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KirchenKulturlandschaft

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<strong>KirchenKulturlandschaft</strong><br />

Prignitz


Inhalt<br />

Grußwort Hans Lange, Landrat des Kreises Prignitz 2<br />

Geleitwort Tilmann Kuhn, amtierender Superintendent des Ev. Kirchenkreises 3<br />

Zur Einführung in das Thema<br />

Siedler, Mönche, Gutsherschaft<br />

Antje Reichel zur Kultur- und Sozialgeschichte der Prignitz 4<br />

Feldstein, Backstein, Holzgefach<br />

Gordon Thalmann zur Baugeschichte der Prignitzer Kirchen 6<br />

Wandbild, Leuchter, Schnitzaltar<br />

Dr. Peter Knüvener zur mittelalterlichen Ausstattung der Prignitzer Kirchen 10<br />

Pfeifen, Laden, Orgelbau<br />

Johannes Wauer zur Orgellandschaft der Prignitz 13<br />

Region A - Lenzener Elbtalaue Karte und Ortsverzeichnis 16<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 15 Kirchen 18<br />

Region B - Wittenberge Karte und Ortsverzeichnis 26<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 7 Kirchen 28<br />

Region C - Bad Wilsnack, Plattenburg, Havelberg, Gumtow Karte und Ortsverzeichnis 32<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 55 Kirchen 34<br />

Region D - Perleberg, Karstädt Karte und Ortsverzeichnis 62<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 33 Kirchen 64<br />

Region E - Pritzwalk, Groß Pankow, Putlitz, Meyenburg Karte und Ortsverzeichnis 80<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 65 Kirchen 82<br />

Region F - Wittstock, Heiligengrabe, Freyenstein Karte und Ortsverzeichnis 112<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 48 Kirchen 114<br />

Region G - Kyritz, Wusterhausen, Neustadt/Dosse Karte und Ortsverzeichnis 140<br />

Beschreibung und Schlüsseladressen zu 47 Kirchen 142<br />

Informationen<br />

Fachausdrücke 166<br />

Heilige und ihre Attribute 167<br />

Literatur zum Weiterlesen 168<br />

Die DSD Stiftung für den Erhalt der Kirchen in der Prignitz 170<br />

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. 171<br />

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland - KiBa 172<br />

Die Studienstiftung Dr. Uwe Czubatynski 173<br />

Hinweise des Tourismusverbandes Prignitz e.V. 174<br />

Wichtige Adressen 175<br />

Nachwort und Dank 176<br />

Alphabetisches Ortsverzeichnis 177<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz 1


Vehlin Quitzow Boberow<br />

Gordon Thalmann<br />

M.A., geb. 1980,<br />

lebt in Perleberg.<br />

Studium der Kultur-,<br />

Wirtschaftsund<br />

Verwaltungswissenschaften<br />

in<br />

Berlin und Potsdam<br />

2001-2009.<br />

Aufbaustudium<br />

der Denkmalpflege<br />

mit Schwerpunkten<br />

des Kulturgutschutzes,<br />

der<br />

Bau- und Kunstgeschichte<br />

sowie<br />

der Bauforschung<br />

in Frankfurt an der<br />

Oder 2006-2010.<br />

Promotionsschrift<br />

in Fertigstellung:<br />

Arbeitstitel -<br />

Mittelalterliche<br />

Kirchen im Bistum<br />

Havelberg.<br />

Mitarbeiter der<br />

unteren Denkmalschutzbehörde<br />

des<br />

Landkreis Prignitz;<br />

Arbeits- und<br />

Forschungsschwerpunkt:<br />

Sakrale<br />

Bau- und Kunstgeschichte.<br />

Feldstein, Backstein, Holzgefach<br />

Gordon Thalmann zur Baugeschichte der Prignitzer Kirchen<br />

Bei einem Streifzug durch die historische Kultur- und Kirchenlandschaft<br />

Nordostdeutschlands und insbesondere der Prignitz fällt auf, dass die auf<br />

uns in großer Anzahl und Vielfältigkeit überkommenen Kirchenbauten in<br />

Stadt und Land die ältesten erhaltenen baulichen Zeugen vergangener Epochen<br />

sind und somit deren Geschichte erzählen. Dieses kulturelle Erbe zu<br />

bewahren und zu erforschen, ist deshalb eine Aufgabe von großer Bedeutung.<br />

Wann, wie und unter welchen Umständen sie errichtet, erweitert oder<br />

umgebaut wurden, ist oftmals auch aufgrund fehlender Überlieferungen<br />

schwierig festzustellen. Der folgende streiflichtartige Gesamtüberblick soll<br />

hier ein paar Antworten geben.<br />

Das 946 oder 948 als Missionssprengel der slawischen Bevölkerung gegründete<br />

