Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
2<br />
2014<br />
<strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
ISSN 1616-9298<br />
7,50 [D] 8,10 [A]<br />
8,30 [EU] sfr 13,80<br />
E 54336<br />
<strong>Journal</strong><br />
MAGAZIN FÜR<br />
MODELLBAUER UND<br />
NOSTALGIE-FANS<br />
<strong>Heißluft</strong><br />
<strong>Nachbau</strong> <strong>eines</strong><br />
<strong>Spielzeug</strong>-<br />
<strong>Heißluft</strong>motors<br />
<strong>der</strong> <strong>Firma</strong> <strong>Falk</strong><br />
Stirlingmotor „HL-22-B“ Per <strong>Dampf</strong>er durch Schwedens Schären<br />
<strong>Dampf</strong>- und <strong>Heißluft</strong>kurort in Kassel: Das Technikmuseum und die <strong>Firma</strong> Henschel
G<br />
ehen Sie mit uns auf<br />
große <strong>Dampf</strong>fahrt!<br />
<strong>Dampf</strong> auf Tour<br />
2<br />
stellt Ihnen folgende Reiseziele vor:<br />
• Besuch im New York City<br />
Fire Museum<br />
• Winterzauber in Selfkant<br />
• Die <strong>Dampf</strong>fähre Stralsund<br />
• La Suisse –<br />
Ein <strong>Dampf</strong>er <strong>der</strong> „Belle Epoque“<br />
• Chemnitz als sächsisches<br />
Manchester<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
Son<strong>der</strong>ausgabe: <strong>Dampf</strong> auf Tour 2<br />
ISSN 1616-9298<br />
€ 9,60 [D] € 9,90 [A]<br />
€ 9,90 [EU] sfr 15,90<br />
E 54336<br />
<strong>Journal</strong><br />
SONDER-<br />
AUSGABE<br />
<strong>Heißluft</strong><br />
<strong>Dampf</strong> auf Tour<br />
2<br />
u. v. m.<br />
Nostalgische<br />
Ausflugsziele, Museen,<br />
<strong>Dampf</strong>schiffe und Bahnen<br />
Umfang 84 Seiten<br />
Best.-Nr. 43-2013-01<br />
Preis € 9,60 [D]<br />
Mehr Informationen unter www.neckar-verlag.de<br />
Neckar-Verlag<br />
Neckar-Verlag GmbH • Klosterring 1 • 78050 Villingen-Schwenningen<br />
Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-38 /-48 (Fax -50)<br />
bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de
Editorial<br />
Inhalt<br />
DAMPF<br />
K.-U. Hölscher: <strong>Dampf</strong>spritze per Eisenbahn –<br />
Feuerwehrgeräte als Bahnfracht . . . . . . . . . 8<br />
M. Matyscak: Vierwaldstättersee voller <strong>Dampf</strong>boote . . . . . 12<br />
Liebe<br />
Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Schon ist es wie<strong>der</strong> April und die ersten <strong>Dampf</strong>veranstaltungen<br />
haben stattgefunden. Wir sind mitten im<br />
<strong>Dampf</strong>jahr 2014 angekommen. Auch in dieser Ausgabe<br />
haben wir wie<strong>der</strong> interessante Berichte für Sie zusammengestellt.<br />
Exemplarisch möchte ich hier auf die<br />
in <strong>der</strong> letzten <strong>Vorschau</strong> angekündigten Artikel hinweisen:<br />
Klaus-Uwe Hölscher berichtet in seinem mitreißenden<br />
Beitrag „Feuerwehrgeräte als Bahnfracht“ über<br />
<strong>Dampf</strong>spritzen, die per Eisenbahn zum Einsatzort transportiert<br />
wurden. Maritim geht es in den beiden<br />
Artikeln „Vierwaldstättersee voller <strong>Dampf</strong>boote“ von<br />
Margrit Matyscak und „Das 15. <strong>Dampf</strong>schiff-Fest in<br />
Dresden“ von Michael Fichte zu. Mögen diese Veranstaltungsrückblicke<br />
den Appetit auf kommende <strong>Dampf</strong>treffen<br />
anregen.<br />
Neben weiteren Berichten finden Sie in dieser Ausgabe<br />
interessante Baupläne mit nützlichen Werkstatttipps,<br />
welche auf Umsetzung in <strong>der</strong> Modellbauer-Werkstatt<br />
warten. Ferner berichten wir wie gewohnt von diversen<br />
Veranstaltungen und <strong>Dampf</strong>stammtischen.<br />
Stets bemüht, die Qualität des <strong>Journal</strong>s <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
zu steigern, haben wir für Anregungen und natürlich<br />
auch für Kritik offene Ohren. In <strong>der</strong> Hoffnung, dass<br />
im vorliegenden <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> wie<strong>der</strong> für<br />
jeden etwas dabei ist, verbleibe ich mit freundlichen<br />
Grüßen und wünsche<br />
viel Spaß beim Lesen!<br />
M. Fichte: Das 15. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest in Dresden . . . . 16<br />
M. Matyscak: DS Hohentwiel, <strong>der</strong> schönste<br />
Schaufelraddampfer Europas . . . . . . . . . . . 20<br />
B. Hennecke: <strong>Dampf</strong>- und <strong>Heißluft</strong>kurort in Kassel:<br />
Das Technikmuseum und die <strong>Firma</strong> Henschel . 42<br />
C. König: Per <strong>Dampf</strong>er durch Schwedens Schären . . . . 48<br />
R. Reppisch: 17. Laufer <strong>Dampf</strong>modelltage 2013 . . . . . . . . 63<br />
R. Hoffmann: Die ersten Flensburger <strong>Dampf</strong>schiffe . . . . . . 68<br />
K.-U. Hölscher: Bergbaumuseum Oelsnitz im Erzgebirge . . . 70<br />
H. Harhaus: Die Kornbrennerei Vogelsang in Hilden . . . . 78<br />
SPEZIAL<br />
P. Brockmann: Mendocino-Motor selbst gebaut . . . . . . . . . 24<br />
HISTORIE<br />
C. Schwarzer: 73 Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
C. Schwarzer: Mit Volldampf ins Industriezeitalter . . . . . . . 75<br />
HEISSLUFTMOTOR<br />
W. Krause: „Simpla-Centaurus“ Teil 3 . . . . . . . . . . . . . 32<br />
G. Malek: <strong>Nachbau</strong> <strong>eines</strong> <strong>Spielzeug</strong>-<strong>Heißluft</strong>motors<br />
<strong>der</strong> <strong>Firma</strong> <strong>Falk</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
E.-A. Kruse: Stirlingmotor „HL-22-B“ . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
KURIOSES<br />
B. Stiehm: <strong>Dampf</strong>technik vor neuen Aufgaben –<br />
Energiekrise besiegt? . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
KERZENBOOTE<br />
Ihr Udo Mannek<br />
Neckar-Verlag<br />
Fachbücher<br />
Baupläne<br />
Zeitschriften und mehr<br />
Besuchen Sie uns:<br />
www.neckar-verlag.de<br />
R. Ufermann: Bauanleitung Kerzenboot . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
RUBRIKEN<br />
Forum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
<strong>Dampf</strong>- und Messe-Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
<strong>Dampf</strong>stammtische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
AHA No. 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
kurz & fündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
<strong>Vorschau</strong>, Inserenten, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />
3
FORUM<br />
DELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AU<br />
KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHE<br />
EINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFE<br />
· BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />
Erste Lokomotive von<br />
Böhm Stirling-Technik:<br />
Legendäre Rocket fährt<br />
jetzt mit Stirlingmotor<br />
<strong>Dampf</strong>maschinenmodell<br />
aus Guss<br />
Das Modell ist nach einer Zeichnung <strong>der</strong><br />
MAN von 1920 im Maßstab 1:87 umgesetzt.<br />
Diese Zweizylin<strong>der</strong>-Compound-<br />
<strong>Dampf</strong>maschine mit Lentz-Ventilsteuerung<br />
hat im Modell eine Gesamtlänge inkl.<br />
Grube von 133 mm und eine Gesamtbreite<br />
von 75 mm. Die Gesamthöhe beträgt ca.<br />
50 mm. Das Modell ist aus Zinn-, Messing-,<br />
Neusilberguss und Messing-Ätzteilen<br />
zusammengebaut. Die Grube besteht<br />
aus Resinguss. Das Fertigmodell wird in<br />
<strong>der</strong> gezeigten Farbgebung geliefert und<br />
kann aber auch nach Farbvorgabe des<br />
Bestellers lackiert werden. In Planung ist<br />
auch eine Son<strong>der</strong>lackierung <strong>der</strong> liegenden<br />
Zylin<strong>der</strong> in grau-blauem Glanzblech.<br />
Der Verkaufspreis beträgt € 547,–. Gegen<br />
Aufpreis ist auch ein schöner Holzsockel<br />
mit den Daten <strong>der</strong> Maschine auf geätztem<br />
Messingblech lieferbar. Lieferzeit ca. 4–6<br />
Wochen.<br />
Weitere Informationen erteilt:<br />
G. Reitz<br />
Sonnenstr. 13, 73441 Schloßberg<br />
Tel./Fax 07362-22220<br />
E-Mail: Reitz-modellbau@gmx.net<br />
Internet: www.reitz-modellbau.com<br />
Erstmals bringt Böhm Stirling-Technik<br />
jetzt eine Lokomotive mit einem Stirlingmotor<br />
als Antriebsaggregat. Das Präzisionsmodell<br />
Rocket L1 aus Messing, Aluminium<br />
und Edelstahl ist eine Hommage<br />
an die von Robert Stephenson entworfene<br />
Lok-Legende „The Rocket“ aus dem Jahr<br />
1829. Die 20 Zentimeter lange und 900<br />
Gramm schwere Lok hat Rä<strong>der</strong> für Modellbahngleise<br />
mit 45 Millimetern Spurweite<br />
und fährt dank Wechsel-Rä<strong>der</strong>n sowohl<br />
auf Gartenbahn-Gleisen (u. a. von LGB<br />
o<strong>der</strong> PIKO) als auch auf Spur I-Gleisen<br />
(u. a. von Märklin o<strong>der</strong> KM1). Mit ihren<br />
robusten Rä<strong>der</strong>n aus strapazierfähigem<br />
POM-Kunststoff kann sie aber auch problemlos<br />
direkt auf dem Fußboden fahren.<br />
Zur Inbetriebnahme des <strong>Heißluft</strong>motors<br />
nach dem Stirling-Prinzip werden lediglich<br />
drei bis fünf Milliliter Brennspiritus<br />
in einen kleinen Tank mit Docht eingefüllt.<br />
Spätestens eine Minute nach Anzünden<br />
des Dochts muss nur kurz das Messing-<br />
Schwungrad angestoßen werden und<br />
schon geht die Rocket sanft ratternd auf<br />
Reisen. Das Schwungrad dreht sich dabei<br />
mit rund 1500 Umdrehungen pro Minute<br />
und sorgt dafür, dass sich die Rocket L1<br />
mit flotten 12 Metern pro Minute fortbewegt<br />
(20 cm/Sek.). Eine Tankfüllung reicht<br />
für zehn Minuten Fahrspaß.<br />
Böhm Stirling-Technik will mit seiner<br />
<strong>Heißluft</strong>-betriebenen Rocket L1 möglichst<br />
4<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />
MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN
KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCH<br />
INUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN<br />
N · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />
EINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NE<br />
vielen Fans <strong>der</strong> Modellbahn-Maßstäbe<br />
1:22,5 bis 1:32 Freude bereiten. Deshalb<br />
fährt die Lok bereits auf Gleisradien ab 60<br />
Zentimeter. Nachdem <strong>der</strong> Stirlingmotor<br />
sehr zugkräftig ist, zieht die Rocket L1<br />
locker zwei bis drei Waggons. Aus diesem<br />
Grund hat sie bereits serienmäßig<br />
einen gefe<strong>der</strong>ten Kupplungshaken, <strong>der</strong> zu<br />
Gartenbahn-Waggons von beispielsweise<br />
LGB o<strong>der</strong> PIKO kompatibel ist. Zudem<br />
ist das Modell vorbereitet für den Einbau<br />
einer Spur I-Kupplung von Märklin, KM1<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Herstellern.<br />
Das neue <strong>Heißluft</strong>motor-Präzisionsmodell<br />
von Böhm Stirling-Technik besteht aus<br />
fast 200 Einzelteilen. Es wird komplett in<br />
Deutschland, in erster Linie am Firmensitz<br />
des Unternehmens, gefertigt und in<br />
liebevoller Handarbeit montiert. Die Rocket<br />
L1 ist voraussichtlich bereits ab Ende<br />
November zum Preis von 495,– E (unverbindliche<br />
Preisempfehlung inkl. MwSt.)<br />
wahlweise als Fertigmodell o<strong>der</strong> als Bausatz<br />
lieferbar.<br />
Weitere Informationen:<br />
Hermann Böhm<br />
Böhm Stirling-Technik e. K.<br />
Werner-von-Siemens-Str. 2<br />
91413 Neustadt/Aisch<br />
Tel. +49(0)9161/1808<br />
Fax: +49(0)9161/1560<br />
E-Mail: info@stirling-technik.de<br />
Internet: www.boehm-stirling.com<br />
Nachruf<br />
Reinhard Thielsch, Fürth<br />
In den vergangenen Jahren konnten die<br />
Besucher <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>treffen in Sinsheim<br />
bzw. Karlsruhe, in Lauf, Werdau, Sitzendorf<br />
und an<strong>der</strong>en Orten tadellos gebaute,<br />
komplizierte Modelle von Ventil- und<br />
Corliss-<strong>Dampf</strong>maschinen sowie einer<br />
mit <strong>Dampf</strong> betriebenen Brikettpresse,<br />
geschaffen von Reinhard Thielsch aus<br />
Fürth, bewun<strong>der</strong>n.<br />
Diese Tradition hat am 4. Juni 2013 ein<br />
viel zu frühes Ende gefunden. Reinhard<br />
Thielsch verstarb im Alter von 68 Jahren.<br />
Reinhard Thielsch setzte Maßstäbe: Die<br />
Detailtreue und handwerkliche Meisterschaft<br />
seiner <strong>Dampf</strong>modelle erregten<br />
ebenso Bewun<strong>der</strong>ung und Anerkennung<br />
wie die Recherchearbeit vor <strong>der</strong> Ausführung<br />
<strong>eines</strong> Modells. Reinhard verstand<br />
es in einzigartiger Weise, komplizierteste<br />
Mechanismen funktionsfähig am Modell<br />
umzusetzen. Komplexe Arbeitsaufgaben<br />
löste er mit vergleichsweise einfacher<br />
Werkstattausrüstung. Gerade als Ratgeber<br />
in konstruktiven und fertigungstechnischen<br />
Fragen war er sehr wertvoll, und<br />
so hat <strong>der</strong> Tod von Reinhard Thielsch eine<br />
kaum zu schließende Lücke hinterlassen.<br />
Mehrere <strong>Dampf</strong>maschinenmodelle befanden<br />
sich noch in <strong>der</strong> Ausführung bzw. Planung.<br />
Diese werden nun nicht mehr fertig<br />
gestellt werden.<br />
Mit Reinhard Thielsch verliert die <strong>Dampf</strong>modellbaugilde<br />
einen wahren Meister.<br />
Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin.<br />
gez.: seine <strong>Dampf</strong>freunde<br />
Achtung Hersteller!<br />
Bitte senden Sie Informationen und Material von Ihren<br />
Neuheiten an die Redaktion „<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>“.<br />
Wir werden sie in <strong>der</strong> Rubrik „Forum“ veröffentlichen.<br />
Unsere Leserinnen und Leser sind stets<br />
an Neuheiten interessiert!<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 5<br />
· AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERS
FORUM<br />
DELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AU<br />
KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHE<br />
EINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFE<br />
· BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />
Der Adler<br />
Die „African Queen“ mit Humphrey Bogart<br />
am Kessel und Audrey Hepburn unter einem<br />
Sonnenschirm im Heck<br />
Leserbrief<br />
Liebe Freunde des <strong>Dampf</strong>modellbaus<br />
Seit 13 Jahren betreibe ich nun schon<br />
als Rentner mein wun<strong>der</strong>schönes Hobby.<br />
Fast solange bin ich Leser des „<strong>Journal</strong>s<br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>“! Ich konstruiere<br />
die alte <strong>Dampf</strong>technik im Maßstab 1:25<br />
nach und habe schon einige gut funktionierende<br />
Modelle gebaut. Meine letzten<br />
Arbeiten waren die alten <strong>Dampf</strong>loks. Für<br />
alle dieser Modelle sind komplette nachbaufähige<br />
Unterlagen vorhanden. Auf<br />
vielen Ausstellungen habe ich meine Modelle<br />
vorgeführt. Nun hat dies alles ein<br />
Ende gefunden. Man hat in meiner kleinen<br />
Kellerwerkstatt eingebrochen. Viele Werkzeuge<br />
und Maschinen wurden gestohlen.<br />
Das Schlimmste ist aber, dass die Diebe<br />
drei Modelle entwendeten.<br />
Der <strong>Dampf</strong>wagen<br />
von Travithicks<br />
Die „Atlantic“ (Grashopper)<br />
1. „Der Adler“ Maßstab 1:22,5, Spur 2,<br />
Länge mit Ten<strong>der</strong> = 360 mm, Breite = 88<br />
mm, Höhe = 177 mm.<br />
2. „Die Atlantic“ (Grashopper) im Maßstab<br />
1:22,5, Spur 2, Länge = 200 mm,<br />
Breite = 90 mm, Höhe = 192 mm.<br />
3. „Der <strong>Dampf</strong>wagen von Richard Trevithicks“<br />
(1802) im Maßstab 1:25, Länge =<br />
238 mm, Breite = 115 mm, Höhe = 182 mm.<br />
Was mir noch erhalten blieb, sind Erfahrungen,<br />
Erlebnisse beim Konstruieren und<br />
Fertigen <strong>der</strong> Modelle. An den Bil<strong>der</strong>n sollen<br />
sich nun auch an<strong>der</strong>e erfreuen.<br />
Dieter Schmidt<br />
Echtdampf Hallentreffen<br />
in Karlsruhe<br />
Margrit Matyscak<br />
Ein ferngesteuerter Missisippidampfer<br />
Auch das fünfte Echtdampf Hallentreffen<br />
in Karlsruhe konnte sich über große Besucherströme<br />
freuen. Von 20 000 Besuchern,<br />
87 kommerziellen Anbietern und<br />
700 Teilnehmern spricht die Messeleitung.<br />
Beson<strong>der</strong>s umlagert waren die Stände aus<br />
England, denn Bauteile und Zubehör haben<br />
bei den Urvätern des <strong>Dampf</strong>antriebs<br />
die „richtigen“ (Zoll) Maße. Von den Anbietern<br />
war beson<strong>der</strong>s Daniel Nugara (die<br />
Lokschmiede) von <strong>der</strong> Gesamtveranstaltung<br />
begeistert.<br />
Was <strong>Dampf</strong>maschinen leisten, beeindruckt<br />
im Original wie im Modell. Der<br />
Deutsche <strong>Dampf</strong>boot Verein (DDV) hatte<br />
aus dem Museum Sinsheim das <strong>Dampf</strong>boot<br />
JUNE SEPHIR in die Messehalle geschleppt.<br />
Es bildete wie im vergangenen<br />
Jahr den Blickfang für den DDV. <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />
wie sie in Booten betrieben<br />
werden, wurden vom DDV über Pressluft<br />
in Betrieb gezeigt. Rarität am Stand war<br />
ein Doppelt skalierter Druckmesser. DDV<br />
Mitglied Alfred Harwardt besucht die<br />
Eine historische Rarität: Ein Doppeldruckmesser<br />
6<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />
MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN
KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCH<br />
INUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN<br />
N · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />
EINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NE<br />
Englisches Straßenbahnmodell nach<br />
Vorlagen von 1920<br />
Auf diesem Eisenbahnmodell dürfen Kin<strong>der</strong><br />
eine Runde drehen<br />
Messe immer mit einem eigenen Stand,<br />
an dem er Stuart Maschinen und Ersatzteile<br />
anbietet.<br />
Extreme Steigungen von 40 % kann das<br />
Zahnradbahn-Modell von Tobias Mey<br />
überwinden. Der Originalnachbau <strong>der</strong> US<br />
Waldbahnen am Bear Creek von 1920<br />
schleppte Bauholz in die Rocky Mountains.<br />
Landschaftsbil<strong>der</strong> als Hintergrund<br />
ließen die 180-cm-Strecke entsprechend<br />
wirken. Auch das Modell <strong>der</strong> British Tramway<br />
im Maßstab 1:16 dokumentiert eine<br />
Leistung aus den 1920er Jahren.<br />
Hilde und Horst Heindrichs aus St. Katharinen<br />
sind ein eingespieltes Modellbauerteam.<br />
Während Horst für seine Modelle<br />
Pläne nach schriftlichen Beschreibungen<br />
o<strong>der</strong> alten Fotografien zeichnet, gestaltet<br />
Hilde das Zubehör. Für die Segelboote<br />
näht sie die Takelage. Für das <strong>Dampf</strong>boot<br />
„African Queen“ sorgte sie für die Modelle<br />
von Humphry Bogart und Audrey Hepburn.<br />
Probleme ergaben sich dabei durch<br />
die Vorlagen. Das Boot nach Standbil<strong>der</strong>n<br />
aus dem berühmten Film konstruiert,<br />
musste auch mit den Darsteller-Modellen<br />
maßstäblich übereinstimmen. Die Armaturen<br />
an <strong>der</strong> Kesselanlage durften zum<br />
Beispiel nicht größer sein als die Köpfe<br />
<strong>der</strong> Besatzung. Horst Hendrich spricht<br />
von manchen Bauwie<strong>der</strong>holungen. So<br />
wun<strong>der</strong>t es nicht, dass er von über 120<br />
Stunden Bauzeit spricht, obwohl das Boot<br />
„einfacher“ aussieht als <strong>der</strong> Mississippi-<br />
<strong>Dampf</strong>er, <strong>der</strong> nur 40 Stunden in <strong>der</strong> Werkstatt<br />
stand. Ferngesteuert lockten noch<br />
viele <strong>Dampf</strong>schiff-Modelle die Zuschauer<br />
ans große Becken in <strong>der</strong> Halle.<br />
Der Vorzug des Echtdampf Hallentreffens<br />
ist das Zusammenspiel von kommerziellen<br />
Anbietern und den leidenschaftlichen<br />
<strong>Dampf</strong>maschinen-Bauern. Der Stand, an<br />
dem Feinsilberlöten vorgeführt wurde, war<br />
stark frequentiert. Auch Stände, die die<br />
Modell <strong>eines</strong> Vakuumotors<br />
Funktion durch Grafiken erklärten, fanden<br />
Gefallen bei Vätern o<strong>der</strong> Großvätern mit<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n. Ein Vakuummotor saugt<br />
eine bestehende Flamme in einen Zylin<strong>der</strong>.<br />
Dieser wird über ein Ventil verschlossen,<br />
wodurch die Luft im Zylin<strong>der</strong> erhitzt wird<br />
und expandiert. Im geschlossenen Zylin<strong>der</strong><br />
erlischt die Flamme nun, wodurch die<br />
Luft rasch wie<strong>der</strong> abkühlt und das Volumen<br />
sich verringert. Der atmosphärische<br />
Druck (bar) schiebt nun mit Hilfe des<br />
Schwungrades den Arbeitskolben zurück.<br />
Das Ventil öffnet sich wie<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Prozess<br />
beginnt erneut. Bereits 1758 wurde<br />
das Patent für den „Flammenfresser“ an<br />
Henry Wood erteilt.<br />
Mit seinem reichen Angebot ist das Echtdampf<br />
Hallentreffen das größte in seiner<br />
Art in Europa. Ob es steigerbar ist, bleibt<br />
abzuwarten.<br />
Anzeigen<br />
Garteneisenbahnen – Werden Sie Lokführer!<br />
E. Zimmermann GmbH · Im Sichert 15 · 74613 Öhringen · Tel. +49 7941 9464-0<br />
Fertigmodelle u. Bausätze<br />
in 5“ und 7 ¼“ Spurweite<br />
• Dampokomotiven<br />
original kohlegefeuert<br />
• Diesellokomotiven<br />
• Elektrolokomotiven<br />
• <strong>Dampf</strong>traktoren<br />
• Bauteile, wie Rä<strong>der</strong>, Achsen,<br />
Drehgestelle, Puffer und Kupplungen,<br />
Kessel, Zylin<strong>der</strong>, Armaturen, Wagen,<br />
Gleise, Werkstoffe, Normteile usw.<br />
Bestellen Sie noch heute den<br />
116-seitigen Gesamtkatalog!<br />
Versand innerhalb Deutschland: EUR 10,-<br />
Versand ins Ausland: EUR 15,-<br />
www.dampfbahn-zimmermann.de<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 7<br />
Unbenannt-1 1 17.10.2006 17:20:43<br />
· AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERS
<strong>Dampf</strong><br />
Magirus-Autospritze<br />
„Feuerwehr Ulm 1914“<br />
ist baugleich mit <strong>der</strong><br />
nach Crimmitschau<br />
gelieferten Spritze<br />
Klaus-Uwe Hölscher<br />
<strong>Dampf</strong>spritze per Eisenbahn<br />
Feuerwehrgeräte als Bahnfracht<br />
I<br />
n diesem Bericht steht nicht <strong>der</strong> Eisenbahn-Personenverkehr<br />
im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n ein Beispiel für<br />
den Gütertransport durch die Deutsche Reichsbahn<br />
im Jahre 1928. Dieser wird anschaulich belegt durch einen<br />
Frachtbrief, <strong>der</strong> glücklicherweise bis heute erhalten<br />
geblieben ist.<br />
Die Stadt Crimmitschau nordwestlich von Zwickau in<br />
Sachsen war noch zu DDR-Zeiten stark durch Fabriken<br />
<strong>der</strong> Textilindustrie geprägt. Deshalb war man bei <strong>der</strong><br />
Stadtverwaltung und 1860 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr<br />
um einen ausreichenden Brandschutz bemüht. Es<br />
galt, ein leistungsfähiges Löschfahrzeug anzuschaffen.<br />
Dazu nahm man über die Vertretung in Leipzig mit <strong>der</strong><br />
Feuerwehrgerätefirma Magirus in Ulm Kontakt auf. Zum<br />
Glück ist <strong>der</strong> umfangreiche Schriftverkehr über Angebote<br />
und Lieferung, wozu natürlich auch <strong>der</strong> Frachtbrief gehört,<br />
heute noch vorhanden, während die vor 85 Jahren gelieferten<br />
Löschgeräte nicht mehr existieren.<br />
Die Verhandlungen mit <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Magirus, geführt vom<br />
Branddirektor Weidenmüller aus Crimmitschau, wurden<br />
mit folgen<strong>der</strong> Lieferung erfolgreich abgeschlossen:<br />
„Benzin-automobile Magirus-Motorspritze, ähnlich Modell<br />
Prospektblatt Autospritze Modell „ULM“,<br />
die nach Crimmitschau geliefert wurde.<br />
8
Frachtbrief vom November 1928: Magirus-Motorspritze per Eisenbahntransport von Ulm nach Crimmitschau.<br />
– Ulm – mit Tragkraftspritze ›Liliput‹“ heißt es im Kaufvertrag.<br />
Das Löschfahrzeug mit Vollgummi-Bereifung und<br />
Rechtslenkung war auf einem 3 ½-4 t-Fahrgestell aufgebaut,<br />
hatte einen 70-PS-Magirus-Benzinmotor und seine<br />
Hochdruck-Kreiselpumpe im Heck leistete bis 2.000 Liter<br />
pro Minute bei 80 Meter För<strong>der</strong>höhe. Zusätzlich führte<br />
diese Automobilspritze hinter dem Fahrersitz eine tragbare<br />
Kleinmotorspritze Typ „Liliput I“ mit (Leistung 400<br />
Liter pro Minute).<br />
Im Schreiben vom 16. August 1928 an den „Verehrlichen<br />
Stadtrat Crimmitschau/Sa.“ wird das Löschfahrzeug als<br />
„Magirus-Grosskampf-Autospritze Modell ,Crimmitschau‘<br />
bezeichnet. Mag auch diese Bezeichnung aus heutiger<br />
Sicht übertrieben erscheinen, war das Gerät im Vergleich<br />
zu damals noch üblichen Handdruckspritzen sehr leistungsfähig.<br />
Allenfalls erreichten <strong>Dampf</strong>spritzen Pumpleistungen<br />
bis 2.000 Liter, sie waren aber meist nur bei Berufs-<br />
o<strong>der</strong> größeren Fabrikfeuerwehren stationiert, da sie<br />
wegen <strong>der</strong> Anheizzeit nicht so schnell einsatzbereit waren.<br />
Frachtbrief von 1928<br />
Der Gesamtpreis für die Automobilspritze und die Tragkraftspritze<br />
belief sich auf 32.500 Reichsmark. Die Lieferung<br />
erfolgte frachtfrei natürlich per Transport auf <strong>der</strong><br />
Schiene von Ulm nach Crimmitschau. Jetzt ist selbstverständlich<br />
unser wertvoller Frachtbrief am Zuge, <strong>der</strong> diesen<br />
Bahntransport sorgfältig dokumentiert. Er enthält einige<br />
handschriftliche und durchweg gut lesbare Eintragungen.<br />
Mit dem offenen Güterwagen Nr. 36 125, Stuttgart, 15 t<br />
Ladegewicht, wird beför<strong>der</strong>t: „1 automobile Motorspritze<br />
mit Tragmotorspritze, 8 Saugschläuchen, Saugseiher,<br />
Glocke usw., 2 Kisten Zubehörteile und eine zweirädrige<br />
Motorspritze mit 4 Saugschläuchen.“ Das Gesamtgewicht<br />
<strong>der</strong> Fracht beträgt 6.390 kg. Bei einem Frachtsatz<br />
von 5,53 Reichsmark pro 100 kg ergeben sich 353,90<br />
RM als Frachtkosten, die <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong>, also die <strong>Firma</strong><br />
Magirus in Ulm, bereits bei <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Fracht bezahlt<br />
hat. Durch einige Stempelabdrucke (auch meist gut<br />
lesbar!) wird <strong>der</strong> Weg belegt, den die umfangreiche Ladung<br />
bis zum Empfänger nach Crimmitschau genommen<br />
hat. Folgende „Umlade- und Umbehandlungsstationen“<br />
sind mit Stempeln gekennzeichnet: „Versandstation Ulm:<br />
3.11.1928; Nürnberg, Rangierbahnhof: 5. Nov. 1928; Hof;<br />
Hbf: 5.11.1928; Reichenbach/Vogtland ob. Bf, Güterabfertigung<br />
6.11.; Werdau. 6. Nov.1928“ und schließlich die Be-<br />
Magirus-Tragkraftspritze „Liliput I“,<br />
wie sie auf dem Löschfahrzeug<br />
mitgeführt wurde, das<br />
1928 per Bahnfracht<br />
nach Crimmitschau<br />
beför<strong>der</strong>t<br />
wurde<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 9
Das Löschfahrzeug <strong>der</strong> Freiw. Feuerwehr Jork (bei Stade)<br />
ist dem LF von Crimmitschau ähnlich<br />
Handdruckspritze <strong>der</strong> FF Sögel (LK Emsland), die 1911 vom Hersteller<br />
in Küstrin per Eisenbahn nach Sögel transportiert wurde<br />
stimmungsstation“ Crimmitschau 6. November 1928. So<br />
brauchte dieser Gütertransport auf einer Strecke von ca.<br />
400 Kilometern vier Tage, was bei den häufigen Rangierarbeiten<br />
als durchaus zügig betrachtet werden kann.<br />
Ende im Buntmetall<br />
Die Erfahrungen <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr mit den Magirus-Löschgeräten<br />
waren offensichtlich so gut, dass 1938<br />
noch ein weiteres Magirus-Löschfahrzeug auf Hansa-<br />
Lloyd-Fahrgestell angeschafft wurde. Diese Automobilspritze<br />
war im Unterschied zum „Großkampfgerät“ von<br />
1928 mit Luftbereifung ausgestattet. Beide Löschfahrzeuge<br />
sind heute in Crimmitschau nicht mehr erhalten.<br />
Die Autospritze von 1928 war bis 1960 im Dienst, wurde<br />
dann auf Anweisung des Rates des Kreises Werdau verschrottet,<br />
das heißt, sie fiel den in <strong>der</strong> DDR verbreiteten<br />
Buntmetall-Aktionen zum Opfer. Umso erfreulicher, dass<br />
wenigstens die schriftlichen Dokumente mitsamt dem<br />
Frachtbrief erhalten geblieben sind.<br />
Betrug die Bahnstrecke von Ulm bis Crimmitschau „nur“<br />
fast 400 Kilometer, so waren nach 1900 aufgrund des<br />
bereits recht dichten Eisenbahnnetzes Transporte über<br />
noch wesentlich weitere Entfernungen durchaus üblich. In<br />
<strong>der</strong> Regel ließen sich Gemeinden bzw. Feuerwehren von<br />
mehreren Firmen Angebote über Löschgeräte unterbreiten,<br />
ehe sie sich zum Kauf entschlossen. Fiel ein Angebot<br />
beson<strong>der</strong>s günstig aus, kam auch ein weiter entfernt ansässiger<br />
Hersteller in Frage, da trotz <strong>der</strong> Frachtkosten <strong>der</strong><br />
Endpreis für das Gerät immer noch niedriger war.<br />
700 km kein Problem<br />
So entschied sich die Gemeinde Sögel (LK Emsland/<br />
NS) für eine 4-Rad-Saug- und Druckspritze <strong>der</strong> damals<br />
überregional bekannten und renommierten <strong>Firma</strong> Gustav<br />
Ewald. Jedoch lag <strong>der</strong>en Sitz in Küstrin an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> (heute<br />
Polen) und gut 700 Kilometer waren bis nach Sögel zu<br />
bewältigen. Kein Problem für die Eisenbahn! Die Spritze<br />
wurde per Bahnfracht bis nach Lathen (Emsland) transportiert,<br />
dann auf einen Waggon <strong>der</strong> Nebenstrecke umgeladen<br />
und kam wohlbehalten in Sögel an. Dort wurde sie<br />
mit Pferdevorspann vom Bahnhof abgeholt und feierlich<br />
geschmückt in den Ort gefahren. Dieser Eisenbahntransport<br />
wurde im Oktober 1911 abgewickelt. Das wird durch<br />
den originalen Frachtbrief dokumentiert, <strong>der</strong> unter Glasrahmen<br />
im Obergeschoss des Feuerwehrgerätehauses<br />
aufbewahrt wird. Erfreulich ist, dass die Ewald-Küstrin-<br />
Saug- und Druckspritze heute noch in Sögel in restauriertem<br />
und funktionstüchtigem Zustand erhalten geblieben<br />
ist und man <strong>der</strong> „betagten Dame“ das Alter von über<br />
hun<strong>der</strong>t Jahren kaum ansieht.<br />
Gar nicht so selten kam es zwischen ca. 1900 und 1920<br />
vor, dass die Eisenbahn als schnelles Transportmittel<br />
diente, um Feuerlöschgeräte bei Großbränden über längere<br />
Wegstrecken möglichst schnell und kräftesparend<br />
zum Einsatzort zu bringen. Dies soll an drei Beispielen<br />
anschaulich dargestellt werden. Im Jahre 1904 erhielt die<br />
Freiwillige Feuerwehr Delmenhorst eine <strong>Dampf</strong>spritze für<br />
