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Organisation Strukturen und Prozesse WS 08/09 Schreyögg ...

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Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Organisation</strong> <strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> <strong>Prozesse</strong><br />

<strong>WS</strong> <strong>08</strong>/<strong>09</strong> <strong>Schreyögg</strong><br />

1. Kapitel 1 – Begriffliche Gr<strong>und</strong>lagen [Komplett] ....................................................................................................2<br />

Der <strong>Organisation</strong>sbegriff: .........................................................................................................................................2<br />

Instrumenteller <strong>Organisation</strong>sbegriff ........................................................................................................................2<br />

Institutionelle <strong>Organisation</strong>sbegriff ...........................................................................................................................3<br />

Organisieren & org. Regeln:.....................................................................................................................................3<br />

Formale <strong>und</strong> informale Regeln:................................................................................................................................4<br />

Fremd – Selbstorganisation .....................................................................................................................................4<br />

<strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> Verhalten .........................................................................................................................................4<br />

Kapitel 2 – Entwicklungslinien der <strong>Organisation</strong>stheorie [S.29-33 & S.40-48].....................................................5<br />

Bürokratie-Ansatz:....................................................................................................................................................5<br />

Administrativer Ansatz:.............................................................................................................................................5<br />

Human Relations......................................................................................................................................................5<br />

Anreiz-Beitragstheorie..............................................................................................................................................5<br />

Kapitel 3 – Strukturierung von Aufgaben [komplett] ..............................................................................................6<br />

Organisatorische Differenzierung:............................................................................................................................6<br />

Aufgabenanalyse .................................................................................................................................................7<br />

Aufgabensynthese ...............................................................................................................................................8<br />

Formen organisatorischer Arbeitsteilung .............................................................................................................9<br />

Organisatorische Integration: .................................................................................................................................13<br />

Abstimmung durch Hierarchie............................................................................................................................13<br />

Abstimmung durch Programme <strong>und</strong> Pläne........................................................................................................14<br />

Selbstabstimmung .............................................................................................................................................15<br />

Prozessorganisation: .........................................................................................................................................17<br />

Kapitel 4 – Integration von Individuum <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> [Nicht Klausurrelevant]...........................................17<br />

Kapitel 5 – <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Umwelt [S.276-303].................................................................................................17<br />

Kontingenztheoretische Ansätze............................................................................................................................17<br />

Umwelt <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>sstruktur.....................................................................................................................18<br />

Technologie <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>sstruktur .............................................................................................................20<br />

Kritische Würdigung des kontingenztheoretischen Ansatzes............................................................................22<br />

Kapitel 6 – Emergente <strong>Prozesse</strong> in <strong>Organisation</strong>en [Komplett] ..........................................................................23<br />

Informale Ordnung: ................................................................................................................................................23<br />

Politische <strong>Prozesse</strong>: ...............................................................................................................................................24<br />

Prinzipal-Agenten Theorie......................................................................................................................................27<br />

Unternehmenskultur ...............................................................................................................................................28<br />

Kapitel 7 – Organisatorischer Wandel <strong>und</strong> Lernen [S. 432-435]..........................................................................32<br />

<strong>Organisation</strong> <strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> <strong>Prozesse</strong> <strong>WS</strong> 20<strong>08</strong>/<strong>09</strong> <strong>Schreyögg</strong> David Rivoir<br />

Stand: 17.02.20<strong>09</strong> 15:05 www.aurivoir.de 1


1. Kapitel 1 – Begriffliche Gr<strong>und</strong>lagen [Komplett]<br />

Der <strong>Organisation</strong>sbegriff:<br />

Auf der einen Seite wird <strong>Organisation</strong> verstanden, als ein soziales Gebilde das..<br />

• dauerhaft ein Ziel bzw. mehrere Ziele verfolgt.<br />

• Eine formale Struktur aufweist, mittels derer das Handeln der Mitglieder auf das<br />

Ziel/die Ziele der <strong>Organisation</strong> ausgerichtet werden soll<br />

• Beständige Grenzen, wodurch zwischen Innenwelt <strong>und</strong> Umwelt <strong>und</strong> damit zugleich<br />

zwischen Mitgliedern <strong>und</strong> Nichtmitgliedern unterschieden werden kann.<br />

„Also eine <strong>Organisation</strong> SEIN!“<br />

Auf der anderen Seite sprechen wir von <strong>Organisation</strong> wenn wir eine bestimmte Konfiguration<br />

eines Systems meinen. „Also eine <strong>Organisation</strong> HABEN! „<br />

Instrumenteller <strong>Organisation</strong>sbegriff<br />

Jahrelang war der Instrumentelle <strong>Organisation</strong>sbegriff in der BWL vorherrschend, mit dem Ziel<br />

Abläufe zu rationalisieren <strong>und</strong> organisatorische Regeln zu entwerfen die sich dann in zu einem<br />

Struktur geronnen Regelsystem verfestigen.<br />

Der Instrumentelle <strong>Organisation</strong>sbegriff spaltet sich nochmal in 2 Unterbegriffe.<br />

Funktionaler <strong>Organisation</strong>sbegriff:<br />

Nach dem funktionalen Verständnis wird <strong>Organisation</strong> als eine Aufgabe/Funktion der<br />

Betriebsleitung verstanden, die neben weiteren anderen Aufgaben dazu dient die<br />

Ausrichtung auf die Zweckerfüllung der Unternehmung sicher zu stellen. Diese Position<br />

wurde insbesondere von Gutenberg (1983) vertreten, demnach tritt neben die 3<br />

Elementarfaktoren ein „dispositiver Faktor“ (Management) der eine optimale Kombination<br />

der Elementarfaktoren vorantreibt <strong>und</strong> steuert.<br />

Dieser dispositive Faktor setzt sich aus einer intuitiven <strong>und</strong> einer rationalen Schicht<br />

(Planung�Vollzug) zusammen.<br />

Während Planung den Entwurf einer Ordnung meint, stellt der Vollzug die Realisierung<br />

dieser Ordnung dar. Innerhalb dieser Perspektive stellt <strong>Organisation</strong> also ein reines<br />

Umsetzungsinstrument dar, dahingehend, das Mittels Ihrer Sorge dafür getragen werden<br />

soll das Geplantes Wirklichkeit wird.<br />

Gutenberg versteht unter Vollzug sämtliche Regelungen die zum Planrealisierung<br />

entwickelt/erlassen wurden. Darüber hinaus unterscheidet er zwischen generellen <strong>und</strong><br />

fallweisen Regelungen. Eine derart generelle Regelung schreibt den Beteiligten ein<br />

bestimmtes Verhalten vor <strong>und</strong> nimmt ihnen damit zugleich die Möglichkeit vollkommen<br />

nach eigenem Ermessen zu handeln. Die generellen Regelungen ersetzen die fallweise<br />

Regelungen so dass die Tendenz zur generellen Regelung mit abnehmender<br />

Variabilität zunimmt.<br />

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Konfigurativer <strong>Organisation</strong>sbegriff<br />

Die Gegenposition zum Funktionalen <strong>Organisation</strong>sverständnis markiert die kosiolische<br />

<strong>Organisation</strong>slehre, demnach wird <strong>Organisation</strong> als dauerhafte Strukturierung von<br />

Arbeitsprozessen, die als feste Konfiguration sämtlichen weiteren Maßnahmen<br />

vorgelagert ist, verstanden.<br />

<strong>Organisation</strong> bildet in diesem Konstrukt ein gedankliches Skelet, das der Unternehmung<br />

aufgr<strong>und</strong> ihres speziellen Bauplans eine individuelle Gestalt verleiht.<br />

Sie schafft den Rahmen innerhalb dessen dann laufend dispositive Entscheidungen<br />

getroffen werden, die als langsfristig gedachte Strukturierungen in Form von Regeln<br />

Geltung finden.<br />

Im Gegensatz zu Gutenberg wird unter <strong>Organisation</strong> innerhalb dieses Verständnisses<br />

nur die generelle Regelung gefasst, die fallweise spielt organisatorisch keine Rolle.<br />

Der instrumentelle <strong>Organisation</strong>sbegriff thematisiert das organisationale Gestaltungsproblem<br />

ausschließlich in Bezug auf den rationalen Entwurf organisatorischer <strong>Strukturen</strong>.<br />

Unterstellt wird dabei das sämtliche Regeln in geplanter Form befolgt werden, so das<br />

Abweichungen von Regelsystem nicht erklärt werden könne; dazu fehlt die Perspektive des<br />

Gesamtsystems. Darüber hinaus wird der Strukturbildungsprozess zur isolierten<br />

Expertenentscheidung degradiert <strong>und</strong> die Reaktion der Verorteten <strong>Organisation</strong>smitglieder<br />

vollständig ausgeblendet.<br />

Institutionelle <strong>Organisation</strong>sbegriff<br />

Der instrumentelle <strong>Organisation</strong>sbegriff lenkt den Blick auf das gesamte System, auf die<br />

Institutionen. Eine <strong>Organisation</strong> kann mittels eines klar definierten Bezugsrahmens von einer<br />

„Nicht-<strong>Organisation</strong>“ unterschieden werden.<br />

Folgende 3 Elemente werden übergreifend in der Literatur als Kennzeichen des institutionellen<br />

<strong>Organisation</strong>sbegriffs verwendet.<br />

1.) Spezifische Zweckorientierung:<br />

<strong>Organisation</strong>en sind auf einen spezifischen Zweck hin ausgerichtet, dieser muss allerdings<br />

keineswegs global für alle <strong>Organisation</strong>smitglieder gelten, so das es lokal zu einem oder<br />

mehreren Zielkonflikten zwischen den individuellen <strong>und</strong> globalen Zielen kommen kann.<br />

2.) Geregelte Arbeitsteilung:<br />

<strong>Organisation</strong>en bestehen aus mehreren Mitgliedern, deren Handeln absichtsvoll <strong>und</strong><br />

rational verteilt <strong>und</strong> verknüpft ist. Diese Art der Aufgabenverteilung durchsetzt die<br />

<strong>Organisation</strong> mit Erwartungen an das Verhalten der <strong>Organisation</strong>smitglieder, mittels derer<br />

die Mitglieder an das kollektivziel geb<strong>und</strong>en werden.<br />

3.) Beständige Grenzen:<br />

<strong>Organisation</strong>en weisen Grenzen auf die eine Unterscheidung zwischen „Innen“ <strong>und</strong><br />

„Aussen“ möglich macht. Diese ist absichtsvoll hergestellt <strong>und</strong> weißt eine relative Stabilität<br />

so das identifizierbare Mitgliedschaften entstehen.<br />

Der institutionelle <strong>Organisation</strong>sbegriff gibt den Blick frei, zusätzlich zu der „formalen Struktur“<br />

auf das ganze soziale Gebilde, nebst ungeplanter <strong>Prozesse</strong> sowie Dysfunktionen organisierter<br />

Arbeitsabläufe.<br />

Organisieren & org. Regeln:<br />

Organisatorische Regeln begrenzen absichtsvoll den Handlungsspielraum indem bestimmtes<br />

Verhalten zur Erwartung gemacht wird, <strong>und</strong> anderes wiederum für unerwünscht erklärt wird.<br />

Sie erhalten Ihre verbindliche Geltung aus dem Direktionsbefugnis des Arbeitgebers, welches<br />

bei Nicht-Befolgen mit Sanktionen belegt ist.<br />

Neben dem Konflikt zwischen Formaler <strong>und</strong> Informaler <strong>Organisation</strong>, ergibt sich auch ein<br />

Konflikt zwischen internen Regeln <strong>und</strong> Erwartungen aus anderen Systemen.<br />

<strong>Organisation</strong>en <strong>und</strong> Ihre Mitglieder dürfen nicht als isolierte Gebilde verstanden werden, sie<br />

stehen in fortlaufender Interaktion mit der Umwelt, deren Veränderungen in dem Entwurf der<br />

<strong>Organisation</strong> berücksichtigt werden muss.<br />

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Formale <strong>und</strong> informale Regeln:<br />

Da nur ein Teil der gültigen Regeln in Unternehmen, aus der geplanten <strong>Organisation</strong>sgestaltung<br />

stammen, wird zwischen formalen <strong>und</strong> informalen Regelung unterschieden.<br />

Im Rahmen der informellen Struktur entwickeln sich eigene <strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> Hierarchien <strong>und</strong><br />

Sanktionssystem die das bisher angenommene Ordnungsmonopol der formalen <strong>Organisation</strong><br />

unterlaufen.<br />

Bis in die 90ger Jahre hinein wurde, ganz im Sinne Gutenbergs in der Literatur die Informale<br />

Regelung als „störendes Element in der formellen Informationsordnung“ verstanden.<br />

Erst langsam entwickelte sich das Verständnis das im Sinne der funktionalen Perspektive<br />

informelle Regelungen in der Lage sind die Einseitigkeit der formalen <strong>Organisation</strong> zu<br />

kompensieren <strong>und</strong> andere als die offizielle, gleichwohl aber für den Systemerfolg bedeutsame<br />

Zwecke erfüllt. (Unkomplizierte Verständigung, kollegiale Vertrautheit, Zugehörigkeitsbedürfnis etc.)<br />

So kann die informale <strong>Organisation</strong> die formale ein Stück weit stabilisieren, indem sie die<br />

Schwächen kompensiert <strong>und</strong> das Gesamtsystem flexibler macht, als es nach Ihren formalen<br />

Regeln eigentlich ist.<br />

Unter Beachtung der Perspektive der Systemtheorie kann die informale <strong>Organisation</strong> als<br />

Erweiterung der formalen <strong>Organisation</strong> verstanden werden.<br />

Formalisierte Erwartungen sind Erwartungen, deren Erfüllung mit der Mitgliedschaft <strong>und</strong> deren<br />

Nichterfüllung mit dem Ausschluss verb<strong>und</strong>en sind; sie stecken einen verbindlichen Rahmen ab<br />

innerhalb dessen noch genug Platz für andere (informale) Erwartungen ist.<br />

Fremd – Selbstorganisation<br />

Die klassische <strong>Organisation</strong>sidee, mit derer durch spezifische Regelungen das System<br />

gesteuert werden soll, hat dahingehend ausgedient das an Stelle dieses Verständnis zumindest<br />

in Teilen das der Biologie entliehene Konzept der Selbstorganisation getreten ist.<br />

Die Idee der Selbstorganisation bricht radikal mit der Vorstellung eines Organisators, der für ein<br />

System eine Struktur plant <strong>und</strong> diese gewissermaßen von außen vorgibt, mit dem Ziel,<br />

vorhersagbare Ergebnisse zu erzielen.<br />

<strong>Organisation</strong> erscheint allenfalls als eine vom System selbst generierte Ordnung, die durch das<br />

Zusammenwirken der einzelnen Subsysteme auf diese selbst zurückwirkt. � jeder trägt<br />

unbewusst dazu bei, ohne das Ergebnis zu kennen.<br />

Auch wenn das Konzept der Selbstorganisation einige Frage offen lässt, so zeigt sich dass auf<br />

Selbstorganisation bei genauer Betrachtung der Systementstehung nicht verzichtet werden<br />

kann. Denn formale <strong>Strukturen</strong> entwickeln sich oftmals erst zur autorisierten Ordnung, nachdem<br />

sie im Vorlauf in einem spontanen Prozess entstanden ist.<br />

<strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> Verhalten<br />

Die einmal entwickelten formalen <strong>Strukturen</strong> werden mit dem Autoritätssystem verb<strong>und</strong>en um<br />

Ihnen das entsprechende Gewicht zu verleihen.<br />

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Grobe Abweichungen von diesen Vorgaben können mit dem Ausschluss aus der Mitgliedschaft<br />

verb<strong>und</strong>en sein, allerdings werden/müssen nicht alle Regeln befolgt werden denn sie sind zum<br />

Teil widersprüchlicher Natur oder sind unerfüllbar.<br />

Die häufigste Regelübertretung findet allerdings im Sinne einer effizienten Aufgabenerfüllung<br />

statt, also in Situationen in denen die den Regeln zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen nicht gelten<br />

für deren Bewältigung sie geschaffen wurden, <strong>und</strong> nicht mit der vorgef<strong>und</strong>en Lage<br />

