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DIE SAlzbuRGER GEmEINDE - Kommunalnet

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S A L Z B U RG<br />

Gemeindetag 2008:<br />

Deutliche Mahnung an die Bundespolitik<br />

Mödlhammer: Vertrauensverlust in Arbeit von Bund und Ländern ist beängstigend<br />

Mit der Hauptveranstaltung<br />

im Salzburger Festspielhaus<br />

fand am 19. September<br />

2008 der 55. Österreichische<br />

Gemeindetag seinen Höhepunkt.<br />

Vor mehr als 2.200<br />

Gemeindevertretern sprachen<br />

Bundespräsident<br />

Heinz Fischer, Vizekanzler<br />

Wilhelm Molterer, Landeshauptfrau<br />

Gabi Burgstaller<br />

und Gemeindebund-Präsident<br />

Helmut Mödlhammer.<br />

Seine Rede begann Mödlhammer<br />

mit einer positiven<br />

Nachricht für die Gemeinden:<br />

„Zwei Drittel der Menschen<br />

attestieren den Gemeinden,<br />

am besten und effizientesten<br />

zu arbeiten. Nur noch acht<br />

Prozent haben Vertrauen in<br />

die Arbeit der Bundesebene,<br />

20 Prozent glauben, dass die<br />

Bundesländer sehr effizient<br />

im Sinne der Bürger arbeiten.“<br />

Dies sei eine beängstigende<br />

Entwicklung. „Der Vertrauensverlust<br />

in die Politik ist enorm,<br />

das muss allen handelnden<br />

politischen Ebenen zu denken<br />

geben.“<br />

„Brauchen Partner,<br />

die Worte halten“<br />

despolitik nur appellieren,<br />

auch vor den Wahlen keine<br />

Versprechungen zu machen,<br />

ohne zu sagen, wer das finanzieren<br />

soll.“<br />

Für die Zukunft forderte Mödlhammer<br />

die Bestandsgarantie<br />

von kleinen Gemeinden ein.<br />

„Es dürfen keine Gemeinden<br />

unter Zwang zusammengelegt<br />

werden, sondern nur dann,<br />

wenn die Menschen das auch<br />

wollen.“ Ebenso wichtig ist<br />

für Mödlhammer die Umsetzung<br />

einer kleinen Gemeindeverfassungsnovelle.<br />

„Es ist<br />

bedauerlich, dass die große<br />

Staatsreform gescheitert ist,<br />

das soll aber niemanden daran<br />

hindern, wichtige Punkte,<br />

über die Einigkeit besteht,<br />

dennoch umzusetzen.“<br />

Eine Grundvoraussetzung<br />

für das Überleben des ländlichen<br />

Raumes sei auch die<br />

Erstellung eines Masterplans<br />

für Infrastruktur. „Es muss<br />

klar sein, dass es bestimmte<br />

Einrichtungen der Infrastruktur<br />

in jeder Gemeinde geben<br />

muss“, so Mödlhammer. „Das<br />

betrifft Verkehrswege und<br />

-mittel ebenso wie Wohnund<br />

Einkaufsmöglichkeiten,<br />

Bildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />

und natürlich<br />

auch Telekommunikationseinrichtungen.<br />

Die Gemeinden<br />

können hier vieles leisten und<br />

beitragen, wenn man ihnen<br />

die Möglichkeiten und die finanzielle<br />

Ausstattung gibt.“<br />

In diesem Zusammenhang<br />

forderte der Gemeindebund-<br />

Chef auch eine Reform der<br />

Wohnbauförderung ein. „Es<br />

kann nicht richtig sein, dass<br />

Wohnbauten und Häuser in<br />

den Ballungsräumen stärker<br />

Einzug der Ehrengäste im Festspielhaus<br />

gefördert werden, als im ländlichen<br />

Raum. Genau das Gegenteil<br />

wäre richtig.“<br />

„Kinder nicht zu Pendlern<br />

machen“<br />

Eine klare Absage gab es<br />

vom Gemeindebund für die<br />

diskutierte Abschaffung der<br />

Schulsprengel im ländlichen<br />

Raum.<br />

„Wir wollen und werden unsere<br />

Kinder nicht schon als<br />

Sechsjährige zu Pendlern<br />

machen, weil die Eltern sie<br />

lieber in der Stadt in die Schule<br />

schicken. Die Schulen am<br />

Land brauchen Planbarkeit,<br />

ihre Qualität ist unbestritten<br />

und bedarf keines Wettbewerbs.“<br />

In der Kinderbetreuung<br />

hätten die Gemeinden<br />

in den vergangenen Jahren<br />

Großartiges geleistet, „wir haben<br />

fast alles umgesetzt, was<br />

sich Bundespolitik und Eltern<br />

gewünscht haben.“ In diesem<br />

Bereich seien die Gemeinden<br />

höchst kompetent und effizient.<br />

„Bedingung war natürlich<br />

auch hier, dass man uns mit<br />

den Kosten allein gelassen<br />

hat.“ Im Pflegebereich gäbe<br />