Pferdezug mit 800 Liter Leistung pro Minute von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong><br />
Louis Tidow aus Hannover-Badenstedt. In <strong>der</strong> Chronik des<br />
Oldenburgischen Feuerwehrverbandes (1982 zum hun<strong>der</strong>tjährigen<br />
Bestehen herausgegeben) wird Folgendes<br />
beschrieben:<br />
Ein strenger Bahnhofsvorsteher<br />
„Ein beson<strong>der</strong>er Einsatz war wohl für die Feuerwehr Delmenhorst<br />
<strong>der</strong> Großbrand in <strong>der</strong> Nacht vom 30. zum 31.<br />
Dezember 1908 im Braker Hafen. Gegen Morgen rief man<br />
die Delmenhorster Wehr mit <strong>der</strong> großen <strong>Dampf</strong>spritze zu<br />
Hilfe. Es war höchste Eile geboten und ein Motorfahrzeug<br />
stand nicht zur Verfügung. Die Feuerwehrmänner wollten<br />
dann die <strong>Dampf</strong>spritze um 7.45 Uhr mit dem Schnellzug<br />
Magirus-Löschfahrzeug auf Hansa-Lloyd-Fahrgestell in<br />
Hecklingen (SAH), baugleich mit dem Löschfahrzeug,<br />
das die Feuerwehr Crimmitschau 1938 erhielt<br />
10 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Kleine Handdruckspritze früher auf dem Bahnhof in Norddeich<br />
stationiert (Sammlung <strong>der</strong> Ostfries.-Brandkasse in Aurich)<br />
<strong>Dampf</strong>spritze <strong>der</strong> FF Delmenhorst, die im Dezember 1908 per Bahn zu<br />
einem Groß-Einsatz in Brake an <strong>der</strong> Unterweser gebracht wurde<br />
nach Brake beför<strong>der</strong>n. Der Bahnhofsvorsteher wollte –<br />
mit Recht – die <strong>Dampf</strong>spritze auf einem offenen Wagen<br />
nur ungeheizt, ohne Begleitung mitnehmen. Dann wäre<br />
sie aber bei <strong>der</strong> eisigen Kälte (–12 Grad) eingefroren. Die<br />
acht Spritzenmänner entschlossen sich, die ¾ stündige<br />
Fahrt nach Brake auf offenem Wagen mitzumachen, was<br />
natürlich eine ungeheure Strapaze war. Sie kamen aber<br />
dennoch gut ans Ziel. Mit Jubel wurden Spritze und Mannschaft<br />
in Brake begrüßt und sofort eingesetzt.“<br />
Ob die wackeren Feuerwehrmänner auf <strong>der</strong> knapp 50<br />
Kilometer langen Fahrt ihre <strong>Dampf</strong>spritze bereits angeheizt<br />
und somit betriebsbereit gemacht haben, ist in dem<br />
Bericht zwar nicht angegeben, kann aber wohl vermutet<br />
werden. Die Tidow-<strong>Dampf</strong>spritze ist heute noch in Delmenhorst<br />
als wertvoller Feuerwehr-Oldtimer erhalten geblieben,<br />
zumal es in ganz Deutschland heute nur noch 23<br />
<strong>Dampf</strong>spritzen gibt.<br />
Großbrandbekämpfung erfolgreich<br />
Auch die Metz-4-Rad-Motorspritze für Pferdezug (Baujahr<br />
1912), die 1913 per Bahn nach Engen (BW) zur Bekämpfung<br />
<strong>eines</strong> Großbrandes gebracht wurde, ist heute noch<br />
vorhanden. Sie ist das einzige bisher bekannte Metz-Modell<br />
dieser Art in <strong>der</strong> gesamten Bundesrepublik und wird<br />
bei <strong>der</strong> Werkfeuerwehr <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Georg<br />
Fischer AG, Automobilguss in Singen am<br />
Hohentwiel, gepflegt und erhalten.<br />
Dass auswärtige Spritzen per Bahnfracht an<br />
weit entfernte Brandstellen gebracht werden<br />
mussten, zeigt auch das folgende Beispiel<br />
eindrucksvoll: Im Jahre 1915 brannte in Du<strong>der</strong>stadt<br />
(NS) die Servatiuskirche völlig aus.<br />
Als sich durch Funkenflug das Feuer immer<br />
weiter ausbreitete und in <strong>der</strong> Fachwerk-Bebauung<br />
<strong>der</strong> historischen Innenstadt immer<br />
mehr Nahrung fand, konnte <strong>der</strong> Großbrand<br />
erst durch <strong>Dampf</strong>spritzen gelöscht werden,<br />
die aus Northeim und sogar Hannover per<br />
Eisenbahntransport herbeigeschafft wurden.<br />
Allein durch Handdruckspritzen und<br />
Eimerketten, die damals noch üblich waren,<br />
war man gegenüber Großbränden völlig<br />
machtlos. So konnte durch den Einsatz <strong>der</strong> Eisenbahn oftmals<br />
das Schlimmste gerade noch verhin<strong>der</strong>t werden. Als<br />
Beispiel dafür, dass die Deutsche Reichsbahn auf ihren<br />
Bahnhöfen und Güterabfertigungen auch selbst für den<br />
Brandschutz sorgte, kann eine kleine zweirädrige Handdruckspritze<br />
gelten, die sich in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Ostfriesischen<br />
Landschaftlichen Brandkasse in Aurich befindet.<br />
Die Aufschrift an dieser Karrenspritze „Station Norddeich“<br />
besagt, dass das Löschgerät am dortigen Bahnhof stationiert<br />
war, wo heute die Fährschiffe zur Überfahrt zur<br />
Nordseeinsel Nor<strong>der</strong>ney ablegen. Die Spritze reichte aber<br />
höchstens dazu aus, kleine Entstehungsbrände zu löschen,<br />
da man damit höchstens 100 Liter pro Minute 20<br />
Meter weit pumpen konnte. Hergestellt wurde diese Handdruckspritze<br />
um 1900 von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> August Hönig in Köln.<br />
Auch in den Katalogen fast aller namhafter Feuerlöschgerätefirmen<br />
finden sich Hinweise, dass die Eisenbahnen<br />
bei ihnen gute Kunden waren. So heißt es im Katalog <strong>der</strong><br />
Nürnberger Feuerlöschgeräte-Maschinenfabrik Justus<br />
Christian Braun von 1901: „Die Königl. Bayer. Staats-Eisenbahnen<br />
haben bereits viele Hun<strong>der</strong>t Stück Spritzen<br />
verschiedener Grösse erhalten.“<br />
Fotos und Kopien: Archiv Hölscher<br />
Im Jahre 1913 wurde diese Metz-Motorspritze<br />
per Eisenbahn zu einem Großbrand<br />
nach Engen (BW) transportiert<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 11
Mit Gas betrieben, historisch gekleidet, mo<strong>der</strong>n geschützt<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Margrit Matyscak<br />
VIERWALDSTÄTTERSEE<br />
Der Schweizer <strong>Dampf</strong>bootverein VSD-ASV feierte<br />
sein 30-jähriges Bestehen. 31 europäische<br />
<strong>Dampf</strong>boote folgten <strong>der</strong> Einladung zum <strong>Dampf</strong>boottreffen<br />
in Stansstad am Vierwaldstättersee. Zwei<br />
reisten aus England an, <strong>eines</strong> aus Holland, sechs aus<br />
Deutschland, vier aus Frankreich und 18 aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Die beiden Präsidenten Michael Neuer und Beat Bolzern<br />
hatten heftig die Werbetrommel gerührt und sogar ein<br />
Schleppfahrzeug an den Bodensee geschickt, weil ein<br />
Schiff sonst nicht gekommen wäre. Entsprechend groß<br />
waren die Typenunterschiede. Sie reichten vom dampfbetriebenen<br />
Kanu aus Frankreich bis zum Kajütboot aus<br />
<strong>der</strong> Schweiz. Viele Kapitäne kamen <strong>der</strong> Bitte nach und erschienen<br />
mit ihrer Crew im Outfit <strong>der</strong> 1920er Jahre. Die<br />
Auswahl im englischen Internet sei groß und preisgünstig,<br />
stellten die herausgeputzten Damen fest. Den Bartwuchs<br />
<strong>der</strong> Männer gab es mit entsprechen<strong>der</strong> Geduld.<br />
An drei Tagen wurde gefahren. An zweien mit Passagieren,<br />
was als beson<strong>der</strong>er Erfolg verbucht werden konnte.<br />
Im Nebel und Niesel reihten sich 31 Boote vor dem<br />
ehrwürdigen Turm von Stansstad. An <strong>der</strong> Glasfabrik von<br />
Der Stolz jedes <strong>Dampf</strong>bootes: Pfeifen und Schornstein<br />
Hergiswil konnte bei strahlendem Sonnenschein vorbeigedampft<br />
werden. Ein Signal hier löste ein Signal dort aus.<br />
Bei Hergiswil warf <strong>der</strong> Fels das <strong>Dampf</strong>signal als Echo zurück.<br />
Doppelter Spaß aus x Pfeifen! Sie riefen Menschen<br />
ans Ufer o<strong>der</strong> auf den Balkon. Die Zuschauer winkten und<br />
erhielten ein <strong>Dampf</strong>signal zurück.<br />
12 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Dampf</strong>en vor dem historischen Turm von Stansstad<br />
Bild unten: Der Hänger mit dem Boot lässt sich leichter ins Wasser schieben, wenn<br />
auch vorne am Zugfahrzeug eine Anhängerkupplung zur Verfügung steht<br />
Mit Motorkraft an den Liegeplatz, denn die Maschine ist noch kalt<br />
VOLLER DAMPFBOOTE<br />
Eine gasbetriebene <strong>Dampf</strong>maschine<br />
Zwischen Einwassern und Abdampfen liegt das Paddeln,<br />
denn sowohl Slippanlagen als auch Krane sind niemals<br />
direkt am Liegeplatz. Eine <strong>Dampf</strong>maschine braucht Zeit.<br />
Sie ist eben kein Motor auf Knopfdruck. Für weite Distanzen<br />
standen Motorboote als Schleppfahrzeuge zur<br />
Verfügung. Die Hollän<strong>der</strong> slippten umgekehrt. Während<br />
<strong>der</strong> Transporter das Boot auf dem Trailer an <strong>der</strong> Anhängerkupplung<br />
von Holland bis zum Vierwaldstättersee<br />
zog, ließ eine Anhängerkupplung vorne den Trailer leichter<br />
ins Wasser schieben. Das langwierige Rückwärtsmanövrieren<br />
entfällt.<br />
An alles war gedacht. Die Camper hatten einen eigenen<br />
Platz. Fürs Parken in Hafennähe gab es Berechtigungsscheine,<br />
Wohngelegenheiten, auch bei Privatpersonen,<br />
waren in <strong>der</strong> Vorplanung angeboten worden. Im Umkreis<br />
von Stansstad konnte auf dem See frei gefahren<br />
werden, was bei herrlichem Wetter ausgiebig genossen<br />
wurde. Ansonsten unterliegt <strong>der</strong> Vierwaldstättersee dem<br />
Reglement von vier Kantonen. Die Bestimmungen können<br />
sehr unterschiedlich sein. Je<strong>der</strong> Kanton vergibt eine<br />
Zulassungsnummer. Wer im falschen Revier fährt, muss<br />
mit <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei rechnen. Die Boote erreichten<br />
sechs bis 12 Stundenkilometer. Da wäre eine Grenzüberschreitung<br />
leicht gewesen. Aber die Disziplin hielt<br />
alle zurück.<br />
Holz, Steinkohle und Gas waren die <strong>Dampf</strong>bereiter des<br />
Treffens. Mit Gas gibt es nur <strong>Heißluft</strong> aus dem Schorn-<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 13
Freie Fahrt für Auto mit <strong>Dampf</strong><br />
Rennen mit <strong>Dampf</strong>. Boot o<strong>der</strong> Kanu, <strong>der</strong> Spaß ist gleich<br />
stein. Mit Holz qualmt es schön weiß. Mit Kohle qualmt es<br />
schwarz und staubt mit Partikeln Mannschaft und Passagiere<br />
ein. Ohne diese Attribute fehlt manchem <strong>Dampf</strong>maschinen-Freak<br />
etwas. Pfeife o<strong>der</strong> Überdruckventil lassen<br />
es bei allen dampfen.<br />
Ein Sprichwort des Sees lautet: Hat Pilatus einen Hut,<br />
ist und bleibt das Wetter gut. Sprichwörter prägen sich<br />
gut ein, aber sie stimmen nicht immer. Donnerstag,<br />
Freitag und Samstag lag eine malerische, weiße Wolke<br />
auf dem Pilatus. Am Sonntag nebelte und tröpfelte<br />
es. Alle waren dennoch damit einverstanden, sich vor<br />
<strong>der</strong> Uferpromenade in Formation aufzustellen für ein<br />
31-<strong>Dampf</strong>boote-Foto. Passagierfahrten waren an allen<br />
Tagen begehrt. Mitgenommen werden dürfen nur so<br />
viele Personen wie Schwimmwesten an Bord sind. Nur<br />
beson<strong>der</strong>s kin<strong>der</strong>freundliche Kapitäne o<strong>der</strong> solche mit<br />
Enkelkin<strong>der</strong>n zu Hause hatten das Equipment auch für<br />
kleine Leute bereit.<br />
Im Hafen drehte sich ein <strong>Dampf</strong>karussel. Der <strong>Dampf</strong>zug<br />
Yeti fuhr seine weiten Kreise, Greggis 5 Zoll-<strong>Dampf</strong>-Gartenbahn<br />
rutschte in einer bestimmten Kurve öfters aus<br />
den Schienen. Das Lokomobil Escher-Wyss von 1876<br />
trieb ein Sägewerk an. Mancher Heizer aus dem Deutschen<br />
o<strong>der</strong> Schweizer Teil des Vereins enttarnte sich als<br />
<strong>Dampf</strong>bootmodellbesitzer. Modellmaschinen, kleine und<br />
große Maschinen konnten gekauft werden. Sogar ein betriebsbereites<br />
<strong>Dampf</strong>boot blieb an Land, auf dem Wasser<br />
wäre es als Nummer 32 gezählt worden, und suchte<br />
stattdessen einen neuen Besitzer. Als beson<strong>der</strong>e Überraschung<br />
düste ein <strong>Dampf</strong>-Automobil VCC 1900 über das<br />
Areal. Nach 45 Minuten Anheizzeit hätte es sichtlich mit<br />
fließendem, mo<strong>der</strong>nem Stadtverkehr mithalten können.<br />
Da konnte nachempfunden werden, dass dieses Gefährt<br />
den Zeitgenossen damals suspekt war.<br />
Waren die historischen Kleidungsstücke bei 30 Grad<br />
eher beschwerlich, schützten sie bei <strong>der</strong> Promenadefahrt<br />
bei Niesel und Nebel. Mit Blumenkasten und weißem<br />
Brautkleid unter weißem Schirm auf dem Bug machte<br />
sich die Kapitänsgattin beson<strong>der</strong>s gut. Passagiere hatten<br />
sogar eine Hand-Drehorgel dabei und fuhren singend<br />
über den See.<br />
Kein längerer <strong>Dampf</strong>boot-Einsatz ohne Pannen. Aber<br />
das Gute an dieser Technik ist: Sie lässt sich vom Eigner<br />
selbst zerlegen und wie<strong>der</strong> zusammenbauen. Am anfälligsten<br />
sind die Pumpen. Ihre Ventile verzeihen nicht den<br />
kleinsten Schmutzpartikel. Maschinisten<br />
tun also gut daran, jedem<br />
Ventil einen Schmutzfänger<br />
vorzuschalten. Eine Handpumpe<br />
neben <strong>der</strong> Speisewasserpumpe<br />
sorgt dafür, dass <strong>der</strong> Kessel immer<br />
ausreichend Wasser hat und<br />
das Schiff damit unter <strong>Dampf</strong><br />
bleibt. Dann muss eben kräftig<br />
mit einem Hebel ab und auf gepumpt<br />
werden.<br />
Fazit <strong>eines</strong> großen internationalen<br />
<strong>Dampf</strong>boottreffens: Gedankenaustausch<br />
unter <strong>Dampf</strong>bötlern<br />
kennt keine Sprachbarrieren. Ein<br />
privater <strong>Dampf</strong>bootaufenthalt am<br />
Vierwaldstättersee muss sehr<br />
langfristig geplant werden wegen<br />
<strong>der</strong> einzelnen Fahrgenehmigungen<br />
und <strong>der</strong> Reservierung von<br />
Anlegeplätzen.<br />
Das Lokomobil von Escher-Wyss (1876) kann alle Lasten meistern<br />
Fotos: Margrit Matyscak<br />
14 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Dampf</strong>- und Messe-Termine<br />
Es wird empfohlen, sich vor Antritt einer längeren Anfahrt beim jeweiligen Veranstalter über<br />
evtl. Än<strong>der</strong>ungen zu informieren!<br />
Stand 5.3.2014 – ohne Gewähr<br />
09.–13. April 2014 – 36. Intermodellbau Dortmund<br />
Tel. +49/(0)231/1204521, www.intermodellbau.de<br />
20.–21. April 2014 – Mächtig unter <strong>Dampf</strong>! – Vorführung von <strong>Dampf</strong>maschinen-Modellen<br />
unter <strong>Dampf</strong> Steinhu<strong>der</strong> Museen in Wunstorf-<br />
Steinhude Tel. +49(0)5033/5599, Mail: info@steinhu<strong>der</strong>-museen.de,<br />
Home: www.steinhu<strong>der</strong>-museen.de<br />
25.–27. April 2014 – Modellbau Wels: Faszination Modellsport &<br />
AirShow, Neu: mit 7¼ Zoll Echtdampf-Bahn, www.modellbau-wels.at<br />
26.–27. April 2014 – 14. <strong>Dampf</strong>treffen Bauernmuseum Sitzendorf/<br />
Thüringen, Tel. +49(0)36730/22384, Mail: info@sitzendorf.de<br />
27. April 2014 – Modellbauausstellung mit Modellbau-Flohmarkt<br />
im Saal <strong>der</strong> Turnhalle, Hofer Str. 31, 95119 Naila, Tel. +49(0)9282/8245,<br />
Mail: zerb@parkeisenbahn-naila.de<br />
01.–04. Mai 2014 – 15. Deutsche <strong>Dampf</strong>-Automobil Tour Melle,<br />
Mail: hroessler@aol.com, Heiner Rössler, www.automuseummelle.de<br />
03.–04. Mai 2014 – Aethercircus Steampunk Festival/<br />
Festung Grauerort Stade, Steampunkgesellschaft,<br />
Mail: info@steampunkfestival.de, Home: http://aethercircus.blogspot.de<br />
03.–04. Mai 2014 – 15. Märkisches <strong>Dampf</strong>spektakel Ziegeleipark<br />
Mildenberg, Tel. +49(0)3307/302546, Stefanie Bokowski,<br />
Home: www.ziegeleipark.de<br />
10.–11. Mai 2014 – 3. Roßweiner <strong>Dampf</strong>tage Museumsmaschine<br />
Roßwein/Sachsen, Mail: enrico@dampfmaschine-rosswein.de,<br />
Enrico Korth, Home: www.dampfmaschine-rosswein.de<br />
10.–11. Mai 2014 – 8. Plochinger Straßendampftreffen Plochingen,<br />
Mail: info@dampfbahner.de, Home: www.dampfbahner.de<br />
23.–25. Mai 2014 – 16. Dordt in Stoom/Innenstadt Dordrecht NL,<br />
Mail: info@dordtinstoom.nl, Peter Beekmans,<br />
Home: www.dordtinstoom.nl<br />
24.–25. Mai 2014 – <strong>Dampf</strong>tage „Tatort Technik“ Museum Eslohe,<br />
Mail: keite@museum-eslohe.de, Franz-Josef Keite,<br />
Home: www.museum-eslohe.de<br />
25. Mai 2014 – Eisenbahnfest – Andampfen im Froschgrüner Park<br />
in Naila ab 13.00 Uhr, Tel. +49(0)9282/8245,<br />
Mail: zerb@parkeisenbahn-naila.de<br />
27. 05.–03.06. 2014 – <strong>Dampf</strong>tage des DDV in Trier-Konz,<br />
www.dampfboot.de/termine<br />
30.05.–01.06. 2014 – Int. Stoom u. Modellbautage Museum Leek NL,<br />
Mail: info@landgoednienoord.nl, Home: www.familieparknienoord.nl<br />
31.05.–01.06. 2014 – Oldtimertraktoren u. <strong>Dampf</strong>maschinenschau,<br />
Museum Beselich-Nie<strong>der</strong>tiefenbach, Mail: info@ackerkralle.de,<br />
Robert Geyer, Home: www.ackerkralle.de<br />
06.–09. Juni 2014 – Graestedt Vintagefair Graestedt DK,<br />
Mail: sl@veterantraef.dk, Sören Lindkilde, Home: www.veterantraef.dk/de<br />
07.–09. Juni 2014 – 16. Großes <strong>Dampf</strong>-Festival in Kürnbach/<br />
Bad Schussenried, www.dampfbahn-kuernbach.de<br />
07.–08. Juni 2014 – <strong>Dampf</strong>tage Technik Museum Kassel,<br />
http://www.tmk-kassel.de<br />
01.–03. Aug. 2014 – 40. Steam Extravaganza Feld-Flugplatz<br />
South Cerney/Cirencester GB, Mail: mail@steamextravaganza.com,<br />
Home: www.steamextravaganza.com/index.htm<br />
02.–03. Aug. 2014 – 29. int. Oldtimertage Tilligte NL,<br />
Mail: info@oltimerdag.nl, Jos Brunninkhuis, Home: www.oldtimerdagen.nl<br />
09.–10. Aug. 2014 – 20. Oldtimer und Traktorentreffen Museum<br />
Alt Schwerin, Mail: argoneum@lk-seenplatte.de, Anke Gutsch,<br />
Home: www.argoneum-altschwerin.de<br />
15.–17. Aug. 2014 – 18. Dreschefest Außengelände Immensen,<br />
Mail: thorsten.kochanneck@freenet.de,<br />
dampftraktorschmiede@wolfsburg.de, Home: www.fhf-immensen.de<br />
15.–17. Aug. 2014 – 14. <strong>Dampf</strong>schifffest Elbufer Dresden,<br />
Mail: michael.fichte@freenet.de, Michael Fichte,<br />
Home: www.saechsische-dampfschiffahrt.de<br />
16. Aug. 2014 – 18. Bulldog-, <strong>Dampf</strong>- und Schleppertreffen Bocka<br />
bei Altenburg, Mail: berger-baustoffe@t-online.de, Wolfgang Berger<br />
16.–17. Aug. 2014 – 29. Lincolnshire Steam & Vintage Rally<br />
Lincoln GB, Mail: info@lsvr.org, Home: www.lsvr.org<br />
16.–17. Aug. 2014 – <strong>Dampf</strong>modelltage Mansfeld Museum Hettstedt,<br />
Mail: mansfeldmuseum@web.de,<br />
Home: www.mansfeld-museum-hettstedt.de<br />
24.–25. Aug. 2014 – 53. Shrewsbury Steam & Vintage Vehicle Rally<br />
Shrewsbury GB, Tel. +44(0)1743792731,<br />
Home: www.shrewsburysteamrally.co.uk<br />
27.–31. Aug. 2014 – 46. GDSF Great Dorset Steam Fair GB,<br />
Mail: enquiries@gdsf.co.uk, Home: www.GDSF.co.uk<br />
13.–14. Sept. 2014 – <strong>Dampf</strong> u. Traktorentreffen am Kiekeberg,<br />
Freilichtmuseum Rosengarten-Ehestorf b. Hamburg,<br />
Mail: info@kiekeberg-museum.de, Home: www.kiekeberg-museum.de<br />
20.–21. Sept. 2014 – 9. Mannheim<strong>Dampf</strong> TECHNOSEUM Mannheim<br />
Mail: paedagogik@technoseum.de, Michael Hoffmann,<br />
Home: www.technoseum.de<br />
27. Sept. 2014 – Dreschflegelfest Museum u. Rundfahrt<br />
Nieuwehorne NL, Mail: info@flaeijel.nl, Home: www.flaeijel.nl<br />
27.–28. Sept. 2014 – <strong>Dampf</strong>tage „Tatort Technik“ Museum Eslohe,<br />
Mail: keite@museum-eslohe.de, Franz-Josef Keite,<br />
Home: www.museum-eslohe.de<br />
27.–28. Sept. 2014 – Großauheimer <strong>Dampf</strong>tage Hanau,<br />
Mail: hans-werner.doerich@siemens.com, Hans-Werner Dörich,<br />
Home: www.fdm-hanau.de<br />
20.–23. Nov. 2014 – 31. Modellbahn-Ausstellung Messe Köln,<br />
www.faszination-modellbau.de<br />
07. Dez. 2014 – Der Nikolaus kommt mit <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>eisenbahn<br />
<strong>Dampf</strong>LandLeute – Museum Eslohe, 15.00–17.00 Uhr<br />
Tel. +49(0)2973/2455 und 800-220<br />
Anzeige<br />
19.–20. Juli 2014 – Volldampf Voraus Freilichtmuseum Lindlar,<br />
www.freilichtmuseum-lindlar.lvr.de<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />
15
<strong>Dampf</strong><br />
Während die <strong>Dampf</strong>schiffe ständig im Einsatz waren, um den Gästen<br />
die Elblandschaft näher zu bringen, fuhren zu Land die Straßendampfmaschinen.<br />
Neben den Geräuschen <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>technik sorgten auch<br />
musikalische Klänge für akustische Umrahmung.<br />
Michael Fichte<br />
VERKEHRSMUSEUM,<br />
DAMPFER & CO.<br />
Das 15. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest<br />
in Dresden<br />
Vom 16. bis 18. August 2013 fand in Dresden das<br />
15. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest statt. Während des alljährlichen<br />
Dresdener Stadtfestes findet seit 15 Jahren<br />
gleichzeitig das <strong>Dampf</strong>schifffest statt. Ende des Jahres<br />
2011 nahm die Geschäftsführung <strong>der</strong> Sächsischen<br />
<strong>Dampf</strong>schifffahrt verschiedene Anregungen aus <strong>der</strong> Belegschaft<br />
auf und gemeinsam wurde begonnen, für das<br />
traditionelle Fest eine Neuausrichtung zu entwickeln. Das<br />
Thema „<strong>Dampf</strong>“ soll mit allen Sinnen erlebbar sein. Neben<br />
den neun historischen <strong>Dampf</strong>schiffen <strong>der</strong> über 175-jährigen<br />
Raddampferflotte, sollten auch an<strong>der</strong>e <strong>Dampf</strong>maschinen<br />
vorgeführt werden. Als zweiter Partner stieg das<br />
Verkehrsmuseum Dresden mit in die Planungen ein. Für<br />
große Teile des Veranstaltungsmanagements konnte die<br />
Agentur Schrö<strong>der</strong> aus Dresden und die Schiffsgastronomie<br />
ElbeZeit gewonnen werden. Auf Anhieb gelang das<br />
neue Konzept. <strong>Dampf</strong>exponate zu Wasser und zu Land<br />
wurden am Terrassenufer, inmitten <strong>der</strong> Dresdener Altstadt,<br />
für tausende Menschen zum Erlebnis. Was nun<br />
2012 begann und zum vollen Erfolg wurde, entwickelte<br />
sich 2013 weiter. Der Verein zur För<strong>der</strong>ung Sächsischer<br />
16
Herr Hofbauer aus <strong>der</strong> Nähe von Passau trieb mit seiner Lokomobile<br />
eine Schrotmühle an. An <strong>der</strong> Qualität des Schrotes gab es nichts zu<br />
bemängeln.<br />
Wun<strong>der</strong>bare Werke <strong>der</strong> Schiffsmodellbaukunst luden zum Verweilen<br />
an <strong>der</strong> Pferdeschwämme im Stallhof ein. Früher konnten sich darin<br />
Turnierpferde am kühlen Nass laben.<br />
Familie Schriever aus Holland war mit ihrem <strong>Dampf</strong>traktor das erste<br />
Mal in Dresden zu Gast. Warum also die Altstadt nicht auch einmal aus<br />
<strong>der</strong> Perspektive <strong>eines</strong> Kohlenhändlers um 1910 erleben? Gerade wird<br />
das neu aufgebaute Kurlän<strong>der</strong> Palais passiert.<br />
Das Kohlenhändlergespann aus Holland. Der <strong>Dampf</strong>traktor stammt<br />
aus England, gebaut 1905. Ein Kohlenhändler hatte damit seine Kundschaft<br />
versorgt. Die Steigung des Hasenberges stellt kein Problem für<br />
die Maschine dar.<br />
Schmalspurbahnen e. V. wollte auch sein Thema „Schienendampf“<br />
präsentieren und stieg in die Planungen als<br />
weiterer Partner tatkräftig mit ein. Als Idee kam <strong>der</strong> <strong>Nachbau</strong><br />
<strong>der</strong> Sächsischen IK ins Gespräch. Die weitreichenden<br />
Planungen sahen sogar den Fahrbetrieb auf einer eigenen<br />
Gleistrasse vor. Allein diese Idee konnte in diesem<br />
Jahr lei<strong>der</strong> nicht in die Realität umgesetzt werden. Aber als<br />
Gast war sie in voller Größe zu bestaunen, eine <strong>Dampf</strong>lok<br />
am Terrassenufer!<br />
An<strong>der</strong>s sah es mit dem Besuch <strong>eines</strong> <strong>Dampf</strong>lastkraftwagens<br />
<strong>der</strong> Marke Skoda-Sentinel aus. Im vorigen Jahr wurde<br />
bis fast zur letzten Minute erfolglos gekämpft, dieses<br />
Exponat aus Brünn, Tschechische Republik, nach Dresden<br />
zu holen. In diesem Jahr war es jedoch geglückt. Der<br />
<strong>Dampf</strong>-Lkw durfte für drei Tage nach Deutschland reisen.<br />
Getreu dem Motto des <strong>Dampf</strong>festes, stand er unter<br />
<strong>Dampf</strong>. Einen <strong>Dampf</strong>-Lkw hat Dresden wohl schon viele<br />
Jahrzehnte nicht mehr auf <strong>der</strong> Straße gesehen. Großes<br />
Staunen unter den Besuchern, wie leise doch ein Lkw unterwegs<br />
sein kann! Weitere Aussteller kamen aus Zamberg,<br />
Tschechische Republik, wie<strong>der</strong> mit <strong>Dampf</strong>walze und<br />
Lokomobil. Ein weiteres Lokomobil konnte aus Bayern<br />
begrüßt werden. Während mit dem einem Lokomobil und<br />
einer Kreissäge Brennholz gesägt wurde, konnte mit <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Lokomobile Schrot gemahlen werden. Für Bewegung<br />
auf <strong>der</strong> Straße sorgten aber auch drei Modelldampf-<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 17
Auf dem <strong>Dampf</strong>er „Diesbar“ fand eine kleine <strong>Dampf</strong>modellausstellung<br />
statt. Die Kulisse des historisch belassenen Schiffssalons<br />
bietet den <strong>Dampf</strong>modellen einen passenden Rahmen.<br />
Der Minibahnclub Dresden-Radebeul hat im Stallhof ein 5<br />
Zoll-Oval errichtet. Groß und Klein nutzten die Möglichkeit zur<br />
kos tenlosen Mitfahrt. Übrigens, alle <strong>Dampf</strong>angebote waren<br />
kostenlos für die Besucher.<br />
Eine Lokomobile aus Tschechien. Der aufmerksame Beobachter<br />
erlebt nicht nur die Funktion einer <strong>Dampf</strong>maschine, son<strong>der</strong>n auch<br />
<strong>der</strong>en Bedienung hautnah. Angetrieben wurde eine Kreissäge.<br />
Das Holz konnte gleich zur Feuerung weiterverwendet werden.<br />
traktoren mit ihren Anhängern; fleißig waren Besucher zu<br />
beför<strong>der</strong>n. Aber auch ein <strong>Dampf</strong>fahrrad sorgte für bewun<strong>der</strong>nde<br />
und staunende Blicke!<br />
Aus Holland war ein originaler <strong>Dampf</strong>traktor angereist.<br />
Sein Aktionsradius erstreckte sich dabei nicht nur auf<br />
das Festgelände. Auf verschiedenen Fahrten durch<br />
die nähere Umgebung wurden sicher auch noch weitere<br />
Stadtfestbesucher neugierig gemacht. Für alle, die<br />
sich eine gemütliche Pause gönnen wollten, stand an<br />
allen drei Tagen <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>er „Diesbar“ bereit. Speis<br />
und Trank für die Besucher zum einen, eine <strong>Dampf</strong>modellausstellung<br />
zur Besichtigung zum an<strong>der</strong>en. Auf dem<br />
Schiff verteilt waren Stationärmaschinen und <strong>Dampf</strong>radios,<br />
auf dem Rollenstand stand eine 5 Zoll-<strong>Dampf</strong>lok<br />
emsig unter <strong>Dampf</strong>.<br />
Das Dresdener Verkehrsmuseum lud zum kostenlosen<br />
Besuch ein, im Stallhof wurde für die Schiffsmodellbauer<br />
die historische „Pferdeschwämme“ unter Wasser<br />
gesetzt. Eine 5 Zoll <strong>Dampf</strong>bahnanlage sorgte für strahlende<br />
Blicke, vor allem bei den jungen Fest-Besuchern.<br />
Verschiedene Fachvorträge zur <strong>Dampf</strong>thematik rundeten<br />
das Programm ab. Ein solches Fest hält natürlich auch<br />
einige kulinarische und musikalische Angebote bereit.<br />
Verschiedene Biersorten, Fanfarenzug, Irisch-Folk-Büh-<br />
18<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Auf dem Fest sorgten auch einige Schauspieler für Erheiterung<br />
<strong>der</strong> Besucher. Die Matrosin mit beson<strong>der</strong>s langen Beinen,<br />
hatte keine Mühe, auch höhere Maschinenteile problemlos zu<br />
erreichen.<br />
ne, Blechtrommelkonzert, Kin<strong>der</strong>angebote o<strong>der</strong> passend<br />
gekleidete Schauspieler (Walking Act’s) rundeten das<br />
<strong>Dampf</strong>erlebnis in Dresden ab.<br />
Natürlich luden auch die Raddampfer zu einer Rund- o<strong>der</strong><br />
Linienfahrt ein. Ein Höhepunkt des <strong>Dampf</strong>schifffestes war<br />
natürlich auch wie<strong>der</strong> die Flottenparade am Samstagabend.<br />
Alle neun <strong>Dampf</strong>er nehmen dabei ihre Position ein<br />
und <strong>der</strong> gemeinsame Pfiff aus allen <strong>Dampf</strong>pfeifen – zu<br />
Wasser o<strong>der</strong> zu Land, zeigte den Beginn <strong>der</strong> Formationsfahrt<br />
an. Vielleicht sollte erwähnt werden, dass alle Schiffe<br />
wie<strong>der</strong> ausgebucht waren!<br />
Am Sonntagabend wurde das Dresdener Stadtfest und<br />
<strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest mit einem Festfeuerwerk beendet. Die<br />
Brühlsche Terrasse und das Terrassenufer waren dafür<br />
die Bühne; für Besucher wie Aussteller.<br />
Für das 16. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest am 15. bis 17. August 2014<br />
laufen bereits die Planungen! Ein Besuch in Dresden und<br />
im „<strong>Dampf</strong>land“ Sachsen lohnt sicher immer. Aussteller<br />
und Besucher sind stets herzlich willkommen!<br />
Endurance Mk. I<br />
<strong>Dampf</strong>anlage<br />
Fotos: Michael Fichte<br />
Herr Pächter aus Dresden führte sein selbst konstruiertes <strong>Dampf</strong>fahrrad<br />
vor. Krönung <strong>der</strong> vielen Bau- und Entwicklungsjahre.<br />
Preis<br />
1.875,- Euro<br />
Basisplatte:<br />
Breite: 370mm<br />
Tiefe: 370mm<br />
www.dorrington.de<br />
Tel: 06155/8781710<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 19
<strong>Dampf</strong><br />
DS Hohentw<br />
Margrit Matyscak<br />
... <strong>der</strong> schönste Sch<br />
England gilt als Mutterland <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>schiffe. Wenn<br />
die englische Fachpresse ein <strong>Dampf</strong>schiff als<br />
„schönstes Schiff Europas“ bezeichnet, muss etwas<br />
dran sein. 2013 feiert dieses Schmuckstück seinen<br />
100sten Geburtstag. Am 11. Januar 1913 lief es in Friedrichshafen<br />
vom Stapel und nahm am 17. Mai des gleichen<br />
Jahres seinen Dienst als Staatsyacht des letzten<br />
Königs von Württemberg, Wilhelm II., auf dem Bodensee<br />
auf. Die Deutsche Bahn übernahm es, stockte das Deck<br />
auf und verkaufte es 1963 für 10.000 DM an den Segelklub<br />
Bregenz. Der Maschinenraum wurde zum Tummelplatz<br />
von Ratten, <strong>der</strong> Salon zum Klubheim. Um eine<br />
Konkurrenz in <strong>der</strong> Zukunft auszuschalten, machte die<br />
Bahn die Auflage, dass die Hohentwiel nicht mehr Linie<br />
fahren und auch nicht bewirtschaftet werde. Damit hatte<br />
