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Immer heftigere und häufigere Hochwasser in Sachsen und ...

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KLIMAPLATTFORM THEMENVORTRAG<br />

„Wasser - zuviel, genug, zuwenig“<br />

08.04.2011, Potsdam<br />

<strong>Immer</strong> <strong>heftigere</strong> <strong>und</strong> häufigere <strong>Hochwasser</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg <strong>und</strong><br />

der "Schutz" davor immer perfekter?<br />

Uwe Grünewald<br />

Lehrstuhl Hydrologie <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

Brandenburgische Technische Universität Cottbus


Gliederung:<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler<br />

Sicht<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen,<br />

bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong><br />

Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation<br />

Uwe Grünewald<br />

Lehrstuhl Hydrologie <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

Brandenburgische Technische Universität Cottbus


„Die 5 größten Wetterkatastrophen <strong>in</strong> 2010”<br />

Reihenfolge nach Gesamtschäden (Januar - September)<br />

Reihenfolge nach Todesopfern (Januar - Dezember)<br />

Quelle: Munich RE,<br />

GeoRisikoForschung,<br />

NatCatSERVICE, 2011<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 3


„Vordr<strong>in</strong>gen des Indischen Sommermonsuns; rosa Pfeil: mittlere Verhältnisse;<br />

roter Pfeil: Reichweite 2010; roter Kasten: Untersuchungsgebiet <strong>in</strong> Pakistan”<br />

„… Der Monsun mit se<strong>in</strong>en für Europäer gewaltigen Regenmengen ist <strong>in</strong> Indien <strong>und</strong> Pakistan nichts<br />

Ungewöhnliches. Er stellt sich jeden Sommer e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> beständiger südwestlicher W<strong>in</strong>d führt feuchtwarme<br />

Ozeanluftmassen heran, die extreme Niederschläge br<strong>in</strong>gen. Ursachen s<strong>in</strong>d die unterschiedliche Erwärmung von<br />

Meer <strong>und</strong> Landmassen sowie die jahreszeitliche Verlagerung der äquatorialen Tiefdruckr<strong>in</strong>ne. Der Monsun<br />

regnet sich am Rand des Himalayas ab.…“<br />

Quelle: DWD, Offenbach, 12.08.2010<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 4


„In der Monsunzeit von Mai bis August liegen die mittleren Monatsmengen zum Teil beim<br />

2 bis 5-fachen der Jahressummen, die <strong>in</strong> Deutschland im Flachland gemessen werden“<br />

• „…. Trotzdem wird der Regen dort nach monatelanger Trockenheit als Segen für die Land- <strong>und</strong><br />

Wasserwirtschaft empf<strong>und</strong>en. Folgenreiche Überschwemmungen f<strong>in</strong>den meist nicht statt. Auf ihrem Weg<br />

entlang des Himalayarands verlieren die Monsunregenfälle an Stärke <strong>und</strong> erreichen üblicherweise im<br />

Juli/August abgeschwächt Pakistan…“<br />

• 06. August 2010: EU-Katastrophenschutzverfahren für Pakistan aktiviert<br />

Quelle: DWD, Offenbach, 12.08.2010<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 5


„Relative Niederschlagssummen im östlichen Mitteleuropa über den Ereigniszeitraum<br />

06.-09.08.2010, 06-06 UTC im Verhältnis zur vieljährigen mittleren Monatssumme für<br />

August 1951-2000.”<br />

Quelle: WZN, DWD, 2010<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 6


„48-stündliche Niederschlagsverteilung aus RADOLAN vom<br />

06. bis 08.08.2010, 06 UTC für die oberen E<strong>in</strong>zugsgebiete von Neiße <strong>und</strong> Spree im<br />

Grenzgebiet zu Tschechien <strong>und</strong> Polen”<br />

„Für Ostsachsen s<strong>in</strong>d Kennziffern für die verschiedenen Flusse<strong>in</strong>zugsgebiete <strong>in</strong> die Karte e<strong>in</strong>getragen.<br />

