Festival<br />
PAUL WELLER<br />
www.kj.de<br />
30.05. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
31.05. Berlin, Huxleys<br />
01.06. Köln, E-Werk<br />
03.06. Frankfurt, Batschkapp<br />
04.06. München, Circus Krone<br />
TONY JOE WHITE<br />
www.modernewelt.de<br />
10.07. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
11.07. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
RAY WILSON<br />
www.raywilson.net<br />
14.03. Steinau, Euelenspiegel<br />
15.03. Brake, Central<strong>the</strong>ater<br />
16.03. Hückelhoven,<br />
Gymnasium<br />
20.03. Magdeburg,<br />
Johanniskirche<br />
21.03. Freyburg, Sektkellerei<br />
22.03. Leipzig, Peterskirche<br />
23.03. Chemnitz,<br />
St. Markus Kirche<br />
03.04. Datteln, Stadthalle<br />
04.04. Leverkusen, Scala<br />
05.04. Knittlingen, Cellarium<br />
11.04. Affalter,<br />
Gasthof zur Linde<br />
12.04. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
13.04. Augsburg, Spectrum<br />
24.04. Bergedorf, Lola<br />
25.04. Ros<strong>to</strong>ck, Nikolaikirche<br />
26.04. Lübeck, Kolosseum<br />
30.04. Borgsdorf, Landgasthaus<br />
Weißer Hirsch<br />
03.05. Kaiserslautern,<br />
SWR-Studio<br />
10.05. Paderborn,<br />
Kulturwerkstatt<br />
17.05. Ottmaring,<br />
Kulturwirtschaft<br />
23.05. Satrup, Landgasthof<br />
25.05. Hildesheim,<br />
Stadt<strong>the</strong>ater<br />
06.06. Schafstedt, Kerzenhof<br />
07.06. Hannover, Bluesgarage<br />
05.07. Lichterfeld,<br />
Besucherbergwerk F60<br />
12.07. Bonfeld, Festival<br />
18.07. Duisburg, Open Air<br />
JOHNNY WINTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
30.05. Halle, Händelsche Halle<br />
11.07. A-Klam, Open Air<br />
12.07. A-Wiesen, Festival<br />
09.11. München, Circus Krone<br />
15.11. Neuruppin, Kulturhaus<br />
20.11. Karlsruhe, Konzerthaus<br />
22.11. Buchholz, Stadthalle<br />
JOACHIM WITT<br />
www.extra<strong>to</strong>urs-konzertbuero.de<br />
29.04. Berlin, Columbia Club<br />
30.04. Hannover,<br />
Musikzentrum<br />
01.05. Erfurt, HsD<br />
02.05. Magdeburg,<br />
Altes <strong>The</strong>ater<br />
03.05. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
06.05. Hamburg, Markthalle<br />
07.05. Mannheim, Alte Seilerei<br />
08.05. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
09.05. Leipzig, Haus Auensee<br />
MUSICALS<br />
Massachusetts<br />
Das Bee Gees-<strong>Music</strong>al<br />
www.resetproduction.de<br />
15.03. Paderborn, Paderhalle<br />
16.03. Stadthagen, Festhalle<br />
18.03. Hamm, Maximilianpark<br />
19.03. Iserlohn, <strong>The</strong>ater<br />
21.03. Winterberg, Eventpalast<br />
23.03. Zwickau, Stadthalle<br />
26.03. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
27.03. Brandenburg,<br />
Stahlpalast<br />
28.03. Berlin, Tempodrom<br />
29.03. Frankfurt, Messehalle<br />
30.03. Stralsund, Vogelsanghalle<br />
02.04. Fulda, Maritim<br />
03.04. Mainz, Phönixhalle<br />
04.04. Mönchengladbach,<br />
Kaiser-Friedrich-Halle<br />
06.04 Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
07.04. Münster,<br />
Halle Münsterland<br />
24.04. CH-Gossau,<br />
Fürstenlandsaal<br />
25.04. CH-Winterthur,<br />
Kongresshaus<br />
26.04. CH-Chur, Stadthalle<br />
27.04. CH-Bern,<br />
Kursaal-Arena<br />
30.04. CH-Emmenbrücke,<br />
Gersag<br />
01.05. CH-Biel,<br />
Kongresszentrum<br />
02.05. CH-Zürich,<br />
Kongresshaus<br />
03.05. CH-Interlaken,<br />
Audi<strong>to</strong>rium Kursaal<br />
04.05. CH-Basel, Casino<br />
06.05. München, Circus Krone<br />
08.05. A-Graz,<br />
Helmut-List-Halle<br />
09.05. A-Wien, Stadthalle<br />
10.05. A-Linz, Brucknerhaus<br />
11.05. A-Salzburg, Europasaal<br />
10.05. Köln, LMH<br />
15.05. München,<br />
Backstage Halle<br />
16.05. Kaiserslautern,<br />
Kammgarn<br />
17.05. Bochum, Matrix<br />
ALEXANDER WOLFRUM<br />
www.alexanderwolfrum.de<br />
24.03. Kronach, Lorla<br />
01.05. Mark<strong>to</strong>berdorf, Rathaus<br />
31.05. Bayreuth, Kleinkunst -<br />
festival-Meyernberg<br />
YES<br />
www.kb-k.com<br />
26.05. Mainz, Phoenixhalle<br />
27.05. Berlin, Admiralspalast<br />
28.05. Leipzig, Auensee<br />
NEIL YOUNG & CRAZY HORSE<br />
www.wizardpromotions.de<br />
20.07. Ulm, Münsterplatz<br />
23.07. A-Wien, Stadthalle<br />
25.07. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
26.07. Dresden, Elbufer<br />
