18.04.2014 Aufrufe

LinuxUser Die private Cloud (Vorschau)

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Tanglu: Debian-Derivat<br />

als Komfort-Desktop S. 6<br />

Just Browsing: Spurlos surfen<br />

dank optimiertem Live-System S. 10<br />

XStreamOS: OpenSolaris<br />

für den Alltagseinsatz S. 36<br />

05.2014<br />

DTP • Mercurial • NETRW • XNViewMP • Xombrero • ZFS • Private CLOUD<br />

05<br />

Vertrauliche Daten selbst zentral hosten, PCs synchronisieren, mobile Geräte anbinden<br />

DIE PRIVATE CLOUD<br />

Low-Budget-<strong>Cloud</strong><br />

mit ArkOS auf dem<br />

Raspberry Pi S. 26<br />

Daten selbst hosten<br />

und synchronisieren<br />

mit Owncloud S. 20<br />

Mobile Datenwolke<br />

Digitus DN-7025 für<br />

den Einsatz unterwegs S. 32<br />

Scribus: Desktop Publishing leicht gemacht S. 46<br />

Professionelle Flyer im Handumdrehen erstellen mit Scribus, Inkscape und Gimp<br />

Hollywoodreifer Schnitt S.64<br />

Endlich da: Profi-Videotool Lightworks<br />

Simpler Datentransport S. 70<br />

Ad-hoc-Kommunikation<br />

im LAN via Netrw-Tools<br />

www.linux-user.de<br />

Allround-Talent XnviewMP S. 40<br />

700 Bildformate betrachten,<br />

konvertieren und verarbeiten<br />

Ultimatives Dateisystem S.82<br />

ZFS unter Linux einrichten und nutzen<br />

Mercurial für Einsteiger S. 74<br />

Einfache Versionsverwaltung<br />

mit Ausbaumöglichkeiten<br />

EUR 5,95 EUR 6,70 sfr 11,90 EUR 7,00 EUR 7,95 EUR 7,95<br />

Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 195111 005955 05


Editorial<br />

Keine Randnotiz<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

Microsoft hat der Welt dieser Tage ein<br />

ungewöhnliches Geschenk gemacht:<br />

den Sourcecode von MS-DOS 1.1 und<br />

2.0 sowie die Quellen von Word for<br />

Windows 1.1a û. Jetzt ist die Hölle<br />

natürlich nicht zugefroren, und so fand<br />

sich recht schnell der sprichwörtliche<br />

kleine Haken an der Sache: <strong>Die</strong> Dateien,<br />

die man dem Computer History Museum<br />

überlassen hat, stehen unter der<br />

Microsoft Research Licence: Sie erlaubt<br />

zwar ein Begutachten und Verändern<br />

der Programme, allerdings nur zu rein<br />

akademischen Zwecken û. Jede Weitergabe<br />

der Derivate bleibt verboten.<br />

Das Geschenk ist also zu Studienzwecken<br />

ein Gewinn, und die zahlreichen<br />

Anekdoten in den Quellen geben<br />

einen kleinen Einblick in die Kultur, die<br />

in den Anfängen bei Microsoft herrschte<br />

û. Ein Paradigmenwechsel aber sieht<br />

ganz anders aus.<br />

Im Gegenteil, mit Satya Nadella übernahm<br />

im Februar ein ausgewiesener<br />

<strong>Cloud</strong>-Experte das Ruder des Konzerns<br />

als CEO û. In Form von Azure hat das<br />

Unternehmen schon eine sehr weit-<br />

reichende Infrastruktur geschaffen, um<br />

<strong>Die</strong>nste und Speicher im Netz anzubieten.<br />

Nun nimmt es mit Office for iPad<br />

Anlauf, um auch jene Plattformen zu erobern,<br />

die bislang als Feindesland galten<br />

û. Egal, welches Gerät Sie benutzen:<br />

Microsoft möchten Ihnen darauf<br />

seine Online-<strong>Die</strong>nste anbieten – und<br />

gewinnt so immer mehr Kontrolle über<br />

Anwendungen und Daten.<br />

Wer jedoch plant, seine Daten in die<br />

Hände der Redmonder zu legen, sollte<br />

vorher einen Blick in die jüngere Geschichte<br />

werfen: 2011 hat Microsoft<br />

Geheimdiensten bereitwillig und ohne<br />

Wissen der Benutzer Zugriff auf deren<br />

Daten gewährt û. Das geschah auf der<br />

Grundlage von Gesetzen aus dem Jahr<br />

2001, und diese gelten nach wie vor.<br />

Gleiches gilt auch für die Mitbewerber<br />

in diesem Feld.<br />

Möchten Sie verhindern, dass irgendwelche<br />

Drei-Buchstaben-<strong>Die</strong>nste in Ihren<br />

Daten stöbern, heißt es selbst aktiv<br />

werden. Der Schwerpunkt ab Seite 20<br />

hilft Ihnen dabei, die richtigen Schritte<br />

zur eigenen <strong>Cloud</strong> in die Wege zu leiten.<br />

Nur so behalten Sie die Hoheit über Ihre<br />

Daten und haben eine Chance, zu bemerken,<br />

wenn sich jemand da ran zu<br />

schaffen macht.<br />

Andreas Bohle<br />

Stellv. Chefredakteur<br />

Dass die freien <strong>Cloud</strong>-Projekte tatsächlich<br />

regen Zuspruch erhalten, zeigt unter<br />

anderem das Beispiel Owncloud.<br />

Hier musste ein Community-Manager<br />

her, um schneller auf Anregungen und<br />

Hilfe aus der Entwicklergemeinde reagieren<br />

zu können û – kein geringerer<br />

als Jos Poortvliet übernimmt nun diesen<br />

Job. Der Blick in den Quellcode gehört<br />

dabei zu den essenziellen Voraussetzungen,<br />

nur so entsteht Vertrauen. Dass<br />

man die Sourcen auch modifizieren darf,<br />

muss selbstverständlich sein – denn das<br />

ist freie Software, und keine Randnotiz<br />

der Geschichte.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/32567<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

3


05<br />

46<br />

Es geht auch ohne Adobe: Wir zeigen<br />

Ihnen, wie Sie mit dem freien<br />

DTP-Programm Scribus ein Projekt vom<br />

ersten Entwurf bis zum druckfertigen PDF-<br />

Dokument planen und stressfrei umsetzen.<br />

Der schlanke Browser Xombrero<br />

58 legt die Kontrolle über Daten und<br />

Inhalte wieder ganz in Ihre Hände.<br />

70<br />

Für einen schnellen Datentransfer<br />

übers Netz brauchen Sie keine aufwendige<br />

Infrastruktur oder permanent laufende<br />

Server, sondern nur die Netrw-Tools.<br />

Heft-DVD<br />

Tanglu 1.0 ......................6<br />

Frei nach dem Motto "Debian kann nicht<br />

alles machen" spricht Tanglu mit einer benutzerfreundlichen<br />

Variante der Distribution<br />

in erster Linie Desktop-Anwender an.<br />

Just Browsing ..................10<br />

Mit der Live-Distribution Just Browsing<br />

hinterlassen Sie beim Surfen im Internet auf<br />

dem verwendeten System keine Spuren.<br />

Aktuelles<br />

News: Software ................14<br />

Komfortable Backups mit Autoarchiver 1.10,<br />

Norton-Klon Gnome Commander 1.4,<br />

URLs überprüfen mit Linkchecker 9.0,<br />

Remote-Sessions verwalten mit PAC 4.5.3.5<br />

Report<br />

Open Hardware ................16<br />

Wie geht man an ein Open-Hardware-Projekt<br />

heran? Wir zeigen am Beispiel von Aaron<br />

Seigos Projekten Vivaldi und Improv, wie<br />

schwierig sich die Realisierung wirklich freier<br />

Hardware gestaltet.<br />

Schwerpunkt<br />

Owncloud .....................20<br />

Speziell bei US-<strong>Cloud</strong>-Anbietern lagern die<br />

eigenen Daten oft alles andere als sicher.<br />

Wesentlich besser abgeschirmt und zudem<br />

sehr komfortabel arbeiten Sie in der eigenen<br />

Datenwolke mit Owncloud.<br />

ArkOS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Kombinieren Sie einen Raspberry Pi und<br />

ArkOS zu einem sicheren Datenhafen. <strong>Die</strong><br />

speziell auf die ARM-Hardware abgestimmte<br />

Distribution macht die Installation des<br />

Systems und das Konfigurieren der erforderlichen<br />

<strong>Die</strong>nste zum Kinderspiel.<br />

Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025 . . . 32<br />

Möchten Sie auch unterwegs und ohne<br />

Internetverbindung Daten zentral speichern,<br />

hilft die "Private <strong>Cloud</strong>" Digitus DN-7025 weiter:<br />

Damit bauen Sie im Nu einen eigenen<br />

mobilen Datenspeicher auf.<br />

6Das umfangreiche Repository des Debian-Projekts lockt viele Nutzer:<br />

Es gibt kaum eine Software, die dort nicht zu finden wäre. Aber die<br />

teils sperrigen Tools zum Administrieren des Systems trüben die Freude an<br />

der Vielfalt. Tanglu kombiniert die Vorzüge des riesigen Fundus mit einer benutzerfreundlichen<br />

Oberfläche und einfach zu bedienenden Tools.<br />

4 05.2014


Es ist ein Dateisystem der Superlative<br />

– doch Lizenzschwierigkei-<br />

82<br />

ten und technische Probleme erschweren<br />

den Einsatz von ZFS unter Linux erheblich.<br />

Wir zeigen, was heute schon geht und wovon<br />

Sie besser die Finger lassen.<br />

20<br />

<strong>Die</strong> <strong>Cloud</strong> aus eigener Hand: Das<br />

verspricht das Projekt Owncloud.<br />

Nach Schwierigkeiten in der Anfangsphase<br />

zeichnet sich nun ab, was die freie<br />

<strong>Cloud</strong>-Lösung leistet und was nicht.<br />

26<br />

Für eine eigene <strong>Cloud</strong> brauchen<br />

Sie keine teure Server-Hardware:<br />

Ein Raspberry Pi und ArkOS genügen, um<br />

den sicheren Datenhafen aufzusetzen.<br />

Praxis<br />

XStreamOS ....................36<br />

Der von der Mailänder Firma Sonicle entwickelte<br />

OpenSolaris-Ableger XStreamOS<br />

versucht, solide Server-Technologie auf den<br />

Desktop zu bringen.<br />

XnviewMP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Unter Windows gilt der Bildbetrachter<br />

Xnview längst als feste Größe. Dank eines<br />

Multiplattform-Redesigns legt er jetzt unter<br />

Linux und Mac OS X nach.<br />

Party-Flyer erstellen . . . . . . . . . . . . 46<br />

Linux bringt mit Scribus ein umfangreiches<br />

DTP-Programm mit. Damit erstellen Sie problemlos<br />

Flyer im professionellen Layout.<br />

Praxis<br />

Calcurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Mit Calcurse kehren Sie beim Verwalten von<br />

Terminen und Aufgaben zu den Wurzeln zurück.<br />

<strong>Die</strong> Applikation arbeitet wieselflink und<br />

kommt ohne unnötigen Ballast daher.<br />

Xombrero .....................58<br />

Firefox und Chrome sind beliebt, schützen<br />

aber ohne spezielle Plugins den Anwender<br />

kaum vor Tracking und schädlichen Skripts.<br />

Dass es auch anders geht, zeigt der minimalistische<br />

Webbrowser Xombrero.<br />

Im Test<br />

Lightworks 11.5 ................64<br />

Seit Neuestem gibt EditShare sein für Profi-<br />

Cutter gedachtes Videoschnittprogramm<br />

Lightworks kostenlos ab. <strong>Die</strong> Software foltert<br />

Anwender aber mit Aktivierungszwang und<br />

einer komplexen Oberfläche.<br />

Wer im Fensterdschungel des<br />

64 Videoeditors Lightworks den<br />

Durchblick behält, den belohnt die Software<br />

mit professionellen Ergebnissen. Unser Test<br />

zeigt, dass die Hürden recht hoch liegen.<br />

Netz&System<br />

Netrw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Selbst ohne die aufwendige Infrastruktur<br />

schieben Sie Daten schnell und einfach<br />

übers Netzwerk. Dabei helfen die Werkzeuge<br />

aus dem Netrw-Paket.<br />

Know-how<br />

Mercurial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

<strong>Die</strong> Versionsverwaltung Mercurial ermöglicht<br />

es, beim Programmieren mit Ideen zu spielen<br />

und Neues auszuprobieren, ohne hart erarbeitete<br />

Ergebnisse zu verlieren.<br />

ZFS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Das Dateisystem ZFS setzt Maßstäbe. Unter<br />

Linux ist aber Vorsicht geboten, denn das<br />

Zusammenspiel klappt noch nicht immer<br />

reibungslos: Es droht Datenverlust.<br />

Service<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

IT-Profimarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

Impressum ....................94<br />

Events/Autoren/Inserenten ......95<br />

<strong>Vorschau</strong> ......................96<br />

Heft-DVD-Inhalt ................97<br />

05.2014<br />

www.linux-user.de<br />

5


Heft-DVD<br />

Tanglu 1.0<br />

© Dirk Ercken, 123RF<br />

Komfortables Desktop-Debian<br />

Tanglu 1.0<br />

Debian leicht gemacht<br />

Frei nach dem Motto „Debian<br />

kann nicht alles machen“<br />

spricht Tanglu mit einer nutzerfreundlichen<br />

Variante primär<br />

Desktop-Anwender an.<br />

Ferdinand Thommes<br />

Readme<br />

<strong>Die</strong> frische Distribution Tanglu basiert auf<br />

Debians Testing-Zweigs. Ähnlich wie<br />

Ubuntu und Linux Mint LMDE möchte die<br />

Distribution dem Anwender ein besser auf<br />

seine Bedürfnisse abgestimmtes Desktop-<br />

Erlebnis bescheren. Tanglu will aber wesentlich<br />

näher an Debian bleiben und hier<br />

eine fruchtbare Wechselwirkung erzielen.<br />

Vor nicht ganz einem Jahr rauschte die<br />

Ankündigung û einer neuen, auf Debian<br />

„Testing“ basierenden Distribution namens<br />

Tanglu durch die Nachrichtenkanäle.<br />

Danach wurde es schnell wieder still<br />

um das Vorhaben – außer im IRC-Kanal<br />

des Projekts: Hier beobachteten interessierte<br />

Beobachter die stetige Entwicklung<br />

von Tanglu, das jetzt mit Release 1.0<br />

seine erste stabile Version veröffentlichte.<br />

Der Fokus auf KDE als Desktop-Umgebung<br />

ist nicht zu übersehen, obwohl<br />

Gnome auch nicht ganz leer ausgeht.<br />

Der Arbeitstitel von Tanglu 1.0 lautet<br />

„Aequorea Victoria“ – ein Bild dieser<br />

Quallenart ziert auch den aufgeräumten<br />

Desktop. <strong>Die</strong> Distribution erscheint für<br />

32- und 64-Bit-Architekturen mit KDE SC<br />

4.11.5 1 sowie Gnome 3.10 2 als<br />

Desktops; Letzteres bezeichnen die Entwickler<br />

allerdings noch als „technische<br />

<strong>Vorschau</strong>“. Gegen Ausgaben mit weiteren<br />

Desktop-Umgebungen hat das Team<br />

nichts einzuwenden – es müssten sich<br />

nur Entwickler finden, die diese aufsetzen,<br />

konfigurieren und pflegen.<br />

Tanglu 1.0 verwendet den Kernel 3.12,<br />

der derzeit auch den Standard in Debians<br />

„Testing“- und „Unstable“-Zweigen<br />

stellt. Um die Funktionalität im Zusammenspiel<br />

mit Tanglu sicherzustellen,<br />

bauten die Entwickler sämtliche Pakete<br />

der ISO-Images û von Tanglu neu. Pakete<br />

mit tanglu1 im Versionsstring erfuhren<br />

entweder Änderungen oder sind<br />

Upstream-Versionen, die Debian noch<br />

nicht in dieser Version vorhält.<br />

Software<br />

Tanglu bringt alle Pakete mit, die man<br />

als Desktop-Anwender erwarten darf.<br />

Neben LibreOffice 4.1.3.2 kommt Firefox<br />

27 zum Einsatz. Auch Applikationen<br />

zur Administration fehlen nicht: So dient<br />

als Paketmanager PackageKit, das für<br />

den Einsatz unter KDE Apper 3 als grafische<br />

Oberfläche mitbringt, für Gnome<br />

das Frontend Software Install. Zur Datensicherung<br />

steht unter Gnome Déjà<br />

Dup zur Verfügung, unter KDE kommt<br />

zur Beschallung Amarok zum Einsatz.<br />

6 www.linux-user.de<br />

05.2014


Tanglu 1.0<br />

Heft-DVD<br />

Tanglu 1.0 (32 und 64 Bit)<br />

bootfähig und als ISO-Image<br />

auf Heft-DVD 2<br />

1 Als Standard-Desktop verwendet Tanglu KDE SC 4.11.5.<br />

<strong>Die</strong> Distribution verwendet sowohl zum<br />

Starten des Systems als auch für die Protokollierung<br />

der Systemnachrichten bereits<br />

Systemd. Der Installer stammt von<br />

Linux Mint LMDE, künftig soll jedoch der<br />

Debian-Installer zum Zug kommen. Der<br />

LMDE-Installer genügt für einfache Installationsszenarien<br />

vollkommen, weist<br />

eine logische Gliederung auf und benötigt<br />

mit gängiger Hardware zwischen<br />

7 und 15 Minuten, um Tanglu auf die<br />

Festplatte zu bannen.<br />

Eine Einschränkung gibt es derzeit<br />

noch bei UEFI û: Tanglu bootet zwar<br />

von entsprechenden Systemen 4 , eine<br />

Installation darauf gelingt jedoch bislang<br />

noch nicht. <strong>Die</strong> nötigen Anpassun-<br />

gen planen die Entwickler für das zweite<br />

Release im Sommer dieses Jahres.<br />

Bequem, aber unfrei<br />

Ein Blick in die aktivierten Repositories<br />

zeigt, dass Tanglu im Gegensatz zu Debian<br />

auch die Komponenten „Contrib“ und<br />

„Non-free“ verwendet. Debian liefert seit<br />

der Veröffentlichung von Debian 6.0<br />

„Squeeze“ keine unfreie Firmware mehr<br />

aus. Steht kein kabelgebundener Internetzugang<br />

bereit, muss sich der Anwender<br />

daher oft zuerst die unfreie Firmware<br />

für WLAN aus dem Netz besorgen und<br />

diese via USB-Stick ins System einspielen.<br />

Tanglu möchte dem Anwender die<br />

2 Das alternative<br />

Gnome 3.10 bezeichnen die<br />

Entwickler derzeit noch als<br />

technische <strong>Vorschau</strong>.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

7


Heft-DVD<br />

Tanglu 1.0<br />

WLAN-Chipsätze mit freien Treibern gibt,<br />

besteht hier ein gewisser Entscheidungsspielraum<br />

für Anwender, die auf freie<br />

Treiber setzen wollen.<br />

Im Test<br />

3 Unter KDE SC 4.11 übernimmt in Tanglu das komfortable Frontend Apper die grafische<br />

Anbindung an die Paketverwaltung PackageKit.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32079<br />

Unbequemlichkeit ersparen und bringt<br />

unfreie Firmware für viele WLAN-Chipsätze<br />

bereits im Image mit.<br />

Für das nächste Release der Distribution<br />

sucht das Projekt nach einer Lösung,<br />

die besser mit den Statuten freier Software<br />

harmoniert. So ließe sich etwa ein<br />

Repository vorhalten, das der Benutzer<br />

selbst freischalten muss. Da es auch<br />

Wir haben für Sie sowohl die KDE- als<br />

auch die Gnome-Variante von Tanglu 1.0<br />

installiert und getestet. <strong>Die</strong> grafische<br />

Ausgestaltung wirkt in beiden Versionen<br />

unaufdringlich, freundlich, und strahlt<br />

mit gedeckten Farben eine gewisse<br />

Ruhe aus. <strong>Die</strong> jeweiligen Desktop-Umgebungen<br />

entsprechen dabei weitestgehend<br />

den Vorgaben der Upstream-<br />

Projekte KDE und Gnome.<br />

Nach der schnellen und problemlosen<br />

Installation startet das System auf aktueller<br />

Hardware inklusive SSD dank Systemd<br />

binnen fünf Sekunden. <strong>Die</strong> Distribution<br />

arbeitet mit beiden Umgebungen<br />

zügig und ohne Probleme. Das<br />

Schlafenlegen in den Hauptspeicher gelingt<br />

auf Anhieb, die WLAN-Verbindung<br />

bleibt auch nach dem Aufwachen bestehen.<br />

Das deutet auf ein sauber durchkonfiguriertes<br />

System hin.<br />

Tanglu-Entwickler Mattias Klumpp im Interview<br />

Der Autor dieses Artikels verfolgte die letzten Arbeiten an Tanglu 1.0<br />

in den Tagen vor der Veröffentlichung live im IRC-Entwicklerkanal.<br />

Mit viel Sachverstand gehen hier der Debian-Entwickler Matthias<br />

Klumpp und sein kleines Team zu Werke. Da lag es nahe, auf diesem<br />

Weg einige Fragen zu stellen.<br />

<strong>LinuxUser</strong>: Du bist offiziell Debian-Entwickler, platzierst Dein Projekt<br />

aber außerhalb von Debian. Vor einigen Jahren hätte das viel Anstoß<br />

erregt. Geht das heute besser?<br />

Matthias Klumpp: Ja, auf jeden Fall. Debian kann nicht alle Wünsche<br />

erfüllen, und das wissen auch viele seiner Entwickler. Der Fokus<br />

liegt daher momentan eher auf einer möglichst guten Zusammenarbeit<br />

mit den Derivaten und darauf, deren Änderungen – sofern<br />

sie sinnvoll erscheinen – in Debian zu integrieren.<br />

LU: Welches Ziel verfolgst du mit Tanglu?<br />

MK: Tanglu soll eine von der Community getriebene, Ubuntu-ähnliche<br />

Distribution sein, eng mit Debian verzahnt, sodass beide Projekte<br />

sich gut ergänzen. Im Kern kommt neueste Technologie zum<br />

Einsatz, wie Systemd, Wayland und so weiter.<br />

Vor allem soll in Tanglu während des Debian-Freeze die Paketentwicklung<br />

nahtlos weitergehen, sodass zum Start eines neuen Debian-Zyklus<br />

bereits getestete Pakete zu Verfügung stehen. Auf längere<br />

Sicht planen wir jedoch auch tief greifende Änderungen an der<br />

Struktur der Distribution, wie sie mit Debian selbst wohl nicht möglich<br />

wären. So überlegen wir beispielsweise, die Anwendungen vom<br />

Basissystem zu entkoppeln und separat mit einem kürzeren Entwicklungszyklus<br />

zu supporten.<br />

LU: Während Debian vor Jahren die Firmware verbannt hat, liefert<br />

ihr Tanglu mit proprietärer Firmware und aktiviertem Non-Free-Repository<br />

aus.<br />

MK: Wir möchten, dass Tanglu mit möglichst einfachen Mitteln auf<br />

jedem System läuft. Das klappt aber in manchen Fällen nur mit proprietäre<br />

Firmware. Das Aktivieren der „Non-free“-Quellen sehen wir<br />

jedoch nur als Übergangslösung: In Zukunft sollen sämtliche proprietären<br />

Treiber in einer separaten Quelle bereitstehen.<br />

LU: Ab November dieses Jahr muss Tanglu beweisen, wie es dem<br />

Einfrieren der Debian-Codebasis entkommt und dem Anwender das<br />

durchgängige Arbeiten mit aktuellen Paketen ermöglicht. Wie aktuell<br />

will und kann Tanglu sein?<br />

MK: Wir peilen an, zumindest aktuelle Versionen des Basissystems<br />

sowie von KDE und Gnome bereitzustellen. Für KDE überlegen wir<br />

aktuell, mit Kubuntu beim Paketbau zusammenzuarbeiten, um den<br />

Aufwand zu reduzieren.<br />

LU: Matthias, wir bedanken uns ganz herzlich für Deine Zeit und<br />

wünschen dir viel Erfolg mit Tanglu!<br />

8 www.linux-user.de<br />

05.2014


Tanglu 1.0<br />

Heft-DVD<br />

4 Bislang kämpft Tanglu noch mit UEFI-Problemen: <strong>Die</strong> Distribution startet zwar ohne<br />

Probleme, lässt sich bislang aber noch nicht installieren.<br />

Kuscheln mit Debian<br />

Der Autor<br />

Ferdinand Thommes lebt und arbeitet als<br />

Linux-Entwickler, freier Autor und Stadtführer<br />

in Berlin.<br />

<strong>Die</strong> Macher von Tanglu streben größtmögliche<br />

Nähe zu Debian an. Dazu setzen<br />

sie einerseits auf Infrastruktur wie<br />

etwa das Debian Archive Kit û, das Migra<br />

tionswerkzeug Britney û und Ben als<br />

Transition-Tracker û. Demnächst kommt<br />

noch Debile û als minimalistisches<br />

Build-System auf Python-Basis hinzu.<br />

Des Weiteren will man künftig die<br />

Debian-Entwickler-Datenbank mit der<br />

In frastruktur von Tanglu synchronisieren,<br />

sodass Debian-Paket-Maintainer auf einfache<br />

Weise die gleichen Rechte auch<br />

bei Tanglu erhalten. Das gestattet ihnen,<br />

während des sogenannten Freeze – also<br />

der Phase vor einem Debian-Release,<br />

wenn das Archiv keine Updates mehr<br />

entgegennimmt – aktualisierte Pakete<br />

stattdessen bei Tanglu hochzuladen.<br />

<strong>Die</strong>se Vorgehensweise ermöglicht ein<br />

verzögerungsfreies Testen aktueller Software,<br />

die dann nach dem Freeze schneller<br />

nach Debian einfließen könnte.<br />

Fazit<br />

Tanglu eignet sich bereits jetzt zum Einsatz<br />

als produktives Desktop-System, das<br />

Arbeiten damit macht Spaß. Das gilt insbesondere<br />

für Anwender, denen Debian<br />

„Stable“ zu altbacken erscheint, auf „Unstable“<br />

basierende Distributionen wie Siduction<br />

oder Semplice aber als zu forsch.<br />

<strong>Die</strong> Entwickler vermitteln das Gefühl,<br />

dass es sich bei Tanglu nicht nur um eine<br />

Fingerübung handelt, sondern um ein<br />

langfristig ausgelegtes Projekt. Sie wollen<br />

alle sechs Monate eine neue Version veröffentlichen,<br />

die Arbeit an Tanglu 2.0<br />

„Bartholomea“ hat bereits begonnen.<br />

Tanglu gibt sich fortschrittlich, wie der<br />

Einsatz von Systemd sowie – bisher noch<br />

bei keiner anderen Distribution zu sehen<br />

– eines Images für die Container-Software<br />

Docker û demonstrieren.<br />

Weitere Informationen zum ersten Release<br />

Der Distribution Tanglu finden Sie<br />

auf der Webseite des Projekts û und im<br />

Tanglu-Wiki û. ISO-Images liegen zum<br />

Herunterladen in der Download-Sektion<br />

bereit û. (tle) n<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

9


Heft-DVD<br />

Just Browsing<br />

Mit Just Browsing spurlos im Internet surfen<br />

Rückstandsfrei<br />

Mit Just Browsing hinterlassen<br />

Sie beim Surfen im Internet<br />

auf dem System keine Spuren.<br />

Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Viele Projekte optimieren ihre Distributionen<br />

bei der Auswahl der Software auf bestimmte<br />

Schwerpunkte hin. Just Browsing, das als<br />

Live-CD-Image gerade einmal rund 600<br />

MByte beansprucht, konzentriert sich ausschließlich<br />

auf sicheres Surfen im Internet.<br />

Nicht erst seit der NSA-Abhöraffäre sind<br />

Sicherheit und Anonymität beim Surfen<br />

im Internet in aller Munde. Um hohen<br />

Ansprüchen an den Datenschutz zu genügen,<br />

bedarf es bei Firefox und Co.<br />

allerdings ganz erheblicher Nacharbeit.<br />

Zudem erfordert das Härten des Systems<br />

gegen unerwünschtes Mitlesen<br />

insbesondere der Werbeindustrie umfassende<br />

Kenntnisse.<br />

Bei der auf Arch Linux basierenden<br />

Distribution Just Browsing sparen Sie<br />

sich diese Arbeiten, denn sie bringt bereits<br />

entsprechend vorkonfigurierte<br />

Webbrowser mit. Als reine Live-Distribution<br />

unterbindet sie zudem jeden Kontakt<br />

von außen mit der Festplatte des<br />

Rechners, sodass eine Surf-Session keine<br />

dauerhaften Spuren hinterlässt.<br />

Dabei beinhaltet Just Browsing erfreulicherweise<br />

von Haus aus proprietäre<br />

Firmware-Dateien zum Betrieb von<br />

WLAN-Komponenten. <strong>Die</strong>se müssen Sie<br />

bei manchen anderen Distributionen<br />

erst aus dem Internet beziehen und von<br />

Hand ins System integrieren.<br />

Auf geht’s<br />

Auf der Webseite von Just Browsing<br />

steht nicht nur das ISO-Image der Distribution<br />

û zum Download bereit: Sie finden<br />

dort auch eine Anleitung, um das<br />

Image auf unterschiedlichsten Boot-<br />

Medien zu nutzen û.<br />

Nach dem Hochfahren erscheint zunächst<br />

ein Grub-Bildschirm mit einer<br />

stattlichen Zahl von Boot-Optionen.<br />

Unter anderem wählen Sie hier aus,<br />

welchen Browser das System nach dem<br />

Booten startet. Für schwachbrüstige<br />

Hardware empfiehlt sich Chromium, der<br />

erheblich flinker an die Arbeit geht als<br />

Firefox. Außerdem stellen Sie hier gleich<br />

10 www.linux-user.de<br />

05.2014


Just Browsing<br />

Heft-DVD<br />

die passende Sprache ein, sodass Menüs<br />

und Tastatur wie erwartet funktionieren.<br />

Anschließend bootet das System in<br />

den bislang selten anzutreffenden, aber<br />

pfeilschnellen Fenstermanager i3, dem<br />

am unteren Bildschirmrand ein Panel zur<br />

Seite steht 1 .<br />

Firefox<br />

Nun öffnet sich ohne weiteres Zutun der<br />

vorab ausgewählte Browser. Firefox fällt<br />

dabei durch eine ganze Reihe vorkonfigurierter<br />

Anpassungen auf. Neben einer<br />

zusätzlichen Lesezeichenleiste, die zu<br />

stark frequentierten <strong>Die</strong>nsten verlinkt,<br />

finden Sie in der Menüleiste am oberen<br />

Fensterrand zwei neue Schaltflächen:<br />

Der mit Hide My Ass! beschriftete Knopf<br />

ermöglicht den Aufruf einer Seite über<br />

einen Proxy-Server, während Turn Off the<br />

Lights das Fenster des Browsers abdunkelt<br />

und so das Betrachten von Videos<br />

wie im Kino ermöglicht.<br />

Auch die Leiste mit den Elementen für<br />

die Navigation enthält zusätzliche Elemente:<br />

Hier schalten Sie durch einen<br />

Klick auf die Schaltfläche mit dem kursiven<br />

F das Laden von Flash-Filmen ein<br />

oder aus. Besonders Seiten, die sehr viele<br />

Animationen enthalten, laden nach dem<br />

Abschalten oft deutlich schneller. Ein<br />

weiterer Button direkt daneben ermöglicht<br />

es, einen Screenshot anzufertigen.<br />

<strong>Die</strong> sorgfältige Vorkonfiguration des<br />

Browsers zeigt sich, wenn Sie über das<br />

Menü Extras | Add-ons | Erweiterungen<br />

die in Firefox bereits integrierten Zusatz-<br />

Apps aufrufen. Hier finden Sie neben<br />

dem Werbeblocker Adblock Plus und<br />

dessen Erweiterungen zusätzlich Anti-<br />

Tracking-Tools sowie kleine Addons, die<br />

unter anderem Downloads erleichtern.<br />

Aus unbekanntem Grund haben die Entwickler<br />

allerdings das Addon Ghostery –<br />

es blockt Tracking-Pixel – nicht vorinstalliert.<br />

Ebenso fehlt die Extension Better-<br />

Privacy, die lästigere Flash-Cookies aus<br />

dem System entfernt.<br />

Chromium vorhanden – den für Firefox<br />

aktivierten Addons entsprechen. So finden<br />

Sie auch hier Adblock Plus, den<br />

Proxy „Hide My Ass!“ und das Plugin<br />

„Turn Off the Lights“. Chromium startet<br />

zudem anstelle der Suchmaschine mit<br />

einer Anzahl häufig genutzter Apps. Wie<br />

bei Firefox findet sich auch hier eine<br />

Lesezeichen-Symbolleiste 2 .<br />

Während allerdings Firefox zahlreiche<br />

Addons mitbringt, welche die Sicherheit<br />

beim Surfen erhöhen, aktiviert Chromium<br />

eine Reihe von Google-<strong>Die</strong>nsten, die<br />

zum Teil bereits durch erhebliche Mängel<br />

beim Datenschutz negativ auffielen<br />

û. Als Standard-Suchmaschine nutzen<br />

jedoch sowohl Chromium als auch<br />

Firefox DuckDuckGo, das keine Tracking-<br />

Funktion beinhaltet.<br />

Panel<br />

Als zentrales Element zum Steuern und<br />

Bedienen von Just Browsing dient das<br />

horizontale Panel am unteren Bildschirmrand.<br />

Es bietet anstelle des Startmenüs<br />

jedoch lediglich einen Schalter,<br />

mit dem Sie jeweils Firefox oder Chromium<br />

aufrufen. So wechseln Sie blitzschnell<br />

zwischen den beiden vorkonfigurierten<br />

Browsern.<br />

Just Browsing 0.5 bootfähig<br />

auf Heft-DVD, ISO-Image:<br />

LU/justbrowsing/<br />

Chromium<br />

Bei Chromium stechen ebenfalls diverse<br />

Extensions ins Auge, die – sofern für<br />

1 Just Browsing startet sofort automatisch den Browser.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

11


Heft-DVD<br />

Just Browsing<br />

entsprechenden <strong>Die</strong>nst von Google und<br />

kommt daher nur für jene Anwender infrage,<br />

die dort ein Konto unterhalten.<br />

Im rechten mittleren Teil des Panels<br />

finden Sie drei weitere Schaltknöpfe, mit<br />

denen Sie die Lokalisierung des Systems<br />

modifizieren, die Lautstärke regeln und<br />

den Netzzugang anpassen. Mit den drei<br />

Buttons ganz rechts im Panel schließlich<br />

sperren Sie bei Bedarf den Bildschirm,<br />

führen einen Warmstart aus oder fahren<br />

das System herunter.<br />

Kein Terminal<br />

2 Der Webbrowser Chromium bietet auf Mausklick kleine Apps an.<br />

Links in der Leiste gibt es zudem fünf<br />

Schaltflächen für kleine Applikationen,<br />

die im Browser laufen: Mit diesen holen<br />

Sie sich neben einer kleinen Textverarbeitung<br />

und einem Taschenrechner auch<br />

eine Zeitschaltuhr sowie einen Gehaltsrechner<br />

auf den Desktop 3 . Der Mail-<br />

Button verzweigt jedoch erneut zum<br />

Just Browsing verzichtet konsequent auf<br />

jegliches Einbinden der Hardware. So<br />

lassen sich weder Festplatten oder SSDs<br />

noch Wechseldatenträger wie USB-Sticks<br />

ins System einbinden. Als Speicher<br />

bleibt ausschließlich die <strong>Cloud</strong> übrig,<br />

was freilich einen entsprechenden Zugang<br />

voraussetzt. Auch ein Terminal<br />

stellt Just Browsing nicht zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> einzige Möglichkeit, mit lokalen<br />

Massenspeichern in eingeschränktem<br />

Umfang zu kommunizieren, besteht im<br />

Betrieb in einer virtuellen Maschine.<br />

Dazu bietet der Bootmanager zwei Optionen<br />

an, die VirtualBox beziehungsweise<br />

Qemu/​Vmware nutzen. Im Test mit<br />

Virtualbox arbeitete das System dabei<br />

sehr stabil und flott.<br />

Fazit<br />

Just Browsing bietet sich als Live-Distribution<br />

für Anwender an, die nur im Web<br />

surfen möchten, ohne dabei Spuren auf<br />

der Hardware zu hinterlassen. Dabei erweitert<br />

die Option, im Webbrowser kleine<br />

Apps auszuführen, das Einsatzgebiet<br />

des Systems. Wollen Sie Daten dauerhaft<br />

speichern, müssen Sie allerdings auf die<br />

<strong>Cloud</strong> zurückgreifen. Auf jeden Fall erhalten<br />

Sie mit Just Browsing ein schnelles<br />

und stabiles System, welches das lästige<br />

Konfigurieren des Browsers weitgehend<br />

überflüssig macht. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

3 Rechner, Mailprogramm und Texteditor starten Sie im Browser.<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32016<br />