übereinstimmt.<br />

Kapitel 2 – Entwicklungslinien der <strong>Organisation</strong>stheorie [S.29-33 & S.40-48]<br />

Die Anfänger der <strong>Organisation</strong>sgestaltung gründen sich auf 3 Wurzeln die aus verschiedenen<br />

wissenschaftlichen Traditionen <strong>und</strong> unterschiedlichen Landeskulturen kommen.<br />

Klassischer Ansatz<br />

• Bürokratie-Ansatz<br />

• Administrativer-<br />

Ansatz<br />

• Arbeitswissenschaftl.<br />

Ansatz<br />

Bürokratie-Ansatz:<br />

Merkmale der Bürokratie! � Bürokratie als stahlhartes Gehäuse.<br />

Max Weber beschreibt die Bürokratie als Form legaler Herrschaft. Diese ist charakterisiert durch<br />

o Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung,<br />

o Amtshierarchie,<br />

o Aktenmäßigkeit,<br />

o Amtsführung nach Regeln durch Beamte, die ihr Amt ohne „Ansehen der Person“<br />

sowie wie ohne „Hass <strong>und</strong> Leidenschaft, daher ohne ‚Liebe‘ <strong>und</strong> ‚Enthusiasmus.<br />

Administrativer Ansatz:<br />

Von Henry Fayol stammen u.a. eine Modellierung der Managementfunktionen (Vorschau <strong>und</strong><br />

Planung, <strong>Organisation</strong>, Leitung, Koordination <strong>und</strong> Kontrolle) sowie der Gr<strong>und</strong>satz der „Einheit<br />

der Auftragserteilung“. Dieser Gr<strong>und</strong>satz steht im Gegensatz zu Taylors<br />

Funktionsmeistersystem, bei dem man von mehreren Vorgesetzten Weisungen erhält.<br />

Human Relations<br />

Ausgangspunkt war das Hawthorne-Experimente:<br />

Versuchsgruppe: Beleuchtung î Arbeitsproduktivität î; anschließend Beleuchtung î,<br />

Arbeitsproduktivität î; Kontrollgruppe: Arbeitsproduktivität î<br />

Erkenntnis: Zufriedene Arbeiterinnen leisten mehr; Soziale Beziehungen wichtig!<br />

Diese Erkenntnis bedeutete in der Theorie eine Wende, denn man verabschiedete sich von<br />

einem f<strong>und</strong>amentalen Prinzip der klassischen <strong>Organisation</strong>stheorie „Unpersönlichkeit der<br />

Amtsführung“ Was jahrzehntelang als unberechenbare Störgröße empf<strong>und</strong>en galt, wurde nun<br />

zum entscheidenden Produktivitätsfaktor.<br />

Anreiz-Beitragstheorie<br />

Neoklassischer Ansatz<br />

• Human Relations-Ansatz<br />

• Anreiz-Betragstheorie<br />

Moderne Ansätze<br />

• Human-Ressourcen Ansatz<br />

• Systemtheoretischer Ansatz<br />

• Postmoderne Theorie<br />

• Symbolischer Ansatz<br />

Chester I. Bernard konnte mit seinen Arbeiten zeigen das eine Unternehmung als System von<br />

Handlungen, dessen Bestand jederzeit gefährdet ist. Zur Sicherung des Bestands ist durch die<br />

Systemführung nicht nur der Zweck der <strong>Organisation</strong> zu erfüllen, sondern auch jederzeit ein<br />

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fragiler Gleichgewichtszustand im Bezug formale <strong>und</strong> informale Beziehungen, zwischen<br />

internen <strong>und</strong> externen Ansprüchen <strong>und</strong> zwischen den Beiträgen den <strong>Organisation</strong>smitglieder<br />

<strong>und</strong> den Anreizen der <strong>Organisation</strong>. Erstmals taucht der Umweltbezug als Problem der<br />

<strong>Organisation</strong>sgestaltung auf, da Bernard <strong>Organisation</strong>en als ‚koorperative Systeme‘<br />

interpretiert.<br />

Anreize <strong>und</strong> Beiträge:<br />

Sofern <strong>Organisation</strong>en Ihre Existenz der bewussten Kooperationsbereitschaft von<br />

Individuen <strong>und</strong> Gruppen verdankt gerät die Frage welche Erwartungen eine <strong>Organisation</strong><br />

erfüllen muss damit der Kooperationsverb<strong>und</strong> aufrechterhalten wird in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die organisatorische Zielrichtung wird damit mit der Erreichung der Wünsche <strong>und</strong><br />

Erwartungen der <strong>Organisation</strong>smitglieder verknüpft.<br />

Anreize sind in diesem Konzept Gegenleistungen der <strong>Organisation</strong>; sie sichern den<br />

Fortbestand als Ganzes <strong>und</strong> den adäquaten Beitrag des Individuums zum Systemerfolg.<br />

Ausgehend von diesen Überlegungen unterscheidet Bernard zwischen Effizienz <strong>und</strong><br />

Effektivität, dahingehend das Effizienz dadurch gekennzeichnet ist das es der<br />

<strong>Organisation</strong> die richtigen Anreize bereit zu stellen um die erforderlichen Beiträge zu<br />

erhalten. Effektivität hingegen sofern die richtigen Mittel zur Erreichung des<br />

<strong>Organisation</strong>szwecks gewählt werden.<br />

Koalitionstheorie:<br />

In dem Konstrukt von Bernard ist eine einfache Grenzziehung zwischen Innen <strong>und</strong><br />

Aussen kaum mehr möglich da sämtlich Beteiligte Kooperationsbeteiligte sind; wie<br />

Kapitalgeber, Arbeitnehmer <strong>und</strong> Lieferanten etc.<br />

Daher darf sich das organisatorische Denken nicht auf die Binnenarchitektur<br />

beschränken sondern muss wie später in dem Stakeholder Ansatz formuliert sämtliche<br />

Anspruchsgruppen zum Gegenstand betrieblichen Überlegungen machen.<br />

Autorität <strong>und</strong> Einfluss:<br />

Bernard erweiterte sein Konzept um die sogn. Indifferenzzonen in denen die<br />

<strong>Organisation</strong>mitglieder der Autorität einen Vertrauensvorschluss ohne konkreten<br />

Rechtfertigungsbedarf einräumen um so die Systemstabilität zu gewährleisten.<br />

Abseits dieser tolerierten Indifferenzzonen ist die Kooperationsbereitschaft nur bei<br />

explizit <strong>und</strong> punktuell gerechtfertigter Autorität gegeben; nur innerhalb dieser<br />

Indifferenzzonen wird das Verhalten der <strong>Organisation</strong>smitglieder erwartbar.<br />

Kapitel 3 – Strukturierung von Aufgaben [komplett]<br />

Das Interesse der <strong>Organisation</strong>sgestaltung galt jahrzehntelang Fragen der effektiven Teilung<br />

<strong>und</strong> Spezialisierung der Aufgaben (Differenzierung). Heute hat sich der Blickwinkel<br />

dahingehend verschoben das mehr die geordnete Zusammenführung von weit verstreuten<br />

spezialisierten Aktivitäten <strong>und</strong> komplexen Teilleistungsprozessen im Vordergr<strong>und</strong> steht<br />

(Integration). Diese beiden Fragen werden zusammen als erstes generisches Problem<br />

(Dualproblem) der <strong>Organisation</strong>sgestaltung verstanden.<br />

Organisatorische Differenzierung:<br />

Ausgangspunkt jeder systematischen organisatorischen Differenzierung ist Frage nach der<br />

günstigsten Teilung <strong>und</strong> Zuweisung von Aufgabenvollzügen.<br />

Die Gesamtaufgabe des Aufgabenspektrums ist in der Regel zu umfangreich als das Sie von<br />

einer einzelnen Person alleine bewältigt werden können. Dies führt im Ergebnis zu einem<br />

Differenzierten System das auf unterschiedliche Art <strong>und</strong> Weise den <strong>Organisation</strong>smitgliedern<br />

sichtbar gemacht wird (Stellenbeschreibungen, Betriebsordnung etc.)<br />

Das bekannteste Mittel einer <strong>Organisation</strong>sstruktur Gestalt zu verleihen ist das Organigramm,<br />

das im Sinne einer schaubildartigen Übersicht über die generalisierten Erwartungen informiert.<br />

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Aufgabenanalyse<br />

Methodisch gesehen setzt die organisatorische Verteilung der Aktivitäten die systematische<br />

Durchdringung der Aufgaben voraus. In der deutschen <strong>Organisation</strong>slehre hat Erich Kosiol<br />

hierfür wohl die bekannteste Systematik entwickelt, er nennt Aufgabenanalyse<br />

Nach dieser Konzeption soll die Gesamtaufgabe stufenweise anhand von fünf Dimensionen<br />

gedanklich in Elementarteile zerlegt werden. Kosiol nennt das Verfahren ‚Induktion‘ <strong>und</strong> geht<br />

dabei implizit davon aus das die Gesamtaufgabe ein zusammengesetztes Gefüge aus<br />

unterschiedlichen Teilaufgaben ist.<br />

• Verrichtung: Gliederung nach Tätigkeiten oder Arbeitsarten z. B. Einkauf, Produktion,<br />

Verkauf oder – differenzierter – nach <strong>Prozesse</strong>n wie Anfragen, Bestellen, Überwachen<br />

etc. Die Gesamtaufgabe wird als Komplex von Teilverrichtungen gedacht , die es im<br />

Zuge der Verrichtungsanalyse herauszufiltern gilt.<br />

• Objekt: Gliederung nach einem Gegenstand oder einer Person(engruppe), an dem/r sich<br />

die geforderte Tätigkeit vollziehen soll. Objekte können sein: Rohstoffe, Erzeugnisse,<br />

Personen, Märkte etc. Verrichtungen sind immer auf ein Objekt bezogen, so das<br />

ausgehend von dem ‚Oberobjekt‘ durch die Aufgabenanalyse bin zum Elementarobjekt<br />

vorgedrungen werden kann.<br />

• Phase: Gliederung in die drei Phasen Planung, Realisierung <strong>und</strong> Kontrolle. Auch wenn<br />

sich hier eine gewisse Nähe zur Verrichtungsanalyse besteht, wird zusätzlich die<br />

zeitliche Komponente explizit mitberücksichtigt <strong>und</strong> darüberhinaus dem Taylorismus<br />

Rechnung getragen <strong>und</strong> alles planerische- kontrollierende auf Spezialstellen<br />

ausgelagert.<br />

• Rang: Gliederung in Ausführungs- <strong>und</strong> Entscheidungsaufgaben. Entscheidungsaufgabe<br />

ist beispielsweise die Auftragserteilung, Ausführung die Auftragsabwicklung.<br />

• Zweckbeziehung: Gliederung nach Kern- <strong>und</strong> Supportprozessen (Zweckaufgaben, z.B.<br />

Fertigung, Vertrieb oder Verwaltungsaufgaben wie Buchhaltung). Im Kern geht es darum,<br />

die bisher noch nicht erfassten mittelbaren Teilaufgaben wie Controlling, Kantine etc. als<br />

Anhänge der Primäraufgaben zu identifizieren <strong>und</strong> zuzuordnen.<br />

Grenzen der herkömmlichen Aufgabenanalyse:<br />

Die Aufgabenanalyse wird durchgeführt um für die später folgende Aufgabensynthese/<br />

<strong>Organisation</strong>skonstruktion Bauelemente zu haben. Diese Systematik impliziert einige<br />

problematische Gr<strong>und</strong>annahmen.<br />

• Schwierigkeit, aus einer Gesamtaufgabe Teilaufgaben herauszulösen <strong>und</strong> diese<br />

untereinander abzugrenzen. Ein solcher Dekonstruktionsprozess kann immer nur auf<br />

Basis einer bereits vorhandenen Prozessvorstellung stattfinden <strong>und</strong> ist daher immer<br />

latent reproduktiv.<br />

• Die Vorstellung, von der <strong>Organisation</strong> als widerspruchsfreies <strong>und</strong> konsistentes Gebilde<br />

von Zielen <strong>und</strong> Aufgaben; stellt sich als Ignoranz gegenüber den widersprüchlichen <strong>und</strong><br />

miteinander konfligierenden Zielen <strong>und</strong> seit Bernard bekannten Gegebenheiten sozialer<br />

System dar.<br />

• Eine unrealistische Vorstellung über eine stabile <strong>und</strong> dauerhafte Aufgabenverteilung <strong>und</strong><br />

eine genaue Kenntnis der Situation.<br />

Arbeits-Prozessananlyse<br />

Lange Zeit wurde die organisatorische Strukturierung in Form 2 getrennter Bereiche<br />

bearbeitet. Der Aufbau –<strong>und</strong> –der Ablauforganisation, also getrennt nach Struktur <strong>und</strong><br />

Prozess.<br />

Die Aufbauorganisation soll die Abteilungs–<strong>und</strong>- Stellengliederung sowie das<br />

Instanzengefüge regeln, während die Ablauforganisation die zeitliche <strong>und</strong> räumliche<br />

Rhythmisierung der Arbeitsgänge zum Gegenstand hat. Leitend war die Idee dass diese<br />

separate Optimierung je einer anderen Methodik <strong>und</strong> Logik notwendig ist.<br />

<strong>Organisation</strong> <strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> <strong>Prozesse</strong> <strong>WS</strong> 20<strong>08</strong>/<strong>09</strong> <strong>Schreyögg</strong> David Rivoir<br />

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Da aber die beiden Gestaltungsaufgaben aber so tief miteinander verb<strong>und</strong>en sind ist eine<br />

getrennte Optimierung kaum vorstellbar, <strong>und</strong> darüber auch konzeptionell problematisch,<br />

da die zu analysierenden <strong>Prozesse</strong>, <strong>Strukturen</strong> nicht analytisch sauber zu trennen sind.<br />

Darüber hinaus ist ein Prozess ohne Struktur nicht denkbar, umgekehrt gilt ebenso dass<br />

ein Strukturaufbau ohne Kenntnis der zu Gr<strong>und</strong>e liegenden <strong>Prozesse</strong> nicht sinnvoll<br />

gestaltet werden kann.<br />

Von Hammer <strong>und</strong> Champy wird vorgeschlagen eine Zerlegung der Gesamtaufgabe nach<br />

<strong>Prozesse</strong>n vorzunehmen, im Sinne dass ein Makroprozess gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> definiert werde<br />

sollte um so eine unnötige Zerlegung von Arbeitsabläufen zu vermeiden<br />

Diese ist zwar eine plausible aber zirkuläre Empfehlung, denn die Bedeutung der<br />

<strong>Prozesse</strong> kann nur richtig eingeordnet werden, sofern diese <strong>Prozesse</strong> nicht bereits<br />

bekannt <strong>und</strong> analysiert sind.<br />

Thompson (1967) hat in Anlehnung an Hammer <strong>und</strong> Champy eine Gliederung der<br />

verschiedenen Arten von Aufgaben-Interdependenzen entwickelt.<br />

Bei dieser Gliederung wird zwar viel mehr die Integration als bei Kosiol betont, allerdings<br />

sind die entdecken Interdependenzen nicht naturgegeben sondern ein Teil der früher<br />

getroffenen Organisatorischen Entscheidungen <strong>und</strong> unterliegen somit zumindest latent<br />

dem Verdacht der Reproduktion.<br />

o Gepoolte Interdependenzen: mehrere <strong>Organisation</strong>seinheiten benutzen die<br />

gleiche begrenzte Ressourcenmenge.<br />

o Sequentielle Interdependenzen: <strong>Organisation</strong>seinheiten benutzen den<br />

vorhergehenden Output als ihren Input.<br />

o Reziproke Interdependenzen: jeweiliger Output ist Input der jeweils anderen<br />

<strong>Organisation</strong>seinheit<br />

Aufgabensynthese<br />

In der klassischen <strong>Organisation</strong>slehre schließt an die Aufgabenanalyse die<br />

<strong>Organisation</strong>sgestaltung an. Der Organisator soll dabei wie ein Architekt ein optimale<br />