28.07. Mainz, Zollhafen<br />
ZZ TOP<br />
www.mlk.com<br />
20.06. Köln, Tanzbrunnen<br />
21.06. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
02.07. Saarbrücken,<br />
Saarlandhalle<br />
FESTIVALS<br />
Rock Meets Classic<br />
www.<strong>to</strong>urneen.com<br />
14.03. Würzburg,<br />
s.Oliver-Arena<br />
16.03. Passau, Dreiländerhalle<br />
18.03. Mannheim, SAP-Arena<br />
19.03. Kempten, Big Box<br />
20.03. München, Olympiahalle<br />
22.03. Regensburg,<br />
Donauarena<br />
23.03. CH-Zürich, Hallenstadion<br />
26.03. A-Innsbruck,<br />
Olympiahalle<br />
27.03. Ingolstadt, Saturn-Arena<br />
29.03. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
30.03. Leipzig, Arena<br />
01.04. Hamburg, o2-World<br />
02.04. Essen, Grugahalle<br />
04.04. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
05.04. Dresden, Messe<br />
Alice Cooper, Uriah Heep,<br />
Mide Ure, Kim Wilde, Joe<br />
Lynn Turner, Mat Sinner Band<br />
23. Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />
www.bluestage.de<br />
29.03.–06.04. Roth, Festival<br />
u.a. Uriah Heep, Popa<br />
Chubby, British Blues All<br />
Stars, Mick Ralphs<br />
Oldie-Festival<br />
www.german-entertainment.com<br />
31.05. Lübeck, Freilichtbühne<br />
u.a. Searchers, Creedence,<br />
Clearwater Revisited, City,<br />
Marmalade<br />
Celtic Summer Night<br />
www.prknet.de<br />
12.06. Bensheim, Festzelt<br />
Runrig, Sharon Corr,<br />
High Kings<br />
8. Classic Rocknacht<br />
www.noisenow.de<br />
14.06. St.Goarshausen, Loreley<br />
Joe Bonamassa, Joe<br />
Satriani, Bernie Marsden,<br />
Julian Sas, <strong>The</strong> Brew, Krissy<br />
Mat<strong>the</strong>ws<br />
Talents Meet Legends<br />
www.blacksheep-kultur.de<br />
10.–12.07. Bad Rappenau,<br />
Bonfeld<br />
u.a. Mo<strong>the</strong>r's Finest, New<br />
Model Army, Fairport<br />
Convention, Horslips,<br />
Die Happy, Oysterband, Bell<br />
Book & Candle, Anyone's<br />
Daughter, Hiss, Ray<br />
Wilson's Genesis Classics<br />
Rock Of Ages<br />
www.rock-of-ages.de<br />
25.+26.07. Seebronn,<br />
Festplatz<br />
u.a. Kansas, Lordi, Tokyo<br />
Burg Herzberg Festival<br />
www.burgherzberg-festival.de<br />
31.7.–3.8. Burg Herzberg,<br />
Festivalgelände<br />
u.a. Patti Smith, JJ Grey &<br />
Mofro, <strong>The</strong> Crimson<br />
ProjeKCt, Kraan<br />
Lieder am See<br />
www.liederamsee.de<br />
16.08. Spalt, Festival<br />
u.a. Alan Parsons Live<br />
Project, John Lees' Barclay<br />
James Harvest, Nazareth<br />
2. Sindelfinger Oldie Night<br />
www.eventim.de<br />
27.09. Sindelfi ngen,<br />
Glaspalast<br />
Lords, Equals, Chris Andrews,<br />
Pussycat, Harpo<br />
-Festival<br />
www.goodtimes-magazin.de<br />
18.10. Offenbach, Stadthalle<br />
Albert Hammond, Christie,<br />
Night Fever
Live-Musik und Schwarzes Gold<br />
Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />
Folge 13: Black Plastic, Dortmund<br />
Die Hüter des schwarzen Goldes: Lukas und Valentin<br />
Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Seit dem 29. Juni 2013 leben in der Rheinischen Straße 31<br />
in Dortmund Lukas Hergarten und Valentin Gube ihren verwirklichten<br />
Traum vom eigenen Laden. Kennen gelernt haben<br />
sie sich auf diversen Plattenbörsen, und trotz oder vielleicht<br />
gerade wegen ihrer unterschiedlichen musikalischen<br />
Ausrichtung hatten beide schnell das Gefühl, gemeinsam<br />
etwas bewegen zu können. Und das in Zeiten, in denen Plattenläden<br />
eher schließen als neu eröffnen.<br />
Es war lange ein Traum von mir", sagt Gube, „einen eigenen Laden zu haben,<br />
„ ich hätte aber nie damit gerechnet, dass es dazu einmal kommen würde."<br />
Die erwähnten unterschiedlichen Interessen spiegeln sich deutlich im Angebot<br />
wider. Zentrales <strong>The</strong>ma ist definitiv der Rockbereich, von Indie über S<strong>to</strong>ner und<br />
Progressive Rock bis hin zu Alternative Metal. Jedoch auch der Jazzbereich kann<br />
sich sehen lassen, und insbesondere die Krautrock-Ecke präsentiert immer wieder<br />
neue Überraschungen.<br />
Vinylfans werden hier nicht nur mit Scheiben versorgt: Es sind Plattenspieler im<br />
Angebot, das „schwarze Gold" wird gewaschen (auf einer HW 17 von VPI Industries)<br />
oder – bei Bedarf – sogar per „Bügelmaschine" von wellig auf<br />
