3R Vorschau Tube + IFAT (Vorschau)
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03 | 2014<br />
ISSN 2191-9798<br />
Fachzeitschrift für sichere und<br />
effiziente Rohrleitungssysteme<br />
LESEN SIE IN DIESER AUSGABE:<br />
<strong>Vorschau</strong> <strong>Tube</strong> + <strong>IFAT</strong><br />
Special Kunststofftechnik<br />
Gasversorgung<br />
Wasserversorgung<br />
Abwasserentsorgung
8. Praxistag<br />
Korrosionsschutz<br />
am 2. Juli 2014 in Gelsenkirchen<br />
PROGRAMM<br />
Moderation: U. Bette, Technische Akademie Wuppertal<br />
1. Über die physikalisch-chemische Bedeutung des IR-freien<br />
Potentials und alternative Verfahren zum Nachweis der<br />
Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
Dr. M. Büchler, SGK Schweizerische Gesellschaft für Korrosionsschutz, Zürich<br />
2. Betrachtung zum Risiko von Wasserstoffversprödung an<br />
Rohrleitungsstählen auf Grund von Kathodischem Überschutz<br />
Dr. H.-G- Schöneich, Open Grid Europe GmbH, Essen<br />
3. Smart KKS: Intelligente KKS-Schutzstromeinspeisung zum<br />
Schutz wechselspannungsbeeinflusster Rohrleitungen<br />
gegen Wechselstromkorrosion<br />
M. Wendling, M. Müller, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />
4. Neue Technologien für die Überwachung, Steuerung und<br />
Wartung von Schutzanlagen und Messstellen beim KKS<br />
Th. Weilekes, Weilekes Elektronik GmbH, Gelsenkirchen<br />
5. Wechselstrombeeinflussung und deren Auswirkung auf die<br />
Planung und Ausführung von KKS-Anlagen am Beispiel der<br />
Südschiene Steiermark<br />
F. Mayrhofer, V&C Kathodischer Korrosionsschutz Ges.m.b.H., Pressbaum (A)<br />
6. IFO-Messung vs. Intensivmessung<br />
T. Basten, Evonik Industries AG, Marl<br />
7. Qualitätssicherung im passiven Korrosionsschutz -<br />
der Coating Inspector<br />
A. Graßmann, Open Grid Europe GmbH, Essen; Dr. Th. Löffler,<br />
Kebulin-Gesellschaft Kettler GmbH & Co. KG, Herten-Westerholt<br />
8. Langzeitpraxiserfahrungen beim passiven Korrosionsschutz<br />
G. Friedel, Denso GmbH, Leverkusen<br />
9. Ein neues Umhüllungskonzept für Mehrschichtumhüllungen<br />
von Stahlrohren<br />
Dr. H.-J. Kocks, Salzgitter Mannesmann Line Pipe GmbH, Siegen<br />
10. Einfluss von Flüssigböden zur Verfüllung von Rohrgräben<br />
auf den kathodischen Außenkorrosionsschutz von<br />
Stahlrohrleitungen<br />
U. Bette, TAW Technische Akademie Wuppertal, Wuppertal<br />
Wann WANN und UND Wo? WO?<br />
Veranstalter:<br />
<strong>3R</strong>, fkks<br />
Termin: Mittwoch, 2. Juli 2014,<br />
9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />
Ort: Veltinsarena, Gelsenkirchen,<br />
www.veltins-arena.de<br />
Zielgruppe:<br />
Veranstalter VERANSTALTER<br />
Mitarbeiter von Stadtwerken,<br />
Energieversorgungs- und<br />
Korrosionsschutzfachunternehmen<br />
Teilnahmegebühr * :<br />
<strong>3R</strong>-Abonnenten<br />
und fkks-Mitglieder: 410,- €<br />
Nichtabonnenten: 440,- €<br />
Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen wird<br />
ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen Preis gewährt.<br />
Kombirabate sind nicht möglich.<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen sowie<br />
das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />
* Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung (auch per Internet möglich) sind<br />
Sie als Teilnehmer registriert und erhalten eine schriftliche Bestätigung sowie<br />
die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn zu begleichen ist. Bei Absagen<br />
nach dem 23. Juni 2014 oder Nichterscheinen wird ein Betrag von 100,- €<br />
für den Verwaltungsaufwand in Rechnung gestellt. Die Preise verstehen sich<br />
zzgl. MwSt.<br />
Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />
www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />
Fax-Anmeldung: +49 201 82002-40 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-korrosionsschutz.de<br />
Ich bin <strong>3R</strong>-Abonnent<br />
Ich bin fkks-Mitglied<br />
Ich bin Nichtabonnent/kein fkks-Mitglied<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Firma/Institution<br />
E-Mail<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift
Ist die Energieversorgung<br />
sicher?<br />
Anfang Februar wurde auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum noch intensiv über die<br />
Zukunft der Energieversorgung in Deutschland unter dem Motto „Rohrleitungen als Teil<br />
von Hybridnetzen - unverzichtbar im Energiemix der Zukunft“ diskutiert. Heute stellt sich<br />
vor dem Hintergrund der Krim-Krise eine ganz andere Frage: Sind die Öl- und Gaslieferungen<br />
aus Russland, die einen erheblichen Anteil am deutschen Energiemarkt ausmachen,<br />
sicher? Nach dem Referendum auf der Krim, dessen Ausgang niemanden verwundert,<br />
steht Europa und insbesondere Deutschland vor der Entscheidung, der bevorstehenden<br />
Einverleibung der Krim durch Russland mit Sanktionen zu begegnen, um Russland noch<br />
zum Einlenken zu zwingen. Die Handelsströme zwischen Deutschland und Russland sind<br />
erheblich, und Handelssanktionen könnten entsprechende Wirkung zeigen - allerdings in<br />
beide Richtungen. Deutschland setzt dieses Instrument in der Außenpolitik nur äußerst<br />
selten ein, ist aber seitens seiner Partner aufgerufen, im aktuellen Konflikt mit Russland eine<br />
Führungsrolle einzunehmen. Das stärkste politische Druckmittel sind Handelssanktionen -<br />
bleibt nun abzuwarten, ob die Bundesregierung sich auf dieses dünne Eis begeben wird.<br />
Die nächsten Messe-Highlights stehen vor der Tür<br />
Die Krim-Krise wird sicher auch auf der kommenden wire & <strong>Tube</strong> ein Thema sein, die<br />
vom 7. bis zum 11. April in Düsseldorf stattfindet. Traditionell trifft sich dort die Stahlrohrindustrie<br />
- in diesem Jahr präsentieren sich allerdings erstmalig gebündelt auch die<br />
Kunststoffrohrhersteller in der Plastic <strong>Tube</strong> Lounge. Die steigende Nachfrage nach Öl<br />
und Gas führt zu einem steten weltweiten Ausbau der Pipelinenetze. Die Förderung<br />
unkonventioneller Öl- und Gasvorkommen durch Fracking unterstützt diese Entwicklung<br />
zusätzlich. Aggressivere zu transportierende Medien, Verlegung in extremen Meerestiefen<br />
und der generelle Preisdruck fordern die Rohrhersteller zu immer weiterer Optimierung des<br />
Rohrdesigns. Unternehmen, die an der Spitze der technischen Entwicklung stehen, haben<br />
am stark umkämpften Markt gute Chancen zu bestehen. Über die neuesten technischen<br />
Trends und Entwicklungen wird man sich auf der <strong>Tube</strong> bestens informieren können.<br />
Ein weiteres Großereignis steht bevor: die <strong>IFAT</strong> 2014 vom 5. bis zum 9. Mai in München.<br />
Über die weltgrößte Messe für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft muss<br />
man sicher nicht viele Worte verlieren. Einen ersten Einblick über<br />
neue Produkte und Verfahren finden Sie in der aktuellen Ausgabe.<br />
Ein technisches Novum, das sicher viele Wasserversorger<br />
begeistern wird, finden Sie auf Seite 26. Vorgestellt<br />
wird eine neuartige Armaturenwechseleinrichtung, die<br />
Altarmaturen ohne Unterbrechung des Betriebs durch<br />
neue Armaturen auswechselt.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und<br />
verbleibe mit herzlichem Gruß<br />
Nico Hülsdau<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
03 | 2014 1
INHALT<br />
NACHRICHTEN<br />
08<br />
10<br />
Die AUMA-Geschäftsführer Matthias Dinse (li.) und Henrik<br />
Newerla freuen sich über 50 erfolgreiche Jahre<br />
Auftraggeber haben innerhalb der RAL-Gütesicherung die<br />
Möglichkeit, Baustellenprüfungen zu veranlassen<br />
INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
6 GASCADE Gastransport und GAZ-SYSTEM starten ab April Reverse Flow nach Polen<br />
6 South Stream und EUROPIPE unterzeichnen Großauftrag<br />
7 Spatenstich beim SIMONA Technologiezentrum<br />
8 NORMA besitzt 100 % der Anteile an Chien Jin Plastic<br />
8 50-jähriges Jubiläum von AUMA<br />
VERBÄNDE<br />
EDITORIAL<br />
1 „Ist die Energieversorgung<br />
sicher?“<br />
Nico Hülsdau<br />
MESSE VORSCHAU<br />
20 <strong>Tube</strong><br />
21 <strong>IFAT</strong><br />
10 Güteschutz Kanalbau: Wer bezahlt, bestellt<br />
12 GWP: Geschäftsanbahnungsreisen nach Kanada und in die USA<br />
PERSONALIEN<br />
13 Otto Schaaf ist neues Mitglied des VKU-Vorstands<br />
13 EUROPIPE bestellt zwei neue Geschäftsführer<br />
14 Universität Hannover ernennt Bert Bosseler zum Honorarprofessor<br />
14 Kaltenhäuser übernimmt Vertrieb und Marketing bei RELINEEUROPE<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
15 Premiere der Tiefbaumesse InfraTech übertrifft alle Erwartungen<br />
15 Tiefbau-Foren 2014: Gelungener Auftakt in Ulm – Vorfreude auf Leipzig<br />
16 28. Oldenburger Rohrleitungsforum fokussierte Hybridnetze<br />
17 RSV-Praxistag „Rehabilitation von Trinkwasserleitungen“ findet am 15. April in<br />
Mellendorf statt<br />
18 Sanierungsplanungskongress 2014 in Kassel rückte die Bedarfsplanung in den Fokus<br />
20 <strong>Tube</strong> 2014 verbindet Tradition und Innovation<br />
21 <strong>IFAT</strong> ist auf dem Weg zu Bestmarken<br />
2 03 | 2014
Besuchen Sie uns:<br />
<strong>IFAT</strong> 2014<br />
München, Deutschland<br />
5. – 9. Mai 2014<br />
Halle A4 Stand 437<br />
24<br />
Wavin präsentiert neue PE-Rohre für Kanäle und<br />
Abwasserdruckrohrleitungen<br />
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
24 Neue PE-Rohre für Kanäle und Abwasserdruckrohrleitungen<br />
26 Armaturenwechsel an der Versorgungsleitung in<br />
nur zwei Sekunden<br />
27 Neue Dimension in der Leitungsortung<br />
28 Neues Injektionsverfahren zur Kanalreparatur<br />
29 Mobile automatisierte Schachtsanierung zur<br />
Miete<br />
29 Stutzenschweißsystem für die Anbindung von<br />
Anschlussleitungen<br />
30 Schnellverbindungen für Rohre und andere<br />
Bauteile<br />
30 Kunststoffbehälter als Wasserspeicher für<br />
Brandfälle<br />
31 Neues Presssystem für dickwandige Stahlrohre<br />
31 Explosionsgeschützte Schwenkantriebe<br />
LEISTUNG AUF DAUER<br />
Elektrische Stellantriebe für die Wasserwirtschaft<br />
Zuverlässig, kraftvoll, effizient. AUMA bietet eine<br />
umfangreiche Palette von Stellantriebs- und<br />
Getriebe bau reihen.<br />
■ Automatisierung von allen Industriearmaturen<br />
■ Integration in alle gängigen Leitsysteme<br />
■ Hoher Korrosionsschutz<br />
■ Weltweiter Service<br />
10<br />
Armaturenwechsel an der Versorgungsleitung in nur zwei Sekunden<br />
Mehr über<br />
unsere<br />
Lö sungen für<br />
die Wasserwirtschaft<br />
03 | 2014 3<br />
www.auma.com
INHALT<br />
FACHBERICHTE<br />
62<br />
84<br />
Aufgefaltetes Stahlrohr (Vordergrund), leichte Kratzspuren auf der<br />
Zementmörtel-Umhüllung des duktilen Gussrohres (Hintergrund)<br />
Potentialanalyse für die strategische Nutzung von Wärme<br />
aus Abwasser in Oldenburg<br />
RECHT & REGELWERK<br />
32 DVGW-Regelwerk<br />
34 DWA-Regelwerk<br />
34 DIN-Regelwerk<br />
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
36 Kalkulation von Installationsprojekten mit PE-Rohr - Teil 2: Online-Kalkulation mit<br />
dem Webkalkulator24.de<br />
von Holger Hesse, Bernd Klemm<br />
42 Ermüdungsverhalten von Heizelementstumpfschweißverbindungen am Beispiel von<br />
Kunststoffrohren<br />
SERVICES<br />
19 Messen | Tagungen<br />
98 Buchbesprechung<br />
99 Marktübersicht<br />
108 Inserentenverzeichnis<br />
109 Seminare<br />
113 Impressum<br />
von Prof. Dr.-Ing. Martin Bastian, Dr. Benjamin Baudrit, Dipl.-Ing. Frank Dorbath, Dr.-Ing. Kurt Engelsing,<br />
Dr.-Ing. Peter Heidemeyer<br />
46 Der Product Carbon Footprint von PE-Rohren mit Werkstoffvergleich<br />
von Bernhard Läufle, Thomas Frank<br />
GASVERSORGUNG<br />
50 Neue Hochdruckleitungen für Kavernenspeicher in Epe mittels Pflugverfahren<br />
52 Stadtwerke minimieren Gefahren beim Befüllen und Entleeren von Gasrohrleitungen<br />
WASSERVERSORGUNG<br />
54 Durchmesseroptimierung im Rahmen einer Zielnetzplanung<br />
von Dr.-Ing. Esad Osmancevic, Dipl.-Ing. Tobias Kuhn, Micha Astfalk<br />
62 Grabenlose Erneuerung einer Feuerlöschleitung mittels Berstlining<br />
von Dipl.-Ing (FH) Stephan Hobohm, Alexander Bauer<br />
68 Berstlining im Fextal: Sils kombiniert Sanierung von Wasserleitungen mit Ausbau<br />
eines Trinkwasserkraftwerks<br />
69 Rehabilitation einer 70-m-Trinkwasserleitung DN 200 in Niederdorf<br />
4 03 | 2014
ROWELD ®<br />
Typ Premium CNC<br />
Hydraulische Stumpfschweißmaschine<br />
mit CNC-Steuerung<br />
ermöglicht eine nahezu vollautomatisierte<br />
Arbeitsweise<br />
88<br />
Neue Druckrohrleitung DN 1200 in Wilhelmshaven mit<br />
FLOWTITE-GFK-Rohren von AMITECH<br />
ABWASSERENTSORGUNG<br />
71 Schlauchlinerprüfungen Teil 3 – Thermische<br />
Analyse<br />
von Dr. rer. nat. Jörg Sebastian<br />
Einfache Bedienung<br />
Sicheres Arbeiten<br />
Flexibel<br />
76 Praktische Handhabung von Nutzungsdauern in<br />
Kostenvergleichsrechnungen<br />
von Prof. Dr.-Ing. Reinhard F. Schmidtke<br />
80 Einfluss der Wärmeenergieversorgung aus öffentlichem<br />
Abwasser auf die Abwasserreinigung<br />
von Dipl.-Ing. M.Sc. M.Sc. Achim Hamann<br />
84 Potentialanalyse für die strategische Nutzung von Wärme<br />
aus Abwasser in Oldenburg<br />
von Dipl. Landschaftsökol. Jürgen Knies MSc (GIS)<br />
88 Neue Druckrohrleitung DN 1200 aus GFK-Rohren in<br />
Wilhelmshaven<br />
91 106 Jahre alter Großprofilkanal aus Stahlbetonfertigteilen<br />
teilerneuert<br />
92 820 m Kanal mit Schlauchlinern unter extremem<br />
Grundwasserstand saniert<br />
94 Stadtbauamt Lahr baut neuen Regenwasserkanal<br />
DN 1200/1600<br />
96 Spezielle Pumpentechnik mit Störmeldeübertragung zur<br />
Schachtentleerung eingesetzt<br />
n Automatische Berechnung,<br />
Steuerung und Überwachung<br />
der Schweißparameter<br />
n Wesentliche Schweißparameter<br />
werden optisch<br />
dargestellt<br />
n Intuitive Bedienung durch<br />
Touchscreen-Panel<br />
n Das Premium-Hydrauliksystem<br />
führt den Anwender<br />
Schritt für Schritt durch die<br />
Schweißung<br />
n Automatisch ausfahrendes<br />
Heizelement ermöglicht<br />
vollautomatischen Schweißprozess<br />
(optional, nicht für<br />
alle Maschinen verfügbar)<br />
Besuchen Sie uns!<br />
05.-09.05.2014<br />
Halle B6<br />
Stand 301<br />
ROTHENBERGER –<br />
Qualität aus Leidenschaft<br />
03 | 2014<br />
www.rothenberger.com
NACHRICHTEN INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
GASCADE Gastransport und GAZ-SYSTEM starten ab<br />
April Reverse Flow nach Polen<br />
Nach Abschluss der Umbauarbeiten an der Verdichterstation<br />
in Mallnow bei Frankfurt (Oder) kann Erdgas<br />
ab 1. April 2014 auch Richtung Polen fließen. Nun ist<br />
es möglich, bis zu 620.000 m 3 /h Erdgas entgegen der<br />
Hauptflussrichtung vom deutschen Marktgebiet GAS-<br />
POOL gen Osten zu transportieren. Zum Start des sogenannten<br />
Reverse Flow bieten der deutsche Fernleitungsnetzbetreiber<br />
GASCADE Gastransport GmbH und sein<br />
polnischer Partner GAZ-SYSTEM Kapazitäten in Höhe von<br />
fast 3 Mio. Kilowatt an.<br />
Die gebündelten Kapazitäten für das dritte und vierte Quartal<br />
des Gasjahres 2014 wurden erstmals am 24. Februar über<br />
die europäische Kapazitätsplattform PRISMA versteigert.<br />
Um an den Auktionen teilnehmen zu können, mussten<br />
sich Kunden der GASCADE bis zum 10. Februar 2014 über<br />
PRISMA registrieren, Kunden von GAZ-SYSTEM hatten diese<br />
Möglichkeit ab dem 10. Februar.<br />
Der Reverse Flow wurde bis jetzt nur auf unterbrechbarer<br />
Basis angeboten. Mit dem Angebot fester Kapazitäten<br />
(GASCADE: FzK; GAZ-SYSTEM: firm) setzen die beiden<br />
Fernleitungsnetzbetreiber die Verordnung Nr. 994 / 2010<br />
des Europäischen Parlaments und des Rates um und erhöhen<br />
die sichere Versorgung mit Erdgas auch in Osteuropa.<br />
Die Verdichterstation Mallnow wurde 1996 in Betrieb<br />
genommen und übernimmt vorwiegend russisches Erdgas.<br />
Von hier aus fließt das Gas durch die von GASCADE betriebene<br />
JAGAL (Jamal-Gas-Anbindungs-Leitung) weiter in<br />
Richtung Westdeutschland. Wie bei allen anderen Stationen<br />
wird der Betrieb über Prozessleitsysteme der GASCADE-<br />
Dispatching-Zentrale aus gesteuert.<br />
South Stream und EUROPIPE unterzeichnen Großauftrag<br />
Foto: South Stream Transport B.V.<br />
Die South Stream<br />
Transport B.V., Amsterdam/Niederlande,<br />
sowie die EUROPIPE<br />
GmbH, Mülheim<br />
(Ruhr), haben am 29.<br />
Januar 2014 einen<br />
Vertrag für die Lieferung<br />
von Stahlrohren<br />
für den Bau der<br />
South Stream-Offshore-Pipeline<br />
unter-<br />
(v.l.n.r.) Dr. Michael Gräf, CEO von EUROPIPE, Dr.<br />
Oleg Aksyutin, CEO von South Stream Transport, zeichnet. EUROPIPE<br />
und Alexander Soboll, Managing Director of wird über 600 km<br />
EUROPIPE<br />
des ersten 931 km<br />
langen Strangs der<br />
Offshore-Gasleitung fertigen. Die Route der 32“-Rohrleitung<br />
(813 mm A. D.) verläuft im Schwarzen Meer in Tiefen von bis<br />
zu 2.200 m von Anapa in Russland bis nach Varna, Bulgarien.<br />
Das Auftragsvolumen für EUROPIPE umfasst 450.000 Tonnen<br />
Rohre nach DNV-Offshore-Standard DNV-OS-F101, Submarine<br />
Pipeline Systems 2010.<br />
Die Herausforderung bei diesem Auftrag liegt in den extrem<br />
hohen Anforderungen an die Geometrie (Kreisrundheit). Bei<br />
einem Außendruck von >200 bar in 2.200 m Verlegetiefe ist<br />
eine gute Kollapsbeständigkeit für die Sicherheit der Rohrleitung<br />
und damit auch der Umwelt unabdingbar. Fast alle Rohre<br />
erhalten innen eine Auskleidung mit Epoxy und außen eine<br />
Isolierung aus Polypropylen.<br />
Diesen Auftrag erhielt EUROPIPE im internationalen Wettbewerb<br />
aufgrund ihrer Kompetenz in Technik, Kapazität, Subcontracting<br />
und Logistik. Die Order beinhaltet Rohrfertigung,<br />
Rohrbeschichtung, Beschaffung von Rohrbögen, Buckle Arrestors<br />
und die Betonummantelung eines Teils der Rohre sowie<br />
den Transport nach Bulgarien.<br />
EUROPIPE wird die gesamte Menge von 450.000 Tonnen<br />
Rohre in ihrem Großrohrwerk Mülheim/Ruhr produzieren.<br />
Die zur Rohrfertigung notwendigen Bleche liefern die beiden<br />
EUROPIPE-Gesellschafter, die Aktien-Gesellschaft der Dillinger<br />
Hüttenwerke und die Salzgitter Mannesmann GmbH.<br />
Die Produktion unter Berücksichtigung enger Lieferzeiten führt<br />
bei EUROPIPE zu einer guten zweischichtigen Kapazitätsauslastung<br />
für mehr als 12 Monaten beginnend im April 2014.<br />
Die EUROPIPE Tochtergesellschaft MÜLHEIM PIPECOATINGS<br />
GmbH (MPC) beschichtet die Rohre innen und außen. Auch<br />
die Kapazität der MPC ist mit diesem Auftrag für den vorgenannten<br />
Zeitraum im zweischichtigen Betrieb gut ausgelastet.<br />
Rund 700 Mitarbeiter werden in Mülheim/Ruhr bei EUROPIPE<br />
und MPC durch diesen Auftrag beschäftigt.<br />
Zum Auftrag gehören außerdem 135 Rohrbögen, die<br />
EUROPIPE bei der Salzgitter Tochtergesellschaft Salzgitter Mannesmann<br />
Grobblech GmbH bestellen wird. Aufträge über die<br />
Betonummantelung von 148 km Rohr sowie insgesamt 429<br />
sogenannte Buckle Arrestors werden an Subcontractoren<br />
vergeben. Buckle Arrestors sind Rohre, die ein mögliches Einbeulen<br />
der Rohrleitung bei der Verlegung verhindern.<br />
Logistische Herausforderung<br />
EUROPIPE nimmt bei diesem Auftrag eine große Herausforderung<br />
an. Sie wird innerhalb sehr enger Lieferfristen für den<br />
termingerechten Transport der Großrohre von Mülheim/Ruhr<br />
nach Bremen und für die weitere Seeverschiffung zu den<br />
Lagerplätzen in Burgas und Varna an der bulgarischen Küste<br />
verantwortlich sein.<br />
6 03 | 2014
INDUSTRIE & WIRTSCHAFT NACHRICHTEN<br />
Spatenstich beim SIMONA Technologiezentrum<br />
Mit Gästen aus Politik, Industrie und den beteiligten Planern<br />
sowie Bauunternehmen feierte die SIMONA AG am<br />
11. Februar 2014 den symbolischen „Ersten Spatenstich“<br />
des neuen Technologiezentrums am Hauptsitz in Kirn.<br />
Mit dieser Investition will das weltweit kunststoffverarbeitende<br />
Unternehmen seine Innovationskraft ausbauen,<br />
Raum für mehr Entwicklungsprojekte und neue Verfahrenstechniken<br />
schaffen und sich langfristig zum Standort<br />
Kirn bekennen.<br />
Eine Produktionshalle mit einer Fläche von 1.200 m 2 und<br />
ein dreistöckiges Verwaltungsgebäude mit einer Fläche<br />
von 1.000 m 2 für Labor und Entwicklung werden auf dem<br />
Gelände des Werkes II in Kirn entstehen.<br />
Sobald die Gebäude fertiggestellt sind, werden Entwicklungsanlagen<br />
für die Extrusion von Platten, Profilen, Vollund<br />
Hohlstäben sowie Rohren installiert. Den Anfang<br />
wird eine Anlage zur Extrusion von neuen, technologisch<br />
hochwertigen Kunststoffen machen. Dazu gehören<br />
SIMOWOOD, ein naturfaserverstärktes Hybridmaterial mit<br />
Holzoptik und -haptik, PLA, ein biobasierter Kunststoff,<br />
und PFA, ein vollfluorierter Hochleistungskunststoff. Die<br />
Abteilungen Verfahrensentwicklung, F+E sowie Labor<br />
werden in dem neuen Technologiezentrum gebündelt.<br />
Der 1. Spatenstich des SIMONA-Technologiezentrums (v.l.n.r.): Peter Wilhelm<br />
Dröscher, Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags; Hans-Dirk Nies, 1.<br />
Beigeordneter Landkreis Bad-Kreuznach; Dr. Rolf Goessler, Vorsitzender des<br />
Aufsichtsrates der SIMONA AG; Fritz Wagner, Bürgermeister der Stadt Kirn,<br />
und Dirk Möller, stv. Vorsitzender des Vorstandes der SIMONA AG<br />
4 Mio. EUR werden in den ersten von zwei Bauabschnitten<br />
investiert. Insgesamt will SIMONA in den nächsten<br />
Jahren mehr als 10 Mio. EUR in neue Anlagen zur Erweiterung<br />
seiner Verfahrenstechniken und die Verarbeitung<br />
neuer Materialien investieren.<br />
03 | 2014 7
NACHRICHTEN INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
NORMA besitzt 100 % der Anteile an Chien Jin Plastic<br />
Die NORMA Group hat am 7. Februar 2014 die restlichen<br />
15 % der Anteile an dem Hersteller von thermoplastischen<br />
Verbindungssystemen Chien Jin Plastic Sdn. Bhd. („Chien<br />
Jin Plastic“) mit Sitz in Ipoh, Malaysia, übernommen. Damit<br />
besitzt die NORMA Group 100 % der Anteile an der Gesellschaft.<br />
Über die Details der Transaktion wurde zwischen<br />
den Parteien Stillschweigen vereinbart.<br />
Im November 2012 hatte die NORMA Group 85 % der<br />
Anteile an Chien Jin Plastic übernommen und damit ihre<br />
Geschäftsaktivitäten in Südostasien sowie die Produktpalette<br />
im Bereich Infrastruktur deutlich erweitert. Chien Jin<br />
Plastic produziert Verbindungslösungen für Kunststoff- und<br />
Gussrohrsysteme, die in unterschiedlichen Anwendungsbereichen<br />
insbesondere in der Trink- und Brauchwasserversorgung<br />
sowie in Bewässerungsanlagen zum Einsatz<br />
kommen. Zudem fertigt das Unternehmen Komponenten<br />
für den Sanitärbereich.<br />
2013 erzielte Chien Jin Plastic Rekordumsätze. Gegenüber dem<br />
Vorjahr 2012 wuchs der Umsatz organisch um über 10 % auf<br />
rund 8 Millionen Euro. Chien Jin Plastic hat sein Leistungsangebot<br />
noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.<br />
Über die Vertriebskanäle der NORMA Group wurden die<br />
Verbindungsprodukte auch im europäischen und australischen<br />
Markt eingeführt. Zudem brachte Chien Jin Plastic neue Produktentwicklungen<br />
auf den Markt, z. B. die „Metric Range“-<br />
und „Rural Range“-Fittinge in Australien und Neuseeland.<br />
50-jähriges Jubiläum von AUMA<br />
Im September 2014 feiert der deutsche Stellantriebshersteller<br />
AUMA an seinem Hauptsitz in Müllheim Geburtstag. Das<br />
Jubiläum lenkt den Blick zurück auf eine Erfolgsgeschichte. Aus<br />
dem Zwei-Mann-Start-Up, 1964 im schwäbischen Ostfildern<br />
gegründet, entwickelte sich ein Unternehmen mit weltweit<br />
2.300 Mitarbeitern. Bis heute ist AUMA ein inhabergeführtes<br />
Familienunternehmen.<br />
Die Vision, die starke deutsche Armaturenindustrie mit elektrischen<br />
Stellantrieben zu beliefern, hatten Werner Riester<br />
und Rudolf Dinse. Die Idee für einen neuartigen elektrischen<br />
Stellantrieb stammt vom Ingenieur Riester. Das vertriebliche<br />
Konzept bringt der Kaufmann Dinse mit. Das war der Ursprung<br />
der heutigen AUMA Riester GmbH & Co. KG.<br />
Noch in der ersten Dekade der Firmengeschichte wurden die<br />
Weichen in Richtung Globalisierung gestellt. Erster Höhepunkt<br />
Die AUMA-Geschäftsführer Matthias Dinse und Henrik Newerla<br />
freuen sich über 50 erfolgreiche Jahre<br />
war 1974 die Gründung von AUMA Benelux im niederländischen<br />
Leiden. Aus Unternehmenssicht begann damit die<br />
Erschließung neuer Märkte und damit die Grundlage für ein<br />
Wachstum, das bis heute anhält. Das globale AUMA-Netzwerk<br />
umfasst heute 20 internationale Tochtergesellschaften und<br />
über 50 Vertretungen, die in über 70 Ländern umfassende<br />
Beratungs- und Servicedienstleistungen rund um die Stellantriebe<br />
anbieten.<br />
Große Entwicklungsabteilungen im Bereich der Mechanik,<br />
Elektronik und Software belegen den Willen des Unternehmens,<br />
die zukünftige Stellantriebstechnologie mitzuprägen.<br />
Produktinnovationen zur rechten Zeit haben entscheidend<br />
zur Entwicklung des Unternehmens beigetragen. Mit den<br />
ersten integrierten Steuerungen in der 1970er Jahren wurde<br />
der Trend zur Dezentralisierung der Funktionen in der Feldebene<br />
aufgenommen, Anfang der 1990er wurden die ersten<br />
Feldbusschnittstellen in die Geräte integriert. Aktuelle<br />
AUMA-Antriebe weisen durch intelligente Diagnosefunktionen<br />
frühzeitig auf notwendige Wartungsmaßnahmen hin.<br />
Bei allen Neuentwicklungen ist sich AUMA sicher, dass die<br />
Zuverlässigkeit der Geräte ein entscheidender Maßstab der<br />
Betreiber prozesstechnischer Anlagen ist. Die Entwicklung<br />
des Unternehmens über 50 Jahre ist ein Indiz dafür, dass es<br />
gelungen ist, diese zentrale Kundenforderung zu erfüllen.<br />
Das Unternehmen kann dies durch Referenzen belegen. Darunter<br />
sind Anlagen, in denen 25 Jahre alte AUMA-Antriebe<br />
bedingt durch die Modernisierung des Leitsystems gegen<br />
moderne Antriebe ausgetauscht werden und nicht etwa<br />
auf Grund von Defekten. Zuverlässigkeit zählt AUMA zu<br />
seinem Markenkern.<br />
Industriearmaturen gibt es in unterschiedlichsten Größen, in<br />
verschiedenen Bauformen, in prozesstechnischen Anlagen<br />
überall auf der Welt, in allen Klimazonen. „Wann immer<br />
erwogen wird, eine Armatur elektrisch zu automatisieren,<br />
will AUMA einen passenden Stellantrieb anbieten können,<br />
egal ob in der Kläranlage in Mittelamerika, in einer Was-<br />
8 03 | 2014
INDUSTRIE & WIRTSCHAFT NACHRICHTEN<br />
AUMA Meilensteine<br />
1964 AUMA – Armaturen- Und Maschinen-Antriebe – eine Idee wird<br />
zum Programm. Am 15. Oktober wird die Riester KG in das<br />
Esslinger Handelsregister eingetragen.<br />
1965 SA 8 – SA 18 heißt die erste marktfähige Serie von<br />
AUMA-Stellantrieben<br />
1968 Die ersten Auslandsvertretungen in Schweden und Dänemark<br />
übernehmen den Vertrieb für Skandinavien<br />
1970 Bodenseewasser für Stuttgart: AUMA gewinnt den ersten Großauftrag<br />
in der Wasserversorgung.<br />
1971 AUMA gründet seinen neuen Hauptsitz im badischen Müllheim<br />
1976 SA 6 – SA 100 heißt die neue Drehantriebbaureihe – modular,<br />
kompakt und auf Wunsch mit integrierter Steuerung. Die<br />
Antriebe sind ein voller Erfolg. Mit der Gründung von AUMA<br />
USA erfolgt der Schritt nach Übersee.<br />
1979 Erster Messeauftritt: Der Auftritt auf der ACHEMA in Frankfurt<br />
ist ein voller Erfolg.<br />
1985 In den Vereinigten Arabischen Emiraten entsteht eine der größten<br />
Kraftwerks- und Meerwasser-Entsalzungsanlagen der Erde<br />
– mehr als 3.000 AUMA-Anriebe werden installiert.<br />
1986 SA 07.1 – SA 16. 1, diese Reihe löst die SA 6 – SA 100 ab. Von der<br />
serpipeline in Arabien oder auf einer Ölbohrplattform im<br />
Nordatlantik“, so formuliert der kaufmännische Geschäftsführer<br />
Matthias Dinse den Anspruch des Herstellers. „Um dies zu<br />
erreichen, ist unsere Vertriebsorganisation bei Projekten auf<br />
Grundkonstruktion schafft sie die Basis für alle AUMA-Antriebe<br />
bis heute.<br />
1991 GFC – nach dem Fall der Mauer wird der ostdeutsche Getriebehersteller<br />
Mitglied der AUMA-Gruppe.<br />
1993 Mit Profibus-FMS wird die erste Feldbus-Schnittstelle eingeführt.<br />
1996 Arbeiten wie am Fließband? Nicht bei AUMA. Kleine Gruppen<br />
an Partnerarbeitsplätzen übernehmen die Montageaufgaben<br />
inklusive Qualitätskontrollen.<br />
1999 Gründung von AUMA Russland<br />
2000 Mit SIPOS, vormals Siemens, wird ein weiterer Stellantriebshersteller<br />
in die AUMA-Gruppe aufgenommen.<br />
2001 Mit der AC wird die erste komplett software-basierte Stellantriebssteuerung<br />
entwickelt.<br />
2004 Gründung von AUMA China.<br />
2006 Haselhofer ergänzt mit kleinen Stellantrieben das Produktportfolio<br />
der AUMA-Gruppe.<br />
2008 DREHMO wird Mitglied der AUMA-Gruppe.<br />
2011 Die aktuelle Drehantriebsbaureihe SA .2 wird erfolgreich am<br />
Markt platziert.<br />
2013 Mit Einführung der Schwenkantriebsbaureihe SQ. 2 wird das<br />
Stellantriebskonzept vereinheitlicht.<br />
allen Ebenen unterstützend aktiv, national und international,<br />
von der Planung bis zur Inbetriebnahme“, betont er weiter.<br />
So produziert AUMA über 200.000 Stellantriebe pro Jahr,<br />
immer auf Bestellung und nach den Vorgaben des Kunden.<br />
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9
NACHRICHTEN VERBÄNDE<br />
Güteschutz Kanalbau: Wer bezahlt, bestellt<br />
Das übergeordnete Ziel einer Gütesicherung ist die mangelfreie<br />
Leistung. Öffentliche und private Auftraggeber suchen<br />
deshalb geeignete Unternehmen. Besonders solche, die eine<br />
systematische Gütesicherung mit strukturierter Eigenüberwachung<br />
durchführen. Auftraggeber vergewissern sich,<br />
dass Bieter in fachtechnischer Hinsicht geeignet sind, den<br />
konkreten Auftrag auszuführen. Eine Unterstützung bei<br />
dieser Aufgabe sind Systeme zur Bewertung von Fachkunde,<br />
fachtechnischer Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der<br />
Bieter. Die vorwettbewerbliche Ausstellung von Nachweisen<br />
zur technischen Leistungsfähigkeit erleichtert dem Auftraggeber<br />
so die Prüfung, ob ein Bieter zur Ausführung einer<br />
konkreten Maßnahme in Frage kommt.<br />
Grundlage sind u. a.:<br />
„Die Prüfung der Eignung [...] obliegt [...] dem Auftraggeber.<br />
Er allein hat darüber zu befinden, ob er einem Bieter eine<br />
fachgerechte und reibungslose Vertragserfüllung zutraut.“<br />
(OLG Koblenz, Beschluss vom 15.10.2009, 1 Verg 9/09).<br />
„Auftraggeber können Präqualifikationssysteme einrichten<br />
oder zulassen, mit denen die Eignung von Unternehmen<br />
nachgewiesen werden kann.“ (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen,<br />
GWB § 97 (4a)).<br />
Bei unangekündigten Baustellenbesuchen werden Qualifikation, Technische<br />
Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Unternehmen kontinuierlich bewertet<br />
Geeignete Systeme vorhanden<br />
Öffentliche Auftraggeber und Auftragnehmer haben mit der<br />
Gütesicherung Kanalbau gemeinsam differenzierte Anforderungen<br />
an die Qualifikation ausführender Unternehmen<br />
formuliert. Diese Anforderungen haben Auftraggeber zur<br />
Grundlage ihrer Eignungsprüfung gemacht. Auftraggeber<br />
legen bei der Prüfung, ob Unternehmen diese Anforderungen<br />
erfüllen, besonderen Wert auf Neutralität. Daher<br />
sind sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer in der<br />
Gütegemeinschaft Kanalbau vertreten. Es besteht damit ein<br />
grundlegender struktureller Unterschied zwischen der Gütesicherung<br />
RAL-GZ 961 und anderen Zertifizierungen, die<br />
ausschließlich von Seiten der Unternehmen getragen sind.<br />
Auftraggeber entscheidet<br />
Beim Thema „Prüfung der Bietereignung im Rahmen der<br />
öffentlichen Auftragsvergabe“ gilt grundsätzlich, dass<br />
gleichwertige Nachweise vom Auftraggeber anerkannt<br />
werden. Was in diesem Zusammenhang jedoch als gleichwertig<br />
anzusehen ist, kann der Auftraggeber bezogen auf<br />
den konkreten Einzelfall bewerten und entscheiden. Er trägt<br />
die Verantwortung für die Prüfung der Bietereignung und<br />
damit für die Beauftragung eines qualifizierten Unternehmens.<br />
Bei dieser Prüfung kann er sich auf die Zuarbeit von<br />
Dienstleistern stützen, wie z. B. die der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau oder anderer Prüforganisationen. Der Auftraggeber<br />
kann umgekehrt jedoch nicht gezwungen sein, Prüfergebnisse<br />
Dritter ohne inhaltliche Prüfung zu übernehmen.<br />
Zumal dann, wenn er aus eigener Erfahrung abweichende<br />
Einschätzungen bezüglich der Qualifikation eines Unternehmens<br />
hat. Damit stehen unterschiedliche Prüforganisationen<br />
in einem Wettbewerb bezogen auf die Verlässlichkeit ihrer<br />
eigenen Leistung bzw. bezogen auf die Aussagekraft des<br />
von ihnen ausgestellten Nachweises.<br />
In jüngster Vergangenheit gab es Versuche von Prüforganisationen,<br />
die Anerkennung des eigenen Systems bzw. der<br />
eigenen Prüfergebnisse durch Auftraggeber zu erzwingen.<br />
Diese Versuche sind gescheitert, sowohl im Geltungsbereich<br />
der Sektorenrichtlinie 2004/17/EG als auch im Anwendungsbereich<br />
der VOB, für welchen z. B. aktuell die Oberste Baubehörde<br />
im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für<br />
Bau und Verkehr eine pointierte Klarstellung 1) formuliert hat.<br />
Dies bedeutet, dass ein Auftraggeber Beurkundungen von<br />
Zertifizierern nicht gegen besseres Wissen bzw. gegen eigene<br />
Erkenntnisse und Erfahrungen anerkennen muss. Es<br />
bleibt dabei: Der jeweilige Auftraggeber selbst kann und<br />
muss bewerten, ob die vorgelegten Nachweise, die von ihm<br />
in der Ausschreibung definierten Eignungsanforderungen<br />
gleichwertig belegen. Denn die Bewertung der Aussagekraft<br />
ausgestellter Nachweise im konkreten Einzelfall kann ausschließlich<br />
vom Auftraggeber selbst vorgenommen werden.<br />
Höchste Ansprüche<br />
Weiterhin ist es für Auftraggeber und Unternehmen wichtig,<br />
dass Transparenz und ganz wichtig ein einheitliches Anforderungsniveau<br />
bestehen. Daher ist die zentrale Bewertung<br />
der Prüfberichte durch genau ein Gremium maßgebend für<br />
die Wirksamkeit der Gütesicherung. Der grundsätzlich und<br />
zwangsläufig vorhandene Bewertungsspielraum soll durch<br />
ein Fachgremium des Vertrauens in einheitlicher Weise konsequent<br />
ausgefüllt werden. Die Aufgabe der unabhängigen<br />
Bewertung der Bietereignung sozusagen als Dienstleister<br />
des Auftraggebers stellt allerhöchste Ansprüche an die<br />
Unparteilichkeit sowohl in Bezug auf wirtschaftliche Aspekte<br />
als auch hinsichtlich der Interessensneutralität.<br />
1) Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau<br />
und Verkehr, Schreiben vom 7. Januar 2014<br />
10 03 | 2014
VERBÄNDE NACHRICHTEN<br />
Hierauf haben Auftraggeber und Auftragnehmer das System<br />
Gütesicherung Kanalbau einvernehmlich ausgerichtet. Firmen<br />
mit Gütezeichen Kanalbau melden alle Baustellen, und folglich<br />
können alle Maßnahmen unangekündigt besucht werden, um<br />
Qualifikation, Technische Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit<br />
des Unternehmens kontinuierlich zu bewerten. Darüber<br />
hinaus hat der Auftraggeber innerhalb der RAL-Gütesicherung<br />
die Möglichkeit, Baustellenprüfungen selbst zu veranlassen.<br />
Zudem beinhaltet die RAL-Gütesicherung Kanalbau ein abgestuftes<br />
Ahndungssystem, dass bei festgestellten Mängeln in<br />
der Gütesicherung zur Anwendung kommt. Hierbei werden<br />
vom Güteausschuss verschiedenste Maßnahmen beschlossen,<br />
z. B. zusätzliche Auflagen, Verwarnungen oder der befristete<br />
oder dauernde Zeichenentzug.<br />
Fotos: Güteschutz Kanalbau<br />
Gemeinsam beschlossen<br />
Alle Prüfberichte werden dem Güteausschuss zur Bewertung<br />
vorgelegt. Damit beurteilt ein ehrenamtlich tätiges<br />
und vom Prüfergebnis unabhängiges Gremium mit direkter<br />
Vertretung von Auftraggeber-Interessen bei Gütezeichenverleihung<br />
und Beschluss von Ahndungsmaßnahmen. Hinzu<br />
kommt: Wichtige Entscheidungen, wie z. B. die Änderung<br />
der Güte- und Prüfbestimmungen werden in der Mitgliederversammlung<br />
der Gütegemeinschaft mit paritätischen<br />
Stimmen von Auftraggebern und Auftragnehmern beschlossen.<br />
Änderungen durchlaufen das RAL-Revisionsverfahren<br />
mit Beteiligung der einschlägigen Fach- und Verkehrskreise.<br />
Die Aufgabe der Bewertung der Bietereignung erfordert<br />
vom Auftraggeber Vertrauen in das von ihm zum Maßstab<br />
gemachte Referenzsystem. Auftraggeber wollen sicher sein,<br />
dass ihre Interessen in der Prüforganisation vertreten sind.<br />
Nicht zuletzt deshalb, weil sie auf die Aussagekraft des<br />
Qualifikationsnachweises und die Gütesicherung auf der<br />
Baustelle vertrauen wollen, um einen fairen Wettbewerb<br />
zwischen qualifizierten Bietern zu ermöglichen.<br />
Die RAL-Gütesicherung Kanalbau hat sich dieses Vertrauen<br />
bei vielen Auftraggebern erworben infolge der hohen<br />
Spezialisierung und damit einhergehenden Fachkompetenz<br />
Auftraggeber haben innerhalb der RAL-Gütesicherung die Möglichkeit,<br />
Baustellenprüfungen zu veranlassen<br />
im speziellen Bereich Kanalbau, der Neutralität der Organisation<br />
sowie der Transparenz in Bezug auf Prüfabläufe,<br />
handelnde Personen und Prüfungsergebnisse. Auftraggeber<br />
wissen, dass ihre Interessen in der RAL-Gütesicherung<br />
gleichberechtigt vertreten sind und stützen sich seit mehr<br />
als 20 Jahren auf dieses System.<br />
Zusätzlich können Auftraggeber wie die Gütezeicheninhaber<br />
selbst – innerhalb der RAL-Gütesicherung Kanalbau<br />
auf ein umfangreiches Dienstleistungspaket rund um das<br />
Thema Qualitätssicherung zurückgreifen. Hierzu gehören<br />
z. B. Fachveranstaltungen wie Erfahrungsaustausche und<br />
Seminare sowie ein umfangreiches und kostenloses Programm<br />
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NACHRICHTEN VERBÄNDE<br />
GWP: Geschäftsanbahnungsreisen nach<br />
Kanada und in die USA<br />
Die Deutsch-Kanadische Industrie- und Handelskammer<br />
(AHK Kanada) und die AHK USA-Chicago bieten in Zusammenarbeit<br />
mit German Water Partnership (GWP) für kleine<br />
und mittelständische deutsche Unternehmen an, die Interesse<br />
am Einstieg in den kanadischen bzw. US-amerikanischen<br />
Markt der Wasser- und Abwasserwirtschaft haben, zwei<br />
Geschäftsanbahnungsreisen an.<br />
Vom 9. bis 13. Juni 2014 finden im Rahmen der Delegationsreise<br />
nach Kanada eine ganztägige Präsentationsveranstaltung<br />
(12. Juni 2014 in Toronto) sowie individuelle<br />
Gesprächstermine in Ontario oder Quebec statt. Ziel der<br />
Geschäftsanbahnung ist die Unterstützung der deutschen<br />
Firmen beim gezielten und langfristigen Aufbau von<br />
Geschäftsbeziehungen mit kanadischen Firmen.<br />
Vom 16. bis 20. Juni 2014 können deutsche Unternehmen<br />
in Chicago, Illinois, individuelle Geschäftstermine mit potenziellen<br />
Geschäftskontakten anbahnen. Zudem haben die<br />
Teilnehmer die Möglichkeit, auf einer eintägigen Fachkonferenz<br />
in Downtown Chicago einem Fachpublikum ihre Produkte,<br />
Technologien und Dienstleistungen zu präsentieren.<br />
Die USA sind mit etwa 20 % Marktanteil der weltweit<br />
größte Absatzmarkt für wasserbezogene Produkte. Zusätzlich<br />
sorgen immer strenger werdende Anforderungen für<br />
Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Effizienz, sowie die veralteten<br />
und erneuerungsbedürftigen Wasserinfrastruktursysteme<br />
zu einer steigenden Nachfrage im US-Wassersektor.<br />
In den nächsten 25 Jahren wird mit umfassenden Investitionen<br />
von etwa 1 Billion US-Dollar gerechnet, um den<br />
Bedarf decken und die Standards einhalten zu können.<br />
Speziell in den Bereichen Separierung von kombinierten<br />
Systemen sowie innovative Technologien zur Abwasserverwertung,<br />
Wasserrecycling, Einbindung von green infrastructure,<br />
Meerwasserentsalzung und Wassertransport<br />
wird massives Marktpotenzial gesehen. Die Einführung<br />
neuer Finanzierungsmodelle, wie etwa die 1 Mrd. USD<br />
schwere Clean Water-Initiative in Illinois oder das 50-Mio.-<br />
USD-Paket zur Verbesserung der Wasserinfrastruktur in<br />
Chicago, zeigen deutlich, dass der Bedarf für Investitionen<br />
im US-Wasserinfrastrukturbereich erkannt wurde.<br />
Kanada hält 7 % der weltweiten Frischwasserreserven und<br />
gehört mit 350 Litern pro Kopf und Tag zu den Ländern mit<br />
den höchsten Pro-Kopf-Wasserverbräuchen der Welt. Eine<br />
veraltete Wasserinfrastruktur sowie strengere Umweltauflagen<br />
haben in den letzten Jahren zu verstärkten Investitionen<br />
in die Wasser- und Abwasserwirtschaft geführt. Der Investitionsbedarf<br />
im Abwasserbereich wird auf 40 Mrd. CAD<br />
geschätzt. Die 2012 in Kraft getretene Wastewater Systems<br />
Effluent Regulation macht die Aufrüstung aller Kläranlagen<br />
mit einem Volumen von mehr als 100 m 3 notwendig.<br />
Außerdem besteht Investitionsbedarf in Leitungssysteme,<br />
Mess- und Regeltechnik, da aufgrund der veralteten Infrastruktur<br />
aktuell hohe Leitungsverluste entstehen.<br />
Für deutsche Anlagenhersteller, wie z. B. Hersteller von<br />
Kläranlagen, Komponenten- und Technologiehersteller für<br />
die Abwasserbehandlung, -ableitung und -reinigung sowie<br />
Bauunternehmen, Ingenieure und Planungsbüros im Abwasserbereich<br />
ergeben sich in Kanada sehr gute Marktchancen.<br />
Ebenso gefragt sind deutsche Komponenten- und Technologiehersteller,<br />
die Lösungen für den effizienten Wasserverbrauch,<br />
wie z. B. Wassermonitoring, Mess-, Steuer- und<br />
Regelungstechnik sowie Lösungen zur Wiedernutzung von<br />
Wasser anbieten, um dem Anstieg der Kosten der Trinkwasserversorgung<br />
entgegen zu wirken.<br />
KONTAKT: German Water Partnership, Berlin, für Kanada: Christine von<br />
Lonski, Tel. +49 30 300199-1220, E-Mail lonski@germanwaterpartnership.de,<br />
für USA: Claudia Iberle, Tel. +49 30 300 199-<br />
1228, E-Mail: iberle@germanwaterpartnership.de<br />
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12 03 | 2014
PERSONALIEN NACHRICHTEN<br />
Otto Schaaf ist neues Mitglied des VKU-Vorstands<br />
Ende November 2013 wurde DWA-Präsident Otto Schaaf<br />
(Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR) auf<br />
der Hauptversammlung des Verbands kommunaler Unternehmen<br />
(VKU) in dessen Vorstand gewählt.<br />
Neu im VKU-Vorstand sind neben Schaaf: Sven Becker<br />
(Geschäftsführer Trianel GmbH), Uwe Feige (Werkleiter des<br />
Kommunalservice Jena), Rolf Friedel (Amtsleiter der Stadt<br />
Heidelberg, Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung),<br />
Mathias Hartung (Werkleiter der Stadt Nordhausen, Stadtentwässerung),<br />
Achim Kötzle (Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Tübingen GmbH), Ralf Schürmann (Geschäftsführer<br />
der Stadtwerke Peine GmbH), Karsten Specht (Kaufmännischer<br />
Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung<br />
des OOWV) sowie Thomas Zaremba (Geschäftsführer der<br />
Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH).<br />
Der Vorstand des VKU setzt sich unter anderem aus dem<br />
Präsidenten, den drei Vizepräsidenten, den Vorsitzenden<br />
der Landesgruppen und bis zu 33 von der VKU-Hauptversammlung<br />
gewählten Beisitzern zusammen.<br />
Otto Schaaf<br />
EUROPIPE bestellt zwei neue Geschäftsführer<br />
Neben Dr. Michael Gräf, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung<br />
(CEO), wurden bei EUROPIPE mit Wirkung zum<br />
1. Januar 2014 zwei neue Geschäftsführer bestellt.<br />
Alexander Soboll, bisher Director Sales, Hot Rolled Flat<br />
Products, Salzgitter Mannesmann International GmbH, Düsseldorf,<br />
übernimmt die Ressorts Vertrieb und Tochtergesellschaften.<br />
Des Weiteren verantwortet Dr. Andreas Liessem,<br />
bisher Werksleiter der EUROPIPE GmbH, Mülheim an der<br />
Ruhr, seit diesem Tag die Ressorts Technik, IT, Investitionen<br />
und Produktentwicklung. Ebenfalls seit dem 1. Januar 2014<br />
ist Dirk Czarnetzki Generalbevollmächtigter für den kaufmännischen<br />
Bereich.<br />
Dr. Michael Gräf ist verantwortlich für die Ressorts Strategie,<br />
Personal, Qualität / Supply Chain, Einkauf und den<br />
kaufmännischen Bereich.<br />
Der bislang für den kaufmännischen Bereich zuständige<br />
Geschäftsführer Hans-Werner Gauer trat mit Wirkung vom<br />
31. Dezember 2013 in den Ruhestand.<br />
Dr. Michael Gräf<br />
Dirk Czarnetzki<br />
Alexander Soboll<br />
03 | 2014 13
NACHRICHTEN PERSONALIEN<br />
Universität Hannover ernennt Bert Bosseler<br />
zum Honorarprofessor<br />
Neuer Honorarprofessor: PD Dr.-Ing. Bert Bosseler (IKT) erhält<br />
die Ernennungsurkunde zum Honorarprofessor aus den Händen<br />
des Universitäts-Präsidenten, Prof. Dr. Erich Barke (links)<br />
Die Leibniz Universität Hannover hat den Wissenschaftlichen<br />
Leiter des IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur, PD Dr.-<br />
Ing. Bert Bosseler, zum Honorarprofessor bestellt. Bosseler<br />
lehrt seit dem Jahr 2006 an der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
und Geodäsie das Fach Kanal- und Leitungsbau.<br />
In seinen Vorlesungen schlägt Bosseler die Brücke zwischen<br />
der praxisorientierten Forschung des IKT und der akademischen<br />
Ausbildung von Bauingenieuren. Seine Vorlesungen<br />
werden auch von zahlreichen ausländischen Stipendiaten<br />
besucht, die künftig für die Abwasserinfrastruktur ihrer Heimatländer<br />
verantwortlich sein werden.<br />
Im Jahr 2010 habilitierte sich Bosseler mit einer Schrift über<br />
die „Prüfung und Bewertung von Produkten und Verfahren<br />
zum Bau und zur Instandhaltung unterirdischer Kanäle und<br />
Leitungen“. Grundlage dafür sind die umfassenden Erkenntnisse<br />
aus Forschung, Materialprüfung und Warentests des IKT.<br />
Die Urkunde zum Honorarprofessor überreichte Prof. Dr. Erich<br />
Barke, Präsident der Universität Hannover. Diese Ernennung<br />
unterstreicht die erfolgreiche Kooperation zwischen der Universität<br />
Hannover und dem IKT. Als Wissenschaftlicher Leiter<br />
des Gelsenkirchener Instituts setzt Bosseler auch künftig auf<br />
die enge Verknüpfung zwischen praxisorientierter Forschung<br />
und Lehre.<br />
Kaltenhäuser übernimmt<br />
Vertrieb und Marketing<br />
bei RELINEEUROPE<br />
Gunter Kaltenhäuser (Bild) folgt auf Benedikt Stentrup<br />
Zum 1. April 2014 übernimmt Gunter Kaltenhäuser<br />
(39) den Geschäftsbereich Vertrieb und Marketing<br />
bei RELINEEUROPE. Kaltenhäuser ist bereits seit vielen<br />
Jahren im Bereich Kanalsanierung tätig, zuletzt als<br />
Vertriebsleiter bei MC Bauchemie, einem führenden<br />
Hersteller bauchemischer Produkte. Dort verantwortete<br />
er die Neustrukturierung und Weiterentwicklung des<br />
Geschäftsbereichs zur Instandhaltung unterirdischer<br />
Infrastrukturen in Deutschland und Europa. Zuvor war<br />
der Diplom-Ingenieur Projekt-Manager beim Institut<br />
für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in Gelsenkirchen.<br />
Kaltenhäuser folgt in dieser Position bei RELINEEUROPE<br />
auf Benedikt Stentrup, der das Unternehmen zum 31.<br />
Dezember 2013 auf eigenen Wunsch verlassen hat.<br />
14 03 | 2014
VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />
Premiere der Tiefbaumesse InfraTech übertrifft<br />
alle Erwartungen<br />
Die erste Auflage der Tiefbaumesse InfraTech, die vom 15.<br />
bis 17. Januar 2014 in der Messe Essen stattfand, hat alle<br />
Erwartungen übertroffen. 5.972 Personen besuchten die<br />
Tiefbaumesse, auf der sich 165 Aussteller aus Deutschland,<br />
den Niederlanden und weiteren europäischen Ländern<br />
präsentierten.<br />
Auch die Besucher der parallel stattfindenden Fachmessen<br />
von DEUBAUKOM, DCONex und Leben + Komfort besuchten<br />
die Messestände der Tiefbaumesse InfraTech. Insgesamt<br />
konnten die Organisatoren der vier Messen 34.950 Besucher<br />
begrüßen.<br />
Es hat sich herausgestellt, dass die Qualität der Besucher<br />
hoch war. Mehr als 40 % war Geschäftsführer/Inhaber<br />
und insgesamt 50 % der Besucher erwies sich als entscheidungsbefugt.<br />
Der Großteil der teilnehmenden Unternehmen<br />
zeigte sich angenehm überrascht von der großen Anzahl der<br />
neuen Geschäftskontakte und deren Potenzial. Bernd Bathke,<br />
Leitung Werbung, Direktmarketing und Veranstaltungen<br />
von ACO Tiefbau: „Wir wurden von einem Ansturm der<br />
Tiefbau-Foren 2014: Gelungener Auftakt in Ulm –<br />
Vorfreude auf Leipzig<br />
Das erste der beiden Tiefbau-Foren 2014 der Saint-Gobain<br />
Building Distribution Deutschland GmbH war ein Auftakt<br />
nach Maß: Über 2.000 Besucher kamen am 23. Januar<br />
nach Ulm, um sich auf der zukunftsweisenden Fachmesse<br />
umzusehen. Die zweite Veranstaltung findet am 2. April<br />
in Leipzig statt.<br />
Die Tiefbau-Foren der Saint-Gobain Building Distribution<br />
Deutschland (SGBDD) gehören mittlerweile zur Tradition<br />
und bilden den jährlichen Branchenauftakt. Um den steigenden<br />
Besucherzahlen gerecht zu werden, wechselte die<br />
SGBDD erstmals die Location: Statt im Edwin-Scharff-Haus<br />
fand die Veranstaltung in der Donauhalle am Ulmer Messegelände<br />
statt. Die Fachbesucher informierten sich in rund 40<br />
Vorträgen zum diesjährigen Schwerpunktthema Produktund<br />
Verfahrensinnovationen der Bereiche „Versorgung,<br />
Entsorgung und Oberfläche“. Sie nutzten den Tag aber<br />
auch, um mit über 110 namhaften Lieferanten und Industriepartnern<br />
ins Gespräch zu kommen. „Die Tiefbau-Foren sind<br />
keine reinen Info-Veranstaltungen, sondern immer mehr<br />
eine beliebte und wichtige Kommunikationsplattform“,<br />
sagt Mario Hinz, Geschäftsleiter Tiefbau bei der SGBDD.<br />
Am 2. April wird es im Congress Center in Leipzig eine<br />
Fortsetzung des Ulmer Forums geben. Zu den fachkundigen<br />
Referenten zählen auch dort Johan Leiker (Alvenius,<br />
Eskilstuna) mit dem in Ulm bereits gut besuchten Vortrag<br />
über „Energieeffiziente Hochleistungsrohrsysteme“, und Dr.<br />
neuen Geschäftskontakten überrascht und sind begeistert“.<br />
Das Vortragsprogramm, das vom IKT (Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur) organisiert wurde, sorgte an den ersten<br />
beiden Messetagen für ein bis auf den letzten Platz gefülltes<br />
Auditorium, in dem renommierte Redner sich mit aktuellen<br />
Problemen der (städtischen) Infrastruktur befassten. Die<br />
Vorträge über die neuen Entwicklungen in den Bereichen<br />
Straßenbau, Tiefbau, Energieeinsparungen und Stromversorgung<br />
zogen eine Vielzahl von Interessierten an, die sich<br />
auch aktiv an den anschließenden Diskussionen beteiligten.<br />
Roland W. Waniek, Geschäftsführer des IKT sagte dazu:<br />
