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09.2011
09.2011
MOD_SEC • SySTEMD • MINI-PC • REgEx • MALLARD • VIDEOChAT • CLOUD
Das Magazin für die Praxis
ONLINE-STORAgE UND SOCIAL NETwORKS
CLOUD
Private Daten-Wolke S. 42
SparkleShare: So werden Sie per Mausklick zum
eigenen Storage-Provider für Freunde und Projekte
Social Networks im Griff S. 32, 36
Schlanke Twitter-Clients für den Desktop im Praxistest,
vollen Durchblick behalten im Social-Media-Dschungel mit Gwibber
Daten sichern, synchronisieren und teilen S. 24, 30, 39
Sechs Gratis-Storage-Anbieter im Vergleich, Premium-Service Strato HiDrive,
die besten Dienste und Linux-Clients für kostenlose Web-Fotogalerien
Mallard S. 80
Dokumentation
leicht gemacht
Videochat S. 58
Skype und die
freie Konkurrenz
4 195111 005504 09
Leiser Mini-PC zum kleinen Preis S. 20
Eine AMD Fusion-APU und eine schnelle SSD machen aus
der Zbox AD02 von Zotac ein flüsterleises Media-Center
Freiheit für iPod
iPhone und Co.
Die besten Open-Source-
Alternativen zu iTunes S. 64
FONTS
Perfekte Video-DVD
mit wenigen Klicks
Mit Bombono im Nu Menüs
und Hintergründe zaubern S. 48
Systemstart in Sekundenschnelle S. 74
Das neue Init-System von Fedora, Debian und OpenSuse:
Wie Systemd mehr Schwung in den Linux-Start bringt
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editorial
Alles mobil
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
gerade erst hat das KDE-Projekt
mit Version 4.7 einen wichtigen
Schritt in Richtung mobile Geräte
gemacht [1]. In dem Umfeld tummeln
sich mittlerweile alle wichtigen
Desktop-Projekte: Ubuntu
machte mit Unity den Anfang [2],
dann kam die Gnome-Shell [3]
und nun KDE. Freie Desktops auf
Smartphone und Tablet, das hört
sich erstmal gut an, aber ist es
auch realistisch?
Es erscheint zumindest fraglich,
denn der Markt ist derzeit recht
gut aufgeteilt. So bescheinigen
Marktforscher dem Betriebssystem
Android allein bei den Smartphones
einen Marktanteil von
etwa 50 Prozent [4]. Den Rest teilen
sich RIM (Blackberry), iOS
(Apple), Windows und eine Gruppe
von weiteren Mitspielern, die
unter 5 Prozent ausmacht. Weder
der Apple- noch der RIM-Anteil
des Kuchens dürfte für freie Projekte
Potenzial bieten, und das
Android-Segment hat ein ganz
eigenes Desktop-Ökosystem.
Zudem kämpfen die Akteure hier
im Augenblick mit einem ganz anderen
Problem, denn Microsoft
spielt wie immer ein doppeltes
Spiel: Der Konzern arbeitet nicht
nur an einem eigenen System für
mobile Geräte [5], sondern verdient
auch ein hübsches Sümmchen
durch angedrohte Patentklagen
gegen die Produzenten von
Mobil geräten mit Android [6].
Hauptleidtragender ist der Hersteller
Samsung, der alleine von
den 50 Prozent Android-Geräten
ein gutes Drittel verkauft [7]. Da
geht’s um viel Geld.
Für die Hardware-Hersteller hat
sich der Einsatz von Android bislang
als teurer Spaß entpuppt,
und Google steht derzeit mit dem
Rücken zur Wand, weil es bei einigen
Patentgeschäften den Kürzeren
gezogen hat. Selbst, wenn das
Unternehmen das Blatt noch wendet,
werden die Hersteller womöglich
eine Lehre aus dem Ganzen
ziehen und sich künftig vorher genau
anschauen, was sie sich auf
die Geräte holen und wer hinter
der Software steht.
So gern ich es sehen würde, angesichts
dieser Szenarien kommen
mir Zweifel, ob die freien Projekte
auf Mobilgeräten durchstarten.
Selbst Canonical hat trotz des
finanziellen Hintergrunds von
Mark Shuttleworth mit Unity bislang
keinen Fuß in diesem Markt
in die Tür bekommen. Am Ende
wäre also womöglich viel Arbeit
umsonst getan.
Die wahren Verlierer sind derzeit
aber die Anwender, die sich einen
stabilen und komfortablen Desktop
alter Machart wünschen. Je
nachdem, wie die Distributoren
nun Gnome und KDE integrieren,
bei Unity ist die Sache klar, wartet
auf solche Anwender künftig in
vielen Fällen viel Handarbeit.
Sollten die großen Distributionen
auf die Mobile-Optik setzen,
fiele es mir außerdem schwer, einem
Einsteiger eine Empfehlung
auszusprechen. Systeme, wie PC-
LinuxOS XFCE-Edition auf der aktuellen
Heft-DVD verfolgen zwar
weiterhin das klassische Desktop-
Schema, haben aber bei Weitem
nicht so eine große Community
wie Ubuntu, OpenSuse oder
Fedora. Schlagen die einen Kurs
Richtung Mobile-Desktop ein,
könnte sich das allerdings in
Zukunft ändern. Gut, dass es freie
Alternativen gibt.
Herzliche Grüße,
Andreas Bohle
Stellv. Chefredakteur
info
1] KDE 4.7 freigegeben: „Plasma wird plattformunabhängiger“, Linux Magazin Online,
28.07.2011, http:// www. linux-magazin. de/ NEWS/ KDE-SC-4. 7-Plasma-wird
-plattformunabhaengiger
[2] Ubuntu 11.04 mit Unity: „Oberfläche mit vielen Schönheitsfehlern“,
Zdnet, 29.04.2011, http:// www. zdnet. de/ magazin/ 41552224/ ubuntu-11-04-u
nity-oberflaeche-mit-vielen-schoenheitsfehlern. htm
[3] Gnome-Shell: „Gnome 3.0 im Überblick“, Christoph Langner, LinuxUser 07/
2011, S. 30, http:// www. linux-community. de/ 23681
[4] Marktanteil Android und anderen Betriebssystemen für mobile Geräte:
http:// www. linuxfordevices. com/ c/ a/ News/ Canalys-August-1-report/
[5] Windows 8 mit neuem Interface: http:// www. golem. de/ 1106/ 83921. html
[6] Microsoft verdient an Android mit: http:// www. guardian. co. uk/ technology/ blog/
2011/ may/ 31/ microsoft-htc-licensing-response
[7] Microsoft klagt vor Gericht gegen Samsung auf Patentabgaben: http:// www.
silicon. de/ technologie/ software/ 0,39044013,41554602,00/ android_
microsoft_fordert_patentgebuehren_von_samsung. htm
www.linux-user.de 09 | 11
3
09 | 11
84
Wer reguläre Ausdrücke
meistert, dem entgehen bei
der Suche nach Zeichenketten
keine noch so exotischen Treffer.
74
Die alten Shell-Skripte, mit denen
Linux den Boot-Prozess steuert, erweisen
sich oft als Bremsklotz. Mit
dem neuen Ansatz Systemd versucht ein Entwickler
einen radikalen Neuanfang, der viele Veränderungen
mit sich bringt, dafür aber einen ordentlichen
Geschwindigkeitsschub verspricht.
Musikverwaltung von Apple
hat zwar das Design und die Arbeitsweise
von Audioplayern neu 64Die
definiert, aber viele Restriktionen und das
Fehlen einer Linux-Version machen die Suche
nach iTunes-Alternativen nötiger denn je.
heft-dvd
SchwerpuNkt
prAxIS
Scientific Linux 6.0 ....... 6
heft-dvd-Inhalt ........ 10
AktueLLeS
Neues rund um Linux .... 12
Linux, Slackware und Debian
feiern Geburtstag; KDE 4.7 mit
besserer Portabilität, Asus liefert
EeePC R011PX mit Ubuntu,
Mageia-Projekt legt Release Cycle
fest, Debian „Wheezy“ mit Multiarch,
DNSSEC und vielleicht
Hurd, Suse setzt auf Microsoft
und Mono, Ubuntu One verbessert
Konditionen
Angetestet ............. 16
Youtube-Player Heldenviewer
1.0, Netzplauderer IPChat 0.5,
Dateimanager Sunflower 0.1a-30,
Xterm-Alternative Termit 2.9.0
report
Zotac Zbox Ad02 ........ 20
Handliches Format und Fusion-
APU machen den schlanken und
günstigen Mini-PC zur idealen
Grundlage zum Beispiel für Multimedia-Projekte.
Speicher in der cloud .... 24
Wir vergleichen die kostenlosen
Angebote von Ubuntu One, Dropbox,
Teamdrive, Spideroak, Wuala
und Zumodrive.
Strato hidrive .......... 30
Strato trifft mit seinem offenen
Onlinespeicher HiDrive vor allem
den Nerv technikaffiner Anwender.
Jetzt hat der Anbieter noch
einmal nachgelegt.
twitter-clients ......... 32
Hotot und Choqok liefern solide
Basisdienste. Ein Überblick zeigt,
wer im Detail punktet.
Gwibber ............... 36
Ein leistungsfähiger Client wie
Gwibber fasst das Web 2.0 in
einem Fenster zusammen.
Bilder in der cloud ...... 39
Für die Marktführer Flickr und
Picasaweb gibt es unter Linux
passende Tools dazu.
SparkleShare. . . . . . . . . . . 42
Mit Git und SSH-Server setzen
Sie in der Cloud oder dem lokalen
Netz einen sicheren Hafen für private
und geteilte Daten auf.
Bombono dvd .......... 48
DVDs mit Menüs zu zaubern, ist
mit Bombono kein Problem: Auch
ohne Vorkenntnisse erstellen Sie
anspruchsvolle DVD-Menüs mit
Wiedererkennungswert.
Zoneminder ............ 52
Videoüberwachungsanlagen
waren bis vor einigen Jahren
eine kostspielige und aufwändig
zu ins tallierende Angelegenheit.
Dank Linux und freier Software
können Sie jedoch inzwischen
mit wenig Geld und geringem
Aufwand eine professionelle
Videoüberwachung aufbauen.
videoconferencing ...... 58
Geht es um Videokonferenzen
übers Internet, denken viele zuerst
an Skype. Wir suchen nach
freien Alternativen.
itunes-Alternativen ..... 64
Mit iTunes bietet Apple zwar ein
komfortables Werkzeug zum Verwalten
der Musiksammlung für
iPod, iPhone und iPad an – aber
nur für Mac OS X und Windows.
Gut, dass es für Linux freie Alternativen
gibt.
4 09 | 11
www.linux-user.de
heft-dvds
Auf den Heft-DVDs dieser Ausgabe befindet
sich ausschließlich Anwendungssoftware.
Die Datenträger enthalten keine jugendgefährdenden
Inhalte.
digitale Leben
findet heute ausschließlich
im Netz statt: Kommunikation, Dateien teilen und
24Das
sichern, für alle Bedürfnisse findet sich in der Cloud der passende Dienst.
Im Schwerpunkt testen wir Social-Networking-Clients, nehmen kostenlose
und kostenpflichtige Online-Speicher für Bilder und andere Daten unter die
Lupe und zeigen, wie Sie mit Bordmitteln eine private Wolke aufziehen.
Auf der heft-dvd:
PCLinuxOS Phoenix
XFCEEdition liefert
Ihnen einen Desktop
in klassischer Machart
– sicher, extrem
stabil und flott dazu.
NetZ&SyStem
Apache mod_security .... 70
Das Apache-Modul Mod_security
legt sich als Web Application Level
Firewall zwischen Server und
Browser, um Angriffe frühzeitig
zu erkennen und abzuwehren.
Systemd ............... 74
Einschalten, loslegen – mit
Systemd versucht ein Entwickler
die Revolution im Boot-Prozess.
Ob der Turbo aber wirklich zündet,
steht noch in den Sternen.
kNow-how
mallard ................ 80
Das schlanke XML-Format macht
es Dokumentationsmuffeln
schwer, der eigenen Software
kein ordentliches Handbuch zu
verpassen.
reguläre Ausdrücke ..... 84
Computer erleichtern die Arbeit –
man muss ihnen nur genau sagen,
was sie tun sollen. Mit regulären
Ausdrücken beschleunigen Sie
das Suchen und Ersetzen von Zeichenketten
auf elegante Art.
ServIce
editorial ................ 3
It-profimarkt .......... 90
Impressum ............. 97
vorschau 10/2011 ....... 98
Einfach zu installieren und
kinderleicht zu bedienen:
Pardus 2011.01 erleichtert
den Einstieg in die Linux
Welt mit durchdachter
Auswahl und intelligenten
Konfigurationstools.
Tonstudio, Video
schnittplatz und Bildbearbeitungsstation:
Mit ArtistX 1.1
verwandelt sich der
PC schlagartig in einen
wahren MultimediaAllrounder,
der darüber hinaus
noch alltagstaugliche
Software mitbringt.
In den Labors von CERN
und Fermilab enstand mit
Scientific Linux 6.0 ein auf
Stabilität optimiertes System
mit einem sagenhaften
Updatezyklus.
Lesen Sie mehr ab Seite 6.
20
Ob simpler Netzwerk-Client, Alltags-
Rechner oder Multimedia-Zentrale – der
Mini-PC Zotac Zbox AD02 liefert dank
Fusion-APU eine gute Performance bei sparsamem
Verbrauch und niedrigem Geräuschpegel.
Linuxuser dvd-edition
hinweis: Haben Sie die DVDEdition dieser Ausgabe erworben,
finden Sie auf Seite 10 wei tere Informationen zu
den Programmen auf den beiden Datenträgern. Haben Sie
dagegen die güns tigere NoMediaAusgabe erstanden,
enthält dieses Heft keine Datenträger.
www.linux-user.de
12 | 10 5
heft-dvd
Scientific Linux 6.0
Wissenschaftliches Linux
mit Enterprise-Qualitäten
Robustes
Arbeitsmittel
Statt Sie mit wechselnden Konzepten abzulenken, verspricht Scientific Linux solide Tools und gut
eingespielte Abläufe. Wir zeigen, wie Sie dem Arbeitstier den letzten Schliff verpassen. Erik Bärwaldt
© Mailsparky, sxc.hu
Scientific Linux 6.0
(installierbare Live-DVD,
32+64 Bit)
auf Heft-DVD 1
ReAdMe
Experimentelle Linux-
Distributionen sind oft
nicht vollständig für den
produktiven Einsatz vorbereitet.
Mit dem auf
Red Hat Enterprise
Linux basierenden
Scien tific Linux dagegen
erleben Sie keine Überraschungen
und haben
– bei richtigem Umgang
– eine solide Grundlage
für die Arbeit der kommenden
Jahre.
Linux gilt als das dynamischste
Betriebssystem – mit entsprechend
kurzen Versionszyklen. Bei
Distributionen wie Ubuntu, Fedora,
OpenSuse erscheinen oftmals
im halbjährlichen Rhythmus neue
Releases. Doch was experimentierfreudige
Naturen entzückt,
nervt konservative Anwender
und Administratoren: Sie wollen
oder können nicht im gleichen
Staccato den Wechsel mitmachen.
Als Alternativen kommen über
längere Zeiträume gepflegte Distributionen
infrage, die jedoch oft
als sogenannte Enterprise-Varianten
für den Einsatz im Unternehmen
gedacht sind und dementsprechend
kosten. Vorreiter
auf diesem Gebiet ist der US-Hersteller
Red Hat. Aus Red Hat
Enterprise Linux (RHEL) sind inzwischen
mehrere Derivate entstanden,
welche die hervorragende
Qualität des Originals sowie
die langen Versionszyklen übernommen
haben, jedoch kostenfrei
bereitstehen.
In diese Kategorie fällt das hauptsächlich
am Fermilab in den USA
und am CERN in der Schweiz gemeinsam
entwickelte Scientific
Linux, das die Mitarbeiter in diesen
renommierten Institutionen
einsetzen. Scientific Linux ist
kürzlich in der Version 6.0 erschienen
und lehnt sich damit an
die Nummerierung von Red Hat
Enterprise Linux an.
Auf die Platte
Das Scientific-Projekt stellt Distributionsabbilder
für CD und
DVD in Installations- und Live-
Varianten für 32- und 64-Bit-
Rechner online [1] bereit. Die installierbare
Live-DVD-Variante
finden Sie auch auf der Heft-DVD
dieser Ausgabe. Nach dem Download
des ISO-Images und dem
Brennen des Mediums bietet die
Distribution in einem übersichtlichen
Legacy-Grub-Startmenü die
üblichen Optionen. Beim Test mit
der Installations-DVD zeigten
sich beim Durchlauf der von Fedora
her bekannten Routine keine
Schwächen beim Erkennen der
verbauten Hardware.
Nach dem erneuten Warmstart
begrüßt Sie das System schließlich
mit einem recht dunkel gehaltenen
Theme, das jedoch keinerlei
optische Gimmicks wie verschobene
Knöpfe in der Fensterleiste
oder unergonomisch dunkle
Menü-Hintergründe aufweist
(Abbildung A, folgende Seite).
Der Gnome-Desktop in Version
2.28.2 bereitet keine Überraschungen.
Ein Blick ins Menü Anwendungen
fördert solide Hausmannskost
zutage: OpenOffice
ist in Version 3.2.1 vertreten,
Firefox in der bereits nicht mehr
ganz aktuellen Version 3.6.9. Der
Bildbearbeitungsbolide Gimp
fehlt, als Bildbetrachter ist
Gthumb mit von der Partie.
Im Menü Unterhaltungsmedien
fällt die Auswahl recht spartanisch
aus: Hier finden sich weder
der unter Linux allgemein beliebte
Mplayer noch Xine. Die Aus-
6 09 | 11
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heft-dvd
Scientific Linux 6.0
A Scientific Linux
mit diversen geöffneten
Programmen.
B Zahlreiche zusätzliche
Repositories bieten
Ihnen eine große
Auswahl an Software.
wahl der Mediaplayer beschränkt
sich stattdessen weitgehend auf
den Gnome-Fundus, mit Rhythmbox
für Audiodateien und Totem
für Videostreams.
Auch sonst konzentriert sich die
Auswahl der Software auf das Nötigste,
was jedoch kein Nachteil
ist: Scientific Linux bietet durch
die Kompatibilität zu RHEL die
Möglichkeit, dessen Repositories
ebenso zu nutzen wie die von
Drittanbietern, und zwar zusätzlich
zu den Scientific-eigenen. Somit
installieren Sie so gut wie
jede benötigte Software bei Bedarf
problemlos über das Paketmanagement
nach.
Stabil und langlebig
Scientific Linux profitiert vom
Konzept des Enterprise Linux,
das sich durch lange Lebenszyklen
und sorgfältige Pflege der
Programme auszeichnet. So findet
sich auf der Website des Projektes
als Schlusspunkt für den
Support der aktuellen Version 6.0
derzeit der 11. November 2014.
Da während dieses langen Zeitraums
neben permanenten Sicherheitsaktualisierungen
auch
Fehlerbereinigungen in den Fundus
einfließen, verfügen Sie über
ein zwar nicht tagesaktuelles, dafür
aber äußerst stabiles und gut
getestetes Produkt.
Hinzu kommt, dass spezielle
Applikationen, die ausschließlich
für Enterprise-Distributionen
zertifiziert sind und mit Community-Varianten
nur teilweise oder
gar nicht funktionieren, für
Scien tific Linux keine Hürde darstellen
– dank der Kompatibilität
zum Produkt von Red Hat. Durch
die vielen Repositories und den
Paketmanager Yum mitsamt grafischem
Frontend finden Sie bei
Scientific Linux selbst für ausgefallene
Aufgaben meist das passende
Programm und installieren
es in der Regel mit einem Klick
(Abbildung B).
Durch den Fokus auf den professionellen
Einsatz sind multimediale
Programme in der Standard-Installation
sehr dünn gesät.
Zudem packt das
Setup kaum entsprechende
Codecs mit auf
die Platte, sodass selbst
das Abspielen einer
MP3-Datei unter
Rhythmbox zunächst
eine Nachinstallation
erfordert.
Um Zugriff auf einen
ausreichenden Bestand
an Zusatzprogrammen
zu haben, binden Sie
daher zunächst die Repositories
EPEL [2] und
Rpmforge [3] in das
System ein. Das erledigen
Sie ganz einfach per
Kommandozeile: Geben
Sie im Terminal als User
root bei bestehender Internet-Verbindung
die
folgenden Befehle ein:
# yum install yum‐conf‐elrepo. noU
arch
# yum install yum‐conf‐rpmforge
Danach ziehen Sie Encoder wie
Lame oder Ffmpeg über GPK
nach, den Sie im Menü System |
Administration unter dem Eintrag
Software hinzufügen/ entfernen finden.
Das Bildbearbeitungsprogramm
Gimp installieren Sie in
gleicher Weise. Um Ihr System
für Flash fit zu machen, aktivieren
Sie zudem das Adobe-Repository
[4]. Über Version auswählen…
und die Option YUM for Linux
(YUM) gelangen Sie zur richtigen
Variante für Scientific Linux.
Sofern Ihr System Komponenten
enthält, die mit proprietären
Treibern unter Linux einen grö-
info
[1] Download-Seite der Distribution:
http:// www. scientificlinux. org/ download/
[2] EPEL: http:// fedoraproject. org/ wiki/ EPEL
[3] Rpmforge: http:// rpmrepo. org/ RPMforge
[4] Adobe-Repository für den Flashplayer:
http:// get. adobe. com/ de/ flashplayer/
[5] Repository Rpmfusion einrichten:
http:// rpmfusion. org/ Configuration
[6] Tweak-RPM: http:// www. scientificlinux. org/
distributions/ 6x/ 60/ tweaks
8 09 | 11
www.linux-user.de
Scientific Linux 6.0
heft-dvd
ßeren Funktionsumfang aufweisen
als mit freien Treibern (beispielsweise
einige Grafik- oder
WLAN-Karten), sollten Sie das
Fusion-Repository [5] aktivieren.
Trotz eines ausgereiften und
sorgfältig getesteten Desktops
kommt es vor, dass Sie unter Umständen
bestimmte Funktionen
vermissen, die sich in keinem Repository
finden. Um diesem Manko
abzuhelfen, stellen die Entwickler
von Scientific Tweak-
RPMs bereit, die häufig angefragte
Features beinhalten [6].
Sites und Spins
Analog zu den bei Fedora „Spin“
genannten speziell angepassten
Betriebssystemvarianten gab es
bislang bei Scientific Linux sogenannte
„Sites“. Die beim CERN
eingesetzte SL-Variante hörte beispielsweise
vor Version 6.0 auf den
etwas sperrigen Namen „Scientific
Linux CERN“. Mit der Version 6.0
übernahmen die Maintainer die
Namen von Fedora.
Dieser Schritt bietet die Möglichkeit,
eigene Spin-Distribution
auf Basis von Scientific Linux 6
zusammenzustellen. Dazu liefern
die Entwickler ab Werk die Programme
Livecd-tools, Liveusbcreator
und Revisor mit, die Sie
problemlos entweder per Kommandozeile
oder über den grafischen
Paketmanager installieren
(Abbildung C).
Fazit
Mit Scientific Linux 6.0 erhalten
Sie einen extremen Marathonläufer,
der die Support-Zeiträume
selbst der LTS-Varianten von
Ubuntu locker übertrifft. Ein weiterer
Vorteil des Systems besteht
in der Basis des Enterprise Linux
von Red Hat, das gemeinhin als
eines der stabilsten Linux-Systeme
zählt. Zwar müssen Sie daher
bei Scientific Linux auf brandaktuelle
Programme verzichten, erhalten
dafür jedoch ein enorm zuverlässiges
System, das sich gleichermaßen
für Desktop und Server
eignet. Zudem erfreut die Integration
von Open AFS, einem
von IBM entwickelten verteilten
Dateisystem, das NFS technologisch
bei Weitem überflügelt. Für
Anwender, die ein Linux ohne
Schnickschnack suchen, ist Scientific
Linux daher auf jeden Fall einen
Blick wert. (agr) n
C Mit ein paar Mausklicks
erstellen Sie
eine eigene Variante
von Scientific Linux.
1. Lernen Sie!
Ja, ã training-on-the-jobÒ , oft praktiziert, aber nicht
Ÿ berzeugend. Denn die Kollegen haben nie Zeit
fŸ r echte ErklŠ rungen, au§ erdem werden ã NeueÒ
sofort von dem vereinnahmt, was im Unternehmen
schon seit Ewigkeiten tradiert wird. Warum gibt's
seit 2000 Jahren Schulen und UniversitŠ ten?
ã LERNENÒ ist eine vollwertige TŠ tigkeit, auf die
man sich konzentrieren mu§ , die man nicht 'mal
eben so nebenbei tun kann, und die immer auch
eine Prise ã ErneuerungÒ beinhalten sollte!
2. Ineffiziente Arbeit nicht akzeptieren!
Je spezialisierter Sie arbeiten, desto weniger
echte, fachliche Kollegen haben Sie in Ihrem eigenen
Unternehmen. Wir stellen deshalb Gruppen
zusammen, in denen Sie neben hilfsbereiten
Kollegen mit Š hnlichen Kenntnissen an IHREM
Projekt arbeiten. Und stŠ ndig ist ein fachlicher Berater
anwesend.
ã Guided CoworkingÒ nennen wir das, und es
kš nnte DIE Lš sung fŸ r so manches Projekt sein,
das in Ihrer Firma ã haktÒ .
3. Hintergrund
Wer den riesigen OpenSource-Baukasten schnell
beherrschen mu§ , geht zu einer unserer Ÿ ber 100
Schulungen. Wer das bereits kann, aber schneller
mit seinen Projekten vorankommen will, der
kommt mit seiner Arbeit zum Guided Coworking.
Wir sind eine der erfolgreichsten Schulungseinrichtungen
im gesamten Bereich ã OpenSourceÒ
- sowohl fŸ r Admins, als auch fŸ r Entwickler.
Siehe www.linuxhotel.de
www.linux-user.de
09 | 11 9
Heft-DVD
DVD-Inhalt
Neues auf
den Heft-DVDs
Wer statt schicker, jedoch
kaum zu bedienender Knöp
fe und Widgets nach einem
stabilen und ausgereiften
Desktop sucht, für den servieren
wir in dieser Ausgabe einen
Leckerbissen direkt aus den Laboren
der weltbekannten Forschungszentren
CERN und Fermilab: Spitzenwissen
schaftler und deren Hilfskräfte arbeiten
dort schon seit Jahren an einer
Distribution, die dem Anspruch der
Forscher genügt. Scientific Linux 6.0
basiert auf Red Hat Linux Enterprise
und verspricht vor allem eines:
Langlebigkeit und Geradlinigkeit.
Das Angebot an Software in der Standardinstallation
wirkt ein wenig altbacken.
Das gehört aber zum Konzept des Systems,
das so verhindert, dass die Ergebnisse
jahrelanger Arbeit mit einer
wackligen Applikation ins Nirwana
wandern. Wem essenzielle Tools
für die tägliche Arbeit fehlen, dem
hilft unser Artikel ab Seite 6 in
dieser Ausgabe weiter. Hier erfahren
Sie, wie Sie mit wenigen
Handgriffen die Softwarequellen
des Systems so erweitern, dass alle
wichtigen Programme nur noch ei
nen Mausklick entfernt liegen.
Sie finden die 32BitVersion auf Sei
te A der HeftDVD 1. Diese Version erlaubt
– ebenso wie die 64BitVersion auf Sei
te
B – das Testen im LiveBetrieb sowie
das Installieren auf eine Festplatte.
Den Prinzipien Stabilität und Einfachheit
hat sich die türkische Distribution
Pardus 2011.1 verschrieben.
Bei dem System handelt es sich um
eine Eigenentwicklung der Landesre
gierung, die primär das Ziel verfolgt,
eine vollständige Lokalisation in
der Nationalsprache zu bieten.
Daneben bringt Pardus
aber auch eine deutsche
Lokalisierung mit. Zu
den Aufgaben des Projektes
gehört es, die Installation und den Betrieb so
einfach wie möglich zu gestalten. Eine gelungene
Vorauswahl der Software macht es dabei leicht, sich
im System zu orientieren, ohne sich im Dschungel
der Applikationen zu verlieren.
Möchten Sie Pardus erst einmal ausprobieren, greifen
Sie zur HeftDVD 1, Seite A. Über BootMenü
starten Sie die 32BitVersion im LiveBetrieb. Hier
überzeugen Sie sich mit wenigen Klicks, dass die Distribution
mit KDE SC 4.6.5, Kernel 2.6.37.6, Libre
Office 3.4.1.3 sowie Firefox 5.0 durchaus auf einem
vernünftigen Stand ist. Die 64BitVersion von Seite
B der ersten HeftDVD bietet Ihnen die Möglichkeit
zur Installation des Systems.
Ganz im Sinne der UnixPhilosophie, die ein System
als einen Baukasten aus kleinen, flexiblen und
modular kombinierbaren Tools sieht, haben die Entwickler
PCLinuxOS Phoenix XFCE Edition 2011-07
aufgelegt. Grundlage bildet ein aktuelles XFCE 4.8,
das – frei von unnötigem Ballast – ein ablenkungsfreies
Arbeiten verspricht. Unter dieser Oberfläche
arbeitet ein Kernel 2.6.38.8, der Support für aktuelle
Hardware verspricht. Die Version von Seite A der
HeftDVD 1 erlaubt sowohl das Testen im LiveBetrieb
als auch die Installation auf einem System.
Als bekannte Größe gesellt sich in dieser Ausgabe
Kubuntu 10.04.3 zu den Distributionen, die Sie auf
der HeftDVD finden. Das UbuntuDerivat basiert
auf der aktuellen Long Term Edition, die gemäß
Canonical besonders lange Updates erhält und sich
somit ideal für ein Produktivsystem eignet. Hatten
wir in der Vergangenheit vor allem Besitzer von
32BitSystemen bedient, kommt mit der vorliegenden
Version die 64BitVariante zum Zuge. Die auf
dem Datenträger integrierte Distribution erlaubt das
Testen im LiveSystem sowie die Installation.
Mit ArtistX 1.1 klappen wir zum Abschluss noch
den Werkzeugkasten für alle Künstler auf: Das schicke
LinuxSystem vereint zahlreiche Tools aus dem
2D und 3DBereich, bringt Audio und VideoProgramme
mit und kombiniert die gesamte Software
unter einer ästhetischen Oberfläche, die es auch anspruchsvollen
Nutzern einfach macht, sich ein Arbeitstier
wie Linux auf ihrem Rechner zu installieren.
Das aktuelle Release basiert auf Ubuntu 11.04 „Natty
Narwhal“ und bringt insgesamt 2500 Softwarepakete
mit – neben Anwendungen für Kreative also
auch Programme für die tägliche Arbeit. (agr) n
10
09 | 11
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Aktuelles
Neues rund um Linux
kurz notiert
Am 22. Juli hat Linus Torvalds
den Kernel 3.0 freigegeben und
damit einen neuen Linux-Versionszweig
eröffnet. Das Release
bringt neben Treiber-Updates
auch Neuerungen wie Wake on
WLAN für den 802.11-Stack sowie
Funktionserweiterungen für
die Dateisysteme Ext4 und Btrfs
mit (http:// kernelnewbies. org/
LinuxChanges).
Bereits mit dem neuen Kernel
3.0 tritt die Utility-Distribution
Parted Magic 6.4 zum Partitionieren
und zur Datenrettung an
(http:// partedmagic. com). Zu
den weiteren Neuerungen zählen
Gparted 0.9.0, Clonezilla 1.2.9-19
und Firefox 5.0.
Oracles Virtualbox 4.1 bringt eine
ganze Reihe neuer Wizards mit,
etwa für das Einrichten und Kopieren
virtueller Laufwerke. Ein
experimenteller Treiber ermöglicht
Windows-Gästen das Darstellen
der Aero-Oberfläche und
Direct3D-Support, Linux-Hosts
bekommen eine ebenfalls experimentelle
Option für PCI-Passthrough
(http:// tinyurl. com/
lu1109-vbox). ÇDVD
Für die Rolling-Release-Distribution
Linux Mint Debian Edition
gibt es jetzt „Update Packs“, die
die Updates einfacher und nachvollziehbarer
machen sollen.
Das Repository Linux Mint Debian
Latest bietet einmal im Monat einen
aktuellen und getesteten
Stand der Pakete (http:// blog.
linuxmint. com/ ? p=1781).
Fast die Hälfte der in den letzten
drei Monaten weltweit ausgelieferten
103 Millionen Smartphones
(46,6 Prozent) arbeiten
mit Android. Gut ein Drittel (34
Prozent) davon stammen von
Samsung, fanden die Forscher
von Abi Research heraus (http://
tinyurl. com/ lu1109-abi).
Mageia-Projekt legt Release Cycle für die Distribution fest
In der Nachbereitung des ersten
Releases des Mandriva-
Community-Forks Mageia hat
sich das Projekt nach
eingehenden Beratungen
auf einen
künftigen Release-
Zyklus von 9 Monaten festgelegt
(http:// tinyurl. com/
lu1109-mageia). Nach Alphas
im November und Dezember
2011 und Betas in den beiden
Folgemonaten soll Mageia 2
nach derzeitigem Stand am
4. April 2012 erscheinen. Wie
alle künftigen Mageia-Versionen
wollen es die Entwickler
für die Dauer von 18 Monaten
unterstützen. Als mittelfristiges
Ziel will das Projekt später
alle 18 Monate eine LTS-Version
(Long Term Support) veröffentlichen,
die 3 Jahre Support
erhält. Dies machen die
Ubuntu One verbessert Konditionen
Canonicals Cloud-Lösung
Ubuntu One feierte Ende Juli
den Meilenstein von 1 Million
Anwendern, wobei man offenließ,
wie viele davon das Gratis-Angebot
nutzen und wie
viele die kostenpflichtigen Varianten
(http:// tinyurl. com/
lu1109-uone). Quasi zur Feier
des Tages verbessert das Projekt
die Nutzungsbedingungen:
Ubuntu One Basic heißt nun
Ubuntu One Free, statt wie bislang
nur 2 GByte Speicherplatz
stehen jetzt 5 GByte kostenlos
zur Verfügung. Auch die Bedingungen
für das kostenpflichtige
Musik-Streaming für iPhones
KDE 4.7: Neue Funktionen und bessere Portabilität
Mit Version 4.7 des Plasma-
Desktops und der Plasma-Netbook-Workspaces
versprechen
die KDE-Entwickler einen großen
Schritt in Richtung Touchscreens
und mobile Geräte. Die
Portierbarkeit ist den Arbeiten
am Window-Manager Kwin zu
verdanken. Er kommt nun mit
Hardware zurecht, die OpenGL
ES 2.0 unterstützt. Der Einsatz
neuer Qt-Technologien
wie Qt Quick (kurz für „Qt
Quick UI creation kit“) tut für
die Portierbarkeit auf kleinere
Bildschirme ein Übriges. Die
Entwickler haben KDE 4.7
aber nicht nur an vielen Stellen
aufpoliert und mit neuen
Features erweitert, sondern
auch rund 2000 Bugreports
abgearbeitet. Ganz neu, aber
Der Plasma-Desktop des neuen KDE 4.7 samt Anwendungen (Bild: KDE).
Entwickler aber davon abhängig,
ob und wie sie mit der
Pflege der laufenden Releases
hinterherkommen. Das wollen
sie vor der Veröffentlichung
von Mageia 2 noch einmal
gründlich prüfen. Wie das Projekt
auf Nachfrage wissen ließ,
hängt die Leistungsfähigkeit
beim Support nicht zuletzt von
der Bereitschaft der Community
zur Mitarbeit ab. (jlu)
und Android-Handys verbessert
Canonical: Zum alten Preis von
3,99 US-Dollar monatlich gibt
es jetzt 20 GByte Speicherplatz
inklusive. Einen ausführlichen
Vergleich von Ubuntu One mit
fünf anderen Storage-Anbietern
lesen Sie in dieser Ausgabe ab
Seite 24. (jlu)
noch separat zu installieren,
ist die Instant-Messaging-Lösung
Telepathy für KDE, die
bislang als Technologievorschau
gilt. Die Groupware
Kontact etwa basiert nahezu
vollständig auf Akonadi. Insbesondere
KMail 2.0 arbeitet unter
der Haube die Postverwaltung
komplett mit dem Framework
ab. Dolphin sorgt mit einer
versteckten Menüleiste
für mehr Platz im Fenster,
Marble unterstützt Sprachausgaben
und bringt neben
einem Assistenten zur Kartenerstellung
zahlreiche neue
Plugins mit. Digikam 2.0 beherrscht
nun Gesichtserkennung,
die Versionierung von
Bildern, Geotagging und vieles
mehr. Details finden Sie
im Announcement auf der
Webseite http:// kde. org/
announcements/ 4. 7/. (uba)
12
09 | 11
Das Neueste rund um Linux, aktuelle Kurztests und Artikel aus
LinuxUser finden Sie täglich auf www.linux-community.de
Alle Anwender, Beitragende und Freunde
von openSUSE und Freier Software sind
herzlich eingeladen zur:
Conference 2011
Interactivity, Creativity, Fun
®
Präsentationen
BoF Sessions
Workshops
Hackfests
Die Konferenz ist frei und offen für jeden,
so wie es openSUSE ist.
http://conference.opensuse.org
11. - 14. September
Nuremberg | Germany
Aktuelles
Neues rund um Linux
Asus liefert sein neues
Einsteiger-Netbook EeePC
R011PX mit vorinstalliertem
Ubuntu 10.10 „Maverick“ aus.
Asus liefert EeePC R011PX mit Ubuntu
Asus erweitert seine EeePC-Serie
um das Modell R011PX mit
vorinstallierter Ubuntu Desktop
Edition 10.10 „Maverick“.
Das mit 1250 Gramm relativ
schwergewich-
tige Netbook basiert auf einem
Single-Core-Atom von Intel
(N455, 1,66 GHz) mit NM10-
Chipsatz und integrierter
GMA-3150-Grafik, die ein
hochglänzendes 10,1-Zoll-Display
mit einer Auflösung von
1024x600 Pixeln ansteuert.
Der ab Werk
verbaute DDR3-Arbeitsspeicher
von
2 GByte lässt sich
nicht erweitern, als
Massenspeicher hat
Asus dem Gerät eine
S-ATA-Festplatte mit
320 GByte Kapazität
spendiert. Der dreizellige
Lithium-Ionen-
Akku (4.200 mAh,
40 Watt) weist laut Hersteller
genügend Power für
rund vier Stunden Büroarbeit
oder Surfvergnügen auf. Die
Verbindung mit dem Netzwerk
nimmt das Netbook wahlweise
via 10/ 100-Mbit/ s-Ethernet
oder WLAN (802.11b/ g/ n) auf.
Die Multimedia-Ausstattung
des Gerätes umfasst zum einen
eine 0,3-Megapixel-Webcam
sowie integrierte Stereo-Lautsprecher
und ein Mikrofon, daneben
finden sich Klinkenstecker
für Audio-In/ Out. Außerdem
bringt der R011X drei
USB-2.0-Ports, einen MMC/
SDHC-Cardreader sowie einen
VGA-Ausgang mit. Sie finden
das 26,2x17,8 Zentimeter große
und zwischen 25,9 und 36,5
mm hohe Netbook ab sofort
im Handel. Als Gehäusefarben
stehen Mattschwarz und Mattweiß
zur Auswahl, der empfohlene
Verkaufspreis des Asus
EeePC R011X beläuft sich auf
199 Euro. Asus verspricht zwei
Jahre Garantie inklusive Pick-
Up- und Return-Service. (jlu)
kurz notiert
Mit Timeit 1.0 erfassen Sie, wie
viel Zeit Sie in virtuellen Arbeitsflächen
verbringen und ordnen
die Zeiten einzelnen Projekten
zu. Daneben registriert die Software
Phasen ohne Aktionen. Die
Protokolle lassen sich bearbeiten
sowie nach Zeitabschnitten
gruppieren (https:// launchpad.
net/ timeit). ÇDVD
Die Forscher des in Genf beheimateten
CERN wollen mit der
Open Hardware Licence 1.1
(OHL, http:// tinyurl. com/
lu1109-ohl) den rechtlichen
Rahmen zum Wissensaustausch
rund um elektronische Entwicklungen
liefern. Die OHL soll Gebrauch,
Kopien und Weiterverteilung
von Dokumentationen und
darin enthaltenen Daten regeln.
Der KDE-Entwickler Klaas Freitag
hat sein innovatives Präsentationsprogramm
Zippl in Open-
Suse-Pakete gegossen (http://
tinyurl. com/ lu1109-zippl). Zippl
bewegt mithilfe von QGraphics-
View einen Bildausschnitt über
eine Leinwand, auf der sich die
Elemente befinden.
Geburtstage: Linux, Slackware, Debian
Der Linux-Kernel feiert dieser
Tage seinen 20. Geburtstag,
obwohl das genaue Datum der
Niederkunft im Jahr 1991
umstritten ist. Infrage kämen
der 3. Juli, als Linus Torvalds
das Projekt erstmals in einem
Posting erwähnte, ohne das
Kind zu benennen; der 25. August
als Tag der ersten Namensnennung,
der 17. September
als Tag der 0.01-Release
(allerdings für eine geschlossene
Benutzergruppe)
und der 5. Oktober, an dem
das erste öffentliche Release
0.02 erschien. Linus selbst bevorzugt
als Geburtsdatum die
Termine im August und September,
die er beide für valide
hält – das Release von Version
0.01 im September 1991
habe allerdings kaum jemand
mitbekommen (http:// tinyurl.
com/ lu1109-geburt).
Somit darf der 25. August
quasi als offizieller Geburtstag
des freien Betriebssystems
gelten. In die Schar der Gratulanten
reihte sich schon vorab
auch Microsoft ein: Zum 20.
Geburtstag von Linux stellte
Microsoft bei der Linux Foundation
ein Glückwunsch-Video
ein (http:// video. linux. com/
video/ 2127). Das ist so nett
und offenherzig gemacht, dass
man Microsoft schon fast
sympathisch finden könnte –
gäbe es da nicht die nach wie
vor ungelösten Differenzen
wie vage Patentansprüche und
knallharten Anti-Linux-Lobbyismus
aus Redmond.
Naturgemäß etwas jünger als
der Kernel konnte dieser Tage
die älteste noch existierende
Linux-Distribution Geburtstag
feiern und wurde „volljährig“:
Vor 18 Jahren erschien
am 16. Juli 1993 auf 24 Disketten
Slackware 1.0. Während
Zeitgenossen wie SLS
und Yggdrasil zwischenzeitlich
ausstarben, erfreut sich
Slackware unter Projektleiter
Patrick Volkerding weiter bester
Gesundheit und hat inzwischen
zahlreiche Nachfahren,
darunter Suse, Salix, Slax,
Vectorlinux und Zenwalk.