Kennziffern mit 66 gehören zur Neiße (Oder-E<strong>in</strong>zugsgebiet), mit 58 zur Spree (Elbe-E<strong>in</strong>zugsgebiet) <strong>und</strong><br />

mit 53 beg<strong>in</strong>nen weitere Zuflüsse zur Elbe. “<br />

Quelle: DWD, 2010<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 7


„Gemessene Niederschlagssummen unterschiedlicher Dauerstufen D[h] <strong>in</strong><br />

Ostsachsen <strong>und</strong> ihre Wiederkehrzeiten <strong>in</strong> Jahren (Jährlichkeiten)”<br />

Quelle: DWD, 2010 (Auszug)<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 8


„Vergleichbare <strong>Hochwasser</strong>ereignisse aufgr<strong>und</strong> von Vb-artigen<br />

Wettersituationen <strong>in</strong> den letzten Jahren”<br />

Quelle: DWD, 2010<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 9


„<strong>Hochwasser</strong> <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 2010 - Ostritz <strong>und</strong> Kloster Marienthal erhalten<br />

Fördermittel zur Beseitigung der <strong>Hochwasser</strong>schäden”<br />

Land <strong>und</strong> Leute<br />

„Dresden (12. November 2010) - … Die Geme<strong>in</strong>de Ostritz <strong>und</strong> das Kloster St. Marienthal erhalten dafür zusammen knapp 1,5<br />

Millionen Euro an B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesmitteln. … Auf Ostritz entfallen 945.000 Euro, auf das Kloster 531.000 Euro.<br />

…Zur Schadenssumme des Septemberhochwassers gibt es bisher nur grobe<br />

Schätzungen. Sie beläuft sich auf über e<strong>in</strong>h<strong>und</strong>ert Millionen Euro. Für die<br />

<strong>Hochwasser</strong>schäden von August <strong>und</strong> September ergibt sich damit e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtschadenssumme von deutlich über 900 Millionen Euro…“<br />

Quelle: http://www.regionen.sachsen.de/hochwasser.htm<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 10


„Landrat fordert Deichsanierung an Schwarzer Elster”<br />

„…Die materiellen Auswirkungen des <strong>Hochwasser</strong>s vom<br />

September/Oktober 2010 seien beträchtlich.<br />

„In der Landwirtschaft <strong>und</strong> im Gartenbau liegen die Schäden<br />

im zweistelligen Millionenbereich“, sagte Jasch<strong>in</strong>ski.<br />

Auch die Frühjahrsbestellung falle nach derzeitigem Stand <strong>in</strong>s<br />

Wasser.<br />

„Die geschätzten Kosten für die Deichreparatur liegen<br />

zwischen 30 <strong>und</strong> 50 Millionen Euro“, sagte der Landrat…“<br />

Quelle: www.moz.de, 06.01.2011<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 11


„Vielh<strong>und</strong>ertjährige Jahreshöchstabflüsse an der Elbe/Pegel Dresden - extreme<br />

<strong>Hochwasser</strong> <strong>und</strong> deren Ballungen nichts Ungewöhnliches <strong>in</strong> der Region“<br />

1852<br />

1854<br />

1856<br />

1858<br />

1860<br />

1862<br />

1864<br />

1866<br />

1868<br />

1870<br />

1872<br />

1874<br />

1876<br />

1878<br />

1880<br />

1882<br />

1884<br />

1886<br />

1888<br />

1890<br />

1892<br />

1894<br />

1896<br />

1898<br />

1900<br />

1902<br />

1904<br />

1906<br />

1908<br />

1910<br />

1912<br />

1914<br />

1916<br />

1918<br />

1920<br />

1922<br />

1924<br />

1926<br />

1928<br />

1930<br />

1932<br />

1934<br />

1936<br />

1938<br />

1940<br />

1942<br />

1944<br />

1946<br />

1948<br />

1950<br />

1952<br />

1954<br />

1956<br />

1958<br />

1960<br />

1962<br />

1964<br />

1966<br />

1968<br />

1970<br />

1972<br />

1974<br />

1976<br />

1978<br />

1980<br />

1982<br />

1984<br />

1986<br />

1988<br />

1990<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

2002<br />

2004<br />

2006<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

Jahre (historisch, rekonstruiert)<br />

W<strong>in</strong>terhochwasser<br />

Sommerhochwasser<br />

Jahre (gemessen)<br />

Abfluss [m³/s]<br />

1501<br />

1651<br />

1682<br />

1784<br />

1799<br />

1821<br />

1827<br />

1845<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 12


„…gibt es e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen vulkanischen Aktivitäten <strong>und</strong><br />

