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<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>)<br />
Copyright © 2012 Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie<br />
Autor: Dipl.-Biol. Maria Yiallouros, erstellt am 12.02.2009, Redaktion: Dr. med.<br />
Gesche Tallen, Freigabe: PD Dr. med. Uta Dirksen, zuletzt bearbeitet: 11.07.2012<br />
Kin<strong>de</strong>rkrebsinfo wird von <strong>de</strong>r Deutschen Kin<strong>de</strong>rkrebsstiftung geför<strong>de</strong>rt
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Krankheitsbild .................................................................................................................. 3<br />
2. Häufigkeit ........................................................................................................................ 3<br />
3. Lage und Ausbreitung ..................................................................................................... 3<br />
4. Feingewebliche Eigenschaften und Tumortypen ................................................................. 4<br />
5. Ursachen ......................................................................................................................... 4<br />
6. Krankheitszeichen ............................................................................................................ 4<br />
7. Diagnose und Therapieplanung ........................................................................................ 5<br />
8. Therapie .......................................................................................................................... 6<br />
8.1. Chemotherapiephase vor <strong>de</strong>r Lokaltherapie ................................................................... 6<br />
8.2. Lokaltherapie ............................................................................................................... 7<br />
8.3. Chemotherapiephase nach <strong>de</strong>r Lokaltherapie ................................................................ 7<br />
8.4. Behandlung bei Krankheitsrückfall ................................................................................ 7<br />
9. Therapieoptimierungsstudien ........................................................................................... 8<br />
10. Prognose ....................................................................................................................... 8<br />
Literatur ............................................................................................................................. 10<br />
Glossar .............................................................................................................................. 12
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 3<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>)<br />
1. Krankheitsbild<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e sind soli<strong>de</strong> bösartige Tumoren, die meist im Knochen auftreten. Selten entstehen<br />
sie in Weichteilgeweben, also in Bin<strong>de</strong>-, Fett-, Muskelgewebe o<strong>de</strong>r Gewebe peripherer Nerven.<br />
Die Erkrankung ist nach <strong>de</strong>m New Yorker Krebsforscher James <strong>Ewing</strong> (1866-1943) benannt,<br />
<strong>de</strong>r diesen Tumor erstmals im Jahre 1920 beschrieb. Zu <strong>de</strong>n Tumoren <strong>de</strong>r <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>-<br />
Familie gehören insbeson<strong>de</strong>re das klassische <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (EWS) und <strong>de</strong>r periphere maligne<br />
primitive neuroekto<strong>de</strong>rmale Tumor (PPNET o<strong>de</strong>r pPNET). Letztere sind nicht zu verwechseln mit<br />
bestimmten Hirntumoren, die PNET o<strong>de</strong>r ZNS-PNET (primitive neuroekto<strong>de</strong>rmale Tumoren <strong>de</strong>s<br />
Zentralnervensystems) genannt wer<strong>de</strong>n. Die meisten <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e wachsen und streuen sehr<br />
schnell, so dass die Erkrankung ohne eine wirksame Behandlung tödlich verläuft.<br />
2. Häufigkeit<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e sind seltene Tumoren. In Deutschland erkranken <strong>de</strong>rzeit jährlich etwa 3<br />
von 1.000.000 Kin<strong>de</strong>rn unter 15 Jahren (etwa 40 Kin<strong>de</strong>r pro Jahr) und 2,4 von 1.000.000<br />
Heranwachsen<strong>de</strong>n zwischen 15 und 25 Jahren neu an einem <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>.<br />
Mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Patienten erkrankt zwischen <strong>de</strong>m 10. und 20. Lebensjahr, Jugendliche<br />
zwischen 12 und 17 Jahren sind beson<strong>de</strong>rs häufig betroffen. Die Erkrankung kommt aber<br />
auch im Säuglings-, Kleinkind- und Schulkindalter sowie bis in das hohe Erwachsenenalter<br />
hinein vor. Jungen und männliche Heranwachsen<strong>de</strong> sind häufiger betroffen als Mädchen<br />
(Geschlechterverhältnis 1,5:1).<br />
3. Lage und Ausbreitung<br />
Je<strong>de</strong>r Knochen kann Ursprungsort eines <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>s sein. Am häufigsten betroffen ist das<br />
Becken, gefolgt von <strong>de</strong>n langen Röhrenknochen <strong>de</strong>r Ober- und Unterschenkel und <strong>de</strong>n Rippen.<br />
Die Tumoren können sich sowohl innerhalb <strong>de</strong>s Knochens als auch in <strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n<br />
Weichgeweben ausbreiten. In seltenen Fällen entstehen <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e direkt in <strong>de</strong>n Weichteilen,<br />
also außerhalb und ohne Beteiligung <strong>de</strong>s Knochens. Man spricht in diesem Fall von extraskelettalen<br />
o<strong>de</strong>r extraossären <strong>Ewing</strong>-Tumoren.<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e wachsen schnell und bil<strong>de</strong>n frühzeitig Tochterabsie<strong>de</strong>lungen (Metastasen). Bei<br />
etwa einem Viertel <strong>de</strong>r Patienten liegen bereits zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Diagnosestellung sichtbare<br />
Metastasen vor, meist in <strong>de</strong>r Lunge, aber auch in Knochen und Knochenmark. Darüber hinaus<br />
haben fast alle Patienten kleinste Metastasen – so genannte Mikrometastasen – die mit<br />
herkömmlichen Untersuchungsverfahren noch nicht zu erkennen sind.