Die Position der ältesten
noch existierenden Linux-Distribution
knapp verpasst hat
ein anderes Projekt, das dieser
Tage ebenfalls den 18. Geburtstag
feiert: Am 16. August
1993 kündigte Ian Murdock
das „Debian Linux Release“
an, damals noch ohne explizites
„GNU“ im Namen (http://
tinyurl. com/ lu1109-debian).
Das erste Release verteilte er
dann Anfang September 1993
an Auserwählte zum Test. (jlu)
14
09 | 11
Das Neueste rund um Linux, aktuelle Kurztests und Artikel aus
LinuxUser finden Sie täglich auf www.linux-community.de
Multiarch, DNSSEC und vielleicht Hurd
Auf der Debian-Konferenz im
Juli in Bosnien hat das Release-Team
der Distribution
(http:// release. debian. org)
die Ziele für die kommende
Version 7.0 „Wheezy“ festgelegt.
In gemeinsamen Sitzungen
mit den Teams FTP-Master,
Debian Installer und
Kernel stimmten die Entwickler
wichtige technische
Features ab. In „Wheezy“ soll
Debian erstmals mehrere Architekturen
auf einem System
unterstützen, also beispielsweise
das Ausführen
von 32-Bit-Anwendungen
auf einem 64-Bit-System ermöglichen.
Als weitere Architekturen
sind neue ARM-
CPUs (armhf), PowerPC 64,
SPARC 64 und S390 geplant,
Sub-Architekturen wie i686
will man weiter optimieren.
Debian 7 soll GNU/ kFreeBSD
als vollwertigen Debian-Port
mit 95 Prozent der Pakete
enthalten sowie wahrscheinlich
GNU/ Hurd als „Technology
Preview“. Daneben
möchten die Entwickler
Debians Unterstützung für
SE Linux und DNSSEC auf
einen brauchbaren Stand
bringen. Als weitere technische
Eckdaten nennt
Release-Manager Neil
McGovern Ext3 oder Ext4 als
Standard-Dateisystem sowie
Grub 2 als Bootloader. Wie
auch Fedora möchte Debian
das Systemverzeichnis /var/
run durch /run ersetzen, um
dort frühzeitig beim Systemstart
Laufzeitdaten zu speichern.
(mhu)
Suse setzt weiter auf Microsoft und Mono
Die Attachmate-Tochter Suse
und Microsoft haben das
2006 noch mit dem damaligen
Suse-Eigner Novell geschlossene
Kooperationsabkommen
um weitere vier
Jahre bis zum 1. Januar 2016
verlängert (http:// tinyurl.
com/ lu1109-ms-suse). Im
Rahmen der neuen Runde
wird Microsoft weitere 100
Millionen US-Dollar in Zertifikate
für Suse-Linux-Enterprise-Produkte
investieren.
Bereits während der ersten
Runde der Kooperation haben
die beiden Unternehmen
„mehr als 725 Kunden“ für
das gemeinsame Angebot gewonnen.
Dieses ist in der
Open-Source-Welt äußerst
umstritten, weil eine Schutzklausel
des Kooperationsvertrages
Suse-Kunden von
Patentansprüchen seitens
Microsoft freistellt. Dies betrachten
viele Vertreter der
freien Software als implizite
Anerkennung dieser von
Microsoft zwar erhobenen,
aber nie nachgewiesenen Patentansprüche
gegen Linux.
Ebenfalls für Stirnrunzeln
dürfte in diesen Kreisen ein
neues Abkommen zwischen
Suse und Xamarin sorgen,
dem Startup von Mono-Protagonisten
Miguel de Icaza.
Darin erhält Xamarin eine
unbefristete Lizenz zum
Nutzen des „geistigen Eigentums“
von Suse an Mono,
MonoTouch, Mono for
Android and Mono Tools for
Visual Studio (http:// tinyurl.
com/ lu1109-suse-mono). Xamarin
soll zudem den technischen
Support für Suse-Kunden
übernehmen, die Mono-
Produkte einsetzen. Die
.NET-Implementation Mono
ist unter Open-Source-Vertretern
umstritten, weil sie
mit Microsoft-Patenten behaftete
Technologie in freie
Software einführt. (jlu) n
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(Aktion 6 Monate kostenlos entfällt) oder 24 Monate (6 Monate kostenlos). Abrechnung vierteljährlich. Einmalige
Einrichtungsgebühr 9,99 €. Alle Preise inkl. MwSt. Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten.
aktuelles
Angetestet
JJJJI
Mit Heldenviewer suchen
Sie komfortabel
nach Youtube-Videos
und übertragen die gefundenen
Beiträge bequem
auf den eigenen
Rechner.
Heldenviewer holt die Youtube-Stars auf die Platte
Wer auf dem Video-Portal Youtube
nach einem bestimmten Beitrag
sucht, musste sich bisher mit
der Youtube-Weboberfläche abmühen.
Mit dem Heldenviewer
steht nun eine komfortable Suchoberfläche
für Youtube zur Verfügung.
Das Werkzeug erlaubt die
Suche sowohl nach einzelnen Beiträgen
als auch nach bestimmten
Autoren. Darüber hinaus lassen
sich Autoren in eine Favoritenliste
einfügen. Ein Rechtsklick auf
den Beitrag eines Autors öffnet
den entsprechenden Menüpunkt.
Die Favoritenliste prüfen Sie bequem
auf Neuerscheinungen und
verpassen so keine Folge Ihres
Lieblings-Vidcasts. Der Übersicht
halber gliedert Heldenviewer
seine Oberfläche über Reiter in
die Bereiche Suchergebnisse, aktive
und abgeschlossene Downloads.
Bei der Suche nach einem
Beitrag führt das Tool alle Treffer
in einer Liste auf, aus der Sie die
Beiträge auswählen und herunterladen.
Standardmäßig bietet
Heldenviewer alle Downloads in
der höchstverfügbaren Auflösung
an, in der Regel also als 1080p.
Liegt der Beitrag nicht in der gewünschten
Auflösung vor, wählt
Heldenviewer je nach Konfiguration
die nächsthöhere oder -niedrige
Auflösung. Sie können jedoch
vor jeder Übertragung manuell
eine bestimmte Auflösung festlegen
– vorausgesetzt, der Beitrag
liegt in dieser vor. Alle aktiven
Downloads fasst Heldenviewer
unter einem eigenen Reiter zusammen.
So erkennen Sie sofort,
welche Übertragungen gerade
laufen und wie viel eines Downloads
bereits übertragen wurde.
Ein laufender Download lässt sich
jederzeit anhalten und zu einem
späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen.
Heldenviewer setzt die
Übertragung selbstständig an der
richtigen Stelle fort. An welcher
Stelle Heldenviewer die Dateien
ablegt, geben Sie in den Einstellungen
ebenso vor wie den
Media player: Ist Letzterer auf
dem System eingerichtet, können
Sie den Beitrag bereits während
der Übertragung ansehen.
Heldenviewer 1.0
Lizenz: GPLv3
Quelle: http:// www. heldenviewer.
com/ cms/ index. php/ en/
JJJII
Da IPChat keinen zentralen
Server benötigt, eignet
es sich für die Kommunikation
in lokalen
und Ad-hoc-Netzen, in
denen die Gesprächspartner
keine Administratorrechte
haben. In
der aktuellen Version
unterstützt IPChat keine
verschlüsselte Kommunikation,
ist allerdings
bereits IPv6-ready.
Unkompliziert im lokalen Netz plaudern mit IPChat
Chat-Clients unter Linux setzen
meist einen zentralen Server voraus.
Suchen Sie stattdessen eine
Peer-to-Peer-Lösung, werden Sie
bei IPChat fündig. Das einfache,
Ncurses-basierte Programm benötigt
keinen zentralen Server,
die Clients kommunizieren direkt
miteinander. Sobald Sie seinen
IPChat starten, wartet es am
Port 47928 auf eingehende Nachrichten.
Die Gesprächspartner
identifizieren sich dabei anhand
ihrer IP-Adressen. Hier zeigt sich
bereits, das sich IPChat nicht für
den Einsatz
im Internet
eignet, wo
aufgrund der
dynamischen
Adresszuweisung
in
der Regel
nicht feststeht,
dass
sich hinter einer Adresse immer
derselbe Gesprächspartner befindet.
In lokalen oder Ad-hoc-Netzwerken
existiert dieses Problem
in der Regel nicht. Sie steuern IP-
Chat über eine Reihe von Befehlen,
die mit einem Backslash beginnen.
Wer schon einmal im IRC
gechattet hat, findet sich schnell
zurecht. Eine Liste aller Funktionen
erhalten Sie mit /help, gefolgt
vom jeweiligen Befehl. Um
beispielsweise einen neuen Kontakt
in die Kontaktliste einzufügen,
rufen Sie /add mit der IP-
Adresse des Kontaktes auf. Ordnen
Sie der Adresse einen Spitznamen
zu, erscheint dieser in der
Kontaktliste am rechten Fensterrand.
Läuft IPChat beim Gesprächspartner
nicht auf dem
Standardport, geben Sie den entsprechenden
Port beim Anlegen
des Kontaktes an. Zum Beginn
eines Gespräches drücken Sie das
Tastenkürzel, das IPChat in der
Kontaktliste vor dem Gesprächspartner
anzeigt. Die Nachricht
schreiben Sie in die Eingabezeile
am unteren Rand. Ein Pfeil in der
Kontaktliste zeigt an, mit wem
Sie gerade chatten. Das Tastenkürzel
vor dem Spitznamen in der
Kontaktliste erlaubt den schnellen
Wechsel zwischen Gesprächspartnern.
IPChat führt dazu für
jeden Gesprächspartner ein eigenes
Gesprächsfenster. Schreibt
Ihr Gegenüber etwas in einem
Fenster, das im Hintergrund
liegt, markiert IPChat den Kontakt
mit einem Sternchen. So verpassen
Sie kein Statement. Gruppen
wie bei IRC oder Jabber bietet
IPChat jedoch nicht.
iPCHat 0.5
Lizenz: GPLv3
Quelle:
http:// www. nongnu. org/ ipchat/
16 09 | 11
www.linux-user.de
Angetestet
aktuelles
Sunflower, ein zweispaltiger Dateimanager für Gnome
sunflower 0.1a-30
Lizenz: GPLv3
Quelle: http:// code. google. com/ p/
sunflower-fm/
Hinter dem klangvollen Namen
Sunflower verbirgt sich ein gut
strukturierter Dateimanager, der
sich nahtlos in Gnome integriert.
Er stellt eine zweigeteilte Verzeichnisübersicht
zur Verfügung,
sodass sich verschiedene Verzeichnisse
bequem gegenüberstellen
lassen. Sunflower beherrscht
dabei alle wichtigen Funktionen
eines Dateimanagers. Das Kopieren,
Verschieben oder Löschen
von Dateien oder Verzeichnissen
funktioniert ebenso reibungslos
wie der Vergleich zweier Verzeichnisse
oder die Anpassung der Datei-Attribute.
Durch den Einsatz
von Reitern bietet Sunflower die
Möglichkeit, pro Fensterhälfte
mehrere Verzeichnisse gleichzeitig
offenzuhalten. Durch Anklicken
des Reiters wechseln Sie bequem
zwischen Verzeichnissen.
Statt eines Ordners können Sie in
einer Fensterhälfte ein Terminal
öffnen. Über die Einstellungen
passen Sie Sunflower weiter an
Ihre Präferenzen an. So lassen
sich Symbolleisten ein- oder ausblenden
oder das Format der Datumanzeige
ändern. Der Dateimanager
bietet außerdem eine Vorschaufunktion
für Bildformate.
Möchten Sie Sunflower zusammen
mit Drittprogrammen nutzen,
legen Sie im Werkzeug-Menü
einen entsprechenden Eintrag für
die jeweilige Applikation an. Sofern
konfiguriert, übergibt Sunflower
beim Aufruf des externen
Programms den aktuell ausgewählten
Verzeichniseintrag. Den
Funktionsumfang von Sunflower
erweitern Sie durch Einbinden diverser
Plugins. Plugins zum Nutzen
des System-Terminals und für
die Standardsymbolleiste bringt
die Installation bereits mit.
JJIII
Der Dateimanager Sunflower
ist eine interessante
Alternative für
alle, die eine zweispaltige
Verzeichnisansicht
bevorzugen. Das Tool
befindet sich in einer frühen
Entwicklungsphase,
bietet aber alle wichtigen
Funktionen.
Termit, die Alternative zu Xterm und Rxvt
Der Terminalemulator Termit enthält außerdem Funktionen
sieht sich als handliche Alternative
zu Klassikern wie Xterm oder inhalten und erlaubt, über den
zum Bearbeiten von Konsolen-
Rxvt. Das Tool basiert auf den Punkt Einstellungen, das Erscheinungsbild
der aktuellen Sitzung
VTE-Bibliotheken und benötigt
darüber hinaus lediglich die ganz nach Gusto zu gestalten.
GTK+-Bibliotheken für seinen Funktionen zum Verwalten der
Einsatz. Auf den ersten Blick fallen
keine großen Unterschiede zu den Sie im Menü Session. Hier
offenen Terminalsitzungen fin-
den gängigen Platzhirschen auf. speichern Sie wahlweise das aktuelle
Termit-Fenster mit allen Sit-
Wer genauer hinsieht, bemerkt,
dass Termit die Menüleiste unten zungen oder laden gespeicherte
platziert. Hier stehen mit dem Sessions ins aktuelle Fenster. Daneben
beherrscht Termit die An-
Dateimenü Funktionen zum Anlegen
und Löschen weiterer Sitzungen
bereit. Das Menü Edit dierung sowie die Mustersuche in
zeige der gewählten Zeichenco-
der aktuellen Sitzung. Der obere
termit 2.9.0
Rand des Termit-Fensters beherbergt
die Reiterleiste. Um bei
Lizenz: GPLv2
Quelle: https:// github. com/ nonstop/ zahlreichen Reitern nicht den
000_LU1106_F-Weber_neu1.qxd
termit/ wiki/
18.09.2006 Überblick 19:00 Uhr zu verlieren, Seite 1dürfen Sie
jeden Reiter mit einem Namen
versehen. Besonders komfortabel
ist die Möglichkeit, den aktuellen
Status aller Sitzungen beim
Schließen eines Termit-Fensters
zu sichern. Die Konfiguration
darf auch in der Skriptsprache
Lua implementierte Statements
und Routinen enthalten. So legen
Sie unter anderem Tastenkombinationen
fest. Das
Quellarchiv enthält
eine Beispielskonfiguration
als Vorlage.
Eine Textdatei
mit wichtigen
Lua-Schnittstellen
findet sich
ebenfalls im Tarball.
(jlu)
JJJII
Termit ist eine gute Terminal-Alternative
für alle,
denen Emulatoren wie
das Gnome-Terminal zu
komplex und Xterm oder
Rxvt zu frugal sind.
X23
eport
Zotac Zbox AD02
Mini-PC Zbox AD02 im praktischen Einsatz
Zwerg mit
Ausstrahlung
© Marmit, sxc.hu
Für viele praktische Aufgaben genügt ein Mini-PC. An einer Gesamtschule in Rastede leistet
einer im Duo mit Linux gute Dienste für Alltägliches und weniger Alltägliches. Carsten Niehaus
reADMe
Die Zbox AD02 bietet
auf Basis des neuen
AMD-Fusion-Chips einen
niedrigen Verbrauch bei
gleichzeitig guter Performance
im Multimedia-
Bereich. Diese Vorzüge
machen die Hardware
zu einem heißen Kandidaten
für ein schulinternes
Projekt in der Kooperativen
Gesamtschule
in Rastede.
Kaum eine Schule verfügt über
großzügige finanzielle Ressourcen.
Da bietet es sich natürlich
an, für den EDV-Einsatz kostengünstige
Hardware mit dem freien
Betriebssystem zu verheiraten,
um das Budget nicht zu stark zu
strapazieren. Die Kooperative Gesamtschule
Rastede nutzt im Gebäude
an verschiedenen Stellen
Bildschirme samt PC, um zum
Beispiel auf diese Weise den Vertretungsplan
anzuzeigen.
Bisher bezogen diese Monitore
ihre Daten von herkömmlichen,
aber mittlerweile veralteten Computern.
Im Mai 2011 reifte dann
der Entschluss, testweise einen
kostengünstigen Mini-PC zusammenzustellen,
der diese Aufgabe
künftig übernimmt.
Auf der Suche nach einem solchen
Computer stellte sich bald
heraus, dass viele Geräte die Anforderungen
nicht erfüllen. So
sollte der PC möglichst leise sein
und über wenig bewegliche Teile
wie möglich verfügen, um im optimalen
Fall eine lange Lebensdauer
zu gewährleisten.
Spezifikation
Die Leistung spielt im Alltag eine
eher untergeordnete Rolle: Die
Monitore zeigen im Wesentlichen
Dateien an, welche die angeschlossenen
Rechner als statische
Webseite von einem Server beziehen.
Es läuft also die meiste Zeit
eine HTML-Seite im Firefox. Bei
einigen besonderen Anlässen
kommt allerdings das Programm
Teamviewer zum Einsatz, beispielsweise
am Elternsprechtag:
Dann zeigen die Monitore unter
anderem Raumpläne.
An solchen Tagen kommt es
ebenfalls vor, dass zusätzlich zu
diesen Informationen Filme laufen
– etwa ein Mitschnitt aus der
Theatergruppe oder eine Vorschau
auf ein kommendes Stück.
Daher sollte der PC genug Kraft
haben, um auf einem 37-Zoll-
Fernseher ein Video anzuzeigen.
Natürlich sollten die Computer
nicht für jeden zu sehen oder zugänglich
sein. Optimalerweise
hängen sie deshalb per VESA-Halterung
hinter einem Monitor.
Als die Architekten die Schule
entwarfen, war das Internet noch
nicht erfunden. Daher fehlen an
20 09 | 11
www.linux-user.de
Zotac Zbox AD02
report
A An der Rückseite
bietet der Mini-PC eine
Reihe von Anschlüsse,
darunter eSATA, USB
2/ 3, LAN, DVI, HDMI
und S/ PDIF.
allen Stellen, an denen die Monitore
hängen, Netzwerkdosen.
Diese zu verlegen, sprengt jeden
vernünftigen Kostenrahmen. Damit
müssen die Rechner zusätzlich
WLAN unterstützen.
Das Budget für das Projekt lag
bei unter 300 Euro pro Computer.
Damit fielen viele Industrie-Mini-
PCs aus dem Rennen: Diese entsprechen
zwar den Anforderungen
und fallen extrem klein aus
(viele nicht viel größer als eine
externe Festplatte), kosten jedoch
deutlich mehr. Die Preise steigen
nicht selten über 700 Euro.
Nach langem Suchen fiel die
Wahl auf die Zbox AD02 (siehe
Tabelle Technische Daten) von
Zotac [1]. Der Computer besitzt
eine AMD-APU des Typs E350
mit Fusion-Chipsatz mit integrierter
Radeon-HD6310-Grafik,
die laut Hersteller durch den
UVD3-Decoder HD-Videos decodieren
kann. Als Arbeitsspeicher
kommt DDR3-RAM zum Einsatz.
Das etwa taschenbuchgroße Gehäuse
des Mini-PCs weist auf drei
Seiten Anschlüsse auf (Abbildung
A); auf der vierten befindet
sich die Aussparung für einen
mitgelieferten Standfuß. Auffälligstes
Detail ist ein Leuchtring
auf der Seite des Gerätes, der als
Power-LED fungiert.
Dass das vorliegende Zbox-Modell
mit einem einzigen Lüfter
(für die CPU) auskommt, verspricht
einen niedrigen Geräuschpegel.
Der Preis liegt ebenfalls im
Rahmen: Zusammen mit 2 GByte
Arbeitsspeicher geht die Box für
etwa 200 Euro über den Ladentisch,
dazu kommt die Festplatte.
Der Hersteller vertreibt das Gerät
außerdem in einer Plus-Variante,
die ab Werk eine 250-GByte-HDD
sowie 2 GByte RAM mitbringt.
Anstelle einer herkömmlichen
2,5-Zoll-Festplatte mit SATA-
Schnittstelle fiel die Wahl für die
Schulinstallation auf einen SATA-
CF-Adapter (7 Euro) und eine
8-GByte-CF-Card (16 Euro) (Abbildung
B). Das Gehäuse erlaubt
ein einfaches Einsetzen der zusätzlichen
Komponenten (Abbildung
C). Für die gestellten Anforderungen
genügt die CF-Karte
vollkommen, ein schlankes
Linux- System lässt sich ohne Probleme
auf einer so kleinen Karte
einrichten.
Installation
Neue Hardware erfordert neue
Treiber. Daher fiel die Wahl der
Distribution auf Ubuntu 11.04,
das einen sehr aktuellen Kernel
(2.6.38) mitbringt. Um die Installation
möglichst schlank zu halten,
kam die Server-Variante zum
Einsatz. So ließ sich sehr leicht
testen, ob die Installation auf einer
CF-Karte gelingt. Da der
Computer kein DVD-Laufwerk
besitzt, übernahm ein USB-Stick
die Aufgabe des Boot-Mediums.
Eine Anleitung sowie das Image
selbst fanden sich online [3].
Tatsächlich lief die Installation
problemlos. Es galt allerdings, die
Größen der Partitionen anzupassen,
denn die Standardwerte von
Ubuntu für die Root-Partition fielen
größer aus als die Kapazität
der CF-Karte. In der neuen Konfiguration
bekam das Root-Dateisystem
4 GByte zugewiesen, die
Swap-Partition erhielt 512 MByte,
der Rest entfiel auf die Home-
Partition.
Als Nächstes folgte das Metapaket
xubuntu-desktop, das XFCE 4.8
samt Abhängigkeiten installiert.
Der Network-Manager erkannte
das Funknetzwerk sofort, die Verschlüsselung
bereitete keine
Prob leme. Auch eine externe
USB-Festplatte band das System
automatisch ein.
Die einzige Schwierigkeit mit
der Hardware trat in Zusammenhang
mit USB 3 unter Ubuntu
auf. Während beim Einsatz der
USB-2-Anschlüsse das System
tadellos lief, führte der Versuch,
USB 3 zu nutzen zum Absturz.
Eine Dokumentation des Problems
findet sich online [2], dem
Autor ist bislang keine Lösung bekannt.
Daher kamen im laufenden
Betrieb nur die USB-2-Anschlüsse
zum Einsatz. (Übrigens
unterstützte OpenSuse 11.4 den
USB-3-Einsatz tadellos, siehe folgende
Seite).
Zwischenergebnis
Insgesamt fällt das Fazit der oben
beschriebenen Lösung sehr positiv
aus: Der Rechner funktioniert
tadellos, die 8-GByte-Karte bietet
noch gut 2 GByte freien Platz, die
Geschwindigkeit reicht vollkommen
aus und der Rechner läuft
sehr leise. Damit hat die Hardware-Kombination
den erste Teil
der Aufgabe erfüllt.
Hersteller
Modell
APU
Grafik
WLAN
Anschlüsse intern
Anschlüsse Front
GlossAr
APU: Als Accelerated
Processing Unit bezeichnet
AMD seine
CPUs mit integrierter
Grafikeinheit sowie Video-
und anderen Hardwarebeschleunigern
auf
einem Die, die es unter
der Marke AMD Fusion
vertreibt.
technische DAten
Zotac International Ltd.
Zbox AD02 (Barebone)
AMD „Zacate“ E-350, Dual-Core (1,6 GHz)
AMD Radeon HD6310 (500 MHz)
802.11b/ g/ n
1 x 2,5-Zoll-SATA (6 Gbit/ s), 2 x DDR3-1066
SO-DIMM (204 Pins)
6-in-1-Reader (MMC/ SD/ SDHC/ MS/ MS Pro/
xD), 1 x USB 2.0, Audio out, Audio in
Anschlüsse hinten 1 x HDMI, 1 x DVI, 1 x eSATA, 2 x USB 2.0,
2 x USB 3.0, 1 x Ethernet (10/ 100/ 1000),
S/ PDIF out, Strom
Anschlüsse oben 1 x USB 2.0
Maße (BxHxT) 188x188x44 mm
Preis (ca.) 200 Euro
www.linux-user.de
09 | 11 21
eport
Zotac Zbox AD02
B Der CF-Karten-
Adapter ermöglicht
den Einbau eines
Compact-Flash-Moduls
als Festplatte.
Beim Test der Video-Ausgabe kamen
ein herkömmlicher 19-Zoll-
Monitor sowie ein 37-Zoll-Fernseher
mit Full-HD-Auflösung
(1080p) und HDMI-Anschluss
zum Einsatz. In beiden Fällen gelang
ohne Weiteres die ruckelfreie
Ausgabe von Videos. Damit eignet
sich – auch wegen der WLAN-
Fähigkeiten – die ZBox als Medienzentrale
im Wohnzimmer.
Der Autor
Carsten Niehaus ist
Biologie-, Chemieund
Informatiklehrer
der Kooperativen Gesamtschule
in
Rastede.
3 Das Innenleben
der Zbox mit dem
Arbeitsspeicher oben
links und dem quer
liegenden Compact-
Flash-Adapter.
Es blieb die Frage, ob der Mini-PC
auch für den Multimedia-Einsatz
sowie für Büro-Aufgaben taugt.
Zu diesem Zweck erhielt der
Rechner eine SSD-Platte (Crucial,
64 GByte) sowie OpenSuse 11.4
als System. Die Installation erfolgte
über einen USB-Stick. Beim
Desktop fiel die Wahl erneut auf
XFCE 4.8, die anderen OpenSuse-
Einstellungen blieben bei den
Standardwerten.
Wie erwartet, verlief das Einrichten
des Systems ohne Schwierigkeiten.
Obwohl der OpenSuse-
Kernel einige Monate älter ist
(Kernel 2.6.37.6) als der von
Ubuntu, funktionierte WLAN,
anders als befürchtet, problemlos.
Der gesamte Desktop fühlt
sich sehr schnell an, LibreOffice-
Programme zum Beispiel starten
in wenigen Sekunden.
Das Ziel war, den Computer mittels
XBMC Media Center [4] zur
Multimedia-Zentrale umzubauen.
XBMC setzt 3D-Support der Grafikkarte
voraus, die Standardinstallation
von OpenSuse reicht
also nicht aus. Die Installation
des ATI-Treibers verlief reibungslos:
Ein Klick auf Install auf der
Website mit dem ATI-Treiber [5]
startet YaST. Nach Bestätigung
der Warnungen integrierte sich
die Software in wenigen Sekunden
ins System. Anschließend
galt es, auf der Kommandozeile
einmal ati‐config ‐‐initial einzugeben
und den Rechner neu zu
starten. Danach befand sich im
Startmenü der Eintrag Multimedia
| XBMC Media Player.
Die Konfiguration des Media-
Centers gelang sehr einfach. Im
Testnetz hing an einer Fritzbox
ein USB-Stick mit Videos und
Musik, den XBMC nicht automatisch
erkannte, obwohl dies beispielsweise
bei einem netzwerktauglichen
Fernseher problemlos
gelang. Um die Datenquelle trotzdem
zu nutzen, galt es über Quelle
hinzufügen | Netzwerkfreigabe
hinzufügen… den Server fritz.box
und als Protokoll Windows-Netzwerk
(SMB) auszuwählen. Der
Nutzer heißt in der Voreinstellung
ftp-user. Nach Eingabe des
Passwortes zeigte XBMC den
USB-Stick als Medium an, und es
war möglich, alle darauf gespeicherten
Musikstücke abzuspielen.
Eine direkt angeschlossene USB-
Festplatte bot XBMC ohne weitere
Konfiguration an.
Alltagstauglich
Die Zbox AD02 von Zotac erweist
sich als gut gerüstet für die eingangs
beschriebenen Aufgaben.
Die Installation und Konfiguration
von XBMC verlief problemlos.
Lediglich das automatische Erkennen
der Medien an der Fritzbox
gelang nicht, hier war etwas
Nacharbeit notwendig. Für alltägliche
Aufgaben wie E-Mail und
Tabellenkalkulation reicht das
System sowieso allemal aus.
Der Ansatz mit der CF-Karte ist
aus Kostengründen interessant:
25 Euro für eine vollkommen ausreichende
Kapazität von 8 GByte
ersparen gegenüber einer Festplatte,
auf der dann ohnehin der
größte Teil der Kapazität frei bliebe,
etwa 10 Euro.
Leicht zu klonen
Hinzu kommt, dass sich die CF-
Karte extrem einfach kopieren
lässt, sodass man sie bei minimalem
Aufwand für viele Rechner
duplizieren kann. Für den alltäglichen
Gebrauch eignet sich allerdings
eher eine herkömmliche
Festplatte, um die notwendige
Kapazität für Multimedia-Inhalte
bereitzustellen. (agr) n
info
[1] Zotac: http:// www. zotac. com/ index. php?
option=com_wrapper& view=wrapper&
Itemid=100083
[2] USB-3-Bug: https:// bugs. launchpad. net/
ubuntu/ +source/ linux/ +bug/ 801875
[3] Ubuntu-Download: http:// www. ubuntu. com/
download/ server/ download
[4] XBMC: http:// www. xbmc. com
[5] ATI-Treiber:
http:// en. opensuse. org/ SDB:ATI_drivers
22 09 | 11
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Abovorteile
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Verkaufstermin
schwerpunkt
Dropbox-Alternativen
angesehen. Eine komplette Zusammenfassung
der technischen
Daten dieser Anbieter finden Sie
in der Tabelle Cloud-Storage-Anbieter
mit Linux-Client.
Sechs Cloud-Storage-Anbieter im Vergleich
Datenwolke
Gratis-Filehoster gibt es inzwischen wie Sand am Meer, doch bei
der nativen Unterstützung für Linux wird die Auswahl schnell übersichtlich.
Zwar kann der Marktführer Dropbox hier mithalten, doch
die Konkurrenz klebt ihm bereits an den Fersen. Thomas Drilling
reADMe
Dieser Artikel vergleicht
sechs Online-Storage-
Anbieter mit kostenlosen
Einstiegsangeboten
und nativem Linux-
Client für den Dienst.
Das Testfeld umfasst
Ubuntu One, Dropbox,
Teamdrive, Spideroak,
Wuala und Zumodrive.
© Benjamin Haas, 123RF
In den letzten Jahren schießen
Filehosting-Lösungen wie Pilze
aus dem Boden. Dropbox und
Wuala haben vorgemacht, was
geht, wie man es macht und wo
noch Verbesserungspotenzial
liegt. Beim bloßen Online-Speicherplatz
ist lange nicht Schluss:
Die Online-Festplatten beherrschen
nicht nur Backup und Datensicherung,
sondern bieten
auch eine elegante Möglichkeit,
Dateien und Ordner über mehrere
Rechner mit unterschiedlichen
Betriebssystemen synchron zu
halten. Idealerweise binden Sie
das Smartphone mit ins Speicherkonzept
ein, sodass Sie auf die
Daten von überall zugreifen können.
Für das Testfeld haben wir
uns auf solche Anbieter beschränkt,
die zum einen nativen
Linux- Client zur Verfügung stellen
und zum anderen über ein
kostenloses Einstiegsangebot einen
ausführlichen Probelauf ermöglichen.
Da die Idee des Synchronisierens
gerade darauf abzielt,
mehrere Systeme abgleichen
zu können, legten wir Wert darauf,
dass Clients für Windows,
Mac OS X oder Smartphones existieren.
Mit den meisten Online-
Festplatten im Testfeld haben Sie
die Möglichkeit, Daten zu teilen.
Wir haben uns für Sie Ubuntu
One, Dropbox, Teamdrive,
Spider oak, Wuala und Zumodrive
Ubuntu One
Ubuntu One, der Filehosting-
Dienst von Canonical, steht trotz
des suggestiven Namens nicht
nur für Ubuntu zur Verfügung,
sondern lässt sich auch mit anderen
Distributionen, Betriebssystemen
und Mobiltelefonen nutzen.
Einen Mac-Client gibt es jedoch
nicht, und die Windows-
Version des Clients befindet sich
noch im Beta-Stadium. Neben der
proprietären Client-Software gibt
es für den Dienst auch ein Web-
Interface, der reine Dateitransfer
funktioniert auch via WebDAV.
Ubuntu One bietet neben dem
einfachen Synchronisieren von
Dateien unter anderem auch das
Synchronisieren spezieller vorher
ausgewählter Daten, etwa Profil-
Einstellungen von Thunderbird
oder Kontakte aus dem KDE-
Adressbuch. Daneben verknüpft
Canonical den Dienst auch mit
seinem Online-Streaming-Angebot
Ubuntu One Music Streaming,
das Sie inklusive 20 GByte Speicherplatz
für 3,99 US-Dollar monatlich
zukaufen können. Auf der
Launchpad-Seite [1] von Ubuntu-
One finden sich zudem eine Reihe
interessanter Zusatztools, wie
etwa ein Android- und ein iPhone-
Client zum Music-Store.
Zur Synchronisation legt der
Dienst im Home-Verzeichnis einen
Ordner Ubuntu One an. Sämtliche
dort abgelegten Dateien und
Verzeichnisse lädt Ubuntu One
auf Ubuntus Cloud-Server hoch.
Melden Sie sich mit gleichem Benutzer-Account
an einem anderen
Rechner an, greifen Sie von
dort auf den Datenbestand zu.
Ubuntu Linux enthält die
Client-Software (Abbildung A)
seit Oktober 2009 offiziell in
Ubuntu im Menü Anwendungen.
Vor dem ersten Benutzen legen
Sie ein Single-Sign-On-Konto an,
24 09 | 11
www.linux-user.de
Dropbox-Alternativen
schwerpunkt
indem Sie auf Registrieren klicken.
Nach Eingeben von E-Mail-Adresse,
Passwort und Captcha-Code
erhalten Sie per Mail einen Bestätigungscode,
den Sie im Folgeschritt
eingeben. Die Anmeldung
funktioniert analog über das
Interface https:// one. ubuntu.
com. Nach der Anmeldung startet
das Dashboard und zeigt alle in der
Ubuntu Cloud-Plattform verfügbaren
Dienste. Daneben gibt es
die Reiter Files, Notes und Contacts,
wobei nur der Reiter Files
dem eigentlichen Synchronisieren
der Daten dient.
Unter dem Abschnitt Notes hinterlegen
Sie persönliche Notizen,
der Reiter Contacts beherbergt
eine Online-Kontaktverwaltung.
Im Dashboard leiten Sie bei Bedarf
mit einem Klick auf Buy more storage
space ebenfalls ein kostenpflichtiges
Speicher-Upgrade ein.
Bislang präsentiert sich Ubuntu
One vom Funktionsumfang her
damit als bestenfalls Mittelmaß
im Testfeld. Allerdings steht zu erwarten,
dass Canonical den hauseigenen
Dienst künftig sukzessive
weiter ausbaut.
Dropbox
Dropbox kam bereits 2008 als einer
der ersten Anbieter mit einem
serienreifen Produkt auf den
Markt. Dementsprechend bekannt,
positioniert sich Dropbox
als Marktführer im Segment.
Auch Dropbox bietet wie alle
Kandidaten im Test einen nativen
Linux-Client, kostenlos stellt der
Dienst 2 GByte Speicherplatz zur
Verfügung. Beim Funktionsumfang
residiert Dropbox ganz vorne
und bietet neben der Datensynchronisation
auch die Möglichkeit
zum Teilen von Daten mit
Dritten. Zudem unterstützt
Dropbox eine umfangreiche Liste
an Clients. Neben optimierten
Web-Zugriffsseiten für Mobiltelefone
gibt es auch Apps für
Android und iPhone.
Nach dem Installieren der Software
synchronisiert Dropbox permanent
sämtliche Daten mit der
Internet-Festplatte. Sie können
A Ubuntu liefert den
Client zu seinem
Cloud-Dienst in seinem
Betriebssystem
gleich mit. Wie Sie hier
sehen, lässt sich
Ubuntu One auch unter
KDE gut nutzen.
URL
clouD-storAge-Anbieter Mit linux-client
Ubuntu One Dropbox Teamdrive Spideroak Wuala Zumodrive
https:// one. ubuntu.
com
http:// www. dropbox.
com
http:// www.
teamdrive. com
https:// spideroak.
com
http:// www. wuala.
com
http:// www.
zumodrive. com
Gratis-Speicher 5 GByte 2 GByte 2 GByte 2 GByte 1 GByte 1 GByte
Linux-Client ja ja ja ja ja ja
Mac-Client nein ja ja ja ja ja
Windows-Client in Entwicklung ja ja ja ja ja
Mobil-Client Android, iPhone Android, iPhone, nein
Android, Maemo, Android, iPhone Android, iPhone
Blackberry
iPhone
Sync / Backup ja / nein ja / ja ja / nein ja / ja ja / ja ja / nein
Web-GUI / WebDAV ja / ja ja / nein ja / ja ja / nein ja / nein ja / nein
Sharing / Multi-User ja / nein ja / nein ja / ja ja / ja ja / nein ja / nein
Lokalisierung ja ja ja nein ja nein
Vorteile
Nachteile
Client in Ubuntu bereits
enthalten, Integ
ration mit anderen
Canonical-Cloud-
Diensten
durchschnittlicher
Funktionsumfang,
teuer
großer Funktionsumfang,
weit verbreitet,
viele Clients, externe
Zusatztools, Webinterface,
preiswert
bei kostenpflichtigen
Versionen
relativ umständlich
optional eigener
Server, lokaler
Ordner als Online-
Speicher deklarierbar,
guter
Client, WebDAV
keine Mobil-
Clients, kein
Backup
hervorragendes
Sicherheitskonzept,
leistungsfähiger
Linux-Client, Clients
für Android und
Maemo
nur in Englisch
verfügbar
ungewöhnliches
Konzept mit verteilter
Speicherung,
kostenlose und
flexible Speichererweiterung
mit
Option Festplatte
tauschen möglich,
vorbildlicher Client
hohe Systemlast
Online-Festplatte als
Netzwerklaufwerk
geringer Funktionsumfang
www.linux-user.de
09 | 11 25
schwerpunkt
Dropbox-Alternativen
B Der eigentliche
Dropbox-Ordner im
Dateisystem des lokalen
PCs ist unspektakulär
und relativ umständlich.
Besser
funktioniert der Umgang
mit der Dropbox
übers Webinterface.
außerdem Links zu einzelnen
Ordnern per E-Mail versenden
oder aus einem Bilder-Ordner
eine Online-Fotogalerie erstellen.
Außerdem lassen sich in der Benutzeroberfläche
neue Computer
sehr einfach anmelden.
Den Linux-Client für Dropbox
gibt es in 32- und 64-Bit-Varianten
für Fedora und Ubuntu, die
ein eigener Installer einrichtet.
Daneben existiert auch ein Quell-
Paket, das jedoch lediglich dazu
dient, den Installer manuell zu
bauen: Bei der Client-Software
handelt es sich um Closed Source,
die der Installer jeweils generisch
baut. Über eine von der Community
dokumentierte CLI-Schnittstelle
für Dropbox lässt sich der
Dienst auch auf Linux-Rechnern
ohne GUI einrichten.
Nach dem Start des Installers
meldet sich dieser nach kurzer
Zeit mit dem Assistenten zum
Einrichten eines Accounts. In
dessen Verlauf wählen Sie zwischen
der kostenlosen 2 GByte-
Variante oder 50 GByte für
9,99 US-Dollar pro Monat sowie
100 GByte für 19,99 US-Dollar
pro Monat aus. Ein Klick auf Preise
ganz unten im Installer öffnet
die Dropbox-Preisübersicht mit
weiteren Optionen im Browser.
Im weiteren Verlauf der Einrichtung
bestimmen Sie über Erweitert,
wo Dropbox den Dropbox-
Ordner anlegt,
die Vorgabe
lautet
$HOME/Dropbox.
Im erweiterten
Setup haben
Sie die
Möglichkeit,
das Synchronisieren
für
erweiterte
Dateiattribute
zu erzwingen.
Hier geben
Sie auch
an, ob Dropbox
alle Ordner
im Dropbox-Ordner
synchronisiert oder Sie dies für
den Einzelfall entscheiden wollen.
Abschließend bietet der Installer
eine Einführungstour an und startet
den Client schließlich automatisch.
Haben Sie sich für das Synchronisieren
erweiterter Attribute
entschieden, müssen Sie beim ersten
Start das administrative Passwort
angeben.
Der Dropbox-Linux-Client selbst
ist als Erweiterung für Nautilus
realisiert – was zunächst etwas
verwirrt, gerade weil es vollkommen
unspektakulär ist. Sie müssen
nichts weiter tun, als Dateien
in den Dropbox-Ordner kopieren
oder von dort wieder löschen. Damit
synchronisieren Sie den Inhalt
automatisch zwischen allen
Linux-, Mac- und Windows-PCs,
auf denen Sie den Dropbox-Client
installiert haben.
Die gesamte Konfiguration erfolgt
im Web-Interface (Abbildung
B), das mit den während der
Installation erzeugten
Account-Daten unter https://
www. dropbox. com/ gs in deutscher
Sprache zur Verfügung steht. Hier
legen Sie etwa unter Freigaben
Ordner an, die Sie zur Nutzung
durch Dritte bereitstellen wollen –
etwa, wenn mehrere Personen an
einem Projekt arbeiten.
Die Bedienung von Dropbox im
Stil von Apples iDisk ist zwar sehr
einfach, allerdings bietet der
Client im Gegensatz zu anderen
Produkten auch kaum Handlungsmöglichkeiten.
Zudem hinterlässt
die Bedienung keinen
wirklich runden Eindruck, einen
WebDAV-Zugriff gibt es ebenfalls
nicht. Hervorragend schneidet
Dropbox jedoch bei der Preisstaffelung
der kostenpflichtigen Versionen
ab.
Teamdrive
Bei Teamdrive legen Sie in der
Teamdrive-Client-Software sogenannte
Spaces an oder deklarieren
einen vorhandenen Ordner
mit wenigen Mausklicks als
Teamdrive-Space. Teamdrive
überwacht dann diesen Ordner
im Hintergrund. Das bedeutet,
dass die Daten zwar weiterhin im
Filesystem liegen und sich dort
auch wie gewohnt bearbeiten lassen,
Teamdrive aber automatisch
verschlüsselte Backups des überwachten
Ordners in der Teamdrive
Cloud anlegt, automatisch
alle Dateien und Dokumente des
Ordners synchronisiert und automatische
alle geänderten Dokumente
versioniert. Teamdrive
komprimiert und verschlüsselt
dabei das Übertragen und Speichern.
