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# 1 2010 - Kaltstart Hamburg

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Das Ende vom Anfang<br />

Eine Kneipentour mit der KFZ-Redaktion durch einige Veranstaltungsorte des <strong>Kaltstart</strong>-Festivals<br />

KFZ<br />

Szene<br />

von Jan Fischer<br />

2:33 // Künstlerwohnung des Molotow // Ende<br />

Die Bässe aus dem Yoko Mono woofen uns in den Schlaf. Mit den Händen<br />

Boden spüren wir den Vibrationen nach und suchen das ruhigste Bett. Dr<br />

Betrunkene in rätselhafter Stimmung und singen später noch Elektro-Re<br />

70er-Jahre-Balladen mit. Es ist nur für eine Nacht: Morgen dürfen wir in<br />

daktionsvilla, heute ist sie noch von Designern besetzt. Wir freuen uns d<br />

sind wir die einzigen, die betrunken auf der Straße singen.<br />

Das Ende unserer Kneipentour: Wir liegen wach, ein paar Stunden noch.<br />

22:05 // Bar Rossi // Rot<br />

Die Bar Rossi ist rot, es gibt Elektro-Soul-<br />

Funk-Dancehall und Fantasiecocktails wie<br />

„Veilchen Fizz“. Aber auch: Eine Terrasse,<br />

auf der blonde Mädchen in Sommerkleidern<br />

Pastis trinken und lachen und denen<br />

die Musik egal ist, der Abend aber vielleicht<br />

nicht. Die Bar selbst, sagt der Kellner,<br />

ist nicht der Veranstaltungsort: Der<br />

13. Stock gehört zwar zur Bar, liegt aber<br />

im dritten Stock darüber. Das Treppenhaus<br />

zum 13. Stock ist rot, und die Tür oben<br />

abgeschlossen. Wir hören Gerüchte, auch<br />

dort solle eine Terrasse sein.<br />

00:36 // Altonaer Waagenbau // Frühwerk<br />

Im Waagenbau sind wir zu früh: Die ersten in einer Warteschlange ohne Menschen, Türsteher<br />

einfach durchwinken, trotz Laptoptaschen um die Schultern, trotz Jutebeuteln, Turnschuhen,<br />

trotz allem, eigentlich, werden wir in die zwei Keller gelassen: Lange, dunkle Industriehöhlen<br />

nur die Theke leuchtet, eine Projektion an der Wand, die sagt, heute gebe es Dancehall. Ganz<br />

der zweiten Höhle tanzen zwei und sehen aus, als wüssten sie auch nicht ganz genau, warum<br />

Wir trinken nichts, wir schauen, wir wollen nicht warten, wir wollen, dass etwas passiert. Jet<br />

1:37 // Knust // Amphitheatertrinker<br />

23:46 // Haus III & 70 // Dreikammernherz<br />

Die Schanze und das <strong>Kaltstart</strong>, hören wir, haben<br />

dasselbe Herz, es hat drei Kammern: In<br />

der einen läuft Elektro, in der anderen Soul,<br />

in der dritten wird geraucht. Filzstifttags<br />

überall, wo keine Tags sind, sind Aufkleber.<br />

Wir werfen einen Blick in die Elektrokammer,<br />

niemand schwitzt da außer dem DJ, wir stellen<br />

uns die Raucherkammer und machen 10<br />

Millionen Punkte am Flipper, wir gehen in die<br />

Soul-Kammer und fordern die zwei besten<br />

Kickerjungs im Laden heraus. Wir verlieren,<br />

aber dafür direkt unter der Klimaanlage.<br />

Das Knust hat schon geschlossen, ein bisschen Musik<br />

dringt noch heraus. Wir linsen unter den Plakaten durch:<br />

Zwei Frauen an der Theke trinken Reste. Alle anderen<br />

trinken Wodka auf den Stufen der Amphitheatertribüne<br />

links von uns. Wir wollen das nicht, niemand will mehr,<br />

also gehen wir: Wir gehen über die Brücke, wir schließen<br />

unsere Künstlerwohnung auf und verfluchen das Yoko<br />

Mono, das nichts mit dem <strong>Kaltstart</strong> zu tun hat, sondern<br />

einfach nur laut ist.<br />

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