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Tanglu: Debian-Derivat<br />
als Komfort-Desktop S. 6<br />
Just Browsing: Spurlos surfen<br />
dank optimiertem Live-System S. 10<br />
XStreamOS: OpenSolaris<br />
für den Alltagseinsatz S. 36<br />
05.2014<br />
DTP • Mercurial • NETRW • XNViewMP • Xombrero • ZFS • Private CLOUD<br />
05<br />
Vertrauliche Daten selbst zentral hosten, PCs synchronisieren, mobile Geräte anbinden<br />
DIE PRIVATE CLOUD<br />
Low-Budget-<strong>Cloud</strong><br />
mit ArkOS auf dem<br />
Raspberry Pi S. 26<br />
Daten selbst hosten<br />
und synchronisieren<br />
mit Owncloud S. 20<br />
Mobile Datenwolke<br />
Digitus DN-7025 für<br />
den Einsatz unterwegs S. 32<br />
Scribus: Desktop Publishing leicht gemacht S. 46<br />
Professionelle Flyer im Handumdrehen erstellen mit Scribus, Inkscape und Gimp<br />
Hollywoodreifer Schnitt S.64<br />
Endlich da: Profi-Videotool Lightworks<br />
Simpler Datentransport S. 70<br />
Ad-hoc-Kommunikation<br />
im LAN via Netrw-Tools<br />
www.linux-user.de<br />
Allround-Talent XnviewMP S. 40<br />
700 Bildformate betrachten,<br />
konvertieren und verarbeiten<br />
Ultimatives Dateisystem S.82<br />
ZFS unter Linux einrichten und nutzen<br />
Mercurial für Einsteiger S. 74<br />
Einfache Versionsverwaltung<br />
mit Ausbaumöglichkeiten<br />
EUR 5,95 EUR 6,70 sfr 11,90 EUR 7,00 EUR 7,95 EUR 7,95<br />
Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 195111 005955 05
Editorial<br />
Keine Randnotiz<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
Microsoft hat der Welt dieser Tage ein<br />
ungewöhnliches Geschenk gemacht:<br />
den Sourcecode von MS-DOS 1.1 und<br />
2.0 sowie die Quellen von Word for<br />
Windows 1.1a û. Jetzt ist die Hölle<br />
natürlich nicht zugefroren, und so fand<br />
sich recht schnell der sprichwörtliche<br />
kleine Haken an der Sache: <strong>Die</strong> Dateien,<br />
die man dem Computer History Museum<br />
überlassen hat, stehen unter der<br />
Microsoft Research Licence: Sie erlaubt<br />
zwar ein Begutachten und Verändern<br />
der Programme, allerdings nur zu rein<br />
akademischen Zwecken û. Jede Weitergabe<br />
der Derivate bleibt verboten.<br />
Das Geschenk ist also zu Studienzwecken<br />
ein Gewinn, und die zahlreichen<br />
Anekdoten in den Quellen geben<br />
einen kleinen Einblick in die Kultur, die<br />
in den Anfängen bei Microsoft herrschte<br />
û. Ein Paradigmenwechsel aber sieht<br />
ganz anders aus.<br />
Im Gegenteil, mit Satya Nadella übernahm<br />
im Februar ein ausgewiesener<br />
<strong>Cloud</strong>-Experte das Ruder des Konzerns<br />
als CEO û. In Form von Azure hat das<br />
Unternehmen schon eine sehr weit-<br />
reichende Infrastruktur geschaffen, um<br />
<strong>Die</strong>nste und Speicher im Netz anzubieten.<br />
Nun nimmt es mit Office for iPad<br />
Anlauf, um auch jene Plattformen zu erobern,<br />
die bislang als Feindesland galten<br />
û. Egal, welches Gerät Sie benutzen:<br />
Microsoft möchten Ihnen darauf<br />
seine Online-<strong>Die</strong>nste anbieten – und<br />
gewinnt so immer mehr Kontrolle über<br />
Anwendungen und Daten.<br />
Wer jedoch plant, seine Daten in die<br />
Hände der Redmonder zu legen, sollte<br />
vorher einen Blick in die jüngere Geschichte<br />
werfen: 2011 hat Microsoft<br />
Geheimdiensten bereitwillig und ohne<br />
Wissen der Benutzer Zugriff auf deren<br />
Daten gewährt û. Das geschah auf der<br />
Grundlage von Gesetzen aus dem Jahr<br />
2001, und diese gelten nach wie vor.<br />
Gleiches gilt auch für die Mitbewerber<br />
in diesem Feld.<br />
Möchten Sie verhindern, dass irgendwelche<br />
Drei-Buchstaben-<strong>Die</strong>nste in Ihren<br />
Daten stöbern, heißt es selbst aktiv<br />
werden. Der Schwerpunkt ab Seite 20<br />
hilft Ihnen dabei, die richtigen Schritte<br />
zur eigenen <strong>Cloud</strong> in die Wege zu leiten.<br />
Nur so behalten Sie die Hoheit über Ihre<br />
Daten und haben eine Chance, zu bemerken,<br />
wenn sich jemand da ran zu<br />
schaffen macht.<br />
Andreas Bohle<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
Dass die freien <strong>Cloud</strong>-Projekte tatsächlich<br />
regen Zuspruch erhalten, zeigt unter<br />
anderem das Beispiel Owncloud.<br />
Hier musste ein Community-Manager<br />
her, um schneller auf Anregungen und<br />
Hilfe aus der Entwicklergemeinde reagieren<br />
zu können û – kein geringerer<br />
als Jos Poortvliet übernimmt nun diesen<br />
Job. Der Blick in den Quellcode gehört<br />
dabei zu den essenziellen Voraussetzungen,<br />
nur so entsteht Vertrauen. Dass<br />
man die Sourcen auch modifizieren darf,<br />
muss selbstverständlich sein – denn das<br />
ist freie Software, und keine Randnotiz<br />
der Geschichte.<br />
Herzliche Grüße,<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/32567<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
3
05<br />
46<br />
Es geht auch ohne Adobe: Wir zeigen<br />
Ihnen, wie Sie mit dem freien<br />
DTP-Programm Scribus ein Projekt vom<br />
ersten Entwurf bis zum druckfertigen PDF-<br />
Dokument planen und stressfrei umsetzen.<br />
Der schlanke Browser Xombrero<br />
58 legt die Kontrolle über Daten und<br />
Inhalte wieder ganz in Ihre Hände.<br />
70<br />
Für einen schnellen Datentransfer<br />
übers Netz brauchen Sie keine aufwendige<br />
Infrastruktur oder permanent laufende<br />
Server, sondern nur die Netrw-Tools.<br />
Heft-DVD<br />
Tanglu 1.0 ......................6<br />
Frei nach dem Motto "Debian kann nicht<br />
alles machen" spricht Tanglu mit einer benutzerfreundlichen<br />
Variante der Distribution<br />
in erster Linie Desktop-Anwender an.<br />
Just Browsing ..................10<br />
Mit der Live-Distribution Just Browsing<br />
hinterlassen Sie beim Surfen im Internet auf<br />
dem verwendeten System keine Spuren.<br />
Aktuelles<br />
News: Software ................14<br />
Komfortable Backups mit Autoarchiver 1.10,<br />
Norton-Klon Gnome Commander 1.4,<br />
URLs überprüfen mit Linkchecker 9.0,<br />
Remote-Sessions verwalten mit PAC 4.5.3.5<br />
Report<br />
Open Hardware ................16<br />
Wie geht man an ein Open-Hardware-Projekt<br />
heran? Wir zeigen am Beispiel von Aaron<br />
Seigos Projekten Vivaldi und Improv, wie<br />
schwierig sich die Realisierung wirklich freier<br />
Hardware gestaltet.<br />
Schwerpunkt<br />
Owncloud .....................20<br />
Speziell bei US-<strong>Cloud</strong>-Anbietern lagern die<br />
eigenen Daten oft alles andere als sicher.<br />
Wesentlich besser abgeschirmt und zudem<br />
sehr komfortabel arbeiten Sie in der eigenen<br />
Datenwolke mit Owncloud.<br />
ArkOS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Kombinieren Sie einen Raspberry Pi und<br />
ArkOS zu einem sicheren Datenhafen. <strong>Die</strong><br />
speziell auf die ARM-Hardware abgestimmte<br />
Distribution macht die Installation des<br />
Systems und das Konfigurieren der erforderlichen<br />
<strong>Die</strong>nste zum Kinderspiel.<br />
Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025 . . . 32<br />
Möchten Sie auch unterwegs und ohne<br />
Internetverbindung Daten zentral speichern,<br />
hilft die "Private <strong>Cloud</strong>" Digitus DN-7025 weiter:<br />
Damit bauen Sie im Nu einen eigenen<br />
mobilen Datenspeicher auf.<br />
6Das umfangreiche Repository des Debian-Projekts lockt viele Nutzer:<br />
Es gibt kaum eine Software, die dort nicht zu finden wäre. Aber die<br />
teils sperrigen Tools zum Administrieren des Systems trüben die Freude an<br />
der Vielfalt. Tanglu kombiniert die Vorzüge des riesigen Fundus mit einer benutzerfreundlichen<br />
Oberfläche und einfach zu bedienenden Tools.<br />
4 05.2014
Es ist ein Dateisystem der Superlative<br />
– doch Lizenzschwierigkei-<br />
82<br />
ten und technische Probleme erschweren<br />
den Einsatz von ZFS unter Linux erheblich.<br />
Wir zeigen, was heute schon geht und wovon<br />
Sie besser die Finger lassen.<br />
20<br />
<strong>Die</strong> <strong>Cloud</strong> aus eigener Hand: Das<br />
verspricht das Projekt Owncloud.<br />
Nach Schwierigkeiten in der Anfangsphase<br />
zeichnet sich nun ab, was die freie<br />
<strong>Cloud</strong>-Lösung leistet und was nicht.<br />
26<br />
Für eine eigene <strong>Cloud</strong> brauchen<br />
Sie keine teure Server-Hardware:<br />
Ein Raspberry Pi und ArkOS genügen, um<br />
den sicheren Datenhafen aufzusetzen.<br />
Praxis<br />
XStreamOS ....................36<br />
Der von der Mailänder Firma Sonicle entwickelte<br />
OpenSolaris-Ableger XStreamOS<br />
versucht, solide Server-Technologie auf den<br />
Desktop zu bringen.<br />
XnviewMP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Unter Windows gilt der Bildbetrachter<br />
Xnview längst als feste Größe. Dank eines<br />
Multiplattform-Redesigns legt er jetzt unter<br />
Linux und Mac OS X nach.<br />
Party-Flyer erstellen . . . . . . . . . . . . 46<br />
Linux bringt mit Scribus ein umfangreiches<br />
DTP-Programm mit. Damit erstellen Sie problemlos<br />
Flyer im professionellen Layout.<br />
Praxis<br />
Calcurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Mit Calcurse kehren Sie beim Verwalten von<br />
Terminen und Aufgaben zu den Wurzeln zurück.<br />
<strong>Die</strong> Applikation arbeitet wieselflink und<br />
kommt ohne unnötigen Ballast daher.<br />
Xombrero .....................58<br />
Firefox und Chrome sind beliebt, schützen<br />
aber ohne spezielle Plugins den Anwender<br />
kaum vor Tracking und schädlichen Skripts.<br />
Dass es auch anders geht, zeigt der minimalistische<br />
Webbrowser Xombrero.<br />
Im Test<br />
Lightworks 11.5 ................64<br />
Seit Neuestem gibt EditShare sein für Profi-<br />
Cutter gedachtes Videoschnittprogramm<br />
Lightworks kostenlos ab. <strong>Die</strong> Software foltert<br />
Anwender aber mit Aktivierungszwang und<br />
einer komplexen Oberfläche.<br />
Wer im Fensterdschungel des<br />
64 Videoeditors Lightworks den<br />
Durchblick behält, den belohnt die Software<br />
mit professionellen Ergebnissen. Unser Test<br />
zeigt, dass die Hürden recht hoch liegen.<br />
Netz&System<br />
Netrw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
Selbst ohne die aufwendige Infrastruktur<br />
schieben Sie Daten schnell und einfach<br />
übers Netzwerk. Dabei helfen die Werkzeuge<br />
aus dem Netrw-Paket.<br />
Know-how<br />
Mercurial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
<strong>Die</strong> Versionsverwaltung Mercurial ermöglicht<br />
es, beim Programmieren mit Ideen zu spielen<br />
und Neues auszuprobieren, ohne hart erarbeitete<br />
Ergebnisse zu verlieren.<br />
ZFS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Das Dateisystem ZFS setzt Maßstäbe. Unter<br />
Linux ist aber Vorsicht geboten, denn das<br />
Zusammenspiel klappt noch nicht immer<br />
reibungslos: Es droht Datenverlust.<br />
Service<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
IT-Profimarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
Impressum ....................94<br />
Events/Autoren/Inserenten ......95<br />
<strong>Vorschau</strong> ......................96<br />
Heft-DVD-Inhalt ................97<br />
05.2014<br />
www.linux-user.de<br />
5
Heft-DVD<br />
Tanglu 1.0<br />
© Dirk Ercken, 123RF<br />
Komfortables Desktop-Debian<br />
Tanglu 1.0<br />
Debian leicht gemacht<br />
Frei nach dem Motto „Debian<br />
kann nicht alles machen“<br />
spricht Tanglu mit einer nutzerfreundlichen<br />
Variante primär<br />
Desktop-Anwender an.<br />
Ferdinand Thommes<br />
Readme<br />
<strong>Die</strong> frische Distribution Tanglu basiert auf<br />
Debians Testing-Zweigs. Ähnlich wie<br />
Ubuntu und Linux Mint LMDE möchte die<br />
Distribution dem Anwender ein besser auf<br />
seine Bedürfnisse abgestimmtes Desktop-<br />
Erlebnis bescheren. Tanglu will aber wesentlich<br />
näher an Debian bleiben und hier<br />
eine fruchtbare Wechselwirkung erzielen.<br />
Vor nicht ganz einem Jahr rauschte die<br />
Ankündigung û einer neuen, auf Debian<br />
„Testing“ basierenden Distribution namens<br />
Tanglu durch die Nachrichtenkanäle.<br />
Danach wurde es schnell wieder still<br />
um das Vorhaben – außer im IRC-Kanal<br />
des Projekts: Hier beobachteten interessierte<br />
Beobachter die stetige Entwicklung<br />
von Tanglu, das jetzt mit Release 1.0<br />
seine erste stabile Version veröffentlichte.<br />
Der Fokus auf KDE als Desktop-Umgebung<br />
ist nicht zu übersehen, obwohl<br />
Gnome auch nicht ganz leer ausgeht.<br />
Der Arbeitstitel von Tanglu 1.0 lautet<br />
„Aequorea Victoria“ – ein Bild dieser<br />
Quallenart ziert auch den aufgeräumten<br />
Desktop. <strong>Die</strong> Distribution erscheint für<br />
32- und 64-Bit-Architekturen mit KDE SC<br />
4.11.5 1 sowie Gnome 3.10 2 als<br />
Desktops; Letzteres bezeichnen die Entwickler<br />
allerdings noch als „technische<br />
<strong>Vorschau</strong>“. Gegen Ausgaben mit weiteren<br />
Desktop-Umgebungen hat das Team<br />
nichts einzuwenden – es müssten sich<br />
nur Entwickler finden, die diese aufsetzen,<br />
konfigurieren und pflegen.<br />
Tanglu 1.0 verwendet den Kernel 3.12,<br />
der derzeit auch den Standard in Debians<br />
„Testing“- und „Unstable“-Zweigen<br />
stellt. Um die Funktionalität im Zusammenspiel<br />
mit Tanglu sicherzustellen,<br />
bauten die Entwickler sämtliche Pakete<br />
der ISO-Images û von Tanglu neu. Pakete<br />
mit tanglu1 im Versionsstring erfuhren<br />
entweder Änderungen oder sind<br />
Upstream-Versionen, die Debian noch<br />
nicht in dieser Version vorhält.<br />
Software<br />
Tanglu bringt alle Pakete mit, die man<br />
als Desktop-Anwender erwarten darf.<br />
Neben LibreOffice 4.1.3.2 kommt Firefox<br />
27 zum Einsatz. Auch Applikationen<br />
zur Administration fehlen nicht: So dient<br />
als Paketmanager PackageKit, das für<br />
den Einsatz unter KDE Apper 3 als grafische<br />
Oberfläche mitbringt, für Gnome<br />
das Frontend Software Install. Zur Datensicherung<br />
steht unter Gnome Déjà<br />
Dup zur Verfügung, unter KDE kommt<br />
zur Beschallung Amarok zum Einsatz.<br />
6 www.linux-user.de<br />
05.2014
Tanglu 1.0<br />
Heft-DVD<br />
Tanglu 1.0 (32 und 64 Bit)<br />
bootfähig und als ISO-Image<br />
auf Heft-DVD 2<br />
1 Als Standard-Desktop verwendet Tanglu KDE SC 4.11.5.<br />
<strong>Die</strong> Distribution verwendet sowohl zum<br />
Starten des Systems als auch für die Protokollierung<br />
der Systemnachrichten bereits<br />
Systemd. Der Installer stammt von<br />
Linux Mint LMDE, künftig soll jedoch der<br />
Debian-Installer zum Zug kommen. Der<br />
LMDE-Installer genügt für einfache Installationsszenarien<br />
vollkommen, weist<br />
eine logische Gliederung auf und benötigt<br />
mit gängiger Hardware zwischen<br />
7 und 15 Minuten, um Tanglu auf die<br />
Festplatte zu bannen.<br />
Eine Einschränkung gibt es derzeit<br />
noch bei UEFI û: Tanglu bootet zwar<br />
von entsprechenden Systemen 4 , eine<br />
Installation darauf gelingt jedoch bislang<br />
noch nicht. <strong>Die</strong> nötigen Anpassun-<br />
gen planen die Entwickler für das zweite<br />
Release im Sommer dieses Jahres.<br />
Bequem, aber unfrei<br />
Ein Blick in die aktivierten Repositories<br />
zeigt, dass Tanglu im Gegensatz zu Debian<br />
auch die Komponenten „Contrib“ und<br />
„Non-free“ verwendet. Debian liefert seit<br />
der Veröffentlichung von Debian 6.0<br />
„Squeeze“ keine unfreie Firmware mehr<br />
aus. Steht kein kabelgebundener Internetzugang<br />
bereit, muss sich der Anwender<br />
daher oft zuerst die unfreie Firmware<br />
für WLAN aus dem Netz besorgen und<br />
diese via USB-Stick ins System einspielen.<br />
Tanglu möchte dem Anwender die<br />
2 Das alternative<br />
Gnome 3.10 bezeichnen die<br />
Entwickler derzeit noch als<br />
technische <strong>Vorschau</strong>.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
7
Heft-DVD<br />
Tanglu 1.0<br />
WLAN-Chipsätze mit freien Treibern gibt,<br />
besteht hier ein gewisser Entscheidungsspielraum<br />
für Anwender, die auf freie<br />
Treiber setzen wollen.<br />
Im Test<br />
3 Unter KDE SC 4.11 übernimmt in Tanglu das komfortable Frontend Apper die grafische<br />
Anbindung an die Paketverwaltung PackageKit.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32079<br />
Unbequemlichkeit ersparen und bringt<br />
unfreie Firmware für viele WLAN-Chipsätze<br />
bereits im Image mit.<br />
Für das nächste Release der Distribution<br />
sucht das Projekt nach einer Lösung,<br />
die besser mit den Statuten freier Software<br />
harmoniert. So ließe sich etwa ein<br />
Repository vorhalten, das der Benutzer<br />
selbst freischalten muss. Da es auch<br />
Wir haben für Sie sowohl die KDE- als<br />
auch die Gnome-Variante von Tanglu 1.0<br />
installiert und getestet. <strong>Die</strong> grafische<br />
Ausgestaltung wirkt in beiden Versionen<br />
unaufdringlich, freundlich, und strahlt<br />
mit gedeckten Farben eine gewisse<br />
Ruhe aus. <strong>Die</strong> jeweiligen Desktop-Umgebungen<br />
entsprechen dabei weitestgehend<br />
den Vorgaben der Upstream-<br />
Projekte KDE und Gnome.<br />
Nach der schnellen und problemlosen<br />
Installation startet das System auf aktueller<br />
Hardware inklusive SSD dank Systemd<br />
binnen fünf Sekunden. <strong>Die</strong> Distribution<br />
arbeitet mit beiden Umgebungen<br />
zügig und ohne Probleme. Das<br />
Schlafenlegen in den Hauptspeicher gelingt<br />
auf Anhieb, die WLAN-Verbindung<br />
bleibt auch nach dem Aufwachen bestehen.<br />
Das deutet auf ein sauber durchkonfiguriertes<br />
System hin.<br />
Tanglu-Entwickler Mattias Klumpp im Interview<br />
Der Autor dieses Artikels verfolgte die letzten Arbeiten an Tanglu 1.0<br />
in den Tagen vor der Veröffentlichung live im IRC-Entwicklerkanal.<br />
Mit viel Sachverstand gehen hier der Debian-Entwickler Matthias<br />
Klumpp und sein kleines Team zu Werke. Da lag es nahe, auf diesem<br />
Weg einige Fragen zu stellen.<br />
<strong>LinuxUser</strong>: Du bist offiziell Debian-Entwickler, platzierst Dein Projekt<br />
aber außerhalb von Debian. Vor einigen Jahren hätte das viel Anstoß<br />
erregt. Geht das heute besser?<br />
Matthias Klumpp: Ja, auf jeden Fall. Debian kann nicht alle Wünsche<br />
erfüllen, und das wissen auch viele seiner Entwickler. Der Fokus<br />
liegt daher momentan eher auf einer möglichst guten Zusammenarbeit<br />
mit den Derivaten und darauf, deren Änderungen – sofern<br />
sie sinnvoll erscheinen – in Debian zu integrieren.<br />
LU: Welches Ziel verfolgst du mit Tanglu?<br />
MK: Tanglu soll eine von der Community getriebene, Ubuntu-ähnliche<br />
Distribution sein, eng mit Debian verzahnt, sodass beide Projekte<br />
sich gut ergänzen. Im Kern kommt neueste Technologie zum<br />
Einsatz, wie Systemd, Wayland und so weiter.<br />
Vor allem soll in Tanglu während des Debian-Freeze die Paketentwicklung<br />
nahtlos weitergehen, sodass zum Start eines neuen Debian-Zyklus<br />
bereits getestete Pakete zu Verfügung stehen. Auf längere<br />
Sicht planen wir jedoch auch tief greifende Änderungen an der<br />
Struktur der Distribution, wie sie mit Debian selbst wohl nicht möglich<br />
wären. So überlegen wir beispielsweise, die Anwendungen vom<br />
Basissystem zu entkoppeln und separat mit einem kürzeren Entwicklungszyklus<br />
zu supporten.<br />
LU: Während Debian vor Jahren die Firmware verbannt hat, liefert<br />
ihr Tanglu mit proprietärer Firmware und aktiviertem Non-Free-Repository<br />
aus.<br />
MK: Wir möchten, dass Tanglu mit möglichst einfachen Mitteln auf<br />
jedem System läuft. Das klappt aber in manchen Fällen nur mit proprietäre<br />
Firmware. Das Aktivieren der „Non-free“-Quellen sehen wir<br />
jedoch nur als Übergangslösung: In Zukunft sollen sämtliche proprietären<br />
Treiber in einer separaten Quelle bereitstehen.<br />
LU: Ab November dieses Jahr muss Tanglu beweisen, wie es dem<br />
Einfrieren der Debian-Codebasis entkommt und dem Anwender das<br />
durchgängige Arbeiten mit aktuellen Paketen ermöglicht. Wie aktuell<br />
will und kann Tanglu sein?<br />
MK: Wir peilen an, zumindest aktuelle Versionen des Basissystems<br />
sowie von KDE und Gnome bereitzustellen. Für KDE überlegen wir<br />
aktuell, mit Kubuntu beim Paketbau zusammenzuarbeiten, um den<br />
Aufwand zu reduzieren.<br />
LU: Matthias, wir bedanken uns ganz herzlich für Deine Zeit und<br />
wünschen dir viel Erfolg mit Tanglu!<br />
8 www.linux-user.de<br />
05.2014
Tanglu 1.0<br />
Heft-DVD<br />
4 Bislang kämpft Tanglu noch mit UEFI-Problemen: <strong>Die</strong> Distribution startet zwar ohne<br />
Probleme, lässt sich bislang aber noch nicht installieren.<br />
Kuscheln mit Debian<br />
Der Autor<br />
Ferdinand Thommes lebt und arbeitet als<br />
Linux-Entwickler, freier Autor und Stadtführer<br />
in Berlin.<br />
<strong>Die</strong> Macher von Tanglu streben größtmögliche<br />
Nähe zu Debian an. Dazu setzen<br />
sie einerseits auf Infrastruktur wie<br />
etwa das Debian Archive Kit û, das Migra<br />
tionswerkzeug Britney û und Ben als<br />
Transition-Tracker û. Demnächst kommt<br />
noch Debile û als minimalistisches<br />
Build-System auf Python-Basis hinzu.<br />
Des Weiteren will man künftig die<br />
Debian-Entwickler-Datenbank mit der<br />
In frastruktur von Tanglu synchronisieren,<br />
sodass Debian-Paket-Maintainer auf einfache<br />
Weise die gleichen Rechte auch<br />
bei Tanglu erhalten. Das gestattet ihnen,<br />
während des sogenannten Freeze – also<br />
der Phase vor einem Debian-Release,<br />
wenn das Archiv keine Updates mehr<br />
entgegennimmt – aktualisierte Pakete<br />
stattdessen bei Tanglu hochzuladen.<br />
<strong>Die</strong>se Vorgehensweise ermöglicht ein<br />
verzögerungsfreies Testen aktueller Software,<br />
die dann nach dem Freeze schneller<br />
nach Debian einfließen könnte.<br />
Fazit<br />
Tanglu eignet sich bereits jetzt zum Einsatz<br />
als produktives Desktop-System, das<br />
Arbeiten damit macht Spaß. Das gilt insbesondere<br />
für Anwender, denen Debian<br />
„Stable“ zu altbacken erscheint, auf „Unstable“<br />
basierende Distributionen wie Siduction<br />
oder Semplice aber als zu forsch.<br />
<strong>Die</strong> Entwickler vermitteln das Gefühl,<br />
dass es sich bei Tanglu nicht nur um eine<br />
Fingerübung handelt, sondern um ein<br />
langfristig ausgelegtes Projekt. Sie wollen<br />
alle sechs Monate eine neue Version veröffentlichen,<br />
die Arbeit an Tanglu 2.0<br />
„Bartholomea“ hat bereits begonnen.<br />
Tanglu gibt sich fortschrittlich, wie der<br />
Einsatz von Systemd sowie – bisher noch<br />
bei keiner anderen Distribution zu sehen<br />
– eines Images für die Container-Software<br />
Docker û demonstrieren.<br />
Weitere Informationen zum ersten Release<br />
Der Distribution Tanglu finden Sie<br />
auf der Webseite des Projekts û und im<br />
Tanglu-Wiki û. ISO-Images liegen zum<br />
Herunterladen in der Download-Sektion<br />
bereit û. (tle) n<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
9
Heft-DVD<br />
Just Browsing<br />
Mit Just Browsing spurlos im Internet surfen<br />
Rückstandsfrei<br />
Mit Just Browsing hinterlassen<br />
Sie beim Surfen im Internet<br />
auf dem System keine Spuren.<br />
Erik Bärwaldt<br />
Readme<br />
Viele Projekte optimieren ihre Distributionen<br />
bei der Auswahl der Software auf bestimmte<br />
Schwerpunkte hin. Just Browsing, das als<br />
Live-CD-Image gerade einmal rund 600<br />
MByte beansprucht, konzentriert sich ausschließlich<br />
auf sicheres Surfen im Internet.<br />
Nicht erst seit der NSA-Abhöraffäre sind<br />
Sicherheit und Anonymität beim Surfen<br />
im Internet in aller Munde. Um hohen<br />
Ansprüchen an den Datenschutz zu genügen,<br />
bedarf es bei Firefox und Co.<br />
allerdings ganz erheblicher Nacharbeit.<br />
Zudem erfordert das Härten des Systems<br />
gegen unerwünschtes Mitlesen<br />
insbesondere der Werbeindustrie umfassende<br />
Kenntnisse.<br />
Bei der auf Arch Linux basierenden<br />
Distribution Just Browsing sparen Sie<br />
sich diese Arbeiten, denn sie bringt bereits<br />
entsprechend vorkonfigurierte<br />
Webbrowser mit. Als reine Live-Distribution<br />
unterbindet sie zudem jeden Kontakt<br />
von außen mit der Festplatte des<br />
Rechners, sodass eine Surf-Session keine<br />
dauerhaften Spuren hinterlässt.<br />
Dabei beinhaltet Just Browsing erfreulicherweise<br />
von Haus aus proprietäre<br />
Firmware-Dateien zum Betrieb von<br />
WLAN-Komponenten. <strong>Die</strong>se müssen Sie<br />
bei manchen anderen Distributionen<br />
erst aus dem Internet beziehen und von<br />
Hand ins System integrieren.<br />
Auf geht’s<br />
Auf der Webseite von Just Browsing<br />
steht nicht nur das ISO-Image der Distribution<br />
û zum Download bereit: Sie finden<br />
dort auch eine Anleitung, um das<br />
Image auf unterschiedlichsten Boot-<br />
Medien zu nutzen û.<br />
Nach dem Hochfahren erscheint zunächst<br />
ein Grub-Bildschirm mit einer<br />
stattlichen Zahl von Boot-Optionen.<br />
Unter anderem wählen Sie hier aus,<br />
welchen Browser das System nach dem<br />
Booten startet. Für schwachbrüstige<br />
Hardware empfiehlt sich Chromium, der<br />
erheblich flinker an die Arbeit geht als<br />
Firefox. Außerdem stellen Sie hier gleich<br />
10 www.linux-user.de<br />
05.2014
Just Browsing<br />
Heft-DVD<br />
die passende Sprache ein, sodass Menüs<br />
und Tastatur wie erwartet funktionieren.<br />
Anschließend bootet das System in<br />
den bislang selten anzutreffenden, aber<br />
pfeilschnellen Fenstermanager i3, dem<br />
am unteren Bildschirmrand ein Panel zur<br />
Seite steht 1 .<br />
Firefox<br />
Nun öffnet sich ohne weiteres Zutun der<br />
vorab ausgewählte Browser. Firefox fällt<br />
dabei durch eine ganze Reihe vorkonfigurierter<br />
Anpassungen auf. Neben einer<br />
zusätzlichen Lesezeichenleiste, die zu<br />
stark frequentierten <strong>Die</strong>nsten verlinkt,<br />
finden Sie in der Menüleiste am oberen<br />
Fensterrand zwei neue Schaltflächen:<br />
Der mit Hide My Ass! beschriftete Knopf<br />
ermöglicht den Aufruf einer Seite über<br />
einen Proxy-Server, während Turn Off the<br />
Lights das Fenster des Browsers abdunkelt<br />
und so das Betrachten von Videos<br />
wie im Kino ermöglicht.<br />
Auch die Leiste mit den Elementen für<br />
die Navigation enthält zusätzliche Elemente:<br />
Hier schalten Sie durch einen<br />
Klick auf die Schaltfläche mit dem kursiven<br />
F das Laden von Flash-Filmen ein<br />
oder aus. Besonders Seiten, die sehr viele<br />
Animationen enthalten, laden nach dem<br />
Abschalten oft deutlich schneller. Ein<br />
weiterer Button direkt daneben ermöglicht<br />
es, einen Screenshot anzufertigen.<br />
<strong>Die</strong> sorgfältige Vorkonfiguration des<br />
Browsers zeigt sich, wenn Sie über das<br />
Menü Extras | Add-ons | Erweiterungen<br />
die in Firefox bereits integrierten Zusatz-<br />
Apps aufrufen. Hier finden Sie neben<br />
dem Werbeblocker Adblock Plus und<br />
dessen Erweiterungen zusätzlich Anti-<br />
Tracking-Tools sowie kleine Addons, die<br />
unter anderem Downloads erleichtern.<br />
Aus unbekanntem Grund haben die Entwickler<br />
allerdings das Addon Ghostery –<br />
es blockt Tracking-Pixel – nicht vorinstalliert.<br />
Ebenso fehlt die Extension Better-<br />
Privacy, die lästigere Flash-Cookies aus<br />
dem System entfernt.<br />
Chromium vorhanden – den für Firefox<br />
aktivierten Addons entsprechen. So finden<br />
Sie auch hier Adblock Plus, den<br />
Proxy „Hide My Ass!“ und das Plugin<br />
„Turn Off the Lights“. Chromium startet<br />
zudem anstelle der Suchmaschine mit<br />
einer Anzahl häufig genutzter Apps. Wie<br />
bei Firefox findet sich auch hier eine<br />
Lesezeichen-Symbolleiste 2 .<br />
Während allerdings Firefox zahlreiche<br />
Addons mitbringt, welche die Sicherheit<br />
beim Surfen erhöhen, aktiviert Chromium<br />
eine Reihe von Google-<strong>Die</strong>nsten, die<br />
zum Teil bereits durch erhebliche Mängel<br />
beim Datenschutz negativ auffielen<br />
û. Als Standard-Suchmaschine nutzen<br />
jedoch sowohl Chromium als auch<br />
Firefox DuckDuckGo, das keine Tracking-<br />
Funktion beinhaltet.<br />
Panel<br />
Als zentrales Element zum Steuern und<br />
Bedienen von Just Browsing dient das<br />
horizontale Panel am unteren Bildschirmrand.<br />
Es bietet anstelle des Startmenüs<br />
jedoch lediglich einen Schalter,<br />
mit dem Sie jeweils Firefox oder Chromium<br />
aufrufen. So wechseln Sie blitzschnell<br />
zwischen den beiden vorkonfigurierten<br />
Browsern.<br />
Just Browsing 0.5 bootfähig<br />
auf Heft-DVD, ISO-Image:<br />
LU/justbrowsing/<br />
Chromium<br />
Bei Chromium stechen ebenfalls diverse<br />
Extensions ins Auge, die – sofern für<br />
1 Just Browsing startet sofort automatisch den Browser.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
11
Heft-DVD<br />
Just Browsing<br />
entsprechenden <strong>Die</strong>nst von Google und<br />
kommt daher nur für jene Anwender infrage,<br />
die dort ein Konto unterhalten.<br />
Im rechten mittleren Teil des Panels<br />
finden Sie drei weitere Schaltknöpfe, mit<br />
denen Sie die Lokalisierung des Systems<br />
modifizieren, die Lautstärke regeln und<br />
den Netzzugang anpassen. Mit den drei<br />
Buttons ganz rechts im Panel schließlich<br />
sperren Sie bei Bedarf den Bildschirm,<br />
führen einen Warmstart aus oder fahren<br />
das System herunter.<br />
Kein Terminal<br />
2 Der Webbrowser Chromium bietet auf Mausklick kleine Apps an.<br />
Links in der Leiste gibt es zudem fünf<br />
Schaltflächen für kleine Applikationen,<br />
die im Browser laufen: Mit diesen holen<br />
Sie sich neben einer kleinen Textverarbeitung<br />
und einem Taschenrechner auch<br />
eine Zeitschaltuhr sowie einen Gehaltsrechner<br />
auf den Desktop 3 . Der Mail-<br />
Button verzweigt jedoch erneut zum<br />
Just Browsing verzichtet konsequent auf<br />
jegliches Einbinden der Hardware. So<br />
lassen sich weder Festplatten oder SSDs<br />
noch Wechseldatenträger wie USB-Sticks<br />
ins System einbinden. Als Speicher<br />
bleibt ausschließlich die <strong>Cloud</strong> übrig,<br />
was freilich einen entsprechenden Zugang<br />
voraussetzt. Auch ein Terminal<br />
stellt Just Browsing nicht zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> einzige Möglichkeit, mit lokalen<br />
Massenspeichern in eingeschränktem<br />
Umfang zu kommunizieren, besteht im<br />
Betrieb in einer virtuellen Maschine.<br />
Dazu bietet der Bootmanager zwei Optionen<br />
an, die VirtualBox beziehungsweise<br />
Qemu/Vmware nutzen. Im Test mit<br />
Virtualbox arbeitete das System dabei<br />
sehr stabil und flott.<br />
Fazit<br />
Just Browsing bietet sich als Live-Distribution<br />
für Anwender an, die nur im Web<br />
surfen möchten, ohne dabei Spuren auf<br />
der Hardware zu hinterlassen. Dabei erweitert<br />
die Option, im Webbrowser kleine<br />
Apps auszuführen, das Einsatzgebiet<br />
des Systems. Wollen Sie Daten dauerhaft<br />
speichern, müssen Sie allerdings auf die<br />
<strong>Cloud</strong> zurückgreifen. Auf jeden Fall erhalten<br />
Sie mit Just Browsing ein schnelles<br />
und stabiles System, welches das lästige<br />
Konfigurieren des Browsers weitgehend<br />
überflüssig macht. (agr) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
3 Rechner, Mailprogramm und Texteditor starten Sie im Browser.<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32016<br />
12 www.linux-user.de<br />
05.2014
Aktuelles<br />
Angetestet<br />
Sicherungskünstler<br />
Mit Autoarchive 1.1.0 automatisieren<br />
Sie Ihre Datensicherungsstrategie<br />
effizient und<br />
brauchen keinen Daten-GAU<br />
mehr zu fürchten.<br />
Als Backup-Programm für die Konsole<br />
möchte Autoarchive, kurz: Aa, das Erstellen<br />
von Sicherungen so einfach wie möglich<br />
gestalten – angefangen bei der Konfiguration.<br />
Alle für das Erstellen einer<br />
Sicherung notwendigen Einstellungen<br />
fasst Aa in einer sogenannten Spezifikationsdatei<br />
zusammen, die sich in die Bereiche<br />
Content und Archive gliedert. Im<br />
Letzteren legen Sie beispielsweise fest,<br />
welches Kompressionsprogramm zum<br />
Einsatz kommt, in welchem Verzeichnis<br />
die Sicherung landet, und ob es sich um<br />
eine inkrementelle<br />
oder eine Vollsicherung<br />
handelt. Der<br />
Content-Bereich bezieht<br />
sich hingegen<br />
auf die zu sichernden<br />
Daten. Hier legen<br />
Sie den Namen<br />
des Backups sowie<br />
die zu sichernden<br />
respektive zu ignorierenden<br />
Dateien<br />
fest. Sie starten die<br />
Sicherung anschließend, indem Sie Aa<br />
mit dem Label der Sicherung als Parameter<br />
aufrufen. Neben den Spezifikationsdateien<br />
nutzt Aa eine globale Konfigurationsdatei,<br />
die einen General- und einen<br />
Archive-Bereich enthält. Letzterer ähnelt<br />
jenem in den Spezifikationen und legt lediglich<br />