Gefüge aus den vorher analysierten Aufgaben von ‚unten nach oben‘ formen.<br />

Ziel der Aufgabensynthese ist eine sachlogische Zusammenfassung einzelner<br />

Teilaufgaben zur Bildung von Stellen, Gruppen <strong>und</strong> Abteilungen.<br />

Mehrere sachlogisch zusammenhängende Teilaufgaben werden entweder nach Art, oder<br />

Menge einer Stelle zugeordnet.<br />

Die Stelle ist die kleinste <strong>Organisation</strong>seinheit eines Unternehmens. Sie umfasst die<br />

Teilaufgaben, die zum Arbeitsbereich einer Person gehören, wird aber der Sache (ad<br />

rem) nach <strong>und</strong> nicht auf bestimmte Personen (ad personam) hin gebildet. Zahl, Art <strong>und</strong><br />

Umfang der Teilaufgaben einer Stelle sollte an das durchschnittliche Leistungsvermögen<br />

der Mitarbeiter angepasst werden, so dass daraus ein dauerhaftes Bündel von formal<br />

definierten Verhalts- <strong>und</strong> –Leistungserwartungen entsteht. Je nach Aufgabenstellung <strong>und</strong><br />

Leitungsbefugnis unterscheidet man drei Arten von Stellen:<br />

• Ausführungsstellen<br />

Ausführende Stellen haben keine Leitungsfunktionen. Dazu gehören z. B. der<br />

überwiegende Teil der Arbeiter an den Produktionsmaschinen, Sachbearbeiter<br />

oder Sekretärinnen.<br />

• Leitungsstellen (Instanz)<br />

Stellen mit Anweisungs-, Entscheidungs- <strong>und</strong> Kontrollbefugnissen<br />

(Leitungsbefugnissen) gegenüber ausführenden oder rangniedrigere Stellen<br />

bezeichnet man als Leitungsstellen oder Instanzen. Beispiele hierfür sind<br />

Meisterstellen, Gruppenleiter, Abteilungsleiter usw.<br />

• Stabsstellen<br />

Stabsstellen unterstützen die oberen Leitungsstellen. Sie bereiten die<br />

Entscheidungen der leitenden Stelle vor, sammeln Informationen, erarbeiten<br />

Berichte usw. Manchmal führen Sie auch Kontrollaufgaben im Namen der<br />

Leitungsstelle aus. Die Entscheidungen trifft jedoch die leitende Stelle selbst.<br />

Typisches Beispiel einer Stabsstelle ist der Assistent der Geschäftsleitung.<br />

<strong>Organisation</strong> <strong>Strukturen</strong> <strong>und</strong> <strong>Prozesse</strong> <strong>WS</strong> 20<strong>08</strong>/<strong>09</strong> <strong>Schreyögg</strong> David Rivoir<br />

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Die Zusammenfassung mehrerer Stellen unter der Leitung einer Instanz wird als<br />

Abteilung bezeichnet. Im weiteren Schritt werden dann die Abteilungen zu Haupt-<br />

Abteilungen zusammengefasst <strong>und</strong> wieder einer Instanz zugeordnet, so das der<br />

<strong>Organisation</strong>stypische pyramidenförmige Aufbau des Stellengefüges entsteht.<br />

Das Ergebnis der Aufgabensynthese ist der Stellenplan der Unternehmung, der als<br />

<strong>Organisation</strong>sschaubild (oder Organigramm) graphisch dargestellt wird.<br />

Formen organisatorischer Arbeitsteilung<br />

<strong>Organisation</strong> nach Verrichtungen:<br />

Die bekannteste <strong>und</strong> verbreitetste Form der Arbeitsteilung ist die Spezialisierung nach<br />

Verrichtungen oder Funktionen. Gleichartige Verrichtungen werden zusammengefasst<br />

sowohl auf der Stellen als auch der Abteilungsebene.<br />

Von einer funktionalen <strong>Organisation</strong>sgliederung spricht man dann, wenn die zweitoberste<br />

Hierarchieebene eines Stellengefüges eine Spezialisierung nach Sachfunktionen vorsieht<br />

<strong>und</strong> somit das ganze System funktional prägt.<br />

Die funktionale <strong>Organisation</strong> findet sich am häufigsten bei Unternehmungen die nur 1<br />

Produkt herstellen, bzw. eine relativ homogene Produktpalette haben.<br />

So lassen sich am besten die Vorteile der Verrichtungsorientierung ausschöpfen.<br />

• Nutzung der Spezialisierungsvorteile durch Lern-Übungseffekte<br />

• Ausnutzung von Synergien zwischen ähnlichen Verrichtungen <strong>und</strong> Größenvorteile<br />

• Eindämmung der Zentrifugalkräfte, wie sie eine divisionale <strong>Organisation</strong>sgliederung<br />

freisetzen kann.<br />

Als typische Probleme der funktionalen <strong>Organisation</strong> gelten..<br />

• Selektive Wahrnehmungen, die mit keinem der <strong>Organisation</strong>sziele in Verbindung<br />

stehen.<br />

• Hohe Zahl an Schnittstellen zwischen den Funktionsabteilungen.<br />

• Zeitraubende Kommunikation, geringes Maß an Flexibilität.<br />

• Geringes Maß an Zurechenbarkeit durch hohe Arbeitsteilung. Lokaloptimierung<br />

anstatt Gesamtoptimierung<br />

• Überlastung der Hierarchie mit steigender Heterogenität der Produkte da auf der<br />

obersten Ebene sämtliche Koordinationsaufgaben zusammenfließen.<br />

• Zuordnungsproblematik bei neuen Aufgaben.<br />

<strong>Organisation</strong> nach Objekten<br />

Die zweite gr<strong>und</strong>sätzliche Alternative der Stellen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung ist die<br />

Orientierung am Objekt. (Produkte, Märkte, Güter, Region etc.).<br />

In den betreffenden Stellen- <strong>und</strong> Abteilungen werden also Verrichtungen<br />

zusammengefasst, die für die Bearbeitung des betreffenden Objekts erforderlich sind.<br />

Maßgeblich ist auch hier die Ausrichtung der zweiten Hierarchieebene, welche die<br />

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Weichen (Supra-Struktur) für die Gr<strong>und</strong>ausrichtung des gesamten <strong>Organisation</strong>ssystems<br />

stellt.<br />

Die Objektorientierung auf der zweitobersten Hierarchieebene wird divisionale<br />

<strong>Organisation</strong>, Spartenorganisation, oder auch Geschäftsbereichsorganisation genannt.<br />

In der Regel werden die Divisionen nach Produkten bzw. Produktgruppen gegliedert <strong>und</strong><br />

unter weitgehender Autonomie als Profit-Center bzw. Unternehmen im Unternehmen<br />

geführt. Daher sind gr<strong>und</strong>legende, sowie weitere erfolgsrelevante Sachfunktionen in die<br />

Divisionen ausgelagert, <strong>und</strong> eine tatsächliche Gewinn/Verlustverantwortung zu<br />

gewährleisten. Innerhalb dieses Konstrukts agiert die Gesamt-Geschäftsleitung nur noch<br />

als Kontrollorgan mit Finanzierungsfunktion. Abweichungen von diesem<br />

Dezentralisierungsgebot der divisionalen <strong>Organisation</strong>struktur finden meist aus<br />

Wirtschaftlichkeitsüberlegungen statt; diese Funktionen werden den Sparten dann über<br />

so genannte Zentralbereiche zur Verfügung gestellt (Rechtsabteilung, Personal,<br />

Einkauf..) da man auf der einen Seite die Spezialisierungs- <strong>und</strong> –Größenvorteile nicht<br />

verlieren möchte <strong>und</strong> diese Funktionen andererseits für den Spartenerfolg von nur<br />

untergeordneter Bedeutung sind.<br />

Der Umfang in dem die Zentralbereich Kompetenz zugeordnet bekommen hängt<br />

weitgehend von der zu erfüllenden Aufgabe ab.<br />

Führungsunterstützende Aufgabenbereiche werden als Stäbe ohne direkte<br />

Entscheidungskompetenz eingerichtet, während die Service-Zentralbereiche meist mit<br />

einer speziellen Richtlinien- Anweisungskompetenz ausgestattet sind.<br />

Die Zentralbereiche erfüllen so eine Kompensationsfunktion, die dass Interdependenz-<br />

Probleme einer streng- divisionalen <strong>Organisation</strong>sstruktur abfedern bzw. z.T. rückgängig<br />

machen.<br />

Vorteile:<br />

• Spezifische Ausrichtung auf die relevanten Märkte<br />

• Höhere Flexibilität durch weitgehend eigenverantwortliches Handeln <strong>und</strong> kleinere<br />

Einheiten<br />

• Zukäufe <strong>und</strong> Desinvestitionen sind leichter zu bewerkstelligen<br />

• Höhere Motivation durch Autonomie, Identifikation, Eigenverantwortung<br />

• Entlastung der Gesamtführung, da die Unternehmensleitung von operativen<br />

Aufgaben entlastet wird <strong>und</strong> bessere Steuerbarkeit.<br />

• Exaktere Leistungsbeurteilung des Managements.<br />

Nachteile:<br />

• Hoher Koordinations- Administrationsaufwand zwischen den einzelnen<br />

Geschäftsbereichen zur Ermittlung der Transferpreis/Spartenerfolges<br />

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• Effizienzverluste durch mangelnde Ressourcenteilbarkeit <strong>und</strong> suboptimale<br />

Betriebsgröße<br />

• Vervielfachung hoher Führungspositionen<br />

• Potenzielle Konkurrenz, zwischen Sparten-Gesamtziel, Marktauftritt-<br />

Kannibalismus<br />

• Beschränkte Möglichkeit zur Bildung von Kernkompetenzen.<br />

Fazit:<br />

Die divisionale <strong>Organisation</strong>sstruktur ist sinnvoll bei:<br />

• zunehmender Heterogenität von Produkten<br />

• zunehmender Heterogenität <strong>und</strong> Unsicherheit der Märkte<br />

• zunehmender Unternehmensgröße<br />

• Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit<br />

• Überall, wo schnelles <strong>und</strong> flexibles Handeln notwendig ist<br />

Erfolgsvoraussetzungen für eine Divisionale Struktur:<br />

1. Teilbarkeit der geschäftlichen Aktivitäten in homogene von einander weitgehend<br />

unabhängige Subsysteme, sowohl in Bezug auf die interne Struktur als auch die<br />

externe Ressourcenbeschaffung <strong>und</strong> den Markt.<br />

2. Der Trade-off zwischen sauberer Spartentrennung <strong>und</strong> Kosteneffizienz muss<br />

gelöst werden, dahingehend das die Teilung von <strong>Prozesse</strong>n, Ressourcen <strong>und</strong><br />

Märkten Teilungsverluste verursacht <strong>und</strong> ggf. die erforderliche<br />

Mindestbetriebsgröße nicht werden kann <strong>und</strong> einer hinreichenden vollzogenen<br />

Trennung.<br />

3. Da eine physische Teilung oftmals nicht kosteneffizient ist, müssen sinnvolle<br />

interne Verrechnungspreis gef<strong>und</strong>en werden die eine Trennung zumindest<br />

rechnerisch ermöglicht.<br />

Formen der Divisionalen <strong>Organisation</strong><br />

Im Hinblick auf die formale Ausgestaltung der Divisionsstruktur kann zwischen<br />

einer Abteilungsstruktur <strong>und</strong> einer rechtlichen Selbstständigkeit unterschieden<br />

werden.<br />

Im Fall einer rechtlichen Verselbständigung der Sparte entsteht ein<br />

Stammhauskonzern mit diversifizierten Sparten die sich meist wiederum selbst in<br />

rechtlich selbständige Tochtergesellschaften untergliedert, so dass die Sparten<br />

selbst als Teilkonzern anzusehen sind.<br />

Ein Konzern liegt vor, wenn zu einem Abhängigkeitsverhältnis eine einheitliche<br />

Leitung des herrschenden Unternehmens hinzutritt.<br />

Stammhauskonzern:<br />

• Konzernobergesellschaft tritt eigenständig am Markt auf <strong>und</strong> nimmt dominante<br />

Stellung ein<br />

• Homogenes aufeinander abgestimmtes Portfolio von Leistungen <strong>und</strong><br />

Produkten<br />

• Hohe Zentralisation von Unternehmensentscheidungen (Siemens,<br />

Ravensburger Spiele)<br />

o Verstärkte Bemühungen in Richtung Stammhauskonzern, da die<br />

Komplexität <strong>und</strong> Dynamik von unterschiedlichen Unternehmen unter einem<br />

Dach (bei Holdings) nur sehr schwer beherrschbar ist!<br />

Holdingkonzern:<br />

• Konzernobergesellschaft tritt nicht selbständig bzw. eigenständig am Markt auf<br />

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• Konzernobergesellschaft meist reine Führungs- <strong>und</strong> Verwaltungsgesellschaft<br />

• Konsequente Weiterführung des Dezentrales Führungs- <strong>und</strong><br />

<strong>Organisation</strong>skonzept<br />

• Diversifiziertes Produkt- <strong>und</strong> Dienstleistungsprogramm<br />

o Unter dem Dach eines Holdingkonzerns werden die<br />

Teilkonzerne/Tochtergesellschaften in Kernkompetenzen/Sparten<br />

aufgeteilt. Bsp.: MG Technologies, E.ON AG<br />

Der Begriff Holding ist eine Kurzform für Holdinggesellschaft/Dachgesellschaft<br />

oder Holding-<strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> umschreibt keine eigenständige Rechtsform,<br />

sondern eine in der Praxis etablierte <strong>Organisation</strong>sform der Muttergesellschaft von<br />

verb<strong>und</strong>enen Unternehmen.<br />

Managementholding<br />

Die Managementholding hat kein eigenes operatives Geschäft. Im Gegensatz zur<br />

Finanzholding hält sie jedoch nicht nur die Beteiligungen an den<br />

Tochtergesellschaften, sondern führt diese auch. Zu diesen Führungsaufgaben<br />

gehören typischerweise die Festlegung der strategischen Geschäftsfelder, die<br />

strategische Steuerung, die Besetzung von Führungspositionen <strong>und</strong> die Steuerung<br />

des Kapitalflusses innerhalb der Gruppe. Größter Vorteil dieser Holding ist ihre<br />

Flexibilität, da jedes Tochterunternehmen Strategien für sein Geschäftsfeld<br />

entwickelt. Diese Holdingform kombiniert die Marktnähe <strong>und</strong> Flexibilität von<br />

kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen mit der Kapitalkraft <strong>und</strong> Marktpräsenz großer<br />

Unternehmen. Der artikulierte Wille, einer aktiven Führungsgesellschaft steht im<br />

steten Widerspruch zu der gr<strong>und</strong>legenden Motivation zur Bildung einer Holding,<br />

bzw. Divisionalen <strong>Organisation</strong>, nämlich konsequent Dezentralisierungsvorteile zu<br />

realisieren.<br />

Finanzholding (Vermögensholding)<br />

Die Finanzholding verwaltet vorrangig das Vermögen der Gesamtgruppe <strong>und</strong> übt<br />

weder die operative noch die strategische Leitung in ihren Tochtergesellschaften<br />

aus. Durch die Besetzung der obersten Führungspositionen, die Vorgabe von<br />

finanziellen Zielgrößen <strong>und</strong> die Zuteilung finanzieller Ressourcen besteht nur<br />

mittelbar Einfluss. Im Vordergr<strong>und</strong> steht die Ertrags- <strong>und</strong> Wertoptimierung des<br />

Konzerns als Gesamtheit, oder auch lediglich einzelner (Minderheits-)<br />

Beteiligungen.<br />

Der Zusammenhang zwischen Diversifikationsstrategie <strong>und</strong> divisionaler <strong>Organisation</strong><br />

wird in der Literatur unter der These ‚structure follows strategy‘ zusammengefasst.<br />

Chandler (1962) konnte zeigen das die 4 generischen Wachstumsstrategien je<br />

besondere Koordinationsprobleme mit bringen <strong>und</strong> diesen mit der Schaffung einer neuen<br />

