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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen<br />

1027<br />

1027*<br />

TAPISSERIEFRAGMENT „LES EXEMPLES DE LA<br />

RENOMMEE“, Renaissance, aus der in den 1520er Jahren für KAISER<br />

KARL V (Gent 1500-1558 Yuste, Spanien) gefertigten Folge der<br />

HONORES, nach zeichnerischen Vorlagen von B. VAN ORLEY (Bernard<br />

van Orley, 1491-1542), Atelier des P. VAN AELST (Pieter van Enghien,<br />

alias Pieter van Aelst, Waterloo 1450-1533 Brüssel), Brüssel, 16. Jh.<br />

Darstellung einer reichen Figurenstaffage mit Isis, Herkules, Alexander,<br />

Samson, Camilla, Odysseus, Sokrates und weiteren Figuren aus Mythologie<br />

und Weltgeschichte, teils in Rüstung und mit ihren Attributen.<br />

Restaurationen und teils wieder gewobene Teile. H 186 cm. B 345 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Das hier angebotene Fragment stellt den unteren linken Teil der Folge<br />

„La Renommée“ dar. Es sind nur noch wenige Fragmente dieser meisterlichen<br />

Folge bekannt; eine solche aus der Folge der „Prudence“ war ehemals<br />

Teil der Sammlungen Tudor Wilkinson, England, ein weiteres wurde<br />

bei Drouot Paris am 10.12.1980 (<strong>Katalog</strong>nr. 139) verkauft und schliesslich<br />

ein dritttes, das Teil der Sammlungen von Ockwell Manor, England, war.<br />

Der neunteilige Wandbehang „Los Honores“ wurde 1520 für Kaiser Karl<br />

V. anlässlich seiner Krönung in Auftrag gegeben. Die grossformatigen<br />

Tapisserien - jeweils ca. 5 auf 10 Meter - gehören zu den bedeutendsten<br />

Erzeugnissen der Brüsseler Ateliers im frühen 16. Jahrhundert. Sie illustrieren<br />

Werke von V. Maximus, Ovid, Petrarca und Boccaccio und zeigen<br />

allegorische Darstellungen der höchsten Tugenden, die ein junger Fürst<br />

anstreben sollte, um Ruhm und höchste Ehre zu erhalten. Jede Tapisserie<br />

ist als Theaterszene aufgebaut, mit Darstellung der Allegorie im Zentrum,<br />

umgeben von bedeutenden Figuren der Bibel und der Weltgeschichte.<br />

Jeder Wandbehang, der jeweils zum nächsten ikonographisch und inhaltlich<br />

in Beziehung steht, trägt einen eigenen Titel. Es sind dies: Fortuna,<br />

Prudentia, Virtus, Fides, Honor, Fama, Justitia, Nobilitas und Infamia.<br />

P. Van Aelst, „tapissier van der keyerlycker maiesty in der stadt van<br />

Bruessele residerende“ war bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert für<br />

Kaiser Philippe den Schönen als Hersteller und Lieferant von Tapisserien<br />

tätig; so unter anderem eine Serie von „Bergers et Bergères“, eine weitere<br />

„Bûcherons“ und für dessen Gattin „six grandes pièces de tapisserie d’or<br />

et de soye, de la dévotion de Nostre Dame“. Er war zudem „valet de<br />

Chambre et tapissier du Roy“ und konnte so auch im spanischen Toledo<br />

residieren. Im Jahre 1514 erhielt er von Papst Leo X. (Giovanni de’Medici,<br />

1475-1513) den Auftrag, zehn Tapisserien in „grandure nature“ nach Vorlagen<br />

von Raffael (Rafaello Sanzio, 1483-1520) und mit Darstellungen der<br />

„Actes des Apôtres“ zu fertigen. Diese waren für die Sixtinische Kapelle<br />

vorgesehen. Der Nachfolger auf dem Stuhl Petri, Papst Clemens VII.<br />

erteilte in den 1520er Jahren wiederum einen Grossauftrag an P. van Aelst;<br />

zwölf Tapisserien mit der Darstellung der „Vie du Christ“. In diesen Kontext<br />

muss das hier angebotene Tapisseriefragment und die Folge der<br />

„Honores“ gesetzt werden - P. van Aelst war in den Jahren um 1600 der<br />

bedeutendste „tapissier impérial“ seiner Epoche.<br />

Dank Bernaert van Orley’s Interpretationen italienischer Renaissance-<br />

Ideen und -Formen nannten ihn seine Zeitgenossen „Raphael der Niederlande“.<br />

Er kam erstmals 1516 mit solchen Kompositionen in Kontakt, als<br />

für den Vatikan Raphaels Tapisserien in Brüssel gewebt wurden.<br />

Van Orley wurde wohl von seinem Vater ausgebildet. 1517 war er bereits<br />

der führende Entwerfer in der erfolgreichen Wandteppichindustrie von<br />

Brüssel, Meister in der Malerzunft und Leiter einer grossen Werkstatt.<br />

Auch wurde er 1518 der Hofmaler von Margarete von Österreich, für die<br />

er mehrheitlich Portraits malte. Diese Position behielt er auch unter ihrem<br />

Nachfolger bei.<br />

Durch die Assimilation von italienischen architektonischen und bildlichen<br />

Motiven, zum Teil von Andrea Mantegnas und Raffaels Werken inspiriert,<br />

schuf van Orley eine beinahe theatralische Atmosphäre in seinen<br />

Werken. Um 1525 wandte er sich vermehrt Entwürfen für Tapisserien und<br />

der Glasmalerei, unter anderem für die der Kathedrale in Brüssel, zu. Als<br />

Beispiele seiner Zeichenkunst sind meist Zeichnungen für Tapisserien<br />

bekannt, welche die Niederländische Königsfamilie, die Linie des Hauses<br />

Nassau, darstellen.<br />

Lit.: G. Delmarcel, Los Honores - Tapisseries flamandes pour Charles<br />

Quint, Malines 2000; S. 9-36 (Angaben zur Entstehung und den kulturellen<br />

Kontext der Folge der „Los Honores“).<br />

CHF 120 000.- / 180 000.-<br />

(€ 100 000.- / 150 000.-)<br />

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