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GL 1/2008 - der Lorber-Gesellschaft eV

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Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />

Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

Die drei Grade <strong>der</strong> Lebensvollendung<br />

Gerhard Tersteegen, ein Mystiker<br />

Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

Der Stille das Wort reden<br />

Sieben Segnungen<br />

Der Geist eines Mör<strong>der</strong>s im Jenseits


INHALT<br />

Stille sein S. 2<br />

Klaus W. Kardelke Editorial S. 3<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt S. 5<br />

Michael Nolten Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation S. 11<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Die drei Grade <strong>der</strong> Lebensvollendung S. 20<br />

Manfred Rompf Gerhard Tersteegen, ein Mystiker S. 22<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Von <strong>der</strong> wahren Nächstenliebe S. 29<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Übung <strong>der</strong> Gottes- und Nächstenliebe S. 30<br />

Werner Krebber Erleuchtung im Durchbruch des Nichts S. 31<br />

Nikolaus Brantschen Der Stille das Wort reden S. 37<br />

Willigis Jäger Kontemplation, was ist das? S. 39<br />

Otto Hillig Sieben Segnungen S. 40<br />

C. S. Lewis Stetiges ‚Jetzt‘ S. 43<br />

Hirt des Hermas Über das vertrauensvolle Gebet S. 44<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Ein gutes Gebetlein S. 45<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Gebet des Herzens S. 46<br />

Sundar Singh Der Geist eines Mör<strong>der</strong>s im Jenseits S. 47<br />

Weisheitsgeschichten S. 49<br />

Wilfried Schlätz Kreation und Evolution S. 51<br />

Veranstaltungen S. 54<br />

Mit Namen des Verfassers versehene Beiträge müssen nicht mit <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong><br />

Schriftleitung übereinstimmen.<br />

Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich auf freiwilliger Spendenbasis.<br />

Beiträge richten Sie bitte an die Schriftleitung.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Verwaltungsanschrift: Postfach 114<br />

83731 Hausham / Deutschland<br />

Tel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294<br />

E-Mail-Anschrift:<br />

<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>@web.de<br />

Internet-Seite:<br />

www.<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>.de<br />

Schriftleitung:<br />

Klaus W. Kardelke<br />

Redaktion:<br />

Angelika Penkin, Michael Nolten<br />

SPENDENKONTEN<br />

Baden-Württemb. Bank AG Bietigheim-Bissingen<br />

Kto.: 7818500173 BLZ: 60050101<br />

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Postscheckkonto Basel (CH) Kto. 80-50414-3


- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -<br />

Jahrgang 28 <strong>2008</strong> Heft 1<br />

„Gott ist in Sich ein Geist von höchster Weisheit und hat den<br />

allertiefsten und lichtvollsten Verstand und ist die ewige<br />

Wahrheit selbst. Wer also zu Gott wirksam beten will, <strong>der</strong><br />

muss im Geiste und in <strong>der</strong> Wahrheit beten.<br />

Im Geiste und in <strong>der</strong> Wahrheit aber betet <strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich in das<br />

stille Liebekämmerlein seines Herzens begibt und darinnen<br />

Gott anbetet und anfleht.<br />

Gott, <strong>der</strong> alle Herzen und Nieren durchforscht, wird auch in<br />

eure Herzen um so mehr schauen und gar wohl erkennen,<br />

wie und um was ihr betet und bittet, und wird euch auch<br />

geben, um was ihr also wahrhaft im Geiste und in <strong>der</strong><br />

Wahrheit gebetet habt.“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd.7, Kap.85,17)


2 Stille sein<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Stille sein<br />

Ach Gott,<br />

ich möchte stille sein<br />

bis ins tiefste Herz hinein.<br />

Nicht sagen ja, nicht sagen nein,<br />

nichts wünschen groß, nichts wünschen klein<br />

nein, stille, stille, stille sein,<br />

ja, stille, stille, stille sein!<br />

Ach Gott,<br />

siehe, ich will stille sein,<br />

still in <strong>der</strong> Freude hellem Schein,<br />

still in des Kreuzes schwerster Pein.<br />

Ob's Herze lacht,<br />

ob's Auge weint,<br />

tief drinnen will ich stille sein,<br />

tief drinnen will ich stille sein!<br />

Ach Gott,<br />

komm, hilf mir, still zu sein,<br />

still, wie das Gold in Feuerspein,<br />

still, dass du mich kannst machen rein,<br />

bis still dein Bild in mir erschein.<br />

So hilf mir, Herr, dir stille sein,<br />

so hilf mir, Herr, dir stille sein<br />

Ja, ich darf stille sein,<br />

in Gottes Willen ruhen fein.<br />

Er führt mich stille aus und ein,<br />

er führt mich stille aus und ein.<br />

Wohl mir, ich darf ja stille sein,<br />

wohl mir, ich darf ja stille sein!


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Editorial<br />

3<br />

Editorial<br />

Am Anfang eines Jahres machen wir uns den einen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en guten Vorsatz o<strong>der</strong> setzen uns das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

gute Ziel, das wir in diesem Jahr erreichen wollen.<br />

Einen guten Rat für das neue Jahr gibt uns <strong>der</strong> Herr<br />

selbst, wenn Er zu uns spricht: „Fasset in euren Herzen<br />

den unbeugsamen Vorsatz, nach Meinen Worten tätig zu<br />

werden und (tätig) zu bleiben!“ (Gr.Ev.Joh. Bd.9; Kap. 213,17)<br />

„Bleibet fortan diesem eurem Vorsatz getreu, und lasset<br />

Klaus W. Kardelke<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

ihn nicht verdrängen von den Anreizungen dieser Welt, so werdet ihr<br />

bleiben in Mir und Ich in euch!“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 10, Kap. 90,02)<br />

Vorsätze und Ziele sind gut, wenn wir ihnen treu bleiben und sie<br />

beharrlich verfolgen. Erst unsere Ziele geben unserem Leben eine Richtung,<br />

denn wer sein Ziel kennt, findet den Weg. Ohne Lebensziele jedoch<br />

irren wir nur umher, denn wenn wir nicht wissen, wohin wir wollen,<br />

dürfen wir uns nicht wun<strong>der</strong>n, wenn wir ganz woan<strong>der</strong>s ankommen.<br />

Als Christen bemühen wir uns täglich mehr o<strong>der</strong> weniger den Weg <strong>der</strong><br />

Nachfolge Christi zu gehen und Ihn immer als Ziel vor unseren<br />

Herzensaugen zu bewahren, so wie <strong>der</strong> Psalmist spricht: „Ich habe den<br />

HERRN allezeit vor Augen“ (Ps.16,8). Denn schließlich ist Jesus <strong>der</strong> Weg<br />

<strong>der</strong> Liebe, den wir als seine Nachfolger zu wandeln haben, um das Ziel<br />

<strong>der</strong> allzeitigen Gegenwart Gottes, <strong>der</strong> Gotteskindschaft o<strong>der</strong> das Reich<br />

Gottes im Menschenherzen, zu erlangen.<br />

Jesus, die ewige Liebe, ist somit Weg und Ziel zugleich und wenn wir<br />

achtsam diesen Weg <strong>der</strong> Liebe beschreiten, werden wir feststellen, dass<br />

wir schon am Ziel angekommen sind, denn dieses ist ja die Liebe selbst.<br />

„Mir sind alle Wege wohl bekannt.“ spricht <strong>der</strong> Herr, „Und Ich bin<br />

<strong>der</strong> nächste und kürzeste Weg Selbst! Wer darauf wandeln wird, <strong>der</strong><br />

wird das rechte Ziel nicht verfehlen ewiglich! Denn wen Ich führe, <strong>der</strong><br />

hat wahrlich einen sicheren Geleitsmann. Und wer auf Meinen Wegen<br />

wandelt, <strong>der</strong> verfolgt ein sicheres Ziel, ja ein Ziel, das ein Ziel aller Ziele<br />

ist. Denn Ich bin <strong>der</strong> Wegweiser, <strong>der</strong> Weg und das ewige, lebendige Ziel<br />

Selbst!“ (Himmelsgaben1, S.271,2)<br />

Also nicht unsere eigenen Ziele und guten Vorsätze, nicht unsere<br />

eigenen Wege werden uns letztendlich zum Ziel <strong>der</strong> Gotteskindschaft<br />

führen und mögen sie noch so gut und christlich sein. Denn nicht was wir<br />

selbst für unser Leben erstreben, bringt uns das Heil unserer Seele, son<strong>der</strong>n<br />

was Gott für unser Leben will, ist entscheidend und diesem gilt es auch in<br />

diesem Jahr immer wie<strong>der</strong> nachzuspüren und nachzuwandeln.


4 Editorial<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Allzu oft aber meinen wir, zu wissen, was <strong>der</strong> Wille Gottes in unserem<br />

Leben sei, doch schon im Alten Testament heißt es:<br />

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind<br />

nicht meine Wege, spricht <strong>der</strong> HERR.“ (Jes. 55,8)<br />

Also müssen unsere Gedanken über das, was Gott mit uns vorhat, nicht<br />

unbedingt im Einklang stehen, mit dem, was Gottes Gedanken über uns<br />

sind.<br />

Es bedarf somit einer ständigen Selbsterforschung, inwieweit wir noch<br />

dem nachfolgen, zu dem wir aufgebrochen sind o<strong>der</strong> inwieweit wir uns<br />

schon in unseren eigenen Gedanken und frommen Vorstellungen verlaufen<br />

haben, in <strong>der</strong> Meinung mit diesen unserem Herrn nachzufolgen.<br />

Die einzige Bedingung und das einzige Ziel unseres Erdenlebens ist die<br />

geistige Wie<strong>der</strong>geburt, d.h. die Einung unseres göttlichen Geistes mit<br />

unserer gefallenen Seele durch die Liebe zu Gott und die tätige Nächstenliebe,<br />

wie es uns <strong>der</strong> Herr sagt: „Die Wie<strong>der</strong>geburt des Geistes ist die<br />

einzige Bedingung dieses Erdlebens, wie das Endziel alles freien Seins.<br />

Diese aber kann ohne den hinreichenden Wärmegrad Meiner Liebe in<br />

euch nicht erfolgen.“ (Himmelsgaben 2; S. 65)<br />

Wenn wir dieses Ziel ständig vor Augen hätten und alle unsere<br />

Absichten, Gedanken und Handlungen allezeit in Liebe zu Gott und zum<br />

Nächsten ausrichten würden, wäre das Erreichen unseres Lebenszieles in<br />

durchaus greifbare Nähe gerückt.<br />

Doch wenn wir ehrlich sind und unser alltägliches Leben betrachten,<br />

werden wir feststellen, dass wir den überwiegenden Teil unserer Lebenszeit<br />

mit Gedanken, Dingen und Taten ausfüllen, die diesem Ziel wenig<br />

o<strong>der</strong> gar nicht entsprechen und uns eher am geistigen Fortkommen auf<br />

unserem Lebensweg hin<strong>der</strong>n. Doch nur „wer den Weg beharrlich<br />

fortwandelt, <strong>der</strong> erreicht auch das Ziel.“ (Saturn 45,11)<br />

Der Herr selbst ist Weg und Ziel und somit ist <strong>der</strong> Weg auch das Ziel.<br />

Wenn wir Ihn ganz in Liebe ergreifen, sind wir schon auf dem sicheren<br />

Weg und werden erkennen, dass wir eigentlich in dieser Liebe auch schon<br />

am Ziele sind, denn auf diesem Weg ist Er uns schon allzeit gegenwärtig.<br />

„Die sich über alle Begriffe mild und sanft herablassende Liebe des<br />

überheiligen Vaters ist schon bei uns; aber nur ergreifen müssen wir sie<br />

lebendigst, so werden wir das Ziel erreichen, das uns die endlose Güte<br />

und Liebe des überheiligen Vaters selbst vorgesteckt hat! Ein herrliches<br />

Ziel, ja ein überherrliches Ziel! Ein Ziel des allervollkommensten,<br />

ewigen Lebens!“ (Haushaltung Gottes 2; 25,83)<br />

Euer Klaus W. Kardelke


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />

5<br />

Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />

„Es sind da freilich viele, die da sagen: ‚Das Suchen des Reiches Gottes<br />

wäre schon recht, wenn es irgend leichter und effektvoller zu finden wäre,<br />

und wenn irgendwo in einer Kirche o<strong>der</strong> sonstigen christlichen Gemeinde<br />

ein eigentlicher rechter Weg zum Reiche Gottes anzutreffen wäre; aber so<br />

spricht Rom: ‚Ich bin <strong>der</strong> alleinig rechte Weg!‘; desgleichen sagt auch eine<br />

jede an<strong>der</strong>e Kirche von sich. Wandelt man aber einen o<strong>der</strong> den an<strong>der</strong>n<br />

Weg, <strong>der</strong> zum Reiche Gottes führen soll, so findet man sicher alles an<strong>der</strong>e,<br />

nur das verheißene Reich Gottes nicht, wenigstens nicht also, wie es sich<br />

bei jedem äußern sollte, <strong>der</strong> es im Ernste gefunden hätte!‘<br />

Ich aber sage dazu: Der also spricht, hat freilich eben wohl gerade nicht<br />

unrecht; denn so jemand eine wenn auch noch so kostbare Sache gar zu<br />

lange sucht und doch von ihr nichts findet, so gibt er mit <strong>der</strong> Zeit das<br />

Suchen samt <strong>der</strong> kostbaren Sache auf. Wer aber ist daran schuld? Der<br />

Suchende selbst, wenn er das Reich Gottes nicht da sucht, wo es zu finden<br />

ist und nicht in dem, worin es zu finden ist.<br />

Freilich ist Rom durchaus nicht <strong>der</strong> Weg dazu, London und Berlin<br />

nicht, und Petersburg auch nicht; denn es steht ja doch wohl deutlich<br />

genug geschrieben, dass das Reich Gottes nicht irgend mit äußerem<br />

Schaugepränge zum Menschen kommt, son<strong>der</strong>n es ist inwendig im<br />

Menschen. Sein Grundstein ist Christus, <strong>der</strong> einige und alleinige Gott<br />

und Herr des Himmels und <strong>der</strong> Erde, zeitlich und ewig im Raume wie in<br />

<strong>der</strong> Unendlichkeit. An Den muss das Herz glauben, Ihn lieben über alles<br />

und den Nächsten wie sich selbst.<br />

Hat <strong>der</strong> Mensch diese ganz einfache For<strong>der</strong>ung in seinem Herzen<br />

vollends erfüllt, so ist das Reich Gottes schon gefunden. Um das Übrige<br />

und das Weitere hat sich <strong>der</strong> Mensch dann nicht mehr zu bekümmern; das<br />

wird jedem hinzugegeben, wenn er irgend etwas benötigt.<br />

Wer Weisheit benötigt, dem wird sie gegeben, wann und wo immer er<br />

<strong>der</strong>selben bedarf. Benötigt jemand irgend gewisser äußerer Hilfsmittel zur<br />

Fristung seines irdischen Lebens, so werden sie ihm in gerechter Zeit und<br />

im gerechten Maße zugewiesen werden. Benötigt jemand bei einer<br />

beson<strong>der</strong>en Gelegenheit einer beson<strong>der</strong>en Kraft, so soll sie ihm zuteil<br />

werden, wann er ihrer am meisten benötigt. Bedarf jemand eines Rates<br />

o<strong>der</strong> eines Trostes, - sie sollen ihm zuteil werden, wann immer er ihrer<br />

bedarf.<br />

Würde jemand bei einer beson<strong>der</strong>en Gelegenheit einer fremden Zunge<br />

bedürfen, - auch damit solle ihm gedient sein; und will er Kranken helfen,<br />

so braucht er nichts als Meinen Namen und seine Hände.


6 Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Diese Vorteile aber - das versteht sich von selbst - kann kein Mensch,<br />

solange er im Fleische wandelt, und wenn er schon hun<strong>der</strong>tmal<br />

wie<strong>der</strong>geboren wäre, vollkommen eigenmächtig in seiner Hand haben,<br />

son<strong>der</strong>n nur dann, wenn er des einen o<strong>der</strong> des an<strong>der</strong>n wirklich im Ernste<br />

benötigt.<br />

Das wird wohl je<strong>der</strong>mann einsehen, dass Ich niemanden gewisserart<br />

zum Spaßmachen Meine Gnade erteilen werde; denn <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geborene,<br />

und wenn er das Reich schon zehnmal gefunden hätte, muss so gut wie<br />

je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zu Mir kommen, wenn er irgend etwas haben will, so wie<br />

auch Ich Selbst, als Ich im Fleische auf <strong>der</strong> Erde wandelte, nicht tun<br />

konnte und durfte, was Ich wollte, son<strong>der</strong>n was Der wollte, <strong>der</strong> Mich<br />

gesandt hat. Dieser war zwar in Mir, wie Ich in Ihm; aber er war <strong>der</strong> Geist<br />

Gottes als Vater von Ewigkeit, Ich aber war und bin dessen Seele. Diese<br />

besitzt zwar ihre eigene Erkenntnis und Fähigkeit, als die höchste Seele<br />

und die vollendetste Seele aller Seelen; aber dennoch durfte diese Seele<br />

nicht tun, was sie wollte, son<strong>der</strong>n nur, was Der wollte, von dem sie<br />

ausgegangen ist. Wollte die Seele auch den letzten bittern Kelch zur Seite<br />

schieben, so wollte aber solches dennoch nicht Der, <strong>der</strong> in Mir war; darum<br />

tat demnach Meine Seele auch das, was Der wollte, <strong>der</strong> in Mir war.<br />

Darum aber müsset auch ihr euch unter einem wie<strong>der</strong>geborenen<br />

Menschen nicht irgendeinen permanenten Wun<strong>der</strong>täter in allen Dingen<br />

vorstellen und auch nicht einen solchen, <strong>der</strong> ob <strong>der</strong> Innehabung des<br />

Reiches Gottes mit irgendeinem erlogenen, nie da gewesenen, so<br />

genannten Heiligenscheine we<strong>der</strong> um den Kopf, noch weniger um den<br />

Bauch umflossen wäre, wie ihr eure Heiligen malt.<br />

Auch sind nach dem Tode des Leibes eines Wie<strong>der</strong>geborenen keine,<br />

beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> römischen Heiligenlegende gepriesenen Wun<strong>der</strong>zeichen<br />

<strong>der</strong> Heiligkeit zu entdecken, also kein alle Jahre wenigstens einmal<br />

aufsprudelndes Blut des hl. Januarius, keine frische Zunge Petri, Antonii<br />

und Nepomuceni, auch keine wun<strong>der</strong>tätigen Ketten, Klei<strong>der</strong> und Sandalen,<br />

noch weniger irgendeine seligmachende Kapuziner-, Franziskaner-,<br />

Minoriten-, Serviten- und <strong>der</strong>gleichen Kutte; ebenso auch keine<br />

mumienartige Unverweslichkeit des abgelegten Leibes. Das alles ist an<br />

den Wie<strong>der</strong>geborenen nicht zu entdecken, und wenn es zu entdecken wäre,<br />

so frage sich nur je<strong>der</strong> Verständige selbst, wozu diese Sache gut wäre!<br />

Was würde <strong>der</strong> selige Geist eines Wie<strong>der</strong>geborenen wohl dadurch<br />

gewinnen, so ihm auf <strong>der</strong> Erde solche wun<strong>der</strong>baren, aber dabei dennoch<br />

nichts sagenden Auszeichnungen zuteil würden, die fürs erste ihm nichts<br />

nützen, seinen noch lebenden Brü<strong>der</strong>n aber recht viel schaden könnten?<br />

Also von allem dem tragen die Fin<strong>der</strong> des Reiches Gottes nichts an sich,


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />

7<br />

son<strong>der</strong>n, wie vorhin gezeigt, Meine alleinige Gnade nur dann ersichtlich,<br />

wenn sie ihrer benötigen.<br />

Auch müsst ihr euch die wie<strong>der</strong>geborenen Auffin<strong>der</strong> Meines Reiches<br />

nicht als eine Art Karthäuser o<strong>der</strong> Trappisten vorstellen, die in allem und<br />

jedem für die Welt vollkommen gestorben wären, sich mit nichts mehr<br />

beschäftigen als mit Rosenkranz, Messe und Litanei, mit lächerlichem<br />

Fasten, mit Verachtung des weiblichen Geschlechtes, strengster<br />

Verfluchung <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> und als Zeitvertreib mit <strong>der</strong> Betrachtung ihres<br />

Grabes und Sarges.<br />

Oh, das sind keine Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt, son<strong>der</strong>n im Gegenteil<br />

Zeichen <strong>der</strong> Ausgeburt aller Finsternis in ihnen! Das Licht <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>geborenen kennt keine Nachtseiten des Lebens; denn in ihnen ist<br />

überall Tageshelle.<br />

Grab und Sarg sind nicht Embleme eines Wie<strong>der</strong>geborenen, <strong>der</strong> das<br />

Reich Gottes gefunden hat; denn dort gibt es we<strong>der</strong> Gräber noch Särge,<br />

weil es keine Toten gibt, son<strong>der</strong>n dort gibt es nur eine ewige Auferstehung<br />

und ein ewiges Leben, und dazu werden we<strong>der</strong> Grab noch Sarg<br />

erfor<strong>der</strong>lich sein. Denn <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geborene lebt schon fortwährend in<br />

seinem Geiste und betrachtet den Abfall seines Leibes ebenso wenig mehr<br />

für einen Tod, als irgendein Mensch das für einen Tod halten kann, wenn<br />

er abends seinen Rock auszieht o<strong>der</strong>, noch besser, als wie ein Lastträger,<br />

den seine Last sehr drückt, bis er am Ziele endlich diese Last einmal<br />

ablegt.<br />

Aus diesem Grunde gibt es für einen Wie<strong>der</strong>geborenen dann keinen<br />

Tod mehr. Dies ist zwar ein herrliches Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt, ist aber<br />

nur innerlich im Menschen und wird nicht äußerlich wie ein mo<strong>der</strong>ner<br />

Pariser Rock öffentlich zur Schau getragen; auch wird dieses herrliche<br />

Zeichen nicht wie ein so genannter Leibrock zu Trier ausgehängt, son<strong>der</strong>n,<br />

wie gesagt, dies Zeichen ist inwendig.<br />

Desgleichen sind auch die übrigen Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt bloß<br />

nur inwendig im Menschen und werden äußerlich nur dann ersichtlich,<br />

wenn es vonnöten ist.<br />

Wer die Gabe <strong>der</strong> Weissagung hat, hat sie nur dann, wenn er sie<br />

braucht, und wenn er allezeit Mich zuvor darum bittet; denn niemand kann<br />

weissagen - denn Ich allein.<br />

Wenn Ich dann die Worte dem Wie<strong>der</strong>geborenen ins Herz und auf die<br />

Zunge lege, so wird er weissagen; sonst aber wird er reden wie je<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Mensch. Desgleichen verhält es sich auch mit den übrigen Gaben,<br />

wie schon früher bemerkt.<br />

Aus dem allem geht aber auch hervor, dass das Reich Gottes eben nicht


8 Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

so schwer zu finden und zur Wie<strong>der</strong>geburt auch eben nicht so schwer zu<br />

gelangen ist, als so mancher glaubt o<strong>der</strong> wenigstens <strong>der</strong> Meinung ist.<br />

Menschen mit dem so genannten zweiten Gesichte sind nicht als<br />

Wie<strong>der</strong>geborene zu betrachten bloß wegen ihres zweiten Gesichtes, das<br />

nur eine Folge ihres Nervensystems ist, durch das die Seele leicht -<br />

vermittelst des Nervengeistes - Anschauungen aus ihrem Seelenreiche in<br />

den Leibesorganismus überträgt, weil eben <strong>der</strong>gleichen leicht erregbare<br />

