Programmheft - Junge Symphoniker Hamburg
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Franz Schubert<br />
(1797 – 1828)<br />
Ouvertüre „Die Zauberharfe“<br />
Maurice Ravel<br />
(1875 – 1937)<br />
„Fanfare“ aus dem Ballet<br />
„L'Éventail de Jeanne“<br />
Pavane pour une infante défunte<br />
„Ein majestätischer Strom, großartig, rein<br />
melodiös, innig und unnennbar rührend und<br />
tief, riss die Gewalt der Töne alle Gemüter<br />
hin“ – die Dichterin von Chézy stimmte<br />
mit ihrem Bericht über die „Zauberharfen“-<br />
Ouvertüre in den begeisterten Chor der<br />
Freunde Schuberts und des Publikums mit<br />
ein. Der Erfolg des am 19. August 1820 in<br />
Wien uraufgeführten Stückes blieb jedoch<br />
aus. Nach nur acht Vorstellungen wurde<br />
das mehrheitlich gesprochene Ritterstück<br />
oder Zauberspiel nach einem Text von<br />
Georg von Hofmann aus dem Repertoire<br />
des Theaters gestrichen. Die Ouvertüre<br />
überlebte nur deshalb, weil Schubert für das<br />
1823 aufgeführte Schauspiel „Rosamunde“<br />
keine eigene Ouvertüre geschrieben hatte.<br />
Nachdem sich die für die Erstaufführung<br />
verwendete Ouvertüre zu „Alfonso und<br />
Estrella“ als ungeeignet erwiesen hatte, griff<br />
man auf die der „Zauberharfe“ zurück. Doch<br />
auch „Rosamunde“ erzielte keinen großen<br />
Erfolg bei dem Publikum. Einzig die Musik<br />
hinterließ Eindruck, und um von beiden<br />
misslungenen Aufführungen wenigstens<br />
seine Musik zu retten, erstellte Schubert<br />
eine Klavierfassung aus der Ouvertüre „Die<br />
Zauberharfe“ und zwei Schauspielmusiken<br />
der „Rosamunde“. So wurde die Musik,<br />
die inzwischen wieder in Orchesterfassung<br />
vorliegt, erfolgreich bis heute überliefert.<br />
Der gespannten, langsamen Einleitung der<br />
Ouvertüre mit ihren gehaltenen, dunkel<br />
gefärbten Orchesterschlägen zu Beginn und<br />
dem fast schwermütig anmutendem, von<br />
Klarinetten und Oboen vorgetragenem Motiv,<br />
folgt schließlich ein leicht dahinschwebender,<br />
lebendiger Hauptteil, das Allegro vivace.<br />
Weit geschwungene Melodien mit dichter<br />
Begleitung in warmen Tönen alternieren<br />
mit rhythmisch akzentuierten Abschnitten<br />
und enden in strahlenden, marschartigen<br />
Höhepunkten. Am Ende der Ouvertüre nimmt<br />
das Hauptmotiv noch einmal an Schnelligkeit<br />
und Intensität zu und verleiht dem Stück<br />
somit einen pompösen Abschluss. Seinem<br />
Zweck als Konzertouvertüre, zu dem es<br />
heutzutage häufig genutzt wird, macht es auf<br />
diese Weise alle Ehre.<br />
Franz Peter Schubert wurde am 31. Januar<br />
1797 als Sohn eines Volksschullehrers<br />
in Lichtental bei Wien geboren. Schubert<br />
schuf sein umfangreiches Gesamtwerk,<br />
das sich zudem durch eine außerordentliche<br />
Vielseitigkeit auszeichnet, in nur 15<br />
Jahren. In seinem Kompositionswerk schloss<br />
Schubert zwar an die Wiener Klassik und<br />
damit an Werke von Wolfgang Amadeus<br />
Mozart und Joseph Haydn an, doch zugleich<br />
ging er über diese Epoche hinaus und komponierte<br />
im Geist der Romantik. Besonders<br />
sein Liedschaffen war wegweisend für andere<br />
Komponisten im 19. Jahrhundert, wie<br />
zum Beispiel Hugo Wolf, Robert Schumann<br />
oder Johannes Brahms. Darüber hinaus bildete<br />
das Lied mit rund 600 Kompositionen<br />
einen Schwerpunkt seines Schaffens.<br />
Dagegen hielt die Wirkung seiner Opern und<br />
Singspiele nur kurzzeitig an. Franz Schubert<br />
starb am 19. November 1828 in Wien.<br />
Joseph Maurice Ravel kam am 7. März 1875 als<br />
Sohn eines gebürtigen Schweizers und einer spanischen<br />