Sommerhochwasser <strong>in</strong> sächsischen Flüssen?” (Jürgen Buchwald)<br />

1783 Lakgigar, Island: E<strong>in</strong> ruhiger, dafür aber über sechs Monate lang<br />

anhaltender Ausbruch mit e<strong>in</strong>er Freisetzung von riesigen<br />

Lavamengen führte schließlich zu e<strong>in</strong>er Hungersnot, der über<br />

10.000 Menschen zum Opfer fielen. Die vulkanische Tätigkeit<br />

h<strong>in</strong>derte die Fischerboote am Auslaufen.<br />

1789-1780 - Ontake, Sakurajima, vor Kiuschu, Japan: Der Ascheregen<br />

begrub 300 Menschen <strong>und</strong> 20 Dörfer.<br />

1783 Asamajama, Hondo, Japan: Der heftige Ausbruch des aktivsten<br />

japanischen Vulkans bombardierte 48 Dörfer mit Geste<strong>in</strong>sbrocken,<br />

tötete 5000 Menschen <strong>und</strong> ließ e<strong>in</strong>e neue Insel entstehen.<br />

1792 Unzen, Kiuschu, Japan: E<strong>in</strong>er der heftigsten Ausbrüche <strong>in</strong> Japan,<br />

bei dem die Städte Higo <strong>und</strong> Schimabara völlig zerstört wurden <strong>und</strong><br />

15.000 Menschen starben.<br />

1793 Mijijama, Kiousiou, Java: Bei der Explosion wurden Schlamm- <strong>und</strong><br />

Wassermassen freigesetzt, die über 53.000 Menschen töteten.<br />

1804 Mayon, Luzon, Philipp<strong>in</strong>en: Mit e<strong>in</strong>er heftigen Explosion<br />

entzündete der Vulkan e<strong>in</strong>en Feuer- <strong>und</strong> Geste<strong>in</strong>sregen <strong>und</strong> begrub<br />

vier Dörfer unter e<strong>in</strong>er neun Meter dicken Schicht. 2200 Menschen<br />

wurden getötet.<br />

1812 La Soufrière, St. V<strong>in</strong>cent, Kle<strong>in</strong>e Antillen: Ascheregen <strong>und</strong> riesige<br />

Lavaströme vernichteten Dörfer <strong>und</strong> töteten über 1000 Menschen.<br />

1815 Tambora, Sumbawa, Indonesien: Gas- <strong>und</strong> Aschewolken, Feuer<strong>und</strong><br />

Geste<strong>in</strong>sbrocken töteten bis auf 25 alle 12.000 Bewohner der<br />

Insel. Der Staub <strong>in</strong> der Atmosphäre veränderte das Klima auf der<br />

ganzen Erde, was wiederum zu Hungersnöten führte <strong>und</strong> weitere<br />

80.000 Menschen das Leben kosteten. (1816 - Jahr ohne Sommer)<br />

1822 Gelunggung, Java: Bei zwei Ausbrüchen <strong>in</strong>nerhalb von vier Tagen<br />

starben <strong>in</strong>sgesamt über 5000 Menschen. Im Umkreis von 65 km<br />

g<strong>in</strong>gen Schlammmassen, Asche <strong>und</strong> Geste<strong>in</strong> auf die Dörfer nieder.<br />

View of Dresden at Sunset, 1822<br />

Carl Gustav Carus (German, 1789–1869)<br />

Oil on canvas; 8 1/2 x 19 5/8 <strong>in</strong>. (21.6 x 49.8 cm)<br />

Kunstsammlungen Chemnitz<br />

Quelle: http://www.naturgewalt.de/vulkanchronologie.htm<br />

Quelle: http://www.metmuseum.org<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 13


„Leuchtender Abendhimmel über der Dresdener Altstadt - Folge des Ausbruchs des<br />

Vulkans Eyjafjallajökull/Island <strong>und</strong> Begleitung des <strong>Hochwasser</strong>jahres 2010?”<br />