Nerven in dieser Sache nicht hin<strong>der</strong>lich wirken. Starke Nerven können das<br />

freilich nicht, daher auch starknervige Menschen selten o<strong>der</strong> gar nie das so<br />

genannte zweite Gesicht haben.<br />

Das zweite Gesicht ist daher bei einem Menschen, <strong>der</strong> es besitzt, we<strong>der</strong><br />

als etwas Gutes, noch als etwas Schlechtes zu betrachten, son<strong>der</strong>n es ist<br />

eine Art Krankheit des Leibes, zu welcher die Menschen meistens durch<br />

allerlei widrige Ereignisse im Verlaufe ihres irdischen Lebens gelangen.<br />

Große Traurigkeit, lange anhaltende Angst, große Schrecken u. dgl. m.<br />

sind gewöhnlich die Ursachen davon, manchmal aber auch künstliche<br />

Mittel als: Magnetismus, Berauschung und dann und wann Betäubung<br />

durch eigene narkotische Kräuter. Kurz und gut: <strong>der</strong>gleichen Zeichen sind<br />

durchaus nicht als Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt zu betrachten, was schon aus<br />

dem zu entnehmen ist, dass <strong>der</strong>gleichen Visionäre ihre geschauten Bil<strong>der</strong><br />

wohl ungefähr also erzählend darstellen, wie sie ihnen zu Gesichte kamen;<br />

aber es liegt in all ihren Erzählungen nirgends ein Grund vorhanden, auf<br />

den sie gebaut wären, und dann entbehren <strong>der</strong>gleichen Erzählungen, wenn<br />

sie auch noch so seltsam klingen, allen Zusammenhang und liegen<br />

untereinan<strong>der</strong> wie Blätter in einem Walde, wenn sie den Bäumen entfallen<br />

sind.<br />

Der Grund aber liegt darin: Weil bei <strong>der</strong>gleichen Individuen ihr Geist<br />

und ihre Seele noch nicht miteinan<strong>der</strong> verbunden sind, so liegt auch in<br />

ihren Anschauungen kein Grund und keine Verbindung als anschaulich<br />

und wohlbegreiflich vor je<strong>der</strong>manns Augen, während aus dem Munde<br />

eines Wie<strong>der</strong>geborenen, wenn auch zum Teile nur erst, jede Darstellung<br />

geistiger Dinge den rechten Grund und den vollsten Zusammenhang<br />

bekundet.<br />

Das ist demnach auch ein Zeichen <strong>der</strong> eigentlichen Wie<strong>der</strong>geburt und<br />

ein sehr bedeuten<strong>der</strong> Unterschied zwischen einem bloßen Visionär. Daher<br />

muss man aber auch als Folge <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt nicht irgend läppische<br />

Wun<strong>der</strong>dinge erwarten, son<strong>der</strong>n ganz natürliche Früchte eines<br />

gesunden Geistes und einer durch ihn gesund gewordenen Seele; alles<br />

an<strong>der</strong>e gehört ins Narrenhaus.<br />

Der Wie<strong>der</strong>geborene weiß es, dass man mit den Gaben des hl. Geistes


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />

9<br />

keinen Taschenspieler machen darf; daher wendet er dieselben nur dann an<br />

- und gewöhnlich im geheimen nur -, wenn sie vonnöten sind.<br />

Wer aber die Wie<strong>der</strong>geburt erreichen möchte wegen wie immer<br />

gearteter kenntlicher Wun<strong>der</strong>eigenschaften, <strong>der</strong> darf versichert sein, dass<br />

ihm diesseits solche Gnade nicht zuteil wird; denn das hieße buchstäblich<br />

die alleredelsten Perlen den Schweinen zum Futter vorwerfen.<br />

Liebe zu Mir, große Herzensgüte, Liebe zu allen Menschen, das ist in<br />

einem Bündel beisammen das richtige Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt; wo<br />

aber dieses fehlt, und wo die Demut noch nicht für jeden Stoß stark genug<br />

ist, da nützen we<strong>der</strong> Heiligenschein, noch Kutte, noch Geistervisionen<br />

etwas, und alle <strong>der</strong>gleichen Menschen sind dem Reiche Gottes oft ferner<br />

als manche an<strong>der</strong>e mit einem sehr weltlich aussehenden Gesichte; denn,<br />

wie gesagt, das Reich Gottes kommt nie mit äußerem Schaugepränge,<br />

son<strong>der</strong>n lediglich inwendig, in aller Stille und Unbeachtetheit, in des<br />

Menschen Herz.<br />

Dies prägt euch so tief als ihr nur immer könnt in euer Gemüt, so<br />

werdet ihr das Reich Gottes viel leichter finden als ihr es meinet. Aber<br />

wenn ihr unter dem „Reiche Gottes“ euch allerlei lächerliche<br />

Wun<strong>der</strong>dummheiten vorstellt, dieselben erwartet - und sie doch nicht<br />

kommen, so müsst ihr es euch selbst zuschreiben, wenn bei einem o<strong>der</strong><br />

dem an<strong>der</strong>n aus euch das Reich Gottes verzieht. Denn in <strong>der</strong>gleichen<br />

Albernheiten ist das Reich Gottes ja doch nie verheißen worden; in dem es<br />

aber verheißen ist, in dem lässt es sich auch leicht finden. Aber es gibt da<br />

viele, die sich beim Suchen des Reiches Gottes geradeso verhalten wie<br />

manche Zerstreute, die ihren Hut suchen, während sie ihn schon auf<br />

dem Kopfe haben.<br />

Dergleichen Visionen, die ein Wie<strong>der</strong>geborener hat, sind allein gerecht;<br />

alle an<strong>der</strong>en aber können erst dann zur Gerechtigkeit gelangen, wenn sie<br />

von einem wie<strong>der</strong>geborenen Geiste erleuchtet werden. Darauf ist zu gehen<br />

und zu halten; aber auf alle an<strong>der</strong>en Visionen, Träume und an<strong>der</strong>e<br />

Wahrsagungsmittel ist nichts zu halten, weil sie lediglich von dem argen<br />

Gesindel herrühren, was bei zahllosen Gelegenheiten das menschliche<br />

Fleisch bekriecht und durch dasselbe die leichtgläubige Seele mit allerlei<br />

Schmutz und Unflat bekleistert.<br />

Wie aber je<strong>der</strong>mann auf <strong>der</strong>gleichen Torheiten nichts halten soll, so soll<br />

er aber doch alles halten auf das Wort eines wahrhaft Wie<strong>der</strong>geborenen,<br />

weil dieser nichts gibt, als was er empfängt, - <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aber nur gibt, was<br />

er selbst zu schaffen wähnt.<br />

Wer da großartig sagt: „Ich sage es, und dies ist mein Werk!“, dem<br />

glaubet es nicht; und so jemand spricht, als spräche er im Namen des


10 Vom Reich Gottes und <strong>der</strong> geistigen Wie<strong>der</strong>geburt <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Herrn, tut es aber eigentlich doch nur seiner Ehre und seines Vorteiles<br />

wegen, dem glaubet auch nicht!<br />

Wer aber da spricht ohne Eigennutz und ohne eigene Ehrsucht: „Der<br />

Herr spricht es!“, dem glaubet es, - beson<strong>der</strong>s wenn dabei nicht auf das<br />

Ansehen <strong>der</strong> Person geachtet wird; denn <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geborene kennt nur<br />

das Ansehen des Herrn; alle Menschen aber sind seine Brü<strong>der</strong>!“<br />

(Jakob <strong>Lorber</strong> - Die Erde Kap. 70)<br />

<br />

Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt<br />

„Wie aber kann ein Mensch es denn erfahren, dass seine Seele eins<br />

geworden ist mit dem wahren Geiste Gottes in ihr? – Das erfährt er aus<br />

sich überaus leicht! Wenn du in dir keinen Hochmut, keinen unnötigen<br />

Ehrgeiz, keine Ruhmsucht, keinen Neid, keine Hab- und Glanzsucht, keine<br />

Eigenliebe, aber dafür desto mehr Liebe zum Nächsten und zu Gott<br />

lebendig und wahr fühlen wirst und es dir eine wahre, dich tief rührende<br />

Herzensfreude machen wird, dein ganzes Hab und Gut im Notfalle an<br />

arme und sehr Not leidende Brü<strong>der</strong> und Schwestern verteilt zu haben, ja,<br />

wenn du ein ordentliches Leid in deinem Herzen fühlen wirst, irgend<br />

einem Armen nicht helfen zu können, wenn dir Gott alles und die ganze<br />

Erde mit allen ihren Schätzen und Schätzen nichts sein werden, dann ist<br />

deine Seele schon völlig eins mit dem Geiste Gottes in ihr, hat das<br />

vollkommene, ewige Leben erreicht, ist weise und wo nötig durch ihr<br />

pures Wollen wun<strong>der</strong>tatkräftig!“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 5, Kap. 51,04)<br />

„Wie aber kann <strong>der</strong> Mensch in sich erfahren, dass er in <strong>der</strong> reinen Liebe<br />

nach <strong>der</strong> göttlichen Ordnung sich ganz getreulich befindet?<br />

Der Mensch prüfe sich, so er einen armen Bru<strong>der</strong> o<strong>der</strong> eine arme<br />

Schwester sieht o<strong>der</strong> diese gar zu ihm um einen Beistand kommen, ob es<br />

ihn in seinem Herzen ganz offenliebig zum Geben freudigst und maßlos,<br />

seiner selbst ganz vergessend drängt! Verspürt er solches in sich, und das<br />

natürlich ganz vollkommen ernstlich und lebendig, so ist er als ein wahres<br />

Gotteskind schon reif und fertig, und die gemachten Verheißungen, die ein<br />

sogestaltig fertiges Gotteskind zu gewärtigen hat, beginnen da in die volle<br />

Realität zu treten und sich als wun<strong>der</strong>bar in Rede und Tat zu zeigen.“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd.3, Kap. 241,06)


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

11<br />

Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

- eine kritische Betrachtung aus geistiger Sicht -<br />

Michael Nolten<br />

Zur aktuellen Entwicklung<br />

In jüngster Zeit rückt das Thema <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

in unserem Land wie<strong>der</strong> stärker in den<br />

Blickpunkt des Interesses. Grund ist offensichtlich die<br />

Tatsache, dass die Zahl <strong>der</strong> gewünschten „Organspenden“<br />

bei weitem nicht ausreicht, um den erheblichen Bedarf zu<br />

decken, <strong>der</strong> inzwischen aufgrund <strong>der</strong> medizinischen<br />

Möglichkeiten zur Transplantation von Organen herrscht.<br />

So war vor einiger Zeit in <strong>der</strong> Tagespresse auf <strong>der</strong><br />

Michael Nolten<br />

lebt und arbeitet als<br />

Pfarrer in Köln<br />

Titelseite folgende große Überschrift zu lesen: „NRW will bei Kliniken<br />

mehr Organspenden erreichen“. Und weiter hieß es: „Spezial-Beauftragte<br />

für Transplantationen sollen Pflicht werden - Seit Januar 2007 gab es nur<br />

18 Entnahmen“ (Kölnische Rundschau vom 19.5.2007).<br />

Dargestellt wird in diesem Artikel <strong>der</strong> Vorschlag <strong>der</strong> CDU-<br />

Landtagsfraktion, dass zukünftig alle 339 Kliniken in Nordrhein-Westfalen<br />

einen so genannten „Transplantationsbeauftragten“ beschäftigen sollen,<br />

<strong>der</strong> - entsprechend psychologisch geschult - sich um die Hinterbliebenen<br />

kümmern, ihnen die Ängste vor <strong>der</strong> Organentnahme bei ihrem<br />

Angehörigen nehmen und diese letztlich als „Organspen<strong>der</strong>“ <strong>der</strong><br />

„Deutschen Stiftung für Organtransplantation“ (DSO) melden soll.<br />

Ebenfalls wird erwähnt, dass im Jahr 2006 lediglich 12 Organspenden auf<br />

1 Million NRW-Einwohner gekommen seien; bundesweit habe die Quote<br />

bei 15,3 gelegen.<br />

In öffentlichen Diskussionen ist <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> Transplantationsmediziner<br />

deutlich zu spüren, wie in einer Gesprächsrunde im „Bayrischen<br />

Fernsehen“, als die Meinung einer Teilnehmerin, die sich kritisch zur<br />

Problematik des Hirntodes äußerte, gar nicht zur Kenntnis genommen bzw.<br />

auf ihre Argumente nicht eingegangen wurde. Diese und ähnliche<br />

Sendungen, die in regelmäßigen Abständen immer wie<strong>der</strong> auf den<br />

verschiedenen Kanälen ausgestrahlt werden und bei denen man sich des<br />

Eindrucks nicht erwehren kann, dass sie oftmals recht populistisch<br />

aufgemacht sind, dienen natürlich einem Zweck: Sie wollen die<br />

Spendenbereitschaft <strong>der</strong> Bürger erhöhen und sie dazu ermutigen, einen<br />

Spen<strong>der</strong>ausweis bei sich zu tragen, um so im Ernstfall als potenzielle


12 Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Organspen<strong>der</strong> zur Verfügung zu stehen.<br />

So ist es auch nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass sich <strong>der</strong> „Nationale Ethikrat“<br />

in einer Stellungnahme vom 24.4.2007 zu Wort gemeldet hat und ein<br />

Papier mit dem Titel „Die Zahl <strong>der</strong> Organspenden erhöhen - Zu einem<br />

drängenden Problem <strong>der</strong> Transplantationsmedizin in Deutschland“<br />

veröffentlicht hat. Dieses Dokument setzt sich recht ausführlich und<br />

wissenschaftlich mit <strong>der</strong> Entwicklung im Bereich <strong>der</strong> Transplantationsmedizin<br />

und mit <strong>der</strong> Spendenbereitschaft in <strong>der</strong> Bevölkerung auseinan<strong>der</strong>,<br />

jedoch ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des hohen Bedarfs an<br />

Spen<strong>der</strong>organen. Wie <strong>der</strong> Titel schon angibt, geht es darum, Möglichkeiten<br />

aufzuzeigen, wie man an mehr Spen<strong>der</strong>organe kommen und die Zahl <strong>der</strong><br />

Transplantationen steigern kann. Da die in Deutschland bestehende<br />

Zustimmungsregelung dem hohen Bedarf nicht gerecht wird, werden am<br />

Ende natürlich auch Wege aufgezeigt, wie aus <strong>der</strong> Zustimmungsregelung<br />

ein stufenweiser Übergang zu einer Wi<strong>der</strong>spruchsregelung erfolgen<br />

könnte. Diese Empfehlung des Nationalen Ethikrates wendet sich an den<br />

Staat, <strong>der</strong> durch entsprechende Gesetze letztlich eine grundsätzliche<br />

Organentnahme legitimieren soll, wenn kein ausdrücklicher Wi<strong>der</strong>spruch<br />

vorliegt. Das würde bedeuten, dass je<strong>der</strong> Mensch ein potenzieller<br />

Organspen<strong>der</strong> wäre, wenn er sein „Nein“ nicht vorher ausdrücklich<br />

dokumentiert hat.<br />

Wie zumeist bei dieser Thematik ist die Sichtweise <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Ethikrates eine rein diesseitige, die die Organentnahme nur unter dem<br />

Aspekt <strong>der</strong> Lebensverlängerung an<strong>der</strong>er Menschen sieht. Ein<br />

ganzheitliches Menschenbild, das die Fragen nach Leib, Seele und Geist<br />

sowie die jenseitige Dimension mit einbezieht, wird nicht entworfen. Man<br />

bleibt bei dem Gedanken stehen, dass menschliches Leben auf jeden Fall<br />

so weit wie möglich ins Diesseits hinein zu verlängern ist und dass deshalb<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e durch seine Spen<strong>der</strong>bereitschaft dem Rechnung tragen soll. -<br />

An dieser Stelle soll nun nicht <strong>der</strong> Eindruck entstehen, als würde <strong>der</strong><br />

Wunsch, an<strong>der</strong>en auf diese Weise zu helfen, abgewertet o<strong>der</strong> in Frage<br />

gestellt. Das innere Bedürfnis, auch über den eigenen Tod hinaus noch<br />

etwas Sinnvolles getan zu haben, ist durchaus zu verstehen und<br />

nachzuvollziehen. Schwierig wird es jedoch dann, wenn moralische<br />

Kategorien und Appelle an das Gefühl <strong>der</strong> Nächstenliebe zur<br />

Unterstützung <strong>der</strong> eigenen Position dienen und einen - sanften - Druck<br />

ausüben wollen. So formuliert nämlich <strong>der</strong> Ethikrat: „Eingriffe in das<br />

Selbstbestimmungsrecht, wie sie eine Erklärungsregelung mit einer<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zu einer persönlichen Entscheidung vorsieht, sind aus<br />

ethischer und verfassungsrechtlicher Sicht vertretbar. Organspenden sind


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

13<br />

Akte <strong>der</strong> Solidarität und Nächstenliebe, die Menschenleben retten. Zwar ist<br />

niemand zu solchen Akten verpflichten, aber dem Appell, wenigstens zu<br />

prüfen, ob er dazu bereit ist, kann sich niemand mit gutem Grund<br />

entziehen.“ (Stellungnahme S. 37)<br />

Zustimmen mag man dem „Nationalen Ethikrat“ in dem letzten Punkt<br />

auf jeden Fall: Eine persönliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dieser Frage<br />

sollte je<strong>der</strong> für sich führen, um nach Abwägung aller möglichen Aspekte<br />

für sich zu einer gereiften Entscheidung zu kommen.<br />

Lei<strong>der</strong> wird das Thema aufgrund bestehen<strong>der</strong> Interessen zumeist sehr<br />

einseitig angegangen, nämlich um zur Spendenbereitschaft zu motivieren.<br />

Deshalb sollen im Folgenden noch einige weitere Anmerkungen gemacht<br />

werden, die zumeist in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion und im Rahmen <strong>der</strong><br />

allgemeinen „Aufklärung“ unterbleiben. Auch die geistige Sicht, wie sie<br />

sich im Licht <strong>der</strong> Offenbarung durch Jakob <strong>Lorber</strong> darstellt, soll mit<br />

einfließen.<br />

Organentnahme bei toten o<strong>der</strong> bei sterbenden Menschen?<br />

Eine entscheidende Frage, die sich im Rahmen <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

stellt und die immer wie<strong>der</strong> zur Sprache kommt, ist die nach<br />

dem wirklichen Zeitpunkt des Todes des Menschen bzw. in diesem Fall<br />

des „Spen<strong>der</strong>s“. Der Deutsche Bundestag hat am 1.12.1997 das<br />

Transplantationsgesetz (TPG) verabschiedet und darin u. a. festgelegt, dass<br />

Organe erst entnommen werden dürfen, wenn <strong>der</strong> Tod des Organspen<strong>der</strong>s<br />

festgestellt worden ist. Dies hat durch zwei „erfahrene Ärzte“ zu erfolgen,<br />

die unabhängig voneinan<strong>der</strong> ihre Ergebnisse feststellen und schriftlich<br />

nie<strong>der</strong>legen müssen. Sie sollen sich auf dem „Stand <strong>der</strong> Erkenntnisse <strong>der</strong><br />

medizinischen Wissenschaft befinden“. Unter Tod wird hier allerdings <strong>der</strong><br />

„Gesamthirntod“ verstanden, <strong>der</strong> damit als Todesgrenze beim Menschen<br />

anerkannt wird und an dem sich die Transplantationsmedizin ausrichtet.<br />

An dieser Sichtweise aber bleiben weiterhin, wie ich meine, berechtigte<br />

Zweifel. Es gibt zahlreiche Stimmen, auch aus dem medizinischen Lager,<br />

die in diesem Punkt an<strong>der</strong>er Meinung sind. Die nachfolgenden<br />

Beobachtungen und Fakten sollten deshalb nachdenklich stimmen.<br />

So trifft bei einer „Leiche“, <strong>der</strong>en Organe entnommen werden sollen,<br />

zu...<br />

• dass ihr Herz schlägt, warm ist und durchblutet wird,<br />

• dass sie eine rosige Haut hat, einen Hautausschlag bekommen, frieren,<br />

schwitzen und Fieber haben kann,<br />

• dass sie mit Hilfe des Beatmungsgerätes atmet und sich ihr Brustkorb<br />

hebt und senkt,


14 Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

• dass sie ein intaktes Stoffwechsel- und Immunsystem aufweist,<br />

ernährt wird und Verdauung hat,<br />

• dass ihre Nieren arbeiten und Urin ausgeschieden wird,<br />

• dass Tränen fließen und Wunden heilen können,<br />

• dass sie bei Schwangerschaft Kin<strong>der</strong> austragen und gebären kann,<br />

• dass sie auf Berührung reagieren, sich aufrichten und die Arme und<br />

Beine bewegen kann (Lazarus-Symptom),<br />

• dass ihr Blutdruck beim Schnitt mit dem Skalpell ansteigt,<br />

• dass sie Narkose-, Schmerz- und muskelentspannende Mittel<br />

erhält,<br />

• dass sie „konditioniert“ wird, d. h. herz- und kreislaufstärkende<br />

Mittel, Hormone und an<strong>der</strong>e Medikamente erhält, um sie unbedingt<br />

am bzw. im Leben zu halten,<br />

• dass sie bei Herzstillstand sogar wie<strong>der</strong> reanimiert, also<br />

wie<strong>der</strong>belebt (!), wird. (Quelle: www.organspende-aufklaerung.de)<br />

Auch wenn Mediziner und Wissenschaftler trotz dieser doch sehr<br />

klaren Symptome unterschiedliche Schlüsse ziehen mögen, so wird m.E.<br />

hier jedoch deutlich, dass noch sehr viel Leben in dem „Toten“ ist und<br />

dass mit dem Ausfall <strong>der</strong> Gehirnfunktionen keineswegs alle<br />

Lebensfunktionen im Menschen erloschen sind. Als eine Stimme von<br />

vielen sei hier <strong>der</strong> Mediziner Linus Geisler zitiert. Er hat in einem<br />

Interview in <strong>der</strong> „Frankfurter Rundschau“ vom 24.2.1995 auf die Frage, ob<br />

ein „hirntoter“ Mensch tot sei, geantwortet:<br />

„Ich sage ganz klar: Nein. Der Hirntod ist eine markante Zäsur in<br />

einem Prozess. Er zeigt an, dass <strong>der</strong> ‚point of no return’ im Sterben<br />

erreicht ist. Er ist also eine Phase im Sterbeprozess und damit eine Phase<br />

im Leben. Ihre Frage läuft letztendlich darauf hinaus: Ist ein Hirntoter ein<br />

Toter mit noch erhaltenen Körperfunktionen, o<strong>der</strong> ist er ein Leben<strong>der</strong> - 97<br />

Prozent seines Körpers leben ja noch - ohne Hirnfunktion?“<br />

Und wenig später sagt er:<br />

„Ob ein Hirntoter lebt o<strong>der</strong> nicht, können wir nicht als Ergebnis<br />

naturwissenschaftlicher Methoden wissen. Dieses grundsätzliche Unwissen<br />

lässt sich nicht durch Hirnstromuntersuchungen o<strong>der</strong> Messungen<br />

des Reflexverhaltens in Wissen überführen. Hier gibt es nichts zu messen<br />

und nichts zu registrieren, was uns eine sichere Antwort auf die Frage<br />

erlaubt: tot o<strong>der</strong> lebendig. Denn hier handelt es sich um eine<br />

anthropologische Frage. Es geht um die Frage: Was ist <strong>der</strong> Mensch?“<br />

Mit diesem Hinweis weitet Linus Geisler das Blickfeld und führt uns in<br />

einen Bereich, <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Empirie entzieht und - zu Recht - noch ganz


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

15<br />

an<strong>der</strong>e Kriterien verlangt, die die Medizin und die Wissenschaft allein<br />

nicht zu geben vermögen. Den Menschen allein auf seine körperlichen und<br />

in diesem Fall speziell auf seine Hirnfunktionen zu beschränken, wäre in<br />

<strong>der</strong> Tat eine rein materialistische Sichtweise, die, wie wir bereits oben<br />

gesehen haben, <strong>der</strong> Ganzheit des menschlichen Wesens nicht gerecht<br />

werden kann.<br />

Hier wäre eine ausführliche Gegenüberstellung von naturwissenschaftlichem<br />

und geistigem Menschenbild erfor<strong>der</strong>lich, was aber an dieser<br />

Stelle nicht geleistet werden kann. Stattdessen soll nun eine kurze<br />

Darstellung <strong>der</strong> geistigen Sichtweise des Sterbevorganges erfolgen, wie<br />

wir sie in <strong>der</strong> Offenbarung durch Jakob <strong>Lorber</strong> finden.<br />

Der Sterbevorgang im Licht <strong>der</strong> Offenbarung <strong>Lorber</strong>s<br />

Hier sei zunächst einmal betont: Wie <strong>der</strong> Sterbevorgang beim<br />

Menschen abläuft und wann dieser schließlich „tot“ ist, kann im Detail<br />

letztlich niemand sagen: Die Betroffenen können uns über ihre Erfahrung<br />

nicht mehr berichten und die Medizin bzw. die Wissenschaft lässt mit ihrer<br />

These vom Hirntod nach wie vor, wie wir gesehen haben, viele Fragen<br />

unbeantwortet.<br />

Eine Hilfe ist dagegen das geoffenbarte Wort Gottes durch Jakob<br />

<strong>Lorber</strong>, das uns über die Todesschwelle hinausführt und anhand von<br />

Fallbeispielen und Erklärungen einen Einblick in das Ableben und den<br />

Übergang <strong>der</strong> Menschen von dieser Erde gibt. Allerdings müssen wir uns<br />

auch hier gerade wegen <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> dargestellten Szenen und Vorgänge<br />

auf die Aspekte beschränken, die für unser Thema wichtig sind.<br />

Einen ersten wichtigen Hinweis finden wir beim Sterbevorgang von<br />

Bischof Martin. Dort wird uns berichtet:<br />

„Seht, da sind wir schon - und seht, da liegt auch noch unser Mann auf<br />

seinem Lager; denn solange noch eine Wärme im Herzen ist, löst <strong>der</strong><br />

Engel die Seele nicht vom Leibe. Diese Wärme ist <strong>der</strong> Nervengeist, <strong>der</strong><br />

zuvor von <strong>der</strong> Seele ganz aufgenommen werden muss, bis die volle Löse<br />

vorgenommen werden kann. Aber nun hat dieses Mannes Seele schon<br />

völlig den Nervengeist in sich aufgenommen, und <strong>der</strong> Engel löst sie soeben<br />

vom Leibe mit den Worten: „Epheta“, d.h. „Tue dich auf, du Seele; du<br />

Staub aber sinke zurück in deine Verwesung zur Löse durch das Reich <strong>der</strong><br />

Würmer und des Mo<strong>der</strong>s. Amen.“ (BM.1,07f)<br />

Durch diese Stelle wird für uns deutlich: Sterben ist ein Prozess, an<br />

dem Gott (durch seinen Engel) wirkt und beteiligt ist. Und das bedeutet<br />

zunächst einmal, dass dem Sterben und auch dem Sterbenden selbst mit<br />

Ehrfurcht zu begegnen ist.


