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Konzept Rettungsmittelvorhaltung für den Transport ...

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<strong>Konzept</strong> <strong>Rettungsmittelvorhaltung</strong><br />

für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> schwergewichtiger (adipöser) Patienten<br />

im Rettungsdienst in Bayern<br />

(Stand 16.05.2008)<br />

1. Einführung<br />

Die Zahl schwergewichtiger Patienten des Rettungsdienstes hat entsprechend der allgemeinen<br />

Ten<strong>den</strong>zen zur Zunahme von Schwergewichtigkeit in der Bevölkerung zugenommen.<br />

Der <strong>Transport</strong> dieser Patienten stellt eine Herausforderung für <strong>den</strong> Rettungsdienst<br />

dar, da sowohl das Rettungsdienstpersonal als auch die regulären Rettungsmittel und ihre<br />

Ausstattung ab einem Patientenkörpergewicht von 120 Kilogramm an die Grenzen ihrer<br />

Leistungsfähigkeit stoßen.<br />

Erhebungen im bayerischen Rettungsdienst haben ergeben, dass die Problematik flächendeckend<br />

in ganz Bayern besteht, wobei die Fallzahlen in <strong>den</strong> Ballungsräumen höher<br />

sind als in <strong>den</strong> ländlichen Bereichen. In <strong>den</strong> Ballungsräumen wer<strong>den</strong> vereinzelt Spezialfahrzeuge<br />

für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> übergewichtiger Patienten vorgehalten (zum Beispiel Rettungszelle<br />

der Berufsfeuerwehr München). Im ländlichen Raum sind jedoch geeignete<br />

Rettungsmittel nur sehr begrenzt verfügbar.<br />

Der Einsatz von Luftrettungsmitteln für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> schwergewichtiger Patienten ist nur<br />

begrenzt möglich. Neben ausrüstungstechnischen bestehen insb. bei hohen Außentemperaturen<br />

flugleistungsbezogene Einschränkungen bezüglich des maximalen Abfluggewichts<br />

der Hubschrauber. Der luftgebun<strong>den</strong>e <strong>Transport</strong> von Patienten mit einem Körpergewicht<br />

von mehr als 140 kg ist aufgrund der Gewichtslimitierungen der gebräuchlichen Tragensysteme<br />

und der stark eingeschränkten Platzverhältnisse in <strong>den</strong> bayernweit am häufigsten<br />

im öffentlichen Luftrettungsdienst eingesetzten Hubschraubertypen EC 135 und BK 117<br />

problematisch. Lediglich der Hubschraubertyp Bell 412 kann auch Patienten mit einem<br />

höheren Gewicht bis 160 kg ohne größere Probleme transportieren.<br />

Beim <strong>Transport</strong> schwergewichtiger Patienten kommt es deshalb regelmäßig zu nicht unerheblichen<br />

Störungen im Einsatzablauf. Die Provisorien, die vielerorts aufgrund begrenzter<br />

Verfügbarkeit geeigneter Rettungsmittel praktiziert wer<strong>den</strong> müssen, bergen ein nicht unerhebliches<br />

Risiko für Einsatzkräfte und Patienten. Das Bayer. Staatsministerium des Innern


- 2 -<br />

hat deshalb zusammen mit <strong>den</strong> Durchführen<strong>den</strong> des Rettungsdienstes unter Beteiligung<br />

der in Bayern tätigen Sozialversicherungsträger ein flächendeckendes <strong>Konzept</strong> für die<br />

Vorhaltung von für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> schwergewichtiger Patienten geeigneter Rettungswagen<br />

(Adipositas RTW) entwickelt.<br />

2. Adipositas RTW<br />

Mit dem Bayern RTW (4,5 t) steht ein Fahrzeug zur Verfügung, das mit vertretbarem Aufwand<br />

für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> von Patienten bis ca. 300 kg Körpergewicht ertüchtigt wer<strong>den</strong><br />

kann. Hier sind insb. folgende Maßnahmen zu treffen:<br />

2.1 Auflastung auf 5 t<br />

Der Bayern RTW erhält zur Erhöhung der zulässigen Nutzlast ein Fahrgestell für eine<br />

Tragfähigkeit von ca. 5 t.<br />

2.2 Schwerlasttrage, Luftfederung<br />

Für die Lagerung schwergewichtiger Patienten wird eine spezielle Schwerlasttrage verwendet.<br />

Diese wird aus statischen Grün<strong>den</strong> mittels spezieller Haltevorrichtungen direkt am<br />

Fahrzeugbo<strong>den</strong> befestigt. Hierdurch wird eine Verbesserung des Federungskomforts nötig,<br />

die durch eine Luftfederung erreicht wird, die zugleich zur Erleichterung des Patienteneinla<strong>den</strong>s<br />

eine Fahrzeugabsenkung zulässt.<br />

2.3 Ladebordwand<br />

Der Adipositas RTW erhält zur Erleichterung des Patienteneinla<strong>den</strong>s zusätzlich eine Ladebordwand.<br />