Foto: Dresdner Zeitung, 27.10.2010<br />

Eyjafjallajökull am 7. Mai: Die Asche bee<strong>in</strong>trächtigt erneut<br />

den Flugverkehr<br />

Quelle: www.spiegel.de, 08.05.2010<br />

1. Das <strong>Hochwasser</strong>jahr 2010 aus globaler <strong>und</strong> regionaler Sicht 14


„Klassischer reaktiver <strong>Hochwasser</strong>schutz im wesentlichen Anpassung<br />

der Ableitungssysteme an <strong>Hochwasser</strong>abflüsse”<br />

„<strong>Hochwasser</strong>schutz ist die Gesamtheit der Maßnahmen<br />

des Gewässerausbaus durch Gewässerregelung <strong>und</strong><br />

Bedeichung, der <strong>Hochwasser</strong>rückhaltung <strong>und</strong>/oder der<br />

baulichen Veränderung an den zu schützenden<br />

Bauwerken <strong>und</strong> Anlagen, die dazu dienen,<br />

das Überschwemmungsgebiet zu verkle<strong>in</strong>ern,<br />

den <strong>Hochwasser</strong>stand zu senken <strong>und</strong>/oder<br />

den <strong>Hochwasser</strong>abfluss zu ermäßigen.“<br />

Quelle: DIN 4047 Teil 1 (Landwirtschaftlicher Wasserbau)<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 15


„<strong>Hochwasser</strong>schutz-Versprechen all überall…”<br />

Quelle: http://www.smul.sachsen.de/ltv/11754.htm,<br />

(abgerufen am 11.01.2011)<br />

Quelle: www.stk.brandenburg.de, 23.11.2010<br />

Quelle: SZ, 04.08.2010<br />

Quelle: SZ, 11.11.2010<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 16


„Weg vom Sicherheitsdenken („Schutzversprechen“) h<strong>in</strong> zum<br />

<strong>Hochwasser</strong>risikomanagement”<br />

Das bisherige Sicherheitsdenken („<strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen“)<br />

wird (<strong>in</strong>ternational) zunehmend durch e<strong>in</strong>e Risikokultur ersetzt, die<br />

zunächst gesamtheitlich betrachtet, was „überhaupt passieren<br />

kann“ (Risikoanalyse).<br />

Darauf aufbauend wird das Risiko bewertet<br />

„Was darf nicht passieren?“ <strong>und</strong><br />

„Welche Sicherheit für welchen Preis?“<br />

(Risikobewertung).<br />

Daraus leitet sich dann die Suche nach<br />

möglichen Gegenmaßnahmen ab<br />

„Wie kann mit dem Risiko bestmöglich<br />

umgegangen werden?“ (Risikoumgang).<br />

Quelle: DKKV, 2003, http://www.dkkv.org unter:<br />

Veröffentlichungen - Schriftenreihe 29<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 17


„<strong>Hochwasser</strong>risiko - Def<strong>in</strong>ition”<br />

<strong>Hochwasser</strong>risiko ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Hochwasser</strong>ereignisses von e<strong>in</strong>em bestimmten Ausmaß,<br />

verb<strong>und</strong>en mit den geschätzten Schäden im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die menschliche Ges<strong>und</strong>heit, die Umwelt <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit<br />

e<strong>in</strong>em <strong>Hochwasser</strong>ereignis von e<strong>in</strong>em solchen Ausmaß.<br />

Gefährdung<br />

Risiko<br />

Vulnerabilität<br />

Quelle: EG-HWRMRL (2007)<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 18


„<strong>Hochwasser</strong>risikomanagement – e<strong>in</strong>e Querschnittsaufgabe,<br />

die nicht sektoral bewältigt werden kann”<br />

Quelle: DKKV, 2003<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 19


„<strong>Sachsen</strong>s M<strong>in</strong>isterpräsident bekennt sich zur HW-Vorsorge …”<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 20


„Freistaat <strong>Sachsen</strong> - wesentlich umfangreichere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung bei<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung im Vergleich zu Brandenburg”<br />

Quelle: http://www.regionen.sachsen.de/<br />

• Brandenburg verweist auf „Brandenburgisches F<strong>in</strong>anzausgleichsgesetz“ <strong>und</strong> auf<br />