12 www.linux-user.de<br />

05.2014


Aktuelles<br />

Angetestet<br />

Sicherungskünstler<br />

Mit Autoarchive 1.1.0 automatisieren<br />

Sie Ihre Datensicherungsstrategie<br />

effizient und<br />

brauchen keinen Daten-GAU<br />

mehr zu fürchten.<br />

Als Backup-Programm für die Konsole<br />

möchte Autoarchive, kurz: Aa, das Erstellen<br />

von Sicherungen so einfach wie möglich<br />

gestalten – angefangen bei der Konfiguration.<br />

Alle für das Erstellen einer<br />

Sicherung notwendigen Einstellungen<br />

fasst Aa in einer sogenannten Spezifikationsdatei<br />

zusammen, die sich in die Bereiche<br />

Content und Archive gliedert. Im<br />

Letzteren legen Sie beispielsweise fest,<br />

welches Kompressionsprogramm zum<br />

Einsatz kommt, in welchem Verzeichnis<br />

die Sicherung landet, und ob es sich um<br />

eine inkrementelle<br />

oder eine Vollsicherung<br />

handelt. Der<br />

Content-Bereich bezieht<br />

sich hingegen<br />

auf die zu sichernden<br />

Daten. Hier legen<br />

Sie den Namen<br />

des Backups sowie<br />

die zu sichernden<br />

respektive zu ignorierenden<br />

Dateien<br />

fest. Sie starten die<br />

Sicherung anschließend, indem Sie Aa<br />

mit dem Label der Sicherung als Parameter<br />

aufrufen. Neben den Spezifikationsdateien<br />

nutzt Aa eine globale Konfigurationsdatei,<br />

die einen General- und einen<br />

Archive-Bereich enthält. Letzterer ähnelt<br />

jenem in den Spezifikationen und legt lediglich<br />

Standardwerte für die dortigen<br />

Einstellungen fest. Der General-Bereich<br />

hingegen bestimmt, wo Aa seine Spezifikationen<br />

und Konfigurationen sucht. Darüber<br />

hinaus können Sie per Kommandozeilenparameter<br />

alle Einstellungen der<br />

Spezifikationen überschreiben. Geschickt<br />

in ein eigenes Skript integriert oder mit<br />

Cron kombiniert, lässt sich so die regelmäßige<br />

Datensicherung bequem automatisieren.<br />

Für das Wiederherstellen der<br />

Daten fühlt sich Autoarchiver jedoch<br />

nicht zuständig: Hier müssen Sie mit Tar<br />

selbst Hand anlegen. Eine umfassende<br />

Dokumentation des Programms samt<br />

Beispielen finden Sie auf der Projektseite.<br />

Lizenz: GPLv2<br />

nn<br />

Quelle: http:// autoarchive. sourceforge. net<br />

Dateijongleur<br />

Der Gnome Commander 1.4.0<br />

sorgt für 90er-Jahre-Feeling auf<br />

dem Desktop. Dabei bietet der<br />

Norton-Commander-Klon neben<br />

den gewohnten Funktionen auch<br />

zahlreiche neue Optionen.<br />

Als Dateimanager im Stil des klassischen<br />

Norton Commander präsentiert sich der<br />

Gnome Commander, kurz: Gcmd. Wie<br />

das Original bietet auch er eine zweigeteilte<br />

Ansicht, die den Inhalt eines Laufwerks<br />

oder Verzeichnisses darstellt. Der<br />

Funktionsumfang von Gcmd geht jedoch<br />

über eine reine Portierung des Originals<br />

hinaus. In Gcmd können Sie die Ansichten<br />

beliebig wechseln, Dateien oder Verzeichnisse<br />

löschen,<br />

kopieren, umbenennen<br />

oder verschieben.<br />

Auch Dateiverknüpfungen<br />

und Zugriffsrechte<br />

passen Sie mit dem<br />

Tool bequem an.<br />

Zudem stellt Gcmd<br />

einen integrierten<br />

Dateibetrachter zur<br />

Verfügung, der die<br />

meisten gängigen<br />

Text- und Bildformate<br />

und anzeigt.<br />

Für das Bearbeiten von Dateien greift das<br />

Programm auf externe Tools wie Emacs<br />

oder Gedit zurück. <strong>Die</strong>se und andere<br />

Hilfsprogramme legen Sie in den Einstellungen<br />

fest. Darüber hinaus suchen Sie<br />

mit Gcmd in Verzeichnisbäumen nach<br />

Einträgen, vergleichen Ordnerinhalte<br />

oder legen Symlinks an. Wie das Original<br />

bietet auch Gcmd eine Eingabezeile für<br />

CLI-Befehle. Per Lesezeichenfunktion gelangen<br />

Sie mit wenigen Klicks von jedem<br />

beliebigen Punkt auf der Festplatte in<br />

das gewünschte Verzeichnis, das sich<br />

auch auf einem Remote-System befinden<br />

darf: Dazu nutzt Gcmd Samba-Freigaben<br />

und FTP-Verbindungen über das<br />

virtuelle Dateisystem GnomeVFS. Daneben<br />

lassen sich externe Verzeichnisse<br />

auch via SSH und WebDAV einbinden.<br />

Gcmd läuft zwar prinzipiell in jeder GUI,<br />

entfaltet seinen vollen Funktionsumfang<br />

jedoch erst mit Gnome.<br />

Lizenz: GPLv2<br />

Quelle: http:// gcmd. github. io/<br />

n<br />

14 www.linux-user.de<br />

05.2014


Angetestet<br />

Aktuelles<br />

Lizenz: GPLv2<br />

Quelle: http:// wummel. github. io/<br />

linkchecker/<br />

n<br />

Das in Python implementierte Tool Linkchecker<br />

prüft die Verweise in einer Webseite<br />

oder übergebenen Datei auf deren<br />

Verfügbarkeit und achtet dabei auch auf<br />

Fehler im HTML-Code. Es beschränkt seine<br />

Prüfung jedoch nicht auf HTTP-Seiten,<br />

sondern klopft auch Links zu FTP-, Mailoder<br />

News-Servern ab. Um den Vorgang<br />

abzukürzen, teilt Linkchecker die Arbeit<br />

in mehrere Threads auf. Übergeben Sie<br />

dem Programm eine URL zur Prüfung, arbeitet<br />

es sich rekursiv durch alle Links der<br />

Seite und zeigt per Highlighting, wo es<br />

auf Fehler stößt. Neben einer grafischen<br />

Linkchecker-Version für den interaktiven<br />

Einsatz steht auch eine Kommandozeilenvariante<br />

für automatisierte Prüfungen<br />

oder die Integration in eigene Skripte bereit.<br />

Letztere fasst das Prüfungsergebnis<br />

in einer Report-Datei zusammen, die alle<br />

kontrollierten Links samt Fehlerbeschreibung<br />

umfasst. Als Format stehen dabei<br />

CSV, HTML, XML sowie SQL zur Auswahl.<br />

Der SQL-Report beinhaltet jedoch nur<br />

Insert-Statements, eine SQL-Datei mit der<br />

Definition zum Anlegen einer geeigneten<br />

Tabelle finden Sie im Quell-Archiv.<br />

Um die Ausgabe übersichtlich<br />

zu halten, blenden Sie via<br />

ignore-Parameter bestimmte<br />

URLs aus und grenzen über<br />

reguläre Suchausdrücke die<br />

Suche auf Muster in der Webseite<br />

eingrenzen. Ein Blick in die<br />

Manpage zeigt die reichhaltigen<br />

Einstellungsmöglichkeiten von<br />

Linkchecker. Darüber hinaus<br />

finden Sie im Dokumentenverzeichnis<br />

des Quellarchivs einige<br />

Anwendungsbeispiele.<br />

URL-TÜV<br />

Mit Linkchecker 9.0 gehören<br />

verwaiste Links in den Lesezeichen<br />

oder auf der Website<br />

der Vergangenheit an.<br />

Lizenz: GPLv3<br />

<br />

Quelle: https:// sites. google. com/ site/​<br />

davidtv/<br />

Von Putty und SecureCRT inspiriert, stellt<br />

der Perl Auto Connector PAC eine auf Gtk<br />

basierende Benutzeroberfläche zur Verfügung,<br />

in der Sie die gängigsten Remote-Zugriffsprotokolle<br />

wie Telnet, RDP,<br />

VNC und SSH bequem nutzen und verwalten.<br />

Dabei erfindet PAC das Rad nicht<br />

neu, sondern greift im Hintergrund auf<br />

die bewährten Shell-Programme zurück.<br />

Das Tool integriert sich nach dem Start<br />

als Icon in die Symbolleiste der Benutzeroberfläche,<br />

dessen Kontextmenü direkten<br />

Zugriff auf alle konfigurierten Verbindungen<br />

gewährt. Letztere legt PAC in einer<br />

Baumstruktur am linken Rand seines<br />

Hauptfensters ab. Hier navigieren Sie bequem<br />

durch die Liste und fassen einzelne<br />

Connections zu logischen Gruppen<br />

zusammen. Neben Verbindungseinstellungen<br />

wie Port, IP-Version oder Proxy<br />

können Sie auch Befehle definieren, die<br />

PAC vor der Verbindungsaufnahme oder<br />

nach deren Abschluss ausführt. Eine integrierte<br />

Expect-Unterstützung erlaubt bei<br />

Konsolenverbindungen via Telnet oder<br />

SSH automatisch auf vordefinierte Eingabeaufforderungen<br />

zu reagieren. Beim<br />

Verwalten identischer Gegenstellen hilft<br />

eine Cluster-Funktion zur<br />

parallelen Administration<br />

mehrerer Rechner: Im Power<br />

Cluster Controller geben<br />

Sie Befehle ein, die auf<br />

allen Rechnern sofort ausgeführt<br />

werden. <strong>Die</strong> entfernten<br />

System lassen sich<br />

dazu bei Bedarf via Wakeon-LAN<br />

starten. (jlu) n<br />

Fernbedienung<br />

Mit PAC 4.5.3.5 verwalten Sie<br />

unter einem einheitlichen Interface<br />

sämtliche Remote-Verbindungen,<br />

unabhängig vom verwendeten<br />

Protokoll.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

15


Report<br />

Open Hardware<br />

Entwicklung freier Hardware<br />

am Beispiel Vivaldi und Improv<br />

Vivaldi meets<br />

Don Quijote<br />

Wie geht man ein Open-Hardware-Projekt an? Wir zeigen<br />

am Beispiel von Aaron Seigos Projekten Vivaldi und Improv,<br />

wie schwer die Realisierung wirklich freier Hardware fällt.<br />

Ferdinand Thommes<br />

Alles begann damit, dass vor rund zwei<br />

Jahren der KDE-Plasma-Entwickler Aaron<br />

Seigo û eine neue Betätigung suchte,<br />

um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

Er war bis dahin von der Firma Trolltech<br />

für die KDE-Entwicklung bezahlt<br />

worden. Dann ging Trolltech an Nokia,<br />

die Finnen wiederum verkauften das Qt-<br />

Framework an Digia.<br />

Kurz darauf kündigte Aaron Seigo 1<br />

ein nach Vorgaben von ihm und seinen<br />

Mitstreitern entworfenes und hergestelltes<br />

Tablet an. <strong>Die</strong> auf dem Zenithink<br />

C71 û basierende Hardware wollte man<br />

in Südostasien produzieren lassen, wobei<br />

die Entwickler weitestgehend mit<br />

Komponenten planten, für die es bereits<br />

freie Treiber gab.<br />

Auf dem Tablet sollte Linux in Form<br />

der Distribution Mer û laufen, einem<br />

Abkömmling von Meego, das seinerseits<br />

Maemo und Moblin beerbte. Als Benutzeroberfläche<br />

war KDE Plasma Active û<br />

vorgesehen, ein Gemeinschaftsprojekt<br />

von KDE, dem Projekt OpenSLX û und<br />

der Firma basysKom û. Plasma Active<br />

Readme<br />

© Richard Semik, 123RF<br />

Freie Software gilt heute als selbstverständlich<br />

– aber freie Hardware? Gibt es Open-<br />

Source-Hardware in Reinform überhaupt?<br />

Unser Artikel beleuchtet diese Fragen am<br />

Beispiel des vom KDE-Entwickler Aaron<br />

Seigo angestoßenen Tablet-Projekts Vivaldi<br />

und dessen Mainboards Improv.<br />

Open Hardware<br />

Open-Source-Hardware findet sich nicht<br />

nur in der IT, sondern auch in vielen anderen<br />

Bereichen. Sie definiert sich darüber,<br />

dass lizenzkostenfreie Baupläne vorliegen<br />

und Treiber offenen Lizenzen unterstehen.<br />

Verschiedene Projekte streben hier verschiedene<br />

Freiheitsgrade an, je nach<br />

Machbarkeit. Zu den bekanntesten Beispielen<br />

für freie Hardware zählen Arduino<br />

û, Parallela û, der 100-Dollar-Laptop<br />

OLPC û, das Open Prosthetics Project<br />

û sowie die Frankencamera û.<br />

16 www.linux-user.de<br />

05.2014


Open Hardware<br />

Report<br />

1 Der KDE-Plasma-Entwickler und<br />

Vivaldi-Protagonist Aaron Seigo.<br />

zielt auf eine benutzerfreundliche Oberfläche<br />

für mobile Plattformen mit geringen<br />

Anforderungen an die Hardware ab.<br />

Das KDE-Projekt hatte bereits früh den<br />

Konvergenzgedanken aufgegriffen, diesem<br />

aber nicht, wie etwa Microsoft oder<br />

Canonical, alles andere untergeordnet.<br />

Bereits 2005 begann in aller Stille die<br />

Planung für eine gemeinsame Codebasis<br />

über Gerätegrenzen hinweg. Plasma<br />

Active wurde als Weiterentwicklung des<br />

Plasma-Desktops 2011 erstmals veröffentlicht<br />

und liegt derzeit in Version 4<br />

vor. Hier stehen nicht Apps im Vordergrund,<br />

sondern die von KDE SC bekannten<br />

Activities 2 .<br />

<strong>Die</strong> Hardware des auf den Namen<br />

Spark getauften 7-Zoll-Tablets sollte ausreichend,<br />

aber nicht überdimensioniert,<br />

auf Plasma Active zugeschnitten sein. <strong>Die</strong><br />

erste Planung umfasste daher einen<br />

ARM-Prozessor von AMLogic mit einer<br />

Taktrate von 1 GHz sowie eine Mali-400-<br />

GPU für die Grafikausgabe. Als Hauptspeicherausstattung<br />

waren 512 MByte<br />

vorgesehen (später auf 1 GByte erweitert),<br />

hinzu sollten 4 GByte interner Speicher<br />

kommen. Für den Verkaufspreis peilte<br />

man maximal 200 Euro an.<br />

Schlechtes Omen<br />

Hätte Aaron Seigo zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits gewusst, was ihn später erwartete,<br />

dann hätte er vermutlich an dieser<br />

Stelle innegehalten und sich den folgenden<br />

Stress erspart, der nicht nur seine<br />

Gesundheit erschöpfen sollte, sondern<br />

auch seine Finanzen. Aber dann hätten<br />

wir keine Geschichte zu erzählen.<br />

Das erste schlechte Omen ließ nicht<br />

lange auf sich warten: Der Name Spark,<br />

der eigentlich den „zündenden Funken“<br />

2 Plasma Active setzt statt auf Apps auf KDE-Activities.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

17


Report<br />

Open Hardware<br />

3 Das Vivaldi-Tablet auf Basis des Zenithink C71A. 4 <strong>Die</strong> CPU-Karte EOMA-68 im PCMCIA-Format. (Bild: MPL)<br />

für ein freies Tablet symbolisieren sollte,<br />

war so oder ähnlich bereits als Markenname<br />

eingetragen, die Rechteinhaber<br />

untersagten die Verwendung. Wer genau<br />

hier auf seinem Markenrecht bestand,<br />

blieb bis heute unbekannt – Vermutungen<br />

spekulierten auf Oracle mit<br />

Sparc. Als neuen Namen für das Mobilgerät<br />

erkor man Vivaldi.<br />

An dem Tablet 3 , das eigentlich bereits<br />

im Verlauf des Jahres 2012 auf den<br />

Markt kommen sollte, arbeiten die Entwickler<br />

noch immer, ein Veröffentlichungstermin<br />

lässt nach wie vor auf sich<br />

warten. Seigo und seine Mitstreiter haben<br />

erst einmal einen Zwischenschritt<br />

eingelegt und vermarkten gerade das für<br />

Vivaldi entworfene Mainboard als modulares<br />

Entwicklerboard unter dem Namen<br />

Improv û. Für Entwicklung, Planung,<br />

Finan zierung und Vermarktung der Produkte<br />

gründeten sie bereits 2012 das<br />

„Make Play Live Partner Network“ oder<br />

kurz MPL û.<br />

<strong>Die</strong> GPL in China<br />

Verhandlungen mit einem chinesischen<br />

Hersteller verliefen anfangs im Sinne des<br />

Teams, ein offener Quellcode war zugesagt.<br />

<strong>Die</strong>s änderte sich aber quasi über<br />

Nacht mit einer Board-Revision, bei welcher<br />

der Produzent ohne Nachfrage<br />

Komponenten austauschte, wobei die<br />

neuen Teile nicht den Vorgaben des Projekts<br />

entsprachen – von Open Source<br />

könnte keine Rede mehr sein.<br />

Hardware-Hersteller in Südostasien<br />

nehmen es mit Open-Source-Lizenzen<br />

nicht sehr genau, und so wäre das Ergebnis<br />

dieser Produktion ein Verstoß gegen<br />

die GNU Public License gewesen. Erschwerend<br />

kam hinzu, dass ein kleines<br />

Projekt wie MPL sich am absolut unteren<br />

Produktionslimit selbst kleiner Firmen<br />

bewegt. Auch dort sind Stückzahlen unter<br />

einigen Hunderttausend Einheiten<br />

oft nicht möglich. Das setzt dem Druck,<br />

den ein kleines Projekt dort ausüben<br />

kann, recht enge Grenzen.<br />

Seigo musste sich somit auf halber<br />

Strecke nach neuen Produzenten umsehen.<br />

<strong>Die</strong> sind nicht einfach zu finden, da<br />

selbst mittelgroße Hersteller am liebsten<br />

Kopien eines bereits erfolgreichen Produkts<br />

produzieren.<br />

Modulares Design<br />

Aus weiteren gescheiterten Verhandlungen<br />

zog das Projekt die Lehre, dass – sollte<br />

das spätere Produkt den Vorgaben<br />

entsprechen – man das Mainboard selbst<br />

entwerfen musste. Das bedeutete zwar<br />

einerseits reichlich Mehrarbeit, aber andererseits<br />

auch ein deutliches Plus an<br />

Freiheit: Es erlaubte nicht nur, die Komponenten<br />

für das Board selbst zu definieren,<br />

sondern ermöglichte auch, den Bestückungsplan<br />

der Leiterplatte frei verfügbar<br />

zu machen.<br />

Ein weiterer nicht zu unterschätzender<br />

Zugewinn dieses Rückschlags war der<br />

modulare Entwurf des Mainboards, wobei<br />

Speicher und CPU huckepack unter<br />

der Platine sitzen und sich somit leicht<br />

austauschen lassen. Mittlerweile hatte<br />

Seigo, wie er in seinem Blog û schreibt,<br />

auch gelernt, bei den Produzenten die<br />

richtigen Fragen zu stellen. Der neue<br />

Mainboard-Entwurf entstand zusammen<br />

mit der Firma Rhombus Tech û und wird<br />

von QiMod Technology û produziert.<br />

Nachdem im Frühjahr 2013 erste Prototypen<br />

der Mainboards vom Band liefen,<br />

erklärte Seigo, Vivaldi werde ein viel besseres<br />

Tablet als das ein Jahr zuvor geplante<br />

Spark. Das Leiterplattendesign baut<br />

sich rund um die CPU-Karte EOMA-68 û<br />

(„Embedded Open Modular Architecture“)<br />

auf. <strong>Die</strong>se misst rund 8 x 5 Zentimeter<br />

und erinnert nicht nur von der Anschlussleiste<br />

mit 68 Pins her an eine PCM-<br />

CIA-Karte 4 , sondern entspricht auch<br />

ansonsten diesem Formfaktor.<br />

Auf dem EOMA68-Board sitzt als CPU<br />

mittlerweile ein mit 1,2 GHz getakteter<br />

Allwinner-A10-SoC û. Zudem beherbergt<br />

das Huckepack-Board das RAM,<br />

die integrierte, auf 8 GByte aufgestockte<br />

Speichereinheit sowie Chips für Ethernet<br />

und die SD-Karte. Einzig der OpenGL-<br />

Stack auf der GPU bleibt vorerst Closed<br />

Source, bis sich der freie Lima-Treiber û<br />

für den Produktiveinsatz eignet.<br />

18 www.linux-user.de<br />

05.2014


Open Hardware<br />

Report<br />

Ein Schritt voran<br />

Bereits im letzten Sommer zeigte das<br />

Team in einem Youtube-Video eine<br />

EOMA 68-Karte, auf der Debian „Wheezy“<br />

läuft û. Ende November stellte Seigo<br />

dann die Platine Improv vor, die MPL ab<br />

Ende Januar 2014 ausliefern wollte 5 .<br />

Bei Improv handelt es sich um ein Entwickler-Board<br />

mit Allwinner-A20-SoC û<br />

sowie vorinstalliertem Mer mit KDE-Plasma-Desktop.<br />

Das Ganze basiert auf eben<br />

jenem EOMA68-Design, das einmal das<br />

Herz des Vivaldi-Tablets bilden soll. <strong>Die</strong><br />

Idee hinter Improv: Das Kit soll der Maker-Szene<br />

ein Werkzeug liefern, auf dem<br />

sich neue Hardware-Projekte aufbauen<br />

lassen, und das den Entwicklern bei der<br />

professionellen Planung, Umsetzung<br />

und Vermarktung hilft.<br />

Improv umfasst neben dem eigentlichen<br />

CPU-Board mit einem 1-GHz-ARM-<br />

Doppelkern-Prozessor 1 GByte RAM,<br />

4 GByte internen Speicher und einen<br />

Micro-SD-Kartenleser. Das CPU-Board<br />

sitzt auf einer Grundplatine, die I/​O-<br />

Schnittstellen wie USB, HDMI, SATA und<br />

VGA sowie eine DIL-Steckleiste mit<br />

44 Pfostensteckern zur Verfügung stellt.<br />

Bislang konnten die Boards allerdings<br />

noch nicht an die Erstbesteller ausgeliefert<br />

werden: <strong>Die</strong> Bestellungen fielen<br />

weitaus weniger zahlreich aus als erwartet,<br />

worauf das <strong>private</strong> Geld des MPL-<br />

Teams zur Neige ging. Derzeit läuft über<br />

die KDE-Gemeinschaft eine Spendenaktion<br />

û, um genügend Kapital für die<br />

Produktion der Boards zu generieren.<br />

Dazu informiert eine KDE-Webseite û<br />

die Gemeinschaft über die Notwendigkeit<br />

offener Hardware-Standards und<br />

bittet um Unterstützung. Spenden, die<br />

über die benötigten 125 000 US-Dollar<br />

hinausgehen, will man in Improv-Boards<br />

für den Bildungsbereich investieren.<br />

Ausblick<br />

5 Das Improv-Board mit DIL-Steckerleiste. (Bild: MPL)<br />

Aaron Seigo ist ein Open-Hardware-Pionier,<br />

dessen Leistung und Durchhaltevermögen<br />

man gar nicht hoch genug<br />

würdigen kann; dasselbe gilt für seine<br />

Mitstreiter. Ein Projekt für freie Hardware<br />

in Gang zu setzen, gestaltet sich ungleich<br />

schwieriger als bei freier Software.<br />

<strong>Die</strong> Open-Source-Gemeinschaft hat im<br />

Fall der Software die Produktionsmittel<br />

in der Hand, bei freier Hardware ist man<br />

auf die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit<br />

der Produzenten in Fernost angewiesen.<br />

Improv ist allen Widrigkeiten zum<br />

Trotz fertig und muss „lediglich“ produziert<br />

werden. Vivaldi gilt zwar als aufgeschoben,<br />

jedoch nicht als aufgehoben:<br />

Laut Seigo soll es in jedem Fall noch<br />

kommen. Zudem liegen MPL bereits<br />

zwei Anfragen nach angepassten<br />

Improv-Boards vor.<br />

Ob die wenig spektakuläre Spendenaktion<br />

über das KDE-Projekt die nötige<br />

Summe erreichen kann, bleibt abzuwarten.<br />

Hier erscheint nach dem Motto „Tue<br />

Gutes und sprich darüber“ eine<br />

Schwarm finanzierung über Kickstarter<br />

oder Indiegogo als der erfolgversprechendere<br />

Weg.<br />

Wir wünschen jedenfalls gutes Gelingen<br />

und werden, sobald Improv und Vivaldi<br />

verfügbar sind, ausführlich darüber berichten.<br />

Mehr über Seigos Odyssee rund<br />

um freie Hardware erfahren Sie aus den<br />

Einträgen in seinem Blog. Videos zu Improv<br />

und Vivaldi finden Sie im Youtube-<br />

Kanal von Make-Play-Live û. (jlu) n<br />

Sparc: Scalable Processor Architecture. Von<br />

Sun Microsystems 1985 entwickelte RISC-<br />

Prozessorarchitektur, die in zahlreichen Produkten<br />

des Unternehmens zum Einsatz kam.<br />

SoC: System-on-Chip. Integration aller oder<br />

eines Großteils der Funktionen eines Systems<br />

(CPU, GPU, Schnittstellen, etc.) auf<br />

einem Chip beziehungsweise <strong>Die</strong>.<br />

DIL: Dual In-line Package (auch: DIP). Längliche<br />

Gehäuseform für elektronische Bauelemente<br />

mit zwei Reihen von Pins an gegenüberliegenden<br />

Gehäuseseiten.<br />

Der Autor<br />

Ferdinand Thommes lebt und arbeitet als<br />

Linux-Entwickler, freier Autor und Stadtführer<br />

in Berlin.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32144<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

19


Schwerpunkt<br />

Owncloud<br />

Eigene <strong>Cloud</strong> einrichten mit Owncloud<br />

Meine Wolke<br />

© Rangizzz, 123RF<br />

Speziell bei US-<strong>Cloud</strong>-<br />

Anbietern lagern eigene<br />

Daten oft alles andere als<br />

sicher. Wesentlich besser abgeschirmt<br />

und zudem komfortabel<br />

arbeiten Sie in der<br />

eigenen <strong>Cloud</strong> mit Owncloud.<br />

Erik Bärwaldt<br />

Das Speichern von Daten in der <strong>Cloud</strong><br />

gilt mittlerweile als State of the Art. Seit<br />

der NSA-Affäre fragen sich viele Anwender<br />

aber zu Recht, wer auf die online abgelegten<br />

Dateien zugreift. Möchten Sie<br />

sichergehen, dass Ihre Daten nicht in die<br />

falschen Hände geraten, richten Sie einfach<br />

Ihre eigene Datenwolke ein.<br />

<strong>Die</strong>nstbeflissen<br />

Um eine individuelle <strong>Cloud</strong>-Infrastruktur<br />

aufzubauen, benötigen Sie lediglich einen<br />

Rechner mit genügend Speicherplatz,<br />

Linux und die Software-Suite<br />

Owncloud û. Da Letztere als Client/​Server-Anwendung<br />

arbeitet, eignen sich zur<br />

Installation am ehesten im Server-Umfeld<br />

etablierte Distributionen. <strong>Die</strong>se gewährleisten<br />

ein einfaches Handling und<br />

die nötige Stabilität, die insbesondere<br />

das Vorhalten größerer Datenmengen<br />

und deren Abruf durch mehrere Clients<br />

erfordert. Owncloud setzt auf den Apache-Webserver<br />

auf und benötigt eine<br />

SQL-Datenbank sowie die Skriptsprache<br />

PHP in Version 5. Für den Test griffen wir<br />

als Basis zu Debian 7 „Wheezy“.<br />

Readme<br />

Owncloud erlaubt es Ihnen, ohne größere<br />

technische Herausforderungen in Intranets<br />

praktisch jeder Größe eine eigene <strong>Cloud</strong> zu<br />

betreiben. Sie benötigen dafür lediglich<br />

eine typische LAMP-Umgebung, wie sie<br />

praktisch jeder Linux-Server bietet.<br />

Listing 1<br />

01 $ sudo echo 'deb http://download.opensuse.org/repositories/isv:/<br />

own<strong>Cloud</strong>:/community/Debian_7.0/ /' >> /etc/apt/sources.list.d/<br />

owncloud.list<br />

02 $ sudo wget ‐qO ‐http://download.opensuse.org/repositories/<br />

isv:own<strong>Cloud</strong>:community/Debian_7.0/Release.key | apt‐key add ‐<br />

03 $ sudo apt‐get update<br />

04 $ sudo apt‐get dist‐upgrade<br />

05 $ sudo apt‐get install mysql‐server mysql‐client apache2 owncloud<br />

06 $ sudo apt‐get install php5 libapache2‐mod‐php5<br />

20 www.linux-user.de<br />

05.2014


Owncloud<br />

Schwerpunkt<br />

Um die verschiedenen <strong>Die</strong>nste sauber zu<br />

installieren, fügen Sie im ersten Schritt<br />

auf dem Server die Paketquellen für<br />

Owncloud hinzu und bringen die Pakete<br />

anschließend auf den aktuellsten Stand.<br />

Dazu geben Sie auf der Kommandozeile<br />

die Befehle aus den ersten beiden Zeilen<br />

von Listing 1 ein. Damit steht Owncloud<br />

in der Liste der Repositories.<br />

Nun lesen Sie die Paketlisten frisch ein<br />

(Zeile 3) und aktualisieren dann Ihre Installation<br />

(Zeile 4). Anschließend holen<br />

Sie noch die benötigten <strong>Die</strong>nste auf die<br />

Festplatte (Zeile 5), wobei Sie MySQL im<br />

Verlauf der Installation interaktiv nach<br />

den Passwörtern für die Administration<br />

der Datenbanken fragt. Zu guter Letzt<br />

richten Sie noch PHP 5 und die dazugehörigen<br />

Module für Apache ein (Zeile 6).<br />

Ein Neustart des Systems startet danach<br />

die <strong>Die</strong>nste. Um festzustellen, ob<br />

Ihr Webserver fehlerfrei arbeitet, rufen<br />

Sie im Webbrowser die Adresse<br />

http://127.0.0.1 auf. Apache meldet<br />

sich nun mit einer Testseite.<br />

Wolkenbildung<br />

Um Owncloud zu öffnen, rufen Sie im<br />

Browser http://127.0.0.1/owncloud<br />

auf. <strong>Die</strong> Software meldet sich mit einem<br />

Startbildschirm, der das Anlegen eines<br />

neuen Administratorpassworts einfordert.<br />

Danach erscheint der Willkommensbildschirm<br />

mit einem überlagernden<br />

Fenster, das einen Hinweis auf die<br />

Client-Software für unterschiedlichste<br />

Plattformen enthält 1 . Um Daten zu<br />

synchronisieren, stehen für alle gängigen<br />

Betriebssysteme die passen


Schwerpunkt<br />

Owncloud<br />

2 Der modulare Aufbau von Owncloud<br />

erlaubt es Ihnen, das Framework nach den<br />

eigenen Wünschen zu erweitern beziehungsweise<br />

anzupassen.<br />

Damit Owncloud die Kapazitäten ausreichen,<br />

um auch im Zusammenspiel mit<br />

vielen Clients seine <strong>Die</strong>nste zu verrichten,<br />

sollten Sie vor dem ersten Einsatz<br />

zunächst die Konfiguration prüfen und<br />

anpassen. Dafür benötigen Sie administrative<br />

Rechte. Durch einen Klick auf den<br />

Administratornamen oben rechts im<br />

Browserfenster öffnet sich ein Untermenü,<br />

in dem Sie den Eintrag Administrator<br />

finden. Ein Klick darauf zeigt im Arbeitsbereich<br />

des Browsers unterschiedlichste<br />

Konfigurationsoptionen an.<br />

Konfiguration<br />

Navigieren Sie darin zunächst zum Bereich<br />

Sicherheit. Bei einer Neuinstallation<br />

von Betriebssystem, Serverdiensten und<br />

Software greifen Sie zunächst über eine<br />

ungesicherte Verbindung auf Owncloud<br />

zu. Der Bereich Sicherheit des Administrationsfensters<br />

erlaubt es zwar, ein Häkchen<br />

für das Aktivieren einer sicheren<br />

HTTPS-Verbindung zu setzen, das genügt<br />

jedoch nicht.<br />

Zunächst gilt es, den Webserver auf<br />

den Einsatz des Protokolls vorzubereiten.<br />

Dazu wechseln Sie in eine Konsole<br />

und melden sich dort als Administrator<br />

an. Wechseln Sie in das Apache-Seitenverzeichnis<br />

(Listing 2, Zeile 1) und legen<br />

dort einen symbolischen Link an, der die<br />

SSL-Übertragung aktiviert. Anschließend<br />

wechseln Sie in das Apache-Modulverzeichnis<br />

(Zeile 3) und stellen dort mit<br />

dem Setzen zweier weiterer Symlinks<br />

das SSL-Modul bereit (Zeile 4 und 5). Mit<br />

einem Neustart des Apache-Servers<br />

übernehmen Sie die Änderungen und<br />

erlaubt damit die sichere HTTPS-Verbindung<br />

zu Owncloud.<br />

Um die Daten mit dem neu eingerichteten<br />

Owncloud-Server zu synchronisieren,<br />

müssen Sie auf den Clients die entsprechende<br />

Software installieren. Alle<br />

gängigen Distributionen halten die dafür<br />

notwendigen Pakete in den Repositories<br />

vor. Finden sich dort nur veraltete<br />

Versionen, greifen Sie zu den aktuellen<br />

Ausgaben von der Owncloud-Website<br />

û. Nach erfolgreicher Installation<br />

finden Sie, je nach Desktop-Umgebung,<br />

einen Starter own<strong>Cloud</strong> desktop im Menü<br />

Werkzeuge oder Zubehör.<br />

Bevor Sie Ihre Clients mit dem Owncloud-Server<br />

verbinden, müssen Sie diese<br />

am Server entsprechend autorisieren.<br />

Dazu melden Sie sich als Administrator<br />

am Server an und klicken im Hauptfenster<br />

rechts oben auf den Benutzernamen.<br />

Im sich öffnenden Menü wählen Sie den<br />

Eintrag Benutzer und legen neue Konten<br />

an, indem Sie in der oberen Zeile in die<br />

entsprechenden Felder einen Login-Namen,<br />

ein Passwort sowie das Speicherkontingent<br />

für diesen Nutzer eintragen.<br />

Kundenbetreuung<br />

Nach dem Komplettieren der Daten klicken<br />

Sie auf die Schaltfläche Erstellen.<br />

<strong>Die</strong> Software generiert nun den neuen<br />

User mit den gewählten Einstellungen.<br />

Danach erscheint er in der darunter angeordneten<br />

Tabelle, wo Sie ihn durch<br />

einen Mausklick auf Gruppen in unterschiedliche<br />

Gruppen mit jeweils verschiedenen<br />

Privilegien integrieren. Hier<br />

legen Sie auch den zugehörigen Gruppenadministrator<br />

fest 3 .<br />

Danach öffnen Sie die Client-Software<br />

mit einem Klick auf own<strong>Cloud</strong> desktop<br />

und geben zunächst den Namen oder<br />

3 <strong>Die</strong> Clients erscheinen in einer Listenansicht, wo Sie ihnen die jeweils erforderlichen Gruppenrechte einräumen.<br />

22 www.linux-user.de<br />

05.2014


Owncloud<br />

Schwerpunkt<br />

die IP-Adresse des Servers sowie Passwort<br />

und Benutzername des Owncloud-<br />

Clients ein. Nach der anschließenden<br />

Zertifikatsabfrage legt die Routine den<br />

entsprechenden Synchronisationsordner<br />

an. Im letzten Schritt verbindet sich<br />

der Arbeitsplatzrechner mit dem Owncloud-Server<br />

und synchronisiert die gewählten<br />

Dateien und Verzeichnisse 4 .<br />

Sollte die Verbindung fehlschlagen,<br />

integrieren Sie auf dem Server das Web-<br />

DAV-Backend. Dazu wechseln Sie als<br />

Administrator auf dem Owncloud-Server<br />

durch einen Klick auf die Schaltfläche +<br />

Apps unten links im Hauptfenster in den<br />

Apps-Bildschirm. Dort aktivieren Sie den<br />

Eintrag WebDAV user backend. Um<br />

sicher zustellen, dass die Änderungen<br />

übernommen wurden, starten Sie anschließend<br />

das System neu. Danach klicken<br />

Sie auf dem Client auf Abschließen,<br />

um im Verbindungsassistenten ein Applet<br />

zu generieren, das Ihnen den Status<br />

der Verbindung anzeigt.<br />

Beachten Sie, dass der Owncloud-Client<br />

nicht automatisch beim Hochfahren mitlädt,<br />

Sie müssen ihn eigens aktivieren.<br />

<strong>Die</strong>s dient nicht nur der Sicherheit, sondern<br />

vermindert auch den Datendurchsatz<br />

im Netz, da die Clients aus Gründen<br />

Listing 2<br />

4 Zur Verbindungsaufnahme mit dem<br />

Server benötigen Sie lediglich dessen<br />

IP-Adresse sowie die Zugangsdaten.<br />

01 # cd /etc/apache2/sites‐enabled/<br />

02 # ln ‐s ../sites‐available/default‐ssl 000‐default‐ssl<br />

03 # cd ../mods‐enabled/<br />

04 # ln ‐s ../mods‐available/ssl.load ssl.load<br />

05 # ln ‐s ../mods‐available/ssl.conf ssl.conf<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

23


Schwerpunkt<br />

Owncloud<br />

der stets aktuellen Datensynchronisation<br />

jeweils in kurzen Abständen den<br />

Server kontaktieren („polling“) und daher<br />

den Netzverkehr erhöhen. Um die<br />

Daten auf den Clients und dem Server<br />

synchron zu halten, starten Sie zunächst<br />

den Owncloud-Client. Über diesen fügen<br />

Sie in einem Fenster weitere Verzeichnisse<br />

zur Synchronisation hinzu<br />

oder löschen nicht mehr benötigte 5 .<br />

Anschließend melden Sie sich über<br />

den Webbrowser auf dem Owncloud-<br />

Server an, der Sie nun zu Ihrer individuellen<br />

Oberfläche geleitet. Hier finden Sie<br />

in der links vertikal angeordneten Leiste<br />

die Icons Files, Activity, Documents, Pictures,<br />

Notes Contacts und Calendar, die jeweils<br />

kontextspezifische Inhalte rechts<br />

5 Ein übersichtlich<br />

gestaltetes Fenster<br />

erlaubt, in der Client-<br />

Software Verzeichnisse<br />

zum Synchronisieren<br />

freizugeben<br />

oder nicht mehr benötigte<br />

zu entfernen.<br />

im Fenster anzeigen. Sofern Untergruppen<br />

oder zusätzliche Informationen in<br />

den einzelnen Arbeitsbereichen zur Verfügung<br />

stehen, zeigt eine weitere Spalte<br />

diese im linken Fensterbereich an 6 .<br />

Oben rechts im Hauptfenster bietet<br />

die Software eine Suchfunktion, mit deren<br />

Hilfe Sie wahlfrei nach Begriffen oder<br />

Zeichenfolgen stöbern. Verwaltungsfunktionen<br />

wie die Integration zusätzlicher<br />

Apps oder das Zuweisen von Speicherplatz<br />

bleiben jedoch dem Administrator<br />

vorbehalten, stehen daher in der<br />

Client-Oberfläche nicht zur Verfügung.<br />

Für das kollaborative Arbeiten mehrerer<br />

Clients in der <strong>Cloud</strong> stellt die Software<br />

in den verschiedenen Kategorien<br />

Optionen zum Teilen von Dateien bereit.<br />

Durch einen Klick auf die Schaltfläche<br />

Teilen oder das entsprechende Symbol<br />

geben Sie die jeweiligen Inhalte für die<br />

Nutzer frei, deren Namen Sie angeben.<br />

Owncloud ermöglicht es dabei, bestimmte<br />

Rechte zum weiteren Verarbeiten<br />

der jeweiligen Daten durch den<br />

Empfänger zu vergeben. Nach der Freigabe<br />

von Dateien erscheint hinter diesen<br />

das Symbol Geteilt. Beim Empfänger<br />

entsteht ein Ordner Shared, in dem die<br />

Dateien auftauchen.<br />

Fazit<br />

Owncloud ermöglicht das professionelle<br />

Verwaltung und Bearbeiten von Daten<br />

in der <strong>private</strong>n <strong>Cloud</strong>. Sie benötigen<br />

lediglich etwas Zeit, um den Server und<br />

die Clients zu installieren, und erhalten<br />

ohne zeitaufwendiges Einarbeiten ein<br />

stabil und schnell arbeitendes System.<br />

Allerdings erweist sich der Bandbreitenbedarf<br />

der Software als sehr hoch:<br />

Bei vielen Clients, die große Dateien teilen,<br />

stößt ältere Hardware schnell an die<br />

Kapazitätsgrenzen. Für den Allround-<br />

User jedoch stellt Owncloud eine ausgezeichnete<br />

Option dar, eine eigene „Datenwolke“<br />

sicher und vor unbefugten<br />

Blicken geschützt aufzubauen. (tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

6 Der <strong>Cloud</strong>-Server Owncloud bietet ein beeindruckendes Funktionsspektrum.<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31421<br />

24 www.linux-user.de<br />

05.2014


Schwerpunkt<br />

ArkOS<br />

Mit ArkOS Daten in die eigene <strong>Cloud</strong> schieben<br />

Volle Kontrolle<br />

© Santje09, 123RF<br />

Wer seine Daten in der eigenen<br />

<strong>Cloud</strong> hostet, hat jederzeit<br />

Zugriff darauf – und<br />

trotzdem die volle Kontrolle.<br />

ArkOS hilft dabei.<br />

Ferdinand Thommes<br />

Readme<br />

ArkOS stellt eine Plattform zum sicheren<br />

Verwalten der eigenen Online-Existenz in<br />

der <strong>Cloud</strong> bereit. So geben Sie Ihre Daten<br />

nicht in die Hände von kommerziellen Unternehmen.<br />

Sowohl der Finanz- als auch der<br />

Lernaufwand halten sich dabei in Grenzen.<br />

Viele Menschen wollen oder müssen<br />

heute Daten jederzeit bereitstellen und<br />

oft zusätzlich unterschiedliche Quellen<br />

synchron halten. <strong>Die</strong> in den letzten Jahren<br />

überall aus dem Boden sprießenden<br />

<strong>Cloud</strong>-<strong>Die</strong>nste erscheinen ideal für diesen<br />

