Die Schiedsrichter- Zeitung 6/2012
Die Schiedsrichter- Zeitung 6/2012
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Eine solche Grundhaltung wird auf<br />
Trainer und Spieler übertragen<br />
und hat somit Einfluss auf das<br />
Spiel. Meistens bleibt für das<br />
<strong>Schiedsrichter</strong>-Team auch nach<br />
dem Abpfiff noch Zeit für ein kurzes<br />
Gespräch mit den Spielern und<br />
Offiziellen. Der <strong>Schiedsrichter</strong> sollte<br />
diese Gelegenheit zur konstruktiven<br />
Kommunikation nutzen, denn<br />
auf diesem Weg schafft er ein<br />
positives Klima für seine nächsten<br />
Spielaufträge. Man sieht sich ja<br />
immer zweimal.<br />
Körpersprache ausgearbeitet. Sie<br />
bieten acht handlungsorientierte<br />
Übungen an, die von der sofortigen<br />
Reaktion auf einen Vorwurf bis<br />
zum Vortrag und Rollenspiel reichen.<br />
In ihren methodisch-didaktischen<br />
Überlegungen stellen sie<br />
unmissverständlich klar, dass bei<br />
solchen Lehreinheiten die Teilnehmer<br />
an den Lehrabenden und<br />
Lehrgängen unmittelbar gefordert<br />
sind. Es heißt dort: Sprache trainieren<br />
bedeutet „aktiv kommunizieren“.<br />
<strong>Die</strong> Ermahnung durch den <strong>Schiedsrichter</strong> kann verbindlich<br />
und dennoch auf Augenhöhe erfolgen.<br />
Geschehen auf dem Spielfeld<br />
atmosphärisch kaum beeinflussen<br />
können.<br />
Denn eines muss jedem klar sein:<br />
„Man kann nicht nicht kommunizieren“,<br />
wie es der Kommunikations-Wissenschaftler<br />
Paul Watzlawick<br />
einmal formuliert hat. Das<br />
bedeutet, dass man grundsätzlich<br />
über sein Verhalten und seinen<br />
Auftritt kommuniziert. Auf die<br />
<strong>Schiedsrichter</strong>ei übertragen, lässt<br />
sich sagen: Jede – auch unbewusste –<br />
Bewegung, die der <strong>Schiedsrichter</strong><br />
auf dem Platz macht, jede Geste, ja<br />
sogar jeder Gesichtsausdruck<br />
besitzen eine Botschaft, die von<br />
den Spielern und Zuschauern<br />
wahrgenommen wird.<br />
Und diese Wahrnehmung des<br />
<strong>Schiedsrichter</strong>s beginnt bereits<br />
mit der Ankunft am Spielort: Schon<br />
dort wird er von den Offiziellen<br />
und Trainern „begutachtet“. Der<br />
Spruch „You never have the chance<br />
to change the first impression“<br />
kommt hier zum Tragen. Der erste<br />
Eindruck hat also immer eine<br />
besondere Bedeutung.<br />
Bereits bei der Begrüßung am<br />
Spielort sollte der <strong>Schiedsrichter</strong><br />
die Rollenerwartung, dass er der<br />
unparteiische Leiter des Spiels<br />
sein wird, in der Kommunikation<br />
erfüllen. Geht das <strong>Schiedsrichter</strong>-<br />
Team sicher und offen auf die<br />
ihnen gegenüberstehenden Personen<br />
zu, so zeigen die drei Unparteiischen<br />
schon mit ihrer Körpersprache:<br />
„Wir sind ebenso Sportler<br />
wie ihr und werden unsere bestmögliche<br />
Leistung abrufen. Habt<br />
Vertrauen zu uns.“<br />
Indem der <strong>Schiedsrichter</strong> die Situation aus seiner Sicht<br />
erklärt, schafft er Akzeptanz für seine Entscheidung.<br />
Schon als aktiver <strong>Schiedsrichter</strong> hatte Lutz Michael Fröhlich<br />
ein offenes Ohr für die Spieler.<br />
„Durch eine dialogorientierte<br />
Spielführung wird man weniger<br />
Konflikte haben – aber eine Garantie<br />
für eine völlig unproblematische<br />
Spielleitung hat man natürlich<br />
nie“, sagt Lutz Michael Fröhlich.<br />
Da spielt auch die Qualität der<br />
Entscheidungen eine große Rolle.<br />
Insbesondere, wenn ein Spiel aufgrund<br />
mehrerer strittiger Einzel -<br />
situationen hochkoche oder die<br />
Zahl der emotionalisierten Spieler<br />
auf dem Platz überdurchschnittlich<br />
groß sei, steigen die Anforderungen<br />
an den <strong>Schiedsrichter</strong>, das<br />
Spiel zu managen und in der<br />
Balance zu halten.<br />
Weil die Kommunikation für jeden<br />
<strong>Schiedsrichter</strong> – von der Bundes -<br />
liga bis zur Kreisliga – von Bedeutung<br />
ist, hat der aktuelle DFB-Lehrbrief<br />
dieses Thema zum Inhalt. <strong>Die</strong>ser<br />
Lehrbrief steht allen Gruppen-<br />
Lehrwarten zur Verfügung. <strong>Die</strong><br />
Redakteure haben eine Reihe von<br />
Übungen zur Rhetorik und<br />
Lutz Michael Fröhlich ist<br />
heute Abteilungsleiter<br />
<strong>Schiedsrichter</strong> beim DFB.<br />
Zur Verbesserung und Verfestigung<br />
ihrer Kommunikations-Kompetenz<br />
sollen die <strong>Schiedsrichter</strong> in<br />
den Übungen unter Einsatz einer<br />
qualifizierten Körpersprache deshalb<br />
„Sprechen üben, sprachlich<br />
agieren und reagieren“. Wenn<br />
ihnen dann einmal ein Spieler wie<br />
„Ente“ Lippens mit einem augen -<br />
zwinkernden Spruch begegnet,<br />
werden sie hoffentlich über sich<br />
selbst lachen können, statt direkt<br />
zur Verwarnungskarte zu greifen.■<br />
SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 6/<strong>2012</strong><br />
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