„Brandenburgisches Brand- <strong>und</strong> Katastrophenschutzgesetz“<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 21


„Landeshauptstadt Dresden hat vollkommen andere <strong>Hochwasser</strong>strategie als<br />

Landestalsperrenverwaltung des Freistaates <strong>Sachsen</strong>”<br />

2. Zu Unterschieden beim <strong>Hochwasser</strong>schutzversprechen, bei der <strong>Hochwasser</strong>vorsorge <strong>und</strong> bei der<br />

<strong>Hochwasser</strong>bewältigung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg 22


„Wie reagiert e<strong>in</strong>e Gesellschaft unter dem Druck nicht abbrechender<br />

<strong>Hochwasser</strong>katastrophen?“<br />

Lernphase I (1784-1799)<br />

Lernphase II (1800-1820)<br />

Lernphase III (1820-1845)<br />

(IKSR, 2002)<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 23


„Lernphase I (1784-1799): Gegenmaßnahmen waren bis zur Jahrh<strong>und</strong>ertwende mehr<br />

oder m<strong>in</strong>der re<strong>in</strong>e Abwehrmaßnahmen“<br />

• „Um E<strong>in</strong>wohner rechtzeitig zu warnen, wurden Lokalbeamte <strong>in</strong> den Ämtern<br />

zu erhöhter Bereitschaft, Wachsamkeit <strong>und</strong> Weitergabe der Anweisungen<br />

aufgefordert<br />

• Präventive Hygienevorschriften (u. a. Des<strong>in</strong>fektion der Wohnungen mit<br />

We<strong>in</strong>essig) für ganz <strong>Sachsen</strong> erlassen<br />

• Akustisches Warnsystem mittels Kanonen <strong>und</strong> Reiterstafetten entlang der<br />

Elbe <strong>in</strong>stalliert<br />

• Sprengen von Eisbarrieren auf der Elbe durch Bomben <strong>und</strong><br />

Artilleriebeschuss<br />

• Holzhändler hatten ihr Floßholz rechtzeitig von den Ufern der Elbe zu<br />

entfernen<br />

• Bei Soforthilfe 1799 wurden Nahrungsmittel, Tr<strong>in</strong>kwasser, Branntwe<strong>in</strong>,<br />

Brennstoffe <strong>und</strong> Geld unmittelbar bereitgestellt<br />

• 24-stündiges Bewachen <strong>und</strong> Begehen der Deiche durch die Elbanra<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>geführt<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 24


„Lernphase II (1800-1820): Kreise <strong>und</strong> Ämter traten aus der Passivität der Dekaden<br />

zuvor heraus“<br />

• „Katastrophenkommunikation erfolgt auch auf der mittleren wie<br />

lokalen Verwaltungsebene.<br />

• Schadenaufnahme <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge wurden endgültig<br />

ane<strong>in</strong>ander gekoppelt<br />

• Kosten für Regulierungsarbeiten g<strong>in</strong>gen auf die Nutznießer über<br />

(E<strong>in</strong>richten von Fonds zur Unterstützung der Geme<strong>in</strong>den,<br />

Zusammenlegung der Elbgeme<strong>in</strong>den zu Dammkommunen, E<strong>in</strong>richten von<br />

Dammkassen zum Unterhalt der Uferbauten)<br />

• 1811: Gründung von zwei Wasserbaudepartements <strong>in</strong> Torgau <strong>und</strong><br />

Dresden<br />

• 1819: Elbstrom-Ufer- <strong>und</strong> Dammordnung<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 25


„Lernphase III (1820-1845): Nach der Flut von 1845: E<strong>in</strong>richten e<strong>in</strong>es Krisenstabes (bestehend aus Innenm<strong>in</strong>ister, Mitglied des<br />

Kriegsm<strong>in</strong>isteriums, Kreisdirektor, Bürgermeister <strong>und</strong> Polizeidirektor Dresdens, Amtshauptmann des 1. amtshauptmannschaftlichen<br />

Bezirkes), der optimierte Koord<strong>in</strong>ation für kommende Fluten gewährleisten sollte“<br />

