17.04.2014 Aufrufe

Journal Dampf & Heißluft Nachbau eines Spielzeug-Heißluftmotors der Firma Falk (Vorschau)

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

2<br />

2014<br />

<strong>Journal</strong><br />

<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />

ISSN 1616-9298<br />

7,50 [D] 8,10 [A]<br />

8,30 [EU] sfr 13,80<br />

E 54336<br />

<strong>Journal</strong><br />

MAGAZIN FÜR<br />

MODELLBAUER UND<br />

NOSTALGIE-FANS<br />

<strong>Heißluft</strong><br />

<strong>Nachbau</strong> <strong>eines</strong><br />

<strong>Spielzeug</strong>-<br />

<strong>Heißluft</strong>motors<br />

<strong>der</strong> <strong>Firma</strong> <strong>Falk</strong><br />

Stirlingmotor „HL-22-B“ Per <strong>Dampf</strong>er durch Schwedens Schären<br />

<strong>Dampf</strong>- und <strong>Heißluft</strong>kurort in Kassel: Das Technikmuseum und die <strong>Firma</strong> Henschel


G<br />

ehen Sie mit uns auf<br />

große <strong>Dampf</strong>fahrt!<br />

<strong>Dampf</strong> auf Tour<br />

2<br />

stellt Ihnen folgende Reiseziele vor:<br />

• Besuch im New York City<br />

Fire Museum<br />

• Winterzauber in Selfkant<br />

• Die <strong>Dampf</strong>fähre Stralsund<br />

• La Suisse –<br />

Ein <strong>Dampf</strong>er <strong>der</strong> „Belle Epoque“<br />

• Chemnitz als sächsisches<br />

Manchester<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />

Son<strong>der</strong>ausgabe: <strong>Dampf</strong> auf Tour 2<br />

ISSN 1616-9298<br />

€ 9,60 [D] € 9,90 [A]<br />

€ 9,90 [EU] sfr 15,90<br />

E 54336<br />

<strong>Journal</strong><br />

SONDER-<br />

AUSGABE<br />

<strong>Heißluft</strong><br />

<strong>Dampf</strong> auf Tour<br />

2<br />

u. v. m.<br />

Nostalgische<br />

Ausflugsziele, Museen,<br />

<strong>Dampf</strong>schiffe und Bahnen<br />

Umfang 84 Seiten<br />

Best.-Nr. 43-2013-01<br />

Preis € 9,60 [D]<br />

Mehr Informationen unter www.neckar-verlag.de<br />

Neckar-Verlag<br />

Neckar-Verlag GmbH • Klosterring 1 • 78050 Villingen-Schwenningen<br />

Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-38 /-48 (Fax -50)<br />

bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de


Editorial<br />

Inhalt<br />

DAMPF<br />

K.-U. Hölscher: <strong>Dampf</strong>spritze per Eisenbahn –<br />

Feuerwehrgeräte als Bahnfracht . . . . . . . . . 8<br />

M. Matyscak: Vierwaldstättersee voller <strong>Dampf</strong>boote . . . . . 12<br />

Liebe<br />

Leserinnen<br />

und Leser!<br />

Schon ist es wie<strong>der</strong> April und die ersten <strong>Dampf</strong>veranstaltungen<br />

haben stattgefunden. Wir sind mitten im<br />

<strong>Dampf</strong>jahr 2014 angekommen. Auch in dieser Ausgabe<br />

haben wir wie<strong>der</strong> interessante Berichte für Sie zusammengestellt.<br />

Exemplarisch möchte ich hier auf die<br />

in <strong>der</strong> letzten <strong>Vorschau</strong> angekündigten Artikel hinweisen:<br />

Klaus-Uwe Hölscher berichtet in seinem mitreißenden<br />

Beitrag „Feuerwehrgeräte als Bahnfracht“ über<br />

<strong>Dampf</strong>spritzen, die per Eisenbahn zum Einsatzort transportiert<br />

wurden. Maritim geht es in den beiden<br />

Artikeln „Vierwaldstättersee voller <strong>Dampf</strong>boote“ von<br />

Margrit Matyscak und „Das 15. <strong>Dampf</strong>schiff-Fest in<br />

Dresden“ von Michael Fichte zu. Mögen diese Veranstaltungsrückblicke<br />

den Appetit auf kommende <strong>Dampf</strong>treffen<br />

anregen.<br />

Neben weiteren Berichten finden Sie in dieser Ausgabe<br />

interessante Baupläne mit nützlichen Werkstatttipps,<br />

welche auf Umsetzung in <strong>der</strong> Modellbauer-Werkstatt<br />

warten. Ferner berichten wir wie gewohnt von diversen<br />

Veranstaltungen und <strong>Dampf</strong>stammtischen.<br />

Stets bemüht, die Qualität des <strong>Journal</strong>s <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />

zu steigern, haben wir für Anregungen und natürlich<br />

auch für Kritik offene Ohren. In <strong>der</strong> Hoffnung, dass<br />

im vorliegenden <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> wie<strong>der</strong> für<br />

jeden etwas dabei ist, verbleibe ich mit freundlichen<br />

Grüßen und wünsche<br />

viel Spaß beim Lesen!<br />

M. Fichte: Das 15. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest in Dresden . . . . 16<br />

M. Matyscak: DS Hohentwiel, <strong>der</strong> schönste<br />

Schaufelraddampfer Europas . . . . . . . . . . . 20<br />

B. Hennecke: <strong>Dampf</strong>- und <strong>Heißluft</strong>kurort in Kassel:<br />

Das Technikmuseum und die <strong>Firma</strong> Henschel . 42<br />

C. König: Per <strong>Dampf</strong>er durch Schwedens Schären . . . . 48<br />

R. Reppisch: 17. Laufer <strong>Dampf</strong>modelltage 2013 . . . . . . . . 63<br />

R. Hoffmann: Die ersten Flensburger <strong>Dampf</strong>schiffe . . . . . . 68<br />

K.-U. Hölscher: Bergbaumuseum Oelsnitz im Erzgebirge . . . 70<br />

H. Harhaus: Die Kornbrennerei Vogelsang in Hilden . . . . 78<br />

SPEZIAL<br />

P. Brockmann: Mendocino-Motor selbst gebaut . . . . . . . . . 24<br />

HISTORIE<br />

C. Schwarzer: 73 Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

C. Schwarzer: Mit Volldampf ins Industriezeitalter . . . . . . . 75<br />

HEISSLUFTMOTOR<br />

W. Krause: „Simpla-Centaurus“ Teil 3 . . . . . . . . . . . . . 32<br />

G. Malek: <strong>Nachbau</strong> <strong>eines</strong> <strong>Spielzeug</strong>-<strong>Heißluft</strong>motors<br />

<strong>der</strong> <strong>Firma</strong> <strong>Falk</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

E.-A. Kruse: Stirlingmotor „HL-22-B“ . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

KURIOSES<br />

B. Stiehm: <strong>Dampf</strong>technik vor neuen Aufgaben –<br />

Energiekrise besiegt? . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

KERZENBOOTE<br />

Ihr Udo Mannek<br />

Neckar-Verlag<br />

Fachbücher<br />

Baupläne<br />

Zeitschriften und mehr<br />

Besuchen Sie uns:<br />

www.neckar-verlag.de<br />

R. Ufermann: Bauanleitung Kerzenboot . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

RUBRIKEN<br />

Forum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

<strong>Dampf</strong>- und Messe-Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

<strong>Dampf</strong>stammtische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

AHA No. 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

kurz & fündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

<strong>Vorschau</strong>, Inserenten, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />

3


FORUM<br />

DELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AU<br />

KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHE<br />

EINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFE<br />

· BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />

Erste Lokomotive von<br />

Böhm Stirling-Technik:<br />

Legendäre Rocket fährt<br />

jetzt mit Stirlingmotor<br />

<strong>Dampf</strong>maschinenmodell<br />

aus Guss<br />

Das Modell ist nach einer Zeichnung <strong>der</strong><br />

MAN von 1920 im Maßstab 1:87 umgesetzt.<br />

Diese Zweizylin<strong>der</strong>-Compound-<br />

<strong>Dampf</strong>maschine mit Lentz-Ventilsteuerung<br />

hat im Modell eine Gesamtlänge inkl.<br />

Grube von 133 mm und eine Gesamtbreite<br />

von 75 mm. Die Gesamthöhe beträgt ca.<br />

50 mm. Das Modell ist aus Zinn-, Messing-,<br />

Neusilberguss und Messing-Ätzteilen<br />

zusammengebaut. Die Grube besteht<br />

aus Resinguss. Das Fertigmodell wird in<br />

<strong>der</strong> gezeigten Farbgebung geliefert und<br />

kann aber auch nach Farbvorgabe des<br />

Bestellers lackiert werden. In Planung ist<br />

auch eine Son<strong>der</strong>lackierung <strong>der</strong> liegenden<br />

Zylin<strong>der</strong> in grau-blauem Glanzblech.<br />

Der Verkaufspreis beträgt € 547,–. Gegen<br />

Aufpreis ist auch ein schöner Holzsockel<br />

mit den Daten <strong>der</strong> Maschine auf geätztem<br />

Messingblech lieferbar. Lieferzeit ca. 4–6<br />

Wochen.<br />

Weitere Informationen erteilt:<br />

G. Reitz<br />

Sonnenstr. 13, 73441 Schloßberg<br />

Tel./Fax 07362-22220<br />

E-Mail: Reitz-modellbau@gmx.net<br />

Internet: www.reitz-modellbau.com<br />

Erstmals bringt Böhm Stirling-Technik<br />

jetzt eine Lokomotive mit einem Stirlingmotor<br />

als Antriebsaggregat. Das Präzisionsmodell<br />

Rocket L1 aus Messing, Aluminium<br />

und Edelstahl ist eine Hommage<br />

an die von Robert Stephenson entworfene<br />

Lok-Legende „The Rocket“ aus dem Jahr<br />

1829. Die 20 Zentimeter lange und 900<br />

Gramm schwere Lok hat Rä<strong>der</strong> für Modellbahngleise<br />

mit 45 Millimetern Spurweite<br />

und fährt dank Wechsel-Rä<strong>der</strong>n sowohl<br />

auf Gartenbahn-Gleisen (u. a. von LGB<br />

o<strong>der</strong> PIKO) als auch auf Spur I-Gleisen<br />

(u. a. von Märklin o<strong>der</strong> KM1). Mit ihren<br />

robusten Rä<strong>der</strong>n aus strapazierfähigem<br />

POM-Kunststoff kann sie aber auch problemlos<br />

direkt auf dem Fußboden fahren.<br />

Zur Inbetriebnahme des <strong>Heißluft</strong>motors<br />

nach dem Stirling-Prinzip werden lediglich<br />

drei bis fünf Milliliter Brennspiritus<br />

in einen kleinen Tank mit Docht eingefüllt.<br />

Spätestens eine Minute nach Anzünden<br />

des Dochts muss nur kurz das Messing-<br />

Schwungrad angestoßen werden und<br />

schon geht die Rocket sanft ratternd auf<br />

Reisen. Das Schwungrad dreht sich dabei<br />

mit rund 1500 Umdrehungen pro Minute<br />

und sorgt dafür, dass sich die Rocket L1<br />

mit flotten 12 Metern pro Minute fortbewegt<br />

(20 cm/Sek.). Eine Tankfüllung reicht<br />

für zehn Minuten Fahrspaß.<br />

Böhm Stirling-Technik will mit seiner<br />

<strong>Heißluft</strong>-betriebenen Rocket L1 möglichst<br />

4<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />

MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN


KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCH<br />

INUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN<br />

N · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />

EINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NE<br />

vielen Fans <strong>der</strong> Modellbahn-Maßstäbe<br />

1:22,5 bis 1:32 Freude bereiten. Deshalb<br />

fährt die Lok bereits auf Gleisradien ab 60<br />

Zentimeter. Nachdem <strong>der</strong> Stirlingmotor<br />

sehr zugkräftig ist, zieht die Rocket L1<br />

locker zwei bis drei Waggons. Aus diesem<br />

Grund hat sie bereits serienmäßig<br />

einen gefe<strong>der</strong>ten Kupplungshaken, <strong>der</strong> zu<br />

Gartenbahn-Waggons von beispielsweise<br />

LGB o<strong>der</strong> PIKO kompatibel ist. Zudem<br />

ist das Modell vorbereitet für den Einbau<br />

einer Spur I-Kupplung von Märklin, KM1<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Herstellern.<br />

Das neue <strong>Heißluft</strong>motor-Präzisionsmodell<br />

von Böhm Stirling-Technik besteht aus<br />

fast 200 Einzelteilen. Es wird komplett in<br />

Deutschland, in erster Linie am Firmensitz<br />

des Unternehmens, gefertigt und in<br />

liebevoller Handarbeit montiert. Die Rocket<br />

L1 ist voraussichtlich bereits ab Ende<br />

November zum Preis von 495,– E (unverbindliche<br />

Preisempfehlung inkl. MwSt.)<br />

wahlweise als Fertigmodell o<strong>der</strong> als Bausatz<br />

lieferbar.<br />

Weitere Informationen:<br />

Hermann Böhm<br />

Böhm Stirling-Technik e. K.<br />

Werner-von-Siemens-Str. 2<br />

91413 Neustadt/Aisch<br />

Tel. +49(0)9161/1808<br />

Fax: +49(0)9161/1560<br />

E-Mail: info@stirling-technik.de<br />

Internet: www.boehm-stirling.com<br />

Nachruf<br />

Reinhard Thielsch, Fürth<br />

In den vergangenen Jahren konnten die<br />

Besucher <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>treffen in Sinsheim<br />

bzw. Karlsruhe, in Lauf, Werdau, Sitzendorf<br />

und an<strong>der</strong>en Orten tadellos gebaute,<br />

komplizierte Modelle von Ventil- und<br />

Corliss-<strong>Dampf</strong>maschinen sowie einer<br />

mit <strong>Dampf</strong> betriebenen Brikettpresse,<br />

geschaffen von Reinhard Thielsch aus<br />

Fürth, bewun<strong>der</strong>n.<br />

Diese Tradition hat am 4. Juni 2013 ein<br />

viel zu frühes Ende gefunden. Reinhard<br />

Thielsch verstarb im Alter von 68 Jahren.<br />

Reinhard Thielsch setzte Maßstäbe: Die<br />

Detailtreue und handwerkliche Meisterschaft<br />

seiner <strong>Dampf</strong>modelle erregten<br />

ebenso Bewun<strong>der</strong>ung und Anerkennung<br />

wie die Recherchearbeit vor <strong>der</strong> Ausführung<br />

<strong>eines</strong> Modells. Reinhard verstand<br />

es in einzigartiger Weise, komplizierteste<br />

Mechanismen funktionsfähig am Modell<br />

umzusetzen. Komplexe Arbeitsaufgaben<br />

löste er mit vergleichsweise einfacher<br />

Werkstattausrüstung. Gerade als Ratgeber<br />

in konstruktiven und fertigungstechnischen<br />

Fragen war er sehr wertvoll, und<br />

so hat <strong>der</strong> Tod von Reinhard Thielsch eine<br />

kaum zu schließende Lücke hinterlassen.<br />

Mehrere <strong>Dampf</strong>maschinenmodelle befanden<br />

sich noch in <strong>der</strong> Ausführung bzw. Planung.<br />

Diese werden nun nicht mehr fertig<br />

gestellt werden.<br />

Mit Reinhard Thielsch verliert die <strong>Dampf</strong>modellbaugilde<br />

einen wahren Meister.<br />

Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin.<br />

gez.: seine <strong>Dampf</strong>freunde<br />

Achtung Hersteller!<br />

Bitte senden Sie Informationen und Material von Ihren<br />

Neuheiten an die Redaktion „<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>“.<br />

Wir werden sie in <strong>der</strong> Rubrik „Forum“ veröffentlichen.<br />

Unsere Leserinnen und Leser sind stets<br />

an Neuheiten interessiert!<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 5<br />

· AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERS


FORUM<br />

DELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AU<br />

KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHE<br />

EINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFE<br />

· BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />

Der Adler<br />

Die „African Queen“ mit Humphrey Bogart<br />

am Kessel und Audrey Hepburn unter einem<br />

Sonnenschirm im Heck<br />

Leserbrief<br />

Liebe Freunde des <strong>Dampf</strong>modellbaus<br />

Seit 13 Jahren betreibe ich nun schon<br />

als Rentner mein wun<strong>der</strong>schönes Hobby.<br />

Fast solange bin ich Leser des „<strong>Journal</strong>s<br />

<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>“! Ich konstruiere<br />

die alte <strong>Dampf</strong>technik im Maßstab 1:25<br />

nach und habe schon einige gut funktionierende<br />

Modelle gebaut. Meine letzten<br />

Arbeiten waren die alten <strong>Dampf</strong>loks. Für<br />

alle dieser Modelle sind komplette nachbaufähige<br />

Unterlagen vorhanden. Auf<br />

vielen Ausstellungen habe ich meine Modelle<br />

vorgeführt. Nun hat dies alles ein<br />

Ende gefunden. Man hat in meiner kleinen<br />

Kellerwerkstatt eingebrochen. Viele Werkzeuge<br />

und Maschinen wurden gestohlen.<br />

Das Schlimmste ist aber, dass die Diebe<br />

drei Modelle entwendeten.<br />

Der <strong>Dampf</strong>wagen<br />

von Travithicks<br />

Die „Atlantic“ (Grashopper)<br />

1. „Der Adler“ Maßstab 1:22,5, Spur 2,<br />

Länge mit Ten<strong>der</strong> = 360 mm, Breite = 88<br />

mm, Höhe = 177 mm.<br />

2. „Die Atlantic“ (Grashopper) im Maßstab<br />

1:22,5, Spur 2, Länge = 200 mm,<br />

Breite = 90 mm, Höhe = 192 mm.<br />

3. „Der <strong>Dampf</strong>wagen von Richard Trevithicks“<br />

(1802) im Maßstab 1:25, Länge =<br />

238 mm, Breite = 115 mm, Höhe = 182 mm.<br />

Was mir noch erhalten blieb, sind Erfahrungen,<br />

Erlebnisse beim Konstruieren und<br />

Fertigen <strong>der</strong> Modelle. An den Bil<strong>der</strong>n sollen<br />

sich nun auch an<strong>der</strong>e erfreuen.<br />

Dieter Schmidt<br />

Echtdampf Hallentreffen<br />

in Karlsruhe<br />

Margrit Matyscak<br />

Ein ferngesteuerter Missisippidampfer<br />

Auch das fünfte Echtdampf Hallentreffen<br />

in Karlsruhe konnte sich über große Besucherströme<br />

freuen. Von 20 000 Besuchern,<br />

87 kommerziellen Anbietern und<br />

700 Teilnehmern spricht die Messeleitung.<br />

Beson<strong>der</strong>s umlagert waren die Stände aus<br />

England, denn Bauteile und Zubehör haben<br />

bei den Urvätern des <strong>Dampf</strong>antriebs<br />

die „richtigen“ (Zoll) Maße. Von den Anbietern<br />

war beson<strong>der</strong>s Daniel Nugara (die<br />

Lokschmiede) von <strong>der</strong> Gesamtveranstaltung<br />

begeistert.<br />

Was <strong>Dampf</strong>maschinen leisten, beeindruckt<br />

im Original wie im Modell. Der<br />

Deutsche <strong>Dampf</strong>boot Verein (DDV) hatte<br />

aus dem Museum Sinsheim das <strong>Dampf</strong>boot<br />

JUNE SEPHIR in die Messehalle geschleppt.<br />

Es bildete wie im vergangenen<br />

Jahr den Blickfang für den DDV. <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />

wie sie in Booten betrieben<br />

werden, wurden vom DDV über Pressluft<br />

in Betrieb gezeigt. Rarität am Stand war<br />

ein Doppelt skalierter Druckmesser. DDV<br />

Mitglied Alfred Harwardt besucht die<br />

Eine historische Rarität: Ein Doppeldruckmesser<br />

6<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />

MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN


KTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCH<br />

INUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN<br />

N · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VER<br />

EINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NE<br />

Englisches Straßenbahnmodell nach<br />

Vorlagen von 1920<br />

Auf diesem Eisenbahnmodell dürfen Kin<strong>der</strong><br />

eine Runde drehen<br />

Messe immer mit einem eigenen Stand,<br />

an dem er Stuart Maschinen und Ersatzteile<br />

anbietet.<br />

Extreme Steigungen von 40 % kann das<br />

Zahnradbahn-Modell von Tobias Mey<br />

überwinden. Der Originalnachbau <strong>der</strong> US<br />

Waldbahnen am Bear Creek von 1920<br />

schleppte Bauholz in die Rocky Mountains.<br />

Landschaftsbil<strong>der</strong> als Hintergrund<br />

ließen die 180-cm-Strecke entsprechend<br />

wirken. Auch das Modell <strong>der</strong> British Tramway<br />

im Maßstab 1:16 dokumentiert eine<br />

Leistung aus den 1920er Jahren.<br />

Hilde und Horst Heindrichs aus St. Katharinen<br />

sind ein eingespieltes Modellbauerteam.<br />

Während Horst für seine Modelle<br />

Pläne nach schriftlichen Beschreibungen<br />

o<strong>der</strong> alten Fotografien zeichnet, gestaltet<br />

Hilde das Zubehör. Für die Segelboote<br />

näht sie die Takelage. Für das <strong>Dampf</strong>boot<br />

„African Queen“ sorgte sie für die Modelle<br />

von Humphry Bogart und Audrey Hepburn.<br />

Probleme ergaben sich dabei durch<br />

die Vorlagen. Das Boot nach Standbil<strong>der</strong>n<br />

aus dem berühmten Film konstruiert,<br />

musste auch mit den Darsteller-Modellen<br />

maßstäblich übereinstimmen. Die Armaturen<br />

an <strong>der</strong> Kesselanlage durften zum<br />

Beispiel nicht größer sein als die Köpfe<br />

<strong>der</strong> Besatzung. Horst Hendrich spricht<br />

von manchen Bauwie<strong>der</strong>holungen. So<br />

wun<strong>der</strong>t es nicht, dass er von über 120<br />

Stunden Bauzeit spricht, obwohl das Boot<br />

„einfacher“ aussieht als <strong>der</strong> Mississippi-<br />

<strong>Dampf</strong>er, <strong>der</strong> nur 40 Stunden in <strong>der</strong> Werkstatt<br />

stand. Ferngesteuert lockten noch<br />

viele <strong>Dampf</strong>schiff-Modelle die Zuschauer<br />

ans große Becken in <strong>der</strong> Halle.<br />

Der Vorzug des Echtdampf Hallentreffens<br />

ist das Zusammenspiel von kommerziellen<br />

Anbietern und den leidenschaftlichen<br />

<strong>Dampf</strong>maschinen-Bauern. Der Stand, an<br />

dem Feinsilberlöten vorgeführt wurde, war<br />

stark frequentiert. Auch Stände, die die<br />

Modell <strong>eines</strong> Vakuumotors<br />

Funktion durch Grafiken erklärten, fanden<br />

Gefallen bei Vätern o<strong>der</strong> Großvätern mit<br />

ihren Kin<strong>der</strong>n. Ein Vakuummotor saugt<br />

eine bestehende Flamme in einen Zylin<strong>der</strong>.<br />

Dieser wird über ein Ventil verschlossen,<br />

wodurch die Luft im Zylin<strong>der</strong> erhitzt wird<br />

und expandiert. Im geschlossenen Zylin<strong>der</strong><br />

erlischt die Flamme nun, wodurch die<br />

Luft rasch wie<strong>der</strong> abkühlt und das Volumen<br />

sich verringert. Der atmosphärische<br />

Druck (bar) schiebt nun mit Hilfe des<br />

Schwungrades den Arbeitskolben zurück.<br />

Das Ventil öffnet sich wie<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Prozess<br />

beginnt erneut. Bereits 1758 wurde<br />

das Patent für den „Flammenfresser“ an<br />

Henry Wood erteilt.<br />

Mit seinem reichen Angebot ist das Echtdampf<br />

Hallentreffen das größte in seiner<br />

Art in Europa. Ob es steigerbar ist, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Anzeigen<br />

Garteneisenbahnen – Werden Sie Lokführer!<br />

E. Zimmermann GmbH · Im Sichert 15 · 74613 Öhringen · Tel. +49 7941 9464-0<br />

Fertigmodelle u. Bausätze<br />

in 5“ und 7 ¼“ Spurweite<br />

• Dampokomotiven<br />

original kohlegefeuert<br />

• Diesellokomotiven<br />

• Elektrolokomotiven<br />

• <strong>Dampf</strong>traktoren<br />

• Bauteile, wie Rä<strong>der</strong>, Achsen,<br />

Drehgestelle, Puffer und Kupplungen,<br />

Kessel, Zylin<strong>der</strong>, Armaturen, Wagen,<br />

Gleise, Werkstoffe, Normteile usw.<br />

Bestellen Sie noch heute den<br />

116-seitigen Gesamtkatalog!<br />

Versand innerhalb Deutschland: EUR 10,-<br />

Versand ins Ausland: EUR 15,-<br />

www.dampfbahn-zimmermann.de<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 7<br />

Unbenannt-1 1 17.10.2006 17:20:43<br />

· AUKTIONEN · MODELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERS


<strong>Dampf</strong><br />

Magirus-Autospritze<br />

„Feuerwehr Ulm 1914“<br />

ist baugleich mit <strong>der</strong><br />

nach Crimmitschau<br />

gelieferten Spritze<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong>spritze per Eisenbahn<br />

Feuerwehrgeräte als Bahnfracht<br />

I<br />

n diesem Bericht steht nicht <strong>der</strong> Eisenbahn-Personenverkehr<br />

im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n ein Beispiel für<br />

den Gütertransport durch die Deutsche Reichsbahn<br />

im Jahre 1928. Dieser wird anschaulich belegt durch einen<br />

Frachtbrief, <strong>der</strong> glücklicherweise bis heute erhalten<br />

geblieben ist.<br />

Die Stadt Crimmitschau nordwestlich von Zwickau in<br />

Sachsen war noch zu DDR-Zeiten stark durch Fabriken<br />

<strong>der</strong> Textilindustrie geprägt. Deshalb war man bei <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung und 1860 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr<br />

um einen ausreichenden Brandschutz bemüht. Es<br />

galt, ein leistungsfähiges Löschfahrzeug anzuschaffen.<br />

Dazu nahm man über die Vertretung in Leipzig mit <strong>der</strong><br />

Feuerwehrgerätefirma Magirus in Ulm Kontakt auf. Zum<br />

Glück ist <strong>der</strong> umfangreiche Schriftverkehr über Angebote<br />

und Lieferung, wozu natürlich auch <strong>der</strong> Frachtbrief gehört,<br />

heute noch vorhanden, während die vor 85 Jahren gelieferten<br />

Löschgeräte nicht mehr existieren.<br />

Die Verhandlungen mit <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Magirus, geführt vom<br />

Branddirektor Weidenmüller aus Crimmitschau, wurden<br />

mit folgen<strong>der</strong> Lieferung erfolgreich abgeschlossen:<br />

„Benzin-automobile Magirus-Motorspritze, ähnlich Modell<br />

Prospektblatt Autospritze Modell „ULM“,<br />

die nach Crimmitschau geliefert wurde.<br />

8


Frachtbrief vom November 1928: Magirus-Motorspritze per Eisenbahntransport von Ulm nach Crimmitschau.<br />

– Ulm – mit Tragkraftspritze ›Liliput‹“ heißt es im Kaufvertrag.<br />

Das Löschfahrzeug mit Vollgummi-Bereifung und<br />

Rechtslenkung war auf einem 3 ½-4 t-Fahrgestell aufgebaut,<br />

hatte einen 70-PS-Magirus-Benzinmotor und seine<br />

Hochdruck-Kreiselpumpe im Heck leistete bis 2.000 Liter<br />

pro Minute bei 80 Meter För<strong>der</strong>höhe. Zusätzlich führte<br />

diese Automobilspritze hinter dem Fahrersitz eine tragbare<br />

Kleinmotorspritze Typ „Liliput I“ mit (Leistung 400<br />

Liter pro Minute).<br />

Im Schreiben vom 16. August 1928 an den „Verehrlichen<br />

Stadtrat Crimmitschau/Sa.“ wird das Löschfahrzeug als<br />

„Magirus-Grosskampf-Autospritze Modell ,Crimmitschau‘<br />

bezeichnet. Mag auch diese Bezeichnung aus heutiger<br />

Sicht übertrieben erscheinen, war das Gerät im Vergleich<br />

zu damals noch üblichen Handdruckspritzen sehr leistungsfähig.<br />

Allenfalls erreichten <strong>Dampf</strong>spritzen Pumpleistungen<br />

bis 2.000 Liter, sie waren aber meist nur bei Berufs-<br />

o<strong>der</strong> größeren Fabrikfeuerwehren stationiert, da sie<br />

wegen <strong>der</strong> Anheizzeit nicht so schnell einsatzbereit waren.<br />

Frachtbrief von 1928<br />

Der Gesamtpreis für die Automobilspritze und die Tragkraftspritze<br />

belief sich auf 32.500 Reichsmark. Die Lieferung<br />

erfolgte frachtfrei natürlich per Transport auf <strong>der</strong><br />

Schiene von Ulm nach Crimmitschau. Jetzt ist selbstverständlich<br />

unser wertvoller Frachtbrief am Zuge, <strong>der</strong> diesen<br />

Bahntransport sorgfältig dokumentiert. Er enthält einige<br />

handschriftliche und durchweg gut lesbare Eintragungen.<br />

Mit dem offenen Güterwagen Nr. 36 125, Stuttgart, 15 t<br />

Ladegewicht, wird beför<strong>der</strong>t: „1 automobile Motorspritze<br />

mit Tragmotorspritze, 8 Saugschläuchen, Saugseiher,<br />

Glocke usw., 2 Kisten Zubehörteile und eine zweirädrige<br />

Motorspritze mit 4 Saugschläuchen.“ Das Gesamtgewicht<br />

<strong>der</strong> Fracht beträgt 6.390 kg. Bei einem Frachtsatz<br />

von 5,53 Reichsmark pro 100 kg ergeben sich 353,90<br />

RM als Frachtkosten, die <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong>, also die <strong>Firma</strong><br />

Magirus in Ulm, bereits bei <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Fracht bezahlt<br />

hat. Durch einige Stempelabdrucke (auch meist gut<br />

lesbar!) wird <strong>der</strong> Weg belegt, den die umfangreiche Ladung<br />

bis zum Empfänger nach Crimmitschau genommen<br />

hat. Folgende „Umlade- und Umbehandlungsstationen“<br />

sind mit Stempeln gekennzeichnet: „Versandstation Ulm:<br />

3.11.1928; Nürnberg, Rangierbahnhof: 5. Nov. 1928; Hof;<br />

Hbf: 5.11.1928; Reichenbach/Vogtland ob. Bf, Güterabfertigung<br />

6.11.; Werdau. 6. Nov.1928“ und schließlich die Be-<br />

Magirus-Tragkraftspritze „Liliput I“,<br />

wie sie auf dem Löschfahrzeug<br />

mitgeführt wurde, das<br />

1928 per Bahnfracht<br />

nach Crimmitschau<br />

beför<strong>der</strong>t<br />

wurde<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 9


Das Löschfahrzeug <strong>der</strong> Freiw. Feuerwehr Jork (bei Stade)<br />

ist dem LF von Crimmitschau ähnlich<br />

Handdruckspritze <strong>der</strong> FF Sögel (LK Emsland), die 1911 vom Hersteller<br />

in Küstrin per Eisenbahn nach Sögel transportiert wurde<br />

stimmungsstation“ Crimmitschau 6. November 1928. So<br />

brauchte dieser Gütertransport auf einer Strecke von ca.<br />

400 Kilometern vier Tage, was bei den häufigen Rangierarbeiten<br />

als durchaus zügig betrachtet werden kann.<br />

Ende im Buntmetall<br />

Die Erfahrungen <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr mit den Magirus-Löschgeräten<br />

waren offensichtlich so gut, dass 1938<br />

noch ein weiteres Magirus-Löschfahrzeug auf Hansa-<br />

Lloyd-Fahrgestell angeschafft wurde. Diese Automobilspritze<br />

war im Unterschied zum „Großkampfgerät“ von<br />

1928 mit Luftbereifung ausgestattet. Beide Löschfahrzeuge<br />

sind heute in Crimmitschau nicht mehr erhalten.<br />

Die Autospritze von 1928 war bis 1960 im Dienst, wurde<br />

dann auf Anweisung des Rates des Kreises Werdau verschrottet,<br />

das heißt, sie fiel den in <strong>der</strong> DDR verbreiteten<br />

Buntmetall-Aktionen zum Opfer. Umso erfreulicher, dass<br />

wenigstens die schriftlichen Dokumente mitsamt dem<br />

Frachtbrief erhalten geblieben sind.<br />

Betrug die Bahnstrecke von Ulm bis Crimmitschau „nur“<br />

fast 400 Kilometer, so waren nach 1900 aufgrund des<br />

bereits recht dichten Eisenbahnnetzes Transporte über<br />

noch wesentlich weitere Entfernungen durchaus üblich. In<br />

<strong>der</strong> Regel ließen sich Gemeinden bzw. Feuerwehren von<br />

mehreren Firmen Angebote über Löschgeräte unterbreiten,<br />

ehe sie sich zum Kauf entschlossen. Fiel ein Angebot<br />

beson<strong>der</strong>s günstig aus, kam auch ein weiter entfernt ansässiger<br />

Hersteller in Frage, da trotz <strong>der</strong> Frachtkosten <strong>der</strong><br />

Endpreis für das Gerät immer noch niedriger war.<br />

700 km kein Problem<br />

So entschied sich die Gemeinde Sögel (LK Emsland/<br />

NS) für eine 4-Rad-Saug- und Druckspritze <strong>der</strong> damals<br />

überregional bekannten und renommierten <strong>Firma</strong> Gustav<br />

Ewald. Jedoch lag <strong>der</strong>en Sitz in Küstrin an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> (heute<br />

Polen) und gut 700 Kilometer waren bis nach Sögel zu<br />

bewältigen. Kein Problem für die Eisenbahn! Die Spritze<br />

wurde per Bahnfracht bis nach Lathen (Emsland) transportiert,<br />

dann auf einen Waggon <strong>der</strong> Nebenstrecke umgeladen<br />

und kam wohlbehalten in Sögel an. Dort wurde sie<br />

mit Pferdevorspann vom Bahnhof abgeholt und feierlich<br />

geschmückt in den Ort gefahren. Dieser Eisenbahntransport<br />

wurde im Oktober 1911 abgewickelt. Das wird durch<br />

den originalen Frachtbrief dokumentiert, <strong>der</strong> unter Glasrahmen<br />

im Obergeschoss des Feuerwehrgerätehauses<br />

aufbewahrt wird. Erfreulich ist, dass die Ewald-Küstrin-<br />

Saug- und Druckspritze heute noch in Sögel in restauriertem<br />

und funktionstüchtigem Zustand erhalten geblieben<br />

ist und man <strong>der</strong> „betagten Dame“ das Alter von über<br />

hun<strong>der</strong>t Jahren kaum ansieht.<br />

Gar nicht so selten kam es zwischen ca. 1900 und 1920<br />

vor, dass die Eisenbahn als schnelles Transportmittel<br />

diente, um Feuerlöschgeräte bei Großbränden über längere<br />

Wegstrecken möglichst schnell und kräftesparend<br />

zum Einsatzort zu bringen. Dies soll an drei Beispielen<br />

anschaulich dargestellt werden. Im Jahre 1904 erhielt die<br />

Freiwillige Feuerwehr Delmenhorst eine <strong>Dampf</strong>spritze für<br />

Pferdezug mit 800 Liter Leistung pro Minute von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong><br />

Louis Tidow aus Hannover-Badenstedt. In <strong>der</strong> Chronik des<br />

Oldenburgischen Feuerwehrverbandes (1982 zum hun<strong>der</strong>tjährigen<br />

Bestehen herausgegeben) wird Folgendes<br />

beschrieben:<br />

Ein strenger Bahnhofsvorsteher<br />

„Ein beson<strong>der</strong>er Einsatz war wohl für die Feuerwehr Delmenhorst<br />

<strong>der</strong> Großbrand in <strong>der</strong> Nacht vom 30. zum 31.<br />

Dezember 1908 im Braker Hafen. Gegen Morgen rief man<br />

die Delmenhorster Wehr mit <strong>der</strong> großen <strong>Dampf</strong>spritze zu<br />

