17.03.2014 Aufrufe

Bergsteiger Wählen Sie den schönsten Berg der Erde! - Weltspitze (Vorschau)

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04<br />

Ueli Steck im großen Interview: »Wie eine Droge«<br />

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04 / April Juli 2014 2013<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlergruppe • Sesvennagruppe • Soierngruppe • Urner Alpen<br />

| <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>n | Klettersteige | Alpinismus<br />

<strong>Wählen</strong> <strong>Sie</strong> <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>!<br />

<strong>Weltspitze</strong><br />

▶ Watzmann ▶ Drei Zinnen ▶ Eiger ▶ Cerro Torre ▶ …<br />

Bayerns Erste<br />

Zehn Toptouren<br />

fürs Frühjahr<br />

Drei Zinnen<br />

50 Tourentipps<br />

Allgäu • Dolomiten • Luzern<br />

• Graubün<strong>den</strong> • Azoren • …<br />

Dachstein<br />

Das perfekte <strong>Berg</strong>wochenende<br />

in Bad Aussee<br />

Berner Oberland<br />

Eisenwege im Eigerschatten:<br />

Klettersteige für Einsteiger<br />

Innsbruck<br />

Abseits des Trubels: Touren<br />

zwischen Inntal und Sellrain<br />

Shivling<br />

Cerro Torre<br />

Eiger<br />

MITSPIELEN<br />

und GEWINNEN<br />

– das große<br />

FRÜHLINGS-<br />

RÄTSEL<br />

Im Test<br />

Regenhosen für<br />

besten Schutz<br />

Trentino<br />

Magma, Tuff und Tiefe:<br />

Auf Tour im Val di Fiemme<br />

Ama Dablam K2<br />

Monviso<br />

Watzmann<br />


DANKE,<br />

BERGE!<br />

McKINLEY feiert 30 Jahre und lässt mich die Natur in vollen<br />

Zügen genießen – dank dem trittsicheren MULTIFUNKTIONS-<br />

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EDITORIAL<br />

Ästhetik,<br />

Wahn und<br />

Wi<strong>der</strong>spruch<br />

Zugegeben: Die Frage ist subjektiv und for<strong>der</strong>t<br />

zum Wettstreit heraus. Wer ist <strong>der</strong> Schönste <strong>der</strong><br />

Welt? Homer war beispielsweise vor fast 3000<br />

Jahren überzeugt davon, dass sich im Ästhetischen<br />

das Göttliche wie<strong>der</strong>finde. Nicht <strong>der</strong> schlechteste<br />

Ansatz: Denn wenn wir <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong> aller <strong>Berg</strong>e suchen, sind wir naturgemäß<br />

dem Himmel nahe. Man muss nicht streng gläubig sein, um im Anblick von Alpen,<br />

An<strong>den</strong> o<strong>der</strong> Himalaya das Wirken des Schöpfers zu erkennen. Menschliche Schönheit<br />

ist freilich immer dem Zeitgeist unterworfen – mal barock-sinnlich, mal verrucht,<br />

mal distinguiert. Aber wie ist das mit <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en? Welcher ist <strong>der</strong> Schönste?<br />

Macht es die Form, die Aura, die Exponiertheit? Wir haben Paten gesucht und sie<br />

nach ihrem persönlichen Favoriten gefragt. Natürlich schicken wir, die BERGSTEIGER-<br />

Redaktion, unseren eigenen mit ins Rennen. Entschei<strong>den</strong> dürfen <strong>Sie</strong>, liebe Leserinnen<br />

und Leser. Stimmen <strong>Sie</strong> ab bei <strong>der</strong> »historischen« Wahl zum <strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong><br />

Welt (S. 6–15). Und gewinnen <strong>Sie</strong> eine Trekking-Reise nach Nepal.<br />

Wo Licht, da auch Schatten. Muss es analog dazu heißen:<br />

Wo Schönheit, da auch Hässliches? Meine Meinung:<br />

<strong>Berg</strong>e sind per se nicht unästhetisch, bei manchen<br />

braucht man halt eine Weile, bis man das<br />

versteckte Schöne entdeckt. Doch was Menschen<br />

bisweilen mit <strong>Berg</strong>en machen, kann man mit<br />

Fug und Recht als geschmacklos bezeichnen. Lei<strong>der</strong> treibt die Sucht nach dem künstlichen<br />

Adrenalinschub auch in <strong>den</strong> Alpen immer seltsamere Blüten. Manche<br />

Tourismusorte glauben, mit Funparks dem Zeitgeist zu folgen und or<strong>den</strong>tlich<br />

abzukassieren. Meine Hoffnung ist, dass sich dies alsbald als gewaltiger Irrtum<br />

herausstellt. Unser Frühjahrsquiz beschäftigt sich mit dem unschönen Thema<br />

«Funpark Alpen« (S. 30–35).<br />

Namaste!<br />

Willkommen in Nepal<br />

– Natur erleben,<br />

<strong>den</strong> Körper spüren,<br />

mit Gleichgesinnten<br />

unterwegs sein.<br />

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Details anfor<strong>der</strong>n unter Telefon:<br />

089 / 23 50 06 - 0<br />

Der Spaß ist dem Schweizer Kletterer Ueli Steck übrigens seit dem Vorfall am Mount<br />

Everest im April 2013 vergangen, als ihn aufgebrachte Sherpas im Camp 2 lynchen<br />

wollten. Im großen <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>-Interview spricht er über die Zeit danach und<br />

über seinen riskanten Alleingang durch die Annapurna-Südwand im vergangenen<br />

Oktober (S. 46–50). Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />

Spiegelstraße 9, 81241 München<br />

Wan<strong>der</strong>nTrekking<strong>Berg</strong>tourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

06<br />

Spieglein, Spieglein ...<br />

Der schönste <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt? Reinhold Messner,<br />

Philipp Lahm & Co. nennen ihre Favoriten, doch<br />

es kann nur einen geben. Entschei<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> selbst!<br />

24<br />

Los geht‘s!<br />

In <strong>den</strong> Bayerischen Alpen beginnt die<br />

Wan<strong>der</strong>saison: Die Aussichtslogen von<br />

Zugspitze & Co. sind schon schneefrei.<br />

TITELTHEMA<br />

06 Wer ist <strong>der</strong> Schönste?<br />

Promis und Profis nennen »ihren« <strong>schönsten</strong><br />

<strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt – auch <strong>Sie</strong> sind gefragt. Zu gewinnen<br />

gibt es eine Reise in <strong>den</strong> Himalaya.<br />

AKTUELL<br />

12 Neues aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>e<br />

12 PIOLET D‘OR Die Kandidaten für <strong>den</strong><br />

wichtigsten <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>preis stehen fest<br />

16 PRO & CONTRA Sind Skitourengeher<br />

wirklich die nachhaltigeren Wintertouristen?<br />

18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />

Webseiten zum Thema <strong>Berg</strong><br />

AUF TOUR<br />

24 Frühe Freu<strong>den</strong><br />

Dank des schneearmen Winters können<br />

Wan<strong>der</strong>er in <strong>den</strong> Bayerischen Alpen jetzt<br />

schon an <strong>der</strong> 2000er-Marke kratzen.<br />

36 Über dem Trubel<br />

Das mittlere Inntal kennt je<strong>der</strong> <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />

– von <strong>der</strong> Durchreise. Dabei bieten die <strong>Berg</strong>e<br />

dort alles, was sich Wan<strong>der</strong>er wünschen.


104<br />

Azoren hoch<br />

Immer warm, immer grün: neun<br />

Vulkaninseln für Winterflüchtlinge<br />

40<br />

Steile Seile<br />

Panorama-Klettersteige<br />

im Berner Oberland<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Touren für <strong>den</strong> Frühling<br />

Dos Capèl ....................................................................................... 55<br />

Schellschlicht ............................................................................ 55<br />

Seinskopf ....................................................................................... 55<br />

Ils Chalchogns .......................................................................... 57<br />

Piz Daint .......................................................................................... 57<br />

Piz Nuna .......................................................................................... 57<br />

Schwarzhorn-Klettersteig ...........................................59<br />

Eiger-Rotstock-Klettersteig .........................................59<br />

Rigi Scheidegg ..........................................................................59<br />

Weg <strong>der</strong> Schweiz ....................................................................61<br />

Rietzer Grieskogel .................................................................61<br />

Roßkogel .........................................................................................61<br />

88<br />

In trockenen<br />

Tüchern<br />

Von wegen: Regen-<br />

Überhosen sind nicht<br />

sexy! Dass man darin<br />

inzwischen eine gute<br />

Figur machen kann,<br />

zeigt <strong>der</strong> große<br />

BERGSTEIGER-Test<br />

36<br />

Über-Inntal<br />

Begegnungen in <strong>den</strong><br />

<strong>Berg</strong>en über Telfs<br />

Cover: Credits siehe Titelthema; weitere Fotos: R. Gantzhorn, R. Bösch, M. Pröttel, F. Baumann, F. Lenz, Veraçor<br />

40 Eisenwege im Eigerschatten<br />

Berner Oberland in Hochtourenhand?<br />

Mit nichten: Die Klettersteige auf die kleinen<br />

Nachbarn stehlen <strong>den</strong> Großen die Schau.<br />

64 Stadt, Land, See<br />

Alpin, urban, umarmt vom Vierwaldstätter<br />

See: Luzern ist eine wahre <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>stadt.<br />

70 Serie: Hüttenzauber<br />

Wie eine Krake reicht sie in die Touren -<br />

täler: Der Wert <strong>der</strong> Heidelberger Hütte steckt<br />

in ihrer Lage. Und im Kaiserschmarrn.<br />

74 Serie: GeoTop-Touren<br />

Der Geologenweg rund um <strong>den</strong> Dos Capèl<br />

in <strong>den</strong> Dolomiten bietet Einblicke ins<br />

Erdinnere – und so manche Figltour.<br />

78 Zwischen Ofen und Festsaal<br />

Das Val Müstair ist ein ebenso sonnen- wie<br />

schneeverwöhntes Tourengebiet. Das große<br />

Ostalpen-Panorama gibt’s inklusive.<br />

104 Serie: Winterfluchten<br />

Wenn alpenweit Schönwetter herrscht,<br />

liegt hier <strong>der</strong> Ursprung. Auf <strong>den</strong> Azoren<br />

gibt es nur einen Druck: Hochdruck.<br />

110 Pulver für Geschichten<br />

Früher kamen die Literaten, heute die<br />

<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>: ein perfektes <strong>Berg</strong>wochenende<br />

in Bad Aussee unter dem Dachstein.<br />

REPORTAGE<br />

30 Künstlicher Kick<br />

Funparks in <strong>den</strong> Alpen: Das Geschäft mit<br />

dem Nervenkitzel freut nicht je<strong>den</strong>.<br />

SERVICE<br />

88 Wassermarsch<br />

Mit nassen Klamotten kühlt man am <strong>Berg</strong><br />

schnell aus. Regenhosen schützen davor.<br />

98 Serie: Hersteller im Profil<br />

Mit <strong>der</strong> Erfindung des Leichtwan<strong>der</strong>schuhs<br />

hat sich Lowa zum Schwergewicht <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>schuh-Industrie<br />

gemausert.<br />

PORTRÄT<br />

84 Der Symbadische<br />

Die Jeans am Everest ist alpine Geschichte,<br />

aber nur Fußnote im Leben des Managers<br />

und Familienmenschen Bernd Kullmann.<br />

48 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Die Solo-Durchsteigung<br />

<strong>der</strong> Annapurna-Südwand<br />

ist ein Höhepunkt<br />

in Ueli Stecks Karriere,<br />

<strong>den</strong> <strong>der</strong> Schweizer<br />

kaum mehr zu toppen<br />

wagt. Doch ob er <strong>der</strong><br />

»Droge <strong>Berg</strong>«<br />

auch wi<strong>der</strong>stehen<br />

kann?<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

TV-Programm 23<br />

Davids Depeschen 52<br />

Härtetest 96<br />

<strong>Berg</strong>predigt 112<br />

Briefe/Impressum 113<br />

<strong>Vorschau</strong> 114<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 5


TITELTHEMA<br />

Die große Leser-Wahl<br />

Wer ist <strong>der</strong><br />

Schönste?<br />

Mitmachen lohnt sich!<br />

Alle Teilnehmer an <strong>der</strong> Wahl zum <strong>schönsten</strong><br />

<strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt nehmen an <strong>der</strong> Verlosung<br />

des »Lodge-Trekking zum Gokyo Peak« von<br />

HAUSER-Exkursionen teil. Die 18-tägige<br />

Reise für eine Person im Wert von 2695 Euro<br />

wird von 02. 10. bis 19. 10. 2014 stattfi<br />

n<strong>den</strong>. Kern <strong>der</strong> Reise ist ein 11-tägiges<br />

Lodge-Trekking, das durch Sherpa-Land tief<br />

ins Everest-Gebiet und zum Ama-Dablam-<br />

Basislager führt. Die Tour beinhaltet die<br />

Besteigung des Gokyo-Peak (5360 m), eines<br />

technisch leichten 5000ers mit Blick auf die<br />

vier 8000er Cho Oyu, Mount Everest, Lhotse<br />

und Makalu. Während <strong>der</strong> Tour wird auch<br />

das Projekt »Ein Tag – ein Baum« besucht.<br />

Die Teilnehmer <strong>der</strong> Reise unterstützen dabei<br />

die Wie<strong>der</strong>aufforstung des Khumbu-Gebietes,<br />

da HAUSER pro Trekkingtag und pro Trekkingteilnehmer<br />

ein Bäumchen pfl anzen lässt.<br />

Was die Menschen nicht alles<br />

suchen! Heidi Klum sucht<br />

das nächste Topmodel, Dieter<br />

Bohlen <strong>den</strong> Superstar und alle<br />

Fans im Sommer <strong>den</strong> Fußballweltmeister.<br />

Der BERGSTEIGER hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, <strong>den</strong> Superstar, das Topmodel,<br />

<strong>den</strong> Weltmeister unter <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en zu fin<strong>den</strong><br />

– nämlich <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt.<br />

Wichtig sind bei solch einer Suche zwei Dinge:<br />

1. Die Kandidaten 2. Die Jury. Als Jurymitglie<strong>der</strong><br />

kommen für uns nur unsere Leser in<br />

Frage, also SIE. Wie bei <strong>den</strong> Klums und Bohlens<br />

ist es jedoch schwierig, alle Kandidaten<br />

ins Finale aufzunehmen. Die BERGSTEIGER-<br />

Redaktion hat sich diese Vorauswahl allerdings<br />

nicht alleine anmaßen wollen. Deshalb<br />

haben wir acht <strong>Berg</strong>experten gebeten,<br />

als Paten für einen <strong>Berg</strong> aufzutreten. Darunter<br />

sind beispielsweise die Alpinisten Reinhold<br />

Messner und Gerlinde Kaltenbrunner<br />

sowie <strong>der</strong> nepalesische Trekkingführer Pem<br />

6 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


1Drei Zinnen (2999 m)<br />

Dolomiten, Italien<br />

»Die Drei Zinnen sind zu schön für irdische<br />

Maßstäbe. ›Steinerne Orgel‹, ›Gottes eigenwilligste<br />

Schöpfung‹ lauten die Urteile <strong>der</strong> Dichter,<br />

›drei ungeheuerliche Buddhas‹ sah gar Nordwand-<br />

Bezwinger Emilio Comici aus dem Kar aufragen.<br />

Für die BERGSTEIGER-Redaktion liegt die Schönheit<br />

<strong>der</strong> Drei Zinnen aber in viel profaneren<br />

Sphären. An<strong>der</strong>s als die entrückten Riesen des<br />

Himalaya sind sie nur eine kurze Wan<strong>der</strong>ung vom<br />

Tal entfernt, für Groß und Klein gut erreichbar.<br />

Denn in echt muss man sie gesehen haben,<br />

auch wenn <strong>der</strong> Blick vom Paternsattel beinahe<br />

überirdisch ist.«<br />

Der BERGSTEIGER, Jahrgang 1930,<br />

ist die älteste kommerzielle <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>-<br />

Zeitschrift <strong>der</strong> Welt.<br />

2<br />

Höfats (2259 m)<br />

Allgäuer Alpen, Deutschland<br />

»Der schönste <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt liegt hoch über<br />

Oberstdorf. Wie man es dreht und wendet,<br />

ob von Sü<strong>den</strong> o<strong>der</strong> von Nor<strong>den</strong>: Die Allgäuer<br />

Höfats ist <strong>der</strong> schönste <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt.«<br />

Alpin, Jahrgang 1963, zählt zu <strong>den</strong><br />

führen<strong>den</strong> kommerziellen<br />

<strong>Berg</strong>-Zeitschriften in Deutschland<br />

Foto: Udo Bernhardt<br />

Chhiri Sherpa. Die Redaktion steuert ebenfalls<br />

einen Kandidaten bei. Nummer zehn<br />

kommt von <strong>der</strong> Konkurrenz-Zeitschrift AL-<br />

PIN, die sich schon im Sommer 2013 auf <strong>den</strong><br />

<strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt festlegte – und uns<br />

ehrlich gesagt überraschte.<br />

<strong>Sie</strong> haben nun die Qual <strong>der</strong> Wahl. Schreiben<br />

<strong>Sie</strong> eine Postkarte an Redaktion BERGSTEI-<br />

GER, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

mit ihrem persönlichen Favoriten <strong>der</strong> auf<br />

<strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Seiten vorgestellten Kandi-<br />

daten. O<strong>der</strong> mailen <strong>Sie</strong> an redaktion@bergsteiger.de<br />

und schreiben <strong>Sie</strong> <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>namen<br />

gleich in die Betreffzeile. Natürlich können<br />

<strong>Sie</strong> auch unter www.bergsteiger.de an <strong>der</strong><br />

Abstimmung teilnehmen. Einsendeschluss<br />

ist <strong>der</strong> 30. April 2014.<br />

Und weil wir <strong>der</strong> Meinung sind, dass die <strong>Berg</strong>e<br />

immer noch am <strong>schönsten</strong> sind, wenn<br />

man zwischen ihnen steht, wird als Preis<br />

unter allen Wählern eine Trekkingreise<br />

nach Nepal verlost (siehe Kasten links).<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 7


3<br />

K2 (8611 m)<br />

Karakorum, China/Pakistan<br />

»Malt ein Kind einen <strong>Berg</strong> –<br />

es wird fast immer einen K2 zu<br />

Papier bringen: Kaum ein an<strong>der</strong>er<br />

<strong>Berg</strong> hat symmetrischere Linien,<br />

kaum ein an<strong>der</strong>er ragt so markant<br />

alleinstehend in <strong>den</strong> Himmel.<br />

Nicht nur von <strong>der</strong> pakistanischen Südseite!<br />

Von <strong>der</strong> chinesischen Nordseite ist die gleichschenklige<br />

Pyramide des K2 fast noch steiler.<br />

Meinem Mann Ralf gelang 1994 <strong>der</strong> Gipfel<br />

gleich im ersten Anlauf über <strong>den</strong> Abruzzen-Grat.<br />

Mir war es erst bei <strong>der</strong> vierten K2-Expedition –<br />

bei dreien von Ralf begleitet – und im insgesamt<br />

SIEBTEN Anlauf vergönnt, über <strong>den</strong> Nordpfeiler<br />

auf seinem Gipfel zu stehen. Das schweißt<br />

zusammen!«<br />

Gerlinde Kaltenbrunner, Jahrgang 1970,<br />

und ihr Mann Ralf Dujmovits, bil<strong>den</strong><br />

das wohl bekannteste Paar des Höhenbergsteigens.<br />

Fotos: Ralf Dujmovits<br />

8 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


4<br />

Monviso (3841 m)<br />

Cottische Alpen, Italien<br />

Foto: Iris Kürschner, privat<br />

»Es gibt für mich keinen <strong>Berg</strong>, <strong>der</strong><br />

die Verbindung zwischen Kulturlandschaft<br />

und hochalpiner Landschaft<br />

besser und schöner herstellt<br />

als <strong>der</strong> Monviso. Wenn <strong>der</strong> <strong>Berg</strong><br />

im Frühjahr noch tief verschneit ist<br />

und man gleichzeitig <strong>den</strong> Blick auf die Weinberge<br />

des Piemonts hat, dann ist das pure Ästhetik.<br />

Zudem ist die Besteigung von Sü<strong>den</strong> her ein<br />

sehr schöner Spaziergang durch <strong>den</strong> Fels – recht<br />

einfach und ohne große Ausrüstung machbar,<br />

trotzdem aber spektakulär.«<br />

Dominik <strong>Sie</strong>grist, Jahrgang 1957, ist<br />

Professor für Geografie und Landschaftsplanung<br />

sowie Präsi<strong>den</strong>t <strong>der</strong> Alpenschutzkommission<br />

Cipra.<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 9


5Shivling (6543 m)<br />

Himalaya, Indien<br />

»Am Shivling liebe ich die Form:<br />

Wie eine Pyramide steht er im indischen<br />

Teil des Himalaya: So markant<br />

und doch so grazil. Dabei reizt mich<br />

weniger seine Höhe (6543 m) als<br />

die technischen Schwierigkeiten.<br />

Mit seinen drei sehr steilen Felswän<strong>den</strong> und <strong>den</strong><br />

markanten Graten ist er für ambitionierte Kletterer<br />

ein Traum. Für die Begehung <strong>der</strong> grandiosen<br />

Shiva’s Line hat Thomas Huber völlig zu Recht<br />

<strong>den</strong> Piolet d‘Or bekommen. Darüber hinaus ist er<br />

ein sehr mystischer <strong>Berg</strong>, <strong>der</strong> seinen Namen<br />

<strong>der</strong> Gottheit Shiva verdankt. Sein Gletschereis<br />

nährt <strong>den</strong> Bhagirathi, <strong>der</strong> dann in <strong>den</strong> Ganges,<br />

<strong>den</strong> heiligsten Fluss <strong>der</strong> Hindus, fließt.«<br />

Nina Schlesener, Jahrgang 1984,<br />

ist Deutschlands jüngste staatlich<br />

geprüfte <strong>Berg</strong>führerin.<br />

Foto: Nina Schlesener, Klaus Kranebitter<br />

10 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


6<br />

Cerro Torre (3128 m)<br />

Patagonien, Argentinien/Chile<br />

Foto: Corey Rich/Red Bill Content Pool, Robert Bösch<br />

»Der Cerro Torre liegt genau in<br />

dem ›brüllen<strong>den</strong> Vierziger‹, wie<br />

die Seefahrer diese Region auf<br />

<strong>der</strong> Südhalbkugel bezeichnen. Ein<br />

Granitzacken, <strong>der</strong> im ersten Sonnenlicht<br />

einer Flamme gleich in <strong>den</strong><br />

Himmel lo<strong>der</strong>t und damit ein fantastisches, aber<br />

gleichzeitig trügerisches Bild abgibt. Denn sein<br />

wahres Gesicht zeigt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong> erst, wenn man ihn<br />

nicht sieht. Wenn er von <strong>den</strong> sturmgepeitschten<br />

Wolken tagelang umhüllt wird, wenn die Seile<br />

nicht nach unten fallen, son<strong>der</strong>n vom Sturm nach<br />

oben getragen wer<strong>den</strong> und man sich nur noch<br />

eines wünscht, nämlich irgendwie heil runterzukommen,<br />

von diesem ›Schrei aus Stein‹.«<br />

Robert Bösch, Jahrgang 1954, <strong>Berg</strong>führer<br />

und Geograf, hat sich vor allem<br />

als herausragen<strong>der</strong> Alpinfotograf einen<br />

Namen gemacht.<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 11


7<br />

Machapucharé (6997 m)<br />

Himalaya, Nepal<br />

»Der Machapucharé (übersetzt<br />

›Fischschwanz‹) hat eine sehr<br />

eigenwillige und unverwechselbare<br />

Form. Mich fasziniert beson<strong>der</strong>s,<br />

dass <strong>der</strong> <strong>Berg</strong> im Annapurna-Massiv<br />

noch unbestiegen ist. Er gilt<br />

<strong>den</strong> Einheimischen als Sitz des Amitabha, des<br />

›Buddha des unermesslichen Lichtglanzes‹,<br />

und ist damit heilig. 1964 verfügte <strong>der</strong> nepalesische<br />

König zum Glück ein Expeditionsverbot.<br />

Der <strong>Berg</strong> ist von weit her sichtbar und zieht einen<br />

in seinen Bann. In meinem Museum Firmian<br />

auf Schloss Sigmundskron hängt ein Porträt<br />

des Machapucharé, gemalt vom Künstler<br />

Nino Malfatti.«<br />

Reinhold Messner, Jahrgang 1944, ist<br />

<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>, Autor und Museumsbetreiber<br />

Foto: Fotolia, Messner Mountain Museum<br />

12 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


8<br />

Watzmann (2713 m)<br />

Berchtesga<strong>den</strong>er Alpen, Deutschland<br />

Foto: Bernd Römmelt, Nadine Rupp<br />

»Als Fußballprofi komme ich lei<strong>der</strong><br />

nicht oft zum <strong>Berg</strong>steigen. Ich<br />

schaffe es höchstens mal auf <strong>den</strong><br />

Wallberg – aber schon von dort<br />

ist <strong>der</strong> Blick auf <strong>den</strong> Tegernsee<br />

phantastisch. Überhaupt haben<br />

wir in Bayern viele schöne <strong>Berg</strong>e, <strong>der</strong> schönste<br />

davon, vielleicht auch <strong>der</strong> schönste <strong>der</strong> Welt,<br />

ist für mich <strong>der</strong> Watzmann. Ich war zwar noch nie<br />

oben, aber von Berchtesga<strong>den</strong> aus ist <strong>der</strong> Anblick<br />

des Massivs extrem beeindruckend. Mich würde<br />

in dem Gebiet mal eine Skitour reizen. Das ist<br />

allerdings wohl ein Projekt, das bis nach meiner<br />

Fußball-Karriere warten muss.«<br />

Philipp Lahm, Jahrgang 1983, ist Kapitän<br />

des FC Bayern München und <strong>der</strong> Deutschen<br />

Nationalmannschaft<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 13


9<br />

Eiger (3970 m)<br />

Berner Alpen, Schweiz<br />

»Wenn ich unten an <strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />

stehe, dann will ich dort einfach<br />

hochklettern. Ich bin schon so<br />

viele Male diese Wand geklettert,<br />

sie fasziniert mich immer noch.<br />

Aber nicht nur die Wand, auch <strong>der</strong><br />

<strong>Berg</strong> selber ist einzigartig. Er bietet so viele<br />

Möglichkeiten: Du kannst Sportklettern, alpin<br />

klettern, du hast schöne Gratklettereien, im Winter<br />

kannst du die Westflanke mit Ski abfahren.<br />

Der Eiger ist einfach <strong>der</strong> perfekte <strong>Berg</strong>.«<br />

Ueli Steck, Jahrgang 1976, wurde<br />

als Extrembergsteiger vor allem durch<br />

seine Solo- und Speedbegehungen,<br />

unter an<strong>der</strong>em am Eiger, bekannt.<br />

Fotos: Robert Bösch<br />

14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


10<br />

Ama Dablam (6814 m)<br />

Himalaya, Nepal<br />

Foto: Ralf Dujmovits,Thomas Ebert<br />

»Die Ama Dablam hat eine unvergleichliche<br />

Form – ganz an<strong>der</strong>s<br />

als an<strong>der</strong>e <strong>Berg</strong>e, sie ähnelt eher<br />

einem Frauenkörper. Obwohl die<br />

Südwestwand natürlich die berühmteste<br />

Seite ist und am meisten<br />

fotografiert wird, ist die Ama Dablam von allen<br />

Seiten schön. Man sagt hier, ihre langen Grate<br />

seien wie die Arme einer Mutter, die ihr Kind<br />

beschützt. Mir gefällt auch, dass die Sherpas<br />

je<strong>den</strong> Herbst die Fixseile entfernen – so ist <strong>der</strong><br />

<strong>Berg</strong> für die erste Gruppe im Frühjahr fast<br />

jungfräulich. Es gibt höhere <strong>Berg</strong>e als die Ama<br />

Dablam, aber auf ihr gestan<strong>den</strong> zu haben,<br />

macht mich heute noch glücklich.«<br />

Pem Chhiri Sherpa (»Pemba«), Jahrgang<br />

1974, arbeitet seit 1998 als <strong>Berg</strong>- und<br />

Trekkingführer in seiner Heimat Nepal und<br />

stand zweimal auf dem Mount Everest. ◀<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 15


<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />

04/14 BERGSZENE<br />

Großer Favorit: Ueli Steck<br />

durchstieg im Alleingang<br />

die Annapurna-Südwand.<br />

Zitat des Monats<br />

»Heute früh waren<br />

die Beine schwer,<br />

aber jetzt ging’s<br />

ganz leicht.«<br />

Toni Palzer, Jahrgang 1992, nach 1200 gesammelten<br />

Höhenmetern (in 90 Minuten) beim Charity-<br />

Rennen zugunsten <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>wacht Berchtesga<strong>den</strong>.<br />

Der Ramsauer hatte beim Jennerstier – wenige<br />

Stun<strong>den</strong> zuvor – die Deutsche Meisterschaft im<br />

Skibergsteigen souverän gewonnen: 1050 Höhenmeter<br />

in 49:30 Minuten.<br />

Fotos: Robert Bösch, DAV / Dörte Pietron, Alastair Lee<br />

Wer holt die gol<strong>den</strong>e Eisaxt?<br />

DIE NOMINIERTEN DES 22. PIOLET D‘OR STEHEN FEST<br />

Für ihre Expedition im Satling nominiert:<br />

die Damen des DAV-Exped-Ka<strong>der</strong><br />

Mehr als 70 Besteigungen aus dem Jahr 2013 umfasst die<br />

»Big List« <strong>der</strong> Journalisten Claude Gardien (Vertical) und Lindsay<br />

Griffin (American Alpine Journal) für <strong>den</strong> wichtigsten Preis im<br />

<strong>Berg</strong>steigen. Sechs davon wird die Jury um George Lowe, Erri de<br />

Luca, Catherine Destivelle, Denis Urubko, Karin Steinbach<br />

und Sungmuk Lim auswählen, ehe Ende März in Courmayeur<br />

<strong>der</strong> Gewinner gekürt wird. Nicht die schwierigste Route gewinnt,<br />

auch Faktoren wie <strong>der</strong> Begehungsstil, das sogenannte<br />

Commitment (»Hingabe«) und die Routenwahl spielen eine<br />

wichtige Rolle. Das macht die Vergabe umso schwieriger:<br />

Im Vorjahr hatten alle sechs Nominierten die Auszeichnung<br />

erhalten. Der Amerikaner John Roskelley wird für seine<br />

Leistungen im Höhenbergsteigen mit dem »Walter Bonatti Award«<br />

für sein Lebenswerk geehrt, als Favorit für <strong>den</strong> Piolet gilt Ueli Stecks Solo an <strong>der</strong><br />

Annapurna Südwand. Ein Interview<br />

mit Steck lesen <strong>Sie</strong> in dieser Ausgabe ab<br />

Seite 46. Die Big List ist einsehbar unter<br />

www.pioletsdor.com.<br />

–te–<br />

Preise runter, Kosten rauf<br />

Das nepalesische Tourismusministerium hat die Expeditionsgebühren neu gestaffelt.<br />

Für <strong>den</strong> Everest wer<strong>den</strong> zur Frühjahrssaison statt 25 000 künftig nur noch 11 000<br />

US-Dollar pro Person fällig. Allerdings wird im Gegenzug das Gruppenpermit gestrichen,<br />

bei dem ab sieben Teilnehmern bisher 10 000 Dollar pro Kopf fällig waren. Die neue<br />

Preisstaffel soll kleine und nepalesische Anbieter gegenüber kommerziellen Expeditionen<br />

stärken. Zudem wer<strong>den</strong> die Gebühren für die an<strong>der</strong>en 8000er in Nepal von 5000 auf<br />

1800 US-Dollar gesenkt. Die neue Regelung gilt ab 2015. –te–<br />

Mit Außenseiterchancen: die Erstbegehung<br />

am Ulvetanna in <strong>der</strong> Antarktis<br />

16 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


i<br />

Foto: Vanessa Duldner<br />

Fünf Fragen an …<br />

Ludwig Graßler (88),<br />

<strong>der</strong> in <strong>den</strong> 70er Jahren<br />

<strong>den</strong> Weitwan<strong>der</strong>weg<br />

»München-Venedig« erfand<br />

3D Flex System:<br />

bessere Kontrolle beim Antreten<br />

Thermo Tech Injection:<br />

perfekt wasserabweisend<br />

...<strong>den</strong> Weitwan<strong>der</strong>-Pionier<br />

Wie erfindet man als Flachlän<strong>der</strong> einen <strong>der</strong> beliebtesten<br />

Weitwan<strong>der</strong>wege über die Alpen?<br />

Als gebürtiger Amberger war ich 300 Kilometer von <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en weg,<br />

dazu zehn Geschwister, Vater in Frührente – wie sollte ich da in die<br />

<strong>Berg</strong>e kommen? Aber es gab einen Salesianerpater, <strong>der</strong> zuvor in<br />

Benediktbeuern war; von <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en dort hat er mir vorgeschwärmt.<br />

1962 bin ich nach Wolfratshausen gezogen und habe von dort aus<br />

neue Wan<strong>der</strong>wege entlang <strong>der</strong> Isar in die <strong>Berg</strong>e gesucht.<br />

Nach Venedig ist es aber ein ganz schönes Stück!<br />

Mit dem Isartalverein wan<strong>der</strong>ten wir ins Inntal, wo alle sagten:<br />

Jetzt sind wir erst richtig eingelaufen! Der Wunsch weiterzugehen hat<br />

mich dann ver anlasst, einen Weg von München nach Venedig zu<br />

fi n<strong>den</strong>. In <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en gab es nicht mehr viel zu tun, deshalb haben<br />

wir vorhan<strong>den</strong>e Wege kombiniert – zum Beispiel die Dolomitenhöhenwege<br />

Nr. 2 und Nr. 1, <strong>den</strong>en man bis Belluno folgt. Von da muss man<br />

nur noch durch die Piave-Ebene an die Adria.<br />

Viele Wan<strong>der</strong>er brechen am 8. 8. um 8 Uhr auf. Warum?<br />

Der 8.8. ist ein gutes Datum. Er liegt in <strong>den</strong> großen Ferien, und <strong>der</strong><br />

Schnee ist bereits geschmolzen. Später ist mir gekommen: Die<br />

Kreise <strong>der</strong> 8 haben einen symbolischen Gehalt. <strong>Sie</strong> stehen für die<br />

Schönheit und die Harmonie <strong>der</strong> Natur, die Gleichheit beim Wan<strong>der</strong>n<br />

und auf <strong>den</strong> Hütten sowie die Gemeinschaft in kleinen Gruppen.<br />

<strong>Sie</strong> stehen auch für die unendliche Freiheit, die man beim Wan<strong>der</strong>n<br />

erlangt, wenn man <strong>den</strong> Alltagsstress hinter sich lässt – und auch<br />

für die Länge des Weges, <strong>der</strong> manchmal beinahe unendlich erscheint.<br />

Gab es vor ihnen überhaupt <strong>den</strong> Begriff »Weitwan<strong>der</strong>n«?<br />

Ich glaube schon, bei aller Beschei<strong>den</strong>heit, dass München–Venedig<br />

dazu beigetragen hat. Vom meinem ersten Buch von 1977 gibt<br />

es nur 3000 Exemplare. Heute erscheinen die Wan<strong>der</strong>führer dazu<br />

– mehr o<strong>der</strong> weniger abgekupfert – in vier Verlagen!<br />

GOLD<br />

INDUSTRY<br />

AWARD 2013<br />

leichtere Ferse mit<br />

EVA Einsatz:<br />

maximale Dämpfung<br />

TRANGO CUBE<br />

Der innovative ultra-leichte Schuh für technischen Alpinismus<br />

und Klettersteigexkursionen. Fixiert neue Standards in Hinsicht<br />

auf Gewicht und Komfort dank des nahtlosen Schaftes und <strong>der</strong><br />

Thermo Tech Injektion Konstruktion mit <strong>den</strong> Schnürösen,<br />

welche in das thermoplastische Material getaucht wur<strong>den</strong>.<br />

Trango Cube GTX: die Zukunft des Alpinismus ist hier und jetzt.<br />

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Italy (TN)<br />

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S .p.A<br />

Ihr Tipp für Neulinge?<br />

Ein bisschen <strong>Berg</strong>erfahrung braucht es schon, o<strong>der</strong> jeman<strong>den</strong>, <strong>der</strong><br />

<strong>den</strong> Weg kennt. Für die Klettersteige empfi ehlt sich ein Brustgurt.<br />

Und nicht so viel mitnehmen – dank <strong>der</strong> Hütten braucht man nicht<br />

mehr als 10 bis 12 Kilo zu tragen. Alpenvereinsausweis nicht<br />

vergessen!<br />

Interview: Thomas Ebert<br />

www.lasportiva.com • Become a La Sportiva fan


<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />

12/11 04/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

<strong>Berg</strong>-Splitter<br />

Foto: Archiv Reinhard Karl<br />

Fotogipfel<br />

Der 2. Oberstdorfer Fotogipfel vom 8. bis 14.<br />

Juni 2014 steht unter dem Motto »Heimat«.<br />

Profi s wie Thomas Höpker und Steve Thornton<br />

erklären alles zu Bil<strong>der</strong>stellung und –bearbeitung,<br />

Heinz Zak lädt zudem zur Fotowan<strong>der</strong>ung<br />

mit Biwak ein. Der BERGSTEIGER begleitet das<br />

Event als Medienpartner.<br />

–te–<br />

Karls Bil<strong>der</strong>schatz<br />

Am 6. April präsentiert Eva Altmeier-Karl<br />

auf dem »Weitsicht-Festival« in Darmstadt <strong>den</strong><br />

riesigen Bil<strong>der</strong>schatz ihres Mannes Reinhard<br />

Karl, <strong>der</strong> 1982 am Cho Oyu ums Leben kam.<br />

Die Bil<strong>der</strong> seiner letzten Dia-Show »Zeit zum<br />

Atmen« hat Altmeier-Karl neu digitalisiert und mit<br />

weiteren Bil<strong>der</strong>n und Zitaten angereichert. –te–<br />

»Intensiv leben« war das Motto des Sinnsuchers<br />

und 1. Deutschen am Everest.<br />

Foto: Dmitry Pichugin / fotolia.com<br />

Von rechts nach links: die »Fitz Traverse«,<br />

die auch das Logo von Patagonia ziert.<br />

Patagonischer Paukenschlag<br />

FITZ ROY TRAVERSE ERSTMALS BEZWUNGEN<br />

Eines <strong>der</strong> ganz großen Projekte in Patagonien ist geknackt: Mitte Februar überkletterten<br />

Tommy Caldwell und Alex Honnold binnen fünf Tagen die »Fitz Traverse«,<br />

<strong>den</strong> über fünf Kilometer langen Grat des Fitz Roy und seiner zahlreichen Trabanten.<br />

Die Schwierigkeiten auf <strong>den</strong> 4000 Höhenmetern gaben die bei<strong>den</strong> Amerikaner<br />

mit 7a (5.11d), C1 und 65° an, wobei sich das gute Wetter mit <strong>den</strong> schlechten Verhältnissen<br />

(stark vereiste Risse und Rauhreif) die Waage hielt. Bemerkenswert ist <strong>der</strong><br />

saubere und minimalistische Stil: Geklettert wurde meist simultan und in Zustiegsschuhen,<br />

lediglich sechs Expressen waren im Gepäck. Schlafsack und Eisgerät teilten<br />

sich die bei<strong>den</strong>. Seine Sonnenbrille konnte Caldwell allerdings nicht entbehren,<br />

weswegen Honnold auf dem Trip schneeblind wurde. Caldwell vermisste vor allem<br />

Creme für die geschun<strong>den</strong>en Hände. Honnolds Fazit nach seiner ersten Tour in<br />

Patagonien: »Der ganze Trip war wie ein extremer Campingurlaub.«<br />

–te–<br />

Doppelter Doppelsieg<br />

Die deutschen Skibergsteiger sind in Topform:<br />

Erst erzielten Sepp Rottmoser (Rosenheim)<br />

und Anton Palzer (Berchtesga<strong>den</strong>) beim Weltcup<br />

im Val Comelico einen Doppelsieg in <strong>der</strong><br />

Sprintdisziplin. Eine Woche später ging es zur<br />

Europameisterschaft in Andorra: Dort hielt<br />

Palzer in bei<strong>den</strong> Rennen wacker in <strong>der</strong><br />

italienischen Spitzengruppe mit und wurde im<br />

Vertikal- und Individualrennen jeweils Vierter<br />

– was dem 20-Jährigen zugleich die EM-Titel in<br />

seiner Altersklasse (U23) bescherte. –te–<br />

Beson<strong>der</strong>es zum Run<strong>den</strong><br />

Das Messner Mountain Museum auf Schloss<br />

Sigmundskron widmet sich 2014 ganz dem<br />

Jubilar: Im September feiert Reinhold Messner<br />

seinen 70. Geburtstag. Vom 2. März bis 16.<br />

November zeigen die Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />

seine 8000er, die Antarktis und die Gobi anhand<br />

von Werken des Tiroler Künstlers Richard<br />

Rangger sowie seine Biographie. –te–<br />

Leserreise vom Glockner bis ans Meer<br />

Das Konzept des Weitwan<strong>der</strong>weges<br />

»Alpe-Adria-Trail« ist<br />

bestechend: Man beginnt im<br />

Hochgebirge und bewegt<br />

sich von Tag zu Tag näher aufs<br />

Meer zu. Das Wan<strong>der</strong>n wird<br />

auf <strong>den</strong> 750 Kilometern zu<br />

einer Entdeckungstour durch<br />

Österreich, Slowenien und<br />

Italien. BERGSTEIGER-Leser<br />

können nun die herausragensten<br />

<strong>der</strong> insgesamt 43 Etappen<br />

Sehnsuchtsort mit Sonne: Millstätter See<br />

per Leserreise erleben. Teil 1 (20. – 29. Juni 2014) beginnt im<br />

Nationalpark Hohe Tauern und führt bis zu <strong>den</strong> glasklaren Badeseen<br />

wie Ossiacher See und Wörther See. Teil 2 (12. – 21. Sept.) startet an<br />

<strong>der</strong> Soca in Slowenien und endet am Mittelmeer. Beide Teile sind<br />

natürlich auch einzeln buchbar. Programm und Leistungen fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong><br />

unter www.bergsteiger.de sowie unter www.alpe-adria-trail.com. –mr–<br />

Foto: Daniel Zupanc/Kärtnen Werbung<br />

18 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


<strong>Berg</strong>-Fundstück<br />

MANCHE<br />

MÖGEN’S HEISS ...<br />

Wärme zum Aufklappen:<br />

Der Benzin-betriebene<br />

Zippo Handwärmer lässt<br />

die Damen bei Schlechtwetter<br />

am Gipfel anschmiegsam<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

www.zippo.de, Preis: 37,50 Euro<br />

Nächtliches Treiben<br />

VIELE TEILNEHMER UND WENIG SCHNEE IN BERCHTESGADEN<br />

»Wir kommen wie<strong>der</strong>!«<br />

Obwohl das 3. Berchtesga<strong>den</strong>er<br />

Skitourenfestival<br />

»nicht vom Schneegott<br />

geküsst wurde«, wie<br />

Veranstalter Toni Grassl<br />

zum Auftakt verkündete,<br />

waren die 120 Teilnehmer<br />

vollauf zufrie<strong>den</strong>.<br />

Nagelneues Testmaterial<br />

und professionelle<br />

Workshops schufen ein<br />

ideales Umfeld, das auch<br />

Skitouren-Ass Toni Palzer<br />

anzog. Der Ramsauer<br />

machte am Samstag<br />

erst die Deutsche Meisterschaft<br />

im Skibergsteigen<br />

43 500 Hm wur<strong>den</strong> beim Gaudirennen gesammelt.<br />

klar und erlief beim abendlichen Charity-Rennen mit <strong>den</strong> Teilnehmern<br />

650 Euro zugunsten <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>wacht. So viel Einsatz belohnte <strong>der</strong> Schneegott:<br />

Über Nacht fiel das ersehnte Weiß vom Himmel.<br />

–te–<br />

Foto: Thomas Ebert<br />

Foto: Sébastien Montaz-Rosset<br />

Bringt <strong>den</strong> Laufsport ins hochalpine<br />

Gelände: Kilian Jornet<br />

Allen davongelaufen<br />

Kilian Jornet ist <strong>der</strong> National Geographic People’s Choice Adventurer<br />

of the Year. Bei <strong>der</strong> Leserwahl setzte sich <strong>der</strong> 26-jährige Katalane<br />

unter an<strong>der</strong>em gegen <strong>den</strong> Kletterer Adam Ondra und Diana Nyad durch,<br />

die ohne Haikäfi g von Florida nach Kuba schwamm. Jornet, <strong>der</strong> im<br />

Sommer wie Winter die <strong>Berg</strong>lauf-Weltcups dominiert, wurde für seine Pionierleistungen<br />

bei <strong>der</strong> Verbindung von Trail Running und Alpinismus nominiert.<br />

–te–<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Mammut-Chef<br />

Rolf Schmid wurde<br />

für die nächsten zwei<br />

Jahre zum Präsi<strong>den</strong>ten <strong>der</strong><br />

European Outdoor Group<br />

(EOG) gewählt und löst<br />

damit David Udberg ab.<br />

Unter dem Dach <strong>der</strong> EOG<br />

versammeln sich fast 90<br />

Führungskräfte <strong>der</strong> größten Outdoor-<br />

Marken Europas. Auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Nachhaltigkeit nimmt die EOG eine<br />

wichtige Rolle ein und will Lösungen<br />

zu chemietechnischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

energisch vorantreiben. +++<br />

+++ Im April eröffnet die<br />

»Salewa World« mit <strong>den</strong> Marken<br />

Dynafi t und Salewa auf einer La<strong>den</strong>fl äche<br />

von 400 Quadratmetern im Tal 21 in<br />

München. Mit dem Flagship Store kommt<br />

die Marke – nach fast 80 Jahren seit<br />

Gründung des Unternehmens in München<br />

– wie<strong>der</strong> zurück an ihren Ursprung. +++<br />

+++ Dynafit<br />

arbeitet ab sofort<br />

mit <strong>der</strong> Vereinigung<br />

<strong>der</strong> internationalen<br />

<strong>Berg</strong>führerverbände<br />

zusammen. Künftig<br />

wer<strong>den</strong> einzelne Vertreter des Verbands,<br />

beispielsweise Ausbil<strong>der</strong>, Produkte des<br />

Skitourenausrüsters auf Expeditionen<br />

testen, wie bereits 2013 am Denali. +++<br />

+++ Ab Herbst gibt es Norrøna<br />

auch für Kin<strong>der</strong>. Für die Winterkollektion<br />

2014/15 bringt die norwegische<br />

Outdoor- und Freeridemarke<br />

eine bunte, zeitlose Junior-<br />

Linie für Kin<strong>der</strong> zwischen acht<br />

und zwölf Jahren heraus, die<br />

aus <strong>den</strong> gleichen hochwertigen<br />

Materialien besteht wie<br />

die Erwachsenen-Linie. +++<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 19


<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />

12/11 04/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Bisweilen schwebt man als<br />

Skibergsteiger über <strong>den</strong> Dingen...<br />

...manchmal gerät man in die<br />

Blechlawine, wie hier am Hoadl.<br />

Fotos: Andreas Srauß, Thomas Ebert<br />

Sind Skitourengeher die besseren <strong>Berg</strong>touristen?<br />

Skitourengeher gelten aktuell als Protagonisten eines nachhaltigen Tourismus. Aber macht <strong>der</strong> Liftverzicht allein das Skibergsteigen grün?<br />

Unsere Autoren waren geteilter Meinung – schicken <strong>Sie</strong> uns Ihre per Leserbrief o<strong>der</strong> E-Mail an redaktion@bergsteiger.de<br />

<strong>Sie</strong>gfried Garnweidner, BERGSTEIGER-Autor<br />

»Tourengeher sind nachhaltiger«<br />

Dem Tourengeher genügt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>, so wie er ist. Er<br />

braucht keine Pistenautobahnen, keine Energie- und<br />

Wasser fressen<strong>den</strong> Schneekanonen, die Wildtiere<br />

kilometerweit vertreiben. Er will keine künstlichen Wasserspeicher, keine<br />

Liftkabel, keine Lautsprecher, keine stinken<strong>den</strong> Pistenraupen und keinen<br />

Rummel. Er zerstört keine Lebensräume unwie<strong>der</strong>bringlich. Die einzige<br />

Energie, die er verbraucht, ist seine eigene und die ist gottlob regenerativ.<br />

Der Tourengeher muss keinen Tagesskipass hereinfahren. Er kann <strong>den</strong><br />

<strong>Berg</strong> stressfrei hinauf spuren und die Landschaft genießen. Er kommt<br />

nur langsam voran. Damit gibt er dem Wild Gelegenheit, gemächlich<br />

abzuziehen – oft erleichtern sogar alte Skispuren das Fortkommen.<br />

Der Tourengeher ist sozial. Auf fast je<strong>der</strong> Tour bieten sich zahlreiche Gelegenheiten<br />

für Kontakte, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft o<strong>der</strong> nur<br />

einen angenehmen Ratsch auf dem Gipfel. Eine Skitourenausrüstung<br />

kostet Geld, hält aber viele Jahre. Es entspricht <strong>der</strong> Mentalität <strong>der</strong><br />

meisten Tourengeher, dass sie nicht ständig das Neueste und Teuerste an<br />

Ausrüstung haben müssen – lieber kehren sie nach <strong>der</strong> Tour gemütlich<br />

ein. Viele Talgemeinschaften haben <strong>den</strong> sanften Tourismus entdeckt. <strong>Sie</strong><br />

verzichten auf zerstörerische Liftzirkus-Anlagen, för<strong>der</strong>n stattdessen <strong>den</strong><br />

Skitourenlauf – die ursprünglichste Form des Skisports – und fahren<br />

nicht schlecht damit. So gelingt es, die Umwelt <strong>der</strong> Nachwelt zu erhalten.<br />

Pro & Contra<br />

Dominik Prantl, Redaktion BERGSTEIGER<br />

»Tourengeher sind Opportunisten«<br />

Nachhaltigkeit umfasst neben <strong>der</strong> ökologischen auch<br />

soziale und ökonomische Dimensionen – und <strong>der</strong><br />

Tourengeher zeigt sich in mehreren Bereichen keineswegs<br />

so nachhaltig, wie er sich selbst gerne darstellt. Das beginnt schon bei <strong>der</strong><br />

Ökologie. Natürlich bleibt <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en eine Erschließung erspart. Nur:<br />

Kaum ein unerschlossener <strong>Berg</strong>, kaum eine Rinne, kaum ein Hang ist vor<br />

Skibergsteigern sicher. Jäger wissen sehr wohl, dass beispielsweise Rotwild<br />

sogar unter punktuellen Störungen leidet – und Fluchtversuche oft mit<br />

dem Leben bezahlen. Gleiches gilt beispielsweise für das Auerwild. Dabei<br />

ist es egal, ob Massen o<strong>der</strong> nur einzelne Geher durch ihr Revier laufen.<br />

Das ist keine Meinung <strong>der</strong> Seilbahnindustrie, son<strong>der</strong>n das Ergebnis eines<br />

Langzeitmonitorings im Nationalpark Bayerischer Wald. Geradezu albern<br />

wird das Umweltschutzgeschwätz bei Skitouren im Kaukasus o<strong>der</strong> nach<br />

Norwegen. Bei <strong>den</strong> wirtschaftlichen Effekten ist die Sache noch eindeutiger.<br />

Rein wertschöpfungstechnisch gesehen ist <strong>der</strong> Tourengeher je<strong>den</strong>falls<br />

eine Katastrophe, da er im Vergleich zum Liftnutzer so gut wie kein Geld in<br />

<strong>der</strong> Region lässt. Auch das ist keine Schätzung, son<strong>der</strong>n das Ergebnis<br />

einer Studie von <strong>der</strong> Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee<br />

und Landschaft. Dass mir persönlich eine Skitour auf <strong>den</strong> Piz Arina<br />

sympathischer ist als das nicht weit davon entfernte Skigebiet von Ischgl,<br />

än<strong>der</strong>t lei<strong>der</strong> nichts an <strong>der</strong> Tatsache: Auch wir sind nur Opportunisten.<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Der Verein »Kein PSW« fürchtet, dass nach<br />

dem Gegenwind aus <strong>der</strong> Bevölkerung nicht mehr<br />

<strong>der</strong> Jochberg, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> weniger prominente<br />

Altlacher Hochkopf <strong>der</strong> Standort für das geplante<br />

Pumpspeicherkraftwerk sein wird. +++ Laut <strong>der</strong><br />

Tierschutzorganisation »Vier Pfoten« verzichten<br />

die Firmen The North Face, Patagonia, Mammut,<br />

Vaude und Jack Wolfskin künftig auf Daunen aus<br />

Stopfmast und Lebendrupf. +++<br />

Zwei Forscher haben das Unglück von vier<br />

Männern rekonstruiert, die 1926 am Aletschgletscher<br />

verschwun<strong>den</strong> waren und erst 2012 vom<br />

Eis freigegeben wur<strong>den</strong>. Die Männer hätten sich im<br />

Schneesturm im Bereich des Konkordiaplatzes<br />

verirrt, seien erfroren und dann fast 11 Kilometer<br />

vom Gletscher ins Tal transportiert wor<strong>den</strong>,<br />

berichteten Guillaume Jouvet und Martin Funk<br />

im Journal of Glaciology.<br />

Foto: http://page.mi.fu-berlin.de/jouvet/<br />

20 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

In Zukunft künstlich<br />

STUDIE ZUR SCHNEESICHERHEIT POLARISIERT<br />

Alpen im Chaos: So ambivalent wie <strong>der</strong> Winter in <strong>den</strong> Alpen<br />

verlief die Podiumsdiskussion in Immenstadt, auf <strong>der</strong> Mitte<br />