Standardwerte für die dortigen<br />
Einstellungen fest. Der General-Bereich<br />
hingegen bestimmt, wo Aa seine Spezifikationen<br />
und Konfigurationen sucht. Darüber<br />
hinaus können Sie per Kommandozeilenparameter<br />
alle Einstellungen der<br />
Spezifikationen überschreiben. Geschickt<br />
in ein eigenes Skript integriert oder mit<br />
Cron kombiniert, lässt sich so die regelmäßige<br />
Datensicherung bequem automatisieren.<br />
Für das Wiederherstellen der<br />
Daten fühlt sich Autoarchiver jedoch<br />
nicht zuständig: Hier müssen Sie mit Tar<br />
selbst Hand anlegen. Eine umfassende<br />
Dokumentation des Programms samt<br />
Beispielen finden Sie auf der Projektseite.<br />
Lizenz: GPLv2<br />
nn<br />
Quelle: http:// autoarchive. sourceforge. net<br />
Dateijongleur<br />
Der Gnome Commander 1.4.0<br />
sorgt für 90er-Jahre-Feeling auf<br />
dem Desktop. Dabei bietet der<br />
Norton-Commander-Klon neben<br />
den gewohnten Funktionen auch<br />
zahlreiche neue Optionen.<br />
Als Dateimanager im Stil des klassischen<br />
Norton Commander präsentiert sich der<br />
Gnome Commander, kurz: Gcmd. Wie<br />
das Original bietet auch er eine zweigeteilte<br />
Ansicht, die den Inhalt eines Laufwerks<br />
oder Verzeichnisses darstellt. Der<br />
Funktionsumfang von Gcmd geht jedoch<br />
über eine reine Portierung des Originals<br />
hinaus. In Gcmd können Sie die Ansichten<br />
beliebig wechseln, Dateien oder Verzeichnisse<br />
löschen,<br />
kopieren, umbenennen<br />
oder verschieben.<br />
Auch Dateiverknüpfungen<br />
und Zugriffsrechte<br />
passen Sie mit dem<br />
Tool bequem an.<br />
Zudem stellt Gcmd<br />
einen integrierten<br />
Dateibetrachter zur<br />
Verfügung, der die<br />
meisten gängigen<br />
Text- und Bildformate<br />
und anzeigt.<br />
Für das Bearbeiten von Dateien greift das<br />
Programm auf externe Tools wie Emacs<br />
oder Gedit zurück. <strong>Die</strong>se und andere<br />
Hilfsprogramme legen Sie in den Einstellungen<br />
fest. Darüber hinaus suchen Sie<br />
mit Gcmd in Verzeichnisbäumen nach<br />
Einträgen, vergleichen Ordnerinhalte<br />
oder legen Symlinks an. Wie das Original<br />
bietet auch Gcmd eine Eingabezeile für<br />
CLI-Befehle. Per Lesezeichenfunktion gelangen<br />
Sie mit wenigen Klicks von jedem<br />
beliebigen Punkt auf der Festplatte in<br />
das gewünschte Verzeichnis, das sich<br />
auch auf einem Remote-System befinden<br />
darf: Dazu nutzt Gcmd Samba-Freigaben<br />
und FTP-Verbindungen über das<br />
virtuelle Dateisystem GnomeVFS. Daneben<br />
lassen sich externe Verzeichnisse<br />
auch via SSH und WebDAV einbinden.<br />
Gcmd läuft zwar prinzipiell in jeder GUI,<br />
entfaltet seinen vollen Funktionsumfang<br />
jedoch erst mit Gnome.<br />
Lizenz: GPLv2<br />
Quelle: http:// gcmd. github. io/<br />
n<br />
14 www.linux-user.de<br />
05.2014
Angetestet<br />
Aktuelles<br />
Lizenz: GPLv2<br />
Quelle: http:// wummel. github. io/<br />
linkchecker/<br />
n<br />
Das in Python implementierte Tool Linkchecker<br />
prüft die Verweise in einer Webseite<br />
oder übergebenen Datei auf deren<br />
Verfügbarkeit und achtet dabei auch auf<br />
Fehler im HTML-Code. Es beschränkt seine<br />
Prüfung jedoch nicht auf HTTP-Seiten,<br />
sondern klopft auch Links zu FTP-, Mailoder<br />
News-Servern ab. Um den Vorgang<br />
abzukürzen, teilt Linkchecker die Arbeit<br />
in mehrere Threads auf. Übergeben Sie<br />
dem Programm eine URL zur Prüfung, arbeitet<br />
es sich rekursiv durch alle Links der<br />
Seite und zeigt per Highlighting, wo es<br />
auf Fehler stößt. Neben einer grafischen<br />
Linkchecker-Version für den interaktiven<br />
Einsatz steht auch eine Kommandozeilenvariante<br />
für automatisierte Prüfungen<br />
oder die Integration in eigene Skripte bereit.<br />
Letztere fasst das Prüfungsergebnis<br />
in einer Report-Datei zusammen, die alle<br />
kontrollierten Links samt Fehlerbeschreibung<br />
umfasst. Als Format stehen dabei<br />
CSV, HTML, XML sowie SQL zur Auswahl.<br />
Der SQL-Report beinhaltet jedoch nur<br />
Insert-Statements, eine SQL-Datei mit der<br />
Definition zum Anlegen einer geeigneten<br />
Tabelle finden Sie im Quell-Archiv.<br />
Um die Ausgabe übersichtlich<br />
zu halten, blenden Sie via<br />
ignore-Parameter bestimmte<br />
URLs aus und grenzen über<br />
reguläre Suchausdrücke die<br />
Suche auf Muster in der Webseite<br />
eingrenzen. Ein Blick in die<br />
Manpage zeigt die reichhaltigen<br />
Einstellungsmöglichkeiten von<br />
Linkchecker. Darüber hinaus<br />
finden Sie im Dokumentenverzeichnis<br />
des Quellarchivs einige<br />
Anwendungsbeispiele.<br />
URL-TÜV<br />
Mit Linkchecker 9.0 gehören<br />
verwaiste Links in den Lesezeichen<br />
oder auf der Website<br />
der Vergangenheit an.<br />
Lizenz: GPLv3<br />
<br />
Quelle: https:// sites. google. com/ site/<br />
davidtv/<br />
Von Putty und SecureCRT inspiriert, stellt<br />
der Perl Auto Connector PAC eine auf Gtk<br />
basierende Benutzeroberfläche zur Verfügung,<br />
in der Sie die gängigsten Remote-Zugriffsprotokolle<br />
wie Telnet, RDP,<br />
VNC und SSH bequem nutzen und verwalten.<br />
Dabei erfindet PAC das Rad nicht<br />
neu, sondern greift im Hintergrund auf<br />
die bewährten Shell-Programme zurück.<br />
Das Tool integriert sich nach dem Start<br />
als Icon in die Symbolleiste der Benutzeroberfläche,<br />
dessen Kontextmenü direkten<br />
Zugriff auf alle konfigurierten Verbindungen<br />
gewährt. Letztere legt PAC in einer<br />
Baumstruktur am linken Rand seines<br />
Hauptfensters ab. Hier navigieren Sie bequem<br />
durch die Liste und fassen einzelne<br />
Connections zu logischen Gruppen<br />
zusammen. Neben Verbindungseinstellungen<br />
wie Port, IP-Version oder Proxy<br />
können Sie auch Befehle definieren, die<br />
PAC vor der Verbindungsaufnahme oder<br />
nach deren Abschluss ausführt. Eine integrierte<br />
Expect-Unterstützung erlaubt bei<br />
Konsolenverbindungen via Telnet oder<br />
SSH automatisch auf vordefinierte Eingabeaufforderungen<br />
zu reagieren. Beim<br />
Verwalten identischer Gegenstellen hilft<br />
eine Cluster-Funktion zur<br />
parallelen Administration<br />
mehrerer Rechner: Im Power<br />
Cluster Controller geben<br />
Sie Befehle ein, die auf<br />
allen Rechnern sofort ausgeführt<br />
werden. <strong>Die</strong> entfernten<br />
System lassen sich<br />
dazu bei Bedarf via Wakeon-LAN<br />
starten. (jlu) n<br />
Fernbedienung<br />
Mit PAC 4.5.3.5 verwalten Sie<br />
unter einem einheitlichen Interface<br />
sämtliche Remote-Verbindungen,<br />
unabhängig vom verwendeten<br />
Protokoll.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
15
Report<br />
Open Hardware<br />
Entwicklung freier Hardware<br />
am Beispiel Vivaldi und Improv<br />
Vivaldi meets<br />
Don Quijote<br />
Wie geht man ein Open-Hardware-Projekt an? Wir zeigen<br />
am Beispiel von Aaron Seigos Projekten Vivaldi und Improv,<br />
wie schwer die Realisierung wirklich freier Hardware fällt.<br />
Ferdinand Thommes<br />
Alles begann damit, dass vor rund zwei<br />
Jahren der KDE-Plasma-Entwickler Aaron<br />
Seigo û eine neue Betätigung suchte,<br />
um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.<br />
Er war bis dahin von der Firma Trolltech<br />
für die KDE-Entwicklung bezahlt<br />
worden. Dann ging Trolltech an Nokia,<br />
die Finnen wiederum verkauften das Qt-<br />
Framework an Digia.<br />
Kurz darauf kündigte Aaron Seigo 1<br />
ein nach Vorgaben von ihm und seinen<br />
Mitstreitern entworfenes und hergestelltes<br />
Tablet an. <strong>Die</strong> auf dem Zenithink<br />
C71 û basierende Hardware wollte man<br />
in Südostasien produzieren lassen, wobei<br />
die Entwickler weitestgehend mit<br />
Komponenten planten, für die es bereits<br />
freie Treiber gab.<br />
Auf dem Tablet sollte Linux in Form<br />
der Distribution Mer û laufen, einem<br />
Abkömmling von Meego, das seinerseits<br />
Maemo und Moblin beerbte. Als Benutzeroberfläche<br />
war KDE Plasma Active û<br />
vorgesehen, ein Gemeinschaftsprojekt<br />
von KDE, dem Projekt OpenSLX û und<br />
der Firma basysKom û. Plasma Active<br />
Readme<br />
© Richard Semik, 123RF<br />
Freie Software gilt heute als selbstverständlich<br />
– aber freie Hardware? Gibt es Open-<br />
Source-Hardware in Reinform überhaupt?<br />
Unser Artikel beleuchtet diese Fragen am<br />
Beispiel des vom KDE-Entwickler Aaron<br />
Seigo angestoßenen Tablet-Projekts Vivaldi<br />
und dessen Mainboards Improv.<br />
Open Hardware<br />
Open-Source-Hardware findet sich nicht<br />
nur in der IT, sondern auch in vielen anderen<br />
Bereichen. Sie definiert sich darüber,<br />
dass lizenzkostenfreie Baupläne vorliegen<br />
und Treiber offenen Lizenzen unterstehen.<br />
Verschiedene Projekte streben hier verschiedene<br />
Freiheitsgrade an, je nach<br />
Machbarkeit. Zu den bekanntesten Beispielen<br />
für freie Hardware zählen Arduino<br />
û, Parallela û, der 100-Dollar-Laptop<br />
OLPC û, das Open Prosthetics Project<br />
û sowie die Frankencamera û.<br />
16 www.linux-user.de<br />
05.2014
Open Hardware<br />
Report<br />
1 Der KDE-Plasma-Entwickler und<br />
Vivaldi-Protagonist Aaron Seigo.<br />
zielt auf eine benutzerfreundliche Oberfläche<br />
für mobile Plattformen mit geringen<br />
Anforderungen an die Hardware ab.<br />
Das KDE-Projekt hatte bereits früh den<br />
Konvergenzgedanken aufgegriffen, diesem<br />
aber nicht, wie etwa Microsoft oder<br />
Canonical, alles andere untergeordnet.<br />
Bereits 2005 begann in aller Stille die<br />
Planung für eine gemeinsame Codebasis<br />
über Gerätegrenzen hinweg. Plasma<br />
Active wurde als Weiterentwicklung des<br />
Plasma-Desktops 2011 erstmals veröffentlicht<br />
und liegt derzeit in Version 4<br />
vor. Hier stehen nicht Apps im Vordergrund,<br />
sondern die von KDE SC bekannten<br />
Activities 2 .<br />
<strong>Die</strong> Hardware des auf den Namen<br />
Spark getauften 7-Zoll-Tablets sollte ausreichend,<br />
aber nicht überdimensioniert,<br />
auf Plasma Active zugeschnitten sein. <strong>Die</strong><br />
erste Planung umfasste daher einen<br />
ARM-Prozessor von AMLogic mit einer<br />
Taktrate von 1 GHz sowie eine Mali-400-<br />
GPU für die Grafikausgabe. Als Hauptspeicherausstattung<br />
waren 512 MByte<br />
vorgesehen (später auf 1 GByte erweitert),<br />
hinzu sollten 4 GByte interner Speicher<br />
kommen. Für den Verkaufspreis peilte<br />
man maximal 200 Euro an.<br />
Schlechtes Omen<br />
Hätte Aaron Seigo zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits gewusst, was ihn später erwartete,<br />
dann hätte er vermutlich an dieser<br />
Stelle innegehalten und sich den folgenden<br />
Stress erspart, der nicht nur seine<br />
Gesundheit erschöpfen sollte, sondern<br />
auch seine Finanzen. Aber dann hätten<br />
wir keine Geschichte zu erzählen.<br />
Das erste schlechte Omen ließ nicht<br />
lange auf sich warten: Der Name Spark,<br />
der eigentlich den „zündenden Funken“<br />
2 Plasma Active setzt statt auf Apps auf KDE-Activities.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
17
Report<br />
Open Hardware<br />
3 Das Vivaldi-Tablet auf Basis des Zenithink C71A. 4 <strong>Die</strong> CPU-Karte EOMA-68 im PCMCIA-Format. (Bild: MPL)<br />
für ein freies Tablet symbolisieren sollte,<br />
war so oder ähnlich bereits als Markenname<br />
eingetragen, die Rechteinhaber<br />
untersagten die Verwendung. Wer genau<br />
hier auf seinem Markenrecht bestand,<br />
blieb bis heute unbekannt – Vermutungen<br />
spekulierten auf Oracle mit<br />
Sparc. Als neuen Namen für das Mobilgerät<br />
erkor man Vivaldi.<br />
An dem Tablet 3 , das eigentlich bereits<br />
im Verlauf des Jahres 2012 auf den<br />
Markt kommen sollte, arbeiten die Entwickler<br />
noch immer, ein Veröffentlichungstermin<br />
lässt nach wie vor auf sich<br />
warten. Seigo und seine Mitstreiter haben<br />
erst einmal einen Zwischenschritt<br />
eingelegt und vermarkten gerade das für<br />
Vivaldi entworfene Mainboard als modulares<br />
Entwicklerboard unter dem Namen<br />
Improv û. Für Entwicklung, Planung,<br />
Finan zierung und Vermarktung der Produkte<br />
gründeten sie bereits 2012 das<br />
„Make Play Live Partner Network“ oder<br />
kurz MPL û.<br />
<strong>Die</strong> GPL in China<br />
Verhandlungen mit einem chinesischen<br />
Hersteller verliefen anfangs im Sinne des<br />
Teams, ein offener Quellcode war zugesagt.<br />
<strong>Die</strong>s änderte sich aber quasi über<br />
Nacht mit einer Board-Revision, bei welcher<br />
der Produzent ohne Nachfrage<br />
Komponenten austauschte, wobei die<br />
neuen Teile nicht den Vorgaben des Projekts<br />
entsprachen – von Open Source<br />
könnte keine Rede mehr sein.<br />
Hardware-Hersteller in Südostasien<br />
nehmen es mit Open-Source-Lizenzen<br />
nicht sehr genau, und so wäre das Ergebnis<br />
dieser Produktion ein Verstoß gegen<br />
die GNU Public License gewesen. Erschwerend<br />
kam hinzu, dass ein kleines<br />
Projekt wie MPL sich am absolut unteren<br />
Produktionslimit selbst kleiner Firmen<br />
bewegt. Auch dort sind Stückzahlen unter<br />
einigen Hunderttausend Einheiten<br />
oft nicht möglich. Das setzt dem Druck,<br />
den ein kleines Projekt dort ausüben<br />
kann, recht enge Grenzen.<br />
Seigo musste sich somit auf halber<br />
Strecke nach neuen Produzenten umsehen.<br />
<strong>Die</strong> sind nicht einfach zu finden, da<br />
selbst mittelgroße Hersteller am liebsten<br />
Kopien eines bereits erfolgreichen Produkts<br />
produzieren.<br />
Modulares Design<br />
Aus weiteren gescheiterten Verhandlungen<br />
zog das Projekt die Lehre, dass – sollte<br />
das spätere Produkt den Vorgaben<br />
entsprechen – man das Mainboard selbst<br />
entwerfen musste. Das bedeutete zwar<br />
einerseits reichlich Mehrarbeit, aber andererseits<br />
auch ein deutliches Plus an<br />
Freiheit: Es erlaubte nicht nur, die Komponenten<br />
für das Board selbst zu definieren,<br />
sondern ermöglichte auch, den Bestückungsplan<br />
der Leiterplatte frei verfügbar<br />
zu machen.<br />
Ein weiterer nicht zu unterschätzender<br />
Zugewinn dieses Rückschlags war der<br />
modulare Entwurf des Mainboards, wobei<br />
Speicher und CPU huckepack unter<br />
der Platine sitzen und sich somit leicht<br />
austauschen lassen. Mittlerweile hatte<br />
Seigo, wie er in seinem Blog û schreibt,<br />
auch gelernt, bei den Produzenten die<br />
richtigen Fragen zu stellen. Der neue<br />
Mainboard-Entwurf entstand zusammen<br />
mit der Firma Rhombus Tech û und wird<br />
von QiMod Technology û produziert.<br />
Nachdem im Frühjahr 2013 erste Prototypen<br />
der Mainboards vom Band liefen,<br />
erklärte Seigo, Vivaldi werde ein viel besseres<br />
Tablet als das ein Jahr zuvor geplante<br />
Spark. Das Leiterplattendesign baut<br />
sich rund um die CPU-Karte EOMA-68 û<br />
(„Embedded Open Modular Architecture“)<br />
auf. <strong>Die</strong>se misst rund 8 x 5 Zentimeter<br />
und erinnert nicht nur von der Anschlussleiste<br />
mit 68 Pins her an eine PCM-<br />
CIA-Karte 4 , sondern entspricht auch<br />
ansonsten diesem Formfaktor.<br />
Auf dem EOMA68-Board sitzt als CPU<br />
mittlerweile ein mit 1,2 GHz getakteter<br />
Allwinner-A10-SoC û. Zudem beherbergt<br />
das Huckepack-Board das RAM,<br />
die integrierte, auf 8 GByte aufgestockte<br />
Speichereinheit sowie Chips für Ethernet<br />
und die SD-Karte. Einzig der OpenGL-<br />
Stack auf der GPU bleibt vorerst Closed<br />
Source, bis sich der freie Lima-Treiber û<br />
für den Produktiveinsatz eignet.<br />
18 www.linux-user.de<br />
05.2014
Open Hardware<br />
Report<br />
Ein Schritt voran<br />
Bereits im letzten Sommer zeigte das<br />
Team in einem Youtube-Video eine<br />
EOMA 68-Karte, auf der Debian „Wheezy“<br />
läuft û. Ende November stellte Seigo<br />
dann die Platine Improv vor, die MPL ab<br />
Ende Januar 2014 ausliefern wollte 5 .<br />
Bei Improv handelt es sich um ein Entwickler-Board<br />
mit Allwinner-A20-SoC û<br />
sowie vorinstalliertem Mer mit KDE-Plasma-Desktop.<br />
Das Ganze basiert auf eben<br />
jenem EOMA68-Design, das einmal das<br />
Herz des Vivaldi-Tablets bilden soll. <strong>Die</strong><br />
Idee hinter Improv: Das Kit soll der Maker-Szene<br />
ein Werkzeug liefern, auf dem<br />
sich neue Hardware-Projekte aufbauen<br />
lassen, und das den Entwicklern bei der<br />
professionellen Planung, Umsetzung<br />
und Vermarktung hilft.<br />
Improv umfasst neben dem eigentlichen<br />
CPU-Board mit einem 1-GHz-ARM-<br />
Doppelkern-Prozessor 1 GByte RAM,<br />
4 GByte internen Speicher und einen<br />
Micro-SD-Kartenleser. Das CPU-Board<br />
sitzt auf einer Grundplatine, die I/O-<br />
Schnittstellen wie USB, HDMI, SATA und<br />
VGA sowie eine DIL-Steckleiste mit<br />
44 Pfostensteckern zur Verfügung stellt.<br />
Bislang konnten die Boards allerdings<br />
noch nicht an die Erstbesteller ausgeliefert<br />
werden: <strong>Die</strong> Bestellungen fielen<br />
weitaus weniger zahlreich aus als erwartet,<br />
worauf das <strong>private</strong> Geld des MPL-<br />
Teams zur Neige ging. Derzeit läuft über<br />
die KDE-Gemeinschaft eine Spendenaktion<br />
û, um genügend Kapital für die<br />
Produktion der Boards zu generieren.<br />
Dazu informiert eine KDE-Webseite û<br />
die Gemeinschaft über die Notwendigkeit<br />
offener Hardware-Standards und<br />
bittet um Unterstützung. Spenden, die<br />
über die benötigten 125 000 US-Dollar<br />
hinausgehen, will man in Improv-Boards<br />
für den Bildungsbereich investieren.<br />
Ausblick<br />
5 Das Improv-Board mit DIL-Steckerleiste. (Bild: MPL)<br />
Aaron Seigo ist ein Open-Hardware-Pionier,<br />
dessen Leistung und Durchhaltevermögen<br />
man gar nicht hoch genug<br />
würdigen kann; dasselbe gilt für seine<br />
Mitstreiter. Ein Projekt für freie Hardware<br />
in Gang zu setzen, gestaltet sich ungleich<br />
schwieriger als bei freier Software.<br />
<strong>Die</strong> Open-Source-Gemeinschaft hat im<br />
Fall der Software die Produktionsmittel<br />
in der Hand, bei freier Hardware ist man<br />
auf die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit<br />
der Produzenten in Fernost angewiesen.<br />
Improv ist allen Widrigkeiten zum<br />
Trotz fertig und muss „lediglich“ produziert<br />
werden. Vivaldi gilt zwar als aufgeschoben,<br />
jedoch nicht als aufgehoben:<br />
Laut Seigo soll es in jedem Fall noch<br />
kommen. Zudem liegen MPL bereits<br />
zwei Anfragen nach angepassten<br />
Improv-Boards vor.<br />
Ob die wenig spektakuläre Spendenaktion<br />
über das KDE-Projekt die nötige<br />
Summe erreichen kann, bleibt abzuwarten.<br />
Hier erscheint nach dem Motto „Tue<br />
Gutes und sprich darüber“ eine<br />
Schwarm finanzierung über Kickstarter<br />
oder Indiegogo als der erfolgversprechendere<br />
Weg.<br />
Wir wünschen jedenfalls gutes Gelingen<br />
und werden, sobald Improv und Vivaldi<br />
verfügbar sind, ausführlich darüber berichten.<br />
Mehr über Seigos Odyssee rund<br />
um freie Hardware erfahren Sie aus den<br />
Einträgen in seinem Blog. Videos zu Improv<br />
und Vivaldi finden Sie im Youtube-<br />
Kanal von Make-Play-Live û. (jlu) n<br />
Sparc: Scalable Processor Architecture. Von<br />
Sun Microsystems 1985 entwickelte RISC-<br />
Prozessorarchitektur, die in zahlreichen Produkten<br />
des Unternehmens zum Einsatz kam.<br />
SoC: System-on-Chip. Integration aller oder<br />
eines Großteils der Funktionen eines Systems<br />
(CPU, GPU, Schnittstellen, etc.) auf<br />
einem Chip beziehungsweise <strong>Die</strong>.<br />
DIL: Dual In-line Package (auch: DIP). Längliche<br />
Gehäuseform für elektronische Bauelemente<br />
mit zwei Reihen von Pins an gegenüberliegenden<br />
Gehäuseseiten.<br />
Der Autor<br />
Ferdinand Thommes lebt und arbeitet als<br />
Linux-Entwickler, freier Autor und Stadtführer<br />
in Berlin.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32144<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
19
Schwerpunkt<br />
Owncloud<br />
Eigene <strong>Cloud</strong> einrichten mit Owncloud<br />
Meine Wolke<br />
© Rangizzz, 123RF<br />
Speziell bei US-<strong>Cloud</strong>-<br />
Anbietern lagern eigene<br />
Daten oft alles andere als<br />
sicher. Wesentlich besser abgeschirmt<br />
und zudem komfortabel<br />
arbeiten Sie in der<br />
eigenen <strong>Cloud</strong> mit Owncloud.<br />
Erik Bärwaldt<br />
Das Speichern von Daten in der <strong>Cloud</strong><br />
gilt mittlerweile als State of the Art. Seit<br />
der NSA-Affäre fragen sich viele Anwender<br />
aber zu Recht, wer auf die online abgelegten<br />
Dateien zugreift. Möchten Sie<br />
sichergehen, dass Ihre Daten nicht in die<br />
falschen Hände geraten, richten Sie einfach<br />
Ihre eigene Datenwolke ein.<br />
<strong>Die</strong>nstbeflissen<br />
Um eine individuelle <strong>Cloud</strong>-Infrastruktur<br />
aufzubauen, benötigen Sie lediglich einen<br />
Rechner mit genügend Speicherplatz,<br />
Linux und die Software-Suite<br />
Owncloud û. Da Letztere als Client/Server-Anwendung<br />
arbeitet, eignen sich zur<br />
Installation am ehesten im Server-Umfeld<br />
etablierte Distributionen. <strong>Die</strong>se gewährleisten<br />
ein einfaches Handling und<br />
die nötige Stabilität, die insbesondere<br />
das Vorhalten größerer Datenmengen<br />
und deren Abruf durch mehrere Clients<br />
erfordert. Owncloud setzt auf den Apache-Webserver<br />
auf und benötigt eine<br />
SQL-Datenbank sowie die Skriptsprache<br />
PHP in Version 5. Für den Test griffen wir<br />
als Basis zu Debian 7 „Wheezy“.<br />
Readme<br />
Owncloud erlaubt es Ihnen, ohne größere<br />
technische Herausforderungen in Intranets<br />
praktisch jeder Größe eine eigene <strong>Cloud</strong> zu<br />
betreiben. Sie benötigen dafür lediglich<br />
eine typische LAMP-Umgebung, wie sie<br />
praktisch jeder Linux-Server bietet.<br />
Listing 1<br />
01 $ sudo echo 'deb http://download.opensuse.org/repositories/isv:/<br />
own<strong>Cloud</strong>:/community/Debian_7.0/ /' >> /etc/apt/sources.list.d/<br />
owncloud.list<br />
02 $ sudo wget ‐qO ‐http://download.opensuse.org/repositories/<br />
isv:own<strong>Cloud</strong>:community/Debian_7.0/Release.key | apt‐key add ‐<br />
03 $ sudo apt‐get update<br />
04 $ sudo apt‐get dist‐upgrade<br />
05 $ sudo apt‐get install mysql‐server mysql‐client apache2 owncloud<br />
06 $ sudo apt‐get install php5 libapache2‐mod‐php5<br />
20 www.linux-user.de<br />
05.2014
Owncloud<br />
Schwerpunkt<br />
Um die verschiedenen <strong>Die</strong>nste sauber zu<br />
installieren, fügen Sie im ersten Schritt<br />
auf dem Server die Paketquellen für<br />
Owncloud hinzu und bringen die Pakete<br />
anschließend auf den aktuellsten Stand.<br />
Dazu geben Sie auf der Kommandozeile<br />
die Befehle aus den ersten beiden Zeilen<br />
von Listing 1 ein. Damit steht Owncloud<br />
in der Liste der Repositories.<br />
Nun lesen Sie die Paketlisten frisch ein<br />
(Zeile 3) und aktualisieren dann Ihre Installation<br />
(Zeile 4). Anschließend holen<br />
Sie noch die benötigten <strong>Die</strong>nste auf die<br />
Festplatte (Zeile 5), wobei Sie MySQL im<br />
Verlauf der Installation interaktiv nach<br />
den Passwörtern für die Administration<br />
der Datenbanken fragt. Zu guter Letzt<br />
richten Sie noch PHP 5 und die dazugehörigen<br />
Module für Apache ein (Zeile 6).<br />
Ein Neustart des Systems startet danach<br />
die <strong>Die</strong>nste. Um festzustellen, ob<br />
Ihr Webserver fehlerfrei arbeitet, rufen<br />
Sie im Webbrowser die Adresse<br />
http://127.0.0.1 auf. Apache meldet<br />
sich nun mit einer Testseite.<br />
Wolkenbildung<br />
Um Owncloud zu öffnen, rufen Sie im<br />
Browser http://127.0.0.1/owncloud<br />
auf. <strong>Die</strong> Software meldet sich mit einem<br />
Startbildschirm, der das Anlegen eines<br />
neuen Administratorpassworts einfordert.<br />
Danach erscheint der Willkommensbildschirm<br />
mit einem überlagernden<br />
Fenster, das einen Hinweis auf die<br />
Client-Software für unterschiedlichste<br />
Plattformen enthält 1 . Um Daten zu<br />
synchronisieren, stehen für alle gängigen<br />
Betriebssysteme die passen
Schwerpunkt<br />
Owncloud<br />
2 Der modulare Aufbau von Owncloud<br />
erlaubt es Ihnen, das Framework nach den<br />
eigenen Wünschen zu erweitern beziehungsweise<br />
anzupassen.<br />
Damit Owncloud die Kapazitäten ausreichen,<br />
um auch im Zusammenspiel mit<br />
vielen Clients seine <strong>Die</strong>nste zu verrichten,<br />
sollten Sie vor dem ersten Einsatz<br />
zunächst die Konfiguration prüfen und<br />
anpassen. Dafür benötigen Sie administrative<br />
Rechte. Durch einen Klick auf den<br />
Administratornamen oben rechts im<br />
Browserfenster öffnet sich ein Untermenü,<br />
in dem Sie den Eintrag Administrator<br />
finden. Ein Klick darauf zeigt im Arbeitsbereich<br />
des Browsers unterschiedlichste<br />
Konfigurationsoptionen an.<br />
Konfiguration<br />
Navigieren Sie darin zunächst zum Bereich<br />
Sicherheit. Bei einer Neuinstallation<br />
von Betriebssystem, Serverdiensten und<br />
Software greifen Sie zunächst über eine<br />
ungesicherte Verbindung auf Owncloud<br />
zu. Der Bereich Sicherheit des Administrationsfensters<br />
erlaubt es zwar, ein Häkchen<br />
für das Aktivieren einer sicheren<br />
HTTPS-Verbindung zu setzen, das genügt<br />
jedoch nicht.<br />
Zunächst gilt es, den Webserver auf<br />
den Einsatz des Protokolls vorzubereiten.<br />
Dazu wechseln Sie in eine Konsole<br />
und melden sich dort als Administrator<br />
an. Wechseln Sie in das Apache-Seitenverzeichnis<br />
(Listing 2, Zeile 1) und legen<br />
dort einen symbolischen Link an, der die<br />
SSL-Übertragung aktiviert. Anschließend<br />
wechseln Sie in das Apache-Modulverzeichnis<br />
(Zeile 3) und stellen dort mit<br />
dem Setzen zweier weiterer Symlinks<br />
das SSL-Modul bereit (Zeile 4 und 5). Mit<br />
einem Neustart des Apache-Servers<br />
übernehmen Sie die Änderungen und<br />
erlaubt damit die sichere HTTPS-Verbindung<br />
zu Owncloud.<br />
Um die Daten mit dem neu eingerichteten<br />
Owncloud-Server zu synchronisieren,<br />
müssen Sie auf den Clients die entsprechende<br />
Software installieren. Alle<br />
gängigen Distributionen halten die dafür<br />
notwendigen Pakete in den Repositories<br />
vor. Finden sich dort nur veraltete<br />
Versionen, greifen Sie zu den aktuellen<br />
Ausgaben von der Owncloud-Website<br />
û. Nach erfolgreicher Installation<br />
finden Sie, je nach Desktop-Umgebung,<br />
einen Starter own<strong>Cloud</strong> desktop im Menü<br />
Werkzeuge oder Zubehör.<br />
Bevor Sie Ihre Clients mit dem Owncloud-Server<br />
verbinden, müssen Sie diese<br />
am Server entsprechend autorisieren.<br />
Dazu melden Sie sich als Administrator<br />
am Server an und klicken im Hauptfenster<br />
rechts oben auf den Benutzernamen.<br />
Im sich öffnenden Menü wählen Sie den<br />
Eintrag Benutzer und legen neue Konten<br />
an, indem Sie in der oberen Zeile in die<br />
entsprechenden Felder einen Login-Namen,<br />
ein Passwort sowie das Speicherkontingent<br />
für diesen Nutzer eintragen.<br />
Kundenbetreuung<br />
Nach dem Komplettieren der Daten klicken<br />
Sie auf die Schaltfläche Erstellen.<br />
<strong>Die</strong> Software generiert nun den neuen<br />
User mit den gewählten Einstellungen.<br />
Danach erscheint er in der darunter angeordneten<br />
Tabelle, wo Sie ihn durch<br />
einen Mausklick auf Gruppen in unterschiedliche<br />
Gruppen mit jeweils verschiedenen<br />
Privilegien integrieren. Hier<br />
legen Sie auch den zugehörigen Gruppenadministrator<br />
fest 3 .<br />
Danach öffnen Sie die Client-Software<br />
mit einem Klick auf own<strong>Cloud</strong> desktop<br />
und geben zunächst den Namen oder<br />
3 <strong>Die</strong> Clients erscheinen in einer Listenansicht, wo Sie ihnen die jeweils erforderlichen Gruppenrechte einräumen.<br />
22 www.linux-user.de<br />
05.2014
Owncloud<br />
Schwerpunkt<br />
die IP-Adresse des Servers sowie Passwort<br />
und Benutzername des Owncloud-<br />
Clients ein. Nach der anschließenden<br />
Zertifikatsabfrage legt die Routine den<br />
entsprechenden Synchronisationsordner<br />
an. Im letzten Schritt verbindet sich<br />
der Arbeitsplatzrechner mit dem Owncloud-Server<br />
und synchronisiert die gewählten<br />
Dateien und Verzeichnisse 4 .<br />
Sollte die Verbindung fehlschlagen,<br />
integrieren Sie auf dem Server das Web-<br />
DAV-Backend. Dazu wechseln Sie als<br />
Administrator auf dem Owncloud-Server<br />
durch einen Klick auf die Schaltfläche +<br />
Apps unten links im Hauptfenster in den<br />
Apps-Bildschirm. Dort aktivieren Sie den<br />
Eintrag WebDAV user backend. Um<br />
sicher zustellen, dass die Änderungen<br />
übernommen wurden, starten Sie anschließend<br />
das System neu. Danach klicken<br />
Sie auf dem Client auf Abschließen,<br />
um im Verbindungsassistenten ein Applet<br />
zu generieren, das Ihnen den Status<br />
der Verbindung anzeigt.<br />
Beachten Sie, dass der Owncloud-Client<br />
nicht automatisch beim Hochfahren mitlädt,<br />
Sie müssen ihn eigens aktivieren.<br />
<strong>Die</strong>s dient nicht nur der Sicherheit, sondern<br />
vermindert auch den Datendurchsatz<br />
im Netz, da die Clients aus Gründen<br />
Listing 2<br />
4 Zur Verbindungsaufnahme mit dem<br />
Server benötigen Sie lediglich dessen<br />
IP-Adresse sowie die Zugangsdaten.<br />
01 # cd /etc/apache2/sites‐enabled/<br />
02 # ln ‐s ../sites‐available/default‐ssl 000‐default‐ssl<br />
03 # cd ../mods‐enabled/<br />
04 # ln ‐s ../mods‐available/ssl.load ssl.load<br />
05 # ln ‐s ../mods‐available/ssl.conf ssl.conf<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
23
Schwerpunkt<br />
Owncloud<br />
der stets aktuellen Datensynchronisation<br />
jeweils in kurzen Abständen den<br />
Server kontaktieren („polling“) und daher<br />
den Netzverkehr erhöhen. Um die<br />
Daten auf den Clients und dem Server<br />
synchron zu halten, starten Sie zunächst<br />
den Owncloud-Client. Über diesen fügen<br />
Sie in einem Fenster weitere Verzeichnisse<br />
zur Synchronisation hinzu<br />
oder löschen nicht mehr benötigte 5 .<br />
Anschließend melden Sie sich über<br />
den Webbrowser auf dem Owncloud-<br />
Server an, der Sie nun zu Ihrer individuellen<br />
Oberfläche geleitet. Hier finden Sie<br />
in der links vertikal angeordneten Leiste<br />
die Icons Files, Activity, Documents, Pictures,<br />
Notes Contacts und Calendar, die jeweils<br />
kontextspezifische Inhalte rechts<br />
5 Ein übersichtlich<br />
gestaltetes Fenster<br />
erlaubt, in der Client-<br />
Software Verzeichnisse<br />
zum Synchronisieren<br />
freizugeben<br />
oder nicht mehr benötigte<br />
zu entfernen.<br />
im Fenster anzeigen. Sofern Untergruppen<br />
oder zusätzliche Informationen in<br />
den einzelnen Arbeitsbereichen zur Verfügung<br />
stehen, zeigt eine weitere Spalte<br />
diese im linken Fensterbereich an 6 .<br />
Oben rechts im Hauptfenster bietet<br />
die Software eine Suchfunktion, mit deren<br />
Hilfe Sie wahlfrei nach Begriffen oder<br />
Zeichenfolgen stöbern. Verwaltungsfunktionen<br />
wie die Integration zusätzlicher<br />
Apps oder das Zuweisen von Speicherplatz<br />
bleiben jedoch dem Administrator<br />
vorbehalten, stehen daher in der<br />
Client-Oberfläche nicht zur Verfügung.<br />
Für das kollaborative Arbeiten mehrerer<br />
Clients in der <strong>Cloud</strong> stellt die Software<br />
in den verschiedenen Kategorien<br />
Optionen zum Teilen von Dateien bereit.<br />
Durch einen Klick auf die Schaltfläche<br />
Teilen oder das entsprechende Symbol<br />
geben Sie die jeweiligen Inhalte für die<br />
Nutzer frei, deren Namen Sie angeben.<br />
Owncloud ermöglicht es dabei, bestimmte<br />
Rechte zum weiteren Verarbeiten<br />
der jeweiligen Daten durch den<br />
Empfänger zu vergeben. Nach der Freigabe<br />
von Dateien erscheint hinter diesen<br />
das Symbol Geteilt. Beim Empfänger<br />
entsteht ein Ordner Shared, in dem die<br />
Dateien auftauchen.<br />
Fazit<br />
Owncloud ermöglicht das professionelle<br />
Verwaltung und Bearbeiten von Daten<br />
in der <strong>private</strong>n <strong>Cloud</strong>. Sie benötigen<br />
lediglich etwas Zeit, um den Server und<br />
die Clients zu installieren, und erhalten<br />
ohne zeitaufwendiges Einarbeiten ein<br />
stabil und schnell arbeitendes System.<br />
Allerdings erweist sich der Bandbreitenbedarf<br />
der Software als sehr hoch:<br />
Bei vielen Clients, die große Dateien teilen,<br />
stößt ältere Hardware schnell an die<br />
Kapazitätsgrenzen. Für den Allround-<br />
User jedoch stellt Owncloud eine ausgezeichnete<br />
Option dar, eine eigene „Datenwolke“<br />
sicher und vor unbefugten<br />
Blicken geschützt aufzubauen. (tle) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
