Verstecktes Geld im Hallenboden - Kreilac GmbH
Verstecktes Geld im Hallenboden - Kreilac GmbH
Verstecktes Geld im Hallenboden - Kreilac GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Industriebau<br />
<strong>Verstecktes</strong> <strong>Geld</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Hallenboden</strong><br />
Neue Industrieflächenheizung kommt mit<br />
weniger Stahlfaser beton aus<br />
Zwei Zent<strong>im</strong>eter Stahlfaserbeton<br />
kosten je Quadratmeter Industriehallenboden<br />
etwa 2,20 Euro. Die<br />
Investitionen in eine neue Produktions-,<br />
Logistik- oder Lagerhalle von<br />
10 000 m 2 reduzieren sich mithin um<br />
rund 22000 3, wenn an der Dicke<br />
des Betonbodens 2 cm eingespart<br />
werden dürfen. Angesichts dieses<br />
Betrags fragt man sich, wieso nicht<br />
schon früher ein Hersteller von<br />
heizenden Hallenböden folgende<br />
nahe liegende Idee hatte:<br />
Die in Mönchengladbach ansässige Firma<br />
<strong>Kreilac</strong>, Spezialist für Fußbodenheiz- und<br />
-kühlsysteme in Industriehallen, und die<br />
Firma Condulith Industriebodentechnik<br />
mit Sitz in Erftstadt, Minden und dem<br />
thüringischen Meiningen, entwickelten ein<br />
neues Produkt. Das basiert unter anderem<br />
auf einer eigentlich nicht sonderlich aufregenden<br />
Rohrhalterung, die dem Bauherrn<br />
aber die erwähnten 22 000 Euro Einsparung<br />
beschert. Denn dieses Kunststoffteil<br />
sorgt in Verbindung mit einer speziell geformten<br />
Rasterstahlmatte für eine Distanz<br />
von ca. 2 cm zwischen dem Unterboden<br />
(Planum) und dem heizenden Kunststoff-<br />
Sicherheitsrohr. Sicherheitsrohr, weil es<br />
aus fünf Lagen besteht und so die eingebettete<br />
Sauerstoffsperre, die verhindert, dass<br />
korrosive Luft in die Heizung diffundiert,<br />
selbst <strong>im</strong> rauen Baustellenbetrieb unverletzlich<br />
bleibt.<br />
Die 2 cm Abstand haben einen entscheidenden<br />
Vorteil: Der neu konditionierte<br />
dünnflüssige Faserbeton der Condulith<br />
<strong>GmbH</strong> umschließt jetzt das Rohr vollständig.<br />
Bauphysikalisch gesehen schwächt so<br />
die eingebettete Heizschlange nicht die Betonschicht,<br />
da die Druckkräfte auch unter<br />
dem Rohr vom Faserbeton in den Boden<br />
abgeleitet werden (Bild 2).<br />
Wenn die Statik wegen der Punktlast aus<br />
zum Beispiel Hochregalstützen, Maschinenfüßen<br />
oder Gabelstaplerrädern beispielsweise<br />
einen 20 cm dicken Betonboden<br />
verlangt, darf es folglich bei diesen<br />
20 cm bleiben. Im anderen Fall dagegen,<br />
wenn die Wasser führenden Kunststoffleitungen<br />
auf dem Boden aufliegen, gilt die<br />
20-cm-Regel ab oberstem Rohrpunkt. Bei<br />
einem üblichen Heizrohr mit 20 mm Außendurchmesser<br />
müsste mithin der Boden<br />
mindestens 22 cm dick sein.<br />
Der Trick mit dem Abstandshalter<br />
Nun ist die Verlegung mit Abstand<br />
der Rohre zum Unterbau nicht unbekannt.<br />
Bodenplatten aus Nassbeton,<br />
mit zwei Bau stahlmatten als<br />
obere und als untere Bewehrung,<br />
sind genau nach diesem Muster<br />
Bild 1: Aufgeständerte Heizrohre der<br />
<strong>Kreilac</strong>-Flächenheizung<br />
konfiguriert, einfach deshalb, weil die Mindestbetonbedeckung,<br />
je nach Stabdurchmesser<br />
und Expositionsklasse, zwischen<br />
zwei und 5,5 cm liegen muss – mithin auch<br />
unter der unteren Bewehrung. Bei dieser<br />
Variante werden die Kunststoffrohre an<br />
die Baustahlmatte befestigt. Sie hat aber<br />
nicht mehr die Verbreitung wie in der<br />
Vergangenheit. Der Anteil konventionell<br />
bewehrter Sohlplatten <strong>im</strong> Industriebodenbau<br />