Sie können außerdem
neue Teamdrive-Spaces auf dem
Teamdrive Cloud Server anlegen
und andere Teamdrive-Mitglieder
dazu einladen, sodass der Dienst
die Daten ebenfalls mit diesen
synchronisiert.
Einen Client für Linux bietet
Teamdrive als DEB- und RPM-
Package sowie in einer generischen
Variante an. Allerdings
handelt es sich dabei um 32-Bit-
Software. Betreiben Sie ein
64-Bit-Linux, müssen Sie zu dessen
Einsatz die benötigten
32-Bit-Bibliotheken beispielsweise
mit getlibs nachrüsten [2].
Einfacher ist das Verwenden des
generischen Installers, wozu Sie
das 43 MByte große Binärpaket
herunterladen und anschließend
ausführbar machen. Nach dem
Start legen Sie im einfach zu
handhabenden Assistenten einen
26 09 | 11
www.linux-user.de
Dropbox-Alternativen
schwerpunkt
neuen Teamdrive-Account an.
Nach Abschluss der Einrichtung
finden Sie unter $HOME/teamdrive2/
Teamdrive2 ein Skript zum Starten
des Teamdrive-Clients Teamdrive2.
i386; der Installer legt aber auch
ein Desktop-Icon zum Starten
von Teamdrive im KDE4-Arbeitsflächenordner
an. Beim ersten
Start des Clients bietet dieser per
Assistent an, entweder einen neuen
Space auf dem Teamdrive-Server
anzulegen oder einen vorhandenen
lokalen Ordner als Teamdrive-Space
zu deklarieren. Letzteren
kennzeichnet Dolphin unverwechselbar
als „überwachten
Ordner“, ebenso wie $HOME/Teamdrive
Spaces. Dieser wiederum ist
ein Symlink auf $HOME/.td2/Teamdrive
Spaces, der seinerseits auf
jenen Ordner verweist, den Sie
als lokalen Teamdrive-Space deklariert
haben. In der Teamdrive-
Software selbst taucht der gleiche
Ordner dann als Space im Hauptfenster
auf. Dateien, die Sie lokal
in den als Space deklarierten Ordner
kopieren, finden sich sofort
auch hier. Außerdem können Sie
im Menü Bearbeiten mit einem
Klick auf das gleichnamige Untermenü
Alle Versionen…. oder Alle
Dateien und Versionen im Space
herunterladen Spaces scannen, löschen,
wiederherstellen oder verlassen.
Mit Bearbeiten | Details
lassen sich Detailinformationen
zu jedem Space auf der linken Seite
des Client-Fensters ein- und
ausklappen (Abbildung C).
Teamdrive empfiehlt sich aufgrund
des Funktionsumfanges,
vor allem aber der Kostenseite
wegen primär für geschäftliche
Nutzung. Zwar können Privatanwender
Teamdrive bis zu einem
Speicherplatz von 2 GByte kostenlos
nutzen („Teamdrive Free“),
danach wird es aber relativ teuer.
Die Mittelklasse „Teamdrive Personal“
beginnt bei 4,99 Euro pro
Monat für 5 GByte Speicherplatz;
„Teamdrive Professional“ startet
mit 9,99 Euro pro Monat. Die
Client-Software ist vorbildlich
und lässt sich auch als Client für
andere WebDAV-Festplatten nutzen.
Unter der Bezeichnung
„Teamdrive Personal Server“ gibt
es auch eine Server-Version von
Teamdrive, mit der Sie selbst zum
Cloud-Anbieter werden und wiederum
Spaces für Ihre Teamdrive-
Nutzer verwalten.
Spideroak
Spideroak verfolgt eine ähnliche
Strategie wie Dropbox, der Client
bietet aber deutlich mehr Funk
tionen. Auch Spideroak lässt sich
bis zu einer Größe von 2 GByte
kostenlos nutzen. Die reichhaltige
Client-Auswahl umfasst Pakete
für CentOS/ RHEL, Debian, Fedora,
OpenSuse, Slackware und
Ubuntu in 32- und 64-Bit-Varianten.
Außerdem gibt es Clients für
Windows und Mac OS X sowie
Apps für Android, Maemo (Nokia
N900) und iPhone.
Den zugehörigen Account legen
Sie auf der Spideroak-Seite [3] an,
wobei der Anmeldeprozess einen
Aktivierungscode ausgibt. Diesen
benötigen Sie beim Start der
Client-Software, sobald Sie im
Assistenten auf Create 1st Device
klicken. Optional lässt sich ein
neues Device auch über die Webseite
mit einem Klick auf Add a
device anlegen. Erst im weiteren
Verlauf des Assistenten geben Sie
dann das gewünschte Passwort
an und bestätigen es über den
zwischenzeitlich
an
die angegebene
E-Mailadresse
verschickten
Link.
Danach
können Sie
einen Device-
Namen für
seinen
Client-PC
vergeben.
Nach dem
Generieren
der Schlüssel
lässt sich der
Assistent mit
Finish beenden. Spider oak überträgt
und speichert sämtliche Daten
ausschließlich verschlüsselt.
Der Zugang zum Client ist vorbildlich
durch die Account-Daten
und durch ein Captcha-Image gesichert.
Die aktuelle Version bietet
darüber hinaus auch eine
Zweiwege-Authentifizierung [4].
Die Client-Software steht zwar
ausschließlich in englischer Sprache
zur Verfügung, besitzt aber
einen größeren Funktionsumfang
als der direkte Konkurrent Dropbox.
Neben den Funktionen Backup
und Share finden Sie im Reiter
STATUS nützliche visuelle Zusatzinformationen,
wie etwa Verbindungsqualität,
Speicherverbrauch
oder eine Übersicht mit Daten zu
Backup-, Sync- und Share-Status
sowie ein Protokoll (Abbildung D,
folgende Seite). Backups erledigen
Sie ohne umständliches Verschieben
von Ordnern komplett
im Client im Register BACK UP.
Mit einem Klick auf Advanced erhalten
Sie Zugriff auf das gesamte
Dateisystem. Daneben bietet
Spideroak auch eine Sharing-
Funktion, um Daten zwischen
verschiedenen Systemen zu synchronisieren
oder Daten mit anderen
Nutzern zu teilen. Im Gegensatz
zu den meisten anderen
Kandidaten verschlüsselt Spideroak
die Daten bereits im Client
mit einem Schlüssel, den es wie-
C Teamdrive bietet
den Zugriff wahlweise
über einen „überwachten
Ordner“ im Dateisystem
oder mit einem
sehr gut gemachten
Client.
www.linux-user.de
09 | 11 27
schwerpunkt
Dropbox-Alternativen
D Der Spideroak-
Client bietet den mit
Abstand größten Funktionsumfang.
E Der Wuala-Client
verkleinert bei Bedarf
automatisch Bilder für
den Online-Speicher.
derum mit dem Passwort verschlüsselt.
Der Client bietet einen
vergleichsweise großen Funktionsumfang,
lässt sich sehr einfach installieren
und bedienen und zeigt
alle wichtigen Informationen an.
Auch auf Kostenseite kann sich
Spideroak sehen lassen, denn mit
2 GByte Speicher bei kostenloser
Nutzung bewegt sich Spider oak
zwar zunächst im Mainstream, der
kostenlose Speicher lässt sich aber
im Rahmen eines „Refer-a-friend“-
Programms auf bis zu 5 GByte erweitern.
Ein Spideroak-[+]-
Account liegt bei 100 US-Dollar
pro Jahr für 100 GByte Speicher.
Wuala
Wuala gibt es seit Sommer 2008
offiziell als Produkt, womit es als
eines der ausgereiftesten Produkte
unter den Online-Festplatten
gelten darf. Ursprünglich aus einem
Projekt der ETH Zürich he r-
vorgegangen, zeichnen heute die
Züricher Caleido AG und der französische
Peripherie-Hersteller Lacie
für den Dienst verantwortlich.
Wuala unterscheidet sich in seiner
Architektur erheblich von den
meisten anderen Anbietern. Es
stellt jedem neu angemeldeten
Benutzer 1 GByte Online-Speicherplatz
kostenlos bereit, den
dieser aber durch die Option Speicher
tauschen mittels Freigeben
von lokaler Festplattenkapazität
erweitern kann: Wuala basiert
auf einem dezentralen Netzwerk
und verwendet, sofern der Benutzer
zustimmt, die freien Ressourcen
der im Wuala-Netzwerk befindlichen
Rechner als zusätzlichen
Speicherplatz. Dazu muss
aber der Rechner, auf dem Wuala
läuft, mindestens 4 Stunden täglich
online sein, um eine gewisse
Verfügbarkeit zu gewährleisten.
Möchten Sie etwa eine Datei via
Drag and Drop auf die Wuala-Online-Festplatte
übertragen, verschlüsselt
der Wuala-Client diese
noch am eigenen Rechner mit einem
128-Bit-AES-Algorithmus,
unterteilt die Datei in mehrere
Fragmente und verbreitet die
Fragmente dann so oft im Wuala-
Netzwerk, dass eine dauerhafte
Verfügbarkeit und Integrität der
Datei gewährleistet ist. Für die
Authentifizierung der Benutzer
im Netzwerk verwendet Wuala
den RSA-Algorithmus mit 2048
Bit Schlüssellänge.
Die Größe zusätzlichen kostenlosen
Speicherplatzes errechnet
sich aus der Online-Zeit und aus
dem Platz auf der eigenen Festplatte,
die Sie dem Wuala-Netzwerk
zum Speichern fremder Daten
freigeben. Reicht das nicht
aus, können Sie darüber hinaus
bei Wuala zusätzlichen Speicher
kaufen. Die Staffelungen dieser
„Personal Version“ beginnen bei
19,00 Euro pro Jahr für 10 GByte
und enden bei 229 Euro jährlich
für 250 GByte.
Auch den Wuala-Client gibt es für
Linux (32 und 64 Bit), Windows,
Mac OS X und als App für Android
und das iPhone. Beim Start
des Clients legen Sie mit einem
Klick auf Benutzerkonto erstellen
zunächst einen Wuala-Account
an, wozu Sie lediglich den gewünschten
Benutzernamen nebst
Passwort angeben. Der Client im
Stil eines klassischen Dateimanagers
wirft schon auf den ersten
Blick keinerlei Fragen auf, zudem
beschreibt die Bestätigungs-E-
Mail zur Anmeldung alle wichtigen
Arbeitsschritte noch einmal
genau. Das Hinzufügen eines
Ordners zu Wuala gelingt ganz
einfach mit Datei | Ordner hinzufügen.
Der Vorgang bietet sogar
die Möglichkeit, beim Importieren
erkannte Bilddateien automatisch
zu verkleinern, um Speicherplatz
zu sparen (Abbildung E).
Gleichzeitig ist der Zugriff über
den Ordner WualaDrive im Home-
Verzeichnis des Benutzers möglich.
Nachteilig sticht ins Auge, dass
Wuala eine hohe Systemlast erzeugt
und daher die Performance
wenig hitverdächtig ausfällt.
Trotz hoher und offen kommunizierter
Sicherheitsstandards
bleibt bei Wuala das ungute Gefühl,
dass man im Grunde nicht
weiß, wo die eigenen privaten Daten
letztendlich liegen. Auch
Fragmentierung und Verschlüsselung
ändern nichts an der Gefühlslage
des Anwenders, wenn
man sich vorstellt, dass die Festplatten
anderer Wuala-Netzwerke
quasi Teil des Online-Speichers
sind. Im Übrigen bewegt sich
Wuala mit seinem Funktionsumfang
mit Backup, Versionsverwaltung,
Synchronisation, Speichern,
Sharing, Zusammenarbeiten und
Speicherplatz tauschen an der
Spitze des Kandidatenfeldes, es
fehlt nur ein WebDAV-Zugriff.
Zumodrive
Hinter Zumodrive steckt mit Motorola
Mobility Inc. eine bekannte
Größe aus dem IT-Business. So
verwundert es nicht, dass es
28 09 | 11
www.linux-user.de
Dropbox-Alternativen
schwerpunkt
Clients nicht nur für Linux, Mac
OS X und Windows gibt, sondern
auch für Android, iPhone und
Palm Pre. Relativ einmalig an
dem Dienst ist die Einbindung in
iTunes, mit der Sie über ein
iTunes-Benutzerkonto von jedem
passenden Endgerät auf die online
gespeicherte Musik zugreifen.
Zumodrive bindet die Internet-Festplatte
direkt als Netzwerklaufwerk
in den Arbeitsplatz
ein (Abbildung F), sodass Sie beliebige
Verzeichnisse und Dateien
via Zumodrive in Echtzeit synchronisieren.
Jedoch bietet Zumodrive
keine Backup-Funktion
und besitzt keinen Web-Client.
Die Download-Seite erkennt das
Betriebssystem und bietet unter
Linux 32- und 64-Bit-Versionen
des Clients für Ubuntu und Fedora
an. Zwar gelang das Herunterladen
des DEB-Pakets problemlos,
beim Installieren wies Ubuntus
Software-Center allerdings auf
eine schlechte Qualität des Paketes
hin, ein Installationsversuch unter
Ubuntu 11.04 scheiterte. Unter
Ubuntu 10.04 dagegen gelang
das Installieren mit Gdebi.
Der Zumodrive-Konfigurationsassistent
taucht nach der Installation
im Gnome-Menü Anwendungen
| Zubehör auf. Der eigentliche
Client besteht lediglich aus dem
erwähnten Netzwerklaufwerk
nebst einem Web-Interface. Beim
ersten Start von Anwendungen |
Zubehör | Zumodrive meldet sich
der obligatorische Assistent zum
Anlegen eines neuen Accounts,
wobei es neben E-Mail-Adresse
und Passwort einen Computernamen
für den Client anzugeben
gilt. Im nächsten Schritt binden
Sie über die Schaltfläche Add Folder
einen neuen Ordner in die
Online-Festplatte ein, während
das Zumodrive bereits parallel als
Netzwerklaufwerk auf dem Desktop
auftaucht.
Im letzten Schritt des Assistenten
besteht die Möglichkeit,
sich für das 10-GByte-Laufwerk
(2,99 US-Dollar pro Monat) oder
das 25 GByte-Laufwerk (6,99 US-
Dollar pro Monat) zu
entscheiden. Die Gratis-Option
von 1 GByte
lässt sich via Checkbox
am unteren Bildschirmrand
aktivieren.
Nach Beenden des Assistenten
öffnet Zumodrive
automatisch
den nur teilweise
deutsch lokalisierten
Web-Client, der etwa
im Reiter Dateien die
soeben verlinkten Ordner
zeigt. Hier lassen
sich unter anderem mit
Invite friends and get
free space zusätzliche
5 GByte Gratis-Speicherplatz
mittels Freundschaftswerbung
ergattern. Eine erneute
Auswahl von Anwendungen | Zubehör
| Zumodrive ist fortan identisch
mit dem Anklicken des
Netzwerklaufwerkes auf dem
Desktop und zeigt lediglich die
„Linked Folders“ im Dateimanager
Nautilus. Sie haben hier lediglich
die Möglichkeit, Ordner auf
das Netzwerklaufwerk zu schieben
oder von dort zu löschen,
während Zumodrive die Änderungen
synchronisiert.
Das Zumodrive hinterlässt einen
gemischten Eindruck. Das
Abbilden der Online-Festplatte
als Netzwerklaufwerk erleichtert
die Handhabung, allerdings fallen
sowohl der Funktionsumfang als
auch 1 GByte Gratis-Speicherplatz
mager aus. Die Preisgestaltung
der kommerziellen Pakete
bewegt sich am oberen Rand des
Feldes, und über die verwendeten
Technologien und Sicherheitskonzepte
schweigt sich die Webseite
allerdings aus.
Fazit
Eine abschließende Empfehlung
für einen der vorgestellten Dienste
auszusprechen, fällt angesichts
der recht unterschiedlichen Konzepte
schwer. Ginge es um den
Preis, würden sich etwa Teamdrive
und Ubuntu One disqualifizieren,
während Dropbox und
Wuala das Rennen machten.
Beschränkt man sich rein auf die
Gratis-Festplatte, hinterlassen
Spideroak, Zumodrive und Dropbox
den ausgereiftesten Eindruck
unter den Kandidaten.
Empfehlungen
Als subjektiv gefärbte Empfehlung
der Redaktion möchten wir
trotzdem Teamdrive und Spideroak
hervorheben: Teamdrive
überzeugt in der Summe der Eigenschaften,
denn es unterstützt
alle Zugriffsverfahren vom „überwachten
Ordner“ über den nativen
Client bis zu WebDAV. Lediglich
das Fehlen eines An droid-
Clients enttäuscht.
Der Mitbewerber Spideroak
empfiehlt sich vor allem wegen
des hervorragenden Sicherheitskonzepts
und wegen des Funktionsumfangs
des Clients. Hier
bleibt kaum ein Wunsch offen,
bis auf die Lokalisierung. (jlu) n
info
[1] Tools und Clients für Ubuntu One:
https:// launchpad. net/ ubuntuone
[2] Getlibs installieren:
http:// wiki. ubuntuusers. de/ getlibs
[3] Spideroak-Anmeldung:
https:// spideroak. com/ signup
[4] Spideroak-Authentifizierung:
https:// spideroak. com/ blog/ 2011062023
5134-2-factor-authentication-to-your-spideroak-account
F Der Zumodrive-
Client ist auf elegante
Weise als Netzwerklaufwerk
für das System
implementiert.
www.linux-user.de
09 | 11 29
schwerpunkt
Strato HiDrive
reADMe
Stratos Onlinespeicher
HiDrive bietet für wenig
Geld viel Speicher und
offene Schnittstellen.
Jetzt hat der Hoster
nachgelegt und sowohl
die Weboberfläche modifiziert
als auch Apps für
Android und Windows
Mobile veröffentlicht.
Neuerungen für Stratos Online-Speicher HiDrive
Aufgehübscht
Strato trifft mit
dem Onlinespeicher
HiDrive
den Nerv vor allem
technikaffiner
Anwender. Seit
dem Launch des
Dienstes vor etwa
einem Jahr hat
sich einiges getan.
Thomas Leichtenstern
Dezentrales Speichern von Daten
im Internet bietet zwei entscheidende
Vorteile: Sie erreichen
die Dateien von jedem Internetanschluss
aus und Sie besitzen
eine sichere Kopie, sollte der lokale
Datenbestand einmal beschädigt
oder vernichtet werden. Viele
Storage-Anbieter verwenden zur
Anbindung proprietäre Protokolle
und einen speziellen Client. Andere
gestatten den Zugriff auf die
gehosteten Dateien sogar lediglich
über ihre Webseite.
Eine andere Philosophie verfolgt
der Webhoster Strato mit seinem
Produkt HiDrive [1]: Er stattet
den Onlinespeicher mit Standardschnittstellen
aus, die sich problemlos
in jedes bestehende Netz
oder System integrieren lassen,
wie etwa (S)FTP, SMB/ CIFS oder
Rsync. Darüber hinaus stellt Strato
Apps für Android und Windows
Mobile bereit, eine weitere für
Apple iOS soll in Kürze folgen. In
LU 06/ 2010 beschrieben wir im
Listing 1
Artikel „Speicher satt“ [2] bereits
die Funktionen des Angebotes.
Der vorliegende Kurztest zielt auf
die Neuerungen und Änderungen
von Stratos Online-Festplatte ab.
Generelles
Der vor etwa einem Jahr gestartete
Dienst HiDrive erfreut sich laut
Strato mit sechsstelligen Nutzerzahlen
großer Beliebtheit – nicht
zuletzt wohl, weil der Hoster die
Preise für sein Produkt sehr attraktiv
gestaltet. Für den Privatanwender
reicht die Spanne von
0,99 Euro monatlich für einen
20-GByte-Account bis zu 29,90
Euro pro Monat für 2 TByte Speichervolumen.
Die verschiedenen
Größen bieten alle die gleichen
Schnittstellen und unterscheiden
sich nur in Details voneinander,
etwa in der Anzahl der verfügbaren
Benutzerkonten. Für Speichergrößen
bis 500 GByte bietet Strato
einen kostenlosen 30-tägigen
Test an. Optional gibt es einen
$ rsync ‐av /Quellverzeichnis/Quelldatei Nutzer@rsync.HiDrive.strato.
com:/users/Nutzer/Zielverzeichnis/
© Sergeyp, 123RF
Send-in-Service zum Preis von
30 Euro: Das Unternehmen sendet
Ihnen dazu eine Festplatte, die Sie
befüllt zurückschicken. Strato
überträgt die enthaltenen Dateien
dann in Ihren Hi Drive-Account.
Ferner bietet Strato nun die
NAS-Systeme Synology DS110j
und DS211j im Bundle mit einem
1- und 2-TByte-Account zum Vorzugspreis
als sogenannte Hardwareprämie
an. Die kleinere Variante
kostet bei einer 12-monatigen
Vertragsbindung 99 Euro, bei
24 Monaten Laufzeit 49 Euro –
der Straßenpreis des Gerätes liegt
bei etwa 200 Euro. Die größere
Version DS211j kostet bei 12-monatigem
2-TByte-Account 199
Euro, bei 24 Monaten Laufzeit
149 Euro. Hier liegt der Ladenverkaufspreis
des NAS bei etwa
300 Euro. Für beide Geräte bietet
Strato eine App, die das einfache
Einrichten einer Synchronisation
mit dem Onlinespeicher ermöglichen
soll. Einen ausführlichen
Test lesen Sie in der kommenden
Ausgabe von LinuxUser.
Da Strato seine Server in
Deutschland betreibt, gelten die
vergleichsweise strengen hiesigen
Datenschutzbestimmungen. Darüber
hinaus wurde das Rechenzentrum
nach ISO 27001 zertifiziert,
das eine hohe Verfügbarkeit
und Sicherheit belegen soll.
Administration
Zum Einrichten des Online-Laufwerkes
stellt Strato eine webbasierte
Nutzeroberfläche bereit. Sie
erlaubt die Konfiguration des
Dienstes und bringt einen Dateibrowser
mit, der es erlaubt, die
hochgeladenen Verzeichnisse und
Dateien zu verwalten. Neben dem
klassischen Hochladen von der
Festplatte ins Cloud-Storage bietet
das Frontend zwei weitere
Möglichkeiten: Zum einen das
direkte Kopieren von im Web gehosteten
Dateien wie ISO-Images
via URL ins Storage und zum anderen
den neu hinzugekommenen
Mail-Upload. Um Letzteren zu
nutzen, öffnen Sie per Rechtsklick
30 09 | 11
www.linux-user.de
Strato HiDrive
schwerpunkt
im Dateimanager zunächst das
Kontextmenü desjenigen Verzeichnisses,
das Sie als Speicher nutzen
möchten. Danach aktivieren Sie im
Kontextmenü den Eintrag Mailupload
einstellen, worauf sich ein
Dia logfeld öffnet. Dort legen Sie
die Eckdaten für das Speichern der
Dateien fest und aktivieren die automatische
Empfangsbestätigung.
Das Schema der Upload-Mailadresse
lautet Nutzer+Ver zeichnis @
hidrive.strato.com.
Ebenfalls eine Runderneuerung
erfuhr das Restore-Modul der
Weboberfläche. Diese Funktion
platziert Strato etwas schwer zu
finden im Menü Verwalten | BackupVersionen
des Dateimanagers.
In der gelungenen Recovery-Funktion
wählen Sie zunächst die Zeitspanne
der Datensicherung, danach
das Backup-Set und abschließend
das betreffende Verzeichnis.
Zum Wiederherstellen genügt es,
die gewünschte Datei via
Drag & Drop in die rechte Spalte
zu ziehen, welche die Ordnerstruktur
des Laufwerkes anzeigt
(Abbildung A). Um den Modus zu
verlassen, klicken Sie auf Backup
Versionen beenden oben links.
Truecrypt
Zum Speichern sensibler Daten
empfiehlt Strato das Verwenden
von Truecrypt-Containern. Deren
mangelhafte Synchronisation via
SMB allerdings erwies sich im
letzten Test gerade als Achillesferse
des Dienstes. Dieses Problem
hat Strato mittlerweile restlos aus
der Welt geschafft.
Um die Technik zu nutzen, erstellen
Sie zunächst auf der lokalen
Platte ein Volume und befüllen
es idealerweise schon mit den
gewünschten Daten [3]. Danach
kopieren Sie den Container in das
gemountete HiDrive-Share oder
laden ihn via Rsync hoch (Listing
1). Nach dem vollständigen
Upload navigieren Sie im Dateibrowser
von Truecrypt zum eingehängten
HiDrive-Share und
binden das Volume wie von lokalen
Speichern gewohnt ein.
True crypt erstellt ein temporäres
Image im Verzeichnis /tmp/.truecrypt_aux_mnt1,
in das es Änderungen
zunächst temporär speichert.
Etwa im Minutentakt synchronisiert
CIFS die Änderungen als
Delta-Upload auf den Server. Das
heißt, dass es lediglich neue oder
geänderte Dateien berücksichtigt
und nicht jeweils den kompletten
Container hochlädt. Das nervige
minutenlange Warten beim Aushängen
des Images gehört damit
der Vergangenheit an.
Mobiles HiDrive
Seit einigen Monaten bietet Strato
auch eine Android-App zum
Zugriff auf das Storage an. Deren
aktuelle Version klinkt sich ins
Kontextmenü des Systems ein
und erlaubt so das Hochladen von
Dateien aus anderen Anwendungen
heraus in den Onlinespeicher.
Daneben erlaubt auch die Hi-
Drive-App selbst einen entsprechenden
Zugriff: Ein Druck auf
HiDrive unten links öffnet eine
Auswahl der erkannten Applikationen
und erlaubt aus ihnen heraus
das Hochladen von zugehörigen
Inhalten (Abbildung B).
Möchten Sie ganze Verzeichnisse
kopieren, nutzen Sie Datei/ Verzeichnis
nach HiDrive. Danach
startet ein Dateibrowser, aus dem
heraus Sie die Auswahl treffen.
Daneben bietet die App optional
an, Audio- und Video-Dateien zu
streamen anstatt herunterzuladen.
Im Praxistest spielte sie zwar
Musik im OGG- und MP3-Format
anstandslos ab, jedoch fehlen dem
Player selbst rudimentärste Funktionen
wie das Vor- und Zurückspulen,
von einer Playlisten-Verwaltung
ganz zu schweigen.
info
[1] Strato HiDrive:
http:// www. strato. de/ online-speicher/
[2] HiDrive: Thomas Leichtenstern,
„Speicher satt“, LU 06/ 2010, S. 88,
http:// www. linux-community. de/ 21064
[3] Truecrypt: Thomas Leichtenstern,
„Verborgene Talente“, LU 02/ 2009, S. 36,
http:// www. linux-community. de/ 17405
Beim Abspielen von Videodateien
versagt die App komplett: Selbst
gängige Formate wie MPEG oder
OGV kennt sie nicht. Nach dem
Aufruf einer MPEG-4-Datei erscheint
zwar der Hinweis Möchten
Sie die Datei herunterladen oder
streamen. Danach verweigert die
App allerdings das Abspielen mit
der Begründung, das Gerät unterstütze
das Format nicht. Nach
dem normalen Download lief die
Videodatei jedoch anstandslos
auf dem Smartphone.
Beim Aufruf von Cinepack-codierten
AVI-Dateien startet zwar
der Player, spielt aber weder Bild
noch Ton ab. Ein Klick auf den
Back-Button führte im Test zum
Absturz der App. (tle) n
A Nach Anwahl des
Backupsatzes stellen
Sie die gesicherten Dateien
– via Drag & Drop
ins gewünschte Verzeichnis
– wieder her.
B Stratos Android-App
ermöglicht unter anderem
das Hochladen
aus den erkannten
Apps heraus.
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09 | 11 31
schwerpunkt
Twitter-Clients
Twitter-Clients Hotot 0.9.6 und Choqok 1.1
Fröhliches
Zwitschern
Schnelles Status-Update nach dem Essen oder Freudenschrei nach dem Lottogewinn? Mit Hotot
und Choqok halten Sie Freunde und Verwandte stets auf dem neuesten Stand. Mirko Albrecht
© Merlin1075, sxc.hu
reADMe
Hotot und Choqok erlauben
beide das schnelle
Posten und Weiterleiten
von Klatsch und Tratsch
via Twitter. Welche Software
aber im Detail tatsächlich
überzeugt,
zeigt nur eine ausführliche
Übersicht.
twitter für einsteiger
Die Weboberfläche des Microblogging-Dienstes
Twitter bietet
nicht viel Komfort. Als praktischer
erweist sich im Alltag ein
angepasstes Client-Programm.
Dass Twitter selbst als kommerzieller
Anbieter die Linux-Welt
fröhlich ignoriert, gehört schon
fast zum guten Ton. Doch Tux-
Liebhaber finden immer jemanden
in ihren Reihen, der eine passende
Software hervorzaubert.
Anhand der zwei Kandidaten
Hotot [1] und Choqok [2] zeigt
dieser Artikel, wie Sie mit den
freien Programmen Ihren eigenen
Im Grunde genommen handelt es sich bei Twitter
um einen Nachrichtendienst, mit dem Sie (ähnlich
einer Kurzmitteilung auf einem Handy) eine auf 140
Zeichen begrenzte Textnachricht in die Welt senden
– quasi ein kleiner Blog (daher: Microblogging), der
sich nicht auf eine Webseite beschränkt.
Die Adressaten heißen Follower: Hinter diesem Begriff
verbergen sich andere Teilnehmer, die Ihren
Nachrichten folgen. In gleicher Weise haben Sie die
Möglichkeit, anderen Personen zu folgen. Sie erhalten
deren Nachrichten in einer Zeitlinie, die die Einträge
chronologisch sortiert. Die Nachrichten selbst
Nachrichtenstrom in die Welt
hinausschicken. Kennen Sie das
Wort Twittern bisher lediglich
aus den Nachrichten, lohnt sich
ein Blick in den Kasten Twitter
für Einsteiger an.
bezeichnet die Twitter-Welt als Tweets, was so viel
wie „Gezwitscher“ bedeutet.
Oft leiten Twitterer Kommentare anderer Personen
direkt in ihr Follower-Netz weiter. Diese Nachrichten
heißen wiederum Retweets. Auf diese Weise erreicht
eine Meldung unter Umständen binnen kürzester
Zeit Millionen von Menschen. Immer mehr
nutzen auch Firmen den Dienst, um zum Beispiel
Statusmeldungen angebotener Produkte mitzuteilen.
Aber auch prominente Personen aus Kultur und Politik
verwenden Twitter, um Meinungen, Termine oder
einfach den neuesten Klatsch zu verbreiten.
Hotot
Das auf Python basierende Microblogging-Tool
Hotot liegt derzeit
nur für Linux (siehe Kasten
Linux-Installation) und Googles
Chrome vor. Hotot ist modular
aufgebaut: Die Open-Source-Entwickler
kümmern sich um das eigentliche
Programm und erweitern
dessen Funktionalität mit
sogenannten Extensions. So
kommt derzeit bei jedem Minor-
Update eine neue Funktion in
Form einer Erweiterung hinzu.
Derzeit visiert Hotot mit der
Programmversion 0.9.6 straff die
1.0 an, was in Entwicklerkreisen
bedeutet, dass die Software nun
alles an Bord hat, was für eine
erste stabile Version geplant war.
Neben seiner Hauptaufgabe, als
Schnittstelle zum Twitter-Dienst
auf Linux-Maschinen zu fungieren,
unterstützt Hotot den Microblogging-Dienst
Identi.ca [3]. Allerdings
verwirrt das Programm
mit zwei unterschiedlichen Layouts
– je nachdem, welche Installation
Sie wählen: Nach dem Einspielen
aus dem Ubuntu-Repository
(Abbildung A) lieferte ein
Blick auf die Version aus den Python-Quellen
(Abbildung B), dass
diese die Menüleiste unten platziert
und einige anders gestaltete
Farb- und Icon-Layouts aufweist.
Beide Programmversionen tragen
jedoch die Nummer 0.9.6. Der Ar-
32 09 | 11
www.linux-user.de
Twitter-Clients
schwerpunkt
tikel bezieht sich auf die leichter
zu installierende Version aus dem
Paketmanagement.
Nach erfolgreicher Installation
nistet sich beim erstem Start ein
Symbol mit einem Antennenmännchen
mit blauer Schale in
Ihre Menüleiste ein, was einen
Hintergrundmodus ermöglicht.
Über neu eingetroffene Tweets
informiert eine kleine Textbox.
Zuerst erwartet Twitter jedoch
die Authentifikation der Software
gegenüber dem Dienst. Im ersten
Dialog (Abbildung C, nächste Seite)
geben Sie den Namen Ihres
Accounts ein, worauf die Software
ein Passwort erwartet und als zusätzliche
Bestätigung eine PIN
einblendet. Diese geben Sie im
nächsten Fenster in das entsprechende
Feld ein und betätigen den
Schalter Click Me to Continue (Abbildung
D, nächste Seite). Von da
an ist Hotot als von Ihnen benutzter
Client bei Twitter registriert.
Sie erreichen die Menüpunkte
über reiterähnliche Elemente. Ein
Klick auf ein Symbol verschiebt
den kleinen weißen Pfeil darunter.
Um eine neue Nachricht in
die Welt hinauszuzwitschern, klicken
Sie auf die Sprechblase mit
dem Pluszeichen, schreiben
drauflos und senden mit einem
Klick auf den Schalter Update.
Standardmäßig öffnet sich das
Timeline-Fenster mit allen abonnierten
Tweets. Die restlichen
Menüpunkte schalten um zum
Nachrichtenfenster, zu den erhaltenen
Antworten (Mentions) und
den Retweets. Der Schalter By
Others sammelt die Retweets Ihrer
Freunde. By Me zeigt an, was
Sie selbst von anderen Personen
für wichtig genug hielten, um es
weiterzuverbreiten.
Klicken Sie auf das weiße Ei auf
blauem Hintergrund, um zum
persönlichen Profil zu gelangen.
Selbsterklärend erhalten Sie hier
Auskunft, wem Sie folgen und
welcher Twitter-User Ihnen folgt.
Ihre eigenen Tweets finden Sie
hier genauso, wie Ihre Antworten
auf Kommentare.
A Die vorpaketierte Version von Hotot weist Unterschiede
gegenüber der…
Unabhängig davon, um welche
Art Tweet es sich handelt, erscheinen
beim Anfahren mit dem
Mauszeiger kleine Symbole, mit
denen Sie auf die Nachricht antworten,
diese als Favorit markieren
oder weiterschicken. Über das
kleine Pulldown-Menü senden Sie
eine persönliche Nachricht an
Hotot unterstützt derzeit Ubuntu, Fedora, Mandriva,
Arch und Gentoo mit Paketen. Unter Ubuntu fügen
Sie das Hotot-PPA hinzu und installieren die Software
aus dieser neuen Quelle. Geben Sie dazu folgende
drei Zeilen in ein Terminal ein:
$ sudo add‐apt‐repository ppa:hotot‐team
$ sudo apt‐get update
$ sudo apt‐get install hotot
Fedora hat Hotot bereits ins eigene Repository integriert.
So genügt ein simples yum install hotot. Wie
Sie das Programm unter anderen Distributionen richtig
in Ihr System integrieren, verrät Ihnen die Anleitung
des Projektes [5].
Möchten Sie den Twitter-Client direkt aus den Quellen
nutzen, benötigen Sie zum Herunterladen der
Sourcen die Tools des Versionkontrollsystems
Mercurial, die aber jeder gängigen Distribution beiliegen.
Mit der folgenden Befehlszeile laden Sie den
Quelltext aus dem Netz herunter:
$ hg clone https://code.google.com/p/hotot/U
hotot
Prüfen Sie, ob die Pakete python-webkit, pythonnotify,
python-keybinder und python-distutils-extra
installiert sind. Wechseln Sie ins Arbeitsverzeichnis
B …aus den Quellen kompilierten auf, wie zum
Beispiel unterschiedliche Farb- und Icon-Layouts.
den Twitterer oder Hotot übersetzt
für sie einen englischsprachigen
Tweet.
Dies geschieht über das Plugin
Hotot Translate. Das setzt allerdings
voraus, dass Sie die Software
auf Ihre Muttersprache umstellen.
Klicken Sie auf das kleine
Symbol mit dem behelmten
Linux-instALLAtion
und starten Sie das Programm mittels ./hotot/
hotot.py. Bei Gefallen installieren Sie die Software
anschließend über ./install.
Auch bei Choqok haben es die Benutzer von Ubuntu
und deren Derivaten am leichtesten. Geben Sie in
Ihrem Terminal die folgenden Zeilen ein:
$ sudo add‐apt‐repository ppa:adilson/experiU
mental
$ sudo apt‐get update
$ sudo apt‐get install choqok
Das bringt Choqok in der aktuellen Version 1.1 auf
die Festplatte. Ähnlich einfach installieren Nutzer
von OpenSuse und Gentoo den persischen Spatzen;
alle anderen laden den Quelltext [2] herunter, packen
ihn aus und machen sich ans Kompilieren:
$ cmake ‐DCMAKE_INSTALL_PREFIX=`kde4‐configU
‐‐prefix`
$ make
$ sudo make install
Stellen Sie vorab sicher, dass die KDE-Entwickler-Pakete
(Ubuntu: kdelibs5-dev) sowie die Entwicklerpakete
zu QJson (Ubuntu: libqjson-dev), QOauth
(Ubuntu: libqoauth-dev) und Gettext auf dem Zielsystem
korrekt installiert sind.
www.linux-user.de
09 | 11 33
schwerpunkt
Twitter-Clients
C Der Server des Nachrichtendienstes Twitter erwartet
zum Autorisieren des Hotot-Clients Ihr Passwort …
D …und blendet anschließend zusätzlich eine PIN ein,
die Sie im nächsten Dialog verwenden.
E Auch Choqok
setzt auf ein Layout
mit Reitern, nutzt aber
ansonsten die KDE-eigene
Optik und Haptik.
Männchen und wählen Sie aus
dem Pulldown-Menü den Punkt
Extensions aus. Scrollen Sie weiter
nach unten bis zur Erweiterung
Hotot Translate und wählen Sie
den Schalter Options. Das folgende
Menü besitzt nur eine Auswahlmöglichkeit:
die Sprache.
Neben diesem nützlichen Addon
bietet Hotot weitere Plugins
zum Hochladen für Bilder und
den Zugriff auf andere Webdienste,
wie Youtube oder Google
Maps. Darüber hinaus besitzt das
Programm eine Suchfunktion:
Über das Lupensymbol durchstöbern
Sie Twitter nach Begriffen in
Tweets oder suchen nach bestimmten
Personen. Fahren Sie
mit der Maus über einen Personen-Eintrag,
erscheint ein Symbol
mit einem Pluszeichen. Mit
einem Klick darauf folgen Sie dem
Vögelchen, bis Sie in Ihrem Profil
unter Friends zu eifrige Plaudertaschen
wieder entfernen.
Choqok
In einem Land wie dem Iran verbreiten
sich viele Nachrichten
ausschließlich über die diversen
sozialen Netzwerke. So verwundert
es kaum, dass zwei iranische
Programmierer den Microblogging-Client
Choqok [2] für den
von ihnen bevorzugten KDE-
Desktop entwickelt haben. Das
persische Wort „Choqok“ heißt
einfach nur Spatz oder Sperling,
und lehnt sich so an die Metapher
vom Zwitschern an. Neben dem
Twitter-Dienst selbst unterstützt
das Programm den auf der
freien Software Status.net
basierenden Microblogging-Dienst
Identi.ca.
Wie bei Hotot gilt es auch
bei diesem Tool, sich erst
einmal bei Twitter für den
Einsatz zu autorisieren. Dabei
gehen Sie ähnlich wie
F Beide Clients nutzen für
den Hintergrundmodus kleine
Symbole in der Menüleiste.
oben beschrieben vor und geben
den von Twitter erhaltenen PIN-
Code ein. Nach erfolgreichem Anmelden
empfängt Sie ein ähnlicher
Programmaufbau wie bei
Hotot (Abbildung E). Ein Symbol
mit einem grünen Spatzen nistet
sich nicht nur unter KDE, sondern
auch unter Gnome in die
Menüleiste ein und gewährt den
Zugriff auf die im Hintergrund
laufende Software (Abbildung F).
Choqok stellen Sie bei Bedarf
über den Menüpunkt Help |
Switch Application Language auf
Deutsch um, wenn auch nur teilweise.
Die Timeline bezeichnet
Choqok intern als Home und
schenkt diesem Reiter auch ein
Ordnersymbol. Für ein sofortiges
Update dieser Tweet-Liste drücken
Sie [F5].
Die Reiter Inbox und Outbox beziehen
sich auf Ihre privaten
Nachrichten. Um Retweets und
Favoriten anzuzeigen, sind einige
Klicks mehr notwendig.
info
[1] Hotot: http:// www. hotot. org
[2] Choqok: http:// choqok. gnufolks. org
[3] Microblogging mit Identi.ca: http:// identi. ca
[4] Gwibber: Christoph Langner, „Soziale
Kreise“, LU 09/ 2011, S. 36,
http:// www. linux-community. de/ 24105
[5] Installation Hotot:
http:// www. hotot. org/ get_hotot. html
34 09 | 11
www.linux-user.de
Twitter-Clients
schwerpunkt
Dazu wählen Sie in der Menüleiste
den Punkt Settings | Configure
Choqok. Hier klicken Sie auf Accounts
und markieren Ihren Alias.
Betätigen Sie nun auf der rechten
Seite den Schalter Modify … und
wählen Sie den Reiter Timelines
Configuration. Hier aktivieren Sie
noch die Kästchen 5 und 6.
Ein Unterteilen der Retweets
wie unter Hotot fehlt bei Choqok
derzeit ebenso wie eine übersichtliche
Anzeige des eigenen Profils
mit den persönlich verfassten
Tweets und deren Antworten.
Hier gilt es, diese aus der Timeline
herauszufischen, indem Sie
die Funktionen Nach Autoren filtern
und Nach Inhalten filtern aktivieren.
Am unteren Rand des
Programmfensters erhalten Sie
ein entsprechendes Eingabefeld.
Choqok unterstützt definierte
Reaktionen auf einen Eintrag.
Finden Sie beispielsweise über die
Suchfunktion ([Strg]+[F]) einen
interessanten Twitterer, dem Sie
zu folgen gedenken, bekommen
Sie vom Server trotz angeblich erfolgreichem
Anmeldens eine Fehlermeldung
(Abbildung G). Auch
ein wiederholtes Anmelden bei
Twitter brachte im Test zunächst
keinen Erfolg. Nach einiger Zeit
zwitscherten dann aber trotzdem
die Meldungen herein.