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 4<br />
4. Feingewebliche Eigenschaften und Tumortypen<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e gehören zu <strong>de</strong>n primitiven bösartigen Tumoren. Es ist noch nicht bekannt,<br />
aus welcher Ursprungszelle sie hervorgehen. Nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeitigen Stand <strong>de</strong>r Forschung<br />
entwickeln sie sich aus unreifen (undifferenzierten) Gewebezellen, so genannten mesenchymalen<br />
Stammzellen.<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>zellen können nur durch feingewebliche und molekulargenetische<br />
Spezialuntersuchungen von undifferenzierten Tumorzellen an<strong>de</strong>rer Krebserkrankungen (wie<br />
Neuroblastom, Medulloblastom, Non-Hodgkin-Lymphom, Weichteilsarkome und Retinoblastom)<br />
unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Wegen <strong>de</strong>r Seltenheit <strong>de</strong>r Tumoren erfolgt eine solche Unterscheidung<br />
daher in <strong>de</strong>r Regel in Speziallaboren.<br />
Anhand von feingeweblichen Eigenschaften und Ursprungsort <strong>de</strong>s Tumors wer<strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>r<br />
Gruppe <strong>de</strong>r <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e folgen<strong>de</strong> Tumortypen unterschie<strong>de</strong>n:<br />
• Klassisches <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (EWS)<br />
• Peripherer maligner primitiver neuroekto<strong>de</strong>rmaler Tumor (PPNET o<strong>de</strong>r pPNET)<br />
• Askin-Tumor <strong>de</strong>r Brustwand<br />
• Weichteil <strong>Ewing</strong>-Tumor<br />
5. Ursachen<br />
Die Ursachen für die Entstehung eines <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>s sind unbekannt. We<strong>de</strong>r äußere<br />
Einflussfaktoren, wie zum Beispiel eine vorangegangene Strahlentherapie, noch vererbte<br />
genetische Faktoren (erbliche Veranlagung) scheinen eine wesentliche Rolle zu spielen.<br />
Bekannt ist, dass die Tumorzellen <strong>de</strong>r <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e gewisse Chromosomenverän<strong>de</strong>rungen<br />
aufweisen, die immer auch ein bestimmtes Gen auf Chromosom 22 - das so genannte <strong>Ewing</strong>-<br />
<strong>Sarkom</strong>-Gen - betreffen. Die daraus resultieren<strong>de</strong>n Gen<strong>de</strong>fekte sind daran beteiligt, dass aus einer<br />
gesun<strong>de</strong>n Zelle eine Tumorzelle wird. Generell wer<strong>de</strong>n solche im Tumorgewebe nachweisbaren<br />
Genverän<strong>de</strong>rungen aber nicht vererbt.<br />
6. Krankheitszeichen<br />
Die bei weitem häufigsten Beschwer<strong>de</strong>n, die durch ein <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> verursacht wer<strong>de</strong>n, sind<br />
Schmerzen und eine Schwellung in <strong>de</strong>r vom Tumor betroffenen Region.<br />
Die Schmerzen können unregelmäßig auftreten und sind gewöhnlich aktivitätsbezogen, gehen<br />
aber oft auch während <strong>de</strong>r Nacht nicht ganz zurück. Zu <strong>de</strong>n Schmerzen kann – mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>m Tumorwachstum – eine sichtbare und/o<strong>de</strong>r tastbare, eventuell gerötete Schwellung<br />
hinzukommen, die mit Funktionseinbußen einhergehen kann. Nicht selten wer<strong>de</strong>n diese<br />
Krankheitszeichen zunächst als Wachstumsschmerzen, eine Knochenentzündung o<strong>de</strong>r als Folge<br />
einer Sportverletzung fehlge<strong>de</strong>utet.
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 5<br />
Da <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>e praktisch in je<strong>de</strong>m Knochen und in Weichgewebe entstehen können, sind<br />
die weiteren Symptome von Patient zu Patient verschie<strong>de</strong>n. Sind zum Beispiel die Wirbelsäule<br />
o<strong>de</strong>r periphere Nerven [peripheres Nervensystem] betroffen, können Ausfallerscheinungen wie<br />
Lähmungen im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Tumoren <strong>de</strong>r Becken- o<strong>de</strong>r Brustregion o<strong>de</strong>r auch Tumoren<br />
im Oberschenkel können lange Zeit unbemerkt bleiben.<br />
Bei etwa einem Drittel <strong>de</strong>r Patienten treten Allgemeinsymptome wie Fieber, Krankheitsgefühl,<br />
Gewichtsverlust und/o<strong>de</strong>r eine allgemeine Müdigkeit auf, die auf eine bereits fortgeschrittene<br />
Erkrankung hinweisen können. Von <strong>de</strong>n ersten Symptomen bis zur endgültigen Diagnose <strong>de</strong>r<br />
Erkrankung können einige Wochen o<strong>de</strong>r Monate vergehen.<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche mit Beschwer<strong>de</strong>n, wie sie hier beschrieben sind, haben selbstverständlich<br />
nicht immer ein <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> o<strong>de</strong>r einen an<strong>de</strong>ren bösartigen Knochentumor. Dennoch ist es<br />
ratsam, je<strong>de</strong> Form von Knochenschmerzen im Kin<strong>de</strong>s- und Jugendalter sorgfältig durch einen<br />
erfahrenen Kin<strong>de</strong>rarzt abklären zu lassen, um eine bösartige Erkrankung auszuschließen.<br />
7. Diagnose und Therapieplanung<br />
Fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r (Kin<strong>de</strong>r-)Arzt durch Krankheitsgeschichte (Anamnese) und körperliche Untersuchung<br />
Hinweise auf einen bösartigen Knochentumor, wird er <strong>de</strong>n Patienten in ein Krankenhaus<br />
überweisen, das auf Krebserkrankungen bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen spezialisiert ist (Klinik<br />