<strong>Organisation</strong>struktur begegnet werden kann.<br />

Ausdehnung<br />

des<br />

Produktvolume<br />

ns<br />

Multilokale<br />

Produktion<br />

Wachstumspfad<br />

Steigender Koordinationsbedarf � Notwendigkeit der Divisionalen<br />

Struktur<br />

Vertikale<br />

Integration<br />

Produktdiversifikation<br />

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Allerdings galt dieser von Chandler festgestellte Zusammenhang nicht uneingeschränkt<br />

denn insbesondere Unternehmen in Märkten mit schwachem Wettbewerb hielten<br />

weiterhin an der Funktionalen <strong>Organisation</strong>sstruktur fest. Empirisch konnte<br />

darüberhinaus Rumelt (1974) zeigen das aktuelle Manangementtrends eine wichtige<br />

Determinante der <strong>Organisation</strong>struktur sind. � ‚structure follows fashion‘ ?<br />

Aktuell wird die von Chandler proklamierte Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen<br />

Struktur <strong>und</strong> Strategie in Frage gestellt da zumindest die organisatorische Bedingtheit<br />

der Stratgieformulierung nicht geleugnet werden kann.<br />

Organisatorische Integration:<br />

Arbeitsteilung erzeugt Komplexität <strong>und</strong> die Bildung von spezialisierten Stellen <strong>und</strong> Abteilungen<br />

jeweils Unterbrechungen des gesamten Leistungsflusses.<br />

Die Aufgabenteile werden von unterschiedlichen Personen, an unterschiedlichen Orten zu<br />

unterschiedlichen Zeiten erledigt, <strong>und</strong> bedürfen der Koordination, bzw. der Integration um<br />

daraus einen geschlossenen Leistungsprozess zu formen.<br />

Von der Logik her handelt es sich bei der Integration um eine widersprüchliche Zielsetzung für<br />

die nur eine Kompromisslösung nicht aber eine Optimallösung gef<strong>und</strong>en werden kann.<br />

So das die <strong>Organisation</strong>sgestaltung zu einer Doppelaufgabe wird, deren Bearbeitung die<br />

Lösung eines nicht aufzulösendes Widerspruchs verlangt.<br />

Lange Zeit wurde übersehen das Arbeitsteilung <strong>und</strong> Spezialisierung unbeabsichtigte Folgen für<br />

das Verhalten von <strong>Organisation</strong>smitgliedern hat. Es entwickeln sich ein Zerrbild einer<br />

funktionierenden <strong>Organisation</strong>; geprägt von Ihrer jeweils eigenen Sprache, unterschiedlichen<br />

Denk- <strong>und</strong> Verhaltensmustern <strong>und</strong> Segmentzielen, steuern die Subsystem schlimmsten Falls in<br />

gegenläufige Richtungen <strong>und</strong> stellen die Gesamtorganisation vor eine Zerreißprobe.<br />

Um dieser Herausforderungen der Kommunikationsverdünnung zu begegnen stehen<br />

verschiedene Integrationsansatzpunkte zur Verfügung.<br />

Abstimmung durch Hierarchie<br />

Das klassische Integration- <strong>und</strong> Koordinationsinstrument ist die Hierarchie, die über ein<br />

vertikales System abgestufter Zuständigkeiten institutionell Vorsorge für die<br />

Sicherstellung der Integration betreibt.<br />

Mit diesem System der aufsteigenden Regelungskompetenz verbindet sich auch die<br />

Vorstellung dass mit steigender Höhe auch die fachliche Breite zunimmt so das die<br />

vorgetragenen Abstimmungsschwierigkeiten sachgerecht gelöst werden.<br />

Die Integration durch Hierarchie hat in dieser Hinsicht ein Doppelgesicht, denn es trifft<br />

Vorkehrungen in Form von generellen Regeln <strong>und</strong> vertraut bei<br />

Abstimmungsschwierigkeiten auf individuelle Anweisung als Abstimmungsmodus.<br />

Die Hierarchie regelt also die Zuständigkeit, nicht aber Inhalt <strong>und</strong> sachlichen Bezug.<br />

Einliniensystem:<br />

Um ein lückenloses Zuständigkeitssystem für Abstimmungsprobleme zu gewährleisten<br />

muss die Hierarchie transitiv geordnet sein. Garant dafür ist das Einliniensystem, das<br />

jede Stelle im Unternehmen eine übergeordnete Instanz hat <strong>und</strong> nur von dieser<br />

Weisungsgeb<strong>und</strong>en abhängt. Dies führt zum so genannten Prinzip der Einheit der<br />

Auftragserteilung. Vorteilhaft an diesem System ist, dass es sehr einfach <strong>und</strong><br />

übersichtlich ist.<br />

Desweiteren zeichnet es sich durch einfache Dienstwege aus, da bei Problemen oder<br />

Anfragen nur der jeweils Vorgesetzte befragt werden kann.<br />

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Nachteilig jedoch ist, dass es unter Umständen zu langen Informationswegen kommt,<br />

wenn das Unternehmen eine bestimmte Größe erreicht hat. Daneben kommt es zu einer<br />

starken Belastung der Führungsebene, da alle Anfragen <strong>und</strong> Probleme sich am Ende<br />

dort konzentrieren. Desweiteren werden Konflikte meist nur autoritär gelöst, da die sich<br />

„im Streit befindenden Abteilungen“ nicht direkt miteinander kommunizieren können.<br />

Mehrliniensystem<br />

Wie der Name des Mehrliniensystems schon sagt sind die einzelnen Instanzen einer<br />

<strong>Organisation</strong> jeweils mehreren Instanzen unterstellt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird es auch das<br />

„Prinzip des kürzesten Weges“ genannt.<br />

Der Vorteil an diesem System liegt in den direkten Weisungswegen. Es müssen nicht<br />

umständlich Wege, wie beim Einliniensystem in Kauf genommen werden, um z.B. eine<br />

Instanz auf gleicher Entscheidungsebene eine Information zukommen zu lassen. Des<br />

Weiteren ermöglicht dieses System eine Spezialisierung der übergeordneten Stellen.<br />

Nachteilig an diesem System ist, dass es zu Kompetenzgerangel kommen kann, da es<br />

möglicherweise keine klare Kompetenzabgrenzung gibt. Problematisch ist auch, dass es<br />

sehr schwierig ist Fehler zuzuweisen, da jede Instanz ein Wort bei Entscheidungen<br />

mitzureden hat.<br />

Stabliniensystem<br />

Das Stabliniensystem ist eine Sonderform des Einzel- oder Mehrliniensystem. Der<br />

einzige Unterschied zwischen Einzel- <strong>und</strong> Mehrliniensystem <strong>und</strong> dem Stabliniensystem<br />

ist, dass einigen Instanzen Stäbe bei der Koordination oder Entscheidungsvorbereitung<br />

behilflich sind. Ein Stab hat hierbei nur Beratungsbefugnis kann aber nicht selbst<br />

entscheiden.<br />

Vorteil einer solchen <strong>Organisation</strong> ist, dass höhere Instanzen entlastet werden, da z.B.<br />

Stäbe Information aufbereiten. Außerdem werden sorgfältigere Entscheidungen<br />

getroffen, da man das Spezialwissen der Stäbe sich zu Nutzen macht. Nachteilig ist die<br />

Möglichkeit der Manipulation durch Stäbe sowie das Konfliktpotenzial zwischen Stab <strong>und</strong><br />

Linie<br />

Fazit:<br />

Unter integrativen Gesichtspunkten ist das Instrument der Hierarchie insbesondere in<br />

komplexen <strong>Organisation</strong>en unzureichend.<br />

Eine ausschließliche Abstimmung auf diesem Wege führt regelmäßig zu einer<br />

Überlastung der Instanzen, da der Instanz nicht alle notwendigen Informationen zur<br />

Verfügung gestellt werden zum einen aufgr<strong>und</strong> der durch Misstrauens geprägten<br />

hierarchischen Kommunikation <strong>und</strong> aus Zeitgründen.<br />

Darüber hinaus offenbart die Hierarchie Ihre Schwächen, da letztlich jede Entscheidung<br />

fallweise, innerhalb eines vorher abgesteckten Kompetenzbereichs getroffen wird <strong>und</strong> so<br />

latent von Ineffizienz bedroht ist. Darüberhinaus gefährdet jede physische Abwesenheit<br />

des Vorgesetzten die Integrationsbemühungen.<br />

Abstimmung durch Programme <strong>und</strong> Pläne<br />

Programme sind verbindlich vertikal festgelegte Verfahrensrichtlinien (= generelle<br />

Regeln), die fallweise Regelungen ersetzen <strong>und</strong> somit einer Standardisierung<br />

gleichkommen da sie ohne das Einschreiten einer Instanz auskommen.<br />

Es wird versucht quasi im Voraus die Probleme zu antizipieren <strong>und</strong> mit passenden<br />

Lösungen zu versehen.<br />

Die Weisung tritt im Vergleich zur Integration durch Hierarchie dem Beschäftigten<br />

entpersonalisiert gegenüber, bis sie nach einer gewissen Einübungsphase zur Routine<br />

geworden ist.<br />

� Routineprogramme- Konditionalprogramme: Bei wiederholt auftretenden gleicher<br />

oder ähnlicher Ausgangssituationen. Das Modell liefert eine Kausalbeziehung; ein<br />

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Eintritt eines bestimmten Ereignisses zieht unweigerlich die geplante Wirkung nach<br />

sich. Der Anstoß zum Tätigwerden entsteht durch das Ereignis selbst.<br />

Der Entlastungseffekt ist offensichtlich, da eine viel größere Informationsmenge in<br />

den Integrationsprozess verarbeitet wird, ohne dass einzeln eine Instanz dies gezielt<br />

anordnen muss. Der Einsatzbereich dieser Programme ist jedoch sehr beschränkt da<br />

dieses Programm nur ausgelöst wird sofern das auslösende Ereignis antizipierbar<br />

<strong>und</strong> die spezifische Problemstruktur im Vorhinein durchdringbar <strong>und</strong> die spezifische<br />

Lösung bekannt ist.<br />

� Zweckprogramme legen in Ihrer einfachsten Form formal einen bestimmten<br />

erwünschten Zustand als verbindlich fest, der Weg dorthin <strong>und</strong> welche Maßnahmen<br />

ergriffen werden müssen schreibt diese Form der Programmierung nicht vor.<br />

� Allerdings ist die Mittelwahl keineswegs unabhängig wie das Konzept suggeriert,<br />

denn es bestehen zwischen den einzelnen Wahlmöglichkeiten Interdependenzen in<br />

Bezug auf knappe Ressource etc., so dass de facto eine sehr viel engere<br />

Koordination notwendig ist als es in dem System von Zielen zum Ausdruck kommt.<br />

� Zusätzlich ist, um ein in sich schlüssiges System von Zweckprogrammen zu<br />

Entwerfen mehr wissen über die Zukunft erforderlich als verfügbar.<br />

� Darüberhinaus müssen die Ziele ständig überprüft <strong>und</strong> ggf. angepasst werden um<br />

eine Fehlsteuerung zu vermeiden.<br />

� Gefahr der künstlichen Standardisierung (Scheinlösung)<br />

Abstimmung durch Programm wirkt faktisch hierarchieentlastend, <strong>und</strong> kann in eng<br />

umgrenzten Teilbereichen als sinnvolles <strong>und</strong> effektives Steuerungs- <strong>und</strong><br />

Integrationsinstrument verwendet werden. Allerdings gewährleistet dies nur ein geringes<br />

Maß an Elastizität <strong>und</strong> verleiht der <strong>Organisation</strong> als Ganzes einen statischen Rahmen,<br />

der mit einer geringen Reagibilität auf unerwartete Situationen reagiert.<br />

Zusätzlich besteht die Gefahr dass Scheinlösungen aus künstlich standardisierten<br />

Abstimmungssituationen entstehen, die ihren tieferen Gr<strong>und</strong> mehr in der<br />

fehlenden/falschen Programmierung als in dem Abstimmungsproblem selbst haben.<br />

Selbstabstimmung<br />

Mit Hilfe der organisatorisch horizontalen Koordination, sollen die Lücken die die beiden<br />

vertikalen Integrationsinstrumente offen gelassen haben geschlossen werden.<br />

Sie passen in Ihrer Konzeption zwar nicht in die traditionelle hierarchische Ordnungswelt,<br />

stellt aber mittlerweile auch in der Literatur ein unverzichtbaren Brückenschlag zwischen<br />

Anforderungen der Wirklichkeit <strong>und</strong> theoretischen Überlegungen dar.<br />

Varianten:<br />

� Ausschüsse (Arbeitsgruppen mit Mitgliedern verschiedener Abteilungen, zeitlich<br />

begrenzt)<br />

� Abteilungsleiterkonferenzen (Problemlösung zwischen den Abteilungen,<br />

permanent, regelmäßig, unspezifische Aufgabe)<br />

� Koordinator (Kontinuierliche Abstimmung zwischen leistungsmäßig angrenzende<br />

Abteilungen, liaison role)<br />

� Integrationsstellen (externe Stellen, z.B. Produktmanagement)<br />

Matrixorganisation<br />

Matrixorganisationen haben ihren Ursprung in der zunehmenden Alltagskomplexität der<br />

Unternehmen, die zu einer „... innerorganisatorischen Auffächerung von Aufgaben <strong>und</strong><br />

Tätigkeiten <strong>und</strong> zu einer stark gestiegenen Binnenkomplexität in vielen Unternehmen<br />

führte.“ (Oelsnitz 2000).<br />

Problematisch für viele Unternehmen war, dass der Koordinationsaufwand nach innen<br />

immer größer wurde <strong>und</strong> es nach außen zu einem Repräsentationsproblem kam. Für<br />

viele K<strong>und</strong>en war es unklar, wer ihr jeweiliger Ansprechpartner im Unternehmen war.<br />

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Bei der Matrixorganisation handelt es sich im Gr<strong>und</strong>e genommen um<br />

Zwitterorganisationen aus funktionalen <strong>und</strong> divisionalen <strong>Organisation</strong>.<br />

In der Regel wird die klassische Verrichtungsorganisation um eine weitere<br />

objektbezogene Dimension orthogonal erweitert.<br />

Die Matrixstellen sind der Unternehmensleitung direkt unterstellt <strong>und</strong> besitzen<br />

Weisungsbefugnis gegenüber den Matrixschnittstellen. Bei den Matrixschnittstellen<br />

handelt es sich entweder um reine Ausführungsstellen oder um Leitungsstellen, denen<br />

weitere <strong>Organisation</strong>seinheiten zugeordnet sind. Offensichtlich ist das hohe<br />

Konfliktpotential der Matrixorganisation, das durch die Zuordnung der Matrixschnittstellen<br />

zu jeweils zwei Matrixstellen entsteht<br />

Diese Konflikte werden bewusst in Kauf genommen, um so für jede Situation die beste<br />

Lösung zu finden. Es gibt keine Entscheidungsregeln bei Konflikten, um durch<br />

Argumentation die beste Lösung für das Unternehmen finden zu müssen. Man schätzt<br />

folglich die positiven Effekte einer durch Diskussion gef<strong>und</strong>enen Lösung höher ein, als<br />

die dadurch entstehenden Reibungsverluste. Man spricht hierbei auch von<br />

institutionalisierten Konflikten<br />

Die Sparten sind innerhalb der Matrixorganisation nur für die Projektkonzeption zuständig<br />

während die Projektabwicklung alleine von den Funktionsbereichen durchgeführt wird.<br />

Hauptaufgabe des jeweiligen Spartenmanagers ist es seine Projekte schnellstmöglich<br />

durch die Matrix zu „schleusen“. Jedoch besitzt dieser, zumindest in der Theorie, keine<br />

Weisungskompetenz gegenüber den Funktionsbereichen. Die Leiter der<br />

Funktionsbereiche müssen hingegen die Voraussetzungen schaffen, dass alle Projekte<br />

möglichst effizient abgewickelt werden. Behält das Funktionsmanagement das<br />

Schwergewicht bei Abstimmungsprozessen so spricht man von einer Funktionsmatrix, im<br />