plan repariert. Auch wer sich von eigenen Schätzen trennen möchte,<br />
ist hier richtig. Viele Sammler, denen es bislang nicht gelungen ist, das<br />
Objekt ihrer Begierde zu ergattern, kommen gern wieder. Gube: „Wir<br />
haben mittlerweile einen erfreulich gut funktionierenden Bestellservice.<br />
Der ermöglicht uns, innerhalb von etwa sieben Tagen die meisten<br />
Platten zu besorgen."<br />
Interessant bei beiden ist die familiär bedingt gegenläufige Entwicklung<br />
in Sachen „Jäger und Sammler". Während bei den Hergartens<br />
keine Musikanlage erlaubt war („nach meinem Auszug gab es<br />
Punk und Metal, Pogen hat den Kopf freigemacht."), wurde Valentin<br />
als 15-Jähriger von seinem Vater geradezu überhäuft mit Jethro<br />
Tull, Camel, Fairport Convention etc. „Spätfolge": „Wenn ich nur eine<br />
LP behalten dürfte, dann wäre es King Crimsons IN THE COURT OF THE<br />
CRIMSON KING!"<br />
Es ist die Angebotsmischung, die Black Plastic besonders macht. Beide<br />
Betreiber ergänzen sich in der Geschäftspartnerschaft und in ihren unterschiedlichen<br />
musikalischen Vorlieben. Während Hergarten derzeit seine<br />
Sammlung in den Bereichen Progressive, Psych, S<strong>to</strong>ner/Doom sowie – für<br />
die ruhigeren Momente – Folk zu komplettieren versucht, forscht Gube<br />
nach teuren Originalen von Ash Ra Tempel, Affinity, dem Vertigo-Swirl-<br />
Label und so weiter. Auch Liedermacher und Jazz finden sein Gehör, zum<br />
Aggressionsabbau gibt es Danko Jones oder frühe Metallica.<br />
Eine weitere Besonderheit bei Black<br />
Plastic sind regelmäßige Konzerte, die<br />
ein- bis zweimal im Monat im Laden<br />
stattfinden. Zur Eröffnung im Juni 2013<br />
gab es gleich vier Live-Acts, seitdem treten<br />
immer wieder hoffnungsvolle Newcomer<br />
auf, die mit den Kunden auf Tuchfühlung<br />
gehen. Diese Veranstaltungen sind<br />
kostenlos, sogar Getränke stellt der Laden<br />
zur Verfügung (Liebe Besucher: Bitte das<br />
Spendenschwein nicht übersehen!). Auf<br />
diese Weise ist in kürzester Zeit eine ungewöhnlich<br />
enge Kunden-Laden-Bindung<br />
entstanden. Lukas Hergarten fügt hinzu:<br />
„Und das Schönste: Es kommen immer<br />
mehr jüngere Leute, die in den 90ern aufgewachsen sind und die<br />
Schallplatte damals fast gar nicht mehr wahrgenommen haben.<br />
Das holen die jetzt nach. Wir haben ein ganz breites Spektrum,<br />
und ich genieße es, dass fast immer Kunden im Laden sind."<br />
Und Szenen wie diese machen<br />
Mut für die Zukunft:<br />
„Letztens", erinnert sich Gube,<br />
„war ein älterer Mann zum ersten<br />
Mal im Laden. Der erzählte,<br />
er habe wieder angefangen<br />
Platten zu sammeln, weil sein<br />
Sohn sich jetzt dafür so begeistert.<br />
Es ist <strong>to</strong>ll zu sehen, wie<br />
zwei Generationen so sehr in<br />
der gleichen Sache aufgehen."<br />
Von Oliver Schuh<br />
Black Plastic<br />
Rheinische Straße 31<br />
44147 Dortmund<br />
Tel.: 0231-79 94 80 39<br />
Mobil: 0157-73 81 78 12<br />
email: mail@blackplastic.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di.– Fr.: 13 –19 Uhr<br />
Do.: 13–20 Uhr<br />
Sa.: 11–16 Uhr
Fo<strong>to</strong>: © Tom Wagner<br />
DIE ANDEREN …<br />
Bester Sänger? Steve Marriott<br />
Beste Sängerin? Adele<br />
Beste Band? <strong>The</strong> Beatles<br />
Beste(r) Songschreiber(in)? Lennon/McCartney,<br />
(Richard) Rodgers & (Oscar) Hammerstein<br />
Unterschätzteste(r) Band/Solist? <strong>The</strong> Small<br />
Faces<br />
Überschätzteste(r) Band/Solist? Oasis<br />
Beste Single? "Imagine" (Beatles)<br />
Bestes Album? RUBBER SOUL (Beatles)<br />
Bester Song? "A Day In <strong>The</strong> Life" (Beatles)<br />
Deine Allstar-Band? El<strong>to</strong>n John (p), Paul<br />
McCartney (b), John Lennon (g), Eric Clap<strong>to</strong>n (g),<br />
Simon Kirke (dr), PP Arnold (b-voc), Dusty Springfield<br />
(b-voc), Aretha Franklin (b-voc) und ich.<br />
... UND ICH<br />
Welche Cover-Version möchtest du mal<br />
aufnehmen? "All <strong>The</strong> Way" (Frank Sinatra)<br />
Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />
"Don’t Give Up" (Peter Gabriel)<br />
Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />
Paul Simon<br />
Wie sollte der Song heißen? "Almost <strong>The</strong>re"<br />
Was war das Highlight deiner Karriere?<br />
