Bergsteiger Wählen Sie den schönsten Berg der Erde! - Weltspitze (Vorschau)
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04<br />
Ueli Steck im großen Interview: »Wie eine Droge«<br />
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04 / April Juli 2014 2013<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlergruppe • Sesvennagruppe • Soierngruppe • Urner Alpen<br />
| <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>n | Klettersteige | Alpinismus<br />
<strong>Wählen</strong> <strong>Sie</strong> <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>!<br />
<strong>Weltspitze</strong><br />
▶ Watzmann ▶ Drei Zinnen ▶ Eiger ▶ Cerro Torre ▶ …<br />
Bayerns Erste<br />
Zehn Toptouren<br />
fürs Frühjahr<br />
Drei Zinnen<br />
50 Tourentipps<br />
Allgäu • Dolomiten • Luzern<br />
• Graubün<strong>den</strong> • Azoren • …<br />
Dachstein<br />
Das perfekte <strong>Berg</strong>wochenende<br />
in Bad Aussee<br />
Berner Oberland<br />
Eisenwege im Eigerschatten:<br />
Klettersteige für Einsteiger<br />
Innsbruck<br />
Abseits des Trubels: Touren<br />
zwischen Inntal und Sellrain<br />
Shivling<br />
Cerro Torre<br />
Eiger<br />
MITSPIELEN<br />
und GEWINNEN<br />
– das große<br />
FRÜHLINGS-<br />
RÄTSEL<br />
Im Test<br />
Regenhosen für<br />
besten Schutz<br />
Trentino<br />
Magma, Tuff und Tiefe:<br />
Auf Tour im Val di Fiemme<br />
Ama Dablam K2<br />
Monviso<br />
Watzmann<br />
›
DANKE,<br />
BERGE!<br />
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EDITORIAL<br />
Ästhetik,<br />
Wahn und<br />
Wi<strong>der</strong>spruch<br />
Zugegeben: Die Frage ist subjektiv und for<strong>der</strong>t<br />
zum Wettstreit heraus. Wer ist <strong>der</strong> Schönste <strong>der</strong><br />
Welt? Homer war beispielsweise vor fast 3000<br />
Jahren überzeugt davon, dass sich im Ästhetischen<br />
das Göttliche wie<strong>der</strong>finde. Nicht <strong>der</strong> schlechteste<br />
Ansatz: Denn wenn wir <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong> aller <strong>Berg</strong>e suchen, sind wir naturgemäß<br />
dem Himmel nahe. Man muss nicht streng gläubig sein, um im Anblick von Alpen,<br />
An<strong>den</strong> o<strong>der</strong> Himalaya das Wirken des Schöpfers zu erkennen. Menschliche Schönheit<br />
ist freilich immer dem Zeitgeist unterworfen – mal barock-sinnlich, mal verrucht,<br />
mal distinguiert. Aber wie ist das mit <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en? Welcher ist <strong>der</strong> Schönste?<br />
Macht es die Form, die Aura, die Exponiertheit? Wir haben Paten gesucht und sie<br />
nach ihrem persönlichen Favoriten gefragt. Natürlich schicken wir, die BERGSTEIGER-<br />
Redaktion, unseren eigenen mit ins Rennen. Entschei<strong>den</strong> dürfen <strong>Sie</strong>, liebe Leserinnen<br />
und Leser. Stimmen <strong>Sie</strong> ab bei <strong>der</strong> »historischen« Wahl zum <strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong><br />
Welt (S. 6–15). Und gewinnen <strong>Sie</strong> eine Trekking-Reise nach Nepal.<br />
Wo Licht, da auch Schatten. Muss es analog dazu heißen:<br />
Wo Schönheit, da auch Hässliches? Meine Meinung:<br />
<strong>Berg</strong>e sind per se nicht unästhetisch, bei manchen<br />
braucht man halt eine Weile, bis man das<br />
versteckte Schöne entdeckt. Doch was Menschen<br />
bisweilen mit <strong>Berg</strong>en machen, kann man mit<br />
Fug und Recht als geschmacklos bezeichnen. Lei<strong>der</strong> treibt die Sucht nach dem künstlichen<br />
Adrenalinschub auch in <strong>den</strong> Alpen immer seltsamere Blüten. Manche<br />
Tourismusorte glauben, mit Funparks dem Zeitgeist zu folgen und or<strong>den</strong>tlich<br />
abzukassieren. Meine Hoffnung ist, dass sich dies alsbald als gewaltiger Irrtum<br />
herausstellt. Unser Frühjahrsquiz beschäftigt sich mit dem unschönen Thema<br />
«Funpark Alpen« (S. 30–35).<br />
Namaste!<br />
Willkommen in Nepal<br />
– Natur erleben,<br />
<strong>den</strong> Körper spüren,<br />
mit Gleichgesinnten<br />
unterwegs sein.<br />
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Details anfor<strong>der</strong>n unter Telefon:<br />
089 / 23 50 06 - 0<br />
Der Spaß ist dem Schweizer Kletterer Ueli Steck übrigens seit dem Vorfall am Mount<br />
Everest im April 2013 vergangen, als ihn aufgebrachte Sherpas im Camp 2 lynchen<br />
wollten. Im großen <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>-Interview spricht er über die Zeit danach und<br />
über seinen riskanten Alleingang durch die Annapurna-Südwand im vergangenen<br />
Oktober (S. 46–50). Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />
Spiegelstraße 9, 81241 München<br />
Wan<strong>der</strong>nTrekking<strong>Berg</strong>tourenweltweit<br />
hauser-exkursionen.de
INHALT<br />
06<br />
Spieglein, Spieglein ...<br />
Der schönste <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt? Reinhold Messner,<br />
Philipp Lahm & Co. nennen ihre Favoriten, doch<br />
es kann nur einen geben. Entschei<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> selbst!<br />
24<br />
Los geht‘s!<br />
In <strong>den</strong> Bayerischen Alpen beginnt die<br />
Wan<strong>der</strong>saison: Die Aussichtslogen von<br />
Zugspitze & Co. sind schon schneefrei.<br />
TITELTHEMA<br />
06 Wer ist <strong>der</strong> Schönste?<br />
Promis und Profis nennen »ihren« <strong>schönsten</strong><br />
<strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt – auch <strong>Sie</strong> sind gefragt. Zu gewinnen<br />
gibt es eine Reise in <strong>den</strong> Himalaya.<br />
AKTUELL<br />
12 Neues aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>e<br />
12 PIOLET D‘OR Die Kandidaten für <strong>den</strong><br />
wichtigsten <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>preis stehen fest<br />
16 PRO & CONTRA Sind Skitourengeher<br />
wirklich die nachhaltigeren Wintertouristen?<br />
18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />
Webseiten zum Thema <strong>Berg</strong><br />
AUF TOUR<br />
24 Frühe Freu<strong>den</strong><br />
Dank des schneearmen Winters können<br />
Wan<strong>der</strong>er in <strong>den</strong> Bayerischen Alpen jetzt<br />
schon an <strong>der</strong> 2000er-Marke kratzen.<br />
36 Über dem Trubel<br />
Das mittlere Inntal kennt je<strong>der</strong> <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />
– von <strong>der</strong> Durchreise. Dabei bieten die <strong>Berg</strong>e<br />
dort alles, was sich Wan<strong>der</strong>er wünschen.
104<br />
Azoren hoch<br />
Immer warm, immer grün: neun<br />
Vulkaninseln für Winterflüchtlinge<br />
40<br />
Steile Seile<br />
Panorama-Klettersteige<br />
im Berner Oberland<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Touren für <strong>den</strong> Frühling<br />
Dos Capèl ....................................................................................... 55<br />
Schellschlicht ............................................................................ 55<br />
Seinskopf ....................................................................................... 55<br />
Ils Chalchogns .......................................................................... 57<br />
Piz Daint .......................................................................................... 57<br />
Piz Nuna .......................................................................................... 57<br />
Schwarzhorn-Klettersteig ...........................................59<br />
Eiger-Rotstock-Klettersteig .........................................59<br />
Rigi Scheidegg ..........................................................................59<br />
Weg <strong>der</strong> Schweiz ....................................................................61<br />
Rietzer Grieskogel .................................................................61<br />
Roßkogel .........................................................................................61<br />
88<br />
In trockenen<br />
Tüchern<br />
Von wegen: Regen-<br />
Überhosen sind nicht<br />
sexy! Dass man darin<br />
inzwischen eine gute<br />
Figur machen kann,<br />
zeigt <strong>der</strong> große<br />
BERGSTEIGER-Test<br />
36<br />
Über-Inntal<br />
Begegnungen in <strong>den</strong><br />
<strong>Berg</strong>en über Telfs<br />
Cover: Credits siehe Titelthema; weitere Fotos: R. Gantzhorn, R. Bösch, M. Pröttel, F. Baumann, F. Lenz, Veraçor<br />
40 Eisenwege im Eigerschatten<br />
Berner Oberland in Hochtourenhand?<br />
Mit nichten: Die Klettersteige auf die kleinen<br />
Nachbarn stehlen <strong>den</strong> Großen die Schau.<br />
64 Stadt, Land, See<br />
Alpin, urban, umarmt vom Vierwaldstätter<br />
See: Luzern ist eine wahre <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>stadt.<br />
70 Serie: Hüttenzauber<br />
Wie eine Krake reicht sie in die Touren -<br />
täler: Der Wert <strong>der</strong> Heidelberger Hütte steckt<br />
in ihrer Lage. Und im Kaiserschmarrn.<br />
74 Serie: GeoTop-Touren<br />
Der Geologenweg rund um <strong>den</strong> Dos Capèl<br />
in <strong>den</strong> Dolomiten bietet Einblicke ins<br />
Erdinnere – und so manche Figltour.<br />
78 Zwischen Ofen und Festsaal<br />
Das Val Müstair ist ein ebenso sonnen- wie<br />
schneeverwöhntes Tourengebiet. Das große<br />
Ostalpen-Panorama gibt’s inklusive.<br />
104 Serie: Winterfluchten<br />
Wenn alpenweit Schönwetter herrscht,<br />
liegt hier <strong>der</strong> Ursprung. Auf <strong>den</strong> Azoren<br />
gibt es nur einen Druck: Hochdruck.<br />
110 Pulver für Geschichten<br />
Früher kamen die Literaten, heute die<br />
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>: ein perfektes <strong>Berg</strong>wochenende<br />
in Bad Aussee unter dem Dachstein.<br />
REPORTAGE<br />
30 Künstlicher Kick<br />
Funparks in <strong>den</strong> Alpen: Das Geschäft mit<br />
dem Nervenkitzel freut nicht je<strong>den</strong>.<br />
SERVICE<br />
88 Wassermarsch<br />
Mit nassen Klamotten kühlt man am <strong>Berg</strong><br />
schnell aus. Regenhosen schützen davor.<br />
98 Serie: Hersteller im Profil<br />
Mit <strong>der</strong> Erfindung des Leichtwan<strong>der</strong>schuhs<br />
hat sich Lowa zum Schwergewicht <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>schuh-Industrie<br />
gemausert.<br />
PORTRÄT<br />
84 Der Symbadische<br />
Die Jeans am Everest ist alpine Geschichte,<br />
aber nur Fußnote im Leben des Managers<br />
und Familienmenschen Bernd Kullmann.<br />
48 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
Die Solo-Durchsteigung<br />
<strong>der</strong> Annapurna-Südwand<br />
ist ein Höhepunkt<br />
in Ueli Stecks Karriere,<br />
<strong>den</strong> <strong>der</strong> Schweizer<br />
kaum mehr zu toppen<br />
wagt. Doch ob er <strong>der</strong><br />
»Droge <strong>Berg</strong>«<br />
auch wi<strong>der</strong>stehen<br />
kann?<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
TV-Programm 23<br />
Davids Depeschen 52<br />
Härtetest 96<br />
<strong>Berg</strong>predigt 112<br />
Briefe/Impressum 113<br />
<strong>Vorschau</strong> 114<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 5
TITELTHEMA<br />
Die große Leser-Wahl<br />
Wer ist <strong>der</strong><br />
Schönste?<br />
Mitmachen lohnt sich!<br />
Alle Teilnehmer an <strong>der</strong> Wahl zum <strong>schönsten</strong><br />
<strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt nehmen an <strong>der</strong> Verlosung<br />
des »Lodge-Trekking zum Gokyo Peak« von<br />
HAUSER-Exkursionen teil. Die 18-tägige<br />
Reise für eine Person im Wert von 2695 Euro<br />
wird von 02. 10. bis 19. 10. 2014 stattfi<br />
n<strong>den</strong>. Kern <strong>der</strong> Reise ist ein 11-tägiges<br />
Lodge-Trekking, das durch Sherpa-Land tief<br />
ins Everest-Gebiet und zum Ama-Dablam-<br />
Basislager führt. Die Tour beinhaltet die<br />
Besteigung des Gokyo-Peak (5360 m), eines<br />
technisch leichten 5000ers mit Blick auf die<br />
vier 8000er Cho Oyu, Mount Everest, Lhotse<br />
und Makalu. Während <strong>der</strong> Tour wird auch<br />
das Projekt »Ein Tag – ein Baum« besucht.<br />
Die Teilnehmer <strong>der</strong> Reise unterstützen dabei<br />
die Wie<strong>der</strong>aufforstung des Khumbu-Gebietes,<br />
da HAUSER pro Trekkingtag und pro Trekkingteilnehmer<br />
ein Bäumchen pfl anzen lässt.<br />
Was die Menschen nicht alles<br />
suchen! Heidi Klum sucht<br />
das nächste Topmodel, Dieter<br />
Bohlen <strong>den</strong> Superstar und alle<br />
Fans im Sommer <strong>den</strong> Fußballweltmeister.<br />
Der BERGSTEIGER hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, <strong>den</strong> Superstar, das Topmodel,<br />
<strong>den</strong> Weltmeister unter <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en zu fin<strong>den</strong><br />
– nämlich <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt.<br />
Wichtig sind bei solch einer Suche zwei Dinge:<br />
1. Die Kandidaten 2. Die Jury. Als Jurymitglie<strong>der</strong><br />
kommen für uns nur unsere Leser in<br />
Frage, also SIE. Wie bei <strong>den</strong> Klums und Bohlens<br />
ist es jedoch schwierig, alle Kandidaten<br />
ins Finale aufzunehmen. Die BERGSTEIGER-<br />
Redaktion hat sich diese Vorauswahl allerdings<br />
nicht alleine anmaßen wollen. Deshalb<br />
haben wir acht <strong>Berg</strong>experten gebeten,<br />
als Paten für einen <strong>Berg</strong> aufzutreten. Darunter<br />
sind beispielsweise die Alpinisten Reinhold<br />
Messner und Gerlinde Kaltenbrunner<br />
sowie <strong>der</strong> nepalesische Trekkingführer Pem<br />
6 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
1Drei Zinnen (2999 m)<br />
Dolomiten, Italien<br />
»Die Drei Zinnen sind zu schön für irdische<br />
Maßstäbe. ›Steinerne Orgel‹, ›Gottes eigenwilligste<br />
Schöpfung‹ lauten die Urteile <strong>der</strong> Dichter,<br />
›drei ungeheuerliche Buddhas‹ sah gar Nordwand-<br />
Bezwinger Emilio Comici aus dem Kar aufragen.<br />
Für die BERGSTEIGER-Redaktion liegt die Schönheit<br />
<strong>der</strong> Drei Zinnen aber in viel profaneren<br />
Sphären. An<strong>der</strong>s als die entrückten Riesen des<br />
Himalaya sind sie nur eine kurze Wan<strong>der</strong>ung vom<br />
Tal entfernt, für Groß und Klein gut erreichbar.<br />
Denn in echt muss man sie gesehen haben,<br />
auch wenn <strong>der</strong> Blick vom Paternsattel beinahe<br />
überirdisch ist.«<br />
Der BERGSTEIGER, Jahrgang 1930,<br />
ist die älteste kommerzielle <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>-<br />
Zeitschrift <strong>der</strong> Welt.<br />
2<br />
Höfats (2259 m)<br />
Allgäuer Alpen, Deutschland<br />
»Der schönste <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt liegt hoch über<br />
Oberstdorf. Wie man es dreht und wendet,<br />
ob von Sü<strong>den</strong> o<strong>der</strong> von Nor<strong>den</strong>: Die Allgäuer<br />
Höfats ist <strong>der</strong> schönste <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt.«<br />
Alpin, Jahrgang 1963, zählt zu <strong>den</strong><br />
führen<strong>den</strong> kommerziellen<br />
<strong>Berg</strong>-Zeitschriften in Deutschland<br />
Foto: Udo Bernhardt<br />
Chhiri Sherpa. Die Redaktion steuert ebenfalls<br />
einen Kandidaten bei. Nummer zehn<br />
kommt von <strong>der</strong> Konkurrenz-Zeitschrift AL-<br />
PIN, die sich schon im Sommer 2013 auf <strong>den</strong><br />
<strong>schönsten</strong> <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> Welt festlegte – und uns<br />
ehrlich gesagt überraschte.<br />
<strong>Sie</strong> haben nun die Qual <strong>der</strong> Wahl. Schreiben<br />
<strong>Sie</strong> eine Postkarte an Redaktion BERGSTEI-<br />
GER, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
mit ihrem persönlichen Favoriten <strong>der</strong> auf<br />
<strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Seiten vorgestellten Kandi-<br />
daten. O<strong>der</strong> mailen <strong>Sie</strong> an redaktion@bergsteiger.de<br />
und schreiben <strong>Sie</strong> <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>namen<br />
gleich in die Betreffzeile. Natürlich können<br />
<strong>Sie</strong> auch unter www.bergsteiger.de an <strong>der</strong><br />
Abstimmung teilnehmen. Einsendeschluss<br />
ist <strong>der</strong> 30. April 2014.<br />
Und weil wir <strong>der</strong> Meinung sind, dass die <strong>Berg</strong>e<br />
immer noch am <strong>schönsten</strong> sind, wenn<br />
man zwischen ihnen steht, wird als Preis<br />
unter allen Wählern eine Trekkingreise<br />
nach Nepal verlost (siehe Kasten links).<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 7
3<br />
K2 (8611 m)<br />
Karakorum, China/Pakistan<br />
»Malt ein Kind einen <strong>Berg</strong> –<br />
es wird fast immer einen K2 zu<br />
Papier bringen: Kaum ein an<strong>der</strong>er<br />
<strong>Berg</strong> hat symmetrischere Linien,<br />
kaum ein an<strong>der</strong>er ragt so markant<br />
alleinstehend in <strong>den</strong> Himmel.<br />
Nicht nur von <strong>der</strong> pakistanischen Südseite!<br />
Von <strong>der</strong> chinesischen Nordseite ist die gleichschenklige<br />
Pyramide des K2 fast noch steiler.<br />
Meinem Mann Ralf gelang 1994 <strong>der</strong> Gipfel<br />
gleich im ersten Anlauf über <strong>den</strong> Abruzzen-Grat.<br />
Mir war es erst bei <strong>der</strong> vierten K2-Expedition –<br />
bei dreien von Ralf begleitet – und im insgesamt<br />
SIEBTEN Anlauf vergönnt, über <strong>den</strong> Nordpfeiler<br />
auf seinem Gipfel zu stehen. Das schweißt<br />
zusammen!«<br />
Gerlinde Kaltenbrunner, Jahrgang 1970,<br />
und ihr Mann Ralf Dujmovits, bil<strong>den</strong><br />
das wohl bekannteste Paar des Höhenbergsteigens.<br />
Fotos: Ralf Dujmovits<br />
8 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
4<br />
Monviso (3841 m)<br />
Cottische Alpen, Italien<br />
Foto: Iris Kürschner, privat<br />
»Es gibt für mich keinen <strong>Berg</strong>, <strong>der</strong><br />
die Verbindung zwischen Kulturlandschaft<br />
und hochalpiner Landschaft<br />
besser und schöner herstellt<br />
als <strong>der</strong> Monviso. Wenn <strong>der</strong> <strong>Berg</strong><br />
im Frühjahr noch tief verschneit ist<br />
und man gleichzeitig <strong>den</strong> Blick auf die Weinberge<br />
des Piemonts hat, dann ist das pure Ästhetik.<br />
Zudem ist die Besteigung von Sü<strong>den</strong> her ein<br />
sehr schöner Spaziergang durch <strong>den</strong> Fels – recht<br />
einfach und ohne große Ausrüstung machbar,<br />
trotzdem aber spektakulär.«<br />
Dominik <strong>Sie</strong>grist, Jahrgang 1957, ist<br />
Professor für Geografie und Landschaftsplanung<br />
sowie Präsi<strong>den</strong>t <strong>der</strong> Alpenschutzkommission<br />
Cipra.<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 9
5Shivling (6543 m)<br />
Himalaya, Indien<br />
»Am Shivling liebe ich die Form:<br />
Wie eine Pyramide steht er im indischen<br />
Teil des Himalaya: So markant<br />
und doch so grazil. Dabei reizt mich<br />
weniger seine Höhe (6543 m) als<br />
die technischen Schwierigkeiten.<br />
Mit seinen drei sehr steilen Felswän<strong>den</strong> und <strong>den</strong><br />
markanten Graten ist er für ambitionierte Kletterer<br />
ein Traum. Für die Begehung <strong>der</strong> grandiosen<br />
Shiva’s Line hat Thomas Huber völlig zu Recht<br />
<strong>den</strong> Piolet d‘Or bekommen. Darüber hinaus ist er<br />
ein sehr mystischer <strong>Berg</strong>, <strong>der</strong> seinen Namen<br />
<strong>der</strong> Gottheit Shiva verdankt. Sein Gletschereis<br />
nährt <strong>den</strong> Bhagirathi, <strong>der</strong> dann in <strong>den</strong> Ganges,<br />
<strong>den</strong> heiligsten Fluss <strong>der</strong> Hindus, fließt.«<br />
Nina Schlesener, Jahrgang 1984,<br />
ist Deutschlands jüngste staatlich<br />
geprüfte <strong>Berg</strong>führerin.<br />
Foto: Nina Schlesener, Klaus Kranebitter<br />
10 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
6<br />
Cerro Torre (3128 m)<br />
Patagonien, Argentinien/Chile<br />
Foto: Corey Rich/Red Bill Content Pool, Robert Bösch<br />
»Der Cerro Torre liegt genau in<br />
dem ›brüllen<strong>den</strong> Vierziger‹, wie<br />
die Seefahrer diese Region auf<br />
<strong>der</strong> Südhalbkugel bezeichnen. Ein<br />
Granitzacken, <strong>der</strong> im ersten Sonnenlicht<br />
einer Flamme gleich in <strong>den</strong><br />
Himmel lo<strong>der</strong>t und damit ein fantastisches, aber<br />
gleichzeitig trügerisches Bild abgibt. Denn sein<br />
wahres Gesicht zeigt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong> erst, wenn man ihn<br />
nicht sieht. Wenn er von <strong>den</strong> sturmgepeitschten<br />
Wolken tagelang umhüllt wird, wenn die Seile<br />
nicht nach unten fallen, son<strong>der</strong>n vom Sturm nach<br />
oben getragen wer<strong>den</strong> und man sich nur noch<br />
eines wünscht, nämlich irgendwie heil runterzukommen,<br />
von diesem ›Schrei aus Stein‹.«<br />
Robert Bösch, Jahrgang 1954, <strong>Berg</strong>führer<br />
und Geograf, hat sich vor allem<br />
als herausragen<strong>der</strong> Alpinfotograf einen<br />
Namen gemacht.<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 11
7<br />
Machapucharé (6997 m)<br />
Himalaya, Nepal<br />
»Der Machapucharé (übersetzt<br />
›Fischschwanz‹) hat eine sehr<br />
eigenwillige und unverwechselbare<br />
Form. Mich fasziniert beson<strong>der</strong>s,<br />
dass <strong>der</strong> <strong>Berg</strong> im Annapurna-Massiv<br />
noch unbestiegen ist. Er gilt<br />
<strong>den</strong> Einheimischen als Sitz des Amitabha, des<br />
›Buddha des unermesslichen Lichtglanzes‹,<br />
und ist damit heilig. 1964 verfügte <strong>der</strong> nepalesische<br />
König zum Glück ein Expeditionsverbot.<br />
Der <strong>Berg</strong> ist von weit her sichtbar und zieht einen<br />
in seinen Bann. In meinem Museum Firmian<br />
auf Schloss Sigmundskron hängt ein Porträt<br />
des Machapucharé, gemalt vom Künstler<br />
Nino Malfatti.«<br />
Reinhold Messner, Jahrgang 1944, ist<br />
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>, Autor und Museumsbetreiber<br />
Foto: Fotolia, Messner Mountain Museum<br />
12 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
8<br />
Watzmann (2713 m)<br />
Berchtesga<strong>den</strong>er Alpen, Deutschland<br />
Foto: Bernd Römmelt, Nadine Rupp<br />
»Als Fußballprofi komme ich lei<strong>der</strong><br />
nicht oft zum <strong>Berg</strong>steigen. Ich<br />
schaffe es höchstens mal auf <strong>den</strong><br />
Wallberg – aber schon von dort<br />
ist <strong>der</strong> Blick auf <strong>den</strong> Tegernsee<br />
phantastisch. Überhaupt haben<br />
wir in Bayern viele schöne <strong>Berg</strong>e, <strong>der</strong> schönste<br />
davon, vielleicht auch <strong>der</strong> schönste <strong>der</strong> Welt,<br />
ist für mich <strong>der</strong> Watzmann. Ich war zwar noch nie<br />
oben, aber von Berchtesga<strong>den</strong> aus ist <strong>der</strong> Anblick<br />
des Massivs extrem beeindruckend. Mich würde<br />
in dem Gebiet mal eine Skitour reizen. Das ist<br />
allerdings wohl ein Projekt, das bis nach meiner<br />
Fußball-Karriere warten muss.«<br />
Philipp Lahm, Jahrgang 1983, ist Kapitän<br />
des FC Bayern München und <strong>der</strong> Deutschen<br />
Nationalmannschaft<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 13
9<br />
Eiger (3970 m)<br />
Berner Alpen, Schweiz<br />
»Wenn ich unten an <strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />
stehe, dann will ich dort einfach<br />
hochklettern. Ich bin schon so<br />
viele Male diese Wand geklettert,<br />
sie fasziniert mich immer noch.<br />
Aber nicht nur die Wand, auch <strong>der</strong><br />
<strong>Berg</strong> selber ist einzigartig. Er bietet so viele<br />
Möglichkeiten: Du kannst Sportklettern, alpin<br />
klettern, du hast schöne Gratklettereien, im Winter<br />
kannst du die Westflanke mit Ski abfahren.<br />
Der Eiger ist einfach <strong>der</strong> perfekte <strong>Berg</strong>.«<br />
Ueli Steck, Jahrgang 1976, wurde<br />
als Extrembergsteiger vor allem durch<br />
seine Solo- und Speedbegehungen,<br />
unter an<strong>der</strong>em am Eiger, bekannt.<br />
Fotos: Robert Bösch<br />
14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
10<br />
Ama Dablam (6814 m)<br />
Himalaya, Nepal<br />
Foto: Ralf Dujmovits,Thomas Ebert<br />
»Die Ama Dablam hat eine unvergleichliche<br />
Form – ganz an<strong>der</strong>s<br />
als an<strong>der</strong>e <strong>Berg</strong>e, sie ähnelt eher<br />
einem Frauenkörper. Obwohl die<br />
Südwestwand natürlich die berühmteste<br />
Seite ist und am meisten<br />
fotografiert wird, ist die Ama Dablam von allen<br />
Seiten schön. Man sagt hier, ihre langen Grate<br />
seien wie die Arme einer Mutter, die ihr Kind<br />
beschützt. Mir gefällt auch, dass die Sherpas<br />
je<strong>den</strong> Herbst die Fixseile entfernen – so ist <strong>der</strong><br />
<strong>Berg</strong> für die erste Gruppe im Frühjahr fast<br />
jungfräulich. Es gibt höhere <strong>Berg</strong>e als die Ama<br />
Dablam, aber auf ihr gestan<strong>den</strong> zu haben,<br />
macht mich heute noch glücklich.«<br />
Pem Chhiri Sherpa (»Pemba«), Jahrgang<br />
1974, arbeitet seit 1998 als <strong>Berg</strong>- und<br />
Trekkingführer in seiner Heimat Nepal und<br />
stand zweimal auf dem Mount Everest. ◀<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 15
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />
04/14 BERGSZENE<br />
Großer Favorit: Ueli Steck<br />
durchstieg im Alleingang<br />
die Annapurna-Südwand.<br />
Zitat des Monats<br />
»Heute früh waren<br />
die Beine schwer,<br />
aber jetzt ging’s<br />
ganz leicht.«<br />
Toni Palzer, Jahrgang 1992, nach 1200 gesammelten<br />
Höhenmetern (in 90 Minuten) beim Charity-<br />
Rennen zugunsten <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>wacht Berchtesga<strong>den</strong>.<br />
Der Ramsauer hatte beim Jennerstier – wenige<br />
Stun<strong>den</strong> zuvor – die Deutsche Meisterschaft im<br />
Skibergsteigen souverän gewonnen: 1050 Höhenmeter<br />
in 49:30 Minuten.<br />
Fotos: Robert Bösch, DAV / Dörte Pietron, Alastair Lee<br />
Wer holt die gol<strong>den</strong>e Eisaxt?<br />
DIE NOMINIERTEN DES 22. PIOLET D‘OR STEHEN FEST<br />
Für ihre Expedition im Satling nominiert:<br />
die Damen des DAV-Exped-Ka<strong>der</strong><br />
Mehr als 70 Besteigungen aus dem Jahr 2013 umfasst die<br />
»Big List« <strong>der</strong> Journalisten Claude Gardien (Vertical) und Lindsay<br />
Griffin (American Alpine Journal) für <strong>den</strong> wichtigsten Preis im<br />
<strong>Berg</strong>steigen. Sechs davon wird die Jury um George Lowe, Erri de<br />
Luca, Catherine Destivelle, Denis Urubko, Karin Steinbach<br />
und Sungmuk Lim auswählen, ehe Ende März in Courmayeur<br />
<strong>der</strong> Gewinner gekürt wird. Nicht die schwierigste Route gewinnt,<br />
auch Faktoren wie <strong>der</strong> Begehungsstil, das sogenannte<br />
Commitment (»Hingabe«) und die Routenwahl spielen eine<br />
wichtige Rolle. Das macht die Vergabe umso schwieriger:<br />
Im Vorjahr hatten alle sechs Nominierten die Auszeichnung<br />
erhalten. Der Amerikaner John Roskelley wird für seine<br />
Leistungen im Höhenbergsteigen mit dem »Walter Bonatti Award«<br />
für sein Lebenswerk geehrt, als Favorit für <strong>den</strong> Piolet gilt Ueli Stecks Solo an <strong>der</strong><br />
Annapurna Südwand. Ein Interview<br />
mit Steck lesen <strong>Sie</strong> in dieser Ausgabe ab<br />
Seite 46. Die Big List ist einsehbar unter<br />
www.pioletsdor.com.<br />
–te–<br />
Preise runter, Kosten rauf<br />
Das nepalesische Tourismusministerium hat die Expeditionsgebühren neu gestaffelt.<br />
Für <strong>den</strong> Everest wer<strong>den</strong> zur Frühjahrssaison statt 25 000 künftig nur noch 11 000<br />
US-Dollar pro Person fällig. Allerdings wird im Gegenzug das Gruppenpermit gestrichen,<br />
bei dem ab sieben Teilnehmern bisher 10 000 Dollar pro Kopf fällig waren. Die neue<br />
Preisstaffel soll kleine und nepalesische Anbieter gegenüber kommerziellen Expeditionen<br />
stärken. Zudem wer<strong>den</strong> die Gebühren für die an<strong>der</strong>en 8000er in Nepal von 5000 auf<br />
1800 US-Dollar gesenkt. Die neue Regelung gilt ab 2015. –te–<br />
Mit Außenseiterchancen: die Erstbegehung<br />
am Ulvetanna in <strong>der</strong> Antarktis<br />
16 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
i<br />
Foto: Vanessa Duldner<br />
Fünf Fragen an …<br />
Ludwig Graßler (88),<br />
<strong>der</strong> in <strong>den</strong> 70er Jahren<br />
<strong>den</strong> Weitwan<strong>der</strong>weg<br />
»München-Venedig« erfand<br />
3D Flex System:<br />
bessere Kontrolle beim Antreten<br />
Thermo Tech Injection:<br />
perfekt wasserabweisend<br />
...<strong>den</strong> Weitwan<strong>der</strong>-Pionier<br />
Wie erfindet man als Flachlän<strong>der</strong> einen <strong>der</strong> beliebtesten<br />
Weitwan<strong>der</strong>wege über die Alpen?<br />
Als gebürtiger Amberger war ich 300 Kilometer von <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en weg,<br />
dazu zehn Geschwister, Vater in Frührente – wie sollte ich da in die<br />
<strong>Berg</strong>e kommen? Aber es gab einen Salesianerpater, <strong>der</strong> zuvor in<br />
Benediktbeuern war; von <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en dort hat er mir vorgeschwärmt.<br />
1962 bin ich nach Wolfratshausen gezogen und habe von dort aus<br />
neue Wan<strong>der</strong>wege entlang <strong>der</strong> Isar in die <strong>Berg</strong>e gesucht.<br />
Nach Venedig ist es aber ein ganz schönes Stück!<br />
Mit dem Isartalverein wan<strong>der</strong>ten wir ins Inntal, wo alle sagten:<br />
Jetzt sind wir erst richtig eingelaufen! Der Wunsch weiterzugehen hat<br />
mich dann ver anlasst, einen Weg von München nach Venedig zu<br />
fi n<strong>den</strong>. In <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en gab es nicht mehr viel zu tun, deshalb haben<br />
wir vorhan<strong>den</strong>e Wege kombiniert – zum Beispiel die Dolomitenhöhenwege<br />
Nr. 2 und Nr. 1, <strong>den</strong>en man bis Belluno folgt. Von da muss man<br />
nur noch durch die Piave-Ebene an die Adria.<br />
Viele Wan<strong>der</strong>er brechen am 8. 8. um 8 Uhr auf. Warum?<br />
Der 8.8. ist ein gutes Datum. Er liegt in <strong>den</strong> großen Ferien, und <strong>der</strong><br />
Schnee ist bereits geschmolzen. Später ist mir gekommen: Die<br />
Kreise <strong>der</strong> 8 haben einen symbolischen Gehalt. <strong>Sie</strong> stehen für die<br />
Schönheit und die Harmonie <strong>der</strong> Natur, die Gleichheit beim Wan<strong>der</strong>n<br />
und auf <strong>den</strong> Hütten sowie die Gemeinschaft in kleinen Gruppen.<br />
<strong>Sie</strong> stehen auch für die unendliche Freiheit, die man beim Wan<strong>der</strong>n<br />
erlangt, wenn man <strong>den</strong> Alltagsstress hinter sich lässt – und auch<br />
für die Länge des Weges, <strong>der</strong> manchmal beinahe unendlich erscheint.<br />
Gab es vor ihnen überhaupt <strong>den</strong> Begriff »Weitwan<strong>der</strong>n«?<br />
Ich glaube schon, bei aller Beschei<strong>den</strong>heit, dass München–Venedig<br />
dazu beigetragen hat. Vom meinem ersten Buch von 1977 gibt<br />
es nur 3000 Exemplare. Heute erscheinen die Wan<strong>der</strong>führer dazu<br />
– mehr o<strong>der</strong> weniger abgekupfert – in vier Verlagen!<br />
GOLD<br />
INDUSTRY<br />
AWARD 2013<br />
leichtere Ferse mit<br />
EVA Einsatz:<br />
maximale Dämpfung<br />
TRANGO CUBE<br />
Der innovative ultra-leichte Schuh für technischen Alpinismus<br />
und Klettersteigexkursionen. Fixiert neue Standards in Hinsicht<br />
auf Gewicht und Komfort dank des nahtlosen Schaftes und <strong>der</strong><br />
Thermo Tech Injektion Konstruktion mit <strong>den</strong> Schnürösen,<br />
welche in das thermoplastische Material getaucht wur<strong>den</strong>.<br />
Trango Cube GTX: die Zukunft des Alpinismus ist hier und jetzt.<br />
d in<br />
Italy (TN)<br />
l cated i<br />
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LA SPORTIVA® is a tradem<br />
ark of the shoe manufacturing co mpany “L<br />
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orti<br />
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S .p.A<br />
Ihr Tipp für Neulinge?<br />
Ein bisschen <strong>Berg</strong>erfahrung braucht es schon, o<strong>der</strong> jeman<strong>den</strong>, <strong>der</strong><br />
<strong>den</strong> Weg kennt. Für die Klettersteige empfi ehlt sich ein Brustgurt.<br />
Und nicht so viel mitnehmen – dank <strong>der</strong> Hütten braucht man nicht<br />
mehr als 10 bis 12 Kilo zu tragen. Alpenvereinsausweis nicht<br />
vergessen!<br />
Interview: Thomas Ebert<br />
www.lasportiva.com • Become a La Sportiva fan
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />
12/11 04/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
<strong>Berg</strong>-Splitter<br />
Foto: Archiv Reinhard Karl<br />
Fotogipfel<br />
Der 2. Oberstdorfer Fotogipfel vom 8. bis 14.<br />
Juni 2014 steht unter dem Motto »Heimat«.<br />
Profi s wie Thomas Höpker und Steve Thornton<br />
erklären alles zu Bil<strong>der</strong>stellung und –bearbeitung,<br />
Heinz Zak lädt zudem zur Fotowan<strong>der</strong>ung<br />
mit Biwak ein. Der BERGSTEIGER begleitet das<br />
Event als Medienpartner.<br />
–te–<br />
Karls Bil<strong>der</strong>schatz<br />
Am 6. April präsentiert Eva Altmeier-Karl<br />
auf dem »Weitsicht-Festival« in Darmstadt <strong>den</strong><br />
riesigen Bil<strong>der</strong>schatz ihres Mannes Reinhard<br />
Karl, <strong>der</strong> 1982 am Cho Oyu ums Leben kam.<br />
Die Bil<strong>der</strong> seiner letzten Dia-Show »Zeit zum<br />
Atmen« hat Altmeier-Karl neu digitalisiert und mit<br />
weiteren Bil<strong>der</strong>n und Zitaten angereichert. –te–<br />
»Intensiv leben« war das Motto des Sinnsuchers<br />
und 1. Deutschen am Everest.<br />
Foto: Dmitry Pichugin / fotolia.com<br />
Von rechts nach links: die »Fitz Traverse«,<br />
die auch das Logo von Patagonia ziert.<br />
Patagonischer Paukenschlag<br />
FITZ ROY TRAVERSE ERSTMALS BEZWUNGEN<br />
Eines <strong>der</strong> ganz großen Projekte in Patagonien ist geknackt: Mitte Februar überkletterten<br />
Tommy Caldwell und Alex Honnold binnen fünf Tagen die »Fitz Traverse«,<br />
<strong>den</strong> über fünf Kilometer langen Grat des Fitz Roy und seiner zahlreichen Trabanten.<br />
Die Schwierigkeiten auf <strong>den</strong> 4000 Höhenmetern gaben die bei<strong>den</strong> Amerikaner<br />
mit 7a (5.11d), C1 und 65° an, wobei sich das gute Wetter mit <strong>den</strong> schlechten Verhältnissen<br />
(stark vereiste Risse und Rauhreif) die Waage hielt. Bemerkenswert ist <strong>der</strong><br />
saubere und minimalistische Stil: Geklettert wurde meist simultan und in Zustiegsschuhen,<br />
lediglich sechs Expressen waren im Gepäck. Schlafsack und Eisgerät teilten<br />
sich die bei<strong>den</strong>. Seine Sonnenbrille konnte Caldwell allerdings nicht entbehren,<br />
weswegen Honnold auf dem Trip schneeblind wurde. Caldwell vermisste vor allem<br />
Creme für die geschun<strong>den</strong>en Hände. Honnolds Fazit nach seiner ersten Tour in<br />
Patagonien: »Der ganze Trip war wie ein extremer Campingurlaub.«<br />
–te–<br />
Doppelter Doppelsieg<br />
Die deutschen Skibergsteiger sind in Topform:<br />
Erst erzielten Sepp Rottmoser (Rosenheim)<br />
und Anton Palzer (Berchtesga<strong>den</strong>) beim Weltcup<br />
im Val Comelico einen Doppelsieg in <strong>der</strong><br />
Sprintdisziplin. Eine Woche später ging es zur<br />
Europameisterschaft in Andorra: Dort hielt<br />
Palzer in bei<strong>den</strong> Rennen wacker in <strong>der</strong><br />
italienischen Spitzengruppe mit und wurde im<br />
Vertikal- und Individualrennen jeweils Vierter<br />
– was dem 20-Jährigen zugleich die EM-Titel in<br />
seiner Altersklasse (U23) bescherte. –te–<br />
Beson<strong>der</strong>es zum Run<strong>den</strong><br />
Das Messner Mountain Museum auf Schloss<br />
Sigmundskron widmet sich 2014 ganz dem<br />
Jubilar: Im September feiert Reinhold Messner<br />
seinen 70. Geburtstag. Vom 2. März bis 16.<br />
November zeigen die Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />
seine 8000er, die Antarktis und die Gobi anhand<br />
von Werken des Tiroler Künstlers Richard<br />
Rangger sowie seine Biographie. –te–<br />
Leserreise vom Glockner bis ans Meer<br />
Das Konzept des Weitwan<strong>der</strong>weges<br />
»Alpe-Adria-Trail« ist<br />
bestechend: Man beginnt im<br />
Hochgebirge und bewegt<br />
sich von Tag zu Tag näher aufs<br />
Meer zu. Das Wan<strong>der</strong>n wird<br />
auf <strong>den</strong> 750 Kilometern zu<br />
einer Entdeckungstour durch<br />
Österreich, Slowenien und<br />
Italien. BERGSTEIGER-Leser<br />
können nun die herausragensten<br />
<strong>der</strong> insgesamt 43 Etappen<br />
Sehnsuchtsort mit Sonne: Millstätter See<br />
per Leserreise erleben. Teil 1 (20. – 29. Juni 2014) beginnt im<br />
Nationalpark Hohe Tauern und führt bis zu <strong>den</strong> glasklaren Badeseen<br />
wie Ossiacher See und Wörther See. Teil 2 (12. – 21. Sept.) startet an<br />
<strong>der</strong> Soca in Slowenien und endet am Mittelmeer. Beide Teile sind<br />
natürlich auch einzeln buchbar. Programm und Leistungen fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong><br />
unter www.bergsteiger.de sowie unter www.alpe-adria-trail.com. –mr–<br />
Foto: Daniel Zupanc/Kärtnen Werbung<br />
18 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
<strong>Berg</strong>-Fundstück<br />
MANCHE<br />
MÖGEN’S HEISS ...<br />
Wärme zum Aufklappen:<br />
Der Benzin-betriebene<br />
Zippo Handwärmer lässt<br />
die Damen bei Schlechtwetter<br />
am Gipfel anschmiegsam<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
www.zippo.de, Preis: 37,50 Euro<br />
Nächtliches Treiben<br />
VIELE TEILNEHMER UND WENIG SCHNEE IN BERCHTESGADEN<br />
»Wir kommen wie<strong>der</strong>!«<br />
Obwohl das 3. Berchtesga<strong>den</strong>er<br />
Skitourenfestival<br />
»nicht vom Schneegott<br />
geküsst wurde«, wie<br />
Veranstalter Toni Grassl<br />
zum Auftakt verkündete,<br />
waren die 120 Teilnehmer<br />
vollauf zufrie<strong>den</strong>.<br />
Nagelneues Testmaterial<br />
und professionelle<br />
Workshops schufen ein<br />
ideales Umfeld, das auch<br />
Skitouren-Ass Toni Palzer<br />
anzog. Der Ramsauer<br />
machte am Samstag<br />
erst die Deutsche Meisterschaft<br />
im Skibergsteigen<br />
43 500 Hm wur<strong>den</strong> beim Gaudirennen gesammelt.<br />
klar und erlief beim abendlichen Charity-Rennen mit <strong>den</strong> Teilnehmern<br />
650 Euro zugunsten <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>wacht. So viel Einsatz belohnte <strong>der</strong> Schneegott:<br />
Über Nacht fiel das ersehnte Weiß vom Himmel.<br />
–te–<br />
Foto: Thomas Ebert<br />
Foto: Sébastien Montaz-Rosset<br />
Bringt <strong>den</strong> Laufsport ins hochalpine<br />
Gelände: Kilian Jornet<br />
Allen davongelaufen<br />
Kilian Jornet ist <strong>der</strong> National Geographic People’s Choice Adventurer<br />
of the Year. Bei <strong>der</strong> Leserwahl setzte sich <strong>der</strong> 26-jährige Katalane<br />
unter an<strong>der</strong>em gegen <strong>den</strong> Kletterer Adam Ondra und Diana Nyad durch,<br />
die ohne Haikäfi g von Florida nach Kuba schwamm. Jornet, <strong>der</strong> im<br />
Sommer wie Winter die <strong>Berg</strong>lauf-Weltcups dominiert, wurde für seine Pionierleistungen<br />
bei <strong>der</strong> Verbindung von Trail Running und Alpinismus nominiert.<br />
–te–<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Mammut-Chef<br />
Rolf Schmid wurde<br />
für die nächsten zwei<br />
Jahre zum Präsi<strong>den</strong>ten <strong>der</strong><br />
European Outdoor Group<br />
(EOG) gewählt und löst<br />
damit David Udberg ab.<br />
Unter dem Dach <strong>der</strong> EOG<br />
versammeln sich fast 90<br />
Führungskräfte <strong>der</strong> größten Outdoor-<br />
Marken Europas. Auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Nachhaltigkeit nimmt die EOG eine<br />
wichtige Rolle ein und will Lösungen<br />
zu chemietechnischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
energisch vorantreiben. +++<br />
+++ Im April eröffnet die<br />
»Salewa World« mit <strong>den</strong> Marken<br />
Dynafi t und Salewa auf einer La<strong>den</strong>fl äche<br />
von 400 Quadratmetern im Tal 21 in<br />
München. Mit dem Flagship Store kommt<br />
die Marke – nach fast 80 Jahren seit<br />
Gründung des Unternehmens in München<br />
– wie<strong>der</strong> zurück an ihren Ursprung. +++<br />
+++ Dynafit<br />
arbeitet ab sofort<br />
mit <strong>der</strong> Vereinigung<br />
<strong>der</strong> internationalen<br />
<strong>Berg</strong>führerverbände<br />
zusammen. Künftig<br />
wer<strong>den</strong> einzelne Vertreter des Verbands,<br />
beispielsweise Ausbil<strong>der</strong>, Produkte des<br />
Skitourenausrüsters auf Expeditionen<br />
testen, wie bereits 2013 am Denali. +++<br />
+++ Ab Herbst gibt es Norrøna<br />
auch für Kin<strong>der</strong>. Für die Winterkollektion<br />
2014/15 bringt die norwegische<br />
Outdoor- und Freeridemarke<br />
eine bunte, zeitlose Junior-<br />
Linie für Kin<strong>der</strong> zwischen acht<br />
und zwölf Jahren heraus, die<br />
aus <strong>den</strong> gleichen hochwertigen<br />
Materialien besteht wie<br />
die Erwachsenen-Linie. +++<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 19
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />
12/11 04/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Bisweilen schwebt man als<br />
Skibergsteiger über <strong>den</strong> Dingen...<br />
...manchmal gerät man in die<br />
Blechlawine, wie hier am Hoadl.<br />
Fotos: Andreas Srauß, Thomas Ebert<br />
Sind Skitourengeher die besseren <strong>Berg</strong>touristen?<br />
Skitourengeher gelten aktuell als Protagonisten eines nachhaltigen Tourismus. Aber macht <strong>der</strong> Liftverzicht allein das Skibergsteigen grün?<br />
Unsere Autoren waren geteilter Meinung – schicken <strong>Sie</strong> uns Ihre per Leserbrief o<strong>der</strong> E-Mail an redaktion@bergsteiger.de<br />
<strong>Sie</strong>gfried Garnweidner, BERGSTEIGER-Autor<br />
»Tourengeher sind nachhaltiger«<br />
Dem Tourengeher genügt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>, so wie er ist. Er<br />
braucht keine Pistenautobahnen, keine Energie- und<br />
Wasser fressen<strong>den</strong> Schneekanonen, die Wildtiere<br />
kilometerweit vertreiben. Er will keine künstlichen Wasserspeicher, keine<br />
Liftkabel, keine Lautsprecher, keine stinken<strong>den</strong> Pistenraupen und keinen<br />
Rummel. Er zerstört keine Lebensräume unwie<strong>der</strong>bringlich. Die einzige<br />
Energie, die er verbraucht, ist seine eigene und die ist gottlob regenerativ.<br />
Der Tourengeher muss keinen Tagesskipass hereinfahren. Er kann <strong>den</strong><br />
<strong>Berg</strong> stressfrei hinauf spuren und die Landschaft genießen. Er kommt<br />
nur langsam voran. Damit gibt er dem Wild Gelegenheit, gemächlich<br />
abzuziehen – oft erleichtern sogar alte Skispuren das Fortkommen.<br />
Der Tourengeher ist sozial. Auf fast je<strong>der</strong> Tour bieten sich zahlreiche Gelegenheiten<br />
für Kontakte, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft o<strong>der</strong> nur<br />
einen angenehmen Ratsch auf dem Gipfel. Eine Skitourenausrüstung<br />
kostet Geld, hält aber viele Jahre. Es entspricht <strong>der</strong> Mentalität <strong>der</strong><br />
meisten Tourengeher, dass sie nicht ständig das Neueste und Teuerste an<br />
Ausrüstung haben müssen – lieber kehren sie nach <strong>der</strong> Tour gemütlich<br />
ein. Viele Talgemeinschaften haben <strong>den</strong> sanften Tourismus entdeckt. <strong>Sie</strong><br />
verzichten auf zerstörerische Liftzirkus-Anlagen, för<strong>der</strong>n stattdessen <strong>den</strong><br />
Skitourenlauf – die ursprünglichste Form des Skisports – und fahren<br />
nicht schlecht damit. So gelingt es, die Umwelt <strong>der</strong> Nachwelt zu erhalten.<br />
Pro & Contra<br />
Dominik Prantl, Redaktion BERGSTEIGER<br />
»Tourengeher sind Opportunisten«<br />
Nachhaltigkeit umfasst neben <strong>der</strong> ökologischen auch<br />
soziale und ökonomische Dimensionen – und <strong>der</strong><br />
Tourengeher zeigt sich in mehreren Bereichen keineswegs<br />
so nachhaltig, wie er sich selbst gerne darstellt. Das beginnt schon bei <strong>der</strong><br />
Ökologie. Natürlich bleibt <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en eine Erschließung erspart. Nur:<br />
Kaum ein unerschlossener <strong>Berg</strong>, kaum eine Rinne, kaum ein Hang ist vor<br />
Skibergsteigern sicher. Jäger wissen sehr wohl, dass beispielsweise Rotwild<br />
sogar unter punktuellen Störungen leidet – und Fluchtversuche oft mit<br />
dem Leben bezahlen. Gleiches gilt beispielsweise für das Auerwild. Dabei<br />
ist es egal, ob Massen o<strong>der</strong> nur einzelne Geher durch ihr Revier laufen.<br />
Das ist keine Meinung <strong>der</strong> Seilbahnindustrie, son<strong>der</strong>n das Ergebnis eines<br />
Langzeitmonitorings im Nationalpark Bayerischer Wald. Geradezu albern<br />
wird das Umweltschutzgeschwätz bei Skitouren im Kaukasus o<strong>der</strong> nach<br />
Norwegen. Bei <strong>den</strong> wirtschaftlichen Effekten ist die Sache noch eindeutiger.<br />
Rein wertschöpfungstechnisch gesehen ist <strong>der</strong> Tourengeher je<strong>den</strong>falls<br />
eine Katastrophe, da er im Vergleich zum Liftnutzer so gut wie kein Geld in<br />
<strong>der</strong> Region lässt. Auch das ist keine Schätzung, son<strong>der</strong>n das Ergebnis<br />
einer Studie von <strong>der</strong> Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee<br />
und Landschaft. Dass mir persönlich eine Skitour auf <strong>den</strong> Piz Arina<br />
sympathischer ist als das nicht weit davon entfernte Skigebiet von Ischgl,<br />
än<strong>der</strong>t lei<strong>der</strong> nichts an <strong>der</strong> Tatsache: Auch wir sind nur Opportunisten.<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Der Verein »Kein PSW« fürchtet, dass nach<br />
dem Gegenwind aus <strong>der</strong> Bevölkerung nicht mehr<br />
<strong>der</strong> Jochberg, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> weniger prominente<br />
Altlacher Hochkopf <strong>der</strong> Standort für das geplante<br />
Pumpspeicherkraftwerk sein wird. +++ Laut <strong>der</strong><br />
Tierschutzorganisation »Vier Pfoten« verzichten<br />
die Firmen The North Face, Patagonia, Mammut,<br />