„Besonderes gut ist, dass auf der InfraTech so viele Kommunalvertreter<br />
anwesend sind. Sie sind interessiert, kritisch<br />
und bringen sich aktiv in die Diskussionen ein.“<br />
Vom 13. bis 15. Januar 2016 wird in der Messe Essen die<br />
zweite InfraTech stattfinden, erneut zeitgleich mit den Fachmessen<br />
DEUBAUKOM und DCONex. Wer bis solange nicht<br />
warten möchte, kann die niederländische Ausgabe der Messe<br />
InfraTech vom 20. bis 23. Januar 2015 in Rotterdam besuchen.<br />
Die Fachbesucher informierten sich in rund 40 Vorträgen zum diesjährigen<br />
Schwerpunktthema Produkt- und Verfahrensinnovationen der Bereiche<br />
„Versorgung, Entsorgung und Oberfläche“<br />
Bernhard Schneider (Regierungsdirektor im Bundesministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung), der über „EU-<br />
Bauproduktenverordnung – Rechte und Pflichten“ referiert.<br />
Die Tiefbau-Foren werden von den SGBDD-Marken IBA,<br />
Muffenrohr, Raab Karcher und Schulte Tiefbauhandel<br />
organisiert.<br />
KONTAKT: www.tiefbau-forum.com<br />
03 | 2014 15
NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />
28. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
fokussierte Hybridnetze<br />
Nach „Rohrleitungen – in neuen Energieversorgungskonzepten“<br />
und dem Schwerpunkt „Klimawandel“ in 2013<br />
widmete sich das diesjährige Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
erneut der „Energieversorgung“. Mittlerweile sind aus<br />
ersten Konzepten erste Pilotprojekte hervorgegangen, wie<br />
z. B. die Wasserstofferzeugungsanlage der E.ON im brandenburgischen<br />
Falkenhagen oder das Hybridprojekt Oldenburg-Drielake,<br />
bei dem sogenannte Energetische Nachbarschaften<br />
als Baustein zukünftiger Hybridnetze im Fokus<br />
stehen. Auch Techniken wie die Nutzung von Abwärme aus<br />
Abwasser finden mittlerweile immer breitere Anwendung.<br />
Dennoch wurde eines in Oldenburg recht deutlich: Eine<br />
sichere Energieversorgung wird in der Zukunft nicht durch<br />
die einfache Umstellung der heutigen Strukturen möglich<br />
sein. Die Zukunft sieht komplexe ineinander greifende Netzstrukturen<br />
vor. Dies erfordert viel technischen Sachverstand<br />
und verlangt einen hohen interdisziplinären Austausch wie<br />
beim diesjährigen Oldenburger Rohrleitungsforum, das mit<br />
seinem Motto „Rohrleitungen als Teil von Hybridnetzen –<br />
unverzichtbar im Energiemix der Zukunft“ exakt den Nerv<br />
der Branche traf.<br />
Prof. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des iro e.V.<br />
und Geschäftsführer der iro GmbH, eröffnete am 6. Februar<br />
2014 das 28. Oldenburger Rohrleitungsforum mit<br />
über 3.000 Teilnehmern, rund 350 Ausstellern und 130<br />
Referenten.<br />
Gasnetze mit Potential<br />
Im Anschluss an die Grußworte widmeten sich die beiden<br />
Eröffnungsvorträge eingehend dem Thema der diesjährigen<br />
Veranstaltung. Prof. Dr.-Ing. Hartmut Krause, DVGW e.V.,<br />
DBI Gastechnologisches Institut gGmbH, zeigte auf, welchen<br />
Beitrag die Gasnetze zur Stabilisierung der Energieversorgung<br />
bei zunehmendem Anteil erneuerbarer Energieträger<br />
an der Energieerzeugung leisten können. Wo gibt es – mit<br />
Blick auf die Gasnetze der Zukunft – noch Forschungsbedarf:<br />
auch das eine Steilvorlage von Krause, die Jun.-Prof.<br />
Dr. Sebastian Lehnhoff, Bereichsvorstand Energie OFFIS<br />
e.V. Institut für Informatik, Oldenburg, aufnahm. Eine entscheidende<br />
Komponente zur erfolgreichen Realisierung<br />
der zukünftigen Energieversorgung sind entsprechende<br />
Automatisierungs- und Informationstechnologien, die erst<br />
eine Steuerung der Energieströme ermöglichen. „Dabei<br />
stellen sich im Wesentlichen zwei Probleme“, führte Lehnhoff<br />
aus. „Zum einen fehlt die Möglichkeit erzeugte Energie<br />
in ausreichendem Maß zu speichern und zum anderen<br />
müssen Transportengpässe dringend gelöst werden.“ In<br />
diesem Zusammenhang sieht Lehnhoff in den Smart Grids<br />
ein Instrument, die vorhandene Infrastruktur intelligent zu<br />
nutzen. An der Kernfrage, wie die Systeme zu verknüpfen<br />
sind, arbeitet das Institut zurzeit intensiv, u. a. werden Leitsysteme<br />
und Planungsansätze für gekoppelte Infrastruktursysteme<br />
entwickelt.<br />
Energetische Nachbarschaften<br />
Ein weiterer interessanter Ansatz beschäftigt sich mit der<br />
Regionalisierung der Hybridnetze, wie das Beispiel Drielake<br />
(Oldenburg) mit seinen Energetischen Nachbarschaften<br />
zeigt. Dabei wird nach Identifizierung passender Bereiche<br />
ein Verbund von dezentralen Verbrauchern und Produzenten,<br />
die sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander<br />
befinden, geschaffen. Dies ist auch eine der Grundvoraussetzung<br />
für ein weiteres Schwerpunktthema, das im<br />
Zusammenhang mit dem Thema „Hybridnetze“ nicht fehlen<br />
darf: die energetische Nutzung der Abwasserwärme. In drei<br />
Vortragsblöcken wurde über neue technische Entwicklungen<br />
und die Erfahrungen aus aktuellen Projekten berichtet.<br />
Festzustellen ist, dass sich die Technik zur Nutzung der<br />
Prof. Thomas Wegener eröffnete das 28. Oldenburger<br />
Rohrleitungsforum<br />
In der Hochschule und auf dem Freigelände präsentierten die<br />
Aussteller ihre aktuellen Produkte und Verfahren<br />
16 03 | 2014
VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />
Abwasserwärme etabliert hat und dass das Interesse seitens<br />
der Kommunen stetig zunimmt.<br />
Dass sich vieles um die Weiterentwicklung der Erdgasnetze<br />
drehen wird, wurde ebenfalls deutlich. Über die technischen<br />
Aspekte wie z. B. den Einfluss des durch Elektrolyse<br />
gewonnenen und eingespeisten Wasserstoffs auf das Rohrnetz<br />
wurde in zwei Vortragsblöcken diskutiert. „Neben<br />
den Erdgasspeichern und -netzen bieten sich allerdings<br />
auch die großen Fernwärmenetze dazu an, Flexibilitäten<br />
für die erneuerbare Stromerzeugung bereitzustellen“, so<br />
DI Robert Hinterberger, Geschäftsführer Energy Research<br />
Austria, New Energy Capital Invest GmbH. Das hohe Flexibilitätspotential<br />
im Wärmemarkt zeige sich schon alleine<br />
darin, dass deutschlandweit der Wärmeverbrauch mehr als<br />
2,5-mal so groß ist wie der Stromverbrauch. Insbesondere<br />
sogenannte Power-To-Heat-Anlagen könnten zu einem<br />
wichtigen Baustein der Energiewende werden, indem erneuerbarer<br />
Überschussstrom in Fernwärmesystemen verwertet<br />
werde, anstatt diesen wie bisher abzuregeln. Die Umsetzung<br />
solcher Hybridsysteme erfordere aber nicht nur die<br />
technische Integration, sondern vor allem eine Anpassung<br />
der regulatorischen, rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen.<br />
So ist es für Fernwärmebetreiber derzeit in<br />
Deutschland nicht wirtschaftlich möglich, erneuerbaren<br />
Überschussstrom auf diese Art und Weise zu verwerten.<br />
Auf diesen Aspekt verwies auch Dipl.-Ing. Heiko Fastje,<br />
Geschäftsführer der EWE Netz GmbH. Denn die Grundzüge<br />
der Regulierung sind in einer Zeit entworfen worden, als<br />
wenige große Unternehmen den Energiemarkt dominierten.<br />
Die mittlerweile entstandene Struktur an Marktteilnehmern<br />
am Energiemarkt erfordert eine Anpassung der Regulierung,<br />
um eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Entwicklung<br />
zu ermöglichen.<br />
Fazit<br />
Auch in diesem Jahr kamen die „Dauerbrenner“ des Forums<br />
nicht zu kurz: Hierzu zählen die vielen Vortragsblöcke, die sich<br />
den verschiedenen Rohrmaterialien widmen, genauso wie die<br />
Blöcke zu den Themen grabenloser Leitungsbau, HDD oder<br />
Sanierung von Rohrleitungen. Zudem bildete der Korrosionsschutz<br />
von Rohrleitungen einen besonderen Schwerpunkt,<br />
aber auch Reizthemen wie das Fracking wurden kontrovers<br />
diskutiert. Wie immer gab es eine Fülle von aktuellen Themen<br />
und den gewohnt intensiven Austausch. „Um die Herausforderungen<br />
der Energieversorgung in Zukunft zu meistern,<br />
wird es nicht nur einen Lösungsweg geben. Die Kombination<br />
der verschiedenen technischen Möglichkeiten wird zum Ziel<br />
führen und Rohrleitungssysteme werden dabei eine wichtige<br />
Aufgabe spielen“, fasste Prof. Wegener seine Eindrücke nach<br />
Beendigung der Veranstaltung zusammen. Dementsprechend<br />
werden dem Oldenburger Rohrleitungsforum auch in den<br />
nächsten Jahren die Themen nicht ausgehen. Zum Vormerken:<br />
Das 29. Oldenburger Rohrleitungsforum findet am 19.<br />
und 20. Februar 2015 statt.<br />
RSV-Praxistag „Rehabilitation von Trinkwasserleitungen“<br />
findet am 15. April in Mellendorf statt<br />
Bei dem RSV-Praxistag wird als wichtiger Aspekt für die<br />
Rehabilitationsplanung von Trinkwasserleitungen die technische<br />
Zustandsbewertung behandelt. Zudem wird die hygienische<br />
Bewertung in einem separaten Thema behandelt.<br />
Die möglichen Rehabilitationsverfahren werden ausführlich,<br />
nicht nur im Standardablauf, sondern auch in ihrer<br />
Vielschichtigkeit vorgestellt.<br />
Worauf bei der Planung besonders zu achten ist, wird<br />
nach Abschluss einer Baumaßnahme dargestellt und<br />
diskutiert.<br />
Die Nutzungsdauer aller Rohrmaterialien und Rohrverbindungen<br />
sind begrenzt. Durch rechtzeitiges Sanieren kann<br />
die Nutzungsdauer wesentlich verlängert werden. Hierfür<br />
sind Zustandsuntersuchungen bzw. -bewertungen erforderlich,<br />
um ein wirtschaftliches Verfahren einzusetzen.<br />
Bei den Verfahrensvarianten kann von einer Nutzungsdauer<br />
von 50 bis 80 Jahren ausgegangen werden. Der Erfolg der<br />
grabenlosen Bauverfahren veranlasste die Rohrindustrie<br />
zur stetigen Weiterentwicklung der Rohrmaterialien und<br />
Rohrverbindungen speziell für das Medium Trinkwasser.<br />
Der RSV-Praxistag „Rehabilitation von Trinkwasserleitungen“<br />
am 15. April 2014 in Mellendorf widmet sich ausführlich<br />
und praxisbezogen in vier Themenblöcken den<br />
gängigen Sanierungsverfahren.<br />
Eine interessante<br />
Fachausstellung<br />
der Sponsoren rundet<br />
das Programm<br />
dieser eintägigen<br />
Veranstaltung ab,<br />
wobei Hersteller<br />
und Anwender<br />
über technische<br />
Weiterentwicklungen<br />
im eigenen<br />
Hause berichten<br />
und Fragen<br />
beantworten.<br />
KONTAKT: RSV - Rohr-<br />
leitungssanierungsver-<br />
band e.V., Lingen/Ems),<br />
Horst Zech, Tel. +49<br />
5963 9810877, E-Mail:<br />
rsv-ev@t-online.de<br />
Trommelwagen für Close-Fit-Rohre<br />
03 | 2014 17
NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />
Sanierungsplanungskongress 2014 in Kassel rückte<br />
die Bedarfsplanung in den Fokus<br />
„Kanalnetze – Fit für die Zukunft“ lautete das Motto des<br />
1. Sanierungsplanungskongresses, zu dem der Verband<br />
Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />
e. V. (VSB) gemeinsam mit der DWA am 12. und 13. Februar<br />
2014 nach Kassel eingeladen hatten. Im Rahmen der<br />
zweitägigen Veranstaltung nutzten rund 150 technisch Verantwortliche<br />
bei Kanalnetzbetreibern, Fachbehörden und<br />
planenden Ingenieurbüros die Gelegenheit zum intensiven<br />
Austausch. Wie lassen sich mit strategischer Bedarfsplanung<br />
technische, betriebswirtschaftliche und bauliche Parameter<br />
so optimieren, dass sich Leitungsnetze auf lange Sicht<br />
erfolgreich betreiben und Vermögenswerte sichern lassen,<br />
lautete die Frage, deren Beantwortung den Kongress wie<br />
ein roter Faden durchzog. „Der Netzbetreiber ist bei dieser<br />
Aufgabe allerdings nicht auf sich alleine gestellt“, so die<br />
klare Meinung von Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, Initiator<br />
des Kongresses auf Seiten des VSB. „Aber er muss seine<br />
Ansprüche formulieren und seine Bauherrenaufgaben konsequent<br />
wahrnehmen.“ Wie das aussehen kann, erfuhren<br />
die Teilnehmer in sieben inhaltlich aufeinander abgestimmten<br />
Themenblöcken.<br />
In seinem Impulsvortrag berichtete Schwanaus Bürgermeister<br />
Wolfgang Brucker exemplarisch über die Entwicklungen<br />
in seiner Gemeinde, in der erst weiträumige Überflutungen<br />
im Jahr 2003 dazu geführt hatten, die gesamte Leitungsinfrastruktur<br />
mithilfe eines Generalentwässerungsplanes<br />
grundlegend zu erneuern. Dabei habe sich schnell herausgestellt,<br />
dass ein solches Projekt nur in einer gemeinsamen<br />
Anstrengung aller an der Sanierung beteiligten Partner zu<br />
bewerkstelligen sei. „Auftraggeber, Ingenieurbüro und ausführendes<br />
Unternehmen müssen an einem Strang ziehen,<br />
um die wichtigen Projektphasen von der Bestandsaufnahme<br />
über die Zustandserfassung und -beurteilung, das Sanierungskonzept,<br />
die Objektplanung und die Bauausführung<br />
unter wirtschaftlichen und technischen Aspekten und im<br />
Sinne der Nachhaltigkeit erfolgreich zu gestalten.“<br />
In Düsseldorf und der baden-württembergischen Gemeinde<br />
Kappelrodeck scheint das gelungen zu sein. Aus der kommunalen<br />
Praxis berichteten Dr. Claus Henning Rolfs, Stadtentwässerungsbetrieb<br />
Düsseldorf, und Bürgermeister Stefan<br />
Hattenbach in Themenblock 2, der sich mit „Kanalnetzunterhaltung<br />
als Generationenaufgabe – von der Strategie<br />
zur Finanzierung“ beschäftigte. In Düsseldorf verfolgt man<br />
einen ganzheitlichen Ansatz. „Investitionen werden erst<br />
dann getätigt, wenn alle Alternativen geprüft, neue Entwicklungen<br />
des Gesetzgebers berücksichtigt, die städtebaulichen<br />
Planungen eindeutig und die aktuelle Notwendigkeit<br />
der Maßnahme erwiesen sind“, erklärte Rolfs. Darüber hinaus<br />
muss die Finanzierung sichergestellt sein. Entsprechend<br />
der Selbstüberwachungsverordnung Kanal (SüwV Kann)<br />
wurden bereits 99,5 % des 1544 km langen öffentlichen<br />
Kanalnetzes inspiziert, dokumentiert und bewertet. Das<br />
Ergebnis: Der Anteil mit vordringlichem Handlungsbedarf<br />
ist in Düsseldorf mit einem Anteil von 1,15 % im Vergleich<br />
zum Bundesdurchschnitt (8 %) erheblich geringer. Dennoch<br />
erhöht sich der mittelfristige Handlungsbedarf aufgrund<br />
des Alterungsprozesses. Konsequent werden die jährlichen<br />
Investitionen in Höhe von 12 Mio. auf rund 25 Mio. Euro<br />
erhöht. Interessant in diesem Zusammenhang: Trotz Verdoppelung<br />
der Investitionen steigen die Gebühren nur minimal.<br />
Im Gegensatz hierzu ist das Kanalnetz von Kappelrodeck<br />
nur 53 km lang, die Aufwendungen für Instandhaltungsmaßnahmen<br />
entsprechend geringer. Doch in der Sichtweise<br />
stimmte Hattenbach mit seinen Vorredner überein. Er<br />
betrachtet die Kanalinfrastruktur als Treuhandvermögen<br />
des Bürgers, das von der Kommune verwaltet wird. „Der<br />
Widerbeschaffungswert von rund 38. Mio. Euro nimmt uns<br />
dem Bürger gegenüber ebenso in die Pflicht wie gegenüber<br />
Umwelt und Kanal“, so Hattenbach. Konsequent hat man<br />
in der eher kleinen Gemeinde ein umfassendes Sanierungskonzept<br />
erarbeiten lassen, das sukzessive umgesetzt wird.<br />
Allerdings werden anstehende Sanierungsmaßnahmen in<br />
jedem Fall kritisch analysiert – etwa in Bezug auf Notwendigkeit,<br />
Umfang oder Wirtschaftlichkeit. Dazu gehört die<br />
offene Diskussion über den Zustand der Kanalisation und<br />
die Festlegung von Aufgaben, zu denen Bürgerinformationsveranstaltungen<br />
ebenso zählen wie das Umsetzen<br />
der Ergebnisse in den jährlichen Haushaltsberatungen und<br />
Maßnahmenplänen oder die Verbesserung der Datenbasis.<br />
Alleine oder im Verbund?<br />
Doch wie sehen die Voraussetzungen für eine optimale<br />
Kanalsanierungsplanung aus? Erfahrungsberichte von<br />
kommunalen Vertretern zeigten, dass eine finanziell eigenständige<br />
Organisation, fachlich gut ausgebildetes internes<br />
und externes Personal, die regelmäßige Überprüfung der<br />
Prozesse, der Einsatz moderner Technik und regelmäßige<br />
Kontrollen zu wichtigen Bausteinen einer erfolgreichen<br />
Kanalsanierung zählen. Damit kommt der Organisation<br />
kommunaler Aufgaben eine wichtige Rolle zu. Aber wer<br />
setzt sie um? Und sind Lösungen für den Netzbetrieb besser<br />
alleine oder im Verbund mit anderen zu realisieren?<br />
„Werden die Aufgaben der Abwasserentsorgung gebündelt<br />
– etwa in einem Zweckverband – lassen sich Synergien<br />
schaffen, mit denen die Abwasserentsorgung auf hohem<br />
Standard unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit besser<br />
zu realisieren ist“, dieser Meinung ist Dipl.-Ing. Norbert<br />
Engelhard vom Erftverband in Bergheim. Allerdings bleibt<br />
auch bei diesen Ansätzen die Suche nach kompetenten<br />
Partnern unerlässlich. Doch wie finde ich den Planer, der<br />
die bestmögliche Leistung erwarten lässt? Dieser Frage<br />
ging Dipl.-Ing. Peter Kalte von der Gütestelle Honorar- und<br />
Vergaberecht in Mannheim nach. Egal, ob ich einen Planer<br />
suche, der wirtschaftlich plant, oder einen, der qualitätsvoll<br />
18 03 | 2014
plant: der, der die bestmögliche Leistung erwarten lässt, soll<br />
den Auftrag erhalten, lautete der Tenor von Kaltes Vortrag.<br />
Bei der Suche ist jedoch viel Fachwissen vom Netzbetreiber<br />
nötig. Und das nicht nur bei der Findung des optimalen<br />
Honorars, sondern insbesondere bei der Feststellung der<br />
fachlichen Kompetenz – so das Fazit der allgemeinen Diskussionsrunde,<br />
die den ersten Tag in Kassel abschloss.<br />
Mit Vorträgen über die Herausforderung ganzheitlicher,<br />
zukunftsorientierte Planung ging der Kongress in die zweite<br />
Runde. „Es regnet stärker, und wir werden weniger:<br />
Damit steigen die Einflüsse auf die Entwässerungsplanung“,<br />
so Prof. Dipl.-Ing. Dieter Sitzmann, Hochschule<br />
Coburg. „Bei der Planung der zukünftigen Netzinfrastruktur<br />
müssen wir nachhaltig planen und über den Tellerrand<br />
blicken“, so seine Empfehlung. U. a. könnten auch die<br />
Stadtplaner in die Sanierungskonzepte einbezogen werden,<br />
um etwa Verkehrs- und Freiflächen bei der Risikovorsorge<br />
zu berücksichtigen. Weiterführende Regelungen<br />
zur Risikobewertung urbaner Sturzfluten im Kontext der<br />
DIN EN 752 sowie des Arbeitsblattes DWA-A 118 werden<br />
zurzeit von der DWA-Arbeitsgruppe ES-2.5 „Anforderungen<br />
und Grundsätze der Entsorgungssicherheit“<br />
erarbeitet und im Merkblatt DWA-M 119 (erscheint 2014)<br />
niedergelegt. Dort werden u. a. die methodischen Ansätze<br />
zur systematischen Gefährdungs- und Risikoanalyse für<br />
Siedlungsgebiete in Bezug auf lokale Starkregen näher<br />
beschrieben und weitergehende Anwendungsempfehlungen<br />
ausgesprochen.<br />
Planung ist eine komplexe Ingenieursdisziplin<br />
Die Planungsleistung hat im Sanierungsprozess einen enormen<br />
Stellenwert: Hierin waren sich Dr.-Ing. Martin Wolf, SiwaPlan<br />
Ing.-Ges. mbH, und Prof. Norbert Jardin vom Ruhrverband<br />
in Essen einig. Untersuchungen beim Ruhrverband haben<br />
gezeigt, dass eine integrale Entwässerungsplanung neue Möglichkeiten<br />
zur ganzheitlichen Optimierung und damit erhebliche<br />
Einsparungen möglich macht. Die Beispiele dokumentieren,<br />
dass in der ersten Phase eines Projektes die Basis für eine<br />
erfolgreiche und wirtschaftliche Sanierung gelegt wird. Aber<br />
was tun, wenn eine Sanierung ansteht? Zuspachteln, Schlauch<br />
einziehen oder gleich alles herausreißen? Jede Sanierungstechnik<br />
hat ihre eigenen Parameter, weshalb eine Entscheidung für<br />
Renovierung, Reparatur oder Neubau nicht pauschal zu treffen<br />
ist. Für Markus Vogel ist die bauliche Sanierungsplanung eine<br />
komplexe Ingenieursdisziplin, und die Qualität des Sanierungsergebnisses<br />
steht im direkten Zusammenhang mit der Qualität<br />
der Planung. „Deshalb gibt es die Standard-Sanierungstechnik<br />
auch nicht“ erklärte Vogel, „denn kein Unternehmen verfügt<br />
über alle geeigneten und bewährten Sanierungsverfahren und<br />
Einzeltechniken.“ Das „Wie“ entscheidet deshalb die Planung.<br />
Ihre Aufgabe besteht u. a. darin, ein VOB-konformes Vergabeverfahren<br />
zu ermöglichen. Zudem ist eine Festlegung der<br />
Sanierungstechnik des Schadensbildes in Abhängigkeit der<br />
örtlichen Randbedingungen durch den Planer unabdingbar.<br />
Letzlich gilt: Nicht eine Firma entscheidet, welches Verfahren<br />
sie anbietet, sondern der Planer trifft die Vorgabe der technischen<br />
Spezifikation. Dabei hat er neben technischen Aspekten<br />
weitere wichtige Parameter wie eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />
oder Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Allerdings<br />
nützt die beste Planung nichts, wenn die Ausführung nicht den<br />
gewünschten Anforderungen entspricht. Klare Anforderungen<br />
an Bieter und Technik sind zu formulieren und das Sanierungsergebnis<br />
zu definieren. Habe ich die Leistung bekommen, die<br />
ich mir vorgestellt habe? Diese Frage müssen sich viele Netzbetreiber<br />
stellen. Für die Ausführung von Sanierungsarbeiten ist<br />
ein hoher Grad an Erfahrung, Zuverlässigkeit und Kompetenz<br />
in Technik und Organisation unerlässlich. Und das ist nicht für<br />
kleines Geld zu haben – auch hier bestand in Kassel Konsens.<br />
MESSEN UND TAGUNGEN<br />
29. FDBR-Fachtagung Rohrleitungstechnik<br />
25.-26.03.2014 in Mannheim; info@fdbr.de<br />
12. Deutscher Schlauchlinertag<br />
27.03.2014 in Düsseldorf; borovsky@<br />
ta-hannover.de, www.<br />
schlauchlinertag.de<br />
Münchner Kunststoffrohrtage<br />
27.-28.03.2014 in München; www.tuevsued.de/muenchnerkunststoffrohrtage<br />
<strong>Tube</strong> 2014<br />
07.-11.04.2014 in Düsseldorf; www.tube.de<br />
<strong>IFAT</strong> 2014<br />
05.-09.05.2014 in München; info@ifat.de,<br />
www.ifat.de<br />
21. Fachmesse „Energieffizienz 2014“<br />
06.-08.05.2014 in Köln; t.limoni@agfw.de,<br />
www.agfw.de<br />
CEOCOR-Jahrestagung<br />
21.-22.05.2014 in Weimar; geschaeftsstelle@<br />
fkks.de<br />
5.anlagen.forum<br />
24.-25.06.2014 in Wien; nicole.hall@tuevsued.de,<br />
www.tuev-sued.de/<br />
akademie<br />
9. Forum Industriearmaturen<br />
26.06.2014 in Essen; b.pflamm@<br />
vulkan-verlag.de, www.forumindustriearmaturen.de<br />
8. Praxistag Korrosionsschutz<br />
02.07.2014 in Gelsenkirchen; b.pflamm@<br />
vulkan-verlag.de, www.<br />
praxistag-korrosionsschutz.de<br />
4. Praxistag Wasserversorgungsnetze<br />
05.11.2014 in Rheine; b.pflamm@vulkanverlag.de,<br />
www.praxistagwasserversorgungsnetze.de<br />
03 | 2014 19
NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Tube</strong> 2014 verbindet Tradition und Innovation<br />
Die Messe Düsseldorf ist vom 7. bis 11. April 2014 erneut<br />
Ausrichter der Messen <strong>Tube</strong>, Internationale Rohrfachmesse,<br />
und wire, Internationale Fachmesse Draht und Kabel.<br />
Rund 2500 Aussteller werden dort ihre Innovationen aus<br />
der Rohr-, Draht- und Kabelindustrie in 15 Messehallen<br />
präsentieren – für kleine und große Branchen-Player ist der<br />
Besuch dieser Fachmessen ein absolutes Muss.<br />
Das Rohr im Mittelpunkt: Die Fachmesse <strong>Tube</strong> 2014<br />
Im Fokus der <strong>Tube</strong> 2014 werden Rohmaterialien, Rohre,<br />
Zubehör und Maschinen, sowie weitere innovative Technologien<br />
zur Rohrherstellung stehen. Die Fachmesse widmet<br />
sich auch dem Handel mit Rohren aus FE-Metall, NE-Metall,<br />
Kunststoff, Glasfaser, Glas, Keramik, sowie Beton. Wichtige<br />
Themen der <strong>Tube</strong> sind darüber hinaus die Mess-, Steuerund<br />
Regeltechnik sowie die Spezialgebiete Prüftechnik und<br />
-maschinen. Einen großen Stellenwert nehmen auch Werkzeuge<br />
und Hilfsmittel zur Verfahrenstechnik ein.<br />
Foto: Messe Düsseldorf<br />
Rückblick: Aussteller und Besucher der <strong>Tube</strong> 2012<br />
Über 73.000 Fachbesucher aus mehr als 100 Ländern<br />
kamen zu <strong>Tube</strong> 2012 und wire 2012 nach Düsseldorf und<br />
informierten sich über Innovationen von 2.500 Ausstellern<br />
aus 58 Ländern. Präsentiert wurden aktuelle Technologien,<br />
Maschinen und Produkte auf insgesamt 105.800 m 2<br />
Ausstellungsfläche.<br />
Mit 1.179 Unternehmen wurde bei der <strong>Tube</strong> 2012 zudem<br />
ein weiterer Ausstellerrekord erzielt. Die Ausstellerzahl hat<br />
sich damit seit 1988 verachtfacht. Sehr positiv war der<br />
hohe internationale Anteil mit 70 %. Marktführer aus 50<br />
Ländern ließen es sich die nicht nehmen, ihr Können und<br />
ihre Produkte auf der <strong>Tube</strong> zu zeigen.<br />
Einen kräftigen Sprung machte die Fachmesse für Rohre<br />
auch bei den Besucherzahlen. Sie stiegen um über 2.600<br />
auf 34.600 Fachbesucher. Auch hier war die Internationalität<br />
mit 55 % erfreulich hoch. Zahlreiche Fachbesucher<br />
kamen vor allem aus Italien, Frankreich und Indien. Die<br />
Aussteller waren mehr als zufrieden, denn sie durften sich<br />
über zahlreiche abgeschlossene Geschäfte und ein gutes<br />
Nachmessegeschäft freuen. Der Ausstellerbereich Rohrhandel<br />
und -herstellung ist in den letzten Jahren sogar immens<br />
gestiegen und hat seine Kapazitätsgrenze nahezu erreicht.<br />
Besucher der wire und <strong>Tube</strong> 2012<br />
Neu 2014: Plastic <strong>Tube</strong> Forum, Halle 7.1<br />
Eine Premiere feiert das PTF - Plastic <strong>Tube</strong> Forum - hier<br />
dreht sich alles um Kunststoffrohre und deren vielfältige<br />
Einsatzmöglichkeiten.<br />
Kunststoffrohre sind in der Gas- oder Trinkwasserversorgung,<br />
in Heizungs- und Sanitärsystemen, in der Chemieoder<br />
Pharmaindustrie, der Geochemie oder der Automobilindustrie<br />
im Einsatz.<br />
Ihr hohes Innovationspotenzial, neue und weiterentwickelte<br />
Kunststoffe sowie Verbesserungen in Produktions- und<br />
Verfahrenstechniken ermöglichen die Entwicklung anwendungsspezifischer<br />
Problemlösungen, was gerade für Energie-<br />
und Umwelttechnik interessant ist. Die Sonderschau<br />
in der Halle 7.1 soll sich als exklusiver Treffpunkt für Rohstoffhersteller,<br />
Rohrhersteller, Rohrhändler, Rohstoffhändler<br />
und Anwender etablieren.<br />
Besucherzielgruppen der <strong>Tube</strong> 2014<br />
Selbstverständlich ist die <strong>Tube</strong> für alle Unternehmen der<br />
Rohrindustrie ein Muss. Sie werden 2014 einen wichtigen<br />
Schwerpunkt bilden und die Fachmesse mit den neuesten<br />
Erkenntnissen und Produkten versorgen. Auch die Automobilindustrie,<br />
die Chemische Industrie sowie die Eisen-,<br />
Stahl- und Nichteisenindustrie werden auf der <strong>Tube</strong> wieder<br />
umfassend informieren.<br />
Die internationale Rohrfachmesse möchte außerdem die<br />
Erwartungen der Elektro- und Elektronikindustrie, der Bauindustrie,<br />
des Handels, Handwerks und Services erfüllen. Eine<br />
starke Präsenz werden naturgemäß die Branchen Logistik<br />
und Umwelt, On & Offshore sowie der Rohrleitungsbau<br />
zeigen. Die <strong>Tube</strong> 2014 wird außerdem wieder Plattform<br />
für die Heizungs-, Öl-, Gas- und Wasserversorgung sowie<br />
Mess-, Steuer- und Regeltechnik sein.<br />
Energiesektor bleibt Wachstumsmotor<br />
Für die internationale wie für die deutsche Stahlrohrindustrie<br />
kamen die wesentlichen Impulse in der Vergangenheit<br />
aus dem Energiesektor. Dieser Bereich ist nach wie vor der<br />
größte Abnehmermarkt für Stahlrohre: Knapp über die<br />
Hälfte aller produzierten Rohre sind für den Transport von<br />
Öl oder Gas bestimmt.<br />
Das durch die Staatsschuldenkrise einiger Euro-Staaten<br />
geprägte Konjunkturumfeld bestimmte im vergangenen<br />
Jahr auch das Geschäft der deutschen Stahlrohrhersteller.<br />
Zwar begann das Jahr vielversprechend, doch im Verlauf<br />
des Jahres wurde das wirtschaftliche Umfeld zuneh-<br />
20 03 | 2014
mend schwieriger. Nicht nur in Europa, sondern<br />
auch in den meisten außereuropäischen Regionen<br />
kühlte sich die Konjunktur ab. Diese Entwicklung<br />
betraf neben Japan und den USA auch die großen<br />
Schwellenländer.<br />
Verhaltener Optimismus<br />
Aus Sicht der europäischen Hersteller wird das<br />
Jahr 2014 dem Verband zufolge wegen der<br />
andauernden konjunkturellen Unsicherheiten<br />
verhalten eingeschätzt. Man hofft, dass die Belastungen<br />
durch die Finanz- und Staatsschuldenkrise<br />
in Europa und in den USA aufgrund staatlicher<br />
Interventionen mittelfristig abnehmen. Darüber<br />
hinaus könnten lagerzyklische Effekte bei einer<br />
wachsenden Zuversicht der Märkte im Laufe des<br />
Jahres eine Zunahme der Stahlrohrnachfrage in<br />
Europa begünstigen.<br />
Bei der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre nimmt<br />
man jedoch an, dass die weltweite Nachfrage nach Öl<br />
und Gas in den nächsten Jahren weiter zunehmen und<br />
den Bedarf an Stahlrohren erhöhen dürfte. Als besonders<br />
stimulierend für die Stahlrohrnachfrage wird hier<br />
die Intensivierung der Förderung sogenannter unkonventioneller<br />
Öl- und Gasvorkommen – das umstrittene<br />
Fracking – gesehen. Auch der Infrastrukturausbau in<br />
den Schwellenländern, besonders in China, sollte die<br />
Stahlrohrnachfrage weiter steigen lassen. Für dieses Jahr<br />
erwarten Experten, dass sich die chinesische Herstellung<br />
aufgrund der starken Inlandsnachfrage überproportional<br />
erhöht.<br />
Vor diesem Hintergrund werden sich in Halle 2 drei chinesische<br />
Gemeinschaftsorganisatoren zum Thema Rohrherstellung<br />
und -handel sowie Rohrzubehör präsentieren. In der<br />
Maschinenhalle/Halle 6 werden diese drei Organisatoren<br />
ebenfalls präsent sein.<br />
KONTAKT: www.tube.de<br />
Foto: Messe Düsseldorf<br />
<strong>IFAT</strong> ist auf dem Weg zu Bestmarken<br />
Flächenrekord, Hallen<br />
ausgebucht: Die<br />
<strong>IFAT</strong>, die weltweit<br />
wichtigste Fachmesse<br />
für Innovationen<br />
und Dienstleistungen<br />
in den Bereichen Wasser-, Abwasser-, Abfall- und<br />
Rohstoffwirtschaft, die vom 5. bis 9. Mai 2014 in München<br />
stattfindet, ist auf dem Weg zu Bestmarken. Ebenso<br />
aussichtsreich präsentiert sich auch wieder das Rahmenprogramm<br />
der weltweit wichtigsten Umwelttechnologiemesse.<br />
Über die gesamte Messelaufzeit bieten die Foren in den<br />
Hallen A5 und B1 Länder- und Themenspecials, Podiumsdiskussionen,<br />
Seminare und Ausstellerpräsentationen.<br />
Länder-Specials<br />
Seit vielen Jahren sind die Länder-Specials ein fester<br />
Bestandteil des Rahmenprogramms der <strong>IFAT</strong>. Was passiert<br />
in welchem Markt? Was sind die dortigen Herausforderungen<br />
und welche Lösungen gibt es? Aufstrebende Märkte<br />
präsentieren sich ebenso wie etablierte: In Kooperation mit<br />
dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz<br />
(StMUV) organisiert die Messe München die Länder-Specials<br />
Indien, China und Mexiko/Mittelamerika. Die „Wasser- und<br />
Energiewirtschaft der Zukunft“ in Kanada werden gemeinsam<br />
mit dem StMUV, der kanadischen Regierung sowie<br />
den Regierungen von Québec, Ontario, Alberta und British<br />
Columbia und der Unterstützung der Bayerischen Forschungsallianz<br />
erörtert. Das Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) nimmt sich<br />
in Zusammenarbeit mit German Water Partnership (GWP)<br />
der Besonderheiten des türkischen Marktes an. GWP organisiert<br />
zudem das zweite Länder-Special Indien. Erstmals<br />
wird sich auch Österreich – in Kooperation mit Advantage<br />
Austria – im Forenprogramm präsentieren.<br />
Themen-Specials<br />
Aber nicht nur Märkte, auch aktuelle gesellschaftspolitische<br />
Fragen werden behandelt. Hier engagiert sich das StMUV<br />
mit einem Vortragsblock zum Thema Phosphor-Recycling,<br />
zu dem u. a. der Bayerische Staatsminister für Umwelt und<br />
Verbraucherschutz, Dr. Marcel Huber, sowie Prof. Dr. Klaus<br />
Töpfer, Direktor des Institute für Advance Sustainability<br />
(IASS, Potsdam), erwartet werden. Der Bundesverband<br />
der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft<br />
e.V. (BDE) veranstaltet Podiumsdiskussionen zu Ent-<br />
03 | 2014 21
NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />
Foto: Messe München GmbH<br />
Foto: Messe München GmbH<br />
Impression von der <strong>IFAT</strong> Entsorga 2012, hier zu sehen der Wavin-Messestand<br />
sorgungslogistik, Abfallwirtschaft und Flugzeugrecycling.<br />
Das Thema „Ressourcenschutz durch Kreislaufwirtschaft“<br />
behandelt der BDE in Zusammenarbeit mit dem BMUB,<br />
dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) sowie<br />
dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung<br />
(bvse). Bei den zwei Themenspecials des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) stehen die Themen<br />
„Nachhaltiges Wassermanagement“ und „Erfolgsbeispiele<br />
aus der BMBF-Förderung zu Rohstofftechnologien“ auf<br />
dem Programm. Der Verband Deutscher Maschinen- und<br />
Anlagenbau (VDMA) erörtert in seinem Special die Frage<br />
„Hohe Rückgewinnungsquote – teuer erkauft“? Auch die<br />
Fachgespräch am Messestand von KA-TE auf der <strong>IFAT</strong> Entsorga 2012<br />
UN wird sich engagieren, denn erstmals findet<br />
das UN-Water Seminar „Wasser und Energie“<br />
im Rahmenprogramm der <strong>IFAT</strong> statt.<br />
„intelligent urbanization“<br />
Mit dem Konzept „intelligent urbanization“ bündelt<br />
die Messe München die Kompetenzen ihrer<br />
internationalen Veranstaltungen in den Bereichen<br />
Umwelt, Infrastruktur, Logistik und IKT. Das Thema<br />
Urbanisierung wird so in der Breite als auch in der<br />
Tiefe gezeigt und Synergien zwischen unterschiedlichen<br />
Interessengruppen hergestellt. Im Rahmenprogramm<br />
belegt dieses Thema drei Themenblöcke,<br />
in denen neben Chancen, Herausforderungen und<br />
Lösungen auch Best Practices in den Bereichen Wasser<br />
sowie Abfall und Sekundärrohstoffe behandelt<br />
werden. Die einzelnen Vorträge werden u. a. vom<br />
StMUV, dem BMUB, GWP, der Tongji University in<br />
Schanghai, der Deutschen Gesellschaft für internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ), dem International<br />
Solid Waste Association (ISWA) oder auch<br />
dem Arab Countries Water Utilities Association<br />
(ACWUA) organisiert.<br />
Der Besuch der Symposiumsveranstaltungen und der Foren<br />
ist kostenlos. Die Vortragsveranstaltungen werden mit<br />
Simultanübersetzung in deutscher und englischer Sprache<br />
angeboten.<br />
Rahmenprogramm<br />
Ergänzt wird das Rahmenprogramm in den Foren der Hallen<br />
A5 und B1 um eine Vielzahl an Sonderveranstaltungen in<br />
der Halle B0 – mit den Session Areas „Think Green – Think<br />
Future“, im Internationalen Congress Center München -<br />
ICM und in den Konferenzräumen. Im Freigelände finden<br />
erstmalig fünf Live-Demonstrationen statt.<br />
So veranstaltet die DWA den „Berufswettkampf“ in<br />
der Abwassertechnik. Bei der 2. Offenen Deutschen<br />
Meisterschaft in der Abwassertechnik treten Auszubildende,<br />
Kanal-Profis und Kläranlagen-Profis in den<br />
Disziplinen „Sicheres Arbeiten in der Kanalisation“,<br />
„Sicheres Arbeiten im Verkehrsraum“, „Kläranlagensteuerung“,<br />
„Pumpe“ sowie „Messen, Steuern,<br />
Regeln“ gegeneinander an.<br />
Außerdem zeigt der Verband der Arbeitsgeräte- und Kommunalfahrzeug-Industrie<br />
(VAK) auf dem Freigelände der<br />
<strong>IFAT</strong> 2014 moderne und aufgabengerechte Fahrzeuglösungen<br />
live. In dieser Show werden Ihnen Neuheiten von<br />
der Entsorgung und Straßenreinigung über den Winterdienst<br />
bis hin zum speziellen Einsatz wie Flüssigabfallentsorgung<br />
und Rohrreinigungssysteme vorgeführt.<br />
Neu ist auch das Baustoffrecycling (VDBUM). Während<br />
der Anlagen- und Gerätedemonstrationen im<br />
Freigelände werden Maschinen, Bagger und Anbaugeräten<br />
vorgeführt, die in den Bereichen Beton,<br />
Asphalt, Stahl und Baustoffe eingesetzt werden.<br />
KONTAKT: www.ifat.de<br />
22 03 | 2014
VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />
Weltleitmesse für<br />
Wasser-, Abwasser-, Abfallund<br />
Rohstoffwirtschaft<br />
5. - 9. Mai 2014, München<br />
für Sie auf der<br />
Das <strong>3R</strong>-Team freut sich auf<br />
ihren Besuch!<br />
Halle 5, Stand 515<br />
www.<strong>3R</strong>-rohre.de<br />
03 | 2014 23<br />
hier könnte ne Skyline von München hin
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Neue PE-Rohre für Kanäle<br />
und Abwasserdruckrohrleitungen<br />
Vorverformte PE-Rohre wie das Compact Pipe ® werden seit über 20 Jahren eingesetzt. Die Wavin GmbH offeriert<br />
weltweit das größte Portfolio in diesem Marktsegment. Wavin Compact Pipe ® -Rohre werden grabenlos in schadhafte<br />
Gas-, Wasser- und Kanalrohrleitungen installiert. Anfang 2014 wurden nun neue Produktweiterentwicklungen vorgestellt.<br />
Der Großteil der erdverlegten Rohrleitungsnetzte für<br />
Medien in der Ver- und Entsorgung liegt im innerörtlichen<br />
Bereich. Die über der Leitungszone liegenden<br />
Oberflächen sind nur kostenintensiv zu entfernen und<br />
wiederherzustellen. Die Trassenbereiche werden intensiv<br />
für den Straßenverkehr, durch Anwohner und umliegende<br />
Geschäfte genutzt. Der offene Rohrleitungsbau ist keine<br />
akzeptable Bauweise für die Erneuerung oder Erweiterung<br />
dieser Rohrleitungsnetze. Geschlossene, sogenannte<br />
alternative, grabenlose Bauverfahren ersetzten<br />
daher mit steigender Tendenz den traditionellen, offenen<br />
Rohrleitungsbau. Grabenlose Bauverfahren werden<br />
hauptsächlich zur Sanierung/Erneuerung von drucklosen<br />
Rohrleitungen, sprich Kanälen eingesetzt. Durch den<br />
Werkstoff Polyethylen hat sich in den letzten 20 Jahren<br />
die Möglichkeit ergeben, sowohl Kanäle als auch Druckrohrleitungen<br />
grabenlos zu erneuern.<br />
Compact Pipe ® PE 100, Kanal- und<br />
Abwasserdruckrohre<br />
Für die grabenlose Verlegung von Kanalrohren und Abwasserdruckrohrleitungen<br />
ist eine neue Produktvariante des<br />
Compact Pipe ® in PE 100-Qualität verfügbar. Das neue<br />
Compact Pipe ® ist in den Dimensionen DN 150-500, SDR 26<br />
und DN 150-400, SDR 17 erhältlich. Das zunächst kreisförmig<br />
produzierte Standard PE 100-Rohr wird im Werk in die<br />
sogenannte C-Form vorverformt, auf Trommel gewickelt<br />
und zur Baustelle transportiert.<br />
Der verbindungsfreie PE 100-Rohrstrang kann über vorhandene<br />
Schachtbauwerke eingezogen und in dem schadhaften<br />
Altrohr eng anliegend (close-fit) installiert werden. Die<br />
inspektionsfreundliche, grüne Farbgebung sichert beste<br />
Einblicke für analoge- und digitale TV-Inspektionen.<br />
Die Compact Pipe ® -Rohre werden aus PE 100-Material<br />
in Anlehnung an DIN EN 12201 und nach den Vorgaben<br />
der DIN EN ISO 11296 -3 (Drucklos/Kanal) und<br />
DIN EN ISO 11297-3 (Abwasserdruck) hergestellt. Die grundsätzlichen<br />
Anforderungen der DIN EN 12666 werden erfüllt.<br />
Die ZTV-Vorgaben der DWA, des VSB und des RSV werden<br />
eingehalten.<br />
Das Produkt ist im Dimensionsbereich DN 100-500 als verbindungsfreie<br />
Trommelware erhältlich. In kleinen Nennweiten<br />
können bis zu 600 m Länge in einem Stück geliefert<br />
werden. Handelsübliche Formteile für Heizwendel- und<br />
Stumpfschweißverbindungen sind erhältlich, um auf die<br />
speziellen PE-Außendurchmesser einzugehen. Schmelzindexgruppe<br />
003. MRS 10 N/ mm², Farbe: Inspektionsfreundlich<br />
grün.<br />
Gemäß der SKZ/TÜV-LGA Güterichtlinie Rohre, Schächte<br />
und Bauteile in Deponien, vom September 2013, weisen<br />
Compact Pipe ® -Rohre in PE 100, grün, den geforderten<br />
FNCT-Wert > 1.600 h nach.<br />
Bild 1: Compact Pipe ® -Trommel, PE 100, grün<br />
Bild 2: Einzug durch Schächte<br />
24 03 | 2014
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Compact Pipe ® PE-RT-(Raised Temperature)<br />
Kanalrohre<br />
Für die grabenlose Verlegung von Kanalrohren und<br />
Abwasserdruckrohrleitungen ist eine erweiterte Produktvariante<br />
des bisherigen naturfarbenen/weißen Compact<br />
Pipe ® in PE 80-Qualität verfügbar. Nach ISO 24033<br />
erfüllt das Material die Typ 2-Anforderungen für RT<br />
(Raised to temperature polyethylen resins). Das neue<br />
Rohr ist in den Dimensionen DN 150-500, SDR 26 und<br />
DN 150-400, SDR 17 erhältlich. Das zunächst kreisförmig<br />
produzierte Standard PE 80-Rohr wird im Werk in die<br />
sogenannte C-Form vorverformt, auf Trommel gewickelt<br />
und zur Baustelle transportiert.<br />
Bei einer ständigen Temperatur von 20 °C weisen herkömmliche<br />
PE 80/100-Rohre ca. 100 Jahre Lebensdauer<br />
nach. Bei ca. 40-45 °C Dauertemperatur reduziert sich<br />
die Lebensdauer auf 50 Jahre. Bei 70 °C Dauertemperatur<br />
gibt die DIN 8074 noch lediglich zwei Jahre als<br />
Lebensdauer an. Für das Compact Pipe ® -RT-Material liegen<br />
Referenzlinien nach ISO 9080-Prüfbedingungen vor,<br />
die ausreichende Festigkeiten von 5,31 MPa bei 70 °C<br />
Dauertemperatur für einen 50 Jahr-Betrieb nachweisen.<br />
PE 80- und PE 100-Rohre sind nach MRS- (Minimum<br />
required strength) Klassen spezifiziert, d. h. alle genannten<br />
Bemessungsgrundlagen beinhalten zu erwartende<br />
Aussagen zur Lebensdauer für druckführende Rohrleitungen.<br />
Entsprechende Reserven sind bei drucklosen<br />
Rohrleitungen zu erwarten. Es ist demnach von einer<br />
absolut minimalen Lebensdauer von 50 Jahren bei 70 °C<br />
Dauertemperatur auszugehen.<br />
Oftmals werden PE-RT-Rohre benötigt, um den Transport<br />
von chemisch belasteten Medien zu gewährleisten.<br />
Die Bewertung der chemischen Belastungen kann durch<br />
Einsicht der PE-spezifischen Angaben im Download auf<br />
www.wavin.de oder auf Anfrage beim Technischen<br />
Innendienst der Wavin GmbH erfolgen.<br />
CPZA 2012 ® - die grabenlose Zulaufanbindung für<br />
das Compact Pipe ® -System<br />
Nach der Installation von Compact Pipe ® -Rohren in schadhafte,<br />
drucklose Altrohre können vorhandene Zuläufe grabenlos<br />
durch das CPZA 2012 ® -System angebunden werden.<br />
Dabei wird eine passgenaue Zulaufanbindung längskraft<br />
schlüssig und materialgleich mit dem PE-Liner unter definierten<br />
Bedingungen verbunden.<br />
Die CPZA 2012 ® ist ein Verbundprofil aus PE und einem geharzten<br />
Stutzen für die grabenlose Einbindung von Hausanschlüssen.<br />
Das PE-Profil ist dabei mit einem verstärkten Anschlusselement<br />
zur materialgleichen, längskraftschlüssigen Anbindung an den<br />
PE-Liner und mit einer zusätzlichen Dichtung gegen drückendes<br />
Wasser ausgestattet. Eine zusätzliche Außenfolie im ca. 30 cm<br />
langen Stutzenbereich gewährleistet eine definierte Harzmenge<br />
und verhindert eine Entmischung im Grundwasserbereich.<br />
Alle Komponenten des Verbundprofils sind standardisiert. Es<br />
können dabei die üblichen Zuläufe DN 100-200 in Compact<br />
Pipe ® -Rohren DN 250-500 angebunden werden.<br />
Fazit<br />
Die grabenlose Erneuerung von Rohrleitungen mit Compact<br />
Pipe ® -PE-Rohren reduziert extrem die notwendigen Bauzeiten,<br />
Tief- und Oberflächenarbeiten gegenüber einer offenen<br />
Neuverlegung und sorgt für stark verminderte Anwohnerbelästigungen.<br />
Kosteneinsparungen von bis zu 40 % der Gesamtkosten<br />
sind durch den Einsatz des garbenlosen Verfahrens<br />
realisierbar. Die Compact Pipe ® -PE-Rohre erreichen durch die<br />
werkseitige Produktion mit modernsten PE 80/100-Werkstoffen<br />
die Betriebssicherheiten und Lebenserwartungen einer<br />
Neuverlegung. Sie werden als verbindungsfreie Trommelware<br />
DN 100-500 baustellenbezogen produziert.<br />
KONTAKT: Wavin GmbH, Twist, Tel. +49 5936 12-0, E-Mail: info@wavin.de,<br />
www.wavin.de<br />
Halle B6, Stand 249/342<br />
Bild 3: Compact Pipe ® im Werk, M-Stage<br />
Bild 4: Compact Pipe ® installiert, I-Stage<br />
Bild 5: CP ZA 2012 ® installiert<br />
03 | 2014 25
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Armaturenwechsel an der Versorgungsleitung<br />
in nur zwei Sekunden<br />
Im ersten Moment mag man es kaum glauben: das Wechseln<br />
einer Anbohr- oder Blindschelle an der Versorgungsleitung,<br />
ohne Abschiebern der Hauptleitung – und das in<br />
zwei Sekunden. Genau das verspricht die Firma Flintab mit<br />
der Armaturen-Wechselvorrichtung ArmEx. Mit dieser völlig<br />
neuen Technik will man den bisherigen Aufwand eines<br />
Armaturenwechsels deutlich reduzieren. Und der war für die<br />
Wasserwerker bisher nicht unerheblich: Anwohner mussten<br />
vorab informiert werden, Baustellensicherungen mussten<br />
nicht selten mehrere Tage vorgehalten werden und Nachtschichten<br />
waren oft notwendig, um Zusatzkosten wegen<br />
entgangener Einnahmen gewerblicher Anwohner zu vermeiden.<br />
Das Wechseln der Armatur dauerte mehrere Stunden,<br />
verbunden mit entsprechend hohem Personalaufwand. Den<br />
Anwohnern bleibt nach solchen Instandsetzungsarbeiten<br />
das braune Wasser aus dem Wasserhahn in Erinnerung.<br />
Zusammen mit dem erfahrenen Wasserwerker Richard Siemsen<br />
haben die Ingenieure der Flintab GmbH eine verblüffend<br />
einfache Idee zur Serienreife gebracht: Gleichzeitig mit dem<br />
Verschieben der neuen Armatur auf die Anbohrstelle wird<br />
die alte Armatur von dort weggeschoben. Und weil das<br />
unter vollem Betriebsdruck passiert, muss alles sehr schnell<br />
gehen. Den Anwendungsingenieuren bei Flintab gelingt<br />
der eigentliche Wechselvorgang mit Hilfe einer mobilen<br />
Hydraulik in nur zwei Sekunden – nach Angaben des Herstellers<br />
die weltweit erste Armaturen-Wechselvorrichtung<br />
die ohne Abschiebern der Hauptleitung auskommt. Der<br />
Armaturenwechsler kann von nur einem Rohrleitungsbauer<br />
in der Baugrube mit wenigen Handgriffen an der Versorgungsleitung<br />
angebracht und betätigt werden.<br />
Natürlich gab es von Seiten der Wasserversorger die eine<br />
oder andere kritische Frage zur Zuverlässigkeit. Beispielsweise<br />
wollte man die Sicherheit haben, dass während des<br />
Wechselns kein Schmutz in das Trinkwasser gelangt. Das<br />
verhindert der hohe Überdruck im Rohr, der Schmutzreste<br />
über ein Abführschlauch nach außen spült. Eine andere<br />
Frage zielte auf die Reinigung des Rohrs unter der alten<br />
Armatur. Die Lösung: Ein spezielles Kratzblech vor der<br />
neuen Armatur reinigt die Anbohrstelle während des<br />
Verschiebevorgangs. Zusätzlich ist der ArmEx mit einem<br />
speziellen Sicherheitsbügel auf mögliche Gefährdungen<br />
durch marode Alt-Armaturen vorbereitet. Diese werden<br />
mit der neuen Wechselmethode auch nicht mehr<br />
auf dem Rohr belassen – bisher oft eine Zeitbombe, die<br />
einen späteren Rohrbruch und hohe Folgekosten verursachen<br />
konnte. Nach eingehenden Tests hat sich ArmEx<br />
inzwischen in vielen Einsätzen unter realen Bedingungen<br />
bewährt. Das bestätigte auch Joachim Zinnecker,<br />
Geschäftsführer Technik der servTEC - Hamburg Wasser<br />
Service und Technik GmbH. Er hat das Armaturenwechselgerät<br />
im Einsatz erlebt und nennt die Apparatur einen<br />
Fortschritt für die gesamte Branche.<br />
Die Vorteile des neuen Systems für Wasserversorger sind<br />
vielfältig: Wo früher vier Rohrleitungsbauer einen halben<br />
Tag beschäftigt waren, kann mit dem ArmEx ein ganzer<br />
Straßenzug mit alten Bleianschlüssen an einem Tag gewechselt<br />
werden – mit nur zwei Rohrleitungsbauern und ohne<br />
langwierige Baustellensicherung. Da liegt es auf der Hand,<br />
dass sich der Einsatz schnell bezahlt macht. Nach Angaben<br />
des Herstellers soll sich die Investition in ArmEx nach 18<br />
Wechseleinsätzen amortisieren. Den Armaturenwechsler<br />
gibt es in verschiedenen Ausführungen für alle gängigen<br />
Rohrdurchmesser. Er kann auf Guss- und Stahlrohren ebenso<br />
wie auf PVC-Rohren eingesetzt werden. Anbohrarmaturen<br />
der gängigen deutschen Hersteller können verschoben<br />
werden.<br />
KONTAKT: Flintab GmbH, Brüsewitz, Tel. +49 38874 4302-90,<br />
E-Mail: armex@flintab.de, www.flintab.de<br />
26 03 | 2014
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Neue Dimension in der Leitungsortung<br />
Bei der Ortung von erdverlegten Rohrleitungen und Kabeln<br />
ist die Leitungslage nicht selten ungenau dokumentiert<br />
oder weicht durch Veränderungen in der Umgebung von<br />
den Planwerken ab. Je genauer die Messung im Vorfeld der<br />
Tiefbaumaßnahme, desto geringer das Risiko von Beschädigungen<br />
oder Fehlaufgrabungen. Da Tiefbaumaßnahmen in<br />
der Regel in engen Zeitrahmen durchzuführen sind, ist bei<br />
der Arbeitsvorbereitung schnelles und effizientes Arbeiten<br />
gefragt. Das stellt besondere Anforderungen an das eingesetzte<br />
Leitungsortungsgerät. Denn dann sind Leistungsstärke,<br />
praxisgerechte Handhabung und einfache Bedienbarkeit,<br />
Zuverlässigkeit, Vielseitigkeit und ein robustes Design<br />
erforderlich, um auch unter schwierigen Bedingungen und<br />
in unzugänglichen Umgebungen sicher orten zu können.<br />
Mit dem UT 9000 stellt die Hermann Sewerin GmbH jetzt<br />
ein Ortungssystem vor, das diese Anforderungen erfüllt und<br />
neue Maßstäbe in der Leitungsortung setzt.<br />
Beim UT 9000 wird der Empfänger UT 9000 R am besten<br />
mit dem Generator UT 9012 TX kombiniert, dem leistungsstärksten<br />
Sender seiner Klasse. Das System zeichnet sich aus<br />
durch automatisierte Frequenzwahl, extrem lange Akkulaufzeiten,<br />
einfache Bedienung und vor allem vielseitige Funktionalität<br />
– damit ist der Anwender jeder Herausforderung<br />
im täglichen Betrieb gewachsen.<br />
Dieses neue Leitungsortungsgerät findet selbständig sofort<br />
die optimale Frequenz, bietet die Möglichkeit, zwei Leitungen<br />
gleichzeitig anzuschließen oder sehr lange Leitungsabschnitte<br />
zu lokalisieren. Selbst in schwierigen Umgebungen<br />
und bei jedem Wetter werden Leitungen präzise geortet<br />
und die Leitungstiefe zuverlässig ermittelt. Auch wenig<br />
geübte Anwender arbeiten mit dem UT 9000 einfach<br />
schneller, genauer und damit wirtschaftlicher.<br />
Bedienen leicht gemacht<br />
Das Leitungsortungsgerät ist ganz einfach und ohne aufwändige<br />
Schulung zu nutzen. Empfänger und Generator<br />
haben ein klares Bedienkonzept. Die strukturierten Menüs<br />
auf dem übersichtlichen Display zeigen sowohl verständliche<br />
Symbole als auch Textinformationen und führen schnell<br />
und sicher zum Ziel.<br />
Das UT 9000 scannt das in der Umgebung vorhandene<br />
Grundrauschen, erfasst eventuell vorhandene Störsignale<br />
und schlägt die optimale Frequenz für die passive oder<br />
aktive Ortung vor. Das macht die Arbeit schneller und die<br />
Ortung zuverlässiger.<br />
Befindet sich der Empfänger genau über einer Leitung, kann<br />
bequem und vollautomatisch die Tiefe bestimmt werden,<br />
in der die Leitung liegt. Der ermittelte Wert ist der Abstand<br />
zwischen Unterkante der Antenne und Mitte der Leitung.<br />
Die hohe Sensibilität der Antennen im UT 9000 R ermöglicht<br />
überdurchschnittliche Ortungserfolge und einzigartig<br />
erreichbare Tiefen.<br />
Bei Unsicherheit über die Genauigkeit einer Tiefenmessung<br />
lassen sich die Werte mithilfe der Versatztiefe nach der<br />