<strong>der</strong> Bodensee seine einst stolze <strong>Dampf</strong>erflotte endgültig<br />
verloren.<br />
In den 80er Jahren reifte im Konstanzer Stadtrat die Idee<br />
<strong>eines</strong> Bodensee-Schifffahrt-Museums mit Schiffsmodellen<br />
und Einblicken in die Unterwasserwelt. Ein Anruf <strong>der</strong><br />
Landesregierung machte auf einen Seitenrad-Schaufelrad-<strong>Dampf</strong>er<br />
aufmerksam, <strong>der</strong> vom Segelklub Bregenz<br />
für 400.000 Schilling verkauft werde, um ein Klubhaus zu<br />
finanzieren. Der Name des Schiffes im Österreichischen<br />
Hafen Hard war identisch mit dem Berg und <strong>der</strong> Festung<br />
Hohentwiel bei Singen. Die ehemalige Staatsyacht, dann<br />
Umsteuerungsrad<br />
Kurbelwelle<br />
Reparaturecke gleich neben <strong>der</strong> Maschine.<br />
20 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
iel ...<br />
Die Ankerwinsch<br />
Hutzen zur Belüftung<br />
des Maschinenraums<br />
aufelraddampfer Europas<br />
Transportschiff <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn, sollte Museumsschiff<br />
werden. Der Verein Internationales Bodensee-<br />
Schifffahrtsmuseum e.V., IBSM, wurde gegründet. Sein<br />
erster Präsident, Landrat Klaus Henninger, bezeichnet<br />
die Hohentwiel als das „eindrucksvollste Zeugnis <strong>der</strong><br />
Schifffahrtsgeschichte des Bodensees“. Der Deutsch-<br />
Schweizer-Österreichische Verein erhielt wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Vereinsrechte drei Sektionen.<br />
Eine erste Kalkulation für die Restaurierung des noch<br />
im Wasser liegenden Schiffes ergab eine Summe von<br />
2,7 Millionen DM. Dafür sollte das historische Bild wie<strong>der</strong><br />
hergestellt werden. Damit erlosch die Auflage <strong>der</strong> Bahn,<br />
das Schiff nicht mehr zu betreiben. Als das Schiff auf die<br />
Werft in Fussach gezogen und die Schale untersucht<br />
worden war, kletterten die Kosten auf 4,1 Millionen DM.<br />
Die Internationale Bodenseekonferenz, bestehend aus<br />
den Län<strong>der</strong>n Baden-Württemberg, Bayern (D), Vorarlberg<br />
(AU) und den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen<br />
(CH) erklärten sich bereit, davon 50 Prozent zu<br />
übernehmen. Wie aber berechnet man die Anteile, die<br />
die Anreiner Län<strong>der</strong> und Kantone tragen sollten? Die<br />
Bodenseekonferenz einigte sich auf eine Orientierung<br />
an den jeweiligen Uferlängen. Damit fiel <strong>der</strong> Löwenanteil<br />
(rund 800.000 DM) auf das Land Baden-Württemberg.<br />
Der Verein selbst hatte rund 2 Millionen DM aufzubringen,<br />
was durch Sponsoring und Mitgliedsbeiträge erfol-<br />
Pumpen mit Druck-Ausgleichsbehältern<br />
Schiffstelegraf – die Verbindung zur Brücke<br />
Drehzahlmesser <strong>der</strong> Antriebswelle<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 21
Kompass am Heck des Mitteldecks<br />
Alle 60 Minuten wird die Antriebswelle geschmiert.<br />
Eines <strong>der</strong> Beiboote<br />
Auch die Vakuumpumpe<br />
braucht Schmierung nach<br />
60 Minuten.<br />
gen sollte. Die Thurgauer Kantonalbank gewährte einen<br />
zinsgünstigen Kredit in Höhe von 500.000 CHF. Der<br />
Kanton Schaffhausen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Hohentwiel nicht<br />
angelaufen werden kann, leistete einen Solidarbeitrag<br />
von 10.000 CHF. Nun wurden Gel<strong>der</strong> und Sachspenden<br />
gesammelt. So lieferte die Pumpenfabrik Radolfzell die<br />
Pumpen. Der Deutsche <strong>Dampf</strong>boot Verein, DDV, beteiligte<br />
sich ebenso an <strong>der</strong> Aqkuisition von Spendengel<strong>der</strong>n,<br />
Staatsanwälte ließen dem Verein Bußgeldzahlungen aus<br />
Prozessen zukommen.<br />
Hard hatte den einzigen geschützten Hafen, <strong>der</strong> we<strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> Deutschen, <strong>der</strong> Schweizer noch <strong>der</strong> Österreichischen<br />
Bundesbahn betrieben wurde. Gegen eine Anerkennungsgebühr<br />
von 200 Schilling konnte die Hohentwiel<br />
hier beheimatet werden, ohne dass Streitigkeiten aufkommen<br />
konnten. Für den Betrieb des Schiffes wurde eine<br />
GmbH gegründet.<br />
Nachdem die Finanzierung gesichert war, konnten die<br />
Arbeiten beginnen. Diese wurden geleitet und überwacht<br />
Zwei-Zylindrige Verbundmaschine wie <strong>der</strong><br />
Passagier sie von oben während <strong>der</strong><br />
Fahrt beobachten kann.<br />
von Schiffsingenieur Reinhard<br />
Kloser. Am 19.05.1990 war alles in<br />
trockenen Tüchern. Rechtlich gesehen<br />
hat die Hohenwiel bis heute<br />
zwei Elternteile: Den Internationalen<br />
Verein und die österreichische<br />
GmbH.<br />
Immer wie<strong>der</strong> überzeugten sich<br />
DDV Mitglie<strong>der</strong> vom Fortgang <strong>der</strong><br />
Restaurierungsarbeiten und wurden<br />
dabei zum Engagement motiviert,<br />
denn die finanziellen Probleme blieben ein Dauerbrenner.<br />
Die Hohentwiel sollte so aussehen wie bei ihrer<br />
Inbetriebnahme 1913. Escher Wyss & Cie, Zürich und<br />
22 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Kapitän Franz Konstatzky<br />
Historisch gestaltete Toiletten<br />
Ravensburg hatte sie zwischen 1911 bis 1913 gebaut als<br />
Schwesternschiff zum DS Friedrichshafen. Die letzten<br />
Verzierungen fielen 1952 den Umbauten durch die Bundesbahn<br />
zum Opfer. Vieles war zuvor im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />
verschwunden. Die bronzenen Radkastenwappen überstanden<br />
die Metallknappheit im Ersten Weltkrieg, wurden<br />
dann aber für die Materialbeschaffung im Zweiten Weltkrieg<br />
eingeschmolzen. Das Bronzene Wappen über dem<br />
Eingang wurde bei DS Friedrich abmontiert.<br />
Maschine und Kessel waren seit <strong>der</strong> Ausmusterung 1963<br />
nicht mehr benutzt worden. Zu ihrem Liegeplatz in Bregenz<br />
wurde die Hohentwiel von einem ÖBB-Motorboot<br />
gezogen. Das „Herz“ <strong>der</strong> Hohentwiel war zur Müllhalde<br />
geworden, in <strong>der</strong> sich Ratten wohl fühlten. Eine Herkulesarbeit<br />
stand bevor. Am 29. Dezember 1989 wurden Kessel<br />
und Maschine erneut in Betrieb genommen. Die Escher-<br />
Wyss Maschine von 1912, stillgelegt 1962, lief nach ein<br />
paar Stößen fast geräuschlos wie<strong>der</strong> an. Am Original waren<br />
drei Beiboote angebracht. Zum <strong>Nachbau</strong> erklärte sich<br />
die Bootswerft Wagner in Bodman bereit.<br />
Im DDV hatte die Zahl <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>bootbesitzer inzwischen<br />
zugenommen. Hans Görtz hatte ein <strong>Dampf</strong>boot in Auftrag<br />
gegeben, das den Namen des ersten <strong>Dampf</strong>bootes auf<br />
dem Bodensee tragen sollte. Die Stephanie des Zürcher<br />
Mechanikers Johann Casper Bodmer trug ab 1817 den<br />
Spitznamen Steh-fahr-nie. Der Raddampfer war glücklos.<br />
Die Konstruktion <strong>eines</strong> offenen Schalenbootes des<br />
Bootsbauers Wagner bescherte Hans Götz dagegen für<br />
viele Jahre das schnellste, zuverlässigste <strong>Dampf</strong>boot im<br />
DDV, die STEPHANIE. Gemeinsam mit dem Schriftführer<br />
des Vereins, Peter Zimmermann, und dessen <strong>Dampf</strong>boot<br />
THEANSA schleppte Hans Götz mit seiner Stephanie die<br />
Beiboote im Schaulauf vor Lindau. Sie konnten einige<br />
Spendengel<strong>der</strong> verbuchen.<br />
Anschließend zogen beide DDV <strong>Dampf</strong>er, eskortiert<br />
vom Zollkreuzer Zeppelin aus Friedrichshafen und dem<br />
Schnellboot V 20 <strong>der</strong> Polizei Bregenz, ihre Fracht nach<br />
Hard. Am frühen Abend des 26. Mai 1989 wurden die<br />
Boote in ihre Positionen gehievt. Je <strong>eines</strong> seitlich über<br />
den Radkästen, das dritte im Heck. Dazu war die Hohentwiel<br />
über die Toppen geflaggt. Lindauer Wein wurde<br />
zur Feier des Tages ausgeschenkt. Hans Götz fuhr mit<br />
seiner Stephanie Ehrenrunden und sammelte Betrittserklärungen<br />
neuer Mitglie<strong>der</strong>. Am Ende dieses Festtages<br />
war <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>stand für den IBSM auf 1600 angewachsen.<br />
Für den 17. Mai 1990 lud Vorsitzen<strong>der</strong> Klaus Henninger<br />
zur Feier <strong>der</strong> Inbetriebnahme ein. Unter großer Beteiligung<br />
von Sponsoren und Interessenten allgemein wurde mit<br />
dem Festakt ein Schlussstrich unter mühevolle Kleinarbeit<br />
gezogen. DS HOHENTWIEL lief zur zweiten Jungferfahrt<br />
aus. Reinhardt Kloser, <strong>der</strong> gestandene Schiffsingenieur,<br />
machte sein Schiffspatent für Schaufelrad-<strong>Dampf</strong>er am<br />
Vierwaldstätter See und wurde <strong>der</strong> erste Kapitän <strong>der</strong> Hohentwiel.<br />
Franz Konstatzky, <strong>der</strong> heutige Kapitän, war seit<br />
<strong>der</strong> Jungfernfahrt dabei und übernahm das Schiff 2004.<br />
In den Wintermonaten wurde weiter gewerkelt, um auch<br />
letzten Details das historische Gesicht zurückzugeben.<br />
Der Schiffsversicherer Germanisch Lloyd nahm sie unter<br />
die Lupe und zertifizierte sie am 14. April 2005. Chefmaschinist<br />
Christian Hämmerle kam 1997 an Bord. Bis heute<br />
ist er von seinem Beruf begeistert. Nicht nur <strong>der</strong> Technik<br />
wegen. Auch <strong>der</strong> Saisonbetrieb liegt ihm und die Crew, die<br />
er als große Familie bezeichnet. Mit Messingputzen sind<br />
alle beschäftigt.<br />
Bil<strong>der</strong>: Margrit und Kamil Matyscak<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 23
Spezial<br />
Peter Brockmann<br />
Mendocino-<br />
Motor<br />
selbst gebaut<br />
Wenn man in Kalifornien auf dem Highway 1 von<br />
San Francisco in Richtung Norden fährt, kommt<br />
man durch MENDOCINO. Einst suchte ein deutscher<br />
Schlagersänger sein Girl in Mendocino, heute ist<br />
dieser Ort wie<strong>der</strong> im Gespräch im Zusammenhang mit<br />
dem „Mendocino-Motor“.<br />
Es handelt sich um einen Solarmotor, bei welchem <strong>der</strong><br />
Rotor aus Solarzellen und Wicklungen besteht. Während<br />
seiner Rotation polt er sich bedingt durch den unterschiedlichen<br />
Lichteinfall selbsttätig um. Bekannt vom herkömmlichen<br />
Gleichstrommotor, erfolgt auch hier die Drehung<br />
durch Abstoßen und Anziehen <strong>der</strong> Magnetpole. Hierzu<br />
sind unter dem Rotor, versteckt in <strong>der</strong> Bodenplatte, Dauermagnete<br />
angebracht. Die sichtbaren Magnete auf dem<br />
Lagergestell und dem Rotor ersetzen die herkömmlichen<br />
Lager und halten den Rotor in nahezu reibungsloser Drehung.<br />
Als Lichtquelle genügt eine 60 Watt-Lampe o<strong>der</strong> natürlich<br />
das Sonnenlicht.<br />
Diese Bauanleitung für einen „Mendocino-Motor“ habe ich<br />
so gestaltet, dass <strong>der</strong> Rotor mit geringem Aufwand erstellt<br />
werden kann. Kenntnisse zum Löten <strong>der</strong> Schaltung sollten<br />
aber vorhanden sein. Der Rotor besteht in seinem Inneren<br />
Bild 1: Mit <strong>der</strong> Drehmaschine drechseln wir die Lagerschilde<br />
Bild 2: Die Solarzellen bestimmen die Länge des Rohres<br />
24 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Bild 3: Auf das Rohr und die Lagerschilde<br />
werden die Holzstreifen geklebt<br />
Bild 4: Mit Kupferlackdraht entstehen zwei Wicklungen<br />
aus einem Kunststoffrohr (Wasserrohr),<br />
dieses erleichtert den<br />
Zusammenbau und ermöglicht<br />
einen Aufbau auch ohne komplizierte<br />
Fräs- o<strong>der</strong> Drehteile.<br />
Wir beginnen mit dem Herstellen<br />
<strong>der</strong> beiden Lagerschilde<br />
(1) des Rotors. Jeweils eine<br />
mit Übermaß quadratische<br />
10 mm-Sperrholzplatte befestigen<br />
wir mittig auf einem 6 mm-<br />
Dorn und drehen etwa 6 mm rund ab (Bild 1), <strong>der</strong> Durchmesser<br />
ist ca. 36 mm und muss am Rohr (2) eingepasst<br />
werden. Tipp: Haben wir keine Drehmaschine, so sägen<br />
wir mit einer Laubsäge Kreise aus und leimen sie auf<br />
entsprechend gesägte Holzquadrate. Beide Lagerschilde<br />
sägen wir quadratisch zu (Zeichnung beachten) und<br />
kleben sie in das abgelängte Rohr ein (Bild 3). Die Rohrlänge<br />
richtet sich nach den verwendeten Solarzellen (3)<br />
(Bild 2). Wir sehen im Bild 3 die vier Holzstreifen (4) für<br />
die Halterung <strong>der</strong> Solarzellen, auch ihre Länge richtet<br />
sich nach den verwendeten Solarzellen. Die vier Streifen<br />
kleben wir auf das Rohr und mit ihren Enden auf das<br />
Quadrat <strong>der</strong> Lagerschilde. Nach dem Trocknen bohren<br />
wir die Löcher für den Anschluss <strong>der</strong> Solarzellen nach<br />
Zeichnung durch das Holz und das Rohr. Abschließend<br />
Bild 5: Verdrahtung und Befestigung <strong>der</strong> Solarzellen<br />
Bild 6: Fertiger Rotor<br />
mit Magneten und<br />
Lagerspitze<br />
schieben wir noch das Lagerrohr (5) in die Bohrungen<br />
und lassen die Enden in ihrer Länge nach Plan überstehen.<br />
Zunächst wird es noch nicht festgeklebt.<br />
Weiter geht es mit dem Wickeln <strong>der</strong> beiden Rotor-Wicklungen<br />
(6). Bild 4 zeigt eine <strong>der</strong> beiden Wicklungen und<br />
ihren Verlauf um das Lagerrohr. Zum Wickeln spießen wir<br />
die Rolle mit dem Kupferdraht auf einen Dorn und wickeln<br />
den Draht mit mäßigem Zug ca. 250 Windungen auf den<br />
Rotor. Die jeweiligen Drahtenden fädeln wir durch die<br />
Bohrungen <strong>der</strong> Holzstreifen (auf <strong>der</strong> Zeichnung mit „2“ gekennzeichnet).<br />
Die zweite Wicklung muss in <strong>der</strong> gleichen Wickelrichtung<br />
aufgebracht werden. Sollte durch ein Versehen dieses<br />
nicht erfolgt sein, so kann man durch Umpolen diesen<br />
Fehler ausgleichen.<br />
Nach dem Wickeln können wir die Solarzellen montieren.<br />
Bild 5 zeigt eine montierte Solarzelle mit einer Fixierung<br />
mittels Gummiring, bis <strong>der</strong> Kleber<br />
getrocknet ist. Weiter sehen<br />
wir die Anschlussdrähte, sie<br />
werden vorher durch die Bohrungen<br />
gefädelt. Wir beachten,<br />
dass die Solarzellen ANTI-<br />
PARALLEL geschaltet werden<br />
(Schaltplan beachten) und <strong>der</strong><br />
Kupferlackdraht am jeweiligen<br />
Ende entlackt werden muss.<br />
Tipp: Bevor wir die dritte Solarzelle<br />
aufkleben, sollten wir die<br />
Funktion testen. Dazu halten<br />
wir die Wicklung in die Nähe<br />
einer Kompassnadel und beleuchten die zugehörigen Solarzellen.<br />
Die Nadel muss sich bewegen. Der Rotor wird<br />
unverän<strong>der</strong>t gehalten und nun wird die gegenüberliegende<br />
Solarzelle beleuchtet, die Nadel muss sich nun in die an<strong>der</strong>e<br />
Richtung drehen. Durch die antiparallele Schaltung hat<br />
sich das Magnetfeld umgepolt, nach diesem Funktionstest<br />
ist <strong>der</strong> elektrische Aufbau beendet.<br />
Zum Abschluss montieren wir noch die Magnete (7) am<br />
Rotor. Tipp: Um eine gleiche Polung <strong>der</strong> Magnete zu<br />
erhalten, setzen wir sie zu einem „Stab“ zusammen. Nun<br />
nehmen wir Magnet für Magnet vom Stab und schieben<br />
ihn in unverän<strong>der</strong>ter Lage auf das Lagerrohr. Auf beiden<br />
Enden des Lagerrohres müssen die Magnete mit ihren<br />
Polen in die gleiche Richtung zeigen. Beim Rotor ist<br />
unerheblich, ob wir dazu den Nord- o<strong>der</strong> Südpol wählen.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 25
Später beim Lagersockel haben wir dieses zu beachten.<br />
Die Bohrung <strong>der</strong> Magnete beträgt ca. 6,5 mm, das Maß<br />
<strong>der</strong> Rotorwelle ist 6 mm. Um einen festen Sitz zu erreichen,<br />
wickeln wir nach Bedarf etwas Klebeband um die<br />
Welle und schieben die Magnete fest auf (Zeichnung beachten).<br />
Bild 6 zeigt den fertigen Rotor mit <strong>der</strong> Spitze (8)<br />
auf dem kurzen Rohrende.<br />
Der Bau des Stän<strong>der</strong>s ist vergleichsweise einfach. Wir beginnen<br />
mit <strong>der</strong> Grundplatte (9) und bohren nach Plan die<br />
Löcher für die Magnete (10), und die beiden Lagersockel<br />
(11). Die Magnete (10) werden immer mit dem gleichen<br />
Pol in ihre Bohrung gesteckt und festgeklebt. Hierzu bedienen<br />
wir uns wie<strong>der</strong> des „Stab-Tricks“. Wobei es egal ist,<br />
ob wir den Nord- o<strong>der</strong> Südpol wählen, es müssen nur alle<br />
mit dem gleichen Pol nach oben eingesetzt werden. Der<br />
Motor dreht in beide Richtungen, diese sind aber auch abhängig<br />
von <strong>der</strong> Richtung des Lichteinfalls.<br />
Während <strong>der</strong> Kleber trocknet, können wir die Lagersockel<br />
(11) aussägen und mit den Bohrungen nach Plan versehen.<br />
Die Lagersockel werden von unten mit Holzschrauben<br />
montiert und <strong>der</strong> fertige Stän<strong>der</strong> mit den üblichen<br />
Methoden <strong>der</strong> Oberflächen-Bearbeitung veredelt. In einen<br />
<strong>der</strong> beiden Lagersockel stecken wir noch den Lagerstift<br />
(12), er wird später exakt ausgerichtet. Der Lagerstift erhält<br />
am oberen Ende einen „Körnerschlag“, in ihm läuft<br />
dann die Spitze des Lagerrohrs. Der letzte Arbeitsschritt<br />
ist die Montage <strong>der</strong> Lagermagnete (7). Sie werden in <strong>der</strong><br />
schon bekannten Methode auf die Röhrchen (13) und die<br />
Röhrchen danach in die Lagersockel geschoben. Festgeklebt<br />
wird später nach dem Ausrichten. Wir müssen aber<br />
die Polung beachten. Der Rotor soll leicht versetzt gegen<br />
den Lagerstift drücken und schweben. Hierzu nutzen wir<br />
das Abstoßen <strong>der</strong> gleichnamigen Pole. Wir schieben also<br />
die Magnete so auf das jeweilige Röhrchen, dass die Rotormagnete<br />
abgestoßen und nicht angezogen werden.<br />
Die Zeichnung zeigt die leicht versetzte Lage <strong>der</strong> Magnete<br />
mit ihren Röhrchen. Bild 7 zeigt den fertigen Stän<strong>der</strong>.<br />
Wenn wir alles richtig gemacht haben, wird <strong>der</strong> aufgelegte<br />
Rotor nun schweben und wir können den Lagerstift<br />
(12) so ausrichten und einkleben, dass <strong>der</strong> Rotor parallel<br />
zur Oberfläche des Stän<strong>der</strong>s liegt. Der U-Bügel (14) am<br />
an<strong>der</strong>en Ende verhin<strong>der</strong>t einen ungewollten Abflug des<br />
Rotors infolge <strong>der</strong> Fliehkräfte, er kann aber auch an<strong>der</strong>s<br />
gestaltet werden. Der Rotor muss nun noch ausgewuchtet<br />
o<strong>der</strong> ausbalanciert werden. Wir werden bemerken, dass<br />
<strong>der</strong> Rotor nach leichtem Anstoßen in immer <strong>der</strong>selben Position<br />
auspendelt. Eine leichte Unwucht können wir ignorieren,<br />
ist sie aber kräftiger, so wird <strong>der</strong> Rotor nicht „über<br />
den Punkt“ kommen und <strong>der</strong> Motor kann nicht drehen. Zur<br />
Abhilfe kleben wir kleine Materialstücke auf die Gegenüberliegende<br />
Seite. Daran denken: NE-Metall, Kunststoff<br />
o<strong>der</strong> Holz verwenden!<br />
Ja, und jetzt kommt <strong>der</strong> Lohn <strong>der</strong> Mühe. Wenn wir den Rotor<br />
von einer Seite beleuchten (60 Watt-Lampe o<strong>der</strong> helles<br />
Sonnenlicht), siehe auch Bild 8, bemerken wir einen<br />
leichten Drehimpuls des Rotors, in dieselbe Richtung geben<br />
wir einen leichten Anstoß, und unser selbstgebauter<br />
„Mendocino-Motor“ läuft. Wenn nicht?<br />
Mögliche Fehler:<br />
– Wicklungen erzeugen kein Magnetfeld, weil die Schaltung<br />
einen Fehler hat;<br />
26<br />
Bild 7: Der Aufbau des Stän<strong>der</strong>s mit seinen Magneten<br />
Bild 8: Der Rotor zeigt zum Licht und kann rotieren<br />
– Wicklungen erzeugen kein Magnetfeld, weil die Wicklung<br />
unterbrochen ist;<br />
– Wicklungen erzeugen kein Magnetfeld, weil eine <strong>der</strong><br />
Solarzellen defekt ist;<br />
– Magnete unter dem Stän<strong>der</strong> sind unterschiedlich gepolt;<br />
– Unwucht des Rotors ist zu stark;<br />
– Beleuchtung ist zu schwach.<br />
Die Solarzellen nutzen nur einen geringen Anteil des<br />
sichtbaren Lichtes. Dieser Teil ist aber auch gleichzeitig<br />
Wärmestrahlung und erwärmt die Solarzellen je nach<br />
Intensität unterschiedlich. Bedingt durch diese Erwärmung<br />
reduziert sich die Leistungsabgabe und es kann<br />
passieren, dass <strong>der</strong> Motor nach längerer Laufzeit stehen<br />
bleibt. Die Erwärmung ist dabei an den Zellen spürbar<br />
zu fühlen. Nach kurzer Abkühlung wird <strong>der</strong> Motor wie<strong>der</strong><br />
laufen.<br />
Ich wünsche ihnen viel Spaß beim Bauen und direkter<br />
Nutzung <strong>der</strong> Sonnenenergie!<br />
Fotos und Zeichnungen: Peter Brockmann<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
STÜCKLISTE<br />
Position Stückzahl Material Benennung<br />
1 2 Sperrholz 50 x 50 x 10 mm Lagerschild<br />
2 1 Kunststoffrohr Rotor-Rohr<br />
3 12 Solarzellen 250 mA/0,5 V Solarzellen<br />
4 4 2 mm-Sperrholz Rotor-Streifen<br />
5 1 Messingrohr 310 x 6 mm Lagerrohr<br />
6 2 Kupferlackdraht Wicklung<br />
7 12 Ringmagnet 10 x 6,5 x 19 mm Magnete<br />
8 1 Messing 15 x 5 mm Lagerrohrspitze<br />
9 1 Sperrholz 340 x 100 x 10 mm Grundplatte<br />
10 20 Neodym-Magnete 8 x 4 mm Magnete<br />
11 2 Sperrholz 70 x 30 x 10 mm Lagersockel<br />
12 1 Messing 40 x 4 mm Lagerstift<br />
13 4 Messingrohr 45 x 6 mm Röhrchen<br />
14 1 Stahldraht 1 mm U-Bügel<br />
Die verwendeten Materialien sind handelsüblich. Die Magnete und die Solarzellen habe ich von <strong>der</strong> Fa. Opitec<br />
(www.opitec.de) bezogen. An<strong>der</strong>e Versandfirmen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> örtliche Fachhandel liefern ebenfalls diese Standard-<br />
Bauteile. Der Kupferlackdraht ist im Querschnitt dünn zu wählen, so dass er aber beim Wickeln nicht abreißt.<br />
Der Querschnitt selber hat keinen Einfluss auf die Funktion.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 27
28 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Alle Zeichnungen wurden auf 97% verkleinert<br />
Anzeigen<br />
www.LiveSteamService.com<br />
Guss + Laserteile für <strong>Dampf</strong>loks 5“ u. 7¼“<br />
eMail: gartenbahnen@livesteamservice.com<br />
MEtAllE<br />
in allen Qualitäten und Abmessungen<br />
Stangen • Profile • Bleche aus Messing • Kupfer<br />
Rotguß • Bronze • Aluminium • Stahl • Edelstahl<br />
Wilms Metallmarkt Lochbleche GmbH & Co. KG<br />
Wid<strong>der</strong>sdorfer Straße 215 | 50825 Köln (Ehrenfeld)<br />
Tel.: 0221 546 68 - 0 E-Mail: mail@wilmsmetall.de<br />
Fax: 0221 546 68 - 30 Shop: www.wilmsmetall.de<br />
For<strong>der</strong>n Sie unsere<br />
kostenlose Lagerliste an!<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />
29
HISTORIE<br />
73<br />
vollständig<br />
FRAGEN<br />
Durch <strong>der</strong>en Beantwortung <strong>der</strong> Heizer sich<br />
prüfen kann, ob er die Verhaltensregeln<br />
und die Erläuterungen zu denselben<br />
verstanden hat.<br />
Vorab eine Bemerkung zu den folgenden Zeilen:<br />
Die Fragen und ihre Antworten entsprechen dem technischen<br />
Stand <strong>der</strong> Jahre 1907–1910 (s. Quelle). Sie können<br />
auf keinen Fall die heute gültigen Gesetze und Vorschriften<br />
zum Betrieb von <strong>Dampf</strong>kesselanlagen ersetzen.<br />
In vielen Vereinen und bei privaten Bastlern und Freunden<br />
<strong>der</strong> alten <strong>Dampf</strong>technik werden heute <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />
Lokomobile und Lokomotiven betrieben. Die<br />
Anlagen sind teilweise um die 100 Jahre alt und sollen<br />
trotzdem sicher funktionieren und den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
TÜV entsprechen. Das muss auch sein!<br />
Man kann natürlich in eine alte <strong>Dampf</strong>maschine eine<br />
elektrische Heizung einbauen, überall mo<strong>der</strong>nste Sensoren<br />
zur Erfassung von Druck, Temperatur, Wasserstand<br />
und Schornsteinzug anbringen und das Ganze<br />
von einem Computer steuern lassen. Aber wo bleibt da<br />
<strong>der</strong> Mensch? Der Umgang mit <strong>der</strong> alten Technik macht<br />
Spaß und ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung für alle Beteiligten.<br />
Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Heizer und<br />
Maschinisten, obwohl sie den <strong>Dampf</strong>betrieb als Hobby<br />
betreiben, genau Bescheid wissen über die Möglichkeiten<br />
und die Gefahren ihres Hobbys und darüber, wie<br />
man mit solch einer alten Anlage professionell umgeht.<br />
Hier ist laienhaftes und unüberlegtes Vorgehen schädlich,<br />
ja sogar gefährlich.<br />
In den Jahren um die Jahrhun<strong>der</strong>twende 1899/1900 war<br />
die <strong>Dampf</strong>technik eine ausgereifte, technisch sicher<br />
beherrschte Technologie. Sämtliche Gesetzmäßigkeiten<br />
und Zusammenhänge waren gründlich erforscht und ließen<br />
sich mit hinreichen<strong>der</strong> Genauigkeit berechnen. Man<br />
hatte durch viele Unglücke mit Kesseln und Maschinen<br />
die Probleme erkannt und genaue Verhaltensmaßregeln<br />
festgelegt. Diese Regeln wurden zusammengefaßt und<br />
von den verschiedenen <strong>Dampf</strong>kessel-Revisions-Vereinen<br />
in Form von handlichen kleinen Büchern herausgegeben.<br />
Diese Bücher waren die Grundlage für die Unterweisung<br />
von Heizern, Meistern und Ingenieuren im Umgang mit<br />
<strong>der</strong> Technik.<br />
Die Fragen behandeln 10 Fachgebiete:<br />
1. Manometer<br />
2. Wasserstands-Vorrichtungen<br />
3. Sicherheitsventile<br />
4. Speiseventile<br />
5. Speisevorrichtungen<br />
6. Hähne und Ventile<br />
7. Inbetriebnahme des Kessels<br />
8. Betrieb des Kessels<br />
9. Die Bedienung des Rostes<br />
10. Außerbetriebsetzung und Reinigung des Kessels<br />
An <strong>der</strong> thematischen Reihenfolge <strong>der</strong> Fachgebiete sieht<br />
man schon, wo das Schwergewicht <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
lag: Manometer, Wasserstandsvorrichtungen und Sicherheitsventile.<br />
Das hieß nicht, dass die an<strong>der</strong>en Teile weniger<br />
wichtig waren, aber es zeigt doch, worauf <strong>der</strong> Heizer<br />
sein Augenmerk zuerst richten sollte. Natürlich sind diese<br />
Anweisungen nicht als Handlungsanweisung für heutige<br />
Heizer von <strong>Dampf</strong>anlagen zu betrachten. Aber sie zeigen<br />
doch sehr eindeutig die Gefahrenpunkte einer <strong>Dampf</strong>anlage<br />
auf und geben Hinweise darauf, welche Anstrengungen<br />
unsere Vorväter unternahmen, um den Betrieb<br />
einer <strong>Dampf</strong>anlage sicher zu gestalten.<br />
Manche <strong>der</strong> vorgeschlagenen Lösungen können wir allerdings<br />
heute so nicht mehr akzeptieren, z. B. die häufige<br />
Verwendung von Asbest, dessen Einsatz heute verboten<br />
ist. O<strong>der</strong> die Verwendung <strong>eines</strong> glühenden Drahtes zum<br />
Erweitern einer Gummidichtung. Wichtig ist jedoch die<br />
Erkenntnis, dass ein bestimmter Fehler auftritt, weil <strong>der</strong><br />
Durchgang des Kesselwassers durch eine bestimmte<br />
Öffnung durch eine gequetschte Gummidichtung behin<strong>der</strong>t<br />
wird.<br />
In diesem Sinne sind die Fragen und ihre Antworten<br />
auch für uns immer noch interessant. Und für manche<br />
heute noch gültige Vorschrift, <strong>der</strong>en Sinn uns vielleicht<br />
nicht so recht einleuchtet, gibt es plötzlich eine logische<br />
Begründung.<br />
Noch einige Bemerkungen:<br />
– Die Rechtschreibung des Originals wurde nicht verän<strong>der</strong>t,<br />
– an einigen Stellen wurde <strong>der</strong> Text aus Platzgründen<br />
leicht verän<strong>der</strong>t,<br />
– einige Fragen wurden, um die Darstellung beizubehalten,<br />
aufgeteilt,<br />
– wegen <strong>der</strong> größeren Anzahl <strong>der</strong> Fragen, werden diese<br />
auf mehrere Hefte verteilt, erscheinen.<br />
Ich glaube, dass es wichtig ist, nicht nur eine alte<br />
Maschine zu besitzen, son<strong>der</strong>n auch, sie so zu betreiben,<br />
wie unsere Vorväter es taten.<br />
Ch. Schwarzer<br />
30 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
73<br />
Siehe<br />
FRAGEN<br />
Durch <strong>der</strong>en Beantwortung <strong>der</strong> Heizer sich<br />
prüfen kann, ob er die Verhaltensregeln und<br />
die Erläuterungen zu denselben<br />
vollständig verstanden hat.<br />
hierzu die nebenstehenden, einleitenden Bemerkungen.<br />
THEMA: MANOMETER<br />
FRAGE 1:<br />
Wie ist das Zifferblatt des Manometers eingeteilt?<br />
ANTWORT: *)<br />
Als Maßeinheit für den hier in Betracht kommenden Druck<br />
gilt die Atmosphäre, d. i. <strong>der</strong>jenige Druck, den die Luft,<br />
welche die Erde umgibt, im Mittel auf <strong>der</strong> letzteren ausübt,<br />
und <strong>der</strong> durch das Manometer gemessen wird.<br />
Dieser Atmosphären-Druck ist festgesetzt worden zu 1 kg<br />
auf 1 Quadratzentimeter Fläche, d. i. also gleich dem Druck,<br />
den das Gewicht von 1 Kilogramm auf die Fläche von<br />
1 Quadratzentimeter Größe ausübt.<br />
Die Einteilung <strong>der</strong> Manometer nach dieser Einheit und zwar<br />
mit <strong>der</strong> Bezeicnung „Überdruck“, d. i. die Größe <strong>der</strong> Spannung<br />
des <strong>Dampf</strong>es über dem äußeren Luftdruck. auf <strong>der</strong><br />
Manometer-Einteilung bedeutet Atmosphäre und Kilogramm<br />
dasselbe.<br />
*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />
THEMA: MANOMETER<br />
FRAGE 2:<br />
Was bedeutet <strong>der</strong> rote Strich, die Marke auf <strong>der</strong><br />
Einteilung des Manometers?<br />
ANTWORT: *)<br />
Nach dem Gesetz muß am Manometer die festgesetzte<br />
höchste <strong>Dampf</strong>spannung durch eine Marke bezeichnet<br />
sein.<br />
Bei Auswechselung <strong>eines</strong> Fe<strong>der</strong>manometers ist darauf zu<br />
achten, daß das neu anzubringende Manometer die Marke<br />
auf dem Zifferblatt an <strong>der</strong> richtigen Stelle trägt<br />
*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />
THEMA: MANOMETER<br />
FRAGE 3:<br />
Auf welche Weise ist von Zeit zu Zeit zu untersuchen, ob<br />
die Verbindung zwischen Kessel und Manometer frei ist?<br />
ANTWORT: *)<br />
Durch die Prüfung soll <strong>der</strong> Heizer sich überzeugen, ob<br />
das Manometer noch richtig zeigt und die Verbindung<br />
desselben mit dem Kessel noch frei und in Ordnung ist. Zu<br />
dieser Probe wird <strong>der</strong> unter dem Manometer befindliche<br />
