Pfarrbrief Weihnachten 2009 (5,41 MB) - .PDF - Dienten am ...

Liebe Pfarrgemeinde!
„In der Herberge war kein Platz für sie“, heißt es
kurz und bündig in der Bibel auf die Frage,
warum Jesus in eine Krippe gelegt wurde. Aus
diesem kurzen Satz ist in unserem Brauchtum die
„Herbergssuche“ geworden, wie wir sie kennen:
Josef und Maria suchen Quartier bei
verschiedenen Wirten in Bethlehem, bei
Bekannten und Unbekannten – aber sie kriegen
keines. Ob wirklich kein Platz war oder es nur
eine Ausrede war, bleibt dahingestellt.
Vielleicht hätte ja mancher wirklich erst ausräumen müssen, um sie
unterbringen zu können? Ähnlich geht es wohl vielen von uns (ich nehme
mich da überhaupt nicht aus): Wir haben keinen „Platz“ mehr in unserem
Advent. Kaum eine Zeit ist so angefüllt mit Terminen, Verpflichtungen,
Plänen und Veranstaltungen: Nikolaus und Krampusrummel, Kekse
backen, Weihnachtsfeiern, Einkäufe… - wann kommen wir da noch zur
Ruhe, zur Besinnung, zu uns selbst? Und wo soll da noch Platz sein für
Gott? Da müssten wir sozusagen erst ein Zimmer ausräumen wie der Wirt
von Bethlehem, müssten „Platz“ schaffen. Vielleicht ist das für uns
moderne Menschen die allererste Advent-Aufgabe: Platz schaffen, Zeit
schaffen, Raum für Stille schaffen - in uns selbst.
„Geh in deine Kammer und schließ die Tür zu, dann bete zu deinem Vater,
der im Verborgenen ist“, sagte Jesus einmal.
Eine Hilfe dazu könnte die wöchentliche Adventbesinnung sein, die ich
wieder im Pfarrhof Lend anbieten werde. Auch der Gottesdienst ist so eine
Stunde zum Abschalten, wo einmal nichts „los“ ist, nichts „zu tun“ ist und
wo einem vielleicht erst bewusst wird, was einem so alles durch den Kopf
geht. Und das könnten wir dann wirklich dem Herrgott übergeben…
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes „Ausräumen“ in dieser
Zeit der Herbergssuche, damit ER bei uns ankommen kann.
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Euer Pfarrer Oswald Scherer