16 Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Den Hinweis auf den „Todesengel“, <strong>der</strong> letztlich die Löse vornimmt,<br />

finden wir auch im Großen Evangelium: In einem Gespräch, in dem es um<br />

den Speisevorgang <strong>der</strong> Engel geht, wird von Josoe ausgeführt:<br />

„Wenn wir aber von Gott aus berufen werden, diese Welt zu verlassen,<br />

dann wird zuvor ein Engel Gottes mit uns ebenfalls machen, wie dieser<br />

nun tut mit <strong>der</strong> Speise, das heißt, er wird in einem Augenblick alles dem<br />

Geiste Angehörige aus <strong>der</strong> Materie frei machen, die Materie <strong>der</strong> vollen<br />

Auflösung übergeben, die Seele aber und ihren Lebensgeist, sowie alles,<br />

was in <strong>der</strong> Materie <strong>der</strong> Seele angehört, in vollkommenster Menschengestalt<br />

vereinigend in die reine Welt <strong>der</strong> Geister hinüberführen nach dem<br />

ewigen, unwandelbarsten Willen Gottes! - Siehe, das ist es, was du aus<br />

dem dir son<strong>der</strong>bar vorkommenden Essen des mächtigen Himmelsjünglings<br />

lernen kannst und sollst!“ (Gr.Ev.Joh. Bd.2; 195,02)<br />

Nehmen wir beide Aussagen zusammen, finden im Sterbevorgang also<br />

eine Sammlung des Nervengeistes (einem Fluidum zwischen Seele und<br />

Körper), eine Scheidung und schließlich eine Trennung <strong>der</strong> Seele von<br />

ihrem Leib statt, die dann in die geistige und jenseitige Welt<br />

hinübergeführt wird. Äußeres Kennzeichen, dass <strong>der</strong> Tod noch nicht<br />

eingetreten ist, ist schließlich eine „Wärme im Herzen“, die bei „Bischof<br />

Martin“ als „<strong>der</strong> Nervengeist“ beschrieben wurde. Aber gerade diese<br />

„Wärme im Herzen“ haben wir oben als eine Erscheinung bei einer<br />

„Leiche“ kennen gelernt, die zur Organexplantation bestimmt ist. Wer nun<br />

die Neuoffenbarung als göttliches Wort anerkennt, findet die bisherigen<br />

Zweifel bestätigt und muss an dieser Stelle ganz klar sagen: Der Hirntote,<br />

dessen Organe entnommen werden sollen, ist nicht tot, son<strong>der</strong>n er befindet<br />

sich vielmehr in einer abschließenden Phase des Sterbens. Die<br />

Neuoffenbarung unterstreicht damit die Skepsis gegenüber <strong>der</strong><br />

„Hirntodthese“.<br />

Fügen wir einen weiteren Aspekt im allmählichen Sterbeprozess beim<br />

Menschen aus Sicht <strong>der</strong> Neuoffenbarung hinzu. Im 4. Band des Großen<br />

Evangeliums berichtet <strong>der</strong> junge hellsichtige Mathael über das Sterben<br />

einer Nachbarin, das er hat beobachten können. Dabei erkennt er, dass die<br />

Seele wie eine Dunstwolke aus <strong>der</strong> Brustgrube entweicht und sich erst<br />

allmählich in <strong>der</strong> jenseitigen Welt zu einer Menschenform entwickelt.<br />

Wichtig ist nun die folgende Beschreibung:<br />

„Während ich solchen Dunst über <strong>der</strong> Brustgrube <strong>der</strong> Kranken sich<br />

immer mehr ausbreiten und verdichten sah, lebte <strong>der</strong> Leib noch immer und<br />

stöhnte zuweilen wie jemand, <strong>der</strong> von einem schweren Traume geplagt<br />

wird. Nach etwa dem vierten Teile <strong>der</strong> Zeit einer römischen Stunde<br />

schwebte <strong>der</strong> Dunst in <strong>der</strong> Größe eines zwölfjährigen Mädchens etwa zwei


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

17<br />

Spannen hoch über des sterbenden Weibes Leib und war mit dessen<br />

Brustgrube nur noch durch eine fingerdicke Dampfsäule verbunden. Die<br />

Säule hatte eine rötliche Färbung, verlängerte sich bald und verkürzte sich<br />

auch wie<strong>der</strong> dann und wann; aber nach jedesmaligem Verlängern und<br />

abermaligem Verkürzen ward diese Dampfsäule dünner, und <strong>der</strong> Leib trat<br />

während <strong>der</strong> Verlängerungen stets in sichtlich schmerzhafte Zuckungen.<br />

Nach etwa zwei römischen Stunden <strong>der</strong> Zeit nach ward diese Dampfsäule<br />

von <strong>der</strong> Brustgrube ganz frei, und das unterste Ende sah aus wie ein<br />

Gewächs mit sehr vielen Wurzelfasern. In dem Augenblick aber, als die<br />

Dampfsäule von <strong>der</strong> Brustgrube abgelöst ward, bemerkte ich zwei<br />

Erscheinungen. Die erste bestand in dem völligen Totwerden des Leibes,<br />

und die an<strong>der</strong>e darin, dass die ganze weißneblige Dampfmasse sich in<br />

einem Augenblick in das mir nur zu wohlbekannte Weib des Nachbarn<br />

umwandelte.“ (Gr.Ev.Joh. Bd.4; 128,07f)<br />

Hier wird uns gezeigt, wie langsam und behutsam <strong>der</strong> Übergang in die<br />

geistige Welt erfolgt und wie erst nach geraumer Zeit ein tatsächliches<br />

„Totwerden des Leibes“ erfolgt. Um eine Erläuterung dieses Vorganges<br />

gebeten, sagt <strong>der</strong> Herr:<br />

„Die sollet ihr sogleich haben; und so höret denn! Der ersichtliche<br />

Dunst - in dem Maße (Form) eines Menschen doch immerhin - ist eine<br />

Folge <strong>der</strong> großen Beklommenheit <strong>der</strong> Seele im Moment des Scheidens, in<br />

welchem sie vor lauter Furcht und Entsetzen auf einige Augenblicke ganz<br />

bewusstlos wird. Es ist eine außerordentliche Tätigkeitsanstrengung <strong>der</strong><br />

scheidenden Seele, sich zu erhalten in ihrer sich selbst bewussten Existenz.<br />

Alle ihre Teile werden in eine außerordentlich heftige Vibration gesetzt,<br />

dass darob auch das schärfste geistersehende Auge irgendeine bestimmte<br />

Form nicht entdecken kann.“ (Gr.Ev.Joh. Bd.4; 129,01f)<br />

Aus dieser Antwort des Herrn mag für unsere Frage zunächst einmal nur<br />

die große Anstrengung <strong>der</strong> Seele wichtig sein, die von Ihm an dieser Stelle<br />

erwähnt wird. Der Sterbevorgang ist letztlich nichts an<strong>der</strong>es als die Geburt<br />

in eine neue Welt und wie eine Geburt aus dem Mutterleib in diese irdische<br />

Welt für das Kind auch mit allerlei Anstrengung über einen langen<br />

Zeitraum verbunden ist, so gilt dasselbe auch für die Seele bei ihrer Geburt<br />

ins Jenseits.<br />

Es fällt unter diesen Gesichtspunkten schwer, bei einer Organentnahme<br />

von einem menschenwürdigen Sterben zu sprechen. Denn was <strong>der</strong><br />

gewaltsame Eingriff im Falle einer Organentnahme für die sich lösende<br />

Seele bedeutet, vermögen wir uns von außen kaum vorzustellen. Oben<br />

konnten wir sehen, dass <strong>der</strong> Blutdruck beim entsprechenden Eingriff<br />

ansteigt, was auf eine erhöhte organische - und zweifelsohne auch seelische


18 Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

- Tätigkeit schließen lässt. Es ist daher zu vermuten, dass ein starker<br />

seelischer Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Seele vorliegt, die sich gegen diesen<br />

gewaltsamen Eingriff wehrt. Was dieser letztlich für die Seele und ihren<br />

forcierten Übergang in die geistige Welt bedeutet, soll an dieser Stelle<br />

nicht weiter ausgeführt werden; die Gefahr eines traumatisierten<br />

Überganges ist keineswegs auszuschließen.<br />

Eine letzter Gedanke, auf den wir hier auch in aller Kürze eingehen<br />

können, ist die Frage <strong>der</strong> mit dem materiellen Leib noch stärker<br />

verbundenen und gröberen seelischen Anteile, die im „normalen“<br />

Sterbevorgang erst allmählich gelöst und <strong>der</strong> jenseitigen Seele zugeführt<br />

werden. In <strong>der</strong> Darstellung des Josoe klang dieses Thema bereits an (vgl.<br />

Gr.Ev.Joh. Bd. 2; 195,02). In dem Werk „Die Erde“ erfahren wir mehr darüber:<br />

„Also besteht auch <strong>der</strong> menschliche Leib aus puren Seelenpartikeln;<br />

aber jene, die den Leib machen, sind noch grob, arg und unlauter, daher<br />

sie auch noch zuvor wie<strong>der</strong> in die Erde kommen, dort verwesen müssen<br />

und dann erst von da auf die euch schon bekannt gegebene Weise aus <strong>der</strong><br />

Verwesung aufsteigen, um sich zur Komplettierung desjenigen Wesens,<br />

dem sie einst leiblich angehörten, anzuschicken. Dies ergibt sich<br />

gewöhnlich - wie euch schon bekannt gegeben - in <strong>der</strong> dritten o<strong>der</strong><br />

obersten Erdgeistersphäre, wodurch dann natürlich erst ein je<strong>der</strong> reine<br />

Geist vollkommen wird, wenn er nämlich all das Seinige wie<strong>der</strong> in sich<br />

aufgenommen hat, - welches Aufnehmen die sogenannte Auferstehung des<br />

Fleisches ist und den Spruch Pauli rechtfertigt, <strong>der</strong> da spricht: ,Ich werde<br />

in meinem Fleische Gott schauen.’“ (Erde 40,6)<br />

Überträgt man diesen Offenbarungsgedanken auf die Organtransplantation,<br />

so hat die Übertragung von Organen sowohl Konsequenzen für<br />

den Spen<strong>der</strong> als auch für den Empfänger: Letzterem fehlen zur<br />

Komplettierung seiner Seele in <strong>der</strong> jenseitigen Welt die jetzt in einem<br />

an<strong>der</strong>en Leib gebundenen eigenen gröberen Seelenpartikel, worauf er<br />

letztlich - auch jenseitig - warten muss; <strong>der</strong> Empfänger dagegen trägt die<br />

fremden Seelenpartikel durch die implantierten Organe in sich. So kommt<br />

es zunächst zu einer Vermischung frem<strong>der</strong> Seelenspezifika, die später, d.h.<br />

nach dem Übergang des Empfängers, einmal wie<strong>der</strong> getrennt werden<br />

müssen. Mag eine Organspende auch zu einer Verlängerung (und ggf.<br />

auch zu einer Verbesserung) des irdischen Lebens des Empfängers führen,<br />

die geistige Entwicklung in <strong>der</strong> jenseitigen Welt wird dadurch sicherlich<br />

nicht geför<strong>der</strong>t - ein Gesichtspunkt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion in<br />

dieser Hinsicht keine Berücksichtigung findet.<br />

Fazit: Unsere Überlegungen zur aktuellen Diskussion <strong>der</strong> Organtrans-


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Zur Frage <strong>der</strong> Organtransplantation<br />

19<br />

plantation waren von dem Bemühen gekennzeichnet, hier einmal die<br />

„an<strong>der</strong>e“ Seite aufzuzeigen und bewusst zu machen, die im Regelfall nicht<br />

zur Sprache kommt. Einige Texte aus <strong>der</strong> Offenbarung durch Jakob <strong>Lorber</strong><br />

haben uns dabei geholfen, das Problem <strong>der</strong> Organspende aus einer<br />

geistigen Sicht zu beleuchten und vielleicht noch zusätzliche Kriterien für<br />

eine persönliche Entscheidung in dieser Frage zur Verfügung zu stellen.<br />

Eine persönliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesem Thema scheint immer<br />

mehr unumgänglich, da die Nachfrage nach zu transplantierenden Organen<br />

weiter zunehmen und <strong>der</strong> öffentliche Druck immer stärker werden wird.<br />

Von daher sind Kenntnisse um die medizinischen, aber auch um die<br />

geistigen Zusammenhänge immer wichtiger, um so auch zu einer<br />

abgewogenen Entscheidung dahingehend zu kommen, ob man sich für<br />

o<strong>der</strong> gegen eine Bereitschaft zur Organspende ausspricht.<br />

Auf dieses Thema erneut aufmerksam zu machen und zu einer<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung auch unter geistigen Kriterien anzuregen, war Zweck<br />

dieses Beitrages.<br />

<br />

Im Herrn gestorben<br />

„Wenn du deinen Leib verlassen wirst <strong>der</strong>zeit und <strong>der</strong>einst, so wirst du<br />

nimmer den Tod fühlen noch schmecken, son<strong>der</strong>n wirst sehend und alles<br />

vernehmend im hellsten Bewusstsein in Meinen Vaterschoß aufgenommen<br />

werden.<br />

Daher verschwinde auch auf ewig alle Furcht vor einem Tode aus dir,<br />

denn wahrlich, du wirst jetzt und <strong>der</strong>einst und ewig nimmer sehen und<br />

fühlen und schmecken den Tod; denn wer Mich, wie du, liebt auch am<br />

Kreuze irdischer Leiden, <strong>der</strong> stirbt schon, so er leidet, – und so er aber<br />

dann eigentlich sterben solle, da wird er dafür erweckt von Mir alsogleich<br />

zum ewigen vollkommensten Leben! –<br />

Also bist du nun auch schon gestorben mit Mir am Kreuze, und so du<br />

auf dieser Erde noch viele Jahre in wie<strong>der</strong>genesenem Fleische lebtest, so<br />

wird dir dieser gegenwärtige Tod am Kreuze deines Fleisches angerechnet,<br />

und du wirst daraus auch schon auf dieser Erde zum wahren Leben<br />

übergehen und wirst für<strong>der</strong> nimmer sterben, son<strong>der</strong>n im stets klarsten<br />

Bewusstsein in Mein Reich übergehen!“<br />

(Himmelsgaben Bd. 3; S. 282)


20 Die drei Grade <strong>der</strong> Lebensvollendung<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Die drei Grade <strong>der</strong> Lebensvollendung<br />

„Wie bei Gott alle Dinge möglich sind, so ist es auch dem noch so<br />

verstockten Weltmenschen und Sün<strong>der</strong> möglich, sich bald und wirksam zu<br />

än<strong>der</strong>n, wenn er ernstlich im vollen Glauben und Vertrauen auf Gott das<br />

tut, was die göttliche Weisheit ihm rät. Er muss da an sich selbst durch<br />

einen plötzlichen Umschwung seines Willens ein wahres Wun<strong>der</strong> wirken,<br />

und zwar in <strong>der</strong> gänzlichen Selbstverleugnung bezüglich aller seiner<br />

früheren Schwächen, Gewohnheiten, Gelüste und argen Leidenschaften,<br />

die aus ungegorenen und sehr unlauteren Naturgeistern seines Fleisches in<br />

die Seele aufsteigen und sie verunreinigen und verunstalten.<br />

Nun zählet aber nach, mit wie vielen allerartigen Leidenschaften ihr<br />

behaftet seid! Fasset den ernstesten Willen, sie alle zu verlassen und dann<br />

Mir nachzufolgen! Könnet ihr das, so könnet ihr auch bald zu einer inneren<br />

Lebensvollendung gelangen; aber ohne das ist es sehr schwer und sehr<br />

mühevoll.“<br />

„Der Wille zur Sünde findet im Menschen stets eine große<br />

Unterstützung, und zwar in den Anreizungen und Leidenschaften seines<br />

Fleisches; aber für den Willen zum Guten findet er in seinem Fleische gar<br />

keine Unterstützung, son<strong>der</strong>n allein im Glauben an einen wahren Gott, und<br />

beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Liebe zu Ihm, und dazu auch in <strong>der</strong> Hoffnung, dass die<br />

von Gott ihm gemachten Verheißungen in volle Erfüllung gehen werden.<br />

Wer sonach durch den festen und lebendigen Glauben, durch die Liebe<br />

zu Gott und zum Nächsten und durch die ungezweifelte Hoffnung alle die<br />

argen Leidenschaften seines Fleisches bekämpfen kann und sonach völlig<br />

Herr über sich wird, <strong>der</strong> wird dann auch bald Herr <strong>der</strong> ganzen äußeren<br />

Natur und befindet sich eben dadurch, dass er vollkommen Herr über sich<br />

geworden ist, auch schon im ersten Grade <strong>der</strong> wahren, inneren Lebensvollendung,<br />

obwohl es da noch zu öfteren Malen an allerlei Versuchungen<br />

keinen Mangel haben wird, die ihn zur Begehung einer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

leichten Sünde reizen werden.<br />

Versteht er nun auch, mit allen seinen Sinnen dahin einen festen Bund<br />

zu schließen, dass sie sich von allen irdischen Anreizungen abwenden und<br />

sich pur dem rein geistigen Wesen zukehren, so ist das schon ein sicheres<br />

und lebenslichtvolles Zeichen, dass <strong>der</strong> innere Geist aus Gott die Seele<br />

ganz durchdrungen hat, und <strong>der</strong> Mensch befindet sich da im zweiten Grade<br />

<strong>der</strong> inneren, wahren Lebensvollendung.<br />

In diesem Grade ist dem Menschen auch jene Stärke und Lebensfreiheit<br />

eigen geworden, dass er, weil er in seiner Seele ganz erfüllt ist mit dem<br />

Willen Gottes und nach demselben handeln kann, keine Sünde je mehr


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Die drei Grade <strong>der</strong> Lebensvollendung<br />

21<br />

begehen kann; denn da er selbst rein geworden ist, so ist ihm auch alles<br />

rein. Aber obwohl <strong>der</strong> Mensch da schon ein vollkommener Herr <strong>der</strong><br />

gesamten Natur ist und die hellste Überzeugung in sich hat, dass er<br />

unmöglich mehr fehlen kann, da all sein Tun von <strong>der</strong> wahren Weisheit aus<br />

Gott geleitet wird, so ist und bleibt er dadurch doch nur im zweiten Grade<br />

<strong>der</strong> inneren Lebensvollendung.<br />

Aber es gibt noch einen dritten und allerhöchsten Grad <strong>der</strong> innersten<br />

Lebensvollendung. Worin aber besteht denn diese, und wie kann <strong>der</strong><br />

Mensch sie erreichen? Diese besteht darin, dass <strong>der</strong> vollendete Mensch,<br />

wohl wissend, dass er nun als ein mächtiger Herr <strong>der</strong> ganzen Natur ohne<br />

Sünde tun kann, was er nur immer will, aber dennoch seine Willenskraft<br />

und Macht demütig und sanftmütig im Zaume hält und bei jedem seinem<br />

Tun und Lassen aus <strong>der</strong> pursten Liebe zu Gott nicht eher etwas tut, als bis<br />

er unmittelbar von Gott aus dazu beor<strong>der</strong>t wird, – was eben für den<br />

vollendeten Herrn <strong>der</strong> Natur auch noch eine recht starke Aufgabe ist, weil<br />

er in seiner vollen Weisheit allzeit erkennt, dass er nach dem in ihm selbst<br />

wohnenden Willen aus Gott nur recht handeln kann.<br />

Doch ein noch tiefer gehen<strong>der</strong> Geist erkennt es auch, dass zwischen<br />

dem son<strong>der</strong>heitlichen Willen Gottes in ihm und dem freiesten und endlos<br />

allgemeinsten Willen in Gott noch ein großer Unterschied besteht, weshalb<br />

er seinen son<strong>der</strong>heitlichen Willen ganz dem allgemeinsten göttlichen<br />

Willen vollkommen unterordnet und nur dann aus schon immer eigener<br />

Kraft etwas tut, wenn er dazu unmittelbar von dem alleinigen und<br />

eigensten Willen in Gott beor<strong>der</strong>t wird. Wer das tut, <strong>der</strong> ist in sich zur<br />

innersten und allerhöchsten Lebensvollendung gelangt, welche da ist die<br />

Lebensvollendung im dritten Grade.<br />

Wer diese erlangt, <strong>der</strong> ist auch völlig eins mit Gott und besitzt gleich<br />

Gott die höchste Macht und Gewalt über alles im Himmel und auf Erden,<br />

und niemand kann sie ihm ewig mehr nehmen, weil er vollkommen eins<br />

mit Gott ist.<br />

Aber zu dieser höchsten Lebensvollendung, in <strong>der</strong> sich die Erzengel<br />

befinden, kann niemand gelangen, bevor er nicht den ersten und zweiten<br />

Grad <strong>der</strong> Lebensvollendung erlangt hat.<br />

Es hat aber ein je<strong>der</strong> Erzengel die Macht, alles das in einem Augenblick<br />

zu bewirken, was endlos alles Gott Selbst bewirken kann; aber dessen<br />

ungeachtet wirkt doch kein Erzengel pur aus sich etwas, son<strong>der</strong>n erst dann,<br />

wenn er dazu von Gott Selbst beheißen ward. Darum bitten selbst die<br />

höchsten Erzengel Gott allzeit, so sie diese o<strong>der</strong> jene Mängel, beson<strong>der</strong>s<br />

bei den Menschen dieser Erde, sehen, dass Gott sie beheißen möge, dieses<br />

o<strong>der</strong> jenes zu tun.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 7, Kap. 155,2-16)


22 Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Gerhard Tersteegen<br />

ein evangelisch-reformierter Mystiker<br />

Manfred Rompf, Pfarrer,i.R.<br />

Gerhard Tersteegen wurde am 25.11.1697 in Moers am<br />

Nie<strong>der</strong>rhein geboren. Er war <strong>der</strong> zweit-jüngste von 8<br />

