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Es begann auf Meterspur!
Städtische
Straßenbahn
Bonn
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
Wiens schönste
Linie im Porträt
Aktuell: Streckeneröffnung
und Ausbaupläne in Freiburg
Hinter den Kulissen: Weitere
HU für Tatra-Tw in Leipzig
Tramway-Faszination: Prater,
Prachtbauten und Unterwelt
Das kleine Magazin
über die große Bahn
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Einsteigen, bitte …
Im Regen
stehengelassen?
Stimmen Sie ab
Ende März kam es im öffentlichen
Dienst zu den härtesten Streiks der
vergangenen Jahre. In Nordrhein-
Westfalen fuhren teils zwei Tage
lang keine Straßenbahnen und andere
öffentliche Verkehrsmittel kommunaler
Träger. Auch in Hessen und weiteren
deutschen Bundesländern beteiligten sich
die Beschäftigten von Nahverkehrsbetrieben
an dem Ausstand.
Auf welchen Kompromiss sich die
Streitparteien letztendlich geeinigt haben,
war bis zum Redaktionsschluss noch nicht
bekannt. Der Wunsch der Beschäftigten
nach mehr Lohn ist für die Redaktion
prinzipiell ebenso nachvollziehbar wie die
Folgen einer Lohnanhebung für die öffentliche
Hand und Fahrgäste – doch wir
zielen heute auf einen anderen Aspekt ab:
Da die Arbeitsniederlegungen mehrheitlich
in der Presse angekündigt waren,
blieb das erwartete völlige Chaos in vielen
Wie bewerten Sie die aktuellen Streikmaßnahmen im
öffentlichen Dienst und deren mögliche Folgen?
• Ich habe Verständnis und akzeptiere Streiks selbst dann, wenn sie so ausgeprägt
sind, dass über mehrere Tage keinerlei Busse und Bahnen fahren.
• Ich habe Verständnis für mit Bedacht gesetzte Streikmaßnahmen. Das
Lahmlegen kompletter Netze über mehrere Tage ist aber inakzeptabel.
• Ich habe für Streiks generell kein Verständnis, weil sich ÖPNV-Nutzer dadurch
von den öffentlichen Verkehrsmitteln dauerhaft abwenden könnten.
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
Fällen aus. Dennoch staute sich der Pkw-
Verkehr in den Stoßzeiten stark und lang,
aber – insofern möglich – wählten die Bürger
auch andere Wege. So wichen beispielsweise
viele Besucher eines Fußballspiels in
Frankfurt am Main auf die S-Bahn aus,
andere bilde ten Fahrgemeinschaften.
In anderen Städten sind das Stadion und
viele wichtige Ziele nur mit U- oder Straßenbahn
erreichbar. Wer kein Auto hat,
blieb im Regen stehen. So entstand während
des Streiks viel Frust auf die Betriebe.
Die eingeschränkte Mobilität akzeptieren
Betroffene nur zeitlich begrenzt. Danach
könnten sie sich dauerhaft vom öffentlichen
Nahverkehr abwenden. Doch das würde in
vielen Städten zu einer verkehrstechnischen
und damit wirtschaftlichen
Katas trophe führen. Gerade durch ihren
zeitweisen streikbedingten Ausfall zeigte
sich Ende März besonders deutlich, welche
Leistungen Stadt- und Straßenbahnen tagtäglich
erbringen. Mögen wir Straßenbahnfreunde
diese Tatsache längst verinnerlicht
haben – aber für den einen oder anderen
Skep tiker war es womöglich
während des Streiks eine
wichtige Erfahrung, wie wenig
Verkehr die Busse privater
Gesellschaften aufzufangen
vermögen. Doch wie bewerten
Sie Streikmaßnahmen? Fühlen
Sie sich als Fahrgast sprichwörtlich
im Regen stehengelassen?
Bleiben Fahrgäste
durch Streiks im
Regen stehen? Diese
symbolische Frage
stellt sich beim Anblick
dieser Aufnahme
vom 6. März 2014 aus
Berlin. Der Tw 4018
passiert auf der Linie
M2 zum Alexanderplatz
die Kreuzung
Prenzlauer Allee/
Danziger Straße
SEBASTIAN SCHRADER
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
3
Inhalt Inhalt
Inhalt
TITEL
Die städtische Straßenbahn in Bonn von 1881 bis heute. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Betriebe
TITEL
Eine nach der anderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Streckenerweiterung und aktuelle Pläne in Freiburg – Die am
15. März eröffnete Verlängerung der Linie 2 nach Zähringen zur Gundelfinger
Straße ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe geplanter Streckenerweiterungen
im Breisgau. Und auch bei den Fahrzeugen rüstet Freiburg auf:
Ältere werden saniert, neue Wagen sind bestellt
Ob eine Spange hilft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Aktuelle Situation und Projekte der U-Bahn München – Mit der
Einwohnerzahl wachsen die Verkehrsprobleme in der Stadt. Zwar kann die
MVG bei der U-Bahn mit Taktverdichtungen und neuen Wagen die Belastungen
mildern, aber langfristig drängt sie auf neue Lösungen …
Gastarbeiter im Kraichgau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Der Saarbahnwagen-Einsatz bei der AVG – Vier Jahre lang halfen
drei Saarbahnwagen auf der AVG-Linie S9 nach Mühlacker aus. Ende 2013
gab das Unternehmen die Flexity Link ins Saarland zurück – die Hintergründe
für ihren Einsatz, Abzug und ihre Nachfolge im Kraichgau
Paradestrecke mit Kunst und Kultur . . . . . . . 26
Wiens Linie 1 im Porträt – Von der im Oktober 2008 in ihrem heutigen
Verlauf eingerichteten Linie lässt sich eine Vielzahl der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten
entdecken. Doch die den Ring und Kai fast umrundenden
Straßenbahnwagen sind mit ihren Lackierungen oft selbst ein Blickfang!
TITEL
Weiter geht’s im Sauseschritt . . . . . . . . . . . . . . . 34
Netzausbau in Antwerpen – Kaum startete in der heimlichen Hauptstadt
Flanderns das Straßenbahnprojekt Livan 1, stimmte das Verkehrsministerium
dem Bau von drei weiteren Verbindungen bis zum Jahr 2020 zu.
Ein Rückblick auf das abgeschlossene Projekt Brabo 1 sowie in die Zukunft
Auf steiler Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Die Great Orme Tramway – Direkt an
der Küste zur Irischen See erschließt in
Nordwales eine 1902 eröffnete „Tramway“
den Hausberg des Städtchens
Llandudno. Bis heute wartet die vor wenigen
Jahren modernisierte Standseilbahn
mit mehreren Besonderheiten auf
RUBRIKEN
„Einsteigen, bitte ...“ . . . . . . 3
Bild des Monats . . . . . . . . . . 6
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 25
Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 56
Fundstück des Monats . . . . . 71
Forum, Impressum . . . . . . . . 80
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . 82
„Ende gut ...“ . . . . . . . . . . . 82
Das besondere Bild. . . . . . . . 83
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Die B-Wagen für Düsseldorf und Duisburg 40 Netzausbau der Straßenbahn in Antwerpen 34
Fit für die 2020er-Jahre: Tatra-HU in Leipzig 52 Funkende Experimente: Die ersten „Elektrischen“ 72
Fahrzeuge
Vielfalt statt Einheitsbrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Stadtbahnwagen B in Düsseldorf und Duisburg – Nach Köln
und Bonn bestellten weitere Betriebe den B-Wagen. Doch was unterscheidet
die für Rheinbahn und DVG gebauten Fahrzeuge vom „Original“?
Pilsner auch im Westen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Škoda plant Expansion auf deutschen Markt – Nach der Gründung
der Tochtergesellschaft Škoda Transportation Deutschland GmbH sieht das
Pilsener Unternehmen Chancen bei Ausschreibungen deutscher Betriebe
TITEL
Fit fürs neue Jahrzehnt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Aktuelle Hauptuntersuchung an Leipzigs Tatras – Im Januar 2010
übergab die IFTEC GmbH & Co. KG die vermeintlich letzten hauptuntersuchten
T4D-M an die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Doch es kommt anders
STRASSENBAHN im Modell
Vom KSW und dem Panzer-Maßstab . . . . 76
Modelltram-Neuheiten 2014: Einige unerwartete Überraschungen von
der Nürnberger Spielwarenmesse und der Modellmesse in Sinsheim
Geschichte
TITEL
Zu Beethovens Füßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Die Geschichte der Bonner Straßenbahn – Wer heute mit der Stadtbahn
durch die Stadt fährt, kann es sich kaum vorstellen: Bonns Nahverkehr
begann 1891 mit einer meterspurigen Pferdebahn. Im Mai 1902 ging die
erste „Elektrische“ in Betrieb – zunächst ebenfalls auf 1.000-mm-Gleisen!
Der Griff nach oben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Die Anfänge der Stromabnahme (Teil 2) – Bei der Zu- und Abführung
des Fahrstroms experimentierten die Straßenbahnpioniere Ende des
19. Jahrhunderts mit unterschiedlichen Systemen. So fuhr auch die erste
Münchner Straßenbahn nach einem danach rasch aufgegebenen Prinzip
Titelmotiv
Tw 140 am 25. April 1962
auf dem Bonner Münsterplatz.
Alles über die Bonner
Straßenbahn ab Seite 58
GROSSES BILD: WILHELM ECKERT,
SLG. WOLFGANG MEIER
KLEINE BILDER V.L.N.R.: DIETMAR GEMANDER,
MARTIN JUNGE, WOLFGANG KAISER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
5
Bild des Monats
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Bild des Monats
Bild des Monats
In Brandenburg an der Havel laufen die Vorbereitungen auf die Bundesgartenausstellung
„Havelregion 2015“ auf Hochtouren. Die etwa
50 Kilometer westlich von Potsdam gelegene Stadt mit rund 71.000
Einwohnern stellt dabei den südlichsten Ausgangspunkt der Buga dar.
Auch die Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel bereiten sich
darauf vor: Sie übernahmen Anfang März 2014 aus Halle an der Saale
zwei gebrauchte MGT6-Niederflurwagen, die in Kürze die beiden
letzten Hochflur-KT4D Nr. 179 und 180 ersetzen sollen. Als Ronald
Glembotzky am 26. August 2013 die mit einem Niederflurmittelteil
ausgestatteten KTNF6 Nr. 177 und 185 auf dem Brandenburger
Hauptbahnhofsvorplatz neben dem KT4D Nr. 179 fotografierte, befand
sich dessen Ablösung noch an der Saale im Linieneinsatz.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014 7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Allererste offizielle Ausfahrt eines TW3000 der Üstra vom Betriebshof Glocksee am 8. März: Tw 3002 erreicht von
der Theodor-Krüger-Straße kommend das Liniennetz. Im Hintergrund ist noch die Werbung für die Fahrzeugpräsentation
des Vortages am Zaun der Hauptwerkstatt sichtbar ACHIM UHLENHUT (3)
ONLINE-UMFRAGE
Zweisysteme von
Lesern akzeptiert
Im Heft 4/2014 fragten wir die Leser,
was sie vom Bielefelder Plan halten,
mit der Linie 5 ein neues Niederflursystem
neben dem Hochflurnetz
einzuführen. Die absolute Mehrheit
von 84,6 Prozent votierte für die Aussage,
der Plan ist vernünftig. Lieber
zwei Teilsysteme in Kauf nehmen und
dafür die neue Linie 5 haben, als weiterhin
nur Busse nach Heepen.
11,2 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden
Straßenbahnfreunde
stimmten für die Antwort, dass der
Plan unvernünftig ist und zwei Teilsysteme
betrieblich und wirtschaftlich
nicht vertretbar sind. Ihrer Meinung
nach soll die Linie 5 als Hochflurlinie
entstehen. Nur 4,2 Prozent der Umfrageteilnehmer
sehen zwei Teilsysteme
ebenso unvernünftig an wie den
Bau einer Hochflurstrecke nach Heepen.
Ihrer Ansicht nach sollten die Pläne
für die Linie 5 begraben werden SM
Hannover: Stadtbahnwagen vom Typ TW3000 bislang nur auf „Schnupperfahrt“
Fehlerhafte Schweißnähte verzögern Linieneinsatz
Unter dem Motto „Mehr Licht –
mehr Raum – mehr Komfort“ hat die
Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe
AG Anfang März den neuen Stadtbahnwagentyp
TW3000 in Hannover
der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach
250 geladenen Gästen nutzten rund
4.000 Interessierte die Gelegenheit,
am 7. März die ersten beiden Stadtbahnwagen
dritter Generation auf
dem Gelände der Hauptwerkstatt
Glocksee zu besichtigen. Da tags zuvor
die Betriebsgenehmigung für Einzelwagen
erging, fanden am 8. März
kurzfristig kostenlose „Schnupperfahrten“
statt. Erneut stürmte die interessierte
Bevölkerung an diesem Tag einige
Stunden lang die Fahrzeuge. Die
Üstra berichtete der Lokalpresse von
3.200 Fahrgästen binnen gut drei Stunden.
Den Premierenfahrgästen gefielen
offenbar insbesondere der sehr ruhige
und weiche Lauf der Sechsachser und
das großzügige Raumangebot, auch
die Orientierung an den Belangen behinderter
Menschen fiel positiv auf.
Gegenüber den TW3000 sehen die silbernen
TW2000 der Baujahre 1997 bis
2000 innen plötzlich ziemlich alt aus,
obwohl der Neue offiziell nur eine Weiterentwicklung
ist. Erfreut äußerten
sich Fahrgäste über den hellen Innenraum
mit farblich wechselnder „Ambientebeleuchtung“
– und darüber,
dass sich außen wieder mehr Lindgrün
findet. Dies hatte in den 1990er-Jahren
Rege Nachfrage herrschte während der „Schnup perfahrten”, hier in der
zentralen U-Station Kröpcke. Am 8. März waren nur Fahrten mit Einzelwagen
zugelassen, doch auch Langzüge wären voll geworden
8
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Deutschland
Fehlerhafte Schweißnähte
verschieben Inbetriebnahme
Zum Zeitpunkt der Fahrzeugpräsentation
waren in Hannover vier TW3000
vorhanden, inzwischen sollte etwa ein
weiteres Exemplar wöchentlich aus
den Montagehalle von HeiterBlick in
Leipzig hinzukommen. Die Zeitspanne
von der Anlieferung des ersten Wagens
Mitte November bis zu den ersten
Fahrten mit Publikum im März
wird in Hannover als rekordverdächtig
kurz bezeichnet. Nach abschließenden
Tests sollte der Linienverkehr urals
veralteter Look der 1970er-Jahregegolten.
Jetzt ist es wieder da und der
Stadtbahnwagen im Verkehrsraum
ganz nebenbei auch wieder besser zu
erkennen.
Geplante Einsatzstrecken
Da die TW3000 am 8. März nur die
Strecke Stadionbrücke – Hauptbahnhof
mit insgesamt sechs Haltestellen – davon
vier Tunnelstationen – befuhren,
ergab sich die Möglichkeit eines 15-
Minuten-Taktes. Der befahrene Abschnitt
ist Teil der 1975 eröffneten A-
Strecke, auf der im Zuge der Linie 7
zwischen Wettbergen und Schierholzstraße
(ab Dezember 2014: Misburg)
zunächst alle eintreffenden TW3000 in
der Regel als Zweiwagenzüge zum Einsatz
kommen sollen. Danach ist im
Jahr 2015 die Einsatzausweitung auf
die Linie 3 geplant. Hier verkehren zum
Teil Dreiwagenzüge, was eine entsprechende
Anzahl vorhandener Fahrzeuge
voraussetzt. Bis voraussichtlich im
Jahr 2018 die 100 aktuell bestellten
TW3000 ausgeliefert sind, sollen sie
nach und nach auch die Linien 4 und 5
auf der C-Stecke bedienen, die bis
dahin frei von Haltestellen mit Niedrigbahnsteigen
sein werden. Die Betriebshöfe
und Kehranlagen erhalten zugleich
lange Podeste, damit das
Personal die Wagen betreten kann.
Option auf weitere Wagen
Ob im Anschluss an die auszuliefernden
Serien weitere 46 Wagen bestellt werden,
auf die eine Option beim Herstellerkonsortium
Vossloh-Kiepe/Alstom
be steht, hängt von einer erneuten Förderzusage
des Landes Niedersachsen
ab: Jeder der derzeit 2,5 Millionen Euro
teuren TW3000 wird zu 50 Prozent
vom Land bezuschusst, die andere
Hälfte deckt die Region Hannover im
Rahmen des Verlustausgleichs. Zwar
sollen laut Planung die neuen Wagen –
für die es noch keinen Übernamen gibt
– die „Grünen“ (TW6000) vollständig
ersetzen, doch kann sich die Unternehmensleitung
auch vorstellen, etwa 40
der älteren Stadtbahnen weiter vorzuhalten,
um beispielsweise Steigerungen
der Fahrgastzahlen abzufangen. Die
bislang vermiedene grundhafte Modernisierung
– die Kosten liegen bei rund
einer Million Euro pro Wagen – wäre
dann allerdings unausweichlich. Im Übrigen
sollen auch einige Merkmale der
neuen TW3000 zumindest bei den 143
silbernen TW2000 Anwendung finden:
Der Üstra-Vorstand sprach von der
LED-Türzustandsanzeige, dem „praxistauglichen
Fahrersitz“ und anderen De-
Tw 6122 „very british“ unterwegs
Niedersachsen feiert 2014 an
mehreren Orten ein königliches Fest:
Vor 300 Jahren begann die so genannte
Personalunion des hannoverschen
Königshauses mit Großbritannien.
Unter dem Motto „Als die
Royals aus Hannover kamen“ wird
daran in fünf Museen und bei zahlreichen
Veranstaltungen erinnert.
Von 1714 bis 1837 stellte das Haus
Hannover die Könige Englands. Passend
zu Jubiläumsjahr und Landesausstellung
rollt jetzt in Hannover
eine Werbebahn. Die Aufmachung
erinnert etwas an bunte „Brit-Pop“-
Zeiten, der für das 18. Jahrhundert
korrekte Union Jack auf den Fronten
ist wahrlich unübersehbar. Er dominiert
auch beidseits flächendeckend
den Mittelwagen. Ihn flankiert ein
springendes Pferd, das nicht etwa
das Niedersachsenross darstellt,
sondern einer Medaille entlehnt ist,
tails. Vorstellbar ist auch ein Ersatz des
am TW2000 ungünstig montieren
Rückblickspiegels durch die jetzt eingeführten
Kameras und Monitore.
die einst zum Regierungsantritt von
Georg I. (hannoversch: Schorse) in
London geprägt wurde.
Der Tw 6122 wird bis Ende des
Jahres errötet in Hannover unterwegs
sein. Auch die 1892 gegründete
Hannoversche Verkehrsbetriebe
Üstra AG selbst hat britische Wurzeln:
Eine der Vorgängergesellschaften
war die Londoner „The Tramways
Company of Germany“, die
1879 die von einem Londoner Bürger
begründete „Continental Pferdeeisenbahn-Actiengesellschaft“
übernahm, welche im September
1872 Hannovers erste Pferdebahnlinie
eröffnet hatte. Beides geschah
übrigens nahezu zeitgleich in Dresden.
Nebenbei war die erste halböffentliche
Buslinie im damaligen
Hannover 1846 vom „British Hotel“
für Fahrten vom und zum Centralbahnhof
eröffnet worden. ACU
Am 3. März stellte die Üstra im Betriebshof Glocksee den Tw 6122 mit
„Personalunions- Lackierung“ vor, die er bis Ende 2014 behält
sprünglich bereits im Laufe des März
bzw. im April aufgenommen werden.
Doch nachdem in den Tagen zuvor bereits
die Gerüchteküche gekocht hatte,
veröffentlichte die Üstra Ende März
eine Erklärung, der gemäß an allen Wagen
im Bereich des Gelenkträgers fehlerhafte
Schweißnähte entdeckt worden
sind. Ein neuer Termin, wann die
Wagen in den Linieneinsatz kommen,
war bis zum Redaktionsschluss nicht
bekannt. In der Tagespresse erklärte die
Üstra, bei den bisherigen Fahrten habe
es zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsrisiko
für Fahrgäste gegeben. Fahrbereit
seien alle Wagen, allerdings würden die
fehlerhaften Schweißnähte den Kontroll-
und ggf. den späteren Instandhaltungsaufwand
erhöhen. ACU/AM
Berlin
Die Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus
zeichnete Ende März den
Verkehrsverbund Berlin Brandenburg
(VBB) für seine Open-Data-
Aktivitäten aus. Die VBB-Livekarte
informiere die Fahrgäste aktuell:
Auf der VBB-Website werden auf
der Karte die Live-Positionen aller
Straßenbahnen, Busse und Züge
im ganzen Verbundgebiet darstellt
– mit allen Echtzeitdaten,
die der VBB von den einzelnen
Verkehrsunternehmen geliefert
bekommt. Die Darstellung umfasst
über 13.000 Haltestellen
und Bahnhöfe sowie auch 1.000
Linien im gesamten VBB. MSP
Dresden
Am 31. März begann Sanierung
an der Pennricher/Rudolf-Renner-Straße.
Die bislang
nahezu komplett gepflasterte
Kreuzung erhält für 10,3 Millionen
Euro neue Versorgungsleitungen,
Gleisanlagen, einen geräuschmindernden
Straßenbelag
sowie weitgehend barrierefreie
Haltestellen. Für die Linien 2 und
12 gelten bis 23. Oktober wechselnde
Umleitungen. Im Zuge der
gleichzeitigen Bauarbeiten auf
der Schandauer Straße richten
die DVB zwischen den Interimsendstellen
Semmelweisstraße
(Einfahrt GVZ) und Pohlandplatz
ab 14. April eine Linie 44 mit
Zweirichtungswagen ein. MSP
Kehl/
Straßburg
Am 26. Februar 2014 fand
am Straßburger Rheinufer auf
dem Gelände des alten Zollhofes
der symbolische „erste Spatenstich“
für die neue grenzüberschreitende
Straßenbahn von
Straßburg nach Kehl statt. Bevor
dafür wieder erste Gleise verlegt
werden, sind jedoch zunächst
zwei Brücken zu errichten. Mitte
2016 soll die Straßenbahn den
Kehler Bahnhof und 2017 die
Kehler Innenstadt erreichen. In
Weil am Rhein und auf Kleinbasler
Gebiet sind die Gleise
teils schon verlegt. UMÜ
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
9
Aktuell
Die baulich komplett sanierte obere Wagenhalle in Bad Cannstatt – hier am 20. Januar 2014 – bleibt nach einer
aktuellen Entscheidung der SSB AG zumindest mittelfristig Depotfläche ohne Besucherverkehr JÜRGEN DAUR
Stuttgart
„Neue“ Straßenbahnwelt gestoppt
Das Museum im historischen Straßenbahn-Depot Bad
Cannstatt verbleibt zumindest mittelfristig in der unteren
Wagenhalle, während das höher gelegene – wesentlich geräumigere
– Pendant weiterhin betrieblichen Zweckendient.
Diese Entscheidung traf kürzlich die Stuttgarter Straßenbahnen
AG (SSB). Hintergrund ist die angespannte
Kassenlage des Unternehmens aufgrund sinkender Zuschüsse
von Bund und Land. Um die Liquidität sicherzustellen,
verkauft die SSB Grundeigentum und verschiebt eine
Reihe von Hochbauprojekten, darunter die Sanierung
des Verwaltungszentrums in Möhringen und den Bau einer
zusätzlichen Abstellhalle für den wachsenden Bestand an
Stadtbahnzügen. Von den Sparmaßnahmen nicht betroffen
sind die laufenden Infrastrukturprojekte.
