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In Zion finden alle Völker Heil und Frieden 1 Dies ist's, was Jesaja ...

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<strong>In</strong> <strong>Zion</strong> <strong>finden</strong> <strong>alle</strong> <strong>Völker</strong> <strong>Heil</strong> <strong>und</strong> <strong>Frieden</strong><br />

1 <strong>Dies</strong> <strong>ist's</strong>, <strong>was</strong> <strong>Jesaja</strong>, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda <strong>und</strong><br />

Jerusalem:<br />

2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher<br />

als <strong>alle</strong> Berge <strong>und</strong> über <strong>alle</strong> Hügel erhaben, <strong>und</strong> <strong>alle</strong> Heiden werden<br />

herzulaufen,<br />

3 <strong>und</strong> viele <strong>Völker</strong> werden hingehen <strong>und</strong> sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg<br />

des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege<br />

<strong>und</strong> wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von <strong>Zion</strong> wird Weisung ausgehen <strong>und</strong><br />

des HERRN Wort von Jerusalem.<br />

4 Und er wird richten unter den Heiden <strong>und</strong> zurechtweisen viele <strong>Völker</strong>.<br />

Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen <strong>und</strong> ihre Spieße zu Sicheln<br />

machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, <strong>und</strong> sie<br />

werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.<br />

5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!<br />

Liebe Gemeinde,<br />

gestern wäre die Berliner Mauer 50 Jahre alt geworden. Letzte Woche sah ich<br />

im ZDF die Dokumentation „Geheimakte Mauerbau“.<br />

Besonders beeindruckend fand ich die Aussage eines Grenzoffiziers über seinen<br />

Einsatz in den letzten Tagen vor dem Fall der Mauer im Herbst ´89, als man ein<br />

Blutvergießen fürchtete.<br />

Der Offizier sollte eine Versammlung von Regimegegnern auflösen, die sich in<br />

einer Ostberliner Kirche zum <strong>Frieden</strong>sgebet versammelt hatten, also Menschen,<br />

die in Augen des DDR-Regimes als potenzielle Staatsfeinde angesehen wurden.<br />

Er sei dorthin gefahren <strong>und</strong> habe die Menschen singend <strong>und</strong> mit Kerzen in der<br />

Hand gesehen. Darauf sei er in die Polizeizentrale gefahren <strong>und</strong> habe gesagt:<br />

„Leute, lasst eure Waffen im Schrank, das sind keine Staatsfeinde, das sind ganz<br />

friedliche Bürger!“<br />

Solchen Menschen ist zu verdanken, dass es damals kein Blutvergießen gab <strong>und</strong><br />

sich tatsächliche eine friedliche Revolution ereignete. Ich bin überzeugt, dass die<br />

vielen Gebete ihre Wirkung taten <strong>und</strong> der <strong>Heil</strong>ige Geist der wirkliche<br />

Drahtzieher der Ereignisse war.<br />

Vielleicht kam uns beim Hören des Predigttexts das Symbol der damaligen<br />

<strong>Frieden</strong>sbewegung vors innere Auge:<br />

ein r<strong>und</strong>er Aufnäher oder Aufkleber, die Abbildung eines hühnenhaften<br />

Schmieds, der ein riesiges Schwert bearbeitet, das unter seinen Händen zu einer<br />

Pflugschar wird. Dabei der Satz „Schwerter zu Pflugscharen!“ <strong>und</strong> die<br />

zugehörige Bibelstelle.<br />

Das Bild gibt eine große Bronzestatue vor dem UN-Gebäude in New York<br />

wieder, ein Geschenk der damaligen Sowjetunion zur Gründung der Vereinten<br />

Nationen. Das ist doch stark: die atheistische Sowjetmacht zitierte die Bibel.