Hilfe. Es war höchste Eile geboten und ein Motorfahrzeug<br />

stand nicht zur Verfügung. Die Feuerwehrmänner wollten<br />

dann die <strong>Dampf</strong>spritze um 7.45 Uhr mit dem Schnellzug<br />

Magirus-Löschfahrzeug auf Hansa-Lloyd-Fahrgestell in<br />

Hecklingen (SAH), baugleich mit dem Löschfahrzeug,<br />

das die Feuerwehr Crimmitschau 1938 erhielt<br />

10 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Kleine Handdruckspritze früher auf dem Bahnhof in Norddeich<br />

stationiert (Sammlung <strong>der</strong> Ostfries.-Brandkasse in Aurich)<br />

<strong>Dampf</strong>spritze <strong>der</strong> FF Delmenhorst, die im Dezember 1908 per Bahn zu<br />

einem Groß-Einsatz in Brake an <strong>der</strong> Unterweser gebracht wurde<br />

nach Brake beför<strong>der</strong>n. Der Bahnhofsvorsteher wollte –<br />

mit Recht – die <strong>Dampf</strong>spritze auf einem offenen Wagen<br />

nur ungeheizt, ohne Begleitung mitnehmen. Dann wäre<br />

sie aber bei <strong>der</strong> eisigen Kälte (–12 Grad) eingefroren. Die<br />

acht Spritzenmänner entschlossen sich, die ¾ stündige<br />

Fahrt nach Brake auf offenem Wagen mitzumachen, was<br />

natürlich eine ungeheure Strapaze war. Sie kamen aber<br />

dennoch gut ans Ziel. Mit Jubel wurden Spritze und Mannschaft<br />

in Brake begrüßt und sofort eingesetzt.“<br />

Ob die wackeren Feuerwehrmänner auf <strong>der</strong> knapp 50<br />

Kilometer langen Fahrt ihre <strong>Dampf</strong>spritze bereits angeheizt<br />

und somit betriebsbereit gemacht haben, ist in dem<br />

Bericht zwar nicht angegeben, kann aber wohl vermutet<br />

werden. Die Tidow-<strong>Dampf</strong>spritze ist heute noch in Delmenhorst<br />

als wertvoller Feuerwehr-Oldtimer erhalten geblieben,<br />

zumal es in ganz Deutschland heute nur noch 23<br />

<strong>Dampf</strong>spritzen gibt.<br />

Großbrandbekämpfung erfolgreich<br />

Auch die Metz-4-Rad-Motorspritze für Pferdezug (Baujahr<br />

1912), die 1913 per Bahn nach Engen (BW) zur Bekämpfung<br />

<strong>eines</strong> Großbrandes gebracht wurde, ist heute noch<br />

vorhanden. Sie ist das einzige bisher bekannte Metz-Modell<br />

dieser Art in <strong>der</strong> gesamten Bundesrepublik und wird<br />

bei <strong>der</strong> Werkfeuerwehr <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Georg<br />

Fischer AG, Automobilguss in Singen am<br />

Hohentwiel, gepflegt und erhalten.<br />

Dass auswärtige Spritzen per Bahnfracht an<br />

weit entfernte Brandstellen gebracht werden<br />

mussten, zeigt auch das folgende Beispiel<br />

eindrucksvoll: Im Jahre 1915 brannte in Du<strong>der</strong>stadt<br />

(NS) die Servatiuskirche völlig aus.<br />

Als sich durch Funkenflug das Feuer immer<br />

weiter ausbreitete und in <strong>der</strong> Fachwerk-Bebauung<br />

<strong>der</strong> historischen Innenstadt immer<br />

mehr Nahrung fand, konnte <strong>der</strong> Großbrand<br />

erst durch <strong>Dampf</strong>spritzen gelöscht werden,<br />

die aus Northeim und sogar Hannover per<br />

Eisenbahntransport herbeigeschafft wurden.<br />

Allein durch Handdruckspritzen und<br />

Eimerketten, die damals noch üblich waren,<br />

war man gegenüber Großbränden völlig<br />

machtlos. So konnte durch den Einsatz <strong>der</strong> Eisenbahn oftmals<br />

das Schlimmste gerade noch verhin<strong>der</strong>t werden. Als<br />

Beispiel dafür, dass die Deutsche Reichsbahn auf ihren<br />

Bahnhöfen und Güterabfertigungen auch selbst für den<br />

Brandschutz sorgte, kann eine kleine zweirädrige Handdruckspritze<br />

gelten, die sich in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Ostfriesischen<br />

Landschaftlichen Brandkasse in Aurich befindet.<br />

Die Aufschrift an dieser Karrenspritze „Station Norddeich“<br />

besagt, dass das Löschgerät am dortigen Bahnhof stationiert<br />

war, wo heute die Fährschiffe zur Überfahrt zur<br />

Nordseeinsel Nor<strong>der</strong>ney ablegen. Die Spritze reichte aber<br />

höchstens dazu aus, kleine Entstehungsbrände zu löschen,<br />

da man damit höchstens 100 Liter pro Minute 20<br />

Meter weit pumpen konnte. Hergestellt wurde diese Handdruckspritze<br />

um 1900 von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> August Hönig in Köln.<br />

Auch in den Katalogen fast aller namhafter Feuerlöschgerätefirmen<br />

finden sich Hinweise, dass die Eisenbahnen<br />

bei ihnen gute Kunden waren. So heißt es im Katalog <strong>der</strong><br />

Nürnberger Feuerlöschgeräte-Maschinenfabrik Justus<br />

Christian Braun von 1901: „Die Königl. Bayer. Staats-Eisenbahnen<br />

haben bereits viele Hun<strong>der</strong>t Stück Spritzen<br />

verschiedener Grösse erhalten.“<br />

Fotos und Kopien: Archiv Hölscher<br />

Im Jahre 1913 wurde diese Metz-Motorspritze<br />

per Eisenbahn zu einem Großbrand<br />

nach Engen (BW) transportiert<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 11


Mit Gas betrieben, historisch gekleidet, mo<strong>der</strong>n geschützt<br />

<strong>Dampf</strong><br />

Margrit Matyscak<br />

VIERWALDSTÄTTERSEE<br />

Der Schweizer <strong>Dampf</strong>bootverein VSD-ASV feierte<br />

sein 30-jähriges Bestehen. 31 europäische<br />

<strong>Dampf</strong>boote folgten <strong>der</strong> Einladung zum <strong>Dampf</strong>boottreffen<br />

in Stansstad am Vierwaldstättersee. Zwei<br />

reisten aus England an, <strong>eines</strong> aus Holland, sechs aus<br />

Deutschland, vier aus Frankreich und 18 aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Die beiden Präsidenten Michael Neuer und Beat Bolzern<br />

hatten heftig die Werbetrommel gerührt und sogar ein<br />

Schleppfahrzeug an den Bodensee geschickt, weil ein<br />

Schiff sonst nicht gekommen wäre. Entsprechend groß<br />

waren die Typenunterschiede. Sie reichten vom dampfbetriebenen<br />

Kanu aus Frankreich bis zum Kajütboot aus<br />

<strong>der</strong> Schweiz. Viele Kapitäne kamen <strong>der</strong> Bitte nach und erschienen<br />

mit ihrer Crew im Outfit <strong>der</strong> 1920er Jahre. Die<br />

Auswahl im englischen Internet sei groß und preisgünstig,<br />

stellten die herausgeputzten Damen fest. Den Bartwuchs<br />

<strong>der</strong> Männer gab es mit entsprechen<strong>der</strong> Geduld.<br />

An drei Tagen wurde gefahren. An zweien mit Passagieren,<br />

was als beson<strong>der</strong>er Erfolg verbucht werden konnte.<br />

Im Nebel und Niesel reihten sich 31 Boote vor dem<br />

ehrwürdigen Turm von Stansstad. An <strong>der</strong> Glasfabrik von<br />

Der Stolz jedes <strong>Dampf</strong>bootes: Pfeifen und Schornstein<br />

Hergiswil konnte bei strahlendem Sonnenschein vorbeigedampft<br />

werden. Ein Signal hier löste ein Signal dort aus.<br />

Bei Hergiswil warf <strong>der</strong> Fels das <strong>Dampf</strong>signal als Echo zurück.<br />

Doppelter Spaß aus x Pfeifen! Sie riefen Menschen<br />

ans Ufer o<strong>der</strong> auf den Balkon. Die Zuschauer winkten und<br />

erhielten ein <strong>Dampf</strong>signal zurück.<br />

12 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Dampf</strong>en vor dem historischen Turm von Stansstad<br />

Bild unten: Der Hänger mit dem Boot lässt sich leichter ins Wasser schieben, wenn<br />

auch vorne am Zugfahrzeug eine Anhängerkupplung zur Verfügung steht<br />

Mit Motorkraft an den Liegeplatz, denn die Maschine ist noch kalt<br />

VOLLER DAMPFBOOTE<br />

Eine gasbetriebene <strong>Dampf</strong>maschine<br />

Zwischen Einwassern und Abdampfen liegt das Paddeln,<br />

denn sowohl Slippanlagen als auch Krane sind niemals<br />

direkt am Liegeplatz. Eine <strong>Dampf</strong>maschine braucht Zeit.<br />

Sie ist eben kein Motor auf Knopfdruck. Für weite Distanzen<br />

standen Motorboote als Schleppfahrzeuge zur<br />

Verfügung. Die Hollän<strong>der</strong> slippten umgekehrt. Während<br />

<strong>der</strong> Transporter das Boot auf dem Trailer an <strong>der</strong> Anhängerkupplung<br />

von Holland bis zum Vierwaldstättersee<br />

zog, ließ eine Anhängerkupplung vorne den Trailer leichter<br />

ins Wasser schieben. Das langwierige Rückwärtsmanövrieren<br />

entfällt.<br />

An alles war gedacht. Die Camper hatten einen eigenen<br />

Platz. Fürs Parken in Hafennähe gab es Berechtigungsscheine,<br />

Wohngelegenheiten, auch bei Privatpersonen,<br />

waren in <strong>der</strong> Vorplanung angeboten worden. Im Umkreis<br />

von Stansstad konnte auf dem See frei gefahren<br />

werden, was bei herrlichem Wetter ausgiebig genossen<br />

wurde. Ansonsten unterliegt <strong>der</strong> Vierwaldstättersee dem<br />

Reglement von vier Kantonen. Die Bestimmungen können<br />

sehr unterschiedlich sein. Je<strong>der</strong> Kanton vergibt eine<br />

Zulassungsnummer. Wer im falschen Revier fährt, muss<br />

mit <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei rechnen. Die Boote erreichten<br />

sechs bis 12 Stundenkilometer. Da wäre eine Grenzüberschreitung<br />

leicht gewesen. Aber die Disziplin hielt<br />

alle zurück.<br />

Holz, Steinkohle und Gas waren die <strong>Dampf</strong>bereiter des<br />

Treffens. Mit Gas gibt es nur <strong>Heißluft</strong> aus dem Schorn-<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 13


Freie Fahrt für Auto mit <strong>Dampf</strong><br />

Rennen mit <strong>Dampf</strong>. Boot o<strong>der</strong> Kanu, <strong>der</strong> Spaß ist gleich<br />

stein. Mit Holz qualmt es schön weiß. Mit Kohle qualmt es<br />

schwarz und staubt mit Partikeln Mannschaft und Passagiere<br />

ein. Ohne diese Attribute fehlt manchem <strong>Dampf</strong>maschinen-Freak<br />

etwas. Pfeife o<strong>der</strong> Überdruckventil lassen<br />

es bei allen dampfen.<br />

Ein Sprichwort des Sees lautet: Hat Pilatus einen Hut,<br />

ist und bleibt das Wetter gut. Sprichwörter prägen sich<br />

gut ein, aber sie stimmen nicht immer. Donnerstag,<br />

Freitag und Samstag lag eine malerische, weiße Wolke<br />

auf dem Pilatus. Am Sonntag nebelte und tröpfelte<br />

es. Alle waren dennoch damit einverstanden, sich vor<br />

<strong>der</strong> Uferpromenade in Formation aufzustellen für ein<br />

31-<strong>Dampf</strong>boote-Foto. Passagierfahrten waren an allen<br />

Tagen begehrt. Mitgenommen werden dürfen nur so<br />

viele Personen wie Schwimmwesten an Bord sind. Nur<br />

beson<strong>der</strong>s kin<strong>der</strong>freundliche Kapitäne o<strong>der</strong> solche mit<br />

Enkelkin<strong>der</strong>n zu Hause hatten das Equipment auch für<br />

kleine Leute bereit.<br />

Im Hafen drehte sich ein <strong>Dampf</strong>karussel. Der <strong>Dampf</strong>zug<br />

Yeti fuhr seine weiten Kreise, Greggis 5 Zoll-<strong>Dampf</strong>-Gartenbahn<br />

rutschte in einer bestimmten Kurve öfters aus<br />

den Schienen. Das Lokomobil Escher-Wyss von 1876<br />

trieb ein Sägewerk an. Mancher Heizer aus dem Deutschen<br />

o<strong>der</strong> Schweizer Teil des Vereins enttarnte sich als<br />

<strong>Dampf</strong>bootmodellbesitzer. Modellmaschinen, kleine und<br />

große Maschinen konnten gekauft werden. Sogar ein betriebsbereites<br />

<strong>Dampf</strong>boot blieb an Land, auf dem Wasser<br />

wäre es als Nummer 32 gezählt worden, und suchte<br />

stattdessen einen neuen Besitzer. Als beson<strong>der</strong>e Überraschung<br />

düste ein <strong>Dampf</strong>-Automobil VCC 1900 über das<br />

Areal. Nach 45 Minuten Anheizzeit hätte es sichtlich mit<br />

fließendem, mo<strong>der</strong>nem Stadtverkehr mithalten können.<br />

Da konnte nachempfunden werden, dass dieses Gefährt<br />

den Zeitgenossen damals suspekt war.<br />

Waren die historischen Kleidungsstücke bei 30 Grad<br />

eher beschwerlich, schützten sie bei <strong>der</strong> Promenadefahrt<br />

bei Niesel und Nebel. Mit Blumenkasten und weißem<br />

Brautkleid unter weißem Schirm auf dem Bug machte<br />

sich die Kapitänsgattin beson<strong>der</strong>s gut. Passagiere hatten<br />

sogar eine Hand-Drehorgel dabei und fuhren singend<br />

über den See.<br />

Kein längerer <strong>Dampf</strong>boot-Einsatz ohne Pannen. Aber<br />

das Gute an dieser Technik ist: Sie lässt sich vom Eigner<br />

selbst zerlegen und wie<strong>der</strong> zusammenbauen. Am anfälligsten<br />

sind die Pumpen. Ihre Ventile verzeihen nicht den<br />

kleinsten Schmutzpartikel. Maschinisten<br />

tun also gut daran, jedem<br />

Ventil einen Schmutzfänger<br />

vorzuschalten. Eine Handpumpe<br />

neben <strong>der</strong> Speisewasserpumpe<br />

sorgt dafür, dass <strong>der</strong> Kessel immer<br />

ausreichend Wasser hat und<br />

das Schiff damit unter <strong>Dampf</strong><br />

bleibt. Dann muss eben kräftig<br />

mit einem Hebel ab und auf gepumpt<br />

werden.<br />

Fazit <strong>eines</strong> großen internationalen<br />

<strong>Dampf</strong>boottreffens: Gedankenaustausch<br />

unter <strong>Dampf</strong>bötlern<br />

kennt keine Sprachbarrieren. Ein<br />

privater <strong>Dampf</strong>bootaufenthalt am<br />

Vierwaldstättersee muss sehr<br />

langfristig geplant werden wegen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Fahrgenehmigungen<br />

und <strong>der</strong> Reservierung von<br />

Anlegeplätzen.<br />

Das Lokomobil von Escher-Wyss (1876) kann alle Lasten meistern<br />

Fotos: Margrit Matyscak<br />

14 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Dampf</strong>- und Messe-Termine<br />

Es wird empfohlen, sich vor Antritt einer längeren Anfahrt beim jeweiligen Veranstalter über<br />

evtl. Än<strong>der</strong>ungen zu informieren!<br />

Stand 5.3.2014 – ohne Gewähr<br />

09.–13. April 2014 – 36. Intermodellbau Dortmund<br />

Tel. +49/(0)231/1204521, www.intermodellbau.de<br />

20.–21. April 2014 – Mächtig unter <strong>Dampf</strong>! – Vorführung von <strong>Dampf</strong>maschinen-Modellen<br />

unter <strong>Dampf</strong> Steinhu<strong>der</strong> Museen in Wunstorf-<br />

Steinhude Tel. +49(0)5033/5599, Mail: info@steinhu<strong>der</strong>-museen.de,<br />

Home: www.steinhu<strong>der</strong>-museen.de<br />

25.–27. April 2014 – Modellbau Wels: Faszination Modellsport &<br />

AirShow, Neu: mit 7¼ Zoll Echtdampf-Bahn, www.modellbau-wels.at<br />

26.–27. April 2014 – 14. <strong>Dampf</strong>treffen Bauernmuseum Sitzendorf/<br />

Thüringen, Tel. +49(0)36730/22384, Mail: info@sitzendorf.de<br />

27. April 2014 – Modellbauausstellung mit Modellbau-Flohmarkt<br />

im Saal <strong>der</strong> Turnhalle, Hofer Str. 31, 95119 Naila, Tel. +49(0)9282/8245,<br />

Mail: zerb@parkeisenbahn-naila.de<br />

01.–04. Mai 2014 – 15. Deutsche <strong>Dampf</strong>-Automobil Tour Melle,<br />

Mail: hroessler@aol.com, Heiner Rössler, www.automuseummelle.de<br />

03.–04. Mai 2014 – Aethercircus Steampunk Festival/<br />

Festung Grauerort Stade, Steampunkgesellschaft,<br />

Mail: info@steampunkfestival.de, Home: http://aethercircus.blogspot.de<br />

03.–04. Mai 2014 – 15. Märkisches <strong>Dampf</strong>spektakel Ziegeleipark<br />

Mildenberg, Tel. +49(0)3307/302546, Stefanie Bokowski,<br />

Home: www.ziegeleipark.de<br />

10.–11. Mai 2014 – 3. Roßweiner <strong>Dampf</strong>tage Museumsmaschine<br />

Roßwein/Sachsen, Mail: enrico@dampfmaschine-rosswein.de,<br />

Enrico Korth, Home: www.dampfmaschine-rosswein.de<br />

10.–11. Mai 2014 – 8. Plochinger Straßendampftreffen Plochingen,<br />

Mail: info@dampfbahner.de, Home: www.dampfbahner.de<br />

23.–25. Mai 2014 – 16. Dordt in Stoom/Innenstadt Dordrecht NL,<br />

Mail: info@dordtinstoom.nl, Peter Beekmans,<br />

Home: www.dordtinstoom.nl<br />

24.–25. Mai 2014 – <strong>Dampf</strong>tage „Tatort Technik“ Museum Eslohe,<br />

Mail: keite@museum-eslohe.de, Franz-Josef Keite,<br />

Home: www.museum-eslohe.de<br />

25. Mai 2014 – Eisenbahnfest – Andampfen im Froschgrüner Park<br />

in Naila ab 13.00 Uhr, Tel. +49(0)9282/8245,<br />

Mail: zerb@parkeisenbahn-naila.de<br />

27. 05.–03.06. 2014 – <strong>Dampf</strong>tage des DDV in Trier-Konz,<br />

www.dampfboot.de/termine<br />

30.05.–01.06. 2014 – Int. Stoom u. Modellbautage Museum Leek NL,<br />

Mail: info@landgoednienoord.nl, Home: www.familieparknienoord.nl<br />

31.05.–01.06. 2014 – Oldtimertraktoren u. <strong>Dampf</strong>maschinenschau,<br />

Museum Beselich-Nie<strong>der</strong>tiefenbach, Mail: info@ackerkralle.de,<br />

Robert Geyer, Home: www.ackerkralle.de<br />

06.–09. Juni 2014 – Graestedt Vintagefair Graestedt DK,<br />

Mail: sl@veterantraef.dk, Sören Lindkilde, Home: www.veterantraef.dk/de<br />

07.–09. Juni 2014 – 16. Großes <strong>Dampf</strong>-Festival in Kürnbach/<br />

Bad Schussenried, www.dampfbahn-kuernbach.de<br />

07.–08. Juni 2014 – <strong>Dampf</strong>tage Technik Museum Kassel,<br />

http://www.tmk-kassel.de<br />

01.–03. Aug. 2014 – 40. Steam Extravaganza Feld-Flugplatz<br />

South Cerney/Cirencester GB, Mail: mail@steamextravaganza.com,<br />

Home: www.steamextravaganza.com/index.htm<br />

02.–03. Aug. 2014 – 29. int. Oldtimertage Tilligte NL,<br />

Mail: info@oltimerdag.nl, Jos Brunninkhuis, Home: www.oldtimerdagen.nl<br />

09.–10. Aug. 2014 – 20. Oldtimer und Traktorentreffen Museum<br />

Alt Schwerin, Mail: argoneum@lk-seenplatte.de, Anke Gutsch,<br />

Home: www.argoneum-altschwerin.de<br />

15.–17. Aug. 2014 – 18. Dreschefest Außengelände Immensen,<br />

Mail: thorsten.kochanneck@freenet.de,<br />

dampftraktorschmiede@wolfsburg.de, Home: www.fhf-immensen.de<br />

15.–17. Aug. 2014 – 14. <strong>Dampf</strong>schifffest Elbufer Dresden,<br />

Mail: michael.fichte@freenet.de, Michael Fichte,<br />

Home: www.saechsische-dampfschiffahrt.de<br />

16. Aug. 2014 – 18. Bulldog-, <strong>Dampf</strong>- und Schleppertreffen Bocka<br />

bei Altenburg, Mail: berger-baustoffe@t-online.de, Wolfgang Berger<br />

16.–17. Aug. 2014 – 29. Lincolnshire Steam & Vintage Rally<br />

Lincoln GB, Mail: info@lsvr.org, Home: www.lsvr.org<br />

16.–17. Aug. 2014 – <strong>Dampf</strong>modelltage Mansfeld Museum Hettstedt,<br />

Mail: mansfeldmuseum@web.de,<br />

Home: www.mansfeld-museum-hettstedt.de<br />

24.–25. Aug. 2014 – 53. Shrewsbury Steam & Vintage Vehicle Rally<br />

Shrewsbury GB, Tel. +44(0)1743792731,<br />

Home: www.shrewsburysteamrally.co.uk<br />

27.–31. Aug. 2014 – 46. GDSF Great Dorset Steam Fair GB,<br />

Mail: enquiries@gdsf.co.uk, Home: www.GDSF.co.uk<br />

13.–14. Sept. 2014 – <strong>Dampf</strong> u. Traktorentreffen am Kiekeberg,<br />

Freilichtmuseum Rosengarten-Ehestorf b. Hamburg,<br />

Mail: info@kiekeberg-museum.de, Home: www.kiekeberg-museum.de<br />

20.–21. Sept. 2014 – 9. Mannheim<strong>Dampf</strong> TECHNOSEUM Mannheim<br />

Mail: paedagogik@technoseum.de, Michael Hoffmann,<br />

Home: www.technoseum.de<br />

27. Sept. 2014 – Dreschflegelfest Museum u. Rundfahrt<br />

Nieuwehorne NL, Mail: info@flaeijel.nl, Home: www.flaeijel.nl<br />

27.–28. Sept. 2014 – <strong>Dampf</strong>tage „Tatort Technik“ Museum Eslohe,<br />

Mail: keite@museum-eslohe.de, Franz-Josef Keite,<br />

Home: www.museum-eslohe.de<br />

27.–28. Sept. 2014 – Großauheimer <strong>Dampf</strong>tage Hanau,<br />

Mail: hans-werner.doerich@siemens.com, Hans-Werner Dörich,<br />

Home: www.fdm-hanau.de<br />

20.–23. Nov. 2014 – 31. Modellbahn-Ausstellung Messe Köln,<br />

www.faszination-modellbau.de<br />

07. Dez. 2014 – Der Nikolaus kommt mit <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>eisenbahn<br />

<strong>Dampf</strong>LandLeute – Museum Eslohe, 15.00–17.00 Uhr<br />

Tel. +49(0)2973/2455 und 800-220<br />

Anzeige<br />

19.–20. Juli 2014 – Volldampf Voraus Freilichtmuseum Lindlar,<br />

www.freilichtmuseum-lindlar.lvr.de<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />

15


<strong>Dampf</strong><br />

Während die <strong>Dampf</strong>schiffe ständig im Einsatz waren, um den Gästen<br />

die Elblandschaft näher zu bringen, fuhren zu Land die Straßendampfmaschinen.<br />

Neben den Geräuschen <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>technik sorgten auch<br />

musikalische Klänge für akustische Umrahmung.<br />

Michael Fichte<br />

VERKEHRSMUSEUM,<br />

DAMPFER & CO.<br />

Das 15. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest<br />

in Dresden<br />

Vom 16. bis 18. August 2013 fand in Dresden das<br />

15. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest statt. Während des alljährlichen<br />

Dresdener Stadtfestes findet seit 15 Jahren<br />

gleichzeitig das <strong>Dampf</strong>schifffest statt. Ende des Jahres<br />

2011 nahm die Geschäftsführung <strong>der</strong> Sächsischen<br />

<strong>Dampf</strong>schifffahrt verschiedene Anregungen aus <strong>der</strong> Belegschaft<br />

auf und gemeinsam wurde begonnen, für das<br />

traditionelle Fest eine Neuausrichtung zu entwickeln. Das<br />

Thema „<strong>Dampf</strong>“ soll mit allen Sinnen erlebbar sein. Neben<br />

den neun historischen <strong>Dampf</strong>schiffen <strong>der</strong> über 175-jährigen<br />

Raddampferflotte, sollten auch an<strong>der</strong>e <strong>Dampf</strong>maschinen<br />

vorgeführt werden. Als zweiter Partner stieg das<br />

Verkehrsmuseum Dresden mit in die Planungen ein. Für<br />

große Teile des Veranstaltungsmanagements konnte die<br />

Agentur Schrö<strong>der</strong> aus Dresden und die Schiffsgastronomie<br />

ElbeZeit gewonnen werden. Auf Anhieb gelang das<br />

neue Konzept. <strong>Dampf</strong>exponate zu Wasser und zu Land<br />

wurden am Terrassenufer, inmitten <strong>der</strong> Dresdener Altstadt,<br />

für tausende Menschen zum Erlebnis. Was nun<br />

2012 begann und zum vollen Erfolg wurde, entwickelte<br />

sich 2013 weiter. Der Verein zur För<strong>der</strong>ung Sächsischer<br />

16


Herr Hofbauer aus <strong>der</strong> Nähe von Passau trieb mit seiner Lokomobile<br />

eine Schrotmühle an. An <strong>der</strong> Qualität des Schrotes gab es nichts zu<br />

bemängeln.<br />

Wun<strong>der</strong>bare Werke <strong>der</strong> Schiffsmodellbaukunst luden zum Verweilen<br />

an <strong>der</strong> Pferdeschwämme im Stallhof ein. Früher konnten sich darin<br />

Turnierpferde am kühlen Nass laben.<br />

Familie Schriever aus Holland war mit ihrem <strong>Dampf</strong>traktor das erste<br />

Mal in Dresden zu Gast. Warum also die Altstadt nicht auch einmal aus<br />

<strong>der</strong> Perspektive <strong>eines</strong> Kohlenhändlers um 1910 erleben? Gerade wird<br />

das neu aufgebaute Kurlän<strong>der</strong> Palais passiert.<br />

Das Kohlenhändlergespann aus Holland. Der <strong>Dampf</strong>traktor stammt<br />

aus England, gebaut 1905. Ein Kohlenhändler hatte damit seine Kundschaft<br />

versorgt. Die Steigung des Hasenberges stellt kein Problem für<br />

die Maschine dar.<br />

Schmalspurbahnen e. V. wollte auch sein Thema „Schienendampf“<br />

präsentieren und stieg in die Planungen als<br />

weiterer Partner tatkräftig mit ein. Als Idee kam <strong>der</strong> <strong>Nachbau</strong><br />

<strong>der</strong> Sächsischen IK ins Gespräch. Die weitreichenden<br />

Planungen sahen sogar den Fahrbetrieb auf einer eigenen<br />

Gleistrasse vor. Allein diese Idee konnte in diesem<br />

Jahr lei<strong>der</strong> nicht in die Realität umgesetzt werden. Aber als<br />

Gast war sie in voller Größe zu bestaunen, eine <strong>Dampf</strong>lok<br />

am Terrassenufer!<br />

An<strong>der</strong>s sah es mit dem Besuch <strong>eines</strong> <strong>Dampf</strong>lastkraftwagens<br />

<strong>der</strong> Marke Skoda-Sentinel aus. Im vorigen Jahr wurde<br />

bis fast zur letzten Minute erfolglos gekämpft, dieses<br />

Exponat aus Brünn, Tschechische Republik, nach Dresden<br />

zu holen. In diesem Jahr war es jedoch geglückt. Der<br />

<strong>Dampf</strong>-Lkw durfte für drei Tage nach Deutschland reisen.<br />

Getreu dem Motto des <strong>Dampf</strong>festes, stand er unter<br />

<strong>Dampf</strong>. Einen <strong>Dampf</strong>-Lkw hat Dresden wohl schon viele<br />

Jahrzehnte nicht mehr auf <strong>der</strong> Straße gesehen. Großes<br />

Staunen unter den Besuchern, wie leise doch ein Lkw unterwegs<br />

sein kann! Weitere Aussteller kamen aus Zamberg,<br />

Tschechische Republik, wie<strong>der</strong> mit <strong>Dampf</strong>walze und<br />

Lokomobil. Ein weiteres Lokomobil konnte aus Bayern<br />

begrüßt werden. Während mit dem einem Lokomobil und<br />

einer Kreissäge Brennholz gesägt wurde, konnte mit <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Lokomobile Schrot gemahlen werden. Für Bewegung<br />

auf <strong>der</strong> Straße sorgten aber auch drei Modelldampf-<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 17


Auf dem <strong>Dampf</strong>er „Diesbar“ fand eine kleine <strong>Dampf</strong>modellausstellung<br />

statt. Die Kulisse des historisch belassenen Schiffssalons<br />

bietet den <strong>Dampf</strong>modellen einen passenden Rahmen.<br />

Der Minibahnclub Dresden-Radebeul hat im Stallhof ein 5<br />

Zoll-Oval errichtet. Groß und Klein nutzten die Möglichkeit zur<br />

kos tenlosen Mitfahrt. Übrigens, alle <strong>Dampf</strong>angebote waren<br />

kostenlos für die Besucher.<br />

Eine Lokomobile aus Tschechien. Der aufmerksame Beobachter<br />

erlebt nicht nur die Funktion einer <strong>Dampf</strong>maschine, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>der</strong>en Bedienung hautnah. Angetrieben wurde eine Kreissäge.<br />

Das Holz konnte gleich zur Feuerung weiterverwendet werden.<br />

traktoren mit ihren Anhängern; fleißig waren Besucher zu<br />

beför<strong>der</strong>n. Aber auch ein <strong>Dampf</strong>fahrrad sorgte für bewun<strong>der</strong>nde<br />

und staunende Blicke!<br />

Aus Holland war ein originaler <strong>Dampf</strong>traktor angereist.<br />

Sein Aktionsradius erstreckte sich dabei nicht nur auf<br />

das Festgelände. Auf verschiedenen Fahrten durch<br />

die nähere Umgebung wurden sicher auch noch weitere<br />

Stadtfestbesucher neugierig gemacht. Für alle, die<br />

sich eine gemütliche Pause gönnen wollten, stand an<br />

allen drei Tagen <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>er „Diesbar“ bereit. Speis<br />

und Trank für die Besucher zum einen, eine <strong>Dampf</strong>modellausstellung<br />

zur Besichtigung zum an<strong>der</strong>en. Auf dem<br />

Schiff verteilt waren Stationärmaschinen und <strong>Dampf</strong>radios,<br />

auf dem Rollenstand stand eine 5 Zoll-<strong>Dampf</strong>lok<br />

emsig unter <strong>Dampf</strong>.<br />

Das Dresdener Verkehrsmuseum lud zum kostenlosen<br />

Besuch ein, im Stallhof wurde für die Schiffsmodellbauer<br />

die historische „Pferdeschwämme“ unter Wasser<br />

gesetzt. Eine 5 Zoll <strong>Dampf</strong>bahnanlage sorgte für strahlende<br />

Blicke, vor allem bei den jungen Fest-Besuchern.<br />

Verschiedene Fachvorträge zur <strong>Dampf</strong>thematik rundeten<br />

das Programm ab. Ein solches Fest hält natürlich auch<br />

einige kulinarische und musikalische Angebote bereit.<br />

Verschiedene Biersorten, Fanfarenzug, Irisch-Folk-Büh-<br />

18<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Auf dem Fest sorgten auch einige Schauspieler für Erheiterung<br />

<strong>der</strong> Besucher. Die Matrosin mit beson<strong>der</strong>s langen Beinen,<br />

hatte keine Mühe, auch höhere Maschinenteile problemlos zu<br />

erreichen.<br />

ne, Blechtrommelkonzert, Kin<strong>der</strong>angebote o<strong>der</strong> passend<br />

gekleidete Schauspieler (Walking Act’s) rundeten das<br />

<strong>Dampf</strong>erlebnis in Dresden ab.<br />

Natürlich luden auch die Raddampfer zu einer Rund- o<strong>der</strong><br />

Linienfahrt ein. Ein Höhepunkt des <strong>Dampf</strong>schifffestes war<br />

natürlich auch wie<strong>der</strong> die Flottenparade am Samstagabend.<br />

Alle neun <strong>Dampf</strong>er nehmen dabei ihre Position ein<br />

und <strong>der</strong> gemeinsame Pfiff aus allen <strong>Dampf</strong>pfeifen – zu<br />

Wasser o<strong>der</strong> zu Land, zeigte den Beginn <strong>der</strong> Formationsfahrt<br />

an. Vielleicht sollte erwähnt werden, dass alle Schiffe<br />

wie<strong>der</strong> ausgebucht waren!<br />

Am Sonntagabend wurde das Dresdener Stadtfest und<br />

<strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest mit einem Festfeuerwerk beendet. Die<br />

Brühlsche Terrasse und das Terrassenufer waren dafür<br />

die Bühne; für Besucher wie Aussteller.<br />

Für das 16. <strong>Dampf</strong>[Schiff]-Fest am 15. bis 17. August 2014<br />

laufen bereits die Planungen! Ein Besuch in Dresden und<br />

im „<strong>Dampf</strong>land“ Sachsen lohnt sicher immer. Aussteller<br />

und Besucher sind stets herzlich willkommen!<br />

Endurance Mk. I<br />

<strong>Dampf</strong>anlage<br />

Fotos: Michael Fichte<br />

Herr Pächter aus Dresden führte sein selbst konstruiertes <strong>Dampf</strong>fahrrad<br />

vor. Krönung <strong>der</strong> vielen Bau- und Entwicklungsjahre.<br />

Preis<br />

1.875,- Euro<br />

Basisplatte:<br />

Breite: 370mm<br />

Tiefe: 370mm<br />

www.dorrington.de<br />

Tel: 06155/8781710<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 19


<strong>Dampf</strong><br />

DS Hohentw<br />

Margrit Matyscak<br />

... <strong>der</strong> schönste Sch<br />

England gilt als Mutterland <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>schiffe. Wenn<br />

die englische Fachpresse ein <strong>Dampf</strong>schiff als<br />

„schönstes Schiff Europas“ bezeichnet, muss etwas<br />

dran sein. 2013 feiert dieses Schmuckstück seinen<br />

100sten Geburtstag. Am 11. Januar 1913 lief es in Friedrichshafen<br />

vom Stapel und nahm am 17. Mai des gleichen<br />

Jahres seinen Dienst als Staatsyacht des letzten<br />

Königs von Württemberg, Wilhelm II., auf dem Bodensee<br />

auf. Die Deutsche Bahn übernahm es, stockte das Deck<br />

auf und verkaufte es 1963 für 10.000 DM an den Segelklub<br />

Bregenz. Der Maschinenraum wurde zum Tummelplatz<br />

von Ratten, <strong>der</strong> Salon zum Klubheim. Um eine<br />

Konkurrenz in <strong>der</strong> Zukunft auszuschalten, machte die<br />

Bahn die Auflage, dass die Hohentwiel nicht mehr Linie<br />

fahren und auch nicht bewirtschaftet werde. Damit hatte<br />

<strong>der</strong> Bodensee seine einst stolze <strong>Dampf</strong>erflotte endgültig<br />

verloren.<br />

In den 80er Jahren reifte im Konstanzer Stadtrat die Idee<br />

<strong>eines</strong> Bodensee-Schifffahrt-Museums mit Schiffsmodellen<br />

und Einblicken in die Unterwasserwelt. Ein Anruf <strong>der</strong><br />

Landesregierung machte auf einen Seitenrad-Schaufelrad-<strong>Dampf</strong>er<br />

aufmerksam, <strong>der</strong> vom Segelklub Bregenz<br />

für 400.000 Schilling verkauft werde, um ein Klubhaus zu<br />

finanzieren. Der Name des Schiffes im Österreichischen<br />

Hafen Hard war identisch mit dem Berg und <strong>der</strong> Festung<br />

Hohentwiel bei Singen. Die ehemalige Staatsyacht, dann<br />

Umsteuerungsrad<br />

Kurbelwelle<br />

Reparaturecke gleich neben <strong>der</strong> Maschine.<br />

20 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


iel ...<br />

Die Ankerwinsch<br />

Hutzen zur Belüftung<br />

des Maschinenraums<br />

aufelraddampfer Europas<br />

Transportschiff <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn, sollte Museumsschiff<br />

werden. Der Verein Internationales Bodensee-<br />

Schifffahrtsmuseum e.V., IBSM, wurde gegründet. Sein<br />

erster Präsident, Landrat Klaus Henninger, bezeichnet<br />

die Hohentwiel als das „eindrucksvollste Zeugnis <strong>der</strong><br />

Schifffahrtsgeschichte des Bodensees“. Der Deutsch-<br />

Schweizer-Österreichische Verein erhielt wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Vereinsrechte drei Sektionen.<br />