Mit der Sanierung der oberen Wagenhalle des historischen
Depots Bad Cannstatt war Ende 2009 – ein halbes
Jahr nach Eröffnung des jetzigen Museums in der unteren
Wagenhalle – begonnen worden. Ursprünglich sollte hier
sowie in einem angrenzenden Neubau ein Mobilitätserlebniszentrum
entstehen – ein städtisches Projekt, das
sich aus verschiedenen Gründen mittlerweile zerschlagen
hat. Seitdem war geplant, das Objekt zur „neuen“ Straßenbahnwelt
umzugestalten. Von einer dazu anfangs planerisch
berücksichtigten Nebennutzung als Eventlocation
für bis zu 1.000 Gäste ist die SSB aufgrund kaum erfüll -
barer Brandschutzauflagen abgerückt.
Alle bereits begonnenen Arbeiten werden noch abgeschlossen,
dies betrifft auch die endgültige Gestaltung der
östlichen Giebelseite, die nach dem Abbruch zweier Erweiterungsbauten
provisorisch mit einer Palisadenwand verschlossen
worden war. Seither ist die Straßenbahnwelt ohne
Gleiszufahrt, die nun ebenfalls wiederhergestellt wird.
Damit erhält der Verein Stuttgarter Historische Straßenbahnen
(SHB), der das Museum gemeinsam mit der SSB
betreibt, erstmals nach vier Jahren wieder Gelegenheit,
die Schausammlung inhaltlich zu verändern.
Die Option zum Endausbau der oberen Halle bleibt gewahrt.
Einstweilen behält das in seiner Statik gesicherte Gebäude
seine heutige Funktion als Abstellhalle für fahrbereite
Museumswagen und Ersatzteilspender. Besucher haben keinen
Zutritt, doch wird zu Beginn jeder Fahrt mit den historischen
Straßenbahnwagen die obere Halle durchfahren. JDA
Hamburg
Barrierefreie Stationen
für die Hochbahn
Seit 2011 rüstet die Hamburger
Hochbahn AG ihre U-Bahn-Stationen
verstärkt und systematisch mit Aufzügen
aus. In diesem Jahr steht die über
100 Jahre alte Haltestelle Feldstraße
im Fokus: Für den Aufzugseinbau war
die Haltestelle im März während der
Schulferien komplett gesperrt. „Wir
arbeiten mit Hochdruck an dem ehrgeizigen
Ziel, das Hamburger U-Bahn-
System barrierefrei auszubauen. Im
ersten Ausbauschritt bis 2015 werden
wir 21 Haltestellen umgebaut haben“,
kündigte Jens-Günter Lang als Technik-Vorstand
der Hochbahn vor kurzem
an. Im Rahmen des Projekts
„barrierefreier Ausbau“ erhält die Haltestelle
Feldstraße einen Vertikalaufzug.
Der Bahnsteig wird komplett erhöht,
um so einen niveaugleichen
Einstieg in die Fahrzeuge zu gewährleisten.
Die Stationen Legienstraße
und Berne bekommen neben den Aufzügen
neue, zusätzliche Ausgänge an
den Bahnsteigenden, wo bislang keine
Ausgänge existieren. Besondere
Schwierigkeiten bereitet die denkmalgeschützte
Haltestelle Klosterstern,
hier sucht die Hochbahn noch nach einer
Lösung zur Wahrung des Denkmalschutzes
bei gleichzeitig barrierefreier
Nutzbarkeit.
Für das vergangene Geschäftsjahr
vermeldete der Hamburger Verkehrsverbund
(HVV) im März 2014 eine
neue „Bestmarke“. Demnach nutzten
728 Millionen Reisende die Nahverkehrsangebote
im Verbundsbereich.
Dies stelle eine Zunahme von 10,8
Millionen Fahrgästen bzw. um 1,5 Prozent
gegenüber 2012 dar. Zu den Ursachen
für die parallel um fünf Prozent
auf knapp 20 Millionen Euro
Frankfurt (Main): Der in den vergangenen Jahren oft als „Lieschen“ verkehrende
Tw 105 (Credé 1954) im Feiertagsverkehr am Endpunkt Stresemann -
allee/Mörfelder Landstraße, wo Anschluss zur Linie 14 bestand ANDY PAULA
Magdeburg: Der Tw 1353 erreichte am 8. März als eines der ersten Liniendienstfahrzeuge
seit dem Hochwasser 2013 die Haltestelle DB-Haltepunkt
Herrenkrug. Die dortigen Signalanlagen sind noch außer Betrieb DITMAR PAUKE
10
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Deutschland
angestiegenen Fahrgeldeinnahmen
gehört die Tarifanhebung im Januar
2013. LAB/FBT
Frankfurt (Main)
„Lieschen“-Strecke
ist stillgelegt
Die im Frankfurter Volksmund liebevoll
„Lieschen“ genannte, überwiegend
eingleisige, rund 1,7 Kilometer
lange Verbindungsstrecke von der Stresemannallee/Mörfelder
Landstraße
(Riedhof) vorbei am Park Louisa zum
Oberforsthaus ist seit April stillgelegt.
Die zunächst mit Dampfstraßenbahnen
befahrene Strecke entstand 1889 für
die Waldbahn-Linie nach Schwanheim.
Seit den 1930er-Jahren fand jährlich
nur von Pfingstsamstag bis zum darauffolgenden
Dienstag Fahrbetrieb
statt, die übrige Zeit ist dieser Abschnitt
seit über 80 Jahren ohne Verkehr. Um
ihn befahrbar zu halten, wären nach
Angaben der VGF Investitionen in Höhe
von 1,5 Millionen Euro notwendig. Die
Abbindung der Weiche am Oberforsthaus
erfolgte bereits 2006 zur Streckenmodernisierung
im Vorfeld der
Fußball-Weltmeisterschaft, jetzt sind im
Zuge von Umbauarbeiten und entgegen
der bisherigen Planung seit Mitte
April 2014 auch die Gleise am anderen
Streckenende abgebunden.
Das „Lieschen“ war neben dem Ebbelwei-Expreß
die letzte Frankfurter
Straßenbahnlinie mit Schaffnerbetrieb.
Zu dem rund um den „Frankfurter Nationalfeiertag“,
dem Wäldchestag,
stattfindenden Volksfest wird die VGF
statt der historischen Tram jetzt einen
Bus-Oldie auf der Mörfelder Landstraße
einsetzen.
MSP
Wuppertal
Schwebebahnwagen
bald zu verkaufen?
Mit der bevorstehenden Einführung
der neuen Wagengeneration werden
die aktuellen Exemplare möglicherweise
zum Kauf angeboten – und
zwar möbliert einschließlich der Sitze
und Haltestangen. Insgesamt geht es
um 25 Wagen, die mit Inbetriebnahme
der neuen Einheiten ab 2015 überflüssig
werden.
Zumindest denken die Wuppertaler
Stadtwerke darüber nach, wie sie mit
den rund 40 Jahre alten Zügen umgehen.
Eine Option ist, sie zu verkaufen.
Dabei beträgt der reine Schrottwert der
Schwebebahnzüge lediglich rund 5.000
Euro pro Wagen. Ein bisschen wenig für
das Wuppertaler Wahrzeichen, finden
auch die Stadtwerke. Deshalb könnten
die Wagen also wahrscheinlich ebenso
gut verkauft statt verschrottet werden
– Interessenten gibt es schon. Wer
Kaufinteresse hegt, könne sich auf eine
Liste setzen lassen. Der Preis für einen
alten Schwebebahnwagen steht dabei
allerdings noch gar nicht fest. Erste
Überlegungen gingen dahin, dass ein
Käufer den Transport zu zahlen hätte –
und dann zusätzlich Geld für einen sozialen
Zweck zur Verfügung stellt. Ob
das auch so umgesetzt wird, sei allerdings
noch unklar. Die Transportkosten
allein innerhalb der Stadt belaufen sich
auf etwa 2.000 Euro.
PM/ZM
Magdeburg
Herrenkrug
wieder am Netz
Brandenburg: Abladung des aus Halle übernommenen MGT6D 500 in der
Hauptstraße unweit des Neustädtischen Markts
RONNY DAUER
Seit dem 8. März ist ein Stück Normalität
ins Netz der Magdeburger Verkehrsbetriebe
zurückgekehrt, die MVB
bedient – wenn auch mit Einschränkungen
– wieder mit der Straßenbahnlinie 6
regelmäßig den Ast zum Herrenkrug. Da
die Signalsicherungsanlage des eingleisigen
Abschnitts zwischen Breitscheidstraße
und der Endschleife immer noch
flutgeschädigt ist, fährt vorerst nur jede
zweite Straßenbahn zum Herrenkrug.
Mit der Wiederinbetriebnahme der Herrenkrug-Strecke
verkehrt auch die Anschlusslinie
95 wieder regulär, der Busverkehr
und das Umsteigen in den SEV
entfallen. Der Wiederinbetriebnahme
ging die Bereitstellung eines provisorischen
Gleichrichterunterwerks sowie eine
Instandsetzung der Haltestelle am
DB-Haltepunkt Herrenkrug voraus. Letztere
war im Juni durch den Bau von provisorischen
Hochwasserschutzanlagen
in Mitleidenschaft gezogen worden.
Vor der Probefahrt Anfang März
ließ die MVB an den T4D Nr. 1254 und
1274 II die Schleifleisten der Stromabnehmer
mit Farbe bestreichen. Anhand
der Kratzspuren beurteilte sie anschlie
ßend, ob die Fahrleitung sich
weiterhin innerhalb des erlaubten Toleranzbereiches
befindet und nicht
vom Stromabnehmer gleiten kann.
Am 4. und 5. März fand ein weiterer
Probebetrieb mit der vorgenannten
T4D-Doppeltraktion sowie dem Fahrschulwagen
774 und dem historischen
Tw 1120 statt. Da beim Probebetrieb
keine Probleme auftraten, ist der Herrenkrug
seit 8. März regulär wieder
mit der Straßenbahn zu erreichen.
Aufgrund der weiterhin defekten
Signalanlage findet die Sicherung des
eingleisigen Abschnitts mittels des beispielsweise
von der Kirnitzschtalbahn
bekannten „Stabfahrens“ statt, alle
Weichen stellen die Fahrer per Hand.
Sobald die Signalanlage repariert ist,
wird wieder im 10-Minuten-Takt zum
Herrenkrug gefahren. Von der Strecke
zum Barleber See gibt es dagegen
noch keine positiven Nachrichten. Bis
zum Betriebshof Nord wird ein provisorischer
20-Minuten-Takt angeboten,
jede zweite „10“ endet tagsüber in
der Schleife Neue Neustadt. Durch die
im Gegensatz zum Herrenkrug weitaus
umfangreicheren Arbeiten zur Schadensbeseitigung
ist wahrscheinlich eine
europaweite Ausschreibung dieser
Arbeiten nötig, was den zeitlichen
Rahmen kaum verkürzen dürfte. DP
Brandenburg (Havel)
Niederflurwagen aus
Halle eingetroffen
Die Hallesche Verkehrs-AG (HA-
VAG) hat ihre ersten beiden Niederflurwagen
nach Brandenburg an die
Havel verkauft. In der Saalestadt galten
die 1992 und 1993 bei der Düwag
gebauten Fahrzeuge als Außenseiter.
Beide Triebwagen entstammen einer
Lieferserie an die Bochum-Gelsenkirchener
Straßenbahnen AG (Bogestra).
Berlin: Durch die Inbetriebnahme langer Flexity Berlin GT8-08ZR sondert die BVG derzeit mehrere KT4D mod
und KT4Dt mod nach deren Fristablauf aus. Die fünf Tw 6008, 6040, 6121, 6144 und 6153 verkaufte die BVG anschließend
in die Udmurtische Republik im russischen Föderationskreis Wolga. Sie sollen – gemeinsam mit fünf
noch folgenden Wagen aus Berlin – in der dortigen Hauptstadt Ischewsk zum Einsatz kommen. Die Verladung des
Tw 6008 im Güterbahnhof Berlin Nordost hielt Sebastian Schrader am 26. Februar im Bild fest
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014 11
Aktuell
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Erfurt: Seit 22. März finden die Rundfahrten durch die Landeshauptstadt mit Tatrawagen statt. Für diese Einsätze
stehen die Tw 512, 520 und 522 zur Verfügung, letzterer ist als erster Erfurter KT4D mit einer Choppersteuerung
ausgerüstet. Den bisher für die Stadtrundfahrten genutzten Gotha-Gelenkwagen 178 stellten die Erfurter
Stadtwerke ab. Am 1. März 2014 kam der Tw 520 noch als Verstärkung des G4 zum Einsatz HEIKO FELLNER
Technisch unterschieden sich die Wagen
in einigen Punkten von den übrigen
60 MGT6D, die Adtranz ab 1996
für die HAVAG produzierte. Seit 1995
sind in Brandenburg vier typgleiche
Fahrzeuge im Bestand der VBBr, so
dass sich deren Anzahl mit den Halleschen
MGT6D auf fünf Wagen erhöht.
Letzter Einsatztag in Halle war für
die beiden Tw der 21. Februar. Zehn
Tage später rollten zwei Tieflader an,
um die etwa 30 Meter langen Fahrzeuge
abzutransportieren. Gegen 21
Uhr verließen die Schwerlasttransporter
die Saalestadt. Nach knapp zwei
Stunden Fahrzeit erreichte der Konvoi
Brandenburg. Eine Entladung im Betriebshof
war aufgrund der dortigen
Platzverhältnisse nicht möglich, sie
fand in der Hauptstraße in der Nähe
zum Neustädtischen Markt statt. Am
4. März rollte kurz nach Mitternacht
zunächst der Wagen 500 vom Transporter,
rund anderthalb Stunden später
folgte Triebwagen 501. Den Betriebshof
erreichten beide Fahrzeuge
aus eigener Kraft, mit dem ersten Linieneinsatz
ist allerdings nicht vor Sommer
zu rechnen, es sind noch Anpassungsarbeiten
notwendig.
Beide Wagen befinden sich übrigens
nicht zum ersten Mal in der
Havelstadt: Schon 1994 stand der
MGT6D 500 in Brandenburg zu Probefahrten
im Einsatz, ein Jahr später
unternahm auch Tw 501 Test- und Präsentationsfahrten.
Neben Brandenburg
waren die Wagen u. a. auch zu
Vorführfahrten in Bad Schandau, Basel,
Cottbus, Erfurt und Lodz. PIE
Plauen
Neuer ÖPNV-
Verknüpfungspunkt
Am 24. Februar startete offiziell eine
der größten Komplexbaumaßnahmen
der Stadt, für über ein Jahr gibt
es in Plauens Stadtzentrum umfangreiche
Behinderungen. Ursache ist der
Neubau der ÖPNV-Verknüpfungsstelle
„Plauen Mitte“ an der Reichenbacher
Straße. Neben dem Neubau der Eisenbahnbrücke,
der Sanierung des Bahndamms
und der Verbreiterung der Reichenbacher
Straße stadtauswärts zu
einer zweispurigen Fahrbahn wird
auch der Kreuzungsbereich Stresemann-/Reichenbacher
Straße umgestaltet.
Die Eisenbahnlinie durch das
Elstertal ist voraussichtlich bis zum 3.
November unterbrochen, in diesem
Zeitraum wird die Eisenbahnüberführung
neu errichtet. Ein Baugleis führt
die Straßenbahn unter Entfall der Haltestelle
Dammstraße auf der nördlichen
Seite entlang des Elsterufers auf
der Reichenbacher Straße an der Baustelle
vorbei. Die PSB ist mit der Errichtung
einer neuen Straßenbahnhaltestelle
vor der neuen Brücke sowie der
Erneuerung ihrer Gleistrasse bis zur
Haltestelle Knielohstraße am Vorhaben
beteiligt. Die gesamte Baumaßnahme
im Volumen von 11,5 Millionen Euro
endet voraussichtlich im Juni 2015. ROY
Bad Ems
Malbergbahn im
„Dornröschenschlaf“
In diesem Jahr jährt sich die Einstellung
der seinerzeit ältesten deutschen
Standseilbahn zum 35. Mal. Zuvor
hatte damals der TÜV ein
Gutachten mit Sicherheitsbedenken
vorgelegt, woraufhin sich die Bad Emser
Stadtverwaltung weigerte, in den
Erhalt der Bahn zu investieren. Danach
beschloss der Stadtrat am 18.
Dezember 1979 bei einer Gegenstimme
die „vorläufige“ Einstellung des
Fahrbetriebs. Seit dieser Zeit befindet
sich die Malbergbahn im „Dornröschenschlaf“.
Seit Juli 1982 bemüht
sich der Förderverein Malberg und
Malbergbahn e. V. um die Wiederinbetriebnahme
der am 5. Juni 1887
eröffneten und letztmalig 1956 modernisierten
Standseilbahn System
Riggenbach. Fehlende finanzielle Mittel,
die fehlende Unterstützung seitens
der Stadtverwaltung von Bad Ems, ein
Bad Ems: Seit 35 Jahren Stillstand und Verfall beim technischen Denkmal
Malbergbahn. Entsteht in dem Gebäude 2014 ein Café?
JÖRN FRIES
Plauen: Der Tw 224 passierte am 25. Februar 2014 auf Linie 6 nach Waldfrieden
den Standort des künftigen Haltepunkts Plauen Mitte RONNY DAUER
12 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Deutschland · Industrie · Weltweit
fehlendes Konzept für das Naherholungsgebiet
Hoher Malberg sowie der
voranschreitende Verfall der Bahnanlagen
verhinderten bislang jedoch die
Wiederinbetriebnahme. Zwar wurde
das Gesamtensemble im Dezember
1981 unter Denkmalschutz gestellt,
trotzdem verfallen Bahnanlagen und
die beiden an Berg- und Talstation stehenden
Wagen sichtbar. Nur die Talstation
selbst wurde im Jahr 2008 aufwändig
renoviert. Dort soll nun nach
Ansicht des Fördervereins ein Café
eingerichtet werden. Von einer Wiederinbetriebnahme
der Standseilbahn
spricht niemand mehr.
Auch die in Koblenz ansässige
Martin-Görlitz-Stiftung für Energie,
Umwelt und Soziales setzt sich für
den Erhalt der Malbergbahn als Industriedenkmal
ein. Auf ihrer Website
www.goerlitz-stiftung.de kann man
die Malbergbahn fahren sehen – allerdings
nur als Modell.
FRI
Industrie
Siemens
Erster Avenio
für Den Haag
Ende März verließ der erste für
das niederländische Den Haag gebaute
Straßenbahnwagen vom Typ
Avenio das Siemenswerk in Wien. Der
Hersteller ließ ihn zunächst ins Prüfcenter
nach Wegberg-Wildenrath
bringen, wo das Fahrzeug nun dynamischen
Prüfungen unterzogen wird.
Danach erfolgen Abnahmetests in
Den Haag. Die Auslieferung der ersten
von insgesamt 40 bestellten Straßenbahnwagen
an den Betreiber
Haagsche Tramweg-Maatschappij
(HTM) ist noch für dieses Jahr vorgesehen.
Erst kürzlich orderte HTM aus
einer bei der Ursprungsbestellung im
November 2011 vereinbarten Option
weitere 20 Avenio. Die neuen Wagen
Rheinbahn: Wie im Heft 4/2014
auf den Seiten 9/10 vorgestellt, haben
die Düsseldorfer Rheinbahn AG
und die Kölner Verkehrsbetriebe
(KVB) Anfang des Jahres gemeinsam
einen neuen Stadtbahnwagentyp
ausgeschrieben – hier ein
Designentwurf des von der Rheinbahn
als HF6 bezeichneten Typs. Innerhalb
des Projektes mit einem Investitionsvolumen
von rund 200
Millionen Euro soll die KVB 20
Fahrzeuge und die Rheinbahn 46
mit einer Option auf weitere zwölf
Wagen erhalten RHEINBAHN AG
Mit Betriebsschluss am 28. Februar
legten die Wiener Linien im Süden der
österreichischen Bundeshauptstadt
den 2,2 Kilometer langen Abschnitt
Alaudagasse – Oberlaa, Therme Wien
der Straßenbahnlinie 67 still. Die Straßenbahn
weicht hier der Verlängerung
der U-Bahnlinie 1 vom Reumannplatz
nach Oberlaa, die im genannten Abkommen
auf den Linien 1, 9, 11, 15
und 17 zum Einsatz.
Der Avenio für Den Haag hat eine
geräumige Innenraumgestaltung mit
zwei großen Multifunktionsbereichen
für Rollstühle und Kinderwagen in den
Mittelmodulen. Für einen zügigen
Fahrgastwechsel sind auf jeder Seite
eine Einfach- und vier Doppeltüren mit
einer lichten Weite von 1,3 Meter
gleichmäßig über die Fahrzeuglänge
angeordnet. Die Klimaanlagen für die
Fahrerkabinen und den Passagierbereich
garantieren im gesamten Fahrzeug
angenehme Klimatisierung. MSP
Vossloh
Citylink NET 2012
für Karlsruhe
Der erste Niederflur-Stadtbahnwagen
wird derzeit auf der werkseigenen
Teststrecke von Vossloh den dynamischen
Versuchsreihen unterzogen. Gemäß
Zeitplan wird Ende Mai der erste
von insgesamt 25 Stadtbahnwagen
aus dem spanischen Valencia nach
Karlsruhe geliefert. Bis Ende September
kommen sechs weitere Fahrzeuge
hinzu, die nach ihrer Zulassung umgehend
im innerstädtischen Betrieb genutzt
werden sollen. Dort ersetzen sie
die GT8-D, die derzeit noch auf der Linie
5 unterwegs sind.
Im Oktober 2011 hatten die Verkehrsbetriebe
Karlsruhe (VBK) bei der
Vossloh Kiepe GmbH und der spanischen
Vossloh Rail Vehicles die Wagen
im Wert von rund 75 Millionen Euro
bestellt. Die 57,5 Tonnen schweren
Fahrzeuge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit
von 80 Kilometern pro
Stunde und bieten 104 Sitz- sowie 120
Stehplätze. Der NET 2012 hat eine
Einstiegshöhe von 34 Zentimetern.
Damit gelangen auch mobilitätseingeschränk
te Fahrgäste und Erwachsene
mit Kinderwagen an barrierefrei ausgebauten
Bahnsteigen bequem in die
Wien: Die Tram in Oberlaa muss der U-Bahn Platz machen FREDERIK BUCHLEITNER
Siemens: Der erste Avenio für Den Haag hat im März die Werkhallen in
Wien verlassen. Er wird nun verschiedenen Tests unterzogen SIEMENS
klimatisierten Wagen. Aufgrund deren
Luftfederung verspricht der Hersteller
eine große Laufruhe.
Vossloh Rail Vehicles hat den Citylink,
den das Unternehmen in ähnlicher
Ausführung auch für Sheffield in
Großbritannien und für Chemnitz
baut, den Vorgaben der neuesten
Crash-Norm entsprechend optimiert.
Unter der Frontverkleidung sind Puffer
eingebaut, die bei einem Zusammenstoß
die entstehende Energie aufnehmen
und das Fahrzeug besonders sicher
machen.
PM
Ausland
Österreich: Wien
Oberlaa verliert Tram
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014 13
Aktuell
Helsinki: Die GT6 Typ „Mannheim“ sind aus dem Stadtbild der finnischen
Landeshauptstadt verschwunden. Am 26. Mai 2010 fuhr der Tw 151 noch
auf Linie 7A und präsentiert sich in der Mäkelänkatu WOLFGANG KAISER
Košice: Die Verkehrsbetriebe DPMK beschaffen 23 Tw vom Typ „VarioLF2
plus“. Drei ähnliche Wagen in Zweirichtungsausführung lieferte Aliance TW
zuletzt nach Pilsen, hier der „Vario LF2/2 IN“ Nr. 361 im Depot ROBERT SCHREMPF
schnitt teilweise auf Straßenniveau
verkehren wird. Südlich der Alaudagasse
errichteten die Wiener Linien die
Gleisschleife „Per-Albin-Hansson-Siedlung“,
die bis zur Eröffnung der U1 im
Oktober 2017 in Betrieb bleiben wird.