6 Der <strong>Cloud</strong>-Server Owncloud bietet ein beeindruckendes Funktionsspektrum.<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31421<br />
24 www.linux-user.de<br />
05.2014
Schwerpunkt<br />
ArkOS<br />
Mit ArkOS Daten in die eigene <strong>Cloud</strong> schieben<br />
Volle Kontrolle<br />
© Santje09, 123RF<br />
Wer seine Daten in der eigenen<br />
<strong>Cloud</strong> hostet, hat jederzeit<br />
Zugriff darauf – und<br />
trotzdem die volle Kontrolle.<br />
ArkOS hilft dabei.<br />
Ferdinand Thommes<br />
Readme<br />
ArkOS stellt eine Plattform zum sicheren<br />
Verwalten der eigenen Online-Existenz in<br />
der <strong>Cloud</strong> bereit. So geben Sie Ihre Daten<br />
nicht in die Hände von kommerziellen Unternehmen.<br />
Sowohl der Finanz- als auch der<br />
Lernaufwand halten sich dabei in Grenzen.<br />
Viele Menschen wollen oder müssen<br />
heute Daten jederzeit bereitstellen und<br />
oft zusätzlich unterschiedliche Quellen<br />
synchron halten. <strong>Die</strong> in den letzten Jahren<br />
überall aus dem Boden sprießenden<br />
<strong>Cloud</strong>-<strong>Die</strong>nste erscheinen ideal für diesen<br />
Zweck. Jedoch geben Sie damit die<br />
Daten aus der Hand, was angesichts der<br />
nicht enden wollenden Enthüllungen<br />
über die Praktiken internationaler Geheimdienste<br />
nicht ratsam erscheint.<br />
Wenn die NSA, wie kürzlich enthüllt,<br />
bereits gefälschte Facebook-Server ins<br />
Netz stellt, um ihre Tools zur Spionage<br />
zu verbreiten, kommt die Plattform Citizenweb<br />
û des Entwicklers Jacob Cook<br />
genau zur rechten Zeit. Und damit rückt<br />
auch das seit etwas über einem Jahr entwickelte<br />
ArkOS û als <strong>private</strong>s <strong>Cloud</strong>-<br />
Server-Projekt auf dem Raspberry Pi ins<br />
Rampenlicht.<br />
ArkOS ermöglicht als freie Software,<br />
Daten unter eigener Kontrolle auf einer<br />
minimalen und sehr mobilen Plattform<br />
ständig und überall bereitzuhaben. <strong>Die</strong><br />
Grundlage bildet ein Image von Arch<br />
Linux für die ARM-Plattform û, also die<br />
Architektur des Raspberry Pi. Als Open-<br />
Source-Projekt will ArkOS Anwendern<br />
ermöglichen, ohne viel Lernaufwand<br />
und Linux-Vorbildung Server-<strong>Die</strong>nste<br />
abgesichert in Eigenregie anzubieten.<br />
Das dürfen Webseiten, Blogs, Online-<br />
Speicher (mittels Owncloud) oder ein<br />
Mailserver sein.<br />
Der Entwickler hat die Distribution aus<br />
besonders schlanken Linux-Werkzeugen<br />
für den Server-Bereich zusammengestellt,<br />
um den Begrenzungen des Raspberry<br />
Pi Rechnung zu tragen. ArkOS verfügt<br />
über ein eigenes Repository, über<br />
das es Aktualisierungen etwas behutsamer<br />
vornimmt, als das gemeinhin bei<br />
Arch Linux der Fall ist. <strong>Die</strong>s geschieht mit<br />
dem Anspruch, das Administrieren so<br />
leicht wie möglich zu gestalten. Der Ruf<br />
von Arch Linux, nur etwas für erfahrene<br />
Anwender zu sein, trifft hier also nur<br />
sehr bedingt zu, und sollte Sie nicht davon<br />
abhalten, das System zu testen. Erfahrenen<br />
Linuxern steht trotzdem das<br />
gesamte Arsenal an Werkzeugen und<br />
Befehlen zur Verfügung, das ein Linux-<br />
System zu bieten hat.<br />
ArkOS untersteht der GPL û, der<br />
Quellcode liegt auf GitHub bereit. Dort<br />
26 www.linux-user.de<br />
05.2014
ArkOS<br />
Schwerpunkt<br />
findet sich auch der Bugtracker zum Melden<br />
von Fehlern û. Das modular aufgebaute<br />
System besteht aus der Distribution<br />
selbst und dem in der Programmiersprache<br />
Python erstellten Web-Frontend<br />
Genesis, das seine Funktionalität über<br />
Plugins erhält. Genesis vereint unter einer<br />
Oberfläche die Administration des<br />
Systems sowie das Verwalten der Inhalte.<br />
Es steht auch für weitere Distributionen<br />
neben denen von ArkOS bereit.<br />
Der Entwickler bezeichnet den derzeitigen<br />
Stand des ArkOS-Projekts noch als<br />
Alpha, eine erste Beta-Version soll in den<br />
nächsten zwei Monaten erscheinen. Im<br />
Zug der Tests für diesen Artikel war es<br />
uns möglich, gemeinsam mit dem sehr<br />
aktiven Entwickler bereits einige Fehler<br />
zu beheben.<br />
<strong>Die</strong> Installation<br />
Es gibt zwei Wege, ArkOS auf den Raspberry<br />
Pi zu bekommen: Der Installer<br />
überträgt die Daten, grafisch geführt,<br />
bootfähig auf eine SD-Karte (siehe Kasten<br />
SD-Kompatibilität), liegt derzeit aber<br />
nur für Linux und Mac OS X vor. Möchten<br />
Sie das System von Windows aus einrichten,<br />
bleibt nur die manuelle Installation;<br />
ein passender Installer ist jedoch<br />
bereits in Arbeit.<br />
Im ersten Schritt zur grafisch geführten<br />
Installation laden Sie den Installer von<br />
der Projektseite û herunter. Als Nächstes<br />
verbinden Sie eine mindestens 8 GByte<br />
fassende SD-Karte über einen passenden<br />
Reader mit dem Rechner. Dann starten<br />
SD-Kompatibilität<br />
Falls Sie planen, für ArkOS (oder auch andere<br />
Raspberry-Pi-Projekte) eigens eine<br />
neue SD-Karte anzuschaffen, ist es sinnvoll,<br />
die Kompatibilitätsliste im Raspberry-<br />
Center û zu konsultieren: Gerade bei<br />
den heute gängigen schnellen Karten für<br />
Kameras gibt es viele, die die Zusammenarbeit<br />
mit dem RasPi verweigern. Erfahrungsgemäß<br />
machen Karten der Klassen 4<br />
und 6 am wenigsten Probleme und kommen<br />
zudem deutlich günstiger als solche<br />
der Klasse 10.<br />
Sie den Installer, der sich im Applikationsmenü<br />
der jeweiligen grafischen Oberfläche<br />
finden sollte. Alternativ entpacken<br />
Sie das Image und starten den Installer<br />
mittels ./Installer.py aus dem Ordner<br />
mit den entpackten Dateien.<br />
Im weiteren Verlauf fragt die Software<br />
ab, welcher Spiegelserver geografisch<br />
am nächsten liegt und auf welches Gerät<br />
Sie ArkOS installieren möchten. Der Installer<br />
bietet alle im Rechner befindlichen<br />
Medien wie Festplatten, USB-Sticks und<br />
SD-Karten zur Auswahl an. Den korrekten<br />
Speicherort, in diesem Fall die SD-<br />
Karte, ermitteln Sie am einfachsten über<br />
die Größenangabe. Bei der Angabe es Installationsziels<br />
ist größte Sorgfalt geboten,<br />
denn der Installer verwendet intern<br />
das Tool dd, welches das angegebene<br />
Medium ohne Rückfrage überschreibt.<br />
Nach dem Bestätigen bezieht der Installer<br />
etwa 280 MByte vom Server und<br />
installiert das ArkOS auf der angegebenen<br />
SD-Card. Nach wenigen Minuten, je<br />
nach Rechner und Anbindung ans Netz,<br />
meldet der Installer, dass ArkOS installiert<br />
ist. Das ist der Moment, um die Karte<br />
aus dem Rechner zu entfernen und in<br />
den Raspberry Pi einzusetzen.<br />
Manuelle Installation<br />
<strong>Die</strong> manuelle Installation unter Linux<br />
fällt nur unwesentlich aufwendiger aus:<br />
In diesem Fall laden Sie das komprimierte<br />
Image herunter und entpacken es.<br />
Dann verbinden Sie ebenfalls eine SD-<br />
Karte mit dem Rechner. In einer Konsole<br />
ermitteln Sie mittels fdisk ‐l mit Root-<br />
Rechten den korrekten Bezeichner der<br />
SD-Karte. Haben Sie diesen zweifelsfrei<br />
festgestellt, kommt wieder das Tool dd<br />
zum Einsatz, um das Image manuell auf<br />
die SD-Karte zu schreiben. Dazu dient<br />
der folgende Befehl, den Sie als normaler<br />
Benutzer ausführen:<br />
$ dd if=/home/raspi/arkos‐rpi‐2014U<br />
0205.img of=/dev/sdc bs=1M<br />
In diesem Fall entspricht /dev/sdc der<br />
Ausgabe von fdisk ‐l für den Bezeichner<br />
der SD-Karte. Dabei schreibt dd immer<br />
direkt auf das Device und nicht in<br />
ArkOS (ISO-Image) auf<br />
Heft-DVD 1, Seite B<br />
eine Partition. Bei Bedarf passen Sie den<br />
Befehl sowohl in Bezug auf den Speicherort<br />
des ISO-Images als auch dessen<br />
Namen an. Kurze Zeit nach dem Absetzen<br />
des Befehls erscheint wieder ein<br />
Prompt, und das Image liegt startbereit<br />
auf der SD-Karte.<br />
<strong>Die</strong>se stecken Sie nun in den RasPi, der<br />
bereits per Ethernet-Kabel mit dem heimischen<br />
Netz verbunden sein sollte. Sobald<br />
Sie den Minirechner mit der Stromversorgung<br />
verbinden, startet das Image,<br />
und etwa eine Minute später steht das<br />
Web-Interface von ArkOS bereit.<br />
Mac OS X und Windows<br />
Unter Mac OS X ermitteln Sie den Bezeichner<br />
der SD-Karte durch Eingabe<br />
von diskutil list in einem Terminal.<br />
Um die Karte aus dem System auszuhängen,<br />
kommt das Kommando diskutil<br />
unmountDisk Bezeichner zum Einsatz.<br />
Auch OS X kennt das Tool dd, sodass Sie<br />
ähnlich wie unter Linux folgenden Befehl<br />
nutzen:<br />
$ dd if=/Pfad/zu/arkos‐rpi‐2014020U<br />
5.img of=/dev/Bezeichner bs=1M<br />
Um unter Windows die Inbetriebnahme<br />
möglichst unkompliziert zu halten, empfiehlt<br />
es sich, auf ein Programm wie Win-<br />
32DiskImager û zurückzugreifen. In diesem<br />
wählen Sie die vorher entpackte<br />
ISO-Datei und die SD-Karte aus und<br />
schrei ben dann das Image auf die Karte.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
27
Schwerpunkt<br />
ArkOS<br />
Systemd-Befehle<br />
Falls Sie sich direkt auf dem RasPi anmelden,<br />
um ArkOS zu administrieren, gilt es<br />
zu beachten, dass das System auf den<br />
neuen Init-Mechanismus Systemd setzt.<br />
Er unterscheidet sich in Bezug auf den<br />
Befehlssatz vom bisher Gewohnten. Um<br />
Befehle an einen <strong>Die</strong>nst abzusetzen, lautet<br />
das Schema wie folgt:<br />
# systemctl Operation <strong>Die</strong>nst<br />
1 <strong>Die</strong> generellen Einstellungen von ArkOS.<br />
Als Operationen kommen im Wesentlichen<br />
start, stop, enable, disable und<br />
status zum Einsatz, deren Funktion sich<br />
leicht aus dem Namen erschließt. Als<br />
nützlich erweist sich auch der Befehl<br />
journalctl ‐b, mit dem Sie das komplette<br />
Journal des letzten Boot-Vorgangs<br />
unter die Lupe nehmen. Weitere Informationen<br />
zu Systemd finden Sie im Systemd-Wiki<br />
û.<br />
Das weitere Vorgehen unterscheidet sich<br />
nicht von jenem unter Linux oder Mac<br />
OS X. Zum Administration per Konsole<br />
verwenden Sie unter Windows das Programm<br />
Putty.<br />
Web-Interface Genesis<br />
Nach dem Start des Mini-PCs steht das<br />
Genesis-Frontend im Browser eines<br />
Rechners im gleichen Netzwerk über die<br />
URL http://RasPi‐IP:8000 bereit. <strong>Die</strong><br />
IP-Adresse finden Sie heraus, indem Sie<br />
erneut den Installer starten und den<br />
Menüpunkt zum Scannen des Netzwerks<br />
verwenden. <strong>Die</strong>ser bietet auch die<br />
Möglichkeit, den RasPi oder das Web-<br />
Frontend neu zu starten.<br />
Alternativ geben Sie statt der IP-Adresse<br />
den Namen des RasPi an. <strong>Die</strong> Abfrage<br />
von Benutzername und Passwort<br />
erwartet bei der ersten Anmeldung zwei<br />
Mal die Eingabe von admin. Daraufhin<br />
erscheint die Oberfläche Genesis, über<br />
die Sie interaktiv einen neuen Nutzer<br />
und ein neues Passwort anlegen.<br />
Genesis-Module<br />
2 Maske zum Installieren der Plugins.<br />
Bei Genesis handelt es sich um ein modulares,<br />
in Python geschriebenes Framework,<br />
das mit Plugins interagiert. <strong>Die</strong>se<br />
Codeschnipsel installieren und konfigurieren<br />
gemäß Ihrer Angaben Anwendungen.<br />
<strong>Die</strong> unter der Bezeichnung Webapps<br />
zusammengefasste Funktion er-<br />
28 www.linux-user.de<br />
05.2014
ArkOS<br />
Schwerpunkt<br />
laubt das Herunterladen, Installieren<br />
und Konfigurieren von Anwendungen<br />
wie Wordpress, Jekyll, Nginx, MariaDB<br />
und Owncloud innerhalb von ArkOS mit<br />
nur einem Mausklick.<br />
Das funktioniert anhand vorgefertigter<br />
Rezepte, die das Plugin abarbeitet. So<br />
legt es etwa die nötigen Datenbanken<br />
an, konfiguriert einen Webserver oder<br />
nimmt die passenden Einstellungen am<br />
Netzwerk vor. Am Ende erhalten Sie einen<br />
Link, unter dem Sie die Anwendung<br />
individuell zu Ende konfigurieren. Zuvor<br />
sollten Sie aber in der nach dem Start eingeblendeten<br />
Maske einige grundlegende<br />
Einstellungen vornehmen, die Dinge wie<br />
Hostnamen und Zeitzonen betreffen 1 .<br />
Ändern Sie hier den voreingestellten<br />
Hostnamen arkos ab, kommt die neue<br />
Bezeichnung beim erneuten Einwählen<br />
in das Web-Frontend zum Einsatz. In der<br />
gleichen Maske geben Sie gegebenenfalls<br />
den noch nicht belegten Teil der SD-<br />
Karte für ArkOS frei. Weitere generelle<br />
Einstellungen finden sich unter dem ersten<br />
der drei Icons oben rechts. Hier nehmen<br />
Sie unter anderem grundlegende<br />
Einstellungen zum Secure Sockets Layer<br />
(SSL) vor (der eigentlich Transport Layer<br />
Security (TLS) heißt û). Er ermöglicht es,<br />
sich per HTTPS mit Genesis zu verbinden.<br />
Dazu benötigen Sie ein Zertifikat oder<br />
einen entsprechenden Schlüssel. <strong>Die</strong>se<br />
Einstellung ist sehr zu empfehlen, wenn<br />
Sie ArkOS außerhalb des heimischen<br />
LAN betreiben oder unterwegs an ein<br />
ungesichertes WLAN hängen. Der Menüpunkt<br />
erlaubt auch das Erstellen und<br />
Handhaben eigener oder von Dritten erworbener<br />
Zertifikate. Das Häkchen bei<br />
Authorisation sollten Sie nur abklicken,<br />
wenn Sie zu Testzwecken kurzfristig einem<br />
anonymen Benutzer Zugang zu<br />
Genesis gewähren möchten. Ansonsten<br />
lassen Sie aus Gründen der Sicherheit<br />
tunlichst diesen Haken immer gesetzt.<br />
Unter dem gleichen Menüpunkt finden<br />
Sie die Parameter für den Zugang<br />
zum Netzwerk, eine Möglichkeit zum<br />
Nachinstallieren weiterer Applikationen<br />
sowie den Punkt Recovery, unter dem Sie<br />
System-Backups anlegen und wieder<br />
einspielen. Das mittlere Symbol oben<br />
rechts dient der Verwaltung der Nutzer,<br />
das rechte Icon ermöglicht eine Aktualisierung<br />
oder den Neustart des Systems.<br />
<strong>Die</strong> unter Genesis verfügbaren Module<br />
teilen sich auf der linken Seite von oben<br />
nach unten betrachtet in die Kategorien<br />
System Monitor, Servers und System ein.<br />
Nach der Installation befinden sich unter<br />
den einzelnen Modulen kaum Inhalte.<br />
Wegen der begrenzten Systemressourcen<br />
empfiehlt es sich, auch nur das zu<br />
installieren, was Sie wirklich brauchen.<br />
Jetzt ist es an der Zeit, benötigte Plugins<br />
û und Widgets zu installieren 2 .<br />
Unter Plugins versteht Genesis die Applikationen<br />
und Werkzeuge. Widgets dienen<br />
dagegen dazu, Daten zu CPU, Speicher<br />
und anderen Systemressourcen anzuzeigen.<br />
Spätestens nach diesem Schritt<br />
sollten Sie den Rechner neu starten, um<br />
alle Änderungen zu initialisieren.<br />
Administration<br />
Unter dem Punkt System Monitor versammeln<br />
sich Widgets zum Überwachen<br />
der Hard- und Software. Dazu zählen unter<br />
anderem Monitore für die CPU, die<br />
3 Der System-Monitor<br />
gibt Aufschluss<br />
über den Zustand des<br />
Systems, zeigt auf<br />
Wunsch aber auch<br />
News an.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
29
Schwerpunkt<br />
ArkOS<br />
4 In der Genesis-Oberfläche erledigen Sie das Einrichten von<br />
Samba-Benutzern und passenden Freigaben.<br />
5 Selbst die Konfiguration von komplexen Programmen wie<br />
Owncloud wickeln Sie direkt über Genesis ab.<br />
Festplatten, den Hauptspeicher, die Systemlast,<br />
das Netzwerk und anfallende<br />
Alarme 3 . <strong>Die</strong>se installieren Sie über<br />
die Schaltfläche Add Widgets oben in der<br />
Toolbar des System Monitor. Über die<br />
ebenfalls am oberen Rand angesiedelte<br />
Funktion Alerts definieren Sie Grenzwerte<br />
für die zuvor installierten Widgets. Bei<br />
deren Überschreiten schlagen die Kontrollmonitore<br />
Alarm.<br />
In der Rubrik Servers steht neben<br />
Shares (Win) für das Teilen von Dateien<br />
mit Windows 4 noch der Menüpunkt<br />
Websites bereit. Haben Sie bei der Installation<br />
zusätzlicher Applikationen beispielsweise<br />
Wordpress, Owncloud oder<br />
Jekyll û installiert, so können Sie diese<br />
hier konfigurieren. Ein Klick auf Websites<br />
und dann Add Websites erlaubt die Auswahl<br />
und Konfiguration 5 .<br />
Wichtige Werkzeuge<br />
<strong>Die</strong> Abteilung Tools fasst eine Auswahl<br />
an unerlässlichen Helfern zusammen.<br />
Dabei dient Execute zum schnellen Ausführen<br />
einzelner Befehle. Bei umfangreicheren<br />
Aufgaben erweist sich aber das<br />
Terminal als die bessere Wahl.<br />
Der File Manager dient als rudimentärer<br />
Dateimanager 6 . Er zeigt den Dateibaum<br />
an und erlaubt das Ausschneiden,<br />
Kopieren, Verschieben und Löschen von<br />
Files. Zusätzlich besteht die Möglichkeit,<br />
die Rechte der Dateien zu bearbeiten.<br />
Bei Bedarf arbeiten Sie mit mehreren<br />
Tabs, um verschiedene Inhalten gleichzeitig<br />
im Blick zu behalten.<br />
Am unteren Rand befindet sich ein<br />
Clipboard mit den ausgeschnittenen<br />
oder kopierten Inhalten. Der Editor Notepad<br />
eignet sich zum Bearbeiten einfacher<br />
Textdateien. Er erlaubt das Arbeiten in<br />
Tabs und kennt eine Bookmark-Option,<br />
die den Zugriff auf Dateien vereinfacht,<br />
die Sie regelmäßig in die Hand nehmen.<br />
Für Fortgeschrittene<br />
6 Simpel, aber durchaus ausreichend: Der Genesis-Dateimanager eignet sich für alle<br />
einfachen Datei- und Verzeichnisoperationen.<br />
Der unterste Eintrag in der Seitenleiste,<br />
Advanced, erlaubt die Installation von<br />
Apps, die etwas mehr Hintergrundwissen<br />
erfordern. Hier besteht zum Teil die<br />
Gefahr, bei unsachgemäßer Handhabung<br />
das System zu destabilisieren oder<br />
gar zu beschädigen.<br />
Über Filesystems bearbeiten Sie das<br />
Dateisystem. Das Plugin dient dem Er-<br />
30 www.linux-user.de<br />
05.2014
ArkOS<br />
Schwerpunkt<br />
stellen und Editieren von Einhängepunkten<br />
(„Mountpoints“) und schreibt direkt<br />
in die Datei /etc/fstab. Firewall Tables<br />
fungiert als grafisches Frontend für<br />
Iptables û. Das Plugin erlaubt das Konfigurieren<br />
der Ketten und Regeln der im<br />
Kernel implementierten Firewall. Das<br />
setzt aber gute grundlegende Kenntnisse<br />
über Iptables voraus, da Sie sich sonst<br />
leicht aus dem System aussperren.<br />
Das Plugin Packages lässt das Nachinstallieren<br />
von Paketen aus dem ArkOS-<br />
Repository zu. Es arbeitet als Frontend<br />
für den unter Arch verwendeten Paketmanager<br />
Pacman 7 .<br />
<strong>Die</strong> Applikation System Users erlaubt<br />
das Bearbeiten aller auf dem System vorhandenen<br />
Benutzerkonten samt deren<br />
Passwörtern, einschließlich des Accounts<br />
root. Anders als das Plugin Users beherrscht<br />
es das Setzen von User- und<br />
Gruppen-IDs, das Erstellen von und Zuweisen<br />
zu Gruppen sowie die Definition<br />
einer Standard-Shell pro Benutzer.<br />
Mit dem Task Monitor beobachten Sie<br />
den aktuellen Zustand aller Prozesse inklusive<br />
Prozess-ID, verursachter CPU-Last<br />
und belegtem Arbeitsspeicher. Sie beenden<br />
hier bei Bedarf einzelne Tasks per<br />
Kill-Befehl oder über andere Interrupts.<br />
Reichen die Möglichkeiten der webbasierten<br />
Oberfläche nicht aus, bleibt als<br />
Ausweg noch das Terminal. <strong>Die</strong>ses Tool<br />
ist als VT-100-Terminal-Emulator û ausgelegt,<br />
der sich wie ein normales Linux-<br />
Terminal verhält. Sie können mehrere<br />
Instanzen gleichzeitig öffnen.<br />
Ausblick<br />
Zum Redaktionsschluss dürfte Genesis<br />
0.5.1 bereits erschienen sein und Version<br />
0.6 kurz vor dem Release stehen, wie<br />
uns der Entwickler Mitte März bescheinigte.<br />
Er verspricht für das Release 0.5.1<br />
neue Funktionen, die Genesis vor allem in<br />
Bezug auf Sicherheit verbessern. <strong>Die</strong> Rubrik<br />
Server erhält dann Module, welche<br />
das Einrichten und Konfigurieren eines<br />
Mailservers mittels Postfix und Dovecot<br />
(als Beta-Funktion) ermöglichen.<br />
In die Liste der verfügbaren Webapps<br />
reihen sich voraussichtlich die Blog-Engine<br />
Ghost û, der Chat-Server XMPP û<br />
7 Über das Plugin Packages aktualisieren Sie bei Bedarf sogar das komplette System<br />
auf dem Raspberry Pi.<br />
sowie Radicale û zum Verwalten von<br />
Kalendern und Kontakten neu ein. Das<br />
Modul für das Dateisystem erhält ebenfalls<br />
eine Generalüberholung und erlaubt<br />
dann unter anderem das automatische<br />
Erstellen von verschlüsselten Containern<br />
wie Truecrypt.<br />
Mit der Version 0.6, die voraussichtlich<br />
Mitte des Jahres folgt, geht Genesis in<br />
die Beta-Phase über. Neben einer verbesserten<br />
Hilfe und einer optischen Auffrischung<br />
der Weboberfläche kommen<br />
voraussichtlich unter anderem das Social<br />
Network Diaspora û sowie der Anonymisierer<br />
Tor û hinzu.<br />
Für die dann folgenden Versionen<br />
plant der Entwickler unter anderem die<br />
Integration von Plugins für Tent û und<br />
Pump.io û. Außerdem steht für die<br />
Plattform in absehbarer Zeit ein Update<br />
des Befehlssatzes von ARMv6 auf ARMv7<br />
an. Dann unterstützt Genesis neben<br />
dem Raspberry Pi auch das Cubieboard,<br />
das Beagleboard und viele andere Einplatinen-Computer.<br />
Fazit<br />
ArkOS weiß sowohl von der Idee als<br />
auch von der Umsetzung her zu gefallen.<br />
Das sehr aktive Projekt erreicht voraussichtlich<br />
noch in diesem Jahr die stabile<br />
Version 1.0. Neben den vorhandenen<br />
und noch kommenden Erweiterungen<br />
lässt sich das System auch durch<br />
selbst geschriebene (Python-)Plugins<br />
individuell erweitern. Nachdem der Entwickler<br />
gerade erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne<br />
mit über 50 000 US-<br />
Dollar abgeschlossen hat, widmet er sich<br />
nun ein Jahr lang ausschließlich dem ArkOS-Projekt<br />
û. Dabei freut er sich über<br />
Anregungen, um ArkOS weiter auszubauen<br />
und zu verbessern.<br />
Der Raspberry Pi zeigte in unseren<br />
Tests keine Probleme in Bezug auf die<br />
Last: Sowohl ein installiertes Owncloud<br />
als auch Wordpress liefen innerhalb von<br />
ArkOS ausreichend flott. Der derzeitige<br />
Projektstand genügt vollauf für Probeläufe<br />
innerhalb des eigenen Netzwerks<br />
und erlaubt bereits jetzt eine fundierte<br />
Entscheidung darüber, ob ArkOS zukünftig<br />
das Mittel der Wahl für die Datenhaltung<br />
in Eigenregie ist. (agr/jlu) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31331<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
31
Schwerpunkt<br />
Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025<br />
Eigene mobile <strong>Cloud</strong> mit der Digitus DN-7025<br />
Mobile Wolke<br />
Möchten Sie auch unterwegs<br />
und ohne Internetverbindung<br />
Daten zentral speichern, hilft<br />
die „Private <strong>Cloud</strong>“ Digitus<br />
DN-7025 weiter: Mit dem<br />
Gerät bauen Sie im Nu einen<br />
eigenen mobilen Datenspeicher<br />
auf. Erik Bärwaldt<br />
Readme<br />
Wollen Sie unterwegs Daten auf verschiedenen<br />
Endgeräten nutzen und bekommen<br />
keinen Zugriff auf Ihre <strong>Cloud</strong> im Internet?<br />
Dann bleiben Sie mit der Private <strong>Cloud</strong><br />
DN-7025 von Assmann stets up to date.<br />
Sowohl kommerzielle <strong>Cloud</strong>-<strong>Die</strong>nste als<br />
auch privat installierte Datenspeicher<br />
haben einen signifikanten Nachteil:<br />
Ohne Internet lassen sie sich nicht erreichen.<br />
Abhilfe schafft der Lüdenscheider<br />
Hersteller Assmann mit seiner Private<br />
<strong>Cloud</strong> Digitus DN-7025 û. Das Gerät arbeitet<br />
als WLAN-Hotspot und bringt einen<br />
eigenen Akku mit, der es laut Herstellerangaben<br />
im Betrieb für etwa vier<br />
Stunden mit Strom versorgt. Das DN-<br />
7025 steht unter anderem bei Amazon<br />
zum Preis von derzeit 37 Euro zum Kauf<br />
bereit û. Ein Bezug direkt über den Hersteller<br />
selbst ist nicht möglich.<br />
Los geht’s<br />
<strong>Die</strong> <strong>Cloud</strong> für die Westentasche erreicht<br />
uns in einem unscheinbaren Karton, der<br />
neben dem eigentlichen Gerät nur noch<br />
ein USB-Kabel und eine mehrsprachige<br />
Kurzanleitung enthält. Das DN-7025<br />
selbst erreicht kaum die Größe eines Taschenbuchs<br />
und besitzt auch nur wenige<br />
Anschlüsse: Neben einer herkömmlichen<br />
USB-Buchse und einem Mini-B-USB-Interface<br />
bringt es lediglich noch einen SD-<br />
© ASSMANN Electronic GmbH<br />
Karten-Slot und einen Schalter zum Einund<br />
Ausschalten mit. Daneben signalisieren<br />
drei Leuchtdioden auf der Oberseite<br />
des Geräts den aktuellen Status.<br />
Im Inneren des im typischen Apple-<br />
Design gehaltenen Gehäuses findet sich<br />
neben der Elektronik mit WLAN nach<br />
802.11b/g/n-Standard auch ein Lithium-<br />
Ionen-Akku, der laut Hersteller eine<br />
Standby-Laufzeit von 25 Stunden erreicht.<br />
Im Betrieb mit einem Client soll<br />
der Akku immerhin vier Stunden lang<br />
Energie liefern. Das DN-7025 bringt<br />
selbst keinen Massenspeicher mit. Laut<br />
Hersteller eignet sich der SD-Card-Slot<br />
jedoch für handelsübliche Karten bis zu<br />
einer Kapazität von 128 GByte. Der USB-<br />
Anschluss unterstützt zudem Massenspeicher<br />
mit einer maximalen Kapazität<br />
von 2 TByte.<br />
Nach dem Einschalten des Geräts<br />
leuchtet zunächst kurze Zeit die weiße<br />
Leuchtdiode, die den Betrieb anzeigt.<br />
Beginnt sie zu blinken, signalisiert das<br />
die Bereitschaft des Systems. Jetzt verbinden<br />
Sie Ihren Client mit dem WLAN-<br />
32 www.linux-user.de<br />
05.2014
Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025<br />
Schwerpunkt<br />
Netzwerk Digitus Private <strong>Cloud</strong> 92F mit<br />
dem Standard-Passwort 12345678. Um<br />
die nötigen Modifikationen an den Einstellungen<br />
vorzunehmen, wie beispielsweise<br />
das Setzen von Uhrzeit und Datum<br />
oder die Neuvergabe eines Passworts,<br />
rufen Sie in einem Webbrowser<br />
die IP-Adresse http://192.168.99.1 auf.<br />
Es erscheint ein unscheinbarer Startbildschirm,<br />
aus dem Sie beim ersten Start<br />
die Security Settings anwählen 1 .<br />
Zur Anmeldung geben Sie als Benutzername<br />
und Passwort jeweils admin ein.<br />
Daraufhin öffnet sich ein übersichtlich<br />
gestaltetes Verwaltungsfenster, in dem<br />
Sie über die Schaltfläche Admin Password<br />
die Zugangsdaten für den Administrator<br />
ändern 2 .<br />
Über die Schaltflächen Device Name<br />
und Security ändern Sie die SSID und<br />
den WPA2-Schlüssel für das drahtlose<br />
Netzwerk. Das DN-7025 gestattet hier<br />
nur rudimentäre Einstellungen und lässt<br />
veraltete Optionen, wie etwa die unsichere<br />
WEP-Verschlüsselung, nicht mehr<br />
zu. Mithilfe des Schalters Power Saving<br />
legen Sie das Intervall zum automatischen<br />
Abschalten der Digitus-<strong>Cloud</strong><br />
nach einer Zeit der Nichtnutzung fest,<br />
wobei die GUI hier verschiedene Alternativen<br />
anbietet.<br />
Brückenfunktion<br />
Das Digitus DN-7025 bietet ab Werk<br />
nicht die Möglichkeit des Internetzugriffs<br />
über ein WAN-Interface. Für Abhilfe<br />
sorgt der Brückenmodus, in dem sich<br />
das Device mit einem WLAN verbindet<br />
und als Bindeglied für die angeschlossenen<br />
Clients arbeitet. Um diese Verbindung<br />
herzustellen, klicken Sie im Einstellungsmenü<br />
auf die Schaltfläche Internet<br />
Access. <strong>Die</strong> Routine verzweigt nun in ein<br />
Fenster, das alle gefundenen WLAN-Netze<br />
anzeigt. Sie verbinden sich komfortabel<br />
per Mausklick und Eingabe des<br />
WPA2-Schlüssels mit dem gewünschten<br />
Netz, wobei das System Sie nach Eingabe<br />
des Keys auffordert, 90 Sekunden zu<br />
warten, bis die Verbindung steht 3 .<br />
Interne WLAN-Verbindungen zwischen<br />
DSL-Router und <strong>Cloud</strong> sowie den Clients<br />
und der <strong>Cloud</strong> beherrscht das DN-7025<br />
1 Der Startbildschirm des Digitus-Gerätes beschränkt sich aufs Wesentliche.<br />
mit einer Geschwindigkeit von bis zu<br />
150 Mbit/s – genug, um auch Multimedia-Dateien<br />
ausreichend schnell zu laden.<br />
Interner Speicher<br />
Das DN-7025 stellt ausschließlich Dateidienste<br />
bereit: Sonderfunktionen wie<br />
das Führen eines Kalenders oder eines<br />
Adressbuchs sieht es nicht vor. Nach<br />
dem Verbinden eines Datenträgers erscheint<br />
dessen Ordnerstruktur im Hauptfenster<br />
der Verwaltungsoberfläche. Über<br />
ein kleines Eingabefenster wählen Sie<br />
l okal gespeicherte Daten an und transfe-<br />
2 Der Einstellungsdialog<br />
erlaubt<br />
es Ihnen,<br />
grundlegende<br />
Systemeigenschaften<br />
festzulegen.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
33
Schwerpunkt<br />
Digitus Private <strong>Cloud</strong> DN-7025<br />
rieren sie in den <strong>Cloud</strong>-Speicher. Multimediale<br />
Inhalte wie Audio- und Video-<br />
Dateien streamt das DN-7025 über das<br />
WLAN und gibt sie von einer lokal auf<br />
dem Endgerät installierten Applikation<br />
wieder. <strong>Die</strong>se Funktionen stehen maximal<br />
drei Endanwendern gleichzeitig zur<br />
Verfügung 4 .<br />
Weltgewandt<br />
Insbesondere unterwegs erweist sich das<br />
schnelle Synchronisieren von Dateien<br />
zwischen unterschiedlichen Geräten als<br />
sinnvoll. Das Digitus DN-7025 versteht<br />
sich deshalb nicht nur mit Linux-Systemen<br />
und Windows-Rechnern, sondern<br />
kooperiert auch mit Tablet-PCs und<br />
Smartphones mit iOS û und Android û.<br />
<strong>Die</strong>se bieten über Apps die gleiche Funktionen<br />
wie herkömmliche PC-Systeme.<br />
Praxis<br />
In der Praxis glänzt das DN-7025 durch<br />
flotte Übertragungsraten. Ein weiterer<br />
Pluspunkt: Der USB-2.0-Port erlaubt auch<br />
den Anschluss von Geräten mit hohem<br />
Energiebedarf. So arbeitete im Testbetrieb<br />
eine externe Festplatte des Typs WD<br />
MyPassport Studio mit 2 TByte Kapazität<br />
einwandfrei mit dem Digitus-Gerät zusammen.<br />
Allerdings verringert sich dann<br />
bei hoher Auslastung – etwa, wenn mehrere<br />
Clients ein großes Transfervolumen<br />
erzeugen – die Akkulaufzeit signifikant.<br />
Hier wäre der Einsatz eines stärkeren<br />
Stromspeichers wünschenswert.<br />
Ein weiteres Manko stellt die auf Linux<br />
basierende Firmware der Digitus-<strong>Cloud</strong><br />
dar: Zwar installieren Sie damit per Einstellungsmenü<br />
auch neue Firmware-Versionen<br />
problemlos, diese weisen jedoch<br />
im Hinblick auf die Dateisystemunterstützung<br />
erhebliche Defizite auf: Sie<br />
unterstützen ausschließlich FAT 16 und<br />
dessen großen Bruder FAT 32; sämtliche<br />
unter Linux gängigen Dateisysteme<br />
(etwa Ext2/3/4) erkannte die Box nicht.<br />
Positiv fällt dagegen ins Gewicht, dass<br />
die im DN-7025 eingebaute WLAN-Technik<br />
mithilfe der Auto-Negotiation stets<br />
die maximale Transfergeschwindigkeit<br />
unterstützt. Sie müssen also nicht beim<br />
Nutzen von WLAN-Hardware nach<br />
802.11n-Standard die Konfiguration des<br />
Digitus-Gerätes manuell anpassen.<br />
3 Im Bridge-Modus<br />
erlaubt das DN-7025<br />
den angeschlossenen<br />
Clients den Zugriff<br />
aufs Internet.<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> Private <strong>Cloud</strong> DN-7025 von Digitus<br />
erweist sich als nützliches und gut verarbeitetes<br />
Gerät für mobile Anwender, die<br />
Daten auf Endgeräten mit unterschiedlichen<br />
Betriebssystemen auch unterwegs<br />
stets aktuell halten wollen. Eben so<br />
eignet sich das System für Heimanwender<br />
mit kleinen Netzwerken, denen eine<br />
softwarebasierte eigene <strong>Cloud</strong>-Lösung<br />
wie Owncloud zu wuchtig ausfällt und<br />
denen zudem kein dafür geeigneter dedizierter<br />
Computer zur Verfügung steht.<br />
Das Digitus-Gerät könnte allerdings<br />
einen etwas stärkeren Akku gebrauchen,<br />
um insbesondere bei intensiver Nutzung<br />
längere Betriebszeiten zu erzielen. Für<br />
Verwunderung sorgte im Test außerdem,<br />
dass das System, obwohl es selbst auf<br />
Linux basiert, keinerlei angeschlossene<br />
Laufwerke mit Linux-Dateisystemen erkannte.<br />
(tle) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
4 <strong>Die</strong> externen Datenträger zeigt das Gerät als Ordner und Verzeichnisse an.<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31995<br />
34 www.linux-user.de<br />
05.2014
Praxis<br />
XStreamOS<br />
OpenSolaris-Derivat XStreamOS im Test<br />
Anspruchsvoller<br />
Exot<br />
Der von der italienischen Firma Sonicle entwickelte<br />
OpenSolaris-Ableger XStreamOS versucht, solide<br />
Server-Technologie auf den Desktop zu bringen.<br />
Erik Bärwaldt<br />
Readme<br />
XStreamOS bringt mit einem LXDE-Desktop<br />
und vielen in der Linux-Welt bekannten Programmen<br />
auf den ersten Blick nichts Neues.<br />