Eine erste Kalkulation für die Restaurierung des noch<br />

im Wasser liegenden Schiffes ergab eine Summe von<br />

2,7 Millionen DM. Dafür sollte das historische Bild wie<strong>der</strong><br />

hergestellt werden. Damit erlosch die Auflage <strong>der</strong> Bahn,<br />

das Schiff nicht mehr zu betreiben. Als das Schiff auf die<br />

Werft in Fussach gezogen und die Schale untersucht<br />

worden war, kletterten die Kosten auf 4,1 Millionen DM.<br />

Die Internationale Bodenseekonferenz, bestehend aus<br />

den Län<strong>der</strong>n Baden-Württemberg, Bayern (D), Vorarlberg<br />

(AU) und den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen<br />

(CH) erklärten sich bereit, davon 50 Prozent zu<br />

übernehmen. Wie aber berechnet man die Anteile, die<br />

die Anreiner Län<strong>der</strong> und Kantone tragen sollten? Die<br />

Bodenseekonferenz einigte sich auf eine Orientierung<br />

an den jeweiligen Uferlängen. Damit fiel <strong>der</strong> Löwenanteil<br />

(rund 800.000 DM) auf das Land Baden-Württemberg.<br />

Der Verein selbst hatte rund 2 Millionen DM aufzubringen,<br />

was durch Sponsoring und Mitgliedsbeiträge erfol-<br />

Pumpen mit Druck-Ausgleichsbehältern<br />

Schiffstelegraf – die Verbindung zur Brücke<br />

Drehzahlmesser <strong>der</strong> Antriebswelle<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 21


Kompass am Heck des Mitteldecks<br />

Alle 60 Minuten wird die Antriebswelle geschmiert.<br />

Eines <strong>der</strong> Beiboote<br />

Auch die Vakuumpumpe<br />

braucht Schmierung nach<br />

60 Minuten.<br />

gen sollte. Die Thurgauer Kantonalbank gewährte einen<br />

zinsgünstigen Kredit in Höhe von 500.000 CHF. Der<br />

Kanton Schaffhausen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Hohentwiel nicht<br />

angelaufen werden kann, leistete einen Solidarbeitrag<br />

von 10.000 CHF. Nun wurden Gel<strong>der</strong> und Sachspenden<br />

gesammelt. So lieferte die Pumpenfabrik Radolfzell die<br />

Pumpen. Der Deutsche <strong>Dampf</strong>boot Verein, DDV, beteiligte<br />

sich ebenso an <strong>der</strong> Aqkuisition von Spendengel<strong>der</strong>n,<br />

Staatsanwälte ließen dem Verein Bußgeldzahlungen aus<br />

Prozessen zukommen.<br />

Hard hatte den einzigen geschützten Hafen, <strong>der</strong> we<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Deutschen, <strong>der</strong> Schweizer noch <strong>der</strong> Österreichischen<br />

Bundesbahn betrieben wurde. Gegen eine Anerkennungsgebühr<br />

von 200 Schilling konnte die Hohentwiel<br />

hier beheimatet werden, ohne dass Streitigkeiten aufkommen<br />

konnten. Für den Betrieb des Schiffes wurde eine<br />

GmbH gegründet.<br />

Nachdem die Finanzierung gesichert war, konnten die<br />

Arbeiten beginnen. Diese wurden geleitet und überwacht<br />

Zwei-Zylindrige Verbundmaschine wie <strong>der</strong><br />

Passagier sie von oben während <strong>der</strong><br />

Fahrt beobachten kann.<br />

von Schiffsingenieur Reinhard<br />

Kloser. Am 19.05.1990 war alles in<br />

trockenen Tüchern. Rechtlich gesehen<br />

hat die Hohenwiel bis heute<br />

zwei Elternteile: Den Internationalen<br />

Verein und die österreichische<br />

GmbH.<br />

Immer wie<strong>der</strong> überzeugten sich<br />

DDV Mitglie<strong>der</strong> vom Fortgang <strong>der</strong><br />

Restaurierungsarbeiten und wurden<br />

dabei zum Engagement motiviert,<br />

denn die finanziellen Probleme blieben ein Dauerbrenner.<br />

Die Hohentwiel sollte so aussehen wie bei ihrer<br />

Inbetriebnahme 1913. Escher Wyss & Cie, Zürich und<br />

22 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Kapitän Franz Konstatzky<br />

Historisch gestaltete Toiletten<br />

Ravensburg hatte sie zwischen 1911 bis 1913 gebaut als<br />

Schwesternschiff zum DS Friedrichshafen. Die letzten<br />

Verzierungen fielen 1952 den Umbauten durch die Bundesbahn<br />

zum Opfer. Vieles war zuvor im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />

verschwunden. Die bronzenen Radkastenwappen überstanden<br />

die Metallknappheit im Ersten Weltkrieg, wurden<br />

dann aber für die Materialbeschaffung im Zweiten Weltkrieg<br />

eingeschmolzen. Das Bronzene Wappen über dem<br />

Eingang wurde bei DS Friedrich abmontiert.<br />

Maschine und Kessel waren seit <strong>der</strong> Ausmusterung 1963<br />

nicht mehr benutzt worden. Zu ihrem Liegeplatz in Bregenz<br />

wurde die Hohentwiel von einem ÖBB-Motorboot<br />

gezogen. Das „Herz“ <strong>der</strong> Hohentwiel war zur Müllhalde<br />

geworden, in <strong>der</strong> sich Ratten wohl fühlten. Eine Herkulesarbeit<br />

stand bevor. Am 29. Dezember 1989 wurden Kessel<br />

und Maschine erneut in Betrieb genommen. Die Escher-<br />

Wyss Maschine von 1912, stillgelegt 1962, lief nach ein<br />

paar Stößen fast geräuschlos wie<strong>der</strong> an. Am Original waren<br />

drei Beiboote angebracht. Zum <strong>Nachbau</strong> erklärte sich<br />

die Bootswerft Wagner in Bodman bereit.<br />

Im DDV hatte die Zahl <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>bootbesitzer inzwischen<br />

zugenommen. Hans Görtz hatte ein <strong>Dampf</strong>boot in Auftrag<br />

gegeben, das den Namen des ersten <strong>Dampf</strong>bootes auf<br />

dem Bodensee tragen sollte. Die Stephanie des Zürcher<br />

Mechanikers Johann Casper Bodmer trug ab 1817 den<br />

Spitznamen Steh-fahr-nie. Der Raddampfer war glücklos.<br />

Die Konstruktion <strong>eines</strong> offenen Schalenbootes des<br />

Bootsbauers Wagner bescherte Hans Götz dagegen für<br />

viele Jahre das schnellste, zuverlässigste <strong>Dampf</strong>boot im<br />

DDV, die STEPHANIE. Gemeinsam mit dem Schriftführer<br />

des Vereins, Peter Zimmermann, und dessen <strong>Dampf</strong>boot<br />

THEANSA schleppte Hans Götz mit seiner Stephanie die<br />

Beiboote im Schaulauf vor Lindau. Sie konnten einige<br />

Spendengel<strong>der</strong> verbuchen.<br />

Anschließend zogen beide DDV <strong>Dampf</strong>er, eskortiert<br />

vom Zollkreuzer Zeppelin aus Friedrichshafen und dem<br />

Schnellboot V 20 <strong>der</strong> Polizei Bregenz, ihre Fracht nach<br />

Hard. Am frühen Abend des 26. Mai 1989 wurden die<br />

Boote in ihre Positionen gehievt. Je <strong>eines</strong> seitlich über<br />

den Radkästen, das dritte im Heck. Dazu war die Hohentwiel<br />

über die Toppen geflaggt. Lindauer Wein wurde<br />

zur Feier des Tages ausgeschenkt. Hans Götz fuhr mit<br />

seiner Stephanie Ehrenrunden und sammelte Betrittserklärungen<br />

neuer Mitglie<strong>der</strong>. Am Ende dieses Festtages<br />

war <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>stand für den IBSM auf 1600 angewachsen.<br />

Für den 17. Mai 1990 lud Vorsitzen<strong>der</strong> Klaus Henninger<br />

zur Feier <strong>der</strong> Inbetriebnahme ein. Unter großer Beteiligung<br />

von Sponsoren und Interessenten allgemein wurde mit<br />

dem Festakt ein Schlussstrich unter mühevolle Kleinarbeit<br />

gezogen. DS HOHENTWIEL lief zur zweiten Jungferfahrt<br />

aus. Reinhardt Kloser, <strong>der</strong> gestandene Schiffsingenieur,<br />

machte sein Schiffspatent für Schaufelrad-<strong>Dampf</strong>er am<br />

Vierwaldstätter See und wurde <strong>der</strong> erste Kapitän <strong>der</strong> Hohentwiel.<br />

Franz Konstatzky, <strong>der</strong> heutige Kapitän, war seit<br />

<strong>der</strong> Jungfernfahrt dabei und übernahm das Schiff 2004.<br />

In den Wintermonaten wurde weiter gewerkelt, um auch<br />

letzten Details das historische Gesicht zurückzugeben.<br />

Der Schiffsversicherer Germanisch Lloyd nahm sie unter<br />

die Lupe und zertifizierte sie am 14. April 2005. Chefmaschinist<br />

Christian Hämmerle kam 1997 an Bord. Bis heute<br />

ist er von seinem Beruf begeistert. Nicht nur <strong>der</strong> Technik<br />

wegen. Auch <strong>der</strong> Saisonbetrieb liegt ihm und die Crew, die<br />

er als große Familie bezeichnet. Mit Messingputzen sind<br />

alle beschäftigt.<br />

Bil<strong>der</strong>: Margrit und Kamil Matyscak<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 23


Spezial<br />

Peter Brockmann<br />

Mendocino-<br />

Motor<br />

selbst gebaut<br />

Wenn man in Kalifornien auf dem Highway 1 von<br />

San Francisco in Richtung Norden fährt, kommt<br />

man durch MENDOCINO. Einst suchte ein deutscher<br />

Schlagersänger sein Girl in Mendocino, heute ist<br />

dieser Ort wie<strong>der</strong> im Gespräch im Zusammenhang mit<br />

dem „Mendocino-Motor“.<br />

Es handelt sich um einen Solarmotor, bei welchem <strong>der</strong><br />

Rotor aus Solarzellen und Wicklungen besteht. Während<br />

seiner Rotation polt er sich bedingt durch den unterschiedlichen<br />

Lichteinfall selbsttätig um. Bekannt vom herkömmlichen<br />

Gleichstrommotor, erfolgt auch hier die Drehung<br />

durch Abstoßen und Anziehen <strong>der</strong> Magnetpole. Hierzu<br />

sind unter dem Rotor, versteckt in <strong>der</strong> Bodenplatte, Dauermagnete<br />

angebracht. Die sichtbaren Magnete auf dem<br />

Lagergestell und dem Rotor ersetzen die herkömmlichen<br />

Lager und halten den Rotor in nahezu reibungsloser Drehung.<br />

Als Lichtquelle genügt eine 60 Watt-Lampe o<strong>der</strong> natürlich<br />

das Sonnenlicht.<br />

Diese Bauanleitung für einen „Mendocino-Motor“ habe ich<br />

so gestaltet, dass <strong>der</strong> Rotor mit geringem Aufwand erstellt<br />

werden kann. Kenntnisse zum Löten <strong>der</strong> Schaltung sollten<br />

aber vorhanden sein. Der Rotor besteht in seinem Inneren<br />

Bild 1: Mit <strong>der</strong> Drehmaschine drechseln wir die Lagerschilde<br />

Bild 2: Die Solarzellen bestimmen die Länge des Rohres<br />

24 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Bild 3: Auf das Rohr und die Lagerschilde<br />

werden die Holzstreifen geklebt<br />

Bild 4: Mit Kupferlackdraht entstehen zwei Wicklungen<br />

aus einem Kunststoffrohr (Wasserrohr),<br />

dieses erleichtert den<br />

Zusammenbau und ermöglicht<br />

einen Aufbau auch ohne komplizierte<br />

Fräs- o<strong>der</strong> Drehteile.<br />

Wir beginnen mit dem Herstellen<br />

<strong>der</strong> beiden Lagerschilde<br />

(1) des Rotors. Jeweils eine<br />

mit Übermaß quadratische<br />

10 mm-Sperrholzplatte befestigen<br />

wir mittig auf einem 6 mm-<br />

Dorn und drehen etwa 6 mm rund ab (Bild 1), <strong>der</strong> Durchmesser<br />

ist ca. 36 mm und muss am Rohr (2) eingepasst<br />

werden. Tipp: Haben wir keine Drehmaschine, so sägen<br />

wir mit einer Laubsäge Kreise aus und leimen sie auf<br />

entsprechend gesägte Holzquadrate. Beide Lagerschilde<br />

sägen wir quadratisch zu (Zeichnung beachten) und<br />

kleben sie in das abgelängte Rohr ein (Bild 3). Die Rohrlänge<br />

richtet sich nach den verwendeten Solarzellen (3)<br />

(Bild 2). Wir sehen im Bild 3 die vier Holzstreifen (4) für<br />

die Halterung <strong>der</strong> Solarzellen, auch ihre Länge richtet<br />

sich nach den verwendeten Solarzellen. Die vier Streifen<br />

kleben wir auf das Rohr und mit ihren Enden auf das<br />

Quadrat <strong>der</strong> Lagerschilde. Nach dem Trocknen bohren<br />

wir die Löcher für den Anschluss <strong>der</strong> Solarzellen nach<br />

Zeichnung durch das Holz und das Rohr. Abschließend<br />

Bild 5: Verdrahtung und Befestigung <strong>der</strong> Solarzellen<br />

Bild 6: Fertiger Rotor<br />

mit Magneten und<br />

Lagerspitze<br />

schieben wir noch das Lagerrohr (5) in die Bohrungen<br />

und lassen die Enden in ihrer Länge nach Plan überstehen.<br />

Zunächst wird es noch nicht festgeklebt.<br />

Weiter geht es mit dem Wickeln <strong>der</strong> beiden Rotor-Wicklungen<br />

(6). Bild 4 zeigt eine <strong>der</strong> beiden Wicklungen und<br />

ihren Verlauf um das Lagerrohr. Zum Wickeln spießen wir<br />

die Rolle mit dem Kupferdraht auf einen Dorn und wickeln<br />

den Draht mit mäßigem Zug ca. 250 Windungen auf den<br />

Rotor. Die jeweiligen Drahtenden fädeln wir durch die<br />

Bohrungen <strong>der</strong> Holzstreifen (auf <strong>der</strong> Zeichnung mit „2“ gekennzeichnet).<br />

Die zweite Wicklung muss in <strong>der</strong> gleichen Wickelrichtung<br />

aufgebracht werden. Sollte durch ein Versehen dieses<br />

nicht erfolgt sein, so kann man durch Umpolen diesen<br />

Fehler ausgleichen.<br />

Nach dem Wickeln können wir die Solarzellen montieren.<br />

Bild 5 zeigt eine montierte Solarzelle mit einer Fixierung<br />

mittels Gummiring, bis <strong>der</strong> Kleber<br />

getrocknet ist. Weiter sehen<br />

wir die Anschlussdrähte, sie<br />

werden vorher durch die Bohrungen<br />

gefädelt. Wir beachten,<br />

dass die Solarzellen ANTI-<br />

PARALLEL geschaltet werden<br />

(Schaltplan beachten) und <strong>der</strong><br />

Kupferlackdraht am jeweiligen<br />

Ende entlackt werden muss.<br />

Tipp: Bevor wir die dritte Solarzelle<br />

aufkleben, sollten wir die<br />

Funktion testen. Dazu halten<br />

wir die Wicklung in die Nähe<br />

einer Kompassnadel und beleuchten die zugehörigen Solarzellen.<br />

Die Nadel muss sich bewegen. Der Rotor wird<br />

unverän<strong>der</strong>t gehalten und nun wird die gegenüberliegende<br />

Solarzelle beleuchtet, die Nadel muss sich nun in die an<strong>der</strong>e<br />

Richtung drehen. Durch die antiparallele Schaltung hat<br />

sich das Magnetfeld umgepolt, nach diesem Funktionstest<br />

ist <strong>der</strong> elektrische Aufbau beendet.<br />

Zum Abschluss montieren wir noch die Magnete (7) am<br />

Rotor. Tipp: Um eine gleiche Polung <strong>der</strong> Magnete zu<br />

erhalten, setzen wir sie zu einem „Stab“ zusammen. Nun<br />

nehmen wir Magnet für Magnet vom Stab und schieben<br />

ihn in unverän<strong>der</strong>ter Lage auf das Lagerrohr. Auf beiden<br />

Enden des Lagerrohres müssen die Magnete mit ihren<br />

Polen in die gleiche Richtung zeigen. Beim Rotor ist<br />

unerheblich, ob wir dazu den Nord- o<strong>der</strong> Südpol wählen.<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 25


Später beim Lagersockel haben wir dieses zu beachten.<br />

Die Bohrung <strong>der</strong> Magnete beträgt ca. 6,5 mm, das Maß<br />

<strong>der</strong> Rotorwelle ist 6 mm. Um einen festen Sitz zu erreichen,<br />

wickeln wir nach Bedarf etwas Klebeband um die<br />

Welle und schieben die Magnete fest auf (Zeichnung beachten).<br />

Bild 6 zeigt den fertigen Rotor mit <strong>der</strong> Spitze (8)<br />

auf dem kurzen Rohrende.<br />

Der Bau des Stän<strong>der</strong>s ist vergleichsweise einfach. Wir beginnen<br />

mit <strong>der</strong> Grundplatte (9) und bohren nach Plan die<br />

Löcher für die Magnete (10), und die beiden Lagersockel<br />

(11). Die Magnete (10) werden immer mit dem gleichen<br />

Pol in ihre Bohrung gesteckt und festgeklebt. Hierzu bedienen<br />

wir uns wie<strong>der</strong> des „Stab-Tricks“. Wobei es egal ist,<br />

ob wir den Nord- o<strong>der</strong> Südpol wählen, es müssen nur alle<br />

mit dem gleichen Pol nach oben eingesetzt werden. Der<br />

Motor dreht in beide Richtungen, diese sind aber auch abhängig<br />

von <strong>der</strong> Richtung des Lichteinfalls.<br />

Während <strong>der</strong> Kleber trocknet, können wir die Lagersockel<br />

(11) aussägen und mit den Bohrungen nach Plan versehen.<br />

Die Lagersockel werden von unten mit Holzschrauben<br />

montiert und <strong>der</strong> fertige Stän<strong>der</strong> mit den üblichen<br />

Methoden <strong>der</strong> Oberflächen-Bearbeitung veredelt. In einen<br />

<strong>der</strong> beiden Lagersockel stecken wir noch den Lagerstift<br />

(12), er wird später exakt ausgerichtet. Der Lagerstift erhält<br />

am oberen Ende einen „Körnerschlag“, in ihm läuft<br />

dann die Spitze des Lagerrohrs. Der letzte Arbeitsschritt<br />

ist die Montage <strong>der</strong> Lagermagnete (7). Sie werden in <strong>der</strong><br />

schon bekannten Methode auf die Röhrchen (13) und die<br />

Röhrchen danach in die Lagersockel geschoben. Festgeklebt<br />

wird später nach dem Ausrichten. Wir müssen aber<br />

die Polung beachten. Der Rotor soll leicht versetzt gegen<br />

den Lagerstift drücken und schweben. Hierzu nutzen wir<br />

das Abstoßen <strong>der</strong> gleichnamigen Pole. Wir schieben also<br />

die Magnete so auf das jeweilige Röhrchen, dass die Rotormagnete<br />

abgestoßen und nicht angezogen werden.<br />

Die Zeichnung zeigt die leicht versetzte Lage <strong>der</strong> Magnete<br />

mit ihren Röhrchen. Bild 7 zeigt den fertigen Stän<strong>der</strong>.<br />

Wenn wir alles richtig gemacht haben, wird <strong>der</strong> aufgelegte<br />

Rotor nun schweben und wir können den Lagerstift<br />

(12) so ausrichten und einkleben, dass <strong>der</strong> Rotor parallel<br />

zur Oberfläche des Stän<strong>der</strong>s liegt. Der U-Bügel (14) am<br />

an<strong>der</strong>en Ende verhin<strong>der</strong>t einen ungewollten Abflug des<br />

Rotors infolge <strong>der</strong> Fliehkräfte, er kann aber auch an<strong>der</strong>s<br />

gestaltet werden. Der Rotor muss nun noch ausgewuchtet<br />

o<strong>der</strong> ausbalanciert werden. Wir werden bemerken, dass<br />

<strong>der</strong> Rotor nach leichtem Anstoßen in immer <strong>der</strong>selben Position<br />

auspendelt. Eine leichte Unwucht können wir ignorieren,<br />

ist sie aber kräftiger, so wird <strong>der</strong> Rotor nicht „über<br />

den Punkt“ kommen und <strong>der</strong> Motor kann nicht drehen. Zur<br />

Abhilfe kleben wir kleine Materialstücke auf die Gegenüberliegende<br />

Seite. Daran denken: NE-Metall, Kunststoff<br />

o<strong>der</strong> Holz verwenden!<br />

Ja, und jetzt kommt <strong>der</strong> Lohn <strong>der</strong> Mühe. Wenn wir den Rotor<br />

von einer Seite beleuchten (60 Watt-Lampe o<strong>der</strong> helles<br />

Sonnenlicht), siehe auch Bild 8, bemerken wir einen<br />

leichten Drehimpuls des Rotors, in dieselbe Richtung geben<br />

wir einen leichten Anstoß, und unser selbstgebauter<br />

„Mendocino-Motor“ läuft. Wenn nicht?<br />

Mögliche Fehler:<br />

– Wicklungen erzeugen kein Magnetfeld, weil die Schaltung<br />

einen Fehler hat;<br />

26<br />

Bild 7: Der Aufbau des Stän<strong>der</strong>s mit seinen Magneten<br />

Bild 8: Der Rotor zeigt zum Licht und kann rotieren<br />

– Wicklungen erzeugen kein Magnetfeld, weil die Wicklung<br />

unterbrochen ist;<br />

– Wicklungen erzeugen kein Magnetfeld, weil eine <strong>der</strong><br />

Solarzellen defekt ist;<br />

– Magnete unter dem Stän<strong>der</strong> sind unterschiedlich gepolt;<br />

– Unwucht des Rotors ist zu stark;<br />

– Beleuchtung ist zu schwach.<br />

Die Solarzellen nutzen nur einen geringen Anteil des<br />

sichtbaren Lichtes. Dieser Teil ist aber auch gleichzeitig<br />

Wärmestrahlung und erwärmt die Solarzellen je nach<br />

Intensität unterschiedlich. Bedingt durch diese Erwärmung<br />

reduziert sich die Leistungsabgabe und es kann<br />

passieren, dass <strong>der</strong> Motor nach längerer Laufzeit stehen<br />

bleibt. Die Erwärmung ist dabei an den Zellen spürbar<br />

zu fühlen. Nach kurzer Abkühlung wird <strong>der</strong> Motor wie<strong>der</strong><br />

laufen.<br />

Ich wünsche ihnen viel Spaß beim Bauen und direkter<br />

Nutzung <strong>der</strong> Sonnenenergie!<br />

Fotos und Zeichnungen: Peter Brockmann<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


STÜCKLISTE<br />

Position Stückzahl Material Benennung<br />

1 2 Sperrholz 50 x 50 x 10 mm Lagerschild<br />

2 1 Kunststoffrohr Rotor-Rohr<br />

3 12 Solarzellen 250 mA/0,5 V Solarzellen<br />

4 4 2 mm-Sperrholz Rotor-Streifen<br />

5 1 Messingrohr 310 x 6 mm Lagerrohr<br />

6 2 Kupferlackdraht Wicklung<br />

7 12 Ringmagnet 10 x 6,5 x 19 mm Magnete<br />

8 1 Messing 15 x 5 mm Lagerrohrspitze<br />

9 1 Sperrholz 340 x 100 x 10 mm Grundplatte<br />

10 20 Neodym-Magnete 8 x 4 mm Magnete<br />

11 2 Sperrholz 70 x 30 x 10 mm Lagersockel<br />

12 1 Messing 40 x 4 mm Lagerstift<br />

13 4 Messingrohr 45 x 6 mm Röhrchen<br />

14 1 Stahldraht 1 mm U-Bügel<br />

Die verwendeten Materialien sind handelsüblich. Die Magnete und die Solarzellen habe ich von <strong>der</strong> Fa. Opitec<br />

(www.opitec.de) bezogen. An<strong>der</strong>e Versandfirmen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> örtliche Fachhandel liefern ebenfalls diese Standard-<br />

Bauteile. Der Kupferlackdraht ist im Querschnitt dünn zu wählen, so dass er aber beim Wickeln nicht abreißt.<br />

Der Querschnitt selber hat keinen Einfluss auf die Funktion.<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 27


28 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Alle Zeichnungen wurden auf 97% verkleinert<br />

Anzeigen<br />

www.LiveSteamService.com<br />

Guss + Laserteile für <strong>Dampf</strong>loks 5“ u. 7¼“<br />

eMail: gartenbahnen@livesteamservice.com<br />

MEtAllE<br />

in allen Qualitäten und Abmessungen<br />

Stangen • Profile • Bleche aus Messing • Kupfer<br />

Rotguß • Bronze • Aluminium • Stahl • Edelstahl<br />

Wilms Metallmarkt Lochbleche GmbH & Co. KG<br />

Wid<strong>der</strong>sdorfer Straße 215 | 50825 Köln (Ehrenfeld)<br />

Tel.: 0221 546 68 - 0 E-Mail: mail@wilmsmetall.de<br />

Fax: 0221 546 68 - 30 Shop: www.wilmsmetall.de<br />

For<strong>der</strong>n Sie unsere<br />

kostenlose Lagerliste an!<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014<br />

29


HISTORIE<br />

73<br />

vollständig<br />

FRAGEN<br />

Durch <strong>der</strong>en Beantwortung <strong>der</strong> Heizer sich<br />

prüfen kann, ob er die Verhaltensregeln<br />

und die Erläuterungen zu denselben<br />

verstanden hat.<br />

Vorab eine Bemerkung zu den folgenden Zeilen:<br />

Die Fragen und ihre Antworten entsprechen dem technischen<br />

Stand <strong>der</strong> Jahre 1907–1910 (s. Quelle). Sie können<br />

auf keinen Fall die heute gültigen Gesetze und Vorschriften<br />

zum Betrieb von <strong>Dampf</strong>kesselanlagen ersetzen.<br />

In vielen Vereinen und bei privaten Bastlern und Freunden<br />

<strong>der</strong> alten <strong>Dampf</strong>technik werden heute <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />

Lokomobile und Lokomotiven betrieben. Die<br />

Anlagen sind teilweise um die 100 Jahre alt und sollen<br />

trotzdem sicher funktionieren und den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

TÜV entsprechen. Das muss auch sein!<br />

Man kann natürlich in eine alte <strong>Dampf</strong>maschine eine<br />

elektrische Heizung einbauen, überall mo<strong>der</strong>nste Sensoren<br />

zur Erfassung von Druck, Temperatur, Wasserstand<br />

und Schornsteinzug anbringen und das Ganze<br />

von einem Computer steuern lassen. Aber wo bleibt da<br />

<strong>der</strong> Mensch? Der Umgang mit <strong>der</strong> alten Technik macht<br />

Spaß und ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung für alle Beteiligten.<br />

Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Heizer und<br />

Maschinisten, obwohl sie den <strong>Dampf</strong>betrieb als Hobby<br />

betreiben, genau Bescheid wissen über die Möglichkeiten<br />

und die Gefahren ihres Hobbys und darüber, wie<br />

man mit solch einer alten Anlage professionell umgeht.<br />

Hier ist laienhaftes und unüberlegtes Vorgehen schädlich,<br />

ja sogar gefährlich.<br />

In den Jahren um die Jahrhun<strong>der</strong>twende 1899/1900 war<br />

die <strong>Dampf</strong>technik eine ausgereifte, technisch sicher<br />

beherrschte Technologie. Sämtliche Gesetzmäßigkeiten<br />

und Zusammenhänge waren gründlich erforscht und ließen<br />

sich mit hinreichen<strong>der</strong> Genauigkeit berechnen. Man<br />

hatte durch viele Unglücke mit Kesseln und Maschinen<br />

die Probleme erkannt und genaue Verhaltensmaßregeln<br />

festgelegt. Diese Regeln wurden zusammengefaßt und<br />

von den verschiedenen <strong>Dampf</strong>kessel-Revisions-Vereinen<br />

in Form von handlichen kleinen Büchern herausgegeben.<br />

Diese Bücher waren die Grundlage für die Unterweisung<br />

von Heizern, Meistern und Ingenieuren im Umgang mit<br />

<strong>der</strong> Technik.<br />

Die Fragen behandeln 10 Fachgebiete:<br />

1. Manometer<br />

2. Wasserstands-Vorrichtungen<br />

3. Sicherheitsventile<br />

4. Speiseventile<br />

5. Speisevorrichtungen<br />

6. Hähne und Ventile<br />

7. Inbetriebnahme des Kessels<br />

8. Betrieb des Kessels<br />

9. Die Bedienung des Rostes<br />

10. Außerbetriebsetzung und Reinigung des Kessels<br />

An <strong>der</strong> thematischen Reihenfolge <strong>der</strong> Fachgebiete sieht<br />

man schon, wo das Schwergewicht <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

lag: Manometer, Wasserstandsvorrichtungen und Sicherheitsventile.<br />

Das hieß nicht, dass die an<strong>der</strong>en Teile weniger<br />

wichtig waren, aber es zeigt doch, worauf <strong>der</strong> Heizer<br />

sein Augenmerk zuerst richten sollte. Natürlich sind diese<br />

Anweisungen nicht als Handlungsanweisung für heutige<br />

Heizer von <strong>Dampf</strong>anlagen zu betrachten. Aber sie zeigen<br />

doch sehr eindeutig die Gefahrenpunkte einer <strong>Dampf</strong>anlage<br />

auf und geben Hinweise darauf, welche Anstrengungen<br />

unsere Vorväter unternahmen, um den Betrieb<br />

einer <strong>Dampf</strong>anlage sicher zu gestalten.<br />

Manche <strong>der</strong> vorgeschlagenen Lösungen können wir allerdings<br />

heute so nicht mehr akzeptieren, z. B. die häufige<br />

Verwendung von Asbest, dessen Einsatz heute verboten<br />

ist. O<strong>der</strong> die Verwendung <strong>eines</strong> glühenden Drahtes zum<br />

Erweitern einer Gummidichtung. Wichtig ist jedoch die<br />

Erkenntnis, dass ein bestimmter Fehler auftritt, weil <strong>der</strong><br />

Durchgang des Kesselwassers durch eine bestimmte<br />

Öffnung durch eine gequetschte Gummidichtung behin<strong>der</strong>t<br />

wird.<br />

In diesem Sinne sind die Fragen und ihre Antworten<br />

auch für uns immer noch interessant. Und für manche<br />

heute noch gültige Vorschrift, <strong>der</strong>en Sinn uns vielleicht<br />

nicht so recht einleuchtet, gibt es plötzlich eine logische<br />

Begründung.<br />

Noch einige Bemerkungen:<br />

– Die Rechtschreibung des Originals wurde nicht verän<strong>der</strong>t,<br />

– an einigen Stellen wurde <strong>der</strong> Text aus Platzgründen<br />

leicht verän<strong>der</strong>t,<br />

– einige Fragen wurden, um die Darstellung beizubehalten,<br />

aufgeteilt,<br />

– wegen <strong>der</strong> größeren Anzahl <strong>der</strong> Fragen, werden diese<br />

auf mehrere Hefte verteilt, erscheinen.<br />

Ich glaube, dass es wichtig ist, nicht nur eine alte<br />

Maschine zu besitzen, son<strong>der</strong>n auch, sie so zu betreiben,<br />

wie unsere Vorväter es taten.<br />

Ch. Schwarzer<br />

30 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


73<br />

Siehe<br />

FRAGEN<br />

Durch <strong>der</strong>en Beantwortung <strong>der</strong> Heizer sich<br />

prüfen kann, ob er die Verhaltensregeln und<br />

die Erläuterungen zu denselben<br />

vollständig verstanden hat.<br />

hierzu die nebenstehenden, einleitenden Bemerkungen.<br />

THEMA: MANOMETER<br />

FRAGE 1:<br />

Wie ist das Zifferblatt des Manometers eingeteilt?<br />

ANTWORT: *)<br />

Als Maßeinheit für den hier in Betracht kommenden Druck<br />

gilt die Atmosphäre, d. i. <strong>der</strong>jenige Druck, den die Luft,<br />

welche die Erde umgibt, im Mittel auf <strong>der</strong> letzteren ausübt,<br />

und <strong>der</strong> durch das Manometer gemessen wird.<br />

Dieser Atmosphären-Druck ist festgesetzt worden zu 1 kg<br />

auf 1 Quadratzentimeter Fläche, d. i. also gleich dem Druck,<br />

den das Gewicht von 1 Kilogramm auf die Fläche von<br />

1 Quadratzentimeter Größe ausübt.<br />

Die Einteilung <strong>der</strong> Manometer nach dieser Einheit und zwar<br />

mit <strong>der</strong> Bezeicnung „Überdruck“, d. i. die Größe <strong>der</strong> Spannung<br />

des <strong>Dampf</strong>es über dem äußeren Luftdruck. auf <strong>der</strong><br />

Manometer-Einteilung bedeutet Atmosphäre und Kilogramm<br />

dasselbe.<br />

*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />

THEMA: MANOMETER<br />

FRAGE 2:<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> rote Strich, die Marke auf <strong>der</strong><br />

Einteilung des Manometers?<br />

ANTWORT: *)<br />

Nach dem Gesetz muß am Manometer die festgesetzte<br />

höchste <strong>Dampf</strong>spannung durch eine Marke bezeichnet<br />

sein.<br />

Bei Auswechselung <strong>eines</strong> Fe<strong>der</strong>manometers ist darauf zu<br />

achten, daß das neu anzubringende Manometer die Marke<br />

auf dem Zifferblatt an <strong>der</strong> richtigen Stelle trägt<br />

*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />

THEMA: MANOMETER<br />

FRAGE 3:<br />

Auf welche Weise ist von Zeit zu Zeit zu untersuchen, ob<br />

die Verbindung zwischen Kessel und Manometer frei ist?<br />

ANTWORT: *)<br />

Durch die Prüfung soll <strong>der</strong> Heizer sich überzeugen, ob<br />

das Manometer noch richtig zeigt und die Verbindung<br />

desselben mit dem Kessel noch frei und in Ordnung ist. Zu<br />

dieser Probe wird <strong>der</strong> unter dem Manometer befindliche<br />

Dreiweghahn so gedreht, daß die Verbindung des Manometers<br />

mit dem Kessel-Innern abgesperrt und dafür die Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> Luft hergestellt wird. In dieser Stellung muß die im<br />

Manometer-Innern vorhandene Spannung entweichen und <strong>der</strong><br />

Zeiger des Manometers auf Null zurückgehen.<br />

Das Öffnen und Schließen des Manometerhahnes hat<br />

langsam zu geschehen, um Schläge und Stöße im Manometer<br />

zu verhüten.<br />

THEMA: MANOMETER<br />

FRAGE 4:<br />

Was ist zu tun, wenn die Verbindung zwischen<br />

Manometer und Kessel nicht frei ist?<br />

ANTWORT: *)<br />

Erfolgt bei <strong>der</strong> Prüfung eine Bewegung des Zeigers gar nicht<br />

o<strong>der</strong> zu langsam, so ist die Verbindung zwischen Hahn und<br />

Manometer verstopft; steigt dagegen beim Wie<strong>der</strong>öffnen des<br />

Hahnes <strong>der</strong> Zeiger zu langsam, so liegt zwischen Hahn und<br />

Kessel eine Verstopfung vor. Die Verengung bez. Verstopfung<br />

<strong>der</strong> Durchgangsöffnung, welche, soweit es möglich,<br />

sofort aufgesucht und beseitigt werden muß, ist in erster<br />

Linie an den Verschraubungen <strong>der</strong> Verbindung zu suchen.<br />

Bei denselben soll als Dichtungsmaterial nur Blei o<strong>der</strong><br />

Asbest dienen, damit ein Verquellen und Zuziehen <strong>der</strong><br />

Öffnung ausgeschlossen ist.<br />

*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />

*) Alle Angaben siehe Quelle Ch. Schwarzer<br />

Quelle: Verhaltensregeln mit Erläuterungen für <strong>Dampf</strong>kessel-Heizer und <strong>Dampf</strong>maschinenwärter von Baurat Cl. Haage<br />

im Selbstverlag des Sächsischen <strong>Dampf</strong>kessel-Revisions-Vereins mit dem Sitz in Chemnitz, Chemnitz 1907<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 31