Geschwistern. Als er noch nicht ganz 6 Jahre alt war,<br />

verstarb sein Vater, <strong>der</strong> ein angesehener Kaufmann war.<br />

Tersteegens Elternhaus war reformiert geprägt. Tersteegen<br />

besuchte die Lateinschule von Moers, die im reformierten<br />

und humanistischen Geist geführt wurde. Dort lernte er<br />

außer Latein auch Griechisch, Hebräisch und Französisch.<br />

Gerhard Tersteegen<br />

(1697 - 1769)<br />

Die Schüler lasen den Heidelberger Katechismus in lateinischer und das<br />

Neue Testament in griechischer Sprache. Seinen späteren Schriften kann<br />

man entnehmen, dass er das Neue Testament im griechischen Urtext zu<br />

lesen und zu deuten verstand. Tersteegen beherrschte auch das<br />

Holländische, mit dem Spanischen und italienischen machte er sich später<br />

vertraut. Als er die Schule schon mit 15 Jahren verließ, hielt er eine<br />

öffentliche Rede in lateinischen Versen und zog die Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung auf sich. Diese riet <strong>der</strong> Mutter, den hochbegabten Jungen<br />

studieren zu lassen. Aber diese entschuldigte sich mit den schlechten<br />

häuslichen Verhältnissen nach dem Tod des Mannes. So kam Tersteegen<br />

auf Wunsch <strong>der</strong> Mutter zu seinem Schwager nach Mülheim an <strong>der</strong> Ruhr in<br />

die Kaufmannslehre.<br />

In Mülheim fand er im reformierten Pietismus mit quietistischer<br />

Prägung seine geistliche Heimat. Diese Christen liebten beson<strong>der</strong>s die<br />

Stille und wurden darum auch die „Stillen im Lande“ genannt. Mit 16<br />

Jahren erfuhr er eine erste „Berührung <strong>der</strong> Gnade in seinem Herzen“. Nach<br />

seiner Kaufmannslehre hatte er nur 2 Jahre ein eigenes Geschäft, das ihm<br />

we<strong>der</strong> genügend Geld einbrachte, noch genug Zeit für Sammlung und<br />

Stille ließ. So erlernte er die Leinen- und schließlich die<br />

Seidenbandweberei, eine Arbeit, die er in innerer Stille und Gebet<br />

verrichten konnte.<br />

In den Jahren 1719 bis 1724 lebte er in härtester Askese nach dem<br />

Vorbild spanisch-mystischer Einsiedler und altkirchlicher Asketen im<br />

Oberstübchen eines Freundes. In dieser Zeit erlebte er anfangs auch<br />

ekstatische und visionäre Erfahrungen, von denen er sich aber wie<strong>der</strong><br />

abwandte. Dann kamen zunehmend Phasen <strong>der</strong> inneren Dunkelheit,<br />

geistlicher Dürre, verzweifelter Suche nach Gotteserfahrung und radikalem


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker 23<br />

Zweifel im Sinne <strong>der</strong> Aufklärung seiner Zeit, ob Gott überhaupt existiere.<br />

Die Familie distanzierte sich von ihm, <strong>der</strong> in völliger Armut lebte und sehr<br />

kränklich und schwach war und von dem wenigen, das er besaß, noch<br />

Arme unterstützte.<br />

Am Gründonnerstag im Jahre 1724, also mit 26 Jahren erlebte er nach<br />

etwa 5-jähriger geistlicher Dürre, innerem Ringen und Kämpfen seinen<br />

entscheidenden Durchbruch und verfasste ein Schriftstück, seine<br />

„Verschreibung“ an Jesus, die er mit seinem eigenen Blut schrieb. (Ein<br />

ähnlicher Akt wie bei Madame Guyon 1672 und an<strong>der</strong>en aus quietistischen<br />

Kreisen – uns heute aber sehr fremd). In <strong>der</strong> Verschreibung steht zu<br />

Beginn: „Meinem Jesu! Ich verschreibe mich Dir, meinem einigen<br />

Heyland und Bräutigam Christo JESU, zu deinem völligen und ewigen<br />

Eigenthum…“ Er schließt seine Verschreibung mit den Worten: „Dein<br />

Geist versiegele es, was in Einfalt geschrieben.“<br />

Nach dieser Verschreibung vermin<strong>der</strong>te er die Strenge seiner Askese.<br />

Er blieb aber zeitlebens ehelos. Durch den Einfluss seines geistlichen<br />

Begleiters, dem Mystiker Hoffmann, gab er seine Einsamkeit auf und<br />

nahm ab 1725 Heinrich Sommer als „Stubengesellen“ auf. Diesem lehrte<br />

er das Bandweben und teilte mit ihm Arbeit und Gebet. Um 6.00 Uhr<br />

begannen sie ihre Arbeit, um 11.00 Uhr zogen sie sich für 1 Stunde zum<br />

persönlichen Gebet zurück. Von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr arbeiteten sie<br />

wie<strong>der</strong>. Danach verbrachten sie wie<strong>der</strong> 1 Stunde in Gebet und Stille. Den<br />

Rest des Abends nutzte Tersteegen zum Lesen und Übersetzen mystischer<br />

Schriften. Er begann Liedverse zu schreiben, die den Grund legten für<br />

seine Liedsammlung: „Geistliches Blumengärtlein“.<br />

Ab 1726 gab Tersteegen Übersetzungen mystischer Schriften mit<br />

längeren Vorworten heraus u.a. 1730 von Thomas von Kempen „Die<br />

Nachfolge Christi“ und Schriften von Madame Guyon. Von 1733 bis 1754<br />

gab er ein mehrbändiges Werk heraus: „Auserlesene Lebensbeschreibungen<br />

Heiliger Seelen“. In diesem Werk beschreibt er das Leben<br />

von 25 Heiligen, u.a. Theresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Catharina<br />

von Siena, Elisabeth vom Kinde Jesu, Franz von Assisi, Johannes Tauler,<br />

Heinrich Seuse, Bru<strong>der</strong> Laurentius, die er ausführlich zu Wort kommen<br />

lässt. Über den Zwiespalt <strong>der</strong> Christenheit war er erhaben in ökumenischer<br />

Gesinnung. Aber im Protestantismus wurde dieses Werk abgelehnt und es<br />

wurde von seinen Kritikern als eine Werbung für die kath. Kirche<br />

angesehen. Aber Tersteegen ging es darum, eine Anzahl leuchten<strong>der</strong><br />

Vorbil<strong>der</strong> für ein Leben in Heiligung in <strong>der</strong> mystischen Vereinigung mit<br />

Gott aufzuzeigen. Tersteegen selbst hat sich am Leben dieser<br />

Mystikerinnen und Mystiker orientiert. In beson<strong>der</strong>er Weise haben ihn die


24 Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Schriften von Madame Guyon, die er mehrmals ins Deutsche und<br />

Nie<strong>der</strong>ländische übersetzte und herausgab, durch sein ganzes Leben<br />

begleitet.<br />

Schließlich ließ Tersteegen auch eigene Schriften drucken. Bereits 1729<br />

erschien die 1. Auflage des „Geistlichen Blumengärtleins“ mit Versen, die<br />

bald vertont und gesungen wurden, darunter bereits das Lied „Gott ist<br />

gegenwärtig“. Seine Arbeit als Übersetzer, Schriftsteller, Seelsorger und<br />

Prediger nahm so zu, dass er 1728 seine Arbeit als Bandwirker aufgab und<br />

fortan von den Erträgen <strong>der</strong> Bücher und <strong>der</strong> Unterstützung seiner Freunde<br />

lebte.<br />

1727 gründete er in Velbert in <strong>der</strong> Otterbeck eine „Pilgerhütte“ für eine<br />

Bru<strong>der</strong>schaft. Anfangs lebten und arbeiteten dort 8 Brü<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />

Weberei. Es gab eine geistliche Ordnung von Tersteegen verfasst, aber<br />

keine strengen Klosterregeln. Auf protestantischem Boden war eine solche<br />

Bru<strong>der</strong>schaft damals schon etwas Merkwürdiges. (Das Haus fiel 1969<br />

einer Straßenregulierung zum Opfer)<br />

Ab 1727 betätigte sich Tersteegen auch als Heilpraktiker, ohne dafür<br />

Geld zu nehmen und stellte eigene Medizin her, die er beson<strong>der</strong>s an<br />

Bedürftige abgab. Auch dazu hatte er Vorbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong><br />

Mystikerinnen und Mystiker.<br />

Ab 1732 unternahm er als Prediger und Seelsorger Reisen bis nach<br />

Holland. Dort entstanden wie auch in Mühlheim und Umgebung<br />

Freundeskreise. In den Jahren 1733 und 1738 war Tersteegen todkrank.<br />

1746 nach dem Tod von Hoffmann zog er mit Heinrich Sommer in<br />

dessen Haus, gegenüber <strong>der</strong> evangelischen Kirche, das er bald darauf als<br />

Eigentum übernahm. Hier konnte er seine Hausmittel- und Kräutersammlung<br />

unterbringen und hatte Räume für seine Ansprachen und<br />

Seelsorge. Nicht selten sollen ihm über 500 Personen zugehört haben. Die<br />

Ansprachen wurden mit Hilfe von Schalllöchern, die er einbauen ließ,<br />

nach draußen übertragen. Seine Haushälterin Sybille „Bille“ Enschermann,<br />

die ihm 30 Jahre lang den Haushalt führte, lebte mit im Haus. Auch Pilger,<br />

die zum seelsorgerlichen Gespräch kamen und warten mussten, bis sie an<br />

<strong>der</strong> Reihe waren, fanden hier Herberge.<br />

Ab 1750 entstand eine Erweckungsbewegung. Tersteegen schreibt:<br />

„Seit einigen Wochen hintereinan<strong>der</strong> hat immer vom Morgen bis zum<br />

Abend <strong>der</strong> eine auf den an<strong>der</strong>en warten müssen, um mich sprechen zu<br />

können. Manche müssen fünf bis sechsmal wie<strong>der</strong> umkehren, ehe ein<br />

Viertelstündchen kann gefunden werden, um mich allein zu sprechen. Es<br />

ist wohl geschehen, dass ich zehn, zwanzig, ja dreißig und mehr<br />

bekümmerte Seelen zugleich bei mir hatte.“


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker 25<br />

In dieser Zeit versuchte ein Pastor von Mühlheim vergeblich über die<br />

Obrigkeit ein Verbot <strong>der</strong> Versammlungen zu erreichen. An<strong>der</strong>norts gab es<br />

schon solche Verbote, gegen die sich Tersteegen für an<strong>der</strong>e Prediger in<br />

Briefen geschickt zur Wehr setzte. Die Kirchen dieser Pastoren waren<br />

damals leer. Tersteegen wusste ihnen Rat zu geben, wie sie dies än<strong>der</strong>n<br />

könnten. 1761 übernahm Pastor Conrad Engels die Pastorenstelle in<br />

Mühlheim, dieser wurde ein großer Verehrer von Tersteegen.<br />

Es ist zu bedenken, dass dies die Zeit <strong>der</strong> Aufklärung war, mit <strong>der</strong> sich<br />

Tersteegen auch auseinan<strong>der</strong> setzte und sogar eine, sowohl sehr kritische<br />

als auch verständnisvolle Abhandlung zur Philosophie des Königs<br />

Friedrich II. von Preußen schrieb. Der König hat sie gelesen und voll<br />

Verwun<strong>der</strong>ung gesagt: „Können das die Stillen im Lande?“<br />

Seit 1756 war Tersteegen durch Krankheiten in seinen Tätigkeiten sehr<br />

eingeschränkt, auch <strong>der</strong> 7-jährige Krieg führte zu Einschränkungen, aber<br />

bis kurz vor seinem Tod kamen noch Menschen zur Seelsorge zu ihm. Am<br />

3.4.1769 verstarb er mit 71 Jahren.<br />

Einige seiner Lie<strong>der</strong> stehen im Evangelischen Gesangbuch (EG) und<br />

werden noch heute gesungen. Die bekanntesten sind „Ich bete an die<br />

Macht <strong>der</strong> Liebe“ und „Gott ist gegenwärtig“. Letzteres kommt ganz aus<br />

seinen Erfahrungen <strong>der</strong> Meditation und <strong>der</strong> Kontemplation und ist eine<br />

Anleitung zu dieser. Es genügt natürlich nicht, dieses Lied nur herunter zu<br />

singen, son<strong>der</strong>n man sollte sich in den Vollzug dieser Liedverse begeben,<br />

um in die Meditation und Kontemplation zu kommen.<br />

Schauen wir uns dieses Lied näher an, damit es uns in unserer Übung<br />

<strong>der</strong> Kontemplation motivieren kann.<br />

„Gott ist gegenwärtig“, so beginnt das Lied. Von <strong>der</strong> Gegenwart Gottes<br />

ist Tersteegen aus eigener Erfahrung überzeugt. Um aber Gottes<br />

Gegenwart zu erfahren, ist es wichtig, sich in <strong>der</strong> Stille zu üben und in sich<br />

alles zum Schweigen zu bringen. So dichtet er: „Gott ist in <strong>der</strong> Mitten.<br />

Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge. Wer ihn kennt,<br />

wer in nennt, schlag die Augen nie<strong>der</strong>, kommt, ergebt euch wie<strong>der</strong>.“ Das<br />

ist das, was wir im Sitzen in <strong>der</strong> Stille in wacher Aufmerksamkeit üben<br />

und in schlichter Gegenwärtigkeit unsere Gedanken zur Ruhe kommen<br />

lassen. Das ist <strong>der</strong> Aufruf zur Kontemplation. Die weiteren Strophen<br />

betrachte ich nach den drei Stufen in <strong>der</strong> Mystik: Reinigung, Erleuchtung,<br />

Einung.<br />

1. Die innere Reinigung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klärungsprozess<br />

Hier dichtet Tersteegen (Str.7): „Mache mich einfältig, innig<br />

abgeschieden, sanft und still in deinem Frieden; mach mich reines


26 Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Herzens, dass ich deine Klarheit schauen mag in Geist und Wahrheit.“<br />

Mit „einfältig“ ist für Tersteegen gemeint, sich nicht in all dem Vielen<br />

zu verlieren, das uns in Gedanken gefangen hält, son<strong>der</strong>n sich ganz dem<br />

Einen zu ergeben. Wir würden heute sagen, sich <strong>der</strong> einen Wirklichkeit<br />

zuzuwenden.<br />

„Mach mich reines Herzens, dass ich deine Klarheit schauen mag in<br />

Geist und Wahrheit“. Hier geht es um den inneren Reinigungs- und<br />

Klärungsprozess und um das „Schauen“ Gottes. Er bezieht sich hier auf<br />

die Seligpreisung Jesu (vgl. Matth.5, 8): „Glücklich bis ins Innerste <strong>der</strong> Seele,<br />

sind die, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Jesus hat<br />

die Seligpreisungen aus seiner mystischen Erfahrung mit Gott verkündet.<br />

Das „reine Herz“ ist das Leersein von allen Dingen, das eine<br />

Voraussetzung für „das Gottschauen“ ist.<br />

„Kontemplari“ heißt: Beschauen, betrachten. Gemeint ist das innere<br />

Beschauen und Betrachten des Göttlichen ohne Gegenstand und sich von<br />

Gott erkannt und geliebt erfahren. Die „Seligpreisungen“ sind keine<br />

Vertröstungen auf ein Jenseits, son<strong>der</strong>n Verheißungen für Jetzt und Hier.<br />

Das „Gottschauen“ findet schon jetzt statt. Es wird erfahren von denen, die<br />

„reines Herzens sind“, d. h. die leer sind von allen Dingen, Bil<strong>der</strong>n und<br />

Einbildungen. Das hat Jesus so erfahren und lädt zu solcher Erfahrung ein.<br />

Im gleichen Sinn nimmt Tersteegen dies in seiner Dichtung als Bitte auf:<br />

„Mach mich reines Herzens, dass ich deine Klarheit schauen mag in Geist<br />

und Wahrheit“. Auch Tersteegen bezieht diesen Wunsch nicht auf eine<br />

ferne Zukunft, son<strong>der</strong>n auf das Jetzt und Hier in <strong>der</strong> Übung <strong>der</strong> Stille und<br />

dann auch im Alltag: „wo ich geh, sitz und steh, lass mich dich erblicken<br />

und vor dir mich bücken.“<br />

Tersteegen bittet um das „Schauen Gottes“, d. h. um die<br />

Kontemplation, denn er weiß, dass sie durch keine Methode zu erlangen<br />

ist, auch nicht durch reines Stillesein, son<strong>der</strong>n nur als Geschenk erfahren<br />

werden kann. Wir können uns nur in einer Haltung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

und des Empfangens üben; wobei die psychischen Kräfte zum Schweigen<br />

gebracht werden und eine offene Passivität entsteht. In <strong>der</strong> mystischen<br />

Tradition wird vom „Ich-sterben“ und „Ich-Tod“ gesprochen. Das ist<br />

missverständlich, da real das Ich nicht stirbt, son<strong>der</strong>n nur zum Schweigen<br />

gebracht wird. Eigenes Wünschen, Begehren und Wollen tritt zurück. Für<br />

den Alltag aber bleibt das Ich weiter wichtig – auch für die Meditation im<br />

Sinne von Betrachtung, aber nicht für die Kontemplation. Wir sprechen<br />

darum besser von „Ich-Relation o<strong>der</strong> Ich-Reduktion“. Tersteegen<br />

formuliert dies mit Worten wie: „lass mich ganz verschwinden, dich nur<br />

sehn und finden.“ (Str. 5). O<strong>der</strong> in seinem Lied „Ich bete an die Macht


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker 27<br />

<strong>der</strong> Liebe“: „ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer <strong>der</strong> Liebe<br />

mich versenken.“ (EG 661,2).<br />

2. Die Erleuchtung<br />

Das, was in <strong>der</strong> mystischen Tradition Erleuchtung – Illuminatio –<br />

genannt wird, klingt als Bitte in <strong>der</strong> 6. Strophe des Liedes an: „Du<br />

durchdringest alles, lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein<br />

Gesichte. Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und <strong>der</strong> Sonne<br />

stille halten, lass mich so, still und froh, deine Strahlen fassen und dich<br />

wirken lassen“.<br />

Diese Strophe nehme ich öfter in Gruppen zur Einleitung des Sitzens in<br />

<strong>der</strong> Stille und empfehle diese Strophe auswendig, besser inwendig gelernt<br />

am Anfang zu wie<strong>der</strong>holen, und schließlich alle Bil<strong>der</strong> zu lassen, auch die<br />

Bil<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Sonne und den Blumen. Das ist zunächst noch Meditation,<br />

geht aber nun über in die Kontemplation.<br />

Was in <strong>der</strong> Stille bleibt ist: 1. Die stille Haltung: „still und froh“; 2. die<br />

Aufmerksamkeit: „deine Strahlen fassen“ und 3. die offene Passivität:<br />

„dich wirken lassen“.<br />

Die Erleuchtung kann nur als Geschenk, als Gnade erfahren werden.<br />

3. Die Einung.<br />

Auf dem Weg <strong>der</strong> Kontemplation sprechen wir in <strong>der</strong> Mystik von <strong>der</strong><br />

Kommunio mystica, und <strong>der</strong> Unio mystica. Statt Kommunio mystica,<br />

können wir auch von Einung mit dem göttlichen Urgrund o<strong>der</strong> einem<br />

„Gemeinsamwerden mit Gott“ sprechen. Manche vergleichen dies mit dem<br />

Bild <strong>der</strong> Ehe. Erkennen und Erkannt-werden sind eins.<br />

Weiter geht die Unio mystica. Wir können auch von „Versenkung“<br />

o<strong>der</strong> besser vom „Eintauchen“ in das Göttliche sprechen. Paulus formuliert<br />

aus solcher Erfahrung: „Ich lebe, doch nun nicht ich, son<strong>der</strong>n Christus lebt<br />

in mir.“ (Gal. 2.20)<br />

Tersteegen dichtet aus solcher Erfahrung in <strong>der</strong> 5. Strophe: „Ich senk<br />

mich in dich hinunter. Ich in dir, du in mir, lass mich ganz<br />

verschwinden, dich nur sehen und finden.“, o<strong>der</strong>: „ins Meer <strong>der</strong> Liebe<br />

mich versenken“ (in „Ich bete an die Macht <strong>der</strong> Liebe“). Wenn Tersteegen<br />

von solchen Erfahrungen spricht, kommt er mit dem nur personalen<br />

Gottesbild nicht mehr aus und gebraucht apersonale Bil<strong>der</strong>: „Luft, die alles<br />

füllet“ (Jeremia 23,24: „Bin ich es nicht, <strong>der</strong> Himmel und Erde füllt?“)<br />

„drin wir immer schweben“ (Apostelgeschichte 17,28: „In ihm leben,<br />

weben und sind wir“.)<br />

Weitere apersonale Bil<strong>der</strong>: „aller Dinge Grund und Leben“, „Meer


28 Gerhard Tersteegen, ein evangelisch-reformierter Mystiker <strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

und Grund und Ende“, „Wun<strong>der</strong> aller Wun<strong>der</strong>“, an an<strong>der</strong>en Stellen:<br />

Atem, Geist, Quelle usw.<br />

Trotz solcher apersonalen und transpersonalen Gotteserfahrung wie sie<br />

im 5. Vers zum Ausdruck kommt, ist sie bei Tersteegen immer auch noch<br />

personal; so ist gerade in diesem Vers seine Anrede an das göttliche Du<br />

beson<strong>der</strong>s innig: „Ich in dir, du in mir“.<br />

Alle Mystiker beklagen, dass sie ihre Erfahrung nicht recht in Worte<br />

fassen können. In dieser Strophe kommt Tersteegen an die Grenze <strong>der</strong><br />

Sprache. Die Überschreitung des personalen Raumes hin in den<br />

transpersonalen ist aber deutlich.<br />

Den Unterschied zwischen Gott und Mensch festzuhalten, war<br />

Tersteegen wichtig. Man kann dies im Bild, das Jörg Zink in „Die Goldene<br />

Schnur“ (S.210) für die Unio gebraucht, zutreffend wie<strong>der</strong>geben:<br />

„Wenn ich einen Krug ins Wasser tauche, so ist <strong>der</strong> Krug im Wasser,<br />

und das Wasser ist im Krug.“ Wasser bleibt Wasser und <strong>der</strong> Krug ein<br />

Krug, so <strong>der</strong> Mensch Mensch und Gott Gott.<br />

In den Versen 5 und 8 kommen beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Wunsch und die<br />

Erfahrung <strong>der</strong> Vereinigung mit dem Göttlichen zum Ausdruck, dem<br />

eigentlichen Ziel auf dem Weg <strong>der</strong> Kontemplation.<br />

In Vers 8 ist u. a. die Bitte enthalten, ein Tempel Gottes zu sein, bzw.<br />

dies immer mehr zu werden und Gott überall zu sehen: „... wo ich geh,<br />

sitz und steh, lass mich dich erblicken und vor dir mich bücken“. Also<br />

auch und gerade im Alltag in allen Dingen und Begegnungen.<br />

Wie weit diese Vereinigung mit Gott von Tersteegen erfahren und<br />

angestrebt wurde, kommt in <strong>der</strong> Strophe zum Ausdruck: „wir essen,<br />

trinken und arbeiten in Gott; wir denken in Gott; und wer Sünde tut, -<br />

erschrick nicht, dass ich so rede – <strong>der</strong> sündigt in Gott. Gott ist uns viel<br />

inniger als das Allerinnigste in uns.“<br />

Die so genannten „Stufen“ <strong>der</strong> mystischen Erfahrung unter denen ich<br />

die Liedverse von Tersteegen angeschaut habe: Reinigung, Erleuchtung,<br />

Einung, überlappen sich. Die „Reinigung“ ist immer wie<strong>der</strong> nötig. Auch<br />

geht es nicht um einen moralischen, leistungsbezogenen „Aufstieg“!<br />

Mystische Erfahrungen sind immer Geschenk und auch ohne beson<strong>der</strong>e<br />

Übungen erfahrbar für alle Menschen und auch schon bei Kin<strong>der</strong>n<br />

möglich.<br />

Auch aus solcher Erfahrung sagt Jesus: „So ihr nicht werdet, wie die<br />

Kin<strong>der</strong>, so könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen“. Frei übersetzt und<br />

positiv: „Wenn ihr werdet wie Kin<strong>der</strong> in ihrer offenen und vertrauensvollen<br />

Art, dann könnt ihr die eine Wirklichkeit, - Gott erfahren.“<br />

Darin üben wir uns im Sitzen in <strong>der</strong> Stille und im Alltag.