Dreiweghahn so gedreht, daß die Verbindung des Manometers<br />
mit dem Kessel-Innern abgesperrt und dafür die Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> Luft hergestellt wird. In dieser Stellung muß die im<br />
Manometer-Innern vorhandene Spannung entweichen und <strong>der</strong><br />
Zeiger des Manometers auf Null zurückgehen.<br />
Das Öffnen und Schließen des Manometerhahnes hat<br />
langsam zu geschehen, um Schläge und Stöße im Manometer<br />
zu verhüten.<br />
THEMA: MANOMETER<br />
FRAGE 4:<br />
Was ist zu tun, wenn die Verbindung zwischen<br />
Manometer und Kessel nicht frei ist?<br />
ANTWORT: *)<br />
Erfolgt bei <strong>der</strong> Prüfung eine Bewegung des Zeigers gar nicht<br />
o<strong>der</strong> zu langsam, so ist die Verbindung zwischen Hahn und<br />
Manometer verstopft; steigt dagegen beim Wie<strong>der</strong>öffnen des<br />
Hahnes <strong>der</strong> Zeiger zu langsam, so liegt zwischen Hahn und<br />
Kessel eine Verstopfung vor. Die Verengung bez. Verstopfung<br />
<strong>der</strong> Durchgangsöffnung, welche, soweit es möglich,<br />
sofort aufgesucht und beseitigt werden muß, ist in erster<br />
Linie an den Verschraubungen <strong>der</strong> Verbindung zu suchen.<br />
Bei denselben soll als Dichtungsmaterial nur Blei o<strong>der</strong><br />
Asbest dienen, damit ein Verquellen und Zuziehen <strong>der</strong><br />
Öffnung ausgeschlossen ist.<br />
*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />
*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />
Quelle: Verhaltensregeln mit Erläuterungen für <strong>Dampf</strong>kessel-Heizer und <strong>Dampf</strong>maschinenwärter von Baurat Cl. Haage<br />
im Selbstverlag des Sächsischen <strong>Dampf</strong>kessel-Revisions-Vereins mit dem Sitz in Chemnitz, Chemnitz 1907<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 31
Bild 1: HM: „Simpla-Centaurus“, Arbeitskolben-Seite<br />
HeiSSluftmotoren<br />
TEIL 3<br />
HEISSLUFTMOTOR<br />
„Simpla-Centaurus“<br />
Wolfgang Krause<br />
3.1 Druckmessungen und Vergleich<br />
Mit diesem dritten Teil soll <strong>der</strong> Bericht über den HM: „Simpla-Centaurus“<br />
nun zum Abschluss kommen. Hier werde<br />
ich mich wie<strong>der</strong> mehr „praxisorientiert“ mit den zuvor ermittelten<br />
Druckwerten auseinan<strong>der</strong> setzen. Ich werde ein<br />
Druckdiagramm vorstellen und erläutern, und anschließend<br />
zum Vergleich gemessene Druckverlaufskurven zeigen,<br />
die mit dieser Maschine aufgenommen wurden.<br />
Die vorausgegangenen Abhandlungen behandelten die<br />
Themen: Teil 1, siehe <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013,<br />
Grundlagen und Volumen. Teil 2, siehe <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> &<br />
<strong>Heißluft</strong> 1/2014, Thermodynamik und Druckberechnung.<br />
Im Bedarfsfall bitte ich dort nachzulesen.<br />
Mit einem schönen Foto (Titelbild) von diesem Modell<br />
möchte ich den Bericht nun beginnen.<br />
Das ist meine „Versuchsmaschine“, sie wurde mir von<br />
meinem Bru<strong>der</strong> Dieter für diese Ausarbeitungen zur Verfügung<br />
gestellt, wofür ich ihm an dieser Stelle noch einmal<br />
meinen Dank sagen möchte! Mein Bru<strong>der</strong> hat selbst einen<br />
Elektrogenerator angebaut, mit dem es möglich war, einen<br />
kleinen Lüfter elektrisch anzutreiben. Von mir wurde<br />
das Schwungrad mit einem Edelstahl Radreifen überzogen.<br />
Im Arbeitszylin<strong>der</strong> ist ein Messnippel eingeschraubt,<br />
an den später <strong>der</strong> Drucksensor angeschlossen wurde. Alles<br />
Weitere entspricht noch dem Originalzustand dieser<br />
<strong>Heißluft</strong>maschine.<br />
3.2 Berechnete Druckwerte<br />
Diese Werte waren in Teil 2 berechnet worden und werden<br />
hier nur tabellarisch aufgelistet:<br />
AK Kompression –236 mbar(ü) siehe<br />
(Arbeitskolben) Punkt 2.71<br />
Expansion –143 mbar(ü) siehe<br />
Punkt 2.72<br />
VK Aufheizung –100 mbar(ü) siehe<br />
(Verdrängerkolben) Punkt 2.82<br />
Kühlung –100 mbar (ü) siehe<br />
Punkt 2.82<br />
Die in <strong>der</strong> vorgestellten Tabelle gefundenen Druckwerte<br />
stellen nur die maximal zu erreichenden Druckwerte dar.<br />
Außerdem ist bei allen Berechnungen, und in meinem Berechnungsprogramm<br />
auch, nur mit verlustlosen Wärmeübergängen<br />
gerechnet worden. Es sind deshalb alle Druckwerte<br />
nur als gute Näherungswerte aufzufassen. Entlang<br />
einer Kurbelwellenumdrehung treten die Maximalwerte<br />
nur in wenigen Stellungen auf. Teilweise überlagern sich<br />
die Druckwerte aus Arbeits- und Verdrängerzylin<strong>der</strong> dabei<br />
noch, was vorteilhaft und auch nachteilig in Bezug zum<br />
Gesamtdruck sein kann. Hervorgerufen wird das durch<br />
den Verdrängerkolben Voreilwinkel von 90°. Um nun nicht<br />
für jeden Kurbelwinkel die Drücke neu berechnen zu müssen,<br />
habe ich ein Rechenprogramm in Excel entwickelt,<br />
das mir diese Arbeit abnimmt. So entstand auch das<br />
nachfolgende Diagramm:<br />
32 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Bild 2: Druckdiagramm aus dem Rechenprogramm in Excel<br />
Erläuterungen zum Diagramm:<br />
Die X-Achse (von links nach rechts) stellt eine volle Kurbelumdrehung<br />
α (alpha) = 0° bis α = 360° dar. Sie gilt für<br />
den AK und bezieht sich auf den Hub 0 cm, das entspricht<br />
<strong>der</strong> mittleren Hublage vom Arbeitskolben. Die Hubwege<br />
<strong>der</strong> Kolben AK und VK werden an <strong>der</strong> Y-Skala an <strong>der</strong><br />
rechten Diagrammseite abgelesen.<br />
An <strong>der</strong> Y-Skala an linker Diagrammseite sind die Luftdrücke<br />
in mbar(ü) abzulesen. Das sind die Drücke<br />
+pa als Überdruck bzw. –pa als Unterdruck für den AK<br />
und +pv als Überdruck bzw. –pv als Unterdruck für<br />
den VK.<br />
Die „schwarze Kurve“ stellt den Hubverlauf vom AK dar.<br />
In TU (Totpunkt unten) ist <strong>der</strong> Hubraum am größten und<br />
in TO (Totpunkt oben) am kleinsten. Diese Lagen sind im<br />
Diagramm durch einen roten Punkt, TU bei α = 0° und α =<br />
360° sowie TO bei α = 180°, hervorgehoben.<br />
Rote Balken stellen den Arbeitsdruck pa vom AK dar<br />
(Überdruck +pa aus Kompression und Unterdruck –pa<br />
aus Expansion) erzeugt durch den AK-Hub.<br />
Die „rote Kurve“ stellt den Hubverlauf vom VK dar, mit β<br />
(beta) = 90° Vorlaufwinkel zum AK!<br />
Grüne Balken stellen den Verdrängerdruck pv vom VK<br />
dar (Überdruck +pv durch Erhitzung und Unterdruck –pv<br />
durch Abkühlung) erzeugt durch den VK-Hub.<br />
Die Überdruck-Werte (+) und die Unterdruck-Werte (–)<br />
werden algebraisch addiert:<br />
Beispiel: (+5) + (+3) = (+8); (-5) + (-3) = (-8); (+5) + (-3) =<br />
(+2) und (-5) + (+3) = (-2), so entsteht daraus:<br />
Die „blaue Kurve“ die den Verlauf vom pg (Gesamtdruck)<br />
wie<strong>der</strong>gibt, aufgeteilt in die Bereiche: +pü (Überdruck)<br />
und –pu (Unterdruck). Die blaue Druckkurve kreuzt<br />
zweimal die Null Linie, diese Punkte sind im Diagramm<br />
mit einem roten Kreis markiert. Fällt man von diesen<br />
roten Kreisen jeweils ein Lot (schwarz gestrichelter<br />
Pfeil) zur schwarzen Hublinie des AK, so haben wir einen<br />
wichtigen Bezugspunkt gefunden! Solange sich <strong>der</strong><br />
AK von TU nach TO im Kompressionshub befindet und<br />
<strong>der</strong> Gesamtdruck pg (blaue Linie) im Unterdruckbereich<br />
(–) liegt, wird <strong>der</strong> AK in den Zylin<strong>der</strong> gesaugt. Es wird<br />
dabei Arbeit gewonnen, das ist <strong>der</strong> Bereich 1 bis 2 an<br />
<strong>der</strong> schwarzen Kurve, wobei das Schwungrad diese<br />
Energie aufnimmt!<br />
Danach, im Bereich 2 bis 3 an <strong>der</strong> schwarzen Kurve bis<br />
TO, baut sich Überdruck auf, erkennbar durch den Verlauf<br />
<strong>der</strong> blauen Kurve pg, die nun in den Überdruckbereich<br />
(+) hineinläuft. In diesem Bereich 2 bis 3 wird Arbeit aufgewendet,<br />
sie muss aus dem Schwungrad entnommen<br />
werden und bremst die Maschine.<br />
Von TO im Bereich 3 bis 4 steht weiterhin Überdruck an,<br />
denn die blaue Kurve pg bleibt weiter im Überdruckbereich<br />
(+). Da <strong>der</strong> AK nun im Expansionshub abwärts läuft,<br />
ist <strong>der</strong> Überdruck pg im Zylin<strong>der</strong> vor dem Kolben AK positiv,<br />
es wird wie<strong>der</strong> Arbeit gewonnen, die im Schwungrad<br />
gespeichert wird!<br />
Für den letzten Bereich 4 bis 5 an <strong>der</strong> schwarzen Kurve bis<br />
zur Vollendung <strong>der</strong> Kurbelumdrehung bei α = 360° = TU<br />
muss wie<strong>der</strong> Arbeit aufgewendet werden, denn die blaue<br />
Kurve pg ist ab Punkt 4 im Nulldurchgang jetzt wie<strong>der</strong><br />
im Unterdruckbereich (–). Das bedeutet wie<strong>der</strong> Arbeitsaufwand<br />
bis Punkt 5, <strong>der</strong> aus dem Schwungrad kommen<br />
muss. Damit hat sich <strong>der</strong> Kreis geschlossen und das Spiel<br />
beginnt von Neuem.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 33
3.3 Berechnungsprogramm für<br />
<strong>Heißluft</strong>motoren in Excel<br />
Sinn und Zweck <strong>der</strong> Diagramme soll es sein, darzustellen,<br />
wie sich Än<strong>der</strong>ungen auf die Druckbildung auswirken. Än<strong>der</strong>ungen<br />
können erfolgen bei den Maßen (Durchmesser<br />
<strong>der</strong> Kolben und <strong>der</strong>en Hublänge) o<strong>der</strong> auch im Wärmegefälle<br />
(Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beheizung o<strong>der</strong> Kühlung). Auch eine<br />
Verän<strong>der</strong>ung des Verdränger-Voreilwinkels wird sich auf<br />
das zu erwartende Laufverhalten auswirken. So müssen<br />
im Druckdiagramm Bild 2 die „Gewinnzonen: Punkt 1 bis<br />
2 und 3 bis 4“ die „Verlustzonen: Punkt 2 bis 3 und 4 bis<br />
5“ an Größe deutlich übertreffen, sonst kann ein <strong>Heißluft</strong>motor<br />
nicht laufen!<br />
Das Rechenprogramm befindet sich noch in <strong>der</strong> Entwicklung.<br />
Um das Rechenprogramm anwenden zu können, ist<br />
ein PC mit Excel und <strong>der</strong> Umgang damit Voraussetzung.<br />
Bei Interesse daran kann ich zu gegebener Zeit darauf<br />
zurückkommen.<br />
3.4 Druckmessungen an <strong>Heißluft</strong>motoren<br />
während des Betriebes<br />
Der <strong>Heißluft</strong>motor befand sich zu diesem Zeitpunkt im<br />
Dauerbetrieb mit einer Leerlaufdrehzahl um n = 805 U/<br />
min. Es war solange gewartet worden, bis ein stationärer<br />
Zustand eingetreten war. Der Druck wurde dabei kontinuierlich<br />
aufgezeichnet. Eine repräsentative Druckschwingung,<br />
entsprechend einer vollen Kurbelwellen-Umdrehung,<br />
wurde daraus abgegriffen.<br />
Die „blaue Kurve“ ist <strong>der</strong> im Betrieb gemessene Druck<br />
im Arbeitszylin<strong>der</strong>. Den Einfluss Luftausdehnung durch<br />
Beheizung nach 2.6, Teil 2 habe ich in meinen Berechnungen<br />
schon berücksichtigt. Die „roten Punkte“<br />
im Abstand von 5 ms (5 Millisekunden = 5/1000 Sekunden)<br />
geben die einzelnen Messpunkte wie<strong>der</strong><br />
(die Druckwerte habe ich dazu geschrieben). Aus <strong>der</strong><br />
Messfrequenz 5 ms kann man im Vergleich mit <strong>der</strong><br />
Periodendauer, blaue Kurve A bis C, die Drehzahl<br />
ausrechnen. So ist es im Messdiagramm eingetragen.<br />
Es fällt auf, dass <strong>der</strong> Intervall für Kompression<br />
A – B mit 33 ms = 160° kürzer ist, als <strong>der</strong> Intervall für<br />
Expansion B – C mit 41,5 ms = 210°. Dafür ist beim<br />
Überdruck 210 mbar und beim Unterdruck nur –180<br />
mbar gemessen worden. Das hat seine Richtigkeit, denn<br />
Überdruck und Unterdruck müssen entgegengesetzt<br />
in ihrer Wirkung, aber gleich groß ausfallen. Die Überdruckfläche<br />
(+) muss flächenmäßig genauso groß wie<br />
die Unterdruckfläche (–) sein! Unter Punkt 2.4 in Teil 2<br />
war schon darauf hingewiesen worden, dass in einem<br />
<strong>Heißluft</strong>motor als mittlerer Druck = ± 0 mbar (ü) nur <strong>der</strong><br />
atmosphärische Druck anstehen kann, Über- und Unterdruck<br />
müssen sich die Waage halten! In dem Messdiagramm<br />
ist das auch deutlich zu sehen.<br />
Weiter fällt auf, dass die Kurvenbereiche im Überdruck<br />
wie auch im Unterdruck nicht symmetrisch sind. Vergleicht<br />
man den Kurvenlauf jeweils rechts und links von <strong>der</strong> eingezeichneten<br />
senkrechten roten Linie im Überdruck und<br />
<strong>der</strong> blauen Linie im Unterdruck, so ist zu sehen, dass <strong>der</strong><br />
Kurvenverlauf nicht spiegelbildlich ist. Auch das ist richtig<br />
so, es wird durch die Überlagerung <strong>der</strong> Kolbenhübe vom<br />
AK und VK verursacht.<br />
3.5 Arbeitskolbenlagen bei mittlerem<br />
Hub und mittlerem Druck = 0 mbar(ü)<br />
Siehe Bild 4<br />
3.51 Arbeitskolbenlage bei mittlerem Hub<br />
Die Zeichnung Bild 4 stellt zwei Lagen des Arbeitskolbens<br />
gegenüber. Links ist die Kolbenlage entsprechend<br />
<strong>der</strong> mittleren Hublage des AK dargestellt. Nach<br />
<strong>der</strong> geometrischen Konstruktion (aus Pleuelstangenlänge<br />
und Kurbelradius) werden daraus die Drehwinkel,<br />
für die Kompression mit 170,4° und für die Expansion<br />
mit 189,6°, gewonnen. Zusammen ergibt sich<br />
<strong>der</strong> Drehwinkel für eine volle Kurbelumdrehung (170,4<br />
+ 189,6 = 360°). Worauf es mir in dem Zusammenhang<br />
ankommt, ist festzustellen, dass die Zeitintervalle<br />
für Kompression und Expansion während einer<br />
Kurbelumdrehung nicht gleich lang sind. Das ist auch in<br />
dem „gemessenen“ Druckdiagramm Bild 3 aufgefallen.<br />
Die Kompression fällt zeitlich kürzer aus! Dieser Sachverhalt<br />
gilt für alle Kurbeltriebe und ist außer vom Kurbel-<br />
Bild 3: HM: „Simpla-Centaurus“, Druckmessung im Betrieb<br />
34<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Bild 2 noch berücksichtigt werden.<br />
(In <strong>der</strong> weiteren Bearbeitung m<strong>eines</strong><br />
Rechenprogramms werde ich diesen<br />
Einfluss noch einfügen.)<br />
3.6 Druckmessungen<br />
Bild 4: Kurbeltrieb<br />
radius nur noch von <strong>der</strong> Pleuelstangenlänge abhängig.<br />
Nur bei theoretisch möglicher, unendlich langer Pleuelstange<br />
würden die Punkte TM (Totpunkt-Mitte = mittlerer<br />
Hubweg) genau in die Achsen des Viertelkreises<br />
am Kurbeltrieb fallen. Der Kurbeltrieb wäre dann gleich<br />
dem Kreuzschleifengetriebe zu setzen, und die Zeitintervalle<br />
für Kompression und Expansion wären dann genau<br />
gleich lang.<br />
3.52 Arbeitskolbenlage bei mittlerem Druck = 0 mbar(ü)<br />
Es gibt aber noch eine zweite, wichtigere „Druckmittellage“<br />
des Kolbens, siehe dazu die Zeichnung Bild 4, rechte<br />
Seite. Die Kolbenlagen nach dem „mittleren Hub“ und<br />
nach dem „mittleren Druck“ sind „nicht identisch“!<br />
In <strong>der</strong> Zeichnung Bild 4 ist rechts die Kolbenlage entsprechend<br />
dem mittleren Druck = 0 mbar (ü) vom AK<br />
dargestellt. Die Kolbenlage ist dabei aus den Werten<br />
vom gemessenen Druckdiagramm Bild 3 abgeleitet. Die<br />
Zeitdauer für Kompression und Expansion aus dem Diagramm<br />
Bild 3 mit den daraus resultierenden Drehwinkeln,<br />
sind in die Zeichnung Bild 4 übertragen worden.<br />
Durch geometrische Konstruktion (Länge <strong>der</strong> Pleuelstange<br />
und Kurbelradius) kommt es dazu, dass <strong>der</strong> AK um<br />
1 mm aus <strong>der</strong> mittleren Hublage in den Kompressionsraum<br />
verschoben werden muss. Die Dauer für den Kompressionshub<br />
wird bei <strong>der</strong> Lage des mittleren Druckes<br />
(gegenüber <strong>der</strong> Lage des mittleren Hubes) abermals<br />
verkürzt!<br />
Anmerkung<br />
Die Kinematik aus dem Kurbeltrieb hat Einfluss auf die<br />
Drehwinkel für den Kurbelumlauf bei Kompression und<br />
Expansion. Dieser Einfluss ist wichtig und auch schon<br />
berücksichtigt im Volumendiagramm Bild 6 in Teil 1. Die<br />
zusätzlich erfor<strong>der</strong>liche AK-Verschiebung zur Erreichung<br />
des „mittleren Drucks“, muss auch im Druckdiagramm<br />
Die erste Lösung: Ich begann vor<br />
längerer Zeit mit Druckmessungen<br />
an <strong>Heißluft</strong>motoren. Mein erstes<br />
Druckmessgerät hatte ich über Conrad<br />
bezogen. Es nannte sich: „Feinmessmanometer“<br />
GDH 200-13 und<br />
stammte von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Greisinger<br />
Electronic in Regenstauf. Das Gerät<br />
war für Über-, Unter- und Differenzdruck-Messungen<br />
im Bereich von 0<br />
bis 200 mbar bei einer Auflösung<br />
von 0,1 mbar und im Bereich von<br />
200 bis 2000 mbar bei einer Auflösung<br />
von 1 mbar einsetzbar. Die<br />
Messfrequenz betrug dabei maximal<br />
1 Messung pro Sekunde. Das<br />
war eine preisgünstige Lösung, die<br />
aber nur genügt, wenn es darum<br />
geht, Maximal- und Minimaldrücke<br />
zu messen. Ich verwende das Gerät heute nur noch für<br />
statische Druckmessungen.<br />
Die zweite Lösung: Schon bald danach verwendete ich<br />
ein „Digital-Druck-Handmessgerät“ GMH 3150, das mit<br />
den „GMSD-Drucksensoren“, alles von Greisinger, zu<br />
verwenden war. Das war schon eine Verbesserung, denn<br />
nun konnte ich mit dem Handgerät auch Druckmessreihen<br />
aufnehmen und durch ein Schnittstellenkabel auf den<br />
PC übertragen. Aber auch dabei war es lei<strong>der</strong> noch nicht<br />
möglich, Messungen in kürzeren Abständen als 1 Messung<br />
pro Sekunde aufzunehmen.<br />
Die dritte Lösung: Erst als von <strong>Firma</strong> Greisinger eine spezielle<br />
Mess-Software entwickelt war, die mit den gleichen<br />
„GMSD-Drucksensoren“ über einen speziellen „Schnittstellen-Adapter<br />
GDUSB 1000“ direkt an einen PC anzuschließen<br />
war, konnte ich nun endlich auch Messungen im<br />
Abstand bis zu 1 ms aufnehmen. Das war aber für mich<br />
die Voraussetzung, weil ich Druckmesskurven aufnehmen<br />
wollte, um den Druckverlauf entlang einer Umdrehung <strong>der</strong><br />
Kurbelwelle zu dokumentieren.<br />
Bild 5: Drucksensoren und USB-Adapter. Von links nach rechts:<br />
Sensor GMSD 2 BR –1000...2000 mbar, A. 1 mbar;<br />
Sensor GMSD 350 MR –200...350 mbar, A. 0,1 mbar;<br />
USB-Adapter GDUSB 1000 alles von Greisinger<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 35
3.61 Anschluss <strong>der</strong> Druckmess-Sensoren<br />
Im Bild zu sehen ist <strong>der</strong> Anschluss des Drucksensors an<br />
den Messnippel, <strong>der</strong> in den Arbeitszylin<strong>der</strong> eingeschraubt<br />
ist. Die Pleuelstange vom Arbeitskolben war von <strong>der</strong> Kurbel<br />
abgenommen, und <strong>der</strong> Kolben mit einer Zwinge auf<br />
Hubmitte festgehalten. Der <strong>Heißluft</strong>motor wurde mit einem<br />
Getriebemotor über ein Reibrad am Schwungrad angetrieben.<br />
Die Drucksensoren sind nur für Temperaturen bis<br />
50 °C zugelassen. Es muss deshalb darauf geachtet werden,<br />
dass die Schlauchverbindung unbedingt dicht ist. Der<br />
Arbeitszylin<strong>der</strong> wird zwar im Betrieb wesentlich wärmer,<br />
die Luft pulsiert aber nur zwischen AZ und Sensor. Wenn<br />
die Luft sich nicht austauschen kann, bleibt die Temperaturbelastung<br />
am Sensor niedrig genug. Der Silikonschlauch<br />
ist möglichst kurz, das hat sich gut bewährt!<br />
Bild 6: Druckmessung Verdrängerzylin<strong>der</strong> mit<br />
Aufheizung und Abkühlung<br />
3.62 Vergrößerung des Totraumes beim<br />
Anschluss <strong>eines</strong> Drucksensors<br />
Eine Vergrößerung des Totraumes ist nicht zu vermeiden,<br />
wenn man den Druck messen will, muss man das<br />
in Kauf nehmen. Eine Totraumvergrößerung bedeutet<br />
eine Verschlechterung des Motor-Wirkungsgrades, und<br />
die Maschine wird dadurch langsamer laufen! Für den<br />
Drucksensor mit Silikonschlauch und Einschraubnippel<br />
muss in etwa mit 0,6 cm³ an zusätzlichem Druckraum<br />
gerechnet werden.<br />
Bild 7: VK-kalt, Kolbenstangeneinfluss<br />
Bild 8: VK-warm, Heizung-Kühlung<br />
36 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Für den HM „Simpla-Centaurus“:<br />
[<br />
Vm 7,85 cm 3 ]<br />
100 % ∗ 0,6 cm 3<br />
Sensor % = ––––––––––––– = 7,6 % an<br />
Raumvergrößerung.<br />
Dieses Opfer muss man für die Messung bringen, deshalb<br />
soll <strong>der</strong> Schlauch auch so kurz wie möglich gehalten<br />
sein. Er darf aber auch nicht zu kurz gewählt werden,<br />
weil sonst <strong>der</strong> Sensor durch zu hohe Temperatur<br />
geschädigt werden könnte.<br />
So wie in Bild 6 dargestellt ist, kann man auch den AK in<br />
Betrieb setzen und den VK auf Hubmitte festsetzen. Es<br />
lassen sich dann alle möglichen Zustände simulieren und<br />
messtechnisch erfassen. Das habe ich gemacht, und davon<br />
will ich hier nur noch die wichtigsten Druckmessungen<br />
zum Abschluss vorstellen:<br />
3.63 Druckmessungen, nur Verdränger Zylin<strong>der</strong><br />
Der Verdrängerzylin<strong>der</strong> war nicht beheizt, aber angetrieben.<br />
Der Arbeitskolben war auf Hubmitte festgehalten.<br />
Dass es trotzdem zu Kompression und Expansion<br />
kommt, liegt an <strong>der</strong> Kolbenstange vom Verdränger. Durch<br />
den geringen Einfluss <strong>der</strong> Kolbenstange ist die Strecke<br />
A – B etwas länger als die Strecke B – C. In A – B ist die<br />
Kompression aber mit enthalten, s. Bild 7. (Würde man<br />
die Kolbenstange durchgehend machen, so wären diese<br />
Strecken gleich lang, wie das in Punkt 2.82 in Teil 2 erklärt<br />
worden war!)<br />
3.64 Druckmessungen, nur Arbeitszylin<strong>der</strong><br />
Der Aufbau ist wie in Bild 6, nur dass jetzt <strong>der</strong> VK abgekuppelt<br />
und auf Hubmitte festgehalten wird und <strong>der</strong> AK<br />
angetrieben ist. Der Arbeitskolben komprimiert und expandiert<br />
in den angeschlossenen Verdrängerraum hinein.<br />
Es wurde wie<strong>der</strong> ohne, und zum Vergleich mit Beheizung,<br />
gemessen. Die Diagramme waren sehr ähnlich, nur dass<br />
bei Beheizung auch die Drücke höher lagen. Ich verzichte<br />
hier auf die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Druckmessdiagramme und<br />
nenne noch die Druckwerte:<br />
Nur AK, kalt n = 800 U/min Kompr. 180 mbar Expans. –156 mbar<br />
Nur AK, warm n = 863 U/min Kompr. 214 mbar Expans. –179 mbar<br />
3.7 <strong>Heißluft</strong>motor:<br />
„Simpla-Centaurus“ im Betrieb<br />
Bild 9: HM „Simpla-Centaurus“-Betrieb,<br />
im Leerlauf . Die roten Messpunkte Mp im<br />
Abstand von 5 ms zeigen die Messfrequenz.<br />
Kommt es darauf an, die Kurve noch genauer<br />
abzubilden, so könnte ich die Messfrequenz<br />
noch bis zu 1 ms herunter wählen!<br />
Bild 10: HM „Simpla-Centaurus“ in Betrieb, von Leerlauf – Belastung. Abnahme <strong>der</strong> Druckschwingungen pro Zeiteinheit und<br />
Anstieg des Druckes sind ein Indiz <strong>der</strong> Belastung.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 37
Bild 11: HM „Simpla-Centaurus“ Vollast-Betrieb. Durch die starke Belastung ist die Drehzahl niedrig geworden, erkennbar an den<br />
roten Messpunkten Mp, die jetzt bei gleicher Messfrequenz von 5 ms sehr dicht liegen. Auch die Messdrücke sind dabei angestiegen.<br />
Schön zu erkennen ist auch, dass <strong>der</strong> Kompressionshub kürzer als <strong>der</strong> Expansionshub ist, und dass die Kurven beson<strong>der</strong>s<br />
bei Expansion nicht mehr „spiegelsymmetrisch“ sind.<br />
Bild 12: HM „Simpla-Centaurus“ in voller Fahrt, mit Generator und Lüfter<br />
3.8 Ausklang<br />
Mit einem schönen Bild möchte ich nun den Bericht<br />
über den <strong>Heißluft</strong>motor Simpla-Centaurus endgültig beenden<br />
(s. Bild 9). Alles Wesentliche dazu ist aus meiner<br />
Sicht gesagt. Das Schwungrad hat von mir einen Edelstahl-Radreifen<br />
erhalten. Durch die Erhöhung des Radgewichtes<br />
sollte <strong>der</strong> Gleichlauf <strong>der</strong> Maschine verbessert<br />
und das optische Aussehen noch aufgewertet werden.<br />
Anzeige<br />
Hierüber wird es im <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> noch einen<br />
separaten Bericht geben.<br />
Das Thema Simpla-Centaurus hat mich eine ganze Zeitlang<br />
sehr beschäftigt. Es war meine Absicht, Vorgänge<br />
<strong>der</strong> Thermodynamik, wie sie auch an <strong>Heißluft</strong>motoren<br />
anzutreffen sind, näher zu betrachten. Ich wollte damit<br />
versuchen, auch Modellbauern, die mit <strong>der</strong> Wärmetechnik<br />
nicht so vertraut sind, einen Einblick zu geben.<br />
Abschließend danke ich: meinem Bru<strong>der</strong>: „Dieter“, <strong>der</strong> mir<br />
das schöne Modell für die Dauer des Projektes überlassen<br />
hat, meinem Bru<strong>der</strong>: „Gerd“, <strong>der</strong> mir durch sachliche<br />
Kritik gute Ratschläge gab, meinem Sohn: „Tilo“, für die<br />
Korrekturlesung m<strong>eines</strong> Manuskriptes, und nicht zuletzt<br />
meiner lieben Frau: „Renate“, die mit viel Geduld und Anteilnahme<br />
meine Projektarbeit begleitet und geför<strong>der</strong>t hat.<br />
Fotos: Wolfgang Krause<br />
38 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Dampf</strong>stammtisch<br />
–<br />
ANGABEN OHNE GEWÄHR –<br />
Zur Teilnahme an einem <strong>Dampf</strong>stammtisch ist keine Vereinsmitgliedschaft<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Über Hinweise auf weitere<br />
<strong>Dampf</strong>stammtische würde sich die Redaktion freuen.<br />
Postleitzahl 00001 – 09999<br />
Postleitzahl 70000 – 79999<br />
Plauen: <strong>Dampf</strong>-Stammtisch am Donnerstag, 17.10.2013, 19.00 Uhr, Gaststätte<br />
Morgensonne, Am Preißelpöhl 2A, 08525 Plauen. Kontakt über Michael Rannacher,<br />
Tel. 03741/224819<br />
Postleitzahl 10000 – 19999<br />
Berlin: Jeden 2. Freitag im Monat. Kontakt: K. Thiede · Tel. +49(0)30/36 22 934<br />
<strong>Falk</strong>ensee: Jeden 2. Freitag im Monat. Kontakt: Norbert Steinemer,<br />
Tel. +49(0)3322/236287 · E-Mail: norbert.steinemer@t-online.de<br />
Postleitzahl 20000 – 29999<br />
Bruchhausen-Vilsen: Mindestens vom 01. Mai–03. Okt. an jedem Wochenende Zusammenkunft<br />
in Bruchhausen-Vilsen (zwischen Nienburg und Bremen): Fahrplanmäßiger<br />
Betrieb mit wenigstens einer <strong>Dampf</strong>lok und dazugehörenden Arbeiten. Im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Mitgliedschaft wird eine Ausbildung zum <strong>Dampf</strong>lokheizer und <strong>Dampf</strong>lokführer<br />
angeboten. Bahnhofsbüro: Tel. +49(0)4252/9300 · Mo.–Fr. 9.00–11.00 Uhr. Uwe Franz<br />
o<strong>der</strong> Insa Konukiewitz rufen gerne zurück.<br />
Hamburg-Bramfeld: Jeden 4. Donnerstag im Monat.<br />
Kontakt: H. Goldau · Tel. +49 (0)40/7124153<br />
Kiel: Jeden 1. Freitag im Monat. Kontakt: J. Timm · Tel. +49(0)4347/8402<br />
Winsen/Luhe: Stammtisch jeden 3. Dienstag des Monats.<br />
Kontakt: Manfred Müller · Tel. +49(0)4171/4837<br />
Region Rhein-Neckar, Karlsruhe-Maxau: Stammtisch jeweils am 1. Samstag im<br />
letzten Quartalsmonat. Treffpunkt ist gegen 16.00 Uhr in <strong>der</strong> Gaststätte Rheinterrasse,<br />
Maxau am Rhein 15, in 76187 Karlsruhe-Maxau. Kontakt: G. Litty Tel. 0174/3198323<br />
o<strong>der</strong> per E-Mail: dampfstammtisch@web.de. Weitere Informationen finden Sie auch<br />
unter: www.dampfstammtisch-rhein-neckar.gerd-litty.de<br />
Sindelfingen: An jedem Sonn- und Fahrtag (Termine siehe www.dbf-s.de) ab 11.00<br />
Uhr <strong>Dampf</strong>-Frühschoppen im Biergarten am Bahnhof bei <strong>der</strong> Klostersee-Halle. Bei<br />
Regen wird <strong>der</strong> Stammtisch ins gemütliche Clubheim im Bahnhof verlegt. Kontakt:<br />
Axel M. Bretzler · Schumannstr. 22 · 71034 Böblingen · Tel. +49(0)7031/67-1988 ·<br />
Fax: +49(0)7031/674688 · E-Mail: bretzler@t-online.de · Clubanlage: Herrenwäldlestr.<br />
1 (an <strong>der</strong> Klosterseehalle) · 71063 Sindelfingen.<br />
Stuttgart · Verein-Furka-Bergstrecke, Sektion Stuttgart: Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
(außer August) ab 19.00 Uhr. Stuttgart-Hofen, Max-Eyth-See · Restaurant „Haus<br />
am See“ · Mühlhäuser Str. 311. Vom Hbf Stuttgart mit <strong>der</strong> U 14 Richtung Remseck,<br />
Haltestelle Hofen Kontakt: Eberhard Kühnle · Paul-Lincke-Straße 22 · 70195 Stuttgart<br />
Tel./Fax: +49(0)711/696175.<br />
Stuttgart · Verein <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>bahner Plochingen: Jeden 1. Mittwoch im Monat im<br />
Vereinsheim am Bruckenbach 16 im Gelände <strong>der</strong> ehemaligen Landesgartenschau in<br />
73207 Plochingen. Beginn ab 20.00 Uhr. In <strong>der</strong> Vereinswerkstatt wird jeden Samstag<br />
von 12.00 Uhr–18.00 Uhr an den Lokomotivmodellen gearbeitet. Interessierte <strong>Dampf</strong>modellbauer<br />
sind hierzu je<strong>der</strong>zeit herzlich willkommen. Die Parkbahn <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>bahner<br />
Plochingen fährt in den Neckarauen von April–Oktober an jedem Sonn- und Feiertag<br />
von 11.00–18.00 Uhr. Witterungsbedingte Ausfälle vorbehalten. Weitere Informationen:<br />
Info-Tel. +49(0)753/899522 · www.dampfbahner.de<br />
Postleitzahl 80000 – 89999<br />
Postleitzahl 30000 – 39999<br />
Gießen-Marburg-Alsfeld: Kontakt: Lothar Hoffmann · Tel. +49(0)6633/1334<br />
Hannover: Jeden 1. Montag im Monat ab 19.00 Uhr.<br />
Treffpunkt Gaststätte „Zorbas“, Friedenauer Str. 45<br />
Ostwestfalen-Lippe: Die Zusammenkünfte sind an jedem 1. Dienstag <strong>eines</strong> Quartals<br />
um 19.00 Uhr im Brauereimuseum Barre’s Brauwelt am südlichen Osteingang<br />
<strong>der</strong> Stadt Lübbecke, direkt an <strong>der</strong> Bundesstraße 239. Ansprechpartner sind:<br />
Friedrich Bösch · Tel. +49(0)5741/5194 · E-Mail: f-bösch@gmx.de und Jürgen<br />
Meister · Tel. +49(0)5741/8529<br />
Wolfsburg: Kontakt: G. Schünemann · Tel. +49(0)5363/2822<br />
E-Mail: dampftraktorschmiede@wolfsburg.de · www.dampftraktorschmiede.com<br />
Postleitzahl 40000 – 49999<br />
Nie<strong>der</strong>rhein: Info und Kontakt: Tel. +49(0)2152/4226<br />
E-Mail: mannek@neckar-verlag.de.<br />
Stammtisch Münsterland: In allen ungeraden Monaten jeweils am 2. Donnerstag.<br />
Treffpunkt „Tönnis Häuschen“, „Pengel Anton“. Kontakt: Siegfried Winking, Schlehenweg<br />
8 · 48351 Everswinkel · Tel. +49(0)2582/7852<br />
<strong>Dampf</strong>stammtisch Dortmund: (je<strong>der</strong> 2. Dienstag im ungeraden Monat).<br />