Februar über die Folgen des Klimawandels debattiert wurde.<br />

An Robert Steigers vorgestellter Studie schie<strong>den</strong> sich die Geister<br />

– Steiger sieht langfristig nur fünf bis 40 Prozent <strong>der</strong> bayerischen<br />

Skigebiete als schneesicher an. Dementsprechend for<strong>der</strong>ten<br />

Vertreter des DAV und Bund Naturschutz, »konkrete Alternativen<br />

zum klassischen Alpinski-Tourismus vorwärts zu bringen«,<br />

etwa nach dem Vorbild <strong>der</strong> österreichischen »<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer«.<br />

Peter Huber, Präsi<strong>den</strong>t des Verbandes Deutscher Seilbahnen<br />

(VDS), kritisierte dagegen die Studie: »Obwohl die diesjährigen<br />

Temperaturen knapp zwei Grad über dem Durchschnitt liegen,<br />

können wir unser Skigebiet in Garmisch im normalen Umfang<br />

betreiben.« Die Bedeutung <strong>der</strong> künstlichen Beschneiung werde<br />

noch zunehmen, sagte Huber. Ein Gesetz, welches <strong>den</strong> Einsatz von<br />

Schneekanonen oberhalb <strong>der</strong> Baumgrenze verbietet, exisitiert<br />

laut DAV und VDS nicht. Einig waren sich Naturschützer und Tou -<br />

ristiker, dass zu <strong>den</strong> 57 bestehen<strong>den</strong> Skigebieten in <strong>den</strong> Bayerischen<br />

Alpen keine weiteren hinzukommen wer<strong>den</strong>. –te–<br />

Fotos: DAV/Steffen Reich, DanielKoell / Fotolia<br />

Kontrovers debattiert: Vertreter von DAV und Bund Naturschutz bei<br />

einer Podiumsdiskussion über die Fogen des Klimawandels<br />

4<br />

25<br />

57<br />

Skigebiete<br />

2000 Hm<br />

1500 Hm


<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

04/14 BERGSZENE<br />

Medien<br />

<strong>Berg</strong>Bücher …<br />

Martin Arnold, Roland Gerth,<br />

Ronald Decker, Urs Fitze<br />

»NATURDENKMÄLER DER SCHWEIZ«<br />

40 Natur<strong>den</strong>kmäler mit Übersichtskarten<br />

und Touren-Infos, 176 Seiten, 21 x 28 cm,<br />

gebun<strong>den</strong> mit Hardcover, AT Verlag,<br />

Aarau (CH) 2013, 39,90 €<br />

Die Natur ist ein geduldiger Künstler. In <strong>der</strong> Schweiz hat<br />

sie über Jahrtausende hinweg wilde Schluchten, Wasserfall-<br />

Kaska<strong>den</strong>, bizarre Hohlräume im <strong>Berg</strong>inneren und fragile Erdpyrami<strong>den</strong><br />

geformt. Die Magie dieser beson<strong>der</strong>en Plätze – vom<br />

Ofenloch in Toggenburg über die Dinosaurier-Spuren in Lommiswil<br />

bis hin zum Aletschgletscher in <strong>den</strong> Berner Alpen – hat <strong>der</strong><br />

Naturfotograf Roland Gerth in stimmungsvollen, oft spektakulären<br />

Aufnahmen eingefangen. Kurze Reportagen erzählen von <strong>der</strong><br />

Bedeutung <strong>der</strong> Orte, von ihrer Entstehung und von <strong>den</strong> Sagen,<br />

mit <strong>den</strong>en die Menschen das Außergewöhnliche zu erklären versuchten.<br />

Wer sich davon zu einer Wan<strong>der</strong>ung animieren lässt,<br />

findet am Ende des jeweiligen Kapitels nützliche Tipps zu Anreise,<br />

Wegen, Öffnungszeiten und Einkehrmöglichkeiten. –dst–<br />

Andreas Dick,<br />

Stefan Heiligensetzer<br />

»DIE SEVEN SUMMITS<br />

DER ALPEN«<br />

192 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />

Klappenbroschur, Bruckmann Verlag,<br />

München 2014, 26,99 €<br />

Nur eine Frage <strong>der</strong> Zeit<br />

war es wohl, ehe <strong>der</strong> PR-Schlager<br />

»Seven Summits« auf die<br />

nächste Ebene durchtröpfelte.<br />

Zum Glück, <strong>den</strong>n die Dächer<br />

<strong>der</strong> sieben Alpenlän<strong>der</strong> sind<br />

nicht nur hoch, son<strong>der</strong>n auch<br />

höchst reizvoll. Damit die<br />

großen Ziele stets im Blick<br />

bleiben, führt das gelungene<br />

Werk neben Zugspitze, Triglav,<br />

Glockner & Co. auch auf<br />

<strong>der</strong>en Aussichtslogen. –te–<br />

Fredmund Malik<br />

»WENN GRENZEN KEINE SIND –<br />

MANAGEMENT UND BERGSTEIGEN«<br />

223 Seiten, 15,5 x 22 cm,<br />

gebun<strong>den</strong> mit Hardcover,<br />

Campus Verlag, Frankfurt 2014,<br />

27,- €<br />

Gute Manager müssen nicht<br />

zwingend bergsteigen können.<br />

Doch sie können jede Menge<br />

von <strong>den</strong> Tugen<strong>den</strong> lernen, die<br />

ein guter <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> braucht.<br />

Das ist die Grundthese des Professors<br />

Fredmund Malik, <strong>der</strong> in<br />

St. Gallen Unternehmensführung<br />

lehrt. Vorbil<strong>der</strong> und falsche<br />

Hel<strong>den</strong>, Selbsterfahrung und<br />

Grenzüberschreitung, Risiko<br />

und Entscheidung – Malik zieht<br />

viele Parallelen. Zu Recht. –mr–<br />

<strong>Berg</strong>App … <strong>Berg</strong>Film … <strong>Berg</strong>Web …<br />

Foto: BANFF Mountain Film Festival<br />

»GPS LOGGER«<br />

Wofür? App ohne Schnickschnack, die nur <strong>den</strong><br />

Track aufzeichnet. Dafür gibt es externe Geräte,<br />

jedes Smartphone mit GPS tut’s aber auch.<br />

Wie? Die App speichert in Intervallen (ab 1 Sek.)<br />

die Position – akkuschonend ohne Netzempfang<br />

Warum? Wer die Uhren von App und Kamera<br />

abgleicht, erfährt <strong>den</strong> Standort seiner Bil<strong>der</strong>.<br />

Wieviel? Kostenlos für Android, ähnliche App<br />

»GeoTagr« für iOS erhältlich (4,99 US$) –te–<br />

»KEEPER OF THE MOUNTAINS«<br />

Miss Elisabeth Hawley hat in ihrem Leben<br />

noch keinen einzigen <strong>Berg</strong> bestiegen.<br />

Doch in Kathmandu ist sie eine Institution.<br />

Die energische Amerikanerin führt<br />

seit mehr als 50 Jahren täglich Buch über<br />

sämtliche Expeditionen im Himalaya.<br />

Der Besuch bei Miss Hawley ist Pflicht für<br />

je<strong>den</strong>, <strong>der</strong> seine Expedition durch Aufnahme<br />

in die Himalaya-Chroniken quasi<br />

amtlich beglaubigen will.<br />

–sz–<br />

Von: Allison Otto, Scott McElroy<br />

Mit: Elisabeth Hawley<br />

Aus: USA<br />

twitter.com / #mountainselfie<br />

Das Selbstbeweihräucherungsportal<br />

Twitter entdeckt die <strong>Berg</strong>e: Unter dem<br />

Hashtag #mountainselfie la<strong>den</strong> <strong>der</strong>zeit<br />

Tausende ihre alpinen Selbstporträts in<br />

<strong>den</strong> virtuellen Äther. Wer sich nun fragt,<br />

warum und wozu, vergisst dreierlei.<br />

Die Tradition: Das Gipfelfoto ist so alt wie<br />

die Kamera selbst. Die Vielfalt: In schönster<br />

digitaler Demokratie mischen sich die<br />

lei<strong>den</strong><strong>den</strong> Fratzen von Eisklettercracks<br />

unter Skibum-Posereien am Ausstieg vom<br />

Tellerlift – hauptsache <strong>Berg</strong>bild. Und <strong>den</strong><br />

Neidfaktor: Spätestens nach dem zehnten<br />

»Selfie« will man selber raus. –te–<br />

22 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


TV-Programm März / April 2014<br />

15.3. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Teneriffa<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.3. | 19.30 | Arte<br />

360° – Geo Reportage<br />

Die Marmorberge von Italien<br />

Dauer: 42 Min.<br />

16.3. | 7.00 | SWR<br />

Im Herzen Venezuelas<br />

Von <strong>den</strong> Tafelbergen<br />

ins Orinoco-Delta<br />

Dauer: 30 Min.<br />

16.3. | 14.10 | ORF 2<br />

Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />

Istrien<br />

Dauer: 25 Min.<br />

16.3. | 18.05 | N24<br />

Amerika – Wildes Land AH<br />

<strong>Berg</strong>e<br />

Dauer: 39 Min.<br />

17.3. | 14.05 | 3sat<br />

unterwegs<br />

Argentinien, <strong>der</strong> Nor<strong>den</strong>:<br />

<strong>Berg</strong>e, Wein und Wasserfälle<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.3. | 13.50 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Schottisches Hochland<br />

Dauer: 24 Min.<br />

20.3. | 15.15 | HR<br />

Das Land hinter dem Eis<br />

Zanskar im Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.3. | 15.15 | RBB Berlin<br />

mareTV<br />

Norwegen auf <strong>der</strong> Hurtig rute<br />

– Fjorde, Meer und <strong>Berg</strong>e<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.3. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Guernsey – Kronjuwel<br />

im Gezeitenstrom<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.3. | 17.20 | Servus TV<br />

Sommerglücksmomente<br />

In Vorarlberg<br />

Reportage<br />

Dauer: 5 Min.<br />

23.3. | 11.45 | alpha<br />

Schätze <strong>der</strong> Welt –<br />

Erbe <strong>der</strong> Menschheit<br />

Wasserspiele <strong>der</strong> Natur–<br />

Die Plitvicer Seen (Kroatien)<br />

Dauer: 15 Min.<br />

23.3. | 14.25 | Servus TV<br />

Naturparadies Deutschland<br />

Spreewald<br />

Dauer: 42 Min.<br />

J23.3. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Reisereportage: Hochpustertal<br />

Dauer: 30 Min.<br />

23.3. | 16.30 | ORF 2<br />

Erlebnis Österreich AH<br />

In <strong>der</strong> Asten:<br />

<strong>Berg</strong>bauern in Extremlage<br />

Dauer: 25 Min.<br />

24.3. | 14.50 | 3sat<br />

Meine Traumreise<br />

durch die Schweiz<br />

Die <strong>schönsten</strong><br />

Bahnstrecken <strong>der</strong> Alpen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

26.3. | 15.30 | 3sat<br />

Die <strong>Berg</strong>e <strong>der</strong> Deutschen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.3. | 16.15 | 3sat<br />

Auf dem Dach Europas<br />

Im Bann <strong>der</strong> Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.3. | 20.15 | HR<br />

Zu Fuß über die Alpen<br />

Von Oberstdorf nach Meran<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.3. | 6.45 | N 3<br />

Schätze <strong>der</strong> Welt<br />

Wo die Schiffe klettern<br />

müssen – Canal du Midi<br />

Dauer: 15 Min.<br />

30.3. | 21.15 | BR<br />

<strong>Berg</strong>auf-<strong>Berg</strong>ab<br />

Gletscherhänge, Firngipfel<br />

und an<strong>der</strong>e Delikatessen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

1.4. | 16.15 | S: Disc. Channel<br />

Everest: Spiel mit dem Tod<br />

Gipfelträume<br />

Dauer: 50 Min.<br />

1.4. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

St. Moritz und das Engadin<br />

Dauer: 25 Min.<br />

3.4. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Auf Tour durch Großbritannien:<br />

Die Highlands<br />

Dauer: 44 Min.<br />

4.4. | 20.15 | alpha<br />

Aufbruch in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en –<br />

Neues Bauen in Tirol<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.4. | 13.30 | WDR<br />

Erlebnisreisen-Tipp:<br />

Spanien: Gran Canaria<br />

Dauer: 15 Min.<br />

J5.4. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Pyrenäen<br />

An <strong>der</strong> Ariège<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.4. | 15.35 | Servus TV<br />

<strong>Berg</strong>welten<br />

Grenzen <strong>der</strong> Felskletterei –<br />

Die Nordwände <strong>der</strong><br />

Drei Zinnen<br />

Dauer: 52 Min.<br />

5.4. | 16.35 | Servus TV<br />

Aus dem Leben<br />

Frauen in <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>rettung<br />

Dauer: 24 Min.<br />

5.4. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Reisereportage: Norwegen<br />

Dauer: 25 Min.<br />

5.4. | 17.40 | 3sat<br />

La Réunion – Naturwun<strong>der</strong><br />

im Indischen Ozean<br />

Dauer: 20 Min.<br />

7.4. | 15.20 | 3sat<br />

Reiseziel Bo<strong>den</strong>see<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 10 Min.<br />

J21.3. | 19.30 | Arte<br />

Mit dem Frühling durch Europa<br />

Von <strong>den</strong> Alpen zum Polarmeer<br />

Dauer: 43 Min.<br />

25.3. | 12.00 | Servus TV<br />

Fahrt in fremde Welten<br />

Himalaya: Der eiserne Drache<br />

Dauer: 39 Min.<br />

25.3. | 16.20 | Arte<br />

Menschen am Rande<br />

<strong>der</strong> Welt<br />

Spitzbergen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

J3.4. | 19.30 | Arte<br />

Frankreichs <strong>Berg</strong>e, …<br />

… Frankreichs Menschen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

4.4. | 15.35 | 3sat<br />

Neuseeland von oben<br />

Die Südalpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

AH<br />

7.4. | 19.30 | Arte<br />

Wildes Deutschland –<br />

Unbekannte Tiefen<br />

Von <strong>den</strong> Alpen zum Rhein<br />

Dauer: 43 Min.<br />

10.4. | 12.55 | Arte<br />

360° – Geo Reportage<br />

Postbote im Himalaya<br />

Dauer: 52 Min.<br />

22.3. | 7.00 | BR<br />

Unterwegs in <strong>den</strong> Alpen<br />

Hans Kammerlan<strong>der</strong><br />

Dauer: 15 Min.<br />

25.3. | 17.45 | ZDF Info<br />

Terra Xpress<br />

Das Alpen-Rätsel<br />

Dauer: 30 Min.<br />

4.4. | 16.15 | Arte<br />

Die Swanen<br />

Ein <strong>Berg</strong>volk im Kaukasus<br />

Dauer: 43 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong><br />

auf bergsteiger.de<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 23


AUF TOUR<br />

Saisonstart an Bayerns Südhängen<br />

Frühe Freu<strong>den</strong><br />

Das Frühjahr ist meist ein unsicherer<br />

Zeitgenosse. Die Sehnsucht nach <strong>den</strong> ersten Touren<br />

an <strong>der</strong> 2000er-Grenze ist groß, doch vielerorts<br />

versperren Eis und Schnee <strong>den</strong> Weg.<br />

Unser Autor Michael Pröttel zeigt, wo sich schon<br />

Wege auf lohnende Gipfel auftun.<br />

24 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Gipfelglück am Schellschlicht.<br />

Im Zugspitzmassiv herrscht noch Winter.<br />

Den Spruch lernt jedes Kind früh:<br />

»Der April macht, was er will.«<br />

Und zumindest in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en<br />

besitzt auch <strong>der</strong> Folgemonat<br />

noch auto-anarchistische Ten<strong>den</strong>zen.<br />

»Wo geht’s endlich wie<strong>der</strong> zum<br />

Wan<strong>der</strong>n?«, lautet eine an <strong>Berg</strong>fexe häufig<br />

gestellte Frühjahrsfrage, auf die Selbige<br />

souverän antworten: »Kommt drauf an!«<br />

In <strong>der</strong> Tat variiert die alpine Schneelage im<br />

späten Frühjahr recht stark von Jahr zu Jahr.<br />

Schneearme Winter ermöglichen manchmal<br />

schon Anfang des Wonnemonats erste<br />

größere <strong>Berg</strong>touren ohne Schneekontakt,<br />

während ein kaltes, verregnetes (und in <strong>den</strong><br />

<strong>Berg</strong>en dann noch verschneites) Frühjahr einen<br />

vernünftigen Start in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>sommer<br />

bis Ende Juni hin verzögern kann.<br />

Je sonniger desto früher – einge<strong>den</strong>k aller<br />

meteorologischen Unsicherheiten gilt diese<br />

Gesetzmäßigkeit aber so gut wie immer.<br />

Doch wo genau man im Frühjahr trockenen<br />

Fußes an <strong>der</strong> 2000-Meter-Marke kratzen<br />

kann, ist auch für alte Hasen immer wie<strong>der</strong><br />

eine spannende Frage.<br />

Alle Fotos: Michael Pröttel<br />

Nagelprobe am Seinskopf<br />

Nach motivieren<strong>den</strong>, weil schneefreien<br />

Voralpentouren starte ich meinen Testlauf<br />

in <strong>der</strong> janusköpfigen Soierngruppe. Deren<br />

schattige, zum Soiernsee abstürzende Nordhänge<br />

bieten einerseits »Figl-Fans« meist bis<br />

in <strong>den</strong> Juni hinein guten Firn. Auf <strong>der</strong> sonnenverwöhnten<br />

Südseite von Fel<strong>der</strong>nkopf,<br />

Soiernspitze & Co. schmilzt <strong>der</strong> Schnee an<strong>der</strong>erseits<br />

an warmen Apriltagen so schnell<br />

dahin, dass man fast zuschauen kann, wie<br />

die violetten Blütenknospen <strong>der</strong> Soldanellen<br />

die Schneeschichten durch brechen.<br />

Ein Blick auf die einschlägige Alpenvereinskarte<br />

weist in puncto Tourenwahl eindeutig<br />

<strong>den</strong> 1962 Meter hohen Seinskopf als <strong>den</strong><br />

vielversprechendsten Soiern-<strong>Berg</strong> aus. Erstens<br />

kann man die lange Fahrstraße Richtung<br />

Vereiner Alm vergleichsweise früh<br />

verlassen. Vor allem aber verläuft <strong>der</strong> Anstieg<br />

über Lausberg und Signalkopf über einen<br />

komplett südexponierten <strong>Berg</strong>rücken.<br />

Die einzige Unsicherheit, ob zu Beginn ein<br />

dichter Wald <strong>der</strong> Schneedecke Asyl bietet,<br />

ist mithilfe von Google Maps mit we-<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 25


An Sonnencreme hat<br />

natürlich wie<strong>der</strong> keiner<br />

gedacht! Schlüsselstatt<br />

Schneeblumen<br />

begleiten <strong>den</strong> frühlingshaften<br />

Aufstieg<br />

in die Latschenzone.<br />

Ein kleiner Klettersteig verleiht dem<br />

Schellschlicht zusätzlichen Reiz.<br />

Auch die Alpenaurikel ist ein absolut<br />

zuverlässiger Frühjahrsbote.<br />

Wer über die Moosenalm absteigt, muss<br />

ab und an Schneefel<strong>der</strong> in Kauf nehmen.<br />

nigen Klicks geklärt. Bei höchster Auflösung<br />

<strong>der</strong> Satellitenbild-Funktion ist gut zu<br />

erkennen, dass sich schmale Serpentinen<br />

durch einen ziemlich lichten <strong>Berg</strong>wald in<br />

Richtung Lausberg hinauf schlängeln.<br />

Das Beste an <strong>der</strong> digitalen Informationsquelle<br />

ist die Tatsache, dass sie vor Ort hält,<br />

was sie verspricht. Nach nicht einmal 50<br />

Höhenmetern wan<strong>der</strong>t Janas Hardshell in<br />

<strong>den</strong> Rucksack und ihre Schirmmütze auf<br />

<strong>den</strong> Kopf. An Sonnencreme hat natürlich<br />

wie<strong>der</strong> mal keiner gedacht! Schlüssel- statt<br />

Schneeblumen begleiten <strong>den</strong> frühlingshaften<br />

Aufstieg in die Latschenzone, wo<br />

<strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e weiße Fleck so aussieht,<br />

als würde er darauf spekulieren,<br />

<strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Sommer im Schatten <strong>der</strong><br />

<strong>Berg</strong>kiefern zu überleben. Mutterseelenallein<br />

genießen wir das ab dem Lausberg<br />

umwerfende Rundum-Panorama und<br />

pfeifen auf die paar Schneefel<strong>der</strong>, die auf<br />

dem nun deutlich flacheren Rücken dann<br />

doch zu queren sind. Und zwar immer dort,<br />

wo <strong>der</strong> Steig leicht nach Nordwesten hin<br />

abschwenkt.<br />

Über einen warmen Wiesenhang steigen<br />

Jana und ich zuletzt auf <strong>den</strong> zum Seinskopf<br />

führen<strong>den</strong> Schlussrücken, wo die Stille abrupt<br />

zerschnitten wird. Keuchend und ein<br />

wenig fluchend kämpft sich ein <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />

durch <strong>den</strong> Nassschnee auf <strong>der</strong> noch fast<br />

vollständig weißen Nordflanke hoch.<br />

Auch in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en kommt es eben darauf<br />

an, auf <strong>der</strong> richtigen Seite zu stehen.<br />

Lust auf mehr<br />

»Könnten es nicht auch 100 Höhenmeter<br />

mehr sein?«, frage ich mich noch am gleichen<br />

Abend und ziehe die BY 6 aus dem<br />

Regal. Und richtig, auf <strong>der</strong> Alpenvereinskarte<br />

»Ammergauer Alpen West« ist <strong>der</strong><br />

süd- beziehungsweise südwestexponierte,<br />

zum 2052 Meter hohen Schellschlicht ziehende<br />

<strong>Berg</strong>rücken gut auszumachen. Der<br />

PC bleibt diesmal aus. Schließlich bin ich<br />

26 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


mir nach dem Seinskopf sicher, dass auch<br />

dichteres Waldgelände kein Problem mehr<br />

darstellt, wenn die Hänge Richtung Sü<strong>den</strong><br />

zeigen. Diesmal stehe ich mit Stefan<br />

am Wan<strong>der</strong>parkplatz von Griesen. Mein<br />

Freund allerdings runzelt die Stirn. Vom<br />

Ausgangspunkt aus sieht man schon: Zumindest<br />

im ersten Teil des Gipfelkamms<br />

schmiegt sich ein weißes Schneeband an<br />

<strong>den</strong> langen <strong>Berg</strong>rücken.<br />

Noch winterlicher präsentiert sich die<br />

breite Nordflanke des Zugspitzmassivs, die<br />

hinter uns dem milchigblauen Himmel die<br />

Show stiehlt. Stefan und ich geraten schon<br />

vom Hinschauen ins Frösteln und brechen<br />

auf <strong>der</strong> Stelle auf.<br />

Ein mäandrieren<strong>der</strong> Wildfluss, eine kleine<br />

Klamm und ein herrlicher <strong>Berg</strong>mischwald<br />

– allein <strong>der</strong> Aufstieg zur Seinsalm lässt<br />

keine <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>wünsche offen. Von meinem<br />

brennen<strong>den</strong> Verlangen nach mehr<br />

Flüssigkeit einmal abgesehen. An <strong>der</strong> lei<strong>der</strong><br />

unbewirteten Schellalm wird mir mit dem<br />

letzten Schluck aus <strong>der</strong> Trinkflasche schlagartig<br />

klar, dass auch die Frühjahrssonne or<strong>den</strong>tlich<br />

Durst machen kann.<br />

300 Höhenmeter weiter oben gibt es Lin<strong>der</strong>ung<br />

in Form alter Schneewechten. Klar:<br />

Man soll Schnee eigentlich nicht essen (siehe<br />

<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>INFO). Trotzdem beiße ich<br />

herzhaft in die eiskalte Masse. Die Überreste<br />

vergangener Winterstürme klammern<br />

sich hartnäckig an <strong>der</strong> Lee-Seite des<br />

Kammverlaufes fest und können oft nicht<br />

umgangen wer<strong>den</strong>. Nach einer Frostnacht<br />

wäre man hier mit Steigeisen nicht overdressed.<br />

Dank <strong>der</strong> mil<strong>den</strong> Temperaturen<br />

erreichen wir aber sogar ohne Stöcke das<br />

Gipfelkreuz und stoßen (Stefan zieht breit<br />

grinsend zwei Radler-Halbe aus dem Rucksack)<br />

auf <strong>den</strong> ersten 2000er <strong>der</strong> noch jungen<br />

<strong>Berg</strong>saison an.<br />

Schuh statt Ski<br />

Bleibt abschließend zu klären, ob auch bei<br />

meiner Lieblingsskitour <strong>der</strong> Frühling ausgebrochen<br />

ist. Einmal mehr zeigt ein Blick<br />

auf die Karte: Wenn, dann kommt man auf<br />

dem Weg über die Tölzer Hütte – und nicht<br />

über die westseitige Skitourenroute – jetzt<br />

schon mit <strong>Berg</strong>schuhen auf <strong>den</strong> Schafreiter.<br />

Und tatsächlich: Beim Vor-Ort-Test berühren<br />

meine <strong>Berg</strong>schuhe bis zum Gipfel so gut<br />

wie keinen Schnee. Was meine Neugierde<br />

erst richtig anstachelt und mich auf die Idee<br />

einer Rundtour bringt. Aber Vorsicht, unten<br />

im Tal bin ich um eine Erfahrung reicher:<br />

Wer <strong>den</strong> wun<strong>der</strong>schönen Alternativabstieg<br />

über Kälbereck und Moosenalm zur Oswaldhütte<br />

– freilich nicht über die Almstraße,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>den</strong> schönen Steig am Bach – unbedingt<br />

im Frühjahr machen will, darf sich<br />

über längere Schneefel<strong>der</strong> und somit etwas<br />

nasse Füße nicht beschweren.<br />

◀<br />

INFO<br />

Warum man Schnee<br />

nicht essen soll<br />

Schmelzwasser enthält, ähnlich wie destilliertes<br />

Wasser, praktisch keine Mineralstoffe.<br />

Und Wasser ohne Mineralstoffe hat<br />

die Eigenschaft, dem Körper Mineralstoffe<br />

zu entziehen. Außerdem verliert <strong>der</strong> Körper<br />

bei diesem biochemischen Vorgang auch<br />

noch Flüssigkeit. Zudem kann <strong>der</strong> Schnee<br />

natürlich verunreinigt sein, was aber auf<br />

<strong>Berg</strong>touren meist ein vernachlässigbares<br />

Thema ist.<br />

GUT (2,1)<br />

Im Test:<br />

15 Paar<br />

Trekkingstiefel<br />

Ausgabe 8/2013<br />

13NF19


TOUREN<br />

<strong>Berg</strong>wärts auf <strong>der</strong> Sonnenseite<br />

Wenn die Saison noch jung ist und <strong>der</strong> Schnee nur langsam<br />

zurückweicht, empfehlen sich Touren an <strong>den</strong> Südhängen –<br />

wir haben zehn Frühjahrswan<strong>der</strong>ungen für <strong>Sie</strong> ausgesucht.<br />

1 Salmaser Höhe (1254 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Sonnenseitige und überwiegend<br />

freie Spritztour zu großartigem<br />

Aussichtspunkt.<br />

Anstieg größtenteils auf in diesem<br />

Falle schönen Almstraßen.<br />

Ausgangspunkt: Wiedmanndorf<br />

(750 m)<br />

Route: Wiedmanndorf – Michelesalpe<br />

– Salmaser Höhe – Michelesalpe –<br />

Wiedmanndorf<br />

2 Grünten (1737 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

960 Hm 960 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreicher<br />

Anstieg mit Klammwan<strong>der</strong>ung<br />

zu Beginn. Im oberen Teil führen steilere<br />

Steige zum aussichtsreichen<br />

»Wächter des Allgäus«. Die größtenteils<br />

freie bzw. nur mit lichtem<br />

Wald bestan<strong>den</strong>e Südfl anke ist<br />

meist recht früh schneefrei.<br />

Ausgangspunkt: Sonthofen/Ortsteil<br />

Winkel (780 m)<br />

Route: Winkel – Starzlachklamm<br />

– Mittlere Schwandalpe – Grünten<br />

– Mittlere Schwandalpe – Starzlachklamm<br />

– Winkel<br />

3 Ornach (1625 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

480 Hm 480 Hm<br />

Charakter: Kurzer Südanstieg,<br />

<strong>der</strong> nur zu Beginn kurz durch Wald,<br />

dann durch herrlich freies Almgelände<br />

erfolgt. Oben warten großartige<br />

Ausblicke auf die Allgäuer Alpen.<br />

Ausgangspunkt: Oberjoch (1145 m)<br />

Route: Oberjoch – Ornach – Oberjoch<br />

4 Reutterwanne (1541 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

490 Hm 490 Hm<br />

Charakter: Nach einem aussichtsreichen<br />

Auftakt geht es auf breiten<br />

Wegen größtenteils durch schönen<br />

<strong>Berg</strong>mischwald, bevor <strong>der</strong> sonnenverwöhnte<br />

Gipfelhang <strong>den</strong> wun<strong>der</strong>schönen<br />

Schlussakkord setzt.<br />

Ausgangspunkt: Jungholz/Gießenschwand<br />

(1050 m)<br />

Route: Gießenschwand – Reuterwanne<br />

– Gießenschwand<br />

5 Hinteres Hörnle (1547 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Sonnenverwöhnter<br />

Spätfrühjahrs-Klassiker, <strong>der</strong> zumeist<br />

über freies Wiesengelände und<br />

nur ein vergleichsweise kurzes Stück<br />

durch Wald führt.<br />

Ausgangspunkt: Bhf. Unterammergau<br />

(840 m) bzw. Parkplatz Kappel<br />

(860 m)<br />

Route: Kappel – Wildeck – Hörnle<br />

Alm – Hinteres Hörnle – Hörnle Alm –<br />

Wildeck – Kappel<br />

6 Schellschlicht (2052 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

1240 Hm 1240 Hm<br />

Charakter: Einem schönen, südseitigen<br />

<strong>Berg</strong>wald-Anstieg folgt ab<br />

<strong>der</strong> Schellalm eine Kammwan<strong>der</strong>ung<br />

vom Allerfeinsten. Gewaltige<br />

Tief- und Fernblicke u. a. auf das<br />

Wettersteinmassiv.<br />

Ausgangspunkt: Griesen (816 m)<br />

Route: Griesen – Schellalm – Brandjoch<br />

– Schellschlicht<br />

– Brandjoch –<br />

Schellalm – Griesen<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

Zum Seinskopf geht’s über einen südseitigen <strong>Berg</strong>rücken.<br />

7 Seinskopf (1961 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Großartige <strong>Berg</strong>tour auf<br />

zunächst breitem Fahrweg und dann<br />

schönem <strong>Berg</strong>steig. Der nach Sü<strong>den</strong><br />

exponierte Rücken apert vergleichsweise<br />

früh aus. Tolle Ausblicke auf<br />

Karwendel und Wetterstein.<br />

Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz<br />

an <strong>der</strong> Seinsalm (910 m)<br />

Route: Seinsalm – Lausberg –<br />

Signalkopf – Seinskopf<br />

– Signalkopf – Lausberg<br />

– Seinsalm<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

8 Hirschhörndlkopf (1513 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

730 Hm 730 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche,<br />

technisch unschwere Tour mit tollem<br />

»Panorama-Rücken«. Wegen des südseitigen<br />

Anstiegs, <strong>der</strong> durch lichten<br />

Wald erfolgt, oft im späten Frühjahr<br />

schneefrei.<br />

Ausgangspunkt: Jachenau (790)<br />

Route: Jachenau – Brunnenmooswiesen<br />

– Pfundalm – Hirschhörndlkopf<br />

– Pfundalm – Brunnenmooswiesen<br />

– Jachenau<br />

9 Schafreiter (2101 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Bis zur Tölzer Hütte<br />

verläuft <strong>der</strong> Anstieg in südexponiertem<br />

<strong>Berg</strong>wald. Von da aus geht es<br />

über einen Südrücken auf einen <strong>der</strong><br />

besten Aussichtsberge des Karwendelgebirges.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Tölzer<br />

Hütte (900m)<br />

Route: Hüttenparkplatz – Tölzer<br />

Hütte – Schafreiter – Tölzer Hütte –<br />

Hüttenparkplatz.<br />

10 Buchstein (1701 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

850 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche,<br />

südseitige <strong>Berg</strong>tour durch schönen<br />

<strong>Berg</strong>mischwald und Almgelände.<br />

Für <strong>den</strong> teils drahtseilgesicherten<br />

Hütten-und Gipfelanstieg ist Trittsicherheit<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz<br />

westlich von Bayerwald (850 m)<br />

Route: Wan<strong>der</strong>parkplatz – Sonnbergalm<br />

– Tegernseer Hütte –<br />

Buchstein – Tegernseer Hütte<br />

Sonnbergalm – Wan<strong>der</strong>parkplatz.<br />

28 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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Der schnellste Flying Fox, die längste Sommerrodelbahn,<br />

die höchste Aussichtsplattform – immer neue Funsport-<br />

Anlagen schießen aus dem steinigen Bo<strong>den</strong> <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>gipfel.<br />

Verlockend für die einen, ärgerlich für die an<strong>der</strong>en. Von Uli Ertle<br />

30 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Nervenkitzel ist käuflich:<br />

Adrenalinjunkies am<br />

AlpspitzKick bei Nesselwang<br />

Reinsetzen o<strong>der</strong> springen? Der Bursche<br />

– er mag 15 Jahre alt sein,<br />

Kletterhelm, Sonnenbrille, Outdoorklamotten<br />

– entscheidet<br />

sich für die defensivere Variante.<br />

»Ich setz’ mich mal rein«, sagt er. Nur noch<br />

ein Countdown von wenigen Sekun<strong>den</strong><br />

trennt <strong>den</strong> Jugendlichen vom Adrenalinkick<br />

an <strong>der</strong> Alpspitze. »Drei. Zwei. Eins«,<br />

zählt <strong>der</strong> Flightguide rückwärts, und ab<br />

geht die Post. Mit irrsinnigem Tempo flitzen<br />

Adrenalinjunkies am Seil durch eine<br />

Schneise im <strong>Berg</strong>wald hinab. Pardon. <strong>Sie</strong><br />

fliegen.<br />

Schließlich heißt es auf <strong>der</strong> Betreiber-<br />

Homepage: »Take-Off für <strong>den</strong> National<br />

Flight zum Transit Tower«. Dann folgt <strong>der</strong><br />

»International Flight zum Arrival Tower«.<br />

AlpspitzKick heißt diese noch junge Attraktion<br />

<strong>der</strong> Ostallgäuer Gemeinde Nesselwang.<br />

Laut Alpspitzbahn, <strong>der</strong> Betreibergesellschaft,<br />

ist <strong>der</strong> AlpspitzKick die schnellste<br />

Zipline Deutschlands, eine Art weiterentwickelter<br />

Seilrutsche. Seit dem Sommer 2013<br />

sausen hier Touristen – wie einst Baumstämme<br />

am Drahtseil <strong>der</strong> Waldbauern –<br />

über eine Strecke von 1200 Metern zu Tal.<br />

Der aktuelle Geschwindigkeitsrekord steht<br />

bei 130 Stun<strong>den</strong>kilometern.<br />

Oktoberfest in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en<br />

Angesichts solcher Attraktionen schütteln<br />

die Umwelt-Aktivisten von Mountain<br />

Wil<strong>der</strong>ness nur verständnislos <strong>den</strong> Kopf.<br />

»Dafür sind die <strong>Berg</strong>e zu schade«, kritisiert<br />

Gotlind Blechschmidt, Vorstandsmitglied<br />

von Mountain Wil<strong>der</strong>ness. <strong>Sie</strong> sieht die<br />

Alpen an <strong>der</strong> Kapazitätsgrenze und for<strong>der</strong>t<br />

ein fundamentales Um<strong>den</strong>ken. Funparks<br />

und Attraktionen wie <strong>den</strong> AlpspitzKick<br />

hält Blechschmidt schlichtweg für »reine<br />

Geldmacherei. Das gehört aufs Oktoberfest,<br />

nicht in die <strong>Berg</strong>e!« Ginge es nach Mountain<br />

Wil<strong>der</strong>ness, so gäbe es im gesamten Alpenraum<br />

einen rigorosen Erschließungsstopp.<br />

Die einzigen Baumaßnahmen wären Rückbauten,<br />

vornehmlich <strong>der</strong> Rückbau alter<br />

Liftanlagen.<br />

Der Erste Bürgermeister <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Nesselwang, Franz Erhart, kann dieser Meinung<br />

wenig abgewinnen. Er befürwortet<br />

<strong>den</strong> AlpspitzKick und hat <strong>den</strong> Bau stets vorangetrieben.<br />

Seine Position: »Nur Natur und<br />

ein kleines Bänkchen reichen heute nicht<br />

mehr aus.« Die Kritik <strong>der</strong> Umweltschützer<br />

an seinem Bauprojekt – Mountain Wil<strong>der</strong>ness<br />

hat Erhart mit dem Anti-Preis »Bock<br />

des Jahres 2013« bedacht – empfindet er<br />

als »Lachnummer«, die er »nicht einmal<br />

im Ansatz nachvollziehen kann«. Von <strong>der</strong><br />

Haltung »dieser Leute« sei er »Lichtjahre<br />

entfernt«. Erhart sieht <strong>den</strong> AlpspitzKick als<br />

Zugnummer für sportlich orientierte Sommergäste.<br />

»Wir haben das Rad doch nicht<br />

neu erfun<strong>den</strong>«, verteidigt er sich mit Verweis<br />

auf vergleichbare Attraktionen, die<br />

im gesamten Alpenraum aus dem Bo<strong>den</strong><br />

schießen wie Pilze an einem feuchten<br />

Optimierte Aussicht?<br />

Der Adlerhorst am<br />

Gschöllkopf im Rofan<br />

kostete 200 000 Euro.<br />

Fotos: Alpspitzbahn/Ben<strong>der</strong>, DAV/Reich<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 31


Vergänglichkeit des Skizirkus: Plastikplanen gegen die Sonne am Stubaier Gletscher<br />

INFO<br />

»Alpen unter Druck«<br />

im Alpinen Museum<br />

Skilifte, Beschneiungsanlagen, spektakuläre<br />

Aussichtsplattformen und Funsport-<br />

Anlagen, die für künstlichen Nervenkitzel<br />

sorgen: Umstrittene Erschließungsprojekte<br />

im Alpenraum sind auch das Thema <strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>ausstellung, die <strong>der</strong> Deutsche Alpenverein<br />

am 13. März im Alpinen Museum<br />

München eröffnet. Anhand von Fotos,<br />

Presse artikeln, Hörfunk- und Videomitschnitten<br />

haben Frie<strong>der</strong>ike Kaiser und ihr Team<br />

knapp 200 größere Maßnahmen dokumentiert,<br />

die in <strong>den</strong> vergangenen Jahren gebaut<br />

wur<strong>den</strong> o<strong>der</strong> gerade in Planung sind.<br />

Historische Gemälde, Texte aus dreihun<strong>der</strong>t<br />

Jahren alpiner Geschichte und Interviews<br />

mit Einheimischen bil<strong>den</strong> in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

<strong>den</strong> Kontrapunkt und werfen die Frage auf,<br />

ob <strong>der</strong> Tourismus im Alpenraum tatsächlich<br />

neue Attraktionen braucht. Begleitet wird<br />

die Ausstellung von mehreren Diskussionen,<br />

Vorträgen und Gesprächen, die <strong>den</strong> Raumverbrauch<br />

und seine Konsequenzen in <strong>den</strong><br />

Alpen thematisieren.<br />

Öffnungszeiten: 13. März 2014 bis<br />

15. Februar 2015, Dienstag bis Freitag<br />

13–18 Uhr, Samstag und Sonntag<br />

11–18 Uhr (an <strong>den</strong> Oster- und Weihnachtsfeiertagen<br />

sowie Silvester und Neujahr<br />

geschlossen), www.alpenverein.de<br />

Jahrmarkts-Attraktionen auf 1900 Meter Höhe: <strong>der</strong> Sommer-Funpark Fiss<br />

Urwelt aus Plastik: Am Triassic Beach kann man auf Dinos reiten und im Mini-Urmeer ba<strong>den</strong>.<br />

Herbstwochenende. Der geschäftliche Erfolg<br />

scheint dem Bürgermeister recht zu<br />

geben: Die Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

<strong>der</strong> ersten Monate, sagt Erhart, sei deutlich<br />

übertroffen wor<strong>den</strong>.<br />

Urlauberrekord in Bayern<br />

Nesselwang und Mountain Wil<strong>der</strong>ness,<br />

kurzfristiger Erhalt <strong>der</strong> Besucher versus<br />

langfristiger Erhalt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>welt: Im Spannungsfeld<br />

dieser Positionen vollzieht sich<br />

im gesamten Alpenraum ein Prozess, <strong>den</strong><br />

die Befürworter als unverzichtbaren Strukturwandel<br />

begreifen und <strong>der</strong> Kritikern das<br />

Blut ins Gesicht treibt. Neue, spektakulärere<br />

Aussichtstürme, Alpine Coaster und<br />

Skygli<strong>der</strong> entstehen, um möglichst viele<br />

Touristen anzulocken. Man müsse, so <strong>der</strong><br />

Tenor <strong>der</strong> Frem<strong>den</strong>verkehrsverbände, dem<br />

Abflauen des Alpintourismus ja irgendwie<br />

begegnen. Dient die <strong>Berg</strong>welt <strong>der</strong> übersättigten<br />

Konsumgesellschaft also nur noch als<br />

Kulisse auf <strong>der</strong> Jagd nach dem ultimativen<br />

Kick? Und vor allem: Muss das so sein, damit<br />

die Gäste weiterhin kommen?<br />

32 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Wem Klettern zu anstrengend ist, <strong>der</strong> lässt sich in <strong>der</strong> Area 47 am Eingang zum Ötztal bespaßen.<br />

Frank-Ulrich John ist Pressesprecher und<br />

Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes<br />

in Bayern. Von sinken<strong>den</strong> Gästezahlen<br />

hat sein Verband nichts bemerkt. Im<br />

Gegenteil: »Das Jahr 2012 war ein absolutes<br />

Rekordjahr«, sagt John. Noch nie hätten so<br />

viele Gäste im Freistaat Urlaub gemacht. Alles<br />

Städtereisende? Mitnichten! »Zum ersten<br />

Mal beziehen sich diese Zahlen auf <strong>den</strong> gesamten<br />

Freistaat. Das heißt, auch <strong>der</strong> Alpenraum<br />

hat davon maßgeblich profitiert.« Die<br />

Zahlen <strong>der</strong> ersten drei Quartale des Jahres<br />

2013 legen die Vermutung nahe, dass das<br />

Rekordjahr 2012 mindestens erreicht, wenn<br />

nicht übertroffen werde. Ein weiterer Indikator<br />

für positive Geschäftsaussichten: »Viele<br />

Hoteliers in Bayern investieren in <strong>den</strong> Ausbau<br />

ihrer Häuser.« Und das, so John, wür<strong>den</strong><br />

sie mit Sicherheit nicht tun, wenn sie nicht<br />

allen Grund zu Optimismus hätten.<br />

»Die <strong>Berg</strong>e in<br />

Gewerbegebiete <strong>der</strong><br />

Fun-Industrie zu<br />

verwandeln, ist definitv<br />

<strong>der</strong> falsche Weg.«<br />

Vision <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer<br />

Doch was zieht die Menschen in die <strong>Berg</strong>e?<br />

Sind es tatsächlich Attraktionen wie Alpine<br />

Coaster und Skygli<strong>der</strong>? Hanspeter Mair, Geschäftsbereichsleiter<br />

Hütten, Naturschutz<br />

und Raumordnung in <strong>der</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

des Deutschen Alpenvereins (DAV),<br />

glaubt nicht daran. Immer mehr Menschen<br />

seien auf <strong>der</strong> Suche nach Ruhe und Entspannung.<br />

»Wan<strong>der</strong>n kommt an«, meint er,<br />

und belegt das mit <strong>der</strong> wachsen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />

des DAV. Dessen Jahrespressekonferenz<br />

Anfang Februar widmete sich <strong>den</strong>n<br />

auch dem Thema <strong>Berg</strong>sportboom. Die <strong>Berg</strong>e<br />

in Gewerbegebiete <strong>der</strong> Fun-Industrie zu verwandeln,<br />

sei definitv <strong>der</strong> falsche Weg, sagt<br />

Mair. Die Spirale »Höher – Weiter – Spektakulärer«<br />

müsse durchbrochen wer<strong>den</strong>.<br />

Mair plädiert dafür, von Österreich zu lernen.<br />

Nicht, dass man dort auf Funparks verzichten<br />

würde, aber: »In Tirol gibt es eine<br />

hervorragende Initiative, die wir gerne nach<br />

Bayern importieren wür<strong>den</strong>.« Das Bundesland<br />

hat damit begonnen, <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer<br />

zu zertifizieren, »<strong>der</strong>en größte Potentiale<br />

in ihrer Ursprünglichkeit, ihrer Tradition<br />

und Kultur liegen«. Laut Website <strong>der</strong> Österreichischen<br />

<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer sind folgende<br />

Aspekte entschei<strong>den</strong>d: »Tourismusphilosophie,<br />

Ortsbild und alpines Flair, <strong>Berg</strong>landwirtschaft<br />

und <strong>Berg</strong>waldwirtschaft, Naturund<br />

Landschaftsschutz, umweltfreundliche<br />

Mobilität und Verkehr, Kommunikation<br />

und Informationsaustausch.« Von Flying<br />

Fox, Alpine Coastern o<strong>der</strong> Aussichtsplattformen<br />

steht da nichts.<br />

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Machen <strong>Sie</strong> mit beim großen<br />

Frühjahrsrätsel und gewinnen <strong>Sie</strong><br />

Preise im Wert von 4000 Euro!<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 33


FRÜHJAHRSQUIZ<br />

Zum Start in die neue <strong>Berg</strong>saison<br />

Das große BERGSTEIGER Frühjahrsrätsel<br />

Längst gelten die Superlative in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en nicht mehr nur für die höchsten Gipfel und die<br />

schwierigsten Touren. Wenn <strong>Sie</strong> wissen, welche bei<strong>den</strong> Punkte die <strong>der</strong>zeit längste Hängebrücke<br />

verbindet o<strong>der</strong> wie viel ein Tag im teuersten Skigebiet <strong>der</strong> Alpen kostet, dann haben <strong>Sie</strong> gute<br />

Chancen auf einen <strong>der</strong> 20 Preise im Gesamtwert von 4000 Euro. Die Lösung samt Erklärungen<br />

zu <strong>den</strong> richtigen Antworten fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> in <strong>der</strong> Juni-Ausgabe des BERGSTEIGER.<br />

1 Was wird im Falle eines Tiefdruckgebietes<br />

aus dem Angebot des höchstgelegenen<br />

Cafés in Österreich gestrichen?<br />

A — Sahnetorten<br />

N — Getränke mit Kohlensäure<br />

S — Eisschokolade<br />

S — Latte Macchiato<br />

2 Wie viele Fußballfel<strong>der</strong> hätten auf dem<br />

Areal des größten Funparks in <strong>den</strong> Alpen<br />

Platz?<br />

L — Sechseinhalb<br />

C — knapp 13<br />

A — zwei<br />

3 Wie viele Skifahrer besuchen jährlich<br />

die Alpen?<br />

H — 2,5 Millionen<br />

T — 50 Millionen<br />

P — 180 Millionen<br />

4 Wo befindet sich <strong>der</strong> längste Flying Fox<br />

<strong>der</strong> Welt?<br />

I — Leogang (Salzburger Land, A)<br />

E — Hoch-Ybrig (Schwyz, CH)<br />

N — Hunter Mountain (New York, USA)<br />

6 Der Wasserverbrauch <strong>der</strong> künstlichen<br />

Beschneiung in Tirol entspricht dem<br />

jährlichen Wasserbedarf welcher Stadt?<br />

E — Bad Tölz<br />

U — Innsbruck<br />

N — München<br />

7 Was lagert auf dem Gipfel des<br />

Gaislachkogel (3056 m) in Österreich?<br />

K — 20 Tonnen Stahl<br />

A — Kunstschnee<br />

N — Weinfässer<br />

8 Welche maximale Geschwindigkeit<br />

erreicht man am schnellsten Flying Fox<br />

in Bayern?<br />

A — 120 km/h<br />

T — 130 km/h<br />

L — 140 km/h<br />

9 Wie viel Geld lässt ein durchschnittlicher<br />

Gast an einem Tag im teuersten<br />

Skigebiet in <strong>den</strong> Alpen?<br />

N — 80 Euro<br />

P — 170 Euro<br />

E — 300 Euro<br />

11 Wann kann man am Pitztaler Gletscher<br />

keinen Schnee mehr produzieren?<br />

N — Bei einer Temperatur über +4 Grad Celsius<br />

R — Nach einer Trockenperiode von zwei Wochen<br />

D — kommt nie vor<br />

12 Was gibt es nicht in <strong>den</strong> Alpen?<br />

R — Überdachte Skipisten<br />

E — U-Bahn im Dorf<br />

K — Venezianische Gondelfahrten<br />

13 Welcher Strecke entspricht die gesamte<br />

Pistenlänge des Skigebiets Les Trois Vallées?<br />

F — München – Innsbruck<br />

U — München – Berlin<br />

S — München – Paris<br />

14 Wozu dient die längste Hängebrücke in<br />

<strong>den</strong> Alpen?<br />

A — Zur Überquerung eines Flusses<br />

C — Als »Weg zurück in die Natur«<br />

M — Zur Anbindung eines <strong>Berg</strong>restaurants<br />

an <strong>den</strong> Wan<strong>der</strong>weg<br />

15 Wo wurde dieses Bild aufgenommen?<br />

5 Wie viele Kilometer Sommerrodelbahnen<br />

gibt es allein in Bayern?<br />

N — 19 km<br />

O — 37 km<br />

E — 83 km<br />

Lösungswort<br />

10 Wie viel Prozent <strong>der</strong> Pistenfläche in<br />

Südtirol sind beschneibar?<br />

O — 67 %<br />

R — 90 %<br />

A — 98 %<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

E — Europapark Rust<br />

B — Loch Ness im schottischen Hochland<br />

K — Triassic Park auf <strong>der</strong> Steinplatte<br />

Schicken <strong>Sie</strong> uns die Lösung bis zum 30. April 2014 per Post an Redaktion<br />

BERGSTEIGER, Stichwort Frühjahrsquiz, Postfach 40 02 09, D-80702 München<br />

o<strong>der</strong> per E-Mail an bergsteiger@bruckmann.de. <strong>Sie</strong> können auch die Postkarte<br />

auf Seite 35 nutzen und mit Ihrer Teilnahme am Gewinnspiel gleich die nächsten<br />

zwei Ausgaben für je 2,50 Euro bestellen. Bitte <strong>den</strong>ken <strong>Sie</strong> in jedem Fall daran,<br />

Ihre Kleidungs- und Schuhgröße anzugeben sowie eine Telefonnummer o<strong>der</strong><br />

E-Mail-Adresse. Alle Gewinner wer<strong>den</strong> schriftlich informiert.<br />

34 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14<br />

Angestellte <strong>der</strong> GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH und <strong>der</strong>en Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt.<br />

Die Teilnahme muss persönlich erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten o<strong>der</strong> eine<br />

Agentur möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung<br />

Mit <strong>der</strong> Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusen<strong>den</strong> einer Postkarte o<strong>der</strong> einer<br />

E-Mail mit meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung meiner personenbezogenen<br />

Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein. Die Daten wer<strong>den</strong> für Marketingzwecke<br />

und zur Übermittlung von Produktinformationen via Post o<strong>der</strong> E-Mail (nicht Gewünschtes<br />

bitte streichen) von <strong>der</strong> GeraNova Bruckmann Verlag GmbH (www.verlagshaus.de) sowie <strong>den</strong> dazugehören<strong>den</strong><br />

Einzelverlagen Bruckmann Verlag GmbH, GeraMond Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH,<br />

LandIdee Verlag GmbH, Ein Herz für Tiere Media GmbH, Selbermachen Media GmbH, Sutton Verlag<br />

GmbH gespeichert und genutzt.<br />

Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung je<strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />

bzw. <strong>der</strong> Bruckmann Verlag GmbH wi<strong>der</strong>rufen kann.