für pädiatrische Onkologie/Hämatologie). Denn bei Verdacht auf einen solchen Tumor sind<br />
umfangreiche Untersuchungen und die Zusammenarbeit von Spezialisten unterschiedlicher<br />
Fachrichtungen notwendig, um festzustellen, ob tatsächlich ein bösartiger Knochentumor vorliegt<br />
und, wenn ja, um welche Form <strong>de</strong>s Tumors es sich han<strong>de</strong>lt und wie weit sich die Erkrankung im<br />
Körper ausgebreitet hat. Die Klärung dieser Fragen ist Voraussetzung für eine optimale Behandlung<br />
und Prognose <strong>de</strong>s Patienten.<br />
Bild geben<strong>de</strong> Verfahren: Der Verdacht auf einen bösartigen Knochentumor kann meist<br />
bereits anhand typischer Befun<strong>de</strong> im Röntgenbild [Röntgenuntersuchung] erhärtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit Hilfe zusätzlicher Bild geben<strong>de</strong>r Verfahren wie <strong>de</strong>r Magnetresonanztomographie (MRT)<br />
und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Computertomographie (CT) lassen sich die genaue Lage und Größe <strong>de</strong>s<br />
Tumors sowie seine Abgrenzung zu Nachbarstrukturen (wie Muskel- und Sehnengewebe o<strong>de</strong>r<br />
Gelenkkapseln) sehr gut darstellen. Auch nahe gelegene Metastasen – so genannte Skip-<br />
Metastasen – sind mit diesen Metho<strong>de</strong>n gut sichtbar. Die MRT ist bei <strong>de</strong>r Bestimmung betroffener<br />
Weichteil- und Knochenmarkanteile <strong>de</strong>r CT überlegen, so dass dieses Verfahren neben <strong>de</strong>r<br />
Röntgenübersichtsaufnahme <strong>de</strong>s betroffenen Knochens bevorzugt bei <strong>de</strong>r Erstdiagnose <strong>de</strong>s<br />
Tumors eingesetzt wird.<br />
Entnahme und Untersuchung von Tumorgewebe: Um die Diagnose eines <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>s<br />
endgültig zu sichern, muss aber in je<strong>de</strong>m Fall eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie) und von<br />
mehreren Spezialisten untersucht wer<strong>de</strong>n. Die Biopsie muss von Ärzten genommen wer<strong>de</strong>n, die<br />
auch auf die Operation von <strong>Sarkom</strong>en spezialisiert sind. Damit ist sichergestellt, dass <strong>de</strong>r für<br />
die Biopsie gewählte Zugang später nicht zu Problemen bei <strong>de</strong>r weiteren Behandlung führt. Eine
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ungünstig geplante Biopsie kann im schlimmsten Fall dazuführen, dass eine spätere Operation<br />
sehr viel größer ausfallen muss als eigentlich notwendig wäre.<br />
Untersuchungen zur Metastasensuche: Zur Metastasensuche wer<strong>de</strong>n eine<br />
Röntgenuntersuchung und eine Computertomographie <strong>de</strong>r Lunge sowie eine Szintigraphie<br />
<strong>de</strong>r Knochen durchgeführt. In Einzelfällen kann auch eine Positronen-Emissions-Tomographie<br />
(PET) nützlich sein. Um festzustellen, ob das Knochenmark befallen ist, muss auch eine<br />
Knochenmarkpunktion erfolgen. Je nach Krankheits- und Behandlungssituation können weitere<br />
Untersuchungen hinzukommen.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r diagnostischen Untersuchungen zu Art, Lage, Aus<strong>de</strong>hnung und Streuung<br />
<strong>de</strong>s Tumors dienen dazu, eine möglichst individuelle, auf <strong>de</strong>n Patienten zugeschnittene<br />
(risikoadaptierte) Behandlung zu planen.<br />
8. Therapie<br />
Die Behandlung von Patienten mit einem <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> besteht aus einer Operation und/<br />
o<strong>de</strong>r Strahlentherapie (Lokaltherapie) sowie einer Chemotherapie. Die Chemotherapie wird<br />
durchgeführt, weil es sich gezeigt hat, dass allein mit einer Operation o<strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r Tumor<br />
zwar oft entfernt wer<strong>de</strong>n kann, später jedoch fast immer Metastasen auftreten. Daher ist eine<br />
Behandlung erfor<strong>de</strong>rlich, die <strong>de</strong>n ganzen Körper betrifft. In <strong>de</strong>r Regel erfolgt die Lokaltherapie<br />
zwischen zwei Chemotherapiephasen. Die Gesamtdauer <strong>de</strong>r Behandlung beträgt etwa zehn bis<br />
zwölf Monate.<br />
Folgen<strong>de</strong> Therapiephasen wer<strong>de</strong>n unterschie<strong>de</strong>n:<br />
8.1. Chemotherapiephase vor <strong>de</strong>r Lokaltherapie<br />
Die Behandlung beginnt mit einer mehrwöchigen intensiven Chemotherapie (auch Induktions-<br />
Chemotherapie genannt). Das Ziel dieser Chemotherapie ist, <strong>de</strong>n Tumor und eventuell vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Metastasen zu verkleinern und abzutöten und auf diese Weise die nachfolgen<strong>de</strong> Operation<br />
schonen<strong>de</strong>r und sicherer und damit so effektiv wie möglich zu machen. Darüber hinaus<br />
dient die Chemotherapie <strong>de</strong>r Bekämpfung kleinster, noch nicht sichtbarer Tochterabsie<strong>de</strong>lungen<br />
(Mikrometastasen) und soll verhin<strong>de</strong>rn, dass <strong>de</strong>r Tumor weiter streut. Um möglichst alle bösartigen<br />
Tumorzellen zu vernichten, wird eine Kombination verschie<strong>de</strong>ner zellwachstumshemmen<strong>de</strong>r<br />
Medikamente (Zytostatika) eingesetzt, die sich bei <strong>de</strong>r Bekämpfung von <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>en<br />
als beson<strong>de</strong>rs wirkungsvoll erwiesen haben. Hierzu gehören zum Beispiel die Medikamente<br />
Vincristin, Ifosfamid, Doxorubicin und Etoposid. Die Zytostatika wer<strong>de</strong>n in mehreren mehrtägigen<br />