Gaststätte „Haus Puschnik“, Grotenbachstr. 48, 44225 Dortmund.<br />
Kontakt: Gerd Katthöfer, Tel. +49(0)2317/18497<br />
Postleitzahl 50000 – 59999<br />
Leverkusen: Jeden 3. Dienstag im Monat ab 19.00 Uhr in Leverkusen Steinbüchel.<br />
Gaststätte „Kreuzbroich“ · Heinrich-Lübke-Str. 61. Kontakt: Wolfgang Weißert. Tel.<br />
+49(0)202/84828 o<strong>der</strong> +49(0)171/5522846 · E-Mail: wolfgang.weissert@web.de<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Jeden 1. Donnerstag im Monat ab 19.00 Uhr in Bad<br />
Neuenahr-Heimesheim, Gaststätte „Zum Stern“, Johannisstr. 15.<br />
Kontakt: Wilhelm Scharrenbach, Tel. +49(0)2641/28903<br />
Postleitzahl 60000 – 69999<br />
Darmstadt: Aschaffenburg · Erbach · Miltenberg Offenbach Heppenheim. Jeden 2.<br />
Monat am letzten Samstag im Monat. Kontakt: O. Diehl · Tel. +49(0)6073/80697<br />
Großauheim: Kontakt: Dörich · Tel. +49(0)69/8072593 o<strong>der</strong><br />
abends: +49(0)6181/574379<br />
Mainspitze-Ginsheim: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr. Kontakt: Manfred<br />
Treber, Tel. +49(0)6144/4682955 o<strong>der</strong> E-Mail: manfredtreber@web.de<br />
Wiesbaden: Jeden 2. Mittwoch des Monats ab 18.00 Uhr. Treffpunkt: Gaststätte „Zur<br />
Bauernschänke“, Wiesbaden-Frauenstein, Kontakt: Peter Müller · Tel. +49(0)611/20732<br />
München: Jeden letzten Donnerstag im Monat.<br />
Kontakt: C. Sperlich · Tel. +49(0)89/2718258<br />
Waldkraiburg: Jeden 2. Samstag im Monat, im Anschluss an den Fahrtag. Treffpunkt:<br />
Restaurant „Eibe“ in <strong>der</strong> Kaufhalle o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Anlage.<br />
Anfragen: G. Rotsch · Tel. +49(0)8638/83678<br />
Starnberg: Jeden 2. Freitag im Monat (ehem. Wienerwald, Nähe S-Bahnhof).<br />
Kontakt: W. Schubert · Tel. +49(0)89/874763<br />
Rosenheim/Oberbayern: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 im „Mail-Keller“·<br />
Schmettererstr. 20. Kontakt: R. Schuhmacher · Tel. +49(0)8055/8000<br />
<strong>Dampf</strong>freunde Friedrichshafen: Jeden 3. Freitag im Monat ab 19.30 im Gasthaus<br />
„Waldhorn“ in Fischbach. Gäste sind je<strong>der</strong>zeit willkommen.<br />
Kontakt: norbertmessmer@msn.com<br />
Postleitzahl 90000 – 99999<br />
Nürnberg: Jeden letzten Freitag im Monat. Sportgaststätte SV LaufamHolz, Schupfer<br />
Str. 81, 90482 Nürnberg. Kontakt: Ferdinand Väthrö<strong>der</strong> · Tel. +49(0)911/504422<br />
Weiden-Altenstadt/Oberpfalz: Jeden 2. Mittwoch im Monat.<br />
Kontakt: G Schaffer · Tel. +49(0)9682/3750<br />
Modellbauverein Naila – Parkeisenbahn Froschgrün e. V. – Jeden 3. Dienstag im<br />
Monat, jeweils um 20.00 Uhr, im Nebenzimmer <strong>der</strong> Gaststätte Turnhalle, Hofer Str. 31,<br />
95119 Naila. Ansprechpartner: Wilfried Zerb, Steiler Weg 2, 95119 Naila, Tel:<br />
+49(0)9282/8245, E-Mail: wilfriedzerb@web.de<br />
NL Winschoten: Sonntags im Juli und August. Museum „Stoomgemaal“<br />
NL-9672 TC Winschoten, +31(0)597/425070 · Kontakt: Marten van <strong>der</strong> Laan<br />
Österreich<br />
<strong>Dampf</strong>- und Modellbau-Stammtisch Innsbruck: Zusammenkunft temporär<br />
Kontaktadresse: Günther Eckl · Michael-Gaismayrstraße 9 · A-6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43/676/9564606 · E-Mail: guenther.eckl@chello.at<br />
Anzeige<br />
Hotel für Eisenbahner in Wernigerode<br />
Der Treffpunkt für <strong>Dampf</strong>bahnfreunde.<br />
Mit Blick auf das Betriebswerk <strong>der</strong> Schmalspurbahn!<br />
www.hotel-altora.de<br />
Hotel Altora, Bahnhofstrasse 24, 38855 Wernigerode/Harz<br />
Tel. 03943-40995-100 Täglich <strong>Dampf</strong>betrieb!!<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 39
Kurioses<br />
Versuchsumbau<br />
einer Kirche im<br />
Rheinland<br />
Dipl.-Ing. Benno Stiehm<br />
Prof. Aprillo<br />
schlägt drei<br />
Fliegen mit<br />
einer Klappe.<br />
DAMPFTECHNIK VOR NEUEN AUFGABEN<br />
Energiekrise besiegt?<br />
Die diesjährige Sitzung des Energiebeirates <strong>der</strong><br />
Regierung am 1. April 2014 begann mit einem<br />
Paukenschlag. Wie<strong>der</strong> einmal bewies <strong>der</strong> Professor,<br />
dass gründliches Überlegen und <strong>der</strong> Mut zu unkonventionellen<br />
Lösungen zu ganz überraschenden Ergebnissen<br />
führen kann.<br />
Nur kurz die Vorgeschichte: Prof. Aprillo hatte den<br />
Auftrag, die gegenwärtig völlig verfahrene Situation <strong>der</strong><br />
Energieversorgung zu untersuchen und eine akzeptable<br />
Lösung zu erarbeiten. Als beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit<br />
stellte sich heraus, das die Gewinnung von elektrischem<br />
Strom ein Problem ist, dass aber die Verteilung des<br />
dann erzeugten Stromes am Egoismus <strong>der</strong> einzelnen<br />
Län<strong>der</strong> scheitert. Je<strong>der</strong> will Strom, aber keiner will Hochspannungsmasten.<br />
In <strong>der</strong> ganzen Republik kämpfen die<br />
Kirchen einen verzweifelten Kampf um den Erhalt ihrer<br />
Gotteshäuser und verlieren ihn nur allzu oft. Kirchen<br />
werden zu Fitnesscentern, Lagerhäusern und Diskotheken<br />
umgebaut o<strong>der</strong> bleiben ganz einfach leer stehen.<br />
Der Maschinenbau hat sich für den Ausbau <strong>der</strong> Windkrafttechnik<br />
eingerichtet. Aber hier kommen wir nicht voran.<br />
Und hier vereinigte <strong>der</strong> Professor in einem genialen<br />
Einfall zwei Probleme miteinan<strong>der</strong> und führte sie einer<br />
überzeugenden Lösung zu. Dabei löste er auch noch ein<br />
drittes Problem wie nebenbei: die Arbeitslosigkeit.<br />
Nun zu den Vorschlägen<br />
von Professor Aprillo:<br />
In einem ersten Schritt werden die nicht mehr benötigten<br />
Kirchen ausgeräumt. Dann werden im leeren Kirchenschiff<br />
eine Kesselanlage und eine <strong>Dampf</strong>maschine mit angeschlossenem<br />
Generator aufgestellt. Der Kirchturm wird zu<br />
einem Schornstein mit einer Rauchfilteranlage umgebaut<br />
(s. Bild). Ein Teil des Kirchenschiffes wird zur Lagerung<br />
von heimischem Koks eingerichtet und irgendwo ist dann<br />
auch noch eine Ecke für eine kleine Werkstatt zur Pflege<br />
und Erhaltung <strong>der</strong> Anlagen sowie ein Aufenthaltsraum<br />
und ein Duschraum für die Schlosser und Monteure.<br />
Die Vorteile:<br />
Jede Gemeinde ist für ihren Strom selbst verantwortlich.<br />
Die leeren Kirchen werden einer nützlichen Verwendung<br />
zugeführt. Der Maschinenbau kann sich, nach Auskunft<br />
<strong>der</strong> Verantwortlichen, kurzfristig umstellen, da man hier<br />
über alte Erfahrungen und ein solides Wissen verfügt. Hier<br />
und in den Gemeinden entstehen hun<strong>der</strong>ttausende von<br />
neuen Arbeitsplätzen für Maschinenbauer und angelernte<br />
Hilfskräfte. Der Bergbau erfährt neue Impulse. Im Winter<br />
können Wege und Straßen mit <strong>der</strong> anfallenden Asche aus<br />
<strong>der</strong> Kesselanlage gestreut werden und man benötigt kein<br />
teures Salz und schont die Umwelt. Und zu guter Letzt<br />
können wir <strong>eines</strong> Tages den Strom unserer Windkraftwerke<br />
in <strong>der</strong> Nordsee an die Englän<strong>der</strong> verkaufen, wenn<br />
<strong>der</strong>en Atommeiler endlich ihren Geist aufgeben. Und ein<br />
letzter Vorteil: Das Gestühl wird preiswert abgegeben o<strong>der</strong><br />
zu Anmachholz verarbeitet.<br />
Meinung des Berichterstatters:<br />
Dieses ist kein Weg zurück, son<strong>der</strong>n ein gewaltiger Schritt<br />
in Richtung <strong>eines</strong> souveränen Staates, <strong>der</strong> endlich frei ist<br />
von fremden Energielieferungen.<br />
Dipl.-Ing. Benno Stiehm, Hennef<br />
40 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Privatanzeigen (private Inserenten, nicht gewerbliche Texte) können nur<br />
schriftlich, nicht telefonisch entgegengenommen werden.<br />
Der Einfachheit halber bitte möglichst den vorbereiteten Bestellschein verwenden,<br />
<strong>der</strong> in fast jedem Heft zu finden ist. Bitte auf jeden Fall deutlich und unmissverständlich<br />
schreiben. In eine Zeile passen durchschnittlich 34 Anschläge<br />
(Buchstaben, Ziffern, Satzzeichen, erfor<strong>der</strong>liche Zwischenräume = jeweils<br />
1 Anschlag).<br />
Anzeigenschluss ist am 15.11. für Ausgabe 1, am 01.03. für Ausgabe 2, am<br />
01.06. für Ausgabe 3 und am 01.09. für Ausgabe 4. Wenn Anzeigentext und<br />
Zahlung nach Anzeigenschluss eingehen, erfolgt die Veröffentlichung automatisch<br />
in <strong>der</strong> nächstfolgenden Ausgabe.<br />
kurz<br />
&fündig<br />
Privatanzeigen im <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> bis 8 Zeilen kostenlos, jede<br />
weitere Zeile 2,50 Euro. Anzeigen mit Bild 5, – Euro.<br />
Einfache Abwicklung: Vorauszahlung in bar, Überweisung, Kreditkarte (Visa,<br />
Master) o<strong>der</strong> Abbuchung. Gleichzeitig wird Ihre Anzeige im Internet unter<br />
www.neckar-verlag.de veröffentlicht!<br />
PLZ 1...<br />
Stuart Major-Beam. Eine imposante<br />
<strong>Dampf</strong>maschine. Schöner<br />
Originalzustand in Schwarz auf<br />
Holzsockel. Aus Altersgründen<br />
zu verkaufen. Fotos auf Anfrage.<br />
Preis VS. E-Mail: Stirling-Ralph<br />
@Gmx.de, Tel. 030 896 15396.<br />
101<br />
PLZ 3...<br />
<strong>Heißluft</strong>m. Bing liegend ca. 1910<br />
Doppelzyl. ineinan<strong>der</strong>liegend €<br />
650,–. <strong>Heißluft</strong>m. vermutl. Kraus-<br />
Mohr mit seitl. Kühlbehälter, €<br />
700,–. Ri<strong>der</strong>-Ericcson Wiggers super<br />
Spiritus € 2300,–, Tel. 05121/<br />
878387. 301<br />
Verkaufe preiswert wegen Betriebsaufgabe<br />
kleine Universalschleifmaschine<br />
mit viel Zubehör<br />
und Werkzeugen, Näheres unter<br />
Tel. 0171/6281062. 302<br />
Verkaufe schöne Modell-Lokomobile,<br />
Maßstab: 1:5, Länge: ca. 80<br />
cm, Gewicht: 50 kg, Kohlefeuerung.<br />
VB € 2750,– sowie ein Vitrinenmodell<br />
„Showmans“, Maßstab:<br />
1:12 mit Gasfeuerung, VB €<br />
1800,–, Tel. 05152/2390. 303<br />
PLZ 5...<br />
Gussteilesatz Hit´n´ Miss Motor<br />
1:2, Verbrennungsmotor Einzylin<strong>der</strong><br />
liegend 100 cm³ im Maßstab<br />
1:2. Alle Gussteile aus GG25,<br />
Zeichnung auf Deutsch und metrisch.<br />
Gewicht ca. 40 kg. Für<br />
nur 500,– € FP abzugeben zzgl.<br />
30,– € Versand (2 bis 3 Pakete).<br />
Kontakt: porschen.tobias@gmx.de<br />
o<strong>der</strong> 0163-8925976 o<strong>der</strong> www.<br />
jt-modelle.com. 501<br />
PLZ 7...<br />
Verk. 1 Plansatz f.Foden-C-Laster<br />
im Maßstab 4,5 Zoll, dazu 2 Kessel<br />
mit Zertifikat, Kesselarmaturen, 2<br />
unbearbeitete Maschinenblöcke,<br />
div. Teile, Preis VHS, Tel. 07971/<br />
6554. 701<br />
Kompl. abzugeben: Schiffsmodellbaukästen<br />
sowie viele Kleinteile,<br />
div. <strong>Dampf</strong>-Maschinen, Feuerwehrmodelle,<br />
Zubeh. usw.<br />
Automodelle 1:43, teils Kleinserien<br />
und Raritäten u. einiges mehr zum<br />
fairen Komplettpreis. Ideal für Flohmarkt<br />
od. Sammler.<br />
E-Mail: andifa43@web.de,<br />
Tel. 07231/6035177. 702<br />
PLZ 8...<br />
<strong>Dampf</strong>boot GfK-Rumpf, L = 128<br />
cm, M = 1:5, exakt nach engl.Orig.-<br />
<strong>Dampf</strong>boot, Qualitäts-Finish mit<br />
Wasserpass, Bericht in SchiffsModell<br />
7/98, S. 38, M. Standl, Tel. u.<br />
Fax 08683/891589. 801<br />
5 " <strong>Dampf</strong>lok, L = 63 cm, Gewicht<br />
ca. 15 kg, rustik. Bauweise, Bauj.<br />
u. Herkunft unbek. (evtl. engl.)<br />
Dat. evtl. durch Manometer mögl.<br />
(G. C. Co. N.-Georges Carette).<br />
Brenner fehlt, sonst. Armat. vorh.,<br />
Lok steht auf Holzschiene, Detailbild<br />
Führerstand auf Anfr., VB<br />
€ 2.500,–. E-Mail: sub.schriefer@<br />
t-online.de. 802<br />
www.neckar-verlag.de<br />
Den Bestellschein für die Kleinanzeigen<br />
finden Sie auf <strong>der</strong> Seite 74<br />
Anzeigen<br />
Anzeigen- n<br />
e g<br />
und<br />
Redaktionsschluss<br />
k<br />
o<br />
h u<br />
<strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong><br />
<strong>Heißluft</strong><br />
f 03/14<br />
29.05.2014<br />
.20<br />
2014<br />
Halbzeuge:<br />
<br />
<br />
Normteile:<br />
<br />
<br />
Werkzeuge:<br />
<br />
Klaus Hoffe<br />
Modellbaubedarf<br />
<br />
<br />
Katalog gegen € 4,– in Briefmarken<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 41
<strong>Dampf</strong><br />
Der Drache – Styling anno 1848 by Henschel<br />
Fabrikschild Nr. 1 von Henscheklokbau<br />
Busso Hennecke<br />
<strong>Dampf</strong>- und <strong>Heißluft</strong>kurort in Kassel:<br />
Das Technikmuseum<br />
und die<br />
<strong>Firma</strong> Henschel<br />
Die <strong>Firma</strong> Henschel in Kassel<br />
war weltweit die größte<br />
und erfolgreichste Lokomotiv-Konstruktions-<br />
und -baufirma<br />
aller Zeiten. Dadurch war Henschel<br />
über 200 Jahre lang <strong>der</strong><br />
größte und wichtigste Arbeitgeber<br />
in Kassel. Selbst seine Sozialleistungen<br />
für Mitarbeiter waren seit<br />
Beginn vorbildlich und avantgardistisch.<br />
Im Jahre 1910, zum 100-<br />
jährigen Jubiläum, baute man<br />
bereits die Loknummer 10.000.<br />
1923, nur 13 Jahre danach mitten<br />
in <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise, war es<br />
bereits die Loknummer 20.000.<br />
Der schnelle Aufstieg <strong>der</strong> <strong>Firma</strong><br />
Henschel im damaligen Cassel<br />
(schreibweise bis 1926), unterstützt<br />
durch die Industrialisierung,<br />
machte beides möglich. Was ist<br />
heute geblieben aus diesem Weltdampfunternehmen<br />
in <strong>der</strong> Mitte<br />
Deutschlands?<br />
Nach <strong>der</strong> kurzfristigen Zwangsheirat<br />
Thyssen-Henschel lebt heute<br />
<strong>der</strong> Henschel Konzern in unterschiedlichen,<br />
zumeist ursprungsfernen<br />
kleineren Folgenamensunternehmen<br />
fort. Die Spuren- und<br />
Namenssuche vor Ort ergab in<br />
Sachen <strong>Dampf</strong> und Verkehr seit einigen<br />
Jahren das kleine Henschel<br />
Museum mit spärlichen Öffnungszeiten.<br />
Jeweils am ersten Samstag<br />
und Sonntag im Monat ist stundenweise<br />
geöffnet. Selbst besuchen<br />
konnte ich es bislang nur im Internet.<br />
An<strong>der</strong>erseits befindet sich das<br />
Technikmuseum Kassel, gefüllt<br />
mit Henschel Artefakten, direkt in<br />
<strong>der</strong> gleichen Backsteinhalle – Tür<br />
an Tür – mit weitaus größeren<br />
technischen Attraktionen und zeitlich<br />
großzügigerem Zugang. Das<br />
Technikmuseum ist dankenswerterweise<br />
und publikumsfreundlich<br />
das ganze Jahr über, jeweils von<br />
Mittwoch bis einschließlich Sonntag geöffnet. Beide Museen<br />
befinden sich am Rande einer großen Industriebrache<br />
mit unterschiedlicher Nutzung durch mittelständische<br />
Betriebe in Kassel-Rothenditmold, Wolfhager Straße 109,<br />
direkt auf dem ehemaligen Henschel-Gelände.<br />
An einem Freitag, direkt nach <strong>der</strong> jährlichen <strong>Dampf</strong>traktor-<br />
Großmodell-Prüfung am TÜV Haupthaus in Pa<strong>der</strong>born,<br />
ging es im April 2013 auf Einladung des Museumsleiters<br />
Herrn Scott zum Fest direkt auf dem dampf- und dieselhistorischen<br />
Terrain. 300 Jahre Kasseler Technikgeschichte,<br />
davon gut 200 Jahre Henschel und 1100 Jahre <strong>der</strong> Ort<br />
Kassel, standen vom 19. bis 21. April 2013 gemeinsam<br />
auf den Fahnen zum Museumsfest an. Für den Vergnügungsdampfer<br />
Feflo war dabei endlich mal genug Raum<br />
zum <strong>Dampf</strong>erfahren <strong>der</strong> Noch- und Nach-Henschel Generationen<br />
sichergestellt. Glücklicherweise waren zwischen<br />
den weitläufigen Hallen mehr als fünf ganz unterschiedliche<br />
Fahrtrouten möglich. Alle wurden vielfach erforscht<br />
42 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Henschel-Lok Baureihe 44 (Kriegslok)<br />
Fabrikschild <strong>der</strong> Kriegslok<br />
– um u. a. nun den <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> Lesern von<br />
dem Museum und Henschel zu berichten.<br />
Auf dem riesigen Innenhof erinnerte, frei stehend und <strong>der</strong><br />
Witterung voll ausgesetzt, eine Kriegslok <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>baureihe<br />
44 imposant an die lange alte Tradition <strong>der</strong> meist<br />
Lokomotiven bauenden Henschelaner. Diese Güterzug-<br />
Einheitsdampflok mit Drillingstriebwerk wurde 1.989 mal<br />
gebaut. Sie hat die interne Baureihennummer 44 481.<br />
Eingesetzt wurde sie zuletzt auf <strong>der</strong> Strecke Gelsenkirchen-Bismarck<br />
bis ca. 1977 durch die Bahndirektion Essen.<br />
Die interne Henschel-Nummer ist 26 090 aus dem<br />
Jahr 1942, Achsfolge 1'E-h3. Kohlefeuerung, reduzierter<br />
Betriebsdruck zuletzt 14 bar, an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Baureihe bis<br />
25 bar! Treibraddurchmesserbedingte Höchstgeschwindigkeiten<br />
80 km/h, Zugvermögen bis 1200 t. In Deutschland<br />
sind zurzeit zwei, in den Nie<strong>der</strong>landen eine Lok<br />
gleicher Bauart betriebsbereit.<br />
Am Rande des historischen Produktionsgeländes warten<br />
verstaubt und fast vergessen eine Reihe von Dieselschienenfahrzeugen<br />
aus den 50er- und 60er-Jahren auf eine<br />
bessere und wie<strong>der</strong>belebte<br />
Rolle als Oldtimer in <strong>der</strong> Zukunft. Der rote Schienenbus<br />
meiner Schulzeit-, mehrere Köfs und eine Oberleitungsmontagearbeitslok<br />
dösen immer noch einsam vor<br />
sich hin.<br />
Wäre in England o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen so etwas auch<br />
nur im Entferntesten denkbar? O<strong>der</strong> hätten dort viele<br />
wohlgeführte Drahtbürstchen, Ölläppchen, flinke und<br />
motivierte Helfer und Helferinnen, Monteure, Kesselbauer,<br />
Lackierer und Dachdecker lange ihr Werk zum Erhalt<br />
unserer Industriekultur vollendet? Alle ehemaligen<br />
Maschinenaktivitäten voll wie<strong>der</strong>bedampft o<strong>der</strong> aktiv<br />
wie<strong>der</strong>dieselbeseelt sowie die Loks vor den Wetterelementen<br />
geschützt? Dieser entscheidenden Frage sollte<br />
sich je<strong>der</strong>mann unserer Szene selbst und ehrlich stellen<br />
und sie beantworten.<br />
In <strong>der</strong> Museumshalle steht das Anschauungsholzmodell<br />
im Originalmaßstab <strong>der</strong> ersten Lokomotive von Henschel:<br />
Der Drache aus dem Jahre 1848. Dies war die<br />
allererste Ausgangsbasis von Henschel im Lokomotivbau<br />
und wurde noch im gleichen Jahr<br />
mit ihren stolzen 100 PS an die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn<br />
zwischen Gerstungen<br />
und Kassel ausgeliefert und<br />
lange erfolgreich betrieben.<br />
Umgebauter Oberleitungsreparaturwagen<br />
Wartendes Köf Restaurationsobjekt<br />
aus den 50ern<br />
Der <strong>Dampf</strong>walzenbau<br />
Bis 1953, also lange Zeit später, lieferte<br />
die <strong>Firma</strong> Henschel in Kassel<br />
auch eigenkonstruierte <strong>Dampf</strong>walzen<br />
(siehe <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
4/2012). Wer eine ähnliche fast baugleiche<br />
<strong>Dampf</strong>walze aus dem Jahr<br />
1936 mit <strong>der</strong> Nummer 3781, allerdings<br />
noch mit Vorkriegsspeichenrä<strong>der</strong>n<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 43
Fabrikschild mit harten Arbeitsspuren<br />
Schwungradseite, gut sichtbar:<br />
2-Zylin<strong>der</strong>verbundmaschine<br />
mit Rundschiebern<br />
Königsblaue Dieselschönheit<br />
mit Presslufthupe und<br />
<strong>Dampf</strong>lokpfeifen am Auspuff<br />
besichtigen möchte, besucht einfach die <strong>Firma</strong> Riede<br />
Straßenbau in <strong>der</strong> San<strong>der</strong>shäuser Straße 44, Kassel-<br />
Bettenhausen, nahe <strong>der</strong> Autobahnabfahrt Kassel Ost.<br />
Dies lohnt sich immer! Diese Maschine wurde zum 75.<br />
Jubiläum <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Riede frisch restauriert und steht gut<br />
sichtbar und vor <strong>der</strong> Witterung durch perfekten und passenden<br />
Anstrich geschützt im Freien, harmonisch werbend<br />
vor <strong>der</strong> <strong>Firma</strong>.<br />
Diese <strong>Dampf</strong>walze stammt ursprünglich aus Eschwege<br />
von <strong>der</strong> dort ortsansässigen Straßenbaufirma Zinngrebe.<br />
Deren an<strong>der</strong>e noch verbliebene zweite und letzte<br />
Henschel <strong>Dampf</strong>walze wurde Anfang <strong>der</strong> 90er-Jahre<br />
per Firmenliquidation an den Baumaschinenhändler<br />
Jacobi in die neuen Bundeslän<strong>der</strong> veräußert. Jene<br />
Henschel-Walze hat die Nummer 3948 aus dem Jahr<br />
1937. Wo ist sie heute? Welcher <strong>Dampf</strong>detektiv kann<br />
uns allen über den Verbleib dieser Maschine berichten?<br />
Wohin wurde sie gerettet? Befindet sie sich bei<br />
Ihnen in <strong>der</strong> Scheune? Mitteilungen bitte an die Redaktion<br />
o<strong>der</strong> an den Autor.<br />
Eine Henschel Dieselwalze steht noch dornröschenhaft im<br />
Museumshof und eine sehr<br />
schön restaurierte betriebsbereite,<br />
königsblaue von<br />
1959 mit <strong>der</strong> fortlaufenden<br />
Nummer 5458 wartet dort<br />
in <strong>der</strong> Halle im Trocknen auf<br />
ihre jährlich mehrfach stattfindenden<br />
Oldtimer-Einsätze.<br />
Im weitläufigen Technik Museum<br />
unter Dach und Fach<br />
zeugen u. a. frühe, eigenkonstruierte<br />
und selbstgebaute<br />
Werkzeugmaschinen,<br />
Versuchsträger und an<strong>der</strong>e<br />
Henschel-Produkte von <strong>der</strong><br />
Führerstand mit Getriebe auf umfangreichen Firmengeschichte.<br />
Hinterachse<br />
Henschel<br />
Säulenbohrmaschine<br />
Transmissionsantrieb<br />
Henschel Hobelmaschine<br />
per<br />
Transmission<br />
Fa. Wolf, Buckau, stationärer Kessel mit<br />
Rauchkammerüberhitzer nach W. Schmidt<br />
44 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Henschel-<strong>Dampf</strong>antrieb mit Transmission neben Schwungrad<br />
Ein gewichtiger <strong>Dampf</strong>kessel aus Magdeburg von Wolf,<br />
Buckau erinnerte mit seinem Rauchkammerüberhitzer<br />
an den Erfin<strong>der</strong> Wilhelm Schmidt und seine Heißdampfgesellschaft,<br />
die ab 1910 in Kassel mit Henschel vor Ort<br />
intensiv forschte und kooperierte.<br />
Zwischen den Dauerexponaten zeigten währenddessen<br />
aktive <strong>Heißluft</strong>-, <strong>Dampf</strong>- und Technikfreunde erwartungsfrohen,<br />
begeisterten Besuchern, von nah und fern<br />
das ganze verlängerte Wochenende lang, ihre kleinen<br />
und großen Schätze im Nonstop-Betrieb. Die vielfältigen<br />
Maschinenmodelle von <strong>Heißluft</strong>- und Ottomotorenfan<br />
Bernd Wiegand haben mich beson<strong>der</strong>s beeindruckt. Sogar<br />
ein selbstfahren<strong>der</strong> großer Flammenfressertraktor<br />
von Bernd drehte tapfer seine Runden. Im wahrsten Sinne<br />
des Wortes angefeuert von dem ermunternden Ploppen<br />
<strong>der</strong> restlichen nimmerstillen, aktiven Vakuummotoren. Als<br />
<strong>Dampf</strong>maschinenmodell von Carl Henschel 1893–94<br />
Flammenfresser Typ Lanz 12 er macht Tempo<br />
kleine Revanche für meine Freude habe ich Bernd 2013<br />
wenig später nach Bochum zum dortigen <strong>Dampf</strong>treffen<br />
eingeladen und empfangen dürfen. Bernd war begeistert.<br />
Eine frühe E-Lok von Henschel in Zusammenarbeit mit<br />
den Firmen Siemens/Schuckert, die Nummer 7443 aus<br />
dem Jahr 1905, ein gleicher Typ steht oben auf dem<br />
Schiffshebewerk in Nie<strong>der</strong>finow, wies bereits damals den<br />
Weg in die neue, aber damals noch ungewisse Elektrozukunft.<br />
Auch Feuerspritzen, große Lokmodelle bis hin zur<br />
Technik von heute, können natürlich im Technik-Museum<br />
bewun<strong>der</strong>t und besichtigt werden. Am Ausstellungshallenhimmel<br />
hängen u. a. frühe Flugapparate – Henschel hat<br />
auch in diesem Bereich erfolgreich gearbeitet. Auch die<br />
Fieseler Störche hatten in Kassel-Bettenhausen ihr Nest.<br />
Der letzte funktionsfähige Storch kam vor kurzem endlich<br />
wie<strong>der</strong> zurück nach Hause an die Fulda.<br />
Frühes Fluggerät<br />
unter <strong>der</strong> Decke<br />
4-Takt Benzinexplosionsmotor<br />
Flammenfresser Typ BMW Boxer in Bayrischblau<br />
Einatmen<strong>der</strong> Flammenfresser<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 45
Ehemalige Henschel-Walze in Eschwege<br />
Fa. Zinngrebe, 1980<br />
Henschel-<strong>Dampf</strong>bus, teerölgefeuert, letztes Model, 110 km/h,<br />
ohne Getriebe!<br />
Über die berühmten Henschel<br />
<strong>Dampf</strong>-Lkw, Schiffe, Züge und<br />
Busse des damaligen Konstrukteurs<br />
Abner Doble aus den<br />
1930er-Jahren gibt es m. W. in<br />
Kassel, außer ein paar Fotos,<br />
keine mir bekannten Hinweise.<br />
Der einzige erhaltene Versuchsachsenmotor<br />
als Schnittmodell<br />
wird im Hamburger TÜV-Museum ausgestellt.<br />
Henschel <strong>Dampf</strong>-Lkw hatten bereits in den 30er-Jahren<br />
mehrere hun<strong>der</strong>t <strong>Dampf</strong>-Pferdestärken! Welcher <strong>Dampf</strong>detektiv<br />
weiß mehr von <strong>der</strong> Baureihe? Hat jemand Fotos,<br />
Filme o<strong>der</strong> Hinweise und kann diese <strong>der</strong> Nachwelt<br />
zur Verfügung stellen? Fast das komplette Henschel-Archiv<br />
bis zum Jahr 1940 wurde im Zweiten Weltkrieg ein<br />
Raub <strong>der</strong> Flammen. Ein Teil befindet sich in Argentinien,<br />
ein an<strong>der</strong>er bereits im Technikmuseum Berlin. Erhaltene<br />
<strong>Dampf</strong>straßenbahnlokomotiven – auch diese baute Henschel<br />
– stehen heute u. a. noch zum Beispiel an <strong>der</strong><br />
Selfkantbahn.<br />
Familienhistorisch Interessierte mögen die gut zu besichtigenden<br />
Attraktionen <strong>eines</strong> Teiles <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Villa Henschel am Weinberg in Kassel vor Ort und<br />
Fabrikschild <strong>der</strong> ehem. Walze in<br />
Eschwege – wo ist sie heute?<br />
die renovierten, henschelfabrikgeschmiedeten<br />
Umzäunungen<br />
besichtigen. Diese beinhalten<br />
unter an<strong>der</strong>em massive Ornamente<br />
als historische Zeitzeugen<br />
des stolzen Lokomotivbaus.<br />
Die Firmenvilla Henschel ist ein integrierter, großzügiger<br />
Bestandteil des einzigartigen Museums. Der<br />
an<strong>der</strong>e zerstörte Villenteil schlummert seit mehr als 70<br />
Jahren im angrenzenden Park als Ruine vor sich hin.<br />
Das Areal ist frei begehbar.<br />
Sehr fern und kulturhistorisch<br />
sehr bedeutend<br />
Insbeson<strong>der</strong>e über den Beginn des <strong>Dampf</strong>zeitalters findet<br />
man in Kassel ausgezeichnete Modelle, diese stehen im<br />
Technikmuseum! Es war <strong>der</strong> frühe <strong>Dampf</strong>pionier Denis Papin,<br />
welcher den <strong>Dampf</strong>zylin<strong>der</strong>, den <strong>Dampf</strong>drucktopf, die<br />
<strong>Dampf</strong>pumpe, den Raddampfer, das U-Boot und <strong>der</strong>en<br />
Grundlagen erarbeitete und zu erforschen begann. Auch<br />
E-Lok, Meterspur,<br />
Gesamtlänge<br />
290 cm<br />
Henschel Lkw<br />
<strong>Dampf</strong>motor pro<br />
Achse (lei<strong>der</strong> nur<br />
noch als Repro)<br />
Fabrikschild<br />
E-Lok 1905<br />
46 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Deutscher<br />
Maschinenhersteller<br />
Henschel <strong>Dampf</strong>straßenbahn Ruhr, danach zur industriellen Speicherlok<br />
umgebaut, zur Zeit Aufarbeitung in GB. Foto: Markus Kaiser<br />
alle WABECO Produkte unter<br />
www.wabeco-remscheid.de<br />
o<strong>der</strong> im kostenlosen<br />
WABECO Katalog<br />
die dampfbetriebenen Wasserpumpenspiele im Kasseler<br />
Bergpark Wilhelmshöhe spiegeln sein frühes Schaffen.<br />
Denis plante bereits damals (!) über Bremerhaven und die<br />
Nordsee nach London zu dampfen – und zwar per Wasserrä<strong>der</strong>boot<br />
... Sehr mutig um 1700 – o<strong>der</strong>? Jedoch wurde<br />
sein <strong>Dampf</strong>rä<strong>der</strong>boot im Jahre 1707, gut fünf Landmeilen<br />
fuldaabwärts, in Hannoversch-Münden beim ersten<br />
Stopp von Einheimischen, die um ihr Stapelrecht fürchteten,<br />
am Weserursprung zerstört. Danach stieg Denis in<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen, zum Ziel seiner Träume, nach London, in<br />
die Postkutsche um. Er verstarb dort, erstklassig dampfkundig,<br />
als verarmter, unbekannter Physiker, Mathematiker,<br />
Techniker und Erfin<strong>der</strong> im Jahr 1712. Denn Denis Papin<br />
war seiner Zeit meilenweit voraus. Alles hakte an den<br />
zeitgenössisch-technisch-bedingten Möglichkeiten. Verschiedene<br />
Denkmale und Museen in Kassel erinnern an<br />
Denis Papin.<br />
Tipp: 7.–8. Juni 2014 <strong>Dampf</strong>tage im Technik-Museum Kassel<br />
Gefundene Appetithäppchen zum<br />
Technikmuseum Kassel im Internet:<br />
http://www.youtube.com/watch?v=hlGtsi2v-uQ<br />
www.feflo.de<br />
Busso Hennecke<br />
Walter Blombach GmbH<br />
Am Blaffertsberg 13 • 42899 Remscheid<br />
Tel.: +49(0 )21 91/5 97-0 • Fax: +49(0 )21 91/5 97-42<br />
E-mail: info@wabeco-remscheid.de<br />
Willi Aselmeyer<br />
<strong>Dampf</strong> 41 – <strong>Dampf</strong>schlepper<br />
Hein<br />
ISBN 978-3-7883-1640-2<br />
Umfang 136 Seiten,<br />
DIN A4<br />
Best.-Nr. 16-2011-01<br />
Preis € 22,50 [D]<br />
Neckar-Verlag GmbH • 78045 VS-Villingen<br />
Tel. +49 (0)77 21 / 89 87-38<br />
bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />
U-Boot von Denis Papin<br />
für Lokomotiven, Traktoren und Boote<br />
www.gartenbahn-ehrle.de<br />
H. Ehrle, Untere Bildgasse 3, 88142 Wasserburg<br />
Tel. 08382-998436, mail: h.ehrle@gartenbahn-ehrle.de<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 47
S/S „Norrskär“ nach <strong>der</strong> Rückkehr aus<br />
Sandhamn in <strong>der</strong> Abendsonne.<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Chris König<br />
Per <strong>Dampf</strong>er durch Schw<br />
Stockholm hat sich in den vergangenen 110 Jahren<br />
beeindruckend entwickelt. Zwischen 1900 und 1960<br />
wuchs die Bevölkerung von 300.624 auf 740.486<br />
Einwohner. Zwar sank diese Zahl 1980/90 auf knapp<br />
650.000, doch in 2010 konnte man in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Stockholm 868.141 Köpfe zählen. Rechnet man das direkte<br />
Umland <strong>der</strong> 14 Stadtteile hinzu, leben in Stockholm<br />
