PDF-Datei - Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im ...
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E d i t h S c h l e s i n g e r<br />
Hinweise für die Praxis<br />
A. Grundlegendes<br />
Das Fundament für interreligiöse Kompetenz<br />
bzw. Arbeiten <strong>im</strong> interreligiösen<br />
Kontext:<br />
c Eigenes kennen<br />
c Hinreichendes Wissen über „Fremdes“<br />
c Einen eigenen Standpunkt finden und<br />
vertreten<br />
c Bereitschaft, praktische Fragen zu beantworten<br />
bzw. Probleme zu lösen<br />
Viele praktische Probleme entstehen auf<br />
der sprachlichen Ebene. Deshalb ist bei<br />
religiösen Fragen besondere Sorgfalt angebracht,<br />
um sicher zu stellen, dass die Beteiligen<br />
vom Gegenüber verstanden werden<br />
bzw. sich verständlich machen können. Im<br />
Zweifelsfall sollte eine erwachsene (!) Vertrauensperson<br />
der Erziehungsberechtigten<br />
als Dolmetscher hinzugezogen werden.<br />
B. Christliche Thematik<br />
Riten<br />
Anstelle eines christlichen Segens (z.B.<br />
Blasius-Segen) kann der Priester nichtchristlichen<br />
<strong>Kinder</strong>n (die Hand geben und<br />
ihnen) alles Gute wünschen.<br />
Christliche Feste<br />
Hl. Nikolaus: Aufgreifen, dass der Hl. Nikolaus<br />
aus der Türkei stammt; auf einer<br />
Landkarte zeigen, wo das damalige Myra<br />
liegt<br />
Konfessionell christliches Profil<br />
Bei Fragen nach dem aktuellen christlichen/konfessionellen<br />
Profil (einer Einrichtung)<br />
in einer religiös vielfältigen Gesellschaft<br />
soll verstärkt das Gespräch mit<br />
den Eltern und dem Elternbeirat gesucht<br />
werden. Das gleiche gilt bei einem Trägerwechsel<br />
oder wenn vor Ort die Aufnahme<br />
nichtchristlicher <strong>Kinder</strong> in eine konfessionell<br />
Einrichtung ein Novum ist.<br />
Gäste be<strong>im</strong> Gottesdienst<br />
Sind während eines christlichen Gottesdienstes<br />
nichtchristliche Besucher anwesend,<br />
sind eine gesonderte Begrüßung vor<br />
Beginn und gute Wünsche nach Beendigung<br />
der Liturgie freundliche Gesten. Vom<br />
„Einbau“ nichtchristlicher Elemente in<br />
den regulären Gottesdienst ist abzuraten.<br />
C. Islamische Thematik<br />
Islamische Feste allgemein<br />
Soll ein islamisches Fest <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten<br />
aufgegriffen werden, kann man islamische<br />
Elternteile zum Erzählen einladen (über<br />
Festtagsbräuche, über den Sinn des Festes).<br />
Handelt es sich um eine konfessionelle<br />
Einrichtung, kann man erwägen, bei einem<br />
solchen Anlass die islamischen Eltern als<br />
Gastgeber bzw. Einladende fungieren zu<br />
lassen.<br />
Glückwunsch<br />
zum islamischen Opferfest und zum Fest<br />
des Fastenbrechens am Ramadan-Ende<br />
(Zuckerfest):<br />
türkisch: Bayraminiz mübarek olsun;<br />
arabisch: id mubarak (oder) id sa‘id (zur<br />
Aussprache: „i“ wie „e“ in „Blume“; „s“<br />
wie scharfes „s“; „ci“ wie langes „i“; „said“<br />
auf dem „id“ betonen; „mübarek“ und<br />
„mubarak“ auf dem mittleren „a“ betonen)<br />
Die Glückwünsche bedeuten „gesegnetes<br />
Fest“ bzw. „glückliches Fest“.<br />
Praktische Idee: In einer katholischen<br />
Einrichtung wurden zum Opferfest aus<br />
grünem Karton einfache Grußkarten angefertigt,<br />
auf denen in türkischer/arabischer<br />
Sprache gratuliert wurde. Die <strong>Kinder</strong> haben<br />
diese Karten mit einem weißen (ausgeschnittenen/gemalten)<br />
Schaf beklebt.<br />
Diese Aktion fand bei den musl<strong>im</strong>ischen<br />
Eltern ein sehr positives Echo.<br />
Speisevorschriften<br />
Da Gelatine meist aus Schweineprodukten<br />
hergestellt wird, sollte auf die Verwendung<br />
von Gelatine ganz verzichtet werden.<br />
Mögliche Ersatzstoffe für unterschiedliche<br />
Bereiche sind Alginate, Agar Agar,<br />
Carragen, Carubin oder Pektin. Nähere<br />
Informationen erhält man <strong>im</strong> Reformhaus<br />
oder über das Internet. Unter dem Link:<br />
http://www.verbraucherzentrale-berlin.de/<br />
download/EFKOMPL.pdf findet man außerdem<br />
einen Einkaufsführer für Musl<strong>im</strong>e,<br />
der Lebensmittel für die verschiedensten<br />
Bereiche auflistet. Die <strong>Datei</strong> stammt aus<br />
dem Jahr 2003. Im Jahr 2004 wurde der<br />
Einkaufsführer aktualisiert; er kann gegen<br />
ein geringes Entgelt als Heft bestellt werden<br />
bei: Verbraucherzentrale Berlin e.V.,<br />
Hardenbergplatz 2, 10623 Berlin.<br />
D. Interreligiöse Thematik<br />
Die Gebetshaltungen sind Ausdruck der<br />
Haltung des Betenden gegenüber Gott.<br />
Angehörige der vertretenen Religionen<br />
können sie den <strong>Kinder</strong>n demonstrieren<br />
und erläutern. Dies kann in der Einrichtung<br />
oder anlässlich des Besuchs von Gebetsstätten<br />
geschehen.<br />
Bi-religiöse Familien stehen häufig in<br />
einem familiären Spannungsfeld, suchen<br />
aber anderseits eine geistige He<strong>im</strong>at. Diese<br />
Situation erfordert eine besonders enge<br />
Zusammenarbeit mit den Eltern um zu klären,<br />
in welcher Weise die religiöse Bildung<br />
und gegebenenfalls die religiöse Erziehung<br />
des Kindes erfolgen können. Im Interesse<br />
des Kindes und der Gesamtfamilie sollte<br />
bereits bei der Anmeldung ein intensives<br />
Beratungsgespräch erfolgen.<br />
Speisevorschriften<br />
Bei Grillfesten ist es sinnvoll zwei getrennte<br />
Grills zu verwenden, falls schweinefleischhaltiges<br />
Grillgut verwandt wird.<br />
Da manche Musl<strong>im</strong>e nur rituell geschlachtetes<br />
Fleisch essen, sollte nach Möglichkeit<br />
auch eine vegetarische Alternative<br />
angeboten werden.<br />
E. Interkulturelles<br />
Vorschläge:<br />
Elterncafés/Müttercafés mit Dolmetscherangebot,<br />
während denen auch Fragen und<br />
Wünsche geäußert werden können. (Wenn<br />
sehr konservative musl<strong>im</strong>ische Familien<br />
zur Elternschaft gehören, werden reine<br />
Müttertreffs eher angenommen.)<br />
38 Kompakt spezial 1/2010