Unterscheid zur Gleichgewichtsmatrix.<br />

Fazit:<br />

Der Hautvorteil der Matrixorganisation liegt in der Erweiterung der Perspektive; durch<br />

die Zusammenführung zweier gleichberechtigter Leitungsperspektiven wird eine Art<br />

Gesamtschau erzwungen. Es werden stets zwei unterschiedlichen Perspektiven<br />

betrachtet, das Spezialwissen der Funktionsmanager <strong>und</strong> die Gesamtperspektive des<br />

Querschnittsmanagers.<br />

Vorhandene Unstimmigkeiten werden sichtbar gemacht, mit dem inhärenten Zwang das<br />

Problem auszudiskutieren <strong>und</strong> so eine Gesamtoptimierung zu ermöglichen.<br />

Der Matrixorganisation liegt im Gegensatz zur funktionalen <strong>und</strong> zur divisionalen<br />

<strong>Organisation</strong> ein Mehrlinienmodell zugr<strong>und</strong>e, das die Kommunikationswege stark<br />

verkürzt. Entscheidungen können somit schneller <strong>und</strong> dezentral getroffen werden. Die<br />

Matrixorganisation entlastet in dieser Hinsicht die Führungsebene.<br />

Folgende Punkte werden der Matrixorganisation stets entgegengehalten:<br />

(1) Intransparenz: Die Dualorganisation verkompliziert die Abläufe <strong>und</strong> sorgt in der<br />

Folge für Verwirrung <strong>und</strong> Verlust des Verantwortungsgefühls<br />

(2) Verzögerung der Entscheidung: Der Zwang zum Konsens ist teilweise sehr<br />

zeitaufwendig <strong>und</strong> für die Beteiligten frustrierend.<br />

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(3) Zu hohe Koordinationskosten: Bedingt durch die zusätzliche Linienorganisation<br />

entsteht ein erheblicher Mehraufwand<br />

(4) Persönliche Belastung durch Konfliktdichte: Konflikte müssen gelöst werden<br />

<strong>und</strong> Verantwortung kann nicht an die höhere Instanz weitergereicht werden.<br />

(5) Aufwendige Dokumentation: Bedingt durch die vielen Abstimmungssitzungen<br />

Da der Einsatz der Matrixorganisation nicht als Allheilmittel des Integrationsproblems<br />

gesehen werden kann <strong>und</strong> Ihr Einsatz von hohen Kosten begleitet wird haben Davis <strong>und</strong><br />

Lawrence (1977) einen Katalog von Voraussetzungen erarbeitet der gegeben sein<br />

muss damit die Einführung der Matrixorganisation lohnen sein kann.<br />

Vorhandensein<br />

(1) Zwei unterschiedliche Referenzsysteme mit bestandskritischen Ansprüchen an das<br />

Unternehmen.<br />

(2) Einer komplexen, interdependenten <strong>und</strong> unsicheren Aufgabe mit hohen<br />

Informationsverarbeitungsanforderungen<br />

(3) Produkte/Projekte verlange die gemeinsamen Nutzung gemeinsamen Ressourcen<br />

Bedingung<br />

(1) Personelle Kapazitäten, die sich von dem hierarchischem Autoritätsdenken lösen<br />

können.<br />

(2) Das System steht <strong>und</strong> fallt mit der Kooperationsbereitschaft der Handlungsträger<br />

(3) Stringenter Richtlinien zum Verhalten in der Matrix <strong>und</strong> Unterstützung durch<br />

entsprechende Planungs-, Kontroll-, Beurteilungs- <strong>und</strong> Belohnungssysteme<br />

Prozessorganisation:<br />

Problem: Die org. Selbstabstimmungsprozesse erhöhen Binnenkomplexität noch weiter,<br />

das wird erst gar nicht versucht die Differenzierung zu kompensieren sondern Sie in<br />

Teilen rückgängig zu machen (Schnittstellen zu minimieren)<br />

Lösung: Business Reengeneering. Es beseitigt die Quelle des Problems durch den<br />

Abbau der Differenzierung. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen nicht mehr die<br />

Spezialisierungsvorteile, sondern der ganzheitliche Aufgabenvollzug <strong>und</strong> die Orientierung<br />

am Abnehmer. Prozessbeauftragte mit allen erforderlichen Kompetenzen so das auf<br />

Teile der Hierarchie verzichtet werden kann.<br />

Vorteil: Schnellerer Produktionsprozess, Kostensekung.<br />

Nachteil: Eingeschränkt anwendbar. Löst Interdependenzproblem zwischen den<br />

<strong>Prozesse</strong>n nicht.<br />

Fazit: Es geht nicht ohne Spezialisierung. Differenzierungs- <strong>und</strong> Integrationsprobleme<br />

wird es immer geben.<br />

Kapitel 4 – Integration von Individuum <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> [Nicht<br />

Klausurrelevant]<br />

Kapitel 5 – <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Umwelt [S.276-303]<br />

Kontingenztheoretische Ansätze<br />

Im Rahmen der Überprüfung des Weberschen Bürokratiekonzepts mittels empirischer Analysen<br />

wurde festgestellt, dass <strong>Organisation</strong>sstrukturen keineswegs dem Idealtyp der Bürokratie<br />

entsprechen, sondern ganz unterschiedliche Ausprägungen entlang der verschiedenen<br />

Dimensionen der Bürokratie aufweisen. Diese Erkenntnis führte zu der Frage, ob man diese<br />

unterschiedlichen Ausprägungen der <strong>Organisation</strong>sstruktur auf die unterschiedlichen<br />

Situationen der einzelnen <strong>Organisation</strong>en zurückführen könnte – so entstand der situative<br />

Ansatz bzw. die Kontingenztheorie.<br />

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Die Kontingenztheorie fokussierte sich im Laufe ihrer Entwicklung im Wesentlichen auf drei<br />

zentrale Fragestellungen:<br />

• Wie können <strong>Organisation</strong>sstrukturen beschrieben <strong>und</strong> operationalisiert werden um<br />

Unterschiede zwischen ihnen in empirischen Untersuchungen erfassen zu können?<br />

• Welche situativen Faktoren oder Einflussgrößen erklären eventuell festgestellte<br />

Unterschiede zwischen <strong>Organisation</strong>sstrukturen? Man unterscheidet hier zwischen drei<br />

wesentlichen Einflussgrößen: <strong>Organisation</strong>sgröße, <strong>Organisation</strong>sumwelten <strong>und</strong><br />

angewandte Fertigungstechnik.<br />

• Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Situations-Struktur-Konstellationen auf<br />

das Verhalten der <strong>Organisation</strong>smitglieder <strong>und</strong> auf die Zielerreichung (Effizienz) der<br />

<strong>Organisation</strong>?<br />

Die <strong>Organisation</strong>sstruktur wird beeinflusst durch: 1. Umwelt, 2. Technologie, 3. Lebenszyklus, 4.<br />

Mensch. Alle diese Faktoren haben restriktorischen Einfluss auf die<br />

<strong>Organisation</strong>sentscheidungen (Kontingenztheorie). Heute weiss man, dass sie sich selber auch<br />

beeinflussen (z.B. Wahl der Technologie beeinflusst Menschliches Verhalten, Sie sind also<br />

Interdependent.<br />

Umwelt <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

Burns & Stalker<br />

Kernaussage: Bestimmte Umwelten erfordern bestimmte Ausprägungen der<br />

<strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

Die These von Burns <strong>und</strong> Stalker (1966) lautete, dass unter stabilen Umweltbedingungen<br />

eine mechanistische <strong>Organisation</strong>sstruktur effizienter sei, während in dynamischen<br />

Umwelten eine organische, flexible Struktur der <strong>Organisation</strong> mehr Effizienz<br />

gewährleiste. Diese These basiert allerdings auf der Gr<strong>und</strong>annahme, dass die gesamte<br />

<strong>Organisation</strong>sstruktur in einer einheitlichen Weise von der Umwelt geprägt wird.<br />

Stabile Umwelt Objektive Messung<br />

Turbulente Umwelt<br />

Bürokratischmechanistische<br />

System<br />

1.Rate der Veränderung<br />

in der Technologie<br />

2.Rate der Veränderung<br />

in den Märkten<br />

Kontinuum der <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

Organisches<br />

Managementsystem<br />

Basierend auf Ihren Untersuchungen englischer <strong>und</strong> schottischer Industriebetriebe<br />

entwickelten Sie ein Managementsystem wie auf eine sich verändernde Umwelt reagiert<br />

werden sollte.<br />

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<strong>Organisation</strong> Mechanisch Organisch<br />

Struktur Funktionsorientiert Aufgabenorientiert<br />

Arbeitsteilung/Spezialisierung starr/stark flexible/schwach<br />

Hierarchie spitz, rigide flach, lose<br />

Entscheidungsfindung/Koordina<br />

tion<br />

An der Spitze Überall<br />

Interaktion/Informelle<br />

Beziehungen<br />

gering/vernachlässigt Stark/wichtig<br />

Führung - -<br />

Motivation Angst, Bedrohung, Strafe,<br />

Engagement, Befriedigung,<br />

monetäre Anreize<br />

psychologische Bedürfnisse<br />

Zwischenmenschl. Beziehungen Autoritär, befehlend Partizipativ, kooperativ<br />

Planung <strong>und</strong> Kontrolle - -<br />

Zielfindung- Beschreibung Von oben/detailiert Teamarbeit/schwach<br />

Planung Durch Stäbe Alle sind beteiligt<br />

Art/Ort der Kontrolle Formal, schriftlich, häufig von oben Alle Ebenen, Selbstkontrolle<br />

Kommunikation vertikal lateral<br />

Lawrence & Lorsch Differenzierungs- <strong>und</strong> Integrationsmodell<br />

Basierend auf Burns <strong>und</strong> Stalker veröffentlichten Lawrence <strong>und</strong> Lorsch 1967 ihrer sehr<br />

einflussreichen Untersuchung. Mit folgenden Aussagen!<br />

Umwelt:<br />

Nach ihrer Argumentation sind nicht alle Bereiche einer <strong>Organisation</strong> mit denselben<br />

Umwelten konfrontiert <strong>und</strong> unterliegen somit auch nicht in gleichem Maße dem<br />

Anpassungs- oder Innovationsdruck. Da die verschiedenen Bereiche einer <strong>Organisation</strong><br />

also mit recht unterschiedlichen Umwelten konfrontiert sind, entwickeln sie dafür auch<br />

unterschiedliche, umweltbezogene Strategien. Diese verschiedenen „Teil-Umwelten“ der<br />

<strong>Organisation</strong> sind als Teile der gesamten <strong>Organisation</strong>sumwelt zu verstehen.<br />

Die Charakterisierung der Umweltsektoren erfolgt nach dem Grad der Unsicherheit<br />

(Umweltdynamik) anhand folgender Dimensionen<br />

(1) Bestimmtheit der Informationen<br />

(2) Gewissheit über die kausalen Beziehungen<br />

(3) Zeitspanne der endgültigen (Erfolgs)-Rückmeldung der Umwelt.<br />

Sind die Unsicherheitswerte in den einzelnen Umweltsektoren einander ähnlich so wird<br />

von einer homogenen Umwelt gesprochen, anderenfalls von einer heterogenen Umwelt.<br />

Differenzierung<br />

Lawrence <strong>und</strong> Lorsch gehen im Gegensatz zum sonst üblichen Verständnis in Bezug auf<br />

Differenzierung einen anderen Weg <strong>und</strong> stellen vielmehr auf die Unterschiede zwischen<br />

den Subsystemen in Ihrer Struktur <strong>und</strong> Ausrichtung als die weitverzweigte<br />

Untergliederung der <strong>Organisation</strong> in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die Differenzierung wird durch folgende 4 Faktoren determiniert:<br />

(1) Formalisiertheit der Struktur<br />

(2) Interpersonelle Orientierung<br />

(3) Zeitorientierung<br />

Wird durch den Sicherheitsgrad der<br />

Umweltsektoren bestimmt.<br />

(4) Zielorientierung Variiert mit der Inhaltlichen Ausprägung des Umweltsegmentes<br />

Den Kern des Konzepts von Lawrence <strong>und</strong> Lorsch bilden zwei Hypothesen:<br />

• Hypothese 1:Die <strong>Organisation</strong>sstruktur der Untereinheiten einer <strong>Organisation</strong> ist von<br />

der Dynamik ihrer spezifischen Umweltsegmente geprägt.<br />

• Ähnlich wie Bunrs/Stalker proklamieren sie, je sicherer die Umwelt, desto<br />

mechanistischer das Managementsystem des Subsystem <strong>und</strong> je dynamischer die<br />

Umwelt desto organischer die Ausrichtung.<br />

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� Abteilungen in dynamischen Umwelten weisen größere Leitungsspannen,<br />

weniger Hierarchieebenen, einen geringeren Formalisierungsgrad <strong>und</strong> einen<br />

geringeren Programmierungsgrad auf als Abteilungen in statischen<br />

Umwelten. Die Mitglieder dieser funktionalen Untereinheiten unterscheiden<br />

sich dadurch auch hinsichtlich ihrer Arbeits- <strong>und</strong> Denkweise.<br />

Hauptunterschiede finden sich in der Orientierung bezüglich eines<br />

bestimmten Ziels (z.B. Produktion bzgl. niedrige Kosten / R&D bzgl.<br />

Innovation), des Zeitbudgets, das den Einheiten zur Verfügung steht (z.B.<br />

Produktion bzgl. geregelt durch Lieferfristen / R&D bzgl. nur zeitliche<br />

Rahmenvorgaben), die Bereitschaft zur Teamarbeit sowie der formalen<br />

Ausgestaltung der Abteilungen.<br />

Integration<br />

Jede Differenzierung bringt das Erfordernis der Integration mit sich.<br />

• Hypothese 2: Je unterschiedlicher die <strong>Organisation</strong>sstrukturen der verschiedenen<br />

Abteilungen sind, <strong>und</strong> je unterschiedlicher damit auch die Orientierungen ihrer<br />

Mitglieder, desto schwieriger gestaltet sich die organisationsinterne Koordination <strong>und</strong><br />

desto aufwendigere Koordinationsmechanismen müssen eingesetzt werden, um ein<br />

Zusammenwirken der gesamten <strong>Organisation</strong> sicherzustellen.<br />

Wenn die <strong>Organisation</strong> ihre Zielsetzung also erfolgreich <strong>und</strong> effizient verfolgen will,<br />

müssen diese funktionalen Untereinheiten zusammengeführt bzw. integriert werden.<br />

Ein qualitativer Mangel an Integration kann dazu führen, dass sich die einzelnen Denk<strong>und</strong><br />

Funktionslogiken der Unterabteilungen verselbstständigen <strong>und</strong> es zu Zielkonflikten<br />

zum einen unter den Abteilungen selbst, zum anderen mit dem Ziel der <strong>Organisation</strong><br />

insgesamt kommen kann.<br />

Bis zur Kontingenztheorie ging man davon aus, dass Konflikte sich durch die<br />

hierarchischen <strong>Strukturen</strong> praktisch von selbst lösen <strong>und</strong> Integration sich quasi<br />

automatisch durch einen rationalen, mechanischen Prozess einstellt. Nach<br />

Lawrence/Lorsch entsteht Integration in hoch differenzierten <strong>Organisation</strong>en nicht<br />

ausschließlich, oder nicht ausreichend auf diesem Weg. Zusätzliche<br />

Koordinationsmechanismen werden insbesondere dadurch geschaffen, dass eine<br />

bestimmte organisatorische Einheit mit der Integrationsaufgabe betraut wird. Stäbe,<br />

Ausschüsse oder regelmäßige Planungsbesprechungen sind mögliche Formen solcher<br />

Koordinationsinstanzen.<br />

� Empirische Ergebnisse:<br />

Verschiedene Studien die Lawrence <strong>und</strong> Lorsch These untersuchten konnten kein<br />

einheitliches Bild der Wirklichkeit feststellen.<br />

Die Empirischen Ergebnisse ließen jedenfalls einen Schluss zu das zwischen Umwelt<br />

<strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> keine Kausalbeziehung besteht, wie die Kontingenztheorie vermuten<br />

lässt. Viele andere Faktoren (Technologie, Menschen, <strong>Strukturen</strong>, Lebenszyklen) spielen<br />

eine nicht unwesentliche Rolle so das diese selektive Kausalbeziehung empirisch nicht<br />

zu bestätigen ist.<br />

Technologie <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

Woodward Technologieansatz<br />

Die kontingenztheoretische Schule zum Verhältnis von <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Umwelt im<br />

Allgemeinen <strong>und</strong> zum Verhältnis der <strong>Organisation</strong> zur Technologie im Besonderen ist<br />

durch ihren deterministischen Charakter (‚prescribed relationships‘) geprägt.<br />

Die Ansätze basieren auf den Ergebnissen empirischer Studien der 50er<br />

Jahre, welche in ca. 100 mittelständischen Fertigungsunternehmen in South Essex,<br />

England durchgeführt wurden. Gegenstand der unter der Regie von Joanne Woodward<br />

durchgeführten Studien war ursprünglich die Untersuchung des Einflusses der<br />

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eingesetzten Fertigungstechnologie auf das organisatorische Verhalten <strong>und</strong> auf den<br />

Unternehmenserfolg. Die Auswertung der Daten zeigte jedoch bei den erfolgreichen<br />

Unternehmen der gewählten Stichprobe deutlich erkennbare Abhängigkeiten der<br />

<strong>Organisation</strong>sstruktur von der eingesetzten Technologie. Der Abgleich mit der<br />

unternehmerischen Erfolgskomponente vermittelte den Eindruck, als seien<br />

nur diejenigen Unternehmen langfristig erfolgreich, welche als Struktur der <strong>Organisation</strong><br />

die für die jeweils eingesetzte Fertigungstechnologie typische Form gewählt hatten.<br />

Woodward ging davon aus dass mit der Entscheidung für eine bestimmte Technologie<br />

auch gleichzeitig eine Entscheidung über die optimale <strong>Organisation</strong>sgestaltung gefallen<br />

wäre.<br />

� Fertigungstechnologie: Nach Woodward (Einzelfertigung, Massenfertigung,<br />

Prozessfertigung.<br />

Insgesamt ergab sich folgendes Bild:<br />

� Firmen mit geringer <strong>und</strong> hoher Komplexität (Einzel-Prozessfertigung) entsprachen<br />

tendenziell dem Typus organisches Managementsystem <strong>und</strong> waren<br />

gekennzeichnet von weitgehend dezentralisierter Entscheidungsfindung <strong>und</strong><br />

partizipativem Management.<br />

� Während Firmen im mittleren Bereich (Massenfertigung) der Technologie-Skala<br />

das klassisch- mechanistische System bevorzugten, geprägt durch eine stark<br />

formalisierte <strong>Organisation</strong>sstruktur.<br />

� Empirische Ergebnisse:<br />

Verschiedene Studien die Woodward These untersuchten konnten kein einheitliches Bild<br />

der Wirklichkeit feststellen, zumindest aber einige Korrelationen<br />

Allerdings …<br />

(1) Ist der verwendete Technologiebegriff nur für Industriebetriebe verwendbar<br />

(2) Der Begriff als solches ist zu eng definiert, da er Know-How <strong>und</strong> Art des zu<br />

erstellenden Produktes außer Acht lässt. Etc.<br />

(3) Der Begriff stellt nur auf die vordergründigen Ausrüstungscharakteristika der<br />

Technologie ab.<br />

Perrows Technologie Modell<br />

Überzeugt vom kontingenztheoretischen Gr<strong>und</strong>gedanken <strong>und</strong> ausgehend von den<br />

damals bereits durchgeführten Studien von Burns / Stalker <strong>und</strong> Lawrence / Lorsch hat<br />

Perrow die Erweiterung dieses Ansatzes vorangetrieben.<br />

Die Fokussierung auf die rein technischen Aspekte <strong>und</strong> die davon abhängige Struktur der<br />

<strong>Organisation</strong> griff ihm jedoch nicht weit genug <strong>und</strong> er orientierte sich an weiteren<br />

Autoren, welche der allgemeineren Umweltsituationen eine deterministische Rolle<br />

zusprachen. Dabei können die beschreibenden Merkmale allgemeiner Umweltsituationen<br />

Werte wie „stabil“ / „turbulent“ sowie „homogen“ / „heterogen“ annehmen.<br />

Die Ausprägung dieser Umweltcharakterisierung stellt in diesen Ansätzen die<br />

deterministische Kraft für das Managementsystem <strong>und</strong> die Struktur der <strong>Organisation</strong> dar.<br />

Perrow sah die <strong>Organisation</strong>sform jedoch nicht mehr allein abhängig von der<br />

eingesetzten Fertigungstechnologie (Hardware).<br />

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Vielmehr konstruierte er den Technologiebegriff gemäß den von der <strong>Organisation</strong> zu<br />

bewältigenden Aufgaben entlang der Dimensionen<br />

(1) Analysierbarkeit der Aufgaben<br />

(2) Anzahl Ausnahmen - Varietät<br />

hoch Analysierbarkeit gering<br />

mechanist<br />

isch<br />

Spezialhandw<br />

erk<br />

(Glashütte)<br />

organisch<br />

Non-Routine<br />

(Luftfahrzeug<br />

bau)<br />

Routine<br />

(Stahlerzeugung<br />

)<br />

Ingenieurmäßi<br />

ge<br />

Produktion<br />

(Maschinen-<br />

gering Varietät<br />

einzelfertigu<br />

hoch<br />

ng)<br />

Perrow weist dem Extremtyp „Non-Routine“, definiert durch geringe Analysierbarkeit <strong>und</strong><br />

hohe Varietät, das organische Managementsystem <strong>und</strong> dem anderen Extremtyp<br />

„Routine“, definiert durch hohe Analysierbarkeit <strong>und</strong> geringe Varietät, das mechanistische<br />

Managementsystem zu. Die beiden anderen Typen liegen zwischen den beiden<br />

Managementsystemen. Dem Typus „Spezialhandwerk“ wird ein eher organisches, dem<br />

Typus „Ingenieurmäßige Produktion“ ein eher mechanistisches Managementsystem<br />

zugeordnet.<br />

Kritische Würdigung des kontingenztheoretischen Ansatzes<br />

Zum einen fehlt es an der Triftigkeit der empirischen Belege <strong>und</strong> am mangelnden<br />

Einbezug dynamischer Effekte.<br />

Folgende 3 Prämissen liegen dem situativen Ansatz (Kontingenztheorie) zugr<strong>und</strong>e.<br />

� Es gibt nur jeweils eine richtige Strukturform, es besteht also eine Wahlmöglichkeit<br />

hinsichtlich der <strong>Organisation</strong>sgestaltung.<br />

� Dieser technologische Imperativ der nur eine gestalterische Antwort gibt ist<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der vielfältigen Einflüsse auf die<br />

<strong>Organisation</strong>sgestaltung nicht haltbar.<br />

Nur weil das Gestaltungsspektrum welche eine Technologie bietet nicht<br />

genutzt wird kann dieser nicht faktisch geleugnet werden.<br />

� Die Kontextfaktoren (Umwelt, Technologie) sind von der Unternehmung als<br />

gegeben zu betrachten.<br />

� Technologie sind historisch geworden, sozial konstruiert <strong>und</strong> damit auch<br />

der Möglichkeit der Veränderbarkeit unterworfen.<br />

Darüberhinaus werden Technologien immer häufiger als interaktives<br />

Konstrukt konzipiert.<br />

� Im Hintergr<strong>und</strong> steht die Annahme das dort, wo es die Situation zulässt aus<br />

Effizienzgründen das Bürokratiemodell realisiert werden sollte, also die<br />

Überlegenheit der formal-bürokratischen Struktur in stabilen Umwelten.<br />

Dies ist in der <strong>Organisation</strong>sforschung mehr als umstritten.<br />

Adaptives Verhalten ist so gesehen nur eine Möglichkeit komplexen<br />

Umwelten in einer grenzerhaltenden Weise zu begegnen.<br />

� Insbesondere der Ressourcenbasierte Ansatz betont gerade die<br />

Singularität von <strong>Organisation</strong>en als Kontrapunkt zu den<br />

konformitätserzeugenden Umweltzwänge <strong>und</strong> sieht in den Unterschieden<br />

einen schwer imitierbaren Vorteil der gerade auf komplexen Fähigkeiten<br />

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<strong>und</strong> nicht formalisierten <strong>Organisation</strong>sweisen beruht. Jede Konformität<br />

sollte trotz gleicher Umweltzustände vermieden werden.<br />

� Letztlich ist die vorgef<strong>und</strong>ene Umweltsituation auch ein Resultat der<br />

jeweiligen <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> in einem nicht unbedeutenden Maß das<br />

Ergebnis vorangegangener Entscheidungen.<br />

Innerhalb dieses Blickwinkels rückt das Aktionsfeld der<br />

Umweltbeeinflussung durch Marketingmaßnahmen o.ä. wieder vor Augen<br />

� Für jede <strong>Organisation</strong> ist eine bestimmte Art <strong>und</strong> ein bestimmtes Maß<br />

ökonomischer Effizienz verbindlich; die Kriterien sind von der <strong>Organisation</strong> nicht<br />

beeinflussbar.<br />

� Zugr<strong>und</strong>e liegt das Modell des vollkommenen Marktes der<br />

mikroökonomischen Gleichgewichtstheorie. Effizienz wird zum<br />

Überlebenskriterium, Gewinnmaximierung die determinierende Variable.<br />

Es gibt nur ein Entweder-Oder Effizienz sämtliche Stufen dazwischen<br />

verschwinden. Da die meisten Märkte aber unvollkommen sind, ist die<br />

Zielsituation des Unternehmens aber nicht so präzise wie in der Theorie der<br />

Gewinnmaximierung. Da keine vollständige Sicherheit vorliegt, sind auch<br />

die Wege zur Gewinnmaximierung nur abschätzbar.<br />

Kapitel 6 – Emergente <strong>Prozesse</strong> in <strong>Organisation</strong>en [Komplett]<br />

Bis zu den Hawthrone-Experimenten wurde unter <strong>Organisation</strong> schlicht <strong>und</strong> ausschließlich der<br />

intendierte organisatorische Gestaltungsrahmen verstanden.<br />

Neuerdings wird neben der formalen Struktur auch von einer emergente, oder impliziten<br />

Ordnung gesprochen, die außerhalb bzw. neben die Erwartungsbahnen der formalen Struktur<br />

tritt. Teilweise wird diesen emergenten <strong>Strukturen</strong> eine höhere Bedeutung für den Systemerfolg<br />

eingeräumt als der formalen Ordnung, sowohl in Bezug auf leistungsfördernde –hemmende<br />

Aspekte.<br />

In der evolutarischen Ökonomik (Nelson/Winter 1982) <strong>und</strong> in Teilen bei der neuen<br />

Institutionenökonomie verschwindet die Grenze zwischen Formal <strong>und</strong> Informal gänzlich; in den<br />

Fokus tritt ausschließlich das regelhafte Verhalten. Dieses wird nur noch in ihrer Funktionsweise<br />

erklärt <strong>und</strong> als rekursiv stabilisierender Satz von Erwartungen <strong>und</strong> der Glaube an ihre Gültigkeit<br />

verstanden. Hier wird allerdings eine grobe Vereinfachung der Wirklichkeit vorgenommen denn<br />

auf die Dimension der Formalität kann nicht verzichtet werden; formale <strong>Strukturen</strong> sind Regeln<br />

besonderer Art <strong>und</strong> Erfüllen eine ebenso besondere Aufgabe. Die Anerkennung <strong>und</strong> Befolgung<br />

dieser wird schlicht zur Bedingung für die Mitgliedschaft in der <strong>Organisation</strong> gemacht, während<br />

die Einhaltung der informalen Regeln weder erzwingbar noch vertraglich gesichert werden<br />

kann. So schließen sich Formales <strong>und</strong> Informales nicht aus, auch wenn sie mitunter in<br />

Konkurrenz zueinander stehen. Informales kann nur vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Formalität<br />

analysiert <strong>und</strong> verstanden werden <strong>und</strong> so erwächst als neue Gestaltungsaufgabe die<br />

Handhabung emergenter <strong>Prozesse</strong> <strong>und</strong> das Ausbalancieren zwischen formalen <strong>und</strong> informalen<br />

<strong>Strukturen</strong>.<br />

Informale Ordnung:<br />

Lange Zeit wurde eine ablehnende Haltung gegenüber den informellen Entwicklungen<br />

eingenommen, da sie für sich ohne eine entsprechende Legitimierung reklamiert<br />

<strong>Organisation</strong>sprinzipien zu etablieren die dem Ordnungsmonopol der <strong>Organisation</strong>sspitze zu<br />

wider laufen.<br />

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Mittlerweile wird Ihr eher ein Ergänzungsverhältnis attestiert, der teils konfliktäre<br />

Geltungsanspruch kann zwar nicht geleugnet werden, aber es wird viel mehr als<br />

unverzichtbares Korrektiv formaler <strong>Organisation</strong>sgestaltung verstanden. (Grün 1980)<br />

Luhmann (1995) geht in seiner Analyse noch weiter <strong>und</strong> geht von einer funktionalen Symbiose<br />

im Hinblick auf dem Systemerhalt <strong>und</strong> der Leistungsfähigkeit aus. Denn die informale<br />

<strong>Organisation</strong> öffnet den Weg zu anderen Orientierungen, zur flexiblen Handhabung formeller<br />

Erwartungen, zur Bewältigung einer widerspruchsvollen Umwelt. Auf diese Weise wird eine<br />

wesentlich geschmeidigere <strong>und</strong> vollständigere Problemlösung möglich.<br />

Dies gelingt da sich die <strong>Organisation</strong>smitglieder relativ sicher <strong>und</strong> offen zwischen den beiden<br />

Ordnungswelten hin- <strong>und</strong>- her- bewegen <strong>und</strong> nicht wie in der klassischen Perspektive vermutet<br />

einem Ordnungspatt aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Anforderungssysteme, unterliegen.<br />

Brauchbare Illegalität:<br />

Das zentrale Problem im Umgang der <strong>Organisation</strong> mit der Illegalität ihrer Handlungsweisen<br />

liegt darin, dass es sich für diese zum großen Teil um „brauchbare Illegalität“<br />

(Luhmann 1964) handelt, aber erst ex-post festgestellt werde kann ob es sich um<br />

brauch/unbrauchbare Illegalität handelt.<br />

Die Akteure verstehen ihre Handlungen als zweckdienliche <strong>und</strong> sehen sie durch die<br />

Nutzenerwartungen der <strong>Organisation</strong> gedeckt.<br />

Allerdings können schon kleine Regelbrüche schrittweise voranschreiten <strong>und</strong> zu einer<br />

schleichenden, kaum spürbaren Erosion von Regeln führen. Als Beispiel ist die "Broken<br />

Window-Theorie" zu nennen, die für die Entwicklung von Straftaten in New York herangezogen<br />

wurde <strong>und</strong> die besagt, dass kleinere Straftaten sich über einen selbstverstärkenden,<br />

pfadabhängigen Prozess als handfeste Gefahr für eine Gesellschaft darstellen.<br />

Im soziologischen Sinne sind <strong>Organisation</strong>en auf brauchbare Illegalität verwiesen. Sie können<br />

ihre Formalstrukturen nicht so ausbilden <strong>und</strong> ihre Entscheidungsprämissen nicht so setzen,<br />

dass es Regeln <strong>und</strong> Vorschriften für alle Fälle gibt <strong>und</strong> dass deren Befolgung in allen Fällen<br />

zweckdienlich ist. Es ist die „brauchbare Illegalität“, welche die <strong>Organisation</strong> überhaupt am<br />

Laufen hält <strong>und</strong> dafür sorgt, dass der Dienst nach Vorschrift nicht überhand nimmt (vgl.<br />