es großes Unverständnis darüber,<br />

dass man mit bis zu<br />

vier Ministerien und den neuen<br />

Bundesländern verhandeln<br />

müsse, um Lösungen zu<br />

erzielen. „Dieser Bereich ist<br />

für uns aber enorm wichtig,<br />

wir haben hier bei den Kosten<br />

zweistellige Zuwachsraten pro<br />

Jahr. Man soll nicht glauben,<br />

dass das Pflegethema gelöst<br />

ist, das ist es nämlich nicht.<br />

Der Bereich der illegalen Pflege<br />

betrifft nur wenige Prozent<br />

der Pflegebedürftigen.“<br />

Mit Hinweis auf das Forderungspapier<br />

des Gemeindebundes<br />

ortete Mödlhammer<br />

bei den Gästen aus der<br />

Bundes- und Landespolitik<br />

gelegentliches Zusammenzucken.<br />

„Ich weiß, dass unsere<br />

Forderungen nicht immer<br />

leicht zu erfüllen sind. Aber<br />

wir stellen unsere Forderungen<br />

im Namen der Bürgerinnen<br />

und Bürger und im<br />

Namen der wirtschaftlichen<br />

Vernunft. Nicht umsonst sind<br />

die Gemeinden die einzigen<br />

Gebietskörperschaften, die<br />

jedes Jahr die Maastrichtziele<br />

erreichen, was man von Bund<br />

und Ländern nicht behaupten<br />

kann.“<br />

Klar äußerte sich Mödlhammer<br />

- in Anwesenheit von EU-<br />

Kommissarin Ferrero-Waldner<br />

- auch zu den Diskussionen<br />

über die EU. „Es ist klar, dass<br />

Kritik an Europa erlaubt sein<br />

muss. Populistisches EU-<br />

Bashing werden wir aber nicht<br />

mitmachen. Wir respektieren<br />

die Herausforderungen, die<br />

Europa uns täglich bringt, wir<br />

fürchten sie aber nicht.“<br />

Mit Ansprachen von Vizekanzler<br />

Wilhelm Molterer und Bundespräsident<br />

Heinz Fischer<br />

ging der 55. Österreichische<br />

Gemeindetag zu Ende.<br />

Ohne Gemeinden<br />

gibt es keinen erfolgreichen Tourismus<br />

Gemeinden schaffen die infrastrukturelle Basis für<br />

Fremdenverkehr. Rund 40 Milliarden Euro beträgt die<br />

Wertschöpfung der Tourismuswirtschaft pro Jahr,<br />

700.000 Arbeitsplätze werden durch den Fremdenverkehr<br />

in Österreich gesichert. „Was viele vergessen“,<br />

so Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer,<br />

„erfolgreicher Tourismus ist nur möglich, weil<br />

die 2.357 heimischen Gemeinden die gesamte Infrastruktur<br />

dafür bereitstellen.“<br />

Der Gemeindebund-Präsident<br />

wies auch sehr eindringlich<br />

darauf hin, dass etwaige<br />

Steuersenkungen auch die<br />

Gemeindefinanzen und somit<br />

den Finanzausgleich betreffen<br />

würden. „Sollte es hier<br />

zu Einbußen für die Gemeinden<br />

kommen, dann werden<br />

wir das nicht hinnehmen. Es<br />

ist klar vereinbart, dass das<br />

FAG-Paktum nicht einseitig<br />

verändert werden kann. Wir<br />

brauchen Partner, die Wort<br />

halten. Ich kann an die Bun-<br />

„Die Gemeinden bauen die<br />

notwendigen Zufahrtsstraßen,<br />

sie errichten die komplette<br />

Struktur für Wasserver-<br />

und -entsorgung oder<br />

für die Müllbeseitigung und<br />

–entsorgung. Das sind Dinge,<br />

die eine Voraussetzung<br />

für funktionierenden Tourismus<br />

sind“, sagt Mödlhammer<br />

und dokumentiert dies am<br />

Beispiel der Gemeinde Saalbach:<br />

„Die Gemeinde selbst<br />

hat nur 3.000 Einwohner, verfügt<br />

gleichzeitig aber über fast<br />

18.000 Gästebetten. In vielen<br />

Bereichen muss sie also die<br />

sechsfache Kapazität bei der<br />

Infrastruktur einrichten und<br />

natürlich auch bezahlen. Das<br />

sind gewaltige Aufwendungen<br />

und Summen, die hier von der<br />

Gemeinde zu leisten sind.“ In<br />

Summe schaffen die Kommunen<br />

die Basis für 120 Millionen<br />

Nächtigungen pro Jahr in<br />

ganz Österreich.<br />

Aus dem Verbandsgeschehen:<br />

Bürgermeisterkonferenz Tennengau<br />

Am 14. August 2008 fand die Bürgermeisterkonferenz des Tennengaues<br />

und Verbandsversammlung des Regionalverbandes<br />

in der Gemeinde St. Koloman statt.<br />

Die Vorsitzenden Bgm. Dr. Christian Stöckl und Bgm. Andreas<br />

Wimmer haben über folgende Themen berichtet: Geschwindigkeitskontrollen<br />

in den Gemeinden, Tauerngasleitung,<br />