1,4 Mio., im Großraum <strong>der</strong> städtischen Agglomeration sogar<br />
knapp 2,1 Mio. Menschen. Damit ist Stockholm die mit<br />
Abstand größte Stadt Skandinaviens.<br />
Wer nun einen großstädtischen Moloch befürchtet, <strong>der</strong><br />
irrt. Am Ausgang des Sees Mälaren an einem Meerbusen<br />
<strong>der</strong> Ostsee gelegen, ist Stockholm eine unerwartet<br />
grüne Stadt. Rund 30 % des Stadtgebietes sind Wasserflächen.<br />
Und knapp die Hälfte <strong>der</strong> Gesamtfläche ist Wald.<br />
Viele Stadtteile sind Inseln, mittels 53 Brücken mit dem<br />
Festland verbunden. Und dazu gibt es noch den Stockholmer<br />
Schärengarten, ein Mosaik aus kleinen und kleinsten<br />
Inseln. Er kommt auf knapp 35.000 Erhebungen, die aus<br />
dem Wasser herausragen. Bewohnt ist nur ein Bruchteil<br />
von ihnen. Und gezählt werden nur jene, auf denen<br />
M/S „Västan“ vor Waxholm. Das Schiff bedient im<br />
Sommer die Route Stockholm-Grinda. © Wiki.<br />
48 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Baumstämme dienen als Fen<strong>der</strong><br />
bei Anlegern im Schärengarten.<br />
Die Brücke <strong>der</strong> „Norrskär“ bietet Platz für eine<br />
Koje und für einen Blumentopf.<br />
edens Schären<br />
Blick in den luxuriösen Salon <strong>der</strong> „Norrskär“.<br />
Einsatz <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>pfeife,<br />
um die nahende Ankunft zu<br />
signalisieren.<br />
sich wenigstens ein Büschel Gras halten<br />
kann. Der Skärgården beginnt etwa<br />
bei den nördlichen Inseln von Norrtälje<br />
und reicht bis Süden nach Nynäshamn.<br />
Im Osten begrenzt die Ostsee die Ausdehnung<br />
des Archipels. Die geschätzte<br />
Fläche umfasst 1.700 km², wovon sich<br />
allerdings nur ca. 31 % (ca. 530 km²) als<br />
Landmasse ausmachen lassen. Zählte<br />
man auch den letzten Felsbrocken hinzu,<br />
<strong>der</strong> irgendwo aus dem Wasser ragt, so kämen mehrere<br />
hun<strong>der</strong>ttausend „Inseln“ zusammen!<br />
Größere Inseln sind ganzjährig bewohnt, etwa Waxholm,<br />
Ingarö, Värmdö, Yxlan, Blidö, Ljusterö, Väddö, Ingmarsö,<br />
Möja, Runmarö, Nämdö, Ornö o<strong>der</strong> Utö. Kleinere Inseln<br />
dienen oft als Wochenendsitz. Obschon: Auch in sturmzerzausten<br />
Winternächten, wenn die Inselchen sich unter<br />
schwerem Schneefall ducken, brennt in vielen Fenstern<br />
Licht. Dank ihrer Lage begreifen die Schweden Wasserstraßen<br />
als Verkehrswege. Bereits 1849 konstituierte<br />
sich die Djurgårdens Ångbåts-Aktie-Bolag, aus <strong>der</strong> 1869<br />
die Waxholms Ångfartygs Aktie-Bolag (AB) hervorging.<br />
Im Volksmund „Waxholmsbolaget“ genannt, wurde die<br />
Schifffahrtsgesellschaft 1967 von <strong>der</strong> Stadt Stockholm<br />
übernommen, die sie seitdem als Teil des Öffentlichen<br />
Personen-Nahverkehrs betreibt. Nach <strong>der</strong> Übernahme<br />
<strong>der</strong> Djurgården Fährbetriebe 1970 stellt die Waxholmsbolaget<br />
den wassergestützten<br />
ÖPNV in <strong>der</strong> Innenstadt<br />
Stockholms sowie<br />
zwischen Arholma (Norden)<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 49
Späte 1950er Jahre:<br />
Fährdampfer mit einer<br />
Decksladung Stroh!<br />
© Archiv Waxholmsbolaget.<br />
Bis sich Motorschiffe durchsetzten,<br />
bedienten die <strong>Dampf</strong>er auch im Winter ihre<br />
Routen. Bild aus den 1930er Jahren.<br />
© Archiv Waxholmsbolaget.<br />
und Landsort (Süden) sicher. Sie trägt sich – wie die<br />
meisten öffentlichen Verkehrsbetriebe – über verkaufte<br />
Tickets und ein jährliches Budget, wird also vom Steuerzahler<br />
subventioniert. Im Jahr 2013 betrieb die Waxholmsbolaget<br />
21 Fährboote für den Betrieb im<br />
Schärengarten und vier Fahrzeuge für<br />
den innerstädtischen Verkehr auf <strong>der</strong><br />
Djurgårdsfärja-Linie (Slussen – Djurgården<br />
– Skeppsholmen). Knapp 4,3 Mio.<br />
Passagiere beför<strong>der</strong>te die Waxholmsbolaget<br />
2013, in dem täglich mehrere hun<strong>der</strong>t<br />
Destinationen angelaufen wurden.<br />
Neben ihrer hochmo<strong>der</strong>nen Flotte hält<br />
die Waxholmsbolaget zwei betagte<br />
Fährboote im Dienst, die bereits zum<br />
Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts als sogenannte<br />
„skärgårdsångare“ (Schärengarten-<strong>Dampf</strong>schiffe)<br />
gebaut wurden.<br />
Es sind dies die S/S „Norrskär“ und die<br />
S/S „Storskär“. In den Sommermonaten<br />
verkehren die beiden nostalgisch<br />
anmutenden <strong>Dampf</strong>er im Linienverkehr.<br />
Sie warten mit einer liebevoll erhaltenen<br />
Trotz GPS und Radar ist <strong>der</strong><br />
Betrieb <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>er vor allem<br />
<strong>eines</strong>: ehrliche Handarbeit.<br />
Inneneinrichtung, einer ganz hervorragenden Küche und<br />
einem 1. Klasse-Salon nebst entsprechend adretter Bedienung<br />
auf. Als sie vom Stapel liefen, wollte man die<br />
Vorzüge <strong>eines</strong> Liniendienstes zu allen möglichen Inseln<br />
mit den Annehmlichkeiten <strong>eines</strong> Grand<br />
Hotels verbinden. Und damit sowohl<br />
die Insulaner und eventuelle Sommerfrischler,<br />
als auch die verwöhnte schwedische<br />
(und internationale) Hochfinanz<br />
ansprechen. Getreu dem Motto: Warum<br />
soll das Landleben weniger komfortabel<br />
sein, als das Leben in <strong>der</strong> Stadt?<br />
Lediglich Lizenzen zum Ausschank von<br />
Alkohol gab es an Bord nicht; die Reisenden<br />
mussten „trocken“ dinieren. Die<br />
Geschichte <strong>der</strong> Küchenchefin Lindberg<br />
an Bord des <strong>Dampf</strong>ers S/S „Saltsjön“ ist<br />
noch heute populär: Sie gestattete auserwählten<br />
Gästen, einen Flachmann<br />
Aquavit in <strong>der</strong> Kühllast des Schiffes zu<br />
„vergessen“, <strong>der</strong> just gefunden wurde,<br />
als die Gesellschaft bei leckerem Smörgåsbord<br />
zusammen saß! Heute ist das<br />
Rank und schlank: S/S „Storskär“ lief 1908 bei<br />
Lindholmens in Göteborg vom Stapel.<br />
Die S/S „Norrskär“ <strong>der</strong> Waxholmsbolaget<br />
in Sandhamn.<br />
50 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Klarieren <strong>der</strong> Taue vor <strong>der</strong> malerischen<br />
Kulisse von Sandhamn.<br />
Zum Saisonabschluss winken<br />
sich die Schiffsführer <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>schiffe<br />
S/S „Storskär“ und S/S<br />
„Norrskär“ mit Servietten zu!<br />
alles einfacher. Die gute Küche ist geblieben, und Bier und<br />
Aquavit sind mittlerweile legalisiert.<br />
Vom Anleger <strong>der</strong> Waxholmsbolaget am Strömkajen<br />
in Stockholm aus, genau gegenüber dem königlichen<br />
Schloss und zu Füßen des Grand Hotels,<br />
beginnen wir unsere Reise. Das ältere<br />
<strong>der</strong> beiden, im regulären Dienst <strong>der</strong><br />
Waxholmsbolaget befindlichen <strong>Dampf</strong>schiffe<br />
ist die S/S „Storskär“. Die 39,95<br />
m lange und 7,03 m breite und 3,00 m<br />
tiefgehende „Storskär“ lief 1908 bei <strong>der</strong><br />
Lindholmens Werft in Göteborg vom<br />
Stapel. Als S/S „Strängnäs Express“<br />
(256 BRT) bediente sie die Route<br />
Stockholm – Strängnäs bis 1939, dann<br />
wurde sie von <strong>der</strong> Waxholmsbolaget<br />
angekauft und als S/S „Storskär“ in<br />
Fahrt gehalten. Mit einer 412 kW leistenden<br />
Dreizylin<strong>der</strong>-Dreifach-Expansions-<br />
<strong>Dampf</strong>maschine erreicht die „Storskär“<br />
eine durchschnittliche Marschfahrt von<br />
13 Knoten. Zugelassen ist das Fahrzeug<br />
für 320 Passagiere.<br />
Blick von <strong>der</strong> Steuerbordnock nach<br />
achtern. Je nach Windrichtung<br />
werden die Lüfter gedreht.<br />
Etwas jünger ist hingegen die S/S „Norrskär“, die von<br />
<strong>der</strong> Eriksbergs Verkstad als Baunummer 147 in Göteborg<br />
1910 für die Route Stockholm – Sandhamn abgeliefert<br />
wurde. Sie ist mit 34,8 m Länge und 6,9 m Breite<br />
bei einem Tiefgang von 3,5 m kleiner<br />
als die „Storskär“. Zwischen 1910 und<br />
1947 bediente sie als S/S „Sandhamns<br />
Express“ die beschriebene Route,<br />
wurde dann an die Waxholmsbolaget<br />
veräußert und zunächst für kurze Zeit<br />
aufgelegt. Zwischen 1949 und 1970 als<br />
„Norrskär“ weiter auf <strong>der</strong> Route Stockholm<br />
– Sandhamn eingesetzt, fuhr sie<br />
im Liniendienst von Strömkajen aus die<br />
Anleger Hasseluden, Gashaga, Waxholm,<br />
S. Grinda, Puttisholmen, Sollenkroka<br />
und Sandhamn und vice versa an.<br />
Die 257 kW starke Dreizylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine<br />
<strong>der</strong> mit 237 BRT vermessenen<br />
„Norrskär“ beschleunigte das<br />
Schiff auf gemächliche 10 Knoten. Im<br />
Jahr 2000 gönnte man <strong>der</strong> alten Dame<br />
eine Komplettüberholung <strong>der</strong> Maschine<br />
Die 1900 als S/S „Nya Svartsjölandet“ gebaute<br />
heutige „Västan“ wurde 1953 motorisiert.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 51
300 kW leistet die <strong>Dampf</strong>maschine, nachdem im Jahr 2000<br />
die Kesselanlage erneuert wurde.<br />
Die verschiedenen <strong>Dampf</strong>- und Wasserkreisläufe und die<br />
Ventile sind farblich abgesetzt.<br />
Volle Fahrt voraus! Mit 11 Knoten pflügt die „Norrskär“<br />
durch den Schärengarten.<br />
Die Kesselanlage <strong>der</strong> „Norrskär“ wurde von Aalborg Sunrod AB<br />
erneuert. „Petra Christine“ taufte sie die Besatzung!<br />
und <strong>der</strong> Kesselanlagen, investierte in neue, energieeffizientere<br />
Ölbrenner und eine kleine Leistungssteigerung auf<br />
300 kW. Jetzt schafft die für 265 Passagiere ausgelegte<br />
S/S „Norrskär“ (IMO 5256537) 11 Knoten Marschfahrt.<br />
Außerdem bescherte<br />
man dem <strong>Dampf</strong>er<br />
eine Rückwärts- und<br />
eine Vorwärtskamera<br />
Niedrigdruckzylin<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1910<br />
bei Eriksbergs Verkstad in<br />
Göteborg gefertigten Dreifachexpansionsmaschine.<br />
einschließlich Monitoren<br />
im Maschinenraum.<br />
Der LI kann also<br />
quasi auf TV verfolgen,<br />
wo die Reise gerade<br />
hingeht.<br />
Gut fünf Stunden benötigt<br />
die „Norrskär“ für<br />
die Strecke Stockholm<br />
– Strömkajen, Hasseluden,<br />
Gashaga, Waxholm,<br />
S. Grinda, Puttisholmen,<br />
Sollenkroka<br />
bis Sandhamn, wo sie<br />
knapp 60 Minuten verweilt.<br />
An Bord bleibt unterwegs die Zeit stehen – und<br />
man erkennt den wahren Wert <strong>der</strong> Langsamkeit. Mit <strong>der</strong><br />
einkehrenden Ruhe wird <strong>der</strong> getriebene, immer seinem<br />
Kalen<strong>der</strong> hinterherlaufende Mensch auf einmal zum stillen<br />
Beobachter. Der<br />
Bogen <strong>der</strong> Mitreisenden<br />
spannt sich über<br />
geschäftlich reisende<br />
Erwachsene und<br />
Schulkin<strong>der</strong>, Großeltern,<br />
die mit ihren Enkelkin<strong>der</strong>n<br />
spielen, die<br />
sonnengebräunten,<br />
gertenschlanken australischen<br />
Mädchen<br />
mit ihren Rucksäcken,<br />
den etwas beleibten<br />
italienischen Touristen<br />
mit hochtoupierter<br />
Gattin und Pudel,<br />
neben Zeitungsstapeln<br />
und Paletten mit<br />
Konserven, Milchfla<br />
Dreizylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine anno<br />
1910 an Bord <strong>der</strong> „Norrskär“.<br />
52 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
265 Passagieren bietet die 34,8 m lange „Norrskär“ Platz.<br />
schen, Fahrrä<strong>der</strong>n, Schafen, einer Schäferhund-Dame<br />
und einen Schäfer bis hin zu Briefsendungen und Paketen.<br />
Knapp 7.000 Tonnen Fracht beför<strong>der</strong>t die Waxholmsbolaget<br />
pro Jahr. Im Bordrestaurant entstehen Köstlichkeiten,<br />
wie etwa das „<strong>Dampf</strong>er-Steak“, während ein pausbäckiges,<br />
strohblondes Mädchen in <strong>der</strong> kleinen Pantryküche<br />
im Unterdeck belegte Brote und IPA (Indian Pale Ale, Bier)<br />
verkauft. Die Brücke darf, die Maschine soll sogar besichtigt<br />
werden. Selten traut sich ein Besucher in den heißen<br />
Raum, schaut dem LI über die Schulter, staunt ob des Gewirrs<br />
an Ölleitungen, genießt das gleichmäßige Auf und<br />
Ab <strong>der</strong> Pleuel, atmet heiße, feuchte Luft ein. Kindheitsträume<br />
gehen in Erfüllung! Die straff gepolsterte, dunkelrote<br />
Le<strong>der</strong>couch gegenüber <strong>der</strong> von Aalborg Sunrod AB<br />
gefertigten dreiflammigen Kesselanlage, die man an Bord<br />
auf den Namen „Petra Christine“ getauft hat, lädt zum Verweilen<br />
ein. 13,5 bar zeigt die Druckanzeige <strong>der</strong> Kessel;<br />
auf den Manometern des Hochdruck-, Mitteldruck- und<br />
des Niedrigdruckzylin<strong>der</strong>s wackeln die Nadeln bei unterschiedlichen<br />
Einlass- und Auslassdrücken. Als Baunummer<br />
168 wurde die Maschine ebenfalls bei <strong>der</strong> Eriksbergs<br />
Verkstad in Göteborg gefertigt – und versieht seit 1910 ihren<br />
treuen Dienst. Die Verwendung an Bord <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>veteranen<br />
ist nur saisonal. Egal ob Kapitän o<strong>der</strong> Bootsmann,<br />
LI o<strong>der</strong> Bedienung: In den Sommermonaten finden sich<br />
die immer gleichen Enthusiasten unter den Waxholmsbolaget-Angestellten<br />
zusammen, um „ihren“ <strong>Dampf</strong>er für ein<br />
paar schöne Monate durch das Inselreich des Archipels<br />
zu fahren. Im Winter werden die Schiffe eingemottet, und<br />
die Besatzungen kehren auf mo<strong>der</strong>ne Motorfahrzeuge zurück.<br />
Ende August legen die S/S „Norrskär“ und die S/S<br />
„Storskär“ zum letzten Mal von ihrem Liegeplatz vor dem<br />
Nationalmuseum ab, und begeben sich auf ihre ausgedehnte<br />
Reise. Danach verschwinden sie im Winterlager.<br />
Wen die mit knapp 12 Stunden Dauer ausgedehnten<br />
Fahrten <strong>der</strong> S/S „Norrskär“ und <strong>der</strong> S/S „Storskär“ in zeitliche<br />
Bedrängnis bringen, könnte sich eventuell mit dem<br />
dritten Oldtimer <strong>der</strong> Waxholmsbolaget anfreunden, <strong>der</strong><br />
M/S „Västan“. Schon 1900 bei <strong>der</strong> Motola Verkstad in<br />
Motala für Linienverkehre im Stockholmer Schärengarten<br />
Der Betrieb <strong>der</strong> Maschine erfolgt von Hand. Der LI<br />
wartet gespannt auf eine neue Or<strong>der</strong>.<br />
gebaut, fuhr das Schiff zunächst als S/S „Nya Svartsjölandet“.<br />
1937 von <strong>der</strong> Waxholmsbolaget angekauft, wurde<br />
das 32,47 m lange, 5,91 m breite und 3,10 m tiefgehende<br />
Schiff 1953 auf einen Diesel umgerüstet. 1966 entschloss<br />
man sich zu einem erneuten Maschinenwechsel, und<br />
pflanzte einen 313 kW leistenden B&W Alpha AS-24VO-<br />
Dieselmotor in die 166 BRT-Fähre, <strong>der</strong> ihr bis heute zu<br />
12 Knoten Reisegeschwindigkeit verhilft. Der als IMO<br />
5377135 registrierte Oldtimer (Rufzeichen SFUK, 180<br />
Passagiere) bedient jetzt die Route Stockholm – Grinda,<br />
beziehungsweise in Ausnahmefällen auch die Stationen<br />
Waxholm und Ljusterö. Im Winter 2011 erfuhr die „Västan“<br />
eine Komplettüberholung in Simrishamn; seitdem bedient<br />
sie die angestammten, kürzeren Routen.<br />
Fotos: Chris König<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 53
Heissluftmotoren<br />
Gottfried Malek<br />
<strong>Nachbau</strong> <strong>eines</strong> <strong>Spielzeug</strong>-<br />
<strong>Heißluft</strong>motors <strong>der</strong> Fa. <strong>Falk</strong><br />
Versuchsaufbau<br />
Im Internet fand ich einen Artikel und zwei Fotos über<br />
einen stehenden wassergekühlten Zweizylin<strong>der</strong>motor<br />
des Herstellers Josef <strong>Falk</strong> aus Nürnberg. Diese<br />
Maschine gab es nach dem Krieg in drei Baugrößen.<br />
Ich versuchte, die Maschine mit <strong>der</strong> Nummer 1022/2<br />
wie<strong>der</strong> auf meine Art, also nicht originalgetreu, nachzubauen.<br />
Die Maschine besitzt über dem Brennergehäuse<br />
ein Kühlwasserbecken. Darin befindet sich ein Sockel<br />
mit einem U-förmigen Lagerbock darauf.<br />
54 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Transmission<br />
AHA!<br />
No. 19<br />
Einige Daten zum Modell<br />
Arbeitskolben: 11 mm Durchmesser/10 mm Hub<br />
Verdrängerkolben: 13 mm Durchmesser/16 mm Hub<br />
Schwungrad: 60 mm Durchmesser<br />
Das Grundbrett hat eine Größe von 270 x 165 mm<br />
Die Höhe <strong>der</strong> Anlage beträgt 280 mm<br />
Der Steinboden besteht aus echten Solnhofener Steinplatten<br />
mit einer Stärke von 1–1,5 mm.<br />
Im Rohbau<br />
Die Fliesen habe ich auf eine<br />
Größe von 9 x 18 mm mit<br />
einem kleinen Diamantblatt<br />
zugesägt, mit Kaltleim aufgeklebt<br />
und mit Fugenmaterial<br />
verfugt. Die farbigen Teile<br />
<strong>der</strong> Maschine wurden mit<br />
<strong>der</strong> Sprühdose lackiert und<br />
die Messingteile brüniert.<br />
Der Stirling wird mit einem<br />
kleinen Spiritusbrenner beheizt.<br />
Der Docht hat einen<br />
Durchmesser von 3 mm.<br />
Weil die Maschine trotz des<br />
kleinen Brenners ein flottes<br />
Tempo vorlegte, baute ich<br />
als „Bremsvorrichtung“ noch<br />
eine kleine alte Bandsäge<br />
dazu. Als Vorlage diente mir<br />
die Zeichnung einer Bandsäge<br />
mit <strong>der</strong> Nummer 4255 aus<br />
einem alten Märklin-Katalog.<br />
Die Maschine läuft jetzt nach<br />
kurzem Anheizen mit einem<br />
schönen langsamen Tempo.<br />
Informationen und Gedanken zum Bau und<br />
Betrieb von <strong>Dampf</strong>maschinen, <strong>Dampf</strong>schiffen<br />
und Eisenbahnen von Prof. Bernoulli<br />
Christoph Bernoulli war Professor an <strong>der</strong><br />
Universität Basel und verfasste mehrere Bücher<br />
über <strong>Dampf</strong>maschinen, Mühlen usw.<br />
Informationen zur Anzahl <strong>der</strong><br />
<strong>Dampf</strong>maschinen in den<br />
Vereinigten Staaten 1842<br />
1854 gegeben von Prof. Bernoulli,<br />
gesammelt von C.S.<br />
1842 zählte man in den Vereinigten Staaten 3184<br />
<strong>Dampf</strong>maschinen, wovon 1860 in Werkstätten,<br />
800 Schiffsmaschinen und 524 Locomotiven<br />
(waren). Die Maschinenfabrik von Norris in<br />
Philadelphia lieferte von 1833-1853 allein über<br />
800 Locomotiven.<br />
aus: Bernoulli, <strong>Dampf</strong>maschinenlehre<br />
Stuttgart und Tübingen 1854<br />
René Schaffer<br />
<strong>Heißluft</strong>motoren X –<br />
Stirling-Baukastensystem<br />
ISBN 978-3-7883-3611-1<br />
Umfang 96 Seiten<br />
Abbildungen 82<br />
Best.-Nr. 45-10<br />
Preis € 12,80 [D]<br />
www.neckar-verlag.de<br />
Arbeits- und<br />
Verdrängerzylin<strong>der</strong><br />
Fotos: Gottfried Malek<br />
Größenvergleich<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 55
HeiSSluftmotoren<br />
Ernst-Arno Kruse<br />
Stirlingmotor „HL-22-B“<br />
Stirlingmotoren mit einem Balancier erinnern irgendwie<br />
an <strong>Dampf</strong>maschinen in klassischer Bauart.<br />
Vielleicht ist das <strong>der</strong> Grund, weshalb viele <strong>der</strong><br />
zum Kauf angebotenen Motoren diese Bauvariante aufweisen.<br />
Ein großer Vorteil dieser Bauart ist <strong>der</strong> einfache<br />
mechanische Aufbau mit nur einer Kurbel, <strong>der</strong> minimale<br />
tote Raum durch den Fortfall des Überströmkanals und<br />
nicht zuletzt die gut sichtbare Mechanik, allen voran <strong>der</strong><br />
Balancier als optischer Leckerbissen. Trotz dieser vielen<br />
beweglichen Teile handelt es sich dabei doch um eine<br />
verhältnismäßig einfache Konstruktion mit einer recht<br />
überschaubaren Bauzeit. Der Motor wird mit einem<br />
Dochtbrenner betrieben. Als Treibstoff dient Brennspiritus,<br />
wobei bitte stets die entsprechenden Sicherheitsvorschriften<br />
zu beachten sind.<br />
Im Bauplan und in <strong>der</strong> Stückliste werden Kleinteile wie<br />
z. B. Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben<br />
usw. nicht erwähnt.<br />
Es fehlen auch Angaben zu<br />
Toleranzen und Passungen, da<br />
es sich beim <strong>Nachbau</strong> stets um<br />
Einzelstücke handelt. Hier genügt<br />
es, wenn alle Teile, die miteinan<strong>der</strong><br />
in Verbindung stehen,<br />
optimal angepasst werden. Die<br />
folgende Bauanleitung erwähnt nur solche Teile, bei <strong>der</strong>en<br />
Herstellung zusätzlich zu den Angaben in <strong>der</strong> Zeichnung<br />
und <strong>der</strong> Stückliste noch weitere Beson<strong>der</strong>heiten<br />
zu beachten sind. Von Bauteilen, <strong>der</strong>en Abmessungen<br />
eindeutig aus <strong>der</strong> Stückliste hervorgehen, wurden keine<br />
Zeichnungen erstellt.<br />
Bauanleitung<br />
Teil 1: Grundplatte<br />
Die 3 mm dicke Brennerhalterung wird auf die Grundplatte<br />
aufgenietet. Der kreisförmige Ausschnitt richtet sich<br />
nach dem Durchmesser des Brenners. Die 8 Bohrungen<br />
Ø 3 mm erhalten von unten jeweils eine 90°-Kegelsenkung,<br />
damit bei <strong>der</strong> Verwendung von Senkschrauben<br />
M3 eine ebene Auflagefläche entsteht. Die Nietlöcher<br />
für die Brennerhalterung werden<br />
ebenfalls leicht gesenkt. Es entstehen<br />
dann auf <strong>der</strong> Unterseite<br />
keine überstehenden Nietköpfe.<br />
Teil 3: Verdrängerführung<br />
Dieses Messingrohr wird mit<br />
2-Komponentenkleber in <strong>der</strong><br />
Ø 6-mm-Bohrung des Kühlers<br />
56 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
efestigt. Sie schließt im Inneren<br />
des Kühlers bündig ab, und ragt<br />
somit 14 mm aus dem Kühler<br />
heraus.<br />
Teil 4: Arbeitszylin<strong>der</strong><br />
Der Arbeitszylin<strong>der</strong> wird mit<br />
2-Komponentenkleber in <strong>der</strong> Ø<br />
18-mm-Bohrung des Kühlers befestigt.<br />
Beim Einschieben bis auf<br />
den Grund <strong>der</strong> Bohrung ist darauf<br />
zu achten, dass kein Klebstoff ins<br />
Innere des Zylin<strong>der</strong>s gelangt.<br />
Teil 5: Verdrängerzylin<strong>der</strong><br />
Zylin<strong>der</strong>rohr, Zylin<strong>der</strong>kopf und<br />
Flansch werden hart verlötet.<br />
Teil 7: Kurbelwellenlager<br />
Beide Kurbelwellenlager werden<br />
jeweils von außen mit 2-Komponentenkleber<br />
im Lagerbock befestigt. Eine durch die Bohrungen<br />
geschobene Ø 5-mm-Welle sorgt dafür, dass nach<br />
dem Aushärten des Klebstoffes beide Lager exakt ausgerichtet<br />
sind.<br />
Teil 8: Brenner<br />
Für einen vorhandenen Alubecher (Ø 35 x 19 mm) wurde<br />
ein passen<strong>der</strong> Deckel mit einer Wandstärke von 1 mm und<br />
einer Bohrung Ø 5 mm für den Docht gedreht. Je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Brenner mit einer Höhe von ca. 24 mm zuzüglich Docht<br />
kann jedoch auch verwendet werden.<br />
Teil 10: Säule<br />
Alle 4 Säulen erhalten an jedem Ende mittig eine Gewindebohrung<br />
M3, je 6 mm tief.<br />
Teil 14: Balancier<br />
Das Lagerrohr aus Messing wird weich in den Balancier<br />
eingelötet.<br />
Teil 20: Verdrängerkolben<br />
Kolbenstange, -boden, -rohr und -deckel werden hart gelötet.<br />
Es ist darauf zu achten, dass <strong>der</strong> Kolben luftdicht ist.<br />
Teil 23: Kurbelwelle<br />
Welle und Kurbel werden weich verlötet.<br />
Montagehinweise<br />
Der Kühler wird mit 2 Senkschrauben M3 auf <strong>der</strong> Grundplatte<br />
befestigt. Die Arbeitskolbenstange mit Arbeitskolbenbolzen<br />
und Kolbenbolzenlager wird ebenfalls mit<br />
einer Senkschraube M3 im Arbeitskolben<br />
befestigt und mit<br />
etwas dünnflüssigem Öl in den<br />
Arbeitszylin<strong>der</strong> geschoben. Der<br />
Verdrängerkolben wird mit <strong>der</strong><br />
Kolbenstange durch die Verdrängerführung<br />
gesteckt, und<br />
anschließend <strong>der</strong> Verdrängerzylin<strong>der</strong><br />
mit 6 Schrauben M3 ohne<br />
Dichtung an den Kühler geschraubt. Der Kolbenbolzen<br />
stellt die Verbindung zwischen Verdrängerpleuel und Verdrängerkolben<br />
her. Er wird lediglich eingepresst, sollte<br />
aber in <strong>der</strong> Bohrung <strong>der</strong> Verdrängerkolbenstange etwas<br />
Spiel haben. Mit insgesamt 6 Senkschrauben M3 werden<br />
die vier Säulen und <strong>der</strong> Lagerbock mit Kurbelwelle<br />
auf <strong>der</strong> Grundplatte befestigt. Die Kopfplatte, auf <strong>der</strong> mit<br />
2 Schrauben M2,5 das Balancierlager befestigt wurde,<br />
liegt auf den Säulen, und wird mit 4 Schrauben M3 gehalten.<br />
Das Schwungrad liegt innerhalb des Lagerbocks<br />
und wird mit einem Gewindestift M3 so auf <strong>der</strong> Kurbelwelle<br />
festgeschraubt, dass die Kurbelwelle nur ganz geringes<br />
Spiel in <strong>der</strong> achsialen Richtung hat. Im Bereich,<br />
wo <strong>der</strong> Gewindestift auf die Kurbelwelle trifft, kann eine<br />
kleine Fläche in die Welle gefeilt werden. Es wird dadurch<br />
eine Verformung auf <strong>der</strong> Welle vermieden, die im<br />
Kurbelwellenlager bei <strong>der</strong> Montage klemmen könnte. Mit<br />
<strong>der</strong> Balancierachse wird <strong>der</strong> Balancier in das Balancierlager<br />
montiert. Ein Gewindestift M2,5 im Balancierlager<br />
sichert dabei die Balancierachse. Arbeitskolbenstange<br />
und Arbeitspleuel werden mit 2 Schrauben M2,5 an den<br />
Balancier geschraubt, dabei führen die Schrauben zuerst<br />
durch eine Unterlegscheibe, dann durch eine Lagerrolle<br />
in <strong>der</strong> jeweiligen Ø 4-mm-Bohrung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Stange, weiter durch eine zweite Unterlegscheibe bis in<br />
den Balancier. Bei <strong>der</strong> Befestigung <strong>der</strong> beiden Pleuel an<br />
<strong>der</strong> Kurbel geht die Schraube M2,5 zuerst durch eine<br />
Unterlegscheibe, dann durch eine Lagerrolle in <strong>der</strong> Ø<br />
4-mm-Bohrung des Arbeitspleuels, durch eine weitere<br />
Unterlegscheibe, dann durch eine weitere Lagerrolle<br />
in <strong>der</strong> Ø 4-mm-Bohrung des Verdrängerpleuels, weiter<br />
durch eine dritte Unterlegscheibe bis in die Kurbel. Es<br />
wird noch einmal geprüft, ob alle<br />
beweglichen Teile leichtgängig<br />
sind. Vor dem ersten Probelauf<br />
sind nur noch alle beweglichen<br />
Teile leicht zu ölen.<br />
Fotos und Zeichnungen:<br />
Ernst-Arno Kruse<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 57
Stückliste HL-22-B<br />
Teil Stück Bezeichnung Material Maße in mm<br />
1 1 Grundplatte Alu 200 x 62 x 2,5<br />
2 1 Kühler Alu 28 x 38 x 78<br />
3 1 Verdrängerführung Messing Ø 6 x Ø 4 x 20<br />
4 1 Arbeitszylin<strong>der</strong> Messing Ø 18 x Ø 16 x 32<br />
5 1 Verdrängerzylin<strong>der</strong> Stahl nach Zeichnung<br />
6 1 Lagerbock Alu nach Zeichnung<br />
7 2 Kurbelwellenlager Messing nach Zeichnung<br />
8 1 Brenner Alu Ø 35 x 24<br />
9 1 Docht Baumwolle Ø 5 x 50<br />
10 4 Säule Alu Ø 6 x 103,5<br />
11 1 Kopfplatte Alu 34 x 34 x 2,5<br />
12 1 Balancierlager Alu nach Zeichnung<br />
13 1 Balancierachse Stahl Ø 3 x 22<br />
14 1 Balancier Stahl / Messing nach Zeichnung<br />
15 1 Arbeitskolben Stahl Ø 16 x 14<br />
16 1 Kolbenbolzenlager Stahl Ø 10 x 11<br />
17 2 Kolbenbolzen Stahl Ø 2 x 10<br />
18 1 Arbeitskolbenstange Stahl nach Zeichnung<br />
19 1 Arbeitspleuel Stahl nach Zeichnung<br />
20 1 Verdrängerkolben Stahl nach Zeichnung<br />
21 1 Verdrängerpleuel Stahl nach Zeichnung<br />
22 4 Lagerrolle Messing Ø 4 x Ø 2,5 x 2,2<br />
23 1 Kurbelwelle Stahl nach Zeichnung<br />
24 1 Schwungrad Messing Ø 60 x Ø 5 x 13<br />
58 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Achtung: Aus Platzgründen sind<br />
die Zeichnungen nicht in<br />
chronologischer Reihenfolge!<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 59
60 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 61
62 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Dampf</strong><br />
Richard Reppisch<br />
17. Laufer <strong>Dampf</strong>modelltage 2013<br />
Die 17. <strong>Dampf</strong>modell-Tage waren am 2. und 3.<br />
Novemberwochenende wie<strong>der</strong> das Ereignis. Die<br />
Veranstaltung findet seit 1994 im Industriemuseum<br />
in Lauf/Pegnitz in einem einmaligen Ambiente statt<br />
(Bild 1). Es ist die größte Veranstaltung dieser Art in ganz<br />
Nordbayern. Die 60 bis 70 Aussteller (je nach Ausstellungstag)<br />
waren teilweise weit angereist, u. a. aus Österreich,<br />
Süddeutschland, Ostdeutschland und auch einige<br />
<strong>der</strong> über Deutschland verteilten Mitglie<strong>der</strong> des <strong>Dampf</strong>forums<br />
nahmen teil. Der Stammtisch <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>freunde<br />
Nürnberg, <strong>der</strong> dieses Jahr 30 Jahre besteht, nahm ebenfalls<br />
mit etlichen Ausstellern in den verschiedenen Kategorien<br />
– <strong>Heißluft</strong>, <strong>Dampf</strong>eisenbahn, <strong>Dampf</strong>schiffe, stationäre<br />
<strong>Dampf</strong>anlagen, Verbrenner und an<strong>der</strong>es teil. An<br />
beiden Wochenenden besuchten 3250 Zuschauer die<br />
Ausstellung. Die dreigleisige Eisenbahnanlage in Spur 1<br />
war wie immer ein Zuschauermagnet im zentralen Ausstellungsraum<br />
(Bild 2, 3 und 4). Eine weitere Eisenbahn-<br />
1 2 3<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 63
4<br />
7 9<br />
5<br />
10<br />
6 8<br />
11<br />
anlage mit Fährschiffbetrieb wurde vom Freundeskreis<br />
<strong>der</strong> Schiffsmodellbauer aus Neumarkt stilgerecht im ehemaligen<br />
Stahllager im Keller über <strong>der</strong> Pegnitz aufgebaut<br />
und betrieben. Ebenfalls im Kellerraum waren am zweiten<br />
Becken die <strong>Dampf</strong>schifffahrer des Stammtisches <strong>der</strong><br />
<strong>Dampf</strong>freunde Nürnberg versammelt (Bild 5 und 6).<br />
Im Ausstellungsraum <strong>der</strong> Riedner Mühle waren die<br />
<strong>Dampf</strong>aussteller vom <strong>Dampf</strong>forum platziert. Sie haben<br />
sehr viele präzise gebaute Modelle mit hochkomplexen<br />
Konstruktionen gezeigt (Bild 7 und 8). Darunter war auch<br />
die Bunnet & Corpe <strong>Dampf</strong>maschine von 1839, gebaut<br />
von Achim Meyer (Bild 9). Diese Maschine hat einen viereckigen<br />
Plattenkolben, <strong>der</strong> in einem viereckigen, als Toruskanal<br />
ausgebildeten, Zylin<strong>der</strong>raum in einem Winkelabschnitt<br />
bei jedem Arbeitstakt hin und her geschwenkt wird.<br />
Eine faszinierende Konstruktion, gebaut nur nach einem<br />
Bild. Dass die Auffassung von <strong>Dampf</strong> auch sehr spaßig<br />
