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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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hung nehmen, seine Zähne zusammenbeißen und das Böse durch Gutes und<br />

das Schicksal durch Bemühung in der Gegenwart überwinden.<br />

Der faule Mensch ist schlimmer als ein Esel. Niemals sollte man der Faulheit<br />

nachgeben, sondern stets nach der Erlangung der Befreiung trachten, denn<br />

das Leben verebbt von Moment zu Moment. Niemals sollte man sich in den<br />

Sinnesvergnügen suhlen, wie sich der Wurm im Eiter wälzt.<br />

Wer sagt: „Mein Schicksal hat mich genötigt, dies zu tun“, ist ohne Verstand<br />

und die Göttin Fortuna verlässt ihn. Erwirb stattdessen Weisheit durch Eigenbemühung<br />

und erkenne, dass diese Eigenbemühung zu ihrem eigenen<br />

Erfolg führt, nämlich zur direkten Verwirklichung der Wahrheit.<br />

Wenn es diese schreckliche Quelle des Bösen auf dieser Erde, die Faulheit,<br />

nicht gäbe, würde es dann noch Analphabeten oder Arme geben? Nur an der<br />

Faulheit liegt es, dass Menschen das Leben von Tieren führen müssen, im<br />

Elend und in der Armut.<br />

VùLMýKI sagte:<br />

Inzwischen war es Zeit für die Abendgebete und die Versammlung löste<br />

sich für diesen Tag auf.<br />

VASIåèHA begann die Unterweisung des zweiten Tages:<br />

Wie die Bemühung, so das Ergebnis, oh Rāma – dies ist die Bedeutung von<br />

Eigenbemühung. Außerdem ist dies auch als „Schicksal“ (göttlicher Wille)<br />

bekannt. Wenn die Menschen vom Leiden betroffen sind, dann klagen sie: „oh<br />

weh, welche Tragödie“ oder „oh weh, seht euch nur mein trauriges Los an“,<br />

was in beiden Fällen dasselbe bedeutet. Was man Schicksal oder göttlichen<br />

Willen nennt, ist nichts anderes als die Tätigkeit oder Eigenbemühung der<br />

Vergangenheit. Jedoch ist die Gegenwart unendlich mächtiger als die Vergangenheit.<br />

Es sind in der Tat nur die Narren, die zufrieden mit den Früchten<br />

ihrer vergangenen Bemühungen sind (die sie als das Ergebnis des göttlichen<br />

Willens betrachten) und nicht nach der Eigenbemühung in der Gegenwart<br />

streben.<br />

Wenn du bemerkst, dass die gegenwärtige Eigenbemühung manchmal<br />

durch das Schicksal (oder den göttlichen Willen) durchkreuzt wird, dann<br />

solltest du verstehen, dass die Eigenbemühung noch zu schwach ist. Ein<br />

schwacher und stumpfsinniger Mensch sieht die Hand der Vorsehung, sobald<br />

er sich einem starken und mächtigen Gegner gegenüber sieht, und unterliegt<br />

ihm.<br />

Gelegentlich geschieht es, dass jemand ohne die geringste Eigenbemühung<br />

einen großen Gewinn erlangt. So erwählte beispielsweise der Staatselefant<br />

(in Übereinstimmung mit einer historischen Gepflogenheit) einen Bettler<br />

zum Herrscher des Landes, dessen König unerwartet verstarb, ohne einen<br />

Erben zu hinterlassen. Und dies ist gewiss weder ein Zufall noch irgendeine<br />

Art von göttlicher Vorsehung, sondern nichts als die Frucht der Eigenbemühung<br />

des Bettlers in seiner vergangenen Geburt.<br />

II:6<br />

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