Zweck. Jedoch geben Sie damit die<br />

Daten aus der Hand, was angesichts der<br />

nicht enden wollenden Enthüllungen<br />

über die Praktiken internationaler Geheimdienste<br />

nicht ratsam erscheint.<br />

Wenn die NSA, wie kürzlich enthüllt,<br />

bereits gefälschte Facebook-Server ins<br />

Netz stellt, um ihre Tools zur Spionage<br />

zu verbreiten, kommt die Plattform Citizenweb<br />

û des Entwicklers Jacob Cook<br />

genau zur rechten Zeit. Und damit rückt<br />

auch das seit etwas über einem Jahr entwickelte<br />

ArkOS û als <strong>private</strong>s <strong>Cloud</strong>-<br />

Server-Projekt auf dem Raspberry Pi ins<br />

Rampenlicht.<br />

ArkOS ermöglicht als freie Software,<br />

Daten unter eigener Kontrolle auf einer<br />

minimalen und sehr mobilen Plattform<br />

ständig und überall bereitzuhaben. <strong>Die</strong><br />

Grundlage bildet ein Image von Arch<br />

Linux für die ARM-Plattform û, also die<br />

Architektur des Raspberry Pi. Als Open-<br />

Source-Projekt will ArkOS Anwendern<br />

ermöglichen, ohne viel Lernaufwand<br />

und Linux-Vorbildung Server-<strong>Die</strong>nste<br />

abgesichert in Eigenregie anzubieten.<br />

Das dürfen Webseiten, Blogs, Online-<br />

Speicher (mittels Owncloud) oder ein<br />

Mailserver sein.<br />

Der Entwickler hat die Distribution aus<br />

besonders schlanken Linux-Werkzeugen<br />

für den Server-Bereich zusammengestellt,<br />

um den Begrenzungen des Raspberry<br />

Pi Rechnung zu tragen. ArkOS verfügt<br />

über ein eigenes Repository, über<br />

das es Aktualisierungen etwas behutsamer<br />

vornimmt, als das gemeinhin bei<br />

Arch Linux der Fall ist. <strong>Die</strong>s geschieht mit<br />

dem Anspruch, das Administrieren so<br />

leicht wie möglich zu gestalten. Der Ruf<br />

von Arch Linux, nur etwas für erfahrene<br />

Anwender zu sein, trifft hier also nur<br />

sehr bedingt zu, und sollte Sie nicht davon<br />

abhalten, das System zu testen. Erfahrenen<br />

Linuxern steht trotzdem das<br />

gesamte Arsenal an Werkzeugen und<br />

Befehlen zur Verfügung, das ein Linux-<br />

System zu bieten hat.<br />

ArkOS untersteht der GPL û, der<br />

Quellcode liegt auf GitHub bereit. Dort<br />

26 www.linux-user.de<br />

05.2014


ArkOS<br />

Schwerpunkt<br />

findet sich auch der Bugtracker zum Melden<br />

von Fehlern û. Das modular aufgebaute<br />

System besteht aus der Distribution<br />

selbst und dem in der Programmiersprache<br />

Python erstellten Web-Frontend<br />

Genesis, das seine Funktionalität über<br />

Plugins erhält. Genesis vereint unter einer<br />

Oberfläche die Administration des<br />

Systems sowie das Verwalten der Inhalte.<br />

Es steht auch für weitere Distributionen<br />

neben denen von ArkOS bereit.<br />

Der Entwickler bezeichnet den derzeitigen<br />

Stand des ArkOS-Projekts noch als<br />

Alpha, eine erste Beta-Version soll in den<br />

nächsten zwei Monaten erscheinen. Im<br />

Zug der Tests für diesen Artikel war es<br />

uns möglich, gemeinsam mit dem sehr<br />

aktiven Entwickler bereits einige Fehler<br />

zu beheben.<br />

<strong>Die</strong> Installation<br />

Es gibt zwei Wege, ArkOS auf den Raspberry<br />

Pi zu bekommen: Der Installer<br />

überträgt die Daten, grafisch geführt,<br />

bootfähig auf eine SD-Karte (siehe Kasten<br />

SD-Kompatibilität), liegt derzeit aber<br />

nur für Linux und Mac OS X vor. Möchten<br />

Sie das System von Windows aus einrichten,<br />

bleibt nur die manuelle Installation;<br />

ein passender Installer ist jedoch<br />

bereits in Arbeit.<br />

Im ersten Schritt zur grafisch geführten<br />

Installation laden Sie den Installer von<br />

der Projektseite û herunter. Als Nächstes<br />

verbinden Sie eine mindestens 8 GByte<br />

fassende SD-Karte über einen passenden<br />

Reader mit dem Rechner. Dann starten<br />

SD-Kompatibilität<br />

Falls Sie planen, für ArkOS (oder auch andere<br />

Raspberry-Pi-Projekte) eigens eine<br />

neue SD-Karte anzuschaffen, ist es sinnvoll,<br />

die Kompatibilitätsliste im Raspberry-<br />

Center û zu konsultieren: Gerade bei<br />

den heute gängigen schnellen Karten für<br />

Kameras gibt es viele, die die Zusammenarbeit<br />

mit dem RasPi verweigern. Erfahrungsgemäß<br />

machen Karten der Klassen 4<br />

und 6 am wenigsten Probleme und kommen<br />

zudem deutlich günstiger als solche<br />

der Klasse 10.<br />

Sie den Installer, der sich im Applikationsmenü<br />

der jeweiligen grafischen Oberfläche<br />

finden sollte. Alternativ entpacken<br />

Sie das Image und starten den Installer<br />

mittels ./Installer.py aus dem Ordner<br />

mit den entpackten Dateien.<br />

Im weiteren Verlauf fragt die Software<br />

ab, welcher Spiegelserver geografisch<br />

am nächsten liegt und auf welches Gerät<br />

Sie ArkOS installieren möchten. Der Installer<br />

bietet alle im Rechner befindlichen<br />

Medien wie Festplatten, USB-Sticks und<br />

SD-Karten zur Auswahl an. Den korrekten<br />

Speicherort, in diesem Fall die SD-<br />

Karte, ermitteln Sie am einfachsten über<br />

die Größenangabe. Bei der Angabe es Installationsziels<br />

ist größte Sorgfalt geboten,<br />

denn der Installer verwendet intern<br />

das Tool dd, welches das angegebene<br />

Medium ohne Rückfrage überschreibt.<br />

Nach dem Bestätigen bezieht der Installer<br />

etwa 280 MByte vom Server und<br />

installiert das ArkOS auf der angegebenen<br />

SD-Card. Nach wenigen Minuten, je<br />

nach Rechner und Anbindung ans Netz,<br />

meldet der Installer, dass ArkOS installiert<br />

ist. Das ist der Moment, um die Karte<br />

aus dem Rechner zu entfernen und in<br />

den Raspberry Pi einzusetzen.<br />

Manuelle Installation<br />

<strong>Die</strong> manuelle Installation unter Linux<br />

fällt nur unwesentlich aufwendiger aus:<br />

In diesem Fall laden Sie das komprimierte<br />

Image herunter und entpacken es.<br />

Dann verbinden Sie ebenfalls eine SD-<br />

Karte mit dem Rechner. In einer Konsole<br />

ermitteln Sie mittels fdisk ‐l mit Root-<br />

Rechten den korrekten Bezeichner der<br />

SD-Karte. Haben Sie diesen zweifelsfrei<br />

festgestellt, kommt wieder das Tool dd<br />

zum Einsatz, um das Image manuell auf<br />

die SD-Karte zu schreiben. Dazu dient<br />

der folgende Befehl, den Sie als normaler<br />

Benutzer ausführen:<br />

$ dd if=/home/raspi/arkos‐rpi‐2014U<br />

0205.img of=/dev/sdc bs=1M<br />

In diesem Fall entspricht /dev/sdc der<br />

Ausgabe von fdisk ‐l für den Bezeichner<br />

der SD-Karte. Dabei schreibt dd immer<br />

direkt auf das Device und nicht in<br />

ArkOS (ISO-Image) auf<br />

Heft-DVD 1, Seite B<br />

eine Partition. Bei Bedarf passen Sie den<br />

Befehl sowohl in Bezug auf den Speicherort<br />

des ISO-Images als auch dessen<br />

Namen an. Kurze Zeit nach dem Absetzen<br />

des Befehls erscheint wieder ein<br />

Prompt, und das Image liegt startbereit<br />

auf der SD-Karte.<br />

<strong>Die</strong>se stecken Sie nun in den RasPi, der<br />

bereits per Ethernet-Kabel mit dem heimischen<br />

Netz verbunden sein sollte. Sobald<br />

Sie den Minirechner mit der Stromversorgung<br />

verbinden, startet das Image,<br />

und etwa eine Minute später steht das<br />

Web-Interface von ArkOS bereit.<br />

Mac OS X und Windows<br />

Unter Mac OS X ermitteln Sie den Bezeichner<br />

der SD-Karte durch Eingabe<br />

von diskutil list in einem Terminal.<br />

Um die Karte aus dem System auszuhängen,<br />

kommt das Kommando diskutil<br />

unmountDisk Bezeichner zum Einsatz.<br />

Auch OS X kennt das Tool dd, sodass Sie<br />

ähnlich wie unter Linux folgenden Befehl<br />

nutzen:<br />

$ dd if=/Pfad/zu/arkos‐rpi‐2014020U<br />

5.img of=/dev/Bezeichner bs=1M<br />

Um unter Windows die Inbetriebnahme<br />

möglichst unkompliziert zu halten, empfiehlt<br />

es sich, auf ein Programm wie Win-<br />

32DiskImager û zurückzugreifen. In diesem<br />

wählen Sie die vorher entpackte<br />

ISO-Datei und die SD-Karte aus und<br />

schrei ben dann das Image auf die Karte.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

27


Schwerpunkt<br />

ArkOS<br />

Systemd-Befehle<br />

Falls Sie sich direkt auf dem RasPi anmelden,<br />

um ArkOS zu administrieren, gilt es<br />

zu beachten, dass das System auf den<br />

neuen Init-Mechanismus Systemd setzt.<br />

Er unterscheidet sich in Bezug auf den<br />

Befehlssatz vom bisher Gewohnten. Um<br />

Befehle an einen <strong>Die</strong>nst abzusetzen, lautet<br />

das Schema wie folgt:<br />

# systemctl Operation <strong>Die</strong>nst<br />

1 <strong>Die</strong> generellen Einstellungen von ArkOS.<br />

Als Operationen kommen im Wesentlichen<br />

start, stop, enable, disable und<br />

status zum Einsatz, deren Funktion sich<br />

leicht aus dem Namen erschließt. Als<br />

nützlich erweist sich auch der Befehl<br />

journalctl ‐b, mit dem Sie das komplette<br />

Journal des letzten Boot-Vorgangs<br />

unter die Lupe nehmen. Weitere Informationen<br />

zu Systemd finden Sie im Systemd-Wiki<br />

û.<br />

Das weitere Vorgehen unterscheidet sich<br />

nicht von jenem unter Linux oder Mac<br />

OS X. Zum Administration per Konsole<br />

verwenden Sie unter Windows das Programm<br />

Putty.<br />

Web-Interface Genesis<br />

Nach dem Start des Mini-PCs steht das<br />

Genesis-Frontend im Browser eines<br />

Rechners im gleichen Netzwerk über die<br />

URL http://RasPi‐IP:8000 bereit. <strong>Die</strong><br />

IP-Adresse finden Sie heraus, indem Sie<br />

erneut den Installer starten und den<br />

Menüpunkt zum Scannen des Netzwerks<br />

verwenden. <strong>Die</strong>ser bietet auch die<br />

Möglichkeit, den RasPi oder das Web-<br />

Frontend neu zu starten.<br />

Alternativ geben Sie statt der IP-Adresse<br />

den Namen des RasPi an. <strong>Die</strong> Abfrage<br />

von Benutzername und Passwort<br />

erwartet bei der ersten Anmeldung zwei<br />

Mal die Eingabe von admin. Daraufhin<br />

erscheint die Oberfläche Genesis, über<br />

die Sie interaktiv einen neuen Nutzer<br />

und ein neues Passwort anlegen.<br />

Genesis-Module<br />

2 Maske zum Installieren der Plugins.<br />

Bei Genesis handelt es sich um ein modulares,<br />

in Python geschriebenes Framework,<br />

das mit Plugins interagiert. <strong>Die</strong>se<br />

Codeschnipsel installieren und konfigurieren<br />

gemäß Ihrer Angaben Anwendungen.<br />

<strong>Die</strong> unter der Bezeichnung Webapps<br />

zusammengefasste Funktion er-<br />

28 www.linux-user.de<br />

05.2014


ArkOS<br />

Schwerpunkt<br />

laubt das Herunterladen, Installieren<br />

und Konfigurieren von Anwendungen<br />

wie Wordpress, Jekyll, Nginx, MariaDB<br />

und Owncloud innerhalb von ArkOS mit<br />

nur einem Mausklick.<br />

Das funktioniert anhand vorgefertigter<br />

Rezepte, die das Plugin abarbeitet. So<br />

legt es etwa die nötigen Datenbanken<br />

an, konfiguriert einen Webserver oder<br />

nimmt die passenden Einstellungen am<br />

Netzwerk vor. Am Ende erhalten Sie einen<br />

Link, unter dem Sie die Anwendung<br />

individuell zu Ende konfigurieren. Zuvor<br />

sollten Sie aber in der nach dem Start eingeblendeten<br />

Maske einige grundlegende<br />

Einstellungen vornehmen, die Dinge wie<br />

Hostnamen und Zeitzonen betreffen 1 .<br />

Ändern Sie hier den voreingestellten<br />

Hostnamen arkos ab, kommt die neue<br />

Bezeichnung beim erneuten Einwählen<br />

in das Web-Frontend zum Einsatz. In der<br />

gleichen Maske geben Sie gegebenenfalls<br />

den noch nicht belegten Teil der SD-<br />

Karte für ArkOS frei. Weitere generelle<br />

Einstellungen finden sich unter dem ersten<br />

der drei Icons oben rechts. Hier nehmen<br />

Sie unter anderem grundlegende<br />

Einstellungen zum Secure Sockets Layer<br />

(SSL) vor (der eigentlich Transport Layer<br />

Security (TLS) heißt û). Er ermöglicht es,<br />

sich per HTTPS mit Genesis zu verbinden.<br />

Dazu benötigen Sie ein Zertifikat oder<br />

einen entsprechenden Schlüssel. <strong>Die</strong>se<br />

Einstellung ist sehr zu empfehlen, wenn<br />

Sie ArkOS außerhalb des heimischen<br />

LAN betreiben oder unterwegs an ein<br />

ungesichertes WLAN hängen. Der Menüpunkt<br />

erlaubt auch das Erstellen und<br />

Handhaben eigener oder von Dritten erworbener<br />

Zertifikate. Das Häkchen bei<br />

Authorisation sollten Sie nur abklicken,<br />

wenn Sie zu Testzwecken kurzfristig einem<br />

anonymen Benutzer Zugang zu<br />

Genesis gewähren möchten. Ansonsten<br />

lassen Sie aus Gründen der Sicherheit<br />

tunlichst diesen Haken immer gesetzt.<br />

Unter dem gleichen Menüpunkt finden<br />

Sie die Parameter für den Zugang<br />

zum Netzwerk, eine Möglichkeit zum<br />

Nachinstallieren weiterer Applikationen<br />

sowie den Punkt Recovery, unter dem Sie<br />

System-Backups anlegen und wieder<br />

einspielen. Das mittlere Symbol oben<br />

rechts dient der Verwaltung der Nutzer,<br />

das rechte Icon ermöglicht eine Aktualisierung<br />

oder den Neustart des Systems.<br />

<strong>Die</strong> unter Genesis verfügbaren Module<br />

teilen sich auf der linken Seite von oben<br />

nach unten betrachtet in die Kategorien<br />

System Monitor, Servers und System ein.<br />

Nach der Installation befinden sich unter<br />

den einzelnen Modulen kaum Inhalte.<br />

Wegen der begrenzten Systemressourcen<br />

empfiehlt es sich, auch nur das zu<br />

installieren, was Sie wirklich brauchen.<br />

Jetzt ist es an der Zeit, benötigte Plugins<br />

û und Widgets zu installieren 2 .<br />

Unter Plugins versteht Genesis die Applikationen<br />

und Werkzeuge. Widgets dienen<br />

dagegen dazu, Daten zu CPU, Speicher<br />

und anderen Systemressourcen anzuzeigen.<br />

Spätestens nach diesem Schritt<br />

sollten Sie den Rechner neu starten, um<br />

alle Änderungen zu initialisieren.<br />

Administration<br />

Unter dem Punkt System Monitor versammeln<br />

sich Widgets zum Überwachen<br />

der Hard- und Software. Dazu zählen unter<br />

anderem Monitore für die CPU, die<br />

3 Der System-Monitor<br />

gibt Aufschluss<br />

über den Zustand des<br />

Systems, zeigt auf<br />

Wunsch aber auch<br />

News an.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

29


Schwerpunkt<br />

ArkOS<br />

4 In der Genesis-Oberfläche erledigen Sie das Einrichten von<br />

Samba-Benutzern und passenden Freigaben.<br />

5 Selbst die Konfiguration von komplexen Programmen wie<br />

Owncloud wickeln Sie direkt über Genesis ab.<br />

Festplatten, den Hauptspeicher, die Systemlast,<br />

das Netzwerk und anfallende<br />

Alarme 3 . <strong>Die</strong>se installieren Sie über<br />

die Schaltfläche Add Widgets oben in der<br />

Toolbar des System Monitor. Über die<br />

ebenfalls am oberen Rand angesiedelte<br />

Funktion Alerts definieren Sie Grenzwerte<br />

für die zuvor installierten Widgets. Bei<br />

deren Überschreiten schlagen die Kontrollmonitore<br />

Alarm.<br />

In der Rubrik Servers steht neben<br />

Shares (Win) für das Teilen von Dateien<br />

mit Windows 4 noch der Menüpunkt<br />

Websites bereit. Haben Sie bei der Installation<br />

zusätzlicher Applikationen beispielsweise<br />

Wordpress, Owncloud oder<br />

Jekyll û installiert, so können Sie diese<br />

hier konfigurieren. Ein Klick auf Websites<br />

und dann Add Websites erlaubt die Auswahl<br />

und Konfiguration 5 .<br />

Wichtige Werkzeuge<br />

<strong>Die</strong> Abteilung Tools fasst eine Auswahl<br />

an unerlässlichen Helfern zusammen.<br />

Dabei dient Execute zum schnellen Ausführen<br />

einzelner Befehle. Bei umfangreicheren<br />

Aufgaben erweist sich aber das<br />

Terminal als die bessere Wahl.<br />

Der File Manager dient als rudimentärer<br />

Dateimanager 6 . Er zeigt den Dateibaum<br />

an und erlaubt das Ausschneiden,<br />

Kopieren, Verschieben und Löschen von<br />

Files. Zusätzlich besteht die Möglichkeit,<br />

die Rechte der Dateien zu bearbeiten.<br />

Bei Bedarf arbeiten Sie mit mehreren<br />

Tabs, um verschiedene Inhalten gleichzeitig<br />

im Blick zu behalten.<br />

Am unteren Rand befindet sich ein<br />

Clipboard mit den ausgeschnittenen<br />

oder kopierten Inhalten. Der Editor Notepad<br />

eignet sich zum Bearbeiten einfacher<br />

Textdateien. Er erlaubt das Arbeiten in<br />

Tabs und kennt eine Bookmark-Option,<br />

die den Zugriff auf Dateien vereinfacht,<br />

die Sie regelmäßig in die Hand nehmen.<br />

Für Fortgeschrittene<br />

6 Simpel, aber durchaus ausreichend: Der Genesis-Dateimanager eignet sich für alle<br />

einfachen Datei- und Verzeichnisoperationen.<br />

Der unterste Eintrag in der Seitenleiste,<br />

Advanced, erlaubt die Installation von<br />

Apps, die etwas mehr Hintergrundwissen<br />

erfordern. Hier besteht zum Teil die<br />

Gefahr, bei unsachgemäßer Handhabung<br />

das System zu destabilisieren oder<br />

gar zu beschädigen.<br />

Über Filesystems bearbeiten Sie das<br />

Dateisystem. Das Plugin dient dem Er-<br />

30 www.linux-user.de<br />

05.2014


ArkOS<br />

Schwerpunkt<br />

stellen und Editieren von Einhängepunkten<br />

(„Mountpoints“) und schreibt direkt<br />

in die Datei /etc/fstab. Firewall Tables<br />

fungiert als grafisches Frontend für<br />

Iptables û. Das Plugin erlaubt das Konfigurieren<br />

der Ketten und Regeln der im<br />

Kernel implementierten Firewall. Das<br />

setzt aber gute grundlegende Kenntnisse<br />

über Iptables voraus, da Sie sich sonst<br />

leicht aus dem System aussperren.<br />

Das Plugin Packages lässt das Nachinstallieren<br />

von Paketen aus dem ArkOS-<br />

Repository zu. Es arbeitet als Frontend<br />

für den unter Arch verwendeten Paketmanager<br />

Pacman 7 .<br />

<strong>Die</strong> Applikation System Users erlaubt<br />

das Bearbeiten aller auf dem System vorhandenen<br />

Benutzerkonten samt deren<br />

Passwörtern, einschließlich des Accounts<br />

root. Anders als das Plugin Users beherrscht<br />

es das Setzen von User- und<br />

Gruppen-IDs, das Erstellen von und Zuweisen<br />

zu Gruppen sowie die Definition<br />

einer Standard-Shell pro Benutzer.<br />

Mit dem Task Monitor beobachten Sie<br />

den aktuellen Zustand aller Prozesse inklusive<br />

Prozess-ID, verursachter CPU-Last<br />

und belegtem Arbeitsspeicher. Sie beenden<br />

hier bei Bedarf einzelne Tasks per<br />

Kill-Befehl oder über andere Interrupts.<br />

Reichen die Möglichkeiten der webbasierten<br />

Oberfläche nicht aus, bleibt als<br />

Ausweg noch das Terminal. <strong>Die</strong>ses Tool<br />

ist als VT-100-Terminal-Emulator û ausgelegt,<br />

der sich wie ein normales Linux-<br />

Terminal verhält. Sie können mehrere<br />

Instanzen gleichzeitig öffnen.<br />

Ausblick<br />

Zum Redaktionsschluss dürfte Genesis<br />

0.5.1 bereits erschienen sein und Version<br />

0.6 kurz vor dem Release stehen, wie<br />

uns der Entwickler Mitte März bescheinigte.<br />

Er verspricht für das Release 0.5.1<br />

neue Funktionen, die Genesis vor allem in<br />

Bezug auf Sicherheit verbessern. <strong>Die</strong> Rubrik<br />

Server erhält dann Module, welche<br />

das Einrichten und Konfigurieren eines<br />

Mailservers mittels Postfix und Dovecot<br />

(als Beta-Funktion) ermöglichen.<br />

In die Liste der verfügbaren Webapps<br />

reihen sich voraussichtlich die Blog-Engine<br />

Ghost û, der Chat-Server XMPP û<br />

7 Über das Plugin Packages aktualisieren Sie bei Bedarf sogar das komplette System<br />

auf dem Raspberry Pi.<br />

sowie Radicale û zum Verwalten von<br />

Kalendern und Kontakten neu ein. Das<br />

Modul für das Dateisystem erhält ebenfalls<br />

eine Generalüberholung und erlaubt<br />

dann unter anderem das automatische<br />

Erstellen von verschlüsselten Containern<br />

wie Truecrypt.<br />

Mit der Version 0.6, die voraussichtlich<br />

Mitte des Jahres folgt, geht Genesis in<br />

die Beta-Phase über. Neben einer verbesserten<br />

Hilfe und einer optischen Auffrischung<br />

der Weboberfläche kommen<br />

voraussichtlich unter anderem das Social<br />

Network Diaspora û sowie der Anonymisierer<br />

Tor û hinzu.<br />

Für die dann folgenden Versionen<br />

plant der Entwickler unter anderem die<br />

Integration von Plugins für Tent û und<br />

Pump.io û. Außerdem steht für die<br />

Plattform in absehbarer Zeit ein Update<br />

des Befehlssatzes von ARMv6 auf ARMv7<br />

an. Dann unterstützt Genesis neben<br />

dem Raspberry Pi auch das Cubieboard,<br />

das Beagleboard und viele andere Einplatinen-Computer.<br />

Fazit<br />

ArkOS weiß sowohl von der Idee als<br />

auch von der Umsetzung her zu gefallen.<br />

Das sehr aktive Projekt erreicht voraussichtlich<br />

noch in diesem Jahr die stabile<br />

Version 1.0. Neben den vorhandenen<br />

und noch kommenden Erweiterungen<br />

lässt sich das System auch durch<br />

selbst geschriebene (Python-)Plugins<br />

individuell erweitern. Nachdem der Entwickler<br />

gerade erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne<br />

mit über 50 000 US-<br />

Dollar abgeschlossen hat, widmet er sich<br />

nun ein Jahr lang ausschließlich dem ArkOS-Projekt<br />

û. Dabei freut er sich über<br />

Anregungen, um ArkOS weiter auszubauen<br />

und zu verbessern.<br />

Der Raspberry Pi zeigte in unseren<br />

Tests keine Probleme in Bezug auf die<br />

Last: Sowohl ein installiertes Owncloud<br />

als auch Wordpress liefen innerhalb von<br />

ArkOS ausreichend flott. Der derzeitige<br />

Projektstand genügt vollauf für Probeläufe<br />

innerhalb des eigenen Netzwerks<br />

und erlaubt bereits jetzt eine fundierte<br />

Entscheidung darüber, ob ArkOS zukünftig<br />

das Mittel der Wahl für die Datenhaltung<br />

in Eigenregie ist. (agr/​jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31331<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

31


Schwerpunkt<br />

Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025<br />

Eigene mobile <strong>Cloud</strong> mit der Digitus DN-7025<br />

Mobile Wolke<br />

Möchten Sie auch unterwegs<br />

und ohne Internetverbindung<br />

Daten zentral speichern, hilft<br />

die „Private <strong>Cloud</strong>“ Digitus<br />

DN-7025 weiter: Mit dem<br />

Gerät bauen Sie im Nu einen<br />

eigenen mobilen Datenspeicher<br />

auf. Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Wollen Sie unterwegs Daten auf verschiedenen<br />

Endgeräten nutzen und bekommen<br />

keinen Zugriff auf Ihre <strong>Cloud</strong> im Internet?<br />

Dann bleiben Sie mit der Private <strong>Cloud</strong><br />

DN-7025 von Assmann stets up to date.<br />

Sowohl kommerzielle <strong>Cloud</strong>-<strong>Die</strong>nste als<br />

auch privat installierte Datenspeicher<br />

haben einen signifikanten Nachteil:<br />

Ohne Internet lassen sie sich nicht erreichen.<br />

Abhilfe schafft der Lüdenscheider<br />

Hersteller Assmann mit seiner Private<br />

<strong>Cloud</strong> Digitus DN-7025 û. Das Gerät arbeitet<br />

als WLAN-Hotspot und bringt einen<br />

eigenen Akku mit, der es laut Herstellerangaben<br />

im Betrieb für etwa vier<br />

Stunden mit Strom versorgt. Das DN-<br />

7025 steht unter anderem bei Amazon<br />

zum Preis von derzeit 37 Euro zum Kauf<br />

bereit û. Ein Bezug direkt über den Hersteller<br />

selbst ist nicht möglich.<br />

Los geht’s<br />

<strong>Die</strong> <strong>Cloud</strong> für die Westentasche erreicht<br />

uns in einem unscheinbaren Karton, der<br />

neben dem eigentlichen Gerät nur noch<br />

ein USB-Kabel und eine mehrsprachige<br />

Kurzanleitung enthält. Das DN-7025<br />

selbst erreicht kaum die Größe eines Taschenbuchs<br />

und besitzt auch nur wenige<br />

Anschlüsse: Neben einer herkömmlichen<br />

USB-Buchse und einem Mini-B-USB-Interface<br />

bringt es lediglich noch einen SD-<br />

© ASSMANN Electronic GmbH<br />

Karten-Slot und einen Schalter zum Einund<br />

Ausschalten mit. Daneben signalisieren<br />

drei Leuchtdioden auf der Oberseite<br />

des Geräts den aktuellen Status.<br />

Im Inneren des im typischen Apple-<br />

Design gehaltenen Gehäuses findet sich<br />

neben der Elektronik mit WLAN nach<br />

802.11b/​g/​n-Standard auch ein Lithium-<br />

Ionen-Akku, der laut Hersteller eine<br />

Standby-Laufzeit von 25 Stunden erreicht.<br />

Im Betrieb mit einem Client soll<br />

der Akku immerhin vier Stunden lang<br />

Energie liefern. Das DN-7025 bringt<br />

selbst keinen Massenspeicher mit. Laut<br />

Hersteller eignet sich der SD-Card-Slot<br />

jedoch für handelsübliche Karten bis zu<br />

einer Kapazität von 128 GByte. Der USB-<br />

Anschluss unterstützt zudem Massenspeicher<br />

mit einer maximalen Kapazität<br />

von 2 TByte.<br />

Nach dem Einschalten des Geräts<br />

leuchtet zunächst kurze Zeit die weiße<br />

Leuchtdiode, die den Betrieb anzeigt.<br />

Beginnt sie zu blinken, signalisiert das<br />

die Bereitschaft des Systems. Jetzt verbinden<br />

Sie Ihren Client mit dem WLAN-<br />

32 www.linux-user.de<br />

05.2014


Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025<br />

Schwerpunkt<br />

Netzwerk Digitus Private <strong>Cloud</strong> 92F mit<br />

dem Standard-Passwort 12345678. Um<br />

die nötigen Modifikationen an den Einstellungen<br />

vorzunehmen, wie beispielsweise<br />

das Setzen von Uhrzeit und Datum<br />

oder die Neuvergabe eines Passworts,<br />

rufen Sie in einem Webbrowser<br />

die IP-Adresse http://192.168.99.1 auf.<br />

Es erscheint ein unscheinbarer Startbildschirm,<br />

aus dem Sie beim ersten Start<br />

die Security Settings anwählen 1 .<br />

Zur Anmeldung geben Sie als Benutzername<br />

und Passwort jeweils admin ein.<br />

Daraufhin öffnet sich ein übersichtlich<br />

gestaltetes Verwaltungsfenster, in dem<br />

Sie über die Schaltfläche Admin Password<br />

die Zugangsdaten für den Administrator<br />

ändern 2 .<br />

Über die Schaltflächen Device Name<br />

und Security ändern Sie die SSID und<br />

den WPA2-Schlüssel für das drahtlose<br />

Netzwerk. Das DN-7025 gestattet hier<br />

nur rudimentäre Einstellungen und lässt<br />

veraltete Optionen, wie etwa die unsichere<br />

WEP-Verschlüsselung, nicht mehr<br />

zu. Mithilfe des Schalters Power Saving<br />

legen Sie das Intervall zum automatischen<br />

Abschalten der Digitus-<strong>Cloud</strong><br />

nach einer Zeit der Nichtnutzung fest,<br />

wobei die GUI hier verschiedene Alternativen<br />

anbietet.<br />

Brückenfunktion<br />

Das Digitus DN-7025 bietet ab Werk<br />

nicht die Möglichkeit des Internetzugriffs<br />

über ein WAN-Interface. Für Abhilfe<br />

sorgt der Brückenmodus, in dem sich<br />

das Device mit einem WLAN verbindet<br />

und als Bindeglied für die angeschlossenen<br />

Clients arbeitet. Um diese Verbindung<br />

herzustellen, klicken Sie im Einstellungsmenü<br />

auf die Schaltfläche Internet<br />

Access. <strong>Die</strong> Routine verzweigt nun in ein<br />

Fenster, das alle gefundenen WLAN-Netze<br />

anzeigt. Sie verbinden sich komfortabel<br />

per Mausklick und Eingabe des<br />

WPA2-Schlüssels mit dem gewünschten<br />

Netz, wobei das System Sie nach Eingabe<br />

des Keys auffordert, 90 Sekunden zu<br />

warten, bis die Verbindung steht 3 .<br />

Interne WLAN-Verbindungen zwischen<br />

DSL-Router und <strong>Cloud</strong> sowie den Clients<br />

und der <strong>Cloud</strong> beherrscht das DN-7025<br />

1 Der Startbildschirm des Digitus-Gerätes beschränkt sich aufs Wesentliche.<br />

mit einer Geschwindigkeit von bis zu<br />

150 Mbit/​s – genug, um auch Multimedia-Dateien<br />

ausreichend schnell zu laden.<br />

Interner Speicher<br />

Das DN-7025 stellt ausschließlich Dateidienste<br />

bereit: Sonderfunktionen wie<br />

das Führen eines Kalenders oder eines<br />

Adressbuchs sieht es nicht vor. Nach<br />

dem Verbinden eines Datenträgers erscheint<br />

dessen Ordnerstruktur im Hauptfenster<br />

der Verwaltungsoberfläche. Über<br />

ein kleines Eingabefenster wählen Sie<br />

l okal gespeicherte Daten an und transfe-<br />

2 Der Einstellungsdialog<br />

erlaubt<br />

es Ihnen,<br />

grundlegende<br />

Systemeigenschaften<br />

festzulegen.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

33


Schwerpunkt<br />

Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025<br />

rieren sie in den <strong>Cloud</strong>-Speicher. Multimediale<br />

Inhalte wie Audio- und Video-<br />

Dateien streamt das DN-7025 über das<br />

WLAN und gibt sie von einer lokal auf<br />

dem Endgerät installierten Applikation<br />

wieder. <strong>Die</strong>se Funktionen stehen maximal<br />

drei Endanwendern gleichzeitig zur<br />

Verfügung 4 .<br />

Weltgewandt<br />

Insbesondere unterwegs erweist sich das<br />

schnelle Synchronisieren von Dateien<br />

zwischen unterschiedlichen Geräten als<br />

sinnvoll. Das Digitus DN-7025 versteht<br />

sich deshalb nicht nur mit Linux-Systemen<br />

und Windows-Rechnern, sondern<br />

kooperiert auch mit Tablet-PCs und<br />

Smartphones mit iOS û und Android û.<br />

<strong>Die</strong>se bieten über Apps die gleiche Funktionen<br />

wie herkömmliche PC-Systeme.<br />

Praxis<br />

In der Praxis glänzt das DN-7025 durch<br />

flotte Übertragungsraten. Ein weiterer<br />

Pluspunkt: Der USB-2.0-Port erlaubt auch<br />

den Anschluss von Geräten mit hohem<br />

Energiebedarf. So arbeitete im Testbetrieb<br />

eine externe Festplatte des Typs WD<br />

MyPassport Studio mit 2 TByte Kapazität<br />

einwandfrei mit dem Digitus-Gerät zusammen.<br />

Allerdings verringert sich dann<br />

bei hoher Auslastung – etwa, wenn mehrere<br />

Clients ein großes Transfervolumen<br />

erzeugen – die Akkulaufzeit signifikant.<br />

Hier wäre der Einsatz eines stärkeren<br />

Stromspeichers wünschenswert.<br />

Ein weiteres Manko stellt die auf Linux<br />

basierende Firmware der Digitus-<strong>Cloud</strong><br />

dar: Zwar installieren Sie damit per Einstellungsmenü<br />

auch neue Firmware-Versionen<br />

problemlos, diese weisen jedoch<br />

im Hinblick auf die Dateisystemunterstützung<br />

erhebliche Defizite auf: Sie<br />

unterstützen ausschließlich FAT 16 und<br />

dessen großen Bruder FAT 32; sämtliche<br />

unter Linux gängigen Dateisysteme<br />

(etwa Ext2/​3/​4) erkannte die Box nicht.<br />

Positiv fällt dagegen ins Gewicht, dass<br />

die im DN-7025 eingebaute WLAN-Technik<br />

mithilfe der Auto-Negotiation stets<br />

die maximale Transfergeschwindigkeit<br />

unterstützt. Sie müssen also nicht beim<br />

Nutzen von WLAN-Hardware nach<br />

802.11n-Standard die Konfiguration des<br />

Digitus-Gerätes manuell anpassen.<br />

3 Im Bridge-Modus<br />

erlaubt das DN-7025<br />

den angeschlossenen<br />

Clients den Zugriff<br />

aufs Internet.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> Private <strong>Cloud</strong> DN-7025 von Digitus<br />

erweist sich als nützliches und gut verarbeitetes<br />

Gerät für mobile Anwender, die<br />

Daten auf Endgeräten mit unterschiedlichen<br />

Betriebssystemen auch unterwegs<br />

stets aktuell halten wollen. Eben so<br />

eignet sich das System für Heimanwender<br />

mit kleinen Netzwerken, denen eine<br />

softwarebasierte eigene <strong>Cloud</strong>-Lösung<br />

wie Owncloud zu wuchtig ausfällt und<br />

denen zudem kein dafür geeigneter dedizierter<br />

Computer zur Verfügung steht.<br />

Das Digitus-Gerät könnte allerdings<br />

einen etwas stärkeren Akku gebrauchen,<br />

um insbesondere bei intensiver Nutzung<br />

längere Betriebszeiten zu erzielen. Für<br />

Verwunderung sorgte im Test außerdem,<br />

dass das System, obwohl es selbst auf<br />

Linux basiert, keinerlei angeschlossene<br />

Laufwerke mit Linux-Dateisystemen erkannte.<br />

(tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

4 <strong>Die</strong> externen Datenträger zeigt das Gerät als Ordner und Verzeichnisse an.<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31995<br />