sein kann, zeigt die Fassmaschine in Bild 10. Unsere<br />
österreichischen <strong>Dampf</strong>freunde mit ihren großgebauten<br />
Maschinen waren ebenfalls in diesem Ausstellungsraum<br />
untergebracht (Bild 11).<br />
Im Außengelände gab es verschiedene Attraktionen:<br />
Bernd Sieber hat seinen Freelance <strong>Dampf</strong>traktor gezeigt<br />
(Bild 12) und das Museum hat einen Original-Kartoffeldämpfer<br />
betrieben (Bild 13), dessen Kartoffeln reißenden<br />
Absatz unter den Besuchern fanden.<br />
Im zentralen Ausstellungsraum fanden sich neben <strong>der</strong><br />
Eisenbahn noch weitere Attraktionen: Knatterboote, zwei<br />
Modellgattersägen (Bild 14), die Flammenfresser, <strong>Heißluft</strong>-<br />
und <strong>Dampf</strong>maschinen (Bild 15) <strong>der</strong> Familie Pitsch. An<br />
64 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
12<br />
15<br />
19<br />
16<br />
20<br />
13<br />
17<br />
21<br />
14<br />
18<br />
22<br />
an<strong>der</strong>en Ständen waren die hervorragend gebaute funktionsfähige<br />
Modellwerkstatt (Bild 16 und 17) von Franz<br />
Enzfel<strong>der</strong> aus Österreich und mehrere Verbrennungsmotoren,<br />
u. a. ein Supermodell <strong>eines</strong> ELLWE-Verbrenners<br />
(Bild 18) aus italienischen Gussteilen, gebaut von Erik<br />
Schiller aus Nürnberg, zu sehen. Spontan hatten sich die<br />
<strong>Heißluft</strong>- und Flammenfresser-Spezialisten des Stammtisches<br />
<strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>freunde Nürnberg zur IG <strong>Heißluft</strong> zusammengefunden<br />
und an einem Gemeinschaftsstand<br />
ausgestellt mit viel Publikums-Anklang. Eckhard Schultze<br />
vom Stammtisch <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>freunde Nürnberg hat seine<br />
Weißblechbootsrümpfe nach <strong>der</strong> Scherenschnittbauweise<br />
ausgestellt (Bild 19).<br />
Auch das Museum hatte noch weitere beson<strong>der</strong>e Attraktionen<br />
für die Besucher zu bieten, u. a. das Kin<strong>der</strong>programm<br />
mit <strong>Dampf</strong>kreiselbau (Knatterboot-Prinzip), die<br />
Vorführung <strong>der</strong> großen <strong>Dampf</strong>maschine und Besichtigung<br />
<strong>der</strong> alten Ventilfabrik (Bild 20, 21 und 22).<br />
Es war wie<strong>der</strong> ein schönes <strong>Dampf</strong>treffen. Ergänzend noch<br />
einige Bil<strong>der</strong>- und Videolinks zu den 17. <strong>Dampf</strong>modell-Tagen<br />
2013 im Internet:<br />
http://n-land.de/no_cache/bil<strong>der</strong>/bil<strong>der</strong>/sonstiges/<br />
dampfmodelltage-laufer-industriemuseum-2013<br />
http://www.dampfundmehr.de/alben/lauf_2013/<br />
http://www.youtube.com/watch?v=thKWzU95O_k<br />
Fotos: Richard Reppisch<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 65
Kerzenboote<br />
Rüdiger Ufermann<br />
Bauanleitung Kerzenboot<br />
Angeregt durch die aufschlussreichen Veröffentlichungen<br />
zum Thema „Kerzenboote“ im <strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> habe ich ein Kerzenboot mit<br />
einem einseitig geschlossenen Rohr und rohrintegralem<br />
Verdampfer (Rohrkessel) entwickelt. Die Vorrichtung ist<br />
extrem einfach im Aufbau, leicht mit Wasser zu befüllen<br />
und total unproblematisch im Startverhalten. Im Dauerbetrieb<br />
zeigen sich keine Aussetzer. An dieser Stelle möchte<br />
ich darauf hinweisen, dass für diese Entwicklung Schutzrechte<br />
angemeldet sind.<br />
Als Heiztopf fungiert eine Kupferkappe, wie sie als<br />
Verschlusskappe bei Kupferleitungen eingesetzt wird.<br />
Die Bohrung beträgt 4 mm und als Rohr wird bevorzugt<br />
ein Messingrohr mit einem Außendurchmesser von<br />
4 mm und 0,5 mm Wandstärke eingesetzt. Statt des<br />
Messingrohres kann auch sehr gut ein 4 mm Kupferrohr<br />
(weich) verwendet werden, welches sich leichter biegen<br />
lässt. Die Rohrlänge beträgt 25 cm und die Schlauchklemme<br />
ist eine Elektroklemme mit 6 mm Durchmesser.<br />
Als Kupferlitze kann bevorzugt Messschnur verwendet<br />
werden, <strong>der</strong>en Isolierung zuvor abgezogen wird. Die Litze<br />
sollte zusätzlich verdrillt werden. Das wasserseitige<br />
Litzenende dann kurz verlöten. Bei diesem Kerzenboot<br />
handelt es sich um ein r<strong>eines</strong> Indoor-Boot. Im Freien ist<br />
kein Betrieb möglich, da <strong>der</strong> kleinste Windzug die Kerzenflamme<br />
aus <strong>der</strong> Heizkappe drängt bzw. löscht.<br />
Fotos und Zeichnung: Rüdiger Ufermann<br />
Anzeige<br />
Weitere Bücher und Baupläne unter:<br />
www.neckar-verlag.de<br />
66 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Bauanleitung<br />
Kerzenboot<br />
Silikonschlauch:<br />
Außen 5mm<br />
Innen 4mm<br />
Länge 40mm<br />
15mm breit 90mm lang<br />
Fixiergestänge<br />
Messingrohr<br />
4mm<br />
Innen 3mm<br />
Drahtseilklemme<br />
5mm<br />
(Kupferleitung<br />
Endkappe 22mm)<br />
Rohrlänge<br />
25cm<br />
Ausbuchtung:<br />
Leicht!! mit<br />
Seitenschnei<strong>der</strong><br />
einbringen!<br />
Bohrung<br />
4mm<br />
Anmerkung:<br />
Es handelt sich<br />
10ml Spritze<br />
Kupferkappe<br />
22mm<br />
Schraube<br />
Endständige<br />
Lötung<br />
Kupferlitze<br />
Elektroklemme<br />
Kupferlitze<br />
hier um Erfahrungswerte,<br />
die natürlich<br />
individuell geän<strong>der</strong>t<br />
werden können und<br />
je nach Material<br />
und Größe auch<br />
geän<strong>der</strong>t werden<br />
Füllstutzen<br />
(rohrintegral)<br />
Unterlegscheiben<br />
Optimale Teelicht Positionierung!!<br />
Mittiger Schlitz<br />
zur Rohraufnahme<br />
(außermittig!)<br />
müssen.<br />
(Schwerpunkt<br />
Boot)<br />
20mm<br />
Heck<br />
Kühlöffnung für Teelicht<br />
10cm<br />
bei hoher Umdrehungszahl<br />
und Bohrtiefenfixierung<br />
fräsen!<br />
7cm<br />
ca. 90mm<br />
lang<br />
3mm<br />
Gewindestange<br />
-Zeichnung nicht<br />
Lage vorher mit Bootschwerpunkt<br />
abgleichen dto.<br />
20cm<br />
Kupferkappe<br />
ca. 40mm<br />
Unterlegscheiben<br />
Fixier- und Kühlschiene (Alu)<br />
Vorgehen beim Befüllen: Elektroklemme leicht öffnen, Spritze in Silikonschlauch einbringen<br />
und Wasser eindrücken. Danach die Elektroklemme zudrehen und die Spritze abziehen.<br />
(Messkabel)<br />
Wasseroberfläche<br />
15mm<br />
Evtl. 3mm/4mm<br />
Unterlegscheiben<br />
(R. Ufermann)<br />
Teelicht<br />
Ausfräsung Teelicht:<br />
Am besten mit 8mm Bohrer<br />
Fixiergestänge<br />
maßstabsgetreu!-<br />
6mm innen<br />
Styrodur!<br />
(kein Styropor,<br />
zu zerbrechlich)<br />
ca. 8,5cm<br />
mit Fixiergestänge!<br />
Mutter<br />
Anzeige<br />
Mehr Informationen zu unseren Büchern<br />
unter: www.neckar-verlag.de<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 67
Gemälde des <strong>Dampf</strong>bootes SEEMÖVE<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Die ersten Flensburger<br />
<strong>Dampf</strong>schiffe<br />
Rolf Hoffmann<br />
Friedrich Mommse Bruhn, ein Flensburger Kaffeehändler,<br />
bestaunte während einer Geschäftsreise <strong>der</strong> Flensburger Förde sind an<strong>der</strong>s als die Bedingungen<br />
durften beför<strong>der</strong>t werden. Aber die Bedingungen auf<br />
im Sommer 1865 in Hamburg den dortigen florierenden<br />
auf <strong>der</strong> Alster in Hamburg. SEEMÖVE war nicht ausreichend<br />
<strong>Dampf</strong>er-Verkehr auf <strong>der</strong> Alster. Das geht auch in<br />
Flensburg, muss er sich gedacht haben. Er schloss mit<br />
dem Eisengießer Heinrich Jepsen und dem Kaufmann<br />
Wilhelm Frohne einen Vertrag „… behufs Befahrung <strong>der</strong><br />
flensburger Föhrde“. Bei <strong>der</strong> Hamburger Werft „Jannsen<br />
& Schmilinsky“ wurde ein kleiner <strong>Dampf</strong>er (Bild 1) bestellt.<br />
Das Schiff war 17 Meter lang, mit 32 BRT vermessen<br />
und traf am 25. April 1866 in Flensburg ein. Der<br />
Name war SEEMÖVE.<br />
Die Maschine des <strong>Dampf</strong>ers leistete 30-40 PS, es wurde<br />
eine Geschwindigkeit von 7 Knoten erreicht. Ab dem<br />
1. Mai 1866 dampfte die SEEMÖVE täglich nach Kollund,<br />
Ekensund, Gravenstein am Nordufer und Glücksburg<br />
und Sandwig am Südufer <strong>der</strong> Flensburger Förde.<br />
Der Menschenandrang zur ersten Fahrt war so groß,<br />
dass in Ekensund unter <strong>der</strong> Last <strong>der</strong> Besucher und einer<br />
Blaskapelle <strong>der</strong> gerade gebaute Anleger zusammenbrach.<br />
Die Sache ging glimpflich aus und tat dem Erfolg<br />
<strong>der</strong> ersten <strong>Dampf</strong>erfahrt keinen Abbruch. 100 Personen<br />
seetüchtig und wurde deshalb im Jahr 1874 wie-<br />
<strong>der</strong> verkauft. Ein interessantes Detail ist die Anordnung<br />
des Steuerrades. Es befindet sich in horizontaler Lage<br />
an <strong>der</strong> Kante <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Kabine, <strong>der</strong> Schiffsführer <strong>der</strong><br />
SEEMÖVE stützt sich darauf.<br />
Bruhns vergrößerte schon 1867 die Flotte um den <strong>Dampf</strong>er<br />
SEEADLER (Bild 2). Dieser <strong>Dampf</strong>er wurde mit seiner<br />
Raumaufteilung Vorbild für viele spätere <strong>Dampf</strong>schiffe <strong>der</strong><br />
Flensburger Förde. Im Vorschiff gab es eine Kajüte und<br />
einen kleinen La<strong>der</strong>aum, im hinteren Schiffsteil befanden<br />
sich <strong>der</strong> Salon und das Deck für Passagiere. Steuerrad<br />
und Kompass standen auf <strong>der</strong> Brücke im Freien, im<br />
Herbst, Winter und Frühling kein Platz für „Warmduscher“.<br />
Bauwerft <strong>der</strong> SEEADLER war wie<strong>der</strong> „Jannsen & Schmilinsky“<br />
in Hamburg.<br />
Ab 1869 verkehrte zusätzlich die HEINRICH ADOLPH<br />
(Bild 3) auf <strong>der</strong> Flensburger Förde. Das Schiff wurde in<br />
Kiel angekauft. Es war ausreichend seetüchtig, muss<br />
gut gelaufen sein und hatte offenbar immer die nötige<br />
Handbreit Wasser unter<br />
dem Kiel. Erst 1932, also<br />
Bild 1: <strong>Dampf</strong>boot SEEMÖVE nach 63 Jahren Einsatz auf<br />
<strong>der</strong> Förde, stellte man das<br />
Schiff außer Dienst und<br />
verschrottete es in Flensburg.<br />
Technische Daten/Einsatz<br />
bis 1868: 1867 auf <strong>der</strong><br />
Werft von Georg Howaldt,<br />
Kiel-Ellerbek, (Bau-Nr. 6)<br />
für die Ree<strong>der</strong>ei von Fried-<br />
68 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Bild 2: <strong>Dampf</strong>er SEEADLER<br />
rich Holm gebaut. 10,5 Commerzlasten/43,3<br />
BRT, 20,64<br />
x 3,75 x 2,05 m, Verbundmaschine<br />
mit 67 PSi, 9 Knoten,<br />
4 Mann Besatzung. 1867/68<br />
Einsatz im Liniendienst Kiel–<br />
Eckernförde, Ausflugsverkehr<br />
auf dem Ei<strong>der</strong>kanal. HEIN-<br />
RICH ADOLPH war später<br />
<strong>der</strong> erste <strong>Dampf</strong>er auf <strong>der</strong><br />
Flensburger Förde mit einem<br />
geschlossenen Ru<strong>der</strong>haus.<br />
Die Fotos <strong>der</strong> drei ersten<br />
Flensburger <strong>Dampf</strong>schiffe<br />
sind mit Sicherheit nicht<br />
per Zufall entstanden. Man<br />
war stolz auf die mo<strong>der</strong>ne<br />
Technik, auf das eigene<br />
Unternehmen. Es gab also<br />
beim Eintreffen <strong>eines</strong> neuen<br />
<strong>Dampf</strong>ers stets ein Foto-<br />
Shooting, 1867 keine Selbstverständlichkeit.<br />
Man sieht,<br />
dass die Schiffe immer an<br />
<strong>der</strong>selben Stelle abgelichtet<br />
wurden. Es musste möglichst<br />
hell und windstill sein. „Bitte<br />
recht freundlich, nicht bewegen!“,<br />
mag <strong>der</strong> Fotograf<br />
gerufen haben, bevor er für<br />
eine Sekunde die Kappe von<br />
<strong>der</strong> Linse s<strong>eines</strong> Apparates nahm und somit die Glasplatte<br />
belichtete.<br />
HEINRICH ADOLPH entwickelte sich zu einem bekannten<br />
und beliebten Fördeschiff. Im Volksmund „Hein<br />
Piep“ genannt, klapperte es um 1900 allmorgendlich, außer<br />
an Sonn- und Feiertagen, als „Schulschiff“ alle Stationen<br />
an <strong>der</strong> Innenförde ab und beför<strong>der</strong>te hauptsächlich<br />
Gymnasiasten und an<strong>der</strong>e Schüler zu ihren Schulen. Am<br />
Nachmittag ging es dann wie<strong>der</strong> mit Schülern retour zu<br />
den Anlegern <strong>der</strong> einzelnen Wohngebiete bzw. Orte am<br />
Fördeufer. Lorenz Thomsen war bis zum Jahr 1906 Kapitän<br />
<strong>der</strong> HEINRICH ADOLPH. Man sagte ihm nach, dass<br />
er alle „seine“ Schüler persönlich kennen würde. Er wartete<br />
mit dem Schiff auch schon mal auf einen verspäteten<br />
Schüler, o<strong>der</strong> fuhr morgens absichtlich langsam, damit<br />
seine Passagiere ihre Hausaufgaben fertig machen konnten.<br />
Sein Spitzname lautete „Käptn Rrrickwards“, weil er<br />
beim Anlegen nach einem kurzem Pfiff („Hein Piep“) immer<br />
laut: „Langsam!, Stopp!, Rrrickwards!“ kommandierte.<br />
Ob er dann dem Maschinisten auch noch „Stopp!“ befahl,<br />
ist nicht überliefert.<br />
Beim Abwracken <strong>der</strong> HEIN-<br />
RICH ADOLPH durch die<br />
Flensburger <strong>Firma</strong> Feldhaus<br />
im Jahr 1932 fand man im<br />
Kajütendach eine alte Spieluhr.<br />
Das Instrument war mit<br />
<strong>der</strong> Maschine gekoppelt und<br />
klimperte während <strong>der</strong> Fahrt<br />
fröhliche Weisen. Bei Rückwärtsfahrt<br />
des Schiffes wurde<br />
Bild 3: Fördedampfer HEINRICH ADOLPH,<br />
hier noch ohne Ru<strong>der</strong>haus<br />
manchmal das Abkoppeln vergessen, so dass die Spieluhr<br />
zum Vergnügen <strong>der</strong> Fahrgäste ihre Melodien rückwärts<br />
erklingen ließ.<br />
Die Zeit <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>er war in Flensburg nie völlig vorüber.<br />
Das Salondampfschiff ALEXANDRA (Bild 4), von einem<br />
Verein betreut, verkehrt regelmäßig auf <strong>der</strong> Förde, und<br />
im Rhythmus von 2 Jahren treffen sich seit 1993 immer<br />
im Juli viele Museumsdampfer des In- und Auslandes in<br />
Flensburg zum <strong>Dampf</strong> Rundum. Bei dieser Großveranstaltung<br />
sind stets auch <strong>Dampf</strong>boote, dampfgetriebene<br />
Straßen- und Schienenfahrzeuge sowie viele <strong>Dampf</strong>modellbauer<br />
dabei.<br />
Quellenangaben:<br />
Andreas Westphalen: Flensburger Fördeschifffahrt 1866–1975,<br />
2005 Verlag: H. M. Hauschild GmbH, Bremen<br />
G. U. Detlefsen, G. Moltsen, A. Schnei<strong>der</strong>:<br />
Vom <strong>Dampf</strong>boot zum Katamaran, Hauschild GmbH, Bremen<br />
Bild 1–3: Flensburger Schifffahrtsmuseum,<br />
mit freundlicher Genehmigung<br />
Bild 4: Rolf Hoffmann<br />
Bild 4: ALEXANDRA am Steg in Flensburg<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 69
<strong>Dampf</strong><br />
Bergbaumuseum<br />
Oelsnitz/Erzgebirge<br />
als technisches<br />
Denkmal<br />
1.800-PS-<strong>Dampf</strong>maschine<br />
und<br />
Ausstellung von<br />
Modellen<br />
Klaus-Uwe Hölscher<br />
B E R G B A U M U S E U M<br />
Oelsnitz im Erzgebirge<br />
Im Bundesland Sachsen gibt es den Ort Oelsnitz insgesamt<br />
dreimal: Oelsnitz im Vogtland, südlich von<br />
Plauen, Oelsnitz bei Großenhain, nördlich von Dresden<br />
und Oelsnitz im Erzgebirge bei Zwickau, dem unsere<br />
Aufmerksamkeit gelten soll. Die eingelagerten Steinkohlenflöze<br />
aus <strong>der</strong> Karbonzeit bildeten als wertvolle Bodenschätze<br />
die Grundlage für die Entstehung und Entwicklung<br />
Die <strong>Dampf</strong>lok erinnert an<br />
den früheren Eisenbahnanschluss<br />
zum Abtransport<br />
<strong>der</strong> ge för<strong>der</strong>ten<br />
Steinkohle<br />
des Oelsnitz-Lugauer Kohlenreviers.<br />
Nachdem im Jahre 1831<br />
durch Zufall Steinkohle an <strong>der</strong><br />
Erdoberfläche gefunden wurde,<br />
för<strong>der</strong>te 1844 <strong>der</strong> Zwickauer<br />
Unternehmer Karl Gottlob Wolf<br />
die erste Kohle aus nur neun Meter Tiefe. Ab 1871 wurden<br />
in <strong>der</strong> Hauptgrün<strong>der</strong>zeit viele tiefe Schächte in und<br />
um Oelsnitz gegraben. Nach 1900 waren zwei große Kapitalgesellschaften<br />
für den Kohlebergbau zuständig, die<br />
Gewerkschaften „Deutschland“ und „Gottes Segen“. Wegen<br />
<strong>der</strong> Erschöpfung <strong>der</strong> Vorkommen wurde <strong>der</strong> Bergbau<br />
1871 eingestellt.<br />
Heute weisen nur noch Reste <strong>der</strong> Übertageanlagen,<br />
inzwischen bewaldete Halden und alte Namen, auf die<br />
Bergbau-Tradition in Oelsnitz hin. Deshalb ist beson<strong>der</strong>s<br />
anzuerkennen, dass <strong>der</strong> ehemalige Kaiserin-Augusta-<br />
Schacht, benannt nach Augusta von Sachsen-Weimar,<br />
(1811–1890) <strong>der</strong> Gemahlin von Kaiser Wilhelm I., zu<br />
einem sehenswerten Bergbaumuseum umgestaltet wurde.<br />
Auch das Wappen <strong>der</strong> Stadt Oelsnitz weist auf die<br />
Bergbaugeschichte hin. Die eine Hälfte zeigt einen Berg-<br />
70 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
mann in Tracht und mit Grubenwerkzeug. Gegenüber<br />
deuten drei Erlen auf die slawische Herkunft des Ortsnamens<br />
hin. Oelsnitz heißt soviel wie „Ort am Erlenbach“<br />
und beruht auf dem altsorbischen Wort „Olesnica“. Erst<br />
ab Oktober 1990 konnte dieses historische Wappen wie<strong>der</strong><br />
verwendet werden, da zur DDR-Zeit alle Kommunen,<br />
Bezirke und Kreise das Staatswappen in ihren Siegeln<br />
zu führen hatten. Ebenso hieß <strong>der</strong> Kaiserin-Augusta-<br />
Schacht ab 1946 Karl-Liebknecht-Schacht (Mitbegrün<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> KPD im Jahre 1918).<br />
Schacht in 595 Meter Tiefe<br />
Fürst Otto Friedrich von Waldenburg ließ den Schacht<br />
von 1869 bis 1874 auf 313 Meter teufen, in den 1930er-<br />
Jahren erreichte er eine Tiefe von 595 Meter. Nach dem<br />
Ersten Weltkrieg wurde <strong>der</strong> gesamte Gruben- und Übertagebetrieb<br />
mo<strong>der</strong>nisiert. Pressluftbetriebene Pickhammer<br />
wurden eingeführt, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>turm gebaut und eine<br />
elektrische För<strong>der</strong>maschine installiert. Ab 1924 rüstete<br />
man die gesamte Grubenbelegschaft mit elektrischen<br />
Lampen aus. Der Zweite Weltkrieg hatte einen Mangel<br />
an Eisenbahnwaggons zur Folge, so dass für 500.000<br />
Reichsmark Kohle auf Vorrat geför<strong>der</strong>t wurde. Am 15.<br />
Mai 1945 konnte jedoch wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> erste Kohlenzug mit<br />
400 t nach Chemnitz fahren. Den ersten Eisenbahnanschluss<br />
hatte <strong>der</strong> Kaiserin-Augusta-Schacht schon im<br />
Jahre 1875 erhalten. Eine <strong>Dampf</strong>lok <strong>der</strong> Baureihe 52,<br />
Baujahr 1944, steht als technisches Großdenkmal vor<br />
dem Bergbaumuseum und verdeutlicht, wie wichtig die<br />
Eisenbahn als Transportmittel war. Die Lok hat die Nummer<br />
528199-3 und wurde von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Arnold Jung in<br />
Jungenthal gebaut.<br />
Allgemein bekannt sind die schwierigen Arbeitsverhältnisse<br />
und großen Gefahren, denen Bergarbeiter im Untertagebau<br />
ausgesetzt sind. Hitze, Staub, schlagende<br />
Wetter und Einbrüche von Stollen sind nur einige Beispiele.<br />
Untertage austretendes Grubengas (Methan),<br />
welches mit Luft hochexplosiv reagiert, führte am 24.<br />
Januar 1921 auf dem „Friedensschacht“ zu einem<br />
schweren Unglück. Bergleute, die wegen <strong>der</strong> Hitze in<br />
den Stollen meist nackt arbeiteten, erlitten schwerste<br />
Verbrennungen. Die von den Rettungsmannschaften<br />
verletzt Geborgenen wurden auf dem Werksplatz medizinisch<br />
notversorgt und dann ins Krankenhaus gefahren.<br />
Am Ende dieses „schwarzen Tages“ waren 54 Tote zu<br />
beklagen, an die ein Ehrenmal auf dem Oelsnitzer Friedhof<br />
erinnert.<br />
Steinkohlewald aus <strong>der</strong> Karbonzeit<br />
Im Bergbaumuseum kann man seit Oktober 2010 anschaulich<br />
erfahren, wie Steinkohle entstanden ist. Anhand<br />
fossiler Funde aus den Oelsnitzer Kohlegruben<br />
ist ein Steinkohlewald mit seiner ganzen Pflanzenvielfalt<br />
nachgestaltet. Vor etwa 300 Millionen Jahren in <strong>der</strong><br />
Karbonzeit herrschte ein feuchtwarmes Klima mit üppiger<br />
Vegetation. Schuppen- und Siegelbäume, Baumfarne<br />
und Schachtelhalme wuchsen. Die abgestorbenen<br />
Pflanzen entwickelten sich in Sümpfen zu Torfschichten.<br />
Durch Anreicherung von Kohlenstoff wurde aus dem<br />
Torf Braun- und später Steinkohle. Von 1844 bis 1971<br />
wurden im Lugau-Oelsnitzer-Revier insgesamt 142 Millionen<br />
t Steinkohle geför<strong>der</strong>t. Das ergibt 2,84 Millionen<br />
Güterwaggons mit einer Ladung von jeweils 50 t. Diese<br />
kaum vorstellbare Menge hätte gereicht, um einen<br />
Technische Daten <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>för<strong>der</strong>maschine<br />
im Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge<br />
<strong>Dampf</strong>maschine von 1923 mit ca. 1.800 PS zur<br />
Steinkohleför<strong>der</strong>ung bis 1971 in Betrieb<br />
Bauart:<br />
Liegende Zwillings-<strong>Dampf</strong>maschine<br />
mit Ventilsteuerung<br />
Hersteller: Gutehoffnungshütte Sterkrade =<br />
Oberhausen<br />
Baujahr: 1923<br />
Zylin<strong>der</strong>weite:<br />
2 × 750 mm<br />
Hub:<br />
1600 mm<br />
Schwungrad-Durchmesser: 6 Meter (=Koepe-Scheibe)<br />
Drehzahl:<br />
0–60 U/min<br />
Frischdampfdruck: 13 atü<br />
Leistung:<br />
ca. 1.800 PS<br />
In Betrieb bis: 1971<br />
För<strong>der</strong>ung:<br />
3.000–4.000 t Steinkohle<br />
pro Tag mit 18 m/sek<br />
Personenför<strong>der</strong>ung: 8 m/sek<br />
Abdampf für Raumheizung und Beheizung <strong>der</strong> Werkbahn-Weichen im<br />
Winter<br />
Der deutsche Maschineningenieur Friedrich Koepe entwickelte mit<br />
seiner Treibscheibe das Prinzip des endlosen Seiles, da mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Schachttiefe die Seiltrommeln immer größer wurden.<br />
Vergleichbar mit <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>maschine in Oelsnitz ist die <strong>Dampf</strong>maschine<br />
im Kaliwerk „Glückauf“ in Son<strong>der</strong>shausen/Th. Sie<br />
wurde 1896 von <strong>der</strong> Gutehoffnungshütte gebaut und 1925–1927<br />
auf Koepe-Scheibe umgerüstet. Zylin<strong>der</strong>weite 2 x 805 mm, Hub<br />
1600 mm; Leistung 1.000 PS<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 71
Damm von 3 Meter Breite und 1 Meter Höhe rund um<br />
den ca. 40.000 km langen Äquator aufzuschütten!<br />
Herzstück des Bergbaumuseums in Oelsnitz ist eine liegende<br />
Zweizylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine. Sie wurde 1923 von<br />
<strong>der</strong> Gutehoffnungshütte Sterkrade (Ortsteil von Oberhausen/NRW)<br />
als För<strong>der</strong>maschine für Schacht 1 von<br />
Vereinigt feld gebaut. 1933 wurde sie umgesetzt auf den<br />
auf 588 Meter vertieften Kaiserin-Augusta-Schacht, zusätzlich<br />
zu <strong>der</strong> 1923 dort installierten elektrischen Turmför<strong>der</strong>maschine.<br />
Eindrucksvoll ist auch <strong>der</strong> Umformersaal<br />
mit seinem 16,7 m langen und 5,9 m breiten Leonhard-<br />
Umformer. Er wandelte Dreh- in Gleichstrom um, wobei<br />
die Stromspannung dem schwankenden Energiebedarf<br />
<strong>der</strong> elektrischen Turmför<strong>der</strong>maschine angepasst wurde.<br />
Die Zwillings-Gegendruck-<strong>Dampf</strong>maschine mit Ventilsteuerung<br />
leistete ca. 1.800 PS und war bis 1971 in Betrieb.<br />
Pro Tag för<strong>der</strong>te sie 3.000 bis 4.000 t Steinkohle mit 18<br />
m/sek. Die Personenbeför<strong>der</strong>ung verlief aus Sicherheitsgründen<br />
mit 8 m/sek deutlich langsamer. Der Abdampf<br />
wurde für die Raumheizung und Beheizung <strong>der</strong> Werkbahn-Weichen<br />
im Winter genutzt, eine sinnvolle Art <strong>der</strong><br />
Energieeinsparung bzw. Verwendung.<br />
An den jährlichen <strong>Dampf</strong>tagen in Oelsnitz<br />
präsentieren die Modelbauer ihre Schätze<br />
<strong>Dampf</strong>trasse zur Energieversorgung<br />
Mit Heizenergie in Form von Wasserdampf versorgte auch<br />
das Kraftwerk des „Kaiserin-Augusta-Schachtes“ an<strong>der</strong>e<br />
Schächte und Betriebe. Innerhalb <strong>der</strong> Stadt Oelsnitz hatte<br />
die dafür errichtete <strong>Dampf</strong>trasse eine Länge von über<br />
5 Kilometer. Um Wärmeverluste zu reduzieren, wurde die<br />
250 mm Hauptleitung mit Schlackenwolle, Teerpappe und<br />
später Aluminiumblech isoliert. Dennoch taute im Winter<br />
in 2 bis 3 Meter rund um die <strong>Dampf</strong>trasse <strong>der</strong> Schnee<br />
weg. Bis zum Aufkommen leistungsstärkerer <strong>Dampf</strong>turbinen<br />
waren in Oelsnitz mehrere <strong>Dampf</strong>maschinen in Betrieb,<br />
die aber heute nicht mehr erhalten geblieben sind.<br />
Die „Deutschlandschächte“ hatten seit 1895 ein eigenes<br />
Kraftwerk mit zwei <strong>Dampf</strong>maschinen von je 250 PS. Im<br />
„Erzgebirgischen Elektrizitätswerk“ von Oelsnitz trieben<br />
ab 1900 drei <strong>Dampf</strong>maschinen von je 400 PS die Generatoren<br />
an, mussten aber schon ab 1907 den weitaus<br />
stärkeren <strong>Dampf</strong>turbinen Platz machen. Die Feuerung<br />
<strong>der</strong> Kessel erfolgte natürlich mit Steinkohle. Holz, meist<br />
Fichte und Kiefer, wurde reichlich zum Ausbau <strong>der</strong> Stollen<br />
gebraucht. Der Steinkohlenbergbau in Sachsen brauchte<br />
in den 1930er-Jahren jährlich 175 000 Festmeter Holz im<br />
Wert von 3,5 Millionen Reichsmark. Als <strong>der</strong> Holzausbau<br />
immer mehr vom Eisenausbau abgelöst wurde, fraß <strong>der</strong><br />
Bergbau nicht mehr ganze Wäl<strong>der</strong>.<br />
Vielseitiges Programm<br />
Doch zurück zum Bergbaumuseum in Oelsnitz: Vom 50<br />
Meter hohen För<strong>der</strong>turm hat man einen herrlichen Rundblick<br />
auf das Schachtgelände. Ebenso eindrucksvoll sind<br />
die originalgetreu nachgebauten Strecken, in denen man<br />
die schwere und gefährliche Arbeit <strong>der</strong> Bergleute nachempfinden<br />
kann. Die imposanten Abbruch- und För<strong>der</strong>maschinen<br />
verursachen ohrenbetäubenden Lärm. Das<br />
Museum bietet ein umfangreiches Angebot, das von Führungen<br />
über Mitmachaktionen und Kin<strong>der</strong>geburtstage bis<br />
zu Ferienprogrammen reicht. Außerdem gehören eine deftige<br />
Bergmannsvesper, eine Schatzsuche zum Aufspüren<br />
des Schwarzen Goldes in <strong>der</strong> Grube und eine Dunkelführung<br />
allein mit einer Kopflampe zu den Attraktionen. Das<br />
Museum versteht sich auch als Kulturbühne, indem es<br />
musikalische und literarische Veranstaltungen durchführt.<br />
Auch besteht die Möglichkeit für Firmenevents und private<br />
Feiern inmitten einer Industriearchitektur mit Charme.<br />
<strong>Dampf</strong>tag als Attraktion<br />
Blick in den Umformersaal zur Umwandlung von Dreh- in Gleichstrom<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Event ist <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>tag, <strong>der</strong> am 22. September<br />
2013 bereits zum fünften Mal stattgefunden hat.<br />
Hier trafen sich Modellbauer aus den neuen Bundeslän-<br />
72 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Dampf</strong>maschinen vom Enkelsohn <strong>der</strong><br />
früheren <strong>Firma</strong> Bischoff aus Dresden<br />
Eindrucksvolles Gespann: <strong>Dampf</strong>lokomobile<br />
mit <strong>Dampf</strong>walze auf Tiefla<strong>der</strong><br />
<strong>Dampf</strong>lok mit Steinkohle befeuert von Frank Lindner aus<br />
Hohenstein-Ernstthal<br />
<strong>der</strong>n und führen ihre dampfbetriebenen Kostbarkeiten<br />
vor. Im Umformersaal des übertägigen ehemaligen<br />
Schachtgebäudes werden zahlreiche Modelle präsentiert.<br />
Hier nur ein Beispiel für die vielen Exponate: Von<br />
1901 bis zur Bombardierung im Jahre 1945 gab es in<br />
Dresden die Werkstatt für Modellmaschinen Gebrü<strong>der</strong><br />
Bischoff. Der Enkel Manfred Bischoff aus Nie<strong>der</strong>schöna/<br />
Sachsen setzt die Tradition seiner großväterlichen <strong>Firma</strong><br />
fort, da er etliche Originalteile aus dem Fundus des<br />
Dresdner Betriebes retten konnte.<br />
Auf dem Freigelände des Bergbaumuseums Oelsnitz<br />
verkehrte ein Modell-<strong>Dampf</strong>traktor mit zwei Anhängern.<br />
Die 3-kg-Propangasflasche zur Beheizung des Kessels<br />
reicht für ca. 2,5 Betriebsstunden aus. Beson<strong>der</strong>s die<br />
jüngsten Besucher fahren gern mit diesem <strong>Dampf</strong>gefährt<br />
von „Sigis <strong>Dampf</strong>team“ aus Dresden mit. Das gilt ebenso<br />
für die Steinthaler Kleinbahn von Frank Lindner aus<br />
Hohenstein-Ernstthal. Diese mit Steinkohle befeuerte<br />
<strong>Dampf</strong>lok fährt auf einem Schienenrondell, das er selbst<br />
zu den Ausstellungen mitbringt und aufbaut. Um auch<br />
Schiffsmodelle vorführen zu können, hatte die Freiwillige<br />
Feuerwehr Oelsnitz eine mit Planen abgedichtete große<br />
Absetzmulde mit Wasser gefüllt. In diesem „Revier“ zog<br />
ein propangasbetriebenes <strong>Dampf</strong>boot per Fernsteuerung<br />
durch seinen Besitzer seine Kreise.<br />
Wie sich aus Gesprächen mit einigen Ausstellern ergab,<br />
ist bei den <strong>Dampf</strong>modellbauern mittlerweile eine gewisse<br />
Überalterung festzustellen. So mussten beim <strong>Dampf</strong>tag<br />
in Oelsnitz einige <strong>Dampf</strong>technik-Liebhaber aus Krankheitsgründen<br />
ihre Teilnahme absagen. Vielleicht fehlt es<br />
auch deshalb an Nachwuchs, weil bei <strong>der</strong> jüngeren Generation<br />
heute die Computertechnik eine größere Resonanz<br />
findet. So treffen sich bei den <strong>Dampf</strong>tagen meist<br />
ältere Modellbau-Experten, die sich untereinan<strong>der</strong> recht<br />
gut kennen und eine große „Familie“ bilden. Vermutlich<br />
hat es die Oldtimer-Traktor-Szene etwas besser und findet<br />
mehr Zuspruch. In Oelsnitz waren einige historische<br />
Schlepper zu besichtigen, einige Lanz Bulldogs (u. a. ein<br />
Lanz-Typ „Mops“ aus den 1920er-Jahren) sowie Ursusund<br />
Eicher-Schlepper.<br />
Ausstellung zur Grubenfeuerwehr<br />
Propangas-<strong>Dampf</strong>traktor von „Sigis <strong>Dampf</strong>team“ aus Dresden<br />
Der rührige För<strong>der</strong>verein des Bergbaumuseums Oelsnitz<br />