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Von <strong>der</strong> wahren Nächstenliebe<br />

29<br />

Von <strong>der</strong> wahren Nächstenliebe<br />

„Wahrlich, Ich sage euch: Wer da sagt: ,Ich liebe Gott und meine<br />

Brü<strong>der</strong>!‘, hat aber etwas vor seinen Brü<strong>der</strong>n und teilt es nicht mit ihnen<br />

also, dass nur <strong>der</strong> kleinste Teil für ihn zurückbleibt, <strong>der</strong> ist noch voll<br />

Eigenliebe und ist des Vaters nicht wert! So jemand hätte zehn Brü<strong>der</strong> und<br />

wäre aber im Besitze von zwölf Äpfeln, <strong>der</strong> sollte geben die elf Äpfel den<br />

Brü<strong>der</strong>n und sollte für sich nur die Hälfte des zwölften behalten, die an<strong>der</strong>e<br />

Hälfte aber sollte er noch aufheben für die Brü<strong>der</strong>, dann würde er sein ein<br />

wahres Kind des heiligen Vaters im Himmel und Seiner würdig!<br />

So ein Vater seine Kin<strong>der</strong> mehr liebt denn die seiner Brü<strong>der</strong>, <strong>der</strong> ist<br />

auch in <strong>der</strong> Eigenliebe und ist des Vaters nicht wert. Da sage Ich:<br />

Wahrhaft selig wird <strong>der</strong> sein, dessen wahres Bru<strong>der</strong>herz über <strong>der</strong> Not des<br />

Bru<strong>der</strong>s die eigene vergaß und also auch zur Stillung <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

des Bru<strong>der</strong>s die <strong>der</strong> eigenen Gott, seinem wahren Vater, in aller dankbaren<br />

und liebevollen Ergebung aufopferte!<br />

Es ist dir besser, so du aus Liebe zu deinen Brü<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ärmste bist<br />

unter ihnen als <strong>der</strong> reichste; denn so du geteilt hast mit ihnen deine<br />

Gaben, und es ist dir noch geblieben ein Teil, so hast du noch gesorgt für<br />

dich und achtetest nicht <strong>der</strong> Sorge deines Vaters im Himmel. Hast du aber<br />

aus wahrer Bru<strong>der</strong>nächstenliebe alles hergegeben deinen Brü<strong>der</strong>n und<br />

behieltest nichts für dich zurück, so hast du dich ganz frei gemacht und<br />

hast alle Sorge für dich dem Vater im Himmel überlassen; wird aber dieser<br />

mächtige, übergute, heilige Vater ein solches Kind wohl darben lassen?!<br />

Ich sage euch aber: Wahrlich, wahrlich, <strong>der</strong> soll für eins hun<strong>der</strong>t und<br />

hun<strong>der</strong>tmal hun<strong>der</strong>t für zehn und Unendliches haben für alles!<br />

Urteilet aber selbst: Wird wohl je Not und Elend unter Brü<strong>der</strong>n<br />

herrschen, so da alle sind voll Liebe gegeneinan<strong>der</strong> und ist einer wie alle<br />

und alle wie einer?!<br />

O wahrlich, da wird ein je<strong>der</strong> haben in <strong>der</strong> Fülle des Segens aus <strong>der</strong><br />

heiligen Sorge des heiligen Vaters!<br />

Wollet ihr also würdige, wohlversorgte Kin<strong>der</strong> des einen heiligen<br />

Vaters sein im Himmel, so lebet also als Brü<strong>der</strong> und Schwestern<br />

untereinan<strong>der</strong>! So ihr also leben werdet untereinan<strong>der</strong>, da wird auch leben<br />

und wohnen <strong>der</strong> heilige Vater unter euch und wird sorgen für euch alle, -<br />

wo aber nicht, da wird bald ein je<strong>der</strong> in den alten Fluch zurückfallen und<br />

ein sehr hartes Stück Brot im Schweiße seines Angesichtes unter Dornen<br />

und Disteln suchen müssen!<br />

Also aber verhaltet euch gegenseitig: So dir dein Bru<strong>der</strong> etwas getan<br />

hat, da entlasse ihn ja nicht ohne guten Lohn; hast du aber deinem Bru<strong>der</strong>


30 Von <strong>der</strong> wahren Nächstenliebe<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

einen Dienst erwiesen, so soll es dir auch nicht einmal träumen, als wäre<br />

dir dein Bru<strong>der</strong> etwas schuldig, son<strong>der</strong>n deine eigene Bru<strong>der</strong>liebe sei dein<br />

größter Lohn. Dieser wird deinem Vater im Himmel wohlgefällig sein. So<br />

aber die Liebe deines Bru<strong>der</strong>s diesen nötigt, dir zu geben einen Sold, da<br />

nimm ihn ja nicht als solchen an, son<strong>der</strong>n als einen <strong>der</strong> Liebe deines<br />

Bru<strong>der</strong>s, und danke ihm und küsse ihn dafür; denn als ein reines<br />

Geschenk musst du jede Gabe betrachten, so wirst du ein rechter Bru<strong>der</strong><br />

sein deinen Brü<strong>der</strong>n, und <strong>der</strong> heilige Vater wird ein großes Wohlgefallen<br />

haben an solchen Kin<strong>der</strong>n ewig! Amen.“<br />

(Haushaltung Gottes Bd. 1; Kap154,3-10)<br />

<br />

Übung <strong>der</strong> Gottes- und Nächstenliebe<br />

„Ich aber bin ja nun darum in das Fleisch dieser Welt gekommen, um<br />

euch Menschen eine noch bessere Lebensvorschrift zu geben, nach <strong>der</strong> ein<br />

je<strong>der</strong> sich in die höchste Lebensweisheit versetzen kann. Und diese<br />

Vorschrift lautet ganz kurz: ,Liebe Gott aus allen deinen Kräften über alles<br />

und deinen Nächsten wie dich selbst!‘ Wer das übt und vollauf tut, <strong>der</strong> ist<br />

Mir gleich und wird auch eben dadurch in alle Weisheit und ihre Kraft und<br />

Macht geleitet werden!<br />

Denn wer voll Liebe zu Gott ist, in dem ist auch Gott mit Seiner<br />

unendlichen und unbegrenzten Liebe und mit <strong>der</strong>en höchstem Lichte<br />

gegenwärtig. Die Seele und ihr Geist schwelgen dann in allem<br />

Weisheitslichte aus Gott, und sie muss dann ja auch alles das schauen und<br />

erkennen, was das Licht Gottes sieht und erkennt. Und weil alle die<br />

ewigste Allmacht und Allkraft Gottes eben in Seiner unbegrenzten und<br />

unendlichen Liebe besteht, so darf die Seele in solcher göttlichen Liebe ja<br />

nur wollen mit dem Willen <strong>der</strong> in ihr herrschenden Liebe des Geistes<br />

Gottes, und es muss geschehen, was die Seele will! – Das ist so klar und<br />

wahr, als nur irgend etwas klar und wahr in dieser Welt sein kann.<br />

Aber solches nur zu wissen und noch so lebendig zu glauben, genügt<br />

bei weitem noch lange nicht, son<strong>der</strong>n man muss das vollauf tun in allen<br />

noch so schwierigen Lebensverhältnissen und muss sich darin zu je<strong>der</strong> Zeit<br />

üben; denn nur eine unausgesetzte fleißige Übung macht aus dem Jünger<br />

erst einen Meister!“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd. 5; Kap. 72,12-14)


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

31<br />

Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

Der Mystiker Johannes Tauler und Zen<br />

Ketzerische Annäherungen an das eigentlich Unbeschreibliche<br />

Werner Krebber<br />

Den Theologen, <strong>der</strong> Martin Luther und Thomas Münzer beeinflusste,<br />

kennen sehr wenige, seinen „Meister“ kennen allerdings viele, nämlich den<br />

Mystiker Meister Eckhart.<br />

Johannes Tauler hatte aber auch noch an<strong>der</strong>e Meister, die so genannten<br />

„heidnischen Meister“. Auf die Suche nach den letzteren begibt sich dieser<br />

Beitrag und entdeckt dabei eine geheime, „mystische“ Verwandtschaft<br />

zwischen <strong>der</strong> Botschaft des Eckhart-Schülers und <strong>der</strong> Zen-Praxis<br />

Der Mensch „muss alles lassen, dieses Lassens selbst noch ledig<br />

werden, es lassen, es für nichts halten und in sein lauteres Nichts<br />

sinken.“<br />

„Du musst auf dein Nichts gewiesen werden und sehen, was in dir<br />

verborgen und verdeckt liegt. Bleib bei dir selber!“<br />

„Soll Gott sprechen, so musst du schweigen, soll Gott eingehen, so<br />

müssen alle Dinge ihm den Platz räumen.“<br />

„Du sollst dieses tiefe Schweigen oft und oft in dir haben und es in dir<br />

zu einer Gewohnheit werden lassen, so dass es durch Gewohnheit ein<br />

fester Besitz in dir werde.“<br />

Anweisungen eines buddhistischen Zen-Meisters? So könnte man auf<br />

den ersten Blick zunächst meinen. Doch es sind die Worte eines Menschen<br />

des Spätmittelalters, eines christlichen Mystikers. Es sind Sätze von<br />

Johannes Tauler, <strong>der</strong> wahrscheinlich kurz nach 1300 geboren wurde und<br />

1361 starb. Das ihm zugeschriebene Adventslied „Es kommt ein Schiff<br />

geladen …“ kennen viele. Weniger bekannt jedoch ist die tiefe mystische<br />

Schau Taulers, die in weiten Teilen ganz erstaunliche Parallelen zum Zen<br />

aufweist. Sie ist nicht in philosophisch-theologischen Abhandlungen<br />

spekulativer Mystik überliefert, son<strong>der</strong>n in knapp über achtzig Predigten,<br />

die vermutlich kurze Zeit nach dem Tode Taulers nie<strong>der</strong>geschrieben<br />

wurden.<br />

Was ist Zen? Und was ist Mystik?<br />

Eine Bemerkung vorab: Wer in <strong>der</strong> umfangreichen Literatur zum Zen<br />

<strong>der</strong> Frage „Was ist Zen?“ nachgeht, stößt auf mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

einleuchtende Be- und Umschreibungen, die häufig in negativer<br />

Darstellung angeben, was Zen nicht ist. Was aber ist Zen? Diese Frage<br />

muss beantwortet werden, bevor wir Parallelen bei Tauler suchen und


32 Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

finden können.<br />

„Zen lehrt, dass die Buddha-Natur, o<strong>der</strong> die Möglichkeit, Erleuchtung<br />

zu erreichen, in jedem innewohnt, aber aus Unwissenheit brachliegt …“<br />

Erreicht wird die Erleuchtung „mit einem plötzlichen Durchbruch <strong>der</strong><br />

Grenzen des gewöhnlichen, alltäglichen, logischen Denkens“ beschreibt<br />

die „New Encyclopaedia Britannica“ den Sinn des Zen. Mit den Sätzen:<br />

„Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Zen-Praxis steht die „sitzende Versenkung“ (zazen).<br />

Sie soll zur Erleuchtung (satori) führen, <strong>der</strong> plötzlich eintretenden<br />

Erkenntnis <strong>der</strong> Einheit allen Seins, des Heiligsten und des Profansten“<br />

versucht „Meyers Enzyklopädisches Lexikon“ dem Wesen des Zen näher<br />

zu kommen.<br />

Und ein Zweites: Was ist Mystik? Das ist wohl am klarsten und<br />

eindeutigsten mit dem zu fassen, was <strong>der</strong> Mystiker erfährt: „Durch die<br />

mystischen Berührungen wird <strong>der</strong> Mensch aus seinem verteilten,<br />

gewöhnlich-tag-täglichen Bewusstsein herausgeholt. Er wird „eingekehrt“<br />

und spürt nun, dass in seinem „Herzen“ etwas geschieht. Er wird weiter<br />

aus <strong>der</strong> „Eigenheit“ heraus- und in seinen „Grund“ hereingezogen. Dieser<br />

plötzliche Übergang vom Durchschnittsbewusstsein, wo er selbst Herr und<br />

Meister ist, zu dem Niveau, auf dem sich <strong>der</strong> „ganz An<strong>der</strong>e“ fühlen lässt,<br />

ist ein erschütterndes Erlebnis,“ schreibt Paul Mommaers. Und genau<br />

darauf gilt es, sich stets neu einzulassen.<br />

Weg und Wirkung Johannes Taulers<br />

Wahrscheinlich kurz nach 1300, so wird berichtet, ist Tauler als Sohn<br />

einer Strassburger Patrizierfamilie geboren. Früh tritt er in den<br />

Predigerorden <strong>der</strong> Dominikaner ein, widmet sich <strong>der</strong> Seelsorge und predigt<br />

etwa ab 1330 vor allem in Gemeinschaften <strong>der</strong> Dominikaner und in<br />

Häusern <strong>der</strong> Beginen. Im Zuge eines politischen Machtkampfes zwischen<br />

Kaiser und Papst muss Tauler jedoch zusammen mit den an<strong>der</strong>en<br />

Dominikanern aus Strassburg emigrieren. Er geht zunächst nach Basel ins<br />

Exil. Verschiedene Reisen führen ihn später nach Köln und an den<br />

Nie<strong>der</strong>rhein, bis er 1361 in seiner Heimatstadt Strassburg stirbt.<br />

Die Wirkungsgeschichte Taulers ist ebenso wechselhaft wie<br />

eindrucksvoll. Seine Predigten beeinflussten den frühen Reformatoren<br />

Martin Luther ebenso wie Luthers Gegenspieler, den revolutionären<br />

Thomas Münzer <strong>der</strong> Bauernkriege. Fast ins Schwärmen kommt im 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Dichter Heinrich Heine in seiner „Geschichte <strong>der</strong> Religion<br />

und Philosophie in Deutschland“, wenn er schreibt: „Hier erwähnen wir<br />

daher namentlich des Johannes Tauler … Er gehörte zu jenen Mystikern,


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

33<br />

die ich als die platonische Partei des Mittelalters bezeichnet habe… Seine<br />

Sprache ist wie ein Bergquell, <strong>der</strong> aus harten Felsen hervorbricht,<br />

wun<strong>der</strong>bar geschwängert von unbekanntem Kräuterduft und<br />

geheimnisvollen Steinkräften.“<br />

Die geistesgeschichtliche Traditionslinie, auf die Tauler sich bezieht,<br />

beginnt mit dem spätantiken Philosophen Proklos (411 – 485 n. Chr.), also<br />

etwa um die Zeit, als Bodhidarma, <strong>der</strong> vor allem in China lebte und 528<br />

gestorben ist, den Zen-Buddhismus begründete.<br />

Tauler zitiert Proklos als „heidnischen Lehrmeister“ mit den Worten<br />

„willst du aber noch höher kommen, so lass das vernünftige Hinschauen<br />

und Anstarren, denn die Vernunft liegt unter dir, und werde eins mit dem<br />

Einen. Und er nennt das Eine eine göttliche Finsternis, still, schweigend,<br />

schlafend, übersinnlich.“<br />

Auf Proklos stützt sich auch Dionysius Areopagita (um 550 n. Chr.). In<br />

seiner Abhandlung über die „Unfassbarkeit Gottes“ schreibt er unter<br />

an<strong>der</strong>em: „Er allein ist <strong>der</strong> Urgrund, <strong>der</strong> allumfassende Ursprung alles<br />

Seins und Nichtseins, darin Vollkommenheit und Überschwang, die Fülle<br />

von Allem und <strong>der</strong> Verzicht auf alles und die Jenseitigkeit selbst über alles<br />

umschlossen liegt. Kein Sein und kein Nichtsein kann Ihn treffen und Ja<br />

und Nein erreichen Ihn nicht.“<br />

Auf diese Traditionen greift Tauler zurück, die noch anzureichern sind<br />

mit Platon (428/27–348/47) und Plotin (um 205–270) und die ergänzt<br />

werden müssen mit den Kirchenvätern Augustinus (354–430) und Thomas<br />

von Aquin (1225/6–1274) sowie Dominikus (um 1170–1221), den<br />

Grün<strong>der</strong> des Dominikanerordens. Etwa in dieser Zeit waren übrigens<br />

innerhalb des Buddhismus in Japan die Rinzai-Schule (Eisai 1141–1215)<br />

und die Soto-Schule (Dogen 1200–1253) entstanden. Vor allem und in<br />

beson<strong>der</strong>er Weise ist jedoch <strong>der</strong> Mystiker Meister Eckhart (um 1260–<br />

1327) zu nennen, dessen direkter Schüler Johannes Tauler war.<br />

Aufstieg aus dem Grund<br />

Für Johannes Tauler ist <strong>der</strong> Mensch immer im Aufstieg, immer in<br />

Bewegung. Denn nur so kann er zu dem Durchbruch gelangen, <strong>der</strong> ihn auf<br />

seinem Weg weiterbringt. Nicht eindimensional, son<strong>der</strong>n in drei Schichten<br />

bewegt sich nach Taulers Überzeugung <strong>der</strong> Mensch dabei von <strong>der</strong> Selbstzur<br />

Gotteserkenntnis. Eine Passage aus <strong>der</strong> Predigt „Von <strong>der</strong> Geburt Gottes<br />

im Menschen“ verdeutlicht dies: „Die Seele hat drei edle Kräfte, in denen<br />

sie ein reines Abbild <strong>der</strong> heiligen Dreifaltigkeit ist: Gedächtnis, Verstand<br />

und freier Wille. Und mittels dieser Kräfte erfasst sie Gott und ist für ihn


34 Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

empfänglich, so dass sie alles dessen empfänglich werden kann, was Gott<br />

ist und hat und geben kann, und vermittels ihrer schaut sie in die Ewigkeit.<br />

Denn die Seele ist zwischen Zeit und Ewigkeit geschaffen: Mit ihrem<br />

obersten Teile gehört sie in die Ewigkeit, und mit ihrem untersten Teile,<br />

mit ihren sinnlichen, tierischen Kräften, gehört sie in die Zeit. Nun ist die<br />

Seele sowohl mit ihren obersten wie mit ihren untersten Kräften in die Zeit<br />

und die zeitlichen Dinge ausgeströmt, infolge <strong>der</strong> nahen Verwandtschaft,<br />

die die obersten Kräfte zu den untersten haben; daher wird ihr auch dieser<br />

Lauf sehr leicht, und sie ist sogar bereit, ganz in die sinnlichen Dinge<br />

auszulaufen, und geht so <strong>der</strong> Ewigkeit verlustig. Wahrhaftig, es muss<br />

notwendig ein Rücklauf geschehen, soll diese Geburt geboren werden, es<br />

muss eine kräftige Einkehr geschehen, ein Einholen, ein inwendiges<br />

Sammeln aller Kräfte, <strong>der</strong> untersten und <strong>der</strong> obersten, und so muss eine<br />

Vereinigung von aller Zerstreuung stattfinden …“<br />

Louise Gnädinger beschreibt in ihrer Biographie des spätmittelalterlichen<br />

Mystikers Tauler, worum es ihm vor allem geht: „Im eigenen,<br />

als tief innerlich liegend empfundenen Abgrund stößt <strong>der</strong> Mensch, hat er<br />

sich den Weg dorthin einmal frei gemacht, auf den göttlichen Abgrund.<br />

Beide Abgründe, <strong>der</strong> menschliche und <strong>der</strong> göttliche, rufen einan<strong>der</strong> zu und<br />

herbei, und in dem dynamisch wogenden Hin-und-Her-Rufen führt und<br />

leitet <strong>der</strong> göttliche Abgrund den menschlichen in sich hinein in den<br />

Umschwung <strong>der</strong> Gottheit“.<br />

Denn Tauler bleibt in seinen Predigten nicht dabei stehen, die Suche<br />

des Menschen nach Reichtum, Ordnung, Gestalt, Wahrheit, Wesen etc. in<br />

seiner Ganzheit zu beschreiben. Er geht weiter: „Er tastet nach <strong>der</strong> letzten<br />

Wesenstiefe im Menschen“, schreibt Josef Zapf. „Er ringt um den<br />

Überschritt in den göttlichen Grund. Dort vollzieht sich die Geburt Gottes<br />

im Menschen.“<br />

Ganz entscheidend für diese Gottesgeburt im Menschen ist Taulers<br />

Überzeugung, dass <strong>der</strong> Mensch ein Nichts ist. Allerdings nicht in dem<br />

gemeinhin negativ verstandenen Sinn, son<strong>der</strong>n so begriffen, dass er dem<br />

eigenen Nichts auf den Grund geht. Dass er es sehen kann als Nichtigkeit<br />

und Sinnlosigkeit <strong>der</strong> Welt. Tauler meint, dass <strong>der</strong> Mensch „von Grund aus<br />

sein natürliches und sein gebrechliches Nichts erkennen“ soll.<br />

Der Mensch „muss alles lassen, dieses Lassens selbst noch ledig<br />

werden es lassen, es für nichts halten und in sein lauteres Nichts sinken.“<br />

Tauler weiß: „Willst du in Gottes Innerstes aufgenommen, in ihn<br />

gewandelt werden, so musst du dich deiner selbst entäußern, aller<br />

Eigenheit, deiner Neigungen, aller Tätigkeit, aller Anmaßung, aller Weise,<br />

in <strong>der</strong> du dich selber besessen hast; darunter geht es nicht. Zwei Wesen


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

35<br />

und zwei Formen können nicht zugleich nebeneinan<strong>der</strong> bestehen. Soll das<br />

Warme hinein, so muss das Kalte notwendigerweise hinaus. Soll Gott<br />

eintreten? Das Geschaffene und alles Eigene muss dafür den Platz<br />

räumen. Soll Gott wahrhaftig in dir wirken, so musst du in einem Zustand<br />

bloßen Erduldens sein; all deine Kräfte müssen so ganz ihres Wirkens und<br />

ihrer Selbstbehauptung entäußert sein, in einem reinen Verleugnen ihres<br />

Selbst sich halten, beraubt ihrer eigenen Kraft, in reinem und bloßem<br />

Nichts verharren. Je tiefer dieses Zunichtewerden ist, um so wesentlicher<br />

und wahrer ist die Vereinigung.“<br />

Sich lösen von äußeren Bil<strong>der</strong>n<br />

Zu dieser Vereinigung von Gott und Mensch, die alle Trennungen<br />

aufhebt, gehört für den Seelsorger und Prediger, dass sich <strong>der</strong> Mensch von<br />

allen Bil<strong>der</strong>n löst.<br />

„Man findet gar manchen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> bildhaften Weise sehr bewan<strong>der</strong>t<br />

ist und große Freude an solcher Übung besitzt, aber keinerlei Zugang zur<br />

Innerlichkeit seiner Seele hat … Das kommt daher, dass sie zu sehr bei den<br />

sinnlichen Bil<strong>der</strong>n verweilen und dabei verharren und nicht vorwärts<br />

kommen und nicht in den Grund durchbrechen, wo die lebendige Wahrheit<br />

leuchtet: denn man kann nicht zwei Herren dienen: den Sinnen und dem<br />

Geist.“<br />

Seine Zuhörer for<strong>der</strong>t er auf, dass sie „die Bil<strong>der</strong> bald fahren lassen und<br />

mit flammen<strong>der</strong> Liebe durch den mittleren in den allerinnersten Menschen<br />

hindurchdringen.“ Und wie Proklus meint Tauler: „Solange <strong>der</strong> Mensch<br />

mit den Bil<strong>der</strong>n, die unter uns sind, beschäftigt ist und damit umgeht,<br />

wird er niemals in den Grund gelangen.“<br />

Für Tauler gehört existentiell zum Gelingen des Durchbruchs die<br />

Abgeschiedenheit vom Äußeren, das Aufgeben <strong>der</strong> Anhänglichkeit an<br />

Dinge, Geschöpfe o<strong>der</strong> Gewohnheiten, <strong>der</strong> Blick <strong>der</strong> Einfachheit, die<br />

Einkehr in den Grund und <strong>der</strong> Einklang mit Gott, <strong>der</strong> Grund des Menschen<br />

und sein Nichts mit all seinen Facetten, das Erkennen des Selbst, das<br />

Schweigen, damit Gott sprechen kann …<br />

Vom Gewahr-Werden zum Gewahr-Sein: hier und jetzt<br />

Tauler geht es in seinen Predigten nicht um intellektuelle Anregungen,<br />

son<strong>der</strong>n um praktische Anweisungen. Er mahnt seine Zuhörerinnen und<br />

Zuhörer immer wie<strong>der</strong>, ihrer Selbst gewahr zu werden, aufmerksam zu<br />

werden, sich zu beachten und zu beobachten, um in diesem Prozess ihrer<br />

Selbst gewahr zu sein. In <strong>der</strong> beobachtenden Teilnahme des Menschen ist