Bild 1: HM: „Simpla-Centaurus“, Arbeitskolben-Seite<br />

HeiSSluftmotoren<br />

TEIL 3<br />

HEISSLUFTMOTOR<br />

„Simpla-Centaurus“<br />

Wolfgang Krause<br />

3.1 Druckmessungen und Vergleich<br />

Mit diesem dritten Teil soll <strong>der</strong> Bericht über den HM: „Simpla-Centaurus“<br />

nun zum Abschluss kommen. Hier werde<br />

ich mich wie<strong>der</strong> mehr „praxisorientiert“ mit den zuvor ermittelten<br />

Druckwerten auseinan<strong>der</strong> setzen. Ich werde ein<br />

Druckdiagramm vorstellen und erläutern, und anschließend<br />

zum Vergleich gemessene Druckverlaufskurven zeigen,<br />

die mit dieser Maschine aufgenommen wurden.<br />

Die vorausgegangenen Abhandlungen behandelten die<br />

Themen: Teil 1, siehe <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2013,<br />

Grundlagen und Volumen. Teil 2, siehe <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> &<br />

<strong>Heißluft</strong> 1/2014, Thermodynamik und Druckberechnung.<br />

Im Bedarfsfall bitte ich dort nachzulesen.<br />

Mit einem schönen Foto (Titelbild) von diesem Modell<br />

möchte ich den Bericht nun beginnen.<br />

Das ist meine „Versuchsmaschine“, sie wurde mir von<br />

meinem Bru<strong>der</strong> Dieter für diese Ausarbeitungen zur Verfügung<br />

gestellt, wofür ich ihm an dieser Stelle noch einmal<br />

meinen Dank sagen möchte! Mein Bru<strong>der</strong> hat selbst einen<br />

Elektrogenerator angebaut, mit dem es möglich war, einen<br />

kleinen Lüfter elektrisch anzutreiben. Von mir wurde<br />

das Schwungrad mit einem Edelstahl Radreifen überzogen.<br />

Im Arbeitszylin<strong>der</strong> ist ein Messnippel eingeschraubt,<br />

an den später <strong>der</strong> Drucksensor angeschlossen wurde. Alles<br />

Weitere entspricht noch dem Originalzustand dieser<br />

<strong>Heißluft</strong>maschine.<br />

3.2 Berechnete Druckwerte<br />

Diese Werte waren in Teil 2 berechnet worden und werden<br />

hier nur tabellarisch aufgelistet:<br />

AK Kompression –236 mbar(ü) siehe<br />

(Arbeitskolben) Punkt 2.71<br />

Expansion –143 mbar(ü) siehe<br />

Punkt 2.72<br />

VK Aufheizung –100 mbar(ü) siehe<br />

(Verdrängerkolben) Punkt 2.82<br />

Kühlung –100 mbar (ü) siehe<br />

Punkt 2.82<br />

Die in <strong>der</strong> vorgestellten Tabelle gefundenen Druckwerte<br />

stellen nur die maximal zu erreichenden Druckwerte dar.<br />

Außerdem ist bei allen Berechnungen, und in meinem Berechnungsprogramm<br />

auch, nur mit verlustlosen Wärmeübergängen<br />

gerechnet worden. Es sind deshalb alle Druckwerte<br />

nur als gute Näherungswerte aufzufassen. Entlang<br />

einer Kurbelwellenumdrehung treten die Maximalwerte<br />

nur in wenigen Stellungen auf. Teilweise überlagern sich<br />

die Druckwerte aus Arbeits- und Verdrängerzylin<strong>der</strong> dabei<br />

noch, was vorteilhaft und auch nachteilig in Bezug zum<br />

Gesamtdruck sein kann. Hervorgerufen wird das durch<br />

den Verdrängerkolben Voreilwinkel von 90°. Um nun nicht<br />

für jeden Kurbelwinkel die Drücke neu berechnen zu müssen,<br />

habe ich ein Rechenprogramm in Excel entwickelt,<br />

das mir diese Arbeit abnimmt. So entstand auch das<br />

nachfolgende Diagramm:<br />

32 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Bild 2: Druckdiagramm aus dem Rechenprogramm in Excel<br />

Erläuterungen zum Diagramm:<br />

Die X-Achse (von links nach rechts) stellt eine volle Kurbelumdrehung<br />

α (alpha) = 0° bis α = 360° dar. Sie gilt für<br />

den AK und bezieht sich auf den Hub 0 cm, das entspricht<br />

<strong>der</strong> mittleren Hublage vom Arbeitskolben. Die Hubwege<br />

<strong>der</strong> Kolben AK und VK werden an <strong>der</strong> Y-Skala an <strong>der</strong><br />

rechten Diagrammseite abgelesen.<br />

An <strong>der</strong> Y-Skala an linker Diagrammseite sind die Luftdrücke<br />

in mbar(ü) abzulesen. Das sind die Drücke<br />

+pa als Überdruck bzw. –pa als Unterdruck für den AK<br />

und +pv als Überdruck bzw. –pv als Unterdruck für<br />

den VK.<br />

Die „schwarze Kurve“ stellt den Hubverlauf vom AK dar.<br />

In TU (Totpunkt unten) ist <strong>der</strong> Hubraum am größten und<br />

in TO (Totpunkt oben) am kleinsten. Diese Lagen sind im<br />

Diagramm durch einen roten Punkt, TU bei α = 0° und α =<br />

360° sowie TO bei α = 180°, hervorgehoben.<br />

Rote Balken stellen den Arbeitsdruck pa vom AK dar<br />

(Überdruck +pa aus Kompression und Unterdruck –pa<br />

aus Expansion) erzeugt durch den AK-Hub.<br />

Die „rote Kurve“ stellt den Hubverlauf vom VK dar, mit β<br />

(beta) = 90° Vorlaufwinkel zum AK!<br />

Grüne Balken stellen den Verdrängerdruck pv vom VK<br />

dar (Überdruck +pv durch Erhitzung und Unterdruck –pv<br />

durch Abkühlung) erzeugt durch den VK-Hub.<br />

Die Überdruck-Werte (+) und die Unterdruck-Werte (–)<br />

werden algebraisch addiert:<br />

Beispiel: (+5) + (+3) = (+8); (-5) + (-3) = (-8); (+5) + (-3) =<br />

(+2) und (-5) + (+3) = (-2), so entsteht daraus:<br />

Die „blaue Kurve“ die den Verlauf vom pg (Gesamtdruck)<br />

wie<strong>der</strong>gibt, aufgeteilt in die Bereiche: +pü (Überdruck)<br />

und –pu (Unterdruck). Die blaue Druckkurve kreuzt<br />

zweimal die Null Linie, diese Punkte sind im Diagramm<br />

mit einem roten Kreis markiert. Fällt man von diesen<br />

roten Kreisen jeweils ein Lot (schwarz gestrichelter<br />

Pfeil) zur schwarzen Hublinie des AK, so haben wir einen<br />

wichtigen Bezugspunkt gefunden! Solange sich <strong>der</strong><br />

AK von TU nach TO im Kompressionshub befindet und<br />

<strong>der</strong> Gesamtdruck pg (blaue Linie) im Unterdruckbereich<br />

(–) liegt, wird <strong>der</strong> AK in den Zylin<strong>der</strong> gesaugt. Es wird<br />

dabei Arbeit gewonnen, das ist <strong>der</strong> Bereich 1 bis 2 an<br />

<strong>der</strong> schwarzen Kurve, wobei das Schwungrad diese<br />

Energie aufnimmt!<br />

Danach, im Bereich 2 bis 3 an <strong>der</strong> schwarzen Kurve bis<br />

TO, baut sich Überdruck auf, erkennbar durch den Verlauf<br />

<strong>der</strong> blauen Kurve pg, die nun in den Überdruckbereich<br />

(+) hineinläuft. In diesem Bereich 2 bis 3 wird Arbeit aufgewendet,<br />

sie muss aus dem Schwungrad entnommen<br />

werden und bremst die Maschine.<br />

Von TO im Bereich 3 bis 4 steht weiterhin Überdruck an,<br />

denn die blaue Kurve pg bleibt weiter im Überdruckbereich<br />

(+). Da <strong>der</strong> AK nun im Expansionshub abwärts läuft,<br />

ist <strong>der</strong> Überdruck pg im Zylin<strong>der</strong> vor dem Kolben AK positiv,<br />

es wird wie<strong>der</strong> Arbeit gewonnen, die im Schwungrad<br />

gespeichert wird!<br />

Für den letzten Bereich 4 bis 5 an <strong>der</strong> schwarzen Kurve bis<br />

zur Vollendung <strong>der</strong> Kurbelumdrehung bei α = 360° = TU<br />

muss wie<strong>der</strong> Arbeit aufgewendet werden, denn die blaue<br />

Kurve pg ist ab Punkt 4 im Nulldurchgang jetzt wie<strong>der</strong><br />

im Unterdruckbereich (–). Das bedeutet wie<strong>der</strong> Arbeitsaufwand<br />

bis Punkt 5, <strong>der</strong> aus dem Schwungrad kommen<br />

muss. Damit hat sich <strong>der</strong> Kreis geschlossen und das Spiel<br />

beginnt von Neuem.<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 33


3.3 Berechnungsprogramm für<br />

<strong>Heißluft</strong>motoren in Excel<br />

Sinn und Zweck <strong>der</strong> Diagramme soll es sein, darzustellen,<br />

wie sich Än<strong>der</strong>ungen auf die Druckbildung auswirken. Än<strong>der</strong>ungen<br />

können erfolgen bei den Maßen (Durchmesser<br />

<strong>der</strong> Kolben und <strong>der</strong>en Hublänge) o<strong>der</strong> auch im Wärmegefälle<br />

(Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beheizung o<strong>der</strong> Kühlung). Auch eine<br />

Verän<strong>der</strong>ung des Verdränger-Voreilwinkels wird sich auf<br />

das zu erwartende Laufverhalten auswirken. So müssen<br />

im Druckdiagramm Bild 2 die „Gewinnzonen: Punkt 1 bis<br />

2 und 3 bis 4“ die „Verlustzonen: Punkt 2 bis 3 und 4 bis<br />

5“ an Größe deutlich übertreffen, sonst kann ein <strong>Heißluft</strong>motor<br />

nicht laufen!<br />

Das Rechenprogramm befindet sich noch in <strong>der</strong> Entwicklung.<br />

Um das Rechenprogramm anwenden zu können, ist<br />

ein PC mit Excel und <strong>der</strong> Umgang damit Voraussetzung.<br />

Bei Interesse daran kann ich zu gegebener Zeit darauf<br />

zurückkommen.<br />

3.4 Druckmessungen an <strong>Heißluft</strong>motoren<br />

während des Betriebes<br />

Der <strong>Heißluft</strong>motor befand sich zu diesem Zeitpunkt im<br />

Dauerbetrieb mit einer Leerlaufdrehzahl um n = 805 U/<br />

min. Es war solange gewartet worden, bis ein stationärer<br />

Zustand eingetreten war. Der Druck wurde dabei kontinuierlich<br />

aufgezeichnet. Eine repräsentative Druckschwingung,<br />

entsprechend einer vollen Kurbelwellen-Umdrehung,<br />

wurde daraus abgegriffen.<br />

Die „blaue Kurve“ ist <strong>der</strong> im Betrieb gemessene Druck<br />

im Arbeitszylin<strong>der</strong>. Den Einfluss Luftausdehnung durch<br />

Beheizung nach 2.6, Teil 2 habe ich in meinen Berechnungen<br />

schon berücksichtigt. Die „roten Punkte“<br />

im Abstand von 5 ms (5 Millisekunden = 5/1000 Sekunden)<br />

geben die einzelnen Messpunkte wie<strong>der</strong><br />

(die Druckwerte habe ich dazu geschrieben). Aus <strong>der</strong><br />

Messfrequenz 5 ms kann man im Vergleich mit <strong>der</strong><br />

Periodendauer, blaue Kurve A bis C, die Drehzahl<br />

ausrechnen. So ist es im Messdiagramm eingetragen.<br />

Es fällt auf, dass <strong>der</strong> Intervall für Kompression<br />

A – B mit 33 ms = 160° kürzer ist, als <strong>der</strong> Intervall für<br />

Expansion B – C mit 41,5 ms = 210°. Dafür ist beim<br />

Überdruck 210 mbar und beim Unterdruck nur –180<br />

mbar gemessen worden. Das hat seine Richtigkeit, denn<br />

Überdruck und Unterdruck müssen entgegengesetzt<br />

in ihrer Wirkung, aber gleich groß ausfallen. Die Überdruckfläche<br />

(+) muss flächenmäßig genauso groß wie<br />

die Unterdruckfläche (–) sein! Unter Punkt 2.4 in Teil 2<br />

war schon darauf hingewiesen worden, dass in einem<br />

<strong>Heißluft</strong>motor als mittlerer Druck = ± 0 mbar (ü) nur <strong>der</strong><br />

atmosphärische Druck anstehen kann, Über- und Unterdruck<br />

müssen sich die Waage halten! In dem Messdiagramm<br />

ist das auch deutlich zu sehen.<br />

Weiter fällt auf, dass die Kurvenbereiche im Überdruck<br />

wie auch im Unterdruck nicht symmetrisch sind. Vergleicht<br />

man den Kurvenlauf jeweils rechts und links von <strong>der</strong> eingezeichneten<br />

senkrechten roten Linie im Überdruck und<br />

<strong>der</strong> blauen Linie im Unterdruck, so ist zu sehen, dass <strong>der</strong><br />

Kurvenverlauf nicht spiegelbildlich ist. Auch das ist richtig<br />

so, es wird durch die Überlagerung <strong>der</strong> Kolbenhübe vom<br />

AK und VK verursacht.<br />

3.5 Arbeitskolbenlagen bei mittlerem<br />

Hub und mittlerem Druck = 0 mbar(ü)<br />

Siehe Bild 4<br />

3.51 Arbeitskolbenlage bei mittlerem Hub<br />

Die Zeichnung Bild 4 stellt zwei Lagen des Arbeitskolbens<br />

gegenüber. Links ist die Kolbenlage entsprechend<br />

<strong>der</strong> mittleren Hublage des AK dargestellt. Nach<br />

<strong>der</strong> geometrischen Konstruktion (aus Pleuelstangenlänge<br />

und Kurbelradius) werden daraus die Drehwinkel,<br />

für die Kompression mit 170,4° und für die Expansion<br />

mit 189,6°, gewonnen. Zusammen ergibt sich<br />

<strong>der</strong> Drehwinkel für eine volle Kurbelumdrehung (170,4<br />

+ 189,6 = 360°). Worauf es mir in dem Zusammenhang<br />

ankommt, ist festzustellen, dass die Zeitintervalle<br />

für Kompression und Expansion während einer<br />

Kurbelumdrehung nicht gleich lang sind. Das ist auch in<br />

dem „gemessenen“ Druckdiagramm Bild 3 aufgefallen.<br />

Die Kompression fällt zeitlich kürzer aus! Dieser Sachverhalt<br />

gilt für alle Kurbeltriebe und ist außer vom Kurbel-<br />

Bild 3: HM: „Simpla-Centaurus“, Druckmessung im Betrieb<br />

34<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Bild 2 noch berücksichtigt werden.<br />

(In <strong>der</strong> weiteren Bearbeitung m<strong>eines</strong><br />

Rechenprogramms werde ich diesen<br />

Einfluss noch einfügen.)<br />

3.6 Druckmessungen<br />

Bild 4: Kurbeltrieb<br />

radius nur noch von <strong>der</strong> Pleuelstangenlänge abhängig.<br />

Nur bei theoretisch möglicher, unendlich langer Pleuelstange<br />

würden die Punkte TM (Totpunkt-Mitte = mittlerer<br />

Hubweg) genau in die Achsen des Viertelkreises<br />

am Kurbeltrieb fallen. Der Kurbeltrieb wäre dann gleich<br />

dem Kreuzschleifengetriebe zu setzen, und die Zeitintervalle<br />

für Kompression und Expansion wären dann genau<br />

gleich lang.<br />

3.52 Arbeitskolbenlage bei mittlerem Druck = 0 mbar(ü)<br />

Es gibt aber noch eine zweite, wichtigere „Druckmittellage“<br />

des Kolbens, siehe dazu die Zeichnung Bild 4, rechte<br />

Seite. Die Kolbenlagen nach dem „mittleren Hub“ und<br />

nach dem „mittleren Druck“ sind „nicht identisch“!<br />

In <strong>der</strong> Zeichnung Bild 4 ist rechts die Kolbenlage entsprechend<br />

dem mittleren Druck = 0 mbar (ü) vom AK<br />

dargestellt. Die Kolbenlage ist dabei aus den Werten<br />

vom gemessenen Druckdiagramm Bild 3 abgeleitet. Die<br />

Zeitdauer für Kompression und Expansion aus dem Diagramm<br />

Bild 3 mit den daraus resultierenden Drehwinkeln,<br />

sind in die Zeichnung Bild 4 übertragen worden.<br />

Durch geometrische Konstruktion (Länge <strong>der</strong> Pleuelstange<br />

und Kurbelradius) kommt es dazu, dass <strong>der</strong> AK um<br />

1 mm aus <strong>der</strong> mittleren Hublage in den Kompressionsraum<br />

verschoben werden muss. Die Dauer für den Kompressionshub<br />

wird bei <strong>der</strong> Lage des mittleren Druckes<br />

(gegenüber <strong>der</strong> Lage des mittleren Hubes) abermals<br />

verkürzt!<br />

Anmerkung<br />

Die Kinematik aus dem Kurbeltrieb hat Einfluss auf die<br />

Drehwinkel für den Kurbelumlauf bei Kompression und<br />

Expansion. Dieser Einfluss ist wichtig und auch schon<br />

berücksichtigt im Volumendiagramm Bild 6 in Teil 1. Die<br />

zusätzlich erfor<strong>der</strong>liche AK-Verschiebung zur Erreichung<br />

des „mittleren Drucks“, muss auch im Druckdiagramm<br />

Die erste Lösung: Ich begann vor<br />

längerer Zeit mit Druckmessungen<br />

an <strong>Heißluft</strong>motoren. Mein erstes<br />

Druckmessgerät hatte ich über Conrad<br />

bezogen. Es nannte sich: „Feinmessmanometer“<br />

GDH 200-13 und<br />

stammte von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Greisinger<br />

Electronic in Regenstauf. Das Gerät<br />

war für Über-, Unter- und Differenzdruck-Messungen<br />

im Bereich von 0<br />

bis 200 mbar bei einer Auflösung<br />

von 0,1 mbar und im Bereich von<br />

200 bis 2000 mbar bei einer Auflösung<br />

von 1 mbar einsetzbar. Die<br />

Messfrequenz betrug dabei maximal<br />

1 Messung pro Sekunde. Das<br />

war eine preisgünstige Lösung, die<br />

aber nur genügt, wenn es darum<br />

geht, Maximal- und Minimaldrücke<br />

zu messen. Ich verwende das Gerät heute nur noch für<br />

statische Druckmessungen.<br />

Die zweite Lösung: Schon bald danach verwendete ich<br />

ein „Digital-Druck-Handmessgerät“ GMH 3150, das mit<br />

den „GMSD-Drucksensoren“, alles von Greisinger, zu<br />

verwenden war. Das war schon eine Verbesserung, denn<br />

nun konnte ich mit dem Handgerät auch Druckmessreihen<br />

aufnehmen und durch ein Schnittstellenkabel auf den<br />

PC übertragen. Aber auch dabei war es lei<strong>der</strong> noch nicht<br />

möglich, Messungen in kürzeren Abständen als 1 Messung<br />

pro Sekunde aufzunehmen.<br />

Die dritte Lösung: Erst als von <strong>Firma</strong> Greisinger eine spezielle<br />

Mess-Software entwickelt war, die mit den gleichen<br />

„GMSD-Drucksensoren“ über einen speziellen „Schnittstellen-Adapter<br />

GDUSB 1000“ direkt an einen PC anzuschließen<br />

war, konnte ich nun endlich auch Messungen im<br />

Abstand bis zu 1 ms aufnehmen. Das war aber für mich<br />

die Voraussetzung, weil ich Druckmesskurven aufnehmen<br />

wollte, um den Druckverlauf entlang einer Umdrehung <strong>der</strong><br />

Kurbelwelle zu dokumentieren.<br />

Bild 5: Drucksensoren und USB-Adapter. Von links nach rechts:<br />

Sensor GMSD 2 BR –1000...2000 mbar, A. 1 mbar;<br />

Sensor GMSD 350 MR –200...350 mbar, A. 0,1 mbar;<br />

USB-Adapter GDUSB 1000 alles von Greisinger<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 35


3.61 Anschluss <strong>der</strong> Druckmess-Sensoren<br />

Im Bild zu sehen ist <strong>der</strong> Anschluss des Drucksensors an<br />

den Messnippel, <strong>der</strong> in den Arbeitszylin<strong>der</strong> eingeschraubt<br />

ist. Die Pleuelstange vom Arbeitskolben war von <strong>der</strong> Kurbel<br />

abgenommen, und <strong>der</strong> Kolben mit einer Zwinge auf<br />

Hubmitte festgehalten. Der <strong>Heißluft</strong>motor wurde mit einem<br />

Getriebemotor über ein Reibrad am Schwungrad angetrieben.<br />

Die Drucksensoren sind nur für Temperaturen bis<br />

50 °C zugelassen. Es muss deshalb darauf geachtet werden,<br />

dass die Schlauchverbindung unbedingt dicht ist. Der<br />

Arbeitszylin<strong>der</strong> wird zwar im Betrieb wesentlich wärmer,<br />

die Luft pulsiert aber nur zwischen AZ und Sensor. Wenn<br />

die Luft sich nicht austauschen kann, bleibt die Temperaturbelastung<br />

am Sensor niedrig genug. Der Silikonschlauch<br />

ist möglichst kurz, das hat sich gut bewährt!<br />

Bild 6: Druckmessung Verdrängerzylin<strong>der</strong> mit<br />

Aufheizung und Abkühlung<br />

3.62 Vergrößerung des Totraumes beim<br />

Anschluss <strong>eines</strong> Drucksensors<br />

Eine Vergrößerung des Totraumes ist nicht zu vermeiden,<br />

wenn man den Druck messen will, muss man das<br />

in Kauf nehmen. Eine Totraumvergrößerung bedeutet<br />

eine Verschlechterung des Motor-Wirkungsgrades, und<br />

die Maschine wird dadurch langsamer laufen! Für den<br />

Drucksensor mit Silikonschlauch und Einschraubnippel<br />

muss in etwa mit 0,6 cm³ an zusätzlichem Druckraum<br />

gerechnet werden.<br />

Bild 7: VK-kalt, Kolbenstangeneinfluss<br />

Bild 8: VK-warm, Heizung-Kühlung<br />

36 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Für den HM „Simpla-Centaurus“:<br />

[<br />

Vm 7,85 cm 3 ]<br />

100 % ∗ 0,6 cm 3<br />

Sensor % = ––––––––––––– = 7,6 % an<br />

Raumvergrößerung.<br />

Dieses Opfer muss man für die Messung bringen, deshalb<br />

soll <strong>der</strong> Schlauch auch so kurz wie möglich gehalten<br />

sein. Er darf aber auch nicht zu kurz gewählt werden,<br />

weil sonst <strong>der</strong> Sensor durch zu hohe Temperatur<br />

geschädigt werden könnte.<br />

So wie in Bild 6 dargestellt ist, kann man auch den AK in<br />

Betrieb setzen und den VK auf Hubmitte festsetzen. Es<br />

lassen sich dann alle möglichen Zustände simulieren und<br />

messtechnisch erfassen. Das habe ich gemacht, und davon<br />

will ich hier nur noch die wichtigsten Druckmessungen<br />

zum Abschluss vorstellen:<br />

3.63 Druckmessungen, nur Verdränger Zylin<strong>der</strong><br />

Der Verdrängerzylin<strong>der</strong> war nicht beheizt, aber angetrieben.<br />

Der Arbeitskolben war auf Hubmitte festgehalten.<br />

Dass es trotzdem zu Kompression und Expansion<br />

kommt, liegt an <strong>der</strong> Kolbenstange vom Verdränger. Durch<br />

den geringen Einfluss <strong>der</strong> Kolbenstange ist die Strecke<br />

A – B etwas länger als die Strecke B – C. In A – B ist die<br />

Kompression aber mit enthalten, s. Bild 7. (Würde man<br />

die Kolbenstange durchgehend machen, so wären diese<br />

Strecken gleich lang, wie das in Punkt 2.82 in Teil 2 erklärt<br />

worden war!)<br />

3.64 Druckmessungen, nur Arbeitszylin<strong>der</strong><br />

Der Aufbau ist wie in Bild 6, nur dass jetzt <strong>der</strong> VK abgekuppelt<br />

und auf Hubmitte festgehalten wird und <strong>der</strong> AK<br />

angetrieben ist. Der Arbeitskolben komprimiert und expandiert<br />

in den angeschlossenen Verdrängerraum hinein.<br />

Es wurde wie<strong>der</strong> ohne, und zum Vergleich mit Beheizung,<br />

gemessen. Die Diagramme waren sehr ähnlich, nur dass<br />

bei Beheizung auch die Drücke höher lagen. Ich verzichte<br />

hier auf die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Druckmessdiagramme und<br />

nenne noch die Druckwerte:<br />

Nur AK, kalt n = 800 U/min Kompr. 180 mbar Expans. –156 mbar<br />

Nur AK, warm n = 863 U/min Kompr. 214 mbar Expans. –179 mbar<br />

3.7 <strong>Heißluft</strong>motor:<br />

„Simpla-Centaurus“ im Betrieb<br />

Bild 9: HM „Simpla-Centaurus“-Betrieb,<br />

im Leerlauf . Die roten Messpunkte Mp im<br />

Abstand von 5 ms zeigen die Messfrequenz.<br />

Kommt es darauf an, die Kurve noch genauer<br />

abzubilden, so könnte ich die Messfrequenz<br />

noch bis zu 1 ms herunter wählen!<br />

Bild 10: HM „Simpla-Centaurus“ in Betrieb, von Leerlauf – Belastung. Abnahme <strong>der</strong> Druckschwingungen pro Zeiteinheit und<br />

Anstieg des Druckes sind ein Indiz <strong>der</strong> Belastung.<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 37


Bild 11: HM „Simpla-Centaurus“ Vollast-Betrieb. Durch die starke Belastung ist die Drehzahl niedrig geworden, erkennbar an den<br />

roten Messpunkten Mp, die jetzt bei gleicher Messfrequenz von 5 ms sehr dicht liegen. Auch die Messdrücke sind dabei angestiegen.<br />

Schön zu erkennen ist auch, dass <strong>der</strong> Kompressionshub kürzer als <strong>der</strong> Expansionshub ist, und dass die Kurven beson<strong>der</strong>s<br />

bei Expansion nicht mehr „spiegelsymmetrisch“ sind.<br />

Bild 12: HM „Simpla-Centaurus“ in voller Fahrt, mit Generator und Lüfter<br />

3.8 Ausklang<br />

Mit einem schönen Bild möchte ich nun den Bericht<br />

über den <strong>Heißluft</strong>motor Simpla-Centaurus endgültig beenden<br />

(s. Bild 9). Alles Wesentliche dazu ist aus meiner<br />

Sicht gesagt. Das Schwungrad hat von mir einen Edelstahl-Radreifen<br />

erhalten. Durch die Erhöhung des Radgewichtes<br />

sollte <strong>der</strong> Gleichlauf <strong>der</strong> Maschine verbessert<br />

und das optische Aussehen noch aufgewertet werden.<br />

Anzeige<br />

Hierüber wird es im <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> noch einen<br />

separaten Bericht geben.<br />

Das Thema Simpla-Centaurus hat mich eine ganze Zeitlang<br />

sehr beschäftigt. Es war meine Absicht, Vorgänge<br />

<strong>der</strong> Thermodynamik, wie sie auch an <strong>Heißluft</strong>motoren<br />

anzutreffen sind, näher zu betrachten. Ich wollte damit<br />

versuchen, auch Modellbauern, die mit <strong>der</strong> Wärmetechnik<br />

nicht so vertraut sind, einen Einblick zu geben.<br />

Abschließend danke ich: meinem Bru<strong>der</strong>: „Dieter“, <strong>der</strong> mir<br />

das schöne Modell für die Dauer des Projektes überlassen<br />

hat, meinem Bru<strong>der</strong>: „Gerd“, <strong>der</strong> mir durch sachliche<br />

Kritik gute Ratschläge gab, meinem Sohn: „Tilo“, für die<br />

Korrekturlesung m<strong>eines</strong> Manuskriptes, und nicht zuletzt<br />

meiner lieben Frau: „Renate“, die mit viel Geduld und Anteilnahme<br />

meine Projektarbeit begleitet und geför<strong>der</strong>t hat.<br />

Fotos: Wolfgang Krause<br />

38 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Dampf</strong>stammtisch<br />

–<br />

ANGABEN OHNE GEWÄHR –<br />

Zur Teilnahme an einem <strong>Dampf</strong>stammtisch ist keine Vereinsmitgliedschaft<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Über Hinweise auf weitere<br />

<strong>Dampf</strong>stammtische würde sich die Redaktion freuen.<br />

Postleitzahl 00001 – 09999<br />

Postleitzahl 70000 – 79999<br />

Plauen: <strong>Dampf</strong>-Stammtisch am Donnerstag, 17.10.2013, 19.00 Uhr, Gaststätte<br />

Morgensonne, Am Preißelpöhl 2A, 08525 Plauen. Kontakt über Michael Rannacher,<br />

Tel. 03741/224819<br />

Postleitzahl 10000 – 19999<br />

Berlin: Jeden 2. Freitag im Monat. Kontakt: K. Thiede · Tel. +49(0)30/36 22 934<br />

<strong>Falk</strong>ensee: Jeden 2. Freitag im Monat. Kontakt: Norbert Steinemer,<br />

Tel. +49(0)3322/236287 · E-Mail: norbert.steinemer@t-online.de<br />

Postleitzahl 20000 – 29999<br />

Bruchhausen-Vilsen: Mindestens vom 01. Mai–03. Okt. an jedem Wochenende Zusammenkunft<br />

in Bruchhausen-Vilsen (zwischen Nienburg und Bremen): Fahrplanmäßiger<br />

Betrieb mit wenigstens einer <strong>Dampf</strong>lok und dazugehörenden Arbeiten. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Mitgliedschaft wird eine Ausbildung zum <strong>Dampf</strong>lokheizer und <strong>Dampf</strong>lokführer<br />

angeboten. Bahnhofsbüro: Tel. +49(0)4252/9300 · Mo.–Fr. 9.00–11.00 Uhr. Uwe Franz<br />

o<strong>der</strong> Insa Konukiewitz rufen gerne zurück.<br />

Hamburg-Bramfeld: Jeden 4. Donnerstag im Monat.<br />

Kontakt: H. Goldau · Tel. +49 (0)40/7124153<br />

Kiel: Jeden 1. Freitag im Monat. Kontakt: J. Timm · Tel. +49(0)4347/8402<br />

Winsen/Luhe: Stammtisch jeden 3. Dienstag des Monats.<br />

Kontakt: Manfred Müller · Tel. +49(0)4171/4837<br />

Region Rhein-Neckar, Karlsruhe-Maxau: Stammtisch jeweils am 1. Samstag im<br />

letzten Quartalsmonat. Treffpunkt ist gegen 16.00 Uhr in <strong>der</strong> Gaststätte Rheinterrasse,<br />

Maxau am Rhein 15, in 76187 Karlsruhe-Maxau. Kontakt: G. Litty Tel. 0174/3198323<br />

o<strong>der</strong> per E-Mail: dampfstammtisch@web.de. Weitere Informationen finden Sie auch<br />

unter: www.dampfstammtisch-rhein-neckar.gerd-litty.de<br />

Sindelfingen: An jedem Sonn- und Fahrtag (Termine siehe www.dbf-s.de) ab 11.00<br />

Uhr <strong>Dampf</strong>-Frühschoppen im Biergarten am Bahnhof bei <strong>der</strong> Klostersee-Halle. Bei<br />

Regen wird <strong>der</strong> Stammtisch ins gemütliche Clubheim im Bahnhof verlegt. Kontakt:<br />

Axel M. Bretzler · Schumannstr. 22 · 71034 Böblingen · Tel. +49(0)7031/67-1988 ·<br />

Fax: +49(0)7031/674688 · E-Mail: bretzler@t-online.de · Clubanlage: Herrenwäldlestr.<br />

1 (an <strong>der</strong> Klosterseehalle) · 71063 Sindelfingen.<br />

Stuttgart · Verein-Furka-Bergstrecke, Sektion Stuttgart: Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

(außer August) ab 19.00 Uhr. Stuttgart-Hofen, Max-Eyth-See · Restaurant „Haus<br />

am See“ · Mühlhäuser Str. 311. Vom Hbf Stuttgart mit <strong>der</strong> U 14 Richtung Remseck,<br />

Haltestelle Hofen Kontakt: Eberhard Kühnle · Paul-Lincke-Straße 22 · 70195 Stuttgart<br />

Tel./Fax: +49(0)711/696175.<br />

Stuttgart · Verein <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>bahner Plochingen: Jeden 1. Mittwoch im Monat im<br />

Vereinsheim am Bruckenbach 16 im Gelände <strong>der</strong> ehemaligen Landesgartenschau in<br />

73207 Plochingen. Beginn ab 20.00 Uhr. In <strong>der</strong> Vereinswerkstatt wird jeden Samstag<br />

von 12.00 Uhr–18.00 Uhr an den Lokomotivmodellen gearbeitet. Interessierte <strong>Dampf</strong>modellbauer<br />

sind hierzu je<strong>der</strong>zeit herzlich willkommen. Die Parkbahn <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>bahner<br />

Plochingen fährt in den Neckarauen von April–Oktober an jedem Sonn- und Feiertag<br />

von 11.00–18.00 Uhr. Witterungsbedingte Ausfälle vorbehalten. Weitere Informationen:<br />

Info-Tel. +49(0)753/899522 · www.dampfbahner.de<br />

Postleitzahl 80000 – 89999<br />

Postleitzahl 30000 – 39999<br />

Gießen-Marburg-Alsfeld: Kontakt: Lothar Hoffmann · Tel. +49(0)6633/1334<br />

Hannover: Jeden 1. Montag im Monat ab 19.00 Uhr.<br />

Treffpunkt Gaststätte „Zorbas“, Friedenauer Str. 45<br />

Ostwestfalen-Lippe: Die Zusammenkünfte sind an jedem 1. Dienstag <strong>eines</strong> Quartals<br />

um 19.00 Uhr im Brauereimuseum Barre’s Brauwelt am südlichen Osteingang<br />

<strong>der</strong> Stadt Lübbecke, direkt an <strong>der</strong> Bundesstraße 239. Ansprechpartner sind:<br />

Friedrich Bösch · Tel. +49(0)5741/5194 · E-Mail: f-bösch@gmx.de und Jürgen<br />

Meister · Tel. +49(0)5741/8529<br />

Wolfsburg: Kontakt: G. Schünemann · Tel. +49(0)5363/2822<br />

E-Mail: dampftraktorschmiede@wolfsburg.de · www.dampftraktorschmiede.com<br />

Postleitzahl 40000 – 49999<br />

Nie<strong>der</strong>rhein: Info und Kontakt: Tel. +49(0)2152/4226<br />

E-Mail: mannek@neckar-verlag.de.<br />

Stammtisch Münsterland: In allen ungeraden Monaten jeweils am 2. Donnerstag.<br />

Treffpunkt „Tönnis Häuschen“, „Pengel Anton“. Kontakt: Siegfried Winking, Schlehenweg<br />

8 · 48351 Everswinkel · Tel. +49(0)2582/7852<br />

<strong>Dampf</strong>stammtisch Dortmund: (je<strong>der</strong> 2. Dienstag im ungeraden Monat).<br />

Gaststätte „Haus Puschnik“, Grotenbachstr. 48, 44225 Dortmund.<br />

Kontakt: Gerd Katthöfer, Tel. +49(0)2317/18497<br />

Postleitzahl 50000 – 59999<br />

Leverkusen: Jeden 3. Dienstag im Monat ab 19.00 Uhr in Leverkusen Steinbüchel.<br />