45°-Methode (Triangulationsverfahren) einfach verifizieren.<br />
Das führt zu noch zuverlässigeren und genaueren Ergebnissen.<br />
Die Bestimmung der Versatztiefe liefert auch dann<br />
erstklassige Werte, wenn Hindernisse oberhalb einer zu<br />
ortenden Leitung die direkte Tiefenbestimmung verhindern.<br />
Die Anzeige der Messergebnisse erfolgt über ein brillantes<br />
LC-Display. Dieses Grafikdisplay ist in jeder Situation perfekt<br />
ablesbar, selbst bei stärkster Sonneneinstrahlung oder in<br />
der Dunkelheit. Die übersichtliche Darstellung von Richtungspfeilen<br />
und Messwerten erleichtert dem Anwender<br />
die Arbeit und führt sicher zum Ziel.<br />
Schmutz, Staub, extreme Temperaturen oder Regen stellen<br />
für dieses neue Leitungsortungsgerät dank Schutzklasse<br />
IP65 kein Problem dar. Die robuste Konstruktion trägt zur<br />
Betriebssicherheit zusätzlich bei. Das macht den Anwender<br />
absolut unabhängig von der Witterung und lässt ihn<br />
immer und überall einsatzbereit bleiben. Ein dritter Baustein<br />
neben Anwenderfreundlichkeit und Praxistauglichkeit ist<br />
die extrem lange Betriebszeit: Diese beträgt 30 Stunden<br />
beim Empfänger UT 9000 R und 100 Stunden beim Generator<br />
UT 9012 TX. Das stellt die maximale Verfügbarkeit<br />
der Geräte sicher, gewährleistet die Unabhängigkeit von<br />
externen Stromquellen und ermöglicht unterbrechungsfreies<br />
03 | 2014 27
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Arbeiten.Der Generator UT 9012 TX sendet mit 12 Watt<br />
und ist damit konkurrenzlos leistungsfähig. Signale können<br />
länger verfolgt werden, auch sehr lange Leitungsabschnitte<br />
werden zuverlässig geortet. Alternativ kann das Leitungsortungssystem<br />
UT 9000 auch mit dem 5-Watt-Generator<br />
UT 9005 TX kombiniert werden. Das optional erhältliche<br />
Y-Kabel erlaubt es, parallel liegende Leitungen gleichzeitig<br />
anzuschließen. Über die Funkfernsteuerung zwischen Empfänger<br />
und Generator kann problemlos zwischen beiden<br />
galvanischen Anschlüssen gewechselt werden, ohne den<br />
Anschluss aufwändig wechseln zu müssen. Die Fernsteuerung<br />
des Empfängers per Funk ist deutlich leistungsstärker<br />
als bisher am Markt erhältliche Bluetooth-Verbindungen.<br />
Frequenz und Leistung des Generators lassen sich auf eine<br />
Entfernung bis zu 800 m umschalten. Das erspart lästiges<br />
Hin- und Herlaufen und damit Zeit.<br />
Flexibel im Einsatz<br />
Bei der passiven Ortung werden bereits vorhandene Signale<br />
auf Kabeln oder Leitungen allein mit dem Empfänger lokalisiert.<br />
Diese Messmethode eignet sich für aktive Strom- und<br />
Telekom-Kabel sowie metallische Gas- und Wasserleitungen.<br />
Bei der aktiven Ortung erzeugt der Generator UT 9012 TX<br />
eine Frequenz auf der zu ortenden metallischen Leitung. Die<br />
Besendung kann durch direkten Kontakt oder – wenn kein<br />
Zugang besteht – durch Induktion erfolgen. Das Verfahren<br />
erlaubt präzise Ortungen auch in schwierigen Umgebungen.<br />
Bei der Ortung mit Ortungssendern können nichtmetallische<br />
Leitungen aufgespürt werden. Dabei wird ein Glasfaserstab<br />
in die gesuchte Rohrleitung eingeführt. Dieser Stab ist mit<br />
einer eingebetteten Kupferlitze ausgestattet, so dass er<br />
mit dem Generator UT 9012 TX besendet und mit dem<br />
Empfänger UT 9000 R geortet werden kann. Damit lässt<br />
sich die Trasse der gesuchten Leitung schnell und genau<br />
bestimmen. Für die eindeutige Bestimmung des Endes des<br />
Glasfaserstabes wird ein Ortungssender eingesetzt. Dieser<br />
kleine, batteriebetriebene Sender erzeugt ein eigenes Feld,<br />
das mit dem Empfänger UT 9000 R exakt bestimmt wird.<br />
Auch die Tiefe kann genau gemessen werden. Der Einsatz<br />
eines Ortungssenders ist auch ohne Glasfaserstab möglich.<br />
Damit ist eine vielfältige Verwendung bei Reinigungsmolchen,<br />
Kanalkameras und weiteren Anwendungen möglich.<br />
Über das Internet lässt sich die Software einfach updaten<br />
und das Gerät individuell voreinstellen. Aus über 70 Frequenzen<br />
wählt der Anwender die für ihn relevanten aus<br />
und installiert zusätzlich seinen persönlichen Begrüßungsbildschirm,<br />
z. B. mit einem individuellen Firmenlogo. So ist<br />
das UT 9000 immer auf dem aktuellen Stand und erfüllt die<br />
persönlichen Anforderungen jedes einzelnen Anwenders.<br />
KONTAKT: Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh, Tel. +49 5241 9340,<br />
E-Mail: nina.braunholz@sewerin.de, www.sewerin.de<br />
Halle A5, Stand 319/418<br />
Neues Injektionsverfahren zur Kanalreparatur<br />
Seit fast 30 Jahren ist „Janssen<br />
Process“ als Injektionsverfahren<br />
zur Riss- und Scherbensanierung<br />
sowie Stutzensanierung erfolgreich<br />
im Einsatz. Nun erhält die<br />
bewährte Methode „Janssen Process“<br />
zur Reparatur schadhafter<br />
Kanalrohre einen kleinen Bruder:<br />
Auf der diesjährigen <strong>IFAT</strong> in München<br />
stellt die SubTech GmbH aus<br />
Der „Janssen light“-Packer ist von DN dem niederrheinischen Goch die<br />
180 bis DN 600 einsetzbar<br />
Injektionstechnologie „Janssen<br />
Light“ vor. Das Verfahren eignet<br />
sich zur schnellen, sicheren und dauerhaften Stutzenanbindung<br />
im Hauptkanal und bei Stutzenanbindungen im Inliner.<br />
Rissbildungen und undichte Muffen werden ebenfalls mit<br />
abgedeckt.<br />
Das „Janssen Light“-Verfahren basiert auf einer Zwei-<br />
Komponenten-Injektionstechnologie auf Polyurethan-Basis.<br />
Das speziell entwickelte Injektionsmaterial (JaGoFast) wird<br />
über Schläuche vom Fahrzeug oder Anhänger zum Packer<br />
gepumpt und reagiert in einer kurzen Zeit von rund 15<br />
Minuten. Seine Stärken kann das Verfahren bei Stutzenanbindungen<br />
im Inliner und unter Grundwasserinfiltration<br />
ausspielen, denn hier sind schnelle Verarbeitungszeiten<br />
und Grundwasserresistenz gefragt. Mit „Janssen Light“ ist<br />
das Kanalsanierungsverfahren darüber hinaus mit vergleichsweise<br />
geringem Aufwand durchzuführen. Durch eine kurze<br />
Einbaulänge und bewegliche Verbindungsgelenke kann die<br />
Installation des Sanierungspackers in den Kanal unproblematisch<br />
erfolgen. Über eine Selbstfahr-/Positioniereinheit wird<br />
der jeweilige Packer dann in Position gebracht, ein zweiter<br />
Schacht ist daher nicht erforderlich.<br />
„Janssen Light“ kommt in Bereichen von DN 180 bis DN 600<br />
zum Einsatz, Stutzensanierungen im Eiprofil sind ebenfalls<br />
möglich. Die Packer sind zudem mehrdimensional, nicht für<br />
jeden Rohrdurchmesser muss daher ein eigenes Packersystem<br />
angeschafft werden. Das neuartige Verfahren bietet einen<br />
weiteren Vorteil: Sowohl zur Sanierung der Stutzen als auch zur<br />
Sanierung der Schäden im Hauptkanal kommt nur ein Harz zum<br />
Einsatz. Durch die besonderen Eigenschaften von Packer und<br />
Harz sind die Anschaffungskosten daher vergleichsweise niedrig.<br />
Da der Packer nur über Druckluft gesteuert wird, kommt er<br />
außerdem ohne aufwändige Elektronik aus. Die Kosten für<br />
Wartung und Reparatur sind somit vergleichsweise gering.<br />
Dennoch wird auf moderne Überwachungsmethoden wie<br />
Drucksensoren und Kamerasysteme beim Packer weiterhin<br />
nicht verzichtet.<br />
KONTAKT: SubTech GmbH, Goch/Niederrhein<br />
28 03 | 2014
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Mobile automatisierte Schachtsanierung zur Miete<br />
Viele Verarbeitungsbetriebe in Deutschland nutzen bisher<br />
das automatisierte MRT-Schachtinstandsetzungssystem<br />
der HDT Hochdruck-Dosier-Technik GmbH. Jetzt hat die<br />
HDT in Kooperation mit der MC-Bauchemie eine weitere<br />
Innovation auf den Markt gebracht, die die Vorteile der<br />
MRT-Technologie mit einer mobilen und noch schnelleren<br />
Anwendung verbindet. Nach einjähriger Entwicklungszeit ist<br />
ein MRT-Fahrzeug entstanden, bei dem alle erforderlichen<br />
Gerätschaften und Komponenten für eine automatisierte<br />
Schachtsanierung professionell in einem 7,5-Tonner fest<br />
verbaut wurden.<br />
Der MRT-LKW ist ein autarkes Komplettsystem zur automatisierten<br />
Schachtinstandsetzung, das einfach und schnell<br />
gehandhabt werden kann und eine große Zeitersparnis hinsichtlich<br />
der Rüstzeiten bietet. Die Anlage kann einfach von<br />
Schacht zu Schacht gefahren werden, so dass die Bauwerke<br />
wie am Fließband instand gesetzt werden können. Mit dem<br />
MRT-Mobil wird eine überdurchschnittliche Qualität bei<br />
Einhaltung sämtlicher Aspekte der Arbeitssicherheit erzielt.<br />
Es verfügt über einen Maschinenraum mit autarker Stromerzeugung,<br />
ein Hochdruckwasserstrahlgerät und Kompressor<br />
sowie einen Mörtelmischbereich mit Tellermischer und<br />
Mörtelpumpe. Der eingebaute hydraulische Ausleger reicht<br />
bis hinter die Ladebordwand und ermöglicht eine einfache<br />
und sehr genaue Handhabung sowie maximale Flexibilität.<br />
Nach einer Einweisung in Handhabung und Anwendung<br />
des Systems kann ein Verarbeitungsunternehmen das Komplettsystem<br />
selbst nutzen.<br />
Das MRT-Mobil enthält eine komplette MRT-Anlage.<br />
Ein Betreten des Schachtes ist damit nicht erforderlich.<br />
Die Anlage ist sowohl bei runden als auch eckigen<br />
Schachtbauwerken aus Beton oder auch aus Mauerwerk<br />
flexibel einsetzbar und besteht aus vier Einheiten,<br />
der Blasting Unit zur automatisierten Vorbereitung von<br />
Schachtwandoberflächen, der Spinning Unit zur automatisierten<br />
Beschichtung, dem HS Coating Head für<br />
Spezialbeschichtungen bei biogener Schwefelsäurekorrosion<br />
(BSK) sowie der Control Unit zur automatisierten<br />
Steuerung des gesamten Instandsetzungsprozesses. Die<br />
MRT-Anlage der HDT ist ausschließlich zur Verarbeitung<br />
des Spezialmörtels ombran MHP-SP sowie der Spezialbeschichtung<br />
gegen BSK ombran CPS der MC-Bauchemie<br />
entwickelt worden.<br />
KONTAKT: HDT Hochdruck-Dosier-Technik GmbH, Bottrop,<br />
E-Mail: peter.markolwitz@h-d-tec.de<br />
Stutzenschweißsystem für die Anbindung<br />
von Anschlussleitungen<br />
Das neue egeplast-Stutzenschweißsystem ermöglicht eine<br />
einfache und zeitsparende Anbindung von Anschlussleitungen<br />
OD 160 mm und OD 225 mm an eine Hauptleitung aus<br />
PE oder PP. In Anlehnung an die bewährte Heizelement-<br />
Muffenschweißung wird der egeplast-Einschweißstutzen<br />
nicht mit der Rohroberfläche, sondern mit der kompletten<br />
Rohrwandstärke der Hauptleitung verschweißt. Das<br />
Schweiß ergebnis des ege150PE ist in qualitativer Hinsicht<br />
mit einem werkseitig gefertigten Formteil vergleichbar.<br />
Das Installationsequipment (im Verkauf oder Verleih bei<br />
egeplast erhältlich) ist dabei so flexibel, dass beispielsweise<br />
der Stutzen OD 160 mm mit einer Einschweißtiefe von 5<br />
bis 55 mm für Hauptleitungen von 192-1.000 mm Außendurchmesser<br />
eingesetzt werden kann. Dabei stellen auch<br />
Sondermaße, wie sie häufig bei TIP- oder Close-Fit-Verfahren<br />
verwendet werden, oder tiefe Riefen auf der Rohraußenoberfläche<br />
kein Problem dar. Der einfache Einbau erfolgt<br />
dabei von außen am Rohr im Rohrgraben, so dass auch ein<br />
nachträglicher Einbau in vorhandene Kanäle möglich ist.<br />
Die Befestigung eines Aufspannwerkzeuges oder Hilfsmittels<br />
am kompletten Rohrumfang ist nicht notwendig. Die<br />
Heizelement-Muffen-Schweißung erfolgt in Anlehnung an<br />
die DVS 2207. Als Dichtigkeitsnachweis der Verschweißung<br />
sind Prüfungen gemäß DIN EN 12666<br />
und EN 12201-3 erfolgreich erbracht<br />
worden. Durch die optische Kontrolle<br />
der Wulstbildung bzw. Schweißnaht<br />
können Rückschlüsse auf eine ordnungsgemäße<br />
Verschweißung gezogen<br />
werden. Die inspektionsfreundliche,<br />
helle Innenschicht im Stutzen<br />
unterstützt die visuelle Erfassung der<br />
Zustandsbewertung während der turnusmäßigen<br />
Inspektions- und Wartungsintervalle.<br />
Standardabmessungen<br />
für einschweißbare Anschlüsse sind<br />
Stutzen OD 160 mm für Hauptrohre<br />
ab OD 192 mm und Stutzen OD 225<br />
mm für Hauptrohre ab OD 315 mm.<br />
Weitere Anschlussvarianten wie z. B.<br />
der Übergang auf KG sind auf Anfrage<br />
möglich.<br />
KONTAKT: egeplast international GmbH,<br />
Greven, E-Mail: jan.franke@egeplast.de<br />
Projektbezogen liefert die<br />
egeplast-Manufaktur auch<br />
bereits vorkonfektionierte<br />
Stutzen zur Optimierung des<br />
zeitlichen Baustellenablaufes,<br />
wie hier bei der Erschließung<br />
eines Neubaugebiets mit ca. 200<br />
Hausanschlüssen<br />
03 | 2014 29
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Schnellverbindungen für Rohre und andere Bauteile<br />
Schnellverbindungen bestehen aus zwei Flanschen, einer<br />
Dichtung und der Spannkette. Die Flansche können auch<br />
an den zu verbindenden Teilen direkt angearbeitet werden.<br />
Schnellverbindungen verbinden Rohre und andere Bauteile<br />
in einem Bruchteil der Zeit gegenüber geschraubten Flanschverbindungen.<br />
Der Haupteinsatzbereich liegt deshalb auch<br />
dort, wo Verbindungen schnell oder häufig geschlossen und<br />
geöffnet werden müssen, weitere Vorteile sind der geringe<br />
Platzbedarf und die leichte Montage, besonders an schlecht<br />
zugänglichen Einsatzstellen.<br />
Das Ausrichten von Schraubenlöchern und das Handhaben<br />
von Kleinteilen wie Schrauben, Muttern und<br />
Unterlegscheiben entfällt. Je nach Ausführung ist auch<br />
werkzeuglose Montage möglich. Die Verbindungen<br />
werden aus Aluminium und Edelstahl gefertigt. Der<br />
Hersteller bietet neben einem Standardprogramm auch<br />
kundenspezifische Sonderkonstruktionen an. So können<br />
geeignete Schnellverbindungen für jeden Einsatzfall<br />
geliefert werden. Durchmesser von 10 mm bis einige<br />
Meter, Drücke bis einige tausend bar, Kräfte bis einige<br />
tausend kN, Temperaturen bis 400 °C sind verfügbar.<br />
Alle Dichtungsarten, auch Metalldichtungen, können<br />
eingesetzt werden.<br />
KONTAKT: Achilles Connectors GmbH, Kamen<br />
Kunststoffbehälter als Wasserspeicher für Brandfälle<br />
Wo heute die Trinkwasserversorgung saniert und modernisiert<br />
wird, werden Wasserleitungen verkleinert, um sie dem<br />
immer geringeren Verbrauch anzupassen. Weil die kleineren<br />
Leitungsquerschnitte die im Brandfall nötigen Wassermengen<br />
nicht zur Verfügung stellen können, entsteht häufig eine Lücke<br />
im Löschwasserbedarf. Um diese zu schließen, müssen Löschwasserbehälter<br />
nachgerüstet werden, die die Versorgung im<br />
Notfall garantieren. Hohe Grundwasserstände, beengte Platzverhältnisse<br />
oder Verkehrsbelastung in der Bauphase können<br />
dabei ein Problem darstellen. Mit RigoCollect liefert FRÄN-<br />
KISCHE in Zusammenarbeit mit ARIS die optimale Lösung.<br />
Bestehend aus den bewährten Rigofill inspect-Blöcken, dem<br />
Quadrocontrol-<br />
Schacht und einer<br />
Trennstation, ist<br />
RigoCollect ein<br />
flexibles System,<br />
das sich fast<br />
allen baulichen<br />
Begebenheiten<br />
anpasst. Mit der<br />
Novellierung der<br />
DIN 14230 im<br />
September 2012<br />
sind die Rigolenfüllkörper<br />
für die<br />
Löschwasserbevorratung<br />
zugelassen.<br />
Der gesamte Innenraum des Behälters kann inspiziert<br />
und auch gespült werden.<br />
Weil sie einfach aneinandergesetzt und verbunden werden,<br />
passen sie sich an fast jeden Grundriss an. Sie haben ein quadratisches<br />
Rastermaß von 80 cm und können entweder als<br />
Vollblock mit 66 cm oder als Halbblock mit 35 cm Höhe verwendet<br />
werden. So bilden sie auch flache Löschwassertanks,<br />
wie sie bei hohen Grundwasserständen nötig sind. Zusätzlich<br />
sind Füllkörperrigolen sehr stabil: Sie entsprechen der Belastungsklasse<br />
SLW 60 und können deshalb auch unter Parkplätzen<br />
verbaut werden. Die 20 kg leichten Füllkörper haben ein<br />
Hohlraumvolumen von 95 % und fassen 400 Liter pro Block.<br />
Der Quadro-control-Schacht schafft den Zugang zum Löschwassertank.<br />
Er wird je nach Bedarf mit Pumpen, Saugrohren<br />
oder anderen Armaturen ausgestattet. An einem Tank können<br />
mehrere Schächte angebracht werden, um die Wasserentnahmen<br />
an verschiedenen Stellen zu ermöglichen. So kann die<br />
Feuerwehr im Brandfall Wasser an der Saugstelle beziehen,<br />
während die Sprinkleranlage bereits läuft. Eine Löschwasser-<br />
Trennstation baut den erforderlichen Druck für Sprinkleranlagen<br />
und Hydranten auf. Sie kann verschiedene Versorgungsstationen<br />
ansteuern und sorgt so dafür, dass das Wasser dort<br />
zur Verfügung steht, wo es gebraucht wird. Lösch- und Trinkwasser<br />
bleiben gemäß DIN 1988-600, EN 1717 und EN 13077<br />
getrennt. Die Trennstation von ARIS wird je nach Anforderung<br />
objektspezifisch individuell konzipiert.<br />
KONTAKT: Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co.KG, Königsberg<br />
30 03 | 2014
PRODUKTE & VERFAHREN<br />
Neues Presssystem für<br />
dickwandige Stahlrohre<br />
Vor rund 20 Jahren hat Viega mit dem Kupferrohrleitungssystem<br />
„Profipress“ die Pressverbindungstechnik zur Serienreife<br />
gebracht. Zur Fachmesse TUBE stellt Viega das neue<br />
Pressverbindungssystem „Megapress“ vor. Damit lassen sich<br />
selbst dickwandige Stahlrohre sekundenschnell verpressen.<br />
Stahlrohrverbindungen werden in industriellen Anwendungen<br />
wie Heiz-, Kühl- und Druckluftanlagen noch vielfach<br />
geschweißt. Das ist nicht nur zeitaufwändig, sondern<br />
auch körperlich anstrengend. Mit „Megapress“ sind die<br />
Verbindungen jetzt schnell hergestellt. Der Installateur<br />
spart bis zu 60 % Montagezeit im Vergleich zum Schweißen.<br />
Der Sicherheitsgewinn ist ein weiteres Plus: Keine<br />
Brandgefahr durch eine offene Flamme. Die SC-Contur<br />
der Verbinder stellt darüber hinaus sicher, dass bereits<br />
bei der Dichtheitsprüfung versehentlich nicht verpresste<br />
Verbindungen auffallen.<br />
Die Megapress-Verbinder sind aus Zink-Nickel-beschichtetem<br />
Stahl gefertigt. In den Dimensionen 1/2-2“ lieferbar<br />
lassen sich damit schwarze, verzinkte, industriell<br />
lackierte und mit Epoxidharz beschichtete Stahlrohre nach<br />
DIN EN 10220/10255 sowie DIN EN ISO 6708 verpressen.<br />
Für die Haltekraft der Verbinder sorgt der integrierte<br />
Schneidring. Die Dichtheit nach dem Verpressen garantiert<br />
ein spezielles Profil-Dichtelement aus EPDM, das sogar die<br />
unebene Oberfläche eines Stahlrohres ausgleicht. Verarbeitet<br />
werden die „Megapress“-Verbinder mit den bekannten<br />
Viega-Presswerkzeugen in Kombination mit abgestimmten<br />
Pressbacken und Pressringen.<br />
KONTAKT: Viega GmbH & Co. KG, Attendorn<br />
Mit Megapress steht die schnelle und sichere Pressverbindungstechnik<br />
jetzt auch für Installationen aus dickwandigem<br />
Stahlrohr zur Verfügung<br />
Explosionsgeschützte<br />
Schwenkantriebe<br />
Die neuen SQEx .2-Schwenkantriebe bilden mit den<br />
Drehantrieben SAEx.2 eine Produktfamilie<br />
Zum Jahresanfang 2013 hat der Stellantriebshersteller<br />
AUMA erfolgreich die neue Schwenkantriebsbaureihe<br />
SQ .2 in den Markt eingeführt, seit Februar 2014 ist<br />
die explosionsgeschützte Ausführung SQEx .2 lieferbar.<br />
Die neuen SQ und SQEx-Antriebe lösen die langjährigen<br />
SG- und SGEx-Baureihen ab. AUMA bietet bei der neuen<br />
Reihe gegenüber dem Vorgänger eine zusätzliche Baugröße<br />
an und verdoppelt das Drehmomentspektrum auf<br />
einen Bereich von 50 Nm bis 2.400 Nm. Mit den SQREx<br />
.2-Antrieben gibt es nun eine explosionsgeschützte Version<br />
für Regelbetrieb.<br />
Die neuen Schwenkantriebe bilden mit der Drehantriebsbaureihe<br />
SAEx .2 eine Produktfamilie. Installation,<br />
Inbetriebnahme und Bedienung sind über die Baureihengrenze<br />
hinweg nahezu identisch. AUMA liefert<br />
beide Antriebstypen entweder ohne Steuerung, mit der<br />
einfachen Steuerung AMExC oder der mikroprozessorbasierten<br />
ACExC. Letztere erlaubt durch intelligente Diagnosefunktionen<br />
die Integration der Antriebe in Asset<br />
Management Systeme.<br />
Die neuen explosionsgeschützten Schwenkantriebe sind<br />
bisher nach der europäischen ATEX-Richtlinie und der<br />
internationalen IECEx zertifiziert. Zulassungsverfahren<br />
in anderen Ländern laufen derzeit und werden in den<br />
nächsten Monaten abgeschlossen.<br />
KONTAKT: AUMA Riester GmbH & Co. KG, Müllheim, Tel. +49 7631 809-0,<br />
E-Mail: Riester@auma.com, Halle A4, Stand 437<br />
03 | 2014 31
DVGW RECHT & REGELWERK<br />
Regelwerk<br />
G 614-1 Entwurf „Freiverlegte Gasleitungen auf Werksgelände hinter der<br />
Übergabestelle – Planung, Errichtung, Prüfung und Inbetriebnahme“<br />
Einspruchsfrist 31.03.2014<br />
AUFRUF ZUR<br />
STELLUNGNAHME<br />
G 614-2 Entwurf „Freiverlegte Gasleitungen auf Werksgelände hinter der Übergabestelle – Betrieb und<br />
Instandhaltung“<br />
Gemäß Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) gehören Gasleitungsanlagen<br />
nach Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) nicht<br />
zu den überwachungsbedürftigen Anlagen. Gasanlagen auf<br />
Werksgelände bis zur letzten Absperreinrichtung vor der<br />
Gasverwendungseinrichtung sind Energieanlagen im Sinne<br />
des § 3, Nr. 15. Für Energieanlagen gelten die sicherheitstechnischen<br />
Anforderungen des Energiewirtschaftsgesetz<br />
(EnWG) - Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik, gesetzliche Vermutung der Einhaltung, wenn das<br />
DVGW-Regelwerk beachtet wurde - sowie gegebenenfalls<br />
der Gashochdruckleitungsverordnung (GasHDrLtgV).<br />
Unter dem Gesichtspunkt einer zielgruppenorientierten<br />
Umsetzung des Regelwerkes wurden im Rahmen der<br />
Überarbeitung von DVGW-Arbeitsblatt G 614 die relevanten<br />
Anforderungen für Planung, Errichtung, Prüfung und<br />
Inbetriebnahme in Teil 1 von G 614 dargestellt. Die Anforderungen<br />
an Betrieb und Instandhaltung sind in G 614-2<br />
beschrieben.<br />
Ziel der Überarbeitung von G 614-1 war die Harmonisierung<br />
mit den europäischen Richtlinien und Normen. Im<br />
Vordergrund stand die Anpassung der Anforderungen an<br />
freiverlegte Leitungsanlagen an die europäische Funktionalnorm<br />
DIN EN 15001-1, die unter dem Mandat der EG-<br />
Druckgeräterichtlinie 97/23/EG (PED) erstellt wurde. Der<br />
Anwendungsbereich der DIN EN 15001-1 ist wesentlich<br />
umfassender als der des DVGW-Arbeitsblattes G 614-1 und<br />
legt auch Anforderungen bezüglich erdverlegter Leitungsanlagen<br />
und Gasdruckregelanlagen fest. Für diese Anlagenbereiche<br />
wird weiterhin auf die bestehenden Teile des<br />
DVGW-Regelwerks (G 462, G 472 und G 491) verwiesen.<br />
Wenn industrielle Gasleitungsanlagen vom bzw. im Auftrag<br />
des Eigentümers der Gasleitungsanlage ausgelegt, errichtet<br />
und in Betrieb genommen werden, sind diese Gasleitungsanlagen<br />
von der Druckgeräterichtlinie und der DIN EN<br />
15001-1 ausgenommen und fallen in den Anwendungsbereich<br />
des DVGW-Arbeitsblattes G 614-1. Demgegenüber ist<br />
z. B. als eine Baueinheit durch einen Generalunternehmer<br />
schlüsselfertig gelieferte Gasleitungsanlage nach DIN EN<br />
15001-1 nicht von der Druckgeräterichtlinie ausgenommen.<br />
Für diese ist das DVGW-Arbeitsblatt G 614 als detaillierte<br />
Technische Regel im Sinne des Anwendungsbereichs der<br />
DIN EN 15001-1 anzusehen. Bei Beachtung des DVGW-<br />
Arbeitsblattes G 614-1 werden auch die Anforderungen<br />
der DIN EN 15001-1 erfüllt.<br />
Hinsichtlich der Anforderungen für Betrieb und Instandhaltung<br />
an freiverlegten Leitungen auf Werksgeländen wurde<br />
weitestgehend Übereinstimmung zu der europäischen Funktionalnorm<br />
DIN EN 15001-2 hergestellt. Der Geltungsbereich<br />
der DIN EN 15001-2 ist umfassender als der des DVGW-<br />
Arbeitsblattes G 614-2 und deckt neben den freiverlegten<br />
Leitungen auch Empfehlungen für Betrieb und Instandhaltung<br />
von Gasdruckregelanlagen und erdverlegte Leitungen<br />
auf Werksgelände ab. Sowohl für Gasdruckregelanlagen<br />
als auch erdverlegte Leitungen bestehen national bereits<br />
umfängliche DVGW-Regelwerke mit wesentlich höherem<br />
Detaillierungsgrad, welche somit die Empfehlungen der DIN<br />
EN 15001-2 umsetzen.<br />
Für die nationale Umsetzung der DIN EN 15001-2 sind<br />
neben den Detaillierungen für freiverlegte Leitungen im<br />
DVGW-Arbeitsblatt G 614-2 die Detaillierungen der DVGW-<br />
Regelwerke G 465-1, -3, G 466-1 für erdverlegte Leitungen<br />
und G 495 für Gas-Druckregelanlagen zu beachten.<br />
Der neue informative Anhang 2 von G 614 enthält ein Beispiel<br />
für ein orientierendes Bewertungsschema von Leckagen und<br />
Mängeln für Gasleitungsanlagen auf Werksgelände. Er dient<br />
als Handlungshilfe zur Bewertung der technischen Dichtheit<br />
von freiverlegten Gasleitungen auf Werksgelände.<br />
Wesentliche Änderungen gegenüber dem DVGW-Arbeitsblatt<br />
G 614:2005-10 sind:<br />
- Aufteilung des Arbeitsblattes in Teil 1 „Planung, Errichtung,<br />
Prüfung und Inbetriebnahme“ und Teil 2 „Betrieb und<br />
Instandhaltung“<br />
- Grundlegende Überarbeitung des gesamten Arbeitsblattes<br />
und Anpassung an europäische Richtlinien und<br />
Normen<br />
- Übernahme der Anforderungen aus DVGW-Arbeitsblatt<br />
G 462 und DVGW-Arbeitsblatt G 463 für freiverlegte<br />
Gasleitungsanlagen<br />
- Bemessung der Wanddicken und Stützweiten der Leitungen<br />
an DIN EN 15001-1 angeglichen<br />
- Bemessungsverfahren für Gasleitungsanlagen bis<br />
100 mbar in Anlehnung an G 600 (DVGW-TRGI) ergänzt.<br />
G 614-1: Ausgabe 12/2013, EUR 38,59 für DVGW-Mitglieder, EUR 51,46 für Nicht-Mitglieder<br />
G 614-2: Ausgabe 12/2013, EUR 22,27 für DVGW-Mitglieder, EUR 29,69 für Nicht-Mitglieder<br />
32 03 | 2014
RECHT & REGELWERK DVGW<br />
G 5614 „Unlösbare Rohrverbindungen für metallene Gasleitungen; Pressverbinder“<br />
NEUERSCHEINUNG<br />
Die vom Technischen Komitee „Bauteile und Hilfsstoffe Gas“<br />
gemäß der Geschäftsordnung GW 100 beschlossene Überführung<br />
der DVGW-VP 614 in eine Technische Prüfgrundlage<br />
G 5614 ist abgeschlossen. Im Rahmen der Überführung wurde<br />
eine Anpassung an die aktuelle Regelwerksstruktur und eine<br />
redaktionelle Anpassung der zertifizierungsrelevanten Textpassagen<br />
vorgenommen. Zusätzlich wurden die Regelwerksbezüge<br />
aktualisiert. Diese Technische Prüfgrundlage gilt für<br />
Anforderungen und Prüfungen von Pressverbindern aus Metall<br />
zum Verbinden von Rohren und Rohrleitungsteilen aus metallenen<br />
Werkstoffen, die gegen glatte Wandungen metallisch<br />
oder nicht-metallisch dichten.<br />
Diese Prüfgrundlage gilt nicht für Pressverbinder, die für erdverlegte<br />
Leitungen eingesetzt werden. Die Pressverbinder<br />
sind für Leitungen geeignet, die mit Gasen nach dem DVGW-<br />
Arbeitsblatt G 260 betrieben werden.<br />
Diese Technische Prüfgrundlage gilt für Pressverbinder, die<br />
in Gas-Rohrleitungen mit einem Rohraußendurchmesser<br />
d ≤ 108 mm und bis zu Nenndrücken von 5 bar (PN 1 oder<br />
PN 5) eingesetzt werden. Für den Anwendungsbereich der<br />
Gas-Innenleitungen nach DVGW-Arbeitsblatt G 600 (TRGI)<br />
und TRF müssen sie thermisch erhöht belastbar sein.<br />
Ausgabe 12/2013, EUR 26,82 für DVGW-Mitglieder, EUR 35,76 für Nicht-Mitglieder<br />
G 491-B1 Entwurf „1. Beiblatt zum DVGW-Arbeitsblatt G 491: 2010-07 Gas-<br />
Druckregelanlagen für Eingangsdrücke bis einschließlich 100 bar; Planung,<br />
Fertigung, Errichtung, Prüfung, Inbetriebnahme und Betrieb“<br />
Einspruchsfrist 31.03.2014<br />
AUFRUF ZUR<br />
STELLUNGNAHME<br />
Das Arbeitsblatt G 491 „Gas-Druckregelanlagen für Eingangsdrücke<br />
bis einschließlich 100 bar; Planung, Fertigung,<br />
Errichtung, Prüfung, Inbetriebnahme und Betrieb“, das<br />
in der Fassung Juli 2010 vorliegt, wird durch ein Beiblatt<br />
ergänzt, das im Januar 2014 als Entwurf mit Einspruchsfrist<br />
veröffentlicht wurde. Wesentlicher Gegenstand ist ein<br />
neuer, normativer Anhang zum Arbeitsblatt G 491, in dem<br />
die Prüfanforderungen an mobile Gas-Druckregelanlagen<br />
bei der erstmaligen Errichtung und bei der Aufstellung an<br />
einem neuen Aufstellungsort beschrieben werden.<br />
Mobile Gas-Druckregelanlagen sind Gas-Druckregelanlagen<br />
für Eingangsdrücke bis einschließlich 100 bar nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt G 491, die dazu bestimmt sind, nicht dauerhaft<br />
an einem stationären Einsatzort betrieben zu werden. Die<br />
Prüfung von mobilen Gas-Druckregelanlagen und die Ausstellung<br />
von Bescheinigungen nach Gashochdruckleitungsverordnung<br />
für diese Anlagen wurden in der Vergangenheit<br />
mehrfach mit den Aufsichtsbehörden diskutiert. Eine Festlegung<br />
im DVGW-Regelwerk, wie mit diesen Anlagen im<br />
Zuge der erstmaligen Prüfung nach der Herstellung sowie<br />
bei der Aufstellung an einem neuen Aufstellungsort zu<br />
verfahren ist, gibt es bisher nicht.<br />
Festlegungen zu Betrieb und Instandhaltung mobiler<br />
Gas-Druckregelanlagen werden in das Arbeitsblatt G 495<br />
„Gasanlagen Betrieb und Instandhaltung“ aufgenommen,<br />
das derzeit überarbeitet wird. Darüber hinaus werden mit<br />
dem 1. Beiblatt zum Arbeitsblatt G 491 die Anforderungen<br />
aus der Verordnung über Gashochdruckleitungen, die im<br />
Anhang G des Arbeitsblattes G 491 erläutert werden, an<br />
die im Jahr 2011 neu veröffentlichte Verordnung angepasst.<br />
Ausgabe 1/2014, EUR 17,27 für DVGW-Mitglieder, EUR 23,03 für Nicht-Mitglieder<br />
W 386 Entwurf „Hydranten in der Trinkwasserverteilung; Anforderungen<br />
und Prüfungen“<br />
Einspruchsfrist 31.03.2014<br />
AUFRUF ZUR<br />
STELLUNGNAHME<br />
Die DVGW-Prüfgrundlage W 386 (P) gilt für Hydranten aus<br />
metallenen Werkstoffen und für Unterflurhydranten aus<br />
Polyethylen für den Einsatz in Trinkwasserverteilungsanlagen<br />
gemäß dem Arbeitsblatt W 400-1 sowie gemäß dem Anwendungsbereich<br />
von DIN EN 1074-6. Diese Prüfgrundlage wurde<br />
vom Projektkreis „Armaturen in Wasserversorgungssystemen“<br />
im Technischen Komitee „Bauteile Wasserversorgungssysteme“<br />
erarbeitet.<br />
Sie legt die Anforderungen und Prüfungen an bzw. von Hydranten<br />
in der Wasserversorgung fest und enthält Angaben zur<br />
Gütesicherung dieser Bauteile, um sicherzustellen, dass die<br />
Konformität der hergestellten Bauteile mit den Anforderungen<br />
dieser Prüfgrundlage langfristig gegeben ist.<br />
Bauteile nach dieser Prüfgrundlage sind konform mit der ins<br />
nationale DIN-Normenwerk eingeführten europäischen Norm<br />
DIN EN 1074-6, mit den Anforderungen des DVGW-Regelwerkes<br />
sowie mit den nationalen gesetzlichen Bestimmungen.<br />
Sie weisen somit die erforderliche Sicherheit, Gebrauchstauglichkeit,<br />
Qualität, Hygiene und Umweltverträglichkeit auf, wie<br />
sie für den Einsatz in der Wasserversorgung vorausgesetzt<br />
werden. Die DVGW-Prüfgrundlage W 386 soll zukünftig die<br />
DVGW-Prüfgrundlage VP 325 ersetzen.<br />
Ausgabe 1/2014, EUR 26,82 für DVGW-Mitglieder, EUR 35,76 für Nicht-Mitglieder<br />
03 | 2014 33
DWA / DIN RECHT & REGELWERK<br />
Wasser-Information Nr. 62 „Entnahme von Trinkwasserproben<br />
in der Trinkwasser-Installation für die mikrobiologische Untersuchung“<br />
AUFRUF ZUR<br />
STELLUNGNAHME<br />
Die Wasser-Information Nr. 62 wird ersatzlos zurückgezogen.<br />
Ausgabe 3/2000<br />
Merkblatt M 143-16 „Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb<br />
von Gebäuden - Teil 16: Reparatur von Abwasserleitungen und -kanälen<br />
durch Roboterverfahren“<br />
AUFRUF ZUR<br />
MITARBEIT<br />
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />
und Abfall e. V. (DWA) wird das Merkblatt „Sanierung<br />
von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden -<br />
Teil 16: Reparatur von Abwasserleitungen und -kanälen<br />
durch Roboterverfahren“ überarbeiten. Durch neue technische<br />
Entwicklungen ist eine Anpassung des Merkblatts<br />
an den aktuellen Stand erforderlich. DWA-M 143-16 soll<br />
alle im Bereich der Sanierung von Entwässerungssystemen<br />
planenden, betreibenden sowie Aufsicht führenden Institutionen<br />
und Firmen ansprechen. Die Überarbeitung des<br />
Merkblatts soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein. Hinweise<br />
und Anregungen zur Neufassung des Merkblatts nimmt die<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle entgegen. An einer Mitarbeit<br />
interessierte Fachleute können sich ebenfalls an die DWA<br />
wenden.<br />
KONTAKT: DWA-Bundesgeschäftsstelle, Hennef, Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
E-Mail: berger@dwa.de<br />
DIN EN ISO 13686 „Erdgas - Bestimmung der Beschaffenheit<br />
(ISO 13686:2013)“<br />
NEUERSCHEINUNG<br />
DIN EN ISO 13686 ist Ersatz für DIN EN ISO 13686:2007-09.<br />
Zusätzlich zur Vorausgabe enthält die Norm einen informativen<br />
Anhang A, in dem die gemeinsame Geschäftsgrundlage<br />
(Common business practice, CBP) der europäischen<br />
Gastransportvereinigung EASEE-Gas beschrieben wird, die<br />
bereits jetzt für die Beschaffenheit von Erdgas H an Grenzübergangspunkten<br />
in Europa angewandt wird. Weitere<br />
Änderungen gegenüber der Vorausgabe sind vor allem<br />
redaktioneller Art. DIN EN ISO 13686 ist jedoch nicht geeignet,<br />
die Anforderungen des europäischen Normungsauftrags<br />
infolge EU-Mandat M 400 für Erdgas H zu erfüllen, da<br />
DIN EN ISO 13686 keine<br />
Festlegung von Parameterwerten trifft.<br />
Änderungsvermerk: Gegenüber DIN EN ISO 13686:2007-<br />
09 wurden folgende Änderungen vorgenommen: a) der<br />
Haupttext der Norm sowie die informativen Anhänge A<br />
bis G wurden auf Aktualität überprüft. Nach der formellen<br />
Schlussabstimmung ist der Gegenstand des informativen<br />
Anhangs B (DVGW-Arbeitsblatt G 260) in überarbeiteter<br />
Form im März 2013 in neuer Ausgabe erschienen. b) der<br />
informative Anhang H (Spanische Regulierungsschrift)<br />
wurde hinzugefügt.<br />
Ausgabe 12/2013, Deutsche Fassung EN ISO 13686:2013<br />
Besuchen Sie uns auf der <strong>IFAT</strong> in München<br />
Halle B5, Stand 515<br />
34 03 | 2014
RSV-Regelwerke<br />
RSV Merkblatt 1<br />
Renovierung von Entwässerungskanälen und -leitungen<br />
mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
2011, 48 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />
RSV Merkblatt 2<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit<br />
Rohren aus thermoplastischen Kunststoffen durch<br />
Liningverfahren ohne Ringraum<br />
2009, 38 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 2.2<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit<br />
vorgefertigten Rohren durch TIP-Verfahren<br />
2011, 32 Seiten DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 3<br />
Renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen durch<br />
Liningverfahren mit Ringraum<br />
2008, 40 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 4<br />
Reparatur von drucklosen Abwässerkanälen und<br />
Rohrleitungen durch vor Ort härtende Kurzliner (partielle Inliner)<br />
2009, 20 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 5<br />
Reparatur von Entwässerungsleitungen und Kanälen<br />
durch Roboterverfahren<br />
2007, 22 Seiten, DIN A4, broschiert, € 27,-<br />
RSV Merkblatt 6<br />
Sanierung von begehbaren Entwässerungsleitungen und<br />
-kanälen sowie Schachtbauwerken - Montageverfahren<br />
2007, 23 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 6.2<br />
Sanierung von Bauwerken und Schächten<br />
in Entwässerungssystemen<br />
2012, 41 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />
RSV Merkblatt 7.1<br />
Renovierung von drucklosen Leitungen /<br />
Anschlussleitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />
2009, 30 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 7.2<br />
Hutprofiltechnik zur Einbindung von Anschlussleitungen –<br />
Reparatur / Renovierung<br />
2009, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 30,-<br />
RSV Merkblatt 8<br />
Erneuerung von Entwässerungskanälen und -anschlussleitungen<br />
mit dem Berstliningverfahren<br />
2006, 27 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />
RSV Merkblatt 10,<br />
Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen<br />
2008, 55 Seiten, DIN A4, broschiert, € 37,-<br />
RSV Information 11<br />
Vorteile grabenloser Bauverfahren für die Erhaltung und<br />
Erneuerung von Wasser-, Gas- und Abwasserleitungen<br />
2012, 42 Seiten DIN A4, broschiert, € 9,-<br />
Auch als<br />
eBook<br />
erhältlich!<br />
www.vulkan-verlag.de<br />
Jetzt bestellen!<br />
WISSEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Faxbestellschein an: +49 201 / 82002-34 Deutscher Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />
Ja, ich / wir bestelle(n) gegen Rechnung:<br />
___ Ex. RSV-M 1 € 35,-<br />
___ Ex. RSV-M 2 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 2.2 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 3 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 4 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 5 € 27,-<br />
___ Ex. RSV-M 6 € 29,-<br />
Ich bin RSV-Mitglied und erhalte 20 % Rabatt<br />
auf die gedruckte Version (Nachweis erforderlich!)<br />
___ Ex. RSV-M 6.2 € 35,-<br />
___ Ex. RSV-M 7.1 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 7.2 € 30,-<br />
___ Ex. RSV-M 8 € 29,-<br />
___ Ex. RSV-M 10 € 37,-<br />
___ Ex. RSV-I 11 € 9,-<br />
zzgl. Versandkosten<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Telefax<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
von DIV Deutscher 03 | 2014 Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
35<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
✘<br />
XFRSVM2014
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Kalkulation von Installationsprojekten<br />
mit PE-Rohr - Teil 2: Online-Kalkulation<br />
mit dem Webkalkulator24.de<br />
Die Kalkulation von Tiefbaumaßnahmen, ob geschlossene oder offene Bauweise, basiert in vielen Fällen auf dem<br />
Erfahrungsschatz des jeweiligen Kalkulators, auf über Mitarbeitergenerationen vererbten Kalkulationsgrundlagen und häufig<br />
auch auf der Grundlage grober Schätzungen. Daraus resultieren in vielen Fällen dann auch die Wahl des Verlegeverfahrens<br />
und die Bauausführung. Im ersten Teil dieses Fachberichts (<strong>3R</strong>-4-5/2013) [3] ist die Steigerung der Produktivität z. B.<br />
durch Einsatz von mehreren Schweißmaschinen auf der Baustelle beschrieben worden. In diesem zweiten Teil wird ein<br />
Hilfsmittel beschrieben, mit dem online verschiedene Verlegeverfahren vergleichend berechnet werden können und<br />
das in seiner neuesten Version dem Anwender die Möglichkeit bietet, die Kosten für die Stumpfschweißverbindung<br />
differenzierter zu betrachten. Dies ist insbesondere für größere Außendurchmesser von Interesse, da die Stillstandszeiten<br />
durch den Einsatz einer zweiten oder dritten Schweißmaschine reduziert werden können und sich dadurch eine erhebliche<br />
Kosteneinsparung erzielen lässt.<br />
Bild 1: Login-Bereich webkalkulator24<br />
Der webkalkulator24 [1] (Bild 1) bietet den unterschiedlichen<br />
Nutzergruppen verschiedene Ansätze, sich der Thematik<br />
zu nähern. Ein Planer möchte bereits nach den ersten Planungsschritten<br />
abschätzen, welches Verfahren für welche<br />
Art der Verlegung oder Erneuerung von Leitungen am<br />
besten geeignet ist. Ein Unternehmer will verschiedene<br />
Angebotsvarianten durchrechnen. Ein Auftraggeber möchte<br />
vorab überschlägig die Kosten für sein Investment ermitteln.<br />
Absehbar ist derzeit schon, dass die indirekten Kosten, verursacht<br />
durch Straßensperrungen und Umleitungen, eine<br />
immer größere Gewichtung bei der Entscheidungsfindung<br />
bekommen werden, da die Akzeptanz von betroffenen<br />
Anwohnern, Handel und Gewerbe zunehmend schwindet.<br />
Eine Basis- und Premium-Version ist unter der Internetadresse<br />
www.webkalkulator24.de erreichbar. Für den Anwender<br />
ist die Nutzung des Online-Tools kostenlos. Die Basis-Version<br />
arbeitet mit fest vorgegebenen Eingabewerten, für die<br />
Berechnungsroutinen mit praxisnahen Leistungsbeschreibungen<br />
hinterlegt sind. Damit lassen sich jeweils zwei Verfahren<br />
für die Verlegung oder Erneuerung von Rohrleitungen<br />
aus Kunststoff miteinander vergleichen. Für eine erste<br />
Kostenbetrachtung sind nur wenige Projektparameter wie<br />
Rohrdurchmesser, Verlegelänge, Verlegetiefe usw. einzugeben<br />
und eine Auswahl der miteinander zu vergleichenden<br />
Verfahren vorzunehmen. Das Ergebnis der vergleichenden<br />
Berechnung wird in der Vergleichstabelle mit Haupt- und<br />
Unterpositionen im unteren Bereich der Startseite angezeigt.<br />
Die Premium-Version lässt durch die Eingabe individueller<br />
Richtwerte und Preise eine individuelle und weitergehende<br />
Betrachtung der Projekte zu. Mit den Anleitungen aus „User<br />
manual“ und „FAQs“ lässt sich das Tool einfach erschließen<br />
und bedienen.<br />
In wenigen Schritten lassen sich die Verfahren untereinander<br />
kostenmäßig vergleichen. Auch bei Variation der Schlüsselparameter<br />
sind die Änderungen immer transparent. Die<br />
angelegten Projekte und die ermittelten Ergebnisse lassen<br />
sich speichern, für die Weiterbearbeitung wieder öffnen,<br />
ausdrucken und gegebenenfalls löschen.<br />
Die wesentlichen Vorteile beider Versionen des webkalkulator24<br />
sind:<br />
36 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
Bild 2: Start- und Ergebnisseite webkalkulator24<br />
»»<br />
24 Stunden online und interaktiv verfügbar<br />
»»<br />
LV-ähnlicher Aufbau, gegliedert in Haupt-, Unter- und<br />
Detailpositionen<br />
»»<br />
individuell und flexibel einsetzbar<br />
»»<br />
Berechnungen sind vergleichbar und nachvollziehbar<br />
»»<br />
Entscheidungsfindung wird vereinfacht<br />
Mit den ermittelten Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse<br />
auf das jeweils kostengünstigere Verfahren ziehen. In der<br />
Ergebnisdarstellung ist erkennbar, wie sich die Kosten auf<br />
die einzelnen Leistungspositionen verteilen. Das Berechnungsmodell<br />
ist ähnlich einem LV in vier Haupt-, 22 Unterund<br />
weiteren 42 Detailpositionen aufgebaut.<br />
INHALTE UND ANWENDUNG<br />
Für die vergleichende Berechnung von Leitungsbauarbeiten<br />
sind aktuell sieben Verlege- und Erneuerungsverfahren<br />
gelistet. Den Verfahren sind unterschiedliche Bereiche zugeordnet<br />
worden:<br />
Innerörtlicher Bereich<br />
- Offene Verlegung mit Sandbettung<br />
- Offene Verlegung ohne Sandbettung<br />
- Verlegung im Spülbohrverfahren<br />
Langstreckenbereich<br />
- Verlegung mit Pflug<br />
- Verlegung mit Grabenfräse<br />
Erneuerungsbereich<br />
- Renovierung mit Relingverfahren<br />
- Erneuerung mit Berstliningverfahren<br />
Zur Auswahl stehen fünf Rohrprodukte, Lieferformen<br />
als 6 m oder 12 m Stangenware bzw. als Ringbundware<br />
oder als wählbare Sonderlängen in SDR 11 oder SDR 17<br />
zur Verfügung. Die Rohrdurchmesser reichen je nach<br />
Sparte von 25 bis 710 mm. Verlegt wird in den üblichen<br />
Tiefen und Längen, die dem Verfahren entsprechend<br />
vom Nutzer einzugeben sind.<br />
Die verfahrensspezifischen Vergleiche beruhen auf festgelegten<br />
Berechnungsroutinen; die Einheitspreise (EP)<br />
sind Richt- bzw. Erfahrungswerte. Damit wird eine erste,<br />
orientierende Kostenberechnung erstellt. Je nach marktspezifischen<br />
oder auch regional unterschiedlichen Kostenstrukturen,<br />
die in der Premium-Version variabel gestaltbar sind,<br />
können sich von der Einschätzung des Nutzers abweichende<br />
Ergebnisse einstellen. Die Nutzung des webkalkulator24.<br />
de ersetzt eine verbindliche Detailkalkulation nicht. Das<br />
Kalkulationsergebnis ist kein Angebot zum Abschluss eines<br />
Vertrages zu den kalkulierten Kosten.<br />
Im Kopfbereich jeder Leistungsbeschreibung sind verfahrensspezifische<br />
Positionen eingefügt, die projektbezogen<br />
definiert werden können. Auswählbar sind u. a.<br />
die Beschaffenheit und Stärke vorhandener Oberflächen,<br />
das Anlegen von Baustraßen, die Komplettentsorgung<br />
von Aushubmaterialien oder eine Wasserhaltung für die<br />
offenen Bauweisen; die gewählten Festlegungen werden<br />
bei der Kostenberechnung berücksichtigt. So werden ab<br />
Bild 3: Verfahrenswahl: Offene Verlegung vs. HDD-Verfahren<br />
03 | 2014 37
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Bild 4: Leistungsbeschreibung HDD mit individueller Eingabe von EPs<br />
Bild 5: Vergleich und Berechnung für HDD vs. open trench<br />
einer Sohltiefe von 1,25 m Graben und Gruben teil- oder<br />
vollflächig verbaut. Soll unabhängig von der Grabentiefe<br />
verbaut werden, so lässt sich diese Position durch einen<br />
Klick auf die Box „Sonderverbau“ aktivieren. Bei den grabenlos<br />
arbeitenden Verfahren werden bei Start- und Zielgruben<br />
die Anzahl, Breiten und Längen als Funktion von<br />
Rohrdurchmesser, Maschinenabmessungen, Biegeradien<br />
usw. ermittelt.<br />
In den Positionen 1.0-3.0 der Verfahrensblätter können die<br />
dort eingestellten Richtwerte für die Einheitspreise (weiße<br />
Eingabefelder) geändert und somit den eigenen, regionalen<br />
oder marktrelevanten Gegebenheiten angepasst<br />
werden. Für diesen Vorgang ist zuvor die Box „Eigene<br />
Eingaben“ im Kopfteil des Verfahrensblattes anzuklicken.<br />
In der Position 4.0 „Leitungsbau“ lassen sich Positionen<br />
für Hausanschlüsse und zusätzliche, weitere Arbeiten wie<br />
Schachtanbindungen, Leitungsumverlegungen, Suchschlitze<br />
usw. mit Menge und EP projektbezogen eingeben.<br />
Das Ergebnis der vergleichenden Berechnung wird sowohl<br />
in der Vergleichstabelle im unteren Bereich der Startseite<br />
(Bild 5) sowie auf den Verfahrensblättern (Bild 6) mit<br />
Haupt-, Unter- und allen Detailpositionen (aufklappbar)<br />
angezeigt.<br />
Die Auswirkungen von Variationen der Eingabeparameter<br />
wie Verlegetiefe, Rohrpreise usw. lassen sich in Minutenschnelle<br />
darstellen und nachvollziehen.<br />
ERMITTLUNG DER KOSTEN EINER<br />
STUMPFSCHWEISS VERBINDUNG<br />
Die Kosten für eine Stumpfschweißverbindung werden<br />
im Wesentlichen durch die Abkühlzeit bestimmt. Wie im<br />
ersten Teil beschrieben, kann an dieser Stelle der Hebel zur<br />
Produktivitätssteigerung durch den Einsatz von mehreren<br />
Schweißmaschinen am besten angesetzt werden. Gerade<br />
für Großrohrprojekte bedeutet dies eine deutliche Steigerung<br />
der Produktivität und damit eine Verringerung der<br />
38 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
Gesamtkosten des Projektes.<br />
Mittels Mausklick wird<br />
der Reiter „Kostenermittlung<br />
Stumpfschweißverbindung“<br />
aktiviert. Übernommen<br />
werden alle für<br />
die Berechnung der Kosten<br />
einer Stumpfschweißung<br />
benötigten Parameter wie<br />
Außendurchmesser, Wanddicke,<br />
Lieferlänge und Länge<br />
des Rohrstrangs. Basis für<br />
die weitere Berechnung ist<br />
das Regelwerk DVS 2207-<br />
1. Die dort beschriebenen<br />
Vorgaben ermöglichen die<br />
Abschätzung der an einem<br />
Arbeitstag möglichen Anzahl<br />
von Schweißverbindungen.<br />
Individualisieren lassen sich<br />
die Ergebnisse durch Anpassung<br />
der Lohnkosten, der<br />
Kosten der Schweißmaschine<br />
und der Arbeitszeit.<br />
Die Berechnung folgt dem<br />
Ansatz, dass mit der Erstellung<br />
der Schweißverbindung<br />
ein Schweißer und ein<br />
Helfer betraut werden. Die<br />
Anzahl der Personen lässt<br />
sich durch die Anhebung<br />
oder Absenkung des Stundensatzes<br />
anpassen. So kann<br />
die Anzahl der Helfer für die<br />
Berechnung sinnvoll über<br />
den Stundensatz verändert<br />
werden. Wie in Teil 1 des<br />
Bild 6: Kopfbereich Leistungsbeschreibung HDD-Verfahren<br />
Bild 7: Ermittlung der Herstellkosten einer Stumpfschweißverbindung bei Einsatz mehrerer<br />
Schweißmaschinen<br />
Fachbeitrags bereits beschrieben, reicht bei dem Einsatz<br />
z. B. einer manuellen Schweißmaschine bis OD 160 mm<br />
in der Regel ein Bediener aus. In diesem Fall kann der<br />
Stundensatz für den Helfer auf 0 € gesetzt werden. Für<br />
Großrohrprojekte kann es gegebenenfalls notwendig<br />
sein, die Anzahl der Helfer auf zwei zu erhöhen. In diesem<br />
Fall kann die Berechnung mit dem doppelten Helferstundensatz<br />
durchgeführt werden. Das Schweißpersonal<br />
ließe sich zwar auch über den Stundensatz erhöhen,<br />
auf die Berechnung der Produktivität hat dies aber keinen<br />
Einfluss, da der Baufortschritt nicht direkt mit dem<br />
Schweißfortschritt zusammen hängen muss. Hier setzt<br />
das Programm Grenzen. Eine Lösung hierfür bietet sich,<br />
insbesondere für große Rohrdurchmesser, über die Reduzierung<br />
des Ausführungszeitraums der Baumaßnahme<br />
auf Basis des Erfahrungsschatzes des Anwenders. Für die<br />
Kosten der Schweißmaschine pro Tag wurden marktübliche<br />
Mietpreise herangezogen. Diese lassen sich aber<br />
individualisieren. Beispielsweise soll neben einer abgeschriebenen<br />
eigenen Maschine eine gemietete Schweißmaschine<br />
zum Preis von 100 € pro Tag eingesetzt werden.<br />
Für die Berechnung wird dann der Mittelwert beider<br />
Maschinenkosten herangezogen. Setzt man die Kosten<br />
für die „Altmaschine“ mit 1 € pro Tag fest, ergäbe sich<br />
ein Wert für die Eingabe von 50,50 €.<br />
Die Herstellkosten einer Stumpfschweißverbindung bei Einsatz<br />
mehrerer Schweißmaschinen werden ermittelt. Zuletzt<br />
entscheidet der Nutzer über die Anzahl der Schweißmaschinen<br />
und bestätigt seine Angaben zur Übergabe in<br />
den Kostenvergleich der Verlegeverfahren („Werte in die<br />
Berechnung übernehmen“). Unter Position 3.2. „Rohrverbindung“<br />
fließen die so ermittelten Herstellkosten der<br />
Rohrverbindung in die Berechnung ein. Die Kostengegenüberstellung<br />
der beiden gewählten Verlegeverfahren<br />
erfolgt dann auf Basis der berechneten Werte. Der ermittelte<br />
Ausführungszeitraum bleibt von der Wahl der Anzahl<br />
der Schweißmaschinen unbeeinflusst, da der gesamte<br />
Baufortschritt nicht zwangsläufig von dem Fortschritt der<br />
Stumpfschweißverbindungen abhängt. Auch hier ist der<br />
Erfahrungsschatz des Anwenders gefragt.<br />
03 | 2014 39
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Tabelle 1: Einflüsse und Auswirkungen der Verlegeverfahren im Untergrund<br />
Legende:<br />
HDD Horizontales Spülbohrverfahren<br />
MT Mikrotunnelbau<br />
Liner Lining-Verfahren<br />
BL Berstverfahren<br />
6 kontinuierlicher Einsatz von Aushub-, Transport- und<br />
Verdichtungsgeräten<br />
7 nur punktueller Einsatz von Aushub-, Transport- und Verdichtungsgeräten<br />
bei Start-, Montage- oder Einziehgruben<br />
9 Erhöhte Materialentnahme<br />
10 Vibrationen beim Einsatz der Aushub-, Vortriebs-,<br />
Bersteinrichtungen<br />
11 Betriebsstoffe, Spülungsaustrag, Harzverluste<br />
12 Setzungsrisiko durch unzureichende linienhafte Verdichtung<br />