Ein starkes Bild: Ihre Schwerter schmieden sie zu Karsten um, ihre Speere zu<br />

Winzerhippen, nicht hebt mehr Stamm gegen Stamm das Schwert, nicht lernen<br />

sie fürder den Krieg, übersetzte der dt. Jude Martin Buber.<br />

Die Vision des <strong>Jesaja</strong> enthält noch mehr starke Bilder:<br />

- Der Berg Gottes, der <strong>Zion</strong>sberg in Jerusalem überragt <strong>alle</strong> anderen Berge <strong>und</strong><br />

Hügel<br />

- <strong>alle</strong> <strong>Völker</strong> der Erde kommen zum <strong>Zion</strong>, also zu Gott Jahwe, um auf ihn zu<br />

hören <strong>und</strong> sich von ihm Wegweisung zu holen.<br />

Starke Bilder <strong>und</strong> starke Worte.<br />

Doch, liebe Gemeinde, diese Bilder rufen Fragen hervor: wann werden diese<br />

Worte Wirklichkeit, werden sich diese Verheißungen je erfüllen? Und wenn ja,<br />

wann?<br />

Was bedeutet die Zeitangabe: „Es wird sein in den letzten Tagen“?<br />

Sind diese Bilder <strong>und</strong> Verheißungen nur Wunschvorstellungen einer „heilen<br />

Welt“, die sich erst im Jenseits verwirklichen lassen, aber nicht unter den<br />

Bedingungen dieser Welt?<br />

Kurz gesagt: Sind <strong>Jesaja</strong> Worte utopisch? U-topie heißt ja wörtlich „ohne<br />

Ort“.<br />

Sind <strong>Jesaja</strong>s Worte also Vorstellungen <strong>und</strong> Szenerien ohne Ort, ohne Chance auf<br />

Verwirklichung unter den Gegebenheiten dieser real existierenden Welt, mit den<br />

real existierenden Menschen?<br />

Der Theologe Friedrich-Wilhelm Marquard sagt über die „biblische Utopie“: die<br />

Utopien der Bibel sprächen nicht vom „heilen Leben“, sondern vielmehr vom<br />

„zu heilenden Leben“, d.h. vom Leben, das nach <strong>Heil</strong> <strong>und</strong> <strong>Heil</strong>ung verlangt. Mit<br />

anderen Worten: unser Prophetenwort stellt uns eine Aufgabe!<br />

<strong>Heil</strong>loses Leben zu heilen, das war das Ziel der Propheten wie <strong>Jesaja</strong>,<br />

<strong>Heil</strong>loses Leben zu heilen, das ist das Ziel der Worte <strong>und</strong> Taten des Jesus von<br />

Nazareth: diese gef<strong>alle</strong>ne <strong>und</strong> von Gott getrennte Welt zu heilen, die Menschen<br />

wieder zu dem zu machen, <strong>was</strong> sie in Gottes Augen sein sollen:<br />

seine geliebten Geschöpfe,<br />

die sich von ihm den Weg in ein heilvolles Leben auf Gottes Erdball helfen zu<br />

lassen.<br />

So verstanden sind die biblischen Verheißungen keine Vertröstungen aufs<br />

Jenseits oder den „St. Nimmerleinstag“, sondern Aufträge Gottes an uns<br />

Menschen, Entwürfe einer Welt, wie sie nach Gottes Willen sein soll.<br />

Ansporn, unsere Kräfte einzusetzen für Veränderung <strong>und</strong> Verwandlung heilloser<br />

Zustände im Hier <strong>und</strong> Jetzt.<br />

Darum sind sie auch so überaus passend für unsere Gegenwart im August 2011.<br />

Geht es Ihnen auch so, wenn sie die Nachrichten verfolgen, dass sie sich Sorgen<br />

machen um unsere Welt <strong>und</strong> ihre Zukunft? An <strong>alle</strong>n Ecken <strong>und</strong> Enden Unheil<br />

<strong>und</strong> schlimme Zustände.<br />

- Die jüngsten Ausschreitungen, ja Gewalt-exzesse hemmungsloser<br />

Jugendbanden in England


- oder die weltweite Schuldenkrise – der SPIEGEL erschien unter dem Titel<br />

„geht die Welt Bankrott?“<br />

- oder die Hungersnöte in Ostafrika <strong>und</strong> anderswo, die wie immer zuerst die<br />

Schwächsten treffen, Kinder, Alte <strong>und</strong> Kranke<br />

- wir müssen uns heute nach unserer Waffen-produktion fragen lassen. Wir<br />

schmieden <strong>und</strong> exportieren immer neue Waffen, anstatt sie umzuschmieden.<br />