Vaude und Jack Wolfskin künftig auf Daunen aus<br />
Stopfmast und Lebendrupf. +++<br />
Zwei Forscher haben das Unglück von vier<br />
Männern rekonstruiert, die 1926 am Aletschgletscher<br />
verschwun<strong>den</strong> waren und erst 2012 vom<br />
Eis freigegeben wur<strong>den</strong>. Die Männer hätten sich im<br />
Schneesturm im Bereich des Konkordiaplatzes<br />
verirrt, seien erfroren und dann fast 11 Kilometer<br />
vom Gletscher ins Tal transportiert wor<strong>den</strong>,<br />
berichteten Guillaume Jouvet und Martin Funk<br />
im Journal of Glaciology.<br />
Foto: http://page.mi.fu-berlin.de/jouvet/<br />
20 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
In Zukunft künstlich<br />
STUDIE ZUR SCHNEESICHERHEIT POLARISIERT<br />
Alpen im Chaos: So ambivalent wie <strong>der</strong> Winter in <strong>den</strong> Alpen<br />
verlief die Podiumsdiskussion in Immenstadt, auf <strong>der</strong> Mitte<br />
Februar über die Folgen des Klimawandels debattiert wurde.<br />
An Robert Steigers vorgestellter Studie schie<strong>den</strong> sich die Geister<br />
– Steiger sieht langfristig nur fünf bis 40 Prozent <strong>der</strong> bayerischen<br />
Skigebiete als schneesicher an. Dementsprechend for<strong>der</strong>ten<br />
Vertreter des DAV und Bund Naturschutz, »konkrete Alternativen<br />
zum klassischen Alpinski-Tourismus vorwärts zu bringen«,<br />
etwa nach dem Vorbild <strong>der</strong> österreichischen »<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer«.<br />
Peter Huber, Präsi<strong>den</strong>t des Verbandes Deutscher Seilbahnen<br />
(VDS), kritisierte dagegen die Studie: »Obwohl die diesjährigen<br />
Temperaturen knapp zwei Grad über dem Durchschnitt liegen,<br />
können wir unser Skigebiet in Garmisch im normalen Umfang<br />
betreiben.« Die Bedeutung <strong>der</strong> künstlichen Beschneiung werde<br />
noch zunehmen, sagte Huber. Ein Gesetz, welches <strong>den</strong> Einsatz von<br />
Schneekanonen oberhalb <strong>der</strong> Baumgrenze verbietet, exisitiert<br />
laut DAV und VDS nicht. Einig waren sich Naturschützer und Tou -<br />
ristiker, dass zu <strong>den</strong> 57 bestehen<strong>den</strong> Skigebieten in <strong>den</strong> Bayerischen<br />
Alpen keine weiteren hinzukommen wer<strong>den</strong>. –te–<br />
Fotos: DAV/Steffen Reich, DanielKoell / Fotolia<br />
Kontrovers debattiert: Vertreter von DAV und Bund Naturschutz bei<br />
einer Podiumsdiskussion über die Fogen des Klimawandels<br />
4<br />
25<br />
57<br />
Skigebiete<br />
2000 Hm<br />
1500 Hm
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
04/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
<strong>Berg</strong>Bücher …<br />
Martin Arnold, Roland Gerth,<br />
Ronald Decker, Urs Fitze<br />
»NATURDENKMÄLER DER SCHWEIZ«<br />
40 Natur<strong>den</strong>kmäler mit Übersichtskarten<br />
und Touren-Infos, 176 Seiten, 21 x 28 cm,<br />
gebun<strong>den</strong> mit Hardcover, AT Verlag,<br />
Aarau (CH) 2013, 39,90 €<br />
Die Natur ist ein geduldiger Künstler. In <strong>der</strong> Schweiz hat<br />
sie über Jahrtausende hinweg wilde Schluchten, Wasserfall-<br />
Kaska<strong>den</strong>, bizarre Hohlräume im <strong>Berg</strong>inneren und fragile Erdpyrami<strong>den</strong><br />
geformt. Die Magie dieser beson<strong>der</strong>en Plätze – vom<br />
Ofenloch in Toggenburg über die Dinosaurier-Spuren in Lommiswil<br />
bis hin zum Aletschgletscher in <strong>den</strong> Berner Alpen – hat <strong>der</strong><br />
Naturfotograf Roland Gerth in stimmungsvollen, oft spektakulären<br />
Aufnahmen eingefangen. Kurze Reportagen erzählen von <strong>der</strong><br />
Bedeutung <strong>der</strong> Orte, von ihrer Entstehung und von <strong>den</strong> Sagen,<br />
mit <strong>den</strong>en die Menschen das Außergewöhnliche zu erklären versuchten.<br />
Wer sich davon zu einer Wan<strong>der</strong>ung animieren lässt,<br />
findet am Ende des jeweiligen Kapitels nützliche Tipps zu Anreise,<br />
Wegen, Öffnungszeiten und Einkehrmöglichkeiten. –dst–<br />
Andreas Dick,<br />
Stefan Heiligensetzer<br />
»DIE SEVEN SUMMITS<br />
DER ALPEN«<br />
192 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />
Klappenbroschur, Bruckmann Verlag,<br />
München 2014, 26,99 €<br />
Nur eine Frage <strong>der</strong> Zeit<br />
war es wohl, ehe <strong>der</strong> PR-Schlager<br />
»Seven Summits« auf die<br />
nächste Ebene durchtröpfelte.<br />
Zum Glück, <strong>den</strong>n die Dächer<br />
<strong>der</strong> sieben Alpenlän<strong>der</strong> sind<br />
nicht nur hoch, son<strong>der</strong>n auch<br />
höchst reizvoll. Damit die<br />
großen Ziele stets im Blick<br />
bleiben, führt das gelungene<br />
Werk neben Zugspitze, Triglav,<br />
Glockner & Co. auch auf<br />
<strong>der</strong>en Aussichtslogen. –te–<br />
Fredmund Malik<br />
»WENN GRENZEN KEINE SIND –<br />
MANAGEMENT UND BERGSTEIGEN«<br />
223 Seiten, 15,5 x 22 cm,<br />
gebun<strong>den</strong> mit Hardcover,<br />
Campus Verlag, Frankfurt 2014,<br />
27,- €<br />
Gute Manager müssen nicht<br />
zwingend bergsteigen können.<br />
Doch sie können jede Menge<br />
von <strong>den</strong> Tugen<strong>den</strong> lernen, die<br />
ein guter <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> braucht.<br />
Das ist die Grundthese des Professors<br />
Fredmund Malik, <strong>der</strong> in<br />
St. Gallen Unternehmensführung<br />
lehrt. Vorbil<strong>der</strong> und falsche<br />
Hel<strong>den</strong>, Selbsterfahrung und<br />
Grenzüberschreitung, Risiko<br />
und Entscheidung – Malik zieht<br />
viele Parallelen. Zu Recht. –mr–<br />
<strong>Berg</strong>App … <strong>Berg</strong>Film … <strong>Berg</strong>Web …<br />
Foto: BANFF Mountain Film Festival<br />
»GPS LOGGER«<br />
Wofür? App ohne Schnickschnack, die nur <strong>den</strong><br />
Track aufzeichnet. Dafür gibt es externe Geräte,<br />
jedes Smartphone mit GPS tut’s aber auch.<br />
Wie? Die App speichert in Intervallen (ab 1 Sek.)<br />
die Position – akkuschonend ohne Netzempfang<br />
Warum? Wer die Uhren von App und Kamera<br />
abgleicht, erfährt <strong>den</strong> Standort seiner Bil<strong>der</strong>.<br />
Wieviel? Kostenlos für Android, ähnliche App<br />
»GeoTagr« für iOS erhältlich (4,99 US$) –te–<br />
»KEEPER OF THE MOUNTAINS«<br />
Miss Elisabeth Hawley hat in ihrem Leben<br />
noch keinen einzigen <strong>Berg</strong> bestiegen.<br />
Doch in Kathmandu ist sie eine Institution.<br />
Die energische Amerikanerin führt<br />
seit mehr als 50 Jahren täglich Buch über<br />
sämtliche Expeditionen im Himalaya.<br />
Der Besuch bei Miss Hawley ist Pflicht für<br />
je<strong>den</strong>, <strong>der</strong> seine Expedition durch Aufnahme<br />
in die Himalaya-Chroniken quasi<br />
amtlich beglaubigen will.<br />
–sz–<br />
Von: Allison Otto, Scott McElroy<br />
Mit: Elisabeth Hawley<br />
Aus: USA<br />
twitter.com / #mountainselfie<br />
Das Selbstbeweihräucherungsportal<br />
Twitter entdeckt die <strong>Berg</strong>e: Unter dem<br />
Hashtag #mountainselfie la<strong>den</strong> <strong>der</strong>zeit<br />
Tausende ihre alpinen Selbstporträts in<br />
<strong>den</strong> virtuellen Äther. Wer sich nun fragt,<br />
warum und wozu, vergisst dreierlei.<br />
Die Tradition: Das Gipfelfoto ist so alt wie<br />
die Kamera selbst. Die Vielfalt: In schönster<br />
digitaler Demokratie mischen sich die<br />
lei<strong>den</strong><strong>den</strong> Fratzen von Eisklettercracks<br />
unter Skibum-Posereien am Ausstieg vom<br />
Tellerlift – hauptsache <strong>Berg</strong>bild. Und <strong>den</strong><br />
Neidfaktor: Spätestens nach dem zehnten<br />
»Selfie« will man selber raus. –te–<br />
22 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
TV-Programm März / April 2014<br />
15.3. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Teneriffa<br />
Dauer: 30 Min.<br />
15.3. | 19.30 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Die Marmorberge von Italien<br />
Dauer: 42 Min.<br />
16.3. | 7.00 | SWR<br />
Im Herzen Venezuelas<br />
Von <strong>den</strong> Tafelbergen<br />
ins Orinoco-Delta<br />
Dauer: 30 Min.<br />
16.3. | 14.10 | ORF 2<br />
Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />
Istrien<br />
Dauer: 25 Min.<br />
16.3. | 18.05 | N24<br />
Amerika – Wildes Land AH<br />
<strong>Berg</strong>e<br />
Dauer: 39 Min.<br />
17.3. | 14.05 | 3sat<br />
unterwegs<br />
Argentinien, <strong>der</strong> Nor<strong>den</strong>:<br />
<strong>Berg</strong>e, Wein und Wasserfälle<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.3. | 13.50 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Schottisches Hochland<br />
Dauer: 24 Min.<br />
20.3. | 15.15 | HR<br />
Das Land hinter dem Eis<br />
Zanskar im Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.3. | 15.15 | RBB Berlin<br />
mareTV<br />
Norwegen auf <strong>der</strong> Hurtig rute<br />
– Fjorde, Meer und <strong>Berg</strong>e<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.3. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Guernsey – Kronjuwel<br />
im Gezeitenstrom<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.3. | 17.20 | Servus TV<br />
Sommerglücksmomente<br />
In Vorarlberg<br />
Reportage<br />
Dauer: 5 Min.<br />
23.3. | 11.45 | alpha<br />
Schätze <strong>der</strong> Welt –<br />
Erbe <strong>der</strong> Menschheit<br />
Wasserspiele <strong>der</strong> Natur–<br />
Die Plitvicer Seen (Kroatien)<br />
Dauer: 15 Min.<br />
23.3. | 14.25 | Servus TV<br />
Naturparadies Deutschland<br />
Spreewald<br />
Dauer: 42 Min.<br />
J23.3. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Reisereportage: Hochpustertal<br />
Dauer: 30 Min.<br />
23.3. | 16.30 | ORF 2<br />
Erlebnis Österreich AH<br />
In <strong>der</strong> Asten:<br />
<strong>Berg</strong>bauern in Extremlage<br />
Dauer: 25 Min.<br />
24.3. | 14.50 | 3sat<br />
Meine Traumreise<br />
durch die Schweiz<br />
Die <strong>schönsten</strong><br />
Bahnstrecken <strong>der</strong> Alpen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
26.3. | 15.30 | 3sat<br />
Die <strong>Berg</strong>e <strong>der</strong> Deutschen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.3. | 16.15 | 3sat<br />
Auf dem Dach Europas<br />
Im Bann <strong>der</strong> Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.3. | 20.15 | HR<br />
Zu Fuß über die Alpen<br />
Von Oberstdorf nach Meran<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.3. | 6.45 | N 3<br />
Schätze <strong>der</strong> Welt<br />
Wo die Schiffe klettern<br />
müssen – Canal du Midi<br />
Dauer: 15 Min.<br />
30.3. | 21.15 | BR<br />
<strong>Berg</strong>auf-<strong>Berg</strong>ab<br />
Gletscherhänge, Firngipfel<br />
und an<strong>der</strong>e Delikatessen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
1.4. | 16.15 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Gipfelträume<br />
Dauer: 50 Min.<br />
1.4. | 18.50 | HR<br />
service: reisen<br />
St. Moritz und das Engadin<br />
Dauer: 25 Min.<br />
3.4. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Auf Tour durch Großbritannien:<br />
Die Highlands<br />
Dauer: 44 Min.<br />
4.4. | 20.15 | alpha<br />
Aufbruch in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en –<br />
Neues Bauen in Tirol<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.4. | 13.30 | WDR<br />
Erlebnisreisen-Tipp:<br />
Spanien: Gran Canaria<br />
Dauer: 15 Min.<br />
J5.4. | 14.30 | 3sat<br />
Reisewege Pyrenäen<br />
An <strong>der</strong> Ariège<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.4. | 15.35 | Servus TV<br />
<strong>Berg</strong>welten<br />
Grenzen <strong>der</strong> Felskletterei –<br />
Die Nordwände <strong>der</strong><br />
Drei Zinnen<br />
Dauer: 52 Min.<br />
5.4. | 16.35 | Servus TV<br />
Aus dem Leben<br />
Frauen in <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>rettung<br />
Dauer: 24 Min.<br />
5.4. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Reisereportage: Norwegen<br />
Dauer: 25 Min.<br />
5.4. | 17.40 | 3sat<br />
La Réunion – Naturwun<strong>der</strong><br />
im Indischen Ozean<br />
Dauer: 20 Min.<br />
7.4. | 15.20 | 3sat<br />
Reiseziel Bo<strong>den</strong>see<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 10 Min.<br />
J21.3. | 19.30 | Arte<br />
Mit dem Frühling durch Europa<br />
Von <strong>den</strong> Alpen zum Polarmeer<br />
Dauer: 43 Min.<br />
25.3. | 12.00 | Servus TV<br />
Fahrt in fremde Welten<br />
Himalaya: Der eiserne Drache<br />
Dauer: 39 Min.<br />
25.3. | 16.20 | Arte<br />
Menschen am Rande<br />
<strong>der</strong> Welt<br />
Spitzbergen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
J3.4. | 19.30 | Arte<br />
Frankreichs <strong>Berg</strong>e, …<br />
… Frankreichs Menschen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
4.4. | 15.35 | 3sat<br />
Neuseeland von oben<br />
Die Südalpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
AH<br />
7.4. | 19.30 | Arte<br />
Wildes Deutschland –<br />
Unbekannte Tiefen<br />
Von <strong>den</strong> Alpen zum Rhein<br />
Dauer: 43 Min.<br />
10.4. | 12.55 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Postbote im Himalaya<br />
Dauer: 52 Min.<br />
22.3. | 7.00 | BR<br />
Unterwegs in <strong>den</strong> Alpen<br />
Hans Kammerlan<strong>der</strong><br />
Dauer: 15 Min.<br />
25.3. | 17.45 | ZDF Info<br />
Terra Xpress<br />
Das Alpen-Rätsel<br />
Dauer: 30 Min.<br />
4.4. | 16.15 | Arte<br />
Die Swanen<br />
Ein <strong>Berg</strong>volk im Kaukasus<br />
Dauer: 43 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong><br />
auf bergsteiger.de<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 23
AUF TOUR<br />
Saisonstart an Bayerns Südhängen<br />
Frühe Freu<strong>den</strong><br />
Das Frühjahr ist meist ein unsicherer<br />
Zeitgenosse. Die Sehnsucht nach <strong>den</strong> ersten Touren<br />
an <strong>der</strong> 2000er-Grenze ist groß, doch vielerorts<br />
versperren Eis und Schnee <strong>den</strong> Weg.<br />
Unser Autor Michael Pröttel zeigt, wo sich schon<br />
Wege auf lohnende Gipfel auftun.<br />
24 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Gipfelglück am Schellschlicht.<br />
Im Zugspitzmassiv herrscht noch Winter.<br />
Den Spruch lernt jedes Kind früh:<br />
»Der April macht, was er will.«<br />
Und zumindest in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en<br />
besitzt auch <strong>der</strong> Folgemonat<br />
noch auto-anarchistische Ten<strong>den</strong>zen.<br />
»Wo geht’s endlich wie<strong>der</strong> zum<br />
Wan<strong>der</strong>n?«, lautet eine an <strong>Berg</strong>fexe häufig<br />
gestellte Frühjahrsfrage, auf die Selbige<br />
souverän antworten: »Kommt drauf an!«<br />
In <strong>der</strong> Tat variiert die alpine Schneelage im<br />
späten Frühjahr recht stark von Jahr zu Jahr.<br />
Schneearme Winter ermöglichen manchmal<br />
schon Anfang des Wonnemonats erste<br />
größere <strong>Berg</strong>touren ohne Schneekontakt,<br />
während ein kaltes, verregnetes (und in <strong>den</strong><br />
<strong>Berg</strong>en dann noch verschneites) Frühjahr einen<br />
vernünftigen Start in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>sommer<br />
bis Ende Juni hin verzögern kann.<br />
Je sonniger desto früher – einge<strong>den</strong>k aller<br />
meteorologischen Unsicherheiten gilt diese<br />
Gesetzmäßigkeit aber so gut wie immer.<br />
Doch wo genau man im Frühjahr trockenen<br />
Fußes an <strong>der</strong> 2000-Meter-Marke kratzen<br />
kann, ist auch für alte Hasen immer wie<strong>der</strong><br />
eine spannende Frage.<br />
Alle Fotos: Michael Pröttel<br />
Nagelprobe am Seinskopf<br />
Nach motivieren<strong>den</strong>, weil schneefreien<br />
Voralpentouren starte ich meinen Testlauf<br />
in <strong>der</strong> janusköpfigen Soierngruppe. Deren<br />
schattige, zum Soiernsee abstürzende Nordhänge<br />
bieten einerseits »Figl-Fans« meist bis<br />
in <strong>den</strong> Juni hinein guten Firn. Auf <strong>der</strong> sonnenverwöhnten<br />
Südseite von Fel<strong>der</strong>nkopf,<br />
Soiernspitze & Co. schmilzt <strong>der</strong> Schnee an<strong>der</strong>erseits<br />
an warmen Apriltagen so schnell<br />
dahin, dass man fast zuschauen kann, wie<br />
die violetten Blütenknospen <strong>der</strong> Soldanellen<br />
die Schneeschichten durch brechen.<br />
Ein Blick auf die einschlägige Alpenvereinskarte<br />
weist in puncto Tourenwahl eindeutig<br />
<strong>den</strong> 1962 Meter hohen Seinskopf als <strong>den</strong><br />
vielversprechendsten Soiern-<strong>Berg</strong> aus. Erstens<br />
kann man die lange Fahrstraße Richtung<br />
Vereiner Alm vergleichsweise früh<br />
verlassen. Vor allem aber verläuft <strong>der</strong> Anstieg<br />
über Lausberg und Signalkopf über einen<br />
komplett südexponierten <strong>Berg</strong>rücken.<br />
Die einzige Unsicherheit, ob zu Beginn ein<br />
dichter Wald <strong>der</strong> Schneedecke Asyl bietet,<br />
ist mithilfe von Google Maps mit we-<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 25
An Sonnencreme hat<br />
natürlich wie<strong>der</strong> keiner<br />
gedacht! Schlüsselstatt<br />
Schneeblumen<br />
begleiten <strong>den</strong> frühlingshaften<br />
Aufstieg<br />
in die Latschenzone.<br />
Ein kleiner Klettersteig verleiht dem<br />
Schellschlicht zusätzlichen Reiz.<br />
Auch die Alpenaurikel ist ein absolut<br />
zuverlässiger Frühjahrsbote.<br />
Wer über die Moosenalm absteigt, muss<br />
ab und an Schneefel<strong>der</strong> in Kauf nehmen.<br />
nigen Klicks geklärt. Bei höchster Auflösung<br />
<strong>der</strong> Satellitenbild-Funktion ist gut zu<br />
erkennen, dass sich schmale Serpentinen<br />
durch einen ziemlich lichten <strong>Berg</strong>wald in<br />
Richtung Lausberg hinauf schlängeln.<br />
Das Beste an <strong>der</strong> digitalen Informationsquelle<br />
ist die Tatsache, dass sie vor Ort hält,<br />
was sie verspricht. Nach nicht einmal 50<br />
Höhenmetern wan<strong>der</strong>t Janas Hardshell in<br />
<strong>den</strong> Rucksack und ihre Schirmmütze auf<br />
<strong>den</strong> Kopf. An Sonnencreme hat natürlich<br />
wie<strong>der</strong> mal keiner gedacht! Schlüssel- statt<br />
Schneeblumen begleiten <strong>den</strong> frühlingshaften<br />
Aufstieg in die Latschenzone, wo<br />
<strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e weiße Fleck so aussieht,<br />
als würde er darauf spekulieren,<br />
<strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Sommer im Schatten <strong>der</strong><br />
<strong>Berg</strong>kiefern zu überleben. Mutterseelenallein<br />
genießen wir das ab dem Lausberg<br />
umwerfende Rundum-Panorama und<br />
pfeifen auf die paar Schneefel<strong>der</strong>, die auf<br />
dem nun deutlich flacheren Rücken dann<br />
doch zu queren sind. Und zwar immer dort,<br />
wo <strong>der</strong> Steig leicht nach Nordwesten hin<br />
abschwenkt.<br />
Über einen warmen Wiesenhang steigen<br />
Jana und ich zuletzt auf <strong>den</strong> zum Seinskopf<br />
führen<strong>den</strong> Schlussrücken, wo die Stille abrupt<br />
zerschnitten wird. Keuchend und ein<br />
wenig fluchend kämpft sich ein <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong><br />
durch <strong>den</strong> Nassschnee auf <strong>der</strong> noch fast<br />
vollständig weißen Nordflanke hoch.<br />
Auch in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en kommt es eben darauf<br />
an, auf <strong>der</strong> richtigen Seite zu stehen.<br />
Lust auf mehr<br />
»Könnten es nicht auch 100 Höhenmeter<br />
mehr sein?«, frage ich mich noch am gleichen<br />
Abend und ziehe die BY 6 aus dem<br />
Regal. Und richtig, auf <strong>der</strong> Alpenvereinskarte<br />
»Ammergauer Alpen West« ist <strong>der</strong><br />
süd- beziehungsweise südwestexponierte,<br />
zum 2052 Meter hohen Schellschlicht ziehende<br />
<strong>Berg</strong>rücken gut auszumachen. Der<br />
PC bleibt diesmal aus. Schließlich bin ich<br />
26 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
mir nach dem Seinskopf sicher, dass auch<br />
dichteres Waldgelände kein Problem mehr<br />
darstellt, wenn die Hänge Richtung Sü<strong>den</strong><br />
zeigen. Diesmal stehe ich mit Stefan<br />
am Wan<strong>der</strong>parkplatz von Griesen. Mein<br />
Freund allerdings runzelt die Stirn. Vom<br />
Ausgangspunkt aus sieht man schon: Zumindest<br />
im ersten Teil des Gipfelkamms<br />
schmiegt sich ein weißes Schneeband an<br />
<strong>den</strong> langen <strong>Berg</strong>rücken.<br />
Noch winterlicher präsentiert sich die<br />
breite Nordflanke des Zugspitzmassivs, die<br />
hinter uns dem milchigblauen Himmel die<br />
Show stiehlt. Stefan und ich geraten schon<br />
vom Hinschauen ins Frösteln und brechen<br />
auf <strong>der</strong> Stelle auf.<br />
Ein mäandrieren<strong>der</strong> Wildfluss, eine kleine<br />
Klamm und ein herrlicher <strong>Berg</strong>mischwald<br />
– allein <strong>der</strong> Aufstieg zur Seinsalm lässt<br />
keine <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>wünsche offen. Von meinem<br />
brennen<strong>den</strong> Verlangen nach mehr<br />
Flüssigkeit einmal abgesehen. An <strong>der</strong> lei<strong>der</strong><br />
unbewirteten Schellalm wird mir mit dem<br />
letzten Schluck aus <strong>der</strong> Trinkflasche schlagartig<br />
klar, dass auch die Frühjahrssonne or<strong>den</strong>tlich<br />
Durst machen kann.<br />
300 Höhenmeter weiter oben gibt es Lin<strong>der</strong>ung<br />
in Form alter Schneewechten. Klar:<br />
Man soll Schnee eigentlich nicht essen (siehe<br />
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>INFO). Trotzdem beiße ich<br />
herzhaft in die eiskalte Masse. Die Überreste<br />
vergangener Winterstürme klammern<br />
sich hartnäckig an <strong>der</strong> Lee-Seite des<br />
Kammverlaufes fest und können oft nicht<br />
umgangen wer<strong>den</strong>. Nach einer Frostnacht<br />
wäre man hier mit Steigeisen nicht overdressed.<br />
Dank <strong>der</strong> mil<strong>den</strong> Temperaturen<br />
erreichen wir aber sogar ohne Stöcke das<br />
Gipfelkreuz und stoßen (Stefan zieht breit<br />
grinsend zwei Radler-Halbe aus dem Rucksack)<br />
auf <strong>den</strong> ersten 2000er <strong>der</strong> noch jungen<br />
<strong>Berg</strong>saison an.<br />
Schuh statt Ski<br />
Bleibt abschließend zu klären, ob auch bei<br />
meiner Lieblingsskitour <strong>der</strong> Frühling ausgebrochen<br />
ist. Einmal mehr zeigt ein Blick<br />
auf die Karte: Wenn, dann kommt man auf<br />
dem Weg über die Tölzer Hütte – und nicht<br />
über die westseitige Skitourenroute – jetzt<br />
schon mit <strong>Berg</strong>schuhen auf <strong>den</strong> Schafreiter.<br />
Und tatsächlich: Beim Vor-Ort-Test berühren<br />
meine <strong>Berg</strong>schuhe bis zum Gipfel so gut<br />
wie keinen Schnee. Was meine Neugierde<br />
erst richtig anstachelt und mich auf die Idee<br />
einer Rundtour bringt. Aber Vorsicht, unten<br />
im Tal bin ich um eine Erfahrung reicher:<br />
Wer <strong>den</strong> wun<strong>der</strong>schönen Alternativabstieg<br />
über Kälbereck und Moosenalm zur Oswaldhütte<br />
– freilich nicht über die Almstraße,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>den</strong> schönen Steig am Bach – unbedingt<br />
im Frühjahr machen will, darf sich<br />
über längere Schneefel<strong>der</strong> und somit etwas<br />
nasse Füße nicht beschweren.<br />
◀<br />
INFO<br />
Warum man Schnee<br />
nicht essen soll<br />
Schmelzwasser enthält, ähnlich wie destilliertes<br />
Wasser, praktisch keine Mineralstoffe.<br />
Und Wasser ohne Mineralstoffe hat<br />
die Eigenschaft, dem Körper Mineralstoffe<br />
zu entziehen. Außerdem verliert <strong>der</strong> Körper<br />
bei diesem biochemischen Vorgang auch<br />
noch Flüssigkeit. Zudem kann <strong>der</strong> Schnee<br />
natürlich verunreinigt sein, was aber auf<br />
<strong>Berg</strong>touren meist ein vernachlässigbares<br />
Thema ist.<br />
GUT (2,1)<br />
Im Test:<br />
15 Paar<br />
Trekkingstiefel<br />
Ausgabe 8/2013<br />
13NF19
TOUREN<br />
<strong>Berg</strong>wärts auf <strong>der</strong> Sonnenseite<br />
Wenn die Saison noch jung ist und <strong>der</strong> Schnee nur langsam<br />
zurückweicht, empfehlen sich Touren an <strong>den</strong> Südhängen –<br />
wir haben zehn Frühjahrswan<strong>der</strong>ungen für <strong>Sie</strong> ausgesucht.<br />
1 Salmaser Höhe (1254 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Sonnenseitige und überwiegend<br />
freie Spritztour zu großartigem<br />
Aussichtspunkt.<br />
Anstieg größtenteils auf in diesem<br />
Falle schönen Almstraßen.<br />
Ausgangspunkt: Wiedmanndorf<br />
(750 m)<br />
Route: Wiedmanndorf – Michelesalpe<br />
– Salmaser Höhe – Michelesalpe –<br />
Wiedmanndorf<br />
2 Grünten (1737 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
960 Hm 960 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreicher<br />
Anstieg mit Klammwan<strong>der</strong>ung<br />
zu Beginn. Im oberen Teil führen steilere<br />
Steige zum aussichtsreichen<br />
»Wächter des Allgäus«. Die größtenteils<br />
freie bzw. nur mit lichtem<br />
Wald bestan<strong>den</strong>e Südfl anke ist<br />
meist recht früh schneefrei.<br />
Ausgangspunkt: Sonthofen/Ortsteil<br />
Winkel (780 m)<br />
Route: Winkel – Starzlachklamm<br />
– Mittlere Schwandalpe – Grünten<br />
– Mittlere Schwandalpe – Starzlachklamm<br />
– Winkel<br />
3 Ornach (1625 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
480 Hm 480 Hm<br />
Charakter: Kurzer Südanstieg,<br />
<strong>der</strong> nur zu Beginn kurz durch Wald,<br />
dann durch herrlich freies Almgelände<br />
erfolgt. Oben warten großartige<br />
Ausblicke auf die Allgäuer Alpen.<br />
Ausgangspunkt: Oberjoch (1145 m)<br />
Route: Oberjoch – Ornach – Oberjoch<br />
4 Reutterwanne (1541 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
490 Hm 490 Hm<br />
Charakter: Nach einem aussichtsreichen<br />
Auftakt geht es auf breiten<br />
Wegen größtenteils durch schönen<br />
<strong>Berg</strong>mischwald, bevor <strong>der</strong> sonnenverwöhnte<br />
Gipfelhang <strong>den</strong> wun<strong>der</strong>schönen<br />
Schlussakkord setzt.<br />
Ausgangspunkt: Jungholz/Gießenschwand<br />
(1050 m)<br />
Route: Gießenschwand – Reuterwanne<br />
– Gießenschwand<br />
5 Hinteres Hörnle (1547 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Sonnenverwöhnter<br />
Spätfrühjahrs-Klassiker, <strong>der</strong> zumeist<br />
über freies Wiesengelände und<br />
nur ein vergleichsweise kurzes Stück<br />
durch Wald führt.<br />
Ausgangspunkt: Bhf. Unterammergau<br />
(840 m) bzw. Parkplatz Kappel<br />
(860 m)<br />
Route: Kappel – Wildeck – Hörnle<br />
Alm – Hinteres Hörnle – Hörnle Alm –<br />
Wildeck – Kappel<br />
6 Schellschlicht (2052 m)<br />
▶ schwierig 6 Std.<br />
1240 Hm 1240 Hm<br />
Charakter: Einem schönen, südseitigen<br />
<strong>Berg</strong>wald-Anstieg folgt ab<br />
<strong>der</strong> Schellalm eine Kammwan<strong>der</strong>ung<br />
vom Allerfeinsten. Gewaltige<br />
Tief- und Fernblicke u. a. auf das<br />
Wettersteinmassiv.<br />
Ausgangspunkt: Griesen (816 m)<br />
Route: Griesen – Schellalm – Brandjoch<br />
– Schellschlicht<br />
– Brandjoch –<br />
Schellalm – Griesen<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
Zum Seinskopf geht’s über einen südseitigen <strong>Berg</strong>rücken.<br />
7 Seinskopf (1961 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Großartige <strong>Berg</strong>tour auf<br />
zunächst breitem Fahrweg und dann<br />
schönem <strong>Berg</strong>steig. Der nach Sü<strong>den</strong><br />
exponierte Rücken apert vergleichsweise<br />
früh aus. Tolle Ausblicke auf<br />
Karwendel und Wetterstein.<br />
Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz<br />
an <strong>der</strong> Seinsalm (910 m)<br />
Route: Seinsalm – Lausberg –<br />
Signalkopf – Seinskopf<br />
– Signalkopf – Lausberg<br />
– Seinsalm<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
8 Hirschhörndlkopf (1513 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
730 Hm 730 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche,<br />
technisch unschwere Tour mit tollem<br />
»Panorama-Rücken«. Wegen des südseitigen<br />
Anstiegs, <strong>der</strong> durch lichten<br />
Wald erfolgt, oft im späten Frühjahr<br />
schneefrei.<br />
Ausgangspunkt: Jachenau (790)<br />
Route: Jachenau – Brunnenmooswiesen<br />
– Pfundalm – Hirschhörndlkopf<br />
– Pfundalm – Brunnenmooswiesen<br />
– Jachenau<br />
9 Schafreiter (2101 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Bis zur Tölzer Hütte<br />
verläuft <strong>der</strong> Anstieg in südexponiertem<br />
<strong>Berg</strong>wald. Von da aus geht es<br />
über einen Südrücken auf einen <strong>der</strong><br />
besten Aussichtsberge des Karwendelgebirges.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Tölzer<br />
Hütte (900m)<br />
Route: Hüttenparkplatz – Tölzer<br />
Hütte – Schafreiter – Tölzer Hütte –<br />
Hüttenparkplatz.<br />
10 Buchstein (1701 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche,<br />
südseitige <strong>Berg</strong>tour durch schönen<br />
<strong>Berg</strong>mischwald und Almgelände.<br />
Für <strong>den</strong> teils drahtseilgesicherten<br />
Hütten-und Gipfelanstieg ist Trittsicherheit<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz<br />
westlich von Bayerwald (850 m)<br />
Route: Wan<strong>der</strong>parkplatz – Sonnbergalm<br />
– Tegernseer Hütte –<br />
Buchstein – Tegernseer Hütte<br />
Sonnbergalm – Wan<strong>der</strong>parkplatz.<br />
28 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
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Der schnellste Flying Fox, die längste Sommerrodelbahn,<br />
die höchste Aussichtsplattform – immer neue Funsport-<br />
Anlagen schießen aus dem steinigen Bo<strong>den</strong> <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>gipfel.<br />
Verlockend für die einen, ärgerlich für die an<strong>der</strong>en. Von Uli Ertle<br />
30 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Nervenkitzel ist käuflich:<br />
Adrenalinjunkies am<br />
AlpspitzKick bei Nesselwang<br />
Reinsetzen o<strong>der</strong> springen? Der Bursche<br />
– er mag 15 Jahre alt sein,<br />
Kletterhelm, Sonnenbrille, Outdoorklamotten<br />
– entscheidet<br />
sich für die defensivere Variante.<br />
»Ich setz’ mich mal rein«, sagt er. Nur noch<br />
ein Countdown von wenigen Sekun<strong>den</strong><br />
trennt <strong>den</strong> Jugendlichen vom Adrenalinkick<br />
an <strong>der</strong> Alpspitze. »Drei. Zwei. Eins«,<br />
zählt <strong>der</strong> Flightguide rückwärts, und ab<br />
geht die Post. Mit irrsinnigem Tempo flitzen<br />
Adrenalinjunkies am Seil durch eine<br />
Schneise im <strong>Berg</strong>wald hinab. Pardon. <strong>Sie</strong><br />
fliegen.<br />
Schließlich heißt es auf <strong>der</strong> Betreiber-<br />
Homepage: »Take-Off für <strong>den</strong> National<br />
Flight zum Transit Tower«. Dann folgt <strong>der</strong><br />
»International Flight zum Arrival Tower«.<br />
AlpspitzKick heißt diese noch junge Attraktion<br />
<strong>der</strong> Ostallgäuer Gemeinde Nesselwang.<br />
Laut Alpspitzbahn, <strong>der</strong> Betreibergesellschaft,<br />
ist <strong>der</strong> AlpspitzKick die schnellste<br />
Zipline Deutschlands, eine Art weiterentwickelter<br />
Seilrutsche. Seit dem Sommer 2013<br />
sausen hier Touristen – wie einst Baumstämme<br />
am Drahtseil <strong>der</strong> Waldbauern –<br />
über eine Strecke von 1200 Metern zu Tal.<br />
Der aktuelle Geschwindigkeitsrekord steht<br />
bei 130 Stun<strong>den</strong>kilometern.<br />
Oktoberfest in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en<br />
Angesichts solcher Attraktionen schütteln<br />
die Umwelt-Aktivisten von Mountain<br />
Wil<strong>der</strong>ness nur verständnislos <strong>den</strong> Kopf.<br />
»Dafür sind die <strong>Berg</strong>e zu schade«, kritisiert<br />
Gotlind Blechschmidt, Vorstandsmitglied<br />
von Mountain Wil<strong>der</strong>ness. <strong>Sie</strong> sieht die<br />
Alpen an <strong>der</strong> Kapazitätsgrenze und for<strong>der</strong>t<br />
ein fundamentales Um<strong>den</strong>ken. Funparks<br />
und Attraktionen wie <strong>den</strong> AlpspitzKick<br />
hält Blechschmidt schlichtweg für »reine<br />
Geldmacherei. Das gehört aufs Oktoberfest,<br />
nicht in die <strong>Berg</strong>e!« Ginge es nach Mountain<br />
Wil<strong>der</strong>ness, so gäbe es im gesamten Alpenraum<br />
einen rigorosen Erschließungsstopp.<br />
Die einzigen Baumaßnahmen wären Rückbauten,<br />
vornehmlich <strong>der</strong> Rückbau alter<br />
Liftanlagen.<br />
Der Erste Bürgermeister <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Nesselwang, Franz Erhart, kann dieser Meinung<br />
wenig abgewinnen. Er befürwortet<br />
<strong>den</strong> AlpspitzKick und hat <strong>den</strong> Bau stets vorangetrieben.<br />
Seine Position: »Nur Natur und<br />
ein kleines Bänkchen reichen heute nicht<br />
mehr aus.« Die Kritik <strong>der</strong> Umweltschützer<br />
an seinem Bauprojekt – Mountain Wil<strong>der</strong>ness<br />
hat Erhart mit dem Anti-Preis »Bock<br />
des Jahres 2013« bedacht – empfindet er<br />
als »Lachnummer«, die er »nicht einmal<br />
im Ansatz nachvollziehen kann«. Von <strong>der</strong><br />
Haltung »dieser Leute« sei er »Lichtjahre<br />
entfernt«. Erhart sieht <strong>den</strong> AlpspitzKick als<br />
Zugnummer für sportlich orientierte Sommergäste.<br />
»Wir haben das Rad doch nicht<br />
neu erfun<strong>den</strong>«, verteidigt er sich mit Verweis<br />
auf vergleichbare Attraktionen, die<br />
im gesamten Alpenraum aus dem Bo<strong>den</strong><br />
schießen wie Pilze an einem feuchten<br />
Optimierte Aussicht?<br />
Der Adlerhorst am<br />
Gschöllkopf im Rofan<br />
kostete 200 000 Euro.<br />
Fotos: Alpspitzbahn/Ben<strong>der</strong>, DAV/Reich<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 31
Vergänglichkeit des Skizirkus: Plastikplanen gegen die Sonne am Stubaier Gletscher<br />
INFO<br />
»Alpen unter Druck«<br />
im Alpinen Museum<br />
Skilifte, Beschneiungsanlagen, spektakuläre<br />
Aussichtsplattformen und Funsport-<br />
Anlagen, die für künstlichen Nervenkitzel<br />
sorgen: Umstrittene Erschließungsprojekte<br />
im Alpenraum sind auch das Thema <strong>der</strong><br />
Son<strong>der</strong>ausstellung, die <strong>der</strong> Deutsche Alpenverein<br />
am 13. März im Alpinen Museum<br />
München eröffnet. Anhand von Fotos,<br />
Presse artikeln, Hörfunk- und Videomitschnitten<br />
haben Frie<strong>der</strong>ike Kaiser und ihr Team<br />
knapp 200 größere Maßnahmen dokumentiert,<br />
die in <strong>den</strong> vergangenen Jahren gebaut<br />
wur<strong>den</strong> o<strong>der</strong> gerade in Planung sind.<br />
Historische Gemälde, Texte aus dreihun<strong>der</strong>t<br />
Jahren alpiner Geschichte und Interviews<br />
mit Einheimischen bil<strong>den</strong> in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
<strong>den</strong> Kontrapunkt und werfen die Frage auf,<br />
ob <strong>der</strong> Tourismus im Alpenraum tatsächlich<br />
neue Attraktionen braucht. Begleitet wird<br />
die Ausstellung von mehreren Diskussionen,<br />
Vorträgen und Gesprächen, die <strong>den</strong> Raumverbrauch<br />
und seine Konsequenzen in <strong>den</strong><br />
Alpen thematisieren.<br />
Öffnungszeiten: 13. März 2014 bis<br />
15. Februar 2015, Dienstag bis Freitag<br />
13–18 Uhr, Samstag und Sonntag<br />
11–18 Uhr (an <strong>den</strong> Oster- und Weihnachtsfeiertagen<br />
sowie Silvester und Neujahr<br />
geschlossen), www.alpenverein.de<br />
Jahrmarkts-Attraktionen auf 1900 Meter Höhe: <strong>der</strong> Sommer-Funpark Fiss<br />
Urwelt aus Plastik: Am Triassic Beach kann man auf Dinos reiten und im Mini-Urmeer ba<strong>den</strong>.<br />
Herbstwochenende. Der geschäftliche Erfolg<br />
scheint dem Bürgermeister recht zu<br />
geben: Die Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
<strong>der</strong> ersten Monate, sagt Erhart, sei deutlich<br />
übertroffen wor<strong>den</strong>.<br />
Urlauberrekord in Bayern<br />
Nesselwang und Mountain Wil<strong>der</strong>ness,<br />
kurzfristiger Erhalt <strong>der</strong> Besucher versus<br />
langfristiger Erhalt <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>welt: Im Spannungsfeld<br />
dieser Positionen vollzieht sich<br />
im gesamten Alpenraum ein Prozess, <strong>den</strong><br />
die Befürworter als unverzichtbaren Strukturwandel<br />
begreifen und <strong>der</strong> Kritikern das<br />
Blut ins Gesicht treibt. Neue, spektakulärere<br />
Aussichtstürme, Alpine Coaster und<br />
Skygli<strong>der</strong> entstehen, um möglichst viele<br />
Touristen anzulocken. Man müsse, so <strong>der</strong><br />
Tenor <strong>der</strong> Frem<strong>den</strong>verkehrsverbände, dem<br />
Abflauen des Alpintourismus ja irgendwie<br />
begegnen. Dient die <strong>Berg</strong>welt <strong>der</strong> übersättigten<br />
Konsumgesellschaft also nur noch als<br />
Kulisse auf <strong>der</strong> Jagd nach dem ultimativen<br />
Kick? Und vor allem: Muss das so sein, damit<br />
die Gäste weiterhin kommen?<br />
32 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Wem Klettern zu anstrengend ist, <strong>der</strong> lässt sich in <strong>der</strong> Area 47 am Eingang zum Ötztal bespaßen.<br />
Frank-Ulrich John ist Pressesprecher und<br />
Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes<br />
in Bayern. Von sinken<strong>den</strong> Gästezahlen<br />
hat sein Verband nichts bemerkt. Im<br />
Gegenteil: »Das Jahr 2012 war ein absolutes<br />
Rekordjahr«, sagt John. Noch nie hätten so<br />
viele Gäste im Freistaat Urlaub gemacht. Alles<br />
Städtereisende? Mitnichten! »Zum ersten<br />
Mal beziehen sich diese Zahlen auf <strong>den</strong> gesamten<br />
Freistaat. Das heißt, auch <strong>der</strong> Alpenraum<br />
hat davon maßgeblich profitiert.« Die<br />
Zahlen <strong>der</strong> ersten drei Quartale des Jahres<br />
2013 legen die Vermutung nahe, dass das<br />
Rekordjahr 2012 mindestens erreicht, wenn<br />
nicht übertroffen werde. Ein weiterer Indikator<br />
für positive Geschäftsaussichten: »Viele<br />
Hoteliers in Bayern investieren in <strong>den</strong> Ausbau<br />
ihrer Häuser.« Und das, so John, wür<strong>den</strong><br />
sie mit Sicherheit nicht tun, wenn sie nicht<br />
allen Grund zu Optimismus hätten.<br />
»Die <strong>Berg</strong>e in<br />
Gewerbegebiete <strong>der</strong><br />
Fun-Industrie zu<br />
verwandeln, ist definitv<br />
<strong>der</strong> falsche Weg.«<br />
Vision <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer<br />
Doch was zieht die Menschen in die <strong>Berg</strong>e?<br />
Sind es tatsächlich Attraktionen wie Alpine<br />
Coaster und Skygli<strong>der</strong>? Hanspeter Mair, Geschäftsbereichsleiter<br />
Hütten, Naturschutz<br />
und Raumordnung in <strong>der</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
des Deutschen Alpenvereins (DAV),<br />
glaubt nicht daran. Immer mehr Menschen<br />
seien auf <strong>der</strong> Suche nach Ruhe und Entspannung.<br />
»Wan<strong>der</strong>n kommt an«, meint er,<br />
und belegt das mit <strong>der</strong> wachsen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />
des DAV. Dessen Jahrespressekonferenz<br />
Anfang Februar widmete sich <strong>den</strong>n<br />
auch dem Thema <strong>Berg</strong>sportboom. Die <strong>Berg</strong>e<br />
in Gewerbegebiete <strong>der</strong> Fun-Industrie zu verwandeln,<br />
sei definitv <strong>der</strong> falsche Weg, sagt<br />
Mair. Die Spirale »Höher – Weiter – Spektakulärer«<br />
müsse durchbrochen wer<strong>den</strong>.<br />
Mair plädiert dafür, von Österreich zu lernen.<br />
Nicht, dass man dort auf Funparks verzichten<br />
würde, aber: »In Tirol gibt es eine<br />
hervorragende Initiative, die wir gerne nach<br />
Bayern importieren wür<strong>den</strong>.« Das Bundesland<br />
hat damit begonnen, <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer<br />
zu zertifizieren, »<strong>der</strong>en größte Potentiale<br />
in ihrer Ursprünglichkeit, ihrer Tradition<br />
und Kultur liegen«. Laut Website <strong>der</strong> Österreichischen<br />
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>dörfer sind folgende<br />
Aspekte entschei<strong>den</strong>d: »Tourismusphilosophie,<br />
Ortsbild und alpines Flair, <strong>Berg</strong>landwirtschaft<br />
und <strong>Berg</strong>waldwirtschaft, Naturund<br />
Landschaftsschutz, umweltfreundliche<br />
Mobilität und Verkehr, Kommunikation<br />
und Informationsaustausch.« Von Flying<br />
Fox, Alpine Coastern o<strong>der</strong> Aussichtsplattformen<br />
steht da nichts.<br />
◀<br />
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04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 33
FRÜHJAHRSQUIZ<br />
Zum Start in die neue <strong>Berg</strong>saison<br />
Das große BERGSTEIGER Frühjahrsrätsel<br />
Längst gelten die Superlative in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en nicht mehr nur für die höchsten Gipfel und die<br />
schwierigsten Touren. Wenn <strong>Sie</strong> wissen, welche bei<strong>den</strong> Punkte die <strong>der</strong>zeit längste Hängebrücke<br />
verbindet o<strong>der</strong> wie viel ein Tag im teuersten Skigebiet <strong>der</strong> Alpen kostet, dann haben <strong>Sie</strong> gute<br />
Chancen auf einen <strong>der</strong> 20 Preise im Gesamtwert von 4000 Euro. Die Lösung samt Erklärungen<br />
zu <strong>den</strong> richtigen Antworten fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> in <strong>der</strong> Juni-Ausgabe des BERGSTEIGER.<br />
1 Was wird im Falle eines Tiefdruckgebietes<br />
aus dem Angebot des höchstgelegenen<br />
Cafés in Österreich gestrichen?<br />
A — Sahnetorten<br />
N — Getränke mit Kohlensäure<br />
S — Eisschokolade<br />
S — Latte Macchiato<br />
2 Wie viele Fußballfel<strong>der</strong> hätten auf dem<br />
Areal des größten Funparks in <strong>den</strong> Alpen<br />
Platz?<br />
L — Sechseinhalb<br />
C — knapp 13<br />
A — zwei<br />
3 Wie viele Skifahrer besuchen jährlich<br />
die Alpen?<br />
H — 2,5 Millionen<br />
T — 50 Millionen<br />
P — 180 Millionen<br />
4 Wo befindet sich <strong>der</strong> längste Flying Fox<br />
<strong>der</strong> Welt?<br />
I — Leogang (Salzburger Land, A)<br />
E — Hoch-Ybrig (Schwyz, CH)<br />
N — Hunter Mountain (New York, USA)<br />
6 Der Wasserverbrauch <strong>der</strong> künstlichen<br />
Beschneiung in Tirol entspricht dem<br />
jährlichen Wasserbedarf welcher Stadt?<br />
E — Bad Tölz<br />
U — Innsbruck<br />
N — München<br />
7 Was lagert auf dem Gipfel des<br />
Gaislachkogel (3056 m) in Österreich?<br />
K — 20 Tonnen Stahl<br />
A — Kunstschnee<br />
N — Weinfässer<br />
8 Welche maximale Geschwindigkeit<br />
erreicht man am schnellsten Flying Fox<br />
in Bayern?<br />
A — 120 km/h<br />
T — 130 km/h<br />
L — 140 km/h<br />
9 Wie viel Geld lässt ein durchschnittlicher<br />
Gast an einem Tag im teuersten<br />
Skigebiet in <strong>den</strong> Alpen?<br />
N — 80 Euro<br />
P — 170 Euro<br />
E — 300 Euro<br />
11 Wann kann man am Pitztaler Gletscher<br />
keinen Schnee mehr produzieren?<br />
N — Bei einer Temperatur über +4 Grad Celsius<br />
R — Nach einer Trockenperiode von zwei Wochen<br />
D — kommt nie vor<br />
12 Was gibt es nicht in <strong>den</strong> Alpen?<br />
R — Überdachte Skipisten<br />
E — U-Bahn im Dorf<br />
K — Venezianische Gondelfahrten<br />
13 Welcher Strecke entspricht die gesamte<br />
Pistenlänge des Skigebiets Les Trois Vallées?<br />
F — München – Innsbruck<br />
U — München – Berlin<br />
S — München – Paris<br />
14 Wozu dient die längste Hängebrücke in<br />
<strong>den</strong> Alpen?<br />
A — Zur Überquerung eines Flusses<br />
C — Als »Weg zurück in die Natur«<br />
M — Zur Anbindung eines <strong>Berg</strong>restaurants<br />
an <strong>den</strong> Wan<strong>der</strong>weg<br />
15 Wo wurde dieses Bild aufgenommen?<br />
5 Wie viele Kilometer Sommerrodelbahnen<br />
gibt es allein in Bayern?<br />
N — 19 km<br />
O — 37 km<br />
E — 83 km<br />
Lösungswort<br />
10 Wie viel Prozent <strong>der</strong> Pistenfläche in<br />
Südtirol sind beschneibar?<br />
O — 67 %<br />
R — 90 %<br />
A — 98 %<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
E — Europapark Rust<br />
B — Loch Ness im schottischen Hochland<br />
K — Triassic Park auf <strong>der</strong> Steinplatte<br />
Schicken <strong>Sie</strong> uns die Lösung bis zum 30. April 2014 per Post an Redaktion<br />
BERGSTEIGER, Stichwort Frühjahrsquiz, Postfach 40 02 09, D-80702 München<br />
o<strong>der</strong> per E-Mail an bergsteiger@bruckmann.de. <strong>Sie</strong> können auch die Postkarte<br />
auf Seite 35 nutzen und mit Ihrer Teilnahme am Gewinnspiel gleich die nächsten<br />
zwei Ausgaben für je 2,50 Euro bestellen. Bitte <strong>den</strong>ken <strong>Sie</strong> in jedem Fall daran,<br />
Ihre Kleidungs- und Schuhgröße anzugeben sowie eine Telefonnummer o<strong>der</strong><br />
E-Mail-Adresse. Alle Gewinner wer<strong>den</strong> schriftlich informiert.<br />
34 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14<br />
Angestellte <strong>der</strong> GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH und <strong>der</strong>en Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt.<br />
Die Teilnahme muss persönlich erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten o<strong>der</strong> eine<br />
Agentur möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung<br />
Mit <strong>der</strong> Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusen<strong>den</strong> einer Postkarte o<strong>der</strong> einer<br />
E-Mail mit meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung meiner personenbezogenen<br />
Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein. Die Daten wer<strong>den</strong> für Marketingzwecke<br />
und zur Übermittlung von Produktinformationen via Post o<strong>der</strong> E-Mail (nicht Gewünschtes<br />
bitte streichen) von <strong>der</strong> GeraNova Bruckmann Verlag GmbH (www.verlagshaus.de) sowie <strong>den</strong> dazugehören<strong>den</strong><br />
Einzelverlagen Bruckmann Verlag GmbH, GeraMond Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH,<br />
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GmbH gespeichert und genutzt.<br />
Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung je<strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />
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Der Autor des BERGSTEIGER und <strong>der</strong> Süddeutschen<br />
Zeitung führt <strong>den</strong> Leser entlang <strong>der</strong><br />
wun<strong>der</strong>samen Alpingeschichte<br />
direkt hinein in die Absurditäten<br />