Gaststätte „Kreuzbroich“ · Heinrich-Lübke-Str. 61. Kontakt: Wolfgang Weißert. Tel.<br />

+49(0)202/84828 o<strong>der</strong> +49(0)171/5522846 · E-Mail: wolfgang.weissert@web.de<br />

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Jeden 1. Donnerstag im Monat ab 19.00 Uhr in Bad<br />

Neuenahr-Heimesheim, Gaststätte „Zum Stern“, Johannisstr. 15.<br />

Kontakt: Wilhelm Scharrenbach, Tel. +49(0)2641/28903<br />

Postleitzahl 60000 – 69999<br />

Darmstadt: Aschaffenburg · Erbach · Miltenberg Offenbach Heppenheim. Jeden 2.<br />

Monat am letzten Samstag im Monat. Kontakt: O. Diehl · Tel. +49(0)6073/80697<br />

Großauheim: Kontakt: Dörich · Tel. +49(0)69/8072593 o<strong>der</strong><br />

abends: +49(0)6181/574379<br />

Mainspitze-Ginsheim: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr. Kontakt: Manfred<br />

Treber, Tel. +49(0)6144/4682955 o<strong>der</strong> E-Mail: manfredtreber@web.de<br />

Wiesbaden: Jeden 2. Mittwoch des Monats ab 18.00 Uhr. Treffpunkt: Gaststätte „Zur<br />

Bauernschänke“, Wiesbaden-Frauenstein, Kontakt: Peter Müller · Tel. +49(0)611/20732<br />

München: Jeden letzten Donnerstag im Monat.<br />

Kontakt: C. Sperlich · Tel. +49(0)89/2718258<br />

Waldkraiburg: Jeden 2. Samstag im Monat, im Anschluss an den Fahrtag. Treffpunkt:<br />

Restaurant „Eibe“ in <strong>der</strong> Kaufhalle o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Anlage.<br />

Anfragen: G. Rotsch · Tel. +49(0)8638/83678<br />

Starnberg: Jeden 2. Freitag im Monat (ehem. Wienerwald, Nähe S-Bahnhof).<br />

Kontakt: W. Schubert · Tel. +49(0)89/874763<br />

Rosenheim/Oberbayern: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 im „Mail-Keller“·<br />

Schmettererstr. 20. Kontakt: R. Schuhmacher · Tel. +49(0)8055/8000<br />

<strong>Dampf</strong>freunde Friedrichshafen: Jeden 3. Freitag im Monat ab 19.30 im Gasthaus<br />

„Waldhorn“ in Fischbach. Gäste sind je<strong>der</strong>zeit willkommen.<br />

Kontakt: norbertmessmer@msn.com<br />

Postleitzahl 90000 – 99999<br />

Nürnberg: Jeden letzten Freitag im Monat. Sportgaststätte SV LaufamHolz, Schupfer<br />

Str. 81, 90482 Nürnberg. Kontakt: Ferdinand Väthrö<strong>der</strong> · Tel. +49(0)911/504422<br />

Weiden-Altenstadt/Oberpfalz: Jeden 2. Mittwoch im Monat.<br />

Kontakt: G Schaffer · Tel. +49(0)9682/3750<br />

Modellbauverein Naila – Parkeisenbahn Froschgrün e. V. – Jeden 3. Dienstag im<br />

Monat, jeweils um 20.00 Uhr, im Nebenzimmer <strong>der</strong> Gaststätte Turnhalle, Hofer Str. 31,<br />

95119 Naila. Ansprechpartner: Wilfried Zerb, Steiler Weg 2, 95119 Naila, Tel:<br />

+49(0)9282/8245, E-Mail: wilfriedzerb@web.de<br />

NL Winschoten: Sonntags im Juli und August. Museum „Stoomgemaal“<br />

NL-9672 TC Winschoten, +31(0)597/425070 · Kontakt: Marten van <strong>der</strong> Laan<br />

Österreich<br />

<strong>Dampf</strong>- und Modellbau-Stammtisch Innsbruck: Zusammenkunft temporär<br />

Kontaktadresse: Günther Eckl · Michael-Gaismayrstraße 9 · A-6020 Innsbruck<br />

Tel.: +43/676/9564606 · E-Mail: guenther.eckl@chello.at<br />

Anzeige<br />

Hotel für Eisenbahner in Wernigerode<br />

Der Treffpunkt für <strong>Dampf</strong>bahnfreunde.<br />

Mit Blick auf das Betriebswerk <strong>der</strong> Schmalspurbahn!<br />

www.hotel-altora.de<br />

Hotel Altora, Bahnhofstrasse 24, 38855 Wernigerode/Harz<br />

Tel. 03943-40995-100 Täglich <strong>Dampf</strong>betrieb!!<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 39


Kurioses<br />

Versuchsumbau<br />

einer Kirche im<br />

Rheinland<br />

Dipl.-Ing. Benno Stiehm<br />

Prof. Aprillo<br />

schlägt drei<br />

Fliegen mit<br />

einer Klappe.<br />

DAMPFTECHNIK VOR NEUEN AUFGABEN<br />

Energiekrise besiegt?<br />

Die diesjährige Sitzung des Energiebeirates <strong>der</strong><br />

Regierung am 1. April 2014 begann mit einem<br />

Paukenschlag. Wie<strong>der</strong> einmal bewies <strong>der</strong> Professor,<br />

dass gründliches Überlegen und <strong>der</strong> Mut zu unkonventionellen<br />

Lösungen zu ganz überraschenden Ergebnissen<br />

führen kann.<br />

Nur kurz die Vorgeschichte: Prof. Aprillo hatte den<br />

Auftrag, die gegenwärtig völlig verfahrene Situation <strong>der</strong><br />

Energieversorgung zu untersuchen und eine akzeptable<br />

Lösung zu erarbeiten. Als beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit<br />

stellte sich heraus, das die Gewinnung von elektrischem<br />

Strom ein Problem ist, dass aber die Verteilung des<br />

dann erzeugten Stromes am Egoismus <strong>der</strong> einzelnen<br />

Län<strong>der</strong> scheitert. Je<strong>der</strong> will Strom, aber keiner will Hochspannungsmasten.<br />

In <strong>der</strong> ganzen Republik kämpfen die<br />

Kirchen einen verzweifelten Kampf um den Erhalt ihrer<br />

Gotteshäuser und verlieren ihn nur allzu oft. Kirchen<br />

werden zu Fitnesscentern, Lagerhäusern und Diskotheken<br />

umgebaut o<strong>der</strong> bleiben ganz einfach leer stehen.<br />

Der Maschinenbau hat sich für den Ausbau <strong>der</strong> Windkrafttechnik<br />

eingerichtet. Aber hier kommen wir nicht voran.<br />

Und hier vereinigte <strong>der</strong> Professor in einem genialen<br />

Einfall zwei Probleme miteinan<strong>der</strong> und führte sie einer<br />

überzeugenden Lösung zu. Dabei löste er auch noch ein<br />

drittes Problem wie nebenbei: die Arbeitslosigkeit.<br />

Nun zu den Vorschlägen<br />

von Professor Aprillo:<br />

In einem ersten Schritt werden die nicht mehr benötigten<br />

Kirchen ausgeräumt. Dann werden im leeren Kirchenschiff<br />

eine Kesselanlage und eine <strong>Dampf</strong>maschine mit angeschlossenem<br />

Generator aufgestellt. Der Kirchturm wird zu<br />

einem Schornstein mit einer Rauchfilteranlage umgebaut<br />

(s. Bild). Ein Teil des Kirchenschiffes wird zur Lagerung<br />

von heimischem Koks eingerichtet und irgendwo ist dann<br />

auch noch eine Ecke für eine kleine Werkstatt zur Pflege<br />

und Erhaltung <strong>der</strong> Anlagen sowie ein Aufenthaltsraum<br />

und ein Duschraum für die Schlosser und Monteure.<br />

Die Vorteile:<br />

Jede Gemeinde ist für ihren Strom selbst verantwortlich.<br />

Die leeren Kirchen werden einer nützlichen Verwendung<br />

zugeführt. Der Maschinenbau kann sich, nach Auskunft<br />

<strong>der</strong> Verantwortlichen, kurzfristig umstellen, da man hier<br />

über alte Erfahrungen und ein solides Wissen verfügt. Hier<br />

und in den Gemeinden entstehen hun<strong>der</strong>ttausende von<br />

neuen Arbeitsplätzen für Maschinenbauer und angelernte<br />

Hilfskräfte. Der Bergbau erfährt neue Impulse. Im Winter<br />

können Wege und Straßen mit <strong>der</strong> anfallenden Asche aus<br />

<strong>der</strong> Kesselanlage gestreut werden und man benötigt kein<br />

teures Salz und schont die Umwelt. Und zu guter Letzt<br />

können wir <strong>eines</strong> Tages den Strom unserer Windkraftwerke<br />

in <strong>der</strong> Nordsee an die Englän<strong>der</strong> verkaufen, wenn<br />

<strong>der</strong>en Atommeiler endlich ihren Geist aufgeben. Und ein<br />

letzter Vorteil: Das Gestühl wird preiswert abgegeben o<strong>der</strong><br />

zu Anmachholz verarbeitet.<br />

Meinung des Berichterstatters:<br />

Dieses ist kein Weg zurück, son<strong>der</strong>n ein gewaltiger Schritt<br />

in Richtung <strong>eines</strong> souveränen Staates, <strong>der</strong> endlich frei ist<br />

von fremden Energielieferungen.<br />

Dipl.-Ing. Benno Stiehm, Hennef<br />

40 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Privatanzeigen (private Inserenten, nicht gewerbliche Texte) können nur<br />

schriftlich, nicht telefonisch entgegengenommen werden.<br />

Der Einfachheit halber bitte möglichst den vorbereiteten Bestellschein verwenden,<br />

<strong>der</strong> in fast jedem Heft zu finden ist. Bitte auf jeden Fall deutlich und unmissverständlich<br />

schreiben. In eine Zeile passen durchschnittlich 34 Anschläge<br />

(Buchstaben, Ziffern, Satzzeichen, erfor<strong>der</strong>liche Zwischenräume = jeweils<br />

1 Anschlag).<br />

Anzeigenschluss ist am 15.11. für Ausgabe 1, am 01.03. für Ausgabe 2, am<br />

01.06. für Ausgabe 3 und am 01.09. für Ausgabe 4. Wenn Anzeigentext und<br />

Zahlung nach Anzeigenschluss eingehen, erfolgt die Veröffentlichung automatisch<br />

in <strong>der</strong> nächstfolgenden Ausgabe.<br />

kurz<br />

&fündig<br />

Privatanzeigen im <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> bis 8 Zeilen kostenlos, jede<br />

weitere Zeile 2,50 Euro. Anzeigen mit Bild 5, – Euro.<br />

Einfache Abwicklung: Vorauszahlung in bar, Überweisung, Kreditkarte (Visa,<br />

Master) o<strong>der</strong> Abbuchung. Gleichzeitig wird Ihre Anzeige im Internet unter<br />

www.neckar-verlag.de veröffentlicht!<br />

PLZ 1...<br />

Stuart Major-Beam. Eine imposante<br />

<strong>Dampf</strong>maschine. Schöner<br />

Originalzustand in Schwarz auf<br />

Holzsockel. Aus Altersgründen<br />

zu verkaufen. Fotos auf Anfrage.<br />

Preis VS. E-Mail: Stirling-Ralph<br />

@Gmx.de, Tel. 030 896 15396.<br />

101<br />

PLZ 3...<br />

<strong>Heißluft</strong>m. Bing liegend ca. 1910<br />

Doppelzyl. ineinan<strong>der</strong>liegend €<br />

650,–. <strong>Heißluft</strong>m. vermutl. Kraus-<br />

Mohr mit seitl. Kühlbehälter, €<br />

700,–. Ri<strong>der</strong>-Ericcson Wiggers super<br />

Spiritus € 2300,–, Tel. 05121/<br />

878387. 301<br />

Verkaufe preiswert wegen Betriebsaufgabe<br />

kleine Universalschleifmaschine<br />

mit viel Zubehör<br />

und Werkzeugen, Näheres unter<br />

Tel. 0171/6281062. 302<br />

Verkaufe schöne Modell-Lokomobile,<br />

Maßstab: 1:5, Länge: ca. 80<br />

cm, Gewicht: 50 kg, Kohlefeuerung.<br />

VB € 2750,– sowie ein Vitrinenmodell<br />

„Showmans“, Maßstab:<br />

1:12 mit Gasfeuerung, VB €<br />

1800,–, Tel. 05152/2390. 303<br />

PLZ 5...<br />

Gussteilesatz Hit´n´ Miss Motor<br />

1:2, Verbrennungsmotor Einzylin<strong>der</strong><br />

liegend 100 cm³ im Maßstab<br />

1:2. Alle Gussteile aus GG25,<br />

Zeichnung auf Deutsch und metrisch.<br />

Gewicht ca. 40 kg. Für<br />

nur 500,– € FP abzugeben zzgl.<br />

30,– € Versand (2 bis 3 Pakete).<br />

Kontakt: porschen.tobias@gmx.de<br />

o<strong>der</strong> 0163-8925976 o<strong>der</strong> www.<br />

jt-modelle.com. 501<br />

PLZ 7...<br />

Verk. 1 Plansatz f.Foden-C-Laster<br />

im Maßstab 4,5 Zoll, dazu 2 Kessel<br />

mit Zertifikat, Kesselarmaturen, 2<br />

unbearbeitete Maschinenblöcke,<br />

div. Teile, Preis VHS, Tel. 07971/<br />

6554. 701<br />

Kompl. abzugeben: Schiffsmodellbaukästen<br />

sowie viele Kleinteile,<br />

div. <strong>Dampf</strong>-Maschinen, Feuerwehrmodelle,<br />

Zubeh. usw.<br />

Automodelle 1:43, teils Kleinserien<br />

und Raritäten u. einiges mehr zum<br />

fairen Komplettpreis. Ideal für Flohmarkt<br />

od. Sammler.<br />

E-Mail: andifa43@web.de,<br />

Tel. 07231/6035177. 702<br />

PLZ 8...<br />

<strong>Dampf</strong>boot GfK-Rumpf, L = 128<br />

cm, M = 1:5, exakt nach engl.Orig.-<br />

<strong>Dampf</strong>boot, Qualitäts-Finish mit<br />

Wasserpass, Bericht in SchiffsModell<br />

7/98, S. 38, M. Standl, Tel. u.<br />

Fax 08683/891589. 801<br />

5 " <strong>Dampf</strong>lok, L = 63 cm, Gewicht<br />

ca. 15 kg, rustik. Bauweise, Bauj.<br />

u. Herkunft unbek. (evtl. engl.)<br />

Dat. evtl. durch Manometer mögl.<br />

(G. C. Co. N.-Georges Carette).<br />

Brenner fehlt, sonst. Armat. vorh.,<br />

Lok steht auf Holzschiene, Detailbild<br />

Führerstand auf Anfr., VB<br />

€ 2.500,–. E-Mail: sub.schriefer@<br />

t-online.de. 802<br />

www.neckar-verlag.de<br />

Den Bestellschein für die Kleinanzeigen<br />

finden Sie auf <strong>der</strong> Seite 74<br />

Anzeigen<br />

Anzeigen- n<br />

e g<br />

und<br />

Redaktionsschluss<br />

k<br />

o<br />

h u<br />

<strong>Journal</strong><br />

<strong>Dampf</strong><br />

<strong>Heißluft</strong><br />

f 03/14<br />

29.05.2014<br />

.20<br />

2014<br />

Halbzeuge:<br />

<br />

<br />

Normteile:<br />

<br />

<br />

Werkzeuge:<br />

<br />

Klaus Hoffe<br />

Modellbaubedarf<br />

<br />

<br />

Katalog gegen € 4,– in Briefmarken<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 41


<strong>Dampf</strong><br />

Der Drache – Styling anno 1848 by Henschel<br />

Fabrikschild Nr. 1 von Henscheklokbau<br />

Busso Hennecke<br />

<strong>Dampf</strong>- und <strong>Heißluft</strong>kurort in Kassel:<br />

Das Technikmuseum<br />

und die<br />

<strong>Firma</strong> Henschel<br />

Die <strong>Firma</strong> Henschel in Kassel<br />

war weltweit die größte<br />

und erfolgreichste Lokomotiv-Konstruktions-<br />

und -baufirma<br />

aller Zeiten. Dadurch war Henschel<br />

über 200 Jahre lang <strong>der</strong><br />

größte und wichtigste Arbeitgeber<br />

in Kassel. Selbst seine Sozialleistungen<br />

für Mitarbeiter waren seit<br />

Beginn vorbildlich und avantgardistisch.<br />

Im Jahre 1910, zum 100-<br />

jährigen Jubiläum, baute man<br />

bereits die Loknummer 10.000.<br />

1923, nur 13 Jahre danach mitten<br />

in <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise, war es<br />

bereits die Loknummer 20.000.<br />

Der schnelle Aufstieg <strong>der</strong> <strong>Firma</strong><br />

Henschel im damaligen Cassel<br />

(schreibweise bis 1926), unterstützt<br />

durch die Industrialisierung,<br />

machte beides möglich. Was ist<br />

heute geblieben aus diesem Weltdampfunternehmen<br />

in <strong>der</strong> Mitte<br />

Deutschlands?<br />

Nach <strong>der</strong> kurzfristigen Zwangsheirat<br />

Thyssen-Henschel lebt heute<br />

<strong>der</strong> Henschel Konzern in unterschiedlichen,<br />

zumeist ursprungsfernen<br />

kleineren Folgenamensunternehmen<br />

fort. Die Spuren- und<br />

Namenssuche vor Ort ergab in<br />

Sachen <strong>Dampf</strong> und Verkehr seit einigen<br />

Jahren das kleine Henschel<br />

Museum mit spärlichen Öffnungszeiten.<br />

Jeweils am ersten Samstag<br />

und Sonntag im Monat ist stundenweise<br />

geöffnet. Selbst besuchen<br />

konnte ich es bislang nur im Internet.<br />

An<strong>der</strong>erseits befindet sich das<br />

Technikmuseum Kassel, gefüllt<br />

mit Henschel Artefakten, direkt in<br />

<strong>der</strong> gleichen Backsteinhalle – Tür<br />

an Tür – mit weitaus größeren<br />

technischen Attraktionen und zeitlich<br />

großzügigerem Zugang. Das<br />

Technikmuseum ist dankenswerterweise<br />

und publikumsfreundlich<br />

das ganze Jahr über, jeweils von<br />

Mittwoch bis einschließlich Sonntag geöffnet. Beide Museen<br />

befinden sich am Rande einer großen Industriebrache<br />

mit unterschiedlicher Nutzung durch mittelständische<br />

Betriebe in Kassel-Rothenditmold, Wolfhager Straße 109,<br />

direkt auf dem ehemaligen Henschel-Gelände.<br />

An einem Freitag, direkt nach <strong>der</strong> jährlichen <strong>Dampf</strong>traktor-<br />

Großmodell-Prüfung am TÜV Haupthaus in Pa<strong>der</strong>born,<br />

ging es im April 2013 auf Einladung des Museumsleiters<br />

Herrn Scott zum Fest direkt auf dem dampf- und dieselhistorischen<br />

Terrain. 300 Jahre Kasseler Technikgeschichte,<br />

davon gut 200 Jahre Henschel und 1100 Jahre <strong>der</strong> Ort<br />

Kassel, standen vom 19. bis 21. April 2013 gemeinsam<br />

auf den Fahnen zum Museumsfest an. Für den Vergnügungsdampfer<br />

Feflo war dabei endlich mal genug Raum<br />

zum <strong>Dampf</strong>erfahren <strong>der</strong> Noch- und Nach-Henschel Generationen<br />

sichergestellt. Glücklicherweise waren zwischen<br />

den weitläufigen Hallen mehr als fünf ganz unterschiedliche<br />

Fahrtrouten möglich. Alle wurden vielfach erforscht<br />

42 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Henschel-Lok Baureihe 44 (Kriegslok)<br />

Fabrikschild <strong>der</strong> Kriegslok<br />

– um u. a. nun den <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> Lesern von<br />

dem Museum und Henschel zu berichten.<br />

Auf dem riesigen Innenhof erinnerte, frei stehend und <strong>der</strong><br />

Witterung voll ausgesetzt, eine Kriegslok <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>baureihe<br />

44 imposant an die lange alte Tradition <strong>der</strong> meist<br />

Lokomotiven bauenden Henschelaner. Diese Güterzug-<br />

Einheitsdampflok mit Drillingstriebwerk wurde 1.989 mal<br />

gebaut. Sie hat die interne Baureihennummer 44 481.<br />

Eingesetzt wurde sie zuletzt auf <strong>der</strong> Strecke Gelsenkirchen-Bismarck<br />

bis ca. 1977 durch die Bahndirektion Essen.<br />

Die interne Henschel-Nummer ist 26 090 aus dem<br />

Jahr 1942, Achsfolge 1'E-h3. Kohlefeuerung, reduzierter<br />

Betriebsdruck zuletzt 14 bar, an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Baureihe bis<br />

25 bar! Treibraddurchmesserbedingte Höchstgeschwindigkeiten<br />

80 km/h, Zugvermögen bis 1200 t. In Deutschland<br />

sind zurzeit zwei, in den Nie<strong>der</strong>landen eine Lok<br />

gleicher Bauart betriebsbereit.<br />

Am Rande des historischen Produktionsgeländes warten<br />

verstaubt und fast vergessen eine Reihe von Dieselschienenfahrzeugen<br />

aus den 50er- und 60er-Jahren auf eine<br />

bessere und wie<strong>der</strong>belebte<br />

Rolle als Oldtimer in <strong>der</strong> Zukunft. Der rote Schienenbus<br />

meiner Schulzeit-, mehrere Köfs und eine Oberleitungsmontagearbeitslok<br />

dösen immer noch einsam vor<br />

sich hin.<br />

Wäre in England o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen so etwas auch<br />

nur im Entferntesten denkbar? O<strong>der</strong> hätten dort viele<br />

wohlgeführte Drahtbürstchen, Ölläppchen, flinke und<br />

motivierte Helfer und Helferinnen, Monteure, Kesselbauer,<br />

Lackierer und Dachdecker lange ihr Werk zum Erhalt<br />

unserer Industriekultur vollendet? Alle ehemaligen<br />

Maschinenaktivitäten voll wie<strong>der</strong>bedampft o<strong>der</strong> aktiv<br />

wie<strong>der</strong>dieselbeseelt sowie die Loks vor den Wetterelementen<br />

geschützt? Dieser entscheidenden Frage sollte<br />

sich je<strong>der</strong>mann unserer Szene selbst und ehrlich stellen<br />

und sie beantworten.<br />

In <strong>der</strong> Museumshalle steht das Anschauungsholzmodell<br />

im Originalmaßstab <strong>der</strong> ersten Lokomotive von Henschel:<br />

Der Drache aus dem Jahre 1848. Dies war die<br />

allererste Ausgangsbasis von Henschel im Lokomotivbau<br />

und wurde noch im gleichen Jahr<br />

mit ihren stolzen 100 PS an die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn<br />

zwischen Gerstungen<br />

und Kassel ausgeliefert und<br />

lange erfolgreich betrieben.<br />

Umgebauter Oberleitungsreparaturwagen<br />

Wartendes Köf Restaurationsobjekt<br />

aus den 50ern<br />

Der <strong>Dampf</strong>walzenbau<br />

Bis 1953, also lange Zeit später, lieferte<br />

die <strong>Firma</strong> Henschel in Kassel<br />

auch eigenkonstruierte <strong>Dampf</strong>walzen<br />

(siehe <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />

4/2012). Wer eine ähnliche fast baugleiche<br />

<strong>Dampf</strong>walze aus dem Jahr<br />

1936 mit <strong>der</strong> Nummer 3781, allerdings<br />

noch mit Vorkriegsspeichenrä<strong>der</strong>n<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 43


Fabrikschild mit harten Arbeitsspuren<br />

Schwungradseite, gut sichtbar:<br />

2-Zylin<strong>der</strong>verbundmaschine<br />

mit Rundschiebern<br />

Königsblaue Dieselschönheit<br />

mit Presslufthupe und<br />

<strong>Dampf</strong>lokpfeifen am Auspuff<br />

besichtigen möchte, besucht einfach die <strong>Firma</strong> Riede<br />

Straßenbau in <strong>der</strong> San<strong>der</strong>shäuser Straße 44, Kassel-<br />

Bettenhausen, nahe <strong>der</strong> Autobahnabfahrt Kassel Ost.<br />

Dies lohnt sich immer! Diese Maschine wurde zum 75.<br />

Jubiläum <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Riede frisch restauriert und steht gut<br />

sichtbar und vor <strong>der</strong> Witterung durch perfekten und passenden<br />

Anstrich geschützt im Freien, harmonisch werbend<br />

vor <strong>der</strong> <strong>Firma</strong>.<br />

Diese <strong>Dampf</strong>walze stammt ursprünglich aus Eschwege<br />

von <strong>der</strong> dort ortsansässigen Straßenbaufirma Zinngrebe.<br />

Deren an<strong>der</strong>e noch verbliebene zweite und letzte<br />

Henschel <strong>Dampf</strong>walze wurde Anfang <strong>der</strong> 90er-Jahre<br />

per Firmenliquidation an den Baumaschinenhändler<br />

Jacobi in die neuen Bundeslän<strong>der</strong> veräußert. Jene<br />

Henschel-Walze hat die Nummer 3948 aus dem Jahr<br />

1937. Wo ist sie heute? Welcher <strong>Dampf</strong>detektiv kann<br />

uns allen über den Verbleib dieser Maschine berichten?<br />

Wohin wurde sie gerettet? Befindet sie sich bei<br />

Ihnen in <strong>der</strong> Scheune? Mitteilungen bitte an die Redaktion<br />

o<strong>der</strong> an den Autor.<br />

Eine Henschel Dieselwalze steht noch dornröschenhaft im<br />

Museumshof und eine sehr<br />

schön restaurierte betriebsbereite,<br />

königsblaue von<br />

1959 mit <strong>der</strong> fortlaufenden<br />

Nummer 5458 wartet dort<br />

in <strong>der</strong> Halle im Trocknen auf<br />

ihre jährlich mehrfach stattfindenden<br />

Oldtimer-Einsätze.<br />

Im weitläufigen Technik Museum<br />

unter Dach und Fach<br />

zeugen u. a. frühe, eigenkonstruierte<br />

und selbstgebaute<br />

Werkzeugmaschinen,<br />

Versuchsträger und an<strong>der</strong>e<br />

Henschel-Produkte von <strong>der</strong><br />

Führerstand mit Getriebe auf umfangreichen Firmengeschichte.<br />

Hinterachse<br />

Henschel<br />

Säulenbohrmaschine<br />

Transmissionsantrieb<br />

Henschel Hobelmaschine<br />

per<br />

Transmission<br />

Fa. Wolf, Buckau, stationärer Kessel mit<br />

Rauchkammerüberhitzer nach W. Schmidt<br />

44 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Henschel-<strong>Dampf</strong>antrieb mit Transmission neben Schwungrad<br />

Ein gewichtiger <strong>Dampf</strong>kessel aus Magdeburg von Wolf,<br />

Buckau erinnerte mit seinem Rauchkammerüberhitzer<br />

an den Erfin<strong>der</strong> Wilhelm Schmidt und seine Heißdampfgesellschaft,<br />

die ab 1910 in Kassel mit Henschel vor Ort<br />

intensiv forschte und kooperierte.<br />

Zwischen den Dauerexponaten zeigten währenddessen<br />

aktive <strong>Heißluft</strong>-, <strong>Dampf</strong>- und Technikfreunde erwartungsfrohen,<br />

begeisterten Besuchern, von nah und fern<br />

das ganze verlängerte Wochenende lang, ihre kleinen<br />

und großen Schätze im Nonstop-Betrieb. Die vielfältigen<br />

Maschinenmodelle von <strong>Heißluft</strong>- und Ottomotorenfan<br />

Bernd Wiegand haben mich beson<strong>der</strong>s beeindruckt. Sogar<br />

ein selbstfahren<strong>der</strong> großer Flammenfressertraktor<br />

von Bernd drehte tapfer seine Runden. Im wahrsten Sinne<br />

des Wortes angefeuert von dem ermunternden Ploppen<br />

<strong>der</strong> restlichen nimmerstillen, aktiven Vakuummotoren. Als<br />

<strong>Dampf</strong>maschinenmodell von Carl Henschel 1893–94<br />

Flammenfresser Typ Lanz 12 er macht Tempo<br />

kleine Revanche für meine Freude habe ich Bernd 2013<br />

wenig später nach Bochum zum dortigen <strong>Dampf</strong>treffen<br />

eingeladen und empfangen dürfen. Bernd war begeistert.<br />

Eine frühe E-Lok von Henschel in Zusammenarbeit mit<br />

den Firmen Siemens/Schuckert, die Nummer 7443 aus<br />

dem Jahr 1905, ein gleicher Typ steht oben auf dem<br />

Schiffshebewerk in Nie<strong>der</strong>finow, wies bereits damals den<br />

Weg in die neue, aber damals noch ungewisse Elektrozukunft.<br />

Auch Feuerspritzen, große Lokmodelle bis hin zur<br />

Technik von heute, können natürlich im Technik-Museum<br />

bewun<strong>der</strong>t und besichtigt werden. Am Ausstellungshallenhimmel<br />

hängen u. a. frühe Flugapparate – Henschel hat<br />

auch in diesem Bereich erfolgreich gearbeitet. Auch die<br />

Fieseler Störche hatten in Kassel-Bettenhausen ihr Nest.<br />

Der letzte funktionsfähige Storch kam vor kurzem endlich<br />

wie<strong>der</strong> zurück nach Hause an die Fulda.<br />

Frühes Fluggerät<br />

unter <strong>der</strong> Decke<br />

4-Takt Benzinexplosionsmotor<br />

Flammenfresser Typ BMW Boxer in Bayrischblau<br />

Einatmen<strong>der</strong> Flammenfresser<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 45


Ehemalige Henschel-Walze in Eschwege<br />

Fa. Zinngrebe, 1980<br />

Henschel-<strong>Dampf</strong>bus, teerölgefeuert, letztes Model, 110 km/h,<br />

ohne Getriebe!<br />

Über die berühmten Henschel<br />

<strong>Dampf</strong>-Lkw, Schiffe, Züge und<br />

Busse des damaligen Konstrukteurs<br />

Abner Doble aus den<br />

1930er-Jahren gibt es m. W. in<br />

Kassel, außer ein paar Fotos,<br />

keine mir bekannten Hinweise.<br />

Der einzige erhaltene Versuchsachsenmotor<br />

als Schnittmodell<br />

wird im Hamburger TÜV-Museum ausgestellt.<br />

Henschel <strong>Dampf</strong>-Lkw hatten bereits in den 30er-Jahren<br />

mehrere hun<strong>der</strong>t <strong>Dampf</strong>-Pferdestärken! Welcher <strong>Dampf</strong>detektiv<br />

weiß mehr von <strong>der</strong> Baureihe? Hat jemand Fotos,<br />

Filme o<strong>der</strong> Hinweise und kann diese <strong>der</strong> Nachwelt<br />

zur Verfügung stellen? Fast das komplette Henschel-Archiv<br />

bis zum Jahr 1940 wurde im Zweiten Weltkrieg ein<br />

Raub <strong>der</strong> Flammen. Ein Teil befindet sich in Argentinien,<br />

ein an<strong>der</strong>er bereits im Technikmuseum Berlin. Erhaltene<br />

<strong>Dampf</strong>straßenbahnlokomotiven – auch diese baute Henschel<br />

– stehen heute u. a. noch zum Beispiel an <strong>der</strong><br />

Selfkantbahn.<br />

Familienhistorisch Interessierte mögen die gut zu besichtigenden<br />

Attraktionen <strong>eines</strong> Teiles <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Villa Henschel am Weinberg in Kassel vor Ort und<br />

Fabrikschild <strong>der</strong> ehem. Walze in<br />

Eschwege – wo ist sie heute?<br />

die renovierten, henschelfabrikgeschmiedeten<br />

Umzäunungen<br />

besichtigen. Diese beinhalten<br />

unter an<strong>der</strong>em massive Ornamente<br />

als historische Zeitzeugen<br />

des stolzen Lokomotivbaus.<br />

Die Firmenvilla Henschel ist ein integrierter, großzügiger<br />

Bestandteil des einzigartigen Museums. Der<br />

an<strong>der</strong>e zerstörte Villenteil schlummert seit mehr als 70<br />

Jahren im angrenzenden Park als Ruine vor sich hin.<br />

Das Areal ist frei begehbar.<br />

Sehr fern und kulturhistorisch<br />

sehr bedeutend<br />

Insbeson<strong>der</strong>e über den Beginn des <strong>Dampf</strong>zeitalters findet<br />

man in Kassel ausgezeichnete Modelle, diese stehen im<br />

Technikmuseum! Es war <strong>der</strong> frühe <strong>Dampf</strong>pionier Denis Papin,<br />

welcher den <strong>Dampf</strong>zylin<strong>der</strong>, den <strong>Dampf</strong>drucktopf, die<br />

<strong>Dampf</strong>pumpe, den Raddampfer, das U-Boot und <strong>der</strong>en<br />

Grundlagen erarbeitete und zu erforschen begann. Auch<br />

E-Lok, Meterspur,<br />

Gesamtlänge<br />

290 cm<br />

Henschel Lkw<br />

<strong>Dampf</strong>motor pro<br />

Achse (lei<strong>der</strong> nur<br />

noch als Repro)<br />

Fabrikschild<br />

E-Lok 1905<br />

46 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Deutscher<br />

Maschinenhersteller<br />

Henschel <strong>Dampf</strong>straßenbahn Ruhr, danach zur industriellen Speicherlok<br />

umgebaut, zur Zeit Aufarbeitung in GB. Foto: Markus Kaiser<br />

alle WABECO Produkte unter<br />

www.wabeco-remscheid.de<br />

o<strong>der</strong> im kostenlosen<br />

WABECO Katalog<br />

die dampfbetriebenen Wasserpumpenspiele im Kasseler<br />

Bergpark Wilhelmshöhe spiegeln sein frühes Schaffen.<br />

Denis plante bereits damals (!) über Bremerhaven und die<br />

Nordsee nach London zu dampfen – und zwar per Wasserrä<strong>der</strong>boot<br />

... Sehr mutig um 1700 – o<strong>der</strong>? Jedoch wurde<br />

sein <strong>Dampf</strong>rä<strong>der</strong>boot im Jahre 1707, gut fünf Landmeilen<br />

fuldaabwärts, in Hannoversch-Münden beim ersten<br />

Stopp von Einheimischen, die um ihr Stapelrecht fürchteten,<br />

am Weserursprung zerstört. Danach stieg Denis in<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen, zum Ziel seiner Träume, nach London, in<br />

die Postkutsche um. Er verstarb dort, erstklassig dampfkundig,<br />

als verarmter, unbekannter Physiker, Mathematiker,<br />

Techniker und Erfin<strong>der</strong> im Jahr 1712. Denn Denis Papin<br />

war seiner Zeit meilenweit voraus. Alles hakte an den<br />

zeitgenössisch-technisch-bedingten Möglichkeiten. Verschiedene<br />

Denkmale und Museen in Kassel erinnern an<br />

Denis Papin.<br />

Tipp: 7.–8. Juni 2014 <strong>Dampf</strong>tage im Technik-Museum Kassel<br />

Gefundene Appetithäppchen zum<br />

Technikmuseum Kassel im Internet:<br />

http://www.youtube.com/watch?v=hlGtsi2v-uQ<br />

www.feflo.de<br />

Busso Hennecke<br />

Walter Blombach GmbH<br />

Am Blaffertsberg 13 • 42899 Remscheid<br />

Tel.: +49(0 )21 91/5 97-0 • Fax: +49(0 )21 91/5 97-42<br />

E-mail: info@wabeco-remscheid.de<br />

Willi Aselmeyer<br />

<strong>Dampf</strong> 41 – <strong>Dampf</strong>schlepper<br />

Hein<br />

ISBN 978-3-7883-1640-2<br />

Umfang 136 Seiten,<br />

DIN A4<br />

Best.-Nr. 16-2011-01<br />

Preis € 22,50 [D]<br />

Neckar-Verlag GmbH • 78045 VS-Villingen<br />

Tel. +49 (0)77 21 / 89 87-38<br />

bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />

U-Boot von Denis Papin<br />

für Lokomotiven, Traktoren und Boote<br />

www.gartenbahn-ehrle.de<br />

H. Ehrle, Untere Bildgasse 3, 88142 Wasserburg<br />

Tel. 08382-998436, mail: h.ehrle@gartenbahn-ehrle.de<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 47