Zwischen Reumannplatz und dieser
Endhaltestelle führt die Linie 67 bis
zur Eröffnung der U1 im Oktober 2017
auf wechselnden Gleisprovisorien an
der Baustelle vorbei, dann wird dieser
2,5 Kilometer lange Streckenabschnitt
ebenfalls stillgelegt. Auf der verkürzten
Linie 67 (Otto-Probst-Platz – Reumannplatz
– Per-Albin-Hansson-Siedlung)
verkehren nun in der Frühspitze
21 Kurse (8 B und 16 E 2 + c 5 ) in 4-Minuten-Intervallen.
Der Gesamtauslauf
der Wiener Straßenbahn sinkt damit
von 408 auf 403 Züge.
WK
Finnland: Helsinki
Aus für Typ „Mannheim“
Aufgrund von Problemen mit den
1999 bis 2003 beschafften Variobahnen
übernahm der Verkehrsbetrieb
HKL der finnischen Hauptstadt Mitte
2005 fünf 1970 gebaute Düwag-
Sechsachser aus Mannheim und nahm
vier davon mit den Nummern 151 bis
154 (ex Mannheim 453, 456, 457,
Prag: Der „neue“ historische Tatra-KT8D5 Nr. 9048 in der Endhaltestelle
Sporilov, im Hintergrund der T6A5 Nr. 8601 ONDREJ MATEJ HRUBES
sonsten präsentiert sich der Wagenpark
aber gänzlich im traditionellen
grün-beigen Farbkleid.
WK
Tschechien: Prag
Historische Tatras
Im vergangenen Jahr vergrößerten
die Prager Verkehrsbetriebe ihre Sammlung
von historischen Straßenbahnen
um einen Tatrawagen vom Typ KT8D5.
Als der Linieneinsatz der klassischen
hochflurigen KT8D5 im Mai 2013 endete,
ging Tw 9048 in den Museumsbestand
über und erfuhr im Gegensatz zu
den übrigen KT8D5 keine Rekonstruktion
mit Einbau eines neuen niederflurigen
Mittelteils. Stattdessen unterzogen
die Verkehrsbetriebe den Wagen einer
Hauptuntersuchung mit Wiederherstellung
des Anlieferungszustandes mit
rot/beiger Lackierung. Die erste Testfahrt
erfolgte am 20. März 2014.
Als weitere historische Straßenbahn
gelangte der letztgebaute Prager
T3SUCS, Tw 7292, in den Museumsbestand,
der dort die Zeit ab 1990 repräsentiert.
Darüber hinaus soll in Zukunft
der 1995 gebaute und ebenfalls
2013 aus dem aktiven Einsatz ausgeschiedene
Tatra-T6A5 8601 die Ausstellung
des Museums bereichern. OMH
Slowakei: Kosice
23 VarioLF2 bestellt
Die Verkehrsbetriebe der Stadt
Košice (DPMK) orderten kürzlich bei
Pragoimex a.s. 23 sechsachsige Niederflur-Triebwagen
des Fahrzeugtyps
„VarioLF2 plus“ mit elektrischer Ausrüstung
von Skoda. Der Gesamtauftragswert
beträgt 33,3 Millionen Euro
und beinhaltet die Wartung über einen
Zeitraum von 15 Jahren. 85 Prozent
der Anschaffungskosten werden aus
Mitteln des Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung finanziert. Die
Auslieferung startet im August 2014
455) in Betrieb. Ihr Einsatz im Linienverkehr
erfolgte ab August 2005 vornehmlich
auf der Linie 1/1A, in Einzelfällen
aber auch auf anderen Linien.
Nach der erfolgten Sanierung der Variobahnen
und der Beschaffung von
sechs Mannheimer GT8 mit Niederflur-Mittelteilen
kamen die Wagen ab
2009 nur noch sporadisch zum Einsatz
und wurden ab 2012 ausgemustert.
Wagen 154 war als letzter Vertreter
seiner Art bis Oktober 2013 im Linienverkehr
anzutreffen und trat im Dezember
2013 die „Heimreise“ nach
Mannheim an – siehe Heft 3/2014,
Seite 11. Die Wagen 151 bis 153 übergab
der Verkehrsbetrieb zur Zerlegung
an einen Schrotthändler.
Um die Kosten für die Anschaffung
der Mannheimer zu kompensieren,
besaßen die Wagen 151 bis 154 in
Helsinki stets Vollwerbungen und erhielten
keinen Neulack im grün-beigen
Farbschema der HKL. Offenbar
will man in Helsinki aber auf Totalwerbewagen
nicht mehr verzichten,
denn seit 2012/13 sind die heimischen
Sechsachser 33, 41, 42 und 46
ebenfalls mit wechselnden Vollwerbungen
unterwegs. Bunte Werbebeklebungen
besitzen auch die ehemals
Mannheimer GT8 162 und 164, anund
endet im Oktober 2015. Darüber
hinaus besteht eine Option für weitere
23 Triebwagen. Bereits 2011 beschaffte
die DPMK einen ähnlichen Triebwagen
(Nr. 711) des Typs VarioLF.
Bei den VarioLF2+, zu deren technischen
Kenndaten 22,6 Meter Länge,
2,48 Meter Breite, 44 Sitzplätze sowie
ein Niederfluranteil von 43 Prozent
gehören, bieten die beiden mittleren
Türen einen barrierefreien Zugang.
Nur eine Stufe führt in den abgesenkten
Gangbereich, jedoch sind die Sitze
über den Fahrgestellen auf Podesten
angeordnet.
ROS
Bulgarien: Burgas
Alte Obusse
vor Ablösung
In der bulgarischen Hafenstadt Burgas
besteht seit 1989 ein kleiner Obus-
Betrieb. Standen zu seiner Eröffnung 20
Busse des russischen Typs SiU-682 zur
Verfügung, so erhielt er in den Jahren
1999 und 2001 Verstärkung in Form
von fünf gebrauchten Gelenk-Obussen
Berna 4GTP aus Winterthur (Baujahr
1965). Nach der Ankunft von elf Gelenk-Obussen
Volvo B58/Hess aus Luzern
(Baujahr 1975) musterte der Betrieb
bis 2010 alle SiU-682 aus. Seitdem
ist Burgas eine gute Adresse für Freunde
alter Obusse, handelt es sich doch
bei den mittlerweile 49 Jahre alten Berna
4GTP um die ältesten im Linienbetrieb
stehenden Obusse Europas.
Da für den Betrieb auf den Linien T1
und T2 bis zu zwölf Kurse benötigt werden,
sind die Veteranen (vorhanden
sind noch die Wagen 15209, 15231,
15242 und 15253) an Werktagen auch
regelmäßig im Einsatz. Im Laufe des
Jahres ist jedoch mit der Ablösung aller
Gebrauchtwagen durch fabrikneue
Normalbusse 26Tr von Solaris (mechanischer
Teil) und Skoda (elektrischer
Teil) zu rechnen. Vier bulgarische Obusbetriebe
unterzeichneten im September
14 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Weltweit
2013 einen Vertrag zur Lieferung von
insgesamt 100 Obussen des Typ 26Tr
im Wert von rund 47 Millionen Euro.
Davon kommen 22 Wagen nach Burgas,
40 nach Pleven, 30 nach Varna
und acht nach Stara Zagora. In Pleven
gibt es derzeit rund 60 SiU-682, in Varna
verkehren 30 Skoda-14Tr und acht
Skoda-15Tr, während in Stara Zagora
insgesamt 24 SiU-682, 14Tr und ukrainische
LAZ-Obusse unterwegs sind. WK
Weißrussland: Wizebsk
Altwagen abgestellt
Der Verkehrsbetrieb im weißrussischen
Wizebsk stellte im Herbst 2013
die letzten Altwagen RWS-6M2 der Rigaer
Waggonfabrik ab. Von 1974 bis
1987 beschaffte die nahe der lettischen
Grenze gelegene Stadt rund 60 derartige
Standardvierachser, die bis zum Jahr
2009 auch in Doppeltraktion zum Einsatz
kamen. Die ursprüngliche, braungelbe
Lackierung wich in den letzten
Einsatzjahren einer rot-grauen Farbgebung.
Die Ablösung erfolgte ab 2005
durch die beim heimischen Hersteller
Belkommunmash produzierten Vierachser
BKM 601-02 (15 Wagen; durchgehend
hochflurig) und BKM 621-03 (44
Wagen; mit Niederflur-Mitteleinstieg).
Vorhanden sind außerdem noch rund
40 Standardvierachser 71-605(A) der
russischen Waggonfabrik Ust-Kataw
aus den Jahren 1976 bis 1991.
Den Typ RWS-6(M2) stellte die
Waggonfabrik Riga von 1960 bis 1987
in einer Auflage von knapp mehr als
6.000 Einheiten her, wobei mit der ab
1974 erzeugten Unterbauart RWS-6M2
(3.110 Wagen) auch Doppel- und Dreifachtraktionen
gebildet werden konnten.
Die technisch an den tschechischen
Tatrawagen angelehnten Fahrzeuge
waren in über 80 sowjetischen Straßenbahnbetrieben
anzutreffen, wobei sie
aber bereits in den 1980er-Jahren wieder
aus zahlreichen Städten verschwanden.
Heute kann man die Wagen mit
der charakteristischen Frontpartie nur
noch im lettischen Daugavpils (Düna-
burg) sowie in den russischen Betrieben
Ossiniki (Sibirien), Chabarowsk, Komsomolsk
am Amur und Wladiwostok – alle
im Fernen Osten gelegen – im Linienbetrieb
antreffen.
WK
Algerien: Algier
Neubauabschnitt seit
Mitte April in Betrieb
Am 16. April ging in Algier ein gut
vier Kilometer langer Neubauabschnitt
der bisher einzigen Straßenbahnlinie
Burgas: Mit 49 Einsatzjahren sind die Berna 4GTP die ältesten Obusse Europas. Am 27. August 2013 fährt Wagen
15231 (ex Winterthur 116) durch die uliza Industrialna stadteinwärts WOLFGANG KAISER (2)
der algerischen Hauptstadt in Betrieb.
Er schließt an die bisherige Endhaltestelle
Mimouni Hamoud an und führt
bis Kahouat Echergui. Damit beträgt
die Gesamtlänge der zuvor in zwei Abschnitten
am 8. Mai 2011 und 14. Juni
2012 eröffneten Straßenbahn nunmehr
gut 20 Kilometer. Sie beginnt am U-
Bahnhof Les Fusillés, der einzigen U-
Bahnlinie, mit der Haltestelle Ruisseau,
und erschließt die östlichen Stadtteile
und Vororte Algiers. Es ist geplant, die
Linie auf eine Gesamtlänge von 23 Kilometern
bis Dergana zu erweitern. Der
Betriebshof befindet sich in Mimouni
Hamoud. Die Straßenbahnlinie wird
ganztägig im 5-Minuten-Takt bedient
und ist stark frequentiert. Zum Einsatz
gelangen 41 klimatisierte und 40 Meter
lange Citadis 302 mit 350 Plätzen,
von denen noch nicht alle benötigt
werden. Jährlich werden elf Millionen
Fahrgäste befördert, allerdings beklagt
die Betreibergesellschaft SETRAM eine
hohe Schwarzfahrerquote – trotz massiver
Kontrollen. SETRAM gehört zu 49
Prozent den Pariser Verkehrsbetrieben
(RATP) sowie zu 51 Prozent der U-Bahn
Algier (EMA) und dem Verkehrsbetrieb
von Algier (ETUSA).
BEKUS
USA: Atlanta
Erste Siemens-
Triebwagen eingetroffen
Mitte Februar trafen die ersten zwei
der vier Siemens Stadtbahnwagen des
Typs S70 in Atlanta (US-Bundesstaat
Georgia) ein. Die für den US-amerikanischen
Markt entwickelten Fahrzeuge
Wizebsk: Der RWS-6M2 401 im Einsatz auf der Linie 1 in der wuliza Maksima
Gorkogo. Die Archivaufnahme entstand am 20. Juni 2011, inzwischen
sind in dieser weißrussichen Stadt alle Altwagen dieses Typs abgestellt
werden im Werk Sacramento (Kalifornien)
gefertigt und haben einen Niederflur-Anteil
von 70 Prozent. Die dreiteiligen
Triebwagen sind für die neue
4,3 Kilometer lange Straßenbahnstrecke
vorgesehen, die das Zentrum der
Hauptstadt Georgias erschließen soll.
Zwölf Haltestellen befinden sich entlang
der im Straßenraum trassierten
Strecke, die in zwei Schleifen durch die
Innenstadt führt und zahlreiche Sehenswürdigkeiten
mit der Schnellbahn
verbindet. Die Abstellanlage und Betriebswerkstatt,
auf deren Gelände
später auch die Errichtung eines Transport-Museums
vorgesehen ist, ent-
stand direkt unter einem Highway, dem
Interstate 75. Die ursprünglich für Ende
April vorgesehene Eröffnung musste
aufgrund ungeklärter Finanzierung des
Betriebes in den Sommer verschoben
werden. Als das 100 Millionen US-Dollar
teure Projekt 2010 begann, rechneten
die Verantwortlichen mit einem
jährlichen Betriebskostenzuschuss von
1,7 Millionen US-Dollar. Derzeit werden
drei unterschiedliche Betriebsvarianten
diskutiert, bei denen sich die jährlichen
Kosten zwischen 3,4 und 4,6 Millionen
US-Dollar bewegen. Dabei erweist sich
als die günstigste Variante, wenn die
Stadt den Betrieb selbst durchführt. JEP
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
15
Betriebe
Eine nach der anderen
Streckenerweiterung und
aktuelle Pläne in Freiburg
Die am 15. März eröffnete
Verlängerung der Linie 2 nach
Zähringen zur Gundelfinger
Straße ist der Auftakt zu einer
ganzen Reihe geplanter
Streckenerweiterungen im
Breisgau. Und auch bei den
Fahrzeugen rüstet Freiburg auf:
Ältere werden saniert, neue
Wagen sind bestellt
Dichter Takt, auf langen Strecken eigener
Gleiskörper und ein hoher
Anteil an Niederflurwagen: Die
Straßenbahn im badischen Freiburg
gehört zu den vorbildlichsten in Deutschland.
Und das gilt auch für den Ausbau der Strecken:
Sechs Wochen früher als geplant ist am
15. März 2014 die Verlängerung der Linie 2
nach Zähringen in Betrieb gegangen. Bisher
war für die Linien 2 und 5 an der Hornusstraße
Schluss. Seither befährt die Linie 2
ganztägig und die Linie 5 zu den Stoßzeiten
den gut zwei Kilometer langen Abschnitt bis
nach Zähringen. Dabei steuern die Bahnen
überwiegend auf frischem Rasengleis vier
neue Haltestellen an: Von der Reutebachgasse
geht es über Berggasse und Glottertalstraße
zur neuen Endstelle Gundelfinger Straße.
Rund 28 Millionen Euro waren der Stadt
Freiburg und der Freiburger Verkehrs AG
(VAG) diese Verlängerung wert. Gekostet
hat der Bau jedoch nur 24,5 Millionen
Euro. Damit blieb auch dieses Projekt der
VAG unter den geplanten Kosten!
Strecke zur Messe im Bau
Das Verkehrsaufkommen auf den Straßen
könnte jetzt ebenfalls sinken: Neben der Endhaltestelle
Gundelfinger Straße an der Grenze
zu Gundelfingen ist ein großer Park+Ride-
Parkplatz mit rund 350 Stellplätzen sowie ein
neuer Verknüpfungspunkt mit den Buslinien
aus dem Umland entstanden. An Streckeneröffnungen
dieser Art können sich die Freiburger
schon gewöhnen: Die nächste Linie ist
schon im Bau. Im Sommer 2013 fiel der
16 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Freiburg (Brsg)
„Großer Bahnhof“ am
15. März 2014 in Zähringen
– auch der aus
der Wendeschleife gekommene
Combino 248
wird gleich von Besuchern
des Eröffnungsfestes
für die Rückfahrt
in die Freiburger Innenstadt
genutzt
REINHARD REISS
Auszug aus
Schwandl‘s Tram Atlas Deutschland
Zähringen
Gundelfinger Str.
Reutebachgasse
Glottertalstr.
Berggasse
15.03.2014
2
Hauptfriedhof
FR-
Zähringen
FR-Neue Messe/
Universität
1
3
1·3
proj.
Landwasser
Haid
Techn.
Rathaus
Eschholzstr.
Hauptbahnhof
FR-Klinikum
5
Fehrenbachal.
3 Vauban
Wannerstr.
Heinrich-von-
Stephan-Str.
Weddigenstraße
5 Rieselfeld
Pressehaus
Rob.-Koch-
Str.
Friedrich-
Ebert-Platz
1·3·5
Reiterstr.
Messe
Stadttheater
Holzmarkt
Johanneskirche
Eichstetter Straße
Rennweg
Tullastraße
Hornusstraße
5
Komturplatz
FREIBURG
im Breisgau
3·5
Friedhofstr.
Basler Str.
Bertoldstr.
Kaiser-
2
Okenstraße
FR-Herdern
Hauptstraße
Tennenbacher Straße
Siegesdenkmal
Bertoldsbrunnen
Oberlinden
Startschuss für die neue Strecke Richtung
Freiburger Messe. Sie wird an der Haltestelle
Robert-Koch-Straße im Westen der Stadt
von der bestehenden Strecke der Linie 5 abzweigen
und an der Technischen Fakultät
der Freiburger Universität vorbei führen.
Von dort aus schwenkt die Trasse parallel
zur Madisonallee in Richtung Messe. Schon
im Jahr 2015 sollen die ersten Bahnen bis
zur Technischen Fakultät rollen, 2016 wird
dann der restliche Abschnitt bis zur Messe
fertiggestellt.
Und die Bagger rücken noch in diesem
Jahr für ein weiteres Großprojekt an: Die
Neubaustrecke über den Rotteckring soll ab
2018 zwischen Siegesdenkmal und Reiterstraße
die stark belastete Altstadtstrecke ergänzen
und am Stadttheater die Ost-West-
2
5
Komturstr.
Joseph-Str.
Salzstr.
Habsburgerstr.
2
Schwabentorbrücke
Brauerei Ganter
1
Zähringer Str.
Schlossbergbahn
Maria-Hilf-Kirche 1
Lorettostraße Littenweiler
Günterstal
Der Wagenpark der VAG
Die VAG Freiburg unterhält vergleichsweise viele Fahrzeugtypen für den Linienverkehr.
Von den ältesten GT8K aus den Jahren 1981/82 sind mit den
Wagen 206 und 210 bis 214 noch sechs einsatzbereit, Tw 205 dient als Café-
Tram, Tw 207 ist seit 2007 zerlegt, die Wagen 208 und 209 gingen nach Ulm
und kommen dort zu einem Arbeitswagen vereinigt zum Einsatz.
Die etwas jüngeren GT8N 221 bis 231 mit Niederflurmittelteil aus dem
Jahr 1990 sind noch mit allen elf Vertretern vorhanden. Die kantigen dreiteiligen
Niederflurwagen GT8Z 241 bis 266 bilden mit 26 Wagen die größte
Fahrzeugreihe. Am längsten sind dagegen die Combinos: Knapp 42 Meter
messen die acht Tw 271 bis 279 der ersten Baureihe aus 1999/2000, von
denen Wagen 272 nach der Combino-Krise bei Siemens verschrottet wurde.
Einen Meter länger sind ihre zehn jüngeren „Kollegen“ 281 bis 290 aus den
Jahren 2004/06. Ab 2016 liefert der spanische Hersteller außerdem zwölf 43
Meter lange Niederflurwagen des Typs URBOS, die die Nummern 301 bis 312
bekommen sollen.
Die von der Innenstadt
nach Norden
verlaufende Linie 2
endet jetzt im
Stadtteil Zähringen
an der Gundelfinger
Straße
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
17
Betriebe
Achse zwischen Hauptbahnhof und Altstadt
kreuzen. Dann wird nach aktuellem
Stand auch ein weiterer ein Kilometer langer
Neubauabschnitt durch die Waldkircher
Straße eröffnet, die die parallel verkehrende
Strecke der Linie 5 zwischen Rennweg und
Zähringer Straße ersetzen wird.
Ab 2018 noch mehr Strecken
Aber: Freiburg will mehr! Schon jetzt gibt es
Pläne, wie es nach 2018 mit dem Ausbau
weitergehen soll. Stadt und VAG wollen die
Linie 2 nach 2020 von der gerade eröffneten
Endstelle Gundelfinger Straße an den nördlichen
Rand von Gundelfingen schicken und
das Netz damit noch mal um zwei Kilometer
wachsen lassen. In diesem Zeitraum
könnte auch die über einen Kilometer lange
Verlängerung der Linie 1 durch Littenweiler
in Angriff genommen werden. Und letztlich
soll auch die Messelinie eine weitere, einen
Kilometer lange Zulaufstrecke bekommen –
nämlich vom Rotteckring abzweigend zur
Robert-Koch-Straße. Damit entstünde eine
Parallelstrecke zur stark ausgelasteten Ost-
West-Achse über den Hauptbahnhof. Wenn
tatsächlich alle Projekte bis nach 2020 umgesetzt
werden, ist das Freiburger Schienennetz
um stolze zwölf Kilometer gewachsen.
Ab 2016 rollen Urbos
Ein wachsendes Netz erfordert natürlich
entsprechend viele Fahrzeuge. Den ersten
Schritt hat die VAG schon gemacht und im
vergangenen Jahr zwölf Urbos-Niederflurwagen
des spanischen Herstellers CAF bestellt.
Ein Urbos wird 43 Meter lang sein,
aus sieben Modulen bestehen und 250
Fahrgästen Platz bieten. Was die Wagen genau
kosten, bleibt Geheimnis der VAG, sie
betont aber, dass sie das Gesamtpaket inklusive
Ersatzteile für unter 40 Millionen
Euro bekommt. Die ersten sechs Urbos sollen
zur Eröffnung der Messe-Linie in etwa
zwei Jahren im Freiburger Netz unterwegs
sein, anschließend folgt die Lieferung der
nächsten sechs Wagen. Spannend ist, welche
Auswirkungen die Urbos auf den Wagenpark
der VAG haben werden. Langfristig
geplant ist, die hochflurigen GT8K aus
den frühen 1980er-Jahren auszumustern,
damit jeder Kurs einen Niederflureinstieg
bietet. Derzeit setzt die VAG noch die sechs
Wagen 206 sowie 210 bis 214 im Liniendienst
ein. Die VAG würde am liebsten
auch die etwas jüngeren GT8N von 1990
ausmustern, von dieser Serie sind aktuell
noch alle elf Wagen mit den Nummern 221
bis 231 in Betrieb. Sie verfügen alle über
ein Niederflurmittelteil.
Wann diese Fahrzeuge aus dem Verkehr
ausscheiden, kann die VAG jetzt noch nicht
abschätzen. 17 GT8K und GT8N lassen
sich nicht so einfach durch zwölf neue Wagen
ersetzen und der Fahrzeugbedarf wird
durch die Eröffnung der nächsten Neubaustrecken
auch weiter steigen. Schon jetzt ist
der Wagenbestand ziemlich knapp: Nachdem
die GT8K in den vergangenen Jahren
meist nach der Frühspitze im Depot verschwunden
sind, werden sie momentan wieder
recht intensiv genutzt. So sind selbst im
Tagesverkehr oft mehrere Kurse auf den Linien
3 und 5 mit den hochflurigen Achtachsern
bestückt. Selten verirrt sich auch
LINKS „Nimm die 2“,
prangte am 15.
März 2014 zur Eröffnungsfahrt
nach
Zähringen in der
Zielanzeige von Tw
243 – hier auf dem
Neubauabschnitt
REINHARD REISS
RECHTS Die GT8Z verlieren
ihr klassisches
Erscheinungsbild
nach und nach
und bekommen mit
ihrer Modernisierung
auch einen
neuen Lack
LINKS Ab 2016 sind
die Combinos nicht
mehr die einzigen
XXL-Wagen in Freiburg!