des mo<strong>der</strong>nen <strong>Berg</strong>tourismus.<br />
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AUF TOUR<br />
Kleinod vor Großklotz:<br />
Die Hohe Munde<br />
dominiert die Aussicht<br />
<strong>der</strong> Peter-Anich-Hütte.<br />
Tius maio bearupt aerest voluptam qui con-<br />
Unt, niam est venimi, iunt faccupt atiur?<br />
Touren zwischen Inntal und Sellrain<br />
Über dem Trubel<br />
Gegenüber des Zirler <strong>Berg</strong>s, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Inns, liegt ein Tal mit zwei<br />
Gesichtern. Im Winter tobt sich hier halb Tirol und ganz Südbayern auf <strong>den</strong><br />
Pulverhängen aus – im Sommer liegt dort ein einsames Kleinod: Die Sellrainer<br />
<strong>Berg</strong>e wandeln ihren Charakter je nach Saison. Von Franziska Baumann<br />
36 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Fotos: Franziska Baumann (2), Andreas Strauß<br />
In <strong>der</strong> Dämmerung flammen im Tal<br />
die ersten Lichter auf, als würde eine<br />
unsichtbare Hand eine Kerze nach <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en entzün<strong>den</strong>. Bald haben sich<br />
Asphaltschlangen und Ortschaften in<br />
einen funkeln<strong>den</strong> Lichterteppich verwandelt.<br />
Fast romantisch wirkt das Inntal von<br />
<strong>der</strong> Peter-Anich-Hütte zu dieser Stunde. Der<br />
klare Nachthimmel scheint die flackern<strong>den</strong><br />
Lichtpunkte wi<strong>der</strong>zuspiegeln. Die Konturen<br />
des Mieminger Gebirges und des Karwendels<br />
zeichnen sich darin als schwarze<br />
Schatten ab.<br />
Winziges <strong>Berg</strong>haus mit Flair<br />
Wie auf einem Podest thront die Alpenvereinshütte<br />
fast 1300 Meter über dem Inntal,<br />
ein Ausguck hinunter in die breite Talfurche<br />
und hinüber zum hellen Kalkwall <strong>der</strong><br />
Mieminger Kette. Im ihrem Rücken liegen<br />
die nördlichsten Gipfel <strong>der</strong> Sellrainer <strong>Berg</strong>e,<br />
eine Region für Wan<strong>der</strong>er, die gerne abseits<br />
<strong>der</strong> ausgetretenen Pfade unterwegs sind.<br />
Grate und Flanken aus dunklem Urgestein<br />
wirken wenig freundlich, ja, fast abweisend.<br />
Doch wer sich auf dieses Gebirge einlässt,<br />
wird manch einla<strong>den</strong><strong>den</strong> Platz entdecken<br />
– auf abwechslungsreichen Gratgängen<br />
im Blockgestein, am Ufer spiegeln<strong>der</strong> Seen<br />
und in einsamen Hochtälern. In <strong>der</strong> winzigen<br />
Peter-Anich-Hütte wird schnell spürbar,<br />
dass sie nicht an <strong>den</strong> Hauptrouten liegt. Die<br />
Atmosphäre ist familiär, in <strong>der</strong> kleinen Gaststube<br />
kommt man schnell ins Gespräch. Gerade<br />
einmal zwölf Personen können übernachten.<br />
Drei Wan<strong>der</strong>er haben ihre großen<br />
Rucksäcke abgesetzt und genehmigen sich<br />
einen Schluck aus ihren Weißbiergläsern.<br />
<strong>Sie</strong> sind auf <strong>der</strong> Sellrainer Hüttenrunde<br />
unterwegs, die in sieben Etappen durch die<br />
<strong>Berg</strong>e rund um das Sellraintal führt. Und<br />
über die Inntalschlaufe, eine Variante des<br />
Weges, wird auch die Peter-Anich-Hütte<br />
berührt. Heute sind sie aus dem Kühtai gekommen,<br />
über <strong>den</strong> Rietzer Grieskogel. Der<br />
höchste Gipfel <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>region zwischen Sellraintal<br />
und Inntal ist im Winter für Skitourengeher<br />
ein Klassiker. Jetzt, im Sommer,<br />
seien sie kaum einer Menschenseele begeg-<br />
INFO<br />
Peter Anich: Pionier<br />
<strong>der</strong> Kartographie<br />
Peter Anich, 1723 in Oberperfuss, einem<br />
kleinen Dorf südwestlich von Innsbruck,<br />
geboren, muss für seine Zeit ein richtiger<br />
Tausendsassa gewesen sein. Der Sohn<br />
eines Bauern war handwerklich geschickt<br />
und wissbegierig. Er eignete sich Kenntnisse<br />
in <strong>der</strong> Astronomie, Mathematik,<br />
Geografi e und im Vermessungswesen an<br />
und konstruierte mit 22 Jahren seine<br />
erste Sonnenuhr. Später stellte er Globen,<br />
die größten mit einem Durchmesser von<br />
einem Meter, und geodätische Messinstrumente<br />
her. Sein Meisterwerk war<br />
jedoch <strong>der</strong> »Atlas Tyrolensis«, für <strong>den</strong> er<br />
drei Jahre lang in <strong>den</strong> Sommermonaten<br />
Tirol durchwan<strong>der</strong>te und vermaß, um eine<br />
»vollständige, alle und jede Orte und ihre<br />
Namen ausführlich in sich enthaltende<br />
Karte« anzufertigen. In <strong>den</strong> sumpfi gen<br />
Gebieten bei Bozen erkrankte er an Malaria<br />
und starb 1766 im Alter von nur 43<br />
Jahren. Die Karte von Tirol stellte sein Gehilfe<br />
Blasius Hueber fertig. <strong>Sie</strong> erreichte<br />
eine bemerkenswerte Genauigkeit, die auf<br />
<strong>der</strong> Strecke von Innsbruck bis Kufstein<br />
nur um 700 Meter abweicht. Die Karte ist<br />
unter www.tirisdienste.at einsehbar.<br />
Der Angersee bei <strong>der</strong> Oberseebenalm lädt<br />
am Weg zum Grieskogel zum Bleiben ein.<br />
net, erzählen die drei. <strong>Sie</strong> sind sich einig: Die<br />
Peter-Anich-Hütte wird zu ihren Lieblingshütten<br />
gehören. Eine <strong>der</strong> längsten Etappen<br />
haben sie noch vor sich. Zwischen acht und<br />
neun Stun<strong>den</strong> sind für <strong>den</strong> Peter-Anich-Höhenweg<br />
zur Rosskogelhütte veranschlagt<br />
– ein beständiges Auf und Ab entlang <strong>der</strong><br />
steilen Hänge über dem Inntal und durch<br />
Almgebiete, wo die Zeit ein bisschen stehen<br />
geblieben zu sein scheint.<br />
Wildnis vor <strong>der</strong> Haustür<br />
Bei <strong>der</strong> Oberhofer Melkalm wühlen ein<br />
paar Schweine im Waldbo<strong>den</strong>, Hennen picken<br />
nach Fressbarem, zwei Rin<strong>der</strong> lugen<br />
neugierig auf die Terrasse, wo Wan<strong>der</strong>er im<br />
Liegestuhl dösen. Franz spült das Melkgeschirr<br />
im Brunnen. Die Milch seiner Kühe<br />
hat <strong>der</strong> Hirte zu Käse verarbeitet. Der Telfser<br />
verbringt seinen dreizehnten Sommer<br />
auf <strong>der</strong> Alm über dem Inntal. Und möchte<br />
mit niemandem tauschen. »Besser könnte<br />
es gar nicht passen«, sagt er und zieht genüsslich<br />
an seiner selbst gedrehten Zigarette.<br />
Er hat keinen Grund zu lügen, <strong>den</strong>n<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 37
Die Almen und Heustadel sind perfekte Pausenplätzchen beim Aufstieg zum Roßkogel.<br />
Oberhofen, <strong>der</strong> Talort <strong>der</strong> Alm, ist eines<br />
<strong>der</strong> typischen Dörfer, die sich südlich des<br />
Inns aneinan<strong>der</strong>reihen: Von <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
geprägte Ortschaften, in <strong>den</strong>en sich<br />
jahrhun<strong>der</strong>tealte Höfe mit Bauerngärten,<br />
versteckte Kapellen und manch idyllischer<br />
Winkel im Dorfkern entdecken lassen. Beinahe<br />
je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Orte hat in <strong>den</strong> Sellrainer<br />
<strong>Berg</strong>en seine Alm. Früher mussten Hirten<br />
und Vieh 1000 Höhenmeter und mehr aus<br />
eigener Kraft zurücklegen, heute reisen<br />
sie bequem mit Transportern und Traktoren<br />
an. Zur Pfaffenhofer Alm dürfen auch<br />
Wan<strong>der</strong>er die Zufahrtsstraße benutzen. »Zu<br />
90 Prozent sind es Einheimische, die zu uns<br />
kommen«, berichten die Almwirte Roman<br />
und Erika. Die Ziele heißen Narrenkopf,<br />
Schafmarebenkogel und Hoche<strong>der</strong>. Keine<br />
großen Namen, dafür Gipfel einer urwüchsigen<br />
<strong>Berg</strong>landschaft und eines Panoramas,<br />
das von <strong>den</strong> scharf geschnittenen Felsgraten<br />
<strong>der</strong> Nördlichen Kalkalpen bis zu <strong>den</strong><br />
Gletscherflanken <strong>der</strong> Stubaier und Ötztaler<br />
Alpen reicht. Die <strong>Berg</strong>wildnis reicht fast bis<br />
an die Hüttentüre. »Manchmal, im Herbst,<br />
kommt das Wild nachts bis zur Hütte«, erzählt<br />
Erika. »Da kriegst Gänsehaut.«<br />
Logenplatz mit tragischem Schicksal<br />
Manche im Tal haben am 4. Oktober 1963<br />
die Rauchsäule gesehen, oben am <strong>Berg</strong>, unter<br />
dem Sonnkarköpfl. Innerhalb weniger<br />
Stun<strong>den</strong> brannte an diesem Tag die Neuburger<br />
Hütte bis auf die Grundmauern nie<strong>der</strong>.<br />
Dies war das traurige Ende eines Traums,<br />
<strong>den</strong> sich einige Alpenvereinsmitglie<strong>der</strong><br />
verwirklicht hatten. 1889 weihte die Sektion<br />
Telfs auf 1945 Meter Höhe eine kleine<br />
Selbstversorgerhütte, die Hoche<strong>der</strong>hütte,<br />
ein. <strong>Sie</strong> halbierte die langen Wege aus dem<br />
Inntal – acht Stun<strong>den</strong> vom Telfser Bahnhof<br />
zum Hoche<strong>der</strong>, neuneinhalb gar zum<br />
Rietzer Grieskogel – und wurde bald von<br />
<strong>den</strong> Kollegen aus Neuburg übernommen,<br />
die ein größeres Unterkunftshaus anstrebten.<br />
»Nur wenige Hütten wer<strong>den</strong> mit dem<br />
Ausblick auf eine so grandiose <strong>Berg</strong>welt<br />
auch einen so weitreichen<strong>den</strong> Talblick vereinen«,<br />
warb die Sektion für <strong>den</strong> Neubau,<br />
<strong>der</strong> 1906 eröffnet wurde. Alte Fotos zeigen<br />
ein stattliches <strong>Berg</strong>haus, das 50 Personen<br />
Platz bot und wegen seiner exponierten Lage<br />
mit Seilen versichert war. Wer vom ehemaligen<br />
Standort <strong>der</strong> Neuburger Hütte <strong>den</strong><br />
Blick über das Inntal wan<strong>der</strong>n lässt, mag<br />
ein bisschen wehmütig wer<strong>den</strong> angesichts<br />
des tragischen Schicksals dieser Aussichtskanzel.<br />
Doch im sommerlichen Sellrain<br />
gibt es ja noch an<strong>der</strong>e Plätze, an <strong>den</strong>en das<br />
Schauen zur Hauptbeschäftigung wird. An<br />
die Hüttenwand <strong>der</strong> Oberhofer Melkalm<br />
gelehnt blinken die glänzen<strong>den</strong> Dächer<br />
im Tal, die Asphaltbän<strong>der</strong> und Schienenstränge<br />
unendlich weit entfernt. Die Nachmittagssonne<br />
setzt die Felskulisse in Szene,<br />
<strong>der</strong> Brunnen plätschert, irgendwo bimmelt<br />
eine Kuhglocke – Franz hatte Recht. Besser<br />
könnte es tatsächlich nicht passen. ◀<br />
Fotos: Franziska Baumann, Andreas Strauß, Tourismus Innsbruck<br />
Woher das nahgelegene Kühtai seinen<br />
Namen hat, wird im Sellrain schnell klar.<br />
KOMPAKT<br />
Bestens erschlossener Geheimtipp<br />
Anreise: Mit dem Auto über<br />
Garmisch und Seefeld o<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> Inntalautobahn über<br />
Innsbruck nach Telfs und zu<br />
<strong>den</strong> Orten auf <strong>der</strong> Südseite<br />
des Inns. Alternativ auch über<br />
<strong>den</strong> Fernpass nach Nassereith<br />
und über das Mieminger Plateau<br />
nach Telfs. Bahnverbindung<br />
von Innsbruck Richtung<br />
Landeck mit Halten in Inzing,<br />
Hatting, Flaurling, Oberhofen,<br />
Telfs-Pfaffenhofen und Rietz.<br />
Tourismusverband:<br />
Sonnenplateau Mieming & Tirol<br />
Mitte, Informationsbüro Telfs,<br />
Untermarktstr. 1, A-6410 Telfs,<br />
Tel. 00 43/(0)52 62/6 22 45,<br />
www.sonnenplateau.net<br />
Hütten: Peter-Anich-Hütte<br />
(1910 m), Pächterwechsel<br />
2014, voraussichtl. bew.<br />
Juni –September, Tel. 00 43/<br />
(0)6 64/1 71 18 05,<br />
www.touristenklub.org<br />
Pfaffenhofer Alm (1694 m),<br />
bew. Mitte Mai – Mitte Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
2 33 02 20<br />
Karten: Wan<strong>der</strong>karte<br />
1:35 000 »Sonnenplateau<br />
Mieming & Tirol Mitte« (erhältlich<br />
in <strong>den</strong> Tourismusbüros);<br />
Kompass-Karte 1:50 000,<br />
Nr. 35 »Imst, Telfs, Kühtai« und<br />
Nr. 36 »Innsbruck, Brenner«<br />
Literatur: Walter Klier<br />
»AV-Führer Stubaier Alpen«,<br />
<strong>Berg</strong>verlag Rother, 2013<br />
38 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
TOUREN<br />
Almrun<strong>den</strong> und Hüttenschlaufen über dem Inntal<br />
Die Sellrainer <strong>Berg</strong>e wer<strong>den</strong> im Sommer oft übersehen. Zu Unrecht, <strong>den</strong>n die feine, verkehrsgünstige<br />
Region wer<strong>den</strong> beson<strong>der</strong>s Wan<strong>der</strong>er und Kraxler lieben, die alpinen Genuss auch ohne große Namen zu<br />
schätzen wissen. Und so sind auch die Hütten: ehrlich, gemütlich, sehenswert.<br />
1 Rietzer Grieskogel (2884 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1400 Hm 1400 Hm<br />
Charakter: Höchster Gipfel <strong>der</strong> nördlichen<br />
Sellrainer <strong>Berg</strong>e, am Gipfelgrat<br />
leichte Blockkletterei, Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit erfor<strong>der</strong>lich<br />
Ausgangspunkt: Pfaffenhofer Alm<br />
(1694 m), erreichbar auf <strong>der</strong> Forststraße<br />
von Pfaffenhofen, Fahrgenehmigung<br />
auf <strong>der</strong> Alm erhältlich<br />
Hütte: Pfaffenhofer Alm (1694 m),<br />
bew. Mitte Mai – Mitte Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/2 33 02 20;<br />
Peter-Anich-Hütte (1910 m), ÖAV,<br />
bew. Anfang Juni bis Mitte September,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/1 71 18 05,<br />
www.touristenklub.org<br />
Route: Pfaffenhofer Alm – Peter-<br />
Anich-Hütte – Obere Seebenalm<br />
– Bachwandkopf – Rietzer Grieskogel<br />
(4 Std.) und zurück<br />
Abstiegsvariante für geübte Wan<strong>der</strong>er:<br />
Rietzer Grieskogel – Hoche<strong>der</strong><br />
(2796 m) – Narrenkopf<br />
– Pfaffenhofer<br />
Alm (3 Std.)<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
2 Sonnkarköpfl (2262 m)<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Zwei gemütliche Almen<br />
und Tiefblick aufs Inntal, teils steinige<br />
Steige, Trittsicherheit erfor<strong>der</strong>lich<br />
Ausgangspunkt: Pfaffenhofer Alm<br />
(1694 m), erreichbar auf <strong>der</strong> Forststraße<br />
von Pfaffenhofen, Fahrgenehmigung<br />
auf <strong>der</strong> Alm erhältlich<br />
Hütte: Pfaffenhofer Alm (1694 m),<br />
bew. Mitte Mai – Mitte Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/2 33 02 20<br />
Route: Pfaffenhofer Alm – Sonnkarköpfl<br />
(1½ Std.) – Oberhofer Melkalm<br />
(bewirtschaftet) – Bettlersteig –<br />
Pfaffenhofer Alm<br />
3 Taxer See (2282 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1400 Hm 1400 Hm<br />
Charakter: Auf einer 6 km langen<br />
Forststraße zur ursprünglichen<br />
Flaurlinger Alm, weiter auf teils<br />
steilem, aber unschwierigem Steig<br />
zu einem einsamen <strong>Berg</strong>see. Anstieg<br />
zum Gipfel des Seejochs (2808 m)<br />
weitere 1¼ Std.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Flaurlinger<br />
Alm beim Schwaighof (886 m),<br />
Flaurlingberg oberhalb von Flaurling<br />
Hütte: Flaurlinger Alm (1613 m),<br />
bew. Mitte Juni – Mitte September,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/75 08 53 88<br />
Route: Flaurlingberg – Flaurlinger Alm<br />
– Taxer See (3½ Std.) und zurück<br />
4 Roßkogel (2646 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1330 Hm 1330 Hm<br />
Charakter: Auffälliger Gipfel im<br />
Innsbrucker <strong>Berg</strong>panorama, teilweise<br />
steile und schmale Steige, für Trittsichere<br />
aber problemlos. Interessanter,<br />
gesicherter Abstecher zum Weißstein<br />
(2640 m, 40 Min.)<br />
Ausgangspunkt: Stiglreith (1363<br />
m), erreichbar von Oberperfuss mit<br />
<strong>Berg</strong>bahn o<strong>der</strong> auf schmaler Straße,<br />
gebührenpfl ichtiger Parkplatz<br />
Hütte: Roßkogelhütte (1777 m),<br />
privat, bew. Mitte Mai bis Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0)52 32/8 14 19,<br />
www.rosskogelhuette.at<br />
Route: Stiglreith – Roßkogelhütte –<br />
Krimpenbachsattel – Roßkogel<br />
(3½ Std.) – Südostgrat – Krimpenbachalm<br />
– Roßkogelhütte<br />
– Stiglreith<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
5 Inntalschlaufe <strong>der</strong><br />
Sellrainer Hüttenrunde<br />
▶ mittel 3 Tage<br />
2625 Hm 2625 Hm<br />
Charakter: Die Runde verbindet <strong>den</strong><br />
Sellraintaler und Peter-Anich-Höhenweg<br />
mit <strong>der</strong> Besteigung des Rietzer<br />
Grieskogels. Wenig begangene Steige<br />
und viele Panoramablicke. Ausdauer,<br />
Trittsicherheit und für abschüssige<br />
Hangquerungen auch Schwindelfreiheit<br />
erfor<strong>der</strong>lich.Übernachtung<br />
auch auf <strong>der</strong> Inzinger, Flaurlinger o<strong>der</strong><br />
Pfaffenhofer Alm möglich.<br />
Ausgangspunkt: Zirmbachalm<br />
(1800 m) an <strong>der</strong> Straße Sellrain<br />
– Kühtai, Bushaltestelle, Parkplatz<br />
Richtung Kühtai nach <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />
Lawinen-galerien<br />
Hütte: Roßkogelhütte (1777 m),<br />
privat, bewirtschaftet Mitte Mai<br />
bis Oktober, Tel. 00 43/(0)52 32/<br />
8 14 19, www.rosskogelhuette.at;<br />
Peter-Anich-Hütte (1910 m), ÖAV,<br />
bewirtschaftet Anfang Juni bis Mitte<br />
September, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
1 71 18 05, www.touristenklub.org<br />
Route: Zirmbachalm (1800 m) –<br />
Sellraintaler Höhenwan<strong>der</strong>weg –<br />
Sonnbergalm – Kögele – Roßkogelhütte<br />
(1777 m, 6–7 Std.) – Inzinger<br />
Alm – Rauher Kopf – Flaurlinger Alm<br />
– Pfaffenhofer Alm – Peter-Anich-<br />
Hütte (1910 m, 8–9 Std.) – Rietzer<br />
Grieskogel (2884 m) – Zirmbachalm<br />
(5 Std.)<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 39
AUF TOUR<br />
Klettersteige im Berner Oberland<br />
Eisenwege im<br />
40 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Das Berner Oberland ist vor allem<br />
als Dorado für Hochtouren auf<br />
die Eisriesen wie Eiger, Mönch und<br />
Jungfrau bekannt. Die kleineren<br />
Nachbarn beherbergen jedoch einige<br />
grandiose Klettersteige.<br />
Von Folkert Lenz (Text und Bil<strong>der</strong>)<br />
Ein richtiger Klettersteiggipfel:<br />
das Schwarzhorn (2928 m)<br />
Irgendwie hat dieser Mann vor allem<br />
einen Drang: bergab! Vielleicht liegt es<br />
daran, dass Martin Schürmann auch Basejumper<br />
ist, also mit Fallschirmen von<br />
hohen Klippen springt. Die Mürrenfluh<br />
ist solch eine Klippe. Grau, senkrecht, abweisend<br />
steht diese 650 Meter hohe Felsmauer<br />
trutzig über dem Lauterbrunnental.<br />
Schickt gelegentlich einen spritzigen Wasserfall<br />
in die Tiefe – sehr zur Freude <strong>der</strong><br />
Touristen, die in dem Tal zwischen Lauterbrunnen<br />
und Stechelberg herumspazieren.<br />
Dort also hat <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>führer aus Wil<strong>der</strong>swil<br />
vor ein paar Jahren einen Klettersteig gebaut.<br />
Aber irgendwie ein bisschen an<strong>der</strong>s<br />
als gewohnt, irgendwie falsch: Häufig geht<br />
es nämlich abwärts und nicht bergan!<br />
Von Mürren nach Gimmelwald führt die<br />
mehr als zwei Kilometer lange Ferrata und<br />
verbindet so die bei<strong>den</strong> Alpdörfer, die auf<br />
einer Art Sonnenterrasse hoch über dem<br />
Lauterbrunnental residieren. Schon <strong>der</strong><br />
Einstieg in <strong>den</strong> Steig ist ungewöhnlich:<br />
Dunkel sieht es hinter einer Holztür aus,<br />
die Martin aufsperrt. »In diesem Tunnel<br />
war früher ein Stromkraftwerk«, erzählt er<br />
seinen heutigen Begleiterinnen, Anja und<br />
Seline, die ihm zögernd folgen. Nach wenigen<br />
Metern entlässt sie <strong>der</strong> Stollen wie<strong>der</strong><br />
ins warme Sonnenlicht. An einer Mauer<br />
beginnt das Drahtseil, dem sie die nächsten<br />
drei Stun<strong>den</strong> folgen wer<strong>den</strong>. Und dann geht<br />
es erst mal steil bergab!<br />
Über erdige Stufen sind schnell die Felsen<br />
<strong>der</strong> Mürrenfluh erreicht, von oben her. Bis<br />
hinüber nach Gimmelwald zieht sich die Abbruchkante<br />
und bildet so etwas wie eine logische<br />
Linie für <strong>den</strong> Steig. Mehr Luft unter <strong>den</strong><br />
Sohlen geht im Lauterbrunnental nicht –<br />
und das hat Martin Schürmann so gewollt.<br />
Anfangs noch auf Felsbän<strong>der</strong>n, später immer<br />
häufiger auf Stahlsprossen, tänzeln die<br />
bei<strong>den</strong> jungen Frauen über dem Abgrund.<br />
Seline hat sichtlich Schwierigkeiten, sich an<br />
<strong>den</strong> Tief blick zu gewöhnen. Anja dagegen<br />
fängt immer breiter an zu grinsen, je ausgesetzter<br />
die Passagen wer<strong>den</strong>. Technisch<br />
Alle Fotos: Folkert Lenz<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 41
Am Rotstock-Klettersteig kommt fast so etwas wie Nordwand-Gefühl auf.<br />
Eine Anlage mit<br />
Kribbelfaktor reizt<br />
Novizen offenbar sehr,<br />
während manch hartgesottener<br />
Alpinist<br />
ob des Abenteuer-<br />
Parcours’ bisweilen<br />
die Nase rümpft.<br />
ist <strong>der</strong> Klettersteig nicht allzu schwer. Aber<br />
an vielen Stellen muss <strong>der</strong> innere Schweinehund<br />
nie<strong>der</strong>gerungen wer<strong>den</strong> beim Psycho-<br />
Balanceakt hoch über <strong>den</strong> Häusern von Stechelberg.<br />
Der Blick fällt ins Bo<strong>den</strong>lose an <strong>der</strong><br />
Stelle, die <strong>den</strong> Namen »Hammerecke« trägt.<br />
Martin schmunzelt: »Wir nennen diesen Ort<br />
auch das stille Eck. Weil fast alle meine Gäste<br />
hier sehr, sehr still wer<strong>den</strong>…« Entspannung<br />
dann in <strong>der</strong> nächsten Passage hinüber zum<br />
Mürrenbach. Dort wartet eine Tyrolienne.<br />
Wie im Flug überquert das Duo <strong>den</strong> Wasserfall<br />
mittels <strong>der</strong> Seilrutsche. Scheinbar haltlos<br />
schweben Anja und Seline über Wiesen<br />
Neulinge schreckt vor allem die<br />
Leiterreihe am »Angsteck«.<br />
und Bäumen des Lauterbrunnentals. Martin<br />
macht <strong>den</strong> Bremser und sorgt per Seilsicherung<br />
für eine weiche Landung auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite <strong>der</strong> Klamm. Puh!<br />
Der Adrenalin-Spiegel steigt<br />
Bleibt noch das versprochene Highlight, zu<br />
dem das Trio sich nun über einen mäßig<br />
aufregen<strong>den</strong> Waldsteig hinarbeitet. Zeit,<br />
ein bisschen Adrenalin abzubauen. Doch<br />
<strong>der</strong> Pegel <strong>der</strong> körpereigenen Droge steigt<br />
schnell wie<strong>der</strong> an, als die Nepal-Brücke in<br />
Sicht kommt, die das Finale bildet. Eine wackelige<br />
Drahtseilbrücke weit droben über<br />
KOMPAKT<br />
Klettersteige im<br />
Berner Oberland<br />
Beste Jahreszeit: Der Klettersteig Mürren–<br />
Gimmelwald ist offi ziell vom 15. Juni bis Ende<br />
Oktober geöffnet.<br />
Informationen: www.grindelwald.ch,<br />
www.klettersteig-muerren.ch<br />
Karten: Landeskarte <strong>der</strong> Schweiz (LKS)<br />
1:50 000, Blatt 264 »Jungfrau«.<br />
Landeskarte <strong>der</strong> Schweiz (LKS) 1:25 000,<br />
Blatt 1229 »Grindelwald«<br />
Führungen: <strong>Berg</strong>steigen für Je<strong>der</strong>mann/<br />
<strong>Berg</strong>führervermittlung Lauterbrunnental,<br />
Tel. 00 41/33/8 21 61 00, www.be-je.ch<br />
(Mürrenfl uh). Grindelwald Sports AG,<br />
Tel. 00 41/33/8 54 12 80,<br />
info@grindelwaldsports.ch,<br />
www.grindelwaldsports.ch<br />
dem Gehrenlammgraben – sehr hoch und<br />
ohne Gelän<strong>der</strong>! Ganz weit unten tost <strong>der</strong><br />
Bach. Doch wer mag in 300 Meter Höhe über<br />
Grund schon einen Blick neben <strong>den</strong> metallenen<br />
Steg werfen, <strong>der</strong> einen sicher auf die<br />
an<strong>der</strong>e Seite bringen soll? Aufatmen wollen<br />
Seline und Anja erst wie<strong>der</strong>, als sie ihre Klettersteigkarabiner<br />
aus dem Drahtseil klinken<br />
dürfen, das ein paar Minuten später endet,<br />
direkt an <strong>der</strong> Luftseilbahn von Gimmelwald.<br />
Die bei<strong>den</strong> sind zufrie<strong>den</strong>, als sie <strong>den</strong> Event-<br />
Klettersteig verlassen. Eine solche Anlage<br />
mit hohem Kribbel-Faktor reizt Novizen offenbar<br />
sehr, während mancher Alpinist bisweilen<br />
die Nase rümpft, weil sie die <strong>Berg</strong>welt<br />
zum Abenteuer-Parcours degradiert. Nur:<br />
Die hartgesottenen Alpinisten bil<strong>den</strong> auch<br />
nicht die große Masse, die das Geld in die<br />
Kassen <strong>der</strong> Tourismusgemein<strong>den</strong> spülen.<br />
Obwohl das Berner Oberland eher für seine<br />
4000er-Riesen bekannt ist und deshalb von<br />
Hochtourengehern angesteuert wird: Ferratisti<br />
bekommen rund um Lauterbrunnen<br />
und Grindelwald einiges geboten. Auch am<br />
Eiger ist vor rund 15 Jahren ein Drahtseil<br />
gezogen wor<strong>den</strong>. Leicht zu erreichen ist <strong>der</strong><br />
Steig von <strong>der</strong> Kleinen Scheidegg aus. Und er<br />
ist ein Genuss vor allem für die, die keinen<br />
Adrenalin-Kick suchen. Auf <strong>den</strong> Rotstock<br />
(2663 m) – ein Bollwerk im Westgrat des<br />
Eigers – führt die Linie. Nordwand-Feeling<br />
inklusive! Denn <strong>der</strong> Start liegt direkt am Fuß<br />
<strong>der</strong> Eiger-Nordwand. Ein paar steile Leitern<br />
zu Beginn müssen auch Drahtseil-Anfänger<br />
nicht schrecken. Über breite Bän<strong>der</strong> gewinnt<br />
man in <strong>der</strong> Rotstock-Schlucht schnell an Höhe.<br />
Immer wie<strong>der</strong> könnten die Hände<br />
42 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> ei<br />
ger<br />
04⁄<br />
⁄14
Technisch wenig anspruchsvoll<br />
verläuft <strong>der</strong> erste Teil<br />
auf das Schwarzhorn, …<br />
… das oben einige<br />
ausgesetztere<br />
Stellen zu bieten hat.<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 43
Die so genannte Nepal-Bridge ist 80 Meter<br />
lang, sehr wackelig und führt Ferratisten<br />
beim großen Finale des Mürrenfluh-Steigs<br />
in 300 Meter Höhe über die Schlucht.<br />
Welch ein Gegensatz!<br />
Hier die Almwiesen,<br />
drüben die Viertausen<strong>der</strong>-Welt<br />
mit<br />
einer Gebirgsmauer<br />
von Wetterhorn<br />
bis Mönch<br />
in dem wenig ausgesetzten Gelände auch in<br />
die Hosentaschen wan<strong>der</strong>n, wenn nicht die<br />
Sicherungskarabiner ständig bedient wer<strong>den</strong><br />
wollten. Nur bei Nässe o<strong>der</strong> gar Schnee<br />
mögen die dachziegelartig abwärts geschichteten<br />
Kalkplatten auch dem versierten <strong>Berg</strong>geher<br />
Unbehagen bereiten. An schönen und<br />
trockenen Tagen kann die Vormittags-Spritztour<br />
auch Eltern empfohlen wer<strong>den</strong>, die ihrem<br />
Nachwuchs ein wenig <strong>Berg</strong>abenteuer<br />
bieten wollen. Vom flachen Gipfelplateau<br />
neben dem hölzernen Kreuz lässt sich dann<br />
vortrefflich Richtung Jungfraugipfel spitzen.<br />
Ganz nah: Die zerschrun<strong>den</strong>en Eiskaska<strong>den</strong><br />
im Abbruch des Mönchs, die sich weiter unten<br />
zum Eigergletscher vereinigen. Und mit<br />
etwas Glück trifft man am Rotstock auch auf<br />
Eiger-Aspiranten, die seine Westflanke zum<br />
Abstieg nutzen. Ob sie wohl durch die Nordwand<br />
gekommen sind, fragt sich mancher<br />
angesichts abgekämpft wirken<strong>der</strong> Gesichter?<br />
Tags darauf an <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong> First-<br />
Bahn. Dort wartet schon Hansueli Klossner.<br />
Der <strong>Berg</strong>führer aus Grindelwald weist hinauf<br />
zu <strong>den</strong> dunklen Felsen, die heute das Ziel<br />
sein sollen: »Das Schwarzhorn ist immerhin<br />
<strong>der</strong> höchste Voralpengipfel <strong>der</strong> Jungfrau-<br />
Region.« Es ist die liebliche Seite des Tals.<br />
Welch ein Gegensatz! Hier die Almwiesen,<br />
drüben die Viertausen<strong>der</strong>-Welt. Denn direkt<br />
gegenüber baut sich die mächtige Gebirgsmauer<br />
vom Wetterhorn bis zum Mönch auf.<br />
Finsteraarhorn und die Fiescherhörner lugen<br />
herüber, auch die Eiger-Nordwand lässt<br />
sich von hier gut einsehen.<br />
Im Kuhglockengebimmel geht es bergan.<br />
Zwischen riesigen Steinblöcken im Chrinnenbo<strong>den</strong><br />
wan<strong>der</strong>n Gurtzeug und Helme<br />
aus dem Rucksack und Hansueli zeigt dorthin,<br />
wo Metall am Schwarzhorn-Grat in <strong>der</strong><br />
Sonne blinkt. »Das ist die Crux dort oben«,<br />
meint er schmunzelnd und mancher Blick<br />
richtet sich sorgenvoll zu <strong>der</strong> Stelle, wo sich<br />
mehrere Aluleitern aneinan<strong>der</strong> reihen. An<br />
Ketten und Seilen geht es nun zur breiten<br />
Gratschneide hinauf. Technisch einfach.<br />
Aber wenn das »Angsteck« noch wartet?<br />
Knapp hun<strong>der</strong>t Meter über <strong>den</strong> Geröllfel<strong>der</strong>n<br />
beginnt schließlich die erschreckende<br />
Leiterreihe. Doch siehe da: Ohne Probleme<br />
meistert je<strong>der</strong> die Stelle. Ohne Zögern, mancher<br />
auch, ohne nach unten zu schauen<br />
– schnell ist die Passage absolviert. Über<br />
flacheres Gelände erreichen alle <strong>den</strong> Gipfel<br />
(2928 m). Weit entfernt zeichnet sich <strong>der</strong><br />
Vierwaldstättersee ab. Die Höhen von Rigi<br />
und Pilatus tauchen am Horizont auf.<br />
Immerhin: ein richtiger Gipfel. Auch wenn<br />
das Schwarzhorn eingeklemmt zwischen<br />
<strong>den</strong> <strong>Berg</strong>giganten von Engelhörnern, Wetterhorn<br />
und Eiger nicht so richtig zur Geltung<br />
kommt: Die Drahtseil-Novizen haben<br />
trotzdem ihren kleinen, ganz persönlichen<br />
Triumph. Adrenalin-Faktor hin, Naserümpfen<br />
<strong>der</strong> Alpinisten her.<br />
◀<br />
44 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
TOUREN<br />
Am Eisen durch die Felslandschaft<br />
Ausblicke auf Viertausen<strong>der</strong> und Tiefblicke auf Wasserfälle:<br />
Die Klettersteige im Berner Oberland bieten für je<strong>den</strong><br />
Geschmack etwas – in jedem Schwierigkeitsgrad.<br />
Von Mürren nach<br />
Gimmelwald geht es oft<br />
bergab – mit wun<strong>der</strong>baren<br />
Tiefblicken.<br />
1 Mürrenfluh (Mürren–<br />
Gimmelwald)<br />
▶ mittel (K3)<br />
3 Std.<br />
kaum Hm 300 Hm<br />
Charakter: Nicht sehr schwierig.<br />
Psychisch stabile Verfassung nötig.<br />
Gewöhnungsbedürftig: Der Steig geht<br />
an vielen Stellen abwärts. Drahtseil<br />
durchgehend; auch an unspektakulären<br />
und längeren Waldpassagen.<br />
Umgehungsmöglichkeiten für Tyrolienne<br />
und Nepal-Brücke<br />
Ausgangspunkt: Mürren (1645 m).<br />
Zu erreichen z. B. von Lauterbrunnen<br />
via Seilbahn und Mürrenbahn o<strong>der</strong><br />
ab Stechelberg mit direkter Seilbahn<br />
Route: Vom Einstieg am Tunnel nahe<br />
dem Sportchalet (Mürren-Dorfmitte)<br />
immer dem Drahtseil folgend bis zur<br />
Station Gimmelwald <strong>der</strong> Schilthornbahn.<br />
Diese kann zur Rückkehr ins<br />
Lauterbrunnental benutzt wer<strong>den</strong>.<br />
2 Rotstock (2663 m)<br />
▶ leicht (K2) 3½ Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Mäßig schwieriger<br />
Kletter steig im direkten Einzugsbereich<br />
<strong>der</strong> Eiger-Nordwand<br />
Ausgangspunkt: Kleine Scheidegg<br />
(2061 m). Der Pass kann nur per<br />
Bahn von Lauterbrunnen o<strong>der</strong> von<br />
Grindelwald aus erreicht wer<strong>den</strong>.<br />
Kein Autoverkehr dorthin möglich<br />
Route: Von <strong>der</strong> Kleinen Scheidegg<br />
<strong>den</strong> Schil<strong>der</strong>n »Eiger-Trail« folgen.<br />
An <strong>der</strong> Erklärungstafel zur Nordwand<br />
weiter auf dem Pfad leicht rechts<br />
bergan. Der Einstieg ist dank einiger<br />
Leitern sichtbar. Hierher auch mittels<br />
Traverse von <strong>der</strong> Station Eigergletscher<br />
<strong>der</strong> Jungfraubahn. Abstieg vom<br />
Rotstock-Gipfel über <strong>den</strong> Rotstocksattel<br />
und die Eiger-Westfl anke<br />
zur Station Eigergletscher<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
wegen <strong>der</strong> spektakulären fünf Leitern.<br />
Technisch nicht beson<strong>der</strong>s schwer<br />
Ausgangspunkt: <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong><br />
First-Bahn (2167 m, von Grindelwald<br />
aus)<br />
Route: Vom First nordwestlich über<br />
markierte Wege zum Chrinnenbo<strong>den</strong>.<br />
Dort sicherer Anseilpunkt. Vom Einstieg<br />
weg mittels Ketten gen Grat.<br />
Am Steilaufschwung die Leiterstellen.<br />
Dann fl acher und einfacher zum<br />
Gipfel. Abstieg über die Südfl anke<br />
(Normalweg) zurück<br />
zum First<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
4 Tierbergli-Klettersteig<br />
▶ mittel (K4) 4¾ Std.<br />
700 Hm 700 Hm<br />
Charakter: Mitten in die Gletscherlandschaft<br />
um die Tierberge und<br />
das Sustenhorn. Der Routenverlauf<br />
ist etwas heterogen, schöne Kletterstellen<br />
wechseln ab mit längeren<br />
Geröllpassagen. Die Schwierigkeiten<br />
halten sich in Grenzen (überwiegend<br />
K2 und K3), bloß die Schlüsselstelle<br />
im unteren Teil ist wirklich for<strong>der</strong>nd<br />
(K4). Einkehr in <strong>der</strong> Tierberglihütte<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Umpol<br />
(ca. 2090 m), Anfahrt von <strong>der</strong><br />
Sustenpassstraße (Abzweigung Hotel<br />
Steingletscher) über ein Mautsträßchen<br />
(Ticket-Automat). Postbuslinie<br />
Meiringen – Steingletscher – Sustenpass<br />
– Wassen<br />
Route: Vom Parkplatz über die Brücke,<br />
dann rechts zum Einstieg. Mit guten<br />
Sicherungen schräg an gestuften<br />
Felsen aufwärts zur Schlüsselstelle,<br />
einer abdrängen<strong>den</strong> Querung mit<br />
anschließendem Überhang. Auf <strong>der</strong><br />
markanten Geröllterrasse an <strong>der</strong><br />
Nordfl anke des Tierbergli kreuzt man<br />
<strong>den</strong> Hüttenweg (ca. 2380 m), quert<br />
dann zu einem Pfeiler (K3). Weiter<br />
im Wechsel von Geröll und Fels<br />
zum Ausstieg (ca. 2610 m) und zur<br />
Tierberglihütte (2795 m)<br />
5 Klettersteig Kan<strong>der</strong>steg-<br />
Allmenalp<br />
▶ (K4–5) 3¾ Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Sehr spektakulärer<br />
Klettersteig direkt über Kan<strong>der</strong>steg,<br />
mit Aussicht auf Dreitausen<strong>der</strong> und<br />
Tiefblicken zur Lötschberg-Bahnlinie.<br />
Die Route verläuft in Sicht- und<br />
Hörweite des Allmibachs, <strong>der</strong> auch<br />
zweimal auf Seilbrücken gequert wird.<br />
Armschmalz und ein solides Nervenkostüm<br />
sind unerlässlich; Talfahrt<br />
ganz bequem mit <strong>der</strong> Luftseilbahn<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Kan<strong>der</strong>steg<br />
(1176 m) o<strong>der</strong> Parkplatz <strong>der</strong><br />
Allmenalpbahn<br />
Route: Kurz zum Einstieg (ausgeschil<strong>der</strong>t),<br />
dann gleich senkrecht hinauf<br />
(Leitern) und extrem ausgesetzt<br />
nach links queren. Auf <strong>der</strong> Seilbrücke<br />
über <strong>den</strong> Bach und an einem grasigen<br />
Hang bergan zum absoluten Gag:<br />
einem aufgehängten Steg mit anschließen<strong>der</strong><br />
Drehleiter. Auf diese<br />
Weise »überlistet« man ein 10-Meter-<br />
Felsdach. Steil weiter, bestens gesichert<br />
(Leitern), aber sehr luftig, dann<br />
nochmals über <strong>den</strong> stieben<strong>den</strong> Bach<br />
(Seilbrücke, alternativ Tyrolienne).<br />
Über eine letzte Wandstufe zum<br />
Ausstieg und auf einem Weglein zur<br />
<strong>Berg</strong>station Allmenalp (1723 m)<br />
6 Chäligang-Klettersteig<br />
▶ leicht (K2) 2½ Std.<br />
570 Hm 570 Hm<br />
Charakter: Leichter, auch für Einsteiger<br />
geeigneter Klettersteig. »Hauptdarsteller«<br />
sind die Engstligenfälle,<br />
die vor allem im Frühsommer ein<br />
beeindruckendes Schauspiel bieten,<br />
optisch und akustisch. Die Via ferrata<br />
folgt einem alten Steig, ist jetzt aber<br />
mo<strong>der</strong>n und verlässlich gesichert.<br />
Viel Gras und Erdreich, deshalb nur<br />
bei trockenem Wetter ratsam. Auf <strong>der</strong><br />
Engstligenalp mehrere Einkehrmöglichkeiten;<br />
Abstieg alternativ auf dem<br />
Weg, <strong>den</strong> das Vieh zweimal im Jahr<br />
unter die Hufe nimmt (1¼ Std.)<br />
Ausgangspunkt: Talstation <strong>der</strong><br />
Seilbahn (1400 m) zur Engstligenalp,<br />
Anfahrt von Frutigen via Adelbo<strong>den</strong><br />
Route: Von <strong>der</strong> Seilbahnstation ins<br />
Vorfeld <strong>der</strong> Engstligenfälle. Über <strong>den</strong><br />
Bach zur Infotafel, dann links hinauf<br />
zum Einstieg (ca. 1530 m). Eine<br />
markante Rampe gibt <strong>den</strong> weiteren<br />
Verlauf vor. Gesichert gewinnt man<br />
rasch an Höhe, am Ende <strong>der</strong> Rampe<br />
links gesicherter Zugang zum Ansatzpunkt<br />
des unteren Falls. Vorbei an<br />
einer Rastbank (Routenbuch), dann<br />
rechts durch eine grasig-steinige<br />
Rinne ins Almgelände, wo man dem<br />
Wan<strong>der</strong>weg zur Engstligenalp und zur<br />
Seilbahnstation (1965 m) folgt.<br />
3 Schwarzhorn (2928 m)<br />
▶ leicht (K3) 4½ Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Auch für Einsteiger<br />
geeignet. Allerdings längerer Zu- und<br />
Abstieg. Die Bewertung K3 gibt es<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 45
INTERVIEW<br />
Ueli Steck bei <strong>der</strong> ersten<br />
freien Begehung <strong>der</strong><br />
Route »Paciencia« (8a) in<br />
<strong>der</strong> Eiger-Nordwand
Das große<br />
Ueli Steck<br />
-Interview<br />
»<strong>Berg</strong>steigen ist<br />
wie eine Droge«<br />
Drei Monate ist seine Solo-Besteigung <strong>der</strong> Annapurna-Südwand her, als wir Ueli Steck<br />
auf <strong>der</strong> Messe ISPO treffen. Er spricht leise, man muss die Worte aus ihm herauskitzeln.<br />
Euphorisch wirkt er nicht. Seine Leistung an <strong>der</strong> Grenze des Machbaren<br />
hat ihn nach<strong>den</strong>klich gestimmt. Steck ist an einem Scheidepunkt angelangt.<br />
Von Dominik Prantl und Dagmar Steigenberger<br />
Foto: Robert Bösch<br />
BERGSTEIGER: <strong>Sie</strong> sehen erholt aus.<br />
Die 28 Stun<strong>den</strong> solo durch die Annapurna-<br />
Südwand scheinen <strong>Sie</strong> gut weggesteckt<br />
zu haben ...<br />
Ueli Steck: Das ist ja auch schon eine Weile<br />
her. Momentan gehe ich es ein bisschen<br />
gemütlicher an.<br />
Mit dem Abstand von mehreren Monaten<br />
– wie wür<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> diese an<strong>der</strong>e Welt<br />
dort oben alleine in <strong>der</strong> Wand beschreiben?<br />
Du bist da, es geht nur ums Klettern, du<br />
triffst alle Entscheidungen und du weißt<br />
auch: Annapurna, das sind 28 Stun<strong>den</strong>, wo<br />
du eigentlich jede Sekunde sterben kannst.<br />
Was ist das für ein Gefühl?<br />
Ich stehe extrem unter Spannung.<br />
Macht diese Welt auch süchtig?<br />
Ja, da muss man schon aufpassen. Mir geht<br />
es relativ gut in <strong>der</strong> Höhe und ich merke, wie<br />
effizient ich werde, wie gut ich mich konzentrieren<br />
kann. Das Gefährliche ist, dass<br />
man das immer wie<strong>der</strong> erleben will. Und<br />
um das wie<strong>der</strong> zu erleben, dazu braucht es<br />
eine Steigerung.<br />
<strong>Sie</strong> müssen die Dosis erhöhen ...<br />
Genau, wie bei einer Droge. Irgendwann<br />
reicht es einfach nicht mehr, man will<br />
mehr. Und mehr, und mehr. Und das endet<br />
– wie bei einer Droge – tödlich. Da muss<br />
man rechtzeitig <strong>den</strong> Absprung schaffen.<br />
Wie kann man die Dosis jetzt, nach <strong>der</strong><br />
Annapurna-Südwand, noch erhöhen?<br />
Die werde ich nicht mehr erhöhen.<br />
Sicher?<br />
Ja. An <strong>der</strong> Annapurna bin ich schon zuviel<br />
Risiko eingegangen.<br />
Woran haben <strong>Sie</strong> das gemerkt?<br />
Ich hab’s einfach akzeptiert. Es war mir egal<br />
nach dem Everest.<br />
Was war Ihnen egal? Dass <strong>Sie</strong> sterben<br />
hätten können?<br />
Ich wusste, wenn ich nicht zurückkomme,<br />
ist es nicht das Schlimmste, was es gibt.<br />
Was sagt Ihre Frau dazu?<br />
Ihr sage ich das nicht so direkt. Ich bin nicht<br />
stolz darauf. Es ist falsch, es darf nicht sein.<br />
Aber an <strong>der</strong> Annapurna war es für mich<br />
eben okay. Der Erfolg wäre nicht möglich<br />
gewesen ohne dieses Gefühl. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite muss ich sagen: Hey, das darfst du<br />
eigentlich nicht.<br />
Ab wann haben <strong>Sie</strong> gemerkt, dass <strong>Sie</strong> eine<br />
Grenze überschritten hatten?<br />
Erst als ich zurückkam. Während des Kletterns<br />
habe ich genau gewusst, wo ich stehe.<br />
Es war alles kontrolliert. Aber das Risiko<br />
war relativ hoch: Wenn du beim Abstieg<br />
auf blankem Eis <strong>der</strong> Schnelligkeit halber<br />
<strong>den</strong> Pickel nicht benutzt, brauchst du nur<br />
einmal auszurutschen, dann bist du weg.<br />
<strong>Sie</strong> wer<strong>den</strong> oft als Kontrollfreak<br />
beschrieben. Wenn wir Ihnen so zuhören,<br />
können wir da nicht ganz zustimmen.<br />
Doch, das ist schon kontrolliert. Aber es gibt<br />
keinen doppelten Bo<strong>den</strong> mehr.<br />
Ein Kontrollfreak würde <strong>den</strong> doppelten<br />
Bo<strong>den</strong> nehmen.<br />
Ich habe ein gewisses Niveau, und auf dem<br />
Niveau kann ich spielen. Ein an<strong>der</strong>er könnte<br />
das nie machen, <strong>der</strong> rutscht zehnmal<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 47
ist irgendwie möglich. Ich habe inzwischen<br />
mehr Erfahrung, die Wand ist eigentlich<br />
wirklich kletterbar. Ich muss es noch einmal<br />
probieren.<br />
Haben <strong>Sie</strong> sich jetzt versöhnt mit <strong>der</strong> Wand?<br />
Ja, es ist abgeschlossen. Jetzt kann ich die<br />
Seite umblättern.<br />
In weniger als drei Stun<strong>den</strong> sprintete Steck 2008 durch die Eiger-Nordwand<br />
Ist das ein gutes Gefühl?<br />
Es fehlt mir etwas. Es braucht jetzt Zeit, bis<br />
ich wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Idee habe.<br />
Ist diese Leere nach einem großen Erfolg<br />
immer da?<br />
Vielfach ist das so. Aber das Spezielle in diesem<br />
Fall ist, dass ich nun an einen Punkt gelangt<br />
bin, von dem aus ich nicht viel mehr<br />
weiter gehen kann. Das ist schon schwierig<br />
für mich.<br />
Der Höhepunkt ist vorbei?<br />
Ja.<br />
Free solo am Excalibur-Pfeiler in <strong>den</strong> Wen<strong>den</strong>stöcken: Uelis Meisterleistung 2004<br />
aus an so einer Eisflanke. Auch ich bin<br />
nicht gefeit davor, dass ich ausrutsche. Aber<br />
ich weiß, wenn ich mich wirklich gut konzentriere,<br />
funktioniert es eigentlich.<br />
Wie können <strong>Sie</strong> das einschätzen, ob es<br />
noch Kontrolle ist o<strong>der</strong> schon Rausch?<br />
Das weiß ich eben nicht, das ist die Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Das ist etwas, über das ich<br />
momentan sehr viel nach<strong>den</strong>ken muss. Ich<br />
weiß genau, irgendwann gehe ich sonst zu<br />
weit. Da bin ich gna<strong>den</strong>los.<br />
Es gab ja eine Vorgeschichte mit<br />
Ihnen und <strong>der</strong> Annapurna im Jahr 2007,<br />
als <strong>Sie</strong> mit Glück überlebt haben ...<br />
... o<strong>der</strong> als ich mit Pech einen Stein abgekriegt<br />
habe.<br />
Kam dieses Erlebnis wie<strong>der</strong> hoch?<br />
Nein, das war kein Thema mehr. Das musste<br />
erst richtig weg sein, sonst wäre ich da nie<br />
zurückgegangen.<br />
Im Jahr darauf waren <strong>Sie</strong> wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Annapurna,<br />
haben wie<strong>der</strong> ein Unglück erlebt ...<br />
... das war die Rettungsaktion von Ochoa<br />
(Inaki Ochoa de Olza, spanischer <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>, gestorben<br />
in Stecks Armen 2008 an <strong>der</strong> Annapurna;<br />
Anm. d. Red.). Im ersten Moment habe ich gedacht:<br />
Die Annapurna ist nicht mein <strong>Berg</strong>.<br />
2013 hatte ich dann das Gefühl: Doch, es<br />
Fotos: Robert Bösch (4), Meike Birck (4)<br />
Ja?<br />
Ich <strong>den</strong>ke schon. Es gibt immer noch Projekte,<br />
die mich interessieren. Aber mich so<br />
exponieren, das darf ich nicht machen, das<br />
ist dumm. Über längere Zeit überlebt man<br />
das nicht. Man braucht so viel Glück, es<br />
muss alles stimmen, dass einem überhaupt<br />
so etwas gelingt.<br />
Haben <strong>Sie</strong> bei <strong>der</strong> Annapurna einfach<br />
viel Glück gehabt?<br />
Ja, das brauchst du auch. Zum Leben<br />
brauchst du immer Glück. Ans Glück musst<br />
du glauben und am Glück kann man auch<br />
arbeiten.<br />
Wie arbeitet man am Glück?<br />
Wenn du dich überschätzt, dann ist das<br />
Glück irgendwann nicht mehr auf deiner<br />
Seite.<br />
Nun konnten <strong>Sie</strong> <strong>den</strong> Erfolg an <strong>der</strong><br />
Annapurna nicht wirklich dokumentieren.<br />
Ärgert <strong>Sie</strong> das im Nachhinein?<br />
In dem Moment, als ich die Kamera verloren<br />
habe, ging es relativ knapp her. Die Lawine<br />
hat mich fast aus <strong>der</strong> Wand geschmissen.<br />
Die Kamera war weg, aber das Erlebnis<br />
kann mir niemand nehmen. Und das ist<br />
eigentlich das Wichtigste.<br />
48 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Ist es Ihnen nicht trotzdem<br />
wichtig, dass Ihnen jemand<br />
glaubt?<br />
Klar ist es wichtig, dass mir jemand<br />
glaubt. Die Diskussion:<br />
Warst du oben o<strong>der</strong> nicht? Das<br />
nervt natürlich. Aber ich kann<br />
es nicht beweisen. Ich kann<br />
sagen, wie die Situation war, fertig. Mehr<br />
liegt nicht in meiner Macht. Was muss man<br />
<strong>den</strong>n machen, dass es bewiesen ist? Hätte<br />
ich ein Foto gemacht in <strong>der</strong> Nacht auf dem<br />
Gipfel, ich weiß nicht, ob das viel mehr gebracht<br />
hätte.<br />
<strong>Sie</strong> bezeichnen sich als Sportler. Geht es<br />
damit nicht auch um <strong>den</strong> Wettkampf?<br />
Um <strong>den</strong> Wettkampf mit mir! Ich muss mich<br />
nicht mit einem an<strong>der</strong>en messen, ich kann<br />
es eh nicht vergleichen. <strong>Berg</strong>sport kann<br />
man nie vergleichen. Eine Eiger-Speed-<br />
Begehung ist jedes Mal an<strong>der</strong>s. Aber wenn<br />
ich mit mir selber <strong>den</strong> Wettkampf habe,<br />
dann weiß ich, wenn ich wie<strong>der</strong> ein Stück<br />
besser war.<br />
Hätten <strong>Sie</strong> die Route an <strong>der</strong> Annapurna-<br />
Südwand auch gemacht, wenn <strong>Sie</strong> dort<br />
nicht <strong>der</strong> Erste gewesen wären?<br />