Genauso ärgert das Fehlen einer
CancelTaste, um eine begonnene
Antwort zu verwerfen. Die Nachricht
bleibt nach einem Neustart
mit Adressaten im Textfenster
kleben, bis Sie sie per Hand über
[Rückschritt] löschen. Insgesamt
wirkt das Bedienkonzept von
Choqok etwas ungelenk und
rechtfertigt eigentlich nicht die
Programmversion 1.1.
Auch Choqok verfügt über eine
Schnittstelle für Plugins, mit deren
Hilfe Sie Fotos hochladen
oder auf die Videodienste Youtube
und Vimeo verweisen.
Wie Hotot und Choqok beweisen,
gibt es unter Linux neben dem
AllroundTalent Gwibber [4] auch
noch andere gute Microblogging
Systeme. Vor allem Hotot gefällt
durch seine konsequente Benutzerführung
und ein ansprechendes
Layout. (agr) n
G Der Server-Fehler
über ein fehlgeschlagenes
Anmelden bei
Twitter verwirrt, denn
die Nachrichten des
gewünschten Teilnehmers
tauchen später in
der Timeline auf.
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schwerpunkt
Gwibber
Gwibber – Allround-Client für Social Networks
Soziale Kreise
Wer mehrere Social-Networking- und Microblogging-Dienste nutzt, der verliert im Webbrowser
schnell den Überblick. Mehr Komfort bietet für solche Szenarien ein leistungsfähiger Client wie
Gwibber, der das Web 2.0 in einem Fenster zusammenfasst. Christoph Langner
reADMe
Mit Gwibber behalten
Sie gleichzeitig Digg,
Face book, Flickr, Twitter,
Foursquare, Identi.ca,
Google Buzz, Statusnet
Friendfeed und Qaiku im
Blick. Besonders unter
Ubuntu integriert sich
der Social-Networking-
Client nahtlos ins
System.
A Gwibber findet
sich im Programmmenü
von Ubuntu
gleich an drei Stellen.
Twitter, Facebook, Xing, die VZ-
Netzwerke, Identi.ca, Google+
und Konsorten – die Flut der
Social Networks reißt nicht ab.
Jeder der großen Internet-Player
versucht, im Markt mitzuspielen.
Wer als Nutzer allerdings an
mehr als einem dieser Netzwerke
teilnimmt, der verliert schnell
den Überblick und hat ständig zig
Seiten im Browser offen.
Da bieten Programme, die mit
mehr als einem Social Network
umgehen können, einen deutlichen
Mehrwert. Zu dieser Riege
zählt Gwibber [1], das zum Beispiel
Ubuntu schon seit der Version
10.04 von Haus aus vorinstalliert.
Mit Gwibber behalten Sie
gleichzeitig die Netze von Twitter,
Identi.ca, Statusnet, Facebook,
FriendFeed, Digg, Flickr,
Foursquare, Buzz und Qaiku unter
einem Dach im Blick.
Der Integration weiterer Netze
gegenüber zeigen sich die Entwickler
aufgeschlossen [2]: So ließen
sich rein technisch gesehen
Netze wie etwa Xing oder die VZ-
Netze über den OpenSocial-Standard
[3] relativ einfach einbinden.
Bislang wurden diese Pläne jedoch
nicht umgesetzt. Die Integ ration
von Google+ wäre ebenso möglich
[4]. Allerdings fehlt bislang
eine offizielle API [5], sodass die
Entwickler an dieser Stelle noch
gar nicht loslegen können.
Gwibber installieren
Bei den meisten Distributionen
können Sie Gwibber direkt aus
den Paketquellen einrichten, allerdings
nur in älteren Versionen.
Gwibber-Instanzen vor Version
2.3.0 – Debian „Squeeze“
ins talliert beispielsweise noch
Gwibber 1.2.0 – sollten Sie generell
aktualisieren, da diese viele
inzwischen realisierte Funktionen
vermissen lassen. Das neueste
Release Gwibber 3.1.0 geht zudem
deutlich schneller zu Werke
als die betagten Vorgänger.
Vor Gwibber 3.0 nutzte Gwibber
DesktopCouch [6] zum Speichern
der Daten, was merklich an der
Performance nagte. Um diesen
Flaschenhals zu beseitigen, setzen
aktuelle Gwibber-Versionen
stattdessen auf eine SQLite-Datenbank
auf. Bei Gwibber 3.1
nahmen die Entwickler noch eine
Reihe zusätzlicher Optimierungen
vor. Hänger der kompletten
Anwendung, wie sie bei älteren
Gwibber-Versionen an der Tagesordnung
waren, kamen auf unserem
Testsystem mit Gwibber 3.1
überhaupt nicht mehr vor. Daher
gehen wir im Folgenden hauptsächlich
auf Gwibber 3.1.0 unter
Ubuntu 11.04 ein.
Ab Ubuntu 9.04 richten Sie die
Software aus dem Gwibber-Daily-
PPA [7] ein (Listing 1). Beachten
Sie dabei, dass einige Gwibber-
Komponenten dabei nicht von
Haus aus auf die Platte wandern:
In der Standardinstallation unterstützt
die Anwendung lediglich
Facebook, Twitter und Identi.ca.
Um andere Social Networks zu
nutzen, mit denen Gwibber umgehen
kann, suchen Sie über
Synaptic nach allen Paketen, die
„gwibber“ im Namen tragen, und
installieren die Unterstützung für
das gewünschte Netzwerk nach.
Gwibber trägt sich gleich drei
Mal in die Anwendungsmenüs
ein: Es gibt einen eigenen Punkt
zum Verwalten der Accounts (Abbildung
1), einen für die generelle
Gwibber-Konfiguration und einen
weiteren für das Programm
selbst. Sie können allerdings die
Kontenverwaltung und die Ein-
Listing 1
$ sudo add‐apt‐repository
ppa:gwibber‐daily/ppa
$ sudo apt‐get update
$ sudo apt‐get install gwibber
36 09 | 11
www.linux-user.de
© ilco, sxc.hu
Gwibber
schwerpunkt
stellungen zusätzlich direkt
aus dem Programm
heraus öffnen.
Zugänge einrichten
In einem ersten Schritt
öffnen Sie nun erst einmal
die Nachrichtenkonten
und tragen Ihre Account-
Daten ein. Die Authentifizierung
funktioniert bei
den wichtigsten Kontentypen
immer über die API
selbst, sodass Gwibber
nicht direkt die Zugangsdaten
abspeichern muss.
Sollten Sie später einmal
Gwibber deinstallieren, so
sollten Sie daran denken,
der Anwendung innerhalb
der Einstellungen des genutzten
Netzwerkes die Zugriffsrechte
wieder zu entziehen.
Nach dem Einrichten der Konten
starten Sie nun Gwibber
selbst. Seine Oberfläche präsentiert
sich anfangs relativ unspektakulär
(Abbildung B), die wichtigsten
Funktionen erschließen
sich intuitiv. In einer zentralen
Zeitleiste sehen Sie alle eingehenden
Nachrichten. Über eine
schmale Schalterleiste am linken
Rand der Anwendung filtern Sie
die Neuigkeiten entweder pro Account
oder nach Nachrichtentyp.
Zur besseren Unterscheidung
hinterlegt Gwibber die ausgewählten
Rubriken der Accounts
immer mit einer von Ihnen vorab
definierten Farbe.
Am unteren Rand finden Sie
eine Textbox, über die Sie eigene
Statusnachrichten abschicken.
Wollen Sie eine Nachricht nur an
ein bestimmtes Netzwerk senden,
dann legen Sie über die Symbole
unterhalb der Eingabebox fest, an
welchen Dienst die Nachricht gehen
soll. Beim Antworten auf
Nachrichten aktiviert sich diese
B Die Oberfläche des Messaging-Clients
Gwibber erschließt sich intuitiv.
Funktion automatisch,
sodass Ihre Replik
nur an das betreffende
Netz geht.
Das Plus-Zeichen
neben dem Schalter
Senden öffnet einen
Dateidialog, über den
Sie ein Bild auf den
kostenlosen Bilderhoster
Imageshack.us
hochladen. Den Link
zum Bild kürzt Gwibber
danach automatisch
und überträgt
ihn in das Eingabefeld. Diese
Funktion steht allerdings erst ab
Gwibber 3.1.0 zur Verfügung;
spätere Gwibber-Versionen werden
auch Uploads zu Yfrog oder
Ubuntu One unterstützen.
Etwas versteckt haben die Gwibber-Entwickler
die Möglichkeit,
auf einzelne Tweets, Dents oder
Statusnachrichten zu reagieren.
Sobald Sie mit dem Mauszeiger
auf eine Nachricht fahren, erscheinen
in deren rechter oberer
Ecke zwei kleine Icons (Abbildung
C). Über das untere Icon
antworten Sie direkt auf die
Nachricht, Gwibber übernimmt
C Mithilfe der kleinen Icons (Pfeil) reagieren Sie direkt auf alle
eingehenden Statusnachrichten.
dann deren Sender als Adressat
und aktiviert exklusive das soziale
Netz, das diese Nachricht betrifft.
Über das zweite Icon können
Sie Nachrichten nicht nur beantworten,
sondern auch weiterleiten,
direkte Nachrichten an
den ausgewählten Kontakt schicken
oder Tweets, Dents und Co.
auch als Favoriten abspeichern.
Alles im Blick
Wenn Sie viel mit Twitter oder
Identi.ca arbeiten, dann kommen
Sie mit einer Zeitleiste alleine
nicht hin. Deutlich mehr Übersicht
erzielen Sie, indem Sie eingehende
Nachrichten von persön-
D Mithilfe mehrerer
Spalten behalten Sie
den Überblick.
www.linux-user.de
09 | 11 37
schwerpunkt
Gwibber
E Alles im Blick.
F Über Ubuntus Me
Menu setzen Sie per
Gwibber Kurzmeldungen
in die Welt ab.
Der Autor
Christoph Langner arbeitet
für die PTV AG
Karlsruhe in Karlsruhe
im Bereich des
Testmanagements
und ist seit Jahren im
Bereich der Open
Source Software aktiv.
Sie finden sein
Blog rund um GNU/
Linux auf http://
linuxundich. de.
lichen Nachrichten und Suchen
getrennt darstellen. Über das
Me nü Gwibber | Neuer Kanal oder
[Strg]+[N] blenden Sie dazu eine
weitere Spalte ein, die Sie frei belegen.
Gwibber ähnelt in dieser
Funktion stark anderen Twitter-
Clients wie Tweetdeck oder Hotot.
Im Prinzip können Sie beliebig
viele Spalten anlegen, die
Bildschirmbreite ist die Grenze
(Abbildung D, vorherige Seite).
So ergeben die Suchen nach bestimmten
Themen Sinn, die Sie
gerne im Blick behalten möchten.
Prinzipiell starten Sie über Gwibber
| Suchen oder [Strg]+[F] eine
Suche nach einem bestimmten
Begriff oder Hashtag. Gwibber
speichert die Suche und zeigt sie
in der Leiste neben der Zeitleiste
ganz unten so lange an, bis Sie die
Suche über das „X“ neben dem
Suchbegriff löschen (Abbildung
E). Die einzelnen Suchen
können Sie dann in eine zusätzlich
eingeblendete Spalte einbinden,
so haben Sie dann alle Ihre
Nachrichten sowie Ihre aktuellen
Interessen im Überblick.
Gwibber und Ubuntu
Speziell bei Ubuntu integriert
sich Gwibber sehr gut in die
Desktop-Umgebung. Gwibber
verteilt sich in Ubuntu auf zwei
Komponenten: Zum einen läuft
im Hintergrund ein Dienst, der
auch ohne das eigentliche Programm
die Nachrichtendienste
abfragt. So informiert Sie Ubuntu
bereits über eintreffende Nachrichten,
bevor Sie Gwibber gestartet
haben. Optional lässt sich der
automatische Start des Dienstes
in den Einstellungen von Gwibber
aber auch deaktivieren.
Über das Ubuntu-eigene Me
Menu (Abbildung F) können Sie
zudem Statusmeldungen abschicken,
ohne dazu Gwibber als Anwendung
starten zu müssen. Kurze
Updates setzen Sie so schnell
und ohne großen Aufwand über
Twitter und Co. ab, allerdings fehlen
an dieser Stelle Komfortfunktionen
wie das Kürzen von URLs
oder ein Upload von Bildern.
Ebenfalls eigens für Ubuntu gibt
es eine „Lupe“ (Abbildung G), die
Gwibber in die von Canonical entwickelte
Unity-Shell integriert.
Für die Gwibber-Lupe müssen Sie
zu dem Daily-PPA auch noch das
Gwibber-Team-PPA hinzufügen,
aus dem Sie dann die Gwibber-
Lupe installieren (Listing 2).
Damit die Gwibber-Lupe nach
der Installation auch im Unity-
Panel auftaucht, müssen Sie sich
einmal ab- und wieder anmelden.
Derzeit arbeitet diese Erweiterung
für Unity jedoch nicht sonderlich
stabil. Zwar verursachte
sie im Test keine Abstürze der
Unity-Shell, doch allzu oft zeigte
sie einfach nur eine leere Box im
Listing 2
$ sudo add‐apt‐repository
ppa:gwibber‐team/ppa
$ sudo apt‐get update
$ sudo apt‐get install
unity‐lens‐gwibber
Unity-Dash an. An dieser Stelle
müssen die Entwickler also noch
nacharbeiten.
Ausblick
Gwibber steht aktuell vor einer
umfangreichen Umstellung der
Oberfläche. Gwibber 3.1.0 nutzt
noch die Browser-Bibliothek
WebKit zum Zeichnen der Zeitleisten.
Dadurch lässt sich zwar
die Oberfläche mittels HTML-
Themes leicht anpassen, doch
WebKit erweist sich gleichzeitig
als Tempobremse [8]: Sobald sich
in der Anwendung irgendetwas
tut, muss die komplette Ansicht
neu gezeichnet werden.
Die Oberfläche der kommenden
Version 3.2.0 setzen die Entwickler
daher völlig neu auf. Statt Python
und WebKit kommen nun
Vala und native GTK+-3-Elemente
zum Einsatz. Gwibber 3.2.0
soll ab Herbst in Ubuntu 11.10
zum Einsatz kommen, erste Ergebnisse
sind in den Alphas von
Ubuntu „Oneiric“ zu sehen. Allerdings
verhinderte Ende Juli ein
Bug das Anlegen von Accounts,
sodass wir diese Entwicklerversion
nicht eingehend in Augenschein
nehmen konnten. Ein Youtube-Video
zeigt aber die überarbeitete
Oberfläche [9]. (jlu) n
info
1] Gwibber: http:// gwibber. com
[2] Gwibber und OpenSocial: https:// bugs.
launchpad. net/ gwibber/ +bug/ 520845
[3] Standard OpenSocial:
http:// www. opensocial. org
G Die Gwibber-Linse
für die Unity-Shell von
Ubuntu verschafft
Ihnen einen Überblick.
[4] Google+ für Gwibber: https:// answers.
launchpad. net/ gwibber/ +question/ 163663
[5] Infos zur API von Google+:
http:// www. googlewatchblog. de/ 2011/ 07/
google-bekommt-eine-api/
[6] DesktopCouch-Dokumentation:
http:// www. freedesktop. org/ wiki/
Specifications/ desktopcouch
[7] Gwibber-Daily-PPA: https:// launchpad. net/
~gwibber-daily/ +archive/ ppa
[8] Interview – Umstieg auf Vala und GTK+:
http:// www. omgubuntu. co. uk/ 2011/ 07/
gwibber-revamped-ubuntu-11-10/
[9] Demo von Gwibber 3.1.x:
http:// youtu. be/ ZqoaB5uvm-k
38 09 | 11
www.linux-user.de
Online-Bilderdienste
schwerpunkt
© The Blowfish Inc., Fotolia
Fotos in Webalben verwalten
Bilder in der Wolke
Möchten Sie Bilder stets griffbereit haben, um Sie Freunden und Bekannten zu zeigen,
dann laden Sie sie in ein Webalbum, das Sie überall erreichen. Für die Marktführer
Flickr und Picasaweb gibt es unter Linux passende Tools dazu. Thomas Leichtenstern
Wer heute seine Urlaubsfotos im
Bekanntenkreis zeigen möchte,
nutzt dazu nicht mehr das schnöde
Fotoalbum aus Papier, sondern
häufig dessen digitalen Ableger,
das Webalbum. Die Vorteile liegen
auf der Hand: Egal, wo Sie
sich aufhalten, Ihre Bilder sind
stets online parat. Zwar buhlen
eine ganze Menge Webalben-Anbieter
um die Gunst der Nutzer,
doch Flickr [1] und Picasaweb [2]
machen das Rennen weitgehend
unter sich aus. Wer den oft mühsamen
Weg des Web-Uploads
scheut, dem stehen diverse Programme
zur Verfügung, um die
Bilder komfortabel über einen lokalen
Client hochzuladen.
Flickr
Das 2005 von Yahoo gekaufte
Portal Flickr steht quasi als Synonym
für Webalben. Aktuell befinden
sich in der Cloud geschätzte
5 Milliarden Foto- und Videodateien.
Wer an Flickr teilnehmen
möchte, meldet sich entweder direkt
bei Yahoo an oder authentifiziert
sich über seinen Facebookoder
Google-Account. Die kostenlose
Flickr-Variante beschränkt
den Upload auf 300 MByte im
Monat. Zudem zeigt der Dienst
Fotos lediglich in einer maximalen
Größe der langen Kante von
1024 Pixeln an und stellt sie auch
nur so zum Download bereit. Daneben
limitiert Flickr die Zahl der
Bilder auf 200. Bei Erreichen dieser
Grenze zeigt der Dienst die jeweils
ältesten Aufnahmen nicht
mehr an – bis zum Kauf eines
Premium-Accounts. Der kostet
knapp 18 Euro im Jahr und hebt
die Beschränkungen auf.
Obwohl die Bilder einem Album
zugeordnet wurden, zeigt Flickr
sie trotzdem im sogenannten
Stream an, der alle Bilder enthält.
Der Dienst erlaubt sowohl das
Verschlagworten als auch Geolokalisieren
der Aufnahmen via
Drag & Drop. Allerdings schreibt
Flickr die entsprechenden Informationen
nicht als EXIF- bzw.
IPTC-Tags ins Bild, sondern speichert
sie in einer eigenen Datenbank.
Entsprechend gehen diese
Angaben bei einer weiteren Nutzung
des Bildes außerhalb von
Flickr verloren. Immerhin liest
der Bilderdienst in den Aufnahmen
vorhandene Informationen
aus und integriert sie dann in die
Bildbeschreibung.
Bei der Freigabe der Bilder wählen
Sie, ob Jeder (Öffentlich), nur
Ihre Freunde oder lediglich Ihre Familie
die Bilder einsehen darf. Wie
und wo man diese Gruppen definiert,
das verschweigt Flickr jedoch.
An anderer Stelle steht zu
lesen, dass der Bilderdienst lediglich
zwischen öffentlich anzeigbaren,
nur für bestimmte Flickr-
Nutzer zugänglichen oder nur für
den privaten Gebrauch bestimmten
Bildern unterscheidet.
Nicht nur an dieser Stelle wirkt
das Portal recht schwerfällig und
unübersichtlich. Die ganze Me nüführung
erscheint oft wenig
intui tiv (Abbildung A, folgende
Seite). Erst nach stundenlangem
Gebrauch erschließen sich nach
und nach die einzelnen Funktio-
Picasa 3.01
LU/picasa/
reADMe
Wer seine Bilder anderen
zugänglich machen
möchte, nutzt ganz einfach
ein Webalbum. Für
die Protagonisten Picasaweb
und Flickr stehen
diverse Programme bereit,
um die Bilder komfortabel
hochzuladen.
Dazu zählen Digikam
und Picasa.
www.linux-user.de
09 | 11 39
schwerpunkt
Online-Bilderdienste
A Wer sich in dem
unübersichtlich angeordneten
Wust an
Funktionen zurechtfinden
möchte, muss sich
erst einmal eingehend
mit Flickr auseinandersetzen.
B Das KipiUploadModul
für den FlickrExport
bietet via Digikam
eine bequeme Möglichkeit,
Bilder in das Webalbum
zu laden.
nen und deren Zusammenhänge.
So bietet der Dienst beispielsweise
eine Galerie. Was Flickr nur
versteckt kundtut: Diese dient
nicht etwa dazu, eigene Bilder zu
verwalten, sondern jene anderer
Anwender zusammenzufassen –
was im Test allerdings nicht ohne
Weiteres gelang. Generell unterstreicht
diese Funktion zusammen
mit den Gruppen aber den
Community-Charakter des Dienstes,
bei dem es mehr darum geht,
Bilder auszutauschen.
Bilder versieht Flickr mit einem
Facebook- und Twitter-Button,
der es Ihnen erlaubt, über Ihren
Account andere auf die Bilder aufmerksam
zu machen.
Picasaweb
Der Gegenspieler aus dem Hause
Google heißt Picasaweb. Google
schränkt die kostenfreie Nutzung
des Dienstes auf
ein maximales
Speichervolumen
von 1 GByte ein,
für 20 GByte zusätzlich
verlangt
der Anbieter 5 US-
Dollar jährlich.
Dass Google
Picasaweb nicht
unbedingt als gewinnbringendes
Geschäftsmodell
betrachtet, sondern
eher den
Mehrwert in Verbindung
mit anderen Diensten
darin sieht, manifestiert sich unter
anderem daran, dass es Bilder
bis zu einer Kantenlänge von
2000 Pixeln nicht im Speichervolumen
berücksichtigt. Allerdings
setzt das eine Registrierung bei
Google+ voraus.
Anders als Flickr zeigt Picasaweb
die Bilder auf Wunsch in der
Originalgröße an und ermöglicht
deren Download. Das Herunterladen
ganzer Alben gestattet die
Weboberfläche zwar nicht, jedoch
der Client, der ebenfalls auf den
Namen Picasa hört.
Wie Flickr erlaubt auch Picasaweb
das Verschlagworten und
Verorten der Aufnahmen. Allerdings
ordnet der Dienst die Bilder
immer einem Album zu, das Tohuwabohu
von Flickr findet damit
nicht statt. Das Anlegen von
Unterverzeichnissen gestattet
das Portal aber
nicht.
Als zusätzliches
Feature besitzt
Picasaweb eine
automatische Gesichtserkennung:
Bilder mit Personen
darauf versieht
es mit einem
weiß umrandeten
Viereck. Beim Darüberfahren
mit
dem Mauszeiger
erscheint ein Eingabefeld,
in dem
Sie den Namen der
betreffenden Person eingeben.
Danach erscheint das benannte
Profilbild in der rechten Seitenleiste
der Weboberfläche.
Wie auch Flickr bietet Picasaweb
die Möglichkeit, die eingestellten
Bilder mit dem Online-Dienst Picnik
[3] nachzubearbeiten. Dazu
zählen alle wichtigen Bildparameter,
wie Helligkeit, Kontrast, Farbbalance
oder Ausschnitt.
Beim Teilen der Bilder bezieht
sich Picasaweb in erster Linie auf
den eigenen Dienst Buzz, den
hauseigenen Blog sowie Twitter.
Wurden die Bilder geolokalisiert,
steht eine Uploadfunktion zu Panoramio
bereit. Hier eingestellte
Aufnahmen erscheinen dann öffentlich
sichtbar in den Google-
Produkten Maps und Earth.
Deutlich nachvollziehbarer gestaltet
Google die Freigabe der
Alben: Hier wählen Sie zwischen
Öffentlich im Web, Eingeschränkt,
jeder mit dem Link und Nur Sie.
Digikam
Ein mächtiges Tool zur Kommunikation
mit Webalben verschiedener
Anbieter stellt Digikam [4]
mit seinen Kipi-Plugins. Über den
Menüpunkt Importieren gelangen
Sie zum Importmodul, das es erlaubt,
Fotos und Alben unter anderem
von Facebook und Picasaweb
auf Ihren Rechner herunterzuladen.
Allerdings gilt es, dabei
zu beachten, dass Digikam die
Aufnahmen ohne Nachfrage auf
eine Kantenlänge von 1600 Pixeln
verkleinert – vor allem bei Panoramen
ein echtes Ärgernis.
Für Flickr steht diese Importfunktion
nicht zur Verfügung –
dafür jedoch ein Exportmodul,
welches Sie unter Exportieren |
Auf Flickr exportieren… erreichen.
Ein Klick darauf öffnet den Dialog,
der neben den zum Upload
vorgesehenen Bildern auch die
Exportparameter enthält (Abbildung
B). Dazu zählt das gewünschte
Album, zusätzliche
Schlagwörter sowie Bildgröße
und Qualität. Darüber hinaus legen
Sie darin fest, wer das Bild
40 09 | 11
www.linux-user.de
Online-Bilderdienste
schwerpunkt
sehen darf. Ärgerlich: Das Modul
erkennt nicht, ob ein Bild schon
einmal hochgeladen wurde oder
nicht. Entsprechend kann es passieren,
dass Sie ein Bild mehrmals
auf den Webdienst laden, ohne
dies auf Anhieb zu merken.
Ein Kipi-Plugin mit ähnlichen
Funktionen stellt Digikam auch
für Picasaweb bereit. Als Zugriffseinschränkungen
gelten die des
gewählten Upload-Albums. Erstellen
Sie ein neues Album für
die Bilder, legen Sie die Berechtigungen
im Konfigurationsdialog
fest. Eine weitergehende Bildverwaltung
der gehosteten Bilder,
etwa das Löschen oder Verschieben
in andere Ordner, erlaubt keines
der Ex- oder Importmodule.
Picasa
Nur auf den Gebrauch für Picasaweb
zugeschnitten ist das Tool
Picasa [5], dessen Linux-Variante
Google lediglich als Wine-Emulation
ausliefert. Zwar beeinträchtigt
dieser Umstand nicht die Stabilität,
allerdings funktionieren –
wie so oft – gegenüber der generischen
Windows-Version einige
Features nicht.
Um in Picasaweb gehostete Alben
zu importieren klicken Sie im
Menüeintrag File auf Import from
Web Albums…. Nach der Authentifizierung
erscheint die Liste aller
gespeicherten Ordner, aus denen
Sie auswählen, welche davon
Sie herunterladen möchten (Abbildung
C). Beim Download ändert
die Software weder die Größe
noch die Auflösung der Bilder.
Zum Upload lokaler Alben oder
Bilder stehen Ihnen mehrere
Möglichkeiten bereit. Um ein einzelnes
Bild hochzuladen, klicken
Sie darauf und danach auf das
Icon Upload in der Leiste unten.
Um mehrere Fotos zum Upload
vorzumerken, halten Sie während
des Markierens [Strg] gedrückt.
Möchten Sie ein ganzes Album
veröffentlichen, klicken Sie auf
den entsprechenden Eintrag links
in der Übersicht und danach wie
gehabt auf Upload. In allen Fällen
öffnet sich ein Dialogfenster,
in dem Sie neben
dem Zielverzeichnis
die Bildgröße und
Sichtbarkeit festlegen.
Möchten Sie beispielsweise
offline bearbeitete
Bilder lediglich online
aktualisieren, klicken
Sie auf Upgrade.
Andere Tools
Speziell für Flickr stehen
noch eine Reihe
weiterer Programme
bereit, die ein komfortableres
Verwalten der
Bilder versprechen.
Interessant klingt der Ansatz
von Flickrfs [7], den Onlinedienst
via Fuse in den Verzeichnisbaum
einzubinden. Ein Blick auf die
Projektseite lässt jedoch nichts
Gutes erahnen: Die letzte Aktualisierung
der Software liegt mehrere
Jahre zurück. Der Versuch,
das Tool zu nutzen, scheiterte unter
OpenSuse an ungeklärten Zugriffsberechtigungen,
die jeglichen
Zugriff auf den Mountpoint
verwehrten. Unter Ubuntu lud
das Tool jeweils nur fünf Bilder
eines jeden Albums herunter. Die
korrespondierenden Metadaten,
wie sie die Projektseite verspricht,
fehlten komplett.
Zuverlässiger arbeitet da das
Programm Kflickr [8]. Es bietet
etwa den gleichen Funktionsumfang
wie das Flickr-Kipi-Plugin
von Digikam, erlaubt darüber hinaus
jedoch das komfortable Verwalten
mehrerer Accounts sowie
das Festlegen der Lizenzbestimmungen
bereits beim Upload.
Auch dieses Tool eignet sich lediglich
zum Hochladen von Bildern,
nicht jedoch zum Download
oder der nachträglichen
Verwaltung.
Fazit
Während Flickr eher den Community-Gedanken
aufgreift, dient
Picasaweb bislang eher als klassisches
Webalbum, wenngleich
Google mit der Anbindung an
Google+ mittelfristig mit dem
Dienst andere Pläne verfolgt. Was
bei Flickr auffällt, ist dessen unnötig
komplizierte Benutzerführung,
die vor allem Einsteigern
das Leben schwer macht. Hier
bietet sich dem Betreiber noch
viel Potenzial für Korrekturen.
Zusammen mit Google+ hebt
Picasaweb praktisch alle Einschränkungen
der kostenfreien
Variante auf und erlaubt den Upload
beliebig vieler Bilder bis zu
einer Kantenlänge von 2000 Pixeln.
Flickr schränkt dagegen hier
auf 200 angezeigte Fotos mit einer
größtmöglichen Darstellung
von 1024 Pixeln an der langen
Bildkante ein.
Von den getesteten Programmen
geht eine klare Empfehlung
an Digikam – allerdings mit der
Einschränkung, dass es Bilder
beim Import von Picasaweb automatisch
auf eine maximale Kantenlänge
von 1600 Pixeln verkleinert.
Das müsste so nicht sein
und sorgt bei unerfahrenen Anwendern
für Ärger. (tle) n
info
[1] Flickr: http:// www. flickr. com
[2] Picasaweb: https:// picasaweb. google. com
[3] Picnik: http:// www. picnik. com
[4] Digikam: http:// www. digikam. org
[5] Picasa: http:// picasa. google. com
[6] Bulkr: http:// clipyourphotos. com/ bulkr/
[7] Flickrfs: http:// sites. google. com/ site/
manishrjain/ flickrfs
[8] Kflickr: http:// kflickr. sourceforge. net
C Picasas Downloadmodul
erlaubt das Herunterladen
einzelner
oder aller Alben vom
eigenen Picasaweb
Account.
www.linux-user.de
09 | 11 41
schwerpunkt
SparkleShare
Mit SparkleShare und Git zum eigenen Cloud-Speicher-Dienst
Lokal wolkig
SparkleShare schickt sich an, sich zu einem würdigen Dropbox-Ersatz fürs eigene LAN zu mausern.
Ein eigener Server, im Zusammenspiel mit Git und SSH, ermöglicht Privatsphäre, volle Kontrolle über
die Daten und im Vergleich mit typischen Cloud-Anbietern ungewohnt viel Speicherplatz. Falko Benthin
© Patrick Hajzler, sxc.hu
SparkleShare 0.2.4, 0.2.5
LU/sparkleshare/
reADMe
SparkleShare schafft
eine private Cloud für
Anwender, die Daten
über mehrere Rechner
automatisch synchron
halten wollen oder mit
anderen an gemeinsamen
Projekten arbeiten,
die Daten mit Git verwalten.
Der Server erfordert
aber mehr Arbeit
als zum Beispiel Dropbox
oder Ubuntu One.
Speicherlösungen in der Cloud
liegen im Trend – vor allem, seit
Angebote wie Ubuntu One oder
Dropbox es Endanwendern möglich
machen, Dateien ohne großen
Aufwand online abzulegen
und die Inhalte über mehrere
Rechner und Betriebssysteme
hinweg zu synchronisieren. Doch
es gibt immer mehr Anwender,
die den oft kostenlosen Cloud-
Speichern aufgrund einschränkender
Nutzungsbedingungen
und mangelnder Kontrolle über
die eigenen Daten kritisch gegenüberstehen.
Datenpannen, wie
jüngst bei Dropbox [1], verunsichern
zusätzlich.
Cloud-Speicher ist gut, Cloud-
Speicher in der eigenen Wolke –
sprich: auf eigenen Servern – ist
besser. So müssen Entwickler gedacht
haben, die von überall auf
ihre Daten zugreifen wollen. Einer
von ihnen ist der Gnome-Entwickler
Hylke Bons. Er und seine
Mitstreiter stellen mit der Software
SparkleShare [2] eine freie
Alternative zu kommerziellen
Speicherdiensten bereit. Das Programm
ist das Ergebnis des
SparklePony-Projektes [3]. Die
Idee entstand auf dem GNOME
London UX Hackfest 2010 aus
dem Wunsch von Designern und
Entwicklern nach einem freien,
leicht benutzbaren Werkzeug zur
Zusammenarbeit, um das bisher
von den Projektmitgliedern genutzte
Dropbox zu ersetzen.
Das unter der GPLv3 lizenzierte
SparkleShare basiert auf der Versionsverwaltung
Git [4], GTK+ und
Mono [5]. Neben Git lässt sich
auch Mercurial als Versionsverwaltung
nutzen, doch die Entwickler
betrachten es als nicht so wichtig.
Wie Dropbox legt Sparkle-
Share einen Dateiordner an, dessen
Daten es automatisch mit
dem auf einem Server befindlichen
Speicherplatz (einem sogenannten
Repository) abgleicht. In
dem Ordner lassen sich mehrere
Unterordner platzieren, die auf
verschiedene Server beziehungsweise
Repositories verweisen.
Die Datenübertragung läuft verschlüsselt
ab. SparkleShare bietet
ein IRC-basiertes Meldesystem,
mit dessen Hilfe sich alle mit den
entsprechenden Rechten ausgestatteten
Personen informieren
können, wer wann welche Änderungen
vorgenommen hat. Erweist
sich eine Änderung als weniger
gut als angenommen, lässt
sich das Repository auf einen früheren
Stand zurückrollen.
Derzeit gibt es SparkleShare für
Linux und Mac OS X, Ports für
Windows und Clients für Android
und iOS befinden sich noch in der
Planung. Für diesen Artikel testeten
wir SparkleShare in der Mitte
Juli aktuellsten Version 0.2.4.
Kurz vor Drucklegung erschien
noch die Version 0.2.5, die wir für
den Artikel aus Zeitgründen nicht
mehr nachtesten konnten. Allerdings
handelt es sich laut der Release
Notes aus dem Tarball dabei
hauptsächlich um ein Bugfix-Release,
das keine großen funktionalen
Änderungen enthält.
Installation
Einen Server setzen Sie im Handumdrehen
auf: Dazu richten Sie
lediglich git-core und openssh-server
aus dem Repository der verwendeten
Distribution ein und legen
anschließend mit der folgen-
42 09 | 11
www.linux-user.de
SparkleShare
schwerpunkt
den Kommadozeile ein Git-Repository
auf dem entsprechenden
Rechner im Netz an:
$ git init ‐‐bare SparkleShareReU
po.git
Das war es auch schon – weitere
Tätigkeiten sind serverseitig
nicht mehr erforderlich. Momentan
gibt es für die meisten Distributionen
noch keine Binärpakete
des SparkleShare- Clients, sodass
sich dessen Installation etwas
aufwändiger gestaltet. Den Quelltext
laden Sie vom Github-Repository
des Projektes [6] oder der
Heft-DVD dieser Ausgabe herunter
und entpacken ihn in ein beliebiges
Verzeichnis. Dann übersetzen
Sie den Client dort mit
dem üblichen Dreischritt:
$ ./configure && make && sudo maU
ke install
Eventuell müssen Sie zuvor noch
einige Pakete nachinstallieren.
Auf einem aktuellen Linux Mint
waren es git-core, intltool, die Mono-Entwickerpakete
mono-devel,
gtk-sharp2, libwebkit-cil-dev und
libnotify-cil-dev. Das README im
Tarball nennt alle Abhängigkeiten
und führt für Debian/ Ubuntu
und Fedora alle notwendigen Befehle
für deren Installation auf.
Sind alle Abhängigkeiten erfüllt,
verläuft die Installation des
Clients reibungslos und er landet
standardmäßig in /usr/local/.
Inbetriebnahme
SparkleShare nutzt SSH, um die
Datenübertragung zwischen Server
und Client zu verschlüsseln.
Dementsprechend sollten Sie auf
den Clients das Paket opensshclient
installieren. Um zu vermeiden,
dass Sie vor dem Datenabgleich
ständig ein Passwort eingegeben
müssen, bietet sich ein
Pub lic-Key-Verfahren an, das anstelle
der Passwortabfrage einen
hinterlegten Schlüssel zur Authentifizierung
nutzt. Das aus öffentlichem
und privatem Schlüssel
bestehende Paar erstellen Sie
mit ssh‐keygen, wobei Sie die
Standardeinstellungen übernehmen
können und die Passphrase
leer lassen sollten. Danach übertragen
Sie den öffentlichen
Schlüssel mit ssh‐copy‐id User@
Server auf den Server. Auf dem
SparkleShare-Server legen Sie die
Schlüssel aller Rechner ab, auf denen
die Synchronisationsanwendung
später zum Einsatz kommt.
Nach dem Abhaken dieser Vorbereitungen
starten Sie das
Client-Programm über einen Eintrag
im Startmenü oder den Befehl
sparkleshare start auf der
Kommandozeile. Beim ersten
Lauf verlangt der Konfigurationsdialog
einige Informationen zu
Anwender und Server (Abbildung
A). Verwenden Sie einen eigenen
Server, tragen Sie diesen
mit Nutzernamen und Adresse in
das Eingabefeld Auf meinem eigenen
Server ein. Als Ordnername
geben Sie den absoluten Pfad zum
Git-Repository an (Abbildung B).
Danach finden Sie in der Taskleiste
ein neues Icon und die Anwendung
beginnt, die im Ordner
~/ SparkleShare enthaltenen Verzeichnisse
zu synchronisieren.
Anwender, die an mehreren Projekten
arbeiten oder Daten mit
unterschiedlichen Personen teilen
wollen, können weitere Server
aufsetzen beziehungsweise Git-
Repositories innerhalb der Applikation
anlegen. Dazu genügen ein
A SparkleShare verlangt Benutzername und E-Mail-Adresse,
um später Änderungen richtig zuzuorden.
B Sind Server und der absolute Pfad zum Git-Repository eingetragen,
steht einer Synchronisation nichts mehr im Wege.
Klick auf das SparkleShare-Icon
und den Eintrag Remote-Ordner
hinzufügen sowie die Angaben zu
weiteren Servern beziehungsweise
Verzeichnissen, die Sie einbinden
wollen. Die entsprechenden
Unterordner entstehen automatisch
im Ordner ~/ SparkleShare
(Abbildung C, folgende Seite).
Git-crAshkurs
Dank Git synchronisieren Sie auch Rechner, die ohne grafische Oberfläche auskommen müssen, wie etwa Server.
Git nutzen Sie auf der Kommandozeile, für den Anfang reichen schon wenige Befehle.
Befehl
Beschreibung
git config ‐‐global user.name "Vorname Name"
Nutzernamen festlegen
git config ‐‐global user.email "myself@domain.tld" E-Mailadresse des Nutzers
git clone ssh://user@server:/Pfad/zum/Repository.git Ein entferntes Repository via SSH klonen
git add filename
Dem Repository eine Datei hinzufügen
git commit ‐a ‐m "Infos zu Änderungen"
Alle Änderungen ins Repository schreiben
git push
Änderungen auf das Repository schreiben
git‐pull
Verzeichnis aktualisieren
git log
Das Git-Logfile ausgeben
git status
Status des Repositorys abfragen
git mergetool
Versionskonflikte manuell auflösen
git checkout Commit‐Name
Eine frühere Version wiederherstellen
www.linux-user.de
09 | 11 43
schwerpunkt
SparkleShare
C SparkleShare kann
Dateien auf mehreren
Servern synchronisieren
und legt für jedes
Repository automatisch
einen Unterordner
im Verzeichnis
~/ SparkleShare an.
D Statt mit einem eigenen
Server nutzen
Sie SpakleShare bei
Bedarf mit kommerziellen
Diensten wie Github
oder Gitorious.
Für private Dateien bietet sich ein
eigener Server an. Wollen Sie Projekte
über mehrere Rechner synchronisieren,
können Sie alternativ
auch die Angebote von Gitorious
[7] oder Github [8] mit der
Software nutzen. Das Vorgehen
ist für beide Plattformen ähnlich,
sodass wir es im Folgenden nur
für Github beschreiben.
Kostenlos oder privat
Der Dienst bietet für öffentlich
zugängliche Projekte kostenlosen
Speicherplatz an, für private Repositories
fallen dagegen Gebühren
an. Deren Höhe hängt davon
ab, wie viele private Repos und
Mitarbeiter Sie benötigen. Maximal
sind 20 Repositories möglich,
auf die bis zu zehn Mitarbeiter
zugreifen dürfen.
Sofern Sie noch keinen Account
bei einer der beiden Plattformen
haben, gilt es zunächst, einen solchen
anzulegen. Anschließend
müssen Sie in den persönlichen
Einstellungen einen öffentlichen
SSH-Key hinterlegen und ein Repository
erstellen. SparkleShare
erstellt während der
Konfiguration einen
eigenen Schlüssel und
speichert ihn unter
~/.config/sparklesharU
e/sparkleshare.email‐U
adresse.key[.pub]
ab. Um SparkleShare
mit dem Github-Repository
bekannt zu
machen, fügen Sie einen
neuer Remote-
Ordner hinzu, in dem Sie anstelle
des eigenen Servers Github auswählen.
Als Ordnername tragen
Sie das Github-Repository mit vorangestelltem
Nutzernamen ein
(Abbildung D).
Die gesamte SparkleShare-Konfiguration
ist in der Datei ~/.config/sparkleshare/config.xml
hinterlegt.
Sollten sich Angaben zu irgendeinem
Server ändern, können
Sie die XML-Datei mit jedem
Texteditor anpassen.
Nutzung
Läuft SparkleShare, sollte es alle
unter ~/SparkleShare abgelegten
Dateien automatisch synchronisieren.
Je nach Upload-Geschwindigkeit
kann der Vorgang etwas dauern,
vor allem, wenn es sich um
umfangreiche Datenbestände handelt.
Ob die Synchronisation noch
läuft, erkennen Sie an dem sich
drehenden Symbol im Sparkle-
Share-Icon oder erfragen es alternativ
mit einem Klick auf das
Symbol. Die gewünschten Angaben
finden Sie in der ersten Zeile
des Menüs (Abbildung E).
Mithilfe dieses Menüs erreichen
Sie auch schnell die einzelnen
SparkleShare-Repositories. Ein
Klick auf den entsprechenden
Eintrag öffnet entweder das
SparkleShare-Verzeichnis oder
das ausgewählte Unterverzeichnis
im Dateimanager Nautilus.