380 kV-Leitung. Dir. Dr. Martin Huber vom Salzburger Gemeindeverband<br />

hat über die Entwicklung der Ertragsanteile, die Ankündigungen/Pläne<br />

im Bereich Kinderbetreuung, die ROG-Novelle,<br />

das Liegenschaftsteilungsgesetz sowie über das Landes-Polizeistrafgesetz<br />

referiert. Weiters haben der Geschäftsführer des<br />

Regionalverbandes Christian Steiner und der Geschäftsführer<br />

des Gästeservice Tennengau, Franz Pölzleitner, über verschiedene<br />

Neuigkeiten informiert.<br />

Bürgermeisterkonferenz Flachgau<br />

Die Bürgermeisterkonferenz des Flachgaues hat am 1. September<br />

2008 in Eugendorf stattgefunden.<br />

Herr Hofrat Prof. Mag. Matthias Hemetsberger wurde eingangs<br />

für seine langjährige Mitarbeit als Vorsitzender der Bürgermeisterkonferenz<br />

des Flachgaues geehrt. Herr Präsident<br />

Bgm. Helmut Mödlhammer vom Salzburger Gemeindeverband<br />

berichtete über die wirtschaftliche Entwicklung im Bundesland<br />

Der Österreichische Gemeindebund<br />

hat sich den Bereich<br />

„Tourismus und Gemeinden“<br />

für 2008 auch selbst als einen<br />

von drei Arbeitsschwerpunkten<br />

gesetzt (die anderen beiden<br />

Schwerpunkte sind die<br />

demographische Entwicklung<br />

und die Probleme des ländlichen<br />

Raumes). Folgerichtig<br />

war Tourismus auch zentrales<br />

Thema des 55. Österreichischen<br />

Gemeindetages am<br />

18. und 19. September 2008<br />

in Salzburg. Das Wirtschaftsministerium<br />

hat die Bedeutung<br />

der Gemeinden für den<br />

Tourismus ebenfalls erkannt<br />

und das Österreichische Institut<br />

für Raumplanung mit einer<br />

Studie beauftragt, die den<br />

Stellenwert der Gemeinden<br />

für den Tourismus im Detail<br />

erheben soll.<br />

S A L Z B U RG<br />

Klar sei, so der Gemeindebund-Präsident,<br />

dass diese<br />

Leistungen enorm viel Geld<br />

kosten würden, Geld, das derzeit<br />

vorwiegend von den Gemeinden<br />

aufgebracht werde.<br />

„Wir fordern hier zusätzliche<br />

Mittel ein, um die inzwischen<br />

eng gewordene freie Finanzspitze<br />

der Gemeinden wieder<br />

zu vergrößern, damit dringend<br />

nötige Investitionen in die Infrastruktur<br />

getätigt werden<br />

können“, so Mödlhammer.<br />

„Verstärkte Anreize für interkommunale<br />

Kooperationen<br />

– auch unter Einbeziehung<br />

der regionalen Unternehmen<br />

– sind hier von großer<br />

Bedeutung.“<br />

Dringend notwendig sei auch<br />

die koordinierte Entwicklung<br />

gemeinsamer Tourismusstrategien<br />

von Bund, Ländern und<br />

Gemeinden. „Die Zukunft des<br />

heimischen Tourismus liegt<br />

nicht in einem Gegeneinander<br />

der Regionen, sondern<br />

in einem Miteinander und<br />

einem vernünftigen Mix an<br />

Tourismusideen.“ Mödlhammer<br />

zeigte sich zuversichtlich,<br />

dass man mit den im Herbst<br />

vorliegenden Ergebnissen<br />

der Gemeindebund-Studie<br />

die Basis für die Erarbeitung<br />

dieser langfristigen Strategien<br />

schaffen könne. „Nur wenn<br />

Gemeinden und Tourismuswirtschaft<br />

an einem Strang<br />

ziehen und die Leistungen des<br />

jeweils anderen schätzen lernen,<br />

wird der Fremdenverkehr<br />

auch künftig eine tragende<br />

Säule der Wirtschaft und der<br />

Beschäftigung bleiben können“,<br />

so der Gemeindebund-<br />

Präsident abschließend.<br />

Salzburg, weiters über Entwicklungen in der Kinderbetreuung,<br />

ROG-Novelle, Liegenschaftsteilungsgesetz und Landes-Polizeistrafgesetz<br />

sowie über das vorläufige Aus für “Radar-Sheriffs“<br />

im Gemeindeauftrag. Der Bezirkshauptmann HR Mag. Reinhold<br />

Mayer hat über die Widmungen von Strafgeldern und zum Veranstaltungsgesetz<br />

referiert. Es hat anschließend eine ausführliche<br />

Diskussion zum Thema Veranstaltungen in den Gemeinden<br />

stattgefunden. Frau Mag. Daniela Gutschi vom Salzburger<br />

Hilfswerk hat einen Vortrag zum Thema „Suchtprävention und<br />

Jugendschutz“ gehalten.<br />

Ehrung Bgm. a.d. Mag. Matthias Hemetsberger<br />

3 | 08 Die Salzburger Gemeinde 7

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