Mit den neuen
Urbos schickt die
VAG die nächsten
43-Meter-Wagen
auf die Schiene
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Freiburg (Brsg)
mal einer auf die Linie 1. Einerseits braucht
die VAG zusätzliche Fahrzeuge für die eröffnete
Strecke nach Zähringen, andererseits
schickt sie gerade ihre ältesten Niederflurwagen
des Typs GT8Z in Kur.
GT8Z werden modernisiert
Alle 26 dieser über 15 Jahre alten Fahrzeuge
werden nach und nach gründlich überarbeitet.
Der komplette Wagenkasten wird für die
nächsten Jahrzehnte aufbereitet, anschließend
erhalten die GT8Z eine neue Innenausstattung.
Neben einem neuen Fußboden spendiert
die VAG ihnen zum Beispiel moderne Sitzpolster
und ein Fahrgast-Informationssystem
mit Bildschirmen. Nicht nur die inneren Werte
zählen – von außen fallen die modernisierten
GT8Z durch das neue Lackschema der
VAG in rot-weiß-dunkelanthrazit auf. Das
Modernisierungsprogramm streckt sich etwa
bis Mitte 2017. Bis dahin sind immer mehrere
GT8Z gleichzeitig außer Betrieb. Wenn alle
GT8Z wieder rollen, wird das Freiburger Netz
ein anderes sein: Größer, moderner und damit
fit für die Zukunft! CHRISTIAN LÜCKER
Sie bleiben in Lodz und wandern auf den Schrott: die ehemals Freiburger GT8 mit Geamatic-
Steuerung. Im Jahr 2012 war Wagen 201 noch in Polen im Einsatz CHRISTIAN LÜCKER (3)
Kein Geamatic-Wagen aus Lodz
Anders als ursprünglich geplant, wird der Verein
„Freunde der Freiburger Straßenbahn“ keinen
GT8 mit Geamatic-Steuerung aus Lodz in den
Breisgau zurückholen. Der Aufwand zur betriebsfähigen
Aufarbeitung des vorgesehenen Tw 202
wäre laut Verein schlicht zu groß. Nach der Combino-Krise
waren die vier Wagen 201 bis 204 in
Freiburg endgültig ausgemustert und vor knapp
zehn Jahren nach Polen verkauft worden. Seit
2006 standen sie in Lodz und Umgebung auf der
Überlandlinie 46 im Einsatz. Nach einem Betreiberwechsel
im Jahr 2012 gingen die Wagen auch
in Lodz auf das Abstellgleis und sind dort zum Teil
schon verschrottet worden.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
19
Betriebe
Generationswechsel bei Münchens U-Bahn: Am 21. Februar stellte die MVG im Bahnhof Georg-Brauchle-Ring mit dem Tw 6701 den neuen U-
Bahn-Wagentypen C2 der Öffentlichkeit vor. Solche Wagen sollen den Typ A aus den 1970er-Jahren langsam ablösen SWM/MVG (3)
Ob eine Spange hilft?
Aktuelle Situation und Projekte der U-Bahn München Mit der Einwohnerzahl wachsen
die Verkehrsprobleme in der Stadt. Zwar kann die MVG bei der U-Bahn mit Taktverdichtungen und
neuen Wagen die Belastungen mildern, aber langfristig drängt sie auf neue Lösungen …
Der Ballungsraum München wächst
und wächst. Lebten im Jahr 2000
knapp 2,5 Millionen Menschen im
Tarifgebiet des Münchner Verkehrsverbundes,
so prognostiziert die Stadtverwaltung
für das Jahr 2030 knapp drei
Millionen. Bereits in den vergangenen zwölf
Jahren stiegen die Fahrgastzahlen bei der
Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) um
21,7 Prozent auf 544 Millionen an. München
droht unter einer „Verkehrslawine“ zu
ersticken. Vor allem die U-Bahn boomt mit
jeweils zehn Millionen Passagieren mehr
pro Jahr. In den vergangenen vier Jahren
verzeichnete allein der Abschnitt Hauptbahnhof
– Königsplatz der U2 einen Fahrgastanstieg
um 34 Prozent. Die U-Bahnhöfe
im Zentrum befinden sich in den
Hauptverkehrszeiten bereits jetzt – gefühlt
– jenseits ihrer Kapazitätsgrenze.
Beispiel Sendlinger Tor: Drei Rolltreppen
je Gleis verbinden den Bahnsteig der Linien
U3/U6 mit denjenigen der Linien U1/2/7.
Wenn vier U-Bahn-Züge gleichzeitig ankommen,
wird es richtig eng.
Wachstumszonen an den Grenzen der Stadt
schaffen zusätzliche Nachfrage nach schnellen
Verkehrsverbindungen. Nicht zuletzt bringen
der Ausbau der S-Bahn-Linien sowie die Taktverdichtungen
im Regionalverkehr der DB zusätzliche
Fahrgäste in die City, die dort auf U-
Vorteile einer U9
• Entlastung der jetzt am meisten belasteten U-
Bahnstrecken und -bahnhöfe sowie der S-Bahn im
Abschnitt Hauptbahnhof – Marienplatz durch
deutliche Steigerung des Nord-Süd-Verkehrs
• Attraktivitätssteigerung durch neue Direktverbindungen
und erhebliche Fahrzeitgewinne
• Entzerrung des Fußballverkehrs durch umsteigefreie
Verbindung Hauptbahnhof – Fröttmaning
Bahn, Straßenbahn und Bus umsteigen. Eine
Taktfrequenz unterhalb von zwei Minuten ist
bei der U-Bahn jedoch nicht möglich.
Seit 2004 unternahm die MVG bereits
mehrere Anstrengungen, um der zunehmenden
Nachfrage mit entsprechenden Angeboten
nachzukommen:
• 2006: Bypass-Röhren im U-Bahnhof Marienplatz
• neue Liniennetzverknüpfungen (siehe Plan)
• dringend gebotene Kapazitätssteigerung im Oktoberfestverkehr
am Bahnhof Theresienwiese
• Steigerung der Netzflexibilität bei Störungen
und Bauarbeiten
• bessere Erschließung des Hauptbahnhofs durch
eine unterirdische Verbindung der Bahnsteige des
Eisenbahnverkehrs
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
München
Vorgesehene Verbesserungen U-Bahn-Verkehr München
• 2014: Taktverdichtung auf der U2 Nord (dadurch
50 Prozent mehr Kapazität im Abschnitt
Milbertshofen – Hauptbahnhof)
• 26. März 2014: Baubeginn der neuen Betriebswerkstätte
für die U-Bahn-Gliederzüge C 1 und
C 2 auf der Technischen Basis in Fröttmaning
• 2014: 2-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof
und Kolumbusplatz (U1/U2/U7) (bedeutet
36 Prozent mehr Platz in diesem Abschnitt)
• 2014: 6-Wagen-Züge auf der U7
• Ende 2015: Eröffnung der Trambahnstrecke
Max-Weber-Platz – Steinhausen – Berg am
Laim (S-Bahnhof)
• ab 2016: Ausbau des U-Bahnhofs Sendlinger
Tor
• ab 2017: 2-Minuten-Takt zwischen Implerstraße
und Münchner Freiheit (U3/U6) durch Verstärkung
der U6
• 2017 bis 2019: Bau der Tram-Nord-West-Tangente
zur Entlastung von U- und S-Bahn (Realisierung
hängt von den neuen Mehrheitsverhältnissen
im Stadtrat ab)
• ab 2019: eventuell Einrichtung einer U10 als
Fortführung der U6-Verstärker-Linie von der
Münchner Freiheit über den Scheidplatz in Richtung
Harthof (U2 Nord)
• 2011: Einschub der U7 als HVZ-Verstärkerlinie
der U1, U2, U5 im Abschnitt
Westfriedhof – Hauptbahnhof – Neuperlach
Zentrum mit 4-Wagen-Zügen
Eine Spange als Lösung?
Seit jeher leidet Münchens öffentlicher Nahverkehr
unter der radialen Struktur seiner
Hauptverkehrsadern. Nun greift die MVG
rund zehn Jahre alte Pläne auf, um den Verkehrskollaps
in den Bahnhöfen unter der Innenstadt
zu verhindern: Es handelt sich um
das Projekt der etwa sechs Kilometer langen
U9-Spange, das auf Machbarkeit untersucht
und im Februar 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt
wurde. U9-Spange bedeutet, die Stadt
gräbt eine neue Strecke von der Implerstraße
im Süden über (bzw. unter…) den Hauptbahnhof
zur Münchner Freiheit im Norden.
Den größten Nutzen verspricht eine Streckenführung
über den U-Bahnhof Theresienwiese
(viergleisiger Ausbau des bereits bestehenden
Bahnhofs der Linien U4/U5), eine neu
zu errichtenden Station unter dem Gleisfeld
des Hauptbahnhofs sowie über einen ebenfalls
neuen Bahnhof bei den Pinakotheken in
der Maxvorstadt zum bestehenden Bahnhof
Giselastraße (U3/U6) in Schwabing. Auch
dieser erführe wie die weitere Strecke zur
Münchner Freiheit einen viergleisigen Ausbau.
Eine sinnvolle Ergänzung bestünde in einer
Spange vom Bahnhof Theresienstraße
(U2) zum Hauptbahnhof, um eine Verbindung
von der U-Bahn-Stammstrecke 2 zur
Stammstrecke 1 zu errichten, die weitere Linienvarianten
zuließe. Außerdem wäre eine
Streckenführung westlich der Theresienwiese
mit einem U-Bahnhof Bavariapark denkbar.
Prognosen beziffern die Fahrgastzahlen auf
50.000 täglich, bis zum Jahr 2050 könnten
diese bis auf 100.000 ansteigen.
MVG-Chef Herbert König nannte die
U9-Spange bei einem Pressetermin kürzlich
2014 den „Schlüssel für das U-Bahn-Netz
der Zukunft“. Gegner des bautechnisch und
geologisch durchführbaren U9-Baus, dessen
Kosten noch nicht beziffert sind, wenden
ein, Königs Pläne seien typisch cityzentriert.
Neue U-Bahnen benötige man in der Peripherie,
um dort die Verkehrsströme, die sich
aus den Neubaugebieten speisen, aufzufangen
und dezentral zu verteilen. Bevor die
genannten Zukunftspläne allerdings Wirklichkeit
werden, investiert die MVG in das
städtische Verkehrssystem der Gegenwart.
U-Bahn-Wagen Typ C2
Am 21. Februar stellte das Unternehmen den
ersten von 21 neuen U-Bahn-Zügen vom Typ
C2 vor, der die ersten Serien des Typs A aus
den Jahren 1970 bis 1972 ablöst. Die preisgekrönte
Weiterentwicklung der seit 2001 beschafften
C1-Züge bietet mehr Platz, besitzt
LED-Leuchtbänder in den Türkanten und
Im Gegensatz zu den U-Bahnzügen vom Typ C1
gibt es im C2 keine Holzsitze mehr. Das Design
schuf wiederum Alexander Neumeister
wirkt dank einer Verschlankung der Frontpartie
schnittiger.
Über die weiteren kurz- und mittelfristig
geplanten Verbesserungen im Münchner U-
Bahn-Verkehr informiert der nebenstehende
Kasten. In den nächsten Jahren gibt es
also viel zu tun, resümiert Herbert König,
um das Münchner Nahverkehrsnetz – insbesondere
die U-Bahn – leistungsfähiger zu
machen.
PETER SCHRICKER
Die derzeit wieder diskutierten Planungen für eine „Spange“ im Münchner U-Bahnnetz
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
21
Betriebe
Gastarbeiter im Kraichgau
Der Saarbahnwagen-Einsatz bei der AVG Vier Jahre lang halfen drei Saarbahnwagen auf
der AVG-Linie S9 nach Mühlacker aus. Ende 2013 gab das Unternehmen die Flexity Link ins Saarland
zurück – die Hintergründe für ihren Einsatz, Abzug und ihre Nachfolge im Kraichgau
Das Karlsruher Modell, die Verknüpfung
von Straßenbahn- und
Eisenbahnstrecken mit Hilfe von
Zweisystemwagen, ist eine beispiellose
Erfolgsgeschichte: Binnen zwei
Jahrzehnten baute die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
mbH (AVG) ein Regionalstadtbahnnetz
von mehr als 500 Kilometern
Länge auf, das sich heute von Achern bis
Öhringen und Germersheim bis Bietigheim-
Bissingen erstreckt. Lange Zeit gingen die
Übernahme neuer Strecken und die Beschaffung
neuer Fahrzeuge Hand in Hand.
Doch nach 36 hoch- und 86 mittelflurigen,
aus dem B-Wagen abgeleiteten Düwag/Siemens-Fahrzeugen
hatte die AVG alle vereinbarten
Optionen ausgeschöpft und
schrieb ihre nächsten Zweisystemwagen im
Februar 2008 neu aus.
Spezialanfertigung für die AVG
Die Auftragsvergabe gestaltete sich unerwartet
schwierig, denn die AVG entschied
sich beim Umbau der von ihr gepachteten
Eisenbahnstrecken für die Errichtung von
55 Zentimeter hohen Bahnsteigen, während
Saarbrücken, Kassel und Chemnitz solche
mit 30 Zentimeter Höhe nutzen – eine gemeinsame
Wagenbeschaffung mit einem anderen
Betrieb schied dementsprechend aus.
So bestellte die AVG im September 2009
letztendlich 30 sogenannte „ET2010“, die
der Hersteller Bombardier in seine Flexity
Swift-Familie eingruppierte.
Im Dezember des gleichen Jahres stand jedoch
bereits die Inbetriebnahme der neuen
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
RECHTS Seit 1994 wickelt
die AVG den Verkehr
zwischen Bruchsal
und Bretten als S9
ab, seit 1999 bis
Mühlacker. Mitte der
1990er-Jahre bediente
das Unternehmen
die Strecke mit den
Gelenktriebwagen
vom Typ „Karlsruhe“
(GT8-100C/2S), hier
Tw 812 ebenfalls in
Diedelsheim
SLG. KLAUS BINDEWALD
RECHTS Linienplan
der S9, wie sie seit
1999 von der AVG
bedient wird
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
LINKS Vier Jahre auf
der AVG-Linie S9 in
Baden-Württemberg
Alltag: Flexity Link
der Saarbahn, hier
Tw 1024 im Frühjahr
2010 am Haltepunkt
Diedelsheim
BERNHARD MARTIN
Linien S51 und S52 von Karlsruhe über
Wörth nach Germersheim an, deren Fahrzeugbedarf
die AVG nicht mehr mit den vorhandenen
Zweisystemwagen decken konnte.
Die Suche nach Leihfahrzeugen mündete
in einem dreijährigen Vertrag mit der Saarbahn
GmbH über die Überlassung der Wagen
1018, 1024 und 1028, die im Saarland
aufgrund des stark verzögerten Streckenausbaus
vorerst nicht benötigt wurden.
Einschränkungen beim Gasteinsatz
Da die Saarbahnwagen im Gegensatz zu den
üblichen AVG-Fahrzeugen keine Radreifen
mit Mischprofil besitzen, war ihr Einsatz auf
den das Karlsruher Straßenbahnnetz mitbenutzenden
Stadtbahnlinien nicht möglich – zur
Auswahl standen noch die S31/S32 und die
S9. Auf den beiden erstgenannten Linien von
Menzingen und Odenheim nach Karlsruhe besteht
die Durchbindung zahlreicher Fahrten
auf die Murgtalbahn, für deren Befahrung
eine Steilstreckengenehmigung erforderlich ist,
die die Saarbahnwagen nicht besitzen. Außer-
Schlossgarten
Bruchsal
S31·S32·S3*
Jöhlingen West
Jöhlingen
Schlachthof
Helmsheim
Gondelsheim
Schlossstadion
Gondelsheim
Diedelsheim
Rinklingen
Heidelsheim Nord
Heidelsheim
Gölshausen Industrie
Bretten
Oberöwisheim
Bretten
Stadtmitte
Rechberg
Dürrenbüchig
Wössingen Wössingen Ost
Bretten-Ruit
Kleinsteinbach
Königsbach
S5
Remchingen
Wilferdingen-Singen
Stegwiesen
S4
S9
Bilfingen
Kurzer Geschichtsabriss zur S9
Die S9 befährt Teilstrecken der 1853 eröffneten
württembergischen Westbahn zwischen Bruchsal
und Bietigheim-Bissingen. Schon früh wurde die
wichtige Verbindungsstrecke zweigleisig ausgebaut,
1954 elektrifizierte die Bundesbahn den
Streckenabschnitt Bruchsal – Mühlacker. Später
ließ das Staatsbahnunternehmen die Haltepunkte
Maulbronn West, Ölbronn und Ruit auf.
Mit der Eröffnung der Schnellfahrstrecke
Mannheim – Stuttgart 1991 verlor der hier betrachtete
Abschnitt der Westbahn seinen Personenfernverkehr,
dies ermöglichte die Einrichtung
eines Stadtbahnbetriebs. Bereits am 30. Mai 1994
S32
S9
Münzesheim
Ost
Zaisenhausen
Gochsheim
Oberderdingen-
Flehingen
Bauerbach
Gölshausen
Kupferhälde
Bahnbrücken
Bretten-Schulzentrum
Wannenweg
Ölbronn-Dürrn
5 km
2014 © R. Schwandl
Münzesheim
Tunnelstr.
Bildungszentrum
Knittlingen-
Kleinvillars
Menzingen
Flehingen
Maulbronn West
Ötisheim
Sulzfeld
ICE Mannheim-Stuttgart
Maulbronn Stadt
S4
Mühlacker
Rößlesweg
S5
Mühlacker
führte die AVG die S9 zwischen Bruchsal und Bretten
ein, für die sie zusätzlich zu den drei bestehenden
Zwischenstationen vier neue Haltepunkte
einrichtete. Im Jahr 1996 folgte ein weiterer
Abschnitt nach Bruchsal-Tunnelstraße zur besseren
Erschließung der Kreisstadt.
Per 30. Mai 1999 wurde der Stadtbahnbetrieb
auf die Strecke Bretten – Mühlacker ausgedehnt
und der Bahnhof Maulbronn West reaktiviert. Mit
der zeitgleichen Verlängerung der bislang in
Pforzheim endenden S5 nach Bietigheim-Bissingen
erhielt auch das Reststück der Westbahn
Stadtbahnbetrieb.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
23
Betriebe
Der Bahnsteig von Helmsheim zeigte sich Mitte der 1990er-Jahre noch im alten Bundesbahnzustand,
als Tw 812 aus Bruchsal die Station nach Bretten verließ
SLG. KLAUS BINDEWALD
Die Saarbahnwagen
Bei den Mietwagen handelte es sich um Fahrzeuge
des Typs S1000 (Bombardier Flexity Link). Diese 37,1
Meter langen und 2,65 Meter breiten, allachs -
getriebenen Achtachser für Zweirichtungsbetrieb
bauen konzeptionell auf den Freiburger GT8 auf, sie
besitzen einen vierachsigen Mittelwagen aus Aluminiumbauweise,
auf den die beiden zweiachsigen
Endwagen aufsatteln, die als geschweißte Stahlträgergerippe
mit aufgeklebten Alublechen ausgeführt
sind. Die Fußbodenhöhe beträgt im Mittelteil 805
Millimeter über Schienenoberkante (SOK), an den
Wagenenden 600 Millimeter und zwischen den beiden
Doppeltüren im A- und B-Teil 400 Millimeter. Das
Bombardier-Werk in Brügge lieferte 1996 eine erste
Serie von 15 Fahrzeugen, vweitere 13 Wagen wurden
im Jahr 2000 am Standort Wien gebaut. Zwischen
2001 und 2005 befanden sich die Tw 1002 bis 1005,
1011 sowie 1013 leihweise in Kassel beim Regio-
Tram-Vorlaufbetrieb.
Radsatzfolge
Bo’+Bo’+Bo’
Länge
37,1 Meter
Breite
2,65 Meter
Eigengewicht
55,4 Tonnen
Sitzplätze 96
Stehplätze 147
Leistung
8 x 120 Kilowatt
Mittelfluranteil
48 Prozent
Am Stumpfgleis des Bahnhofs Bruchsal stand am 2. August 2010 der Triebwagen 1018 zur
Abfahrt auf Linie S9 über Bretten nach Mühlacker bereit
KLAUS BINDEWALD
dem werden zahlreiche Kurse der S31/S32 in
Doppeltraktion mit Zugteilung im Karlsruher
Hauptbahnhof gefahren. Da die Saarbahnwagen
nicht mit den AVG-Fahrzeugen kuppelbar
sind, hätte dieser Umstand die Einsatzflexibilität
weiter eingeschränkt.
Leihwagen: Probleme bei Hitze
Folglich teilte der Verkehrsbetrieb die Saarbahnwagen
der S9 zu und stationierte sie in
der Freiluftabstellanlage im Bahnhof Bretten,
der Leiheinsatz begann im Februar
2010. Der maximale Einsatzplan sah montags
bis freitags zwei ganztägige Dienste sowie
einen dritten Vormittagsdienst bis etwa
13.30 Uhr vor. Darunter fiel auch ein Fahrtenpaar
pro Tag von Bruchsal als S31/S32
nach Rastatt, diese Fahrt diente auch für
Überführungen zur AVG-Werkstatt in Ettlingen.
Am Wochenende stand regulär nur
ein Saarbahnwagen im Dienst.
Insgesamt bewährten sich die saarländischen
„Gastarbeiter“ gut. Dennoch erbrachten
sie selten alle vorgesehenen Einsätze. Insbesondere
an sehr heißen Sommertagen
führte der Dauerbetrieb unter Wechselstrom
zu einer Überhitzung der Transformatoren
und setzte die Fahrzeuge außer Gefecht.
Auch eine Dauertürstörung an einem der
Wagen und die Befüllung eines weiteren
Fahrzeugs mit falschem Trafoöl bei einem
HU-Aufenthalt in Köln und einer daraus resultierenden
Überhitzung der 15-Kilovolt-
Anlage waren kleinere Ärgernisse der AVG
mit den Saarbahnwagen. Für den Einsatz im
Kraichgau wurden zwar die Ansagen und
Fahrtzielanzeigen an die lokalen Bedürfnisse
angepasst, die Saarbahnwagen behielten
jedoch ihre Eigentümerinsignien und auch
im Fahrzeuginneren prangten Tarif- und Liniennetzinformationen
des Saarländischen
und nicht des Karlsruher Verkehrsverbunds.
Temporäre Verdieselung
Die Auslieferung der ET2010 begann zwar
planmäßig Ende April 2012, doch ihr Zulassungsverfahren
durch das Eisenbahnbundesamt
(EBA) verlief bislang äußerst schleppend,
so dass bis heute keine Zulassung für
den Einsatz auf Eisenbahnstrecken vorliegt.
Daher verlängerte die AVG den Mietvertrag
für die drei Saarbahnwagen um ein viertes
Jahr und hätte ihren Einsatz auf ein fünftes
Jahr ausgedehnt. Letzteres verweigerte jedoch
die Saarbahn GmbH im Hinblick auf
die Verlängerung ihrer Linie S1 nach Lebach-Jabach
im kommenden Herbst. Die
Tw 1018, 1024 und 1028 kehrten daher im
Dezember 2013 nach Saarbrücken zurück.
Als Ersatz zur Überbrückung des weiter
fortbestehenden Fahrzeugmangels mietete
die AVG drei Dieseltriebwagen des Typs
RegioShuttle von der Prignitzer Eisenbahn
für den Einsatz auf der S9 an.