S/S „Norrskär“ nach <strong>der</strong> Rückkehr aus<br />

Sandhamn in <strong>der</strong> Abendsonne.<br />

<strong>Dampf</strong><br />

Chris König<br />

Per <strong>Dampf</strong>er durch Schw<br />

Stockholm hat sich in den vergangenen 110 Jahren<br />

beeindruckend entwickelt. Zwischen 1900 und 1960<br />

wuchs die Bevölkerung von 300.624 auf 740.486<br />

Einwohner. Zwar sank diese Zahl 1980/90 auf knapp<br />

650.000, doch in 2010 konnte man in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Stockholm 868.141 Köpfe zählen. Rechnet man das direkte<br />

Umland <strong>der</strong> 14 Stadtteile hinzu, leben in Stockholm<br />

1,4 Mio., im Großraum <strong>der</strong> städtischen Agglomeration sogar<br />

knapp 2,1 Mio. Menschen. Damit ist Stockholm die mit<br />

Abstand größte Stadt Skandinaviens.<br />

Wer nun einen großstädtischen Moloch befürchtet, <strong>der</strong><br />

irrt. Am Ausgang des Sees Mälaren an einem Meerbusen<br />

<strong>der</strong> Ostsee gelegen, ist Stockholm eine unerwartet<br />

grüne Stadt. Rund 30 % des Stadtgebietes sind Wasserflächen.<br />

Und knapp die Hälfte <strong>der</strong> Gesamtfläche ist Wald.<br />

Viele Stadtteile sind Inseln, mittels 53 Brücken mit dem<br />

Festland verbunden. Und dazu gibt es noch den Stockholmer<br />

Schärengarten, ein Mosaik aus kleinen und kleinsten<br />

Inseln. Er kommt auf knapp 35.000 Erhebungen, die aus<br />

dem Wasser herausragen. Bewohnt ist nur ein Bruchteil<br />

von ihnen. Und gezählt werden nur jene, auf denen<br />

M/S „Västan“ vor Waxholm. Das Schiff bedient im<br />

Sommer die Route Stockholm-Grinda. © Wiki.<br />

48 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Baumstämme dienen als Fen<strong>der</strong><br />

bei Anlegern im Schärengarten.<br />

Die Brücke <strong>der</strong> „Norrskär“ bietet Platz für eine<br />

Koje und für einen Blumentopf.<br />

edens Schären<br />

Blick in den luxuriösen Salon <strong>der</strong> „Norrskär“.<br />

Einsatz <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>pfeife,<br />

um die nahende Ankunft zu<br />

signalisieren.<br />

sich wenigstens ein Büschel Gras halten<br />

kann. Der Skärgården beginnt etwa<br />

bei den nördlichen Inseln von Norrtälje<br />

und reicht bis Süden nach Nynäshamn.<br />

Im Osten begrenzt die Ostsee die Ausdehnung<br />

des Archipels. Die geschätzte<br />

Fläche umfasst 1.700 km², wovon sich<br />

allerdings nur ca. 31 % (ca. 530 km²) als<br />

Landmasse ausmachen lassen. Zählte<br />

man auch den letzten Felsbrocken hinzu,<br />

<strong>der</strong> irgendwo aus dem Wasser ragt, so kämen mehrere<br />

hun<strong>der</strong>ttausend „Inseln“ zusammen!<br />

Größere Inseln sind ganzjährig bewohnt, etwa Waxholm,<br />

Ingarö, Värmdö, Yxlan, Blidö, Ljusterö, Väddö, Ingmarsö,<br />

Möja, Runmarö, Nämdö, Ornö o<strong>der</strong> Utö. Kleinere Inseln<br />

dienen oft als Wochenendsitz. Obschon: Auch in sturmzerzausten<br />

Winternächten, wenn die Inselchen sich unter<br />

schwerem Schneefall ducken, brennt in vielen Fenstern<br />

Licht. Dank ihrer Lage begreifen die Schweden Wasserstraßen<br />

als Verkehrswege. Bereits 1849 konstituierte<br />

sich die Djurgårdens Ångbåts-Aktie-Bolag, aus <strong>der</strong> 1869<br />

die Waxholms Ångfartygs Aktie-Bolag (AB) hervorging.<br />

Im Volksmund „Waxholmsbolaget“ genannt, wurde die<br />

Schifffahrtsgesellschaft 1967 von <strong>der</strong> Stadt Stockholm<br />

übernommen, die sie seitdem als Teil des Öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehrs betreibt. Nach <strong>der</strong> Übernahme<br />

<strong>der</strong> Djurgården Fährbetriebe 1970 stellt die Waxholmsbolaget<br />

den wassergestützten<br />

ÖPNV in <strong>der</strong> Innenstadt<br />

Stockholms sowie<br />

zwischen Arholma (Norden)<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 49


Späte 1950er Jahre:<br />

Fährdampfer mit einer<br />

Decksladung Stroh!<br />

© Archiv Waxholmsbolaget.<br />

Bis sich Motorschiffe durchsetzten,<br />

bedienten die <strong>Dampf</strong>er auch im Winter ihre<br />

Routen. Bild aus den 1930er Jahren.<br />

© Archiv Waxholmsbolaget.<br />

und Landsort (Süden) sicher. Sie trägt sich – wie die<br />

meisten öffentlichen Verkehrsbetriebe – über verkaufte<br />

Tickets und ein jährliches Budget, wird also vom Steuerzahler<br />

subventioniert. Im Jahr 2013 betrieb die Waxholmsbolaget<br />

21 Fährboote für den Betrieb im<br />

Schärengarten und vier Fahrzeuge für<br />

den innerstädtischen Verkehr auf <strong>der</strong><br />

Djurgårdsfärja-Linie (Slussen – Djurgården<br />

– Skeppsholmen). Knapp 4,3 Mio.<br />

Passagiere beför<strong>der</strong>te die Waxholmsbolaget<br />

2013, in dem täglich mehrere hun<strong>der</strong>t<br />

Destinationen angelaufen wurden.<br />

Neben ihrer hochmo<strong>der</strong>nen Flotte hält<br />

die Waxholmsbolaget zwei betagte<br />

Fährboote im Dienst, die bereits zum<br />

Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts als sogenannte<br />

„skärgårdsångare“ (Schärengarten-<strong>Dampf</strong>schiffe)<br />

gebaut wurden.<br />

Es sind dies die S/S „Norrskär“ und die<br />

S/S „Storskär“. In den Sommermonaten<br />

verkehren die beiden nostalgisch<br />

anmutenden <strong>Dampf</strong>er im Linienverkehr.<br />

Sie warten mit einer liebevoll erhaltenen<br />

Trotz GPS und Radar ist <strong>der</strong><br />

Betrieb <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>er vor allem<br />

<strong>eines</strong>: ehrliche Handarbeit.<br />

Inneneinrichtung, einer ganz hervorragenden Küche und<br />

einem 1. Klasse-Salon nebst entsprechend adretter Bedienung<br />

auf. Als sie vom Stapel liefen, wollte man die<br />

Vorzüge <strong>eines</strong> Liniendienstes zu allen möglichen Inseln<br />

mit den Annehmlichkeiten <strong>eines</strong> Grand<br />

Hotels verbinden. Und damit sowohl<br />

die Insulaner und eventuelle Sommerfrischler,<br />

als auch die verwöhnte schwedische<br />

(und internationale) Hochfinanz<br />

ansprechen. Getreu dem Motto: Warum<br />

soll das Landleben weniger komfortabel<br />

sein, als das Leben in <strong>der</strong> Stadt?<br />

Lediglich Lizenzen zum Ausschank von<br />

Alkohol gab es an Bord nicht; die Reisenden<br />

mussten „trocken“ dinieren. Die<br />

Geschichte <strong>der</strong> Küchenchefin Lindberg<br />

an Bord des <strong>Dampf</strong>ers S/S „Saltsjön“ ist<br />

noch heute populär: Sie gestattete auserwählten<br />

Gästen, einen Flachmann<br />

Aquavit in <strong>der</strong> Kühllast des Schiffes zu<br />

„vergessen“, <strong>der</strong> just gefunden wurde,<br />

als die Gesellschaft bei leckerem Smörgåsbord<br />

zusammen saß! Heute ist das<br />

Rank und schlank: S/S „Storskär“ lief 1908 bei<br />

Lindholmens in Göteborg vom Stapel.<br />

Die S/S „Norrskär“ <strong>der</strong> Waxholmsbolaget<br />

in Sandhamn.<br />

50 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Klarieren <strong>der</strong> Taue vor <strong>der</strong> malerischen<br />

Kulisse von Sandhamn.<br />

Zum Saisonabschluss winken<br />

sich die Schiffsführer <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>schiffe<br />

S/S „Storskär“ und S/S<br />

„Norrskär“ mit Servietten zu!<br />

alles einfacher. Die gute Küche ist geblieben, und Bier und<br />

Aquavit sind mittlerweile legalisiert.<br />

Vom Anleger <strong>der</strong> Waxholmsbolaget am Strömkajen<br />

in Stockholm aus, genau gegenüber dem königlichen<br />

Schloss und zu Füßen des Grand Hotels,<br />

beginnen wir unsere Reise. Das ältere<br />

<strong>der</strong> beiden, im regulären Dienst <strong>der</strong><br />

Waxholmsbolaget befindlichen <strong>Dampf</strong>schiffe<br />

ist die S/S „Storskär“. Die 39,95<br />

m lange und 7,03 m breite und 3,00 m<br />

tiefgehende „Storskär“ lief 1908 bei <strong>der</strong><br />

Lindholmens Werft in Göteborg vom<br />

Stapel. Als S/S „Strängnäs Express“<br />

(256 BRT) bediente sie die Route<br />

Stockholm – Strängnäs bis 1939, dann<br />

wurde sie von <strong>der</strong> Waxholmsbolaget<br />

angekauft und als S/S „Storskär“ in<br />

Fahrt gehalten. Mit einer 412 kW leistenden<br />

Dreizylin<strong>der</strong>-Dreifach-Expansions-<br />

<strong>Dampf</strong>maschine erreicht die „Storskär“<br />

eine durchschnittliche Marschfahrt von<br />

13 Knoten. Zugelassen ist das Fahrzeug<br />

für 320 Passagiere.<br />

Blick von <strong>der</strong> Steuerbordnock nach<br />

achtern. Je nach Windrichtung<br />

werden die Lüfter gedreht.<br />

Etwas jünger ist hingegen die S/S „Norrskär“, die von<br />

<strong>der</strong> Eriksbergs Verkstad als Baunummer 147 in Göteborg<br />

1910 für die Route Stockholm – Sandhamn abgeliefert<br />

wurde. Sie ist mit 34,8 m Länge und 6,9 m Breite<br />

bei einem Tiefgang von 3,5 m kleiner<br />

als die „Storskär“. Zwischen 1910 und<br />

1947 bediente sie als S/S „Sandhamns<br />

Express“ die beschriebene Route,<br />

wurde dann an die Waxholmsbolaget<br />

veräußert und zunächst für kurze Zeit<br />

aufgelegt. Zwischen 1949 und 1970 als<br />

„Norrskär“ weiter auf <strong>der</strong> Route Stockholm<br />

– Sandhamn eingesetzt, fuhr sie<br />

im Liniendienst von Strömkajen aus die<br />

Anleger Hasseluden, Gashaga, Waxholm,<br />

S. Grinda, Puttisholmen, Sollenkroka<br />

und Sandhamn und vice versa an.<br />

Die 257 kW starke Dreizylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

<strong>der</strong> mit 237 BRT vermessenen<br />

„Norrskär“ beschleunigte das<br />

Schiff auf gemächliche 10 Knoten. Im<br />

Jahr 2000 gönnte man <strong>der</strong> alten Dame<br />

eine Komplettüberholung <strong>der</strong> Maschine<br />

Die 1900 als S/S „Nya Svartsjölandet“ gebaute<br />

heutige „Västan“ wurde 1953 motorisiert.<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 51


300 kW leistet die <strong>Dampf</strong>maschine, nachdem im Jahr 2000<br />

die Kesselanlage erneuert wurde.<br />

Die verschiedenen <strong>Dampf</strong>- und Wasserkreisläufe und die<br />

Ventile sind farblich abgesetzt.<br />

Volle Fahrt voraus! Mit 11 Knoten pflügt die „Norrskär“<br />

durch den Schärengarten.<br />

Die Kesselanlage <strong>der</strong> „Norrskär“ wurde von Aalborg Sunrod AB<br />

erneuert. „Petra Christine“ taufte sie die Besatzung!<br />

und <strong>der</strong> Kesselanlagen, investierte in neue, energieeffizientere<br />

Ölbrenner und eine kleine Leistungssteigerung auf<br />

300 kW. Jetzt schafft die für 265 Passagiere ausgelegte<br />

S/S „Norrskär“ (IMO 5256537) 11 Knoten Marschfahrt.<br />

Außerdem bescherte<br />

man dem <strong>Dampf</strong>er<br />

eine Rückwärts- und<br />

eine Vorwärtskamera<br />

Niedrigdruckzylin<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1910<br />

bei Eriksbergs Verkstad in<br />

Göteborg gefertigten Dreifachexpansionsmaschine.<br />

einschließlich Monitoren<br />

im Maschinenraum.<br />

Der LI kann also<br />

quasi auf TV verfolgen,<br />

wo die Reise gerade<br />

hingeht.<br />

Gut fünf Stunden benötigt<br />

die „Norrskär“ für<br />

die Strecke Stockholm<br />

– Strömkajen, Hasseluden,<br />

Gashaga, Waxholm,<br />

S. Grinda, Puttisholmen,<br />

Sollenkroka<br />

bis Sandhamn, wo sie<br />

knapp 60 Minuten verweilt.<br />

An Bord bleibt unterwegs die Zeit stehen – und<br />

man erkennt den wahren Wert <strong>der</strong> Langsamkeit. Mit <strong>der</strong><br />

einkehrenden Ruhe wird <strong>der</strong> getriebene, immer seinem<br />

Kalen<strong>der</strong> hinterherlaufende Mensch auf einmal zum stillen<br />

Beobachter. Der<br />

Bogen <strong>der</strong> Mitreisenden<br />

spannt sich über<br />

geschäftlich reisende<br />

Erwachsene und<br />

Schulkin<strong>der</strong>, Großeltern,<br />

die mit ihren Enkelkin<strong>der</strong>n<br />

spielen, die<br />

sonnengebräunten,<br />

gertenschlanken australischen<br />

Mädchen<br />

mit ihren Rucksäcken,<br />

den etwas beleibten<br />

italienischen Touristen<br />

mit hochtoupierter<br />

Gattin und Pudel,<br />

neben Zeitungsstapeln<br />

und Paletten mit<br />

Konserven, Milchfla­<br />

Dreizylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine anno<br />

1910 an Bord <strong>der</strong> „Norrskär“.<br />

52 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


265 Passagieren bietet die 34,8 m lange „Norrskär“ Platz.<br />

schen, Fahrrä<strong>der</strong>n, Schafen, einer Schäferhund-Dame<br />

und einen Schäfer bis hin zu Briefsendungen und Paketen.<br />

Knapp 7.000 Tonnen Fracht beför<strong>der</strong>t die Waxholmsbolaget<br />

pro Jahr. Im Bordrestaurant entstehen Köstlichkeiten,<br />

wie etwa das „<strong>Dampf</strong>er-Steak“, während ein pausbäckiges,<br />

strohblondes Mädchen in <strong>der</strong> kleinen Pantryküche<br />

im Unterdeck belegte Brote und IPA (Indian Pale Ale, Bier)<br />

verkauft. Die Brücke darf, die Maschine soll sogar besichtigt<br />

werden. Selten traut sich ein Besucher in den heißen<br />

Raum, schaut dem LI über die Schulter, staunt ob des Gewirrs<br />

an Ölleitungen, genießt das gleichmäßige Auf und<br />

Ab <strong>der</strong> Pleuel, atmet heiße, feuchte Luft ein. Kindheitsträume<br />

gehen in Erfüllung! Die straff gepolsterte, dunkelrote<br />

Le<strong>der</strong>couch gegenüber <strong>der</strong> von Aalborg Sunrod AB<br />

gefertigten dreiflammigen Kesselanlage, die man an Bord<br />

auf den Namen „Petra Christine“ getauft hat, lädt zum Verweilen<br />

ein. 13,5 bar zeigt die Druckanzeige <strong>der</strong> Kessel;<br />

auf den Manometern des Hochdruck-, Mitteldruck- und<br />

des Niedrigdruckzylin<strong>der</strong>s wackeln die Nadeln bei unterschiedlichen<br />

Einlass- und Auslassdrücken. Als Baunummer<br />

168 wurde die Maschine ebenfalls bei <strong>der</strong> Eriksbergs<br />

Verkstad in Göteborg gefertigt – und versieht seit 1910 ihren<br />

treuen Dienst. Die Verwendung an Bord <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>veteranen<br />

ist nur saisonal. Egal ob Kapitän o<strong>der</strong> Bootsmann,<br />

LI o<strong>der</strong> Bedienung: In den Sommermonaten finden sich<br />

die immer gleichen Enthusiasten unter den Waxholmsbolaget-Angestellten<br />

zusammen, um „ihren“ <strong>Dampf</strong>er für ein<br />

paar schöne Monate durch das Inselreich des Archipels<br />

zu fahren. Im Winter werden die Schiffe eingemottet, und<br />

die Besatzungen kehren auf mo<strong>der</strong>ne Motorfahrzeuge zurück.<br />

Ende August legen die S/S „Norrskär“ und die S/S<br />

„Storskär“ zum letzten Mal von ihrem Liegeplatz vor dem<br />

Nationalmuseum ab, und begeben sich auf ihre ausgedehnte<br />

Reise. Danach verschwinden sie im Winterlager.<br />

Wen die mit knapp 12 Stunden Dauer ausgedehnten<br />

Fahrten <strong>der</strong> S/S „Norrskär“ und <strong>der</strong> S/S „Storskär“ in zeitliche<br />

Bedrängnis bringen, könnte sich eventuell mit dem<br />

dritten Oldtimer <strong>der</strong> Waxholmsbolaget anfreunden, <strong>der</strong><br />

M/S „Västan“. Schon 1900 bei <strong>der</strong> Motola Verkstad in<br />

Motala für Linienverkehre im Stockholmer Schärengarten<br />

Der Betrieb <strong>der</strong> Maschine erfolgt von Hand. Der LI<br />

wartet gespannt auf eine neue Or<strong>der</strong>.<br />

gebaut, fuhr das Schiff zunächst als S/S „Nya Svartsjölandet“.<br />

1937 von <strong>der</strong> Waxholmsbolaget angekauft, wurde<br />

das 32,47 m lange, 5,91 m breite und 3,10 m tiefgehende<br />

Schiff 1953 auf einen Diesel umgerüstet. 1966 entschloss<br />

man sich zu einem erneuten Maschinenwechsel, und<br />

pflanzte einen 313 kW leistenden B&W Alpha AS-24VO-<br />

Dieselmotor in die 166 BRT-Fähre, <strong>der</strong> ihr bis heute zu<br />

12 Knoten Reisegeschwindigkeit verhilft. Der als IMO<br />

5377135 registrierte Oldtimer (Rufzeichen SFUK, 180<br />

Passagiere) bedient jetzt die Route Stockholm – Grinda,<br />

beziehungsweise in Ausnahmefällen auch die Stationen<br />

Waxholm und Ljusterö. Im Winter 2011 erfuhr die „Västan“<br />

eine Komplettüberholung in Simrishamn; seitdem bedient<br />

sie die angestammten, kürzeren Routen.<br />

Fotos: Chris König<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 53


Heissluftmotoren<br />

Gottfried Malek<br />

<strong>Nachbau</strong> <strong>eines</strong> <strong>Spielzeug</strong>-<br />

<strong>Heißluft</strong>motors <strong>der</strong> Fa. <strong>Falk</strong><br />

Versuchsaufbau<br />

Im Internet fand ich einen Artikel und zwei Fotos über<br />

einen stehenden wassergekühlten Zweizylin<strong>der</strong>motor<br />

des Herstellers Josef <strong>Falk</strong> aus Nürnberg. Diese<br />

Maschine gab es nach dem Krieg in drei Baugrößen.<br />

Ich versuchte, die Maschine mit <strong>der</strong> Nummer 1022/2<br />

wie<strong>der</strong> auf meine Art, also nicht originalgetreu, nachzubauen.<br />

Die Maschine besitzt über dem Brennergehäuse<br />

ein Kühlwasserbecken. Darin befindet sich ein Sockel<br />

mit einem U-förmigen Lagerbock darauf.<br />

54 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Transmission<br />

AHA!<br />

No. 19<br />

Einige Daten zum Modell<br />

Arbeitskolben: 11 mm Durchmesser/10 mm Hub<br />

Verdrängerkolben: 13 mm Durchmesser/16 mm Hub<br />

Schwungrad: 60 mm Durchmesser<br />

Das Grundbrett hat eine Größe von 270 x 165 mm<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Anlage beträgt 280 mm<br />

Der Steinboden besteht aus echten Solnhofener Steinplatten<br />

mit einer Stärke von 1–1,5 mm.<br />

Im Rohbau<br />

Die Fliesen habe ich auf eine<br />

Größe von 9 x 18 mm mit<br />

einem kleinen Diamantblatt<br />

zugesägt, mit Kaltleim aufgeklebt<br />

und mit Fugenmaterial<br />

verfugt. Die farbigen Teile<br />

<strong>der</strong> Maschine wurden mit<br />

<strong>der</strong> Sprühdose lackiert und<br />

die Messingteile brüniert.<br />

Der Stirling wird mit einem<br />

kleinen Spiritusbrenner beheizt.<br />

Der Docht hat einen<br />

Durchmesser von 3 mm.<br />

Weil die Maschine trotz des<br />

kleinen Brenners ein flottes<br />

Tempo vorlegte, baute ich<br />

als „Bremsvorrichtung“ noch<br />

eine kleine alte Bandsäge<br />

dazu. Als Vorlage diente mir<br />

die Zeichnung einer Bandsäge<br />

mit <strong>der</strong> Nummer 4255 aus<br />

einem alten Märklin-Katalog.<br />

Die Maschine läuft jetzt nach<br />

kurzem Anheizen mit einem<br />

schönen langsamen Tempo.<br />

Informationen und Gedanken zum Bau und<br />

Betrieb von <strong>Dampf</strong>maschinen, <strong>Dampf</strong>schiffen<br />

und Eisenbahnen von Prof. Bernoulli<br />

Christoph Bernoulli war Professor an <strong>der</strong><br />

Universität Basel und verfasste mehrere Bücher<br />

über <strong>Dampf</strong>maschinen, Mühlen usw.<br />

Informationen zur Anzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Dampf</strong>maschinen in den<br />

Vereinigten Staaten 1842<br />

1854 gegeben von Prof. Bernoulli,<br />

gesammelt von C.S.<br />

1842 zählte man in den Vereinigten Staaten 3184<br />

<strong>Dampf</strong>maschinen, wovon 1860 in Werkstätten,<br />

800 Schiffsmaschinen und 524 Locomotiven<br />

(waren). Die Maschinenfabrik von Norris in<br />

Philadelphia lieferte von 1833-1853 allein über<br />

800 Locomotiven.<br />

aus: Bernoulli, <strong>Dampf</strong>maschinenlehre<br />

Stuttgart und Tübingen 1854<br />

René Schaffer<br />

<strong>Heißluft</strong>motoren X –<br />

Stirling-Baukastensystem<br />

ISBN 978-3-7883-3611-1<br />

Umfang 96 Seiten<br />

Abbildungen 82<br />

Best.-Nr. 45-10<br />

Preis € 12,80 [D]<br />

www.neckar-verlag.de<br />

Arbeits- und<br />

Verdrängerzylin<strong>der</strong><br />

Fotos: Gottfried Malek<br />

Größenvergleich<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 55


HeiSSluftmotoren<br />

Ernst-Arno Kruse<br />

Stirlingmotor „HL-22-B“<br />

Stirlingmotoren mit einem Balancier erinnern irgendwie<br />

an <strong>Dampf</strong>maschinen in klassischer Bauart.<br />

Vielleicht ist das <strong>der</strong> Grund, weshalb viele <strong>der</strong><br />

zum Kauf angebotenen Motoren diese Bauvariante aufweisen.<br />

Ein großer Vorteil dieser Bauart ist <strong>der</strong> einfache<br />

mechanische Aufbau mit nur einer Kurbel, <strong>der</strong> minimale<br />

tote Raum durch den Fortfall des Überströmkanals und<br />

nicht zuletzt die gut sichtbare Mechanik, allen voran <strong>der</strong><br />

Balancier als optischer Leckerbissen. Trotz dieser vielen<br />

beweglichen Teile handelt es sich dabei doch um eine<br />

verhältnismäßig einfache Konstruktion mit einer recht<br />

überschaubaren Bauzeit. Der Motor wird mit einem<br />

Dochtbrenner betrieben. Als Treibstoff dient Brennspiritus,<br />

wobei bitte stets die entsprechenden Sicherheitsvorschriften<br />

zu beachten sind.<br />

Im Bauplan und in <strong>der</strong> Stückliste werden Kleinteile wie<br />

z. B. Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben<br />

usw. nicht erwähnt.<br />

Es fehlen auch Angaben zu<br />

Toleranzen und Passungen, da<br />

es sich beim <strong>Nachbau</strong> stets um<br />

Einzelstücke handelt. Hier genügt<br />

es, wenn alle Teile, die miteinan<strong>der</strong><br />

in Verbindung stehen,<br />

optimal angepasst werden. Die<br />

folgende Bauanleitung erwähnt nur solche Teile, bei <strong>der</strong>en<br />

Herstellung zusätzlich zu den Angaben in <strong>der</strong> Zeichnung<br />

und <strong>der</strong> Stückliste noch weitere Beson<strong>der</strong>heiten<br />

zu beachten sind. Von Bauteilen, <strong>der</strong>en Abmessungen<br />

eindeutig aus <strong>der</strong> Stückliste hervorgehen, wurden keine<br />

Zeichnungen erstellt.<br />

Bauanleitung<br />

Teil 1: Grundplatte<br />

Die 3 mm dicke Brennerhalterung wird auf die Grundplatte<br />

aufgenietet. Der kreisförmige Ausschnitt richtet sich<br />

nach dem Durchmesser des Brenners. Die 8 Bohrungen<br />

Ø 3 mm erhalten von unten jeweils eine 90°-Kegelsenkung,<br />

damit bei <strong>der</strong> Verwendung von Senkschrauben<br />

M3 eine ebene Auflagefläche entsteht. Die Nietlöcher<br />

für die Brennerhalterung werden<br />

ebenfalls leicht gesenkt. Es entstehen<br />

dann auf <strong>der</strong> Unterseite<br />

keine überstehenden Nietköpfe.<br />

Teil 3: Verdrängerführung<br />

Dieses Messingrohr wird mit<br />

2-Komponentenkleber in <strong>der</strong><br />

Ø 6-mm-Bohrung des Kühlers<br />

56 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


efestigt. Sie schließt im Inneren<br />

des Kühlers bündig ab, und ragt<br />

somit 14 mm aus dem Kühler<br />

heraus.<br />

Teil 4: Arbeitszylin<strong>der</strong><br />

Der Arbeitszylin<strong>der</strong> wird mit<br />

2-Komponentenkleber in <strong>der</strong> Ø<br />

18-mm-Bohrung des Kühlers befestigt.<br />

Beim Einschieben bis auf<br />

den Grund <strong>der</strong> Bohrung ist darauf<br />

zu achten, dass kein Klebstoff ins<br />

Innere des Zylin<strong>der</strong>s gelangt.<br />

Teil 5: Verdrängerzylin<strong>der</strong><br />

Zylin<strong>der</strong>rohr, Zylin<strong>der</strong>kopf und<br />

Flansch werden hart verlötet.<br />

Teil 7: Kurbelwellenlager<br />

Beide Kurbelwellenlager werden<br />

jeweils von außen mit 2-Komponentenkleber<br />

im Lagerbock befestigt. Eine durch die Bohrungen<br />

geschobene Ø 5-mm-Welle sorgt dafür, dass nach<br />

dem Aushärten des Klebstoffes beide Lager exakt ausgerichtet<br />

sind.<br />

Teil 8: Brenner<br />

Für einen vorhandenen Alubecher (Ø 35 x 19 mm) wurde<br />

ein passen<strong>der</strong> Deckel mit einer Wandstärke von 1 mm und<br />

einer Bohrung Ø 5 mm für den Docht gedreht. Je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Brenner mit einer Höhe von ca. 24 mm zuzüglich Docht<br />

kann jedoch auch verwendet werden.<br />

Teil 10: Säule<br />

Alle 4 Säulen erhalten an jedem Ende mittig eine Gewindebohrung<br />

M3, je 6 mm tief.<br />

Teil 14: Balancier<br />

Das Lagerrohr aus Messing wird weich in den Balancier<br />

eingelötet.<br />

Teil 20: Verdrängerkolben<br />

Kolbenstange, -boden, -rohr und -deckel werden hart gelötet.<br />

Es ist darauf zu achten, dass <strong>der</strong> Kolben luftdicht ist.<br />

Teil 23: Kurbelwelle<br />

Welle und Kurbel werden weich verlötet.<br />

Montagehinweise<br />

Der Kühler wird mit 2 Senkschrauben M3 auf <strong>der</strong> Grundplatte<br />

befestigt. Die Arbeitskolbenstange mit Arbeitskolbenbolzen<br />

und Kolbenbolzenlager wird ebenfalls mit<br />

einer Senkschraube M3 im Arbeitskolben<br />

befestigt und mit<br />

etwas dünnflüssigem Öl in den<br />

Arbeitszylin<strong>der</strong> geschoben. Der<br />

Verdrängerkolben wird mit <strong>der</strong><br />

Kolbenstange durch die Verdrängerführung<br />

gesteckt, und<br />

anschließend <strong>der</strong> Verdrängerzylin<strong>der</strong><br />

mit 6 Schrauben M3 ohne<br />

Dichtung an den Kühler geschraubt. Der Kolbenbolzen<br />

stellt die Verbindung zwischen Verdrängerpleuel und Verdrängerkolben<br />

her. Er wird lediglich eingepresst, sollte<br />

aber in <strong>der</strong> Bohrung <strong>der</strong> Verdrängerkolbenstange etwas<br />

Spiel haben. Mit insgesamt 6 Senkschrauben M3 werden<br />

die vier Säulen und <strong>der</strong> Lagerbock mit Kurbelwelle<br />

auf <strong>der</strong> Grundplatte befestigt. Die Kopfplatte, auf <strong>der</strong> mit<br />

2 Schrauben M2,5 das Balancierlager befestigt wurde,<br />

liegt auf den Säulen, und wird mit 4 Schrauben M3 gehalten.<br />

Das Schwungrad liegt innerhalb des Lagerbocks<br />

und wird mit einem Gewindestift M3 so auf <strong>der</strong> Kurbelwelle<br />

festgeschraubt, dass die Kurbelwelle nur ganz geringes<br />

Spiel in <strong>der</strong> achsialen Richtung hat. Im Bereich,<br />

wo <strong>der</strong> Gewindestift auf die Kurbelwelle trifft, kann eine<br />

kleine Fläche in die Welle gefeilt werden. Es wird dadurch<br />

eine Verformung auf <strong>der</strong> Welle vermieden, die im<br />

Kurbelwellenlager bei <strong>der</strong> Montage klemmen könnte. Mit<br />

<strong>der</strong> Balancierachse wird <strong>der</strong> Balancier in das Balancierlager<br />

montiert. Ein Gewindestift M2,5 im Balancierlager<br />

sichert dabei die Balancierachse. Arbeitskolbenstange<br />

und Arbeitspleuel werden mit 2 Schrauben M2,5 an den<br />

Balancier geschraubt, dabei führen die Schrauben zuerst<br />

durch eine Unterlegscheibe, dann durch eine Lagerrolle<br />

in <strong>der</strong> jeweiligen Ø 4-mm-Bohrung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Stange, weiter durch eine zweite Unterlegscheibe bis in<br />

den Balancier. Bei <strong>der</strong> Befestigung <strong>der</strong> beiden Pleuel an<br />

<strong>der</strong> Kurbel geht die Schraube M2,5 zuerst durch eine<br />

Unterlegscheibe, dann durch eine Lagerrolle in <strong>der</strong> Ø<br />

4-mm-Bohrung des Arbeitspleuels, durch eine weitere<br />

Unterlegscheibe, dann durch eine weitere Lagerrolle<br />

in <strong>der</strong> Ø 4-mm-Bohrung des Verdrängerpleuels, weiter<br />

durch eine dritte Unterlegscheibe bis in die Kurbel. Es<br />

wird noch einmal geprüft, ob alle<br />

beweglichen Teile leichtgängig<br />

sind. Vor dem ersten Probelauf<br />

sind nur noch alle beweglichen<br />

Teile leicht zu ölen.<br />

Fotos und Zeichnungen:<br />

Ernst-Arno Kruse<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 57


Stückliste HL-22-B<br />

Teil Stück Bezeichnung Material Maße in mm<br />

1 1 Grundplatte Alu 200 x 62 x 2,5<br />

2 1 Kühler Alu 28 x 38 x 78<br />

3 1 Verdrängerführung Messing Ø 6 x Ø 4 x 20<br />

4 1 Arbeitszylin<strong>der</strong> Messing Ø 18 x Ø 16 x 32<br />

5 1 Verdrängerzylin<strong>der</strong> Stahl nach Zeichnung<br />

6 1 Lagerbock Alu nach Zeichnung<br />

7 2 Kurbelwellenlager Messing nach Zeichnung<br />

8 1 Brenner Alu Ø 35 x 24<br />

9 1 Docht Baumwolle Ø 5 x 50<br />

10 4 Säule Alu Ø 6 x 103,5<br />

11 1 Kopfplatte Alu 34 x 34 x 2,5<br />

12 1 Balancierlager Alu nach Zeichnung<br />

13 1 Balancierachse Stahl Ø 3 x 22<br />

14 1 Balancier Stahl / Messing nach Zeichnung<br />

15 1 Arbeitskolben Stahl Ø 16 x 14<br />

16 1 Kolbenbolzenlager Stahl Ø 10 x 11<br />

17 2 Kolbenbolzen Stahl Ø 2 x 10<br />

18 1 Arbeitskolbenstange Stahl nach Zeichnung<br />

19 1 Arbeitspleuel Stahl nach Zeichnung<br />

20 1 Verdrängerkolben Stahl nach Zeichnung<br />

21 1 Verdrängerpleuel Stahl nach Zeichnung<br />

22 4 Lagerrolle Messing Ø 4 x Ø 2,5 x 2,2<br />

23 1 Kurbelwelle Stahl nach Zeichnung<br />

24 1 Schwungrad Messing Ø 60 x Ø 5 x 13<br />

58 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Achtung: Aus Platzgründen sind<br />

die Zeichnungen nicht in<br />

chronologischer Reihenfolge!<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 59


60 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 61


62 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Dampf</strong><br />

Richard Reppisch<br />

17. Laufer <strong>Dampf</strong>modelltage 2013<br />

Die 17. <strong>Dampf</strong>modell-Tage waren am 2. und 3.<br />

Novemberwochenende wie<strong>der</strong> das Ereignis. Die<br />

Veranstaltung findet seit 1994 im Industriemuseum<br />

in Lauf/Pegnitz in einem einmaligen Ambiente statt<br />

(Bild 1). Es ist die größte Veranstaltung dieser Art in ganz<br />

Nordbayern. Die 60 bis 70 Aussteller (je nach Ausstellungstag)<br />

waren teilweise weit angereist, u. a. aus Österreich,<br />

Süddeutschland, Ostdeutschland und auch einige<br />

<strong>der</strong> über Deutschland verteilten Mitglie<strong>der</strong> des <strong>Dampf</strong>forums<br />

nahmen teil. Der Stammtisch <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>freunde<br />

Nürnberg, <strong>der</strong> dieses Jahr 30 Jahre besteht, nahm ebenfalls<br />

mit etlichen Ausstellern in den verschiedenen Kategorien<br />

– <strong>Heißluft</strong>, <strong>Dampf</strong>eisenbahn, <strong>Dampf</strong>schiffe, stationäre<br />

<strong>Dampf</strong>anlagen, Verbrenner und an<strong>der</strong>es teil. An<br />

beiden Wochenenden besuchten 3250 Zuschauer die<br />

Ausstellung. Die dreigleisige Eisenbahnanlage in Spur 1<br />

war wie immer ein Zuschauermagnet im zentralen Ausstellungsraum<br />

(Bild 2, 3 und 4). Eine weitere Eisenbahn-<br />

1 2 3<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 63


4<br />

7 9<br />

5<br />

10<br />

6 8<br />

11<br />

anlage mit Fährschiffbetrieb wurde vom Freundeskreis<br />

<strong>der</strong> Schiffsmodellbauer aus Neumarkt stilgerecht im ehemaligen<br />