Luhmann 1964).<br />

Ihr Problem ist, dass eine <strong>Organisation</strong> nicht zugleich auf „brauchbare Illegalität“ setzen<br />

<strong>und</strong> festlegen kann, wo die Grenzen in deren Ausübung liegen. Sie kann auf ausufernde<br />

oder riskant werdende „brauchbare Illegalität“ zwar formal reagieren, ohne<br />

sie aber mittels Vorschriften regulieren zu können. Denn „brauchbare Illegalität“ ist<br />

dadurch bestimmt, dass sie sich jeder formalen Vorschrift entzieht.<br />

Erst unter dem Blickwinkel der Systemtheorie <strong>und</strong> seiner erweiterten Betrachtungswinkel kann<br />

der informelle Bereich systematisch verankert <strong>und</strong> einer Erklärung zugänglich gemacht werden,<br />

denn die klassische <strong>Organisation</strong>sperspektive verschließt sich dem Blick auf die Grau-Zone<br />

vollständig.<br />

Erst auf diesem Wege lässt sich zeigen das die formale Ordnung, trotz Ihres<br />

Ordnungsmonopols nur eine Teilordnung ist, <strong>und</strong> dass <strong>Organisation</strong>en zur effektiven<br />

Leistungserfüllung <strong>und</strong> Bestandssicherung zusätzlicher inoffizieller Regelsysteme bedarf die<br />

dort in die Bresche springen wo das formale System versagt.<br />

Politische <strong>Prozesse</strong>:<br />

Der politische Prozessansatz erklärt organisatorische Entscheidungen als Resultat einer<br />

spezifischen, in Ihrer Ausprägung schwer vorsagbaren Dynamik zwischen Person <strong>und</strong>/oder<br />

Gruppen, wie sie in jeder <strong>Organisation</strong> aufgr<strong>und</strong> von divergierenden Interessen auftritt.<br />

Politische <strong>Prozesse</strong> sind allgewärtiger Alltag in <strong>Organisation</strong>en deren Hintergr<strong>und</strong>motive<br />

vielfältig sind. Sie reichen von Karriere-Macht-Prestige über die Förderung der eigenen Ideen<br />

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hin zu Angst vor Gesichtsverlust. Divergierende Interesse <strong>und</strong> die allzeit knappen Ressourcen<br />

werden als Treibsätze die politische <strong>Prozesse</strong> in Gang setzt angesehen.<br />

Der politische Prozessablauf wird beschrieben als Anspruchsentstehung (Interessen) bei<br />

verschiedenen <strong>Organisation</strong>smitgliedern, als Konfliktbildung aufgr<strong>und</strong> zu knapper Ressourcen<br />

<strong>und</strong> schließlich als Mobilisierung <strong>und</strong> Akkumulation von Macht.<br />

Voraussetzungen das Entscheidungen politisch werden:<br />

(1) Offenheit der Situation mit einem nicht deterministischen Handlungsverlauf<br />

(2) Handlungsspielräume für die beteiligten Akteure<br />

(3) Divergierende Interessen um knappe Ressourcen<br />

� Je größer die Handlungs-Spielräume desto politischer wird die Entscheidungssituation<br />

� Es gilt Legitimität den eigenen Idee zuzuordnen <strong>und</strong> Macht zu akkumulieren<br />

o Machtquellen: Experten-Informationskontrolle-Beziehungen etc.<br />

� Politische <strong>Prozesse</strong> sind regelbestimmt, zwar implizit aber dennoch klar definiert.<br />

Struktur politischer Spiele<br />

Wer sind die Teilnehmer<br />

Da Entscheidung in <strong>Organisation</strong>en typischer Weise eine große Reichweite haben, sind<br />

regelmäßig mehrere Personen über die Hierarchieebenen hinweg mit der<br />

Entscheidungsfinden befasst <strong>und</strong> von ihr betroffen.<br />

Der Teilnehmerkreis setzt sich aus folgenden Personen zusammen.<br />

(1) Stelleninhaber denen offiziell die Kompetenz für die fragliche Entscheidung<br />

zuerkannt wird, oder ein sonstiges Recht daran haben.<br />

(2) Mit der Entscheidungsfindung-Vorbereitung betraute Personen <strong>und</strong> Vertraute<br />

(3) Spieler: Die sich Zugang zum Entscheidungsprozess verschafft haben da Ihre<br />

Interessen betroffen sind.<br />

(4) Andere Externe, als Umweltbegrenzung innerhalb derer das Spiel entfaltet wird.<br />

� Es ist nicht von vorneherein zu sagen wer letztlich an diesen Spiel teilnimmt.<br />

Was sind die Bestimmungsgründe der vertretenen Interessen<br />

Die Position <strong>und</strong> Meinung die in dem Spiel vertreten wird hängt von einen von der<br />

relativen Position innerhalb der Hierarchie, denn daraus ergeben sich primär die<br />

Erwartungen, Verpflichtungen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten die unbedingt beachtet werden<br />

müssen. Die entstandenen Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung der<br />

Unternehmung werden vor dem persönlichen Erfahrungshorizont <strong>und</strong> den spezifischen<br />

Anforderungen der speziellen Position gebildet. So das vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

begrenzten Rationalität ggf. mehrere lokal optimierte Interessen Geltung für das<br />

Gesamtunternehmen beanspruchen.<br />

Ferner sind auch persönliche Rivalität <strong>und</strong> Karrierestreben Motive in die politische Arena<br />

einzusteigen, so dass die entwickelten Spielziele häufig einen historischen Hintergr<strong>und</strong><br />

haben.<br />

Beeinflussungsvermögen der Spieler/Gruppen:<br />

Neben den objektiven Merkmalen der Situation (Zeitdruck, Marktzwänge .. ) ist es eine<br />

Frage des Beeinflussungsvermögens/Macht <strong>und</strong> dessen kluger Einsatz <strong>und</strong><br />

Konservierung, inwieweit der eigenen Standpunkt im Entscheidungsprozess<br />

berücksichtigt wird. Neben dem formalen Autoritätssystem finden sich weitere<br />

Machtquelle (French/Raven 1959)<br />

(1) Macht durch Belohnung / Zwang<br />

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(2) „ „ Persönlichkeitswirkung / Wissen / Legitimität<br />

Allerdings fokussiert dies Perspektive primär dyadische Beziehungen <strong>und</strong><br />

vernachlässigen diese Punkte den politischen Blick auf den systemischen Gesamtbezug.<br />

Crozier (1963) erklärt hingegen Macht mit dem Vermögen relevante<br />

Unsicherheitsquellen zu kontrollieren. Hickson (1971) präzisiert diese Überlegungen nah<br />

folgenden Faktoren.<br />

(1) Vermögen, organisatorische Unsicherheit zu begrenzen: Vermag es eine Einheit<br />

die bestehende Unsicherheit so zu bearbeiten, das für die anderen Subeinheiten<br />

sicheres Handeln möglich ist fließt Ihr Macht zu.<br />

(2) Nicht- Substituierbarkeit der Subeinheit/Ihrer Kompetenz<br />

(3) Zentralität, je relevanter das Unsicherheitsproblem ist, desto höher ist<br />

innerorganisatorische Macht.<br />

Wie verläuft das Spiel<br />

Das Spiel unterliegt Definitionsgemäß Regeln, zum Teil der <strong>Organisation</strong>sstruktur als<br />

indirekten Regelspender <strong>und</strong> den informellen Regelungen die je nach Sachlage<br />

interpretationsbedürftig sind. Oftmals ergeben sich für die unterschiedlichen Akteure<br />

auch verschieden Spielregeln. Allison (1977) unterscheidet zwischen einen Häuptling<br />

<strong>und</strong> einem einfachen Krieger.<br />

� Der Häuptling greift erst spät in das Geschehen ein, <strong>und</strong> lassen sich die<br />

Handlungsoptionen von den Beratern etc. präsentieren.<br />

� Die einfachen Krieger hingegen müssen für die Unterstützung ihrer Idee werben.<br />

• Dabei kommen verschiedenste Verhandlungstatiken zum Einsatz.<br />

o Bluff, Auf zeit Spielen, Drohung, Versprechungen, Politik der<br />

vollendeten Tatsachen, Bildung von Koalitionen.<br />

• Alle diese Taktiken müssen den Gewinnregeln die sich die <strong>Organisation</strong><br />

angeeignet hat, genügen.<br />

� Obgleich das Ergebnis des Spiels meist eine Kompromisslösung ist, gibt es doch<br />

Gewinner- <strong>und</strong>- Verliererkoalitionen die diesen temporären Zustand der Niederlage<br />

bei der nächsten Gelegenheit/R<strong>und</strong>e wieder wettmachen, indem sie eine neue<br />

Koalition o.ä. bilden. Die das Einzelspiel überdauernde Aussicht auf Erfolg ist mit ein<br />

Gr<strong>und</strong> dafür dass <strong>Organisation</strong>en weiterhin Leistungsfähig bleiben <strong>und</strong> sich nicht in<br />

Konflikten verstricken. Letztlich entblößt wie Wirklichkeit die Bedeutung diese<br />

Erklärungsansatzes da schon aufgr<strong>und</strong> der Markt <strong>und</strong> Liquiditätszwänge<br />

Entscheidungen nicht beliebig getroffen werden, <strong>und</strong> Unternehmen trotz laufender<br />

politischer <strong>Prozesse</strong> eine große Beharrungstendenz aufweisen die dieser Ansatz<br />

nicht zu erklären vermag.<br />

Praktische Implikationen<br />

� Die potenziellen Dysfunktionen politischer <strong>Prozesse</strong> sind unübersehbar.<br />

o Die Fortwährende Ausdeutung organisatorischen Handelns als politisches<br />

Spiel schafft ein Klima des Misstrauens, so dass menschliche Beziehungen<br />

ausschließlich unter instrumentellen Gesichtspunkten interpretiert werden.<br />

Die Ganze Kommunikation läuft Gefahr politisiert zu werden, so dass der Lern-<br />

Informationsprozess behindert wird.<br />

o Die Annahme politische <strong>Prozesse</strong> seien unvermeidlich <strong>und</strong> das notwendige<br />

Anhängsel menschlichen Auseinandersetzungen verleiht dem ganzen eine<br />

Legitimierende Kraft welche in letzter Konsequenz bedeutet das jede<br />

Argumentation zum bloßen Instrument persönliche Zwecke verkäme<br />

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o Denken <strong>und</strong> Handeln wird blockiert da alles dem Verdacht ausgesetzt ist,<br />

einem anderen Zwecke als dem vorgegebenen zu dienen. Damit einher geht<br />

eine paranoide Unternehmenskultur, in der keine offene Kooperation mehr<br />

möglich ist.<br />

� Die genannten Dysfunktionen verweisen mit Nachdruck darauf hin, das ein<br />

angemessener Umgang mit der Politisierung gef<strong>und</strong>en werden muss um so die<br />

politischen <strong>Prozesse</strong> zu kanalisieren <strong>und</strong> sie als unvermeidlichen Bestandteil jeder<br />

<strong>Organisation</strong>, oder aus funktionalistischer Perspektive sogar als unverzichtbaren<br />

Beitrag zum Überlebensfähigkeit der <strong>Organisation</strong> anzuerkennen.<br />

� Politische <strong>Prozesse</strong> schaffen Identität <strong>und</strong> Zugehörigkeit <strong>und</strong> bewahren Systeme vor<br />

dem Erstarren <strong>und</strong> bieten Sicherheit durch soziale Validierung.<br />

Prinzipal-Agenten Theorie<br />

Der Prinzipal-Agenten-Ansatz thematisiert ähnlich wie der mikropolitische Ansatz aus<br />

<strong>Organisation</strong>ssicht ungeplantes <strong>und</strong> schwer vorhersehbares Verhalten.<br />

Die formale <strong>Organisation</strong>sstruktur tritt in diesem Modell zurück, man geht generell davon aus,<br />

dass es ihr nicht gelingt, das Verhalten der <strong>Organisation</strong>smitglieder mit ihren Regeln zu steuern.<br />

Im Zentrum steht vielmehr, wie beim mikropolitischen Ansatz auch, die „Unterwelt“ der<br />

<strong>Organisation</strong><br />

Es handelt sich also auch um einen Ansatz, der bei Interessenkonflikten seinen Ausgangspunkt<br />

nimmt. Bearbeitet wird nur ein Interessenkonflikt, nämlich der zwischen Auftraggeber (Prinzipal)<br />

<strong>und</strong> Auftragnehmer (Agent). Der Konflikt wird im Rahmen einer Vertragsbeziehung<br />

konzeptionalisiert, die durch asymmetrische Informationsstände gekennzeichnet ist.<br />

Analysiert wird aus der Perspektive des Prinzipals, von dem angenommen wird, dass er einen<br />

Informationsnachteil hat. Nachdem der Prinzipal die Informationsasymmetrie nicht beseitigen<br />

kann oder aus Kostengründen nicht beseitigen will, entsteht ein diskretionärer<br />

Handlungsspielraum für den Agenten. Brisant wird die Informationsasymmetrie bzw. der<br />

Handlungsspielraum dadurch, dass nur generell von opportunistischem Verhalten ausgegangen<br />

wird, d.h. der Agent wird seinen Informationsvorsprung schonungslos <strong>und</strong> ohne jeden<br />

moralischen Skrupel zu seinen Gunsten ausnützen, oder zumindest muss man damit rechnen,<br />

dass er oder sie dies tun.<br />

Im Rahmen der untersuchten dyadischen Auftragsbeziehung werden entsprechend den Phasen<br />

der Vertragsbeziehung vier Arten von Informationsverzerrungen unterschieden:<br />

1. Versteckte Mängel (hidden characteristics) bei Vertragsabschluss, d.h. der Agent verschweigt<br />

arglistig bestimmte Mängel oder Risiken, die der Prinzipal beim Vertragsabschluss nicht kennt<br />

<strong>und</strong> auch nur scher erkennen kann. Folge kann eine Fehlauswahl der Vertragspartner sein<br />

(adverse selection).<br />

2. Versteckte Handlungen während des Leistungsprozesses (hidden action), d.h. der Agent<br />

nutzt schwer kalkulierbare Handlungsfreiräume, um den Prinzipal zu täuschen.<br />

3. Versteckte Information (hidden information), d.h. der Agent verfügt über relevante<br />

Informationen über Leistungszusammenhänge, die der Prinzipal nicht kennt oder nicht<br />

verstehen kann. Der Agent nutzt diesen Informationsvorsprung, um den Prinzipal arglistig zu<br />

täuschen (moral hazard).<br />

4. Versteckte Ziele (hidden intention), d.h. der Agent lockt den Prinzipal in eine Falle (z.B. in<br />

Form von irreversiblen Investitionsentscheidungen) <strong>und</strong> nützt dann die vom Prinzipal erst<br />

hinterher entdeckte Abhängigkeit mit erpresserischen Aktionen aus („hold up“).<br />

Diese vier Situationskonstellationen unterlaufen die Verhaltenserwartungen einer formalen<br />

hierarchischen Beziehung, ja drehen die hierarchische Beziehung eigentlich um, weil der Agent<br />

zum eigentlichen Machthaber erklärt wird; dies jedenfalls dann, wenn man diese<br />

Vertragsbeziehung in ein formales hierarchisches Gebilde hineinprojiziert.<br />

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Der formale Regel- <strong>und</strong> Gehorsamsapparat erscheint unausgesprochen als völlig entwertet,<br />

dementsprechend konzentriert sich diese Theorie auch auf Hinweise zur Eindämmung des<br />

Agentenbetrugs, die neben der formalen Ordnung stehen.<br />

Um das Delegationsrisiko bzw. seine Wohlfahrtseinbußen gering zu halten, wird dem Prinzipal<br />

eine Reihe von Maßnahmen empfohlen;<br />

(1) Verbesserte Ausleseverfahren einzusetzen,<br />

(2) zusätzliche Kontrollen aufzubauen,<br />

(3) Sanktionen anzudrohen (Reputationsverlust),<br />

(4) das Informationssystem zu verfeinern, oder –<br />

(5) Und insbesondere Anreize für den Agenten zu schaffen, so dass eine Art<br />

Interessenausgleich hergestellt <strong>und</strong> somit eine Zielabweichung des Agenten weniger<br />

wahrscheinlich wird (z.B. Gewinnbeteiligung).<br />

Solche risikosenkenden Maßnahmen sind indessen in der Regel mit hohen Kosten verb<strong>und</strong>en,<br />

insofern geht es dem Ansatz um eine Abwägung, d.h. solche Arrangements zu finden, die die<br />