Der erste große Hit<br />
Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Gib dein Bestes!<br />
EINIGE W0RTE ZU ...<br />
Smokie: Die Originalband war großartig und viel<br />
besser, als die Leute dachten. Wir erlebten <strong>to</strong>lle<br />
Zeiten!<br />
Suzi Quatro: Eine der wenigen wirklich großen<br />
Rockerinnen.<br />
Mike Chapman: Brillanter Songschreiber und<br />
Produzent und für mich ein großer Einfluss.<br />
Tony Carey: Netter Bursche, talentierter Musiker<br />
und Songschreiber.<br />
Cynthia Lennon: Liebenswert, warmherzig und<br />
eine freundliche Person.<br />
Kevin Keegan: Großartiger Fußballer und ein<br />
netter Bursche.<br />
Sport: Schaue ich mit großem Vergnügen an und<br />
betreibe ihn mit eben solchem Spaß.<br />
KREUZVERHÖR<br />
Von Philipp Roser<br />
Chris<br />
Norman<br />
Faible für<br />
PP, Dusty<br />
& Aretha<br />
Mit THERE AND BACK hatte sich<br />
Chris Norman im vergangenen<br />
Jahr wieder mal aus dem Studio<br />
zu Gehör gemeldet. Kurz bevor<br />
der Ex-Smokie-Sänger, inzwischen<br />
63 und fünffacher Vater, zu seiner<br />
Deutschland-Tour aufbrach (Ende:<br />
28.3. in Hannover), stellte er sich<br />
dem Good Times-Kreuzverhör.<br />
Familie: Das Wichtigste für jedermann.<br />
Songschreiben: Eine vergnügliche Angelegenheit,<br />
die manchmal lohnenswert und einträglich, manchmal<br />
frustrierend ist.<br />
Deutschland: So etwas wie meine zweite Heimat,<br />
wo ich mich immer sehr wohlfühle.<br />
Isle Of Man: Wunderschöne, friedliche Insel.<br />
Kinderhospiz Mitteldeutschland: Dort leistet<br />
man sehr wertvolle Arbeit für eine wichtige Sache.<br />
Erfolg: Hilfreich, sollte aber nicht zu ernstgenommen<br />
werden.<br />
Ta<strong>to</strong>rt": War gut für "Midnight Lady".<br />
"<br />
Osteuropa: Viele interessante Orte und Menschen,<br />
die man dort kennen lernen kann.<br />
Live-Auftritte: Es ist ein großartiges Gefühl, mit<br />
dem Publikum zusammenzukommen.<br />
TV-Shows: Mal gut, mal fürchterlich.<br />
PLEASE, ANSWER<br />
THE S0NG …<br />
Why Do Fools Fall In Love?<br />
(FRANKIE LYMON, 1963)<br />
Weil die Liebe eine sehr komische Sache ist und die<br />
Menschen Menschen brauchen.<br />
Where Have All <strong>The</strong> Good Times Gone?<br />
(KINKS, 1965)<br />
Für mich sind die in den 60er Jahren geblieben; aber<br />
wenn man sich umschaut, sind sie immer noch da.<br />
What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />
Keine Ahnung, was meint ihr?<br />
Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />
Little Richard, Jerry Lee Lewis, Elvis Presley.<br />
Why Believe In You? (TEXAS, 1991)<br />
Wenn ich jetzt etwas sage, werde ich darauf festgenagelt.<br />
So. 13.4.14 | LKA Longhorn Stuttgart<br />
40th Anniversary<br />
Tour<br />
Mi. 16.4.14 | LKA Longhorn Stuttgart<br />
80th Anniversary Tour 2014<br />
Fr. 16.5.14 | FILharmonie Filderstadt<br />
Do. 22.5.14 | Liederhalle Stuttgart<br />
LISA STANSFIELD<br />
SEVEN TOUR 2014<br />
Di. 27.5.14 | <strong>The</strong>aterhaus Stuttgart<br />
TANGERINE<br />
DREAM<br />
Phaedra Farewell Tour 2014<br />
Di. 5.8.14 | SpardaWelt Freilichtbühne<br />
Killesberg Stuttgart<br />
AND HER BAND<br />
<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />
Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05
Alter Schotte, neue See- Fahrt<br />
Von Uli Twelker<br />
Es sah gut aus für Lake im Herbst 2012: Das<br />
neue Album FREEDOM war im Kasten, die<br />
Sommerkonzerte mit neuem Reper<strong>to</strong>ire waren<br />
erfolgreich gelaufen, und auch die traditionelle<br />
Weihnachts-Rutsche mit Hamburger Fabrik-<br />
Konzerten hatte man gebucht. Alex Conti wirkte<br />
glücklich, energiegeladen und voller Optimismus –<br />
Lake standen wieder voll im Saft.<br />
Da kam ein Anruf aus Schottland von Lloyd Anderson, dem Leadsänger<br />
der letzten drei Jahre. Es konnte sich nur um Details<br />
kommender Gigs handeln. Leider nicht, Anderson teilte mit:<br />
„Ich fühlte mich zuletzt gar nicht mehr so als Bandmitglied!" Conti<br />
erinnerte sich etwas anders, so an den Begleittext zu FREEDOM –<br />
dort hatte Anderson noch seinen „Lake-Brüdern" gedankt, um jetzt<br />
zu ergänzen: „Wenn ich nicht mehr zur Band gehöre, bin ich ja<br />
euer Sessionsänger. Als solcher bin ich noch nicht so recht bezahlt<br />