gibt nicht nur die anspruchsvolle Zeitschrift „Die Turmstütze“<br />
heraus, son<strong>der</strong>n hat auch eine Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
über die Geschichte und Technik <strong>der</strong> Grubenfeuerwehr<br />
organisiert. Dargestellt wird u. a. die Entwicklung<br />
von Atemschutzgeräten, die beim Einsatz <strong>der</strong> Rettungskräfte<br />
untertage lebenswichtig waren. Auch eine Vierrad-<br />
Handdruckspritze <strong>eines</strong> privaten Sammlers (Baujahr um<br />
1840), eine Fla<strong>der</strong>-Tragkraftspritze „Siegerin“ von 1938<br />
und ein Horch-Mannschaftswagen mit Fla<strong>der</strong>-Vorbaupumpe<br />
werden gezeigt. Ein ähnliches Löschfahrzeug besaß<br />
die Oelsnitzer Grubenwehr. Das Horch-Museum in<br />
Zwickau stellte das wertvolle Exponat als Leihgabe für<br />
die Ausstellung zur Verfügung.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 73
Fazit: Das Bergbaumuseum Oelsnitz beeindruckt durch<br />
die Vielseitigkeit seiner Anlagen, Exponate und Initiativen.<br />
So ist über das ganze Jahr ein Besuch dieses technischen<br />
Denkmals empfehlenswert. Somit lohnte sich auch auf<br />
jeden Fall die weite Anreise des Verfassers aus Leer/<br />
Ostfriesland nach Oelsnitz im Erzgebirge.<br />
„Herkules-Sägegatter“ von 1925 aus dem Sägewerk Gebr. Oelsner<br />
in Bergwerkmuseum Oelsnitz<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Attraktion war natürlich beim <strong>Dampf</strong>tag<br />
die Vorführung <strong>der</strong> bereits beschriebenen 1.800-PS-<br />
<strong>Dampf</strong>maschine zur För<strong>der</strong>ung von Steinkohle und Personal.<br />
Mit einem Elektromotor anstelle des ursprünglichen<br />
<strong>Dampf</strong>antriebs werden die Kolben in Bewegung gesetzt.<br />
Auf dem Hof hinter dem Maschinenhaus und Umformersaal<br />
ist eine Sägewerksanlage <strong>der</strong> früheren <strong>Firma</strong> Gebrü<strong>der</strong><br />
Oelsner aus Burkhardtsdorf/Sachsen aufgebaut. Zur<br />
ursprünglich durch Wasserkraft, nach 1945 durch Elektromotor<br />
angetriebenen Anlage gehören zwei Sägegatter.<br />
Das „Herkules-Gatter“ mit einer lichten Rahmenweite von<br />
45 cm wurde um 1925 von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Carl Hoffmann in<br />
Aue gebaut.<br />
✂<br />
Adresse:<br />
Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge<br />
Pflockenstraße<br />
09376 Oelsnitz/Erzgebirge<br />
Telefon +49(0)37298/9394-0<br />
Fax: +49(0)37298/9394-49<br />
Homepage: www.bergbaumuseum-oelsnitz.de;<br />
E-Mail: info@bergbaumuseum-oelsnitz.de<br />
Öffnungszeiten: Die. bis So. 10.00 Uhr–17.00 Uhr (letzte<br />
Führung 16.00 Uhr)<br />
Mo.: geschlossen (außer an bundesweiten Feiertagen)<br />
Vom 25.12.–30.12. geöffnet von 13.00–16.00 Uhr<br />
Schließtage: 24.12. und 31.12. sowie 2.–4. Kalen<strong>der</strong>woche<br />
des Jahres.<br />
Für Gruppen nach Absprache auch individuelle Öffnungszeiten.<br />
Wichtig: keine Altersbeschränkung für die Befahrung<br />
des Schaubergwerkes. Alle Museumsbereiche sind<br />
barrierearm bzw. barrierefrei, auch das Schaubergwerk!<br />
Alle Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />
✂<br />
74 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Historie<br />
1<br />
Christian Schwarzer<br />
MIT VOLLDAMPF<br />
INS INDUSTRIEZEITALTER<br />
o<strong>der</strong>: Wie ein Sonntagsspaziergang im Sommer 1765 die Welt verän<strong>der</strong>te<br />
Im Science Museum in London kann man das Modell<br />
heute noch studieren: „Originalversuchsapparat<br />
James Watts mit abgeson<strong>der</strong>tem Kondensator,<br />
1765“, steht auf dem Schild darunter. Knapp vier Jahre<br />
später, im Januar 1769, erhielt James Watt dafür sein<br />
weltberühmtes Patent über „eine neu erfundene Methode<br />
zur Herabsetzung des <strong>Dampf</strong>- und Brennstoffverbrauchs<br />
in Feuermaschinen.“ Die <strong>Dampf</strong>maschine war geboren.<br />
Unabhängig von <strong>Dampf</strong>- und Wasserkraft konnten fortan<br />
an jedem Ort und zu je<strong>der</strong> Zeit Maschinen und Rä<strong>der</strong> angetrieben<br />
werden. Ein uralter Traum <strong>der</strong> Menschheit war<br />
in Erfüllung gegangen.<br />
„Es kam mir <strong>der</strong> Gedanke, dass <strong>Dampf</strong>, ein elastischer<br />
Körper, sich in einen luftleeren Raum hineinstürzen würde<br />
und dass, wenn man den Zylin<strong>der</strong> mit einem luftleeren<br />
Raum verbände, er dort hineinstürzen müsste, wo man<br />
ihn kondensieren könne, ohne dass es notwendig sei, den<br />
Zylin<strong>der</strong> abzukühlen.“<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 75
2<br />
Mit diesen Worten schil<strong>der</strong>te James Watt später einem<br />
Freund die geniale Idee, die ihm während <strong>eines</strong> Sonntagsspazierganges<br />
im Sommer 1765 in Glasgow Green<br />
plötzlich durch den Kopf geschossen war. Seit Jahren<br />
hatte er darüber nachgegrübelt, wie sich <strong>der</strong> Wärmeverlust<br />
<strong>der</strong> verschiedenen, längst existierenden „Feuermaschinen“<br />
am besten vermeiden ließe. Denn so, wie diese<br />
„<strong>Dampf</strong>fresser“ bisher funktionierten, brauchten sie nach<br />
den bissigen Bemerkungen von Zeitgenossen „ein eigenes<br />
Kohlenbergwerk, um sie zu betreiben, und eine eigene<br />
Eisenmine, um sie herzustellen“. Sie waren in großer<br />
Anzahl in den Bergbaugebieten im Einsatz und pumpten<br />
das Wasser aus den Stollen <strong>der</strong> Bergwerke, die in Cornwall<br />
bis unter den Meeresboden reichten und ohne ständige<br />
Entwässerung innerhalb weniger Tage „abgesoffen“<br />
wären. Es waren riesige Maschinen, die in festen Maschinenhäusern<br />
eingebaut waren, die man heute noch in <strong>der</strong><br />
Landschaft stehen sieht (Bild 1).<br />
James Watt war damals 29 Jahre alt und als Instrumentenmacher<br />
an <strong>der</strong> Universität Glasgow tätig. Bisher hatte<br />
er sich mehr schlecht als recht durchgeschlagen. Zuerst<br />
als Gehilfe in <strong>der</strong> väterlichen Werkstatt in Cartsdyke, wo<br />
er sich vor allem für Navigationsinstrumente interessierte.<br />
Dann in London als Lehrling bei einem Apparatebauer, wo<br />
er viel zu arbeiten und wenig zu essen hatte. Ein glücklicher<br />
Zufall führte ihn dann an das Glasgower College.<br />
Er erhielt die Erlaubnis, im Saal <strong>der</strong> Universität eine eigene<br />
Werkstatt einzurichten. Als es ihm gelang, einmal ein<br />
defektes Modell <strong>der</strong> neuen Newcomb’schen atmosphärischen<br />
Maschine wie<strong>der</strong> in Ordnung zu bringen, war das<br />
unter den Professoren <strong>der</strong> Universität Tagesgespräch.<br />
James Watt machte sich längst seine eigenen Gedanken<br />
über die „Feuermaschinen“. Er kam bald dahinter,<br />
warum sie so unrentabel arbeiteten, dass gut drei Viertel<br />
<strong>der</strong> erzeugten Wärmeenergie verpufften. Ursache des<br />
Übels war, dass <strong>der</strong> in den Zylin<strong>der</strong> geströmte <strong>Dampf</strong><br />
nach Schließen des Ventils möglichst schnell mit kaltem<br />
Wasser kondensiert werden musste, damit <strong>der</strong> atmosphärische<br />
Außendruck den Kolben nach unten drücken und<br />
die benötigte Arbeit verrichten konnte. Dabei kühlten auch<br />
Zylin<strong>der</strong>wandung und Kolben fast bis auf Außentemperatur<br />
ab. Der größte Teil <strong>der</strong> eingebrachten Wärme floss mit<br />
dem Kühlwasser und dem Kondensat ab.<br />
Watt wusste bald, worauf es ankam: den Zylin<strong>der</strong> möglichst<br />
konstant heiß zu halten und gleichzeitig die Temperatur<br />
des <strong>Dampf</strong>es auf die Temperatur <strong>der</strong> Außenluft herab<br />
zudrücken. Gleichzeitig! Das war das Problem. Und diese<br />
Erkenntnis war <strong>der</strong> erste Schritt zur Lösung des Problems.<br />
Es war <strong>der</strong> geniale Einfall! Watt lernte Physik, von <strong>der</strong> er<br />
bisher kaum die Grundbegriffe kannte. Die Universität bot<br />
ihm die Gelegenheit, sein Wissen zu erweitern und mit<br />
Fachleuten zu diskutieren. Fünf Jahre brütete er über <strong>der</strong><br />
Lösung. Bis zu dem bewussten Sommerspaziergang im<br />
Jahre 1765, bei welchem er plötzlich den Einfall hatte, den<br />
Zylin<strong>der</strong> mit einem zweiten luftleeren Raum zu verbinden,<br />
in den <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong> hineinströmen musste. In diesem zweiten<br />
Behälter ließ sich <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong> tatsächlich auch kondensieren,<br />
ohne dass man den Zylin<strong>der</strong> vorher abkühlen<br />
musste. Er hatte die Lösung gefunden, alles an<strong>der</strong>e waren<br />
Versuche und Schlosserarbeit.<br />
So entstand James Watts revolutionäres Modell mit „abgeson<strong>der</strong>tem<br />
Kondensator“. Die neue Maschine arbeitete<br />
mit <strong>der</strong>selben Kohlenmenge viermal solange wie alle<br />
herkömmlichen „Feuermaschinen“. Trotzdem vergingen<br />
noch Jahre, die den Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> „<strong>Dampf</strong>maschine“ an den<br />
Rand des Ruins brachten. Erst 1774 fand er den geeigneten<br />
Partner in <strong>der</strong> Person des damals bedeutendsten<br />
englischen Industriellen Matthew Boulton. Die erste<br />
<strong>Dampf</strong>maschinenfabrik <strong>der</strong> Welt, Boulton and Watt, entstand<br />
und lieferte Maschinen in die ganze Welt.<br />
Die Maschinen hatten einen riesigen Erfolg und wurden<br />
teilweise nicht verkauft, son<strong>der</strong>n Watt ließ sich die Kosten<br />
76 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
des ersparten Brennstoffs auszahlen. Dazu<br />
kam, dass Watt den Zylin<strong>der</strong> umbaute und nun<br />
den <strong>Dampf</strong> von beiden Seiten auf den Kolben<br />
wirken ließ. Die Kraft <strong>der</strong> Maschine war jetzt<br />
nicht mehr vom Luftdruck abhängig, son<strong>der</strong>n<br />
vom Druck des <strong>Dampf</strong>es im Kessel. Dann fügte<br />
er <strong>der</strong> Maschine ein Schwungrad hinzu, eine<br />
komplizierte Steuerung, und übernahm den<br />
Regulator, <strong>der</strong> schon bei früheren Maschinen<br />
eingesetzt wurde. Aus <strong>der</strong> „Feuermaschine“ war<br />
eine regulierbare Kraftquelle geworden, die sich<br />
an jedem beliebigen Ort montieren und betreiben<br />
ließ und eine gleichmäßige, je<strong>der</strong>zeit abrufbare<br />
Drehbewegung lieferte. Sie war die ideale<br />
Antriebsmaschine für Spinnrä<strong>der</strong>, Webstühle,<br />
Dreh- und Schleifmaschinen und weitere tausende<br />
von Anwendungen (Bild 2).<br />
Gleichzeitig mit dem Bau immer neuer Maschinen<br />
wurden die Gießereien sicherer in <strong>der</strong> Erzeugung<br />
<strong>der</strong> benötigten Gussstücke, beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong>, und die mechanischen Werkstätten konnten<br />
mit verbesserten Werkzeugmaschinen schnellere und<br />
genauere Bearbeitung <strong>der</strong> Teile sicherstellen. Eine dieser<br />
Maschinen, die sehr schnell berühmt wurden, war die<br />
„Lap Engine“, die heute ebenfalls im Science Museum<br />
steht (Bild 3). Sie wurde 1788 gebaut und war die erste<br />
Maschine, die offiziell mit ihrer Leistung in PS angegeben<br />
wurde, da die Kunden immer wie<strong>der</strong> fragten: „Wieviele<br />
Pferde wird Ihre Maschine ersetzen?“ Diese Art von<br />
Maschinen wurde in <strong>der</strong> Regel von Pferdegöpeln angetrieben.<br />
Die „Lap Engine“ wurden unter an<strong>der</strong>em für den<br />
Antrieb von Schleif- und Läpp maschinen in Matthew Boultons<br />
Soho Manufactory in Birmingham eingesetzt.<br />
3<br />
Der Bau <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>maschinen und die Entwicklung leistungsfähigerer<br />
und genauerer Werkzeugmaschinen war<br />
ein Prozess, <strong>der</strong> sich gegenseitig befruchtete und antrieb.<br />
Der englische Maschinenbau erreichte Spitzenniveau und<br />
war viele Jahre lang allen europäischen Konkurrenten<br />
weit voraus. Die deutschen, und alle an<strong>der</strong>en, Maschinenbauer<br />
und Gießereibesitzer pilgerten nach England,<br />
um dort offen o<strong>der</strong> heimlich, „Anregungen“ für ihre eigene<br />
Produktion zu holen. Englische Monteure, Maschinenkonstrukteure<br />
und Unternehmer waren in <strong>der</strong> aufstrebenden<br />
europäischen Industrie die gefragtesten Leute.<br />
Reproduktionen: Christian Schwarzer<br />
Anzeige<br />
WALSCHAERT/HEUSINGER-<br />
STEUERUNG<br />
für <strong>Dampf</strong>l okomotiven im Maßstab 1:11 (5 Zoll)<br />
Umfang 80 Seiten, DIN A4<br />
Best.-Nr. 129<br />
Preis € 16,90 [D]<br />
Neckar-Verlag GmbH • 78045 VS-Villingen<br />
Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-48 (Fax -50)<br />
bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />
<strong>Journal</strong> 77 <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> §§/2011 77
Das „Labor“ zur<br />
Qualitätskontrolle.<br />
<strong>Dampf</strong><br />
Helmut Harhaus<br />
Die Kornbrennerei<br />
Vogelsang in Hilden<br />
Die alte Kornbrennerei in Hilden (bei Düsseldorf)<br />
ist ein Teil des Wilhelm-Fabry-Museums. Das<br />
Museum liegt etwas verborgen. Doch wer einmal<br />
den Weg hierhin gefunden hat, wird schon durch den<br />
ungewöhnlichen Ausstellungsort belohnt: In <strong>der</strong> „<strong>Dampf</strong>kornbranntwein-Brennerei<br />
Vogelsang“ an <strong>der</strong> Benrather<br />
Straße in Hilden wurde seit 1864 Korn gebrannt. Nach<br />
mehrjährigem Dornröschenschlaf seit <strong>der</strong> Stilllegung<br />
1979 wurde die Anlage 1985 vom „För<strong>der</strong>kreis des Museums<br />
<strong>der</strong> Stadt Hilden“ – heute Museums- und Heimatverein<br />
Hilden e. V. – als geeigneter Standort für ein Museum<br />
vorgeschlagen und konnte 2009 <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
präsentiert werden.<br />
Der Wundarzt WILHELM FABRY wurde am 25. Juni<br />
1560 in Hilden geboren und starb am 15. Februar 1634<br />
in Bern. Seit dem Mittelalter bis in die zweite Hälfte des<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts erlernten diese frühen „Ärzte“ ihren<br />
Handwerksberuf bei Barbieren, nannten sich „Ba<strong>der</strong>“<br />
o<strong>der</strong> beim Militär „Feldscher“ und waren die ersten Chirurgen.<br />
Er nannte sich später selbst in seinen Büchern<br />
GUILHELMUS FABRICIUS HILDANUS und war wohl <strong>der</strong><br />
bedeutendste Mann, den Hilden hervorgebracht hat. Er<br />
war ein Mediziner <strong>der</strong> ersten Stunde und seiner Zeit um<br />
Jahre voraus. Er sammelte das Wissen um die Anatomie<br />
und veröffentlichte es in hoch geachteten Schriften.<br />
Die Ärzte schätzten ihn und die umfangreiche, in einem<br />
dicken Folianten vereinte Sammlung seiner Schriften.<br />
78 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Im Dachgeschoss wurde das Korn in Säcken gelagert.<br />
Eine Etage tiefer wurde das Korn gereinigt und aufbereitet.<br />
Große Bottiche waren die Lagertanks von einst.<br />
Die stationäre <strong>Dampf</strong>maschine<br />
FABRY war zu seiner Zeit <strong>der</strong> größte deutsche Wundarzt<br />
und hatte in vielen Dingen Bahnbrechendes geleistet.<br />
Das Museumsareal besteht aus zwei Gebäuden. In einem<br />
1867 fertiggestellten Ziegelbau befindet sich die historische<br />
Kornbrennerei. Die ehemaligen Geschäfts- und<br />
Lagerräume <strong>der</strong> Kornbrennerei wurden zu Ausstellungsräumen,<br />
einem Vortragsraum und Räumen für die Museumsleitung<br />
und -verwaltung umgebaut. Zu diesem musealen<br />
Komplex gehört auch die ehemalige Kornbrennerei<br />
zu Hilden. Die Sammlung bietet einen eindrucksvollen<br />
Einblick in die Produktionsabläufe einer Schnapsbrennerei.<br />
Der Schnaps gehörte hier unabdingbar zur Region:<br />
Er gehört zum Bergischen Land wie die Wupper o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Regen: <strong>der</strong> „Fuhrmanns-Kloare“ – <strong>der</strong> „Klare“, <strong>der</strong> „Kurze“.<br />
Ein „kletsch naater koller Kloare“ (klatsch nasser kalter<br />
Klare) passt immer noch ...<br />
In dieser alten Brennerei ist einfach die Zeit stehengeblieben.<br />
Geräte, Maschinen und Einrichtungen sind so<br />
zu bestaunen, wie sie ausgeschaltet wurden. Ja, selbst<br />
die Zollmarken sind an den Brenngeräten noch ordentlich<br />
mit Plomben in preussischer Manier angebracht. Das<br />
Korn wurde in beeindruckenden Mengen angeliefert und<br />
auf den Dachboden beför<strong>der</strong>t. Gemahlen und sortiert rieselte<br />
es dann von Station zu Station nach unten, um im<br />
großen Maisch-Kessel zu landen. Bei <strong>der</strong> Gärung entwickelte<br />
sich aus Zucker <strong>der</strong> begehrte Alkohol. Über schier<br />
endlose Rohrleitungen wurde diese Masse zu verschie-<br />
Die Destillationsapparate reichen über zwei Stockwerke 79
Aufwändige<br />
Transmissionen<br />
durchziehen die<br />
Räume.<br />
Maischepumpe<br />
In Steingutfässern<br />
wurden destillierte<br />
Essenzen o<strong>der</strong><br />
Öle gelagert.<br />
denen Stationen und in Tanks gepumpt, dabei aufbereitet<br />
und gereinigt. Dann begann <strong>der</strong> Brennvorgang. In haushohen<br />
Destillationsapparaten wurde die Maische erhitzt.<br />
Mit steigen<strong>der</strong> Temperatur begannen die enthaltenen<br />
Flüssigkeiten jeweils bei ihren Siedepunkten zu verdampfen.<br />
Ab 78° C wird’s interessant, denn dann beginnt <strong>der</strong><br />
„gute“ Alkohol (Ethanol) zu verdampfen. Der „schlechte“<br />
Alkohol, das Methanol, von dem man erblindet, ist dann<br />
schon raus. Die Ethanol-Verdampfung liegt aber mit 78° C<br />
deutlich vor dem Wasser-Siedepunkt (100° C). Während<br />
<strong>der</strong> Alkohol schon gasförmig ist, bleibt das Wasser weiterhin<br />
flüssig. Der Alkoholdampf ging dann durch riesige<br />
Kolonnen, dabei wurden durch Kühlung die geringen<br />
Wasseranteile wie<strong>der</strong> verflüssigt und so <strong>der</strong> Alkoholdampf<br />
gereinigt und konzentriert. Dieser Alkohol-<strong>Dampf</strong> wurde<br />
dann in Kühlschlangen wie<strong>der</strong> verflüssigt; <strong>der</strong> gasförmige<br />
Alkohol kondensierte zu flüssigem Alkohol. Der so gewonnene<br />
fast reine Alkohol war mit rund 90 % natürlich so<br />
noch nicht genießbar. Durch geeignete Weiterverarbeitung,<br />
Verdünnung und Filtration wurde <strong>der</strong> gute Tropfen<br />
trinkbar gemacht.<br />
Dieser Betrieb benötigte einen recht großen Energieeinsatz.<br />
Neben dem Kochen und Verdampfen mussten auch<br />
zahlreiche Getreidemühlen, Sortiermaschinen und Pumpen<br />
angetrieben werden. Die Kraftverteilung erfolgte,<br />
wie seinerzeit üblich, über Transmissionen, die durch<br />
das ganze Haus und über drei Stockwerke reichten. In<br />
einem mehrzügigen Kesselhaus wurde die notwendige<br />
<strong>Dampf</strong>-Energie erzeugt. In zwei Öfen konnte Steinkohle<br />
verfeuert und damit konnten zwei Flammrohr-Kesselanlagen<br />
beheizt werden.<br />
Die Kesselanlage mit zwei Flammrohrkesseln<br />
Der Maischbottich<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
Mehr Freude am<br />
Betrieb Ihres<br />
<strong>Dampf</strong>lokomotiv-Modells<br />
Herz dieser Gesamtanlage war und ist die wun<strong>der</strong>schöne,<br />
stationäre <strong>Dampf</strong>maschine. Sie, wie aber auch<br />
das ganze Ensemble, ist in einem beeindruckenden Erhaltungs-<br />
und Pflegezustand. Die Maschine ist die älteste,<br />
noch funktionsfähige, liegende Einkolbenfliehkraftregulator-<strong>Dampf</strong>maschine<br />
des Rheinlands, eine Kirberg &<br />
Hüls-Konstruktion von 1876. Die <strong>Dampf</strong>maschine trieb<br />
bis 1979 über Transmissionen die Maschinen des Betriebs<br />
an. Mit <strong>der</strong> Transmissionsanlage wurde die Kraft<br />
auf den Sackaufzug, die Kornreinigungsanlage, den<br />
Elevator, die Schrotmühle, die Transportschnecke, das<br />
Rührwerk im Maischbottich und auf die Süßmaischepumpe<br />
übertragen. Sie wird heute mittels <strong>eines</strong> Elektomotors<br />
betrieben.<br />
Lei<strong>der</strong> ist von <strong>der</strong> Maschine nichts an Zeichnungen o<strong>der</strong><br />
Konstruktionsunterlagen erhalten. Es ist eine 25 PS leistende<br />
liegende Einzylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine, gebaut 1887<br />
in Hilden als Nr. 76 von <strong>der</strong> Fa. Kirberg & Hüls, die aber<br />
auch nicht mehr existiert. Im Stadtarchiv finden sich ein<br />
paar Jahreszahlen zu Kirberg & Hüls:<br />
1840: Gründung als „Mühlenbauanstalt“, 1860: Eröffnung<br />
<strong>der</strong> Eisengiesserei und Bau von <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />
1939/40: Umbenennung in Kirberg & Hüls; Inh. A. Giesen,<br />
Maschinenfabrik & Eisengießerei. Die Maschine sieht in<br />
<strong>der</strong> Tat aus, wie soeben ausgeliefert. Der schwere Gusskörper<br />
erstrahlt in einem Schwarz, das einem Konzertflügel<br />
ähnlich ist. Die blanken Metallteile schimmern unter<br />
einem frischen Ölfilm – wun<strong>der</strong>schön! Der Fliehkraftregler<br />
mit seiner filigranen Technik zieht sofort alle Blicke auf sich.<br />
Er arbeitet als stehen<strong>der</strong> Gewichtsregler auf die <strong>Dampf</strong>zufuhr.<br />
Über einen (wahrscheinlich) Ri<strong>der</strong>-Schieber wird <strong>der</strong><br />
<strong>Dampf</strong> den Zylin<strong>der</strong>n zugeführt.<br />
Der eine Zylin<strong>der</strong> wirkt<br />
über Pleuel und Kurbelwelle<br />
auf ein großes Schwungrad,<br />
von dem es dann über Riemen<br />
zur Transmission ging.<br />
Die Maschine, die von <strong>der</strong><br />
Brennerei Vogelsang angeschafft<br />
wurde, arbeitete von<br />
1887 bis 1979–92 Jahre …<br />
ich möchte das Auto von<br />
heute sehen, das Ähnliches<br />
schafft! Ab 2009 wurde die<br />
Anlage in das heutige Museum<br />
umgewandelt.<br />
Strömungsvorgänge spielen für die Funktion einer <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />
ebenso wie bei einem verkleinerten Modell eine<br />
wesentliche Rolle. In Düsen wird die Strömung beschleunigt<br />
und in Diffusoren entsprechend verzögert. Während Düsen<br />
im Betrieb in <strong>der</strong> Regel klaglos ihren Dienst tun, können einem<br />
verzögerte Strömungen in unzureichend konstruierten,<br />
gefertigten o<strong>der</strong> gewarteten Diffusoren die Freude am Betrieb<br />
einer Modell-Lokomotive nachhaltig verleiden, beson<strong>der</strong>s<br />
bei kleinen Modellen. Häufig werden Düsen und Diffusoren<br />
bei vielen Anwendungen in Kombination eingesetzt.<br />
Dieses Buch vermittelt Grundkenntnisse zum Verständnis<br />
<strong>der</strong> Strömungsvorgänge in Düsen und Diffusoren und hilft,<br />
Pannen im Betrieb von <strong>Dampf</strong>lokomotiven zu vermeiden.<br />
Dem Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) wird das Zitat<br />
„Nichts ist praktischer als eine gute Theorie“ zugeschrieben.<br />
Die im Buch aufgeführten einfachen theoretischen<br />
Modelle stimmen mit den Vorgängen in <strong>der</strong> Praxis überein.<br />
Somit werden die physikalisch technischen Strömungsprozesse<br />
in den <strong>Dampf</strong>lokomotiv-Modellen verständlich und berechenbar<br />
gemacht und nehmen ihnen den unberechtigten<br />
Mythos.<br />
ISBN 978-3-7883-1180-3<br />
2013<br />
Umfang 160 Seiten<br />
Best.-Nr. 180<br />
Preis € 17,90 [D]<br />
Neckar-Verlag GmbH • 78045 Villingen-Schwenningen<br />
E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />
Fotos: Helmut Harhaus<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 81
<strong>Vorschau</strong><br />
In den nächsten<br />
Ausgaben lesen Sie<br />
unter an<strong>der</strong>em:<br />
IMPRESSUM<br />
Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, D-78050<br />
Villingen-Schwenningen, Postfach 1820,<br />
D-78008 Villingen-Schwenningen, Telefon<br />
+ 49 (0) 77 21 / 89 87-0, Telefax + 49 (0) 77 21/<br />
89 87-50, E-Mail: info@neckar-verlag.de,<br />
Internet: www.neckar-verlag.de<br />
Commerzbank AG Villingen<br />
IBAN: DE13 6944 0007 0157 0449 00<br />
BIC: COBADEFF694<br />
Sparkasse Schwarzwald Baar<br />
IBAN: DE22 6945 0065 0000 0261 97<br />
BIC: SOLADES1VSS<br />
Volksbank eG Schwarzwald –Baar Hegau<br />
IBAN: DE21 6949 0000 0000 0089 15<br />
BIC: GENODE61VS1<br />
Postbank Stuttgart<br />
IBAN. DE29 6001 0070 0009 3897 01<br />
BIC: PBNKDEFF<br />
Herausgeber: Ruth Holtzhauer,<br />
Beate Holtzhauer<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> französischen <strong>Dampf</strong>lokomotive 141 R<br />
Gerhard Kieffer<br />
Staunen in Hettstedt<br />
21 Modelldampftage in Folge<br />
sprechen für sich<br />
Jürgen Mitschele<br />
Redaktion: Udo Mannek<br />
E-Mail: mannek@neckar-verlag.de<br />
Redaktionsassistentin: Manuela Mannek<br />
Layout: Dietmar Schenk<br />
Marketing-/Anzeigenabteilung:<br />
Rita Riedmüller, Tel: +49 (0)77 21 / 89 87-44<br />
werbung@neckar-verlag.de<br />
Isabella Diener o<strong>der</strong> Alexandra Beha,<br />
Tel: +49 (0)77 21 / 89 87-45 o<strong>der</strong> -42<br />
anzeigen@neckar-verlag.de<br />
Es gilt Anzeigentarif Nr. 5 vom 01.01.2009<br />
Vertrieb:<br />
Baupläne, Bücher sowie Zeitschriften<br />
Monika Fritschi<br />
Telefon + 49 (0) 77 21 / 89 87-37, -38 u. -48<br />
Telefax + 49 (0) 77 21 / 89 87-50<br />
E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de<br />
Druck: Kössinger AG, www.koessinger.de<br />
Fruehaufstraße 21, 84069 Schierling<br />
<strong>Heißluft</strong>motor nach<br />
Manson-Bauart<br />
Teofil Holka<br />
Das <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2014 erscheint am 18.07.2014<br />
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Seite<br />
Blombach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Burkhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Dorrington . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Ehrle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Hoffe Modellbaubedarf . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Hotel Altora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
Kassner-<strong>Dampf</strong>antriebe . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Seite<br />
Live Steam Service . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
modelltechnik-direkt.de . . . . . . . . . . . . . 15<br />
Schlechtriem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Traub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
TS-Modelldampfmaschinen . . . . . . . . . . 38<br />
Wilms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> erscheint vierteljährlich<br />
(Januar, April, Juli und Oktober).<br />
Einzelheft: Euro 7,50 [D], Euro 8,10 [A], Euro<br />
8,30 [B/I/L/NL], sfr 13,80; Jahresabonnement:<br />
Euro 28,– im Inland, Euro 30,– im Ausland.<br />
Eine Kündigung ist je<strong>der</strong>zeit möglich. Zu viel<br />
bezahlte Beträge für noch nicht erschienene<br />
Ausgaben werden vom Verlag zurückerstattet.<br />
Auslieferung für die Schweiz:<br />
WIESER Modellbau-Artikel<br />
Wieslergasse 10, CH-8049 Zürich-Höngg<br />
Telefon + 41 (0) 44 / 340 04 30<br />
Telefax + 41 (0) 44 / 340 04 31<br />
ISSN: 1616-9298<br />
© 2014 Neckar-Verlag GmbH<br />
Eine Haftung für die Richtigkeit <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
kann trotz sorgfältiger Prüfung vom Verlag<br />
und Herausgeber nicht übernommen werden.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
geben nicht unbedingt die Meinung <strong>der</strong> Redaktion<br />
wie<strong>der</strong>. Der Verlag haftet nicht für unverlangt<br />
eingereichte Manuskripte und Fotos.<br />
Mit Übergabe <strong>der</strong> Manuskripte und Abbildungen<br />
erteilt <strong>der</strong> Verfasser dem Verlag das ausschließliche<br />
Verlagsrecht. Er versichert, dass<br />
es sich um Erstveröffentlichungen handelt und<br />
dass keine an<strong>der</strong>weitigen Copyright- o<strong>der</strong><br />
Verlagsverpflichtungen bestehen. Honorierte<br />
Arbeiten gehen in das Verfügungsrecht des<br />
Verlags über.<br />
Produkt- und Warennamen werden ohne<br />
Gewährleistung einer freien Verwendbarkeit<br />
benutzt.<br />
Kein Teil dieser Publikation darf ohne zuvor<br />
erteilte, ausdrückliche schriftliche Genehmigung<br />
des Verlags in irgendeiner Form reproduziert<br />
o<strong>der</strong> unter Verwendung elektronischer<br />
Systeme verarbeitet, vervielfältigt o<strong>der</strong> verbreitet<br />
werden. Die Nutzung <strong>der</strong> Inhalte ist nur<br />
zum Zweck <strong>der</strong> Fortbildung und zum persönlichen<br />
Gebrauch des Lesers gestattet.<br />
14.Jahrgang<br />
Knupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
Zimmermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Das <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> ist auf<br />
umweltfreundlichem Papier gedruckt.<br />
82 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014
<strong>Dampf</strong>pinasse<br />
Moritz<br />
Best.-Nr. 9793<br />
Preis 26,– [D]<br />
Pinasse mit Antrieb durch funktionstüchtige <strong>Dampf</strong>anlage.<br />
(Bauplan enthält keine Zeichnungen zur Maschinenanlage.)<br />
Eine ausführliche Beschreibung zur <strong>Dampf</strong>anlage finden<br />
Sie im Buch <strong>Dampf</strong> 33/34.<br />
ISBN 978-3-7883-0654-0<br />
Seiten 216 Seiten, DIN A4<br />
Best.-Nr. 16-2001-01<br />
Preis 24,80 [D]<br />
Neckar-Verlag<br />
Neckar-Verlag GmbH • 78045 Villingen-Schwenningen<br />
Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-48 /-38 (Fax -50)<br />
E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de
Keine Ausgabe<br />
verpassen!<br />
Bestellen Sie noch heute ein abonnement <strong>der</strong><br />
Zeitschrift „altes handwerk ...neu erlebt!“<br />
Ausgabe 1-2014 erscheint<br />
am 23.05.2014<br />
Erscheinungsweise:<br />
zwei Ausgaben pro Jahr<br />
Abopreis: € 17,80 [Ausland]<br />
€ 16,80 [D] inkl. Versandkosten<br />
lieferbar<br />
• Portofreie Lieferung<br />
• Sparen Sie 5 % gegenüber dem Einzelkauf<br />
• Zwei Tage vor dem Erstverkaufstag in Ihrem Briefkasten<br />
Neckar-Verlag<br />
Neckar-Verlag GmbH<br />
78045 Villingen-Schwenningen<br />
Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-38 (Fax -50)<br />
E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de<br />
www.altes-handwerk.eu