Dann wäre es vielleicht schon weniger interessant<br />
gewesen. Das Unbekannte ist ja<br />
auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Man will herausfin<strong>den</strong>,<br />
ob das überhaupt möglich ist.<br />
Geht es Ihnen darum bei solchen Expeditionen:<br />
um Grenzerfahrungen?<br />
»Ich habe viel Urvertrauen verloren.« Ueli Steck im Interview mit dem BERGSTEIGER<br />
»Irgendwann reicht<br />
es einfach nicht mehr,<br />
man will mehr.<br />
Und mehr, und mehr.<br />
Und das endet –<br />
wie bei einer Droge –<br />
tödlich.«<br />
Es geht mir ums Erlebnis. Für mich war das<br />
unglaublich, was ich da erlebt habe. Wie<br />
viel Risiko ich eingegangen bin, das weiß<br />
nur ich. Und es gibt sehr viel Positives, was<br />
ich dabei wie<strong>der</strong> gelernt habe.<br />
Zum Beispiel?<br />
Ich habe einfach probiert, ob es funktioniert,<br />
in <strong>der</strong> Nacht zu klettern. Ich war mir<br />
nicht sicher. Es hat funktioniert. Mit dieser<br />
Erfahrung im Hinterkopf kann ich beim<br />
nächsten Mal schon viel einfacher entschei<strong>den</strong>.<br />
Ich <strong>den</strong>ke, um das geht es eigentlich<br />
beim <strong>Berg</strong>steigen: um diese Erfahrungen.<br />
Haben <strong>Sie</strong> was Spezielles vor für 2014?<br />
Keine Expeditionen. Nach <strong>der</strong> Annapurna<br />
war ich so ausgebrannt, da würde das<br />
keinen Sinn machen. Ich fahre nach Spanien<br />
zum Klettern. In <strong>den</strong> letzten Jahren ist<br />
mein Kletterniveau ziemlich gesunken, das<br />
möchte ich jetzt wie<strong>der</strong> auf bauen. Und es<br />
gibt ein paar Sachen in <strong>den</strong> Alpen, die ich<br />
noch machen möchte.<br />
Welche Sachen sind das?<br />
Man muss nicht über das re<strong>den</strong>, was man<br />
machen will.<br />
Wieso?<br />
Viele Sachen sind einfach nur Ideen, die ich<br />
vielleicht nie realisiere.<br />
Ist da auch eine Portion Aberglaube dabei?<br />
Aberglaube vielleicht nicht, aber Schutz.<br />
Damit ich mich nicht unnötig unter Druck<br />
setze.<br />
A propos Aberglaube. Es heißt, dass bei<br />
Ihnen ganz gewisse Dinge passen müssen,<br />
bevor <strong>Sie</strong> an ein Projekt rangehen.<br />
Zum Beispiel, mit welchem Fuß <strong>Sie</strong> zuerst<br />
in <strong>den</strong> Schuh schlüpfen ...<br />
Von Steinschlag getroffen und 200 Meter abgestürzt: Ueli Steck bei seinem ersten Versuch an <strong>der</strong> Annapurna<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 49
Geburtstagsfeier im Base Camp, kurz<br />
vor dem Aufbruch ins Unbekannte<br />
Rechter Schuh zuerst, auch beim<br />
Ausziehen: Steck an <strong>der</strong> Annapurna<br />
Liz Hawley lässt sich <strong>den</strong> Weg durch<br />
die Annapurna-Südwand beschreiben.<br />
Fotos: Dan Patitucci (3)<br />
Ich ziehe immer zuerst <strong>den</strong> rechten Schuh<br />
an. Rechte Socke, rechter Schuh, dann erst<br />
linke Socke, linker Schuh. Ob es was bringt,<br />
weiß ich nicht.<br />
Ist es Ihnen schon mal passiert, dass <strong>Sie</strong><br />
<strong>den</strong> linken Schuh zuerst angezogen haben?<br />
Nie.<br />
Und wenn’s passieren würde?<br />
Dann würde ich noch mal von vorne anfangen.<br />
Wenn ich mit jemandem Schuhe<br />
tausche und er <strong>den</strong> linken zuerst auszieht,<br />
da sage ich ihm: Nein, ich muss zuerst <strong>den</strong><br />
rechten haben.<br />
Abgesehen von einer ähnlichen Art,<br />
die Schuhe an- und auszuziehen:<br />
Welche Bedingungen muss ein Seilpartner<br />
»Was da geschehen ist<br />
in Lager II, das ist<br />
einfach inakzeptabel.<br />
Selbst wenn ich<br />
jeman<strong>den</strong> Arschloch<br />
nenne, ist das kein<br />
Grund, dass er versucht,<br />
mich umzubringen.«<br />
noch erfüllen, damit <strong>Sie</strong> mit ihm ein<br />
Projekt angehen?<br />
Das muss ein Mensch sein, mit dem ich<br />
mich verstehe, <strong>der</strong> dieselbe Einstellung hat.<br />
Es gibt Leute, mit <strong>den</strong>en kann ich ein Bier<br />
trinken gehen, aber nicht auf Expedition.<br />
Die Chemie muss stimmen.<br />
Mit Simone Moro hat sie gestimmt.<br />
Mit ihm hatte ich immer ein gutes Verhältnis.<br />
Simone ist ein Typ mit zwei Seiten. Er<br />
ist sehr extrovertiert, redet sehr gern. Aber<br />
er ist auch ein Mensch mit sehr viel Herzblut.<br />
Er macht alles für dich.<br />
War seine Extrovertiertheit vielleicht auch<br />
ein Grund dafür, dass es vor einem Jahr<br />
am Everest zum Eklat (Sherpas drohten<br />
Steck mit dem Tod, Anm. d. Red.) kam?<br />
Das war sicher nicht ideal. Aber das tut jetzt<br />
eigentlich nichts zur Sache. Was da geschehen<br />
ist in Lager II, das ist einfach inakzeptabel.<br />
Selbst wenn ich jeman<strong>den</strong> »Arschloch«<br />
nenne, ist das kein Grund, dass er versucht,<br />
mich umzubringen.<br />
Es stimmt also, dass dieses Wort<br />
gefallen ist?<br />
Ja. Simone hat überreagiert. Das hat er<br />
auch gemacht, weil er mich schützen wollte.<br />
Aber das ist für mich immer noch kein<br />
Grund für das, was danach geschehen ist.<br />
<strong>Sie</strong> haben sich nach <strong>der</strong> Schlägerei am<br />
Everest eine Weile zurückgezogen. Haben<br />
<strong>Sie</strong> ein Fazit aus <strong>der</strong> Geschichte gezogen?<br />
Ich habe sehr viel gelernt. Ich bin sehr viel<br />
vorsichtiger gewor<strong>den</strong>.<br />
Inwiefern vorsichtiger?<br />
Ich achte sehr gut darauf, wem ich wirklich<br />
vertraue und wem nicht. Ich habe viel Urvertrauen<br />
verloren. Welche Blogs die Leute<br />
geschrieben haben – Leute, die ich kenne,<br />
– das ist echt spannend.<br />
War das eine Bestätigung für Ihre<br />
Solo-Projekte?<br />
Nein, das hat nichts miteinan<strong>der</strong> zu tun.<br />
Ich mag es einfach, allein unterwegs zu<br />
sein. Es ist sehr effizient. Und ich brauche<br />
sehr viel Zeit für mich. Wenn ich das nicht<br />
habe, dann gehe ich kaputt.<br />
Haben <strong>Sie</strong> während <strong>der</strong> Expeditionen<br />
Kontakt zu Ihrer Frau?<br />
Ja, wir telefonieren. Aber nicht während<br />
<strong>der</strong> Besteigungen, das geht nicht.<br />
Wieso?<br />
Da passieren sonst Fehlentscheidungen. Bei<br />
einer Solo-Besteigung bin ich für mich, und<br />
da gibt es für mich nichts an<strong>der</strong>es. Wenn<br />
ich dann telefonieren würde, würde ich die<br />
Nerven verlieren.<br />
Das heißt, die Frau lenkt ab? O<strong>der</strong> hat das<br />
gar nichts mit ihr zu tun?<br />
Doch, doch. Das würde ablenken. So etwas<br />
geht nicht.<br />
Weil sie Ihnen ins Gewissen redet?<br />
Nein. Weil ich in einer ganz an<strong>der</strong>en Welt<br />
bin da oben, wenn ich alleine bin. Das ist<br />
meine Realität. Wenn ich dann mit Leuten<br />
rede, die gerade ganz woan<strong>der</strong>s sind,<br />
verliere ich meine Realität. Das ist einfach<br />
gefährlich.<br />
◀<br />
ZUR PERSON<br />
Solo auf Speed<br />
Ueli Steck, geboren am 4. Oktober 1976<br />
in Langnau im Emmental, begann mit<br />
zwölf Jahren mit dem Klettern. 2004 wurde<br />
<strong>der</strong> Zimmermann durch eine seilfreie<br />
Solo-Begehung <strong>der</strong> Route »Excalibur« (6b)<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr<br />
darauf stieg er erstmals solo durch die<br />
Eiger-Nordwand, 2008 stellte er in<br />
<strong>der</strong>selben Wand einen Speed-Rekord auf:<br />
in zwei Stun<strong>den</strong> 47 Minuten durch die<br />
Heckmair-Route, für die durchschnittliche<br />
Kletterer mehrere Tage brauchen. Auch<br />
im Himalaya ist Steck, mittlerweile Profi -<br />
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>, unterwegs. Nach zwei erfolglosen<br />
Anläufen gelang ihm im Oktober<br />
2013 die Erstdurchsteigung <strong>der</strong> Annapurna-<br />
Südwand – allein.<br />
50 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
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KOLUMNE<br />
Dachscha<strong>den</strong><br />
Oft hatten wir schon gesagt: Der gefährlichste<br />
Teil einer Expedition ist das Hinkommen.<br />
Egal, ob per Flugzeug, im Jeep<br />
o<strong>der</strong> zu Fuß. Gut, wenn man ehrlich ist, haben<br />
wir mit dem Spruch vor allem versucht,<br />
die Liebsten daheim zu beruhigen.<br />
Blöd nur, wenn es wirklich so kommt.<br />
Es geschah in Pakistan, auf dem Weg zum<br />
K2. Für Gerlinde Kaltenbrunner und mich<br />
war es <strong>der</strong> zweite Versuch am zweithöchsten<br />
<strong>Berg</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>. Wir kannten daher die<br />
Anfahrt schon ziemlich gut. Ich liebte diesen<br />
Teil <strong>der</strong> Expedition eigentlich. Alles war<br />
noch offen, alles hatte man noch vor sich.<br />
Ich spürte diese positive Anspannung und<br />
Vorfreude, ungefähr so wie als kleiner Junge<br />
vor Heiligabend.<br />
Wo ist das Risiko am<br />
größten: Auf einem<br />
hohen <strong>Berg</strong> o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />
Straße? An bei<strong>den</strong><br />
Orten droht ein Abgrund.<br />
Aber nicht immer hat<br />
man das Leben selbst<br />
in <strong>der</strong> Hand.<br />
Von David Göttler<br />
Das Beste war das Finale <strong>der</strong> motorisierten<br />
Annäherung, wenn wir von einem Kleinbus<br />
in ein Gefährt mit mehr Sexappeal umstiegen:<br />
diese alten Toyota Landcruiser wie aus<br />
einer an<strong>der</strong>en Zeit, nur mit Gitterrohren und<br />
Planen als Dach, kaum Technik. Wenn man<br />
als Junge einen Geländewagen zeichnen soll,<br />
kommen genau solche Autos dabei heraus.<br />
Mit einem babyblauen Ersatz ging<br />
es weiter in Richtung K2.<br />
Immer wie<strong>der</strong> war ich beeindruckt, mit welcher<br />
Leichtigkeit unser Fahrer hier schier<br />
unmögliche Stellen meisterte. So manch<br />
ein Großstadt-SUV-König wäre da schon<br />
lange umgekehrt, ich selbst hätte mich am<br />
Lenkrad je<strong>den</strong>falls schon zigmal geweigert,<br />
einzelne Stellen zu passieren – bis zu einer<br />
Passage, wo selbst unser Fahrer erst einmal<br />
<strong>den</strong> weiteren Verlauf inspizieren musste.<br />
Vor uns war die Straße versperrt. Wasser<br />
spülte Schlamm und Steine über eine Felswand<br />
direkt auf die Schotterpiste.<br />
Der Geisterjeep beschleunigte<br />
Unser Fahrer hielt an, stieg aus, legte einen<br />
Stein unter die Rä<strong>der</strong>. In die Handbremse<br />
hatten wir schon zuvor das Vertrauen verloren.<br />
Der Motor lief, <strong>den</strong>n das Anlassen<br />
war mühsam und ungewiss. Nachdem sogar<br />
unser Verbindungsoffizier, eine bei <strong>den</strong><br />
meisten Expeditionen in diesen Gefil<strong>den</strong><br />
meist nervige aber unumgängliche Begleiterscheinung<br />
seitens <strong>der</strong> Behör<strong>den</strong>, ausgestiegen<br />
war, musste ich auch mal schauen,<br />
wo die Schwierigkeiten lagen. Gerlinde<br />
schlängelte sich wenig später durch die<br />
Fotos: Gerlinde Kaltenbruner (3), Ralf Dujmovits<br />
52 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Da braucht es<br />
kein Expertengutachten<br />
mehr:<br />
Dieser Jeep ist<br />
ein Totalscha<strong>den</strong>.<br />
Was ist gefährlicher? Dieser Koloss namens<br />
K2? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weg dorthin?<br />
Blödeleien vor dem Absturz: Gerlinde Kaltenbrunner<br />
und David Göttler (vermummt)<br />
Stäbe <strong>der</strong> Persenning<br />
nach draußen. Jetzt<br />
war <strong>der</strong> Jeep also<br />
leer. Nur noch unsere<br />
wichtigsten persönlichen<br />
Sachen wie Laptop,<br />
Satelliten-Antenne und Anmarsch-Rucksäcke<br />
lagen drin.<br />
Ich filmte, wie <strong>der</strong> Schlamm die Wand heruntergespült<br />
wurde, die braune Suppe auf<br />
die Straße prasselte und die Fahrspur radikal<br />
verengte. Wie verschie<strong>den</strong>e Fahrer die<br />
Stelle begutachteten und über die besten<br />
Möglichkeiten diskutierten, sie zu passieren.<br />
Plötzlich nahm ich hinter mir ein Geräusch<br />
wahr und drehte mich um.<br />
Der Wagen begann, die abschüssige Piste hinab<br />
zu rollen, wie in Zeitlupe. Trotzdem war<br />
ich unfähig, etwas dagegen zu tun. Ganz<br />
langsam nahm <strong>der</strong> Jeep Fahrt auf. Erst jetzt<br />
schrie ich auf, hielt wie ein kleiner Junge die<br />
Kamera in <strong>der</strong> Hand und war <strong>den</strong>noch so<br />
gebannt von dem kommen<strong>den</strong> Schauspiel,<br />
dass ich das Filmen vergaß. Der Geisterjeep<br />
beschleunigte stetig, hielt entschlossen auf<br />
<strong>den</strong> Abgrund zu, rollte über die Kante <strong>der</strong><br />
Piste und stellte sich auf. Ich kann mich an<br />
<strong>den</strong> Anblick <strong>der</strong> Unterseite des Jeeps erinnern,<br />
<strong>den</strong> man sonst nur als Hobbymechaniker<br />
bekommt. Und weg war er.<br />
Der Motor blubberte und gurgelte<br />
Das löste die Starre. Wir rannten zur Kante,<br />
hörten das Geräusch von Metall auf Stein,<br />
von bersten<strong>den</strong> Gegenstän<strong>den</strong>. Zwei Überschläge<br />
später und 15 Meter tiefer lag <strong>der</strong><br />
Jeep zwischen riesigen Felsqua<strong>der</strong>n neben<br />
dem Fluss. Der Motor blubberte und gurgelte,<br />
doch seine scheinbar letzten Züge<br />
hatten eine beruhigende Konstanz. Ich lief<br />
hinab zu dem Todgeweihten, hastete von<br />
Block zu Block mit dem Gedanken: Der Motor<br />
musste abgestellt wer<strong>den</strong>, um das durch<br />
etliche Actionfilme erlernte Flammeninferno<br />
und Explosionsszenario zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Nur: Der Schlüssel steckte gar nicht mehr.<br />
Der Motor ging wenig später von alleine aus.<br />
Wir starrten uns an, mit riesigen Augen, <strong>der</strong><br />
Fahrer begann zu weinen. Es brauchte kein<br />
Experten-Gutachten, um recht schnell zu<br />
erkennen: Der Jeep war ein Totalscha<strong>den</strong>.<br />
Unsere Ausrüstung war teilweise aus dem<br />
Wrack heraus geschleu<strong>der</strong>t wor<strong>den</strong>. Wir<br />
kramten es zwischen <strong>den</strong> Felsblöcken zusammen.<br />
An<strong>der</strong>s als das Fahrzeug hatte wie<br />
durch ein Wun<strong>der</strong> alles überlebt.<br />
Erst am Abend überfiel mich die Erkenntnis,<br />
dass es heute auch ganz an<strong>der</strong>s hätte<br />
ausgehen können. Und wie viel Glück wir<br />
hatten. Im Schlafsack, kurz vor dem Einschlafen,<br />
bekam ich schweißnasse Hände,<br />
und ich frage mich, was <strong>der</strong> gefährlichere<br />
Teil einer Expedition ist: Der, wo ich mich<br />
in die Hände von Maschinen und an<strong>der</strong>en<br />
begebe o<strong>der</strong> <strong>der</strong>, wo ich alleine für mich am<br />
<strong>Berg</strong> die Entscheidungen treffe?<br />
◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978,<br />
teilte sein Zelt an <strong>den</strong> Steilwän<strong>den</strong><br />
und Achttausen<strong>der</strong>n dieser Welt<br />
unter an<strong>der</strong>em schon mit Gerlinde<br />
Kaltenbrunner, Stefan Glowacz und<br />
Simone Moro. Der staatlich geprüfte<br />
<strong>Berg</strong>- und Skiführer sowie Trainer<br />
des DAV-Expedka<strong>der</strong>s schreibt<br />
exklusiv für <strong>den</strong> BERGSTEIGER über<br />
seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
WELCOME OUTDOORS.<br />
ELEVATION<br />
Wasserdichter Alpinrucksack<br />
leichtes, scheuer- und<br />
reißfestes Gewebe<br />
Kontaktrücken-<br />
Tragesystem mit<br />
Belüftungskanal<br />
abnehmbare Hüftfl ossen<br />
2 Größen: 32 & 42 Liter<br />
5 JAHRE GARANTIE<br />
MADE IN GERMANY<br />
WWW.ORTLIEB.COM
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04/14<br />
Soiern-, Ortler-, Sesvennagruppe,<br />
Silvretta, Sellrain, Berner Alpen<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
9 Rigi-Scheidegg,<br />
10 Weg <strong>der</strong> Schweiz,<br />
4 Ils Chalchogns,<br />
2 Schellschlicht,<br />
3 Seinskopf,<br />
12 Roßkogel,<br />
leichte Höhenwan<strong>der</strong>ung<br />
auf breiten Wegen<br />
abwechslungsreicher<br />
Wan<strong>der</strong>klassiker<br />
ernste Skitour von<br />
Hüttenstützpunkt aus<br />
abwechslungsreiche,<br />
südseitige <strong>Berg</strong>tour<br />
aussichtsreiche Wan<strong>der</strong>ung<br />
auf guten Wegen<br />
längere Rundtour, Trittsicherheit<br />
erfor<strong>der</strong>lich<br />
7 Schwarzhorn-<br />
8 Rotstock-Klettersteig,<br />
5 Piz Daint,<br />
6 Piz Nuna, durchweg 1 Dos Capèl, leichte<br />
Klettersteig, genussvoll,<br />
aber langer Zustieg mäßig schwierig,<br />
Steinschlag möglich<br />
mittelschwere Skitour<br />
mit Abfahtsvariante<br />
schwierige Skitour,<br />
steil und ausgesetzt<br />
Rundwan<strong>der</strong>ung, steile<br />
Stellen beim Abstieg<br />
11 Rietzer Grieskogel,<br />
einsam und aussichtsreich,<br />
ausgesetzt<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhan<strong>den</strong><br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wan<strong>der</strong>n Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Fleimstaler Alpen Dos Capèl (2266 m)<br />
1<br />
Auf dem Sentiero Geologico<br />
Bei dieser Rundwan<strong>der</strong>ung in freiem, aussichtsreichem Gelände, meist in <strong>der</strong> Nähe von Skiliften<br />
und Skiabfahrten wer<strong>den</strong> auf engem Raum die verschie<strong>den</strong>artigsten, geologischen Phänomene am<br />
Nordwestrand eines einst riesigen Vulkans gezeigt, <strong>der</strong> am Beginn des Erdmittelalters aktiv war.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 74<br />
730 Hm | 3¾ Std.<br />
normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
mit solidem Schuhwerk;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talorte: Cavalese (1100 m), Obereggen (1550 m),<br />
Predazzo (1014 m)<br />
Ausgangspunkt: Alpe di Pampeago (1757 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
46.341387° Länge E 011.559202°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Kin<strong>der</strong>eignung: ab ca. 13 Jahren<br />
Entfernung: 10,90 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2 Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ab Juni bis zum ersten ergiebigen Schneefall<br />
Karte: Kompass-Wan<strong>der</strong>karte1:50 000, Blatt 54 »Bozen«<br />
Informationen: Azienda per il Turismo Val di Fiemme,<br />
Tel. 00 39/04 62/24 11 11,<br />
www.visitfi emme.it/cosa-fare/estate/dos-capel<br />
Einkehr: Zischgalm (2000 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Bis auf ein paar sehr steile<br />
Stellen beim Rückweg ist die Rundwan<strong>der</strong>ung leicht. Zu Saisonbeginn<br />
kann <strong>der</strong> Abstieg wegen hart gefrorener Lawinenkegel<br />
allerdings kritisch wer<strong>den</strong>. Zu dieser Zeit unbedingt Grödel<br />
mitnehmen!<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Schellschlicht (2053 m)<br />
2<br />
Kammwan<strong>der</strong>ung vom Allerfeinsten<br />
Im Südosten <strong>der</strong> Ammergauer Alpen gelegen hat <strong>der</strong> Schellschlicht eine südseitige und abwechslungsreiche<br />
<strong>Berg</strong>tour zu bieten, die dank <strong>der</strong> Zughaltestelle Griesen auch noch perfekt mit <strong>der</strong> Bahn<br />
erreichbar ist.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 24<br />
1240 Hm | 6 Std.<br />
normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
inklusive Stöcken und<br />
Gamaschen<br />
Talort: Garmisch-Partenkirchen (708 m)<br />
Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz bzw. Bhf. Griesen<br />
(816 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf.<br />
stündlich nach Garmisch-Partenkirchen und weiter mit<br />
<strong>der</strong> Außerfernbahn bis Griesen. Auf direkten Anschluss<br />
achten.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mai/Juni und September/Oktober<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 6 »Ammergebirge West«;<br />
Kompass-Karte 1:50 000, Blatt 4 »Füssen/Außerfern«.<br />
M. Pröttel »Wan<strong>der</strong>ungen mit dem Bayernticket in Oberbayern«,<br />
J. <strong>Berg</strong> Verlag<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourist-Information Garmisch-Partenkirchen,<br />
Tel. 00 49/88 21/18 07 00, tourist-info@gapa.de<br />
Einkehr: unterwegs keine<br />
Charakter/Schwierigkeit: Einem schönen, südseitigen<br />
<strong>Berg</strong>wald-Anstieg folgt ab <strong>der</strong> Schellalm eine Kammwan<strong>der</strong>ung<br />
vom Allerfeinsten. Trittsicherheit ist dort aber erfor<strong>der</strong>lich.<br />
TIPP<br />
Soierngruppe Seinskopf (1961 m)<br />
3<br />
Über schöne Südhänge auf einen extrem aussichtsreichen Gipfel<br />
Die Soierngruppe ist dem Karwendelgebirge direkt vorgelagert, was beson<strong>der</strong>s tolle Aussichten<br />
auf <strong>den</strong> großen Bru<strong>der</strong> ermöglicht. Eindrucksvoll sind auch die Tiefblicke in Richtung Westen –<br />
vor allem, wenn man am Seinskopf seine Gipfel-Brotzeit auspackt.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 24<br />
1050 Hm | 5½ Std.<br />
normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
inklusive Stöcken und<br />
Gamaschen<br />
Talort: Mittenwald (911 m)<br />
Ausgangspunkt: Wan<strong>der</strong>parkplatz an <strong>der</strong> Seinsalm<br />
(910 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Über Tutzing zum<br />
Bhf. Kochel und weiter mit Bus 9608 zur Haltestelle<br />
Seinsbrücke<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mai/Juni und September/Oktober<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 10 »Karwendel-<br />
gebirge Nordwest«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger«, J. <strong>Berg</strong> Verlag<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourist-Information Alpenwelt Karwendel,<br />
Tel. 0 88 23/3 39 81, www.alpenwelt-karwendel.de<br />
Einkehr: unterwegs keine<br />
Charakter/Schwierigkeit: Großartige <strong>Berg</strong>tour auf zunächst<br />
breitem Fahrweg und dann schönem <strong>Berg</strong>steig. Der nach Sü<strong>den</strong><br />
exponierte Rücken apert vergleichsweise früh aus. Tolle Ausblicke<br />
bieten sich auf Karwendel und Wetterstein.
TIPP<br />
Fleimstaler Alpen Dos Capèl (2266 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Von Pampeago folgt man <strong>der</strong> Straße bis zur<br />
2000 Meter hoch gelegenen Zischgalm. Wer nicht zu<br />
Saisonbeginn kommt, kann – wenn die Straße offen ist<br />
– auch mit dem Auto dorthin fahren. Die Tour wird dann<br />
entsprechend kürzer.<br />
Bei <strong>der</strong> Jausenstation die Autostraße nach rechts verlassen,<br />
zu einem Schotterweg (Skipiste) hinauf und diesem<br />
folgen, bis man bei <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>station des Lifts nach rechts<br />
in das Satteljoch absteigen kann. Die Route führt, <strong>der</strong><br />
Skipiste folgend, zur Baita Mora und zu großen Antennenanlagen.<br />
Dann über einen steilen Wiesenhang zum<br />
unbedeuten<strong>den</strong> Gipfel hinauf.<br />
Abstieg: Vom Gipfel ziemlich steil über einen Wiesenhang<br />
nach Sü<strong>den</strong> hinunter, bis man bei einer Bank zu<br />
einem Querweg stößt. Auf ihm nach links weiter und in<br />
das Skigebiet von Tresca. Dort rechts abdrehen und rechts<br />
neben <strong>den</strong> Skihängen auf einem Steig unter schroff aufragen<strong>den</strong><br />
Felsenhängen nach Nor<strong>den</strong> hinaus.<br />
Wer jetzt keinen Gegenanstieg mehr überwin<strong>den</strong> will, kann<br />
auf <strong>den</strong> Skihängen zur Autostraße hinuntergehen.<br />
Der Geologenweg aber steigt im steilen Hang wie<strong>der</strong> satt<br />
Ammergauer Alpen Schellschlicht (2053 m)<br />
Aufstieg: Vom kleinen Bahnhof Griesen folgt man ein<br />
Stück <strong>der</strong> Straße nach Sü<strong>den</strong>, bis rechts vor einer Straßenbrücke<br />
eine breite Forststraße ins Nei<strong>der</strong>nachtal abzweigt.<br />
Auf dieser geht es nun parallel zum Bachbett nach<br />
Westen, bis ein Wegweiser auf <strong>den</strong> zum Schellschlicht<br />
abzweigen<strong>den</strong> Fußweg aufmerksam macht.<br />
Man wendet sich dementsprechend nach rechts und<br />
steigt durch <strong>den</strong> Wald zunächst angenehm fl ach bergauf.<br />
Nachdem es etwas steiler wird, stößt man auf eine<br />
Weggabelung. Hier geht man links und auf einer Brücke<br />
überquert man eine kleine Klamm. Nach einem steilen<br />
Anstieg durch schönen Mischwald erreicht man die unbewirtschaftete<br />
Schellalm, die sich für eine aussichtsreiche<br />
Brotzeit geradezu aufdrängt. Von nun an folgt <strong>der</strong> Weg<br />
erst in nordwestlicher, dann in nordöstlicher Richtung<br />
dem anfangs breiten Rücken, <strong>der</strong> über Hohen Brand und<br />
Brandjoch zum Schellschlicht führt. Über eine kurze Kletterstelle<br />
helfen Drahtseile hinweg. Im letzten Drittel ist <strong>der</strong><br />
Weg stellenweise etwas ausgesetzt. Von <strong>der</strong> Orientierung<br />
her gibt es aber keine Probleme, das 2053 Meter hohe<br />
Gipfelkreuz zu erreichen.<br />
an, ist auf ein kurzes Stück sogar mit einem Drahtseil gesichert,<br />
ehe er eine sehr steile, steinschlagbedrohte Rinne quert und im<br />
<strong>Berg</strong>wald, später zwischen Alpenrosen zum Satteljoch ansteigt.<br />
Dort wird die Aufstiegsroute erreicht, <strong>der</strong> man im Wesentlichen bis<br />
zum Ausgangspunkt folgt.<br />
<strong>Sie</strong>gfried Garnweidner<br />
Krokuswiese beim Abstieg vom<br />
Dos Capèl (hinten rechts)<br />
Der Abstieg erfolgt auf demselben Weg.<br />
Alternative: Wenn ganz wenig Schnee liegt, kann man als<br />
Rundtour nach Südosten absteigen. Dieser Steig ist aber teilweise<br />
ziemlich erodiert. Gut auf Markierungen achten. Diese<br />
Variante trifft im Talbereich wie<strong>der</strong> auf <strong>den</strong> Anstiegsweg<br />
Michael Pröttel<br />
Drahtseile helfen über eine<br />
kurze Kletterstelle.<br />
Foto: Michael Pröttel Foto: <strong>Sie</strong>gfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Soierngruppe Seinskopf (1961 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz geht man rechts an <strong>der</strong> unbewirteten<br />
Seinsalm vorbei und folgt ein langes Stück <strong>der</strong><br />
breiten Fahrstraße Richtung »Vereiner Alm/Kriner Kofl er<br />
Hütte«. Auf dieser geht es bald etwas steiler und später<br />
wie<strong>der</strong> fl acher bergan. Nach einer guten halben Stunde<br />
muss man aufpassen: Noch bevor man die Ochsenalm erreicht<br />
hat (sieht man diese Blockhütte links von sich liegen,<br />
ist man zu weit gegangen), weist ein kleines Schild<br />
auf <strong>den</strong> Anstieg über <strong>den</strong> Lausberg zum Signalkopf hin.<br />
Sogleich geht es auf einem schmalen <strong>Berg</strong>weg über steile<br />
Waldhänge nach Nor<strong>den</strong> hinauf. Da <strong>der</strong> Wald ziemlich licht<br />
ist, wird <strong>der</strong> Südanstieg stark von <strong>der</strong> Sonne verwöhnt. Im<br />
Sommer sollte man darauf achten, dass man genügend<br />
Trinkpausen macht – schöne Aussichten hierzu gibt es<br />
hierfür schon nach vergleichsweise kurzer Zeit.<br />
Schließlich lösen niedrigere Latschen die Kieferbestände<br />
ab, das Gelände wird etwas fl acher und man erreicht <strong>den</strong><br />
breiten, fl achen Gipfel des 1855 Meter hohen Lausbergs.<br />
Ab jetzt wird <strong>der</strong> Weg beson<strong>der</strong>s schön und abwechslungsreich<br />
und führt im Latschenbereich an kleinen Felsen vorbei.<br />
Bald kann man einen kleinen Kletter-Abstecher zum<br />
nächsten Gipfel, dem Signalkopf unternehmen. Weiterhin in<br />
Nordostrichtung zieht <strong>der</strong> Anstieg zuletzt auf <strong>den</strong> freien, da oberhalb<br />
<strong>der</strong> Latschenzone gelegenen Seinskopf zu, <strong>den</strong> man schließlich<br />
nahezu weglos erreicht, indem man sich vom Hauptweg (dieser<br />
führt weiter Richtung Fel<strong>der</strong>nkreuz) zuletzt nach halblinks abwendet.<br />
Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg. Michael Pröttel<br />
Die niedrigen Latschen bieten in höheren<br />
Regionen keinen Schatten mehr.<br />
Foto: Michael Pröttel
TIPP<br />
Silvretta Ils Chalchogns (2792 m)<br />
4<br />
Einstiegstour mit steilem Abschluss<br />
Dem Klischee <strong>der</strong> Silvretta entspricht im Tourengebiet <strong>der</strong> Heidelberger Hütte <strong>der</strong> lange Zustiegshatscher<br />
durch das Fimbatal, dem man aber mit dem Pistenbully des Hüttenwirts o<strong>der</strong> dem Ischgler<br />
Skizirkus ein Schnippchen schlagen kann.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 64<br />
550 Hm | 2¾ Std.<br />
Skitourenausrüstung mit<br />
Harsch- und evtl. Steigeisen<br />
Talort: Ischgl (1376 m)<br />
Ausgangspunkt: In Ischgl von <strong>der</strong> Hauptstraße rechts<br />
ab und über die Trisanna zum Parkplatz Heidelberger<br />
Hütte. Busfahrer zur Talstation <strong>der</strong> Silvrettabahn<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn über Innsbruck<br />
nach Landeck, dann Bus Richtung Paznauntal/Galtür<br />
Gehzeiten: Hüttenzustieg 4 Std., Aufstieg 2 Std.,<br />
Abfahrt ¾ Std., Ausfahrt 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Februar bis April<br />
Karten/Führer: AV-Karte 1:25 000, Nr. 26 »Silvrettagruppe«;<br />
Kompass 1:50 000, Nr. 41 »Silvretta, Verwallgruppe«.<br />
Dieter Seibert »Silvretta – Die <strong>schönsten</strong> Skitouren«, Tyrolia-Verlag<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourismusverband Paznaun-Ischgl,<br />
Dorfstr. 43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/(0)5 09 90-100,<br />
info@ischgl.com, www.ischgl.com<br />
Hütte/Einkehr: Heidelberger Hütte (2264 m), DAV, bewirtet<br />
Mitte Dezember bis Mitte Mai, 176 Schlafplätze (Winterraum mit<br />
8 Plätzen), Tel. 00 43/(0)6 64/4 25 30 70<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Während die Eingehtour zum<br />
Joch am Ils Gips nur etwas Orientierungsvermögen for<strong>der</strong>t,<br />
hat <strong>der</strong> Abschlussaufstieg auf <strong>den</strong> Ils Chalchogns ernsteren Charakter:<br />
Gehsicherheit mit Ski und Lawinenlagebeurteilung sind<br />
Voraussetzung.<br />
Tipp: Lässt sich gut mit dem gleich hohen Piz Davo Sassè zu<br />
einer Runde kombinieren.<br />
TIPP<br />
Ortlergruppe Piz Daint (2968 m)<br />
5<br />
Die bekannteste Skitour über dem Ofenpass<br />
Der Piz Daint ist nicht nur optisch ein schöner <strong>Berg</strong> – und noch dazu vom Ofenpass aus immer mit<br />
seiner Schokola<strong>den</strong>seite zu sehen –, son<strong>der</strong>n er hat auch interessante Abfahrtsvarianten zu bieten.<br />
Die nordseitigen Rinnen beherbergen oft auch im Frühjahr noch besten Pulverschnee.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/20114– Seite 78<br />
1000 Hm | 4 Std.<br />
normale Skitourenausrüstung,<br />
Harscheisen<br />
Talort: Zernez (1473 m)<br />
Ausgangspunkt: Ofenpassstraße von Zernez Richtung<br />
Ofenpass bis zum Parkplatz an <strong>der</strong> Chasa dal Stradin<br />
(1968 m), gegenüber <strong>der</strong> Alp Buffalora<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zernez liegt an <strong>der</strong><br />
Rhätischen Bahn durchs Engadin. Von hier verkehrt <strong>der</strong><br />
Postbus zum Ofenpass.<br />
Gehzeiten: 2½ Std. Aufstieg, 1½ Std. Abfahrt<br />
Beste Jahreszeit: Februar bis April<br />
Karte/Führer: SwissTopo 1:50 000, Blatt 259 S »Ofenpass«;<br />
Vital Eggenberger »Skitouren Graubün<strong>den</strong>«, SAC-Verlag 2010<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Verkehrsbüro Zernez, CH-7530 Zernez,<br />
Tel. 00 41/(0)82/8 56 13 00, Fax 8 1155, www.zernez.ch<br />
Hütten: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Bei <strong>der</strong> Skitour auf <strong>den</strong> Piz<br />
Daint handelt es sich im Anstieg von <strong>der</strong> Chasa dal Stradin um<br />
eine mittelschwere Tour. Bis zur Hochfl äche Jufplaun ist das<br />
Gelände gutmütig, hinauf auf <strong>den</strong> Nordwestrücken dann etwas<br />
steiler und oft auch abgeblasen und/o<strong>der</strong> verharscht. Harscheisen<br />
sind im Frühling hier oft angebracht. Nutzt man die Aufstiegslinien<br />
für die Abfahrt, so ist die Tour mittelschwer. Fährt man<br />
dagegen eine <strong>der</strong> Rinnen o<strong>der</strong> Flanken auf <strong>der</strong> Nordseite des Piz<br />
Daint hinab, ist die Tour als »schwierig« einzustufen.<br />
TIPP<br />
Sesvennagruppe Piz Nuna (3124 m)<br />
6<br />
Rassige Firntour auf <strong>der</strong> Südseite des Ofenpasses<br />
Diese Skitour aus dem Val Laschadura führt über durchweg steile<br />
Flanken. Dies setzt allerdings nicht nur sichere Lawinenverhältnisse<br />
voraus, son<strong>der</strong>n auch gutes skifahrerisches Können im Aufstieg<br />
und in <strong>der</strong> Abfahrt. Zuletzt steigt man über einen kurzen Felsgrat.<br />
1380 Hm | 5 Std.<br />
normale Skitourenausrüstung,<br />
Harscheisen<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 78<br />
Talort: Zernez (1473 m)<br />
Ausgangspunkt: Ofenpassstraße von Zernez Richtung<br />
Ofenpass; gut drei Kilometer nach Zernez an markanter<br />
Kurve alte Brücke über <strong>den</strong> Laschadurellabach (1748 m);<br />
kurz vorher südlich <strong>der</strong> Straße Parkmöglichkeiten<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zernez liegt an <strong>der</strong><br />
Rhätischen Bahn durchs Engadin. Von hier verkehrt <strong>der</strong><br />
Postbus zum Ofenpass.<br />
Gehzeiten: 4 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt<br />
Beste Jahreszeit: März bis Mai<br />
Karte: SwissTopo 1:50 000, Blatt 259 S »Ofenpass«<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Verkehrsbüro Zernez, CH-7530 Zernez,<br />
Tel. 00 41/(0)82/8 56 13 00, Fax 8 11 55, www.zernez.ch<br />
Hütten: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Landschaftlich reizvolle<br />
Skitour am Rande des Schweizer Nationalparks. Durchweg<br />
schwierige Skitour, bei <strong>der</strong> man ein paar lange Steilstufen zu<br />
überwin<strong>den</strong> hat. Je nach Verhältnissen sind zumindest Harscheisen<br />
nötig, evtl. sogar Steigeisen. Der Gipfelanstieg verläuft<br />
über ca. 150 Höhenmeter über einen Felsgrat, dieser ist teils<br />
recht ausgesetzt mit Kletterschwierigkeiten I.
TIPP<br />
Silvretta Ils Chalchogns (2792 m)<br />
TIPP<br />
Hüttenzustieg: A) Über die Trisanna und per Überführung<br />
zur Silvrettabahn, aufwärts zum Beginn <strong>der</strong> Piste, auf<br />
Ski über diese das Fimbatal hinauf und entlang dem Fimbabach<br />
<strong>den</strong> Raupenspuren des Hüttenwirts folgend talein<br />
auf einem Fahrweg zur Hütte (2264 m, 900 Hm, 4 Std).<br />
B) Über die Trisanna und per Unterführung am Silvretta-<br />
Center vorbei zur queren<strong>den</strong> Hauptstraße des Dorfs, eine<br />
schräg gegenüber spitzwinklig nach links abzweigende<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ortlergruppe Piz Daint (2968 m)<br />
Straße nehmen und vor <strong>der</strong> Kirche die zweite Straße rechts zum<br />
Hotel Piz Tasna. An einer Rampe steht <strong>der</strong> Raupenbus des Hüttenwirts<br />
(kostenpfl ichtig!).<br />
Aufstieg: Ostwärts über das Fimbatal, linkshaltend aufwärts<br />
zum Beginn eines schwach ausgeprägten Nordwestrückens und<br />
entlang diesem hinauf zu einem ausgeprägten Absatz. Durch<br />
eine Mulde ostwärts hinauf zum fl achen Sattel am Ils Gips<br />
(2590 m) zwischen Piz Davo Sassè im Nor<strong>den</strong> und Ils Chalchogns<br />
<br />
<br />
<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz südlich <strong>der</strong> Chasa del Stradin<br />
geht man in südlicher Richtung sogleich über <strong>den</strong> Bach<br />
und über freies Gelände und einen zweiten Bach hinauf<br />
zur Alp Buffalora (2038 m), die man bereits von <strong>der</strong><br />
Ofenpassstraße aus sieht. Am Almgebäude stößt man<br />
auf eine auch im Winter meist erkennbare Almstraße;<br />
dieser folgt man in wechseln<strong>der</strong> Steilheit auf das Almplateau<br />
Jufplaun hinauf, das zwischen Munt Buffalora und<br />
Piz Daint liegt. Ein kurzes Stück geht es weiter nach Sü<strong>den</strong>,<br />
bis man bei P. 2219 auf einer Holzbrücke <strong>den</strong> Bach<br />
überqueren kann. Jenseits hält man sich kurz nach Osten<br />
zum P. 2297, wo das Gelände etwas steiler wird. Man<br />
holt nun nach rechts aus und steigt über einen kurzen,<br />
steileren Hang hinauf auf <strong>den</strong> breiten Nordwestrücken,<br />
<strong>der</strong> vom Piz Daint herabzieht.<br />
Der weitere Anstieg ist immer durch <strong>den</strong> Rücken vorgegeben:<br />
Anfangs eher fl ach, dann mittelsteil folgt man <strong>der</strong><br />
natürlichen Linie. Ab 2650 m wird <strong>der</strong> Rücken schmäler<br />
(hier gilt es auch auf Wechten zu achten), erst zuletzt<br />
verbreitert sich das Gelände nochmals. So gelangt man<br />
zum Gipfelkreuz des Piz Daint mit seiner schönen Aussicht<br />
auf die Bernina, die Ortlergruppe und das Sesvennagebiet.<br />
Abfahrt: Die Abfahrt folgt <strong>der</strong> Aufstiegslinie. Alternativ kann<br />
man bei sehr guten Verhältnissen auch direkt nach Nor<strong>den</strong><br />
abfahren. Die gängigste Variante ist dabei die Nordrinne, die<br />
vom Gipfel nach Nordnordosten hinabzieht auf die Hochfl äche<br />
Murtaröl. Vom Gipfel fährt man dazu kurz direkt nach Nor<strong>den</strong>,<br />
bis <strong>der</strong> Hang abbricht und man in Abfahrtsrichtung rechts in<br />
eine steile Rinne hineinqueren kann. Diese fährt man zunächst<br />
sehr steil, dann allmählich etwas weniger steil hinab, bis die<br />
Rinne zum weiten Hang wird. Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen,<br />
muss man auf dem Hochplateau Murtaröl nach links<br />
queren, um nach Jufplaun hinüberzukommen. Teilweise wird<br />
auch die Nordnordwestrinne befahren (stärker felsdurchsetzt<br />
als die Nordnordostrinne). Auch vom Nordwestrücken kann man<br />
an verschie<strong>den</strong>en Stellen nordseitig hinabfahren und trifft dann<br />
etwas weiter westlich auf die Querung zurück nach Jufplaun. Alle<br />
diese Varianten sind aber steil (teils über 40°) und verlangen<br />
sichere Verhältnisse.<br />
Andrea Strauß<br />
Dem Gipfel entgegen…<br />
im Sü<strong>den</strong>. Rechtshaltend in eine steile Mulde, durch diese<br />
rechtshaltend hinauf zum Nordrücken und teils auf dessen<br />
steile Nordwestfl anke ausweichend (evtl. zu Fuß) zum Vorgipfel<br />
und auf schmalem Kamm (links Wächten; evtl. zu Fuß) zum<br />
Hauptgipfel.<br />
Abfahrt: Entlang <strong>der</strong> Aufstiegsroute o<strong>der</strong> über die Nordwestfl<br />
anke (bis zu 300 Hm).<br />
Christian Schneeweiß<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Foto: Andreas Strauß Panorama: www.peakfin<strong>der</strong>.org<br />
TIPP<br />
Sesvennagruppe Piz Nuna (3124 m)<br />
Aufstieg: Von <strong>der</strong> alten Brücke <strong>der</strong> Ofenpassstraße über<br />
<strong>den</strong> Laschadura-Bach steigt man auf <strong>der</strong> linken Bachseite<br />
wenig über dem Bachbett (o<strong>der</strong> bei guter Schneelage<br />
auch direkt im Bachbett) auf. Nach gut einem Kilometer<br />
erreicht man die Gebäude <strong>der</strong> Alp Laschadura (2000<br />
m). Wenn das Bachbett gut zu begehen ist, bleibt die Alm<br />
selbst links oberhalb liegen, an<strong>der</strong>nfalls kann man auch<br />
auf <strong>den</strong> Almweg hinaufsteigen, <strong>der</strong> von <strong>den</strong> Prada Laschadura<br />
heraufkommt. (Da auf diesem Abschnitt auch die<br />
Abfahrt auf dem engen Korridor des Aufstiegs verläuft und<br />
die Aufstiegsspur meist nicht mehr als solche erkennbar<br />
ist, bis hier oft recht mühsam und verharscht.) In dem<br />
eingeschnittenen Bachgraben steigt man in zunehmend<br />
freiem Gelände auf. Auf einer Höhe von 2150 m gabelt<br />
sich das Tal, hier bei <strong>der</strong> Verfl achung von Margun tut sich<br />
rechts das Tal Laschadurellas auf, das zum Piz Laschadurella<br />
führt (ebenfalls ein Skitourenanstieg) und links<br />
geht es Richtung Piz Nun und in die Scharte Stragliavita.<br />
Man hält sich nach links (Nordwesten) die großen, steilen<br />
Hänge hinauf. Diese begeht man entwe<strong>der</strong> durch eine <strong>der</strong><br />
Schneerinnen o<strong>der</strong> auch auf <strong>den</strong> Rampen dazwischen –<br />
abhängig von Schneelage und -qualität. Erst auf einer Höhe von<br />
ca. 2600 m verfl acht sich das Gelände wie<strong>der</strong>. Anschließend<br />
geht es über eine weitere Steilstufe hinauf bis unmittelbar unter<br />
die Nunascharte. Auf <strong>der</strong> linken Seite wird das letzte Kar von drei<br />
namenlosen Gipfeln eingerahmt, <strong>der</strong> mittlere wird ebenfalls gerne<br />
als Skitour gegangen, man erreicht ihn ohne beson<strong>der</strong>e Probleme<br />
mit Ski bis zum höchsten Punkt. Zum Piz Nuna selbst hält man<br />
sich aus dem obersten Kar gut rechts und steigt über einen letzten<br />
Steilhang hinauf in die schmale Scharte westlich des Gipfels.<br />
In dieser Scharte (ca. 2960 m) macht man Skidepot. Nun geht es<br />
zu Fuß anfangs über die Südwestfl anke hinauf, dann auf <strong>den</strong> Gipfelgrat.<br />
Am Grat selbst sind einige Male kleine Felsaufschwünge<br />
(Schwierigkeit I) zu bewältigen. So gelangt man bis zum höchsten<br />
Punkt, <strong>der</strong> lediglich durch eine kleine Felsplatte gebildet wird.<br />
Abfahrt: Wie Aufstieg.<br />
Andrea Strauß<br />
Den felsigen Gipfel erreicht man nur zu Fuß.<br />
Foto: Andreas Strauß
TIPP<br />
Berner Alpen Schwarzhorn-Klettersteig (2927 m)<br />
7<br />
Genussklettersteig vor <strong>den</strong> Berner Hochalpen<br />
Hauptdarsteller sind ganz klar die Eis- und Felsriesen <strong>der</strong> Berner Alpen, angeführt vom Trio Eiger–<br />
Mönch–Jungfrau. Daneben tritt die Kletterei am Südwestgrat etwas zurück. Immerhin: Die<br />
ausgesetzte Leiternserie oberhalb <strong>der</strong> Grosse Chrinne sorgt für einen leichten Adrenalinschub.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 42<br />
920 Hm | 5 Std.<br />
K2–3 ; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Grindelwald (1034 m)<br />
Ausgangspunkt: <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong> First-Gondelbahn<br />
(2166 m), alternativ auch Grosse Scheidegg (1962 m;<br />
Postbus ab Grindelwald)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnlinie Interlaken –<br />
Grindelwald, Gondelbahn First<br />
Gehzeiten: First – Grossi Chrinne 2 Std., Grossi Chrinne<br />
– Schwarzhorn 1¼ Std., Abstieg 1¼ Std.<br />
Mit Ausgangspunkt Grosse Scheidegg gesamt 6½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1209 »Brienz«.<br />
Eugen E. Hüsler »7 x 7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag,<br />
München<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Grindelwald Tourismus, Dorfstraße 110,<br />
CH-3818 Grindelwald; Tel. 00 41/(0)33/8 54 12 12,<br />
www.grindelwald.org<br />
Hütte: <strong>Berg</strong>haus First, Tel. 0 33/8 53 12 84<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Mäßig schwieriger Klettersteig<br />
mit recht langem Zustieg. Sehr luftig die versetzt angeordneten<br />
Leitern, Trittsicherheit auch für <strong>den</strong> Abstieg notwendig.<br />
TIPP<br />
Berner Alpen Eiger-Rotstock-Klettersteig (2663 m)<br />
8<br />
Im Banne <strong>der</strong> Nordwand<br />
Beim Rotstock handelt es sich um einen schartigen Gratausläufer<br />
des Eigers. Die Tour folgt teilweise einem historischen Steig.<br />
Beim Bau <strong>der</strong> Jungfraubahn – vor mehr als hun<strong>der</strong>t Jahren! – legte<br />
man von <strong>der</strong> ehemaligen (heute aufgelassenen) Station Rotstock<br />
einen Steig auf <strong>den</strong> Rotstock an.<br />
420 Hm | 2¾ Std.<br />
K2; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 42<br />
Talort: Grindelwald (1034 m)<br />
Ausgangspunkt: Bahnstation Eigergletscher (2320 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnlinie Interlaken –<br />
Grindelwald – Kleine Scheidegg – Eigergletscher<br />
Gehzeiten: Zustieg ¾ Std., Klettersteig 1¼ Std.,<br />
Abstieg ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schneefall<br />
Karte/Führer: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1229 »Grindelwald«.<br />
Eugen E. Hüsler »7 x 7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag,<br />
München<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Grindelwald Tourismus, Dorfstraße<br />
110, CH-3818 Grindelwald; Tel. 00 41/(0)33/8 54 12 12,<br />
www.grindelwald.org<br />
Hütte: Restaurant Eigergletscher<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Mäßig schwierige Route<br />
mit <strong>der</strong> Schlüsselstelle gleich zum Auftakt. Begehung nur bei<br />
gutem Wetter ratsam (kein Schnee o<strong>der</strong> Eis), Steinschlaggefahr<br />
in <strong>der</strong> nordseitigen Rinne. Sehr empfehlenswert: Abstieg<br />
nach Alpiglen über <strong>den</strong> »Eigertrail«!<br />
TIPP<br />
Zentralschweizer Voralpen Rigi Scheidegg (1656 m)<br />
9<br />
Innerschweizer Wan<strong>der</strong>wun<strong>der</strong><br />
Die Rigi ist weit mehr als nur ein <strong>Berg</strong>, für die Schweizer sowieso, aber auch geografisch: Immerhin<br />
nimmt er zwischen Zuger-, Lauerzer- und Vierwaldstättersee eine Fläche von fast 50 Quadratkilometern<br />
ein! Entsprechend vielfältig sind die Wan<strong>der</strong>möglichkeiten, mit o<strong>der</strong> ohne Bahnbenützung.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 68<br />
250/740 Hm | 3½ Std.<br />
normale <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung;<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
Talort: Vitznau (435 m)<br />
Ausgangspunkt: Bahnstation Rigi Kaltbad (1433 m)<br />
Endpunkt: Seilbahnstation Wissifl ue (949 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zahnrandbahn Vitznau –<br />
Rigi, Luftseilbahn Vitznau – Wissifl ue<br />
Gehzeiten: Rigi Kaltbad – Rigi Scheidegg 2 Std.,<br />
Rigi Scheidegg – Wissifl ue 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis spät in <strong>den</strong> Herbst<br />
Karte: Swisstopo 1:50 000, Blatt 235 T »Rotkreuz«.<br />
Ulrich Tubbesing »Wan<strong>der</strong>führer Vierwaldstätter See«, <strong>Berg</strong>verlag<br />
Rother, Oberhaching<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Luzern Tourismus, Bahnhofstraße 3,<br />
CH-6002 Luzern; Tel. 00 41/(0)41/2 27 17 17, www.luzern.com<br />
Hütten: Mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Wenig anstrengende Höhenwan<strong>der</strong>ung<br />
mit bezaubern<strong>den</strong> Ausblicken auf die <strong>Berg</strong>e und Seen<br />
<strong>der</strong> Innerschweiz. Teilweise Fahrwege (ehemalige Bahntrasse).