Chemotherapiezyklen als Infusion verabreicht; in dieser Zeit wird <strong>de</strong>r Patient in die Klinik<br />
aufgenommen. In <strong>de</strong>n dazwischen liegen<strong>de</strong>n Therapiepausen kann <strong>de</strong>r Patient in <strong>de</strong>r Regel zu<br />
Hause sein; nur wenn schwere Nebenwirkungen auftreten, ist eine erneute stationäre Aufnahme<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 7<br />
8.2. Lokaltherapie<br />
Noch während o<strong>de</strong>r spätestens im Anschluss an die Chemotherapie erfolgt die Lokaltherapie.<br />
Die bevorzugte Behandlung ist die Operation mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n Tumor möglichst vollständig<br />
zu entfernen. Dies ist jedoch häufig aufgrund <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Tumors in funktionell wichtigen<br />
Körperregionen nicht möglich, so dass ergänzend o<strong>de</strong>r statt<strong>de</strong>ssen eine Strahlentherapie<br />
durchgeführt wird. Welche <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Möglichkeiten in Frage kommt o<strong>de</strong>r ob bei<strong>de</strong> Verfahren<br />
kombiniert wer<strong>de</strong>n, hängt vom einzelnen Patienten und seiner Erkrankungssituation ab und<br />
muss ganz individuell entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Das Behandlungsteam wird Sie über Art und Ablauf<br />
<strong>de</strong>s chirurgischen Eingriffs beziehungsweise über die Strahlentherapie genauer informieren. Bei<br />
Tumoren <strong>de</strong>r Arme o<strong>de</strong>r Beine ist es dank <strong>de</strong>r großen Fortschritte im Bereich <strong>de</strong>r Gliedmaßen<br />
erhalten<strong>de</strong>n Operationstechniken und durch Einsatz von Chemo- und/o<strong>de</strong>r Strahlentherapie heute<br />
oft möglich, auf eine Amputation zu verzichten.<br />
Im Anschluss an eine Operation untersucht <strong>de</strong>r Pathologe das entnommene <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> um<br />
festzustellen, wie gut die Erkrankung auf die vorangegangene Chemotherapie angesprochen hat.<br />
Dies wird am Anteil <strong>de</strong>r noch verbliebenen leben<strong>de</strong>n Tumorzellen gemessen. Liegt <strong>de</strong>r Anteil<br />
unter 10 %, so spricht man von einem guten Tumoransprechen, ab 10 % spricht man von einem<br />
schlechten Tumoransprechen.<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Diagnose vorhan<strong>de</strong>ne Metastasen wer<strong>de</strong>n, wenn möglich, wie <strong>de</strong>r Primärtumor<br />
lokal behan<strong>de</strong>lt, also operativ entfernt und/o<strong>de</strong>r bestrahlt.<br />
8.3. Chemotherapiephase nach <strong>de</strong>r Lokaltherapie<br />
Nach <strong>de</strong>r Lokaltherapie wird die Chemotherapie fortgesetzt (sie wird dann auch als<br />
Konsolidierungs-Chemotherapie bezeichnet). Die Intensität <strong>de</strong>r Behandlung richtet sich danach,<br />
wie gut <strong>de</strong>r Tumor auf die bereits vor <strong>de</strong>r Operation durchgeführte Chemotherapie angesprochen<br />
hat beziehungsweise nach <strong>de</strong>r Größe und Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Tumors zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Diagnose.<br />
Bei Patienten mit gutem Ansprechen o<strong>de</strong>r relativ kleinem Tumor (Tumorvolumen unter 200<br />
ml) wird, ähnlich wie in <strong>de</strong>r ersten Chemotherapiephase, mehrfach eine Kombination von<br />
verschie<strong>de</strong>nen Zytostatika verabreicht. Gängige Zytostatikakombinationen sind zum Beispiel<br />
Vincristin, Actinomycin D und Cyclophosphamid o<strong>de</strong>r Vincristin, Actinomycin D und Ifosfamid.<br />
Für Patienten mit schlechtem Ansprechen auf die Induktions-Chemotherapie o<strong>de</strong>r mit einem<br />
großen Tumor (Tumorvolumen ab 200 ml) wird im Rahmen von Studien überprüft, ob eine<br />
Hochdosis-Chemotherapie und anschließen<strong>de</strong> autologe Stammzelltransplantation zu besseren<br />
Behandlungsergebnissen führt als eine Fortsetzung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Standard-Chemotherapie. Dies<br />
gilt auch für Patienten mit Metastasen.<br />
In manchen Fällen können im Anschluss an die Chemotherapie o<strong>de</strong>r Hochdosis-Chemotherapie<br />
Nachbestrahlungen erfolgen.<br />
8.4. Behandlung bei Krankheitsrückfall<br />
Die Behandlung von Patienten mit einem <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> besteht aus einer Operation und/<br />
o<strong>de</strong>r Strahlentherapie (Lokaltherapie) sowie einer Chemotherapie. Die Chemotherapie wird<br />
durchgeführt, weil es sich gezeigt hat, dass allein mit einer Operation o<strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 8<br />
Tumor zwar oft entfernt wer<strong>de</strong>n kann, später jedoch fast immer Metastasen auftreten. Daher ist<br />
eine Behandlung erfor<strong>de</strong>rlich, die <strong>de</strong>n ganzen Körper betrifft. In <strong>de</strong>r Regel wird die Lokaltherapie<br />
zwischen zwei Chemotherapiephasen durchgeführt. Die Gesamtdauer <strong>de</strong>r Behandlung beträgt<br />
etwa zehn bis zwölf Monate.<br />
Trotz verbesserter Therapiemetho<strong>de</strong>n erlei<strong>de</strong>n noch immer 30 bis 40 % <strong>de</strong>r Patienten mit<br />
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> einen Krankheitsrückfall (Rezidiv). Die Prognose ist ungünstiger als bei einer<br />
Ersterkrankung. Eine Standardtherapie gibt es für diese Patienten <strong>de</strong>rzeit nicht. Je nach<br />