34 www.linux-user.de<br />

05.2014


Praxis<br />

XStreamOS<br />

OpenSolaris-Derivat XStreamOS im Test<br />

Anspruchsvoller<br />

Exot<br />

Der von der italienischen Firma Sonicle entwickelte<br />

OpenSolaris-Ableger XStreamOS versucht, solide<br />

Server-Technologie auf den Desktop zu bringen.<br />

Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

XStreamOS bringt mit einem LXDE-Desktop<br />

und vielen in der Linux-Welt bekannten Programmen<br />

auf den ersten Blick nichts Neues.<br />

Unter der Haube tickt das Solaris-Derivat<br />

jedoch radikal anders.<br />

Nach der Übernahme von Sun Microsystems<br />

durch Oracle und der damit verbundenen<br />

Einstellung von OpenSolaris<br />

im Jahr 2010 hat sich das Illumos-Projekt<br />

der Weiterentwicklung des Betriebssystems<br />

verschrieben. Mit XStreamOS hat<br />

nun der Mailänder Hersteller Sonicle<br />

eine Variante mit Illumos-Kernel für den<br />

Desktop herausgegeben, zu der es passend<br />

noch ein Server-System und eine<br />

Version für Storage-Umgebungen gibt.<br />

Exotisch<br />

Sie erhalten das System online als ISO-<br />

Image oder Archiv zur Installation auf<br />

USB-Sticks û. Sowohl das ISO- als auch<br />

das USB-Image finden Sie, sofern Sie die<br />

LU-Media-Edition erworben haben, auch<br />

auf dem beiliegenden Datenträger. Hier<br />

stehen zudem Erweiterungen für die Virtualbox<br />

in Gestalt eines zusätzlichen kleinen<br />

ISO-Images bereit, mit dem XStream-<br />

OS in einer virtuellen Umgebung läuft.<br />

Nach dem Speichern auf einem bootfähigen<br />

Medium startet das Betriebssystem<br />

im Textmodus, der keinen Live-Betrieb<br />

ermöglicht. Neben einer Option für<br />

die Installation ohne grafische Umgebung<br />

für den Server-Betrieb finden Sie<br />

hier den Eintrag Install Sonicle XStreamOS<br />

Desktop. Damit stoßen Sie ein Setup an,<br />

das nach der Lokalisierung in ein weiteres,<br />

textbasiertes Interface verzweigt,<br />

das alle zur dauerhaften Installation benötigten<br />

Parameter abfragt.<br />

<strong>Die</strong>se Routine steuern Sie komplett<br />

mithilfe der Tastatur, was ein zügiges<br />

Durcharbeiten ermöglicht. Anschließend<br />

benötigt das System auf schneller Hardware<br />

rund eine Stunde, bis der Computer<br />

erstmals mit XStreamOS von der<br />

Festplatte startet.<br />

Das System nutzt dazu den Legacy-<br />

Grub-Bootmanager, den es jedoch bei<br />

der Installation ohne jegliche Möglichkeit<br />

zur Konfiguration auf die Platte<br />

packt. Daher sollten Sie, sofern bereits<br />

ein anderes Betriebssystem auf dem<br />

Rechner läuft, die alten Grub-Einstellungen<br />

sichern. Damit starten Sie das bereits<br />

vorhandene System später wieder.<br />

36 www.linux-user.de<br />

05.2014


XStreamOS<br />

Praxis<br />

Oberflächliches<br />

Auf dem Desktop macht XStreamOS zunächst<br />

eine etwas zurückhaltende Figur:<br />

LXDE wirkt dank des animierten Cairo-<br />

Docks am unteren Rand und dem Panel<br />

in dezenten Farbtönen am oberen Bildschirmrand<br />

recht modern. Auf der Arbeitsfläche<br />

selbst finden sich keine Starter<br />

oder weiteren Bedienelemente. Der<br />

Desktop nutzt bereits in den Standardeinstellungen<br />

vorhandene Möglichkeiten<br />

der 3D-Beschleunigung aus, was zurückhaltend<br />

eingesetzte Animationen<br />

und 3D-Effekte ermöglicht, sofern die<br />

Hardware mitspielt. Dabei arbeitet LXDE<br />

selbst auf nicht mehr ganz taufrischen<br />

Systemen flüssig.<br />

Der Speicherbedarf des Betriebssystems<br />

liegt jedoch signifikant höher als<br />

bei Linux: Eine typische Distribution mit<br />

Openbox und LXDE begnügt sich in aller<br />

Regel mit nicht mehr als 400 MByte<br />

RAM; dagegen beansprucht XStreamOS<br />

bereits ohne weitere geöffnete Applikationen<br />

knapp 1 GByte Arbeitsspeicher.<br />

Daher sollte das System über mehrere<br />

GByte RAM verfügen, wenn Sie auch bei<br />

zahlreich geöffneten Programmen noch<br />

flüssig arbeiten wollen.<br />

In der voreingestellten Form bietet<br />

das Panel keine Starter für Applikationen<br />

– diese offeriert ausschließlich das Cairo-<br />

Dock. Lediglich der Cairo Composite Manager<br />

findet sich in Gestalt eines mittelblauen<br />

Käfer-Symbols oben rechts in der<br />

Leiste. Mit seiner Hilfe steuern Sie diverse<br />

Effekte und individualisieren so das<br />

Erscheinungsbild des Desktops 1 .<br />

Daher erkennen Applikationen wie<br />

GParted es nicht korrekt. Das Bearbeiten<br />

solcher Partitionen mit den verschiedene<br />

Linux-Tools klappt nur nach manueller<br />

Installation entsprechender Kernel-<br />

Module û. ZFS ermöglicht zwar im<br />

direkten Vergleich mit den unter Linux<br />

üblichen Dateisystemen Ext3/​4 dank<br />

128 Bit breiter Zeiger deutlich höhere<br />

Größen für Dateien wie Speicherbereiche,<br />

ist jedoch für den Server-Einsatz optimiert<br />

und bietet daher auf dem Desktop<br />

keine höheren Datenraten.<br />

Der von SunOS 5.11 abgeleitete Illumos-Kernel<br />

gehört inzwischen zu den älteren<br />

Semestern und unterstützt aktuelle<br />

Hardware nur eingeschränkt. Alten<br />

Hasen unter Linux dürfte auch das in<br />

XStreamOS genutzte Image Packaging<br />

System (IPS) ungewöhnlich erscheinen:<br />

Es bietet einen ähnlichen Funktionsumfang<br />

wie die unter Linux üblichen Systeme,<br />

ist jedoch auf das Dateisystem ZFS<br />

hin optimiert und kennt keine Pre- und<br />

Post-Installationsskripte.<br />

Programme<br />

XStreamOS kommt bereits in der Standardinstallation<br />

mit einem umfangreichen<br />

Software-Fundus, der auch ohne<br />

zusätzliche Applikationen die meisten<br />

Aufgaben am Arbeitsplatz abdeckt. So<br />

decken LibreOffice, Firefox, Thunderbird,<br />

Filezilla, Gimp und VLC den Office- und<br />

Multimedia-Bereich ab.<br />

XStreamOS 153beta-ea1<br />

(Image, ISO, Virtualbox-Erweiterungen)<br />

auf Heft-DVD Seite B<br />

Der Inhalt der Untermenüs Systemwerkzeuge<br />

und Zubehör fällt recht übersichtlich<br />

aus. Auch das Menü Einstellungen<br />

beschränkt sich auf lediglich fünf vorinstallierte<br />

Tools, welche zwar die wesentlichsten<br />

Optionen berücksichtigen, jedoch<br />

von den Möglichkeiten eines KDEoder<br />

auch XFCE-Desktops weit entfernt<br />

bleiben. Ungewöhnlich für ein Desktop-<br />

System ist das im Menü Systemwerkzeuge<br />

integrierte Programm Wireshark zur<br />

Analyse von Netzwerken, das üblicherweise<br />

eher auf Server-Distributionen<br />

zum Einsatz kommt.<br />

Basissystem<br />

Obwohl Linux und XStreamOS sich naturgemäß<br />

in vielem ähneln, bestehen einige<br />

gravierende Unterschiede zwischen<br />

den beiden. So richtet XStreamOS keine<br />

Swap-Partition auf der Festplatte ein, als<br />

Standard-Dateisystem kommt das technisch<br />

fortschrittliche ZFS zum Einsatz.<br />

(Einen ausführlichen Artikel zum Einsatz<br />

von ZFS unter Linux finden Sie in dieser<br />

Ausgabe ab Seite 82).<br />

Aufgrund von Lizenzproblemen bringt<br />

der Linux-Kernel ZFS ab Werk nicht mit.<br />

1 Mit dem Cairo<br />

Composite Manager<br />

peppen Sie LXDE auf<br />

oder fahren die Effekte<br />

bei Bedarf wieder<br />

zurück.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

37


Praxis<br />

XStreamOS<br />

Paketmanager<br />

Das Paketmanagement unter XStream-<br />

OS weicht deutlich von den entsprechenden<br />

Linux-Konventionen ab. Mit IPS<br />

als Paketmanagementsystem und dem<br />

Package Manager als dessen grafischer<br />

Oberfläche stehen zwei unter Linux unbekannte<br />

Tools bereit, die für die saubere<br />

Integration neuer Software ins Solaris-<br />

Universum sorgen.<br />

Zwar macht der Package Manager auf<br />

den ersten Blick einen für Linux-Anwender<br />

altbekannten Eindruck 2 , doch Nomenklatur<br />

und Umfang der Funktionen<br />

erfordern ein Umdenken: XStreamOS<br />

unterscheidet Repositories nach Herausgebern,<br />

und auch die Kategorien in<br />

Package Manager richten sich danach.<br />

Updates spielen Sie per Mausklick ein.<br />

Völlig ungewohnt ist die Option, das<br />

Boot-Verhalten des Systems mittels<br />

Package Manager zu beeinflussen: Im<br />

Fenster File | Manage Boot Environments…<br />

legen Sie fest, welche Umgebung<br />

startet. Hier zeigt sich die enge<br />

Verzahnung mit dem Dateisystem ZFS:<br />

Im Falle eines fehlgeschlagenen Updates<br />

des Betriebssystems besteht die Möglichkeit,<br />

aus dem Fenster Boot Environments<br />

einen funktionierenden Snapshot<br />

von XStreamOS zu booten. Das ermöglicht<br />

es, mithilfe unterschiedlicher Snapshots<br />

verschiedene Kernel-Varianten zu<br />

nutzen 3 .<br />

<strong>Die</strong> Boot Environments erlauben es außerdem,<br />

den Software-Fundus für die<br />

einzelnen Umgebungen individuell anzupassen.<br />

Dazu finden Sie im linken Bereich<br />

des Package Managers verschiedene<br />

Software-Kategorien. Wie von einem<br />

ursprünglich primär im Mainframe-Bereich<br />

verbreiteten Betriebssystem nicht<br />

anders zu erwarten, liegt der Schwerpunkt<br />

der installierbaren Programme auf<br />

Programmen zum Entwickeln und für<br />

die Administration des Systems.<br />

Verspielte Naturen gehen dagegen<br />

nahezu leer aus: <strong>Die</strong> Kategorie Spiele offeriert<br />

lediglich ein einziges Programm.<br />

Aber auch exotische Desktop-Anwendungen<br />

verzeichnet der Software-Pool<br />

kaum. Als ähnlich dürftig erweist sich<br />

die Ausstattung in der Kategorie Treiber,<br />

die vor allem Einträge zu Hochleistungs-<br />

Hardware für Server umfasst. Für Komponenten,<br />

wie sie herkömmliche Desktop-Rechner<br />

vielfach nutzen, fehlen jedoch<br />

Treiber. Auch auf mobiler Hardware<br />

lässt sich XStreamOS kaum einsetzen:<br />

Hier sieht die Unterstützung insbesondere<br />

für Notebooks mit aktuellen Core-<br />

Chipsätzen von Intel und deren Grafikkarten<br />

äußerst düster aus.<br />

Fazit<br />

XStreamOS eignet sich vor allem für die<br />

klassische Büroumgebung, in der eine<br />

homogene Infrastruktur gewollt ist. Das<br />

System arbeitete im Test auch auf weniger<br />

gut ausgestatteter Hardware recht<br />

schnell und stabil. Der Desktop bietet<br />

weitgehend alle nötigen Programme für<br />

den Einsatz im Office. Für betagte 32-Bit-<br />

Hardware eignet sich XStreamOS nicht.<br />

Sobald mobile Computersysteme im<br />

Einsatz sind, streicht XStreamOS in den<br />

meisten Fällen aufgrund der noch mangelnden<br />

Unterstützung für viele Komponenten<br />

die Segel. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31994<br />

2 Der XStreamOS-Package Manager ähnelt vom Konzept dem<br />

Programm Synaptic.<br />

3 Der Package Manager verwaltet Snapshots des Systems und<br />

bietet die Möglichkeit, einen davon zu starten.<br />

38 www.linux-user.de<br />

05.2014


Praxis<br />

XnviewMP<br />

Bildbetrachter XnviewMP<br />

Unbekanntes Talent<br />

Unter Windows gilt der Bildbetrachter Xnview längst als feste Größe.<br />

Dank eines Multiplattform-Redesigns hat er jetzt als XnviewMP unter Linux<br />

und Mac OS X eine große Zukunft vor sich. Thomas Leichtenstern<br />

Xnview gilt unter Windows seit vielen<br />

Jahren als einer der beliebtesten Freeware-Bildbetrachter.<br />

Zwar stellte das<br />

Projekt schon vor Jahren ein Linux-Pendant<br />

zum Download bereit, das aber weder<br />

technisch noch optisch mit der Windows-Software<br />

mithalten konnte. Das<br />

hat sich mit der Einführung von Xnview-<br />

MP geändert – MP steht hier als Kürzel<br />

für Multiplattform. Darüber hinaus beherrscht<br />

die neue Version nun Multiprocessing<br />

und lädt dank eines besseren<br />

Cachings die Bilder schneller. <strong>Die</strong> Software<br />

kann über 500 Dateiformate lesen,<br />

darunter alle gängigen RAW-Formate,<br />

und mehr als 70 davon schreiben.<br />

Als sogenannte Freeware unterliegt<br />

XnviewMP einer proprietären Lizenz. Es<br />

steht ausschließlich als Binärprogramm<br />

bereit, das Sie ohne Einschränkungen<br />

verwenden und für den eigenen Gebrauch<br />

kopieren, jedoch nicht weitergeben<br />

dürfen. <strong>Die</strong> Software enthält weder<br />

Adware noch nervige Werbeeinblendungen.<br />

Gefällt Ihnen das Programm,<br />

wünscht sich der französische Entwickler<br />

Pierre-Emmanuel Gougelet von<br />

Ihnen eine kleine Spende.<br />

Installation und erster Start<br />

Readme<br />

Der als Freeware verfügbare Bildbetrachter<br />

und Konverter XnviewMP überzeugt mit vielen<br />

sinnvollen Features. Er kann 500 Dateiformate<br />

lesen und 70 schreiben. Dank einer<br />

freien Zuordnung von Shortcuts lassen sich<br />

viele Funktionen via Tastatur bedienen.<br />

Auf der Projekt-Webseite unter http://​<br />

www. xnview. com/ de/ xnviewmp/ stehen<br />

neben Versionen für Windows und<br />

Mac OS X auch vier Varianten für Linux<br />

zum Download bereit. Verwenden Sie<br />

eine auf Debian basierende Distribution,<br />

laden Sie das für die verwendete Architektur<br />

passende DEB-Paket herunter<br />

und installieren es entweder per Doppelklick<br />

oder auf der Konsole mit dem<br />

Befehl sudo dpkg ‐‐install Xnview‐<br />

MP‐linux.deb. Besitzer anderer Distributionen,<br />

etwa OpenSuse oder Fedora,<br />

laden stattdessen einen ebenfalls in 32-<br />

und 64-Bit-Varianten verfügbaren Tar-<br />

© Victor Soares, 123RF<br />

40 www.linux-user.de<br />

05.2014


XnviewMP<br />

Praxis<br />

XnviewMP 0.64<br />

(DEB und Tarball, 32+64 Bit)<br />

LU/xnviewmp/<br />

1 Das übersichtliche Startfenster von XnviewMP zeigt links den Verzeichnisbaum,<br />

rechts daneben die <strong>Vorschau</strong> der Bilder. Unten finden Sie Analysetools, die unter anderem<br />

die EXIF-Informationen der gewählten Aufnahme anzeigen.<br />

ball herunter und entpacken diesen an<br />

beliebiger Stelle. Dabei entsteht ein Unterordner<br />

namens Xnview, der alle Dateien<br />

enthält. <strong>Die</strong> statisch kompilierte Software<br />

bringt alle benötigten Bibliotheken<br />

bereits mit und läuft somit auf praktisch<br />

allen Systemen. Ein Klick auf xnview.sh<br />

im genannten Verzeichnis öffnet das<br />

Programm 1 .<br />

Bildverwaltung<br />

Einen der Kernbestandteile der Software<br />

bildet das Verwaltungsmodul mit seinen<br />

vielfältigen Funktionen, um Bilder zu<br />

sortieren und zu kategorisieren.<br />

Am oberen Fensterrand finden Sie die<br />

Menü- und Schalterleiste, wobei Letztere<br />

einen Schnellzugriff auf die wichtigsten<br />

Funktionen bietet. Unterhalb davon<br />

sehen Sie auf der linken Seite den Verzeichnisbaum<br />

des Systems, in dem Sie<br />

zum gewünschten Ordner navigieren.<br />

Dessen Inhalt stellt die Miniaturansicht<br />

rechts daneben dar. Über den Schieberegler<br />

rechts oben legen Sie die Größe<br />

der <strong>Vorschau</strong>bilder fest.<br />

Am unteren Rand des Fensters sehen<br />

Sie den Kasten Info. Er enthält Detailinformationen<br />

zur markierten Aufnahme,<br />

unter anderem sämtliche EXIF-Informa-<br />

tionen sowie ein Histogramm. Rechts<br />

daneben erscheint das Bild nochmals in<br />

der <strong>Vorschau</strong>.<br />

Auch über das Kontextmenü stellt die<br />

Applikation diverse sinnvolle Funktionen<br />

bereit. Nach einem Rechtsklick auf eines<br />

der <strong>Vorschau</strong>bilder erreichen Sie beispielsweise<br />

Konvertieren zu, das es Ihnen<br />

erlaubt, die gewünschten Bilder – auch<br />

im RAW-Format – mit einem Mausklick<br />

in die Formate JPEG, PNG, TIFF und BMP<br />

zu überführen. Allerdings leistet sich die<br />

2 Der Metadaten-Standard IPTC erlaubt es, Detailinformationen direkt in der Bilddatei<br />

abzuspeichern, sodass diese wiederum auf jedem System bereitstehen.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

41


Praxis<br />

XnviewMP<br />

IPTC: Das Kürzel steht für International<br />

Press Telecommunications Council und<br />

bezeichnet einen Standard zum Speichern<br />

von Informationen zu Bildinhalten in Bilddateien.<br />

Das Format legt sowohl Texte als<br />

auch Datums- und Zahlenwerte in einem<br />

speziellen Bereich der Datei ab.<br />

Software hier einen nicht unerheblichen<br />

Ausrutscher: Sie konvertiert die Bilder<br />

zwar, ohne aber die entsprechende Dateinamenserweiterung<br />

anzuhängen. So<br />

wurde im Test aus bild1.NEF ein JPEG-<br />

Bild namens bild1_1.NEF.<br />

Speziell das Verwalten großer Bildbestände<br />

braucht eine Verschlagwortung<br />

und Kategorisierung der Aufnahmen.<br />

XnviewMP bietet dafür einige Möglichkeiten<br />

an. Der Bereich Info unten links<br />

hält nicht nur Informationen zur Aufnahme<br />

bereit, sondern auch die Rubrik Kategorien.<br />

Darin listet die Software neben<br />

einer Vorauswahl wie Familie, Landschaft<br />

oder Haustiere alle in den Meta-Informationen<br />

der Bilder gefundenen Schlagworte.<br />

Um sie für das ausgewählte Bild<br />

zu übernehmen genügt es, die Checkbox<br />

vor den Einträgen zu aktivieren.<br />

Eine weitere Möglichkeit, um die Bilder<br />

eindeutig zu identifizieren, bietet<br />

IPTC. Markieren Sie dafür das oder die<br />

Bilder und rechtsklicken Sie darauf. Wählen<br />

Sie danach aus dem Kontextmenü<br />

IPTC/​XMP bearbeiten… 2 . Alternativ<br />

verwenden Sie [Strg]+[I], um den entsprechenden<br />

Dialog zu öffnen.<br />

Daneben bietet die Software noch die<br />

Möglichkeit, die Bilder zu bewerten. Am<br />

einfachsten gelingt das, indem Sie die<br />

gewünschten Bilder aktivieren und danach<br />

[Strg]+[1]…[5] drücken. Dabei<br />

steht 1 für schlecht und 5 für gut.<br />

Damit Sie sofort überblicken, zu welcher<br />

Kategorie ein Bild gehört, bietet<br />

XnviewMP darüber hinaus eine farbliche<br />

Einordnung an. Allerdings trifft die Auswahl<br />

wohl nicht ganz die Ansprüche der<br />

meisten Fotografen: Als Kategorien stehen<br />

unter anderem Zu erledigen, Später<br />

oder Persönlich zur Verfügung. Nach<br />

dem Einordnen versieht die Software<br />

das Bild mit einem farbigen Punkt in der<br />

Übersicht. Zu guter Letzt verfügt das<br />

Programm noch über Lesezeichen, die jedoch<br />

ausschließlich für Ordner bereitstehen,<br />

nicht jedoch für Einzelbilder.<br />

Schau an<br />

Zu den Besonderheiten von XnviewMP<br />

zählt ein nahezu unbegrenztes Repertoire<br />

an unterstützten Dateiformaten.<br />

Über 500 davon kann das Programm lesen,<br />

darunter auch die RAW-Formate der<br />

3 Mit Schiebereglern unterhalb der Ansicht des Bildes steuern Sie unter anderem Parameter wie Helligkeit und den Kontrast der<br />

Aufnahme. Das Resultat der jeweiligen Änderungen sehen Sie direkt rechts im <strong>Vorschau</strong>bild.<br />

42 www.linux-user.de<br />

05.2014


XnviewMP<br />

Praxis<br />

4 Sag mir, was soll es bedeuten? <strong>Die</strong> Benennungen der Filter in XnviewMP erlauben<br />

häufig keinen Rückschluss auf deren Funktion.<br />

gängigen Spiegelreflexkameras. Zudem<br />

überführt XnviewMP die Aufnahmen auf<br />

Wunsch in über 70 Bildformate, wozu<br />

neben den Standards wie JPEG und PNG<br />

auch eher unbekanntere Varianten zählen,<br />

wie etwa das hoch komprimierende<br />

Webp oder JPEG-2000.<br />

Doppelklicken Sie in der Miniaturansicht<br />

auf ein Bild, erscheint es in der<br />

Großbildansicht. Ähnlich wie bei Webbrowsern<br />

legt die Software für jedes geöffnete<br />

Bild sowie in der Übersicht (Betrachter<br />

genannt) einen Tab an, über den<br />

Sie zwischen den Ansichten wechseln.<br />

Um Tabs wieder zu schließen, genügt ein<br />

Klick auf den roten Kreis mit dem Kreuz<br />

in der Mitte. In dieser Ansicht wechselt<br />

die Software die Schalterleiste aus und<br />

bietet Buttons für häufig genutzte Aktionen,<br />

wie etwa Zuschneiden, Größe ändern,<br />

Vollbild oder Drehen. Viele dieser<br />

Aktionen stoßen Sie aber bei Bedarf<br />

über Tastenkürzel an – die Tabelle<br />

Xnview-Shortcuts zeigt die Wichtigsten.<br />

<strong>Die</strong> Tastenkürzel dürfen Sie ganz nach<br />

Gusto mit eigenen Belegungen versehen.<br />

Dazu öffnen Sie Werkzeuge | Einstellungen,<br />

navigieren dann in den Abschnitt<br />

Oberfläche und wechseln in den<br />

Reiter Tastenkürzel. Hier finden Sie in einer<br />

Liste praktisch alle Funktionen, welche<br />

die Software bereitstellt. Klicken Sie<br />

auf den gewünschten Eintrag und geben<br />

Sie unter Tastenkürzel für ausgewählte<br />

Aktion den gewünschten Shortcut ein.<br />

Zum vorherigen oder nächsten Bild<br />

navigieren Sie mit den Pfeil-Schaltern in<br />

der Menüleiste oder dem Scrollrad der<br />

Maus. <strong>Die</strong> Pfeiltasten der Tastatur belegt<br />

die Software in der Grundeinstellung mit<br />

Xnview-Shortcuts<br />

Scrollen nach links/​rechts. Möchten Sie<br />

diese stattdessen lieber zum Blättern<br />

zwischen den Bildern verwenden, weil<br />

es Ihrer Gewohnheit entspricht, öffnen<br />

Sie wieder die Einstellungen, wechseln<br />

darin in den Abschnitt Oberfläche | Tastatur<br />

und wählen aus dem Ausklappmenü<br />

Pfeiltaste Links/​Rechts den Punkt<br />

Vorherige/​Nächste Datei. Dann bestätigen<br />

Sie die Angabe mit OK.<br />

Shortcut<br />

Aktion<br />

[+] Vergrößern<br />

[-] Verkleinern<br />

[Strg]+[Umschalt] +[L] Links drehen<br />

[Strg]+[Umschalt] +[R] Rechts drehen<br />

[Umschalt]+[H] Horizontal spiegeln<br />

[Umschalt]+[V] Vertikal spiegeln<br />

[Umschalt]+[X] Ausschnitt freistellen<br />

[Umschalt]+[S] Größe ändern<br />

[Strg]+[Alt]+[L] Helligkeit automatisch einstellen<br />

[Strg]+[Alt]+[O] Kontrast automatisch einstellen<br />

[L]<br />

Schwarz/​Weiß-Punkt einstellen<br />

[I]<br />

Bildinformationen ein/​ausblenden<br />

[H]<br />

Histogramm ein/​ausblenden<br />

[Strg]+[Umschalt]+[I] Farbinformationen am Mauszeiger ein/​ausblenden<br />

[Strg]+[Z]<br />

Letzte Aktion rückgängig machen<br />

[Strg]+[S]<br />

Speichern<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

43


Praxis<br />

XnviewMP<br />

<strong>Die</strong> Bildbearbeitungsfunktionen von<br />

XnviewMP können zwar nicht mit jenen<br />

von Gimp und Konsorten mithalten, genügen<br />

aber vollkommen, um die Bilder<br />

auf die Schnelle aufzuhübschen. <strong>Die</strong><br />

meisten der dafür vorgesehenen Funktionen<br />

hält das Menü Bild bereit.<br />

Das wohl wichtigste Werkzeug zum<br />

Ändern des Kontrasts, der Helligkeit und<br />

der Farbe finden Sie unter Einstellungen |<br />

Helligkeit/​Kontrast/​Farbbalance 3 . Wie<br />

fast alle Bearbeitungsdialoge von<br />

XnviewMP zeigt auch dieser eine <strong>Vorschau</strong>,<br />

in der Sie direkt sehen, wie sich<br />

die Änderungen aufs Bild auswirken.<br />

5 <strong>Die</strong> Stapelverarbeitung des Bildbetrachters XnviewMP mit ihren zahlreichen<br />

Optionen gehört zum Besten, was Sie unter Linux in diesem Bereich derzeit finden.<br />

Damit die Bilder ohne Ihr explizites<br />

Zutun durchwechseln, starten Sie über<br />

den Schalter Quick Diashow aus der<br />

Menü leiste eine Diashow. Deren Einstellungen,<br />

wie etwa jene zum Wechselintervall,<br />

finden Sie wiederum im Einstellungsdialog<br />

unter dem Punkt Ansicht<br />

| Verschiedenes.<br />

6 <strong>Die</strong> Stapelverarbeitung erlaubt nicht nur das umfangreiche Bearbeiten von Bildern,<br />

sondern konvertiert diese auf Wunsch auch direkt ins gewünschte Zielformat.<br />

An die Arbeit<br />

Für das Feintuning bietet die Software<br />

unter Bild | Filter… eine Auswahl an vordefinierten<br />

Filtern, etwa Rauschen reduzieren<br />

oder Schärfen. Allerdings wirkt<br />

diese Toolbox noch eher unausgegoren.<br />

So fehlen vielen Filtern weitere Einstellungen,<br />

bei einigen lassen sich die Benennungen<br />

nicht nachvollziehen, etwa<br />

bei Mitte Kreuz oder Maximum 4 . Darüber<br />

hinaus kann XnviewMP sowohl die<br />

Filter als auch alle anderen Korrekturen<br />

stets nur aufs ganze Bild anwenden.<br />

Möchten Sie nur bestimmte Bereiche<br />

der Aufnahme bearbeiten, hilft mehr<br />

oder weniger provisorisch Bild | Hervorheben…<br />

weiter. Wie der Name andeutet,<br />

besteht der Sinn dieses Moduls darin,<br />

bestimmte Bildbereiche ins Zentrum des<br />

Interesses zu rücken.<br />

Statt wie bei anderen Funktionen einen<br />

Bearbeitungsdialog zu öffnen, blendet<br />

XnviewMP hier unterhalb der Schalterleiste<br />

ein zusätzliches Menü ein. Darin<br />

finden Sie Funktionen wie Verwischen<br />

oder Helligkeit. Um diese anzuwenden,<br />

markieren Sie zunächst den Bildbereich.<br />

Dazu stellt das Tool lediglich eine rechteckige<br />

Auswahl bereit, erlaubt jedoch,<br />

beliebig viele davon aufzuziehen. Der<br />

Filter wirkt jedoch ungewöhnlicherweise<br />

nicht auf die markierten Bereiche, sondern<br />

vielmehr auf die unmarkierten.<br />

Eine Umkehr der Auswahl bietet die<br />

Software derzeit nicht.<br />

Von der besten Seite zeigt sich die<br />

XnviewMP allerdings bei der Stapelverar-<br />

44 www.linux-user.de<br />

05.2014


XnviewMP<br />

Praxis<br />

beitung, die Sie unter Werkzeuge finden<br />

5 . Sie gliedert sich in drei Teile: In<br />

der Eingabe legen Sie die Bilder oder<br />

Ordner fest, die Sie konvertieren möchten.<br />

Der Verarbeitungsteil ermöglicht,<br />

beliebig viele Funktionen auf das Bild<br />

anzuwenden. Ein Klick auf Verarbeitung<br />

hinzufügen > öffnet rechts daneben ein<br />

Menü, aus dem Sie die Art der Bildmanipulation<br />

auswählen.<br />

Es stehen Ihnen dabei alle Funktionen<br />

zur Verfügung, die das Programm von<br />

Haus aus bietet. <strong>Die</strong> Tabelle darunter listet<br />

alle hinzugefügten Bearbeitungsmodi<br />

auf. Sofern Sie zusätzliche Einstellungen<br />

zulassen, erscheinen diese beim<br />

Klick auf den nach rechts gerichteten<br />

Pfeil neben dem Namen. Rechts neben<br />

dieser Tabelle sehen Sie die <strong>Vorschau</strong>ansicht,<br />

die zeigt, wie das fertige Bild mit<br />

den aktuellen Modifikationen später<br />

aussieht. Einzelne Filter schalten Sie bei<br />

Bedarf mit der Checkbox rechts neben<br />

Aktiviert an oder ab.<br />

Im Reiter Ausgabe legen Sie im Abschnitt<br />

Ausgabe fest, wo die Software die verarbeiteten<br />

Bilder speichern soll. Unter Format<br />

geben Sie das gewünschte Ausgabeformat<br />

an. Über Einstellungen… gelangen<br />

Sie zu den formatspezifischen<br />

Einstellungen 6 , etwa hinsichtlich der<br />

gewünschten Kompression.<br />

Möchten Sie die Bilder gleich umbenennen,<br />

bietet der Abschnitt Dateiname<br />

dazu diverse Möglichkeiten. Sobald Sie<br />

auf den rechtsgerichteten Pfeil neben<br />

dem Eingabefeld klicken, erscheinen<br />

eine ganze Reihe von Vorschlägen, nach<br />

welchem Schema Sie die Bilder benennen<br />

können. <strong>Die</strong>se dürfen Sie bei Bedarf<br />

auch untereinander kombinieren.<br />

So ergibt die Zeichenkette urlaub ##<br />

{EXIF:Date Taken [d-m-Y]} in unserem Beispiel<br />

den Dateinamen urlaub 03 03-05-<br />

2008.jpg. Nach dem Präfix urlaub steht<br />

## stellvertretend für die fortlaufende<br />

Nummerierung. Für das Konstrukt<br />

{EXIF:Date Taken [d-m-Y]} liest das Programm<br />

aus den EXIF-Metadaten das Erstelldatum<br />

aus und fügt es im Format<br />

Tag-Monat-Jahr ein.<br />

Fazit<br />

Der Bildbetrachter XnviewMP glänzt<br />

nicht nur mit einer breiten Unterstützung<br />

für unterschiedlichste Bildformate,<br />

sondern auch durch hohe Performance<br />

sowohl bei der Anzeige als auch dem<br />

Weiterverarbeiten von Bildern.<br />

Vor allem die Stapelverarbeitung<br />

sucht unter den vergleichbaren Programmen<br />

ihresgleichen: Übersichtlich<br />

aufgebaut, erlaubt sie mit wenigen<br />

Mausklicks das massenhafte Verändern<br />

von Bildern in beinahe jede beliebige<br />

Form. Kritik erntet die umfangreiche<br />

Software nur in vergleichsweise unwichtigen<br />

Belangen. Im Kern präsentiert sich<br />

XnviewMP als echtes Highlight, das<br />

kaum einen Gegner aus dieser Liga zu<br />

scheuen braucht. (tle) n<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

45


Schwerpunkt<br />

DTP-Workshop<br />

Mit der freien DTP-Software Scribus<br />

einen Flyer erstellen<br />

Party-Alarm!<br />

© Nazreth, sxc.hu<br />

Linux bringt mit Scribus ein<br />

umfangreiches DTP-Programm<br />

mit. Damit erstellen<br />

Sie problemlos einen Flyer<br />

im professionellen Layout.<br />

Andreas Reitmaier<br />

Readme<br />

Unter Linux sparen Sie sich Ausgaben für<br />

Design-Software: Alles ist mit an Bord und<br />

innerhalb von Sekunden im Einsatz. Wenn<br />

Sie mit Gimp, Scribus und Co. gestalten,<br />

brauchen Sie allerdings Spaß am Experimentieren.<br />

Gemeinhin gilt Apples Mac immer noch<br />

als Werkzeug der Wahl für Kreative, die<br />

damit gestalten. Doch Linux bringt einen<br />

umfangreichen und dazu kostenlosen<br />

Werkzeugkasten mit, mit dem Sie<br />

professionelles Layout gut und komfortabel<br />

erledigen. Wie einfach das geht,<br />

zeigt dieser Workshop am Beispiel eines<br />

Flyer-Designs für eine Party-Einladung.<br />

Als Werkzeug dazu bietet sich vor allem<br />

Scribus online û als Layout-Programm<br />

an. Das ergänzen Sie mit Gimp<br />

online û zum Bearbeiten von Fotos und<br />

sonstigen Bildern. Bei Bedarf springt<br />

Inkscape online û ein, falls Sie eigene<br />

Vektorgrafiken erstellen oder fremde bearbeiten<br />

möchten. Auf teure Hardware<br />

und noch teurere Lizenzen für kommerzielle<br />

Software können Sie getrost verzichten:<br />

<strong>Die</strong> drei Tools finden sich in den<br />

Repositories aller gängigen Distributionen,<br />

sodass Sie sie in aller Regel bequem<br />

per Paketmanager installieren.<br />

Aufbau<br />

Der typische Flyer gibt sich kurz und<br />

knapp. Meist handelt es sich um ein im<br />

Postkartenformat oder in DIN lang gehaltenes<br />

Druckstück, das beidseitig farbig<br />

bedruckt ist. Im Gegensatz zu geschäftlicher<br />

Werbung und informellen Flyern<br />

darf und soll es bei einem Party-Flyer<br />

bunt zugehen. Allerdings lohnt es sich,<br />

einen Gedanken darauf zu verschwenden,<br />

wo Sie den Flyer verteilen möchten:<br />

Kursieren dort ohnehin viele bunte<br />

Druck werke, fällt eine eher dezente Farbsprache<br />

möglicherweise sogar mehr auf.<br />

In unserem Beispiel bringen wir aber<br />

kräftige Farben in den grauen Computer-Alltag.<br />

Als Format wählen wir DIN<br />

lang, das etwas mehr Platz für Spielereien<br />

und zusätzliche Informationen bietet.<br />

Unter anderem bringen Sie so Anfahrtsskizzen,<br />

Line-Ups oder Hinweise auf Getränke<br />

und Speisen unter.<br />

Überdenken Sie gut, welches Format<br />

sich für den jeweiligen Zweck eignet, da<br />

ein späteres Ändern viel Arbeit macht –<br />

vor allem, wenn Sie nicht ganz so geübt<br />

im Umgang mit den Programmen sind.<br />

Oft hilft es, vorab eine grobe Skizze mit<br />

Stift und Papier anzufertigen. So sehen<br />

Sie schnell, welche Fotos oder sonstigen<br />

Materialien Sie benötigen. <strong>Die</strong>se sollten<br />

Sie dann vorher organisieren.<br />

Erste Schritte<br />

Haben Sie die Vorarbeiten abgeschlossen,<br />

legen Sie in Scribus über Datei | Neu<br />

46 www.linux-user.de<br />

05.2014


DTP-Workshop<br />

Schwerpunkt<br />

1 <strong>Die</strong> Scribus-Einstellungen offerieren einige Standard-Formate. Es besteht aber die<br />

Möglichkeit selbst die Größe des Dokuments zu bestimmen.<br />

ein neues Dokument an. Hier fragt Scribus<br />

nach dem gewünschten Seitenformat.<br />

Das von uns angepeilte Format DIN<br />

lang findet sich nicht in der Liste. Daher<br />

verwenden Sie die Benutzerdefinierte Einstellung<br />

und geben für die Höhe 210 Millimeter<br />

und als Breite 105 Millimeter an.<br />

Arbeiten Sie mit einer Druckerei zusam­<br />

men, die abweichende Maße verlangt,<br />

nutzen Sie diese an dieser Stelle 1 .<br />

Scribus verwendet als Maßeinheit<br />

standardmäßig Punkt – wählen Sie daher<br />

unten rechts in den Optionen als Maßeinheit<br />

Millimeter aus. Außerdem verlangen<br />

Druckereien einen sogenannten Anschnitt,<br />

auch Beschnittzugabe genannt.<br />

<strong>Die</strong>ses Maß bezeichnet die Fläche, in der<br />

später nach dem Druck beim Verarbeiten<br />

der Schnitt erfolgt. Sie sollte keinesfalls<br />

weiß bleiben, wenn sich daneben eine<br />

farbige Fläche befindet. <strong>Die</strong> Beschnittzugabe<br />

stellen Sie im Bereich Anschnitt ein.<br />

Der Wert ist in der Regel auf allen Seiten<br />

gleich; das nutzt Scribus auch als Voreinstellung.<br />

So brauchen Sie hier nur einmal<br />

das entsprechende Maß festzulegen.<br />

Außerdem sollten Sie noch die Anzahl<br />

der Seiten festlegen, im Beispiel zwei. Im<br />

späteren Dialog Dokument einrichten gelingt<br />

dies nicht mehr, dann erweitern Sie<br />

ein Dokument über das Menü Seite. Auf<br />

diese Weise legen Sie im Bedarfsfall eine<br />

dritte Seite an, etwa um ein alternatives<br />

Design zu testen.<br />

Aufteilung<br />

Im Gegensatz zu einem Prospekt etwa<br />

für Produktwerbung bietet ein Flyer für<br />

eine Party deutlich mehr Freiraum und<br />

Flexibilität beim Gestalten. Eine strenge<br />

Aufteilung in bestimmte Bereiche ist daher<br />

nicht zwingend notwendig. Dennoch<br />

kann es sich lohnen, ein paar Hilfslinien<br />

zu verwenden – in unserem Beispiel<br />

etwa eine Linie über die Mitte der Seiten.<br />

Solche Hilfslinien erstellen Sie, indem<br />

Sie mit der Maus auf das Lineal am Rand<br />

klicken, die Maustaste gedrückt halten,<br />

und den Zeiger ins Dokument hineinbewegen.<br />

Dabei zeigt die Software Ihnen<br />

die Position als Zahlenwert an. Auf diesem<br />

Weg erstellen Sie rasch ein paar<br />

Hilfslinien für das Dokument 2 .<br />

Hintergrund<br />

2 Für den Party-Flyer sind Hilfslinien nicht zwingend erforderlich. Sie helfen jedoch dabei,<br />

Elemente auszurichten.<br />

Wie die meisten DTP-Programme arbeitet<br />

auch Scribus mit Rahmen für die Objekte.<br />

Sie setzen also ein Bild nicht einfach<br />

direkt ins Dokument ein, sondern<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

