Berichte über Landwirtschaft - Bundesministerium für Ernährung ...
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Zusammenhang zwischen Betriebsstruktur, Melktechnik und<br />
Produktivität –Ergebnisse einer europaweiten Befragung<br />
von Milcherzeugern<br />
Von Birthe lAssen, Braunschweig<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Problemstellung<br />
Im Wettbewerb zwischen Milcherzeugern spielen Produktionskosten je Kilogramm Milch<br />
eine wichtige Rolle. Diese werden zu 20 bis 25 %von den Arbeitskosten (Lohnkosten und<br />
Opportunitätskosten <strong>für</strong> nicht entlohnte Familienarbeitskräfte) beeinflusst (30). Mit etwa<br />
einem Drittel nimmt der reine Melkprozess dabei einen großen Teil der täglichen Arbeitszeit<br />
ein (13). Unter Berücksichtigung der vor- und nachgelagerten Arbeiten umfasst der<br />
Melkprozess sogar etwa 60 %der täglichen Arbeitszeit und bildet damit einen wichtigen<br />
Ansatzpunkt <strong>für</strong> Effizienzsteigerungen (16). Der Einfluss der Arbeitseffizienz im Melkstand<br />
auf die Lohnkosten je Kuh und Jahr wird in der Praxis jedoch zumeist unterschätzt<br />
(27).<br />
Inwiefern sich die Arbeitseffizienz beim Melken in unterschiedlichen Melkstandformen<br />
voneinander unterscheidet, wurde bisher kaum in größerem Umfang untersucht. Zwar<br />
gibt es zahlreiche Studien zu Arbeitszeitmessungen in unterschiedlichen Melksystemen<br />
(u. a. 24; 3; 26; 19; 20; 13; 10), diese basieren jedoch im Allgemeinen auf Angaben<br />
verhältnismäßig weniger Praxisbetriebe und sind meist auf eine Region begrenzt. Analysen,<br />
die die Zusammenhänge zwischen Produktivität im Melkprozess und Melktechniken<br />
regions<strong>über</strong>greifend oder sogar international untersuchen, liegen bisher nicht vor. Es<br />
ist jedoch sowohl <strong>für</strong> Milcherzeuger (Optimierung der eigenen Betriebsabläufe und der<br />
eigenen Rentabilität) als auch <strong>für</strong> Politiker (u. a. Optimierung der Investitionsförderung)<br />
durchaus von Interesse, Zusammenhänge zwischen produktionstechnischen Kennzahlen<br />
und betrieblicher Produktivität im Rahmen von internationalen Vergleichen zu erkennen.<br />
Erste Analysen zur Implementierung von automatischen Melksystemen (AMS) deuten<br />
zum Beispiel an, dass sich diese in der EU sehr unterschiedlich verbreiten (22). Dies<br />
kann einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Milcherzeugung in den jeweiligen<br />
Regionen haben.<br />
Die Durchführung einer solchen internationalen Untersuchung wird jedoch aufgrund<br />
mangelnder Datenverfügbarkeit erschwert: Das EU-Testbetriebsnetz, das einen repräsentativen<br />
Datensatz darstellt, verfügt nicht <strong>über</strong> detaillierte produktionstechnische Kennzahlen.<br />
Der Aufbau eines separaten Datensatzes, der sowohl Repräsentativitätskriterien<br />
erfüllt als auch eine Analyse von Produktionskosten und Produktionstechnik ermöglichen<br />
würde, wäre sehr kostspielig.<br />
Die Herausforderung besteht deshalb darin, einen Ansatz zu entwickeln, der auf der<br />
freiwilligen Teilnahme einer großen Zahl von Milcherzeugern beruht und die Möglichkeit<br />
eröffnet, Zusammenhänge zwischen Betriebsstrukturen, Produktionstechnik und Produktivität<br />
zu analysieren.<br />
U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0005–9080/11/8903-0376 $2.50/0<br />
Buel_3_11.indb 376 17.11.2011 08:13:09