Unter der Haube tickt das Solaris-Derivat<br />
jedoch radikal anders.<br />
Nach der Übernahme von Sun Microsystems<br />
durch Oracle und der damit verbundenen<br />
Einstellung von OpenSolaris<br />
im Jahr 2010 hat sich das Illumos-Projekt<br />
der Weiterentwicklung des Betriebssystems<br />
verschrieben. Mit XStreamOS hat<br />
nun der Mailänder Hersteller Sonicle<br />
eine Variante mit Illumos-Kernel für den<br />
Desktop herausgegeben, zu der es passend<br />
noch ein Server-System und eine<br />
Version für Storage-Umgebungen gibt.<br />
Exotisch<br />
Sie erhalten das System online als ISO-<br />
Image oder Archiv zur Installation auf<br />
USB-Sticks û. Sowohl das ISO- als auch<br />
das USB-Image finden Sie, sofern Sie die<br />
LU-Media-Edition erworben haben, auch<br />
auf dem beiliegenden Datenträger. Hier<br />
stehen zudem Erweiterungen für die Virtualbox<br />
in Gestalt eines zusätzlichen kleinen<br />
ISO-Images bereit, mit dem XStream-<br />
OS in einer virtuellen Umgebung läuft.<br />
Nach dem Speichern auf einem bootfähigen<br />
Medium startet das Betriebssystem<br />
im Textmodus, der keinen Live-Betrieb<br />
ermöglicht. Neben einer Option für<br />
die Installation ohne grafische Umgebung<br />
für den Server-Betrieb finden Sie<br />
hier den Eintrag Install Sonicle XStreamOS<br />
Desktop. Damit stoßen Sie ein Setup an,<br />
das nach der Lokalisierung in ein weiteres,<br />
textbasiertes Interface verzweigt,<br />
das alle zur dauerhaften Installation benötigten<br />
Parameter abfragt.<br />
<strong>Die</strong>se Routine steuern Sie komplett<br />
mithilfe der Tastatur, was ein zügiges<br />
Durcharbeiten ermöglicht. Anschließend<br />
benötigt das System auf schneller Hardware<br />
rund eine Stunde, bis der Computer<br />
erstmals mit XStreamOS von der<br />
Festplatte startet.<br />
Das System nutzt dazu den Legacy-<br />
Grub-Bootmanager, den es jedoch bei<br />
der Installation ohne jegliche Möglichkeit<br />
zur Konfiguration auf die Platte<br />
packt. Daher sollten Sie, sofern bereits<br />
ein anderes Betriebssystem auf dem<br />
Rechner läuft, die alten Grub-Einstellungen<br />
sichern. Damit starten Sie das bereits<br />
vorhandene System später wieder.<br />
36 www.linux-user.de<br />
05.2014
XStreamOS<br />
Praxis<br />
Oberflächliches<br />
Auf dem Desktop macht XStreamOS zunächst<br />
eine etwas zurückhaltende Figur:<br />
LXDE wirkt dank des animierten Cairo-<br />
Docks am unteren Rand und dem Panel<br />
in dezenten Farbtönen am oberen Bildschirmrand<br />
recht modern. Auf der Arbeitsfläche<br />
selbst finden sich keine Starter<br />
oder weiteren Bedienelemente. Der<br />
Desktop nutzt bereits in den Standardeinstellungen<br />
vorhandene Möglichkeiten<br />
der 3D-Beschleunigung aus, was zurückhaltend<br />
eingesetzte Animationen<br />
und 3D-Effekte ermöglicht, sofern die<br />
Hardware mitspielt. Dabei arbeitet LXDE<br />
selbst auf nicht mehr ganz taufrischen<br />
Systemen flüssig.<br />
Der Speicherbedarf des Betriebssystems<br />
liegt jedoch signifikant höher als<br />
bei Linux: Eine typische Distribution mit<br />
Openbox und LXDE begnügt sich in aller<br />
Regel mit nicht mehr als 400 MByte<br />
RAM; dagegen beansprucht XStreamOS<br />
bereits ohne weitere geöffnete Applikationen<br />
knapp 1 GByte Arbeitsspeicher.<br />
Daher sollte das System über mehrere<br />
GByte RAM verfügen, wenn Sie auch bei<br />
zahlreich geöffneten Programmen noch<br />
flüssig arbeiten wollen.<br />
In der voreingestellten Form bietet<br />
das Panel keine Starter für Applikationen<br />
– diese offeriert ausschließlich das Cairo-<br />
Dock. Lediglich der Cairo Composite Manager<br />
findet sich in Gestalt eines mittelblauen<br />
Käfer-Symbols oben rechts in der<br />
Leiste. Mit seiner Hilfe steuern Sie diverse<br />
Effekte und individualisieren so das<br />
Erscheinungsbild des Desktops 1 .<br />
Daher erkennen Applikationen wie<br />
GParted es nicht korrekt. Das Bearbeiten<br />
solcher Partitionen mit den verschiedene<br />
Linux-Tools klappt nur nach manueller<br />
Installation entsprechender Kernel-<br />
Module û. ZFS ermöglicht zwar im<br />
direkten Vergleich mit den unter Linux<br />
üblichen Dateisystemen Ext3/4 dank<br />
128 Bit breiter Zeiger deutlich höhere<br />
Größen für Dateien wie Speicherbereiche,<br />
ist jedoch für den Server-Einsatz optimiert<br />
und bietet daher auf dem Desktop<br />
keine höheren Datenraten.<br />
Der von SunOS 5.11 abgeleitete Illumos-Kernel<br />
gehört inzwischen zu den älteren<br />
Semestern und unterstützt aktuelle<br />
Hardware nur eingeschränkt. Alten<br />
Hasen unter Linux dürfte auch das in<br />
XStreamOS genutzte Image Packaging<br />
System (IPS) ungewöhnlich erscheinen:<br />
Es bietet einen ähnlichen Funktionsumfang<br />
wie die unter Linux üblichen Systeme,<br />
ist jedoch auf das Dateisystem ZFS<br />
hin optimiert und kennt keine Pre- und<br />
Post-Installationsskripte.<br />
Programme<br />
XStreamOS kommt bereits in der Standardinstallation<br />
mit einem umfangreichen<br />
Software-Fundus, der auch ohne<br />
zusätzliche Applikationen die meisten<br />
Aufgaben am Arbeitsplatz abdeckt. So<br />
decken LibreOffice, Firefox, Thunderbird,<br />
Filezilla, Gimp und VLC den Office- und<br />
Multimedia-Bereich ab.<br />
XStreamOS 153beta-ea1<br />
(Image, ISO, Virtualbox-Erweiterungen)<br />
auf Heft-DVD Seite B<br />
Der Inhalt der Untermenüs Systemwerkzeuge<br />
und Zubehör fällt recht übersichtlich<br />
aus. Auch das Menü Einstellungen<br />
beschränkt sich auf lediglich fünf vorinstallierte<br />
Tools, welche zwar die wesentlichsten<br />
Optionen berücksichtigen, jedoch<br />
von den Möglichkeiten eines KDEoder<br />
auch XFCE-Desktops weit entfernt<br />
bleiben. Ungewöhnlich für ein Desktop-<br />
System ist das im Menü Systemwerkzeuge<br />
integrierte Programm Wireshark zur<br />
Analyse von Netzwerken, das üblicherweise<br />
eher auf Server-Distributionen<br />
zum Einsatz kommt.<br />
Basissystem<br />
Obwohl Linux und XStreamOS sich naturgemäß<br />
in vielem ähneln, bestehen einige<br />
gravierende Unterschiede zwischen<br />
den beiden. So richtet XStreamOS keine<br />
Swap-Partition auf der Festplatte ein, als<br />
Standard-Dateisystem kommt das technisch<br />
fortschrittliche ZFS zum Einsatz.<br />
(Einen ausführlichen Artikel zum Einsatz<br />
von ZFS unter Linux finden Sie in dieser<br />
Ausgabe ab Seite 82).<br />
Aufgrund von Lizenzproblemen bringt<br />
der Linux-Kernel ZFS ab Werk nicht mit.<br />
1 Mit dem Cairo<br />
Composite Manager<br />
peppen Sie LXDE auf<br />
oder fahren die Effekte<br />
bei Bedarf wieder<br />
zurück.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
37
Praxis<br />
XStreamOS<br />
Paketmanager<br />
Das Paketmanagement unter XStream-<br />
OS weicht deutlich von den entsprechenden<br />
Linux-Konventionen ab. Mit IPS<br />
als Paketmanagementsystem und dem<br />
Package Manager als dessen grafischer<br />
Oberfläche stehen zwei unter Linux unbekannte<br />
Tools bereit, die für die saubere<br />
Integration neuer Software ins Solaris-<br />
Universum sorgen.<br />
Zwar macht der Package Manager auf<br />
den ersten Blick einen für Linux-Anwender<br />
altbekannten Eindruck 2 , doch Nomenklatur<br />
und Umfang der Funktionen<br />
erfordern ein Umdenken: XStreamOS<br />
unterscheidet Repositories nach Herausgebern,<br />
und auch die Kategorien in<br />
Package Manager richten sich danach.<br />
Updates spielen Sie per Mausklick ein.<br />
Völlig ungewohnt ist die Option, das<br />
Boot-Verhalten des Systems mittels<br />
Package Manager zu beeinflussen: Im<br />
Fenster File | Manage Boot Environments…<br />
legen Sie fest, welche Umgebung<br />
startet. Hier zeigt sich die enge<br />
Verzahnung mit dem Dateisystem ZFS:<br />
Im Falle eines fehlgeschlagenen Updates<br />
des Betriebssystems besteht die Möglichkeit,<br />
aus dem Fenster Boot Environments<br />
einen funktionierenden Snapshot<br />
von XStreamOS zu booten. Das ermöglicht<br />
es, mithilfe unterschiedlicher Snapshots<br />
verschiedene Kernel-Varianten zu<br />
nutzen 3 .<br />
<strong>Die</strong> Boot Environments erlauben es außerdem,<br />
den Software-Fundus für die<br />
einzelnen Umgebungen individuell anzupassen.<br />
Dazu finden Sie im linken Bereich<br />
des Package Managers verschiedene<br />
Software-Kategorien. Wie von einem<br />
ursprünglich primär im Mainframe-Bereich<br />
verbreiteten Betriebssystem nicht<br />
anders zu erwarten, liegt der Schwerpunkt<br />
der installierbaren Programme auf<br />
Programmen zum Entwickeln und für<br />
die Administration des Systems.<br />
Verspielte Naturen gehen dagegen<br />
nahezu leer aus: <strong>Die</strong> Kategorie Spiele offeriert<br />
lediglich ein einziges Programm.<br />
Aber auch exotische Desktop-Anwendungen<br />
verzeichnet der Software-Pool<br />
kaum. Als ähnlich dürftig erweist sich<br />
die Ausstattung in der Kategorie Treiber,<br />
die vor allem Einträge zu Hochleistungs-<br />
Hardware für Server umfasst. Für Komponenten,<br />
wie sie herkömmliche Desktop-Rechner<br />
vielfach nutzen, fehlen jedoch<br />
Treiber. Auch auf mobiler Hardware<br />
lässt sich XStreamOS kaum einsetzen:<br />
Hier sieht die Unterstützung insbesondere<br />
für Notebooks mit aktuellen Core-<br />
Chipsätzen von Intel und deren Grafikkarten<br />
äußerst düster aus.<br />
Fazit<br />
XStreamOS eignet sich vor allem für die<br />
klassische Büroumgebung, in der eine<br />
homogene Infrastruktur gewollt ist. Das<br />
System arbeitete im Test auch auf weniger<br />
gut ausgestatteter Hardware recht<br />
schnell und stabil. Der Desktop bietet<br />
weitgehend alle nötigen Programme für<br />
den Einsatz im Office. Für betagte 32-Bit-<br />
Hardware eignet sich XStreamOS nicht.<br />
Sobald mobile Computersysteme im<br />
Einsatz sind, streicht XStreamOS in den<br />
meisten Fällen aufgrund der noch mangelnden<br />
Unterstützung für viele Komponenten<br />
die Segel. (agr) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31994<br />
2 Der XStreamOS-Package Manager ähnelt vom Konzept dem<br />
Programm Synaptic.<br />
3 Der Package Manager verwaltet Snapshots des Systems und<br />
bietet die Möglichkeit, einen davon zu starten.<br />
38 www.linux-user.de<br />
05.2014
Praxis<br />
XnviewMP<br />
Bildbetrachter XnviewMP<br />
Unbekanntes Talent<br />
Unter Windows gilt der Bildbetrachter Xnview längst als feste Größe.<br />
Dank eines Multiplattform-Redesigns hat er jetzt als XnviewMP unter Linux<br />
und Mac OS X eine große Zukunft vor sich. Thomas Leichtenstern<br />
Xnview gilt unter Windows seit vielen<br />
Jahren als einer der beliebtesten Freeware-Bildbetrachter.<br />
Zwar stellte das<br />
Projekt schon vor Jahren ein Linux-Pendant<br />
zum Download bereit, das aber weder<br />
technisch noch optisch mit der Windows-Software<br />
mithalten konnte. Das<br />
hat sich mit der Einführung von Xnview-<br />
MP geändert – MP steht hier als Kürzel<br />
für Multiplattform. Darüber hinaus beherrscht<br />
die neue Version nun Multiprocessing<br />
und lädt dank eines besseren<br />
Cachings die Bilder schneller. <strong>Die</strong> Software<br />
kann über 500 Dateiformate lesen,<br />
darunter alle gängigen RAW-Formate,<br />
und mehr als 70 davon schreiben.<br />
Als sogenannte Freeware unterliegt<br />
XnviewMP einer proprietären Lizenz. Es<br />
steht ausschließlich als Binärprogramm<br />
bereit, das Sie ohne Einschränkungen<br />
verwenden und für den eigenen Gebrauch<br />
kopieren, jedoch nicht weitergeben<br />
dürfen. <strong>Die</strong> Software enthält weder<br />
Adware noch nervige Werbeeinblendungen.<br />
Gefällt Ihnen das Programm,<br />
wünscht sich der französische Entwickler<br />
Pierre-Emmanuel Gougelet von<br />
Ihnen eine kleine Spende.<br />
Installation und erster Start<br />
Readme<br />
Der als Freeware verfügbare Bildbetrachter<br />
und Konverter XnviewMP überzeugt mit vielen<br />
sinnvollen Features. Er kann 500 Dateiformate<br />
lesen und 70 schreiben. Dank einer<br />
freien Zuordnung von Shortcuts lassen sich<br />
viele Funktionen via Tastatur bedienen.<br />
Auf der Projekt-Webseite unter http://<br />
www. xnview. com/ de/ xnviewmp/ stehen<br />
neben Versionen für Windows und<br />
Mac OS X auch vier Varianten für Linux<br />
zum Download bereit. Verwenden Sie<br />
eine auf Debian basierende Distribution,<br />
laden Sie das für die verwendete Architektur<br />
passende DEB-Paket herunter<br />
und installieren es entweder per Doppelklick<br />
oder auf der Konsole mit dem<br />
Befehl sudo dpkg ‐‐install Xnview‐<br />
MP‐linux.deb. Besitzer anderer Distributionen,<br />
etwa OpenSuse oder Fedora,<br />
laden stattdessen einen ebenfalls in 32-<br />
und 64-Bit-Varianten verfügbaren Tar-<br />
© Victor Soares, 123RF<br />
40 www.linux-user.de<br />
05.2014
XnviewMP<br />
Praxis<br />
XnviewMP 0.64<br />
(DEB und Tarball, 32+64 Bit)<br />
LU/xnviewmp/<br />
1 Das übersichtliche Startfenster von XnviewMP zeigt links den Verzeichnisbaum,<br />
rechts daneben die <strong>Vorschau</strong> der Bilder. Unten finden Sie Analysetools, die unter anderem<br />
die EXIF-Informationen der gewählten Aufnahme anzeigen.<br />
ball herunter und entpacken diesen an<br />
beliebiger Stelle. Dabei entsteht ein Unterordner<br />
namens Xnview, der alle Dateien<br />
enthält. <strong>Die</strong> statisch kompilierte Software<br />
bringt alle benötigten Bibliotheken<br />
bereits mit und läuft somit auf praktisch<br />
allen Systemen. Ein Klick auf xnview.sh<br />
im genannten Verzeichnis öffnet das<br />
Programm 1 .<br />
Bildverwaltung<br />
Einen der Kernbestandteile der Software<br />
bildet das Verwaltungsmodul mit seinen<br />
vielfältigen Funktionen, um Bilder zu<br />
sortieren und zu kategorisieren.<br />
Am oberen Fensterrand finden Sie die<br />
Menü- und Schalterleiste, wobei Letztere<br />
einen Schnellzugriff auf die wichtigsten<br />
Funktionen bietet. Unterhalb davon<br />
sehen Sie auf der linken Seite den Verzeichnisbaum<br />
des Systems, in dem Sie<br />
zum gewünschten Ordner navigieren.<br />
Dessen Inhalt stellt die Miniaturansicht<br />
rechts daneben dar. Über den Schieberegler<br />
rechts oben legen Sie die Größe<br />
der <strong>Vorschau</strong>bilder fest.<br />
Am unteren Rand des Fensters sehen<br />
Sie den Kasten Info. Er enthält Detailinformationen<br />
zur markierten Aufnahme,<br />
unter anderem sämtliche EXIF-Informa-<br />
tionen sowie ein Histogramm. Rechts<br />
daneben erscheint das Bild nochmals in<br />
der <strong>Vorschau</strong>.<br />
Auch über das Kontextmenü stellt die<br />
Applikation diverse sinnvolle Funktionen<br />
bereit. Nach einem Rechtsklick auf eines<br />
der <strong>Vorschau</strong>bilder erreichen Sie beispielsweise<br />
Konvertieren zu, das es Ihnen<br />
erlaubt, die gewünschten Bilder – auch<br />
im RAW-Format – mit einem Mausklick<br />
in die Formate JPEG, PNG, TIFF und BMP<br />
zu überführen. Allerdings leistet sich die<br />
2 Der Metadaten-Standard IPTC erlaubt es, Detailinformationen direkt in der Bilddatei<br />
abzuspeichern, sodass diese wiederum auf jedem System bereitstehen.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
41
Praxis<br />
XnviewMP<br />
IPTC: Das Kürzel steht für International<br />
Press Telecommunications Council und<br />
bezeichnet einen Standard zum Speichern<br />
von Informationen zu Bildinhalten in Bilddateien.<br />
Das Format legt sowohl Texte als<br />
auch Datums- und Zahlenwerte in einem<br />
speziellen Bereich der Datei ab.<br />
Software hier einen nicht unerheblichen<br />
Ausrutscher: Sie konvertiert die Bilder<br />
zwar, ohne aber die entsprechende Dateinamenserweiterung<br />
anzuhängen. So<br />
wurde im Test aus bild1.NEF ein JPEG-<br />
Bild namens bild1_1.NEF.<br />
Speziell das Verwalten großer Bildbestände<br />
braucht eine Verschlagwortung<br />
und Kategorisierung der Aufnahmen.<br />
XnviewMP bietet dafür einige Möglichkeiten<br />
an. Der Bereich Info unten links<br />
hält nicht nur Informationen zur Aufnahme<br />
bereit, sondern auch die Rubrik Kategorien.<br />
Darin listet die Software neben<br />
einer Vorauswahl wie Familie, Landschaft<br />
oder Haustiere alle in den Meta-Informationen<br />
der Bilder gefundenen Schlagworte.<br />
Um sie für das ausgewählte Bild<br />
zu übernehmen genügt es, die Checkbox<br />
vor den Einträgen zu aktivieren.<br />
Eine weitere Möglichkeit, um die Bilder<br />
eindeutig zu identifizieren, bietet<br />
IPTC. Markieren Sie dafür das oder die<br />
Bilder und rechtsklicken Sie darauf. Wählen<br />
Sie danach aus dem Kontextmenü<br />
IPTC/XMP bearbeiten… 2 . Alternativ<br />
verwenden Sie [Strg]+[I], um den entsprechenden<br />
Dialog zu öffnen.<br />
Daneben bietet die Software noch die<br />
Möglichkeit, die Bilder zu bewerten. Am<br />
einfachsten gelingt das, indem Sie die<br />
gewünschten Bilder aktivieren und danach<br />
[Strg]+[1]…[5] drücken. Dabei<br />
steht 1 für schlecht und 5 für gut.<br />
Damit Sie sofort überblicken, zu welcher<br />
Kategorie ein Bild gehört, bietet<br />
XnviewMP darüber hinaus eine farbliche<br />
Einordnung an. Allerdings trifft die Auswahl<br />
wohl nicht ganz die Ansprüche der<br />
meisten Fotografen: Als Kategorien stehen<br />
unter anderem Zu erledigen, Später<br />
oder Persönlich zur Verfügung. Nach<br />
dem Einordnen versieht die Software<br />
das Bild mit einem farbigen Punkt in der<br />
Übersicht. Zu guter Letzt verfügt das<br />
Programm noch über Lesezeichen, die jedoch<br />
ausschließlich für Ordner bereitstehen,<br />
nicht jedoch für Einzelbilder.<br />
Schau an<br />
Zu den Besonderheiten von XnviewMP<br />
zählt ein nahezu unbegrenztes Repertoire<br />
an unterstützten Dateiformaten.<br />
Über 500 davon kann das Programm lesen,<br />
darunter auch die RAW-Formate der<br />
3 Mit Schiebereglern unterhalb der Ansicht des Bildes steuern Sie unter anderem Parameter wie Helligkeit und den Kontrast der<br />
Aufnahme. Das Resultat der jeweiligen Änderungen sehen Sie direkt rechts im <strong>Vorschau</strong>bild.<br />
42 www.linux-user.de<br />
05.2014
XnviewMP<br />
Praxis<br />
4 Sag mir, was soll es bedeuten? <strong>Die</strong> Benennungen der Filter in XnviewMP erlauben<br />
häufig keinen Rückschluss auf deren Funktion.<br />
gängigen Spiegelreflexkameras. Zudem<br />
überführt XnviewMP die Aufnahmen auf<br />
Wunsch in über 70 Bildformate, wozu<br />
neben den Standards wie JPEG und PNG<br />
auch eher unbekanntere Varianten zählen,<br />
wie etwa das hoch komprimierende<br />
Webp oder JPEG-2000.<br />
Doppelklicken Sie in der Miniaturansicht<br />
auf ein Bild, erscheint es in der<br />
Großbildansicht. Ähnlich wie bei Webbrowsern<br />
legt die Software für jedes geöffnete<br />
Bild sowie in der Übersicht (Betrachter<br />
genannt) einen Tab an, über den<br />
Sie zwischen den Ansichten wechseln.<br />
Um Tabs wieder zu schließen, genügt ein<br />
Klick auf den roten Kreis mit dem Kreuz<br />
in der Mitte. In dieser Ansicht wechselt<br />
die Software die Schalterleiste aus und<br />
bietet Buttons für häufig genutzte Aktionen,<br />
wie etwa Zuschneiden, Größe ändern,<br />
Vollbild oder Drehen. Viele dieser<br />
Aktionen stoßen Sie aber bei Bedarf<br />
über Tastenkürzel an – die Tabelle<br />
Xnview-Shortcuts zeigt die Wichtigsten.<br />
<strong>Die</strong> Tastenkürzel dürfen Sie ganz nach<br />
Gusto mit eigenen Belegungen versehen.<br />
Dazu öffnen Sie Werkzeuge | Einstellungen,<br />
navigieren dann in den Abschnitt<br />
Oberfläche und wechseln in den<br />
Reiter Tastenkürzel. Hier finden Sie in einer<br />
Liste praktisch alle Funktionen, welche<br />
die Software bereitstellt. Klicken Sie<br />
auf den gewünschten Eintrag und geben<br />
Sie unter Tastenkürzel für ausgewählte<br />
Aktion den gewünschten Shortcut ein.<br />
Zum vorherigen oder nächsten Bild<br />
navigieren Sie mit den Pfeil-Schaltern in<br />
der Menüleiste oder dem Scrollrad der<br />
Maus. <strong>Die</strong> Pfeiltasten der Tastatur belegt<br />
die Software in der Grundeinstellung mit<br />
Xnview-Shortcuts<br />
Scrollen nach links/rechts. Möchten Sie<br />
diese stattdessen lieber zum Blättern<br />
zwischen den Bildern verwenden, weil<br />
es Ihrer Gewohnheit entspricht, öffnen<br />
Sie wieder die Einstellungen, wechseln<br />
darin in den Abschnitt Oberfläche | Tastatur<br />
und wählen aus dem Ausklappmenü<br />
Pfeiltaste Links/Rechts den Punkt<br />
Vorherige/Nächste Datei. Dann bestätigen<br />
Sie die Angabe mit OK.<br />
Shortcut<br />
Aktion<br />
[+] Vergrößern<br />
[-] Verkleinern<br />
[Strg]+[Umschalt] +[L] Links drehen<br />
[Strg]+[Umschalt] +[R] Rechts drehen<br />
[Umschalt]+[H] Horizontal spiegeln<br />
[Umschalt]+[V] Vertikal spiegeln<br />
[Umschalt]+[X] Ausschnitt freistellen<br />
[Umschalt]+[S] Größe ändern<br />
[Strg]+[Alt]+[L] Helligkeit automatisch einstellen<br />
[Strg]+[Alt]+[O] Kontrast automatisch einstellen<br />
[L]<br />
Schwarz/Weiß-Punkt einstellen<br />
[I]<br />
Bildinformationen ein/ausblenden<br />
[H]<br />
Histogramm ein/ausblenden<br />
[Strg]+[Umschalt]+[I] Farbinformationen am Mauszeiger ein/ausblenden<br />
[Strg]+[Z]<br />
Letzte Aktion rückgängig machen<br />
[Strg]+[S]<br />
Speichern<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
43
Praxis<br />
XnviewMP<br />
<strong>Die</strong> Bildbearbeitungsfunktionen von<br />
XnviewMP können zwar nicht mit jenen<br />
von Gimp und Konsorten mithalten, genügen<br />
aber vollkommen, um die Bilder<br />
auf die Schnelle aufzuhübschen. <strong>Die</strong><br />
meisten der dafür vorgesehenen Funktionen<br />
hält das Menü Bild bereit.<br />
Das wohl wichtigste Werkzeug zum<br />
Ändern des Kontrasts, der Helligkeit und<br />
der Farbe finden Sie unter Einstellungen |<br />
Helligkeit/Kontrast/Farbbalance 3 . Wie<br />
fast alle Bearbeitungsdialoge von<br />
XnviewMP zeigt auch dieser eine <strong>Vorschau</strong>,<br />
in der Sie direkt sehen, wie sich<br />
die Änderungen aufs Bild auswirken.<br />
5 <strong>Die</strong> Stapelverarbeitung des Bildbetrachters XnviewMP mit ihren zahlreichen<br />
Optionen gehört zum Besten, was Sie unter Linux in diesem Bereich derzeit finden.<br />
Damit die Bilder ohne Ihr explizites<br />
Zutun durchwechseln, starten Sie über<br />
den Schalter Quick Diashow aus der<br />
Menü leiste eine Diashow. Deren Einstellungen,<br />
wie etwa jene zum Wechselintervall,<br />
finden Sie wiederum im Einstellungsdialog<br />
unter dem Punkt Ansicht<br />
| Verschiedenes.<br />
6 <strong>Die</strong> Stapelverarbeitung erlaubt nicht nur das umfangreiche Bearbeiten von Bildern,<br />
sondern konvertiert diese auf Wunsch auch direkt ins gewünschte Zielformat.<br />
An die Arbeit<br />
Für das Feintuning bietet die Software<br />
unter Bild | Filter… eine Auswahl an vordefinierten<br />
Filtern, etwa Rauschen reduzieren<br />
oder Schärfen. Allerdings wirkt<br />
diese Toolbox noch eher unausgegoren.<br />
So fehlen vielen Filtern weitere Einstellungen,<br />
bei einigen lassen sich die Benennungen<br />
nicht nachvollziehen, etwa<br />
bei Mitte Kreuz oder Maximum 4 . Darüber<br />
hinaus kann XnviewMP sowohl die<br />
Filter als auch alle anderen Korrekturen<br />
stets nur aufs ganze Bild anwenden.<br />
Möchten Sie nur bestimmte Bereiche<br />
der Aufnahme bearbeiten, hilft mehr<br />
oder weniger provisorisch Bild | Hervorheben…<br />
weiter. Wie der Name andeutet,<br />
besteht der Sinn dieses Moduls darin,<br />
bestimmte Bildbereiche ins Zentrum des<br />
Interesses zu rücken.<br />
Statt wie bei anderen Funktionen einen<br />
Bearbeitungsdialog zu öffnen, blendet<br />
XnviewMP hier unterhalb der Schalterleiste<br />
ein zusätzliches Menü ein. Darin<br />
finden Sie Funktionen wie Verwischen<br />
oder Helligkeit. Um diese anzuwenden,<br />
markieren Sie zunächst den Bildbereich.<br />
Dazu stellt das Tool lediglich eine rechteckige<br />
Auswahl bereit, erlaubt jedoch,<br />
beliebig viele davon aufzuziehen. Der<br />
Filter wirkt jedoch ungewöhnlicherweise<br />
nicht auf die markierten Bereiche, sondern<br />
vielmehr auf die unmarkierten.<br />
Eine Umkehr der Auswahl bietet die<br />
Software derzeit nicht.<br />
Von der besten Seite zeigt sich die<br />
XnviewMP allerdings bei der Stapelverar-<br />
44 www.linux-user.de<br />
05.2014
XnviewMP<br />
Praxis<br />
beitung, die Sie unter Werkzeuge finden<br />
5 . Sie gliedert sich in drei Teile: In<br />
der Eingabe legen Sie die Bilder oder<br />
Ordner fest, die Sie konvertieren möchten.<br />
Der Verarbeitungsteil ermöglicht,<br />
beliebig viele Funktionen auf das Bild<br />
anzuwenden. Ein Klick auf Verarbeitung<br />
hinzufügen > öffnet rechts daneben ein<br />
Menü, aus dem Sie die Art der Bildmanipulation<br />
auswählen.<br />
Es stehen Ihnen dabei alle Funktionen<br />
zur Verfügung, die das Programm von<br />
Haus aus bietet. <strong>Die</strong> Tabelle darunter listet<br />
alle hinzugefügten Bearbeitungsmodi<br />
auf. Sofern Sie zusätzliche Einstellungen<br />
zulassen, erscheinen diese beim<br />
Klick auf den nach rechts gerichteten<br />
Pfeil neben dem Namen. Rechts neben<br />
dieser Tabelle sehen Sie die <strong>Vorschau</strong>ansicht,<br />
die zeigt, wie das fertige Bild mit<br />
den aktuellen Modifikationen später<br />
aussieht. Einzelne Filter schalten Sie bei<br />
Bedarf mit der Checkbox rechts neben<br />
Aktiviert an oder ab.<br />
Im Reiter Ausgabe legen Sie im Abschnitt<br />
Ausgabe fest, wo die Software die verarbeiteten<br />
Bilder speichern soll. Unter Format<br />
geben Sie das gewünschte Ausgabeformat<br />
an. Über Einstellungen… gelangen<br />
Sie zu den formatspezifischen<br />
Einstellungen 6 , etwa hinsichtlich der<br />
gewünschten Kompression.<br />
Möchten Sie die Bilder gleich umbenennen,<br />
bietet der Abschnitt Dateiname<br />
dazu diverse Möglichkeiten. Sobald Sie<br />
auf den rechtsgerichteten Pfeil neben<br />
dem Eingabefeld klicken, erscheinen<br />
eine ganze Reihe von Vorschlägen, nach<br />
welchem Schema Sie die Bilder benennen<br />
können. <strong>Die</strong>se dürfen Sie bei Bedarf<br />
auch untereinander kombinieren.<br />
So ergibt die Zeichenkette urlaub ##<br />
{EXIF:Date Taken [d-m-Y]} in unserem Beispiel<br />
den Dateinamen urlaub 03 03-05-<br />
2008.jpg. Nach dem Präfix urlaub steht<br />
## stellvertretend für die fortlaufende<br />
Nummerierung. Für das Konstrukt<br />
{EXIF:Date Taken [d-m-Y]} liest das Programm<br />
aus den EXIF-Metadaten das Erstelldatum<br />
aus und fügt es im Format<br />
Tag-Monat-Jahr ein.<br />
Fazit<br />
Der Bildbetrachter XnviewMP glänzt<br />
nicht nur mit einer breiten Unterstützung<br />
für unterschiedlichste Bildformate,<br />
sondern auch durch hohe Performance<br />
sowohl bei der Anzeige als auch dem<br />
Weiterverarbeiten von Bildern.<br />
Vor allem die Stapelverarbeitung<br />
sucht unter den vergleichbaren Programmen<br />
ihresgleichen: Übersichtlich<br />
aufgebaut, erlaubt sie mit wenigen<br />
Mausklicks das massenhafte Verändern<br />
von Bildern in beinahe jede beliebige<br />
Form. Kritik erntet die umfangreiche<br />
Software nur in vergleichsweise unwichtigen<br />
Belangen. Im Kern präsentiert sich<br />
XnviewMP als echtes Highlight, das<br />
kaum einen Gegner aus dieser Liga zu<br />
scheuen braucht. (tle) n<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
45
Schwerpunkt<br />
DTP-Workshop<br />
Mit der freien DTP-Software Scribus<br />
einen Flyer erstellen<br />
Party-Alarm!<br />
© Nazreth, sxc.hu<br />
Linux bringt mit Scribus ein<br />
umfangreiches DTP-Programm<br />
mit. Damit erstellen<br />
Sie problemlos einen Flyer<br />
im professionellen Layout.<br />
Andreas Reitmaier<br />
Readme<br />
Unter Linux sparen Sie sich Ausgaben für<br />
Design-Software: Alles ist mit an Bord und<br />
innerhalb von Sekunden im Einsatz. Wenn<br />
Sie mit Gimp, Scribus und Co. gestalten,<br />
brauchen Sie allerdings Spaß am Experimentieren.<br />
Gemeinhin gilt Apples Mac immer noch<br />
als Werkzeug der Wahl für Kreative, die<br />
damit gestalten. Doch Linux bringt einen<br />
umfangreichen und dazu kostenlosen<br />
Werkzeugkasten mit, mit dem Sie<br />
professionelles Layout gut und komfortabel<br />
erledigen. Wie einfach das geht,<br />
zeigt dieser Workshop am Beispiel eines<br />
Flyer-Designs für eine Party-Einladung.<br />
Als Werkzeug dazu bietet sich vor allem<br />
Scribus online û als Layout-Programm<br />
an. Das ergänzen Sie mit Gimp<br />
online û zum Bearbeiten von Fotos und<br />
sonstigen Bildern. Bei Bedarf springt<br />
Inkscape online û ein, falls Sie eigene<br />
Vektorgrafiken erstellen oder fremde bearbeiten<br />
möchten. Auf teure Hardware<br />
und noch teurere Lizenzen für kommerzielle<br />
Software können Sie getrost verzichten:<br />
<strong>Die</strong> drei Tools finden sich in den<br />
Repositories aller gängigen Distributionen,<br />
sodass Sie sie in aller Regel bequem<br />
per Paketmanager installieren.<br />
Aufbau<br />
Der typische Flyer gibt sich kurz und<br />
knapp. Meist handelt es sich um ein im<br />
Postkartenformat oder in DIN lang gehaltenes<br />
Druckstück, das beidseitig farbig<br />
bedruckt ist. Im Gegensatz zu geschäftlicher<br />
Werbung und informellen Flyern<br />
darf und soll es bei einem Party-Flyer<br />
bunt zugehen. Allerdings lohnt es sich,<br />
einen Gedanken darauf zu verschwenden,<br />
wo Sie den Flyer verteilen möchten:<br />
Kursieren dort ohnehin viele bunte<br />
Druck werke, fällt eine eher dezente Farbsprache<br />
möglicherweise sogar mehr auf.<br />
In unserem Beispiel bringen wir aber<br />
kräftige Farben in den grauen Computer-Alltag.<br />
Als Format wählen wir DIN<br />
lang, das etwas mehr Platz für Spielereien<br />
und zusätzliche Informationen bietet.<br />
Unter anderem bringen Sie so Anfahrtsskizzen,<br />
Line-Ups oder Hinweise auf Getränke<br />
und Speisen unter.<br />
Überdenken Sie gut, welches Format<br />
sich für den jeweiligen Zweck eignet, da<br />
ein späteres Ändern viel Arbeit macht –<br />
vor allem, wenn Sie nicht ganz so geübt<br />
im Umgang mit den Programmen sind.<br />
Oft hilft es, vorab eine grobe Skizze mit<br />
Stift und Papier anzufertigen. So sehen<br />
Sie schnell, welche Fotos oder sonstigen<br />
Materialien Sie benötigen. <strong>Die</strong>se sollten<br />
Sie dann vorher organisieren.<br />
Erste Schritte<br />
Haben Sie die Vorarbeiten abgeschlossen,<br />
legen Sie in Scribus über Datei | Neu<br />
46 www.linux-user.de<br />
05.2014
DTP-Workshop<br />
Schwerpunkt<br />
1 <strong>Die</strong> Scribus-Einstellungen offerieren einige Standard-Formate. Es besteht aber die<br />
Möglichkeit selbst die Größe des Dokuments zu bestimmen.<br />
ein neues Dokument an. Hier fragt Scribus<br />
nach dem gewünschten Seitenformat.<br />
Das von uns angepeilte Format DIN<br />
lang findet sich nicht in der Liste. Daher<br />
verwenden Sie die Benutzerdefinierte Einstellung<br />
und geben für die Höhe 210 Millimeter<br />
und als Breite 105 Millimeter an.<br />
Arbeiten Sie mit einer Druckerei zusam<br />
men, die abweichende Maße verlangt,<br />
nutzen Sie diese an dieser Stelle 1 .<br />
Scribus verwendet als Maßeinheit<br />
standardmäßig Punkt – wählen Sie daher<br />
unten rechts in den Optionen als Maßeinheit<br />
Millimeter aus. Außerdem verlangen<br />
Druckereien einen sogenannten Anschnitt,<br />
auch Beschnittzugabe genannt.<br />
<strong>Die</strong>ses Maß bezeichnet die Fläche, in der<br />
später nach dem Druck beim Verarbeiten<br />
der Schnitt erfolgt. Sie sollte keinesfalls<br />
weiß bleiben, wenn sich daneben eine<br />
farbige Fläche befindet. <strong>Die</strong> Beschnittzugabe<br />
stellen Sie im Bereich Anschnitt ein.<br />
Der Wert ist in der Regel auf allen Seiten<br />
gleich; das nutzt Scribus auch als Voreinstellung.<br />
So brauchen Sie hier nur einmal<br />
das entsprechende Maß festzulegen.<br />
Außerdem sollten Sie noch die Anzahl<br />
der Seiten festlegen, im Beispiel zwei. Im<br />
späteren Dialog Dokument einrichten gelingt<br />
dies nicht mehr, dann erweitern Sie<br />
ein Dokument über das Menü Seite. Auf<br />
diese Weise legen Sie im Bedarfsfall eine<br />
dritte Seite an, etwa um ein alternatives<br />
Design zu testen.<br />
Aufteilung<br />
Im Gegensatz zu einem Prospekt etwa<br />
für Produktwerbung bietet ein Flyer für<br />
eine Party deutlich mehr Freiraum und<br />
Flexibilität beim Gestalten. Eine strenge<br />
Aufteilung in bestimmte Bereiche ist daher<br />
nicht zwingend notwendig. Dennoch<br />
kann es sich lohnen, ein paar Hilfslinien<br />
zu verwenden – in unserem Beispiel<br />
etwa eine Linie über die Mitte der Seiten.<br />
Solche Hilfslinien erstellen Sie, indem<br />
Sie mit der Maus auf das Lineal am Rand<br />
klicken, die Maustaste gedrückt halten,<br />
und den Zeiger ins Dokument hineinbewegen.<br />
Dabei zeigt die Software Ihnen<br />
die Position als Zahlenwert an. Auf diesem<br />