Krankheitssituation beinhaltet die Behandlung eine Chemotherapie mit mehreren Medikamenten,<br />
eine Strahlentherapie, chirurgische Maßnahmen o<strong>de</strong>r eine Kombination dieser Metho<strong>de</strong>n. Auch<br />
eine Hochdosis-Chemotherapie kann in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn eine Behandlung mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Heilung nicht mehr möglich ist, steht die Erhaltung<br />
<strong>de</strong>r Lebensqualität <strong>de</strong>s Patienten im Vor<strong>de</strong>rgrund, zum Beispiel durch Schmerzlin<strong>de</strong>rung und<br />
<strong>de</strong>n Erhalt von Funktionen (Palliativtherapie). Im Rahmen von Studien wird versucht, die<br />
Heilungsaussichten auch dieser Patienten zu verbessern, zum Beispiel durch Einsatz und<br />
Erprobung neuer Medikamente.<br />
9. Therapieoptimierungsstudien<br />
In <strong>de</strong>n großen Behandlungszentren <strong>de</strong>r Welt wer<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche mit einem <strong>Ewing</strong>-<br />
<strong>Sarkom</strong> o<strong>de</strong>r PPNET nach standardisierten Behandlungsprotokollen behan<strong>de</strong>lt. Sie alle haben zum<br />
Ziel, die Langzeitüberlebensraten <strong>de</strong>r Patienten zu verbessern und gleichzeitig therapiebedingte<br />
Spätfolgen so gering wie möglich zu halten. Die Behandlung nach solchen Therapieprotokollen<br />
erfolgt in aller Regel im Rahmen von Therapieoptimierungsstudien.<br />
In Deutschland ist 2009 eine neue internationale Therapieoptimierungsstudie zur Behandlung von<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen mit <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong>en angelaufen: die Studie EWING 2008. An <strong>de</strong>r Studie<br />
sind zahlreiche Kin<strong>de</strong>rkliniken und Behandlungseinrichtungen in ganz Deutschland und an<strong>de</strong>ren<br />
europäischen Län<strong>de</strong>rn sowie in <strong>de</strong>n USA, Australien und Neuseeland beteiligt. Die <strong>de</strong>utsche<br />
Studienzentrale befin<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>r Klinik für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin <strong>de</strong>r Universität Münster<br />
(Studienleitung: Professor Dr. med. Heribert Jürgens).<br />
10. Prognose<br />
Die Prognose von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen mit einem <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> hängt von verschie<strong>de</strong>nen<br />
Faktoren ab. Entschei<strong>de</strong>nd sind insbeson<strong>de</strong>re die Lage und Größe <strong>de</strong>s Tumors, seine Ausbreitung<br />
zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Diagnosestellung und das Ansprechen <strong>de</strong>r Erkrankung auf die präoperative<br />
Chemotherapie.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten haben sich dank <strong>de</strong>r Einführung intensiver<br />
Kombinationschemotherapien und <strong>de</strong>r standardisierten Behandlung im Rahmen von<br />
Therapieoptimierungsstudien die Überlebensaussichten <strong>de</strong>r Patienten mit <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> <strong>de</strong>utlich<br />
verbessert. Während die Überlebenschance in <strong>de</strong>n 1960er-Jahren mit alleiniger Strahlentherapie<br />
o<strong>de</strong>r Operation bei weniger als 10 % lag, können heute durch die Kombination von lokaler Therapie<br />
und Chemotherapie durchschnittlich etwa 65 % <strong>de</strong>r Patienten ohne sichtbare Metastasen langfristig<br />
von dieser Erkrankung geheilt wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung für eine günstige Prognose ist in <strong>de</strong>r Regel,
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 9<br />
dass <strong>de</strong>r Tumor vollständig entfernt wer<strong>de</strong>n kann und die Erkrankung gut auf die Chemotherapie<br />
anspricht.<br />
Patienten, <strong>de</strong>ren Erkrankung zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Diagnose bereits metastasiert ist, haben trotz<br />
intensiver chemotherapeutischer Behandlung nach wie vor eine ungünstige Prognose (5-Jahres-<br />
Überlebensraten von durchschnittlich etwa 25 %). Dabei sind die Überlebensaussichten für<br />
Patienten mit einzelnen, operablen Lungenmetastasen besser als die für Patienten mit Knocheno<strong>de</strong>r<br />
Knochenmarkmetastasen. Ähnlich ungünstige Heilungsaussichten haben Patienten, die einen<br />
Krankheitsrückfall erlei<strong>de</strong>n. Im Rahmen aktueller und zukünftiger Studien wird versucht, die<br />
Prognose auch für diese Patienten zu verbessern.<br />
Anmerkung: Bei <strong>de</strong>n genannten Überlebensraten han<strong>de</strong>lt es sich um statistische Größen. Sie<br />
stellen nur für die Gesamtheit <strong>de</strong>r an einem <strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> erkrankten Patienten eine wichtige<br />
und zutreffen<strong>de</strong> Aussage dar. Ob <strong>de</strong>r einzelne Patient geheilt wer<strong>de</strong>n kann o<strong>de</strong>r nicht, lässt sich<br />
aus <strong>de</strong>r Statistik nicht vorhersagen. Der Begriff Heilung muss hier vor allem als „Tumorfreiheit“<br />
verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Denn auch wenn die heute verfügbaren Therapiemetho<strong>de</strong>n zu langfristiger<br />
Tumorfreiheit führen können, so sind sie doch häufig auch mit unerwünschten Nebenwirkungen<br />
und Spätschä<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Regel eine intensive Rehabilitation und eine langfristige<br />
orthopädische Betreuung erfor<strong>de</strong>rlich machen.