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Damen- und Herrenvariante.<br />

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Fotos: Hersteller<br />

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mit Handballensicherung gegen ungewolltes<br />

Aushängen, optimierte Bandfalldämpfer,<br />

Kurzhängeschlaufe direkt am Dämpfungselement.<br />

www.edelrid.de,<br />

UVP: 90 Euro<br />

Gipfelbuch von Dominik Prantl<br />

Der Autor des BERGSTEIGER und <strong>der</strong> Süddeutschen<br />

Zeitung führt <strong>den</strong> Leser entlang <strong>der</strong><br />

wun<strong>der</strong>samen Alpingeschichte<br />

direkt hinein in die Absurditäten<br />

des mo<strong>der</strong>nen <strong>Berg</strong>tourismus.<br />

szshop.sueddeutsche.de,<br />

UVP: 19,90 Euro<br />

Better Bottle von Camelbak<br />

Die transparente 0,75-Liter-Flasche lässt sich<br />

dank ihres Schnellschnappverschlusses einhändig<br />

bedienen und durch die große<br />

Öffnung leicht reinigen. Tropffreies Big<br />

Bite-Mundstück aus Silikon, integrierter<br />

Griff, bruchfestes Polycarbonat.<br />

www.camelbak.com, UVP: 15 Euro


AUF TOUR<br />

Kleinod vor Großklotz:<br />

Die Hohe Munde<br />

dominiert die Aussicht<br />

<strong>der</strong> Peter-Anich-Hütte.<br />

Tius maio bearupt aerest voluptam qui con-<br />

Unt, niam est venimi, iunt faccupt atiur?<br />

Touren zwischen Inntal und Sellrain<br />

Über dem Trubel<br />

Gegenüber des Zirler <strong>Berg</strong>s, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Inns, liegt ein Tal mit zwei<br />

Gesichtern. Im Winter tobt sich hier halb Tirol und ganz Südbayern auf <strong>den</strong><br />

Pulverhängen aus – im Sommer liegt dort ein einsames Kleinod: Die Sellrainer<br />

<strong>Berg</strong>e wandeln ihren Charakter je nach Saison. Von Franziska Baumann<br />

36 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Fotos: Franziska Baumann (2), Andreas Strauß<br />

In <strong>der</strong> Dämmerung flammen im Tal<br />

die ersten Lichter auf, als würde eine<br />

unsichtbare Hand eine Kerze nach <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en entzün<strong>den</strong>. Bald haben sich<br />

Asphaltschlangen und Ortschaften in<br />

einen funkeln<strong>den</strong> Lichterteppich verwandelt.<br />

Fast romantisch wirkt das Inntal von<br />

<strong>der</strong> Peter-Anich-Hütte zu dieser Stunde. Der<br />

klare Nachthimmel scheint die flackern<strong>den</strong><br />

Lichtpunkte wi<strong>der</strong>zuspiegeln. Die Konturen<br />

des Mieminger Gebirges und des Karwendels<br />

zeichnen sich darin als schwarze<br />

Schatten ab.<br />

Winziges <strong>Berg</strong>haus mit Flair<br />

Wie auf einem Podest thront die Alpenvereinshütte<br />

fast 1300 Meter über dem Inntal,<br />

ein Ausguck hinunter in die breite Talfurche<br />

und hinüber zum hellen Kalkwall <strong>der</strong><br />

Mieminger Kette. Im ihrem Rücken liegen<br />

die nördlichsten Gipfel <strong>der</strong> Sellrainer <strong>Berg</strong>e,<br />

eine Region für Wan<strong>der</strong>er, die gerne abseits<br />

<strong>der</strong> ausgetretenen Pfade unterwegs sind.<br />

Grate und Flanken aus dunklem Urgestein<br />

wirken wenig freundlich, ja, fast abweisend.<br />

Doch wer sich auf dieses Gebirge einlässt,<br />

wird manch einla<strong>den</strong><strong>den</strong> Platz entdecken<br />

– auf abwechslungsreichen Gratgängen<br />

im Blockgestein, am Ufer spiegeln<strong>der</strong> Seen<br />

und in einsamen Hochtälern. In <strong>der</strong> winzigen<br />

Peter-Anich-Hütte wird schnell spürbar,<br />

dass sie nicht an <strong>den</strong> Hauptrouten liegt. Die<br />

Atmosphäre ist familiär, in <strong>der</strong> kleinen Gaststube<br />

kommt man schnell ins Gespräch. Gerade<br />

einmal zwölf Personen können übernachten.<br />

Drei Wan<strong>der</strong>er haben ihre großen<br />

Rucksäcke abgesetzt und genehmigen sich<br />

einen Schluck aus ihren Weißbiergläsern.<br />

<strong>Sie</strong> sind auf <strong>der</strong> Sellrainer Hüttenrunde<br />

unterwegs, die in sieben Etappen durch die<br />

<strong>Berg</strong>e rund um das Sellraintal führt. Und<br />

über die Inntalschlaufe, eine Variante des<br />

Weges, wird auch die Peter-Anich-Hütte<br />

berührt. Heute sind sie aus dem Kühtai gekommen,<br />

über <strong>den</strong> Rietzer Grieskogel. Der<br />

höchste Gipfel <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>region zwischen Sellraintal<br />

und Inntal ist im Winter für Skitourengeher<br />

ein Klassiker. Jetzt, im Sommer,<br />

seien sie kaum einer Menschenseele begeg-<br />

INFO<br />

Peter Anich: Pionier<br />

<strong>der</strong> Kartographie<br />

Peter Anich, 1723 in Oberperfuss, einem<br />

kleinen Dorf südwestlich von Innsbruck,<br />

geboren, muss für seine Zeit ein richtiger<br />

Tausendsassa gewesen sein. Der Sohn<br />

eines Bauern war handwerklich geschickt<br />

und wissbegierig. Er eignete sich Kenntnisse<br />

in <strong>der</strong> Astronomie, Mathematik,<br />

Geografi e und im Vermessungswesen an<br />

und konstruierte mit 22 Jahren seine<br />

erste Sonnenuhr. Später stellte er Globen,<br />

die größten mit einem Durchmesser von<br />

einem Meter, und geodätische Messinstrumente<br />

her. Sein Meisterwerk war<br />

jedoch <strong>der</strong> »Atlas Tyrolensis«, für <strong>den</strong> er<br />

drei Jahre lang in <strong>den</strong> Sommermonaten<br />

Tirol durchwan<strong>der</strong>te und vermaß, um eine<br />

»vollständige, alle und jede Orte und ihre<br />

Namen ausführlich in sich enthaltende<br />

Karte« anzufertigen. In <strong>den</strong> sumpfi gen<br />

Gebieten bei Bozen erkrankte er an Malaria<br />

und starb 1766 im Alter von nur 43<br />

Jahren. Die Karte von Tirol stellte sein Gehilfe<br />

Blasius Hueber fertig. <strong>Sie</strong> erreichte<br />

eine bemerkenswerte Genauigkeit, die auf<br />

<strong>der</strong> Strecke von Innsbruck bis Kufstein<br />

nur um 700 Meter abweicht. Die Karte ist<br />

unter www.tirisdienste.at einsehbar.<br />

Der Angersee bei <strong>der</strong> Oberseebenalm lädt<br />

am Weg zum Grieskogel zum Bleiben ein.<br />

net, erzählen die drei. <strong>Sie</strong> sind sich einig: Die<br />

Peter-Anich-Hütte wird zu ihren Lieblingshütten<br />

gehören. Eine <strong>der</strong> längsten Etappen<br />

haben sie noch vor sich. Zwischen acht und<br />

neun Stun<strong>den</strong> sind für <strong>den</strong> Peter-Anich-Höhenweg<br />

zur Rosskogelhütte veranschlagt<br />

– ein beständiges Auf und Ab entlang <strong>der</strong><br />

steilen Hänge über dem Inntal und durch<br />

Almgebiete, wo die Zeit ein bisschen stehen<br />

geblieben zu sein scheint.<br />

Wildnis vor <strong>der</strong> Haustür<br />

Bei <strong>der</strong> Oberhofer Melkalm wühlen ein<br />

paar Schweine im Waldbo<strong>den</strong>, Hennen picken<br />

nach Fressbarem, zwei Rin<strong>der</strong> lugen<br />

neugierig auf die Terrasse, wo Wan<strong>der</strong>er im<br />

Liegestuhl dösen. Franz spült das Melkgeschirr<br />

im Brunnen. Die Milch seiner Kühe<br />

hat <strong>der</strong> Hirte zu Käse verarbeitet. Der Telfser<br />

verbringt seinen dreizehnten Sommer<br />

auf <strong>der</strong> Alm über dem Inntal. Und möchte<br />

mit niemandem tauschen. »Besser könnte<br />

es gar nicht passen«, sagt er und zieht genüsslich<br />

an seiner selbst gedrehten Zigarette.<br />

Er hat keinen Grund zu lügen, <strong>den</strong>n<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 37


Die Almen und Heustadel sind perfekte Pausenplätzchen beim Aufstieg zum Roßkogel.<br />

Oberhofen, <strong>der</strong> Talort <strong>der</strong> Alm, ist eines<br />

<strong>der</strong> typischen Dörfer, die sich südlich des<br />

Inns aneinan<strong>der</strong>reihen: Von <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

geprägte Ortschaften, in <strong>den</strong>en sich<br />

jahrhun<strong>der</strong>tealte Höfe mit Bauerngärten,<br />

versteckte Kapellen und manch idyllischer<br />

Winkel im Dorfkern entdecken lassen. Beinahe<br />

je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Orte hat in <strong>den</strong> Sellrainer<br />

<strong>Berg</strong>en seine Alm. Früher mussten Hirten<br />

und Vieh 1000 Höhenmeter und mehr aus<br />

eigener Kraft zurücklegen, heute reisen<br />

sie bequem mit Transportern und Traktoren<br />

an. Zur Pfaffenhofer Alm dürfen auch<br />

Wan<strong>der</strong>er die Zufahrtsstraße benutzen. »Zu<br />

90 Prozent sind es Einheimische, die zu uns<br />

kommen«, berichten die Almwirte Roman<br />

und Erika. Die Ziele heißen Narrenkopf,<br />

Schafmarebenkogel und Hoche<strong>der</strong>. Keine<br />

großen Namen, dafür Gipfel einer urwüchsigen<br />

<strong>Berg</strong>landschaft und eines Panoramas,<br />

das von <strong>den</strong> scharf geschnittenen Felsgraten<br />

<strong>der</strong> Nördlichen Kalkalpen bis zu <strong>den</strong><br />

Gletscherflanken <strong>der</strong> Stubaier und Ötztaler<br />

Alpen reicht. Die <strong>Berg</strong>wildnis reicht fast bis<br />

an die Hüttentüre. »Manchmal, im Herbst,<br />

kommt das Wild nachts bis zur Hütte«, erzählt<br />

Erika. »Da kriegst Gänsehaut.«<br />

Logenplatz mit tragischem Schicksal<br />

Manche im Tal haben am 4. Oktober 1963<br />

die Rauchsäule gesehen, oben am <strong>Berg</strong>, unter<br />

dem Sonnkarköpfl. Innerhalb weniger<br />

Stun<strong>den</strong> brannte an diesem Tag die Neuburger<br />

Hütte bis auf die Grundmauern nie<strong>der</strong>.<br />

Dies war das traurige Ende eines Traums,<br />

<strong>den</strong> sich einige Alpenvereinsmitglie<strong>der</strong><br />

verwirklicht hatten. 1889 weihte die Sektion<br />

Telfs auf 1945 Meter Höhe eine kleine<br />

Selbstversorgerhütte, die Hoche<strong>der</strong>hütte,<br />

ein. <strong>Sie</strong> halbierte die langen Wege aus dem<br />

Inntal – acht Stun<strong>den</strong> vom Telfser Bahnhof<br />

zum Hoche<strong>der</strong>, neuneinhalb gar zum<br />

Rietzer Grieskogel – und wurde bald von<br />

<strong>den</strong> Kollegen aus Neuburg übernommen,<br />

die ein größeres Unterkunftshaus anstrebten.<br />

»Nur wenige Hütten wer<strong>den</strong> mit dem<br />

Ausblick auf eine so grandiose <strong>Berg</strong>welt<br />

auch einen so weitreichen<strong>den</strong> Talblick vereinen«,<br />

warb die Sektion für <strong>den</strong> Neubau,<br />

<strong>der</strong> 1906 eröffnet wurde. Alte Fotos zeigen<br />

ein stattliches <strong>Berg</strong>haus, das 50 Personen<br />

Platz bot und wegen seiner exponierten Lage<br />

mit Seilen versichert war. Wer vom ehemaligen<br />

Standort <strong>der</strong> Neuburger Hütte <strong>den</strong><br />

Blick über das Inntal wan<strong>der</strong>n lässt, mag<br />

ein bisschen wehmütig wer<strong>den</strong> angesichts<br />

des tragischen Schicksals dieser Aussichtskanzel.<br />

Doch im sommerlichen Sellrain<br />

gibt es ja noch an<strong>der</strong>e Plätze, an <strong>den</strong>en das<br />

Schauen zur Hauptbeschäftigung wird. An<br />

die Hüttenwand <strong>der</strong> Oberhofer Melkalm<br />

gelehnt blinken die glänzen<strong>den</strong> Dächer<br />

im Tal, die Asphaltbän<strong>der</strong> und Schienenstränge<br />

unendlich weit entfernt. Die Nachmittagssonne<br />

setzt die Felskulisse in Szene,<br />

<strong>der</strong> Brunnen plätschert, irgendwo bimmelt<br />

eine Kuhglocke – Franz hatte Recht. Besser<br />

könnte es tatsächlich nicht passen. ◀<br />

Fotos: Franziska Baumann, Andreas Strauß, Tourismus Innsbruck<br />

Woher das nahgelegene Kühtai seinen<br />

Namen hat, wird im Sellrain schnell klar.<br />

KOMPAKT<br />

Bestens erschlossener Geheimtipp<br />

Anreise: Mit dem Auto über<br />

Garmisch und Seefeld o<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Inntalautobahn über<br />

Innsbruck nach Telfs und zu<br />

<strong>den</strong> Orten auf <strong>der</strong> Südseite<br />

des Inns. Alternativ auch über<br />

<strong>den</strong> Fernpass nach Nassereith<br />

und über das Mieminger Plateau<br />

nach Telfs. Bahnverbindung<br />

von Innsbruck Richtung<br />

Landeck mit Halten in Inzing,<br />

Hatting, Flaurling, Oberhofen,<br />

Telfs-Pfaffenhofen und Rietz.<br />

Tourismusverband:<br />

Sonnenplateau Mieming & Tirol<br />

Mitte, Informationsbüro Telfs,<br />

Untermarktstr. 1, A-6410 Telfs,<br />

Tel. 00 43/(0)52 62/6 22 45,<br />

www.sonnenplateau.net<br />

Hütten: Peter-Anich-Hütte<br />

(1910 m), Pächterwechsel<br />

2014, voraussichtl. bew.<br />

Juni –September, Tel. 00 43/<br />

(0)6 64/1 71 18 05,<br />

www.touristenklub.org<br />

Pfaffenhofer Alm (1694 m),<br />

bew. Mitte Mai – Mitte Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/<br />

2 33 02 20<br />

Karten: Wan<strong>der</strong>karte<br />

1:35 000 »Sonnenplateau<br />

Mieming & Tirol Mitte« (erhältlich<br />

in <strong>den</strong> Tourismusbüros);<br />

Kompass-Karte 1:50 000,<br />

Nr. 35 »Imst, Telfs, Kühtai« und<br />

Nr. 36 »Innsbruck, Brenner«<br />

Literatur: Walter Klier<br />

»AV-Führer Stubaier Alpen«,<br />

<strong>Berg</strong>verlag Rother, 2013<br />

38 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


TOUREN<br />

Almrun<strong>den</strong> und Hüttenschlaufen über dem Inntal<br />

Die Sellrainer <strong>Berg</strong>e wer<strong>den</strong> im Sommer oft übersehen. Zu Unrecht, <strong>den</strong>n die feine, verkehrsgünstige<br />

Region wer<strong>den</strong> beson<strong>der</strong>s Wan<strong>der</strong>er und Kraxler lieben, die alpinen Genuss auch ohne große Namen zu<br />

schätzen wissen. Und so sind auch die Hütten: ehrlich, gemütlich, sehenswert.<br />

1 Rietzer Grieskogel (2884 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Höchster Gipfel <strong>der</strong> nördlichen<br />

Sellrainer <strong>Berg</strong>e, am Gipfelgrat<br />

leichte Blockkletterei, Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit erfor<strong>der</strong>lich<br />

Ausgangspunkt: Pfaffenhofer Alm<br />

(1694 m), erreichbar auf <strong>der</strong> Forststraße<br />

von Pfaffenhofen, Fahrgenehmigung<br />

auf <strong>der</strong> Alm erhältlich<br />

Hütte: Pfaffenhofer Alm (1694 m),<br />

bew. Mitte Mai – Mitte Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/2 33 02 20;<br />

Peter-Anich-Hütte (1910 m), ÖAV,<br />

bew. Anfang Juni bis Mitte September,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/1 71 18 05,<br />

www.touristenklub.org<br />

Route: Pfaffenhofer Alm – Peter-<br />

Anich-Hütte – Obere Seebenalm<br />

– Bachwandkopf – Rietzer Grieskogel<br />

(4 Std.) und zurück<br />

Abstiegsvariante für geübte Wan<strong>der</strong>er:<br />

Rietzer Grieskogel – Hoche<strong>der</strong><br />

(2796 m) – Narrenkopf<br />

– Pfaffenhofer<br />

Alm (3 Std.)<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

2 Sonnkarköpfl (2262 m)<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Zwei gemütliche Almen<br />

und Tiefblick aufs Inntal, teils steinige<br />

Steige, Trittsicherheit erfor<strong>der</strong>lich<br />

Ausgangspunkt: Pfaffenhofer Alm<br />

(1694 m), erreichbar auf <strong>der</strong> Forststraße<br />

von Pfaffenhofen, Fahrgenehmigung<br />

auf <strong>der</strong> Alm erhältlich<br />

Hütte: Pfaffenhofer Alm (1694 m),<br />

bew. Mitte Mai – Mitte Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/2 33 02 20<br />

Route: Pfaffenhofer Alm – Sonnkarköpfl<br />

(1½ Std.) – Oberhofer Melkalm<br />

(bewirtschaftet) – Bettlersteig –<br />

Pfaffenhofer Alm<br />

3 Taxer See (2282 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Auf einer 6 km langen<br />

Forststraße zur ursprünglichen<br />

Flaurlinger Alm, weiter auf teils<br />

steilem, aber unschwierigem Steig<br />

zu einem einsamen <strong>Berg</strong>see. Anstieg<br />

zum Gipfel des Seejochs (2808 m)<br />

weitere 1¼ Std.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Flaurlinger<br />

Alm beim Schwaighof (886 m),<br />

Flaurlingberg oberhalb von Flaurling<br />

Hütte: Flaurlinger Alm (1613 m),<br />

bew. Mitte Juni – Mitte September,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/75 08 53 88<br />

Route: Flaurlingberg – Flaurlinger Alm<br />

– Taxer See (3½ Std.) und zurück<br />

4 Roßkogel (2646 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1330 Hm 1330 Hm<br />

Charakter: Auffälliger Gipfel im<br />

Innsbrucker <strong>Berg</strong>panorama, teilweise<br />

steile und schmale Steige, für Trittsichere<br />

aber problemlos. Interessanter,<br />

gesicherter Abstecher zum Weißstein<br />

(2640 m, 40 Min.)<br />

Ausgangspunkt: Stiglreith (1363<br />

m), erreichbar von Oberperfuss mit<br />

<strong>Berg</strong>bahn o<strong>der</strong> auf schmaler Straße,<br />

gebührenpfl ichtiger Parkplatz<br />

Hütte: Roßkogelhütte (1777 m),<br />

privat, bew. Mitte Mai bis Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0)52 32/8 14 19,<br />

www.rosskogelhuette.at<br />

Route: Stiglreith – Roßkogelhütte –<br />

Krimpenbachsattel – Roßkogel<br />

(3½ Std.) – Südostgrat – Krimpenbachalm<br />

– Roßkogelhütte<br />

– Stiglreith<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

5 Inntalschlaufe <strong>der</strong><br />

Sellrainer Hüttenrunde<br />

▶ mittel 3 Tage<br />

2625 Hm 2625 Hm<br />

Charakter: Die Runde verbindet <strong>den</strong><br />

Sellraintaler und Peter-Anich-Höhenweg<br />

mit <strong>der</strong> Besteigung des Rietzer<br />

Grieskogels. Wenig begangene Steige<br />

und viele Panoramablicke. Ausdauer,<br />

Trittsicherheit und für abschüssige<br />

Hangquerungen auch Schwindelfreiheit<br />

erfor<strong>der</strong>lich.Übernachtung<br />

auch auf <strong>der</strong> Inzinger, Flaurlinger o<strong>der</strong><br />

Pfaffenhofer Alm möglich.<br />

Ausgangspunkt: Zirmbachalm<br />

(1800 m) an <strong>der</strong> Straße Sellrain<br />

– Kühtai, Bushaltestelle, Parkplatz<br />

Richtung Kühtai nach <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />

Lawinen-galerien<br />

Hütte: Roßkogelhütte (1777 m),<br />

privat, bewirtschaftet Mitte Mai<br />

bis Oktober, Tel. 00 43/(0)52 32/<br />

8 14 19, www.rosskogelhuette.at;<br />

Peter-Anich-Hütte (1910 m), ÖAV,<br />

bewirtschaftet Anfang Juni bis Mitte<br />

September, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />

1 71 18 05, www.touristenklub.org<br />

Route: Zirmbachalm (1800 m) –<br />

Sellraintaler Höhenwan<strong>der</strong>weg –<br />

Sonnbergalm – Kögele – Roßkogelhütte<br />

(1777 m, 6–7 Std.) – Inzinger<br />

Alm – Rauher Kopf – Flaurlinger Alm<br />

– Pfaffenhofer Alm – Peter-Anich-<br />

Hütte (1910 m, 8–9 Std.) – Rietzer<br />

Grieskogel (2884 m) – Zirmbachalm<br />

(5 Std.)<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 39


AUF TOUR<br />

Klettersteige im Berner Oberland<br />

Eisenwege im<br />

40 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Das Berner Oberland ist vor allem<br />

als Dorado für Hochtouren auf<br />

die Eisriesen wie Eiger, Mönch und<br />

Jungfrau bekannt. Die kleineren<br />

Nachbarn beherbergen jedoch einige<br />

grandiose Klettersteige.<br />

Von Folkert Lenz (Text und Bil<strong>der</strong>)<br />

Ein richtiger Klettersteiggipfel:<br />

das Schwarzhorn (2928 m)<br />

Irgendwie hat dieser Mann vor allem<br />

einen Drang: bergab! Vielleicht liegt es<br />

daran, dass Martin Schürmann auch Basejumper<br />

ist, also mit Fallschirmen von<br />

hohen Klippen springt. Die Mürrenfluh<br />

ist solch eine Klippe. Grau, senkrecht, abweisend<br />

steht diese 650 Meter hohe Felsmauer<br />

trutzig über dem Lauterbrunnental.<br />

Schickt gelegentlich einen spritzigen Wasserfall<br />

in die Tiefe – sehr zur Freude <strong>der</strong><br />

Touristen, die in dem Tal zwischen Lauterbrunnen<br />

und Stechelberg herumspazieren.<br />

Dort also hat <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>führer aus Wil<strong>der</strong>swil<br />

vor ein paar Jahren einen Klettersteig gebaut.<br />

Aber irgendwie ein bisschen an<strong>der</strong>s<br />

als gewohnt, irgendwie falsch: Häufig geht<br />

es nämlich abwärts und nicht bergan!<br />

Von Mürren nach Gimmelwald führt die<br />

mehr als zwei Kilometer lange Ferrata und<br />

verbindet so die bei<strong>den</strong> Alpdörfer, die auf<br />

einer Art Sonnenterrasse hoch über dem<br />

Lauterbrunnental residieren. Schon <strong>der</strong><br />

Einstieg in <strong>den</strong> Steig ist ungewöhnlich:<br />

Dunkel sieht es hinter einer Holztür aus,<br />

die Martin aufsperrt. »In diesem Tunnel<br />

war früher ein Stromkraftwerk«, erzählt er<br />

seinen heutigen Begleiterinnen, Anja und<br />

Seline, die ihm zögernd folgen. Nach wenigen<br />

Metern entlässt sie <strong>der</strong> Stollen wie<strong>der</strong><br />

ins warme Sonnenlicht. An einer Mauer<br />

beginnt das Drahtseil, dem sie die nächsten<br />

drei Stun<strong>den</strong> folgen wer<strong>den</strong>. Und dann geht<br />

es erst mal steil bergab!<br />

Über erdige Stufen sind schnell die Felsen<br />

<strong>der</strong> Mürrenfluh erreicht, von oben her. Bis<br />

hinüber nach Gimmelwald zieht sich die Abbruchkante<br />

und bildet so etwas wie eine logische<br />

Linie für <strong>den</strong> Steig. Mehr Luft unter <strong>den</strong><br />

Sohlen geht im Lauterbrunnental nicht –<br />

und das hat Martin Schürmann so gewollt.<br />

Anfangs noch auf Felsbän<strong>der</strong>n, später immer<br />

häufiger auf Stahlsprossen, tänzeln die<br />

bei<strong>den</strong> jungen Frauen über dem Abgrund.<br />

Seline hat sichtlich Schwierigkeiten, sich an<br />

<strong>den</strong> Tief blick zu gewöhnen. Anja dagegen<br />

fängt immer breiter an zu grinsen, je ausgesetzter<br />

die Passagen wer<strong>den</strong>. Technisch<br />

Alle Fotos: Folkert Lenz<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 41


Am Rotstock-Klettersteig kommt fast so etwas wie Nordwand-Gefühl auf.<br />

Eine Anlage mit<br />

Kribbelfaktor reizt<br />

Novizen offenbar sehr,<br />

während manch hartgesottener<br />

Alpinist<br />

ob des Abenteuer-<br />

Parcours’ bisweilen<br />

die Nase rümpft.<br />

ist <strong>der</strong> Klettersteig nicht allzu schwer. Aber<br />

an vielen Stellen muss <strong>der</strong> innere Schweinehund<br />

nie<strong>der</strong>gerungen wer<strong>den</strong> beim Psycho-<br />

Balanceakt hoch über <strong>den</strong> Häusern von Stechelberg.<br />

Der Blick fällt ins Bo<strong>den</strong>lose an <strong>der</strong><br />

Stelle, die <strong>den</strong> Namen »Hammerecke« trägt.<br />

Martin schmunzelt: »Wir nennen diesen Ort<br />

auch das stille Eck. Weil fast alle meine Gäste<br />

hier sehr, sehr still wer<strong>den</strong>…« Entspannung<br />

dann in <strong>der</strong> nächsten Passage hinüber zum<br />

Mürrenbach. Dort wartet eine Tyrolienne.<br />

Wie im Flug überquert das Duo <strong>den</strong> Wasserfall<br />

mittels <strong>der</strong> Seilrutsche. Scheinbar haltlos<br />

schweben Anja und Seline über Wiesen<br />

Neulinge schreckt vor allem die<br />

Leiterreihe am »Angsteck«.<br />

und Bäumen des Lauterbrunnentals. Martin<br />

macht <strong>den</strong> Bremser und sorgt per Seilsicherung<br />

für eine weiche Landung auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite <strong>der</strong> Klamm. Puh!<br />

Der Adrenalin-Spiegel steigt<br />

Bleibt noch das versprochene Highlight, zu<br />

dem das Trio sich nun über einen mäßig<br />

aufregen<strong>den</strong> Waldsteig hinarbeitet. Zeit,<br />

ein bisschen Adrenalin abzubauen. Doch<br />

<strong>der</strong> Pegel <strong>der</strong> körpereigenen Droge steigt<br />

schnell wie<strong>der</strong> an, als die Nepal-Brücke in<br />

Sicht kommt, die das Finale bildet. Eine wackelige<br />

Drahtseilbrücke weit droben über<br />

KOMPAKT<br />

Klettersteige im<br />

Berner Oberland<br />

Beste Jahreszeit: Der Klettersteig Mürren–<br />

Gimmelwald ist offi ziell vom 15. Juni bis Ende<br />

Oktober geöffnet.<br />

Informationen: www.grindelwald.ch,<br />

www.klettersteig-muerren.ch<br />

Karten: Landeskarte <strong>der</strong> Schweiz (LKS)<br />

1:50 000, Blatt 264 »Jungfrau«.<br />

Landeskarte <strong>der</strong> Schweiz (LKS) 1:25 000,<br />

Blatt 1229 »Grindelwald«<br />

Führungen: <strong>Berg</strong>steigen für Je<strong>der</strong>mann/<br />

<strong>Berg</strong>führervermittlung Lauterbrunnental,<br />

Tel. 00 41/33/8 21 61 00, www.be-je.ch<br />

(Mürrenfl uh). Grindelwald Sports AG,<br />

Tel. 00 41/33/8 54 12 80,<br />

info@grindelwaldsports.ch,<br />

www.grindelwaldsports.ch<br />

dem Gehrenlammgraben – sehr hoch und<br />

ohne Gelän<strong>der</strong>! Ganz weit unten tost <strong>der</strong><br />

Bach. Doch wer mag in 300 Meter Höhe über<br />

Grund schon einen Blick neben <strong>den</strong> metallenen<br />

Steg werfen, <strong>der</strong> einen sicher auf die<br />

an<strong>der</strong>e Seite bringen soll? Aufatmen wollen<br />

Seline und Anja erst wie<strong>der</strong>, als sie ihre Klettersteigkarabiner<br />

aus dem Drahtseil klinken<br />

dürfen, das ein paar Minuten später endet,<br />

direkt an <strong>der</strong> Luftseilbahn von Gimmelwald.<br />

Die bei<strong>den</strong> sind zufrie<strong>den</strong>, als sie <strong>den</strong> Event-<br />

Klettersteig verlassen. Eine solche Anlage<br />

mit hohem Kribbel-Faktor reizt Novizen offenbar<br />

sehr, während mancher Alpinist bisweilen<br />

die Nase rümpft, weil sie die <strong>Berg</strong>welt<br />

zum Abenteuer-Parcours degradiert. Nur:<br />

Die hartgesottenen Alpinisten bil<strong>den</strong> auch<br />

nicht die große Masse, die das Geld in die<br />

Kassen <strong>der</strong> Tourismusgemein<strong>den</strong> spülen.<br />

Obwohl das Berner Oberland eher für seine<br />

4000er-Riesen bekannt ist und deshalb von<br />

Hochtourengehern angesteuert wird: Ferratisti<br />

bekommen rund um Lauterbrunnen<br />

und Grindelwald einiges geboten. Auch am<br />

Eiger ist vor rund 15 Jahren ein Drahtseil<br />

gezogen wor<strong>den</strong>. Leicht zu erreichen ist <strong>der</strong><br />

Steig von <strong>der</strong> Kleinen Scheidegg aus. Und er<br />

ist ein Genuss vor allem für die, die keinen<br />

Adrenalin-Kick suchen. Auf <strong>den</strong> Rotstock<br />

(2663 m) – ein Bollwerk im Westgrat des<br />

Eigers – führt die Linie. Nordwand-Feeling<br />

inklusive! Denn <strong>der</strong> Start liegt direkt am Fuß<br />

<strong>der</strong> Eiger-Nordwand. Ein paar steile Leitern<br />

zu Beginn müssen auch Drahtseil-Anfänger<br />

nicht schrecken. Über breite Bän<strong>der</strong> gewinnt<br />

man in <strong>der</strong> Rotstock-Schlucht schnell an Höhe.<br />

Immer wie<strong>der</strong> könnten die Hände<br />

42 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> ei<br />

ger<br />

04⁄<br />

⁄14


Technisch wenig anspruchsvoll<br />

verläuft <strong>der</strong> erste Teil<br />

auf das Schwarzhorn, …<br />

… das oben einige<br />

ausgesetztere<br />

Stellen zu bieten hat.<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 43


Die so genannte Nepal-Bridge ist 80 Meter<br />

lang, sehr wackelig und führt Ferratisten<br />

beim großen Finale des Mürrenfluh-Steigs<br />

in 300 Meter Höhe über die Schlucht.<br />

Welch ein Gegensatz!<br />

Hier die Almwiesen,<br />

drüben die Viertausen<strong>der</strong>-Welt<br />

mit<br />

einer Gebirgsmauer<br />

von Wetterhorn<br />

bis Mönch<br />

in dem wenig ausgesetzten Gelände auch in<br />

die Hosentaschen wan<strong>der</strong>n, wenn nicht die<br />

Sicherungskarabiner ständig bedient wer<strong>den</strong><br />

wollten. Nur bei Nässe o<strong>der</strong> gar Schnee<br />

mögen die dachziegelartig abwärts geschichteten<br />

Kalkplatten auch dem versierten <strong>Berg</strong>geher<br />

Unbehagen bereiten. An schönen und<br />

trockenen Tagen kann die Vormittags-Spritztour<br />

auch Eltern empfohlen wer<strong>den</strong>, die ihrem<br />

Nachwuchs ein wenig <strong>Berg</strong>abenteuer<br />

bieten wollen. Vom flachen Gipfelplateau<br />

neben dem hölzernen Kreuz lässt sich dann<br />

vortrefflich Richtung Jungfraugipfel spitzen.<br />

Ganz nah: Die zerschrun<strong>den</strong>en Eiskaska<strong>den</strong><br />

im Abbruch des Mönchs, die sich weiter unten<br />

zum Eigergletscher vereinigen. Und mit<br />

etwas Glück trifft man am Rotstock auch auf<br />

Eiger-Aspiranten, die seine Westflanke zum<br />

Abstieg nutzen. Ob sie wohl durch die Nordwand<br />

gekommen sind, fragt sich mancher<br />

angesichts abgekämpft wirken<strong>der</strong> Gesichter?<br />

Tags darauf an <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong> First-<br />

Bahn. Dort wartet schon Hansueli Klossner.<br />

Der <strong>Berg</strong>führer aus Grindelwald weist hinauf<br />

zu <strong>den</strong> dunklen Felsen, die heute das Ziel<br />

sein sollen: »Das Schwarzhorn ist immerhin<br />

<strong>der</strong> höchste Voralpengipfel <strong>der</strong> Jungfrau-<br />

Region.« Es ist die liebliche Seite des Tals.<br />

Welch ein Gegensatz! Hier die Almwiesen,<br />

drüben die Viertausen<strong>der</strong>-Welt. Denn direkt<br />

gegenüber baut sich die mächtige Gebirgsmauer<br />

vom Wetterhorn bis zum Mönch auf.<br />

Finsteraarhorn und die Fiescherhörner lugen<br />

herüber, auch die Eiger-Nordwand lässt<br />

sich von hier gut einsehen.<br />

Im Kuhglockengebimmel geht es bergan.<br />

Zwischen riesigen Steinblöcken im Chrinnenbo<strong>den</strong><br />

wan<strong>der</strong>n Gurtzeug und Helme<br />

aus dem Rucksack und Hansueli zeigt dorthin,<br />

wo Metall am Schwarzhorn-Grat in <strong>der</strong><br />

Sonne blinkt. »Das ist die Crux dort oben«,<br />

meint er schmunzelnd und mancher Blick<br />

richtet sich sorgenvoll zu <strong>der</strong> Stelle, wo sich<br />

mehrere Aluleitern aneinan<strong>der</strong> reihen. An<br />

Ketten und Seilen geht es nun zur breiten<br />

Gratschneide hinauf. Technisch einfach.<br />

Aber wenn das »Angsteck« noch wartet?<br />

Knapp hun<strong>der</strong>t Meter über <strong>den</strong> Geröllfel<strong>der</strong>n<br />

beginnt schließlich die erschreckende<br />

Leiterreihe. Doch siehe da: Ohne Probleme<br />

meistert je<strong>der</strong> die Stelle. Ohne Zögern, mancher<br />

auch, ohne nach unten zu schauen<br />

– schnell ist die Passage absolviert. Über<br />

flacheres Gelände erreichen alle <strong>den</strong> Gipfel<br />

(2928 m). Weit entfernt zeichnet sich <strong>der</strong><br />

Vierwaldstättersee ab. Die Höhen von Rigi<br />

und Pilatus tauchen am Horizont auf.<br />

Immerhin: ein richtiger Gipfel. Auch wenn<br />

das Schwarzhorn eingeklemmt zwischen<br />

<strong>den</strong> <strong>Berg</strong>giganten von Engelhörnern, Wetterhorn<br />

und Eiger nicht so richtig zur Geltung<br />

kommt: Die Drahtseil-Novizen haben<br />

trotzdem ihren kleinen, ganz persönlichen<br />

Triumph. Adrenalin-Faktor hin, Naserümpfen<br />

<strong>der</strong> Alpinisten her.<br />

◀<br />

44 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


TOUREN<br />

Am Eisen durch die Felslandschaft<br />

Ausblicke auf Viertausen<strong>der</strong> und Tiefblicke auf Wasserfälle:<br />

Die Klettersteige im Berner Oberland bieten für je<strong>den</strong><br />

Geschmack etwas – in jedem Schwierigkeitsgrad.<br />

Von Mürren nach<br />

Gimmelwald geht es oft<br />

bergab – mit wun<strong>der</strong>baren<br />

Tiefblicken.<br />

1 Mürrenfluh (Mürren–<br />

Gimmelwald)<br />

▶ mittel (K3)<br />

3 Std.<br />

kaum Hm 300 Hm<br />

Charakter: Nicht sehr schwierig.<br />

Psychisch stabile Verfassung nötig.<br />

Gewöhnungsbedürftig: Der Steig geht<br />

an vielen Stellen abwärts. Drahtseil<br />

durchgehend; auch an unspektakulären<br />

und längeren Waldpassagen.<br />

Umgehungsmöglichkeiten für Tyrolienne<br />

und Nepal-Brücke<br />

Ausgangspunkt: Mürren (1645 m).<br />

Zu erreichen z. B. von Lauterbrunnen<br />

via Seilbahn und Mürrenbahn o<strong>der</strong><br />

ab Stechelberg mit direkter Seilbahn<br />

Route: Vom Einstieg am Tunnel nahe<br />

dem Sportchalet (Mürren-Dorfmitte)<br />

immer dem Drahtseil folgend bis zur<br />

Station Gimmelwald <strong>der</strong> Schilthornbahn.<br />

Diese kann zur Rückkehr ins<br />

Lauterbrunnental benutzt wer<strong>den</strong>.<br />

2 Rotstock (2663 m)<br />

▶ leicht (K2) 3½ Std.<br />

550 Hm 550 Hm<br />

Charakter: Mäßig schwieriger<br />

Kletter steig im direkten Einzugsbereich<br />

<strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />

Ausgangspunkt: Kleine Scheidegg<br />

(2061 m). Der Pass kann nur per<br />

Bahn von Lauterbrunnen o<strong>der</strong> von<br />

Grindelwald aus erreicht wer<strong>den</strong>.<br />

Kein Autoverkehr dorthin möglich<br />

Route: Von <strong>der</strong> Kleinen Scheidegg<br />

<strong>den</strong> Schil<strong>der</strong>n »Eiger-Trail« folgen.<br />

An <strong>der</strong> Erklärungstafel zur Nordwand<br />

weiter auf dem Pfad leicht rechts<br />

bergan. Der Einstieg ist dank einiger<br />

Leitern sichtbar. Hierher auch mittels<br />

Traverse von <strong>der</strong> Station Eigergletscher<br />

<strong>der</strong> Jungfraubahn. Abstieg vom<br />

Rotstock-Gipfel über <strong>den</strong> Rotstocksattel<br />

und die Eiger-Westfl anke<br />

zur Station Eigergletscher<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

wegen <strong>der</strong> spektakulären fünf Leitern.<br />

Technisch nicht beson<strong>der</strong>s schwer<br />

Ausgangspunkt: <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong><br />

First-Bahn (2167 m, von Grindelwald<br />

aus)<br />

Route: Vom First nordwestlich über<br />

markierte Wege zum Chrinnenbo<strong>den</strong>.<br />

Dort sicherer Anseilpunkt. Vom Einstieg<br />

weg mittels Ketten gen Grat.<br />

Am Steilaufschwung die Leiterstellen.<br />

Dann fl acher und einfacher zum<br />

Gipfel. Abstieg über die Südfl anke<br />

(Normalweg) zurück<br />

zum First<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

4 Tierbergli-Klettersteig<br />

▶ mittel (K4) 4¾ Std.<br />

700 Hm 700 Hm<br />

Charakter: Mitten in die Gletscherlandschaft<br />

um die Tierberge und<br />

das Sustenhorn. Der Routenverlauf<br />

ist etwas heterogen, schöne Kletterstellen<br />

wechseln ab mit längeren<br />

Geröllpassagen. Die Schwierigkeiten<br />

halten sich in Grenzen (überwiegend<br />

K2 und K3), bloß die Schlüsselstelle<br />

im unteren Teil ist wirklich for<strong>der</strong>nd<br />

(K4). Einkehr in <strong>der</strong> Tierberglihütte<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Umpol<br />

(ca. 2090 m), Anfahrt von <strong>der</strong><br />

Sustenpassstraße (Abzweigung Hotel<br />

Steingletscher) über ein Mautsträßchen<br />

(Ticket-Automat). Postbuslinie<br />

Meiringen – Steingletscher – Sustenpass<br />

– Wassen<br />

Route: Vom Parkplatz über die Brücke,<br />

dann rechts zum Einstieg. Mit guten<br />

Sicherungen schräg an gestuften<br />

Felsen aufwärts zur Schlüsselstelle,<br />

einer abdrängen<strong>den</strong> Querung mit<br />

anschließendem Überhang. Auf <strong>der</strong><br />

markanten Geröllterrasse an <strong>der</strong><br />

Nordfl anke des Tierbergli kreuzt man<br />

<strong>den</strong> Hüttenweg (ca. 2380 m), quert<br />

dann zu einem Pfeiler (K3). Weiter<br />

im Wechsel von Geröll und Fels<br />

zum Ausstieg (ca. 2610 m) und zur<br />

Tierberglihütte (2795 m)<br />

5 Klettersteig Kan<strong>der</strong>steg-<br />

Allmenalp<br />

▶ (K4–5) 3¾ Std.<br />

550 Hm 550 Hm<br />

Charakter: Sehr spektakulärer<br />

Klettersteig direkt über Kan<strong>der</strong>steg,<br />

mit Aussicht auf Dreitausen<strong>der</strong> und<br />

Tiefblicken zur Lötschberg-Bahnlinie.<br />

Die Route verläuft in Sicht- und<br />

Hörweite des Allmibachs, <strong>der</strong> auch<br />

zweimal auf Seilbrücken gequert wird.<br />

Armschmalz und ein solides Nervenkostüm<br />

sind unerlässlich; Talfahrt<br />

ganz bequem mit <strong>der</strong> Luftseilbahn<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Kan<strong>der</strong>steg<br />

(1176 m) o<strong>der</strong> Parkplatz <strong>der</strong><br />

Allmenalpbahn<br />

Route: Kurz zum Einstieg (ausgeschil<strong>der</strong>t),<br />

dann gleich senkrecht hinauf<br />

(Leitern) und extrem ausgesetzt<br />

nach links queren. Auf <strong>der</strong> Seilbrücke<br />

über <strong>den</strong> Bach und an einem grasigen<br />

Hang bergan zum absoluten Gag:<br />

einem aufgehängten Steg mit anschließen<strong>der</strong><br />

Drehleiter. Auf diese<br />

Weise »überlistet« man ein 10-Meter-<br />

Felsdach. Steil weiter, bestens gesichert<br />

(Leitern), aber sehr luftig, dann<br />

nochmals über <strong>den</strong> stieben<strong>den</strong> Bach<br />

(Seilbrücke, alternativ Tyrolienne).<br />

Über eine letzte Wandstufe zum<br />

Ausstieg und auf einem Weglein zur<br />

<strong>Berg</strong>station Allmenalp (1723 m)<br />

6 Chäligang-Klettersteig<br />

▶ leicht (K2) 2½ Std.<br />

570 Hm 570 Hm<br />

Charakter: Leichter, auch für Einsteiger<br />

geeigneter Klettersteig. »Hauptdarsteller«<br />

sind die Engstligenfälle,<br />

die vor allem im Frühsommer ein<br />

beeindruckendes Schauspiel bieten,<br />

optisch und akustisch. Die Via ferrata<br />

folgt einem alten Steig, ist jetzt aber<br />

mo<strong>der</strong>n und verlässlich gesichert.<br />

Viel Gras und Erdreich, deshalb nur<br />

bei trockenem Wetter ratsam. Auf <strong>der</strong><br />

Engstligenalp mehrere Einkehrmöglichkeiten;<br />

Abstieg alternativ auf dem<br />

Weg, <strong>den</strong> das Vieh zweimal im Jahr<br />

unter die Hufe nimmt (1¼ Std.)<br />

Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong><br />

Seilbahn (1400 m) zur Engstligenalp,<br />

Anfahrt von Frutigen via Adelbo<strong>den</strong><br />

Route: Von <strong>der</strong> Seilbahnstation ins<br />

Vorfeld <strong>der</strong> Engstligenfälle. Über <strong>den</strong><br />

Bach zur Infotafel, dann links hinauf<br />

zum Einstieg (ca. 1530 m). Eine<br />

markante Rampe gibt <strong>den</strong> weiteren<br />

Verlauf vor. Gesichert gewinnt man<br />

rasch an Höhe, am Ende <strong>der</strong> Rampe<br />

links gesicherter Zugang zum Ansatzpunkt<br />

des unteren Falls. Vorbei an<br />

einer Rastbank (Routenbuch), dann<br />

rechts durch eine grasig-steinige<br />

Rinne ins Almgelände, wo man dem<br />

Wan<strong>der</strong>weg zur Engstligenalp und zur<br />

Seilbahnstation (1965 m) folgt.<br />

3 Schwarzhorn (2928 m)<br />

▶ leicht (K3) 4½ Std.<br />

850 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Auch für Einsteiger<br />

geeignet. Allerdings längerer Zu- und<br />

Abstieg. Die Bewertung K3 gibt es<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 45


INTERVIEW<br />

Ueli Steck bei <strong>der</strong> ersten<br />

freien Begehung <strong>der</strong><br />

Route »Paciencia« (8a) in<br />

<strong>der</strong> Eiger-Nordwand


Das große<br />

Ueli Steck<br />

-Interview<br />

»<strong>Berg</strong>steigen ist<br />

wie eine Droge«<br />

Drei Monate ist seine Solo-Besteigung <strong>der</strong> Annapurna-Südwand her, als wir Ueli Steck<br />

auf <strong>der</strong> Messe ISPO treffen. Er spricht leise, man muss die Worte aus ihm herauskitzeln.<br />

Euphorisch wirkt er nicht. Seine Leistung an <strong>der</strong> Grenze des Machbaren<br />

hat ihn nach<strong>den</strong>klich gestimmt. Steck ist an einem Scheidepunkt angelangt.<br />

Von Dominik Prantl und Dagmar Steigenberger<br />

Foto: Robert Bösch<br />

BERGSTEIGER: <strong>Sie</strong> sehen erholt aus.<br />

Die 28 Stun<strong>den</strong> solo durch die Annapurna-<br />

Südwand scheinen <strong>Sie</strong> gut weggesteckt<br />

zu haben ...<br />

Ueli Steck: Das ist ja auch schon eine Weile<br />

her. Momentan gehe ich es ein bisschen<br />

gemütlicher an.<br />

Mit dem Abstand von mehreren Monaten<br />

– wie wür<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> diese an<strong>der</strong>e Welt<br />

dort oben alleine in <strong>der</strong> Wand beschreiben?<br />

Du bist da, es geht nur ums Klettern, du<br />

triffst alle Entscheidungen und du weißt<br />

auch: Annapurna, das sind 28 Stun<strong>den</strong>, wo<br />

du eigentlich jede Sekunde sterben kannst.<br />

Was ist das für ein Gefühl?<br />

Ich stehe extrem unter Spannung.<br />

Macht diese Welt auch süchtig?<br />

Ja, da muss man schon aufpassen. Mir geht<br />

es relativ gut in <strong>der</strong> Höhe und ich merke, wie<br />

effizient ich werde, wie gut ich mich konzentrieren<br />

kann. Das Gefährliche ist, dass<br />

man das immer wie<strong>der</strong> erleben will. Und<br />

um das wie<strong>der</strong> zu erleben, dazu braucht es<br />

eine Steigerung.<br />

<strong>Sie</strong> müssen die Dosis erhöhen ...<br />

Genau, wie bei einer Droge. Irgendwann<br />

reicht es einfach nicht mehr, man will<br />

mehr. Und mehr, und mehr. Und das endet<br />

– wie bei einer Droge – tödlich. Da muss<br />

man rechtzeitig <strong>den</strong> Absprung schaffen.<br />

Wie kann man die Dosis jetzt, nach <strong>der</strong><br />

Annapurna-Südwand, noch erhöhen?<br />

Die werde ich nicht mehr erhöhen.<br />

Sicher?<br />

Ja. An <strong>der</strong> Annapurna bin ich schon zuviel<br />

Risiko eingegangen.<br />

Woran haben <strong>Sie</strong> das gemerkt?<br />

Ich hab’s einfach akzeptiert. Es war mir egal<br />

nach dem Everest.<br />

Was war Ihnen egal? Dass <strong>Sie</strong> sterben<br />

hätten können?<br />

Ich wusste, wenn ich nicht zurückkomme,<br />

ist es nicht das Schlimmste, was es gibt.<br />

Was sagt Ihre Frau dazu?<br />

Ihr sage ich das nicht so direkt. Ich bin nicht<br />

stolz darauf. Es ist falsch, es darf nicht sein.<br />

Aber an <strong>der</strong> Annapurna war es für mich<br />

eben okay. Der Erfolg wäre nicht möglich<br />

gewesen ohne dieses Gefühl. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite muss ich sagen: Hey, das darfst du<br />

eigentlich nicht.<br />

Ab wann haben <strong>Sie</strong> gemerkt, dass <strong>Sie</strong> eine<br />

Grenze überschritten hatten?<br />

Erst als ich zurückkam. Während des Kletterns<br />

habe ich genau gewusst, wo ich stehe.<br />

Es war alles kontrolliert. Aber das Risiko<br />

war relativ hoch: Wenn du beim Abstieg<br />

auf blankem Eis <strong>der</strong> Schnelligkeit halber<br />

<strong>den</strong> Pickel nicht benutzt, brauchst du nur<br />

einmal auszurutschen, dann bist du weg.<br />

<strong>Sie</strong> wer<strong>den</strong> oft als Kontrollfreak<br />

beschrieben. Wenn wir Ihnen so zuhören,<br />

können wir da nicht ganz zustimmen.<br />

Doch, das ist schon kontrolliert. Aber es gibt<br />

keinen doppelten Bo<strong>den</strong> mehr.<br />

Ein Kontrollfreak würde <strong>den</strong> doppelten<br />

Bo<strong>den</strong> nehmen.<br />

Ich habe ein gewisses Niveau, und auf dem<br />

Niveau kann ich spielen. Ein an<strong>der</strong>er könnte<br />

das nie machen, <strong>der</strong> rutscht zehnmal<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 47


ist irgendwie möglich. Ich habe inzwischen<br />

mehr Erfahrung, die Wand ist eigentlich<br />

wirklich kletterbar. Ich muss es noch einmal<br />

probieren.<br />

Haben <strong>Sie</strong> sich jetzt versöhnt mit <strong>der</strong> Wand?<br />

Ja, es ist abgeschlossen. Jetzt kann ich die<br />

Seite umblättern.<br />

In weniger als drei Stun<strong>den</strong> sprintete Steck 2008 durch die Eiger-Nordwand<br />

Ist das ein gutes Gefühl?<br />

Es fehlt mir etwas. Es braucht jetzt Zeit, bis<br />

ich wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Idee habe.<br />

Ist diese Leere nach einem großen Erfolg<br />

immer da?<br />

Vielfach ist das so. Aber das Spezielle in diesem<br />

Fall ist, dass ich nun an einen Punkt gelangt<br />

bin, von dem aus ich nicht viel mehr<br />

weiter gehen kann. Das ist schon schwierig<br />

für mich.<br />

Der Höhepunkt ist vorbei?<br />

Ja.<br />

Free solo am Excalibur-Pfeiler in <strong>den</strong> Wen<strong>den</strong>stöcken: Uelis Meisterleistung 2004<br />

aus an so einer Eisflanke. Auch ich bin<br />

nicht gefeit davor, dass ich ausrutsche. Aber<br />

ich weiß, wenn ich mich wirklich gut konzentriere,<br />

funktioniert es eigentlich.<br />

Wie können <strong>Sie</strong> das einschätzen, ob es<br />

noch Kontrolle ist o<strong>der</strong> schon Rausch?<br />

Das weiß ich eben nicht, das ist die Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Das ist etwas, über das ich<br />

momentan sehr viel nach<strong>den</strong>ken muss. Ich<br />

weiß genau, irgendwann gehe ich sonst zu<br />

weit. Da bin ich gna<strong>den</strong>los.<br />

Es gab ja eine Vorgeschichte mit<br />

Ihnen und <strong>der</strong> Annapurna im Jahr 2007,<br />

als <strong>Sie</strong> mit Glück überlebt haben ...<br />

... o<strong>der</strong> als ich mit Pech einen Stein abgekriegt<br />

habe.<br />

Kam dieses Erlebnis wie<strong>der</strong> hoch?<br />

Nein, das war kein Thema mehr. Das musste<br />

erst richtig weg sein, sonst wäre ich da nie<br />

zurückgegangen.<br />

Im Jahr darauf waren <strong>Sie</strong> wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Annapurna,<br />

haben wie<strong>der</strong> ein Unglück erlebt ...<br />

... das war die Rettungsaktion von Ochoa<br />

(Inaki Ochoa de Olza, spanischer <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>, gestorben<br />

in Stecks Armen 2008 an <strong>der</strong> Annapurna;<br />

Anm. d. Red.). Im ersten Moment habe ich gedacht:<br />

Die Annapurna ist nicht mein <strong>Berg</strong>.<br />

2013 hatte ich dann das Gefühl: Doch, es<br />

Fotos: Robert Bösch (4), Meike Birck (4)<br />

Ja?<br />

Ich <strong>den</strong>ke schon. Es gibt immer noch Projekte,<br />

die mich interessieren. Aber mich so<br />

exponieren, das darf ich nicht machen, das<br />

ist dumm. Über längere Zeit überlebt man<br />

das nicht. Man braucht so viel Glück, es<br />

muss alles stimmen, dass einem überhaupt<br />

so etwas gelingt.<br />

Haben <strong>Sie</strong> bei <strong>der</strong> Annapurna einfach<br />

viel Glück gehabt?<br />

Ja, das brauchst du auch. Zum Leben<br />

brauchst du immer Glück. Ans Glück musst<br />

du glauben und am Glück kann man auch<br />

arbeiten.<br />

Wie arbeitet man am Glück?<br />

Wenn du dich überschätzt, dann ist das<br />

Glück irgendwann nicht mehr auf deiner<br />

Seite.<br />

Nun konnten <strong>Sie</strong> <strong>den</strong> Erfolg an <strong>der</strong><br />