Bistum Havelberg war eines der ältesten Bistümer nordöstlich der Elbe<br />

und gehörte zur königlichen Expansionspolitik des ostfränkisch-deutschen<br />

Reiches. Nach dem geglückten Wendenkreuzzug von 1147 unter Führung<br />

des Askaniers Albrecht I. (genannt der Bär) und dem spätestens 1170 abgeschlossenen<br />

und geweihten Havelberger Domneubau erfolgte schrittweise<br />

der Ausbau eines flächendeckenden Pfarreinetzes nach kleinparochaler<br />

Kirchenordnung, d. h. jedes Dorf erhielt eine eigene Kirche. Dieser Prozess<br />

begann im Jerichower Land (Elbe-Havel-Winkel) und nahm seinen Fortgang<br />

im Prignitzer, Ruppiner und Stargarder Land (heute Südostmecklenburg).<br />

In der Gründungsphase am Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden so<br />

in der Prignitz unter anderem aus ökonomischen Gründen einfache und<br />

schlichte Holzkirchen, von denen keine einzige bis in unsere heutige Zeit<br />

überdauert hat.<br />

Erste massive, meist saalförmige und turmlose Kirchenbauten wurden ab den<br />

1240er Jahren, also eine Generation nach Ankunft der ersten Neusiedler,<br />

die aus dem altmärkischen, westfälischen und flandrisch-niederländischen<br />

Raum stammten und ins neue Land gerufen wurden, errichtet. Als Hauptbaumaterial<br />

kamen dabei schwer zu bearbeitende Natursteine zur Anwendung,<br />

die aus den eiszeitlichen Gletschergeschieben auf dem Felde gewonnen und<br />

6<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz


Barenthin Alt Krüssow Perleberg<br />

St. Jakobi<br />

mit großer Exaktheit zugerichtet wurden. Die Feldsteine, die den Kirchen<br />

zum Beispiel in Düpow und Wernikow eine sehr altertümliche Wirkung verliehen,<br />

wurden lagengerecht in grobkörnigen trocken gelöschten Kalkmörtel<br />

gesetzt, zum umfassenden Wandgefüge aufgeführt und abschließend mit<br />

einem Eichen- vereinzelt auch mit einem Eschendachwerk, deren Hölzer aus<br />

den alten gerodeten Laubholzwäldern der Umgebung stammten, versehen.<br />

Der dekorative Backsteinanteil war anfangs dabei allgemein sehr gering und<br />

lediglich den Portal- und Fensteröffnungen vorbehalten. Nur der in Schilde<br />

ausgeführte Rechteckchor, der noch in Tradition der frühen auch dem Bistum<br />

angehörigen westelbischen Backsteinkirchen steht, wurde komplett in<br />

gebrannten klosterformatigen Ziegeln errichtet.<br />

Der ab Mitte des 13. Jahrhunderts zur Gotik wechselnde romanische Baustil,<br />

der hier undifferenziert mit dem Wandel vom monumentalen Rund- zum hoch<br />

aufragenden Spitzbogenstil charakterisiert sein soll, manifestiert sich heute<br />

noch in handwerklich und künstlerisch höchst beeindruckenden Kirchenbauten,<br />

z. B. in Drewen und in Groß Welle. Um 1300 erreichte die kirchliche<br />

Baukonjunktur in der Prignitz - ebenso wie im gesamten nordostdeutschen<br />

Raum - unter anderen mit der Stadtkirche von St. Jacobi Perleberg sowie<br />

auch der Dorfkirche von Quitzow ihren baulich qualitativen Höhepunkt.<br />

Eine klimabedingte Agrarkrise, die am Anfang des Spätmittelalters einsetzte,<br />