BERNHARD MARTIN
24 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Nächster Halt: …
DDR-Plattenbauten prägen das Bild um die Chemnitzer Haltestelle „Heiterer Blick“, deren Namen auf eine Ausflugsgaststätte zurückgeht, die
einst in der Nähe der Chaussee nach Stollberg entstanden war. Die seit Jahren geschlossene Gaststätte ist inzwischen abgerissen CHRISTIAN MUCH
Nächster Halt:
Heiterer Blick
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog es die
Chemnitzer regelmäßig zu Ausflügen auf die
Chaussee nach Stollberg. An diesem Weg befanden
sich mehrere Gaststätten. Besonders
beliebt waren die Wirtshäuser zum „Eichhörnchen“,
zum „Wind“ und zum „Heiteren
Blick“. Aufgrund der Höhenlage der Stollberger
Straße hatten die Besucher von dort
eine weite Aussicht auf Altchemnitz und das
Vorerzgebirge.
Ab 1910 führte die zweite sächsische Omnibuslinie
an den Gasthäusern und dem Aussichtsturm
vorbei. Fortan hielten die Kraftomnibusse
auf dem Weg von Chemnitz nach
Neukirchen (Erzgebirge) an einer hier neu eingerichteten
Haltestelle. Der Gaststättenbetrieb
hielt sich bis zum Ende der 1980er-Jahre.
Bei der einheimischen Bevölkerung bürgerte
sich der Begriff „Heiterer Blick“ für das
Areal rund um die Stollberger Straße ein. Die
benachbarte Kleingartenanlage trägt seit
1917 den gleichen Namen. Planungen für
eine Straßenbahnstrecke in diesem Stadtteil,
entlang der Stollberger Straße, gab es bereits
seit den 1970er-Jahren. Zu dieser Zeit begann
hier der Bau des für 80.000 Bewohner konzipierten
Neubauwohngebietes „Fritz Heckert“.
Insgesamt entstanden in acht Baugebieten
rund 31.000 Wohnungen in Plattenbauweise.
Umgesetzt wurden die Planungen
für eine Straßenbahn in der Stollberger Straße
aber erst nach der politischen Wende. Im November
1998 nahm die Linie 4 (Hutholz –
Am Flughafen) auf dem ersten Abschnitt der
Neubaustrecke den Betrieb auf. Aufgrund der
Bekanntheit des Namens trägt die in dem Bereich
liegende Straßenbahnhaltestelle von Anfang
an den Namen „Heiterer Blick“. Und
auch heute noch hat man aus den Triebwagen
heraus bei gutem Wetter eine herrliche Aussicht
auf die Stadtteile Altchemnitz, Reichenhain,
Markersdorf und Helbersdorf.
Anfangs verkehrten zur Stollberger Straße
nur Tatra-T3D Heck an Heck. Die Interimsendstelle
Am Flughafen hatte keine Wendeschleife
und die Zweirichtungs-Variobahnen
waren schon bestellt, aber noch nicht ausgeliefert.
Die durchgehende Straßenbahnstrecke bis
in die Innenstadt wurde in zwei weiteren Bauabschnitten
bis 2004 fertig gestellt. Seitdem
können auf der Linie 4 auch Einrichtungsfahrzeuge
eingesetzt werden. CHRISTIAN MUCH
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
25
Betriebe
Ein klassischer Düwag-Zug der Typen E 1 +C 4 passiert das Parlament – sichtbar
sind auch der 103 Meter hohe Rathausturm und rechts im Hintergrund die
Zwillingstürme der Votivkirche. Der 1976 gebaute Triebwagen und der Beiwagen
tragen Werbung für das Burgtheater WOLFGANG KAISER
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Österreich: Wien
Paradedestrecke mit
Kunst und Kultur
Wiens Linie 1 im Porträt Von der im Oktober 2008 in ihrem heutigen Verlauf eingerichteten
Linie lässt sich eine Vielzahl der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten entdecken. Doch die den Ring
und Kai fast umrundenden Straßenbahnwagen sind mit ihren Lackierungen oft selbst ein Blickfang!
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
27
Betriebe
Die Urania wurde 1910 am Aspernplatz und direkt am Ufer des Donaukanals erbaut. Seit 1976
ist der Platz nach dem ehemaligen Bundeskanzler Julius Raab benannt WOLFGANG KAISER (2)
Die Wiener Linie 1 eignet sich nicht
nur für Straßenbahnfreunde ganz
besonderes zu Entdeckungen in
Österreichs Bundeshauptstadt.
Vom Ring aus führt sie durch den 2., 3., 4.,
5. und 10. Bezirk mit Wasserturm, Hundertwasser-Haus,
Prater und ganz viel Atmosphäre
aus mehreren Jahrhunderten.
Unser Porträt startet jedoch am südlichen
Endpunkt der Linie, am Stefan-Fadinger-
Platz. Dieser liegt tief im 10. Wiener Gemeindebezirk
„Favoriten“. Es ist – wie der
Wiener sagt – ein klassischer „Hackler-
Hieb“, also ein Arbeiterbezirk. Die Schleife
der Straßenbahn grenzt hier an die vielbefahrene
Raxstraße, unweit des 1899
erbauten Favoritner Wasserturms mit seinen
67 Metern Höhe.
Nun beginnt eine Stadtbesichtigung der
besonderen Art, nämlich mit unserem „Einser“.
In Wien ist die Straßenbahn traditionell
männlich, es ist also nicht „Die Eins“,
sondern „Der Einser“. Denkt man sich den
Zusatz „-Wagen“ hinzu, so erklärt sich diese
Besonderheit. Ohnehin lieben die Wiener
ihre Straßenbahn – was sie aber nicht unbedingt
zugeben werden. Doch alleine die
liebevolle Bezeichnung „Bim“ zeigt die
Wertschätzung für ihre auf aktuell über 400
Kilometern Gleislänge mit 29 Linien verkehrende
Straßenbahn.
Erstes Rendezvous mit ULF
Besteigen wir also den nächsten Wagen für
unsere rund 45-minütige Fahrt. Es wird
wahrscheinlich entweder ein ULF sein, ein
„Ultra-Low-Floor“-Fahrzeug mit 197 Millimetern
Einstiegshöhe, oder einer der 1977
bis 1990 in Lizenz gebauten, beiwagenbehangenen
Hochflurer des Düwag-Typs
„Mannheim“, in Wien als Typ E 2 bezeichnet.
Mit etwas Glück kann man auch noch
einen der 137 Anfang 2014 noch im Unterhaltungsbestand
der Wiener Linien befindlichen
Sechsachser mit der klassischen Düwag-Front
und mit Blechscheiben für die
Liniennummern antreffen, die als Typ E 1
geführt werden.
Direkt nach Fahrtbeginn kommen wir am
denkmalgeschützten Wasserturm vorbei.
Gleich nach der Haltestelle Windtenstraße
biegt unser Zug scharf rechts in die Knöllgasse
ein. Dabei sollten wir nach links schauen:
Am Ende der Straße ist die „Spinnerin am
Ein anlässlich der Eröffnung der neuen Linie 1 am 26. Oktober 2008 geschmückter Zug fährt in der
seinerzeit noch unsanierten USTRAB-Haltestelle Laurenzgasse stadteinwärts HERWIG LUTTENBERGER (2)
Kreuz“ sichtbar – dieses Wahrzeichen aus
dem 14. Jahrhundert bezeichnet den Punkt,
von dem aus man im Mittelalter den ersten
Blick auf die Stadt hatte. Hier befand sich
aber mit einem Galgen auch mehrere Jahrhunderte
die Hinrichtungsstätte Wiens.
Unsere Fahrt geht weiter durch eine ruhige
Wohnstraße merklich bergab. Nach
der Haltestelle Knöllgasse, Quellenstraße
vereinigen wir uns mit dem von rechts
kommenden „6er“ und fahren auf einer
Rampe in die in den 1960er-Jahren entstandene
Unterpflasterstraßenbahn. Gleich
ist die große Umsteigestation Matzleinsdorfer
Platz erreicht. In diesem unterirdischen
Stationsbauwerk liegt ein Gleisdreieck,
das von vier Straßenbahnlinien sowie
der Badner Bahn (die Lokalbahn Wien –
Baden) befahren wird, wodurch pro Stunden
bis zu 100 Fahrten gezählt werden
können. Es trennen sich auch die Wege der
Linien 1 und 6 – unser Zug biegt nach
rechts ab und wir vereinigen uns mit den
Linien 18, 62 sowie der Badner Bahn zur
Fahrt in Richtung Innenstadt.
Nur noch ein
kurzes Stück unterirdisch
An der Haltestelle Kliebergasse verläuft die
Strecke der Linie 18 geradeaus weiter in
Richtung Hauptbahnhof, wogegen wir nach
links abbiegen. Im nächsten Bogen laut
quietschend und aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkung
auf 15 km/h sehr
langsam erreichen wir die Haltestelle Laurenzgasse,
nach der wir über eine langgezogene
Rampe wieder ans Tageslicht kommen.
Dort erwartet uns bereits die Haltestelle Johann-Strauß-Gasse
im Straßenniveau.
Jetzt sind wir mitten im 4. Bezirk auf der
Wiedner Hauptstraße unterwegs, passieren
das aus dem Jahr 1880 stammende Café
Wortner und erreichen die Haltestelle Mayerhofgasse.
Etwas weiter auf dem Weg liegen
linker Hand in der Waaggasse das beliebte
„Wieden Bräu“ und rechts an der Ecke der
„Rainer-Hof“ im Art-Deco-Stil. Direkt neben
der Haltestelle Paulanergasse steht die
1651 fertiggestellte Paulanerkirche.
Vorbei an einigen wunderschönen alten
Geschäftshausfassaden und dem Rilkeplatz
wird die Haltestelle Resselgasse erreicht.
Der eher trostlose Bau links beherbergt einen
Teil der Technischen Universität.
Erstes Feuerwerk
an Sehenswürdigkeiten
Nun heißt es schnell sein, denn gleich gilt es,
eine Vielzahl von Eindrücken zu verarbeiten:
Rechter Hand hinter dem Resselpark thront
die mächtige Karlskirche. Noch weiter
rechts steht das herrliche alte Gebäude der
Technischen Universität. Einen Augenblick
später kommen rechts voraus das Künstlerhaus
und das Haus der Wiener Kaufmann-
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Österreich: Wien
Ein ULF am 22. März 2010 in der Endhaltestelle Stefan-Fadinger-Platz. Die anfangs eingesetzten kurzen ULF ersetzten die Wiener Linien aufgrund
der hohen Fahrgastzahlen bald durch lange Fahrzeuge dieses Typs. In dem Gebäude rechts befindet sich der Pausenraum des Personals
schaft in Sicht. Doch vergessen wir nicht die
linke Seite: Auf der Secession strahlt die Kuppel
mit ihrem vergoldeten Blätterwerk, genannt
„Krauthappel“ und hinter dem alleinstehenden
Gebäude – dem ehemaligen
Verkehrsbüro – beginnt die Reihe der Verkaufsstände
und Lokale des legendären Naschmarktes,
dem bedeutendsten Obst- und
Gemüsemarkt Wiens. Ins Auge fällt an der
nächsten Haltestelle Karlsplatz direkt rechts
der Jugendstil-Pavillon, in dem ein Abgang
Die „Spinnerin am Kreuz“: In diesem Bereich
fanden früher die Hinrichtungen statt – mit
Blick auf die Stadt Wien
zur U-Bahn integriert ist. Er stammt vom
Wiener Architekten Otto Wagner und wurde
1898 als Eingang für die Stadtbahn (heute
hier U4) errichtet. Wir überqueren die sogenannte
„Zweier-Linie“ als Parallelstraße zur
mondänen Ringstraße. Hier verkehrten einst
die Linien mit Nummer oder Index zwei, also
2, E2 (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen
Wagentype!), G2, H2 und einige andere
mehr. Seit 1980 fährt hier die U2 und es
liegen nur noch Betriebsgleise oberirdisch.
Unsere Fahrt führt uns in die schmale
Akademiestraße, wo von links die derzeit linienmäßig
nicht befahrene Blockschleife
Bösendorferstraße einmündet und uns die
Linien 62 und die Badner Bahn verlassen.
Rechts passieren wir das Künstlerhaus mit
dem gleichnamigen Kino und das dahinter
liegende wunderschöne Gebäude des Wiener
Musikvereins, wo alljährlich das Neujahrskonzert
stattfindet.
Auf der legendären Ringstraße
Schon ist die weltweit bekannte Ringstraße
erreicht: Wir biegen nach links auf diese ein,
vereinigen uns mit den hier verkehrenden
Ringlinien 2, 71 sowie D und schon sind
wir an der Haltestelle Kärntner Ring/Oper.
Gleich nach der Abfahrt queren wir die
Kärntner Straße, die rechts zum Stephansplatz
mit dem im Hintergrund sichtbaren
Stephansdom führt, den die Wiener liebevoll
„Steffl“ nennen. Sofort folgt die im Jahr
1869 eröffnete prächtige Staatsoper.
Es geht den Opernring leicht bergauf, wobei
unsere Gleise am rechten Rand der im
Uhrzeigersinn als Einbahnstraße eingerichteten
Hauptfahrbahn liegen. Die Ringstraße
selbst legt sich quasi in U-Form um die
Innere Stadt, den 1. Bezirk. Geschlossen
wird dieses „U“ vom Kai des Donaukanals.
Bis 2008 verkehrten die Linien 1 und 2 im
Uhrzeigersinn bzw. dagegen „Ring-Rund“,
seit dem ist es die gelblackierte „Vienna
Ring Tram“ zum Sondertarif.
An der Haltestelle Burgring können wir
links in die von vielen Bäumen gesäumte
Babenbergerstraße hineinblicken, die dann
in die Mariahilfer Straße (eine beliebte Einkaufsmeile)
übergeht.
Ein Wagen des Typs E 2 vor dem farbenprächtigen
Favoritner Wasserturm auf seinem Weg
in Richtung Innenstadt THOMAS ADOLPH (2)
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
29
Betriebe
Ein auf Linie 1 fahrender ULF hat gerade die Haltestelle Kärntner Ring/Oper in Richtung Prater Hauptallee verlassen und wird gleich die Staatsoper
passieren. An dieser Kreuzung wurde 1926 die erste Verkehrslichtsignalanlage Wiens installiert WOLFGANG KAISER (2)
Daten & Fakten: Wiens Linie 1
Linienlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,4 km
Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26.10.2008
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm
Anzahl Haltestellen:. . . . . . 29 (Richtung Stefan-
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fadinger-Platz)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 (Gegenrichtung)
Fahrzeit:
Stefan-Fadinger-Platz Richtung
Prater Hauptallee: . . . . . . . . . . . . . . 44 Minuten
Prater Hauptallee Richtung
Stefan-Fadinger-Platz: . . . . . . . . . . . 45 Minuten
Takt: Mo-Fr: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5-7 Minuten
Sa, So:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Minuten
Tarif Gesamtstrecke: . . . . . . . . Verkehrsverbund
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ost-Region (VOR)
Einzelticket: . . . . . . . . . 2,10 Euro im Vorverkauf
. . . . . . . . . . . . . . . . und 2,20 Euro im Fahrzeug
24-Stunden-Karte:. . . . . . . . . . . . . . . . 7,10 Euro
Fahrzeugeinsatz:. . . . . . . . . seit 02.11.2010 ULF
(Utra-Low-Floor) der langen
Typen B und B1 (gebaut ab 1995)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . seit 09.12.2012 E 2 +c 5
(Lizenzbau des Typs „Mannheim“,
gebaut 1977 bis 1990)
. . . . selten E 1 +c 3/4 (Lizenzbau des Düwag-Typs,
gebaut 1967 bis 1976)
Wir bleiben auf der Ringstraße und viel zu
schnell rauschen die Sehenswürdigkeiten an
uns vorbei: Links finden wir die Zwillingsgebäude
von Kunsthistorischem und Naturhistorischem
Museum, getrennt durch den
Maria-Theresien-Platz mit gleichnamigem
Denkmal der ehemaligen österreichischen
Kaiserin. Dahinter liegen die früheren Hofstallungen,
das heutige Museumsquartier.
Im Schatten der Hofburg
Rechts passieren wir nun zunächst den Burggarten,
danach die Hofburg mit der österreichischen
Nationalbibliothek sowie dem
Burgtor und schließlich den Volksgarten.
Gleich erreichen wir die Haltestelle Dr.-
Karl-Renner-Ring, die viele Wiener unverändert
„Bellaria“ nennen. Hier zweigt ein Gleis
nach links ab und mündet in die Schleifenanlage
der Linien 46 und 49. Ein anderes
Gleis führt aus der einmündenden Bellariastraße
zu uns. Beide Verbindungen werden
regulär jedoch nicht von Linien befahren.
Anders ist das, nachdem wir nach rechts
gefahren sind und das 1883 eingeweihte
Parlament der Republik Österreich links liegengelassen
haben. Hier verlässt uns nämlich
die Linie 2 nach links abbiegend auf ihrer
Fahrt bis raus nach Ottakring.
Wir folgen weiter der Ringstraße und
links liegt das geradezu trutzige, 1883 im
Stil der Neogotik vollendete Rathaus. Der
Platz davor wird stets für Veranstaltungen
wie zum Beispiel den Christkindlmarkt,
Hier in der Wiedner Hauptstraße bei der Paulanerkirche harmonieren die Gründerzeitfassaden mit
den Blumenbeeten. Ulf haben die Altbauwagen vom Typ E 1 inzwischen fast vollständig verdrängt
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Österreich: Wien
Foto- und Gaststätten-Tipps
In den oberirdisch trassierten Bereichen der Linie
1 befinden sich fast überall attraktive Fotostandpunkte.
Besonders nette Motive bieten
sich auf der Wiedner Hauptstraße bei dichter
Zugfolge, den ganzen Ring entlang, am Donaukanal,
an der Brücke der U-Bahn über den Wienfluss
sowie am Prater. Das Hundertwasserhaus
lässt sich hingegen aufgrund sehr schlechter
Lichtverhältnisse kaum perfekt fotografieren.
Wien hat eine exzellente Küche – sehr typisch
gibt es sie im Lokal „Wiener Küche“ (Wiedner
Hauptstraße 27–29) und im „Hansy“ (Heinestraße
42, direkt am Praterstern). Selbstgebrautes
Bier und Gemütlichkeit findet man z. B. im
„Wieden Bräu“ (Waaggasse 5).
An der Haltestelle Dr.-Karl-Renner-Ring („Bellaria“) kreuzt einer der häufig verkehrenden Oldtimer
– hier der 1927 gebaute Wagen 4023 – mit einem ULF der Linie 1 THOMAS ADOLPH (2)
Freiluftfilmvorführungen oder auch eine
Eislauffläche genutzt. Direkt gegenüber,
also aus der Straßenbahn rechter Hand, haben
wir eine der wichtigsten Bühnen des
deutschsprachigen Theaters und großen
Stolz Wiens: das oft nur kurz „die Burg“ genannte
Burgtheater.
Nach kurzem Halt geht es weiter vorbei an
einem der mondänsten Ringstraßencafés,
dem Café Landtmann. An der nächsten Ecke
liegt hinter dem kleinen Platz mit dem Liebenbergdenkmal
auf einem kleinen Hügel
die Mölkerbastei, der letzte größere Rest der
einst Wien umgebenden Stadtbefestigung.
Das links den ganzen Häuserblock einnehmende
Gebäude ist die Universität.
Der heute unter anderem
als Restaurant genutzte Glasbau
des Palmenhauses im Burggarten
– im Hintergrund ist ein
Teil der Hofburg sichtbar
Zwischen Schottentor
und „Bermuda-Dreieck“
Nach einem Rechtsbogen ist die große Umsteigehaltestelle
Schottentor erreicht. Die
hier befindlichen Verbindungsgleise sind übrigens
ebenfalls ohne Linienverkehr. Beherrscht
wird die Szenerie von der neugotischen
Votivkirche.
Leicht abwärts erreichen wir die Alte Börse
(rechts), wo uns nun die beiden letzten
begleitenden Linien 71 und D nach links
verlassen und dann nähern wir uns dem
Donaukanal. Begrüßt werden wir vom ersten
nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien
errichteten Hochhaus, dem 23 Stockwerke
zählenden Ringturm. Nach einem recht
scharfen Rechtsbogen sind wir auf dem
Franz-Josefs-Kai (die Wiener sprechen das
immer noch historisch „Quay“ aus). Von
links kommt die hier endende Linie 31 auf
eigenen Gleisen (mit Verbindungen). Wir
folgen dem Donaukanal und beschattet von
mächtigen Alleebäumen erreichen wir den
mit dem Schwedenplatz verbundenen Morzinplatz.
Gleich rechts sehen wir die wohl älteste
erhaltene Kirche Wiens, die vor dem 13.
Jahrhundert gebaute Ruprechtskirche. Die
danebenliegende Treppe bzw. Gassen führen
in das „Bermuda-Dreieck“, Wiens Lokal-
und Szeneviertel. Der Name rührt daher,
weil hier in lang durchfeierten Nächten
mindestens genauso viele Zecher verloren
gegangen sein sollen, wie im echten Bermuda-Dreieck
Flugzeuge und Schiffe.
Am Schwedenplatz befindet sich auch
eine große Gleisschleife in Form einer
Blockumfahrung und zweimaliger Überquerung
des Donaukanals. Über die Marienbrücke
kommend mündet die Linie 2 in
unser Gleis ein; die Strecke über die gleich
folgende Schwedenbrücke hat derzeit keinen
Linienverkehr.
Die Fahrt zum Hundertwasserhaus
Wir fahren nun weiter den Kai entlang bis
zur Aspernbrücke. Hier biegt die uns kurz
begleitende Linie 2 nach rechts in den Stubenring
ab, wogegen wir die Reise geradeaus
fortsetzen. Links steht die Urania, ein 1910
eröffnetes Volksbildungsheim mit Sternwarte
und Kino. Danach überqueren wir gleich
den Wienfluss, der hinter der Urania in den
Donaukanal mündet. Ein Stück flussaufwärts
führt die U4 auf einer schräg stehenden
Brücke über die Wien, wobei sie auf beiden
Seiten sofort wieder in einem Tunnel
verschwindet – und genau oben drüber verläuft
der Zollamtssteg, eine Fußgängerbrücke
– und perfekter Fotostandort!
Links sehen wir noch das Gebäude der Wiener
Rettungsgesellschaft, bevor wir durch eine
kurze Fußgängerzone fahren. An deren Ende
kommen wir wieder an eine Gleiskreuzung,
wo von rechts die Strecke der Linie O (oh,
nicht Null!) einmündet. Nun im 3. Wiener
Gemeindebezirk „Landstraße“ erreichen wir
auf der Fahrt vorbei an der aus einer winzigen
Seitenstraße einmündenden Matthäusschleife
für kurzgeführte Linien den Radetzkyplatz.
Der O-Wagen verlässt uns nach links vor dem
Viadukt mit der Schnellbahn. Diese unterqueren
wir und nähern uns dem Hundertwasser-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
31
)
O
O
O
Betriebe
Begegnung am Schwedenplatz im Mai 2011: Den „Einser“ flankiert links ein Zug der Linie 2 in Richtung
Friedrich-Engels-Platz und rechts eine gelb lackierte „Vienna-Ring-Tram“ HERWIG LUTTENBERGER
5·33
U3
Alser Str.
Siebensterngasse
Pilgramgasse
37·38·40·41·42
Währinger Str.
46
U2
49
43·44
)
1·71·D
D
1·2·71·D
)
U4
U3
U4
U2
Mayerhofgasse
1
U1
U2
Karlsplatz
Resselgasse
Gußhausstr.
)
)
)
Schwarzenbergplatz
Prinz-Eugen-Str.
2
Rennweg
Unteres
Belvedere
Schloss
Belvedere
Taborstr.
1·2
2
)
)
Am Heumarkt
Plößlgasse
D
71
)
Kölblgasse
)
Fasangasse
O
Ungargasse
Ungargasse/Neulinggasse
Rennweg
O
Franzensbrückenstr.