worden." Ein bisschen Jammern ginge<br />
ja<br />
noch. Doch dann platzte die Bombe:<br />
L.A. wollte eine erkleckliche Summe sofort<br />
– dies mit einem kleinen, sagen wir,<br />
„Hinweis" für Conti & Co.: Christmas-<br />
Gigs würden von sofortiger Zahlung<br />
abhängen. Und: Der Transfer müsse den<br />
Lake-Brüdern verheimlicht werden. Conti legte auf.<br />
Was nun kam, hatte der Schotte wohl kaum erwartet.<br />
– Gitarrist Conti informierte umgehend Drummer Micki Stickdorn, Keyboarder<br />
Jens Skwirblies und Bassist Holger Trull.<br />
– Ein Schotte kommt selten allein. Schon gar nicht bei Lake,<br />
bei denen der Bittsteller bereits die Nummer 4 aus den Highlands<br />
war.<br />
– Organist Skwirblies rief beim Schotten Nr.1 an: Ian Cussick.<br />
Der Wahl-Hamburger aus Dundee war Lake-Mitglied der ersten<br />
Stunde. Er trat 1973 den Pre-Lake-Tornados bei, sang auf<br />
FREEDOMs "Silvia" und war als Gastvokalist für die Fabrik<br />
2012 in Hamburg fest eingeplant – und wollte ohnehin, wenn<br />
möglich, mehr singen! Cussick hatte sich mit fetzigen Hits<br />
("Shame Shame Shame" bei Linda & <strong>The</strong> Funky Boys, "Like<br />
Ice In <strong>The</strong> Sunshine"), Solo-LPs (HYPERTENSION, FOREVER,<br />
eine Mega-10-CD-Beatles-Tribute-Box) und Tourneen längst<br />
in die Herzen europäischer Fans gesungen. „Yes, Lake in <strong>the</strong><br />
sunshine", sagte er die Tour zu. Damit schien die Katastrophe<br />
erst mal abgewendet. Unfassbar für die Band, dass jedoch kurz<br />
darauf eine gute und eine schlechte Nachricht alles komplett<br />
aus dem Lot warfen.<br />
Top gelaufen: Besonders die genannte Fabrik-Sause wurde legendär wie selten!<br />
Ian Cussick war bei Stimme wie in seinen besten Tagen. Wie andere vor ihm hatte<br />
er die wilden Tage als Booze Bro<strong>the</strong>r hinter sich gelassen. Alex Conti: „Wie er an<br />
jenem Abend sang, das war unglaublich. Die Jahre der Abstinenz haben ihm die<br />
volle Power zurückgegeben. Nach wenigen Nummern wusste ich: Wenn er will,<br />
wird er auf Dauer wieder unser Mann!" Und Cussick wollte.<br />
Dumm gelaufen: Anderson hatte offenbar geschäumt, es wurde Klage eingereicht.<br />
Lake habe ohne sein Wissen die CD auf den Markt geworfen. Das war<br />
Fo<strong>to</strong>: © bigbasspic<br />
Conti neu: „Wir hatten jede Menge Promos rausgeschickt – ein Minivertrieb<br />
verscherbelte ein paar Scheiben, doch von einem Major-Release waren wir weit<br />
entfernt." Aber Klage und Gegenklage, das konnte verdammt teuer werden.<br />
Conti ging's rational an: „Ich ließ einen deutsch-britischen Spezialanwalt für<br />
internationales Urheberrecht einschlägige Urteile zitieren und Tatsachen zurechtrücken:<br />
gemeinsame Gigs über Jahre, Gleichberechtigung der Bandmusiker,<br />
abgesprochene Strategie hinsichtlich der Scheibe."<br />
Ian Cussick<br />
Lake 2014 (v.l.): Conti, Stickdorn,<br />
Skwirblies, Cussick & Trull<br />
Fazit: Waffenruhe. Alex Conti erinnert sich mit Schaudern,<br />
aber auch Erleichterung: „Der Gute wollte aus den Annalen<br />
von Lake getilgt werden, vor allem von dem Album: Leadund<br />
Chorstimme raus, für eigene Texte wurde das Copyright<br />
entzogen. Jetzt nahm Ian Cussick Fahrt auf – in der Form<br />
seines Lebens: In kürzester Zeit hatte er, passend zu den Originaltiteln,<br />
eigene Texte parat, in bester Qualität und natürlich<br />
auf seine Person zugeschnitten. Doch dann ging der<br />
Stress erst richtig los. Conti: „Das ganze Album nochmal aufs<br />
Riesenpult, neue Spuren einfahren. Alles erneut abmischen,<br />
wie oft hatten wir die Titel schon hören müssen?! Wir hatten<br />
Angst, dass die für uns selbst die Attraktivität verloren.<br />
Inzwischen lieben wir sie wieder, und das Ergebnis – na, hör<br />
selbst!"<br />
Was jetzt als WINGS OF FREEDOM auf den Markt kam, ist von noch größerer<br />
Durchschlagskraft als die vom Markt genommene Version. Und: Der Blick geht<br />
nach vorn – sämtliche Konzerte der laufenden<br />
Tour gibt es (Kooperation mit Amazon) als „Official<br />
Bootleg" samt Cover als Download. Und<br />
was Cussicks Beatles-Projekt betrifft: Für Zugaben<br />
geht der auch als Bassist bestechende Sänger<br />
mit Jens Skwirblies auf die Bühne – die beiden<br />
