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Die Berliner »Retourkutsche - DKV-Residenz am Tibusplatz

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22<br />

Verstehen<br />

Sie Spaß?<br />

Ein zweisprachiger Aprilscherz<br />

Am 1. April vorigen Jahres fragte mich meine Mitbewohnerin Frau Gehlhaus<br />

beim morgendlichen Schwimmen, ob ich schon in den April geschickt<br />

worden sei. nein, war ich leider noch nicht. Ausgelöst durch diese nachfrage<br />

fiel mir wieder eine Geschichte ein, die sich vor ca. 60 Jahren zugetragen<br />

hat.<br />

D<strong>am</strong>als stach mich <strong>am</strong> 1. April der Hafer,<br />

und ich wollte irgendjemanden telefonisch<br />

in den April schicken. Allerdings<br />

k<strong>am</strong> für mich nur ein Plattdeutsch sprechender<br />

Partner infrage. Und das k<strong>am</strong> so: Von Kriegserlebnissen<br />

in meiner Heimatstadt Essen-Margarethenhöhe<br />

gezeichnet, (ausgebombt und verschüttet)<br />

fand unsere F<strong>am</strong>ilie in Burgsteinfurt,<br />

Sitz des Fürsten zu Bentheim und Steinfurt, eine<br />

zweite liebgewordene Heimat. Zum Kriegsende<br />

mussten wir noch einmal fliehen, dieses Mal<br />

auf´s Land auf einen Schulzenhof.<br />

Der Beginn einer liebe<br />

Dort k<strong>am</strong> ich als junge Großstädterin zum ersten<br />

Mal mit bäuerlicher Kultur und plattdeutscher<br />

Sprache in Berührung. Gerade diese eigenständige<br />

Sprache, die kein Dialekt ist, faszinierte<br />

mich immer mehr. Ich las plattdeutsche Literatur<br />

und Zeitungskolumnen, besuchte entsprechende<br />

Dichterlesungen und Theaterstücke,<br />

sodass ich Münsterländer Platt verstehen und<br />

lesen, aber nicht sprechen und schreiben kann.<br />

Nachhilfe der etwas deftigeren Art hatte ich<br />

schon zuvor vom Enkel des Schulzen erhalten,<br />

z. B.: „<strong>Die</strong>ne un miene Stippkes up de Niäse de<br />

heetet nich Summersprossen, dat sinn Fleigenschieters.“<br />

Mit „Fleigenschieters“ waren wir<br />

beide nämlich reich gesegnet.<br />

Das Fräulein vom Amt<br />

und der „Rhabarbermann“<br />

So gut gerüstet für meinen zweisprachig geplanten<br />

Aprilscherz, rief ich irgendeinen Bauer in<br />

der Bauerschaft Hollich an. Ich meldete mich<br />

mit „Fernmelde<strong>am</strong>t Burgsteinfurt“. Wir hätten<br />

Probleme mit den Telefonleitungen. Ich bräuchte<br />

seine Hilfe. Er könne Platt sprechen, ich verstände<br />

seine Muttersprache. Durchs Telefon<br />

hörte ich einen Seufzer der Erleichterung. Um<br />

die Tonstörung zu beheben, bat ich ihn, das<br />

Wort Rhabarber – das ich wegen seiner Lautmalerei<br />

besonders reizvoll fand – ins Telefon zu<br />

sagen, und zwar zunächst in voller Lautstärke<br />

und dann wieder im Flüsterton. Er folgte brav<br />

jeder Vorgabe meiner Lautstärke, und die war<br />

ziemlich umfangreich. Allerdings donnerte<br />

seine voll aufgedrehte „Rhababerstimme“ der-

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