Weg erstellen Sie rasch ein paar<br />
Hilfslinien für das Dokument 2 .<br />
Hintergrund<br />
2 Für den Party-Flyer sind Hilfslinien nicht zwingend erforderlich. Sie helfen jedoch dabei,<br />
Elemente auszurichten.<br />
Wie die meisten DTP-Programme arbeitet<br />
auch Scribus mit Rahmen für die Objekte.<br />
Sie setzen also ein Bild nicht einfach<br />
direkt ins Dokument ein, sondern<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
47
Schwerpunkt<br />
DTP-Workshop<br />
erstellen dafür vorab einen Rahmen.<br />
Scribus erzeugt diesen in der Regel für<br />
ein neues Element selbst – etwa, wenn<br />
Sie ein Foto über den entsprechenden<br />
Dialog einfügen. Ebenso erhalten Texte,<br />
Linien oder andere Elemente einen speziellen<br />
Rahmen.<br />
Während Rahmen beim Flyer-Projekt<br />
zunächst etwas unpraktisch wirken, sind<br />
sie in größeren Projekten unersetzlich,<br />
etwa bei mehrseitigen Dokumenten. Für<br />
die Hintergrundgrafik fügen Sie zunächst<br />
einen Rahmen über Einfügen | Bildrahmen<br />
einfügen ein. <strong>Die</strong>ser fällt etwas größer aus<br />
als das gesamte Blatt. So stellen Sie sicher,<br />
dass später im Druck nicht doch in<br />
einem Teil des Dokuments der Hintergrund<br />
der Datei weiß durchscheint.<br />
Zwei Varianten liegen im Moment für<br />
Hintergrundgrafiken im Trend: zum einen<br />
ein Retro- oder Grunge-Stil, zum anderen<br />
klare Farben. Ein schwarzer Hintergrund<br />
kommt ebenfalls oft zum Einsatz:<br />
Er bietet für farbige oder weiße Schrift<br />
einen guten Kontrast und unterstreicht<br />
gleichzeitig die Wirkung knalliger grafischer<br />
Elemente oder lebhafter Bilder. Auf<br />
der anderen Seite eignet sich für luftige<br />
Designs ein heller oder weißer Hintergrund,<br />
der pastellige Grafiken und leichte<br />
Schriften besonders gut in Szene setzt.<br />
Wollen Sie den Hintergrund rein<br />
schwarz gestalten, fügen Sie keinen Bildrahmen<br />
hinzu, sondern über Einfügen |<br />
Form einfügen | Standardformen ein Rechteck.<br />
<strong>Die</strong>ses färben Sie anschließend über<br />
die Eigenschaften [F2] schwarz ein 3 .<br />
Nachträglich anpassen<br />
Sofern Sie mit einem schwarzen Hintergrund<br />
arbeiten, verschwinden Hilfs- und<br />
Seitenlinien. Daher passen Sie die Einstellungen<br />
unter Datei | Dokument einrichten<br />
an. Im Unterpunkt Hilfslinien stellen<br />
Sie zunächst die Option Platzierung<br />
im Dokument auf Im Vordergrund. Anschließend<br />
weisen Sie den Linien noch<br />
eine andere Farbe zu, um sie besser von<br />
anderen Begrenzungen unterscheiden<br />
zu können.<br />
<strong>Die</strong> Texte oder Textschnipsel auf einem<br />
Flyer dürfen ruhig „wild“ verteilt<br />
sein. Eine strenge Ordnung widerspricht<br />
zumeist der Veranstaltung, für die der<br />
Flyer wirbt. Ein paar Standards sollten<br />
Sie aber dennoch bedenken: Problematisch<br />
und teuer ist es, wenn der Name<br />
des Veranstalters und eine Kontaktangabe<br />
fehlen 4 . Daher bietet es sich an, auf<br />
einer oder gar beiden Seiten Raum für<br />
ein Impressum einzurichten. Dazu fügen<br />
Sie unten einen kleinen Textrahmen ein<br />
und passen diesen am besten an die unteren<br />
und äußeren Seitenlinien an. Den<br />
Text legen Sie anschließend als Zentriert<br />
fest, was ein harmonisches Bild ergibt.<br />
Großen Raum müssen auf jeden Fall<br />
der Name und das Motto der Veranstaltung<br />
einnehmen. Zumindest der Name<br />
sollte sowohl auf der Vorder- wie auf der<br />
Rückseite des Flyers auftauchen, wobei<br />
die Vorderseite mit einer größeren Darstellung<br />
durchaus als solche gekennzeichnet<br />
sein darf. Für den Namen und<br />
das Motto verwenden Sie entweder eine<br />
auffällige Schrift – dann in einem Textrahmen<br />
– oder eine Grafik. Dann entwerfen<br />
Sie das Titelelement beispielsweise<br />
in Inkscape und setzen es im Flyer in einen<br />
Grafikrahmen.<br />
Weitere Textrahmen legen Sie nun für<br />
Datum und Uhrzeit, Preise und gegebenenfalls<br />
zusätzliche Informationen an. In<br />
den Objekteigenschaften stellen Sie bei<br />
Bedarf eine Drehung der Textrahmen ein.<br />
So ergibt sich der typische Look, der auf<br />
die klassische, symmetrische und gerade<br />
Anordnung der Elemente verzichtet 5 .<br />
Ebenen anordnen<br />
3 Als Hintergrund fügen Sie ein schwarzes Rechteck ein, da durch den schwarzen<br />
Hintergrund alle Farben „knalliger“ erscheinen.<br />
Bevor Sie aber weitere Elemente hinzufügen<br />
und damit irgendwann doch ein<br />
recht unübersichtliches Gebilde aus chaotisch<br />
verstreuten Rahmen erzeugen,<br />
sollten Sie sich mit ein paar Hilfsmitteln<br />
vertraut machen.<br />
48 www.linux-user.de<br />
05.2014
DTP-Workshop<br />
Schwerpunkt<br />
4 Oft vernachlässigt, aber nicht nur juristisch wichtig: Auch auf<br />
einen harmlos erscheinenden Party-Flyer gehört eine geeignete<br />
Form von Impressum samt Kontaktadresse.<br />
5 Elemente im Flyer sollten nicht streng gerade ausgerichtet<br />
sein. <strong>Die</strong> Drehung erzeugen Sie wahlweise „frei Hand“ per Maus<br />
oder exakter über den Eigenschaften-Dialog.<br />
<strong>Die</strong> Sichtbarkeit der Elemente ergibt sich<br />
durch die Lage der einzelnen Ebenen zueinander.<br />
Den besten Überblick über die<br />
vorhandenen Elemente erhalten Sie über<br />
die Palette Übersicht, die Sie über das<br />
Menü Fenster | Dokumentenstruktur aufrufen.<br />
Sie sehen die Seiten des Flyers und<br />
darunter in hierarchischer Ordnung die<br />
einzelnen Bestandteile, also Rahmen für<br />
Text und Grafik sowie die integrierten<br />
Elemente von Scribus, wie im Beispiel<br />
das Hintergrund-Polygon. Über die Übersicht<br />
aktivieren Sie bei Bedarf versteckte<br />
oder im Hintergrund liegende Objekte.<br />
<strong>Die</strong> Ebene der Objekte bestimmen Sie<br />
am einfachsten mit der Tastatur. Über<br />
das Menü Objekt | Anordnung rufen Sie<br />
die Veränderung auf und erfahren dort<br />
auch gleich die Tastenkürzel. Hier besteht<br />
die Möglichkeit, die Lage im Dialog<br />
Eigenschaften der jeweiligen Objekte einzusehen<br />
und zu verändern 6 .<br />
Elemente anordnen<br />
Grundsätzlich können Sie sämtliche Elemente<br />
des Flyers zwar auch nach Augenmaß<br />
verteilen, doch wenn Sie die<br />
einzelnen Objekte in gewisser Regelmäßigkeit<br />
anordnen möchten, greift Ihnen<br />
Scribus mit seinem Werkzeug Ausrichten<br />
und verteilen unter die Arme, das Sie<br />
über das Menü Fenster öffnen.<br />
Standardmäßig richtet die Software<br />
alle gewählten Objekte nach dem zuerst<br />
markierten Element aus. Es besteht aber<br />
die Möglichkeit, Elemente stattdessen<br />
an Hilfslinien, Seitenrändern oder Markierungen<br />
auszurichten. Zusätzlich legen<br />
Sie fest, ob das Programm die Objekte<br />
durch Verschieben oder durch Ändern<br />
ihrer Größe auf Linie bringt. Insgesamt<br />
zehn verschiedene Varianten in horizontaler<br />
und vertikaler Richtung bieten<br />
alle Optionen gefälliger Ausrichtung.<br />
Wollen Sie Objekte gleichmäßig verteilen,<br />
etwa mehrere Fotos mit gleichem<br />
Abstand in einer Reihe, stehen insgesamt<br />
14 Funktionen bereit, die wie beim<br />
Ausrichten mit kleinen Symbolen und einem<br />
Tooltipp rasch zum gewünschten<br />
Ergebnis führen. Als Option gibt es hier<br />
außerdem eine Einstellung für den Abstand<br />
der Elemente.<br />
Haben Sie etwa vier Fotos eingefügt<br />
(oder zumindest die Rahmen dafür er<br />
Grunge: Von ugs. amerikanisch „grungy“ für<br />
schmutzig, unansehnlich, mies. Ursprünglich<br />
Bezeichnung für einen ein den 90ern<br />
entstandenen Rockmusik-Stil, davon abgeleitet<br />
inzwischen gebraucht für bewusst unansehnlich<br />
oder verschmutzt Gestyltes.<br />
TIPP<br />
Es lohnt sich, auch unbeteiligte Dritte einen<br />
Blick auf das Design werfen zu lassen.<br />
Fehler und insbesondere Auslassungen<br />
stechen solchen Probelesern<br />
meist wesentlich schneller ins Auge.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
49
Schwerpunkt<br />
DTP-Workshop<br />
Grafiken auf der Arbeitsfläche platzieren,<br />
wo sie sich auch später gut zwischenlagern<br />
lassen, falls sie bei anderen Arbeiten<br />
am Dokument stören. Von dort holen<br />
Sie die Bilder erst bei Bedarf und ordnen<br />
sie im Dokument selbst an.<br />
Am Schluss<br />
6 Ebenen ordnen Sie über das Objekt-Menü, mithilfe von Tastenkürzel oder über den<br />
Dialog Eigenschaften bequem und flexibel an.<br />
zeugt), markieren Sie zunächst die vier<br />
Rahmen und öffnen Fenster | Ausrichten<br />
und Verteilen. Im Menü Ausrichten wählen<br />
Sie Auf horizontaler Achse zentrieren.<br />
Anschließend rufen Sie Verteilen auf und<br />
geben Objektmitten gleichmäßig horizontal<br />
verteilen vor, um die Abstände zwischen<br />
den Rahmen gleichmäßig zu gestalten.<br />
Scribus verteilt die ausgewählten<br />
Objekte zwischen dem zuerst und<br />
dem zuletzt gewählten Element 7 .<br />
Nachdem feststeht, wie Sie Objekte in<br />
Scribus sinnvoll verteilen und anordnen,<br />
geht es daran, Grafiken einzufügen, die<br />
das Gesamtbild beleben. Bei einem Party-Flyer<br />
ist eigentlich erlaubt, was gefällt<br />
– seien es Luftballons, Girlanden, Spiralen,<br />
Ansammlungen von Farbklecksen<br />
oder einfach alles, was irgendwie nach<br />
Freude und Leben aussieht.<br />
Sie erleichtern sich die Arbeit, indem<br />
Sie zunächst alle infrage kommenden<br />
Haben Sie alle Elemente angeordnet und<br />
sind mit dem Ergebnis zufrieden, legen<br />
Sie das Dokument am besten erst einmal<br />
beiseite. Gerade, wenn Sie länger mit einem<br />
Projekt beschäftigt waren, schadet<br />
es nicht, erst einmal ein wenig Abstand<br />
dazu zu bekommen. Nach einiger Zeit<br />
nehmen Sie Ihre Kreation noch einmal<br />
genau unter die Lupe, idealerweise in aller<br />
Ruhe als Ausdruck: So finden Sie Fehler<br />
und Ungereimtheiten besser.<br />
Danach geht es ans Aufräumen. Entfernen<br />
Sie alle unnötigen Objekte, wie<br />
etwa ausgeblendete Elemente und Objekte,<br />
die Sie auf Vorrat auf die Arbeitsfläche<br />
gelegt haben. Auch einen eventuellen<br />
alternativen Entwurf löschen Sie,<br />
bevor es an den Export der Daten geht.<br />
Einen guten Eindruck, wie der Flyer<br />
später wirken wird, liefert die Druckvorschau,<br />
die Sie über Datei | Druckvorschau<br />
aufrufen. Wählen Sie dort die Einstellung<br />
CMYK anzeigen aus, erhalten Sie einen<br />
Eindruck, wie der Flyer nach der Umsetzung<br />
in CMYK-Farben aussehen könnte.<br />
Bei Flyern auf glänzendem Papier jedoch<br />
kommt die <strong>Vorschau</strong> dem Endergebnis<br />
etwas näher, wenn Sie diese Option deaktivieren<br />
8 .<br />
PDF-Export<br />
In der Regel liefern Sie den Flyer als PDF<br />
an eine Druckerei oder einen Copyshop,<br />
um ihn zu vervielfältigen.<br />
Aber selbst wenn Sie lediglich den<br />
Versand per E-Mail oder im Internet planen,<br />
erweist sich PDF als das geeignete<br />
Format. Es besitzt den Vorteil, dass ein<br />
Dokument im Grunde genommen über<br />
7 Das praktische Werkzeug Ausrichten und Verteilen erleichtert das Anordnen mehrerer<br />
gleichartiger Elemente deutlich.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31965<br />
50 www.linux-user.de<br />
05.2014
DTP-Workshop<br />
Schwerpunkt<br />
CMYK: Ein subtraktives Farbmodell, das für<br />
den Vierfarbdruck zum Einsatz kommt. Das<br />
Kürzel CMYK steht für die drei Farbbestandteile<br />
Cyan, Magenta, Yellow (Gelb) sowie<br />
den Schwarzanteil Key, der im Druck die<br />
Farbtiefe beeinflusst.<br />
8 Mit der Druckvorschau kontrollieren Sie, wie der Flyer nach der Umsetzung in CMYK-<br />
Farben wirkt. <strong>Die</strong> Papiersorte kann Scribus bei der Darstellung aber nicht berücksichtigen.<br />
all gleich aussieht und somit die Botschaft<br />
immer übermittelt. Scribus bietet<br />
für den PDF-Export Kompatibilität zu<br />
den Standards PDF 1.3, 1.4 und 1.5 sowie<br />
dem von Druckereien häufig verlangten<br />
Format PDF/X-3.<br />
Während des Exports überprüft das<br />
Programm die Daten und gibt Warnungen<br />
aus, falls es Probleme gibt, die Sie<br />
beseitigen sollten. Bei Letzteren handelt<br />
es sich in aller Regel um fehlende Schriftzeichen<br />
beziehungsweise Fonts oder<br />
eine falsche Auflösung bei einem Bild.<br />
<strong>Die</strong> Exportfunktion kontrolliert jedoch<br />
nicht, ob alle Fotos und Grafiken korrekt<br />
integriert sind. So erhalten Sie keine Warnung,<br />
wenn das Dokument Fotos im RGB-<br />
Modus enthält, statt im für den Druck benötigten<br />
CMYK-Modus – darauf müssen<br />
Sie selbst achten. Auch unerlaubte Transparenzen<br />
(besonders bei Verläufen) meldet<br />
die Applikation nicht immer korrekt.<br />
Einige Einstellungen im PDF-Export sollten<br />
Sie anpassen. So ist es grundsätzlich<br />
notwendig, sämtliche verwendeten<br />
Schriften ins PDF einzubetten. <strong>Die</strong>se Option<br />
gibt Scribus zwar bereits als Standard<br />
vor, Sie sollten das aber im zweiten<br />
Reiter prüfen. Im Reiter Pre-Press werfen<br />
Sie einen Blick auf das Ausgabeprofil: Es<br />
muss den Vorgaben seitens der Druckerei<br />
entsprechen 9 .<br />
Wollen Sie ein PDF fürs Web erzeugen,<br />
dann passen Sie die allgemeinen Einstellungen<br />
an und stellen dort eine Komprimierung<br />
der Bilder ein. Zudem erweist<br />
sich die Option <strong>Vorschau</strong>bilder erzeugen<br />
oft als sinnvoll.<br />
Fazit<br />
9 Mit dem PDF-Export erzeugen Sie Dateien, die sich für den Einsatz im Internet oder<br />
zur Weitergabe an eine Druckerei eignen.<br />
Scribus glänzt als praktisches Layout-<br />
Werkzeug für alle Linux-Anwender. Aber<br />
auch unter Windows und Mac OS X<br />
kommt es häufig zum Einsatz – nicht<br />
nur, weil es im Gegensatz zu den sündhaft<br />
teuren Profi-Werkzeugen Adobe<br />
InDesign und QuarkXpress kostenlos ist,<br />
sondern auch, weil es sich angenehm<br />
bedienen lässt und professionelle Ergebnisse<br />
liefert. (agr/jlu) n<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
51
Praxis<br />
Calcurse<br />
Mit Calcurse Termine und Aufgaben im Blick behalten<br />
Sichtweise<br />
Mit Calcurse kehren Sie beim<br />
Verwalten von Terminen und<br />
Aufgaben zu den Wurzeln zurück.<br />
Das muss nicht schlecht<br />
sein, denn die Applikation arbeitet<br />
wieselflink und kommt<br />
ohne unnötigen Ballast daher.<br />
Frank Hofmann<br />
© Pawel 231, sxc.hu<br />
Readme<br />
<strong>Die</strong> Ncurses-Software Calcurse verbindet<br />
einen Kalender mit einer Terminverwaltung<br />
und einer Aufgabenliste. So behalten Sie in<br />
einem Terminal stets alle Ereignisse des<br />
Tages im Blick. Als Austauschformat unterstützt<br />
Calcurse den populären Standard iCal.<br />
Konsolentools genießen unter Linux einen<br />
ausgezeichneten Ruf: Sie verbrauchen<br />
wenig Ressourcen, arbeiten wieselflink<br />
und erledigen ihre Aufgaben oft mit<br />
wenigen Tastendrücken û. Das Programm<br />
Calcurse û reiht sich in diese Riege<br />
ein. Es kombiniert einen Kalender mit<br />
einer Terminverwaltung und einer Aufgabenliste.<br />
Sie bedienen die Anwendung<br />
entweder über die Kommandozeile oder<br />
eine Ncurses-basierte Oberfläche.<br />
Der Name des Programms setzt sich<br />
aus den beiden Begriffen „Calendar“ und<br />
„Ncurses“ zusammen. Der Autor Frederic<br />
Culot entwickelte die Software 2004 ursprünglich<br />
nur für den Eigenbedarf, gab<br />
sie aber später unter einer BSD-Lizenz<br />
für die Allgemeinheit frei.<br />
Calcurse steht derzeit für eine ganze<br />
Reihe von Distributionen als stabiles<br />
Paket bereit, so für Fedora, Debian und<br />
Ubuntu, aber auch für Free-, Net- und<br />
OpenBSD. Das Projekt unterstützt unter<br />
anderem die Plattformen i386, AMD64<br />
und Sparc. Als Grundlage für den Artikel<br />
diente das Paket in den Versionen 2.9.2<br />
auf Debian sowie 3.1.2 für Xubuntu.<br />
Zielgruppe<br />
Calcurse richtet sich nur an Einzelpersonen<br />
und nicht an Teams oder Nutzer-<br />
52 www.linux-user.de<br />
05.2014
Calcurse<br />
Praxis<br />
gruppen: Abgesehen von den Importund<br />
Exportfunktionen enthält es keinerlei<br />
Funktionen zum Austausch und Abgleich<br />
der Kalender- und Termineinträge.<br />
Das Programm richtet sich vor allem<br />
an tastaturaffine Benutzer. Der geringe<br />
Bedarf an Ressourcen eröffnet die Möglichkeit,<br />
die Software auf Geräten mit geringerer<br />
Leistung zu verwenden. Das Bedienkonzept<br />
mag manchmal ungewohnt<br />
erscheinen, ist aber dafür äußerst<br />
effizient. Auch im Umgang mit der Tastatur<br />
ungewohnte Benutzer arbeiten sich<br />
aber schnell ein.<br />
Calcurse lässt sich wahlweise über seine<br />
Ncurses-Oberfläche oder die Kommandozeile<br />
ansprechen. In der Dokumentation<br />
beschreibt der Autor dies als<br />
interaktiven und nicht-interaktiven Modus.<br />
Letzterer dient in den meisten Fällen<br />
zum Suchen. Dabei rufen Sie das Programm<br />
mit den entsprechenden Schaltern<br />
auf, woraufhin Calcurse seine Datenbank<br />
durchforstet und die angefragten<br />
Daten Zeile für Zeile auf dem Terminal<br />
ausgibt.<br />
Interaktiver Modus<br />
In den interaktiven Modus gelangen Sie,<br />
indem Sie das Programm ohne weitere<br />
Schalter aufrufen. <strong>Die</strong> Hauptansicht<br />
zeigt mehrere Teilfenster: den Kalender<br />
mit der Tagesübersicht (links), die Übersicht<br />
über den Monat (rechts oben) und<br />
die Liste der Aufgaben (rechts unten).<br />
Am unteren Ende erscheint eine Statuszeile.<br />
Darin sehen Sie das aktuelle Datum<br />
und die verbleibende Zeit bis zum<br />
nächsten Termin 1 .<br />
Darunter zeigt Calcurse die Tastenbelegung<br />
an. Benutzer des Texteditors Vim<br />
fühlen sich sofort zu Hause, da Calcurse<br />
die Tasten ähnlich belegt. Das Quintett<br />
aus [H], [J], [K] und [L] bildet die Bewegungstasten,<br />
die das Programm je nach<br />
Teilfenster noch um weitere Tasten ergänzt.<br />
Über [A] fügen Sie Einträge hinzu,<br />
mit [D] löschen Sie diese, und [E] erlaubt<br />
es, Einträge zu ändern.<br />
Mit [Strg]+[G] springen Sie zum Datum<br />
der Wahl. Mit [Strg]+[L] blättern Sie einen<br />
Tag weiter, mit [Strg]+[H] einen Tag zurück.<br />
Wochenweises Blättern gelingt mit<br />
1 <strong>Die</strong> Standardansicht von Calcurse bietet einen Überblick über den Monat sowie die<br />
Aufgaben des jeweiligen Tages.<br />
[Strg]+[J] (vorwärts) und [Strg]+[K] (rückwärts).<br />
Zwischen den Übersichten über<br />
Tag und Monat sowie der Liste der Aufgaben<br />
wechseln Sie mit dem Tabulator.<br />
<strong>Die</strong> Software hebt das aktuelle Fenster<br />
jeweils farbig hervor, in Abbildung 1<br />
die Monatsübersicht oben rechts. Mit [V]<br />
sehen Sie Details zum ausgewählten Eintrag<br />
in der Tagesansicht 2 .<br />
Calcurse speichert und verwaltet Notizen<br />
zu den Einträgen. Mit [N] beziehungsweise<br />
[>] fügen Sie eine neue Anmerkung<br />
hinzu oder bearbeiten eine bereits<br />
bestehende. Dazu öffnet sich der<br />
für diese Aktion festgelegte Texteditor –<br />
2 Calcurse speichert bei Bedarf zahlreiche Daten zu einem Termin.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
53
Praxis<br />
Calcurse<br />
eingetragen haben, hebt das Programm<br />
farbig hervor. Zudem gelangen Sie mit<br />
der Tasten [0] respektive der Tastenkombination<br />
[Umschalt]+[4] zum Anfang beziehungsweise<br />
zum Ende der Woche.<br />
Aufgabenliste<br />
3 Über den interaktiven Modus von Calcurse ändern Sie bei Bedarf das Layout der einzelnen<br />
Teilbereiche der Software.<br />
Auf der Kommandozeile<br />
Parameter<br />
‐a, ‐‐appointment<br />
‐n, ‐‐next<br />
‐s Datum,<br />
‐‐startday=Datum<br />
‐r Anzahl,<br />
‐‐range=Anzahl<br />
Erläuterung<br />
in der Regel Vim – zum Bearbeiten der<br />
Notiz. Calcurse legt dazu im Hintergrund<br />
eine entsprechende Datei unter ~/.calcurse/notes/<br />
an und verknüpft diese<br />
mit dem entsprechenden Eintrag in der<br />
Liste der Termine.<br />
<strong>Die</strong> Monatsansicht gliedert die Tage in<br />
einer wochenweisen Übersicht. Den aktuellen<br />
Tag sowie alle weiteren Tage des<br />
Monats, an denen Sie bereits Termine<br />
Ausgabe der Termine und Veranstaltungen für heute.<br />
Ausgabe der Termine und Veranstaltungen innerhalb der<br />
kommenden 24 Stunden.<br />
Ausgabe der Termine und Veranstaltungen für das angegebene<br />
Datum.<br />
Ausgabe der Termine und Veranstaltungen innerhalb der<br />
kommenden Anzahl von Tagen.<br />
‐t Wert, ‐‐todo=Wert Ausgabe der Aufgabenliste mit der in Wert spezifizierten Priorität.<br />
‐d Datum/Anzahl, Ausgabe für ein Datum oder eine Anzahl von Tagen.<br />
‐‐day=Datum/Anzahl<br />
Listing 1<br />
$ calcurse ‐a ‐d10<br />
02/17/14:<br />
‐ 19:00 ‐> 20:00<br />
B20 Knowledge Space: Angestrichen. Der YubiKey Neo als<br />
NFC‐Authentifizierungs‐Tag in Verbindung mit einem Smartphone ‐ Büro<br />
2.0 ‐ 17.02.2014 ‐ 19:00 ‐ 20:00<br />
<strong>Die</strong> Liste der Aufgaben ordnet Calcurse<br />
nach Prioritäten. Der kleinste Wert 1 entspricht<br />
der höchsten Dringlichkeit, den<br />
größten Wert 9 ordnen Sie den am wenigsten<br />
wichtigen Tasks zu.<br />
<strong>Die</strong> Aufgabe mit der geringsten Priorität<br />
erscheint ganz oben. Zum Erhöhen<br />
und Verringern der Priorität nutzen Sie<br />
[+] und [-]. Ändert sich dabei die Reihenfolge,<br />
sortiert Calcurse die Liste der Aufgaben<br />
neu. Mit [D] löschen Sie die ausgewählte<br />
Aufgabe.<br />
Passen die Details zu einer Aufgabe<br />
nicht komplett ins Fenster, verkürzt die<br />
Software den Titel des Eintrags. Mit [V]<br />
sehen Sie den Eintrag vollständig – er erscheint<br />
(analog zu Abbildung 2 ) in einem<br />
separaten Fenster.<br />
Auf der Kommandozeile<br />
<strong>Die</strong> Abfrage über die Kommandozeile<br />
erlaubt es, Aufgaben, Termine und Veranstaltungen<br />
auf die Schnelle nachzusehen.<br />
Indem Sie Calcurse mit einem<br />
Skript verknüpfen oder über einen Eintrag<br />
in /etc/crontab aufrufen, automatisieren<br />
Sie die Abfrage und erhalten<br />
eine Erinnerungsfunktion.<br />
<strong>Die</strong> Tabelle Auf der Kommandozeile<br />
gibt Auskunft über die Schalter, die Calcurse<br />
unterstützt. <strong>Die</strong> Manpage und die<br />
ausführliche Dokumentation zum Programm<br />
liefert weitere Parameter. Im Programm<br />
selbst erreichen Sie die integrierte<br />
Hilfe stets mit [?].<br />
Das Beispiel in Listing 1 fragt die Einträge<br />
der kommenden zehn Tage ab. In<br />
der Ausgabe sehen Sie die Daten für<br />
einen einzigen Eintrag am 17. Februar<br />
2014, der auf die Veranstaltung B20<br />
Knowledge Space: Angestrichen. Der<br />
YubiKey Neo als NFC-Authentifizierungs-<br />
Tag in Verbindung mit einem Smartphone<br />
hinweist. <strong>Die</strong>se Veranstaltung beginnt<br />
um 19 Uhr und endet um 20 Uhr.<br />
54 www.linux-user.de<br />
05.2014
Calcurse<br />
Praxis<br />
Datenspeicherung<br />
Calcurse speichert sämtliche Daten lokal<br />
in Ihrem Home-Verzeichnis unterhalb<br />
von .calcurse/. <strong>Die</strong> Tabelle Speicher für<br />
die Daten erläutert die Funktion der einzelnen<br />
Dateien beziehungsweise Verzeichnisse,<br />
deren Inhalt jeweils als reiner<br />
Text vorliegt.<br />
Möchten Sie stattdessen einen anderen<br />
Kalender benutzen oder die Daten<br />
an einem anderen Ort auf dem Computer<br />
ablegen, so teilen Sie das Calcurse<br />
über einen der beiden Schalter ‐c Datei<br />
oder ‐d Verzeichnis mit. <strong>Die</strong> entsprechenden<br />
Langoptionen dazu heißen<br />
‐‐calendar und ‐‐directory.<br />
Mit Ersterem spezifizieren Sie lediglich<br />
eine andere Kalenderdatei. Mit dem<br />
zweiten geben Sie ein anderes Basisverzeichnis<br />
an, unterhalb dessen dem Calcurse<br />
dann die Daten ablegt. Derzeit besteht<br />
keine Möglichkeit, beide Optionen<br />
gleichzeitig zu verwenden.<br />
Im- und Export<br />
Der Einfachheit halber speichert Calcurse<br />
alle Einträge als Text – jeweils ein Termin<br />
und Eintrag pro Zeile. Zudem unterstützt<br />
es für den Im- und Export die beiden<br />
Formate iCal nach RFC2445 û in<br />
der Version 2.0 und Pcal û. Da iCal als<br />
Quasi-Standard für den Austausch von<br />
Kalenderdaten dient, gelingt es auf diesem<br />
Weg, mit vielen gängigen Anwendungen<br />
auf den verschiedensten Plattformen<br />
Termine auszutauschen.<br />
An der vollständigen Integration des<br />
Formats arbeitet das Entwicklerteam<br />
noch, derzeit unterstützt die Software<br />
lediglich eine Teilmenge. Zu den bislang<br />
nicht unterstützten Funktionen zählt insbesondere<br />
der Umgang mit verschiedenen<br />
Zeitzonen.<br />
Viele Webseiten bieten die Termine<br />
der Veranstaltungen im iCal-Format an.<br />
Liegt ein solcher Termin vor, im Beispiel<br />
aus Listing 2 event.ics, importieren Sie<br />
Speicher für die Daten<br />
apts<br />
conf<br />
keys<br />
todo<br />
notes/<br />
Termine<br />
Konfiguration und Einstellungen<br />
zum Programm<br />
Zuordnung der Tasten<br />
Liste der Aufgaben<br />
Verzeichnis mit den Notizen<br />
(je eine Datei pro Notiz)<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
55
Praxis<br />
Calcurse<br />
4 Ncal zeigt die Übersicht für den Febru ar<br />
2014, ergänzt um die Kalenderwoche.<br />
Listing 2<br />
$ calcurse ‐i event.ics<br />
Importstatus: 0017 Zeilen<br />
eingelesen<br />
1 Termine / 0 Ereignisse / 0<br />
Aufgaben / 0 übersprungen<br />
Danksagung<br />
Der Autor bedankt sich ganz herzlich bei<br />
Werner Heuser für seine Tipps und Ratschläge<br />
zum Artikel.<br />
diesen Termin mittels des Schalters ‐i<br />
(Langform: ‐‐import).<br />
Möchten Sie einen Termin im interaktiven<br />
Modus einlesen oder exportieren,<br />
nutzen Sie dazu [I] (Import) und [X] (Export).<br />
Das umfasst nicht nur einzelne<br />
Einträge, sondern ebenso gesamte Monate<br />
und Listen von Aufgaben. Dazu aktivieren<br />
Sie zunächst per Tabulator das<br />
entsprechende Fenster oder den Eintrag.<br />
Über die genannten Tasten gelangen<br />
Sie zu einem Menü am unteren Fensterrand,<br />
in dem Sie zwischen den Formaten<br />
iCal und Pcal wählen dürfen. Nach der<br />
Angabe der gewünschten Datei steht der<br />
Termin bereit – importiert in Calcurse<br />
oder nach dem Export als separate Datei.<br />
Anpassen<br />
Entspricht das Programm noch nicht Ihren<br />
Vorstellungen, konfigurieren Sie es<br />
auf verschiedenen Wegen: Neben dem<br />
verwendeten Farbschema variieren Sie<br />
das Layout der Komponenten und stellen<br />
die Optionen für Benachrichtigungen<br />
und die Tastenbindung ein. Dazu bietet<br />
die Software zwei Wege: Einmal greifen<br />
Sie zum Editor und ändern direkt die<br />
Konfigurationsdatei der Wahl, zum anderen<br />
verfügt das Programm über einen<br />
interaktiven Modus zum Konfigurieren.<br />
<strong>Die</strong>sen erreichen Sie über [C]. Anschließend<br />
wählen Sie [G] für allgemeine<br />
Optionen, [L] für Layout, [S] zum Anpassen<br />
der Seitenleiste, [C] für das Farbschema,<br />
[N] zum Einstellen der Benachrichtigungen<br />
sowie [K] für die Tastenbelegung.<br />
Abbildung 3 zeigt die Möglichkeiten<br />
für das Layout, hier mit der Farbkombination<br />
Grün auf Schwarz.<br />
Alternativen<br />
Wenn Ihnen Calcurse nicht zusagt oder<br />
doch zu wenige Funktionen bietet, genügt<br />
ein Blick in das Angebot der Distribution.<br />
<strong>Die</strong> Auswahl für den Bereich<br />
Kalender und Termine fällt in der Regel<br />
sehr groß aus. Neben Mical û steht insbesondere<br />
die Kombination aus Wyrd û<br />
und Remind û hoch im Kurs.<br />
Wyrd setzt ebenfalls Ncurses auf, nutzt<br />
aber Remind als Backend. Dahinter verbirgt<br />
sich eine mächtige Software mit<br />
Alarm- und Erinnerungsfunktion. Benötigen<br />
Sie hingegen nur einen Blick auf<br />
den aktuellen Monat, helfen die Urgesteine<br />
Cal und Ncal û weiter 4 .<br />
Das bereits oben angesprochene Programm<br />
Pcal erzeugt Kalender als Postscript-Datei.<br />
Es benötigt dafür kein X-<br />
Window-System – Sie bedienen es vollständig<br />
über die Kommandozeile. Das<br />
gleichnamige Paket pcal bringt zwei<br />
Werkzeuge mit: pcal zum Erzeugen von<br />
Monatskalendern und lcal für Jahresübersichten.<br />
Lcal steht dabei als Abkürzung<br />
für „lunar phase calendar“ – eine<br />
Darstellung gemäß der Mondphasen.<br />
Fazit<br />
Das Konzept von Calcurse geht auf: Es<br />
zeichnet sich durch Übersichtlichkeit,<br />
einfache Bedienbarkeit über die Tastatur<br />
und Kompaktheit aus. Dabei bietet es<br />
alle Funktionen, die Sie als einzelner Benutzer<br />
im Alltag benötigen, kommt aber<br />
mit sehr wenig Speicherplatz aus. <strong>Die</strong><br />
Optionen für die Oberfläche und auf der<br />
Kommandozeile machen Eingabe und<br />
Ausgabe einfach.<br />
<strong>Die</strong> Dokumentation zu Calcurse fällt<br />
umfangreich, aber verständlich aus und<br />
steht über die Manpage, als integrierte<br />
Hilfe sowie online û bereit. Zudem ist<br />
das Programm vollständig übersetzt.<br />
Das sollte eigentlich die Regel sein – hier<br />
dürfen sich andere Werkzeuge Calcurse<br />
als Vorbild nehmen. (agr) n<br />
Der Autor<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31972<br />
Frank Hofmann hat Informatik an der TU<br />
Chemnitz studiert. Derzeit arbeitet er in<br />
Berlin im Büro 2.0, einem Open-Source-<br />
Experten-Netzwerk, als <strong>Die</strong>nstleister mit<br />
Spezialisierung auf Druck und Satz. Er ist<br />
Mitgründer des Schulungsunternehmens<br />
Wizards of FOSS. Seit 2008 koordiniert er<br />
das Regionaltreffen der Linux User Groups<br />
aus der Region Berlin-Brandenburg.<br />
56 www.linux-user.de<br />
05.2014
Praxis<br />
Xombrero<br />
Sicherheitsorientierter Webbrowser Xombrero<br />
Hut auf<br />
<strong>Die</strong> beliebten Webbrowser Firefox und Chrome schützen Sie ohne<br />
spezielle Erweiterungen nur unzulänglich vor Tracking und schädlichen Skripts.<br />
Dass es anders geht, zeigt der minimalistische Webbrowser Xombrero. Falko Benthin<br />
© Alessandra Lobo, 123RF<br />
Readme<br />
Google Chrome oder Mozilla Firefox<br />
bieten zwar viel Komfort. Sie benötigen jedoch<br />
reichlich Ressourcen und gehen in der<br />
Grundeinstellung freizügig mit den Daten<br />
um. Xombrero verfolgt in dieser Hinsicht<br />
einen komplett anderen Ansatz.<br />
58 www.linux-user.de<br />
05.2014
Xombrero<br />
Praxis<br />
Xombrero<br />
LU/xombrero/<br />
1 Der minimalistische Webbrowser Xombrero gibt sich als Newcomer völlig schnörkellos<br />
– dafür aber deutlich sicherer als seine großen Brüder Firefox und Chrome.<br />
Rendering-Engine und ging aus Xxxterm<br />
hervor. Dabei zählt er zu den minimalistischen<br />
Vertretern seiner Gattung und<br />
legt großen Wert auf Sicherheit: <strong>Die</strong>se<br />
soll von Anfang an gegeben sein und<br />
nicht erst dann, wenn der Anwender<br />
eine Reihe zusätzlicher Plugins und-<br />
Erweiterungen installiert.<br />
Sicher unterwegs<br />
Zu Xombreros weiteren Merkmalen gehört<br />
eine umfangreiche Tastatursteuerung<br />
mittels Vi-ähnlicher Shortcuts. Da-<br />
Für das freie Betriebssystem Linux gibt<br />
es eine große Auswahl an Webbrowsern.<br />
Neben den Platzhirschen Mozilla Firefox<br />
und Google Chrome zählen dazu unter<br />
anderem auch die Internet-Application-<br />
Suite Seamonkey, Opera sowie die Browser<br />
der großen Desktop-Umgebungen<br />
wie etwa Konqueror. Ein unbekannter,<br />
aber nichtsdestotrotz interessanter Webbrowser<br />
nennt sich Xombrero û.<br />
Ihn entwickelt die Firma Conformal<br />
Systems LLC und stellt ihn unter die<br />
BSD-ähnliche ISC-License. Der in C implementierte<br />
Browser nutzt die Webkitmit<br />
eignet sich der Browser bestens für<br />
Anwender, die sich auf der Kommandozeile<br />
auskennen und nur ungern die<br />
Maus über den Schreibtisch schubsen.<br />
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei<br />
dem Programm um einen minimalistischen<br />
Webbrowser. Dementsprechend<br />
karg präsentiert sich die Oberfläche<br />
nach dem ersten Aufruf. Es gibt immerhin<br />
Tabs, eine Eingabezeile für die Webadresse,<br />
ein Textfeld für Suchbegriffe<br />
und im sogenannten Kommandomodus<br />
auch eine Zeile, auf der Sie Steuerungsbefehle<br />
absetzen 1 .<br />
Xombrero installieren<br />
Xombrero fehlt bislang in den offiziellen Paketquellen der großen<br />
Distributionen. Daher müssen Sie in aller Regel selbst zum Compiler<br />
greifen. Den Quellcode des Browsers laden Sie mit folgendem Befehl<br />
auf den heimischen Rechner:<br />
$ git clone https://opensource.conformal.com/git/U<br />
xombrero.git<br />
Im dabei neu entstandenen Verzeichnis xombrero finden Sie mehrere<br />