TIPP<br />
Berner Alpen Schwarzhorn-Klettersteig (2927 m)<br />
TIPP<br />
Zustieg: Von <strong>der</strong> Seilbahnstation First (2166 m) folgt man<br />
zunächst <strong>der</strong> Sandstraße hinab in <strong>den</strong> Distelbo<strong>den</strong> (2084<br />
m). Hier zweigt links <strong>der</strong> Weg zum Klettersteig ab. Über die<br />
Murmeltierwiesen bergan in die Minischarte (2241 m) im<br />
Rücken des felsigen Schilt, wo <strong>der</strong> alternative, ebenfalls<br />
markierte Zustieg von <strong>der</strong> Grossen Scheidegg mündet.<br />
Weiter im Kar unter dem Schwarzhorn zu einer Verzweigung<br />
(2407 m): rechts zum Normalweg, links zum Klettersteig.<br />
Schwarzhorn-Klettersteig: Die weiß-blau-weiß markierte<br />
Spur steigt im Geröll bergan unter die Grossi Chrinne<br />
(2635 m); Drahtseile und ein paar Eisenbügel helfen hinauf<br />
in die Scharte. Weiter am Grat entlang zur Schlüsselpassage<br />
<strong>der</strong> Route: fünf Aluleitern, fast senkrecht und versetzt angeordnet.<br />
Man entsteigt ihnen auf <strong>den</strong> Grat, <strong>der</strong> zunächst noch<br />
recht schmal und felsig ist (Drahtseile), dann zu einem breiten<br />
Rücken wird. Zuletzt im Geröll zum geräumigen Gipfel<br />
des Schwarzhorns (2927 m) mit einmaligem Panorama.<br />
Abstieg: Er verläuft über <strong>den</strong> zunächst noch breiten,<br />
geröllbedeckten Südgrat. Ein erster Felszacken wird auf<br />
einem etwas ausgesetzten Band rechts umgangen, ein<br />
zweiter überstiegen. Dann leitet die Spur in die westseitige<br />
Der markante Gipfel des Schwarzhorns<br />
Berner Alpen Eiger-Rotstock-Klettersteig (2663 m)<br />
Schrofenfl anke. Im Zickzack geht’s hinunter zur bereits erwähnten<br />
Verzweigung (2407 m) im Karwinkel unter dem Schwarzhorn.<br />
Auf dem Anstiegsweg zurück zur Seilbahnstation First.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Zustieg: An <strong>der</strong> Station Eigergletscher <strong>der</strong> Jungfraubahn<br />
fädelt man ein in <strong>den</strong> »Eigertrail«. Er quert absteigend<br />
zum Felsfuß des Rotstocks, wo die Grindelwal<strong>der</strong><br />
<strong>Berg</strong>führer eine etwas sibyllinische Inschrift in <strong>den</strong> Stein<br />
meißeln ließen, und steigt dann kurz steil an zum Wiesenrücken<br />
von Wart (2285 m). Eine große Schautafel<br />
informiert über die legendäre Heckmair-Nordwandroute.<br />
Rotstock-Klettersteig: Hinweise auf <strong>den</strong> Klettersteig<br />
gibt es keine, doch die glitzern<strong>den</strong> Aluleitern, die <strong>den</strong><br />
Einstieg zur Ferrata markieren, sind nicht zu übersehen.<br />
In einer Viertelstunde steht man am Einstieg (ca. 2410<br />
m) – klick! Recht luftig, aber bestens gesichert geht’s<br />
über <strong>den</strong> ersten senkrechten Aufschwung (Leitern); dahinter<br />
betritt man die Schlucht: hochschießende Felsmauern<br />
links wie rechts. Drahtseile leiten in <strong>der</strong> Klamm<br />
aufwärts, teilweise über Geröllbän<strong>der</strong>. Die Eisenleiter<br />
knapp unter dem Rotstocksattel (ca. 2640 m) stammt<br />
noch von dem historischen Steig, ebenso die Felsstufen,<br />
die (neben neuen Drahtseilen) <strong>den</strong> kurzen Gipfelanstieg<br />
erleichtern.<br />
Abstieg: Aus dem Rotstocksattel führen Spuren (Steinmännchen)<br />
südwestlich über Geröll, plattige Felsen und ein<br />
paar trittarme Absätze, die mit Fixseilen ausgerüstet sind, hinab<br />
zur Station Eigergletscher (2320 m), wo man auf <strong>den</strong> Anstiegsweg<br />
stößt.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Am Einstieg des Rotstock-Klettersteigs<br />
Foto: Folkert Lenz Foto: Folkert Lenz<br />
TIPP<br />
Zentralschweizer Voralpen Rigi Scheidegg (1656 m)<br />
Höhenweg: Die Aussichtswan<strong>der</strong>ung startet in Rigi Kaltbad<br />
(1433 m), dessen jüngste Attraktion die 2012 eingeweihte<br />
Therme des Tessiner Stararchitekten Mario Botta<br />
ist. Auf dem asphaltierten Sträßchen geht’s fl ach hinüber<br />
in die Senke von First (1453 m). Hier beginnt <strong>der</strong> Felsenweg,<br />
eine hübsche Promenade, die in die steile Südwestfl<br />
anke des Schild (1548 m) trassiert. Im Sommer blüht es<br />
in <strong>den</strong> Felsen beson<strong>der</strong>s üppig (u. a. Feuerlilien), das<br />
ganze Jahr über gibt’s eine tolle Aussicht auf <strong>den</strong> Vierwaldstättersee<br />
und seine große <strong>Berg</strong>kulisse.<br />
Den nächsten Kammbuckel (Würzestock, 1482 m) umgeht<br />
man auf <strong>der</strong> Trasse <strong>der</strong> ehemaligen Rigi-Scheidegg-<br />
Bahn, dabei leicht an Höhe gewinnend. Im Sattel von Unterstetten<br />
(1452 m) steht <strong>der</strong> 50 Meter lange, ehemalige<br />
Bahnviadukt – ein beeindruckendes Technik<strong>den</strong>kmal. Die<br />
Fortsetzung <strong>der</strong> Trasse umgeht <strong>den</strong> Dossen (1685 m; kann<br />
auch überschritten wer<strong>den</strong>) nordseitig, was ein paar hübsche<br />
Tiefblicke auf Zuger- und Lauerzersee beschert.<br />
Am Hin<strong>der</strong> Dosse – nomen est omen! – beginnt <strong>der</strong> Anstieg<br />
nach Rigi Scheidegg (1656 m), erst recht steil, dann<br />
zunehmend fl acher an dem aussichtsreichen Rücken.<br />
Oben bietet sich eine Rundschau, die jener von Rigi Kulm kaum<br />
nachsteht. Interessantes Detail: An <strong>der</strong> Südfl anke des Rossberges<br />
(1580 m) ist <strong>der</strong> Abbruch des historischen <strong>Berg</strong>sturzes von<br />
1806 deutlich zu erkennen. Vierzig Millionen Kubikmeter donnerten<br />
damals ins Tal, 457 Menschen in Goldau fan<strong>den</strong> <strong>den</strong> Tod.<br />
Abstieg: Nach Rast und Gipfelschau steigt man über <strong>den</strong> Altstafel<br />
(1443 m) ab in <strong>den</strong> Sattel (1176 m) vor dem Vitznauerstock.<br />
Hier rechts (Hinweis »Vitznau«) im Wald bergab und zuletzt in längerer<br />
Querung links hinaus zur Seilbahnstation Wissifl ue (949 m).<br />
Ganz in <strong>der</strong> Nähe steht das bewirtschaftete <strong>Berg</strong>haus Wissifl uh.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Der 50 Meter lange, ehemalige Bahnviadukt<br />
im Sattel von Unterstetten<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Urner Alpen Weg <strong>der</strong> Schweiz<br />
10<br />
Auf <strong>den</strong> Spuren von Tell, Gessler & Co.<br />
Zum 700-jährigen Jubiläum <strong>der</strong> Schweiz 1991 eröffnet, gehört <strong>der</strong> »Weg <strong>der</strong> Schweiz« längst zu<br />
<strong>den</strong> absoluten Wan<strong>der</strong>klassikern. Landschaft und Historie verbin<strong>den</strong> sich am Urner See, zwischen<br />
Rütli und Tellskapelle zu einem Erlebnis für die ganze Familie.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 68<br />
150 Hm | 3¼ Std.<br />
normale<br />
<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
Talort: Isleten (435 m)<br />
Ausgangspunkt: Schiffanlegestelle Isleten<br />
Endpunkt: Sisikon (446 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Sisikon ist Station an<br />
<strong>der</strong> Gotthard-Bahnlinie. Schiffsverbindung mit Isleten<br />
Gehzeiten: Isleten – Flüelen ¾ Std., Flüelen –<br />
Tellskapelle 1¾ Std., Tellskapelle – Sisikon ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling bis Spätherbst<br />
Karte/Führer: Swisstopo 1:50 000, Blätter 245 T<br />
»Stans« und 246 T »Klausenpass«. Ulrich Tubbesing »Wan<strong>der</strong>führer<br />
Vierwaldstätter See«, <strong>Berg</strong>verlag Rother, Oberhaching<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Luzern Tourismus, Bahnhofstraße 3,<br />
CH-6002 Luzern; Tel. 00 41/(0)41/2 27 17 17, www.luzern.com<br />
Hütten: Mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Wan<strong>der</strong>ung<br />
für Jung und Alt, komfortabel ausgebaute Wege, kaum<br />
Steigungen. Der Abschnitt Sulzegg – Axenfl ue ist aktuell wegen<br />
Steinschlaggefahr gesperrt; hier muss man auf die alte Axenstraße<br />
ausweichen.<br />
TIPP<br />
Sellrain Rietzer Grieskogel (2884 m)<br />
11<br />
Sommertour auf einen beliebten Sellrainer Skigipfel<br />
Dieser Klassiker unter <strong>den</strong> Sellrainer Skitourenzielen erhält im Sommer nicht allzu viel Besuch.<br />
Dabei hat <strong>der</strong> Anstieg über seine Nordseite einiges zu bieten: schön gelegene Hütten, einen<br />
idyllischen <strong>Berg</strong>see und großartige Ausblicke ins Inntal und zu <strong>den</strong> Felswän<strong>den</strong> <strong>der</strong> Mieminger Kette.<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 38<br />
1400 Hm | 7 Std.<br />
normale<br />
<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
Talort: Pfaffenhofen (642 m)<br />
Ausgangspunkt: Pfaffenhofer Alm (1694 m), erreichbar<br />
auf einer Forststraße von Pfaffenhofen, Fahrgenehmigung<br />
auf <strong>der</strong> Alm erhältlich<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Nur als Zwei-Tage-Tour:<br />
mit <strong>der</strong> Bahn über Innsbruck nach Telfs-Pfaffenhofen,<br />
zu Fuß in 3½ Std. zur Pfaffenhofer Alm<br />
Gehzeiten: 4 Std. Anstieg, 3 Std. Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Juni – Oktober (je nach Schneelage)<br />
Karten/ Führer: Kompass 1:50 000, Nr. 35 »Imst, Telfs, Kühtai«.<br />
Walter Klier »AV-Führer Stubaier Alpen«, <strong>Berg</strong>verlag Rother<br />
Informationen: Sonnenplateau Mieming & Tirol Mitte,<br />
Informationsbüro Telfs, Untermarktstr. 1, A-6410 Telfs,<br />
Tel. 00 43/52 62/6 22 45, www.sonnenplateau.net<br />
Hütten: Pfaffenhofer Alm (1694 m), bew. Mitte Mai – Mitte<br />
Oktober, 13 Schlafplätze, Tel. 00 43/(0)6 64/2 33 02 20;<br />
Peter-Anich-Hütte (1910 m), ÖAV, Pächterwechsel 2014, voraussichtlich<br />
bew. Juni bis September, 12 Lager, Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
1 71 18 05, www.touristenklub.org<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Längere Tour durch typische<br />
Urgesteinslandschaft mit einsamen Hochtälern und einem aussichtsreichen<br />
Blockgrat, <strong>der</strong> Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit<br />
erfor<strong>der</strong>t. Die Forststraße zur Pfaffenhofer Alm ermöglicht<br />
einen hohen Ausgangspunkt.<br />
TIPP<br />
Sellrain Roßkogel (2646 m)<br />
12<br />
Markante Pyramide in Innsbrucks <strong>Berg</strong>panorama<br />
Von Innsbruck aus ist das Gipfeldreieck des Roßkogels ein richtiger<br />
Blickfang. Und <strong>der</strong> Sellrainer Gipfel hält, was er verspricht: ein<br />
fantastisches Panorama vom Inntal über Wetterstein und Karwendel<br />
bis zur endlosen Zackenreihe <strong>der</strong> Tuxer und Stubaier Alpen.<br />
1330 Hm | 6½ Std.<br />
normale<br />
<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ausrüstung<br />
aus <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 4/2014 – Seite 38<br />
Talort: Oberperfuss (812 m)<br />
Ausgangspunkt: Stiglreith (1363 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn nach Innsbruck,<br />
dann Bus nach Oberperfuss zur Talstation <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>bahn<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober (je nach Schnee)<br />
Karten/ Führer: AV-Karte 1:50 000, Blatt 31/5 »Innsbruck<br />
und Umgebung«; Kompass 1:50 000, Nr. 36 »Innsbruck,<br />
Brenner«. Klier »AV-Führer Stubaier Alpen«, <strong>Berg</strong>verlag Rother<br />
Frem<strong>den</strong>verkehrsamt: Tourismusbüro Oberperfuss,<br />
Tel. 00 43/(0)52 32/8 14 89, www.innsbruck.info/oberperfuss<br />
Hütten: Roßkogelhütte (1777 m), bew. Mitte Mai bis Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0)52 32/8 14 19, www.rosskogelhuette.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Längere Rundtour, die mit<br />
großartiger Aussicht belohnt, beson<strong>der</strong>s schön zur Zeit <strong>der</strong><br />
Alpenrosenblüte. Anstieg über <strong>den</strong> Nordgrat für trittsichere<br />
Wan<strong>der</strong>er ohne beson<strong>der</strong>e Schwierigkeiten; Schwindelfreiheit<br />
erfor<strong>der</strong>lich, eine kurze Felspassage unter dem Gipfel.<br />
Auch als Bike- und Hike-Tour geeignet: Mit dem Mountainbike<br />
auf gut fahrbarer Schotterstraße von Stiglreith zum Krimpenbachsattel.
TIPP<br />
Urner Alpen Weg <strong>der</strong> Schweiz<br />
Route: Von <strong>der</strong> Schiffstation Isleten (435 m) führt <strong>der</strong><br />
Weg direkt am Westufer des Urner Sees entlang, bietet<br />
dabei freie Sicht übers Wasser auf <strong>den</strong> schroffen <strong>Berg</strong>stock<br />
des Rophaien (2078 m) und die Eggberge. Vorbei<br />
am Elektrizitätswerk Bolzbach erreicht man das Sü<strong>den</strong>de<br />
des Sees; hier empfi ehlt sich ein Abstecher zum nahen<br />
Wasserschlösschen A Pro mit einem Mineralienmuseum<br />
und gemütlicher Einkehr.<br />
Die Fortsetzung des »Weges <strong>der</strong> Schweiz« führt in das<br />
Naturschutzgebiet des Reussdeltas, ein Biotop, das vielen<br />
Tieren und selten gewor<strong>den</strong>en Pfl anzen wie dem Lungenenzian<br />
o<strong>der</strong> dem Fieberklee Lebensraum bietet. Man<br />
quert die Reuss nahe <strong>der</strong> Mündung und wan<strong>der</strong>t über die<br />
Allmeini hinein nach Flüelen (435 m). Weiter am Ostufer<br />
des Urner Sees mit Blick ins Grosstal (Oberbauenstock,<br />
2117 m) zum Gruonbach, dann hinauf zur Axenstraße. Mit<br />
ihr zur Axenfl ue, wo die alte Straßentrasse spektakulär im<br />
<strong>Berg</strong> verläuft. Im Rückblick zeigt sich genau südlich die<br />
ebenmäßig gebaute Pyramide des Bristen (3073 m) über<br />
dem Reusstal.<br />
Hinter dem Axenegg steigt <strong>der</strong> Weg hinab zum Seeufer.<br />
Hier ertönt jeweils zur vollen Stunde das von <strong>der</strong> Schweizer Schokola<strong>den</strong>industrie<br />
(!) gestiftete Glockenspiel – das größte des Landes<br />
mit 37 Glocken. Wenig weiter führt <strong>der</strong> Weg an <strong>der</strong> Tellskapelle<br />
mit ihren berühmten Fresken vorbei. <strong>Sie</strong> zeigen Szenen aus dem<br />
Leben Tells, des Schweizer Nationalhel<strong>den</strong>, dem Friedrich Schiller<br />
zur Unsterblichkeit verhalf.<br />
Der Weiterweg folgt in leichtem Auf und Ab dem Seeufer. Im Bereich<br />
des Buggitals geht’s kurz hinauf zur Axenstraße und durch<br />
einen kurzen Tunnel. Dahinter steigt man über Treppen hinab nach<br />
Sisikon.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Wilhelm Tell mit seinem Sohn Walter:<br />
Denkmal in Altdorf<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Sellrain Rietzer Grieskogel (2884 m)<br />
Aufstieg: Von <strong>der</strong> Pfaffenhofer Alm folgt man dem Steig<br />
über die Lärchenwiesen nach Sü<strong>den</strong> auf die steilen Flanken<br />
des Narrenkopfs zu, hält sich dann aber nach rechts<br />
und quert die bewaldeten Nordhänge hoch über dem Inntal.<br />
Die frühere Wegtrasse ist wegen Steinschlaggefahr offi<br />
ziell gesperrt. Eine alternative Wegführung leitet ca. 100<br />
Höhenmeter in ein Bachtal hinab, um dann ziemlich steil<br />
auf <strong>der</strong> rechten Bachseite wie<strong>der</strong> anzusteigen. Man trifft<br />
wie<strong>der</strong> auf die alte Route und steht wenig später vor <strong>der</strong><br />
Peter-Anich-Hütte. Hinter dem kleinen <strong>Berg</strong>haus geht man<br />
an <strong>der</strong> Rietzer Alm vorbei und folgt dem Steig nach links<br />
über die Hänge des Rauhen Kopfs in ein steiles Hochtal.<br />
Mehrmals <strong>den</strong> Bach querend steigt man zur Oberseebenalm<br />
mit einer Schäferhütte und dem kleinen Angersee<br />
hinauf. Bei <strong>der</strong> Hütte zieht die Anstiegsroute schräg links<br />
bergauf zu einer Wegteilung. Dort wan<strong>der</strong>t man rechts entlang<br />
eines Rückens und über einen mit Geröll übersäten<br />
Hang weiter bergauf. Anschließend umgeht man rechts<br />
die Mulde des Oberalpl und gelangt in einen Sattel. Links<br />
geht es auf einem schotterigen Steig und über Felsen<br />
zum Kamm hinauf und zur unscheinbaren Erhebung des<br />
Bachwandkopfs. Man steigt kurz in einen Sattel ab, wo <strong>der</strong> Weg<br />
aus dem Sellraintal heraufkommt, und folgt dem Westgrat über<br />
Blockgelände zum Gipfelaufbau. Über leichte Felspassagen ist in<br />
wenigen Minuten <strong>der</strong> Gipfel erreicht.<br />
Der Abstieg erfolgt auf <strong>der</strong> Anstiegsroute.<br />
Eine Abstiegsvariante für geübte <strong>Berg</strong>geher führt vom Rietzer<br />
Grieskogel über <strong>den</strong> Grat zum Hoche<strong>der</strong> (2796 m), über dessen<br />
Nordgrat zum Narrenkopf (2450 m) hinab und weiter zur Pfaffenhofer<br />
Alm. Teils leichte Kletterei in Blockgelände und steiles,<br />
etwas ausgesetztes Schrofengelände. Beim Übergang zum Hoche<strong>der</strong><br />
spärlich markierte Steigspuren, etwas Orientierungsvermögen<br />
ist von Vorteil.<br />
Franziska Baumann<br />
Blockgelände am Westgrat<br />
Foto: Franziska Baumann<br />
TIPP<br />
Sellrain Roßkogel (2646 m)<br />
Aufstieg: Von Stiglreith folgt man dem Steig entlang<br />
<strong>der</strong> Skipiste bergauf und erreicht in etwa einer Stunde die<br />
an <strong>der</strong> Waldgrenze gelegene Roßkogelhütte mit schönem<br />
Ausblick. Hinter <strong>der</strong> Hütte zieht ein Pfad zum Rangger Köpfl<br />
(1939 m) hinauf. Dort wan<strong>der</strong>t man auf einem Forstweg,<br />
dem Alpenrosensteig, südwestwärts leicht bergab zum<br />
Krimpenbachsattel (1899 m). Alternativ führt von <strong>der</strong><br />
Hütte auch eine Schotterstraße in <strong>den</strong> Sattel. Weiterhin an<br />
einem Weidezaun entlang steigt man über einen breiten<br />
Rücken zu einer grasigen Erhebung, dem Windegg, hinauf.<br />
Nun beginnt <strong>der</strong> Anstieg über <strong>den</strong> Nordgrat, über <strong>den</strong> sich<br />
ein schmaler Pfad bergauf schlängelt. Kurz unter dem<br />
Gipfel gilt es, in leichter Kletterei eine felsige Passage zu<br />
überwin<strong>den</strong>, dann steht man am Gipfelkreuz.<br />
Ein interessanter Abstecher führt über <strong>den</strong> Grat weiter zum<br />
Weißstein (2640 m), einem felsigen Zacken, <strong>der</strong> über teils<br />
gesicherte Kletterstellen (bis II) bestiegen wer<strong>den</strong> kann<br />
(40 Min.).<br />
Abstieg: Am Kreuz beginnt ein Abstieg über <strong>den</strong> steilen<br />
Südostgrat. Er wird allerdings nicht mehr markiert und setzt<br />
im steilen Schrofengelände gute Trittsicherheit voraus. Der<br />
Normalweg passiert einen Sen<strong>der</strong>, verläuft kurz am Grat entlang<br />
nach Sü<strong>den</strong> und zweigt links in die Ostfl anke des Roßkogels ab.<br />
An einer Wegverzweigung quert man links ins »Schartl«, einer<br />
Einsattelung im Südostgrat, und steigt über eine steile schotterige<br />
Stufe in eine Mulde unter dem Gipfelaufbau des Roßkogels ab.<br />
Über einen Rücken gelangt man zur Krimpenbachalm und folgt<br />
dort dem Steig, <strong>der</strong> etwas unterhalb des Fahrwegs über schöne<br />
Almwiesen führt. Er mündet in einer Kehre unterhalb <strong>der</strong> Roßkogelhütte<br />
in <strong>den</strong> Fahrweg. Die aussichtsreiche Einkehr sollte man sich<br />
nicht entgehen lassen. Anschließend kehrt man über die Skiabfahrt<br />
wie<strong>der</strong> nach Stiglreith zurück. Franziska Baumann<br />
Malerische Almen begleiten <strong>den</strong> Weg<br />
zum Roßkogel (hinten links)<br />
Foto: Innsbruck Tourismus
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AUF TOUR<br />
Stadt<br />
Frühlingstouren in und um Luzern<br />
Land<br />
See<br />
Fotos: Eugen E. Hüsler, picture alliance, Iris Kürschner<br />
Die Stadt am Vierwaldstättersee hat<br />
einen Verbündeten: <strong>den</strong> Föhn. Der sorgt<br />
bei manchen zwar zuverlässig für Kopfschmerzen<br />
und schlechte Laune, ist aber<br />
auch für glasklare Fernsicht zuständig.<br />
Von Eugen E. Hüsler<br />
Das prächtige <strong>Berg</strong>panorama <strong>der</strong><br />
Leuchtenstadt Luzern rückt bei<br />
Föhnwetterlagen noch etwas<br />
näher heran, die Temperaturen<br />
klettern rasch einmal in <strong>den</strong> angenehmen<br />
20-Grad-und-mehr-Bereich. Das<br />
weiß man vor allem im Frühling sehr zu<br />
schätzen, nur noch ausgesprochene Schneefreaks<br />
schielen nach dem weißen Pulver, die<br />
meisten schauen voraus – in die wärmere<br />
Jahreszeit. Das schönste am Winter – hat<br />
mal jemand gesagt – ist, dass nachher <strong>der</strong><br />
64 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Die älteste <strong>Berg</strong>bahn <strong>der</strong> Welt: Vitznau – Rigi<br />
Gewässer mit sieben Becken: <strong>der</strong> Vierwaldstättersee; in Bildmitte <strong>der</strong> Pilatus<br />
»Weg <strong>der</strong> Schweiz« mit Gitschen (li.) und Uri-Rotstock (re.)<br />
Frühling kommt. Der lässt lei<strong>der</strong> am Alpennordrand<br />
oft etwas länger auf sich warten,<br />
wenn feuchte Nordwestwinde sich am größten<br />
europäischen Bollwerk stauen, mit bekannten<br />
Folgen: Es regnet, und wenn’s ganz<br />
blöd kommt, schneit es sogar.<br />
Keine Spur von Regen heute. Dafür milde<br />
Temperaturen, unten am Seeufer blüht es<br />
bereits, die ersten Asiaten sind auch schon<br />
da, knipsen alles, was ihnen vor die Linse<br />
kommt. Swiss Army Knifes in hun<strong>der</strong>t Variationen<br />
und kostbare Uhren, die in erster<br />
Linie <strong>den</strong> Status des Trägers und ganz nebenbei<br />
auch noch die Zeit anzeigen, sind<br />
die Renner in <strong>den</strong> gepflegten Auslagen:<br />
made in Switzerland.<br />
Ein Pionier<br />
Wir überlassen das Shoppen <strong>den</strong> Gästen aus<br />
Fernost, verlassen die Stadt aber nicht. O<strong>der</strong><br />
nur vorübergehend. Unser Ziel ist <strong>der</strong> Bürgenstock,<br />
1128 Meter hoch und ein prächtiger<br />
Aussichtspunkt direkt über dem See.<br />
Und einer, bei dem Tradition und Mo<strong>der</strong>ne<br />
stark verzahnt sind. »Erfun<strong>den</strong>« hat <strong>den</strong><br />
Kurort Franz Josef Bucher, geboren 1834 als<br />
Sohn des Ratsherrn und Bauern Sebastian<br />
Bucher. Der Bub aus dem Obwaldner Ort<br />
Kerns legte eine sagenhafte Karriere hin,<br />
schuf ein Hotel-Imperium, das als weltweit<br />
größtes seiner Zeit galt und seine »Kernzelle«<br />
auf dem Bürgenstock hatte, und leistete<br />
auch als Eisenbahnpionier Bedeutendes.<br />
So baute er zahlreiche Straßen- und <strong>Berg</strong>bahnen<br />
im In- und Ausland, darunter auch<br />
eine Standseilbahn vom See hinauf zu<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 65
Die Show hat Klasse,<br />
Tief- und Fernblicke<br />
ergeben ein herrliches<br />
3D-Bild. Wir schauen<br />
über <strong>den</strong> See – und zurück<br />
auf <strong>den</strong> gestrigen Tag.<br />
Das Wahrzeichen Luzerns: die Kapellbrücke, nach dem Brand von 1993 wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
seinen Hotels am Bürgenstock. Auch die<br />
Bahn aufs Stanserhorn (1998 m) entwarf<br />
und realisierte seine Firma (Eröffnung<br />
1893); mit einer Länge von fast vier Kilometern<br />
und drei Teilstrecken, dazu noch<br />
elektrisch betrieben, galt sie als technische<br />
Sensation. <strong>Sie</strong> verkehrt heute noch (teilweise),<br />
im Gegensatz zur Bürgenstock-Bahn,<br />
was uns an diesem Frühlingstag einen gut<br />
einstündigen und recht schweißtreiben<strong>den</strong><br />
Aufstieg beschert. Macht nicht’s, etwas Bewegung<br />
tut gut.<br />
Zeit, <strong>den</strong> eigenwilligen Inselberg etwas genauer<br />
in Augenschein zu nehmen, hatten<br />
wir bereits während <strong>der</strong> Schifffahrt von<br />
Luzern nach Kehrsiten. Nicht zu übersehen<br />
ist jener Metallturm, <strong>der</strong> – freistehend!<br />
– aus <strong>der</strong> abschüssigen Nordflanke<br />
des <strong>Berg</strong>es ragt, über 100 Meter hoch: <strong>der</strong><br />
Hammetschwand-Lift, natürlich auch eine<br />
Idee des umtriebigen Herrn Bucher. Bei <strong>der</strong><br />
Inbetriebnahme im Jahr 1905 dauerte die<br />
luftige Fahrt bis zum Gipfel rund drei Minuten,<br />
jetzt sind es noch 50 Sekun<strong>den</strong>. Bis in<br />
die Neuzeit hinein galt <strong>der</strong> Lift als längster<br />
und schnellster weltweit.<br />
Auch heute ist <strong>der</strong> Bürgenstock wie<strong>der</strong> für<br />
Rekorde gut, rund eine halbe Milliarde<br />
Fränkli wer<strong>den</strong> gerade verbaut, für Luxushotels,<br />
Wellnessanlagen und mondäne Eigentumswohnungen.<br />
Das Geld kommt aus<br />
einem arabischen Land. Katar investiert<br />
in <strong>der</strong> Zentralschweiz; Bucher, <strong>der</strong> urige<br />
Innerschweizer, hatte vor gut einem Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
sein letztes Hotel in Kairo gekauft.<br />
Eine kleine Fußnote <strong>der</strong> Geschichte.<br />
Bürgenstock erlebte seit Buchers Zeiten viel<br />
Auf und Ab. Dass auch schon früher Promis<br />
hier gerne abstiegen, fin<strong>den</strong> wir bei einer<br />
(leicht illegalen) Besichtigung <strong>der</strong> Monsterbaustelle<br />
heraus. Über <strong>den</strong> Zaun und schon<br />
ist man mitten in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Bürgenstock-Hotels.<br />
Die Schriftzüge an <strong>den</strong> Deckenbalken<br />
eines Durchgangs verraten so<br />
einiges: »John hatte nie etwas mit <strong>der</strong> Monroe«,<br />
»Marcel Dassault verwechselte Gräfin<br />
Cou<strong>den</strong>hove-Kalergi mit dem Zimmermädchen«.<br />
Da erfährt man, dass Jimmy Carter<br />
zu Fuß <strong>den</strong> Bürgenstock bestieg, dass Golda<br />
Meir und Indira Gandhi sich an einem Käsefondue<br />
delektierten, und: »Kunstsinniger<br />
Herzensbrecher! Statt Audreys Dessous<br />
packte Dieb die Picassos ein.«<br />
Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit<br />
machen wir uns auf zum Gipfel. Der Felsenweg<br />
führt durch die schroffen Nordabstürze<br />
KOMPAKT<br />
des <strong>Berg</strong>es sanft ansteigend zum Lift, dann<br />
geht’s entschie<strong>den</strong> flotter nach oben, wo<br />
ein großes Panorama – nebst dem Zvieri<br />
im Gipfelrestaurant – auf uns wartet. Die<br />
Show hat Klasse, Tief- und Fernblicke ergeben<br />
ein herrliches 3D-Bild. Wir schauen<br />
beide über <strong>den</strong> See – und zurück auf <strong>den</strong><br />
gestrigen Tag.<br />
Rigiwan<strong>der</strong>n<br />
»Schön war’s gestern«, meint Hildegard<br />
mit Blick auf die mächtige Rigi mit dem<br />
Antennenstachel am Kulm und <strong>der</strong> schroffen<br />
Hochflue ganz rechts. Die besteht – im<br />
Gegensatz zum größten Teil des <strong>Berg</strong>stocks<br />
– nicht aus Nagelfluh (Molasse), son<strong>der</strong>n<br />
aus solidem Kalk. Geologen, die beson<strong>der</strong>s<br />
spitzfindig sein wollen, behaupten deshalb,<br />
dass nur die Hochflue noch zu <strong>den</strong> Alpen<br />
gehöre. Wenn das einem Innerschwei-<br />
Luzern und die Vierwaldstättersee-Region<br />
Anreise: Die Anreise aus<br />
Deutschland gestaltet sich<br />
problemlos; beste Bahnverbindungen<br />
zwischen deutschen<br />
Großstädten und Basel, die<br />
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66 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
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zer zu Ohren kommt… Uns interessieren<br />
solche Griffelspitzereien weniger, wir genießen<br />
die Rundschau, suchen <strong>den</strong> höchsten<br />
Innerschweizer im Sü<strong>den</strong> und fin<strong>den</strong><br />
ihn auch: <strong>den</strong> Tödi, 3614 Meter über Meer<br />
und immer noch mehr als drei Kilometer<br />
über dem Spiegel des <strong>schönsten</strong> Schweizer<br />
Sees, dem mit <strong>den</strong> sieben Becken und <strong>den</strong><br />
zwei Nasen. So heißen die bei<strong>den</strong> <strong>Berg</strong>rücken,<br />
die in <strong>der</strong> Mitte des Vierwaldstättersees<br />
fast zusammenstoßen und ihm eine<br />
überaus schlanke Taille verschaffen. Einer<br />
von ihnen kulminiert in <strong>der</strong> Rigi, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
im Bürgenstock.<br />
Endstation Gipfel: <strong>der</strong> freistehende Lift am<br />
Bürgenstock – sensationell!<br />
»Weißt du übrigens«, frage ich, »wo wir hier<br />
sind?« Hildegard ahnt die Fangfrage, lächelt.<br />
»Am höchsten Punkt <strong>der</strong> Stadt Luzern.«<br />
Der Bürgenstock ist nämlich eine Exklave,<br />
genau genommen nur sein nordseitiger Absturz.<br />
Die Südseite gehört <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong><br />
Stansstad und Ennetbürgen, die<br />
wie<strong>der</strong>um Teil des (Halb-)Kantons Nidwal<strong>den</strong><br />
sind. Der bildet mit Obwal<strong>den</strong>…<br />
Ein bisschen kompliziert sind die Schweizer<br />
Verhältnisse manchmal halt schon, dafür<br />
ist es so richtig schön hier am Vierwaldstättersee,<br />
zwischen dem Seeufer und <strong>den</strong><br />
Gipfeln.<br />
◀<br />
Foto: picture alliance<br />
TOUREN<br />
Vom Stadtspaziergang bis zur <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ung<br />
Hun<strong>der</strong>t Quadratkilometer Wasser und hun<strong>der</strong>t Gipfel darum herum:<br />
die Region um <strong>den</strong> Vierwaldstättersee<br />
1 Stadtspaziergang<br />
▶ leicht 3–4 Std.<br />
100 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Anregen<strong>der</strong> Stadtspaziergang<br />
mit einigem Auf und Ab, viel<br />
Kultur und Historie, dazu berühmte<br />
Fotomotive wie die Kapellbrücke,<br />
Museggmauer, Hofkirche und <strong>der</strong><br />
Pilatus. Ausreichend Zeit einplanen,<br />
vor allem, falls man das Luzerner<br />
Panorama und <strong>den</strong> Gletschergarten<br />
besuchen möchte. Weiter interessant:<br />
die Turmuhren im Zytturm, das Naturmuseum<br />
und (vor allem für Familien)<br />
das Verkehrshaus <strong>der</strong> Schweiz<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Luzern<br />
Einkehr: Das Angebot ist überreich,<br />
beson<strong>der</strong>s schön ein Imbiss an<br />
<strong>der</strong> Reuss mit Blick auf <strong>den</strong> Pilatus<br />
Route: Bahnhof – Seebrücke –<br />
Hofkirche – Luzerner Panorama<br />
– Gletschergarten – Löwenplatz<br />
– Museggstraße – Museggtürme<br />
– Spreuerbrücke – Jesuitenkirche –<br />
Reussbrücke – Weinmarkt (Altstadtkern)<br />
– Kapellgasse – Schwanenplatz<br />
– Kapellbrücke – – Bahnhof<br />
2 Felsenweg Hammetschwand<br />
▶ mittel 2 Std.<br />
130 Hm 130 Hm<br />
Charakter: Recht spektakulärer Weg<br />
durch die schroff-felsige Nordfl anke<br />
<strong>der</strong> Hammetschwand mit packen<strong>den</strong><br />
Tiefblicken auf <strong>den</strong> Vierwaldstättersee.<br />
Absoluter Gag: <strong>der</strong> freistehende<br />
Aufzug zum Gipfel<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bürgenstock<br />
(874 m), Hotelsiedlung am<br />
gleichnamigen <strong>Berg</strong>stock<br />
Einkehr/Hütten: Bürgenstock, Hammetschwand<br />
Route: Bürgenstock – Aufzug (975<br />
m) – »Felsenweg« – Chänzeli (1060<br />
m) – Honegg (913 m) – Bürgenstock<br />
Tipp: Die Runde in umgekehrter<br />
Richtung gehen und mit dem 153<br />
m hohen, freistehen<strong>den</strong> Lift in einer<br />
Minute zum höchsten Punkt <strong>der</strong><br />
Stadt Luzern schweben, zur Hammetschwand<br />
(1128 m). Abstieg auf<br />
markiertem Weg nach Bürgenstock<br />
3 Rigi-Lehnenweg<br />
▶ leicht 7 Std.<br />
820 Hm 820 Hm<br />
Charakter: Viel Aussicht bei nur wenig<br />
Anstrengung bietet die gut 20 km<br />
lange Wan<strong>der</strong>ung am Sonnenhang<br />
(Lehne) des Rigimassivs. Gleich zu<br />
Beginn erinnern die Hohle Gasse und<br />
die Gesslerburg an <strong>den</strong> Schweizer<br />
Nationalhel<strong>den</strong> Wilhelm Tell.<br />
Ausgangspunkt: Schiffstation Immensee<br />
(416 m)<br />
Endpunkt: Gersau (436 m)<br />
Einkehr/Hütten: mehrere Einkehrmöglichkeiten<br />
an <strong>der</strong> Route<br />
Route: Immensee – Hohle Gasse<br />
– Gesslerburg (519 m) – Rotenhof<br />
(543 m) – Greppen (448 m) – Eggi<br />
(547 m) – Allmig (774 m) – Vitznau<br />
(438 m) – Äbnet (627 m) – Gersau<br />
4 Höhenwan<strong>der</strong>ung Rigi Kaltbad<br />
– Rigi Scheidegg – Wissiflue<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
250 Hm 740 Hm<br />
Charakter: Dieser Höhenweg ist<br />
ein absoluter Wan<strong>der</strong>klassiker <strong>der</strong><br />
Region mit spektakulären Aus- und<br />
Tiefblicken auf Seen und <strong>Berg</strong>e.<br />
Komfortable Wege; im Bereich des<br />
»Felsenweges« ist eine einmalige<br />
Flora zu bestaunen. Zum Schluss<br />
folgt ein längerer, teilweise etwas<br />
rauer Abstieg.<br />
Ausgangspunkt: Bahnstation Rigi<br />
Kaltbad (1433 m)<br />
Endpunkt: <strong>Berg</strong>station <strong>der</strong> Wissifl ue-<br />
Seilbahn (949 m)<br />
Einkehr/Hütten: mehrere Einkehrmöglichkeiten<br />
am Weg<br />
Route: Rigi Kaltbad<br />
– First (1453 m) –<br />
»Felsenweg« – Unterstetten<br />
(1452 m) – Rigi Scheidegg<br />
(1656 m) – Altstafel (1443 m) –<br />
Seilbahnstation Wissifl ue<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
5 Weg <strong>der</strong> Schweiz (Isleten –<br />
Sisikon)<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
150 Hm 150 Hm<br />
Charakter: Landschaft und Geschichte<br />
verbin<strong>den</strong> sich auf dem<br />
»Weg <strong>der</strong> Schweiz« – zum 700-jährigen<br />
Bestehen <strong>der</strong> Eidgenossenschaft<br />
eröffnet – auf das Schönste.<br />
Ausgangspunkt: Isleten (435 m) am<br />
Westufer des Urner Sees<br />
Endpunkt: Sisikon (446 m)<br />
Einkehr/Hütten: Einkehrmöglichkeiten<br />
in Seedorf (Schloss A Pro),<br />
Flüelen und bei <strong>der</strong> Tellsplatte<br />
Route: Isleten – Seedorf – Reussdelta<br />
– Flüelen (435 m) – Axenfl<br />
ue – Tellskapelle<br />
(436 m) – Sisikon<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
68 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
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TEIL 12: Heidelberger Hütte<br />
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Heidelberger Hütte spürt davon wenig. Dabei bietet<br />
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70 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Viele Hänge rund um das Fimbatal eignen sich perfekt zum Tiefschneefahren.<br />
Auf <strong>den</strong> ersten Blick ist die<br />
Heidelberger Hütte nicht gerade<br />
das, was man urig nennt.<br />
Die inneren Werte zählen –<br />
und die Tourenmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Umgebung.<br />
Vierzehnkommadrei Kilometer.<br />
14,3 verdammte Kilometer<br />
zeigt das GPS am Ende für <strong>den</strong><br />
Weg von Ischgl hoch zur Heidelberger<br />
Hütte an. Und man muss<br />
die <strong>Berg</strong>e o<strong>der</strong> <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>partner schon wirklich<br />
sehr lieben, wenn man diesen Hatscher<br />
auf Tourenskiern als bereichernd empfindet.<br />
Weil gerade einmal 900 Höhenmeter<br />
zu überwin<strong>den</strong> sind, geht es meist flach<br />
bergan, mal an <strong>der</strong> Piste, mal neben <strong>der</strong><br />
Piste, dann durch das weitläufige Fimbatal,<br />
sanft ansteigend wie auf einer mittelschweren<br />
Loipe, über die Grenze in die Schweiz,<br />
weiter immer weiter, hinein in merkwürdige<br />
Gedanken: Darf man als EU-Immigrant<br />
die einzige DAV-Hütte auf Schweizer Bo<strong>den</strong><br />
überhaupt noch besuchen? Wird <strong>der</strong><br />
Sektion Heidelberg ihr Recht, die Hütte auf<br />
»weltewige Zeiten« (Hütten-Webseite) zu<br />
unterhalten, demnächst möglicherweise<br />
doch per Volksentscheid entzogen? Und<br />
warum ist das Wetter so miserabel? Irgendwann,<br />
wenn <strong>der</strong> Graupel die verrückten<br />
Phantasien vertrieben hat, taucht sie dann<br />
doch auf: die Heidelberger Hütte (2264 m).<br />
Man muss auch <strong>Berg</strong>unterkünfte sehr lieben,<br />
wenn man ihr so aus <strong>der</strong> Ferne etwas<br />
Beson<strong>der</strong>es abgewinnen möchte, zumindest<br />
auf <strong>den</strong> ersten Blick. <strong>Sie</strong> ist ein eher<br />
schmuckloser Bau, weiß und groß wie ein<br />
Mehrfamilienhaus einer bayerischen Kleinstadt.<br />
Paul Huber, <strong>der</strong> Senior <strong>der</strong> Wirtsfamilie,<br />
wird das Manko seines Reichs in <strong>der</strong><br />
warmen Stube später selbst mit <strong>den</strong> Worten<br />
erklären: »Es wurde seit 20 Jahren nichts<br />
mehr getan und damit einiges eigentlich<br />
verschlafen.« Wer aber auf eine Karte<br />
blickt, erkennt <strong>den</strong> Wert dieser Hütte: Wie<br />
die Arme einer Krake erstrecken sich rote<br />
Wan<strong>der</strong>wege und blaue Skitourenlinien<br />
in verschie<strong>den</strong>e Richtungen. Das Gebäude<br />
an sich bildet gewissermaßen das Herz für<br />
die Routententakeln. Und 600 Meter weiter<br />
oberhalb befindet sich mit dem Piz Val<br />
Gronda im Osten jener <strong>Berg</strong>, <strong>den</strong> sich seit<br />
diesem Winter das Skigebiet von Ischgl mit<br />
einer 20-Millionen-Gondel einverleibt hat.<br />
Das Projekt am Piz Val Gronda, das Naturschützer<br />
und Seilbahner 30 Jahre lang<br />
einen geschichtsträchtigen Konflikt über<br />
<strong>den</strong> Sinn und Unsinn <strong>der</strong> Erschließung <strong>der</strong><br />
Alpen führen ließ und erst vor einein-<br />
KOMPAKT<br />
Hütteneinmaleins<br />
Lage: Auf 2264 Metern in <strong>der</strong> Silvretta im<br />
hinteren Fimbatal unweit des Fluchthorns<br />
(3399 m), wenige Kilometer südlich <strong>der</strong><br />
österreichisch-schweizerischen Grenze.<br />
Zustiege: Von Ischgl dem beschil<strong>der</strong>ten<br />
und markierten Skiweg zur Gampenalpe<br />
folgen und in insgesamt etwa 4 Std. zur<br />
Heidelberger Hütte. Von <strong>der</strong> Jamtalhütte in<br />
knapp 3 Stun<strong>den</strong> auf das Zahnjoch (2945<br />
m) und zur Heidelberger Hütte abfahren.<br />
Zudem bieten die Hüttenbetreiber einen<br />
Personen- und Gepäcktransport an.<br />
Karte: Kompass-Karte 1:50 000,<br />
Blatt 41 »Silvretta, Verwallgruppe«<br />
Kapazität: insgesamt 130 Plätze<br />
Öffnungszeiten: bis Ende April 2014 und<br />
von 21. Juni bis 21. September 2014<br />
Pächter: Familie Huber, Postfach<br />
60, A-6561 Ischgl, Tel. (Hütte) 00 43/6 64/<br />
4 25 30 70, Tel. (Tal) 00 43/6 64/1 57 45<br />
71, info@heidelbergerhuette.com<br />
Internet: www.heidelbergerhuette.com<br />
Fotos: TVB Paznaun-Ischgl, Heidelberger Hütte<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 71
TOUREN<br />
An <strong>der</strong> Grenze: Die Heidelberger<br />
ist die einzige DAV-<br />
Hütte auf Schweizer Bo<strong>den</strong>.<br />
Eine Skitourenwoche in<br />
<strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en <strong>der</strong> Silvretta<br />
Rassige Abfahrten und Schnäppchen-Dreitausen<strong>der</strong> –<br />
die Heidelberger Hütte ist Startpunkt für viele Touren<br />
1 Ils Chalchogns (2792m)<br />
3 Zahnjoch (2947 m)<br />
▶ mittel 2 Std.<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
680 Hm 680 Hm<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Während die westseitige<br />
Eingehtour zum Joch Ils Gips zügig<br />
und einfach hinaufführt, hat <strong>der</strong><br />
nord- bis westseitige Abschlussaufstieg<br />
auf <strong>den</strong> Ils Chalchogns<br />
ernsteren Charakter: Gehsicherheit<br />
mit Ski und Lawinenbeurteilung<br />
sind erfor<strong>der</strong>lich, evtl. Steigeisen für<br />
Gipfelbereich.<br />
Aufstieg: Ostwärts über die<br />
Bachbrücke, links haltend aufwärts<br />
zu einem schwach ausgeprägten<br />
Rücken, weiter hinauf zum Absatz<br />
und zum Sattel Ils Gips (2593<br />
m). Rechtshaltend in eine steile<br />
Nordmulde, rechtshaltend hinauf<br />
zum Nordrücken und teils in dessen<br />
steiler Nordwestfl anke zum schmalen<br />
Gipfelkamm (links Wechten).<br />
Abfahrt: entlang Aufstiegsroute<br />
(rassige Variante<br />
Nordwestfl anke)<br />
2 Piz Tasna (3179 m)<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
950 Hm 950 Hm<br />
Charakter: Lang, aber leicht ist<br />
<strong>der</strong> nordseitige Zustieg durch das<br />
Val Fenga, schwieriger <strong>der</strong> Aufstieg,<br />
anspruchsvoll <strong>der</strong> ost- und südseitig<br />
zu Fuß zu ersteigende Piz Tasna. Steigeisen<br />
und evtl. Seil/Pickel mitnehmen<br />
(Sicherungspunkte)<br />
Aufstieg: Südwestwärts kurz Ri. Jamtalhütte<br />
und 1 km fl ach Ri. Piz Tasna<br />
südwärts. Über Stufe und Schlauch<br />
(evtl. Lawinengefahr) hinauf ins fl ache<br />
oberste Fimbatal. Nach Linksbogen<br />
rechtsseitig aufwärts queren und<br />
nach <strong>der</strong> Spur zum Kronenjoch hinauf<br />
zur Mulde östlich <strong>der</strong> Breiten Krone.<br />
Südwärts zur Furcla da Tasna (2835<br />
m) und linkshaltend unter Schneefl anken<br />
(Lawinengefahr) aufwärts queren<br />
zum Vadret da Tasna (2900 m). Über<br />
diesen hinauf, zum Schluss einen<br />
Steilhang zum Ostgrat des Piz Tasna.<br />
Ohne Ski südlich des Grats zum Gipfel.<br />
Abstieg/Abfahrt: entlang Aufstieg<br />
(rassige Variante: Gipfel-Nordwestmulde)<br />
Charakter: Die mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
schräg über weite Osthänge mit<br />
mäßiger Neigung und niedrigem<br />
Lawinenrisiko hinaufführende Route<br />
führt nur zu einem Joch. Dafür ist<br />
<strong>der</strong> Aufstieg unter <strong>der</strong> kilometerbreiten,<br />
500 Meter hohen Ostfl anke<br />
des dreigipfl igen Fluchthorns sehr<br />
eindrucksvoll.<br />
Aufstieg: Südwestwärts Richtung<br />
Jamtalhütte aufwärts zu einer Terrasse<br />
(2400 m). Eine Steilstufe (südlich<br />
umgehbar) kurz aufqueren zu einem<br />
Absatz und nach kurzem Westaufstieg<br />
und weiterem Absatz linkshaltend<br />
hinauf. Südwestwärts in weitläufi gem<br />
Gelände aufwärts auf das Zahnjoch<br />
zu. Zum Schluss über die Reste des<br />
Vadret da Fenga steiler zum Sommerübergang<br />
zur Jamtalhütte.<br />
Abfahrt: entlang Aufstieg<br />
4 Piz Larain (3009 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
750 Hm 750 Hm<br />
Charakter: Der Schnäppchen-Dreitausen<strong>der</strong><br />
steht als weiße Pyramide<br />
neben dem mächtigen Fluchtkogel.<br />
Die überwiegend ostseitige Aufstiegsroute<br />
wird durch steilere Stufen und<br />
fl ache Absätze aufgelockert.<br />
Aufstieg: Südwestwärts Richtung<br />
Jamtalhütte aufwärts zu einer Terrasse<br />
(2400 m). Eine Steilstufe kurz<br />
aufqueren zu einem Absatz und nach<br />
kurzem Westaufstieg und weiterem<br />
Absatz linkshaltend hinauf. In Rechtsschleife<br />
durch Mul<strong>den</strong> nordwärts<br />
aufwärts zur Terrasse unterm Gipfel<br />
(2800 m). Nordostwärts zu Schartl,<br />
nordostseitig unterm Grat hinauf<br />
und über die Ostfl anke zum Gipfel<br />
(Abschluss zu Fuß).<br />
Abfahrt: entlang Aufstieg (Rechtsschleife<br />
abkürzbar)<br />
5 Piz Davo Lais (3027 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Nach langem Hatscher<br />
das nordexponierte Fimbatal hinter<br />
zur scheinbar abschließen<strong>den</strong> »Spitze<br />
hinter <strong>den</strong> Seen« wird man bei dieser<br />
oben westseitigen Route mit einer<br />
rassigen Abfahrt belohnt.<br />
Aufstieg: Westlich <strong>der</strong> Aua Naira<br />
kurz Richtung Jamtalhütte, dann<br />
gut einen Kilometer fl ach südwärts<br />
Richtung Piz Tasna. Über Stufe<br />
(2380 Meter) und einen schmalen<br />
Schlauch hinauf (evtl. Lawinengefahr)<br />
und fl ach im Linksbogen durch das<br />
oberste Fimbatal in <strong>den</strong> Kessel Davo<br />
Dieu. Südostwärts eine Mulde hinauf<br />
zur Fuorcla Davo Dieu, davor eine<br />
Westfl anke hinauf (Lawinengefahr)<br />
und über <strong>den</strong> Südrücken schließlich<br />
hinauf zum Gipfel<br />
Abfahrt: entlang Aufstieg<br />