Haben Sie SparkleShare mit Nautilus-Plugin
kompiliert, ist das
auch der Ort, an dem Sie missglückte
Änderungen rückgängig
machen. Einen entsprechenden
Punkt bietet SparkleShare bei einem
Rechtsklick auf die betreffende
Datei an.
Mittels des Menüpunktes Zeige
letzte Ereignisse … informieren Sie
sich über die letzten Aktivitäten.
Im sich öffnenden Fenster führt
SparkleShare alle Dateien auf, die
in der letzten Zeit neu hinzugekommen
sind beziehungsweise geändert
oder entfernt wurden. Über
ein Dropdown-Menü filtern Sie die
Angaben für einzelne Repositories.
Vorhandene Dateien erscheinen in
Blau, gelöschte Dateien in Schwarz
(Abbildung F). Klicken Sie eine
Datei an, öffnet sich automatisch
die Anwendung, die mit dem Dateityp
verknüpft ist.
Der Punkt Benachrichtigungen
(de)aktivieren startet oder stoppt
den Notification-Service, mit dessen
Hilfe Sie sich Anwender über
Änderungen einzelner Dateien
auf dem Laufenden halten lassen
können. Die Informationen über
info
[1] Dropbox-Authentifizierungslücke:
http:// www. linux-magazin. de/ NEWS/ Luecke
-in-der-Dropbox-Authentifizierung
[2] SparkleShare: http:// sparkleshare. org
[3] SparklePony: http:// mairin. wordpress. com/
2010/ 03/ 01/ the-one-where-the-designersask-for-a-pony/
[4] Git: http:// git-scm. com
[5] Mono:
http:// www. mono-project. com/ Main_Page
[6] Sparkleshare-Github-Repo: https:// github.
com/ hbons/ SparkleShare/ downloads
[7] Github: http:// github. com
E Wie es um die Synchronisation
[8] Gitoriuos: http:// gitorious. org
steht, verrät die erste Zeile des
SparkleShare-Menüs.
[9] XMPP: http:// xmpp. org
[10] 0MQ: http:// www. zeromq. org
44 09 | 11
www.linux-user.de
SparkleShare
schwerpunkt
Änderungen wickelt SparkleShare
momentan noch via IRC ab, sodass
Sie sich genau überlegen sollten,
ob Sie das Feature brauchen.
Im Test weigerte sich der vorgegebene
IRC-Server (noch), die Verbindung
zu akzeptieren.
Werden Daten über mehrere
Rechner synchron gehalten, besteht
die Gefahr von Versionskonflikten.
Solche kommen beispielsweise
vor, wenn ein Anwender
vergisst, ein Repository zu synchronisieren,
bevor er Änderungen
vornimmt. Der klassische
Fall: Der User hat SparkleShare
nicht gestartet, nimmt dann aber
Änderungen an einer Datei vor,
die auf dem Server in einer neueren
Version vorliegt. SparkleShare
behandelt solche Konflikte ähnlich
wie das kommerzielle Vorbild
Dropbox, indem es die auf dem
Server befindlichen Dateien um
den Namen des Committers sowie
Datum und Uhrzeit des Commits
erweitert (Abbildung G) und
im entsprechenden Verzeichnis
ablegt. Den Konflikt aufzulösen,
bleibt Sache des Anwenders.
Im laufenden Betrieb fällt ab
und zu auf, dass sich SparkleShare
in einem frühen Entwicklungsstadium
befindet und noch einige
Ecken und Kanten aufweist. Die
Anwendung verabschiedet sich
beispielsweise, wenn sie nur Ereignisse
zu einem bestimmten
Ordner auflisten soll. Geben Sie
bei der Konfiguration eines neuen
Remote-Ordners nicht existente
Server oder Git-Repositories
an, erscheint lediglich eine
sehr allgemein gehaltene Fehlermeldung.
Im Test synchronisierte
SparkleShare zudem einige Repositories
stillschweigend nicht. Der
Fehler ließ sich beheben, indem
wir die betroffenen Verzeichnisse
löschten und die Remote-Ordner
erneut einrichteten.
Ausblick und Fazit
SparkleShare schickt sich an, sich
zu einem würdigen Dropbox-Ersatz
zu mausern. In der Zukunft
planen die Entwickler nicht nur
Clients für viele Betriebssysteme:
Sie haben unter anderem eine
Web-API im Blick und eine Web-
Oberfläche, über die Sie Dritte
zur gemeinsamen Nutzung vorhandener
Repositories einladen
können. Das Notification-System
soll über kurz oder lang auf anderen
Protokollen als IRC basieren,
etwa XMPP [9] oder 0MQ [10].
Anwender sollen zukünftig bereits
mit einem Blick in den Dateimanager
sehen können, welche
Dateien bereits synchronisiert
wurden und welche nicht.
Aktuell gestaltet sich die Installation
noch als Fest für Konsolenfreunde.
Während
der Installation
stieß es
dem Autor
etwas
auf, dass
die Entwickler
SparkleShare
in C# implementiert
haben,
sodass es
Mono voraussetzt.
Läuft
SparkleShare
erst einmal, ist
es ein schönes
Stück Software
für Anwender,
die
Daten über
mehrere Rechner
automatisch
synchron
halten wollen
oder mit anderen
an gemeinsamen
Projekten arbeiten, deren
Verwaltung via Git erfolgt. Ein
vergessener Commit sollte so der
Vergangenheit angehören.
Ein eigener Server, Git und SSH
ermöglichen Privatsphäre, volle
Kontrolle über die Daten und im
Vergleich mit anderen Anbietern
ungewohnt viel Speicherplatz.
Andererseits macht ein eigener
Server mehr Arbeit als ein Cloud-
Dienst wie Dropbox oder Ubuntu
One. (jlu) n
F Was zuletzt geschah,
kann Sparkle-
Share übersichtlich
auflisten.
G Die Namen konfliktbehafteter
Dateien ergänzt
SparkleShare
um zusätzliche Angaben,
um eine Konfliktlösung
müssen Sie
sich selbst kümmern.
www.linux-user.de
09 | 11 45
praxis
Bombono DVD
© Otjep, sxc.hu
DVDs erstellen mit Bombono
Menü mit drei Gängen
Mit Bombono erstellen Sie ohne Vorkenntnisse anspruchsvolle DVD-Menüs,
die dem Betrachter im Gedächtnis bleiben. Vincze-Aron Szabo
Bombono 1.0.2
(Quellen)
LU/bombono/
rEaDME
Mit Bombono ergänzen
Sie Videos in wenigen
Schritten mit ansprechenden
Menüs. Allerdings
stören bei der Arbeit
mit dem Tool noch
einige Kleinigkeiten.
BoMBono installiErEn
Da sich die aktuellste Version
1.0.2 noch nicht in den Repositories
aller Distributionen findet,
empfiehlt sich in der Regel die Installation
aus den Quellen. Lediglich
für OpenSuse gibt es ein passendes
RPM-Paket [2]. Zum Übersetzen
aus den Quellen laden Sie
den Tarball der Version 1.0.2 herunter
([3], Bombono DVD 1.0.2
Digitalkameras und Mobiltelefone
können mittlerweile nicht
mehr nur fotografieren, sondern
bringen meist auch eine brauchbare
Funktion zum Aufzeichnen
von Videos mit. Viele Smartphones,
wie das aktuelle HTC
Sensation, nehmen bewegte Bilder
sogar in FullHDVideoqualität
auf. Falls Sie derart gesammelte
Filme nicht via Web mit der
Familie, Freunden und Bekannten
teilen möchten, bietet sich als
alternative Möglichkeit die DVD
an. Bei Authoring für dieses Medium
hilft Bombono [1], mit dem
Sie den Videos vor dem Brennen
Menüs und Untertitel hinzufügen.
Dabei unterstützt Sie die
(source tarball)) und entpacken
ihn in ein beliebiges Verzeichnis.
Um Bombono zu kompilieren, benötigen
Sie die folgenden Pakete,
um alle Abhängigkeiten aufzulösen:
dvd+rw-tools, dvdauthor,
ffmpeg, libavformat, libdvdread,
lib enca0, libgtk2.0, libgtkmm,
lib swscale, libxml++, mjpegtools,
scons, twolame.
Software durch einen übersichtlichen
Aufbau. Allerdings steht
sie bislang nur in Englisch bereit.
In drei Schritten
Nach der Installation starten Sie
Bombono mit dem Befehl bombono‐dvd
oder über das Menü. Nun
erfordert es im Prinzip nur noch
drei Arbeitsschritte, um die DVD
zusammenzustellen und zu brennen:
Sie wählen die entsprechenden
Videodateien aus, erstellen
das Menü und treffen einige Einstellungen
für die Ausgabe. Für
diese drei Schritte stellt Bombono
je einen Reiter bereit (Source,
Menu und Output), der die zugehörigen
Teilschritte umfasst.
Ist alles Notwendige vorhanden,
stoßen Sie mittels des Befehls
scons den Übersetzungslauf an.
Das Kompilieren nimmt je nach
Leistungsfähigkeit des Computers
einige Minuten in Anspruch. Im
Anschluss installieren Sie die
Software dann mit administrativen
Rechten über das Kommando
sudo scons install.
Sie beginnen die Arbeit im Reiter
Source (Abbildung A). Hier fügen
Sie der Media List Videos hinzu,
indem Sie diese aus dem Dateibrowser
(File Browser) auf die Liste
ziehen. Möchten Sie im Menü
zusätzlich Hintergrundbilder verwenden,
legen Sie diese ebenfalls
in der Media List ab.
In der Regel liegen die Streams
auf einer DVD im MPEG2Format
codiert. Bombono bereiten aber
auch andere Formate kein Problem,
es kommt auch mit AVIs,
MOVs oder FLVs klar. Auf diese
Weise codierte Dateien bringt die
Software für das Erstellen ins erforderliche
Format. Betroffene
Dateien erhalten in der Media List
ein T im ThumbnailBild.
Bevor es daran geht, ein Menü
zu entwerfen, haben Sie die Möglichkeit,
die Eigenschaften der
Dateien in der Media List weiter
anzupassen: Sobald Sie mit der
rechten Maustaste auf eine Datei
in der Liste klicken, öffnet sich
ein entsprechendes Kontextmenü.
Unter End Action legen Sie
fest, was passiert, wenn der Film
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www.linux-user.de
Bombono DVD
praxis
auf der DVD beendet ist (Abbildung
B). Ändern Sie nichts,
wechselt der Player zum nächsten
Titel in der Liste. Sie dürfen aber
auch einen beliebigen anderen
Film aus der Liste wählen. Oben
rechts im Anwendungsfenster
zeigt Bombono an, wie viel Platz
auf dem Zielmedium noch frei ist.
Über die zugehörige Auswahlliste
wählen Sie die Gesamtgröße des
Datenträgers aus, zum Beispiel
DVD 4.3 GB. Sofern die ausgewählten
Videos zu viel Platz einnehmen,
passen Sie die Bitrate
der Dateien an. Die Angabe kbps
(KByte/ s) gibt darüber Auskunft,
wie viele Daten pro Sekunde der
Videostrom enthält.
Bombono ist in der Lage, Untertitel
zu einer Datei beziehungsweise
nachträglich auf der DVD
im Film anzuzeigen. Das setzt voraus,
dass Sie eine entsprechende
Datei mit Untertiteln bereitstellen.
Möchten Sie selbst Untertitel
erstellen, nutzen Sie dafür Tools
wie Gnome Subtitles [4].
Untertitel
Um dem Projekt fertige Untertitel
hinzuzufügen, klicken Sie mit
der rechten Maustaste auf die
entsprechende Videodatei und
rufen im sich öffnenden Kontextmenü
die Funktion Add subtitles
auf. Über den daraufhin geöffneten
Dialog rufen Sie eine passende
Datei auf und legen fest, ob die
Untertitel immer erscheinen.
Wollen Sie längere Filme auf der
DVD verewigen, haben Sie daneben
die Möglichkeit, Kapitel hinzuzufügen.
Wählen Sie dazu aus
der Media List eine Videodatei aus
und klicken Sie auf das Symbol
(Making Chapters for Video) unterhalb
der Media List. Das Video erscheint
dann in der Zeitleiste am
unteren Fensterrand.
Über den Schieberegler unten
links skalieren Sie die Zeitleiste.
Das ist besonders hilfreich, um
den richtigen Zeitpunkt zu treffen,
an dem Sie eine Marke für
ein Kapitel setzen wollen. Klicken
Sie mit der linken Maustaste an
eine Stelle auf der Zeitskala, um
einen Marker zu setzen. Bei Bedarf
verschieben Sie diesen mithilfe
der Maus an die gewünschte
Stelle. Ein Standbild, das der markierten
Position entspricht, erscheint
neben der Media List.
Haben Sie eine passende Stelle
gefunden, klicken Sie auf das
blaue Symbol (Add Chapter Point)
unterhalb der Zeitangabe auf der
linken Seite. Bombono setzt nun
an die markierte Stelle ein Symbol
für das Kapitel. Bei Bedarf
entfernen Sie die Marke, indem
Sie mit der rechten Maustaste das
Kontextmenü auf dem Symbol
aufrufen und auf Delete Chapter
Point klicken. Das gleiche Menü
enthält einen Eintrag Delete All
Chapter Points – achten Sie darauf,
nicht in einem unachtsamen
Moment Ihre
mühsame Arbeit
versehentlich
zu
löschen.
Die Bilder,
die in der
Vorschau die
Kapitel markieren,
können
Sie separat
abspeichern.
Diese
Datei verwenden Sie bei Bedarf
später, um für das jeweilige Kapitel
eine Vorschau im DVDMenü
zu erstellen. Um das angezeigte
Standbild zu speichern, rufen Sie
das Kontextmenü der Kapitelmarke
auf und klicken auf Save
Current Frame. Im folgenden Dialog
übernehmen Sie neben Pfad
und Dateinamen die Datei in die
Media List, indem Sie die Checkbox
Add to project aktivieren.
Um sich insbesondere bei langen
Videos das mühsame Suchen
nach passenden Stellen für Kapitel
zu ersparen, nutzen Sie die
Funktion zum Setzen der Marken
in Intervallen. Rufen Sie dazu in
der Zeitskala das Kontextmenü
auf und wählen Sie Add chapter
points at intervals aus. Im daraufhin
erscheinenden Dialog legen
A Im Reiter Source
fügen Sie Ihrem DVD-
Projekt Videos und
Hintergrundbilder
hinzu.
B Mittels einer Auswahl
legen Sie fest,
welche Aktion am Ende
eines Videos startet.
www.linux-user.de
09 | 11 49
praxis
Bombono DVD
C Über den Bitrate
Calculator legen Sie die
Größe der Aus gangsvideos
fest.
D Mit wenigen Funktionen
erstellen Sie
DVD-Menüs im
Handumdrehen.
Sie das Intervall fest und bestimmen,
ob die Software dabei bestehende
Marken löscht.
Menüs erstellen
Haben Sie alle erforderlichen Dateien
zur Liste hinzugefügt, gehen
Sie zum zweiten Schritt über.
Jetzt haben Sie alle erforderlichen
Dateien beisammen, die auf
Ihrer DVD Platz finden. Wechseln
Sie daher auf den Reiter Menu.
Hier erstellen Sie nun ein Menü
für die DVD. Starten Sie dazu in
der Menu List, indem Sie über das
PlusSymbol ein Menü hinzufügen.
Um das Menü zu bearbeiten,
wählen Sie den Button mit dem
grünen Haken, woraufhin dieses
im Arbeitsbereich erscheint.
Beginnen Sie nun mit dem Hintergrund.
Dabei haben Sie die
Wahl zwischen einer schlichten
Farbe, einem Bild oder einem kurzen
Video beziehungsweise einem
Hintergrundsound, die später im
Hintergrund ablaufen, so lange
das Menü aktiv bleibt. Um eine
Farbe zu setzen, klicken Sie mit
der rechten Maustaste einfach
auf das Menü im Arbeitsbereich
und wählen Sie die Option Set
Background Color.
Hintergrundbilder fügen Sie
über den Eintrag Set Poster aus
dem Kontextmenü hinzu. Dort
finden Sie auch die Bilder wieder,
die Sie zuvor in die Media List
übernommen haben: Diese erkennen
Sie an dem Vermerk Still
Picture hinter dem Dateinamen.
Ein Video für den Hintergrund
festzulegen, macht etwas mehr
Umstände. Dazu rufen Sie zunächst
Eigenschaften des
Menüeintrages auf. Klicken Sie
dazu mit der rechten Maustaste
auf das Menü, dem Sie ein Video
oder einen Klang hinzufügen
möchten, und wählen Sie dann
Menu settings, um einen entsprechenden
Dialog aufzurufen.
Aktivieren Sie nun dort Kontrollkästchen
Motion menu und
wählen Sie eine Dauer (Duration)
über das entsprechende Feld aus.
Möchten Sie zusätzlich eine
Audio datei im Hintergrund des
Menüs abspielen, müssen Sie diese
im Bereich Audio auswählen, so
zum Beispiel unter External Audio
ein Lieblingslied oder Musik, die
zum Inhalt der DVD passt. Unter
End Action legen Sie fest, was
passiert, wenn das Hintergrundvideo
oder der Hintergrundsound
endet.
Schließen
Sie den Dialog
Menu
Settings
über OK
und versetzen
Sie das
angepasste
Menü wieder
zurück
in den Bearbeitungsmodus.
Nun klicken
Sie mit der
rechten
Maustaste
auf den Hintergrund des Menüs
und wählen über Set Poster eine
Videodatei aus, wenn Sie einen
Film im Hintergrund abspielen
möchten. Allerdings stehen nur
solche Dateien bereit, die Sie zuvor
über den Reiter Source zur
Media List hinzugefügt haben.
Nun fügen Sie dem Menü Text
und weitere Elemente hinzu. Text
ergänzen Sie, indem Sie zuerst
das Text Tool über den Button mit
dem T aktivieren und an eine gewünschte
Stelle im Arbeitsbereich
klicken. Sie formatieren den Text,
indem Sie an die gewünschte Stelle
klicken und Einstellungen über
die Buttons vornehmen.
Menü anpassen
Es ist nicht möglich, Texte wie
zum Beispiel in einer Textverarbeitung
zu markieren. Das Beispiel
in Abbildung D enthält neben
einer Überschrift noch zwei
weitere Textblöcke im Hauptmenü,
die folgende Funktionen erhalten
sollen: Der erste Textblock
(Das ganze Video abspielen) soll
den gesamten Film abspielen, der
zweite ein Kapitelmenü aufrufen.
Wählen Sie dazu das Auswahlwerkzeug
mit dem Zeigersymbol
und klicken Sie mit der rechten
Maustaste auf den oberen Text.
Klicken Sie nun unter Link auf
den Eintrag für den gesamten
Film. Damit haben Sie den Menü
Eintrag mit dem Video verknüpft.
Für das Kapitelmenü fügen Sie
zunächst unter Menu List ein neues
Menü hinzu, lassen Sie jedoch
das Hauptmenü weiterhin geöffnet.
Klicken Sie mit der rechten
Maustaste bei aktiviertem Auswahlwerkzeug
auf den Textblock
Kapitel auswählen und wählen Sie
unter Link das Kapitelmenü aus.
Damit haben Sie beide Menüs miteinander
verknüpft. Über einen
entsprechenden Eintrag im Kontextmenü
heben Sie die Verknüpfung
gegebenenfalls wieder auf.
Nun müssen Sie das Kapitelmenü
mit Leben füllen. Dazu ziehen
Sie die einzelnen Kapitel aus der
Media List in den Arbeitsbereich
50 09 | 11
www.linux-user.de
Bombono DVD
praxis
hinein. Die daraufhin angezeigten
Vorschaubilder sind bereits
mit dem jeweiligen Kapitel verknüpft.
Sie finden die zuvor festgelegten
Kapitel in der Media List,
indem Sie auf das kleine Dreieck
neben dem Video klicken.
Markieren Sie mehrere Kapitel
im Arbeitsbereich und wenden
Sie über das Kontextmenü die
Funktion zum Ausrichten (Align)
an. So richten Sie die Kapitelbilder
aus. Denken Sie daran, noch
einen MenüEintrag hinzuzufügen,
der später wieder zum
Hauptmenü zurückführt.
Die standardmäßige Ansicht der
Kapitel als kleine Bilder wirkt in
machen Fällen ein wenig langweilig.
Um der Auswahl ein wenig
Abwechslung einzuhauchen, bietet
es sich zum Beispiel an, den
einzelnen Bildern verschiedene
Rahmen zuzuweisen. Markieren
Sie dazu ein Kapitelbild im Arbeitsbereich
und wählen Sie aus
der ersten Auswahlliste in der
Schalterleiste einen Rahmen aus.
Generieren
Zu guter Letzt gilt es, die Komposition
auf eine DVD zu bannen.
Wechseln Sie dazu auf den Reiter
Output. Hier stehen mehrere Optionen
bereit, über die Sie die Parameter
für die Ausgabe erstellen.
Wählen Sie zunächst einen Zielordner
(Select output folder) für
die Daten aus. Stellen Sie sicher,
dass der Ordner genügend Speicherplatz
besitzt und sich zudem
keine Dateien darin befinden.
Wie viel Speicherplatz
Sie benötigen, zeigt
Bombono oben rechts im
Anwendungsfenster an
(Abbildung E). Selbst
wenn Sie später die DVD
direkt aus der Software
heraus brennen wollen,
legen Sie hier fest, in
welchem Ordner das
Programm die temporären
Dateien speichert.
Entscheiden Sie sich
nun unter Choose author
mode für eine Ausgabeart.
Zum einen haben Sie die
Möglichkeit, über Write DVD folder
die passenden Verzeichnisse
zu erstellen. Alternativ weisen Sie
die Software an, über Write disk
image ein Image zu generieren
oder die Daten nach dem Transcodieren
direkt zu brennen (Burn
to DVD). Im Anschluss an Ihre
Auswahl müssen Sie nur noch auf
Build DVD-Video klicken. Bombono
fragt nun noch nach einem
Rohling, bevor es loslegt.
Fazit
Bombono erstellt mit wenigen
Funktionen anspruchsvolle DVD
Menüs. Allerdings stören bei der
Arbeit mit dem Tool verhältnismäßig
viele Kleinigkeiten. In der
Menüleiste beispielsweise hat
sich ein Bug eingenistet: Arbeiten
Sie unter KDE oder Gnome, stehen
die Menüfunktionen gegebenenfalls
gar nicht bereit, weil die
drei Reiter Source, Menu und Output
sie überdecken. Sie kommen
dann nur an die Menüs heran, indem
Sie [Alt] drücken.
Da die meisten Funktionen aber
in der Oberfläche integriert sind,
brauchen Sie die Menüs in der Regel
nicht. Zum Speichern dient
beispielsweise die bekannte Tastenkombination
[Strg]+[S]. Unter
Ubuntus Unity kommt dieser Bug
nicht zum Tragen: Hier erscheint
die Menüleiste abgetrennt am
oberen Bildschirmrand.
Weiterhin fehlen im Reiter
Menu die Funktionen Kopieren
und Einfügen, was die Arbeit ein
wenig erschwert. Aber diese Hindernisse
lassen sich leicht umgehen,
wenn man sie kennt. (agr) n
[1] Bombono: http:// www. bombono. org
[2] OpenSuse-Paket: http:// packman.
links2linux. org/ package/ bombono/
[3] Download: http:// www. bombono. org/
cgi-bin/ wiki/ Download
[4] Gnome Subtitles:
info
http:// gnome-subtitles. sourceforge. net
E Bombono bietet
nicht nur die Möglichkeit,
die DVD-Daten zu
erzeugen, sondern
diese sogar direkt auf
einen Datenträger zu
brennen.
www.linux-user.de
09 | 11 51
praxis
Zoneminder
Videoüberwachung mit Zoneminder
Magisches Auge
Vandalismus, Sachbeschädigungen und Diebstähle sorgen für großen Unmut bei den
Betroffenen. Dank Linux und freier Software
zur Videoüberwachung erwischen Sie
jedoch mit etwas Glück die
Täter in flagranti.
Erik Bärwaldt
sogenannte PTZ-Kameras einsetzen:
Die Pan/ Tilt/ Zoom-Kameras
holen im Bedarfsfall den überwachten
Bereich per Zoomobjektiv
zusätzlich ganz nah heran.
Liegen die neuralgischen Orte in
dunklen Bereichen oder sollen bestimmte
Örtlichkeiten auch
nachts überwacht werden, brauchen
Sie zusätzlich eine Infrarot-
Lichtquelle. Hochwertige professionelle
Überwachungskameras
bringen oft mehrere Infrarot-
Leuchtdioden mit, die unter
schlechten Lichtbedingungen
eine Reichweite von bis zu zehn
Metern bieten. Falls Sie die deutlich
günstigeren und meist auch
kleineren Webcams für das Überwachen
von Innenräumen nutzen
möchten oder Ihre Überwachungskamera
keine Infrarot-
Dioden aufweist, gibt es spezielle
Infrarot-Scheinwerfer auch als
externe Komponenten [2].
© Maxim Kazmin, 123RF
rEaDME
Videoüberwachungsanlagen
waren bis vor einigen
Jahren eine kostspielige
und aufwändig
zu installierende Angelegenheit.
Dank Linux und
freier Software können
Sie jedoch inzwischen
mit wenig Geld und geringem
Aufwand eine
professionelle Videoüberwachung
aufbauen.
Fahrrad geklaut,
Auto
zerkratzt,
Mauer beschmiert
–
und alles direkt
vor oder
am eigenen
Haus? Wenn polizeiliche
Ermittlungen
in solchen
Fällen bislang wegen
fehlender aussagekräftiger
Beweise
stets im Sande
verliefen und Sie
Sachbeschädigungen
und Diebstähle zukünftig nicht
mehr hinnehmen wollen, kann
eine Videoüberwachungsanlage
wahre Wunder bewirken. Dabei
kostet eine effektive Überwachung
neuralgischer Punkte mittlerweile
nicht mehr die Welt: Mit
einem Linux-PC, dem freien Zoneminder
[1] als Steuerungssoftware
sowie herkömmlichen Webcams
sind Sie für weniger als hundert
Euro mit von der Partie beim Beobachten
eines Brennpunktes.
Vorbereitungen
Der Nutzen einer Videoüberwachungsanlage
steht und fällt mit
der Qualität der eingesetzten Kameras.
Vor allem dann, wenn Videosequenzen
oder Bilder zu Beweiszwecken
vor Gericht dienen
sollen, müssen diese eine entsprechend
hohe Auflösung bieten,
um auch bei Vergrößerungen
wichtige Details scharf darzustellen.
Daher eignet sich nicht jede
Kamera für die Videoüberwachung.
Zusätzlich gilt es, den Einsatzort
zu berücksichtigen: Wollen
Sie schlecht zugängliche Bereiche
im Freien überwachen,
muss die Kamera zwingend für
den Außeneinsatz konzipiert
sein, sodass auch ein heftiger Regenschauer
das Gerät nicht außer
Gefecht setzt. Eine sogenannte
Pan/ Tilt-Kamera benötigen Sie,
wenn der zu observierende Bereich
gelegentlich verändert werden
muss: Solche Kameras können
das Objektiv motorgesteuert
um zwei Achsen bewegen und somit
verschiedene Räume überwachen.
Noch flexibler lassen sich
Linux-Unterstützung
Obwohl dedizierte Pan/ Tilt-Überwachungskameras
sich äußerlich
meist sehr ähnlich sehen, bestehen
technisch deutliche Unterschiede.
Die Optik weist zwar bei
faktisch allen aktuell erhältlichen
Modellen mit Ausnahme der Pixelanzahl
kaum noch Unterschiede
auf, jedoch eignen sich viele
Kameras nur für den Einsatz unter
anderen Betriebssystemen
und funktionieren unter Linux
nicht. Kameras, die über eine TV-
Schnittstellenkarte im Rechner
angesteuert werden (TV-Tuner)
sowie analoge S-Video-Kameras
lassen sich, sofern es für die TVoder
Capture-Karte Linux-Treiber
gibt, mit Zoneminder in vielen
Fällen nutzen. Trotzdem sollten
Sie vorab einen Blick in die Kompatibilitätsliste
[3] des Programms
werfen – vor allem, wenn
Sie mehrere unterschiedliche Kameras
beispielsweise parallel innen
und außen einsetzen wollen.
Auch bei den beliebten USB-
Webkameras machen fehlende
Treiber für das freie Betriebssystem
manchmal (noch) einen
52 09 | 11
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Zoneminder
praxis
Strich durch die Rechnung.
Insbesondere ältere
Modelle mit geringer
Auflösung lassen Sie
daher besser im Regal:
Mit solchen Kameras
lassen sich erfahrungsgemäß
keine „gerichtsfesten“
Aufnahmen erzielen.
Dank verschiedener
freier Projekte hat
sich jedoch in den letzten
Jahren die Unterstützung von
Webcams unter Linux signifikant
verbessert. Falls Sie eine USB-Kamera
einsetzen, sollten Sie als
erste Anlaufstelle die beiden Projekte
GSPCA [4] und Uvcvideo [5]
nutzen, um zu prüfen, ob das vorgesehene
Kameramodell unter
Linux arbeitet. Da der Kernel seit
Version 2.6.27 beide Treiber
integ riert, funktionieren die von
den Projekten als kompatibel eingestuften
Geräte mit dem freien
Betriebssystem erfreulicherweise
ohne zusätzliche Klimmzüge.
Zu guter Letzt sollten Sie zusätzlich
darauf achten, dass der
Überwachungsrechner genügend
Festplattenkapazität bereitstellt:
Hochauflösende Aufnahmen mit
hoher Frame-Rate und mit großer
Farbtiefe benötigen schnell viel
Platz auf dem Datenträger.
Software-Installation
Bei Zoneminder handelt es sich
um eine stark modularisierte Applikation,
deren Bedienung über
ein Web-Interface erfolgt. Dementsprechend
gilt es einige Voraussetzungen
zu erfüllen, um das
Programm verwenden zu können.
Neben Video4Linux für die Unterstützung
der Kameras und TV-
Karten, einem Apache-Webserver
sowie MySQL, PHP und Perl müssen
Sie auf dem Rechner für die
Aufnahme von Stand- und Bewegtbildern
die Ffmpeg- und
Libjpeg-Pakete installieren.
Erfreulicherweise findet sich
Zoneminder inzwischen in den
Repositories aller gängigen Linux-
Distributionen und deren Derivaten,
sodass Sie das Programm
ohne aufwändige manuelle Kompilation
bequem aus Synaptic,
dem MCC oder YaST heraus installieren.
Dabei zieht der Paketmanager
in der Regel alles zusätzlich
Notwendige automatisch
nach. Wir testeten das System
unter Ubuntu 10.10. Eine gesondert
erhältliche Live-CD-Variante
von Zoneminder testen wir nicht
eingehender, da diese auf dem inzwischen
nicht mehr gepflegten
Xubuntu 8.10 beruht und aufgrund
ihres Alters für viele aktuell
erhältliche Webkameras wie
auch neuere Videoschnittkarten
keine Treiber enthält.
Um die aufgrund der vielen vorausgesetzten
Pakete und Codecs
etwas umständliche Installation
und Konfiguration der Videoüberwachung
zu vereinfachen, steht
im Zoneminder-Forum ein Skript
zum Download [6] bereit, das
nicht nur diese Aufgaben zuverlässig
automatisiert, sondern obendrein
auch die Konfiguration des
Arbeitsspeichers anpasst. Kopieren
Sie dieses Skript zunächst in
die Zwischenablage und sichern
Um Zoneminder effektiv zu nutzen, sollten Sie nicht
nur Ihre Kameras sehr sorgfältig auswählen, sondern
auch deren Standorte. Da meist schon der
relativ beschränkte Speicherplatz auf der Festplatte
ein dauerhaftes Mitschneiden verbietet, beginnen
die meisten Überwachungskameras erst mit dem
Aufzeichnen, wenn eine Bewegung erkannt wird. Daher
sollten Sie darauf achten, dass die Kameras nur
einen „stillen“ Bereich ausleuchten.
Im Freien sollten beispielsweise keine Bäume oder
Büsche größere Bildbereiche abdecken, da die Gewächse
sich bei Windböen bewegen und dabei permanent
Events generieren. Lassen sich unmotiviert
bewegte Objekte nicht ganz aus dem Bildbereich der
Sie es anschließend in einem Editor.
Dann machen Sie es mittels
des Kommandozeilen-Befehls
chmod ausführbar und starten es
anschließend mit Root-Rechten.
Daraufhin nimmt das Skript in
einem einzigen Durchlauf die
notwendigen Anpassungen vor.
Bei jedem Systemstart wird
fortan der Apache-Webserver automatisch
aktiviert und Sie können
nach Aufruf eines Webbrowsers
die Oberfläche von Zoneminder
durch Eingabe der Adresse
http://127.0.0.1/zm im Browserfenster
auf den Bildschirm holen.
Los geht’s
Die Software zeigt sich nach dem
ersten Start mit einer spartanisch
anmutenden Oberfläche und
muss noch konfiguriert werden
(Abbildung A). Achten Sie hier
vor allem auf den oben ganz
rechts angezeigten Wert hinter
dem Feld Disk:. Er bezeichnet den
aktuell belegten Festplattenplatz
in Prozent. Sofern Sie mehrere
Kameras an dem System betreiben
wollen, sollte dieser Wert
A Die sehr spartanisch
ausgestattete Weboberfläche
von Zoneminder.
ÜbErwachungskaMEras: Tipps & Tricks
Kamera eliminieren, so sollten Sie in Zoneminder
eigene Zonen definieren (siehe Abschnitt „Alarmzone“),
um so die Datenmenge zu reduzieren.
Überwachungskameras sollten zu observierende
Bereiche nie mit kleinem Beobachtungswinkel von
oben beleuchten, da sich Personen, die sich in diesem
Bereich aufhalten, bei gerader Draufsicht nur
schwer identifizieren lassen. Die Kamera sollte seitlich
von oben den Observationsraum beleuchten.
Achten Sie bei kabelgebundenen Kameras darauf,
deren Strippen für Unbefugte unsichtbar und auch
unerreichbar zu verlegen. Ein durchschnittenes Kabel
setzt eine Überwachungskamera sofort außer
Gefecht und lässt Zoneminder im Dunkeln tappen.
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09 | 11 53
praxis
Zoneminder
B Das Zoneminder
Interface erlaubt es,
alle Einstellungen
schnell zu erledigen.
C So ermitteln Sie die
korrekten Einstellungen
für die Kameras.
D Der Dialog für
grundlegende Einstellungen
der Software.
möglichst niedrig ausfallen, damit
bei Aufzeichnungen mit hohen
Auflösungen und Frameraten
nicht der Plattenplatz ausgeht.
Haben Sie die Kameras an das
System angeschlossen, gilt es,
diese nun in Zoneminder einzubinden.
Wir testeten das System
mit drei unterschiedlichen USB-
Webcams der Hersteller Logitech
und Chicony. Um die Kameras mit
Zoneminder bekannt zu machen,
klicken Sie im Hauptfenster auf
die Schaltfläche Add New Monitor.
Das Programm öffnet nun ein
weiteres Fenster mit vier oben horizontal
angeordneten Reitern. Im
zweiten Reiter von links (Source)
befinden sich die eigentlichen
Hardware-Parameter, die Sie anpassen
müssen (Abbildung B).
Zoneminder erleichtert das korrekte
Einstellen durch eine Hilfsanwendung,
die die technischen
Daten der Kameras ausliest. Geben
Sie dazu im Terminal folgenden
Befehl ein:
$ zmu ‐d Device‐Name ‐V 1 ‐q ‐v
Der Device-Name lautet üblicherweise
/dev/videoX, wobei
das X für eine Ziffer von
null aufwärts steht. Das
Programm zeigt nun alle relevanten
Daten des entsprechenden
Gerätes in Listenform
an. Um die korrekten
Parameter zu ermitteln,
suchen Sie zunächst den
Abschnitt Window Attributes
und notieren dort die
Werte hinter den beiden
Zeilen Width: und Height:.
Diese bezeichnen die Auflösung
in Pixeln. Im Abschnitt
Picture Attributes
werfen Sie zudem einen
Blick auf die Zeile Palette:
und halten die dort angegebene
Farbpalette fest.
Am Ende der Programmausgabe
finden Sie schließlich
den Eintrag Format:,
der auf die entsprechende
TV-Norm (NTSC, PAL,
SECAM) verweist (Abbildung
C).
Ausgerüstet mit diesen
Informationen, nehmen
Sie nun im Zoneminder-
Konfigurationsfenster
Source die entsprechenden
Einträge vor. Achten Sie
darauf, dass im Feld Capture Method
der Eintrag Video For Linux
version 2 steht, den praktisch alle
aktuellen Kameras nutzen. Haben
Sie die Einträge vervollständigt,
so speichern Sie diese mit einem
Klick auf die Schaltfläche Save
dauerhaft und wechseln dann in
den Reiter General. Hier vergeben
Sie im Feld Name eine möglichst
aussagekräftige Bezeichnung für
den Kamerastandort und bestimmen
dann den Betriebsmodus des
Gerätes. Üblicherweise müssen Sie
im Auswahlfeld Source Type bei
Webcams nichts ändern, der Eintrag
Local kann stehenbleiben. Für
IP-Kameras, die ins Intranet eingebunden
sind, müssen Sie jedoch
die Option Remote anwählen.
Betriebsmodi
Im nächsten Schritt legen Sie den
Betriebsmodus der Kamera fest.
Die erste Option, Monitor, zeigt
dabei das Videosignal an, zeichnet
jedoch nichts auf. Die Option
Modect aktiviert die Bewegungserkennung
und generiert einen
Event, sobald Zoneminder eine
Bewegung registriert. Die Aufzeichnung
startet in diesem Fall
automatisch und endet erst dann
wieder, wenn Zoneminder keine
Bewegung mehr feststellt. Eine
erneute Bewegung vor der Kamera
generiert einen weiteren Event
und nimmt die Aufzeichnung
wieder auf.
Die dritte Option, Record, startet
unabhängig von erkannten
Bewegungen eine permanente
Aufnahme. Sofern Sie die Aufzeichnungsdauer
nicht manuell
begrenzen, zeichnet die Software
also alle von der jeweiligen Kamera
eingehenden Videosignale auf,
wobei sehr große Datenmengen
anfallen. Die Option Mocord kombiniert
quasi Record und Modect:
Zoneminder zeichnet zwar laufend
auf und generiert bei jedem
Aufzeichnungsstart einen entsprechenden
Event. Sobald es
während der Aufzeichnung aber
eine Bewegung vor der Kamera
feststellt, gibt es diesen Event in
54 09 | 11
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Zoneminder
praxis
Großbuchstaben in der Ereignisliste
aus. Die letzte Option namens
Nodect ermöglicht den Einsatz
externer Bewegungsmelder,
wie sie manche Kameras gleich
mitbringen. Damit steuert die
Kamera das Anlegen eines neuen
Events, nicht mehr Zoneminder.
Nach entsprechender Auswahl
des Betriebsmodus schalten Sie
die Kamera durch Setzen eines
Häkchens beim Eintrag Enabled
ein. Abschließend müssen Sie
noch in den beiden Feldern Maximum
FPS und Alarm Maximum
FPS angeben, wie viele Bilder pro
Sekunde Zoneminder anfertigen
soll. Dabei bezieht sich der erste
Eintrag auf den Normalbetrieb,
der zweite auf den Alarmfall. Dabei
setzen Sie die maximale Bildaufzeichnungsrate
bei Alarmauslösung
höher an als für den Normalbetrieb,
um bei Anlage eines
Events das Geschehen möglichst
zeitnah verfolgen und detailgetreu
aufnehmen zu können. Sofern
Sie über einen entsprechend
leistungsstarken Rechner und
ausreichend Massenspeicherkapazität
verfügen, sind hier Werte
bis zu 30 Frames/ s sinnvoll. Haben
Sie die Angaben vervollständigt,
speichern Sie die Einstellung
mit einem Klick auf den Save-Button
ab. Damit ist die Kamera jetzt
einsatzfähig (Abbildung D).
Für professionelle IP- oder PTZ-
Kameras bietet Zoneminder eine
stattliche Anzahl sogenannter
Presets mit sinnvollen Voreinstellungen
für viele von der Software
unterstützten Kameras und
Videokarten. Sie finden
diese Einstellungsprofile
nach einem
Klick auf die
Schaltfläche Presets
oben rechts im Konfigurationsfenster
der
Software. Im Auswahlfeld
Preset wählen
Sie anschließend
das Kameramodell
und die grundlegenden
Einstellungen aus
und sichern diese mit
einem Klick auf den Save-
Button. Zoneminder übernimmt
diese Einstellungen,
wobei Sie allerdings noch
die IP-Adresse der Kamera
sowie im Feld Function den
Betriebsmodus angeben
müssen. Weitere Modifikationen
sind in aller Regel
überflüssig (Abbildung E).
Quellen und Ziele
Im Browserfenster listet
Zoneminder nun die unterschiedlichen
Bildquellen
übersichtlich untereinander auf.
Ein besonderes Augenmerk sollten
Sie zunächst auf die Einträge
in der Spalte Source legen: In grüner
Schrift aufgeführte Geräte arbeiten
korrekt (Abbildung F).
Erscheinen einzelne Kameras jedoch
in Rot, so funktionieren sie
nicht korrekt – meist zeichnen
Konfigurationsfehler dafür verantwortlich.
Klicken Sie in diesem
Fall zunächst auf den entsprechenden
Eintrag vorn in der Spalte
Name. Im sich öffnenden Monitorfenster
sollte nun das Kamerabild
erscheinen. Bleibt das
Fenster schwarz oder sehen Sie
nur einen leeren Rahmen, müssen
Sie die Kamera neu konfigurieren.
Insbesondere bei leistungsschwächeren
Modellen hilft
es oft, in einem solchen Fall mit
der Bildauflösung und der Anzahl
der Frames zu experimentieren.
In den geöffneten Monitorfenstern
sehen Sie nicht nur die aktuellen
Kamerabilder, sondern auch
eine Liste der generierten Events
mit Angaben zur Dauer und zur
Anzahl der Frames. Per Mausklick
auf einen der Events in der Rubrik
Name spielen Sie diesen ab. Im
oberen Bereich des Fensters finden
Sie neben allgemeinen Daten
zu der spezifizierten Bildsequenz
auch eine Menüzeile, mit deren
Hilfe Sie die Bilder bei Bedarf
weiterverarbeiten (Abbildung G).