47


Schwerpunkt<br />

DTP-Workshop<br />

erstellen dafür vorab einen Rahmen.<br />

Scribus erzeugt diesen in der Regel für<br />

ein neues Element selbst – etwa, wenn<br />

Sie ein Foto über den entsprechenden<br />

Dialog einfügen. Ebenso erhalten Texte,<br />

Linien oder andere Elemente einen speziellen<br />

Rahmen.<br />

Während Rahmen beim Flyer-Projekt<br />

zunächst etwas unpraktisch wirken, sind<br />

sie in größeren Projekten unersetzlich,<br />

etwa bei mehrseitigen Dokumenten. Für<br />

die Hintergrundgrafik fügen Sie zunächst<br />

einen Rahmen über Einfügen | Bildrahmen<br />

einfügen ein. <strong>Die</strong>ser fällt etwas größer aus<br />

als das gesamte Blatt. So stellen Sie sicher,<br />

dass später im Druck nicht doch in<br />

einem Teil des Dokuments der Hintergrund<br />

der Datei weiß durchscheint.<br />

Zwei Varianten liegen im Moment für<br />

Hintergrundgrafiken im Trend: zum einen<br />

ein Retro- oder Grunge-Stil, zum anderen<br />

klare Farben. Ein schwarzer Hintergrund<br />

kommt ebenfalls oft zum Einsatz:<br />

Er bietet für farbige oder weiße Schrift<br />

einen guten Kontrast und unterstreicht<br />

gleichzeitig die Wirkung knalliger grafischer<br />

Elemente oder lebhafter Bilder. Auf<br />

der anderen Seite eignet sich für luftige<br />

Designs ein heller oder weißer Hintergrund,<br />

der pastellige Grafiken und leichte<br />

Schriften besonders gut in Szene setzt.<br />

Wollen Sie den Hintergrund rein<br />

schwarz gestalten, fügen Sie keinen Bildrahmen<br />

hinzu, sondern über Einfügen |<br />

Form einfügen | Standardformen ein Rechteck.<br />

<strong>Die</strong>ses färben Sie anschließend über<br />

die Eigenschaften [F2] schwarz ein 3 .<br />

Nachträglich anpassen<br />

Sofern Sie mit einem schwarzen Hintergrund<br />

arbeiten, verschwinden Hilfs- und<br />

Seitenlinien. Daher passen Sie die Einstellungen<br />

unter Datei | Dokument einrichten<br />

an. Im Unterpunkt Hilfslinien stellen<br />

Sie zunächst die Option Platzierung<br />

im Dokument auf Im Vordergrund. Anschließend<br />

weisen Sie den Linien noch<br />

eine andere Farbe zu, um sie besser von<br />

anderen Begrenzungen unterscheiden<br />

zu können.<br />

<strong>Die</strong> Texte oder Textschnipsel auf einem<br />

Flyer dürfen ruhig „wild“ verteilt<br />

sein. Eine strenge Ordnung widerspricht<br />

zumeist der Veranstaltung, für die der<br />

Flyer wirbt. Ein paar Standards sollten<br />

Sie aber dennoch bedenken: Problematisch<br />

und teuer ist es, wenn der Name<br />

des Veranstalters und eine Kontaktangabe<br />

fehlen 4 . Daher bietet es sich an, auf<br />

einer oder gar beiden Seiten Raum für<br />

ein Impressum einzurichten. Dazu fügen<br />

Sie unten einen kleinen Textrahmen ein<br />

und passen diesen am besten an die unteren<br />

und äußeren Seitenlinien an. Den<br />

Text legen Sie anschließend als Zentriert<br />

fest, was ein harmonisches Bild ergibt.<br />

Großen Raum müssen auf jeden Fall<br />

der Name und das Motto der Veranstaltung<br />

einnehmen. Zumindest der Name<br />

sollte sowohl auf der Vorder- wie auf der<br />

Rückseite des Flyers auftauchen, wobei<br />

die Vorderseite mit einer größeren Darstellung<br />

durchaus als solche gekennzeichnet<br />

sein darf. Für den Namen und<br />

das Motto verwenden Sie entweder eine<br />

auffällige Schrift – dann in einem Textrahmen<br />

– oder eine Grafik. Dann entwerfen<br />

Sie das Titelelement beispielsweise<br />

in Inkscape und setzen es im Flyer in einen<br />

Grafikrahmen.<br />

Weitere Textrahmen legen Sie nun für<br />

Datum und Uhrzeit, Preise und gegebenenfalls<br />

zusätzliche Informationen an. In<br />

den Objekteigenschaften stellen Sie bei<br />

Bedarf eine Drehung der Textrahmen ein.<br />

So ergibt sich der typische Look, der auf<br />

die klassische, symmetrische und gerade<br />

Anordnung der Elemente verzichtet 5 .<br />

Ebenen anordnen<br />

3 Als Hintergrund fügen Sie ein schwarzes Rechteck ein, da durch den schwarzen<br />

Hintergrund alle Farben „knalliger“ erscheinen.<br />

Bevor Sie aber weitere Elemente hinzufügen<br />

und damit irgendwann doch ein<br />

recht unübersichtliches Gebilde aus chaotisch<br />

verstreuten Rahmen erzeugen,<br />

sollten Sie sich mit ein paar Hilfsmitteln<br />

vertraut machen.<br />

48 www.linux-user.de<br />

05.2014


DTP-Workshop<br />

Schwerpunkt<br />

4 Oft vernachlässigt, aber nicht nur juristisch wichtig: Auch auf<br />

einen harmlos erscheinenden Party-Flyer gehört eine geeignete<br />

Form von Impressum samt Kontaktadresse.<br />

5 Elemente im Flyer sollten nicht streng gerade ausgerichtet<br />

sein. <strong>Die</strong> Drehung erzeugen Sie wahlweise „frei Hand“ per Maus<br />

oder exakter über den Eigenschaften-Dialog.<br />

<strong>Die</strong> Sichtbarkeit der Elemente ergibt sich<br />

durch die Lage der einzelnen Ebenen zueinander.<br />

Den besten Überblick über die<br />

vorhandenen Elemente erhalten Sie über<br />

die Palette Übersicht, die Sie über das<br />

Menü Fenster | Dokumentenstruktur aufrufen.<br />

Sie sehen die Seiten des Flyers und<br />

darunter in hierarchischer Ordnung die<br />

einzelnen Bestandteile, also Rahmen für<br />

Text und Grafik sowie die integrierten<br />

Elemente von Scribus, wie im Beispiel<br />

das Hintergrund-Polygon. Über die Übersicht<br />

aktivieren Sie bei Bedarf versteckte<br />

oder im Hintergrund liegende Objekte.<br />

<strong>Die</strong> Ebene der Objekte bestimmen Sie<br />

am einfachsten mit der Tastatur. Über<br />

das Menü Objekt | Anordnung rufen Sie<br />

die Veränderung auf und erfahren dort<br />

auch gleich die Tastenkürzel. Hier besteht<br />

die Möglichkeit, die Lage im Dialog<br />

Eigenschaften der jeweiligen Objekte einzusehen<br />

und zu verändern 6 .<br />

Elemente anordnen<br />

Grundsätzlich können Sie sämtliche Elemente<br />

des Flyers zwar auch nach Augenmaß<br />

verteilen, doch wenn Sie die<br />

einzelnen Objekte in gewisser Regelmäßigkeit<br />

anordnen möchten, greift Ihnen<br />

Scribus mit seinem Werkzeug Ausrichten<br />

und verteilen unter die Arme, das Sie<br />

über das Menü Fenster öffnen.<br />

Standardmäßig richtet die Software<br />

alle gewählten Objekte nach dem zuerst<br />

markierten Element aus. Es besteht aber<br />

die Möglichkeit, Elemente stattdessen<br />

an Hilfslinien, Seitenrändern oder Markierungen<br />

auszurichten. Zusätzlich legen<br />

Sie fest, ob das Programm die Objekte<br />

durch Verschieben oder durch Ändern<br />

ihrer Größe auf Linie bringt. Insgesamt<br />

zehn verschiedene Varianten in horizontaler<br />

und vertikaler Richtung bieten<br />

alle Optionen gefälliger Ausrichtung.<br />

Wollen Sie Objekte gleichmäßig verteilen,<br />

etwa mehrere Fotos mit gleichem<br />

Abstand in einer Reihe, stehen insgesamt<br />

14 Funktionen bereit, die wie beim<br />

Ausrichten mit kleinen Symbolen und einem<br />

Tooltipp rasch zum gewünschten<br />

Ergebnis führen. Als Option gibt es hier<br />

außerdem eine Einstellung für den Abstand<br />

der Elemente.<br />

Haben Sie etwa vier Fotos eingefügt<br />

(oder zumindest die Rahmen dafür er­<br />

Grunge: Von ugs. amerikanisch „grungy“ für<br />

schmutzig, unansehnlich, mies. Ursprünglich<br />

Bezeichnung für einen ein den 90ern<br />

entstandenen Rockmusik-Stil, davon abgeleitet<br />

inzwischen gebraucht für bewusst unansehnlich<br />

oder verschmutzt Gestyltes.<br />

TIPP<br />

Es lohnt sich, auch unbeteiligte Dritte einen<br />

Blick auf das Design werfen zu lassen.<br />

Fehler und insbesondere Auslassungen<br />

stechen solchen Probelesern<br />

meist wesentlich schneller ins Auge.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

49


Schwerpunkt<br />

DTP-Workshop<br />

Grafiken auf der Arbeitsfläche platzieren,<br />

wo sie sich auch später gut zwischenlagern<br />

lassen, falls sie bei anderen Arbeiten<br />

am Dokument stören. Von dort holen<br />

Sie die Bilder erst bei Bedarf und ordnen<br />

sie im Dokument selbst an.<br />

Am Schluss<br />

6 Ebenen ordnen Sie über das Objekt-Menü, mithilfe von Tastenkürzel oder über den<br />

Dialog Eigenschaften bequem und flexibel an.<br />

zeugt), markieren Sie zunächst die vier<br />

Rahmen und öffnen Fenster | Ausrichten<br />

und Verteilen. Im Menü Ausrichten wählen<br />

Sie Auf horizontaler Achse zentrieren.<br />

Anschließend rufen Sie Verteilen auf und<br />

geben Objektmitten gleichmäßig horizontal<br />

verteilen vor, um die Abstände zwischen<br />

den Rahmen gleichmäßig zu gestalten.<br />

Scribus verteilt die ausgewählten<br />

Objekte zwischen dem zuerst und<br />

dem zuletzt gewählten Element 7 .<br />

Nachdem feststeht, wie Sie Objekte in<br />

Scribus sinnvoll verteilen und anordnen,<br />

geht es daran, Grafiken einzufügen, die<br />

das Gesamtbild beleben. Bei einem Party-Flyer<br />

ist eigentlich erlaubt, was gefällt<br />

– seien es Luftballons, Girlanden, Spiralen,<br />

Ansammlungen von Farbklecksen<br />

oder einfach alles, was irgendwie nach<br />

Freude und Leben aussieht.<br />

Sie erleichtern sich die Arbeit, indem<br />

Sie zunächst alle infrage kommenden<br />

Haben Sie alle Elemente angeordnet und<br />

sind mit dem Ergebnis zufrieden, legen<br />

Sie das Dokument am besten erst einmal<br />

beiseite. Gerade, wenn Sie länger mit einem<br />

Projekt beschäftigt waren, schadet<br />

es nicht, erst einmal ein wenig Abstand<br />

dazu zu bekommen. Nach einiger Zeit<br />

nehmen Sie Ihre Kreation noch einmal<br />

genau unter die Lupe, idealerweise in aller<br />

Ruhe als Ausdruck: So finden Sie Fehler<br />

und Ungereimtheiten besser.<br />

Danach geht es ans Aufräumen. Entfernen<br />

Sie alle unnötigen Objekte, wie<br />

etwa ausgeblendete Elemente und Objekte,<br />

die Sie auf Vorrat auf die Arbeitsfläche<br />

gelegt haben. Auch einen eventuellen<br />

alternativen Entwurf löschen Sie,<br />

bevor es an den Export der Daten geht.<br />

Einen guten Eindruck, wie der Flyer<br />

später wirken wird, liefert die Druckvorschau,<br />

die Sie über Datei | Druckvorschau<br />

aufrufen. Wählen Sie dort die Einstellung<br />

CMYK anzeigen aus, erhalten Sie einen<br />

Eindruck, wie der Flyer nach der Umsetzung<br />

in CMYK-Farben aussehen könnte.<br />

Bei Flyern auf glänzendem Papier jedoch<br />

kommt die <strong>Vorschau</strong> dem Endergebnis<br />

etwas näher, wenn Sie diese Option deaktivieren<br />

8 .<br />

PDF-Export<br />

In der Regel liefern Sie den Flyer als PDF<br />

an eine Druckerei oder einen Copyshop,<br />

um ihn zu vervielfältigen.<br />

Aber selbst wenn Sie lediglich den<br />

Versand per E-Mail oder im Internet planen,<br />

erweist sich PDF als das geeignete<br />

Format. Es besitzt den Vorteil, dass ein<br />

Dokument im Grunde genommen über­<br />

7 Das praktische Werkzeug Ausrichten und Verteilen erleichtert das Anordnen mehrerer<br />

gleichartiger Elemente deutlich.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31965<br />

50 www.linux-user.de<br />

05.2014


DTP-Workshop<br />

Schwerpunkt<br />

CMYK: Ein subtraktives Farbmodell, das für<br />

den Vierfarbdruck zum Einsatz kommt. Das<br />

Kürzel CMYK steht für die drei Farbbestandteile<br />

Cyan, Magenta, Yellow (Gelb) sowie<br />

den Schwarzanteil Key, der im Druck die<br />

Farbtiefe beeinflusst.<br />

8 Mit der Druckvorschau kontrollieren Sie, wie der Flyer nach der Umsetzung in CMYK-<br />

Farben wirkt. <strong>Die</strong> Papiersorte kann Scribus bei der Darstellung aber nicht berücksichtigen.<br />

all gleich aussieht und somit die Botschaft<br />

immer übermittelt. Scribus bietet<br />

für den PDF-Export Kompatibilität zu<br />

den Standards PDF 1.3, 1.4 und 1.5 sowie<br />

dem von Druckereien häufig verlangten<br />

Format PDF/​X-3.<br />

Während des Exports überprüft das<br />

Programm die Daten und gibt Warnungen<br />

aus, falls es Probleme gibt, die Sie<br />

beseitigen sollten. Bei Letzteren handelt<br />

es sich in aller Regel um fehlende Schriftzeichen<br />

beziehungsweise Fonts oder<br />

eine falsche Auflösung bei einem Bild.<br />

<strong>Die</strong> Exportfunktion kontrolliert jedoch<br />

nicht, ob alle Fotos und Grafiken korrekt<br />

integriert sind. So erhalten Sie keine Warnung,<br />

wenn das Dokument Fotos im RGB-<br />

Modus enthält, statt im für den Druck benötigten<br />

CMYK-Modus – darauf müssen<br />

Sie selbst achten. Auch unerlaubte Transparenzen<br />

(besonders bei Verläufen) meldet<br />

die Applikation nicht immer korrekt.<br />

Einige Einstellungen im PDF-Export sollten<br />

Sie anpassen. So ist es grundsätzlich<br />

notwendig, sämtliche verwendeten<br />

Schriften ins PDF einzubetten. <strong>Die</strong>se Option<br />

gibt Scribus zwar bereits als Standard<br />

vor, Sie sollten das aber im zweiten<br />

Reiter prüfen. Im Reiter Pre-Press werfen<br />

Sie einen Blick auf das Ausgabeprofil: Es<br />

muss den Vorgaben seitens der Druckerei<br />

entsprechen 9 .<br />

Wollen Sie ein PDF fürs Web erzeugen,<br />

dann passen Sie die allgemeinen Einstellungen<br />

an und stellen dort eine Komprimierung<br />

der Bilder ein. Zudem erweist<br />

sich die Option <strong>Vorschau</strong>bilder erzeugen<br />

oft als sinnvoll.<br />

Fazit<br />

9 Mit dem PDF-Export erzeugen Sie Dateien, die sich für den Einsatz im Internet oder<br />

zur Weitergabe an eine Druckerei eignen.<br />

Scribus glänzt als praktisches Layout-<br />

Werkzeug für alle Linux-Anwender. Aber<br />

auch unter Windows und Mac OS X<br />

kommt es häufig zum Einsatz – nicht<br />

nur, weil es im Gegensatz zu den sündhaft<br />

teuren Profi-Werkzeugen Adobe<br />

InDesign und QuarkXpress kostenlos ist,<br />

sondern auch, weil es sich angenehm<br />

bedienen lässt und professionelle Ergebnisse<br />

liefert. (agr/​jlu) n<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

51


Praxis<br />

Calcurse<br />

Mit Calcurse Termine und Aufgaben im Blick behalten<br />

Sichtweise<br />

Mit Calcurse kehren Sie beim<br />

Verwalten von Terminen und<br />

Aufgaben zu den Wurzeln zurück.<br />

Das muss nicht schlecht<br />

sein, denn die Applikation arbeitet<br />

wieselflink und kommt<br />

ohne unnötigen Ballast daher.<br />

Frank Hofmann<br />

© Pawel 231, sxc.hu<br />

Readme<br />

<strong>Die</strong> Ncurses-Software Calcurse verbindet<br />

einen Kalender mit einer Terminverwaltung<br />

und einer Aufgabenliste. So behalten Sie in<br />

einem Terminal stets alle Ereignisse des<br />

Tages im Blick. Als Austauschformat unterstützt<br />

Calcurse den populären Standard iCal.<br />

Konsolentools genießen unter Linux einen<br />

ausgezeichneten Ruf: Sie verbrauchen<br />

wenig Ressourcen, arbeiten wieselflink<br />

und erledigen ihre Aufgaben oft mit<br />

wenigen Tastendrücken û. Das Programm<br />

Calcurse û reiht sich in diese Riege<br />

ein. Es kombiniert einen Kalender mit<br />

einer Terminverwaltung und einer Aufgabenliste.<br />

Sie bedienen die Anwendung<br />

entweder über die Kommandozeile oder<br />

eine Ncurses-basierte Oberfläche.<br />

Der Name des Programms setzt sich<br />

aus den beiden Begriffen „Calendar“ und<br />

„Ncurses“ zusammen. Der Autor Frederic<br />

Culot entwickelte die Software 2004 ursprünglich<br />

nur für den Eigenbedarf, gab<br />

sie aber später unter einer BSD-Lizenz<br />

für die Allgemeinheit frei.<br />

Calcurse steht derzeit für eine ganze<br />

Reihe von Distributionen als stabiles<br />

Paket bereit, so für Fedora, Debian und<br />

Ubuntu, aber auch für Free-, Net- und<br />

OpenBSD. Das Projekt unterstützt unter<br />

anderem die Plattformen i386, AMD64<br />

und Sparc. Als Grundlage für den Artikel<br />

diente das Paket in den Versionen 2.9.2<br />

auf Debian sowie 3.1.2 für Xubuntu.<br />

Zielgruppe<br />

Calcurse richtet sich nur an Einzelpersonen<br />

und nicht an Teams oder Nutzer-<br />

52 www.linux-user.de<br />

05.2014


Calcurse<br />

Praxis<br />

gruppen: Abgesehen von den Importund<br />

Exportfunktionen enthält es keinerlei<br />

Funktionen zum Austausch und Abgleich<br />

der Kalender- und Termineinträge.<br />

Das Programm richtet sich vor allem<br />

an tastaturaffine Benutzer. Der geringe<br />

Bedarf an Ressourcen eröffnet die Möglichkeit,<br />

die Software auf Geräten mit geringerer<br />

Leistung zu verwenden. Das Bedienkonzept<br />

mag manchmal ungewohnt<br />

erscheinen, ist aber dafür äußerst<br />

effizient. Auch im Umgang mit der Tastatur<br />

ungewohnte Benutzer arbeiten sich<br />

aber schnell ein.<br />

Calcurse lässt sich wahlweise über seine<br />

Ncurses-Oberfläche oder die Kommandozeile<br />

ansprechen. In der Dokumentation<br />

beschreibt der Autor dies als<br />

interaktiven und nicht-interaktiven Modus.<br />

Letzterer dient in den meisten Fällen<br />

zum Suchen. Dabei rufen Sie das Programm<br />

mit den entsprechenden Schaltern<br />

auf, woraufhin Calcurse seine Datenbank<br />

durchforstet und die angefragten<br />

Daten Zeile für Zeile auf dem Terminal<br />

ausgibt.<br />

Interaktiver Modus<br />

In den interaktiven Modus gelangen Sie,<br />

indem Sie das Programm ohne weitere<br />

Schalter aufrufen. <strong>Die</strong> Hauptansicht<br />

zeigt mehrere Teilfenster: den Kalender<br />

mit der Tagesübersicht (links), die Übersicht<br />

über den Monat (rechts oben) und<br />

die Liste der Aufgaben (rechts unten).<br />

Am unteren Ende erscheint eine Statuszeile.<br />

Darin sehen Sie das aktuelle Datum<br />

und die verbleibende Zeit bis zum<br />

nächsten Termin 1 .<br />

Darunter zeigt Calcurse die Tastenbelegung<br />

an. Benutzer des Texteditors Vim<br />

fühlen sich sofort zu Hause, da Calcurse<br />

die Tasten ähnlich belegt. Das Quintett<br />

aus [H], [J], [K] und [L] bildet die Bewegungstasten,<br />

die das Programm je nach<br />

Teilfenster noch um weitere Tasten ergänzt.<br />

Über [A] fügen Sie Einträge hinzu,<br />

mit [D] löschen Sie diese, und [E] erlaubt<br />

es, Einträge zu ändern.<br />

Mit [Strg]+[G] springen Sie zum Datum<br />

der Wahl. Mit [Strg]+[L] blättern Sie einen<br />

Tag weiter, mit [Strg]+[H] einen Tag zurück.<br />

Wochenweises Blättern gelingt mit<br />

1 <strong>Die</strong> Standardansicht von Calcurse bietet einen Überblick über den Monat sowie die<br />

Aufgaben des jeweiligen Tages.<br />

[Strg]+[J] (vorwärts) und [Strg]+[K] (rückwärts).<br />

Zwischen den Übersichten über<br />

Tag und Monat sowie der Liste der Aufgaben<br />

wechseln Sie mit dem Tabulator.<br />

<strong>Die</strong> Software hebt das aktuelle Fenster<br />

jeweils farbig hervor, in Abbildung 1<br />

die Monatsübersicht oben rechts. Mit [V]<br />

sehen Sie Details zum ausgewählten Eintrag<br />

in der Tagesansicht 2 .<br />

Calcurse speichert und verwaltet Notizen<br />

zu den Einträgen. Mit [N] beziehungsweise<br />

[>] fügen Sie eine neue Anmerkung<br />

hinzu oder bearbeiten eine bereits<br />

bestehende. Dazu öffnet sich der<br />

für diese Aktion festgelegte Texteditor –<br />

2 Calcurse speichert bei Bedarf zahlreiche Daten zu einem Termin.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

53


Praxis<br />

Calcurse<br />

eingetragen haben, hebt das Programm<br />

farbig hervor. Zudem gelangen Sie mit<br />

der Tasten [0] respektive der Tastenkombination<br />

[Umschalt]+[4] zum Anfang beziehungsweise<br />

zum Ende der Woche.<br />

Aufgabenliste<br />

3 Über den interaktiven Modus von Calcurse ändern Sie bei Bedarf das Layout der einzelnen<br />

Teilbereiche der Software.<br />

Auf der Kommandozeile<br />

Parameter<br />

‐a, ‐‐appointment<br />

‐n, ‐‐next<br />

‐s Datum,<br />

‐‐startday=Datum<br />

‐r Anzahl,<br />

‐‐range=Anzahl<br />

Erläuterung<br />

in der Regel Vim – zum Bearbeiten der<br />

Notiz. Calcurse legt dazu im Hintergrund<br />

eine entsprechende Datei unter ~/.calcurse/notes/<br />

an und verknüpft diese<br />

mit dem entsprechenden Eintrag in der<br />

Liste der Termine.<br />

<strong>Die</strong> Monatsansicht gliedert die Tage in<br />

einer wochenweisen Übersicht. Den aktuellen<br />

Tag sowie alle weiteren Tage des<br />

Monats, an denen Sie bereits Termine<br />

Ausgabe der Termine und Veranstaltungen für heute.<br />

Ausgabe der Termine und Veranstaltungen innerhalb der<br />

kommenden 24 Stunden.<br />

Ausgabe der Termine und Veranstaltungen für das angegebene<br />

Datum.<br />

Ausgabe der Termine und Veranstaltungen innerhalb der<br />

kommenden Anzahl von Tagen.<br />

‐t Wert, ‐‐todo=Wert Ausgabe der Aufgabenliste mit der in Wert spezifizierten Priorität.<br />

‐d Datum/Anzahl, Ausgabe für ein Datum oder eine Anzahl von Tagen.<br />

‐‐day=Datum/Anzahl<br />

Listing 1<br />

$ calcurse ‐a ‐d10<br />

02/17/14:<br />

‐ 19:00 ‐> 20:00<br />

B20 Knowledge Space: Angestrichen. Der YubiKey Neo als<br />

NFC‐Authentifizierungs‐Tag in Verbindung mit einem Smartphone ‐ Büro<br />

2.0 ‐ 17.02.2014 ‐ 19:00 ‐ 20:00<br />

<strong>Die</strong> Liste der Aufgaben ordnet Calcurse<br />

nach Prioritäten. Der kleinste Wert 1 entspricht<br />

der höchsten Dringlichkeit, den<br />

größten Wert 9 ordnen Sie den am wenigsten<br />

wichtigen Tasks zu.<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe mit der geringsten Priorität<br />

erscheint ganz oben. Zum Erhöhen<br />

und Verringern der Priorität nutzen Sie<br />

[+] und [-]. Ändert sich dabei die Reihenfolge,<br />

sortiert Calcurse die Liste der Aufgaben<br />

neu. Mit [D] löschen Sie die ausgewählte<br />

Aufgabe.<br />

Passen die Details zu einer Aufgabe<br />

nicht komplett ins Fenster, verkürzt die<br />

Software den Titel des Eintrags. Mit [V]<br />

sehen Sie den Eintrag vollständig – er erscheint<br />

(analog zu Abbildung 2 ) in einem<br />

separaten Fenster.<br />

Auf der Kommandozeile<br />

<strong>Die</strong> Abfrage über die Kommandozeile<br />

erlaubt es, Aufgaben, Termine und Veranstaltungen<br />

auf die Schnelle nachzusehen.<br />

Indem Sie Calcurse mit einem<br />

Skript verknüpfen oder über einen Eintrag<br />

in /etc/crontab aufrufen, automatisieren<br />

Sie die Abfrage und erhalten<br />

eine Erinnerungsfunktion.<br />

<strong>Die</strong> Tabelle Auf der Kommandozeile<br />

gibt Auskunft über die Schalter, die Calcurse<br />

unterstützt. <strong>Die</strong> Manpage und die<br />

ausführliche Dokumentation zum Programm<br />

liefert weitere Parameter. Im Programm<br />

selbst erreichen Sie die integrierte<br />

Hilfe stets mit [?].<br />

Das Beispiel in Listing 1 fragt die Einträge<br />

der kommenden zehn Tage ab. In<br />

der Ausgabe sehen Sie die Daten für<br />

einen einzigen Eintrag am 17. Februar<br />

2014, der auf die Veranstaltung B20<br />

Knowledge Space: Angestrichen. Der<br />

YubiKey Neo als NFC-Authentifizierungs-<br />

Tag in Verbindung mit einem Smartphone<br />

hinweist. <strong>Die</strong>se Veranstaltung beginnt<br />

um 19 Uhr und endet um 20 Uhr.<br />

54 www.linux-user.de<br />

05.2014


Calcurse<br />

Praxis<br />

Datenspeicherung<br />

Calcurse speichert sämtliche Daten lokal<br />

in Ihrem Home-Verzeichnis unterhalb<br />

von .calcurse/. <strong>Die</strong> Tabelle Speicher für<br />

die Daten erläutert die Funktion der einzelnen<br />

Dateien beziehungsweise Verzeichnisse,<br />

deren Inhalt jeweils als reiner<br />

Text vorliegt.<br />

Möchten Sie stattdessen einen anderen<br />

Kalender benutzen oder die Daten<br />

an einem anderen Ort auf dem Computer<br />

ablegen, so teilen Sie das Calcurse<br />

über einen der beiden Schalter ‐c Datei<br />

oder ‐d Verzeichnis mit. <strong>Die</strong> entsprechenden<br />

Langoptionen dazu heißen<br />

‐‐calendar und ‐‐directory.<br />

Mit Ersterem spezifizieren Sie lediglich<br />

eine andere Kalenderdatei. Mit dem<br />

zweiten geben Sie ein anderes Basisverzeichnis<br />

an, unterhalb dessen dem Calcurse<br />

dann die Daten ablegt. Derzeit besteht<br />

keine Möglichkeit, beide Optionen<br />

gleichzeitig zu verwenden.<br />

Im- und Export<br />

Der Einfachheit halber speichert Calcurse<br />

alle Einträge als Text – jeweils ein Termin<br />

und Eintrag pro Zeile. Zudem unterstützt<br />

es für den Im- und Export die beiden<br />

Formate iCal nach RFC2445 û in<br />

der Version 2.0 und Pcal û. Da iCal als<br />

Quasi-Standard für den Austausch von<br />

Kalenderdaten dient, gelingt es auf diesem<br />

Weg, mit vielen gängigen Anwendungen<br />

auf den verschiedensten Plattformen<br />

Termine auszutauschen.<br />

An der vollständigen Integration des<br />

Formats arbeitet das Entwicklerteam<br />

noch, derzeit unterstützt die Software<br />

lediglich eine Teilmenge. Zu den bislang<br />

nicht unterstützten Funktionen zählt insbesondere<br />

der Umgang mit verschiedenen<br />

Zeitzonen.<br />

Viele Webseiten bieten die Termine<br />

der Veranstaltungen im iCal-Format an.<br />

Liegt ein solcher Termin vor, im Beispiel<br />

aus Listing 2 event.ics, importieren Sie<br />

Speicher für die Daten<br />

apts<br />

conf<br />

keys<br />

todo<br />

notes/<br />

Termine<br />

Konfiguration und Einstellungen<br />

zum Programm<br />

Zuordnung der Tasten<br />

Liste der Aufgaben<br />

Verzeichnis mit den Notizen<br />

(je eine Datei pro Notiz)<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

55


Praxis<br />

Calcurse<br />

4 Ncal zeigt die Übersicht für den Febru ar<br />

2014, ergänzt um die Kalenderwoche.<br />

Listing 2<br />

$ calcurse ‐i event.ics<br />

Importstatus: 0017 Zeilen<br />

eingelesen<br />

1 Termine / 0 Ereignisse / 0<br />

Aufgaben / 0 übersprungen<br />

Danksagung<br />

Der Autor bedankt sich ganz herzlich bei<br />

Werner Heuser für seine Tipps und Ratschläge<br />

zum Artikel.<br />

diesen Termin mittels des Schalters ‐i<br />

(Langform: ‐‐import).<br />

Möchten Sie einen Termin im interaktiven<br />

Modus einlesen oder exportieren,<br />

nutzen Sie dazu [I] (Import) und [X] (Export).<br />

Das umfasst nicht nur einzelne<br />

Einträge, sondern ebenso gesamte Monate<br />

und Listen von Aufgaben. Dazu aktivieren<br />

Sie zunächst per Tabulator das<br />

entsprechende Fenster oder den Eintrag.<br />

Über die genannten Tasten gelangen<br />

Sie zu einem Menü am unteren Fensterrand,<br />

in dem Sie zwischen den Formaten<br />

iCal und Pcal wählen dürfen. Nach der<br />

Angabe der gewünschten Datei steht der<br />

Termin bereit – importiert in Calcurse<br />

oder nach dem Export als separate Datei.<br />

Anpassen<br />

Entspricht das Programm noch nicht Ihren<br />

Vorstellungen, konfigurieren Sie es<br />

auf verschiedenen Wegen: Neben dem<br />

verwendeten Farbschema variieren Sie<br />

das Layout der Komponenten und stellen<br />

die Optionen für Benachrichtigungen<br />

und die Tastenbindung ein. Dazu bietet<br />

die Software zwei Wege: Einmal greifen<br />

Sie zum Editor und ändern direkt die<br />

Konfigurationsdatei der Wahl, zum anderen<br />

verfügt das Programm über einen<br />

interaktiven Modus zum Konfigurieren.<br />

<strong>Die</strong>sen erreichen Sie über [C]. Anschließend<br />

wählen Sie [G] für allgemeine<br />

Optionen, [L] für Layout, [S] zum Anpassen<br />

der Seitenleiste, [C] für das Farbschema,<br />

[N] zum Einstellen der Benachrichtigungen<br />

sowie [K] für die Tastenbelegung.<br />

Abbildung 3 zeigt die Möglichkeiten<br />

für das Layout, hier mit der Farbkombination<br />

Grün auf Schwarz.<br />

Alternativen<br />

Wenn Ihnen Calcurse nicht zusagt oder<br />

doch zu wenige Funktionen bietet, genügt<br />

ein Blick in das Angebot der Distribution.<br />

<strong>Die</strong> Auswahl für den Bereich<br />

Kalender und Termine fällt in der Regel<br />

sehr groß aus. Neben Mical û steht insbesondere<br />

die Kombination aus Wyrd û<br />

und Remind û hoch im Kurs.<br />

Wyrd setzt ebenfalls Ncurses auf, nutzt<br />

aber Remind als Backend. Dahinter verbirgt<br />

sich eine mächtige Software mit<br />

Alarm- und Erinnerungsfunktion. Benötigen<br />

Sie hingegen nur einen Blick auf<br />

den aktuellen Monat, helfen die Urgesteine<br />

Cal und Ncal û weiter 4 .<br />

Das bereits oben angesprochene Programm<br />

Pcal erzeugt Kalender als Postscript-Datei.<br />

Es benötigt dafür kein X-<br />

Window-System – Sie bedienen es vollständig<br />

über die Kommandozeile. Das<br />

gleichnamige Paket pcal bringt zwei<br />

Werkzeuge mit: pcal zum Erzeugen von<br />

Monatskalendern und lcal für Jahresübersichten.<br />

Lcal steht dabei als Abkürzung<br />

für „lunar phase calendar“ – eine<br />

Darstellung gemäß der Mondphasen.<br />

Fazit<br />

Das Konzept von Calcurse geht auf: Es<br />

zeichnet sich durch Übersichtlichkeit,<br />

einfache Bedienbarkeit über die Tastatur<br />

und Kompaktheit aus. Dabei bietet es<br />

alle Funktionen, die Sie als einzelner Benutzer<br />

im Alltag benötigen, kommt aber<br />

mit sehr wenig Speicherplatz aus. <strong>Die</strong><br />

Optionen für die Oberfläche und auf der<br />

Kommandozeile machen Eingabe und<br />

Ausgabe einfach.<br />

<strong>Die</strong> Dokumentation zu Calcurse fällt<br />

umfangreich, aber verständlich aus und<br />

steht über die Manpage, als integrierte<br />

Hilfe sowie online û bereit. Zudem ist<br />

das Programm vollständig übersetzt.<br />

Das sollte eigentlich die Regel sein – hier<br />

dürfen sich andere Werkzeuge Calcurse<br />

als Vorbild nehmen. (agr) n<br />

Der Autor<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31972<br />

Frank Hofmann hat Informatik an der TU<br />

Chemnitz studiert. Derzeit arbeitet er in<br />

Berlin im Büro 2.0, einem Open-Source-<br />

Experten-Netzwerk, als <strong>Die</strong>nstleister mit<br />

Spezialisierung auf Druck und Satz. Er ist<br />

Mitgründer des Schulungsunternehmens<br />

Wizards of FOSS. Seit 2008 koordiniert er<br />

das Regionaltreffen der Linux User Groups<br />

aus der Region Berlin-Brandenburg.<br />

56 www.linux-user.de<br />

05.2014


Praxis<br />

Xombrero<br />

Sicherheitsorientierter Webbrowser Xombrero<br />

Hut auf<br />

<strong>Die</strong> beliebten Webbrowser Firefox und Chrome schützen Sie ohne<br />

spezielle Erweiterungen nur unzulänglich vor Tracking und schädlichen Skripts.<br />

Dass es anders geht, zeigt der minimalistische Webbrowser Xombrero. Falko Benthin<br />

© Alessandra Lobo, 123RF<br />

Readme<br />

Google Chrome oder Mozilla Firefox<br />

bieten zwar viel Komfort. Sie benötigen jedoch<br />

reichlich Ressourcen und gehen in der<br />

Grundeinstellung freizügig mit den Daten<br />

um. Xombrero verfolgt in dieser Hinsicht<br />

einen komplett anderen Ansatz.<br />

58 www.linux-user.de<br />

05.2014


Xombrero<br />

Praxis<br />

Xombrero<br />

LU/xombrero/<br />

1 Der minimalistische Webbrowser Xombrero gibt sich als Newcomer völlig schnörkellos<br />

– dafür aber deutlich sicherer als seine großen Brüder Firefox und Chrome.<br />

Rendering-Engine und ging aus Xxxterm<br />

hervor. Dabei zählt er zu den minimalistischen<br />

Vertretern seiner Gattung und<br />

legt großen Wert auf Sicherheit: <strong>Die</strong>se<br />

soll von Anfang an gegeben sein und<br />

nicht erst dann, wenn der Anwender<br />

eine Reihe zusätzlicher Plugins und-<br />

Erweiterungen installiert.<br />

Sicher unterwegs<br />

Zu Xombreros weiteren Merkmalen gehört<br />

eine umfangreiche Tastatursteuerung<br />

mittels Vi-ähnlicher Shortcuts. Da-<br />

Für das freie Betriebssystem Linux gibt<br />

es eine große Auswahl an Webbrowsern.<br />

Neben den Platzhirschen Mozilla Firefox<br />

und Google Chrome zählen dazu unter<br />

anderem auch die Internet-Application-<br />

Suite Seamonkey, Opera sowie die Browser<br />

der großen Desktop-Umgebungen<br />

wie etwa Konqueror. Ein unbekannter,<br />

aber nichtsdestotrotz interessanter Webbrowser<br />

nennt sich Xombrero û.<br />

Ihn entwickelt die Firma Conformal<br />

Systems LLC und stellt ihn unter die<br />

BSD-ähnliche ISC-License. Der in C implementierte<br />

Browser nutzt die Webkitmit<br />

eignet sich der Browser bestens für<br />

Anwender, die sich auf der Kommandozeile<br />

auskennen und nur ungern die<br />

Maus über den Schreibtisch schubsen.<br />

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei<br />

dem Programm um einen minimalistischen<br />

Webbrowser. Dementsprechend<br />

karg präsentiert sich die Oberfläche<br />

nach dem ersten Aufruf. Es gibt immerhin<br />

Tabs, eine Eingabezeile für die Webadresse,<br />

ein Textfeld für Suchbegriffe<br />

und im sogenannten Kommandomodus<br />

auch eine Zeile, auf der Sie Steuerungsbefehle<br />

absetzen 1 .<br />

Xombrero installieren<br />

Xombrero fehlt bislang in den offiziellen Paketquellen der großen<br />

Distributionen. Daher müssen Sie in aller Regel selbst zum Compiler<br />

greifen. Den Quellcode des Browsers laden Sie mit folgendem Befehl<br />

auf den heimischen Rechner:<br />

$ git clone https://opensource.conformal.com/git/U<br />

xombrero.git<br />

Im dabei neu entstandenen Verzeichnis xombrero finden Sie mehrere<br />

Unterverzeichnisse für die unterstützten Betriebssysteme Linux,<br />

Mac OS X und BSD. Xombrero verzichtet auf die praktische ./configure,<br />

die prüft, ob sich alle benötigten Pakete bereits auf dem<br />

System befinden. Als Abhängigkeiten nennt Conformal Systems<br />

Libbsd, WebKit und deren Entwicklerpakete sowie die Gtk-2/​3-Entwicklerpakete<br />

und den GCC. Deren Vorliegen müssen Sie also selbst<br />

sicherstellen, anderenfalls verabschiedet sich der Übersetzungslauf<br />

mit einer Fehlermeldung.<br />

In den Makefiles müssen Sie gegebenenfalls noch angeben, welche<br />

GTK-Version Sie verwenden. Als Vorgabe dient hier Gtk3 – nutzen<br />

Sie ein älteres System, können Sie stattdessen zu Gtk2 greifen. Das<br />

funktioniert jedoch oft nur mit älteren Xombrero-Versionen, wie sie<br />

Conformal Systems als Snapshots auf der Webseite bereitstellt û.<br />

<strong>Die</strong> Installation erfolgt in jedem Fall mit folgendem Kommando:<br />

$ make && sudo make install<br />

Sofern der Prozess fehlerfrei durchläuft, können Sie den Webbrowser<br />

anschließend mittels des Kommandos xombrero starten.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