6 Spi d’Ursanna (2898 m)<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Die unten west- und<br />
oben nordseitige Route wird zu einem<br />
durchgehen<strong>den</strong> Skigenuss, wenn<br />
man statt links zum Piz Mottana zum<br />
Hauptgipfel des Ursannagrats steigt.<br />
Aufstieg: Ostwärts über die Bachbrücke,<br />
eine Steilstufe südlich eines<br />
Bachs 100 Hm hinauf zu einer Hangterrasse<br />
und nach kurzem Flachstück<br />
aufwärts queren zum Sattel Cuolmen<br />
d’Fenga. Davor rechts ab durch die<br />
Fuora da Cuolmen gerade hinauf zum<br />
oben steilen Gipfel (bei 2800 m links<br />
zum Piz Motanna, 2928 m).<br />
Abfahrt: entlang Aufstieg<br />
72 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Sommer im Fimbatal, einst und heute.<br />
Vor allem bei Mountainbikern ist die Unterkunft<br />
seit <strong>den</strong> Neunzigern ein beliebter<br />
Stop während einer Alpenüberquerung.<br />
Fotos: Anne Gabl (4), Heidelberger Hütte, TVB Paznauntal<br />
halb Jahren mit einem <strong>Sie</strong>g für das Großkapital<br />
endete, stößt sogar in <strong>der</strong> Wirtsfamilie<br />
auf unterschiedliche Meinungen. Fragt<br />
man beispielsweise Huber senior, wie er die<br />
umstrittene Skigebietserweiterung <strong>den</strong>n<br />
bewerte, so sagt <strong>der</strong> ziemlich entschie<strong>den</strong>:<br />
»Wir waren schon immer für <strong>den</strong> Lift.«<br />
Stellt man seiner Frau Inge wenig später die<br />
gleiche Frage, so antwortet die wohl eher<br />
zur Diplomatie neigende – O-Ton Inge<br />
Huber – »kleine Chefin«: »Wir waren nicht<br />
dafür und nicht dagegen.« An<strong>der</strong>erseits behauptet<br />
<strong>der</strong> Senior wie<strong>der</strong>um: »Ob Seilbahn<br />
o<strong>der</strong> nicht, das ist für uns nicht <strong>der</strong> große<br />
Unterschied.« Und überhaupt: »Alle re<strong>den</strong><br />
über <strong>den</strong> Piz Val Gronda – und wir haben<br />
hier so ein super Tourengebiet.«<br />
Die Profis wer<strong>den</strong> seltener<br />
Piz Davo Lais, Lareinfernerspitze und Piz<br />
Tasna sind nur drei <strong>der</strong> umliegen<strong>den</strong> Dreitausen<strong>der</strong>ziele<br />
für Skitourengeher mit<br />
Hängen in jedem Schwierigkeitsgrad (siehe<br />
Tourentipps). Allerdings weiß auch Huber,<br />
welch wichtige Rolle das nahe gelegene Skigebiet<br />
in <strong>der</strong> Bilanz seines Betriebs spielt.<br />
Etwa die Hälfte <strong>der</strong> 5000 Übernachtungen<br />
pro Wintersaison geht auf das Konto von abfahrtsorientierten<br />
Pistenabenteurern, und<br />
vor allem im Frühwinter ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />
Liftfans sogar noch höher. Die Geschichte<br />
vom schier unglaublichen Skitourentrend,<br />
die von Tourismusgemein<strong>den</strong> und Skiherstellern<br />
gerne mantrenmäßig wie<strong>der</strong>holt<br />
und von Medien oft ungeprüft weiter posaunt<br />
wird, kann Paul Huber je<strong>den</strong>falls nicht<br />
bestätigen. So habe die nicht weit entfernte<br />
Friedrichhafener Hütte <strong>den</strong> Winterbetrieb<br />
eingestellt. »Wenn das Skitourengehen boo-<br />
men würde,<br />
hätten sie dort<br />
sicher Betrieb.« Auch ihm rennen die Winterbergsteiger<br />
trotz <strong>der</strong> Tourenmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Umgebung nicht die Bude ein. Eher<br />
das Gegenteil sei <strong>der</strong> Fall. »Es wer<strong>den</strong> immer<br />
weniger, die zu Fuß hochgehen.« Vor<br />
allem die Profis wür<strong>den</strong> seltener wer<strong>den</strong>.<br />
Dabei bietet die 1889 erbaute Heidelberger<br />
Hütte nicht nur etliche Ziele in allen<br />
Himmelsrichtungen und für jede Jahreszeit;<br />
sie besitzt auch eine lange Tradition<br />
als Winterdomizil für <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>. Schon<br />
1910 – und damit lange vor <strong>der</strong> Gründung<br />
jedes Skigebiets <strong>der</strong> Alpen – war das »ideale<br />
Skigelände im Fimbertal« entdeckt und<br />
die Heidelberger für <strong>den</strong> Winterbetrieb eingerichtet<br />
wor<strong>den</strong>, wie es auf <strong>der</strong> Webseite<br />
<strong>der</strong> Hütte heißt. Während sich die Gäste damals<br />
allerdings noch selbst versorgen mussten,<br />
steht heute Robert Huber als einer von<br />
zwei in <strong>der</strong> Hütte tätigen Hubersöhnen in<br />
<strong>der</strong> Küche. Robert hat im Fünf-Sterne-Hotel<br />
Trofana Royal unten in Ischgl gelernt und<br />
kre<strong>den</strong>zt einen Kaiserschmarrn, <strong>der</strong> einem<br />
schlicht die Socken auszieht – sofern man<br />
nach <strong>der</strong> üppigen Brotzeitplatte überhaupt<br />
noch Platz im Magen hat. Kleiner Tipp: Zu<br />
dritt zwei Gerichte bestellen und notfalls<br />
nachor<strong>der</strong>n. Die Gefahr eines Kaloriendefizits<br />
besteht hier oben sicher nicht.<br />
Wer dann gut gesättigt <strong>den</strong> 14,3 Kilometer<br />
langen Rückweg antritt und sich stellenweise<br />
per Armkraft ins Tal schiebt, sieht möglicherweise,<br />
wie <strong>der</strong> Hüttenzustieg im Zeitalter des<br />
Skitourentrends aussieht: Ein Schneemobil<br />
schleppt zehn behelmte Skifahrer an einem<br />
Seil bergan bis vor die Eingangstür. Wer will<br />
da noch zu Fuß gehen?<br />
◀<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, dass die Hütte auf Kulinarik<br />
setzt: Koch Robert Huber, Sohn des<br />
Seniorchefs, hat in einem Fünf-Sterne-Hotel<br />
in Ischgl gelernt.<br />
INFO<br />
Hochgenuss<br />
auf <strong>der</strong> Hütte<br />
Die Heidelberger Hütte wird auch im<br />
Sommer 2014 wie<strong>der</strong> eine <strong>der</strong> Unterkünfte<br />
auf dem »Kulinarischen Jakobsweg« sein.<br />
Unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft von Eckart<br />
Witzigmann kreieren vier internationale<br />
Sterneköche verschie<strong>den</strong>e Spezialitäten für<br />
vier Alpenvereinshütten rund um das<br />
Paznauntal. Gekocht und vorgestellt wer<strong>den</strong><br />
die Gerichte aus regionalen Produkten von<br />
<strong>den</strong> Kochprofi s am ersten Juli-Wochenende<br />
auf <strong>der</strong> Heidelberger Hütte. Je eines <strong>der</strong><br />
vier Menüs ist dann während <strong>der</strong> gesamten<br />
Wan<strong>der</strong>saison auf <strong>den</strong> Speisekarten im<br />
Hochgebirge zu fi n<strong>den</strong>. Informationen unter<br />
www.ischgl.com<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 73
AUF TOUR<br />
Der Abstieg vom Dos Capèl führt im<br />
Frühling über eine Krokuswiese.<br />
Den Gipfel sieht man hinten rechts.<br />
Die Hölle<br />
treibt Blüten<br />
In <strong>den</strong> Fleimstaler Alpen südlich <strong>der</strong> Latemargruppe zieht sich ein Geologischer<br />
Lehrpfad rund um <strong>den</strong> Dos Capèl. Dort kann man eine Menge über Vulkane und<br />
ihr Erbe erfahren. Von <strong>Sie</strong>gfried Garnweidner (Tour) und Ulrich Lagally (Geologie)<br />
74 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
SERIE: GeoTop-Touren in <strong>den</strong> Alpen<br />
Teil 17: Sentiero Geologico am Reiterjoch<br />
Der Talort Alpe di Pampeago<br />
hat mit einer Alm nicht das<br />
Geringste zu tun. Das war<br />
früher einmal. Heute gibt er<br />
sich als kleiner, aber mo<strong>der</strong>ner<br />
Touristenort mit Hotels, Liftstationen<br />
und allem, was dazugehört. Jetzt im späten<br />
Frühjahr schaut er allerdings ein wenig<br />
trostlos aus: Alles ist geschlossen, die Hotels,<br />
die Liftstation und auch die Straße von<br />
Pampeago zum Reiterjoch hinauf. Nur <strong>der</strong><br />
Parkplatz ist frei.<br />
Violette Frühlingsboten<br />
In <strong>der</strong> vergangenen Nacht hat Väterchen<br />
Frost zugeschlagen, alle Pfützen und<br />
Schmelzwasserläufe überzieht eine dicke<br />
Eisschicht. Die Pistenhänge und die oberen<br />
Regionen <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>e hält <strong>der</strong> Winterschnee<br />
noch immer fest im Griff, weshalb<br />
ich sicherheitshalber Grödel in <strong>den</strong> Rucksack<br />
werfe. Nur auf <strong>den</strong> tiefer gelegenen<br />
Sonnenhängen spitzen die ersten Frühlingsboten<br />
aus dem Bo<strong>den</strong>. Krokusse und<br />
Küchenschellen strecken ihre prächtigen<br />
Blütenkelche in <strong>den</strong> blauen Himmel und<br />
hoffen, dass die ersten zaghaft ausfliegen<strong>den</strong><br />
Bienen sie mit ihrem Besuch beehren.<br />
Darüber ist es weiß. Der üppig liegende<br />
Kunstschnee fällt ziemlich hart und tragfähig<br />
aus, so dass das Wan<strong>der</strong>n auf dem<br />
Sentiero nicht beson<strong>der</strong>s anstrengend<br />
Neptun gegen Pluto<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
– die Geologie war noch eine<br />
junge Wissenschaft – gab es<br />
zwei gegensätzliche Meinungen<br />
über die Bildung <strong>der</strong> Gesteine.<br />
Die »Neptunisten« waren überzeugt,<br />
dass alle Gesteine aus<br />
einem großen Urozean kamen.<br />
Nacheinan<strong>der</strong> entstan<strong>den</strong><br />
die »Ur«gesteine wie Schiefer,<br />
Gneis und Granit, dann folgten<br />
Dolomite, Kalke und die<br />
an<strong>der</strong>en Sedimentgesteine. Die<br />
Schule <strong>der</strong> »Plutonisten« bezweifelte<br />
dies, für sie war nicht<br />
das Wasser ausschlaggebend;<br />
ihrer Auffassung nach wirkten<br />
bei <strong>der</strong> Gesteinsbildung erdinnere<br />
Kräfte. Granit beispielsweise<br />
war nicht an einem bestimmten<br />
Platz in <strong>der</strong> Erdkruste gebun<strong>den</strong>,<br />
vielmehr drang er aus <strong>der</strong><br />
Tiefe hoch und erstarrte.<br />
Nun hatte man im Jahr 1822<br />
westlich von Predazzo ein<br />
Kalksteinvorkommen entdeckt,<br />
das von Granit überlagert ist,<br />
ein weiteres Argument <strong>der</strong><br />
Neptunisten für eine gemeinsa<br />
me Kristallisation aus dem<br />
Meer. Doch wenig später fand<br />
man genau in diesem Kalkstein<br />
nahe <strong>der</strong> Grenze zu Granit und<br />
Monzonit spezielle Minera le,<br />
die man richtigerweise als<br />
Bildung beim Eindringen einer<br />
heißen Gesteinsschmelze in<br />
die Kalksteine deutete. Damit<br />
war erstmals belegt, dass Granit<br />
jünger als Kalkstein sein kann,<br />
dass er als heiße Schmelze<br />
aus <strong>der</strong> Tiefe aufsteigen und<br />
sein Nebengestein kontaktmetamorph<br />
verän<strong>der</strong>n kann.<br />
Der Todesstoß für die neptunistischen<br />
Ideen!<br />
Gut ausgeschil<strong>der</strong>t: Der Geologenweg<br />
ist nicht zu verfehlen.<br />
So stellten sich Neptunisten und Plutonisten am Ende<br />
des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Entstehung <strong>der</strong> Gesteine vor.<br />
Grafi k: © Anne Lagally, modifi ziert nach Wagenbreth 1999<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 75
KOMPAKT<br />
Dos Capèl (2266 m),<br />
Fleimstaler Alpen<br />
Charakter: Rundwan<strong>der</strong>ung in freiem,<br />
aussichtsreichem Gelände, meist in <strong>der</strong><br />
Nähe von Skiliften und Skiabfahrten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen: Bis auf ein paar sehr steile<br />
Stellen beim Rückweg ist die Rundwan<strong>der</strong>ung<br />
leicht. Zu Saisonbeginn kann <strong>der</strong> Abstieg<br />
wegen hart gefrorener Lawinenkegel allerdings<br />
kritisch wer<strong>den</strong>. Zu dieser Zeit unbedingt<br />
Grödel o<strong>der</strong> Leichtsteigeisen mitnehmen!<br />
Talorte: Cavalese (1100 m), Obereggen<br />
(1550 m); Predazzo (1014 m) im nördlichen<br />
Fleimstal/Val di Fiemme<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Alpe di<br />
Pampeago (1760 m)<br />
Einkehr: Zischgalm (2000 m)<br />
Gehzeit: Aufstieg 1¾ Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />
Karte: Kompass-Wan<strong>der</strong>karte<br />
1:50 000,<br />
Blatt 54 »Bozen«<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
Der 2488 Meter hohe Zanggen nordwestlich des Geologenwegs am Dos Capèl<br />
wird. Sehr weit zieht sich die Route zum<br />
unscheinbaren Dos Capèl nicht hin; und<br />
hinter dem Satteljoch fin<strong>den</strong> sich die ersten<br />
geologischen Beson<strong>der</strong>heiten, auf die eine<br />
Infotafel neben <strong>der</strong> Baita Mora hinweist.<br />
Die Sonne steigt höher, und <strong>der</strong> Schnee<br />
wird weicher. Schon ein paar Mal bin ich<br />
auf <strong>den</strong> <strong>der</strong> Sonne zugewandten Hangsei-<br />
INFO<br />
ten, vor allem in <strong>der</strong> Nähe von Felsen und<br />
Buschwerk bis zum Bauch eingebrochen.<br />
<strong>Sie</strong>ht man davon ab, dass es ziemlich mühsam<br />
ist, aus dem weichen Schnee wie<strong>der</strong> herauszukommen,<br />
ist das bis jetzt ganz lustig<br />
gewesen. Doch weiß man vorher nie, wie<br />
tief so ein Loch wird; es könnte auch an<strong>der</strong>s<br />
kommen.<br />
Geologischer Lehrpfad rund um <strong>den</strong> Dos Capèl<br />
Der Sentiero Geologico beginnt<br />
an <strong>der</strong> Gipfelstation des<br />
Lifts von Malga Gardone zum<br />
Satteljoch. Von Alpe<br />
di Pampeago kommend erreicht<br />
man ihn am Stop 5. Er<br />
erklärt die wichtigsten Gesteinseinheiten<br />
des Gebietes und<br />
zeigt auf engem Raum die verschie<strong>den</strong>artigsten,<br />
geologischen<br />
Phänomene am Nordwestrand<br />
eines einst riesigen Vulkans, <strong>der</strong><br />
am Beginn des Erdmittelalters<br />
aktiv war. So treffen wir auf helle,<br />
im Flachmeer entstan<strong>den</strong>e<br />
Plattformkalke, gleich daneben<br />
auf schwarze Stinkkalke<br />
mit gut erhaltenen Fossilien,<br />
die in schlecht durchlüfteten<br />
Becken abgelagert wur<strong>den</strong>.<br />
Rippelmarken, Harnischfl ä-<br />
chen und Störungen berichten<br />
von <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />
Ablagerungsbedingungen <strong>der</strong><br />
Gesteine und <strong>der</strong> unruhigen<br />
Vergangenheit <strong>der</strong> Dolomiten.<br />
Grünliche, vulkanische Brekzien<br />
auf Triaskalken belegen <strong>den</strong><br />
Initialausbruch des Vulkans,<br />
Lavaströme und Tuffl agen am<br />
Monte Agnello zeigen, dass<br />
wir uns an <strong>der</strong> Flanke eines<br />
Schichtvulkanes befi n<strong>den</strong>. Unterschiedlich<br />
alte vulkanische<br />
Gänge durchdringen kreuz und<br />
quer die Kalksteine, und die<br />
beson<strong>der</strong>en Mineralbildungen<br />
am Kontakt <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Gesteine belegen, dass<br />
die vulkanischen Ereignisse<br />
jünger sind als die Ablagerung<br />
<strong>der</strong> Karbonate. Nicht weit<br />
davon entfernt kann man<br />
grauen Monzonit fi n<strong>den</strong>, <strong>der</strong><br />
als jüngstes Gestein tief unten<br />
im Vulkan auskristallisierte und<br />
heute freigelegt ist. Und endlich<br />
beweisen eindrucksvolle<br />
Glazialformen und <strong>Berg</strong>rutsche,<br />
dass die Alpen noch vor Kurzem<br />
von mächtigen Eismassen<br />
überdeckt waren.<br />
Der Gipfel selbst regt nieman<strong>den</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
auf. Eine runde Graskalotte, mit hohen Antennenmasten<br />
in <strong>der</strong> Nähe und viel Schnee,<br />
– so zeigt sich <strong>der</strong> höchste Punkt des Geologenwegs.<br />
Die Aussicht wäre nicht schlecht,<br />
je<strong>den</strong>falls bei schönem Wetter. Soll ich<br />
froh sein, dass jetzt dichte Wolken aufziehen<br />
und die Sonne verdunkeln? Zumindest<br />
steigen die Chancen, dass die Schneedecke<br />
auch beim Abstieg noch einigermaßen tragfähig<br />
sein wird.<br />
Vom Gipfel zum Skizirkus am Fuße des Monte<br />
Agnello fällt <strong>der</strong> Abstieg nur kurz aber<br />
steil aus. Zu meiner Überraschung kommt<br />
mir ein Skitourengeher entgegen. Recht hat<br />
er, <strong>den</strong>n er muss keinen »Einbruch« befürchten,<br />
und er hat noch seinen Spaß bei <strong>der</strong> Abfahrt.<br />
Ich hätte doch besser die Ski statt <strong>der</strong><br />
Grödel mitnehmen sollen. Kurz leitet <strong>der</strong><br />
Abstieg über die beinharte Skipiste, dann<br />
dreht <strong>der</strong> Geologenweg rechts ab und führt<br />
an steilen Schrofenhängen entlang.<br />
Auf <strong>der</strong> Lawinen-Rutschbahn<br />
Auf seiner Westseite bricht <strong>der</strong> lange Rücken<br />
zwischen Satteljoch und Dos Capèl wild ab.<br />
Für geologisch Interessierte ist das beson<strong>der</strong>s<br />
spannend, doch für Wan<strong>der</strong>er, die viel<br />
zu früh im Jahr in diesem Gebiet unterwegs<br />
sind, birgt das Gelände Risiken. Die Erosion<br />
hat im Fels ihre Spuren hinterlassen, und so<br />
findet sich auf dieser Seite des <strong>Berg</strong>es eine<br />
Rinne neben <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. <strong>Sie</strong> sind ideale<br />
Lawinen-Gleitbahnen, und hier am unteren<br />
Rand <strong>der</strong> Runsen liegt <strong>der</strong> Schnee ziemlich<br />
Fotos: <strong>Sie</strong>gfried Garnweidner, Trentino Tourismus (2)/A. Campanile (S. 75), Archiv Latemar 2200 (rechts)<br />
76 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
®<br />
GEOTOP<br />
Im Zentrum eines Vulkans<br />
Wer genau hinschaut und Glück hat, wird<br />
entlang des Lehrpfades ganz unterschiedliche<br />
vulkanische Gesteine entdecken. Der Vulkan<br />
selber ist seit vielen Millionen Jahren erloschen,<br />
von seinem Kegel sieht man nichts mehr, aber<br />
Reste seines Baumaterials sind noch da. Und<br />
die erzählen uns eine beson<strong>der</strong>e Geschichte.<br />
Zu Beginn des Erdmittelalters war hier in <strong>der</strong><br />
Gegend die Hölle los. Wo heute Predazzo liegt,<br />
befand sich damals das Zentrum eines riesigen<br />
Vulkankomplexes. Seine Basis lag 800 bis<br />
1000 Meter unter dem Meeresspiegel; darüber<br />
hinaus ragte er mindestens noch mal um <strong>den</strong><br />
gleichen Betrag als vulkanische Insel in die<br />
Höhe. Abwechselnd warf er Tuffe und Lava aus<br />
und entwickelte sich so zu einem mächtigen<br />
Schichtvulkan. Dann geschah etwas zwar<br />
Normales, was man aber <strong>den</strong>noch in <strong>der</strong> Natur<br />
nur selten beobachten kann. All das vulkanische<br />
Material, das ausgespien wor<strong>den</strong> war, fehlte<br />
natürlich im Untergrund und die nunmehr fast<br />
leere Magmenkammer brach ein. Eine kegelförmige<br />
Gesteinsscholle löste sich von ihrem<br />
Dach und sackte nach unten in die Tiefe.<br />
Es entstand eine runde Einbruchsstruktur, eine<br />
Cal<strong>der</strong>a, wie man sie häufi g bei Vulkanen fi ndet.<br />
Hier bei Predazzo aber drang in <strong>den</strong> Spalt<br />
zwischen dieser Scholle und dem umgeben<strong>den</strong><br />
Gestein noch verbliebene Gesteinsschmelze<br />
ein. <strong>Sie</strong> formte einen ringförmigen Intrusionskörper<br />
aus Granit und Monzonit, einem Granitähnlichen<br />
Tiefengestein, das bei Monzoni erstmals<br />
beschrieben wurde! Dieser Prozess verlief<br />
tief in <strong>der</strong> Erdkruste unter dem isolieren<strong>den</strong><br />
Dach aus mächtigen Vulkangesteinen, sodass<br />
das Magma langsam auskristallisieren konnte.<br />
Fast so schön wie ein Kunstwerk:<br />
ein Vulkanstein vom Dos Capèl<br />
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üppig. Beim Abgang <strong>der</strong> Lawinen wurde die<br />
weiße Pracht fest gepresst und ist deshalb<br />
jetzt beson<strong>der</strong>s hart und eisig, also gar nicht<br />
mehr »prächtig«. Ohne Grödel ginge dort um<br />
diese Zeit nichts mehr. Nur mit ihrer Hilfe,<br />
großer Vorsicht und Unterstützung durch<br />
Wan<strong>der</strong>stöcke überwinde ich diese zahlreichen<br />
Hin<strong>der</strong>nisse einigermaßen sicher.<br />
Auch die Reiße, die so steil ist, dass <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>weg<br />
mit einem Drahtseil gesichert und<br />
ein Gitternetz zum Schutz vor Steinschlag<br />
gespannt ist, ist zu schaffen.<br />
Lange geht es nochmals aufwärts, bis ich<br />
nach mühseligem Stapfen in weichem<br />
Sulzschnee schließlich wie<strong>der</strong> das Satteljoch<br />
und damit die Aufstiegsroute erreiche.<br />
Am Rande <strong>der</strong> Skipiste und auf <strong>der</strong> Reiterjoch-Straße<br />
steige ich nach Pampeago ab.<br />
Kaum bin ich dort angekommen, bricht ein<br />
wil<strong>der</strong> Schneesturm los.<br />
Trotzdem richte ich gleich einmal die Firngleiter<br />
her, <strong>den</strong>n am nächsten Tag lasse ich<br />
mich auf keine Winterwan<strong>der</strong>ung mehr<br />
ein. Die kleine, aber feine Figltour auf <strong>den</strong><br />
benachbarten Zanggen (Pala di Santa) wird<br />
– um es vorab zu verraten – eine Riesengaudi.<br />
◀<br />
IM JUNIHEFT: Teil 18: Nagelfl uh am Rindalphorn<br />
in <strong>den</strong> Allgäuer Alpen<br />
Felsformationen am Sentiero Geologico<br />
zeugen von einer unruhigen Vergangenheit.<br />
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AUF TOUR<br />
Skitouren im Val Müstair<br />
Zwischen Ofen<br />
Ortler, Bernina und Silvretta liegen um die Ecke.<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> auch im Winter stets offene<br />
Ofenpass oft nur Durchgangsstation für Schneesportler<br />
ist. Dabei lohnt sich ein Halt am »Pass del<br />
Fuorn«, <strong>den</strong>n kaum eine Region kann solch eine<br />
Vielfalt an Touren vorweisen. Aussicht inklusive.<br />
Von Andrea Strauß (Text) & Andreas Strauß (Fotos)<br />
<strong>Berg</strong>rücken,<br />
hochragende Felsen<br />
und zerklüftete Gipfel.«<br />
So beschreibt <strong>der</strong> Hofbiograph<br />
Karls des Gro-<br />
»Unwegsame<br />
ßen vor 1200 Jahren die Reise über die Alpen.<br />
Dachte er dabei an <strong>den</strong> Ofenpass? Seine<br />
lebensgroße Statue in <strong>der</strong> Klosterkirche St.<br />
Johann im Val Müstair möchte uns dies<br />
gern glauben machen. Errichtet wurde das<br />
für das Tal namensgebende »monasterium«<br />
aber im achten Jahrhun<strong>der</strong>t vom Churer Bischof.<br />
Wegen seiner karolingischen Fresken<br />
78 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Nur eine Momentaufnahme:<br />
Die<br />
Touren rund um <strong>den</strong><br />
Ofenpass sind<br />
sonnenverwöhnt.<br />
und Festsaal<br />
wurde es als Weltkulturerbe ausgezeichnet:<br />
Die zarten Rot- und Brauntöne hatte man<br />
im Spätmittelalter übertüncht, dann aber<br />
überdauerten sie die Jahrhun<strong>der</strong>te unbeschadet.<br />
Nicht nur deshalb meint man sich<br />
im Müstair in längst vergangene Zeiten zurückversetzt.<br />
Nur zu gern stellt man sich<br />
<strong>den</strong> weit gereisten Or<strong>den</strong>smann vor, <strong>der</strong> vor<br />
<strong>der</strong> nächsten Fußetappe über <strong>den</strong> Ofenpass<br />
hier nächtigt, um am Morgen weiterzuziehen,<br />
vorbei an <strong>den</strong> »unwegsamen <strong>Berg</strong>rücken«.<br />
Denn bei allem Wandel – die <strong>Berg</strong>e<br />
sind dieselben geblieben. In ihre Welt wollen<br />
wir in <strong>den</strong> nächsten Tagen eintauchen.<br />
Im Schatten von gleich drei Prachtgebieten<br />
zu stehen, ist eine Kunst. Im Fall des Ofenpasses<br />
ist das Kunststück gelungen. Die<br />
Bernina im Westen, <strong>der</strong> Ortler im Südosten<br />
und die Silvretta im Nor<strong>den</strong>, dazwischen<br />
liegt <strong>der</strong> älteste Nationalpark Europas. Und<br />
ein Meer von Gipfeln.<br />
Der Zugang zu <strong>den</strong> Touren verläuft über<br />
<strong>den</strong> Ofenpass. Seinen Namen erhielt er von<br />
<strong>den</strong> Öfen des <strong>Berg</strong>baus, <strong>der</strong> hier ab dem 13.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t betrieben wurde. Auch die<br />
Verhüttung von Erz, Silber und Blei erfolgte<br />
mangels Straße gleich vor Ort. Erst 1872<br />
wurde die Ofenpass-Straße fertig gestellt,<br />
sie wird auch im Winter offen gehalten.<br />
Trotz des kalendarischen Winterendes<br />
taucht am Chasa del Stradin ein oranges<br />
Räumfahrzeug auf. Das Tal, knappe 200 Höhenmeter<br />
unterhalb <strong>der</strong> Passhöhe, ist Ausgangspunkt<br />
für einige Skitouren, so auch<br />
für <strong>den</strong> 2627 Meter hohen Munt Buffalora.<br />
Spritztour auf <strong>den</strong> Munt Buffalora<br />
Die Schneeflocken wirbeln wie bockige<br />
Kin<strong>der</strong>. <strong>Sie</strong> wollen sich nicht damit<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 79
abfin<strong>den</strong>, dass die Saison zuende geht. Da<br />
ist die Spritztour auf <strong>den</strong> Buffalora gerade<br />
das richtige. Beruhigend zu wissen, dass die<br />
zwei Meter Höhendifferenz ins Bachbett<br />
skifahrerisch die »Schlüsselstelle« <strong>der</strong> Tour<br />
darstellen... Naja, das ist ein wenig abfällig.<br />
In Wirklichkeit ist man bei Lawinengefahr<br />
und schlechtem Wetter froh, ein leichtes<br />
Ausweichziel parat zu haben.<br />
Eine gut mannshohe Schneeauflage lastet<br />
auf dem Hüttendach <strong>der</strong> Alp Buffalora, <strong>der</strong><br />
scharfe Geruch des Heus entströmt dem Gemäuer,<br />
er begleitet die Tourengeher hinauf<br />
zur Hochfläche Jufplaun. Wolken ziehen<br />
umher, hüllen die <strong>Berg</strong>e in Einheitsgrau. Es<br />
graupelt. Ein paar vermummte Gestalten<br />
hantieren an ihren Bindungen: Das muss<br />
<strong>der</strong> Gipfel sein. Fürs dreigängige MMM-<br />
Menü (Müsliriegel, Manner, Mars) ist es zu<br />
ungemütlich, also schnell die Felle von <strong>den</strong><br />
Ski und hinunter in angenehmere Regionen.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass <strong>der</strong> Schweizer<br />
Wetterdienst Recht behält und an <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />
Tagen die Sonne scheint.<br />
Frühjahrsfirn <strong>der</strong> Güteklasse eins bei <strong>der</strong> Abfahrt vom Piz Daint<br />
Dora und Daint, die Aussichtsberge<br />
Ob es daran liegt, dass sich in <strong>der</strong> Schweiz<br />
das Wetter nach <strong>der</strong> amtlichen Vorhersage<br />
richtet o<strong>der</strong> einfach an <strong>der</strong> natürlichen<br />
Wettergunst des Engadins – auf je<strong>den</strong> Fall<br />
scheint, wie auf Bestellung, am nächsten<br />
Tag die Sonne vom Himmel.<br />
Tschierv, das erste Dorf nach <strong>der</strong> Passhöhe,<br />
besteht aus einer Kirche mit einem kleinen<br />
Friedhof, einer Postfiliale und einer Handvoll<br />
Bündner Häuser mit dicken Mauern.<br />
Die Skitour beginnt in Tschierv Downtown,<br />
Die Uhr zeigt’s an: Sonne satt im Münstertal<br />
Der König hält Wache:<br />
Beim Aufstieg zum<br />
Piz Vallatscha hat man <strong>den</strong><br />
Ortler stets im Rücken.<br />
80 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Tschierv besteht aus<br />
einer Kirche, einer<br />
Postfiliale und einer<br />
Handvoll Bündner<br />
Häuser mit dicken<br />
Mauern. Die Skitour<br />
beginnt in Downtown.<br />
KOMPAKT<br />
Infos rund um<br />
<strong>den</strong> Ofenpass<br />
Anreise: Über das Unterengadin nach<br />
Zernez und weiter Richtung Ofenpass/<br />
Müstair o<strong>der</strong> über <strong>den</strong> Reschenpass und<br />
Müstair zum Ofenpass<br />
Karte: swisstopo 1:50 000, Nr. 259 S<br />
»Ofenpass« (mit Skirouten)<br />
Führer: Vital Eggenberger »Skitouren<br />
Graubün<strong>den</strong> Süd«, SAC, 2010; Rudolf<br />
und <strong>Sie</strong>grun Weiss »Engadin, Skitouren für<br />
Einsteiger und Genießer«, <strong>Berg</strong>verlag Rother,<br />
Oberhaching 2011<br />
Touristinfo: Gäste-Info Engadin Val<br />
Müstair, 7532 Tschierv, Tel. 00 41/(0)81/<br />
8 61 88 40, www.val-muestair.ch<br />
Wetterbericht: Tel. 09 00/16 21 38<br />
Lawinenlagebericht: Tel. 1 87 (aus <strong>der</strong><br />
Schweiz)<br />
am Wegweiser Richtung »Lai da Chazfora«.<br />
Die erste halbe Stunde im knorrigen<br />
Hochwald ist ein Steigen durch Licht und<br />
Schatten. Völlig unvermittelt neigt sich <strong>der</strong><br />
Hang dann zurück und man steht auf einer<br />
Lichtung. Der Wiesenhang Funtauna Grossa<br />
bietet Platz für etliche Spuren – solange<br />
die warmen Temperaturen <strong>den</strong> zarten Flocken<br />
nicht zu sehr scha<strong>den</strong>.<br />
Nach gut zwei Stun<strong>den</strong> kommt man in die<br />
kleine Scharte, die <strong>den</strong> Piz Dora und <strong>den</strong><br />
überwechteten Piz Chazfora trennt. Von<br />
hier zieht ein sanft ansteigendes Tal gut<br />
einen Kilometer lang gipfelwärts, ehe ein<br />
mickriger Holzpflock mit einem noch winzigeren<br />
Schild das Ende markiert: Piz Dora<br />
– 2951 m. Gar nicht mickrig ist dagegen<br />
die Aussicht. Zum Hinüberspucken ist <strong>der</strong><br />
Ortler zu weit weg, aber zum Bestaunen gerade<br />
recht. Nun <strong>den</strong> Hals ein wenig drehen<br />
und man erkennt <strong>den</strong> »Festsaal <strong>der</strong> Alpen«:<br />
Piz Palü und Bernina sind deutlich zu sehen,<br />
hinter dem Biancograt lugt auch <strong>der</strong><br />
Piz Roseg heraus. Schön ist’s hier, einfach<br />
schön. Und <strong>der</strong> Blick auf <strong>den</strong> benachbarten<br />
Piz Daint macht Laune auf <strong>den</strong> morgigen<br />
Tag: 1000 Höhenmeter vom Pass über <strong>den</strong><br />
Westrücken auf <strong>den</strong> Gipfel und dann eine<br />
ebenmäßige nordseitige Rinne im Pulverschnee<br />
hinab!<br />
Tourentipps im Dutzend<br />
Nochmals ist bestes Wetter vorhergesagt.<br />
Ein Dutzend Tourenmöglichkeiten steigern<br />
die Qual <strong>der</strong> Wahl. Vom chinesisch<br />
klingen<strong>den</strong> Dorf Lü eine südseitige Tour?<br />
O<strong>der</strong> am Piz Vallatscha auf Pulverschnee<br />
hoffen? Jede gewünschte Tourenlänge und<br />
Exposition ist möglich – da kann man<br />
schon mal nach dem Namen gehen. Unser<br />
Kandidat steht unausgesprochen längst<br />
fest: <strong>der</strong> klangvolle Piz Laschadurella. Auf<br />
seinem 3003 Meter hohen Gipfel hat man<br />
eigentlich schon einen Fuß im Schweizerischen<br />
Nationalpark, dessen Grenze auf<br />
dem Gipfelkamm liegt. Das Gebiet um <strong>den</strong><br />
Ofenpass ist das älteste Schutzgebiet Europas.<br />
1914 wurde es ins Leben gerufen und<br />
hat heute eine Größe von 169 km². Nur <strong>der</strong><br />
Yellowstone Nationalpark und <strong>der</strong> Krüger-<br />
Park sind älter. Strenger als an<strong>der</strong>swo steht<br />
hier <strong>der</strong> Schutzgedanke an erster Stelle. Die<br />
Wege dürfen auf keinen Fall verlassen wer<strong>den</strong>,<br />
auch nicht, um die berühmte Dino-<br />
Platte zu bestaunen.<br />
An <strong>der</strong> großen Kehre nach Zernez hinab beginnt<br />
<strong>der</strong> Anstieg zum Laschadurella. Wenige<br />
Schritte am Bach entlang trägt man die<br />
Ski. Auf einem Wiesenhang gewinnt man<br />
rasch an Höhe und steht bald über dem<br />
Laschadura-Bach. Im Rücken leuchtet die<br />
breite Flanke des Piz Terza. Er würde jedem<br />
Himalaya-7000er Ehre machen.<br />
Von <strong>den</strong> Gebäu<strong>den</strong> <strong>der</strong> Alp ragt gerade mal<br />
<strong>der</strong> erste Stock aus <strong>den</strong> Schneemassen. Es<br />
herrschen beste Verhältnisse, dazu ein<br />
spannen<strong>der</strong> Kontrast zwischen <strong>den</strong> schrofigen<br />
Felswän<strong>den</strong> zur einen und <strong>den</strong> gleißen<strong>den</strong><br />
Steilhänge des Piz Nuna zur an<strong>der</strong>en<br />
Seite. Kein Wun<strong>der</strong>, dass im Talbo<strong>den</strong><br />
bereits eine ganze Karawane von Tourengehern<br />
werkelt. Schnell ist eine ruhigere Alternative<br />
zum Piz Laschadurella gefun<strong>den</strong>:<br />
links die Steilhängen hinauf Richtung Piz<br />
Nuna. 100 Höhenmeter mehr und »unwegsame<br />
<strong>Berg</strong>rücken« warten hier, dafür auch<br />
weniger Publikum. Einmal mehr spielt das<br />
Gebiet um <strong>den</strong> Ofenpass seine Vorzüge aus:<br />
reichliche Tourenauswahl, Firn- und Pulverschneehänge<br />
je nach Wunsch – und<br />
stets beste Aussicht auf Bernina, Ortler und<br />
Konsorten. Zumindest die wird auch die<br />
nächsten Jahrhun<strong>der</strong>te so bleiben. ◀<br />
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Das Val Müstair, das Karl <strong>den</strong> Großen im Wappen trägt, ist seit jeher eine <strong>der</strong><br />
sonnenreichsten Regionen – <strong>der</strong> Ofenpass verbindet Engadin und Vinschgau.<br />
Sanfte Grate, freie Flanken: optimales Skigelände bis ins Frühjahr<br />
1 Munt Buffalora (2627 m)<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
660 Hm 660 Hm<br />
Charakter: Beschauliche Skitour<br />
mit gutem Ausblick. Bei geschickter<br />
Spurwahl kaum lawinengefährdet<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen: einfache Skitour<br />
Ausgangspunkt: Chasa dal Stradin<br />
(1968 m) am Ofenpass<br />
Route: Vom Parkplatz bei Stradin in<br />
südlicher Richtung in ca. 15 Minuten<br />
fl ach über offenes Gelände zur<br />
Alp Buffalora (2038 m). Hinter <strong>den</strong><br />
Häusern noch wenige Meter einem<br />
Tälchen folgen, dann aber in einem<br />
Linksbogen dem Sommerweg folgend<br />
auf einen bewaldeten Rücken (SO).<br />
Sobald das Gelände wie<strong>der</strong> freier<br />
und fl acher wird, nach rechts ausholen<br />
und über die NO-Flanke gestuft<br />
zum breiten Gipfelrücken.<br />
2 Piz Dora (2951 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
Charakter: Nach einem Hochwaldgürtel<br />
folgen freie Skihänge. Kleinräumig<br />
kann man zwischen fl acheren<br />
und steilen Varianten wählen. Exzellenter<br />
Gipfelblick<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen: einfache Skitour,<br />
wenig steiler als <strong>der</strong> Munt Buffalora<br />
Ausgangspunkt: Tschierv (1660 m)<br />
Route: Von <strong>der</strong> Kirche wenige Meter<br />
Richtung Müstair zu beschil<strong>der</strong>tem<br />
Abzweiger (»Lai da Chazfora«),<br />
durch Hochwald in südlicher Richtung<br />
aufsteigen zur Lichtung Funtauna<br />
Grossa (1920 m). Schräg rechts zur<br />
nächsten lichten Waldstufe, bis<br />
die Bewaldung weiten freien Hängen<br />
weicht. Hier auf 2200 m Hüttchen<br />
Era da la Bescha. Über gestuftes<br />
Gelände nach S bis ca. 2500 m.<br />
Das Tal im Osten ist von zwei Graten<br />
begrenzt. Auf einem davon o<strong>der</strong><br />
auch durch das Tal in einer weiteren<br />
Stunde mit Ski bis zum Gipfel.<br />
3 Piz Daint (2968 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Tour über <strong>den</strong> Westrücken auf <strong>den</strong><br />
wun<strong>der</strong>baren Aussichtsgipfel mit<br />
Abfahrtsvariante durch die Nordrinne<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen: im Anstieg mittelschwer,<br />
vor allem bei Verharschung<br />
an <strong>den</strong> Aufschwüngen im Rücken.<br />
Die Abfahrtsvariante braucht sichere<br />
Verhältnisse und gute Skitechnik.<br />
Ausgangspunkt: Chasa dal Stradin<br />
(1968 m) am Ofenpass<br />
Route: Von <strong>der</strong> Ofenpass-Straße<br />
zur Alp Buffalora und weiter nach<br />
Sü<strong>den</strong> zur Ebene Jufplaun. Hier leicht<br />
rechts ausholend nach Südosten<br />
auf <strong>den</strong> Rücken, <strong>der</strong> vom Daint herabzieht.<br />
Über diesen hinauf bis zum<br />
Gipfel. Die Abfahrtsvariante<br />
geht nach<br />
Nor<strong>den</strong> hinab (40°).<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
4 Piz Laschadurella (3003 m)<br />
▶ schwierig 4–5 Std.<br />
1250 Hm 1250 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Tour in reizvoller Landschaft, vom<br />
Schlusshang und <strong>den</strong> letzten Metern<br />
zum Gipfel abgesehen technisch<br />
nicht schwierig.<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen: Überwiegend mittelschwer,<br />
hinauf zum Gipfel schwer.<br />
Sichere Verhältnisse nötig, da <strong>der</strong><br />
untere Teil durch Lawinen aus <strong>den</strong><br />
steilen S- und O-seitigen Hängen<br />
des Spi da Laschadura und des Piz<br />
Nuna bedroht sein können.<br />
Ausgangspunkt: Erste Kehre<br />
Richtung Ofenpass von Zernez aus,<br />
Brücke über <strong>den</strong> Laschadura-Bach<br />
(1748 m)<br />
Route: Am linken Bachufer talein,<br />
dann über einen freien S-Hang<br />
hinauf, bis man bei 1940 m auf <strong>den</strong><br />
Zufahrtsweg zur Alp Laschadura trifft.<br />
Ab <strong>der</strong> Alm freies Gelände. In nordöstlicher<br />
Richtung bis zum Felsriegel<br />
Ils Cuogns. Bei 2200 m zweigt das Tal<br />
nach O ab. Etwas rechts ausholend<br />
in <strong>den</strong> hinteren Talbo<strong>den</strong>, wo <strong>der</strong> Gipfelaufschwung<br />
sichtbar wird. In einer<br />
½ Stunde zuletzt steil in die Scharte<br />
und dann – im oberen Teil zu Fuß –<br />
über <strong>den</strong> W-Grat zum höchsten Punkt.<br />
5 Piz Nuna (3124 m)<br />
▶ schwierig 5 Std.<br />
1650 Hm 1650 Hm<br />
Charakter: Eindrucksvolle Tour mit<br />
einigen Steilaufschwüngen. Selten<br />
begangen, da nur bei sehr sicheren<br />
Verhältnissen möglich<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen: Durchweg steile<br />
Hänge, im Gipfelanstieg kurze<br />
Kletterei. Nur bei besten Bedingungen<br />
möglich. Harscheisen o<strong>der</strong> je<br />
nach Verhältnissen auch Steigeisen<br />
empfehlenswert<br />
Ausgangspunkt: Erste Kehre<br />
Richtung Ofenpass von Zernez aus,<br />
Brücke über <strong>den</strong> Laschadura-Bach<br />
(1748 m)<br />
Route: Wie zum Piz Laschadurella bis<br />
Margun. Hier steil nach Nor<strong>den</strong> hinauf<br />
in <strong>den</strong> Kessel Fourun da Nuna. Weiter<br />
steil in die Scharte westlich des<br />
Gipfels, Skidepot. Knapp 200 Hm in<br />
leichter Kletterei über<br />
<strong>den</strong> Westgrat auf<br />
<strong>den</strong> höchsten Punkt<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
82 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
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BERGMENSCHEN<br />
Erst hat sich keiner für ihn interessiert.<br />
Dann grub ein Journalist dieses Foto aus.<br />
84 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
<strong><strong>Berg</strong>steiger</strong>-Porträt: Bernd Kullmann<br />
Er stand in Jeans auf dem Mount Everest, fiel beim Free-Solo-Klettern<br />
aus <strong>der</strong> Wand und wurde später Geschäftsführer beim Rucksackhersteller<br />
Deuter. Der Manager Bernd Kullmann hat aber auch in seinem<br />
60. Lebensjahr nicht aufgehört, ein <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> zu sein.<br />
Von Dominik Prantl<br />
Der Symbadische<br />
Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann, Christian Pfanzelt<br />
Es gibt eine sehr schöne und schon<br />
999 Mal erzählte Anekdote über<br />
Bernd Kullmann, die viel zu<br />
schön ist, um sie nicht noch einmal<br />
zu erzählen. Kullmann war<br />
damals, im Oktober 1978, am Mount Everest.<br />
Lei<strong>der</strong> waren kurz zuvor ein gewisser<br />
Reinhold Messner und dessen kongenialer<br />
Seilpartner Peter Habeler auf dem Gipfel<br />
gestan<strong>den</strong>, ohne Flaschensauerstoff, was<br />
für Jahrzehnte alles an<strong>der</strong>e in <strong>den</strong> Schatten<br />
stellen sollte. Und nur drei Tage später hatte<br />
Reinhard Karl als erster Deutscher <strong>den</strong><br />
höchsten <strong>Berg</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> gepackt. Dass nun<br />
also noch ein 24-jähriger Deutscher <strong>den</strong><br />
Everest bestieg, »dafür hat sich keine Sau<br />
interessiert«, erinnert sich Kullmann. Er<br />
erzählt das ohne Gram, er ist nicht nachtragend<br />
in solchen Dingen. »Irgendwann aber<br />
hat ein Journalist das Bild mit mir in Jeans<br />
am Everest ausgegraben.«<br />
Es ist auch im <strong>Berg</strong>sport nicht ungewöhnlich,<br />
dass man Menschen gerne in Schubla<strong>den</strong><br />
steckt, samt Markenzeichen und ihrem<br />
Image. Everest-Erstbesteiger Edmund<br />
Hillary wurde zum Sir aus Neuseeland,<br />
Thomas und Alexan<strong>der</strong> Huber wur<strong>den</strong> die<br />
langhaarigen Huberbuam, und Messner ist<br />
halt Messner.<br />
Kullmann wurde <strong>der</strong> Mann mit <strong>der</strong> Jeans.<br />
Vielleicht ist das auch ganz gut so. Kullmann<br />
wäre in einem Dreiteiler mit Krawatte<br />
so gewöhnungsbedürftig wie die kahlrasierten<br />
Huberbuam o<strong>der</strong> ein Messner, <strong>der</strong> sich<br />
wie ein Mesner benähme. Die Jeans war ein<br />
unerhörter Aufschrei gegen das Knickerbocker-Establishment,<br />
und obwohl Kullmann<br />
als langjähriger Geschäftsführer des Rucksackherstellers<br />
Deuter inzwischen in die Geschäftsführung<br />
<strong>der</strong> Deuter-Mutter Schwan-<br />
Stabilo Outdoorholding aufgerückt ist und<br />
das Rebellentum <strong>der</strong> späten <strong>Sie</strong>bziger – zumindest<br />
weitgehend – hinter sich gelassen<br />
hat, ist er meilenweit vom Spießbürgertum<br />
entfernt. Kullmann blieb irgendwie immer<br />
<strong>der</strong> Kulle. Und auch, wenn inzwischen<br />
manchmal die Hüfte schmerzt und die Knie<br />
oft nicht so richtig wollen: Der Manager hat<br />
nie aufgehört, ein <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> zu sein.<br />
Der Scheiß <strong>der</strong> Ingenieure<br />
Der Deuter-Kullmann und <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>-Kullmann,<br />
sie gehören zusammen. Wenn man<br />
beispielsweise mit dem <strong>Berg</strong>-Kullmann auf<br />
einer Hütte <strong>der</strong> Schweizer Alpen <strong>den</strong> Rucksack<br />
packt, ein Pilotmodell aus dem eigenen<br />
Hause mit ganz beson<strong>der</strong>s einfallsreichem<br />
Verschlusssystem, kommt irgendwann <strong>der</strong><br />
Deuter-Kullmann durch. Unverblümt, kun<strong>den</strong>orientiert,<br />
sympathisch, badisch. »Da hat<br />
sich wie<strong>der</strong> irgendein Ingenieur einen solchen<br />
Scheiß einfallen lassen.« Das Gute: Er<br />
kann sich noch schneller beruhigen als aufregen.<br />
Noch besser: Der Scheiß wird es wohl<br />
eher nicht in die Serienproduktion schaffen.<br />
Kullmann, Jahrgang 1954, zählt sich selbst<br />
noch zu <strong>der</strong> Generation, als die führen<strong>den</strong><br />
Mitarbeiter von Outdoorunternehmen selten<br />
von <strong>den</strong> wissenschaftlichen Instituten<br />
stammten, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Szene selbst.<br />
Auch sein Lebenslauf hat wenig mit <strong>den</strong><br />
durchgeplanten Karrieren mo<strong>der</strong>ner Ehrgeizlinge<br />
zu tun. Kullmann sieht das auch<br />
ganz nüchtern: »Heute könnte ich ohne<br />
BWL nicht mehr Deuter-Chef wer<strong>den</strong>.«<br />
Im Alter von acht Jahren wollte <strong>der</strong> kleine<br />
Bernd allerdings lieber ans Meer. Nur: Statt<br />
Salzwasser gab’s Südtirol. Und <strong>den</strong><br />
Spaß an <strong>der</strong> Wand. Je<strong>den</strong>falls redet Bernd<br />
Kullmann gerne, viel und unverblümt.<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 85
Der »Unverletztlichkeitsglaube« des jungen<br />
Rebellen hielt so lange, bis er vom Felsen fiel.<br />
Ein badischer Allroun<strong>der</strong> beim Abseilen über »Hydrophobia« (WI III, 6), Brunnital<br />
Nach dem Aufstieg<br />
<strong>den</strong> Ausstieg<br />
zu schaffen, ist<br />
Kullmann wichtig<br />
– auch am <strong>Berg</strong>.<br />
Anblick <strong>der</strong> Vajolettürme mit <strong>der</strong> berühmten<br />
Delagokante. Dort kletterte eine Frau,<br />
und <strong>der</strong> kleine Bernd aus Karlsruhe dachte<br />
sich: »Wenn die das kann, kann ich das<br />
auch.« Kletterkurs beim Alpenverein, mit<br />
14 schließlich die erste Gebirgstour, mit<br />
17 eine Ehrenrunde in <strong>der</strong> 11. Klasse. »Da<br />
war ich ja kaum in <strong>der</strong> Schule.« Zu jener<br />