36 Die Allgegenwart Gottes<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

er fähig, die Kräfte seines Gemütes zu erkennen und zu aktivieren, den<br />

Grund unseres Geistes. Denn das Gemüt „steht bei weitem höher und<br />

innerlicher als die Kräfte; diese haben all ihr Vermögen von ihm und sind<br />

darin und von da heraus geflossen … es erkennt sich als Gott in Gott, und<br />

dennoch ist es geschaffen.“<br />

Und wie<strong>der</strong> zitiert Tauler hier in <strong>der</strong> 53. Predigt den spätantiken<br />

Philosophen Proklus mit den Worten: „Wir suchen auf verborgene Weise<br />

das Eine, das weit über Vernunft und Erkenntnis steht“.<br />

Doch das Un-Erklärbare, das Un-Beschreibliche, dem wir uns ständig<br />

gegenübersehen, hat sich nicht irgendwo, son<strong>der</strong>n im konkreten Leben zu<br />

bewähren, im Hier und Jetzt. Das gilt für Zen ebenso wie für Mystik. Im<br />

Buddhismus wie bei Tauler. Entscheidend ist dafür jedoch nicht eine<br />

spirituelle Innendekoration, ein Verhüllen <strong>der</strong> inneren Wände mit frommen<br />

Tüchern. Ganz existentiell ist die Erfahrung <strong>der</strong> Tiefe des eigenen Grundes<br />

im wirkenden Grund göttlichen Seins.<br />

Bei Tauler klingt das so: „Dann soll <strong>der</strong> Mensch die Eigenschaft <strong>der</strong><br />

Einsamkeit Gottes in <strong>der</strong> stillen Leere betrachten … Denn dort ist alles<br />

still, geheimnisvoll und leer. Darin ist nichts als die lautere Gottheit.<br />

Dorthin kam nie etwas Fremdes, kein Geschöpf, kein Bild, keine Form.“<br />

<br />

Die Allgegenwart Gottes<br />

„Siehe, die Liebe ist Mein eigenst innerstes Urgrundwesen! Aus diesem<br />

Wesen gehet erst die eigentliche Gottheit o<strong>der</strong> die durch alle Unendlichkeit<br />

ewig wirkende Kraft hervor, welche da ist Mein unendlicher Geist aller<br />

Heiligkeit.<br />

Dieses Urgrundwesen bin Ich aber Selbst, also wie Ich jetzt vor dir<br />

stehe, und da, aus dieser Brust ist die ganze Unendlichkeit erfüllt von<br />

Meinem Geiste, <strong>der</strong> da ist Mein langer mächtigster Arm und allzeit also<br />

wirkt ins allerunendlichste, wie Ich es in dieser Meiner Brust will.<br />

Siehe, demnach bin Ich auch überall durch diesen Meinen Geist<br />

vollkommen gegenwärtig und kann da bilden, schaffen und ordnen.<br />

Denn Meine Gedanken erfüllen stets den unendlichen Raum, welcher<br />

da ist ewig aus Mir; aber zur Erscheinung kommen sie erst da und dann,<br />

wo und wann Ich sie mit Meinem Willen ergreife und sie dann festhalte.<br />

Siehe nun, aus eben diesem Meinem Urgrundwesen aber habe Ich auch<br />

dich gestaltet, eine zweite, ihrer selbst bewusste frei tätige Liebe aus Mir, –<br />

nicht nur ein alleiniger Gedanke, son<strong>der</strong>n eine freie Liebe aus Mir!“<br />

(Haushaltung Gottes Bd. 2, Kap. 94,17-21)


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Der Stille das Wort reden<br />

37<br />

Der Stille das Wort reden<br />

Nikolaus Brantschen<br />

Über Stille, Ruhe und Sammlung wird heute viel<br />

gesprochen und geschrieben. Stille o<strong>der</strong> das Fehlen <strong>der</strong><br />

Stille ist zum Thema geworden, und nicht selten werde ich<br />

gebeten, mich darüber zu äußern, wie im folgenden<br />

Radiogespräch.<br />

Herr Brantschen, wie viel Stille brauchen Sie pro Tag?<br />

Mindestens eine Stunde.<br />

Wie praktizieren Sie Stille? Was tun Sie, um zur Ruhe zu kommen?<br />

Ich sitze. Das heißt: Ich praktiziere Zen-Meditation.<br />

Sie sitzen einfach? Was bringt das?<br />

Nikolaus Brantschen<br />

Jesuit und Priester<br />

lebt in Zürich<br />

„Einfach sitzen“ ist gar nicht so einfach. Es braucht Entschiedenheit,<br />

sich aufrecht zu halten - gut gespannt, aber nicht verspannt. Und es<br />

braucht die Entschlossenheit, nicht umherzurutschen, sich zu kratzen o<strong>der</strong><br />

sonst wie abzulenken, son<strong>der</strong>n einfach nur da zu sein. Sie fragen, was das<br />

bringt. Es bringt Stille. Genauer gesagt: Wenn ich gesammelt sitze und auf<br />

den Atem achte, so erfahre ich, dass Stille im Grunde da ist. Es ist wie bei<br />

einem See: Wenn ich nicht darin wühle und keine Steine hineinwerfe,<br />

glättet er sich, und ich sehe bis auf den Grund. Stille schafft Klarheit.<br />

Wir haben ja immer eine Fülle von Gedanken und Bil<strong>der</strong>n<br />

im Kopf. Kann man diese einfach ausklinken und sagen: So, jetzt will ich<br />

nur Stille, keine Gedanken mehr, nur Ruhe. Kann man das befehlen?<br />

Natürlich nicht! Stille kann man nicht machen, die Flut <strong>der</strong> Gedanken<br />

nicht abschalten. Denn diese kommen, wie und wann sie wollen. Was ich<br />

tun kann ist, richtig damit umgehen, nämlich die Gedanken kommen<br />

lassen - und sie wie<strong>der</strong> gehen lassen. Ich bin ja mehr als meine Gedanken<br />

und mehr als meine Gefühle. In <strong>der</strong> Stille, im Präsent-Sein<br />

kann ich erfahren, dass die Gedanken eigentlich nicht mein Letztes sind.<br />

Im Idealfall kommen sie aus einer tieferen Schicht, aber diese tiefere<br />

Schicht hat eine noch tiefere. Und dort ist Stille. Um das Bild vom See<br />

nochmals aufzunehmen: Wenn ich in eine gewisse Tiefe hinabsteige, sind<br />

die Gedanken wohl noch da, aber sie sind wie das Kräuseln des Wassers<br />

an <strong>der</strong> Oberfläche. Sie wühlen nicht alles auf.<br />

Sie sind Jesuit. Dass Sie sich mit Stille befassen und meditieren, ist<br />

eigentlich nahe liegend. Es gibt aber immer mehr Leute, die in <strong>der</strong> Hektik<br />

und im Stress leben und sich nach Stille sehnen. Woher kommt das?


38 Der Stille das Wort reden<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Wir Jesuiten haben in <strong>der</strong> Tat eine lange Ausbildung in Kontemplation<br />

und Meditation, aber es ist nicht so, dass man ein für alle Mal Stille hat.<br />

Stille muss man üben - ein Leben lang. Dies vorweg. Und nun zu Ihrer<br />

Frage, warum suchen heute so viele Menschen die Stille. Nun, das ist nicht<br />

erst heute so. Als ich vor dreißig Jahren anfing, Meditationskurse zu leiten,<br />

hat es geheißen, das sei eine neue Mode. Diese Mode werde wie<strong>der</strong><br />

verschwinden. Doch <strong>der</strong> Wunsch nach Stille und Meditation ist nicht<br />

verschwunden. Offensichtlich hat <strong>der</strong> Mensch Sehnsucht nach einer<br />

umfassenden Zugehörigkeit, nach einem tiefen Verstehen des Lebens und<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit. Diese Sehnsucht können wir nicht stillen, ohne still zu<br />

werden. Die Sehnsucht nach Stille ist da. Doch es gibt auch die Angst vor<br />

<strong>der</strong> Stille. Viele Menschen suchen zwar Stille, gleichzeitig aber fliehen sie<br />

davor. Die Vorstellung von Stille und Ruhe fasziniert. Wenn es aber<br />

einmal wirklich still ist, dann schalten wir schnell das Radio ein, holen<br />

etwas aus dem Kühlschrank o<strong>der</strong> suchen nach einer an<strong>der</strong>en Ablenkung.<br />

Hier braucht es einen mutigen, entschlossenen Schritt, sich in den Raum<br />

<strong>der</strong> Stille zu wagen und sich dort auszuhalten, sich <strong>der</strong> Stille zu stellen. Im<br />

Übrigen: Stille ist nicht Selbstzweck. Es geht nicht darum, um jeden Preis<br />

Ruhe zu haben. Der Weg nach innen, in die Stille und Sammlung, ist ein<br />

halber Weg.<br />

Und was ist <strong>der</strong> ganze Weg?<br />

Den ganzen Weg gehen heißt, auch wie<strong>der</strong> nach außen gehen.<br />

Innerlichkeit muss sich äußern. Sonst betreiben wir reine Nabelschau,<br />

kreisen um uns selbst und versuchen uns zu konservieren, bis wir<br />

irgendwann als Konservendosen ins Grab sinken. Das ist nicht interessant,<br />

nicht einmal für die Würmer.<br />

Meinen Sie also, dass wir still werden sollten, um dann umso lauter und<br />

bestimmter auftreten zu können?<br />

Um Gottes willen, nein! Dieses „um-zu-Denken ist unbedingt zu<br />

hinterfragen. Ich benutze die Stille nicht als eine Art Trimm-dich-Methode<br />

nach dem Motto: „Werde still, dann kannst du nachher umso mehr<br />

leisten!“ Richtig ist, dass ich mich dank Stille als ganzer Mensch - nicht<br />

nur in meinem oberflächlichen Können - den Aufgaben des Lebens stellen<br />

kann. Durch die Stille, durch die Besinnung, bekomme ich eine neue Sicht.<br />

Dann nehme ich plötzlich die Menschen, die Dinge nicht mehr als<br />

voneinan<strong>der</strong> getrennt wahr, son<strong>der</strong>n ich erkenne unsere Vernetzung,<br />

unsere Verbundenheit in einer größeren Gemeinschaft. Dieses neue<br />

Bewusstsein, wie man so schön sagt, dieses verän<strong>der</strong>te Denken hilft mir,


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Kontemplation, was ist das?<br />

39<br />

die anstehenden Probleme an<strong>der</strong>s anzugehen und zu lösen. Wir können<br />

beispielsweise die Probleme <strong>der</strong> Armut, des Nord-Süd-Gefälles, <strong>der</strong><br />

Umweltverschmutzung nicht lösen, und wir können mehr Gerechtigkeit<br />

und Frieden nicht schaffen mit einem Denken von gestern, das vor allem<br />

linear o<strong>der</strong> vom Entwe<strong>der</strong>-o<strong>der</strong>-Schema bestimmt ist. Was wir brauchen,<br />

ist eine umfassende Sicht, welche die Voraussicht und Rücksicht mit<br />

einschließt.<br />

Statt eines Vierjahres-Horizontes (bis zu den nächsten Wahlen),<br />

brauchen wir einen Sieben-Generationen-Horizont!<br />

Und Sie glauben wirklich, dass dies alles mit dem Rückzug in die Stille<br />

erreicht werden kann?<br />

Ohne geht es nicht. Es gibt keine effiziente Aktion ohne<br />

Kontemplation. Das lehrt uns die Geschichte. Alle Menschen, die<br />

nachhaltig gewirkt haben, waren Menschen, die sich immer wie<strong>der</strong> Zeit<br />

genommen haben, in die Stille zu gehen.<br />

(Aus: Weg <strong>der</strong> Stille)<br />

<br />

Kontemplation, was ist das?<br />

Willigis Jäger<br />

„Es wohnt eine tiefe Sehnsucht im Menschen, die das Göttliche<br />

selber ist. Gott drängt in uns zur Entfaltung und zum Erwachen.<br />

In uns Menschen stellt sich das Erwachen des Göttlichen dar<br />

als Verlangen nach Geborgenheit, Sicherheit und Heimat.<br />

Es ist die Sehnsucht, heimzukommen, den Platz zu finden, wo alles gut ist,<br />

wo man geliebt und angenommen ist.<br />

Der Mensch erfährt aber sehr bald im Leben, dass kein Mensch dem<br />

Menschen diese letzte Sicherheit geben kann, auch nicht <strong>der</strong> liebste. Es<br />

bleibt diese unüberbrückbare Trennung, diese Heimatlosigkeit, bis er sein<br />

wahres Selbst gefunden hat, besser, bis sein wahres Selbst durch alle<br />

Verkrustungen und Fehlentwicklungen hindurchbrechen kann.<br />

Menschen machen sich also auf den Weg zu Gott, weil sie<br />

diese tiefste Sehnsucht in sich tragen, die letztlich die Sehnsucht<br />

Gottes nach sich selber ist.<br />

Die Religionen haben uns Wege gezeigt, um in diese Erfahrung zu<br />

gelangen. In <strong>der</strong> christlichen Tradition ist es die Kontemplation.<br />

Ein Weg, <strong>der</strong> in die tieferen Schichten unseres Bewusstseins führt.<br />

Jesus nannte diesen Ort Reich Gottes o<strong>der</strong> Leben Gottes.“<br />

Der mystische Weg <strong>der</strong> Kontemplation möchte uns dorthin führen.“


40 Sieben Segnungen<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Sieben Segnungen<br />

Otto Hillig<br />

Die nachstehenden Segnungen, empfangen durch die<br />

Gnade <strong>der</strong> ewigen Liebe, entsprechen <strong>der</strong> hohen<br />

Bestimmung des Menschen, <strong>der</strong> als Bindeglied zwischen<br />

Gott und <strong>der</strong> verirrten Welt berufen ist, das Lebenswasser<br />

Jesu von <strong>der</strong> Quelle nach vertrockneten Herzenssteppen zu<br />

leiten – sodass <strong>der</strong> Mensch, obwohl selbst ein Sün<strong>der</strong>,<br />

durch sein Vertrauen zur Liebe Jesu befähigt ist, eine<br />

geistige Brücke zu schlagen zu jenen, die das geistige<br />

Otto Hillig<br />

( 19. Okt. 1928)<br />

Leben noch nicht in sich kennen. Der erstehende Jesusgeist im Menschen<br />

in <strong>der</strong> Verbindung mit seinem Gottvater Jesus ist <strong>der</strong> Jesus, von dem<br />

geschrieben steht, dass er wird sitzen zur Rechten Gottes, zu richten die<br />

Lebendigen und die Toten. Nicht etwa Hochmut und Selbstüberhebung,<br />

son<strong>der</strong>n gerade die Demut war es, die mich erkennen lehrte die<br />

überschwängliche Gotteskraft auch im Sün<strong>der</strong>herzen.<br />

Es liegt nicht so viel an dem Wortlaut dieser Segnungen, als vielmehr<br />

am Geist, <strong>der</strong> darinnen enthalten ist und von oben kam. Und so kann man<br />

diesen Geist auch in an<strong>der</strong>e Worte kleiden, doch darf man den Geist selbst<br />

nicht schwächen.<br />

Ich lege beim Segnen im Geiste meine rechte Hand in die rechte Hand<br />

des himmlischen Vaters Jesu und fühle so den Lebensstrom<br />

herübergleiten, um ihn durch meine erhobene linke Hand hinaustreten zu<br />

lassen in die Räume <strong>der</strong> Unendlichkeit. Ich verteile die Segnungen auf den<br />

ganzen Tag, so dass ich früh drei, mittags zwei und abends zwei<br />

Segnungen vornehme. Dadurch ist man in <strong>der</strong> Lage, seinen Vater stets bei<br />

sich zu sehen, und Seine für uns bewusste Nähe wirkt belebend.<br />

Ich fand in meinem Herzen die sieben Segnungen, sah sie hervorgehen<br />

gleichsam wie ein Staudengewächs, wobei sich erst Blätter, dann Stängel,<br />

dann Blüten und dann Früchte bildeten. Und so werden auch alle<br />

Geschwister, die von dieser Gnade Gebrauch machen wollen, nur nach und<br />

nach eine Segnung nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en ergreifen müssen, um zuletzt mit dem<br />

Ganzen zu verwachsen. Wenn ich mich veranlasst sah, das was mir <strong>der</strong><br />

gute Vater gab, glaubensstarken Geschwistern bekannt zu geben, so war<br />

dies nicht mein Wille, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wille des himmlischen Vaters, dessen<br />

Drängen in meiner Brust ich Folge leistete. Möge je<strong>der</strong> das, was er davon<br />

in sich vereinbart, benutzen, dass für ihn Unvereinbare aber weglassen!<br />

Ich spreche die Segnungen dreimal o<strong>der</strong> auch mehrmals, bis ich im<br />

Herzen Verbindung fühle. Dies möge die Kontrolle für jeden sein,


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Sieben Segnungen<br />

41<br />

inwieweit <strong>der</strong> Vater wirkend in ihm und durch ihn schafft – damit wir<br />

nicht auf neue Formen uns festlegen, die ohne Leben sind. Nicht <strong>der</strong><br />

Verstand, son<strong>der</strong>n nur das Herz und Gemüt, die Liebe und die Erbarmung<br />

können wirken. Wir wollen ja alle Fürbitte leisten für unsere armen<br />

Mitmenschen. Und es wird sich die Fürbitte stets im Rahmen des<br />

Erkennens, <strong>der</strong> Lebensreife und des Vertrauens des Vaters bewegen. Diese<br />

sieben Segnungen sind ein Gebet für unsere Mitmenschen im Liebewillen<br />

unseres himmlischen Vaters und eine Verherrlichung <strong>der</strong> Liebe unseres<br />

guten Vaters Jesu dadurch, dass wir als erstehen<strong>der</strong> Gottessohn, als<br />

erstehende Gottestochter, durch Seine Gnade göttliches Leben durch uns<br />

fließen lassen, um im Jesussinn einzuwirken auf die menschlichen<br />

Geschicke.<br />

Die sieben Segnungen<br />

wie ich sie aus <strong>der</strong> Gnade und Kraft unseres lieben himmlischen Vaters<br />

empfangen und ausüben durfte, lauten:<br />

1. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet ihr Völker <strong>der</strong> ganzen Erde – dass ihr<br />

erstehet im Geist und in <strong>der</strong> Liebe Jesu und erwachet im Lichte des neuen,<br />

ewigen Wortes! Und dass durch die Gnade Jesu weiche je<strong>der</strong> finstere und<br />

unsittliche Gedanke, dass durch die Gnade Jesu weiche die Schlange <strong>der</strong><br />

Unzucht und Sinnlichkeit für immer und ewig aus eurem Innern! Ziehet<br />

hin im Frieden, Jesus die ewige Liebe, sei mit euch.<br />

Im Namen Jesu Christi seid gesegnet alle ihr nach leiblicher Speise<br />

hungernden Brü<strong>der</strong> und Schwestern, dass <strong>der</strong> Name Jesu als ein lebendiges<br />

Gotteswort euch werde zu einer Stärkung für Seele und Körper. Im Namen<br />

Jesu Christi seid gesegnet all ihr gesamten Nahrungsmittel <strong>der</strong> ganzen<br />

Erde, dass ihr werdet geistig rein und reichet für die Ernährung <strong>der</strong><br />

gesamten Menschheit. Im Namen Jesu seid gesegnet all ihr Fluren <strong>der</strong><br />

ganzen Erde, dass ihr traget, was zur Ernährung <strong>der</strong> gesamten Menschheit<br />

vonnöten ist. Amen.<br />

2. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet ihr Brü<strong>der</strong> und Schwestern unseres<br />

ganzen Kreises und darüber hinaus ihr Geschwisterkreise <strong>der</strong> ganzen Erde,<br />

dass ihr erstrahlet im Glanze <strong>der</strong> Gnade Jesu und so zu Leuchten werdet<br />

für alle Menschen und Geister. Ziehet hin im Frieden, Jesus, die ewige<br />

Liebe, sei mit euch! Amen.


42 Sieben Segnungen<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

(Hieran schließe ich nun alles, was mir persönlich noch beson<strong>der</strong>s nahe<br />

steht.)<br />

3. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet all ihr Geister und Welten im<br />

unendlichen Raume, dass ihr zu Lebensträgern <strong>der</strong> höchsten Gnade, Liebe<br />

und Erbarmung Gottes in Jesu werdet.<br />

Im Namen Jesu Christi seid gesegnet all ihr Brü<strong>der</strong> und Schwestern<br />

allen Nationen entstammend, im großen Jenseits, dass ihr in Jesus Christus<br />

erkennet den Urgrund alles Seins und Werdens. Die ewige Liebe selbst,<br />

Jesus Christus, <strong>der</strong> alleinige Gotte von Ewigkeit und <strong>der</strong> alleinige Herr <strong>der</strong><br />

Unendlichkeit, unser liebevollster, heiligster Vater Jesus ruft auch heute<br />

noch: „Kommet her zu Mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will<br />

euch erquicken! Nehmet auf euch Mein Joch und lernet von Mir, denn ich<br />

bin sanftmütig und von Herzen demütig, damit ihr Ruhe findet für eure<br />

Seelen. Denn Mein Joch ist sanft und Meine Bürde leicht!“<br />

Darum ihr lieben Brü<strong>der</strong> und Schwestern im großen Jenseits, eilet, eilet<br />

in eurem Gemüte Jesu entgegen, zu eurer ewigen Glückseligkeit. Und so<br />

seid im Namen Jesu Christi tausendfältig gesegnet, dass ihr findet den<br />

Willen, den Mut und die Kraft, zurückzukehren in die Arme <strong>der</strong> ewigen<br />

Liebe! Ziehet hin im Frieden, Jesus, die ewige Liebe, sei mit euch! Amen.<br />

4. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet all ihr Brü<strong>der</strong> und Schwestern dies- und<br />

jenseits, die ihr in Verzweiflung ringet und euch mit Selbstmordgedanken<br />

traget! Seid gesegnet im Namen Jesu, dass ihr durch die Gnade Jesu findet<br />

Heil und Stärkung für eure Seelen und dass durch die Gnade Jesu weiche<br />

je<strong>der</strong> Selbstmordgedanke für immer und ewig aus eurem Innern. Ziehet hin<br />

im Frieden, Jesus, die ewige Liebe, sei mit euch! Amen.<br />

5. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet all ihr Witwen und Waisen und<br />

Trauernden <strong>der</strong> ganzen Erde, dass ihr durch die Gnade Jesu findet Licht,<br />

Trost, Kraft und wahres inneres Leben und dass durch die Gnade Jesu sich<br />

euch auftun neue Wege für ein leichteres Fortkommen. Ziehet hin im<br />

Frieden, Jesus, die ewige Liebe, sei mit euch! Amen.<br />

6. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet all ihr Könige, Regenten, Minister,<br />

Volksführer und Machtträger <strong>der</strong> ganzen Erde, dass ihr erstehet im Geiste


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Stetiges Jetzt<br />

43<br />

und in <strong>der</strong> Liebe Jesu und erkennet den Frevel, den ihr an den Völkern <strong>der</strong><br />

Erde begangen, seid gesegnet im Namen Jesu, dass durch die Gnade Jesu<br />

weiche alle Finsternis aus eurem Innern und ihr für<strong>der</strong> leiten könnt durch<br />

die Gnade Jesu die euch unterstellten Völkerschaften zu einem baldigen,<br />

dauernden Frieden in Jesu. Ziehet hin mit Jesu! Jesus, die ewige Liebe, sei<br />

mit euch, durchdringe euch und leite euch. Amen.<br />

7. Im Namen Jesu Christi, des alleinigen Gottes von Ewigkeit und des<br />

alleinigen Herrn <strong>der</strong> Unendlichkeit, in unseres liebevollsten, heiligsten<br />

Vaters Jesu Namen seid gesegnet ihr schwangeren Frauen <strong>der</strong> ganzen Erde<br />

samt euren Früchten, dass ihr durch die Gnade Jesu erstehet im Geist und in<br />

<strong>der</strong> Liebe Jesu und dass ihr schwangeren Frauen ausgebäret Früchte des<br />

ewigen Lebens, als Grund für die neue Erde. Ziehet hin im Frieden, Jesus,<br />

die ewige Liebe, sei mit euch und euren Früchten! Amen.<br />

<br />

Stetiges „Jetzt“<br />

C. S. Lewis<br />

„Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> überhaupt an Gott glaubt, ist auch davon überzeugt, dass<br />