15 Unsachgemäße Bettung, überhöhte Verdichtung<br />
16 Unsachgemäßer Einbau, fehlerhafte Leitungstrassierung<br />
19 Umlagerungen im Untergrund, Störung der Erdstatik<br />
22 Hebungen durch Frostauswirkungen, Spülungsaustritt und<br />
Verdrängung<br />
23 Änderung der Wasserwegigkeit, Drainagewirkung<br />
SOFT FACTS (GSTT 1/11/24)<br />
Unter soft facts werden alle Vorgänge bei den Verlegeverfahren<br />
erfasst, deren Auswirkungen sich bautechnisch,<br />
umweltspezifisch aber auch betriebs- und volkswirtschaftlich<br />
auswirken können. Es entstehen indirekte Kosten, die<br />
sich während und oft auch noch lange nach Fertigstellung<br />
der Baumaßnahme ergeben. Die Kostentragung<br />
liegt dann meist beim (öffentlichen) Auftraggeber bzw.<br />
beim Steuerzahler. Weiterhin gehören umweltrelevante<br />
Auswirkungen wie Emissionen oder die Schonung von<br />
Ressourcen sowie die (vermeidbaren) Beeinträchtigungen<br />
von Bevölkerung und Infrastruktur dazu. Stellvertretend<br />
für die jeweilige Einschätzung der Verfahren für Neuverlegung<br />
und Sanierung werden auszugsweise Informationen<br />
und Abbildungen aus den GSTT-Infoschriften Nr. 1 und<br />
Nr. 11 wiedergegeben.<br />
Vergleich von Neuverlegung und Erneuerung [2]<br />
Indirekte Kosten entstehen im Umfeld einer Baumaßnahme<br />
während und im Nachgang zur Leitungsverlegung infolge<br />
von Einflüssen und Beeinträchtigungen durch das jeweilige<br />
Bauverfahren. Sie betreffen Oberflächen, den Untergrund<br />
mit vorhandenen Leitungen und Anlagen sowie vorhandene<br />
oberirdische Infrastruktur. Das Ausmaß dieser Beeinträchtigungen<br />
hängt vom jeweiligen Bauverfahren ab. Eine erste<br />
Einschätzung wird in der GSTT-Infoschrift Nr. 11 gegeben.<br />
Mit der Ampeldarstellung wird nicht gewertet, sondern es<br />
soll die Aufmerksamkeit auf mögliche Risiken des jeweiligen<br />
Vorganges gelenkt werden, der die entsprechenden<br />
Folgeschäden erfahrungsgemäß hervorruft.<br />
Weitere Tabellen und Beschreibungen zu Einflüssen und Beeinträchtigungen<br />
infolge des jeweiligen Verfahrens auf das Bauumfeld,<br />
bestehende Leitungssysteme sowie auf Infrastruktur,<br />
Bevölkerung sowie Umwelt und Natur und das damit verbundene<br />
Kostenrisiko sind in der Informationsschrift GSTT<br />
Info-Nr. 11 nachlesbar.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die Entscheidungsfindung für oder gegen ein Verlegeverfahren<br />
lässt sich zunächst an den direkten Kosten<br />
festmachen. Mit dem webkalkulator24 lassen sich parallel<br />
und rasch jeweils zwei Verfahren zur Neuverlegung oder<br />
Erneuerung von Rohrleitungen kostenmäßig vergleichen.<br />
Die Projektparameter sind variierbar und können an das<br />
jeweilige Projekt und die Marktsituation angepasst werden.<br />
Die Richtwerte für die Einheitspreise können individuell<br />
geändert werden. Mit der neuen Erweiterung auf<br />
die Kostenermittlung von Stumpfschweißverbindungen<br />
lassen sich nun insbesondere Großrohrprojekte präziser<br />
erfassen. Die Leistungsbeschreibungen und die darauf<br />
basierenden Berechnungen sind klar und nachvollzieh-<br />
40 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
bar, d. h. die Berechnungen werden für alle am Projekt<br />
Beteiligten transparent gemacht.<br />
Bei der Entscheidungsfindung für ein Verlegeverfahren<br />
werden zukünftig aber auch Soft Facts wie Beeinträchtigungen<br />
für das Bauumfeld und die Infrastruktur durch das<br />
jeweilige Bauverfahren und deren Folgekosten an Bedeutung<br />
gewinnen. Eine zunehmende Bedeutung erlangt<br />
auch die Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen<br />
sowie die Vermeidung von Umweltbelastungen und indirekte<br />
Beeinträchtigungen als Folge der offenen Bauweise.<br />
Eine weitergehende Betrachtung hinsichtlich Bauzeiten<br />
und zu erwartenden CO 2<br />
-Emissionen erlauben weitere<br />
Features, mit denen der webkalkulator24 aufwartet.<br />
Der webkalkulator24 ist somit ein Tool für Planer, Auftraggeber<br />
und auch ausführende Unternehmen, das mit<br />
mehr Transparenz bei den direkten Kosten und einer<br />
weitergehenden Betrachtung bei den Soft Facts für eine<br />
Entscheidungsfindung zugunsten eines Verlegeverfahren<br />
beitragen kann.<br />
Der webkalkulator24 steht kostenlos in deutscher, englischer,<br />
polnischer, italienischer und niederländischer Sprache<br />
zur Verfügung.<br />
LITERATUR<br />
[1] www.webkalkulator24.de<br />
[2] DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren<br />
e.V.; DVS 2207-1 „Schweißen von thermoplastischen Kunststoffen<br />
– Heizelementschweißen von Rohren, Rohrleitungsteilen und<br />
Tafeln aus PE-HD“, September 2005<br />
[3] <strong>3R</strong>-04-05/2013, „Kalkulation von Installationsprojekten mit<br />
PE-Rohr, Teil 1: Produktivität beim Heizelementstumpfschweißen“;<br />
Dipl.-Ing. (FH) Bernd Klemm, Dipl.-Ing. (FH) Holger Hesse<br />
[4] GSTT Informationsschrift Nr.1; „Grabenlose Verfahren der<br />
Schadensbehebung in nicht begehbaren Abwasserleitungen“<br />
[5] GSTT Informationsschrift Nr.11; „Vergleich offener und grabenloser<br />
Bauweisen – direkte und indirekte Kosten im Leitungsbau; 3.<br />
Auflage Dezember 2011“<br />
AUTOREN<br />
HOLGER HESSE<br />
egeplast international GmbH, Greven<br />
Tel. +49 2575 9710-252<br />
E-Mail: holger.hesse@egeplast.de<br />
BERND KLEMM<br />
Widos W. Dommer Söhne GmbH, Ditzingen<br />
Tel. +49 7152 9939-0<br />
E-Mail: bernd.klemm@widos.de<br />
Grabenlose Rohrerneuerung im<br />
Berstlining-Verfahren<br />
• Grabenlose Erneuerung von Ver- und Entsorgungsleitungen bis AD 1000<br />
• 5 Typen , 40-250 t Zugkraft, robuste, belastbare Technik<br />
• vielseitig einsetzbar, z. B. für TIP, Rohrreduktion<br />
TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG · D-57356 Lennestadt<br />
Tel.: +49 2723 808296· Email: sebastian.schwarzer@tracto-technik.de· www.tracto-technik.de<br />
Wir stellen aus: <strong>IFAT</strong> München 5.-9. Mai 2014, Stand B5.135<br />
03 | 2014 41
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Ermüdungsverhalten von Heizelementstumpfschweißverbindungen<br />
am Beispiel von Kunststoffrohren<br />
Zyklische Belastungen können bereits bei wesentlich geringeren Spannungen und Verformungen zum Versagen<br />
eines Bauteils führen als äquivalente statische Belastungen. Das sogenannte Ermüdungsverhalten vieler Werkstoffe ist<br />
weitreichend bekannt und findet in den entsprechenden Konstruktionsbereichen seine Anwendung. Die Kenntnisse<br />
über mechanische Eigenschaften von Kunststoffschweißnähten unter zyklischer Belastung sind aus heutiger Sicht<br />
unzureichend. Um diese Belastungen entsprechend einstufen zu können, wurde in einem am SKZ abgeschlossenen<br />
Forschungsprojekt ein grundlegender Zusammenhang zwischen statischen und zyklischen Belastungen von<br />
Heizelementstumpfschweißverbindungen und dem daraus resultierenden Festigkeitsverhalten ermittelt. Im Rahmen<br />
dieses Projektes wurden geschweißte Kunststoffrohre bezüglich ihres Ermüdungsverhaltens untersucht. Hierzu wurden<br />
die erreichten Kurzzeiteigenschaften der Schweißnaht und der Grundmaterialien mit den Ergebnissen von zyklischen<br />
Belastungsversuchen gegenübergestellt.<br />
EINLEITUNG<br />
Das Heizelementschweißen (HS) ist das älteste mechanisierte<br />
Verfahren zum Schweißen von Kunststoffen [1]. Es<br />
basiert auf der direkten Erwärmung der Fügeflächen an<br />
einem Heizelement, das durch eine Beschichtung (i. d. R.<br />
basierend auf fluorierten Kunststoffen) vor einem Anhaften<br />
der Kunststoffschmelze geschützt wird. Der Prozess besteht<br />
im Allgemeinen aus vier Phasen: Angleichen, Anwärmen,<br />
Umstellen und Fügen/Abkühlen.<br />
Zur Beurteilung der Festigkeit von Schweißverbindungen<br />
werden in der Regel Schweißfaktoren herangezogen. Es<br />
wird hierbei zwischen Kurz- und Langzeitschweißfaktoren<br />
unterschieden. Die Ermittlung des Kurzzeitzug-Schweißfaktors<br />
f z<br />
erfolgt häufig durch Zugversuche an geschweißten<br />
Probekörpern und Probekörpern aus dem Grundmaterial.<br />
Der sogenannte Langzeitschweißfaktor f s<br />
wird durch einen<br />
Rohre<br />
Probenbezeichnung Bauteil Geschweißt nach:<br />
PE1<br />
PE100, mit Wulst<br />
Ø 110 mm, SDR11 (s = 10 mm)<br />
DVS 2207-1<br />
PE2<br />
PE3<br />
PP1<br />
PP2<br />
PP3<br />
PVC1<br />
PE100-RC, mit Wulst<br />
Ø 110 mm, SDR11 (s = 10 mm)<br />
PE100 (Bauteil PE1)<br />
Wulst entfernt<br />
Tabelle 1: Untersuchte Materialien<br />
PP-H, mit Wulst<br />
Ø 110 mm, SDR11 (s = 10 mm)<br />
PP-R, mit Wulst<br />
Ø 110 mm, SDR11 (s = 10 mm)<br />
PP-H, mit Wulst<br />
Ø 110 mm, SDR11 (s = 10 mm)<br />
Geänderte Schweißparameter<br />
PVC-U, mit Wulst<br />
Ø 110 mm, SDR17 (s = 6,4 mm)<br />
DVS 2207-1<br />
DVS 2207-1<br />
DVS 2207-11<br />
DVS 2207-11<br />
DVS 2207-11, jedoch<br />
T Heizelement<br />
= 220 °C (statt 210 °C)<br />
t Anwärmen<br />
= 170 s (statt 217 s)<br />
DVS 2207-12<br />
Zeitstand-Zugversuch ermittelt [2]. In dieser Versuchsanordnung<br />
werden die geschweißten und ungeschweißten<br />
Proben in einem temperierten Medium konstant auf Zug<br />
belastet und die Zeit bis zum Bruch der Proben ermittelt.<br />
Die genannten Prüfmethoden zur Ermittlung der Schweißnahtqualität<br />
haben die Gemeinsamkeit einer statischen,<br />
quasistatischen oder schlagartigen Belastung der Probe.<br />
Aussagen bezüglich Festigkeitsänderungen durch zyklische<br />
Belastungen können durch diese Messungen nicht<br />
getroffen werden.<br />
Zur Beurteilung der Ermüdungsfestigkeit von Werkstoffen<br />
und Bauteilen werden diese einer sich zyklisch wiederholenden<br />
Schwingbelastung ausgesetzt und die Zeit bzw.<br />
Schwingspielzahl bis zum Bruch ermittelt.<br />
Das Ermüdungsverhalten von Kunststoffen ist ein Themenkomplex,<br />
in dem bis heute ein relativ breites Grundwissen<br />
erarbeitet werden konnte, wenngleich die<br />
Vielfalt der unterschiedlichen Kunststoffe<br />
und Kunststoffrezepturen einen stetigen<br />
Ausbau der Kenntnisse über dieses komplexe<br />
Materialverhalten fordert. Ziel dieses<br />
im November 2012 abgeschlossenen<br />
Forschungsprojektes am SKZ war deshalb,<br />
grundlegende Kenntnisse über die Auswirkung<br />
zyklischer Belastungen auf die<br />
Schweißnahtqualität zu analysieren und<br />
dadurch die Sicherheit im Umgang mit<br />
heizelementstumpfgeschweißten Kunststoffrohren<br />
zu erhöhen.<br />
GEPRÜFTE MATERIALIEN<br />
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes<br />
wurden die in Tabelle 1 dargestellten<br />
Materialien in Abstimmung mit den am<br />
Projekt beteiligten Firmen festgelegt. Neben<br />
42 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
dem Einfluss des zu schweißenden Werkstoffes<br />
sollte hierbei auch der Einfluss von Schweißparametervariationen<br />
und die Entfernung der Schweißwülste<br />
betrachtet werden.<br />
Alle zu prüfenden Schweißverbindungen wurden<br />
mittels Heizelementstumpfschweißen hergestellt.<br />
Zur besseren Reproduzierbarkeit wurden alle<br />
Rohre auf einer CNC-Schweißmaschine (Fa. WIDOS<br />
GmbH, Typ: 4600 CNC 3.0) geschweißt.<br />
Als Probekörper wurde die „Form 2“ nach der DVS-<br />
Richtlinie 2203-2 gewählt, wie er in Bild 1 dargestellt<br />
ist. Diese wurden durch Fräsen aus den Rohrabschnitten<br />
entnommen.<br />
Bereits in Vorversuchen zeigte sich, dass auch<br />
geschweißte Proben im Zugversuch überwiegend<br />
duktil außerhalb der Schweißzone versagten. Da in<br />
diesem Forschungsprojekt jedoch gezielt die Eigenschaften<br />
der Schweißnaht analysiert werden sollten,<br />
wurden die Probekörper durch einen zusätzlichen<br />
Bearbeitungsschritt mit zwei seitlichen Einfräsungen<br />
in der Schweißzone versehen, um ein Versagen in<br />
der Schweißnaht zu erzwingen. Um den Vergleich<br />
zwischen ungeschweißten und geschweißten Proben<br />
exakt ziehen zu können, wurden auch die ungeschweißten<br />
Proben (Grundmaterial) mit diesen seitlichen<br />
Einfräsungen versehen (siehe Bild 2).<br />
An den Proben „PE3“ (Rohr, PE 100, ø 110 mm,<br />
SDR11) wurden sowohl die Innen- als auch die<br />
Außenwulst entfernt, um einen eventuellen Einfluss<br />
der Schweißwulst auf das Ermüdungsverhalten<br />
detektieren zu können. Zum Einsatz kamen<br />
hierbei Standard Wulstentferner der Fa. WIDOS<br />
GmbH.<br />
Zur Charakterisierung des Langzeitverhaltens bei<br />
zyklischer Belastung wurden Dauerschwingversuche<br />
als Wöhler- und Laststeigerungsversuche<br />
durchgeführt. Quasi-statische Zugversuche nach<br />
DIN EN ISO 527 dienten dabei als Referenz für das<br />
Kurzzeitverhalten.<br />
Bild 1: Probekörper Form 2 nach DVS 2203-2<br />
Bild 2: Einfräsungen an den Probekörpern (hier eine Probe aus einem PP-Rohr)<br />
PRÜFVERFAHREN<br />
An den verschiedenen Grundmaterialien und<br />
Schweißverbindungen wurden Wöhlerkurven für<br />
den Zeitfestigkeitsbereich nach dem sogenannten<br />
Perlschnurverfahren ermittelt. Die Durchführung<br />
der Dauerschwingversuche erfolgte in Kraftregelung<br />
in Anlehnung an DIN 50100. Die Proben<br />
wurden mit einer konstanten Zugschwellbelastung bis zum<br />
Bruchversagen beaufschlagt. Das Lastverhältnis (Verhältnis<br />
von Unterlast zu Oberlast) betrug R = 0,1. Die Prüffrequenz<br />
betrug 5 Hz, um eine unzulässige Eigenerwärmung der<br />
Proben zu verhindern.<br />
Neben den Wöhlerversuchen wurden auch Laststeigerungsversuche<br />
durchgeführt. Die Versuche wurden ebenfalls in<br />
Zugschwellbelastung mit R = 0,1 bei einer Prüffrequenz<br />
von 5 Hz durchgeführt. Die Laststufen wurden in Schritten<br />
von DF = ca. 100 N nach jeweils 1.000 Lastspielen erhöht<br />
Bild 3: Laststeigerungsversuch an einer geschweißten PE-Probe<br />
und zusammen mit den Wegänderungen ausgewertet. Für<br />
die Dauerschwingprüfungen wurden zwei pneumatische<br />
Schwingprüfmaschinen TP5 der Fa. DYNA-MESS Prüfsysteme<br />
GmbH, Aachen/Stolberg, eingesetzt. Alle Prüfungen<br />
erfolgten bei Normalklima 23/50-2 nach DIN 50014.<br />
Bild 3 zeigt am Beispiel einer geschweißten PE-Probe die<br />
Auswertung des Laststeigerungsversuchs. Während die zyklische<br />
Kraft (Spannungsamplitude) im Versuch stufenweise<br />
linear erhöht wird, ändert sich die resultierende Dehnung<br />
(Wegamplitude) nur bis zu einer bestimmten Belastungs-<br />
03 | 2014 43
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Bild 4: Vergleich der Kurzzeitfestigkeiten mit den Festigkeiten bei Bruch während der<br />
Laststeigerungsversuche<br />
Bild 5: Wöhlerkurve für PVC-U-Rohrproben<br />
grenze proportional zur angelegten Spannung. Nimmt die<br />
Dehnung überproportional zur angelegten Spannung zu,<br />
kommt es zu ersten irreversiblen Verformungsvorgängen<br />
(Schädigungsbeginn). Dieses Schädigungsniveau gestattet<br />
eine rasche Abschätzung des Dauerfestigkeitsniveaus.<br />
Das im Laststeigerungsversuch ermittelte Lastniveau bei<br />
Bruchversagen gestattet einen raschen Vergleich unterschiedlicher<br />
Materialien oder Schweißverbindungen im<br />
Zeitfestigkeitsbereich.<br />
Äquivalent zum Kurzzeitzug-Schweißfaktor<br />
f z<br />
lassen<br />
sich damit auch für Laststeigerungsversuche<br />
(LSV)<br />
„Langzeit-Schweißfaktoren“<br />
f LSV<br />
bei Bruchversagen<br />
für zyklische Langzeitbelastung<br />
ermitteln. Zusätzlich<br />
lässt sich auch ein Langzeit-<br />
Schweißfaktor f SB<br />
bei Schädigungsbeginn<br />
bestimmen.<br />
Über einen Vergleich dieser<br />
Schweißfaktoren bzw.<br />
Festigkeitswerte lässt sich<br />
somit die Frage beantworten,<br />
inwieweit sich eine<br />
Schweißnaht bei zyklischer<br />
Langzeitbelastung anders<br />
auf die Festigkeit auswirkt<br />
als bei Kurzzeitbelastung.<br />
ERGEBNISSE<br />
Im Folgenden wird eine<br />
Betrachtung der Ermüdungsfestigkeitswerte<br />
(bei<br />
zyklischer Langzeitbelastung)<br />
im Vergleich zu den<br />
Kurzzeit-Festigkeitswerten<br />
durchgeführt.<br />
Bild 4 zeigt zunächst die<br />
über Laststeigerungsversuche<br />
ermittelten Bruchniveaus<br />
in Relation zu den<br />
Festigkeitsniveaus aus dem<br />
Kurzzeitversuch für die<br />
untersuchten geschweißten<br />
Rohre. Im rechten Bereich<br />
von Bild 4 sind tabellarisch<br />
die Schweißfaktoren aus<br />
den Kurzzeitversuchen (f z<br />
)<br />
und den Laststeigerungsversuchen<br />
(f LSV<br />
) dargestellt.<br />
Generell sind die Festigkeitswerte<br />
aus dem Laststeigerungsversuch<br />
geringer<br />
als die Kurzzeit-Festigkeitswerte.<br />
Bei den PE- und<br />
PP-Schweißungen wirkt<br />
die Schweißnaht sowohl bei Kurzzeit- als auch Langzeit-<br />
Belastung nicht als Schwachstelle. Anders sieht dies bei<br />
PVC-U-Schweißungen aus. Bei Kurzzeitbelastung tritt keine<br />
Festigkeitsreduzierung durch die Schweißnaht auf. Die<br />
zyklische Langzeitbelastung hingegen wirkt sich deutlich<br />
festigkeitsmindernd aus. Das bedeutet auch, dass eine<br />
durch die Schweißnaht bedingte Festigkeitsminderung<br />
aufgrund zyklischer Langzeitbelastung nicht über Kurzzeitversuche<br />
detektierbar ist.<br />
44 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
Bild 5 zeigt die Einordnung der über Kurzzeitversuche<br />
und Laststeigerungsversuche ermittelten Festigkeitswerte<br />
in einem Wöhlerdiagramm für die gleichen PVC-U-<br />
Rohrproben. Die bereits über Laststeigerungsversuche<br />
detektierten Unterschiede zwischen Schweißverbindung<br />
und Grundmaterial zeigen sich genauso im Zeitfestigkeitsbereich<br />
der Wöhlerkurve. Während bei quasi-statischer<br />
Kurzzeitbelastung die Schweißverbindung leicht<br />
bessere Werte liefert als das Grundmaterial (vermutlich<br />
durch die Schweißwulst), ändert sich dieses komplett<br />
bei zyklischer Langzeitbelastung. Die geschweißten<br />
PVC-U-Proben versagen im Zeitfestigkeitsbereich deutlich<br />
früher als das Grundmaterial. Die Festigkeitswerte<br />
aus dem Laststeigerungsversuch liegen rechts oberhalb<br />
der Wöhlerlinie, da die Lastwechsel bei geringen<br />
Lasten weniger zur Gesamtschädigung beitragen<br />
(Schadensakkumulationshypothese).<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Es zeigt sich, dass sich eine zyklische Langzeitbelastung<br />
generell festigkeitsmindernd auswirkt, egal ob es sich um<br />
eine Schweißverbindung handelt oder um ein homogenes<br />
Bauteil. Dies ist für eine betriebsfeste Bauteilauslegung zu<br />
berücksichtigen, wozu die durchgeführten Ermüdungsversuche<br />
wichtige Kennwerte liefern, die im Regelfall nicht<br />
vorhanden waren. Des Weiteren stellte sich heraus, dass<br />
sich eine Schweißnaht materialabhängig unterschiedlich<br />
stark auf die Kurzzeit- bzw. Langzeitfestigkeit auswirkt.<br />
Für die Werkstoffe PE und PP konnte weder bei Kurzzeitnoch<br />
bei Langzeitbelastung eine Schwächung durch die<br />
Schweißnaht beobachtet werden. Bei den untersuchten<br />
PVC-U-Rohren wirkte sich die Schweißnaht deutlich festigkeitsmindernd<br />
bei zyklischer Langzeitbelastung aus – nicht<br />
jedoch bei Kurzzeitbelastung. Statische Kurzzeitversuche<br />
liefern somit nicht in allen Fällen sichere Festigkeitswerte<br />
zur Bauteilauslegung, speziell dann nicht, wenn das Bauteil<br />
zyklischen bzw. dynamischen Belastungsfällen während<br />
seines Lebenszyklus ausgesetzt ist. Für eine sichere<br />
Langzeitauslegung sind deshalb Langzeitversuche mit den<br />
entsprechenden Belastungsfällen notwendig. Die leichte<br />
Variation der Schweißparameter zeigte bei keinem der<br />
untersuchten Materialien einen Einfluss. Die Entfernung<br />
der Schweißwulst am PE-Rohr zeigte keinen Einfluss auf<br />
das Ermüdungsverhalten.<br />
DANKSAGUNG<br />
Das Vorhaben (16803N) der Forschungsvereinigung<br />
FSKZ e.V. wurde über die Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />
Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“<br />
e.V. (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung<br />
der industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Technologie (BMWi) aufgrund eines<br />
Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert.<br />
Weiterhin bedanken wir uns bei den Firmen BASF SE, Basell<br />
GmbH, Frank GmbH, Inoutic GmbH, Rothenberger GmbH,<br />
Rotox GmbH, Röchling KG, Simona AG, Solvin GmbH,<br />
Urban GmbH, Veka AG und Widos GmbH sowie den DVS<br />
Arbeitsgruppen W4.1a und W4.4 für die materielle bzw.<br />
beratende Unterstützung.<br />
LITERATUR<br />
[1] Ehrenstein, G.W.: Handbuch Kunststoff-Verbindungstechnik, Carl<br />
Hanser Verlag, München, 2004<br />
[2] DVS 2203: Prüfen von Schweißverbindungen aus<br />
thermoplastischen Kunststoffen, Taschenbuch DVS-Merkblätter<br />
und Richtlinien, 12. Auflage, Deutscher Verlag für Schweißtechnik<br />
GmbH, Düsseldorf, 2008<br />
Prof. Dr.-Ing. MARTIN BASTIAN<br />
AUTOREN<br />
SKZ – Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg<br />
Tel. +49 931 4104-235<br />
E-Mail: m.bastian@skz.de<br />
Dr. BENJAMIN BAUDRIT<br />
SKZ – Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg<br />
Tel. +49 931 4104-180<br />
E-Mail: b.baudit@skz.de<br />
Dipl.-Ing. FRANK DORBATH<br />
SKZ – Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg<br />
Tel. +49 931 4104-680<br />
E-Mail: f.dorbath@skz.de<br />
Dr.-Ing. KURT ENGELSING<br />
SKZ – Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg<br />
Tel. +49 931 4104-147<br />
E-Mail: k.engelsing@skz.de<br />
Dr.-Ing. PETER HEIDEMEYER<br />
SKZ – Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg<br />
Tel. +49 931 4104-111<br />
E-Mail: p.heidemeyer.de<br />
03 | 2014 45
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Product Carbon Footprint – Vergleich<br />
verschiedener Rohrwerkstoffe<br />
Die CO 2<br />
-Emissionen bei der Herstellung und Verwendung eines PE-Wickelrohres als Freispiegelleitung in einem Durchmesser<br />
von DN 800 liegen gemäß dieser Studie deutlich unter den Emissionen anderer gängiger Rohrwerkstoffe. Mit steigendem<br />
Durchmesser oberhalb DN 800 wird die Distanz zu vergleichbaren Werkstoffen immer größer. Bei kleineren Dimensionen<br />
liegen die Emissionen recht nahe beieinander. Steinzeugrohre der Hochlastreihe schneiden aufgrund des Gewichts und<br />
energieaufwändigen Herstellung bei allen Durchmessern am schlechtesten ab. Bei Druckrohren haben im Laufe des<br />
Lebenszyklus die extrudierten PE-Vollwandrohre in allen Dimensionsbereichen gegenüber Gussrohren einen günstigeren<br />
Product Carbon Footprint. Rohre mit Doppelfunktionen, wie gleichzeitiger Wärmerückgewinnung, verbessern den<br />
globalen Schadstoffausstoß zusätzlich.<br />
1. ALLGEMEINE VORBETRACHTUNG<br />
Der fortschreitende Klimawandel auf Basis unseres Schadstoffausstoßes<br />
stellt uns alle verantwortlich in den Mittelpunkt.<br />
Die Klimapolitik, aufgebaut auf dem Kyoto Protokoll<br />
1 der Vereinten Nationen, hat hier Ziele gesetzt, um der<br />
drohenden Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Es sind<br />
sinnvollerweise Ökobilanzen aufzustellen, um vergleichen<br />
zu können, was umweltverträglicher und weniger belastend<br />
ist, sowie um erkennen zu können, wo Schadstoffeinsparungen<br />
möglich sind. Die zugrundeliegenden Normen<br />
sind die DIN EN ISO 14040 und die DIN EN ISO 14044.<br />
Die DIN ISO 14067:2012-11 2 befindet sich derzeit noch<br />
im Entwurfsstadium. Die Ökobilanzen betrachten sämtliche<br />
Stoff- und Energieflüsse innerhalb gewählter Grenzen.<br />
Solche vergleichenden Ökobilanzen können für Produkte,<br />
Standorte, Prozesse und Betriebe frei wählbar erstellt<br />
werden. Die Maßskala hierfür ist der Schadstoffausstoß.<br />
Ein wesentlicher Schadstoffausstoß ist das Kohlendioxid<br />
(CO 2<br />
). Andere gasförmige Schadstoffe werden ergänzend<br />
in sogenannte „äquivalente“ CO 2e<br />
-Ausstöße gegenüber<br />
CO 2<br />
bewertet und addiert. Zur besseren Verständlichkeit<br />
spricht man vom Carbon Footprint (CFP).<br />
Bei der Zusammenfassung im Wesentlichen zugrundeliegenden<br />
Studie, handelt es sich um eine Bachelor-Arbeit<br />
von Thomas Christian Beikert (TU Darmstadt) 3 . Zu ähnlichen<br />
Ergebnissen gelangt auch eine Studie des Hydro-<br />
Environmental Research Centres der Universität Cardiff<br />
(UK) 4 . Sie zielten darauf ab, den Product Carbon Footprint<br />
(PCFP) von Rohren aus Polyethylen (PE) anderen Werkstoffen<br />
vergleichend gegenüberzustellen. Dieser Beitrag stellt<br />
ergänzend hierzu die Überlegungen an für den Fall, dass<br />
1 Das Kyoto-Protokoll ist ein am 11. Dezember 1997 beschlossenes Zusatzprotokoll,<br />
welches die Vereinten Nationen für den Klimaschutz verabschiedet<br />
haben. Es hat zum Inhalt, dass die Mitgliedsländer ihren CO 2<br />
-Ausstoß<br />
jährlich um 5,2 % des Standes von 1990 senken müssen.<br />
2 Vgl. Memorandum Product Carbon Footprint, Hrsg. Bundesministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, S. 6, 2009<br />
3 Bestimmung des Product Carbon Footprint von PE-Rohren mit anschließendem<br />
Werkstoffvergleich, Thomas-Christian Beikert, TU Darmstadt<br />
4 A Comparative Analysis of the Carbon Footprint of Large Diameter<br />
Concrete and HDPE Pipes, Matthew Cowle, Hydro-environmental Research<br />
Centre, Cardiff University, School of Engineering, UK<br />
diese Rohre nicht nur Medien leiten, sondern zusätzlich die<br />
Medienwärmeenergie sowie umgebende Umweltwärme<br />
nutzbar machen.<br />
Als Basis für einen solchen Vergleich muss zunächst geklärt<br />
werden, wie sich die einzelnen Phasen des Product Carbon<br />
Footprints (PCFP) darstellen. Um dies zu realisieren,<br />
wurde der PCFP eines PE-100-Rohres mit den Maßen<br />
355 x 21,1 mm (Außendurchmesser und Wanddicke) mit<br />
allen relevanten Lebensphasen berechnet und dargestellt<br />
(Bild 1). Bereits in diesem Teil der Ausarbeitung fiel auf,<br />
dass die Emissionen bei der Rohstofferzeugung den größten<br />
Anteil am PCFP der Rohre haben. Darauf aufbauend<br />
wurde definiert, dass der Zusammenhang zwischen der<br />
Rohrdimension und der CO 2e<br />
-Emission über das spezifische<br />
Rohrgewicht bestimmt wird. Mit der spezifischen<br />
Energie, die benötigt wird, um 1 kg Rohr zu produzieren,<br />
kann auf andere Rohrdimensionen interpoliert werden,<br />
um so den Product Carbon Footprint für die jeweiligen<br />
Rohrdurchmesser zu ermitteln. Diese Ergebnisse wurden<br />
dann in Stichproben an anderen Rohrdimensionen verifiziert.<br />
Die ersten Lebensphasen eines Rohres beziehen sich<br />
auf die Rohstoffgewinnung, Transport und Herstellung in<br />
einem Werk bis zum Werksausgangstor (Cradle-to-gate).<br />
Da der endgültige Einbauort eines Rohres individuell ist,<br />
muss diese Lebensphase auch individuell betrachtet werden<br />
(„Gate-to-place“). Nach den Nutzungsjahren des Rohres,<br />
muss es wieder recycelt oder anderweitig verwertet werden<br />
(„Place-to-grave“)<br />
2. DIE BERECHNUNG DER CO 2e<br />
-EMISSIONEN ÜBER<br />
DEN LEBENSZYKLUS EINES PE-ROHRES<br />
2.1 Rohstoffherstellung, Rohstofftransport und<br />
Rohrherstellung<br />
Zunächst wird der Ausgangsstoff für die Rohrherstellung,<br />
das PE-Granulat hergestellt. Hierfür wird eine Sachbilanz<br />
erstellt. D. h. alle Input- und Output-Ströme werden mit<br />
ihren jeweiligen Schadstoffausstößen bewertet. Solch eine<br />
spezifische Bewertung (Sachbilanz für PE) wurde 2008 von<br />
46 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
Plastics Europe 5 pro kg PE-HD-Granulat erstellt. Daraus lässt<br />
sich der CO 2e<br />
-Ausstoß ermitteln.<br />
Nach der Herstellung des Granulats muss es zu den Rohrproduzenten<br />
transportiert werden. Die CO 2e<br />
-Berechnung<br />
auf Basis von „Tonnenkilometern“ hat den Vorteil, dass man<br />
die CO 2e<br />
-Emissionen von Strecken angeben kann, ohne die<br />
genauen Umstände der Fahrt zu kennen.<br />
Hergestellt werden die PE-Rohre im hier untersuchten Fall<br />
mittels Rohrextrusion (Herstellung im Wickelverfahren bzw.<br />
Strangextrusion). Diese unterteilt sich in drei Phasen: Die<br />
Materialbereitstellung, die Extrusion selbst und die Abkühlung<br />
nach der Extrusion. Die CO 2e<br />
-Berechnung umfasste alle<br />
Arbeitsschritte in einem Rohrwerk.<br />
2.2 Rohrtransport, Rohrverlegephase<br />
Die Berechnung des CO 2e<br />
-Ausstoßes beim Rohrtransport<br />
vom Werk zum Einbauort erfolgt äquivalent zum Rohstofftransport,<br />
jedoch mit der erweiterten Berücksichtigung<br />
des größeren Rohrvolumens. Für das Verlegen der Rohre<br />
stehen zwei verschiedene Methoden zur Verfügung: die<br />
offene und die geschlossene Verlegung. Bei der offenen<br />
Verlegung wird ein Graben ausgehoben, in dem das Rohr<br />
gebettet und danach mit Erdreich überdeckt wird. Für die<br />
geschlossene Verlegung existieren verschiedene Verfahren.<br />
Zu all diesen Verfahren gibt es für die verwendeten Maschinen<br />
und Geräte Tabellen, die den Kraftstoffbedarf und<br />
somit den CO 2e<br />
-Ausstoß pro Maschinenstunden darstellen.<br />
2.3 Die Nutzphase<br />
Während der Nutzdauer der Rohre, die üblicherweise mindestens<br />
50 Jahre beträgt, emittiert ein Rohr kein CO 2e<br />
. In<br />
diesem Zusammenhang muss aber erwähnt werden, dass<br />
eine Studie, die sich mit Kostensenkungspotentialen durch<br />
die Rohrwerkstoffauswahl in der öffentlichen Abwasserentsorgung<br />
befasst zeigt, dass PE-Rohre einen geringeren<br />
Reparaturaufwand benötigen als alternative Rohrwerkstoffe.<br />
Gerade in den Bereichen „Rohrbruch/ Einsturz“, „Korrosion“,<br />
und „Rissbildung“ welche in einer offenen Bauweise<br />
saniert werden müssen, erweisen sich PE-Rohre als besser.<br />
Die Tatsache, dass an PE-Rohren weniger Reparaturen<br />
durchgeführt werden müssen, führt dazu, dass der hier<br />
ausgegrenzte PCFP der Reparaturen auch als geringer angenommen<br />
werden kann. 6 Dieser Sachverhalt findet aber in<br />
den nachfolgenden Überlegungen keine Berücksichtigung.<br />
2.4 Rückbau, Abtransport, Recycling der Rohre<br />
Für den Rückbau und Abtransport werden entsprechende<br />
Maschinen und Maschinenstunden mit den jeweiligen Energieverbräuchen<br />
und somit Schadstoffausstößen bilanziert.<br />
Für das Recyceln von Kunststoffen stehen verschiedene<br />
Möglichkeiten zur Verfügung: chemisch, stofflich und thermisch.<br />
Beim chemischen Recycling wird aus dem Rohr wie-<br />
5 S.: high density polyethylene HDPE, Plastics Europe S. 3 ,Brüssel, 2008<br />
6 Vgl. Frank, T. / Dr. Habedank , Ch./ Lindenau, V., Rohrwerkstoffe in der<br />
öffentlichen Abwasserentsorgung, Verbreitung, Erfahrung und mögliche<br />
Kostensenkungspotentiale. <strong>3R</strong> international – Zeitschrift für die Rohrleitungspraxis<br />
45 (2006) Nr.8<br />
Bild 1: Lebensphasen und die Systemgrenzen des Produkt<br />
Carbon Footprint bei PE-Rohren<br />
der ein chemischer Grundstoff erzeugt, um neue chemische<br />
Produkte oder einen neuen Kunststoff herzustellen. Beim<br />
stofflichen Recycling wird das Rohr wieder zu Granulat<br />
verarbeitet, um neue Produkte daraus herzustellen. Im Normalfall<br />
sind diese Produkte von geringerer Qualität als das<br />
Ursprungsprodukt. Daher wird beim stofflichen Recycling<br />
auch vom Downcycling gesprochen. 7 Beim thermischen<br />
Recycling wird das Material verbrannt und mit der Abwärme<br />
Energie erzeugt. In der Ausarbeitung wurde lediglich die<br />
Möglichkeit des thermischen Recyclings betrachtet, denn<br />
sowohl stoffliches als auch chemisches Recycling gelten als<br />
Rohstofferzeugung für ein neues Produkt und werden daher<br />
nicht auf den PCFP der Rohre angerechnet. Sie müssten<br />
dem daraus entstehenden neuen Produkt zugeschrieben<br />
werden. Beim thermischen Recycling wird der Werkstoff PE<br />
als Brennstoff über den sogenannten Heizwert mit Heizöl<br />
verglichen. PE verbrennt rückstandslos in CO 2<br />
und Wasser.<br />
Allerdings ist in den Rohren üblicherweise auch ein Rußanteil<br />
von ca. 2 % zur UV-Stabilisation enthalten. Dieser<br />
produziert bei der Verbrennung zusätzlich CO 2<br />
.<br />
3. DER PRODUCT CARBON FOOTPRINT VON<br />
PE-ROHR IM VERGLEICH ZU KONVENTIONELLEN<br />
WERKSTOFFEN<br />
In der Untersuchung wird eine Cradle-to-gate-Betrachtung<br />
gewählt. Es werden also lediglich die Emissionen betrachtet,<br />
die von der Rohstoffherstellung bis zum Verlassen des Rohrwerks<br />
entstehen. Diese Einschränkung begründet sich darin,<br />
dass hierdurch eine allgemeingültige Aussage getroffen<br />
werden kann. Weitere Emissionsquellen, wie die Verlegung<br />
und das Recycling, mit den dazugehörenden Transportwegen<br />
hängen von zu vielen unterschiedlichen Faktoren ab.<br />
Die Werkstoffe wurden in zwei Kategorien verglichen. Die<br />
erste Kategorie war die Anwendung des Rohres als Druckleitung<br />
(Gasleitung, Trinkwasserleitung). Die zweite Kategorie<br />
war die Anwendung als Freispiegelleitung (Kanalrohr). In<br />
diesem Fall wurden die Werkstoffe Steinzeug, Beton, Stahlbeton<br />
und ein PE-Wickelrohr verglichen. Für den Vergleich<br />
musste eine funktionelle Einheit gewählt werden, die nicht<br />
7 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Recycling#Downcycling_und_Upcycling<br />
03 | 2014 47
kgCO 2<br />
FACHBERICHT SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
PE-Rohr<br />
Guss-Rohr<br />
Vergleich Druckrohr<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />
Durchmesser [mm]<br />
Bild 2: CO 2e<br />
-Emissionen beim Werkstoffvergleich bei Druckleitung in einer<br />
„Cradle-to-gate-Betrachtung“<br />
kgCO 2 /m<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
Werkstoffvergleich Freispiegelleitung<br />
Wickelrohr<br />
Stahlbeton<br />
Beton<br />
Steinzeug<br />
Hochlastreihe<br />
Steinzeug<br />
Normallastreihe<br />
0<br />
250 400 550 700 850 1000 1150 1300 1450<br />
Durchmesser [mm]<br />
Bild 3: CO 2e<br />
-Emissionen beim Werkstoffvergleich bei Freispiegelleitungen<br />
in einer „Cradle-to-gate-Betrachtung“ (PE 100 Wickelrohre)<br />
nur den gesamten Durchmesserbereich abdeckt, sondern<br />
auch das Rohrgewicht mit einschließt. Aufgrunddessen war<br />
die gewählte funktionelle Einheit für den Vergleich „1 m<br />
Rohr“. Durch diese funktionelle Einheit ist die Forderung<br />
den gesamten Durchmesserbereich unter Einbezug des<br />
spezifischen Rohrgewichts erfüllt. Die im Folgenden dargestellten<br />
Ergebnisse der konventionellen Werkstoffe basieren<br />
auf CO 2e<br />
-Angaben der Schriftenreihe des Instituts für Rohrleitungsbaus<br />
Oldenburg Band 33 im Vulkan-Verlag 2009.<br />
3.1 Vergleich des PCFP von Rohren für<br />
Druckleitungen<br />
Für den Vergleich von Druckleitungen wurden die Werkstoffe<br />
Guss und PE gewählt. Für den Werkstoff PE wurden<br />
strangextrudierte SDR 17-Rohre herangezogen. Die Rohre<br />
wurden über einen Durchmesserbereich von DN 32 bis<br />
DN 1000 verglichen.<br />
Bild 2 zeigt, dass Gussrohre in jeder Dimension emissionsintensiver<br />
als PE-Rohre sind. Guss hat zwar eine niedrigere<br />
spezifische Emission, aber auch ein deutlich höheres Metergewicht<br />
als PE-Rohre, daher ist die Emission pro Meter<br />
höher. Die tatsächlichen Emissionen der Gussrohre liegen<br />
allerdings noch höher als in dieser Arbeit angegeben. Dieser<br />
Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass im Vergleich<br />
nur die Emission des Werkstoffes Guss betrachtet wurde.<br />
Für die nötige Zementmörtelauskleidung und die Außenlackierung<br />
wurden keine Emissionswerte gefunden, so dass<br />
sie aus dieser Betrachtung ausgeschlossen wurden. Auch bei<br />
einer Erweiterung auf eine „Cradle-to-Grave-Betrachtung“<br />
wird sich dieser Trend fortsetzen, denn bei der Verlegung<br />
und dem Transport wird für die leichteren Rohre - in diesem<br />
Fall die PE-Rohre - weniger CO 2<br />
emittiert.<br />
3.2 Vergleich des PCFP von Rohren für<br />
Freispiegelleitungen<br />
Für den Vergleich von Freispiegelleitungen wurden alle für den<br />
Kanalbau konventionell eingesetzten Werkstoffe ausgewählt.<br />
Für das Kunststoffrohr wurde ein PE-Wickelrohr herangezogen,<br />
da extrudierte Rohre für Abwasserkanäle in größeren Dimensionen<br />
nur selten Verwendung finden. Bei dem Wickelrohr<br />
musste, aufgrund der zu gewährleistenden Ringsteifigkeit auf<br />
vier unterschiedliche Profile (z. B. unterschiedliche Wanddicke)<br />
zurückgegriffen werden, um es je nach statischer Einbausituation<br />
vergleichbar zu alternativen Werkstoffen zu machen.<br />
Bild 3 zeigt, dass die Emissionen für die Herstellung des<br />
PE-Wickelrohres ab einem Durchmesser von DN 800 unter<br />
denen der anderen Rohrwerkstoffe liegen. Mit steigendem<br />
Durchmesser über DN 800 wird aufgrund des Gewichtsvorteils<br />
die Distanz zu vergleichbaren Werkstoffen immer<br />
deutlicher. Das PE-Wickelrohr ist in den großen Durchmesserbereichen<br />
trotz der höheren CO 2e<br />
-Emission pro Kilogramm<br />
das klimaneutralste Rohr. Dies begründet sich in<br />
dem niedrigen Gewicht der Wickelrohre. Steinzeugrohre<br />
der Hochlastreihe schneiden für alle Durchmesser in dieser<br />
Betrachtung am schlechtesten ab. Dies liegt an ihrem relativ<br />
hohen Gewicht und an ihrem durch das Brennen der Rohre<br />
energieaufwändigen Herstellungsverfahren.<br />
Betonrohre stehen in diesem Vergleich im unteren Dimensionsbereich<br />
relativ gut da, weil die Zementindustrie in den<br />
letzten Jahren viel in den Bereich Emissionssenkung investiert<br />
hat. Zum Beispiel werden Ersatzbrennstoffe wie Althölzer<br />
statt fossiler Brennstoffe zum Brennen des Zements<br />
verwendet. 8 Es zeigt sich auch, dass Stahlbetonrohre trotz<br />
des deutlich höheren Emissionswertes pro Kilogramm auf<br />
einen Meter bezogen, klimafreundlicher als Betonrohre sein<br />
können. Dies begründet sich darin, dass die Stahlbetonrohre<br />
durch ihren Bewährungskorb eine geringere Wanddicke<br />
benötigen als Betonrohre. Dadurch sind Stahlbetonrohre<br />
leichter und emittieren in dieser Betrachtung bei einigen<br />
Nennweiten weniger CO 2e<br />
.<br />
Würde das Diagramm erweitert werden, um eine „Cradleto-grave-Betrachtung“<br />
zu erstellen, würde sich dieser Trend<br />
fortsetzen, denn das Gewicht der Rohre spielt auch bei<br />
den benötigten Baumaschinen und den Transportemissionen<br />
eine entscheidende Rolle. Für leichte Rohre reicht<br />
z. B. bereits ein Bagger aus, um das Rohr zu verlegen, bei<br />
schweren Rohren hingegen wird ein Kran benötigt.<br />
8 Schriftenreihe aus dem Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg, Band 33,<br />
S.132-144, Vulkan Verlag, 2009<br />
48 03 | 2014
SPECIAL KUNSTSTOFFTECHNIK FACHBERICHT<br />
4. DER NÄCHSTE SCHRITT: PKS-THERMPIPE -<br />
HYBRIDROHR MIT DOPPELTEM NUTZEN UND<br />
EINFACHEM CO 2<br />
-AUSSTOSS, WÄRMERÜCKGE-<br />
WINNUNG MITTELS ERDREICHGEBUNDENEN<br />
PE-ABWASSER-WÄRMETAUSCHERROHREN<br />
Ein spezieller und vor allem bezüglich des CO 2e<br />
-Ausstoßes<br />
charmanter Anwendungsfall sind PE-Abwasserrohre, die<br />
zugleich einen Wärmetauscher besitzen. Diese PE-Wickelrohre<br />
transportieren nicht nur das Medium Abwasser, sondern<br />
haben einen Zusatznutzen durch das gleichzeitige Entwärmen<br />
des Abwassers sowie des umgebenden erwärmten<br />
Erdreichs (Energierückgewinnung). Diese sogenannten PKS-<br />
Thermpipe-Rohre sind nahezu baugleich mit herkömmlichen<br />
PE-Wickelrohren. Von daher kann der CO 2e<br />
-Ausstoß durch<br />
das reine Verwenden als Abwasserrohr übertragen werden.<br />
Der zweite parallele Nutzen des Abwasserrohres - die<br />
Rückgewinnung bereits produzierter Abwasserwärme und<br />
Umweltwärme - hat als äußerst positives Ergebnis die Tatsache,<br />
dass kein zusätzliches alternatives Wärmetauschersystem<br />
und dem damit verbundenen CO 2e<br />
-Ausstoß hergestellt<br />
werden muss. Die Cradle-to-place-Betrachtung ergibt für<br />
diese Funktion einen Schadstoffausstoß von Null. Über die<br />
Nutzungsdauer als Wärmerückgewinnungssystem hinweg,<br />
ist der Schadstoffausstoß geringer als bei den vergleichbaren<br />
Wärmegestehungsanlagen. Dies basiert auf den hohen<br />
Wirkungsgraden von Abwasserwärmepumpen aufgrund<br />
der hochtemperierten Wärmequelle Abwasser und dem<br />
erwärmten Erdreich.<br />
Schließt man nun die Energiegewinnungsfunktion dieses<br />
Thermpipes in die Ökobilanz ein, so reduziert sich sogar der<br />
PCFP dieses Gesamtsystems (beim Heizen von Gebäuden<br />
mit dieser Technik können z. B. andere fossile Brennstoffe<br />
eingespart werden). Die Höhe dieses Effektes hängt<br />
vom jeweiligen Anwendungsfall (Abwassertemperatur und<br />
Menge, Wärmeleitfähigkeit des umgebenden Erdreiches,<br />
Rohrabmessungen u.v.m.) ab. Als Richtwert für dieses<br />
Potential kann bei einem Rohr mit einem Durchmesser<br />
von 1 m ein Heizwert von 1 kW/m Rohrlänge angenommen<br />
werden (die in der Praxis erreichten Entzugsleistungen liegen<br />
üblicherweise deutlich höher).<br />
In Verbindung mit der langen Nutzungsdauer wird somit<br />
in der Betrachtung des Gesamtsystems der für das Produkt<br />
(Abwasserrohr) ermittelte PCFP mehr als kompensiert.<br />
Da PKS-Thermpipe-Rohre zugleich auch zur Gebäudekühlung<br />
verwendet werden können, erweitert sich der Nutzen<br />
somit auch auf die Wärmetauscher für Kühlfunktionen.<br />
Es ist ein Rohr mit drei Funktionen: Abwasser ableiten,<br />
Gebäude heizen und Gebäude kühlen. Eine hervorragende<br />
Ökobilanz.<br />
LITERATUR<br />
[1] Bestimmung des Product Carbon Footprint von PE-Rohren mit<br />
anschließendem Werkstoffvergleich, Thomas-Christian Beikert,<br />
TU Darmstadt<br />
[2] A Comparative Analysis of the Carbon Footprint of Large Diameter<br />
Concrete and HDPE Pipes, Matthew Cowle, Hydro-environmental<br />
Research Centre, Cardiff University, School of Engineering, UK<br />
[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(Hrsg.): Memorandum Product Carbon Footprint, 2009<br />
[4] Plastics Europe (Hrsg.): High density polyethylene HDPE, 2008<br />
[5] Geberit International AG (Hrsg.): Ökobilanz Abwasserrohre für<br />
Gebäude, Jona (Schweiz), 2008<br />
[6] Bayrisches Landesamt für Umweltschutz (Hrsg.): CO 2<br />
-Minderung<br />
durch rationelle Energienutzung in der Kunststoffverarbeitenden<br />
Industrie, Augsburg, 2002<br />
[7] Dr. Walter, Hans-Michael (BASF SE): Skript Industrielle<br />
makromolekulare Chemie der Uni Saarland, Jahr unbekannt<br />
[8] Wittman F.: Anlage Emissionsfaktoren zu CO 2<br />
-Emissionen im<br />
Personen- und Gütertransport, 2006<br />
[9] TU Hamburg (Hrsg.): Die Lotos Methodik, Leitfaden für<br />
Unternehmen zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten,<br />
Harburg, 2009<br />
[10] Kommission der europäischen Gemeinschaft (Hrsg.):<br />
Interpretierende Mitteilung der Kommission über das auf das<br />
Öffentliche Auftragswesen anwendbares Gemeinschaftsrecht<br />
und die Möglichkeit zur Berücksichtigung von Umweltbelangen<br />
bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. KOM(2001) 274 endgültig,<br />
Brüssel, 2004<br />
[11] Schriftenreihe aus dem Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg,<br />
Band 33, Vulkan Verlag, 2009<br />
[12] Steinzeug GmbH (Hrsg.): Steinzeug Handbuch, Köln 1995<br />
[13] Betonverband Straße, Landschaft Garten e.V. (SLG)(Hrsg.):<br />
Vergleichende Ökobilanz, Oberbaukonstruktionen von<br />
Verkehrsflächen mit Unterschiedlichen Deckschichten, Bonn, 2009<br />
[14] Beikert, Thomas Christian: Bericht über die Berufspraktische Phase,<br />
Bestimmung des Carbon Footprints von einem Meter produzierten<br />
PE-Rohr, Darmstadt, 2010<br />
[15] Müller-Rosen, Kunststoffverarbeitung 3, Teil I Kunststoff-<br />
Fertigungsverfahren, Darmstadt 2009<br />
[16] Wopfinger Baustoffindustrie (Hrsg.), Möglichkeiten der CO 2<br />
-<br />
Einsparung bei Beton, Ort unbekannt, 2009<br />
[17] Frank, T. / Dr. Habedank , Ch./ Lindenau, V., Rohrwerkstoffe in<br />
der öffentlichen Abwasserentsorgung, Verbreitung, Erfahrung und<br />
mögliche Kostensenkungspotentiale. <strong>3R</strong> international – Zeitschrift<br />
für die Rohrleitungspraxis 45 (2006) Nr.8<br />
BERNHARD LÄUFLE<br />
Frank GmbH, Mörfelden-Walldorf<br />
Tel. +49 6105 4085-209<br />
E-Mail: b.laeufle@frank-gmbh.de<br />
THOMAS FRANK<br />
Frank GmbH, Mörfelden-Walldorf<br />
Tel. +49 6105 4085-0<br />
E-Mail: t.frank@frank-gmbh.de<br />
AUTOREN<br />
03 | 2014 49
PROJEKT KURZ BELEUCHTET GASVERSORGUNG<br />
Neue Hochdruckleitungen für<br />
Kavernenspeicher in Epe mittels<br />
Pflugverfahren<br />
Die Firma RN Rohrleitungsbau Niederrhein GmbH hat den Zuschlag für die Verlegung einer Wasser- und Soleleitung<br />
entlang der Bundesstraße B 70 im innovativen Pflugverfahren erhalten. Mit den neuen Hochdruckleitungen wird die<br />
Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen mbH (SGW) das bestehende Solefeld um sieben weitere Kavernen erweitern. In<br />
einem knapp bemessenen Zeitfenster von nur drei Tagen konnten beide Leitungen mit einer Länge von rund 1.250 m ohne<br />
größere Probleme eingezogen werden. Neben dem Einsatz modernster Technik trug die Qualifikation des Fachpersonals<br />
erheblich dazu bei, dass die Baumaßnahme zur Zufriedenheit des Auftraggebers abgeschlossen werden konnte.<br />
Anfang Oktober 2008 nahm der Erdgas-Kavernenspeicher<br />
der Trianel Gasspeicher Epe GmbH & Co. KG in Gronau-<br />
Epe seinen kommerziellen Betrieb auf. Weitere Erdgas-<br />
Kavernenspeicher in diesem Speicherfeld werden u. a. von<br />
der E.ON Gas Storage GmbH, der RWE Gasspeicher GmbH,<br />
der Essent Energie Gasspeicher GmbH und der NUON Epe<br />
Gasspeicher GmbH betrieben. Die Gewinnung des Salzes<br />
und die Herstellung von Kavernen gehen auf das Jahr 1970<br />
zurück. In dem Jahr erteilte das Land NRW der Salzgewinnungsgesellschaft<br />
Westfalen mbH & Co. KG (SGW) für<br />
die kommenden 99 Jahre die Konzession zum Abbau des<br />
Salzes auf einer Fläche von 22,5 km 2 . Mit einer Tiefenlage<br />
von 1.100 bis 1.500 m und einer Mächtigkeit von ca.<br />
250 bis 450 m bietet die hochreine Salzlagerstätte ideale<br />
Bedingungen für den Bau von Kavernen im Verfahren der<br />
kontrollierten Bohrlochsolung. Die Kavernen dienen heute<br />
der Speicherung riesiger Mengen an Erdgas. Während der<br />
verbrauchsschwachen Sommermonate werden sie von den<br />
Betreibern mit Erdgas gefüllt, um dann in verbrauchsstarken<br />
Zeiten wie in Wintern mit lang anhaltenden niedrigen<br />
Bild 1:<br />
Für den Einbau der Sole- und der<br />
Rohwasserleitung entlang der<br />
B 70 entschied man sich für das<br />
Pflugverfahren. Vor dem Einzug<br />
wurden die einzelnen 15,5 m langen<br />
Stahlrohrleitungen zu Teilsträngen<br />
zusammengeschweißt. Die mit dem<br />
Pflugverfahren einzubauenden<br />
Rohrleitungen erhielten eine<br />
zusätzliche GFK-Umhüllung, um eine<br />
Beschädigung der PE-Umhüllung zu<br />
vermeiden<br />
Temperaturen den hohen Erdgasbedarf zum Teil über die<br />
Speicher decken zu können. Diese Zwischenspeicherung<br />
ermöglicht eine Flexibilisierung des Erdgasmarktes und eine<br />
Entkopplung von Erdgasbeschaffung und Erdgasvermarktung.<br />
Ein Sachverhalt, der eine wesentliche Voraussetzung<br />
für einen liberalisierten Gasmarkt darstellt.<br />
Für die Solegewinnung und die Erstellung der Kavernen<br />
wird zunächst eine Bohrung abgeteuft, in der eine gasdichte<br />
Rohrleitung einzementiert wird. In diese Rohrleitung<br />
werden zwei weitere Rohrleitungen – die sogenannten<br />
Förderrohre – eingehängt. Durch die Förderrohre wird bei<br />
diesem Verfahren Wasser injiziert, wodurch sich bei ausreichender<br />
Verweildauer saturierte Salzsole bildet. Während<br />
der Produktion wird durch unterschiedliche Absetzteufen<br />
der Förderrohre der Kavernenhohlraum gesohlt. Die<br />
entstehende Sole wird aus dem Salzkissen abgeführt und<br />
über ein Solefernleitungsverbundsystem an chemische<br />
Industriebetriebe, wie z. B. Vestolit im Chemiepark Marl<br />
oder Solvay in Rheinberg bzw. Jemeppe, transportiert. Dort<br />
wird die Sole zur Chlorgasgewinnung oder Sodaproduktion<br />
weiterverarbeitet, die wiederum wichtige Rohstoffe für<br />
Kunststoff- und Glasproduktion sind. Die im Salzkissen<br />
verbliebenen Hohlräume (Kavernen) sind gasdicht und eignen<br />
sich hervorragend zur Speicherung von Erdgas. Der<br />
maximal zulässige Durchmesser einer so erzeugten Kaverne<br />
zur Gasspeicherung beträgt 60 m und der Mindestachsabstand<br />
zwischen zwei Kavernen 275 m. Die SGW produziert<br />
jährlich über zwei Millionen Tonnen Kochsalz. Das für die<br />
Solung benötigte Frischwasser bezieht sie aus zwei eigenen<br />
Wassergewinnungsanlagen.<br />
Enges Zeitfenster<br />
Die SGW ist Auftraggeber für die Erweiterungsarbeiten im<br />
Kavernenfeld Epe. Hintergrund der Baumaßnahme war der<br />
Anschluss von neuen Kavernenbohrungen an das bestehende<br />
Feldleitungsnetz. Hierzu waren eine Rohwasserleitung<br />
als PE-umhüllte Stahlrohrleitung DN 300 mit ZM-Auskleidung<br />
und eine Soleleitung als PE-umhüllte Stahlrohrleitung<br />
DN 300 ohne ZM-Auskleidung einzubauen. Eine Besonder-<br />
50 03 | 2014
GASVERSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
Bild 2: Nach der Fertigstellung der Teilstränge wurde jeweils<br />
ein Strang über das Zugrohr an das Schwert des Pfluges<br />
angeflanscht. Im Zugrohr befindet sich eine Messapparatur, die<br />
die Zugkräfte während des Einbaus aufzeichnet<br />
Bild 3: Nachdem das Schwert des Pfluges in die<br />
Ausgangsposition gebracht wurde, kann der Einzug<br />
beginnen. Gleichzeitig mit der Rohrleitung wird ein<br />
Trassenmarkierungsband oberhalb der Leitung eingepflügt<br />
heit dieser Maßnahme war der Einzug der Rohrleitungen im<br />
Pflugverfahren auf dem Trassenabschnitt, der parallel zur<br />
Bundesstraße B 70 lag. Für diesen Teilbereich versah man die<br />
Rohrleitungen zusätzlich mit einer GFK-Umhüllung, um einen<br />
erhöhten Verschleißschutz sicherzustellen. Die Leitungen<br />
sind für einen Nenndruck von PN 76 bar ausgelegt. Für die<br />
Abwicklung der Baumaßnahme war ein Zeitfenster von Mitte<br />
Juli bis November 2013 vorgesehen. Die Inbetriebnahme<br />
der neuen Kavernen ist für Januar/Februar 2015 projektiert.<br />
Grabenlose Alternative<br />
Die Baumaßnahme war ursprünglich in offener Bauweise<br />
geplant. „Aufgrund des sandigen Untergrundes und des<br />
hohen Grundwasserspiegels hätte dies allerdings einen aufwändigen<br />
Verbau bedingt“, erklärt Dipl.-Ing. Winfried Schilling,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der Rohrleitungsbau<br />
Niederrhein GmbH. Zudem waren die Platzverhältnisse sehr<br />
beengt. Aus diesem Grund entwickelte die SGW zusammen<br />
mit dem ausführenden Unternehmen eine grabenlose Alternative,<br />
die die Bauzeit deutlich verkürzen sollte. Vor Baubeginn<br />
wurde die Trasse zunächst exakt eingemessen, danach<br />
die 15,5 m langen Stahlrohrleitungen zu vier Rohrsträngen<br />
von je 325 m verschweißt und auf Laufrollen gelagert. Nach<br />