Zeit war die Anziehungskraft <strong>der</strong> Felswand<br />
größer als die <strong>der</strong> Schulbank. Vielleicht sagt<br />
er deshalb: »Ich bin nicht unglücklich, dass<br />
meine bei<strong>den</strong> Kin<strong>der</strong> nicht klettern.« Sei ja<br />
zudem kein ungefährlicher Sport.<br />
Eine Zeitlang war Kullmann selbst eine<br />
wandelnde Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
für Schutzengel, kletterte solo und free<br />
solo im sechsten, siebten Grad, was man<br />
halt so macht als junger Kerl, <strong>der</strong> dem Tod<br />
nach Alpen-Nordwän<strong>den</strong>, Yosemite-Bigwalls<br />
und Everest-Höhenluft nur noch höhnisch<br />
ins Gesicht lacht, weil er ihn einfach nicht<br />
erkennt. »Unverletzlichkeitsglaube«, nennt<br />
Kullmann das heute. Bis er schließlich 1983<br />
am Battert bei Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> aus <strong>der</strong> Wand<br />
flog, aus etwa 15 Metern und – »zum Glück«<br />
(Kullmann) – auf <strong>den</strong> Beinen landete. Ein<br />
halbes Jahr verbrachte er mit Weichteilverletzungen<br />
und zertrümmerten Gliedmaßen<br />
im Krankenhaus, sieben Operationen waren<br />
nötig, eineinhalb Jahre ging er an Krücken.<br />
»Anfangs wollten sie das Bein abnehmen.«<br />
Das Bein blieb dran, wenn auch mit steifem<br />
Sprunggelenk, und <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>-Kullmann wurde<br />
etwas ruhiger. Risikoavers, wie das Börsianer<br />
nennen, wurde er nie.<br />
Der Deuter-Kullmann wurde 1986 geboren,<br />
als er – nach einem mit guten Noten abgeschlossenen<br />
Lehramtsstudium samt Referendariat<br />
vorübergehend arbeitslos – auf<br />
Empfehlung eines Kletterpartners bei dem<br />
Rucksackhersteller anheuerte. Manchmal,<br />
86 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Kullmann klingt<br />
glaubwürdig, wenn er<br />
über Ökologie und<br />
Unternehmenswerte<br />
spricht. Das mag<br />
daran liegen, dass auch<br />
seine Sprache eher<br />
in Jeans als im Dreiteiler<br />
daherkommt.<br />
wenn Kullmann redet, weiß man gar nicht<br />
mehr, ob sich eine Aussage auf seine alpinistische<br />
Philosophie o<strong>der</strong> die Arbeitswelt bezieht.<br />
Vielleicht ist das auch egal, weil viele<br />
seiner Sätze auf beide Bereiche zutreffen. So<br />
wie dieser: » »Ich habe mir jede Stufe hart erarbeitet.«<br />
Die ersten zwei Jahre als Vertreter<br />
bezeichnet er noch immer als »sehr wichtig«.<br />
Denn: »Man braucht eine Basis.«<br />
»Am <strong>Berg</strong> lernt man Beharrlichkeit«<br />
Gerne redet er von <strong>den</strong> drei Säulen seines<br />
Lebens. Die <strong>Berg</strong>e, <strong>der</strong> Job, die Familie. Alle<br />
drei seien essentiell. Keine Säule darf zu<br />
kurz kommen, sonst gerät Kullmann aus<br />
<strong>der</strong> Balance. Als ihn sein Arbeitgeber 1988<br />
<strong>den</strong> Urlaub für eine Expedition zu Cho Oyu<br />
und Shisha Pangma streichen und ihn lieber<br />
sofort zum Produktmanager beför<strong>der</strong>n wollte,<br />
sagte Kullmann: »Wenn ihr das macht,<br />
dann kündige ich.« Kullmann fuhr auf Expedition<br />
– und er wurde Produktmanager.<br />
Er sagt: »Am <strong>Berg</strong> lernt man Beharrlichkeit.«<br />
Sein langjähriger <strong>Berg</strong>partner Andreas Dick<br />
nennt ihn einen »Triebtäter«. Kullmann verwende<br />
diesen Begriff gerne für an<strong>der</strong>e.<br />
Sportklettern, Höhenbergsteigen, Eisklettern,<br />
Skitouren, alpine Klassiker. Kullmann<br />
kennt alle Variationen des Alpinismus’ in<br />
sämtlichen Ecken <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> vom Alpamayo<br />
bis zum Battert. Heute sucht er seine Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
am liebsten im alpinen<br />
Fels, abseits <strong>der</strong> ausgetretenen Pfade und<br />
abgespeckten Routen. Gleichzeitig weiß er<br />
aber nur zu gut, dass es wenig Zukunft hat,<br />
sich Entwicklungen wie dem Sportklettern<br />
und Klettersteiggehen zu verschließen. Die<br />
neuen Spielformen für die große Masse<br />
bringen schließlich auch das große Geld,<br />
so einfach ist die Gleichung. Das wirklich<br />
Erstaunliche ist, dass er trotz dieses Spagats<br />
immer noch glaubwürdig klingt, wenn er<br />
über Themen wie Ökologie, Technikstandards<br />
und Unternehmenswerte spricht.<br />
Wahrscheinlich deshalb, weil seine Sprache<br />
gewissermaßen ebenfalls eher in Jeans als<br />
im Dreiteiler daherkommt.<br />
Man kann bei einer Tour mit ihm über die<br />
politische Situation in Afrika, sein <strong>Berg</strong>budget<br />
während des Studiums (»das war<br />
mit einer Übernachtung in einer Schweizer<br />
Hütte aufgebraucht«) wie auch das Verhältnis<br />
<strong>der</strong> Frau zum gemeinen <strong>Berg</strong>führer in<br />
<strong>den</strong> <strong>Sie</strong>bziger und Achtziger Jahren re<strong>den</strong><br />
(»Ein Freund von mir hat sich die Mädels<br />
in <strong>der</strong> Woche nach einer gemeinsamen<br />
Tour aussuchen können«). Der Manager<br />
hat auch nicht aufgehört, ein normaler<br />
Mensch zu sein.<br />
Als er vom Alpenklub <strong>Berg</strong>geist im Jahr<br />
2006 zum <strong>Berg</strong>geist des Jahres ernannt wurde,<br />
begründete die Jury die Auszeichnung<br />
unter an<strong>der</strong>em mit dem kurzen Satz: »Seiner<br />
Begeisterung kann sich niemand entziehen.«<br />
Und warum – ob Job, <strong>Berg</strong> o<strong>der</strong><br />
Familie – sollte man das auch?<br />
◀<br />
„Sehenswert! Nicht nur<br />
für Naturliebhaber!“<br />
SZ<br />
„Atmosphärische und<br />
rauschhafte Bil<strong>der</strong>.“<br />
Programmkino.de<br />
Mit <strong>der</strong><br />
Stimme des Münchner<br />
Tatort-Kommissars<br />
Udo Wachtveitl<br />
Ein Film von Peter Bardehle<br />
und Sebastian Lindemann<br />
TOUR<br />
Russisch für Anfänger<br />
Fotos: Andi Dick (2), privat<br />
Die »Brych« (6+) ist heute eine sanierte,<br />
wun<strong>der</strong>schöne Genusstour im Oberreintal. Als ich<br />
sie 1972 erstmals kletterte, war sie noch mit<br />
<strong>den</strong> Originalhaken des Erstbegehers abgesichert.<br />
Klemmkeile und Friends hatten wir nicht,<br />
couragiertes Wegsteigen war angesagt. In dem<br />
Bombenfels allerdings kein Problem, trotz <strong>der</strong><br />
damals üblichen Bollenschuhe. Abends trafen<br />
drei russische Schnellkletterer, die im Rahmen<br />
eines Sportleraustausches nach Deutschland<br />
gekommen waren, auf <strong>der</strong> Oberreintal-Hütte ein.<br />
Ihre Ausrüstung war noch mäßiger als unsere,<br />
mit Schuhen, die mehr an Basketballtreter<br />
erinnerten. Dass man mit diesen präzise stehen<br />
konnte, realisierten wir damals noch nicht<br />
und bemitleideten die armen Kerle. Am nächsten<br />
Tag haben sie dann die »Schober« am unteren<br />
Schüsselkarturm geklettert. Der Erste stieg an<br />
einem 9-mm-Strick vor, <strong>der</strong> Zweite an einem<br />
Prusikknoten hinterher, <strong>der</strong> Dritte dann normal<br />
gesichert. In einem atemberauben<strong>den</strong> Tempo.<br />
Das Ganze hat uns <strong>der</strong>artig geschockt, dass wir<br />
gleich wie<strong>der</strong> verschwun<strong>den</strong> sind. Später habe<br />
ich die »Brych« mehrfach rotpunkt geklettert<br />
– mit EBs, heute steinzeitlichen Kletterschuhen.<br />
Wir hatten von <strong>den</strong> Russen gelernt.<br />
Ab 14.02.<br />
auf DVD, Blu-ray und<br />
Video on Demand
KAUFBERATUNG: Regenhosen<br />
Wassermarsch<br />
Form follows function:<br />
Wer sich selbst und die<br />
Wan<strong>der</strong>hose vor Nässe<br />
schützen will, kommt<br />
um eine wasserdichte<br />
Überhose nicht herum.<br />
Inzwischen gibt es<br />
sie in leichten, klein<br />
verpackbaren und<br />
sogar in Frauen- und<br />
Männervarianten.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Es soll sie geben, jene Menschen,<br />
die auch beim Wan<strong>der</strong>n nicht auf<br />
Eleganz verzichten wollen. Doch<br />
spätestens, wenn das Gewitter losbricht,<br />
steht man auch im lässigsten<br />
Outfit da wie ein begossener Pudel. Der<br />
Stoff klebt bleischwer am Körper, die Nässe<br />
geht durch bis auf die Haut. Da Wasser über<br />
eine höhere Wärmeleitfähigkeit verfügt als<br />
Luft, kühlt ein durchnässter Mensch außerdem<br />
wesentlich schneller aus.<br />
Eine Regen-Überhose im Rucksack lohnt<br />
sich also. Und weil eine solche im Gegensatz<br />
zur Hardshell-Jacke wirklich nur getragen<br />
wird, wenn notwendig, kann man<br />
in Sachen Robustheit ruhig Abstriche machen.<br />
Damit fällt die Überhose im Rucksack<br />
weniger ins Gewicht. Regen-Überhosen aus<br />
weniger robustem Stoff wiegen kein halbes<br />
Kilogramm, einfachere Ultraleichtmodelle<br />
mit dünner Membran sogar nur die Hälfte.<br />
Die Kosten sind mit 90 bis 150 Euro relativ<br />
günstig. Packbeutel o<strong>der</strong> Packtaschen erleichtern<br />
<strong>den</strong> Transport im Rucksack. Gute<br />
Nachricht für Schönheitsbewusste: Auch<br />
bei Regen-Überhosen gibt es inzwischen<br />
Männer- und Frauenvarianten sowie Langgrößen<br />
(z. B. <strong>Berg</strong>haus, North Face; Mountain<br />
Equipment auch kurz).<br />
▶ Material und Verstärkungen<br />
Um einen Kompromiss zwischen geringem<br />
Gewicht und ausreichend Robustheit zu<br />
erreichen, besteht das Obermaterial <strong>der</strong><br />
meisten leichten Überhosen aus reißfestem<br />
Ripstop-Nylon (Polyamid), bei Norrøna aus<br />
einer dampfdurchlässigeren Mischung mit<br />
schwererem Polyester. Innen ist eine leich-<br />
88 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Wer bei Regen ohne<br />
Überhose unterwegs ist<br />
und nass wird, kühlt wesentlich<br />
schneller aus.<br />
te, wasserdichte Membran auflaminiert,<br />
<strong>der</strong>en Schutzschicht nur bei Goretex Paclite<br />
(Arc’teryx) einen Vollschutz gegen Abrieb<br />
und Salzeinlagerung bietet. Robuster und<br />
und hautfreundlicher sind die Drei-Lagen-<br />
Laminate von Goretex, die Tilak, Norrøna und<br />
<strong>Berg</strong>haus verwen<strong>den</strong> sowie Pertex bei Rab.<br />
Ein Netz-Innenfutter trägt sich angenehmer<br />
auf <strong>der</strong> Haut, wenn man ins Schwitzen<br />
kommt, reibt aber beim Anwinkeln und ist<br />
ähnlich wie ein 2,5-Lagen-Laminat beim<br />
Hineinschlüpfen mit Schuhen reißanfällig.<br />
Stärkere und schwerere Textileinsätze sind<br />
bei Allround-Überhosen zumindest an <strong>den</strong><br />
Innenseiten des Schuhbereichs sinnvoll.<br />
▶ Lüftung und Reißverschlüsse<br />
Grundsätzlich gilt: Die beste Dampfableitung<br />
bei wärmeren Temperaturen ist immer<br />
noch die Be- und Entlüftung (Ventilation).<br />
Und da haben alle Überhosen außer Outdoor<br />
Research und Montane lange Zwei-Wege-Reißverschlüsse<br />
an <strong>den</strong> Seiten zu bieten. Modelle<br />
mit Druckknopf o<strong>der</strong> Klett an <strong>den</strong> Beinsäumen<br />
lassen sich getrennt an Ober- und Unterschenkeln<br />
öffnen, bieten somit trotz fast<br />
voller Öffnung noch etwas Regenschutz und<br />
flattern beim Laufen nicht um die Beine.<br />
Während robuste Überhosen für Hochtouren-<br />
und Wintereinsatz immer durchgehende<br />
seitliche Reißverschlüsse besitzen sollten,<br />
reichen für Wan<strong>der</strong>zwecke hüfthohe Reißverschlüsse.<br />
<strong>Sie</strong> sind leichter zu bedienen als<br />
komplett zu öffnende Seiten-RVs, die zwar<br />
in je<strong>der</strong> Lage einen umstandsfreien Einstieg<br />
ermöglichen, aber meist ein mühsames Wie<strong>der</strong>einfädeln<br />
<strong>der</strong> Zipper nach sich ziehen.<br />
Die Reißverschlüsse sind normalerwei-<br />
INFO<br />
Maßeinheiten<br />
Wassersäule und RET<br />
Als Maßeinheit für die Wasserdichtigkeit<br />
geben die Hersteller die Membrandichte<br />
in Millimeter Wassersäule an: Von 10 000<br />
Millimeter aufwärts ist diese Größe allerdings<br />
belanglos, da »mehr als wasserdicht«<br />
nicht geht. Bei <strong>der</strong> wichtigeren Angabe<br />
zur Atmungsaktivität bzw. Dampfdurchlässigkeit<br />
nennt Goretex <strong>den</strong> Minimalwert<br />
<strong>der</strong> Membran, das heißt: Meist ist er<br />
besser. Einige Hersteller machen gar keine<br />
Angaben. Ab einem MVTR-Wert von<br />
20 000 g/m²/24h bzw. einem RET-Wert<br />
unter 6 kann man von einer sehr hohen<br />
Atmungsaktivität sprechen, unterhalb<br />
RET 4 (ca. MVTR ab 26000) sogar von<br />
einer extremen Atmungsaktivität. Allerdings<br />
hängt letztere auch von <strong>der</strong> Dichte des<br />
aufgeklebten Oberstoffs ab. Drei-Lagen-<br />
Laminat ist in <strong>der</strong> Regel dampfdurchlässiger<br />
und robuster als 2,5-lagiges Laminat.<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 89
EXPERTEN-TIPP<br />
»Für <strong>den</strong> auf Leichtigkeit<br />
bedachten<br />
Technikfreak sind<br />
2,5 Lagen ideal.«<br />
Schlechtes Wetter, aber gute Ausrüstung: So kann Wan<strong>der</strong>n auch im Regen Spaß machen.<br />
German Käsmeier<br />
ist Leiter<br />
des Produktmanagements<br />
von Schöffel<br />
Tipp 1 Wer mit viel Gepäck auf dem<br />
Rücken o<strong>der</strong> schnell mal im Matsch die<br />
Überhose an- und ausziehen will, wird einen<br />
durchgehen<strong>den</strong> Seiten-Reißverschluss zu<br />
schätzen wissen. So können die Schuhe an<br />
<strong>den</strong> Füßen bleiben, während die Hosenbeine<br />
einfach komplett geöffnet und abgenommen<br />
wer<strong>den</strong>. Dafür ist das Wie<strong>der</strong>einfädeln <strong>der</strong><br />
Reißverschluss-Hälften aber aufwändiger als<br />
beim nur teilweise zu öffnen<strong>den</strong> RV.<br />
Tipp 2 Der Stoff von Regen-Überhosen<br />
sollte leicht sein und zum Falten geeignet, da<br />
man die Hose dann gut im Rucksack mitnehmen<br />
kann. 2,5-Lagen-Laminate sind leichter<br />
und kleiner zu verpacken, jedoch teurer als<br />
zwei Lagen plus Netzfutter. Zudem könnte bei<br />
intensiver Nutzung die halbe Lage innen<br />
beschädigt wer<strong>den</strong>, was zur Folge hat, dass<br />
die Hose damit nicht mehr wasserdicht ist.<br />
Für <strong>den</strong> auf Leichtigkeit bedachten Technikfreak<br />
sind 2,5 Lagen besser, für alle an<strong>der</strong>en<br />
zwei Lagen mit Netz.<br />
Tipp 3 Beim Pflegen muss man das<br />
Mittelmaß zwischen gar nicht und zu oft<br />
waschen fi n<strong>den</strong>. Grobe Dreckspritzer sollten<br />
nach dem Trocknen abgeschüttelt wer<strong>den</strong>,<br />
kleinere Stellen kann man auch vorsichtig<br />
abreiben. Bei <strong>der</strong> Maschinenwäsche gelten<br />
die Regeln für Funktionskleidung: Auf die<br />
Waschangaben im Kleidungsstück achten,<br />
keine höhere Temperatur einstellen, Spezialwaschmittel<br />
verwen<strong>den</strong> und keine Weichspüler.<br />
Nach dem Waschen sollte öfter eine Imprägnierung<br />
erfolgen. Imprägnierspülungen gibt es<br />
beim Sportfachhändler, man kann die<br />
Regenhose aber auch mit Imprägnierspray<br />
besprühen und sie dann bei geringer<br />
Wärmezufuhr in <strong>den</strong> Trockner geben.<br />
se gummiert, mit einer Textilleiste gegen<br />
eindringende Nässe und Wind hinterlegt<br />
und teils schwergängig (v. a. Outdoor Research,<br />
Norrøna). Leichtgängiger sind einfache, hinterlegte<br />
Reißverschlüsse, die meist Klett zum<br />
Schließen <strong>der</strong> Außenleisten bieten.<br />
▶ Abschlüsse und Passform<br />
Der Hosenbund ist in <strong>der</strong> Regel variabel, so<br />
dass sich – im Gegensatz zu älteren Modellen<br />
– die Hosen <strong>den</strong> meisten Nutzern dank<br />
elastischem Gummibund o<strong>der</strong> Gummizug<br />
mit Klemmfixierung gut anpassen. Oft ist<br />
beides kombiniert (z. B. Schöffel, Outdoor Research).<br />
Allround-Überhosen besitzen am<br />
Bund idealerweise seitliche Verstellklette,<br />
sodass sie sich perfekt anpassen lassen, unter<br />
einem Hüftgurt nie stören und außerdem<br />
verlässlich vor Wasser schützen. Auch einfacher<br />
Klett über <strong>den</strong> seitlichen Reißverschlüssen<br />
ermöglicht eine genaue Anpassung wie<br />
bei The North Face und Tilak.<br />
Ein enger Abschluss schützt besser vor Wind<br />
und Regen. Die vorgestellten Überhosen<br />
besitzen daher entwe<strong>der</strong> einen mit Gummi-<br />
Innenansichten: relativ robustes Drei-Lagen-<br />
Laminat (oben, <strong>Berg</strong>haus); leichtes und stoßanfälliges<br />
2,5-Lagen-Laminat (Marmot); Zwei-<br />
Lagen-Laminat mit hautfreundlichem, aber<br />
reißanfälligem Polyester-Netzfutter (Schöffel)<br />
band verengten Saum o<strong>der</strong> einen Gummizug<br />
zur individuellen Anpassung, <strong>der</strong> meist nur<br />
theoretisch einhändig funktioniert. Sauber<br />
innen verstaute Züge können nur mit unten<br />
geöffnetem RV bedient wer<strong>den</strong> (alle Allroun<strong>der</strong><br />
+ Rab). Einfacher sind Verstell-Druckknöpfe<br />
(Schöffel) o<strong>der</strong> Klettverschlüsse (The<br />
North Face). Letztere können aber bei Schnee<br />
o<strong>der</strong> Schmutz ihre Haftwirkung verlieren.<br />
▶ Taschen und Fronteingriff<br />
Da leichte Regenhosen meist nur während eines<br />
Regengusses eingesetzt wer<strong>den</strong>, besitzen<br />
sie (auch zum Gewichtsparen) meist keine<br />
Hosentaschen. Die Gesäßtasche von Outdoor<br />
Research dient auch dem Verstauen <strong>der</strong> Hose<br />
beim Transport, während Schöffel zusätzlich<br />
einen Griff durch die Überhose in die Hosentaschen<br />
ermöglicht. Die auch für Trekking<br />
und Hochtouren geeigneten Allroun<strong>der</strong> dagegen<br />
besitzen zumindest Eingrifftaschen<br />
mit RV (auch Marmot, The North Face) plus einen<br />
doppelt abgedeckten Fronteingriff, <strong>der</strong><br />
auch <strong>den</strong> Einstieg in die Überhose bei unvollständig<br />
geöffneten Seiten-RVs erleichtert. ◀<br />
Ausgefuchst: Regenhosenbund mit<br />
schweißabsorbierendem Trikot, flachem<br />
Verstellklett sowie Gürtelschlaufen und<br />
wasserdichtem Eingriff, <strong>der</strong> auch Frauen das<br />
Einsteigen erleichtert (Norröna)<br />
90 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
So bewertet <strong>der</strong> BERGSTEIGER<br />
2<br />
Fotos: Bernd Ritschel (1), Christian Schneeweiß (3), Andreas Strauß (5)<br />
KONSTRUKTION<br />
Der Einstieg funktionierte bei <strong>den</strong><br />
meisten Hosen unproblematisch<br />
bis auf einige schwergängige RVs<br />
(Norrøna, Outdoor Research). Bei<br />
Arc’teryx, <strong>der</strong>en Hose als einzige<br />
von oben nach unten zu öffnen ist,<br />
können nur Schlanke ohne Komplettöffnung<br />
einsteigen. Das Wie<strong>der</strong>einzippen<br />
<strong>der</strong> meisten Zwei-Wege-<br />
RVs nach Komplettöffnung erwies<br />
sich häufi g als Geduldsarbeit<br />
(v. a. North Face). Tilak und Marmot<br />
ermöglichen <strong>den</strong> leichtesten Einstieg,<br />
während Outdoor Research,<br />
Montane (schenkelkurzer RV) und<br />
Schöffel (zu feste Abdeckklette)<br />
etwas Mühe bereiteten.<br />
Die Bedienung betraf neben<br />
obigen Problemen <strong>der</strong> Seiten-RVs<br />
zu kurze o<strong>der</strong> zu kleine Eingriff-RVs<br />
(Tilak bzw. Norrøna) und einige<br />
Seiten-Zipper (North Face zu klein,<br />
Schöffel nur Einweg-RV; <strong>Berg</strong>haus<br />
dagegen perfekt) sowie die Bundweiten-Verstellung:<br />
Bei Arc’teryx<br />
hakte es ein wenig, bei Tilak störte<br />
ein überfl üssiger Gürtel. Bei <strong>der</strong><br />
Verstellung <strong>der</strong> Beinsäume gab es<br />
Bedienungsschwächen <strong>der</strong> innen<br />
verstauten Verstellzüge (nur bei<br />
Rab leichtgängig) bei geöffnetem<br />
Hosenbein. Nichts auszusetzen<br />
gab es bei Mountain Equipment<br />
und <strong>Berg</strong>haus, <strong>der</strong>en Züge sich<br />
aber außen verhängen können.<br />
Das Verrutschen bei Anwinkeln <strong>der</strong><br />
Beine ließ bei <strong>den</strong> durchwegs gut<br />
sitzen<strong>den</strong> Taillenbün<strong>den</strong> kaum zu<br />
wünschen übrig. Jedoch verrutschten<br />
alle Hosenbeine außer <strong>den</strong><br />
optimal vorgeformten von Arc’teryx<br />
sowie Mammut (auch gut: Norrøna,<br />
Tilak, Montane), wenn auch <strong>der</strong>en<br />
Weite <strong>den</strong> Effekt meist in Grenzen<br />
hielt. Bei The North Face sowie<br />
<strong>den</strong> schlanken Hosenbeinen von<br />
Mountain Equipment und Outdoor<br />
Research war das Verrutschen bzw.<br />
Spannen am deutlichsten spürbar.<br />
Die Anpassung war am Hosenbund<br />
erstaunlich gut, wenn auch<br />
die übliche Kombination aus<br />
Gummibund und Gummizug teils<br />
auf eher Schlanke zugeschnitten<br />
ist (Montane, Rab, <strong>Berg</strong>haus). Die<br />
hochwertigeren Allround-Überhosen<br />
ließen sich optimal an <strong>den</strong> Körper<br />
anpassen (Tilak, Norrøna, Arc’teryx)<br />
und boten dadurch eine ideale<br />
Wetter-Abdichtung – die auch bei<br />
allen an<strong>der</strong>en Überhosen trotz<br />
leichter Schwächen gut war (Outdoor<br />
Research nicht hinterlegter<br />
RV, RV-Außenabdeckungen von<br />
Schöffel öffnen beim Anwinkeln).<br />
EINSATZBEREICHE<br />
1<br />
Antischwitz-Funktion (Abb. 1):<br />
Die Sekundärfunktion des<br />
Seiten-RV besteht in <strong>der</strong> großflächigen<br />
Lüftung. Ohne Fixierung<br />
am Saum und Verschluss am Knie<br />
bietet die Hose wenig Schutz und<br />
flattert beim Gehen (<strong>Berg</strong>haus).<br />
Fluch und Segen (Abb. 2): Das<br />
Wie<strong>der</strong>einhängen eines komplett<br />
geöffneten Seiten-Reißverschlusses<br />
kann kompliziert sein<br />
Wan<strong>der</strong>n: Die Überhose sollte<br />
nicht zu schwer und klein verpackbar<br />
sein, damit man sie gerne<br />
mitnimmt. Hüfthohe Reißverschlüsse<br />
(RV) reichen zum Einsteigen aus,<br />
eingeschränkte Beweglichkeit ist<br />
kein Problem. Netz-Innenfutter ist<br />
angenehm, aber reißanfällig.<br />
<strong>Berg</strong>tour: Die dünne 2,5- o<strong>der</strong><br />
Drei-Lagen-Hose ist laminiert,<br />
beweglich und bequem anpassbar.<br />
Die Beinbünde sollten sich um<br />
<strong>den</strong> Schuhschaft schließen lassen,<br />
die Seitenlüftung variabel sein.<br />
Schutz im Innenschuh-Bereich ist<br />
sinnvoll. Steigeisenverwendung<br />
erfor<strong>der</strong>t durchgehen<strong>den</strong> RV.<br />
Klettern: Die sehr leichte Überhose<br />
sollte maximale Bewegungsfreiheit<br />
ermöglichen, ohne zu verrutschen,<br />
und außen robuster sein (z. B.<br />
Ripstop-Nylon gegen Einreißen).<br />
3<br />
(außer bei Marmot). Dafür lässt<br />
sich die Überhose in je<strong>der</strong> Lage<br />
und mit jeglicher Ausrüstung am<br />
Fuß anziehen.<br />
Da rutscht fast nichts (Abb. 3):<br />
Während die meisten Regen-<br />
Überhosen beim Anwinkeln<br />
verrutschten, ist man in <strong>den</strong><br />
drei Allround-Überhosen (auch<br />
Mammut) fast uneingeschränkt<br />
beweglich (im Bild: Norrøna).<br />
Schwerere Allround-Überhosen<br />
besitzen festeren Stoff an<br />
neuralgischen Stellen und sind<br />
<strong>der</strong> beste Kompromiss zwischen<br />
Gewicht und Robustheit.<br />
Trekking: Die relativ robuste<br />
Hose sollte Verstärkungen im<br />
Schuhbereich besitzen sowie<br />
einerseits perfekt gegen Regen<br />
abgedichtet und an<strong>der</strong>erseits<br />
leicht zu lüften sein. Durchgehende<br />
RVs sind bei klobigen o<strong>der</strong><br />
dreckigen Schuhen sinnvoll. Ein<br />
Elastikbund erspart Weitenverstellung<br />
unterm Hüftgurt, seitliche<br />
Klettverstellungen statt Gürtel<br />
vermei<strong>den</strong> ein Drücken des schweren<br />
Rucksacks.<br />
Einfach versus vielseitig: Selbstanpassen<strong>der</strong><br />
Elastikbund mit zusätzlichem Gummizug<br />
(Mountain Equipment) versus Bund mit<br />
elastischer Rückseite, seitlichem Klett und<br />
integriertem Gürtel (Tilak)<br />
Beinabschlüsse: Weitenvariabler Saum ohne<br />
Elastifizierung, aber mit exakter Anpassung<br />
durch einhändigen Gummizug, <strong>der</strong> bei geöffnetem<br />
RV bedient wird (Rab) bzw. Elastiksaum<br />
mit Klett für Unterschenkel (Montane)<br />
Allround-Funktion: Leichtlaminat Goretex<br />
Paclite mit robuster Verstärkung, Saumverstellung<br />
durch Gummizug, Fixierungsknopf<br />
für <strong>den</strong> Seiten-RV sowie Haken zur Fixierung<br />
des Hosenbeins am Schuh (Arc’teryx)<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 91
KAUFBERATUNG : Regenhosen<br />
TIPP<br />
Preis/Leistg.<br />
TIPP<br />
Allround<br />
Arc’teryx Alpha SL<br />
Pants Men’s<br />
<strong>Berg</strong>haus<br />
Vapour Shell Pant<br />
Mammut Packaway<br />
Pants Men<br />
Marmot<br />
PreCip Full Zip Pant<br />
Montane Minimus<br />
Pants Men’s<br />
Mountain Equipment<br />
Aeon Pant (M)<br />
Vertrieb, Info 0 89/3 21 97 77-0,<br />
www.arcteryx.com<br />
08 00/10 08 76-5,<br />
www.berghaus.com<br />
0 83 34/36 20-0,<br />
www.mammut.ch<br />
0 91 53/9 20 59-0,<br />
www.marmot.eu<br />
0 88 56/8 68 53 18,<br />
www.montane.co.uk<br />
0 81 79/99 78-30, www.<br />
mountain-equipment.de<br />
Preis in Euro 230,- 179,95 150,- 90,- 139,95 149,90<br />
Gew./Größe 385 g/L 295 g/L (33’’) 335 g/L 345 g/L long 165 g/L 210 g/L 52-54<br />
Passform Von schlank bis weit (Eher) schlank Von schlank bis weit Weit (Eher) schlank Von schlank bis mittel<br />
Material<br />
2,5-lagiges Goretex<br />
Paclite, Oberstoff Nylon<br />
3-lagiges Gore-Tex Active,<br />
Oberstoff Ripstop-Nylon<br />
2½-lagiges DryTech,<br />
Oberstoff Nylon<br />
2½-lagiges PreCip, Oberstoff<br />
Ripstop-Nylon<br />
2½-lagiges Pertex Shield,<br />
Oberstoff Ripstop-Nylon<br />
2½-lagiges Drilite, Oberstoff<br />
Nylon<br />
Verstärkungen Innenseiten Schuhe,<br />
Knie, Gesäß<br />
– – – – –<br />
Wassersäule/ 28 000 mm / RET < 4<br />
Atmungsaktiv.* (extrem)<br />
23–28 000 mm / RET <<br />
3 (extrem)<br />
10 000 mm / 10 000<br />
mm/m 2 /24 h (mäßig)<br />
10.000 mm / 17.000<br />
mm/m 2 /24 h (hoch)<br />
Keine Angabe<br />
20 000 mm / MVTR<br />
20 000 g/m 2 /24 h (s. hoch)<br />
Seiten-Reißverschlüsse<br />
Durchgeh. 2-Wege-RVs<br />
fast 100 % wasserdicht<br />
hüfthohe wasserd., rot<br />
hinterlegte 2-Wege-RVs<br />
Hüfthohe RVs, außen und<br />
innen mit Klett abgedeckt<br />
Durchgeh. 2-Wege-RVs<br />
außen/innen abgedeckt<br />
Nur hinterlegte Knie-RVs<br />
hüfthohe wasserdichte<br />
2-Wege-RVs hinterlegt<br />
Taillenabschluss<br />
Elastisches Band +<br />
seitliche Verstellhaken<br />
Sehr elastisches Gummiband<br />
+ Gummizug hinten<br />
Sehr elastisches Gummiband<br />
+ Kordelzug vorne<br />
Elastisches Gummiband<br />
+ Fixierungsklette<br />
Schmaler Gummibund +<br />
Gummizug<br />
Elastisches Gummiband +<br />
Gummizug<br />
Fronteingriff<br />
Geson<strong>der</strong>t, doppelt<br />
abgedeckt<br />
– – – – –<br />
Beinabschlüsse<br />
Bund + Gummizug innen<br />
verstaut, Fixierungsknopf<br />
Bund + Gummizug innen<br />
Bund + Verstellklett<br />
2 Einschub<br />
Bund + Gummizug innen<br />
Verengendes Gummibündchen<br />
Bund + Gummiband<br />
Taschen – 2 Einschub 2 Einschub, Gesäß – –<br />
Extras<br />
umgekehrte Seiten-RVs,<br />
Beinabschl. mit Schnurlöchern/<br />
Fronthaken<br />
Packbeutel, Refl ektoren,<br />
auch Langgrößen<br />
Taschenlüftungen, in<br />
Tasche packbar, Bluesignzertifi<br />
ziert<br />
Taschenlüftung, lebenslange<br />
Garantie, Herst.<br />
unterstützt Dörfer in Nepal<br />
Volumenklette am Unterschenkel,<br />
Refl ektoren,<br />
Packbeutel<br />
In 3 Beinlängen, Refl ektoren,<br />
robustere Goretex-<br />
Version: Firefox<br />
BEWERTUNGEN<br />
Einstieg ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Bedienung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Beweglichkeit ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Anpassung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Top vorgeformter Allroun<strong>der</strong>:<br />
hochtourentauglich<br />
robust, rel. leicht, rel.<br />
günstig, sehr variable<br />
Lüftg., RV-Komplettöffg.<br />
nötig, Fronteingriff +<br />
Verstellhaken hakelig<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Leichte, klein verpackbare<br />
Regenhose: sehr gute<br />
Passform, einfache Konstruktion,<br />
relativ robust, RV<br />
fast 100 % dicht, super<br />
Zipper, Beinzug stört<br />
außen<br />
Leichte, klein verpackbare<br />
Regenhose: sehr beweglich,<br />
simple Einstellungen,<br />
insgesamt relativ weit,<br />
aber gut anpassbar,<br />
robuster aber veralteter<br />
Kordelzug<br />
Leichte u. günstige Regenhose:<br />
bewährte Konstruktion,<br />
leichtgängige<br />
Seiten-RVs, sehr variable<br />
Lüftg., min. weitenverstellbar<br />
durch Fixierungsklette,<br />
Membran elektrostatisch<br />
Vorgeformte Ultraleichthose:<br />
beweglichste<br />
Leichthose, kaum spürbar,<br />
autom. Anpassg., Seiten-<br />
RVs nur f. Wan<strong>der</strong>schuhe,<br />
klebt auf Haut, wenig<br />
robust, mäßige Lüftung<br />
Ultraleichte Regenhose:<br />
automatische Anpassung<br />
durch sehr dehnbare<br />
Gummibän<strong>der</strong>, schlichte<br />
Konstruktion mit simpler<br />
Handhabung, untere RVs<br />
hakelig, weniger robust<br />
Wan<strong>der</strong>n ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
<strong>Berg</strong>tour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Klettern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Trekking ■■■■■ ■■■■■ – – – –<br />
92 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14<br />
* lt. Hersteller
TIPP<br />
Gewicht<br />
Norrøna Falketind<br />
Goretex Pants (M)<br />
North Face M Stri<strong>der</strong><br />
1/2 Zip Pants“<br />
Outdoor Research<br />
Helium Pants Men’s<br />
Rab<br />
Axiom Pants<br />
Schöffel<br />
Easy Pants (M)<br />
Tilak<br />
Attack Pants<br />
0 89/34 69 66,<br />
www.norrona.no<br />
0 08 00/32 45 57 11,<br />
www.thenorthface.eu<br />
00 41/52/20 81 07-0,<br />
www.outdoorresearch.com<br />
0 89/8 99 60 30,<br />
www.rab.uk.com<br />
0 82 32/50 06-0,<br />
www.schoeffel.de<br />
0 62 07/4 70 89 09,<br />
www.xtrym.de<br />
299,- 100,- 120,- 129,95 114,95 (unter 48 99,95) 339,90<br />
455 g/L 505 g/L lang 155 g/L 265 g/L 415 g/L 50 485 g/XL<br />
Von schlank bis weit Von schlank bis weit Von schlank bis mittel (Eher) schlank Mittel Von schlank bis weit<br />
3-lagiges Gore-Tex, Oberstoff<br />
Ripstop-Polyester/Nylon<br />
2-lagiges Hyvent + Netzfutter,<br />
Oberstoff Nylon<br />
2,5-Lagen-Membran, Oberstoff<br />
Ripstop-Nylon<br />
3-lagiges Pertex Shield+,<br />
Oberstoff Nylon<br />
2-lagiges Venturi + Netzfutter,<br />
Oberstoff Ripstop-Nylon<br />
3-lagiges Gore-Tex, Oberstoff<br />
Nylon<br />
Innenseiten Schuhbereich – – – – Innenseiten Schuhe, Gesäß,<br />
Knieber. Goretex Pro Shell<br />
28 000 mm / RET < 5<br />
(sehr hoch)<br />
Keine Angabe 13 000 mm / 20.000 g/<br />
m²/24 h (sehr hoch)<br />
20 000 mm / MVTR 20 000<br />
g/m 2 /24 h (sehr hoch)<br />
10 000 mm / k. A. 19 000 mm/RET 3,8;<br />
28 000 mm/RET 4 (extrem)<br />
hüfthohe wasserdichte<br />
2-Wege-RVs hinterlegt<br />
Durchgeh. 2-Wege-RVs, außen/innen<br />
abged. mit Klett<br />
Nur wasserdichte<br />
Unterschenkel-RVs<br />
Fast 100 % wasserdichte<br />
2-Wege-RV bis Oberschenkel<br />
Durchgehende RVs außen/<br />
innen abgedeckt mit Klett<br />
Durchgehende 2-Wege-RVs<br />
hinterlegt<br />
Verstell-Klettband Gummiband hinten +<br />
Verstellklette<br />
Robuster Gummibund hinten<br />
+ Gummizug vorne<br />
Elastisches Gummiband +<br />
Gummizug<br />
Gummibünde, vorne Gummizug<br />
+ Fixierungshäkchen<br />
Gummibund hinten +<br />
Verstellklette seitlich<br />
100 % wasserdicht +<br />
Druckknopf<br />
– – – – doppelt abgedeckt +<br />
Druckknopf<br />
Bund + Gummizug innen<br />
verstaut, 2 Verstellknöpfe<br />
Bund + Verstellklett<br />
Robuster Gummibund hinten<br />
+ Schnurschlaufen<br />
Bund + Gummizug innen<br />
verstaut, Fixierungsknopf<br />
Gummibund + Verstellknöpfe<br />
Bund mit Gummizug innen<br />
verstaut + Druckknopf<br />
2 Einschub, Karten 2 Einschub Gesäß – Gesäß Einschub, Karten<br />
Gürtelschlaufen, Wert-/Elektronikfach<br />
in Kartentasche<br />
Taschenlüftungen, Regulärund<br />
Langgrößen<br />
Refl ektoren, in Tasche<br />
packbar, Trägerschlaufen,<br />
lebenslange Garantie<br />
Refl ektoren<br />
in Tasche packbar, seitliche<br />
Durchgiffe in Hosentaschen,<br />
Damenvariante Giorgia<br />
Dehnbarer Verschlussgürtel<br />
vorn, Trägerschlaufen<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Super anpassb. Allroundhose;<br />
hochtourentaugl. robuste<br />
Konstruktion, alle Bünde<br />
sehr variabel, Lüftung sehr<br />
variabel, viele Taschen, aber<br />
Einschübe klein, RVs etwas<br />
schwergängig, relativ schwer<br />
Variable Wan<strong>der</strong>hose: Bünde<br />
sehr weit verstellbar, Lüftung<br />
sehr variabel, RVs hakelig zu<br />
bedienen, Netzfutter angenehm,<br />
aber Fusselsammler,<br />
relativ robust, aber auch<br />
schwer<br />
Winzig verpackb. Ultraleichthose:<br />
schlanker Schnitt, einfache<br />
Konstruktion, RV fast<br />
100% dicht, aber schwergängig,<br />
Seiten-RVs nur für<br />
Wan<strong>der</strong>schuhe, spannt,<br />
wenig robust, kaum Lüftung<br />
Hochwertige ultraleichte<br />
Regenhose: einfache Bedienung,<br />
Lüftung sehr variabel,<br />
alle RVs und Züge inkl. einhändigen<br />
Beinzügen gut und<br />
leichtgängig, vergleichsweise<br />
robust<br />
Verpackbare Komforthose:<br />
weicher Griff, Automatik- +<br />
Verstellanpassung, Netzfutter<br />
angenehm, aber anfällig/<br />
etwas reibend, kein 2-Wege-<br />
RV, Zipper klein<br />
Robuste Allroundhose: feste<br />
Anpassung durch 3 Systeme,<br />
sehr robust, RVs leichtgängig,<br />
Lüftung sehr variabel, Eingriff<br />
zu kurz, Gürtel Zusatzgewicht<br />
+ Schnalle kann drücken<br />
(evtl. abschnei<strong>den</strong>)<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 93
In trockenen<br />
Tüchern<br />
Eine Regen-Überhose gehört als Notfall-<br />
Ausrüstung für Schlechtwetter in <strong>den</strong> Rucksack.<br />
Dort sollte sie we<strong>der</strong> viel Platz brauchen noch<br />
stark ins Gewicht fallen.<br />
HÜFTABSCHLUSS<br />
Der Hüftabschluss sollte am besten<br />
durch im Bund integrierte Klette<br />
(o<strong>der</strong> weniger zuverlässige Gummizüge)<br />
individuell einstellbar sein<br />
o<strong>der</strong>/und sich durch ein Gummiband<br />
selbst anpassen.<br />
TIPP<br />
Funktionales<br />
Beinkleid<br />
■ Durchgehende Reißverschlüsse öffnet<br />
man normalerweise nur bis zur Hüfte, da das<br />
Wie<strong>der</strong>einhängen <strong>der</strong> Zipper meist fi eselig ist.<br />
■ Nach dem Ausstieg verstaut man die Überhose<br />
am besten in bis zur Hüfte geöffnetem<br />
Zustand, damit sie sofort bereit zum Einstieg<br />
ist (Leichthosen meist in eigene Tasche o<strong>der</strong><br />
Beutel verpackbar).<br />
■ Wer bei Überhosen die Taschen vermisst,<br />
zieht <strong>den</strong> oberen Seiten-RV im Lüftungsmodus<br />
herab und greift in die Tasche <strong>der</strong> darunter<br />
befi ndlichen Hose – was natürlich <strong>den</strong> Wetterschutz<br />
reduziert.<br />
■ Seiten-RVs mit Druckknopf/Klett am<br />
Beinsaum lassen sich durch Öffnung des<br />
Zwei-Wege-RVs ober- und unterhalb des Knies<br />
fast komplett belüften, ohne um die Beine zu<br />
fl attern.<br />
VENTILATION<br />
SEITEN-REISSVERSCHLÜSSE<br />
Für Sommeraktivitäten reichen zum<br />
Einsteigen Seitenreißverschlüsse<br />
bis zur Hüfte. Durchgehende Seiten-<br />
RVs ermöglichen einen problemlosen<br />
Einstieg auch mit klobigen<br />
Schuhen o<strong>der</strong> Steigeisen.<br />
Obwohl die Membranen meist<br />
hoch atmungsaktiv sind, bringt<br />
beson<strong>der</strong>s bei wärmeren Sommertemperaturen<br />
eine Ventilation durch<br />
Teilöffnung <strong>der</strong> Zwei-Wege-RVs viel<br />
mehr Kühlung.<br />
BEINSÄUME<br />
AUFSÄTZE<br />
Aufsätze an <strong>den</strong> unteren Innenseiten<br />
<strong>der</strong> Hosenbeine schützen<br />
vor Abrieb durch schwere Schuhe,<br />
robustere Stoffe gegen Fels- und<br />
Strauchreiben und eine Gesäßverstärkung<br />
beim Hinsetzen.<br />
Um Flattern zu vermei<strong>den</strong>, sollten<br />
die Beinsäume durch ein Gummiband<br />
verengt sein o<strong>der</strong> durch<br />
Gummizug innen bzw. Knöpfe/Klett<br />
außen individuell einstellbar sein.<br />
94 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
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Was aktuelle Hightech-Produkte wirk-<br />
lich können, zeigen sie meist erst beim<br />
Praxistest am <strong>Berg</strong>. Hier berichtet die<br />
Redaktion, was sie im Einsatz hatte und<br />
wie sie damit zufrie<strong>den</strong> war.<br />
<strong>Berg</strong>- und Kletterhose<br />
Rab Torque Pants<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Entworfen<br />
für <strong>den</strong> alpinen Einsatz, besitzt die Torque<br />
einen engen, technischen Schnitt, verstärkte<br />
Knie- und Knöchelpartien, einen<br />
Beinreißverschluss für <strong>den</strong> engen Sitz am<br />
Stiefel. <strong>Sie</strong> bietet dank Stretch viel Bewegungsfreiheit<br />
und ist damit ideal für alpine<br />
Nordwände im Sommer o<strong>der</strong> lange Klettertouren,<br />
aber ebenso für Wan<strong>der</strong>n und Trekking.<br />
Gewicht: 360 g Material: 90 % Polyamid, 10 %<br />
Elasthan Preis: 99,95 € Info: www.rab.co.uk<br />
▶ Das sagen wir: Neben <strong>der</strong> Winterhose ist die<br />
Torque Pant die einzige, die man über das<br />
<strong>Berg</strong>jahr braucht – und eine <strong>der</strong> wenigen, die am<br />
Stiefel eng anliegt. Der robuste, weiche Stoff<br />
ist sauber verarbeitet. Sitzt insgesamt recht straff,<br />
das aber, ohne die Bewegung einzuschränken.<br />
Tragekomfort<br />
Design<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■■<br />
Thomas, 26<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />
Skitourenstiefel<br />
Dynafit ONE U - MF<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Für Skitourengeher,<br />
die PU Performance und einen progressiven Flex<br />
bei unglaublichem Gewicht suchen. Der ONE U<br />
MF bietet dieselben technischen Lösungen,<br />
Ausstattungsmerkmale und Innovationen <strong>der</strong> ONE<br />
PX Version, jedoch sind Schaft und Schale aus<br />
PU gefertig.<br />
Gewicht: 3300 g (27,5), Schnallen: Ultra-Lock<br />
System Farben: Green/Black Größen: 25–31,5<br />
Preis: 299 € Info: www.dynafi t.com<br />
▶ Das sagen wir: Keine Ahnung, was die<br />
Herstellerangaben genau bedeuten, aber <strong>der</strong><br />
Schuh ist günstig, nicht zu schwer und sitzt<br />
vernünftig bei Aufstieg wie Abfahrt. Nur die<br />
Handhabung ist trotz all <strong>der</strong> technischer Errungenschaften<br />
<strong>der</strong>maßen kniffl ig, dass man beinahe<br />
nicht mehr aus dem Schuh kommt.<br />
Design<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
96 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14<br />
■■■<br />
■■■<br />
■■■■<br />
Dominik, 36<br />
4-Seasons-Zelt<br />
Vaude Mark 3P<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Leichtes Zelt für drei<br />
Personen mit Mark-Wickelleine für einfaches<br />
Nachspannen <strong>der</strong> Zelthaut. Innen- und Außenzelt<br />
gemeinsam als auch einzeln aufbaubar,<br />
Fensterlüftung von innen bedienbar, drei<br />
unterschiedliche Materialien im Innenzelt für<br />
beson<strong>der</strong>s angenehmes Raumklima.<br />
Gewicht: 3700 g Packmaß: 55 x 20 cm<br />
Wassersäule: 3000 mm (außen), 10 000 mm<br />
(Bo<strong>den</strong>) Preis: 690 € Info: www.vaude.com<br />
▶ Das sagen wir: Ideales Trekking-Zelt für rauhe<br />
Bedingungen. Lässt sich auch bei Wind und Regen<br />
unkompliziert auf- und abbauen, ohne dass das<br />
Innenzelt nass wird. Ideale Belüftungsmöglichkeit<br />
durch die zwei großen Apsi<strong>den</strong>. Durch diese und<br />
<strong>den</strong> Stauraum im Inneren bietet Mark genügend<br />
Platz für zwei Personen und großzügiges Gepäck.<br />
Gewicht ■■■■■<br />
Design ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Beate, 29<br />
Stirnlampe<br />
Silva Trail Runner II<br />
▶ Das sagt <strong>der</strong> Hersteller: Leichtgewichtige<br />
Stirnlampe zum Trailrunning zu je<strong>der</strong> Tages- und<br />
Nachtzeit. Dank ergonomischem Elastik-Haftband<br />
sitzt sie perfekt und verrutscht nicht während des<br />
Laufens. Die hochleistungsfähigen LED bringen<br />
noch mehr Leuchtkraft bei längerer Leuchtdauer<br />
und zugleich minimalem Gewicht.<br />
Gewicht: 120 g Batterien: 3 AAA Lichtstärke:<br />
140 Lumen Leuchtdauer: 30 Stun<strong>den</strong><br />
Preis: 69,95 Euro Info: www.silva.se<br />
▶ Das sagen wir: Wer bei Dunkelheit auf seiner<br />
Standardstrecke sichere Run<strong>den</strong> ziehen will, ist mit<br />
<strong>der</strong> Stirnlampe gut beraten. Der Lichtkegel gibt<br />
ausreichend Orientierung, das Ding sitzt dank des<br />
Verstellbandes gut – mit <strong>der</strong> Zeit vergisst man,<br />
dass man da was auf dem Kopf trägt. Für Trails am<br />
<strong>Berg</strong> sollte aber noch mehr Leuchtkraft her.<br />
Tragekomfort<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■■■<br />
Michael, 49
Gipfeltreffen.<br />
NEU!<br />
Die 45 <strong>schönsten</strong> und sichersten<br />
Klettertouren im 4. bis 6. Schwierigkeitsgrad<br />
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Berchtga<strong>den</strong>.<br />
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Lowa<br />
Fotos: Lowa / Klaus Fengler<br />
Die Leichtigkeit des Beins<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: 1923 in Jetzendorf<br />
Hauptsitz: Jetzendorf<br />
Produktionsorte: Tschechien, Slowakei,<br />
Kroatien, Italien<br />
Geschäftsführer: Werner Riethmann<br />
Mitarbeiter: 234 in Deutschland<br />
Umsatz: 150 Millionen Euro<br />
Am Anfang waren drei Brü<strong>der</strong> und eine Idee: Schuhe<br />
herstellen. Alle drei gründeten Firmen, doch am<br />
erfolgreichsten ist 90 Jahre danach Lowa. Mit seinen<br />
Leichtwan<strong>der</strong>schuhen ist das Unternehmen, das<br />
immer noch am Stammsitz in Jetzendorf produziert,<br />
Weltmarktführer. Von Dagmar Steigenberger<br />
98 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Mehr als zwei<br />
Millionen Paar<br />
Schuhe verkauft<br />
Lowa pro Jahr.<br />
Kontaktanzeige: <strong>Sie</strong> sucht Ihn.<br />
Kein Schwergewicht, lieber was<br />
Luftiges; trotzdem mit guter Bo<strong>den</strong>haftung.<br />
Einen, <strong>der</strong> sie nicht<br />
einengt, ihr aber zugleich Halt<br />
verleiht. Er sollte exakt zu ihrer Anatomie<br />
passen, sprich vorne herum etwas breiter<br />
gebaut sein und ihr ihren Hammerzeh verzeihen.<br />
Untenrum muss er auf je<strong>den</strong> Fall<br />
griffig sein.<br />
Hohe Ansprüche an einen <strong>Berg</strong>schuh.<br />
Aber wen wun<strong>der</strong>t das? Sind sie doch das<br />
zentrale Sportgerät für all jene, die zu Fuß<br />
in <strong>den</strong> <strong>Berg</strong>en unterwegs sind. Der bayerische<br />
Schuhspezialist Lowa arbeitet seit<br />
mehr als 90 Jahren daran, diese Ansprüche<br />
bestmöglich zu erfüllen. »Qualität,<br />
Passform und Funktionalität« lauten die<br />
drei Stichworte, mit <strong>den</strong>en Geschäftsführer<br />
Werner Riethmann die Firmenphilosophie<br />
zusammenfasst. Das Le<strong>der</strong> für<br />
die Schuhe stammt ausschließlich von<br />
Rin<strong>der</strong>n europäischer Herkunft. Auch die<br />
Produktion findet grundsätzlich innerhalb<br />
von Europa statt. Etwa 300 000 <strong>der</strong> zwei<br />
Millionen Paar Schuhe, die Lowa im Jahr<br />
verkauft, wer<strong>den</strong> in Jetzendorf 40 Kilometer<br />
nördlich von München hergestellt, wo<br />
das Unternehmen schon seit seiner Gründung<br />
beheimatet ist.<br />
Auch wenn das Firmengebäude mit aluminiumgrauer<br />
Fassade und blauen Fensterrahmen<br />