Gott weiß, was er o<strong>der</strong> je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e morgen tun wird. Aber wenn Gott<br />

weiß, dass ich so o<strong>der</strong> so handeln werde, wie kann ich dann die Freiheit<br />

haben, an<strong>der</strong>s zu handeln? Auch dieses Problem ergibt sich aus <strong>der</strong><br />

Vorstellung, dass Gott sich wie wir auf einer Zeit-Linie bewegt, mit dem<br />

einzigen Unterschied, dass er die Dinge voraussehen kann. Wenn das<br />

richtig wäre, wenn Gott unsere Handlungen voraussehen könnte, dann<br />

wären wir in unseren Entscheidungen wirklich nicht mehr frei.<br />

Aber nehmen wir an, Gott stehe außerhalb und über <strong>der</strong> Zeit. Dann ist<br />

für ihn das, was wir „morgen“ nennen, auf die gleiche Weise sichtbar wie<br />

das, was wir „heute“ nennen. Alle Tage sind für ihn „jetzt“. Er „erinnert“<br />

sich nicht an das, was wir gestern getan haben; er sieht es uns nur tun; denn<br />

er hat das Gestern nicht verloren wie wir. Er „sieht“ auch nicht „voraus“ ,<br />

was wir morgen tun werden. Er sieht nur, was wir tun; denn das Morgen<br />

liegt nicht so vor ihm wie für uns.<br />

Wir fühlen uns im gegenwärtigen Moment nicht deshalb in unserer<br />

Handlungsfreiheit eingeschränkt, weil Gott weiß, was wir tun. Ebenso weiß<br />

Gott nun, was wir morgen tun werden, weil er schon im Morgen ist und uns<br />

einfach zusehen kann. In gewisser Weise kennt Gott unser Tun erst, wenn<br />

es getan ist. Aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist <strong>der</strong> Augenblick, in dem wir es<br />

tun, für ihn schon Gegenwart.“<br />

(Quelle: Pardon, ich bin Christ)


44 Über das vertrauensvolle Gebet<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Über das vertrauensvolle Gebet<br />

Der Hirt des Hermas (ca. 150 n. Chr.)<br />

Wirf weg von dir allen Zweifel und jegliches Bedenken, etwas von dem<br />

Herrn zu erbitten, indem du bei dir sprichst: wie kann ich etwas von dem<br />

Herrn erbitten und erlangen, da ich so sehr gegen ihn gesündigt habe?<br />

Mach dir darüber keine Gedanken, son<strong>der</strong>n wende dich von ganzem Herzen<br />

an deinen Herrn und bitte ihn ohne Bedenken, und du wirst seine<br />

Barmherzigkeit kennen lernen, dass er dich gewiss nicht verlässt, son<strong>der</strong>n<br />

die Bitte deines Herzens erfüllen wird.<br />

Denn Gott ist nicht wie die Menschen, die Böses nachtragen, vielmehr<br />

verzeiht er und erbarmt sich seines Geschöpfes. Reinige also dein Herz von<br />

allen Eitelkeiten dieser Welt, auch von den oben erwähnten Bedenken;<br />

dann flehe zum Herrn, und du wirst alles erhalten, und keine deiner Bitten<br />

wird fehlschlagen, wenn du sie vertrauensvoll an ihn richtest. Wenn du aber<br />

zweifelst in deinem Herzen, wirst du keine Bitte erfüllt sehen; denn die an<br />

Gott zweifeln, das sind die Zweifler, und diesen wird überhaupt keine ihrer<br />

Bitten gewährt.<br />

Aber die Vollkommenen im Glauben bitten um alles im Vertrauen auf<br />

den Herrn und erhalten es, weil sie mit Vertrauen bitten, frei von allem<br />

Zweifel. Denn es wird schwerlich geschehen, dass ein Zweifler sein Heil<br />

findet, wenn er sich nicht bekehrt. Reinige also dein Herz vom Misstrauen,<br />

gürte dich mit dem Glauben, denn er ist stark, und vertrau Gott, dass du<br />

alles, um was du ihn bittest, erlangen werdest. Und wenn du einmal den<br />

Herrn um etwas gebeten hast, aber die Erhörung deiner Bitte sich etwas<br />

verzögert, so verliere das Vertrauen nicht, weil deine Seele die Erfüllung<br />

ihres Gebetes nicht schnell erhielt; denn sicherlich ist eine Prüfung o<strong>der</strong> ein<br />

dir unbekannter Fehltritt daran schuld, dass sich die Erfüllung deiner Bitte<br />

verzögert.<br />

Auch musst du beharrlich sein mit dem Gebete deiner Seele, dann wirst<br />

du es erlangen. Wenn aber dein Eifer und dein Vertrauen beim Beten<br />

nachlassen, dann klage dich selbst an und nicht den, <strong>der</strong> dir geben sollte.<br />

Schau dir solch ein Misstrauen an; es ist böse, sinnlos, reißt vielen den<br />

Glauben mit <strong>der</strong> Wurzel aus, sogar ganz Tiefgläubigen und Gefestigten.<br />

Und zwar ist diese Zweifelsucht eine Tochter Satans, und sie vergeht sich<br />

gar schwer an den Dienern Gottes.<br />

Lege also den Zweifel beiseite und beherrsche ihn in allem, rüste dich<br />

dafür mit dem starken und mächtigen Glauben; <strong>der</strong> Glaube verspricht<br />

nämlich alles und vollendet auch alles, das Misstrauen aber, das nicht<br />

(einmal) an sich selbst glaubt, versagt bei allem, was es beginnt. So siehst


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Ein gutes Gebetlein<br />

45<br />

du denn, dass das Vertrauen von oben kommt, vom Herrn, und dass es<br />

große Macht besitzt; das Misstrauen aber ist ein irdischer Geist, kommt<br />

vom Teufel und hat keine Macht.<br />

Diene also du dem mächtigen Glauben und halte dich fern von dem<br />

machtlosen Misstrauen, dann wirst du in Gott leben; auch alle an<strong>der</strong>en, die<br />

so denken, werden in Gott leben.<br />

Ein gutes Gebetlein<br />

Hiermit gebe Ich ein gut Gebetlein für die, welche sich des Zuges <strong>der</strong><br />

Welt nicht erwehren können, da er sich ihnen als ganz unschuldig und<br />

unschädlich darstellt, während er ein von Meiner Liebe erwärmtes Herz als<br />

eine kühlende und somit <strong>der</strong> weltlichen Sinnlichkeit wohltuende, aber dabei<br />

überaus giftige Schlange bekriecht und es durch solche arge, wahrhaft<br />

höllisch-schlangenhafte, magnetische Manipulation sanft einschläfert für<br />

Mich und für Meine Liebe und Gnade, auf dass das Herz ja mit <strong>der</strong> Zeit<br />

von Mir abfallen und in den ewigen Tod übergehen solle!<br />

Darum also gebe Ich dir hier dies mächtige Gebetlein! - Wer es<br />

lebendig, treu und wahr in sich aussprechen wird, <strong>der</strong> wird damit diese arge<br />

Schlange aus seinem Herzen verbannen! - Und so schreibe denn das<br />

Gebetlein!<br />

„Heiliger, liebevollster Vater! Sieh mich armen, schwachen, ganz<br />

ermatteten Sün<strong>der</strong> gnädigst an! - Du, o lieber Vater, hast mich mit <strong>der</strong><br />

höchsten, ewig wahren Liebehitze ergriffen und ziehest mich gewaltig zu<br />

Dir! - Aber ich, ein laues, ja vom Grunde aus kaltes Wesen, bewege mich<br />

nur im alten Elemente meiner angeerbten Todeskälte munter, freudig und<br />

lebhaft weiter. In Deinem heiligen Elemente des Feuers Deiner Liebe aber<br />

werde ich sobald träge und hinfällig faul, dass es mir leichter ist und viel<br />

behaglicher, mich eher im alten Elemente Tage und Wochen lang<br />

umherzutreiben als nur eine Stunde lang in <strong>der</strong> großen Wärme Deiner<br />

Liebe.<br />

Das lehret mich die tägliche Erfahrung! - Ich sehe aber auch, dass mir<br />

dadurch nur <strong>der</strong> vollkommene Tod des Geistes werden kann, da solcher<br />

Sinn aus <strong>der</strong> Hölle mir eingehaucht wird! - So bitte ich Dich, ohne Verzug,<br />

o heiliger, liebevollster Vater, treibe aus mir die arge, mich für das Leben<br />

des Geistes gänzlich einschläfernde Schlange und hauche mich mit Deinem<br />

göttlich väterlichen Troste an, auf dass ich ja nicht nach und nach stets<br />

mehr ver<strong>der</strong>be in meinem Elemente des alten Todes und zugrunde gehe im<br />

sanft kühlenden Gifte meiner eigenen Weltsinnsschlange, so sie mein von<br />

Deiner Liebe erwärmtes Herz, wenn schon wohltuend und weltlich


46 Gebet des Herzens<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

erheiternd, beschleicht und bekriecht!<br />

O siehe, wie ich mich freue, so ich mit meiner weltfreudevollen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> irgend zusammenstoße und mich mit ihr belustige über<br />

schale, eitle und völlig nichtige Dinge! Aber von Dir, o Vater, zu reden<br />

und mein Herz und Angesicht zu Dir zu kehren, da werde ich bald<br />

schläfrig und voll langer Weile. Und es ist mir nicht selten die<br />

unbedeutendste Weltarbeit auf den ganzen Tag erheitern<strong>der</strong>, als mich eine<br />

halbe Stunde nur Dir allein zu widmen!<br />

O Herr und Vater, erhöre mich und sei mir armem und überschwachem<br />

Sün<strong>der</strong> gnädig und barmherzig! Deine Liebe belebe mich, Deine Gnade<br />

erleuchte und Deine Erbarmung und Milde stärke und ziehe mich stets<br />

mächtiger zu Dir! - O Vater! Ergreife mich mit Deiner Hand und führe<br />

mich in Dein Reich und in Dein Vaterhaus für ewig! Amen.“ (Hi..2, S. 228)<br />

Gebet des Herzens<br />

„O Vater, Herr und Gott, Dich loben wir, Dir danken wir! – Dich, Gott<br />

und Vater, ehret die Schöpfung weit und breit, alle Sterne und alle Himmel<br />

sind voll von Deinem Ruhme! Alle Engel und alle Himmelsheere dienen<br />

allzeit Deinem Willen! Cherubim und Seraphim singen mit hoher Stimme:<br />

„Heilig ist unser Gott, heilig ist unser Vater! Alle Lande, alle Welten, alle<br />

Himmel sind Seines großen Namens voll!“<br />

Ach, mein Gott und Vater, hilf, hilf, hilf, dass dieser Dein<br />

allerheiligster, über alles mächtiger und kräftiger Name allerwürdigst auch<br />

von uns und durch uns möchte geheiliget werden! – Lasse ja nicht zu, dass<br />

er je möchte verunreiniget werden durch Gedanken, Worte o<strong>der</strong> Werke!<br />

Erbarme Dich, erbarme Dich über mich und die Meinigen und über alle<br />

Menschen!<br />

Siehe, mein Gott und Vater, Du hast mir allergnädigst einen hellen<br />

Schein in mein Herz gegeben und lässest mich wissen und erfahren die<br />

heimliche Weisheit, die im verborgenen ist und allein aus Deiner<br />

unendlichen Liebe und Erbarmung in mein noch höchst unlauteres Herz<br />

fließet! – Oh, verbirg Dein göttlich Antlitz vor meiner Missetat und<br />

schaffe, schaffe, schaffe in mir, o Gott und Vater, ein reines Herz und gib<br />

mir einen gewissen Geist, ja Deinen Heiligen Geist gebe mir!<br />

Verwirf mich nicht, o mein Gott und Vater! Tröste, tröste, tröste mich<br />

allezeit mit Deiner Liebe und Gnade! Ach mein Vater, Gott und Herr,<br />

bekehre Du uns, so sind wir bekehrt! Hilf uns, so ist uns geholfen! – Und<br />

erbarme Dich aller Menschen, Seelen und Geister! – Amen. – O mein<br />

Jesus, in Deinem allerheiligsten, über alles mächtigen und kräftigen<br />

Namen – Amen!“ (Himmelsgaben Bd.1, S. 344)


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Der Geist eines Mör<strong>der</strong>s im Jenseits<br />

47<br />

Der Geist eines Mör<strong>der</strong>s im Jenseits<br />

Ein Gesicht von Sundar Singh<br />

Ein Mann hatte vor einigen Jahren einen christlichen Prediger getötet. Nun<br />

wurde er im Dschungel von einer Schlange gebissen und starb. Als er in die<br />

Geisterwelt kam, sah er ringsumher gute und böse Geister. Weil die<br />

Gesamtansicht seiner Seele ihn als einen Sohn <strong>der</strong> Finsternis auswies, hatten<br />

die bösen Geister bald von ihm Besitz ergriffen und stießen ihn mit sich<br />

hinab, <strong>der</strong> Finsternis entgegen.<br />

Einer <strong>der</strong> Heiligen bemerkte: „Er tötete einen Gottesmann durch das Gift<br />

seines Zornes, und nun hat ihn selbst das Gift einer Schlange getötet. Die alte<br />

Schlange, <strong>der</strong> Teufel, tötete durch diesen Menschen einen unschuldigen Mann.<br />

Jetzt hat <strong>der</strong> Teufel mittels einer an<strong>der</strong>en Schlange, die ihm gleich ist, diesen<br />

Mann getötet, denn er ist „ein Mör<strong>der</strong> von Anfang“ (Joh. 8, 44).<br />

Als <strong>der</strong> Mör<strong>der</strong> fortgebracht wurde, sagte zu ihm einer aus <strong>der</strong> Schar <strong>der</strong><br />

guten Geister, die gekommen waren, um ihm zu helfen: „Ich habe dir von<br />

ganzem Herzen vergeben. Kann ich jetzt etwas tun, um dir zu helfen?"<br />

Der Mör<strong>der</strong> erkannte ihn sogleich als denselben Mann, den er vor einigen<br />

Jahren getötet hatte. Voller Scham und Furcht fiel er vor ihm nie<strong>der</strong>, und<br />

alsbald begannen die bösen Geister laut zu schreien, aber die Engel, die in<br />

einiger Entfernung standen, wiesen sie zurecht und brachten sie zum<br />

Schweigen.<br />

Dann sagte <strong>der</strong> Mör<strong>der</strong> zu dem Mann, den er ermordet hatte: „Wie<br />

wünschte ich, dass ich in <strong>der</strong> Welt dein selbstloses Wesen so hätte sehen<br />

können, wie ich es jetzt sehe! Es tut mir leid, dass ich, weil ich blind und auch<br />

weil dein wirkliches Geistesleben durch deinen Leib verhüllt war, die innere<br />

Schönheit deines Lebens nicht sehen konnte. Dadurch, dass ich dich tötete,<br />

habe ich auch noch viele Menschen des Segens und <strong>der</strong> Wohltat beraubt, die<br />

du ihnen gegeben hättest. Nun bin ich auf ewig in Gottes Augen ein Sün<strong>der</strong><br />

und verdiene voll meine Strafe. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch tun kann,<br />

außer dass ich mich in irgendeiner dunklen Höhle verberge, denn ich kann<br />

dieses Licht nicht ertragen. In ihm macht mein eigenes Herz mich elend; aber<br />

noch viel schlimmer ist, dass alle jede Einzelheit meines sündigen Lebens<br />

sehen können.“<br />

Darauf entgegnete <strong>der</strong> Ermordete: „Du solltest aufrichtig bereuen und dich<br />

zu Gott wenden. Wenn du das tust, dann darfst du hoffen, das Lamm Gottes<br />

werde dich in Seinem eigenen Blut waschen und dir neues Leben geben, damit<br />

du bei uns im Himmel leben kannst und vor <strong>der</strong> Qual <strong>der</strong> Hölle gerettet<br />

bist.“<br />

Darauf erwi<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Mör<strong>der</strong>: „Ich muss meine Sünden nicht erst


48 Der Geist eines Mör<strong>der</strong>s im Jenseits<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

bekennen, denn sie sind allen sichtbar. In <strong>der</strong> Welt konnte ich sie verbergen,<br />

doch hier nicht. Gern möchte ich mit Heiligen wie du im Himmel leben. Aber<br />

wenn ich nicht einmal das schwache selbst-offenbarende Licht in <strong>der</strong><br />

Geisterwelt ertragen kann, wie wird es mir dann in <strong>der</strong> durchdringenden Helle<br />

und Herrlichkeit jenes lichterfüllten Ortes ergehen? Was mich am meisten<br />

hin<strong>der</strong>t, ist dies: meine Sünden haben mein Gewissen so stumpf und hart<br />

gemacht, dass mein Wesen sich nicht Gott zuneigen und bereuen will. Ich<br />

scheine keine Kraft mehr zur Reue zu haben. So bleibt mir nichts an<strong>der</strong>es<br />

übrig, als dass ich auf ewig von hier vertrieben werde. Ach, mein<br />

unglückseliger Zustand!“<br />

Wie er, von Furcht geplagt, das sagte, fiel er nie<strong>der</strong> und seine Genossen<br />

unter den bösen Geistern schleppten ihn in die Finsternis weg.<br />

Da sagte einer <strong>der</strong> Engel: „Sieh, es ist gar nicht nötig, dass irgend jemand<br />

hier verdammt. Ein je<strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> wird von selbst durch sein Leben schuldig<br />

gesprochen. Es ist gar nicht nötig, ihm das zu sagen o<strong>der</strong> Zeugen gegen ihn<br />

aufzurufen. Bis zu einem gewissen Grade beginnt die Strafe im Herzen eines<br />

jeden Sün<strong>der</strong>s bereits, während er noch in <strong>der</strong> Welt ist; aber hier erfährt er<br />

ihre volle Wirkung. Und Gott hat es hier so gefügt, dass Böcke und Schafe,<br />

d. h. Sün<strong>der</strong> und Gerechte, sich von selbst voneinan<strong>der</strong> trennen.<br />

Gott erschuf den Menschen, damit er im Licht lebe, wo Gesundheit und<br />

Freude seines Geistes ewig dauern. Deshalb kann kein Mensch in <strong>der</strong> Finsternis<br />

<strong>der</strong> Hölle glücklich sein, noch kann er wegen seines Sünden-ver<strong>der</strong>bten Lebens<br />

im Licht glücklich sein. So wird ein Sün<strong>der</strong>, wohin er sich auch wenden mag,<br />

sich überall in <strong>der</strong> Hölle finden. Wie ist <strong>der</strong> Stand des Gerechten dem doch<br />

entgegengesetzt: von seiner Sünde befreit, befindet er sich überall im<br />

Himmel!“<br />

„Siehe, das ist das Gericht, dass nun das Gottes-Licht aus den Himmeln<br />

in die Welt gekommen ist; die Menschen aber, da sie aus <strong>der</strong> Finsternis<br />

herausgenommen sind und gesetzt ins Licht, lieben aber dennoch die<br />

Finsternis bei weitem mehr als das nun volle Gotteslicht vor ihren Augen!<br />

Dass aber die Menschen das Licht nicht wollen, das beweisen ihre Werke,<br />

die durch und durch böse sind.<br />

Wer immer solche Werke liebt und tut, <strong>der</strong> ist ein Feind des Lichtes und<br />

hasset dasselbe und wird darum sicher alles aufbieten, dass es mit ihm<br />

nicht ans Licht kommen möchte, damit seine argen Werke, von denen er es<br />

dennoch weiß, dass sie vom Lichte verpönt und gerichtet sind, nicht im<br />

Lichte in ihrer Hässlichkeit erkannt und bestraft werden möchten!“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd. 1; Kap. 21,9+11)


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Weisheitsgeschichten<br />

49<br />

Stille<br />

Ein Mönch hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um in <strong>der</strong><br />

Abgeschiedenheit vom lärmenden Leben seine Zeit <strong>der</strong> Meditation und dem<br />

Gebet widmen zu können. Einmal kam ein Wan<strong>der</strong>er zu seiner Einsiedelei<br />

und bat ihn um etwas Wasser. Der Mönch ging mit ihm zur Zisterne, um das<br />

Wasser zu schöpfen.<br />

Dankbar trank <strong>der</strong> Fremde, und etwas vertrauter geworden bat er den<br />

Mönch, ihm eine Frage stellen zu dürfen: „Sag mir, welchen Sinn siehst du in<br />

deinem Leben in <strong>der</strong> Stille?“<br />

Der Mönch wies mit einer Geste auf das aufgewühlte Wasser <strong>der</strong> Zisterne<br />

und sagte: „Schau auf das Wasser! Was siehst du?“<br />

Der Wan<strong>der</strong>er schaute tief in die Zisterne, dann hob er den Kopf und sagte:<br />

„Ich sehe nichts.“<br />

Nach einer kleinen Weile for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Mönch ihn abermals auf: „Schau auf<br />

das Wasser <strong>der</strong> Zisterne. Was siehst du jetzt?“<br />

Noch einmal blickte <strong>der</strong> Fremde auf das Wasser und antwortete: „Jetzt sehe<br />

ich mich selber!“<br />

„Damit ist deine Frage beantwortet“, erklärte <strong>der</strong> Mönch. „Als du zum ersten<br />

Mal in die Zisterne schautest, war das Wasser vom Schöpfen unruhig, und du<br />

konntest nichts erkennen. Jetzt ist das Wasser ruhig - und das ist die Erfahrung<br />

<strong>der</strong> Stille: Man sieht und erkennt sich selber!“<br />

<br />

Philosophie<br />

Ehe <strong>der</strong> Besucher eine eventuelle Schülerschaft diskutierte, verlangte er<br />

von dem Meister Zusicherungen.<br />

„Könnt Ihr mich lehren, was das Ziel eines Menschenlebens ist?“<br />

„Das kann ich nicht.“<br />

„O<strong>der</strong> wenigstens seinen Sinn?“<br />

„Das kann ich nicht.“<br />

„Könnt Ihr mir das Wesen des Todes erklären und eines Lebens jenseits<br />

des Grabes?“<br />

„Das kann ich nicht.“<br />

Der Besucher ging zornig davon. Die Schüler waren betreten, dass ihr<br />

Meister eine so schlechte Figur gemacht hatte.<br />

Sagte <strong>der</strong> Meister tröstend: „Was nützt es, die Essenz des Lebens zu<br />

verstehen und seinen Sinn zu begreifen, wenn ihr es nie gekostet habt? Mir<br />

ist es lieber, ihr esst euren Pudding, als dass ihr darüber spekuliert.“


50 Weisheitsgeschichten<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Die Geschichte vom Totenschädel<br />

Ein Weiser fand unterwegs einen leeren Totenschädel, <strong>der</strong> zwar<br />

gebleicht war, aber seine Form bewahrt hatte. Er berührte den Schädel mit<br />

einer Gerte und fragte im stillen:<br />

„Wer bist du wohl gewesen? Warst du vielleicht ein Ehrgeizling, <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Gier nach Dasein und Macht vom rechten Wege abwich und in Elend<br />

und Verlassenheit endete? O<strong>der</strong> warst du ein Fürst, <strong>der</strong> sein Volk ins<br />

Ver<strong>der</strong>ben führte und dafür hingerichtet wurde? O<strong>der</strong> hast du deinen<br />

Eltern Schande gebracht, so dass man dich verstieß? O<strong>der</strong> warst du nur ein<br />

hungriger Bettler, <strong>der</strong> in Elend und Kälte am Wege starb? O<strong>der</strong> hast du<br />

vielleicht recht gelebt, dein natürliches Alter erreicht und bist du in<br />

Frieden heimgegangen?“<br />

Nach diesen Worten nahm er den Schädel auf und legte ihn, als er<br />

schlafen ging, unter sein Kopfkissen.<br />

Um Mitternacht erschien ihm <strong>der</strong> einstige Träger des Schädels im<br />

Traum und beantwortete seine Fragen:<br />

„Fragen, wie du sie stelltest, sind Sorgen <strong>der</strong> Lebenden, nicht <strong>der</strong><br />

Heimgegangenen. Für uns Entkörperte gibt es we<strong>der</strong> Ehrgeiz noch falsches<br />

Denken und Tun, we<strong>der</strong> Fürsten noch Bettler, we<strong>der</strong> Obrigkeit noch<br />

Untergebene, we<strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> Lebensalter noch Sorgen um das<br />

