Rede Markus Dufner - Dachverband der kritischen Aktionärinnen ...
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<strong>Markus</strong> <strong>Dufner</strong><br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Rede</strong> auf <strong>der</strong> Hauptversammlung<br />
<strong>der</strong> BASF SE am 26.04.2013<br />
- Es gilt das gesprochene Wort. -<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Voscherau, sehr geehrter Herr Dr. Bock,<br />
sehr geehrte Damen und Herren des Aufsichtsrats und des Vorstands,<br />
sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,<br />
mein Name ist <strong>Markus</strong> <strong>Dufner</strong>. Ich bin Geschäftsführer des <strong>Dachverband</strong>s <strong>der</strong><br />
Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Ich vertrete 30 Mitgliedsorganisationen,<br />
einige Bürgerinitiativen und viele Kleinaktionäre. Sie wollen<br />
Kritisches Aktionärstum stärken und Konzerne in die ökologische<br />
und soziale Verantwortung nehmen.<br />
Dies ist auch das Motto, mit dem wir Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, heute<br />
Morgen vor dem Rosengarten empfangen haben – zusammen mit unserer<br />
Mitgliedsorganisation Gen-ethisches Netzwerk.<br />
Jetzt freue ich mich, auf eine offene Aussprache, die hoffentlich zu neuen<br />
Erkenntnissen führt.<br />
Zunächst darf ich Ihnen viele Grüße unsere Schweizer Schwesterorganisation<br />
ACTARES – AktionärInnen für nachhaltiges Wirtschaften bestellen. ACTARES hat<br />
ein wichtiges Anliegen und hat mich beauftragt, es Ihnen heute vorzutragen.<br />
Seit die BASF die Ciba 2008 übernahm, wurden im Großraum Basel wie<strong>der</strong>holt<br />
Stellen abgebaut. Allein in Basel und Schweizerhalle wurden von 2009 bis Ende<br />
2010 rund 600 Arbeitsplätze gestrichen; auch das Werk in Grenzach-Wyhlen<br />
schrumpfte. Zu Ciba-Zeiten arbeiteten dort bis zu 900 Menschen – heute sind es<br />
lediglich 300. In Basel und Schweizerhalle hat die BASF Ende 2012 zusammen noch<br />
rund 1.150 Personen beschäftigt. Mit <strong>der</strong> neuerlichen Umstrukturierung verliert dort<br />
<strong>Dachverband</strong> <strong>der</strong> Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. – Vorstand: Barbara Happe, Dorothea Kerschgens, Bernd<br />
Moritz, Paul Russmann – Geschäftsführung: <strong>Markus</strong> <strong>Dufner</strong> – Anschrift: Postfach 30 03 07, 50773 Köln,<br />
Tel. 0221 / 599 56 47 Fax: 0221–599 10 24, dachverband@kritischeaktionaere.de, www.kritischeaktionaere.de
nochmals fast je<strong>der</strong> Dritte den Arbeitsplatz – 350 Mitarbeiter sollen bis Ende 2015<br />
gehen.<br />
Die BASF hat angekündigt, <strong>der</strong> Abbau solle so sozialverträglich wie möglich<br />
geschehen. Ich zitiere Andreas Dür, Geschäftsführer <strong>der</strong> BASF Schweiz:<br />
"Wir sind bestrebt, für Betroffene Beschäftigungsmöglichkeiten in an<strong>der</strong>en BASF-<br />
Gesellschaften zu finden.“<br />
Dazu möchte ich dem BASF-Vorstand folgende Fragen stellen:<br />
Gibt es einen mit dem Betriebsrat abgestimmten Sozialplan? Wenn ja: Wie sieht <strong>der</strong><br />
aus?<br />
Wie viele entlassene Mitarbeiter werden von an<strong>der</strong>en Unternehmen <strong>der</strong> BASF-<br />
Gruppe übernommen? Das hat die BASF ja versprochen!<br />
Welche Pläne bestehen für diejenigen Menschen, denen die BASF keine Alternative<br />
mehr bieten kann?<br />
Wird auch die Anzahl an Lehrstellen verringert? Dies geschah ja schon nach <strong>der</strong><br />
Übernahme <strong>der</strong> Ciba im Jahr 2008.<br />
Schil<strong>der</strong>n Sie uns bitte Ihre Verkleinerungspläne für das Forschungszentrum Basel.<br />
Wie viele Mitarbeiter müssen dort gehen? Wie viele werden übrig bleiben? (270)<br />
Was verstehen sie unter "zukunftsorientierten Wachstumsfel<strong>der</strong>n", auf die sich diese<br />
Mitarbeiter im Forschungszentrum konzentrieren sollen?<br />
Die BASF wird in Basel nicht nur Stellen abbauen, son<strong>der</strong>n auch ihr gesamtes<br />
Gelände verkaufen – eine Fläche von 120.000 Quadratmetern. Wie diese in Zukunft<br />
genutzt wird, hängt davon ab, wer das Areal kauft. Ein Problem dürfte <strong>der</strong> Boden<br />
sein: Hier wurde mit Chemie hantiert. Das geht nicht spurlos an <strong>der</strong> Umwelt vorbei.<br />
Bitte Herr Bock, sagen Sie uns, was früher auf dem Areal gemacht wurde.<br />
Dominik Keller vom Amt für Umwelt und Energie und wir würden das gerne wissen.<br />
Besteht nördlich <strong>der</strong> Mauerstraße Überwachungsbedarf? (Laut Kataster ist das so.)<br />