Baskin in Ciboure (Pyrénées-Atlantiques)<br />
zur Welt; die Familie zog jedoch drei Monate<br />
später nach Paris. Ravel bekam mit sieben Jahren<br />
den ersten Klavierunterricht, vier Jahre später<br />
wurde er ebenfalls in Musiktheorie unterrichtet.<br />
1889 bestand er die Aufnahmeprüfung zum<br />
Pariser Konservatorium. Besonderen Eindruck<br />
hinterließ die Musik, die Ravel unter anderem<br />
durch die “exotischen” Aufführungen der Pariser<br />
Weltausstellung von 1889 und durch zeitgenössische<br />
Künstler wie Erik Satie und Claude Debussy<br />
kennenlernte. Das vergleichbar geringe Interesse<br />
am strengen Lehrplan des Konservatoriums führte<br />
1895 zu Ravels Ausschluss vom Klavier- und<br />
Musiktheorieunterricht, 1897 wurde er jedoch als<br />
Kompositionsschüler von Gabriel Fauré wieder<br />
am Konservatorium aufgenommen. Trotz erster<br />
Erfolge als Komponist fiel er 1901 im Pflichtfach<br />
Fugenkomposition durch; der hieraus folgende<br />
Ausschluss aus der Kompositionsklasse änderte<br />
nichts an seiner Freundschaft mit Fauré. Ravel<br />
bewarb sich mehrfach mit mäßigem Erfolg um<br />
den Prix de Rome. Nachdem er 1905 bei seinem<br />
letzten Versuch nicht einmal zur Endausscheidung<br />
zugelassen wurde, kam es zum öffentlichen Eklat,<br />
der sich erst wieder beruhigte, als die Leitung des<br />
Konservatoriums an Fauré übergeben wurde.<br />
Die Gastspiele von Sergej Diaghilews “Ballets<br />
Russes” eröffneten neue Kontakte, unter anderem<br />
mit Igor Strawinsky, der ihn einen “Schweizer<br />
Uhrmacher” der Musik nannte. Sie regten ihn<br />
ebenfalls zur Komposition von Ballettmusiken an.<br />
Ersten Europatourneen folgte 1928 eine äußerst<br />
erfolgreiche Konzertreise nach Nordamerika.<br />
Ein Autounfall im Oktober 1932 schien<br />
zunächst nur eine leichte Gehirnerschütterung<br />
zur Folge zu haben. Ravel litt jedoch zunehmend<br />
unter Konzentrationsstörungen und<br />
Lähmungserscheinungen, die sich möglicherweise<br />
schon seit längerer Zeit abgezeichnet hatten<br />
und ihn schließlich das Komponieren aufgeben<br />
ließen. Im Dezember 1937 wurde in der vergeblichen<br />
Hoffnung, einen Tumor als Auslöser für die<br />
Krankheit zu finden, eine Operation vorgenommen.<br />
Nachdem Ravel für kurze Zeit das Bewusstsein<br />
wiedererlangte, fiel er ins Koma und starb schließlich<br />
am 28. Dezember 1937 in Paris. Er wurde in<br />
Levallois beigesetzt.<br />
Die „Fanfare“ aus „L’éventail de Jeanne“ („Jeannes<br />
Fächer“) entstand als Auftragswerk für eine Pariser<br />
Kunstmäzenin, Jeanne Dubost, die auch eine<br />
Ballettschule für Kinder leitete. Sie übergab zehn<br />
Komponisten jeweils ein Stück ihres Fächers mit<br />
der Bitte, einen kleinen Tanz für ihre Schüler<br />
zu schreiben. Dieses Gemeinschaftswerk wurde<br />
1927 in Mme Dubosts Salon mit ihren Schülern<br />
und Ravel am Klavier uraufgeführt. 1929 folgte<br />
eine offizielle Aufführung an der Pariser Oper.<br />
Die „Pavane pour une infante défunte“ („Pavane<br />
für eine verstorbene Infantin“) entstand 1899 in<br />
einer Fassung für Klavier; die Orchesterfassung<br />
folgte im Jahre 1910. Das Stück nimmt den<br />
gemessen schreitenden Rhythmus der Pavane,<br />
eines höfischen Tanzes des 16. Jahrhunderts,<br />
auf. Obwohl die Vision eines spanischen Hofes<br />
der Renaissancezeit heraufbeschworen wird,<br />
drückt der Titel weniger einen spezifischen Inhalt<br />
als Ravels Gefallen am Klang der Wörter aus. Allzu<br />
sentimentale Interpretationen der Pavane sollen<br />
den Komponisten zu dem Kommentar veranlasst<br />
haben, dass nur die Infantin tot sei und nicht<br />
die Pavane.