Da Zoneminder die Events zunächst
lediglich als Bilderabfolge
in einem temporären Verzeichnis
ablegt, müssen Sie daraus in einem
weiteren Schritt ein Video
generieren, um die Sequenzen anderweitig
zu nutzen. Klicken Sie
dazu auf den Menüeintrag Video
und nehmen Sie im sich öffnenden
Fenster die notwendigen Einstellungen
vor. Zoneminder stellt
mehrere gängige Videoformate
zur Auswahl und gestattet es zudem,
die Größe des Videos (mithilfe
des Feldes Video Size) und
die Anzahl der Frames festzulegen.
Für Dokumentationszwecke
sollten Sie den Eintrag im Feld
E Presets erleichtern
die Einstellung von
PTZ und IPKameras.
F Mit einem Blick
sehen Sie, welche
Kamera aktiv ist.
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09 | 11 55
praxis
Zoneminder
H Der Dialog zum Generieren eines
Videos aus einer Bildabfolge.
G Zoneminder zeigt
in der Eventliste alle
Aufzeichnungen der
gewählten Kamera.
I Durch Alarmzonen
definieren Sie zu überwachende
Bereiche.
Frame Rate auf dem Wert Real belassen,
was einer Echtzeitaufnahme
entspricht.
Haben Sie die Angaben Ihren
Wünschen gemäß angepasst,
dann klicken Sie auf den Button
Generate Video. Nach der Anlage
des gewünschtes Videos erscheint
eine Tabelle mit den entsprechenden
Daten der Sequenz. Dort
wählen Sie in der rechten Spalte
Action aus, was mit dem Videoausschnitt
geschehen soll. Da das
Video nun zwar generiert, aber
immer noch nicht dauerhaft abgespeichert
ist, müssen Sie zur
dauerhaften Ablage den Befehl
Download im Feld Action auswählen
(Abbildung H). Zoneminder
vergibt nun für das Video einen
Namen und speichert dieses auf
der Festplatte im Download-Verzeichnis
des aktuellen Nutzers ab.
Alarmzone
Damit vor allem bei großräumigen
Beobachtungsbereichen nicht
unerwünschte Randzonen – etwa
eine angrenzende Straße mit viel
Verkehr – ständig Events generieren
und somit die Kapazität des
Rechners unnötig belasten, können
Sie anhand eines Kamerabildes
Alarmzonen festlegen.
Klicken Sie dazu im Hauptfenster
von Zoneminder auf den zur
jeweiligen Kamera in der Spalte
Zones gehörenden Eintrag. Es öffnet
sich ein Fenster, in dem Sie
unterhalb des aktuellen Kamerabildes
eine Tabelle mit zunächst
vier Koordinaten auf der X- und
Y-Achse sehen. Zoneminder überzieht
das Kamerabild mit einem
grünen Raster, wobei die vier in
der Tabelle angegebenen Koordinaten
dessen Eckpunkte darstellen.
Durch Verschieben der Punkte
modifizieren Sie den Bereich,
der Alarm auslösen kann, und
passen durch Hinzufügen weiterer
Punkte auch die Form des entsprechenden
Bildausschnittes an
(Abbildung I).
In der links neben dem Kamerabild
angeordneten Tabelle nehmen
Sie einige weitere Einstellungen
zum Auslösen eines Events
oder Alarms vor. Hier können Sie
beispielsweise die Empfindlichkeit
der Software so justieren,
dass sie nicht bei jeder unbedeutenden
Bewegung einen Event generiert.
Alarmauslösungen stellt
Zoneminder in der Folge in der
Listendarstellung der Events in
roter Farbe dar, sodass Sie kritische
Ereignisse auf einen Blick erkennen.
Ihre Modifikationen sichern
Sie erneut mit einem Klick
auf den Save-Button.
Fazit
Mit Zoneminder bauen Sie eine
professionelle Videoüberwachung
auf, die aufgrund ihrer weitreichenden
Hardware-Unterstützung
und der flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten
ihresgleichen
sucht. Die Software bietet auch
bei größeren Projekten mit vielen
Kameras eine gute Leistung und
gestattet zudem den Einsatz auf
älterer Computer-Hardware, da
sie trotz der generell relativ
hohen Anforderungen bei der
Videobearbeitung sehr ressourcenschonend
agiert.
Als Mankos stechen auf der anderen
Seite die mangelnde Lokalisierung
sowie die bei USB-Webkameras
gelegentlich etwas schwerfällige
Konfiguration der Software
ins Auge. Da es sich bei
Zoneminder jedoch um freie Software
handelt, die einer regen Entwicklung
unterliegt, liegt es im
Bereich des Wahrscheinlichen,
dass die Entwickler diese Schwächen
in den kommenden Versionen
schnell beseitigen. (jlu) n
info
[1] Zoneminder: http:// www. zoneminder. com/
[2] IR-Schweinwerfer: http:// de. wikipedia. org/
wiki/ Scheinwerfer# Infrarot-Scheinwerfer
[3] Zoneminder-Kompatibilitätsliste:
http:// www. zoneminder. com/ wiki/ index.
php/ Hardware_Compatibility_List
[4] GSPCA-Kompatibilitätsliste:
http:// lwn. net/ Articles/ 291036/
[5] Uvcvideo-Kompatibilitätsliste:
http:// www. ideasonboard. org/ uvc/ # devices
[6] Konfigurationsskript:
http:// www. zoneminder. com/ forums/
viewtopic. php? t=16628
56 09 | 11
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praxis
Videoconferencing
© skvoor, 123RF
Videokonferenzen unter Linux
Guckst du!
Geht es um Videokonferenzen
übers
Internet, denken
die meisten zuerst
an Skype. Wir suchen
nach freien
Alternativen.
Florian Effenberger
rEaDME
In Zeiten breitbandiger
Internetverbindungen
nutzen viele Menschen
Videokonferenzen statt
aufwändiger Reisen –
das schont Kasse und
Nerven. Welche Lösungen
um die Gunst des
Linux-Anwenders buhlen
und wo Fallstricke lauern,
zeigt dieser Artikel.
Telekommunikation war vor
nicht allzu langer Zeit noch ein
teures Gut. Selbst kurze Auslandsgespräche
kosteten mitunter
ein Vermögen, die Tonqualität
war oft mäßig und Konferenzen
mit mehreren Teilnehmern ein
schwieriges Unterfangen. Durch
das Aufkommen IP-basierter Telefonie
hat sich dieses Bild gewandelt.
Zahlreiche Voice-over-IP-Anbieter
sprießen aus dem Boden,
Flatrates für Gespräche nach ganz
Europa sind an der Tagesordnung,
und moderne Videokonferenzsysteme
lassen die Menschen
über Kontinente hinweg näher
zusammenrücken.
Um mehrere Leute zu einer
Konferenz zusammenzuschalten,
haben Sie die Qual der Wahl bei
den Systemen. Der Klassiker ist
die Dreierkonferenz, bei der Sie
drei Teilnehmer per Telefonverbindung
zusammenschalten. Der
Vorteil: Sie benötigen keine zusätzliche
Hard- oder Software,
und die Kosten bleiben – zumindest
im Inland – überschaubar.
Derartige Konferenzen bieten die
meisten Festnetzanbieter und
Mobilfunkbetreiber sowie zahlreiche
VoIP-Anbieter an.
Komplizierter wird das Ganze,
wenn mehr Parteien gleichzeitig
telefonieren möchten, denn dazu
benötigen Sie einen separaten
Anbieter. Preise und Leistungen
unterscheiden sich hier sehr
stark, eine Recherche im Internet
fördert aber einige kostenfreie
Lösungen zutage [1]. Doch nicht
immer ist das Telefon das Mittel
der Wahl, denn möchten Sie während
des Gesprächs Links oder
gar Dokumente austauschen,
kommen Sie ohne zusätzliche
technische Hilfsmittel nicht aus.
Der neueste Schrei sind Videokonferenzen,
bei denen Sie
per Webcam
Ihren Gesprächspartner
sogar sehen
können.
Im Folgenden
stellen
wir Ihnen einige
interessante
Ansätze
zur Videokonferenz
vor. Als Testsystem
dient
uns dabei
Ubuntu 11.04, wobei unser Augenmerk
jedoch auf der Plattformunabhängigkeit
liegt – schließlich
möchten Sie auch mit Anwendern
reden, die Mac OS X
oder Windows benutzen.
Der Klassiker: Skype
Denkt man an Konferenzsoftware,
kommt man an Skype [2]
nicht vorbei. Binnen weniger Jahre
hat das Programm einen hohen
Verbreitungsgrad erreicht. Skype
läuft nicht nur auf Linux, Mac
OS X und Windows, sondern auch
auf mobilen Geräten mit Sym-
A Der Skype-Client für Linux ist einfach zu bedienen und
strotzt trotzdem vor Funktionen rund um die Telefonie.
58 09 | 11
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Videoconferencing
praxis
bian, Android oder iOS. Zudem
genießt Skype den Ruf, hinter nahezu
jeder Firewall zu funktionieren.
Das Programm unterstützt
viele Sprachen und beherrscht
neben Audiokonferenzen auch
Videogespräche und Textchat.
Doch auch wenn weltweit mehrere
Millionen Anwender auf die
Dienste von Skype zurückgreifen,
hat es einen Nachteil: Weder
beim Programm noch dem zugrunde
liegenden Protokoll handelt
es sich um freie Software,
weswegen Sie auf den offiziellen
Client des Herstellers oder zertifizierte
Endgeräte wie Skype-Telefone
angewiesen sind. Zudem arbeitet
Skype nach dem Peer-to-
Peer-Prinzip, sodass auch Ihr System
als Vermittlungsstelle für Anrufe
von Dritten dient, was Bandbreite
benötigt.
Zudem behandelt
Skype Linux offensichtlich
als Stiefkind:
Neue Features fließen
in den Linux-Client
meist erst später ein
als in die Windows-
Version. Obendrein
sorgte Skype in der
Vergangenheit immer
wieder für Unmut: So
blendet der Windows-
Client seit einiger
Zeit Werbebanner
ein, Gruppen-Videokonferenzen
bleiben
mittlerweile zahlenden
Kunden vorbehalten.
Auch die Frage,
wie abhörsicher
Skype-Telefonate
sind, lässt sich aufgrund
des proprietären
Protokolls nicht
nachprüfen. Dafür
bietet Skype andererseits
eine einfache Bedienung
sowie attraktive
(aber kostenpflichtige)
Zusatzdienste
wie Anrufweiterschaltung,
SMS-
Versand, Anrufe ins
Festnetz, Voicemail
und mehr. Der Client selbst ist
schnell installiert. Unter Ubuntu
aktivieren Sie über System | Systemverwaltung
| Aktualisierungsverwaltung
| Einstellungen | Andere
Software das Canonical-Partner-Repository.
Danach richten
Sie das Skype-Paket beispielsweise
mittels sudo apt‐get install
skype ein. Es nistet sich im
Gnome-Menü unter Anwendungen
| Internet ein. Im Test klappte
die Verbindung zwischen Linuxund
Mac-Client zwar problemlos,
aber nur bei geöffneter Firewall.
Mit unserer ursprünglichen –
zugegebenermaßen sehr restriktiven
– Netzwerk-Policy kam Skype
nicht zurecht und konnte nur
Textnachrichten austauschen,
Video- und Audio-Verbindungen
schlugen dagegen fehl.
Wenn aber die Verbindung einmal
steht, dann macht das „Skypen“
wirklich Spaß (Abbildung A).
Video, Sprache, Text-Chat und
Dateiversand zur gleichen Zeit
klappten problemlos und boten
im Vergleich zum klassischen
Telefon einen echten Mehrwert.
Mehrere Gesprächspartner fügen
Sie einfach der Konferenz hinzu,
Skype verbindet sie dann sowohl
per Sprache als auch per Textchat
miteinander. Die Audio- und
Video-Qualität hängt stark von
der Bandbreite ab, war im Test
aber immer akzeptabel und ohne
allzu große Latenzen. Die Tatsache,
dass weltweit mehrere Millionen
Menschen Skype nutzen, erhöht
die Wahrscheinlichkeit, dass
sich auch der Gesprächspartner
auf diesem Weg erreichen lässt.
B Ekiga kommt mitsamt
einem kostenfreiem
SIP-Konto.
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09 | 11 59
praxis
Videoconferencing
Glossar
SIP: Session Initiation
Protocol (RFC 3261).
Netzwerkprotokoll für
Aufbau, Steuerung und
Abbau von Kommunikationssitzungen,
Quasi-
Standard bei der IP-
Telefonie.
H.323: Kommunikationsstandard
der Internationalen
Fernmelde-
Union (ITU) für Audio-/
Video-Kommunikation
über paketbasierte
Netzwerke.
STUN: Session Traversal
Utilities for NAT
(RFC 5389). Spezifiziert
Methoden und ein Netzwerkprotokoll,
mit denen
Anwendungen die
Präsenz eines NAT feststellen
und die zur Kommunikation
notwendigen
Informationen wie IP-
Adresse und Port-Nummer
der UDP-Verbindung
ermitteln können. STUN
setzt die Unterstützung
durch einen STUN-Server
im öffentlichen
Netzwerk voraus.
C Der Ekiga-Client
gefällt durch seinen
sehr übersichtlichen
Aufbau der Software.
Mit Ekiga [3] steht quasi ein freies
Pendant zu Skype zur Verfügung,
das mit SIP und H.323 offene
Standards unterstützt. Interessant
ist vor allem das Erstgenannte,
mit dem Sie Ekiga als
Client für herkömmliche VoIP-
Provider nutzen. Unter Ubuntu
installieren Sie das Programm
beispielsweise mittels sudo apt‐get
install ekiga und starten es anschließend
im Gnome-Menü unter
Anwendungen | Internet |
Ekiga-Softphon. Auf unserem
Testsystem klappte die Installation
erst im zweiten Anlauf: Beim
ersten Versuch meldete das Paket
zwar keinen Fehler, legte aber weder
ein Icon noch ein startbares
Programm an.
Kostengünstig: Ekiga
Zum Testen erstellten wir ein
kostenfreies SIP-Konto beim programmeigenen
Dienst Ekiga.net
(Abbildung B, vorherige Seite),
das wir im Einrichtungsassistenten
konfigurierten. Zudem richteten
wir ein herkömmliches SIP-
Konto eines deutschen VoIP-Anbieters
ein. Während bei Letzterem
ein- und ausgehende Telefonate
problemlos funktionierten,
weigerte sich der Ekiga.net-
Dienst standhaft, Audiodaten zu
übertragen – sowohl unter Windows
als auch unter Linux. Interessanterweise
funktionierte Ekiga.net
in Verbindung mit anderen
SIP-Clients problemlos, und auch
die Video-Übertragung im sogenannten
Echotest verlief problemlos.
Möglicherweise handelte
es sich um ein temporäres Problem,
vielleicht kam Ekiga mit unserer
Firewall-Konfiguration auch
einfach nicht zurecht. So konnten
wir den Ekiga.net-Konferenzservice
nicht wie geplant testen –
mit ihm richten Sie laut Anbieter
kostenfrei einen Sprachkonferenzraum
ein, den Sie zudem mit
einer PIN schützen.
Abgesehen von diesen Unzulänglichkeiten
macht Ekiga einen
guten Eindruck. Das Programm
gibt sich schlank und übersichtlich
(Abbildung C) und unterstützt
eine Vielzahl von Audio-
Codecs. Lediglich die erstmalige
Installation fällt mitunter etwas
aufwändig aus, da Sie beispielsweise
etwaige STUN-Server erst
mühsam per Kommandozeile eintragen
müssen [4]. Problematisch
erscheint auch, dass Ekiga nur einen
SIP-Proxy für alle Anbieter
gleichzeitig unterstützt – andere
Programme erlauben die Konfiguration
pro Konto.
Den Client erhalten Sie in verschiedenen
Sprachen für Windows
und Linux, zu entsprechenden
Mac-OS-X-Programmen ist
Ekiga kompatibel. Neben Audio
und Video unterstützt Ekiga zudem
Textchat, lediglich
ein Dateitransfer
fehlt. Gegen eine zusätzliche
Gebühr rufen
Sie mit Ekiga gewöhnliche
Festnetztelefone
an; eingehende
Rufnummern kaufen
Sie dagegen bei einem
Ekiga-Partner oder
bei einem SIP-Anbieter
Ihrer Wahl.
Das geschlossene
Protokoll von Skype
hat einen Vorteil: Als
Anwender müssen Sie
sich keine Gedanken
darüber machen, wie
die Verbindung zustande
kommt. Der offene SIP-
Standard ist da weitaus komplizierter.
Bauen Sie eine Verbindung
hinter einem NAT-Router
auf, wie man ihn in fast allen Privathaushalten
und den meisten
Firmen antrifft, spielen zahlreiche
Faktoren eine Rolle. Grundlegende
Verbindungsprobleme, nur
einseitige Audio-Übertragung
oder Abbrüche des Gesprächs
deuten darauf hin, dass die
Firewall Probleme macht [5].
Die SIP-Problematik
Den heimischen Router können
Sie noch selbst konfigurieren,
doch auf den Zugang im Hotel,
auf der Konferenz oder in der
Bahn haben Sie keinen Einfluss.
Zwar implementieren die Programme
immer ausgefeiltere Mechanismen,
um SIP per NAT anzubinden,
doch funktioniert das
proprietäre Skype in solchen Umgebungen
meistens besser. Und
nicht zu vergessen: Nicht nur Ihre
Firewall, sondern auch die Ihres
Gesprächspartners muss mitspielen.
Ein weiterer Nachteil: Die
meisten Clients beherrschen nur
unverschlüsselte SIP-Verbindungen,
und nicht jeder Provider unterstützt
zwangsläufig auch jede
gewünschte Funktion.
Diese Realität holte uns schnell
ein, als wir eine Reihe anderer SIP-
Clients testen wollten, wie Twinkle
[6] oder Linphone [7]. Während
Ekiga noch einigermaßen gute
Testergebnisse lieferte, hatten wir
bei SIP-Verbindungen mit Qute-
Com [8] und Jitsi [9] überhaupt
kein Glück. Verbindungen kamen
nur teilweise oder auch gar nicht
zustande – und das trotz geöffneter
Firewall. Mit Ekiga klappte die
Verbindung zwar problemlos, aber
der Proxy unseres VoIP-Anbieters
schien keine Video-Übertragung
zu unterstützen. All das zeigt die
nach wie vor bestehenden Unzulänglichkeiten.
Kurzum: So macht
es keinen Spaß. Während wir bei
Skype einfach den Client installierten
und loslegen konnten, fiel
das Ergebnis bei den getesteten
60 09 | 11
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praxis
SIP-Clients selbst nach
längerer Fehlersuche
unbefriedigend aus.
D Videokonferenz
direkt im Browser –
ganz einfach mit Google.
Ab in den Browser
Auf der Suche nach einer
möglichst einfachen
Lösung, die plattformübergreifend
funktioniert,
sollten Sie sich
daher besser nach einer
Alternative umsehen.
Gute Erfahrungen
machten wir mit
Google Voice und Video
Chat, der sich nahtlos
in die Weboberfläche
von Google Mail integriert und
somit in jedem aktuellen Browser
zur Verfügung steht. Neben
Audio und Video unterstützt
Googles Dienst auch Textchat,
etwa zum Versenden von Links.
Die Teilnehmer müssen lediglich
ein Google-Konto besitzen
und das für Linux, Mac OS X und
Windows verfügbare Browser-
Plugin [10] installieren. Es steht
für Linux im DEB- und RPM-Format
sowohl als 32- als auch als
64-Bit-Variante zur Verfügung.
Unter Ubuntu öffnen Sie einfach
die heruntergeladene Datei im
Software-Center, klicken auf installieren
und starten den Browser
neu. Ab dann geht alles ganz einfach:
Den Kontakt hinzufügen,
anrufen, auf Videochat klicken
und voilà – Sie sind verbunden
(Abbildung D).
Im Test funktionierte das perfekt
von einem Mac zu einem
Linux-Client, ohne spezielle Firewall-Einstellungen
oder aufwän-
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praxis
Videoconferencing
E Konferenzen selbst
hosten? Kein Problem
mit OpenMeetings.
dige Konfiguration. Das Video
war von guter Qualität; der Ton
klang zwar leicht verzerrt und
kam etwas verzögert, erschien
insgesamt aber sehr brauchbar.
Selbst auf einem betagten Netbook
konnten wir die Video-
Funktion nutzen.
Der Textchat erfolgt über das
offene Jabber/ XMPP-Protokoll.
Für die Audio- und Video-Funktionen
greift Google auf eigene, offengelegte
Erweiterungen zurück,
die jedoch noch nicht jeder Client
unterstützt. Empathy, in Ubuntu
mittlerweile Standard-Chat-
Client, beherrscht zwar theoretisch
den Google-Videochat,
funktionierte auf unseren Testsystemen
aber alles andere als zuverlässig.
Die Browser-basierte
Variante hingegen bereitete keinerlei
Probleme.
OpenMeetings
Sowohl Skype als auch der Google
Voice und Video Chat lassen sich
zwar einfach benutzen, haben
aber den Nachteil, dass sie dadurch
auf die Dienste eines Anbieters
angewiesen sind. Gerade
für vertrauliche Konferenzen erscheint
es deshalb wünschenswert,
ein eigenes System aufzusetzen.
OpenMeetings bietet genau
diese Möglichkeit an. Dabei
handelt es sich, wie der Name
schon suggeriert, um freie Software
für Online-Meetings.
Neben Text-, Audio- und Video-
Chat nutzen Sie damit auch geteilte
Desktops, ein sogenanntes
Zeichenbrett und viele weitere
Funktionen, die weit über eine
normale Telefonkonferenz hinausgehen.
Dabei laufen alle Aktionen
direkt im Browser ab, zusätzliche
Software müssen Sie am
Client nicht installieren – lediglich
Flash sollte zur Verfügung
stehen. Aufgrund des Umfangs ist
die Software etwas aufwändiger
zu bedienen als andere Clients,
bleibt aber dennoch intuitiv.
Der integrierte Audio- und
Video-Chat, den wir in der für jedermann
frei zugänglichen öffentlichen
Testinstallation [11]
unter die Lupe nahmen, hinterließ
einen guten Eindruck (Abbildung
E). Sowohl unter Mac OS X
als auch unter Linux erkannte das
Programm die Hardware anstandslos,
die Verbindung funktionierte
ohne Umkonfigurieren
der Firewall. Die Bildqualität erschien
auf dem Testsystem jedoch
schlechter als bei Google.
Artenvielfalt
Am Markt gibt es noch zahlreiche
weitere Anbieter und Produkte,
die einfache Videokonferenzen
versprechen. Spreed Meetings
[12] ist ein Beispiel für ein
kommerzielles Angebot, das
ebenfalls in mehreren Sprachen
und auf vielen Plattformen zur
Verfügung steht. Ähnlich wie
OpenMeetings greift auch dieser
Dienst auf Flash zurück, um Webcam
und Mikrofon zu nutzen.
Spreed bietet zudem ein kostenfreies
Meeting-Paket („Free“) für
bis zu drei Teilnehmer an, das im
Test problemlos funktionierte.
Sowohl die Administration der
Konferenz als auch die Nutzung
von Mikrofon und Kamera bereiteten
keinerlei Probleme, die Verbindungsqualität
war durchweg
gut. Sehr nützlich erscheint die
Möglichkeit, Teilnehmer einzuladen,
die kein Konto beim Dienst
haben: Diese klicken einfach auf
einen Link und erhalten somit
Zutritt zum Konferenzraum.
Fazit
Videokonferenzen – das klingt
zunächst einmal fortschrittlich
und spannend, doch beim näheren
Hinsehen stellen sich zahlreiche
Probleme ein: Eine Vielzahl
verschiedener Anbieter, Standards
und Protokolle stehen zur
Verfügung, und nicht immer
funktionieren die freien Lösungen
am einfachsten.
Proprietäre Angebote wie Skype
oder der Google-Chat bieten den
schnellsten Einstieg, lassen sich
unkompliziert auch diesseits einer
Firewall betreiben und haben
eine breite Nutzerbasis. Wer etwas
Installationsaufwand nicht
scheut, der sollte einen Blick auf
OpenMeetings wagen.
Letzten Endes ist in diesem Szenario
ohnehin entscheidend, was
der Gesprächspartner anzubieten
hat – verfügt dieser aufgrund
technischer Umstände oder seiner
geografischen Situation nur
über eine schmalbandige Internet-Anbindung
oder alte Hardware,
bleibt als Ausweg meist ohnehin
nur der Weg über das gute
alte Telefon. (jlu) n
info
[1] Teltarif.de-Ratgeber zu Telefonkonferenzen:
http:// www. teltarif. de/ i/ konferenz. html
[2] Skype: http:// www. skype. com
[3] Ekiga: http:// ekiga. org
[4] Ekiga bei Ubuntuusers.de:
http:// wiki. ubuntuusers. de/ Ekiga
[5] Das SIP-NAT-Problem:
http:// www. das-asterisk-buch. de/ 2. 1/ sip.
html# sip-nat-problem
[6] Twinkle:
http:// mfnboer. home. xs4all. nl/ twinkle/
[7] Linphone: http:// www. linphone. org
[8] Qutecom:
http:// trac. qutecom. org/ wiki/ QuteCom
[9] Jitsi: http:// www. jitsi. org
[10] Google Voice und Video Chat:
http:// www. google. com/ chat/ video
[11] OpenMeetings-Testinstallation:
http:// demo. openmeetings. de
[12] Spreed: http:// www. spreed. com
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praxis
iTunes-Alternativen
Mit iTunes bietet
Apple zwar ein
komfortables
Werkzeug zum
Verwalten der
Musiksammlung
iTunes-Alternativen
für Linux
Apfel
und Pinguin
für iPod, iPhone
und iPad an – aber
nur für Mac OS X
und Windows. Gut,
dass es für Linux
einige freie Alternativen
gibt.
Florian Effenberger
© blink_dg/ Cleferson Comarela Barbosa, sxc.hu
rEaDME
Für die Organisation der
Musiksammlung stehen
unter Linux zahlreiche
Programme zur Verfügung.
Welche davon
sich dafür eignen, auch
Lieder für Apples portable
Player zu verwalten,
zeigt dieser Artikel.
A Zeigt iTunes das Windows-Format an, ist der iPod als FAT32 formatiert.
Portable Musikplayer speichern
nicht nur Musik für mehrere
Tage, sondern eignen sich dank
WLAN und hochauflösendem
Touchscreen sogar zum Surfen im
Web und zum Bearbeiten von
E-Mails. Ein modisches Gimmick
sind sie obendrein – insbesondere
Apples Angebote aus dieser Kategorie.
Speziell bei iPods, iPhones
und iPads allerdings hat der Spaß
seinen Preis, denn die Geräte erweisen
sich alles andere als offen:
Nicht nur ihr Betriebssystem,
sondern auch das Format [1], in
dem die Geräte Musikstücke speichern,
ist oft proprietär und an
die Software des Herstellers gebunden,
die dieser – wie sollte es
anders sein – nicht für das freie
Betriebssystem anbietet.
Doch auch als Linux-Anwender
müssen Sie nicht auf das neueste
Gimmick aus Cupertino verzichten:
Findigen Entwicklern gelingt
es immer wieder, die Protokolle
zu entschlüsseln und dadurch Alternativen
zur Herstellersoftware
anzubieten. Unser Testsystem besteht
aus einem schon etwas betagteren
iPod Nano der dritten
Generation, dessen Musiksammlung
wir auf einem aktuellen
Ubuntu 11.04 verwalten wollen –
ganz ohne iTunes.
Die richtige Verbindung
Bei der Nutzung der Apple-Geräte
unter Linux müssen Sie gleich
mehrere Hürden überwinden.
iPods, iPhones und iPads sehen
für das freie Betriebssystem im
Grunde genommen zunächst einmal
aus wie ganz normale Massenspeicher,
jedes Lied liegt dabei
als eigene Datei im Dateisystem.
Das erste Problem: iPods nutzen
je nach Konfiguration nicht das
verbreitete und durch Linux von
Haus aus unterstützte FAT32-
System, sondern greifen auf
Apples hauseigenes HFS+ zurück.
Das liest der Kernel zwar, vermag
es aber standardmäßig nicht zu
beschreiben. Um Ihren iPod auch
unter Linux mit Musik zu versorgen,
müssen Sie dem System daher
entweder Schreibsupport für
64 09 | 11
www.linux-user.de
iTunes-Alternativen
praxis
HFS+ beibringen [2] oder aber
das Dateisystem des iPods in das
FAT32-Format konvertieren ([3],
Abbildung A).
Doch damit ist es noch nicht getan.
Der iPod führt eine Mediendatenbank,
die alle Lieder, Wiedergabelisten,
Alben und Meta-
Informationen enthält. Ohne diese
Datenbank gibt er keinen Ton
von sich, selbst wenn die Lieder
als MP3-Dateien vorhanden sind.
Die Herausforderung für die getesteten
Programme besteht nun
darin, diese interne Datenbank
sowohl auszulesen als auch zu beschreiben.
Jedoch ändert Apple
mit neuen Programm- oder Firmware-Versionen
immer wieder das
Datenformat, sodass die Arbeit
einem Katz-und-Maus-Spiel
gleicht. Erfahrungsgemäß unterstützt
Linux-Software ältere Modelle
von Haus aus problemlos,
während Sie bei neueren Varianten
noch selbst Hand anlegen
müssen – zumindest solange, bis
die Systembibliotheken auf den
aktuellen Stand gebracht sind [4].
Im Test hatten wir Glück: Da
unser iPod ursprünglich unter
Windows zum Einsatz kam, war
er bereits mit FAT32 vorformatiert.
Weil es sich um ein Modell
aus dem Jahr 2007 handelt, unterstützen
es alle Programme automatisch.
Direkt nach dem Einstecken
am USB-Port zeigt Ubuntu
ein kleines Symbol auf dem
Desktop an (Abbildung B) und
bietet mehrere Programme zur
Auswahl. So unkompliziert klappt
das aber nicht in jedem Fall: Die
englischsprachige Ubuntu-Dokumentation
enthält mehrere Artikel
zum Thema, insbesondere
zum Anbinden neuerer Modelle
([5],[6]).
B Glück gehabt:
Unser iPod wurde
im Test automatisch
erkannt.
Medien verwalten
Haben Sie diese Hürde gemeistert,
steht im zweiten Schritt die
Wahl des gewünschten Medienmanagers
an. Wie von Linux gewohnt,
haben Sie dabei die Auswahl
aus zahlreichen Programmen;
bereits in der Standardinstallation
offeriert Ubuntu mehrere
Möglichkeiten (Abbildung C).
Auch hier verlangt die bereits
erwähnte Datenbank wieder eine
spezielle, iPod-kompatible Software.
Theoretisch könnte jeder
gewöhnliche MP3-fähige Player
die Musik direkt vom iPod abspielen
– sie liegt, wie schon gesagt,
in Form von MP3-Dateien auf
dem iPod vor. Starten Sie zum
Abspielen aber beispielsweise den
VLC-Player, stoßen Sie schnell auf
Probleme: Neben den MP3-Stücken
liegen auch zahlreiche andere
Files auf dem Gerät, unter anderem
Konfigurations- und Steuerdateien
(Abbildung D). Zudem
gelingt es auf diesem Weg auch
nicht, neue Musik aufs Gerät zu
bringen. Um auf Wiedergabelisten,
Genres und Alben zuzugreifen,
muss eine andere Lösung her.
Klein, aber fein: Gtkpod
Das kleine Tool Gtkpod [7] bietet
eine komfortable Möglichkeit,
den iPod zu verwalten (Abbildung
E, folgende Seite). Unter
Ubuntu installieren Sie das Programm
mittels sudo apt‐get install
gtkpod und starten es anschließend
im Gnome-Menü unter
Anwendungen | Multimedia |
gtkpod iPod Manager.
Das Test-iPod war bereits via
iTunes mit einigen Liedern und
Wiedergabelisten bestückt, was
Gtkpod offenbar nicht gefiel:
Beim Programmstart monierte es
den fehlenden Zugriff auf bestimmte
„erweiterte Funktionen“,
ohne dabei jedoch ins Detail zu
gehen. Wir ließen uns davon jedoch
nicht abschrecken, und siehe
da: Gtkpod las die bestehende
Datenbank trotz Murrens ein und
zeigte korrekt Titel, Interpreten
und Wiedergabelisten an.
Zum Abspielen der Lieder greift
Gtkpod bei Bedarf auf externe
Hilfsprogramme zurück. Um den
iPod zu befüllen, transferieren Sie
problemlos einzelne Dateien oder
ganze Ordner voller Musik, die
Sie in Wiedergabelisten einsortieren.
Diese Wiedergabelisten lassen
sich in Dateien speichern und
wieder importieren, die einzelnen
Metadaten der Stücke bearbeiten
Sie in einem komfortablen Editor.
Einen Schönheitsfehler hat die
Sache jedoch: Die Cover der einzelnen
Alben, die eigentlich in
den MP3-Dateien eingebettet
sind, zeigte Gtkpod nicht an. Dafür
runden weitere Funktionen
zum Musikabgleich und der automatischen
Erstellung von Wiedergabelisten
anhand bestimmter
Kriterien das Programm ab. Unangenehm
fällt indes die fehlende
Statusanzeige auf – einzig ein
Blick auf den iPod verrät, ob die
Synchronisation läuft.
Während unseres Tests stellte
sich heraus, dass Gtkpod für bestimmte
Funktionen noch eine
Bibliothek namens Libmp4v2 benötigt.
Unter Ubuntu installieren
Sie diese unkompliziert mittels
C Welches Programm
nehme ich bloß?
D Auf dem iPod tummeln
sich zahlreiche
Konfigurations- und
Steuerdateien.
www.linux-user.de
09 | 11 65
praxis
iTunes-Alternativen
E Mit Gtkpod verwalten
Sie unter Linux Ihren
iPod ganz einfach.
F Die Musikverwaltung
Banshee
geht manchmal ganz
eigene Wege.
sudo apt‐get install libmp4v2‐0
nach. Das stellt die ominöse Fehlermeldung
beim Programmstart
ab, führt aber dazu, dass Gtkpod
jedes Mal nach dem konkreten
iPod-Modell fragt – lästig. Alles in
allem hinterlässt Gtkpod aber einen
guten Eindruck.
Banshee
Als zweiter Kandidat präsentiert
sich das bei Ubuntu mitgelieferte
Banshee [8], ein kompletter Mediaplayer.
Neben der Verwaltung
lokaler Medien bietet es auch Unterstützung
für die Geräte aus
dem Hause Apple. Die Oberfläche
des Programms dürfte iTunes-
Anwendern relativ vertraut anmuten
(Abbildung F). Auch Banshee
unterstützt Wiedergabelisten,
bearbeitet Metadaten und offeriert
verschiedene Optionen
zum Im- und Export der Musiksammlung.
In der komfortablen
Oberfläche las Banshee die Daten
aus dem Test-iPod korrekt aus,
erkannte dabei aber genau wie
Gtkpod die Alben-Cover nicht.
Dafür punktet Banshee mit einem
integrierten Musikplayer,
mit dem Sie die gewünschten Stücke
direkt abspielen. Dabei verfolgt
es ein ähnliches Konzept wie
iTunes: Die gewünschten Titel fügen
Sie zunächst zur lokalen Medienbibliothek
hinzu, aus der Sie
die Musik für den iPod auswählen
und übertragen. Zwar gibt sich
die Bedienung mitunter ein wenig
umständlich, im Großen und
Ganzen jedoch selbsterklärend.
Weniger schön ist hingegen,
dass manche Aktionen trotz positiver
Statusanzeige einfach nicht
funktionierten: So übertrug
Banshee im Test einige Lieder
erst im zweiten Anlauf, und auch
das Umbenennen von Playlists
funktionierte nicht immer reibungslos.
Einmal entfernte Banshee
sogar mehrere Lieder aus einer
bereits bestehenden Wiedergabeliste,
was wir erst nach der
Synchronisation bemerkten.
Auch Änderungen anderer Programme
konnte es nicht immer
verarbeiten: So zeigte es eine
neue Wiedergabeliste zwar an,
vermochte ihr jedoch keine Musikstücke
zuordnen.
Möglicherweise treten diese
Probleme jedoch nur dann auf,
wenn wie in unserem Test mehrere
Programme hintereinander an
der Datenbank arbeiten, denn
eindeutig reproduzieren ließen
sich die Fehler nicht.
Rhythmus im Blut
Der letzte Kandidat im Test ist
Rhythmbox [9], ebenfalls einer
der Standard-Medienplayer, die
Ubuntu vorinstalliert. Die Oberfläche
des Programms unterscheidet
sich nicht wesentlich von der
anderer Kandidaten (Abbildung
G) und fußt ebenfalls auf
dem Konzept der lokalen Medienbibliothek,
die auf den mobilen
Player synchronisiert wird.
Auch Rhythmbox bringt einen
integrierten Player mit, mit dem
Sie Musik direkt aus der Oberfläche
heraus anhören. Allerdings
teilt es ein Problem mit allen anderen
Playern: Alben-Cover zeigt
auch Rhythmbox nicht an, was
den Verdacht zulässt, dass es sich
hierbei um ein Problem in der
Systembibliothek handelt, auf die
alle Programme zugreifen.
Die Bedienung von Rhythmbox
erscheint, obwohl im Großen und
Ganzen intuitiv, stellenweise un-
66 09 | 11
www.linux-user.de
iTunes-Alternativen
praxis
nötig kompliziert. Wie bei Banshee
fehlt die Möglichkeit, Lieder
vom lokalen Dateisystem direkt
in eine portable Wiedergabeliste
zu kopieren. Der Weg führt hier
nur über die lokale Medienbibliothek,
die nach der Synchronisierung
aufs Gerät in Wiedergabelisten
unterteilt wird. Obendrein
nervt, dass man Metadaten nur
in den lokalen Dateien bearbeiten
kann, jedoch nicht direkt auf dem
Player selbst – die entsprechenden
Felder lassen sich schlicht
nicht editieren.
Abgesehen davon punktet
Rhythmbox mit ähnlichen Features,
wie sie auch die anderen
Programme mitbringen: Import
einzelner Dateien oder ganzer
Ordner sowie Im- und Export von
Wiedergabelisten. Die Statusanzeige
funktioniert zuverlässig
und meldet alles, was am iPod gerade
passiert. Komfortabel fallen
bei Banshee die Such- und Filtermöglichkeiten
aus, die Ihnen dabei
helfen, der Musikvielfalt Herr
zu werden. Mit einem Klick suchen
Sie beispielsweise alle Stücke
desselben Albums, Interpreten
oder Genres heraus.
Viel faules Obst
Neben den vorgestellten Programmen
testeten wir noch eine
Reihe weiterer Alternativen, die
jedoch allesamt nicht überzeugen
konnten. Das kleine Tool Yami-
Pod [10] beispielsweise kommt
mit den neuen Ubuntu-Systembibliotheken
nicht klar und quittiert
Startversuche lediglich mit
einer Fehlermeldung. Hipo [11]
hat es zwar sogar ins Ubuntu-Repository
geschafft, weigert sich
aber beharrlich zu starten und
moniert eine fehlende HAL-Bibliothek
– laut den Ubuntu-Mailinglisten
ein bekannter Fehler,
doch keiner der dort vorgeschlagenen
Workarounds führte im
Test zum Erfolg.
Songbird [12] hingegen klingt
eigentlich sehr verlockend, doch
derzeit gibt es weder Songbird
noch dessen Fork Nightingale
[13] für Linux zum Download.
Die von Getdeb.net angebotenen
Drittanbieter-Pakete profilierten
sich vor allem durch ständige
Abstürze, zudem wird das
iPod- Addon derzeit nicht mehr
aktiv weiterentwickelt. Puristen
sollten indes noch einen Blick auf
das kommandozeilenbasierte
GNUpod [14] werfen.
KDE-Enthusiasten wundern
sich vielleicht über das Fehlen
von Amarok in unserer Auflistung.
Laut Berichten im Internet
[15] sollten iPods auch mit
dem KDE-Medienplayer problemlos
funktionieren. In unserem
Test war das Programm jedoch
trotz mehrerer Versuche nicht
dazu zu bewegen, unseren TestiPod
zu erkennen.
auswErfEn nicht vErgEssEn
Ein portabler Musikplayer verhält sich
aus Betriebssystemsicht fast immer
wie jeder andere USB-Massenspeicher.
Daher gilt auch hier dasselbe
wie für jeden anderen USB-Stick: Vergessen
Sie nicht, das Gerät vor dem
Abziehen auch ordnungsgemäß auszuhängen.
Das funktioniert am einfachsten
über den entsprechenden
Knopf in der Medienverwaltung,
klappt aber auch per Rechtsklick auf
das Desktopsymbol und anschließender
Auswahl von Laufwerk sicher
entfernen.
Fazit
Im Großen und Ganzen lassen
sich die iPods problemlos unter
Linux benutzen. Als Anwender
haben Sie, wie so oft unter Linux,
die Auswahl aus einer ganzen Reihe
von Tools, die mitunter verschiedene
Ansätze verfolgen.
Wie fast immer beim Einsatz
proprietärer Systeme unter freier
Software macht aktuellste Hardund
Firmware Probleme, doch
hinken die Entwickler nicht allzuweit
hinterher. Mit unserem
schon etwas betagteren Gerät jedenfalls
kamen wir im Test auch
ohne offizielle Herstellersoftware
gut zurecht. (jlu) n
G Rhythmbox bietet
komfortable Such- und
Filterfunktionen.
DEr autor
Florian Effenberger
engagiert sich seit
vielen Jahren ehrenamtlich
für freie Software.
Er ist Gründungsmitglied
und
Mitglied des Steering
Committee der Document
Foundation. Zuvor
war er fast sieben
Jahre im Projekt
OpenOffice.org aktiv,
zuletzt als Marketing
Project Lead. Zudem
schreibt er regelmäßig
für zahlreiche
deutsch- und englischsprachige
Fachpublikationen.
info
[1] Audio- und Video-Codecs: Florian Effenberger, „Wald der Formate“,
LU 08/ 2011, S. 78, http:// www. linux-community. de/ 22953
[2] HFS+ im Kernel freischalten: http:// wiki. ubuntuusers. de/ IPOD
[3] Konvertierung nach FAT32: http:// wiki. ubuntuusers. de/ iPod/ Konvertieren
[4] Besonderheiten bei iPhone und iPod Touch:
http:// wiki. ubuntuusers. de/ iPod/ iPhone_und_iPod_touch
[5] iPod anbinden: https:// help. ubuntu. com/ community/ PortableDevices/ iPod
[6] iPhone und iPod Touch anbinden:
https:// help. ubuntu. com/ community/ PortableDevices/ iPhone
[7] Gtkpod: http:// www. gtkpod. org
[8] Banshee: http:// banshee. fm
[9] Rhythmbox: http:// www. rhythmbox. org
[10] YamiPod: http:// www. yamipod. com
[11] Hipo: http:// projects. gnome. org/ hipo/
[12] Songbird: http:// getsongbird. com
[13] Nightingale: http:// getnightingale. com
[14] GNUpod: http:// www. gnu. org/ s/ gnupod/
[15] iPod mit Amarok: http:// bausparfuchs. wordpress. com/ 2010/ 01/ 04/ guide-ho
w-to-get-your-ipod-work-with-amarok-2/
www.linux-user.de
09 | 11 67
netz&system
Mod_security
Apache absichern mit Mod_security
Stammeswächter
Das Apache-Modul
Mod_security legt
sich als Web Application
Level Firewall
zwischen Webserver
und Browser,
sodass es Angriffe
frühzeitig
erkennen und abwehren
kann.