zelebrieren "Ticket To Ride": <strong>to</strong>ller Song, gutes<br />
Omen!<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Leserbriefe<br />
Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine email senden:<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/102 862 · email: goodtimes@nikma.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Festival<br />
Hallo <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />
erstmal ein großes Dankeschön für die <strong>to</strong>llen S<strong>to</strong>rys. Wir fiebern jeder<br />
neuen Ausgabe entgegen und sind seit vielen Jahren treue Leser der<br />
<strong>GoodTimes</strong>.<br />
2012 waren wir auf dem Festival in Offenbach und restlos begeistert. Vor<br />
allem Jeff Christie und seine Band haben uns regelrecht von den Sitzen<br />
gehauen. Auch 2014 haben wir das <strong>GoodTimes</strong>-Festival schon fest eingeplant.<br />
Wir hätten sogar einen Vorschlag für das Line-Up: Im Dezember<br />
2013 haben wir bei youtube einen aktuellen Clip von der Gruppe Hank<br />
<strong>The</strong> Knife & <strong>The</strong> Jets gefunden. Das wäre doch einmal eine Band, die<br />
sonst hier in Deutschland noch kein anderer Veranstalter gebracht hat,<br />
und die Jungs bringen es noch absolut.<br />
Viele Grüße von den <strong>GoodTimes</strong>-Lesern aus Scheibenberg<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1-2014 – Kinks<br />
Guten Morgen Herr Leibfried,<br />
Klasse! Kurz und knapp über 50 Jahre Kinks, weil da ja schon mehr als<br />
ausgiebig in der Vergangenheit berichtet wurde. Insgesamt ist das Heft<br />
wieder gelungen.<br />
Danke noch für die Mike-Pinder-Rezension. Woher wusstet ihr das? Solltet<br />
ihr tatsächlich nochmals über 50 Jahre Moodys berichten, würde ich<br />
auf die Frühzeit 1964 bis 1966 mit Denny Laine eingehen. Er wird übrigens<br />
im Ok<strong>to</strong>ber 70 Jahre alt.<br />
Viele Grüße Fred Neumann<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1-2014 – Konzertkalender<br />
Hallo liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />
ich bin seit vielen Jahren Leser eurer <strong>to</strong>llen Zeitung und als Jahrgang '52<br />
natürlich besonders an Nachrichten über Stars und Musik aus den 60ern<br />
interessiert, die gefühlt weniger werden. Kein Hinweis auf eine große Tour<br />
von Herman's Hermits oder der Abschieds<strong>to</strong>ur von Dozy, Beaky, Mick &<br />
Tich durch Deutschland im Jahr 2013!?!<br />
Überhaupt würde ich mich als regelmäßiger Besucher sehr über mehr<br />
Termine von Oldie-Konzerten, besonders im süddeutschen Raum freuen.<br />
Hatte zuletzt viel Spaß in Nürnberg am 19. Januar 2014 mit <strong>The</strong> Rattles,<br />
Mungo Jerry, Tony Christie, <strong>The</strong> Hollies und <strong>The</strong> Tremeloes.<br />
Ganz liebe Grüße Ulrich Böttcher<br />
Wir versuchen immer alle <strong>GoodTimes</strong>-relevanten Konzerttermine im Heft<br />
abzudrucken. Teilweise werden uns diese von den Veranstaltern jedoch<br />
nicht bzw. zu spät mitgeteilt.<br />
Fabian Leibfried<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
eins muss man mal klarstellen: Ihr macht einen super Job. Früher gab es<br />
die "<br />
Bravo", dann kam der "<br />
Musik Express" usw.<br />
Als S<strong>to</strong>nes-Fan seit Ende der 60er Jahre bin ich froh, dass es eure Good-<br />
Times gibt.<br />
Es ist die Musikzeitschrift, bei der man sich schon bei der aktuellen Ausgabe<br />
darauf freut, dass die nächste Nummer erscheint. Warum? Weil<br />
man Berichte zu Bands und Interpreten liest mit denen man aufgewachsen<br />
ist, z.B.: <strong>The</strong> Rolling S<strong>to</strong>nes, <strong>The</strong> Beatles, <strong>The</strong> Doors, Jimi Hendrix,<br />
Janis Joplin, Deep Purple, Led Zeppelin usw.<br />
Immer wieder werden super Berichte von den Ereignissen früherer Tage<br />
rübergebracht, und nicht diese Berichte über Boy Groups und Schackaschacka-Musik,<br />
HipHop, Rap usw.<br />
Kann euch nur dazu gratulieren, so eine Musikzeitschrift herausgebracht<br />
zu haben. Supi.<br />
Ich wünsche euch weiter viel Spaß bei eurer Arbeit, und macht weiter so.<br />
Dann möchte ich noch viele Jahre diese Zeitschrift kaufen.<br />
Euer <strong>GoodTimes</strong>-Leser Johannes<br />
PS: Was ich mir noch wünschen würde, dass ihr mal Poster diverser<br />