der Positionierung des Pfluges am Startpunkt des Rohreinzugs<br />
flanschte man den einzuziehenden Rohrstrang über das<br />
Zugrohr (Torpedo) an das Schwert des Pfluges an.<br />
Im Zugrohr befand sich neben dem Drallfänger eine Zugkraftmessdose,<br />
die die maximal zulässigen Zugkräfte (max.<br />
100 t) überwacht. Die von dem Ing.-Büro Kuchler, Hengersberg,<br />
entwickelte Messtechnik zur kontinuierlichen Überwachung<br />
und Aufzeichnung der Soll- und Ist-Positionierungen<br />
der Rohrleitungen, sowie der zulässigen Einzugskräfte am<br />
Rohrstrang funktionierte sehr gut. Der Pflug selbst war<br />
mit einem GPS-System ausgestattet, so dass der Einzug<br />
satellitengesteuert erfolgte. Bei dem Pflug handelte es sich<br />
um ein Gerät der Firma Föckersperger, das sich dank seiner<br />
Konstruktion im besonderen Maße dem Gelände anpassen<br />
kann. Zur Reduzierung des Reibungswiderstandes beim<br />
Bild 4: Kontinuierlich wird der Rohrstrang in den Boden<br />
eingezogen<br />
Einzug der 30 bzw. 26 Tonnen schweren Rohrstränge setzte<br />
man eine Wasserspülung ein, die die Einzugskräfte um<br />
die Hälfte reduzierten. Begleitend zum Einbau wurde ein<br />
Messprotokoll erstellt, das die Einzugslänge, die Lage und<br />
Höhe sowie die Einzugskräfte aufzeichnete.<br />
„Das Pflugverfahren für den parallelen Einbau der beiden<br />
Hochdruckleitungen hat sich hervorragend bewährt“, fasst<br />
Dipl.-Ing. Clemens Rickert von der SGW das Ergebnis der<br />
Baumaßnahme an der B 70 zusammen. In nur drei Tagen<br />
waren beide Leitungen mit einer Länge von rund 1.250 m<br />
problemlos eingezogen. Einen großen Beitrag zum Gelingen<br />
trug dabei allerdings die Qualifikation des Fachpersonals<br />
bei, die auch beim Einsatz modernster Technik oft über den<br />
Erfolg einer Baumaßnahme entscheidet – hierin waren sich<br />
die Baupartner einig.<br />
KONTAKT: Rohrleitungsbau Niederrhein GmbH, Krefeld,<br />
Tel. +49 2151 410666-0,<br />
E-Mail: info@rohrleitungsbau-niederrhein.de,<br />
www.rohrleitungsbau-niederrhein.de<br />
Fotos: Rohrleitungsbau Niederrhein<br />
03 | 2014 51
PROJEKT KURZ BELEUCHTET GASVERSORGUNG<br />
Stadtwerke minimieren Gefahren<br />
beim Befüllen und Entleeren von<br />
Gasrohrleitungen<br />
Die Stadtwerke Osnabrück und Bad Salzuflen setzen mit dem Gasprüfstand- und Abblaserohr der Esders GmbH ein<br />
Kombisystem zum Prüfen, Begasen, Abblasen und sicheren Verbrennen von Gas und den dazugehörigen Rohrleitungen ein.<br />
Bei jeder Befüllung einer Gasrohrleitung entsteht ein explosives<br />
und umweltschädliches Erdgas-Luft-Gemisch, das sicher<br />
abgeleitet werden muss. Bisher wurde diese Arbeit allerdings<br />
häufig mit Hilfsmitteln durchgeführt, die entweder<br />
selbst gefertigt sind und daher oft nicht der erforderlichen<br />
Bild 1: Aufgrund ihrer einfachen Bauweise und des<br />
geringen Gewichts ist die Gasfackel leicht und sicher<br />
ohne Werkzeuge montierbar<br />
Bild 2: Beim Entleeren von Gasrohrleitungen<br />
werden bis zu 10 m 3 Erdgas frei. Wird es nicht<br />
sofort verbrannt, kann es weggeweht werden<br />
und sich entzünden. Deshalb geschieht die<br />
Verbrennung bei der Lösung von Esders schon<br />
im Rohr entsprechend den Anforderungen<br />
der BGR 500<br />
Druckstufe entsprechen sowie keine geprüfte Flammenrückschlagsperre<br />
aufweisen. Die Stadtwerke Osnabrück<br />
und Bad Salzuflen setzen nun mit dem Gasprüfstand- und<br />
Abblaserohr der Esders GmbH ein Kombisystem ein, das<br />
zur Überprüfung, Befüllung und Entleerung von Rohrleitungen<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Es ermöglicht das sichere Abfackeln<br />
von Gas am Standrohr, wodurch<br />
lediglich CO 2<br />
entsteht, das weniger<br />
klimaschädigend ist als Methan.<br />
Zudem besteht keine Explosionsgefahr<br />
mehr für angrenzenden<br />
Wohn- oder Industrieraum. Die<br />
Flammenrückschlagsperre erfüllt<br />
wie sämtliche Zubehörteile alle<br />
Auflagen der BGR 500.<br />
„Arbeiten mit erhöhter Gefährdung<br />
sind laut berufsgenossenschaftlicher<br />
Vorschriften wie zum<br />
Beispiel der BGV A1 zu vermeiden“,<br />
erklärt Marc Frodermann,<br />
Gruppenleiter im Netzbetrieb Gas/<br />
Wasser von den Stadtwerken Bad<br />
Salzuflen. „Deswegen war unser<br />
bisheriges Gerät aus meiner Sicht<br />
auch nicht mehr zulässig.“ Nach<br />
einer praktischen Vorführung auf<br />
der werkseigenen Erdgastrainingsanlage<br />
entschied sich Frodermann<br />
dann für das Gasprüfstand- und<br />
Abblaserohr von Esders: „Mit diesem<br />
kann ich alle anstehenden<br />
Arbeiten von der Druckprüfung bis<br />
zur fachgerechten Begasung bzw.<br />
Entgasung durchführen. Meiner<br />
Meinung nach gibt es derzeit kein<br />
vergleichbares Produkt auf dem<br />
Markt.“ Bei den Stadtwerken in<br />
Osnabrück ist man zudem auch<br />
von den Umweltvorteilen überzeugt:<br />
„Ziel unserer grünen Initiative<br />
KompetenzUmweltKlima (KUK)<br />
ist es, unsere Arbeitsprozesse unter<br />
52 03 | 2014
GASVERSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
umweltschonenden Gesichtspunkten zu<br />
optimieren. Mit dem neuen Kombisystem<br />
können wir eine große Menge an Stickstoff<br />
einsparen“, so Thorsten Janse vom<br />
Stadtwerke-Netzservice Osnabrück.<br />
Höchste Sicherheit durch gezieltes<br />
Abfackeln und Absaugevorrichtung<br />
für Restgase<br />
Beim Entleeren von Gasrohrleitungen werden<br />
je nach Druck und Volumeninhalt auch<br />
größere Mengen Erdgas frei, das 25-mal<br />
klimaschädlicher als CO 2<br />
und zudem<br />
noch brennbar ist. Wird es nicht gezielt<br />
abgefackelt oder sicher abgeführt, kann<br />
es weggeweht werden und sich entzünden.<br />
Deshalb ermöglicht die Lösung von<br />
Esders das Abfackeln direkt am Standrohr.<br />
„Wird eine Leitung mit Erdgas befüllt, kann<br />
das Gas-Luft-Gemisch entsprechend den<br />
Anforderungen der BGR 500 sicher abgeleitet<br />
und abgefackelt werden“, erklärt<br />
Bernd Esders, Geschäftsführer der Esders<br />
GmbH. „Hierfür steht eine Zündvorrichtung<br />
zur Verfügung, die das Wiederentzünden<br />
eines erloschenen Gas-Luft-Gemischs<br />
gewährleistet. Zudem kann ein leicht zu<br />
montierendes Venturistück zum Absaugen<br />
von Restgasen aus einer Rohrleitung eingesetzt<br />
werden.“ Bisher wurden dafür Geräte benutzt, die<br />
teilweise in Eigenproduktion zusammengebastelt wurden<br />
und unter Umständen nicht der erforderlichen Druckstufe<br />
entsprechen. Zudem stellten sie aufgrund des Fehlens einer<br />
Atex-geprüften Flammenrückschlagsperre eine Gefahr für<br />
den Anwender dar. „Diese Geräte waren häufig sehr sperrig<br />
und schwer. Diese neue Lösung dagegen weist eine<br />
kompakte Bauweise mit geringem Gewicht auf und ist auf<br />
dem aktuellsten Stand der Technik“, so Frodermann. Denn<br />
während Wettbewerberprodukte nur auf Niedrigdrücke<br />
ausgelegt sind, ist das System von Esders inklusive aller<br />
Zusatzkomponenten für einen Druck von bis zu 20 bar<br />
ausgelegt.<br />
Drei Verwendungsmöglichkeiten dank vieler,<br />
drucksicher montierbarer Zubehörteile<br />
„Aktuell wird das Gerät auf unserer Großbaustelle, der<br />
Innenstadtsanierung, eingesetzt. Die neuverlegten Leitungen<br />
werden hiermit fachgerecht in der engen Altstadtbebauung<br />
begast und die abgängigen Leitungen außer Betrieb<br />
genommen“, berichtet Frodermann. Das breite Spektrum<br />
an verschiedenen Zubehörteilen erleichtert den Wechsel<br />
zwischen den drei Funktionen, Befüllen, Entleeren bzw.<br />
Abbrennen und Prüfen. „Die Komponenten, wovon eine<br />
breite Palette für die unterschiedlichsten Gewinde und<br />
Armaturen verschiedener Hersteller verfügbar ist, können<br />
ohne Werkzeug sicher und druckfest verbunden werden“,<br />
so Esders. So kann das Standrohr durch den Einsatz von<br />
Bild 3: Wird das Standrohr abseits der Rohrleitung aufgebaut, kann es<br />
auf einem im Lieferumfang enthaltenen Stativ angebracht und durch<br />
einen elektrisch leitfähigen Schlauch mit 32 mm Nennweite und 20 bar<br />
Betriebsdruck verbunden werden.<br />
Adaptern unterschiedlicher Ausführung einfach mit Innengewinden<br />
von 1-2,5“, sowie diversen Anbohrsätteln und<br />
Formstücken verbunden werden. Adaptierbar ist z. B. ein<br />
Prüfkörper aus Edelstahl, der mit drei Anschlüssen und<br />
Schnellkupplungen sowie Schutzkappen ausgestattet ist,<br />
wovon zwei über Kugelhähne absperrbar sind. Zudem ist bei<br />
Bedarf eine Flammenrückschlagsperre mit Atex-Explosionsschutzzulassung<br />
montierbar. Wird das Standrohr abseits der<br />
Rohrleitung aufgebaut, kann es auf einem im Lieferumfang<br />
enthaltenen Stativ angebracht und durch einen elektrisch<br />
leitfähigen Schlauch mit 32 mm Nennweite und 20 bar<br />
maximalen Betriebsdruck verbunden werden. Dieser lässt<br />
sich mit Hilfe eines Adapters anschließen, der an den Fuß<br />
des Gasprüfstandrohres aufgeschraubt werden kann. Beim<br />
Einsatz an Kunststoffrohrleitungen kann das Standrohr<br />
über ein 3 m langes Kupferkabel mit Bajonettsteckern in<br />
Verbindung mit einem Erdspieß aus Edelstahl einfach geerdet<br />
werden. „Die leichte Handhabung gepaart mit der<br />
Arbeitssicherheit war für uns eine weitere Voraussetzung.<br />
Mit dem neuen Kombisystem haben wir neben den erfüllten<br />
Umweltschutzaspekten und der Einsatzvielseitigkeit genau<br />
das bekommen“, so Janse.<br />
KONTAKT: Stadtwerke Bad Salzuflen GmbH,<br />
www.stadtwerke-bad-salzuflen.de<br />
Stadtwerke Osnabrück AG, www.stadtwerke-osnabrueck.de;<br />
Esders GmbH, Haselünne, www.esders.de<br />
Halle A5, Stand 137<br />
Fotos: Esders GmbH<br />
03 | 2014 53
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
Durchmesseroptimierung im Rahmen<br />
einer Zielnetzplanung<br />
Wasserrohrnetze sind komplexe Systeme, deren Aufbau, Unterhalt und Ausbau erhebliche Investitionen erfordern und<br />
dabei auf eine lange Benutzungsdauer ausgerichtet sein müssen. Eine Optimierung der bestehenden Wasserrohrnetze auf<br />
der Basis einer Rohrnetzmodellierung ist deshalb in erster Linie ein Gebot der Wirtschaftlichkeit. Die Rohrnetzmodellierung<br />
bringt aber auch wesentliche Erkenntnisse für den Rohrnetzbetrieb und hilft bei der Klärung konkreter Aufgabenstellungen,<br />
der Netzrehabilitation und Zielnetzplanung. Der vorliegende Fachartikel befasst sich ausschließlich mit der hydraulischen<br />
Auslegung eines Zielnetzes und ist ein Auszug aus der Bachelorthesis von Micha Astfalk. Bei der Umsetzung vom<br />
Ist-Netz zum Ziel-Netz ist die Betrachtung des Zustandes der Leitungen (Schadensrate) durch die Aufstellung eines<br />
Rehabilitationskonzeptes zwingend mit zu berücksichtigen.<br />
Lastfall<br />
Mittlerer<br />
Tagesbedarf<br />
1. EINLEITUNG<br />
Die Wasserrohrnetze der Städte und Gemeinden wurden<br />
nicht als Gesamtsysteme geplant, sondern sind in einem<br />
Zeitraum von mehreren Jahrzehnten durch fortwährenden<br />
Leitungszubau entstanden. Die historisch gewachsenen<br />
Wasserrohrnetze sind unflexibel und für heutige Bedürfnisse<br />
oft überdimensioniert bzw. nicht ausreichend ausgelastet.<br />
Der Grund hierfür sind die – bei der Planung – angesetzten<br />
Auslegungsparameter. In den 1970er und 1980er Jahren<br />
wurde von verschiedenen Instituten und Universitäten, als<br />
Auswirkung des wachsenden Wohlstandes in Deutschland,<br />
ein steigender Wasserbedarf pro Kopf prognostiziert. Das<br />
Bastelle Institut prognostizierte 1972 auf das Jahr 2000<br />
einen Pro-Kopf-Bedarf von 204 l/Exd, die TU Berlin im Jahr<br />
1980 sogar einen Pro-Kopf-Bedarf von 219 l/Exd. Diese<br />
Prognosen dienten Wasserversorgungsunternehmen und<br />
Planungsingenieuren als Bemessungsgrundlage zur Dimensionierung<br />
der Leitungen in Wasserrohrnetzen.<br />
mQ d<br />
(wird aus Wasserverbrauchsanalyse<br />
bestimmt)<br />
Berechnungszweck<br />
Stagnationsuntersuchung<br />
Tagesspitze max Q d<br />
= f d<br />
x mQ d<br />
Auslegung von Systemelementen<br />
wie Hochbehälter,<br />
Zubringerleitungen u.a.<br />
Stundenspitze max Q hmax<br />
= f h<br />
x mQ d<br />
Auslegung der Leitungen zur<br />
Trinkwasserversorgung, Überprüfen<br />
der Versorgungsdrücke<br />
und der Fließgeschwindigkeiten<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-1<br />
Brandfall<br />
Q F<br />
= 50 % max Q hmax<br />
+ q F<br />
(1))<br />
1) q F<br />
= je nach Gebiet anzusetzende Löschmenge<br />
Auslegung der Leitungen<br />
(ggf. auch Pumpen) zur Löschwasservorhaltung<br />
im Brandfall,<br />
Berechnung der möglichen<br />
Löschwasserentnahmemenge<br />
Tabelle 1: Anzusetzende Lastfälle und deren Berechnungszweck<br />
Der tatsächliche personenbezogene Wasserverbrauch war,<br />
nach kontinuierlichem Anstieg von 1970 bis 1990, jedoch<br />
stetig rückläufig und ist seit 2007, aufgrund eines achtsameren<br />
Umgangs mit dem Verbrauchsgut Trinkwasser und<br />
dem Einsatz besserer Techniken in Haushalt und Gewerbe,<br />
nahezu konstant bei ca. 125 l/Exd.<br />
Neben höheren Kapital- und Betriebskosten wird auch die<br />
Trinkwasserqualität durch die überdimensionierten Leitungen<br />
beeinflusst. Die zu großen Innendurchmesser der<br />
Leitungen führen, in Kombination mit einer geringeren<br />
Belastung der Leitungen auch aufgrund des geringeren<br />
Verbrauchs, zu langsameren Fließgeschwindigkeiten des<br />
Trinkwassers in den Leitungen und somit zu längeren Verweilzeiten.<br />
Durch die längere Verweilzeit kann Stagnation<br />
und Trübung bzw. ein Verfärben des Wassers auftreten<br />
und dadurch entspricht es nicht mehr den Anforderungen<br />
der DIN 2000.<br />
Eine betriebssichere Wasserversorgung und hohe Kosten für<br />
Wasserrohrnetze erfordern aus technischen und wirtschaftlichen<br />
Gründen ein zukunftsorientiertes, langfristig gültiges<br />
Versorgungskonzept. Um das bestehende Versorgungssystem<br />
technisch am sinnvollsten an die zukünftigen Gegebenheiten<br />
anzupassen, muss dieses ganzheitlich optimiert,<br />
d. h. als Zielsystem geplant werden. Das Wasserrohrnetz<br />
des Zielsystems muss ebenfalls, unter Berücksichtigung<br />
der Änderungen im Versorgungssystem, an die zukünftige<br />
Situation angepasst, d. h. als Ziel-Netz geplant werden.<br />
2. GRUNDLAGEN<br />
Um die Trinkwasserversorgung in Deutschland sicherzustellen,<br />
gelten neben den gesetzlichen Vorschriften, internationale<br />
(CEN, ISO) sowie nationale (DVGW, VDI, DIN) Regelwerke<br />
und Normen als Stand der Technik, die einzuhalten<br />
sind, damit das beim Verbraucher ankommende Trinkwasser<br />
den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entspricht.<br />
Bei der Dimensionierung der Rohrleitungen in einem Wasserrohrnetz,<br />
sind die im DVGW-Arbeitsblatt W 400-1 vorgegebenen<br />
Richtwerte bezüglich der Fließgeschwindigkeiten<br />
sowie der Versorgungsdrücke einzuhalten. Neben der reinen<br />
Trinkwasserversorgung der angeschlossenen Verbraucher,<br />
54 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />
muss oft bei der Dimensionierung der Leitungen<br />
auch die Aufgabe der Bereitstellung von Löschwasser<br />
über das Wasserrohrnetz berücksichtigt<br />
werden. Grundlagen für die Dimensionierung der<br />
Leitungen zur Löschwasservorhaltung im Brandfall<br />
sind das DVGW-Arbeitsblatt W 405 sowie Angaben<br />
der Gemeinden/Städte. Die Vorgabe der vorzuhaltenden<br />
Löschmenge fällt in den Aufgabenbereich<br />
der Gemeinde bzw. Stadt, da diese i.d.R. auch für<br />
die Löschwasserversorgung im Brandfall zuständig<br />
ist. Um eine Löschwasserentnahme aus dem Wasserrohrnetz<br />
zu ermöglichen, sind in der Regel größere<br />
Leitungsinnendurchmesser notwendig als bei<br />
einer Dimensionierung des Netzes für die „reine“<br />
Trinkwasserversorgung.<br />
2.1 Voraussetzungen bei der<br />
Durchmesseroptimierung<br />
Voraussetzung, um ein Zielsystem bzw. ein Ziel-<br />
Netz entwickeln zu können, ist die Analyse der im<br />
bestehenden System enthaltenen Komponenten im<br />
Rahmen einer Ist-Zustandsanalyse. Hierbei werden<br />
z. B. die Lage, der Zustand und die Speicherkapazität<br />
der im Versorgungssystem enthaltenen Hochbehälter<br />
bzw. Einspeisestellen ins Netz und die Versorgungsdrücke im<br />
Netz durch eine Rohrnetzberechnung analysiert.<br />
Um eine Ist-Zustandsanalyse mit Hilfe einer geeigneten<br />
Berechnungssoftware durchführen zu können, ist ein<br />
Rechennetzmodell notwendig. Dieses muss kalibriert werden.<br />
Mit dem kalibrierten Rechennetzmodell kann die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit des Wasserrohrnetzes durch<br />
Berechnungen unter verschiedenen Belastungen des Netzes<br />
überprüft werden. In Tabelle 1 sind die wichtigsten Lastfälle,<br />
die bei der Überprüfung der hydraulischen Leistungsfähigkeit<br />
des Ist-Netzes sowie bei der Durchmesseroptimierung<br />
der Leitungen angesetzt werden aufgeführt.<br />
2.2 Ziele der Netzoptimierung<br />
Die Ziele der Netzoptimierung müssen vor Beginn der<br />
Durchmesseroptimierung der Leitungen des Wasserrohrnetzes<br />
definiert werden. Bei der Netzoptimierung gibt es Ziele,<br />
die für alle Optimierungen zutreffen müssen. Neben diesen<br />
allgemeingültigen Zielen, die nachfolgend aufgeführt sind:<br />
»»<br />
Sicherung der benötigten Wassermenge<br />
»»<br />
Verbesserung der Trinkwasserqualität<br />
»»<br />
Einhaltung der geforderten<br />
Mindestversorgungsdrücke<br />
»»<br />
Löschwasserentnahme im Brandfall<br />
»»<br />
Einhaltung der Versorgungssicherheit<br />
»»<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
müssen bei einer Durchmesseroptimierung auch unternehmensspezifische<br />
Ziele berücksichtigt werden.<br />
Bild 1: Änderung der äußeren Rahmenbedingungen im Versorgungssystem<br />
2.3 Änderungen im Ziel-System gegenüber dem<br />
Ist-System<br />
Bevor das Wasserrohrnetz optimiert werden kann, müssen<br />
zunächst die Rahmenbedingungen im zukünftigen Versorgungssystem<br />
erarbeitet werden. Wichtige Aspekte sind<br />
hierbei Änderungen im Versorgungssystem selbst sowie<br />
im Wasserrohrnetz.<br />
Bei der Ziel-Systemplanung muss zunächst ein Versorgungskonzept<br />
für das zu optimierende Versorgungssystem, unter<br />
Berücksichtigung der zusammengefassten Wasserversorgungsanlagen<br />
(Wassergewinnung, Wasseraufbereitung,<br />
Wasserförderung, Wasserspeicherung und Wasserverteilung)<br />
entwickelt werden.<br />
Für das Versorgungskonzept sollten mehrere Varianten<br />
mit Vor- und Nachteilen sowie eine Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
dargestellt werden. Besonders wichtig ist es,<br />
belastbare Planungs- und Berechnungsparameter für das<br />
vordefinierte Versorgungsgebiet festzulegen.<br />
2.3.1 Änderungen im Versorgungssystem/-gebiet<br />
Ausgedehnte Versorgungsbereiche und -gebiete mit großen<br />
geodätischen Höhenunterschieden lassen sich selten<br />
einem einzigen Trinkwasserbehälter zuordnen. In der Regel<br />
werden getrennte Druckzonen eingerichtet, die über einen<br />
Behälter, einen Druckminderer oder eine Druckerhöhungsanlage<br />
gespeist werden.<br />
Vor der Durchmesseroptimierung des Wasserrohrnetzes<br />
müssen z. B. Änderungen der vorgesehenen Zoneneinteilung<br />
im Ziel-Netz und/oder die Lage der Einspeisungen ins<br />
Netz gegenüber der im Ist-Netz bestehenden Zonentrennung<br />
in das Rechennetzmodell eingepflegt werden. Eine<br />
Änderung der Zonentrennung oder Lage der Einspeisungen<br />
ins Netz können verschiedene Gründe haben. Durch die<br />
Verschiebung der Zonengrenze und/oder Änderung der<br />
Einspeisungen im Netz ist es möglich, Druckverhältnisse<br />
sowie die anderen Versorgungsanlagen (wie z. B. Anzahl<br />
der Hochbehälter, vgl. Bild 1) zu optimieren.<br />
03 | 2014 55
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
Bild 2: Aufteilung der Gemarkungsfläche des<br />
Beispielversorgungsgebietes in Flächen derselben Geschossanzahl<br />
der Gebäude<br />
Bild 3: Aufteilung der Gemarkungsfläche des<br />
Beispielversorgungsgebietes in Flächen derselben baulichen Nutzung<br />
2.3.2 Änderungen im Wasserrohrnetz<br />
Ein Leitungsneubau, wie z. B. das Verbinden zweier bestehender<br />
Leitungen zu einem Leitungsring oder die Rehabilitation<br />
einer Leitung, kann in Abhängigkeit des Innendurchmessers<br />
zu einer Verbesserung der Stagnationssituation<br />
sowie der Möglichkeit einer größeren Löschwasserentnahmemenge<br />
im Bereich des Ringschlusses führen.<br />
Die Stilllegung einer Leitung führt zu einer Veränderung<br />
im Netzfluss sowie zu einer Änderung in der Stagnationssituation.<br />
Die Auswirkungen auf die Löschwassersituation<br />
sind davon abhängig, ob sich die stillgelegte Leitung im<br />
vermaschten oder verästelten Netz befindet. Bei einer Leitung<br />
mit großem Innendurchmesser (gegebenenfalls eine<br />
Hauptleitung) sind die Auswirkungen auf das hydraulische<br />
Verhalten des Wasserrohrnetzes schwerwiegender als bei<br />
einer Leitung mit einem geringen Innendurchmesser im<br />
vermaschten Rohrnetz.<br />
3. DURCHMESSEROPTIMIERUNG DER LEITUNGEN<br />
IN EINEM WASSERROHRNETZ<br />
Aufgrund der Komplexität der Aufgabe, das Wasserrohrnetz<br />
sowohl auf die Mindestversorgungsdrücke bei einem<br />
maximalen stündlichen Verbrauch im Netz als auch auf die<br />
Löschwasservorhaltung im Brandfall zu dimensionieren, ist<br />
folgende Vorgehensweise bei der Durchmesseroptimierung<br />
der Leitungen empfehlenswert:<br />
1. Durchmesseroptimierung aller Leitungen im Lastfall<br />
Stundenspitze (Auslegung des Wasserrohrnetzes nur<br />
zur Trinkwasserversorgung)<br />
2. Durchmesseroptimierung der Leitungen im Brandfall<br />
in einem separaten Netz (Auslegung des Wasserrohrnetzes<br />
zur Löschwasservorhaltung im Brandfall)<br />
»»<br />
2.1 Einteilung der Leitungen in Haupt-, Versorgungs-,<br />
und Trinkwasserleitungen<br />
»»<br />
2.2.Durchmesseroptimierung der Versorgungsleitungen<br />
(Q F<br />
= 48 m 3 /h)<br />
»»<br />
2.3.Durchmesseroptimierung der Hauptleitungen (Q F<br />
= 96 m 3 /h [ggf. 192 m 3 /h])<br />
Diese Vorgehensweise wird nachfolgend an einem Beispielnetz<br />
exemplarisch durchgeführt.<br />
3.1 Durchmesseroptimierung aller Leitungen im<br />
Lastfall Stundenspitze<br />
Bei der Durchmesseroptimierung der Leitungen werden<br />
diese im Wasserrohrnetz so dimensioniert, dass die Versorgungsdrücke<br />
(abhängig von der Geschossanzahl der<br />
Gebäude) bei maximaler stündlicher Netzlast den im<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 400-1 angegebenen Richtwerten<br />
entsprechen.<br />
Die Löschwasservorhaltung im Brandfall wird hierbei außer<br />
Acht gelassen, d. h. die Leitungen werden nur auf die<br />
Trinkwasserversorgung dimensioniert. Um sicherzustellen,<br />
dass die Versorgungsdrücke den angesetzten Richtwerten<br />
entsprechen, ist es notwendig, die Gemarkungsfläche<br />
des zu optimierenden Versorgungsgebietes in Bereiche<br />
mit vorrangiger gleicher Geschossanzahl der Gebäude zu<br />
unterteilen. In Bild 2 ist ein Beispiel einer Unterteilung eines<br />
Versorgungsgebietes dargestellt.<br />
Die Unterteilung der Gemarkungsfläche beruht auf den<br />
von der Stadt/Gemeinde gemachten Angaben. In den<br />
als Gewerbegebieten gekennzeichneten Flächen konnte<br />
die Stadt/Gemeinde keine Aussagen über die vorrangige<br />
Geschossanzahl der Gebäude treffen. Bei der<br />
Optimierung wird in diesen Bereichen ein Mindestversorgungsdruck<br />
von 3,0 bar angesetzt, gegebenenfalls<br />
vertraglich festgehaltene Versorgungsdrücke wurden<br />
nicht berücksichtigt. Bei der Optimierungsberechnung<br />
benötigt die Berechnungssoftware Vorgaben bezüglich<br />
der maximalen Fließgeschwindigkeit, dem maximalen<br />
Rohrreibungsverlust sowie den zu verwendenden<br />
Rohrtypen. Der maximale Rohrreibungsverlust wird so<br />
bestimmt, dass am kritischen Punkt im Wasserrohrnetz<br />
56 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />
der geforderte Mindestversorgungsdruck eingehalten<br />
wird. Die maximalen Fließgeschwindigkeiten sind durch<br />
das DVGW-Arbeitsblatt W 400-1 vorgegeben.<br />
3.2 Durchmesseroptimierung der Versorgungsleitungen<br />
im Brandfall<br />
Als Grundlage für die Durchmesseroptimierung der Versorgungsleitungen<br />
im Brandfall sind die je nach Gebiet anzusetzenden<br />
Löschwassermengen anzusehen. Die Bestimmung,<br />
in welchem Gebiet welche Löschwassermenge vorgehalten<br />
werden muss, ist Aufgabe der Gemeinde/der Stadt bzw. der<br />
zuständigen Feuerwehrbehörde. In Beispielnetz wurden<br />
die erforderlichen Löschwassermengen in Abstimmung mit<br />
der Stadtverwaltung anhand der Richtlinien des DVGW-<br />
Arbeitsblattes W 405 ermittelt.<br />
Neben der Anzahl der Vollgeschosse sind zur Ermittlung der<br />
vorzuhaltenden Löschwassermenge bei der Dimensionierung<br />
der Leitungen zur Löschwasservorhaltung im Brandfall,<br />
zusätzlich die bauliche Nutzung, die Geschossflächenzahl<br />
(bei Wohn-/Gewerbegebieten) bzw. die Baumassenzahl (bei<br />
Industriegebieten), sowie die Gefahr der Brandausbreitung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Die Gliederung der Gemarkungsfläche in Gebiete derselben<br />
baulichen Nutzung beruht auf Angaben der Stadt/der<br />
Gemeinde des gewählten Beispielversorgungssystems und<br />
ist in Bild 3 dargestellt.<br />
Die Geschossflächenzahl bzw. die Baumassenzahl der<br />
untergliederten Flächen derselben baulichen Nutzung ist<br />
nicht bekannt, beruht jedoch nach Angaben der Stadt/der<br />
Gemeinde auf den in § 17 der BauNVO Baden-Württemberg<br />
angegebenen Werten. Durch Ansetzen der in § 17 Bau-<br />
NVO angegebenen Obergrenze der Geschossflächenzahl<br />
ist flächendeckend eine Löschwassermenge von 96 m 3 /h<br />
erforderlich. Erfahrungsgemäß kann eine Löschwassermenge<br />
von 48 m 3 /h für die meisten Wohngebiete (bis Bebauung<br />
≤ EG + 3. OG) als ausreichend erachtet werden. Aus<br />
diesem Grund wird bei der Leitungsdimensionierung zur<br />
Löschwasservorhaltung im Brandfall, unter Berücksichtigung<br />
der Anzahl der Vollgeschosse, sowie der Annahme einer<br />
kleinen Gefahr der Brandausbreitung, Löschmengen nach<br />
Tabelle 2 angesetzt.<br />
3.2.1 Einteilung der Leitungen in Haupt-, Verteilund<br />
Trinkwasserleitungen<br />
Ziel der Durchmesseroptimierung eines Wasserrohrnetzes<br />
ist es, die Innendurchmesser der Rohrleitungen möglichst<br />
klein zu dimensionieren, unter der Voraussetzung, dass<br />
die Mindestversorgungsdrücke und die möglichen Löschwasserentnahmemengen<br />
mit den Richtlinien des DVGW<br />
konform sind.<br />
Eine Optimierung der Leitungen im Brandfall, mit der Zielsetzung<br />
auf allen Leitungen, die je nach Flächennutzung<br />
geforderte Löschwassermenge entnehmen zu können,<br />
führt vor allem in einem stark vermaschten Wasserrohrnetz<br />
zur Überdimensionierung der Leitungen hinsichtlich<br />
der Trinkwasserversorgung und somit zu Stagnation in<br />
den Leitungen im Ziel-Netz. Aus diesem Grund ist es nicht<br />
Bild 4: Untergliederung der Leitungen in Haupt-, Verteil- und<br />
Trinkwasserleitungen des Wasserrohrnetzes<br />
sinnvoll, alle Leitungen auf die Löschwasservorhaltung zu<br />
dimensionieren.<br />
Leitungen, die im Ziel-Netz der reinen Trinkwasserversorgung<br />
dienen, werden im Stundenspitzenfall maximal<br />
belastet und müssen deshalb auch unter dieser Belastung<br />
dimensioniert werden. Vor der Optimierung der Leitungen<br />
sind diese, je nach der im Ziel-Netz zu erbringenden<br />
Aufgabe, in Hauptleitungen, Versorgungsleitungen und<br />
Trinkwasserleitungen zu unterscheiden.<br />
3.2.1.1 Hauptleitungen<br />
Hauptleitungen sind Leitungen, die im Ist-Netzmodell den<br />
größten Innendurchmesser besitzen (je nach Größe der<br />
Versorgungszone variieren die Innendurchmesser der Leitungen)<br />
oder Leitungen, die im Rechennetzmodell im Lastfall<br />
Stundenspitze über den größten Lastfluss der Versorgungszone<br />
verfügen (in Bild 4 sind die Hauptleitungen im Beispielnetz<br />
blau eingefärbt). Die Aufgabe, der als Hauptleitungen<br />
definierten Leitungen ist es, im Brandfall die Möglichkeit<br />
einer Löschwasserentnahme von 96 m 3 /h (ggf. 192 m 3 /h,<br />
wenn diese Löschwassermenge im Versorgungsgebiet erforderlich<br />
ist) zu gewährleisten.<br />
Unter Umständen kann es notwendig sein, zusätzliche Leitungen,<br />
die nicht den Auswahlkriterien entsprechen, als<br />
Hauptleitung zu definieren. Notwendig ist dies, wenn nicht<br />
Baugebiet<br />
Wohngebiete<br />
[(WS), (WR), (WA), (WB)]<br />
Dorfgebiete (MD)<br />
Mischgebiete (MI)<br />
Kerngebiete (MK)<br />
Anzahl der<br />
Vollgeschosse<br />
Vorzuhaltende<br />
Löschwassermenge<br />
≤ 3 48 m 3 /h<br />
> 3 96 m 3 /h<br />
Gewerbegebiete - 96 m 3 /h<br />
Tabelle 2: Angesetzte Löschwassermenge in Abhängigkeit der<br />
Flächennutzung und der vorrangigen Bebauung der Gebäude<br />
03 | 2014 57
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
alle im Flächennutzungsplan festgelegten Gebiete mit einer<br />
geforderten Löschwassermenge von 96 m 3 /h (192 m 3 /h) an<br />
bereits als Hauptleitung definierte Leitungen angrenzen.<br />
Diese Leitungen werden bei der Löschwasseroptimierung<br />
des Wasserrohrnetzes vor den Versorgungsleitungen optimiert<br />
und werden nach Vollendung der Optimierung den<br />
größten Innendurchmesser besitzen.<br />
3.2.1.2 Verteilleitungen<br />
Die Einteilung der Leitungen im Rechennetzmodell zu Verteilleitungen<br />
wird vorgenommen nachdem die Hauptleitungen<br />
definiert sind (in Bild 4 sind die Verteilleitungen<br />
im Beispielnetz grün eingefärbt). Maßgebend sind hierbei<br />
der angesetzte Löschradius sowie die aus dem Flächennutzungsplan<br />
abgeleiteten Bedingungen. In den im Flächennutzungsplan<br />
als Wohngebiet gekennzeichneten Bereichen<br />
ist eine Löschwasserentnahme von 48 m 3 /h erforderlich.<br />
In Gebieten, die nicht bereits von Hauptleitungen durchzogen<br />
werden, bzw. die nicht durch Löschradien der Hydranten<br />
der angrenzenden Hauptleitungen abgedeckt sind, ist<br />
es notwendig, Verteilleitungen zu definieren. Die als Verteilleitungen<br />
definierten Leitungen verfügen im optimierten<br />
Netz über einen geringeren Lastfluss als die Leitungen, die<br />
die Aufgaben einer Hauptleitung erfüllen. Die Verteilleitungen<br />
werden bei der Löschwasseroptimierung nach den<br />
Hauptleitungen optimiert.<br />
Bild 5: Volumen und Leitungslänge aller Netzvarianten in Abhängigkeit der<br />
Leitungsinnendurchmesser<br />
3.2.1.3 Trinkwasserleitungen<br />
Alle Leitungen im Rechennetzmodell, welche nicht als<br />
Hauptleitung oder Verteilleitung definiert sind, dienen der<br />
reinen Trinkwasserversorgung (in Bild 4 sind die Trinkwasserleitungen<br />
im Beispielnetz rot eingefärbt). Aus den Trinkwasserleitungen<br />
ist keine bzw. eine zu geringe Löschwasserentnahme<br />
möglich. Trinkwasserleitungen sind im optimierten<br />
Netz vorwiegend im Verästelungsnetz der Versorgungszonen<br />
aufzufinden und müssen auf den maximal zu erwartenden<br />
Lastfluss während der Stundenspitze ausgelegt werden.<br />
Bei der Auslegung des Netzes zur Löschwasservorhaltung<br />
werden diese Leitungen nicht optimiert.<br />
3.2.2 Durchmesseroptimierung der Hauptleitungen<br />
Bei der Dimensionierung der Leitungen zur Löschwasservorhaltung<br />
im Brandfall werden zunächst die im Rechennetzmodell<br />
als Hauptleitungen definierten Leitungen optimiert. Die Definition<br />
dieser Leitungen wurde so vorgenommen, dass eine<br />
Löschwasserentnahme von 96 m 3 /h in den Bereichen, in denen<br />
diese Löschwassermenge erforderlich ist, in einem Radius von<br />
150 m aus Hauptleitungen entnommen werden kann.<br />
Als Grundlage dient die Untergliederung der Leitungen<br />
im Rechennetzmodell. Die als Verteil- und Trinkwasserleitungen<br />
definierten Leitungen werden bei der Durchmesseroptimierung<br />
der Hauptleitungen von der Optimierung<br />
ausgeschlossen, um sicherzustellen, dass der durch die<br />
Löschwasserentnahme verursachte zusätzliche Netzfluss<br />
ausschließlich über die Hauptleitungen transportiert wird.<br />
Bei der Durchmesseroptimierung der Hauptleitungen wurde<br />
der maximale Rohrreibungsverlust so bestimmt, dass bei<br />
einer Entnahme von 96 m 3 /h, der nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 405 geforderte Mindestversorgungsdruck von 1,5 bar<br />
nicht unterschritten wird. Da immer nur ein Brandfall zur<br />
selben Zeit im Versorgungsgebiet angesetzt wird, müssen<br />
mehrere Berechnungen mit unterschiedlicher Position der<br />
Löschwasserentnahme angesetzt werden. Leitungen, die<br />
weit von dem angesetzten Brandfall entfernt sind, werden<br />
durch die hinzukommende Löschwasserentnahme nicht<br />
zusätzlich belastet und erhalten bei der Durchmesseroptimierung<br />
einen Rohrtyp mit kleinem Innendurchmesser<br />
zugeordnet. Aus diesem Grund ist es notwendig, alle durchgeführten<br />
Optimierungsberechnungen zu sichern und nach<br />
Abschluss aller Optimierungen nach den maximalen Rohrtypen<br />
jeder Leitung zu filtern und diesen<br />
der jeweiligen Leitung im Rechennetzmodell<br />
zuzuordnen.<br />
3.2.3 Durchmesseroptimierung<br />
der Verteilleitungen<br />
Nachdem die Durchmesseroptimierung<br />
der Hauptleitungen abgeschlossen ist,<br />
werden diese aus der Optimierung ausgeschlossen<br />
und es wird mit der Durchmesseroptimierung<br />
der Verteilleitungen<br />
begonnen. Die Vorgehensweise bei<br />
der Optimierung der Verteilleitungen<br />
ist im Allgemeinen gleich wie bei der<br />
Durchmesseroptimierung der Hauptleitungen.<br />
Die einzigen Unterschiede<br />
sind die angesetzte Löschwasserentnahmemenge<br />
und die Optimierungsvorgabe<br />
bezüglich des maximalen<br />
Rohrreibungsverlustes. Der maximale<br />
Rohrreibungsverlust kann, im Vergleich<br />
zu der Optimierung der Hauptleitungen,<br />
58 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />
Bild 6: Prozentuale Aufteilung der Fließgeschwindigkeiten der Leitungen aller Netzvarianten<br />
deutlich erhöht werden, da die Hauptleitungen bereits auf<br />
eine Löschwassermenge von 96 m 3 /h dimensioniert sind. Bei<br />
einer angesetzten Löschwasserentnahmemenge von 48 m 3 /h<br />
sind die Rohrreibungsverluste auf den Hauptleitungen sehr viel<br />
geringer, d. h. es steht ein größeres Druckpotenzial bei der<br />
Durchmesseroptimierung der Verteilleitungen zur Verfügung.<br />
Nach Abschluss der Berechnungen aller anzusetzenden Brandfälle<br />
mit einer Entnahmemenge von 48 m 3 /h werden die<br />
Rohrtypen mit dem maximalen Innendurchmesser in das<br />
Rechennetzmodell importiert und die Durchmesseroptimierung<br />
des Wasserrohrnetzes ist abgeschlossen.<br />
4. OPTIMIERUNGSERGEBNISSE<br />
Nachfolgend werden die Optimierungsergebnisse der optimierten<br />
Netzvarianten mit dem Ist-Zustand des Netzes verglichen,<br />
um aufzuzeigen, welche Verbesserungen und Kosteneinsparungen<br />
durch die Zielnetzplanung bzw. durch die<br />
Umsetzung der im Rahmen der Durchmesseroptimierung<br />
des Wasserrohrnetzes erarbeiteten Dimensionsänderungen<br />
der Leitungen erreicht werden können.<br />
4.1 Volumenreduzierung<br />
Das Gesamtvolumen aller zu optimierenden Leitungen<br />
im Wasserrohrnetz summiert sich im Ist-Netzmodell<br />
mit 1.421,32 m 3 , bei einer Gesamtleitungslänge von<br />
92.399,70 m. Das Gesamtvolumen wird im Ist-Netzmodell<br />
größtenteils durch Leitungen mit einem größeren Innendurchmesser<br />
als 100 mm bestimmt. Das Volumen der Leitungen<br />
mit einem kleineren Innendurchmesser als 100 mm<br />
ist mit 60,04 m 3 verschwindend gering, vgl. Bild 5.<br />
Zur reinen Trinkwasserversorgung ist ein Netzvolumen von<br />
339,05 m 3 ausreichend. Dies entspricht einer Reduzierung<br />
des Volumens um 76,15 %. Das Volumen des auf die Trinkwasserversorgung<br />
optimierten Netzes verteilt sich nahezu<br />
gleichmäßig auf Leitungen mit einem Innendurchmesser<br />
der Kategorien von 40-65 mm bis 200-250 mm. Mit einer<br />
Leitungslänge von 33.149,60 m stellen die Leitungen mit<br />
Innendurchmesser der Kategorie 20-30 mm den größten<br />
Anteil, bezogen auf die Gesamtleitungslänge des auf die<br />
Trinkwasserversorgung optimierten Netzes dar. Durch die<br />
geringen Innendurchmesser der Leitungen dieser Kategorie<br />
ist der Anteil von 12,25 m 3 am Gesamtvolumen des Wasserrohrnetzes<br />
dagegen relativ gering.<br />
Im Vergleich mit dem Ist-Netz kann in beiden auf die Löschwasservorhaltung<br />
optimierten Netzen eine Volumenreduzierung<br />
erreicht werden. Bei einem Gesamtvolumen von<br />
650,62 m 3 entspricht dies einer Volumenreduzierung gegenüber<br />
dem Ist-Netz von 54,22 %. Durch die Reduzierung der<br />
im Ist-Netz vorhandenen Leitungen mit einem größeren<br />
Innendurchmesser als 300 mm kann die größte Volumenreduzierung<br />
in den optimierten Netzen erreicht werden. Das<br />
Volumen von 427,24 m 3 dieser im Ist-Netz vorhandenen<br />
Leitungen ist größer als das Gesamtvolumen des auf die<br />
Trinkwasserversorgung optimierten Netzes.<br />
4.2 Stagnationsberechnung<br />
Bei dem Vergleich der Stagnationsberechnungsergebnisse<br />
der angelegten Netzvarianten wird deutlich, inwiefern eine<br />
Verbesserung der Trinkwasserqualität durch die durchmesseroptimierten<br />
Rohrleitungen erreicht wird. Die geringeren<br />
Innendurchmesser der Leitungen in den optimierten Netzvarianten<br />
führen zu höheren Fließgeschwindigkeiten des<br />
Wassers im Wasserrohrnetz. Die Fließgeschwindigkeiten<br />
beeinflussen die Verweilzeit des Wassers in den Leitungen.<br />
Durch die höheren Fließgeschwindigkeiten des Wassers in<br />
den durchmesseroptimierten Leitungen des Ziel-Netzes werden<br />
die Verweilzeiten des Wassers reduziert, d. h. Stagnation<br />
in den Leitungen kann verhindert werden. Dadurch kann<br />
eine Rostwasserbildung und die Bildung von so genannten<br />
„Toten Zonen“ vermieden werden.<br />
Im Ist-Netzmodell verfügen fast ein Viertel aller Leitungen<br />
über errechnete Fließgeschwindigkeiten – an einem durchschnittlichen<br />
verbrauchsreichen Tag – von unter 0,005 m/s.<br />
Der prozentuale Anteil der Leitungen mit einer Fließgeschwindigkeit<br />
von unter 0,005 m/s konnte durch die Durchmesseroptimierung<br />
deutlich reduziert werden. Während im<br />
optimierten Netz der Trinkwasserversorgung ein prozentualer<br />
Anteil von 3 % aller Leitungen im Rechennetzmodell<br />
eine Fließgeschwindigkeit von unter 0,005 m/s aufweist,<br />
liegt der prozentuale Anteil der Leitungen im optimierten<br />
Netzmodell der Löschwasservorhaltung im Brandfall bei<br />
5 %, vgl. Bild 6.<br />
03 | 2014 59
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
Durchmesser<br />
Ist-Netz<br />
Auslegung des Versorgungsnetzes auf<br />
die Löschwasservorhaltung im Brandfall<br />
Auslegung des Versorgungsnetzes<br />
zur Trinkwasserversorgung<br />
20-30 2.490,00 4.107.899,00 4.945.680,00<br />
30-40 385.664,00 825.312,00 1.258.704,00<br />
40-65 1.366.274,00 609.824,00 4.337.900,00<br />
65-100 1.365.492,00 2.994.996,00 2.725.686,00<br />
100-125 8.158.744,00 4.288.240,00 1.376.342,00<br />
125-150 1.711.982,00 4.282.140,00 550.459,00<br />
150-200 3.712.200,00 323.575,00 407.548,00<br />
200-250 2.807.952,00 116.004,00 379.494,00<br />
250-300 107.640,00 226.380,00 0,00<br />
300-400 1.266.230,00 0,00 0,00<br />
≥ 400 789.390,00 0,00 0,00<br />
Gesamt 21.674.058,00 17.774.370,00 15.981.813,00<br />
Tabelle 3: Gestaffelte Planungskosten für die Neuerschließung der unterschiedlichen Netzvarianten in Abhängigkeit<br />
der Leitungsinnendurchmesser<br />
4.3 Netzkosten<br />
Um die Kosten der verschiedenen Netzvarianten miteinander<br />
vergleichen zu können bzw. deren Kosten zu<br />
ermitteln, werden Laufmeterkosten in Abhängigkeit<br />
der Leitungsinnendurchmesser gestaffelt angesetzt. Die<br />
errechneten Gesamtkosten der Netze sind Kosten, die bei<br />
einer Neuerschließung des Wasserrohrnetzes entstehen<br />
würden. Den Kosten liegen keine detaillierten Planungen<br />
zugrunde. Im Rahmen der Untersuchung können nur<br />
Richtwerte (Erfahrungswerte) angesetzt werden, die auf<br />
der heutigen Kostenbasis beruhen. Aufwendungen für<br />
eventuelle Genehmigungsgebühren, Entschädigungen,<br />
Stromanschluss und Bauzinsen sind jeweils hinzuzurechnen.<br />
Das Ingenieurhonorar ist enthalten, die gesetzliche<br />
Mehrwertsteuer nicht, vgl. Tabelle 3.<br />
Die Gesamtkosten der Rohrleitungen im Ist-Netzmodell<br />
summieren sich in Höhe von 21.674.058,00 €. Für die Auslegung<br />
des Netzes zur reinen Trinkwasserversorgung summieren<br />
sich die Kosten in Höhe von 15.981.813,00 €. Dies<br />
entspricht einer prozentualen Reduzierung von 26,26 %<br />
gegenüber den Planungskosten für das Ist-Netz. Bei der<br />
Auslegung des Wasserrohrnetzes zur Löschwasservorhaltung<br />
im Brandfall fallen für das Wasserrohrnetz Kosten in<br />
Höhe von 17.774.370,00 € an, d. h. für die Ermöglichung<br />
einer Löschwasserentnahme aus dem Trinkwasserrohrnetz<br />
sind Mehrkosten von 1.792.557,00 € notwendig.<br />
Gegenüber dem Ist-Netz können die Kosten des auf die<br />
Löschwasservorhaltung optimierten Netzes um 17,99 %<br />
gesenkt werden.<br />
Ein großer Anteil der Kostenreduzierung der optimierten<br />
Netzvarianten gegenüber dem Ist-Netz wird bei den<br />
Leitungen mit einem größeren Innendurchmesser als<br />
300 mm erreicht. Die im Ist-Netz anfallenden Kosten<br />
von 2.055.620,00 € der Leitungen dieser Kategorien können<br />
in den optimierten Netzen durch die Reduzierung<br />
der Leitungsinnendurchmesser verringert werden und<br />
sind in anderen Innendurchmesserkategorien enthalten.<br />
Der größte Anteil der Kostenreduzierung wird jedoch<br />
im Bereich der Leitungen mit einem Innendurchmesser<br />
von 100-125 mm des Ist-Netzmodells erreicht. Größtenteils<br />
sind diese Leitungen in den Verästelungsnetzen im<br />
Ist-Netzmodell verbaut und werden bei der Durchmesseroptimierung<br />
durch Leitungen mit wesentlich kleinerem<br />
Innendurchmesser ersetzt. Dadurch sind die Kosten der<br />
optimierten Netzvarianten in der Kategorie der Leitungen<br />
mit einem Innendurchmesser zwischen 20 und 100 mm<br />
im Vergleich zu den Kosten des Ist-Netzes um ein Vielfaches<br />
höher.<br />
5. FAZIT<br />
In den Wasserrohrnetzen der Gemeinden und Städte<br />
stecken unglaubliche Sparpotenziale, die bei Weitem noch<br />
nicht ausgereizt sind. Gerade in Zeiten knapper Kassen<br />
kann es sich also lohnen, einmal einen kritischen Blick<br />
in den Untergrund zu werfen, denn hier ist bekanntlich<br />
das meiste Geld „vergraben“. Aus diesem Grund ist es<br />
sinnvoll, die bestehenden Wasserrohrnetze zu optimieren.<br />
Das Optimierungspotenzial ist, neben den Gegebenheiten<br />
des Versorgungsgebietes, dem Zustand der Betriebsmittel<br />
und der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Ist-Netzes,<br />
vor allem von den Optimierungsvorgaben abhängig.<br />
Im Rahmen der Zielnetzplanung ist es sinnvoll, zwei verschiedene<br />
Netzvarianten mit unterschiedlich angesetzten<br />
Rahmenbedingungen untersuchen. Eine Netzvariante<br />
sollte auf die reine Trinkwasserversorgung ausgelegt und<br />
unter maximaler stündlicher Belastung optimiert sein, so<br />
dass die im DVGW-Arbeitsblatt W 400-1 angegebenen<br />
Versorgungsdrücke eingehalten werden.<br />
Die zweite Netzvariante sollte auf die Löschwasservorhaltung<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt W 405 ausgelegt sein,<br />
unter Vernachlässigung der GFZ, in Abhängigkeit der<br />
Flächennutzung sowie der Anzahl der Vollgeschosse der<br />
Gebäude.<br />
60 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />
6. LITERATUR<br />
[1] DIN 2000. Zentrale Trinkwasserversorgung Leitsätze für<br />
Anforderungen an Trinkwasser Planung, Bau und Betrieb der<br />
Anlagen.<br />
[2] BDEW. www.bdew.de. Abgerufen am 09.11.2013 von https://<br />
www.bdew.de/internet.nsf/id/C125783000558C9FC125766C000<br />
3CBAF/$file/Wasserfakten%20im%20%20%C3%9Cberblick%20<br />
-%20freier%20Bereich%20April%202012_1.pdf<br />
[3] FWG. (02.03.2010). Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg.<br />
Abgerufen am 09.11.2013 von http://www.landesrecht-bw.de/<br />
jportal/?quelle=jlink&query=FeuerwG+BW&max=true&aiz=true.<br />
[4] DVGW GW 303. (Oktober 2006) Berechnung von Gas-<br />
und Wasserrohrnetzen. Teil 1: Hydraulische Grundlagen,<br />
Netzmodellisierung und Berechnung: Bonn.<br />
[5] DVGW W 400-1. (Oktober 2004). Technische Regeln<br />
Wasserverteilungsanlagen (TRWV) Teil 1: Planung. Bonn.<br />
[6] DVGW W 405. (Februar 2008) Bereitstellung von Löschwasser<br />
durch die öffentliche Trinkwasserversorgung. Bonn.<br />
[7] BauNV. Baunutzungsverordnung.<br />
[8] DVGW W 410. (September 2007). Wasserbedarf – Kennwerte<br />
und Einflussgrößen. Bonn.<br />
[9] LBO. (März 2010). Landesbauordnung für Baden-Württemberg.<br />
Baden-Württemberg.<br />
AUTOREN<br />
Dr.-Ing. ESAD OSMANCEVIC<br />
Teamleiter Netzmanagement und Lehrbeauftragter<br />
an der Hochschule Rottenburg<br />
am Neckar, RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 289513-20<br />
E-Mail: e.osmancevic@rbs-wave.de<br />
Dipl.-Ing. TOBIAS KUHN<br />
Projektleiter Netzmanagement<br />
RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 289513-24<br />
E-Mail: t.kuhn@rbs-wave.de<br />
MICHA ASTFALK<br />
Praktikant der RBS wave GmbH und Student<br />
an der Hochschule Heilbronn<br />
RBS wave GmbH, Stuttgart<br />
Tel. +49 711 289513-55<br />
E-Mail: m.astfalk@rbs-wave.de<br />
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nachhaltig überlegen<br />
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Besuchen sie uns auf der iFat in Halle a1, stand 337!<br />
03 | 2014 61
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
Grabenlose Erneuerung einer<br />
Feuerlöschleitung mittels Berstlining<br />
Berstlining wird zur grabenlosen und trassengleichen Erneuerung von Rohrleitungen eingesetzt. Hierfür wird die vorhandene<br />
Altrohrleitung mit einem Berstkopf zerstört, gleichzeitig durch eine Aufweitstufe in das umgebende Erdreich verdrängt<br />
und der neue Rohrstrang eingezogen. In diesem Praxisbericht wird eine Berstliningmaßnahme im BASF-Landeshafen<br />
Nord in Ludwigshafen vorgestellt.<br />
Quelle: TRACTO-TECHNIK, Lennestadt<br />
Bild 1: Schematische Darstellung des Berstlining-Verfahrens<br />
AUSGANGSLAGE<br />
Der BASF-Landeshafen Nord in Ludwigshafen ist seit 1976<br />
Umschlagplatz für brennbare Flüssigkeiten wie Naphtha,<br />
Methanol und unter Druck verflüssigte Gase. 2008 haben<br />
hier 2.536 Tankschiffe angelegt und annähernd 2,86 Mio. t<br />
Güter umgeschlagen. Der Hafen dient der BASF hauptsächlich<br />
zur Rohstoffversorgung: rund 88 % der Umschlagsmenge<br />
sind Einsatzstoffe, nur 12 % der umgeschlagenen Güter<br />
verlassen den Hafen. Täglich ist das rund 140.000 m 2 große<br />
Hafenbecken Ziel von im Durchschnitt sieben Schiffen. Von<br />
der Leitstelle des Hafens aus überwachen BASF-Mitarbeiter<br />
rund um die Uhr mit über zehn beweglichen Kameras den<br />
Güterumschlag. Sollten trotz aller Sorgfalt beim Be- oder<br />
Entladen Produkte in das Hafenbecken gelangen oder<br />
andere Probleme auftreten, kann der Mitarbeiter von der<br />
Leitstelle aus umgehend folgende Sicherheitsmaßnahmen<br />
in Gang setzen:<br />
»»<br />
Druckluft-Ölsperren aktivieren<br />
»»<br />
Schlängelleinen als zusätzliche Barriere durch die Werksfeuerwehr<br />
installieren lassen<br />
»»<br />
mittels Schnellschlusssystem eine Not-Trennung des<br />
Produktflusses veranlassen<br />
»»<br />
sowie im Brandfall mit Hilfe von Schaum-Wasserwerfern<br />
mit dem Löschen beginnen.<br />
Diese Schaum-Wasserwerfer werden seit der Inbetriebnahme<br />
des Hafens durch unterirdisch eingebaute Stahlrohrleitungen<br />
der Nennweiten DN 300, DN 400 und DN 500 mit<br />
Wasser versorgt.<br />
Wegen einer zunehmenden Anzahl von Leckagen entsprach<br />
das vorhandene Leitungssystem jedoch nicht mehr den sehr<br />
hohen Sicherheitsanforderungen der BASF. Daher entschied<br />
man sich für eine Erneuerung der vorhandenen Leitungen.<br />
Hierfür waren jedoch einige Randbedingungen zu beachten.<br />
So musste die Versorgungssicherheit der Löschanlagen<br />
auch während der Erneuerung sichergestellt sein und die<br />
Zufahrt für Werksverkehr und Feuerwehr frei bleiben. Folglich<br />
richteten sich die Überlegungen auf eine grabenlose<br />
Neulegung des Rohrleitungssystems, um möglichst wenig<br />
Verkehrsflache zu blockieren.<br />
Damit rückte als einzige realistische Möglichkeit das Berstlining<br />
(Bild 1) in den Vordergrund. Denn nur durch Berstlining<br />
kann trassengleich ausgewechselt, ein Neurohr mit<br />
gewünschter Lebensdauer und Druckstufe eingebaut, die<br />
Verkehrseinschränkungen minimiert und die Baukosten in<br />
einem angemessenen Rahmen gehalten werden.<br />
PLANUNG<br />
Die Planung erfolgte in Eigenregie durch die zuständigen<br />
Fachabteilungen der BASF. Die wichtigsten Vorgaben und<br />
Randbedingungen, die dabei zu beachten waren, lauteten:<br />
»»<br />
Die Hauptleitungen mussten weitestgehend in geschlossener<br />
Bauweise erneuert werden, um die Verkehrsbeeinträchtigungen<br />
möglichst klein zu halten.<br />
»»<br />
Die abzweigenden Leitungen in Richtung<br />
Hydranten konnten in offener Bauweise<br />
erneuert werden.<br />
»»<br />
Die grabenlos zu erneuernden Längen<br />
der Hauptleitungen betrugen: 110 m<br />
DN 300, 580 m DN 400 und 1.050 m<br />
DN 500.<br />
»»<br />
Das vorhandene Rohrleitungsmaterial war<br />
Stahl (geschweißt), innen roh, außen bituminiert,<br />
Baujahr 1976.<br />
»»<br />
Alle vorher genannten Hauptrohre waren<br />
trassengleich und in gleicher Nennweite<br />
zu erneuern.<br />
»»<br />
Die Rohrdeckung betrug durchschnittlich<br />
2 m bis 2,2 m.<br />
»»<br />
Der anstehende Boden besteht aus nicht<br />
bindigem, teilweise sehr dicht gelagertem<br />
62 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />
Sand. Das gesamte Gelände<br />
war Mitte der 1970er<br />
Jahre aufgespült und aufgeschüttet<br />
worden.<br />
»»<br />
Das Neurohrmaterial musste<br />
für einen Betriebsdruck<br />
von 16 bar geeignet sein.<br />
»»<br />
Die Baugruben waren<br />
möglichst klein zu halten.<br />
»»<br />
Haltungslängen bis zu<br />
222 m zwischen den<br />
Knickpunkten der Hauptleitungen<br />
waren zu erneuern.<br />
Zwischen diesen<br />
Punkten war von einem Bild 2: Aufweitungsmaß<br />
gradlinigen Leitungsverlauf<br />
auszugehen.<br />
»»<br />
Knickpunkte und abzweigende Stichleitungen waren in<br />
offener Bauweise einzubauen.<br />
»»<br />
Die Betriebsbereitschaft der Feuerlöschanlage war zu<br />
jeder Zeit sicherzustellen.<br />
Unter diesen Vorgaben und Randbedingungen kristallisierte<br />
sich relativ schnell die Erneuerung der Hauptleitungen im<br />
Berstlining-Verfahren als Mittel der Wahl heraus. Andere<br />
Sanierungsmöglichkeiten schieden aus technischen Gründen,<br />