dazu mehrfach wechselnde Landesherrschaften und die gleichzeitig über<br />

Europa ziehende schwarze Pest bedeuteten jedoch das Aus des ostelbischen<br />

Landesausbaus und den damit verbundenen Kirchenbau am Anfang des 14.<br />

Jahrhunderts. Bedingt durch die schwache landesherrliche Gewalt verdingte<br />

sich der ansässige Adel nun mit grenzüberschreitenden Raubzügen nach<br />

Mecklenburg, was nicht ohne dementsprechende Gegenreaktion blieb und<br />

an etlichen Kirchen große Schäden hinterließ.<br />

Erst durch die Machtübernahme des ersten hohenzollernschen Markgrafen<br />

und Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg stabilisierten sich am Anfang<br />

des 15. Jahrhunderts die landespolitischen Verhältnisse, so dass das<br />

Kirchenbauwesen wieder einen merklichen Aufschwung erfuhr. Begünstigt<br />

durch den einträglichen Ablasshandel und die Pilgerbewegung zu bedeutenden<br />

Prignitzer Wallfahrtsstätten wie Wilsnack, Heiligengrabe oder Alt Krüssow<br />

entstanden in den Dörfern bis Anfang des 16. Jahrhunderts Feldstein-<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz 7


Regionalkarte D<br />

1 Blüthen<br />

2 Boberow<br />

3 Dallmin<br />

4 Dergenthin<br />

5 Düpow<br />

6 Garlin<br />

7 Glövzin<br />

8 Groß Buchholz<br />

20<br />

10<br />

25<br />

3<br />

9 Groß Linde<br />

10 Groß Warnow<br />

11 Karstädt<br />

12 Kribbe<br />

13 Laaslich<br />

14 Lübzow<br />

15 Mankmuß<br />

16 Mesekow<br />

17 Nebelin<br />

18 Perleberg<br />

ev. Stadtpfarrkirche<br />

St. Jakobi<br />

19 Perleberg<br />

23<br />

2<br />

27<br />

29<br />

15<br />

6<br />

31<br />

16<br />

13 17<br />

21<br />

11<br />

kath. Kirche<br />

St. Heinrich<br />

20 Pinnow<br />

21 Postlin<br />

22 Premslin<br />

23 Pröttlin<br />

24 Quitzow<br />

25 Reckenzin<br />

26 Rosenhagen<br />

27 Sargleben<br />

28 Schönfeld<br />

29 Seetz<br />

30 Spiegelhagen<br />

31 Stavenow<br />

32 Strehlen<br />

33 Sükow<br />

62<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz


Perleberg, Karstädt<br />

12<br />

32<br />

1<br />

7<br />

22<br />

28<br />

8<br />

9<br />

33<br />

4<br />

24<br />

18 19<br />

14<br />

5<br />

30<br />

26<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz 63


1 Blüthen 2 Boberow<br />

* 1309 uterque Boberowe<br />

* 1325 tu Bluothen<br />

Rechteckige, flachgedeckte Feldsteinkirche<br />

von 1509 (d). An der Westseite 1851 angebauter,<br />

quadratischer Fachwerkturm, teilweise<br />

verbrettert und im unteren Teil ziegelsichtig<br />

ausgemauert. Fenster des Schiffs und Südportal<br />

neugotisch verändert. Ostwand mit stichbogiger<br />

Dreifenstergruppe, in Backstein gefasst. Darüber<br />

reich geschmückter Staffelgiebel aus Backstein<br />

mit Stichbogenblenden. Das flachgedeckte Innere<br />

spätes 19. Jh. Bleigefasstes Fenster 1874 von<br />

Wilhelm Steinhausen. Barocker Kanzelkorb. An<br />

der Ostseite außen zwei Grabsteine, 2. Hälfte 18.<br />

Jh. Instandsetzung Dach 1997, Turm 2001-03.<br />

Rechteckiger Feldsteinbau mit eingezogenem,<br />

flachgeschlossenem Chor, 2. Hälfte 13. Jh., der<br />

quadratische Westturm mit Walmdach spätgotisch,<br />

Anfang 16. Jh. Bauzeitliche frühgotische<br />

Dreifenstergruppe mit Feldsteinlaibungen und<br />

Backsteinbögen, ebenso das kleine spitzbogige<br />