Unterverzeichnisse für die unterstützten Betriebssysteme Linux,<br />
Mac OS X und BSD. Xombrero verzichtet auf die praktische ./configure,<br />
die prüft, ob sich alle benötigten Pakete bereits auf dem<br />
System befinden. Als Abhängigkeiten nennt Conformal Systems<br />
Libbsd, WebKit und deren Entwicklerpakete sowie die Gtk-2/3-Entwicklerpakete<br />
und den GCC. Deren Vorliegen müssen Sie also selbst<br />
sicherstellen, anderenfalls verabschiedet sich der Übersetzungslauf<br />
mit einer Fehlermeldung.<br />
In den Makefiles müssen Sie gegebenenfalls noch angeben, welche<br />
GTK-Version Sie verwenden. Als Vorgabe dient hier Gtk3 – nutzen<br />
Sie ein älteres System, können Sie stattdessen zu Gtk2 greifen. Das<br />
funktioniert jedoch oft nur mit älteren Xombrero-Versionen, wie sie<br />
Conformal Systems als Snapshots auf der Webseite bereitstellt û.<br />
<strong>Die</strong> Installation erfolgt in jedem Fall mit folgendem Kommando:<br />
$ make && sudo make install<br />
Sofern der Prozess fehlerfrei durchläuft, können Sie den Webbrowser<br />
anschließend mittels des Kommandos xombrero starten.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
59
Praxis<br />
Xombrero<br />
<strong>Die</strong> Konfiguration des Browsers erfolgt<br />
über eine Textdatei mit dem Namen<br />
.xombrero.conf in Ihrem Heimatverzeichnis.<br />
Möchten Sie mit verschiedenen<br />
Konfigurationsdateien experimentieren,<br />
geben Sie die jeweils zu verwendende<br />
beim Start des Browsers über einen<br />
Kommandozeilenparameter an:<br />
$ xombrero ‐f /Pfad/zur/Konfig‐DaU<br />
tei.conf<br />
Das Quelltextverzeichnis des Programms<br />
enthält eine Beispiel-Konfigurationsdatei,<br />
die Sie kopieren und als Grundlage<br />
für eigene Anpassungen nutzen können.<br />
<strong>Die</strong> Optionen darin tragen gut nachvollziehbare<br />
Bezeichnungen, sodass wir im<br />
Folgenden nicht auf alle eingehen.<br />
Keine direkte Suche<br />
Zur Sicherheit akzeptiert das Adressfeld<br />
nur URLs und startet keine Websuche,<br />
wenn Sie nur einzelne Wörter eingeben.<br />
Das soll eine ungewollte Weitergabe von<br />
Passwörtern und Nutzernamen an<br />
Google und Konsorten verhindern. Der<br />
Browser unterstützt Sie auch dabei, sich<br />
Tracking-Versuchen zu entziehen, indem<br />
er Cookies nur kurzzeitig speichert und<br />
ausschließlich jene von explizit in einer<br />
Whitelist hinterlegten Seite dauerhaft<br />
setzt. Ferner deaktiviert Xombrero standardmäßig<br />
DNS- und Link-Prefetching,<br />
sodass es weder Providern noch Seitenbetreibern<br />
möglich ist, anhand entsprechender<br />
Lookups auf einen Besucher<br />
rückzuschließen û. Das Feature müssen<br />
Sie aber in der Webkit-Bibliothek beim<br />
Übersetzen aktivieren.<br />
Um Tracker auszutricksen, aktivieren<br />
Sie in der .xombrero.conf den Browser-<br />
Modus „Whitelist“, indem Sie das Kommentarzeichen<br />
(#) vor dem Eintrag<br />
browser_mode = whitelist entfernen.<br />
Um ein Cookie dauerhaft zu speichern,<br />
wechseln Sie mit [Esc] (Vi lässt grüßen)<br />
in den Kommandomodus und geben<br />
den Befehl :cookie save ein.<br />
Um zu sehen, was sich alles in der<br />
Keksschachtel befindet – und vielleicht,<br />
um einige Cookies wegzuputzen – genügt<br />
das Kommando :cookiejar. Indem<br />
sie den Wert der Option user_agent in<br />
der Konfigurationsdatei anpassen, verschleiern<br />
Sie Webseiten gegenüber, mit<br />
welchem Browser sie unterwegs sind,<br />
und schlagen Datensammlern auf diese<br />
Weise ein weiteres Schnippchen.<br />
Auch bei in Webseiten eingebetten<br />
Skripts sperrt sich Xombrero, solange<br />
sich die zugehörige Webseite nicht in<br />
einer Whitelist befindet. Um bestimmte<br />
Skripts dauerhaft zu erlauben, genügt<br />
die Eingabe von :js save beim Besuch<br />
der entsprechenden Seite. Um Cookies<br />
und Skripts nur für eine Sitzung zuzulassen,<br />
betätigen Sie den Play/Pause-Schalters<br />
links neben dem Eingabefeld für die<br />
URL. Auf die gleiche Weise unterbinden<br />
Sie Cookies und Skripts. Das voreingestellte<br />
Verhalten lässt sich in der Config-<br />
Datei ändern, etwa indem Sie Skripts<br />
und Cookies generell zulassen.<br />
Zertifikate<br />
Auch bei Browser-Zertifikaten gebärdet<br />
sich Xombrero ungewöhnlich. Statt, wie<br />
andere Browser, blind einer Zertifizierungsstelle<br />
zu vertrauen, verlangt er,<br />
dass Sie das Zertifikat selbst prüfen. Solange<br />
das nicht geschieht, erscheint die<br />
Adresszeile rot hinterlegt 2 .<br />
Um Zertifikate einzusehen, wechseln<br />
Sie in den Kommandomodus ([Esc]) und<br />
geben :cert ein. Mit :cert save übernehmen<br />
Sie das Zertifikat in die zuständige<br />
Whitelist. Mit den Tastenkombinationen<br />
[Alt]+[Pfeil-links] und [Alt]+[Pfeilrechts]<br />
beziehungsweise [Rückschritt]<br />
und [Strg]+[Rückschritt] navigieren Sie<br />
zwischen den besuchten Seiten.<br />
Viele Betreiber liefern ihre Webseiten<br />
sowohl über das unverschlüsselte HTTP-<br />
Protokoll als verschlüsselt via HTTPS aus.<br />
Xombrero ermöglicht, für bestimmte<br />
Domains HTTPS zu erzwingen. Das ist<br />
vor allem für Seiten interessant, die sensible<br />
Inhalte transportieren, wie etwa<br />
Webmail, Webshops, Web-Analysewerkzeuge<br />
oder in der Wolke gehostete Geschäftsanwendungen.<br />
In Form der Zeile<br />
force_https = [sub].domain.tld<br />
oder mithilfe des Kommandos :https<br />
save hinterlegen Sie in der .xombrero.<br />
conf jene Seiten, die Sie grundsätzlich<br />
mit HTTPS öffnen möchten.<br />
Schnell ans Ziel<br />
2 Der Browser vertraut nur dem Nutzer allein: Unbestätigte Zertifikate<br />
quittiert die Software mit einer rot hinterlegten Adresszeile.<br />
Wie bereits erwähnt, lässt sich der Browser<br />
gänzlich via Tastatur steuern. Zwar<br />
funktioniert auch die Bedienung per<br />
Maus, allerdings kennt die Software keine<br />
Mausgesten. <strong>Die</strong> Tastaturbefehle lehnen<br />
sich zum Großteil an jene des Editor<br />
Vim an. So wechselt [Esc] in den Kommandomodus<br />
und [I] in den Einfügemo-<br />
60 www.linux-user.de<br />
05.2014
Xombrero<br />
Praxis<br />
dus. Eine Textsuche leiten Sie mit [Umschalt]+[<br />
7 ] oder [Umschalt]+[ß] (vorwärts/rückwärts)<br />
ein. Mit [H], [J], [K] und<br />
[L] beziehungsweise den Pfeiltasten<br />
scrollen Sie durch Inhalte.<br />
Ein Druck auf [F6] und [F7] wechselt den<br />
Fokus ins URL-Eingabe- beziehungsweise<br />
Suchfeld, [F5] aktualisiert den Inhalt<br />
der Seite. Mit [Alt]+[D] starten Sie den<br />
Download-Manager, ein Klick auf [F] versieht<br />
sämtliche Links und Eingabefelder<br />
auf einer Webseite mit Nummern. Bei<br />
Eingabe der entsprechenden Ziffer landet<br />
der Fokus im zugehörigen Feld oder<br />
folgt dem Link 3 . Verwenden Sie<br />
[Umschalt]+[F], öffnet Xombrero die gewünschten<br />
Links in einem neuen Tab.<br />
Neue Tabs öffnen Sie mittels<br />
[Strg]+[T], [Strg]+[W] schließt sie wieder.<br />
Zwischen den Tabs wechseln Sie mit<br />
[Strg]+[1]…[9] oder mithilfe von [Pfeillinks]<br />
beziehungsweise [Pfeil-rechts].<br />
[Strg]+[P] startet den Ausdruck der Seite,<br />
was auch mit dem Kommando :print<br />
klappt. Sämtliche definierte Tastenkombinationen<br />
listet die Manpage auf. In der<br />
.xombrero.conf passen Sie auf Wunsch<br />
die Tastenkürzel an.<br />
Minimalistisch<br />
Zwar schmückt sich Xombrero mit dem<br />
Attribut „minimalistisch“, doch müssen<br />
Sie deshalb nicht zwingend auf Annehmlichkeiten<br />
verzichten. Häufig besuchte<br />
Seiten befördern Sie mit dem<br />
Kommando :favadd zu Ihren Favoriten.<br />
<strong>Die</strong> Liste der gespeicherten Lesezeichen<br />
zeigt die Eingabe von :fav an. Mithilfe<br />
des Kommandos :favedit bearbeiten<br />
Sie die Lesezeichen und löschen nicht<br />
mehr gebrauchte 4 .<br />
<strong>Die</strong> Browserhistorie holt das Kommando<br />
:hist auf den Schirm. Möchten Sie<br />
wissen, welches CMS der Entwickler einer<br />
Seite einsetzt, öffnen Sie mit :togglesrc<br />
den Quelltext der Seite. Mittels<br />
:editsrc befördern Sie ihn direkt in einen<br />
externen Editor.<br />
Durch Eingabe von :set prüfen Sie<br />
sämtliche Optionen des Browsers 5 . Einige<br />
wenige davon dürfen Sie sogar zur<br />
Laufzeit ändern wie etwa Timeouts oder<br />
den Proxy-Server. <strong>Die</strong> entsprechenden<br />
3 Der Druck auf [F] versieht Eingabefelder und Links mit einer Ziffer. Geben Sie<br />
die entsprechende Zahl ein, wechselt der Fokus dorthin oder öffnet sich der Link.<br />
Kommandos folgen dem Schema:set<br />
Option = Wert. Um etwa den gesamten<br />
HTTP-Verkehr auf einen Proxy umzuleiten,<br />
genügt die folgende Eingabe:<br />
:set http_proxy = http://Proxy‐HoU<br />
stname_oder_IP:Port<br />
Öffnen Sie stets dieselben Webseiten parallel<br />
in verschiedenen Tabs, bietet es<br />
sich an, diese als Session zu speichern,<br />
um sie künftig mit wenigen Eingaben<br />
wieder aufzurufen. So speichert :session<br />
save Name alle Tabs der geöffneten<br />
4 Minimalistisch bedeutet nicht zwingend Verzicht auf Annehmlichkeiten: So bietet der<br />
Browser auch eine Lesezeichenverwaltung, wenngleich eine aufs Wesentliche reduzierte.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
61
Praxis<br />
Xombrero<br />
5 <strong>Die</strong> Eingabe von :set öffnet in Xombrero die Einstellungen des Browsers.<br />
Sitzung in einer Session. Um diese wieder<br />
zu laden, genügt das Kommando<br />
:session open Name. Um den Vorgang<br />
zu automatisieren, ergänzen Sie beim<br />
Start von Xombrero auf der Konsole den<br />
Aufruf um den Parameter ‐s Name.<br />
Ändert sich eine Session, reicht ein :w,<br />
um den aktuellen Stand zu übernehmen.<br />
Das Kommando sorgt dafür, dass<br />
sich beim nächsten Browserstart anstelle<br />
der Startseite alle aktuellen Tabs öffnen.<br />
Beenden Sie Xombrero zum Feierabend<br />
also mit :wqa, können Sie am nächsten<br />
Morgen in den gleichen Seiten weitersurfen.<br />
Um eine Session zu löschen,<br />
tippen Sie :session delete Name ein.<br />
Um Ihren Lieblingswebmailer schneller<br />
aufzurufen als mit einer Sitzung oder<br />
einem Lesezeichen, legen Sie in der<br />
.xombrero.conf mit alias = Alias,<br />
Ziel‐URL ein Alias an, das aus mindestens<br />
einem Zeichen bestehen muss. Um<br />
etwa die Webseite von <strong>LinuxUser</strong> aufzurufen,<br />
wäre die Zeile alias = lu,<br />
http://www.linux‐user.de denkbar.<br />
Ändern Sie die Konfiguration, während<br />
Xombrero läuft, übernimmt die Eingabe<br />
von :restart die Modifikationen.<br />
<strong>Die</strong> Xombrero-Entwickler scheinen<br />
häufig auf schlecht lesbaren Webseiten<br />
unterwegs zu sein. Das lässt zumindest<br />
das Kommando :userstyle vermuten,<br />
das einer Webseite zu einem neuen CSS-<br />
Stylesheet verhilft. Durch [S] gestalten<br />
Sie die Seiten quasi auf Knopfdruck lesefreundlicher<br />
6 .<br />
Fazit<br />
Der leichtgewichtige Browser heftet sich<br />
zu Recht das Prädikat „minimalistisch“<br />
an: Zwar bringt er alle grundlegenden<br />
Funktionen mit, die man beim Surfen im<br />
Web erwarten kann, verzichtet aber auf<br />
Spielereien und Plugin-Ökosysteme. <strong>Die</strong><br />
Konfiguration erfolgt mithilfe einer<br />
überschaubaren Textdatei.<br />
Xombrero startet fix und vertraut, was<br />
Zertifikate, Skripte und Cookies angeht,<br />
nur dem Anwender. Mit Shortcuts und<br />
kurzen Kommandos lässt sich er sich<br />
mühelos bedienen. Wer mit dem konsolenbasierten<br />
Texteditor Vim nicht vertraut<br />
ist, braucht aber ein wenig, um sich<br />
an den Browser zu gewöhnen. (tle) n<br />
6 Bei schwer lesbaren Webseiten hilft das Kommando :userstyle, mit dem Sie auf<br />
Knopfdruck ein alternatives Stylesheet mit besserem Kontrast verwenden.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31506<br />
62 www.linux-user.de<br />
05.2014
Im Test<br />
Lightworks 11.5<br />
Professioneller Videoschnitt mit Lightworks<br />
Schnittstelle<br />
Seit Neuestem stellt Editshare das für professionelle Filmer gedachte Videoschnittprogramm<br />
Lightworks kostenlos zur Verfügung. Allerdings ärgert die Software den Anwender mit<br />
Aktivierungszwang und einer umständlichen Bedienung. Tim Schürmann<br />
Readme<br />
In Hollywood gilt Lightworks als Star unter<br />
den Videoschnittprogrammen. Recht überraschend<br />
bietet die Vertreiberfirma Editshare<br />
die Software seit Kurzem als eine im<br />
Funktionsumfang eingeschränkte Freeware-<br />
Version an. Im Januar dieses Jahres erschien<br />
die erste stabile Version für Linux – Grund<br />
genug, diese unter die Lupe zu nehmen.<br />
Zwar kennt hierzulande kaum jemand<br />
seinen Namen, doch besitzt das Videoschnittprogramm<br />
Lightworks û eine<br />
lange Tradition. Professionelle Cutter setzen<br />
es gerne für Hollywood-Produktionen<br />
ein, so etwa bei „Mission Impossible“,<br />
„The Kings Speech“ und „Pulp Fiction“ û.<br />
2009 kaufte der durch Speicherlösungen<br />
bekannte Hardware-Hersteller Editshare<br />
û das Schnittprogramm.<br />
Im April des folgenden Jahres kündigte<br />
das Unternehmen an, Lightworks als<br />
Open-Source-Software auch für Linux<br />
und Mac OS X bereitzustellen. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />
der Linux-Fassung zog sich jedoch<br />
über mehrere Jahre hin. Während<br />
hin und wieder neue Windows-Versionen<br />
erschienen, durften Linux-Nutzer lediglich<br />
an einem recht ausgedehnten Beta-<br />
Test teilnehmen. <strong>Die</strong> im Januar dieses<br />
Jahres veröffentlichte stabile Version 11.5<br />
liegt jetzt offiziell auch für Linux vor. Allerdings<br />
hat sie gleich mehrere Haken.<br />
Kunst und Kommerz<br />
Zunächst müssen Sie sich zwischen dem<br />
kostenlosen Lightworks Free und einer<br />
kommerziellen Pro-Version entscheiden.<br />
<strong>Die</strong> Unterschiede liegen vor allem in den<br />
unterstützten Ausgabeformaten. So erzeugt<br />
die kostenlose Version lediglich<br />
64 www.linux-user.de<br />
05.2014
Lightworks 11.5<br />
Im Test<br />
Youtube-Videos im MPEG-4-Format und<br />
HD-Auflösung; möchten Sie DVDs oder<br />
Blu-rays erstellen, benötigen Sie die Pro-<br />
Version. Das hat unter anderem rechtliche<br />
Gründe: <strong>Die</strong> Encoder kosten Lizenzund<br />
Patentgebühren, eine freie Lightworks-Version<br />
mit dem vollen Funktionsumfang<br />
gibt es daher mit Sicherheit<br />
auch in Zukunft nicht.<br />
Des Weiteren besitzt die Pro-Version<br />
noch ein paar exklusive Funktionen. So<br />
bietet sie mehreren Cuttern die Möglichkeit,<br />
gleichzeitig an einem Projekt zu arbeiten.<br />
Zudem erzeugt nur sie 3D-Videos<br />
und unterstützt Schnitthardware von<br />
Blackmagic, Matrox und AJA – Letzteres<br />
jedoch oft nur unter Windows. Auf die<br />
Windows-Version beschränkt bleibt<br />
auch der Import von Quicktime-Videos.<br />
Für die Pro-Version verlangt Editshare<br />
215 Euro, Bildungseinrichtungen erhalten<br />
einen Nachlass um die Hälfte. Andere<br />
Videoschnittprogramme in dieser<br />
Leistungsklasse kosten durchaus das<br />
Dreifache und mehr. Alternativ stellt das<br />
Unternehmen für Lightworks Pro auch<br />
Monats- (6 Euro) und Jahres-Lizenzen<br />
(60 Euro) bereit. Updates älterer Versionen<br />
kosten knapp die Hälfte der Vollversion,<br />
Fehlerkorrekturen stehen kostenfrei<br />
bereit. Ein Supportvertrag schlägt<br />
mit jährlich 500 Euro zu Buche.<br />
Harte Anforderungen<br />
<strong>Die</strong> Linux-Version von Lightworks läuft<br />
nur auf 64-Bit-Systemen. <strong>Die</strong>se Einschränkung<br />
ist allerdings mittlerweile<br />
Standard – schließlich benötigen Videoschnittprogramme<br />
eine gehörige Portion<br />
Hauptspeicher, die 32-Bit-Systeme nicht<br />
verwalten könnten. Des Weiteren müssen<br />
sich Linux-Nutzer zwischen einem<br />
DEB- und einem RPM-Paket entscheiden.<br />
Das DEB-Paket bedient offiziell Ubuntu,<br />
Lubuntu und Xubuntu in der Version<br />
13.10 sowie Linux Mint 15 und 16,<br />
das RPM-Paket schnürte Editshare für<br />
Fedora 18 und 19. Im Test ließ es sich<br />
aber auch unter OpenSuse 12.3 problemlos<br />
installieren, wenngleich es einige<br />
Abhängigkeiten aufzulösen galt, was<br />
aber der Paketmanager übernahm.<br />
Wer andere Distributionen nutzt, muss<br />
die Installation auf gut Glück probieren.<br />
Den Quellcode seines „Open-Source“-<br />
Programms veröffentlichte das Unternehmen<br />
aber bis dato noch nicht. Das<br />
enttäuscht umso mehr, als dass unter<br />
der Haube freie Software werkelt, namentlich<br />
Ffmpeg und OpenSSL û.<br />
Lightworks erfordert einen möglichst<br />
potenten Rechner. Editshare empfiehlt<br />
einen Prozessor der Klasse Intel Core i7,<br />
eine möglichst aktuelle Nvidia- oder<br />
AMD-Grafikkarte mit aktivierter 3D-Beschleunigung<br />
sowie mindestens 3 GByte<br />
Hauptspeicher. Für ein Profi-Schnittprogramm<br />
gelten diese Anforderungen allerdings<br />
noch als recht moderat. Lightworks<br />
selbst belegt nach der Installation<br />
rund 200 MByte Plattenplatz.<br />
Bedienung<br />
Lightworks startet standardmäßig im<br />
Vollbildmodus und bittet bei seinem ersten<br />
Start um eine Aktivierung (siehe Kasten<br />
Fesselspiele). <strong>Die</strong> Benutzeroberfläche<br />
erscheint auf den ersten Blick äußert<br />
aufgeräumt. Ein Hauptmenü gibt es<br />
1 Über das Werkzeug-Symbol erreichen Sie alle wichtigen Einstellungen, wobei es noch viele Menüpunkte explizit auszuklappen gilt.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
65
Im Test<br />
Lightworks 11.5<br />
2 Beim typischen Workflow wählen Sie zunächst die zu importierenden Videos aus (links oben) und sortieren dann die eingelesenen<br />
Clips (Mitte) in Bins ein – hier in den Bin namens „Friedensplatz“.<br />
nicht; links oben in der Ecke erreichen<br />
Sie lediglich die Projekteinstellungen,<br />
während eine Symbolleiste am linken<br />
Rand alle notwendigen Import- und<br />
Schnittfunktionen aufruft 1 .<br />
Doch der Schein trügt: <strong>Die</strong> Bedienung<br />
entpuppt sich als ungleich komplexer<br />
als bei bekannten Videoschnittprogrammen<br />
wie Kdenlive oder Openshot. Auch<br />
wenn Editshare zahlreiche gut gemachte<br />
Video-Tutorials û und obendrein eine<br />
ausführliche englische PDF-Anleitung<br />
bereitstellt û, sollten Ein- und Umsteiger<br />
genügend Einarbeitungszeit und<br />
einige Frustmomente einplanen.<br />
<strong>Die</strong> Funktionen und Aktionen aktivieren<br />
Sie in der Regel über ziemlich klein<br />
geratene Symbole, über die rechte<br />
Maustaste oder – im Idealfall – über Tastaturkürzel.<br />
Editshare verkauft in seinem<br />
Shop deshalb auch eine Tastatur mit entsprechend<br />
eingefärbten und beschrifteten<br />
Tasten sowie ein auf den Namen<br />
„Console“ getauftes Mini-Steuerpult mit<br />
Jog/Shuttle. Allerdings schlägt dieses zusätzliche<br />
Equipment mit recht happigen<br />
2400 Euro ins Kontor.<br />
Fesselspiele<br />
3 <strong>Die</strong> Suchfunktion spürt nicht nur Material und (ausgeblendete)<br />
Fenster auf, sie legt die gefundenen Clips auf Wunsch auch<br />
direkt in einem neuen Bin ab.<br />
Nach dem ersten Start verlangt auch das kostenlose Lightworks<br />
nach einer Registrierung und Aktivierung. Letztere erfolgt zudem<br />
zwingend über das Internet. Während Anwender die kostenlose<br />
Version auf beliebig vielen Computern installieren dürfen, lässt sich<br />
die Pro-Version nur auf maximal zwei Systemen aktivieren. Eine<br />
Deaktivierung ist derzeit nicht vorgesehen, was bedeutet, dass bei<br />
einem Rechnertausch zwangsweise ein Neuerwerb von Lightworks<br />
Pro ansteht. Eine Neuinstallation auf dem gleichen Rechner funktioniert<br />
hingegen problemlos – offenbar speichert Lightworks entsprechende<br />
Informationen über den PC auf den Editshare-Servern. Über<br />
diese recht drastischen Gängelungen klären übrigens erst die Installationsanleitung<br />
û und die FAQ û auf, der Online-Shop schweigt<br />
sich dazu aus.<br />
66 www.linux-user.de<br />
05.2014
Lightworks 11.5<br />
Im Test<br />
Katalogware<br />
Wie in anderen Videoschnittprogrammen<br />
üblich, erstellen Sie zunächst ein<br />
Projekt und importieren dann das Videomaterial.<br />
Lightworks zeigte sich dabei im<br />
Test recht wählerisch: AVI-Dateien im<br />
MPEG-4-Format wollte es nicht verarbeiten,<br />
auch den Standardaufbau eines AV-<br />
CHD-Ordners einer HD-Kamera erkannte<br />
es nicht. Hier mussten wir jedes Video<br />
einzeln in den Unterverzeichnissen aufspüren<br />
und importieren. Auf Wunsch<br />
transkodiert Lightworks das Video in ein<br />
anderes Format, eine Folge von Einzelbildern<br />
interpretiert das Schnittprogramm<br />
ebenfalls als Videoclip.<br />
Beim Vorsortieren der eingelesenen<br />
Videoclips helfen sogenannte Bins 2 .<br />
Dabei handelt es sich um Fenster, die als<br />
Ablageflächen dienen. So könnte ein Naturfilmer<br />
in einem Bin die Clips über die<br />
Hupfdohle, in einem anderen die Aufnahmen<br />
der Berggorillas sammeln. Mehrere<br />
Bins fasst wiederum ein Rack zusammen.<br />
Immer wieder entdeckten wir kleine<br />
Funktionen, die bei der Auswahl des<br />
passenden Videoclips helfen: Beispielsweise<br />
gibt es eine Suchfunktion, die alle<br />
gefundenen Clips direkt in einem neuen<br />
Bin öffnet 3 . Des Weiteren dürfen Sie<br />
die Wiedergabe schon in den <strong>Vorschau</strong>bildern<br />
starten.<br />
Schere und Kleber<br />
Um eine Schnittfassung zu erstellen, öffnen<br />
Sie zunächst einen Clip in einem<br />
Quellenmonitor. In dessen Zeitleiste<br />
markieren Sie dann alle benötigten Spuren<br />
und den gewünschten Ausschnitt.<br />
Anschließend öffnen Sie eine neue leere<br />
Zeitleiste (den sogenannten Edit) und<br />
fügen dort den Clip ein. Dank dieses<br />
Schemas hantieren Sie schon nach kurzer<br />
Zeit zwangsweise mit zahlreichen,<br />
gleichzeitig geöffneten <strong>Vorschau</strong>fenstern<br />
und Zeitleisten.<br />
Um dabei nicht den Überblick zu verlieren,<br />
lassen sich sämtliche Bestandteile<br />
der Benutzeroberfläche frei auf dem<br />
Bildschirm verschieben und in ihrer Größe<br />
anpassen. Auf Wunsch rasten die einzelnen<br />
Komponenten dabei an ihren<br />
4 In der Routing-Ansicht schalten Sie die Effekte und Videos einer Zeitleiste zusammen<br />
und damit hintereinander. Hier findet die Farbkorrektur erst statt, nachdem Lightworks<br />
den Titel in das Video eingefügt hat.<br />
Kanten ein. <strong>Die</strong> Anordnung aller Fenster<br />
lässt sich als sogenannter Room speichern<br />
– der Linux-Desktop kennt das<br />
Konzept als Arbeitsflächen. Auch in<br />
Lightworks dürfen Anwender beliebig<br />
viele Räume anlegen und schnell zwischen<br />
ihnen hin- und herschalten.<br />
Das Schneiden und Trimmen erweist<br />
sich aufgrund der vielen verschiedenen<br />
Modi und Randbedingungen komplizierter<br />
als bei einfachen Videoprogrammen<br />
wie Openshot. Zudem zeigt Lightworks<br />
in der Videospur keine <strong>Vorschau</strong>bilder<br />
an, man muss folglich über das<br />
<strong>Vorschau</strong>-Fenster die entsprechende<br />
Schnittstelle ansteuern. <strong>Die</strong> Wellenform<br />
des Audiomaterials blendet die Software<br />
hingegen ein.<br />
<strong>Die</strong> Zeitleiste darf beliebig viele Spuren<br />
enthalten. Mehrere davon gruppieren<br />
Sie optional, Effekte und Schnitte betreffen<br />
dann immer die komplette Gruppe.<br />
Fertige Edits dürfen Sie zudem in anderen<br />
weiterverwenden. Das erlaubt,<br />
einzelne Szenen in getrennten Edits vorzubereiten<br />
und dann auf einer neuen<br />
Zeitleiste zum kompletten Film zusammenzusetzen.<br />
Lightworks bietet die Möglichkeit, Audio-<br />
und Videomaterial halbautomatisch<br />
zu synchronisieren. Das erweist sich bei-<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 27682<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
67
Im Test<br />
Lightworks 11.5<br />
spielsweise dann als nützlich, wenn Sie<br />
Ton und Bild getrennt aufgezeichnet haben.<br />
Des Weiteren erlaubt es das Schnittprogramm,<br />
die Abspielgeschwindigkeit<br />
eines Clips zu verändern und das Bild<br />
sogar einzufrieren.<br />
Licht aus, Spot an!<br />
Lightworks bringt umfangreiche Werkzeuge<br />
zur Farbkorrektur mit, sogar das<br />
HSV-Modell bietet es an. Zur Farbkontrolle<br />
stehen Vectorscope- und Waveform-Darstellungen<br />
bereit. <strong>Die</strong> Anzahl<br />
der Videoeffekte fällt gegenüber Schnittprogrammen<br />
für Einsteiger mager aus,<br />
die vorhandenen genügen dafür jedoch<br />
Profi-Ansprüchen. Neben Weichzeichner,<br />
Farbänderungen und Splitscreen-Effekten<br />
gibt es auch Chroma-, Luma- und<br />
Image Keys für Bluebox-Effekte.<br />
Keyframes erlauben das exakte Steuern<br />
der Effekte über die Zeit. Mehrere Effekte<br />
schalten Sie bei Bedarf in einer Kette hintereinander.<br />
<strong>Die</strong>se erscheinen dabei in einer<br />
speziellen Ansicht als Symbole mit<br />
Ein- und Ausgängen, an die Sie dann<br />
andere Clips oder Effekte anfügen 4 .<br />
Titel erstellen Sie ebenfalls über entsprechende<br />
Effekte 5 . Das Tonmaterial<br />
lässt sich bis auf Sub-Frames genau bearbeiten,<br />
einen nachträglich eingesprochenen<br />
Kommentar („Voice Over“) nimmt<br />
Lightworks direkt in die Zeitleiste auf.<br />
Das Schnittprogramm beherrscht zudem<br />
das sogenannte Multi-Cam-Editing:<br />
Wurde eine Szene mit mehreren Kameras<br />
aus mehreren verschiedenen Winkeln<br />
aufgenommen, fasst das Schnittprogramm<br />
diese Takes logisch zusammen.<br />
<strong>Die</strong> jeweils passende Perspektive<br />
für den fertigen Film wählen Sie dann<br />
mit wenigen Mausklicks aus. Wie es sich<br />
für ein Profi-Programm gehört, lässt sich<br />
der finalisierte Film auf einem zweiten<br />
Monitor begutachten.<br />
Audio- und Video-Effekte wendet Lightworks<br />
in Echtzeit an – vorausgesetzt, die<br />
Hardware liefert genügend Leistung. Auf<br />
einem drei Jahre alten Rechner mit einer<br />
Core-i7-CPU und 16 GByte Hauptspeicher<br />
ruckelte die <strong>Vorschau</strong> jedoch schon<br />
bei zwei parallelen Videospuren mit HD-<br />
Clips. <strong>Die</strong> Benutzeroberfläche ließ sich<br />
aber weiterhin agil und flüssig bedienen.<br />
Fazit<br />
Lightworks lief in unseren Tests stabil,<br />
was bei vielen freien Videoschnittprogrammen<br />
nicht der Fall ist. Den Schwerpunkt<br />
legt die Software eindeutig auf<br />
den Schnitt, einzelne Schnittstellen lassen<br />
sich sogar verschieben („rollen“).<br />
Wenngleich die Effekte durchweg zahlreiche<br />
Einstellungsmöglichkeiten bieten,<br />
ersetzt Lightworks kein Effektprogramm<br />
wie Aftereffects.<br />
Nicht zuletzt aufgrund der komplexen<br />
Bedienung richtet sich das Schnittprogramm<br />
explizit an (semi-)professionelle<br />
Filmer. Den recht positiven Eindruck<br />
trübt jedoch die restriktive Aktivierungspolitik.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass Editshare<br />
sein Versprechen einhält und den<br />
Quellcode nachreicht. (tle) n<br />
5 Titel verwaltet Lightworks als Effekte, deren Funktionsumfang allerdings nicht mit professionellen Titelgeneratoren mithalten kann.<br />
68 www.linux-user.de<br />
05.2014
Netz&System<br />
Netrw<br />
Mit Netrw Daten schnell durchs Netz schieben<br />
Einfacher Transport<br />
© Johnnyberg, sxc.hu<br />
Selbst ohne die aufwendige Infrastruktur schieben Sie Daten schnell und einfach übers<br />
Netzwerk. Dabei helfen die Werkzeuge aus dem Netrw-Paket. Harald Zisler<br />
Readme<br />
<strong>Die</strong> Programme netread und netwrite<br />
ermöglichen eine einfache und unkomplizierte<br />
Kommunikation zwischen zwei Rechnern<br />
über das Netz. Dabei erleichtert die<br />
Arbeitsweise der beiden Konsolentools das<br />
Einbinden in Shell-Skripte.<br />
Sie möchten schnell und unkompliziert<br />
Daten zwischen zwei Rechnern transportieren,<br />
es fehlt aber mangels Software<br />
der Zugriff auf etablierte Techniken<br />
wie SFTP oder SCP? Oder Sie verfügen<br />
auf der Zielmaschine über kein Benutzerkonto?<br />
Dann helfen die Programme<br />
aus dem Paket netrw û weiter.<br />
Hat auf dem Zielsystem jemand das<br />
Programm Netread gestartet, steht dem<br />
Übertragen der Daten nichts mehr im<br />
Weg. Damit lauscht der Rechner am angegebenen<br />
Port auf die gesendeten<br />
Daten. Ein Ausnahme bildet der Firewall-<br />
Modus – dazu später mehr.<br />
Der Vorteil der Ad-hoc-Lösung gegenüber<br />
einer, bei der ein Daemon ständig<br />
lauscht, liegt in der normalerweise nur<br />
kurzen Existenz des offenen Kanals. Das<br />
reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
ein Angreifer zufällig über den offenen<br />
Port stolpert. Oft sitzt zusätzlich eine<br />
Person vor dem Bildschirm jedes beteiligten<br />
Rechners und verfolgt den Ablauf<br />
der Transfers.<br />
Zum Senden benutzen Sie das Kommando<br />
Netwrite. Für sich gesehen besteht<br />
damit die Möglichkeit, alle möglichen<br />
Daten in die weite Welt zu über-<br />
Listing 1<br />
01 $ netread Port > Ausgabedatei<br />
02 $ netwrite IP‐Adresse Port <<br />
Datei<br />
70 www.linux-user.de<br />
05.2014
Netrw<br />
Netz&System<br />
1 Mit nur wenigen Parametern übertragen Sie mithilfe der beiden Konsolenprogramme<br />
Netread und Netwrite auf einfache Weise Daten über das Netzwerk.<br />
tragen. Wenn der Rechner nicht in einem<br />
geschützten Netz steht, empfiehlt<br />
es sich also, entsprechende Vorkehrungen<br />
zu treffen. Um die Daten als solches<br />
vor dem Mitlesen zu schützen, verschlüsseln<br />
Sie die Nutzlast am besten.<br />
<strong>Die</strong> Nutzlast beziehen Sie entweder direkt<br />
aus einer Datei oder verwenden die<br />
Option ‐i Datei bei Netwrite. Am Zielsystem<br />
verwenden Sie umgekehrt die<br />
Ausgabeumlenkung (>) oder die Option<br />
‐o Datei zum Speichern der Daten.<br />
Grundfunktionen<br />
Im einfachsten Anwendungsfall beginnen<br />
Sie, indem Sie den Empfang von<br />
Daten mit Netread initialisieren. Dabei<br />
geben Sie lediglich die Portnummer an<br />
und leiten die Standardausgabe in eine<br />
Datei um (Listing 1, Zeile 1). <strong>Die</strong> Übertragung<br />
selbst starten Sie nach dem gleichen<br />
Muster (Listing 1, Zeile 2).<br />
Abbildung 1 zeigt den Ablauf des<br />
Datentransfers. <strong>Die</strong> beiden Programme<br />
weisen gemeinsame Optionen auf, deren<br />
wichtigste Schalter Sie in der Tabelle<br />
Optionen finden.<br />
Fortschritt<br />
<strong>Die</strong> Anzeige des Fortschritts beim Übertragen<br />
der Daten erweist sich vor allem<br />
beim Senden größerer Datenmengen als<br />
hilfreich, um festzustellen, ob die Bytes<br />
tatsächlich noch durch das Netzwerk<br />
fließen, oder ob es irgendwo klemmt. Sie<br />
dürfen zwischen einer Anzeige in KByte<br />
(‐h) oder MByte (‐H) wählen. <strong>Die</strong> Option<br />
verlangt die Angabe, für welche Datenmenge<br />
eine ausgegebene Raute steht.<br />
Das führt mitunter dazu, dass die Anzeige<br />
entweder seitenfüllend oder auf der<br />
anderen Seite zu kurz ausfällt 2 .<br />
Optionen<br />
Parameter Erläuterung<br />
udp<br />
UDP statt TCP verwenden<br />
‐f Host lesende Seite beginnt mit dem Aufbau der<br />
Verbindung<br />
‐C Algorithmus verwende angegebenen Algorithmus (sha1,<br />
md5, rmd160, none)<br />
‐o Datei Angabe der Datei<br />
‐h Wert Fortschritt alle Wert KByte ausgeben<br />
‐H Wert Fortschritt alle Wert MByte ausgeben<br />
‐b Geschwindigkeit in Bits/Sekunde (anstelle<br />
Byte/Sekunde) angeben<br />
‐q Ausgaben am Bildschirm unterdrücken<br />
‐v ausführliche Meldungen ausgeben<br />
‐vv<br />
sehr ausführliche Meldungen ausgeben<br />
Listing 2<br />
#! /bin/sh<br />
if [ ‐z $1 ]; then<br />
echo "Dateiname fehlt ‐ ABBRUCH!"<br />
exit<br />
elif [ ‐z $2 ]; then<br />
echo "Zielrechner/Zielport fehlt ‐ ABBRUCH!"<br />
exit<br />
elif [ ‐z $3 ]; then<br />
echo "Zielrechner/Zielport fehlt ‐ ABBRUCH!"<br />
exit<br />
fi<br />
menge=$(stat ‐c %s $1)<br />
rauten=$(echo $menge/1014/50 | bc)<br />
netwrite ‐h $rauten $2 $3 < $1<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
71
Netz&System<br />
Netrw<br />
2 Da die Forschrittsanzeige flexibel auf einen Parameter reagiert, gilt es hier, einen für<br />
die aktuell transportierte Datenmenge sinnvollen Wert zu wählen.<br />
In einem Shell-Skript (Listing 2) ließe<br />
sich mit Stat û feststellen, wie groß die<br />
Datei ausfällt, und anschließend ein<br />
brauchbarer ganzzahliger Wert für den<br />
Fortschrittsbalken übergeben. Beachten<br />
Sie, dass eine Zeile 50 Rauten fasst. Daher<br />
kommt bei sehr kleinen Datenmengen<br />
eventuell keine Anzeige zustande.<br />
<strong>Die</strong> empfangende Seite kennt die Dateigröße<br />
im Voraus nicht. Entweder erfragen<br />