bewegt sich bei noch etwa 30 Prozent.<br />
Der Stahlfaserbeton hält einen Anteil von<br />
60 Prozent und das unbewehrte Betonsystem<br />
die restlichen 10 Prozent. Der neue<br />
Bild 2: Kräfteverlauf<br />
Aufbau der <strong>Kreilac</strong> <strong>GmbH</strong> und der Condulith<br />
<strong>GmbH</strong> kommt damit für den Großteil<br />
des Bauvolumens von Industrie- und<br />
Lagerhallen infrage.<br />
Industrieböden sind keine statischen Bauteile<br />
<strong>im</strong> Sinne der DIN 1045/EN 206, wenn<br />
sie auf dem Unterbau einer durchgängigen<br />
Tragschicht aufliegen und sie weder statische<br />
Bauteile aussteifen noch tragen sollen.<br />
So gesehen fehlt für die Herstellung solcher<br />
Sohlpatten, gleichgültig ob unbewehrt,<br />
konventionell oder stahlfaserbewehrt, eine<br />
umfassende normative Vorgabe.<br />
Sehr wohl existiert aber neben der erwähnten<br />
DIN-EN eine Vielzahl von Merkblättern,<br />
Empfehlungen und Richtlinien,<br />
die derzeit für Planung, D<strong>im</strong>ensionierung<br />
und Ausführung herangezogen werden.<br />
2 11-12 l 2010 Installation DKZ
Industriebau<br />
Einteilung nach Tabelle 2 in die Klassen<br />
A, B und C bewährt. Da die Fachwelt den<br />
Stahlfaserbeton von der Belastungsseite<br />
her eher dem unbewehrten als dem<br />
bewehrten Beton zuordnet, orientieren<br />
sich die Ausführungen an Tabelle 2. Die<br />
Stahlfaser verbessert <strong>im</strong> wesentlichen das<br />
Reißverhalten, die Schlagfestigkeit und die<br />
Ermüdungsfestigkeit.<br />
Der Bodenaufbau<br />
Tabelle 1: Empfohlene Dicken von Betonplatten für Industrie- und Produktionshallen<br />
Aus betontechnologischer Sicht ist es etwa<br />
notwendig, die DIN 1045/EN 206 zu erfüllen.<br />
Aus statischer Sicht, zur Findung von<br />
Sohlstärke und -bewehrung, sind hingegen<br />
die Belastungen – und hier in der Regel die<br />
zu erwartende Einzellast – in Verbindung<br />
mit dem Unterbau die entscheidenden<br />
Bemessungsgrößen. Im Zweifelsfall sollten<br />
sich die ausschreibenden Stellen <strong>im</strong> Vorfeld<br />
der Kompetenz seriöser und führender<br />
Industriebodenhersteller bedienen.<br />
Bemessung der Sohlplatte<br />
Ein Beispiel für entscheidende Bemessungsgrößen<br />
sind die Belastungen, die von<br />
einem Hochregallagersystem ausgehen.<br />
Dort treten Fußlasten der Stiele (Stützen)<br />
<strong>im</strong> Bereich von 40 bis 250 kN (4 bis 25 t)<br />
auf. Die Auslegung der Sohlplatte hängt,<br />
neben der Stellung des Regals, in erster<br />
Linie von der Fläche des Fußes und dem<br />
Abstand der Stiele zueinander ab. Erste<br />
Richtwerte enthält die Tabelle 1, die in<br />
Abhängigkeit von Nutzungsbereich und<br />
Betongüte unter Berücksichtigung der<br />
Einzellast entsprechende Dicken für unbewehrte<br />
Sohlplatten angibt.<br />
Tabelle 1 ist nach Nutzungsbereichen gegliedert.<br />
In Anlehnung an das DBV-Merkbatt<br />
30.1 „Industrieböden aus Beton für<br />
Frei- und Hallenflächen“ des Deutschen<br />
Beton- und Bautechnikvereins hat sich die<br />
Tabelle 2: Nutzungsbereiche (Tabelle 1 u. 2 entnommen: Betonböden für Produktions- und Lagerhallen,<br />
Verlag Bau + Technik)<br />
Das <strong>Kreilac</strong>/Condulith-System baut ebenfalls<br />
auf einer Stahlmatte auf. Auf diesem<br />
speziellen Rohrträger mit einem Drahtrastermaß<br />
von 15 x 15 cm liegt das Rohr nur<br />
auf den Querstreben (Bild 1). Ein ständig<br />
parallel laufender Draht unter dem Heizleiter<br />
würde Lufträume schaffen und so<br />
die vollflächige Umschließung mit Beton<br />
verhindern. Die Wärme ginge in diesem<br />
