ForestFinest 1/2014
Ruhe sanft im wilden Wald. R.I.T. Rest in Trees - Das möchten Deutsche.
Ruhe sanft im wilden Wald.
R.I.T. Rest in Trees - Das möchten Deutsche.
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Titel<br />
Alte Buchen- und Eichenwälder mussten im Spessart einer Eichennachzucht per Kahlschlag weichen. In wenigen<br />
Jahren werden auch die letzen alten Bäume auf dieser Fläche gefällt und das Buchenwaldökosystem zerstört.<br />
Dieser Wald ist Teil des europäischen Natura 2000-Schutzgebietes,<br />
wo es über 180 Jahre alte Bäume gibt. Dennoch wird hier abgeholzt.<br />
„In naturnahen Buchenwäldern<br />
wimmelt es vor Leben”<br />
Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens zu Deutschlands Wäldern und warum sie Buchen brauchen<br />
ForestFinance: Gibt es überhaupt noch echte<br />
Urwälder in Deutschland?<br />
Gesche Jürgens (GS): Nein, richtige Urwälder<br />
gibt es bei uns nicht mehr. Der Mensch hat hierzulande<br />
in den letzten Jahrhunderten alle Urwälder<br />
zerstört und das einstige Buchenland<br />
Deutschland zu einem großen Teil in Nadelforste<br />
umgewandelt. Nur noch vergleichsweise kleine<br />
Waldparzellen sind heute noch in einem sehr naturnahen<br />
Zustand erhalten und bilden die Grundlage<br />
für sogenannte Urwälder von morgen.<br />
FF: Warum sind gerade die alten Buchenwälder<br />
von Bedeutung für unsere Tierwelt?<br />
GS: Deutschland wäre von Natur aus größtenteils<br />
mit Buchenwäldern bewachsen. Durch die Einflussnahme<br />
des Menschen sind heute nur noch<br />
zwei bis drei Prozent unserer Wälder Buchenwälder,<br />
die älter als 140 Jahre alt sind. Diese müssen<br />
wir unbedingt erhalten. In unseren Buchenwäldern<br />
sind rund 6000 Tierarten heimisch, viele davon<br />
sind an diese Ökosysteme gebunden und auf<br />
Buchenwälder angewiesen. Die häufig zitierte<br />
Artenarmut in Buchenwäldern ist mittlerweile<br />
durch die Naturwaldforschung widerlegt, denn<br />
diese Aussagen bezogen sich auf junge, gleichaltrige<br />
Wirtschaftswälder. In naturnahen Buchenwäldern<br />
wimmelt es vor Leben.<br />
FF: In den letzten Jahren sind unter anderem<br />
auch wieder einige Wölfe nach Deutschland<br />
gekommen. Wird Deutschland wilder?<br />
GS: Erste Schritte zu mehr Wildnis in Deutschland<br />
sind gemacht, unter anderem durch die bestehenden<br />
14 Nationalparks und den jüngst beschlossenen<br />
neuen Nationalpark Schwarzwald.<br />
Doch leider gibt es noch immer viel zu wenig<br />
„wilden Wald“ in Deutschland. Derzeit sind erst<br />
1,9 Prozent der deutschen Waldfläche rechtlich<br />
verbindlich von der forstlichen Nutzung ausgenommen<br />
und dauerhaft einer natürlichen Entwicklung<br />
überlassen. Damit ist Deutschland noch<br />
weit vom Ziel der Bundesregierung, bis 2020<br />
zehn Prozent seiner öffentlichen Wälder zu zukünftigen<br />
Urwäldern werden zu lassen, entfernt.<br />
Dieses Ziel hat die Bundesregierung 2007 in der<br />
Nationalen Biodiversitätsstrategie beschlossen.<br />
FF: Hängt das mit dem Schutz der Buchenwälder<br />
zusammen?<br />
GS: Deutschland ist ein Land der Rotbuche, ein<br />
Viertel des weltweiten Verbreitungsareals liegt in<br />
Deutschland. Dadurch haben wir eine internationale<br />
Verantwortung, diese Ökosysteme zu schützen.<br />
Doch viele Buchenwaldgesellschaften hierzulande<br />
sind derzeit nicht ausreichend geschützt,<br />
auch wirklich alte Wälder sind Mangelware. Hier<br />
gibt es großen Nachholbedarf und es geht auch<br />
um Deutschlands Glaubwürdigkeit. So wie wir<br />
von Brasilien und Indonesien erwarten, ihre tro-<br />
16 FF www.forestfinance.de