Bands hinzufügt. Es wäre für jeden Partykeller der Kracher, wenn diese<br />
alten Poster dort hängen würden.<br />
Ich würde mich auf alle Fälle darüber freuen. Wenn, dann fangt bitte mit<br />
den S<strong>to</strong>nes an.<br />
Poster gibt es immer in kult! – der Schwester-Zeitschrift von <strong>GoodTimes</strong>.<br />
Erschienen sind bereits neun Ausgaben (und alle sind noch erhältlich).<br />
Jede Ausgabe beinhaltet ein vierseitiges Doppel-Poster (bereits erschienen<br />
zum Beispiel Led Zeppelin, S<strong>to</strong>nes, Doors, Elvis, Who, Hendrix, Beatles,<br />
"<br />
Disco", "<br />
Formel Eins").<br />
Fabian Leibfried<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1-2014 – Hits mit Hilfestellung<br />
Hallo <strong>GoodTimes</strong>,<br />
Top Artikel: Hits mit Hilfestellung. Weiter so!<br />
Heinz Richter Neusalza-Spremberg<br />
Besuchen Sie uns im Web unter:<br />
www.goodtimes-magazin.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105
... zuguterletzt Impressum<br />
© R. Fengler<br />
RICHARD BARGEL PETER HAMMILL/GARY LUCAS HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />
Sturz &<br />
Auferstehung<br />
Beats und Loops<br />
nach Jahrzehnten<br />
Aus" bei Ten<br />
" Years After<br />
Es lief richtig erfolgreich für Richard Bargel,<br />
Klaus "<br />
Major" Heuser (Ex-Bap) und<br />
ihre Band Men In Blues – bis September<br />
2012: Da erlitt Bargel beim Soundcheck<br />
in Dortmund einen Hörsturz und musste<br />
der Gruppe den Rücken kehren. Jetzt ist<br />
der 62-jährige Sänger, Dobrospieler und<br />
Songschreiber mit einem neuen Album<br />
zurück: IT'S CRAP.<br />
Wie hat sich der Hörsturz<br />
geäußert?<br />
Ich hatte plötzlich eine<br />
sehr starke Verzerrung<br />
in meinem Ohr. Außerdem gab's ein Rauschen,<br />
ein Zischen, also ein Tinnitus. Der<br />
ist geblieben, stört mich aber eigentlich<br />
gar nicht so sehr.<br />
Wie hast du das behandeln lassen?<br />
Erst mal das ganz Normale, das mir der<br />
HNO-Arzt anbot: Kortisontabletten, dann<br />
zweimal wöchentlich Infusionen, sechs<br />
Wochen lang. Das hat alles nichts geholfen.<br />
Ich habe dann im September 2013<br />
Akupunktursessions gemacht, und die<br />
haben es dann so stark gelindert, dass<br />
ich wieder Gitarre spielen kann. Die Verzerrung<br />
ist noch da, aber nicht mehr so<br />
prominent.<br />
Der Gedanke muss schlimm sein, plötzlich<br />
nicht mehr spielen zu können ...<br />
Das war ein ziemlicher Schock! Ich verdiene<br />
ja mein Geld damit, und so wuchsen<br />
die Sorgen um die eigene Existenz. Als<br />
Bluesmusiker kannst du nicht groß was<br />
auf die hohe Kante legen, lebst immer<br />
wieder von der Hand in den Mund.<br />
Das Kapitel Men In Blues war vorbei ...<br />
Klar! Die Band hatte ja Verträge für Auftritte,<br />
und so mussten sie sich einen Ersatzsänger<br />
suchen. Eigentlich war es mir<br />
auch ganz recht, denn es ging in eine<br />
Richtung, die nicht mehr so ganz die<br />
meine war. Es wurde immer bappiger und<br />
poppiger (lacht).<br />
Die Texte von IT'S CRAP lassen erahnen,<br />
dass du während der Zwangspause viel<br />
nachgedacht hast.<br />
Richtig. Das sind aber Sachen, die ich ohnehin<br />
schon länger beobachte. Anscheinend<br />
hatte sich viel angestaut, das rauswollte.<br />
Aber es stimmt, es zieht sich da ein Faden<br />
von "It's Crap" bis "Slow Moving Woman"<br />
durch – das ist ein Hinweis auf ein nötige<br />
Entschleunigung. Aber mich treiben auch<br />
<strong>The</strong>men wie die Konsumgesellschaft, der<br />
Umgang miteinander um.<br />
pro<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Eine der eigenwilligsten Kollaborationen<br />
des noch jungen Jahres dürfte<br />
das akustische Zusammentreffen von Peter<br />
Hammill und Gary Lucas sein. Hier der britische<br />
Exzentriker, Grantler, die Art-Rockikone<br />
(in eigener Sache und mit Van Der<br />
Graaf Genera<strong>to</strong>r). Dort der US-Sonnyboy,<br />
Weltklassegitarrist, Avantgarde-Experimenta<strong>to</strong>r<br />
(Soloscheiben,<br />
Arbeiten u.a. für Captain<br />
Beefheart).<br />
Noch kurioser als die<br />
Kooperation dieser so<br />
verschiedenen Charaktere<br />
mit ebensolchen Biografien ist das<br />
Zustandekommen der Fusion. „Vor ziemlich<br />
