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Einführung in die Bayerische Kirchengeschichte

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E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Bayerische</strong> <strong>Kirchengeschichte</strong><br />

Prof. Dr. Manfred Heim<br />

23. Oktober 2013<br />

Prälim<strong>in</strong>arien<br />

Ostertafel des Dionysius Exiguus beigelegt (e<strong>in</strong>e Ostertafel, late<strong>in</strong>isch tabula<br />

paschalis, auch Osterkanon, gibt <strong>in</strong> Tabellenform den beweglichen Osterterm<strong>in</strong> an).<br />

Schon <strong>in</strong> frühchristlicher Zeit war es um den Term<strong>in</strong> des Osterfestes zum Steit<br />

gekommen zwischen kle<strong>in</strong>asiatischen, syrischen und judenchristlichen Geme<strong>in</strong>den,<br />

<strong>die</strong> am jüdischen Passah-Term<strong>in</strong> (14. Nisan, von daher Quartodecimaner genannt)<br />

festhielten, und der römisch-heidenchristlichen Geme<strong>in</strong>de, <strong>die</strong> Ostern am Sonntag<br />

nach dem jüdischen Passah feierte. Der unter Papst Viktor I. (189?-198?) verschärfte<br />

Osterfeststreit wurde durch das Konzil von Nizäa (325) zugunsten Roms<br />

entschieden. Seit Dionysius Exiguus' Ostertafel wird Ostern am Sonntag nach dem<br />

ersten Frühl<strong>in</strong>gsvollmond gefeiert.<br />

Wie <strong>die</strong> Jahresrechnung war auch <strong>die</strong> Datierung des Jahresanfangs lange<br />

verschieden (1. Januar; 1. März; 1. September; Weihnachten; Mariä Verkündigung,<br />

25. März); erst seit dem 16. Jahrhundert wurde der 1. Januar allgeme<strong>in</strong> als<br />

Jahresanfang üblich. In der Berechnung der Jahresdauer galt bis dah<strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Festlegung durch C. Julius Caesar (100-44 vor Christus). Papst Gregor XIII. (1572-<br />

1585) führte im Jahr 1582 den bis heute üblichen Kalender e<strong>in</strong>, mit dem <strong>die</strong> Länge<br />

des Jahres (Ausgangspunkt der Jahreszählung ist Christi Geburt, "nach Christus")<br />

auf 365,2425 mittlere Sonnentage festgelegt wurde. Diese Kalenderreform korrigierte<br />

den "Julianischen Kalender" Caesars, der aufgrund se<strong>in</strong>er Schaltregel <strong>die</strong><br />

Jahreslänge auf 365,25 mittlere Sonnentage berechnete. Weil <strong>die</strong>ses feste<br />

Julianische (Sonnen-) Jahr um 0,0076 Bruchteile länger als das tropische<br />

Sonnenjahr ist, war es bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zu e<strong>in</strong>er Verschiebung<br />

des Jahresbeg<strong>in</strong>ns um zehn Tage gekommen.<br />

Mit dem "Gregorianischen Kalender" wurde <strong>die</strong>se Differenz gegenüber dem<br />

tropischen Sonnenjahr durch den Ausfall von zehn Tagen aufgehoben, <strong>in</strong>dem man<br />

auf den 4. Oktober den 15. Oktober 1582 folgen ließ. Zudem wurde der jährliche<br />

Frühl<strong>in</strong>gsanfang auf den 21. März gelegt und <strong>in</strong> der Schaltregel bestimmt, daß alle<br />

400 Jahre drei Schalttage auszufallen haben, nämlich <strong>die</strong> nicht durch 400 teilbaren<br />

Säkularjahre, also 1700, 1800, 1900, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e Schaltjahre waren, woh<strong>in</strong>gegen das<br />

Jahr 2000 e<strong>in</strong> Schaltjahr ist. Damit waren <strong>die</strong> Abweichungen gegenüber dem<br />

tropischen Sonnenjahr verr<strong>in</strong>gert worden; der verbleibende Fehlerrest wird erst <strong>in</strong><br />

3333 Jahren genau e<strong>in</strong>en Tag ausmachen. Zur E<strong>in</strong>führung des Gregorianischen<br />

Kalenders und damit der Datierungen "nach neuem Stil" (late<strong>in</strong>isch stilus novus/novi<br />

calendarii) im Gegensatz zum "alten Stil" (late<strong>in</strong>isch stilus vetus/antiquus) des<br />

Julianischen Kalenders kam es im evangelischen Deutschland und <strong>in</strong> den Ländern<br />

Skand<strong>in</strong>aviens erst 1700, <strong>in</strong> England 1752, <strong>in</strong> den orthodoxen Ländern Ostmittel- und<br />

Südosteuropas erst am Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts (<strong>in</strong> Rußland 1918), woh<strong>in</strong>gegen<br />

<strong>die</strong> meisten orthodoxen und unierten Ostkirchen (für das Kirchenjahr) weiter nach<br />

dem Julianischen Kalender rechnen, so daß hier das Weihnachtsfest gegenwärtig<br />

auf den 6./7. Januar fällt.<br />

Aus: Manfred Heim, E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Kirchengeschichte</strong> (C.H. Beck Studium), München 2000, 2 2008,<br />

S. 9-16.<br />

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