59


Praxis<br />

Xombrero<br />

<strong>Die</strong> Konfiguration des Browsers erfolgt<br />

über eine Textdatei mit dem Namen<br />

.xombrero.conf in Ihrem Heimatverzeichnis.<br />

Möchten Sie mit verschiedenen<br />

Konfigurationsdateien experimentieren,<br />

geben Sie die jeweils zu verwendende<br />

beim Start des Browsers über einen<br />

Kommandozeilenparameter an:<br />

$ xombrero ‐f /Pfad/zur/Konfig‐DaU<br />

tei.conf<br />

Das Quelltextverzeichnis des Programms<br />

enthält eine Beispiel-Konfigurationsdatei,<br />

die Sie kopieren und als Grundlage<br />

für eigene Anpassungen nutzen können.<br />

<strong>Die</strong> Optionen darin tragen gut nachvollziehbare<br />

Bezeichnungen, sodass wir im<br />

Folgenden nicht auf alle eingehen.<br />

Keine direkte Suche<br />

Zur Sicherheit akzeptiert das Adressfeld<br />

nur URLs und startet keine Websuche,<br />

wenn Sie nur einzelne Wörter eingeben.<br />

Das soll eine ungewollte Weitergabe von<br />

Passwörtern und Nutzernamen an<br />

Google und Konsorten verhindern. Der<br />

Browser unterstützt Sie auch dabei, sich<br />

Tracking-Versuchen zu entziehen, indem<br />

er Cookies nur kurzzeitig speichert und<br />

ausschließlich jene von explizit in einer<br />

Whitelist hinterlegten Seite dauerhaft<br />

setzt. Ferner deaktiviert Xombrero standardmäßig<br />

DNS- und Link-Prefetching,<br />

sodass es weder Providern noch Seitenbetreibern<br />

möglich ist, anhand entsprechender<br />

Lookups auf einen Besucher<br />

rückzuschließen û. Das Feature müssen<br />

Sie aber in der Webkit-Bibliothek beim<br />

Übersetzen aktivieren.<br />

Um Tracker auszutricksen, aktivieren<br />

Sie in der .xombrero.conf den Browser-<br />

Modus „Whitelist“, indem Sie das Kommentarzeichen<br />

(#) vor dem Eintrag<br />

browser_mode = whitelist entfernen.<br />

Um ein Cookie dauerhaft zu speichern,<br />

wechseln Sie mit [Esc] (Vi lässt grüßen)<br />

in den Kommandomodus und geben<br />

den Befehl :cookie save ein.<br />

Um zu sehen, was sich alles in der<br />

Keksschachtel befindet – und vielleicht,<br />

um einige Cookies wegzuputzen – genügt<br />

das Kommando :cookiejar. Indem<br />

sie den Wert der Option user_agent in<br />

der Konfigurationsdatei anpassen, verschleiern<br />

Sie Webseiten gegenüber, mit<br />

welchem Browser sie unterwegs sind,<br />

und schlagen Datensammlern auf diese<br />

Weise ein weiteres Schnippchen.<br />

Auch bei in Webseiten eingebetten<br />

Skripts sperrt sich Xombrero, solange<br />

sich die zugehörige Webseite nicht in<br />

einer Whitelist befindet. Um bestimmte<br />

Skripts dauerhaft zu erlauben, genügt<br />

die Eingabe von :js save beim Besuch<br />

der entsprechenden Seite. Um Cookies<br />

und Skripts nur für eine Sitzung zuzulassen,<br />

betätigen Sie den Play/​Pause-Schalters<br />

links neben dem Eingabefeld für die<br />

URL. Auf die gleiche Weise unterbinden<br />

Sie Cookies und Skripts. Das voreingestellte<br />

Verhalten lässt sich in der Config-<br />

Datei ändern, etwa indem Sie Skripts<br />

und Cookies generell zulassen.<br />

Zertifikate<br />

Auch bei Browser-Zertifikaten gebärdet<br />

sich Xombrero ungewöhnlich. Statt, wie<br />

andere Browser, blind einer Zertifizierungsstelle<br />

zu vertrauen, verlangt er,<br />

dass Sie das Zertifikat selbst prüfen. Solange<br />

das nicht geschieht, erscheint die<br />

Adresszeile rot hinterlegt 2 .<br />

Um Zertifikate einzusehen, wechseln<br />

Sie in den Kommandomodus ([Esc]) und<br />

geben :cert ein. Mit :cert save übernehmen<br />

Sie das Zertifikat in die zuständige<br />

Whitelist. Mit den Tastenkombinationen<br />

[Alt]+[Pfeil-links] und [Alt]+[Pfeilrechts]<br />

beziehungsweise [Rückschritt]<br />

und [Strg]+[Rückschritt] navigieren Sie<br />

zwischen den besuchten Seiten.<br />

Viele Betreiber liefern ihre Webseiten<br />

sowohl über das unverschlüsselte HTTP-<br />

Protokoll als verschlüsselt via HTTPS aus.<br />

Xombrero ermöglicht, für bestimmte<br />

Domains HTTPS zu erzwingen. Das ist<br />

vor allem für Seiten interessant, die sensible<br />

Inhalte transportieren, wie etwa<br />

Webmail, Webshops, Web-Analysewerkzeuge<br />

oder in der Wolke gehostete Geschäftsanwendungen.<br />

In Form der Zeile<br />

force_https = [sub].domain.tld<br />

oder mithilfe des Kommandos :https<br />

save hinterlegen Sie in der .xombrero.<br />

conf jene Seiten, die Sie grundsätzlich<br />

mit HTTPS öffnen möchten.<br />

Schnell ans Ziel<br />

2 Der Browser vertraut nur dem Nutzer allein: Unbestätigte Zertifikate<br />

quittiert die Software mit einer rot hinterlegten Adresszeile.<br />

Wie bereits erwähnt, lässt sich der Browser<br />

gänzlich via Tastatur steuern. Zwar<br />

funktioniert auch die Bedienung per<br />

Maus, allerdings kennt die Software keine<br />

Mausgesten. <strong>Die</strong> Tastaturbefehle lehnen<br />

sich zum Großteil an jene des Editor<br />

Vim an. So wechselt [Esc] in den Kommandomodus<br />

und [I] in den Einfügemo-<br />

60 www.linux-user.de<br />

05.2014


Xombrero<br />

Praxis<br />

dus. Eine Textsuche leiten Sie mit [Umschalt]+[<br />

7 ] oder [Umschalt]+[ß] (vorwärts/​rückwärts)<br />

ein. Mit [H], [J], [K] und<br />

[L] beziehungsweise den Pfeiltasten<br />

scrollen Sie durch Inhalte.<br />

Ein Druck auf [F6] und [F7] wechselt den<br />

Fokus ins URL-Eingabe- beziehungsweise<br />

Suchfeld, [F5] aktualisiert den Inhalt<br />

der Seite. Mit [Alt]+[D] starten Sie den<br />

Download-Manager, ein Klick auf [F] versieht<br />

sämtliche Links und Eingabefelder<br />

auf einer Webseite mit Nummern. Bei<br />

Eingabe der entsprechenden Ziffer landet<br />

der Fokus im zugehörigen Feld oder<br />

folgt dem Link 3 . Verwenden Sie<br />

[Umschalt]+[F], öffnet Xombrero die gewünschten<br />

Links in einem neuen Tab.<br />

Neue Tabs öffnen Sie mittels<br />

[Strg]+[T], [Strg]+[W] schließt sie wieder.<br />

Zwischen den Tabs wechseln Sie mit<br />

[Strg]+[1]…[9] oder mithilfe von [Pfeillinks]<br />

beziehungsweise [Pfeil-rechts].<br />

[Strg]+[P] startet den Ausdruck der Seite,<br />

was auch mit dem Kommando :print<br />

klappt. Sämtliche definierte Tastenkombinationen<br />

listet die Manpage auf. In der<br />

.xombrero.conf passen Sie auf Wunsch<br />

die Tastenkürzel an.<br />

Minimalistisch<br />

Zwar schmückt sich Xombrero mit dem<br />

Attribut „minimalistisch“, doch müssen<br />

Sie deshalb nicht zwingend auf Annehmlichkeiten<br />

verzichten. Häufig besuchte<br />

Seiten befördern Sie mit dem<br />

Kommando :favadd zu Ihren Favoriten.<br />

<strong>Die</strong> Liste der gespeicherten Lesezeichen<br />

zeigt die Eingabe von :fav an. Mithilfe<br />

des Kommandos :favedit bearbeiten<br />

Sie die Lesezeichen und löschen nicht<br />

mehr gebrauchte 4 .<br />

<strong>Die</strong> Browserhistorie holt das Kommando<br />

:hist auf den Schirm. Möchten Sie<br />

wissen, welches CMS der Entwickler einer<br />

Seite einsetzt, öffnen Sie mit :togglesrc<br />

den Quelltext der Seite. Mittels<br />

:editsrc befördern Sie ihn direkt in einen<br />

externen Editor.<br />

Durch Eingabe von :set prüfen Sie<br />

sämtliche Optionen des Browsers 5 . Einige<br />

wenige davon dürfen Sie sogar zur<br />

Laufzeit ändern wie etwa Timeouts oder<br />

den Proxy-Server. <strong>Die</strong> entsprechenden<br />

3 Der Druck auf [F] versieht Eingabefelder und Links mit einer Ziffer. Geben Sie<br />

die entsprechende Zahl ein, wechselt der Fokus dorthin oder öffnet sich der Link.<br />

Kommandos folgen dem Schema:set<br />

Option = Wert. Um etwa den gesamten<br />

HTTP-Verkehr auf einen Proxy umzuleiten,<br />

genügt die folgende Eingabe:<br />

:set http_proxy = http://Proxy‐HoU<br />

stname_oder_IP:Port<br />

Öffnen Sie stets dieselben Webseiten parallel<br />

in verschiedenen Tabs, bietet es<br />

sich an, diese als Session zu speichern,<br />

um sie künftig mit wenigen Eingaben<br />

wieder aufzurufen. So speichert :session<br />

save Name alle Tabs der geöffneten<br />

4 Minimalistisch bedeutet nicht zwingend Verzicht auf Annehmlichkeiten: So bietet der<br />

Browser auch eine Lesezeichenverwaltung, wenngleich eine aufs Wesentliche reduzierte.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

61


Praxis<br />

Xombrero<br />

5 <strong>Die</strong> Eingabe von :set öffnet in Xombrero die Einstellungen des Browsers.<br />

Sitzung in einer Session. Um diese wieder<br />

zu laden, genügt das Kommando<br />

:session open Name. Um den Vorgang<br />

zu automatisieren, ergänzen Sie beim<br />

Start von Xombrero auf der Konsole den<br />

Aufruf um den Parameter ‐s Name.<br />

Ändert sich eine Session, reicht ein :w,<br />

um den aktuellen Stand zu übernehmen.<br />

Das Kommando sorgt dafür, dass<br />

sich beim nächsten Browserstart anstelle<br />

der Startseite alle aktuellen Tabs öffnen.<br />

Beenden Sie Xombrero zum Feierabend<br />

also mit :wqa, können Sie am nächsten<br />

Morgen in den gleichen Seiten weitersurfen.<br />

Um eine Session zu löschen,<br />

tippen Sie :session delete Name ein.<br />

Um Ihren Lieblingswebmailer schneller<br />

aufzurufen als mit einer Sitzung oder<br />

einem Lesezeichen, legen Sie in der<br />

.xombrero.conf mit alias = Alias,<br />

Ziel‐URL ein Alias an, das aus mindestens<br />

einem Zeichen bestehen muss. Um<br />

etwa die Webseite von <strong>LinuxUser</strong> aufzurufen,<br />

wäre die Zeile alias = lu,<br />

http://www.linux‐user.de denkbar.<br />

Ändern Sie die Konfiguration, während<br />

Xombrero läuft, übernimmt die Eingabe<br />

von :restart die Modifikationen.<br />

<strong>Die</strong> Xombrero-Entwickler scheinen<br />

häufig auf schlecht lesbaren Webseiten<br />

unterwegs zu sein. Das lässt zumindest<br />

das Kommando :userstyle vermuten,<br />

das einer Webseite zu einem neuen CSS-<br />

Stylesheet verhilft. Durch [S] gestalten<br />

Sie die Seiten quasi auf Knopfdruck lesefreundlicher<br />

6 .<br />

Fazit<br />

Der leichtgewichtige Browser heftet sich<br />

zu Recht das Prädikat „minimalistisch“<br />

an: Zwar bringt er alle grundlegenden<br />

Funktionen mit, die man beim Surfen im<br />

Web erwarten kann, verzichtet aber auf<br />

Spielereien und Plugin-Ökosysteme. <strong>Die</strong><br />

Konfiguration erfolgt mithilfe einer<br />

überschaubaren Textdatei.<br />

Xombrero startet fix und vertraut, was<br />

Zertifikate, Skripte und Cookies angeht,<br />

nur dem Anwender. Mit Shortcuts und<br />

kurzen Kommandos lässt sich er sich<br />

mühelos bedienen. Wer mit dem konsolenbasierten<br />

Texteditor Vim nicht vertraut<br />

ist, braucht aber ein wenig, um sich<br />

an den Browser zu gewöhnen. (tle) n<br />

6 Bei schwer lesbaren Webseiten hilft das Kommando :userstyle, mit dem Sie auf<br />

Knopfdruck ein alternatives Stylesheet mit besserem Kontrast verwenden.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31506<br />

62 www.linux-user.de<br />

05.2014


Im Test<br />

Lightworks 11.5<br />

Professioneller Videoschnitt mit Lightworks<br />

Schnittstelle<br />

Seit Neuestem stellt Editshare das für professionelle Filmer gedachte Videoschnittprogramm<br />

Lightworks kostenlos zur Verfügung. Allerdings ärgert die Software den Anwender mit<br />

Aktivierungszwang und einer umständlichen Bedienung. Tim Schürmann<br />

Readme<br />

In Hollywood gilt Lightworks als Star unter<br />

den Videoschnittprogrammen. Recht überraschend<br />

bietet die Vertreiberfirma Editshare<br />

die Software seit Kurzem als eine im<br />

Funktionsumfang eingeschränkte Freeware-<br />

Version an. Im Januar dieses Jahres erschien<br />

die erste stabile Version für Linux – Grund<br />

genug, diese unter die Lupe zu nehmen.<br />

Zwar kennt hierzulande kaum jemand<br />

seinen Namen, doch besitzt das Videoschnittprogramm<br />

Lightworks û eine<br />

lange Tradition. Professionelle Cutter setzen<br />

es gerne für Hollywood-Produktionen<br />

ein, so etwa bei „Mission Impossible“,<br />

„The Kings Speech“ und „Pulp Fiction“ û.<br />

2009 kaufte der durch Speicherlösungen<br />

bekannte Hardware-Hersteller Editshare<br />

û das Schnittprogramm.<br />

Im April des folgenden Jahres kündigte<br />

das Unternehmen an, Lightworks als<br />

Open-Source-Software auch für Linux<br />

und Mac OS X bereitzustellen. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />

der Linux-Fassung zog sich jedoch<br />

über mehrere Jahre hin. Während<br />

hin und wieder neue Windows-Versionen<br />

erschienen, durften Linux-Nutzer lediglich<br />

an einem recht ausgedehnten Beta-<br />

Test teilnehmen. <strong>Die</strong> im Januar dieses<br />

Jahres veröffentlichte stabile Version 11.5<br />

liegt jetzt offiziell auch für Linux vor. Allerdings<br />

hat sie gleich mehrere Haken.<br />

Kunst und Kommerz<br />

Zunächst müssen Sie sich zwischen dem<br />

kostenlosen Lightworks Free und einer<br />

kommerziellen Pro-Version entscheiden.<br />

<strong>Die</strong> Unterschiede liegen vor allem in den<br />

unterstützten Ausgabeformaten. So erzeugt<br />

die kostenlose Version lediglich<br />

64 www.linux-user.de<br />

05.2014


Lightworks 11.5<br />

Im Test<br />

Youtube-Videos im MPEG-4-Format und<br />

HD-Auflösung; möchten Sie DVDs oder<br />

Blu-rays erstellen, benötigen Sie die Pro-<br />

Version. Das hat unter anderem rechtliche<br />

Gründe: <strong>Die</strong> Encoder kosten Lizenzund<br />

Patentgebühren, eine freie Lightworks-Version<br />

mit dem vollen Funktionsumfang<br />

gibt es daher mit Sicherheit<br />

auch in Zukunft nicht.<br />

Des Weiteren besitzt die Pro-Version<br />

noch ein paar exklusive Funktionen. So<br />

bietet sie mehreren Cuttern die Möglichkeit,<br />

gleichzeitig an einem Projekt zu arbeiten.<br />

Zudem erzeugt nur sie 3D-Videos<br />

und unterstützt Schnitthardware von<br />

Blackmagic, Matrox und AJA – Letzteres<br />

jedoch oft nur unter Windows. Auf die<br />

Windows-Version beschränkt bleibt<br />

auch der Import von Quicktime-Videos.<br />

Für die Pro-Version verlangt Editshare<br />

215 Euro, Bildungseinrichtungen erhalten<br />

einen Nachlass um die Hälfte. Andere<br />

Videoschnittprogramme in dieser<br />

Leistungsklasse kosten durchaus das<br />

Dreifache und mehr. Alternativ stellt das<br />

Unternehmen für Lightworks Pro auch<br />

Monats- (6 Euro) und Jahres-Lizenzen<br />

(60 Euro) bereit. Updates älterer Versionen<br />

kosten knapp die Hälfte der Vollversion,<br />

Fehlerkorrekturen stehen kostenfrei<br />

bereit. Ein Supportvertrag schlägt<br />

mit jährlich 500 Euro zu Buche.<br />

Harte Anforderungen<br />

<strong>Die</strong> Linux-Version von Lightworks läuft<br />

nur auf 64-Bit-Systemen. <strong>Die</strong>se Einschränkung<br />

ist allerdings mittlerweile<br />

Standard – schließlich benötigen Videoschnittprogramme<br />

eine gehörige Portion<br />

Hauptspeicher, die 32-Bit-Systeme nicht<br />

verwalten könnten. Des Weiteren müssen<br />

sich Linux-Nutzer zwischen einem<br />

DEB- und einem RPM-Paket entscheiden.<br />

Das DEB-Paket bedient offiziell Ubuntu,<br />

Lubuntu und Xubuntu in der Version<br />

13.10 sowie Linux Mint 15 und 16,<br />

das RPM-Paket schnürte Editshare für<br />

Fedora 18 und 19. Im Test ließ es sich<br />

aber auch unter OpenSuse 12.3 problemlos<br />

installieren, wenngleich es einige<br />

Abhängigkeiten aufzulösen galt, was<br />

aber der Paketmanager übernahm.<br />

Wer andere Distributionen nutzt, muss<br />

die Installation auf gut Glück probieren.<br />

Den Quellcode seines „Open-Source“-<br />

Programms veröffentlichte das Unternehmen<br />

aber bis dato noch nicht. Das<br />

enttäuscht umso mehr, als dass unter<br />

der Haube freie Software werkelt, namentlich<br />

Ffmpeg und OpenSSL û.<br />

Lightworks erfordert einen möglichst<br />

potenten Rechner. Editshare empfiehlt<br />

einen Prozessor der Klasse Intel Core i7,<br />

eine möglichst aktuelle Nvidia- oder<br />

AMD-Grafikkarte mit aktivierter 3D-Beschleunigung<br />

sowie mindestens 3 GByte<br />

Hauptspeicher. Für ein Profi-Schnittprogramm<br />

gelten diese Anforderungen allerdings<br />

noch als recht moderat. Lightworks<br />

selbst belegt nach der Installation<br />

rund 200 MByte Plattenplatz.<br />

Bedienung<br />

Lightworks startet standardmäßig im<br />

Vollbildmodus und bittet bei seinem ersten<br />

Start um eine Aktivierung (siehe Kasten<br />

Fesselspiele). <strong>Die</strong> Benutzeroberfläche<br />

erscheint auf den ersten Blick äußert<br />

aufgeräumt. Ein Hauptmenü gibt es<br />

1 Über das Werkzeug-Symbol erreichen Sie alle wichtigen Einstellungen, wobei es noch viele Menüpunkte explizit auszuklappen gilt.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

65


Im Test<br />

Lightworks 11.5<br />

2 Beim typischen Workflow wählen Sie zunächst die zu importierenden Videos aus (links oben) und sortieren dann die eingelesenen<br />

Clips (Mitte) in Bins ein – hier in den Bin namens „Friedensplatz“.<br />

nicht; links oben in der Ecke erreichen<br />

Sie lediglich die Projekteinstellungen,<br />

während eine Symbolleiste am linken<br />

Rand alle notwendigen Import- und<br />

Schnittfunktionen aufruft 1 .<br />

Doch der Schein trügt: <strong>Die</strong> Bedienung<br />

entpuppt sich als ungleich komplexer<br />

als bei bekannten Videoschnittprogrammen<br />

wie Kdenlive oder Openshot. Auch<br />

wenn Editshare zahlreiche gut gemachte<br />

Video-Tutorials û und obendrein eine<br />

ausführliche englische PDF-Anleitung<br />

bereitstellt û, sollten Ein- und Umsteiger<br />

genügend Einarbeitungszeit und<br />

einige Frustmomente einplanen.<br />

<strong>Die</strong> Funktionen und Aktionen aktivieren<br />

Sie in der Regel über ziemlich klein<br />

geratene Symbole, über die rechte<br />

Maustaste oder – im Idealfall – über Tastaturkürzel.<br />

Editshare verkauft in seinem<br />

Shop deshalb auch eine Tastatur mit entsprechend<br />

eingefärbten und beschrifteten<br />

Tasten sowie ein auf den Namen<br />

„Console“ getauftes Mini-Steuerpult mit<br />

Jog/​Shuttle. Allerdings schlägt dieses zusätzliche<br />

Equipment mit recht happigen<br />

2400 Euro ins Kontor.<br />

Fesselspiele<br />

3 <strong>Die</strong> Suchfunktion spürt nicht nur Material und (ausgeblendete)<br />

Fenster auf, sie legt die gefundenen Clips auf Wunsch auch<br />

direkt in einem neuen Bin ab.<br />

Nach dem ersten Start verlangt auch das kostenlose Lightworks<br />

nach einer Registrierung und Aktivierung. Letztere erfolgt zudem<br />

zwingend über das Internet. Während Anwender die kostenlose<br />

Version auf beliebig vielen Computern installieren dürfen, lässt sich<br />

die Pro-Version nur auf maximal zwei Systemen aktivieren. Eine<br />

Deaktivierung ist derzeit nicht vorgesehen, was bedeutet, dass bei<br />

einem Rechnertausch zwangsweise ein Neuerwerb von Lightworks<br />

Pro ansteht. Eine Neuinstallation auf dem gleichen Rechner funktioniert<br />

hingegen problemlos – offenbar speichert Lightworks entsprechende<br />

Informationen über den PC auf den Editshare-Servern. Über<br />

diese recht drastischen Gängelungen klären übrigens erst die Installationsanleitung<br />

û und die FAQ û auf, der Online-Shop schweigt<br />

sich dazu aus.<br />

66 www.linux-user.de<br />

05.2014


Lightworks 11.5<br />

Im Test<br />

Katalogware<br />

Wie in anderen Videoschnittprogrammen<br />

üblich, erstellen Sie zunächst ein<br />

Projekt und importieren dann das Videomaterial.<br />

Lightworks zeigte sich dabei im<br />

Test recht wählerisch: AVI-Dateien im<br />

MPEG-4-Format wollte es nicht verarbeiten,<br />

auch den Standardaufbau eines AV-<br />

CHD-Ordners einer HD-Kamera erkannte<br />

es nicht. Hier mussten wir jedes Video<br />

einzeln in den Unterverzeichnissen aufspüren<br />

und importieren. Auf Wunsch<br />

transkodiert Lightworks das Video in ein<br />

anderes Format, eine Folge von Einzelbildern<br />

interpretiert das Schnittprogramm<br />

ebenfalls als Videoclip.<br />

Beim Vorsortieren der eingelesenen<br />

Videoclips helfen sogenannte Bins 2 .<br />

Dabei handelt es sich um Fenster, die als<br />

Ablageflächen dienen. So könnte ein Naturfilmer<br />

in einem Bin die Clips über die<br />

Hupfdohle, in einem anderen die Aufnahmen<br />

der Berggorillas sammeln. Mehrere<br />

Bins fasst wiederum ein Rack zusammen.<br />

Immer wieder entdeckten wir kleine<br />

Funktionen, die bei der Auswahl des<br />

passenden Videoclips helfen: Beispielsweise<br />

gibt es eine Suchfunktion, die alle<br />

gefundenen Clips direkt in einem neuen<br />

Bin öffnet 3 . Des Weiteren dürfen Sie<br />

die Wiedergabe schon in den <strong>Vorschau</strong>bildern<br />

starten.<br />

Schere und Kleber<br />

Um eine Schnittfassung zu erstellen, öffnen<br />

Sie zunächst einen Clip in einem<br />

Quellenmonitor. In dessen Zeitleiste<br />

markieren Sie dann alle benötigten Spuren<br />

und den gewünschten Ausschnitt.<br />

Anschließend öffnen Sie eine neue leere<br />

Zeitleiste (den sogenannten Edit) und<br />

fügen dort den Clip ein. Dank dieses<br />

Schemas hantieren Sie schon nach kurzer<br />

Zeit zwangsweise mit zahlreichen,<br />

gleichzeitig geöffneten <strong>Vorschau</strong>fenstern<br />

und Zeitleisten.<br />

Um dabei nicht den Überblick zu verlieren,<br />

lassen sich sämtliche Bestandteile<br />

der Benutzeroberfläche frei auf dem<br />

Bildschirm verschieben und in ihrer Größe<br />

anpassen. Auf Wunsch rasten die einzelnen<br />

Komponenten dabei an ihren<br />

4 In der Routing-Ansicht schalten Sie die Effekte und Videos einer Zeitleiste zusammen<br />

und damit hintereinander. Hier findet die Farbkorrektur erst statt, nachdem Lightworks<br />

den Titel in das Video eingefügt hat.<br />

Kanten ein. <strong>Die</strong> Anordnung aller Fenster<br />

lässt sich als sogenannter Room speichern<br />

– der Linux-Desktop kennt das<br />

Konzept als Arbeitsflächen. Auch in<br />

Lightworks dürfen Anwender beliebig<br />

viele Räume anlegen und schnell zwischen<br />

ihnen hin- und herschalten.<br />

Das Schneiden und Trimmen erweist<br />

sich aufgrund der vielen verschiedenen<br />

Modi und Randbedingungen komplizierter<br />

als bei einfachen Videoprogrammen<br />

wie Openshot. Zudem zeigt Lightworks<br />

in der Videospur keine <strong>Vorschau</strong>bilder<br />

an, man muss folglich über das<br />

<strong>Vorschau</strong>-Fenster die entsprechende<br />

Schnittstelle ansteuern. <strong>Die</strong> Wellenform<br />

des Audiomaterials blendet die Software<br />

hingegen ein.<br />

<strong>Die</strong> Zeitleiste darf beliebig viele Spuren<br />

enthalten. Mehrere davon gruppieren<br />

Sie optional, Effekte und Schnitte betreffen<br />

dann immer die komplette Gruppe.<br />

Fertige Edits dürfen Sie zudem in anderen<br />

weiterverwenden. Das erlaubt,<br />

einzelne Szenen in getrennten Edits vorzubereiten<br />

und dann auf einer neuen<br />

Zeitleiste zum kompletten Film zusammenzusetzen.<br />

Lightworks bietet die Möglichkeit, Audio-<br />

und Videomaterial halbautomatisch<br />

zu synchronisieren. Das erweist sich bei-<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 27682<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

67


Im Test<br />

Lightworks 11.5<br />

spielsweise dann als nützlich, wenn Sie<br />

Ton und Bild getrennt aufgezeichnet haben.<br />

Des Weiteren erlaubt es das Schnittprogramm,<br />

die Abspielgeschwindigkeit<br />

eines Clips zu verändern und das Bild<br />

sogar einzufrieren.<br />

Licht aus, Spot an!<br />

Lightworks bringt umfangreiche Werkzeuge<br />

zur Farbkorrektur mit, sogar das<br />

HSV-Modell bietet es an. Zur Farbkontrolle<br />

stehen Vectorscope- und Waveform-Darstellungen<br />

bereit. <strong>Die</strong> Anzahl<br />

der Videoeffekte fällt gegenüber Schnittprogrammen<br />

für Einsteiger mager aus,<br />

die vorhandenen genügen dafür jedoch<br />

Profi-Ansprüchen. Neben Weichzeichner,<br />

Farbänderungen und Splitscreen-Effekten<br />

gibt es auch Chroma-, Luma- und<br />

Image Keys für Bluebox-Effekte.<br />

Keyframes erlauben das exakte Steuern<br />

der Effekte über die Zeit. Mehrere Effekte<br />

schalten Sie bei Bedarf in einer Kette hintereinander.<br />

<strong>Die</strong>se erscheinen dabei in einer<br />

speziellen Ansicht als Symbole mit<br />

Ein- und Ausgängen, an die Sie dann<br />

andere Clips oder Effekte anfügen 4 .<br />

Titel erstellen Sie ebenfalls über entsprechende<br />

Effekte 5 . Das Tonmaterial<br />

lässt sich bis auf Sub-Frames genau bearbeiten,<br />

einen nachträglich eingesprochenen<br />

Kommentar („Voice Over“) nimmt<br />

Lightworks direkt in die Zeitleiste auf.<br />

Das Schnittprogramm beherrscht zudem<br />

das sogenannte Multi-Cam-Editing:<br />

Wurde eine Szene mit mehreren Kameras<br />

aus mehreren verschiedenen Winkeln<br />

aufgenommen, fasst das Schnittprogramm<br />

diese Takes logisch zusammen.<br />

<strong>Die</strong> jeweils passende Perspektive<br />

für den fertigen Film wählen Sie dann<br />

mit wenigen Mausklicks aus. Wie es sich<br />

für ein Profi-Programm gehört, lässt sich<br />

der finalisierte Film auf einem zweiten<br />

Monitor begutachten.<br />

Audio- und Video-Effekte wendet Lightworks<br />

in Echtzeit an – vorausgesetzt, die<br />

Hardware liefert genügend Leistung. Auf<br />

einem drei Jahre alten Rechner mit einer<br />

Core-i7-CPU und 16 GByte Hauptspeicher<br />

ruckelte die <strong>Vorschau</strong> jedoch schon<br />

bei zwei parallelen Videospuren mit HD-<br />

Clips. <strong>Die</strong> Benutzeroberfläche ließ sich<br />

aber weiterhin agil und flüssig bedienen.<br />

Fazit<br />

Lightworks lief in unseren Tests stabil,<br />

was bei vielen freien Videoschnittprogrammen<br />

nicht der Fall ist. Den Schwerpunkt<br />

legt die Software eindeutig auf<br />

den Schnitt, einzelne Schnittstellen lassen<br />

sich sogar verschieben („rollen“).<br />

Wenngleich die Effekte durchweg zahlreiche<br />

Einstellungsmöglichkeiten bieten,<br />

ersetzt Lightworks kein Effektprogramm<br />

wie Aftereffects.<br />

Nicht zuletzt aufgrund der komplexen<br />

Bedienung richtet sich das Schnittprogramm<br />

explizit an (semi-)professionelle<br />

Filmer. Den recht positiven Eindruck<br />

trübt jedoch die restriktive Aktivierungspolitik.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass Editshare<br />

sein Versprechen einhält und den<br />

Quellcode nachreicht. (tle) n<br />

5 Titel verwaltet Lightworks als Effekte, deren Funktionsumfang allerdings nicht mit professionellen Titelgeneratoren mithalten kann.<br />

68 www.linux-user.de<br />

05.2014


Netz&System<br />

Netrw<br />

Mit Netrw Daten schnell durchs Netz schieben<br />

Einfacher Transport<br />

© Johnnyberg, sxc.hu<br />

Selbst ohne die aufwendige Infrastruktur schieben Sie Daten schnell und einfach übers<br />

Netzwerk. Dabei helfen die Werkzeuge aus dem Netrw-Paket. Harald Zisler<br />

Readme<br />

<strong>Die</strong> Programme netread und netwrite<br />

ermöglichen eine einfache und unkomplizierte<br />

Kommunikation zwischen zwei Rechnern<br />

über das Netz. Dabei erleichtert die<br />

Arbeitsweise der beiden Konsolentools das<br />

Einbinden in Shell-Skripte.<br />

Sie möchten schnell und unkompliziert<br />

Daten zwischen zwei Rechnern transportieren,<br />

es fehlt aber mangels Software<br />

der Zugriff auf etablierte Techniken<br />

wie SFTP oder SCP? Oder Sie verfügen<br />

auf der Zielmaschine über kein Benutzerkonto?<br />

Dann helfen die Programme<br />

aus dem Paket netrw û weiter.<br />

Hat auf dem Zielsystem jemand das<br />

Programm Netread gestartet, steht dem<br />

Übertragen der Daten nichts mehr im<br />

Weg. Damit lauscht der Rechner am angegebenen<br />

Port auf die gesendeten<br />

Daten. Ein Ausnahme bildet der Firewall-<br />

Modus – dazu später mehr.<br />

Der Vorteil der Ad-hoc-Lösung gegenüber<br />

einer, bei der ein Daemon ständig<br />

lauscht, liegt in der normalerweise nur<br />

kurzen Existenz des offenen Kanals. Das<br />

reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

ein Angreifer zufällig über den offenen<br />

Port stolpert. Oft sitzt zusätzlich eine<br />

Person vor dem Bildschirm jedes beteiligten<br />

Rechners und verfolgt den Ablauf<br />

der Transfers.<br />

Zum Senden benutzen Sie das Kommando<br />

Netwrite. Für sich gesehen besteht<br />

damit die Möglichkeit, alle möglichen<br />

Daten in die weite Welt zu über-<br />

Listing 1<br />

01 $ netread Port > Ausgabedatei<br />

02 $ netwrite IP‐Adresse Port <<br />

Datei<br />

70 www.linux-user.de<br />

05.2014


Netrw<br />

Netz&System<br />

1 Mit nur wenigen Parametern übertragen Sie mithilfe der beiden Konsolenprogramme<br />

Netread und Netwrite auf einfache Weise Daten über das Netzwerk.<br />

tragen. Wenn der Rechner nicht in einem<br />

geschützten Netz steht, empfiehlt<br />

es sich also, entsprechende Vorkehrungen<br />

zu treffen. Um die Daten als solches<br />

vor dem Mitlesen zu schützen, verschlüsseln<br />

Sie die Nutzlast am besten.<br />

<strong>Die</strong> Nutzlast beziehen Sie entweder direkt<br />

aus einer Datei oder verwenden die<br />

Option ‐i Datei bei Netwrite. Am Zielsystem<br />

verwenden Sie umgekehrt die<br />

Ausgabeumlenkung (>) oder die Option<br />

‐o Datei zum Speichern der Daten.<br />

Grundfunktionen<br />

Im einfachsten Anwendungsfall beginnen<br />

Sie, indem Sie den Empfang von<br />

Daten mit Netread initialisieren. Dabei<br />

geben Sie lediglich die Portnummer an<br />

und leiten die Standardausgabe in eine<br />

Datei um (Listing 1, Zeile 1). <strong>Die</strong> Übertragung<br />

selbst starten Sie nach dem gleichen<br />

Muster (Listing 1, Zeile 2).<br />

Abbildung 1 zeigt den Ablauf des<br />

Datentransfers. <strong>Die</strong> beiden Programme<br />

weisen gemeinsame Optionen auf, deren<br />

wichtigste Schalter Sie in der Tabelle<br />

Optionen finden.<br />

Fortschritt<br />

<strong>Die</strong> Anzeige des Fortschritts beim Übertragen<br />

der Daten erweist sich vor allem<br />

beim Senden größerer Datenmengen als<br />

hilfreich, um festzustellen, ob die Bytes<br />

tatsächlich noch durch das Netzwerk<br />

fließen, oder ob es irgendwo klemmt. Sie<br />

dürfen zwischen einer Anzeige in KByte<br />

(‐h) oder MByte (‐H) wählen. <strong>Die</strong> Option<br />

verlangt die Angabe, für welche Datenmenge<br />

eine ausgegebene Raute steht.<br />

Das führt mitunter dazu, dass die Anzeige<br />

entweder seitenfüllend oder auf der<br />

anderen Seite zu kurz ausfällt 2 .<br />

Optionen<br />

Parameter Erläuterung<br />

udp<br />

UDP statt TCP verwenden<br />

‐f Host lesende Seite beginnt mit dem Aufbau der<br />

Verbindung<br />

‐C Algorithmus verwende angegebenen Algorithmus (sha1,<br />

md5, rmd160, none)<br />

‐o Datei Angabe der Datei<br />

‐h Wert Fortschritt alle Wert KByte ausgeben<br />

‐H Wert Fortschritt alle Wert MByte ausgeben<br />

‐b Geschwindigkeit in Bits/​Sekunde (anstelle<br />

Byte/​Sekunde) angeben<br />

‐q Ausgaben am Bildschirm unterdrücken<br />

‐v ausführliche Meldungen ausgeben<br />

‐vv<br />

sehr ausführliche Meldungen ausgeben<br />

Listing 2<br />

#! /bin/sh<br />

if [ ‐z $1 ]; then<br />

echo "Dateiname fehlt ‐ ABBRUCH!"<br />

exit<br />

elif [ ‐z $2 ]; then<br />

echo "Zielrechner/Zielport fehlt ‐ ABBRUCH!"<br />

exit<br />

elif [ ‐z $3 ]; then<br />

echo "Zielrechner/Zielport fehlt ‐ ABBRUCH!"<br />

exit<br />

fi<br />

menge=$(stat ‐c %s $1)<br />

rauten=$(echo $menge/1014/50 | bc)<br />

netwrite ‐h $rauten $2 $3 < $1<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

71


Netz&System<br />

Netrw<br />

2 Da die Forschrittsanzeige flexibel auf einen Parameter reagiert, gilt es hier, einen für<br />

die aktuell transportierte Datenmenge sinnvollen Wert zu wählen.<br />

In einem Shell-Skript (Listing 2) ließe<br />

sich mit Stat û feststellen, wie groß die<br />

Datei ausfällt, und anschließend ein<br />

brauchbarer ganzzahliger Wert für den<br />

Fortschrittsbalken übergeben. Beachten<br />

Sie, dass eine Zeile 50 Rauten fasst. Daher<br />

kommt bei sehr kleinen Datenmengen<br />

eventuell keine Anzeige zustande.<br />

<strong>Die</strong> empfangende Seite kennt die Dateigröße<br />

im Voraus nicht. Entweder erfragen<br />

Sie den Wert vor dem Start des<br />

Transfers oder Sie verwenden den Wert<br />

1000, der erfahrungsgemäß bei ‐h vernünftige<br />

Ausgaben produziert.<br />

Abbildung 3 zeigt den Ablauf des<br />

Skripts. Der Übersichtlichkeit halber<br />

kommen Positionsparameter anstelle<br />

von Eingabemasken zum Einsatz. Mit<br />

den Möglichkeiten von Zenity û oder<br />

Cdialog û ließe sich dieses Skript entsprechend<br />

erweitern.<br />

Firewall-Modus<br />

3 Ablauf des Skripts mit optimierter Anzeige des Fortschritts.<br />

Der Firewall-Modus erlaubt den Aufbau<br />

einer Verbindung in umgekehrter Richtung.<br />

Der Option ‐f übergeben Sie entweder<br />

die IP-Adresse oder den Namen<br />

eines Rechners. Beim Einsatz zeigte sich<br />

folgender Ablauf als praktikabel: Sie rufen<br />

zuerst netwrite mit der Option ‐f<br />

auf und starten dann netread ebenso<br />

mit ‐f. Dadurch nutzen Sie auf beiden<br />

Systemen den Firewall-Modus, die Reihenfolge<br />

beim Start ist aber umgekehrt.<br />

In Abbildung 4 sehen Sie die notwendigen<br />

Schritte für den Sender (heller<br />

Hintergrund im Terminal) und den Empfänger<br />

(dunkler Hintergrund). <strong>Die</strong> Angabe<br />

zum Rechner erfolgt über deren<br />

Namen (ze5 und ZE6). Nach dem Aufruf<br />

von netwrite erscheint zunächst die<br />

Meldung, dass das Programm auf dem<br />

angegebenen Port lauscht. <strong>Die</strong> weiteren<br />

Meldungen kommen nach dem Aufruf<br />

von netread am Zielsystem zustande.<br />

In Shell-Skripts<br />

4 Ablauf einer Datenübertragung im Firewall-Modus. Dabei baut die lesende Seite<br />

die Verbindung auf, nachdem auf der sendenden Seite das Programm gestartet ist.<br />

<strong>Die</strong> beiden Tools arbeiten in klassischer<br />

Linux-Tradition, lesen also von der Standardeingabe<br />

und schreiben auf die Standardausgabe.<br />

Das ermöglicht es, die<br />

Ausgabe eines Programms direkt an<br />

72 www.linux-user.de<br />

05.2014


Netrw<br />

Netz&System<br />

Netwrite zu schicken. Durch Weglassen<br />

der Option ‐o oder durch Umlenken der<br />

Ausgabe erscheinen die Daten am Bildschirm<br />

des empfangenden Rechners 5 .<br />

Mini-Chat<br />

Wenn Sie weder eine Ein- noch eine Ausgabedatei<br />

bestimmen, liest Netwrite von<br />

der Standardeingabe, Netread liefert auf<br />

die Standardausgabe aus. Damit bauen<br />

Sie einen provisorischen Chat auf 6 .<br />

Verwenden Sie diesen jedoch über<br />

eine Strecke außerhalb des <strong>private</strong>n<br />

Netzwerks, empfiehlt es sich, die Kommunikation<br />

mittels Secure Shell (SSH)<br />

abzusichern. Sie benötigen je ein Terminal<br />

zum Senden und Empfangen. Darüber<br />

hinaus müssen Sie für jede Richtung<br />

einen eigenen Port verwenden.<br />

5 Bei Bedarf senden Sie die Ausgabe eines Programms über das Netzwerk.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> Netrw-Tools ermöglichen es, unkompliziert<br />