Sie den Wert vor dem Start des<br />
Transfers oder Sie verwenden den Wert<br />
1000, der erfahrungsgemäß bei ‐h vernünftige<br />
Ausgaben produziert.<br />
Abbildung 3 zeigt den Ablauf des<br />
Skripts. Der Übersichtlichkeit halber<br />
kommen Positionsparameter anstelle<br />
von Eingabemasken zum Einsatz. Mit<br />
den Möglichkeiten von Zenity û oder<br />
Cdialog û ließe sich dieses Skript entsprechend<br />
erweitern.<br />
Firewall-Modus<br />
3 Ablauf des Skripts mit optimierter Anzeige des Fortschritts.<br />
Der Firewall-Modus erlaubt den Aufbau<br />
einer Verbindung in umgekehrter Richtung.<br />
Der Option ‐f übergeben Sie entweder<br />
die IP-Adresse oder den Namen<br />
eines Rechners. Beim Einsatz zeigte sich<br />
folgender Ablauf als praktikabel: Sie rufen<br />
zuerst netwrite mit der Option ‐f<br />
auf und starten dann netread ebenso<br />
mit ‐f. Dadurch nutzen Sie auf beiden<br />
Systemen den Firewall-Modus, die Reihenfolge<br />
beim Start ist aber umgekehrt.<br />
In Abbildung 4 sehen Sie die notwendigen<br />
Schritte für den Sender (heller<br />
Hintergrund im Terminal) und den Empfänger<br />
(dunkler Hintergrund). <strong>Die</strong> Angabe<br />
zum Rechner erfolgt über deren<br />
Namen (ze5 und ZE6). Nach dem Aufruf<br />
von netwrite erscheint zunächst die<br />
Meldung, dass das Programm auf dem<br />
angegebenen Port lauscht. <strong>Die</strong> weiteren<br />
Meldungen kommen nach dem Aufruf<br />
von netread am Zielsystem zustande.<br />
In Shell-Skripts<br />
4 Ablauf einer Datenübertragung im Firewall-Modus. Dabei baut die lesende Seite<br />
die Verbindung auf, nachdem auf der sendenden Seite das Programm gestartet ist.<br />
<strong>Die</strong> beiden Tools arbeiten in klassischer<br />
Linux-Tradition, lesen also von der Standardeingabe<br />
und schreiben auf die Standardausgabe.<br />
Das ermöglicht es, die<br />
Ausgabe eines Programms direkt an<br />
72 www.linux-user.de<br />
05.2014
Netrw<br />
Netz&System<br />
Netwrite zu schicken. Durch Weglassen<br />
der Option ‐o oder durch Umlenken der<br />
Ausgabe erscheinen die Daten am Bildschirm<br />
des empfangenden Rechners 5 .<br />
Mini-Chat<br />
Wenn Sie weder eine Ein- noch eine Ausgabedatei<br />
bestimmen, liest Netwrite von<br />
der Standardeingabe, Netread liefert auf<br />
die Standardausgabe aus. Damit bauen<br />
Sie einen provisorischen Chat auf 6 .<br />
Verwenden Sie diesen jedoch über<br />
eine Strecke außerhalb des <strong>private</strong>n<br />
Netzwerks, empfiehlt es sich, die Kommunikation<br />
mittels Secure Shell (SSH)<br />
abzusichern. Sie benötigen je ein Terminal<br />
zum Senden und Empfangen. Darüber<br />
hinaus müssen Sie für jede Richtung<br />
einen eigenen Port verwenden.<br />
5 Bei Bedarf senden Sie die Ausgabe eines Programms über das Netzwerk.<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> Netrw-Tools ermöglichen es, unkompliziert<br />
Daten zwischen zwei Rechnern<br />
zu übertragen. Dabei kommen sie ohne<br />
zusätzliche Infrastruktur aus und arbeiten<br />
praktisch auf Zuruf. Ein Verschlüsseln<br />
sichert im Zweifelsfall Nutzlast. (agr) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32367<br />
6 Sogar einen einfachen Chat zwischen zwei Clients im lokale Netzwerk bauen Sie mit<br />
den Programmen Netread und Netwrite aus den Netrw-Tools auf.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
73
Know-how<br />
Mercurial<br />
Mit Mercurial Dateien verwalten<br />
Auf den Zweig<br />
gekommen<br />
© Sabaca, sxc.hu<br />
<strong>Die</strong> Versionsverwaltung Mercurial<br />
ermöglicht es, beim<br />
Programmieren mit Ideen zu<br />
spielen und Neues auszuprobieren,<br />
ohne hart erarbeitete<br />
Ergebnisse zu verlieren.<br />
Tim Schürmann<br />
Readme<br />
Das Versionsverwaltungssystem Mercurial<br />
benötigt kein zentrales Repository und eignet<br />
sich somit für den Einsatz auf dem <strong>private</strong>n<br />
PC. Indem Sie häufig überarbeitete<br />
Skripte oder Dokumente damit versionieren,<br />
können Sie bei Bedarf problemlos wieder zu<br />
einem älteren Stand zurückwechseln.<br />
Bevor ein Bash-Skript genau das ausführt,<br />
was sein Ersteller wünscht, braucht<br />
es in der Regel einige Überarbeitungen.<br />
Damit die Zwischenschritte nicht verloren<br />
gehen, speichern viele Programmierer<br />
und Autoren die jeweils letzte Version<br />
unter einem eigenen Dateinamen. So<br />
sammeln sich dann screenshot1.sh,<br />
screenshot2.sh und so weiter auf der<br />
Festplatte. Nicht nur die vielen Dateien<br />
stellen dabei ein Problem dar: Spätestens<br />
nach einer Woche weiß selbst der<br />
hartgesottenste Eidetiker nicht mehr,<br />
was genau denn nun screenshot2.sh<br />
von der Vorversion unterscheidet.<br />
Hier schafft die Versionsverwaltung<br />
Mercurial û Abhilfe. Sie lässt sich einfach<br />
bedienen, ist in der Praxis vielfach<br />
erprobt und bietet zahlreiche Funktionen.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Programmen dieser Art setzt Mercurial<br />
kein zentrales Repository voraus. Das<br />
hindert trotzdem weitere Helfer nicht<br />
daran, ganz einfach am Projekt mitzuarbeiten:<br />
Wenn es gar nicht anders geht,<br />
schicken sich die Beteiligten die Änderungen<br />
ganz einfach per E-Mail.<br />
Installation<br />
Alle größeren Distributionen bieten Mercurial<br />
bereits in ihren Paketquellen an. In<br />
der Regel heißt das passende Paket einfach<br />
mercurial. Unter Ubuntu 13.10 spielen<br />
Sie es mittels des folgenden Kommandos<br />
ein:<br />
$ sudo apt‐get install mercurial<br />
Anschließend erstellen Sie mit einem<br />
Texteditor die zugehörige Konfigura<br />
Listing 1<br />
01 [ui]<br />
02 username = Max Mustermann<br />
<br />
74 www.linux-user.de<br />
05.2014
Mercurial<br />
Know-how<br />
Mercurial kennt jetzt das Arbeitsverzeichnis,<br />
hat darin einen Speicherplatz für die<br />
älteren Versionen angelegt (das Repositotionsdatei<br />
~/.hgrc und legen in dieser<br />
einen Abschnitt [ui] nach dem Strickmuster<br />
aus Listing 1 an. Damit kennt die<br />
Software Ihre Daten, ohne diese verweigert<br />
es sonst den <strong>Die</strong>nst.<br />
Um die Änderungen an den zu versionierenden<br />
Dateien aufzuzeichnen, müssen<br />
Sie zunächst in Ihrem Home-Verzeichnis<br />
eine entsprechende Lagerstätte<br />
einrichten. In den folgenden Beispielen<br />
benutzen wir dazu das Arbeitsverzeichnis<br />
skripte:<br />
$ mkdir skripte<br />
$ cd skripte<br />
$ hg init<br />
Falls Sie sich nun fragen, warum das Binary<br />
eines Programms namens Mercurial<br />
hg heißt: Mercurial ist das englische Wort<br />
für Quecksilber, und dessen chemisches<br />
Symbol lautet Hg (griech.: Hydrargyros,<br />
„flüssiges Silber“). Statt manuell legen<br />
Sie bei Bedarf ein Arbeitsverzeichnis<br />
auch direkt mit Mercurial an:<br />
sich Mercurial an solchen Daten nicht<br />
unnötig abarbeitet, geben Sie explizit<br />
an, welche Files Sie mit Mercurial im<br />
Auge behalten möchten:<br />
$ hg add screenshot.sh readme.txt<br />
Damit beachtet das Programm ab sofort<br />
die beiden angegebenen Dateien.<br />
Möchten Sie tatsächlich sämtliche Dateien<br />
versionieren, stellen Sie mit hg add<br />
alle auf einmal unter die Fuchtel der Versionsverwaltung<br />
1 . Mercurial notiert<br />
sich dabei allerdings nur die Dateien, die<br />
zu diesem Zeitpunkt im Verzeichnis liegen.<br />
Kommt später eine weitere hinzu,<br />
müssen Sie diese nachträglich mit hg<br />
add Datei hinzufügen.<br />
Check-in<br />
$ hg init skripte<br />
In jedem Fall erstellt Mercurial im Arbeitsverzeichnis<br />
ein verstecktes Unterverzeichnis<br />
namens .hg. In diesem sogenannten<br />
Repository lagern zukünftig<br />
nicht nur alle Änderungen, sondern zusätzlich<br />
auch einige weitere Informationen,<br />
darunter das Datum für jede Änderung<br />
und eine kurze Beschreibung. Das<br />
Arbeitsverzeichnis enthält ab sofort immer<br />
die aktuellen Fassungen der versionierten<br />
Dateien.<br />
Während Sie an den Dateien in Ihrem<br />
Arbeitsverzeichnis nach Lust und Laune<br />
Änderungen vornehmen dürfen, sollten<br />
Sie das Verzeichnis .hg weder verändern<br />
noch löschen. Andernfalls laufen Sie Gefahr,<br />
alle älteren Versionen Ihrer Dateien<br />
zu zerstören oder zu verlieren.<br />
1 Möchten Sie die Files<br />
in einem Verzeichnis beobachten,<br />
erstellen Sie<br />
dort ein Repository und<br />
melden dann alle Dateien<br />
bei Mercurial an.<br />
Aufnahmeprüfung<br />
Vielleicht möchten Sie nicht alle Dateien<br />
im Arbeitsverzeichnis mit Mercurial<br />
überwachen – etwa, wenn ein Bash-<br />
Skript seine Zwischenergebnisse in größeren<br />
temporären Dateien ablegt. Damit<br />
2 Sichern Sie den aktuellen Stand von Mercurial per Commit, verlangt das<br />
Programm nach einer Beschreibung für die Version.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
75
Know-how<br />
Mercurial<br />
ry) und weiß, welche Dateien Sie zukünftig<br />
bearbeiten wollen. Im nächsten<br />
Schritt sichern Sie den aktuellen Stand<br />
der Dateien mit folgendem Kommando:<br />
$ hg commit<br />
Mercurial startet daraufhin den Standard-Texteditor<br />
der Distribution, meist<br />
also Vi oder Nano 2 . Je nach Distribution<br />
dürfen Sie sich auch einen Editor aus<br />
einer Liste aussuchen. In jedem Fall verlangt<br />
Mercurial eine kurze Beschreibung<br />
für die zu erfassende(n) Datei(en). Falls<br />
Sie darauf verzichten und den Editor einfach<br />
beenden, bricht Mercurial den kompletten<br />
Vorgang ab.<br />
Es lohnt sich, an dieser Stelle mehr zu<br />
schreiben als nur „<strong>Die</strong> erste Version“ oder<br />
Ähnliches. Wenn Sie beschreiben, was<br />
Sie da überhaupt im Repository ablegen,<br />
tun Sie sich später leichter, sobald die<br />
Logfiles lang ausfallen. Alle Zeilen, die<br />
mit einem HG: beginnen, ignoriert Mercurial.<br />
Speichern Sie den Text und beenden<br />
Sie den Editor. In Nano etwa klappt<br />
das mit [Strg]+[O],[Eingabe],[Strg]+[X].<br />
Jetzt haben Sie die Möglichkeit, weitere<br />
Änderungen an der von der Versionskontrolle<br />
überwachten Datei vorzunehmen.<br />
<strong>Die</strong> Unterschiede zur gerade eingelagerten<br />
Version listet jederzeit der<br />
Befehl hg diff auf. <strong>Die</strong> resultierenden<br />
Ausgaben entsprechen jenen des Kommandozeilenprogramms<br />
Diff: Sie erhalten<br />
die Namen der betroffenen Dateien,<br />
dann die Nummer der Zeile, die Sie verändert<br />
haben, und darunter die eigentliche<br />
Änderung 3 .<br />
Mercurial protokolliert Änderungen<br />
nicht von sich aus. Vielmehr bleibt es Ihnen<br />
überlassen, das Werkzeug darauf<br />
hinzuweisen, dass jetzt eine neue Version<br />
einer oder mehrerer Dateien vorliegt.<br />
<strong>Die</strong>s geschieht wiederum mit dem bekannten<br />
Befehl hg commit. <strong>Die</strong> dabei<br />
notwendige Beschreibung übergeben<br />
Sie am einfachsten mit dem Parameter<br />
‐m. Mercurial verzichtet dann darauf, extra<br />
einen Editor zu öffnen:<br />
$ hg commit ‐m '<strong>Die</strong> zweite Version'<br />
Haben Sie eine Version eingecheckt, stellen<br />
dann aber fest, dass Sie mit dieser<br />
nicht zufrieden sind, macht hg rollback<br />
die Aktion rückgängig. Das ist etwa dann<br />
nützlich, wenn Sie in der letzten Commit-<br />
Nachricht einen Tippfehler entdecken.<br />
Liegen in Ihrem Arbeitsverzeichnis mehrere<br />
Dateien, so finden Sie schnell mit hg<br />
status heraus, welche der Dateien Sie<br />
geändert haben. In der zugehörigen<br />
Ausgabe aus Abbildung 4 steht das M<br />
vor dem Dateinamen für „modified“, also<br />
geändert.<br />
Haben Sie sich bei der Arbeit einmal<br />
verzettelt, dann stellt der Befehl hg update<br />
‐‐clean die letzte Version wieder<br />
her. Doch Vorsicht: Dabei gehen alle seit<br />
dem letzten Commit vorgenommenen<br />
Änderungen verloren. Welche älteren<br />
Versionen im Repository lagen, verrät<br />
das Kommando hg log. Sie erhalten<br />
eine Liste ähnlich der aus Abbildung 5 .<br />
Dort erfahren Sie unter anderem über<br />
Date wann die Version ins Repository gewandert<br />
ist beziehungsweise der Commit<br />
erfolgte, und wer der Autor der Änderungen<br />
war. Mit hg log ‐‐patch zeigt<br />
Mercurial zusätzlich noch die Änderungen<br />
zur jeweiligen Vorversion an.<br />
Identifikation<br />
Jede Version erhält zudem eine kryptische<br />
Identifikationsnummer – in Abbildung<br />
5 lautet sie 0:7427a280a3e4. <strong>Die</strong><br />
Zahl vor dem Doppelpunkt nennt die<br />
Versionsnummer, im Mercurial-Jargon<br />
als Revision oder Changeset bezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Null entspricht der Ausgangsversion,<br />
dann folgt die Revision 1 und so weiter.<br />
Mit jedem Commit erhöht sich automatisch<br />
die Revision. Um zu einer älteren<br />
Revision zurückzukehren, verwenden<br />
Sie den Befehl hg update. Nach ei<br />
3 In der Datei screenshot.sh hat sich etwas verändert.<br />
4 Ein hg status zeigt, dass sich die Datei screenshot.sh<br />
verändert hat. <strong>Die</strong> Sicherheitskopie screenshot.sh~ hat der<br />
Texteditor angelegt. Das Fragezeichen weist darauf hin, dass<br />
diese nicht unter der Kontrolle von Mercurial steht.<br />
76 www.linux-user.de<br />
05.2014
Mercurial<br />
Know-how<br />
nem hg update 0 liegt im Arbeitsverzeichnis<br />
wieder die ältere Revision 0 6 .<br />
Beachten Sie, dass die nachfolgenden<br />
Revisionen weiterhin im Repository enthalten<br />
bleiben. Mit hg update 1 springen<br />
Sie folglich zur nächsten Revision 1.<br />
<strong>Die</strong> Nummern der Revisionen erweisen<br />
sich bei der täglichen Arbeit als recht<br />
sperrig. Daher besteht die Möglichkeit,<br />
jeder Version einen beliebigen Namen,<br />
englisch: „Tag“, anzuheften. Programmierer<br />
wählen meist eine individuelle Versionsnummer.<br />
Der folgende Befehl gibt<br />
der Revision 3 den Namen bluemchen:<br />
$ hg tag ‐r 3 bluemchen<br />
Zu dieser springen Sie dann ab sofort<br />
nicht mehr nur mit hg update 3, sondern<br />
auch mit hg update bluemchen. Für<br />
die letzte Version im Repository gibt es<br />
zudem den Alias-Namen tip. Mit ihm<br />
kommen Sie immer wieder schnell zur<br />
aktuellsten Version zurück.<br />
Konfliktlösung<br />
Entdecken Sie im Skript einen Fehler, der<br />
schon in vorherigen Revisionen enthalten<br />
war, springen Sie erst per hg update<br />
zurück, korrigieren den Fehler, und führen<br />
dann ein hg commit durch. <strong>Die</strong> so in<br />
der älteren Version vorgenommenen<br />
Änderungen übernehmen Sie anschließend<br />
mit dem Kommando hg merge in<br />
die aktuelle Version.<br />
Schlägt das aufgrund eines Konflikts<br />
fehl, lassen Sie sich zunächst mit hg resolve<br />
‐‐list die betroffenen Dateien<br />
anzeigen. Anschließend führen Sie diese<br />
mit folgendem Kommando zusammen:<br />
5 Hier gab es zwei Commits, wobei Mercurial die neueste Version oben anzeigt (achten<br />
Sie auch auf die Nummerierung hinter Änderung).<br />
hg log zeigt anschließend jeweils neben<br />
dem Punkt Vorgänger an, in welcher Version<br />
Sie den Fehler behoben haben 9 .<br />
Um Dateien umzubenennen, zu verschieben<br />
oder zu löschen, nutzen Sie den<br />
jeweils passenden Mercurial-Befehl (Listing<br />
2). Würden Sie die Shell-Kommandos<br />
cp, mv oder rm verwenden, bekäme das<br />
Versionskontrollsystem davon nichts<br />
mit. Bei den eigenen Kommandos protokolliert<br />
Mercurial, was wann mit welcher<br />
Datei passiert, und kann diesen Vorgang<br />
später wieder rückgängig machen.<br />
Grüner Zweig<br />
Angenommen, das Bash-Skript screenshot.sh<br />
aus unserem Beispiel schießt<br />
mittlerweile brav seine Screenshots. Im<br />
$ hg resolve Datei<br />
Hilft das nicht, müssen Sie den Konflikt<br />
manuell beheben. <strong>Die</strong> problematischen<br />
Stellen hat Mercurial schon im Skript<br />
markiert 7 . Danach kennzeichnen Sie<br />
mittels des Befehls<br />
$ hg resolve ‐‐mark Datei<br />
die betroffene Datei als korrigiert und<br />
führen einen Commit aus 8 . Der Befehl<br />
6 Hier liegt jetzt im Arbeitsverzeichnis wieder der Stand von 18:06 Uhr. <strong>Die</strong> Dateien haben<br />
also den Inhalt, den sie beim ersten Commit hatten.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
77
Know-how<br />
Mercurial<br />
7 Hier wusste Mercurial nicht, welche Zeile es verwenden sollte.<br />
Der Befehl erstellt einen neuen Zweig<br />
mit dem frei gewählten Namen supershot<br />
und wechselt in ihn hinein 0 . Dort<br />
nehmen Sie nun die gewünschten Änderungen<br />
auf und führen einen Commit<br />
aus. Zum alten Zweig zurück gelangen<br />
Sie jederzeit via hg update default, in<br />
den Branch supershot springt analog hg<br />
update supershot.<br />
Sie dürfen beliebig viele Branches anlegen<br />
und so verschiedene Versionen<br />
der Skripte weiterentwickeln. Alle derzeit<br />
vorhandenen Entwicklungszweige<br />
listet hg branches auf. Befinden Sie sich<br />
im Branch default und möchten die<br />
Änderungen aus dem Branch supershot<br />
herüberholen, rufen Sie einfach den<br />
Befehl hg merge supershot auf.<br />
Netz stolpern Sie jedoch über das neue<br />
Programm supershot.sh, das Sie unbedingt<br />
in Ihr Skript einbauen möchten.<br />
Um jetzt den bestehenden funktionierenden<br />
Code nicht zu zerstören, haben<br />
Sie die Möglichkeit, einen neuen Zweig<br />
in der Entwicklung (englisch: „branch“)<br />
zu erstellen:<br />
$ hg branch supershot<br />
Klonkrieger<br />
Als Alternative zum Erstellen eines Entwicklungszweigs<br />
bietet Mercurial an,<br />
das komplette Repository zu klonen:<br />
$ hg clone ~/skripte ~/test<br />
Anschließend liegt im Verzeichnis test<br />
eine exakte, unabhängige Kopie einschließlich<br />
des Repositorys vor. Jetzt können<br />
Sie die Skripte in test nach Lust und<br />
Laune anpassen, ohne das Originalskript<br />
zu verändern. Klonen dürfen Sie übrigens<br />
beliebig oft: So bietet es sich etwa<br />
an, einen Klon auf einen USB-Stick zu packen<br />
und unterwegs daran zu arbeiten.<br />
Gefallen Ihnen die Änderungen im<br />
Verzeichnis test, dann können Sie sie<br />
mit wenigen Handgriffen in das Originalskript<br />
übernehmen. Dazu wechseln Sie<br />
zunächst wieder in das Verzeichnis<br />
Listing 2<br />
$ hg cp original.txt kopie.txt<br />
$ hg mv original.txt umbenannt.<br />
txt<br />
$ hg rm original.txt<br />
Listing 3<br />
8 Hier hat der Autor einen Fehler in einer früheren Revision korrigiert (hg update 0, hg<br />
commit) und dann diese Korrekturen mit der aktuellen Version zusammengeführt (hg<br />
merge). Den dabei entstandenen Konflikt musste er manuell lösen.<br />
$ hg clone<br />
http://192.168.1.10:8000<br />
$ hg clone ssh://tim@example.com/<br />
hg/skripte<br />
78 www.linux-user.de<br />
05.2014
Mercurial<br />
Know-how<br />
skripte und lassen sich die Unterschiede<br />
der beiden Verzeichnisse anzeigen:<br />
$ hg incoming ‐‐patch ~/test<br />
Der Parameter ‐‐patch holt zusätzlich<br />
die Änderungen auf den Schirm. Um sie<br />
zu übernehmen, „ziehen“ Sie die letzte<br />
Revision des Verzeichnisses test in den<br />
Ordner skripte:<br />
$ hg pull ~/test<br />
Der Befehl gleicht erst einmal nur das<br />
Repository ab. <strong>Die</strong> Dateien in skripte<br />
fasst Mercurial jedoch noch nicht an. Sofern<br />
Sie diese nicht verändert, sondern<br />
nur unter test gearbeitet haben, wechseln<br />
Sie einfach mit hg update tip zum<br />
aktuellen Stand. Haben Sie hingegen die<br />
Dateien in test und skripte verändert,<br />
führen Sie per hg merge und hg resolve<br />
die Dateien zusammen. Ein abschließendes<br />
hg commit vollendet die Arbeit.<br />
Helfershelfer<br />
Sollen andere Autoren mithelfen, erstellen<br />
diese sich einfach einen eigenen<br />
Klon des Repositorys. Damit besitzen<br />
diese ein eigenes Arbeitsverzeichnis, in<br />
dem sie Änderungen vornehmen. <strong>Die</strong><br />
Modifikationen holen Sie dann per pull<br />
wieder in Ihr Verzeichnis.<br />
Haben Sie zwischenzeitlich selbst Änderungen<br />
vorgenommen, drücken Sie<br />
diese übrigens bei Bedarf in einen anderen<br />
Klon hinein. Das funktioniert genauso<br />
wie ein pull:<br />
$ hg push ~/test<br />
Um Mitstreitern das Klonen einfach zu<br />
machen, werfen Sie mit hg serve den in<br />
Mercurial integrierten Webserver an.<br />
Jetzt besteht die Möglichkeit, mit einem<br />
Browser die IP-Adresse des Computers<br />
auf Port 8000 anzusteuern, also beispielsweise<br />
http://192.168.1.10:8000<br />
TIPP<br />
Erst wenn Sie einen Commit im Verzeichnis<br />
test ausgeführt haben, kann hg incoming<br />
‐‐patch die Änderungen anzeigen<br />
und hg pull sie übernehmen.<br />
1/3 quer Anschnitt<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
79
Know-how<br />
Mercurial<br />
9 Mercurial merkt sich im Log selbst komplexe Operationen in verschiedenen Revisionen.<br />
0 Wenn Sie einen Branch erstellen, haben<br />
Sie zwei verschiedene Entwicklungslinien<br />
oder Zweige, zwischen denen Sie<br />
hin- und herspringen können.<br />
aufzurufen. Dort sehen Sie jetzt die komplette<br />
Versionshistorie q . Über diese<br />
Adresse ziehen Sie dann auch einen<br />
Klon und holen Änderungen per Pull ab<br />
(Listing 3, erste Zeile). Alternativ greifen<br />
Sie via SSH auf entfernte Rechner zu<br />
( Listing 3, zweite Zeile).<br />
Bei Bedarf verschicken Sie Änderungen<br />
alternativ per E-Mail. Dazu exportieren<br />
Sie alle Modifikationen per hg export<br />
tip > aenderung.diff. <strong>Die</strong> erstellte Datei<br />
schicken Sie nun an Ihre Mitstreiter,<br />
die diese Datei mittels hg import<br />
aenderung.diff einfach importieren.<br />
Fazit<br />
Neben den vorgestellten Funktionen<br />
bietet Mercurial noch zahlreiche weitere.<br />
Alle auf Ihrem System vorhandenen<br />
Möglichkeiten listet hg help auf. Mit hg<br />
help Befehl liefert das Programm weitere<br />
Informationen zum Befehl, also hg<br />
help commit etwa zu hg commit.<br />
Möchten Sie tiefer in Mercurial einsteigen<br />
und interessieren sich insbesondere<br />
für die Arbeitsweisen im Hintergrund,<br />
dann legen wir Ihnen das kostenlose<br />
Buch „Mercurial: The Definitive Guide“<br />
von Bryan O’Sullivan ans Herz û. Weitere<br />
einführende Themen finden sich im<br />
Mercurial-Wiki û.<br />
Eine Versionsverwaltung hilft übrigens<br />
nicht nur beim Programmieren, sondern<br />
auch um beliebige andere Dokumente<br />
im Blick zu behalten – das gilt insbesondere,<br />
wenn Sie im Team gemeinsam an<br />
einer Datei arbeiten. (agr) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
q Der eingebaute Webserver von Mercurial erlaubt den Zugriff auf die Historie.<br />
www. linux‐user. de/ qr/31438<br />
80 www.linux-user.de<br />
05.2014
Know-how<br />
ZFS<br />
Sun-Dateisystem ZFS unter Linux nutzen<br />
Große Versuchung<br />
© # # # # # # , 123RF<br />
Das Dateisystem ZFS setzt Maßstäbe. Unter Linux ist aber Vorsicht geboten, denn das Zusammenspiel<br />
klappt noch nicht immer reibungslos, es drohen Datenverluste. Karsten Günther<br />
Readme<br />
Dateisysteme bilden die Basis eines Betriebssystems.<br />
ZFS wartet mit vielen innovativen<br />
Features auf und eignet sich selbst für<br />
riesige Dateimengen. Daher kommt ihm<br />
auch unter Linux eine wichtige Rolle zu.<br />
<strong>Die</strong>ser Artikel zeigt, wie Sie ZFS nutzen, und<br />
was es dabei zu beachten gilt.<br />
Das Funktionsspektrum des Dateisystems<br />
ZFS passt zu den Anforderungen<br />
moderner Geheimdienste. Ein Schelm,<br />
wer denkt, dass NSA und GCHQ insgeheim<br />
bei Sun Microsystems die Entwicklung<br />
eines Dateisystems in Auftrag gegeben<br />
hätten, das in Bezug auf Kapazität<br />
und Features den ultimativen Designentwurf<br />
markiert.<br />
Ganz gleich, ob ziviles Projekt oder getarnte<br />
Regierungsarbeit – sicher ist, dass<br />
Sun Mitte 2006 das Betriebssystem Solaris<br />
10 freigab, zu dessen Bestandteilen<br />
eben jenes Dateisystem gehörte, das mit<br />
einer Reihe Spezialfunktionen und Superlativen<br />
aufwartet. Das Akronym ZFS<br />
stand dabei ursprünglich für „Zettabyte<br />
File System“ und spielt auf die nutzbare<br />
Größe sowie – mit der späten alphabetischen<br />
Einordnung – auf die Endgültigkeit<br />
des Dateisystems an û.<br />
ZFS wurde für die Verwendung mit<br />
128-Bit-Zeigern entworfen, was das<br />
Speichern geradezu abstrus großer Datenmengen<br />
erlauben würde. Das kommentierte<br />
der Chefentwickler von ZFS,<br />
Jeff Bonwick, einmal mit der Anmerkung,<br />
dass ZFS die quantenmechanische<br />
Grenze irdischer Datenspeicherung<br />
übersteigen würde: „Man könnte einen<br />
128-Bit-Speicher-Pool nicht füllen, ohne<br />
die Ozeane zu verdampfen.“ Damit spielte<br />
er auf die Tatsache an, dass die Gesetze<br />
der Quantenmechanik eine Mindestmenge<br />
von Energie pro Informationseinheit<br />
erzwingen, soll die Information<br />
82 www.linux-user.de<br />
05.2014
ZFS<br />
Know-how<br />
ZFS unterliegt der „Common Development<br />
and Distribution License“, die es<br />
nicht erlaubt, binäre Pakete frei zu verteilen.<br />
Das gilt jedoch nicht für die Weitergabe<br />
von Quelltexten, sodass die Distributionen<br />
hier einen Umweg gehen:<br />
Sie laden die Quelltexte und kompilieren<br />
diese, sodass die benötigten Tools und<br />
Module für den Kernel entstehen. <strong>Die</strong><br />
landen in einem Paket, welches der Paketmanager<br />
letztlich installiert.<br />
Normalerweise funktioniert das ganz<br />
gut, aber wie so oft steckt der Teufel im<br />
Detail. Bevor Sie sich anhand auftauchender<br />
Fehlermeldungen auf die Suche<br />
machen, sollten Sie vor allem Folgendes<br />
prüfen: Sind die Header-Files des aktuellen<br />
Kernels installiert und auch aktuell?<br />
Stehen die essenziellen Tools zum Kompilieren<br />
bereit?<br />
Unter Linux gibt es derzeit zwei Ansätze,<br />
um ZFS zu nutzen. Seit 2011 existiert<br />
das Projekt „ZFS on FUSE“ û, welches<br />
das Dateisystem über einen Umweg bereitstellt.<br />
<strong>Die</strong>ser Ansatz im Userspace hat<br />
mehrere Nachteile, insbesondere arbeinicht<br />
aufgrund der quantenmechanischen<br />
Unschärfe verloren gehen. Bei einem<br />
Speicherpool mit 128-Bit-Adressierung<br />
übersteigt diese Energiemenge<br />
jene, die zum Verdampfen aller irdischen<br />
Ozeane nötig wäre.<br />
So unterstützen denn auch alle existierenden<br />
ZFS-Implementationen nur<br />
64-Bit-Zeiger, nicht zuletzt aufgrund der<br />
entsprechender Restriktionen der Programmiersprache<br />
C hinsichtlich von Datentypen.<br />
Doch auch ungeachtet dieser<br />
„Beschränkung“ kann ZFS noch mit beeindruckenden<br />
Rahmenwerten glänzen,<br />
wie einer maximalen Dateigröße von<br />
16 Exbibyte (rund 17 Millionen TByte)<br />
oder bis 281 Billionen möglichen Dateien<br />
pro Dateisystem.<br />
Daneben weist ZFS eine Reihe innovativer<br />
Eigenschaften auf. Als Copy-on-<br />
Write-Dateisystem überschreibt es geänderte<br />
Blöcke nicht, sondern speichert<br />
diese stattdessen an einen freien Platz<br />
im Dateisystem und aktualisiert danach<br />
die entsprechenden Verweise in den<br />
Metadaten. Was zunächst wie eine Verschwendung<br />
von Speicher wirken mag,<br />
bietet einige interessante Vorteile, wie<br />
etwa die Möglichkeit, ganz einfach<br />
Snapshots anzulegen: Dazu genügt es,<br />
in den Metadaten der geänderten Dateien<br />
die Verweise auf die modifizierten<br />
Datenblöcke zu erhalten.<br />
ZFS integriert softwarebasierte RAID-<br />
Funktionen, speziell die viel verwendeten<br />
Level 1, 5 und 6. Das erhöht durch<br />
Speichern der Daten über mehrere Festplatten<br />
hinweg die Ausfallsicherheit,<br />
ohne spezielle Hardware zu erfordern.<br />
Eine ausgefeilte Technik namens RAID-Z<br />
macht es dabei möglich, die Größe der<br />
Dateisysteme im Betrieb zu erhöhen. Zusätzlich<br />
enthält ZFS ein an den LVM (Logical<br />
Volume Manager) angelehntes Volume-Management.<br />
Damit fassen Sie<br />
mehrere Partitionen und Festplatten zu<br />
einer logischen Einheit zusammen und<br />
erzeugen so sehr große Kapazitäten.<br />
Über Prüfsummen bietet ZFS Schutz<br />
vor Fehlern beim Übertragen der Daten.<br />
Beim Speichern eines Blocks erzeugt das<br />
Dateisystem eine Checksumme, die es<br />
separat speichert und beim Lesen mit<br />
den Daten vergleicht. Das stellt sicher,<br />
dass stets konsistente Daten vorliegen –<br />
selbst wenn diese eventuell nicht aktuell<br />
sind. Das gilt insbesondere für Stromausfälle<br />
oder ähnliche plötzliche Ereignisse.<br />
Zu den weiteren Funktionen gehören<br />
Deduplizierung, absichtlich duplizierte<br />
sogenannte Ditto-Blöcke, komprimierte<br />
Daten sowie sehr einfach zu bedienende<br />
Werkzeuge zum Administrieren<br />
des Dateisystems.<br />
Dem gegenüber stehen einige Nachteile:<br />
So benötigt das Dateisystem eine<br />
Menge RAM (echten Hardware-Speicher,<br />
keinen virtuellen). Sun empfiehlt<br />
1 GByte pro ZFS-Dateisystem. Auf dem<br />
Smartphone oder Raspberry Pi kommt<br />
ZFS daher wohl eher nicht zum Einsatz.<br />
Allerdings gibt es seit einiger Zeit ein<br />
Projekt, das genau diese Zielsetzung<br />
hat û. Neben dem Speicherhunger fällt<br />
das Dateisystem auch durch hohen Leistungsbedarf<br />
unangenehm auf: ZFS-<br />
Funktionen beanspruchen mehr Rechenzeit<br />
als solche eines Ext2- oder ähnlichen<br />
Dateisystems.<br />
ZFS unter Linux<br />
Deduplizierung: Verfahren zum Verringern<br />
der gespeicherten Datenmenge. Dabei<br />
identifiziert das Dateisystem sich wiederholende<br />
Blöcke und speichert diese nur einmal<br />
ab. Anschließend verweist es für die<br />
restlichen Stellen auf diesen Block. Je nach<br />
Verfahren setzt die Technik auf einer unterschiedlichen<br />
Ebene an.<br />
Initrd: Initial RAM-Disk. Komprimiertes<br />
Abbild, das alle zum Booten benötigten<br />
Module enthält.<br />
tet er nicht besonders flott. Parallel entstanden<br />
seit Ende 2011 mit „ZFS on<br />
Linux“ û die ersten Versuche, die benötigten<br />
Module außerhalb des Kernels zu<br />
pflegen und zu entwickeln. Seit Frühjahr<br />
2013 steht mit der Version 0.6.1 ein erstes<br />
alltagstaugliches Release bereit.<br />
Aktuell ist die Version 0.6.2.<br />
<strong>Die</strong>se zweite Variante steht im Mittelpunkt<br />
des Artikels. Unter Ubuntu und<br />
Arch Linux genügt es im Idealfall, die<br />
passenden Pakete zu installieren. Das<br />
Kompilieren und Installieren der Module<br />
dauert deutlich länger als eine Installation<br />
von Binärpaketen. <strong>Die</strong> Übersetzungsskripte<br />
erzeugen am Ende zusätzlich<br />
eine entsprechende Initrd, wofür der<br />
Rechner aber ebenfalls Zeit benötigt.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
83
Know-how<br />
ZFS<br />
Rolling Release: Distribution, bei der die<br />
Entwickler die Pakete fortlaufend aktualisieren,<br />
sodass ein Upgrade des kompletten<br />
Systems entfällt.<br />
Zpool-Befehle<br />
Befehl<br />
add<br />
attach<br />
clear<br />
create<br />
destroy<br />
detach<br />
export<br />
get<br />
history<br />
import<br />
list<br />
offline<br />
online<br />
remove<br />
scrub<br />
set<br />
status<br />
upgrade<br />
Funktion<br />
<strong>Die</strong> Tests für diesen Artikel mit den Release<br />
Candidates von ZFS on Linux dauern<br />
seit Version 0.60 an. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />
fallen dabei in der Regel gut aus, genügen<br />
aber den Ansprüchen eines produktiven<br />
Einsatzes noch nicht. Insbesondere<br />
treten immer wieder zwei Probleme auf:<br />
Bei der Installation kommt es je nach<br />
Distribution und Version dazu, dass zwar<br />
Pakete für das ZFS existieren, die Installation<br />
aber mit – zunächst unverständlichen<br />
– Fehlern abbricht oder der Kernel<br />
anschließend die benötigten Module<br />
nicht findet.<br />
In der Praxis<br />
fügt ein Vdev einem bestehenden Pool hinzu<br />
aktiviert das neue Vdev<br />
löscht Fehler in Pools<br />
erzeugt einen neuen Pool<br />
entfernt und vernichtet einen bestehenden Pool<br />
deaktiviert ein Vdev (temporär) aus dem Pool<br />
gibt einen bestehenden Pool frei<br />
ermittelt die Eigenschaften eines Pools<br />
zeigt die History eines Pools<br />
Unter Ubuntu liegt das oft daran, dass<br />
der Paketmanager die Abhängigkeiten<br />
nicht korrekt aufgelöst hat. Zum Glück<br />
lässt sich das Problem leicht beheben,<br />
indem Sie die Abhängigkeiten installieren<br />
– im Wesentlichen das Paket buildessential<br />
sowie die Header-Files des jeweils<br />
verwendeten Kernels. Danach<br />
klappt das Einspielen der ZFS-Pakete in<br />
der Regel problemlos.<br />
Bei Arch Linux und abgeleiteten Distributionen<br />