Florian Effenberger
Wesentlich mehr Kopfzerbrechen
bereiten da selbst geschriebene
Applikationen. Selbst wenn Sie
ein umfangreiches Security-Auditing
vornehmen, können Sie bei
hausinternen Tools eher selten
auf die „Weisheit der Vielen“ zählen,
wie sie Open-Source-Projekte
auszeichnet. Die Sicherheit Ihrer
Applikation gewährleisten Sie
deshalb in mehreren Schritten.
Das Fundament sollte immer
eine aktuelle und gewartete Distribution
bilden, die automatisch
– beispielsweise mittels des
Ubuntu-Tools unattended-upgrades
[1] – sicherheitskritische
Aktualisierungen einspielt. Darauf
installieren Sie eine Firewall
wie ufw [2], mit der Sie alle unbenutzten
Ports schließen. Zusätzliche
Sicherheit erhalten Sie mit
fail2ban [3], mit dem Sie die gängigsten
Dienste überwachen und
potenzielle Angriffswege verriegeln
– etwa durch automatisches
Aussperren von IP-Adressen, von
denen in kurzen Abständen ungültige
Anmeldungen kommen.
Weitere Hinweise zu der Materie
hält übrigens auch das Securing
Debian Howto bereit [4].
ReADme
Wenn Sie öffentlich zugängliche
Webapplikationen
betreiben, sollten
Sie nicht nur den Code
auf Schwachstellen prüfen,
sondern daneben
Ihren Apache-Webserver
mit Mod_security absichern.
Das Modul protokolliert
ungewöhnliche
Vorgänge und reagiert
direkt auf Bedrohungen.
Jeder, der heutzutage Dienste
im Internet anbietet, stellt ein
potenzielles Angriffsopfer dar.
Neben gezielten Attacken geraten
auch Würmer und automatisierte
Angriffe immer mehr zum Risiko.
Untersuchen Sie ruhig einmal die
SSH-Protokolle des Webservers
auf ungültige Anmeldungen – Sie
werden Augen machen. Doch wie
sichern Sie sich am besten ab? Bei
Applikationen von Drittherstellern
oder Projekten besteht noch
die Hoffnung, dass der Anbieter
Fehler rechtzeitig im Vorfeld bemerkt
und behebt, doch auch hier
gehen schnell mehrere Tage ins
Land, bis die Distributoren neue
Pakete bereitstellen. Und auch einige
der bekanntesten Anwendungen
geraten regelmäßig wegen
neuer Sicherheitslücken in
die Schlagzeilen – ein gewisses
Restrisiko besteht daher immer.
miniseRie: ApAche-moDule
URLs umschreiben mit Mod_rewrite LU 07/ 2011, S. 76
SSL-Authentifizierung mit Mod_ssl LU 08/ 2011, S. 42
Apache absichern mit Mod_security LU 09/ 2011, S. 70
© pictureguy66, 123RF
Sicherheit im Modul
So gerüstet, machen Sie sich nun
ans Absichern des Webservers
selbst. Mit Mod_security steht
dazu ein Modul für den beliebten
Apache-Webserver bereit, das Sie
bei dieser Aufgabe unterstützt.
Einen rudimentären Schutz erreichen
Sie auch mit anderen Modulen,
wie dem Rewrite-Modul [5],
oder aber mit IP-basierten
Firewalls wie Iptables.
DAtenschutz
Das umfangreiche Protokollieren
und Auswerten von Zugriffsdaten
kann datenschutzrechtliche Probleme
aufwerfen. Bereits die Standardeinstellung
von Apache bewegt
sich rechtlich mindestens im Graubereich.
Für die umfassende Analyse
auch von Paketinhalten durch
Mod_security sollten Sie sich, insbesondere
bei kommerziellem Einsatz,
vorher juristisch absichern.
70 09 | 11
www.linux-user.de
Mod_security
netz&system
Der entscheidende Unterschied:
Mod_security versteht sich als
sogenannte Application Level
Firewall auf die Feinheiten des
verwendeten Protokolls und lässt
sich daher viel gezielter anpassen
– es versteht die entsprechenden
HTTP-Befehle. Anderen Apache-
Modulen stehen in der Regel nur
die Kopfzeilen der Anfrage zur
Verfügung – also etwa Domain,
Browser, Referer und angefragte
Datei sowie der GET-Parameter –
nicht aber der Inhalt des Datenpakets
selbst. Ähnlich verhält es
sich mit Iptables: Damit filtern
Sie zwar IP-Adressen heraus und
limitieren die Anzahl erlaubter
Verbindungen pro Minute, aber
tiefergehende HTTP-Filtermöglichkeiten
bietet es nicht. Unter
anderem haben Sie keinen Zugriff
auf den POST-Parameter, den
sich heutzutage viele Applikationen
unter anderem für Datei-Uploads
zunutze machen, was POST
zum beliebten Einfallstor für Angriffe
macht.
Kombination
Mod_security bietet zum Absichern
mehrere Komponenten, die
Sie je nach Bedarf einzeln oder in
Kombination nutzen:
• die Protokollierung ein- und
ausgehender Verbindungen
samt dazugehöriger Nutzdaten,
• die Überwachung dieses Datenverkehrs
auf Anomalien und deren
Protokollierung sowie
• die automatische Abwehr von
dabei entdeckten Angriffen.
In Verbindung mit dem Apache-
Proxy-Modul stellen Sie die Funktionalität
sogar ganzen Webclustern
zur Verfügung, indem Sie
Mod_security auf dem Gateway
installieren und sämtlichen Verkehr
darüber leiten. Dabei muss
Mod_security nicht zwingend für
alle Seiten aktiv sein, denn viele
Optionen konfigurieren Sie auch
bequem pro virtuellem Host oder
gar pro Verzeichnis.
Unser Testsystem besteht aus
einem aktuellen Ubuntu 11.04
„Natty Narwhal“ mit funktionsfähigem
Apache samt PHP-Modul.
Zur Demonstration von Mod_security
legen Sie bereits vor dessen
Installation eine einfache PHP-
Datei an, die beispielsweise nur
folgenden Code enthält:
Rufen Sie die Datei im Browser
nun mit dem Parameter ?file=
/etc/shadow auf, passiert nichts
Spektakuläres: Sie sehen wie erwartet
die PHP-Infoseite (Abbildung
A), der unnütze Parameter
wird schlichtweg ignoriert. Wir
kommen aber gleich noch einmal
darauf zurück. Mod_security
steht als vorkompiliertes Paket
bereit, das Sie als Root mittels
# apt‐get install libapache‐mod‐U
security
installieren. Die Installation überprüfen
Sie anschließend über den
Aufruf apachectl ‐M, der alle geladenen
Module anzeigt. Enthält
die Liste den Eintrag security2_
module, hat alles geklappt, und
Sie müssen nur noch die benötigten
Datenverzeichnisse anlegen.
Das erledigen Sie mittels folgender
zwei Befehle:
# mkdir ‐p /var/log/apache2/modsU
ecurity‐data
# chown www‐data: /var/log/apachU
e2/modsecurity‐data
Das geladene Modul allein nützt
jedoch noch nichts: Ohne Konfiguration
wird Mod_security
ebenso wenig aktiv wie ein
Iptables ohne Regeln, das dann
alle Pakete durchlässt.
Ein erster Test
Sie schalten Mod_security scharf,
indem Sie die gewünschten Regeln
in die Apache-Konfiguration
einbinden und gegebenenfalls
weitere Direktiven setzen. Glücklicherweise
müssen Sie das Rad
dabei nicht neu erfinden, denn
das Paket enthält bereits eine
Vielzahl fertiger Regeln. Dieses
CRS („Core Rule Set“) müssen Sie
nur noch aktivieren. Dazu legen
Sie die Datei /etc/apache2/conf.d/
modsecurity mit dem Inhalt aus
Listing 1 an und starten Apache
anschließend neu per
# /etc/init.d/apache2 restart
Die Konfiguration lädt aufgrund
der IfModule-Anweisung nur dann,
wenn das Modul auch aktiviert ist
– das vermeidet unnötige Fehler
und Probleme beim Apache-Neustart,
sollten Sie das Modul vorübergehend
deaktivieren. Die mitgelieferten
Regeln befinden sich
unter Ubuntu – etwas ungewöhnlich
– im Verzeichnis / usr/share/
doc/mod‐security‐common/examples/
rules und tragen die Endung
.conf, daher binden Sie sie durch
die entsprechenden Include-Anweisungen
ein. Auf unserem Testsystem
werden grundlegende Ein-
A Ohne Mod_security
fängt Apache den unsicheren
Parameter
nicht ab.
DeR AutoR
Florian Effenberger
engagiert sich seit
vielen Jahren ehrenamtlich
für freie Software.
Er ist Gründungsmitglied
und
Mitglied des Steering
Committee der Document
Foundation. Zuvor
war er fast sieben
Jahre im Projekt
OpenOffice.org aktiv,
zuletzt als Marketing
Project Lead. Zudem
schreibt er regelmäßig
für zahlreiche
deutsch- und englischsprachige
Fachpublikationen.
Include /usr/share/doc/mod‐security‐common/examples/
rules/*.conf
Include /usr/share/doc/mod‐security‐common/examples/
rules/base_rules/*.conf
SecAuditLog ${APACHE_LOG_DIR}/modsecurity_audit.log
SecAuditEngine RelevantOnly
SecAuditLogType Serial
SecDataDir /var/log/apache2/modsecurity‐data
SecRequestBodyAccess on
listing 1
www.linux-user.de
09 | 11 71
netz&system
Mod_security
B Mod_security
schließt die potenzielle
Lücke aus Abbildung 1.
stellungen beispielsweise in der
Datei /usr/share/doc/mod‐security‐common/examples/rules/modsecurity_crs_10_config.conf
mitgeliefert,
wogegen die einzelnen Suchmuster
in /usr/share/doc/mod‐security‐common/examples/rules/base_
rules/*.conf liegen.
Um zu sehen, was Mod_security
so alles anstellt, konfigurieren Sie
die Protokollierung mit den drei
SecAudit-Direktiven. Immer dann,
wenn das Modul einen Angriff erkennt
(SecAuditEngine RelevantOnly),
schreibt es einen Eintrag in
/var/log/apache2/modsecurity_audit.
log. Die Option SecAuditLogType
Serial besagt, dass Mod_security
nur eine einzige Logdatei führt,
die Einträge sequenziell aufnimmt.
Nun binden Sie noch das
vorhin erstellte Datenverzeichnis
mittels SecDataDir /var/log/apache2/modsecurity‐data
ein – dort
legt Mod_security Sitzungsdaten
ab. Zum Schluss erlauben Sie dem
Modul noch über SecRequestBody‐
Access on, auch auf die Inhalte von
POST-Befehlen zuzugreifen.
Jetzt kommen wir auf die eingangs
erstellte PHP-Datei zurück.
Nachdem Sie Apache neu gestartet
haben, laden Sie – gegebenenfalls
nach Leeren des Browser-
Caches – die Seite neu: Anstatt
der PHP-Infoseite von vorhin erscheint
jetzt ein Fehler (Abbildung
B), das Skript selbst ruft
Apache überhaupt nicht mehr auf.
Doch was genau läuft hier eigentlich
ab? Ein Blick in die Datei
/var/log/apache2/modsecurity_audit.
log verrät es (Abbildung C).
Mod_security hat einen Angriff
erkannt und aus diesem Grund
den Zugriff auf die entsprechende
Seite gesperrt. Die in der URL angegebene
Datei /etc/shadow enthält
die verschlüsselten Kennwörter
sowie weitere Daten aller lokalen
Benutzer. Würde sie ein Angreifer
in die Hände bekommen,
erhielte er unter Umständen binnen
kürzester Zeit vollen Zugang
zum System – ein erhebliches Sicherheitsrisiko
also.
Das Skript enthält nur eine Zeile,
die weder Dateien öffnet noch
welche versendet. Mod_security
hat also nicht das Skript selbst
analysiert, was viel zu lange dauern
würde, sondern es identifiziert
theoretische Angriffsmöglichkeiten
eines Skriptes.
Würde es sich bei dem aufgerufenen
Skript beispielsweise um ein
CMS, ein Wiki oder eine Galerie
handeln – Applikationen also, die
mit lokalen Dateien arbeiten –
wäre das Risiko einer Kompromittierung
ungleich höher. Ähnliches
gilt für sogenannte SQL-
Injection-Attacken, mit denen
sich ein Angreifer Zugriff auf lokale
Datenbanken verschafft.
Kurz gesagt: Bevor es überhaupt
zum Ernstfall kommt, hat Mod_
security die Gefahr als so groß
eingeschätzt, dass es den Zugriff
zum Skript komplett verbietet.
Das Audit-Log können Sie im
Produktivbetrieb übrigens ausschalten,
da Mod_security alle
Informationen zu gesperrten Abrufen
in Kurzform auch in /var/
log/apache2/error.log hinterlegt.
Regelkonform
Es bleibt die Frage, wie das Modul
überhaupt mögliche Angriffe
identifiziert. Ähnlich wie bei IPbasierten
Firewalls legen Sie hier
Regeln fest, die entsprechende
Aktionen auslösen. Als Dreh- und
Angelpunkt des Ganzen fungiert
die Direktive SecRule, mit der Sie
das Auftreten bestimmter Suchmuster
im HTTP-Verkehr an bestimmte
Ereignisse knüpfen. Sie
fragen damit Variablen aus dem
System oder aus Skripten genauso
wie Kopfzeilen oder Cookies
ab. Die Syntax lautet dabei:
SecRule Element Suchmuster Aktion
Das Beispiel in Listing 2 füllt das
Konstrukt mit Leben.
listing 2
01 SecRule "REQUEST_URI" "^/verwaltung$"
"log,deny,status:500"
02 SecRule "REQUEST_URI" "^/config" "deny,status:403"
03 SecRule "REQUEST_URI" "setup$" "log"
listing 4
01 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent" "Firefox" "allow"
02 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent" "Lynx" "deny,status:500"
03 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent" "Safari" "redirect:http://www.
getfirefox.com"
04 SecRule "REQUEST_URI" "^/webmail" "deny,status:403"
listing 3
01 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent" "Safari"
"deny,status:403"
02 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent|REQUEST_
HEADERS:Accept‐Language" "de‐de" "deny,status:500"
listing 5
01 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent" "Firefox"
"chain,deny,status:500"
02 SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐Agent" "Linux" "chain"
03 SecRule "REQUEST_URI" "^/webmail"
72 09 | 11
www.linux-user.de
Mod_security
netz&system
Die erste Regel besagt, dass alle
aufgerufenen Adressen (REQUEST_
URI), die exakt /verwaltung lauten,
sowohl protokolliert als auch direkt
gesperrt werden (log,deny)
und der Besucher die Fehlermeldung
500 (status:500) sieht. Die
zweite Regel umfasst alle Adressen,
die mit /config anfangen, und
blockt sie mit einem Fehler 403.
Da es sich bei den Mustern um
reguläre Ausdrücke [6] handelt
und config nicht durch das Dollarzeichen
($) abgeschlossen ist,
greift die Regel beispielsweise bei
/configtest.
Zu guter Letzt führt die dritte
Regel dazu, dass Mod_security alle
Adressen, die auf setup enden,
zwar protokolliert, aber nicht
sperrt. Da das Muster nicht durch
ein ^ eingeleitet, aber durch ein
Dollarzeichen abgeschlossen wird,
greift es zwar für websetup, nicht
jedoch für setupdatei. Neben der
Adresse fragen Sie ganz einfach
auch andere Parameter ab oder
kombinieren Abfragen.
In Listing 3 etwa fragt die erste
Zeile den verwendeten Browser
(User‐Agent) ab. Handelt es sich
um Safari, führt dies zu einem Fehler
403. Die zweite Zeile hingegen
prüft, ob entweder der Browser
oder aber das Accept Language-Feld
der Anfrage die deutsche Sprache
angeben, und quittiert dies dann
mit einem internen Serverfehler
500. Die beiden Abfragen verknüpfen
Sie einfach durch die Pipe
(|) zu einer gemeinsamen Regel.
Untereinander stehende Regeln
arbeitet Mod_security sequenziell
ab – für Safari-Browser ist nach
der ersten Regel Schluss, Besucher
sehen einen Fehler 403, unabhängig
davon, welches Accept-
Language-Feld gesetzt ist. Auch
ein Negieren der Regeln ist möglich.
So sperren Sie mit der Regel
SecRule "REQUEST_HEADERS:User‐AgU
ent" "!Lynx" "deny,status:403"
sämtliche Browser außer Lynx
aus. Neben deny gibt es natürlich
noch mehr Aktionen, wie das Beispiel
in Listing 4 zeigt. Die
einleitende allow-Regel
sorgt dafür, dass sämtliche
folgenden Regeln umgangen
werden und Mod_security
die Anfrage direkt
durchstellt – Firefox-Nutzer
dürfen also auf alle Verzeichnisse
zugreifen. Anwender
von Lynx hingegen
gelangen nirgendwo hin,
sondern erhalten grundsätzlich
einen Fehler 500.
Safari-Anwendern indes
legt das redirect in Zeile 3
nahe, doch bitte Firefox herunterzuladen.
Benutzer
von anderen Browsern wie
Chrome oder Opera – beide
in den Regeln nicht explizit
genannt – dürfen zwar auf
den Server zugreifen, erhalten
aber aufgrund von Zeile 4 beim
Webmail-Verzeichnis den Fehlercode
403.
Regeln lassen sich übrigens auch
kombinieren: Aufgrund der Anweisungen
aus Listing 5 lässt sich
das Webmail-Verzeichnis nur von
Firefox unter Linux aus nicht erreichen.
Alle genannten Beispiele
sind noch sehr einfach gelagert –
die ganze Mächtigkeit von Mod_
security sehen Sie in den mitgelieferten
Regelwerken in /usr/
share/doc/mod‐security‐common/examples/rules/base_rules.
So unterstützt
das Modul unter anderem
Vererbungen, verschiedene Verbindungsphasen,
verknüpfte Regeln,
Gewichtungen, das Filtern
von Parametern sowie das Hinzuziehen
externer Programme, um
damit beispielsweise Iptables zu
konfigurieren oder eine automatisierte
Meldung an den Netzbetreiber
abzusetzen.
Das mitgelieferte Regelwerk bietet
zwar einen guten Schutz, aber
es besteht andererseits eine gewisse
Wahrscheinlichkeit, dass
auch legitime Anfragen nicht
mehr funktionieren und somit
bestehende Applikationen ihren
Dienst versagen. Um auf Nummer
sicher zu gehen, fügen Sie
daher am Anfang der Apache-
Konfiguration ganz einfach noch
folgende Zeile hinzu:
SecRuleEngine DetectionOnly
Damit protokolliert Mod_security
die Regeln lediglich, unterbindet
aber keine Zugriffe.
Fazit
Je komplexer die eigenen Webapplikationen,
desto aufwändiger
gestalten sich Pflege und Wartung
– doch gerade für exponierte
Seiten kann sich ein Blick durchaus
lohnen. Um die Lektüre der
ausführlichen Dokumentation zu
Mod_security ([7],[8]) kommt der
geneigte Administrator jedoch
nicht herum. (jlu) n
[1] Unattended-upgrades mit Ubuntu einrichten:
https:// help. ubuntu. com/ community/ AutomaticSecurityUpdates
[2] Uncomplicated Firewall: http:// wiki. ubuntuusers. de/ UFW
[3] Fail2ban: https:// help. ubuntu. com/ community/ Fail2ban
[4] Securing Debian Howto: http:// www. debian. org/ doc/ manuals/
securing-debian-howto/ index. de. html
info
[5] Apache Mod_rewrite: Florian Effenberger, „Umgeschrieben“,
LU 07/ 2011, S. 76, http:// www. linux-community. de/ 22935
[6] Reguläre Ausdrücke: Frank Hofmann, „Schnipseljagd“, LU 09/ 2011, S. 84,
http:// www. linux-community. de/ 24901
[7] Mod_security-Handbuch zur Version 2.5.12:
http:// www. modsecurity. org/ documentation/ modsecurity-apache/ 2. 5. 12/
[8] Mod_security-Referenz im Wiki: http:// sourceforge. net/ apps/ mediawiki/
mod-security/ index. php? title=Reference_Manual
C Mit aktiviertem
Audit-Log sehen Sie,
aufgrund welcher
Informationen Mod_
security eine Abfrage
blockiert hat.
www.linux-user.de
09 | 11 73
netz&system
Systemd
Systemstart mit Systemd
Mit Volldampf
zu neuen Ufern
© Arinas74, sxc.hu
Einschalten, loslegen: Mit Systemd versucht eine Gruppe Entwickler die Revolution im
Boot-Prozess. Ob der Turbo aber wirklich zündet, steht noch in den Sternen. Tim Schürmann
Boot-Grafik (SVG)
LU/systemd/
ReADme
Mit einem Gemisch aus
neuen und alten Konzepten
versucht Systemd,
den Startvorgang
zu beschleunigen. Die
Upstart-Alternative feiert
in Fedora 15 ihre
Feuertaufe. Nicht nur
dort kommt auf Anwender
und Administratoren
viel Neues zu.
Lange Zeit kontrollierte ein
Werkzeug namens SysV-Init den
Systemstart. Ihm kam die Aufgabe
zu, alle für den Betrieb notwendigen
Dienste und Anwendungen
zu aktivieren. Dummerweise
startete es stur einen Prozess
nach dem anderen, was auf
modernen, mit Funktionen vollgestopften
Linux-Systemen entsprechend
lange dauerte. Im Laufe
der Jahre erschienen deshalb
zahlreiche Alternativen, die es
besser und vor allem schneller
machen wollten.
Flotte Wollmilchsau
Eine besonders vielversprechende
hört auf den Namen Systemd [1]
und stammt vom Red-Hat-Mitarbeiter
Lennart Poettering, aus
dessen Feder unter anderem der
NetworkManager stammt. Obwohl
Systemd erst gerade im
April seinen ersten Geburtstag
feierte, schaffte die Software bereits
den Sprung in Fedora 15.
Andere Distributionen kündigten
den Umstieg an; allerorten äußern
sich Rezensenten fast ausschließlich
begeistert.
Systemd sorgt nach der Definition
des Erfinders nicht nur für
einen flotten Start, sondern behält
zusätzlich die gestarteten
Dienste und Programme im Auge,
kümmert sich um das Einhängen
von Dateisystemen, ersetzt zukünftig
den zeitgesteuerten
Dienst Cron und dient außerdem
als Session-Manager. Dabei verhält
er sich abwärtskompatibel zu
bestehenden SysV-Init-Skripten,
die – im Laufe der Jahre gewachsen
– für die Übergangszeit weiter
ihren Dienst verrichten [2].
Um alle notwendigen Komponenten
möglichst schnell zu starten,
recycelt Systemd einige Ideen
aus Mac OS X beziehungsweise
dem dortigen Pendant Launchd
und nutzt zusätzlich noch ein
paar spezielle Funktionen des
Linux-Kernels. Poetterings Programm
erlaubt folglich keinen
einfachen Port auf andere Unix-
Systeme wie etwa FreeBSD.
Zunächst aktiviert Systemd nur
die Dienste, die Sie tatsächlich benötigen.
So müssen beispielsweise
das Drucksystem Cups und
sein Daemon nur dann die Arbeit
aufnehmen, wenn ein Drucker
angeschlossen ist oder eine Anwendung
drucken möchte. Programme,
die Systemd nicht anschiebt,
blockieren den Start
nicht. Die verbleibenden Dienste
startet Systemd einfach gleichzeitig.
Dummerweise hängen viele
Dienste voneinander ab. Beispielsweise
benötigt der Netzwerkkonfigurator
Avahi den D-
Bus, der wiederum Syslog voraussetzt.
Im Extremfall starten doch
74 09 | 11
www.linux-user.de
Systemd
netz&system
wieder alle Beteiligten nacheinander.
Systemd umgeht dieses Problem
mit einem kleinen Trick. Um
dessen Funktionsweise zu verstehen,
gilt es, einen kleinen Blick
unter die Haube zu werfen.
Steckverbinder
Linux-Programme kommunizieren
mit Diensten über sogenannte
Sockets. Diese entsprechen von
der Funktion in etwa Fluggastbrücken
an einem Flughafen: Ein
Flugzeug dockt dort an und entlädt
seinen Inhalt in das Terminal.
Analog stellt jeder Dienst einen
Socket bereit, der anderen
Programmen die Möglichkeit bietet,
sich anzudocken und Anfragen
an den Dienst abzuladen.
Der Trick besteht nun darin,
diese Sockets schon bereitzustellen,
noch bevor der entsprechende
Dienst vollständig gestartet
ist. In der Metapher entspräche
das ein paar Gangways, die bereits
auf dem Rollfeld stehen, obwohl
sich das Terminal dahinter
noch im Rohbau befindet. Sollte
jetzt ein Flugzeug eintrudeln,
entlädt es seine Passagiere in die
Gangway, wo die Reisenden dann
noch kurz auf das Fertigstellen
der Gebäude warten müssen. Das
Flugzeug selbst hebt derweil aber
schon wieder ab.
Genau das Gleiche macht Systemd
beispielsweise mit dem syslog-Dienst,
der alle ihm übergebenen
Nachrichten in eine Log-Datei
schreibt: Systemd erstellt für
ihn direkt beim Systemstart prophylaktisch
einen Socket. Möchte
jetzt ein Programm eine Fehlermeldung
loswerden, schiebt es
diese Daten in den Socket. Sollte
syslog noch nicht laufen, wandern
die Meldungen in einen Zwischenpuffer.
Solange dieser nicht
vollläuft, müssen die Programme
nicht auf den Start von syslog
warten, sondern können einfach
schon mit ihrer Arbeit weitermachen.
Nachdem syslog gestartet
ist, nimmt es sich der angesammelten
Nachrichten im Puffer an
und arbeitet sie ab.
Netterweise verwaltet der Linux-
Kernel diese Warteschlangen.
Systemd muss somit nur noch
alle benötigten Sockets einrichten
und kann dann alle zugehörigen
Dienste parallel starten. Diese
Arbeitsweise spart nicht nur
Verwaltungsaufwand und somit
Zeit, sie hat sogar noch ein paar
angenehme Nebeneffekte: Sollte
ein Dienst das Zeitliche segnen
und sich beenden, existiert der
Socket weiter. Die jetzt folgenden
Anfragen der Programme gehen
somit nicht verloren, sondern
wandern in den Zwischenpuffer.
Damit kann man auch einen
Dienst im laufenden Betrieb neu
starten oder austauschen – wie
etwa bei einer Aktualisierung –
ohne dass die Programme dies
überhaupt bemerken. Es lassen
sich sogar die Sockets öffnen und
erst wenn irgendwann darüber
Nachrichten eingehen, die dazu
passenden Diensten starten
(Start on Demand, auch On Demand
Loading genannt). Systemd
übernimmt damit die Aufgaben
von Programmen wie inetd.
Mittlerweile nutzen viele Dienste
und insbesondere Programme
mit einer grafischen Benutzeroberfläche
anstelle der Sockets
den D-Bus als Kommunikationsmittel.
Glücklicherweise funktioniert
die obige Methode auch mit
D-Bus-Diensten (Stichwort Bus
Activation): Systemd meldet einfach
schon einmal ein paar Dienste
namentlich beim D-Bus an und
startet erst danach die zugehörigen
Programme.
Big Brother
Stürzt ein lebenswichtiger Dienst
ab, sollte Systemd ihn möglichst
schnell neu starten. Da sich jedoch
ein Dienst selbst zu klonen
vermag und bei Bedarf weitere
Programme startet, fiel es in der
Vergangenheit schwer, dessen
endgültiges Ableben durch Überprüfen
der Prozesse festzustellen.
Systemd löst das Problem recht
elegant mithilfe der relativ neuen
Control Groups, kurz Cgroups des
Linux-Kernels. Mit diesen fasst
das Betriebssystem Programme
oder genauer gesagt Prozesse zusammen.
Systemd sperrt nun jeden
von ihm gestarteten Dienst
in eine solche Gruppe. Sollte der
Dienst weitere Programme aktivieren
oder Kopien von sich
selbst erstellen (forken), wie es
beispielsweise Webserver oder
SSH-Daemons tun, landen die
Kind-Prozesse in der gleichen
Gruppe. Befindet sich kein aktiver
Prozess mehr in einer Gruppe,
gilt der Dienst als abgestürzt
oder beendet. Systemd startet
ihn dann neu.
Wichtige VeRzeichnisse unD KonfiguRAtionsDAteien
Datei
Inhalt
/etc/hostname
Hostname des Systems
/etc/vconsole.conf Tastaturbelegung und Schriftart der Konsole
/etc/locale.conf
Spracheinstellungen (Locale)
/etc/modules‐load.d/*.conf Kernel-Module, die das System beim Start lädt
/etc/sysctl.d/*.conf Konfiguration für Sysctl-Parameter
/etc/tmpfiles.d/*.conf Konfiguration für alle Dateien, die das System beim Start erstellen, entfernen
oder aufräumen soll
/etc/binfmt.d/*.conf Konfiguration für Binärformate um Java-, Mono- und Wine-Programme direkt zu
starten
/etc/os‐release
Name und weitere Informationen über die Distribution (Ersatz für /etc/
fedora‐release und ähnliche Dateien)
/etc/machine‐id
Die ID des Computers
/etc/machine‐info
(Meta-)Informationen über den Computer
/run Hier sollen Programme und Dienste temporäre Informationen ablegen, die in /
tmp fehl am Platze wären. Dazu gehören beispielsweise Socket-Informationen
oder Lock-Dateien. /run dient somit als Ersatz für /var/run, ist aber ein temporäres
Verzeichnis (Stichwort tempfs).
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netz&system
Systemd
A Mit dem Kommando
systemctl status cups.
service erfahren Sie
alle Einzelheiten über
den Druckdienst.
Der Systemd kümmert sich aber
nicht nur um Dienste, sondern
hängt bei Bedarf Partitionen ein
und prüft sie auf Fehler. Damit
diese zeitaufwändigen Aufgaben
wieder nebenbei und parallel zum
Start aller Dienste passieren,
greift Systemd hier auf die Hilfe
von Autofs [3] zurück: Versucht
ein Programm in ein noch nicht
verfügbares Device zu speichern,
puffert der Kernel die Anfrage.
Sobald das Dateisystem bereitsteht,
gibt er die Daten weiter.
Dieses Prinzip ermöglicht es,
zum Beispiel die Home-Partition
im Netzwerk via Samba freizugeben,
obwohl Fsck sie gerade noch
auf Fehler prüft. Ergänzend überwacht
Systemd einzelne Verzeichnisse,
und sobald ein Programm
auf diese zugreift, hängt der
Daemon automatisch das passende
Dateisystem ein.
unit-typen
service Dienst (in der Regel in der Form von Daemons)
socket Kapselt einen Socket. Jeder Socket hat eine passende
service-Unit, die automatisch startet, sobald sich ein
Programm mit dem Socket verbindet.
device Gerät
mount Einhängepunkt
automount Automount-Point im Dateisystem. Jede automount-Unit
hat eine zugehörige mount-Unit, die Systemd einhängt,
wenn ein Programm auf das Verzeichnis zugreift.
target Gruppiert andere Units, die dann zusammen wie eine
einzige Unit auftreten.
snapshot Funktioniert ähnlich wie target und speichert den Zustand
der Dienste. Damit haben Sie beispielsweise die
Möglichkeit, das System vorübergehend in den Zustand
Notfall zu versetzen und anschließend wieder
zur normalen Arbeitsumgebung zurückzukehren.
swap Kontrolle von Swap-Dateien und -Partitionen
timer Aktiviert Dienste zu bestimmten Zeiten oder Zeitpunkten,
die Angaben erfolgen im Cron-Stil
path Aktiviert Units abhängig davon, ob bestimmte Dateien
existieren oder ein Spool-Verzeichnis einen bestimmten
Füllstand erreicht hat.
Die meisten Distributionen starten
bislang die einzelnen Dienste
via Shell-Skript. Das Starten von
externen Programmen und Subshells
schluckt allerdings extrem
viel Rechenzeit. Darüber hinaus
nutzen viele Skripte rekursive
Konstrukte sowie redundante Befehle,
sind fehleranfällig und irgendwann
schwierig zu warten.
Daher sind Poettering sämtliche
Skripte ein Dorn im Auge, weshalb
er sie bei der Arbeit an Systemd
konsequent vermieden hat.
Muschelersatz
Die Maintainer sollen die Funktionen
der Skripte durch richtige,
vorzugsweise in C geschriebene
und somit schnell ablaufende
Programme ersetzen oder in die
Daemons selbst integrieren. Einige
besonders wichtige und gebräuchliche
Funktionen übernimmt
Systemd selbst.
Derzeit vermag er unter anderem,
den Hostnamen zu setzen
(also den Namen des Computers),
sich wie erwähnt um das Mounten
der Dateisysteme zu kümmern
und die Sprache einzustellen
(System Locale). Die diesbezüglichen
Einstellungen liest Systemd
aus den bekannten Konfigurationsdateien
– zumindest
Listing 1
01 [Unit]
02 Description=Dieser Dienst
zeichnet den Fluglärm auf.
03 After=syslog.target
04
05 [Service]
06 ExecStart=/usr/bin/
laermmessung
07 Restart=on‐abort
08
09 [Install]
10 WantedBy=multi‐user.target
fast. In einigen Fällen nutzen die
Distributionen nämlich unterschiedliche
Dateien. Der Name
des Systems liegt beispielsweise
unter Fedora in /etc/sysconfig/
network, OpenSuse benutzt /etc/
HOSTNAME und Debian wiederum
/etc/hostname. In solchen Fällen
haben sich die Systemd-Macher
für eine Datei entschieden. Den
Hostnamen erwartet Systemd
beispielsweise in /etc/hostname.
Auf diese Weise versuchen die
Systemd-Entwickler, die Distributionen
durch die Hintertür zu
standardisieren.
Die Tabelle Wichtige Verzeichnisse
und Konfigurationsdateien
auf der vorherigen Seite gibt einen
kleinen Überblick über die
wichtigsten Konfigurationsdateien
und Verzeichnisse, die übrigens
in Absprache mit den Distributoren
entstanden sein sollen.
Weitere Informationen liefert
Lennart Poettering im Blog [4].
Einheitsbrei
Systemd bezeichnet alle von ihm
zu verwaltenden Aufgaben als
„Units“ (Einheiten). Eine Unit
umfasst beispielsweise den
Druckdienst Cups, eine andere
das Einhängen des Heimatverzeichnisses.
Beide Units erfordern
offensichtlich unterschiedliche
Aktionen. Daher besitzt jede
Unit einen ganz bestimmten Typ.
Bei Cups handelt es sich um einen
Dienst und somit um den
Typ service, das Einhängen wäre
hingegen vom Typ mount. Damit
Systemd überhaupt von der Unit
erfährt, braucht es eine passende
Listing 2
[Service]
ExecStart=/usr/bin/laermmessung
‐d
Type=forking
Restart=on‐abort
Listing 3
[Service]
Type=dbus
BusName=de.dfld.laermmessung
ExecStart=/usr/bin/laermmessung
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Systemd
netz&system
Konfigurationsdatei. Sie trägt
den gleichen Namen wie die Unit,
der sich wiederum aus einem frei
wählbaren Namen und dem Typ
zusammensetzt.
So bietet es sich zum Beispiel
an, die Konfigurationsdatei für
den Druckdienst cups.service zu
nennen. Neben service und mount
kennt Systemd noch weitere Kategorien,
die Sie in der Tabelle
Unit-Typen finden.
Heimwerker
Um einen eigenen Dienst beim
Start zu aktivieren, gilt es, eine
passende Konfigurationsdatei zu
erstellen. Listing 1 zeigt die Datei
laermmessung.service als kleines
Beispiel für die Software einer
Lärmmessstation.
Die Konfigurationsdateien benutzen
einen ähnlichen Aufbau
wie die weitverbreiteten .desktop-
Dateien. Der Abschnitt [Unit] enthält
ein paar allgemeine Informationen
über den Dienst. Dazu
zählt eine kurze, für Menschen
gedachte Beschreibung (Description)
des Dienstes.
Die Software meldet Probleme
über den Dienst syslog und
schreibt die aufgezeichneten Daten
in Dateien auf die Festplatte.
Unter Systemd dürfen alle Dienste
mit einem vorhandenen Dateisystem
rechnen; folglich brauchen
Sie dies nicht extra sicherstellen.
Bleibt die Abhängigkeit
zum Dienst syslog. Darum kümmert
sich in Zeile 3 der Parameter
After=. Hier tragen Sie ganz einfach
die Unit ein, von der das Programm
abhängt. Bei mehreren
Abhängigkeiten listen Sie die
Unit-Namen einfach durch Leerzeichen
voneinander getrennt
auf. Unter Umständen fällt diese
Liste jedoch recht lang aus. Damit
Sie sich nicht die Finger wund tippen,
gibt es die Target-Units. Damit
gruppieren Sie mehrere Units
unter einem einheitlichen
Namen. Systemd bringt bereits
ein paar spezielle Target-Units
von Haus aus mit [5]. Dazu gehört
unter anderem auch syslog.
target, das Listing 1 verwendet.
Diese Unit sorgt schlichtweg für
den Start einer Syslog-Implementation.
Da Systemd möglichst viele
Dienste parallel aktiviert, dient
die Angabe hier nur dazu, eine
(Start-)Reihenfolge vorzuschlagen
und nicht zu erzwingen. Ergänzend
zu After kennt Systemd
noch die Anweisungen aus Tabelle
Bedingungen für einen Dienst.
Der nächste Abschnitt [Service]
gibt ein paar Informationen über
den Dienst selbst preis. Er existiert
folglich nur in Konfigurationsdateien
vom Typ .service. Mit
ExecStart= geben Sie den Namen
der Programmdatei an, im Beispiel
/usr/bin/laermmessung. Systemd
ruft sie auf, wenn er den
Dienst startet. Wie von Systemd
generell gefordert, läuft die Software
im Vordergrund. Will der
Dienst-Daemon dennoch unbedingt
im Hintergrund laufen, beziehungsweise
einen Fork erstellen,
teilen Sie dies Systemd über
den Parameter Type=forking mit
(Listing 2). Und auch für den Fall,
dass der Dienst für die Kommunikation
den D-Bus nutzt, gibt es
eine entsprechende Variante (Listing
3). Der Parameter BusName=
nennt den D-Bus-Namen der
Software. Über Restart=on‐abort
sorgen Sie dafür, dass Systemd
den Dienst neu startet, sobald
sich dieser aus irgendeinem
Grund beendet. Der letzte Abschnitt
[Install] aus Listing 1
teilt dem Systemd mit, wann und
unter welchen Bedingungen Sie
den Dienst starten wollen. Im
Beispiel beginnt die Software mit
der Arbeit (WantedBy), wenn Systemd
die Unit multi‐user.target
aktiviert. Sie kapselt alle Dienste,
Anweisung
After
Require
Wants
Conflicts
Befehl
daemon‐reload
start Unit
stop Unit
kill Unit
status Unit
diable Unit
B Systemctl zeigt eine
Liste mit allen vorhandenen
Diensten, ihrem
Status und der Beschreibung
an.
BeDingungen füR einen Dienst
Bedeutung
Der Dienst möchte nach der angegebenen Unit
starten.
Der Dienst benötigt die angegebene Unit zwingend.
Der Dienst möchte die Unit gerne laufen sehen.
Der Dienst arbeitet nicht mit dieser Unit zusammen.
systemctL-KommAnDos
Bedeutung
Konfiguration neu einlesen
Unit starten
Unit kontrolliert stoppen
Unit sofort beenden (Datenverlust möglich)
Status von Unit abfragen
Unit deaktivieren und damit weder beim Systemstart
noch auf Anfrage hochfahren
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09 | 11 77
netz&system
Systemd
Dass der Dienst läuft, verrät ebenfalls
das Kommando systemctl,
diesmal allerdings mit dem Befehl
status statt start (Abbildung A, S.
76). Eine Übersicht über die Befehle
liefert die Tabelle Systemctl-
Kommandos (vorherige Seite).
die noch in Runleveln aus SysV-
Init-Zeiten denken, liefert Systemd
passende Targets mit, die
das alte Verhalten simulieren.
Beispielsweise wechselt:
$ sudo systemctl isolate runleveU
l5.target
C Mit Systemadm
aktivieren und deaktivieren
Sie alle vorhandenen
Units bequem
per Mausklick.
die für den Betrieb eines Mehrbenutzersystems
notwendig sind.
Die fertige Konfigurationsdatei
wandert nun unter dem Namen
laermmessung.service in das Verzeichnis
/etc/systemd/system/.
Dorthin gehören alle eigenen
Konfigurationsdateien, die
system eigenen lagern unter /lib/
systemd/system/. Mit
Wer hat’s gesehen?
Das Werkzeug Systemctl hilft als
kleiner Tausendsassa in vielen
weiteren Lebenslagen. Ein einfaches
systemctl liefert zunächst
eine Liste aller laufenden Dienste
(Abbildung B,vorherige Seite).
Ein besonderes Augenmerk verdient
die Spalte active: Sie zeigt
an, ob ein Dienst derzeit läuft
(active), nicht arbeitet (inactive)
oder ob bei seiner Inbetriebnahme
ein Problem auftrat (maintenance).
Über systemctl status Unit
erfahren Sie Informationen zum
Zustand. Per isolate weisen Sie
Systemd an, die Units eines bestimmten
Targets herzustellen:
in einen Systemzustand mit grafischer
Benutzeroberfläche. Beim
Booten aktiviert Systemd übrigens
standardmäßig das Target
default.target. Dahinter verbirgt
sich ein symbolischer Link, der
auf eine andere Konfigurationsdatei
zeigt. Unter Fedora 15 ist
dies noch das runlevel5.target, zukünftig
schwenken die Entwickler
wohl auf das Systemd-Pendant
graphical.target um.