Agenturkosten insgesamt minimieren, nicht nur das Abweichungsrisiko des Agenten.<br />

Verw<strong>und</strong>erlich ist diese dezidiert misanthropische Einfärbung der organisatorischen<br />

Handlungswelt, für die im Wesentlichen als Antwort nur eine Misstrauenspolitik übrig bleibt.<br />

Die Agenturtheorie negiert die Funktionsfähigkeit einer formalen Ordnung völlig.<br />

Sie vermag in keiner Weise die Interaktion von formaler <strong>und</strong> emergenter (abweichender)<br />

Ordnung zum Thema zu machen <strong>und</strong> suggeriert indirekt, die formale Ordnung hätte keine<br />

prägende Bedeutung für organisatorisches Handeln. Die Agenturtheorie ist vom<br />

Vertragsparadigma her an eine dyadische Beziehung geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann daher die kollektiven<br />

Dynamiken, die den politischen Prozessansatz so informativ machen, in ihren <strong>Strukturen</strong> gar<br />

nicht abbilden.<br />

Unternehmenskultur<br />

Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Im Gegensatz du den politischen <strong>Prozesse</strong>n stellt das Phänomen der<br />

Unternehmenskultur auf die Entstehung von Orientierungsmustern abseits der formalen<br />

Struktur ab.<br />

<strong>Organisation</strong>en werden aus dem Blickwinkel der Ethnologie betrachtet zu eigenständigen<br />

Kultursystemen <strong>und</strong> das Handeln der <strong>Organisation</strong>smitglieder vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

dieser kulturellen Verfasst des System interpretiert.<br />

Studien von u.a. Peters/Waterman (1984) haben gezeigt das erfolgreiche Unternehmen<br />

in Inhalt <strong>und</strong> Art einen anderen Orientierungsmuster folgen als nicht so erfolgreiche.<br />

Dies hat den Kulturansatz von einem Nischendasein ins Zentrum des theoretischen<br />

Interesses gerückt in dem Unternehmen im Ganzen als eine Art Kultursystem begreift.<br />

Nach Kluckhorn/Strodtbeck (1961) wird der Kulturbegriff verstanden als, die<br />

besonderen historisch gewachsenen <strong>und</strong> zu einer komplexen Gestalt geronnenen<br />

Merkmale von Volksgruppen.<br />

In gewisser Hinsicht handelt es sich um eine Unternehmensspezifische Standardisierung<br />

des Denkens, Empfindens <strong>und</strong> Handeln.<br />

Die Unternehmenskultur wird aus verschiedenen theoretischen Standpunkten her<br />

untersucht.<br />

� Die funktionalistische Sichtweise fragt nach den Problemen die Kultur im Rahmen<br />

der formalen <strong>Organisation</strong> löst.<br />

� Die kognitiv-interpretative Perspektive betrachtet Kultur als umfassenden Prozess<br />

der Sinnstiftung <strong>und</strong> Orientierung, denn die Welt kann nur aufgr<strong>und</strong> eines<br />

Referenzsystems erschlossen werden.<br />

Folgen Aspekte werden theorieübergreifend mit dem Kulturbegriff verb<strong>und</strong>en.<br />

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� Implizit: Liegen als selbstverständliche Annahmen dem täglichen Handeln<br />

zugr<strong>und</strong>e<br />

� Kollektiv: Bezieht sich auf gemeinsame Orientierungen, Werte, Handlungsmuster<br />

� Konzeptionell: Vermittelt Sinn <strong>und</strong> Orientierung in einer komplexen Welt<br />

� Emotional: Normiert, was gehasst <strong>und</strong> geliebt wird, was mit Geduld ertragen <strong>und</strong><br />

was aggressiv zurückgewiesen wird, was angenehm <strong>und</strong> was unangenehm ist<br />

� Historisch: Ergebnis historischer Lernprozesse im Umgang mit Problemen, ein<br />

kollektiver Wissensvorrat à ständig in Bewegung/ Lernprozess<br />

� Interaktiv: Meist unbewusst, in einem Sozialisationsprozess vermittelt<br />

Innerer Aufbau einer Unternehmenskultur<br />

Schein definiert Kultur als „Ein Muster gemeinsamer<br />

Gr<strong>und</strong>prämissen, das die Gruppe bei der Bewältigung<br />

ihrer Probleme externer Anpassung <strong>und</strong> interner<br />

Integration erlernt hat, das sich bewährt hat <strong>und</strong> somit<br />

als bindend gilt; <strong>und</strong> das daher an neue Mitglieder als<br />

rational <strong>und</strong> emotional korrekter Ansatz für den Umgang<br />

mit Problemen weitergegeben wird.“<br />

Unabhängig vom Einzelfall existieren in jeder (Landes-)<br />

Kultur sechs Basisannahmen:<br />

� Annahmen über die Umwelt: Umwelt als<br />

bedrohlich, herausfordernd, bezwingbar, übermächtig, … angesehen?<br />

� Vorstellungen über Wahrheit: Wie wird entschieden, was wahr oder falsch, was<br />

real oder fiktiv, was moralisch oder unmoralisch, … ist?<br />

� Vorstellungen über die Zeit: Welchen Zeitrhythmus entwickelt die <strong>Organisation</strong>?<br />

Z.B., was heißt „zu spät“ <strong>und</strong> was „zu früh“?<br />

� Annahmen über die Natur des Menschen: Hält man den Menschen eher für gutoder<br />

böswillig, gut oder schlecht, arbeitsscheu oder motiviert, …? Niederschlag im<br />

Bild des idealen Vorgesetzten.<br />

� Annahmen über die Natur des menschlichen Handelns: Aktivität oder Abwarten,<br />

muss man schwitzen beim Arbeiten, muss man am Arbeitsplatz sitzen, …?<br />

� Annahmen über die Natur zwischenmenschlicher Beziehungen: Regeln über die<br />

„richtige“ Ordnung sozialer Beziehungen<br />

Normen <strong>und</strong> Standards<br />

� Ungeschriebene Verhaltensrichtlinien, Verbote, usw.<br />

� Nicht isoliert nebeneinander, sondern in irgendeiner Weise aufeinander bezogen<br />

� Teilweise als „Managementphilosophie oder Führungsgr<strong>und</strong>sätze“ ausformuliert<br />

Symbolsystem<br />

� Erhält die unbewussten Annahmen, Interpretationsmuster <strong>und</strong> Wertvorstellungen<br />

lebendig<br />

� Gibt diese an neue Mitglieder weiter Z.B. durch das Erzählen von Geschichten<br />

(HP), Rituale <strong>und</strong> Riten (Aufnahmeriten,<br />

� Entlassungsriten, Bekräftigungsriten, Konfliktlösungsriten, Integrationsriten, …)<br />

Kulturtypen<br />

Typologie nach Deal/ Kennedy<br />

� Alles oder Nichts- Kultur (Risikoreiche Starkulturen)<br />

� Saure Wochen, schöne Feste- Kultur (Turbulent- zupackende Außenorientierung)<br />

� Analytische Projektkultur (Hohes Risiko wird durch Akribie <strong>und</strong> Hierarchie<br />

� kleingearbeitet)<br />

� Prozesskultur (Null- Fehler- Kultur, in der man nicht auffallen will)<br />

Typologie nach Kets de Vries <strong>und</strong> Miller<br />

� Paranoide - Misstrauen <strong>und</strong> Angst, permanente Bereitschaft, Angriffe<br />

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� zurückzuschlagen<br />

� Zwanghafte – Perfektionismus <strong>und</strong> Detailbesessenheit<br />

� Dramatische – Alles dreht sich um die charismatische Führungsfigur, die sich<br />

selbst grandios in Szene setzt<br />

� Depressive - Pessimistische Prognosen <strong>und</strong> die Angst, es nicht zu schaffen<br />

Schizoide – Distanz, Zurückgezogenheit <strong>und</strong> die Scheu, sich auf etwas<br />

einzulassen<br />

Immer eine drastische Vereinfachung, darin liegt ihr Wert, aber eben auch ihre Gefahr<br />

Erfassung von Unternehmenskultur<br />

Messbarkeit von Kulturen<br />

� Eine Gruppe nutzt herkömmliche quantitative Methoden<br />

� Die andere Gruppe verlangt nach speziellen, ethnographischen Methoden<br />

� Unbewusste Phänomene können nur auf interpretativem Wege erschlossen<br />

werden<br />

� Können Außenstehende eine ihnen fremde Kultur überhaupt verstehen?<br />

� Können Eingeborene sich soweit von ihrer eigenen Kultur distanzieren, um<br />

studieren <strong>und</strong> verstehen zu können?<br />

� Der Erschließungsprozess der Kultur beginnt mit der 3. Ebene, sichtbaren Ebene<br />

nach Schein <strong>und</strong> endet interpretativ in der 1. Ebene. Dieser Prozess findet meist<br />

in mehreren Durchgängen statt<br />

Starke <strong>und</strong> schwache Kulturen<br />

Hinter der Diskussion um <strong>Organisation</strong>skulturen steht die Idee, dass Kulturen einen<br />

Wettbewerbsvorteil darstellen. So wir teilweise in der Literatur die Auffassung vertreten,<br />

dass mit dem Abschwächen anderer Wettbewerbsfaktoren (z. B. Lerneffekte,<br />

Skalenerträge usw.) die Kulturen einen immer stärkeren Wettbewerbsvorteil darstellen<br />

könnte – vorausgesetzt, man tut es besser als die Konkurrenz.<br />

Einen ähnlichen Standpunkt nimmt Henry Mintzberg ein. Daher etablierte sich eine<br />

fragwürdige (da wertende) Bezeichnungsform, wo man von starken Kulturen <strong>und</strong> im<br />

Umkehrschluss von schwachen Kulturen spricht.<br />

Drei Dimensionen einer starken oder schwachen Kultur<br />

� Prägnanz – Wie klar sind die Orientierungsmuster <strong>und</strong> Werthaltungen. Starke<br />

Kulturen bieten klare Vorstellungen davon, was erwünscht ist <strong>und</strong> was nicht<br />

� Verbreitungsgrad – Ausmaß, in dem die <strong>Organisation</strong>smitglieder die Kultur teilen.<br />

Bei starken Kulturen wird das Handeln sehr vieler Mitarbeiter, im Idealfall aller, von<br />

den Orientierungsmustern <strong>und</strong> Werten geleitet. Sie haben ein hohes Maß an<br />

Homogenität.<br />

� Verankerungstiefe (Internalisierung) – Ob <strong>und</strong> inwieweit die kulturellen Muster<br />

internalisiert, also zum selbstverständlichen Bestandteil des täglichen Handeln<br />

geworden sind<br />

Subkulturen<br />

Mit der Idee einer starken Kultur verknüpft sich die Vorstellung eines integrierten<br />

einheitlichen Gesamtgebildes. Anstatt eines einheitlichen Gesamtbildet hat sich die<br />

Vorstellung der Diversität anstelle von Homogenität durchgesetzt.<br />

So das zu Widersprüchen in dem Kulturverständnis zwischen verschiedenen<br />

hierarchischen Ebenen <strong>und</strong> unterschiedlichen Funktionsbereichen.<br />

� Die „Gesamtkultur“ tritt in den Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ist im Extremfall nur noch die<br />

Schnittmenge der Teilkulturen<br />

� Stark divergierende Subkulturen <strong>und</strong> starke Gesamtkultur gleichzeitig sind<br />

unmöglich<br />

Randbedingungen, die die Bildung von Subkulturen begünstigen:<br />

� <strong>Organisation</strong>skulturen – Art der Abteilungsbildung, Zahl der Hierarchieebenen,<br />

� Aufgaben <strong>und</strong> professioneller Hintergr<strong>und</strong> – Die Art der Aufgaben <strong>und</strong> die zu ihrer<br />

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Erfüllung erforderlichen Qualifikationen<br />

� Gemeinsame Erfahrungen – gemeinsame Erlebnisse, z.B. das gemeinsame<br />

Durchstehen einer Krise Alter, Geschlecht, Staatszugehörigkeit,<br />

Gewerkschaftszugehörigkeit<br />

Stellung von Subkulturen zur Hauptkultur<br />

� Verstärkende Subkulturen – „enthusiastische Verstärkungsinseln“<br />

� Neutrale Subkulturen – Orientierungssystem kollidiert mit der Hauptkultur nicht<br />

� Gegenkulturen – Orientierungssystem dezidiert gegen die Hauptkultur<br />

Wirkung von Kulturen<br />

Positive Effekte:<br />

� Handlungsorientierung – Kompassfunktion, Orientierungsfunktion<br />

� Reibungslose Kommunikation – aufgr<strong>und</strong> einheitlicher Orientierung, komplexerem<br />

� Kommunikations- Netzwerk, homogenerer Verständigungsmuster<br />

� Rasche Entscheidungsfindung<br />

� Zügige Implementierung – von Plänen, Projekten <strong>und</strong> Programmen<br />

� Geringer formaler Kontrollaufwand – Verinnerlichte Orientierungsmuster machen<br />

ständige Kontrolle unnötig<br />

� Motivation <strong>und</strong> Teamgeist - Verpflichtung für die zentralen Werte des<br />

Unternehmens<br />

� Stabilität – Wenig Neigung, ein kohärentes System zu verlassen<br />

Negative Effekte:<br />

� Tendenz zur Abschließung – Kultur wird zur alles beherrschenden Kraft. Alles,<br />

was in Widerspruch steht wird negiert. à Geschlossene Systeme<br />

� Abwertung neuer Orientierung – Neue Vorschläge werden von vornherein<br />

abgelehnt<br />

� Wandelbarrieren – Umsetzung neuer (wenn auch akzeptierter) Ideen schwierig<br />

� Fixierung auf traditionelle Erfolgsmuster – Bindung an herkömmliche Prozeduren<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen � „Kulturdenken“ – Kritik wird für illegitim erklärt<br />

Kulturwandel<br />

Trotz der Beharrungstendenzen in Unternehmenskulturen finden immer wieder<br />

Wandlungen statt. Neben einen stetigen, spontanen Wandel durch kleine<br />

Veränderungen, stellt sich die Frage inwieweit eine Kultur verändern werden kann/darf.<br />

In der Literatur werden verschiedene Positionen vertreten:<br />

� Kulturingenieure – Kultur, ähnlich wie andere Führungsinstrumente, systematisch<br />

aufgebaut <strong>und</strong> planmäßig veränderbar.<br />

� Kulturalisten – Kultur als organisatorisch gewachsene Lebenswelt, jedem gezielten<br />

Herstellungsprozess entzogen<br />

o Kultur als Biotop die vom "profanen Zugriff" des ingeneurwissenschaftlichen<br />

Zugriffs für ökonomische Ziele beschützt werden muss. ?<br />

o Es wird die Position des Wertedogmatismus bezogen; da es durchaus<br />

unerwünschte Elemente in der Kultur gibt, die einen Eingriff rechtfertigen<br />

würden.<br />

� Kurskorrektur<br />

Geplanter Wandel als offener Prozess auf Basis der Rekonstruktion <strong>und</strong> Kritik der Ist-<br />

Kultur durch eine Veränderung in 3 Schritten:<br />

• Diagnose – Bewusstmachen der bestehenden Kultur<br />

• Beurteilung – Veränderungsbedürftigkeit der Unternehmenskultur abklären<br />

• Maßnahmen – Angebot neuer Orientierungsmuster <strong>und</strong> neuer<br />

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Kapitel 7 – Organisatorischer Wandel <strong>und</strong> Lernen [S. 432-435]<br />

Selber lesen!<br />

Ansonsten MAX. ERFOLGE,<br />

Glück wünscht man den<br />

Dummen!<br />

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