1
)
Löwengasse
Kleistgasse
Schlachthausgasse
Baumgasse
Oberzellergasse
Viehmarktgasse
Rennweg
U3
Rotundenallee
Museumsquartier
Taubstummengasse
Kettenbrückengasse
Neubaugasse
Paulanergasse
)
Kardinal-Nagl-Platz
1
Donaukanal
Straßenbahnmuseum
18
U2
Rotunde
haus, einem der touristischen Höhepunkte unserer
Fahrt. Es sei empfohlen, die Straßenbahn
an der Haltestelle Hetzgasse zu verlassen und
die Straße zu Fuß weiter zu gehen.
Die geschwungenen Formen und die Einbeziehung
der Natur dieses Gemeindebaus (einem
sozialen Wohnbau) zeigen die typische
Art des österreichischen Künstlers Friedensreich
Hundertwasser. Das Haus selbst ist öffentlich
nicht zugänglich, aber nur wenige Minuten
entfernt ist das „Kunsthaus Wien“ zu
finden, in dem sich ein Hundertwasser-Museum
befindet.
Die Endhaltestelle naht
An der Haltestelle Löwengasse besteigen
wir wieder unseren „1er“, der nach einem
scharfen Linksbogen gleich wieder den Donaukanal
erreicht. Diesen überqueren wir
aber nun auf der Rotundenbrücke.
Noch zwei Häuserblöcke und die grüne
Lunge Wiens ist erreicht: Der Prater! Zwar
denkt man bei diesem Namen meist sofort
an das Riesenrad und den Vergnügungspark,
doch eigentlich handelt es sich um
eine rund sechs Quadratkilometer große
U4
(
Johann-Strauß-Gasse
Laurenzgasse
Kliebergasse
Matzleinsdorfer Platz
Eichenstraße
6·18·62·WLB
Knöllgasse
Windtenstr.
Knöllgasse
(
1
Stefan-Fadinger-Platz
(
Bernhardtstalgasse Quellenstr. Quellenplatz
Davidgasse/Knöllgasse
Troststraße/Knöllgasse
Windtenstraße
1·6
1·62·WLB
6
Wiedner Hauptstr.
Neilreichgasse
Troststr./Neilreichgasse
Hauptbahnhof/
Südtiroler Pl.
18
)
Columbusplatz
Laxenburger Str./
Gudrunstr.
Arthaberplatz
Troststr.
U1
Quartier Belvedere
Laxenburger Str.
67·O
(
WIEN
Hbf
6·67
D
Alfred-Adler-Straße
Keplerplatz
Quellenstr./
Favoritenstr.
U1
Reumannplatz
Laxenburger Str./Troststr.
Migerkastr.
O Rudolfshügelgasse
Raxstraße/ Schleiergasse
O
67
Favoritenstr.
Fasangasse
18
Hauptbahnhof Ost
Gellertplatz
Troststraße
)
(Gudrunstr.)
6
Quellenstr.
Bauernfeldplatz
Obere Taborstraße
Sensengasse
Donaustraße
5 O
Praterstern
Messe-Prater
Schlickgasse
Schottenring
Prater Hauptbahnhof
Börse 71
31 Karmeliterplatz
Nestroyplatz
Schwarzspanierstr. Peregring.
Prater-Liliputbahn
Lange
Franzensbrücke
Schottentor
Börsegasse/ Salztorbrücke
Gasse
Schweizerhaus-
Wipplingerstr.
Gredlerstr.
Luftburg
Marienbrücke Radetzkyplatz
37 38 40
Hintere
Landesgerichtsstraße
Zollamtsstr.
41 42 43 44 Schwedenplatz
Rathausplatz/Burgtheater
Julius-Raab-
Prater Hauptallee
Platz
Hetzgasse
Rathaus 2
Herrengasse
Stubentor
Marxergasse
Stadiongasse/Parlament
Schmerlingplatz
Stephansplatz
Landstraße
Dr.-Karl-Renner-Ring
Wittelsbachstraße
Auerspergstr.
Wien Mitte Löwengasse
46 49
CAT
Weihburggasse
Volkstheater
Burgring WLB 62
Rochusgasse
Kärntner Ring
Oper
Stadtpark
Sechskrügelgasse
Stiftgasse
Blechturmgasse
Heinrich-Drimmel-
Platz
Wildgansplatz
(Arsenal)
proj.
Gudrunstr.
Absberggasse
1 km
Sankt
Marx
)
71
Geiereckstr.
Geiselbergstr.
Litfaßstr.
Simmeringer Hauptstr.
Siemens
(SGP)
Auszug aus:
Schwandl‘s Tram Atlas Schweiz & Österreich
Neuauflage Juni 2014
Der Linienplan von Wiens „Einser“ – bearbeiteter Ausschnitt aus dem in Vorbereitung
befindlichen Tram Atlas Schweiz & Österreich 2014
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Österreich: Wien
Nützliche Links und Foren
• Wiener Linien: www.wienerlinien.at
• Wiener Straßenbahnmuseum
(Wiedereröffnung im September 2014):
http://goo.gl/gop9s6
• Anmietung von Oldtimern aus den Jahren
1913 und 1928/1929 für eigene Stadtrundfahrten
mit der Straßenbahn:
www.rentabim.at
• Forum zur Wiener Straßenbahn:
www.tramwayforum.at, www.fpdwl.at
Parkanlage mit Wiesen, alten Donauarmen
und Waldgebieten. Auf einem mit Zaun gesicherten
Gleisbereich geht es durch die ausgedehnten
Grünanlagen flott voran und
schnell ist die Endhaltestelle Prater Hauptallee
mit ihrer doppelten Schleife und einem
Stockgleis erreicht. Hier, inmitten des Erholungsgebiets,
endet unsere Fahrt.
Wer gut zu Fuß ist, dem sei der Spaziergang
auf der vor uns querenden autofreien
RECHTS Das 1897 errichtete
Riesenrad im Prater
war einst eines der
größten der Welt und
wurde spätestens
durch den Film „Der
dritte Mann“ aus dem
Jahr 1949 legendär
THOMAS ADOLPH
UNTEN Der beklebte
ULF 608 fährt vor dem
Parlament entlang
des Volksgartens. Im
Hintergrund sind Teile
der Hofburg sowie
der Südturm des Stephansdoms
sichtbar
Prater-Hauptallee nach links empfohlen. Auf
dieser geht es zum „Wurstelprater“, dem eigentlichen
Vergnügungspark. Oder man
nimmt für die Fahrt zum Riesenrad die zeitweise
noch immer mit Dampfloks bespannte
Liliputbahn, deren Haltestelle sich schräg
gegenüber befindet. Für eine Stärkung mit
Bier und einer knusprigen Stelze (die Bayern
würden Schweinshaxe dazu sagen) bietet
sich unweit das Schweizerhaus an.
Die Rückfahrt kann dann vom nahen,
mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend
erschlossenen Praterstern aus erfolgen.
Also – auf nach Wien! THOMAS ADOLPH
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
33
Betriebe
Weiter geht’s
im Sauseschritt
Netzausbau in Antwerpen Kaum startete in der heimlichen
Hauptstadt Flanderns das Straßenbahnprojekt Livan 1,
stimmte das Verkehrsministerium dem Bau von drei weiteren
Verbindungen bis zum Jahr 2020 zu. Ein Rückblick auf
das abgeschlossene Projekt Brabo 1 sowie in die Zukunft
34 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Belgien: Antwerpen
Die Straßenbahn Antwerpen blickt
im Jahr 2014 auf eine 141-jährige
Geschichte zurück. Am 25. Mai
1873 als Pferdebahn eröffnet, begann
am 2. September 1902 der elektrische
Linienbetrieb. Seit 1991 wird sie vom flämischen
Verkehrsunternehmen De Lijn betrieben.
Mit Unterstützung der Staats- und
Regionalregierung befindet sich das Netz
der meterspurigen Straßenbahn seit der
Jahrtausendwende ständig im Wachstum
(siehe Kasten S. 37). Die Bauprojekte tragen
dabei unterschiedliche Titel, nach denen folgende
Berichte gegliedert sind.
Das Projekt Brabo 1
Am 14. April 2012 nahmen De Lijn im
Nordosten Antwerpens die Verlängerung
der Linie 10 von Deurne in Richtung Osten
nach Wijnegem in Betrieb. Die Straßenbahn
verkehrt dabei auf der Trasse einer 1962
stillgelegten NMVB-Trambahnstrecke in
Richtung Oostmalle/Turnhout. Die zum
Projekt Brabo 1 gehörende Neubaustrecke
verläuft im Mittelstreifen der August van de
Wielelei und führt gradlinig bis zur (Zwischen-)Endschleife
Fortveld. Die Streckenlänge
beträgt 2,7 Kilometer. Noch offen ist,
wann die Erweiterung von Fortveld nach
Grens Schilde (3,0 Kilometer) entsteht.
Ebenfalls am 14. April 2012 ging die Verlängerung
der Linie 5 vom bisherigen Endpunkt
Wim-Saerens-Plein nach Süden durch
die Ruggeveldlaan bis zur einen Kilometer
entfernten Neubaustrecke der Linie 10 in
Betrieb, von wo seitdem beide Linien bis
Wijnegem führen. Dort entstand im Kreuzungsbereich
August van Wielelei und
Krijgsbaan zugleich ein neuer Betriebshof.
Mit der Verlängerung der Linie 15 um
drei Kilometer von Mortsel nach Boechout
fand das Projekt Brabo I am 13. August
2012 seinen Abschluss. Die Trasse führt zunächst
durch die Statielei und den Lierse -
steenweg in Richtung Südosten. In Höhe
Oude Steenweg biegt der Liersesteenweg in
Richtung Osten ab und führt in einem großen
Bogen über die nach Lint führende Eisenbahnstrecke
hinweg. Im Kreuzungsbereich
mit dem Borsbeeksesteenweg liegt der
neue Endpunkt der Linie 15: Boechout Capenberg.
Neben ihm entstand eine große
P+R-Anlage. Die Investitionskosten für Brabo
1 beliefen sich insgesamt auf etwa 124
Millionen Euro.
Das Projekt Brabo 2
Im September 2011 erteilte die flämische
Regionalregierung drei weiteren Netzerweiterungen
grünes Licht – dem Programm
LINKS Nur wenige Schritte von der Centraal
Station entfernt, liegt das „chinesische Viertel“,
durch das auch die Linie 12 führt
ALLE FOTOS: JÜRGEN BURMEISTER
Mit 155 Einheiten bilden die PCC-Wagen noch immer die tragende Säule des Fahrzeugbestands
in Antwerpen, hier zwei Doppeltraktionen auf der Strecke nach Wijnegem
In den Jahren 2006/07 erhielt der Bolivarplaats (früherer Südbahnhof) von zwei Seiten einen
neuen Tramanschluss, ein dritter durch die Brusselstraat soll folgen
Brabo 2. Die Gesamtlänge der geplanten
Neubaustrecken beträgt 9,3 Kilometer.
Größtes Einzelprojekt stellt der (Wieder-)
Anschluss von Ekeren an das Antwerpener
Straßenbahnnetz dar. Das erste Teilprojekt
mit einer Länge von 6,4 Kilometern beinhaltet
die Renaissance der Straßenbahnverbindung
vom Rooseveltplaats über den Italielei
zum Noorderplaats und weiter entlang
der Norderlaan über Metropolis (Linie 6)
und den Betriebshof Punt aan de Lijn bis
„De Mieren“ am Südrand von Ekeren. Zu
einem späteren Zeitpunkt ist die Weiterführung
in Richtung Norden bis Leugenberg
vorgesehen.
Aus drei Bausteinen besteht das Teilprojekt
Tramanschluss Eilandje, einem ehemaligen
Hafengebiet, in dem nun unter anderem
Wohnungen entstehen.
Zum ersten wird eine 900 Meter lange
Nord-Süd-Trasse im Anschluss an die derzeitigen
Endstelle Sint Pietersvliet gebaut.
Daten & Fakten:
Straßenbahn Antwerpen
Betreiber:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . De Lijn
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm
Streckenlänge: . . . . . 72 km (Stand 31.12.2013)
Linienlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,6 km
Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
kürzeste Linie: . . . . . . . . . Linie 11, Melkmarkt –
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berchem (4,6 km)
längste Linie:. . . . . . . . . . . . . Linie 4, Hoboken –
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silsburg (14,6 km)
Betriebshöfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Stromsystem: . . . . . . . . . . 600 Volt Gleichstrom
Fahrzeuge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
davon PCC: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
davon Hermelijn: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
(inkl. 5 auf der Küstenlinie eingesetzte Pooltram)
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
35
Betriebe
Am Stadtrand Richtung Wijnegem entstand 2012 ein neuer Trambetriebshof
Beveren
3
Zwijndrecht
Zwijndrecht
ANTWERPEN
Premetro-Tunnel
Tram
Projekte:
Brabo 2
Livan 1
Livan 2
SNCB-Bahnstrecke
2014 © Robert Schwandl
Sint-Pietersvliet
5 9
7
15
10 11
Melkmarkt
Linkeroever Groenplaats
12
Bolivarplaats
Zwaantjes
Schelde
2 4
Hoboken 24
Kioskplaats Schoonselhof
6
Luchtbal
Metropolis
Brusselstraat
Antwerpen-
Zuid
De Mieren
Olympiade
6
Wilrijk
Merksem
2 3
Astrid
Ruggeveldlaan
(Zegel)
ANTWERPEN Morckhovenlei
CENTRAAL
Antwerpen-Oost Florent Pauwelslei
11
Eksterlaar
9
Silsburg
Groenenhoek 4 24
Rooseveltplaats
Antwerpen-
Berchem
7
Mortsel
P+R Kontich
12
Sportpaleis
Mortsel
Der aktuelle Liniennetzplan Antwerpens mit Planungen für die Zukunft
Albertkanaal
5 10
Wijnegem
Wommelgem
P+R
15
Boechout
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
Etwa in Streckenmitte zweigt eine 800 Meter
lange Ost-West-Strecke über Londenstraat
und Amsterdamstraat zur ebenfalls
vorgesehenen Strecke nach Ekeren ab. Und
schließlich führt von dieser Ost-West-Strecke
eine 600 Meter lange Zweigstrecke am
Kattendijkdok Oostkaaistraat in Richtung
Norden.
Kürzeste Teilstrecke des Projektes Brabo
2 bildet eine Querverbindung vom Bolivarplaats
(Linie 12) durch die Brusselstraat zur
Brederodestraat (Linien 4 und 24), ihre
Länge beträgt 500 Meter.
Das Projekt Livan 1
Im März 2013 begannen die Arbeiten am
Projekt Livan 1. Zentraler Baustein ist eine
Tramverbindung zwischen dem Stadtzentrum
und der Autobahnausfahrt Wommelgem.
Für das Programm müssen sowohl
neuer Streckenabschnitte errichtet als auch
ein Teil der Linie 24 nach Silsburg mitbenutzt
sowie ein Bereich der vor 32 Jahren
im Rohbau fertiggestellten zweiten Tram-
Tunnelachse komplettiert werden.
Die neue Linie hat ihren Endpunkt in einer
unterirdischen Schleife unter dem Rooseveltplaats.
Astrid heißt die erste Tunnelstation
(ein Turmbahnhof) – hier wird die
erste Tunnelachse Richtung Merksem gekreuzt.
Der Tunnel führt unter der Turnhoutsebaan
und Herentalsebaan bis zu einer
Rampe östlich der Station Morckhoven.
Von dort nutzt die neue Linie die vorhandenen
Gleise der Linie 24 bis zur Floren-
Pauwelslei. Hier schließt sich ein Neubauabschnitt
durch die Ruggeveldlaan
Richtung Norden bis zur Autobahn A 13
und parallel zu dieser bis zur Ausfahrt
Wommelgem an. An dieser wird ein P+R-
Platz für 235 Autos geschaffen. Von dort
sollen die Straßenbahnen 15 Minuten bis
zur Endstation Astrid benötigen. Vorerst
soll nur die Tunnelstation Zegel bedient
werden, die Bahnhöfe Carnot, Drink, Collegelaan
und Morckhoven verharren im
Dornröschenschlaf.
Zum Projekt Livan 1 gehört zudem eine
Verbindung zur im April 2012 eröffneten
Tramlinie nach Wijnegem. Dieser Streckenast
verläuft durch die Ruggelveldlaan und
endet am Verknüpfungspunkt der im Jahr
2012 verlängerten Linien 5 und 10. Für das
bis zum März 2015 in Zusammenarbeit mit
privaten Geldgebern umzusetzende Projekt
sind 100 Millionen Euro veranschlagt.
Das Ziel heißt 50 : 50
Während an den Programmen Livan 1
und Brabo 2 gearbeitet wird beziehungsweise
die vorbereitenden Arbeiten dafür
laufen, hat die flämische Regierung im
Der „Museumswagen“ 7001 am Ende der
Blockumfahrung Kruishoofstraat
36 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Belgien: Antwerpen
Als Beton- und Steinwüste
präsentiert sich Boechout, die
neue Endstelle der Linie 15
Juni 2013 bereits die nächsten Ausbauprojekte
vorgestellt: Gleich acht Strecken
– zusammengefasst in drei Clustern – weisen
einen positiven Nutzen-Kosten-Quotienten
auf. Mit Werten von 1,25, 1,55
und 2,18, überwiegen die Vorteile die Kosten,
so die flämische Regierung.
Das Cluster Westen beinhaltet „nur“ die
Strecke Zwijndrecht – Beveren, das Cluster
Süden und Osten die Verbindungen
Hoboken Schoonselhof – Hemiksem Nord,
Antwerpen Südbahnhof – Antwerpen
Olympiade – Wilrijk, Universitätsplatz,
Wommelgem P & R – Ranst P & R,
Wijnegem Krabbershoek – Schilde und das
Cluster Südosten die Abschnitte Mortsel
Gemeenteplein – Kontich P & R, Deurne
Te Boelaerpark – Borsbeek Dorp und
Deurne Silsburg – Wommelgem Hulgenrode.
Im Rahmen einer ersten Bewertung stehen
davon drei Strecken auf der Prioritätenliste
ganz oben:
• die Fortführung der Linie 3 von Zwijndrecht
nach Beveren (4,5 Kilometer)
• die Verlängerung der Linie 6 von der heutigen
Endstelle Olympiade um rund 3,5
Kilometer bis zum Universitätskomplex
Wilrijk; die Trasse soll dabei durch die
Heistraat und Doornstraat führen
• die Weiterführung der Linie 7 um 5,5 Kilometer
vom derzeitigen Endpunkt Mortsel
nach Süden bis zu einer P+R-Anlage in
Kontich
Alle Strecken der Projekte Brabo, Livan 1 und
Livan 2 haben zusammengenommen eine
Länge von knapp 30 Kilometer. Aktuell weist
das Antwerpener Tramnetz eine Länge von 73
Kilometer auf. Mit den Neubaustrecken will
die Regierung von Flandern den Anteil des
Umweltverbundes (ÖPNV, Rad, Fußgänger)
am Modal Split auf 50 Prozent bringen und
damit für eine reibungslose und nachhaltige
Erreichbarkeit von Antwerpen sorgen. Bis allerdings
die drei Strecken umgesetzt sind, gilt
es noch eine gute Wegstrecke zurückzulegen.
Zu dieser gehören beispielsweise die Prüfung
der räumlichen Machbarkeit (Schaffung von
Trassen), die Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln
und natürlich die Auswirkungen
auf Umwelt und Natur. JÜRGEN BURMEISTER
Netzerweiterungen seit 2000
16.03.2002: Linkeroever – Zwijndrech (Linie 3)
01.09.2002: Merksem – Keizershoek (Linie 3)
04.03.2006: Erweiterung des Pre-Metro-Zweigstrecke Schijnpoort –
Eekhovelei (Linie 5)
15.05.2009: Ektselaar – Dascottelei – Verknüpfung mit Strecke nach
Silsburg (anfangs Betrieb durch Linie 8, heute Linie 4)
29.04.2006: Amerikalei – Bolivarplaats (Linie 12)
02.05.2007: Lambermontplaats – Bolivarplaats (Linie 8, heute Linie 12)
27.10.2007: Minister Delbekelaan – Metropolis (zuvor Betriebsstrecke zum
Betriebshof Punt an de Lijn, Bedienung durch neue Linie 6)
19.12.2011 6 Olympia – Kruishofstraat (Blockumfahrung); (Linie 6)
14.04.2012 Deurne – Wijnegem (Linie 10)
14.04.2012 Wim-Saerens-Plein – Ruggeveldlaan (– Wijnegem); (Linie 5)
13.08.2012 Mortsel – Boechout (Linie 15)
Anfangs lediglich als Betriebshofzufahrt dienend, wird die Trasse in
der Noorderlaan seit 2007 auch von der Linie 6 regulär befahren
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
37
Betriebe
Auf steiler Spur
Die Great Orme Tramway in Wales Direkt an der Küste zur Irischen See erschließt in
Nordwales eine 1902 eröffnete „Tramway“ den Hausberg des Städtchens Llandudno. Bis heute
wartet die vor wenigen Jahren modernisierte Standseilbahn mit mehreren Besonderheiten auf
Bei der am 31. Juli 1902 eröffneten
kapspurigen Great Orme Tramway
in Nordwales handelte es sich um
ein technisches Kleinod, das auch
nach einer etappenweisen Modernisierung
zwischen 2000 und 2006 wenig von seinem
Gründerzeitcharme verloren hat. Die auf
walisisch als Tramffordd y Gogarth bezeichnete
Kabel- und Standseilbahn ist die
einzige Anlage dieser Art in Großbritannien.
Auf zwei voneinander getrennten Abschnitten
mit einer Gesamtlänge von 1.550
Der Wagen 4 bei der Fahrt über die Ty-Gwyn Road, kurz vor der Mittelstation. Von hier bietet sich
in südliche Richtung eine herrliche Aussicht auf die grünen Hügel und Berge von Nordwales
Metern überwindet die Tram einen Höhenunterschied
von 167 Meter. Dabei bewältigt
sie Steigungen von bis zu 26 Prozent.
Im 800 Meter langen Abschnitt zwischen
der Talstation Llandudno Victoria und dem
Mittelpunkt Half Way Station liegen die
Kabel unter dem Fahrbahnbelag und die
Trasse verläuft größtenteils über verschiedene
Straßen. Hier erinnert die Great Orme
Tramway stark an die „Cable Cars“ in San
Francisco. Allerdings können die Fahrzeuge
nicht beliebig ausgehangen werden. Vielmehr
handelt es sich beim unteren Abschnitt
der Great Orme Tramway um die
zweite neben Lissabon noch bestehende
Straßen-Standseilbahn.
Auf dem oberen, dem 750 Meter langen
Streckenabschnitt zwischen der Half Way
Station und der Bergstation Summit Complex
verläuft die Tramway dann als konventionelle
Standseilbahn mit eigener Trassierung
und offen gelegtem Kabel. Auf
38
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Wales:Great Orme Tramway
RECHTS Der obere
Abschnitt der Great
Orme Tramway wurde
gut ein Jahr nach dem
unteren Streckenteil
fertiggestellt und im
Juli 1903 dem Betrieb
übergeben. Am
23. September 2013
haben sich die Wagen
6 und 7 gerade gekreuzt.
Gut sichtbar
sind nun die hier offen
liegenden Seile
LINKS Der Wagen Nr. 7
hat die Bergstation
verlassen und begibt
sich in Richtung Mittelpunkt.
Im Hintergrund
ist das Gipfelhaus
des 207 Meter
hohen Great Orme
sichtbar, dem Hausberg
des walisischen
Seebades Llandudno
RECHTS Der Wagen
Nr. 4 bei der steilen
Ausfahrt aus der
Talstation Victoria. Der
folgende Abschnitt ist
mit 800 Meter Länge
und Steigungen bis 26
Prozent der längere
und steilere
beiden Abschnitten gibt es für die blauweiß
lackierten Wagen genau in der Mitte jeweils
eine Kreuzungsstelle.