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 10<br />
Literatur<br />
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<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 12<br />
Glossar<br />
Anamnese<br />
autologe<br />
Stammzelltransplantation<br />
Biopsie<br />
Krankengeschichte; Entwicklung von Krankheitszeichen. Im<br />
ärztlichen Anamnesegespräch mit <strong>de</strong>m Kranken wer<strong>de</strong>n Art,<br />
Beginn und Verlauf <strong>de</strong>r (aktuellen) Beschwer<strong>de</strong>n sowie eventuelle<br />
Risikofaktoren (z.B. Erbkrankheiten) erfragt.<br />
(Rück-)Übertragung von Blutstammzellen, z.B. nach einer<br />
Chemo- o<strong>de</strong>r Strahlentherapie. Der Patient erhält dabei eigene<br />
Zellen zurück, die ihm zuvor aus Knochenmark o<strong>de</strong>r Blut<br />
entnommen wur<strong>de</strong>n (Eigenspen<strong>de</strong>).<br />
Entnahme einer Gewebeprobe zwecks anschließen<strong>de</strong>r (v.a.<br />
mikroskopischer) Untersuchung; kann z.B. durch Punktion mit<br />
einer Hohlna<strong>de</strong>l, unter Anwendung spezieller Instrumente (z.B.<br />
Zangen, Stanzinstrumenten, Son<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r operativ mit <strong>de</strong>m<br />
Skalpell erfolgen.<br />
Chemotherapie hier: Einsatz von Medikamenten (Chemotherapeutika,<br />
Zytostatika) zur spezifischen Hemmung von Tumorzellen im<br />
Organismus<br />
Chromosomen<br />
Computertomographie<br />
Träger <strong>de</strong>s Erbgutes, also <strong>de</strong>r genetischen Information einer Zelle;<br />
Chromosomen sind Bestandteile <strong>de</strong>s Zellkerns, die vor allem<br />
aus Desoxyribonukleinsäure (DNA) und Eiweißen (Histonen)<br />
bestehen. Gestalt und Zahl sind artspezifisch. Der Mensch besitzt<br />
pro Körperzelle 46 Chromosomen (23 Chromosomenpaare).<br />
Bild geben<strong>de</strong>s, röntgendiagnostisches Verfahren; es erzeugt<br />
durch die computergesteuerte Auswertung einer Vielzahl<br />
von Röntgenaufnahmen aus verschie<strong>de</strong>nen Richtungen ein<br />
Bild. Dadurch können Schichtaufnahmen von Körperteilen<br />
(Tomogramme, Quer- o<strong>de</strong>r Längsschnitte <strong>de</strong>s menschlichen<br />
Körpers) hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Gen Erbeinheit in <strong>de</strong>n Chromosomen; Abschnitt <strong>de</strong>r<br />
Desoxyribonukleinsäure (DNS), <strong>de</strong>r die Information für die Bildung<br />
eines bestimmten Eiweißes enthält<br />
genetisch<br />
Hochdosis-Chemotherapie<br />
die (Ebene <strong>de</strong>r) Vererbung bzw. Gene betreffend; vererbt<br />
Einsatz einer beson<strong>de</strong>rs hohen Dosis eines o<strong>de</strong>r mehrerer<br />
zellwachstumshemmen<strong>de</strong>r Medikamente (Zytostatika) mit <strong>de</strong>m<br />
Ziel, sämtliche Krebszellen zu vernichten. Da dabei auch<br />
das Blut bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> System im Knochenmark zerstört wird,<br />
müssen im Anschluss eigene o<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong> Blutstammzellen
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 13<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n (autologe beziehungsweise allogene<br />
Stammzelltransplantation).<br />
Infusion<br />
Knochenmark<br />
Knochenmarkpunktion<br />
körperliche Untersuchung<br />
Einbringen von Flüssigkeiten in <strong>de</strong>n Körper, meist über einen<br />
längeren Zeitraum und über einen zentralen Venenkatheter; eine<br />
Infusion erfolgt zum Beispiel zur Zufuhr von Wasser, Elektrolyten,<br />
Eiweißen und/o<strong>de</strong>r Medikamenten im Rahmen einer intensiven<br />
Behandlung.<br />
Ort <strong>de</strong>r Blutbildung. Schwammartiges, stark durchblutetes<br />
Gewebe, das die Hohlräume im Innern vieler Knochen<br />
(z.B. Wirbelkörper, Becken- und Oberschenkelknochen,<br />
Rippen, Brustbein, Schulterblatt und Schlüsselbein) ausfüllt.<br />
Im Knochenmark entwickeln sich aus Blutvorläuferzellen<br />
(Blutstammzellen) alle Formen von Blutzellen.<br />
Entnahme von Knochenmarkgewebe zur Untersuchung <strong>de</strong>r<br />
Zellen; bei <strong>de</strong>r Punktion wer<strong>de</strong>n mit Hilfe einer dünnen Hohlna<strong>de</strong>l<br />
wenige Milliliter flüssiges Knochenmark aus Beckenknochen o<strong>de</strong>r<br />
Brustbein in eine Spritze gezogen. Die Punktion erfolgt bei größeren<br />
Kin<strong>de</strong>rn unter örtlicher Betäubung; eventuell wird zusätzlich<br />
ein Beruhigungsmittel verabreicht (Sedierung). Bei kleineren<br />