• 1820 legte Wasserbaudirektor Wagner e<strong>in</strong>en umfassenden Bericht vor, der<br />

als Basis für verbessertes Katastrophenmanagement genutzt wurde<br />

• Ab 1826 existierte e<strong>in</strong>e landesweite Bekanntmachung: Erhöhung der Zahl der<br />

Signalkanonen auf 17 Orte, 19 Polizeiposten entlang der Elbe, Verhalten<br />

der Bevölkerung vor, während <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>em Eisgang optimiert<br />

• 1835 Gründung e<strong>in</strong>es Rettungsvere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Dresden<br />

• 1836 war e<strong>in</strong>e »Gefahrenkarte« für Dresden vorhanden, die e<strong>in</strong>e<br />

Abschätzbarkeit der zu erwartenden Wassermassen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

dementsprechenden präventiven E<strong>in</strong>satz von Polizei <strong>und</strong> Militär ermöglichte<br />

• 1845 deutlich verbessertes Management <strong>in</strong> Dresden, das noch während<br />

der Flut von der Bevölkerung gelobt wurde<br />

• Ab 1845 bestand dauernde Kommunikation zwischen Peripherie <strong>und</strong><br />

Hauptstadt (Polizei <strong>und</strong> Lokalbeamte berichteten an Kreisdirektion <strong>in</strong> Dresden)<br />

• 1845 unmittelbar nach der Flut kritische Stimmen über verstärkte<br />

<strong>Hochwasser</strong>gefahr aufgr<strong>und</strong> der bisherigen Flussregulierungen<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 26


„<strong>Hochwasser</strong>schutzkonzepte 1903“<br />

• Nach Ballung großer <strong>Hochwasser</strong> im Bereich der Oberen Elbe z.B. <strong>in</strong><br />

den Jahren 1845, 1862, 1876, 1890 <strong>und</strong> 1897 im damalige<br />

Königreich <strong>Sachsen</strong> vielfältige Bemühungen, deren teilweise<br />

katastrophale Wirkungen besser zu begegnen.<br />

• 2 (von 3 geplanten) große Flutr<strong>in</strong>nen wurden dann <strong>in</strong> Dresden –<br />

wenn auch erst <strong>in</strong> den 20-iger Jahren des 20.Jh. – vollendet.<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 27


„Augusthochwasser 2002 hat gnadenlos die Schwachstellen im <strong>Hochwasser</strong>schutz, im<br />

Unterhaltungszustand der Gewässer <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Organisation aufgezeigt“<br />

Textquelle: Umweltamt DD, 2004<br />

Bildquelle: Korndörfer, 2005<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 28


„Resultat des Vergessens: Verm<strong>in</strong>dertes <strong>Hochwasser</strong>abführungspotential im<br />

Stadtgebiet von Dresden durch Auflandung, Vegetation, Bebauung ...“<br />

Quelle: Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Dresden, 2002<br />

Quelle: DLR, 2002<br />

Foto: Grünewald 2003<br />

„...führte zu eigentlich vermeidbaren Wasserstandsaufhöhungen !“<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 29


„<strong>Hochwasser</strong>risikomanagement-Zyklus (LAWA, 2010) - auch <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong><br />

„”<br />

Brandenburg sollten ihn aufgreifen”<br />

• HWRMRL -<strong>in</strong> D im Gesetz seit 01.03.2010 verankert!<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 30


„ Mitwirkende Stellen <strong>und</strong> Akteure bei der Aufstellung<br />

von HWRM-Plänen (LAWA, 2010)”<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 31


Quelle:<br />

SZ,<br />

04.08.<br />

2010<br />

„Gesellschaft beobachtet nur durch Kommunikation…”<br />

Quelle: http://www.smul.sachsen.de/ltv/11754.htm,<br />

(abgerufen am 11.01.2011)<br />

Quelle: www.stk.brandenburg.de, 23.11.2010<br />

„Es mögen Fische sterben oder Menschen, das Baden<br />

<strong>in</strong> Seen oder Flüssen mag Krankheiten erzeugen, es mag ke<strong>in</strong> Öl mehr<br />

aus den Pumpen kommen <strong>und</strong> die Durchschnittstemperaturen<br />

mögen s<strong>in</strong>ken oder steigen: solange darüber nicht kommuniziert<br />

wird, hat dies ke<strong>in</strong>e gesellschaftlichen Auswirkungen. Die<br />

Gesellschaft ist e<strong>in</strong> zwar umweltempf<strong>in</strong>dliches, aber operativ<br />

geschlossenes System. Sie beobachtet nur durch Kommunikation.<br />

Sie kann nichts anderes als s<strong>in</strong>nhaft kommunizieren <strong>und</strong> diese<br />