genau 40 Jahren”, erinnert sich Lucas,<br />
„war ich nebenberuflich als Musikjournalist<br />
tätig. Eines Tages bekam ich den Auftrag,<br />
mir ein Konzert von Hammill anzuschauen<br />
und ihn im Anschluss zu interviewen. Peter<br />
ist mir als extrem sympathischer, offener<br />
Zeitgenosse in Erinnerung geblieben”,<br />
schwärmt der 61-jährige Multimedia-Könner<br />
aus New York.<br />
Peter Hammill kontaktierte Gary Lucas 2011<br />
– mit dem Angebot, gemeinsam ein Album<br />
aufzunehmen. „Ich wollte schon lange mit<br />
ihm kooperieren”, erklärt der 65-jährige<br />
Brite, „weil ich ihn für einen virtuosen Musiker<br />
halte. Aber irgendwie hatte ich keine<br />
Ahnung, wohin unsere musikalische Reise<br />
gehen sollte. Bis ich mir eines Tages dachte:<br />
Gib Gary ein Zeichen, alles andere ergibt<br />
'<br />
sich von selbst.' Und so kam es dann auch.”<br />
Im Januar 2012 quartierte sich Lucas für<br />
einige Tage in Hammills Studio ein, bepackt<br />
mit verschiedenen Instrumenten,<br />
„außerdem hatte ich etliche mehr oder<br />
weniger fertige Kompositionen im Gepäck.<br />
Von denen konnte ich mir vorstellen, dass<br />
Peters Stimme dazupasst.” Hammill: „Sie<br />
passte in der Tat, aber damit das ganze<br />
Projekt etwas ungewöhnlicher geriet,<br />
legten wir zusätzlich Loops und elektronische<br />
Beats darüber. Jetzt haben wir so<br />
was wie verspulte Folkmusik aus einer anderen<br />
Welt’. Darum haben wir das Album<br />
'<br />
OTHER WORLD genannt.”<br />
Und weil die zwei Unangepassten ein<br />
so spannendes Werk aufgenommen haben<br />
und darüber laut übereinstimmender<br />
Aussage „echte Freunde” geworden sind,<br />
spricht nichts gegen eine kleine Tournee ab<br />
dem Frühjahr. Peter Hammill: „Ich denke,<br />
das wird eine sehr interessante Erfahrung.<br />
Und vor allem eine sehr lustige Zeit.” mfg<br />
Ten Years After haben nach dem Abschied<br />
von Alvin Lee vor vielen Jahren den zweiten<br />
gravierenden personellen Einschnitt<br />
zu verzeichnen: Gründungsmitglied Leo<br />
Lyons und Joe Gooch, seit 2003 Sänger<br />
und Gitarrist, sind nicht mehr dabei.<br />
Lyons erläuterte im Interview die Gründe<br />
der Trennung und die Pläne mit Hundred<br />
Seventy Split. Diese Band betreibt er seit<br />
2010 mit Gooch.<br />
Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 16. Mai 2014.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Wie kam es zur Trennung von Ten Years<br />
After?<br />
Chick Churchill und Ric Lee verlangten<br />
von Joe und mir, dass wir TYA 365 Tage<br />
im Jahr zur Verfügung g stehen und uns<br />
auch vertraglich<br />
dazu verpflichten<br />
sollten. Das wollten<br />
und konnten Joe<br />
und ich aber nicht.<br />
Also haben wir uns<br />
verabschiedet. So<br />
können wir uns jetzt voll auf Hundred<br />
Seventy Split konzentrieren. Wir werden<br />
künftig mehr <strong>to</strong>uren – und natürlich werden<br />
wir dabei auch ein paar TYA-Songs<br />
spielen. Außerdem habe ich so wieder<br />
mehr Zeit, um andere Acts zu produzieren,<br />
wie ich es in der Vergangenheit ja oft<br />
gemacht habe.<br />
HSS ist eurer zweites Album nach THE<br />
WORLD WON'T STOP von 2010, aufgenommen<br />
wurde in England. Bei einem<br />
Song, "King Of <strong>The</strong> Blues", ist der Entstehungsort<br />
jedoch Nashville ...<br />
Die Nummer war bei den Aufnahmen für<br />
unser erstes Album übriggeblieben, das<br />
wir in Nashville eingespielt hatten. Wir<br />
haben sie noch ein wenig überarbeitet<br />
und dann eben diesmal mitgenommen.<br />
Ich habe ja einige Jahre dort gelebt und<br />
auch als „Staff-Songwriter“ für einen<br />
Verlag gearbeitet. Dann hatte ich so viel<br />
im UK zu tun, dass ich zurückgekehrt bin.<br />
Doch seitdem habe ich erneut viel in Nashville<br />
zu tun, also pendle ich jetzt häufig.<br />
Was verbirgt sich hinter dem Albumtitel<br />
HSS?<br />
Der Bandname Hundred Sevently Split<br />
bezieht sich auf eine Straßenkreuzung in<br />
Nashville. Er ist zwar unverkennbar, aber<br />
auch ein bisschen sperrig. Wir kürzen ihn<br />
intern mit HSS ab, und vielleicht können<br />
wir diese Kurzform – wie früher bei Ten<br />
Years After und TYA – auf diesem Weg<br />
bei unseren Fans durchbringen. pro<br />
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