Die Salzburger Gemeinde - Kommunalnet
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AKTUELL EUROPA SERVICE RECHT FINANZEN ÖSTERREICH SALZBURG<br />
„in-house“ - Aufträge<br />
im Vergabeverfahren<br />
E-Government<br />
für <strong>Gemeinde</strong>n<br />
Pflicht?<br />
Eine neue Entscheidung des<br />
Europäischen Gerichtshofes präzisiert<br />
den Begriff der sog. „inhouse“<br />
- Aufträge, welche nicht<br />
dem Bundesvergabegesetz 2002<br />
unterliegen. Demnach liegt ein<br />
solcher Auftrag nur vor, wenn der<br />
Auftragnehmer zu 100 % im<br />
Eigentum des oder der (öffentlichen)<br />
Auftraggeber steht.<br />
§ 6 Abs. 1 Z 6 Bundesvergabegesetz<br />
2002 legt fest, dass „für<br />
Aufträge, die ein oder mehrere<br />
Auftraggeber iS des § 7 (Anm.: dem<br />
Gesetz unterliegende öffentliche<br />
Auftraggeber) an ein Unternehmen<br />
vergeben, dass von ihm bzw. ihnen<br />
beherrscht wird und das seine<br />
Leistungen im Wesentlichen für den<br />
oder die Auftraggeber erbringt, in<br />
dessen bzw. deren Eigentum es<br />
steht“ vom Regime des BvergG<br />
ausgenommen sind. Das erste<br />
Kriterium das Unternehmen<br />
beherrschen beinhaltet nach dem<br />
EuGH eine Kontrolle „wie über ihre<br />
eigenen <strong>Die</strong>nststellen“. D. h. das<br />
Unternehmen vollständig kontrollieren,<br />
auf das operative Geschäft<br />
Einfluss nehmen (können) oder über<br />
die finanzielle Beziehungen das<br />
„Überleben“ des Unternehmens<br />
sicherstellen.<br />
Zum zweiten Kriterium der<br />
Erbringung seiner Leistungen im<br />
Wesentlichen für den<br />
Auftraggeber wurde vom EuGH<br />
bisher noch nicht präzisiert. Da es<br />
sich um eine Ausnahmebestimmung<br />
handelt, muss sie eng interpretiert<br />
werden. Ein Indiz für den<br />
Umfang der Leistungen für den<br />
Auftraggeber wird in Art. 13 Abs 1<br />
der Sektorenrichtlinie gesehen<br />
(80 % des Umsatzes). Zur dritten<br />
Voraussetzung, wonach der<br />
Auftraggeber im Eigentum des<br />
Auftraggebers stehen muss,<br />
brachte eine Entscheidung des<br />
EuGH vom 11. Jänner 2005 (Rs C-<br />
2609, Stadt Halle) eine Klarstellung.<br />
Während die Kommission immer<br />
schon der Meinung war, der<br />
Auftragnehmer müsste im 100 %-<br />
igen Eigentum des oder der<br />
Auftraggeber stehen, wurde auch<br />
die Meinung vertreten, dass eine<br />
Minderheitsbeteiligung Dritter nicht<br />
schadet. Der EuGH stellte fest:<br />
„Dagegen schließt die – auch nur<br />
minderheitliche – Beteiligung eines<br />
privaten Unternehmens am Kapital<br />
einer Gesellschaft, an der auch der<br />
betreffende öffentliche Auftraggeber<br />
beteiligt ist, es auf jeden Fall<br />
aus, dass der öffentliche Auftraggeber<br />
über diese Gesellschaft eine<br />
ähnliche Kontrolle ausübt wie über<br />
seine eigenen <strong>Die</strong>nststellen.“ Somit<br />
ist klargelegt, dass jede Beteiligung<br />
eines Privaten an einem Auftragnehmer<br />
ein „in-house“-Verhältnis<br />
von vornherein ausschließt.<br />
Ende letzten Jahres wurde die<br />
Information in Umlauf gebracht,<br />
dass auf Grund EU-rechtlicher<br />
Vorgaben <strong>Gemeinde</strong>n bis Ende<br />
2005 ihre Verwaltungsdienstleistungen<br />
im Internet anbieten müssen.<br />
<strong>Die</strong> Firma hat sich dabei auf die<br />
EU-Ratstreffen in Feira und<br />
Lissabon bezogen, bei denen der<br />
sogenannte Aktionplan e-Europe05<br />
beschlossen wurde. Europäische<br />
Räte legen die allgemeinen<br />
Leitlinien und den Rahmen der<br />
europäischen Politik fest, haben<br />
jedoch keine direkten Auswirkungen<br />
auf die nationale Gesetzgebung<br />
und können schon gar nicht nationalen<br />
Stellen direkte Verpflichtungen<br />
auferlegen.<br />
<strong>Die</strong>s kann nur durch Richtlinien<br />
oder Verordnungen erfolgen. Eine<br />
Pflicht der <strong>Gemeinde</strong>n, Verwaltungsdienstleistungen<br />
im Internet<br />
anzubieten besteht demnach (noch)<br />
nicht.<br />
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16<br />
April 2005