Daten zwischen zwei Rechnern<br />

zu übertragen. Dabei kommen sie ohne<br />

zusätzliche Infrastruktur aus und arbeiten<br />

praktisch auf Zuruf. Ein Verschlüsseln<br />

sichert im Zweifelsfall Nutzlast. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32367<br />

6 Sogar einen einfachen Chat zwischen zwei Clients im lokale Netzwerk bauen Sie mit<br />

den Programmen Netread und Netwrite aus den Netrw-Tools auf.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

73


Know-how<br />

Mercurial<br />

Mit Mercurial Dateien verwalten<br />

Auf den Zweig<br />

gekommen<br />

© Sabaca, sxc.hu<br />

<strong>Die</strong> Versionsverwaltung Mercurial<br />

ermöglicht es, beim<br />

Programmieren mit Ideen zu<br />

spielen und Neues auszuprobieren,<br />

ohne hart erarbeitete<br />

Ergebnisse zu verlieren.<br />

Tim Schürmann<br />

Readme<br />

Das Versionsverwaltungssystem Mercurial<br />

benötigt kein zentrales Repository und eignet<br />

sich somit für den Einsatz auf dem <strong>private</strong>n<br />

PC. Indem Sie häufig überarbeitete<br />

Skripte oder Dokumente damit versionieren,<br />

können Sie bei Bedarf problemlos wieder zu<br />

einem älteren Stand zurückwechseln.<br />

Bevor ein Bash-Skript genau das ausführt,<br />

was sein Ersteller wünscht, braucht<br />

es in der Regel einige Überarbeitungen.<br />

Damit die Zwischenschritte nicht verloren<br />

gehen, speichern viele Programmierer<br />

und Autoren die jeweils letzte Version<br />

unter einem eigenen Dateinamen. So<br />

sammeln sich dann screenshot1.sh,<br />

screenshot2.sh und so weiter auf der<br />

Festplatte. Nicht nur die vielen Dateien<br />

stellen dabei ein Problem dar: Spätestens<br />

nach einer Woche weiß selbst der<br />

hartgesottenste Eidetiker nicht mehr,<br />

was genau denn nun screenshot2.sh<br />

von der Vorversion unterscheidet.<br />

Hier schafft die Versionsverwaltung<br />

Mercurial û Abhilfe. Sie lässt sich einfach<br />

bedienen, ist in der Praxis vielfach<br />

erprobt und bietet zahlreiche Funktionen.<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Programmen dieser Art setzt Mercurial<br />

kein zentrales Repository voraus. Das<br />

hindert trotzdem weitere Helfer nicht<br />

daran, ganz einfach am Projekt mitzuarbeiten:<br />

Wenn es gar nicht anders geht,<br />

schicken sich die Beteiligten die Änderungen<br />

ganz einfach per E-Mail.<br />

Installation<br />

Alle größeren Distributionen bieten Mercurial<br />

bereits in ihren Paketquellen an. In<br />

der Regel heißt das passende Paket einfach<br />

mercurial. Unter Ubuntu 13.10 spielen<br />

Sie es mittels des folgenden Kommandos<br />

ein:<br />

$ sudo apt‐get install mercurial<br />

Anschließend erstellen Sie mit einem<br />

Texteditor die zugehörige Konfigura­<br />

Listing 1<br />

01 [ui]<br />

02 username = Max Mustermann<br />

<br />

74 www.linux-user.de<br />

05.2014


Mercurial<br />

Know-how<br />

Mercurial kennt jetzt das Arbeitsverzeichnis,<br />

hat darin einen Speicherplatz für die<br />

älteren Versionen angelegt (das Repositotionsdatei<br />

~/.hgrc und legen in dieser<br />

einen Abschnitt [ui] nach dem Strickmuster<br />

aus Listing 1 an. Damit kennt die<br />

Software Ihre Daten, ohne diese verweigert<br />

es sonst den <strong>Die</strong>nst.<br />

Um die Änderungen an den zu versionierenden<br />

Dateien aufzuzeichnen, müssen<br />

Sie zunächst in Ihrem Home-Verzeichnis<br />

eine entsprechende Lagerstätte<br />

einrichten. In den folgenden Beispielen<br />

benutzen wir dazu das Arbeitsverzeichnis<br />

skripte:<br />

$ mkdir skripte<br />

$ cd skripte<br />

$ hg init<br />

Falls Sie sich nun fragen, warum das Binary<br />

eines Programms namens Mercurial<br />

hg heißt: Mercurial ist das englische Wort<br />

für Quecksilber, und dessen chemisches<br />

Symbol lautet Hg (griech.: Hydrargyros,<br />

„flüssiges Silber“). Statt manuell legen<br />

Sie bei Bedarf ein Arbeitsverzeichnis<br />

auch direkt mit Mercurial an:<br />

sich Mercurial an solchen Daten nicht<br />

unnötig abarbeitet, geben Sie explizit<br />

an, welche Files Sie mit Mercurial im<br />

Auge behalten möchten:<br />

$ hg add screenshot.sh readme.txt<br />

Damit beachtet das Programm ab sofort<br />

die beiden angegebenen Dateien.<br />

Möchten Sie tatsächlich sämtliche Dateien<br />

versionieren, stellen Sie mit hg add<br />

alle auf einmal unter die Fuchtel der Versionsverwaltung<br />

1 . Mercurial notiert<br />

sich dabei allerdings nur die Dateien, die<br />

zu diesem Zeitpunkt im Verzeichnis liegen.<br />

Kommt später eine weitere hinzu,<br />

müssen Sie diese nachträglich mit hg<br />

add Datei hinzufügen.<br />

Check-in<br />

$ hg init skripte<br />

In jedem Fall erstellt Mercurial im Arbeitsverzeichnis<br />

ein verstecktes Unterverzeichnis<br />

namens .hg. In diesem sogenannten<br />

Repository lagern zukünftig<br />

nicht nur alle Änderungen, sondern zusätzlich<br />

auch einige weitere Informationen,<br />

darunter das Datum für jede Änderung<br />

und eine kurze Beschreibung. Das<br />

Arbeitsverzeichnis enthält ab sofort immer<br />

die aktuellen Fassungen der versionierten<br />

Dateien.<br />

Während Sie an den Dateien in Ihrem<br />

Arbeitsverzeichnis nach Lust und Laune<br />

Änderungen vornehmen dürfen, sollten<br />

Sie das Verzeichnis .hg weder verändern<br />

noch löschen. Andernfalls laufen Sie Gefahr,<br />

alle älteren Versionen Ihrer Dateien<br />

zu zerstören oder zu verlieren.<br />

1 Möchten Sie die Files<br />

in einem Verzeichnis beobachten,<br />

erstellen Sie<br />

dort ein Repository und<br />

melden dann alle Dateien<br />

bei Mercurial an.<br />

Aufnahmeprüfung<br />

Vielleicht möchten Sie nicht alle Dateien<br />

im Arbeitsverzeichnis mit Mercurial<br />

überwachen – etwa, wenn ein Bash-<br />

Skript seine Zwischenergebnisse in größeren<br />

temporären Dateien ablegt. Damit<br />

2 Sichern Sie den aktuellen Stand von Mercurial per Commit, verlangt das<br />

Programm nach einer Beschreibung für die Version.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

75


Know-how<br />

Mercurial<br />

ry) und weiß, welche Dateien Sie zukünftig<br />

bearbeiten wollen. Im nächsten<br />

Schritt sichern Sie den aktuellen Stand<br />

der Dateien mit folgendem Kommando:<br />

$ hg commit<br />

Mercurial startet daraufhin den Standard-Texteditor<br />

der Distribution, meist<br />

also Vi oder Nano 2 . Je nach Distribution<br />

dürfen Sie sich auch einen Editor aus<br />

einer Liste aussuchen. In jedem Fall verlangt<br />

Mercurial eine kurze Beschreibung<br />

für die zu erfassende(n) Datei(en). Falls<br />

Sie darauf verzichten und den Editor einfach<br />

beenden, bricht Mercurial den kompletten<br />

Vorgang ab.<br />

Es lohnt sich, an dieser Stelle mehr zu<br />

schreiben als nur „<strong>Die</strong> erste Version“ oder<br />

Ähnliches. Wenn Sie beschreiben, was<br />

Sie da überhaupt im Repository ablegen,<br />

tun Sie sich später leichter, sobald die<br />

Logfiles lang ausfallen. Alle Zeilen, die<br />

mit einem HG: beginnen, ignoriert Mercurial.<br />

Speichern Sie den Text und beenden<br />

Sie den Editor. In Nano etwa klappt<br />

das mit [Strg]+[O],[Eingabe],[Strg]+[X].<br />

Jetzt haben Sie die Möglichkeit, weitere<br />

Änderungen an der von der Versionskontrolle<br />

überwachten Datei vorzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> Unterschiede zur gerade eingelagerten<br />

Version listet jederzeit der<br />

Befehl hg diff auf. <strong>Die</strong> resultierenden<br />

Ausgaben entsprechen jenen des Kommandozeilenprogramms<br />

Diff: Sie erhalten<br />

die Namen der betroffenen Dateien,<br />

dann die Nummer der Zeile, die Sie verändert<br />

haben, und darunter die eigentliche<br />

Änderung 3 .<br />

Mercurial protokolliert Änderungen<br />

nicht von sich aus. Vielmehr bleibt es Ihnen<br />

überlassen, das Werkzeug darauf<br />

hinzuweisen, dass jetzt eine neue Version<br />

einer oder mehrerer Dateien vorliegt.<br />

<strong>Die</strong>s geschieht wiederum mit dem bekannten<br />

Befehl hg commit. <strong>Die</strong> dabei<br />

notwendige Beschreibung übergeben<br />

Sie am einfachsten mit dem Parameter<br />

‐m. Mercurial verzichtet dann darauf, extra<br />

einen Editor zu öffnen:<br />

$ hg commit ‐m '<strong>Die</strong> zweite Version'<br />

Haben Sie eine Version eingecheckt, stellen<br />

dann aber fest, dass Sie mit dieser<br />

nicht zufrieden sind, macht hg rollback<br />

die Aktion rückgängig. Das ist etwa dann<br />

nützlich, wenn Sie in der letzten Commit-<br />

Nachricht einen Tippfehler entdecken.<br />

Liegen in Ihrem Arbeitsverzeichnis mehrere<br />

Dateien, so finden Sie schnell mit hg<br />

status heraus, welche der Dateien Sie<br />

geändert haben. In der zugehörigen<br />

Ausgabe aus Abbildung 4 steht das M<br />

vor dem Dateinamen für „modified“, also<br />

geändert.<br />

Haben Sie sich bei der Arbeit einmal<br />

verzettelt, dann stellt der Befehl hg update<br />

‐‐clean die letzte Version wieder<br />

her. Doch Vorsicht: Dabei gehen alle seit<br />

dem letzten Commit vorgenommenen<br />

Änderungen verloren. Welche älteren<br />

Versionen im Repository lagen, verrät<br />

das Kommando hg log. Sie erhalten<br />

eine Liste ähnlich der aus Abbildung 5 .<br />

Dort erfahren Sie unter anderem über<br />

Date wann die Version ins Repository gewandert<br />

ist beziehungsweise der Commit<br />

erfolgte, und wer der Autor der Änderungen<br />

war. Mit hg log ‐‐patch zeigt<br />

Mercurial zusätzlich noch die Änderungen<br />

zur jeweiligen Vorversion an.<br />

Identifikation<br />

Jede Version erhält zudem eine kryptische<br />

Identifikationsnummer – in Abbildung<br />

5 lautet sie 0:7427a280a3e4. <strong>Die</strong><br />

Zahl vor dem Doppelpunkt nennt die<br />

Versionsnummer, im Mercurial-Jargon<br />

als Revision oder Changeset bezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> Null entspricht der Ausgangsversion,<br />

dann folgt die Revision 1 und so weiter.<br />

Mit jedem Commit erhöht sich automatisch<br />

die Revision. Um zu einer älteren<br />

Revision zurückzukehren, verwenden<br />

Sie den Befehl hg update. Nach ei­<br />

3 In der Datei screenshot.sh hat sich etwas verändert.<br />

4 Ein hg status zeigt, dass sich die Datei screenshot.sh<br />

verändert hat. <strong>Die</strong> Sicherheitskopie screenshot.sh~ hat der<br />

Texteditor angelegt. Das Fragezeichen weist darauf hin, dass<br />

diese nicht unter der Kontrolle von Mercurial steht.<br />

76 www.linux-user.de<br />

05.2014


Mercurial<br />

Know-how<br />

nem hg update 0 liegt im Arbeitsverzeichnis<br />

wieder die ältere Revision 0 6 .<br />

Beachten Sie, dass die nachfolgenden<br />

Revisionen weiterhin im Repository enthalten<br />

bleiben. Mit hg update 1 springen<br />

Sie folglich zur nächsten Revision 1.<br />

<strong>Die</strong> Nummern der Revisionen erweisen<br />

sich bei der täglichen Arbeit als recht<br />

sperrig. Daher besteht die Möglichkeit,<br />

jeder Version einen beliebigen Namen,<br />

englisch: „Tag“, anzuheften. Programmierer<br />

wählen meist eine individuelle Versionsnummer.<br />

Der folgende Befehl gibt<br />

der Revision 3 den Namen bluemchen:<br />

$ hg tag ‐r 3 bluemchen<br />

Zu dieser springen Sie dann ab sofort<br />

nicht mehr nur mit hg update 3, sondern<br />

auch mit hg update bluemchen. Für<br />

die letzte Version im Repository gibt es<br />

zudem den Alias-Namen tip. Mit ihm<br />

kommen Sie immer wieder schnell zur<br />

aktuellsten Version zurück.<br />

Konfliktlösung<br />

Entdecken Sie im Skript einen Fehler, der<br />

schon in vorherigen Revisionen enthalten<br />

war, springen Sie erst per hg update<br />

zurück, korrigieren den Fehler, und führen<br />

dann ein hg commit durch. <strong>Die</strong> so in<br />

der älteren Version vorgenommenen<br />

Änderungen übernehmen Sie anschließend<br />

mit dem Kommando hg merge in<br />

die aktuelle Version.<br />

Schlägt das aufgrund eines Konflikts<br />

fehl, lassen Sie sich zunächst mit hg resolve<br />

‐‐list die betroffenen Dateien<br />

anzeigen. Anschließend führen Sie diese<br />

mit folgendem Kommando zusammen:<br />

5 Hier gab es zwei Commits, wobei Mercurial die neueste Version oben anzeigt (achten<br />

Sie auch auf die Nummerierung hinter Änderung).<br />

hg log zeigt anschließend jeweils neben<br />

dem Punkt Vorgänger an, in welcher Version<br />

Sie den Fehler behoben haben 9 .<br />

Um Dateien umzubenennen, zu verschieben<br />

oder zu löschen, nutzen Sie den<br />

jeweils passenden Mercurial-Befehl (Listing<br />

2). Würden Sie die Shell-Kommandos<br />

cp, mv oder rm verwenden, bekäme das<br />

Versionskontrollsystem davon nichts<br />

mit. Bei den eigenen Kommandos protokolliert<br />

Mercurial, was wann mit welcher<br />

Datei passiert, und kann diesen Vorgang<br />

später wieder rückgängig machen.<br />

Grüner Zweig<br />

Angenommen, das Bash-Skript screenshot.sh<br />

aus unserem Beispiel schießt<br />

mittlerweile brav seine Screenshots. Im<br />

$ hg resolve Datei<br />

Hilft das nicht, müssen Sie den Konflikt<br />

manuell beheben. <strong>Die</strong> problematischen<br />

Stellen hat Mercurial schon im Skript<br />

markiert 7 . Danach kennzeichnen Sie<br />

mittels des Befehls<br />

$ hg resolve ‐‐mark Datei<br />

die betroffene Datei als korrigiert und<br />

führen einen Commit aus 8 . Der Befehl<br />

6 Hier liegt jetzt im Arbeitsverzeichnis wieder der Stand von 18:06 Uhr. <strong>Die</strong> Dateien haben<br />

also den Inhalt, den sie beim ersten Commit hatten.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

77


Know-how<br />

Mercurial<br />

7 Hier wusste Mercurial nicht, welche Zeile es verwenden sollte.<br />

Der Befehl erstellt einen neuen Zweig<br />

mit dem frei gewählten Namen supershot<br />

und wechselt in ihn hinein 0 . Dort<br />

nehmen Sie nun die gewünschten Änderungen<br />

auf und führen einen Commit<br />

aus. Zum alten Zweig zurück gelangen<br />

Sie jederzeit via hg update default, in<br />

den Branch supershot springt analog hg<br />

update supershot.<br />

Sie dürfen beliebig viele Branches anlegen<br />

und so verschiedene Versionen<br />

der Skripte weiterentwickeln. Alle derzeit<br />

vorhandenen Entwicklungszweige<br />

listet hg branches auf. Befinden Sie sich<br />

im Branch default und möchten die<br />

Änderungen aus dem Branch supershot<br />

herüberholen, rufen Sie einfach den<br />

Befehl hg merge supershot auf.<br />

Netz stolpern Sie jedoch über das neue<br />

Programm supershot.sh, das Sie unbedingt<br />

in Ihr Skript einbauen möchten.<br />

Um jetzt den bestehenden funktionierenden<br />

Code nicht zu zerstören, haben<br />

Sie die Möglichkeit, einen neuen Zweig<br />

in der Entwicklung (englisch: „branch“)<br />

zu erstellen:<br />

$ hg branch supershot<br />

Klonkrieger<br />

Als Alternative zum Erstellen eines Entwicklungszweigs<br />

bietet Mercurial an,<br />

das komplette Repository zu klonen:<br />

$ hg clone ~/skripte ~/test<br />

Anschließend liegt im Verzeichnis test<br />

eine exakte, unabhängige Kopie einschließlich<br />

des Repositorys vor. Jetzt können<br />

Sie die Skripte in test nach Lust und<br />

Laune anpassen, ohne das Originalskript<br />

zu verändern. Klonen dürfen Sie übrigens<br />

beliebig oft: So bietet es sich etwa<br />

an, einen Klon auf einen USB-Stick zu packen<br />

und unterwegs daran zu arbeiten.<br />

Gefallen Ihnen die Änderungen im<br />

Verzeichnis test, dann können Sie sie<br />

mit wenigen Handgriffen in das Originalskript<br />

übernehmen. Dazu wechseln Sie<br />

zunächst wieder in das Verzeichnis<br />

Listing 2<br />

$ hg cp original.txt kopie.txt<br />

$ hg mv original.txt umbenannt.<br />

txt<br />

$ hg rm original.txt<br />

Listing 3<br />

8 Hier hat der Autor einen Fehler in einer früheren Revision korrigiert (hg update 0, hg<br />

commit) und dann diese Korrekturen mit der aktuellen Version zusammengeführt (hg<br />

merge). Den dabei entstandenen Konflikt musste er manuell lösen.<br />

$ hg clone<br />

http://192.168.1.10:8000<br />

$ hg clone ssh://tim@example.com/<br />

hg/skripte<br />

78 www.linux-user.de<br />

05.2014


Mercurial<br />

Know-how<br />

skripte und lassen sich die Unterschiede<br />

der beiden Verzeichnisse anzeigen:<br />

$ hg incoming ‐‐patch ~/test<br />

Der Parameter ‐‐patch holt zusätzlich<br />

die Änderungen auf den Schirm. Um sie<br />

zu übernehmen, „ziehen“ Sie die letzte<br />

Revision des Verzeichnisses test in den<br />

Ordner skripte:<br />

$ hg pull ~/test<br />

Der Befehl gleicht erst einmal nur das<br />

Repository ab. <strong>Die</strong> Dateien in skripte<br />

fasst Mercurial jedoch noch nicht an. Sofern<br />

Sie diese nicht verändert, sondern<br />

nur unter test gearbeitet haben, wechseln<br />

Sie einfach mit hg update tip zum<br />

aktuellen Stand. Haben Sie hingegen die<br />

Dateien in test und skripte verändert,<br />

führen Sie per hg merge und hg resolve<br />

die Dateien zusammen. Ein abschließendes<br />

hg commit vollendet die Arbeit.<br />

Helfershelfer<br />

Sollen andere Autoren mithelfen, erstellen<br />

diese sich einfach einen eigenen<br />

Klon des Repositorys. Damit besitzen<br />

diese ein eigenes Arbeitsverzeichnis, in<br />

dem sie Änderungen vornehmen. <strong>Die</strong><br />

Modifikationen holen Sie dann per pull<br />

wieder in Ihr Verzeichnis.<br />

Haben Sie zwischenzeitlich selbst Änderungen<br />

vorgenommen, drücken Sie<br />

diese übrigens bei Bedarf in einen anderen<br />

Klon hinein. Das funktioniert genauso<br />

wie ein pull:<br />

$ hg push ~/test<br />

Um Mitstreitern das Klonen einfach zu<br />

machen, werfen Sie mit hg serve den in<br />

Mercurial integrierten Webserver an.<br />

Jetzt besteht die Möglichkeit, mit einem<br />

Browser die IP-Adresse des Computers<br />

auf Port 8000 anzusteuern, also beispielsweise<br />

http://192.168.1.10:8000<br />

TIPP<br />

Erst wenn Sie einen Commit im Verzeichnis<br />

test ausgeführt haben, kann hg incoming<br />

‐‐patch die Änderungen anzeigen<br />

und hg pull sie übernehmen.<br />

1/3 quer Anschnitt<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

79


Know-how<br />

Mercurial<br />

9 Mercurial merkt sich im Log selbst komplexe Operationen in verschiedenen Revisionen.<br />

0 Wenn Sie einen Branch erstellen, haben<br />

Sie zwei verschiedene Entwicklungslinien<br />

oder Zweige, zwischen denen Sie<br />

hin- und herspringen können.<br />

aufzurufen. Dort sehen Sie jetzt die komplette<br />

Versionshistorie q . Über diese<br />

Adresse ziehen Sie dann auch einen<br />

Klon und holen Änderungen per Pull ab<br />

(Listing 3, erste Zeile). Alternativ greifen<br />

Sie via SSH auf entfernte Rechner zu<br />

( Listing 3, zweite Zeile).<br />

Bei Bedarf verschicken Sie Änderungen<br />

alternativ per E-Mail. Dazu exportieren<br />

Sie alle Modifikationen per hg export<br />

tip > aenderung.diff. <strong>Die</strong> erstellte Datei<br />

schicken Sie nun an Ihre Mitstreiter,<br />

die diese Datei mittels hg import<br />

aenderung.diff einfach importieren.<br />

Fazit<br />

Neben den vorgestellten Funktionen<br />

bietet Mercurial noch zahlreiche weitere.<br />

Alle auf Ihrem System vorhandenen<br />

Möglichkeiten listet hg help auf. Mit hg<br />

help Befehl liefert das Programm weitere<br />

Informationen zum Befehl, also hg<br />

help commit etwa zu hg commit.<br />

Möchten Sie tiefer in Mercurial einsteigen<br />

und interessieren sich insbesondere<br />

für die Arbeitsweisen im Hintergrund,<br />

dann legen wir Ihnen das kostenlose<br />

Buch „Mercurial: The Definitive Guide“<br />

von Bryan O’Sullivan ans Herz û. Weitere<br />

einführende Themen finden sich im<br />

Mercurial-Wiki û.<br />

Eine Versionsverwaltung hilft übrigens<br />

nicht nur beim Programmieren, sondern<br />

auch um beliebige andere Dokumente<br />

im Blick zu behalten – das gilt insbesondere,<br />

wenn Sie im Team gemeinsam an<br />

einer Datei arbeiten. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

q Der eingebaute Webserver von Mercurial erlaubt den Zugriff auf die Historie.<br />

www. linux‐user. de/ qr/31438<br />

80 www.linux-user.de<br />

05.2014


Know-how<br />

ZFS<br />

Sun-Dateisystem ZFS unter Linux nutzen<br />

Große Versuchung<br />

© # # # # # # , 123RF<br />

Das Dateisystem ZFS setzt Maßstäbe. Unter Linux ist aber Vorsicht geboten, denn das Zusammenspiel<br />

klappt noch nicht immer reibungslos, es drohen Datenverluste. Karsten Günther<br />

Readme<br />

Dateisysteme bilden die Basis eines Betriebssystems.<br />

ZFS wartet mit vielen innovativen<br />

Features auf und eignet sich selbst für<br />

riesige Dateimengen. Daher kommt ihm<br />

auch unter Linux eine wichtige Rolle zu.<br />

<strong>Die</strong>ser Artikel zeigt, wie Sie ZFS nutzen, und<br />

was es dabei zu beachten gilt.<br />

Das Funktionsspektrum des Dateisystems<br />

ZFS passt zu den Anforderungen<br />

moderner Geheimdienste. Ein Schelm,<br />

wer denkt, dass NSA und GCHQ insgeheim<br />

bei Sun Microsystems die Entwicklung<br />

eines Dateisystems in Auftrag gegeben<br />

hätten, das in Bezug auf Kapazität<br />

und Features den ultimativen Designentwurf<br />

markiert.<br />

Ganz gleich, ob ziviles Projekt oder getarnte<br />

Regierungsarbeit – sicher ist, dass<br />

Sun Mitte 2006 das Betriebssystem Solaris<br />

10 freigab, zu dessen Bestandteilen<br />

eben jenes Dateisystem gehörte, das mit<br />

einer Reihe Spezialfunktionen und Superlativen<br />

aufwartet. Das Akronym ZFS<br />

stand dabei ursprünglich für „Zettabyte<br />

File System“ und spielt auf die nutzbare<br />

Größe sowie – mit der späten alphabetischen<br />

Einordnung – auf die Endgültigkeit<br />

des Dateisystems an û.<br />

ZFS wurde für die Verwendung mit<br />

128-Bit-Zeigern entworfen, was das<br />

Speichern geradezu abstrus großer Datenmengen<br />

erlauben würde. Das kommentierte<br />

der Chefentwickler von ZFS,<br />

Jeff Bonwick, einmal mit der Anmerkung,<br />

dass ZFS die quantenmechanische<br />

Grenze irdischer Datenspeicherung<br />

übersteigen würde: „Man könnte einen<br />

128-Bit-Speicher-Pool nicht füllen, ohne<br />

die Ozeane zu verdampfen.“ Damit spielte<br />

er auf die Tatsache an, dass die Gesetze<br />

der Quantenmechanik eine Mindestmenge<br />

von Energie pro Informationseinheit<br />

erzwingen, soll die Information<br />

82 www.linux-user.de<br />

05.2014


ZFS<br />

Know-how<br />

ZFS unterliegt der „Common Development<br />

and Distribution License“, die es<br />

nicht erlaubt, binäre Pakete frei zu verteilen.<br />

Das gilt jedoch nicht für die Weitergabe<br />

von Quelltexten, sodass die Distributionen<br />

hier einen Umweg gehen:<br />

Sie laden die Quelltexte und kompilieren<br />

diese, sodass die benötigten Tools und<br />

Module für den Kernel entstehen. <strong>Die</strong><br />

landen in einem Paket, welches der Paketmanager<br />

letztlich installiert.<br />

Normalerweise funktioniert das ganz<br />

gut, aber wie so oft steckt der Teufel im<br />

Detail. Bevor Sie sich anhand auftauchender<br />

Fehlermeldungen auf die Suche<br />

machen, sollten Sie vor allem Folgendes<br />

prüfen: Sind die Header-Files des aktuellen<br />

Kernels installiert und auch aktuell?<br />

Stehen die essenziellen Tools zum Kompilieren<br />

bereit?<br />

Unter Linux gibt es derzeit zwei Ansätze,<br />

um ZFS zu nutzen. Seit 2011 existiert<br />

das Projekt „ZFS on FUSE“ û, welches<br />

das Dateisystem über einen Umweg bereitstellt.<br />

<strong>Die</strong>ser Ansatz im Userspace hat<br />

mehrere Nachteile, insbesondere arbeinicht<br />

aufgrund der quantenmechanischen<br />

Unschärfe verloren gehen. Bei einem<br />

Speicherpool mit 128-Bit-Adressierung<br />

übersteigt diese Energiemenge<br />

jene, die zum Verdampfen aller irdischen<br />

Ozeane nötig wäre.<br />

So unterstützen denn auch alle existierenden<br />

ZFS-Implementationen nur<br />

64-Bit-Zeiger, nicht zuletzt aufgrund der<br />

entsprechender Restriktionen der Programmiersprache<br />

C hinsichtlich von Datentypen.<br />

Doch auch ungeachtet dieser<br />

„Beschränkung“ kann ZFS noch mit beeindruckenden<br />

Rahmenwerten glänzen,<br />

wie einer maximalen Dateigröße von<br />

16 Exbibyte (rund 17 Millionen TByte)<br />

oder bis 281 Billionen möglichen Dateien<br />

pro Dateisystem.<br />

Daneben weist ZFS eine Reihe innovativer<br />

Eigenschaften auf. Als Copy-on-<br />

Write-Dateisystem überschreibt es geänderte<br />

Blöcke nicht, sondern speichert<br />

diese stattdessen an einen freien Platz<br />

im Dateisystem und aktualisiert danach<br />

die entsprechenden Verweise in den<br />

Metadaten. Was zunächst wie eine Verschwendung<br />

von Speicher wirken mag,<br />

bietet einige interessante Vorteile, wie<br />

etwa die Möglichkeit, ganz einfach<br />

Snapshots anzulegen: Dazu genügt es,<br />

in den Metadaten der geänderten Dateien<br />

die Verweise auf die modifizierten<br />

Datenblöcke zu erhalten.<br />

ZFS integriert softwarebasierte RAID-<br />

Funktionen, speziell die viel verwendeten<br />

Level 1, 5 und 6. Das erhöht durch<br />

Speichern der Daten über mehrere Festplatten<br />

hinweg die Ausfallsicherheit,<br />

ohne spezielle Hardware zu erfordern.<br />

Eine ausgefeilte Technik namens RAID-Z<br />

macht es dabei möglich, die Größe der<br />

Dateisysteme im Betrieb zu erhöhen. Zusätzlich<br />

enthält ZFS ein an den LVM (Logical<br />

Volume Manager) angelehntes Volume-Management.<br />

Damit fassen Sie<br />

mehrere Partitionen und Festplatten zu<br />

einer logischen Einheit zusammen und<br />

erzeugen so sehr große Kapazitäten.<br />

Über Prüfsummen bietet ZFS Schutz<br />

vor Fehlern beim Übertragen der Daten.<br />

Beim Speichern eines Blocks erzeugt das<br />

Dateisystem eine Checksumme, die es<br />

separat speichert und beim Lesen mit<br />

den Daten vergleicht. Das stellt sicher,<br />

dass stets konsistente Daten vorliegen –<br />

selbst wenn diese eventuell nicht aktuell<br />

sind. Das gilt insbesondere für Stromausfälle<br />

oder ähnliche plötzliche Ereignisse.<br />

Zu den weiteren Funktionen gehören<br />

Deduplizierung, absichtlich duplizierte<br />

sogenannte Ditto-Blöcke, komprimierte<br />

Daten sowie sehr einfach zu bedienende<br />

Werkzeuge zum Administrieren<br />

des Dateisystems.<br />

Dem gegenüber stehen einige Nachteile:<br />

So benötigt das Dateisystem eine<br />

Menge RAM (echten Hardware-Speicher,<br />

keinen virtuellen). Sun empfiehlt<br />

1 GByte pro ZFS-Dateisystem. Auf dem<br />

Smartphone oder Raspberry Pi kommt<br />

ZFS daher wohl eher nicht zum Einsatz.<br />

Allerdings gibt es seit einiger Zeit ein<br />

Projekt, das genau diese Zielsetzung<br />

hat û. Neben dem Speicherhunger fällt<br />

das Dateisystem auch durch hohen Leistungsbedarf<br />

unangenehm auf: ZFS-<br />

Funktionen beanspruchen mehr Rechenzeit<br />

als solche eines Ext2- oder ähnlichen<br />

Dateisystems.<br />

ZFS unter Linux<br />

Deduplizierung: Verfahren zum Verringern<br />

der gespeicherten Datenmenge. Dabei<br />

identifiziert das Dateisystem sich wiederholende<br />

Blöcke und speichert diese nur einmal<br />

ab. Anschließend verweist es für die<br />

restlichen Stellen auf diesen Block. Je nach<br />

Verfahren setzt die Technik auf einer unterschiedlichen<br />

Ebene an.<br />

Initrd: Initial RAM-Disk. Komprimiertes<br />

Abbild, das alle zum Booten benötigten<br />

Module enthält.<br />

tet er nicht besonders flott. Parallel entstanden<br />

seit Ende 2011 mit „ZFS on<br />

Linux“ û die ersten Versuche, die benötigten<br />

Module außerhalb des Kernels zu<br />

pflegen und zu entwickeln. Seit Frühjahr<br />

2013 steht mit der Version 0.6.1 ein erstes<br />

alltagstaugliches Release bereit.<br />

Aktuell ist die Version 0.6.2.<br />

<strong>Die</strong>se zweite Variante steht im Mittelpunkt<br />

des Artikels. Unter Ubuntu und<br />

Arch Linux genügt es im Idealfall, die<br />

passenden Pakete zu installieren. Das<br />

Kompilieren und Installieren der Module<br />

dauert deutlich länger als eine Installation<br />

von Binärpaketen. <strong>Die</strong> Übersetzungsskripte<br />

erzeugen am Ende zusätzlich<br />

eine entsprechende Initrd, wofür der<br />

Rechner aber ebenfalls Zeit benötigt.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