Vergängliche. Selbst <strong>der</strong> glücklichste Erdenmensch kann nicht so gelassen<br />

und selig sein wie wir vermeintlich Toten.“<br />

Der Weise dankte für die Belehrung und fragte: „Wenn ich das<br />

Schicksal veranlassen könnte, dass du wie<strong>der</strong>geboren würdest und zu den<br />

Deinen zurückkehren könntest, zu den Freunden und den Freuden des<br />

Daseins - wäre dir das recht ?“<br />

Die Antwort war: „Warum sollte ich meine ruhevolle Seligkeit<br />

aufgeben, um die Mühen des Erdendaseins aufs neue auf mich zu<br />

nehmen?“<br />

<br />

Schicksal<br />

Einer Frau, die ihr Schicksal beklagte, sagte <strong>der</strong> Meister: „Du machst<br />

dir selbst dein Schicksal.“<br />

„Aber ich bin doch wohl nicht verantwortlich dafür, als Frau geboren<br />

zu sein?“<br />

„Als Frau geboren zu sein, ist nicht Schicksal. Das ist Bestimmung.<br />

Schicksal ist, wie du dein Frausein akzeptierst, und was du daraus<br />

machst.“


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Kreation und Evolution<br />

51<br />

Kreation und Evolution<br />

Wilfried Schlätz<br />

Als Laien leuchtet es uns ein, was die Evolutionisten<br />

sagen, mehr als das, was die Kreationisten sagen. In den<br />

USA scheint es da ja leidenschaftlich geführte Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

hierüber zu geben.<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> Kreationisten behaupten, dass Gott in<br />

genau sechs Tagen von Sonntag bis Freitag gemäß <strong>der</strong><br />

materiell-buchstäblich ausgelegten Schöpfungsgeschichte<br />

in 1.Mose 1 das gesamte Weltall und vor allem die Erde<br />

Wilfried Schlätz<br />

Langjähriger Kenner<br />

<strong>der</strong> Offenbarung durch<br />

Jakob <strong>Lorber</strong><br />

mit allen Tieren und den Menschen erschaffen habe, dass also die Saurier<br />

zugleich mit den Menschen erschaffen worden sind vor etwa 6.000 Jahren.<br />

Die Evolutionisten behaupten dagegen, dass das Weltall vor ca. 15<br />

Milliarden Jahren durch den Urknall entstanden sei und dass sich die<br />

Erdoberfläche in vielen Millionen Jahren ganz ohne einen Gott rein durch<br />

Zufall und Notwendigkeit allmählich zu dem heutigen Zustand entwickelt<br />

habe, wobei <strong>der</strong> heutige Mensch als ein allerjüngstes Produkt dieser<br />

Entwicklung frühestens vor ca. 10.000 Jahren sich aus affenähnlichen<br />

Tieren durch große Mutationen entwickelt habe, dass also <strong>der</strong> Mensch vom<br />

Affen abstamme!<br />

Jesus-Jehova gibt in Seinem großen Neuoffenbarungswerk durch<br />

Seinen Schreibknecht Jakob <strong>Lorber</strong> beiden Parteien Recht und zugleich<br />

beiden Parteien Unrecht:<br />

Den Kreationisten wird gesagt: Ihr habt einerseits Recht, wenn ihr alles<br />

auf das Schaffen des Schöpfers zurückführt und die Anbetung des Götzen:<br />

„Zufall“ ablehnt! Aber ihr habt an<strong>der</strong>seits Unrecht, weil ihr die<br />

Schöpfungsgeschichte (1.Mose 1) materiell-buchstäblich auslegt und auf<br />

die materielle Schöpfung bezieht und daraus ableitet, dass Gott alles genau<br />

in 6 Tagen von Sonntag bis Freitag erschaffen habe.<br />

Denn die Schöpfungsgeschichte in 1.Mose 1 bezieht sich überhaupt<br />

nicht auf die materielle Schöpfung des Weltalls, son<strong>der</strong>n nur auf die<br />

innere, seelisch-geistige Entwicklung des Menschen vom Weltmenschen<br />

zum vollendeten Gotteskind.<br />

Die Erschaffung <strong>der</strong> Urgeister und <strong>der</strong> Fall eines Siebtels <strong>der</strong><br />

urgeschaffenen Geister, wodurch sie sich freiwillig in die purste Materie<br />

verwandelt haben, und die allmähliche Entfaltung des heutigen Kosmos<br />

aus den Urzentralsonnen, die als erste materielle Einheiten nichts an<strong>der</strong>es<br />

sind als die zu Materie verdichteten, zusammengeschrumpften<br />

Urgeistervereine, hat unvorstellbar lange Zeiträume in <strong>der</strong> Größenordnung


52 Kreation und Evolution<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

von 10 248 Erdjahren gedauert. Allein die Erschaffung und Entstehung des<br />

materiellen Kosmos hat schon 10 60 gedauert und auch <strong>der</strong> Erdplanet hat<br />

schon ein Alter von 10 30 Jahren. Und die allmähliche Schaffung und<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Erdoberfläche vollzog sich auch in vielen Jahrmillionen,<br />

allerdings durch ständig neue Schöpfungsakte des Gotteszentrums sowie<br />

durch eine fortwährende Überwachung aller Pflanzen und Tiere durch<br />

Aufsichtsgeister und Engel!<br />

Nichts läuft bei <strong>der</strong> Gesteinsbildung, beim Pflanzenwachstum und bei<br />

<strong>der</strong> Entstehung und dem Leben und Sterben <strong>der</strong> Tiere ganz von alleine<br />

o<strong>der</strong> von selbst ab, son<strong>der</strong>n es gibt nicht eine einzige Zellteilung im<br />

Pflanzen- und Tierreich, die nicht von Aufsichtsgeistern und Engeln und<br />

letztlich immer vom Gotteszentrum selbst gesteuert und überwacht würde!<br />

Denn das Gotteszentrum o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schöpfer Jesus-Jehova konnte nicht<br />

einfach mit Seiner Allmacht in einem einzigen Augenblick den heutigen<br />

materiellen Kosmos erschaffen, weil es sich hier um den Fall von völlig<br />

willensfreien Geistern handelt. Um <strong>der</strong> totalen Willensfreiheit <strong>der</strong><br />

beteiligten Geister willen kann und darf das Gotteszentrum nicht mit<br />

Seiner Allmacht eingreifen und die Geister mit Gewalt zum Guten<br />

zwingen, wodurch diese Geister sofort zu Robotern würden. Daher kann<br />

und darf das Gotteszentrum diesen freiwilligen Fall eines Siebtels <strong>der</strong><br />

Urgeister nur behutsam lenken und steuern, ohne dabei im Geringsten in<br />

den freien Willen <strong>der</strong> freiwillig böse gewordenen, d.h. eigenliebig,<br />

selbstsüchtig, hochmütig und herrschsüchtig gewordenen Urgeister<br />

einzugreifen! Und daher dauert diese Fallentwicklung des materiellen<br />

Kosmos diese unvorstellbar langen Zeiträume, und die Entwicklung <strong>der</strong><br />

verschiedenen Erdoberflächen-Zustände ebenfalls nicht vorstellbar lange<br />

Zeiträume!<br />

Den Evolutionisten wird gesagt: Ihr habt einerseits Recht, wenn ihr auf<br />

langen Entstehungs-Zeiträumen beharrt! Aber ihr habt in folgenden<br />

Punkten Unrecht:<br />

Es ist falsch, wenn man den Schöpfer leugnet und alles auf den Götzen<br />

„Zufall“ zurückführen will! Denn das Gotteszentrum und Seine<br />

vollendeten Engel (im Auftrage des Gotteszentrums) haben auf bzw. in<br />

einem jeden Weltkörper eine jede neue Pflanze und ein jedes neue Tier<br />

jeweils neu erschaffen, und ein je<strong>der</strong> Weltkörper ist nur durch<br />

fortwährende schöpferische Eingriffe des Gotteszentrums und Seiner<br />

Engel zu dem geworden, was er heute ist. Dasselbe gilt für die Erschaffung<br />

<strong>der</strong> Kugelsternhaufen, <strong>der</strong> Galaxien und <strong>der</strong> Galaxienhaufen sowie eines<br />

jeden lokalen Universums!<br />

Es ist ebenfalls falsch, dass die Entstehung des heutigen Kosmos in nur


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Kreation und Evolution<br />

53<br />

15 Milliarden Jahren stattgefunden haben soll. In Wirklichkeit hat allein<br />

die Realisierung und Gestaltung des heutigen materiellen Kosmos<br />

mindestens 10 60 Erdjahre gedauert! Und die Erde selbst hat für ihre<br />

Entstehung und für die Gestaltung ihrer sechs großen<br />

Entwicklungsepochen 10 30 Jahre benötigt.<br />

Diese rein seelisch-geistige Auslegung <strong>der</strong> Schöpfungsgeschichte hat<br />

uns Jesus-Jehova in Seinem Werk: „Das Große Evangelium Johannes“,<br />

Band 1, in den Kapiteln 156,9 bis 162,8 durch Jakob <strong>Lorber</strong> erklärt und<br />

geoffenbart.<br />

Die Erschaffung <strong>der</strong> Urgeister vor aller Materie hat uns Jesus-Jehova<br />

vor allem in Seinen folgenden Stellen Seines großen Offenbarungswerkes<br />

durch Jakob <strong>Lorber</strong> erklärt und offenbart: „Großes Evangelium Johannes“:<br />

Band 1, Kap.1; Bd. 2, Kap. 219 – 232; sowie in <strong>der</strong> „Haushaltung Gottes“,<br />

Bd.1, Kap. 5.<br />

Die Entstehung <strong>der</strong> Urzentralsonnen und die innere Entfaltung jeweils<br />

eines lokalen Universums aus jeweils einer <strong>der</strong> insgesamt 10 30<br />

Urzentralsonnen hat uns Jesus-Jehova hauptsächlich in Seinem Werk:<br />

„Das Große Evangelium Johannes“, Bd. 4, Kap. 103 bis 107 durch Jakob<br />

<strong>Lorber</strong> erklärt und geoffenbart.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Erdoberfläche in sechs, jeweils viele Millionen<br />

Jahre langen Erdentwicklungs-Perioden bis zu dem heutigen Zustand hat<br />

uns Jesus-Jehova vor allem in Seinem Werk: „Das Große Evangelium<br />

Johannes“, Bd. 8, Kap. 70 bis 74 durch Jakob <strong>Lorber</strong> erklärt und<br />

geoffenbart.<br />

Und erst dann, wenn sowohl die Kreationisten als auch die<br />

Evolutionisten diese Offenbarungstexte Jesu-Jehovas durch Jakob <strong>Lorber</strong><br />

anerkennen , glauben und sich zu eigen machen, erst dann kann und wird<br />

dieser Kampf zwischen diesen beiden subjektiven Meinungen beendet<br />

sein!<br />

<br />

„Was Moses von <strong>der</strong> Schöpfung sagt, hat mit <strong>der</strong> Erschaffung <strong>der</strong> Welt<br />

gar nichts zu tun, son<strong>der</strong>n allein nur mit <strong>der</strong> Bildung des Menschen von<br />

<strong>der</strong> Wiege angefangen bis zu seiner Vollendung hin; also wird dadurch<br />

auch die Gründung <strong>der</strong> Kirche Gottes auf Erden bis auf diese Zeiten und<br />

fortan bis ans Weltende damit angedeutet.“<br />

(Gr. Ev.Joh. Bd.3; Kap. 235,1)


54 Verschiedenes<br />

<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

Maitagung in Hamburg<br />

vom 1. - 4. Mai <strong>2008</strong><br />

im Elsa-Brändström-Haus, Kösterbergstr. 62,<br />

Hamburg-Blankenese, Tel.: 040-863943<br />

Vorträge:<br />

Dr. Gerhard Jaritz - Die Schöpfung<br />

Dr. Wolfram Göhler - Gethsemane<br />

Wilfried Schlätz - Die Erlösung<br />

Dr. Klemens Bartscht - Der Geist im Menschen<br />

Thorsten Neumann - Vergebung / Heilungshin<strong>der</strong>nisse<br />

Margarete Friebe - Christus im Alltag<br />

Komplettes Programm auf: www.lorber-<strong>Gesellschaft</strong>.de/Tagungen<br />

Auskunft: Edith Heinmüller Tel.: 040-6011161<br />

Bernd-J. Paul Tel.ab 20 Uhr: 040-6018095<br />

Freundschaftstreffen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-NO-Freunde in Kempten/Allg.<br />

Samstag, den 15. März <strong>2008</strong> von 10.00 - 16.00 Uhr<br />

im Haus Hochland, Prälat-Götz-Str. 2, Kempten/Allg.<br />

Thema: „Die Engel - geheimnisvolle Wesen“<br />

Auskunft: Hans Bubestinger, Ampfenham 25,<br />

A-4932 Kirchheim; Tel.: 0043 - (0) 7755-7180<br />

Gründung einer Rentner-Wohngemeinschaft<br />

Geistesschwester sucht ernsthafte Geistesfreunde zur Gründung einer<br />

Rentner-Wohngemeinschaft im Oberallgäu.<br />

Tel.: 08321-7885491 o<strong>der</strong> 0151-15991686<br />

Erholung im Vogtland<br />

Biete kostenloses Quartier für Urlaub im Vogtland.<br />

Info.: Franz Hauser, An <strong>der</strong> Eichleite 12, 07973 Greiz;<br />

Tel.: 03661-670387


<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Jahrestagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

55<br />

Jahrestagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

vom 11. bis 16. Mai <strong>2008</strong><br />

im Hohenwart Forum<br />

Schönbornstraße 25, 75181 Pforzheim-Hohenwart<br />

Telefon: 07234/606-0, Telefax: 07234/606-46<br />

In <strong>der</strong> geografischen Mitte zwischen Stuttgart und Karlsruhe liegt das<br />

Hohenwart Forum, ein mo<strong>der</strong>nes Tagungs- und Bildungszentrum <strong>der</strong><br />

Evangelischen Kirche in Pforzheim.<br />

Mit seiner preisgekrönten Architektur bietet es den Gästen eine Fülle<br />

von Raum in einer offenen und lichten Wiesenlandschaft.<br />

Die Anlage fügt sich aus mehreren achteckigen Häusern zusammen, die<br />

in sich zentriert und miteinan<strong>der</strong> verbunden eine Einheit bilden. Raum<br />

für Bildung und Begegnung, Arbeits- und Gesprächsgruppen.<br />

Das Forum bietet 40 Doppel- und 54 Einzelzimmer mit Dusche/WC und<br />

Telefon.<br />

Die Anmeldung und Abrechnung <strong>der</strong> Tagungsteilnehmer erfolgt direkt<br />

beim ‚Hohenwart Forum‘.<br />

Anmeldeformular und Kostenübersicht befinden sich auf <strong>der</strong> nächsten<br />

Seite, (und im Internet unter www.lorber-gesellschaft.de) bitte<br />

ausschneiden o<strong>der</strong> kopieren, ausfüllen und direkt an das Hohenwart-<br />

Forum einsenden o<strong>der</strong> faxen.<br />

Eine weitere günstige Unterbringungsmöglichkeit in Ferienhäusern mit<br />

je 3 Doppelzimmern bietet ca. 3 Kilometer vom Forum entfernt <strong>der</strong><br />

Ferienpark Schwarzwald, Birgit u. Gebhard Mühltaler<br />

75242 Neuhausen-Schellbronn, Tel.: 07234/1408


Anmeldebogen zur<br />

Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

vom 11.5. - 16.5. <strong>2008</strong> im Hohenwart Forum<br />

Tagungsbeginn:<br />

Tagungsende:<br />

Sonntag, den 11. Mai <strong>2008</strong> (zum Abendessen)<br />

Freitag, den 16. Mai <strong>2008</strong> (nach dem Frühstück)<br />

Hiermit melde(n) ich mich / wir uns verbindlich zur obigen Veranstaltung an.<br />

Anreise am: ….....…... zum Mittagessen bzw. Abendessen<br />

Abreise am: ….....…….nach dem Frühstück Mittagessen Abendessen<br />

1. Vorname, Name: .............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: ........................................................................................<br />

Telefon-Nr. ......................................................................................................<br />

2. Vorname, Name: .............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: ........................................................................................<br />

3. Kin<strong>der</strong>, Name, Alter: ......................................................................<br />

Ich bin bereit, mit einer/m an<strong>der</strong>en Teilnehmer/in ein Zimmer zu teilen.<br />

Ich bin Tagesgast ohne Übernachtung am: So Mo Di Mi Do Fr<br />

und nehme am Mittagessen (14,- €), am Abendessen (11,- €) teil.<br />

Ich / wir wünsche(n): Normalkost vegetarische Kost<br />

310,- € pro Person<br />

für die gesamte Tagung,<br />

inkl. Übernachtung und Vollpension<br />

Kin<strong>der</strong> von 4-14 Jahren erhalten eine Ermäßigung von 50 %.<br />

Zusätzlich wird eine Tagungsgebühr von 25,- € / Pers. erhoben.<br />

Bitte überweisen Sie nur diese vor <strong>der</strong> Tagung mit beiliegenden<br />

Überweisungsträgern in <strong>der</strong> Heftmitte unter dem Stichwort: „Tagungsgebühr“.<br />

Die Tagungsgebühr für Tagesgäste erbitten wir vor Ort in Form einer Spende.<br />

Um möglichst vielen Geistesfreunden die Teilnahme an <strong>der</strong> Tagung zu ermöglichen,<br />

sollen die Doppelzimmer möglichst mit zwei Personen belegt werden. Wir bitten<br />

dies bei <strong>der</strong> Anmeldung zu berücksichtigen und eine zweite Person direkt zu benennen.<br />

Datum / Unterschrift: .....................................................................................................................<br />

Anmeldebogen bitte direkt an das Hohenwart Forum senden bzw. faxen:<br />

Schönbornstraße 25, D-75181 Pforzheim-Hohenwart, Tel.: 07234-606-0, Fax: 07234-606-46


Die Hauptwerke des Mystikers Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)<br />

Das große Evangelium Johannes (10 Bände, je 450 Seiten) - In diesem großen und<br />

herrlichen Offenbarungswerk erhalten wir nach <strong>der</strong> Verheißung Joh. 14,26 eine genaue,<br />

eingehende und tief gedankenvolle Schil<strong>der</strong>ung alles dessen, was Jesus in den drei Jahren<br />

Seiner irdischen Lehrtätigkeit getan und gesprochen hat. Von <strong>der</strong> Fülle des in Joh.<br />

21,25 Angedeuteten hat die Liebe und Gnade des Himmlischen Vaters hier den Menschen<br />

zu ihrer Erleuchtung und Rettung endlos Großes geoffenbart.<br />

Die Haushaltung Gottes (3 Bände, je 450 Seiten) - Dieses Werk entrollt in machtvoller<br />

Sprache ein gewaltiges Bild des göttlichen Weltplanes, <strong>der</strong> Schöpfungsgeschichte und<br />

<strong>der</strong> Urgeschichte <strong>der</strong> Menschheit von <strong>der</strong> Erschaffung Adams bis zur Sündflut.<br />

Die Jugend Jesu (420 Seiten) - Dies ist die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> verschollenen, von Jakobus,<br />

dem Stiefbru<strong>der</strong> des Herrn, verfassten Jugendgeschichte Jesu, des sog. Jakobus-<br />

Evangeliums. Enthaltend die wun<strong>der</strong>bare Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kindheit Jesu, gibt sie uns<br />

auch zugleich ein helles Licht über das Rätsel von Gott und Mensch in <strong>der</strong> Person Jesu.<br />

Die geistige Sonne (2 Bände, je 500 Seiten) - Grundsätzliche Belehrung über die Zustände<br />

im Jenseits und die dortige Weiterentwicklung <strong>der</strong> Seelen. Ein hoch bedeutendes<br />

Werk für Fortgeschrittene.<br />

Bischof Martin (500 Seiten) - Entwicklungswege eines in menschlicher Unvollkommenheit<br />

abgeschiedenen Bischofs im Jenseits bis zu seiner Vollendung.<br />

Von <strong>der</strong> Hölle bis zum Himmel (Robert Blum) (2 Bände, je 500 Seiten) - Erfahrungen<br />

und Erlebnisse des 1848 erschossenen Revolutionärs Robert Blum im Jenseits. Dieses<br />

Werk gibt ein überaus lebendiges, vielseitig aufgeklärtes Bild <strong>der</strong> jenseitigen Weiterentwicklung<br />

dieser politischen Persönlichkeit zum Gotteskind.<br />

Erde und Mond (250 Seiten) - Wichtiges Hauptwerk über die geistige Welterklärung.<br />

Umfassende Darstellung des Baues und <strong>der</strong> Bedeutung von Erde und Mond.<br />

Die natürliche Sonne (1 Band, 320 Seiten) - Mehr als die Werke <strong>der</strong> gelehrten Sternkunde<br />

enthüllt uns dieses Buch die Schöpfungen unseres Sonnensystems. Die Hauptsache<br />

aber dieser Sonnen- und Sternenkunde führt uns zu Gott und zum Leben aus Gott.<br />

Schrifttexterklärungen (112 Seiten) - Lichtvolle, aufschlussreiche Erklärung wichtiger<br />

Bibelstellen.<br />

Die drei Tage im Tempel (96 Seiten) - Der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem.<br />

Briefwechsel Jesu mit Abgarus (40 Seiten) - Wie<strong>der</strong>gabe des einzigen, echten Briefwechsels<br />

Jesu, von welchem das Geschichtswerk des Kirchenvaters Eusebius Kunde<br />

gibt.<br />

Der Großglockner (80 Seiten) - Ein Evangelium <strong>der</strong> Berge, behandelnd die natürliche<br />

und geistige Bedeutung <strong>der</strong> Gebirge und das Wesen und Walten <strong>der</strong> Naturgeister in <strong>der</strong><br />

Bergwelt.<br />

Heilung und Gesundheitspflege (240 Seiten) – Zusammenstellung von Ratschlägen für<br />

die Heilung und Gesun<strong>der</strong>haltung von Leib und Seele.<br />

Kurt Eggenstein – Der unbekannte Prophet Jakob <strong>Lorber</strong>. Ein Einführungsbüchlein.<br />

Gesamtprospekt und Bücher sind zu beziehen durch den LORBER-Verlag<br />

Postfach 1851, 74308 Bietigheim, Deutschland<br />

E-Mail: info@lorber-verlag.de<br />

http://www.lorber-verlag.de


Besinnliche Texte zur Meditation<br />

„So lange du dich sorgen wirst, so lange auch wird Gott<br />

nichts tun für dich! Wie du aber alle deine Sorge auf Ihn<br />

legest, und dich um nichts an<strong>der</strong>es kümmerst und<br />

sorgest, als darnach nur, eben diesen wahren Gott<br />

stets mehr zu erkennen und stets mehr zu lieben, da<br />

wird dann Er dir in allem zu helfen anfangen, und alles,<br />

was du heute noch krumm ersiehest, wird morgen gerade vor dir<br />

stehen. Also kannst du darob ganz ohne Sorge sein, <strong>der</strong> Herr<br />

Himmels und <strong>der</strong> Erde wird das Beste machen für dich und fürs<br />

ganze Volk!“ (Jugend Jesu 87,7) Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)<br />

<br />

„Mit Unvollkommenem zu ringen, ist das Los des<br />

Menschen, ist sein Wert, nicht sein Mangel bloß. Was<br />

unvollkommen ist, das soll vollkommen werden, Denn<br />

nur zum Werden, nicht zum Sein sind wir auf Erden.“<br />

Friedrich Rückert (1788-1866)<br />

<br />

„Allen gehört, was du denkst, dein eigen ist nur, was du<br />

fühlest. Soll er dein Eigentum sein, fühle den Gott, den du<br />

denkst.“ Friedrich Schiller (1759-1805)<br />

<br />

„Allen Menschen ist <strong>der</strong> Glaube an Gott ins Herz gesät.<br />

Es lügen jene, die da sagen, dass sie nicht an die Existenz<br />

Gottes glauben; denn in <strong>der</strong> Nacht und wenn sie alleine<br />

sind, zweifeln sie.“<br />

Seneca (4 v.-65 n. Chr.)<br />

<br />

„Der Jüngling fragte nach seinem Weg zum ewigen<br />

Leben. Jesus antwortete: Ich rufe dich, das ist alles.“<br />

<br />

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)<br />

„Beurteile einen Menschen lieber nach seinen Handlungen<br />

als nach seinen Worten. Denn viele handeln schlecht und<br />

sprechen vortrefflich.“ Matthias Claudius (1740-1815)

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