Westportal. Die übrigen Fenster im 18. und<br />

19. Jh. korbbögig verändert, das Nordportal<br />

zugesetzt.<br />

Innenausmalung 1996 in Anlehnung an<br />

freigelegte neugotische Ausmalung von 1865.<br />

Bleiverglaste Fenster restauriert. Orgel 1864<br />

von Adolph Ibach aus Bonn, 2009 restauriert.<br />

Umfangreiche Instandsetzungen 1996,<br />

2006-07.<br />

Kontakt<br />

Schlüssel bei Rosemarie Samoray, Lanzer Weg<br />

8, Tel. 038781-40559<br />

Kontakt<br />

Anmeldung und Schlüssel bei Hans-Ulrich Wolf,<br />

Lindenstraße 25, Tel. 038797-54745<br />

!<br />

Besonderer<br />

Hinweis<br />

Im ehemaligen Pfarrhaus Museum "Alte<br />

Landpfarrstelle Blüthen" im Aufbau. Der<br />

1863 errichtete Pfarrhof als idealtypisches<br />

Beispiel einer evangelischen ländlichen<br />

Pfarrstelle mit Pfarrhaus, Wirtschaftsgebäude<br />

und Pfarrgarten. Ausstellung zu Wilhelm<br />

Steinhausen.<br />

64<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz


3 Dallmin 4 Dergenthin<br />

* 1239 Hinricus Dalemin<br />

Rechteckiger Feldsteinbau, im Kern 2. Hälfte<br />

13. Jh. Schiff mit ursprünglich eingezogenem<br />

Rechteckchor, 1710 auf Schiffsbreite erweitert<br />

und die Fenster verändert. Eingezogener<br />

Fachwerkturm mit geschweifter Haube und<br />

offener Laterne, Wetterfahne von 1708 (i). Glockenstuhl<br />

ausgebaut und separat aufgestellt.<br />

Turminstandsetzung 2006-07. Vier bleiverglaste<br />

Fenster von 1710, restauriert 2010.<br />

Schiff innen mit Tonnendecke von 1934, Chor<br />

mit Balkendecke und barocker Ornamentmalerei,<br />

1934 ergänzt, 1982 restauriert. Beidseitige<br />

Emporen, Brüstungen zum Teil mit geschnitzten<br />

Füllungen, 18. Jh. Reich geschnitzter<br />

Kanzelaltar, Anfang 18. Jh., der Kanzelkorb von<br />

Mosesfigur getragen. Auf der Nordseite anstelle<br />

der ehemaligen Patronatsloge Schnitzaltar, 3.<br />

Viertel 15. Jh., im Schrein Madonna, in den<br />

Flügeln die Apostel in zwei Reihen. Gemälde<br />

auf den Flügeln außen 17. Jh. An der Nordwand<br />

des Schiffs spätgotische Kasel. Schwebender<br />

Taufengel von 1710, restauriert 1982. Barocke<br />

Orgel 1722-24 von A. H. Gansen aus Salzwedel.<br />

Kontakt<br />

Schlüssel bei Gudrun Teubner, Marktplatz 13,<br />

Tel. 038783-60225<br />

* 1300 Chim de Dergenthin<br />

Rechteckiger, im Kern spätgotischer, flachgedeckter<br />

Feldsteinbau mit barocken stichbögigen<br />

Öffnungen, nach Brand 1916-20 erneuert,<br />

mit Nordanbau aus Feldstein mit Zierfachwerkgiebel<br />

und Treppe zur Herrschaftsempore,<br />

gleichzeitig der Westturm mit geschweifter<br />

Haube und Laterne massiv neu aufgeführt,<br />

instandgesetzt 1993. Der Giebel bauzeitlich,<br />

ursprünglich mit Dreifenstergruppe, mit sieben<br />

Fialen in Backstein.<br />

Innen einheitlich neubarock, bis 1920, Holztonne<br />

mit Rankenmalerei von Erich Kisten aus<br />

Berlin, ebenso der Kanzelaltar, die Taufe und<br />

die Orgelempore. Patronatsloge mit den Wappen<br />

der früheren Adelsfamilien aus Dergenthin.<br />

Umfangreiche Instandsetzungen 2010-12.<br />

Kontakt<br />

Schlüssel im Pfarramt Karstädt, Straße des<br />

Friedens 39a, Tel. 038797-52389<br />

<strong>KirchenKulturlandschaft</strong>Prignitz 65

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