83


Know-how<br />

ZFS<br />

Rolling Release: Distribution, bei der die<br />

Entwickler die Pakete fortlaufend aktualisieren,<br />

sodass ein Upgrade des kompletten<br />

Systems entfällt.<br />

Zpool-Befehle<br />

Befehl<br />

add<br />

attach<br />

clear<br />

create<br />

destroy<br />

detach<br />

export<br />

get<br />

history<br />

import<br />

list<br />

offline<br />

online<br />

remove<br />

scrub<br />

set<br />

status<br />

upgrade<br />

Funktion<br />

<strong>Die</strong> Tests für diesen Artikel mit den Release<br />

Candidates von ZFS on Linux dauern<br />

seit Version 0.60 an. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

fallen dabei in der Regel gut aus, genügen<br />

aber den Ansprüchen eines produktiven<br />

Einsatzes noch nicht. Insbesondere<br />

treten immer wieder zwei Probleme auf:<br />

Bei der Installation kommt es je nach<br />

Distribution und Version dazu, dass zwar<br />

Pakete für das ZFS existieren, die Installation<br />

aber mit – zunächst unverständlichen<br />

– Fehlern abbricht oder der Kernel<br />

anschließend die benötigten Module<br />

nicht findet.<br />

In der Praxis<br />

fügt ein Vdev einem bestehenden Pool hinzu<br />

aktiviert das neue Vdev<br />

löscht Fehler in Pools<br />

erzeugt einen neuen Pool<br />

entfernt und vernichtet einen bestehenden Pool<br />

deaktiviert ein Vdev (temporär) aus dem Pool<br />

gibt einen bestehenden Pool frei<br />

ermittelt die Eigenschaften eines Pools<br />

zeigt die History eines Pools<br />

Unter Ubuntu liegt das oft daran, dass<br />

der Paketmanager die Abhängigkeiten<br />

nicht korrekt aufgelöst hat. Zum Glück<br />

lässt sich das Problem leicht beheben,<br />

indem Sie die Abhängigkeiten installieren<br />

– im Wesentlichen das Paket buildessential<br />

sowie die Header-Files des jeweils<br />

verwendeten Kernels. Danach<br />

klappt das Einspielen der ZFS-Pakete in<br />

der Regel problemlos.<br />

Bei Arch Linux und abgeleiteten Distributionen<br />

treten mitunter ähnliche Probleme<br />

auf, die Sie auf ähnliche Weise lösen.<br />

Hier gibt es allerdings des Öfteren<br />

importiert einen auf einem anderen System erzeugten Pool<br />

zeigt gefundene (nicht unbedingt alle vorhandenen) Pools<br />

unterbindet temporär alle Aktionen auf dem Pool<br />

aktiviert den Pool wieder<br />

entfernt Vdevs aus dem Pool<br />

prüft und repariert einen Pool<br />

setzt Properties für einen Pool<br />

zeigt den Status gefundener Pools<br />

aktualisiert Pools auf eine neue Versionen<br />

bei Updates Probleme, wenn noch nicht<br />

alle benötigten Pakete in der aktuellen<br />

Version vorliegen und daher Updates<br />

des Kernels erfolgen. Arch Linux ist eine<br />

Distribution mit Rolling Release.<br />

Ein zweites Problem erscheint gravierender<br />

und bleibt bisher ungelöst: Als<br />

Kernel-Modul agiert ZFS auf der untersten<br />

Ebene des Betriebssystems. Geht<br />

dort etwas schief, erweisen sich Reparaturen<br />

manchmal als unmöglich. So führte<br />

in den Tests ein experimenteller Kernel<br />

zum Absturz. <strong>Die</strong>ser wiederum<br />

brachte das ZFS-Modul derart aus dem<br />

Tritt, dass das Dateisystem in einem inkonsistenten<br />

Zustand verblieb. Ähnliches<br />

geschah in den letzten Jahren mit<br />

unterschiedlichsten Kernel-Versionen<br />

bei verschiedenen Distributionen.<br />

In diesem Zustand gibt es nun keine<br />

Möglichkeit mehr, das Dateisystem zu<br />

reparieren. Hier macht sich das Fehlen<br />

eines Fdisk schmerzlich bemerkbar.<br />

Selbst die in diesem Fall hinzugezogenen<br />

Entwickler von ZFS on Linux waren<br />

schnell am Ende ihrer Möglichkeiten.<br />

Auch der Versuch, das Dateisystem<br />

von einem anderen System aus zu reaktivieren<br />

– etwa FreeBSD, OpenSolaris<br />

oder Ähnlichen – führte in diesen Fällen<br />

zu reproduzierbaren Abstürzen. Angesichts<br />

dieser Erfahrungen verwundert es<br />

nicht, wenn die heute weit verbreiteten<br />

NAS-Server, die ZFS verwenden, meistens<br />

auf BSD-Varianten basieren.<br />

Mit Forensik-Tools wie Photorec und<br />

Scalpel gelingt es in manchen Fällen, einige<br />

Dateien zu retten. Insbesondere bei<br />

größeren Dateisystemen und großen<br />

Dateien stellt dies jedoch keine adäquate<br />

Methode dar. Kommen Kompression<br />

und Deduplizierung in Spiel, fallen diese<br />

Möglichkeiten ohnehin aus.<br />

Ab in den Pool<br />

Entscheiden Sie sich trotz der potenziellen<br />

Probleme für einen Test des Kernel-<br />

Moduls, gilt es, im ersten Schritt einen<br />

Pool anzulegen. <strong>Die</strong>ser fasst physikalische<br />

Datenträger zu einem virtuellen<br />

Gerät (vdev) zusammen. Dabei abstrahiert<br />

ZFS von den realen Geräten und<br />

stellt gewünschte RAID-Features bereit.<br />

84 www.linux-user.de<br />

05.2014


Know-how<br />

ZFS<br />

Listing 1<br />

01 # zpool create zfs‐tst /dev/<br />

sda1<br />

02 # zpool create zfs‐tst /dev/<br />

sda1 /dev/sdb3<br />

03 # zpool add zfs‐tst /dev/sdc<br />

04 # zpool replace zfs‐tst /dev/<br />

sda /dev/sdc<br />

05 # zpool remove zfs‐tst sda<br />

Zfs-Befehle<br />

Befehl<br />

create<br />

destroy<br />

snapshot<br />

rollback<br />

clone<br />

rename<br />

list<br />

set<br />

get<br />

mount<br />

diff<br />

Listing 2<br />

Funktion<br />

ZFS-Dateisystem erzeugen<br />

ZFS-Dateisystem oder Snapshot vernichten<br />

Snapshot anlegen (Metadaten sichern)<br />

Daten aus einem Snapshot wieder einspielen<br />

Snapshot klonen<br />

Snapshot oder Dateisystem umbenennen<br />

Informationen über ZFS-Dateisysteme anzeigen<br />

Eigenschaft setzen oder löschen<br />

Eigenschaft anzeigen<br />

ZFS-Dateisysteme mounten<br />

Virtuelle Geräte dürfen aus Block Devices,<br />

Dateien oder RAID-Verbünden bestehen.<br />

Ein Pool darf bei Bedarf beliebige<br />

Vdevs zusammenfassen. Auf diesem<br />

virtuellen Gerät legen Sie im zweiten<br />

Schritt die eigentlichen Dateisysteme an.<br />

Der Befehl zum Anlegen und Verwalten<br />

der Pools heißt zpool und folgt einer<br />

einfachen Syntax:<br />

# zpool Befehl Option Argument<br />

Ein Befehl legt dabei die grundlegenden<br />

Funktionen fest, die Details steuern Optionen.<br />

<strong>Die</strong> Tabelle Zpool-Befehle fasst<br />

wichtige Kommandos zusammen. Als<br />

Argument dienen abhängig von den Befehlen<br />

meist Pools oder Gerätedateien.<br />

Listing 1 zeigt einige Beispiele. Das<br />

Kommando aus Zeile 1 erzeugt einen<br />

Pool (zfs‐tst) aus nur einem Gerät; der<br />

Befehl in Zeile 2 kombiniert zwei Devices.<br />

Mittels des Befehls add fügen Sie<br />

einem bestehenden Pool ein weiteres<br />

Gerät hinzu (Zeile 3).<br />

Erweist sich ein Datenträger eines<br />

Pools als defekt, lässt er sich dank der<br />

Unterschiede zwischen Snapshot und Dateisystem aufzeigen<br />

# zfs set compression=gzip‐6 zfs‐tst/home<br />

# zfs set compression=lzjb zfs‐tst/home/User1<br />

RAID-Features durch einen anderen ersetzen<br />

(Listing 1, Zeile 4). Sofern ein Pool<br />

nicht zu stark gefüllt ist, und Sie Laufwerke<br />

daraus anderweitig einsetzen<br />

möchten, entfernen Sie diese aus dem<br />

Pool (Zeile 5).<br />

Dateisysteme anlegen<br />

Nach dem Einrichten des oder der Pools<br />

legen Sie die Dateisysteme an. <strong>Die</strong>s geschieht<br />

mit dem Befehl zfs. Es ist möglich,<br />

vorgesehen und sinnvoll, mit mehreren<br />

Dateisystemen beziehungsweise<br />

Filesystem-Hierarchien zu arbeiten.<br />

Mehr als bei den Standard-Dateisystemen<br />

von Linux dienen Volumina hier als<br />

logische Container und gruppieren bestimmte<br />

Bereiche. So ist es gängige Praxis,<br />

für jeden Anwender ein eigenes<br />

Dateisystem anzulegen oder andere große<br />

Bereiche – etwa /usr oder /opt – in<br />

separate Dateisysteme zu legen.<br />

Ein Vorteil dieser Methode: Sie haben<br />

die Möglichkeit, diese Bereiche dann separat<br />

zu sichern und wiederherzustellen.<br />

Dabei dürfen Sie für jedes Dateisystem<br />

einen eigenen Mountpoint angeben,<br />

den Sie bei Bedarf verändern. Ebenso<br />

individuell passen Sie die Eigenschaften<br />

der Dateisysteme an.<br />

ZFS beherrscht ein hierarchisches Verwalten<br />

von Dateisystemen. Das erlaubt<br />

es beispielsweise, im Zweig /usr je ein<br />

weiteres Filesystem für local/, für<br />

share/ und für share/doc/ zu erzeugen.<br />

<strong>Die</strong> Dateisysteme vererben ihre Eigenschaften<br />

an die in ihnen angelegten, sodass<br />

Sie die einheitlichen Eigenschaften<br />

nicht jedes Mal neu einzustellen brauchen.<br />

Alternativ geben Sie aber jedem<br />

Dateisystem spezielle Eigenschaften mit.<br />

ZFS unter Linux als Root-Dateisystem<br />

zu verwenden, empfiehlt sich nur nach<br />

ausgiebigem Studium der Dokumentation<br />

û. An allen anderen Stellen funktioniert<br />

das Anlegen von ZFS-Dateisystemen<br />

nach folgendem Schema:<br />

# zfs create Pool/Dateisystem<br />

Listing 3<br />

# zfs set mountpoint=legacy ZFS‐Dateisystem<br />

<strong>Die</strong> Syntax lehnt sich an jene von Zpool<br />

an und unterscheidet zwischen Befehlen<br />

und Optionen (siehe Tabelle Zfs-Befeh-<br />

86 www.linux-user.de<br />

05.2014


ZFS<br />

Know-how<br />

le). So erzeugt der Befehl zfs create<br />

zfs‐tst/home das Hauptverzeichnis,<br />

unter dem die Anwender nun ihre eigenen<br />

Dateisysteme erhalten:<br />

# zfs create zfs‐tst/home/User<br />

Jedem der so angelegten Dateisysteme<br />

weisen Sie mit set Eigenschaften zu: <strong>Die</strong><br />

erste Zeile in Listing 2 setzt beispielsweise<br />

die Eigenschaft compression. Für untergeordnete<br />

Dateisysteme ändern Sie<br />

diese nach Bedarf (zweite Zeile). Analog<br />

zu set listet get die vorhandenen Properties<br />

auf; ohne Argument zeigt es eine<br />

Liste der Eigenschaften.<br />

Das nachträgliche Ändern erlaubt es,<br />

nach dem Kopieren großer Mengen gut<br />

komprimierbarer Dokumente das Verfahren<br />

zur Kompression anzupassen. <strong>Die</strong><br />

neuen Eigenschaften wirken sofort.<br />

Auch so grundlegende Eigenschaften<br />

wie den Mountpoint geben Sie auf diese<br />

Weise an. Da die Einhängepunkte im<br />

Dateisystem definiert sind, brauchen Sie<br />

diese nicht in /etc/fstab einzutragen.<br />

Das System mountet ZFS-Dateisysteme<br />

automatisch, nachdem der Kernel<br />

die benötigt Module lädt und der entsprechende<br />

Service startet. <strong>Die</strong>s lässt<br />

sich für einzelne Dateisysteme bei Bedarf<br />

verhindern (Listing 3).<br />

Sicherheit und Effizienz<br />

ZFS-Dateisysteme gelten als robust, da<br />

sie für alle geschriebenen Blöcke eine<br />

Checksumme errechnen. <strong>Die</strong>ses Verfahren<br />

gewährleistet, dass das Filesystem<br />

viele Fehler sicher erkennt, wenn auch<br />

erst beim erneuten Lesen der Blöcke û.<br />

<strong>Die</strong>se Verfahren arbeiten unabhängig<br />

vom Software-RAID. Daher funktionieren<br />

sie auch mit nur einem Datenträger, das<br />

Dateisystem gilt als selbstheilend. Dafür<br />

startet das ZFS einen niedrig priorisierten<br />

Prozess, der alle Blöcke einzeln einliest,<br />

die Daten mit den Prüfsummen<br />

vergleicht und – soweit möglich – repariert.<br />

Im Bedarfsfall lässt sich dieser Prozess<br />

mit scrub explizit anstoßen (Listing<br />

4, Zeile 1). Wie viel Zeit das in Anspruch<br />

nimmt, zeigt der Status an (Listing<br />

4, Zeile 2).<br />

<strong>Die</strong> Prüfsummen erlauben es darüber hinaus,<br />

Blöcke eindeutig zu identifizieren.<br />

<strong>Die</strong>s ermöglicht eine Deduplikation. ZFS<br />

verwaltet die Checksummen aller bisher<br />

geschriebenen Blöcke in einer Datenbank.<br />

Blöcke, deren Prüfsummen es<br />

kennt, schreibt es nicht nochmals auf die<br />

Datenträger, sondern setzt einen Verweis<br />

auf den bereits vorhandenen. Sie<br />

aktivieren diese Eigenschaft wie folgt:<br />

# zfs set dedup=on ZFS‐Dateisystem<br />

<strong>Die</strong> Checksummen errechnet ZFS voreingestellt<br />

mit dem SHA5-Algorithmus.<br />

Im Prinzip wäre es hier möglich, dass<br />

zwei unterschiedliche Blöcke die gleiche<br />

Prüfsumme aufweisen – beim Deduplizieren<br />

ein fataler Fehler. Aus diesem<br />

Grund beherrscht ZFS mit der Option<br />

dedup=verify ein bitweises Vergleichen,<br />

was auf Kosten der Geschwindigkeit die<br />

Sicherheit erhöht.<br />

Ebenfalls zusätzlich Sicherheit versprechen<br />

die „ditto blocks“. Sie bestehen<br />

aus identischen Blöcken von Daten, auf<br />

die das Dateisystem zugreift, wenn ein<br />

gelesener Block nicht mit der Checksumme<br />

übereinstimmt, weil er defekt ist. <strong>Die</strong><br />

Eigenschaft copies definiert die Anzahl<br />

der Kopien (Listing 5).<br />

Compression und Snapshots<br />

Das Dateisystem verfügt über eingebaute<br />

Methoden zur Kompression, die analog<br />

zu Gzip auf Blockebene funktionie-<br />

Listing 4<br />

01 # zpool scrub Pool<br />

02 # zpool status<br />

03 pool: zfs‐tst<br />

04 state: ONLINE<br />

TIPP<br />

Möchten Sie Aktionen an einem Pool<br />

nicht sofort ausführen, sondern vorab erst<br />

prüfen, was dabei geschehen würde, nutzen<br />

Sie die Option ‐n („no action“).<br />

05 scan: scrub in progress since Thu Jan 30 14:50:27 2014<br />

06 381M scanned out of 697M at 54,4M/s, 0h0m to go<br />

07 0 repaired, 54,61% done<br />

08 config:<br />

09 <br />

10 NAME STATE READ WRITE CKSUM<br />

11 zfs‐tst ONLINE 0 0 0<br />

12 sda13 ONLINE 0 0 0<br />

13 <br />

14 errors: No known data errors<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

87


Know-how<br />

ZFS<br />

Listing 5<br />

01 # zfs set copies=2 zfs‐tst<br />

02 # zfs get copies<br />

03 NAME PROPERTY VALUE SOURCE<br />

04 zfs‐tst copies 2 default<br />

05 ...<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31982<br />

ren. Das Kommando compression aktiviert<br />

diese Eigenschaft:<br />

# zfs compression=gzip‐7 zfs‐tst<br />

Alternativ zur Option gzip‐Rate stehen<br />

auch andere Verfahren bereit, wie lzjb,<br />

gzip, zle und lz4. Welches davon die<br />

besten Ergebnisse erzielt, hängt maßgeblich<br />

von den gespeicherten Daten<br />

ab. <strong>Die</strong> Wirksamkeit der verwendeten<br />

Algorithmen zeigt sich nach dem Speichern<br />

in der Eigenschaft compressratio.<br />

Ein anderes wichtiges Features basiert<br />

auf dem Verfahren Copy-on-Write. Dabei<br />

löscht das System veraltete Daten auf<br />

dem Datenträger nicht, sondern deklariert<br />

lediglich deren Referenzen für ungültig.<br />

Das ermöglicht es, später auf einfache<br />

Weise einen bestimmten Zustand<br />

des Dateisystems wieder zu restaurieren:<br />

Durch das explizite Speichern der Metadaten<br />

zu einem Zeitpunkt erstellen Sie<br />

einen Snapshot.<br />

Normalerweise legen Sie Snapshots<br />

explizit an. Das erfolgt über den gleichnamigen<br />

Befehl (Listing 6, Zeile 1). Vor<br />

dem „Klammeraffen“ @ geben Sie das<br />

fragliche Dateisystem an, dahinter den<br />

Bezeichner des Snapshots. Anschließend<br />

finden Sie diesen mit dem Befehl list<br />

wieder (Zeile 2). Einen kompletten<br />

Schnappschuss stellen Sie in einem<br />

Schritt ins aktuelle Dateisystem zurück,<br />

nehmen also einen „Rollback“ des Dateisystems<br />

vor (Zeile 6).<br />

Wollen Sie zunächst wissen, was sich in<br />

dem aktuellen Dateisystem seit dem<br />

letzten Schnappschuss geändert hat,<br />

hilft Ihnen diff weiter. Es eignet sich<br />

zum Ermitteln von Unterschieden zwischen<br />

Schnappschüssen.<br />

Legen Sie zunächst einen weiteren,<br />

aktuellen Schnappschuss an (Listing 7,<br />

Zeile 1). Dann ermitteln Sie die Unterschiede<br />

(Zeile 2). Mit M kennzeichnet ZFS<br />

veränderte Dateien oder Verzeichnisse,<br />

ein Plus-Zeichen steht für neue Dateien,<br />

ein R für umbenannte und ein Minus-<br />

Zeichen für gelöschte Files.<br />

Weiterhin ermöglicht das Copy-on-<br />

Write im Prinzip, auf ältere Versionen einer<br />

Datei zuzugreifen, solange die zu ihr<br />

gehörenden Blöcke und Metadaten<br />

noch existieren. Dazu blenden Sie über<br />

snapdir=visible ein verstecktes Verzeichnis<br />

ein, welches das Dateisystem<br />

normalerweise nicht anzeigt.<br />

Anschließend finden Sie in der ersten<br />

Ebene des Dateisystems das spezielle<br />

Verzeichnis .zfs. Darin finden sich zwei<br />

weitere Ordner namens shares/ und<br />

snapshot/. Ersterer enthält die freigegebenen<br />

Verzeichnisse, Letzterer die bisher<br />

angefertigten Schnappschüsse. Daraus<br />

stellen Sie versehentlich gelöschte oder<br />

veränderte Dateien wieder her.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> Eigenschaften von ZFS verleiten<br />

leicht dazu, es unter Linux in Betrieb zu<br />

nehmen. Aber noch droht der Verlust<br />

von Daten, was gegen einen Einsatz auf<br />

einem Produktivsystem spricht. <strong>Die</strong> derzeitigen<br />

Ansätze erlauben es aber, sich<br />

mit den Fähigkeiten des Dateisystems<br />

vertraut zu machen. So sind Sie gewappnet,<br />

sobald ZFS reibungslos unter Linux<br />

läuft – oder freie Alternativen ähnliche<br />

Fähigkeiten mitbringen. (agr/​jlu) n<br />

Listing 6<br />

01 # zfs snapshot zfs‐tst@initial<br />

02 # zfs list ‐t snapshot<br />

03 NAME USED AVAIL REFER MOUNTPOINT<br />

04 zfs‐tst@initial 0 ‐ 144K ‐<br />

05 ...<br />

06 # zfs rollback zfs‐tst@initial<br />

Listing 7<br />

01 # zfs snapshot zfs‐tst@now<br />

02 # zfs diff zfs‐tst@initial<br />

zfs‐tst@now<br />

03 ...<br />

04 M /zfs‐tst/<br />

05 + /zfs‐tst/new<br />

88 www.linux-user.de<br />

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Heinlein Support GmbH 10119 Berlin, Schwedter Straße 8/​9b 030-405051-0 www.heinlein-support.de 3 3 3 3 3<br />

TUXMAN Computer 10369 Berlin, Anton-Saefkow-Platz 8 030-97609773 www.tuxman.de 3 3 3 3 3<br />

Compaso GmbH 10439 Berlin, Driesener Strasse 23 030-3269330 www.compaso.de 3 3 3 3 3<br />

elego Software Solutions GmbH 13355 Berlin, Gustav-Meyer-Allee 25 030-2345869-6 www.elegosoft.com 3 3 3 3<br />

verion GmbH 16244 Altenhof, Unter den Buchen 22 e 033363-4610-0 www.verion.de 3 3 3<br />

Logic Way GmbH 19061 Schwerin, Hagenower Str. 73 0385-39934-48 www.logicway.de 3 3 3 3<br />

Sybuca GmbH 20459 Hamburg, Herrengraben 26 040-27863190 www.sybuca.de 3 3 3 3 3<br />

JEL Ingenieurbuero 23911 Einhaus, Hauptstr. 7 04541-8911-71 www.jeltimer.de 3<br />

talicom GmbH 30169 Hannover, Calenberger Esplanade 3 0511-123599-0 www.talicom.de 3 3 3 3 3<br />

teuto.net Netzdienste GmbH 33602 Bielefeld, Niedenstr. 26 0521-96686-0 www.teuto.net 3 3 3 3 3<br />

LINET Services GmbH 38118 Braunschweig, Cyriaksring 10a 0531-180508-0 www.linet-services.de 3 3 3 3 3 3<br />

OpenIT GmbH 40599 Düsseldorf, In der Steele 33a-41 0211-239577-0 www.OpenIT.de 3 3 3 3 3<br />

Linux-Systeme GmbH 45277 Essen, Langenbergerstr. 179 0201-298830 www.linux-systeme.de 3 3 3 3 3<br />

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LinuxHaus Stuttgart 70565 Stuttgart, Hessenwiesenstrasse 10 0711-2851905 www.linuxhaus.de 3 3 3 3 3<br />

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Bodenseo 78224 Singen, Pomeziastr. 9 07731-1476120 www.bodenseo.de 3 3 3<br />

Linux Information Systems AG 81739 München, Putzbrunnerstr. 71 089-993412-0 www.linux-ag.com 3 3 3 3 3<br />

LinuxLand International GmbH 81739 München, Putzbrunnerstr. 71 089-99341441 www.linuxland.de 3 3 3 3 3 3<br />

Synergy Systems GmbH 81829 München, Konrad-Zuse-Platz 8 089-89080500 www.synergysystems.de 3 3 3 3 3<br />

B1 Systems GmbH 85088 Vohburg, Osterfeldstrasse 7 08457-931096 www.b1-systems.de 3 3 3 3 3<br />

ATIX AG 85716 Unterschleißheim, Einsteinstr. 10 089-4523538-0 www.atix.de 3 3 3 3 3 3<br />

Tuxedo Computers GmbH 86343 Königsbrunn , Zeppelinstr. 3 0921 / 16 49 87 87 - 0 www.linux-onlineshop.de 3 3 3 3<br />

OSTC Open Source Training and Consulting GmbH 90425 Nürnberg, Waldemar-Klink-Str. 10 0911-3474544 www.ostc.de 3 3 3 3 3 3<br />

Dipl.-Ing. Christoph Stockmayer GmbH 90571 Schwaig, Dreihöhenstr. 1 0911-505241 www.stockmayer.de 3 3 3<br />

pascom - Netzwerktechnik GmbH & Co.KG 94469 Deggendorf, Berger Str. 42 0991-270060 www.pascom.net 3 3 3 3 3<br />

RealStuff Informatik AG CH-3007 Bern, Chutzenstrasse 24 0041-31-3824444 www.realstuff.ch 3 3 3<br />

CATATEC CH-3013 Bern, Dammweg 43 0041-31-3302630 www.catatec.ch 3 3 3<br />

Syscon Systemberatungs AG CH-8003 Zürich, Zweierstrasse 129 0041-44-4542010 www.syscon.ch 3 3 3 3 3<br />

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Thomas Leichtenstern (tle)<br />

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Andreas Bohle (agr)<br />

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Florian Effenberger, Karsten Günther, Frank Hofmann,<br />

Peter Kreußel, Hartmut Noack, Tim Schürmann,<br />

Dr. Karl Sarnow, Vincze-Áron Szabó, Ferdinand Thommes,<br />

Uwe Vollbracht, Harald Zisler<br />

Elgin Grabe (Titel und Layout)<br />

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Ann Jesse<br />

<br />

Tel.: +1 785 841 88 34<br />

Darrah Buren<br />

<br />

Tel.: +1 785 856 3082<br />

Penny Wilby<br />

<br />

Tel.: +44 1787 21 11 00<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01. 2014.<br />

Pressevertrieb<br />

Abonnentenservice<br />

D / A / CH<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim<br />

Tel.: (089) 3 19 06-0<br />

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ZENIT Pressevertrieb GmbH <br />

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Abo-Preise <strong>LinuxUser</strong> Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

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(ohne Datenträger 1 )<br />

€ 5,95 € 6,70 Sfr 11,90 (siehe Titel)<br />

DVD-Ausgabe<br />

(mit 2 Datenträgern)<br />

€ 8,50 € 9,35 Sfr 17,00 (siehe Titel)<br />

Jahres-DVD<br />

(Einzelpreis)<br />

€ 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Mini-Abo<br />

(3 Ausgaben)<br />

€ 3,00 € 3,00 Sfr 4,50 € 3,00<br />

Jahres-Abo<br />

(No-Media-Ausgabe)<br />

€ 60,60 € 68,30 Sfr 99,90 € 81,00<br />

Jahres-Abo<br />

(DVD-Ausgabe)<br />

€ 86,70 € 95,00 Sfr 142,80 € 99,00<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF<br />

(Einzelausgabe)<br />

€ 5,95 € 5,95 Sfr 7,70 € 5,95<br />

Digi-Sub<br />

(12 Ausgaben)<br />

€ 60,60 € 60,60 Sfr 78,70 € 60,60<br />

Digi-Sub<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

HTML-Archiv<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

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Mega-Kombi-Abo<br />

(LU plus LM 3 )<br />

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(2) Ausschließlich erhältlich in Verbindung mit einem Jahresabonnement der<br />

Print- oder Digital-Ausgabe von <strong>LinuxUser</strong>.<br />

(3) Das Mega-Kombi-Abo umfasst das <strong>LinuxUser</strong>-Abonnement (DVD-Ausgabe)<br />

plus das Linux-Magazin-Abonnement inklusive DELUG-Mitgliedschaft<br />

(monatliche DELUG-DVD) sowie die Jahres-DVDs beider Magazine.<br />

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finden Sie in unserem Webshop unter http://www.medialinx-shop.de.<br />

Gegen Vorlage eines gültigen Schülerausweises oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung<br />

erhalten Schüler und Studenten eine Ermäßigung von 20 Prozent<br />

auf alle Abo-Preise. Der Nachweis ist jeweils bei Verlängerung neu zu erbringen.<br />

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umgehend mit, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht für Zeitschriften gelten.<br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit<br />

seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die<br />

Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD,<br />

Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung für das Trademark »UNIX« der Open<br />

Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm<br />

»The GIMP« erstellt.<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />

durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung<br />

von Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur<br />

Veröffent lich ung in einer Publikation der Medialinx AG. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte oder Beiträge übernehmen Redaktion und Verlag keinerlei Haftung.<br />

Autoreninformationen finden Sie unter http://www.linux-user.de/Autorenhinweise.<br />

<strong>Die</strong> Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive<br />

Urheber- und Verwertungsrecht für angenommene Manus kripte liegt beim<br />

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Copyright © 1999 - 2014 Medialinx AG ISSN: 1615-4444<br />

94 www.linux-user.de<br />

05.2014


Veranstaltungen/Autoren/Inserenten<br />

Service<br />

Veranstaltungen<br />

24.-28.04.2014<br />

Open Suse Conference 2014<br />

Dubrovnik, Kroatien<br />

https://conference.opensuse.org<br />

08.-10.05.2014<br />

Linuxtag 2014<br />

Station Berlin<br />

Luckenwalder Str. 46<br />

10963 Berlin<br />

http://www.linuxtag.org<br />

13.-14.05.2014<br />

Secure Linux Administration Conference 2014<br />

Berlin<br />

http://www.heinlein-support.de/slac<br />

13.-16.05.2014<br />

Samba eXPerience 2014<br />

Hotel „Freizeit In“<br />

Dransfelder Straße 3<br />

37079 Göttingen<br />

http://sambaXP.org<br />

19.-22.06.2014<br />

Gulaschprogrammiernacht 2014<br />

Hochschule für Gestaltung (HfG)<br />

Lichthof<br />

Lorenzstraße 15<br />

76135 Karlsruhe<br />

https://entropia.de/GPN14<br />

28.06.2014<br />

Pi and More 5<br />

Universität Trier<br />

Hörsaalzentrum Campus 2<br />

54286 Trier<br />

http://www.piandmore.de<br />

21.-27.07.2014<br />

Europython 2014<br />

Berliner Congress Center<br />

Alexanderstr. 11<br />

10178 Berlin<br />

https://ep2014.europython.eu<br />

06.-12.09.2014<br />

Akademy 2014<br />

Brünn, Tschechien<br />

http://akademy.kde.org/2014<br />

19.-20.09.2014<br />

12. Kieler Open-Source- und Linux-Tage<br />

Kieler Innovations- und Technologiezentrum<br />

Schauenburgerstraße 116<br />

24118 Kiel<br />

http://www.kieler-linuxtage.de<br />

13.-15.10.2014<br />

LinuxCon Europe 2014<br />

Congress Center Düsseldorf<br />

Stockumer Kirchstraße 61<br />

40474 Düsseldorf<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/linuxconeurope<br />

17.-19.10.2014<br />

Ubucon 2014<br />

37191 Katlenburg-Lindau<br />

http://ubucon.de/2014/<br />

Autoren<br />

Inserenten<br />

Erik Bärwaldt Just Browsing: Spurlos durchs Internet surfen (10),<br />

Eigene <strong>Cloud</strong> einrichten mit Owncloud (20),<br />

Mobile <strong>Cloud</strong> mit dem Digitus DN-7025 (32),<br />

OpenSolaris-Derivat XStreamOS im Test (36)<br />

Falko Benthin Sicherheitsorientierter Webbrowser Xombrero (58)<br />

Karsten Günther Sun-Dateisystem ZFS unter Linux nutzen (82)<br />

Frank Hofmann Termine und Aufgaben im Blick mit Calcurse (52)<br />

Thomas Leichtenstern Leistungsfähiger Bildbetrachter XnviewMP (40)<br />

Andreas Reitmaier Mit Scribus einen professionellen Flyer erstellen (46)<br />

Tim Schürmann Professioneller Videoschnitt mit Lightworks (64),<br />

Mit Mercurial Dateiversionen verwalten (74)<br />

Ferdinand Thommes Komfortables Desktop-Debian Tanglu 1.0 (6),<br />

Report: Open Hardware Vivaldi und Improv (16),<br />

Eigene Datenwolke mit ArkOS auf dem RasPi (26)<br />

Harald Zisler Mit Netrw Daten schnell durchs Netz schieben (70)<br />

Uwe Vollbracht Aktuelle Software im Kurztest (14)<br />

1&1 Internet AG www.einsundeins.de 13<br />

EasyLinux www.easylinux.de 35<br />

Fernschule Weber GmbH www.fernschule-weber.de 15<br />

Linux Magazine www.linux-magazine.com 93<br />

Linux-Magazin www.linux-magazin.de 55<br />

Linux-Magazin Online www.linux-magazin.de 73<br />

Linuxhotel www.linuxhotel.de 23<br />

<strong>LinuxUser</strong> www.linuxuser.de 45, 95<br />

Medialinx IT-Academy www.medialinx-academy.de 79, 91, 92, 93<br />

Messe Berlin GmbH www.linuxtag.org 85<br />

PlusServer AG www.plusserver.de 39, 57, 63, 69, 81, 89<br />

Raspberry Pi Geek www.raspberry-pi-geek.de 100<br />

Spenneberg Training www.spenneberg.com 93<br />

Strato AG www.strato.de 25<br />

Tuxedo Computers GmbH www.linux-onlineshop.de 99<br />

Verion GmbH www.verion.de 2<br />

Webtropia www.webtropia.com 9<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

95


<strong>Vorschau</strong><br />

auf 06/2014<br />

<strong>Die</strong> nächste Ausgabe<br />

erscheint am 15.05.2014<br />

Freie Desktop-Vielfalt<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeit, den eigenen Desktop<br />

anzupassen, gehört zu den grundlegenden<br />

Eigenschaften eines Linux-Systems.<br />

Das meint nicht nur das Einspielen eines<br />

neuen Themes, sondern den Austausch<br />

des kompletten Mittelbaus. So probieren<br />

Sie neue Technologien aus, optimieren<br />

Ihren Arbeitsplatz und reduzieren bei Bedarf<br />

den Ressourcenverbrauch, um auch<br />

auf älterer Hardware noch zügig zu arbeiten.<br />

Wir stellen die aktuellen Trends<br />

der großen Projekte vor und zeigen, was<br />

deren Entwickler noch so alles auf der<br />

To-do-Liste haben.<br />

Datenbanken in LibreOffice<br />

Eine ausgewachsene Datenbank schafft<br />

bei kleinen Projekten oft mehr Probleme,<br />

als sie löst. Als handliche Alternative bietet<br />

sich das Base-Modul von Libre Office<br />

an: Es bringt für alle wichtigen Aufgaben<br />

gleich ein grafisches Tool mit.<br />

PDFs signieren<br />

Signaturen und Verschlüsselung sind ein<br />

Weg, um Inhalte vor Manipulation zu<br />

schützen. Der Master PDF Editor erlaubt<br />

es, das verbreitete Format unter Linux<br />

entsprechend zu bearbeiten. Ein Test<br />

zeigt, wie gut er sich dabei schlägt.<br />

© Iporle, sxc.hu<br />

<strong>Die</strong> Redaktion behält sich vor,<br />

Themen zu ändern oder zu streichen.<br />

Ausgabe 02/2014 ist am 10.04.2014 erschienen<br />

© Vladimir Nikitin, 123RF<br />

Linux: Einfach besser<br />

Im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe<br />

zeigen wir, wo Linux auftrumpfen kann<br />

und einfach besser als Windows ist: auf<br />

der grafischen Oberfläche und auf der<br />

Shell. Allen, die noch mit Windows arbeiten<br />

müssen, verraten wir ein paar Tipps,<br />

die das Microsoft-System Linux-ähnlicher<br />

und so erträglicher machen.<br />

Dateien organisieren<br />

Wer über viele Jahre Dokumente am PC<br />

erstellt, der sammelt einen gewaltigen<br />

Datenschatz an. Umstiege auf andere<br />

Betriebssysteme können den Überblick<br />

vollends verhindern. Wir stellen Tools<br />

vor, mit denen Sie Dateien sortieren,<br />

kategorisieren und durchsuchen sowie<br />

Doppler im Dateibestand auffinden.<br />

MAGAZIN<br />

Ausgabe 06/2014 erscheint am 30.04.2014<br />

© Lassedesignen, Fotolia<br />

Programmieren lernen<br />

Eine IT-nahe Ausbildung oder emsige<br />

Autodidaktik sind die Standardwege, um<br />

Software entwickeln zu lernen. Das<br />

nächste Magazin wird zeigen, dass dank<br />

moderner Tools und Sprachen auch Laien<br />

diese Fähigkeit in kurzer Zeit erlangen<br />

können. Dabei helfen visuelle Sprachen,<br />

Reactive Programming und das<br />

Lernen exotischer Sprachen wie OCaml.<br />

Projekte managen<br />

Das durch kühle Klarheit ausgezeichnete<br />

Kanban-Konzept stammt aus Japan –<br />

kein Zufall. Statt auf überkomplexe Ansichten<br />

darf der Projektmanager hier auf<br />

einen klaren Überblick über alle Bestandteile<br />

hoffen. In der nächsten Bitparade<br />

kämpfen vier Kanban-Tools im<br />

Web oder für den eigenen Server um<br />

den schwarzen Gürtel.<br />

96 www.linux-user.de<br />

05.2014


Heft-DVD-Inhalt<br />

Service<br />

Neues auf den Heft-DVDs<br />

Porteus 3.0: Schlanker Desktop für jedermann<br />

Das ISO-Image der auf Slackware basierende<br />

Distribution Porteus umfasst je nach<br />

verwendeter Desktop-Umgebung mehr<br />

oder weniger deutlich unter 300 MByte.<br />

Trotzdem bietet das schlanke System beliebte<br />

Anwendungen wie Googles Browser<br />

Chrome, die Office-Suite LibreOffice und<br />

das Videochat-Programm Skype an. Porteus<br />

wurde für den reinen Live-Einsatz<br />

konzipiert, eine reguläre Festplatteninstallation<br />

ist nicht vorgesehen. Porteus 3.0<br />

bringt einen überarbeiteten Paketmanager<br />

mit und aktualisiert den Kernel auf Version<br />

3.13.6. KDE SC gibt es in der Version<br />

4.12.3, den Konkurrenten Maté in<br />

Version 1.7.1. Firefox kommt in Version<br />

24.3.0 mit integriertem Flash-<br />

Player 11.2.202.341. Auf Seite A der<br />

ersten Heft-DVD finden Sie die ISO-<br />

Images der Desktop-Versionen mit<br />

KDE SC, LXDE, Razor-Qt, XFCE und<br />

Maté, alle in 32 Bit. Letztere steht<br />

darüber hinaus als bootbare Variante<br />

auf dem Datenträger bereit.<br />

Tails 0.23: Anonym durchs Internet surfen<br />

<strong>Die</strong> Live-Distribution Tails („The Amnesic<br />

Incognito Live System“) basiert auf Debian<br />

GNU/​Linux und kümmert sich in erster<br />

Linie um Ihre Privatsphäre und Anonymität<br />

im Internet. Dafür stellt sie einerseits<br />

einen speziell gehärteten Web browser<br />

bereit und leitet andererseits alle Zugriffe<br />

durch das Tor-Netzwerk („The Onion Router“).<br />

Zudem nutzt die Distribution kryptografische<br />

Werkzeuge, um Dateien, E-Mails<br />

und Instant-Messaging-Nachrichten zu<br />

verschlüsseln. Sie starten Tails von einer<br />

DVD, einem USB-Stick oder einer SD-Card<br />

aus. Auf dem verwendeten Rechner hinterlässt<br />

es keinerlei Spuren, falls Sie dies<br />

nicht ausdrücklich wünschen. Neben<br />

diversen Security-Fixes bietet die aktuelle<br />

Version von Tails eine durchaus<br />

sinnvolle Neuerung an: In der<br />

Grundeinstellung verändert sie die<br />

MAC-Adresse der Netzwerkkarte,<br />

womit eine eindeutige Zuordnung<br />

darüber nicht mehr möglich ist. <strong>Die</strong><br />

bootbare Version von Tails 0.23 sowie<br />

ein ISO-Image zum Selberbrennen<br />

finden Sie auf Seite A der ersten DVD.<br />

Just Browsing 20140124: Spurlos im WWW<br />

Nicht erst seit der NSA-Abhöraffäre sind<br />

Sicherheit und Anonymität beim Surfen im<br />

Internet in aller Munde. Um hohen Ansprüchen<br />

an den Datenschutz zu genügen,<br />

bedarf es bei Firefox und Co. allerdings erheblicher<br />

Nacharbeit. Zudem erfordert das<br />

Härten des Systems gegen unerwünschtes<br />

Mitlesen insbesondere der Werbeindustrie<br />

umfassende Kenntnisse. Beim auf Arch<br />

Linux basierenden Just Browsing sparen<br />

Sie sich diese Arbeiten, denn es bringt bereits<br />

entsprechend vorkonfigurierte Webbrowser<br />

mit. Als reine Live-Distribution unterbindet<br />

es zudem jeden Kontakt von<br />

außen mit der Festplatte des Rechners,<br />

sodass eine Surf-Session keine<br />

dauerhaften Spuren hinterlässt. Dabei<br />

erweitert die Option, im Webbrowser<br />

kleine Apps auszuführen,<br />

das Einsatzgebiet des Systems. Sie<br />

booten Just Browsing bei Interesse<br />

von der A-Seite der ersten Heft-<br />

DVD, die daneben auch ein ISO-<br />

Image der Distribution enthält. Weitere<br />

Details zu Just Browsing lesen Sie in<br />

einem Artikel ab Seite 10.<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

97


Service<br />

Heft-DVD-Inhalt<br />

Tanglu 1.0<br />

<strong>Die</strong> Distribution Tanglu 1.0 basiert auf Debians<br />

„Testing“-Zweig. Ähnlich wie Ubuntu<br />

und Linux Mint möchte sie dem Anwender<br />

ein aktuelleres und bedienerfreundlicheres<br />

Desktop-Erlebnis<br />

bescheren als Debian „Stable“.<br />

Neben LibreOffice 4.1.3.2<br />

kommt Firefox 27 zum Einsatz.<br />

<strong>Die</strong> Paketverwaltung<br />

übernimmt PackageKit, das<br />

für KDE Apper als grafische<br />

Oberfläche mitbringt, für<br />

Gnome die GUI Software<br />

Install. Fürs Backup steht<br />

unter Gnome Déjà Dup<br />

zur Verfügung, unter KDE<br />

kommt zur Beschallung<br />

Amarok zum Einsatz. Auf<br />

Seite A der zweiten Heft-DVD<br />

finden Sie die 64-Bit-Versionen<br />

von Tanglu samt den zugehörigen<br />

ISO-Images. <strong>Die</strong> Rückseite<br />

enthält die 32-Bit-Varianten. Einen<br />

ausführlichen Artikel zu Tanglu lesen<br />

Sie ab Seite 6. (tle) n<br />

Bei der DVD-Edition von <strong>LinuxUser</strong> ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt.<br />

Bitte wenden Sie sich per E-Mail an cdredaktion@linux-user.de, falls es Probleme mit der Disk gibt.<br />

Neue Programme<br />

Das Tool Calcurse 3.1.4 kombiniert einen Kalender mit einer Terminverwaltung<br />

und einer Aufgabenliste. Sie haben die Möglichkeit, die<br />

Applikation entweder über die Kommandozeile oder die Ncursesbasierte<br />

Benutzeroberfläche zu bedienen.<br />

In Hollywood gilt Lightworks 11.5 als Star unter den Videoschnittprogrammen.<br />

Seit Kurzem bietet der Hersteller die Software als<br />

funktionell leicht eingeschränkte Freeware an. <strong>Die</strong> Bedienung fällt<br />

ungleich komplizierter aus als etwa bei Kdenlive oder Openshot,<br />

die Software richtet sich primär an (semi-)professionelle Anwender.<br />

<strong>Die</strong> Netrw-Tools 1.3.2 ermöglichen es, unkompliziert Daten zwischen<br />

zwei Rechnern zu übertragen. Dabei kommen sie ohne zwischengeschaltete<br />

Infrastruktur aus und arbeiten praktisch auf Zuruf.<br />

Verschlüsseln Sie die Nutzlast, bleiben Sie beim Übertragen der<br />

Daten stets auf der sicheren Seite.<br />

Pac 4.5.3.5 stellt eine leistungsfähige Oberfläche zum Verwalten<br />

von SSH- und Telnet-Verbindungen zur Verfügung. Da sich Verbindungsaufbau<br />

und Befehlsausführung automatisieren lassen, eignet<br />

es sich besonders für das Verwalten zahlreicher Rechner.<br />

<strong>Die</strong> auf PHP basierende Software Owncloud 6.0.2 erlaubt, ohne<br />

größere technische Herausforderungen in Intranets praktisch jeder<br />

Größe eine eigene <strong>Cloud</strong> zu betreiben. Sie benötigen dafür lediglich<br />

eine typische LAMP-Umgebung, wie sie praktisch jeder Linux-<br />

Server bietet.<br />

Das Python-Programm Rabbit VCS 0.15.3 erweitert die Dateimanager<br />

Nautilus (Version 2 und 3), Thunar sowie den Texteditor Gedit<br />

um Funktionen zur Versionsverwaltung.<br />

XnviewMP 0.64 ist leistungsfähiges Programm zum Betrachten, Konvertieren<br />

und Bearbeiten von Bildern. Es beherrscht nicht nur nun<br />

Multiprocessing, sondern liest über 500 Dateiformate, darunter auch<br />

alle gängigen RAW-Formate, und schreibt in mehr als 70 davon.<br />

Der Webbrowser Xombrero 1.6.3 nutzt die Webkit-Rendering-Engine<br />

und ging aus Xxxterm hervor. Er zählt zu den minimalistischen<br />

Vertretern seiner Gattung und legt großen Wert auf Sicherheit. Ein<br />

weiteres Merkmal ist eine umfangreiche Tastatur-Steuerung mittels<br />

Vi-ähnlicher Tastenkombinationen. Damit eignet sich der Browser<br />

bestens für Anwender, die auf der Kommandozeile daheim sind.<br />

98 www.linux-user.de<br />

05.2014


Basics. Projekte.<br />

Ideen. Know-how.<br />

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