Kin<strong>de</strong>rn kann unter Umstän<strong>de</strong>n eine kurze Narkose zweckmäßig<br />
sein.<br />
wichtiger Bestandteil diagnostischer Untersuchungen; beinhaltet<br />
u.a. das Abtasten und Abhören bestimmter Körperorgane sowie<br />
das Testen von Reflexen, um Hinweise auf die Art bzw. <strong>de</strong>n<br />
Verlauf einer Erkrankung zu erhalten<br />
Magnetresonanztomographie Bild geben<strong>de</strong>s Verfahren; sehr genaue, strahlenfreie<br />
Untersuchungsmetho<strong>de</strong> zur Darstellung von Strukturen im<br />
Inneren <strong>de</strong>s Körpers; mit Hilfe magnetischer Fel<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />
Schnittbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Körpers erzeugt, die meist eine sehr<br />
gute Beurteilung <strong>de</strong>r Organe und vieler Organverän<strong>de</strong>rungen<br />
ermöglichen.<br />
Medulloblastom<br />
Metastase<br />
bösartiger embryonaler (primitiver) Tumor <strong>de</strong>s Kleinhirns. Er<br />
tritt vor allem im Kleinkin<strong>de</strong>s- und Kin<strong>de</strong>salter auf und ist mit<br />
knapp 20% <strong>de</strong>r häufigste bösartige soli<strong>de</strong> Tumor im Kin<strong>de</strong>s- und<br />
Jugendalter.<br />
hier: Tochtergeschwulst, Tumorabsiedlung; Tumor, <strong>de</strong>r durch<br />
Verschleppung von Tumorzellen aus einem an<strong>de</strong>ren Bereich<br />
<strong>de</strong>s Körpers entstan<strong>de</strong>n ist; insbeson<strong>de</strong>re bei bösartigen<br />
Geschwülsten (Krebs)
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 14<br />
molekulargenetisch<br />
Neuroblastom<br />
Non-Hodgkin-Lymphom<br />
Operation<br />
Palliativtherapie<br />
Pathologe<br />
Struktur, Bildung, Entwicklung, Funktion und Wechselwirkungen<br />
von Zellen und Zellbausteinen (z. B. Nukleinsäuren, Proteine)<br />
auf molekularer Ebene betreffend. Im Mittelpunkt stehen<br />
die Analyse <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Nukleinsäuren (DNA und RNA)<br />
gespeicherten Erbinformation und <strong>de</strong>ren Verarbeitung im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Proteinsynthese sowie die Genregulation.<br />
bösartiger soli<strong>de</strong>r Tumor <strong>de</strong>s sympathischen Nervensystems; tritt<br />
gehäuft vor <strong>de</strong>m 5. Lebensjahr und vor allem bei Säuglingen<br />
und Neugeborenen auf und ist mit einem Anteil von etwa<br />
8 % aller bösartigen Erkrankungen <strong>de</strong>r zweithäufigste soli<strong>de</strong><br />
Tumor im Kin<strong>de</strong>s- und Jugendalter (nach <strong>de</strong>n Tumoren <strong>de</strong>s<br />
Zentralnervensystems)<br />
große Gruppe bösartiger Erkrankungen <strong>de</strong>s lymphatischen<br />
Systems, die als ein Hauptmerkmal Lymphknotenschwellungen<br />
hervorrufen können. NHL zählen wie das Hodgkin-Lymphom zu<br />
<strong>de</strong>n malignen Lymphomen. Sie machen etwa 7 % <strong>de</strong>r bösartigen<br />
Erkrankungen im Kin<strong>de</strong>s- und Jugendalter aus.<br />
chirurgischer Eingriff am o<strong>de</strong>r im Körper eines Patienten zwecks<br />
Behandlung, seltener auch im Rahmen <strong>de</strong>r Diagnostik; <strong>de</strong>r<br />
chirurgische Eingriff erfolgt mit Hilfe spezieller Instrumente, im<br />
Allgemeinen unter Narkose.<br />
Krebs hemmen<strong>de</strong> Therapie, die vorrangig auf die Erhaltung<br />
bzw. Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensqualität ausgerichtet ist. Die<br />
Palliativtherapie gewinnt dann an Be<strong>de</strong>utung, wenn die Heilung<br />
eines Patienten nicht mehr möglich ist. Im Unterschied dazu hat<br />
eine kurative Therapie in erster Linie die Heilung <strong>de</strong>s Patienten<br />
zum Ziel.<br />
Arzt o<strong>de</strong>r Ärztin, <strong>de</strong>r/die durch feingewebliche (histologische)<br />
und molekulargenetische Untersuchung von Zellen und Geweben<br />
Krankheiten i<strong>de</strong>ntifiziert und die Bösartigkeit von Tumoren<br />
feststellt.<br />
peripheres Nervensystem kann als Empfangs- und Ausführungsorgan <strong>de</strong>s<br />
Zentralnervensystems (ZNS) bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Es besteht<br />
aus <strong>de</strong>n zahlreichen Nerven, die <strong>de</strong>n Körper durchziehen; sie<br />
tragen entwe<strong>de</strong>r Impulse von <strong>de</strong>r Peripherie zum ZNS (sensible<br />
Nervenbahnen) o<strong>de</strong>r vom ZNS in die Peripherie (motorische<br />
Nervenbahnen). Zum peripheren Nervensystem gehören zum<br />
Beispiel die Hirnnerven, Rückenmarksnerven und die peripheren<br />
Nervenzellen.