Stahllager im Keller über <strong>der</strong> Pegnitz aufgebaut<br />

und betrieben. Ebenfalls im Kellerraum waren am zweiten<br />

Becken die <strong>Dampf</strong>schifffahrer des Stammtisches <strong>der</strong><br />

<strong>Dampf</strong>freunde Nürnberg versammelt (Bild 5 und 6).<br />

Im Ausstellungsraum <strong>der</strong> Riedner Mühle waren die<br />

<strong>Dampf</strong>aussteller vom <strong>Dampf</strong>forum platziert. Sie haben<br />

sehr viele präzise gebaute Modelle mit hochkomplexen<br />

Konstruktionen gezeigt (Bild 7 und 8). Darunter war auch<br />

die Bunnet & Corpe <strong>Dampf</strong>maschine von 1839, gebaut<br />

von Achim Meyer (Bild 9). Diese Maschine hat einen viereckigen<br />

Plattenkolben, <strong>der</strong> in einem viereckigen, als Toruskanal<br />

ausgebildeten, Zylin<strong>der</strong>raum in einem Winkelabschnitt<br />

bei jedem Arbeitstakt hin und her geschwenkt wird.<br />

Eine faszinierende Konstruktion, gebaut nur nach einem<br />

Bild. Dass die Auffassung von <strong>Dampf</strong> auch sehr spaßig<br />

sein kann, zeigt die Fassmaschine in Bild 10. Unsere<br />

österreichischen <strong>Dampf</strong>freunde mit ihren großgebauten<br />

Maschinen waren ebenfalls in diesem Ausstellungsraum<br />

untergebracht (Bild 11).<br />

Im Außengelände gab es verschiedene Attraktionen:<br />

Bernd Sieber hat seinen Freelance <strong>Dampf</strong>traktor gezeigt<br />

(Bild 12) und das Museum hat einen Original-Kartoffeldämpfer<br />

betrieben (Bild 13), dessen Kartoffeln reißenden<br />

Absatz unter den Besuchern fanden.<br />

Im zentralen Ausstellungsraum fanden sich neben <strong>der</strong><br />

Eisenbahn noch weitere Attraktionen: Knatterboote, zwei<br />

Modellgattersägen (Bild 14), die Flammenfresser, <strong>Heißluft</strong>-<br />

und <strong>Dampf</strong>maschinen (Bild 15) <strong>der</strong> Familie Pitsch. An<br />

64 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


12<br />

15<br />

19<br />

16<br />

20<br />

13<br />

17<br />

21<br />

14<br />

18<br />

22<br />

an<strong>der</strong>en Ständen waren die hervorragend gebaute funktionsfähige<br />

Modellwerkstatt (Bild 16 und 17) von Franz<br />

Enzfel<strong>der</strong> aus Österreich und mehrere Verbrennungsmotoren,<br />

u. a. ein Supermodell <strong>eines</strong> ELLWE-Verbrenners<br />

(Bild 18) aus italienischen Gussteilen, gebaut von Erik<br />

Schiller aus Nürnberg, zu sehen. Spontan hatten sich die<br />

<strong>Heißluft</strong>- und Flammenfresser-Spezialisten des Stammtisches<br />

<strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>freunde Nürnberg zur IG <strong>Heißluft</strong> zusammengefunden<br />

und an einem Gemeinschaftsstand<br />

ausgestellt mit viel Publikums-Anklang. Eckhard Schultze<br />

vom Stammtisch <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>freunde Nürnberg hat seine<br />

Weißblechbootsrümpfe nach <strong>der</strong> Scherenschnittbauweise<br />

ausgestellt (Bild 19).<br />

Auch das Museum hatte noch weitere beson<strong>der</strong>e Attraktionen<br />

für die Besucher zu bieten, u. a. das Kin<strong>der</strong>programm<br />

mit <strong>Dampf</strong>kreiselbau (Knatterboot-Prinzip), die<br />

Vorführung <strong>der</strong> großen <strong>Dampf</strong>maschine und Besichtigung<br />

<strong>der</strong> alten Ventilfabrik (Bild 20, 21 und 22).<br />

Es war wie<strong>der</strong> ein schönes <strong>Dampf</strong>treffen. Ergänzend noch<br />

einige Bil<strong>der</strong>- und Videolinks zu den 17. <strong>Dampf</strong>modell-Tagen<br />

2013 im Internet:<br />

http://n-land.de/no_cache/bil<strong>der</strong>/bil<strong>der</strong>/sonstiges/<br />

dampfmodelltage-laufer-industriemuseum-2013<br />

http://www.dampfundmehr.de/alben/lauf_2013/<br />

http://www.youtube.com/watch?v=thKWzU95O_k<br />

Fotos: Richard Reppisch<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 65


Kerzenboote<br />

Rüdiger Ufermann<br />

Bauanleitung Kerzenboot<br />

Angeregt durch die aufschlussreichen Veröffentlichungen<br />

zum Thema „Kerzenboote“ im <strong>Journal</strong><br />

<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> habe ich ein Kerzenboot mit<br />

einem einseitig geschlossenen Rohr und rohrintegralem<br />

Verdampfer (Rohrkessel) entwickelt. Die Vorrichtung ist<br />

extrem einfach im Aufbau, leicht mit Wasser zu befüllen<br />

und total unproblematisch im Startverhalten. Im Dauerbetrieb<br />

zeigen sich keine Aussetzer. An dieser Stelle möchte<br />

ich darauf hinweisen, dass für diese Entwicklung Schutzrechte<br />

angemeldet sind.<br />

Als Heiztopf fungiert eine Kupferkappe, wie sie als<br />

Verschlusskappe bei Kupferleitungen eingesetzt wird.<br />

Die Bohrung beträgt 4 mm und als Rohr wird bevorzugt<br />

ein Messingrohr mit einem Außendurchmesser von<br />

4 mm und 0,5 mm Wandstärke eingesetzt. Statt des<br />

Messingrohres kann auch sehr gut ein 4 mm Kupferrohr<br />

(weich) verwendet werden, welches sich leichter biegen<br />

lässt. Die Rohrlänge beträgt 25 cm und die Schlauchklemme<br />

ist eine Elektroklemme mit 6 mm Durchmesser.<br />

Als Kupferlitze kann bevorzugt Messschnur verwendet<br />

werden, <strong>der</strong>en Isolierung zuvor abgezogen wird. Die Litze<br />

sollte zusätzlich verdrillt werden. Das wasserseitige<br />

Litzenende dann kurz verlöten. Bei diesem Kerzenboot<br />

handelt es sich um ein r<strong>eines</strong> Indoor-Boot. Im Freien ist<br />

kein Betrieb möglich, da <strong>der</strong> kleinste Windzug die Kerzenflamme<br />

aus <strong>der</strong> Heizkappe drängt bzw. löscht.<br />

Fotos und Zeichnung: Rüdiger Ufermann<br />

Anzeige<br />

Weitere Bücher und Baupläne unter:<br />

www.neckar-verlag.de<br />

66 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Bauanleitung<br />

Kerzenboot<br />

Silikonschlauch:<br />

Außen 5mm<br />

Innen 4mm<br />

Länge 40mm<br />

15mm breit 90mm lang<br />

Fixiergestänge<br />

Messingrohr<br />

4mm<br />

Innen 3mm<br />

Drahtseilklemme<br />

5mm<br />

(Kupferleitung<br />

Endkappe 22mm)<br />

Rohrlänge<br />

25cm<br />

Ausbuchtung:<br />

Leicht!! mit<br />

Seitenschnei<strong>der</strong><br />

einbringen!<br />

Bohrung<br />

4mm<br />

Anmerkung:<br />

Es handelt sich<br />

10ml Spritze<br />

Kupferkappe<br />

22mm<br />

Schraube<br />

Endständige<br />

Lötung<br />

Kupferlitze<br />

Elektroklemme<br />

Kupferlitze<br />

hier um Erfahrungswerte,<br />

die natürlich<br />

individuell geän<strong>der</strong>t<br />

werden können und<br />

je nach Material<br />

und Größe auch<br />

geän<strong>der</strong>t werden<br />

Füllstutzen<br />

(rohrintegral)<br />

Unterlegscheiben<br />

Optimale Teelicht Positionierung!!<br />

Mittiger Schlitz<br />

zur Rohraufnahme<br />

(außermittig!)<br />

müssen.<br />

(Schwerpunkt<br />

Boot)<br />

20mm<br />

Heck<br />

Kühlöffnung für Teelicht<br />

10cm<br />

bei hoher Umdrehungszahl<br />

und Bohrtiefenfixierung<br />

fräsen!<br />

7cm<br />

ca. 90mm<br />

lang<br />

3mm<br />

Gewindestange<br />

-Zeichnung nicht<br />

Lage vorher mit Bootschwerpunkt<br />

abgleichen dto.<br />

20cm<br />

Kupferkappe<br />

ca. 40mm<br />

Unterlegscheiben<br />

Fixier- und Kühlschiene (Alu)<br />

Vorgehen beim Befüllen: Elektroklemme leicht öffnen, Spritze in Silikonschlauch einbringen<br />

und Wasser eindrücken. Danach die Elektroklemme zudrehen und die Spritze abziehen.<br />

(Messkabel)<br />

Wasseroberfläche<br />

15mm<br />

Evtl. 3mm/4mm<br />

Unterlegscheiben<br />

(R. Ufermann)<br />

Teelicht<br />

Ausfräsung Teelicht:<br />

Am besten mit 8mm Bohrer<br />

Fixiergestänge<br />

maßstabsgetreu!-<br />

6mm innen<br />

Styrodur!<br />

(kein Styropor,<br />

zu zerbrechlich)<br />

ca. 8,5cm<br />

mit Fixiergestänge!<br />

Mutter<br />

Anzeige<br />

Mehr Informationen zu unseren Büchern<br />

unter: www.neckar-verlag.de<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 67


Gemälde des <strong>Dampf</strong>bootes SEEMÖVE<br />

<strong>Dampf</strong><br />

Die ersten Flensburger<br />

<strong>Dampf</strong>schiffe<br />

Rolf Hoffmann<br />

Friedrich Mommse Bruhn, ein Flensburger Kaffeehändler,<br />

bestaunte während einer Geschäftsreise <strong>der</strong> Flensburger Förde sind an<strong>der</strong>s als die Bedingungen<br />

durften beför<strong>der</strong>t werden. Aber die Bedingungen auf<br />

im Sommer 1865 in Hamburg den dortigen florierenden<br />

auf <strong>der</strong> Alster in Hamburg. SEEMÖVE war nicht ausreichend<br />

<strong>Dampf</strong>er-Verkehr auf <strong>der</strong> Alster. Das geht auch in<br />

Flensburg, muss er sich gedacht haben. Er schloss mit<br />

dem Eisengießer Heinrich Jepsen und dem Kaufmann<br />

Wilhelm Frohne einen Vertrag „… behufs Befahrung <strong>der</strong><br />

flensburger Föhrde“. Bei <strong>der</strong> Hamburger Werft „Jannsen<br />

& Schmilinsky“ wurde ein kleiner <strong>Dampf</strong>er (Bild 1) bestellt.<br />

Das Schiff war 17 Meter lang, mit 32 BRT vermessen<br />

und traf am 25. April 1866 in Flensburg ein. Der<br />

Name war SEEMÖVE.<br />

Die Maschine des <strong>Dampf</strong>ers leistete 30-40 PS, es wurde<br />

eine Geschwindigkeit von 7 Knoten erreicht. Ab dem<br />

1. Mai 1866 dampfte die SEEMÖVE täglich nach Kollund,<br />

Ekensund, Gravenstein am Nordufer und Glücksburg<br />

und Sandwig am Südufer <strong>der</strong> Flensburger Förde.<br />

Der Menschenandrang zur ersten Fahrt war so groß,<br />

dass in Ekensund unter <strong>der</strong> Last <strong>der</strong> Besucher und einer<br />

Blaskapelle <strong>der</strong> gerade gebaute Anleger zusammenbrach.<br />

Die Sache ging glimpflich aus und tat dem Erfolg<br />

<strong>der</strong> ersten <strong>Dampf</strong>erfahrt keinen Abbruch. 100 Personen<br />

seetüchtig und wurde deshalb im Jahr 1874 wie-<br />

<strong>der</strong> verkauft. Ein interessantes Detail ist die Anordnung<br />

des Steuerrades. Es befindet sich in horizontaler Lage<br />

an <strong>der</strong> Kante <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Kabine, <strong>der</strong> Schiffsführer <strong>der</strong><br />

SEEMÖVE stützt sich darauf.<br />

Bruhns vergrößerte schon 1867 die Flotte um den <strong>Dampf</strong>er<br />

SEEADLER (Bild 2). Dieser <strong>Dampf</strong>er wurde mit seiner<br />

Raumaufteilung Vorbild für viele spätere <strong>Dampf</strong>schiffe <strong>der</strong><br />

Flensburger Förde. Im Vorschiff gab es eine Kajüte und<br />

einen kleinen La<strong>der</strong>aum, im hinteren Schiffsteil befanden<br />

sich <strong>der</strong> Salon und das Deck für Passagiere. Steuerrad<br />

und Kompass standen auf <strong>der</strong> Brücke im Freien, im<br />

Herbst, Winter und Frühling kein Platz für „Warmduscher“.<br />

Bauwerft <strong>der</strong> SEEADLER war wie<strong>der</strong> „Jannsen & Schmilinsky“<br />

in Hamburg.<br />

Ab 1869 verkehrte zusätzlich die HEINRICH ADOLPH<br />

(Bild 3) auf <strong>der</strong> Flensburger Förde. Das Schiff wurde in<br />

Kiel angekauft. Es war ausreichend seetüchtig, muss<br />

gut gelaufen sein und hatte offenbar immer die nötige<br />

Handbreit Wasser unter<br />

dem Kiel. Erst 1932, also<br />

Bild 1: <strong>Dampf</strong>boot SEEMÖVE nach 63 Jahren Einsatz auf<br />

<strong>der</strong> Förde, stellte man das<br />

Schiff außer Dienst und<br />

verschrottete es in Flensburg.<br />

Technische Daten/Einsatz<br />

bis 1868: 1867 auf <strong>der</strong><br />

Werft von Georg Howaldt,<br />

Kiel-Ellerbek, (Bau-Nr. 6)<br />

für die Ree<strong>der</strong>ei von Fried-<br />

68 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Bild 2: <strong>Dampf</strong>er SEEADLER<br />

rich Holm gebaut. 10,5 Commerzlasten/43,3<br />

BRT, 20,64<br />

x 3,75 x 2,05 m, Verbundmaschine<br />

mit 67 PSi, 9 Knoten,<br />

4 Mann Besatzung. 1867/68<br />

Einsatz im Liniendienst Kiel–<br />

Eckernförde, Ausflugsverkehr<br />

auf dem Ei<strong>der</strong>kanal. HEIN-<br />

RICH ADOLPH war später<br />

<strong>der</strong> erste <strong>Dampf</strong>er auf <strong>der</strong><br />

Flensburger Förde mit einem<br />

geschlossenen Ru<strong>der</strong>haus.<br />

Die Fotos <strong>der</strong> drei ersten<br />

Flensburger <strong>Dampf</strong>schiffe<br />

sind mit Sicherheit nicht<br />

per Zufall entstanden. Man<br />

war stolz auf die mo<strong>der</strong>ne<br />

Technik, auf das eigene<br />

Unternehmen. Es gab also<br />

beim Eintreffen <strong>eines</strong> neuen<br />

<strong>Dampf</strong>ers stets ein Foto-<br />

Shooting, 1867 keine Selbstverständlichkeit.<br />

Man sieht,<br />

dass die Schiffe immer an<br />

<strong>der</strong>selben Stelle abgelichtet<br />

wurden. Es musste möglichst<br />

hell und windstill sein. „Bitte<br />

recht freundlich, nicht bewegen!“,<br />

mag <strong>der</strong> Fotograf<br />

gerufen haben, bevor er für<br />

eine Sekunde die Kappe von<br />

<strong>der</strong> Linse s<strong>eines</strong> Apparates nahm und somit die Glasplatte<br />

belichtete.<br />

HEINRICH ADOLPH entwickelte sich zu einem bekannten<br />

und beliebten Fördeschiff. Im Volksmund „Hein<br />

Piep“ genannt, klapperte es um 1900 allmorgendlich, außer<br />

an Sonn- und Feiertagen, als „Schulschiff“ alle Stationen<br />

an <strong>der</strong> Innenförde ab und beför<strong>der</strong>te hauptsächlich<br />

Gymnasiasten und an<strong>der</strong>e Schüler zu ihren Schulen. Am<br />

Nachmittag ging es dann wie<strong>der</strong> mit Schülern retour zu<br />

den Anlegern <strong>der</strong> einzelnen Wohngebiete bzw. Orte am<br />

Fördeufer. Lorenz Thomsen war bis zum Jahr 1906 Kapitän<br />

<strong>der</strong> HEINRICH ADOLPH. Man sagte ihm nach, dass<br />

er alle „seine“ Schüler persönlich kennen würde. Er wartete<br />

mit dem Schiff auch schon mal auf einen verspäteten<br />

Schüler, o<strong>der</strong> fuhr morgens absichtlich langsam, damit<br />

seine Passagiere ihre Hausaufgaben fertig machen konnten.<br />

Sein Spitzname lautete „Käptn Rrrickwards“, weil er<br />

beim Anlegen nach einem kurzem Pfiff („Hein Piep“) immer<br />

laut: „Langsam!, Stopp!, Rrrickwards!“ kommandierte.<br />

Ob er dann dem Maschinisten auch noch „Stopp!“ befahl,<br />

ist nicht überliefert.<br />

Beim Abwracken <strong>der</strong> HEIN-<br />

RICH ADOLPH durch die<br />

Flensburger <strong>Firma</strong> Feldhaus<br />

im Jahr 1932 fand man im<br />

Kajütendach eine alte Spieluhr.<br />

Das Instrument war mit<br />

<strong>der</strong> Maschine gekoppelt und<br />

klimperte während <strong>der</strong> Fahrt<br />

fröhliche Weisen. Bei Rückwärtsfahrt<br />

des Schiffes wurde<br />

Bild 3: Fördedampfer HEINRICH ADOLPH,<br />

hier noch ohne Ru<strong>der</strong>haus<br />

manchmal das Abkoppeln vergessen, so dass die Spieluhr<br />

zum Vergnügen <strong>der</strong> Fahrgäste ihre Melodien rückwärts<br />

erklingen ließ.<br />

Die Zeit <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>er war in Flensburg nie völlig vorüber.<br />

Das Salondampfschiff ALEXANDRA (Bild 4), von einem<br />

Verein betreut, verkehrt regelmäßig auf <strong>der</strong> Förde, und<br />

im Rhythmus von 2 Jahren treffen sich seit 1993 immer<br />

im Juli viele Museumsdampfer des In- und Auslandes in<br />

Flensburg zum <strong>Dampf</strong> Rundum. Bei dieser Großveranstaltung<br />

sind stets auch <strong>Dampf</strong>boote, dampfgetriebene<br />

Straßen- und Schienenfahrzeuge sowie viele <strong>Dampf</strong>modellbauer<br />

dabei.<br />

Quellenangaben:<br />

Andreas Westphalen: Flensburger Fördeschifffahrt 1866–1975,<br />

2005 Verlag: H. M. Hauschild GmbH, Bremen<br />

G. U. Detlefsen, G. Moltsen, A. Schnei<strong>der</strong>:<br />

Vom <strong>Dampf</strong>boot zum Katamaran, Hauschild GmbH, Bremen<br />

Bild 1–3: Flensburger Schifffahrtsmuseum,<br />

mit freundlicher Genehmigung<br />

Bild 4: Rolf Hoffmann<br />

Bild 4: ALEXANDRA am Steg in Flensburg<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 69


<strong>Dampf</strong><br />

Bergbaumuseum<br />

Oelsnitz/Erzgebirge<br />

als technisches<br />

Denkmal<br />

1.800-PS-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

und<br />

Ausstellung von<br />

Modellen<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

B E R G B A U M U S E U M<br />

Oelsnitz im Erzgebirge<br />

Im Bundesland Sachsen gibt es den Ort Oelsnitz insgesamt<br />

dreimal: Oelsnitz im Vogtland, südlich von<br />

Plauen, Oelsnitz bei Großenhain, nördlich von Dresden<br />

und Oelsnitz im Erzgebirge bei Zwickau, dem unsere<br />

Aufmerksamkeit gelten soll. Die eingelagerten Steinkohlenflöze<br />

aus <strong>der</strong> Karbonzeit bildeten als wertvolle Bodenschätze<br />

die Grundlage für die Entstehung und Entwicklung<br />

Die <strong>Dampf</strong>lok erinnert an<br />

den früheren Eisenbahnanschluss<br />

zum Abtransport<br />

<strong>der</strong> ge för<strong>der</strong>ten<br />

Steinkohle<br />

des Oelsnitz-Lugauer Kohlenreviers.<br />

Nachdem im Jahre 1831<br />

durch Zufall Steinkohle an <strong>der</strong><br />

Erdoberfläche gefunden wurde,<br />

för<strong>der</strong>te 1844 <strong>der</strong> Zwickauer<br />

Unternehmer Karl Gottlob Wolf<br />

die erste Kohle aus nur neun Meter Tiefe. Ab 1871 wurden<br />

in <strong>der</strong> Hauptgrün<strong>der</strong>zeit viele tiefe Schächte in und<br />

um Oelsnitz gegraben. Nach 1900 waren zwei große Kapitalgesellschaften<br />

für den Kohlebergbau zuständig, die<br />

Gewerkschaften „Deutschland“ und „Gottes Segen“. Wegen<br />

<strong>der</strong> Erschöpfung <strong>der</strong> Vorkommen wurde <strong>der</strong> Bergbau<br />

1871 eingestellt.<br />

Heute weisen nur noch Reste <strong>der</strong> Übertageanlagen,<br />

inzwischen bewaldete Halden und alte Namen, auf die<br />

Bergbau-Tradition in Oelsnitz hin. Deshalb ist beson<strong>der</strong>s<br />

anzuerkennen, dass <strong>der</strong> ehemalige Kaiserin-Augusta-<br />

Schacht, benannt nach Augusta von Sachsen-Weimar,<br />

(1811–1890) <strong>der</strong> Gemahlin von Kaiser Wilhelm I., zu<br />

einem sehenswerten Bergbaumuseum umgestaltet wurde.<br />

Auch das Wappen <strong>der</strong> Stadt Oelsnitz weist auf die<br />

Bergbaugeschichte hin. Die eine Hälfte zeigt einen Berg-<br />

70 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


mann in Tracht und mit Grubenwerkzeug. Gegenüber<br />

deuten drei Erlen auf die slawische Herkunft des Ortsnamens<br />

hin. Oelsnitz heißt soviel wie „Ort am Erlenbach“<br />

und beruht auf dem altsorbischen Wort „Olesnica“. Erst<br />

ab Oktober 1990 konnte dieses historische Wappen wie<strong>der</strong><br />

verwendet werden, da zur DDR-Zeit alle Kommunen,<br />

Bezirke und Kreise das Staatswappen in ihren Siegeln<br />

zu führen hatten. Ebenso hieß <strong>der</strong> Kaiserin-Augusta-<br />

Schacht ab 1946 Karl-Liebknecht-Schacht (Mitbegrün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> KPD im Jahre 1918).<br />

Schacht in 595 Meter Tiefe<br />

Fürst Otto Friedrich von Waldenburg ließ den Schacht<br />

von 1869 bis 1874 auf 313 Meter teufen, in den 1930er-<br />

Jahren erreichte er eine Tiefe von 595 Meter. Nach dem<br />

Ersten Weltkrieg wurde <strong>der</strong> gesamte Gruben- und Übertagebetrieb<br />

mo<strong>der</strong>nisiert. Pressluftbetriebene Pickhammer<br />

wurden eingeführt, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>turm gebaut und eine<br />

elektrische För<strong>der</strong>maschine installiert. Ab 1924 rüstete<br />

man die gesamte Grubenbelegschaft mit elektrischen<br />

Lampen aus. Der Zweite Weltkrieg hatte einen Mangel<br />

an Eisenbahnwaggons zur Folge, so dass für 500.000<br />

Reichsmark Kohle auf Vorrat geför<strong>der</strong>t wurde. Am 15.<br />

Mai 1945 konnte jedoch wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> erste Kohlenzug mit<br />

400 t nach Chemnitz fahren. Den ersten Eisenbahnanschluss<br />

hatte <strong>der</strong> Kaiserin-Augusta-Schacht schon im<br />

Jahre 1875 erhalten. Eine <strong>Dampf</strong>lok <strong>der</strong> Baureihe 52,<br />

Baujahr 1944, steht als technisches Großdenkmal vor<br />

dem Bergbaumuseum und verdeutlicht, wie wichtig die<br />

Eisenbahn als Transportmittel war. Die Lok hat die Nummer<br />

528199-3 und wurde von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Arnold Jung in<br />

Jungenthal gebaut.<br />

Allgemein bekannt sind die schwierigen Arbeitsverhältnisse<br />

und großen Gefahren, denen Bergarbeiter im Untertagebau<br />

ausgesetzt sind. Hitze, Staub, schlagende<br />

Wetter und Einbrüche von Stollen sind nur einige Beispiele.<br />

Untertage austretendes Grubengas (Methan),<br />

welches mit Luft hochexplosiv reagiert, führte am 24.<br />

Januar 1921 auf dem „Friedensschacht“ zu einem<br />

schweren Unglück. Bergleute, die wegen <strong>der</strong> Hitze in<br />

den Stollen meist nackt arbeiteten, erlitten schwerste<br />

Verbrennungen. Die von den Rettungsmannschaften<br />

verletzt Geborgenen wurden auf dem Werksplatz medizinisch<br />

notversorgt und dann ins Krankenhaus gefahren.<br />

Am Ende dieses „schwarzen Tages“ waren 54 Tote zu<br />

beklagen, an die ein Ehrenmal auf dem Oelsnitzer Friedhof<br />

erinnert.<br />

Steinkohlewald aus <strong>der</strong> Karbonzeit<br />

Im Bergbaumuseum kann man seit Oktober 2010 anschaulich<br />

erfahren, wie Steinkohle entstanden ist. Anhand<br />

fossiler Funde aus den Oelsnitzer Kohlegruben<br />

ist ein Steinkohlewald mit seiner ganzen Pflanzenvielfalt<br />

nachgestaltet. Vor etwa 300 Millionen Jahren in <strong>der</strong><br />

Karbonzeit herrschte ein feuchtwarmes Klima mit üppiger<br />

Vegetation. Schuppen- und Siegelbäume, Baumfarne<br />

und Schachtelhalme wuchsen. Die abgestorbenen<br />

Pflanzen entwickelten sich in Sümpfen zu Torfschichten.<br />

Durch Anreicherung von Kohlenstoff wurde aus dem<br />

Torf Braun- und später Steinkohle. Von 1844 bis 1971<br />

wurden im Lugau-Oelsnitzer-Revier insgesamt 142 Millionen<br />

t Steinkohle geför<strong>der</strong>t. Das ergibt 2,84 Millionen<br />

Güterwaggons mit einer Ladung von jeweils 50 t. Diese<br />

kaum vorstellbare Menge hätte gereicht, um einen<br />

Technische Daten <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>för<strong>der</strong>maschine<br />

im Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge<br />

<strong>Dampf</strong>maschine von 1923 mit ca. 1.800 PS zur<br />

Steinkohleför<strong>der</strong>ung bis 1971 in Betrieb<br />

Bauart:<br />

Liegende Zwillings-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

mit Ventilsteuerung<br />

Hersteller: Gutehoffnungshütte Sterkrade =<br />

Oberhausen<br />

Baujahr: 1923<br />

Zylin<strong>der</strong>weite:<br />

2 × 750 mm<br />

Hub:<br />

1600 mm<br />

Schwungrad-Durchmesser: 6 Meter (=Koepe-Scheibe)<br />

Drehzahl:<br />

0–60 U/min<br />

Frischdampfdruck: 13 atü<br />

Leistung:<br />

ca. 1.800 PS<br />

In Betrieb bis: 1971<br />

För<strong>der</strong>ung:<br />

3.000–4.000 t Steinkohle<br />

pro Tag mit 18 m/sek<br />

Personenför<strong>der</strong>ung: 8 m/sek<br />

Abdampf für Raumheizung und Beheizung <strong>der</strong> Werkbahn-Weichen im<br />

Winter<br />

Der deutsche Maschineningenieur Friedrich Koepe entwickelte mit<br />

seiner Treibscheibe das Prinzip des endlosen Seiles, da mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Schachttiefe die Seiltrommeln immer größer wurden.<br />

Vergleichbar mit <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>maschine in Oelsnitz ist die <strong>Dampf</strong>maschine<br />

im Kaliwerk „Glückauf“ in Son<strong>der</strong>shausen/Th. Sie<br />

wurde 1896 von <strong>der</strong> Gutehoffnungshütte gebaut und 1925–1927<br />

auf Koepe-Scheibe umgerüstet. Zylin<strong>der</strong>weite 2 x 805 mm, Hub<br />

1600 mm; Leistung 1.000 PS<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 71


Damm von 3 Meter Breite und 1 Meter Höhe rund um<br />

den ca. 40.000 km langen Äquator aufzuschütten!<br />

Herzstück des Bergbaumuseums in Oelsnitz ist eine liegende<br />

Zweizylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine. Sie wurde 1923 von<br />

<strong>der</strong> Gutehoffnungshütte Sterkrade (Ortsteil von Oberhausen/NRW)<br />

als För<strong>der</strong>maschine für Schacht 1 von<br />

Vereinigt feld gebaut. 1933 wurde sie umgesetzt auf den<br />

auf 588 Meter vertieften Kaiserin-Augusta-Schacht, zusätzlich<br />

zu <strong>der</strong> 1923 dort installierten elektrischen Turmför<strong>der</strong>maschine.<br />

Eindrucksvoll ist auch <strong>der</strong> Umformersaal<br />

mit seinem 16,7 m langen und 5,9 m breiten Leonhard-<br />

Umformer. Er wandelte Dreh- in Gleichstrom um, wobei<br />

die Stromspannung dem schwankenden Energiebedarf<br />

<strong>der</strong> elektrischen Turmför<strong>der</strong>maschine angepasst wurde.<br />

Die Zwillings-Gegendruck-<strong>Dampf</strong>maschine mit Ventilsteuerung<br />

leistete ca. 1.800 PS und war bis 1971 in Betrieb.<br />

Pro Tag för<strong>der</strong>te sie 3.000 bis 4.000 t Steinkohle mit 18<br />

m/sek. Die Personenbeför<strong>der</strong>ung verlief aus Sicherheitsgründen<br />

mit 8 m/sek deutlich langsamer. Der Abdampf<br />

wurde für die Raumheizung und Beheizung <strong>der</strong> Werkbahn-Weichen<br />

im Winter genutzt, eine sinnvolle Art <strong>der</strong><br />

Energieeinsparung bzw. Verwendung.<br />

An den jährlichen <strong>Dampf</strong>tagen in Oelsnitz<br />

präsentieren die Modelbauer ihre Schätze<br />

<strong>Dampf</strong>trasse zur Energieversorgung<br />

Mit Heizenergie in Form von Wasserdampf versorgte auch<br />

das Kraftwerk des „Kaiserin-Augusta-Schachtes“ an<strong>der</strong>e<br />

Schächte und Betriebe. Innerhalb <strong>der</strong> Stadt Oelsnitz hatte<br />

die dafür errichtete <strong>Dampf</strong>trasse eine Länge von über<br />

5 Kilometer. Um Wärmeverluste zu reduzieren, wurde die<br />

250 mm Hauptleitung mit Schlackenwolle, Teerpappe und<br />

später Aluminiumblech isoliert. Dennoch taute im Winter<br />

in 2 bis 3 Meter rund um die <strong>Dampf</strong>trasse <strong>der</strong> Schnee<br />

weg. Bis zum Aufkommen leistungsstärkerer <strong>Dampf</strong>turbinen<br />

waren in Oelsnitz mehrere <strong>Dampf</strong>maschinen in Betrieb,<br />

die aber heute nicht mehr erhalten geblieben sind.<br />

Die „Deutschlandschächte“ hatten seit 1895 ein eigenes<br />

Kraftwerk mit zwei <strong>Dampf</strong>maschinen von je 250 PS. Im<br />

„Erzgebirgischen Elektrizitätswerk“ von Oelsnitz trieben<br />

ab 1900 drei <strong>Dampf</strong>maschinen von je 400 PS die Generatoren<br />

an, mussten aber schon ab 1907 den weitaus<br />

stärkeren <strong>Dampf</strong>turbinen Platz machen. Die Feuerung<br />

<strong>der</strong> Kessel erfolgte natürlich mit Steinkohle. Holz, meist<br />

Fichte und Kiefer, wurde reichlich zum Ausbau <strong>der</strong> Stollen<br />

gebraucht. Der Steinkohlenbergbau in Sachsen brauchte<br />

in den 1930er-Jahren jährlich 175 000 Festmeter Holz im<br />

Wert von 3,5 Millionen Reichsmark. Als <strong>der</strong> Holzausbau<br />

immer mehr vom Eisenausbau abgelöst wurde, fraß <strong>der</strong><br />

Bergbau nicht mehr ganze Wäl<strong>der</strong>.<br />

Vielseitiges Programm<br />

Doch zurück zum Bergbaumuseum in Oelsnitz: Vom 50<br />

Meter hohen För<strong>der</strong>turm hat man einen herrlichen Rundblick<br />

auf das Schachtgelände. Ebenso eindrucksvoll sind<br />

die originalgetreu nachgebauten Strecken, in denen man<br />

die schwere und gefährliche Arbeit <strong>der</strong> Bergleute nachempfinden<br />

kann. Die imposanten Abbruch- und För<strong>der</strong>maschinen<br />

verursachen ohrenbetäubenden Lärm. Das<br />

Museum bietet ein umfangreiches Angebot, das von Führungen<br />

über Mitmachaktionen und Kin<strong>der</strong>geburtstage bis<br />

zu Ferienprogrammen reicht. Außerdem gehören eine deftige<br />

Bergmannsvesper, eine Schatzsuche zum Aufspüren<br />

des Schwarzen Goldes in <strong>der</strong> Grube und eine Dunkelführung<br />

allein mit einer Kopflampe zu den Attraktionen. Das<br />

Museum versteht sich auch als Kulturbühne, indem es<br />

musikalische und literarische Veranstaltungen durchführt.<br />

Auch besteht die Möglichkeit für Firmenevents und private<br />

Feiern inmitten einer Industriearchitektur mit Charme.<br />

<strong>Dampf</strong>tag als Attraktion<br />

Blick in den Umformersaal zur Umwandlung von Dreh- in Gleichstrom<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Event ist <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>tag, <strong>der</strong> am 22. September<br />

2013 bereits zum fünften Mal stattgefunden hat.<br />

Hier trafen sich Modellbauer aus den neuen Bundeslän-<br />

72 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Dampf</strong>maschinen vom Enkelsohn <strong>der</strong><br />

früheren <strong>Firma</strong> Bischoff aus Dresden<br />

Eindrucksvolles Gespann: <strong>Dampf</strong>lokomobile<br />

mit <strong>Dampf</strong>walze auf Tiefla<strong>der</strong><br />

<strong>Dampf</strong>lok mit Steinkohle befeuert von Frank Lindner aus<br />

Hohenstein-Ernstthal<br />

<strong>der</strong>n und führen ihre dampfbetriebenen Kostbarkeiten<br />

vor. Im Umformersaal des übertägigen ehemaligen<br />

Schachtgebäudes werden zahlreiche Modelle präsentiert.<br />

Hier nur ein Beispiel für die vielen Exponate: Von<br />

1901 bis zur Bombardierung im Jahre 1945 gab es in<br />

Dresden die Werkstatt für Modellmaschinen Gebrü<strong>der</strong><br />

Bischoff. Der Enkel Manfred Bischoff aus Nie<strong>der</strong>schöna/<br />

Sachsen setzt die Tradition seiner großväterlichen <strong>Firma</strong><br />

fort, da er etliche Originalteile aus dem Fundus des<br />

Dresdner Betriebes retten konnte.<br />

Auf dem Freigelände des Bergbaumuseums Oelsnitz<br />

verkehrte ein Modell-<strong>Dampf</strong>traktor mit zwei Anhängern.<br />

Die 3-kg-Propangasflasche zur Beheizung des Kessels<br />

reicht für ca. 2,5 Betriebsstunden aus. Beson<strong>der</strong>s die<br />

jüngsten Besucher fahren gern mit diesem <strong>Dampf</strong>gefährt<br />

von „Sigis <strong>Dampf</strong>team“ aus Dresden mit. Das gilt ebenso<br />

für die Steinthaler Kleinbahn von Frank Lindner aus<br />

Hohenstein-Ernstthal. Diese mit Steinkohle befeuerte<br />

<strong>Dampf</strong>lok fährt auf einem Schienenrondell, das er selbst<br />

zu den Ausstellungen mitbringt und aufbaut. Um auch<br />

Schiffsmodelle vorführen zu können, hatte die Freiwillige<br />

Feuerwehr Oelsnitz eine mit Planen abgedichtete große<br />

Absetzmulde mit Wasser gefüllt. In diesem „Revier“ zog<br />

ein propangasbetriebenes <strong>Dampf</strong>boot per Fernsteuerung<br />

durch seinen Besitzer seine Kreise.<br />

Wie sich aus Gesprächen mit einigen Ausstellern ergab,<br />

ist bei den <strong>Dampf</strong>modellbauern mittlerweile eine gewisse<br />

Überalterung festzustellen. So mussten beim <strong>Dampf</strong>tag<br />

in Oelsnitz einige <strong>Dampf</strong>technik-Liebhaber aus Krankheitsgründen<br />

ihre Teilnahme absagen. Vielleicht fehlt es<br />

auch deshalb an Nachwuchs, weil bei <strong>der</strong> jüngeren Generation<br />

heute die Computertechnik eine größere Resonanz<br />

findet. So treffen sich bei den <strong>Dampf</strong>tagen meist<br />

ältere Modellbau-Experten, die sich untereinan<strong>der</strong> recht<br />

gut kennen und eine große „Familie“ bilden. Vermutlich<br />

hat es die Oldtimer-Traktor-Szene etwas besser und findet<br />

mehr Zuspruch. In Oelsnitz waren einige historische<br />

Schlepper zu besichtigen, einige Lanz Bulldogs (u. a. ein<br />

Lanz-Typ „Mops“ aus den 1920er-Jahren) sowie Ursusund<br />

Eicher-Schlepper.<br />

Ausstellung zur Grubenfeuerwehr<br />

Propangas-<strong>Dampf</strong>traktor von „Sigis <strong>Dampf</strong>team“ aus Dresden<br />