Kommunikation durch Kommunikation selbst regulieren. Sie<br />

kann sich also nur selbst gefährden.“<br />

Quelle:<br />

Quelle: SZ, 11.11.2010<br />

Niklas Luhmann,<br />

2004<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 32


S<strong>in</strong>nfälligkeitsbeispiel: „Pakistan floods last summer could have been predicted I”<br />

(AGU Release No. 11-04, 31 January 2011, www.agu.org, Peter Webster, www.eas.gatech.edu)<br />

• „Five days before <strong>in</strong>tense monsoonal deluges computer<br />

models at the European Centre for Medium-Range Weather<br />

Forecast<strong>in</strong>g (ECMWF), a London-based organization of 33<br />

participat<strong>in</strong>g European countries, were giv<strong>in</strong>g clear<br />

<strong>in</strong>dications that the downpours were imm<strong>in</strong>ent.“<br />

• „However the lack of a cooperat<strong>in</strong>g agreement between<br />

the forecast<strong>in</strong>g center and Pakistan meant that these<br />

ra<strong>in</strong>fall warn<strong>in</strong>gs didn´t make it to the Pakistani<br />

people…“<br />

• „Process<strong>in</strong>g raw data <strong>in</strong>to weather forecasts and<br />

comb<strong>in</strong><strong>in</strong>g them with hydrological models is<br />

only half of the work.“<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 33


S<strong>in</strong>nfälligkeitsbeispiel: „Pakistan floods last summer could have been predicted I”<br />

(AGU Release No. 11-04, 31 January 2011, www.agu.org, Peter Webster, www.eas.gatech.edu)<br />

• „In Bangladesh … an imam at a local mosque told him about<br />

how they discussed the flood forecasts each day <strong>in</strong><br />

prayer. This is the sort of local solution that Webster envisions<br />

for Pakistan as well.“<br />

• In Deutschland könnte man so maximal 5 Millionen Moslems<br />

erreichen!<br />

Wäre hier die E<strong>in</strong>beziehung von<br />

Stefan Raab oder Dieter Bohlen,<br />

Thomas Gottschalk oder Günther Jauch,<br />

Jörg Pilawa oder Kai Pflaume …<br />

erfolgversprechender?<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 34


„Weg vom Sicherheitsdenken („Schutzversprechen“) h<strong>in</strong> zum<br />

<strong>Hochwasser</strong>risikomanagement“<br />

• externe <strong>und</strong> <strong>in</strong>terne<br />

Kommunikation von<br />

<strong>Hochwasser</strong>risiken verlangt<br />

Klarheit über „wie“ <strong>und</strong><br />

„was“ <strong>in</strong> Politik <strong>und</strong> Behörden<br />

mit Beiträgen aus den<br />

RIMAX-Forschungsprojekten<br />

• außer Stadt Dresden mit Plan<br />

<strong>Hochwasser</strong>vorsorge<br />

Dresden (PHD) ke<strong>in</strong>e Klarheit<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>und</strong> Brandenburg<br />

über „wie“ <strong>und</strong> „was“<br />

(2011 <strong>in</strong> Vorbereitung)<br />

• „Bei <strong>Hochwasser</strong> sche<strong>in</strong>t es so wie mit dem Alter zu se<strong>in</strong>. Vor<br />

Alter kann man sich nicht schützen, man sollte Vorsorge<br />

betreiben <strong>und</strong> wenn es dann kommt, die Risiken (möglichst <strong>in</strong><br />

Geme<strong>in</strong>schaft) zu bewältigen versuchen.“ (DKKV - Risiko 2.0, Potsdam, 19.01.2011)<br />

3. Anpassung an veränderte (Natur-)Gefahren <strong>und</strong> Risiken verlangt Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation 35

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