z. B. Verlust hydraulischer Leistungsfähigkeit wegen<br />
Verringerung des Querschnitts, oder wirtschaftlichen Gründen<br />
aus. Mit duktilen Gussrohren war es im Berstlining<br />
möglich, die genannten Randbzedingungen zu erfüllen.<br />
Berstlining wird zur grabenlosen und trassengleichen<br />
Erneuerung von Rohrleitungen eingesetzt. Hierfür wird<br />
die vorhandene Altrohrleitung mit einem Berstkopf zerstört,<br />
gleichzeitig durch eine Aufweitstufe in das umgebende<br />
Erdreich verdrängt und der neue Rohrstrang eingezogen.<br />
Man unterscheidet beim Berstlining das dynamische und das<br />
statische Verfahren. Das Berstlining wurde in seiner dynamischen<br />
Arbeitsweise aus der Bodenrakete mit Aufweitkopf<br />
entwickelt und diente ursprünglich der Erneuerung von<br />
Abwasserkanälen aus Steinzeug. Bei zu geringen Abständen<br />
zu benachbarten Leitungen und Bauwerken waren diese<br />
jedoch durch die entstehenden Erschütterungen gefährdet.<br />
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet das statische<br />
Berstlining. Hierbei wird ein Aufweitkopf, dessen erste Stufe<br />
mit Brechrippen bestückt sein kann, mit stetig<br />
und erschütterungsfrei arbeitenden Ziehgeräten<br />
durch die Altrohrleitung gezogen und<br />
diese dadurch aufgeborsten. Die neuen Rohre<br />
werden unmittelbar an den Berst-/Aufweitkopf<br />
angekoppelt und in den mit etwa 10 %<br />
Überschnitt aufgeweiteten Kanal eingezogen.<br />
Beide Berstlining-Verfahren, das statische<br />
sowie das dynamische, sind weit verbreitet.<br />
Das DVGW-Merkblatt GW 323 [1] regelt die<br />
Kriterien des Verfahrens mit den damit verbundenen<br />
Anforderungen und Prüfungen<br />
(weitere Infos zum Berstlining unter www.<br />
infocenter-berstlining.com).<br />
Quelle: DVGW-Merkblatt GW 323<br />
Quelle: Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH, Wetzlar<br />
Bild 3: BLS ® -Steckmuffen-Verbindung<br />
Das Berstlining eignet sich besonders für Altrohre aus sprödem<br />
Material wie Asbestzement, Steinzeug oder Grauguss.<br />
Aber auch Rohre aus duktilem Gusseisen, oder wie in diesem<br />
Fall aus Stahl, können mit dem statischen Verfahren<br />
mit Hilfe spezieller Rollenschneidköpfe geborsten werden.<br />
Dabei ist eine Nennweitenvergrößerung bis zu zwei Stufen<br />
möglich.<br />
Bei duktilen Gussrohren muss das Aufweitungsmaß (Bild 2)<br />
größer als der Muffenaußendurchmesser sein.<br />
»»<br />
Über das Aufweitungsmaß (AM) ist, in Anlehnung<br />
an das DVGW-Merkblatt GW 323 [1], der benötigte<br />
Abstand zu benachbarten Versorgungsträgern und die<br />
Überdeckungshöhe zu bestimmen. Folgende Mindestabstände<br />
sind nach [1] einzuhalten:<br />
»»<br />
parallele Leitung: > 3 x AM, min. 40 cm,<br />
»»<br />
parallele bruchgefährdete Leitungen < DN 200: ><br />
5 x AM, min. 40 cm,<br />
»»<br />
parallele bruchgefährdete Leitungen > DN 200: ><br />
5 x AM, min. 100 cm,<br />
»»<br />
kreuzende Leitungen im kritischen Abstand möglichst<br />
freilegen,<br />
»»<br />
Rohrdeckung: > 10 AM.<br />
Bei dem hier verwendeten Neu-Rohrmaterial handelte es<br />
sich um duktile Gussrohre nach EN 545 [2] für Trinkwasser<br />
mit formschlüssiger BLS ® -Steckmuffen-Verbindung (Bild 3)<br />
und einer werkseitigen Zementmörtel-Umhüllung (Bild 4)<br />
Bild 4: Duktiles Gussrohr mit Zementmörtel-Umhüllung und BLS ® -Steckmuffen-Verbindung<br />
Quelle: Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH<br />
03 | 2014 63
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
DN<br />
d 1<br />
D s 1<br />
s 2<br />
s 3<br />
Gewicht PFA zul. Zugkraft Montagezeit<br />
[mm] [kg] [bar] [kN] [min]<br />
300 326 410 5,6 4 5 487,9 40 380 8<br />
400 429 521 6,4 5 5 706,9 30 650 10<br />
500 532 636 7,2 5 5 940,9 30 860 12<br />
Tabelle 1: Maße, Gewichte, zulässiger Betriebsdruck PFA, zulässige Zugkräfte und Montagezeiten der zum Einbau<br />
vorgesehenen duktilen Gussrohre<br />
nach EN 15542 [3]. Gemäß [1] dürfen beim Berstlining duktile<br />
Gussrohre nur mit formschlüssiger Steckmuffen-Verbindung<br />
verwendet werden. Ebenso ist hier festgelegt, dass zum<br />
Schutz vor mechanischen Belastungen und Beschädigungen<br />
des Außenschutzes beim Einzug Rohre mit einer Zementmörtel-Umhüllung<br />
einzusetzen sind. Zur Vervollständigung des<br />
Außenschutzes im Verbindungsbereich sowie zur Vermeidung<br />
des Eintrags von Verunreinigungen in den Spalt zwischen<br />
Muffe und Einsteckende muss außerdem eine Kombination<br />
aus Gummi- oder Schrumpfmanschette und Schutzkonus aus<br />
Stahlblech aufgebracht werden. Die Zementmörtel-Umhüllung<br />
ist neben dem für das Berstlining unabdingbaren mechanischen<br />
Schutz auch ein hochwertiger Korrosionsschutz. Rohre<br />
mit dieser Umhüllung können ohne zusätzliche Sandeinbettung<br />
in Boden beliebiger Art eingebaut werden. Somit ist<br />
die Zementmörtel-Umhüllung gleichzeitig ein chemischer<br />
und mechanischer Schutz. Die für das beschriebene Projekt<br />
relevanten technischen Details der einzubauenden duktilen<br />
Gussrohre mit BLS ® -Steckmuffen-Verbindung sind in Tabelle 1<br />
zusammengestellt.<br />
Die Baulänge der Rohre beträgt 6 m. Zum Lieferumfang der<br />
Rohre gehörten jeweils eine TYTON ® -Dichtung, vier Riegel,<br />
eine Gummimanschette und ein Stahlblechkonus.<br />
BAUAUSFÜHRUNG<br />
Zur Sicherung der Versorgungsbereitschaft der Feuerlöschanlage<br />
wurde zuerst als vorbereitende Maßnahme<br />
die Notwasserversorgung aufgebaut. Danach begannen<br />
die Tiefbauarbeiten. Die beauftragte Firma, Diringer &<br />
Scheidel GmbH & Co. KG, Niederlassung Mannheim, war<br />
in weiten Teilen der Baumaßnahme mit drei Kolonnen vor<br />
Ort – jeweils eine für den Tiefbau, eine für den Rohrein-<br />
Quelle: BASF SE, Ludwigshafen<br />
Quelle: BASF SE, Ludwigshafen<br />
Bild 5: GRUNDOBURST 1900G in der Baugrube<br />
Bild 6: Wiederverwendbares Stahlbeton- Widerlager<br />
64 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />
Quelle: BASF SE, Ludwigshafen<br />
Quelle: BASF SE, Ludwigshafen<br />
Bild 7: Rollenmesser<br />
Bild 8: Aufweitkopf, Zugkraftmesseinrichtung und Zugkopf<br />
zug und eine für den offenen Rohrleitungsbau sowie<br />
für die Zusammenschlusse zwischen den eingezogenen<br />
Rohrabschnitten.<br />
Im ersten Schritt wurden die Baugruben hergestellt. Laut<br />
Planvorgaben waren 12 Maschinen- und elf Montagegruben<br />
vorgesehen. Alle wurden in einer ähnlichen Dimension<br />
von 8 m Länge x 2 m Breite ausgeführt. Die Länge<br />
wurde einerseits durch die Rohrlänge von 6 m plus Muffe<br />
und Arbeitsraum, andererseits durch die Abmessungen<br />
der verwendeten Berstanlage inklusive Vorsatzrahmen<br />
und Sicherungsbügel bestimmt. Wegen einer parallel<br />
laufenden Stahlrohrleitung war die Breite der Maschinengrube<br />
begrenzt. Dies hatte auch zur Folge, dass nicht<br />
wie geplant eine 250-Tonnen-Anlage zum Einsatz kam,<br />
sondern die etwas kleinere 190-Tonnen-Anlage (Bild 5).<br />
Alle Baugruben wurden mittels Kammerdielenverbau in<br />
den vorhandenen aufgeschütteten und recht standfesten<br />
Sandboden getrieben. Diese Standfestigkeit bzw. die<br />
schlechte Verdrängbarkeit des anstehenden Bodens sollte<br />
sich später noch als Hemmschuh für die geplanten Einzugslängen<br />
herausstellen. Zwischen den einzelnen Montage-<br />
und Maschinengruben waren Abstände zwischen<br />
36 m und maximal 222 m vorgesehen.<br />
So konnte im Mai 2012 mit dem eigentlichen Bersten bzw.<br />
Aufschneiden des alten Stahlrohres und dem Einzug der<br />
neuen duktilen Gussrohre begonnen werden. Für die zu<br />
erwartenden hohen Zugkräfte von bis zu 190 t war es<br />
notwendig, Widerlager zur Abstützung der Zugmaschine<br />
vorzusehen. Man entschied sich, diese nicht in Ortbeton<br />
auszuführen, sondern eine speziell angefertigte wiederverwendbare<br />
Stahlbetonkonstruktion als Widerlager einzusetzen.<br />
Dieses war für alle Nennweiten von DN 300 bis<br />
DN 500 verwendbar (Bild 6).<br />
Anschließend wurde die GRUNDOBURST 1900G inklusive<br />
Vorsatzrahmen vor das Widerlager gesetzt und das<br />
QuickLock-Gestänge eingeschoben. In der Montagegrube<br />
konnte nunmehr das Rollenmesser (Bild 7), der Berstbzw.<br />
Aufweitkopf, die Zugkraftmesseinrichtung und der<br />
Zugkopf montiert und an das Gestänge gekoppelt werden<br />
(Bild 8). Die Altrohre aus Stahl wurden zuerst mit<br />
einem speziellen Rollenmesser aufgeschnitten und danach<br />
aufgeweitet. Die Aufweitung betrug je nach Nennweite:<br />
495 mm bei DN 300, 595 mm bei DN 400 und 695 mm<br />
bei DN 500.<br />
Damit war in jeder Nennweite ein Überschnitt über die<br />
BLS ® -Muffe der Rohre von 10 % bis 15 % gegeben. Zwischen<br />
der Aufweitstufe und dem anschließenden Zugkopf<br />
befand sich eine GrundoLog-Zugkraftmesseinrichtung.<br />
Dadurch konnte die tatsachlich auf das Rohrmaterial wirkende<br />
Zugkraft jederzeit überprüft werden (Tabelle 1).<br />
Die Daten wurden mittels Kabel zum Datenlogger übertragen,<br />
weil die abschirmende Wirkung des vorhandenen<br />
Altrohrmaterials eine drahtlose Übermittlung vereitelte.<br />
Der Zugkopf wurde vom Rohrhersteller beigestellt. Er<br />
ist das Bindeglied zwischen den Berstwerkzeugen und<br />
dem neu einzuziehenden Rohrstrang. Die Verbindung<br />
vom Zugkopf zum jeweils ersten Rohr war, wie bei<br />
den nachfolgenden Rohren auch, die formschlüssige<br />
BLS ® -Steckmuffen-Verbindung.<br />
Nachdem die vorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen<br />
waren, begann der Rohreinzug. Das erste Rohr wurde<br />
angekoppelt und eingezogen. Die Rollenmesser schnitten<br />
unterdessen das alte Stahlrohr in der Sohle auf, während<br />
der Aufweitkopf das Altrohr nach oben aufbog.<br />
Nach rund zehn Minuten und sechs gezogenen Metern<br />
konnte das nächste Rohr angekoppelt werden. Hierfür<br />
wurde eine TYTON ® -Dichtung nach DIN 28603 [4] in die<br />
Muffe des bereits eingezogenen Rohres eingelegt, das<br />
Einsteckende des neuen Rohres eingeschoben, die vier<br />
BLS ® -Riegel samt Sicherung montiert und der Muffenschutz<br />
aus Schrumpfmuffe und Blechkonus aufgebracht.<br />
Dieser Vorgang dauerte insgesamt etwa 20 Minuten.<br />
Anschließend konnte das angekoppelte Rohr sofort eingezogen<br />
werden. Auf diese Weise waren Einbaugeschwindigkeiten<br />
von bis zu 72 m (12 Rohre) in fünf Stunden oder<br />
30 Minuten pro Rohr möglich.<br />
03 | 2014 65
FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />
Quelle: BASF SE, Ludwigshafen<br />
Quelle: BASF SE, Ludwigshafen<br />
Bild 9: Aufgefaltetes Stahlrohr (Vordergrund), leichte<br />
Kratzspuren auf der Zementmörtel-Umhüllung des duktilen<br />
Gussrohres (Hintergrund)<br />
Bild 10: Zusammenschluss mit Abzweigen<br />
Leider stellte sich recht schnell heraus, dass der anstehende<br />
Boden nur sehr schwer bis gar nicht verdrängbar<br />
war. Dies hatte eine rapide Erhöhung der Zugkräfte und<br />
natürlich auch eine Verringerung der Haltungslängen<br />
zur unmittelbaren Folge. Dadurch, dass sich der Boden<br />
nur begrenzt verdrängen ließ, wurde das aufgeschnittene<br />
Stahlrohr vom Boden auf die Muffen der Gussrohre<br />
gedrückt, wodurch Reibung und Zugkraft anstiegen.<br />
Eine weitere Anhebung der Zugkraft wurde durch das<br />
Auffalten des Stahlrohres hervorgerufen.<br />
Dieses Phänomen stellte sich direkt an der Aufweitstufe<br />
ein, wo der Aufweitkopf das Altrohr vor sich her schob<br />
und wie eine Ziehharmonika auffaltete (Bild 9).<br />
Die Addition dieser einzelnen Komponenten führte<br />
schnell zum Erreichen der zulässigen oder der durch die<br />
Maschinentechnik begrenzten Zugkraft. Diese Umstände<br />
halbierten letztlich die durchschnittlichen Einzugslängen<br />
im Vergleich zur Planung und verdoppelten damit die<br />
Anzahl der Baugruben. Schließlich wurden Haltungslängen<br />
von bis zu 80 m realisiert. Weil für jede neue<br />
Haltung die Maschinentechnik neu eingerüstet werden<br />
musste (Dauer rund 1/2 Tag), verlängerte sich die Bauzeit<br />
entsprechend.<br />
Aus jeder Maschinenbaugrube wurde zweimal gezogen<br />
– zuerst die Haltung zur einen Seite - dann wurde die<br />
Maschine gedreht – anschließend die Haltung zur anderen<br />
Seite. So standen sich in den meisten Baugruben zwei<br />
BLS ® -Einsteckenden gegenüber. Diese mussten nun noch<br />
miteinander verbunden werden.<br />
Teilweise befanden sich an diesen Stellen auch die Abgänge<br />
zu den Stichleitungen, die offen eingebaut wurden.<br />
Die einzelnen Haltungen wurden mit dem BRS ® -System<br />
längskraftschlüssig verbunden. Hierfür wurden zuerst die<br />
Einsteckenden der Rohre gekürzt, sodass keine Schweißraupen<br />
mehr vorhanden waren. Anschließend konnte der<br />
Lückenschluss zum Beispiel mit EU-, MMA- und Pass- und<br />
Ausbaustucken vollzogen werden (Bild 10).<br />
Nachdem alle Lücken geschlossen und die Stichleitungen<br />
eingebaut waren, konnten nun alle Leitungen auf Dichtheit<br />
überprüft werden. Da das gesamte Leitungssystem<br />
auf einen Betriebsdruck von 16 bar ausgelegt ist, betrug<br />
der Systemprüfdruck 21 bar. Die Bauzeit des Projekts<br />
betrug ein halbes Jahr.<br />
DIPL.-ING (FH) STEPHAN HOBOHM<br />
Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH,<br />
Wetzlar<br />
Tel. +49 6441 49-1248<br />
E-Mail: stephan.hobohm@duktus.com<br />
ALEXANDER BAUER<br />
Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH,<br />
Wetzlar<br />
Tel. +49 6287 925729<br />
E-Mail: alexander.bauer@duktus.com<br />
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66 03 | 2014
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67<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
PROJEKT KURZ BELEUCHTET WASSERVERSORGUNG<br />
Berstlining im Fextal: Sils kombiniert<br />
Sanierung von Wasserleitungen mit<br />
Ausbau eines Trinkwasserkraftwerks<br />
Die Gemeinde Sils im Engadin (Schweiz) plant neben der Sanierung der Wasserversorgung nun auch ein eigenes<br />
Trinkwasserkraftwerk für die Stromerzeugung.<br />
Dieses Projekt umfasst die Erneuerung der Wasserleitungen<br />
und den Ausbau zu einem Trinkwasserkraftwerk der Quellen<br />
Munt und Tschanglas im Fextal bei Sils im Engadin. Die Gesamtinvestitionen<br />
betragen ca. 4.5 Millionen Schweizer Franken.<br />
Mit der Verordnung für die kostendeckende Einspeisevergütung<br />
sind höhere Abgabepreise während der nächsten<br />
25 Jahre garantiert, so dass sich die Investitionen rasch<br />
amortisieren. Neben den ökonomischen Aspekten sieht<br />
auch die ökologische Bilanz hinsichtlich des Landschaftsschutzes<br />
sehr gut aus, da bereits bestehende Infrastrukturen<br />
genutzt werden konnten.<br />
Die Quelle Munt wurde Anfang der 1960er Jahre erschlossen,<br />
um der Wasserknappheit von Sils im Winter entgegen<br />
zu wirken. Die Quelle entspringt auf ca. 2.300 m<br />
ü.M. Es handelt sich hier um eine ergiebige Karstquelle,<br />
die sich auch für die Wasserkraftnutzung geradezu anbietet.<br />
Das gleiche gilt für die Quelle Tsachanglas, die seit<br />
gut 70 Jahren für die Wasserversorgung genutzt wird.<br />
Im Zuge der Erneuerung der Wasserleitungen wurde 2013<br />
auch mit Bau zum Trinkwasserkraftwerk begonnen. Für das<br />
hintere Fextal fehlte zudem bis dato eine Löschwasserreserve.<br />
Daher sah das Konzept den Bau eines neuen Reservoirs<br />
vor. Darin integriert sind nun auch die Turbinen der Quellen<br />
Munt und Tschanglas. Die Turbine Munt ist seit November<br />
2013 mit einer mittleren Leistung von ca. 100 kW in Betrieb.<br />
Die Turbinierung des Quellwassers von Tschanglas wird im<br />
Laufe dieses Jahres realisiert.<br />
Die ersten Leitungserneuerungen im Berstverfahren wurden<br />
bereits im Herbst 2013 von der Bauunternehmung TPS<br />
Hagenbucher Grabenlos AG ausgeführt. Bis zum Wintereinbruch<br />
Ende Oktober 2013 wurden bereits vier Haltungen<br />
von je 100 m Länge erneuert. Im Frühjahr 2014 werden die<br />
Arbeiten fortgeführt.<br />
Einige Teilabschnitte konnten im Berstverfahren; andere<br />
Teilabschnitte mussten in konventioneller Bauweise mit<br />
einem Schreitbagger ausgeführt werden.<br />
Projektdaten<br />
»»<br />
Bestehende Leitung: Grauguss / Stahl DN 100 /125<br />
»»<br />
Gesamtlänge: Guss 650 m; PE 285 m<br />
»»<br />
Leitungstiefe: 1,2-1,4 m<br />
»»<br />
Boden: schwierige Bodenverhältnisse aufgrund von<br />
Fels und Geröll<br />
»»<br />
Neue Leitungen: Teil 1: (unten im Wiesland) Gerofit<br />
Bild 1: Der GRUNDOBURST beim Rohreinzug<br />
Bild 2: Ein Hubschrauber bringt das duktile Gussrohr sicher<br />
nach oben<br />
68 03 | 2014
WASSERVERSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
Bild 3: Die Bohrtrasse<br />
Bild 4: Das verlegte duktile Gussrohr in der oberen Grube<br />
DA 225 PE SDR 11 PN 16; Teil 2: (oben im Steilhang)<br />
Duktil Guss ZMU DN 200<br />
»»<br />
Haltungen: Teil 1: Längen 100 m bis 125 m (PE); Teil 2:<br />
Längen 85 m bis 105 m (Guss)<br />
Maschinentechnik<br />
»»<br />
Grundausrüstung: GRUNDOBURST 800G Lafette,<br />
Antrieb mit Hydraulikstation TT B 110<br />
»»<br />
Zubehör: Aufweitung für das PE-Neurohr Gerofit DA<br />
225 PN 16 inkl. Aufsatz für PE-Rohr DA 63, Aufweitung<br />
für das Gussrohr ZMU DN 200 inkl. Aufsatz für<br />
PE-Rohr DA 63<br />
KONTAKT: TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG, Lennestadt, Günter Naujoks,<br />
Tel. +49 2723 808-0, E-Mail: marketing@tracto-technik.de<br />
Halle B5, Stand 135<br />
Rehabilitation einer 70-m-Trinkwasserleitung<br />
DN 200 in Niederdorf<br />
In der Schweizer Gemeinde Niederdorf musste Ende August 2013 eine Trinkwasserleitung DN 200 rehabilitiert werden.<br />
Die defekte Leitung befand sich in unmittelbarer Nähe eines Bachlaufes und einer Bahntrasse in Ortsrandlage. Da eine<br />
Erneuerung der vorhandenen Trinkwasserleitung in offener Bauweise sehr aufwändig und kostenintensiv gewesen<br />
wäre und die dafür benötigte lange Bauzeit zu Versorgungsengpässen im Ortsnetz geführt hätte, entschloss sich die<br />
für die Leitung verantwortliche Wasserversorgung Niederdorf für eine Rehabilitierung der Leitung mithilfe eines statisch<br />
selbsttragenden Systems.<br />
In Absprache mit dem für die Planung beauftragten Ingenieurbüro<br />
GRG Ingenieure AG wollte man erstmalig das<br />
RS BlueLiner ® -Verfahren der RS Technik AG einsetzen,<br />
um Erfahrungen mit dem neuen System zu sammeln.<br />
Weitere Unterstützung erfolgte durch die Aquaform AG,<br />
ein Unternehmen, das sich auf den Handel mit Rohren,<br />
Formstücken und Armaturen aus Kunststoff und Guss<br />
für den Gas- und Wasserleitungsbau spezialisiert hat.<br />
Innerhalb von nur zwei Wochen wurde die defekte Trinkwasserleitung<br />
DN 200 auf einer Länge von 70 m rehabilitiert.<br />
In dieser Zeit wurde die Leitung außer Betrieb<br />
genommen, gereinigt, mittels TV-Befahrung untersucht,<br />
der RS-BlueLiner ® eingebaut, die Anbindung mit Hilfe<br />
von Manschetten vorgenommen und letztlich die erfolgreiche<br />
Sanierung über eine Druckprüfung mit 8,9 bar<br />
sichergestellt.<br />
03 | 2014 69
PROJEKT KURZ BELEUCHTET WASSERVERSORGUNG<br />
Aushärtung zu neuem Rohr<br />
Bei dem RS BlueLine ® -Verfahren wird ein flexibler<br />
Schlauchträger, der zu je 50 % aus Advantex Glas- und<br />
Polyesterfasern besteht, mit einem Zweikomponenten-<br />
Epoxidharz getränkt und in die zu sanierende Leitung<br />
eingebracht. Mittels Dampf oder Warmwasser wird der<br />
Schlauch dann im Altrohr aufgestellt und härtet infolge<br />
der Wärmezufuhr innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu<br />
einem neuen Rohr aus. Dies ist dann selbst tragfähig und<br />
kann ohne Unterstützung des Altrohres alle statischen<br />
Außen- und Innenlasten aufnehmen. Die Wanddicke wird<br />
bei der Planung entsprechend ausgelegt. Der Schlauchträger<br />
wird im Nennweitenbereich von DN 100 bis DN 1200<br />
in Wanddicken von 5-17 mm und größer hergestellt. Für<br />
die Baumaßnahme in Niederdorf errechnete man eine<br />
benötigte Wanddicke von 7 mm.<br />
Das Tränken des Schlauches mit dem 2-Komponenten-<br />
Epoxidharz erfolgt vor Ort in einer mobilen Station. Hierbei<br />
handelt es sich um ein Verfahren, das einer werkseitigen<br />
Tränkung gleichgestellt ist. Für den Einbau stehen<br />
zwei Varianten zur Verfügung: die Pull-In-Variante oder<br />
die Inversionsvariante. Bei der Pull-In-Variante wird der<br />
Schlauch mit Hilfe eines Seilzugs in die Altleitung eingezogen<br />
– diese Variante kam in Niederdorf zum Einsatz.<br />
Bei der Inversionsvariante wird der Schlauch entweder<br />
aus einer Drucktrommel oder über einen Inversionsturm<br />
in die Altleitung eingebracht. Anwendung findet der Liner<br />
bei der Sanierung von Trinkwasserleitungen, Kraftwerkleitungen,<br />
Löschwasserleitungen sowie bei Rohrleitungen<br />
in der industriellen Produktion.<br />
Einbau nach Zeitplan<br />
Die vorbereitenden Arbeiten begannen am 21. August 2013<br />
mit der Reinigung der defekten Trinkwasserleitung mithilfe<br />
einer Kettenschleuder und der anschließenden TV-Untersuchung,<br />
die ohne Befund blieb. Am darauffolgenden Tag<br />
bauten die Mitarbeiter der bauausführenden Arpe AG Wassertechnik<br />
gegen 8:00 Uhr die Tränkanlage an der Startbaugrube<br />
auf. Zwischen 9:00 Uhr und 12:30 Uhr wurde der Kalibrierschlauch<br />
getränkt und im Pull-In-Verfahren in die Altleitung<br />
eingezogen. Innerhalb der nächsten sieben Stunden erfolgte<br />
die Aushärtung des Liners mittels Dampf. Nach dem Ende der<br />
Abkühlphase gegen 21:00 Uhr begann man mit dem Rückbau<br />
der Baustelle. Den Abschluss der Arbeiten bildete der Einbau<br />
der Endmanschetten gegen 23:00 Uhr. Am nächsten Tag<br />
führte man abschließend eine Druckprüfung der sanierten<br />
Leitung mit einem Druck von 8,9 bar durch.<br />
Die Auftraggeberseite zieht nach Abschluss der Maßnahme<br />
eine positive Bilanz: „Der erstmalige Einsatz des RS-BlueLiner ®<br />
hat unsere Erwartung voll erfüllt. Der reibungslose Bauablauf<br />
durch die Arpe AG Wassertechnik und das Endergebnis des<br />
statisch selbsttragenden Rohres, realisiert innerhalb eines sehr<br />
kurzen Bauzeitfensters, hat uns überzeugt. Ein Neubau der Leitung<br />
in offener Bauweise hätte aufgrund der schwierigen örtlichen<br />
Platzverhältnisse und des hohen Grundwasserspiegels<br />
deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen und die Baumaßnahme<br />
erheblich verteuert. Weiteren Sanierungsmaßnahmen<br />
mit dem System stehen wir daher sehr positiv gegenüber“.<br />
KONTAKT: RS Technik Aqua GmbH, Nürnberg,<br />
E-Mail: jochen@baerreis.de<br />
Foto: RS Technik AG<br />
Foto: RS Technik AG<br />
Bild 1: Baustelle Haußstraße/Ecke Bennwilerstraße, Niederdorf<br />
Bild 2: Rohreinbindung an vorhandener Gussleitung<br />
70 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
Schlauchlinerprüfungen Teil 3 –<br />
Thermische Analyse<br />
„Ich bin von der Wissenschaft tief beeindruckt. Ohne sie gäbe es nicht all diese wunderbaren Dinge, mit denen wir<br />
uns heute herumschlagen dürfen“. (Sidney Harris (1917-1986), amerikanischer Wissenschafts-Karikaturist)<br />
In Teil 1 dieser Veröffentlichungsreihe (<strong>3R</strong>-11-12/2013) wurde auf die besondere Rolle der qualitätssichernden Maßnahmen<br />
beim Schlauchlining hingewiesen. Teil 2 (<strong>3R</strong>-1-2/2014) behandelte die allseits bekannten Methoden der mechanischen<br />
Analysen, wie sie standardmäßig zur Überwachung des Produkts Schlauchliner eingesetzt werden. In dem nun folgenden<br />
Teil 3 werden die thermischen Analysen und deren Rolle bei der Überwachung von Schlauchliningmaßnahmen beleuchtet.<br />
Des Weiteren werden die Möglichkeiten der Thermoanalyse für die Entwicklung von Harzsystemen aufgezeigt.<br />
Warum, werden sich jetzt viele fragen, braucht man überhaupt<br />
die thermische Analysenart, wenn doch schon eine<br />
„andere“ Analyseart die mechanische Analyse existiert<br />
und angewendet wird? Das ist eine berechtigte Frage. Die<br />
mechanische Analyse bestimmt anhand des Spannungs-<br />
Dehnungsverhaltens eines Werkstoffs charakteristische<br />
Kenndaten wie z. B. den E-Modul oder die Biegespannung<br />
im Biegeversuch (ISO 178). Da allerdings dieses Spannungs-<br />
Dehnungs-Verhältnis extrem von der Zusammensetzung,<br />
der Unversehrtheit bzw. der „Ungestörtheit“ und von der<br />
Größe der entnehmbaren Probe (Hausanschlusssysteme!)<br />
des Werkstoffs abhängig ist, kann das Ermitteln von z. B.<br />
Aushärtegraden bei Verbundwerkstoffen durch klassisch<br />
mechanische Prüfverfahren unzureichend sein, z. B. wenn<br />
im Probestück viele Luftblasen eingeschlossen sind. Logischerweise<br />
wird die Kraft, bei der ein Versagen eintritt,<br />
niedriger sein als bei einem Probestück ohne Luftblasen. Der<br />
E-Modul ist geringer. In einem solchen Fall kann der ermittelte<br />
Modul nicht zur Aushärtecharakterisierung herangezogen<br />
werden. Da die Kontrolle der Aushärtung allerdings die<br />
wichtigste Prüfung an vor Ort härtenden Systemen darstellt,<br />
muss in diesen Fällen ein anderer Weg beschritten werden.<br />
Hier kommt nun die thermische Analyse zum Einsatz.<br />
Die thermische Analyse kann in die Messverfahren<br />
»»<br />
DSC (Differential Scanning Calorimetry) oder DDK<br />
(dynamische Differenzkalorimetrie)<br />
»»<br />
DTA (Differenz-Thermoanalyse)<br />
»»<br />
TG (Thermogravimetrie)<br />
»»<br />
DMA (dynamisch-mechanische Analyse)<br />
»»<br />
TMA (thermomechanische Analyse)<br />
»»<br />
DEA (Dielektrische Analyse oder dielektrische<br />
Relaxationsspektroskopie)<br />
eingeteilt werden. Gemeinsam ist allen Verfahren die temperaturaufgelöste<br />
Analyse von Zustandsänderungen. Dies<br />
können z. B. Längenänderungen oder Änderungen der Kettensegmentbeweglichkeit<br />
bei Kunststoffen sein. Als einer<br />
der wichtigsten Effekte ist hier sicherlich die sogenannte<br />
Bild 1: Pahl-Hesekamp-Diagramm zur Darstellung der<br />
Glasübergangstemperaturen über die Aushärtung [3]<br />
Bild 2: Korrelation zwischen E-Modul und Aushärtegrad aus<br />
DSC Messungen 1)<br />
03 | 2014 71
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
Effekt<br />
Schmelzen<br />
Kristallisieren<br />
Verdampfen<br />
Sublimieren<br />
Absorption<br />
Adsorption<br />
Desorption<br />
Magnetische Umwandlung<br />
Flüssig-Kristall-Übergang<br />
Glasübergang<br />
Chemisorption<br />
Desolvation<br />
Dehydration<br />
Thermische Zersetzung<br />
Oxidative Zersetzung<br />
Verbrennung<br />
Umwandlung<br />
Endotherm<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x (Stufe in endoth. Richtung)<br />
Exotherm<br />
Redox-Reaktion x x<br />
Festphasen Reaktion x x<br />
Polymerisation<br />
Vernetzung, Aushärtung<br />
Katalytische Reaktion<br />
Tabelle 1: Zusammenstellung der thermischen Effekte bei der DSC<br />
x<br />
x<br />
x<br />
Glasübergangstemperatur zu nennen. Diese Glasübergangstemperatur<br />
(oder besser der Glasübergangsbereich) ist die<br />
Temperatur, bei der ein Polymer (also ein Kunststoff) vom<br />
spröden, hartelastischen (also glasartigen) Zustand in den<br />
flexiblen, gummielastischen oder hochviskosen Zustand<br />
übergeht. An diesem Bereich findet ein dramatischer<br />
Abfall des E-Moduls und damit auch der mechanischen<br />
Leistungsfähigkeit statt. Nicht selten ist hierbei ein Abfall<br />
des E-Moduls um bis zu 90 % zu beobachten. Des Weiteren<br />
kann die Glasübergangstemperatur zur Bestimmung des<br />
Aushärtegrades herangezogen werden.<br />
DSC – DIFFERENTIAL SCANNING CALORIMETRY<br />
(DTA – DIFFERENZ-THERMOANALYSE)<br />
Bei der DSC bzw. DTA-Messung wird ein Teil der Probe<br />
einem konstanten Temperaturprogramm ausgesetzt und<br />
die jeweiligen Änderungen als endotherme (Energieaufnahme-)<br />
oder exotherme (Energieabgabe-) Effekte detektiert.<br />
Endotherm bedeutet, dass der betreffende Effekt Energie<br />
verbraucht, es muss also Energie zugeführt werden (z. B.<br />
Schmelzen oder Sieden), exotherm bedeutet, dass Energie<br />
frei wird (z. B. Vernetzung von Polymeren, die Probe wird<br />
warm). Eine Zusammenstellung der mittels der DSC messbaren<br />
Effekte zeigt Tabelle 1.<br />
Für die Bewertung von Kunststoffen bleiben aus dieser<br />
Tabelle lediglich die Effekte Glasübergang (TG) thermische<br />
und oxidative Zersetzung, Polymerisation und die Aushärtung<br />
übrig. Für Schlauchlinerproben wesentlich sind die<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
Glasübergangstemperatur, endo- und exotherme Effekte<br />
und somit auch die Aushärtung.<br />
Aushärtegrad<br />
Chemisch betrachtet ist der Aushärtegrad eine Funktion der<br />
bereits gebildeten Bindungen während einer Polymerisation<br />
zu der maximal möglichen Anzahl. Daraus folgt direkt, dass<br />
sich durch den höheren Vernetzungsgrad die Alterungs- und<br />
Medienbeständigkeit und die mechanische Belastbarkeit<br />
(E-Modul, Spannung etc.) erhöhen und durch die zunehmende<br />
Einschränkung der Beweglichkeit der Kettensegmente<br />
durch die dreidimensionale Vernetzung die Kriechneigung<br />
abnimmt. Wie bestimmt man aber diesen Aushärtegrad?<br />
Während der Vernetzung tritt eine exotherme Reaktion<br />
ein, d. h. es wird Wärme frei. Diese freiwerdende Wärme<br />
kann nun mittels DSC gemessen werden. Die Gesamtwärme<br />
eines Systems ist eine spezifische Größe und wird in J/g<br />
(Joule/Gramm) angegeben. Nimmt die Vernetzung zu, wird<br />
die Restexothermie geringer, d. h. ist ein Material bereits<br />
zu 70 % vernetzt, werden nur noch die restlichen 30 %<br />
gemessen. Die Exothermie beträgt nun nur noch 30 % vom<br />
Ausgangswert. Gleichzeitig steigt die Glasübergangstemperatur<br />
an. Bei DSC-Messungen werden gleichzeitig die Glasübergangstemperatur<br />
(T G<br />
) und die Exothermie gemessen.<br />
Trägt man die gemessenen T G<br />
-Werte über die Aushärtegrade<br />
aus Restenthalpiemessungen auf, kann anhand des T G<br />
der<br />
Aushärtegrad bestimmt werden. Bei hohen Umsätzen und<br />
älteren Proben ist die Bestimmung des Aushärtegrades über<br />
die Glasübergangstemperatur spezifischer [1], [2].<br />
Wie in Gleichung 2 beschrieben, ist der Aushärtegrad das<br />
Verhältnis der gemessenen Reaktionsenthalpie (oder Reaktionsenergie)<br />
( ) zur Gesamtenthalpie ( ). Eine<br />
Korrelation über ein Pahl-Hesekamp-Diagramm (Bild 1)<br />
liefert nun eine Funktion der Aushärtung mit der Glasübergangstemperatur.<br />
Die Steilheit und die Krümmung dieser<br />
Funktion sind vom jeweiligen Harzsystem abhängig.<br />
Hat man diese Grundprüfungen z. B. im Rahmen einer Eignungsprüfung<br />
durchgeführt, ist es leicht, den Aushärtegrad<br />
zu bestimmen. Da der Umgang mit Werten wie z. B. J/g<br />
oder %-Restmonomer (5. Teil dieser Reihe) bei der Bewertung<br />
von Schlauchlinern etwas befremdlich anmutet, stellt<br />
sich die Frage, ob eine direkte Korrelation zwischen diesen<br />
Aushärtegradwerten und den vertrauteren E-Modul-Werten<br />
in MPa besteht. Diese Frage kann mit einem eindeutigen<br />
„Jein“ beantwortet werden. Korrelationen an Reinharzproben<br />
können durchaus durchgeführt werden (siehe Bild 2),<br />
allerdings ist diese Betrachtung doch eher etwas für Wissenschaft<br />
und Forschung.<br />
Die oft gestellte Frage, ob zwischen DSC-Kenngrößen und<br />
mechanischen Eigenschaften ein eindeutiger möglichst<br />
linearer Zusammenhang besteht, muss im Einzelfall immer<br />
experimentell abgeklärt werden. 1<br />
1 Korrelation zwischen dem Aushärtegrad (DSC und Gaschromatographie)<br />
[2]<br />
72 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
Bild 3: Verhalten von Dipolen und Ionen im elektrischen Feld [5] Bild 4: Erreger- und Antwortsignal einer DEA-Messung [5]<br />
An dem Verbundwerkstoff Schlauchliner ist eine solche<br />
Betrachtung nicht zielführend. Das Produkt Schlauchliner<br />
enthält in Bezug auf seine mechanische Bewertung zu<br />
viele Freiheitsgrade, um eine solch einfache Korrelation<br />
durchführen zu können. Da allerdings die mechanische,<br />
chemische und zeitliche Leistungsfähigkeit eines Schlauchliners<br />
vom Polymerisationsgrad abhängen, kann ein Rückschluss<br />
auf die Güte anhand der Aushärtung getroffen<br />
werden. D. h. ist das Material ausreichend polymerisiert<br />
und sind keine Fehlstellen vorhanden, kann auch von seiner<br />
Leistungsfähigkeit ausgegangen werden. Eine Fehlstelle<br />
bzw. die Gasblasenfreiheit kann mit Hilfe einer Dichtebestimmung<br />
(spezifisches Gewicht) durchgeführt werden.<br />
Zur Durchführung der Analyse wird eine sehr kleine Menge<br />
der Schlauchlinerprobe (ca. 20 mg!) einer konstanten Aufheizung<br />
unterzogen. Um alle Effekte sinnvoll charakterisieren<br />
zu können, sollte hierbei eine Starttemperatur<br />
von 50 °C unterhalb dem ersten zu erwartenden Effekt<br />
gewählt werden. Für Schlauchlinerproben hat sich hierbei<br />
eine Starttemperatur für die Messung von -50 °C bis<br />
-20 °C als praktikabel erwiesen. Nach Aufheizung auf eine<br />
Endtemperatur von 230 °C (Festlegung!) mit einer Heizrate<br />
von 20 K/min erhält man den Ist-Zustand des Schlauchliners.<br />
Die Probe wird nun wieder abgekühlt und erneut<br />
dem Heizprogramm unterzogen. Diese zweite Messung<br />
spiegelt den maximal erreichbaren Zustand (nach dem<br />
ersten Aufheizen auf 230 °C sollte die maximale Vernetzung<br />
erreicht sein) wider. Da die Effekte aus der DSC u. a.<br />
auch die thermische Vorgeschichte des Systems widerspiegeln,<br />
ist es im optimalen Fall sogar möglich, die Aushärtetemperatur<br />
zu bestimmen. Oft kommt es vor, dass sich<br />
Effekte überlagern. Hier kann eine Trennung der Effekte<br />
mittels einer „Peak Separation Software“ bzw. durch das<br />
Anwenden einer Temperaturmodulation erfolgen. Gerade<br />
bei hochvernetzten Systemen (z. B. ungesättigte Polyesterharze)<br />
kann eine Auswertung schwierig sein. In diesen<br />
Bereichen muss der Analyst ein hohes Maß an Erfahrung<br />
bzw. analytische Kompetenz und Finesse mitbringen, um<br />
gesicherte Ergebnisse zu erhalten.<br />
Der Unterschied zur Differenz-Thermoanalyse (DTA)<br />
besteht lediglich in dem erhöhten Probenvolumen und<br />
der Tatsache, dass die DTA lediglich Umwandlungstem-<br />
und dem Elastizitätsmodul (Zugversuch)bei ungesättigten kalthärtenden<br />
Bild 5: 3D - Mikroskopische Aufnahme DEA-Sensor<br />
Polyesterharzen, H. Möhler, S. Knappe, Im Visier, Thermische Analyse für<br />
Polymerwerkstoffe, 1998<br />
Bild 6: Mikroskopische Aufnahme des DEA (IDEX)-Sensors<br />
03 | 2014 73
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
peraturen, aber keine endo- oder exothermen Effekte<br />
bestimmen kann.<br />
TG - THERMOGRAVIMETRIE<br />
Die Thermogravimetrie ist eine Methode, bei der temperaturaufgelöst<br />
Masseänderungen detektiert werden. Für<br />
den Bereich der Schlauchliner spielt diese Messmethode<br />
eine untergeordnete Rolle, da hier lediglich der Gehalt an<br />
anorganischem Füllstoff bestimmt werden kann. Dafür gibt<br />
es allerdings sinnvollere Methoden. Für thermoplastische<br />
Materialien wie z. B. PE oder PP ist diese Messmethode<br />
allerdings essentiell.<br />
DMA – DYNAMISCH-MECHANISCHE ANALYSE<br />
Die dynamisch-mechanische Analyse ist als optionale<br />
Messmethode schon in Teil 2 dieser Veröffentlichungsreihe<br />
erklärt worden. Als klassisch mechanische Thermoanalyse<br />
kann dieser Druck-, Biege- oder Zugversuch natürlich<br />
auch unter Aufheizen des Prüfraums durchgeführt<br />
werden und man kann eine Glasübergangstemperatur<br />
bestimmen. Die DMA-Analyse ist die genaueste Methode,<br />
um Glasübergangstemperaturen zu messen, d. h. wenn<br />
in der DSC keine Effekte mehr zu erkennen sind, erhält<br />
man aus DMA-Messungen immer noch starke Effekte.<br />
Allerdings sind diese Glasübergangstemperaturen nicht<br />
miteinander vergleichbar. Da bei einer DMA-Messung<br />
Aufheizgeschwindigkeiten von ca. 2 K/min gewählt werden,<br />
„schiebt“ diese langsame Aufheizung eventuell eine<br />
Aushärtung „vor sich her“. Die Glasübergangstemperatur<br />
erscheint verzögert.<br />
TMA – THERMOMECHANISCHE ANALYSE<br />
Die thermomechanische Analyse ist eine Methode zur<br />
Messung der Kontraktion bzw. Dilatation von Werkstoffen.<br />
Diese Informationen sind dann wichtig, wenn eine<br />
thermische Belastung auftritt, z. B. eine Beschichtung<br />
eines Regenüberlaufbeckens im Außenbereich. Hier kann<br />
der Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter<br />
durchaus in Extremfällen 60 °C betragen. Liegen die<br />
thermischen Ausdehnungskoeffizienten sehr weit auseinander,<br />
kommt es zum Abreißen des Beschichtungsmaterials<br />
vom Untergrund und somit zum Schadensfall und<br />
zu Undichtigkeiten.<br />
Themenübersicht 2013/2014<br />
Schlauchlinerprüfungen - Teil 1: Überblick<br />
<strong>3R</strong>, Ausgabe 11-12/2013, S. 78-81<br />
Schlauchlinerprüfungen - Teil 2: Bestimmung der<br />
mechanischen Kenndaten<br />
<strong>3R</strong>, Ausgabe 1-2/2014, S. 104-107<br />
Schlauchlinerprüfungen - Teil 3: Die thermische Analyse<br />
<strong>3R</strong>, Ausgabe 3/2014<br />
Schlauchlinerprüfungen - Teil 4: Statistische Auswertung<br />
von ca. 30.000 Linerprüfungen<br />
<strong>3R</strong>, Ausgabe 4-5/2014, erscheint am 25.04.2014<br />
Schlauchlinerprüfungen - Teil 5: Die chemische Analyse<br />
<strong>3R</strong>, Ausgabe 6/2014, erscheint am 18.06.2014<br />
DEA – DIELEKTRISCHE ANALYSE<br />
Es gibt einige Methoden, den Aushärtegrad eines duroplastischen<br />
Materials zu bestimmen, wie die DSC, die<br />
DMA, optische Methoden oder die dielektrische Analyse.<br />
Obwohl DSC und DMA weit verbreitete Methoden sind,<br />
werden sie nicht für die In-situ-Aushärtekontrolle verwendet.<br />
Optische Methoden werden aufgrund der geringen<br />
Änderung der optischen Eigenschaften während der Aushärtung<br />
selten verwendet. Deshalb werden dielektrische<br />
Messungen häufig für die qualitative Bestimmung des Aushärtegrades<br />
von duroplastischen Kompositen verwendet.<br />
Die dielektrische Analyse (DEA) ermöglicht es, Aushärteverhalten<br />
reaktiver duroplastischer Harzsysteme, Verbundwerkstoffe,<br />
Klebstoffe oder auch Lacke zu untersuchen.<br />
Dazu wird das Verhalten der Polymere, die ein Dielektrikum<br />
darstellen, in einem elektrischen Wechselfeld beobachtet<br />
(siehe Bild 3).<br />
Durch das Anlegen einer Wechselspannung kommt es zur<br />
Molekularbewegung, da polare Teilchen innerhalb des<br />
Werkstoffs ihre Bewegung dieser Spannung anpassen.<br />
Durch die hervorgerufene Molekularbewegung und auch<br />
Schwingung kommt es zu einer Dämpfung und Phasenverschiebung<br />
der angelegten Wechselspannung (siehe<br />
Bild 4).<br />
Die Größenordnung der durch die Spannung verursachten<br />
Bewegung und Schwingung und somit auch der Phasenverschiebung<br />
und Dämpfung, ist dabei fast ausschließlich<br />
auf den Aushärtegrad des Polymers zurückzuführen.<br />
Praktisch wird dabei ein DEA-Sensor (IDEX Sensor der<br />
Fa. Netzsch Gerätebau, Selb) in das Harz eingebracht.<br />
Dieser Sensor verbleibt während der Aushärtung (und<br />
natürlich auch danach) in dem zu messenden Harzsystem.<br />
Bei fortschreitender Polymerisation wird nun die Ionenbeweglichkeit<br />
sukzessiv abnehmen, was eine Aussage über<br />
den Fortschritt der Aushärtung zulässt. So ist es leicht<br />
ersichtlich, dass bei einer Polymerisation, die thermisch<br />
durchgeführt wird, zunächst ein Ionenviskositätsabfall zu<br />
erkennen ist (siehe Bild 7). Dieser wird durch die Temperaturerhöhung<br />
des Systems hervorgerufen und verhält<br />
sich prinzipiell analog zum Viskositätsverhalten von Fluiden.<br />
Durch die fortschreitende Polymerisation härtet das<br />
Material zunehmend aus und behindert somit die Ionen<br />
bzw. Dipole in ihrer Bewegungsfreiheit. Dieser Effekt führt<br />
dazu, dass die Ionenviskosität zunimmt und sich einem<br />
Endwert approximiert. Nachdem ein nahezu konstanter<br />
Wert erkennbar ist, kann man von einer weitestgehend<br />
vollständigen Aushärtung des Materials und somit dem<br />
Ende der Polymerisation ausgehen [6].<br />
74 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
Bild 7: DEA-Beispielmessung<br />
DEA-Messungen (Bild 7) lassen sich im Prinzip sehr leicht<br />
durchführen, jedoch sei darauf hingewiesen, dass diese<br />
Messmethoden allgemein störanfällig sind. Feuchtigkeit,<br />
Verunreinigungen oder auch Temperaturunterschiede<br />
können z. B. zu Abweichungen der Messergebnisse<br />
führen. Aber auch die Kontaktfläche zwischen Probe<br />
und Elektrode stellen eine Fehlerquelle dar, weshalb ein<br />
Transport der Messmethode auf die Baustelle schwierig<br />
ist. Eine störunanfälligere Messanordnung ist derzeit in<br />
der Entwicklung.<br />
Die hier vorgestellten thermoanalytischen Messverfahren<br />
sind seit langem in Anwendung und stellen einen sehr<br />
großen Teil der Kunststoffanalytik. Auch wenn bei diesen<br />
Messverfahren der in der Baubranche gewohnte Weg der<br />
mechanischen Analytik verlassen wird, stellt diese Analysegruppe<br />
einen wesentlichen Baustein in dem Puzzle<br />
Schlauchliner-Charakterisierung dar.<br />
LITERATUR<br />
[1] Faserverbund-Kunststoffe: Werkstoffe, Verarbeitung,<br />
Eigenschaften; von Gottfried W. Ehrenstein<br />
[2] R.W. Lang, H. Stutz, M. Heym, D. Nissen: Die Angewandte<br />
Makromolekulare Chemie 145/146, 1986, S. 267-321<br />
[3] Netzsch Gerätebau, www.netzsch.de, http://www.therm-soft.<br />
com/english/chemrheo_old.htm<br />
[4] Hyoung Geun Kim, Dai Gil Lee, Dielectric cure monitoring for glas/<br />
polyester prepreg composites, Composite Structures 57 (2002),<br />
S. 91-99<br />
[5] Knappe, S.: Vernetzung verfolgen – Optimierte Lackhärtung durch<br />
dielektrisch und kinetische Analyse (Farbe & Lacke 9/2003)<br />
[6] Schießl, C.: Thermische Analyse Möglichkeiten zur Untersuchung<br />
von dentalen Kunststoffen; Dissertation Universität Regensburg<br />
2008<br />
„Der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft. Wer nichts anzweifelt, prüft nichts. Wer nichts prüft, entdeckt<br />
nichts. Wer nichts entdeckt, ist blind und bleibt blind.“ (Teilhard de Chardin (1881-1955), französischer Theologe,<br />
Paläontologe und Philosoph)<br />
Gerade wenn die klassische Analytik nicht mehr<br />
ausreichende Informationen liefern kann, muss der Weg<br />
für andere Analysenverfahren geebnet werden. Diese,<br />
im Bereich der Schlauchliner-Charakterisierung neueren<br />
Verfahren, sind in der Kunststoffindustrie seit Jahrzehnten<br />
„State of the art“. In Teil 5 dieser Veröffentlichungsreihe<br />
werden weitere „neue“ Analysenverfahren in der<br />
Schlauchlinerbranche vorgestellt: die instrumentelle<br />
chemische Analytik.<br />
Dr. rer. nat. JÖRG SEBASTIAN<br />
SBKS GmbH & Co. KG, St. Wendel<br />
Tel. +49 6851 80008-30<br />
E-Mail: dr.sebastian@sbks.de<br />
AUTOR<br />
03 | 2014 75
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
Praktische Handhabung von Nutzungsdauern<br />
in Kostenvergleichsrechnungen<br />
Mit der im Jahr 2012 erfolgten Veröffentlichung der nunmehr 8. Auflage der „Leitlinien zur Durchführung dynamischer<br />
Kostenvergleichsrechnungen - KVR-Leitlinien“ haben die Bemühungen um Qualitätssicherung bei den Betrachtungen<br />
der Kosteneffizienz auch in den technisch-wirtschaftlichen Planungen des Kanalmanagements weiteren Auftrieb<br />
erhalten [1]. Dabei geht es selbstverständlich nicht nur um die methodisch fachgerechte Anwendung dieses Standards,<br />
sondern vor allem um die bei der Kanalsanierung einzubeziehenden alternativen Konzepte und die benötigten<br />
empirischen Daten. In diesem Zusammenhang widmen sich die folgenden Ausführungen den speziellen Aspekten<br />
der Nutzungsdauern in Verknüpfung mit den Belangen einer langfristigen kostenoptimierten Erhaltungsstrategie<br />
für Kanalnetze.<br />
BEGRIFFLICHE ABKLÄRUNGEN<br />
Wenn man das Thema Nutzungsdauern vom Grundsatz her<br />
behandelt, dann muss am Anfang der Hinweis auf die in der<br />
Praxis leider immer noch auftretenden Missverständnisse und<br />
Meinungsverschiedenheiten stehen, die ihre Ursache weitgehend<br />
in undifferenzierten Betrachtungen der Zielsetzungen<br />
in verschiedenen Aufgabenbereichen haben. Die größten<br />
Diskrepanzen zeigen sich, wenn es an der Unterscheidung<br />
zwischen den in der technisch-wirtschaftlichen Fachplanung<br />
zu verwendenden Nutzungsdauern und den im Rahmen der<br />
gesetzlichen Möglichkeiten gestaltbaren Abschreibungszeiträumen<br />
in der kaufmännischen Betriebsführung mangelt. Sehr<br />
hilfreich sind in diesem Zusammenhang die Darlegungen im<br />
DWA-Themenheft T3/2012 „Kalkulation von Gebühren und<br />
Beiträgen der Abwasserbeseitigung“ [2]. Im hier zu behandelnden<br />
Kontext sind nun einige Begriffe abzuklären, um nicht<br />
unzulässige Vergleiche zwischen ungleich basierten Zahlenangaben<br />
vorzunehmen.<br />
Bild 1: Gestaltungsmöglichkeiten von Sanierungskonzepten mit und ohne notwendige<br />
Funktionsanpassungen [4]<br />
An oberster Stelle steht die technische Lebensdauer. Sie endet<br />
in dem Augenblick, in dem eine Anlage oder Anlagenkomponente<br />
physisch nicht mehr in der Lage ist, die ihr übertragene<br />
Funktion mit der erforderlichen Betriebssicherheit auszuführen.<br />
Dabei spielt selbstverständlich nicht nur die Materiallebensdauer<br />
eine Rolle, auf die in mancher Diskussionen mit Nachdruck<br />
hingewiesen wird.<br />
Demgegenüber ist die wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
dann erreicht, wenn bei Fortsetzung des Anlagenbetriebes<br />
die damit verbundenen Kosten den noch erzielbaren<br />
Nutzen gerade zu überschreiten beginnen. In Kostenvergleichsrechnungen<br />
für Kanalsanierungen stellt sich der<br />
Nutzen als erzielbare Kostenersparnisse dar. Beispielsweise<br />
ist in einer Kanalhaltung ein solcher Interventionszeitpunkt<br />
erreicht, wenn die durch Alterung entstanden<br />
Substanzschäden noch eine Renovierung zulassen. Die<br />
wirtschaftliche Nutzungsdauer ist gewöhnlich kürzer ist<br />
als die technische Lebensdauer.<br />
Die tatsächliche Nutzungsdauer<br />
kann weiter eingeschränkt werden,<br />
wenn im Laufe der Zeit Funktionsanpassungen<br />
erforderlich werden.<br />
Bei den Reparaturverfahren ist<br />
außerdem zu berücksichtigen, wie<br />
sich die Zustandsverschlechterung<br />
außerhalb der Reparaturstellen<br />
entwickeln wird. Maßgebend ist<br />
hier der prognostizierte Eintrittszeitpunkt<br />
von Substanzschäden,<br />
an dem aus Wirtschaftlichkeitsgründen<br />
Renovierungsmaßnahmen<br />
zu ergreifen sind.<br />
Einen Ausgangswert liefern in<br />
jedem Fall die durchschnittlichen<br />
Nutzungsdauern für die unterschiedlichen<br />
Sanierungsverfahren,<br />
die in Hinblick auf die jeweiligen<br />
Projektspezifika zu modifizieren<br />
sind [1]. Da Nutzungsdauern mit<br />
Unsicherheiten behaftete Parame-<br />
76 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
ter darstellen, gehört es zur guten Praxis,<br />
sie stets mit Empfindlichkeitsprüfungen zu<br />
hinterfragen. Wenn sich darin eine kritische<br />
Nutzungsdauer für eine Renovierungsmaßnahme<br />
beispielsweise im Bereich zwischen<br />
30 und 40 Jahren zeigt, dann ist eine Diskussion<br />
über primär angesetzte 50 Jahre<br />
gegenstandslos.<br />
Schließlich muss auf der Basis der Nutzungsdauern<br />
der Untersuchungszeitraum<br />
festgelegt werden. Er umfasst den Zeitabschnitt,<br />
bis zu welchem die wirtschaftlichen<br />
Konsequenzen der Projektplanung<br />
betrachtet werden (Ende der Kostenreihen).<br />
Der Basis-Untersuchungszeitraum<br />
jeder Alternative stellt dementsprechend<br />
ihre erwartete wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
dar. Diese ist im Rahmen der Kostenvergleichsrechnung<br />
die maßgebliche<br />
Grundgröße. Um die Vergleichbarkeit der<br />
Alternativen sicherzustellen, ist es häufig<br />
notwendig, eine alternativenübergreifende<br />
Abstimmung über den zweckmäßigerweise<br />
zu verwendenden Untersuchungszeitraum<br />
durchzuführen. Bei der Kanalsanierung<br />
kann dies als Regelfall angesehen werden.<br />
Sanierungsverfahren<br />
Reparatur<br />
Renovierung<br />
Erneuerung<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
IK Rep<br />
JK Invest, Rep<br />
IK Ren<br />
JK Invest, Ren<br />
IK Ern<br />
JK Invest, Ern<br />
n Rep<br />
n Rep<br />
n Ren<br />
n Ren<br />
Bild 2: Alternativenvergleich mit realitätsfernen Sanierungskonzepten [4]<br />
EINFLUSSFAKTOREN<br />
Die vorgenommenen Definitionen und Erläuterungen<br />
machen bereits klar, dass in der praktischen Projektarbeit<br />
eine Reihe situationsspezifischer Einflussfaktoren zu berücksichtigen<br />
sind, wenn man in der technisch-wirtschaftlichen<br />
Sanierungsplanung die Strategie verfolgt, ein langfristig<br />
kostenminimales Erhaltungsmanagement unter Beachtung<br />
sämtlicher Vorgaben aus den einschlägigen Normen und<br />
Regelwerken betreiben zu wollen. Allgemein sei angemerkt,<br />
dass bei allen anderen Strategien gewöhnlich negative Auswirkungen<br />
auf die nachhaltige Kosteneffizienz billigend in<br />
Kauf zu nehmen sind.<br />
Bei den hier anzusprechenden Einflussfaktoren handelt es<br />
sich einmal um die aktuell vorhandenen systeminternen<br />
und die für das System relevanten externen Gegebenheiten.<br />
Aber: Sanierungskonzepte allein auf diesen Informationen<br />
aufzubauen, liefert im Allgemeinen etwa nur bei der<br />
zwingenden sofortigen Kanalerneuerung die Gewähr für<br />
kosteneffizientes Handeln.<br />
In den meisten Fällen ist es aus Rationalitätsgründen angezeigt,<br />
von dieser Ausgangsbasis aus die zeitlichen Entwicklungsprozesse<br />
zu betrachten. Aus der Sicht einer einzelnen<br />
Haltung geht es hierbei intern um das Alterungsverhalten<br />
und gegebenenfalls die aus der Schadensanalyse gewonnenen<br />
Erkenntnisse über noch nicht abgeklungene Schadensbildungen,<br />
extern um künftige Funktionsanpassungen.<br />
Letztere verdienen ein zunehmendes Augenmerk, wenn<br />
man die Einflussfaktoren etwa von Generalentwässerungsplänen,<br />
Netzhydraulik, Stadtplanungskonzepten, rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen oder Bevölkerungsentwicklung einbezieht<br />
[3]. Aus beiden Ursachensträngen ergeben sich auf der<br />
Zeitachse früher oder später Interventionszeitpunkte. Bild 1<br />
soll zunächst nur diese Zusammenhänge verdeutlichen.<br />
KONTEXT ZWISCHEN NUTZUNGSDAUERN UND<br />
SANIERUNGSKONZEPTEN<br />
Klassische Ansätze für Sanierungskonzepte<br />
Die analytische Einbeziehung eines künftigen Handlungsbedarfs<br />
in die Entscheidungen über die sofort oder kurzfristig<br />
durchzuführenden Sanierungsmaßnahmen unter dem<br />
Gesichtspunkt der langfristigen Kostenoptimierung ist eine<br />
methodisch ausgereifte Vorgehensweise, die sich erst seit<br />
rund 15 Jahren in der Praxis zunehmend etabliert [4]. Es ist<br />
daher verständlich, dass sich suboptimale herkömmlicher<br />
