Gemeindebrief - Evangelischer Kirchenkreis Aachen
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ist der Getaufte befreit; was ihn nun noch belasten kann, sind seine eigenen<br />
Sünden, die er begeht. Auch da gibt es Hilfe: Das Bußsakrament,<br />
bei dem der bereuende und zerknirschte Sünder seine Schuld vor dem<br />
Beichtvater bekennt und nach Auflegung einer Buße von aller Schuld<br />
losgesprochen wird. Die Buße ist dabei ein gottgefälliges Werk, das dazu<br />
hilft auf den richtigen Weg zurückzukommen. Denn das Tun des Rechten<br />
gefällt Gott. Es ist den Weg, der in den Himmel führt. Daneben kennt die<br />
Kirche die Fülle guter Taten der Heiligen. Diese guten Taten sind mehr,<br />
als ein Mensch bedarf, um bei Gott Anerkennung zu finden. Und sie<br />
sind aufbewahrt wie ein Schatz, den die Kirche verwaltet. Diesen Schatz<br />
darf sie ausgeben und Ablass gewähren denen, die einen Mangel an<br />
guten Werken aufweisen. Der Ablas bewahrt dann vor dem Fegefeuer<br />
oder reduziert die Aufenthaltsdauer erheblich. Ablass konnte gewährt<br />
werden bei Pilgerfahrten, die einer unternommen hat. Oder er konnte,<br />
Höhepunkt der Entwicklung, käuflich erworben werden. Bei Zahlung<br />
einer gewissen Geldsumme hatte man es<br />
mit Brief und Siegel bestätigt.<br />
Martin Luther kannte all diese Angebote<br />
seiner Kirche. Er spürte in sich eine Tiefe<br />
Angst vor dem Endgericht und ging deshalb<br />
regelmäßig zur Beichte. Aber immer blieb<br />
die Furcht, eine Sünde vergessen zu haben.<br />
Oft kam es vor, als er den Beichtstuhl gerade<br />
verlassen hatte, dass er zum Kirchenportal<br />
schritt - und rasch wieder umkehrte,<br />
um erneut die Absolution zu erbitten. Seine<br />
Ordensbrüder, in denen es Kleinigkeiten<br />
Martin Luther im Jahr 1525<br />
Gemälde von Lukas Cranach d. Ä.<br />
waren, die Luther in den Beichtstuhl trug,<br />
versuchten ihn zu beruhigen. Er sei doch<br />
einer, der die Gebote mit größter Sorgfalt beachte. Der sich mehr als andere<br />
Kasteie und gute Werke tue. Er, gerade er, brauche sich doch nicht<br />
so zu sorgen. Die Angst blieb in Martin und mit ihr der Zweifel an seiner<br />
eigenen Güte. Das Gute, das er tat – war das wirklich so selbstlos, wie<br />
es den Anschein hatte? Hat er das Gute wirklich getan um der anderen