Die Betriebsabwicklung
Im normalen Fahrplan verkehrt die Great
Orme Tramway im 20-Minuten-Takt, wobei
dieser zu Spitzenzeiten auch verdichtet
wird. Die Fahrzeit pro Streckenabschnitt
beträgt etwa sieben Minuten. Da der Streckenmittelpunkt
an der Halfway Station zu
Fuß überquert werden muss, erhalten die
Besucher dort einen Einblick in die Technik
der Bahn, denn die Seilzuganlagen sind hinter
Glassscheiben gut sichtbar.
Bis zum Jahr 1958 waren die alten Kabelwinden
noch von Dampfmaschinen angetrieben,
seitdem übernahmen Elektromotoren
diese Aufgabe. Die gegenwärtig installierte
Seilzugtechnik lieferte die Schweizer Firma
Doppelmayr aus Thun in den Jahren 2000/01.
Im Zuge der Modernisierung ließ die Kommune
auch die ganze Mittelstation umfassend
baulich erneuern sowie die Trasse des
unteren Abschnittes ertüchtigen. An den sich
auf vier Millionen Pfund summierenden Baukosten
beteiligten sich auch die EU sowie der
britische Lotteriefonds. Als touristische Attraktion
mit jährlich zwischen 120.000 und
160.000 Fahrgästen sowie als technisches
Kulturgut von internationaler Bedeutung befindet
sich die Great Orme Tramway bereits
seit 1949 in öffentlicher Hand.
Die Tramfahrzeuge
Die schottische Firma Hurst Nelson & Co. in
Motherwell baute für die Great Orme Tramway
1902/03 insgesamt sieben Fahrzeuge mit
drei Fuß und sechs Zoll Spurweite (1.067 Millimeter).
Bei den Wagen 1 bis 3 handelte es
sich um zweiachsige offene Güterwagen, die
das Personal bei Bedarf den Per sonenwagen
voranstellte, aber bereits 1911 ausschieden.
Seitdem sind nur noch die vierachsigen Sitzwagen
4 bis 7 vorhanden. Diese elf Meter langen
Sommerwagen mit unverglasten Seitenfenstern
verfügen über 48 Sitzplätze. Die
Wagen 4 und 5 verkehren ausschließlich auf
dem unteren Abschnitt, die Wagen 6 und 7 auf
dem oberen Streckenteil. Während früher
auch Stehplätze verkauft worden sind, sind
heute nur Sitzplätze zulässig.
Ursprünglich fuhren die Fahrzeuge übrigens
mit Stromabnehmerstangen. Die dazugehörige
Oberleitung lieferte jedoch keinen
Fahrbetriebsstrom, sondern diente als
Daten & Fakten:
Great Orme Tramway
Spurweite: . . . . . 3 Fuß 6 Zoll (1.067 Millimeter)
Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.07.1902
heutiger Betreiber: . . . . . . . . . . . . Bezirk Conwy
Gesamtlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.550 Meter
Höhenunterschied:. . . . . . . . . . . . . . . 167 Meter
1. Abschnitt: Victoria Station – Halfway Station
Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 Meter
maximale Steigung: . . . . . . . . . . . . . . . . 1:3,7
Höhenunterschied: . . . . . . . . . . . . 123 Meter
Durchschnittsgeschw.: . . 2,25 m/s (8,10 km/h)
Zugseil in Z-Schiene unterhalb der Fahrbahn
2. Abschnitt: Halfway Station – Summit Station
Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 Meter
maximale Steigung:. . . . . . . . . . . . . . . . 1:9,3
Höhenunterschied: . . . . . . . . . . . . . 44 Meter
Durchschnittsgeschw.: . 2,85 m/s (10,26 km/h)
Anzahl Wagen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vier
Telefonleitung. Auf diese Weise waren Absprachen
zwischen den Fahrern und dem
Seilwindenmaschinisten möglich. Diese
Kommunikationsform löste 1991 der
Sprechfunk ab. ANDREW THOMPSON/AM
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
39
Fahrzeuge
Vielfalt statt Einheitsbrei
Stadtbahnwagen B in Düsseldorf und Duisburg Nach Köln und Bonn entstand in den
1980er-Jahren auch bei anderen Betrieben Bedarf an neuen Stadtbahnwagen. Doch was unterscheidet
die für die Rheinbahn und die DVG gebauten B-Wagen vom Original im Rhein-Sieg-Gebiet?
Setzten nach Köln und Bonn zunächst
nur die Verkehrsbetriebe von Essen
und Mülheim auf den beiden von
1.000 auf 1.435 Millimeter umgespurten
Strecken die Stadtbahnwagen B ein,
so benötigten ab Anfang der 1980er-Jahre parallel
zum Voranschreiten des Stadtbahnbaus
auch andere Betrieben passende Fahrzeuge.
Dabei waren nicht nur die zwischenzeitlichen
technischen Fortschritte berücksichtigt, sondern
entgegen der ursprünglichen Idee einer
strengen Einheitlichkeit – siehe STRASSEN-
BAHN MAGAZIN 9/2013 – auch betriebliche
Vorlieben verwirklicht. Betrieblich notwendig
war eine Kompatibilität in den
meisten Fällen aber ohnehin nicht mehr, da
eine Verbindung der Einsatzbereiche nicht
mehr zur Debatte stand.
Die Düsseldorfer Serie 4000
Die 1981 an die Düsseldorfer Rheinische
Bahngesellschaft gelieferten zwölf Fahrzeuge
wurden für die erste unterirdische Teilstrecke
der auf Stadtbahnbetrieb umzustellenden
Städteverbindung nach Duisburg
benötigt. Die Tw 4001 bis 4012 waren eine
Weiterentwicklung der ersten Stadtbahnwagengeneration,
welche sowohl die schon
von der 1978 nach Essen gelieferten Wagen
bekannten Falttüren besaßen als auch einige
für die zweite Generation typische Merkmale,
weshalb sie als Übergangslösung zwischen
den beiden Generationen anzusehen
sind. Grundriss und wagenbaulicher Teil
wurden gegenüber der Erstausführung nur
wenig geändert. Dem Ziel einer besseren
Lesbarkeit der Ziel- und Seitenbeschriftung
kamen aber die erheblich vergrößerten Felder
für die Rollbandanzeigen entgegen.
Technisch erfuhren die Düsseldorfer Wagen
erhebliche Veränderungen, nutzte doch die
Rheinbahn ein Maximum an Möglichkeiten
neuer Techniken. Im Prinzip hielt sie zwar an
den fahrdynamischen Werten der ersten Generation
der B-Wagen fest, die Drehstrom-
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
B-Wagen
Auf der Kaiserswerter Allee kreuzen zwei Zügen der Düsseldorfer Linie 711. Dabei werden die Bauartunterschiede
der Reihen 4000 und 4200 sichtbar AXEL REUTHER (2)
Über die U79 sind Düsseldorf und Duisburg
miteinander verbunden. Am 20. April 2010
passierten die Duisburger Tw 4704 und
4717 Düsseldorf-Froschenteich in Richtung
der südlichen Nachbarstadt MICHAEL KOCHEMS
Ab Sommer 1987 erreichten die Düsseldorfer B-Wagen auch Krefeld, wo hier Tw 4219 der Linie 76
an der Endstation Ostwall/Rheinstraße auf einen M-Wagen der Krefelder Straßenbahn trifft
Asynchronfahrmotoren ermöglichen, aber
eine wesentliche höhere Belastung im Anfahrund
Bremsbereich. Der Einsatz der Drehstrommotoren,
die nicht nur leichter, sondern
auch einfacher zu warten sind, hatte auch
Konsequenzen für eine Reihe sonstiger Funktionen
wie der Heizung oder der Rückspeisung
der Bremsenergie ins Fahrleitungsnetz.
Der mechanische Teil der Fahrzeuge entstand
unverändert bei der Düsseldorfer Waggonfabrik,
die neue elektrische Ausrüstung projektierte
die Siemens AG und baute sie zusammen
mit den Firmen BBC Mannheim und Kiepe
Düsseldorf. Die für die neue Technik notwendigen
Gerätschaften ließen sich nicht vollständig
unter dem Wagenkasten unterbringen, daher
fallen bei den Düsseldorfer Wagen zwei
Am 5. Juni 2013 startete mit dem Tw 4278 einer
der Düsseldorfer B-Wagen der zweiten Serie in
Dießem zur Rheinstraße
CHRISTIAN LÜCKER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
41
Fahrzeuge
kastenartige Aufsätze auf den beiden Wagenhälften
ins Auge. Bei zwei Wagen fand hier
versuchsweise auch eine Klimaanlage platz.
Düsseldorfer Wagen
in Aluminiumbauweise
Diese Fahrzeugbauart ist im STRASSEN-
BAHN MAGAZIN 6/2010 ab Seite 44 bereits
anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens
LINKS Der Bistrowagen
4104 war 1988
auf der Linie U76 in
Krefeld unterwegs,
hier in der Rheinstraße
AXEL REUTHER (2)
RECHTS Zug aus
Wagen der ersten
Düsseldorfer Serie
4000 in Stahlbauweise
im Mai 1984
auf Linie 718 am
Freiligrathplatz
LINKS Auf dem Dach
der Düsseldorfer
B-Wagen in Aluminiumbauweise
befinden
sich für zusätzliche
elektrische
Aggregate wesentlich
kleinere Aufsätze
als auf den
„Stahlwagen“.
Somit ist die Zeichnung
auf dieser Seite
unten fehlerhaft!
Die Aufnahme vom
23. August 2013
zeigt die Tw 4207
und 4214 auf der
Kaiserswerther
Straße in Düsseldorf
MICHAEL KOCHEMS
ausführlich behandelt worden, so dass sie
an dieser Stelle nur kurz erwähnt werden
soll. Von 1985 bis 1993 sind insgesamt 92
dieser Fahrzeuge entstanden (Tw 4101 bis
4104 und 4201 bis 4288), was die höchste
Zahl an B-Wagen innerhalb einer für einen
Betrieb gebauten Serie darstellte. Eine Besonderheit
waren die vier 1988 für den Einsatz
auf der Linie 76/U76 nach Krefeld entstandenen
Fahrzeuge mit Bistro-Abteil, denen
in dieser Wagenhälfte die zum Gelenk
hin liegende Türe fehlte.
Umbauten der Serie 4000
Nach Auslieferung der ersten Serie Aluminium-Stadtbahnwagen
nach Düsseldorf stellte
sich die Frage, ob es sinnvoll ist, die zwölf Vorserienfahrzeuge
anzupassen. Unterschiede gab
Ansichten der Düsseldorfer B-Wagen in Aluminiumbauweise, Serie 4200
SLG. AXEL REUTHER
42
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
B-Wagen
es hinsichtlich der Türanordnung, der Ausführung
der Einstiege und im elektrischen Bereich.
Da für den U-Bahn-Betrieb ohnehin die
Nachrüstung mit LZB erforderlich war, fiel die
Entscheidung zugunsten einer weitergehenden
Anpassung an die Serienwagen. Zwischen
1985 und 1988 nahmen das Herstellerwerk
und das Ausbesserungswerk Heerdt der
Rheinbahn die hierzu notwendigen Arbeiten
vor. Dabei entfiel die in Fahrtrichtung linke
vordere Einzeltüre und die Wagen erhielten
nachträglich eine IBIS-Steuerung und vor allem
eine Linienzugbeeinflussung (LZB). Sie
fand an Stelle hinter der entfernten Einzeltür
vorne links Platz. Die Transistortechnik
tauschten die Techniker gegen eine solche mit
Mikroprozessoren aus. Entgegen der ursprünglichen
Absicht, vierstufige Einstiege einzubauen,
blieb es bei den zwölf Vorserienwagen
auch nach dem Umbau beim dreistufigen
Einstieg, da eine Umrüstung unverhältnismäßig
hohe Kosten verursacht hätte. Auch der
Einholmstromabnehmer blieb erhalten.
Wagen für die
Duisburger Verkehrsgesellschaft
Bedingt durch die Verknüpfung mit dem
Düsseldorfer Netz bestand auch für die
Duisburger Verkehrsgesellschaft zu Beginn
der 1980er-Jahre die Notwendigkeit zum
Kauf von Stadtbahnwagen B. Auch diese
orientierten sich an den Vorgaben für eine
verbesserte „zweite Generation“, gegenüber
den Wagen für Köln und Bonn nahmen die
Hersteller jedoch mehrere technisch notwendige
konstruktive Änderungen vor; andere
Abweichungen ergaben sich aus den
Wünschen des Verkehrsunternehmens.
Im Gegensatz zu den Fahrzeugen des
Rhein-Sieg-Raumes, die überwiegend auf
Strecken mit Hochbahnsteigen oder zumindest
Haltestellen mit 35 Zentimeter hohen
Bahnsteigen eingesetzt werden, stiegen
die Fahrgäste auf den Einsatzstrecken der
Duisburger Wagen noch für längere Zeit ab
Straßenniveau ein. Außerdem war in Düsseldorf
weiterhin ein Fahrausweisverkauf
Der Duisburger B-Wagen 4710 steht während seines leihweisen Einsatzes in Düsseldorf 1984
neben dem gleichartigen Rheinbahn-Tw 4012 am Jan-Wellem-Platz
REINHARD SCHULZ
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
43
Fahrzeuge
Gemischtes Doppel aus DVG-Speisewagen 4715 und einem Rheinbahn-Aluminiumwagen im
November 1986 auf der Linie U79 bei Düsseldorf-Froschenteich
Rollendes Restaurant in Stadtbahn
Den 14 Duisburger Wagen der Regelausführung
(Tw 4701 bis 4714) aus den Jahren 1983/84 folgten
zur Jahreswende 1984/85 nochmals vier Fahrzeuge
mit Sonderausstattung (Tw 4715 bis 4718).
Mit Einsatz der Stadtbahnwagen zwischen Düsseldorf
und Duisburg hatte es zahlreiche Wünsche
gegeben, den auf dieser Strecke traditionsreichen
Restaurationsbetrieb auch bei der Stadtbahn aufrecht
zu erhalten. Die DVG entschloss sich daher,
in die letzten vier Wagen der bestellten Serie eine
entsprechende Einrichtung einzubauen. Die
Rheinbahn Düsseldorf, die zuvor diesen Service
mit vier Wagen der Type GT8S anbot, hatte damit
zunächst nichts mehr im Sinn. An den B-Wagen
waren dafür allerdings einige konstruktive Änderungen
notwendig.
Das durch die Aufschrift „Speisewagen“ und
quadratische Absetzstreifen im roten Schürzenbereich
äußerlich gekennzeichnete Speisewagenabteil
befand sich zwischen der ersten Doppeltür
und dem Wagenkastengelenk eines der beiden
Wagenteile. Die mittlere Doppeltür entfiel in diesem
Bereich. Zwischen dem verschließbaren Küchenteil
und der Doppeltür ließ die DVG vier Doppelsitze
einbauen; auf der gegenüberliegenden
Seite befanden sich drei Abteile und eine Doppelbank
mit Serviertischen. Diese Tische liefen zum
Mittelgang hin leicht konisch zu und bestanden
aus einer weißen Kunststoffplatte. Der recht große
Sitzteiler der Normalausführung brauchte nicht
verändert zu werden. Auch die normalen Polstersitze
blieben für den Speisewagenbetrieb unverändert.
Die Küche enthielt neben einem Kühlschrank
und weiteren Aufbewahrungsflächen für Lebensmittel,
Getränke und Geschirr eine Kochplatte, einen
Mikrowellenherd und eine Spüle. Fand keine
Bewirtschaftung statt, kamen die Wagen mit verschlossenem
Küchenteil zum Einsatz. Im Jahr
2000 gab die DVG den Speisewagenbetrieb auf
und ließ anschließend die Restaurationsabteile
entfernen. Doch die vier Wagen fallen immer noch
durch die fehlende Türe vor dem Gelenk einer Wagenhälfte
ins Auge.
Für den Einsatz auf den mit Linienzugbeeinflussung
(LZB) ausgerüsteten Düsseldorfer Tunnelund
Anschlussstrecken mussten die Duisburger
Wagen ab 1986 entsprechend nachgerüstet werden.
Schon vorher hatte es einen gemeinsamen
Einsatz mit Düsseldorfer B-Wagen gegeben, da
zwei der mit Speisewagen bedienten Kurse eigentlich
zu deren Umläufen gehörten.
Der Duisburger Speisewagen 4715 fährt im März 1986 als Einzelwagen auf der Linie 79.
Vor dem Gelenk fehlt dieser Bauart die Türe REINHARD SCHULZ (2)
beim Fahrer notwendig. Der bisher übliche
dreistufige Zugang zum Fahrgastraum
brachte wegen der dabei zu überwindenden
Stufenhöhe immer wieder Kritik der Fahrgäste
hervor, führte aber auch zu längeren
Stationsaufenthalten. Der dreistufige Einstieg
war bei der ersten Generation seinerzeit
gewählt worden, um sich die Möglichkeit
des späteren Einsatzes der Wagen auf
Strecken mit Seitenstromschiene offenzuhalten,
wie sie ursprünglich in den Konstruktionsprinzipien
für Stadtbahnen vorgesehen
waren. Konstruktive Änderungen
im Bereich der Stufenanlage führten somit
zwangsläufig zur Aufgabe dieser Umrüstungsmöglichkeit.
Da aber zum Zeitpunkt
der Entwicklung der Wagen für Duisburg
schon klar war, dass ein Stromschienenbetrieb
im Rhein-Ruhr-Bereich keine Chancen
auf Verwirklichung mehr hatte, waren
bauliche Änderungen möglich.
Einstieg mit vier Stufen
Die Duisburger B-Wagen verfügten erstmalig
über einen vierstufigen Einstieg mit einer
Trittstufenhöhe von einmal 340 und dreimal
220 Millimetern. Da die Stufen weiter
in den Innenraum hineinragten, verringerte
sich allerdings die Stehplatzkapazität.
Den Platz für die zusätzliche Trittstufe gewann
der Hersteller damit, dass der in Fußbodenhöhe
ebene Teil beim Öffnen der Tür
nach unten und innen abklappt, wobei das
innere Stück zur Senkstufe und das äußere
zur Trittfläche wird. Der nächste Stufenauftritt
ist stets fest und schließt mit der Wagenaußenfläche
ab. Die unterste Stufe schließt
im geschlossenen Zustand ebenfalls unterhalb
der Wagenschürze mit der Wagenaußenfläche
ab und schwenkt beim Türöffnen
mit der ganzen Trittfläche vor die Wagen -
außenkante.
Analog zu den neuen Wagen für Bonn und
Köln entfiel die in Fahrtrichtung gesehene
hintere Einzeltür. Auf der rechten Seite vorn
blieb sie jedoch, da die Fahrer weiterhin
Fahrscheine verkaufen. Die Trennwand zum
Führerstand ist an dieser Seite wiederum abgeschrägt,
in der Mitte und links bis zum Beginn
der Verjüngung des Wagenkastens
durchgehend gerade ausgeführt. Rückseitige
Trennwandfenster auf der linken Wagenseite
fehlen. Durch den Wegfall der Einzeltür
rechts konnte hier vor der Trennwand eine
Doppelsitzbank angeordnet werden, womit
die Duisburger Fahrzeuge insgesamt über je
74 Sitzplätze verfügen.
Auf Wunsch des Bestellers
Weitere Details entsprechen den individuellen
Wünschen des Bestellers. So kamen
GFK-Falttüren statt Schwenkschiebetüren
und weiß gehaltene Dach- und Seitenwandverkleidungen
zum Einbau. Die Trennwand-
und Rückenlehnenverkleidung im
44 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
B-Wagen
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Am 20. April 2007 hielten zwei Duisburger B-Wagen in Düsseldorf-Froschenteich. Wenngleich es hier
inzwischen Hochbahnsteige gibt, unterstreicht die Aufnahme den Bedarf an Trittstufen bei niedrigen
Bahnsteigen oder an Haltestellen ganz ohne Bahnsteig
MICHAEL KOCHEMS
An den Hochbahnsteigen – hier am 25. Februar 2013 die Station Steinstraße/Königsallee in
Düsseldorf – können die Fahrgäste die B-Wagen hingegen ebenerdig betreten CHRISTIAN LÜCKER
Türauffangbereich ist mit Rüsterholz-
Kunststoffplatten versehen. Die Türblätter
lackierte das Werk innen durchgehend
kirschrot. Für den Fußboden verwendete es
einen grauen, genoppten PVC-Belag. Die
gepolsterten Sitzbänke stattete es mit einem
kirschroten, glatten Kunststoffbezug aus.
Neu waren die besonders stark eingearbeiteten
Mulden der Sitz- und Rückenlehnenflächen,
die dem Fahrgast auch bei Bogenfahrten
einen guten Halt geben.
An Stelle einer elektrischen Ausrüstung
von Siemens (wie in den Wagen für Bonn
und Köln) erhielten die Duisburger Fahrzeuge
eine solche von BBC, dem langjährigen
„Hauslieferanten“ der DVG. Sie waren
mit einer Choppersteuerung ausgerüstet, die
sich in Essen bewährt hatte. Den von Düsseldorf
vollzogenen Schritt des Überganges
zum Drehstromantrieb wollte man in Duisburg
nicht gehen. Mangels Verwendungsmöglichkeit
im eigenen Bereich waren die
DVG-Stadtbahnwagen bis zur Umstellung
der Linie 79 (Düsseldorf – Duisburg) auf B-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Wagen teilweise nach Düsseldorf verliehen
und verstärkten auf den Linien 705, 711
und 718 den knappen eigenen Bestand.
AXEL REUTHER · Fortsetzung folgt
Verwendete Quellen:
• NN: Neues von der Stadtbahn Dortmund –
Stadtbahnwagen B80 C für die Dortmunder
Stadtwerke (DSW) in: Stadtverkehr, Heft 7/1987
• Scheucken, H. und Scholtis, G.: Neue Triebwagen
vom Typ B80D für die Rheinische Bahngesellschaft
Düsseldorf, in: Verkehr und Technik,
Heft 11/1981
• Karch, S.: Der Düsseldorfer Stadtbahnwagen
B80D in Aluminiumbauweise, in: Stadtverkehr,
Heft 2/1987
• Schöber, J.: Mit Aluhülle durch Düsseldorf, 25
Jahre Stadtbahnwagen mit Aluminiumkasten,
in: STRASSENBAHN MAGAZIN, Heft 6/2010
• Vogt, H: Stadtbahnwagen mit Speiseabteil für
die DVG, in: Der Stadtverkehr, Heft 1/1985
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Fahrzeuge
Die Straßenbahnwagen vom Škoda-Typ 15T „ForCity“ überzeugen durch ihre Kapazität für bis zu 284 Fahrgäste und ihrer Laufruhe auch auf anspruchsvollen
Streckenabschnitten. Am 15. Juni 2013 überquerte mit dem Tw 9243 ein solches Fahrzeug vor der Kulisse der Prager Burg die Moldau
Pilsner auch im Westen?
Škoda plant Expansion auf deutschen Markt Mit der Gründung der Tochtergesellschaft Škoda
Transportation Deutschland GmbH setzte das Pilsener Unternehmen Ende 2013 ein Zeichen. Es
sieht vor allem bei Ausschreibungen neuer Straßenbahnwagen für deutsche Betriebe Chancen …
Zur Zeit des Sozialismus in Osteuropa
versorgte das 1859 von Graf Ernst
von Waldstein gegründete und 1869
vom Ingenieur Emil von Škoda übernommene
Maschinenbauunternehmen mit
Sitz im westböhmischen Pilsen den Heimmarkt
und im Rahmen des RGW-Abkommens
auch andere Ostblock-Länder mit
Trolleybussen. Das weit gefächerte Produktionsportfolio
umfasste einst auch den Bau
von Lokomotiven sowie im Bereich Straßenbahn
überwiegend die Lieferung elektrischer
Ausrüstungen.