Denkansätze noch immer in Normen, Regelwerken, Leitlinien,<br />
Fachvorträgen, Softwareprogrammen und natürlich im<br />
praktischen Vollzug vorfinden. Weil dies auch in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit dem Ansatz von Nutzungsdauern<br />
steht, muss darauf etwas näher eingegangen werden.<br />
Beim klassischen Ansatz wird in der technisch-wirtschaftlichen<br />
Planung allein auf den aktuellen Sanierungsbedarf<br />
abgestellt, wobei Reparatur, Renovierung und Erneuerung<br />
mit ihren Kosten unter Berücksichtigung der ihnen zugewiesenen<br />
Nutzungsdauern verglichen werden. Die Auswahl<br />
erfolgt nach dem geringsten investiven Jahreskostenanteil,<br />
der sich durch Multiplikation der Investitionskosten mit dem<br />
durch den Zinssatz und die Nutzungsdauer determinierten<br />
Kapitalwiedergewinnungsfaktor ergibt [1]. Der mit ausgezogenen<br />
Linien dargestellte Teil von Bild 2 verdeutlicht<br />
dies. Es ist klar, dass ohne Einbeziehung der Systemzusammenhänge<br />
und der Entwicklungsprozesse eine Kalkulation<br />
mit längeren Nutzungsdauern zu einer Steigerung der auf<br />
Zeit (a)<br />
JK Invest = IK KFAKR(i;n)<br />
Gesucht: kleinste JK Invest<br />
n Ern<br />
n Ern<br />
03 | 2014 77
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
Projektkostenbarwert in 1000 EUR<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
diese Weise berechneten investiven Jahreskostenanteile und<br />
damit zu einer scheinbar höheren Kosteneffizienz führt.<br />
Damit erklärt sich auch manche erbitterte Diskussion über<br />
Nutzungsdauern.<br />
Nach Herausgabe der KVR-Leitlinien und den darauf aufbauenden<br />
zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen wurde<br />
der beschriebene Ansatz als unzulänglich kritisiert, weil<br />
er die in der Kostenvergleichsrechnung zu fordernde Nutzengleichheit<br />
der Alternativen nicht berücksichtige. Durch<br />
Ansatz einer Folge gleichartiger und gleich hoher Reinvestitionen<br />
konnte man formal zwar einen allen Alternativen<br />
gemeinsamen Untersuchungszeit einführen, die Qualität<br />
des Nachweises der Kosteneffizienz aber nicht verbessern.<br />
Denn wie Bild 2 mit den gestrichelten Ergänzungen zeigt,<br />
entsprechen die investiven Jahreskostenanteile der Reinvestitionen<br />
denen der Erstinvestitionen, weshalb dieser Ansatz<br />
lediglich eine scheinrationale Verbesserung darstellt. Fachtechnisch<br />
setzt er voraus, dass bei der Reparaturalternative<br />
über den gesamten von der Nutzungsdauer der Erneuerung<br />
bestimmten Untersuchungszeitraum lediglich die Erstmaßnahmen<br />
zu wiederholen sind, also keine weiteren Schäden<br />
auftreten. Bei der Renovierungsalternative kann ein weiterer<br />
Einsatz eines Renovierungsverfahrens auch nicht als Regelfall<br />
angesehen werden.<br />
Sanierungskonzepte im Vollzug des<br />
Nachhaltigkeitsprinzips<br />
Gegenüber den vorstehend aufgezeigten Betrachtungsweisen<br />
zeigt Bild 1, dass es unter Berücksichtigung der Langlebigkeit<br />
von Kanalsystemen und den daraus zu ziehenden Konsequenzen<br />
für nachhaltiges Handeln aus der engeren fachplanerischen<br />
Sicht drei grundsätzliche Sanierungskonzepte gibt:<br />
SK2<br />
SK1<br />
25.735<br />
24.275<br />
Δ = 1.460<br />
36.580<br />
Δ = 13.550<br />
23.030<br />
21.570<br />
SK1: Reparatur gefolgt von Erneuerung<br />
SK2: Renovierung gefolgt von Erneuerung<br />
Jahre<br />
0 10 151720 30 34 40 50 60 70 80 90 100<br />
Bild 3: Zeitliche Entwicklung der Projektkostenbarwerte von SK1 und SK2 [5]<br />
»»<br />
Reparatur gefolgt von Renovierung gefolgt von<br />
Erneuerung<br />
»»<br />
Renovierung gefolgt von Erneuerung<br />
»»<br />
Erneuerung.<br />
Eine solche Konzeption wird der Langlebigkeit der Entwässerungssysteme<br />
gerecht, auf die natürlich auch die<br />
Ermittlung der Kosteneffizienz abzustellen ist. Für den Kalkulationsparameter<br />
Nutzungsdauer ergeben sich daraus vor<br />
allem drei Konsequenzen:<br />
»»<br />
Die Nutzungsdauern der in eine Sanierungsalternative<br />
eingeplanten Verfahren sind an die Interventionszeitpunkte<br />
anzupassen, d. h. sie sind in ihrer tatsächlich<br />
zu erwartenden Länge abzuschätzen. Wenn also<br />
beispielsweise derzeit noch eine Reparatur mit Kurzschläuchen<br />
in Erwägung gezogen wird, die weitere<br />
Entwicklung der bereits vorhandenen Substanzschäden<br />
in der Haltung aber spätestens in zehn Jahren<br />
eine Renovierung als kosteneffizienteste Folgemaßnahme<br />
signalisiert, dann ist eine Diskussion über eine<br />
15-jährige Nutzungsdauer der Kurzschläuche in diesem<br />
Projekt ohne Bedeutung.<br />
»»<br />
Durch die Staffelung von Reparatur, Renovierung und<br />
Erneuerung relativieren sich die absoluten Größen der<br />
Nutzungsdauern. Entscheidend sind vielmehr die kritischen<br />
Nutzungsdauern, die erreicht werden müssen,<br />
damit sich bei deren Unterschreitung die Kosteneffizienz<br />
nicht zu Gunsten einer anderen Vergleichsalternative<br />
umkehrt.<br />
»»<br />
Generell zeigt sich, dass Nutzungsdauern ohne eingehende<br />
Prüfung oder projektspezifische Anpassung<br />
nicht als vorgegebene Werte aus Zusammenstellungen<br />
verschiedenartiger Publikationen entnommen<br />
werden können. Vergleicht man<br />
zudem diese Zahlenangaben, so ergeben<br />
sich, wie das beispielsweise in den Arbeitsmaterialien<br />
zu [4] vorgenommen worden ist,<br />
zum Teil nicht unwesentliche Bandbreiten.<br />
Nutzungsdauern sind mit mehr oder weniger<br />
großen Unsicherheiten behaftete Größen,<br />
was in einer qualitätsgesicherten Kostenvergleichsrechnung<br />
durch Empfindlichkeitsprüfungen<br />
hinterfragt werden muss.<br />
47.305<br />
Δ = 10.725<br />
36.580<br />
EINBEZIEHUNG KRITISCHER<br />
NUTZUNGSDAUERN<br />
Im standardisierten Bearbeitungsmuster der<br />
KVR-Leitlinien wird die Ermittlung kritischer<br />
Werte im Schritt 7 Empfindlichkeitsprüfungen<br />
der acht Arbeitsschritte behandelt. Dazu ist<br />
es erforderlich, den Zeitpunkt zu bestimmen,<br />
in dem die Projektkostenbarwerte zweier zu<br />
vergleichender Alternativen die gleiche Größe<br />
besitzen. Für die weiteren Erläuterungen wird<br />
eine konkrete Fallsituation herangezogen [5].<br />
Bild 3 zeigt die zeitliche Entwicklung der Projektkostenbarwerte<br />
für ein Sanierungskonzept<br />
78 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
SK1, bei dem 30 Jahre lang eine Reparaturstrategie und<br />
danach eine Erneuerung angesetzt sind, und ein zweites<br />
Konzept SK2 mit einer Renovierung, der dann auch die<br />
Erneuerung folgt.<br />
Bei den Alternativen sind folgende Nutzungsdauern ND<br />
angesetzt:<br />
- SK1: Robotermaßnahmen ND Roboter<br />
= 10 Jahre<br />
Kurzschläuche ND Kurzschläuche<br />
= 15 Jahre<br />
- SK2: Schlauchliner ND Schlauchliner<br />
= 50 Jahre<br />
Anschlusspassstücke ND Passstücke<br />
= 17 Jahre<br />
- SK1 und SK2: Haltungserneuerung ND Erneuerung<br />
= 80 Jahre<br />
Wie aus Bild 3 unmittelbar ersehen werden kann, ist in<br />
dieser Kostenvergleichsrechnung die Länge der Nutzungsdauer<br />
für die Erneuerung der Haltung ohne Einfluss auf die<br />
Auswahl einer Vorzugslösung. Ebenso stellt sich - wie in sehr<br />
vielen anderen Fällen - heraus, dass der gewählte Untersuchungszeitraum<br />
von 100 Jahren zur Entscheidungsfindung<br />
nicht benötigt wird. In der Ergebnisdarstellung würden 60<br />
Jahre genügen.<br />
Für die Nutzungsdauer des Schlauchliners sind 50 Jahre<br />
angesetzt. Hinterfragt werden soll nun seine kritische Nutzungsdauer,<br />
d. h., um wie viele Jahre die Erneuerung früher<br />
erforderlich werden dürfte, ohne die Kostenvorteilhaftigkeit<br />
des Sanierungskonzeptes SK2 in Frage zu stellen. Mit<br />
der Verschiebung des Barwertes für die Erneuerung vom<br />
Zeitpunkt 50 nach links wächst dieser an. Gesucht ist der<br />
Zeitpunkt, in dem er die gleiche Größe besitzt wie die Differenz<br />
der Projektkostenbarwerte von SK1 und SK2.<br />
Die kritische Nutzungsdauer des Schlauchliners wird nach<br />
unten durch den Zeitpunkt der Haltungserneuerung bei SK1<br />
begrenzt, da es unwirtschaftlich wäre, die Erneuerung bei<br />
SK2 vor derjenigen von SK1 zu realisieren. Damit muss der<br />
gesuchte Zeitpunkt zwischen den Jahren 30 und 50 Jahren<br />
liegen. Wegen des in diesem Projekt unsteten Verlaufs des<br />
Projektkostenbarwertes von SK2 ist eine Differenzierung in<br />
zwei Perioden vorzunehmen, nämlich zwischen den Jahren<br />
30 bis 34 und Anfang 35 bis 50. Betrachtet man den ersteren<br />
Zeitraum, dann müssen die kapitalisierten Kostenersparnisse<br />
in Höhe von 25.735 € dem Barwert der Erneuerung<br />
entsprechen, deren Nominalkosten 59.400 € betragen.<br />
Anzusetzen ist also:<br />
25.735 = 59.400 x DFAKE(3; n krit<br />
),<br />
was einen DFAKE(3; n krit<br />
) = 0,42551 ergibt.<br />
Daraus resultiert für n krit<br />
ein rechnerischer Wert von 28,3<br />
Jahren. Eine Betrachtung der zweiten Periode ist damit<br />
hinfällig. Nach obiger Erläuterung ergibt sich dann die<br />
kritische Nutzungsdauer zu 30 Jahren, was eine robuste<br />
Absicherung der Planung in dieser Hinsicht darstellt.<br />
Generell zeigt diese sehr einfach durchzuführende<br />
Berechnung, dass die Ermittlung kritischer Nutzungsdauern<br />
einen minimalen Rechenaufwand erfordert. Sie<br />
sollte daher routinemäßiger Bestandteil jeder Kostenvergleichsrechnung<br />
sein.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die praxisgerechte Verwendung von Nutzungsdauern in Kostenvergleichsrechnungen<br />
hängt primär von den einzubeziehenden<br />
langfristigen Sanierungskonzepten ab. Ausgehend von<br />
den aktuellen Gegebenheiten sind darin der Alterungsprozess<br />
und künftig notwendig werdende Funktionsanpassungen zu<br />
berücksichtigen. Nur auf diese Weise kann eine nachhaltige<br />
Kosteneffizienz erreicht, d. h., der Vollzug des Sparsamkeitsprinzips<br />
langfristig gewährleistet werden.<br />
In diese Konzepte sind die Nutzungsdauern der verschiedenen<br />
Sanierungsverfahren einzupassen. Ausgangswerte können<br />
dabei durchschnittliche oder tatsächlich erreichbare Nutzungsdauern<br />
sein. Dabei dürfen die auftretenden mit mehr oder<br />
weniger großen Unsicherheiten nicht übersehen werden. Um<br />
sich über deren mögliche Auswirkungen Klarheit zu verschaffen,<br />
ist dringend zu empfehlen, sich zunächst die zeitliche Entwicklungen<br />
der Projektkostenbarwerte vor Augen zu führen.<br />
Eine solche Grafik lässt klar erkennen, welche Teilkomponenten<br />
eines Sanierungskonzeptes sich in Bezug auf die Kosteneffizienz<br />
als sensitiv erweisen könnten. Für sie lassen sich in sehr<br />
einfacher Weise kritische Nutzungsdauern berechnen.<br />
Die in diesem Beitrag behandelten Aspekte sind natürlich in<br />
ihrer Entscheidungshilfe und Erfolgssicherung einzubetten in<br />
das gesamte Qualitätsmanagement des Netzbetreibers, das<br />
sämtliche Aktivitäten von der Ausschreibung und Vergabe über<br />
die angemessene örtliche Bauüberwachung zur fachgerechten<br />
Ausführung aller Teilleistungen bis zur Erfolgskontrolle umfasst.<br />
LITERATUR<br />
[1] Literatur Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />
und Abfall e.V. (DWA): Leitlinien zur Durchführung dynamischer<br />
Kostenvergleichsrechnungen - KVR-Leitlinien. 8. Auflage, Hennef,<br />
Juli 2012<br />
[2] DWA: Kalkulation von Gebühren und Beiträgen der<br />
Abwasserbeseitigung. DWA-Themen T3/2012, Hennef, Sept. 2012<br />
[3] DWA: Leitfaden zur strategischen Sanierungsplanung von<br />
Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden. DWA-Themen<br />
T4/2012, Hennef, Sept. 2012<br />
[4] Schmidtke, R. F.: Kostenvergleichsrechnung in der Kanalsanierung.<br />
In: Arbeitsmaterialien zu den Studiengängen an der<br />
Bauhausuniversität Weimar, der Technischen Akademie Süd-West<br />
in Kaiserslautern und den TAH-VSB-Zertifizierungs-Lehrgängen<br />
für Kanalsanierungsberater, Stand: Nov. 2012<br />
[5] Brunecker, J.: Praktische Kostenvergleichsrechnung von<br />
Sanierungsvorhaben nach KVR-Leitlinie. Beitrag zu DWA-<br />
Kanalisationstage, 12.-13. Dez. 2012, Dortmund.<br />
Prof. Dr.-Ing. REINHARD F. SCHMIDTKE<br />
AUTOR<br />
Fachberater für Wirtschaftlichkeitsfragen,<br />
Planegg b. München<br />
Tel. +49 89 8575293<br />
E-Mail: rf.schmidtke@t-online.de<br />
03 | 2014 79
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
Einfluss der Wärmeenergieversorgung<br />
aus öffentlichem Abwasser auf die<br />
Abwasserreinigung<br />
Mit Hilfe von Berechnungen zu einer Beispielkläranlage mit einer vorgeschalteten Denitrifikation wird der Einfluss<br />
der Temperaturabkühlung infolge der Abwasserwärmenutzung auf die ganzjährige Betriebsweise der Kläranlage<br />
untersucht. Anschließend wird eine rechtliche Beurteilung zur Abwasserabkühlung insbesondere zur Betriebsweise<br />
im Winter bei Abwassertemperaturen unter 12 °C auf Grundlage der aktuellen wasserrechtlichen Vorschriften<br />
vorgenommen.<br />
In Bild 1 wird der typische Temperaturverlauf bei Kläranlagen<br />
im Zu- und Ablauf über 24 Monate aufgezeigt.<br />
Ebenso ist der Temperaturverlauf bei einer angenommenen<br />
Abkühlung im Ablauf von 2 K dargestellt. Diese Linie<br />
wird bei Abwassertemperaturen unterhalb von 10 °C<br />
in den Wintermonaten unterbrochen, da zunächst der<br />
Einfluss einer weiteren Abwasserabkühlung durch Wärmeentzug<br />
auf den Kläranlagenbetrieb in dieser kritischen<br />
Zeit diskutiert wird. Die niedrigste Ablauftemperatur im<br />
Winter beträgt bei den gewählten Beispieldaten 9,3 °C<br />
und liegt typischerweise bei ländlichen Siedlungsstrukturen<br />
infolge der langen Verbindungssammlerstrecken<br />
und des höheren Fremdwasseranteils niedriger als in<br />
städtischen Entwässerungssystemen. Zusätzlich ist die<br />
Bemessungstemperatur von 12 °C bzw. 10 °C dargestellt.<br />
Bild 1 verdeutlicht auch, dass der Temperaturzugewinn<br />
zwischen Zulauf und Ablauf durch den biologischen<br />
Reinigungsprozess bei den gewählten Beispieldaten im<br />
Winter mindestens 0,3 K und in den Sommermonaten<br />
bis zu 1,8 K beträgt [1, S. 32-34].<br />
Erfolgt eine Abwasserabkühlung um mehr als 0,5 K oder<br />
unterschreitet die Zulauftemperatur 10 °C, sind detaillierte<br />
Untersuchungen zum Einfluss des Wärmeentzuges auf die<br />
Kläranlage notwendig bzw. empfehlenswert [2, S. 143f].<br />
Daher wird der Einfluss einer größeren Temperaturabkühlung<br />
des Abwassers um 2 K auf den Kläranlagenbetrieb<br />
anhand von Vergleichsberechnungen zu beispielhaften<br />
Kläranlagenzulaufparametern untersucht. Es wird angenommen,<br />
dass im Sommer ein 2 K-Wärmeentzug für den<br />
Betrieb des eigenen Faulbehälters genutzt werden. Im<br />
Winter erfolgt beispielsweise der Wärmeentzug von 2 K<br />
ebenso zur Beheizung des Faulbehälters und der eigenen<br />
Betriebsgebäude auf dem Kläranlagengelände. Für Kläranlagen<br />
ist im Winter ein Nachweis nach dem Regelwerk<br />
ATV-DVWK-A 131 für die Nitrifikation bei Abwassertemperaturen<br />
unter 12 °C zu führen [1, S. 34-35]. In der Regel wird<br />
°C<br />
Beispiel Zulauf-, Ablauftemperatur einer Kläranlage, 4-Wochenmittel<br />
20<br />
15<br />
10<br />
12°C<br />
10°C<br />
5<br />
0<br />
kritischer Bereich<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24<br />
Temp. Ablauf - 2°C Temp. Zualuf Temp. = 12°C<br />
Temp. Ablauf Temp. = 10°C<br />
Monate<br />
Bild 1: Zulauf- und Ablauftemperaturverlauf einer Beispielkläranlage<br />
80 03 | 2014
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
°C<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Nitrifikation: SF-Wert in Abhängigkeit der Abwassertemperatur<br />
SF-Wert >1,2<br />
Unkritischer<br />
Bereich >7,3°C<br />
kritischer<br />
Bereich
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
ser in ein Gewässer erteilt werden. Der Begriff „Stand der<br />
Technik“ wird in § 3 Nr. 11 WHG definiert und in Anlage 1<br />
zum WHG unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit<br />
zwischen Aufwand und Nutzen konkretisiert. § 60 Abs. 1<br />
WHG regelt, dass Abwasseranlagen so zu betreiben sind,<br />
dass die Anforderungen nach der AbwV oder örtlich durch<br />
die Wasserbehörde festgelegte, höhere Anforderungen eingehalten<br />
werden. Gemäß Anhang 1 der AbwV sind die definierten<br />
Überwachungswerte zu Stickstoff (Ammoniumstickstoff<br />
und Stickstoff gesamt) bei Kläranlagen unterhalb einer<br />
Abwassertemperatur im Ablauf von 12 °C nicht einzuhalten.<br />
Die wasserrechtlichen Erlaubnisbescheide für Kläranlagen<br />
berücksichtigen diese Randbedingungen. Die Stickstoffparameter<br />
müssen ab einer Abwassertemperatur unter 12 °C<br />
nicht mehr eingehalten werden, da die Nitrifikation in dieser<br />
Zeit temperaturbedingt nicht sicher betrieben werden kann.<br />
Falls verfahrenstechnisch möglich, ist das Denitrifikationsvolumen<br />
zugunsten der Nitrifikation zu verkleinern. Aus zuvor<br />
genanntem Hintergrund zur Nitrifikation sind auch keine<br />
angepassten Stickstoffablaufwerte in der AbwV für die Winterzeit<br />
vorgesehen. Die einzuhaltenden Anforderungen für<br />
Ammoniumstickstoff und Stickstoff gesamt gelten entweder<br />
für Abwassertemperaturen von 12 °C und größer oder je<br />
nach Festsetzung für den Zeitraum vom 1. Mai bis 31. Oktober.<br />
Generell ist eine allgemeine Sorgfaltspflicht gegenüber<br />
dem Gewässer in § 5 Abs. 1 WHG definiert. Dieser Sorgfaltspflicht<br />
sollte auch durch eine geringfügige Abkühlung<br />
des Abwassers in einem Zeitraum, in dem die Stickstoffwerte<br />
wasserrechtlich nicht relevant sind, genüge getan sein.<br />
Auch ist nicht erkennbar, dass die allgemeinen Grundsätze<br />
der Gewässerbewirtschaftung nach § 6 Abs. 1 WHG nicht<br />
eingehalten werden. Darüber hinaus ist insbesondere bei<br />
wärmeren Abwassertemperaturen eine Abkühlung durch<br />
Wärmeentzug als vorteilhaft für das Gewässer zu beurteilen.<br />
Ein Versagen der widerruflichen Erlaubnis nach § 12 Abs. 1<br />
WHG infolge schädlicher Gewässerveränderungen oder<br />
Nichterfüllung von anderen Anforderungen ist im Rahmen<br />
einer Abwasserabkühlung nicht erkennbar. Für Kläranlagen ist<br />
im Winter auf Grundlage der Regeln der Technik gemäß § 60<br />
Abs. 1 WHG ein Nachweis nach dem Regelwerk ATV-DVWK-<br />
A 131 für die Nitrifikation bei Abwassertemperaturen unter<br />
12 °C zu führen. In der Regel wird dieser Nachweis für eine<br />
Abwassertemperatur von 10 °C geführt. Dieser wasserrechtliche<br />
Zusammenhang deutet daraufhin, dass der Betrieb einer<br />
Nitrifikation auch bei Tiefsttemperaturen gewährleistet sein<br />
muss. Wird der Sicherheitsfaktor SF von 1,2 unterschritten,<br />
ist das Beckenvolumen zu vergrößern, damit ein ausreichend<br />
großes Schlammalter zur Verfügung steht. Das Volumen für<br />
die Denitrifikation ist dabei gegebenenfalls bis zu 100 % der<br />
Nitrifikation zu zuschlagen, da diese Vorrang hat.<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WASSERRECHTLICHEN<br />
BEURTEILUNG ZUM ABWASSERWÄRMEENTZUG<br />
UND PRAXISHINWEISE<br />
Auf Basis des § 60 Abs. 1 WHG führt die rechtliche Beurteilung<br />
dazu, dass bei winterlichen Tiefsttemperaturen<br />
und zusätzlicher Abwasserabkühlung durch Wärmeentzug<br />
jedenfalls der Nachweis zur Nitrifikation zu führen ist. Die<br />
Bemessung des Belebungsbeckens ist so vorzunehmen, dass<br />
die Nitrifikation nicht einbricht, auch wenn im Winter keine<br />
Stickstoffablaufwerte einzuhalten sind. Falls notwendig,<br />
ist das Belebungsbecken zu vergrößern. Tritt eine Abwasserabkühlung<br />
im Winter durch Wärmeentzug ein und ist<br />
erkennbar, dass die Nitrifikation nicht gewährleistet werden<br />
kann, ist die Abwasserwärmenutzung bzw. der Wärmeentzug<br />
auszusetzen bzw. zu reduzieren. Es besteht ansonsten<br />
die Gefahr, dass die Wachstumsrate der Nitrifikanten nicht<br />
mehr ausreicht und diese das System verlassen. Gleichzeitig<br />
sollte der Abzug von Überschussschlamm unterbrochen<br />
werden, damit die Nitrifikanten dem System nicht zusätzlich<br />
entzogen werden. Ein im Anschluss wieder anzufahrendes<br />
System zur Nitrifikation kann einen Zeitraum von ein bis drei<br />
Wochen in Anspruch nehmen, was jedenfalls zu vermeiden<br />
ist. Insbesondere könnte es im Übergangsbereich zur wasserrechtlich<br />
relevanten Abwassertemperatur von 12 °C bei<br />
einer noch nicht ausreichend funktionierenden Nitrifikation<br />
zu einer Überschreitung der erlaubten Ablaufwerte kommen.<br />
Dies würde dem Tatbestand der Gewässerverunreinigung<br />
entsprechen. Bei konkreten Kläranlagenstandorten ist<br />
je nach Umfang der Abwasserabkühlung eine Abstimmung<br />
mit der zuständigen Wasserbehörde zur Verfahrensweise zu<br />
führen, da eventuell spezifische Gewässerrandbedingungen<br />
zu beachten sind [1, S. 40-43]. Für die Praxis sollten sich<br />
jedoch keine wasserrechtlichen Zwänge ergeben, da selbst<br />
eine Abwassertemperatur bis 7,3 °C die Nitrifikation nicht<br />
gefährdet. Des Weiteren sind die Zulaufbelastungen der<br />
Kläranlagen oftmals kleiner als es die theoretischen Bemessungsfälle<br />
vorsehen und eine Abkühlung der gesamten<br />
Abwasserzulaufmenge um 2 K eher die Ausnahme.<br />
LITERATUR<br />
[1] Hamann, Achim, Nachhaltige Immobilienwirtschaft am Beispiel<br />
der Abwasserwärmenutzung - Technische Grundlagen,<br />
Sachstand in Deutschland und wirtschaftliche Vergleiche unter<br />
Berücksichtigung der Anforderungen des EEWärmeG‘s und der<br />
EnEV, Oldenbourg Industrieverlag München, 2012<br />
[2] Rometsch, Lutz, IKT - Institut für Infrastruktur (Hrsg.),<br />
Wärmegewinnung aus Abwasserkanälen, 2004<br />
[3] ATV-DVWK-A 131, Bemessung von einstufigen Belebungsanlagen,<br />
2000<br />
[4] Kayser, Rolf, ATV-DVWK-Kommentar zum ATV-DVWK-Regelwerk,<br />
Bemessung von Belebungs- und SBR-Anlagen, 2001<br />
Dipl.-Ing. M.Sc. M.Sc. ACHIM HAMANN<br />
RS-Plan AG, Bad Kreuznach<br />
Tel. +49 671 483386-39<br />
E-Mail: achim.hamann@rs-plan.com<br />
AUTOR<br />
03 | 2014 83
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
Potentialanalyse für die strategische<br />
Nutzung von Wärme aus Abwasser in<br />
Oldenburg<br />
Die Nutzung von Wärme aus Abwasser ist ein sehr interessanter Baustein in der energetischen Gesamtstrategie einer<br />
Kommune. In Deutschland konnte sich das Verfahren – von Einzelprojekten einmal abgesehen – noch nicht durchsetzen.<br />
Das Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro) hat zusammen mit deutschen und niederländischen Partnern im Rahmen<br />
des INTERREG IVA Projektes denewa ein Ampelsystem entwickelt, bei dem das jeweilige lokale Potential mit Hilfe eines<br />
dreiteiligen Analyseprozesses – theoretisches Potential, effektives technisches Potential, umsetzbares Potential – ermittelt<br />
werden kann.<br />
PROJEKTRAHMEN<br />
Anfang der 1990er Jahre hat die Europäische Union die<br />
Gemeinschaftsinitiative INTERREG ins Leben gerufen, um<br />
Entwicklungsdifferenzen zwischen den europäischen Regionen<br />
zu mindern und den ökonomischen Zusammenhalt zu<br />
stärken. INTERREG IVA zielt auf eine Förderung der grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit ab, der Wissensaustausch<br />
steht hierbei im Vordergrund. Gleichzeitig sollen<br />
Impulse zu einer Marktstimulierung gesetzt werden [https://<br />
www.deutschland-nederland.eu].<br />
In der derzeit noch laufenden Förderperiode wurde das<br />
Projekt denewa – Deutsch-Nederlanske Wassertechnologie<br />
initiiert, bei dem zwei inhaltliche Schwerpunkte verfolgt<br />
werden:<br />
»»<br />
Dezentrale Behandlung von Krankenhausabwässern<br />
»»<br />
Nutzung von Wärme aus Abwasser<br />
Das Institut Wetsus an der Hochschule Leeuwarden ist der<br />
leitende Partner des Gesamtprojektes. Die teilnehmenden<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen verfolgen das<br />
Ziel, Netzwerke zu initiieren und zu vergrößern und die<br />
Möglichkeiten zur Zusammenarbeit beiderseits der Grenze<br />
auszuloten. Auf deutscher Seite nehmen DE.ENCON<br />
(Development Engeneering Construction GmbH Oldenburg),<br />
der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband<br />
(OOWV), iro GmbH Oldenburg, die Stadt Aurich sowie<br />
das Ingenieurbüro Kann-Dehn (Norden) an dem Projekt<br />
teil. Niederländische Partner sind: Biotrack, Water, Waves,<br />
EasyMeasure, Bright Spark, Pharmafilter, Westra, Pure<br />
Green, Gemeente Groningen, KWR, Waterbedrijf Groningen,<br />
Westt und Wetsus.<br />
Der OOWV und die iro GmbH Oldenburg widmen sich in<br />
dem Teilprojekt „Wärme aus Abwasser“ dem Aspekt der<br />
Modell- und Konzeptentwicklung. Das Projekt wurde im<br />
Umweltausschuss der Stadt Oldenburg (Oldbg.) vorgestellt<br />
und die Stadt Oldenburg konnte als wichtige Unterstützerin<br />
des Projektes gewonnen werden.<br />
Bild 1: Nicht jeder Kanal hat auch den passenden<br />
Wärmeabnehmer<br />
Bild 2: Nicht jeder Kanal transportiert genügend Wärme<br />
84 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
Bild 3: Übersicht über erfolgversprechende Bereiche<br />
POTENTIALERSCHLIESSUNG<br />
Mit Hilfe von Geografischen Informationssystemen (GIS)<br />
werden die vorhandenen Daten zusammengeführt und analysiert.<br />
Dank des Raumbezugs können zuvor getrennt voneinander<br />
betrachtete Informationen in Beziehung gesetzt<br />
werden. So werden potentiell geeignete Kanalabschnitte<br />
im Kanalkataster herausgefiltert (ausreichende Nennweite<br />
und ausreichender Trockenwetterabfluss) und mit den Liegenschaftsdaten<br />
der Stadt Oldenburg zusammengebracht.<br />
Dank der guten Zusammenarbeit fließen aus unterschiedlichen<br />
Abteilungen der Stadtverwaltung die Informationen<br />
zusammen, so dass nicht nur die Information vorliegt, wo<br />
sich die städtischen Liegenschaften befinden, sondern auch<br />
welchen Wärmebezug und welche Sanierungsziele sie aufweisen.<br />
Mit Hilfe des Raumbezugs können Angebot und<br />
Nachfrage einfacher zusammenfinden und die Nutzung von<br />
Wärme aus Abwasser planvoll angegangen werden. So soll<br />
vermieden werden, dass Akteure an suboptimalen Standorten<br />
lange Diskussionen führen (siehe Bild 1 und Bild 2).<br />
Theoretisches Potential<br />
Das theoretische Potential wird oft herangezogen, um prinzipiell<br />
das vorhandene Wärmepotential zu thematisieren.<br />
Für eine stadtweite Planung kann die Größe herangezogen<br />
werden, um eine installierbare Anlagenkapazität als erste,<br />
unkritische Größenordnung aufzuzeigen. Der spezifische,<br />
nutzbare Wärmeinhalt des Abwassers bei 2 K Abkühlung<br />
entspricht 2,3 kWh/m 3 [1]. An der Oldenburger Kläranlage<br />
fallen durchschnittlich pro Tag 30.000-33.000 m 3 Abwasser<br />
an. Zur Sicherheit wird der untere Wert herangezogen, welcher<br />
1.250 m 3 /h entspricht. Das theoretische Wärmepotenzial<br />
im Abwasser in Oldenburg beläuft sich somit auf 1.250 m 3 /h<br />
(Schmutz- und Mischwasser) * 2,3 kWh/m 3 = 2.875 kW.<br />
Diese Größenordnung gibt einen ungefähren Rahmen<br />
für die installierbare Leistung im Kanalsystem der Stadt<br />
Oldenburg an. Das technische Potential kann sich anders<br />
verhalten, da z. B. geothermische Effekte, die im Kanalisationsverlauf<br />
für eine Wiedererwärmung sorgen, sowie die<br />
Verteilung wärmerelevanter Einleiter den Abkühlungsvorgang<br />
teilweise kompensieren können. Zusätzlich sind kritische<br />
Trockenwetterphasen v. a. während der Heizperiode<br />
zu berücksichtigen.<br />
Effektives, technisches Potential<br />
Das effektive, technische Potential kann mit Hilfe einer<br />
Raumanalyse ermittelt werden. Hierbei steht nicht die<br />
Ermittlung einer potenziellen Entzugsleistung, sondern<br />
eine Herangehensweise zur Eingrenzung von besonders<br />
geeigneten Standorten und Bereichen im Vordergrund.<br />
Mit Hilfe Geografischer Informationssysteme (GIS) können<br />
bisher getrennt betrachtete und verwaltete Informationen<br />
zusammen analysiert werden. Die Kanaldaten und die<br />
Gebäudeumrisse liegen als Geodaten vor.<br />
Zunächst werden Kanalabschnitte (Schmutz- und Mischwasserkanäle)<br />
herausgearbeitet, die aufgrund ihrer<br />
Dimensionierung (> DN 600) und der hydraulischen Verhältnisse<br />
(>10 l/s Trockenwetterabfluss) eine ausreichende<br />
Abwassermenge erwarten lassen. Zusätzlich wurden<br />
Pumpwerke und Druckrohrleitungen berücksichtigt. In<br />
einem Korridor von bis zu 90 m entlang der Kanalab<br />
03 | 2014 85
FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG<br />
Bild 4: Beispiel für eine Übersicht indirekter Einleiter<br />
mit warmen Abwasseraufkommen in einem<br />
Gewerbegebiet (unmaßstäbig)<br />
Bild 5: Entwurf eines Ampelsystems für die Entscheidungsfindung<br />
schnitte werden die Gebäude als potenzielle Abnehmer<br />
berücksichtigt, wobei zu den meisten städtischen Liegenschaften<br />
zusätzlich Verbrauchsdaten vorliegen. Im<br />
Ergebnis liegt eine Karte vor, die einen ersten Ansatzpunkt<br />
für interessante Einsatzorte liefert und eine Diskussionsgrundlage<br />
darstellt (Bild 3).<br />
Zusätzlich wurden Angaben über städtebauliche Entwicklungsabsichten<br />
und vorhandene und geplante Sanierungsgebiete<br />
berücksichtigt, um auch zukünftige potentielle<br />
Wärmeabnehmer berücksichtigen zu können.<br />
Mit Hilfe der Raumanalyse können auch Abhängigkeiten<br />
innerhalb der jeweiligen Einzugsgebiete aufgezeigt werden.<br />
Über eine Verortung z. B. von indirekten Einleitern<br />
mit warmen Abwasseraufkommen kann eine Risikoabschätzung<br />
für untenliegende Wärmeabnehmer erstellt<br />
werden (Bild 4). Eine Veränderung innerbetrieblicher<br />
Prozesse oder das Abwandern von Betrieben kann schlagartig<br />
zu einer Veränderung des Wärmedargebotes im<br />
Kanal nach sich ziehen.<br />
Umsetzbares Potential<br />
Eine Verifizierung der grob erstellten Einschätzung kann nur<br />
über Messungen vor Ort erfolgen. Diese kanalseitig bezogene<br />
Überprüfung ist der erste Schritt auf dem Weg einer<br />
stadtweiten Potentialanalyse. Der Kanalnetzbetreiber kann<br />
bei reger Nachfrage in die Situation kommen, auf eine Vielzahl<br />
von Anfragen reagieren zu müssen. Um eine schnelle<br />
Entscheidungshilfe an der Hand zu haben, wird aktuell ein<br />
„Ampelsystem“ (siehe Bild 5) und ein Prüfsystem diskutiert.<br />
Die in der ersten Stufe für interessant befundenen Bereiche<br />
(s. o.) erhalten die Markierung „Grün“, sind also prioritär<br />
einzuschätzen. An zweiter Stelle („Gelb“) sind Bereiche, die<br />
nahe an größeren Wärmeabnehmern liegen und die nach<br />
einer genaueren Untersuchung der technischen Rahmenbedingungen<br />
in Frage kommen können. Hier spielen auch die<br />
Kanalabschnitte eine Rolle, die in naher Zukunft saniert werden<br />
sollen. An dritter Stelle stehen Kanalabschnitte, die auch<br />
in absehbarer Zeit keine ausreichenden Abwasserfrachten<br />
erwarten lassen. Hier lassen sich Anfragen schnell mit dem<br />
Hinweis beantworten, dass ein Betrieb nicht wirtschaftlich<br />
und sicher sein wird.<br />
Neben dem Ampelsystem wird ein Prüfprozedere diskutiert<br />
und erprobt, das sich in folgende Schritte unterteilen lässt:<br />
1. Messungen: Bei einer konkreten Anfrage sollte<br />
zunächst eine Messkampagne durchgeführt werden,<br />
um die Temperatur und die Angaben der hydraulischen<br />
Netzberechnung hinsichtlich Füllhöhe bei Trockenwetterlage<br />
zu überprüfen.<br />
2. Ermittlung des Einzugsgebietes: Mit Hilfe der meisten<br />
Kanalkatastersysteme ist es möglich, die Einzugsgebiete<br />
für den jeweiligen Kanalabschnitt zu ermitteln.<br />
Das Einzugsgebiet wird dann mit demografischen<br />
Daten, aber auch mit einer Übersicht wärmerelevanter<br />
indirekter Einleiter räumlich verschnitten (s. o.).<br />
Die Verschneidung erlaubt Aussagen über absehbare<br />
Entwicklungen beim Abwasseraufkommen und<br />
möglichen Veränderungen beim Wärmedargebot im<br />
Abwasser.<br />
3. Aufzeigen des Potentials: Im letzten Schritt kann eine<br />
erste Einschätzung erstellt werden, ob langfristig ein<br />
Wärmepotenzial am angefragten Standort zur Verfügung<br />
steht.<br />
4. Detailplanung: Der letzte Schritt umfasst die technische<br />
Detailplanung der Gesamtanlage (Wahl des Wärmetauschersystems,<br />
Dimensionierung, Abstimmung<br />
mit der Gebäudetechnik usw.).<br />
Das hier andiskutierte „Ampelsystem“ und Prüfsystem wird<br />
im Laufe des Projektes weiter verfeinert.<br />
86 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG FACHBERICHT<br />
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SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK<br />
Im Rahmen des Projektes wurden bisher drei Workshops mit<br />
Herstellern, Planern und Nutzern durchgeführt [2; 3] und das<br />
hier vorgestellte Prozedere diskutiert. Neben der Verortungsmethodik<br />
sind noch eine Reihe weiterer Aspekte herausgearbeitet<br />
worden, die essentiell für die Potentialerschließung sind:<br />
»»<br />
Der Standort ist entscheidend für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung. Sowie Abwasser- und Wärmedargebot als<br />
auch Energieabnehmer müssen räumlich und energetisch<br />
zueinander passen.<br />
»»<br />
Die Kopplung und Abstimmung der Komponenten<br />
(Wärmetauscher, Wärmepumpe, Gebäudetechnik)<br />
untereinander muss verbessert werden. Hierzu sollten<br />
die jeweiligen Bemessungsgrundlagen aufeinander<br />
Bezug nehmen (DWA/ DIN/ VDI).<br />
»»<br />
Aufgrund der Weiterentwicklung der Technik sollte das<br />
DWA-Regelwerk fortgeschrieben werden.<br />
»»<br />
Schon im frühen Planungsstadium sollte ein Planer<br />
hinzugezogen werden, der die unterschiedlichen<br />
Gewerke übergreifend im Blick hat. Dazu bedarf es<br />
einer entsprechenden Qualifizierung. Hersteller und<br />
Planer verstehen sich immer mehr als Lösungsanbieter<br />
(„Rundum-Sorglos-Paket“).<br />
»»<br />
Eine neutrale Initialberatung kann die Hemmschwelle<br />
von Investoren senken, sich mit der Energiequelle auseinanderzusetzen<br />
und so helfen, das Thema weiter zu<br />
streuen.<br />
»»<br />
In den Niederlanden wurde im Gegensatz zu den Workshops<br />
auf deutscher Seite der Bedarf von Wärmetauschern<br />
auch für kleinere Kanalnennweiten thematisiert.<br />
Die hier genannten Punkte haben zum Ziel, zukünftige Anlagen<br />
so zu konzipieren und umzusetzen, dass sie eine hohe<br />
Betriebssicherheit aufweisen sowie wirtschaftlich rentabel und<br />
somit konkurrenzfähig gegenüber anderen Systemen wie der<br />
Geothermie sind.<br />
Im Rahmen des Projektes (Laufzeit bis März 2015) wird die<br />
Methode weiter ausgearbeitet, wobei die Übertragbarkeit<br />
eine große Rolle spielen wird.<br />
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LITERATUR<br />
[1] A. Hamann: Nachhaltige Immobilienwirtschaft am Beispiel der<br />
Abwasserwärmenutzung. S: 241, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
München, 2012<br />
[2] J. Knies: Wärme aus Abwasser soll keine Nischenanwendung mehr<br />
sein, iro-Info Nr. 44, Dez. 2013<br />
[3] J. Knies, M. Böge: Faktoren für eine erfolgreiche Nutzung von Wärme<br />
aus Abwasser, In: KA Korrespondenz Abwasser, Abfall 2013 (60), Nr. 10<br />
AUTOR<br />
Dipl. Landschaftsökol. JÜRGEN KNIES MSc (GIS)<br />
iro GmbH, Oldenburg<br />
Tel.: +49 441 3610-3938<br />
E-Mail: knies@iro-online.de<br />
<strong>3R</strong> erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />
03 | 2014 87
PROJEKT KURZ BELEUCHTET ABWASSERENTSORGUNG<br />
Neue Druckrohrleitung DN 1200 aus<br />
GFK-Rohren in Wilhelmshaven<br />
Die zunehmende Intensität von Starkregenereignissen stellt viele Städte und Kommunen und ihre Entwässerungsbetriebe<br />
vor große Herausforderungen. Die Stadt Wilhelmshaven bildet hier keine Ausnahme. Mitte März 2011 beschloss der Rat<br />
den Bau einer Abwasserdruckleitung DN 1.200 (PN 6) vom Pumpwerk Süd zur Zentralkläranlage (ZKA). Damit können in<br />
Zukunft bei Starkregenereignissen rund 7.000 m 3 pro Stunde aus dem südlichen Kernstadtbereich abtransportiert werden.<br />
Dies wird einerseits die Mischwassereinleitung in den Banter Siel reduzieren und andererseits die Abwasserentsorgung im<br />
südlichen Kernstadtbereich sichern. Mit der Planung und Bauleitung beauftragten die zuständigen Technischen Betriebe<br />
Wilhelmshaven (TBW), Eigenbetrieb der Stadt Wilhelmshaven, die Planungs-ARGE Dr. Born-Dr. Ermel GmbH/p2m berlin<br />
GmbH. Für die Bauausführung zeichnete die Arbeitsgemeinschaft ADL Wilhelmshaven verantwortlich, an der die Ludwig<br />
Freytag GmbH u. Co. KG (technische Federführung), die Strabag AG sowie die Georg Koch GmbH beteiligt waren. Aufgrund<br />
von technischen Vorzügen wie den hervorragenden hydraulischen Eigenschaften oder der statischen Belastbarkeit, aber<br />
auch aufgrund der Flexibilität des Werkstoffes und wirtschaftlicher Aspekte entschieden sich die TBW beim Bau der neuen<br />
Druckrohrleitung für den Einsatz von FLOWTITE GFK-Wickelrohren der AMITECH Germany GmbH.<br />
Bei der Baumaßnahme handelte es sich in Wilhelmshaven<br />
um die größte Tiefbaumaßnahme im Abwasserbereich der<br />
letzten Jahrzehnte. Eine 5,7 km lange Druckrohrleitung<br />
DN 1.200 mit einer Förderleistung von bis zu 7.000 m 3 pro<br />
Stunde wurde in einer Tiefenlage von 2,50 m bis teilweise<br />
5,50 m unter dem Gelände verlegt (siehe Bild 1). Dazu<br />
Grafik: Dr. Born-Dr. Ermel GmbH<br />
Bild 1: Mit dem Trassenverlauf längs des Friesendammes wurde die optimale Lösung sowohl unter wirtschaftlichen als auch<br />
unter ökologischen Gesichtspunkten gefunden. Die Länge der Trasse beträgt rund 5,7 km, 4,2 km davon außerhalb des<br />
bebauten Stadtgebietes<br />
88 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
war ein Bodenaushub von rund 50.000 m 3 erforderlich.<br />
Die Kosten der Gesamtmaßnahme einschließlich Pumpwerksumbau,<br />
Planungsleistungen usw. waren mit 13 Mio.<br />
Euro veranschlagt.<br />
Der optimale Trassenverlauf der neuen Abwasserdruckleitung<br />
war unter Berücksichtigung ökologischer, volkswirtschaftlicher<br />
und wirtschaftlicher Aspekte ermittelt worden.<br />
Die Planungs-ARGE Dr. Born-Dr. Ermel GmbH/p2m berlin<br />
GmbH arbeitete hierzu vier optionale Trassen aus, die einer<br />
eingehenden Bewertung unterzogen wurden.<br />
Während die Trasse bei der Variante 1 und 2 durch die<br />
Stadt verlief, wurde bei Variante 3 nur ein Teil der Trasse<br />
durch die Stadt geführt (1,3 km) und der überwiegende<br />
Teil (4,2 km) außerhalb im Bereich des Friesendammes. In<br />
Variante 4 wurde der Stadtbereich vollständig<br />
gemieden. Die Planung sah hier zunächst die<br />
Verlegung im Hafen und die Weiterführung<br />
bis zur ZKA entlang des Friesendammes vor.<br />
Die Kosten-Nutzen-Analyse führte zu einem<br />
klaren Ergebnis: Die Varianten 1 und 2 lagen<br />
bei der Bewertung in etwa gleich auf. Variante<br />
4 erhielt die schlechteste Bewertung und<br />
als eindeutiger Favorit ging Variante 3 hervor.<br />
Dem Ergebnis lag eine Wichtung nach<br />
Investitionskosten (50 %) und Nicht-monitären<br />
Zielen (50 %) zugrunde. Zu den Nichtmonitären<br />
Zielen zählten u. a. „Ökologische<br />
Auswirkungen“, „unmittelbare Einschränkung<br />
für Anwohner“, „Zugänglichkeit für Wartung<br />
und Reparatur“, „Risiken für vorhandene Bausubstanz“<br />
oder „Synergie Straßensanierung“.<br />
Richtige Wahl getroffen<br />
Für die Planung von Abwasserdruckleitungen<br />
sind einige Besonderheiten zu berücksichtigen.<br />
Dazu gehört u. a. der Einfluss des zu<br />
transportierenden Mediums auf den Rohrwerkstoff.<br />
So kann es infolge von anaeroben<br />
Verhältnissen beim Transport von Abwasser<br />
zu biogener Schwefelwasserstoffkorrosion<br />
kommen. Bei der Wahl des Rohrwerkstoffes<br />
ist dies zu berücksichtigen.<br />
Weitere Faktoren sind hydraulische Eigenschaften,<br />
statische Belastbarkeit und nicht<br />
zuletzt die Handhabbarkeit beim Einbau auf<br />
der Baustelle. „Die Korrosionsbeständigkeit,<br />
die hohe Nennsteifigkeit und die glatte<br />
Rohrinnenwand mit daraus folgenden sehr<br />
guten hydraulischen Eigenschaften sind einige<br />
der Vorteile unseres FLOWTITE GFK-Rohrsystems“,<br />
erläutert Thomas Wede, Gebietsleiter<br />
der AMITECH Germany GmbH. „Dazu kommt<br />
das leichte Handling der Rohre beim Einbau<br />
aufgrund des geringen Metergewichtes. So<br />
sind auch große Nenndurchmesser noch<br />
mit einfachen Hebemaschinen zu bewegen.<br />
Zudem können wir die Baulänge der Rohre<br />
den Baustellengegebenheiten optimal anpassen. Das gewickelte<br />
Rohr wird in Baulängen zwischen 3 und 12 m gefertigt<br />
und just-in-time zur Baustelle geliefert. „Dank dieser<br />
Vorteile sind mit unserem variablen Rohrsystem hohe Verlegeleistungen<br />
auf der Baustelle realisierbar“, so Wede weiter.<br />
Für die 5,7 km lange Abwasserdruckleitung wurden Rohre<br />
mit zwei unterschiedlichen Nennsteifigkeitsgrößen eingebaut.<br />
In Bereich mit Grabenverbau wurde SN 10.000 eingesetzt<br />
und in geböschten Graben SN 5.000. Eine Eigenschaft<br />
des Werkstoffes GFK ist die Flexibilität des Materials bei<br />
statischer Belastung trotz der hohen Nennsteifigkeit. Bei der<br />
Fertigung der Rohre wurde der Schichtaufbau so optimiert,<br />
dass innere und äußere Belastungen gleichermaßen gut<br />
abgeleitet werden können.<br />
Bild 2: Die GFK-Rohre DN 1.200 wurden in Tiefen von 2,5 bis 5,50 m eingebaut. Im<br />
Bereich mit Grabenverbau setzte man Rohre mit einer Nennsteifigkeit von SN 10.000 ein.<br />
Aufgrund des geringen Metergewichtes war das Handling auf der Baustelle relativ einfach<br />
Bild 3: Die Verbindungstechnik spielte hinsichtlich der Dichtheit der Abwasserdruckleitung<br />
und des schnelle Baufortschrittes eine entscheidende Rolle. Vor und<br />
hinter Bögen setzte man die längskraftschlüssige Kupplungsvariante des FLOWTITE-<br />
Rohrsystems ein<br />
03 | 2014 89
PROJEKT KURZ BELEUCHTET ABWASSERENTSORGUNG<br />
Scherstab nimmt Zugkräfte auf<br />
Ein entscheidender Aspekt bei der Auswahl eines Rohrsystems<br />
ist die Verbindungstechnik. Sie muss dauerhaft dicht<br />
sein, auftretende Kräfte aufnehmen können und schnell<br />
und möglichst einfach installierbar sein. „Beim FLOWTITE-<br />
Rohrsystem kommt eine doppelgelenkige Kupplung zum<br />
Einsatz, die über die muffenlosen Rohrenden geschoben<br />
wird. Der Grundkörper der Kupplung besteht aus GFK. Bei<br />
nichtlängskraftschlüssigen Verbindungen erfolgt die Abdichtung<br />
über zwei Elastomer-Dichtungen. Muss die Verbindung<br />
längskraftschlüssig sein, wird eine spezielle Kupplung verwendet,<br />
die mit zusätzlichen Nuten ausgestattet ist. Ein Scherstab,<br />
der in die Kupplung eingeführt wird, nimmt die auftretenden<br />
Zugkräfte auf. Im GFK-Grundkörper der Kupplung sind hierfür<br />
entsprechende Nuten vorgesehen“, beschreibt Dr.-Ing. René<br />
Thiele, Produktmanager der AMITECH Germany GmbH, die<br />
Verbindungstechnik. Beide Kupplungsvarianten kamen in<br />
Wilhelmshaven zum Einsatz. Die längskraftschlüssige Variante<br />
wurde jeweils vor und hinter Bögen eingebaut, um die<br />
auftretenden Reaktionskräfte aufnehmen zu können. Hinzu<br />
kommt: Bei Abwasserdruckleitungen sind an entsprechenden<br />
Hoch- bzw. Tiefpunkten Entleerungs- und Entlüftungsmöglichkeiten<br />
vorzusehen. Hierzu wurden an den vorgesehenen<br />
Rohrstücken direkt im Werk Flanschanschlüsse anlaminiert,<br />
so dass auf der Baustelle lediglich das eingeplante Ventil<br />
angeflanscht werden muss. Die Möglichkeit der Vorkonfektionierung<br />
ist ein weiterer Vorteil des FLOWTITE-Systems, der<br />
auf der Baustelle viel Zeit einsparen kann.<br />
Bild 4: Die Längskraftschlüssigkeit der einen Kupplungsvariante des FLOWTITE-<br />
Rohrsystems wird durch Einschieben eines Scherstabes (s. links) gewährleistet<br />
Arbeit an vier Haltungen gleichzeitig<br />
Das eng gesteckte Zeitfenster von einem Jahr Bauzeit,<br />
aber auch der zum Teil schwierige Untergrund mit stark<br />
bindigen Kleiböden bis 5 m, wasserführenden Wattschichten<br />
und teilweise kontaminierten Bereichen war<br />
für die bauausführenden Unternehmen keine leichte<br />
Aufgabe. „Die TBW legte darüber hinaus großen Wert<br />
auf die Erhaltung des Baumbestandes. Somit war die<br />
ökologische Baubegleitung mit Baumfachleuten bei<br />
dieser Maßnahme ein besonderes Anliegen. Zum bestmöglichen<br />
Schutz des Baumbestandes wurde die Linienführung<br />
gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde<br />
abgestimmt.“, ergänzt Projektleiter Dipl.-Ing.<br />
Michael Mannott, Ludwig Freytag GmbH u. Co. KG,<br />
die an die ARGE gestellten Anforderungen. Um das<br />
gesteckte Ziel zu erreichen, wurde an vier Haltungen<br />
gleichzeitig gebaut. Zur Verbindung der einzelnen<br />
Haltungen wurden Passstücke eingesetzt und vor Ort<br />
laminiert. „Die Erfahrung zeigte, dass es immer wieder<br />
zu leichten Planabweichungen kam, die ein schnelles<br />
Handeln erforderten“, erzählt Bauleiter Dipl.-Ing. Hendrik<br />
Taphorn, Ludwig Freytag GmbH u. Co. KG „Bei<br />
veränderten Einbauabläufen hat AMITECH immer sofort<br />
reagiert und mit einer zügigen und unkomplizierten<br />
Auftragsabwicklung und Organisation dazu beigetragen,<br />
dass der Bauablauf nicht unnötig verzögert wurde. Aktiv<br />
unterstützt wurde die Koordination dabei durch Frank<br />
Dirks von der Luths & Co. GmbH. Die gute Partnerschaft<br />
zwischen den Baupartnern, vom Ingenieurbüro<br />
bis zum Rohrhersteller ist nach Meinung der<br />
beteiligten Baupartner ein wesentlicher Grund<br />
für den erfolgreichen Verlauf der Baumaßnahme.<br />
„Und das trotz der nicht immer einfachen<br />
Randbedingungen“, betont Hendrik Taphorn.<br />
Insgesamt wurden drei Kanalbaukolonnen mit<br />
je sechs Mann, zwei Baggern und Radladern<br />
an der Baumaßnahme in Wilhelmshaven eingesetzt.<br />
In kontaminierten Bereichen wurde in<br />
Schutzkleidung gearbeitet und Teile des Bodens<br />
ausgekoffert und entsorgt. An einigen Stellen<br />
der Strecke wurden Schachtbauwerke in Ortbetonbauweise<br />
ausgeführt und Schieber oder<br />
Ventile zur Entlüftung installiert.<br />
Im Durchschnitt wurden bisher rund 24 m Rohr<br />
pro Tag verlegt. Dank der detaillierten Planung und<br />
der sehr gut abgestimmten Abläufe und der Flexibilität<br />
der Baupartner konnten die Tiefbauarbeiten<br />
Anfang des Jahres wie geplant abgeschlossen werden<br />
– hierin sind sich die Beteiligten einig. Äußerst<br />
zufriedenstellend verlief auch die abschließende<br />
Druckprüfung, bei der sich die komplette Leitung<br />
im ersten Anlauf als dicht erwies.<br />
Fotos: AMITECH Germany GmbH<br />
KONTAKT: AMITECH Germany GmbH, Mochau OT Großsteinbach,<br />
Tel. +49 3431 71820, E-Mail: info@amitech-germany.de,<br />
www.amitech-germany.de<br />
Halle B6, Stand 323/420<br />
90 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
106 Jahre alter Großprofilkanal aus<br />
Stahlbetonfertigteilen teilerneuert<br />
Nach 106 Jahren wurde es Zeit: Der Großprofilkanal mit den lichten Abmessungen 1600/2000 mm in der Gibitzenhofstraße<br />
im Nürnberger Ortsteil Steinbühl musste über rund 25 m erneuert werden. Dazu wurden von SCHNURRER, Weiden, neun<br />
Stahlbetonfertigteile (Rohrhauben) passgenau hergestellt. Einwandfreie Funktionsfähigkeit über einen Zeitraum von mehr<br />
als 100 Jahren ist mit aus Beton gefertigten Kanälen keine Seltenheit.<br />
Im 21. Jahrhundert werden Rohre und Schächte aus<br />
Beton und Stahlbeton nach den FBS-Qualitätsrichtlinien,<br />
aufgrund der heute möglichen Produktions- und<br />
Betontechnologie in einer wesentlich höheren Qualität<br />
gefertigt. Über die Nutzungsdauer von Kanälen, die mit<br />
FBS-Produkten gebaut wurden, müssen sich Bauherren<br />
daher keine Gedanken machen. Die Stadtentwässerung<br />
und Umweltanalytik Nürnberg (SUN) begeht Ihre Großprofile<br />
in einem fünfjährigen Turnus. Bei der letzten<br />
Untersuchung in der Gibitzenhofstraße wurden Risse<br />
und Verschiebungen festgestellt, die nicht mehr tragbar<br />
waren (Bild 1).<br />
Kurze Bauzeit von rund vier Wochen<br />
Die Teilerneuerung des Profilkanals wurde ausgeschrieben.<br />
Da sich dieser Kanal unter einer Straßenbahnlinie<br />
befindet und die zusätzlich erforderliche Anzahl<br />
von Bussen, die durch den Ausfall dieser Linie benötigt<br />
werden, nur in den Sommerferien zur Verfügung<br />
steht, standen für die gesamte Maßnahme maximal<br />
sechs Wochen Bauzeit zur Verfügung. Seitens der SUN<br />
wurden ca. 1,5 Wochen für die Wiederherstellung des<br />
Straßenbahngleises und der Fahrbahn veranschlagt. Im<br />
Vergleich zu der Errichtung Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
in Ortbeton, kamen aufgrund der kurzen Bauzeit von ca.<br />
4,5 Wochen für die Fa. Scharnagl, Weiden ausschließlich<br />
Fertigteilsegmente in Frage. Die Innenabmessungen<br />
der Fertigteile des zu erneuernden Teilabschnittes wurden<br />
durch die JOSEF SCHNURRER GmbH & Co. KG aus<br />
Weiden millimetergenau gefertigt, da sich die neuen<br />
Rohrhauben mitten im Strang befinden. Aus diesem<br />
Grund war es enorm wichtig, die Innenabmessungen<br />
zu 100 % einzuhalten. Die Gestaltung der Außenkontur<br />
stimmte die JOSEF SCHNURRER GmbH & Co. KG auf ihr<br />
Schalungssystem ab. Erneuert wurden nur die Hauben<br />
(Bild 2), da eine Um- oder Überleitung des Trockenwetterabflusses<br />
nicht möglich war. Nach dem der alte Kanal<br />
freigelegt war, wurde dieser durch die Fa. Scharnagl bis<br />
auf Banketthöhe abgebrochen. Die grobe Abbruchebene<br />
wurde mit Elektrohämmern Zentimetergenau auf die<br />
erforderliche Tiefe gebracht, gereinigt und es wurde<br />
eine plane Aufstellfläche für die neuen Hauben herge-<br />
Foto: SUN<br />
Foto: SCHNURRER<br />
Bild 1: Bei der Untersuchung des über 100 Jahre alten Kanals wurden<br />
Risse und Verschiebungen festgestellt<br />
Bild 2: Rohrhauben mit Nut für die Einstemmdichtung<br />
03 | 2014 91
PROJEKT KURZ BELEUCHTET ABWASSERENTSORGUNG<br />
Foto: Scharnagl<br />
stellt. Die Hauben wurden auf ein selbstklebendes Dichtungsband<br />
versetzt und ausgerichtet (Bild 3). Von außen<br />
wurden die Fugen mit Polymerbitumen-Schweißbahnen<br />
und von innen mit Einstemmdichtungen abgedichtet. Die<br />
Anschlüsse an den Altbestand wurden eingeschalt und<br />
ausbetoniert. Nach dem Anbinden der Hausanschlüsse<br />
in die bereits im Werk seitens des Herstellers eingebrachten<br />
Steinzeugdichtelemente wurde die Baugrube bis ca.<br />
30 cm über den Rohrscheitel mit Flüssigboden verfüllt.<br />
„Die Qualitätskontrolle durch den Bauherrenvertreter vor<br />
Ort zeigte keinerlei Anlass zur Unzufriedenheit. Die Oberflächen<br />
waren ausgesprochen glatt und frei von Unregelmäßigkeiten.<br />
Die Nuten für den späteren Einbau der<br />
Einstemmdichtungen waren maßhaltig und scharfkantig.<br />
Die Teile waren durchnummeriert, damit die eingebauten<br />
Stutzen zu den Hausanschlüssen passen. Nach dem<br />