treten mitunter ähnliche Probleme<br />
auf, die Sie auf ähnliche Weise lösen.<br />
Hier gibt es allerdings des Öfteren<br />
importiert einen auf einem anderen System erzeugten Pool<br />
zeigt gefundene (nicht unbedingt alle vorhandenen) Pools<br />
unterbindet temporär alle Aktionen auf dem Pool<br />
aktiviert den Pool wieder<br />
entfernt Vdevs aus dem Pool<br />
prüft und repariert einen Pool<br />
setzt Properties für einen Pool<br />
zeigt den Status gefundener Pools<br />
aktualisiert Pools auf eine neue Versionen<br />
bei Updates Probleme, wenn noch nicht<br />
alle benötigten Pakete in der aktuellen<br />
Version vorliegen und daher Updates<br />
des Kernels erfolgen. Arch Linux ist eine<br />
Distribution mit Rolling Release.<br />
Ein zweites Problem erscheint gravierender<br />
und bleibt bisher ungelöst: Als<br />
Kernel-Modul agiert ZFS auf der untersten<br />
Ebene des Betriebssystems. Geht<br />
dort etwas schief, erweisen sich Reparaturen<br />
manchmal als unmöglich. So führte<br />
in den Tests ein experimenteller Kernel<br />
zum Absturz. <strong>Die</strong>ser wiederum<br />
brachte das ZFS-Modul derart aus dem<br />
Tritt, dass das Dateisystem in einem inkonsistenten<br />
Zustand verblieb. Ähnliches<br />
geschah in den letzten Jahren mit<br />
unterschiedlichsten Kernel-Versionen<br />
bei verschiedenen Distributionen.<br />
In diesem Zustand gibt es nun keine<br />
Möglichkeit mehr, das Dateisystem zu<br />
reparieren. Hier macht sich das Fehlen<br />
eines Fdisk schmerzlich bemerkbar.<br />
Selbst die in diesem Fall hinzugezogenen<br />
Entwickler von ZFS on Linux waren<br />
schnell am Ende ihrer Möglichkeiten.<br />
Auch der Versuch, das Dateisystem<br />
von einem anderen System aus zu reaktivieren<br />
– etwa FreeBSD, OpenSolaris<br />
oder Ähnlichen – führte in diesen Fällen<br />
zu reproduzierbaren Abstürzen. Angesichts<br />
dieser Erfahrungen verwundert es<br />
nicht, wenn die heute weit verbreiteten<br />
NAS-Server, die ZFS verwenden, meistens<br />
auf BSD-Varianten basieren.<br />
Mit Forensik-Tools wie Photorec und<br />
Scalpel gelingt es in manchen Fällen, einige<br />
Dateien zu retten. Insbesondere bei<br />
größeren Dateisystemen und großen<br />
Dateien stellt dies jedoch keine adäquate<br />
Methode dar. Kommen Kompression<br />
und Deduplizierung in Spiel, fallen diese<br />
Möglichkeiten ohnehin aus.<br />
Ab in den Pool<br />
Entscheiden Sie sich trotz der potenziellen<br />
Probleme für einen Test des Kernel-<br />
Moduls, gilt es, im ersten Schritt einen<br />
Pool anzulegen. <strong>Die</strong>ser fasst physikalische<br />
Datenträger zu einem virtuellen<br />
Gerät (vdev) zusammen. Dabei abstrahiert<br />
ZFS von den realen Geräten und<br />
stellt gewünschte RAID-Features bereit.<br />
84 www.linux-user.de<br />
05.2014
Know-how<br />
ZFS<br />
Listing 1<br />
01 # zpool create zfs‐tst /dev/<br />
sda1<br />
02 # zpool create zfs‐tst /dev/<br />
sda1 /dev/sdb3<br />
03 # zpool add zfs‐tst /dev/sdc<br />
04 # zpool replace zfs‐tst /dev/<br />
sda /dev/sdc<br />
05 # zpool remove zfs‐tst sda<br />
Zfs-Befehle<br />
Befehl<br />
create<br />
destroy<br />
snapshot<br />
rollback<br />
clone<br />
rename<br />
list<br />
set<br />
get<br />
mount<br />
diff<br />
Listing 2<br />
Funktion<br />
ZFS-Dateisystem erzeugen<br />
ZFS-Dateisystem oder Snapshot vernichten<br />
Snapshot anlegen (Metadaten sichern)<br />
Daten aus einem Snapshot wieder einspielen<br />
Snapshot klonen<br />
Snapshot oder Dateisystem umbenennen<br />
Informationen über ZFS-Dateisysteme anzeigen<br />
Eigenschaft setzen oder löschen<br />
Eigenschaft anzeigen<br />
ZFS-Dateisysteme mounten<br />
Virtuelle Geräte dürfen aus Block Devices,<br />
Dateien oder RAID-Verbünden bestehen.<br />
Ein Pool darf bei Bedarf beliebige<br />
Vdevs zusammenfassen. Auf diesem<br />
virtuellen Gerät legen Sie im zweiten<br />
Schritt die eigentlichen Dateisysteme an.<br />
Der Befehl zum Anlegen und Verwalten<br />
der Pools heißt zpool und folgt einer<br />
einfachen Syntax:<br />
# zpool Befehl Option Argument<br />
Ein Befehl legt dabei die grundlegenden<br />
Funktionen fest, die Details steuern Optionen.<br />
<strong>Die</strong> Tabelle Zpool-Befehle fasst<br />
wichtige Kommandos zusammen. Als<br />
Argument dienen abhängig von den Befehlen<br />
meist Pools oder Gerätedateien.<br />
Listing 1 zeigt einige Beispiele. Das<br />
Kommando aus Zeile 1 erzeugt einen<br />
Pool (zfs‐tst) aus nur einem Gerät; der<br />
Befehl in Zeile 2 kombiniert zwei Devices.<br />
Mittels des Befehls add fügen Sie<br />
einem bestehenden Pool ein weiteres<br />
Gerät hinzu (Zeile 3).<br />
Erweist sich ein Datenträger eines<br />
Pools als defekt, lässt er sich dank der<br />
Unterschiede zwischen Snapshot und Dateisystem aufzeigen<br />
# zfs set compression=gzip‐6 zfs‐tst/home<br />
# zfs set compression=lzjb zfs‐tst/home/User1<br />
RAID-Features durch einen anderen ersetzen<br />
(Listing 1, Zeile 4). Sofern ein Pool<br />
nicht zu stark gefüllt ist, und Sie Laufwerke<br />
daraus anderweitig einsetzen<br />
möchten, entfernen Sie diese aus dem<br />
Pool (Zeile 5).<br />
Dateisysteme anlegen<br />
Nach dem Einrichten des oder der Pools<br />
legen Sie die Dateisysteme an. <strong>Die</strong>s geschieht<br />
mit dem Befehl zfs. Es ist möglich,<br />
vorgesehen und sinnvoll, mit mehreren<br />
Dateisystemen beziehungsweise<br />
Filesystem-Hierarchien zu arbeiten.<br />
Mehr als bei den Standard-Dateisystemen<br />
von Linux dienen Volumina hier als<br />
logische Container und gruppieren bestimmte<br />
Bereiche. So ist es gängige Praxis,<br />
für jeden Anwender ein eigenes<br />
Dateisystem anzulegen oder andere große<br />
Bereiche – etwa /usr oder /opt – in<br />
separate Dateisysteme zu legen.<br />
Ein Vorteil dieser Methode: Sie haben<br />
die Möglichkeit, diese Bereiche dann separat<br />
zu sichern und wiederherzustellen.<br />
Dabei dürfen Sie für jedes Dateisystem<br />
einen eigenen Mountpoint angeben,<br />
den Sie bei Bedarf verändern. Ebenso<br />
individuell passen Sie die Eigenschaften<br />
der Dateisysteme an.<br />
ZFS beherrscht ein hierarchisches Verwalten<br />
von Dateisystemen. Das erlaubt<br />
es beispielsweise, im Zweig /usr je ein<br />
weiteres Filesystem für local/, für<br />
share/ und für share/doc/ zu erzeugen.<br />
<strong>Die</strong> Dateisysteme vererben ihre Eigenschaften<br />
an die in ihnen angelegten, sodass<br />
Sie die einheitlichen Eigenschaften<br />
nicht jedes Mal neu einzustellen brauchen.<br />
Alternativ geben Sie aber jedem<br />
Dateisystem spezielle Eigenschaften mit.<br />
ZFS unter Linux als Root-Dateisystem<br />
zu verwenden, empfiehlt sich nur nach<br />
ausgiebigem Studium der Dokumentation<br />
û. An allen anderen Stellen funktioniert<br />
das Anlegen von ZFS-Dateisystemen<br />
nach folgendem Schema:<br />
# zfs create Pool/Dateisystem<br />
Listing 3<br />
# zfs set mountpoint=legacy ZFS‐Dateisystem<br />
<strong>Die</strong> Syntax lehnt sich an jene von Zpool<br />
an und unterscheidet zwischen Befehlen<br />
und Optionen (siehe Tabelle Zfs-Befeh-<br />
86 www.linux-user.de<br />
05.2014
ZFS<br />
Know-how<br />
le). So erzeugt der Befehl zfs create<br />
zfs‐tst/home das Hauptverzeichnis,<br />
unter dem die Anwender nun ihre eigenen<br />
Dateisysteme erhalten:<br />
# zfs create zfs‐tst/home/User<br />
Jedem der so angelegten Dateisysteme<br />
weisen Sie mit set Eigenschaften zu: <strong>Die</strong><br />
erste Zeile in Listing 2 setzt beispielsweise<br />
die Eigenschaft compression. Für untergeordnete<br />
Dateisysteme ändern Sie<br />
diese nach Bedarf (zweite Zeile). Analog<br />
zu set listet get die vorhandenen Properties<br />
auf; ohne Argument zeigt es eine<br />
Liste der Eigenschaften.<br />
Das nachträgliche Ändern erlaubt es,<br />
nach dem Kopieren großer Mengen gut<br />
komprimierbarer Dokumente das Verfahren<br />
zur Kompression anzupassen. <strong>Die</strong><br />
neuen Eigenschaften wirken sofort.<br />
Auch so grundlegende Eigenschaften<br />
wie den Mountpoint geben Sie auf diese<br />
Weise an. Da die Einhängepunkte im<br />
Dateisystem definiert sind, brauchen Sie<br />
diese nicht in /etc/fstab einzutragen.<br />
Das System mountet ZFS-Dateisysteme<br />
automatisch, nachdem der Kernel<br />
die benötigt Module lädt und der entsprechende<br />
Service startet. <strong>Die</strong>s lässt<br />
sich für einzelne Dateisysteme bei Bedarf<br />
verhindern (Listing 3).<br />
Sicherheit und Effizienz<br />
ZFS-Dateisysteme gelten als robust, da<br />
sie für alle geschriebenen Blöcke eine<br />
Checksumme errechnen. <strong>Die</strong>ses Verfahren<br />
gewährleistet, dass das Filesystem<br />
viele Fehler sicher erkennt, wenn auch<br />
erst beim erneuten Lesen der Blöcke û.<br />
<strong>Die</strong>se Verfahren arbeiten unabhängig<br />
vom Software-RAID. Daher funktionieren<br />
sie auch mit nur einem Datenträger, das<br />
Dateisystem gilt als selbstheilend. Dafür<br />
startet das ZFS einen niedrig priorisierten<br />
Prozess, der alle Blöcke einzeln einliest,<br />
die Daten mit den Prüfsummen<br />
vergleicht und – soweit möglich – repariert.<br />
Im Bedarfsfall lässt sich dieser Prozess<br />
mit scrub explizit anstoßen (Listing<br />
4, Zeile 1). Wie viel Zeit das in Anspruch<br />
nimmt, zeigt der Status an (Listing<br />
4, Zeile 2).<br />
<strong>Die</strong> Prüfsummen erlauben es darüber hinaus,<br />
Blöcke eindeutig zu identifizieren.<br />
<strong>Die</strong>s ermöglicht eine Deduplikation. ZFS<br />
verwaltet die Checksummen aller bisher<br />
geschriebenen Blöcke in einer Datenbank.<br />
Blöcke, deren Prüfsummen es<br />
kennt, schreibt es nicht nochmals auf die<br />
Datenträger, sondern setzt einen Verweis<br />
auf den bereits vorhandenen. Sie<br />
aktivieren diese Eigenschaft wie folgt:<br />
# zfs set dedup=on ZFS‐Dateisystem<br />
<strong>Die</strong> Checksummen errechnet ZFS voreingestellt<br />
mit dem SHA5-Algorithmus.<br />
Im Prinzip wäre es hier möglich, dass<br />
zwei unterschiedliche Blöcke die gleiche<br />
Prüfsumme aufweisen – beim Deduplizieren<br />
ein fataler Fehler. Aus diesem<br />
Grund beherrscht ZFS mit der Option<br />
dedup=verify ein bitweises Vergleichen,<br />
was auf Kosten der Geschwindigkeit die<br />
Sicherheit erhöht.<br />
Ebenfalls zusätzlich Sicherheit versprechen<br />
die „ditto blocks“. Sie bestehen<br />
aus identischen Blöcken von Daten, auf<br />
die das Dateisystem zugreift, wenn ein<br />
gelesener Block nicht mit der Checksumme<br />
übereinstimmt, weil er defekt ist. <strong>Die</strong><br />
Eigenschaft copies definiert die Anzahl<br />
der Kopien (Listing 5).<br />
Compression und Snapshots<br />
Das Dateisystem verfügt über eingebaute<br />
Methoden zur Kompression, die analog<br />
zu Gzip auf Blockebene funktionie-<br />
Listing 4<br />
01 # zpool scrub Pool<br />
02 # zpool status<br />
03 pool: zfs‐tst<br />
04 state: ONLINE<br />
TIPP<br />
Möchten Sie Aktionen an einem Pool<br />
nicht sofort ausführen, sondern vorab erst<br />
prüfen, was dabei geschehen würde, nutzen<br />
Sie die Option ‐n („no action“).<br />
05 scan: scrub in progress since Thu Jan 30 14:50:27 2014<br />
06 381M scanned out of 697M at 54,4M/s, 0h0m to go<br />
07 0 repaired, 54,61% done<br />
08 config:<br />
09 <br />
10 NAME STATE READ WRITE CKSUM<br />
11 zfs‐tst ONLINE 0 0 0<br />
12 sda13 ONLINE 0 0 0<br />
13 <br />
14 errors: No known data errors<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
87
Know-how<br />
ZFS<br />
Listing 5<br />
01 # zfs set copies=2 zfs‐tst<br />
02 # zfs get copies<br />
03 NAME PROPERTY VALUE SOURCE<br />
04 zfs‐tst copies 2 default<br />
05 ...<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31982<br />
ren. Das Kommando compression aktiviert<br />
diese Eigenschaft:<br />
# zfs compression=gzip‐7 zfs‐tst<br />
Alternativ zur Option gzip‐Rate stehen<br />
auch andere Verfahren bereit, wie lzjb,<br />
gzip, zle und lz4. Welches davon die<br />
besten Ergebnisse erzielt, hängt maßgeblich<br />
von den gespeicherten Daten<br />
ab. <strong>Die</strong> Wirksamkeit der verwendeten<br />
Algorithmen zeigt sich nach dem Speichern<br />
in der Eigenschaft compressratio.<br />
Ein anderes wichtiges Features basiert<br />
auf dem Verfahren Copy-on-Write. Dabei<br />
löscht das System veraltete Daten auf<br />
dem Datenträger nicht, sondern deklariert<br />
lediglich deren Referenzen für ungültig.<br />
Das ermöglicht es, später auf einfache<br />
Weise einen bestimmten Zustand<br />
des Dateisystems wieder zu restaurieren:<br />
Durch das explizite Speichern der Metadaten<br />
zu einem Zeitpunkt erstellen Sie<br />
einen Snapshot.<br />
Normalerweise legen Sie Snapshots<br />
explizit an. Das erfolgt über den gleichnamigen<br />
Befehl (Listing 6, Zeile 1). Vor<br />
dem „Klammeraffen“ @ geben Sie das<br />
fragliche Dateisystem an, dahinter den<br />
Bezeichner des Snapshots. Anschließend<br />
finden Sie diesen mit dem Befehl list<br />
wieder (Zeile 2). Einen kompletten<br />
Schnappschuss stellen Sie in einem<br />
Schritt ins aktuelle Dateisystem zurück,<br />
nehmen also einen „Rollback“ des Dateisystems<br />
vor (Zeile 6).<br />
Wollen Sie zunächst wissen, was sich in<br />
dem aktuellen Dateisystem seit dem<br />
letzten Schnappschuss geändert hat,<br />
hilft Ihnen diff weiter. Es eignet sich<br />
zum Ermitteln von Unterschieden zwischen<br />
Schnappschüssen.<br />
Legen Sie zunächst einen weiteren,<br />
aktuellen Schnappschuss an (Listing 7,<br />
Zeile 1). Dann ermitteln Sie die Unterschiede<br />
(Zeile 2). Mit M kennzeichnet ZFS<br />
veränderte Dateien oder Verzeichnisse,<br />
ein Plus-Zeichen steht für neue Dateien,<br />
ein R für umbenannte und ein Minus-<br />
Zeichen für gelöschte Files.<br />
Weiterhin ermöglicht das Copy-on-<br />
Write im Prinzip, auf ältere Versionen einer<br />
Datei zuzugreifen, solange die zu ihr<br />
gehörenden Blöcke und Metadaten<br />
noch existieren. Dazu blenden Sie über<br />
snapdir=visible ein verstecktes Verzeichnis<br />
ein, welches das Dateisystem<br />
normalerweise nicht anzeigt.<br />
Anschließend finden Sie in der ersten<br />
Ebene des Dateisystems das spezielle<br />
Verzeichnis .zfs. Darin finden sich zwei<br />
weitere Ordner namens shares/ und<br />
snapshot/. Ersterer enthält die freigegebenen<br />
Verzeichnisse, Letzterer die bisher<br />
angefertigten Schnappschüsse. Daraus<br />
stellen Sie versehentlich gelöschte oder<br />
veränderte Dateien wieder her.<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> Eigenschaften von ZFS verleiten<br />
leicht dazu, es unter Linux in Betrieb zu<br />
nehmen. Aber noch droht der Verlust<br />
von Daten, was gegen einen Einsatz auf<br />
einem Produktivsystem spricht. <strong>Die</strong> derzeitigen<br />
Ansätze erlauben es aber, sich<br />
mit den Fähigkeiten des Dateisystems<br />
vertraut zu machen. So sind Sie gewappnet,<br />
sobald ZFS reibungslos unter Linux<br />
läuft – oder freie Alternativen ähnliche<br />
Fähigkeiten mitbringen. (agr/jlu) n<br />
Listing 6<br />
01 # zfs snapshot zfs‐tst@initial<br />
02 # zfs list ‐t snapshot<br />
03 NAME USED AVAIL REFER MOUNTPOINT<br />
04 zfs‐tst@initial 0 ‐ 144K ‐<br />
05 ...<br />
06 # zfs rollback zfs‐tst@initial<br />
Listing 7<br />
01 # zfs snapshot zfs‐tst@now<br />
02 # zfs diff zfs‐tst@initial<br />
zfs‐tst@now<br />
03 ...<br />
04 M /zfs‐tst/<br />
05 + /zfs‐tst/new<br />
88 www.linux-user.de<br />
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Compaso GmbH 10439 Berlin, Driesener Strasse 23 030-3269330 www.compaso.de 3 3 3 3 3<br />
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verion GmbH 16244 Altenhof, Unter den Buchen 22 e 033363-4610-0 www.verion.de 3 3 3<br />
Logic Way GmbH 19061 Schwerin, Hagenower Str. 73 0385-39934-48 www.logicway.de 3 3 3 3<br />
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JEL Ingenieurbuero 23911 Einhaus, Hauptstr. 7 04541-8911-71 www.jeltimer.de 3<br />
talicom GmbH 30169 Hannover, Calenberger Esplanade 3 0511-123599-0 www.talicom.de 3 3 3 3 3<br />
teuto.net Netzdienste GmbH 33602 Bielefeld, Niedenstr. 26 0521-96686-0 www.teuto.net 3 3 3 3 3<br />
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Bodenseo 78224 Singen, Pomeziastr. 9 07731-1476120 www.bodenseo.de 3 3 3<br />
Linux Information Systems AG 81739 München, Putzbrunnerstr. 71 089-993412-0 www.linux-ag.com 3 3 3 3 3<br />
LinuxLand International GmbH 81739 München, Putzbrunnerstr. 71 089-99341441 www.linuxland.de 3 3 3 3 3 3<br />
Synergy Systems GmbH 81829 München, Konrad-Zuse-Platz 8 089-89080500 www.synergysystems.de 3 3 3 3 3<br />
B1 Systems GmbH 85088 Vohburg, Osterfeldstrasse 7 08457-931096 www.b1-systems.de 3 3 3 3 3<br />
ATIX AG 85716 Unterschleißheim, Einsteinstr. 10 089-4523538-0 www.atix.de 3 3 3 3 3 3<br />
Tuxedo Computers GmbH 86343 Königsbrunn , Zeppelinstr. 3 0921 / 16 49 87 87 - 0 www.linux-onlineshop.de 3 3 3 3<br />
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RealStuff Informatik AG CH-3007 Bern, Chutzenstrasse 24 0041-31-3824444 www.realstuff.ch 3 3 3<br />
CATATEC CH-3013 Bern, Dammweg 43 0041-31-3302630 www.catatec.ch 3 3 3<br />
Syscon Systemberatungs AG CH-8003 Zürich, Zweierstrasse 129 0041-44-4542010 www.syscon.ch 3 3 3 3 3<br />
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(Einzelpreis)<br />
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Jahres-DVD<br />
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(3 Ausgaben)<br />
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Jahres-Abo<br />
(No-Media-Ausgabe)<br />
€ 60,60 € 68,30 Sfr 99,90 € 81,00<br />
Jahres-Abo<br />
(DVD-Ausgabe)<br />
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Heft-PDF<br />
(Einzelausgabe)<br />
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Digi-Sub<br />
(12 Ausgaben)<br />
€ 60,60 € 60,60 Sfr 78,70 € 60,60<br />
Digi-Sub<br />
(zum Abo 2 )<br />
€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />
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(zum Abo 2 )<br />
€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />
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Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit<br />
seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die<br />
Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD,<br />
Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung für das Trademark »UNIX« der Open<br />
Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm<br />
»The GIMP« erstellt.<br />
Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />
durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung<br />
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Copyright © 1999 - 2014 Medialinx AG ISSN: 1615-4444<br />
94 www.linux-user.de<br />
05.2014
Veranstaltungen/Autoren/Inserenten<br />
Service<br />
Veranstaltungen<br />
24.-28.04.2014<br />
Open Suse Conference 2014<br />
Dubrovnik, Kroatien<br />
https://conference.opensuse.org<br />
08.-10.05.2014<br />
Linuxtag 2014<br />
Station Berlin<br />
Luckenwalder Str. 46<br />
10963 Berlin<br />
http://www.linuxtag.org<br />
13.-14.05.2014<br />
Secure Linux Administration Conference 2014<br />
Berlin<br />
http://www.heinlein-support.de/slac<br />
13.-16.05.2014<br />
Samba eXPerience 2014<br />
Hotel „Freizeit In“<br />
Dransfelder Straße 3<br />
37079 Göttingen<br />
http://sambaXP.org<br />
19.-22.06.2014<br />
Gulaschprogrammiernacht 2014<br />
Hochschule für Gestaltung (HfG)<br />
Lichthof<br />
Lorenzstraße 15<br />
76135 Karlsruhe<br />
https://entropia.de/GPN14<br />
28.06.2014<br />
Pi and More 5<br />
Universität Trier<br />
Hörsaalzentrum Campus 2<br />
54286 Trier<br />
http://www.piandmore.de<br />
21.-27.07.2014<br />
Europython 2014<br />
Berliner Congress Center<br />
Alexanderstr. 11<br />
10178 Berlin<br />
https://ep2014.europython.eu<br />
06.-12.09.2014<br />
Akademy 2014<br />
Brünn, Tschechien<br />
http://akademy.kde.org/2014<br />
19.-20.09.2014<br />
12. Kieler Open-Source- und Linux-Tage<br />
Kieler Innovations- und Technologiezentrum<br />
Schauenburgerstraße 116<br />
24118 Kiel<br />
http://www.kieler-linuxtage.de<br />
13.-15.10.2014<br />
LinuxCon Europe 2014<br />
Congress Center Düsseldorf<br />
Stockumer Kirchstraße 61<br />
40474 Düsseldorf<br />
http://events.linuxfoundation.org/events/linuxconeurope<br />
17.-19.10.2014<br />
Ubucon 2014<br />
37191 Katlenburg-Lindau<br />
http://ubucon.de/2014/<br />
Autoren<br />
Inserenten<br />
Erik Bärwaldt Just Browsing: Spurlos durchs Internet surfen (10),<br />
Eigene <strong>Cloud</strong> einrichten mit Owncloud (20),<br />
Mobile <strong>Cloud</strong> mit dem Digitus DN-7025 (32),<br />
OpenSolaris-Derivat XStreamOS im Test (36)<br />
Falko Benthin Sicherheitsorientierter Webbrowser Xombrero (58)<br />
Karsten Günther Sun-Dateisystem ZFS unter Linux nutzen (82)<br />
Frank Hofmann Termine und Aufgaben im Blick mit Calcurse (52)<br />
Thomas Leichtenstern Leistungsfähiger Bildbetrachter XnviewMP (40)<br />
Andreas Reitmaier Mit Scribus einen professionellen Flyer erstellen (46)<br />
Tim Schürmann Professioneller Videoschnitt mit Lightworks (64),<br />
Mit Mercurial Dateiversionen verwalten (74)<br />
Ferdinand Thommes Komfortables Desktop-Debian Tanglu 1.0 (6),<br />
Report: Open Hardware Vivaldi und Improv (16),<br />
Eigene Datenwolke mit ArkOS auf dem RasPi (26)<br />
Harald Zisler Mit Netrw Daten schnell durchs Netz schieben (70)<br />
Uwe Vollbracht Aktuelle Software im Kurztest (14)<br />
1&1 Internet AG www.einsundeins.de 13<br />
EasyLinux www.easylinux.de 35<br />
Fernschule Weber GmbH www.fernschule-weber.de 15<br />
Linux Magazine www.linux-magazine.com 93<br />
Linux-Magazin www.linux-magazin.de 55<br />
Linux-Magazin Online www.linux-magazin.de 73<br />
Linuxhotel www.linuxhotel.de 23<br />
<strong>LinuxUser</strong> www.linuxuser.de 45, 95<br />
Medialinx IT-Academy www.medialinx-academy.de 79, 91, 92, 93<br />
Messe Berlin GmbH www.linuxtag.org 85<br />
PlusServer AG www.plusserver.de 39, 57, 63, 69, 81, 89<br />
Raspberry Pi Geek www.raspberry-pi-geek.de 100<br />
Spenneberg Training www.spenneberg.com 93<br />
Strato AG www.strato.de 25<br />
Tuxedo Computers GmbH www.linux-onlineshop.de 99<br />
Verion GmbH www.verion.de 2<br />
Webtropia www.webtropia.com 9<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
95
<strong>Vorschau</strong><br />
auf 06/2014<br />
<strong>Die</strong> nächste Ausgabe<br />
erscheint am 15.05.2014<br />
Freie Desktop-Vielfalt<br />
<strong>Die</strong> Möglichkeit, den eigenen Desktop<br />
anzupassen, gehört zu den grundlegenden<br />
Eigenschaften eines Linux-Systems.<br />
Das meint nicht nur das Einspielen eines<br />
neuen Themes, sondern den Austausch<br />
des kompletten Mittelbaus. So probieren<br />
Sie neue Technologien aus, optimieren<br />
Ihren Arbeitsplatz und reduzieren bei Bedarf<br />
den Ressourcenverbrauch, um auch<br />
auf älterer Hardware noch zügig zu arbeiten.<br />
Wir stellen die aktuellen Trends<br />
der großen Projekte vor und zeigen, was<br />
deren Entwickler noch so alles auf der<br />
To-do-Liste haben.<br />
Datenbanken in LibreOffice<br />
Eine ausgewachsene Datenbank schafft<br />
bei kleinen Projekten oft mehr Probleme,<br />
als sie löst. Als handliche Alternative bietet<br />
sich das Base-Modul von Libre Office<br />
an: Es bringt für alle wichtigen Aufgaben<br />
gleich ein grafisches Tool mit.<br />
PDFs signieren<br />
Signaturen und Verschlüsselung sind ein<br />
Weg, um Inhalte vor Manipulation zu<br />
schützen. Der Master PDF Editor erlaubt<br />
es, das verbreitete Format unter Linux<br />
entsprechend zu bearbeiten. Ein Test<br />
zeigt, wie gut er sich dabei schlägt.<br />
© Iporle, sxc.hu<br />
<strong>Die</strong> Redaktion behält sich vor,<br />
Themen zu ändern oder zu streichen.<br />
Ausgabe 02/2014 ist am 10.04.2014 erschienen<br />
© Vladimir Nikitin, 123RF<br />
Linux: Einfach besser<br />
Im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe<br />
zeigen wir, wo Linux auftrumpfen kann<br />
und einfach besser als Windows ist: auf<br />
der grafischen Oberfläche und auf der<br />
Shell. Allen, die noch mit Windows arbeiten<br />
müssen, verraten wir ein paar Tipps,<br />
die das Microsoft-System Linux-ähnlicher<br />
und so erträglicher machen.<br />
Dateien organisieren<br />
Wer über viele Jahre Dokumente am PC<br />
erstellt, der sammelt einen gewaltigen<br />
Datenschatz an. Umstiege auf andere<br />
Betriebssysteme können den Überblick<br />
vollends verhindern. Wir stellen Tools<br />
vor, mit denen Sie Dateien sortieren,<br />
kategorisieren und durchsuchen sowie<br />
Doppler im Dateibestand auffinden.<br />
MAGAZIN<br />
Ausgabe 06/2014 erscheint am 30.04.2014<br />
© Lassedesignen, Fotolia<br />
Programmieren lernen<br />
Eine IT-nahe Ausbildung oder emsige<br />
Autodidaktik sind die Standardwege, um<br />
Software entwickeln zu lernen. Das<br />
nächste Magazin wird zeigen, dass dank<br />
moderner Tools und Sprachen auch Laien<br />
diese Fähigkeit in kurzer Zeit erlangen<br />
können. Dabei helfen visuelle Sprachen,<br />
Reactive Programming und das<br />
Lernen exotischer Sprachen wie OCaml.<br />
Projekte managen<br />
Das durch kühle Klarheit ausgezeichnete<br />
Kanban-Konzept stammt aus Japan –<br />
kein Zufall. Statt auf überkomplexe Ansichten<br />
darf der Projektmanager hier auf<br />
einen klaren Überblick über alle Bestandteile<br />
hoffen. In der nächsten Bitparade<br />
kämpfen vier Kanban-Tools im<br />
Web oder für den eigenen Server um<br />
den schwarzen Gürtel.<br />
96 www.linux-user.de<br />
05.2014
Heft-DVD-Inhalt<br />
Service<br />
Neues auf den Heft-DVDs<br />
Porteus 3.0: Schlanker Desktop für jedermann<br />
Das ISO-Image der auf Slackware basierende<br />
Distribution Porteus umfasst je nach<br />
verwendeter Desktop-Umgebung mehr<br />
oder weniger deutlich unter 300 MByte.<br />
Trotzdem bietet das schlanke System beliebte<br />
Anwendungen wie Googles Browser<br />
Chrome, die Office-Suite LibreOffice und<br />
das Videochat-Programm Skype an. Porteus<br />
wurde für den reinen Live-Einsatz<br />
konzipiert, eine reguläre Festplatteninstallation<br />
ist nicht vorgesehen. Porteus 3.0<br />
bringt einen überarbeiteten Paketmanager<br />
mit und aktualisiert den Kernel auf Version<br />
3.13.6. KDE SC gibt es in der Version<br />
4.12.3, den Konkurrenten Maté in<br />
Version 1.7.1. Firefox kommt in Version<br />
24.3.0 mit integriertem Flash-<br />
Player 11.2.202.341. Auf Seite A der<br />
ersten Heft-DVD finden Sie die ISO-<br />
Images der Desktop-Versionen mit<br />
KDE SC, LXDE, Razor-Qt, XFCE und<br />
Maté, alle in 32 Bit. Letztere steht<br />
darüber hinaus als bootbare Variante<br />
auf dem Datenträger bereit.<br />
Tails 0.23: Anonym durchs Internet surfen<br />
<strong>Die</strong> Live-Distribution Tails („The Amnesic<br />
Incognito Live System“) basiert auf Debian<br />
GNU/Linux und kümmert sich in erster<br />
Linie um Ihre Privatsphäre und Anonymität<br />
im Internet. Dafür stellt sie einerseits<br />
einen speziell gehärteten Web browser<br />
bereit und leitet andererseits alle Zugriffe<br />
durch das Tor-Netzwerk („The Onion Router“).<br />
Zudem nutzt die Distribution kryptografische<br />
Werkzeuge, um Dateien, E-Mails<br />
und Instant-Messaging-Nachrichten zu<br />
verschlüsseln. Sie starten Tails von einer<br />
DVD, einem USB-Stick oder einer SD-Card<br />
aus. Auf dem verwendeten Rechner hinterlässt<br />
es keinerlei Spuren, falls Sie dies<br />
nicht ausdrücklich wünschen. Neben<br />
diversen Security-Fixes bietet die aktuelle<br />
Version von Tails eine durchaus<br />
sinnvolle Neuerung an: In der<br />
Grundeinstellung verändert sie die<br />
MAC-Adresse der Netzwerkkarte,<br />
womit eine eindeutige Zuordnung<br />
darüber nicht mehr möglich ist. <strong>Die</strong><br />
bootbare Version von Tails 0.23 sowie<br />
ein ISO-Image zum Selberbrennen<br />
finden Sie auf Seite A der ersten DVD.<br />
Just Browsing 20140124: Spurlos im WWW<br />
Nicht erst seit der NSA-Abhöraffäre sind<br />
Sicherheit und Anonymität beim Surfen im<br />
Internet in aller Munde. Um hohen Ansprüchen<br />
an den Datenschutz zu genügen,<br />
bedarf es bei Firefox und Co. allerdings erheblicher<br />
Nacharbeit. Zudem erfordert das<br />
Härten des Systems gegen unerwünschtes<br />
Mitlesen insbesondere der Werbeindustrie<br />
umfassende Kenntnisse. Beim auf Arch<br />
Linux basierenden Just Browsing sparen<br />
Sie sich diese Arbeiten, denn es bringt bereits<br />
entsprechend vorkonfigurierte Webbrowser<br />
mit. Als reine Live-Distribution unterbindet<br />
es zudem jeden Kontakt von<br />
außen mit der Festplatte des Rechners,<br />
sodass eine Surf-Session keine<br />
dauerhaften Spuren hinterlässt. Dabei<br />
erweitert die Option, im Webbrowser<br />
kleine Apps auszuführen,<br />
das Einsatzgebiet des Systems. Sie<br />
booten Just Browsing bei Interesse<br />
von der A-Seite der ersten Heft-<br />
DVD, die daneben auch ein ISO-<br />
Image der Distribution enthält. Weitere<br />
Details zu Just Browsing lesen Sie in<br />
einem Artikel ab Seite 10.<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
97
Service<br />
Heft-DVD-Inhalt<br />
Tanglu 1.0<br />
<strong>Die</strong> Distribution Tanglu 1.0 basiert auf Debians<br />
„Testing“-Zweig. Ähnlich wie Ubuntu<br />
und Linux Mint möchte sie dem Anwender<br />
ein aktuelleres und bedienerfreundlicheres<br />
Desktop-Erlebnis<br />
bescheren als Debian „Stable“.<br />
Neben LibreOffice 4.1.3.2<br />
kommt Firefox 27 zum Einsatz.<br />
<strong>Die</strong> Paketverwaltung<br />
übernimmt PackageKit, das<br />
für KDE Apper als grafische<br />
Oberfläche mitbringt, für<br />
Gnome die GUI Software<br />
Install. Fürs Backup steht<br />
unter Gnome Déjà Dup<br />
zur Verfügung, unter KDE<br />
kommt zur Beschallung<br />
Amarok zum Einsatz. Auf<br />
Seite A der zweiten Heft-DVD<br />
finden Sie die 64-Bit-Versionen<br />
von Tanglu samt den zugehörigen<br />
ISO-Images. <strong>Die</strong> Rückseite<br />
enthält die 32-Bit-Varianten. Einen<br />
ausführlichen Artikel zu Tanglu lesen<br />
Sie ab Seite 6. (tle) n<br />
Bei der DVD-Edition von <strong>LinuxUser</strong> ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt.<br />
Bitte wenden Sie sich per E-Mail an cdredaktion@linux-user.de, falls es Probleme mit der Disk gibt.<br />
Neue Programme<br />
Das Tool Calcurse 3.1.4 kombiniert einen Kalender mit einer Terminverwaltung<br />
und einer Aufgabenliste. Sie haben die Möglichkeit, die<br />
Applikation entweder über die Kommandozeile oder die Ncursesbasierte<br />
Benutzeroberfläche zu bedienen.<br />
In Hollywood gilt Lightworks 11.5 als Star unter den Videoschnittprogrammen.<br />
Seit Kurzem bietet der Hersteller die Software als<br />
funktionell leicht eingeschränkte Freeware an. <strong>Die</strong> Bedienung fällt<br />
ungleich komplizierter aus als etwa bei Kdenlive oder Openshot,<br />
die Software richtet sich primär an (semi-)professionelle Anwender.<br />
<strong>Die</strong> Netrw-Tools 1.3.2 ermöglichen es, unkompliziert Daten zwischen<br />
zwei Rechnern zu übertragen. Dabei kommen sie ohne zwischengeschaltete<br />
Infrastruktur aus und arbeiten praktisch auf Zuruf.<br />
Verschlüsseln Sie die Nutzlast, bleiben Sie beim Übertragen der<br />
Daten stets auf der sicheren Seite.<br />
Pac 4.5.3.5 stellt eine leistungsfähige Oberfläche zum Verwalten<br />
von SSH- und Telnet-Verbindungen zur Verfügung. Da sich Verbindungsaufbau<br />
und Befehlsausführung automatisieren lassen, eignet<br />
es sich besonders für das Verwalten zahlreicher Rechner.<br />
<strong>Die</strong> auf PHP basierende Software Owncloud 6.0.2 erlaubt, ohne<br />
größere technische Herausforderungen in Intranets praktisch jeder<br />
Größe eine eigene <strong>Cloud</strong> zu betreiben. Sie benötigen dafür lediglich<br />
eine typische LAMP-Umgebung, wie sie praktisch jeder Linux-<br />
Server bietet.<br />
Das Python-Programm Rabbit VCS 0.15.3 erweitert die Dateimanager<br />
Nautilus (Version 2 und 3), Thunar sowie den Texteditor Gedit<br />
um Funktionen zur Versionsverwaltung.<br />
XnviewMP 0.64 ist leistungsfähiges Programm zum Betrachten, Konvertieren<br />
und Bearbeiten von Bildern. Es beherrscht nicht nur nun<br />
Multiprocessing, sondern liest über 500 Dateiformate, darunter auch<br />
alle gängigen RAW-Formate, und schreibt in mehr als 70 davon.<br />
Der Webbrowser Xombrero 1.6.3 nutzt die Webkit-Rendering-Engine<br />
und ging aus Xxxterm hervor. Er zählt zu den minimalistischen<br />
Vertretern seiner Gattung und legt großen Wert auf Sicherheit. Ein<br />
weiteres Merkmal ist eine umfangreiche Tastatur-Steuerung mittels<br />
Vi-ähnlicher Tastenkombinationen. Damit eignet sich der Browser<br />
bestens für Anwender, die auf der Kommandozeile daheim sind.<br />
98 www.linux-user.de<br />
05.2014
Basics. Projekte.<br />
Ideen. Know-how.<br />
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