Annapurna nicht wirklich dokumentieren.<br />

Ärgert <strong>Sie</strong> das im Nachhinein?<br />

In dem Moment, als ich die Kamera verloren<br />

habe, ging es relativ knapp her. Die Lawine<br />

hat mich fast aus <strong>der</strong> Wand geschmissen.<br />

Die Kamera war weg, aber das Erlebnis<br />

kann mir niemand nehmen. Und das ist<br />

eigentlich das Wichtigste.<br />

48 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Ist es Ihnen nicht trotzdem<br />

wichtig, dass Ihnen jemand<br />

glaubt?<br />

Klar ist es wichtig, dass mir jemand<br />

glaubt. Die Diskussion:<br />

Warst du oben o<strong>der</strong> nicht? Das<br />

nervt natürlich. Aber ich kann<br />

es nicht beweisen. Ich kann<br />

sagen, wie die Situation war, fertig. Mehr<br />

liegt nicht in meiner Macht. Was muss man<br />

<strong>den</strong>n machen, dass es bewiesen ist? Hätte<br />

ich ein Foto gemacht in <strong>der</strong> Nacht auf dem<br />

Gipfel, ich weiß nicht, ob das viel mehr gebracht<br />

hätte.<br />

<strong>Sie</strong> bezeichnen sich als Sportler. Geht es<br />

damit nicht auch um <strong>den</strong> Wettkampf?<br />

Um <strong>den</strong> Wettkampf mit mir! Ich muss mich<br />

nicht mit einem an<strong>der</strong>en messen, ich kann<br />

es eh nicht vergleichen. <strong>Berg</strong>sport kann<br />

man nie vergleichen. Eine Eiger-Speed-<br />

Begehung ist jedes Mal an<strong>der</strong>s. Aber wenn<br />

ich mit mir selber <strong>den</strong> Wettkampf habe,<br />

dann weiß ich, wenn ich wie<strong>der</strong> ein Stück<br />

besser war.<br />

Hätten <strong>Sie</strong> die Route an <strong>der</strong> Annapurna-<br />

Südwand auch gemacht, wenn <strong>Sie</strong> dort<br />

nicht <strong>der</strong> Erste gewesen wären?<br />

Dann wäre es vielleicht schon weniger interessant<br />

gewesen. Das Unbekannte ist ja<br />

auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Man will herausfin<strong>den</strong>,<br />

ob das überhaupt möglich ist.<br />

Geht es Ihnen darum bei solchen Expeditionen:<br />

um Grenzerfahrungen?<br />

»Ich habe viel Urvertrauen verloren.« Ueli Steck im Interview mit dem BERGSTEIGER<br />

»Irgendwann reicht<br />

es einfach nicht mehr,<br />

man will mehr.<br />

Und mehr, und mehr.<br />

Und das endet –<br />

wie bei einer Droge –<br />

tödlich.«<br />

Es geht mir ums Erlebnis. Für mich war das<br />

unglaublich, was ich da erlebt habe. Wie<br />

viel Risiko ich eingegangen bin, das weiß<br />

nur ich. Und es gibt sehr viel Positives, was<br />

ich dabei wie<strong>der</strong> gelernt habe.<br />

Zum Beispiel?<br />

Ich habe einfach probiert, ob es funktioniert,<br />

in <strong>der</strong> Nacht zu klettern. Ich war mir<br />

nicht sicher. Es hat funktioniert. Mit dieser<br />

Erfahrung im Hinterkopf kann ich beim<br />

nächsten Mal schon viel einfacher entschei<strong>den</strong>.<br />

Ich <strong>den</strong>ke, um das geht es eigentlich<br />

beim <strong>Berg</strong>steigen: um diese Erfahrungen.<br />

Haben <strong>Sie</strong> was Spezielles vor für 2014?<br />

Keine Expeditionen. Nach <strong>der</strong> Annapurna<br />

war ich so ausgebrannt, da würde das<br />

keinen Sinn machen. Ich fahre nach Spanien<br />

zum Klettern. In <strong>den</strong> letzten Jahren ist<br />

mein Kletterniveau ziemlich gesunken, das<br />

möchte ich jetzt wie<strong>der</strong> auf bauen. Und es<br />

gibt ein paar Sachen in <strong>den</strong> Alpen, die ich<br />

noch machen möchte.<br />

Welche Sachen sind das?<br />

Man muss nicht über das re<strong>den</strong>, was man<br />

machen will.<br />

Wieso?<br />

Viele Sachen sind einfach nur Ideen, die ich<br />

vielleicht nie realisiere.<br />

Ist da auch eine Portion Aberglaube dabei?<br />

Aberglaube vielleicht nicht, aber Schutz.<br />

Damit ich mich nicht unnötig unter Druck<br />

setze.<br />

A propos Aberglaube. Es heißt, dass bei<br />

Ihnen ganz gewisse Dinge passen müssen,<br />

bevor <strong>Sie</strong> an ein Projekt rangehen.<br />

Zum Beispiel, mit welchem Fuß <strong>Sie</strong> zuerst<br />

in <strong>den</strong> Schuh schlüpfen ...<br />

Von Steinschlag getroffen und 200 Meter abgestürzt: Ueli Steck bei seinem ersten Versuch an <strong>der</strong> Annapurna<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 49


Geburtstagsfeier im Base Camp, kurz<br />

vor dem Aufbruch ins Unbekannte<br />

Rechter Schuh zuerst, auch beim<br />

Ausziehen: Steck an <strong>der</strong> Annapurna<br />

Liz Hawley lässt sich <strong>den</strong> Weg durch<br />

die Annapurna-Südwand beschreiben.<br />

Fotos: Dan Patitucci (3)<br />

Ich ziehe immer zuerst <strong>den</strong> rechten Schuh<br />

an. Rechte Socke, rechter Schuh, dann erst<br />

linke Socke, linker Schuh. Ob es was bringt,<br />

weiß ich nicht.<br />

Ist es Ihnen schon mal passiert, dass <strong>Sie</strong><br />

<strong>den</strong> linken Schuh zuerst angezogen haben?<br />

Nie.<br />

Und wenn’s passieren würde?<br />

Dann würde ich noch mal von vorne anfangen.<br />

Wenn ich mit jemandem Schuhe<br />

tausche und er <strong>den</strong> linken zuerst auszieht,<br />

da sage ich ihm: Nein, ich muss zuerst <strong>den</strong><br />

rechten haben.<br />

Abgesehen von einer ähnlichen Art,<br />

die Schuhe an- und auszuziehen:<br />

Welche Bedingungen muss ein Seilpartner<br />

»Was da geschehen ist<br />

in Lager II, das ist<br />

einfach inakzeptabel.<br />

Selbst wenn ich<br />

jeman<strong>den</strong> Arschloch<br />

nenne, ist das kein<br />

Grund, dass er versucht,<br />

mich umzubringen.«<br />

noch erfüllen, damit <strong>Sie</strong> mit ihm ein<br />

Projekt angehen?<br />

Das muss ein Mensch sein, mit dem ich<br />

mich verstehe, <strong>der</strong> dieselbe Einstellung hat.<br />

Es gibt Leute, mit <strong>den</strong>en kann ich ein Bier<br />

trinken gehen, aber nicht auf Expedition.<br />

Die Chemie muss stimmen.<br />

Mit Simone Moro hat sie gestimmt.<br />

Mit ihm hatte ich immer ein gutes Verhältnis.<br />

Simone ist ein Typ mit zwei Seiten. Er<br />

ist sehr extrovertiert, redet sehr gern. Aber<br />

er ist auch ein Mensch mit sehr viel Herzblut.<br />

Er macht alles für dich.<br />

War seine Extrovertiertheit vielleicht auch<br />

ein Grund dafür, dass es vor einem Jahr<br />

am Everest zum Eklat (Sherpas drohten<br />

Steck mit dem Tod, Anm. d. Red.) kam?<br />

Das war sicher nicht ideal. Aber das tut jetzt<br />

eigentlich nichts zur Sache. Was da geschehen<br />

ist in Lager II, das ist einfach inakzeptabel.<br />

Selbst wenn ich jeman<strong>den</strong> »Arschloch«<br />

nenne, ist das kein Grund, dass er versucht,<br />

mich umzubringen.<br />

Es stimmt also, dass dieses Wort<br />

gefallen ist?<br />

Ja. Simone hat überreagiert. Das hat er<br />

auch gemacht, weil er mich schützen wollte.<br />

Aber das ist für mich immer noch kein<br />

Grund für das, was danach geschehen ist.<br />

<strong>Sie</strong> haben sich nach <strong>der</strong> Schlägerei am<br />

Everest eine Weile zurückgezogen. Haben<br />

<strong>Sie</strong> ein Fazit aus <strong>der</strong> Geschichte gezogen?<br />

Ich habe sehr viel gelernt. Ich bin sehr viel<br />

vorsichtiger gewor<strong>den</strong>.<br />

Inwiefern vorsichtiger?<br />

Ich achte sehr gut darauf, wem ich wirklich<br />

vertraue und wem nicht. Ich habe viel Urvertrauen<br />

verloren. Welche Blogs die Leute<br />

geschrieben haben – Leute, die ich kenne,<br />

– das ist echt spannend.<br />

War das eine Bestätigung für Ihre<br />

Solo-Projekte?<br />

Nein, das hat nichts miteinan<strong>der</strong> zu tun.<br />

Ich mag es einfach, allein unterwegs zu<br />

sein. Es ist sehr effizient. Und ich brauche<br />

sehr viel Zeit für mich. Wenn ich das nicht<br />

habe, dann gehe ich kaputt.<br />

Haben <strong>Sie</strong> während <strong>der</strong> Expeditionen<br />

Kontakt zu Ihrer Frau?<br />

Ja, wir telefonieren. Aber nicht während<br />

<strong>der</strong> Besteigungen, das geht nicht.<br />

Wieso?<br />

Da passieren sonst Fehlentscheidungen. Bei<br />

einer Solo-Besteigung bin ich für mich, und<br />

da gibt es für mich nichts an<strong>der</strong>es. Wenn<br />

ich dann telefonieren würde, würde ich die<br />

Nerven verlieren.<br />

Das heißt, die Frau lenkt ab? O<strong>der</strong> hat das<br />

gar nichts mit ihr zu tun?<br />

Doch, doch. Das würde ablenken. So etwas<br />

geht nicht.<br />

Weil sie Ihnen ins Gewissen redet?<br />

Nein. Weil ich in einer ganz an<strong>der</strong>en Welt<br />

bin da oben, wenn ich alleine bin. Das ist<br />

meine Realität. Wenn ich dann mit Leuten<br />

rede, die gerade ganz woan<strong>der</strong>s sind,<br />

verliere ich meine Realität. Das ist einfach<br />

gefährlich.<br />

◀<br />

ZUR PERSON<br />

Solo auf Speed<br />

Ueli Steck, geboren am 4. Oktober 1976<br />

in Langnau im Emmental, begann mit<br />

zwölf Jahren mit dem Klettern. 2004 wurde<br />

<strong>der</strong> Zimmermann durch eine seilfreie<br />

Solo-Begehung <strong>der</strong> Route »Excalibur« (6b)<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr<br />

darauf stieg er erstmals solo durch die<br />

Eiger-Nordwand, 2008 stellte er in<br />

<strong>der</strong>selben Wand einen Speed-Rekord auf:<br />

in zwei Stun<strong>den</strong> 47 Minuten durch die<br />

Heckmair-Route, für die durchschnittliche<br />

Kletterer mehrere Tage brauchen. Auch<br />

im Himalaya ist Steck, mittlerweile Profi -<br />

<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>, unterwegs. Nach zwei erfolglosen<br />

Anläufen gelang ihm im Oktober<br />

2013 die Erstdurchsteigung <strong>der</strong> Annapurna-<br />

Südwand – allein.<br />

50 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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KOLUMNE<br />

Dachscha<strong>den</strong><br />

Oft hatten wir schon gesagt: Der gefährlichste<br />

Teil einer Expedition ist das Hinkommen.<br />

Egal, ob per Flugzeug, im Jeep<br />

o<strong>der</strong> zu Fuß. Gut, wenn man ehrlich ist, haben<br />

wir mit dem Spruch vor allem versucht,<br />

die Liebsten daheim zu beruhigen.<br />

Blöd nur, wenn es wirklich so kommt.<br />

Es geschah in Pakistan, auf dem Weg zum<br />

K2. Für Gerlinde Kaltenbrunner und mich<br />

war es <strong>der</strong> zweite Versuch am zweithöchsten<br />

<strong>Berg</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>. Wir kannten daher die<br />

Anfahrt schon ziemlich gut. Ich liebte diesen<br />

Teil <strong>der</strong> Expedition eigentlich. Alles war<br />

noch offen, alles hatte man noch vor sich.<br />

Ich spürte diese positive Anspannung und<br />

Vorfreude, ungefähr so wie als kleiner Junge<br />

vor Heiligabend.<br />

Wo ist das Risiko am<br />

größten: Auf einem<br />

hohen <strong>Berg</strong> o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Straße? An bei<strong>den</strong><br />

Orten droht ein Abgrund.<br />

Aber nicht immer hat<br />

man das Leben selbst<br />

in <strong>der</strong> Hand.<br />

Von David Göttler<br />

Das Beste war das Finale <strong>der</strong> motorisierten<br />

Annäherung, wenn wir von einem Kleinbus<br />

in ein Gefährt mit mehr Sexappeal umstiegen:<br />

diese alten Toyota Landcruiser wie aus<br />

einer an<strong>der</strong>en Zeit, nur mit Gitterrohren und<br />

Planen als Dach, kaum Technik. Wenn man<br />

als Junge einen Geländewagen zeichnen soll,<br />

kommen genau solche Autos dabei heraus.<br />

Mit einem babyblauen Ersatz ging<br />

es weiter in Richtung K2.<br />

Immer wie<strong>der</strong> war ich beeindruckt, mit welcher<br />

Leichtigkeit unser Fahrer hier schier<br />

unmögliche Stellen meisterte. So manch<br />

ein Großstadt-SUV-König wäre da schon<br />

lange umgekehrt, ich selbst hätte mich am<br />

Lenkrad je<strong>den</strong>falls schon zigmal geweigert,<br />

einzelne Stellen zu passieren – bis zu einer<br />

Passage, wo selbst unser Fahrer erst einmal<br />

<strong>den</strong> weiteren Verlauf inspizieren musste.<br />

Vor uns war die Straße versperrt. Wasser<br />

spülte Schlamm und Steine über eine Felswand<br />

direkt auf die Schotterpiste.<br />

Der Geisterjeep beschleunigte<br />

Unser Fahrer hielt an, stieg aus, legte einen<br />

Stein unter die Rä<strong>der</strong>. In die Handbremse<br />

hatten wir schon zuvor das Vertrauen verloren.<br />

Der Motor lief, <strong>den</strong>n das Anlassen<br />

war mühsam und ungewiss. Nachdem sogar<br />

unser Verbindungsoffizier, eine bei <strong>den</strong><br />

meisten Expeditionen in diesen Gefil<strong>den</strong><br />

meist nervige aber unumgängliche Begleiterscheinung<br />

seitens <strong>der</strong> Behör<strong>den</strong>, ausgestiegen<br />

war, musste ich auch mal schauen,<br />

wo die Schwierigkeiten lagen. Gerlinde<br />

schlängelte sich wenig später durch die<br />

Fotos: Gerlinde Kaltenbruner (3), Ralf Dujmovits<br />

52 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Da braucht es<br />

kein Expertengutachten<br />

mehr:<br />

Dieser Jeep ist<br />

ein Totalscha<strong>den</strong>.<br />

Was ist gefährlicher? Dieser Koloss namens<br />

K2? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weg dorthin?<br />

Blödeleien vor dem Absturz: Gerlinde Kaltenbrunner<br />

und David Göttler (vermummt)<br />

Stäbe <strong>der</strong> Persenning<br />

nach draußen. Jetzt<br />

war <strong>der</strong> Jeep also<br />

leer. Nur noch unsere<br />

wichtigsten persönlichen<br />

Sachen wie Laptop,<br />

Satelliten-Antenne und Anmarsch-Rucksäcke<br />

lagen drin.<br />

Ich filmte, wie <strong>der</strong> Schlamm die Wand heruntergespült<br />

wurde, die braune Suppe auf<br />

die Straße prasselte und die Fahrspur radikal<br />

verengte. Wie verschie<strong>den</strong>e Fahrer die<br />

Stelle begutachteten und über die besten<br />

Möglichkeiten diskutierten, sie zu passieren.<br />

Plötzlich nahm ich hinter mir ein Geräusch<br />

wahr und drehte mich um.<br />

Der Wagen begann, die abschüssige Piste hinab<br />

zu rollen, wie in Zeitlupe. Trotzdem war<br />

ich unfähig, etwas dagegen zu tun. Ganz<br />

langsam nahm <strong>der</strong> Jeep Fahrt auf. Erst jetzt<br />

schrie ich auf, hielt wie ein kleiner Junge die<br />

Kamera in <strong>der</strong> Hand und war <strong>den</strong>noch so<br />

gebannt von dem kommen<strong>den</strong> Schauspiel,<br />

dass ich das Filmen vergaß. Der Geisterjeep<br />

beschleunigte stetig, hielt entschlossen auf<br />

<strong>den</strong> Abgrund zu, rollte über die Kante <strong>der</strong><br />

Piste und stellte sich auf. Ich kann mich an<br />

<strong>den</strong> Anblick <strong>der</strong> Unterseite des Jeeps erinnern,<br />

<strong>den</strong> man sonst nur als Hobbymechaniker<br />

bekommt. Und weg war er.<br />

Der Motor blubberte und gurgelte<br />

Das löste die Starre. Wir rannten zur Kante,<br />

hörten das Geräusch von Metall auf Stein,<br />

von bersten<strong>den</strong> Gegenstän<strong>den</strong>. Zwei Überschläge<br />

später und 15 Meter tiefer lag <strong>der</strong><br />

Jeep zwischen riesigen Felsqua<strong>der</strong>n neben<br />

dem Fluss. Der Motor blubberte und gurgelte,<br />

doch seine scheinbar letzten Züge<br />

hatten eine beruhigende Konstanz. Ich lief<br />

hinab zu dem Todgeweihten, hastete von<br />

Block zu Block mit dem Gedanken: Der Motor<br />

musste abgestellt wer<strong>den</strong>, um das durch<br />

etliche Actionfilme erlernte Flammeninferno<br />

und Explosionsszenario zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Nur: Der Schlüssel steckte gar nicht mehr.<br />

Der Motor ging wenig später von alleine aus.<br />

Wir starrten uns an, mit riesigen Augen, <strong>der</strong><br />

Fahrer begann zu weinen. Es brauchte kein<br />

Experten-Gutachten, um recht schnell zu<br />

erkennen: Der Jeep war ein Totalscha<strong>den</strong>.<br />

Unsere Ausrüstung war teilweise aus dem<br />

Wrack heraus geschleu<strong>der</strong>t wor<strong>den</strong>. Wir<br />

kramten es zwischen <strong>den</strong> Felsblöcken zusammen.<br />

An<strong>der</strong>s als das Fahrzeug hatte wie<br />

durch ein Wun<strong>der</strong> alles überlebt.<br />

Erst am Abend überfiel mich die Erkenntnis,<br />

dass es heute auch ganz an<strong>der</strong>s hätte<br />

ausgehen können. Und wie viel Glück wir<br />

hatten. Im Schlafsack, kurz vor dem Einschlafen,<br />

bekam ich schweißnasse Hände,<br />

und ich frage mich, was <strong>der</strong> gefährlichere<br />

Teil einer Expedition ist: Der, wo ich mich<br />

in die Hände von Maschinen und an<strong>der</strong>en<br />

begebe o<strong>der</strong> <strong>der</strong>, wo ich alleine für mich am<br />

<strong>Berg</strong> die Entscheidungen treffe?<br />

◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978,<br />

teilte sein Zelt an <strong>den</strong> Steilwän<strong>den</strong><br />

und Achttausen<strong>der</strong>n dieser Welt<br />

unter an<strong>der</strong>em schon mit Gerlinde<br />

Kaltenbrunner, Stefan Glowacz und<br />

Simone Moro. Der staatlich geprüfte<br />

<strong>Berg</strong>- und Skiführer sowie Trainer<br />

des DAV-Expedka<strong>der</strong>s schreibt<br />

exklusiv für <strong>den</strong> BERGSTEIGER über<br />

seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

WELCOME OUTDOORS.<br />

ELEVATION<br />

Wasserdichter Alpinrucksack<br />

leichtes, scheuer- und<br />

reißfestes Gewebe<br />

Kontaktrücken-<br />

Tragesystem mit<br />

Belüftungskanal<br />

abnehmbare Hüftfl ossen<br />

2 Größen: 32 & 42 Liter<br />

5 JAHRE GARANTIE<br />

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TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04/14<br />

Soiern-, Ortler-, Sesvennagruppe,<br />

Silvretta, Sellrain, Berner Alpen<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

9 Rigi-Scheidegg,<br />

10 Weg <strong>der</strong> Schweiz,<br />

4 Ils Chalchogns,<br />

2 Schellschlicht,<br />

3 Seinskopf,<br />

12 Roßkogel,<br />

leichte Höhenwan<strong>der</strong>ung<br />

auf breiten Wegen<br />

abwechslungsreicher<br />

Wan<strong>der</strong>klassiker<br />

ernste Skitour von<br />

Hüttenstützpunkt aus<br />

abwechslungsreiche,<br />

südseitige <strong>Berg</strong>tour<br />

aussichtsreiche Wan<strong>der</strong>ung<br />

auf guten Wegen<br />

längere Rundtour, Trittsicherheit<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

7 Schwarzhorn-<br />

8 Rotstock-Klettersteig,<br />

5 Piz Daint,<br />

6 Piz Nuna, durchweg 1 Dos Capèl, leichte<br />

Klettersteig, genussvoll,<br />

aber langer Zustieg mäßig schwierig,<br />

Steinschlag möglich<br />

mittelschwere Skitour<br />

mit Abfahtsvariante<br />

schwierige Skitour,<br />

steil und ausgesetzt<br />

Rundwan<strong>der</strong>ung, steile<br />

Stellen beim Abstieg<br />

11 Rietzer Grieskogel,<br />

einsam und aussichtsreich,<br />

ausgesetzt<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhan<strong>den</strong><br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wan<strong>der</strong>n Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Fleimstaler Alpen Dos Capèl (2266 m)<br />

1<br />

Auf dem Sentiero Geologico<br />

Bei dieser Rundwan<strong>der</strong>ung in freiem, aussichtsreichem Gelände, meist in <strong>der</strong> Nähe von Skiliften<br />

und Skiabfahrten wer<strong>den</strong> auf engem Raum die verschie<strong>den</strong>artigsten, geologischen Phänomene am<br />

Nordwestrand eines einst riesigen Vulkans gezeigt, <strong>der</strong> am Beginn des Erdmittelalters aktiv war.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 74<br />

730 Hm | 3¾ Std.<br />

normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

mit solidem Schuhwerk;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talorte: Cavalese (1100 m), Obereggen (1550 m),<br />

Predazzo (1014 m)<br />

Ausgangspunkt: Alpe di Pampeago (1757 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

46.341387° Länge E 011.559202°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Kin<strong>der</strong>eignung: ab ca. 13 Jahren<br />

Entfernung: 10,90 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2 Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ab Juni bis zum ersten ergiebigen Schneefall<br />

Karte: Kompass-Wan<strong>der</strong>karte1:50 000, Blatt 54 »Bozen«<br />

Informationen: Azienda per il Turismo Val di Fiemme,<br />

Tel. 00 39/04 62/24 11 11,<br />

www.visitfi emme.it/cosa-fare/estate/dos-capel<br />

Einkehr: Zischgalm (2000 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bis auf ein paar sehr steile<br />

Stellen beim Rückweg ist die Rundwan<strong>der</strong>ung leicht. Zu Saisonbeginn<br />

kann <strong>der</strong> Abstieg wegen hart gefrorener Lawinenkegel<br />

allerdings kritisch wer<strong>den</strong>. Zu dieser Zeit unbedingt Grödel<br />

mitnehmen!<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Schellschlicht (2053 m)<br />

2<br />

Kammwan<strong>der</strong>ung vom Allerfeinsten<br />

Im Südosten <strong>der</strong> Ammergauer Alpen gelegen hat <strong>der</strong> Schellschlicht eine südseitige und abwechslungsreiche<br />

<strong>Berg</strong>tour zu bieten, die dank <strong>der</strong> Zughaltestelle Griesen auch noch perfekt mit <strong>der</strong> Bahn<br />

erreichbar ist.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 24<br />

1240 Hm | 6 Std.<br />

normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

inklusive Stöcken und<br />

Gamaschen<br />

Talort: Garmisch-Partenkirchen (708 m)<br />

Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz bzw. Bhf. Griesen<br />

(816 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf.<br />

stündlich nach Garmisch-Partenkirchen und weiter mit<br />

<strong>der</strong> Außerfernbahn bis Griesen. Auf direkten Anschluss<br />

achten.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mai/Juni und September/Oktober<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 6 »Ammergebirge West«;<br />

Kompass-Karte 1:50 000, Blatt 4 »Füssen/Außerfern«.<br />

M. Pröttel »Wan<strong>der</strong>ungen mit dem Bayernticket in Oberbayern«,<br />

J. <strong>Berg</strong> Verlag<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourist-Information Garmisch-Partenkirchen,<br />

Tel. 00 49/88 21/18 07 00, tourist-info@gapa.de<br />

Einkehr: unterwegs keine<br />

Charakter/Schwierigkeit: Einem schönen, südseitigen<br />

<strong>Berg</strong>wald-Anstieg folgt ab <strong>der</strong> Schellalm eine Kammwan<strong>der</strong>ung<br />

vom Allerfeinsten. Trittsicherheit ist dort aber erfor<strong>der</strong>lich.<br />

TIPP<br />

Soierngruppe Seinskopf (1961 m)<br />

3<br />

Über schöne Südhänge auf einen extrem aussichtsreichen Gipfel<br />

Die Soierngruppe ist dem Karwendelgebirge direkt vorgelagert, was beson<strong>der</strong>s tolle Aussichten<br />

auf <strong>den</strong> großen Bru<strong>der</strong> ermöglicht. Eindrucksvoll sind auch die Tiefblicke in Richtung Westen –<br />

vor allem, wenn man am Seinskopf seine Gipfel-Brotzeit auspackt.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 24<br />

1050 Hm | 5½ Std.<br />

normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

inklusive Stöcken und<br />

Gamaschen<br />

Talort: Mittenwald (911 m)<br />

Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz an <strong>der</strong> Seinsalm<br />

(910 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Über Tutzing zum<br />

Bhf. Kochel und weiter mit Bus 9608 zur Haltestelle<br />

Seinsbrücke<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mai/Juni und September/Oktober<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 10 »Karwendel-<br />

gebirge Nordwest«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger«, J. <strong>Berg</strong> Verlag<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourist-Information Alpenwelt Karwendel,<br />

Tel. 0 88 23/3 39 81, www.alpenwelt-karwendel.de<br />

Einkehr: unterwegs keine<br />

Charakter/Schwierigkeit: Großartige <strong>Berg</strong>tour auf zunächst<br />

breitem Fahrweg und dann schönem <strong>Berg</strong>steig. Der nach Sü<strong>den</strong><br />

exponierte Rücken apert vergleichsweise früh aus. Tolle Ausblicke<br />

bieten sich auf Karwendel und Wetterstein.


TIPP<br />

Fleimstaler Alpen Dos Capèl (2266 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Von Pampeago folgt man <strong>der</strong> Straße bis zur<br />

2000 Meter hoch gelegenen Zischgalm. Wer nicht zu<br />

Saisonbeginn kommt, kann – wenn die Straße offen ist<br />

– auch mit dem Auto dorthin fahren. Die Tour wird dann<br />

entsprechend kürzer.<br />

Bei <strong>der</strong> Jausenstation die Autostraße nach rechts verlassen,<br />

zu einem Schotterweg (Skipiste) hinauf und diesem<br />

folgen, bis man bei <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>station des Lifts nach rechts<br />

in das Satteljoch absteigen kann. Die Route führt, <strong>der</strong><br />

Skipiste folgend, zur Baita Mora und zu großen Antennenanlagen.<br />

Dann über einen steilen Wiesenhang zum<br />

unbedeuten<strong>den</strong> Gipfel hinauf.<br />

Abstieg: Vom Gipfel ziemlich steil über einen Wiesenhang<br />

nach Sü<strong>den</strong> hinunter, bis man bei einer Bank zu<br />

einem Querweg stößt. Auf ihm nach links weiter und in<br />

das Skigebiet von Tresca. Dort rechts abdrehen und rechts<br />

neben <strong>den</strong> Skihängen auf einem Steig unter schroff aufragen<strong>den</strong><br />

Felsenhängen nach Nor<strong>den</strong> hinaus.<br />

Wer jetzt keinen Gegenanstieg mehr überwin<strong>den</strong> will, kann<br />

auf <strong>den</strong> Skihängen zur Autostraße hinuntergehen.<br />

Der Geologenweg aber steigt im steilen Hang wie<strong>der</strong> satt<br />

Ammergauer Alpen Schellschlicht (2053 m)<br />

Aufstieg: Vom kleinen Bahnhof Griesen folgt man ein<br />

Stück <strong>der</strong> Straße nach Sü<strong>den</strong>, bis rechts vor einer Straßenbrücke<br />

eine breite Forststraße ins Nei<strong>der</strong>nachtal abzweigt.<br />

Auf dieser geht es nun parallel zum Bachbett nach<br />

Westen, bis ein Wegweiser auf <strong>den</strong> zum Schellschlicht<br />

abzweigen<strong>den</strong> Fußweg aufmerksam macht.<br />

Man wendet sich dementsprechend nach rechts und<br />

steigt durch <strong>den</strong> Wald zunächst angenehm fl ach bergauf.<br />

Nachdem es etwas steiler wird, stößt man auf eine<br />

Weggabelung. Hier geht man links und auf einer Brücke<br />

überquert man eine kleine Klamm. Nach einem steilen<br />

Anstieg durch schönen Mischwald erreicht man die unbewirtschaftete<br />

Schellalm, die sich für eine aussichtsreiche<br />

Brotzeit geradezu aufdrängt. Von nun an folgt <strong>der</strong> Weg<br />

erst in nordwestlicher, dann in nordöstlicher Richtung<br />

dem anfangs breiten Rücken, <strong>der</strong> über Hohen Brand und<br />

Brandjoch zum Schellschlicht führt. Über eine kurze Kletterstelle<br />

helfen Drahtseile hinweg. Im letzten Drittel ist <strong>der</strong><br />

Weg stellenweise etwas ausgesetzt. Von <strong>der</strong> Orientierung<br />

her gibt es aber keine Probleme, das 2053 Meter hohe<br />

Gipfelkreuz zu erreichen.<br />

an, ist auf ein kurzes Stück sogar mit einem Drahtseil gesichert,<br />

ehe er eine sehr steile, steinschlagbedrohte Rinne quert und im<br />

<strong>Berg</strong>wald, später zwischen Alpenrosen zum Satteljoch ansteigt.<br />

Dort wird die Aufstiegsroute erreicht, <strong>der</strong> man im Wesentlichen bis<br />

zum Ausgangspunkt folgt.<br />

<strong>Sie</strong>gfried Garnweidner<br />

Krokuswiese beim Abstieg vom<br />

Dos Capèl (hinten rechts)<br />

Der Abstieg erfolgt auf demselben Weg.<br />

Alternative: Wenn ganz wenig Schnee liegt, kann man als<br />

Rundtour nach Südosten absteigen. Dieser Steig ist aber teilweise<br />

ziemlich erodiert. Gut auf Markierungen achten. Diese<br />

Variante trifft im Talbereich wie<strong>der</strong> auf <strong>den</strong> Anstiegsweg<br />

Michael Pröttel<br />

Drahtseile helfen über eine<br />

kurze Kletterstelle.<br />

Foto: Michael Pröttel Foto: <strong>Sie</strong>gfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Soierngruppe Seinskopf (1961 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz geht man rechts an <strong>der</strong> unbewirteten<br />

Seinsalm vorbei und folgt ein langes Stück <strong>der</strong><br />

breiten Fahrstraße Richtung »Vereiner Alm/Kriner Kofl er<br />

Hütte«. Auf dieser geht es bald etwas steiler und später<br />

wie<strong>der</strong> fl acher bergan. Nach einer guten halben Stunde<br />

muss man aufpassen: Noch bevor man die Ochsenalm erreicht<br />

hat (sieht man diese Blockhütte links von sich liegen,<br />

ist man zu weit gegangen), weist ein kleines Schild<br />

auf <strong>den</strong> Anstieg über <strong>den</strong> Lausberg zum Signalkopf hin.<br />

Sogleich geht es auf einem schmalen <strong>Berg</strong>weg über steile<br />

Waldhänge nach Nor<strong>den</strong> hinauf. Da <strong>der</strong> Wald ziemlich licht<br />

ist, wird <strong>der</strong> Südanstieg stark von <strong>der</strong> Sonne verwöhnt. Im<br />

Sommer sollte man darauf achten, dass man genügend<br />

Trinkpausen macht – schöne Aussichten hierzu gibt es<br />

hierfür schon nach vergleichsweise kurzer Zeit.<br />

Schließlich lösen niedrigere Latschen die Kieferbestände<br />

ab, das Gelände wird etwas fl acher und man erreicht <strong>den</strong><br />

breiten, fl achen Gipfel des 1855 Meter hohen Lausbergs.<br />

Ab jetzt wird <strong>der</strong> Weg beson<strong>der</strong>s schön und abwechslungsreich<br />

und führt im Latschenbereich an kleinen Felsen vorbei.<br />

Bald kann man einen kleinen Kletter-Abstecher zum<br />

nächsten Gipfel, dem Signalkopf unternehmen. Weiterhin in<br />

Nordostrichtung zieht <strong>der</strong> Anstieg zuletzt auf <strong>den</strong> freien, da oberhalb<br />

<strong>der</strong> Latschenzone gelegenen Seinskopf zu, <strong>den</strong> man schließlich<br />

nahezu weglos erreicht, indem man sich vom Hauptweg (dieser<br />

führt weiter Richtung Fel<strong>der</strong>nkreuz) zuletzt nach halblinks abwendet.<br />

Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg. Michael Pröttel<br />

Die niedrigen Latschen bieten in höheren<br />

Regionen keinen Schatten mehr.<br />

Foto: Michael Pröttel


TIPP<br />

Silvretta Ils Chalchogns (2792 m)<br />

4<br />

Einstiegstour mit steilem Abschluss<br />

Dem Klischee <strong>der</strong> Silvretta entspricht im Tourengebiet <strong>der</strong> Heidelberger Hütte <strong>der</strong> lange Zustiegshatscher<br />

durch das Fimbatal, dem man aber mit dem Pistenbully des Hüttenwirts o<strong>der</strong> dem Ischgler<br />

Skizirkus ein Schnippchen schlagen kann.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 64<br />

550 Hm | 2¾ Std.<br />

Skitourenausrüstung mit<br />

Harsch- und evtl. Steigeisen<br />

Talort: Ischgl (1376 m)<br />

Ausgangspunkt: In Ischgl von <strong>der</strong> Hauptstraße rechts<br />

ab und über die Trisanna zum Parkplatz Heidelberger<br />

Hütte. Busfahrer zur Talstation <strong>der</strong> Silvrettabahn<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn über Innsbruck<br />

nach Landeck, dann Bus Richtung Paznauntal/Galtür<br />

Gehzeiten: Hüttenzustieg 4 Std., Aufstieg 2 Std.,<br />

Abfahrt ¾ Std., Ausfahrt 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Februar bis April<br />

Karten/Führer: AV-Karte 1:25 000, Nr. 26 »Silvrettagruppe«;<br />

Kompass 1:50 000, Nr. 41 »Silvretta, Verwallgruppe«.<br />

Dieter Seibert »Silvretta – Die <strong>schönsten</strong> Skitouren«, Tyrolia-Verlag<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourismusverband Paznaun-Ischgl,<br />

Dorfstr. 43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/(0)5 09 90-100,<br />

info@ischgl.com, www.ischgl.com<br />

Hütte/Einkehr: Heidelberger Hütte (2264 m), DAV, bewirtet<br />

Mitte Dezember bis Mitte Mai, 176 Schlafplätze (Winterraum mit<br />

8 Plätzen), Tel. 00 43/(0)6 64/4 25 30 70<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Während die Eingehtour zum<br />

Joch am Ils Gips nur etwas Orientierungsvermögen for<strong>der</strong>t,<br />

hat <strong>der</strong> Abschlussaufstieg auf <strong>den</strong> Ils Chalchogns ernsteren Charakter:<br />

Gehsicherheit mit Ski und Lawinenlagebeurteilung sind<br />

Voraussetzung.<br />

Tipp: Lässt sich gut mit dem gleich hohen Piz Davo Sassè zu<br />

einer Runde kombinieren.<br />

TIPP<br />

Ortlergruppe Piz Daint (2968 m)<br />

5<br />

Die bekannteste Skitour über dem Ofenpass<br />

Der Piz Daint ist nicht nur optisch ein schöner <strong>Berg</strong> – und noch dazu vom Ofenpass aus immer mit<br />

seiner Schokola<strong>den</strong>seite zu sehen –, son<strong>der</strong>n er hat auch interessante Abfahrtsvarianten zu bieten.<br />

Die nordseitigen Rinnen beherbergen oft auch im Frühjahr noch besten Pulverschnee.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/20114– Seite 78<br />

1000 Hm | 4 Std.<br />

normale Skitourenausrüstung,<br />

Harscheisen<br />

Talort: Zernez (1473 m)<br />

Ausgangspunkt: Ofenpassstraße von Zernez Richtung<br />

Ofenpass bis zum Parkplatz an <strong>der</strong> Chasa dal Stradin<br />

(1968 m), gegenüber <strong>der</strong> Alp Buffalora<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zernez liegt an <strong>der</strong><br />

Rhätischen Bahn durchs Engadin. Von hier verkehrt <strong>der</strong><br />

Postbus zum Ofenpass.<br />

Gehzeiten: 2½ Std. Aufstieg, 1½ Std. Abfahrt<br />

Beste Jahreszeit: Februar bis April<br />

Karte/Führer: SwissTopo 1:50 000, Blatt 259 S »Ofenpass«;<br />

Vital Eggenberger »Skitouren Graubün<strong>den</strong>«, SAC-Verlag 2010<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Verkehrsbüro Zernez, CH-7530 Zernez,<br />

Tel. 00 41/(0)82/8 56 13 00, Fax 8 1155, www.zernez.ch<br />

Hütten: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bei <strong>der</strong> Skitour auf <strong>den</strong> Piz<br />

Daint handelt es sich im Anstieg von <strong>der</strong> Chasa dal Stradin um<br />

eine mittelschwere Tour. Bis zur Hochfl äche Jufplaun ist das<br />

Gelände gutmütig, hinauf auf <strong>den</strong> Nordwestrücken dann etwas<br />

steiler und oft auch abgeblasen und/o<strong>der</strong> verharscht. Harscheisen<br />

sind im Frühling hier oft angebracht. Nutzt man die Aufstiegslinien<br />

für die Abfahrt, so ist die Tour mittelschwer. Fährt man<br />

dagegen eine <strong>der</strong> Rinnen o<strong>der</strong> Flanken auf <strong>der</strong> Nordseite des Piz<br />

Daint hinab, ist die Tour als »schwierig« einzustufen.<br />

TIPP<br />

Sesvennagruppe Piz Nuna (3124 m)<br />

6<br />

Rassige Firntour auf <strong>der</strong> Südseite des Ofenpasses<br />

Diese Skitour aus dem Val Laschadura führt über durchweg steile<br />

Flanken. Dies setzt allerdings nicht nur sichere Lawinenverhältnisse<br />

voraus, son<strong>der</strong>n auch gutes skifahrerisches Können im Aufstieg<br />

und in <strong>der</strong> Abfahrt. Zuletzt steigt man über einen kurzen Felsgrat.<br />

1380 Hm | 5 Std.<br />

normale Skitourenausrüstung,<br />

Harscheisen<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 78<br />

Talort: Zernez (1473 m)<br />

Ausgangspunkt: Ofenpassstraße von Zernez Richtung<br />

Ofenpass; gut drei Kilometer nach Zernez an markanter<br />

Kurve alte Brücke über <strong>den</strong> Laschadurellabach (1748 m);<br />

kurz vorher südlich <strong>der</strong> Straße Parkmöglichkeiten<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zernez liegt an <strong>der</strong><br />

Rhätischen Bahn durchs Engadin. Von hier verkehrt <strong>der</strong><br />

Postbus zum Ofenpass.<br />

Gehzeiten: 4 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt<br />

Beste Jahreszeit: März bis Mai<br />

Karte: SwissTopo 1:50 000, Blatt 259 S »Ofenpass«<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Verkehrsbüro Zernez, CH-7530 Zernez,<br />

Tel. 00 41/(0)82/8 56 13 00, Fax 8 11 55, www.zernez.ch<br />

Hütten: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Landschaftlich reizvolle<br />

Skitour am Rande des Schweizer Nationalparks. Durchweg<br />

schwierige Skitour, bei <strong>der</strong> man ein paar lange Steilstufen zu<br />

überwin<strong>den</strong> hat. Je nach Verhältnissen sind zumindest Harscheisen<br />

nötig, evtl. sogar Steigeisen. Der Gipfelanstieg verläuft<br />

über ca. 150 Höhenmeter über einen Felsgrat, dieser ist teils<br />

recht ausgesetzt mit Kletterschwierigkeiten I.


TIPP<br />

Silvretta Ils Chalchogns (2792 m)<br />

TIPP<br />

Hüttenzustieg: A) Über die Trisanna und per Überführung<br />

zur Silvrettabahn, aufwärts zum Beginn <strong>der</strong> Piste, auf<br />

Ski über diese das Fimbatal hinauf und entlang dem Fimbabach<br />

<strong>den</strong> Raupenspuren des Hüttenwirts folgend talein<br />

auf einem Fahrweg zur Hütte (2264 m, 900 Hm, 4 Std).<br />

B) Über die Trisanna und per Unterführung am Silvretta-<br />

Center vorbei zur queren<strong>den</strong> Hauptstraße des Dorfs, eine<br />

schräg gegenüber spitzwinklig nach links abzweigende<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ortlergruppe Piz Daint (2968 m)<br />

Straße nehmen und vor <strong>der</strong> Kirche die zweite Straße rechts zum<br />

Hotel Piz Tasna. An einer Rampe steht <strong>der</strong> Raupenbus des Hüttenwirts<br />

(kostenpfl ichtig!).<br />

Aufstieg: Ostwärts über das Fimbatal, linkshaltend aufwärts<br />

zum Beginn eines schwach ausgeprägten Nordwestrückens und<br />

entlang diesem hinauf zu einem ausgeprägten Absatz. Durch<br />

eine Mulde ostwärts hinauf zum fl achen Sattel am Ils Gips<br />

(2590 m) zwischen Piz Davo Sassè im Nor<strong>den</strong> und Ils Chalchogns<br />

<br />

<br />

<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz südlich <strong>der</strong> Chasa del Stradin<br />

geht man in südlicher Richtung sogleich über <strong>den</strong> Bach<br />

und über freies Gelände und einen zweiten Bach hinauf<br />

zur Alp Buffalora (2038 m), die man bereits von <strong>der</strong><br />

Ofenpassstraße aus sieht. Am Almgebäude stößt man<br />

auf eine auch im Winter meist erkennbare Almstraße;<br />

dieser folgt man in wechseln<strong>der</strong> Steilheit auf das Almplateau<br />

Jufplaun hinauf, das zwischen Munt Buffalora und<br />

Piz Daint liegt. Ein kurzes Stück geht es weiter nach Sü<strong>den</strong>,<br />

bis man bei P. 2219 auf einer Holzbrücke <strong>den</strong> Bach<br />

überqueren kann. Jenseits hält man sich kurz nach Osten<br />

zum P. 2297, wo das Gelände etwas steiler wird. Man<br />

holt nun nach rechts aus und steigt über einen kurzen,<br />

steileren Hang hinauf auf <strong>den</strong> breiten Nordwestrücken,<br />

<strong>der</strong> vom Piz Daint herabzieht.<br />

Der weitere Anstieg ist immer durch <strong>den</strong> Rücken vorgegeben:<br />

Anfangs eher fl ach, dann mittelsteil folgt man <strong>der</strong><br />

natürlichen Linie. Ab 2650 m wird <strong>der</strong> Rücken schmäler<br />

(hier gilt es auch auf Wechten zu achten), erst zuletzt<br />

verbreitert sich das Gelände nochmals. So gelangt man<br />

zum Gipfelkreuz des Piz Daint mit seiner schönen Aussicht<br />

auf die Bernina, die Ortlergruppe und das Sesvennagebiet.<br />

Abfahrt: Die Abfahrt folgt <strong>der</strong> Aufstiegslinie. Alternativ kann<br />

man bei sehr guten Verhältnissen auch direkt nach Nor<strong>den</strong><br />

abfahren. Die gängigste Variante ist dabei die Nordrinne, die<br />

vom Gipfel nach Nordnordosten hinabzieht auf die Hochfl äche<br />

Murtaröl. Vom Gipfel fährt man dazu kurz direkt nach Nor<strong>den</strong>,<br />

bis <strong>der</strong> Hang abbricht und man in Abfahrtsrichtung rechts in<br />

eine steile Rinne hineinqueren kann. Diese fährt man zunächst<br />

sehr steil, dann allmählich etwas weniger steil hinab, bis die<br />

Rinne zum weiten Hang wird. Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen,<br />

muss man auf dem Hochplateau Murtaröl nach links<br />

queren, um nach Jufplaun hinüberzukommen. Teilweise wird<br />

auch die Nordnordwestrinne befahren (stärker felsdurchsetzt<br />

als die Nordnordostrinne). Auch vom Nordwestrücken kann man<br />

an verschie<strong>den</strong>en Stellen nordseitig hinabfahren und trifft dann<br />

etwas weiter westlich auf die Querung zurück nach Jufplaun. Alle<br />

diese Varianten sind aber steil (teils über 40°) und verlangen<br />

sichere Verhältnisse.<br />

Andrea Strauß<br />

Dem Gipfel entgegen…<br />

im Sü<strong>den</strong>. Rechtshaltend in eine steile Mulde, durch diese<br />

rechtshaltend hinauf zum Nordrücken und teils auf dessen<br />

steile Nordwestfl anke ausweichend (evtl. zu Fuß) zum Vorgipfel<br />

und auf schmalem Kamm (links Wächten; evtl. zu Fuß) zum<br />

Hauptgipfel.<br />

Abfahrt: Entlang <strong>der</strong> Aufstiegsroute o<strong>der</strong> über die Nordwestfl<br />

anke (bis zu 300 Hm).<br />

Christian Schneeweiß<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Foto: Andreas Strauß Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org<br />

TIPP<br />

Sesvennagruppe Piz Nuna (3124 m)<br />

Aufstieg: Von <strong>der</strong> alten Brücke <strong>der</strong> Ofenpassstraße über<br />

<strong>den</strong> Laschadura-Bach steigt man auf <strong>der</strong> linken Bachseite<br />

wenig über dem Bachbett (o<strong>der</strong> bei guter Schneelage<br />

auch direkt im Bachbett) auf. Nach gut einem Kilometer<br />

erreicht man die Gebäude <strong>der</strong> Alp Laschadura (2000<br />

m). Wenn das Bachbett gut zu begehen ist, bleibt die Alm<br />

selbst links oberhalb liegen, an<strong>der</strong>nfalls kann man auch<br />

auf <strong>den</strong> Almweg hinaufsteigen, <strong>der</strong> von <strong>den</strong> Prada Laschadura<br />

heraufkommt. (Da auf diesem Abschnitt auch die<br />

Abfahrt auf dem engen Korridor des Aufstiegs verläuft und<br />

die Aufstiegsspur meist nicht mehr als solche erkennbar<br />

ist, bis hier oft recht mühsam und verharscht.) In dem<br />

eingeschnittenen Bachgraben steigt man in zunehmend<br />

freiem Gelände auf. Auf einer Höhe von 2150 m gabelt<br />

sich das Tal, hier bei <strong>der</strong> Verfl achung von Margun tut sich<br />

rechts das Tal Laschadurellas auf, das zum Piz Laschadurella<br />

führt (ebenfalls ein Skitourenanstieg) und links<br />

geht es Richtung Piz Nun und in die Scharte Stragliavita.<br />

Man hält sich nach links (Nordwesten) die großen, steilen<br />

Hänge hinauf. Diese begeht man entwe<strong>der</strong> durch eine <strong>der</strong><br />

Schneerinnen o<strong>der</strong> auch auf <strong>den</strong> Rampen dazwischen –<br />

abhängig von Schneelage und -qualität. Erst auf einer Höhe von<br />

ca. 2600 m verfl acht sich das Gelände wie<strong>der</strong>. Anschließend<br />

geht es über eine weitere Steilstufe hinauf bis unmittelbar unter<br />

die Nunascharte. Auf <strong>der</strong> linken Seite wird das letzte Kar von drei<br />

namenlosen Gipfeln eingerahmt, <strong>der</strong> mittlere wird ebenfalls gerne<br />

als Skitour gegangen, man erreicht ihn ohne beson<strong>der</strong>e Probleme<br />

mit Ski bis zum höchsten Punkt. Zum Piz Nuna selbst hält man<br />

sich aus dem obersten Kar gut rechts und steigt über einen letzten<br />

Steilhang hinauf in die schmale Scharte westlich des Gipfels.<br />

In dieser Scharte (ca. 2960 m) macht man Skidepot. Nun geht es<br />

zu Fuß anfangs über die Südwestfl anke hinauf, dann auf <strong>den</strong> Gipfelgrat.<br />

Am Grat selbst sind einige Male kleine Felsaufschwünge<br />

(Schwierigkeit I) zu bewältigen. So gelangt man bis zum höchsten<br />

Punkt, <strong>der</strong> lediglich durch eine kleine Felsplatte gebildet wird.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg.<br />

Andrea Strauß<br />

Den felsigen Gipfel erreicht man nur zu Fuß.<br />

Foto: Andreas Strauß


TIPP<br />

Berner Alpen Schwarzhorn-Klettersteig (2927 m)<br />

7<br />

Genussklettersteig vor <strong>den</strong> Berner Hochalpen<br />

Hauptdarsteller sind ganz klar die Eis- und Felsriesen <strong>der</strong> Berner Alpen, angeführt vom Trio Eiger–<br />

Mönch–Jungfrau. Daneben tritt die Kletterei am Südwestgrat etwas zurück. Immerhin: Die<br />

ausgesetzte Leiternserie oberhalb <strong>der</strong> Grosse Chrinne sorgt für einen leichten Adrenalinschub.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 42<br />

920 Hm | 5 Std.<br />

K2–3 ; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Grindelwald (1034 m)<br />

Ausgangspunkt: <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong> First-Gondelbahn<br />

(2166 m), alternativ auch Grosse Scheidegg (1962 m;<br />

Postbus ab Grindelwald)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnlinie Interlaken –<br />

Grindelwald, Gondelbahn First<br />

Gehzeiten: First – Grossi Chrinne 2 Std., Grossi Chrinne<br />

– Schwarzhorn 1¼ Std., Abstieg 1¼ Std.<br />

Mit Ausgangspunkt Grosse Scheidegg gesamt 6½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1209 »Brienz«.<br />

Eugen E. Hüsler »7 x 7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag,<br />

München<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Grindelwald Tourismus, Dorfstraße 110,<br />

CH-3818 Grindelwald; Tel. 00 41/(0)33/8 54 12 12,<br />

www.grindelwald.org<br />

Hütte: <strong>Berg</strong>haus First, Tel. 0 33/8 53 12 84<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Mäßig schwieriger Klettersteig<br />

mit recht langem Zustieg. Sehr luftig die versetzt angeordneten<br />

Leitern, Trittsicherheit auch für <strong>den</strong> Abstieg notwendig.<br />

TIPP<br />

Berner Alpen Eiger-Rotstock-Klettersteig (2663 m)<br />

8<br />

Im Banne <strong>der</strong> Nordwand<br />

Beim Rotstock handelt es sich um einen schartigen Gratausläufer<br />

des Eigers. Die Tour folgt teilweise einem historischen Steig.<br />

Beim Bau <strong>der</strong> Jungfraubahn – vor mehr als hun<strong>der</strong>t Jahren! – legte<br />

man von <strong>der</strong> ehemaligen (heute aufgelassenen) Station Rotstock<br />

einen Steig auf <strong>den</strong> Rotstock an.<br />

420 Hm | 2¾ Std.<br />

K2; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 42<br />

Talort: Grindelwald (1034 m)<br />

Ausgangspunkt: Bahnstation Eigergletscher (2320 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnlinie Interlaken –<br />

Grindelwald – Kleine Scheidegg – Eigergletscher<br />

Gehzeiten: Zustieg ¾ Std., Klettersteig 1¼ Std.,<br />

Abstieg ¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schneefall<br />

Karte/Führer: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1229 »Grindelwald«.<br />

Eugen E. Hüsler »7 x 7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag,<br />

München<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Grindelwald Tourismus, Dorfstraße<br />

110, CH-3818 Grindelwald; Tel. 00 41/(0)33/8 54 12 12,<br />

www.grindelwald.org<br />

Hütte: Restaurant Eigergletscher<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Mäßig schwierige Route<br />

mit <strong>der</strong> Schlüsselstelle gleich zum Auftakt. Begehung nur bei<br />

gutem Wetter ratsam (kein Schnee o<strong>der</strong> Eis), Steinschlaggefahr<br />

in <strong>der</strong> nordseitigen Rinne. Sehr empfehlenswert: Abstieg<br />

nach Alpiglen über <strong>den</strong> »Eigertrail«!<br />

TIPP<br />

Zentralschweizer Voralpen Rigi Scheidegg (1656 m)<br />

9<br />

Innerschweizer Wan<strong>der</strong>wun<strong>der</strong><br />

Die Rigi ist weit mehr als nur ein <strong>Berg</strong>, für die Schweizer sowieso, aber auch geografisch: Immerhin<br />

nimmt er zwischen Zuger-, Lauerzer- und Vierwaldstättersee eine Fläche von fast 50 Quadratkilometern<br />

ein! Entsprechend vielfältig sind die Wan<strong>der</strong>möglichkeiten, mit o<strong>der</strong> ohne Bahnbenützung.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 68<br />

250/740 Hm | 3½ Std.<br />

normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung;<br />

evtl. Teleskopstöcke<br />

Talort: Vitznau (435 m)<br />

Ausgangspunkt: Bahnstation Rigi Kaltbad (1433 m)<br />

Endpunkt: Seilbahnstation Wissifl ue (949 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zahnrandbahn Vitznau –<br />

Rigi, Luftseilbahn Vitznau – Wissifl ue<br />

Gehzeiten: Rigi Kaltbad – Rigi Scheidegg 2 Std.,<br />

Rigi Scheidegg – Wissifl ue 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis spät in <strong>den</strong> Herbst<br />

Karte: Swisstopo 1:50 000, Blatt 235 T »Rotkreuz«.<br />

Ulrich Tubbesing »Wan<strong>der</strong>führer Vierwaldstätter See«, <strong>Berg</strong>verlag<br />

Rother, Oberhaching<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Luzern Tourismus, Bahnhofstraße 3,<br />

CH-6002 Luzern; Tel. 00 41/(0)41/2 27 17 17, www.luzern.com<br />

Hütten: Mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Wenig anstrengende Höhenwan<strong>der</strong>ung<br />

mit bezaubern<strong>den</strong> Ausblicken auf die <strong>Berg</strong>e und Seen<br />

<strong>der</strong> Innerschweiz. Teilweise Fahrwege (ehemalige Bahntrasse).