dezent futuristisch gestaltet ist,<br />
legt man bei Lowa viel Wert auf die eigenen<br />
Wurzeln. Im Eingangsbereich sind antiquierte<br />
Le<strong>der</strong>-Skistiefel mit Schnürung neben<br />
<strong>den</strong> ersten massiven Expeditions-Schuhen<br />
– ebenfalls aus Le<strong>der</strong> und mit dickem<br />
Innenfilz – ausgestellt. Auf einer Tafel<br />
kann man die Meilensteine <strong>der</strong> Firmengeschichte<br />
nachlesen, die 1923 begann.<br />
Konkurrenz unter Brü<strong>der</strong>n<br />
Damals übernahm Lorenz Wagner <strong>den</strong> elterlichen<br />
Schusterbetrieb in Jetzendorf und<br />
machte daraus, entsprechend seinen Namens-Initialen,<br />
Lowa. Er fertigte alles, was<br />
die Menschen im bayerischen Alpenraum<br />
an ihren Füßen brauchten, vom zwiegenähten<br />
<strong>Berg</strong>schuh über Le<strong>der</strong>-Skistiefel bis zur<br />
leichten Sommer-Sandalette. Doch Lorenz<br />
bekam Konkurrenz – und zwar ausgerechnet<br />
von seinen Brü<strong>der</strong>n. Hans Wagner hatte<br />
sich mit seinem Unternehmen Hanwag im<br />
benachbarten Vierkirchen nie<strong>der</strong>gelassen<br />
und stellte wie Lorenz <strong>Berg</strong>schuhe her; die<br />
Firma steht noch heute im Wettbewerb<br />
mit Lowa. Adolf Wagner gründete ebenfalls<br />
eine Schuh-Firma, hatte mit seiner Marke<br />
Hochland jedoch am wenigsten Glück von<br />
<strong>den</strong> drei Brü<strong>der</strong>n: 1983 wurde <strong>der</strong> Betrieb<br />
eingestellt.<br />
Auch Lorenz Wagner hatte es nicht immer<br />
leicht: Als die Koreakrise Anfang <strong>der</strong><br />
1950er-Jahre die Le<strong>der</strong>preise hochtrieb,<br />
wurde Lowa über Nacht zahlungsunfähig,<br />
die Bank sperrte die Kredite. Der Firmengrün<strong>der</strong>,<br />
schwer getroffen, starb 1953.<br />
Eines <strong>der</strong> wichtigsten Werkzeuge von<br />
Schuhmachern: <strong>der</strong> Leisten<br />
Millimeter-Arbeit: Näherinnen beim<br />
Anfertigen <strong>der</strong> Schuh-Schäfte in Jetzendorf<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 99
Pärchen in <strong>der</strong> Warteschlange: die fertigen Schuhschäfte kurz vor dem Besohlen<br />
Betriebsleiter Sepp Le<strong>der</strong>er übernahm Lowa<br />
und trieb die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>- und<br />
Skistiefel erfolgreich voran. Unter seiner<br />
Führung entstand die erste Vulka-Sohle in<br />
Jetzendorf. Bei <strong>der</strong> Skischuh-Produktion<br />
traute sich Le<strong>der</strong>er als Erster, von Le<strong>der</strong><br />
auf Kunststoff umzusatteln und 1970 eine<br />
Spritzgussmaschine anzuschaffen. Doch<br />
Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahre brachten ein Generationenwechsel<br />
in <strong>der</strong> Chefetage und<br />
Probleme im Management eine zweite Krise,<br />
während <strong>der</strong> Werner Riethmann zum<br />
Unternehmen gerufen wurde.<br />
Erfin<strong>der</strong>geist aus Amerika<br />
Der Schweizer, gelernter Schuhtechniker<br />
und zuvor bei Raichle beschäftigt, übernahm<br />
die Geschäftsleitung und wurde<br />
außerdem Teilhaber des Unternehmens,<br />
das nun seit 1993 zur italienischen Gruppe<br />
Tecnica gehört. Lowas jüngste Glanzzeit<br />
kam mit <strong>der</strong> Erfindung des Leichtwan<strong>der</strong>schuhs.<br />
Riethmann glaubte als Einziger in<br />
<strong>der</strong> Branche an die Idee, <strong>Berg</strong>schuhe mit<br />
geklebter anstatt genähter Sohle herstellen<br />
zu können. »<strong>Sie</strong> haben mich gefragt: Werner,<br />
was willst du mit solchen Schlappen?«,<br />
erinnert sich Riethmann an Kommentare<br />
aus dieser Zeit. Doch er war sich sicher: Der<br />
Trend geht in Richtung »Leicht«. Nach dem<br />
Vorbild aus Amerika begann Lowa, Wan<strong>der</strong>schuhe<br />
mit angespritzer Sohle herzustellen.<br />
»Nach drei, vier Jahren hat es gezogen.«<br />
Gut in Form: Der Schuhschaft wird an <strong>den</strong> Leisten angepasst.<br />
Gerüstet für harte Einsätze am <strong>Berg</strong>: Lowa-Expeditionsstiefel<br />
100 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Inzwischen führt Lowa im Sektor Multifunktions-<br />
und Leichtwan<strong>der</strong>schuhe <strong>den</strong><br />
Weltmarkt an. Riethmann ist zufrie<strong>den</strong>:<br />
»Die Konkurrenz hat die Ten<strong>den</strong>z zu spät<br />
erkannt. Jetzt haben wir einen Vorsprung,<br />
<strong>der</strong> schwierig aufzuholen ist.«<br />
Damit das so bleibt, tüfteln die bei<strong>den</strong><br />
Schuhtechniker von Lowa an Schnittmustern<br />
für neue Modelle. Einer davon<br />
ist Hans Menzinger. Der Bildschirm auf<br />
seinem Schreibtisch zeigt ein Gewirr aus<br />
bunten Linien, aus <strong>den</strong>en erst ein Schuh<br />
wird, als Menzinger das Gebilde mit <strong>der</strong><br />
Maus dreht und wendet. Wenn er <strong>den</strong><br />
Schuh demnächst fertig in seinen Hän<strong>den</strong><br />
hält, wird dieser aus knapp 200 Einzelteilen<br />
bestehen.<br />
Von überlappen<strong>den</strong> Materialien über die<br />
Polsterung bis hin zu <strong>den</strong> Ösen für die<br />
Schnürsenkel: Jedes Detail muss bedacht<br />
wer<strong>den</strong>, bevor die Werkstätten einen Prototypen<br />
anfertigen – <strong>den</strong> ersten von vier<br />
bis fünf, die durchschnittlich bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines neuen Modells nötig sind.<br />
»Anhand des Prototyps erkennen wir, wo<br />
es noch etwas auszubessern gibt«, erklärt<br />
<strong>der</strong> Schuhtechniker. Beispielsweise, wenn<br />
die Zunge zu kurz ist o<strong>der</strong> das Futter eine<br />
störende Falte wirft. »Eine ganz schöne Tüftelei«,<br />
wie Menzinger mit einem Lächeln<br />
zugibt. Spätestens, wenn <strong>der</strong> Schuh in Serienproduktion<br />
geht, muss alles passen: Eines<br />
<strong>der</strong> Stanzmesser, mit <strong>den</strong>en die Schnitte<br />
aus dem Stoff herausgeschnitten wer<strong>den</strong>,<br />
kostet gut 6000 Euro. »Da lohnt es sich dann<br />
schon, dass wir davor so viel Aufwand treiben,<br />
viele Proben machen und bisweilen sogar<br />
nach Kroatien und Tschechien fahren,<br />
wo die Schäfte für die Multifunktionsschuhe<br />
produziert wer<strong>den</strong>«, sagt Menzinger.<br />
Schuhe für Problemfüße<br />
Bisweilen entwirft Menzinger sogar mehrere<br />
Passformen für ein Modell. Alle Schuhe für<br />
<strong>den</strong> japanischen Markt wer<strong>den</strong> beispielsweise<br />
über einen breiteren WXL-Leisten gefertigt.<br />
»Die Japaner haben einfach an<strong>der</strong>e Füße<br />
als wir: zwar kleiner, aber dafür viel breiter.<br />
Fast schon quadratisch«, sagt <strong>der</strong> Schuhtechniker<br />
und schmunzelt. Und auch die<br />
Lowa-Schuhe, die in einem deutschen Sportgeschäft<br />
stehen, haben nicht alle <strong>den</strong>selben<br />
Schnitt: »Speedhiking-Modelle brauchen<br />
beispielsweise eine schmale Passform, Expeditionsschuhe<br />
sind dagegen sehr viel weiter<br />
geschnitten.« Lowa geht sogar so weit, dass<br />
es für je<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> – selbst für jene mit<br />
unterschiedlich großen Füßen – individuell<br />
ein Paar Schuhe anfertigen kann. »Man muss<br />
das nur beim Händler for<strong>der</strong>n. Wir machen<br />
es«, verspricht Menzinger.<br />
Schnürsenkel in allen Farben, Mustern,<br />
Formen und Längen<br />
»Die Konkurrenz<br />
hat die Ten<strong>den</strong>z<br />
zu spät erkannt.<br />
Jetzt haben wir<br />
einen Vorsprung,<br />
<strong>der</strong> schwierig<br />
aufzuholen ist.«<br />
Der Herr <strong>der</strong> Leichtwan<strong>der</strong>schuhe:<br />
Lowa-Chef Werner Riethmann<br />
Eine Etage tiefer im Erdgeschoß wer<strong>den</strong> die<br />
Schnitte aus dem Le<strong>der</strong> gestanzt wie Weihnachtsplätzchen<br />
aus einem Teig: So dicht<br />
wie möglich liegen die Formen aneinan<strong>der</strong>,<br />
um Material zu sparen. Im nächsten Raum<br />
sitzen die Näherinnen an ihren Maschinen<br />
und leisten Millimeterarbeit, während sie<br />
Le<strong>der</strong>, Kunststoff und Futter zu Schuhschäften<br />
zusammennähen. Das Wichtigste, die<br />
Sohle, kommt erst an <strong>den</strong> Schuh, wenn er<br />
in Form gebracht und über einen Leisten gezogen<br />
wurde. Ein feiner Hauch von Klebergeruch<br />
liegt in <strong>der</strong> Luft, überall wird gepinselt,<br />
gesprüht und Sohle aufgedrückt. Jetzt<br />
fehlen nur noch die Schuhbän<strong>der</strong>, dann<br />
kommen die Schuhe in Paaren in Kartons<br />
und weiter in die Lagerhalle.<br />
Nur vier Stun<strong>den</strong> hat es gedauert, bis aus<br />
<strong>den</strong> ausgestanzten Le<strong>der</strong>teilen <strong>Berg</strong>schuhe<br />
wur<strong>den</strong>. Um die dauerhafte Qualität<br />
zu sichern, wer<strong>den</strong> Stichproben aus <strong>der</strong><br />
Produktion auf Wasserdichtigkeit, Elastizität,<br />
Reiß- und Abriebfestigkeit direkt im<br />
Haus kontrolliert. Schuhe mit wasserdichtdampfdurchlässigem<br />
Futter müssen zudem<br />
auch die Tests beim Material-Lieferanten<br />
Gore-Tex bestehen. Erst dann wan<strong>der</strong>n sie<br />
in die Regale <strong>der</strong> <strong>Berg</strong>sport-Fachgeschäfte<br />
und von dort irgendwann auf die Gipfel.<br />
Übrigens: <strong>Sie</strong> hat jetzt einen gefun<strong>den</strong>.<br />
Auf <strong>der</strong> Teststrecke im <strong>Berg</strong>sportla<strong>den</strong> hat<br />
es zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> gefunkt. Nächstes<br />
Wochenende kommt <strong>der</strong> Neue erstmals mit<br />
auf Hüttentour.<br />
◀<br />
IM JUNI-HEFT: Porträt <strong>der</strong> neuseeländischen<br />
Firma Icebreaker<br />
INFO<br />
Umwelt und<br />
Nachhaltigkeit<br />
Momentan arbeiten die Produktentwickler<br />
von Lowa an einer »Nature Line« mit<br />
Schuhen aus umweltverträglichen, recycelten<br />
Materialien. Bei fast allen aktuellen<br />
Lowa-Modellen kommt Terra-Care-Le<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Firma Heinen zum Einsatz, einer Gerberei<br />
bei Mönchengladbach, die Lowas hohen<br />
Maßstäben bei Umwelt- und Sozialverträglichkeit<br />
gerecht wird. Allerdings sei die<br />
Herstellung eines <strong>Berg</strong>schuhs nun mal mit<br />
einem gewissen Energie- und Ressourcen-<br />
Aufwand verbun<strong>den</strong>, um Funktionalität und<br />
Sicherheit am <strong>Berg</strong> zu gewährleisten, sagt<br />
Rolf Eberhard, Marketingleiter bei Lowa.<br />
Am besten seien also Schuhe, die äußerst<br />
lang halten. Und das sei bei Lowa-Schuhen<br />
<strong>der</strong> Fall: »Wir bekommen Schuhe zum<br />
Neu-Besohlen, die bis zu 30 Jahre alt sind.«<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 101
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SERIE: Winterfluchten | Teil 3 und Schluss: Azoren<br />
Ein Hoch auf <strong>den</strong><br />
Nabel <strong>der</strong> Welt<br />
Grüner geht’s kaum. Die Inselgruppe <strong>der</strong> Azoren hat ganzjährig ein<br />
mildes Klima und dank <strong>der</strong> Vulkanerde fruchtbare Bö<strong>den</strong>. Die abgeschie<strong>den</strong>en<br />
Eilande waren für Seefahrer und Geostrategen immer nur<br />
Zwischenstation. Geblieben ist eine Flora, die weltweit ihresgleichen<br />
sucht. Zu entdecken auf alten Saumpfa<strong>den</strong>. Von Sandra Zistl<br />
104 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Wan<strong>der</strong>n im Garten E<strong>den</strong> weit draußen im Atlantik<br />
Mitten in <strong>den</strong> Vulkan hinein:<br />
Wan<strong>der</strong>n auf <strong>den</strong> Azoren ist ein<br />
Lehrstück in Geologie – wie<br />
hier im Krater Sete Cidades im<br />
Westen <strong>der</strong> Insel São Miguel.<br />
Foto: Veraçor<br />
Ein Fernseher. Er steht auf einem<br />
Tisch, <strong>der</strong> mit einem weißen Deckchen<br />
und Plastikblumen dekoriert<br />
ist. Abgesehen davon, dass das sehr<br />
kitschig aussieht, ist es vor allem irritierend.<br />
Denn <strong>der</strong> Tisch wie<strong>der</strong>um steht da,<br />
wo eigentlich <strong>der</strong> Pfarrer stehen sollte: in <strong>der</strong><br />
Apsis einer Kapelle. Die wie<strong>der</strong>um steht an<br />
<strong>der</strong> Nordküste <strong>der</strong> Insel São Jorge, mitten im<br />
Atlantik.<br />
Es hilft nichts: Beim Anblick des so offensichtlich<br />
als Objekt des Kultes in Szene gesetzten<br />
Fernsehers müssen die Wan<strong>der</strong>er lachen. Mitten<br />
in einer katholischen Kirche! »Das geht jedem<br />
so«, sagt José Toste und winkt beschwichtigend<br />
ab. Der 36-jährige Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
regionalen Tourismusvereinigung <strong>der</strong> Azoren,<br />
ART (Associação Regional de Turismo), ist<br />
mit einer Gruppe von Journalisten und Reiseveranstaltern<br />
unterwegs. Und er weiß, womit<br />
er punkten kann. »Der Fernseher ist immer<br />
ein Lacher.« Er ist aber auch Ausdruck einer<br />
gesellschaftlichen Realität. Während Wan<strong>der</strong>er<br />
diese Fajã – ein paar Quadratmeter Land,<br />
die <strong>der</strong> Steilküste von São Jorge vorgelagert<br />
sind – gezielt über eine mehrstündige Tour<br />
ansteuern, haben fast alle, die hier wohnten,<br />
das Weite gesucht. Sogar <strong>der</strong> Pfarrer, <strong>der</strong> sonntags<br />
nur noch vom Bildschirm aus für die elf<br />
Verbliebenen predigt. Dafür steht neben <strong>der</strong><br />
Kapelle ein neues Besucherzentrum, in dem<br />
Plakate und Gesteinsproben <strong>den</strong> Touristen die<br />
Beson<strong>der</strong>heiten São Jorges erklären.<br />
Inseln als Zwischenstation<br />
José findet das nicht wirklich tragisch. Er<br />
ist Kind einer Gesellschaft, die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
zusieht, wie Menschen kommen<br />
und gehen. Die neun Inseln des Azoren-<br />
Archipels, die durch Vulkanausbrüche im<br />
nördlichen Atlantik zwischen Europa und<br />
Amerika entstan<strong>den</strong>, dienten immer wie<strong>der</strong><br />
als Zwischenstation. Zur Zeit <strong>der</strong> großen<br />
Seefahrer waren sie ein Umschlagplatz für<br />
Güter aus <strong>der</strong> alten und <strong>der</strong> neuen Welt. Das<br />
US-Militär verwandelte die Insel Santa Maria<br />
1944 in eine Drehscheibe <strong>der</strong> Luftwaffe.<br />
Und heute sind es die Touristen, die diese<br />
unglaublich grünen, von <strong>den</strong> Win<strong>den</strong> des<br />
Atlantik gepeitschten und doch so heimelig<br />
aussehen<strong>den</strong> Inseln besuchen. 320 000 waren<br />
es 2013. Nach Angaben <strong>der</strong> regionalen<br />
Statistik-Behörde SREA (Servico Regional de<br />
Estatística dos Acores) kamen im vergangenen<br />
Jahr vor allem Deutsche. <strong>Sie</strong> stellten mit<br />
rund 146 000 Übernachtungen im Jahr 2013<br />
mehr als ein Fünftel <strong>der</strong> Touristen. Und sie<br />
kommen vor allem zum Wan<strong>der</strong>n.<br />
Die perfekte Pyramide<br />
Denn dafür eignen sich die Azoren perfekt.<br />
Pfade gab es schon immer auf <strong>den</strong> Inseln.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>telang führte zwar <strong>der</strong> einfachste<br />
und schnellste Weg, um Güter von einem<br />
Ort <strong>der</strong> Insel zum an<strong>der</strong>en zu transportieren,<br />
über das Meer. Aber wenn es darum<br />
ging, zu <strong>den</strong> eigenen Fel<strong>der</strong>n zu kommen<br />
o<strong>der</strong> einfach nur ins nächste Dorf zu gelangen,<br />
gingen die Leute zu Fuß. Diese alten<br />
Saumpfade wur<strong>den</strong> in <strong>den</strong> vergangenen<br />
Jahren wie<strong>der</strong> neu erkundet, kartographiert<br />
und zu einem Netz zusammengefasst. Die<br />
Regionalregierung <strong>der</strong> Azoren hat private<br />
Anbieter damit beauftragt.<br />
Wer eine ähnliche Herausfor<strong>der</strong>ung wie in<br />
<strong>den</strong> Alpen sucht, wird jedoch nur auf <strong>der</strong> Insel<br />
Pico fündig wer<strong>den</strong>. Hier steht <strong>der</strong> gleichnamige<br />
<strong>Berg</strong>, die Montanha do Pico. Die perfekte<br />
Pyramide, <strong>der</strong>en Spitze 2351 Meter in<br />
die Höhe ragt, ist auch <strong>der</strong> höchste <strong>Berg</strong><br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 105
KOMPAKT<br />
Inselhüpfen und wan<strong>der</strong>n auf <strong>den</strong> Azoren<br />
Das feuchte, beson<strong>der</strong>e<br />
Klima <strong>der</strong><br />
Azoren schafft<br />
Landschaften wie<br />
im Märchen.<br />
Fotos: Mauricio de Abreu, Publiçor, Sandra Zistl<br />
Der Pfarrer ist weg, an<br />
seiner Stelle steht ein<br />
Fernseher: in einer Fajã<br />
auf São Jorge.<br />
Anreise: Mit dem Flugzeug<br />
über Lissabon. Flüge auf die<br />
Azoren: TAP Portugal, Sata,<br />
airberlin, ArkeFly, Jetairfl y.<br />
Flüge von Insel zu Insel: Atlántico<br />
Line, Transmaçor, Sata.<br />
Buchung beispielsweise über:<br />
http://www.visitazores.com/<br />
de/ihr-reiseziel-2014<br />
Je nach Jahreszeit bestehen<br />
auch Fährverbindungen zwischen<br />
<strong>den</strong> Inseln (Transmaçor<br />
und Atlântico Line).<br />
Geographische Daten: Der<br />
Archipel liegt zwischen 37º<br />
und 40º nördlicher Breite<br />
und 25º und 31º westlicher<br />
Länge. Insgesamt haben die<br />
Azoren eine Fläche von 2325<br />
Quadratkilometern mit 244<br />
780 Einwohnern. Die neun<br />
Inseln des Archipels, die gemeinsam<br />
eine autonome Region<br />
Portugals darstellen, liegen<br />
mitten im Atlantik: 1369 km<br />
westlich vom europäischen<br />
Festland (Cabo da Roca) und<br />
4382 km östlich von Nordamerika<br />
(Virginia).<br />
Klima: Das milde Klima, die<br />
hohe Luftfeuchtigkeit und die<br />
regelmäßigen Nie<strong>der</strong>schläge<br />
sind charakteristisch für die<br />
Azoren. Die mittleren Temperaturen<br />
liegen im Winter bei<br />
angenehmen 14ºC, jedoch<br />
auf 2351 Metern Höhe, auf<br />
dem gleichnamigen <strong>Berg</strong> <strong>der</strong><br />
Insel Pico, kann sogar Schnee<br />
liegen. Im Sommer liegen die<br />
mittleren Temperaturen bei<br />
24ºC. Die Wassertemperaturen<br />
schwanken zwischen 17ºC<br />
und 23ºC. Beste Reisezeit<br />
für Wan<strong>der</strong>er: April bis Juni,<br />
Oktober und November.<br />
Ausrüstung: Da die Wege<br />
oft rutschig sind, empfehlen<br />
sich <strong>Berg</strong>stiefel und Teleskop-<br />
Stöcke auch bei kurzen Wan<strong>der</strong>ungen.<br />
Immer Regenschutz<br />
mitnehmen, <strong>den</strong>n das Wetter<br />
auf <strong>den</strong> Azoren ist sehr wechselhaft.<br />
Wenn es regnet, regnet<br />
es gerne heftig.<br />
Hütten: Nur sehr selten<br />
bietet sich unterwegs die<br />
Möglichkeit einzukehren. Unbedingt<br />
ausreichend Wasser<br />
und Proviant mitnehmen.<br />
Wan<strong>der</strong>festival: Vom 22.<br />
bis 30. März 2014 fi ndet zum<br />
ersten Mal das Wan<strong>der</strong>festival<br />
<strong>der</strong> Azoren statt. Auf allen<br />
neun Inseln haben Besucher<br />
die Möglichkeit, an geführten<br />
Touren auf <strong>den</strong> <strong>schönsten</strong><br />
Routen und an Foto-Wettbewerben<br />
und Workshops teilzunehmen.<br />
Veranstalter sind die<br />
Kommunen und lokale NGOs.<br />
Führer/Reiseliteratur:<br />
http://www.artazores.com/<br />
fotos/1354113308.html<br />
Kann online wie ein Buch<br />
durchgeblättert wer<strong>den</strong>.<br />
Achtung: Deckt nur sieben von<br />
neun Inseln ab. Dieser Führer<br />
ist vor Ort an Kiosken auch<br />
in gedruckter Form erhältlich.<br />
Alle Wan<strong>der</strong>wege auf allen<br />
neun Inseln sind im Internet<br />
einsehbar: http://wan<strong>der</strong>wege.visitazores.com/de/<br />
wan<strong>der</strong>wege-<strong>der</strong>-azoren<br />
Alle Wege sind detailliert<br />
beschrieben. Dazu GPS-Daten<br />
zum Download, Kartenausschnitte<br />
mit Routen und Fotos.<br />
Michael Bussmann »Azoren»,<br />
540 Seiten, Michael<br />
Müller Verlag, 5. Aufl age 2013<br />
Roman Martin »Azoren:<br />
Die <strong>schönsten</strong> Küsten- und<br />
<strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>ungen. 77 Touren«,<br />
250 Seiten, inklusive GPS-<br />
Daten, <strong>Berg</strong>verlag Rother, 3.<br />
Aufl age 2012<br />
Karten: Freytag & Berndt<br />
1:50 000 »Azoren».<br />
Für die konkrete Tourenplanung<br />
eignet sich besser das<br />
Online-Angebot von http://<br />
wan<strong>der</strong>wege.visitazores.com/<br />
de/wan<strong>der</strong>wege-<strong>der</strong>-azoren<br />
sowie die Detail-Karten in <strong>den</strong><br />
genannten Wan<strong>der</strong>führern.<br />
Portugals. Viele <strong>der</strong> Touren, die im Wan<strong>der</strong>führer<br />
<strong>der</strong> ART beschrieben sind, führen jedoch<br />
nicht nach oben, son<strong>der</strong>n nach unten:<br />
vom höchsten Punkt einer Insel über <strong>Berg</strong>rücken<br />
und durch dichte Wäl<strong>der</strong> aus fremd<br />
wirken<strong>den</strong> Pflanzen hinab bis zum Meer.<br />
Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig.<br />
»Auf <strong>den</strong> Azoren zählen nicht die Gipfel,<br />
son<strong>der</strong>n die unglaublich vielfältige Landschaft«,<br />
erklärt José. »Krater, Pools, Steilküsten,<br />
Höhlen – sogar flache Touren können<br />
bei uns sehr reizvoll sein.« Als er die skeptischen<br />
Blicke <strong>der</strong> Besucher aus dem Alpenraum<br />
sieht, fügt er hinzu: »Wer Höhenmeter<br />
machen will, kann viele <strong>der</strong> von uns markierten<br />
Touren einfach umgekehrt gehen.<br />
Damit beraubt ihr euch aber selbst <strong>der</strong><br />
tollen Ausblicke, die man genießen kann,<br />
wenn man von oben nach unten geht.«<br />
Gerade ist gar nichts zu sehen. Zum Beweis<br />
seiner These hat José seine Gäste in<br />
die Hände von Louis Bettencourt gegeben.<br />
Wenn Louis in kurzen Hosen vor einem<br />
steht, <strong>den</strong> trainierten Oberkörper in ein<br />
Halbarm-Funktions-Shirt gepresst, auf<br />
dem »Staff« steht, glaubt man ihm sofort,<br />
dass er vor 13 Jahren <strong>der</strong> Pionier war, <strong>der</strong><br />
Abenteuer-Touren auf <strong>den</strong> Azoren anbot.<br />
»Canyoning und solche Sachen«, sagt Louis,<br />
während er losmarschiert.<br />
Es hat an diesem Tag nur etwa zehn Grad, alle<br />
Wan<strong>der</strong>er tragen lange Hosen und Jacken.<br />
Die feuchte, kühle Luft wan<strong>der</strong>t von unten<br />
an <strong>den</strong> Beinen hoch. Einer wie Louis merkt<br />
106 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Auf <strong>der</strong> Insel<br />
São Miguel<br />
haben sich in <strong>den</strong><br />
Vulkankesseln<br />
Seen gebildet.<br />
Alle, die hier wohnten,<br />
haben das Weite<br />
gesucht. Sogar <strong>der</strong><br />
Pfarrer, <strong>der</strong> sonntags<br />
nur noch vom Bildschirm<br />
aus für die elf<br />
Verbliebenen predigt.<br />
das nicht. Das knallige Orange seines Shirts<br />
weist <strong>der</strong> Gruppe <strong>den</strong> Weg durch <strong>den</strong> Nebel.<br />
<strong>Berg</strong>ab. Die tollen Ausblicke, von <strong>den</strong>en José<br />
geschwärmt hatte, sind von Regenwolken<br />
verhangen. Je<strong>der</strong> Schritt will wohl gesetzt<br />
sein, <strong>den</strong>n die Steine und Wurzeln, über<br />
die <strong>der</strong> Weg führt, sind glitschig. In Rinnen<br />
schießt das Wasser hinab. Jetzt erschließt<br />
sich auch langsam, wieso für 500 Höhenmeter<br />
bergab drei Stun<strong>den</strong> angesetzt sind.<br />
Ingwer als Unkraut<br />
Und dann setzt er doch allmählich ein, <strong>der</strong><br />
Zauber <strong>der</strong> Azoren. Die von <strong>der</strong> Feuchtigkeit<br />
geschwängerte Luft riecht. Nach Minze.<br />
Louis bleibt immer wie<strong>der</strong> stehen, deutet<br />
auf Pflanzen. Wal<strong>der</strong>dbeeren wachsen da<br />
am Wegesrand, Brombeeren, Hortensien,<br />
sechs Meter hohe Erikasträucher, hier eine<br />
Belladonna-Lilie, dort eine japanische Sicheltanne.<br />
Und und und. Und ein Einwan<strong>der</strong>er<br />
aus Übersee, <strong>der</strong> nicht gerne gesehen ist. »Eine<br />
reine Plage ist das«, schimpft Louis und<br />
deutet auf eine ziemlich stattliche Ansammlung<br />
von zwei bis drei Meter hohen Pflanzen<br />
mit großen, fleischigen Blättern. Ihre<br />
Blüten sind gelb, aus <strong>der</strong> Mitte ragen lange<br />
rote Stempel hervor. »Ingwer aus dem Himalaya«,<br />
erklärt Louis, »<strong>der</strong> verbreitet sich wie<br />
eine Seuche und verdrängt an<strong>der</strong>e Arten.«<br />
Scheinerdbeere und Sturmtaucher<br />
Auf <strong>den</strong> Azoren treffen Gewächse aufeinan<strong>der</strong>,<br />
die sonst aus klimatischen Grün<strong>den</strong><br />
nicht nebeneinan<strong>der</strong> wachsen könnten. Für<br />
manche sind die Inseln <strong>der</strong> südlichste Punkt<br />
des Planeten, auf dem sie gedeihen können,<br />
für an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> nördlichste. Forscher sagen,<br />
Zugvögel hätten die Samen verschie<strong>den</strong>er<br />
Pflanzen in ihrem Gefie<strong>der</strong> mitgebracht,<br />
weshalb beispielsweise Flores, die westlichste<br />
Insel, eine ähnliche Flora wie Florida hat.<br />
Francisco dos Reis Maduro-Dias macht eine<br />
Eigenart <strong>der</strong> Portugiesen dafür verantwortlich.<br />
Der Historiker mit dem stattlichen Namen<br />
leitet ein Museum in <strong>der</strong> Weltkulturerbe-Stadt<br />
Angra do Heroismo auf <strong>der</strong> Insel<br />
Terceira. Er ist aber auch ein Erforscher <strong>der</strong><br />
azorischen Seele. Dass auf <strong>den</strong> Inseln mitten<br />
im Atlantik so viele unterschiedliche Pflanzen<br />
wachsen, führt er auf die leicht anarchischen<br />
Züge des Portugiesen an sich zurück.<br />
Er habe in verschie<strong>den</strong>en Ecken <strong>der</strong> Welt<br />
einfach mal eingesteckt, was ihm gefiel und<br />
zu Hause in <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> gesteckt.<br />
Der ist äußerst fruchtbar auf <strong>den</strong> Azoren.<br />
Deshalb ist es auch trotz <strong>der</strong> sehr gut markierten<br />
Wan<strong>der</strong>wege die beste Variante, mit<br />
einem Öko-Führer wie Hél<strong>der</strong> Xavier unterwegs<br />
zu sein. Weil es spannend ist, mehr<br />
über Pflanzen wie die indische Scheinerdbeere<br />
zu erfahren und über Vögel wie <strong>den</strong><br />
Gelbschnabel-Sturmtaucher. O<strong>der</strong> erklärt<br />
zu bekommen, weshalb neben einem alten<br />
Saumpfad, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> nördlichen Steilküste<br />
<strong>der</strong> Insel São Jorge entlangführt, plötzlich<br />
verfallene Steinmauern auftauchen, die die<br />
Landschaft in rechteckige Räume ohne Dach<br />
aufteilen. Haben hier Menschen gesiedelt?<br />
»Seht genau hin«, for<strong>der</strong>t Hél<strong>der</strong> die Gruppe<br />
auf. »Ein Feigenbaum«, ruft plötzlich eine<br />
Teilnehmerin. Was aussieht wie die Reste<br />
menschlicher <strong>Sie</strong>dlungen, sind die Reste von<br />
Weingärten. Um die empfindlichen Pflanzen<br />
vor <strong>den</strong> starken Win<strong>den</strong> zu schützen,<br />
hatten die Bauern Mauern drumherum errichtet.<br />
Oft waren diese Weingärten mehrere<br />
Stun<strong>den</strong> Fußmarsch von ihrem Haus entfernt.<br />
»Die Weintrauben waren zu wertvoll,<br />
um gegessen zu wer<strong>den</strong>, aus ihnen sollte ja<br />
Wein gemacht wer<strong>den</strong>«, erklärt Hélver. Die<br />
Bauern hätten deshalb Feigenbäume gepflanzt,<br />
die noch heute zwischen Wachol<strong>der</strong><br />
und Erika herausragen. Ihre Brotzeit wuchs<br />
direkt neben ihrer Arbeitsstelle. Hélver<br />
zwinkert: »Ganz schön clever, hmm?«<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 107
INFO<br />
Mondlandschaft:<br />
Auf <strong>der</strong> Insel<br />
Faial gibt es auch<br />
weniger grüne<br />
Hänge, wie am Vulkan<br />
Capelinhos.<br />
Neun kleine Perlen – eine Übersicht über <strong>den</strong> Archipel <strong>der</strong> Azoren<br />
Zentralgruppe: Faial, Graciosa,<br />
Pico, São Jorge, Terceira<br />
Faial: Faial wird überragt vom<br />
Vulkan Cabeço Gordo (1031<br />
m). Fast alle <strong>der</strong> rund 15 000<br />
Einwohner leben an <strong>der</strong> Ostküste,<br />
hauptsächlich in <strong>der</strong> Stadt Horta.<br />
Dort sind auch die meisten Hotels<br />
und Unterkünfte. Faial hat unter<br />
<strong>den</strong> Inseln <strong>der</strong> Zentralgruppe die<br />
besten Sandstrände: Almoxarife,<br />
Porto Pim, Praia do Norte. Schöner<br />
Blick auf die Nachbarinsel Pico.<br />
Graciosa: Graciosa ist die kleinste<br />
und einsamste Insel <strong>der</strong> zentralen<br />
Gruppe. Auf 62 Quadratkilometern<br />
leben weniger als 5000 Einwohner.<br />
2007 erklärte die UNESCO die Insel<br />
zum Biosphärenreservat. Es gibt<br />
keine hohen <strong>Berg</strong>e auf Graciosa,<br />
die höchste vulkanische Erhebung<br />
misst 405 Meter. Dadurch fällt<br />
dort weniger Nie<strong>der</strong>schlag. Schöne<br />
Wan<strong>der</strong>ungen sind <strong>den</strong>noch möglich:<br />
<strong>Sie</strong> führen durch die hügelige<br />
Landschaft, vorbei an kleinen<br />
<strong>Sie</strong>dlungen mit weiß getünchten<br />
Häusern, vielen Windmühlen,<br />
Viehwei<strong>den</strong> und in Nor<strong>den</strong> Weinanbaugebieten.<br />
Pico: Pico ist mit<br />
445 Quadratkilometern die größte<br />
<strong>der</strong> zentralen Inseln. Egal wo man<br />
sich befi ndet, stets ist die perfekte<br />
Pyramide <strong>der</strong> Montanha do Pico,<br />
des mit 2351 Metern höchsten<br />
<strong>Berg</strong>es Portugals, zu sehen. Einst<br />
war Pico das Walfangzentrum <strong>der</strong><br />
Azoren. Heute wer<strong>den</strong> die Pottwale<br />
und Delfi ne nicht mehr gejagt, son<strong>der</strong>n<br />
können bei Bootsausfl ügen<br />
beobachtet wer<strong>den</strong>. Der Westen <strong>der</strong><br />
Insel ist fl ach. Dort gedeihen sogar<br />
die Reben des Verdelho-Weines,<br />
die von <strong>der</strong> Unesco zum Kulturerbe<br />
erklärt wur<strong>den</strong>. Allerdings mussten<br />
die Bewohner dafür über Generationen<br />
hinweg <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> mühevoll<br />
von Basaltbrocken befreien, die<br />
sie zu Lavasteinmauern aufschichteten.<br />
São Jorge: São Jorge hat eine<br />
vollkommen an<strong>der</strong>e Form als die<br />
restlichen Inseln. Die Insel ist<br />
56 Kilometer lang, aber nur acht<br />
Kilometer breit. Eine Kette kleiner<br />
Vulkane hat sie gebildet. Der<br />
höchste, Pico da Esperança, misst<br />
1053 Meter. Der größte Teil <strong>der</strong><br />
Insel liegt auf über 500 Metern.<br />
Die Küste <strong>der</strong> Insel ist sehr steil,<br />
und gewaltige Felsrutsche schufen<br />
die zahlreichen Fajãs: kleine,<br />
fl ache Küstenebenen am Fuße <strong>der</strong><br />
Steilküste aus vulkanischen Trümmern,<br />
die zu fruchtbarem Bo<strong>den</strong><br />
verwitterten.<br />
Terceira: Terceira ist mehr als<br />
an<strong>der</strong>e Inseln des Archipels<br />
touristisch erschlossen. <strong>Sie</strong><br />
ist gleichzeitig die Kulturinsel<br />
<strong>der</strong> Azoren: Hier wer<strong>den</strong><br />
viele religiöse Feste gefeiert,<br />
es gibt viele Restaurants,<br />
und in <strong>den</strong> Straßen fi ndet<br />
Stierkampf statt. Die Stadt<br />
Angra do Heorismo ist die<br />
älteste Stadt <strong>der</strong> Azoren.<br />
Einst war sie eine wichtige<br />
Zwischenstation für <strong>den</strong><br />
Transatlantik- und Ostasienhandel.<br />
1980 zerstörte ein<br />
Erdbeben <strong>der</strong> Stärke 8,5<br />
die Renaissance-Stadt fast<br />
komplett. Wie<strong>der</strong> aufgebaut,<br />
erklärte die UNESCO sie zum<br />
Weltkulturerbe.<br />
Westl. Gruppe: Flores, Corvo<br />
Flores: Die Westküste von Flores<br />
ist <strong>der</strong> westlichste Punkt <strong>der</strong> Azoren.<br />
Von hier sind es »nur« 2300 Kilometer<br />
bis Neufundland. Flores ist<br />
landschaftlich eine <strong>der</strong> reizvollsten<br />
Azoren-Inseln: Hier liegen mehrere<br />
Kraterseen, Wasserfälle stürzen von<br />
hohen Felswän<strong>den</strong> und unzählige<br />
endemische Arten sind hier zu<br />
Hause. Zahlreiche einfache, aber<br />
landschaftlich sehr schöne Wan<strong>der</strong>wege<br />
führen durch das grüne<br />
Dickicht von Flores. Die Insel<br />
gilt nach wie vor als Geheimtipp.<br />
Corvo: Corvo ist die kleinste Insel<br />
<strong>der</strong> Azoren. <strong>Sie</strong> ist aus nur einem<br />
Vulkan entstan<strong>den</strong>. Mit Vila Nova<br />
do Corvo gibt es nur eine Stadt<br />
und auch nur eine Straße. Die<br />
führt zum einzigen Krater, dem<br />
Caldeirão, in dessen Innerem<br />
sich ein See befi ndet. Höchste<br />
Erhebung ist <strong>der</strong> Morro dos Homes<br />
(718 m). Wan<strong>der</strong>wege gibt es<br />
immerhin zwei.<br />
Östl. Gruppe: São Miguel,<br />
Santa Maria<br />
São Miguel: São Miguel ist mit<br />
745 Quadratkilometern die größte<br />
und auch die bevölkerungsreichste<br />
Insel des Archipels. Die meisten<br />
Azoren-Urlauber lan<strong>den</strong> hier. São<br />
Miguel ist touristisch erschlossen,<br />
kann mit weiten Sandbuchten, Kraterseen<br />
und romantischen Höhenzügen<br />
punkten. 32 Wan<strong>der</strong>wege<br />
sind markiert, weitere Touren sind<br />
mit einem lokalen Führer möglich.<br />
Santa Maria: Auch Santa Maria<br />
hat Superlative: <strong>Sie</strong> ist die<br />
südlichste, wärmste und nie<strong>der</strong>schlagsärmste<br />
Insel und gilt<br />
als Algarve <strong>der</strong> Azoren. Und sie<br />
wurde auch als Erste besiedelt.<br />
Die Wan<strong>der</strong>wege hier sind ein<br />
wenig anspruchsvoller.<br />
108 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Einmaliger Treffpunkt<br />
<strong>der</strong> Gewächse:<br />
Für manche sind die<br />
Inseln <strong>der</strong> südlichste<br />
Punkt des Planeten,<br />
auf dem sie gedeihen<br />
können, für an<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> nördlichste.<br />
Nicht nur clever sind die Azoren-Portugiesen<br />
in <strong>den</strong> Augen von Francisco dos Reis Maduro-Dias.<br />
Son<strong>der</strong>n auch beson<strong>der</strong>s: »Unsere<br />
Geschichte ist Weltgeschichte«, doziert er,<br />
während er an <strong>der</strong> Mauer einer Aussichtsplattform<br />
lehnt, die <strong>den</strong> Blick von oben auf<br />
Angra do Heroismo freigibt. Die älteste Stadt<br />
<strong>der</strong> Azoren war einst eine wichtige Zwischenstation<br />
für <strong>den</strong> Transatlantik- und Ostasienhandel.<br />
Francisco kann das sehr genau<br />
belegen, wenn er beispielsweise darüber doziert,<br />
welche Kunst-Stile sich in <strong>der</strong> indoiberischen<br />
Schnitzerei einer Truhe verstecken,<br />
die in seinem Museum steht.<br />
Wer ihm eine Zeitlang zuhört, fängt an zu<br />
glauben, dass diese grünen Vulkankegel<br />
nicht weit draußen im Meer liegen, son<strong>der</strong>n<br />
eigentlich <strong>den</strong> Nabel <strong>der</strong> Welt darstellen,<br />
um <strong>den</strong> herum sich die großen Kontinente<br />
gruppieren. »Ich bin hier geboren, ich bin<br />
euphorisch«, entschuldigt Francisco seine<br />
Begeisterung für die eigene Heimat. Es ist<br />
eben alles eine Frage <strong>der</strong> Perspektive. Und so<br />
kann auch eine Ansammlung von vier Häusern,<br />
ein paar Ruinen und einer Kapelle mit<br />
einem Fernseher darin, die am Fuße einer<br />
Steilküste auf ein paar Quadratmetern Land<br />
stehen, Teil des Nabels <strong>der</strong> Welt sein. ◀<br />
TOUREN<br />
Über <strong>den</strong> Kraterrand und durch tiefe Abgründe<br />
Abwechslung und Ausblick – <strong>der</strong> Azoren-Archipel bietet eine ganze Fülle<br />
von Wan<strong>der</strong>touren; wir haben fünf <strong>der</strong> <strong>schönsten</strong> für <strong>Sie</strong> ausgesucht.<br />
Fotos: Sandra Zistl (2), Veraçor; Karte: www.wikimedia.com<br />
TOUR 1: Montanha do Pico<br />
(2351 m), Pico<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1100 Hm 1100 Hm<br />
Charakter: Die Montanha do Pico<br />
ist <strong>der</strong> höchste <strong>Berg</strong> Portugals. Der<br />
Aufstieg auf <strong>den</strong> Vulkankrater ist eine<br />
technisch leichte Tour, bei <strong>der</strong> jedoch<br />
die Orientierung nicht leicht fällt.<br />
Sehr lohnend, da bei schönem Wetter<br />
tolle Weitsicht. Allerdings oft von<br />
Wolken verhangen<br />
Ausgangspunkt: Casa da Montanha<br />
(Ranger-Station, 1100 m). Hier<br />
obligatorische Registrierung und für<br />
alle, die ohne <strong>Berg</strong>führer unterwegs<br />
sind, gibt es ebenfalls obligatorisch<br />
ein GPS-Gerät. Hier auch Abmeldung<br />
nach Ende <strong>der</strong> Tour und Rückgabe<br />
des GPS-Gerätes. Caminho Florestal<br />
nº9, Candelária, 9950 Madalena, Mail:<br />
pnpico.casadamontanha@azores.<br />
gov.pt, Tel. 0 03 51/9 67 30 35 19,<br />
Öffnungszeiten: 1. Oktober bis 30.<br />
April samstags und sonntags von 8.30<br />
Uhr bis 18.30 Uhr; 1. bis 31. Mai und<br />
16. bis 30. September täglich von 8<br />
bis 20 Uhr; 1. Juni bis 15. September<br />
täglich, 24 Stun<strong>den</strong><br />
Hütte: Unterwegs keine Hütte, einzige<br />
Einkehrmöglichkeit ist die Bar in <strong>der</strong><br />
Casa da Montanha.<br />
Route: anfangs gut sichtbarer, teilweise<br />
ausgeschwemmter Pfad, oberhalb<br />
<strong>der</strong> Vegetationszone nur noch schlecht<br />
sichtbare Steigspuren. Dafür hölzerne,<br />
nummerierte Leitpfosten, die jedoch<br />
nicht immer in Sichtweite stehen. Daher<br />
GPS o<strong>der</strong> Begleitung durch einen<br />
<strong>Berg</strong>führer unbedingt empfohlen.<br />
TOUR 2: Algarvia – Pico de Vara<br />
(1103 m), São Miguel<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Charakter: Dieser Wan<strong>der</strong>weg beginnt<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Algarvia an <strong>der</strong><br />
Nordostküste von São Miguel und hat<br />
die mit 1103 m höchste Erhebung<br />
<strong>der</strong> Insel, <strong>den</strong> Pico da Vara, zum Ziel.<br />
Ausgangspunkt: Algarvia an <strong>der</strong><br />
Nordostküste von São Miguel<br />
Hütte: keine Einkehrmöglichkeit<br />
Route: Algarvia – Sicheltannenwald<br />
– Pico da Vara (1½ Std.) – Abstieg<br />
nach Lomba da Facenda o<strong>der</strong> wie<br />
Aufstieg zurück nach Algarvia<br />
TOUR 3: Cabeço Gordo,<br />
(1043 m), Faial<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
100 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Diese Rundwan<strong>der</strong>ung<br />
beginnt und endet am 910 m<br />
hohen Aussichtspunkt »Miradouro<br />
da Caldeira«, führt rund um <strong>den</strong><br />
zentralen Riesenkrater von Faial und<br />
bietet in ihrem Verlauf ein herrliches<br />
Rundum-Panorama <strong>der</strong> Insel sowie<br />
bei guten Sichtverhältnissen auch die<br />
Aussicht auf die Nachbarinseln Pico<br />
und São Jorge. Da es sich um <strong>den</strong><br />
einzigen Gratwan<strong>der</strong>weg handelt, ist<br />
dieser nicht ausgeschil<strong>der</strong>t.<br />
Ausgangspunkt: Miradouro da<br />
Caldeira (910 m)<br />
Hütte: keine Einkehrmöglichkeit<br />
Route: Miradouro da Caldeira -<br />
Kraterrand des Cabeço Gordo<br />
TOUR 4: Pico do Pedro (750 m)<br />
– Pico da Esperança (1053 m) –<br />
Fajã do Ouvidor (0 m),<br />
São Jorge<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
900 Hm 900 Hm<br />
Charakter: Diese Wan<strong>der</strong>ung beginnt<br />
am <strong>Berg</strong>sockel des Pico do Pedro,<br />
steigt bis zu <strong>der</strong> mit 1053 m höchsten<br />
Erhebung von São Jorge, dem<br />
Pico da Esperança, an und endet in<br />
<strong>der</strong> Küstenebene Fajã do Ouvidor.<br />
Ausgangspunkt: Pico do Pedro<br />
(750 m)<br />
Hütte: Restaurant am Tourenziel, <strong>der</strong><br />
Fajã do Ouvidor<br />
Route: Pico do Pedro – Pico da<br />
Esperança – Pico do Carvão – Fajã<br />
do Ouvidor<br />
TOUR 5: Pico Alto (587 m) –<br />
Anjos, Santa Maria<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
300 Hm 600 Hm<br />
Auf <strong>den</strong> Azoren heißt <strong>Berg</strong>wan<strong>der</strong>n<br />
oft, mehr bergab zu gehen<br />
als bergauf. Das bedeutet:<br />
freier Blick auf vulkanische<br />
Formationen und das Meer.<br />
Charakter: Die Wan<strong>der</strong>ung führt auf<br />
<strong>den</strong> Pico Alto (587 m), <strong>den</strong> höchsten<br />
Punkt von Santa Maria. Blick über<br />
die komplette Insel. Der Weg führt<br />
teilweise durch Lorbeerwald und<br />
durchquert zwei Schutzgebiete: die<br />
Landschaft von regionaler Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Nordküste und das Naturschutzgebiet<br />
«Baía dos Anjos».<br />
Ausgangspunkt: Estrada Florestal do<br />
Pico Alto<br />
Hütte: keine Einkehrmöglichkeit<br />
Route: Estrada Florestal do Pico<br />
Alto – Pico Alto – Barreiro da Faneca<br />
– Baía da Cré – Anjos<br />
04 ⁄14 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 109
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Reich-Ranicki; Heimat von Kletterlegende<br />
Paul Preuß und »Dachsteinpapst« Friedrich<br />
Simony: Das Ausseerland, das zum Salzkammergut<br />
gehört, ist zwar vielen ein Begriff,<br />
doch kommen vergleichsweise wenige<br />
Touristen hierher. Gerade für <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> ist<br />
das ein Glück. Denn die Region nördlich des<br />
Dachstein-Massivs ist nicht nur landschaftlich<br />
reizvoll für Touren je<strong>der</strong> Art, son<strong>der</strong>n<br />
auch auf angenehme Art und Weise ursprünglich<br />
und beschei<strong>den</strong> geblieben.<br />
»Wir sind das Gegenteil von <strong>den</strong>en«, sagen<br />
die Ausseer gerne – und grenzen sich von<br />
marktschreierischen Tourismusregionen ab.<br />
Bei manchen schwingt jedoch auch Kritik in<br />
dieser Bemerkung mit. <strong>Sie</strong> gründet darauf,<br />
dass man mit <strong>den</strong> eigenen Qualitäten zu sehr<br />
hinter dem <strong>Berg</strong>, in diesem Fall dem Dachstein,<br />
halte. Der ist 2995 Meter hoch und hat<br />
das Ausseerland nicht nur im <strong>Berg</strong>sportbereich<br />
geprägt – die Dachstein-Überquerung<br />
gilt als »National-Skitour« (siehe Tourentipps)<br />
– son<strong>der</strong>n auch kulturhistorisch. In <strong>den</strong><br />
Seitentälern sind alte Traditionen erhalten.<br />
Und Generationen von Schriftstellern haben<br />
seine »Zacken und Spitzen«, »Eisspalten und<br />
Höhlen«, »Wässer und Geröllströme«, wie es<br />
in Adalbert Stifters Erzählung »Der <strong>Berg</strong>kristall«<br />
heißt, Stoff für Geschichten geliefert. ◀<br />
110 <strong><strong>Berg</strong>steiger</strong> 04 ⁄14
Walter Laserer war<br />
<strong>der</strong> erste Österreicher,<br />
<strong>der</strong> die Seven Summits<br />
bewältigte. Seither hat er als<br />
<strong>Berg</strong>führer Kun<strong>den</strong> auf alle sieben höchsten<br />
Gipfel <strong>der</strong> Kontinente geführt. Die Erkenntnis,<br />
dass er nicht mehr selbst das Risikobergsteigen<br />
pfl egen, son<strong>der</strong>n Kun<strong>den</strong> das Sicherheitsbergsteigen<br />
ermöglichen möchte, kam<br />
ihm vor 25 Jahren. Damals musste er nach<br />
einer Winterbesteigung des Mount McKinley<br />
zwei Wochen alleine im Basislager warten, bis<br />
er ausgefl ogen wer<strong>den</strong> konnte. Seit 25 Jahren<br />
bietet er nun mit seiner Firma »Laserer Alpin«<br />
Touren am Dachstein und in <strong>der</strong> ganzen Welt<br />
an. Schönster