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 15<br />
Positronen-Emissions-<br />
Tomographie<br />
präoperativ<br />
Primärtumor<br />
primitiv<br />
Bild geben<strong>de</strong>s, nuklearmedizinisches Verfahren, das in <strong>de</strong>r<br />
Krebsheilkun<strong>de</strong> zur Darstellung von Tumoren o<strong>de</strong>r Metastasen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n kann. Zum Nachweis von Tumorgewebe wird eine<br />
radioaktiv markierte Zuckerverbindung verabreicht. Da Tumoren<br />
einen höheren Stoffwechsel haben als gesun<strong>de</strong>s Gewebe, wird<br />
<strong>de</strong>r radioaktive Stoff von <strong>de</strong>n Tumorzellen vermehrt aufgenommen<br />
und gespeichert. Die mit dieser Substanz angereicherten Tumorzellen<br />
sen<strong>de</strong>n Signale aus, die von einer speziellen Kamera<br />
(PET-Scanner) erfasst und in ein Bild (Tomogramm) umgewan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
vor <strong>de</strong>r Operation<br />
<strong>de</strong>r zuerst entstan<strong>de</strong>ne Tumor, von <strong>de</strong>m Metastasen ausgehen<br />
können<br />
einfach, unentwickelt, undifferenziert<br />
Prognose Vorhersage, Voraussicht auf <strong>de</strong>n Krankheitsverlauf,<br />
Heilungsaussicht<br />
Rehabilitation<br />
Retinoblastom<br />
Rezidiv<br />
medizinische, soziale, psychosoziale und berufliche Maßnahmen<br />
nach einer Erkrankung zur Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung in Gesellschaft,<br />
Beruf und Privatleben, die u. a. die Wie<strong>de</strong>rherstellung von<br />
Fähigkeiten durch Übungsbehandlung, Prothesen und/o<strong>de</strong>r<br />
apparative Hilfsmittel umfassen können<br />
seltener Tumor <strong>de</strong>r Augen-Netzhaut (Retina), <strong>de</strong>r vor allem im<br />
Kin<strong>de</strong>salter auftritt; es gibt erbliche und nicht-erbliche Formen <strong>de</strong>r<br />
Erkrankung.<br />
Rückfall, Wie<strong>de</strong>rauftreten einer Erkrankung nach Heilung<br />
Röntgenuntersuchung Bild geben<strong>de</strong>s Verfahren, das durch Anwendung von<br />
Röntgenstrahlen Organe bzw. Organteile sichtbar macht.<br />
soli<strong>de</strong><br />
Stammzellen<br />
stationär<br />
fest<br />
unreife (undifferenzierte) und unbegrenzt teilungsfähige Zellen,<br />
aus <strong>de</strong>nen durch Teilung jeweils wie<strong>de</strong>rum eine Stammzelle<br />
und eine zur Reifung (Differenzierung) fähige Zelle entstehen.<br />
Stammzellen sind das Ausgangsmaterial <strong>de</strong>r embryonalen<br />
Organentwicklung und aller regenerationsfähigen Gewebe <strong>de</strong>s<br />
Erwachsenen (z.B. Haut, Schleimhäute, Blut bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zellen <strong>de</strong>s<br />
Knochenmarks). Sie sind gewebespezifisch <strong>de</strong>terminiert.<br />
hier: medizinische Behandlung mit Unterbringung in einem<br />
Krankenhaus
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 16<br />
Strahlentherapie<br />
Szintigraphie<br />
Therapieoptimierungsstudie<br />
Tumor<br />
undifferenziert<br />
Weichgewebe<br />
Weichteilsarkome<br />
kontrollierte Anwendung ionisieren<strong>de</strong>r Strahlen zur Behandlung<br />
von bösartigen Erkrankungen<br />
nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren, bei <strong>de</strong>m mittels<br />
Gabe einer radioaktiv markierten Substanz innere Organe<br />
o<strong>de</strong>r Gewebe und <strong>de</strong>ren Funktion (Aktivität) bildlich dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n können, zum Beispiel auf einem Röntgenfilm. In <strong>de</strong>r<br />
Krebsheilkun<strong>de</strong> können mit Hilfe <strong>de</strong>r Szintigraphie Tumoren o<strong>de</strong>r<br />
Metastasen sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n. Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Arten<br />
<strong>de</strong>r Szintigraphie, je nach<strong>de</strong>m, welches Organ untersucht wer<strong>de</strong>n<br />
soll und welche chemische Substanz dafür eingesetzt wird.<br />
kontrollierte klinische Studie, die <strong>de</strong>r optimalen Behandlung<br />
<strong>de</strong>r Patienten und gleichzeitig <strong>de</strong>r Verbesserung und<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Behandlungsmöglichkeiten dient. Die<br />
Therapieoptimierung ist dabei nicht nur auf eine<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Heilungsaussichten, son<strong>de</strong>rn auch auf<br />
eine Begrenzung behandlungsbedingter Nebenwirkungen und<br />
Spätfolgen ausgerichtet.<br />
Geschwulst, sowohl gutartig (benigne) als auch bösartig (maligne)<br />
hier: unreif, noch nicht funktionstüchtig und i.d.R. unbegrenzt<br />
teilungsfähig (Beispiel Stammzellen). Die Entwicklung von<br />
undifferenzierten zu differenzierten Zellen und Geweben<br />
(Differenzierung) erfolgt schrittweise. Entsprechend gibt es viele<br />
verschie<strong>de</strong>ne Differenzierungsgra<strong>de</strong>.<br />
Zu <strong>de</strong>n Weichgeweben zählen Bin<strong>de</strong>-, Fett- und Muskelgewebe<br />
sowie das Gewebe <strong>de</strong>r peripheren Nerven (Nervensystem ohne<br />
Hirn und Rückenmark). Weichgewebe (Weichteile) umfassen<br />
somit alle nicht-epithelialen Gewebe <strong>de</strong>s Körpers mit Ausnahme<br />
<strong>de</strong>s Stützgewebes (Knochen und Knorpel). Die Weichgewebe<br />
verbin<strong>de</strong>n, unterstützen und umgeben die an<strong>de</strong>ren Körperteile<br />
und Organe.<br />
Vielzahl sehr verschie<strong>de</strong>ner bösartiger Erkrankungen, die von<br />
Weichgeweben - zum Beispiel Bin<strong>de</strong>-, Fett- und Muskelgewebe<br />
o<strong>de</strong>r Gewebe <strong>de</strong>r peripheren Nerven – ausgehen; machen knapp<br />
7 % <strong>de</strong>r bösartigen Erkrankungen im Kin<strong>de</strong>s- und Jugendalter aus;<br />
häufigstes Weichteilsarkom bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen ist das<br />
Rhabdomyosarkom.<br />
Zytostatika zellwachstumshemmen<strong>de</strong> Medikamente; sie können<br />
verschie<strong>de</strong>nartige Zellen, insbeson<strong>de</strong>re solche, die sich häufig
<strong>Ewing</strong>-<strong>Sarkom</strong> (<strong>Kurzinformation</strong>) Seite 17<br />
teilen, vernichten und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Vermehrung verhin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />
erheblich verzögern, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n Zellstoffwechsel beeinflussen.