TIPP<br />

Berner Alpen Schwarzhorn-Klettersteig (2927 m)<br />

TIPP<br />

Zustieg: Von <strong>der</strong> Seilbahnstation First (2166 m) folgt man<br />

zunächst <strong>der</strong> Sandstraße hinab in <strong>den</strong> Distelbo<strong>den</strong> (2084<br />

m). Hier zweigt links <strong>der</strong> Weg zum Klettersteig ab. Über die<br />

Murmeltierwiesen bergan in die Minischarte (2241 m) im<br />

Rücken des felsigen Schilt, wo <strong>der</strong> alternative, ebenfalls<br />

markierte Zustieg von <strong>der</strong> Grossen Scheidegg mündet.<br />

Weiter im Kar unter dem Schwarzhorn zu einer Verzweigung<br />

(2407 m): rechts zum Normalweg, links zum Klettersteig.<br />

Schwarzhorn-Klettersteig: Die weiß-blau-weiß markierte<br />

Spur steigt im Geröll bergan unter die Grossi Chrinne<br />

(2635 m); Drahtseile und ein paar Eisenbügel helfen hinauf<br />

in die Scharte. Weiter am Grat entlang zur Schlüsselpassage<br />

<strong>der</strong> Route: fünf Aluleitern, fast senkrecht und versetzt angeordnet.<br />

Man entsteigt ihnen auf <strong>den</strong> Grat, <strong>der</strong> zunächst noch<br />

recht schmal und felsig ist (Drahtseile), dann zu einem breiten<br />

Rücken wird. Zuletzt im Geröll zum geräumigen Gipfel<br />

des Schwarzhorns (2927 m) mit einmaligem Panorama.<br />

Abstieg: Er verläuft über <strong>den</strong> zunächst noch breiten,<br />

geröllbedeckten Südgrat. Ein erster Felszacken wird auf<br />

einem etwas ausgesetzten Band rechts umgangen, ein<br />

zweiter überstiegen. Dann leitet die Spur in die westseitige<br />

Der markante Gipfel des Schwarzhorns<br />

Berner Alpen Eiger-Rotstock-Klettersteig (2663 m)<br />

Schrofenfl anke. Im Zickzack geht’s hinunter zur bereits erwähnten<br />

Verzweigung (2407 m) im Karwinkel unter dem Schwarzhorn.<br />

Auf dem Anstiegsweg zurück zur Seilbahnstation First.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Zustieg: An <strong>der</strong> Station Eigergletscher <strong>der</strong> Jungfraubahn<br />

fädelt man ein in <strong>den</strong> »Eigertrail«. Er quert absteigend<br />

zum Felsfuß des Rotstocks, wo die Grindelwal<strong>der</strong><br />

<strong>Berg</strong>führer eine etwas sibyllinische Inschrift in <strong>den</strong> Stein<br />

meißeln ließen, und steigt dann kurz steil an zum Wiesenrücken<br />

von Wart (2285 m). Eine große Schautafel<br />

informiert über die legendäre Heckmair-Nordwandroute.<br />

Rotstock-Klettersteig: Hinweise auf <strong>den</strong> Klettersteig<br />

gibt es keine, doch die glitzern<strong>den</strong> Aluleitern, die <strong>den</strong><br />

Einstieg zur Ferrata markieren, sind nicht zu übersehen.<br />

In einer Viertelstunde steht man am Einstieg (ca. 2410<br />

m) – klick! Recht luftig, aber bestens gesichert geht’s<br />

über <strong>den</strong> ersten senkrechten Aufschwung (Leitern); dahinter<br />

betritt man die Schlucht: hochschießende Felsmauern<br />

links wie rechts. Drahtseile leiten in <strong>der</strong> Klamm<br />

aufwärts, teilweise über Geröllbän<strong>der</strong>. Die Eisenleiter<br />

knapp unter dem Rotstocksattel (ca. 2640 m) stammt<br />

noch von dem historischen Steig, ebenso die Felsstufen,<br />

die (neben neuen Drahtseilen) <strong>den</strong> kurzen Gipfelanstieg<br />

erleichtern.<br />

Abstieg: Aus dem Rotstocksattel führen Spuren (Steinmännchen)<br />

südwestlich über Geröll, plattige Felsen und ein<br />

paar trittarme Absätze, die mit Fixseilen ausgerüstet sind, hinab<br />

zur Station Eigergletscher (2320 m), wo man auf <strong>den</strong> Anstiegsweg<br />

stößt.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Am Einstieg des Rotstock-Klettersteigs<br />

Foto: Folkert Lenz Foto: Folkert Lenz<br />

TIPP<br />

Zentralschweizer Voralpen Rigi Scheidegg (1656 m)<br />

Höhenweg: Die Aussichtswan<strong>der</strong>ung startet in Rigi Kaltbad<br />

(1433 m), dessen jüngste Attraktion die 2012 eingeweihte<br />

Therme des Tessiner Stararchitekten Mario Botta<br />

ist. Auf dem asphaltierten Sträßchen geht’s fl ach hinüber<br />

in die Senke von First (1453 m). Hier beginnt <strong>der</strong> Felsenweg,<br />

eine hübsche Promenade, die in die steile Südwestfl<br />

anke des Schild (1548 m) trassiert. Im Sommer blüht es<br />

in <strong>den</strong> Felsen beson<strong>der</strong>s üppig (u. a. Feuerlilien), das<br />

ganze Jahr über gibt’s eine tolle Aussicht auf <strong>den</strong> Vierwaldstättersee<br />

und seine große <strong>Berg</strong>kulisse.<br />

Den nächsten Kammbuckel (Würzestock, 1482 m) umgeht<br />

man auf <strong>der</strong> Trasse <strong>der</strong> ehemaligen Rigi-Scheidegg-<br />

Bahn, dabei leicht an Höhe gewinnend. Im Sattel von Unterstetten<br />

(1452 m) steht <strong>der</strong> 50 Meter lange, ehemalige<br />

Bahnviadukt – ein beeindruckendes Technik<strong>den</strong>kmal. Die<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Trasse umgeht <strong>den</strong> Dossen (1685 m; kann<br />

auch überschritten wer<strong>den</strong>) nordseitig, was ein paar hübsche<br />

Tiefblicke auf Zuger- und Lauerzersee beschert.<br />

Am Hin<strong>der</strong> Dosse – nomen est omen! – beginnt <strong>der</strong> Anstieg<br />

nach Rigi Scheidegg (1656 m), erst recht steil, dann<br />

zunehmend fl acher an dem aussichtsreichen Rücken.<br />

Oben bietet sich eine Rundschau, die jener von Rigi Kulm kaum<br />

nachsteht. Interessantes Detail: An <strong>der</strong> Südfl anke des Rossberges<br />

(1580 m) ist <strong>der</strong> Abbruch des historischen <strong>Berg</strong>sturzes von<br />

1806 deutlich zu erkennen. Vierzig Millionen Kubikmeter donnerten<br />

damals ins Tal, 457 Menschen in Goldau fan<strong>den</strong> <strong>den</strong> Tod.<br />

Abstieg: Nach Rast und Gipfelschau steigt man über <strong>den</strong> Altstafel<br />

(1443 m) ab in <strong>den</strong> Sattel (1176 m) vor dem Vitznauerstock.<br />

Hier rechts (Hinweis »Vitznau«) im Wald bergab und zuletzt in längerer<br />

Querung links hinaus zur Seilbahnstation Wissifl ue (949 m).<br />

Ganz in <strong>der</strong> Nähe steht das bewirtschaftete <strong>Berg</strong>haus Wissifl uh.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Der 50 Meter lange, ehemalige Bahnviadukt<br />

im Sattel von Unterstetten<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Urner Alpen Weg <strong>der</strong> Schweiz<br />

10<br />

Auf <strong>den</strong> Spuren von Tell, Gessler & Co.<br />

Zum 700-jährigen Jubiläum <strong>der</strong> Schweiz 1991 eröffnet, gehört <strong>der</strong> »Weg <strong>der</strong> Schweiz« längst zu<br />

<strong>den</strong> absoluten Wan<strong>der</strong>klassikern. Landschaft und Historie verbin<strong>den</strong> sich am Urner See, zwischen<br />

Rütli und Tellskapelle zu einem Erlebnis für die ganze Familie.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 68<br />

150 Hm | 3¼ Std.<br />

normale<br />

<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

Talort: Isleten (435 m)<br />

Ausgangspunkt: Schiffanlegestelle Isleten<br />

Endpunkt: Sisikon (446 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Sisikon ist Station an<br />

<strong>der</strong> Gotthard-Bahnlinie. Schiffsverbindung mit Isleten<br />

Gehzeiten: Isleten – Flüelen ¾ Std., Flüelen –<br />

Tellskapelle 1¾ Std., Tellskapelle – Sisikon ¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühling bis Spätherbst<br />

Karte/Führer: Swisstopo 1:50 000, Blätter 245 T<br />

»Stans« und 246 T »Klausenpass«. Ulrich Tubbesing »Wan<strong>der</strong>führer<br />

Vierwaldstätter See«, <strong>Berg</strong>verlag Rother, Oberhaching<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Luzern Tourismus, Bahnhofstraße 3,<br />

CH-6002 Luzern; Tel. 00 41/(0)41/2 27 17 17, www.luzern.com<br />

Hütten: Mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Wan<strong>der</strong>ung<br />

für Jung und Alt, komfortabel ausgebaute Wege, kaum<br />

Steigungen. Der Abschnitt Sulzegg – Axenfl ue ist aktuell wegen<br />

Steinschlaggefahr gesperrt; hier muss man auf die alte Axenstraße<br />

ausweichen.<br />

TIPP<br />

Sellrain Rietzer Grieskogel (2884 m)<br />

11<br />

Sommertour auf einen beliebten Sellrainer Skigipfel<br />

Dieser Klassiker unter <strong>den</strong> Sellrainer Skitourenzielen erhält im Sommer nicht allzu viel Besuch.<br />

Dabei hat <strong>der</strong> Anstieg über seine Nordseite einiges zu bieten: schön gelegene Hütten, einen<br />

idyllischen <strong>Berg</strong>see und großartige Ausblicke ins Inntal und zu <strong>den</strong> Felswän<strong>den</strong> <strong>der</strong> Mieminger Kette.<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 38<br />

1400 Hm | 7 Std.<br />

normale<br />

<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

Talort: Pfaffenhofen (642 m)<br />

Ausgangspunkt: Pfaffenhofer Alm (1694 m), erreichbar<br />

auf einer Forststraße von Pfaffenhofen, Fahrgenehmigung<br />

auf <strong>der</strong> Alm erhältlich<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Nur als Zwei-Tage-Tour:<br />

mit <strong>der</strong> Bahn über Innsbruck nach Telfs-Pfaffenhofen,<br />

zu Fuß in 3½ Std. zur Pfaffenhofer Alm<br />

Gehzeiten: 4 Std. Anstieg, 3 Std. Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Juni – Oktober (je nach Schneelage)<br />

Karten/ Führer: Kompass 1:50 000, Nr. 35 »Imst, Telfs, Kühtai«.<br />

Walter Klier »AV-Führer Stubaier Alpen«, <strong>Berg</strong>verlag Rother<br />

Informationen: Sonnenplateau Mieming & Tirol Mitte,<br />

Informationsbüro Telfs, Untermarktstr. 1, A-6410 Telfs,<br />

Tel. 00 43/52 62/6 22 45, www.sonnenplateau.net<br />

Hütten: Pfaffenhofer Alm (1694 m), bew. Mitte Mai – Mitte<br />

Oktober, 13 Schlafplätze, Tel. 00 43/(0)6 64/2 33 02 20;<br />

Peter-Anich-Hütte (1910 m), ÖAV, Pächterwechsel 2014, voraussichtlich<br />

bew. Juni bis September, 12 Lager, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />

1 71 18 05, www.touristenklub.org<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Längere Tour durch typische<br />

Urgesteinslandschaft mit einsamen Hochtälern und einem aussichtsreichen<br />

Blockgrat, <strong>der</strong> Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit<br />

erfor<strong>der</strong>t. Die Forststraße zur Pfaffenhofer Alm ermöglicht<br />

einen hohen Ausgangspunkt.<br />

TIPP<br />

Sellrain Roßkogel (2646 m)<br />

12<br />

Markante Pyramide in Innsbrucks <strong>Berg</strong>panorama<br />

Von Innsbruck aus ist das Gipfeldreieck des Roßkogels ein richtiger<br />

Blickfang. Und <strong>der</strong> Sellrainer Gipfel hält, was er verspricht: ein<br />

fantastisches Panorama vom Inntal über Wetterstein und Karwendel<br />

bis zur endlosen Zackenreihe <strong>der</strong> Tuxer und Stubaier Alpen.<br />

1330 Hm | 6½ Std.<br />

normale<br />

<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />

aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 38<br />

Talort: Oberperfuss (812 m)<br />

Ausgangspunkt: Stiglreith (1363 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn nach Innsbruck,<br />

dann Bus nach Oberperfuss zur Talstation <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>bahn<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober (je nach Schnee)<br />

Karten/ Führer: AV-Karte 1:50 000, Blatt 31/5 »Innsbruck<br />

und Umgebung«; Kompass 1:50 000, Nr. 36 »Innsbruck,<br />

Brenner«. Klier »AV-Führer Stubaier Alpen«, <strong>Berg</strong>verlag Rother<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourismusbüro Oberperfuss,<br />

Tel. 00 43/(0)52 32/8 14 89, www.innsbruck.info/oberperfuss<br />

Hütten: Roßkogelhütte (1777 m), bew. Mitte Mai bis Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0)52 32/8 14 19, www.rosskogelhuette.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Längere Rundtour, die mit<br />

großartiger Aussicht belohnt, beson<strong>der</strong>s schön zur Zeit <strong>der</strong><br />

Alpenrosenblüte. Anstieg über <strong>den</strong> Nordgrat für trittsichere<br />

Wan<strong>der</strong>er ohne beson<strong>der</strong>e Schwierigkeiten; Schwindelfreiheit<br />

erfor<strong>der</strong>lich, eine kurze Felspassage unter dem Gipfel.<br />

Auch als Bike- und Hike-Tour geeignet: Mit dem Mountainbike<br />

auf gut fahrbarer Schotterstraße von Stiglreith zum Krimpenbachsattel.


TIPP<br />

Urner Alpen Weg <strong>der</strong> Schweiz<br />

Route: Von <strong>der</strong> Schiffstation Isleten (435 m) führt <strong>der</strong><br />

Weg direkt am Westufer des Urner Sees entlang, bietet<br />

dabei freie Sicht übers Wasser auf <strong>den</strong> schroffen <strong>Berg</strong>stock<br />

des Rophaien (2078 m) und die Eggberge. Vorbei<br />

am Elektrizitätswerk Bolzbach erreicht man das Sü<strong>den</strong>de<br />

des Sees; hier empfi ehlt sich ein Abstecher zum nahen<br />

Wasserschlösschen A Pro mit einem Mineralienmuseum<br />

und gemütlicher Einkehr.<br />

Die Fortsetzung des »Weges <strong>der</strong> Schweiz« führt in das<br />

Naturschutzgebiet des Reussdeltas, ein Biotop, das vielen<br />

Tieren und selten gewor<strong>den</strong>en Pfl anzen wie dem Lungenenzian<br />

o<strong>der</strong> dem Fieberklee Lebensraum bietet. Man<br />

quert die Reuss nahe <strong>der</strong> Mündung und wan<strong>der</strong>t über die<br />

Allmeini hinein nach Flüelen (435 m). Weiter am Ostufer<br />

des Urner Sees mit Blick ins Grosstal (Oberbauenstock,<br />

2117 m) zum Gruonbach, dann hinauf zur Axenstraße. Mit<br />

ihr zur Axenfl ue, wo die alte Straßentrasse spektakulär im<br />

<strong>Berg</strong> verläuft. Im Rückblick zeigt sich genau südlich die<br />

ebenmäßig gebaute Pyramide des Bristen (3073 m) über<br />

dem Reusstal.<br />

Hinter dem Axenegg steigt <strong>der</strong> Weg hinab zum Seeufer.<br />

Hier ertönt jeweils zur vollen Stunde das von <strong>der</strong> Schweizer Schokola<strong>den</strong>industrie<br />

(!) gestiftete Glockenspiel – das größte des Landes<br />

mit 37 Glocken. Wenig weiter führt <strong>der</strong> Weg an <strong>der</strong> Tellskapelle<br />

mit ihren berühmten Fresken vorbei. <strong>Sie</strong> zeigen Szenen aus dem<br />

Leben Tells, des Schweizer Nationalhel<strong>den</strong>, dem Friedrich Schiller<br />

zur Unsterblichkeit verhalf.<br />

Der Weiterweg folgt in leichtem Auf und Ab dem Seeufer. Im Bereich<br />

des Buggitals geht’s kurz hinauf zur Axenstraße und durch<br />

einen kurzen Tunnel. Dahinter steigt man über Treppen hinab nach<br />

Sisikon.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Wilhelm Tell mit seinem Sohn Walter:<br />

Denkmal in Altdorf<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

TIPP<br />

Sellrain Rietzer Grieskogel (2884 m)<br />

Aufstieg: Von <strong>der</strong> Pfaffenhofer Alm folgt man dem Steig<br />

über die Lärchenwiesen nach Sü<strong>den</strong> auf die steilen Flanken<br />

des Narrenkopfs zu, hält sich dann aber nach rechts<br />

und quert die bewaldeten Nordhänge hoch über dem Inntal.<br />

Die frühere Wegtrasse ist wegen Steinschlaggefahr offi<br />

ziell gesperrt. Eine alternative Wegführung leitet ca. 100<br />

Höhenmeter in ein Bachtal hinab, um dann ziemlich steil<br />

auf <strong>der</strong> rechten Bachseite wie<strong>der</strong> anzusteigen. Man trifft<br />

wie<strong>der</strong> auf die alte Route und steht wenig später vor <strong>der</strong><br />

Peter-Anich-Hütte. Hinter dem kleinen <strong>Berg</strong>haus geht man<br />

an <strong>der</strong> Rietzer Alm vorbei und folgt dem Steig nach links<br />

über die Hänge des Rauhen Kopfs in ein steiles Hochtal.<br />

Mehrmals <strong>den</strong> Bach querend steigt man zur Oberseebenalm<br />

mit einer Schäferhütte und dem kleinen Angersee<br />

hinauf. Bei <strong>der</strong> Hütte zieht die Anstiegsroute schräg links<br />

bergauf zu einer Wegteilung. Dort wan<strong>der</strong>t man rechts entlang<br />

eines Rückens und über einen mit Geröll übersäten<br />

Hang weiter bergauf. Anschließend umgeht man rechts<br />

die Mulde des Oberalpl und gelangt in einen Sattel. Links<br />

geht es auf einem schotterigen Steig und über Felsen<br />

zum Kamm hinauf und zur unscheinbaren Erhebung des<br />

Bachwandkopfs. Man steigt kurz in einen Sattel ab, wo <strong>der</strong> Weg<br />

aus dem Sellraintal heraufkommt, und folgt dem Westgrat über<br />

Blockgelände zum Gipfelaufbau. Über leichte Felspassagen ist in<br />

wenigen Minuten <strong>der</strong> Gipfel erreicht.<br />

Der Abstieg erfolgt auf <strong>der</strong> Anstiegsroute.<br />

Eine Abstiegsvariante für geübte <strong>Berg</strong>geher führt vom Rietzer<br />

Grieskogel über <strong>den</strong> Grat zum Hoche<strong>der</strong> (2796 m), über dessen<br />

Nordgrat zum Narrenkopf (2450 m) hinab und weiter zur Pfaffenhofer<br />

Alm. Teils leichte Kletterei in Blockgelände und steiles,<br />

etwas ausgesetztes Schrofengelände. Beim Übergang zum Hoche<strong>der</strong><br />

spärlich markierte Steigspuren, etwas Orientierungsvermögen<br />

ist von Vorteil.<br />

Franziska Baumann<br />

Blockgelände am Westgrat<br />

Foto: Franziska Baumann<br />

TIPP<br />

Sellrain Roßkogel (2646 m)<br />

Aufstieg: Von Stiglreith folgt man dem Steig entlang<br />

<strong>der</strong> Skipiste bergauf und erreicht in etwa einer Stunde die<br />

an <strong>der</strong> Waldgrenze gelegene Roßkogelhütte mit schönem<br />

Ausblick. Hinter <strong>der</strong> Hütte zieht ein Pfad zum Rangger Köpfl<br />

(1939 m) hinauf. Dort wan<strong>der</strong>t man auf einem Forstweg,<br />

dem Alpenrosensteig, südwestwärts leicht bergab zum<br />

Krimpenbachsattel (1899 m). Alternativ führt von <strong>der</strong><br />

Hütte auch eine Schotterstraße in <strong>den</strong> Sattel. Weiterhin an<br />

einem Weidezaun entlang steigt man über einen breiten<br />

Rücken zu einer grasigen Erhebung, dem Windegg, hinauf.<br />

Nun beginnt <strong>der</strong> Anstieg über <strong>den</strong> Nordgrat, über <strong>den</strong> sich<br />

ein schmaler Pfad bergauf schlängelt. Kurz unter dem<br />

Gipfel gilt es, in leichter Kletterei eine felsige Passage zu<br />

überwin<strong>den</strong>, dann steht man am Gipfelkreuz.<br />

Ein interessanter Abstecher führt über <strong>den</strong> Grat weiter zum<br />

Weißstein (2640 m), einem felsigen Zacken, <strong>der</strong> über teils<br />

gesicherte Kletterstellen (bis II) bestiegen wer<strong>den</strong> kann<br />

(40 Min.).<br />

Abstieg: Am Kreuz beginnt ein Abstieg über <strong>den</strong> steilen<br />

Südostgrat. Er wird allerdings nicht mehr markiert und setzt<br />

im steilen Schrofengelände gute Trittsicherheit voraus. Der<br />

Normalweg passiert einen Sen<strong>der</strong>, verläuft kurz am Grat entlang<br />

nach Sü<strong>den</strong> und zweigt links in die Ostfl anke des Roßkogels ab.<br />

An einer Wegverzweigung quert man links ins »Schartl«, einer<br />

Einsattelung im Südostgrat, und steigt über eine steile schotterige<br />

Stufe in eine Mulde unter dem Gipfelaufbau des Roßkogels ab.<br />

Über einen Rücken gelangt man zur Krimpenbachalm und folgt<br />

dort dem Steig, <strong>der</strong> etwas unterhalb des Fahrwegs über schöne<br />

Almwiesen führt. Er mündet in einer Kehre unterhalb <strong>der</strong> Roßkogelhütte<br />

in <strong>den</strong> Fahrweg. Die aussichtsreiche Einkehr sollte man sich<br />

nicht entgehen lassen. Anschließend kehrt man über die Skiabfahrt<br />

wie<strong>der</strong> nach Stiglreith zurück. Franziska Baumann<br />

Malerische Almen begleiten <strong>den</strong> Weg<br />

zum Roßkogel (hinten links)<br />

Foto: Innsbruck Tourismus


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AUF TOUR<br />

Stadt<br />

Frühlingstouren in und um Luzern<br />

Land<br />

See<br />

Fotos: Eugen E. Hüsler, picture alliance, Iris Kürschner<br />

Die Stadt am Vierwaldstättersee hat<br />

einen Verbündeten: <strong>den</strong> Föhn. Der sorgt<br />

bei manchen zwar zuverlässig für Kopfschmerzen<br />

und schlechte Laune, ist aber<br />

auch für glasklare Fernsicht zuständig.<br />

Von Eugen E. Hüsler<br />

Das prächtige <strong>Berg</strong>panorama <strong>der</strong><br />

Leuchtenstadt Luzern rückt bei<br />

Föhnwetterlagen noch etwas<br />

näher heran, die Temperaturen<br />

klettern rasch einmal in <strong>den</strong> angenehmen<br />

20-Grad-und-mehr-Bereich. Das<br />

weiß man vor allem im Frühling sehr zu<br />

schätzen, nur noch ausgesprochene Schneefreaks<br />

schielen nach dem weißen Pulver, die<br />

meisten schauen voraus – in die wärmere<br />

Jahreszeit. Das schönste am Winter – hat<br />

mal jemand gesagt – ist, dass nachher <strong>der</strong><br />

64 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Die älteste <strong>Berg</strong>bahn <strong>der</strong> Welt: Vitznau – Rigi<br />

Gewässer mit sieben Becken: <strong>der</strong> Vierwaldstättersee; in Bildmitte <strong>der</strong> Pilatus<br />

»Weg <strong>der</strong> Schweiz« mit Gitschen (li.) und Uri-Rotstock (re.)<br />

Frühling kommt. Der lässt lei<strong>der</strong> am Alpennordrand<br />

oft etwas länger auf sich warten,<br />

wenn feuchte Nordwestwinde sich am größten<br />

europäischen Bollwerk stauen, mit bekannten<br />

Folgen: Es regnet, und wenn’s ganz<br />

blöd kommt, schneit es sogar.<br />

Keine Spur von Regen heute. Dafür milde<br />

Temperaturen, unten am Seeufer blüht es<br />

bereits, die ersten Asiaten sind auch schon<br />

da, knipsen alles, was ihnen vor die Linse<br />

kommt. Swiss Army Knifes in hun<strong>der</strong>t Variationen<br />

und kostbare Uhren, die in erster<br />

Linie <strong>den</strong> Status des Trägers und ganz nebenbei<br />

auch noch die Zeit anzeigen, sind<br />

die Renner in <strong>den</strong> gepflegten Auslagen:<br />

made in Switzerland.<br />

Ein Pionier<br />

Wir überlassen das Shoppen <strong>den</strong> Gästen aus<br />

Fernost, verlassen die Stadt aber nicht. O<strong>der</strong><br />

nur vorübergehend. Unser Ziel ist <strong>der</strong> Bürgenstock,<br />

1128 Meter hoch und ein prächtiger<br />

Aussichtspunkt direkt über dem See.<br />

Und einer, bei dem Tradition und Mo<strong>der</strong>ne<br />

stark verzahnt sind. »Erfun<strong>den</strong>« hat <strong>den</strong><br />

Kurort Franz Josef Bucher, geboren 1834 als<br />

Sohn des Ratsherrn und Bauern Sebastian<br />

Bucher. Der Bub aus dem Obwaldner Ort<br />

Kerns legte eine sagenhafte Karriere hin,<br />

schuf ein Hotel-Imperium, das als weltweit<br />

größtes seiner Zeit galt und seine »Kernzelle«<br />

auf dem Bürgenstock hatte, und leistete<br />

auch als Eisenbahnpionier Bedeutendes.<br />

So baute er zahlreiche Straßen- und <strong>Berg</strong>bahnen<br />

im In- und Ausland, darunter auch<br />

eine Standseilbahn vom See hinauf zu<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 65


Die Show hat Klasse,<br />

Tief- und Fernblicke<br />

ergeben ein herrliches<br />

3D-Bild. Wir schauen<br />

über <strong>den</strong> See – und zurück<br />

auf <strong>den</strong> gestrigen Tag.<br />

Das Wahrzeichen Luzerns: die Kapellbrücke, nach dem Brand von 1993 wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

seinen Hotels am Bürgenstock. Auch die<br />

Bahn aufs Stanserhorn (1998 m) entwarf<br />

und realisierte seine Firma (Eröffnung<br />

1893); mit einer Länge von fast vier Kilometern<br />

und drei Teilstrecken, dazu noch<br />

elektrisch betrieben, galt sie als technische<br />

Sensation. <strong>Sie</strong> verkehrt heute noch (teilweise),<br />

im Gegensatz zur Bürgenstock-Bahn,<br />

was uns an diesem Frühlingstag einen gut<br />

einstündigen und recht schweißtreiben<strong>den</strong><br />

Aufstieg beschert. Macht nicht’s, etwas Bewegung<br />

tut gut.<br />

Zeit, <strong>den</strong> eigenwilligen Inselberg etwas genauer<br />

in Augenschein zu nehmen, hatten<br />

wir bereits während <strong>der</strong> Schifffahrt von<br />

Luzern nach Kehrsiten. Nicht zu übersehen<br />

ist jener Metallturm, <strong>der</strong> – freistehend!<br />

– aus <strong>der</strong> abschüssigen Nordflanke<br />

des <strong>Berg</strong>es ragt, über 100 Meter hoch: <strong>der</strong><br />

Hammetschwand-Lift, natürlich auch eine<br />

Idee des umtriebigen Herrn Bucher. Bei <strong>der</strong><br />

Inbetriebnahme im Jahr 1905 dauerte die<br />

luftige Fahrt bis zum Gipfel rund drei Minuten,<br />

jetzt sind es noch 50 Sekun<strong>den</strong>. Bis in<br />

die Neuzeit hinein galt <strong>der</strong> Lift als längster<br />

und schnellster weltweit.<br />

Auch heute ist <strong>der</strong> Bürgenstock wie<strong>der</strong> für<br />

Rekorde gut, rund eine halbe Milliarde<br />

Fränkli wer<strong>den</strong> gerade verbaut, für Luxushotels,<br />

Wellnessanlagen und mondäne Eigentumswohnungen.<br />

Das Geld kommt aus<br />

einem arabischen Land. Katar investiert<br />

in <strong>der</strong> Zentralschweiz; Bucher, <strong>der</strong> urige<br />

Innerschweizer, hatte vor gut einem Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

sein letztes Hotel in Kairo gekauft.<br />

Eine kleine Fußnote <strong>der</strong> Geschichte.<br />

Bürgenstock erlebte seit Buchers Zeiten viel<br />

Auf und Ab. Dass auch schon früher Promis<br />

hier gerne abstiegen, fin<strong>den</strong> wir bei einer<br />

(leicht illegalen) Besichtigung <strong>der</strong> Monsterbaustelle<br />

heraus. Über <strong>den</strong> Zaun und schon<br />

ist man mitten in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Bürgenstock-Hotels.<br />

Die Schriftzüge an <strong>den</strong> Deckenbalken<br />

eines Durchgangs verraten so<br />

einiges: »John hatte nie etwas mit <strong>der</strong> Monroe«,<br />

»Marcel Dassault verwechselte Gräfin<br />

Cou<strong>den</strong>hove-Kalergi mit dem Zimmermädchen«.<br />

Da erfährt man, dass Jimmy Carter<br />

zu Fuß <strong>den</strong> Bürgenstock bestieg, dass Golda<br />

Meir und Indira Gandhi sich an einem Käsefondue<br />

delektierten, und: »Kunstsinniger<br />

Herzensbrecher! Statt Audreys Dessous<br />

packte Dieb die Picassos ein.«<br />

Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit<br />

machen wir uns auf zum Gipfel. Der Felsenweg<br />

führt durch die schroffen Nordabstürze<br />

KOMPAKT<br />

des <strong>Berg</strong>es sanft ansteigend zum Lift, dann<br />

geht’s entschie<strong>den</strong> flotter nach oben, wo<br />

ein großes Panorama – nebst dem Zvieri<br />

im Gipfelrestaurant – auf uns wartet. Die<br />

Show hat Klasse, Tief- und Fernblicke ergeben<br />

ein herrliches 3D-Bild. Wir schauen<br />

beide über <strong>den</strong> See – und zurück auf <strong>den</strong><br />

gestrigen Tag.<br />

Rigiwan<strong>der</strong>n<br />

»Schön war’s gestern«, meint Hildegard<br />

mit Blick auf die mächtige Rigi mit dem<br />

Antennenstachel am Kulm und <strong>der</strong> schroffen<br />

Hochflue ganz rechts. Die besteht – im<br />

Gegensatz zum größten Teil des <strong>Berg</strong>stocks<br />

– nicht aus Nagelfluh (Molasse), son<strong>der</strong>n<br />

aus solidem Kalk. Geologen, die beson<strong>der</strong>s<br />

spitzfindig sein wollen, behaupten deshalb,<br />

dass nur die Hochflue noch zu <strong>den</strong> Alpen<br />

gehöre. Wenn das einem Innerschwei-<br />

Luzern und die Vierwaldstättersee-Region<br />

Anreise: Die Anreise aus<br />

Deutschland gestaltet sich<br />

problemlos; beste Bahnverbindungen<br />

zwischen deutschen<br />

Großstädten und Basel, die<br />

Autobahnzubringer aus dem<br />

süddeutschen Raum verlaufen<br />

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66 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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zer zu Ohren kommt… Uns interessieren<br />

solche Griffelspitzereien weniger, wir genießen<br />

die Rundschau, suchen <strong>den</strong> höchsten<br />

Innerschweizer im Sü<strong>den</strong> und fin<strong>den</strong><br />

ihn auch: <strong>den</strong> Tödi, 3614 Meter über Meer<br />

und immer noch mehr als drei Kilometer<br />

über dem Spiegel des <strong>schönsten</strong> Schweizer<br />

Sees, dem mit <strong>den</strong> sieben Becken und <strong>den</strong><br />

zwei Nasen. So heißen die bei<strong>den</strong> <strong>Berg</strong>rücken,<br />

die in <strong>der</strong> Mitte des Vierwaldstättersees<br />

fast zusammenstoßen und ihm eine<br />

überaus schlanke Taille verschaffen. Einer<br />

von ihnen kulminiert in <strong>der</strong> Rigi, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

im Bürgenstock.<br />

Endstation Gipfel: <strong>der</strong> freistehende Lift am<br />

Bürgenstock – sensationell!<br />

»Weißt du übrigens«, frage ich, »wo wir hier<br />

sind?« Hildegard ahnt die Fangfrage, lächelt.<br />

»Am höchsten Punkt <strong>der</strong> Stadt Luzern.«<br />

Der Bürgenstock ist nämlich eine Exklave,<br />

genau genommen nur sein nordseitiger Absturz.<br />

Die Südseite gehört <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong><br />

Stansstad und Ennetbürgen, die<br />

wie<strong>der</strong>um Teil des (Halb-)Kantons Nidwal<strong>den</strong><br />

sind. Der bildet mit Obwal<strong>den</strong>…<br />

Ein bisschen kompliziert sind die Schweizer<br />

Verhältnisse manchmal halt schon, dafür<br />

ist es so richtig schön hier am Vierwaldstättersee,<br />

zwischen dem Seeufer und <strong>den</strong><br />

Gipfeln.<br />

◀<br />

Foto: picture alliance<br />

TOUREN<br />

Vom Stadtspaziergang bis zur <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ung<br />

Hun<strong>der</strong>t Quadratkilometer Wasser und hun<strong>der</strong>t Gipfel darum herum:<br />

die Region um <strong>den</strong> Vierwaldstättersee<br />

1 Stadtspaziergang<br />

▶ leicht 3–4 Std.<br />

100 Hm 100 Hm<br />

Charakter: Anregen<strong>der</strong> Stadtspaziergang<br />

mit einigem Auf und Ab, viel<br />

Kultur und Historie, dazu berühmte<br />

Fotomotive wie die Kapellbrücke,<br />

Museggmauer, Hofkirche und <strong>der</strong><br />

Pilatus. Ausreichend Zeit einplanen,<br />

vor allem, falls man das Luzerner<br />

Panorama und <strong>den</strong> Gletschergarten<br />

besuchen möchte. Weiter interessant:<br />

die Turmuhren im Zytturm, das Naturmuseum<br />

und (vor allem für Familien)<br />

das Verkehrshaus <strong>der</strong> Schweiz<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Luzern<br />

Einkehr: Das Angebot ist überreich,<br />

beson<strong>der</strong>s schön ein Imbiss an<br />

<strong>der</strong> Reuss mit Blick auf <strong>den</strong> Pilatus<br />

Route: Bahnhof – Seebrücke –<br />

Hofkirche – Luzerner Panorama<br />

– Gletschergarten – Löwenplatz<br />

– Museggstraße – Museggtürme<br />

– Spreuerbrücke – Jesuitenkirche –<br />

Reussbrücke – Weinmarkt (Altstadtkern)<br />

– Kapellgasse – Schwanenplatz<br />

– Kapellbrücke – – Bahnhof<br />

2 Felsenweg Hammetschwand<br />

▶ mittel 2 Std.<br />

130 Hm 130 Hm<br />

Charakter: Recht spektakulärer Weg<br />

durch die schroff-felsige Nordfl anke<br />

<strong>der</strong> Hammetschwand mit packen<strong>den</strong><br />

Tiefblicken auf <strong>den</strong> Vierwaldstättersee.<br />

Absoluter Gag: <strong>der</strong> freistehende<br />

Aufzug zum Gipfel<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bürgenstock<br />

(874 m), Hotelsiedlung am<br />

gleichnamigen <strong>Berg</strong>stock<br />

Einkehr/Hütten: Bürgenstock, Hammetschwand<br />

Route: Bürgenstock – Aufzug (975<br />

m) – »Felsenweg« – Chänzeli (1060<br />

m) – Honegg (913 m) – Bürgenstock<br />

Tipp: Die Runde in umgekehrter<br />

Richtung gehen und mit dem 153<br />

m hohen, freistehen<strong>den</strong> Lift in einer<br />

Minute zum höchsten Punkt <strong>der</strong><br />

Stadt Luzern schweben, zur Hammetschwand<br />

(1128 m). Abstieg auf<br />

markiertem Weg nach Bürgenstock<br />

3 Rigi-Lehnenweg<br />

▶ leicht 7 Std.<br />

820 Hm 820 Hm<br />

Charakter: Viel Aussicht bei nur wenig<br />

Anstrengung bietet die gut 20 km<br />

lange Wan<strong>der</strong>ung am Sonnenhang<br />

(Lehne) des Rigimassivs. Gleich zu<br />

Beginn erinnern die Hohle Gasse und<br />

die Gesslerburg an <strong>den</strong> Schweizer<br />

Nationalhel<strong>den</strong> Wilhelm Tell.<br />

Ausgangspunkt: Schiffstation Immensee<br />

(416 m)<br />

Endpunkt: Gersau (436 m)<br />

Einkehr/Hütten: mehrere Einkehrmöglichkeiten<br />

an <strong>der</strong> Route<br />

Route: Immensee – Hohle Gasse<br />

– Gesslerburg (519 m) – Rotenhof<br />

(543 m) – Greppen (448 m) – Eggi<br />

(547 m) – Allmig (774 m) – Vitznau<br />

(438 m) – Äbnet (627 m) – Gersau<br />

4 Höhenwan<strong>der</strong>ung Rigi Kaltbad<br />

– Rigi Scheidegg – Wissiflue<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

250 Hm 740 Hm<br />

Charakter: Dieser Höhenweg ist<br />

ein absoluter Wan<strong>der</strong>klassiker <strong>der</strong><br />

Region mit spektakulären Aus- und<br />

Tiefblicken auf Seen und <strong>Berg</strong>e.<br />

Komfortable Wege; im Bereich des<br />

»Felsenweges« ist eine einmalige<br />

Flora zu bestaunen. Zum Schluss<br />

folgt ein längerer, teilweise etwas<br />

rauer Abstieg.<br />

Ausgangspunkt: Bahnstation Rigi<br />

Kaltbad (1433 m)<br />

Endpunkt: <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong> Wissifl ue-<br />

Seilbahn (949 m)<br />

Einkehr/Hütten: mehrere Einkehrmöglichkeiten<br />

am Weg<br />

Route: Rigi Kaltbad<br />

– First (1453 m) –<br />

»Felsenweg« – Unterstetten<br />

(1452 m) – Rigi Scheidegg<br />

(1656 m) – Altstafel (1443 m) –<br />

Seilbahnstation Wissifl ue<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

5 Weg <strong>der</strong> Schweiz (Isleten –<br />

Sisikon)<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

150 Hm 150 Hm<br />

Charakter: Landschaft und Geschichte<br />

verbin<strong>den</strong> sich auf dem<br />

»Weg <strong>der</strong> Schweiz« – zum 700-jährigen<br />

Bestehen <strong>der</strong> Eidgenossenschaft<br />

eröffnet – auf das Schönste.<br />

Ausgangspunkt: Isleten (435 m) am<br />

Westufer des Urner Sees<br />

Endpunkt: Sisikon (446 m)<br />

Einkehr/Hütten: Einkehrmöglichkeiten<br />

in Seedorf (Schloss A Pro),<br />

Flüelen und bei <strong>der</strong> Tellsplatte<br />

Route: Isleten – Seedorf – Reussdelta<br />

– Flüelen (435 m) – Axenfl<br />

ue – Tellskapelle<br />

(436 m) – Sisikon<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

68 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 12: Heidelberger Hütte<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Das Herz<br />

<strong>der</strong> Krake<br />

Alle re<strong>den</strong> vom Skitourentrend. Der Wirt <strong>der</strong><br />

Heidelberger Hütte spürt davon wenig. Dabei bietet<br />

seine Unterkunft beste Voraussetzungen<br />

für ein Winterwochenende. Von Dominik Prantl<br />

70 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Viele Hänge rund um das Fimbatal eignen sich perfekt zum Tiefschneefahren.<br />

Auf <strong>den</strong> ersten Blick ist die<br />

Heidelberger Hütte nicht gerade<br />

das, was man urig nennt.<br />

Die inneren Werte zählen –<br />

und die Tourenmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Umgebung.<br />

Vierzehnkommadrei Kilometer.<br />

14,3 verdammte Kilometer<br />

zeigt das GPS am Ende für <strong>den</strong><br />

Weg von Ischgl hoch zur Heidelberger<br />

Hütte an. Und man muss<br />

die <strong>Berg</strong>e o<strong>der</strong> <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>partner schon wirklich<br />

sehr lieben, wenn man diesen Hatscher<br />

auf Tourenskiern als bereichernd empfindet.<br />

Weil gerade einmal 900 Höhenmeter<br />

zu überwin<strong>den</strong> sind, geht es meist flach<br />

bergan, mal an <strong>der</strong> Piste, mal neben <strong>der</strong><br />

Piste, dann durch das weitläufige Fimbatal,<br />

sanft ansteigend wie auf einer mittelschweren<br />

Loipe, über die Grenze in die Schweiz,<br />

weiter immer weiter, hinein in merkwürdige<br />

Gedanken: Darf man als EU-Immigrant<br />

die einzige DAV-Hütte auf Schweizer Bo<strong>den</strong><br />

überhaupt noch besuchen? Wird <strong>der</strong><br />

Sektion Heidelberg ihr Recht, die Hütte auf<br />

»weltewige Zeiten« (Hütten-Webseite) zu<br />

unterhalten, demnächst möglicherweise<br />

doch per Volksentscheid entzogen? Und<br />

warum ist das Wetter so miserabel? Irgendwann,<br />

wenn <strong>der</strong> Graupel die verrückten<br />

Phantasien vertrieben hat, taucht sie dann<br />

doch auf: die Heidelberger Hütte (2264 m).<br />

Man muss auch <strong>Berg</strong>unterkünfte sehr lieben,<br />

wenn man ihr so aus <strong>der</strong> Ferne etwas<br />

Beson<strong>der</strong>es abgewinnen möchte, zumindest<br />

auf <strong>den</strong> ersten Blick. <strong>Sie</strong> ist ein eher<br />

schmuckloser Bau, weiß und groß wie ein<br />

Mehrfamilienhaus einer bayerischen Kleinstadt.<br />

Paul Huber, <strong>der</strong> Senior <strong>der</strong> Wirtsfamilie,<br />

wird das Manko seines Reichs in <strong>der</strong><br />

warmen Stube später selbst mit <strong>den</strong> Worten<br />

erklären: »Es wurde seit 20 Jahren nichts<br />

mehr getan und damit einiges eigentlich<br />

verschlafen.« Wer aber auf eine Karte<br />

blickt, erkennt <strong>den</strong> Wert dieser Hütte: Wie<br />

die Arme einer Krake erstrecken sich rote<br />

Wan<strong>der</strong>wege und blaue Skitourenlinien<br />

in verschie<strong>den</strong>e Richtungen. Das Gebäude<br />

an sich bildet gewissermaßen das Herz für<br />

die Routententakeln. Und 600 Meter weiter<br />

oberhalb befindet sich mit dem Piz Val<br />

Gronda im Osten jener <strong>Berg</strong>, <strong>den</strong> sich seit<br />

diesem Winter das Skigebiet von Ischgl mit<br />

einer 20-Millionen-Gondel einverleibt hat.<br />

Das Projekt am Piz Val Gronda, das Naturschützer<br />

und Seilbahner 30 Jahre lang<br />

einen geschichtsträchtigen Konflikt über<br />

<strong>den</strong> Sinn und Unsinn <strong>der</strong> Erschließung <strong>der</strong><br />

Alpen führen ließ und erst vor einein-<br />

KOMPAKT<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: Auf 2264 Metern in <strong>der</strong> Silvretta im<br />

hinteren Fimbatal unweit des Fluchthorns<br />

(3399 m), wenige Kilometer südlich <strong>der</strong><br />

österreichisch-schweizerischen Grenze.<br />

Zustiege: Von Ischgl dem beschil<strong>der</strong>ten<br />

und markierten Skiweg zur Gampenalpe<br />

folgen und in insgesamt etwa 4 Std. zur<br />

Heidelberger Hütte. Von <strong>der</strong> Jamtalhütte in<br />

knapp 3 Stun<strong>den</strong> auf das Zahnjoch (2945<br />

m) und zur Heidelberger Hütte abfahren.<br />

Zudem bieten die Hüttenbetreiber einen<br />

Personen- und Gepäcktransport an.<br />

Karte: Kompass-Karte 1:50 000,<br />

Blatt 41 »Silvretta, Verwallgruppe«<br />

Kapazität: insgesamt 130 Plätze<br />

Öffnungszeiten: bis Ende April 2014 und<br />

von 21. Juni bis 21. September 2014<br />

Pächter: Familie Huber, Postfach<br />

60, A-6561 Ischgl, Tel. (Hütte) 00 43/6 64/<br />

4 25 30 70, Tel. (Tal) 00 43/6 64/1 57 45<br />

71, info@heidelbergerhuette.com<br />

Internet: www.heidelbergerhuette.com<br />

Fotos: TVB Paznaun-Ischgl, Heidelberger Hütte<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 71


TOUREN<br />

An <strong>der</strong> Grenze: Die Heidelberger<br />

ist die einzige DAV-<br />

Hütte auf Schweizer Bo<strong>den</strong>.<br />

Eine Skitourenwoche in<br />

<strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en <strong>der</strong> Silvretta<br />

Rassige Abfahrten und Schnäppchen-Dreitausen<strong>der</strong> –<br />

die Heidelberger Hütte ist Startpunkt für viele Touren<br />

1 Ils Chalchogns (2792m)<br />

3 Zahnjoch (2947 m)<br />

▶ mittel 2 Std.<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

680 Hm 680 Hm<br />

550 Hm 550 Hm<br />

Charakter: Während die westseitige<br />

Eingehtour zum Joch Ils Gips zügig<br />

und einfach hinaufführt, hat <strong>der</strong><br />

nord- bis westseitige Abschlussaufstieg<br />

auf <strong>den</strong> Ils Chalchogns<br />

ernsteren Charakter: Gehsicherheit<br />

mit Ski und Lawinenbeurteilung<br />

sind erfor<strong>der</strong>lich, evtl. Steigeisen für<br />

Gipfelbereich.<br />

Aufstieg: Ostwärts über die<br />

Bachbrücke, links haltend aufwärts<br />

zu einem schwach ausgeprägten<br />

Rücken, weiter hinauf zum Absatz<br />

und zum Sattel Ils Gips (2593<br />

m). Rechtshaltend in eine steile<br />

Nordmulde, rechtshaltend hinauf<br />

zum Nordrücken und teils in dessen<br />

steiler Nordwestfl anke zum schmalen<br />

Gipfelkamm (links Wechten).<br />

Abfahrt: entlang Aufstiegsroute<br />

(rassige Variante<br />

Nordwestfl anke)<br />

2 Piz Tasna (3179 m)<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

▶ schwierig 5½ Std.<br />

950 Hm 950 Hm<br />

Charakter: Lang, aber leicht ist<br />

<strong>der</strong> nordseitige Zustieg durch das<br />

Val Fenga, schwieriger <strong>der</strong> Aufstieg,<br />

anspruchsvoll <strong>der</strong> ost- und südseitig<br />

zu Fuß zu ersteigende Piz Tasna. Steigeisen<br />

und evtl. Seil/Pickel mitnehmen<br />

(Sicherungspunkte)<br />

Aufstieg: Südwestwärts kurz Ri. Jamtalhütte<br />

und 1 km fl ach Ri. Piz Tasna<br />

südwärts. Über Stufe und Schlauch<br />

(evtl. Lawinengefahr) hinauf ins fl ache<br />

oberste Fimbatal. Nach Linksbogen<br />

rechtsseitig aufwärts queren und<br />

nach <strong>der</strong> Spur zum Kronenjoch hinauf<br />

zur Mulde östlich <strong>der</strong> Breiten Krone.<br />

Südwärts zur Furcla da Tasna (2835<br />

m) und linkshaltend unter Schneefl anken<br />

(Lawinengefahr) aufwärts queren<br />

zum Vadret da Tasna (2900 m). Über<br />

diesen hinauf, zum Schluss einen<br />

Steilhang zum Ostgrat des Piz Tasna.<br />

Ohne Ski südlich des Grats zum Gipfel.<br />

Abstieg/Abfahrt: entlang Aufstieg<br />

(rassige Variante: Gipfel-Nordwestmulde)<br />

Charakter: Die mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

schräg über weite Osthänge mit<br />

mäßiger Neigung und niedrigem<br />

Lawinenrisiko hinaufführende Route<br />

führt nur zu einem Joch. Dafür ist<br />

<strong>der</strong> Aufstieg unter <strong>der</strong> kilometerbreiten,<br />

500 Meter hohen Ostfl anke<br />

des dreigipfl igen Fluchthorns sehr<br />

eindrucksvoll.<br />

Aufstieg: Südwestwärts Richtung<br />

Jamtalhütte aufwärts zu einer Terrasse<br />

(2400 m). Eine Steilstufe (südlich<br />

umgehbar) kurz aufqueren zu einem<br />

Absatz und nach kurzem Westaufstieg<br />

und weiterem Absatz linkshaltend<br />

hinauf. Südwestwärts in weitläufi gem<br />

Gelände aufwärts auf das Zahnjoch<br />

zu. Zum Schluss über die Reste des<br />

Vadret da Fenga steiler zum Sommerübergang<br />

zur Jamtalhütte.<br />

Abfahrt: entlang Aufstieg<br />

4 Piz Larain (3009 m)<br />

▶ mittel 3¼ Std.<br />

750 Hm 750 Hm<br />

Charakter: Der Schnäppchen-Dreitausen<strong>der</strong><br />

steht als weiße Pyramide<br />

neben dem mächtigen Fluchtkogel.<br />

Die überwiegend ostseitige Aufstiegsroute<br />

wird durch steilere Stufen und<br />

fl ache Absätze aufgelockert.<br />

Aufstieg: Südwestwärts Richtung<br />

Jamtalhütte aufwärts zu einer Terrasse<br />

(2400 m). Eine Steilstufe kurz<br />

aufqueren zu einem Absatz und nach<br />

kurzem Westaufstieg und weiterem<br />

Absatz linkshaltend hinauf. In Rechtsschleife<br />

durch Mul<strong>den</strong> nordwärts<br />

aufwärts zur Terrasse unterm Gipfel<br />

(2800 m). Nordostwärts zu Schartl,<br />

nordostseitig unterm Grat hinauf<br />

und über die Ostfl anke zum Gipfel<br />

(Abschluss zu Fuß).<br />

Abfahrt: entlang Aufstieg (Rechtsschleife<br />

abkürzbar)<br />

5 Piz Davo Lais (3027 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

850 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Nach langem Hatscher<br />

das nordexponierte Fimbatal hinter<br />

zur scheinbar abschließen<strong>den</strong> »Spitze<br />

hinter <strong>den</strong> Seen« wird man bei dieser<br />

oben westseitigen Route mit einer<br />

rassigen Abfahrt belohnt.<br />

Aufstieg: Westlich <strong>der</strong> Aua Naira<br />

kurz Richtung Jamtalhütte, dann<br />

gut einen Kilometer fl ach südwärts<br />

Richtung Piz Tasna. Über Stufe<br />

(2380 Meter) und einen schmalen<br />

Schlauch hinauf (evtl. Lawinengefahr)<br />

und fl ach im Linksbogen durch das<br />

oberste Fimbatal in <strong>den</strong> Kessel Davo<br />

Dieu. Südostwärts eine Mulde hinauf<br />

zur Fuorcla Davo Dieu, davor eine<br />

Westfl anke hinauf (Lawinengefahr)<br />

und über <strong>den</strong> Südrücken schließlich<br />

hinauf zum Gipfel<br />

Abfahrt: entlang Aufstieg<br />

6 Spi d’Ursanna (2898 m)<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Die unten west- und<br />

oben nordseitige Route wird zu einem<br />

durchgehen<strong>den</strong> Skigenuss, wenn<br />

man statt links zum Piz Mottana zum<br />

Hauptgipfel des Ursannagrats steigt.<br />

Aufstieg: Ostwärts über die Bachbrücke,<br />

eine Steilstufe südlich eines<br />

Bachs 100 Hm hinauf zu einer Hangterrasse<br />

und nach kurzem Flachstück<br />

aufwärts queren zum Sattel Cuolmen<br />

d’Fenga. Davor rechts ab durch die<br />

Fuora da Cuolmen gerade hinauf zum<br />

oben steilen Gipfel (bei 2800 m links<br />

zum Piz Motanna, 2928 m).<br />

Abfahrt: entlang Aufstieg<br />

72 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Sommer im Fimbatal, einst und heute.<br />