Versetzen der Fertigteile zeigte sich die Maßgenauigkeit<br />
der Kanalhauben: es waren keine Versätze festzustellen“,<br />
so Ralph Schwarz von der SUN.<br />
Bild 3: Die Rohrhauben wurden auf ein selbstklebendes<br />
Dichtungsband versetzt und ausgerichtet<br />
KONTAKT: FBS - Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V.,<br />
Bonn, Tel. +49 228 95456-54, E-Mail: info@fbsrohre.de,<br />
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820 m Kanal mit Schlauchlinern unter<br />
extremem Grundwasserstand saniert<br />
Im Auftrag der hanseWasser Bremen GmbH realisierte die tubus GmbH aus Leipzig ein extremes Kanalsanierungs-Projekt.<br />
Der Einbau von vier Schlauchlinern in ein 820 m langes Ei-Profil 800/1200 ist an sich zwar nicht ungewöhnlich, doch äußerst<br />
herausfordernd waren im Hauptsammler Hochschulring die Randbedingungen: Das Bauwerk liegt 8 m tief und durchgängig<br />
6 m unter dem Grundwasserspiegel.<br />
Der Mischwasser-Hauptsammler unter dem Bremer Hochschulring<br />
wurde im Jahre 1972 in Mauerwerksbauweise<br />
errichtet, trotz des geringen Alters des Kanals wurden bei<br />
TV-Voruntersuchungen Risse und korrodierte, ausgewaschene<br />
Mauerwerksfugen festgestellt: Massiver Fremdwassereintritt<br />
war die zwangsläufige Folge dieses Befundes, da der Sammler<br />
in voller Länge 6 m tief unter dem Grundwasserspiegel liegt.<br />
Als 2012 die tubus GmbH, den Zuschlag für die Inliner-Sanierung<br />
des Sammlers bekam, hatte diese Grundwassersituation<br />
bereits eine maßgebliche Rolle für die Planung und Verfahrensauswahl<br />
gespielt. An eine offene Erneuerung des Kanals<br />
war nicht zu denken, und selbst ein Abbruch der vorhandenen<br />
Schachtbauwerke bei der Installation der Schlauchliner wurde<br />
kategorisch ausgeschlossen: Unter dem anstehenden Grundwasserdruck<br />
wäre jede Baugrube unmittelbar kollabiert. Eine<br />
Absenkung des Grundwasserspiegels während der Bauphase<br />
war angesichts der unmittelbaren Nähe des Stadtwaldsees aus<br />
ökologischen und ökonomischen Gründen nicht durchführbar.<br />
Vor Beginn der Inliner-Sanierung galt es, in einem ersten<br />
Arbeitsgang den Grundwasserzufluss zu stoppen, damit das<br />
Schlauchlining überhaupt durchgeführt werden konnte. Die<br />
tubus GmbH entschied sich für den Einbau des Pull-Inliners<br />
von Norditube. Das warmwasserhärtende System, das auf<br />
einem Synthese-Nadelfilz-Liner basiert, war aufgrund seiner<br />
spezifischen Einbautechnik und bei den in Bremen gegebenen<br />
Rahmenbedingungen das technisch beste Verfahren. Die<br />
Schächte im Hochschulring hatten einen Durchmesser von nur<br />
80 cm. Sie abzubrechen, war durch den extremen anstehenden<br />
Grundwasserdruck jedoch völlig ausgeschlossen. Einzig<br />
der vorhandene Konus wurden vor der Sanierung entfernt und<br />
bis in 1,50 m Tiefe durch Betonschachtringe DN 1000 ersetzt,<br />
um den Liner-Einzug zu erleichtern.<br />
92 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
Vor dem Start der Kanalarbeiten musste der Trockenwetterabfluss<br />
des Sammlers an der Sanierungsstrecke vorbei geleitet<br />
werden. Dazu wurde oberirdisch eine Wasserüberleitung aus<br />
Druckrohren DN 600 und DN 800 einschließlich mehrerer<br />
Rohrbrücken errichtet. Der Planung lag ein TW-Abfluss von<br />
640 Liter/Sekunde mit einem gewissen Anteil für einen Durchschnittsregen<br />
zugrunde. Bei Starkregen war eine Sanierung<br />
nicht durchführbar.<br />
Sechs Wochen lang waren die tubus-Fachleute damit beschäftigt,<br />
den begehbaren Kanal durch Verpressung eines zweikomponentigen<br />
PUR-Schaumharzes abzudichten. Zu diesem<br />
Zweck wurde das Mauerwerk in regelmäßigem Raster mit<br />
Bohrungen perforiert, in die man Bohrpacker einsetzte. Über<br />
Druckschläuche und diese Bohrpacker wurde letztlich das<br />
Injektionsharz in die Bauwerkswand und das den Kanal umgebende<br />
Erdreich verpresst, wo es schnell und nachhaltig zu einer<br />
wasserdichten Masse aushärtete.<br />
In den so abgedichteten Kanal wurden im Frühjahr 2013 in<br />
vier jeweils einwöchigen Bauphasen die jeweils rund 200 m<br />
langen Pull-Inliner eingebaut. Angesichts der Tatsache, dass<br />
die Schächte deutlich geringere Nennweite aufweisen als der<br />
Kanal, kam nur das Pull-Inliner-System in Frage. Bei diesem<br />
Verfahren werden die in Bremen 25 mm starken und bis zu<br />
25 t schweren Liner als gefaltetes Paket mechanisch in die<br />
Haltung eingezogen und erst darin liegend formschlüssig aufgeweitet.<br />
Dies geschieht, indem man einen Kalibrierschlauch<br />
mit 3 mm Wanddicke im Inversionsverfahren per Wasserdruck<br />
in den liegenden Liner einstülpt und ihn dadurch nach und<br />
nach aufstellt. Dieser darf im Schacht jedoch Untermaß haben<br />
und dehnt sich erst im Kanal auf die End-Nennweite Ei-Profil<br />
800/1200 aus.<br />
In Bremen kam überdies ein spezieller Kunstgriff zur Anwendung,<br />
der bei diesem Verfahren möglich ist: Nachdem der Liner<br />
weitestgehend hydraulisch aufgestellt war, verschloss man die<br />
Inversionssäule über dem Schacht mit einer Druckschleuse<br />
und beaufschlagte das System zusätzlich mit Luftdruck. Dieser<br />
Druckanstieg begünstigt das weitgehend faltenfreie Anliegen<br />
des Liners im Kanal. Schließlich wurde auch der verbliebene<br />
Luftraum endgültig mit Wasser gefüllt, um beim nachfolgenden<br />
Heizvorgang einen flächendeckenden Kontakt des Liners<br />
mit heißem Wasser sicher zu stellen.<br />
Der Härtungsvorgang, der pro Liner 60 Stunden dauerte,<br />
wurde durch eine mobile Heizanlage mit 1.350 kW Heizleistung<br />
realisiert. Zur Verbesserung der Zirkulation des Prozesswassers<br />
entschied sich die tubus GmbH, der Heizanlage eine<br />
leistungsstarke thermoresistente Pumpe vorzuschalten. Wie<br />
die späteren labortechnischen Untersuchungen der Liner-<br />
Rückstellproben belegten, wurden alle Prüfkriterien zu 100 %<br />
erfüllt.<br />
Das letzte Gewerk, das die Renovierung des Hauptsammlers<br />
Hochschulring abrundete, war die Sanierung der Schächte<br />
durch vertikalen Einbau eines GFK-Rohres DN 700. Der Ringraum<br />
zur Schachtwand wurde durch einen Flüssigmörtel verdämmt.<br />
Den Übergang von diesen Schächten zum Kanalbauwerk<br />
bzw. Liner stellte man schließlich in Handlaminattechnik<br />
her. Die Schlauchlining-Sanierung „Hochschulring“ war für die<br />
tubus GmbH eines der anspruchsvollsten Sanierungsprojekte<br />
der letzten Jahre, für die hanseWasser Bremen GmbH bedeutet<br />
es die erfolgreiche Bewältigung eines der größten Probleme<br />
im gesamten Bremer Kanalisationsnetz.<br />
KONTAKT: tubus GmbH, Leipzig, E-Mail: info@tubus-gmbh.de<br />
Bild 1: Sechs Wochen lang dauerte es,<br />
die 820 m lange Sanierungsstrecke gegen<br />
Grundwasser abzudichten: Dazu wurde das<br />
komplette Bauwerk mit einem definiertem<br />
Raster von Bohrpackern bestückt, über die man<br />
ein schäumendes Kunstharz-System verpresste<br />
Bild 2: In die vier Sanierungsabschnitte wurden jeweils<br />
rund 200 m lange und rund 25 t schwere Pull-Inliner<br />
eingezogen, im Sammler formschlüssig aufgeweitet<br />
Bild 3: Schließlich wurden auch die 8 m tiefen<br />
Mauerwerk-Schächte durch Einzug von GFK-<br />
Schächten DN 700 saniert<br />
03 | 2014 93
PROJEKT KURZ BELEUCHTET ABWASSERENTSORGUNG<br />
Stadtbauamt Lahr baut neuen<br />
Regenwasserkanal DN 1200/1600<br />
Zur Entlastung eines Mischwasserkanals in der Kernstadt entschloss sich das Tiefbauamt der Stadt Lahr einen Vorschlag<br />
des Planungsbüros WALD + CORBE Beratende Ingenieure GbR, Hügelsheim, umzusetzen. Entgegen der nach dem<br />
Generalentwicklungsplan 2007 ursprünglich vorgesehenen Aufdimensionierung des Mischwasserkanals sollte ein neuer<br />
Regenwasserkanal gebaut werden, der u. a. die Oberflächenabflüsse zweier Außengebiete aufnehmen wird. Bei der<br />
Umsetzung des neuen Konzeptes war zu berücksichtigen, dass die Oberflächenabflüsse der Straßen zu behandeln<br />
sind, bevor sie in den Vorfluter eingeleitet werden dürfen. Das Tiefbauamt Lahr entschied sich für den Einsatz des<br />
Systems INNOLET ® von der Funke Kunststoffe GmbH, das seit Jahren mit großem Erfolg von vielen Kommunen in<br />
Deutschland in Straßenabläufen eingesetzt wird. Das System reinigt Niederschlagsabflüsse dezentral, noch bevor sie in<br />
den Regenwasserkanal bzw. in Oberflächengewässer gelangen.<br />
Zwischen 2005 und 2007 entwickelte das Ingenieurbüro<br />
WALD + CORBE einen Generalentwässerungsplan (GEP<br />
2007 – Kernstadt) für die Stadt Lahr. Ziel war es, Problemstellen<br />
im Netz zu ermitteln, in denen eine ausreichende<br />
hydraulische Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben war<br />
und anschließend einen Maßnahmenkatalog zu deren<br />
Behebung aufzustellen. Bei der Planung waren u. a. die<br />
örtliche Bebauung, die Außengebiete und die Wasserspiegellagen<br />
in den Vorflutern zu berücksichtigen. „Auf dieser<br />
Basis werden die Maßnahmen entsprechend ihrer Priorität<br />
sukzessive durchgeführt, um das Kanalbestandsnetz unter<br />
technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren“,<br />
erläutert Dipl.-Ing. (FH) Michael Kleinthomä, Leiter<br />
der Abteilung Tiefbau, Stadtbauamt Lahr.<br />
Zu den ersten Sanierungsmaßnahmen gehörte die Ertüchtigung<br />
des Mischwasserkanals in der Tramplerstraße.<br />
Aufgrund der Außengebietszuflüsse war regelmäßig<br />
ein Überstau des Mischwasserkanals zu beobachten,<br />
der auch rechnerisch im Zuge der Erstellung des GEP<br />
nachgewiesen wurde. Die zunächst vorgesehene Aufdimensionierung<br />
des Mischwasserkanals wurde zugunsten<br />
eines Alternativvorschlags fallen gelassen, der den<br />
Neubau eines Regenwasserkanals zur Abführung der<br />
Oberflächenabflüsse in den nahegelegenen Vorfluter<br />
„Sulzbach“ vorsah. „Dies hatte den Vorteil, dass neben<br />
dem Mischwasserkanal zukünftig auch die Kläranlage<br />
deutlich entlastet wird“, erklärt Michael Kleinthomä. So<br />
wurde in einem ersten Bauabschnitt eine neue Regenwasserentwässerungsleitung<br />
in den Nennweiten DN 1200<br />
bis DN 1600 verlegt. Weitere dringende Sanierungs- und<br />
Umbaumaßnahmen am bestehenden Kanalnetz in der<br />
Tramplerstraße folgten in einem zweiten Bauabschnitt.<br />
Abschließend wurde die Straßendecke der Tramplerstraße<br />
über die gesamte Fahrbahnbreite saniert. Sowohl die<br />
Kanalisations- als auch die Straßenbauarbeiten führte<br />
die Knäble GmbH Straßenbau, Biberach, aus.<br />
Bild 1: In der Tramplerstraße wird das Regenwasser der<br />
Straßenoberfläche nun über INNOLET ® -Filter, die in den<br />
Straßenabläufen nachträglich installiert wurden, gereinigt in<br />
den neuen Regenwasserkanal abgeführt<br />
Bild 2: Für den Einbau der neuen Filter in die Straßeneinläufe<br />
zeichnete die Gebrüder Förster GmbH, Schwanau,<br />
verantwortlich. Ein Mitarbeiter der Firma Funke demonstriert<br />
das leichte Wechseln des Filters<br />
94 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
Regenwasserbehandlungskonzept<br />
entwickelt<br />
Die zu genehmigende Einleitmenge,<br />
die über den neuen Regenwasserkanal<br />
in den Vorfluter abgeführt<br />
werden soll, wurde unter Verwendung<br />
des zweijährlichen Eulermodellregens<br />
Typ II aus der Bestandsrechnung<br />
zu 1.175 l/s ermittelt. Der<br />
qualitative Nachweis erfolgte nach<br />
den Arbeitshilfen für den Umgang<br />
mit Regenwasser in Siedlungsgebieten<br />
der LfU Baden-Württemberg<br />
und dem ATV-DVWK Merkblatt 153.<br />
Die Berechnung ergab, dass das<br />
Regenwasser vor der Einleitung in<br />
den Sulzbach zu behandeln ist. Das<br />
Stadtbauamt Lahr entwickelte daraufhin<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Firma Funke ein Regenwasserbehandlungskonzept,<br />
das die Ausrüstung der Straßeneinläufe<br />
im Kanalsanierungsbereich mit INNOLET ® -Filtern vorsah.<br />
Insgesamt sollten 20 Straßeneinläufe mit dem Filtersystem in<br />
Standardausführung quadratisch ausgestattet werden. Auch<br />
hier erfolgte die Nachweisführung nach LfU-Arbeitshilfen<br />
und ATV-DVWK Merkblatt 153. Das Ergebnis zeigte eine<br />
ausreichende Reinigung des Regenwassers, so dass die<br />
Maßnahme vom Landratsamt genehmigt wurde.<br />
Anschließend erfolgte noch der quantitative Nachweis,<br />
wonach der Einleitungsabfluss bei einem 15-Minuten Regen<br />
der Jährlichkeit 1 den einjährlichen Hochwasserabfluss im<br />
Vorfluter nicht überschreiten darf. Die Berechnungen zeigten,<br />
dass ein Zwischenspeichern des von den Straßenflächen<br />
anfallenden Niederschlagswassers vor der Einleitung in den<br />
Sulzbach nicht erforderlich ist.<br />
IKT-Prüfsiegel bescheinigt zuverlässige Reinigung<br />
Mit dem INNOLET ® -System der Funke Kunststoffe<br />
GmbH kann anfallendes Niederschlagswasser bereits im<br />
Straßenablauf von Schadstoffen weitestgehend gereinigt<br />
werden. Das System, mit dem sich Straßenabläufe nach<br />
DIN 4052 einfach nachrüsten lassen, besteht aus Edelstahl<br />
(1.4404) und ist in zwei Ausführungen erhältlich: Bei Straßenabläufen<br />
mit Gussaufsatz in der Größe 500 x 500 mm<br />
beträgt der Durchmesser 315 mm. Bei Straßenabläufen mit<br />
Gussaufsatz in der Größe 300 x 500 mm beträgt der Durchmesser<br />
250 mm. Die Bauhöhe ist bei beiden Varianten mit<br />
700 mm gleich. „Die Vorteile dieses dezentralen Regenbehandlungssystems<br />
sind die einfache und wirtschaftliche<br />
Nachrüstbarkeit der meisten Straßenabläufe ohne bauseitige<br />
Veränderungen, die hohe Reinigungsleistung des Filters<br />
und der damit verbundene hohe Rückhalt von Schwermetallen<br />
(60-80 %), PAK (50 %) und AFS (50-80 %)“,<br />
erläutert Funke-Fachberater Jürgen Gäßler. Gleichzeitig<br />
weist er darauf hin, dass das INNOLET ® -System, das im<br />
Rahmen von zwei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und<br />
Bild 3: Mit dem in den Straßenabläufen<br />
integrierbaren System der Funke<br />
Kunststoffe GmbH können Schadstoffe<br />
wie Blei, Kupfer, Zink, PAK oder Tropföl<br />
weitestgehend zurückgehalten werden<br />
Bild 4 : Einmündungsstelle des neuen Regenwasserkanals<br />
(rechts im Bild) in die Vorflut „Sulzbach“<br />
Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Technik (BMWI) untersucht und ausgewertet<br />
wurde, in diesem Jahr vom IKT – Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur als erstes Produkt zur dezentralen Niederschlagswasserbehandlung<br />
das neue Siegel „IKT-geprüft<br />
gemäß Trennerlass“ erhalten hat.<br />
Einfaches Funktionsprinzip<br />
Das Niederschlagswasser von Straßen- oder Gewerbebereichen<br />
fließt in den mit INNOLET ® ausgerüsteten Straßeneinlauf.<br />
Der oben angeordnete, seitlich gelochte Grobfilter, der<br />
zuerst durchströmt wird, dient dem Rückhalt von Grobstoffen<br />
im oberflächlichen Abfluss. Diese setzen sich auf dem<br />
Boden des Grobfilters ab. Durch die seitlichen Öffnungen<br />
gelangt das Wasser in die darunter liegende Filterpatrone,<br />
die mit Substrat gefüllt ist. Hier werden insbesondere die im<br />
Oberflächenabfluss mitgeführten gelösten Schwermetalle<br />
sowie die organischen Substanzen adsorbiert. Aufgrund seines<br />
großen Porenvolumens und eines speziellen Öladsorbers<br />
besitzt das Substrat zudem eine sehr gute Ölaufnahmefähigkeit.<br />
Danach gelangt das gereinigte Wasser über den<br />
vorhandenen Ablauf in den Regenwasserkanal oder in ein<br />
Gewässer. „Der Austausch des Substrats sollte einmal jährlich<br />
erfolgen“, so Gäßler. „Die empfohlene Anschlussfläche<br />
beträgt mit Gussabdeckung 300 x 500 mm ca. 250 m 2 und<br />
mit Gussabdeckung 500 x 500 mm ca. 400 m 2 .“<br />
Der Neubau des Regenwasserkanals in der Tramplerstraße in<br />
Lahr ist sowohl hinsichtlich der Entlastung des Mischwasserkanals<br />
als auch der Kläranlage eine sinnvolle Entscheidung<br />
gewesen. „Die Umsetzung des Regenwasserkonzeptes mit<br />
den dezentral wirkenden Filtern von Funke war unter wirtschaftlichen<br />
und technischen Gesichtspunkten ebenfalls<br />
eine sehr gute Wahl“, resümiert Michael Kleinthomä.<br />
KONTAKT: Funke Kunststoffe GmbH, Hamm-Uentrop, Tel. +49 2388 3071-0,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de, www.funkegruppe.de<br />
Halle B6, Stand 211<br />
Fotos: Funke Kunststoffe GmbH<br />
03 | 2014 95
PROJEKT KURZ BELEUCHTET ABWASSERENTSORGUNG<br />
Spezielle Pumpentechnik mit<br />
Störmeldeübertragung zur<br />
Schachtentleerung eingesetzt<br />
Im Rahmen der Erweiterung des öffentlichen Schmutzwassernetzes im Raum Berlin ist in verschiedenen Rand- und<br />
Außenbezirken der Hauptstadt, die nicht mittels Freispiegelkanalisation entwässert werden können, eine Druckentwässerung<br />
mittels Pumpentechnik geplant. Bei der Umsetzung entschieden sich die vom Berliner Senat mit dem Projekt beauftragten Berliner<br />
Wasserbetriebe (BWB) nach einer EG-weiten Ausschreibung für die Technik der HOMA Pumpenfabrik GmbH. Das Unternehmen<br />
liefert insgesamt mehr als 350 Druckentwässerungs-Pumpanlagen einschließlich Kunststoff-Pumpenschacht, Tauchmotorpumpe<br />
mit Schneideinrichtung, Steuerungstechnik sowie systembedingtem Zubehör und mehr als 12 Druckrohrspülanlagen.<br />
Für das Projekt passte der Hersteller seine Entwässerungstechnik<br />
eigens an spezifische BWB-Standards an: So wurden<br />
Anlagen verbaut, die alle zwei Stunden eine Zwangsentleerung<br />
ermöglichen, und eine spezielle, eigens auf das Projekt<br />
zugeschnittene Fernwirktechnik zur Steuerung von Doppelpumpanlagen<br />
und Spülstationen eingesetzt. Bisher konnten<br />
3.500 m mit der HOMA-Technik erschlossen werden, 2014<br />
kommen noch einmal 1.000 m in zwei Gebieten hinzu.<br />
„Wir sind vor einiger Zeit vom Berliner Senat dazu<br />
verpflichtet worden, die noch nicht abwassertechnisch<br />
erschlossenen Außenund<br />
Randbezirke mit dem Kanalnetz<br />
zu verbinden“, so Dipl.-Ing. Peter<br />
Schröder, Verantwortlicher für das<br />
Quelle: HOMA Pumpenfabrik GmbH<br />
Bild 1: Im Rahmen der<br />
Erneuerung des öffentlichen<br />
Schmutzwassernetzes im Raum<br />
Berlin lieferte HOMA 350<br />
Kunststoffschächte aus Polyethylen<br />
(PE) zum Sammeln des Abwassers<br />
in verschiedenen Ausführungen.<br />
Es handelt sich dabei um Einzelund<br />
Doppelpumpstationen der<br />
Reihe SKB mit unterschiedlichen<br />
Belastungsklassen in den<br />
Schachtgrößen DN 800 bis DN 1500<br />
Projekt bei den Berliner Wasserbetrieben.<br />
Da der Bau einer Freispiegelkanalisation<br />
in diesen Gebieten<br />
nur schwer oder gar nicht möglich<br />
war, entschied man sich für eine<br />
Druckentwässerung mittels Pumpentechnik.<br />
„2010 suchten wir für<br />
dieses Projekt einen neuen Partner<br />
und haben uns, nach einer genauen<br />
Beurteilung des Angebots und<br />
einer Besichtigung von Referenzobjekten<br />
sowie der Fertigungsstätten<br />
für HOMA entschieden“,<br />
so Schröder.<br />
Spezifische Anforderungen<br />
an die Steuerung von<br />
Doppelpumpanlagen<br />
Die Abwassertechnik des mittelständischen<br />
Herstellers muss für<br />
das Berliner Projekt sehr spezifische<br />
Anforderungen erfüllen: „Zunächst<br />
galt es, 350 Kunststoffschächte aus<br />
Polyethylen (PE) zum Sammeln des<br />
Abwassers in verschiedenen Ausführungen<br />
bereitzustellen. Es handelt sich dabei um Einzelund<br />
Doppelpumpstationen der Reihe SKB mit unterschiedlichen<br />
Belastungsklassen in den Schachtgrößen DN 800 bis<br />
DN 1500“, so Dipl.-Ing. Daniel Weis-Broja, Projektleiter bei<br />
HOMA. Dafür wurden die Standardschächte auf die BWB-<br />
Werknorm WN 701 hin abgestimmt, die grundsätzliche<br />
Anforderungen für Pumpenschächte sowie zur Anordnung<br />
des Steuerschrankes und der Lüftung festlegt. Auch einzelne<br />
essentielle Vorgaben zu den Pumpen und deren Steuerung<br />
sind dort aufgeführt.<br />
So war z. B. für Schachtanlagen mit zwei Pumpen, sogenannte<br />
Doppelpumpanlagen, eine Störfernmeldeübertragung zum<br />
Leitsystem erforderlich. Hier handelt es sich in der Regel um<br />
neuralgische Anlagen, die ständig überwacht werden müssen,<br />
um die Funktionstüchtigkeit jederzeit zu gewährleisten: „Da<br />
die sonst eingesetzten Einzelpumpen vor allem für Einfamilienhausgebiete<br />
geeignet sind, werden Doppelpumpanlagen meist<br />
für Objekte mit mehreren Wohneinheiten verwendet“, erklärt<br />
Schröder. Diese Anlagen werden mit einer Funkschaltung bzw.<br />
Fernsteuerung mittels GSM-Modem ausgestattet. Der Grund<br />
dafür ist einfach: Bei einem Sechs-Familienhaus z. B. kann man<br />
sich nicht darauf verlassen, dass eine Störung sofort gemeldet<br />
wird, weil es bei den Parteien oft Uneinigkeit darüber gibt,<br />
wer zuständig ist. Durch die Funkschaltung werden Fehler<br />
und Ausfälle dagegen sofort in der BWB-Zentrale angezeigt.<br />
Sollten beide Pumpen ausfallen, fährt sofort ein Team hinaus<br />
und beseitigt die Störung innerhalb von 24 Stunden.<br />
Zwangsentleerung zusätzlich zu Niveauschaltung<br />
Alle eingesetzten Pumpen der Baureihen GRP 16 bis<br />
GRP 36 D Ex verfügen zudem über eine automatische Spüleinrichtung,<br />
die zur Reinigung des Pumpensumpfes und zur<br />
Zerstörung von Schwimmdecken dient. Neben der Verminderung<br />
von Ablagerungen wird dadurch auch der Sauerstoffeintrag<br />
in das Abwasser sichergestellt. Alle verwendeten<br />
Pumpen sind explosionsgeschützt und verfügen über eine<br />
Schneideinrichtung, die mitgeführte Feststoffe zuverlässig<br />
zerkleinert. Die Ausstattung der Schächte mit einer sogenannten<br />
hängenden Pumpenaufnahme an einer Traverse<br />
96 03 | 2014
ABWASSERENTSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />
und ohne Befestigung am<br />
Schachtboden gewährleistet<br />
das automatische Einkuppeln<br />
der Pumpen über ein<br />
Gleitrohr-System am Unterwasser-Kupplungsanschluss.<br />
Dabei wurde die Forderung<br />
der BWB berücksichtigt, das<br />
nach dem Abpumpvorgang<br />
verbleibende Restwasser auf<br />
ein Minimum zu begrenzen:<br />
„Das ist besonders wichtig,<br />
um keine Geruchsbelästigung<br />
entstehen zu lassen.<br />
Vor allem an den Übergabepunkten<br />
ins Kanalnetz ist<br />
die Gefahr dafür besonders<br />
groß“, so Schröder. „Aus diesem<br />
Grund haben wir auch<br />
Wert darauf gelegt, dass<br />
die Anlagen alle zwei Stunden<br />
eine Zwangsentleerung<br />
durchführen, egal wie viel<br />
zugeflossen ist.“ Dieser Vorgang<br />
ist unabhängig von der<br />
Bild 2: Im Vorfeld erfolgen zunächst umfangreiche<br />
Planungen sowie die Auswahl einer in Frage<br />
kommenden Kleinpumpstation in Absprache mit<br />
dem Grundstücksbesitzer. Die entsprechenden<br />
Kommissionen von HOMA werden dann von<br />
Tiefbauunternehmen je nach Baufortschritt<br />
gesetzt und an die bereits gelegten Rohrleitungen<br />
angeschlossen<br />
Niveauschaltung, die automatisch ausgelöst wird, sobald ein<br />
bestimmter Füllstand erreicht ist.<br />
Die Füllstandsmessung im Schacht übernimmt eine Edelstahl-<br />
Niveausonde (ENS), die empfindliche Keramik-Messzelle wird<br />
dabei durch ein PE-Schutzrohr vor Stößen und direkter Verschmutzung<br />
geschützt. Die Signale der Sonde werden an<br />
die HOMA-HSKB-Steuerung übermittelt, ein Steuergerät mit<br />
Mikroprozessor und Leistungsteil, das der füllstandsabhängigen<br />
Regulierung und Überwachung der jeweils eingesetzten<br />
Pumpen dient. „Die Steueranlagen haben wir gemeinsam<br />
mit den BWB auf die speziellen Erfordernisse des Projektes<br />
abgestimmt. So wurde z. B. ein zusätzlicher Druckschalter für<br />
die unabhängige Erzeugung eines Warnpegels mit Noteinschaltung<br />
verwendet, um die Funktionssicherheit zu erhöhen“,<br />
erläutert Weis-Broja. Weiterhin wurde eine dreipolige Vorsicherung<br />
im separaten ISO-Gehäuse zur Netztrennung vorgesehen<br />
sowie eine echte Hand- bzw. Umgehungsschaltung verbaut,<br />
um beim Ausfall der Elektronik die Pumpen weiterhin bedienen<br />
zu können. Außerdem werden verschiedene Ausführungen der<br />
Druckluftspülstationen eingesetzt. Diese auch als Nachblasstationen<br />
bezeichneten Anlagen sind eine weitere Maßnahme,<br />
um die Bildung von Fäulnis und Ablagerungen zu verhindern,<br />
und führen periodisch Druckluft in die Leitungen.<br />
Aktuell 200 Anschlüsse im Bau<br />
Die mittels dieser Technik zu erschließenden Gebiete liegen<br />
über das gesamte Berliner Stadtgebiet verteilt. Aktuell sind<br />
in der Hackbuschsiedlung in Spandau etwa 120 sowie in der<br />
Straße 494 und dem Alten Bernauer Heerweg in Reinickendorf<br />
circa 80 Anschlüsse im Bau. 2014 sind weitere 100 Anschlüsse<br />
geplant, zusätzlich ist mit Neuanschlüssen ans vorhandene<br />
Netz zu rechnen, z. B. durch Grundstücksteilungen. Zu Beginn<br />
Quelle: Berliner Wasserbetriebe<br />
einer Erschließung erfolgt zunächst im Vorfeld von Seiten der<br />
BWB eine umfangreiche Planung. Unter anderem müssen die<br />
Durchleitungsrechte für das Verlegen der Druckrohrleitungen<br />
geklärt und die Vorfluter genehmigt und gebaut werden.<br />
Anschließend werden den jeweiligen Besitzern der Grundstücke<br />
Angebote über eine in Frage kommende Kleinpumpstation<br />
unterbreitet.<br />
Parallel dazu plant HOMA die Auslegung der hydraulischen<br />
Pumpsysteme und der dazugehörigen Komponenten wie die<br />
Druckluftspülstationen anhand der BWB-Vorgaben. Danach<br />
erfolgt die Lieferung der bestellten Kommissionen zu den<br />
jeweiligen Projekten. Die Schachtanlagen und zugehörigen<br />
Steuerungssysteme gehen an die von den BWB beauftragten<br />
Tiefbauunternehmen. Je nach Baufortschritt werden die<br />
Segmente gesetzt und an die bereits gelegten Rohrleitungen<br />
angeschlossen. „Nach Beendigung der Tiefbauarbeiten werden<br />
die fertigen Kleinpumpstationen sukzessive in Betrieb<br />
genommen. Die mechanische und elektrische Inbetriebnahme<br />
der Anlagen erfolgt durch unseren Servicepartner AVA aus<br />
Berlin“, so Weis-Broja.<br />
Mit dem Verlauf des Projektes und der Zusammenarbeit mit<br />
HOMA sind die BWB sehr zufrieden: „Da wir von Anfang an<br />
sehr konkrete Vorgaben machen konnten, gab es im Grunde<br />
keine technischen Schwierigkeiten. Das Projekt ist gleichzeitig<br />
natürlich ein laufender Prozess, in dem immer wieder Abstimmungen<br />
notwendig sind, auf die HOMA stets kooperativ und<br />
flexibel reagiert“, so der Projektverantwortliche weiter. „Im<br />
November z.B. wurden an den Spülstationen noch einmal<br />
Modifikationen vorgenommen.“<br />
KONTAKT: Berliner Wasserbetriebe, Berlin, Peter Schröder,<br />
Bild 3: Für das Projekt passte der Hersteller seine<br />
Entwässerungstechnik eigens an spezifische BWB-<br />
Standards an: So wurden Anlagen verbaut, die alle<br />
zwei Stunden eine Zwangsentleerung ermöglichen,<br />
und eine spezielle, eigens auf das Projekt<br />
zugeschnittene Fernwirktechnik zur Steuerung von<br />
Doppelpumpanlagen und Spülstationen eingesetzt<br />
Tel. +49 30 8644-2551, E-Mail: Peter.Schroeder@bwb.de<br />
Quelle: HOMA Pumpenfabrik GmbH<br />
03 | 2014 97
SERVICES BUCHBESPRECHUNG<br />
QUELLFASSUNGSANLAGEN ZUR TRINKWASSERVERSORGUNG<br />
Technische und naturwissenschaftliche Grundlagen für den Bau und Betrieb<br />
von Quellfassungen für die Wasserversorgung<br />
INFOS<br />
Autoren: Christoph Treskatis/Horst Tauchmann, Deutscher<br />
Industrieverlag, München, 2014, 689 Seiten, gebunden,<br />
Preis: € 149,00, ISBN: 978-3-835671256<br />
Quellfassungen sind individuell geplante Bauwerke.<br />
Die Einflüsse des geologischen Standortes, der Gestaltung<br />
der Fassung sowie der Wartung und Instandhaltung<br />
fördern oder mindern die Quellschüttung und<br />
die Verwendbarkeit des Quellwassers für die Trinkwasserversorgung<br />
in unterschiedlichem Ausmaß. Der<br />
Sanierungsbedarf älterer Fassungen ist insbesondere<br />
mit den hygienischen Anforderungen an das Wasser<br />
für den menschlichen Gebrauch gestiegen.<br />
Das neue Fachbuch beschäftigt sich mit Quellen zur<br />
Trinkwassergewinnung und klammert die Mineral-,<br />
Thermal- und Heilwasserquellen bewusst aus, da hier<br />
andere Bewertungsmaßstäbe und Nutzungskonzepte<br />
gelten. Mit dieser Neuerscheinung über den Bau<br />
und Betrieb von Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung<br />
wird die Reihe der Standardwerke<br />
zur Wassergewinnung im Deutschen Industrieverlag<br />
fortgeführt. Das Buch wendet sich gleichermaßen an<br />
Betreiber wie Planer und Genehmigungsbehörden,<br />
die mit der Wasserversorgung beschäftigt sind.<br />
Zahlreiche Bilder, Grafiken, Tabellen und Funktions-<br />
Schemata zeigen die historische Entwicklung, veranschaulichen<br />
geologische und hydrogeologische<br />
Bedingungen und vermitteln die technischen<br />
Grundlagen der Quellwassergewinnung.<br />
KANALINSPEKTION<br />
Zustände erkennen und dokumentieren<br />
INFOS<br />
Autor: Klaus-Peter Bölke, Springer Vieweg Verlag, 2013,<br />
580 Seiten, Hardcover, Preis: € 129,99<br />
Die 4. Auflage des Fachbuchs ist wiederum ganz auf<br />
die Erfordernisse von Inspektionsfirmen, Ingenieurbüros<br />
und kommunalen Verwaltungen sowie der<br />
praxisbezogenen Lehre bei der Lehrlings- und Studentenausbildung<br />
an Fachschulen und Universitäten<br />
ausgelegt. Es wird eine klare Trennung zwischen<br />
fachlich inhaltlichem und handwerklichem Wissen<br />
vermittelt.<br />
Hauptthemen sind das Ursache-Wirkungsprinzip für<br />
die Zustandserkennung, Zustandsdefinitionen und<br />
Berücksichtigung der Vereinfachung der Umsetzung<br />
der EN 13508-2, handwerkliche Grundregeln für die<br />
TV-Inspektion, auch unter Aufnahme neuer Inspektionsmethoden<br />
wie des „elektronischen Spiegels“.<br />
Daneben bietet das Buch praxisbezogene Themen<br />
wie Materialspezifika, Technikinformationen zu TV-<br />
Anlagen, Dokumentation, Hinweise zum Umgang<br />
mit Klassifizierungsmodellen, Hinweise für den Aufbau<br />
eines effektiven Leistungsverzeichnisses sowie<br />
Ausführungen zu Arbeitsschutz und Sicherheit<br />
BUSINESS-TEXTE<br />
Von der E-Mail bis zum Geschäftsbericht. Das Handbuch für die Unternehmenskommunikation<br />
INFOS<br />
Autorin: Gabriele Borgmann, Linde Verlag, Wien, 192 Seiten,<br />
kartoniert, Preis: € 19,90 bzw. € 15,99 als E-Book, ISBN:<br />
978-3-7093-0490-7, ISBN (E-Book) 978-3-7094-0453-9<br />
Jede Zeile, die ein Unternehmen verlässt, prägt<br />
das Image bei Mitarbeitern, Kunden, Medien und<br />
Konkurrenten. Von der E-Mail bis zum Geschäftsbericht,<br />
vom Pressestatement bis zum Corporate<br />
Book – Worte schaffen Eindrücke – und die bleiben<br />
in den Köpfen hängen. Borgmann zeigt, wie<br />
Texte das Image schärfen und erklärt, wie man<br />
im Unternehmen angemessen und authentisch<br />
schreibt, wie man zwischen Kreativität und festen<br />
Regeln balanciert: Wo liegen die Stolpersteine<br />
bei den E-Mails und welche Text-Chancen bieten<br />
soziale Netzwerke? Welche Aspekte machen einen<br />
Geschäftsbericht inhaltsreich und stilvoll?<br />
Wie entsteht ein fesselndes Skript zur Rede? Dieser<br />
Ratgeber fächert für alle Fälle der Unternehmenskommunikation<br />
eine Lösung auf. Er richtet<br />
den Fokus auf Arbeitstechniken, auf eine freudvolle<br />
Haltung beim Schreiben und den wertschätzenden<br />
Blick auf den Leser.<br />
98 03 | 2014
Marktübersicht<br />
2014<br />
Rohre + Komponenten<br />
Maschinen + Geräte<br />
Korrosionsschutz<br />
Dienstleistungen<br />
Sanierung<br />
Institute + Verbände<br />
Fordern Sie weitere Informationen an unter<br />
Tel. 0201/82002-35 oder E-Mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
www.3r-marktuebersicht.de<br />
03| 2014 99
2014<br />
RohRe + Komponenten<br />
Marktübersicht<br />
Armaturen<br />
Armaturen + Zubehör<br />
Anbohrarmaturen<br />
Rohre<br />
Formstücke<br />
Schutzmantelrohre<br />
Kunststoff<br />
100 03| 2014
RohRe + Komponenten<br />
2014<br />
Rohrdurchführungen<br />
Marktübersicht<br />
Dichtungen<br />
Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />
Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
Fax 0201 82002-40<br />
h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
03| 2014 101
2014<br />
maschinen + GeRäte<br />
Marktübersicht<br />
Kunststoffschweißmaschinen<br />
Horizontalbohrtechnik<br />
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Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
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102 03| 2014
KoRRosionsschutz<br />
2014<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
Marktübersicht<br />
03| 2014 103
2014<br />
KoRRosionsschutz<br />
Marktübersicht<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
104 03| 2014
KoRRosionsschutz<br />
2014<br />
Korrosionsschutz<br />
Marktübersicht<br />
Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />
Helga Pelzer<br />
Tel. 0201 82002-35<br />
Fax 0201 82002-40<br />
h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
03| 2014 105
2014<br />
DienstleistunGen / sanieRunG<br />
Marktübersicht<br />
Sanierung<br />
institute + VeRbänDe<br />
Institute<br />
106 03| 2014
institute + VeRbänDe<br />
2014<br />
Verbände<br />
Marktübersicht<br />
03| 2014 107
2014<br />
institute + VeRbänDe<br />
Marktübersicht<br />
Verbände<br />
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Firma<br />
AUMA Riester GmbH & Co. KG, Müllheim 3<br />
DUKTUS Rohrsysteme Wetzlar GmbH, Wetzlar 61<br />
<strong>IFAT</strong> 2014, München 9<br />
NORMA Group Holding GmbH, Maintal 11<br />
Rothenberger Werkzeuge GmbH, Kelkheim 5<br />
Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh 7<br />
TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG, Lennestadt 41<br />
Wavin GmbH, Twist<br />
Titelseite<br />
Marktübersicht <strong>3R</strong> 99-108<br />
108 03| 2014
AKTUELLE TERMINE SERVICES<br />
brbv<br />
SPARTENÜBERGREIFENDE<br />
GRUNDLAGENSCHULUNGEN<br />
GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 324 - Nachschulung<br />
ganzjährig<br />
Gera, Greifswald<br />
Zusatzqualifikation Netzingenieur/in –<br />
Modul Wasser<br />
15.09.–17.10.2014 Steinfurt und Oldenburg<br />
Vermessungsarbeiten an Gas- und<br />
Wasserrohrnetzen nach DVGW Hinweis<br />
GW 128 – Grundkurs<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Bau von Gas- und Wasserohrleitungen<br />
28./29.10.2014 Paderborn<br />
Bau von Wasserohrleitungen<br />
25./26.11.2014 Herzogenaurach<br />
Bau von Gasrohrnetzen bis 16 bar<br />
12./13.11.2014 Bad Zwischenahn<br />
Stecken, Pressen und Klemmen von<br />
Kunststoffrohren<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Baustellenabsicherung und<br />
Verkehrssicherung – RSA/ZTV-SA – 1 Tag<br />
02.10.2014 Augsburg<br />
Baustellenabsicherung und<br />
Verkehrssicherung – RSA/ZTV-SA – 2 Tage<br />
10./11.11.2014 Hannover<br />
INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />
Praxis der Tiefbauarbeiten bei<br />
Leitungsverlegungen – DIN 4124/ZTV<br />
A-StB, 2012<br />
21./22.10.2014 Hannover<br />
Arbeitsvorbereitung und Kostenkontrolle<br />
im Rohrleitungsbau<br />
28.10.2014 Hannover<br />
Steuerbare horizontale Spülbohrverfahren –<br />
Weiterbildungsveranstaltung nach GW 329<br />
09.12.2014 Kassel<br />
Einbau und Abdichtung von Netz- und<br />
Hausanschlüssen<br />
21.10.2014 Leipzig<br />
20.11.2014 Hannover<br />
GAS/WASSER<br />
GRUNDLAGENSCHULUNGEN<br />
GW 128 Grundkurs „Vermessung“<br />
10 Termine ab 14.03.2014 bundesweit<br />
GW 128 Nachschulung „Vermessung“<br />
11 Termine ab 10.03.2014 bundesweit<br />
Geprüfter Netzmeister Gas/Wasser –<br />
Vollzeitlehrgang<br />
25.08.2014 – 20.03.2015<br />
Berlin, Dresden, Köln<br />
Vermessungsarbeiten an Gas- und<br />
Wasserrohrnetzen nach DVGW Hinweis<br />
GW 128 – Nachschulung<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Sicherheit bei Arbeiten im Bereich von<br />
Versorgungsleitungen – Schulung nach<br />
GW 129/S129 – 3 Jahre Gültigkeit<br />
6 Termine ab 14.03.2014 bundesweit<br />
Sicherheit bei Arbeiten im Bereich von<br />
Versorgungsleitungen – Schulung nach<br />
GW 129/S129 – 5 Jahre Gültigkeit<br />
ganzjährig<br />
Berlin, Essen<br />
Schweißaufsicht nach DVGW-Merkblatt GW 331<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
PE-HD Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 330 – Grundkurs<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
PE-HD Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 330 – Verlängerungskurs<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Nachumhüllen von Rohren, Armaturen und<br />
Formteilen nach DVGW-Merkblatt GW 15 –<br />
Grundkurs<br />
21 Termine ab 03.03.2014 bundesweit<br />
Nachumhüllen von Rohren, Armaturen und<br />
Formteilen nach DVGW-Merkblatt GW 15 –<br />
Nachschulung<br />
28 Termine ab 03.03.2014 bundesweit<br />
Fachkraft für die Instandsetzung<br />
von Trinkwasserbehältern – DVGW-<br />
Arbeitsblätter W 316-2<br />
22.-26.09.2014 Frankfurt/Main<br />
INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />
Arbeiten an Gasleitungen – BGR 500 Kap. 2.31<br />
11.11.2014 Bad Zwischenahn<br />
Bau von Gasrohrnetzen über 16 bar<br />
09./10.12.2014 Köln<br />
Grabenlose Bauweisen – anerkannte<br />
Fortbildung nach GW 302-R2/GW 320-1<br />
12.11.2014 Berlin<br />
Sachkundiger Gas bis 5 bar<br />
14.10.2014 Leipzig<br />
25.11.2014 Münster<br />
Sachkundiger Wasser – Wasserverteilung<br />
15.10.2014 Leipzig<br />
26.11.2014 Münster<br />
Reinigung und Desinfektion von<br />
Wasserverteilungsanlagen<br />
20.05.2014 Leipzig<br />
29.10.2014 Hannover<br />
18.11.2014 Frankfurt/Main<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 301<br />
– Qualitätsanforderungen für<br />
Rohrleitungsbauunternehmen<br />
07.10.2014 Augsburg<br />
PRAXISSEMINARE<br />
Druckprüfung von Gas- und<br />
Wasserleitungen<br />
21./22.10.2014 Essen<br />
Druckprüfung von Gasrohrleitungen<br />
02.12.2014 Hannover<br />
Druckprüfung von Wasserrohrleitungen<br />
03.12.2014 Hannover<br />
DVS 2202-1 Beurteilung von<br />
Kunststoffschweißverbindungen<br />
05.11.2014 Leipzig<br />
Fachaufsicht Korrosionsschutz für<br />
Nachumhüllungsarbeiten gemäß DVGW-<br />
Merkblatt GW 15<br />
04.11.2014 Frankfurt/Main<br />
11.12.2014 Bad Zwischenahn<br />
03 | 2014 109
SERVICES AKTUELLE TERMINE<br />
Fachwissen für Schweißaufsichten nach<br />
DVGW-Merkblatt GW 331 inkl. DVS-<br />
Abschluss 2212-1<br />
23./24.10.2014 Dortmund<br />
27./28.11.2014 Dortmund<br />
FERNWÄRME<br />
GRUNDLAGENSCHULUNGEN<br />
Geprüfter Netzmeister Fernwärme –<br />
Blocklehrgang<br />
Sept. 2014 – März 2015<br />
Gera, Nürnberg<br />
Hamburg,<br />
Muffenmonteur im Fernwärmeleitungsbau,<br />
geprüft nach AGFW FW 603 – Grundkurs<br />
ganzjährig<br />
Halle, Hamburg<br />
Muffenmonteur im Fernwärmeleitungsbau,<br />
geprüft nach AGFW FW 603 – Verlängerung<br />
ganzjährig<br />
Halle, Hamburg<br />
INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />
Bau und Sanierung von Nah- und<br />
Fernwärmeleitungen<br />
22./23.10.2014 Würzburg<br />
Aufbaulehrgang Fernwärme<br />
02.12.2014 Kerpen<br />
Techniklehrgang für Vorarbeiter<br />
Fernwärme<br />
10.-14.11.2014 Kerpen<br />
Technische Grundlagen der Nah- und<br />
Fernwärme<br />
18.-23.05.2014 Schermbeck<br />
02.-07.11.2014 Weimar<br />
Qualifikationen im Fernwärmeleitungsbau<br />
18.11.2014 Hannover<br />
Rohrstatische Auslegung von<br />
Kunststoffmantelrohren<br />
04./05.11.2014 Hamburg<br />
Schweißen und Prüfen von<br />
Fernwärmeleitungen – FW 446<br />
19.11.2014 Hannover<br />
Stahlmantelrohre im<br />
Fernwärmeleitungsbau<br />
20.11.2014 Hannover<br />
ABWASSER<br />
GRUNDLAGENSCHULUNGEN<br />
Dichtheitsprüfung von Entwässerungsanlagen<br />
außerhalb von Gebäuden<br />
30.06.-04.07.2014 Bühl<br />
08.-12.09.2014 Soltau<br />
Fortbildung Dichtheitsprüfung von<br />
Entwässerungsanlagen außerhalb von<br />
Gebäuden<br />
11.06.2014 Siegen<br />
Sachkunde Dichtheitsprüfung von<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen -<br />
Neueinsteigerkurs<br />
23.-27.06.2014 Braunschweig<br />
22.-26.09.2014 Dresden<br />
INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />
Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen<br />
und –kanälen, Arbeitsblatt<br />
DWA-A139<br />
17.09.2014 Kassel<br />
Explosionsschutz in abwassertechnischen<br />
Anlagen<br />
08.07.2014 Pirmasens<br />
18.11.2014 Bad Wildungen<br />
Fachkurs für Planer: Einbau und Sanierung<br />
von Schachtabdeckungen<br />
08./09.10.2014 Leipzig<br />
Ki-Seminar für Inspekteure –<br />
Schachtinspektionen<br />
23.09.2014 Bayreuth<br />
INDUSTRIEROHRLEITUNGSBAU<br />
GRUNDLAGENSCHULUNGEN<br />
Kunststoffschweißer nach DVS 2281 mit<br />
Prüfung nach DVS 2212-1<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Wiederholungsprüfungen nach DVS 2212-1<br />
(Prüfgruppe I)<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Kunststoffschweißer nach DVS 2282 mit<br />
Prüfung nach DVS 2212-1 (Prüfgruppe II)<br />
ganzjährig<br />
bundesweit<br />
Wiederholungsprüfungen nach DVS 2212-1<br />
(Prüfgruppe II)<br />
ganzjährig<br />
SEMINARE<br />
bundesweit<br />
GWI Essen<br />
Sachkundige für Odorieranlagen – DVGW G 280<br />
11./12.11.2014 Essen<br />
Instandhaltung von Gasrohrnetzen<br />
20./21.05.2014 Essen<br />
Organisation und Logistik der<br />
Gasrohrnetzüberprüfung<br />
23.06.2014 Essen<br />
Praxis der Gastechnik für Nichttechniker<br />
und spartenfremde Mitarbeiter<br />
03./04.06.2014 Essen<br />
09./10.12.2014 Essen<br />
Gasspüren und<br />
Gaskonzentrationsmessungen<br />
24./25.06.2014 Essen<br />
27./28.10.2014 Essen<br />
Grundlagen der Gas-Druckregelung<br />
09./10.09.2014 Essen<br />
Planung und Bau von<br />
Fernwärmeversorgung mit Dampf<br />
21.11.2014 Hannover<br />
Mantelrohrsysteme im<br />
Fernwärmeleitungsbau<br />
16./17.09.2014 Hamburg<br />
Ki-Seminar für Inspekteure von sanierten<br />
Kanälen<br />
22.09.2014 Bayreuth<br />
Ki-Seminar für Ingenieure: Durchführung<br />
und Beurteilungen von Kanalinspektionen<br />
06./07.11.2014 Leipzig<br />
Instandhaltung von Gasleitungen aus<br />
Stahlrohren größer 5 bar gem. G 466-1<br />
01./02.07.2014 Essen<br />
21./22.10.2014 Essen<br />
Erfahrungsaustausch und Weiterbildung<br />
der Sachkundigen für Odorieranlagen<br />
11.-12.09.2014 Essen<br />
110 03 | 2014
AKTUELLE TERMINE SERVICES<br />
Organisation des Betriebs und Fachkunde<br />
für Erdgasanlagen auf Werksgelände und<br />
im Bereich industrieller Gasverwendung<br />
05./06.11.2014 Essen<br />
Arbeiten an freiverlegten Gasrohrleitungen<br />
auf Werksgelände und im Bereich<br />
17.09.2014 Essen<br />
Sicherheitstraining bei Bauarbeiten im<br />
Bereich von Versorgungsleitungen –<br />
BALSibau - GW 129<br />
14.11.2014 Essen<br />
12.12.2014 Essen<br />
Arbeiten an Gasleitungen bei<br />
unkontrollierter Gasausströmung -<br />
Schulung nach BGR 500 (BGV A1/BGI 560)<br />
28.08.2014 Essen<br />
09.12.2014 Essen<br />
15.-17.09.2014 Essen<br />
08.-10.12.2014 Essen<br />
Weiterbildung von Sachkundigen und<br />
technischen Führungskräften im Bereich<br />
von Gas-Druckregel- und –Messanlagen<br />
27./28.10.2014 Essen<br />
Projektierung, Prüfung, Dokumentationen<br />
und Abnahmen von Gas-Druckregelanlagen<br />
bis 5 bar für Sachkundige und<br />
Anlagenplaner<br />
22./23.05.2014 Essen<br />
24./25.11.2014 Essen<br />
Einstellungen, Normalbetrieb und<br />
Störungsbeseitigung an Gas-<br />
Druckregelanlagen .<br />
01./02.07.2014 Essen<br />
03./04.11.2014 Essen<br />
Planung und Auslegung von Rohrleitungen<br />
26./27.06.2014 Bremerhaven<br />
Kraftwerkstechnik für Nicht-Techniker<br />
26.06.2014 Essen<br />
Druckstöße, Dampfschläge und<br />
Pulsationen in Rohrleitungen<br />
30.06./01.07.2014 Berlin<br />
22./23.09.2014 Knochel<br />
Prüfungen von Druckbehälteranlagen<br />
und Rohrleitungen nach der<br />
Betriebssicherheitsverordnung<br />
02.12.2014 Essen<br />
Dichtungen - Schrauben - Flansche<br />
05.06.2014 Bremerhaven<br />
30.09.2014 Essen<br />
26.11.2014 Berlin<br />
Sachkundige für Klärgas- und<br />
Biogasanlagen in der Abwasserbehandlung<br />
20./21.05.2014 Essen<br />
Weiterbildung von Sachkundigen und<br />
technischem Personal für Klärgas- und<br />
Biogasanlagen<br />
18./19.09.2014 Essen<br />
Einführung in die Gasabrechnung<br />
04.06.2014 Essen<br />
10.12.2014 Essen<br />
Sachkundigenschulung Gasabrechnung<br />
gemäß DVGW-Arbeitsblatt G 685<br />
19./21.11.2014 Essen<br />
Weiterbildung der Sachkundigen gemäß<br />
DVGW-Arbeitsblatt G 685<br />
15./16.09.2014 Essen<br />
11./12.12.2014 Essen<br />
Auslegung und Dimensionierung von Gas-<br />
Druckregelanlagen<br />
29./30.10.2014 Essen<br />
Grundlagen, Praxis und Fachkunde von<br />
Gas-Druckregelanlagen nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt G 491, G 495 und G 459-2<br />
24./25.06.2014 Essen<br />
11./12.11.2014 Essen<br />
Sachkundigenschulung Gas-Druckregelund<br />
-Messanlagen im Netzbetrieb und in<br />
der Industrie<br />
02.-04.06.2014 Essen<br />
Gas-Druckregel- und Messanlagen –<br />
Praxisseminar<br />
29./30.09.2014 Essen<br />
Praxis der Prüfung von Gas-Messanlagen<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt G 492<br />
03./04.09.2014 Essen<br />
Sachkundigenschulung - Druckbehälter<br />
und Durchleitungsdruckbehälter einschl.<br />
Erdgas-Vorwärmanlagen nach DVGW-<br />
Arbeitsblättern 498 und G 499<br />
25./26.11.2014 Essen<br />
Druckbehälter und<br />
Durchleitungsdruckbehälter Praxis-<br />
Vertiefungsseminar/Weiterbildung der<br />
Sachkundigen nach G 498<br />
15./16.12.2014 Essen<br />
SEMINARE<br />
HDT<br />
Verfahren zur Montage und Demontage<br />
von Dichtverbindungen an Rohrleitungen<br />
und Apparaten<br />
04.06.2014 Bremerhaven<br />
29.09.2014 Essen<br />
25.11.2014 Berlin<br />
Kraftwerkstechnik- Basiswissen und<br />
Komponenten<br />
24./25.06.2014 Essen<br />
11./12.11.2014 Essen<br />
Rohrleitungen nach EN 13480 - Allgemeine<br />
Anforderungen, Werkstoffe, Fertigung und<br />
Prüfung<br />
09./10.12.2014 München<br />
Schweißen von Rohrleitungen im Energieund<br />
ChemieanlagenbauPlanung und<br />
Auslegung von Rohrleitungen<br />
03./04.06.2014 Essen<br />
Dichtverbindungen an Rohrleitungen<br />
04.06.2014 Bremerhaven<br />
WORKHOPS<br />
IKT<br />
Bedarfsorientierte Kanalreinigung<br />
25./26.11.2014 Gelsenkirchen<br />
Rückstau, Hydraulik, Überflutung,<br />
Regenrückhaltung<br />
21./22.05.2014 Steinhagen<br />
19./20.11.2014 Gelsenkirchen<br />
Kanalreparatur in Theorie und Praxis<br />
21./22.10.2014 Gelsenkirchen<br />
SEMINARE<br />
Kanalreinigung nach DIN<br />
27.11.2014 Gelsenkirchen<br />
Kanal- und Leitungsbau<br />
27./28.05.2014 Gelsenkirchen<br />
17./18.12.2014 Gelsenkirchen<br />
03 | 2014 111
SERVICES AKTUELLE TERMINE<br />
DIN EN 1610<br />
15./16.10.2014 Gelsenkirchen<br />
Umgang mit Dränagewasser von privaten<br />
Grundstücken<br />
11./12.11.2014 Gelsenkirchen<br />
LEHRGÄNGE<br />
Berater Grundstücksentwässerung<br />
04.-12.12.2014 Gelsenkirchen<br />
Lehrgang zur neuen DIN SPEC 19748 für<br />
Hausanschlussliner<br />
17./18.06.2014 Gelsenkirchen<br />
Sanierung von Abwasserschächten<br />
24./25.06.2014 Gelsenkirchen<br />
Kanalbetrieb<br />
28.-30.10.2014 Gelsenkirchen<br />
RSV<br />
PRAXISTAG<br />
„Rehabilitation von Trinkwasserleitungen“<br />
mit Fachausstellung<br />
15.04.2014 Mellendorf<br />
SAG<br />
Grundlagen Kanalreinigung<br />
23.09.2014 Lauingen<br />
Aufbaukurs Zustandsbewertung nach<br />
DWA-M 149-3<br />
12.09.2014 Lünen<br />
10.12.2014 Darmstadt<br />
Kanalsanierung und Sanierungsplanung<br />
privater Abwasserleitungen mit<br />
Zustandsbeurteilung<br />
10.09.2014 Lünen<br />
08.12.2014 Darmstadt<br />
SEMINARE<br />
TAH<br />
Zertifizierter Kanalsanierungs-Berater<br />
2014<br />
ab 15.09.2014<br />
ab 13.10.2014<br />
Heidelberg<br />
Weimar<br />
Schlauchliner-Workshop<br />
18.06.2014 Osnabrück<br />
19.06.2014 Magdeburg<br />
03.07.2014 Köln<br />
08.10.2014 München<br />
09.10.2014 Stuttgart<br />
26.11.2014 Mainz<br />
SEMINARE<br />
TAW<br />
Kathodischer Korrosionsschutz (KKS)<br />
unterirdischer Anlagen: Messtechnisches<br />
Praktikum<br />
23.-26.09.2014 Bochum<br />
ZKS Zertifizierter Kanalsanierungsberater<br />
- Lehrgänge<br />
SEMINARE<br />
TAE<br />
KKS-Seminar für Fortgeschrittene - Teil 1<br />
24.-26.11.2014 Wuppertal<br />
Modulare Schulung 2014<br />
06.-11.10.2014 Hamburg<br />
10.-15.11.2014 Hamburg<br />
24.-28.11.2014 Hamburg<br />
08.-13.12.2014 Kiel<br />
Instandsetzen von Abwasserkanälen und<br />
-bauwerken<br />
05./06.11.2014 Ostfildern<br />
KONTAKTADRESSEN<br />
Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes<br />
Kurt Rhode, Tel. 0221/37668-44, Fax 0221/37668-62,<br />
E-Mail: rhode@brbv.de, www.brbv.de<br />
Technische Akademie Hannover<br />
Dr. Igor Borovsky, Tel. 0511/39433-30, Fax 0511/39433-40,<br />
E-Mail: borovsky@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
GWI Gas- und Wärmeinstitut Essen e.V.,<br />
Barbara Hohnhorst, Tel. 0201/3618-143,<br />
Fax 0201/3618-146, E-Mail: hohnhorst@gwi-essen.de, www.gwi-essen.de<br />
Technische Akademie Wuppertal<br />
Tel. 0202/7495-207, Fax 0202/7495-228,<br />
E-Mail: taw@taw.de, www.taw.de<br />
HdT<br />
Haus der Technik Essen, Tel. 0201/1803-1,<br />
E-Mail: hdt@hdt-essen.de,<br />
www.hdt-essen.de<br />
Technische Akademie Esslingen<br />
Heike Baier, Tel. 0711/34008-23, Fax 0711/34008-27,<br />
E-mail: Heike.Baier@tae.de, www.tae.de<br />
SAG-Akademie<br />
Anja Kratt, Tel. 06151/10155-111, Fax 06151/10155-155, Kratt@SAG-<br />
Akademie.de, www.SAG-Akademie.de<br />
RSV - Rohrleitungssanierungsverband e.V.,<br />
Tel.: 05963/9810877, Fax 05963/9810878, rsv-ev@t-online.de,<br />
www.rsv-ev.de<br />
112 03 | 2014
IMPRESSUM<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag<br />
© 1974 Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Postfach 10 39 62, 45039 Essen,<br />
Telefon +49 201-82002-0, Fax -40<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Redaktion<br />
Dipl.-Ing. N. Hülsdau, Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Huyssenallee 52-56, 45128 Essen,<br />
Telefon +49 201-82002-33, Fax +49 201-82002-40,<br />
E-Mail: n.huelsdau@vulkan-verlag.de<br />
Kathrin Lange, Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Telefon +49 201-82002-32, Fax +49 201-82002-40,<br />
E-Mail: k.lange@vulkan-verlag.de<br />
Barbara Pflamm, Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Telefon +49 201-82002-28, Fax +49 201-82002-40,<br />
E-Mail: b.pflamm@vulkan-verlag.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Telefon +49 201-82002-66, Fax +49 201-82002-40,<br />
E-Mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Martina Mittermayer,<br />
Vulkan-Verlag/DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
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E-Mail: mittermayer@di-verlag.de<br />
Abonnements/Einzelheftbestellungen<br />
Leserservice <strong>3R</strong> INTERNATIONAL,<br />
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Layout und Satz<br />
Dipl.-Des. Nilofar Mokhtarzada, Vulkan-Verlag GmbH<br />
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Druck<br />