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Alle Tage wieder... - Katholische Pfarrgemeinde St. Jacobus. Hilden

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Cool aus Tradition<br />

Rituale sind nur was für Alte, für den Schützenkönig,<br />

den Vereinsmeier, den Kirchgänger. Von wegen! Auch<br />

Jugendliche haben Rituale.<br />

Es ist Mittwochabend. Ich packe meine Schultasche – morgen<br />

steht eine wichtige Leistungskurs-Klausur in Biologie an. Den<br />

Ausgang der Klausur möchte ich natürlich nicht dem Schicksal<br />

überlassen, und so haben sich einige feste Gewohnheiten eingeschlichen,<br />

die mir das Gefühl geben, etwas mehr Sicherheit<br />

im Wirrwarr der Tiere und Pflanzen zu haben. In der Nacht liegen<br />

die Lernblätter unter dem Kopfkissen, und am Morgen wird<br />

ein ausgewogenes Frühstück eingenommen, um den Körper<br />

auf Trab zu bringen. In der Klausur gibt es immer das gleiche<br />

Getränk, und das Glücksarmband darf natürlich auch nicht fehlen.<br />

Wenn ich mich so umschaue, bin ich da aber nicht die Einzige.<br />

Einige schließen vor jeder Klausur kurz die Augen, andere<br />

haben einen Glücksbringer auf ihrem Tisch liegen, und <strong>wieder</strong><br />

andere brauchen das kurze Zwinkern der Freundin, um Glück<br />

zu wünschen.<br />

Man könnte denken: So was ist doch was für kleine Kinder!<br />

Aber sieht man sich um, so kann man auch bei den scheinbar<br />

„coolen“ Jugendlichen überall kleine Rituale und Gewohnheiten<br />

entdecken, die sich so eingeschlichen haben. Sei es nun, dass<br />

man bei jedem Fußballspiel der Lieblingsmannschaft die gleichen<br />

Anziehsachen trägt, dass man am Morgen noch schnell<br />

einmal das Lieblingslied hört oder dass man einmal in der Woche<br />

zu einem festen Zeitpunkt ein ausgiebiges Gespräch mit<br />

der besten Freundin führt. Jeder hat sie, kaum einer kann sie<br />

sich so richtig erklären. Irgendwo gehören Rituale ja vor allem<br />

bei uns jungen Leuten zum Leben. Sie geben einerseits feste<br />

Anknüpfungspunkte und verlässliche Vorgänge in einem oftmals<br />

sehr chaotischen Alltag, und sie entstehen andererseits<br />

auch einfach durch den Wunsch, Dinge regeln zu können, auf<br />

die wir sonst keinen oder zumindest scheinbar geringen Einfluss<br />

haben. Sie helfen uns, auch wenn der Sinn manchmal<br />

nicht so offensichtlich ist. Und so werde ich wohl noch auf der<br />

Uni meine Klausur-Rituale beibehalten – nur ob die Sachen<br />

dann noch alle unter das Kopfkissen passen?<br />

HANNAH GROß<br />

6 J !COBUS Winter 2013 / 2014

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