Vor allem bei Mountainbikern ist die Unterkunft<br />

seit <strong>den</strong> Neunzigern ein beliebter<br />

Stop während einer Alpenüberquerung.<br />

Fotos: Anne Gabl (4), Heidelberger Hütte, TVB Paznauntal<br />

halb Jahren mit einem <strong>Sie</strong>g für das Großkapital<br />

endete, stößt sogar in <strong>der</strong> Wirtsfamilie<br />

auf unterschiedliche Meinungen. Fragt<br />

man beispielsweise Huber senior, wie er die<br />

umstrittene Skigebietserweiterung <strong>den</strong>n<br />

bewerte, so sagt <strong>der</strong> ziemlich entschie<strong>den</strong>:<br />

»Wir waren schon immer für <strong>den</strong> Lift.«<br />

Stellt man seiner Frau Inge wenig später die<br />

gleiche Frage, so antwortet die wohl eher<br />

zur Diplomatie neigende – O-Ton Inge<br />

Huber – »kleine Chefin«: »Wir waren nicht<br />

dafür und nicht dagegen.« An<strong>der</strong>erseits behauptet<br />

<strong>der</strong> Senior wie<strong>der</strong>um: »Ob Seilbahn<br />

o<strong>der</strong> nicht, das ist für uns nicht <strong>der</strong> große<br />

Unterschied.« Und überhaupt: »Alle re<strong>den</strong><br />

über <strong>den</strong> Piz Val Gronda – und wir haben<br />

hier so ein super Tourengebiet.«<br />

Die Profis wer<strong>den</strong> seltener<br />

Piz Davo Lais, Lareinfernerspitze und Piz<br />

Tasna sind nur drei <strong>der</strong> umliegen<strong>den</strong> Dreitausen<strong>der</strong>ziele<br />

für Skitourengeher mit<br />

Hängen in jedem Schwierigkeitsgrad (siehe<br />

Tourentipps). Allerdings weiß auch Huber,<br />

welch wichtige Rolle das nahe gelegene Skigebiet<br />

in <strong>der</strong> Bilanz seines Betriebs spielt.<br />

Etwa die Hälfte <strong>der</strong> 5000 Übernachtungen<br />

pro Wintersaison geht auf das Konto von abfahrtsorientierten<br />

Pistenabenteurern, und<br />

vor allem im Frühwinter ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Liftfans sogar noch höher. Die Geschichte<br />

vom schier unglaublichen Skitourentrend,<br />

die von Tourismusgemein<strong>den</strong> und Skiherstellern<br />

gerne mantrenmäßig wie<strong>der</strong>holt<br />

und von Medien oft ungeprüft weiter posaunt<br />

wird, kann Paul Huber je<strong>den</strong>falls nicht<br />

bestätigen. So habe die nicht weit entfernte<br />

Friedrichhafener Hütte <strong>den</strong> Winterbetrieb<br />

eingestellt. »Wenn das Skitourengehen boo-<br />

men würde,<br />

hätten sie dort<br />

sicher Betrieb.« Auch ihm rennen die Winterbergsteiger<br />

trotz <strong>der</strong> Tourenmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Umgebung nicht die Bude ein. Eher<br />

das Gegenteil sei <strong>der</strong> Fall. »Es wer<strong>den</strong> immer<br />

weniger, die zu Fuß hochgehen.« Vor<br />

allem die Profis wür<strong>den</strong> seltener wer<strong>den</strong>.<br />

Dabei bietet die 1889 erbaute Heidelberger<br />

Hütte nicht nur etliche Ziele in allen<br />

Himmelsrichtungen und für jede Jahreszeit;<br />

sie besitzt auch eine lange Tradition<br />

als Winterdomizil für <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>. Schon<br />

1910 – und damit lange vor <strong>der</strong> Gründung<br />

jedes Skigebiets <strong>der</strong> Alpen – war das »ideale<br />

Skigelände im Fimbertal« entdeckt und<br />

die Heidelberger für <strong>den</strong> Winterbetrieb eingerichtet<br />

wor<strong>den</strong>, wie es auf <strong>der</strong> Webseite<br />

<strong>der</strong> Hütte heißt. Während sich die Gäste damals<br />

allerdings noch selbst versorgen mussten,<br />

steht heute Robert Huber als einer von<br />

zwei in <strong>der</strong> Hütte tätigen Hubersöhnen in<br />

<strong>der</strong> Küche. Robert hat im Fünf-Sterne-Hotel<br />

Trofana Royal unten in Ischgl gelernt und<br />

kre<strong>den</strong>zt einen Kaiserschmarrn, <strong>der</strong> einem<br />

schlicht die Socken auszieht – sofern man<br />

nach <strong>der</strong> üppigen Brotzeitplatte überhaupt<br />

noch Platz im Magen hat. Kleiner Tipp: Zu<br />

dritt zwei Gerichte bestellen und notfalls<br />

nachor<strong>der</strong>n. Die Gefahr eines Kaloriendefizits<br />

besteht hier oben sicher nicht.<br />

Wer dann gut gesättigt <strong>den</strong> 14,3 Kilometer<br />

langen Rückweg antritt und sich stellenweise<br />

per Armkraft ins Tal schiebt, sieht möglicherweise,<br />

wie <strong>der</strong> Hüttenzustieg im Zeitalter des<br />

Skitourentrends aussieht: Ein Schneemobil<br />

schleppt zehn behelmte Skifahrer an einem<br />

Seil bergan bis vor die Eingangstür. Wer will<br />

da noch zu Fuß gehen?<br />

◀<br />

Kein Wun<strong>der</strong>, dass die Hütte auf Kulinarik<br />

setzt: Koch Robert Huber, Sohn des<br />

Seniorchefs, hat in einem Fünf-Sterne-Hotel<br />

in Ischgl gelernt.<br />

INFO<br />

Hochgenuss<br />

auf <strong>der</strong> Hütte<br />

Die Heidelberger Hütte wird auch im<br />

Sommer 2014 wie<strong>der</strong> eine <strong>der</strong> Unterkünfte<br />

auf dem »Kulinarischen Jakobsweg« sein.<br />

Unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft von Eckart<br />

Witzigmann kreieren vier internationale<br />

Sterneköche verschie<strong>den</strong>e Spezialitäten für<br />

vier Alpenvereinshütten rund um das<br />

Paznauntal. Gekocht und vorgestellt wer<strong>den</strong><br />

die Gerichte aus regionalen Produkten von<br />

<strong>den</strong> Kochprofi s am ersten Juli-Wochenende<br />

auf <strong>der</strong> Heidelberger Hütte. Je eines <strong>der</strong><br />

vier Menüs ist dann während <strong>der</strong> gesamten<br />

Wan<strong>der</strong>saison auf <strong>den</strong> Speisekarten im<br />

Hochgebirge zu fi n<strong>den</strong>. Informationen unter<br />

www.ischgl.com<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 73


AUF TOUR<br />

Der Abstieg vom Dos Capèl führt im<br />

Frühling über eine Krokuswiese.<br />

Den Gipfel sieht man hinten rechts.<br />

Die Hölle<br />

treibt Blüten<br />

In <strong>den</strong> Fleimstaler Alpen südlich <strong>der</strong> Latemargruppe zieht sich ein Geologischer<br />

Lehrpfad rund um <strong>den</strong> Dos Capèl. Dort kann man eine Menge über Vulkane und<br />

ihr Erbe erfahren. Von <strong>Sie</strong>gfried Garnweidner (Tour) und Ulrich Lagally (Geologie)<br />

74 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


SERIE: GeoTop-Touren in <strong>den</strong> Alpen<br />

Teil 17: Sentiero Geologico am Reiterjoch<br />

Der Talort Alpe di Pampeago<br />

hat mit einer Alm nicht das<br />

Geringste zu tun. Das war<br />

früher einmal. Heute gibt er<br />

sich als kleiner, aber mo<strong>der</strong>ner<br />

Touristenort mit Hotels, Liftstationen<br />

und allem, was dazugehört. Jetzt im späten<br />

Frühjahr schaut er allerdings ein wenig<br />

trostlos aus: Alles ist geschlossen, die Hotels,<br />

die Liftstation und auch die Straße von<br />

Pampeago zum Reiterjoch hinauf. Nur <strong>der</strong><br />

Parkplatz ist frei.<br />

Violette Frühlingsboten<br />

In <strong>der</strong> vergangenen Nacht hat Väterchen<br />

Frost zugeschlagen, alle Pfützen und<br />

Schmelzwasserläufe überzieht eine dicke<br />

Eisschicht. Die Pistenhänge und die oberen<br />

Regionen <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>e hält <strong>der</strong> Winterschnee<br />

noch immer fest im Griff, weshalb<br />

ich sicherheitshalber Grödel in <strong>den</strong> Rucksack<br />

werfe. Nur auf <strong>den</strong> tiefer gelegenen<br />

Sonnenhängen spitzen die ersten Frühlingsboten<br />

aus dem Bo<strong>den</strong>. Krokusse und<br />

Küchenschellen strecken ihre prächtigen<br />

Blütenkelche in <strong>den</strong> blauen Himmel und<br />

hoffen, dass die ersten zaghaft ausfliegen<strong>den</strong><br />

Bienen sie mit ihrem Besuch beehren.<br />

Darüber ist es weiß. Der üppig liegende<br />

Kunstschnee fällt ziemlich hart und tragfähig<br />

aus, so dass das Wan<strong>der</strong>n auf dem<br />

Sentiero nicht beson<strong>der</strong>s anstrengend<br />

Neptun gegen Pluto<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

– die Geologie war noch eine<br />

junge Wissenschaft – gab es<br />

zwei gegensätzliche Meinungen<br />

über die Bildung <strong>der</strong> Gesteine.<br />

Die »Neptunisten« waren überzeugt,<br />

dass alle Gesteine aus<br />

einem großen Urozean kamen.<br />

Nacheinan<strong>der</strong> entstan<strong>den</strong><br />

die »Ur«gesteine wie Schiefer,<br />

Gneis und Granit, dann folgten<br />

Dolomite, Kalke und die<br />

an<strong>der</strong>en Sedimentgesteine. Die<br />

Schule <strong>der</strong> »Plutonisten« bezweifelte<br />

dies, für sie war nicht<br />

das Wasser ausschlaggebend;<br />

ihrer Auffassung nach wirkten<br />

bei <strong>der</strong> Gesteinsbildung erdinnere<br />

Kräfte. Granit beispielsweise<br />

war nicht an einem bestimmten<br />

Platz in <strong>der</strong> Erdkruste gebun<strong>den</strong>,<br />

vielmehr drang er aus <strong>der</strong><br />

Tiefe hoch und erstarrte.<br />

Nun hatte man im Jahr 1822<br />

westlich von Predazzo ein<br />

Kalksteinvorkommen entdeckt,<br />

das von Granit überlagert ist,<br />

ein weiteres Argument <strong>der</strong><br />

Neptunisten für eine gemeinsa<br />

me Kristallisation aus dem<br />

Meer. Doch wenig später fand<br />

man genau in diesem Kalkstein<br />

nahe <strong>der</strong> Grenze zu Granit und<br />

Monzonit spezielle Minera le,<br />

die man richtigerweise als<br />

Bildung beim Eindringen einer<br />

heißen Gesteinsschmelze in<br />

die Kalksteine deutete. Damit<br />

war erstmals belegt, dass Granit<br />

jünger als Kalkstein sein kann,<br />

dass er als heiße Schmelze<br />

aus <strong>der</strong> Tiefe aufsteigen und<br />

sein Nebengestein kontaktmetamorph<br />

verän<strong>der</strong>n kann.<br />

Der Todesstoß für die neptunistischen<br />

Ideen!<br />

Gut ausgeschil<strong>der</strong>t: Der Geologenweg<br />

ist nicht zu verfehlen.<br />

So stellten sich Neptunisten und Plutonisten am Ende<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Entstehung <strong>der</strong> Gesteine vor.<br />

Grafi k: © Anne Lagally, modifi ziert nach Wagenbreth 1999<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 75


KOMPAKT<br />

Dos Capèl (2266 m),<br />

Fleimstaler Alpen<br />

Charakter: Rundwan<strong>der</strong>ung in freiem,<br />

aussichtsreichem Gelände, meist in <strong>der</strong><br />

Nähe von Skiliften und Skiabfahrten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: Bis auf ein paar sehr steile<br />

Stellen beim Rückweg ist die Rundwan<strong>der</strong>ung<br />

leicht. Zu Saisonbeginn kann <strong>der</strong> Abstieg<br />

wegen hart gefrorener Lawinenkegel allerdings<br />

kritisch wer<strong>den</strong>. Zu dieser Zeit unbedingt<br />

Grödel o<strong>der</strong> Leichtsteigeisen mitnehmen!<br />

Talorte: Cavalese (1100 m), Obereggen<br />

(1550 m); Predazzo (1014 m) im nördlichen<br />

Fleimstal/Val di Fiemme<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Alpe di<br />

Pampeago (1760 m)<br />

Einkehr: Zischgalm (2000 m)<br />

Gehzeit: Aufstieg 1¾ Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />

Karte: Kompass-Wan<strong>der</strong>karte<br />

1:50 000,<br />

Blatt 54 »Bozen«<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

Der 2488 Meter hohe Zanggen nordwestlich des Geologenwegs am Dos Capèl<br />

wird. Sehr weit zieht sich die Route zum<br />

unscheinbaren Dos Capèl nicht hin; und<br />

hinter dem Satteljoch fin<strong>den</strong> sich die ersten<br />

geologischen Beson<strong>der</strong>heiten, auf die eine<br />

Infotafel neben <strong>der</strong> Baita Mora hinweist.<br />

Die Sonne steigt höher, und <strong>der</strong> Schnee<br />

wird weicher. Schon ein paar Mal bin ich<br />

auf <strong>den</strong> <strong>der</strong> Sonne zugewandten Hangsei-<br />

INFO<br />

ten, vor allem in <strong>der</strong> Nähe von Felsen und<br />

Buschwerk bis zum Bauch eingebrochen.<br />

<strong>Sie</strong>ht man davon ab, dass es ziemlich mühsam<br />

ist, aus dem weichen Schnee wie<strong>der</strong> herauszukommen,<br />

ist das bis jetzt ganz lustig<br />

gewesen. Doch weiß man vorher nie, wie<br />

tief so ein Loch wird; es könnte auch an<strong>der</strong>s<br />

kommen.<br />

Geologischer Lehrpfad rund um <strong>den</strong> Dos Capèl<br />

Der Sentiero Geologico beginnt<br />

an <strong>der</strong> Gipfelstation des<br />

Lifts von Malga Gardone zum<br />

Satteljoch. Von Alpe<br />

di Pampeago kommend erreicht<br />

man ihn am Stop 5. Er<br />

erklärt die wichtigsten Gesteinseinheiten<br />

des Gebietes und<br />

zeigt auf engem Raum die verschie<strong>den</strong>artigsten,<br />

geologischen<br />

Phänomene am Nordwestrand<br />

eines einst riesigen Vulkans, <strong>der</strong><br />

am Beginn des Erdmittelalters<br />

aktiv war. So treffen wir auf helle,<br />

im Flachmeer entstan<strong>den</strong>e<br />

Plattformkalke, gleich daneben<br />

auf schwarze Stinkkalke<br />

mit gut erhaltenen Fossilien,<br />

die in schlecht durchlüfteten<br />

Becken abgelagert wur<strong>den</strong>.<br />

Rippelmarken, Harnischfl ä-<br />

chen und Störungen berichten<br />

von <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />

Ablagerungsbedingungen <strong>der</strong><br />

Gesteine und <strong>der</strong> unruhigen<br />

Vergangenheit <strong>der</strong> Dolomiten.<br />

Grünliche, vulkanische Brekzien<br />

auf Triaskalken belegen <strong>den</strong><br />

Initialausbruch des Vulkans,<br />

Lavaströme und Tuffl agen am<br />

Monte Agnello zeigen, dass<br />

wir uns an <strong>der</strong> Flanke eines<br />

Schichtvulkanes befi n<strong>den</strong>. Unterschiedlich<br />

alte vulkanische<br />

Gänge durchdringen kreuz und<br />

quer die Kalksteine, und die<br />

beson<strong>der</strong>en Mineralbildungen<br />

am Kontakt <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Gesteine belegen, dass<br />

die vulkanischen Ereignisse<br />

jünger sind als die Ablagerung<br />

<strong>der</strong> Karbonate. Nicht weit<br />

davon entfernt kann man<br />

grauen Monzonit fi n<strong>den</strong>, <strong>der</strong><br />

als jüngstes Gestein tief unten<br />

im Vulkan auskristallisierte und<br />

heute freigelegt ist. Und endlich<br />

beweisen eindrucksvolle<br />

Glazialformen und <strong>Berg</strong>rutsche,<br />

dass die Alpen noch vor Kurzem<br />

von mächtigen Eismassen<br />

überdeckt waren.<br />

Der Gipfel selbst regt nieman<strong>den</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

auf. Eine runde Graskalotte, mit hohen Antennenmasten<br />

in <strong>der</strong> Nähe und viel Schnee,<br />

– so zeigt sich <strong>der</strong> höchste Punkt des Geologenwegs.<br />

Die Aussicht wäre nicht schlecht,<br />

je<strong>den</strong>falls bei schönem Wetter. Soll ich<br />

froh sein, dass jetzt dichte Wolken aufziehen<br />

und die Sonne verdunkeln? Zumindest<br />

steigen die Chancen, dass die Schneedecke<br />

auch beim Abstieg noch einigermaßen tragfähig<br />

sein wird.<br />

Vom Gipfel zum Skizirkus am Fuße des Monte<br />

Agnello fällt <strong>der</strong> Abstieg nur kurz aber<br />

steil aus. Zu meiner Überraschung kommt<br />

mir ein Skitourengeher entgegen. Recht hat<br />

er, <strong>den</strong>n er muss keinen »Einbruch« befürchten,<br />

und er hat noch seinen Spaß bei <strong>der</strong> Abfahrt.<br />

Ich hätte doch besser die Ski statt <strong>der</strong><br />

Grödel mitnehmen sollen. Kurz leitet <strong>der</strong><br />

Abstieg über die beinharte Skipiste, dann<br />

dreht <strong>der</strong> Geologenweg rechts ab und führt<br />

an steilen Schrofenhängen entlang.<br />

Auf <strong>der</strong> Lawinen-Rutschbahn<br />

Auf seiner Westseite bricht <strong>der</strong> lange Rücken<br />

zwischen Satteljoch und Dos Capèl wild ab.<br />

Für geologisch Interessierte ist das beson<strong>der</strong>s<br />

spannend, doch für Wan<strong>der</strong>er, die viel<br />

zu früh im Jahr in diesem Gebiet unterwegs<br />

sind, birgt das Gelände Risiken. Die Erosion<br />

hat im Fels ihre Spuren hinterlassen, und so<br />

findet sich auf dieser Seite des <strong>Berg</strong>es eine<br />

Rinne neben <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. <strong>Sie</strong> sind ideale<br />

Lawinen-Gleitbahnen, und hier am unteren<br />

Rand <strong>der</strong> Runsen liegt <strong>der</strong> Schnee ziemlich<br />

Fotos: <strong>Sie</strong>gfried Garnweidner, Trentino Tourismus (2)/A. Campanile (S. 75), Archiv Latemar 2200 (rechts)<br />

76 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


®<br />

GEOTOP<br />

Im Zentrum eines Vulkans<br />

Wer genau hinschaut und Glück hat, wird<br />

entlang des Lehrpfades ganz unterschiedliche<br />

vulkanische Gesteine entdecken. Der Vulkan<br />

selber ist seit vielen Millionen Jahren erloschen,<br />

von seinem Kegel sieht man nichts mehr, aber<br />

Reste seines Baumaterials sind noch da. Und<br />

die erzählen uns eine beson<strong>der</strong>e Geschichte.<br />

Zu Beginn des Erdmittelalters war hier in <strong>der</strong><br />

Gegend die Hölle los. Wo heute Predazzo liegt,<br />

befand sich damals das Zentrum eines riesigen<br />

Vulkankomplexes. Seine Basis lag 800 bis<br />

1000 Meter unter dem Meeresspiegel; darüber<br />

hinaus ragte er mindestens noch mal um <strong>den</strong><br />

gleichen Betrag als vulkanische Insel in die<br />

Höhe. Abwechselnd warf er Tuffe und Lava aus<br />

und entwickelte sich so zu einem mächtigen<br />

Schichtvulkan. Dann geschah etwas zwar<br />

Normales, was man aber <strong>den</strong>noch in <strong>der</strong> Natur<br />

nur selten beobachten kann. All das vulkanische<br />

Material, das ausgespien wor<strong>den</strong> war, fehlte<br />

natürlich im Untergrund und die nunmehr fast<br />

leere Magmenkammer brach ein. Eine kegelförmige<br />

Gesteinsscholle löste sich von ihrem<br />

Dach und sackte nach unten in die Tiefe.<br />

Es entstand eine runde Einbruchsstruktur, eine<br />

Cal<strong>der</strong>a, wie man sie häufi g bei Vulkanen fi ndet.<br />

Hier bei Predazzo aber drang in <strong>den</strong> Spalt<br />

zwischen dieser Scholle und dem umgeben<strong>den</strong><br />

Gestein noch verbliebene Gesteinsschmelze<br />

ein. <strong>Sie</strong> formte einen ringförmigen Intrusionskörper<br />

aus Granit und Monzonit, einem Granitähnlichen<br />

Tiefengestein, das bei Monzoni erstmals<br />

beschrieben wurde! Dieser Prozess verlief<br />

tief in <strong>der</strong> Erdkruste unter dem isolieren<strong>den</strong><br />

Dach aus mächtigen Vulkangesteinen, sodass<br />

das Magma langsam auskristallisieren konnte.<br />

Fast so schön wie ein Kunstwerk:<br />

ein Vulkanstein vom Dos Capèl<br />

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üppig. Beim Abgang <strong>der</strong> Lawinen wurde die<br />

weiße Pracht fest gepresst und ist deshalb<br />

jetzt beson<strong>der</strong>s hart und eisig, also gar nicht<br />

mehr »prächtig«. Ohne Grödel ginge dort um<br />

diese Zeit nichts mehr. Nur mit ihrer Hilfe,<br />

großer Vorsicht und Unterstützung durch<br />

Wan<strong>der</strong>stöcke überwinde ich diese zahlreichen<br />

Hin<strong>der</strong>nisse einigermaßen sicher.<br />

Auch die Reiße, die so steil ist, dass <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>weg<br />

mit einem Drahtseil gesichert und<br />

ein Gitternetz zum Schutz vor Steinschlag<br />

gespannt ist, ist zu schaffen.<br />

Lange geht es nochmals aufwärts, bis ich<br />

nach mühseligem Stapfen in weichem<br />

Sulzschnee schließlich wie<strong>der</strong> das Satteljoch<br />

und damit die Aufstiegsroute erreiche.<br />

Am Rande <strong>der</strong> Skipiste und auf <strong>der</strong> Reiterjoch-Straße<br />

steige ich nach Pampeago ab.<br />

Kaum bin ich dort angekommen, bricht ein<br />

wil<strong>der</strong> Schneesturm los.<br />

Trotzdem richte ich gleich einmal die Firngleiter<br />

her, <strong>den</strong>n am nächsten Tag lasse ich<br />

mich auf keine Winterwan<strong>der</strong>ung mehr<br />

ein. Die kleine, aber feine Figltour auf <strong>den</strong><br />

benachbarten Zanggen (Pala di Santa) wird<br />

– um es vorab zu verraten – eine Riesengaudi.<br />

◀<br />

IM JUNIHEFT: Teil 18: Nagelfl uh am Rindalphorn<br />

in <strong>den</strong> Allgäuer Alpen<br />

Felsformationen am Sentiero Geologico<br />

zeugen von einer unruhigen Vergangenheit.<br />

Wan<strong>der</strong>genuss im Tal <strong>der</strong> Almen<br />

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AUF TOUR<br />

Skitouren im Val Müstair<br />

Zwischen Ofen<br />

Ortler, Bernina und Silvretta liegen um die Ecke.<br />

Kein Wun<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> auch im Winter stets offene<br />

Ofenpass oft nur Durchgangsstation für Schneesportler<br />

ist. Dabei lohnt sich ein Halt am »Pass del<br />

Fuorn«, <strong>den</strong>n kaum eine Region kann solch eine<br />

Vielfalt an Touren vorweisen. Aussicht inklusive.<br />

Von Andrea Strauß (Text) & Andreas Strauß (Fotos)<br />

<strong>Berg</strong>rücken,<br />

hochragende Felsen<br />

und zerklüftete Gipfel.«<br />

So beschreibt <strong>der</strong> Hofbiograph<br />

Karls des Gro-<br />

»Unwegsame<br />

ßen vor 1200 Jahren die Reise über die Alpen.<br />

Dachte er dabei an <strong>den</strong> Ofenpass? Seine<br />

lebensgroße Statue in <strong>der</strong> Klosterkirche St.<br />

Johann im Val Müstair möchte uns dies<br />

gern glauben machen. Errichtet wurde das<br />

für das Tal namensgebende »monasterium«<br />

aber im achten Jahrhun<strong>der</strong>t vom Churer Bischof.<br />

Wegen seiner karolingischen Fresken<br />

78 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Nur eine Momentaufnahme:<br />

Die<br />

Touren rund um <strong>den</strong><br />

Ofenpass sind<br />

sonnenverwöhnt.<br />

und Festsaal<br />

wurde es als Weltkulturerbe ausgezeichnet:<br />

Die zarten Rot- und Brauntöne hatte man<br />

im Spätmittelalter übertüncht, dann aber<br />

überdauerten sie die Jahrhun<strong>der</strong>te unbeschadet.<br />

Nicht nur deshalb meint man sich<br />

im Müstair in längst vergangene Zeiten zurückversetzt.<br />

Nur zu gern stellt man sich<br />

<strong>den</strong> weit gereisten Or<strong>den</strong>smann vor, <strong>der</strong> vor<br />

<strong>der</strong> nächsten Fußetappe über <strong>den</strong> Ofenpass<br />

hier nächtigt, um am Morgen weiterzuziehen,<br />

vorbei an <strong>den</strong> »unwegsamen <strong>Berg</strong>rücken«.<br />

Denn bei allem Wandel – die <strong>Berg</strong>e<br />

sind dieselben geblieben. In ihre Welt wollen<br />

wir in <strong>den</strong> nächsten Tagen eintauchen.<br />

Im Schatten von gleich drei Prachtgebieten<br />

zu stehen, ist eine Kunst. Im Fall des Ofenpasses<br />

ist das Kunststück gelungen. Die<br />

Bernina im Westen, <strong>der</strong> Ortler im Südosten<br />

und die Silvretta im Nor<strong>den</strong>, dazwischen<br />

liegt <strong>der</strong> älteste Nationalpark Europas. Und<br />

ein Meer von Gipfeln.<br />

Der Zugang zu <strong>den</strong> Touren verläuft über<br />

<strong>den</strong> Ofenpass. Seinen Namen erhielt er von<br />

<strong>den</strong> Öfen des <strong>Berg</strong>baus, <strong>der</strong> hier ab dem 13.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t betrieben wurde. Auch die<br />

Verhüttung von Erz, Silber und Blei erfolgte<br />

mangels Straße gleich vor Ort. Erst 1872<br />

wurde die Ofenpass-Straße fertig gestellt,<br />

sie wird auch im Winter offen gehalten.<br />

Trotz des kalendarischen Winterendes<br />

taucht am Chasa del Stradin ein oranges<br />

Räumfahrzeug auf. Das Tal, knappe 200 Höhenmeter<br />

unterhalb <strong>der</strong> Passhöhe, ist Ausgangspunkt<br />

für einige Skitouren, so auch<br />

für <strong>den</strong> 2627 Meter hohen Munt Buffalora.<br />

Spritztour auf <strong>den</strong> Munt Buffalora<br />

Die Schneeflocken wirbeln wie bockige<br />

Kin<strong>der</strong>. <strong>Sie</strong> wollen sich nicht damit<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 79


abfin<strong>den</strong>, dass die Saison zuende geht. Da<br />

ist die Spritztour auf <strong>den</strong> Buffalora gerade<br />

das richtige. Beruhigend zu wissen, dass die<br />

zwei Meter Höhendifferenz ins Bachbett<br />

skifahrerisch die »Schlüsselstelle« <strong>der</strong> Tour<br />

darstellen... Naja, das ist ein wenig abfällig.<br />

In Wirklichkeit ist man bei Lawinengefahr<br />

und schlechtem Wetter froh, ein leichtes<br />

Ausweichziel parat zu haben.<br />

Eine gut mannshohe Schneeauflage lastet<br />

auf dem Hüttendach <strong>der</strong> Alp Buffalora, <strong>der</strong><br />

scharfe Geruch des Heus entströmt dem Gemäuer,<br />

er begleitet die Tourengeher hinauf<br />

zur Hochfläche Jufplaun. Wolken ziehen<br />

umher, hüllen die <strong>Berg</strong>e in Einheitsgrau. Es<br />

graupelt. Ein paar vermummte Gestalten<br />

hantieren an ihren Bindungen: Das muss<br />

<strong>der</strong> Gipfel sein. Fürs dreigängige MMM-<br />

Menü (Müsliriegel, Manner, Mars) ist es zu<br />

ungemütlich, also schnell die Felle von <strong>den</strong><br />

Ski und hinunter in angenehmere Regionen.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass <strong>der</strong> Schweizer<br />

Wetterdienst Recht behält und an <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />

Tagen die Sonne scheint.<br />

Frühjahrsfirn <strong>der</strong> Güteklasse eins bei <strong>der</strong> Abfahrt vom Piz Daint<br />

Dora und Daint, die Aussichtsberge<br />

Ob es daran liegt, dass sich in <strong>der</strong> Schweiz<br />

das Wetter nach <strong>der</strong> amtlichen Vorhersage<br />

richtet o<strong>der</strong> einfach an <strong>der</strong> natürlichen<br />

Wettergunst des Engadins – auf je<strong>den</strong> Fall<br />

scheint, wie auf Bestellung, am nächsten<br />

Tag die Sonne vom Himmel.<br />

Tschierv, das erste Dorf nach <strong>der</strong> Passhöhe,<br />

besteht aus einer Kirche mit einem kleinen<br />

Friedhof, einer Postfiliale und einer Handvoll<br />

Bündner Häuser mit dicken Mauern.<br />

Die Skitour beginnt in Tschierv Downtown,<br />

Die Uhr zeigt’s an: Sonne satt im Münstertal<br />

Der König hält Wache:<br />

Beim Aufstieg zum<br />

Piz Vallatscha hat man <strong>den</strong><br />

Ortler stets im Rücken.<br />

80 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Tschierv besteht aus<br />

einer Kirche, einer<br />

Postfiliale und einer<br />

Handvoll Bündner<br />

Häuser mit dicken<br />

Mauern. Die Skitour<br />

beginnt in Downtown.<br />

KOMPAKT<br />

Infos rund um<br />

<strong>den</strong> Ofenpass<br />

Anreise: Über das Unterengadin nach<br />

Zernez und weiter Richtung Ofenpass/<br />

Müstair o<strong>der</strong> über <strong>den</strong> Reschenpass und<br />

Müstair zum Ofenpass<br />

Karte: swisstopo 1:50 000, Nr. 259 S<br />

»Ofenpass« (mit Skirouten)<br />

Führer: Vital Eggenberger »Skitouren<br />

Graubün<strong>den</strong> Süd«, SAC, 2010; Rudolf<br />

und <strong>Sie</strong>grun Weiss »Engadin, Skitouren für<br />

Einsteiger und Genießer«, <strong>Berg</strong>verlag Rother,<br />

Oberhaching 2011<br />

Touristinfo: Gäste-Info Engadin Val<br />

Müstair, 7532 Tschierv, Tel. 00 41/(0)81/<br />

8 61 88 40, www.val-muestair.ch<br />

Wetterbericht: Tel. 09 00/16 21 38<br />

Lawinenlagebericht: Tel. 1 87 (aus <strong>der</strong><br />

Schweiz)<br />

am Wegweiser Richtung »Lai da Chazfora«.<br />

Die erste halbe Stunde im knorrigen<br />

Hochwald ist ein Steigen durch Licht und<br />

Schatten. Völlig unvermittelt neigt sich <strong>der</strong><br />

Hang dann zurück und man steht auf einer<br />

Lichtung. Der Wiesenhang Funtauna Grossa<br />

bietet Platz für etliche Spuren – solange<br />

die warmen Temperaturen <strong>den</strong> zarten Flocken<br />

nicht zu sehr scha<strong>den</strong>.<br />

Nach gut zwei Stun<strong>den</strong> kommt man in die<br />

kleine Scharte, die <strong>den</strong> Piz Dora und <strong>den</strong><br />

überwechteten Piz Chazfora trennt. Von<br />

hier zieht ein sanft ansteigendes Tal gut<br />

einen Kilometer lang gipfelwärts, ehe ein<br />

mickriger Holzpflock mit einem noch winzigeren<br />

Schild das Ende markiert: Piz Dora<br />

– 2951 m. Gar nicht mickrig ist dagegen<br />

die Aussicht. Zum Hinüberspucken ist <strong>der</strong><br />

Ortler zu weit weg, aber zum Bestaunen gerade<br />

recht. Nun <strong>den</strong> Hals ein wenig drehen<br />

und man erkennt <strong>den</strong> »Festsaal <strong>der</strong> Alpen«:<br />

Piz Palü und Bernina sind deutlich zu sehen,<br />

hinter dem Biancograt lugt auch <strong>der</strong><br />

Piz Roseg heraus. Schön ist’s hier, einfach<br />

schön. Und <strong>der</strong> Blick auf <strong>den</strong> benachbarten<br />

Piz Daint macht Laune auf <strong>den</strong> morgigen<br />

Tag: 1000 Höhenmeter vom Pass über <strong>den</strong><br />

Westrücken auf <strong>den</strong> Gipfel und dann eine<br />

ebenmäßige nordseitige Rinne im Pulverschnee<br />

hinab!<br />

Tourentipps im Dutzend<br />

Nochmals ist bestes Wetter vorhergesagt.<br />

Ein Dutzend Tourenmöglichkeiten steigern<br />

die Qual <strong>der</strong> Wahl. Vom chinesisch<br />

klingen<strong>den</strong> Dorf Lü eine südseitige Tour?<br />

O<strong>der</strong> am Piz Vallatscha auf Pulverschnee<br />

hoffen? Jede gewünschte Tourenlänge und<br />

Exposition ist möglich – da kann man<br />

schon mal nach dem Namen gehen. Unser<br />

Kandidat steht unausgesprochen längst<br />

fest: <strong>der</strong> klangvolle Piz Laschadurella. Auf<br />

seinem 3003 Meter hohen Gipfel hat man<br />

eigentlich schon einen Fuß im Schweizerischen<br />

Nationalpark, dessen Grenze auf<br />

dem Gipfelkamm liegt. Das Gebiet um <strong>den</strong><br />

Ofenpass ist das älteste Schutzgebiet Europas.<br />

1914 wurde es ins Leben gerufen und<br />

hat heute eine Größe von 169 km². Nur <strong>der</strong><br />

Yellowstone Nationalpark und <strong>der</strong> Krüger-<br />

Park sind älter. Strenger als an<strong>der</strong>swo steht<br />

hier <strong>der</strong> Schutzgedanke an erster Stelle. Die<br />

Wege dürfen auf keinen Fall verlassen wer<strong>den</strong>,<br />

auch nicht, um die berühmte Dino-<br />

Platte zu bestaunen.<br />

An <strong>der</strong> großen Kehre nach Zernez hinab beginnt<br />

<strong>der</strong> Anstieg zum Laschadurella. Wenige<br />

Schritte am Bach entlang trägt man die<br />

Ski. Auf einem Wiesenhang gewinnt man<br />

rasch an Höhe und steht bald über dem<br />

Laschadura-Bach. Im Rücken leuchtet die<br />

breite Flanke des Piz Terza. Er würde jedem<br />

Himalaya-7000er Ehre machen.<br />

Von <strong>den</strong> Gebäu<strong>den</strong> <strong>der</strong> Alp ragt gerade mal<br />

<strong>der</strong> erste Stock aus <strong>den</strong> Schneemassen. Es<br />

herrschen beste Verhältnisse, dazu ein<br />

spannen<strong>der</strong> Kontrast zwischen <strong>den</strong> schrofigen<br />

Felswän<strong>den</strong> zur einen und <strong>den</strong> gleißen<strong>den</strong><br />

Steilhänge des Piz Nuna zur an<strong>der</strong>en<br />

Seite. Kein Wun<strong>der</strong>, dass im Talbo<strong>den</strong><br />

bereits eine ganze Karawane von Tourengehern<br />

werkelt. Schnell ist eine ruhigere Alternative<br />

zum Piz Laschadurella gefun<strong>den</strong>:<br />

links die Steilhängen hinauf Richtung Piz<br />

Nuna. 100 Höhenmeter mehr und »unwegsame<br />

<strong>Berg</strong>rücken« warten hier, dafür auch<br />

weniger Publikum. Einmal mehr spielt das<br />

Gebiet um <strong>den</strong> Ofenpass seine Vorzüge aus:<br />

reichliche Tourenauswahl, Firn- und Pulverschneehänge<br />

je nach Wunsch – und<br />

stets beste Aussicht auf Bernina, Ortler und<br />

Konsorten. Zumindest die wird auch die<br />

nächsten Jahrhun<strong>der</strong>te so bleiben. ◀<br />

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Komplette Palette: Tourenvielfalt am Ofenpass<br />

Das Val Müstair, das Karl <strong>den</strong> Großen im Wappen trägt, ist seit jeher eine <strong>der</strong><br />

sonnenreichsten Regionen – <strong>der</strong> Ofenpass verbindet Engadin und Vinschgau.<br />

Sanfte Grate, freie Flanken: optimales Skigelände bis ins Frühjahr<br />

1 Munt Buffalora (2627 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

660 Hm 660 Hm<br />

Charakter: Beschauliche Skitour<br />

mit gutem Ausblick. Bei geschickter<br />

Spurwahl kaum lawinengefährdet<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: einfache Skitour<br />

Ausgangspunkt: Chasa dal Stradin<br />

(1968 m) am Ofenpass<br />

Route: Vom Parkplatz bei Stradin in<br />

südlicher Richtung in ca. 15 Minuten<br />

fl ach über offenes Gelände zur<br />

Alp Buffalora (2038 m). Hinter <strong>den</strong><br />

Häusern noch wenige Meter einem<br />

Tälchen folgen, dann aber in einem<br />

Linksbogen dem Sommerweg folgend<br />

auf einen bewaldeten Rücken (SO).<br />

Sobald das Gelände wie<strong>der</strong> freier<br />

und fl acher wird, nach rechts ausholen<br />

und über die NO-Flanke gestuft<br />

zum breiten Gipfelrücken.<br />

2 Piz Dora (2951 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

Charakter: Nach einem Hochwaldgürtel<br />

folgen freie Skihänge. Kleinräumig<br />

kann man zwischen fl acheren<br />

und steilen Varianten wählen. Exzellenter<br />

Gipfelblick<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: einfache Skitour,<br />

wenig steiler als <strong>der</strong> Munt Buffalora<br />

Ausgangspunkt: Tschierv (1660 m)<br />

Route: Von <strong>der</strong> Kirche wenige Meter<br />

Richtung Müstair zu beschil<strong>der</strong>tem<br />

Abzweiger (»Lai da Chazfora«),<br />

durch Hochwald in südlicher Richtung<br />

aufsteigen zur Lichtung Funtauna<br />

Grossa (1920 m). Schräg rechts zur<br />

nächsten lichten Waldstufe, bis<br />

die Bewaldung weiten freien Hängen<br />

weicht. Hier auf 2200 m Hüttchen<br />

Era da la Bescha. Über gestuftes<br />

Gelände nach S bis ca. 2500 m.<br />

Das Tal im Osten ist von zwei Graten<br />

begrenzt. Auf einem davon o<strong>der</strong><br />

auch durch das Tal in einer weiteren<br />

Stunde mit Ski bis zum Gipfel.<br />

3 Piz Daint (2968 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Tour über <strong>den</strong> Westrücken auf <strong>den</strong><br />

wun<strong>der</strong>baren Aussichtsgipfel mit<br />

Abfahrtsvariante durch die Nordrinne<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: im Anstieg mittelschwer,<br />

vor allem bei Verharschung<br />

an <strong>den</strong> Aufschwüngen im Rücken.<br />

Die Abfahrtsvariante braucht sichere<br />

Verhältnisse und gute Skitechnik.<br />

Ausgangspunkt: Chasa dal Stradin<br />

(1968 m) am Ofenpass<br />

Route: Von <strong>der</strong> Ofenpass-Straße<br />

zur Alp Buffalora und weiter nach<br />

Sü<strong>den</strong> zur Ebene Jufplaun. Hier leicht<br />

rechts ausholend nach Südosten<br />

auf <strong>den</strong> Rücken, <strong>der</strong> vom Daint herabzieht.<br />

Über diesen hinauf bis zum<br />

Gipfel. Die Abfahrtsvariante<br />

geht nach<br />

Nor<strong>den</strong> hinab (40°).<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

4 Piz Laschadurella (3003 m)<br />

▶ schwierig 4–5 Std.<br />

1250 Hm 1250 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Tour in reizvoller Landschaft, vom<br />

Schlusshang und <strong>den</strong> letzten Metern<br />

zum Gipfel abgesehen technisch<br />

nicht schwierig.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: Überwiegend mittelschwer,<br />

hinauf zum Gipfel schwer.<br />

Sichere Verhältnisse nötig, da <strong>der</strong><br />

untere Teil durch Lawinen aus <strong>den</strong><br />

steilen S- und O-seitigen Hängen<br />

des Spi da Laschadura und des Piz<br />

Nuna bedroht sein können.<br />

Ausgangspunkt: Erste Kehre<br />

Richtung Ofenpass von Zernez aus,<br />

Brücke über <strong>den</strong> Laschadura-Bach<br />

(1748 m)<br />

Route: Am linken Bachufer talein,<br />

dann über einen freien S-Hang<br />

hinauf, bis man bei 1940 m auf <strong>den</strong><br />

Zufahrtsweg zur Alp Laschadura trifft.<br />

Ab <strong>der</strong> Alm freies Gelände. In nordöstlicher<br />

Richtung bis zum Felsriegel<br />

Ils Cuogns. Bei 2200 m zweigt das Tal<br />

nach O ab. Etwas rechts ausholend<br />

in <strong>den</strong> hinteren Talbo<strong>den</strong>, wo <strong>der</strong> Gipfelaufschwung<br />

sichtbar wird. In einer<br />

½ Stunde zuletzt steil in die Scharte<br />

und dann – im oberen Teil zu Fuß –<br />

über <strong>den</strong> W-Grat zum höchsten Punkt.<br />

5 Piz Nuna (3124 m)<br />

▶ schwierig 5 Std.<br />

1650 Hm 1650 Hm<br />

Charakter: Eindrucksvolle Tour mit<br />

einigen Steilaufschwüngen. Selten<br />

begangen, da nur bei sehr sicheren<br />

Verhältnissen möglich<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: Durchweg steile<br />

Hänge, im Gipfelanstieg kurze<br />

Kletterei. Nur bei besten Bedingungen<br />

möglich. Harscheisen o<strong>der</strong> je<br />

nach Verhältnissen auch Steigeisen<br />

empfehlenswert<br />

Ausgangspunkt: Erste Kehre<br />

Richtung Ofenpass von Zernez aus,<br />

Brücke über <strong>den</strong> Laschadura-Bach<br />

(1748 m)<br />

Route: Wie zum Piz Laschadurella bis<br />

Margun. Hier steil nach Nor<strong>den</strong> hinauf<br />

in <strong>den</strong> Kessel Fourun da Nuna. Weiter<br />

steil in die Scharte westlich des<br />

Gipfels, Skidepot. Knapp 200 Hm in<br />

leichter Kletterei über<br />

<strong>den</strong> Westgrat auf<br />

<strong>den</strong> höchsten Punkt<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

82 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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BERGMENSCHEN<br />

Erst hat sich keiner für ihn interessiert.<br />

Dann grub ein Journalist dieses Foto aus.<br />

84 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>-Porträt: Bernd Kullmann<br />

Er stand in Jeans auf dem Mount Everest, fiel beim Free-Solo-Klettern<br />

aus <strong>der</strong> Wand und wurde später Geschäftsführer beim Rucksackhersteller<br />

Deuter. Der Manager Bernd Kullmann hat aber auch in seinem<br />

60. Lebensjahr nicht aufgehört, ein <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> zu sein.<br />

Von Dominik Prantl<br />

Der Symbadische<br />

Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann, Christian Pfanzelt<br />

Es gibt eine sehr schöne und schon<br />

999 Mal erzählte Anekdote über<br />

Bernd Kullmann, die viel zu<br />

schön ist, um sie nicht noch einmal<br />

zu erzählen. Kullmann war<br />

damals, im Oktober 1978, am Mount Everest.<br />

Lei<strong>der</strong> waren kurz zuvor ein gewisser<br />

Reinhold Messner und dessen kongenialer<br />

Seilpartner Peter Habeler auf dem Gipfel<br />

gestan<strong>den</strong>, ohne Flaschensauerstoff, was<br />

für Jahrzehnte alles an<strong>der</strong>e in <strong>den</strong> Schatten<br />

stellen sollte. Und nur drei Tage später hatte<br />

Reinhard Karl als erster Deutscher <strong>den</strong><br />

höchsten <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> gepackt. Dass nun<br />

also noch ein 24-jähriger Deutscher <strong>den</strong><br />

Everest bestieg, »dafür hat sich keine Sau<br />

interessiert«, erinnert sich Kullmann. Er<br />

erzählt das ohne Gram, er ist nicht nachtragend<br />

in solchen Dingen. »Irgendwann aber<br />

hat ein Journalist das Bild mit mir in Jeans<br />

am Everest ausgegraben.«<br />

Es ist auch im <strong>Berg</strong>sport nicht ungewöhnlich,<br />

dass man Menschen gerne in Schubla<strong>den</strong><br />

steckt, samt Markenzeichen und ihrem<br />

Image. Everest-Erstbesteiger Edmund<br />

Hillary wurde zum Sir aus Neuseeland,<br />

Thomas und Alexan<strong>der</strong> Huber wur<strong>den</strong> die<br />

langhaarigen Huberbuam, und Messner ist<br />

halt Messner.<br />

Kullmann wurde <strong>der</strong> Mann mit <strong>der</strong> Jeans.<br />

Vielleicht ist das auch ganz gut so. Kullmann<br />

wäre in einem Dreiteiler mit Krawatte<br />

so gewöhnungsbedürftig wie die kahlrasierten<br />

Huberbuam o<strong>der</strong> ein Messner, <strong>der</strong> sich<br />

wie ein Mesner benähme. Die Jeans war ein<br />

unerhörter Aufschrei gegen das Knickerbocker-Establishment,<br />

und obwohl Kullmann<br />

als langjähriger Geschäftsführer des Rucksackherstellers<br />

Deuter inzwischen in die Geschäftsführung<br />

<strong>der</strong> Deuter-Mutter Schwan-<br />

Stabilo Outdoorholding aufgerückt ist und<br />

das Rebellentum <strong>der</strong> späten <strong>Sie</strong>bziger – zumindest<br />

weitgehend – hinter sich gelassen<br />

hat, ist er meilenweit vom Spießbürgertum<br />

entfernt. Kullmann blieb irgendwie immer<br />

<strong>der</strong> Kulle. Und auch, wenn inzwischen<br />

manchmal die Hüfte schmerzt und die Knie<br />

oft nicht so richtig wollen: Der Manager hat<br />

nie aufgehört, ein <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> zu sein.<br />

Der Scheiß <strong>der</strong> Ingenieure<br />

Der Deuter-Kullmann und <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>-Kullmann,<br />

sie gehören zusammen. Wenn man<br />

beispielsweise mit dem <strong>Berg</strong>-Kullmann auf<br />

einer Hütte <strong>der</strong> Schweizer Alpen <strong>den</strong> Rucksack<br />

packt, ein Pilotmodell aus dem eigenen<br />

Hause mit ganz beson<strong>der</strong>s einfallsreichem<br />

Verschlusssystem, kommt irgendwann <strong>der</strong><br />

Deuter-Kullmann durch. Unverblümt, kun<strong>den</strong>orientiert,<br />

sympathisch, badisch. »Da hat<br />

sich wie<strong>der</strong> irgendein Ingenieur einen solchen<br />

Scheiß einfallen lassen.« Das Gute: Er<br />

kann sich noch schneller beruhigen als aufregen.<br />

Noch besser: Der Scheiß wird es wohl<br />

eher nicht in die Serienproduktion schaffen.<br />

Kullmann, Jahrgang 1954, zählt sich selbst<br />

noch zu <strong>der</strong> Generation, als die führen<strong>den</strong><br />

Mitarbeiter von Outdoorunternehmen selten<br />

von <strong>den</strong> wissenschaftlichen Instituten<br />

stammten, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Szene selbst.<br />

Auch sein Lebenslauf hat wenig mit <strong>den</strong><br />

durchgeplanten Karrieren mo<strong>der</strong>ner Ehrgeizlinge<br />

zu tun. Kullmann sieht das auch<br />

ganz nüchtern: »Heute könnte ich ohne<br />

BWL nicht mehr Deuter-Chef wer<strong>den</strong>.«<br />

Im Alter von acht Jahren wollte <strong>der</strong> kleine<br />

Bernd allerdings lieber ans Meer. Nur: Statt<br />

Salzwasser gab’s Südtirol. Und <strong>den</strong><br />

Spaß an <strong>der</strong> Wand. Je<strong>den</strong>falls redet Bernd<br />

Kullmann gerne, viel und unverblümt.<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 85


Der »Unverletztlichkeitsglaube« des jungen<br />

Rebellen hielt so lange, bis er vom Felsen fiel.<br />

Ein badischer Allroun<strong>der</strong> beim Abseilen über »Hydrophobia« (WI III, 6), Brunnital<br />