Mit Systemd hält auch ein neuer
Befehl Einzug, um das komplette
System kontrolliert herunterzufahren
und auszuschalten:
$ sudo systemctl daemon‐reload
$ sudo systemctl ‐‐force poweroff
$ sudo systemctl isolate multi‐uU
ser.target
liest Systemd die geänderte Konfiguration.
Den neuen Dienst
startet schließlich der Aufruf
$ sudo systemctl start laermmessU
ung.service
Dieses Beispiel aktiviert alle
Units, die für einen Mehrbenutzermodus
ohne grafische Oberfläche
notwendig sind. Für alle,
Befehle wie shutdown und reboot
funktionieren weiterhin, Systemd
übersetzt sie passend. Wer eine
grafische Oberfläche bevorzugt,
greift zu Systemadm aus dem Paket
systemd-gtk (Abbildung C).
ALtLAsten
Um mit dem älteren SysV-Init-System kompatibel zu
bleiben, wertet Systemd die klassischen Init-Skripte
aus. Diese fasst es einfach als eine weitere Quelle
für Konfigurationsdateien auf und verwandelt die
eingelesenen Skripte intern in passende Units. Analog
liest und interpretiert Systemd weitere bekannte
Konfigurationsdateien ein. Dazu gehört beispielsweise
die Datei /etc/fstab, deren Einträge das Programm
als Mount- beziehungsweise Automount-Units
auffasst und entsprechende verwertet.
Wer schon ein Startskript für das alte SysV-Init verfasst
hat und dieses in eine Service-Datei umwandeln
möchte, sucht vermutlich nach einer Möglichkeit,
vor dem eigentlichen Programmstart noch
Skripte zum Vorbereiten auszuführen. Davon gilt es
sich in Systemd jedoch gedanklich zu verabschieden
– zumindest fast: Mit der Variable ExecStartPre= im
Abschnitt [Service] gelingt das immer noch:
ExecStartPre=/bin/rm ‐f /var/log/messungen
Den hinter dem Gleichheitszeichen angegebenen Befehl,
der ein Shell-Skript sein darf, führt Systemd
aus, bevor es den hinter ExecStart= genannten
Dienst aktiviert. Analog gibt es noch ein ExecStart‐
Post=, bei dem Systemd den angegebenen Befehl
nach dem Start des Dienstes absetzt. Abschließend
existiert noch ein ExecStop=.
Diesen Befehl ruft Systemd auf, um den Dienst zu
stoppen. Nach den Vorstellungen der Systemd-Entwickler
sollen die Funktionen dieser Hilfsprogramme
jedoch möglichst in den Daemon selbst wandern.
Deren Programmierer sind zudem angehalten:
• möglichst keine Prozesse zu forken und nicht
setsid() aufzurufen,
• keine Benutzerrechte mit dem Daemon zu ändern
(das übernimmt Systemd),
• keine PID-Dateien zu erstellen,
• einen Namen über den D-Bus zu beziehen, sofern
der Daemon den D-Bus verwendet,
• Systemd zum Logging zu benutzen,
• über Systemd die Sockets zu erstellen und zu
beobachten, und
• SIGTERM für Anfragen zum Shutdown zu benutzen.
Mehr zur Interaktion von Diensten mit dem Systemd
zeigt der Maintainer Lennart Poettering in einem
entsprechenden Blog-Beitrag [9].
info
[1] Systemd: http:// freedesktop. org/ wiki/
Software/ systemd
[2] SysV-Init und die Runlevel:
Tim Schürmann, „Der Nächste, bitte!“,
LinuxUser 12/ 2010, S. 88,
http:// www. linux-community. de/ 22208
[3] Autofs im Debian-Wiki:
http:// wiki. debian. org/ AutoFs
[4] Neue Konfigurationsdateien:
http:// 0pointer. de/ blog/ projects/
the-new-configuration-files
[5] Überblick über Target-Units:
http:// 0pointer. de/ public/ systemd-man/
systemd. special. html
[6] Boot-Grafik: http://www.linux-user. de/ Downloads/2011/09/
[7] Lennart Poetterings Blog:
http:// 0pointer. de/ blog/
[8] Manpages zu Systemd:
http:// 0pointer. de/ public/ systemd-man/
[9] „Systemd for Developers“: http:// 0pointer.
de/ blog/ projects/ socket-activation. html
78 09 | 11
www.linux-user.de
Systemd
netz&system
Systemd protokolliert penibel seinen
Systemstart. Über das Kommando
systemd‐analyze blame erfahren
Sie, wie lang welcher
Dienst für den Start benötigt hat
(Abbildung D). Einen passenden
netten Graphen erzeugt:
$ sudo systemd‐analyze plot > erU
gebnis.svg
Als Ergebnis erhalten Sie dann
ein SVG-Bild in der Datei ergebnis.svg,
das Sie beispielsweise in
Inkscape oder einem geeigneten
Browser begutachten [6].
Ausblick
Obwohl die Konfigurationsdatei
aus Listing 1 auf den ersten Blick
rank und schlank wirkt, ist Systemd
komplizierter als der Konkurrent
Upstart. Wer das Werkzeug
verstehen will, dem bleibt
nichts anderes übrig, als sich
durch zahlreiche Texte zu kämpfen,
die Lennart Poettering häppchenweise
in seinem Blog [7] sowie
in derzeit satten 45 Manpages
veröffentlicht hat [8].
Systemd fordert von den Entwicklern
der Dienste ein Anpassen
der Software und somit zusätzlichen
Programmieraufwand
– obwohl sich dieser noch in
Grenzen hält. Administratoren
müssen sich zudem von den geliebten
Shell-Skripten verabschieden.
Das alles verspricht unter
dem Strich einen schnellen Systemstart.
Im kleinen Vergleichstest
startete jedoch unter exakt
gleichen Bedingungen
die letzte
Vorabversion von
Fedora 15 etwa
fünf Sekunden
langsamer als
Ubuntu 11.04
mit dem Konkurrenten
Upstart.
Allerdings lässt
das Ergebnis
noch keine Rückschlüsse
auf die
tatsächlichen
Möglichkeiten
von Systemd zu:
Upstart hat
schon ein paar
Jahre auf dem
Buckel und ist
entsprechend optimiert,
Systemd
feierte gerade
einmal seinen
ersten Geburtstag
und unterliegt
immer noch ständigen Änderungen.
Dennoch erfreut es
sich bei den Distributoren zunehmender
Beliebtheit. Fedora 14 lag
Systemd schon als optionales Paket
bei, ab Fedora 15 kommt es
standardmäßig zum Einsatz.
OpenSuse, Debian und andere
Distributionen liebäugeln ebenfalls
mit Systemd.
Wer das neue Bootsystem einmal
ausprobieren möchte, findet
auf der Systemd-Homepage Links
auf Pakete für zahlreiche Distributionen
– darunter sogar welche
für Ubuntu. Dessen Distributor
Canonical setzt jedoch aller
Vo raussicht nach weiter auf den
gut gereiften Eigenbau Upstart.
Fazit
Aufgrund der breiten Unterstützung
dürfte sich Systemd mittelfristig
als Standard durchsetzen.
Ob allerdings der Verzicht auf flexible
Skripte und das Festnageln
auf Linux-exklusive Funktionen
wirklich einen Schritt nach vorne
darstellen, muss sich erst noch
erweisen. Der Weg zum Instant-
On-Linux weist noch einige Unwägbarkeiten
auf. (agr) n
D Systemd merkt sich,
welche Dienste wie
lange beim Start getrödelt
haben.
MAGAZIN
ONLINE
Linux-Magazin newsLetter
Newsletter
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Open Source lesen Sie täglich im Newsletter
des Linux-Magazins.
kompakt
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tagesaktuell
09 | 11 79
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know-how
Mallard
Dokumentationen mit Mallard schreiben
Neue Ente im Teich
© Maplerose, sxc.hu
Eine einfache Syntax
und der modulare
Aufbau machen
Mallard zur
idealen Grundlage,
um Dokumentationen
zu schreiben
und zu einem
Handbuch zusammenzufügen.
Mario Blättermann
README
Das XML-Format
Mallard – derzeit vorwiegend
in Gnome im
Einsatz – eignet sich
hervorragend zum themenbasierten
Schreiben
von Dokumentationen.
Mallard ist der
englische Name der
Stockente.
Wenn Sie eine grafische Software
entwickeln, liegt es nahe, dem geneigten
Benutzer für den Fall des
Falles ein Handbuch zu spendieren.
Das Schreiben von Hilfetexten
fällt allerdings schnell lästig,
denn das übliche Docbook-Format
gilt – zu Recht – als kompliziert
und erfordert einen beträchtlichen
Lernaufwand. Das
Mallard-Format gleicht zwar vom
logischen Aufbau her Docbook,
kommt jedoch mit weitaus weniger
Tags aus und vereinfacht die
Syntax erheblich.
Das Mallard-Projekt [1] ist eng
verknüpft mit dem Ziel, nicht nur
dem Autor Vorteile zu bieten,
sondern auch dem Leser. Das Design
zwingt den Schreiber regelrecht
dazu, themenbasiert zu arbeiten
und nicht eine Reihe von
Infos in einem statischen Text
unterzubringen. Wenn Sie erfahren
wollen, wie Mallard intern
funktioniert, finden Sie online [2]
weitere Informationen.
Der Einstieg
Listing 1 zeigt eine minimale
Mallard-Datei. Dieser Index bildet
die Wurzel, auf der alle anderen
Seitendateien aufbauen. Die
Kopfzeilen weisen darauf hin,
dass es sich um eine Anleitung
handelt (guide), stilistisch um eine
Aufgabe (task) und organisatorisch
um einen Index (index).
Letzteres ist wichtig, damit die
anderen Seiten den ihnen zugedachten
Platz in der Dokumentation
einnehmen. Die weiteren
Zeilen geben Auskunft über den
Autor und die Lizenz. Nach dem
kurzen Vorspann geht es dann
tatsächlich um diejenigen Texte,
die Sie später sehen. Mit dem Tag
legen Sie einen Abschnitt
fest, der leer sein darf, abgesehen
von der Überschrift.
Der Zusatz id="introduction" im
sich öffnenden XML-Tag sorgt
dafür, dass der Parser eine Seitendatei
mit dieser Kennung genau
hier im Hauptdokument einfügt.
Den Aufbau einer Seitendatei sehen
Sie in Listing 2, folgende Seite.
Die dritte Zeile in Listing 2
legt die Kennung fest, welche Sie
durch die Angabe eines Links in
Zeile 6 noch bestätigen. Weitere
Themen und Unterthemen fügen
Sie auf die gleiche Weise ein.
Aus den Listings geht schon die
einfache Syntax von Mallard hervor.
Wenn Sie – und sei es nur für
den Anfang – keinen gesteigerten
Wert auf ein ausgefeiltes Aussehen
der Textelemente legen, fällt
der Einstieg nicht allzu schwer.
Später fügen Sie bei Bedarf innerhalb
eines sich öffnenden XML-
Tags noch Stilinformationen ein,
die die weiteren Werkzeuge dann
entsprechend verarbeiten.
Hier kommt Mallard dem Anwender
ebenfalls entgegen: Anstatt
verschiedene zu beschreibende
Oberflächenelemente
durch verschiedene Tags auszudrücken
(wie ,
und in Docbook),
genügt hier das kurze und bündige
. In den sich öffnenden
Tag fügen Sie bei Bedarf später
beispielsweise mit style="button"
die Information ein, dass es sich
um einen Knopf in der
Bedienoberfläche handelt.
Außerdem haben Sie die Möglichkeit,
mit dem Tag Informationen
einzubauen, die später
in der Anzeige nicht erscheinen,
sich aber für Anweisungen an
Verarbeitungswerkzeuge eignen.
Darüber hinaus steht es Ihnen
offen, Mallard durch Elemente
aus externen Namensräumen
nahezu unbegrenzt zu erweitern.
80 09 | 11
www.linux-user.de
Mallard
know-how
Die Tatsache, dass Sie für jedes
Thema und üblicherweise jedes
Unterthema eine eigene Page-
Datei anlegen müssen, verwirrt
eingefleischte Docbook-Anwender
zunächst: Die sind eine einzige
große Datei gewohnt, die nur
die Lizenzdeklaration extern vorhält,
wenn überhaupt. Das Auftrennen
hat jedoch einige Vorteile:
Geben Sie den einzelnen Dateien
aussagekräftige Namen, finden
Sie später viel leichter eine
Stelle, an der Sie eventuell etwas
ändern, streichen oder hinzufügen
wollen. Außerdem erleichtert
das Verknüpfen das Einbinden externer
Dateien, selbst wenn diese
von Drittanbietern stammen.
Schreiben beispielsweise die Entwickler
eines separat für ein Programm
angebotenen Plugins einen
Hilfetext und referenzieren
diesen als Teil der Hauptdokumentation,
erscheint das externe
Thema darin als integraler Teil,
ohne dass Sie dafür nur ein einziges
Zeichen im Handbuch ändern
müssten. Sollte das Plugin nicht
installiert sein, gibt es die entsprechende
Hilfeseite nicht, und der
Leser sucht nicht vergebens nach
Funktionen, die es gar nicht gibt.
Am Fließband
Als Autor legt Ihnen das Format
nicht mehr Steine in den Weg als
andere Markup-Sprachen. Einen
auf die Sprache zugeschnittenen
WYSIWYG-Editor suchen Sie vergeblich,
aber der Gnome-Standardeditor
Gedit (Abbildung A) kennt
das Format als solches und natürlich
dessen Eigenheiten. Ein Textschnipsel-Plugin
für Gedit gibt
Ihnen Tags vor und bietet schließende
Tags an, wenn die sich öffnenden
vorhanden sind.
Auch der Editor Emacs erkennt
die Syntax und zeigt diese korrekt
an. Weiß Ihr Lieblingseditor mit
Mallard nichts anzufangen, stellen
Sie alternativ das Syntax-
Highlighting für allgemeines XML
ein. Das reicht im Grunde aus,
um im Dschungel der Tags nicht
die Übersicht zu verlieren.
Der Quelltext alleine macht jedoch
noch kein Handbuch: Sie
müssen ihn erst weiterverarbeiten.
Hier kassiert Mallard einen
Minuspunkt gegenüber seinem
heimlichen Vorbild Docbook. Außer
der direkten Anzeige im
Gnome-Hilfebrowser Yelp und
dem HTML-Export, wobei Ersterer
intern auf Letzterem beruht,
versteht sich kaum ein Anzeigeprogramm
auf Mallard.
Wenn Sie schon einmal mit
Dblatex ein Docbook-Dokument
in ein professionell gesetztes
PDF-Dokument umgewandelt haben,
enttäuscht Sie Mallard vielleicht.
Zwar gibt es einen entsprechenden
Konverter [3], doch die
Arbeit daran kommt kaum voran.
Nach dem derzeitigen Stand der
Dinge hat er gewissermaßen nur
eine Alibifunktion. Das ist allerdings
dem Design geschuldet, das
das Erstellen eines ansprechenden
Druckbildes erschwert.
Bei Bedarf die Texte mittels Po-
Dateien übersetzen zu können,
ist in Mallard natürlich Ehrensache.
Das bekannte Werkzeug
Xml2po versteht sich darauf, allerdings
nicht sonderlich gut. Ersatz
ist aber in Sicht: Das neue
ITS Tool [4] aus dem Gnome-Fundus
erlaubt es nun, automatische
Kommentare für die Übersetzer
einzuarbeiten und nicht zum
Übersetzen gedachte, feste Elemente
in den Po-Dateien ganz
einfach auszublenden.
Der Vorgänger war dabei nicht
allzu wählerisch und platzierte
alles in der Po-Datei – ungeachtet
dessen, ob es sich um Programmcode,
Befehle oder um tatsächlich
zu übersetzende Inhalte handelte.
Das neue Verfahren senkt die
Fehlerquote in den anderssprachigen
Versionen, was dem nicht
eben guten Ruf von Handbüchern
zugute kommt.
Gnome baut um
Noch vor nicht allzu langer Zeit
war Docbook bei Gnome das Maß
aller Dinge, wenn es um das
Schreiben von Handbüchern ging.
Doch mit Mallard änderte sich
das grundlegend, wobei nicht nur
die vereinfachte Syntax den Ausschlag
gab. Das Aussehen der Dokumente
sollte nicht mehr die
Form einer Dissertation haben,
A Gedit kennt Mallard
schon seit Langem.
gLossAR
WYSIWYG: „What You
See Is What You Get“.
Bezeichnet einen Editor,
der genau das anzeigt,
was später in der Bildschirm-
oder Druckausgabe
zu sehen ist.
Listing 1
Beispieldokumentation
Max Mustermax@online.de
Creative Commons Share Alike 3.0
Beispielanwendung
Einführung
www.linux-user.de
09 | 11 81
know-how
Mallard
B Mit dem Empathy-
Handbuch betrat
Gnome 2.28 neues Terrain
in Sachen Mallard.
Listing 2
sondern ein Wiki-ähnliches Layout,
um das Suchen nach den Informationen
zu erleichtern. Zu
den Pionieren gehörte das Chat-
Programm Empathy, dessen
Handbuch schon in Gnome 2.28
im Herbst 2009 im Mallard-Format
vorlag (Abbildung B).
Hinter der Fassade gab es zudem
eine auf den ersten Blick
eher unscheinbare Modifikation:
Neu zu schreibende Dokumentationen
sollen fortan unter einer
Creative-Commons-Lizenz stehen
statt wie bis dahin unter der
01
04
05
06
07
08 Max Mustermax@online.de
09
10
11 Creative Commons Share Alike 3.0
12
13
14
15 Was ist die Beispielanwendung?
16
17 Die Beispielanwendung ist ein Programm
18 mit vielen interessanten Funktionen.
19
20
GFDL. Das erleichtert
das Weiterverbreiten
der
Texte, da sich beispielsweise
auch
die Dokumentationsteams
von
Fedora und
Ubuntu für diese
Lizenzen entschieden
haben.
Somit steht dem
Austausch und
dem gegenseitigen
Einbinden
von Dokumenten
nichts im Weg.
Das Ändern der
Lizenz setzt außerdem
voraus,
dass alle bisherigen Autoren dieser
zustimmen müssen, falls das
Projekt bestehende Inhalte weiterverwenden
will. In vielen Fällen
ist dies mit vertretbarem Aufwand
nicht möglich. Aber so stellen
die Maintainer sicher, dass
veraltete Inhalte gar nicht einfließen.
Nebenbei erzwingen Sie eine
themenbasierte Gliederung.
Derzeit liegen allein auf den offiziellen
Gnome-Servern bereits
36 Handbücher im neuen Format
vor, Tendenz steigend. Externe
Projekte wie Déjà Dup [5] und
SimpleScan [6] haben Mallard
ebenfalls adaptiert. Ab Gnome
3.2 spielt es für das Einbinden
externer Hilfeseiten sogar keine
Rolle mehr, unter welchem Installationspräfix
Hauptprogramm
und Plugin installiert sind. Eine
in ~/.local installierte Seite gibt
der Hilfebrowser dann ebenso
korrekt aus wie eine, die sich in
/ usr befindet. Das ermöglicht es,
ein Plugin ohne die Rechte des
Systemverwalters im Home-Verzeichnis
zu installieren.
Insgesamt betrachtet, fungiert
Gnome durchaus als Motor hinter
Mallard, wenngleich Mallard kein
reines Gnome-Projekt ist, sondern
einen universellen Anspruch
hat. Aufgrund der genannten Einschränkung
vermag Mallard auf
lange Sicht Docbook nicht zu ersetzen,
sondern bestenfalls zu ergänzen.
Die Entwickler folgen
zwar recht zeitnah den Rufen der
Benutzer, wenn es um neue Features
geht, aber das Einsatzgebiet
beschränkt sich wohl auch weiterhin
auf das Darstellen am Bildschirm.
Ob es jemals einen
brauchbaren LaTeX/ PDF-Export
gibt, steht in den Sternen. Um
technische Dokumente für die
Druckausgabe zu schreiben, kommen
Sie um Docbook kaum herum.
Geht es aber um themenbasierte
Benutzerhandbücher, die
dem Leser zudem noch per Definition
ein vertrautes Wiki-Layout
bieten, ist Mallard erste Wahl.
Um die Zukunft des Projektes
braucht sich zudem niemand Sorgen
zu machen. Die Entwickler
sind sehr aktiv: Kaum haben sie
ein neues Feature implementiert,
nehmen sie schon das nächste
schon in Angriff. Zurzeit arbeiten
sie intensiv an Glossaren [7], also
an der Möglichkeit, Begriffe im
Text hervorzuheben und automatisch
mit einer Begriffserklärung
zu verknüpfen. Interessant ist die
Tatsache, dass dies auf die Initiative
eines kommerziellen Benutzers
zurückgeht – das zeugt von
der Akzeptanz des Formats.
Bleibt zu hoffen, dass Mallard in
naher Zukunft auch in andere
Projekte möglichst rasch einfließt.
Das Desktop-Projekt XFCE
ist hier bereits auf dem richtigen
Weg [8]. (agr) n
info
[1] Mallard-Projekt: http:// projectmallard. org
[2] Deutsches Mallard-Handbuch:
http:// mariobl. fedorapeople. org/ Mallard/
[3] Transformation nach LaTeX:
http:// gitorious. org/ +projectmallard/
projectmallard/ mal2latex
[4] ITS Tool: http:// itstool. org
[5] Déjà Dup: http:// launchpad. net/ deja-dup/
[6] SimpleScan:
http:// launchpad. net/ simple-scan
[7] Shaun McCance zu Glossaren:
http:// blogs. gnome. org/ shaunm/ 2011/
07/ 07/ mallard-glossaries/
[8] Mallard für XFCE:
http:// wiki. xfce. org/ documentation
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know-how
Reguläre Ausdrücke
Erste Schritte mit Regular Expressions
Schnipseljagd
Computer erleichtern die Arbeit – man muss ihnen eben nur genau sagen, was sie tun
sollen. Mit sogenannten regulären Ausdrücken beschleunigen Sie das Suchen und Ersetzen
von Zeichenketten in Textdateien auf elegante Art. Frank Hofmann
© Maurus, 123RF
Beispiele und Skripte
LU/regex/
README
Der Umgang mit regulären
Ausdrücken ähnelt
zunächst dem Erlernen
und Anwenden einer
neuen Sprache. Haben
Sie jedoch die einzelnen
Symbole und die Grammatik
verinnerlicht,
meis tern Sie auch anspruchsvollere
Situationen
mit komplizierten
Textstrukturen schnell.
Dieser Artikel zeigt, wie
sich das Konzept der
Regular Expressions im
Arbeitsalltag bewährt.
REguläRE AusDRückE foRMuliEREn
Bei der Formulierung regulärer Ausdrücke
gilt es, generell zwei Punkte zu
beachten: Erstens hilft es, wenn das
Encoding für die Textdaten identisch
mit dem des Regex ist. Anderenfalls
müssen Sie Umlaute und Sonderzeichen
im regulären Ausdruck für das
Encoding der Textdaten anpassen.
Der zweite Punkt betrifft die Eigenheiten
der Regex-Implementierung in
der gewählten Programmiersprache:
Nicht alle Sprachen unterstützen den
POSIX-Standard vollständig und definieren
eigene Steuerzeichen.
Neben dem Übertragen und Darstellen
von Daten zählt das Suchen
und Ersetzen in Textstrukturen
und Zeichenketten zu den
häufigsten Aktionen beim Umgang
mit dem Computer. Bei
Letzterem helfen die sogenannten
regulären Ausdrücke (engl.:
„regular expressions“). Deren
Konzept umfasst einen komplexen
Text- und Zeichenfilter, der
ein effektives Suchen und Ersetzen
in Zeichenketten jeglicher
Form ermöglicht – etwa bei
Strings in Programmiersprachen,
in Ergebnissen von Datenbankabfragen
und in Dokumenten als
Dateien auf einem Datenträger.
Es spielt dabei keine Rolle, ob
die Textdaten strukturiert vorliegen
oder nicht – über Erfolg oder
Misserfolg entscheidet nur die
richtige Formulierung des regulären
Ausdrucks (kurz auch Regex
oder RE genannt). Allerdings fällt
bei strukturierten Dokumentformaten
wie CSV, HTML, XML,
XSLT und LaTeX der Einsatz der
REs meist leichter. Das Regex-
Konzept ist weitverbreitet und
zeichnet sich durch sehr hohe
Stabilität aus. Für die Programmiersprachen
Java, Perl, Python,
PHP, Ruby, das .NET-Framework
und für die Bash gehört es zum
Standardumfang.
Die Beschreibung der gesuchten
(Zeichen-)Muster folgt bestimmten
syntaktischen Regeln, auch
Grammatik genannt. Ein Programm
wertet diese Grammatik
aus und wendet sie auf eine Menge
von Zeichen an. Der Rückgabewert
umfasst eine Untermenge
von Zeichen oder eine Trefferliste.
Gibt es keine Übereinstimmung,
bleibt diese Liste leer.
Grundlagen
Sicherlich haben Sie schon einmal
nach einer Person mit einem Namen
gesucht, den es in unterschiedlich
geschriebenen, aber
phonetisch identischen Varianten
gibt – etwa nach einem Meier,
Schmidt oder Schulze [1]. Die folgenden
Beispiele erläutern den
Regex-Einsatz anhand dieses
Prob lems. Als Adressbuch dient
dabei eine Textdatei, in der Kommas
die einzelnen Felder der Einträge
trennen (Listing 1). Als
Suchwerkzeug für die Kommandozeile
kommt grep zum Einsatz.
Um Herrn Meier im Adressbuch
zu finden, geben Sie Grep zwei
Parameter mit: den Namen als
Suchmuster und unser Adressbuch
als Datei, in der Grep nach-
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Reguläre Ausdrücke
know-how
sehen soll (Listing 2, Zeile 1). Die
Ausgabe umfasst nur eine einzige
Zeile (Listing 2, Zeile 2).
Falls Sie sich nicht mehr genau
daran erinnern können, ob sich
der Gesuchte nun Meier oder
Mayer schreibt, erweitern Sie den
Grep-Aufruf kurzerhand um den
passenden regulären Ausdruck
(Listing 2, Zeile 4). Mit der Option
‐E behandelt Grep das Suchmuster
als erweiterten Ausdruck
und interpretiert so die Steuerzeichen
entsprechend.
Richtig klammern
Die Klammern um die Buchstaben
ei gruppieren die beiden Zeichen
e und i, der senkrechte
Strich (|) fungiert als Oder-Operator
für die beiden Gruppen (ei)
und (ay). Die zusätzlichen Klammern
um die Gruppe (ei)|(ay)
sorgen dafür, dass Grep die beiden
als kompletten Unterausdruck
auswertet.
Den dritten Eintrag aus dem
Adressbuch (Holger maier) unterschlägt
Grep bislang, da der Familienname
in der Adressdatei
fälschlicherweise mit einem
Kleinbuchstaben beginnt. Die
Option ‐i ignoriert die Groß- und
Kleinschreibung und fördert auch
diesen Eintrag zutage.
Da wir aber auch wissen, dass
„Meier“ aus fünf Buchstaben besteht,
vereinfachen wir den Grep-
Aufruf so wie in Zeile 8 von Listing
2. Das Muster M.{2}er passt
auf alle Zeichenketten, die mit einem
M beginnen, gefolgt von zwei
beliebigen, alphanumerischen Zeichen
(.{2}) und mit der Buchstabenfolge
er am Ende. Welche besonderen
Zeichen in einem Muster
welche Bedeutung haben, zeigt
die Tabelle Besondere Zeichen in
regulären Ausdrücken (S. 86).
Die Grep-Option ‐‐color erweist
sich im Alltag als sehr nützlich:
Sie hebt diejenigen Zeichen im
Suchergebnis hervor, auf die das
angegebene Muster passt (Abbildung
A) – in unserem Fall also
die passenden Familiennamen.
Die Programmiersprache Python
macht es Ihnen an vielen Stellen
sehr leicht. Möchten Sie alle Varianten
von Meier aus einer Namensliste
herausfischen, dann codieren
Sie das, wie in Listing 3,
folgende Seite, gezeigt. In Zeile 6
wird jeder Eintrag der Liste mit
den möglichen Varianten verglichen
und als Ergebnis lediglich
Meier ausgegeben. Zu mayer gibt
es keine exakte Entsprechung in
der Variantenliste, weswegen Python
diesen Eintrag nicht findet.
Komfortabler funktioniert das
Ganze mithilfe von Funktionen
für reguläre Ausdrücke. Diese
stellt Python über das Modul re
([2],[3]) bereit – das Kürzel steht
für „regular expressions“. Dieses
Modul wird in Listing 4, folgende
Seite, in der dritten Zeile deklariert,
ab diesem Punkt lassen sich
die Funktionen aus re im Skript
nutzen. In Zeile 5 bereitet die
Funktion re.compile() das Muster
zunächst vor. Dabei steht im
Muster [ae] für eines der Zeichen
a und e, sinngemäß dasselbe gilt
für [iy]. Das Caret (^) benennt
den Wortanfang, das Dollarzeichen
($) das Wortende.
Groß oder klein
Beim zweiten Parameter des
Funktionsaufrufs handelt es sich
um re.IGNORECASE, eine vordefinierte
Konstante aus dem re-Modul.
Sie bewirkt, dass beim Vergleich
des Musters die Groß- und
Kleinschreibung keine Rolle
spielt. Die Funktion re.match()
nimmt den Vergleich des Musters
mit der Zeichenkette vor. Auf die
Namensliste angewendet, erhalten
Sie bei der Ausgabe in Zeile 8
sowohl Meier als auch mayer. Diese
Variante deckt also alle möglichen
Schreibweisen ab, ohne sie
dazu explizit aufzuzählen.
Ein Sprache wie Perl wäre ohne
reguläre Ausdrücke gar nicht vorstellbar
[4]. Ein Vergleich geschieht
hier mit der Funktion m
für den Operator „match“, beispielsweise
wie im Folgenden:
$zeichenkette =~ m/Muster/;
Sofern das Muster auf die Zeichenkette
passt, fällt das Ergebnis
des Vergleichs positiv aus. Für
eine fünfstellige Postleitzahl mit
erlaubter Null am Anfang passt
das Muster \d{5}, da diese aus
fünf beliebigen Ziffern besteht
(Listing 5), folgende Seite.
Mit Länderkennung für die
Schweiz und vier Ziffern lautet
das Muster CH‐[1‐9]\d{3}, wobei
die erste Ziffer nur aus dem Bereich
1 bis 9 kommen darf. Die
Mengenangabe {3} fordert exakt
drei weitere, beliebige Ziffern –
sowohl bei weniger als auch bei
mehr Ziffern schlägt der Vergleich
fehl. Eine Prüfung auf CH-
1000 fiele andererseits syntaktisch
gültig aus.
A Grep mit farbiger
Hervorhebung des
Suchergebnisses.
glossAR
POSIX: Portable Operating
System Interface
for Unix (DIN/ EN/ ISO/
IEC 9945, [8]). Eine von
der IEEE definierte Familie
von Interoperabilitätsstandards
für Application
Programming Interfaces
(APIs) und
Software-Tools. POSIX
ist prinzipiell nicht auf
unixoide Systemen beschränkt;
so unterstützt
beispielsweise auch die
Windows-NT-Systemfamilie
POSIX bis zu
einem gewissen Grad.
listing 1
Fritz Neunmalklug, Am Sterndamm 6, 12401 Berlin, 030 24
58 16
Joachim Mayer, 12 Rue de la Chapelle, CH‐1002 Lausanne,
0041 21 67 23 69
Hans Fröhlich, Karlplatz 15, 51111 Köln, 0221 76 34 20
Horst Fischer, Rathausquai 78, 20165 Hamburg, 040 30 19
56 1
Klaus Meier, Mozartweg 7, 01256 Dresden, 0351 58 14 17
Holger maier, Kreuzgasse 15, 86161 Augsburg, 0821 50 23
19
listing 2
01 $ grep Meier adressbuch
02 Klaus Meier, Mozartweg 7, 01256 Dresden, 0351 58 14 17
03
04 $ grep ‐E "M((ei)|(ay))er" adressbuch
05 Joachim Mayer, 12 Rue de la Chapelle, CH‐1002
Lausanne, 0041 21 67 23 69
06 Klaus Meier, Mozartweg 7, 01256 Dresden, 0351 58 14 17
07
08 $ grep ‐‐color ‐i ‐E "M.{2}er" adressbuch
09 Joachim Mayer, 12 Rue de la Chapelle, CH‐1002
Lausanne, 0041 21 67 23 69
10 Klaus Meier, Mozartweg 7, 01256 Dresden, 0351 58 14 17
11 Holger maier, Kreuzgasse 15, 86161 Augsburg, 0821 50
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know-how
Reguläre Ausdrücke
glossAR
ICANN: Internet Corporation
for Assigned
Names and Numbers.
Die 1998 gegründete
Organisation entscheidet
unter anderem über
die Grundlagen der Verwaltung
der Top-Level-
Domains (.com, .net,
.org, .de, …) [9].
Für eine zusätzliche Ortsangabe
der Form A-4020 Linz genügt die
Ergänzung des bisherigen Musters
um ein Leerzeichen („\s“)
und alphanumerische Zeichen.
Der einfache Ausdruck für eine
Adresse in Österreich lautet damit
A‐\d{4}\s[A‐Z][a‐z]+. Die
Schreibweise [A‐Z][a‐z]+ stellt dabei
sicher, dass der Ortsname aus
mindestens zwei Buchstaben besteht
und mit einem Großbuchstaben
beginnt.
Matches im Netz
Webdesigner und Grafikspezialisten
arbeiten viel mit Farbcodes.
Häufig kommt dabei eine hexadezimale
Schreibweise zum Einsatz,
beispielsweise #ff0000 für Rot in
der RGB-Notation. Um diese Angabe
automatisiert auf grammatikalische
Korrektheit zu prüfen,
genügt als Muster der reguläre
Ausdruck #[a‐f\d]{6}. Auf ein
Hash-Zeichen folgen sechs Buchstaben
aus dem Bereich a bis f
oder die Ziffern 0 bis 9 – alle anderen
Zeichen repräsentieren keinen
richtigen Farbcode. In der
Auswertung bietet sich diese Zeile
an, beispielsweise in einem
CGI-Skript in Perl (Listing 6).
Das unscheinbare i am Ende
entspricht der Option -i bei Grep
und sorgt auch hier dafür, dass
sowohl Groß- als auch Kleinbuchstaben
gelten. Das deckt alle Varianten
des Farbcodes ab. Auch bei
Formularen auf Webseiten empfiehlt
es sich, die Nutzereingabe
zu validieren. Für E-Mail-Adressen
schlägt Jan Goyvaerts [5] folgendes
Muster vor:
^[A‐Z0‐9._%+‐]+@[A‐Z0‐9.‐]+\.[A‐U
Z]{2,6}$
Es passt auf die von der ICANN
freigegebenen Top Level Domains
von bis zu sechs Buchstaben Länge.
Vor dem Klammeraffen (@) erwartet
der Ausdruck mindestens
ein Zeichen aus der Menge der
Buchstaben oder Ziffern beziehungsweise
einen Unterstrich,
ein Prozentzeichen oder ein Plus
oder Minus. Der Domainname
besteht aus mindestens einem
Buchstaben, einer Ziffer, einem
BEsonDERE ZEichEn in REguläREn AusDRückEn
Zeichen Bedeutung Beispiel Treffer bei
? vorhergehendes Element ist null oder (20)?11 2011, 11
ein Mal vorhanden
+ mindestens eine Wiederholung des vorhergehenden
ab+
ab, abb, abbb, …
Elements
* keine, eine oder mehrere Wiederholungen
ab*
a, ab, abb, abbb, …
des vorhergehenden Elements
| logisches Oder a|b a, b
. beliebiges einzelnes Zeichen Betr.g Betrag, Betrug, …
^ am Zeilenanfang ^Berlin Zeile beginnt mit Berlin
$ Zeilenende Berlin$ Zeile endet auf Berlin
[...] Bereich [a‐fA‐F] Zeichen a bis f und A bis F
[^...] Ausschlussbereich [^a‐f] alle Zeichen außer a bis f
(...) gruppiert Elemente Loch(streifen|karte) Lochstreifen, Lochkarte
{x,y} Menge {Minimum, Maximum} \w{3,8} mindestens drei und maximal
acht alphanumerische Zeichen
\w alphanumerische Zeichen (a-z, A-Z, 0-9
und _)
\w+; \w+
zwei Worte, durch Semikolon und
ein Leerzeichen voneinander getrennt
\s Leerzeichen (identisch zu \t\n\r\f) \w+\s+\w+ zwei Worte, durch mindestens ein
Leerzeichen oder einen Tabulator
getrennt
\d Ziffern (Grep: [0‐9]) Zeile \d Zeile 0 bis Zeile 9
Um eines der besonderen Zeichen zu finden, müssen Sie es mittels Backslash escapen. Mit \. finden Sie beispielsweise
einen Punkt.
Punkt oder einem Bindestrich.
Nach dem Punkt als Trennzeichen
(\.) folgt die Top-Level-Domain,
welche aus minimal zwei
und maximal sechs Buchstaben
bestehen darf (etwa de, org, info
oder travel).
Nutzen Sie den Ausdruck in einem
PHP-Skript (Listing 7), so
hilft wieder die Ergänzung um
das i am Ende. Zeile 5 des Listings
gibt die Trefferliste aus, sofern
die E-Mail-Adresse der Spezifikation
entspricht. Ein solcher
Treffer besagt freilich noch nicht,
dass es diese Adresse auch tatsächlich
gibt. Diese Prüfung muss
gesondert erfolgen, etwa mittels
einer Auswertung des Fehlercodes
bei der Zustellung einer
Nachricht.
Suchen und Ersetzen
Neben dem Auffinden von Zeichenketten
unterstützen reguläre
Ausdrücke auch das Ersetzen sowie
Translationen, also buchstabenweise
Ersetzungen.
Eine Aufgabe von Autoren redaktioneller
Beiträge besteht darin,
auf eine einheitliche Schreibweise
von Begriffen und Abkürzungen
zu achten. Per Hand ver-
listing 3
01 # ‐*‐ coding: utf‐8 ‐*‐
02
03 namensliste = ["Meier",
"Müller", "Schulze", "mayer"]
04 variantenliste = ["Meier",
"Meyer", "Maier", "Mayer"]
05 for eintrag in namensliste:
06 if eintrag in
variantenliste:
07 print(eintrag)
listing 4
01 # ‐*‐ coding: utf‐8 ‐*‐
02
03 import re
04 namensliste = ["Meier",
"Müller", "Schulze", "mayer"]
05 muster = re.compile('^m[ae]
[iy]er$', re.IGNORECASE)
06 for eintrag in namensliste:
07 if muster.
match(eintrag):
08 print(eintrag)
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Reguläre Ausdrücke
know-how
ursacht das einigen Aufwand,
komfortabler funktionierte es per
Regex. Um etwa alle Vorkommnisse
des Begriffes Wifi durch
WLAN zu ersetzen, reicht folgende
Zeile in Perl:
$string =~ s/Wifi/WLAN/g;
Mit dem Kommando sed wenden
Sie die Ersetzung komfortabel auf
eine komplette Datei an:
$ sed ‐‐quiet "s/Wifi/WLAN/g; w U
kopie.txt" original.txt
Die Option ‐‐quiet unterdrückt
dabei Ausgaben auf der Standardausgabe.
Der zweite Parameter
enthält durch ein Semikolon getrennte
Kommandos an Sed.
listing 5
01 #!/usr/bin/perl ‐w
02
03 my ($muster, $postcode);
04
05 $postcode = '01256';
06 $muster = '\d{5}';
07 if($postcode =~ m/$muster/)
08 {print "PLZ‐Format ist
korrekt: $postcode\n"}
listing 6
01 $muster = '#[a‐f\d]{6}';
02 $farbcode =~ m/$muster/i;
Beim Ersten davon handelt es
sich um einen regulären Ausdruck
zur Textersetzung. Dabei steht
das Kürzel g am Ende des Regex
für „global“ und sorgt für eine Ersetzung
aller Suchtreffer (Wifi),
die in der Datei original.txt vorkommen.
Den korrigierten Text
speichert Sed mittels des zweiten
Kommandos (w für „write“) in der
Datei kopie.txt, das Originaldokument
bleibt unverändert. Translationen
gelingen in Perl mit tr anstelle
von s. Um beispielsweise
alle Kleinbuchstaben durch Großbuchstaben
zu ersetzen, genügt
folgender Aufruf:
$string =~ tr/[a‐z]/[A‐Z]/;
Bei Sed heißt das entsprechende
Kommando y und kann nicht nur
einzelne Buchstaben, sondern
auch ganze Zeichenketten gleicher
Länge ersetzen.
01
listing 7
Reguläre Ausdrücke helfen dabei,
komplizierte Aufgaben bei der
Verarbeitung von Zeichensequenzen
wesentlich zu vereinfachen.
Mit vergleichsweise wenig Aufwand
lassen sich Textsuche und
Ersetzung realisieren.
Regex für Profis
Reguläre Ausdrücke haben sich zu
einer Wissenschaft entwickelt:
Ein tieferes Verständnis dieser
Materie vermittelt das als Standardwerk
zum Thema geltende
„Mastering Regular Expressions“
von Jeffrey E.F. Friedl [6]. Daneben
eignet sich „Sed und Awk“
von Dale Dougherty und Arnold
Robbins [7] als weiterer höchst
informativer Lesestoff. (jlu) n
DER AutoR
Frank Hofmann hat Informatik
an der TU
Chemnitz studiert.
Derzeit arbeitet er in
Berlin im Open-
Source-Expertennetzwerk
Büro 2.0 als
Dienstleister mit Spezialisierung
auf Druck
und Satz. Er gehört
zur Linux User Group
Potsdam (upLUG).
info
[1] Häufigste Nachnamen in Deutschland: http:// de. wikipedia. org/ wiki/ Liste_der_
häufigsten_Familiennamen_in_Deutschland
[2] „Python Regular Expression HOWTO“: http:// docs. python. org/ howto/ regex. html
[3] Modul re (Python): http:// docs. python. org/ library/ re. html
[4] „Perl Regular Expressions“:
http:// www. troubleshooters. com/ codecorn/ littperl/ perlreg. htm
[5] „How to Find or Validate an Email Address“:
http:// www. regular-expressions. info
[6] Regex von A bis Z: Jeffrey E.F. Friedl, „Mastering Regular Expressions“,
O’Reilly 1996, ISBN 978-0596528126
[7] Regex in Sed und Awk: Dale Dougherty und Arnold Robbins, „Sed und Awk“,
O’Reilly 1997, ISBN 1-56592-225-5
[8] POSIX-Standard: http:// standards. ieee. org/ develop/ wg/ POSIX. html
[9] ICANN: http:// www. icann. org/ en/ tlds/
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