Der rührige För<strong>der</strong>verein des Bergbaumuseums Oelsnitz<br />

gibt nicht nur die anspruchsvolle Zeitschrift „Die Turmstütze“<br />

heraus, son<strong>der</strong>n hat auch eine Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

über die Geschichte und Technik <strong>der</strong> Grubenfeuerwehr<br />

organisiert. Dargestellt wird u. a. die Entwicklung<br />

von Atemschutzgeräten, die beim Einsatz <strong>der</strong> Rettungskräfte<br />

untertage lebenswichtig waren. Auch eine Vierrad-<br />

Handdruckspritze <strong>eines</strong> privaten Sammlers (Baujahr um<br />

1840), eine Fla<strong>der</strong>-Tragkraftspritze „Siegerin“ von 1938<br />

und ein Horch-Mannschaftswagen mit Fla<strong>der</strong>-Vorbaupumpe<br />

werden gezeigt. Ein ähnliches Löschfahrzeug besaß<br />

die Oelsnitzer Grubenwehr. Das Horch-Museum in<br />

Zwickau stellte das wertvolle Exponat als Leihgabe für<br />

die Ausstellung zur Verfügung.<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 73


Fazit: Das Bergbaumuseum Oelsnitz beeindruckt durch<br />

die Vielseitigkeit seiner Anlagen, Exponate und Initiativen.<br />

So ist über das ganze Jahr ein Besuch dieses technischen<br />

Denkmals empfehlenswert. Somit lohnte sich auch auf<br />

jeden Fall die weite Anreise des Verfassers aus Leer/<br />

Ostfriesland nach Oelsnitz im Erzgebirge.<br />

„Herkules-Sägegatter“ von 1925 aus dem Sägewerk Gebr. Oelsner<br />

in Bergwerkmuseum Oelsnitz<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Attraktion war natürlich beim <strong>Dampf</strong>tag<br />

die Vorführung <strong>der</strong> bereits beschriebenen 1.800-PS-<br />

<strong>Dampf</strong>maschine zur För<strong>der</strong>ung von Steinkohle und Personal.<br />

Mit einem Elektromotor anstelle des ursprünglichen<br />

<strong>Dampf</strong>antriebs werden die Kolben in Bewegung gesetzt.<br />

Auf dem Hof hinter dem Maschinenhaus und Umformersaal<br />

ist eine Sägewerksanlage <strong>der</strong> früheren <strong>Firma</strong> Gebrü<strong>der</strong><br />

Oelsner aus Burkhardtsdorf/Sachsen aufgebaut. Zur<br />

ursprünglich durch Wasserkraft, nach 1945 durch Elektromotor<br />

angetriebenen Anlage gehören zwei Sägegatter.<br />

Das „Herkules-Gatter“ mit einer lichten Rahmenweite von<br />

45 cm wurde um 1925 von <strong>der</strong> <strong>Firma</strong> Carl Hoffmann in<br />

Aue gebaut.<br />

✂<br />

Adresse:<br />

Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge<br />

Pflockenstraße<br />

09376 Oelsnitz/Erzgebirge<br />

Telefon +49(0)37298/9394-0<br />

Fax: +49(0)37298/9394-49<br />

Homepage: www.bergbaumuseum-oelsnitz.de;<br />

E-Mail: info@bergbaumuseum-oelsnitz.de<br />

Öffnungszeiten: Die. bis So. 10.00 Uhr–17.00 Uhr (letzte<br />

Führung 16.00 Uhr)<br />

Mo.: geschlossen (außer an bundesweiten Feiertagen)<br />

Vom 25.12.–30.12. geöffnet von 13.00–16.00 Uhr<br />

Schließtage: 24.12. und 31.12. sowie 2.–4. Kalen<strong>der</strong>woche<br />

des Jahres.<br />

Für Gruppen nach Absprache auch individuelle Öffnungszeiten.<br />

Wichtig: keine Altersbeschränkung für die Befahrung<br />

des Schaubergwerkes. Alle Museumsbereiche sind<br />

barrierearm bzw. barrierefrei, auch das Schaubergwerk!<br />

Alle Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

✂<br />

74 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Historie<br />

1<br />

Christian Schwarzer<br />

MIT VOLLDAMPF<br />

INS INDUSTRIEZEITALTER<br />

o<strong>der</strong>: Wie ein Sonntagsspaziergang im Sommer 1765 die Welt verän<strong>der</strong>te<br />

Im Science Museum in London kann man das Modell<br />

heute noch studieren: „Originalversuchsapparat<br />

James Watts mit abgeson<strong>der</strong>tem Kondensator,<br />

1765“, steht auf dem Schild darunter. Knapp vier Jahre<br />

später, im Januar 1769, erhielt James Watt dafür sein<br />

weltberühmtes Patent über „eine neu erfundene Methode<br />

zur Herabsetzung des <strong>Dampf</strong>- und Brennstoffverbrauchs<br />

in Feuermaschinen.“ Die <strong>Dampf</strong>maschine war geboren.<br />

Unabhängig von <strong>Dampf</strong>- und Wasserkraft konnten fortan<br />

an jedem Ort und zu je<strong>der</strong> Zeit Maschinen und Rä<strong>der</strong> angetrieben<br />

werden. Ein uralter Traum <strong>der</strong> Menschheit war<br />

in Erfüllung gegangen.<br />

„Es kam mir <strong>der</strong> Gedanke, dass <strong>Dampf</strong>, ein elastischer<br />

Körper, sich in einen luftleeren Raum hineinstürzen würde<br />

und dass, wenn man den Zylin<strong>der</strong> mit einem luftleeren<br />

Raum verbände, er dort hineinstürzen müsste, wo man<br />

ihn kondensieren könne, ohne dass es notwendig sei, den<br />

Zylin<strong>der</strong> abzukühlen.“<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 75


2<br />

Mit diesen Worten schil<strong>der</strong>te James Watt später einem<br />

Freund die geniale Idee, die ihm während <strong>eines</strong> Sonntagsspazierganges<br />

im Sommer 1765 in Glasgow Green<br />

plötzlich durch den Kopf geschossen war. Seit Jahren<br />

hatte er darüber nachgegrübelt, wie sich <strong>der</strong> Wärmeverlust<br />

<strong>der</strong> verschiedenen, längst existierenden „Feuermaschinen“<br />

am besten vermeiden ließe. Denn so, wie diese<br />

„<strong>Dampf</strong>fresser“ bisher funktionierten, brauchten sie nach<br />

den bissigen Bemerkungen von Zeitgenossen „ein eigenes<br />

Kohlenbergwerk, um sie zu betreiben, und eine eigene<br />

Eisenmine, um sie herzustellen“. Sie waren in großer<br />

Anzahl in den Bergbaugebieten im Einsatz und pumpten<br />

das Wasser aus den Stollen <strong>der</strong> Bergwerke, die in Cornwall<br />

bis unter den Meeresboden reichten und ohne ständige<br />

Entwässerung innerhalb weniger Tage „abgesoffen“<br />

wären. Es waren riesige Maschinen, die in festen Maschinenhäusern<br />

eingebaut waren, die man heute noch in <strong>der</strong><br />

Landschaft stehen sieht (Bild 1).<br />

James Watt war damals 29 Jahre alt und als Instrumentenmacher<br />

an <strong>der</strong> Universität Glasgow tätig. Bisher hatte<br />

er sich mehr schlecht als recht durchgeschlagen. Zuerst<br />

als Gehilfe in <strong>der</strong> väterlichen Werkstatt in Cartsdyke, wo<br />

er sich vor allem für Navigationsinstrumente interessierte.<br />

Dann in London als Lehrling bei einem Apparatebauer, wo<br />

er viel zu arbeiten und wenig zu essen hatte. Ein glücklicher<br />

Zufall führte ihn dann an das Glasgower College.<br />

Er erhielt die Erlaubnis, im Saal <strong>der</strong> Universität eine eigene<br />

Werkstatt einzurichten. Als es ihm gelang, einmal ein<br />

defektes Modell <strong>der</strong> neuen Newcomb’schen atmosphärischen<br />

Maschine wie<strong>der</strong> in Ordnung zu bringen, war das<br />

unter den Professoren <strong>der</strong> Universität Tagesgespräch.<br />

James Watt machte sich längst seine eigenen Gedanken<br />

über die „Feuermaschinen“. Er kam bald dahinter,<br />

warum sie so unrentabel arbeiteten, dass gut drei Viertel<br />

<strong>der</strong> erzeugten Wärmeenergie verpufften. Ursache des<br />

Übels war, dass <strong>der</strong> in den Zylin<strong>der</strong> geströmte <strong>Dampf</strong><br />

nach Schließen des Ventils möglichst schnell mit kaltem<br />

Wasser kondensiert werden musste, damit <strong>der</strong> atmosphärische<br />

Außendruck den Kolben nach unten drücken und<br />

die benötigte Arbeit verrichten konnte. Dabei kühlten auch<br />

Zylin<strong>der</strong>wandung und Kolben fast bis auf Außentemperatur<br />

ab. Der größte Teil <strong>der</strong> eingebrachten Wärme floss mit<br />

dem Kühlwasser und dem Kondensat ab.<br />

Watt wusste bald, worauf es ankam: den Zylin<strong>der</strong> möglichst<br />

konstant heiß zu halten und gleichzeitig die Temperatur<br />

des <strong>Dampf</strong>es auf die Temperatur <strong>der</strong> Außenluft herab<br />

zudrücken. Gleichzeitig! Das war das Problem. Und diese<br />

Erkenntnis war <strong>der</strong> erste Schritt zur Lösung des Problems.<br />

Es war <strong>der</strong> geniale Einfall! Watt lernte Physik, von <strong>der</strong> er<br />

bisher kaum die Grundbegriffe kannte. Die Universität bot<br />

ihm die Gelegenheit, sein Wissen zu erweitern und mit<br />

Fachleuten zu diskutieren. Fünf Jahre brütete er über <strong>der</strong><br />

Lösung. Bis zu dem bewussten Sommerspaziergang im<br />

Jahre 1765, bei welchem er plötzlich den Einfall hatte, den<br />

Zylin<strong>der</strong> mit einem zweiten luftleeren Raum zu verbinden,<br />

in den <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong> hineinströmen musste. In diesem zweiten<br />

Behälter ließ sich <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong> tatsächlich auch kondensieren,<br />

ohne dass man den Zylin<strong>der</strong> vorher abkühlen<br />

musste. Er hatte die Lösung gefunden, alles an<strong>der</strong>e waren<br />

Versuche und Schlosserarbeit.<br />

So entstand James Watts revolutionäres Modell mit „abgeson<strong>der</strong>tem<br />

Kondensator“. Die neue Maschine arbeitete<br />

mit <strong>der</strong>selben Kohlenmenge viermal solange wie alle<br />

herkömmlichen „Feuermaschinen“. Trotzdem vergingen<br />

noch Jahre, die den Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> „<strong>Dampf</strong>maschine“ an den<br />

Rand des Ruins brachten. Erst 1774 fand er den geeigneten<br />

Partner in <strong>der</strong> Person des damals bedeutendsten<br />

englischen Industriellen Matthew Boulton. Die erste<br />

<strong>Dampf</strong>maschinenfabrik <strong>der</strong> Welt, Boulton and Watt, entstand<br />

und lieferte Maschinen in die ganze Welt.<br />

Die Maschinen hatten einen riesigen Erfolg und wurden<br />

teilweise nicht verkauft, son<strong>der</strong>n Watt ließ sich die Kosten<br />

76 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


des ersparten Brennstoffs auszahlen. Dazu<br />

kam, dass Watt den Zylin<strong>der</strong> umbaute und nun<br />

den <strong>Dampf</strong> von beiden Seiten auf den Kolben<br />

wirken ließ. Die Kraft <strong>der</strong> Maschine war jetzt<br />

nicht mehr vom Luftdruck abhängig, son<strong>der</strong>n<br />

vom Druck des <strong>Dampf</strong>es im Kessel. Dann fügte<br />

er <strong>der</strong> Maschine ein Schwungrad hinzu, eine<br />

komplizierte Steuerung, und übernahm den<br />

Regulator, <strong>der</strong> schon bei früheren Maschinen<br />

eingesetzt wurde. Aus <strong>der</strong> „Feuermaschine“ war<br />

eine regulierbare Kraftquelle geworden, die sich<br />

an jedem beliebigen Ort montieren und betreiben<br />

ließ und eine gleichmäßige, je<strong>der</strong>zeit abrufbare<br />

Drehbewegung lieferte. Sie war die ideale<br />

Antriebsmaschine für Spinnrä<strong>der</strong>, Webstühle,<br />

Dreh- und Schleifmaschinen und weitere tausende<br />

von Anwendungen (Bild 2).<br />

Gleichzeitig mit dem Bau immer neuer Maschinen<br />

wurden die Gießereien sicherer in <strong>der</strong> Erzeugung<br />

<strong>der</strong> benötigten Gussstücke, beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong>, und die mechanischen Werkstätten konnten<br />

mit verbesserten Werkzeugmaschinen schnellere und<br />

genauere Bearbeitung <strong>der</strong> Teile sicherstellen. Eine dieser<br />

Maschinen, die sehr schnell berühmt wurden, war die<br />

„Lap Engine“, die heute ebenfalls im Science Museum<br />

steht (Bild 3). Sie wurde 1788 gebaut und war die erste<br />

Maschine, die offiziell mit ihrer Leistung in PS angegeben<br />

wurde, da die Kunden immer wie<strong>der</strong> fragten: „Wieviele<br />

Pferde wird Ihre Maschine ersetzen?“ Diese Art von<br />

Maschinen wurde in <strong>der</strong> Regel von Pferdegöpeln angetrieben.<br />

Die „Lap Engine“ wurden unter an<strong>der</strong>em für den<br />

Antrieb von Schleif- und Läpp maschinen in Matthew Boultons<br />

Soho Manufactory in Birmingham eingesetzt.<br />

3<br />

Der Bau <strong>der</strong> <strong>Dampf</strong>maschinen und die Entwicklung leistungsfähigerer<br />

und genauerer Werkzeugmaschinen war<br />

ein Prozess, <strong>der</strong> sich gegenseitig befruchtete und antrieb.<br />

Der englische Maschinenbau erreichte Spitzenniveau und<br />

war viele Jahre lang allen europäischen Konkurrenten<br />

weit voraus. Die deutschen, und alle an<strong>der</strong>en, Maschinenbauer<br />

und Gießereibesitzer pilgerten nach England,<br />

um dort offen o<strong>der</strong> heimlich, „Anregungen“ für ihre eigene<br />

Produktion zu holen. Englische Monteure, Maschinenkonstrukteure<br />

und Unternehmer waren in <strong>der</strong> aufstrebenden<br />

europäischen Industrie die gefragtesten Leute.<br />

Reproduktionen: Christian Schwarzer<br />

Anzeige<br />

WALSCHAERT/HEUSINGER-<br />

STEUERUNG<br />

für <strong>Dampf</strong>l okomotiven im Maßstab 1:11 (5 Zoll)<br />

Umfang 80 Seiten, DIN A4<br />

Best.-Nr. 129<br />

Preis € 16,90 [D]<br />

Neckar-Verlag GmbH • 78045 VS-Villingen<br />

Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-48 (Fax -50)<br />

bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />

<strong>Journal</strong> 77 <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> §§/2011 77


Das „Labor“ zur<br />

Qualitätskontrolle.<br />

<strong>Dampf</strong><br />

Helmut Harhaus<br />

Die Kornbrennerei<br />

Vogelsang in Hilden<br />

Die alte Kornbrennerei in Hilden (bei Düsseldorf)<br />

ist ein Teil des Wilhelm-Fabry-Museums. Das<br />

Museum liegt etwas verborgen. Doch wer einmal<br />

den Weg hierhin gefunden hat, wird schon durch den<br />

ungewöhnlichen Ausstellungsort belohnt: In <strong>der</strong> „<strong>Dampf</strong>kornbranntwein-Brennerei<br />

Vogelsang“ an <strong>der</strong> Benrather<br />

Straße in Hilden wurde seit 1864 Korn gebrannt. Nach<br />

mehrjährigem Dornröschenschlaf seit <strong>der</strong> Stilllegung<br />

1979 wurde die Anlage 1985 vom „För<strong>der</strong>kreis des Museums<br />

<strong>der</strong> Stadt Hilden“ – heute Museums- und Heimatverein<br />

Hilden e. V. – als geeigneter Standort für ein Museum<br />

vorgeschlagen und konnte 2009 <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

präsentiert werden.<br />

Der Wundarzt WILHELM FABRY wurde am 25. Juni<br />

1560 in Hilden geboren und starb am 15. Februar 1634<br />

in Bern. Seit dem Mittelalter bis in die zweite Hälfte des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts erlernten diese frühen „Ärzte“ ihren<br />

Handwerksberuf bei Barbieren, nannten sich „Ba<strong>der</strong>“<br />

o<strong>der</strong> beim Militär „Feldscher“ und waren die ersten Chirurgen.<br />

Er nannte sich später selbst in seinen Büchern<br />

GUILHELMUS FABRICIUS HILDANUS und war wohl <strong>der</strong><br />

bedeutendste Mann, den Hilden hervorgebracht hat. Er<br />

war ein Mediziner <strong>der</strong> ersten Stunde und seiner Zeit um<br />

Jahre voraus. Er sammelte das Wissen um die Anatomie<br />

und veröffentlichte es in hoch geachteten Schriften.<br />

Die Ärzte schätzten ihn und die umfangreiche, in einem<br />

dicken Folianten vereinte Sammlung seiner Schriften.<br />

78 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Im Dachgeschoss wurde das Korn in Säcken gelagert.<br />

Eine Etage tiefer wurde das Korn gereinigt und aufbereitet.<br />

Große Bottiche waren die Lagertanks von einst.<br />

Die stationäre <strong>Dampf</strong>maschine<br />

FABRY war zu seiner Zeit <strong>der</strong> größte deutsche Wundarzt<br />

und hatte in vielen Dingen Bahnbrechendes geleistet.<br />

Das Museumsareal besteht aus zwei Gebäuden. In einem<br />

1867 fertiggestellten Ziegelbau befindet sich die historische<br />

Kornbrennerei. Die ehemaligen Geschäfts- und<br />

Lagerräume <strong>der</strong> Kornbrennerei wurden zu Ausstellungsräumen,<br />

einem Vortragsraum und Räumen für die Museumsleitung<br />

und -verwaltung umgebaut. Zu diesem musealen<br />

Komplex gehört auch die ehemalige Kornbrennerei<br />

zu Hilden. Die Sammlung bietet einen eindrucksvollen<br />

Einblick in die Produktionsabläufe einer Schnapsbrennerei.<br />

Der Schnaps gehörte hier unabdingbar zur Region:<br />

Er gehört zum Bergischen Land wie die Wupper o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Regen: <strong>der</strong> „Fuhrmanns-Kloare“ – <strong>der</strong> „Klare“, <strong>der</strong> „Kurze“.<br />

Ein „kletsch naater koller Kloare“ (klatsch nasser kalter<br />

Klare) passt immer noch ...<br />

In dieser alten Brennerei ist einfach die Zeit stehengeblieben.<br />

Geräte, Maschinen und Einrichtungen sind so<br />

zu bestaunen, wie sie ausgeschaltet wurden. Ja, selbst<br />

die Zollmarken sind an den Brenngeräten noch ordentlich<br />

mit Plomben in preussischer Manier angebracht. Das<br />

Korn wurde in beeindruckenden Mengen angeliefert und<br />

auf den Dachboden beför<strong>der</strong>t. Gemahlen und sortiert rieselte<br />

es dann von Station zu Station nach unten, um im<br />

großen Maisch-Kessel zu landen. Bei <strong>der</strong> Gärung entwickelte<br />

sich aus Zucker <strong>der</strong> begehrte Alkohol. Über schier<br />

endlose Rohrleitungen wurde diese Masse zu verschie-<br />

Die Destillationsapparate reichen über zwei Stockwerke 79


Aufwändige<br />

Transmissionen<br />

durchziehen die<br />

Räume.<br />

Maischepumpe<br />

In Steingutfässern<br />

wurden destillierte<br />

Essenzen o<strong>der</strong><br />

Öle gelagert.<br />

denen Stationen und in Tanks gepumpt, dabei aufbereitet<br />

und gereinigt. Dann begann <strong>der</strong> Brennvorgang. In haushohen<br />

Destillationsapparaten wurde die Maische erhitzt.<br />

Mit steigen<strong>der</strong> Temperatur begannen die enthaltenen<br />

Flüssigkeiten jeweils bei ihren Siedepunkten zu verdampfen.<br />

Ab 78° C wird’s interessant, denn dann beginnt <strong>der</strong><br />

„gute“ Alkohol (Ethanol) zu verdampfen. Der „schlechte“<br />

Alkohol, das Methanol, von dem man erblindet, ist dann<br />

schon raus. Die Ethanol-Verdampfung liegt aber mit 78° C<br />

deutlich vor dem Wasser-Siedepunkt (100° C). Während<br />

<strong>der</strong> Alkohol schon gasförmig ist, bleibt das Wasser weiterhin<br />

flüssig. Der Alkoholdampf ging dann durch riesige<br />

Kolonnen, dabei wurden durch Kühlung die geringen<br />

Wasseranteile wie<strong>der</strong> verflüssigt und so <strong>der</strong> Alkoholdampf<br />

gereinigt und konzentriert. Dieser Alkohol-<strong>Dampf</strong> wurde<br />

dann in Kühlschlangen wie<strong>der</strong> verflüssigt; <strong>der</strong> gasförmige<br />

Alkohol kondensierte zu flüssigem Alkohol. Der so gewonnene<br />

fast reine Alkohol war mit rund 90 % natürlich so<br />

noch nicht genießbar. Durch geeignete Weiterverarbeitung,<br />

Verdünnung und Filtration wurde <strong>der</strong> gute Tropfen<br />

trinkbar gemacht.<br />

Dieser Betrieb benötigte einen recht großen Energieeinsatz.<br />

Neben dem Kochen und Verdampfen mussten auch<br />

zahlreiche Getreidemühlen, Sortiermaschinen und Pumpen<br />

angetrieben werden. Die Kraftverteilung erfolgte,<br />

wie seinerzeit üblich, über Transmissionen, die durch<br />

das ganze Haus und über drei Stockwerke reichten. In<br />

einem mehrzügigen Kesselhaus wurde die notwendige<br />

<strong>Dampf</strong>-Energie erzeugt. In zwei Öfen konnte Steinkohle<br />

verfeuert und damit konnten zwei Flammrohr-Kesselanlagen<br />

beheizt werden.<br />

Die Kesselanlage mit zwei Flammrohrkesseln<br />

Der Maischbottich<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


Mehr Freude am<br />

Betrieb Ihres<br />

<strong>Dampf</strong>lokomotiv-Modells<br />

Herz dieser Gesamtanlage war und ist die wun<strong>der</strong>schöne,<br />

stationäre <strong>Dampf</strong>maschine. Sie, wie aber auch<br />

das ganze Ensemble, ist in einem beeindruckenden Erhaltungs-<br />

und Pflegezustand. Die Maschine ist die älteste,<br />

noch funktionsfähige, liegende Einkolbenfliehkraftregulator-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

des Rheinlands, eine Kirberg &<br />

Hüls-Konstruktion von 1876. Die <strong>Dampf</strong>maschine trieb<br />

bis 1979 über Transmissionen die Maschinen des Betriebs<br />

an. Mit <strong>der</strong> Transmissionsanlage wurde die Kraft<br />

auf den Sackaufzug, die Kornreinigungsanlage, den<br />

Elevator, die Schrotmühle, die Transportschnecke, das<br />

Rührwerk im Maischbottich und auf die Süßmaischepumpe<br />

übertragen. Sie wird heute mittels <strong>eines</strong> Elektomotors<br />

betrieben.<br />

Lei<strong>der</strong> ist von <strong>der</strong> Maschine nichts an Zeichnungen o<strong>der</strong><br />

Konstruktionsunterlagen erhalten. Es ist eine 25 PS leistende<br />

liegende Einzylin<strong>der</strong>-<strong>Dampf</strong>maschine, gebaut 1887<br />

in Hilden als Nr. 76 von <strong>der</strong> Fa. Kirberg & Hüls, die aber<br />

auch nicht mehr existiert. Im Stadtarchiv finden sich ein<br />

paar Jahreszahlen zu Kirberg & Hüls:<br />

1840: Gründung als „Mühlenbauanstalt“, 1860: Eröffnung<br />

<strong>der</strong> Eisengiesserei und Bau von <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />

1939/40: Umbenennung in Kirberg & Hüls; Inh. A. Giesen,<br />

Maschinenfabrik & Eisengießerei. Die Maschine sieht in<br />

<strong>der</strong> Tat aus, wie soeben ausgeliefert. Der schwere Gusskörper<br />

erstrahlt in einem Schwarz, das einem Konzertflügel<br />

ähnlich ist. Die blanken Metallteile schimmern unter<br />

einem frischen Ölfilm – wun<strong>der</strong>schön! Der Fliehkraftregler<br />

mit seiner filigranen Technik zieht sofort alle Blicke auf sich.<br />

Er arbeitet als stehen<strong>der</strong> Gewichtsregler auf die <strong>Dampf</strong>zufuhr.<br />

Über einen (wahrscheinlich) Ri<strong>der</strong>-Schieber wird <strong>der</strong><br />

<strong>Dampf</strong> den Zylin<strong>der</strong>n zugeführt.<br />

Der eine Zylin<strong>der</strong> wirkt<br />

über Pleuel und Kurbelwelle<br />

auf ein großes Schwungrad,<br />

von dem es dann über Riemen<br />

zur Transmission ging.<br />

Die Maschine, die von <strong>der</strong><br />

Brennerei Vogelsang angeschafft<br />

wurde, arbeitete von<br />

1887 bis 1979–92 Jahre …<br />

ich möchte das Auto von<br />

heute sehen, das Ähnliches<br />

schafft! Ab 2009 wurde die<br />

Anlage in das heutige Museum<br />

umgewandelt.<br />

Strömungsvorgänge spielen für die Funktion einer <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />

ebenso wie bei einem verkleinerten Modell eine<br />

wesentliche Rolle. In Düsen wird die Strömung beschleunigt<br />

und in Diffusoren entsprechend verzögert. Während Düsen<br />

im Betrieb in <strong>der</strong> Regel klaglos ihren Dienst tun, können einem<br />

verzögerte Strömungen in unzureichend konstruierten,<br />

gefertigten o<strong>der</strong> gewarteten Diffusoren die Freude am Betrieb<br />

einer Modell-Lokomotive nachhaltig verleiden, beson<strong>der</strong>s<br />

bei kleinen Modellen. Häufig werden Düsen und Diffusoren<br />

bei vielen Anwendungen in Kombination eingesetzt.<br />

Dieses Buch vermittelt Grundkenntnisse zum Verständnis<br />

<strong>der</strong> Strömungsvorgänge in Düsen und Diffusoren und hilft,<br />

Pannen im Betrieb von <strong>Dampf</strong>lokomotiven zu vermeiden.<br />

Dem Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) wird das Zitat<br />

„Nichts ist praktischer als eine gute Theorie“ zugeschrieben.<br />

Die im Buch aufgeführten einfachen theoretischen<br />

Modelle stimmen mit den Vorgängen in <strong>der</strong> Praxis überein.<br />

Somit werden die physikalisch technischen Strömungsprozesse<br />

in den <strong>Dampf</strong>lokomotiv-Modellen verständlich und berechenbar<br />

gemacht und nehmen ihnen den unberechtigten<br />

Mythos.<br />

ISBN 978-3-7883-1180-3<br />

2013<br />

Umfang 160 Seiten<br />

Best.-Nr. 180<br />

Preis € 17,90 [D]<br />

Neckar-Verlag GmbH • 78045 Villingen-Schwenningen<br />

E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />

Fotos: Helmut Harhaus<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014 81


<strong>Vorschau</strong><br />

In den nächsten<br />

Ausgaben lesen Sie<br />

unter an<strong>der</strong>em:<br />

IMPRESSUM<br />

Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, D-78050<br />

Villingen-Schwenningen, Postfach 1820,<br />

D-78008 Villingen-Schwenningen, Telefon<br />

+ 49 (0) 77 21 / 89 87-0, Telefax + 49 (0) 77 21/<br />

89 87-50, E-Mail: info@neckar-verlag.de,<br />

Internet: www.neckar-verlag.de<br />

Commerzbank AG Villingen<br />

IBAN: DE13 6944 0007 0157 0449 00<br />

BIC: COBADEFF694<br />

Sparkasse Schwarzwald Baar<br />

IBAN: DE22 6945 0065 0000 0261 97<br />

BIC: SOLADES1VSS<br />

Volksbank eG Schwarzwald –Baar Hegau<br />

IBAN: DE21 6949 0000 0000 0089 15<br />

BIC: GENODE61VS1<br />

Postbank Stuttgart<br />

IBAN. DE29 6001 0070 0009 3897 01<br />

BIC: PBNKDEFF<br />

Herausgeber: Ruth Holtzhauer,<br />

Beate Holtzhauer<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> französischen <strong>Dampf</strong>lokomotive 141 R<br />

Gerhard Kieffer<br />

Staunen in Hettstedt<br />

21 Modelldampftage in Folge<br />

sprechen für sich<br />

Jürgen Mitschele<br />

Redaktion: Udo Mannek<br />

E-Mail: mannek@neckar-verlag.de<br />

Redaktionsassistentin: Manuela Mannek<br />

Layout: Dietmar Schenk<br />

Marketing-/Anzeigenabteilung:<br />

Rita Riedmüller, Tel: +49 (0)77 21 / 89 87-44<br />

werbung@neckar-verlag.de<br />

Isabella Diener o<strong>der</strong> Alexandra Beha,<br />

Tel: +49 (0)77 21 / 89 87-45 o<strong>der</strong> -42<br />

anzeigen@neckar-verlag.de<br />

Es gilt Anzeigentarif Nr. 5 vom 01.01.2009<br />

Vertrieb:<br />

Baupläne, Bücher sowie Zeitschriften<br />

Monika Fritschi<br />

Telefon + 49 (0) 77 21 / 89 87-37, -38 u. -48<br />

Telefax + 49 (0) 77 21 / 89 87-50<br />

E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de<br />

Druck: Kössinger AG, www.koessinger.de<br />

Fruehaufstraße 21, 84069 Schierling<br />

<strong>Heißluft</strong>motor nach<br />

Manson-Bauart<br />

Teofil Holka<br />

Das <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 3/2014 erscheint am 18.07.2014<br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

Blombach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

Burkhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Dorrington . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Ehrle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

Hoffe Modellbaubedarf . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Hotel Altora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Kassner-<strong>Dampf</strong>antriebe . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Seite<br />

Live Steam Service . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

modelltechnik-direkt.de . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Schlechtriem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Traub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

TS-Modelldampfmaschinen . . . . . . . . . . 38<br />

Wilms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> erscheint vierteljährlich<br />

(Januar, April, Juli und Oktober).<br />

Einzelheft: Euro 7,50 [D], Euro 8,10 [A], Euro<br />

8,30 [B/I/L/NL], sfr 13,80; Jahresabonnement:<br />

Euro 28,– im Inland, Euro 30,– im Ausland.<br />

Eine Kündigung ist je<strong>der</strong>zeit möglich. Zu viel<br />

bezahlte Beträge für noch nicht erschienene<br />

Ausgaben werden vom Verlag zurückerstattet.<br />

Auslieferung für die Schweiz:<br />

WIESER Modellbau-Artikel<br />

Wieslergasse 10, CH-8049 Zürich-Höngg<br />

Telefon + 41 (0) 44 / 340 04 30<br />

Telefax + 41 (0) 44 / 340 04 31<br />

ISSN: 1616-9298<br />

© 2014 Neckar-Verlag GmbH<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

kann trotz sorgfältiger Prüfung vom Verlag<br />

und Herausgeber nicht übernommen werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung <strong>der</strong> Redaktion<br />

wie<strong>der</strong>. Der Verlag haftet nicht für unverlangt<br />

eingereichte Manuskripte und Fotos.<br />

Mit Übergabe <strong>der</strong> Manuskripte und Abbildungen<br />

erteilt <strong>der</strong> Verfasser dem Verlag das ausschließliche<br />

Verlagsrecht. Er versichert, dass<br />

es sich um Erstveröffentlichungen handelt und<br />

dass keine an<strong>der</strong>weitigen Copyright- o<strong>der</strong><br />

Verlagsverpflichtungen bestehen. Honorierte<br />

Arbeiten gehen in das Verfügungsrecht des<br />

Verlags über.<br />

Produkt- und Warennamen werden ohne<br />

Gewährleistung einer freien Verwendbarkeit<br />

benutzt.<br />

Kein Teil dieser Publikation darf ohne zuvor<br />

erteilte, ausdrückliche schriftliche Genehmigung<br />

des Verlags in irgendeiner Form reproduziert<br />

o<strong>der</strong> unter Verwendung elektronischer<br />

Systeme verarbeitet, vervielfältigt o<strong>der</strong> verbreitet<br />

werden. Die Nutzung <strong>der</strong> Inhalte ist nur<br />

zum Zweck <strong>der</strong> Fortbildung und zum persönlichen<br />

Gebrauch des Lesers gestattet.<br />

14.Jahrgang<br />

Knupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

Zimmermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Das <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> ist auf<br />

umweltfreundlichem Papier gedruckt.<br />

82 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 2/2014


<strong>Dampf</strong>pinasse<br />

Moritz<br />

Best.-Nr. 9793<br />

Preis 26,– [D]<br />

Pinasse mit Antrieb durch funktionstüchtige <strong>Dampf</strong>anlage.<br />

(Bauplan enthält keine Zeichnungen zur Maschinenanlage.)<br />

Eine ausführliche Beschreibung zur <strong>Dampf</strong>anlage finden<br />

Sie im Buch <strong>Dampf</strong> 33/34.<br />

ISBN 978-3-7883-0654-0<br />

Seiten 216 Seiten, DIN A4<br />

Best.-Nr. 16-2001-01<br />

Preis 24,80 [D]<br />

Neckar-Verlag<br />

Neckar-Verlag GmbH • 78045 Villingen-Schwenningen<br />

Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-48 /-38 (Fax -50)<br />

E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de


Keine Ausgabe<br />

verpassen!<br />

Bestellen Sie noch heute ein abonnement <strong>der</strong><br />

Zeitschrift „altes handwerk ...neu erlebt!“<br />

Ausgabe 1-2014 erscheint<br />

am 23.05.2014<br />

Erscheinungsweise:<br />

zwei Ausgaben pro Jahr<br />

Abopreis: € 17,80 [Ausland]<br />

€ 16,80 [D] inkl. Versandkosten<br />

lieferbar<br />

• Portofreie Lieferung<br />

• Sparen Sie 5 % gegenüber dem Einzelkauf<br />

• Zwei Tage vor dem Erstverkaufstag in Ihrem Briefkasten<br />

Neckar-Verlag<br />

Neckar-Verlag GmbH<br />

78045 Villingen-Schwenningen<br />

Telefon +49 (0)77 21 / 89 87-38 (Fax -50)<br />

E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de<br />

www.altes-handwerk.eu

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!