Nach dem Aufstieg<br />

<strong>den</strong> Ausstieg<br />

zu schaffen, ist<br />

Kullmann wichtig<br />

– auch am <strong>Berg</strong>.<br />

Anblick <strong>der</strong> Vajolettürme mit <strong>der</strong> berühmten<br />

Delagokante. Dort kletterte eine Frau,<br />

und <strong>der</strong> kleine Bernd aus Karlsruhe dachte<br />

sich: »Wenn die das kann, kann ich das<br />

auch.« Kletterkurs beim Alpenverein, mit<br />

14 schließlich die erste Gebirgstour, mit<br />

17 eine Ehrenrunde in <strong>der</strong> 11. Klasse. »Da<br />

war ich ja kaum in <strong>der</strong> Schule.« Zu jener<br />

Zeit war die Anziehungskraft <strong>der</strong> Felswand<br />

größer als die <strong>der</strong> Schulbank. Vielleicht sagt<br />

er deshalb: »Ich bin nicht unglücklich, dass<br />

meine bei<strong>den</strong> Kin<strong>der</strong> nicht klettern.« Sei ja<br />

zudem kein ungefährlicher Sport.<br />

Eine Zeitlang war Kullmann selbst eine<br />

wandelnde Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

für Schutzengel, kletterte solo und free<br />

solo im sechsten, siebten Grad, was man<br />

halt so macht als junger Kerl, <strong>der</strong> dem Tod<br />

nach Alpen-Nordwän<strong>den</strong>, Yosemite-Bigwalls<br />

und Everest-Höhenluft nur noch höhnisch<br />

ins Gesicht lacht, weil er ihn einfach nicht<br />

erkennt. »Unverletzlichkeitsglaube«, nennt<br />

Kullmann das heute. Bis er schließlich 1983<br />

am Battert bei Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> aus <strong>der</strong> Wand<br />

flog, aus etwa 15 Metern und – »zum Glück«<br />

(Kullmann) – auf <strong>den</strong> Beinen landete. Ein<br />

halbes Jahr verbrachte er mit Weichteilverletzungen<br />

und zertrümmerten Gliedmaßen<br />

im Krankenhaus, sieben Operationen waren<br />

nötig, eineinhalb Jahre ging er an Krücken.<br />

»Anfangs wollten sie das Bein abnehmen.«<br />

Das Bein blieb dran, wenn auch mit steifem<br />

Sprunggelenk, und <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>-Kullmann wurde<br />

etwas ruhiger. Risikoavers, wie das Börsianer<br />

nennen, wurde er nie.<br />

Der Deuter-Kullmann wurde 1986 geboren,<br />

als er – nach einem mit guten Noten abgeschlossenen<br />

Lehramtsstudium samt Referendariat<br />

vorübergehend arbeitslos – auf<br />

Empfehlung eines Kletterpartners bei dem<br />

Rucksackhersteller anheuerte. Manchmal,<br />

86 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Kullmann klingt<br />

glaubwürdig, wenn er<br />

über Ökologie und<br />

Unternehmenswerte<br />

spricht. Das mag<br />

daran liegen, dass auch<br />

seine Sprache eher<br />

in Jeans als im Dreiteiler<br />

daherkommt.<br />

wenn Kullmann redet, weiß man gar nicht<br />

mehr, ob sich eine Aussage auf seine alpinistische<br />

Philosophie o<strong>der</strong> die Arbeitswelt bezieht.<br />

Vielleicht ist das auch egal, weil viele<br />

seiner Sätze auf beide Bereiche zutreffen. So<br />

wie dieser: » »Ich habe mir jede Stufe hart erarbeitet.«<br />

Die ersten zwei Jahre als Vertreter<br />

bezeichnet er noch immer als »sehr wichtig«.<br />

Denn: »Man braucht eine Basis.«<br />

»Am <strong>Berg</strong> lernt man Beharrlichkeit«<br />

Gerne redet er von <strong>den</strong> drei Säulen seines<br />

Lebens. Die <strong>Berg</strong>e, <strong>der</strong> Job, die Familie. Alle<br />

drei seien essentiell. Keine Säule darf zu<br />

kurz kommen, sonst gerät Kullmann aus<br />

<strong>der</strong> Balance. Als ihn sein Arbeitgeber 1988<br />

<strong>den</strong> Urlaub für eine Expedition zu Cho Oyu<br />

und Shisha Pangma streichen und ihn lieber<br />

sofort zum Produktmanager beför<strong>der</strong>n wollte,<br />

sagte Kullmann: »Wenn ihr das macht,<br />

dann kündige ich.« Kullmann fuhr auf Expedition<br />

– und er wurde Produktmanager.<br />

Er sagt: »Am <strong>Berg</strong> lernt man Beharrlichkeit.«<br />

Sein langjähriger <strong>Berg</strong>partner Andreas Dick<br />

nennt ihn einen »Triebtäter«. Kullmann verwende<br />

diesen Begriff gerne für an<strong>der</strong>e.<br />

Sportklettern, Höhenbergsteigen, Eisklettern,<br />

Skitouren, alpine Klassiker. Kullmann<br />

kennt alle Variationen des Alpinismus’ in<br />

sämtlichen Ecken <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> vom Alpamayo<br />

bis zum Battert. Heute sucht er seine Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

am liebsten im alpinen<br />

Fels, abseits <strong>der</strong> ausgetretenen Pfade und<br />

abgespeckten Routen. Gleichzeitig weiß er<br />

aber nur zu gut, dass es wenig Zukunft hat,<br />

sich Entwicklungen wie dem Sportklettern<br />

und Klettersteiggehen zu verschließen. Die<br />

neuen Spielformen für die große Masse<br />

bringen schließlich auch das große Geld,<br />

so einfach ist die Gleichung. Das wirklich<br />

Erstaunliche ist, dass er trotz dieses Spagats<br />

immer noch glaubwürdig klingt, wenn er<br />

über Themen wie Ökologie, Technikstandards<br />

und Unternehmenswerte spricht.<br />

Wahrscheinlich deshalb, weil seine Sprache<br />

gewissermaßen ebenfalls eher in Jeans als<br />

im Dreiteiler daherkommt.<br />

Man kann bei einer Tour mit ihm über die<br />

politische Situation in Afrika, sein <strong>Berg</strong>budget<br />

während des Studiums (»das war<br />

mit einer Übernachtung in einer Schweizer<br />

Hütte aufgebraucht«) wie auch das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> Frau zum gemeinen <strong>Berg</strong>führer in<br />

<strong>den</strong> <strong>Sie</strong>bziger und Achtziger Jahren re<strong>den</strong><br />

(»Ein Freund von mir hat sich die Mädels<br />

in <strong>der</strong> Woche nach einer gemeinsamen<br />

Tour aussuchen können«). Der Manager<br />

hat auch nicht aufgehört, ein normaler<br />

Mensch zu sein.<br />

Als er vom Alpenklub <strong>Berg</strong>geist im Jahr<br />

2006 zum <strong>Berg</strong>geist des Jahres ernannt wurde,<br />

begründete die Jury die Auszeichnung<br />

unter an<strong>der</strong>em mit dem kurzen Satz: »Seiner<br />

Begeisterung kann sich niemand entziehen.«<br />

Und warum – ob Job, <strong>Berg</strong> o<strong>der</strong><br />

Familie – sollte man das auch?<br />

◀<br />

„Sehenswert! Nicht nur<br />

für Naturliebhaber!“<br />

SZ<br />

„Atmosphärische und<br />

rauschhafte Bil<strong>der</strong>.“<br />

Programmkino.de<br />

Mit <strong>der</strong><br />

Stimme des Münchner<br />

Tatort-Kommissars<br />

Udo Wachtveitl<br />

Ein Film von Peter Bardehle<br />

und Sebastian Lindemann<br />

TOUR<br />

Russisch für Anfänger<br />

Fotos: Andi Dick (2), privat<br />

Die »Brych« (6+) ist heute eine sanierte,<br />

wun<strong>der</strong>schöne Genusstour im Oberreintal. Als ich<br />

sie 1972 erstmals kletterte, war sie noch mit<br />

<strong>den</strong> Originalhaken des Erstbegehers abgesichert.<br />

Klemmkeile und Friends hatten wir nicht,<br />

couragiertes Wegsteigen war angesagt. In dem<br />

Bombenfels allerdings kein Problem, trotz <strong>der</strong><br />

damals üblichen Bollenschuhe. Abends trafen<br />

drei russische Schnellkletterer, die im Rahmen<br />

eines Sportleraustausches nach Deutschland<br />

gekommen waren, auf <strong>der</strong> Oberreintal-Hütte ein.<br />

Ihre Ausrüstung war noch mäßiger als unsere,<br />

mit Schuhen, die mehr an Basketballtreter<br />

erinnerten. Dass man mit diesen präzise stehen<br />

konnte, realisierten wir damals noch nicht<br />

und bemitleideten die armen Kerle. Am nächsten<br />

Tag haben sie dann die »Schober« am unteren<br />

Schüsselkarturm geklettert. Der Erste stieg an<br />

einem 9-mm-Strick vor, <strong>der</strong> Zweite an einem<br />

Prusikknoten hinterher, <strong>der</strong> Dritte dann normal<br />

gesichert. In einem atemberauben<strong>den</strong> Tempo.<br />

Das Ganze hat uns <strong>der</strong>artig geschockt, dass wir<br />

gleich wie<strong>der</strong> verschwun<strong>den</strong> sind. Später habe<br />

ich die »Brych« mehrfach rotpunkt geklettert<br />

– mit EBs, heute steinzeitlichen Kletterschuhen.<br />

Wir hatten von <strong>den</strong> Russen gelernt.<br />

Ab 14.02.<br />

auf DVD, Blu-ray und<br />

Video on Demand


KAUFBERATUNG: Regenhosen<br />

Wassermarsch<br />

Form follows function:<br />

Wer sich selbst und die<br />

Wan<strong>der</strong>hose vor Nässe<br />

schützen will, kommt<br />

um eine wasserdichte<br />

Überhose nicht herum.<br />

Inzwischen gibt es<br />

sie in leichten, klein<br />

verpackbaren und<br />

sogar in Frauen- und<br />

Männervarianten.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Es soll sie geben, jene Menschen,<br />

die auch beim Wan<strong>der</strong>n nicht auf<br />

Eleganz verzichten wollen. Doch<br />

spätestens, wenn das Gewitter losbricht,<br />

steht man auch im lässigsten<br />

Outfit da wie ein begossener Pudel. Der<br />

Stoff klebt bleischwer am Körper, die Nässe<br />

geht durch bis auf die Haut. Da Wasser über<br />

eine höhere Wärmeleitfähigkeit verfügt als<br />

Luft, kühlt ein durchnässter Mensch außerdem<br />

wesentlich schneller aus.<br />

Eine Regen-Überhose im Rucksack lohnt<br />

sich also. Und weil eine solche im Gegensatz<br />

zur Hardshell-Jacke wirklich nur getragen<br />

wird, wenn notwendig, kann man<br />

in Sachen Robustheit ruhig Abstriche machen.<br />

Damit fällt die Überhose im Rucksack<br />

weniger ins Gewicht. Regen-Überhosen aus<br />

weniger robustem Stoff wiegen kein halbes<br />

Kilogramm, einfachere Ultraleichtmodelle<br />

mit dünner Membran sogar nur die Hälfte.<br />

Die Kosten sind mit 90 bis 150 Euro relativ<br />

günstig. Packbeutel o<strong>der</strong> Packtaschen erleichtern<br />

<strong>den</strong> Transport im Rucksack. Gute<br />

Nachricht für Schönheitsbewusste: Auch<br />

bei Regen-Überhosen gibt es inzwischen<br />

Männer- und Frauenvarianten sowie Langgrößen<br />

(z. B. <strong>Berg</strong>haus, North Face; Mountain<br />

Equipment auch kurz).<br />

▶ Material und Verstärkungen<br />

Um einen Kompromiss zwischen geringem<br />

Gewicht und ausreichend Robustheit zu<br />

erreichen, besteht das Obermaterial <strong>der</strong><br />

meisten leichten Überhosen aus reißfestem<br />

Ripstop-Nylon (Polyamid), bei Norrøna aus<br />

einer dampfdurchlässigeren Mischung mit<br />

schwererem Polyester. Innen ist eine leich-<br />

88 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Wer bei Regen ohne<br />

Überhose unterwegs ist<br />

und nass wird, kühlt wesentlich<br />

schneller aus.<br />

te, wasserdichte Membran auflaminiert,<br />

<strong>der</strong>en Schutzschicht nur bei Goretex Paclite<br />

(Arc’teryx) einen Vollschutz gegen Abrieb<br />

und Salzeinlagerung bietet. Robuster und<br />

und hautfreundlicher sind die Drei-Lagen-<br />

Laminate von Goretex, die Tilak, Norrøna und<br />

<strong>Berg</strong>haus verwen<strong>den</strong> sowie Pertex bei Rab.<br />

Ein Netz-Innenfutter trägt sich angenehmer<br />

auf <strong>der</strong> Haut, wenn man ins Schwitzen<br />

kommt, reibt aber beim Anwinkeln und ist<br />

ähnlich wie ein 2,5-Lagen-Laminat beim<br />

Hineinschlüpfen mit Schuhen reißanfällig.<br />

Stärkere und schwerere Textileinsätze sind<br />

bei Allround-Überhosen zumindest an <strong>den</strong><br />

Innenseiten des Schuhbereichs sinnvoll.<br />

▶ Lüftung und Reißverschlüsse<br />

Grundsätzlich gilt: Die beste Dampfableitung<br />

bei wärmeren Temperaturen ist immer<br />

noch die Be- und Entlüftung (Ventilation).<br />

Und da haben alle Überhosen außer Outdoor<br />

Research und Montane lange Zwei-Wege-Reißverschlüsse<br />

an <strong>den</strong> Seiten zu bieten. Modelle<br />

mit Druckknopf o<strong>der</strong> Klett an <strong>den</strong> Beinsäumen<br />

lassen sich getrennt an Ober- und Unterschenkeln<br />

öffnen, bieten somit trotz fast<br />

voller Öffnung noch etwas Regenschutz und<br />

flattern beim Laufen nicht um die Beine.<br />

Während robuste Überhosen für Hochtouren-<br />

und Wintereinsatz immer durchgehende<br />

seitliche Reißverschlüsse besitzen sollten,<br />

reichen für Wan<strong>der</strong>zwecke hüfthohe Reißverschlüsse.<br />

<strong>Sie</strong> sind leichter zu bedienen als<br />

komplett zu öffnende Seiten-RVs, die zwar<br />

in je<strong>der</strong> Lage einen umstandsfreien Einstieg<br />

ermöglichen, aber meist ein mühsames Wie<strong>der</strong>einfädeln<br />

<strong>der</strong> Zipper nach sich ziehen.<br />

Die Reißverschlüsse sind normalerwei-<br />

INFO<br />

Maßeinheiten<br />

Wassersäule und RET<br />

Als Maßeinheit für die Wasserdichtigkeit<br />

geben die Hersteller die Membrandichte<br />

in Millimeter Wassersäule an: Von 10 000<br />

Millimeter aufwärts ist diese Größe allerdings<br />

belanglos, da »mehr als wasserdicht«<br />

nicht geht. Bei <strong>der</strong> wichtigeren Angabe<br />

zur Atmungsaktivität bzw. Dampfdurchlässigkeit<br />

nennt Goretex <strong>den</strong> Minimalwert<br />

<strong>der</strong> Membran, das heißt: Meist ist er<br />

besser. Einige Hersteller machen gar keine<br />

Angaben. Ab einem MVTR-Wert von<br />

20 000 g/m²/24h bzw. einem RET-Wert<br />

unter 6 kann man von einer sehr hohen<br />

Atmungsaktivität sprechen, unterhalb<br />

RET 4 (ca. MVTR ab 26000) sogar von<br />

einer extremen Atmungsaktivität. Allerdings<br />

hängt letztere auch von <strong>der</strong> Dichte des<br />

aufgeklebten Oberstoffs ab. Drei-Lagen-<br />

Laminat ist in <strong>der</strong> Regel dampfdurchlässiger<br />

und robuster als 2,5-lagiges Laminat.<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 89


EXPERTEN-TIPP<br />

»Für <strong>den</strong> auf Leichtigkeit<br />

bedachten<br />

Technikfreak sind<br />

2,5 Lagen ideal.«<br />

Schlechtes Wetter, aber gute Ausrüstung: So kann Wan<strong>der</strong>n auch im Regen Spaß machen.<br />

German Käsmeier<br />

ist Leiter<br />

des Produktmanagements<br />

von Schöffel<br />

Tipp 1 Wer mit viel Gepäck auf dem<br />

Rücken o<strong>der</strong> schnell mal im Matsch die<br />

Überhose an- und ausziehen will, wird einen<br />

durchgehen<strong>den</strong> Seiten-Reißverschluss zu<br />

schätzen wissen. So können die Schuhe an<br />

<strong>den</strong> Füßen bleiben, während die Hosenbeine<br />

einfach komplett geöffnet und abgenommen<br />

wer<strong>den</strong>. Dafür ist das Wie<strong>der</strong>einfädeln <strong>der</strong><br />

Reißverschluss-Hälften aber aufwändiger als<br />

beim nur teilweise zu öffnen<strong>den</strong> RV.<br />

Tipp 2 Der Stoff von Regen-Überhosen<br />

sollte leicht sein und zum Falten geeignet, da<br />

man die Hose dann gut im Rucksack mitnehmen<br />

kann. 2,5-Lagen-Laminate sind leichter<br />

und kleiner zu verpacken, jedoch teurer als<br />

zwei Lagen plus Netzfutter. Zudem könnte bei<br />

intensiver Nutzung die halbe Lage innen<br />

beschädigt wer<strong>den</strong>, was zur Folge hat, dass<br />

die Hose damit nicht mehr wasserdicht ist.<br />

Für <strong>den</strong> auf Leichtigkeit bedachten Technikfreak<br />

sind 2,5 Lagen besser, für alle an<strong>der</strong>en<br />

zwei Lagen mit Netz.<br />

Tipp 3 Beim Pflegen muss man das<br />

Mittelmaß zwischen gar nicht und zu oft<br />

waschen fi n<strong>den</strong>. Grobe Dreckspritzer sollten<br />

nach dem Trocknen abgeschüttelt wer<strong>den</strong>,<br />

kleinere Stellen kann man auch vorsichtig<br />

abreiben. Bei <strong>der</strong> Maschinenwäsche gelten<br />

die Regeln für Funktionskleidung: Auf die<br />

Waschangaben im Kleidungsstück achten,<br />

keine höhere Temperatur einstellen, Spezialwaschmittel<br />

verwen<strong>den</strong> und keine Weichspüler.<br />

Nach dem Waschen sollte öfter eine Imprägnierung<br />

erfolgen. Imprägnierspülungen gibt es<br />

beim Sportfachhändler, man kann die<br />

Regenhose aber auch mit Imprägnierspray<br />

besprühen und sie dann bei geringer<br />

Wärmezufuhr in <strong>den</strong> Trockner geben.<br />

se gummiert, mit einer Textilleiste gegen<br />

eindringende Nässe und Wind hinterlegt<br />

und teils schwergängig (v. a. Outdoor Research,<br />

Norrøna). Leichtgängiger sind einfache, hinterlegte<br />

Reißverschlüsse, die meist Klett zum<br />

Schließen <strong>der</strong> Außenleisten bieten.<br />

▶ Abschlüsse und Passform<br />

Der Hosenbund ist in <strong>der</strong> Regel variabel, so<br />

dass sich – im Gegensatz zu älteren Modellen<br />

– die Hosen <strong>den</strong> meisten Nutzern dank<br />

elastischem Gummibund o<strong>der</strong> Gummizug<br />

mit Klemmfixierung gut anpassen. Oft ist<br />

beides kombiniert (z. B. Schöffel, Outdoor Research).<br />

Allround-Überhosen besitzen am<br />

Bund idealerweise seitliche Verstellklette,<br />

sodass sie sich perfekt anpassen lassen, unter<br />

einem Hüftgurt nie stören und außerdem<br />

verlässlich vor Wasser schützen. Auch einfacher<br />

Klett über <strong>den</strong> seitlichen Reißverschlüssen<br />

ermöglicht eine genaue Anpassung wie<br />

bei The North Face und Tilak.<br />

Ein enger Abschluss schützt besser vor Wind<br />

und Regen. Die vorgestellten Überhosen<br />

besitzen daher entwe<strong>der</strong> einen mit Gummi-<br />

Innenansichten: relativ robustes Drei-Lagen-<br />

Laminat (oben, <strong>Berg</strong>haus); leichtes und stoßanfälliges<br />

2,5-Lagen-Laminat (Marmot); Zwei-<br />

Lagen-Laminat mit hautfreundlichem, aber<br />

reißanfälligem Polyester-Netzfutter (Schöffel)<br />

band verengten Saum o<strong>der</strong> einen Gummizug<br />

zur individuellen Anpassung, <strong>der</strong> meist nur<br />

theoretisch einhändig funktioniert. Sauber<br />

innen verstaute Züge können nur mit unten<br />

geöffnetem RV bedient wer<strong>den</strong> (alle Allroun<strong>der</strong><br />

+ Rab). Einfacher sind Verstell-Druckknöpfe<br />

(Schöffel) o<strong>der</strong> Klettverschlüsse (The<br />

North Face). Letztere können aber bei Schnee<br />

o<strong>der</strong> Schmutz ihre Haftwirkung verlieren.<br />

▶ Taschen und Fronteingriff<br />

Da leichte Regenhosen meist nur während eines<br />

Regengusses eingesetzt wer<strong>den</strong>, besitzen<br />

sie (auch zum Gewichtsparen) meist keine<br />

Hosentaschen. Die Gesäßtasche von Outdoor<br />

Research dient auch dem Verstauen <strong>der</strong> Hose<br />

beim Transport, während Schöffel zusätzlich<br />

einen Griff durch die Überhose in die Hosentaschen<br />

ermöglicht. Die auch für Trekking<br />

und Hochtouren geeigneten Allroun<strong>der</strong> dagegen<br />

besitzen zumindest Eingrifftaschen<br />

mit RV (auch Marmot, The North Face) plus einen<br />

doppelt abgedeckten Fronteingriff, <strong>der</strong><br />

auch <strong>den</strong> Einstieg in die Überhose bei unvollständig<br />

geöffneten Seiten-RVs erleichtert. ◀<br />

Ausgefuchst: Regenhosenbund mit<br />

schweißabsorbierendem Trikot, flachem<br />

Verstellklett sowie Gürtelschlaufen und<br />

wasserdichtem Eingriff, <strong>der</strong> auch Frauen das<br />

Einsteigen erleichtert (Norröna)<br />

90 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


So bewertet <strong>der</strong> BERGSTEIGER<br />

2<br />

Fotos: Bernd Ritschel (1), Christian Schneeweiß (3), Andreas Strauß (5)<br />

KONSTRUKTION<br />

Der Einstieg funktionierte bei <strong>den</strong><br />

meisten Hosen unproblematisch<br />

bis auf einige schwergängige RVs<br />

(Norrøna, Outdoor Research). Bei<br />

Arc’teryx, <strong>der</strong>en Hose als einzige<br />

von oben nach unten zu öffnen ist,<br />

können nur Schlanke ohne Komplettöffnung<br />

einsteigen. Das Wie<strong>der</strong>einzippen<br />

<strong>der</strong> meisten Zwei-Wege-<br />

RVs nach Komplettöffnung erwies<br />

sich häufi g als Geduldsarbeit<br />

(v. a. North Face). Tilak und Marmot<br />

ermöglichen <strong>den</strong> leichtesten Einstieg,<br />

während Outdoor Research,<br />

Montane (schenkelkurzer RV) und<br />

Schöffel (zu feste Abdeckklette)<br />

etwas Mühe bereiteten.<br />

Die Bedienung betraf neben<br />

obigen Problemen <strong>der</strong> Seiten-RVs<br />

zu kurze o<strong>der</strong> zu kleine Eingriff-RVs<br />

(Tilak bzw. Norrøna) und einige<br />

Seiten-Zipper (North Face zu klein,<br />

Schöffel nur Einweg-RV; <strong>Berg</strong>haus<br />

dagegen perfekt) sowie die Bundweiten-Verstellung:<br />

Bei Arc’teryx<br />

hakte es ein wenig, bei Tilak störte<br />

ein überfl üssiger Gürtel. Bei <strong>der</strong><br />

Verstellung <strong>der</strong> Beinsäume gab es<br />

Bedienungsschwächen <strong>der</strong> innen<br />

verstauten Verstellzüge (nur bei<br />

Rab leichtgängig) bei geöffnetem<br />

Hosenbein. Nichts auszusetzen<br />

gab es bei Mountain Equipment<br />

und <strong>Berg</strong>haus, <strong>der</strong>en Züge sich<br />

aber außen verhängen können.<br />

Das Verrutschen bei Anwinkeln <strong>der</strong><br />

Beine ließ bei <strong>den</strong> durchwegs gut<br />

sitzen<strong>den</strong> Taillenbün<strong>den</strong> kaum zu<br />

wünschen übrig. Jedoch verrutschten<br />

alle Hosenbeine außer <strong>den</strong><br />

optimal vorgeformten von Arc’teryx<br />

sowie Mammut (auch gut: Norrøna,<br />

Tilak, Montane), wenn auch <strong>der</strong>en<br />

Weite <strong>den</strong> Effekt meist in Grenzen<br />

hielt. Bei The North Face sowie<br />

<strong>den</strong> schlanken Hosenbeinen von<br />

Mountain Equipment und Outdoor<br />

Research war das Verrutschen bzw.<br />

Spannen am deutlichsten spürbar.<br />

Die Anpassung war am Hosenbund<br />

erstaunlich gut, wenn auch<br />

die übliche Kombination aus<br />

Gummibund und Gummizug teils<br />

auf eher Schlanke zugeschnitten<br />

ist (Montane, Rab, <strong>Berg</strong>haus). Die<br />

hochwertigeren Allround-Überhosen<br />

ließen sich optimal an <strong>den</strong> Körper<br />

anpassen (Tilak, Norrøna, Arc’teryx)<br />

und boten dadurch eine ideale<br />

Wetter-Abdichtung – die auch bei<br />

allen an<strong>der</strong>en Überhosen trotz<br />

leichter Schwächen gut war (Outdoor<br />

Research nicht hinterlegter<br />

RV, RV-Außenabdeckungen von<br />

Schöffel öffnen beim Anwinkeln).<br />

EINSATZBEREICHE<br />

1<br />

Antischwitz-Funktion (Abb. 1):<br />

Die Sekundärfunktion des<br />

Seiten-RV besteht in <strong>der</strong> großflächigen<br />

Lüftung. Ohne Fixierung<br />

am Saum und Verschluss am Knie<br />

bietet die Hose wenig Schutz und<br />

flattert beim Gehen (<strong>Berg</strong>haus).<br />

Fluch und Segen (Abb. 2): Das<br />

Wie<strong>der</strong>einhängen eines komplett<br />

geöffneten Seiten-Reißverschlusses<br />

kann kompliziert sein<br />

Wan<strong>der</strong>n: Die Überhose sollte<br />

nicht zu schwer und klein verpackbar<br />

sein, damit man sie gerne<br />

mitnimmt. Hüfthohe Reißverschlüsse<br />

(RV) reichen zum Einsteigen aus,<br />

eingeschränkte Beweglichkeit ist<br />

kein Problem. Netz-Innenfutter ist<br />

angenehm, aber reißanfällig.<br />

<strong>Berg</strong>tour: Die dünne 2,5- o<strong>der</strong><br />

Drei-Lagen-Hose ist laminiert,<br />

beweglich und bequem anpassbar.<br />

Die Beinbünde sollten sich um<br />

<strong>den</strong> Schuhschaft schließen lassen,<br />

die Seitenlüftung variabel sein.<br />

Schutz im Innenschuh-Bereich ist<br />

sinnvoll. Steigeisenverwendung<br />

erfor<strong>der</strong>t durchgehen<strong>den</strong> RV.<br />

Klettern: Die sehr leichte Überhose<br />

sollte maximale Bewegungsfreiheit<br />

ermöglichen, ohne zu verrutschen,<br />

und außen robuster sein (z. B.<br />

Ripstop-Nylon gegen Einreißen).<br />

3<br />

(außer bei Marmot). Dafür lässt<br />

sich die Überhose in je<strong>der</strong> Lage<br />

und mit jeglicher Ausrüstung am<br />

Fuß anziehen.<br />

Da rutscht fast nichts (Abb. 3):<br />

Während die meisten Regen-<br />

Überhosen beim Anwinkeln<br />

verrutschten, ist man in <strong>den</strong><br />

drei Allround-Überhosen (auch<br />

Mammut) fast uneingeschränkt<br />

beweglich (im Bild: Norrøna).<br />

Schwerere Allround-Überhosen<br />

besitzen festeren Stoff an<br />

neuralgischen Stellen und sind<br />

<strong>der</strong> beste Kompromiss zwischen<br />

Gewicht und Robustheit.<br />

Trekking: Die relativ robuste<br />

Hose sollte Verstärkungen im<br />

Schuhbereich besitzen sowie<br />

einerseits perfekt gegen Regen<br />

abgedichtet und an<strong>der</strong>erseits<br />

leicht zu lüften sein. Durchgehende<br />

RVs sind bei klobigen o<strong>der</strong><br />

dreckigen Schuhen sinnvoll. Ein<br />

Elastikbund erspart Weitenverstellung<br />

unterm Hüftgurt, seitliche<br />

Klettverstellungen statt Gürtel<br />

vermei<strong>den</strong> ein Drücken des schweren<br />

Rucksacks.<br />

Einfach versus vielseitig: Selbstanpassen<strong>der</strong><br />

Elastikbund mit zusätzlichem Gummizug<br />

(Mountain Equipment) versus Bund mit<br />

elastischer Rückseite, seitlichem Klett und<br />

integriertem Gürtel (Tilak)<br />

Beinabschlüsse: Weitenvariabler Saum ohne<br />

Elastifizierung, aber mit exakter Anpassung<br />

durch einhändigen Gummizug, <strong>der</strong> bei geöffnetem<br />

RV bedient wird (Rab) bzw. Elastiksaum<br />

mit Klett für Unterschenkel (Montane)<br />

Allround-Funktion: Leichtlaminat Goretex<br />

Paclite mit robuster Verstärkung, Saumverstellung<br />

durch Gummizug, Fixierungsknopf<br />

für <strong>den</strong> Seiten-RV sowie Haken zur Fixierung<br />

des Hosenbeins am Schuh (Arc’teryx)<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 91


KAUFBERATUNG : Regenhosen<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

TIPP<br />

Allround<br />

Arc’teryx Alpha SL<br />

Pants Men’s<br />

<strong>Berg</strong>haus<br />

Vapour Shell Pant<br />

Mammut Packaway<br />

Pants Men<br />

Marmot<br />

PreCip Full Zip Pant<br />

Montane Minimus<br />

Pants Men’s<br />

Mountain Equipment<br />

Aeon Pant (M)<br />

Vertrieb, Info 0 89/3 21 97 77-0,<br />

www.arcteryx.com<br />

08 00/10 08 76-5,<br />

www.berghaus.com<br />

0 83 34/36 20-0,<br />

www.mammut.ch<br />

0 91 53/9 20 59-0,<br />

www.marmot.eu<br />

0 88 56/8 68 53 18,<br />

www.montane.co.uk<br />

0 81 79/99 78-30, www.<br />

mountain-equipment.de<br />

Preis in Euro 230,- 179,95 150,- 90,- 139,95 149,90<br />

Gew./Größe 385 g/L 295 g/L (33’’) 335 g/L 345 g/L long 165 g/L 210 g/L 52-54<br />

Passform Von schlank bis weit (Eher) schlank Von schlank bis weit Weit (Eher) schlank Von schlank bis mittel<br />

Material<br />

2,5-lagiges Goretex<br />

Paclite, Oberstoff Nylon<br />

3-lagiges Gore-Tex Active,<br />

Oberstoff Ripstop-Nylon<br />

2½-lagiges DryTech,<br />

Oberstoff Nylon<br />

2½-lagiges PreCip, Oberstoff<br />

Ripstop-Nylon<br />

2½-lagiges Pertex Shield,<br />

Oberstoff Ripstop-Nylon<br />

2½-lagiges Drilite, Oberstoff<br />

Nylon<br />

Verstärkungen Innenseiten Schuhe,<br />

Knie, Gesäß<br />

– – – – –<br />

Wassersäule/ 28 000 mm / RET < 4<br />

Atmungsaktiv.* (extrem)<br />

23–28 000 mm / RET <<br />

3 (extrem)<br />

10 000 mm / 10 000<br />

mm/m 2 /24 h (mäßig)<br />

10.000 mm / 17.000<br />

mm/m 2 /24 h (hoch)<br />

Keine Angabe<br />

20 000 mm / MVTR<br />

20 000 g/m 2 /24 h (s. hoch)<br />

Seiten-Reißverschlüsse<br />

Durchgeh. 2-Wege-RVs<br />

fast 100 % wasserdicht<br />

hüfthohe wasserd., rot<br />

hinterlegte 2-Wege-RVs<br />

Hüfthohe RVs, außen und<br />

innen mit Klett abgedeckt<br />

Durchgeh. 2-Wege-RVs<br />

außen/innen abgedeckt<br />

Nur hinterlegte Knie-RVs<br />

hüfthohe wasserdichte<br />

2-Wege-RVs hinterlegt<br />

Taillenabschluss<br />

Elastisches Band +<br />

seitliche Verstellhaken<br />

Sehr elastisches Gummiband<br />

+ Gummizug hinten<br />

Sehr elastisches Gummiband<br />

+ Kordelzug vorne<br />

Elastisches Gummiband<br />

+ Fixierungsklette<br />

Schmaler Gummibund +<br />

Gummizug<br />

Elastisches Gummiband +<br />

Gummizug<br />

Fronteingriff<br />

Geson<strong>der</strong>t, doppelt<br />

abgedeckt<br />

– – – – –<br />

Beinabschlüsse<br />

Bund + Gummizug innen<br />

verstaut, Fixierungsknopf<br />

Bund + Gummizug innen<br />

Bund + Verstellklett<br />

2 Einschub<br />

Bund + Gummizug innen<br />

Verengendes Gummibündchen<br />

Bund + Gummiband<br />

Taschen – 2 Einschub 2 Einschub, Gesäß – –<br />

Extras<br />

umgekehrte Seiten-RVs,<br />

Beinabschl. mit Schnurlöchern/<br />

Fronthaken<br />

Packbeutel, Refl ektoren,<br />

auch Langgrößen<br />

Taschenlüftungen, in<br />

Tasche packbar, Bluesignzertifi<br />

ziert<br />

Taschenlüftung, lebenslange<br />

Garantie, Herst.<br />

unterstützt Dörfer in Nepal<br />

Volumenklette am Unterschenkel,<br />

Refl ektoren,<br />

Packbeutel<br />

In 3 Beinlängen, Refl ektoren,<br />

robustere Goretex-<br />

Version: Firefox<br />

BEWERTUNGEN<br />

Einstieg ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Bedienung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Beweglichkeit ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Anpassung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Top vorgeformter Allroun<strong>der</strong>:<br />

hochtourentauglich<br />

robust, rel. leicht, rel.<br />

günstig, sehr variable<br />

Lüftg., RV-Komplettöffg.<br />

nötig, Fronteingriff +<br />

Verstellhaken hakelig<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Leichte, klein verpackbare<br />

Regenhose: sehr gute<br />

Passform, einfache Konstruktion,<br />

relativ robust, RV<br />

fast 100 % dicht, super<br />

Zipper, Beinzug stört<br />

außen<br />

Leichte, klein verpackbare<br />

Regenhose: sehr beweglich,<br />

simple Einstellungen,<br />

insgesamt relativ weit,<br />

aber gut anpassbar,<br />

robuster aber veralteter<br />

Kordelzug<br />

Leichte u. günstige Regenhose:<br />

bewährte Konstruktion,<br />

leichtgängige<br />

Seiten-RVs, sehr variable<br />

Lüftg., min. weitenverstellbar<br />

durch Fixierungsklette,<br />

Membran elektrostatisch<br />

Vorgeformte Ultraleichthose:<br />

beweglichste<br />

Leichthose, kaum spürbar,<br />

autom. Anpassg., Seiten-<br />

RVs nur f. Wan<strong>der</strong>schuhe,<br />

klebt auf Haut, wenig<br />

robust, mäßige Lüftung<br />

Ultraleichte Regenhose:<br />

automatische Anpassung<br />

durch sehr dehnbare<br />

Gummibän<strong>der</strong>, schlichte<br />

Konstruktion mit simpler<br />

Handhabung, untere RVs<br />

hakelig, weniger robust<br />

Wan<strong>der</strong>n ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

<strong>Berg</strong>tour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Klettern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Trekking ■■■■■ ■■■■■ – – – –<br />

92 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14<br />

* lt. Hersteller


TIPP<br />

Gewicht<br />

Norrøna Falketind<br />

Goretex Pants (M)<br />

North Face M Stri<strong>der</strong><br />

1/2 Zip Pants“<br />

Outdoor Research<br />

Helium Pants Men’s<br />

Rab<br />

Axiom Pants<br />

Schöffel<br />

Easy Pants (M)<br />

Tilak<br />

Attack Pants<br />

0 89/34 69 66,<br />

www.norrona.no<br />

0 08 00/32 45 57 11,<br />

www.thenorthface.eu<br />

00 41/52/20 81 07-0,<br />

www.outdoorresearch.com<br />

0 89/8 99 60 30,<br />

www.rab.uk.com<br />

0 82 32/50 06-0,<br />

www.schoeffel.de<br />

0 62 07/4 70 89 09,<br />

www.xtrym.de<br />

299,- 100,- 120,- 129,95 114,95 (unter 48 99,95) 339,90<br />

455 g/L 505 g/L lang 155 g/L 265 g/L 415 g/L 50 485 g/XL<br />

Von schlank bis weit Von schlank bis weit Von schlank bis mittel (Eher) schlank Mittel Von schlank bis weit<br />

3-lagiges Gore-Tex, Oberstoff<br />

Ripstop-Polyester/Nylon<br />

2-lagiges Hyvent + Netzfutter,<br />

Oberstoff Nylon<br />

2,5-Lagen-Membran, Oberstoff<br />

Ripstop-Nylon<br />

3-lagiges Pertex Shield+,<br />

Oberstoff Nylon<br />

2-lagiges Venturi + Netzfutter,<br />

Oberstoff Ripstop-Nylon<br />

3-lagiges Gore-Tex, Oberstoff<br />

Nylon<br />

Innenseiten Schuhbereich – – – – Innenseiten Schuhe, Gesäß,<br />

Knieber. Goretex Pro Shell<br />

28 000 mm / RET < 5<br />

(sehr hoch)<br />

Keine Angabe 13 000 mm / 20.000 g/<br />

m²/24 h (sehr hoch)<br />

20 000 mm / MVTR 20 000<br />

g/m 2 /24 h (sehr hoch)<br />

10 000 mm / k. A. 19 000 mm/RET 3,8;<br />

28 000 mm/RET 4 (extrem)<br />

hüfthohe wasserdichte<br />

2-Wege-RVs hinterlegt<br />

Durchgeh. 2-Wege-RVs, außen/innen<br />

abged. mit Klett<br />

Nur wasserdichte<br />

Unterschenkel-RVs<br />

Fast 100 % wasserdichte<br />

2-Wege-RV bis Oberschenkel<br />

Durchgehende RVs außen/<br />

innen abgedeckt mit Klett<br />

Durchgehende 2-Wege-RVs<br />

hinterlegt<br />

Verstell-Klettband Gummiband hinten +<br />

Verstellklette<br />

Robuster Gummibund hinten<br />

+ Gummizug vorne<br />

Elastisches Gummiband +<br />

Gummizug<br />

Gummibünde, vorne Gummizug<br />

+ Fixierungshäkchen<br />

Gummibund hinten +<br />

Verstellklette seitlich<br />

100 % wasserdicht +<br />

Druckknopf<br />

– – – – doppelt abgedeckt +<br />

Druckknopf<br />

Bund + Gummizug innen<br />

verstaut, 2 Verstellknöpfe<br />

Bund + Verstellklett<br />

Robuster Gummibund hinten<br />

+ Schnurschlaufen<br />

Bund + Gummizug innen<br />

verstaut, Fixierungsknopf<br />

Gummibund + Verstellknöpfe<br />

Bund mit Gummizug innen<br />

verstaut + Druckknopf<br />

2 Einschub, Karten 2 Einschub Gesäß – Gesäß Einschub, Karten<br />

Gürtelschlaufen, Wert-/Elektronikfach<br />

in Kartentasche<br />

Taschenlüftungen, Regulärund<br />

Langgrößen<br />

Refl ektoren, in Tasche<br />

packbar, Trägerschlaufen,<br />

lebenslange Garantie<br />

Refl ektoren<br />

in Tasche packbar, seitliche<br />

Durchgiffe in Hosentaschen,<br />

Damenvariante Giorgia<br />

Dehnbarer Verschlussgürtel<br />

vorn, Trägerschlaufen<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Super anpassb. Allroundhose;<br />

hochtourentaugl. robuste<br />

Konstruktion, alle Bünde<br />

sehr variabel, Lüftung sehr<br />

variabel, viele Taschen, aber<br />

Einschübe klein, RVs etwas<br />

schwergängig, relativ schwer<br />

Variable Wan<strong>der</strong>hose: Bünde<br />

sehr weit verstellbar, Lüftung<br />

sehr variabel, RVs hakelig zu<br />

bedienen, Netzfutter angenehm,<br />

aber Fusselsammler,<br />

relativ robust, aber auch<br />

schwer<br />

Winzig verpackb. Ultraleichthose:<br />

schlanker Schnitt, einfache<br />

Konstruktion, RV fast<br />

100% dicht, aber schwergängig,<br />

Seiten-RVs nur für<br />

Wan<strong>der</strong>schuhe, spannt,<br />

wenig robust, kaum Lüftung<br />

Hochwertige ultraleichte<br />

Regenhose: einfache Bedienung,<br />

Lüftung sehr variabel,<br />

alle RVs und Züge inkl. einhändigen<br />

Beinzügen gut und<br />

leichtgängig, vergleichsweise<br />

robust<br />

Verpackbare Komforthose:<br />

weicher Griff, Automatik- +<br />

Verstellanpassung, Netzfutter<br />

angenehm, aber anfällig/<br />

etwas reibend, kein 2-Wege-<br />

RV, Zipper klein<br />

Robuste Allroundhose: feste<br />

Anpassung durch 3 Systeme,<br />

sehr robust, RVs leichtgängig,<br />

Lüftung sehr variabel, Eingriff<br />

zu kurz, Gürtel Zusatzgewicht<br />

+ Schnalle kann drücken<br />

(evtl. abschnei<strong>den</strong>)<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 93


In trockenen<br />

Tüchern<br />

Eine Regen-Überhose gehört als Notfall-<br />

Ausrüstung für Schlechtwetter in <strong>den</strong> Rucksack.<br />

Dort sollte sie we<strong>der</strong> viel Platz brauchen noch<br />

stark ins Gewicht fallen.<br />

HÜFTABSCHLUSS<br />

Der Hüftabschluss sollte am besten<br />

durch im Bund integrierte Klette<br />

(o<strong>der</strong> weniger zuverlässige Gummizüge)<br />

individuell einstellbar sein<br />

o<strong>der</strong>/und sich durch ein Gummiband<br />

selbst anpassen.<br />

TIPP<br />

Funktionales<br />

Beinkleid<br />

■ Durchgehende Reißverschlüsse öffnet<br />

man normalerweise nur bis zur Hüfte, da das<br />

Wie<strong>der</strong>einhängen <strong>der</strong> Zipper meist fi eselig ist.<br />

■ Nach dem Ausstieg verstaut man die Überhose<br />

am besten in bis zur Hüfte geöffnetem<br />

Zustand, damit sie sofort bereit zum Einstieg<br />

ist (Leichthosen meist in eigene Tasche o<strong>der</strong><br />

Beutel verpackbar).<br />

■ Wer bei Überhosen die Taschen vermisst,<br />

zieht <strong>den</strong> oberen Seiten-RV im Lüftungsmodus<br />

herab und greift in die Tasche <strong>der</strong> darunter<br />

befi ndlichen Hose – was natürlich <strong>den</strong> Wetterschutz<br />

reduziert.<br />

■ Seiten-RVs mit Druckknopf/Klett am<br />

Beinsaum lassen sich durch Öffnung des<br />

Zwei-Wege-RVs ober- und unterhalb des Knies<br />

fast komplett belüften, ohne um die Beine zu<br />

fl attern.<br />

VENTILATION<br />

SEITEN-REISSVERSCHLÜSSE<br />

Für Sommeraktivitäten reichen zum<br />

Einsteigen Seitenreißverschlüsse<br />

bis zur Hüfte. Durchgehende Seiten-<br />

RVs ermöglichen einen problemlosen<br />

Einstieg auch mit klobigen<br />

Schuhen o<strong>der</strong> Steigeisen.<br />

Obwohl die Membranen meist<br />

hoch atmungsaktiv sind, bringt<br />

beson<strong>der</strong>s bei wärmeren Sommertemperaturen<br />

eine Ventilation durch<br />

Teilöffnung <strong>der</strong> Zwei-Wege-RVs viel<br />

mehr Kühlung.<br />

BEINSÄUME<br />

AUFSÄTZE<br />

Aufsätze an <strong>den</strong> unteren Innenseiten<br />

<strong>der</strong> Hosenbeine schützen<br />

vor Abrieb durch schwere Schuhe,<br />

robustere Stoffe gegen Fels- und<br />

Strauchreiben und eine Gesäßverstärkung<br />

beim Hinsetzen.<br />

Um Flattern zu vermei<strong>den</strong>, sollten<br />

die Beinsäume durch ein Gummiband<br />

verengt sein o<strong>der</strong> durch<br />

Gummizug innen bzw. Knöpfe/Klett<br />

außen individuell einstellbar sein.<br />

94 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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Höhenprofil mit Zeitangaben<br />

und Einkehrmöglichkeiten<br />

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rund um die Tour<br />

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Was aktuelle Hightech-Produkte wirk-<br />

lich können, zeigen sie meist erst beim<br />

Praxistest am <strong>Berg</strong>. Hier berichtet die<br />

Redaktion, was sie im Einsatz hatte und<br />

wie sie damit zufrie<strong>den</strong> war.<br />

<strong>Berg</strong>- und Kletterhose<br />

Rab Torque Pants<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Entworfen<br />

für <strong>den</strong> alpinen Einsatz, besitzt die Torque<br />

einen engen, technischen Schnitt, verstärkte<br />

Knie- und Knöchelpartien, einen<br />

Beinreißverschluss für <strong>den</strong> engen Sitz am<br />

Stiefel. <strong>Sie</strong> bietet dank Stretch viel Bewegungsfreiheit<br />

und ist damit ideal für alpine<br />

Nordwände im Sommer o<strong>der</strong> lange Klettertouren,<br />

aber ebenso für Wan<strong>der</strong>n und Trekking.<br />

Gewicht: 360 g Material: 90 % Polyamid, 10 %<br />

Elasthan Preis: 99,95 € Info: www.rab.co.uk<br />

▶ Das sagen wir: Neben <strong>der</strong> Winterhose ist die<br />

Torque Pant die einzige, die man über das<br />

<strong>Berg</strong>jahr braucht – und eine <strong>der</strong> wenigen, die am<br />

Stiefel eng anliegt. Der robuste, weiche Stoff<br />

ist sauber verarbeitet. Sitzt insgesamt recht straff,<br />

das aber, ohne die Bewegung einzuschränken.<br />

Tragekomfort<br />

Design<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■■<br />

Thomas, 26<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />

Skitourenstiefel<br />

Dynafit ONE U - MF<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Für Skitourengeher,<br />

die PU Performance und einen progressiven Flex<br />

bei unglaublichem Gewicht suchen. Der ONE U<br />

MF bietet dieselben technischen Lösungen,<br />

Ausstattungsmerkmale und Innovationen <strong>der</strong> ONE<br />

PX Version, jedoch sind Schaft und Schale aus<br />

PU gefertig.<br />

Gewicht: 3300 g (27,5), Schnallen: Ultra-Lock<br />

System Farben: Green/Black Größen: 25–31,5<br />

Preis: 299 € Info: www.dynafi t.com<br />

▶ Das sagen wir: Keine Ahnung, was die<br />

Herstellerangaben genau bedeuten, aber <strong>der</strong><br />

Schuh ist günstig, nicht zu schwer und sitzt<br />

vernünftig bei Aufstieg wie Abfahrt. Nur die<br />

Handhabung ist trotz all <strong>der</strong> technischer Errungenschaften<br />

<strong>der</strong>maßen kniffl ig, dass man beinahe<br />

nicht mehr aus dem Schuh kommt.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

96 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14<br />

■■■<br />

■■■<br />

■■■■<br />

Dominik, 36<br />

4-Seasons-Zelt<br />

Vaude Mark 3P<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Leichtes Zelt für drei<br />

Personen mit Mark-Wickelleine für einfaches<br />

Nachspannen <strong>der</strong> Zelthaut. Innen- und Außenzelt<br />

gemeinsam als auch einzeln aufbaubar,<br />

Fensterlüftung von innen bedienbar, drei<br />

unterschiedliche Materialien im Innenzelt für<br />

beson<strong>der</strong>s angenehmes Raumklima.<br />

Gewicht: 3700 g Packmaß: 55 x 20 cm<br />

Wassersäule: 3000 mm (außen), 10 000 mm<br />

(Bo<strong>den</strong>) Preis: 690 € Info: www.vaude.com<br />

▶ Das sagen wir: Ideales Trekking-Zelt für rauhe<br />

Bedingungen. Lässt sich auch bei Wind und Regen<br />

unkompliziert auf- und abbauen, ohne dass das<br />

Innenzelt nass wird. Ideale Belüftungsmöglichkeit<br />

durch die zwei großen Apsi<strong>den</strong>. Durch diese und<br />

<strong>den</strong> Stauraum im Inneren bietet Mark genügend<br />

Platz für zwei Personen und großzügiges Gepäck.<br />

Gewicht ■■■■■<br />

Design ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

Beate, 29<br />

Stirnlampe<br />

Silva Trail Runner II<br />

▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Leichtgewichtige<br />

Stirnlampe zum Trailrunning zu je<strong>der</strong> Tages- und<br />

Nachtzeit. Dank ergonomischem Elastik-Haftband<br />

sitzt sie perfekt und verrutscht nicht während des<br />

Laufens. Die hochleistungsfähigen LED bringen<br />

noch mehr Leuchtkraft bei längerer Leuchtdauer<br />

und zugleich minimalem Gewicht.<br />

Gewicht: 120 g Batterien: 3 AAA Lichtstärke:<br />

140 Lumen Leuchtdauer: 30 Stun<strong>den</strong><br />

Preis: 69,95 Euro Info: www.silva.se<br />

▶ Das sagen wir: Wer bei Dunkelheit auf seiner<br />

Standardstrecke sichere Run<strong>den</strong> ziehen will, ist mit<br />

<strong>der</strong> Stirnlampe gut beraten. Der Lichtkegel gibt<br />

ausreichend Orientierung, das Ding sitzt dank des<br />

Verstellbandes gut – mit <strong>der</strong> Zeit vergisst man,<br />

dass man da was auf dem Kopf trägt. Für Trails am<br />

<strong>Berg</strong> sollte aber noch mehr Leuchtkraft her.<br />

Tragekomfort<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Michael, 49


Gipfeltreffen.<br />

NEU!<br />

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<strong>Sie</strong> sind die höchsten Gipfel <strong>der</strong> sieben Alpenlän<strong>der</strong>: <strong>der</strong> slowenische<br />

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<strong>der</strong> italienische Gran Paradiso, die Schweizer Dufourspitze,<br />

<strong>der</strong> französische Mont Blanc und die Liechtensteiner Grauspitze. Zu<br />

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Lowa<br />

Fotos: Lowa / Klaus Fengler<br />

Die Leichtigkeit des Beins<br />

Firmen-Steckbrief<br />

Gegründet: 1923 in Jetzendorf<br />

Hauptsitz: Jetzendorf<br />

Produktionsorte: Tschechien, Slowakei,<br />

Kroatien, Italien<br />

Geschäftsführer: Werner Riethmann<br />

Mitarbeiter: 234 in Deutschland<br />

Umsatz: 150 Millionen Euro<br />

Am Anfang waren drei Brü<strong>der</strong> und eine Idee: Schuhe<br />

herstellen. Alle drei gründeten Firmen, doch am<br />

erfolgreichsten ist 90 Jahre danach Lowa. Mit seinen<br />

Leichtwan<strong>der</strong>schuhen ist das Unternehmen, das<br />

immer noch am Stammsitz in Jetzendorf produziert,<br />

Weltmarktführer. Von Dagmar Steigenberger<br />

98 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Mehr als zwei<br />

Millionen Paar<br />

Schuhe verkauft<br />

Lowa pro Jahr.<br />

Kontaktanzeige: <strong>Sie</strong> sucht Ihn.<br />

Kein Schwergewicht, lieber was<br />

Luftiges; trotzdem mit guter Bo<strong>den</strong>haftung.<br />

Einen, <strong>der</strong> sie nicht<br />

einengt, ihr aber zugleich Halt<br />

verleiht. Er sollte exakt zu ihrer Anatomie<br />

passen, sprich vorne herum etwas breiter<br />

gebaut sein und ihr ihren Hammerzeh verzeihen.<br />

Untenrum muss er auf je<strong>den</strong> Fall<br />

griffig sein.<br />

Hohe Ansprüche an einen <strong>Berg</strong>schuh.<br />

Aber wen wun<strong>der</strong>t das? Sind sie doch das<br />

zentrale Sportgerät für all jene, die zu Fuß<br />

in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en unterwegs sind. Der bayerische<br />