- Unser Text lenkt unseren Blick auf Jerusalem <strong>und</strong> den Nahost-Konflikt. 3<br />

Weltreligionen ist diese Stadt heilig: Juden, Christen <strong>und</strong> Moslems. Sie könnte<br />

sie vereinen, wenn die Menschen die Vision Gottes folgen würden. Stattdessen<br />

ist sie der große Zankapfel, weil Juden <strong>und</strong> Palästi-nenser nicht teilen wollen,<br />

sondern das Land, die Stadt <strong>und</strong> den Tempelberg für sich <strong>alle</strong>ine beanspruchen.<br />

Dabei heißt sie „Jeru-Salem“, Stadt des <strong>Frieden</strong>s, von der <strong>Heil</strong>ung ausgehen soll.<br />

- viele von uns erleben Unheil im persönlichen Umfeld, Friedlosigkeit, Neid <strong>und</strong><br />

Entzweiung in der Familie oder Nachbarschaft.<br />

- O ja, es gibt weiß Gott noch viel zu heilen <strong>und</strong> zu verändern!<br />

Unsere Welt hat den Geist Jesu so dringend nötig, den Geist der Versöhnung<br />

<strong>und</strong> des Verzichts auf Rache.<br />

<strong>Dies</strong>er Tage bekamen wir ein eindrucksvolles Beispiel, wie dieser Geist wirken<br />

kann:<br />

Ich meine Tarqi Jahan, den „Helden von Birmingham“. Der Einwanderer aus<br />

Südasien, vermutlich ist er Moslem, musste zusehen, wie sein Sohn bei den<br />

Kraw<strong>alle</strong>n verblutete. Als die Umstehenden Rache forderten <strong>und</strong> die Lage zu<br />

eskalieren drohte, wehrte er ihnen mit den Worten: „Wer auch einen Sohn<br />

verlieren will, der soll jetzt vortreten. "Leute", sagte der Vater, versucht hatte<br />

seinen Sohn wiederzubeleben, „ich will keine weiteren Leiden sehen, keine<br />

weiteren Verletzten. Mein Sohn ist gestorben. Niemand von euch muss deshalb<br />

auch sterben. Schwarze,. Asiaten, Weiße leben im selben Stadtviertel, warum<br />

müssen wir uns gegenseitig bekämpfen <strong>und</strong> töten?“<br />

Liebe Gemeinde, ich bin überzeugt: solche Leute meint <strong>Jesaja</strong>, wenn er von der<br />

Wallfahrt der <strong>Völker</strong> spricht, Menschen <strong>alle</strong>r <strong>Völker</strong>, Rassen <strong>und</strong> Religionen,<br />

die gemeinsam zum <strong>Zion</strong>sberg wallfahren. <strong>Frieden</strong>snobelpreisträger wie Albert<br />

Schweizer, Ghandi, Martin Luther King oder Mutter Theresa von Kalkutta.<br />

Hinter diesen prominenten Menschen stehen unzählige, deren Namen niemand<br />

kennt. Unbekannte <strong>Zion</strong>spilger der Versöhnung <strong>und</strong> des <strong>Frieden</strong>s.<br />

Menschen wie jene junge Frau, die das Massakers auf der norwegischen <strong>In</strong>sel<br />

Utøya überlebte <strong>und</strong> die sagte: „Wenn ein Mann so viel Hass zeigen kann,<br />

denk’, wie viel Liebe wir <strong>alle</strong> zusammen zeigen können.“<br />

Oder der norwegische Ministerpräsident Stoltenberg, der sich gleich nach den<br />

furchtbaren Morden hinstellte <strong>und</strong> seine Landsleute aufrief, dem Hass <strong>und</strong> der<br />

Gewalt mit noch mehr Toleranz <strong>und</strong> Liebe zu begegnen.<br />

Das nenne ich Politik im Geiste Jesu Christi. Viele Tausende von Norwegern<br />

sind seinem Beispiel gefolgt <strong>und</strong> haben sich auf den von <strong>Jesaja</strong> beschriebenen<br />