Fall nicht mehr zu 100 % auf die Sohlplatte<br />
über (Minderleistung). Der Heizbeton<br />
verlöre darüber hinaus in Teilen wegen<br />
der Hohlräume seine Funktion als Stützkorsett<br />
der marktüblichen Kunststoffrohre.<br />
Es müssten andere Berechnungsgrundlagen<br />
herangezogen werden. An ihr werden<br />
lediglich die Clipse für die Rohre befestigt.<br />
Die Standardmatte von 2,5 m 2 aus 3 mm<br />
Stahldraht wiegt lediglich 2 kg. Sie macht<br />
also <strong>im</strong> Handling keine Probleme.<br />
Die genaue Schichtung des thermoaktiven<br />
Betons der Firmen <strong>Kreilac</strong> und Condulith<br />
sieht so aus: Auf das bauseitig erbrachte<br />
Planum (Unterbau) verlegen die Monteure<br />
eine PE-Kunststofffolie, darauf die Rasterstahlmatte<br />
und in deren Drahtstreben, die<br />
auf U-förmig angehobenen Drahtbrücken<br />
verlaufen, verclipsen sie die Rohre. Und<br />
zwar in Kunststoffhaltern, die in Kombination<br />
mit den aufgewölbten Drahtbrücken<br />
die 2 cm Abstand zur Folie gewährleisten.<br />
Stahlmatte und PE-Folie verbindet die<br />
Montagekolonne auf der Baustelle nach<br />
einem besonderen Verfahren zu einer<br />
Einheit. <strong>Kreilac</strong>/Condulith sprechen von<br />
einem „Betonsegel“. Das unterbindet das<br />
Aufschw<strong>im</strong>men der Rohre in dem auf die<br />
PE-Unterlage aufgebrachten dünnflüssi-<br />
Installation DKZ 11-12 l 2010 3
Industriebau<br />
gen Beton. Dieses „Betonsegel“ ist damit<br />
eins der fünf neu entwickelten Merkmale<br />
des Industriehallenbodens aus thermoaktivem<br />
Beton. Die vier weiteren sind die Abstandsstahlmatte,<br />
der spezielle Rohrhalter,<br />
der Randdämm- und -isolierstreifen (siehe<br />
nächster Absatz) und der dünnflüssige<br />
Condulith-Beton zum Heizen und Kühlen.<br />
Geringere Wärmeverluste<br />
Zum Randdämmstreifen. Die Wärmeverluste<br />
an der Nahtstelle Fundamentplatte/<br />
Außenwand können erheblich sein. Bei Industrieflächenheizungen<br />
hat diese umlaufende<br />
potenzielle Wärmebrücke selbst bei<br />
einer relativ kleinen Halle von 20 x 40 m, je<br />
nach Bodenaufbau, eine Fläche von 30 m 2<br />
und mehr. Herkömmliche Wandstreifen<br />
fangen nur die Ausdehnung des Betons<br />
ab. Die <strong>Kreilac</strong> <strong>GmbH</strong> konfektionierte<br />
deshalb für beheizte Bodenplatten einen<br />
Randisolierstreifen, der den Wärmeabfluss<br />
weitgehend unterbindet. An der Technischen<br />
Universität Bergakademie Freiberg<br />
maß das Institut für Wärmetechnik und<br />
Wärmedynamik einen fünffach besseren<br />
Dämmwert als bisher in der Praxis gebräuchlich.<br />
Der hohe Dämmeffekt resultierte<br />
in erster Linie aus der Strahlungsfolie<br />
aus Aluminium in dem 20 mm dicken<br />
Sechsfach-Verbundmaterial.<br />
Generell findet die Flächenheizung in Industriehallen<br />
<strong>im</strong>mer mehr Eingang. Das hat<br />
in erster Linie mit der höheren Effizienz<br />
zu tun. Vom Flughafen Düsseldorf liegen<br />
Vergleichswerte zwischen einer Deckenluftheizung<br />
(Warmluft) und einer Fußbodenheizung<br />
vor. Bei zwei Hallen mit etwa<br />
identischer Fläche von rund 10 000 m 2<br />
belaufen sich bei der Warmluftheizung die<br />
Heizkosten siebenmal höher gegenüber<br />
einer Industrieflächenheizung. Der zweite<br />
Grund für die Beliebtheit der beheizten<br />
Böden liegt in der Flexibilität in Bezug<br />
auf den Energieträger. Wer sich heute für<br />
einen Kessel entscheidet, kann morgen<br />
eine Wärmepumpe oder übermorgen ein<br />
BHKW anbinden. Angesichts kletternder<br />
Energiepreise halten sich viele Investoren<br />
diese Option offen.<br />
4 11-12 l 2010 Installation DKZ