Ein großer Teil des Gebiets ist noch nicht fertig untersucht. Wird sich die BASF an<br />
den Kosten beteiligen? Wenn ja: in welchem Umfang?<br />
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, rein monetär gesehen können wir mit <strong>der</strong><br />
BASF-Aktie zufrieden sein. Die diesjährige Dividende von 2,60 Euro ist nicht<br />
schlecht, bei einem Kurs von 68 Euro ergibt das eine Dividendenrendite von 3,65<br />
Prozent. Für ein Industrieunternehmen ist das relativ hoch.<br />
Ich schlage deshalb vor, dass wir Aktionärinnen und Aktionäre auf ein klein bisschen<br />
unserer Dividende verzichten – sagen wir 10 Cent. Geben Sie sich einen Ruck.<br />
Durch Ihren kleinen Dividendenverzicht könnte hätte die BASF auf einen Schlag<br />
einen Betrag von 92 Millionen Euro zur Verfügung. Damit könnte die BASF die jetzt<br />
350 zur Disposition stehenden Arbeitsplätze in <strong>der</strong> Region Basel drei Jahre lang<br />
sichern und neue Perspektiven für die Spezialchemiesparte entwickeln.<br />
<strong>Dachverband</strong> <strong>der</strong> Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. – Vorstand: Barbara Happe, Dorothea Kerschgens, Bernd<br />
Moritz, Paul Russmann – Geschäftsführung: <strong>Markus</strong> <strong>Dufner</strong> – Anschrift: Postfach 30 03 07, 50773 Köln,<br />
Tel. 0221 / 599 56 47 Fax: 0221–599 10 24, dachverband@kritischeaktionaere.de, www.kritischeaktionaere.de
Was meinen BASF-Aufsichtsrat und Vorstand zu dem von mir vorgeschlagenen<br />
Dividendenverzicht?<br />
Themenwechsel. Im Öl- und Gasgeschäft vollzieht die BASF gerade eine<br />
strategische Wende. Immerhin ist <strong>der</strong> Chemiekonzern BASF schon jetzt das größte<br />
deutsche Unternehmen <strong>der</strong> Öl- und Gasför<strong>der</strong>ung. Gemeinsam mit Gazprom, dem<br />
russischen Staatskonzern, ist die BASF in Europa im Transport und in <strong>der</strong><br />
Speicherung von Erdgas sowie im Erdgashandel aktiv. Und die Tochter Wintershall<br />
wächst rasch als globaler Rohstofflieferant.<br />
Nun setzen BASF-Forscher auf das Biopolymer Schizophyllan. Es soll restliches<br />
Erdöl aus Bohrlöchern pressen – an<strong>der</strong>s als bisherige Hilfsmittel auch in salzigem<br />
Gestein. Bitte erklären Sie uns: Welche Chancen – aber auch welche Risiken –<br />
beinhaltet diese Technologie? Hat diese Technik etwas mit dem sog. Fracking zu<br />
tun? Dann müssten wir ihr wohl mit sehr viel Misstrauen begegnen.<br />
Rainer Seele, <strong>der</strong> Chef von Wintershall, spricht von einem "globalen Wettkampf um<br />
die Rohstoffe". Die Expertise von BASF/Wintershall bezeichnet er „als Eintrittskarte<br />
in die Welt <strong>der</strong> National Oil Companies". Herr Bock, würden Sie das genauso wie<br />
Herr Seele sagen?<br />
Soll die BASF jetzt auch zum Rohstoff-Multi werden? Ist das Ihre langfristige<br />
Strategie, Herr Bock?<br />
Abschließend noch eine Bemerkung zur Kennzeichnungspflicht gentechnisch<br />
verän<strong>der</strong>ter Lebensmittel. Viele multinationale Konzerne versuchen sich immer<br />
wie<strong>der</strong> um die Einhaltung universeller Standards herumzudrücken. So auch die<br />
BASF. Immerhin: Die Kennzeichnungspflicht in Europa kritisiert die BASF nicht mehr<br />
grundsätzlich. Heißt das, dass unser Unternehmen die Kennzeichnungspflicht<br />
gentechnisch verän<strong>der</strong>ter Lebensmittel akzeptiert hat? Das würde ich begrüßen.<br />
Der <strong>Dachverband</strong> <strong>der</strong> Kritischen Aktionäre steht nicht nur in dieser Frage auf <strong>der</strong><br />
Seite <strong>der</strong> Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Kennzeichnung von gentechnisch<br />
verän<strong>der</strong>ten Lebensmitteln ist die Basis für Transparenz, die Konsumenten<br />
brauchen. Nur so können sie sich entscheiden zwischen gentechnisch verän<strong>der</strong>ter<br />
und gentechnikfreier Nahrung.<br />
Außer <strong>der</strong> mündlichen Beantwortung meiner Fragen bitte ich um die schriftliche<br />
Zusendung <strong>der</strong> Antworten an den <strong>Dachverband</strong> <strong>der</strong> Kritischen Aktionäre.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
<strong>Dachverband</strong> <strong>der</strong> Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. – Vorstand: Barbara Happe, Dorothea Kerschgens, Bernd<br />
Moritz, Paul Russmann – Geschäftsführung: <strong>Markus</strong> <strong>Dufner</strong> – Anschrift: Postfach 30 03 07, 50773 Köln,<br />
Tel. 0221 / 599 56 47 Fax: 0221–599 10 24, dachverband@kritischeaktionaere.de, www.kritischeaktionaere.de