3 Vorhaltung, Stationierungsort<br />

In jedem Rettungsdienstbereich wird im Reservefahrzeugbestand anstelle eines regulären<br />

RTW ein für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> schwergewichtiger Patienten speziell ausgestatteter Adipositas<br />

RTW vorgehalten. Eine zusätzliche hauptamtliche Personalvorhaltung für das Fahrzeug ist<br />

nicht vorgesehen. Wenn der Adipositas RTW ein ausgefallenes Fahrzeug ersetzt, ist er<br />

dienstplanmäßig mit Personal besetzt, im Übrigen ist eine Besatzung aus dem regulären<br />

Rettungsdienst zu organisieren.<br />

Der Stationierungsort wird durch <strong>den</strong> Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung<br />

in Abstimmung mit <strong>den</strong> im Rettungsdienstbereich tätigen Durchführen<strong>den</strong> des<br />

Rettungsdienstes bestimmt. Der Adipositas RTW soll nach Möglichkeit an einer Rettungswache<br />

stationiert wer<strong>den</strong>, die aufgrund ihrer Größe und Personalausstattung die Besetzung<br />

des Adipositas RTW ohne Probleme sicherstellen kann. Der Stationierungsort soll<br />

möglichst zentral gelegen sein oder so gewählt wer<strong>den</strong>, dass die Fahrzeiten zu häufigen<br />

Einsatzorten – soweit solche erkennbar sind – möglichst gering sind. Die Standortwahl soll


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mit benachbarten Zweckverbän<strong>den</strong> für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung abgestimmt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Die Bedarfsgerechtigkeit der Vorhaltung ist regelmäßig zu evaluieren.<br />

4 Rettungszellen der Berufsfeuerwehren<br />

Es kann im Einzellfall auch der aufgelastete Bayern RTW für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> eines schwergewichtigen<br />

Patienten nicht ausreichend sein (z. B. Körpergewicht über 300 kg oder Notwendigkeit<br />

des Bettentransports). Um auch diese Fälle abdecken zu können, wird <strong>den</strong><br />

Zweckverbän<strong>den</strong> für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung und dem Rettungszweckverband<br />

München empfohlen, für Standorte mit Berufsfeuerwehren zu prüfen, ob dort eine<br />

Rettungszelle zur Verfügung steht bzw. zur Verfügung gestellt wer<strong>den</strong> kann, die entweder<br />

im Ausnahmefall (falls der Adipositas RTW nicht zur Verfügung steht oder nicht ausreichend<br />

ist) oder anstatt des Adipositas RTW generell die Beförderung von schwergewichtigen<br />

Patienten übernimmt. Aus Sicht des Bayer. Staatsministeriums des Innern wären zumindest<br />

ein Standort in Südbayern (München) und ein Standort in Nordbayern (Nürnberg)<br />

günstig. Die Hilfsorganisationen und die Sozialversicherungsträger sind entsprechend <strong>den</strong><br />

Regelungen des Bayer. Rettungsdienstgesetzes zu beteiligen.<br />

5 Einsatzspektrum, Disposition<br />

Das Einsatzspektrum des Adipositas RTW umfasst Notfallrettung, arztbegleiteten Patiententransport<br />

und Krankentransport. Für <strong>den</strong> <strong>Transport</strong> von Infektpatienten gelten dieselben<br />

Regeln wie für <strong>den</strong> Einsatz sonstiger RTW (d.h. insbesondere kein <strong>Transport</strong> von hochkontagiösen<br />

Patienten). Die Einsatzlenkung erfolgt über die Standortleitstelle. Ob für einen<br />

schwergewichtigen Patienten der Einsatz eines Adipositas RTW erforderlicht ist, ist einzelfallbezogen<br />

zu entschei<strong>den</strong>. Das Körpergewicht bietet, soweit es bekannt ist, hierfür einen<br />

wesentlichen Anhaltspunkt. Es sind aber auch weitere Faktoren wie Körpergröße und Körperumfang<br />

zu berücksichtigen. Die vorstehen<strong>den</strong> Ausführungen gelten entsprechend für<br />

<strong>den</strong> Einsatz von Rettungszellen der Berufsfeuerwehren.<br />

6 Einsatzabrechnung<br />

Die Abrechnung von mit Adipositas RTW durchgeführten Einsätzen erfolgt über die Zentrale<br />

Abrechnungsstelle für <strong>den</strong> Rettungsdienst in Bayern (ZAST). Die Tarifierung ist <strong>den</strong> Entgeltverhandlungen<br />

vorbehalten.<br />

Bayerisches Staatsministerium des Innern<br />

München, 16.05.2008<br />

gez.<br />

Anding<br />

Ltd. Ministerialrat

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