Schuhspezialist Lowa arbeitet seit<br />

mehr als 90 Jahren daran, diese Ansprüche<br />

bestmöglich zu erfüllen. »Qualität,<br />

Passform und Funktionalität« lauten die<br />

drei Stichworte, mit <strong>den</strong>en Geschäftsführer<br />

Werner Riethmann die Firmenphilosophie<br />

zusammenfasst. Das Le<strong>der</strong> für<br />

die Schuhe stammt ausschließlich von<br />

Rin<strong>der</strong>n europäischer Herkunft. Auch die<br />

Produktion findet grundsätzlich innerhalb<br />

von Europa statt. Etwa 300 000 <strong>der</strong> zwei<br />

Millionen Paar Schuhe, die Lowa im Jahr<br />

verkauft, wer<strong>den</strong> in Jetzendorf 40 Kilometer<br />

nördlich von München hergestellt, wo<br />

das Unternehmen schon seit seiner Gründung<br />

beheimatet ist.<br />

Auch wenn das Firmengebäude mit aluminiumgrauer<br />

Fassade und blauen Fensterrahmen<br />

dezent futuristisch gestaltet ist,<br />

legt man bei Lowa viel Wert auf die eigenen<br />

Wurzeln. Im Eingangsbereich sind antiquierte<br />

Le<strong>der</strong>-Skistiefel mit Schnürung neben<br />

<strong>den</strong> ersten massiven Expeditions-Schuhen<br />

– ebenfalls aus Le<strong>der</strong> und mit dickem<br />

Innenfilz – ausgestellt. Auf einer Tafel<br />

kann man die Meilensteine <strong>der</strong> Firmengeschichte<br />

nachlesen, die 1923 begann.<br />

Konkurrenz unter Brü<strong>der</strong>n<br />

Damals übernahm Lorenz Wagner <strong>den</strong> elterlichen<br />

Schusterbetrieb in Jetzendorf und<br />

machte daraus, entsprechend seinen Namens-Initialen,<br />

Lowa. Er fertigte alles, was<br />

die Menschen im bayerischen Alpenraum<br />

an ihren Füßen brauchten, vom zwiegenähten<br />

<strong>Berg</strong>schuh über Le<strong>der</strong>-Skistiefel bis zur<br />

leichten Sommer-Sandalette. Doch Lorenz<br />

bekam Konkurrenz – und zwar ausgerechnet<br />

von seinen Brü<strong>der</strong>n. Hans Wagner hatte<br />

sich mit seinem Unternehmen Hanwag im<br />

benachbarten Vierkirchen nie<strong>der</strong>gelassen<br />

und stellte wie Lorenz <strong>Berg</strong>schuhe her; die<br />

Firma steht noch heute im Wettbewerb<br />

mit Lowa. Adolf Wagner gründete ebenfalls<br />

eine Schuh-Firma, hatte mit seiner Marke<br />

Hochland jedoch am wenigsten Glück von<br />

<strong>den</strong> drei Brü<strong>der</strong>n: 1983 wurde <strong>der</strong> Betrieb<br />

eingestellt.<br />

Auch Lorenz Wagner hatte es nicht immer<br />

leicht: Als die Koreakrise Anfang <strong>der</strong><br />

1950er-Jahre die Le<strong>der</strong>preise hochtrieb,<br />

wurde Lowa über Nacht zahlungsunfähig,<br />

die Bank sperrte die Kredite. Der Firmengrün<strong>der</strong>,<br />

schwer getroffen, starb 1953.<br />

Eines <strong>der</strong> wichtigsten Werkzeuge von<br />

Schuhmachern: <strong>der</strong> Leisten<br />

Millimeter-Arbeit: Näherinnen beim<br />

Anfertigen <strong>der</strong> Schuh-Schäfte in Jetzendorf<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 99


Pärchen in <strong>der</strong> Warteschlange: die fertigen Schuhschäfte kurz vor dem Besohlen<br />

Betriebsleiter Sepp Le<strong>der</strong>er übernahm Lowa<br />

und trieb die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>- und<br />

Skistiefel erfolgreich voran. Unter seiner<br />

Führung entstand die erste Vulka-Sohle in<br />

Jetzendorf. Bei <strong>der</strong> Skischuh-Produktion<br />

traute sich Le<strong>der</strong>er als Erster, von Le<strong>der</strong><br />

auf Kunststoff umzusatteln und 1970 eine<br />

Spritzgussmaschine anzuschaffen. Doch<br />

Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahre brachten ein Generationenwechsel<br />

in <strong>der</strong> Chefetage und<br />

Probleme im Management eine zweite Krise,<br />

während <strong>der</strong> Werner Riethmann zum<br />

Unternehmen gerufen wurde.<br />

Erfin<strong>der</strong>geist aus Amerika<br />

Der Schweizer, gelernter Schuhtechniker<br />

und zuvor bei Raichle beschäftigt, übernahm<br />

die Geschäftsleitung und wurde<br />

außerdem Teilhaber des Unternehmens,<br />

das nun seit 1993 zur italienischen Gruppe<br />

Tecnica gehört. Lowas jüngste Glanzzeit<br />

kam mit <strong>der</strong> Erfindung des Leichtwan<strong>der</strong>schuhs.<br />

Riethmann glaubte als Einziger in<br />

<strong>der</strong> Branche an die Idee, <strong>Berg</strong>schuhe mit<br />

geklebter anstatt genähter Sohle herstellen<br />

zu können. »<strong>Sie</strong> haben mich gefragt: Werner,<br />

was willst du mit solchen Schlappen?«,<br />

erinnert sich Riethmann an Kommentare<br />

aus dieser Zeit. Doch er war sich sicher: Der<br />

Trend geht in Richtung »Leicht«. Nach dem<br />

Vorbild aus Amerika begann Lowa, Wan<strong>der</strong>schuhe<br />

mit angespritzer Sohle herzustellen.<br />

»Nach drei, vier Jahren hat es gezogen.«<br />

Gut in Form: Der Schuhschaft wird an <strong>den</strong> Leisten angepasst.<br />

Gerüstet für harte Einsätze am <strong>Berg</strong>: Lowa-Expeditionsstiefel<br />

100 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Inzwischen führt Lowa im Sektor Multifunktions-<br />

und Leichtwan<strong>der</strong>schuhe <strong>den</strong><br />

Weltmarkt an. Riethmann ist zufrie<strong>den</strong>:<br />

»Die Konkurrenz hat die Ten<strong>den</strong>z zu spät<br />

erkannt. Jetzt haben wir einen Vorsprung,<br />

<strong>der</strong> schwierig aufzuholen ist.«<br />

Damit das so bleibt, tüfteln die bei<strong>den</strong><br />

Schuhtechniker von Lowa an Schnittmustern<br />

für neue Modelle. Einer davon<br />

ist Hans Menzinger. Der Bildschirm auf<br />

seinem Schreibtisch zeigt ein Gewirr aus<br />

bunten Linien, aus <strong>den</strong>en erst ein Schuh<br />

wird, als Menzinger das Gebilde mit <strong>der</strong><br />

Maus dreht und wendet. Wenn er <strong>den</strong><br />

Schuh demnächst fertig in seinen Hän<strong>den</strong><br />

hält, wird dieser aus knapp 200 Einzelteilen<br />

bestehen.<br />

Von überlappen<strong>den</strong> Materialien über die<br />

Polsterung bis hin zu <strong>den</strong> Ösen für die<br />

Schnürsenkel: Jedes Detail muss bedacht<br />

wer<strong>den</strong>, bevor die Werkstätten einen Prototypen<br />

anfertigen – <strong>den</strong> ersten von vier<br />

bis fünf, die durchschnittlich bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

eines neuen Modells nötig sind.<br />

»Anhand des Prototyps erkennen wir, wo<br />

es noch etwas auszubessern gibt«, erklärt<br />

<strong>der</strong> Schuhtechniker. Beispielsweise, wenn<br />

die Zunge zu kurz ist o<strong>der</strong> das Futter eine<br />

störende Falte wirft. »Eine ganz schöne Tüftelei«,<br />

wie Menzinger mit einem Lächeln<br />

zugibt. Spätestens, wenn <strong>der</strong> Schuh in Serienproduktion<br />

geht, muss alles passen: Eines<br />

<strong>der</strong> Stanzmesser, mit <strong>den</strong>en die Schnitte<br />

aus dem Stoff herausgeschnitten wer<strong>den</strong>,<br />

kostet gut 6000 Euro. »Da lohnt es sich dann<br />

schon, dass wir davor so viel Aufwand treiben,<br />

viele Proben machen und bisweilen sogar<br />

nach Kroatien und Tschechien fahren,<br />

wo die Schäfte für die Multifunktionsschuhe<br />

produziert wer<strong>den</strong>«, sagt Menzinger.<br />

Schuhe für Problemfüße<br />

Bisweilen entwirft Menzinger sogar mehrere<br />

Passformen für ein Modell. Alle Schuhe für<br />

<strong>den</strong> japanischen Markt wer<strong>den</strong> beispielsweise<br />

über einen breiteren WXL-Leisten gefertigt.<br />

»Die Japaner haben einfach an<strong>der</strong>e Füße<br />

als wir: zwar kleiner, aber dafür viel breiter.<br />

Fast schon quadratisch«, sagt <strong>der</strong> Schuhtechniker<br />

und schmunzelt. Und auch die<br />

Lowa-Schuhe, die in einem deutschen Sportgeschäft<br />

stehen, haben nicht alle <strong>den</strong>selben<br />

Schnitt: »Speedhiking-Modelle brauchen<br />

beispielsweise eine schmale Passform, Expeditionsschuhe<br />

sind dagegen sehr viel weiter<br />

geschnitten.« Lowa geht sogar so weit, dass<br />

es für je<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> – selbst für jene mit<br />

unterschiedlich großen Füßen – individuell<br />

ein Paar Schuhe anfertigen kann. »Man muss<br />

das nur beim Händler for<strong>der</strong>n. Wir machen<br />

es«, verspricht Menzinger.<br />

Schnürsenkel in allen Farben, Mustern,<br />

Formen und Längen<br />

»Die Konkurrenz<br />

hat die Ten<strong>den</strong>z<br />

zu spät erkannt.<br />

Jetzt haben wir<br />

einen Vorsprung,<br />

<strong>der</strong> schwierig<br />

aufzuholen ist.«<br />

Der Herr <strong>der</strong> Leichtwan<strong>der</strong>schuhe:<br />

Lowa-Chef Werner Riethmann<br />

Eine Etage tiefer im Erdgeschoß wer<strong>den</strong> die<br />

Schnitte aus dem Le<strong>der</strong> gestanzt wie Weihnachtsplätzchen<br />

aus einem Teig: So dicht<br />

wie möglich liegen die Formen aneinan<strong>der</strong>,<br />

um Material zu sparen. Im nächsten Raum<br />

sitzen die Näherinnen an ihren Maschinen<br />

und leisten Millimeterarbeit, während sie<br />

Le<strong>der</strong>, Kunststoff und Futter zu Schuhschäften<br />

zusammennähen. Das Wichtigste, die<br />

Sohle, kommt erst an <strong>den</strong> Schuh, wenn er<br />

in Form gebracht und über einen Leisten gezogen<br />

wurde. Ein feiner Hauch von Klebergeruch<br />

liegt in <strong>der</strong> Luft, überall wird gepinselt,<br />

gesprüht und Sohle aufgedrückt. Jetzt<br />

fehlen nur noch die Schuhbän<strong>der</strong>, dann<br />

kommen die Schuhe in Paaren in Kartons<br />

und weiter in die Lagerhalle.<br />

Nur vier Stun<strong>den</strong> hat es gedauert, bis aus<br />

<strong>den</strong> ausgestanzten Le<strong>der</strong>teilen <strong>Berg</strong>schuhe<br />

wur<strong>den</strong>. Um die dauerhafte Qualität<br />

zu sichern, wer<strong>den</strong> Stichproben aus <strong>der</strong><br />

Produktion auf Wasserdichtigkeit, Elastizität,<br />

Reiß- und Abriebfestigkeit direkt im<br />

Haus kontrolliert. Schuhe mit wasserdichtdampfdurchlässigem<br />

Futter müssen zudem<br />

auch die Tests beim Material-Lieferanten<br />

Gore-Tex bestehen. Erst dann wan<strong>der</strong>n sie<br />

in die Regale <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>sport-Fachgeschäfte<br />

und von dort irgendwann auf die Gipfel.<br />

Übrigens: <strong>Sie</strong> hat jetzt einen gefun<strong>den</strong>.<br />

Auf <strong>der</strong> Teststrecke im <strong>Berg</strong>sportla<strong>den</strong> hat<br />

es zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> gefunkt. Nächstes<br />

Wochenende kommt <strong>der</strong> Neue erstmals mit<br />

auf Hüttentour.<br />

◀<br />

IM JUNI-HEFT: Porträt <strong>der</strong> neuseeländischen<br />

Firma Icebreaker<br />

INFO<br />

Umwelt und<br />

Nachhaltigkeit<br />

Momentan arbeiten die Produktentwickler<br />

von Lowa an einer »Nature Line« mit<br />

Schuhen aus umweltverträglichen, recycelten<br />

Materialien. Bei fast allen aktuellen<br />

Lowa-Modellen kommt Terra-Care-Le<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Firma Heinen zum Einsatz, einer Gerberei<br />

bei Mönchengladbach, die Lowas hohen<br />

Maßstäben bei Umwelt- und Sozialverträglichkeit<br />

gerecht wird. Allerdings sei die<br />

Herstellung eines <strong>Berg</strong>schuhs nun mal mit<br />

einem gewissen Energie- und Ressourcen-<br />

Aufwand verbun<strong>den</strong>, um Funktionalität und<br />

Sicherheit am <strong>Berg</strong> zu gewährleisten, sagt<br />

Rolf Eberhard, Marketingleiter bei Lowa.<br />

Am besten seien also Schuhe, die äußerst<br />

lang halten. Und das sei bei Lowa-Schuhen<br />

<strong>der</strong> Fall: »Wir bekommen Schuhe zum<br />

Neu-Besohlen, die bis zu 30 Jahre alt sind.«<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 101


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102 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


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AUF TOUR<br />

SERIE: Winterfluchten | Teil 3 und Schluss: Azoren<br />

Ein Hoch auf <strong>den</strong><br />

Nabel <strong>der</strong> Welt<br />

Grüner geht’s kaum. Die Inselgruppe <strong>der</strong> Azoren hat ganzjährig ein<br />

mildes Klima und dank <strong>der</strong> Vulkanerde fruchtbare Bö<strong>den</strong>. Die abgeschie<strong>den</strong>en<br />

Eilande waren für Seefahrer und Geostrategen immer nur<br />

Zwischenstation. Geblieben ist eine Flora, die weltweit ihresgleichen<br />

sucht. Zu entdecken auf alten Saumpfa<strong>den</strong>. Von Sandra Zistl<br />

104 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Wan<strong>der</strong>n im Garten E<strong>den</strong> weit draußen im Atlantik<br />

Mitten in <strong>den</strong> Vulkan hinein:<br />

Wan<strong>der</strong>n auf <strong>den</strong> Azoren ist ein<br />

Lehrstück in Geologie – wie<br />

hier im Krater Sete Cidades im<br />

Westen <strong>der</strong> Insel São Miguel.<br />

Foto: Veraçor<br />

Ein Fernseher. Er steht auf einem<br />

Tisch, <strong>der</strong> mit einem weißen Deckchen<br />

und Plastikblumen dekoriert<br />

ist. Abgesehen davon, dass das sehr<br />

kitschig aussieht, ist es vor allem irritierend.<br />

Denn <strong>der</strong> Tisch wie<strong>der</strong>um steht da,<br />

wo eigentlich <strong>der</strong> Pfarrer stehen sollte: in <strong>der</strong><br />

Apsis einer Kapelle. Die wie<strong>der</strong>um steht an<br />

<strong>der</strong> Nordküste <strong>der</strong> Insel São Jorge, mitten im<br />

Atlantik.<br />

Es hilft nichts: Beim Anblick des so offensichtlich<br />

als Objekt des Kultes in Szene gesetzten<br />

Fernsehers müssen die Wan<strong>der</strong>er lachen. Mitten<br />

in einer katholischen Kirche! »Das geht jedem<br />

so«, sagt José Toste und winkt beschwichtigend<br />

ab. Der 36-jährige Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

regionalen Tourismusvereinigung <strong>der</strong> Azoren,<br />

ART (Associação Regional de Turismo), ist<br />

mit einer Gruppe von Journalisten und Reiseveranstaltern<br />

unterwegs. Und er weiß, womit<br />

er punkten kann. »Der Fernseher ist immer<br />

ein Lacher.« Er ist aber auch Ausdruck einer<br />

gesellschaftlichen Realität. Während Wan<strong>der</strong>er<br />

diese Fajã – ein paar Quadratmeter Land,<br />

die <strong>der</strong> Steilküste von São Jorge vorgelagert<br />

sind – gezielt über eine mehrstündige Tour<br />

ansteuern, haben fast alle, die hier wohnten,<br />

das Weite gesucht. Sogar <strong>der</strong> Pfarrer, <strong>der</strong> sonntags<br />

nur noch vom Bildschirm aus für die elf<br />

Verbliebenen predigt. Dafür steht neben <strong>der</strong><br />

Kapelle ein neues Besucherzentrum, in dem<br />

Plakate und Gesteinsproben <strong>den</strong> Touristen die<br />

Beson<strong>der</strong>heiten São Jorges erklären.<br />

Inseln als Zwischenstation<br />

José findet das nicht wirklich tragisch. Er<br />

ist Kind einer Gesellschaft, die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

zusieht, wie Menschen kommen<br />

und gehen. Die neun Inseln des Azoren-<br />

Archipels, die durch Vulkanausbrüche im<br />

nördlichen Atlantik zwischen Europa und<br />

Amerika entstan<strong>den</strong>, dienten immer wie<strong>der</strong><br />

als Zwischenstation. Zur Zeit <strong>der</strong> großen<br />

Seefahrer waren sie ein Umschlagplatz für<br />

Güter aus <strong>der</strong> alten und <strong>der</strong> neuen Welt. Das<br />

US-Militär verwandelte die Insel Santa Maria<br />

1944 in eine Drehscheibe <strong>der</strong> Luftwaffe.<br />

Und heute sind es die Touristen, die diese<br />

unglaublich grünen, von <strong>den</strong> Win<strong>den</strong> des<br />

Atlantik gepeitschten und doch so heimelig<br />

aussehen<strong>den</strong> Inseln besuchen. 320 000 waren<br />

es 2013. Nach Angaben <strong>der</strong> regionalen<br />

Statistik-Behörde SREA (Servico Regional de<br />

Estatística dos Acores) kamen im vergangenen<br />

Jahr vor allem Deutsche. <strong>Sie</strong> stellten mit<br />

rund 146 000 Übernachtungen im Jahr 2013<br />

mehr als ein Fünftel <strong>der</strong> Touristen. Und sie<br />

kommen vor allem zum Wan<strong>der</strong>n.<br />

Die perfekte Pyramide<br />

Denn dafür eignen sich die Azoren perfekt.<br />

Pfade gab es schon immer auf <strong>den</strong> Inseln.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>telang führte zwar <strong>der</strong> einfachste<br />

und schnellste Weg, um Güter von einem<br />

Ort <strong>der</strong> Insel zum an<strong>der</strong>en zu transportieren,<br />

über das Meer. Aber wenn es darum<br />

ging, zu <strong>den</strong> eigenen Fel<strong>der</strong>n zu kommen<br />

o<strong>der</strong> einfach nur ins nächste Dorf zu gelangen,<br />

gingen die Leute zu Fuß. Diese alten<br />

Saumpfade wur<strong>den</strong> in <strong>den</strong> vergangenen<br />

Jahren wie<strong>der</strong> neu erkundet, kartographiert<br />

und zu einem Netz zusammengefasst. Die<br />

Regionalregierung <strong>der</strong> Azoren hat private<br />

Anbieter damit beauftragt.<br />

Wer eine ähnliche Herausfor<strong>der</strong>ung wie in<br />

<strong>den</strong> Alpen sucht, wird jedoch nur auf <strong>der</strong> Insel<br />

Pico fündig wer<strong>den</strong>. Hier steht <strong>der</strong> gleichnamige<br />

<strong>Berg</strong>, die Montanha do Pico. Die perfekte<br />

Pyramide, <strong>der</strong>en Spitze 2351 Meter in<br />

die Höhe ragt, ist auch <strong>der</strong> höchste <strong>Berg</strong><br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 105


KOMPAKT<br />

Inselhüpfen und wan<strong>der</strong>n auf <strong>den</strong> Azoren<br />

Das feuchte, beson<strong>der</strong>e<br />

Klima <strong>der</strong><br />

Azoren schafft<br />

Landschaften wie<br />

im Märchen.<br />

Fotos: Mauricio de Abreu, Publiçor, Sandra Zistl<br />

Der Pfarrer ist weg, an<br />

seiner Stelle steht ein<br />

Fernseher: in einer Fajã<br />

auf São Jorge.<br />

Anreise: Mit dem Flugzeug<br />

über Lissabon. Flüge auf die<br />

Azoren: TAP Portugal, Sata,<br />

airberlin, ArkeFly, Jetairfl y.<br />

Flüge von Insel zu Insel: Atlántico<br />

Line, Transmaçor, Sata.<br />

Buchung beispielsweise über:<br />

http://www.visitazores.com/<br />

de/ihr-reiseziel-2014<br />

Je nach Jahreszeit bestehen<br />

auch Fährverbindungen zwischen<br />

<strong>den</strong> Inseln (Transmaçor<br />

und Atlântico Line).<br />

Geographische Daten: Der<br />

Archipel liegt zwischen 37º<br />

und 40º nördlicher Breite<br />

und 25º und 31º westlicher<br />

Länge. Insgesamt haben die<br />

Azoren eine Fläche von 2325<br />

Quadratkilometern mit 244<br />

780 Einwohnern. Die neun<br />

Inseln des Archipels, die gemeinsam<br />

eine autonome Region<br />

Portugals darstellen, liegen<br />

mitten im Atlantik: 1369 km<br />

westlich vom europäischen<br />

Festland (Cabo da Roca) und<br />

4382 km östlich von Nordamerika<br />

(Virginia).<br />

Klima: Das milde Klima, die<br />

hohe Luftfeuchtigkeit und die<br />

regelmäßigen Nie<strong>der</strong>schläge<br />

sind charakteristisch für die<br />

Azoren. Die mittleren Temperaturen<br />

liegen im Winter bei<br />

angenehmen 14ºC, jedoch<br />

auf 2351 Metern Höhe, auf<br />

dem gleichnamigen <strong>Berg</strong> <strong>der</strong><br />

Insel Pico, kann sogar Schnee<br />

liegen. Im Sommer liegen die<br />

mittleren Temperaturen bei<br />

24ºC. Die Wassertemperaturen<br />

schwanken zwischen 17ºC<br />

und 23ºC. Beste Reisezeit<br />

für Wan<strong>der</strong>er: April bis Juni,<br />

Oktober und November.<br />

Ausrüstung: Da die Wege<br />

oft rutschig sind, empfehlen<br />

sich <strong>Berg</strong>stiefel und Teleskop-<br />

Stöcke auch bei kurzen Wan<strong>der</strong>ungen.<br />

Immer Regenschutz<br />

mitnehmen, <strong>den</strong>n das Wetter<br />

auf <strong>den</strong> Azoren ist sehr wechselhaft.<br />

Wenn es regnet, regnet<br />

es gerne heftig.<br />

Hütten: Nur sehr selten<br />

bietet sich unterwegs die<br />

Möglichkeit einzukehren. Unbedingt<br />

ausreichend Wasser<br />

und Proviant mitnehmen.<br />

Wan<strong>der</strong>festival: Vom 22.<br />

bis 30. März 2014 fi ndet zum<br />

ersten Mal das Wan<strong>der</strong>festival<br />

<strong>der</strong> Azoren statt. Auf allen<br />

neun Inseln haben Besucher<br />

die Möglichkeit, an geführten<br />

Touren auf <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong><br />

Routen und an Foto-Wettbewerben<br />

und Workshops teilzunehmen.<br />

Veranstalter sind die<br />

Kommunen und lokale NGOs.<br />

Führer/Reiseliteratur:<br />

http://www.artazores.com/<br />

fotos/1354113308.html<br />

Kann online wie ein Buch<br />

durchgeblättert wer<strong>den</strong>.<br />

Achtung: Deckt nur sieben von<br />

neun Inseln ab. Dieser Führer<br />

ist vor Ort an Kiosken auch<br />

in gedruckter Form erhältlich.<br />

Alle Wan<strong>der</strong>wege auf allen<br />

neun Inseln sind im Internet<br />

einsehbar: http://wan<strong>der</strong>wege.visitazores.com/de/<br />

wan<strong>der</strong>wege-<strong>der</strong>-azoren<br />

Alle Wege sind detailliert<br />

beschrieben. Dazu GPS-Daten<br />

zum Download, Kartenausschnitte<br />

mit Routen und Fotos.<br />

Michael Bussmann »Azoren»,<br />

540 Seiten, Michael<br />

Müller Verlag, 5. Aufl age 2013<br />

Roman Martin »Azoren:<br />

Die <strong>schönsten</strong> Küsten- und<br />

<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ungen. 77 Touren«,<br />

250 Seiten, inklusive GPS-<br />

Daten, <strong>Berg</strong>verlag Rother, 3.<br />

Aufl age 2012<br />

Karten: Freytag & Berndt<br />

1:50 000 »Azoren».<br />

Für die konkrete Tourenplanung<br />

eignet sich besser das<br />

Online-Angebot von http://<br />

wan<strong>der</strong>wege.visitazores.com/<br />

de/wan<strong>der</strong>wege-<strong>der</strong>-azoren<br />

sowie die Detail-Karten in <strong>den</strong><br />

genannten Wan<strong>der</strong>führern.<br />

Portugals. Viele <strong>der</strong> Touren, die im Wan<strong>der</strong>führer<br />

<strong>der</strong> ART beschrieben sind, führen jedoch<br />

nicht nach oben, son<strong>der</strong>n nach unten:<br />

vom höchsten Punkt einer Insel über <strong>Berg</strong>rücken<br />

und durch dichte Wäl<strong>der</strong> aus fremd<br />

wirken<strong>den</strong> Pflanzen hinab bis zum Meer.<br />

Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig.<br />

»Auf <strong>den</strong> Azoren zählen nicht die Gipfel,<br />

son<strong>der</strong>n die unglaublich vielfältige Landschaft«,<br />

erklärt José. »Krater, Pools, Steilküsten,<br />

Höhlen – sogar flache Touren können<br />

bei uns sehr reizvoll sein.« Als er die skeptischen<br />

Blicke <strong>der</strong> Besucher aus dem Alpenraum<br />

sieht, fügt er hinzu: »Wer Höhenmeter<br />

machen will, kann viele <strong>der</strong> von uns markierten<br />

Touren einfach umgekehrt gehen.<br />

Damit beraubt ihr euch aber selbst <strong>der</strong><br />

tollen Ausblicke, die man genießen kann,<br />

wenn man von oben nach unten geht.«<br />

Gerade ist gar nichts zu sehen. Zum Beweis<br />

seiner These hat José seine Gäste in<br />

die Hände von Louis Bettencourt gegeben.<br />

Wenn Louis in kurzen Hosen vor einem<br />

steht, <strong>den</strong> trainierten Oberkörper in ein<br />

Halbarm-Funktions-Shirt gepresst, auf<br />

dem »Staff« steht, glaubt man ihm sofort,<br />

dass er vor 13 Jahren <strong>der</strong> Pionier war, <strong>der</strong><br />

Abenteuer-Touren auf <strong>den</strong> Azoren anbot.<br />

»Canyoning und solche Sachen«, sagt Louis,<br />

während er losmarschiert.<br />

Es hat an diesem Tag nur etwa zehn Grad, alle<br />

Wan<strong>der</strong>er tragen lange Hosen und Jacken.<br />

Die feuchte, kühle Luft wan<strong>der</strong>t von unten<br />

an <strong>den</strong> Beinen hoch. Einer wie Louis merkt<br />

106 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Auf <strong>der</strong> Insel<br />

São Miguel<br />

haben sich in <strong>den</strong><br />

Vulkankesseln<br />

Seen gebildet.<br />

Alle, die hier wohnten,<br />

haben das Weite<br />

gesucht. Sogar <strong>der</strong><br />

Pfarrer, <strong>der</strong> sonntags<br />

nur noch vom Bildschirm<br />

aus für die elf<br />

Verbliebenen predigt.<br />

das nicht. Das knallige Orange seines Shirts<br />

weist <strong>der</strong> Gruppe <strong>den</strong> Weg durch <strong>den</strong> Nebel.<br />

<strong>Berg</strong>ab. Die tollen Ausblicke, von <strong>den</strong>en José<br />

geschwärmt hatte, sind von Regenwolken<br />

verhangen. Je<strong>der</strong> Schritt will wohl gesetzt<br />

sein, <strong>den</strong>n die Steine und Wurzeln, über<br />

die <strong>der</strong> Weg führt, sind glitschig. In Rinnen<br />

schießt das Wasser hinab. Jetzt erschließt<br />

sich auch langsam, wieso für 500 Höhenmeter<br />

bergab drei Stun<strong>den</strong> angesetzt sind.<br />

Ingwer als Unkraut<br />

Und dann setzt er doch allmählich ein, <strong>der</strong><br />

Zauber <strong>der</strong> Azoren. Die von <strong>der</strong> Feuchtigkeit<br />

geschwängerte Luft riecht. Nach Minze.<br />

Louis bleibt immer wie<strong>der</strong> stehen, deutet<br />

auf Pflanzen. Wal<strong>der</strong>dbeeren wachsen da<br />

am Wegesrand, Brombeeren, Hortensien,<br />

sechs Meter hohe Erikasträucher, hier eine<br />

Belladonna-Lilie, dort eine japanische Sicheltanne.<br />

Und und und. Und ein Einwan<strong>der</strong>er<br />

aus Übersee, <strong>der</strong> nicht gerne gesehen ist. »Eine<br />

reine Plage ist das«, schimpft Louis und<br />

deutet auf eine ziemlich stattliche Ansammlung<br />

von zwei bis drei Meter hohen Pflanzen<br />

mit großen, fleischigen Blättern. Ihre<br />

Blüten sind gelb, aus <strong>der</strong> Mitte ragen lange<br />

rote Stempel hervor. »Ingwer aus dem Himalaya«,<br />

erklärt Louis, »<strong>der</strong> verbreitet sich wie<br />

eine Seuche und verdrängt an<strong>der</strong>e Arten.«<br />

Scheinerdbeere und Sturmtaucher<br />

Auf <strong>den</strong> Azoren treffen Gewächse aufeinan<strong>der</strong>,<br />

die sonst aus klimatischen Grün<strong>den</strong><br />

nicht nebeneinan<strong>der</strong> wachsen könnten. Für<br />

manche sind die Inseln <strong>der</strong> südlichste Punkt<br />

des Planeten, auf dem sie gedeihen können,<br />

für an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> nördlichste. Forscher sagen,<br />

Zugvögel hätten die Samen verschie<strong>den</strong>er<br />

Pflanzen in ihrem Gefie<strong>der</strong> mitgebracht,<br />

weshalb beispielsweise Flores, die westlichste<br />

Insel, eine ähnliche Flora wie Florida hat.<br />

Francisco dos Reis Maduro-Dias macht eine<br />

Eigenart <strong>der</strong> Portugiesen dafür verantwortlich.<br />

Der Historiker mit dem stattlichen Namen<br />

leitet ein Museum in <strong>der</strong> Weltkulturerbe-Stadt<br />

Angra do Heroismo auf <strong>der</strong> Insel<br />

Terceira. Er ist aber auch ein Erforscher <strong>der</strong><br />

azorischen Seele. Dass auf <strong>den</strong> Inseln mitten<br />

im Atlantik so viele unterschiedliche Pflanzen<br />

wachsen, führt er auf die leicht anarchischen<br />

Züge des Portugiesen an sich zurück.<br />

Er habe in verschie<strong>den</strong>en Ecken <strong>der</strong> Welt<br />

einfach mal eingesteckt, was ihm gefiel und<br />

zu Hause in <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> gesteckt.<br />

Der ist äußerst fruchtbar auf <strong>den</strong> Azoren.<br />

Deshalb ist es auch trotz <strong>der</strong> sehr gut markierten<br />

Wan<strong>der</strong>wege die beste Variante, mit<br />

einem Öko-Führer wie Hél<strong>der</strong> Xavier unterwegs<br />

zu sein. Weil es spannend ist, mehr<br />

über Pflanzen wie die indische Scheinerdbeere<br />

zu erfahren und über Vögel wie <strong>den</strong><br />

Gelbschnabel-Sturmtaucher. O<strong>der</strong> erklärt<br />

zu bekommen, weshalb neben einem alten<br />

Saumpfad, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> nördlichen Steilküste<br />

<strong>der</strong> Insel São Jorge entlangführt, plötzlich<br />

verfallene Steinmauern auftauchen, die die<br />

Landschaft in rechteckige Räume ohne Dach<br />

aufteilen. Haben hier Menschen gesiedelt?<br />

»Seht genau hin«, for<strong>der</strong>t Hél<strong>der</strong> die Gruppe<br />

auf. »Ein Feigenbaum«, ruft plötzlich eine<br />

Teilnehmerin. Was aussieht wie die Reste<br />

menschlicher <strong>Sie</strong>dlungen, sind die Reste von<br />

Weingärten. Um die empfindlichen Pflanzen<br />

vor <strong>den</strong> starken Win<strong>den</strong> zu schützen,<br />

hatten die Bauern Mauern drumherum errichtet.<br />

Oft waren diese Weingärten mehrere<br />

Stun<strong>den</strong> Fußmarsch von ihrem Haus entfernt.<br />

»Die Weintrauben waren zu wertvoll,<br />

um gegessen zu wer<strong>den</strong>, aus ihnen sollte ja<br />

Wein gemacht wer<strong>den</strong>«, erklärt Hélver. Die<br />

Bauern hätten deshalb Feigenbäume gepflanzt,<br />

die noch heute zwischen Wachol<strong>der</strong><br />

und Erika herausragen. Ihre Brotzeit wuchs<br />

direkt neben ihrer Arbeitsstelle. Hélver<br />

zwinkert: »Ganz schön clever, hmm?«<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 107


INFO<br />

Mondlandschaft:<br />

Auf <strong>der</strong> Insel<br />

Faial gibt es auch<br />

weniger grüne<br />

Hänge, wie am Vulkan<br />

Capelinhos.<br />

Neun kleine Perlen – eine Übersicht über <strong>den</strong> Archipel <strong>der</strong> Azoren<br />

Zentralgruppe: Faial, Graciosa,<br />

Pico, São Jorge, Terceira<br />

Faial: Faial wird überragt vom<br />

Vulkan Cabeço Gordo (1031<br />

m). Fast alle <strong>der</strong> rund 15 000<br />

Einwohner leben an <strong>der</strong> Ostküste,<br />

hauptsächlich in <strong>der</strong> Stadt Horta.<br />

Dort sind auch die meisten Hotels<br />

und Unterkünfte. Faial hat unter<br />

<strong>den</strong> Inseln <strong>der</strong> Zentralgruppe die<br />

besten Sandstrände: Almoxarife,<br />

Porto Pim, Praia do Norte. Schöner<br />

Blick auf die Nachbarinsel Pico.<br />

Graciosa: Graciosa ist die kleinste<br />

und einsamste Insel <strong>der</strong> zentralen<br />

Gruppe. Auf 62 Quadratkilometern<br />

leben weniger als 5000 Einwohner.<br />

2007 erklärte die UNESCO die Insel<br />

zum Biosphärenreservat. Es gibt<br />

keine hohen <strong>Berg</strong>e auf Graciosa,<br />

die höchste vulkanische Erhebung<br />

misst 405 Meter. Dadurch fällt<br />

dort weniger Nie<strong>der</strong>schlag. Schöne<br />

Wan<strong>der</strong>ungen sind <strong>den</strong>noch möglich:<br />

<strong>Sie</strong> führen durch die hügelige<br />

Landschaft, vorbei an kleinen<br />

<strong>Sie</strong>dlungen mit weiß getünchten<br />

Häusern, vielen Windmühlen,<br />

Viehwei<strong>den</strong> und in Nor<strong>den</strong> Weinanbaugebieten.<br />

Pico: Pico ist mit<br />

445 Quadratkilometern die größte<br />

<strong>der</strong> zentralen Inseln. Egal wo man<br />

sich befi ndet, stets ist die perfekte<br />

Pyramide <strong>der</strong> Montanha do Pico,<br />

des mit 2351 Metern höchsten<br />

<strong>Berg</strong>es Portugals, zu sehen. Einst<br />

war Pico das Walfangzentrum <strong>der</strong><br />

Azoren. Heute wer<strong>den</strong> die Pottwale<br />

und Delfi ne nicht mehr gejagt, son<strong>der</strong>n<br />

können bei Bootsausfl ügen<br />

beobachtet wer<strong>den</strong>. Der Westen <strong>der</strong><br />

Insel ist fl ach. Dort gedeihen sogar<br />

die Reben des Verdelho-Weines,<br />

die von <strong>der</strong> Unesco zum Kulturerbe<br />

erklärt wur<strong>den</strong>. Allerdings mussten<br />

die Bewohner dafür über Generationen<br />

hinweg <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> mühevoll<br />

von Basaltbrocken befreien, die<br />

sie zu Lavasteinmauern aufschichteten.<br />

São Jorge: São Jorge hat eine<br />

vollkommen an<strong>der</strong>e Form als die<br />

restlichen Inseln. Die Insel ist<br />

56 Kilometer lang, aber nur acht<br />

Kilometer breit. Eine Kette kleiner<br />

Vulkane hat sie gebildet. Der<br />

höchste, Pico da Esperança, misst<br />

1053 Meter. Der größte Teil <strong>der</strong><br />

Insel liegt auf über 500 Metern.<br />

Die Küste <strong>der</strong> Insel ist sehr steil,<br />

und gewaltige Felsrutsche schufen<br />

die zahlreichen Fajãs: kleine,<br />

fl ache Küstenebenen am Fuße <strong>der</strong><br />

Steilküste aus vulkanischen Trümmern,<br />

die zu fruchtbarem Bo<strong>den</strong><br />

verwitterten.<br />

Terceira: Terceira ist mehr als<br />

an<strong>der</strong>e Inseln des Archipels<br />

touristisch erschlossen. <strong>Sie</strong><br />

ist gleichzeitig die Kulturinsel<br />

<strong>der</strong> Azoren: Hier wer<strong>den</strong><br />

viele religiöse Feste gefeiert,<br />

es gibt viele Restaurants,<br />

und in <strong>den</strong> Straßen fi ndet<br />

Stierkampf statt. Die Stadt<br />

Angra do Heorismo ist die<br />

älteste Stadt <strong>der</strong> Azoren.<br />

Einst war sie eine wichtige<br />

Zwischenstation für <strong>den</strong><br />

Transatlantik- und Ostasienhandel.<br />

1980 zerstörte ein<br />

Erdbeben <strong>der</strong> Stärke 8,5<br />

die Renaissance-Stadt fast<br />

komplett. Wie<strong>der</strong> aufgebaut,<br />

erklärte die UNESCO sie zum<br />

Weltkulturerbe.<br />

Westl. Gruppe: Flores, Corvo<br />

Flores: Die Westküste von Flores<br />

ist <strong>der</strong> westlichste Punkt <strong>der</strong> Azoren.<br />

Von hier sind es »nur« 2300 Kilometer<br />

bis Neufundland. Flores ist<br />

landschaftlich eine <strong>der</strong> reizvollsten<br />

Azoren-Inseln: Hier liegen mehrere<br />

Kraterseen, Wasserfälle stürzen von<br />

hohen Felswän<strong>den</strong> und unzählige<br />

endemische Arten sind hier zu<br />

Hause. Zahlreiche einfache, aber<br />

landschaftlich sehr schöne Wan<strong>der</strong>wege<br />

führen durch das grüne<br />

Dickicht von Flores. Die Insel<br />

gilt nach wie vor als Geheimtipp.<br />

Corvo: Corvo ist die kleinste Insel<br />

<strong>der</strong> Azoren. <strong>Sie</strong> ist aus nur einem<br />

Vulkan entstan<strong>den</strong>. Mit Vila Nova<br />

do Corvo gibt es nur eine Stadt<br />

und auch nur eine Straße. Die<br />

führt zum einzigen Krater, dem<br />

Caldeirão, in dessen Innerem<br />

sich ein See befi ndet. Höchste<br />

Erhebung ist <strong>der</strong> Morro dos Homes<br />

(718 m). Wan<strong>der</strong>wege gibt es<br />

immerhin zwei.<br />

Östl. Gruppe: São Miguel,<br />

Santa Maria<br />

São Miguel: São Miguel ist mit<br />

745 Quadratkilometern die größte<br />

und auch die bevölkerungsreichste<br />

Insel des Archipels. Die meisten<br />

Azoren-Urlauber lan<strong>den</strong> hier. São<br />

Miguel ist touristisch erschlossen,<br />

kann mit weiten Sandbuchten, Kraterseen<br />

und romantischen Höhenzügen<br />

punkten. 32 Wan<strong>der</strong>wege<br />

sind markiert, weitere Touren sind<br />

mit einem lokalen Führer möglich.<br />

Santa Maria: Auch Santa Maria<br />

hat Superlative: <strong>Sie</strong> ist die<br />

südlichste, wärmste und nie<strong>der</strong>schlagsärmste<br />

Insel und gilt<br />

als Algarve <strong>der</strong> Azoren. Und sie<br />

wurde auch als Erste besiedelt.<br />

Die Wan<strong>der</strong>wege hier sind ein<br />

wenig anspruchsvoller.<br />

108 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Einmaliger Treffpunkt<br />

<strong>der</strong> Gewächse:<br />

Für manche sind die<br />

Inseln <strong>der</strong> südlichste<br />

Punkt des Planeten,<br />

auf dem sie gedeihen<br />

können, für an<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> nördlichste.<br />

Nicht nur clever sind die Azoren-Portugiesen<br />

in <strong>den</strong> Augen von Francisco dos Reis Maduro-Dias.<br />

Son<strong>der</strong>n auch beson<strong>der</strong>s: »Unsere<br />

Geschichte ist Weltgeschichte«, doziert er,<br />

während er an <strong>der</strong> Mauer einer Aussichtsplattform<br />

lehnt, die <strong>den</strong> Blick von oben auf<br />

Angra do Heroismo freigibt. Die älteste Stadt<br />

<strong>der</strong> Azoren war einst eine wichtige Zwischenstation<br />

für <strong>den</strong> Transatlantik- und Ostasienhandel.<br />

Francisco kann das sehr genau<br />

belegen, wenn er beispielsweise darüber doziert,<br />

welche Kunst-Stile sich in <strong>der</strong> indoiberischen<br />

Schnitzerei einer Truhe verstecken,<br />

die in seinem Museum steht.<br />

Wer ihm eine Zeitlang zuhört, fängt an zu<br />

glauben, dass diese grünen Vulkankegel<br />

nicht weit draußen im Meer liegen, son<strong>der</strong>n<br />

eigentlich <strong>den</strong> Nabel <strong>der</strong> Welt darstellen,<br />

um <strong>den</strong> herum sich die großen Kontinente<br />

gruppieren. »Ich bin hier geboren, ich bin<br />

euphorisch«, entschuldigt Francisco seine<br />

Begeisterung für die eigene Heimat. Es ist<br />

eben alles eine Frage <strong>der</strong> Perspektive. Und so<br />

kann auch eine Ansammlung von vier Häusern,<br />

ein paar Ruinen und einer Kapelle mit<br />

einem Fernseher darin, die am Fuße einer<br />

Steilküste auf ein paar Quadratmetern Land<br />

stehen, Teil des Nabels <strong>der</strong> Welt sein. ◀<br />

TOUREN<br />

Über <strong>den</strong> Kraterrand und durch tiefe Abgründe<br />

Abwechslung und Ausblick – <strong>der</strong> Azoren-Archipel bietet eine ganze Fülle<br />

von Wan<strong>der</strong>touren; wir haben fünf <strong>der</strong> <strong>schönsten</strong> für <strong>Sie</strong> ausgesucht.<br />

Fotos: Sandra Zistl (2), Veraçor; Karte: www.wikimedia.com<br />

TOUR 1: Montanha do Pico<br />

(2351 m), Pico<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1100 Hm 1100 Hm<br />

Charakter: Die Montanha do Pico<br />

ist <strong>der</strong> höchste <strong>Berg</strong> Portugals. Der<br />

Aufstieg auf <strong>den</strong> Vulkankrater ist eine<br />

technisch leichte Tour, bei <strong>der</strong> jedoch<br />

die Orientierung nicht leicht fällt.<br />

Sehr lohnend, da bei schönem Wetter<br />

tolle Weitsicht. Allerdings oft von<br />

Wolken verhangen<br />

Ausgangspunkt: Casa da Montanha<br />

(Ranger-Station, 1100 m). Hier<br />

obligatorische Registrierung und für<br />

alle, die ohne <strong>Berg</strong>führer unterwegs<br />

sind, gibt es ebenfalls obligatorisch<br />

ein GPS-Gerät. Hier auch Abmeldung<br />

nach Ende <strong>der</strong> Tour und Rückgabe<br />

des GPS-Gerätes. Caminho Florestal<br />

nº9, Candelária, 9950 Madalena, Mail:<br />

pnpico.casadamontanha@azores.<br />

gov.pt, Tel. 0 03 51/9 67 30 35 19,<br />

Öffnungszeiten: 1. Oktober bis 30.<br />

April samstags und sonntags von 8.30<br />

Uhr bis 18.30 Uhr; 1. bis 31. Mai und<br />

16. bis 30. September täglich von 8<br />

bis 20 Uhr; 1. Juni bis 15. September<br />

täglich, 24 Stun<strong>den</strong><br />

Hütte: Unterwegs keine Hütte, einzige<br />

Einkehrmöglichkeit ist die Bar in <strong>der</strong><br />

Casa da Montanha.<br />

Route: anfangs gut sichtbarer, teilweise<br />

ausgeschwemmter Pfad, oberhalb<br />

<strong>der</strong> Vegetationszone nur noch schlecht<br />

sichtbare Steigspuren. Dafür hölzerne,<br />

nummerierte Leitpfosten, die jedoch<br />

nicht immer in Sichtweite stehen. Daher<br />

GPS o<strong>der</strong> Begleitung durch einen<br />

<strong>Berg</strong>führer unbedingt empfohlen.<br />

TOUR 2: Algarvia – Pico de Vara<br />

(1103 m), São Miguel<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Charakter: Dieser Wan<strong>der</strong>weg beginnt<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde Algarvia an <strong>der</strong><br />

Nordostküste von São Miguel und hat<br />

die mit 1103 m höchste Erhebung<br />

<strong>der</strong> Insel, <strong>den</strong> Pico da Vara, zum Ziel.<br />

Ausgangspunkt: Algarvia an <strong>der</strong><br />

Nordostküste von São Miguel<br />

Hütte: keine Einkehrmöglichkeit<br />

Route: Algarvia – Sicheltannenwald<br />

– Pico da Vara (1½ Std.) – Abstieg<br />

nach Lomba da Facenda o<strong>der</strong> wie<br />

Aufstieg zurück nach Algarvia<br />

TOUR 3: Cabeço Gordo,<br />

(1043 m), Faial<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

100 Hm 100 Hm<br />

Charakter: Diese Rundwan<strong>der</strong>ung<br />

beginnt und endet am 910 m<br />

hohen Aussichtspunkt »Miradouro<br />

da Caldeira«, führt rund um <strong>den</strong><br />

zentralen Riesenkrater von Faial und<br />

bietet in ihrem Verlauf ein herrliches<br />

Rundum-Panorama <strong>der</strong> Insel sowie<br />

bei guten Sichtverhältnissen auch die<br />

Aussicht auf die Nachbarinseln Pico<br />

und São Jorge. Da es sich um <strong>den</strong><br />

einzigen Gratwan<strong>der</strong>weg handelt, ist<br />

dieser nicht ausgeschil<strong>der</strong>t.<br />

Ausgangspunkt: Miradouro da<br />

Caldeira (910 m)<br />

Hütte: keine Einkehrmöglichkeit<br />

Route: Miradouro da Caldeira -<br />

Kraterrand des Cabeço Gordo<br />

TOUR 4: Pico do Pedro (750 m)<br />

– Pico da Esperança (1053 m) –<br />

Fajã do Ouvidor (0 m),<br />

São Jorge<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

Charakter: Diese Wan<strong>der</strong>ung beginnt<br />

am <strong>Berg</strong>sockel des Pico do Pedro,<br />

steigt bis zu <strong>der</strong> mit 1053 m höchsten<br />

Erhebung von São Jorge, dem<br />

Pico da Esperança, an und endet in<br />

<strong>der</strong> Küstenebene Fajã do Ouvidor.<br />

Ausgangspunkt: Pico do Pedro<br />

(750 m)<br />

Hütte: Restaurant am Tourenziel, <strong>der</strong><br />

Fajã do Ouvidor<br />

Route: Pico do Pedro – Pico da<br />

Esperança – Pico do Carvão – Fajã<br />

do Ouvidor<br />

TOUR 5: Pico Alto (587 m) –<br />

Anjos, Santa Maria<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

300 Hm 600 Hm<br />

Auf <strong>den</strong> Azoren heißt <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>n<br />

oft, mehr bergab zu gehen<br />

als bergauf. Das bedeutet:<br />

freier Blick auf vulkanische<br />

Formationen und das Meer.<br />

Charakter: Die Wan<strong>der</strong>ung führt auf<br />

<strong>den</strong> Pico Alto (587 m), <strong>den</strong> höchsten<br />

Punkt von Santa Maria. Blick über<br />

die komplette Insel. Der Weg führt<br />

teilweise durch Lorbeerwald und<br />

durchquert zwei Schutzgebiete: die<br />

Landschaft von regionaler Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Nordküste und das Naturschutzgebiet<br />

«Baía dos Anjos».<br />

Ausgangspunkt: Estrada Florestal do<br />

Pico Alto<br />

Hütte: keine Einkehrmöglichkeit<br />

Route: Estrada Florestal do Pico<br />

Alto – Pico Alto – Barreiro da Faneca<br />

– Baía da Cré – Anjos<br />

04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 109


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Das perfekte <strong>Berg</strong>wochenende I Ausseerland<br />

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Ausseerland-Salzkammergut<br />

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Reich-Ranicki; Heimat von Kletterlegende<br />

Paul Preuß und »Dachsteinpapst« Friedrich<br />

Simony: Das Ausseerland, das zum Salzkammergut<br />

gehört, ist zwar vielen ein Begriff,<br />

doch kommen vergleichsweise wenige<br />

Touristen hierher. Gerade für <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> ist<br />

das ein Glück. Denn die Region nördlich des<br />

Dachstein-Massivs ist nicht nur landschaftlich<br />

reizvoll für Touren je<strong>der</strong> Art, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf angenehme Art und Weise ursprünglich<br />

und beschei<strong>den</strong> geblieben.<br />

»Wir sind das Gegenteil von <strong>den</strong>en«, sagen<br />

die Ausseer gerne – und grenzen sich von<br />

marktschreierischen Tourismusregionen ab.<br />

Bei manchen schwingt jedoch auch Kritik in<br />

dieser Bemerkung mit. <strong>Sie</strong> gründet darauf,<br />

dass man mit <strong>den</strong> eigenen Qualitäten zu sehr<br />

hinter dem <strong>Berg</strong>, in diesem Fall dem Dachstein,<br />

halte. Der ist 2995 Meter hoch und hat<br />

das Ausseerland nicht nur im <strong>Berg</strong>sportbereich<br />

geprägt – die Dachstein-Überquerung<br />

gilt als »National-Skitour« (siehe Tourentipps)<br />

– son<strong>der</strong>n auch kulturhistorisch. In <strong>den</strong><br />

Seitentälern sind alte Traditionen erhalten.<br />

Und Generationen von Schriftstellern haben<br />

seine »Zacken und Spitzen«, »Eisspalten und<br />

Höhlen«, »Wässer und Geröllströme«, wie es<br />

in Adalbert Stifters Erzählung »Der <strong>Berg</strong>kristall«<br />

heißt, Stoff für Geschichten geliefert. ◀<br />

110 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14


Walter Laserer war<br />

<strong>der</strong> erste Österreicher,<br />

<strong>der</strong> die Seven Summits<br />

bewältigte. Seither hat er als<br />

<strong>Berg</strong>führer Kun<strong>den</strong> auf alle sieben höchsten<br />

Gipfel <strong>der</strong> Kontinente geführt. Die Erkenntnis,<br />

dass er nicht mehr selbst das Risikobergsteigen<br />

pfl egen, son<strong>der</strong>n Kun<strong>den</strong> das Sicherheitsbergsteigen<br />

ermöglichen möchte, kam<br />

ihm vor 25 Jahren. Damals musste er nach<br />

einer Winterbesteigung des Mount McKinley<br />

zwei Wochen alleine im Basislager warten, bis<br />

er ausgefl ogen wer<strong>den</strong> konnte. Seit 25 Jahren<br />

bietet er nun mit seiner Firma »Laserer Alpin«<br />

Touren am Dachstein und in <strong>der</strong> ganzen Welt<br />

an. Schönster