Weg gemacht: viele <strong>Völker</strong> werden hingehen <strong>und</strong> sagen: Kommt, lasst uns auf


den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre<br />

seine Wege <strong>und</strong> wir wandeln auf seinen Steigen!<br />

Liebe Gemeinde, unsere Welt braucht solche Pilger, Menschen die sich auf den<br />

Weg machen, um Gottes Weisung zu lernen <strong>und</strong> zu befolgen.<br />

Unsere Welt braucht <strong>Heil</strong>ige Gegenbilder gegen all die Bilder von Hass, Gewalt<br />

<strong>und</strong> Blutvergießen, die uns tagtäglich erreichen.<br />

Ein jedes von uns kennt solche Hoffnungsbilder <strong>und</strong> Hoffnungsmomente aus<br />

dem eigenen Leben:<br />

ein aufmunterndes Gespräch, wenn man selber niedergeschlagen <strong>und</strong> mutlos ist,<br />

ein Besuch von Fre<strong>und</strong>en oder Nachbarn, die einem aufhelfen wollen,<br />

ein tröstendes Wort im Losungsbüchlein oder eine Liedzeile, die ins Schwarze<br />

trifft.<br />

Wir werden gleich nachher solch ein Gegenbild erleben <strong>und</strong> darstellen, wenn<br />

wir zu Gast sind am Tisch unseres Herrn beim heiligen Abendmahl.<br />

Das Abendmahl, das ist auch eine <strong>Völker</strong>wallfahrt.<br />

Unzählige Christinnen <strong>und</strong> Christen überall auf der Welt, Menschen <strong>alle</strong>r<br />

Sprachen <strong>und</strong> <strong>Völker</strong> feiern das Mahl des Herrn,<br />

teilen Brot <strong>und</strong> Wein <strong>und</strong> erfüllen so den letzten Willen unseres Erlösers.<br />

Die internationale Form der Messe, die wir heute feiern verbindet uns mit der<br />

weltweiten Christenheit, mit Lutheranern, Katholiken <strong>und</strong> Orthodoxen.<br />

Es gibt kein schöneres Bild der Versöhnung <strong>und</strong> der Einmütigkeit als das Mahl<br />

des Herrn:<br />

An seinem Tisch sind wir <strong>alle</strong> gleich geachtet, gleich berechtigt <strong>und</strong> mit gleicher<br />

Würde ausgestattet:<br />

Große <strong>und</strong> Kleine, Arme <strong>und</strong> Wohlhabende, Ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Kranke, Fromme <strong>und</strong><br />

weniger Fromme, Glückspilze <strong>und</strong> Pechvögel. So wie es damals war, als Jesus<br />

seine Fre<strong>und</strong>e versammelte zum Passahmahl am Vorabend seines Todes.<br />

Alle dürfen kommen, <strong>alle</strong> dürfen ihre Last <strong>und</strong> Schuld mitbringen <strong>und</strong> ablegen<br />

<strong>und</strong> sich SEINE Vergebung zusprechen lassen.<br />

Alle dürfen ihre innere Dunkelheit nach vorne bringen in unseren<br />

w<strong>und</strong>erschönen, hellen Chorraum <strong>und</strong> sich erhellen lassen vom Licht Gottes.<br />

Ist das nicht w<strong>und</strong>erbar, liebe Schwestern <strong>und</strong> Brüder im Glauben?<br />

<strong>Dies</strong>e w<strong>und</strong>erbare Botschaft wurde zu einem Lied verdichtet <strong>und</strong> vertont das wir<br />

jetzt miteinander anstimmen wollen:<br />

Es wird sein in den letzten Tagen,<br />

so hat es der Prophet geseh´n,<br />

da wird Gottes Berg überragen<br />

<strong>alle</strong> anderen Berge <strong>und</strong> Höhn<br />

Und die <strong>Völker</strong> werden kommen<br />

von Ost, West, Süd <strong>und</strong> Nord,<br />

die Gott fernen <strong>und</strong> die Frommen<br />

zu fragen nach Gottes Wort.


Auf, kommt herbei! Lasst uns wandeln<br />

Amen<br />

im Lichte des Herrn!

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