Nach der „samtene Revolution“ genannten
politischen Wende in der Tschechoslowakei,
der Loslösung der Slowakei und dem
Verlust der traditionellen Kunden begab
sich die privatisierte Škoda Transportation
s.r.o. (offiziell mit ST abgekürzt) mit der
Modernisierung von Prager U-Bahn-Triebzügen
und Pilsener Tatra-T3-Triebwagen
sowie dem Bau von Straßenbahn-Niederflurwagen
auf neues Terrain.
Erste Aufträge aus Inland und USA
Ein von ČKD Tatra übernommenes Projekt-
Team entwickelte einen dreigliedrigen Niederflurtriebwagen
mit der Typenbezeichnung
03T. Die vierachsigen Einrichtungsfahrzeuge
besitzen ein frei schwebendes Niederflurmittelteil.
Elektrische Komponenten wie Stromrichter
und Leittechnik stammten anfangs
von der österreichischen ELIN EBG Traction.
Den Astra genannten Fahrzeugtyp beschafften
zwischen 1998 und 2002 die Verkehrsbetrieben
in Pilsen, Most, Olomouc
und Ostrava. Zwischen 2003 und 2006 lieferte
Škoda Wagen des weiterentwickelten
Typs Anitra an die Brünner Verkehrsbetriebe
DPMB (Dopravní podnik mesta Brna, a. s.).
Exportaufträge in die USA, Zweirichtungstriebwagen
mit der Typenbezeichnung
10T, wickelte Škoda mit dem Projektpartner
Inekon Group ab. Inekon vermarktete
später den Fahrzeugtyp unter dem Namen
Trio mit leicht verändertem Frontdesign
weiter, die Endmontage dieser Wagen erfolgte
in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben
DPO Ostrava in dessen
Werkstätte.
Seit 2009 baut das Unternehmen United
Streetcar in den USA den Fahrzeugtyp 10T
in Lizenz, zuletzt unter anderem für die
Straßenbahn in Washington D.C. Die An-
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Škoda
triebssysteme für die „United Streetcar
100“ genannten Triebwagen werden von
ST aus Tschechien bezogen.
Vom Astra zum ForCity
Ab Ende 2003 testete Škoda einen auf dem
Modell Astra basierenden fünfteiligen Prototyp,
der mittlerweile als Ersatzteilspender
zerlegte Vektra diente als Prototyp für
Folgeaufträge.
Für das neue Stadtbahnsystem in der italienischen
Stadt Cagliari lieferte ST 2006/07
neun fünfteilige Zweirichtungsfahrzeuge mit
der Typenbezeichnung 06T. Bis zum Jahr
2009 lieferte das Unternehmen 60 fünfteilige
Einrichtungswagen vom neuen Typ 14T
mit dem markanten Erscheinungsbild von
„Porsche Design“ an die Prager Verkehrsbetriebe
DP (Dopravní podnik hl. m. Prahy)
aus. Die allachsangetriebenen Fahrzeuge bewältigen
in der tschechischen Landeshauptstadt
Steigungen bis zu 85 Promille.
Ab 2007 beschafften die Brünner DPMB
29 Fahrzeuge des gleichen Typs, die aufgrund
geringer technischer Änderungen
13T bezeichnet werden. Es bestand ein
Rahmenvertrag über 100 Fahrzeuge (60
fünf- und 40 dreiteilige Wagen), jedoch kam
es zu keinem Abruf weiterer Lose. 17 geringfügig
abgewandelte Fahrzeuge (16T)
lieferte Škoda in den Jahren 2006/07 an die
Verkehrsbetriebe in Breslau nach Polen,
2011 folgten 31 Wagen in Zweirichtungsausführung
(19T).
Zurück zum Drehgestell
Im Jahr 2005 führte die Erkenntnis, dass
sich die Räder in den festen Drehgestellen
der Prager 14T ungleich abnützen, seitens
des Verkehrsbetriebes zur Entscheidung,
keine weiteren Triebwagen dieses Typs zu
beschaffen und stattdessen 250 Triebwagen
neu auszuschreiben. Die Auftragsvergabe erging
abermals an ST, die mit dem ForCity
(15T) einen neuen Fahrzeugtyp in vollständiger
Niederflurtechnologie entwickelt hatten.
Die dreiteiligen Einrichtungsfahrzeuge
verfügen über vier Drehgestelle mit getriebelosen
Traktionsmotoren anstatt der bisher
üblichen drei Fahrwerke, deren Mehrpreis
sich zeitnah durch geringeren
Verschleiß an Rad und Schiene amortisiert.
Den ersten ForCity präsentierte Škoda
auf der InnoTrans 2008. Bis 2017 hätte die
Flotte von 250 Wagen komplett und die
umfangreiche Fuhrparkerneuerung in Prag
abgeschlossen sein sollen. Doch infolge der
Wirtschafts- und Finanzkrise ist die Auslieferung
inzwischen gestreckt – beispielswei-
Einer der bis 2006 für Brünn gebauter „Anitra“ passiert am 30. März 2010 den Platz Moravske
der mährischen Großstadt. Die Wagen dieses Typs führte Škoda innerhalb des Typs 03T
Im südmährischen Brünn kommen 29 Niederflur-Triebwagen des Škoda-Typs 13T zum Einsatz, hier
Wagen 1909 am 30. März 2010 am Platz Moravske FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: ROBERT SCHREMPF
Seit vorigem Jahr liefert Škoda 31 Niederflurwagen
vom Typ 26T ins ungarische Miskolc.
Bei einer Probefahrt des erstgebauten
Wagens am 26. Juni 2013 durch Pilsen trug er
eine provisorische Pilsner Betriebsnummer
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
47
Fahrzeuge
Zu den 17 in den Jahren 2006/07 nach Breslau gelieferten Einrichtungswagen vom Typ 16T gehört
der Tw 3009, hier am 9. August 2007 in der schlesischen Metropole
MICHAEL SPERL
Daten und Fakten
zu Škoda Transportation
Škoda Transportation (ST) zählt nach eigenen
Angaben zu den führenden europäischen
Unternehmen im Schienenfahrzeugbau. Das
Produktport folio umfasst Niederflur-Straßenbahnwagen,
elek trische Lokomotiven, S-Bahnund
U-Bahn-Triebzüge sowie Trolleybusse, aber
auch Traktionsmotoren und komplette Antriebe
für Verkehrssysteme. Die Umsätze der Gruppe
mit rund 4.000 Mitarbeitern bewegen sich jährlich
bei umgerechnet 550 Millionen Euro. ST
verfügt über mehrere Tochtergesellschaften in
der Tschechischen Republik, China, Polen und
Ungarn. Hohe Investitionen in Forschung und
Entwicklung, in den letzten drei Jahren umgerechnet
mehr als 100 Millionen Euro, ermöglichen
es, regelmäßig neue und moderne Produkte
auf den Markt zu bringen.
Der deutsche Webauftritt von ST ist erreichbar
unter www.škoda.cz/de
se lieferte Škoda im Jahr 2013 nur 32 anstatt
50 ursprünglich geplanter Triebwagen
in die Landeshauptstadt.
Die ForCity sind aufgrund spezieller Radreifen
mit dämpfenden Gummiradeinsätzen
sehr leise, doch entsprach deren Haltbarkeitsdauer
nicht den Angaben des Unterlieferanten.
ST tauscht diese nun gegen ein anderes
Produkt aus. Die Stadt Prag wollte
diesen Mangel dazu nutzen, aufgrund ihrer
angespannten finanziellen Lage den Vertrag
zu beenden, es kam jedoch nicht dazu.
Zulassung für Deutschland
In den Jahren 2010 bis 2012 lieferte Škoda
20 drei- und sechs vierteilige ForCity an die
Verkehrsbetriebe in der lettischen Hauptstadt
Riga. Zu Probefahrten weilte im Frühjahr
2012 ein Prager ForCity in der rund 170
Kilometer vom Herstellerwerk entfernten
Stadt Chemnitz, dabei gelang es, die deutsche
Zulassung gemäß der deutschen Verordnung
über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen
(BOStrab) zu erlangen.
Im Jahr 2013 erwarb die chinesische Herstellerfirma
CSR Quingdao Sifang Co. Ltd.
eine 10-Jahres-Lizenz für die Fertigung von
bis zu 400 Niederflurwagen des Typs ForCity,
den Prototyp präsentierte Škoda CSR
Quingdao Sifang Anfang März 2014 am
chinesischen Markt. Weitere Aufträge dieses
Fahrzeugtyps blieben trotz guter Fahreigenschaften
bislang allerdings aus, vermutlich
aufgrund der individuellen Antriebe der einzelnen
Räder.
Aktuelle Lieferungen nach Ungarn
Die Prager ForCity sind mit 16 Traktionsmotoren
und IGBT-Wechselrichtern ausgestattet,
was die Anschaffungskosten verteuert. Deshalb
entwickelte Škoda ein Multigelenkfahrzeug
mit Achsfahrwerken, bei dem jede Achse
von einem Motor angetrieben wird.
31 Niederflurtriebwagen des neuen Typs
26T liefert ST derzeit an die ungarischen
Verkehrsbetriebe MVK (Miskolc Városi
Közlekedési Zrt.). Im vergangenen Juli trafen
die ersten beiden Triebwagen in Miskolc
ein. Zwei Monate vor dem vertraglich festgelegten
Zeitpunkt und 22 Monate nach
Vertragsunterzeichnung nahmen die Verkehrsbetriebe
dort am 20. Januar 2014 die
klimatisierten und mit modernen Informationssystemen
mit LCD-Bildschirmen ausgestatteten
Fahrzeuge für den Fahrgastbetrieb
in Dienst. Die Auslieferung der
weiteren fünfteiligen Wagen folgt bis Februar
2015.
Škodas für die Türkei und Slowakei
60 technisch ähnliche Zweirichtungstriebwagen
mit der Typenbezeichnung 28T bestellte
im März 2013 die türkische Stadt
Konya. Bereits ein halbes Jahr nach der
Vertragsunterzeichnung erfolgte die Auslieferung
des ersten Triebwagens, am 18. Februar
2014 der erste Einsatz im Fahrgastverkehr.
Einzigartig ist vor allem das
Design, das Motive der islamischen Architektur
in der Stadt Konya abbildet. Am
Tw 4208 für Konya testete und zertifizierte
Škoda die „Catfree-Lösung“, bei der ein bis
zu drei Kilometer langer Streckenabschnitts
mit Batterien befahren wird.
Zwei weitere aktuelle Aufträge verbuchte
ST vom Verkehrsunternehmen DPB (Dopravný
podnik Bratislava a. s.) der slowakischen
Hauptstadt Bratislava (Pressburg).
Mitte Juli 2013 orderte die DPB zunächst
15 Niederflur-Zweirichtungstriebwagen des
Typs 30T. Ein Monat später folgte ein weiterer
Kontrakt über die Lieferung von 15
Einrichtungstriebwagen mit der Typenbezeichnung
29T.
Die Konzeption der Meterspurtriebwagen
basiert grundsätzlich auf den Multigelenk-
Der für das lettische Riga mit russischer
Breitspur ausgeführte vierteilige
„ForCity“ (Škoda-Typ 15TR) war auf der
InnoTrans 2012 in Berlin viel bestaunt
48
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Škoda
Blick in einen ForCity für Riga, sechs solche vierteilige
Fahrzeuge entstanden 2012 in Pilsen
Im Pilsner Škodawerk entstand am 5. Februar 2014 diese Aufnahmen von Fahrwerken für die
Triebwagen für das türkische Konya. Der tschechische Hersteller führt die Fahrzeuge als Typ 28T
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
49
Fahrzeuge
Mitte Februar 2014 führte Škoda Transportation im türkischen Konya die beiden ersten Wagen vom Typ 28T auf der um den Alaaddin-Hügel
führenden Strecke der Presse vor. Bis 2015 sollen 60 solche Fahrzeuge entstehen
ŠKODA TRANSPORTATION
wagentyp 26T, jedoch sind wie beim Fahrzeugtyp
ForCity das erste und letzte Fahrwerk
vollständig drehbar. Der Auftrag aus
Pressburg umfasst die Wartung der Fahrzeuge
über den Zeitraum von 15 Jahren sowie
eine Option über die Lieferung von jeweils
15 weiteren Niederflurwagen beider Typen.
Die Produktionsstätten in Pilsen
In den vor wenigen Jahren neu errichteten
Produktionshallen in Pilsen sind vier Produktionslinien
eingerichtet, die für die Fertigung
von Loks, Metro-Triebzügen und
Straßenbahnwagen flexibel ausgestattet
sind. Eine Schiebebühne sorgt für den
Transport in die Lackiererei, in die Prüfhalle
und zu den Testgleisen. Diese sind für
Meter-, Normal- und Breitspurfahrzeuge
und für unterschiedliche Fahrleitungsspannungen
ausgelegt. Für die Herstellung von
Triebzügen in Aluminium-Bauweise ist der
Produktionsstandort in Ostrava (Škoda Vagonka)
zuständig. Das Engineering erfolgt
in Prag, wo nach Konkurs von ČKD Tatra
etliche Konstrukteure zu ST wechselten.
Weitere Aufträge erhielt ST zum Beispiel
zur Lieferung der elektrischen Ausrüstung
für die neuen U-Bahn-Triebzüge der ungarischen
Hauptstadt Budapest sowie für Russlands
zweitgrößte Stadt – Sankt Petersburg
– und für die chinesische Stadt Suzhou.
Aber auch zahlreiche Niederflurtriebwagen
des tschechischen Herstellerkonsortium Aliance
TW werden mit elektrischer Ausrüstung
von Škoda ausgerüstet. Mit 13.500
ausgelieferten Trolleybussen war das Tochterunternehmen
Škoda Electric im Vorjahr
Europas größter Obus-Lieferant. Ein weiteres
Standbein stellt das Servicegeschäft dar.
Im Jahr 2012 erhielt ST von den Pilsner
Verkehrsbetrieben PmdP (Plzenské mestské
dopravní podniky, a.s.) den Auftrag für die
Wartung und Instandhaltung des gesamten
Fuhrparks über 29 Jahre. 2008 übernahm ST
die Eisenbahnfachwerkstatt Pars nova a.s. in
Šumperk (Mährisch Schönberg). Bekanntheit
erlangte das Unternehmen mit der Modernisierung
von Tatra-Triebwagen und dem Einbau
von Niederflurmittelteilen. 2014 sieht sich
Škoda mit den Herausforderungen eines Rekordproduktionsvolumens
konfrontiert und
beabsichtigt 115 Niederflurtrams auszuliefern,
ein Teil der Endmontage soll nach Šumperk
ausgelagert werden. ROBERT SCHREMPF
Seit 1998 von Škoda gelieferte Straßenbahnwagen
Betrieb Typ Beiname Stück- Spur- Länge x Breite Niederflur- Lieferzahl
weite in m anteil in % jahre
Pilsen 03T Astra 11 1.435 20 x 2,46 50 1998–2000
Ostrava 03T Astra 14 1.435 20 x 2,46 50 1998–2001
Olmütz 03T Astra 4 1.435 20 x 2,46 50 1998/1999
Most-Litvinov 03T Astra 2 1.435 20 x 2,46 50 2001/2002
Brünn 03T Anitra 17 1.435 20 x 2,46 50 2003–2006
Portland (USA) 10T 7 1.435 20 x 2,46 50 2001/2002
Tacoma (USA) 10T 3 1.435 20 x 2,46 50 2002
Cagliari (Italien) 06T 9 950 32 x 2,46 70 2006/2007
Prag 14T 60 1.435 30 x 2,46 50 2005–2009
Brünn 13T 29 1.435 30 x 2,46 50 2007–2011
Breslau (Polen) 16T 17 1.435 30 x 2,46 65 2006/2007
Breslau (Polen) 19T 31 1.435 30 x 2,46 65 2011
Prag 15T ForCity 250 1.435 31,5 x 2,46 100 ab 2009
Riga (Lettland) 15TR ForCity 20 1.524 31,5 x 2,5 100 2009–2011
Riga (Lettland) 15TR ForCity 6 1.524 41 x 2,5 100 2012
Miskolc (Ungarn) 26T 31 1.435 32 x 2,65 100 2013/2014
Konya (Türkei) 28T 60 1.435 32,5 x 2,55 100 2013–2015
Bratislava (Slowakei) 29T 15 1.000 32,5 x 2,48 100 2015
Bratislava (Slowakei) 30T 15 1.000 32,5 x 2,48 100 2015
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Fahrzeuge
Fit fürs neue
Jahrzehnt
Aktuelle Hauptuntersuchung an Leipzigs Tatras Im Januar 2010 übergab die IFTEC GmbH
& Co. KG die vermeintlich letzten hauptuntersuchten T4D-M an die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).
Die Tatras sollten demnach bis 2018 aufs Abstellgleis rollen. Doch es kommt gerade anders …
Anfang des Jahrzehntes reduzierte
die sächsische Landesregierung sowohl
die Mittel für den öffentlichen
Nahverkehr als auch für die
Investitionsförderung. Neben der Sorge um
die weitere Finanzierung des neuen Technischen
Zentrums in Heiterblick als Voraussetzung
für die Unterhaltung neuer Fahrzeuge
stehen die LVB dadurch nun auch bei
der Beschaffung von Neuwagen vor einer
großen Herausforderung. Erst Anfang 2014
ermöglichte die Staatsregierung die Ausschreibung
von 41 Neufahrzeugen. Sie sollen
zwischen 2016 und 2020 eintreffen.
Die Lieferung von neun Bombardier-Flexity
Classic in den Jahren 2011/12 setzte die
letzten hochflurigen Tatrabeiwagen vom
Typ B4D-M (die daraufhin Anfang 2013
verschrottet wurden) sowie etliche Triebwagen
der Typen T4D-M1 und T4D-M2 frei.
Die kontinuierlich steigende Anzahl von
Triebwagen mit Fristablauf, der sich immer
weiter verzögernde Kauf von Neufahrzeugen
sowie der durch unzählige Großveranstaltungen
in der Messestadt steigende
Fahrzeugbedarf veranlassten die LVB im
Jahr 2012, erneut Hauptuntersuchungen an
Wagen vom Typ T4D-M durch die Tochter -
gesellschaft IFTEC ausführen zu lassen.
Mit dem Triebwagen 2124 begann im
Jahr 2012 die nächste HU-Serie, innerhalb
der zunächst die zuvor bereits abgestellten
Triebwagen des Typs T4D-M1 reaktiviert
wurden. Anfang des Jahres 2014 starteten
die Hauptuntersuchungen zuvor teilweise
abgestellter Triebwagen des Typs T4D-M2.
Fit für weitere acht Jahre
Die LVB gehen derzeit von einer weiteren
Nutzungsdauer von mindestens acht Jahren
aus, was bei den teilweise über 30 Jahre alten
Fahrzeugen rund 18 Jahre nach der Modernisierung
eine erneute, grundlegende
Aufarbeitung von Wagenkasten und elektrischen
Baugruppen notwendig macht.
Nach einer ersten Begutachtung und Bestandsaufnahme
erfolgt die schrittweise Demontage
des Wagenkastens. Die Dachaufbau-
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Tatra der LVB
Der Leipziger Tw 2185 sticht als
HU-frisches Fahrzeug durch sein
leuchtendes Gelb und den roten
Stromabnehmer im Stadtbild besonders
hervor, hier am 26. Juli
2013 vor der neuen LVB-Zentrale
am Georgiring. Der Tw gehört
übrigens zu den wenigen LVB-
Wagen, die in Dreifachtraktion
eingesetzt werden können
TONY LAAKE
Wagenkasteninstandsetzung im Rohbau: Deutlich sind die gestrahlten Bereiche am Dach und
an den Fenstern zu erkennen. Der Schaltschrank ist noch schützend verhüllt, das Loch der Sandaußenbefüllung
zugeklebt
FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN, MARTIN JUNGE
Wo sich sonst die Kupplung und der Batteriekasten befinden, herrscht während der HU Leere.
Die Einsätze der Rücklichter verbleiben am Fahrzeug, sie werden später gegen neue ersetzt
ten werden abgebaut, der Fahrgastraum leer
geräumt, der Führerstand demontiert, die
Fenster entglast und die Türen ausgebaut.
Unter dem Fahrzeug werden die dort befindlichen
Schützengerüste ausgebaut und der
Antriebscontainer herausgehoben. Die Drehgestelle
werden zur Überholung gegen Hilfsdrehgestelle
getauscht. Nachdem alle empfindlichen
Teile geschützt sind, wird der
Wagenkasten zum Sandstrahlen gefahren und
gestrahlt. Denn eines wird spätestens nach der
Montage der genannten Baugruppen sichtbar:
An den Wagenkästen hat der „Zahn der Zeit“
genagt. Doch aktuell gilt es, nicht nur die
sichtbaren Roststellen zu beseitigen, sondern
auch den in Hohlräumen breitgemachten Rost
zu finden und „zu Leibe“ zu rücken. Besonders
unter den Fahrzeugen, wo das Spritzwasser
der Räder in Hohlräume eindringt, ist ein
Austausch von Blechen notwendig.
Bei den Tatrafahrzeugen schon immer
problematisch sind die Regenrinnen und
Die IFTEC GmbH & Co. KG
Die IFTEC GmbH & Co. KG ist seit 1999 eine je 50-
prozentige Tochtergesellschaft der LVB GmbH und
der Siemens AG. Sie übernimmt im Auftrag der LVB
sowohl die Wartung, Instandhaltung und Hauptuntersuchung
der Straßenbahnwagen als auch die
Wartung und Instandhaltung der Infrastruktur.
Des Weiteren erfolgen im Drittgeschäft die Modernisierung
und Unfallinstandsetzung sowie
die Fahrweginstandhaltung anderer Verkehrsbetriebe
und Privatbahnen.
Fensterbereiche, wo stauende Nässe regelmäßig
Korrosion verursacht. Nachdem alle
Schleif-, Schweiß-, und Blecharbeiten abgeschlossen
sind, wird ein Rost- und Unterbodenschutz
aufgetragen. Danach ist der
Wagenkasten fertig für die Neulackierung.
Die Aufarbeitung der elektrischen Baugruppen
umfasst hauptsächlich den Austausch
von Verschleißteilen wie Schützkontakten
und die Überprüfung der Funktion.
Der Antriebscontainer wird komplett demontiert,
um das Gehäuse überarbeiten zu
können. Die Stromrichter müssen parallel gereinigt
und gewartet werden. Nach der Montage
erfolgt die Funktionsprüfung an einem
Prüfstand. Für die Kupplungen werden neue
Kabelbunde angefertigt, da diese besonderen
mechanischen Belastungen ausgesetzt sind.
Die Drehgestelle der Tatras waren seit der
letzten Hauptuntersuchung acht Jahre lang
im Dauereinsatz. Sie werden grundlegend
überholt. Nach der Aufarbeitung von Getrieben,
Motoren und dem Austausch von
Komponenten erstrahlen die Gestelle mit
frischen Radsätzen in neuem Glanz.
Neue Bauteile als Markenzeichen
Hat der Wagenkasten die Lackiererei verlassen,
beginnt die Aufarbeitung der Verkabelung
sowie die Reinigung und Überprü-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
53
Fahrzeuge
Auch bei schwierigen Lichtbedingungen sind die neuen LED-Rückleuchten
gut erkennbar. Bei Probefahrten weisen Warnschilder den Folgeverkehr
auf mögliche Bremsproben auch außerhalb von Haltestellen hin
Trennen, Schweißen, Schleifen – mit entsprechender Schutzausrüstung,
wie Handschuhen, Schürze, Gesichts- und Gehörschutz, rücken die IFTEC-
Mitarbeiter den verrosteten Blechen und Trägern im Türbereich zu Leibe
fung des Schaltschrankes. Kabelkanäle werden
ausgesaugt und neu abgedeckt. Eindringende
Nässe hat oft die Fußbodenplatten
aufquellen und morsch werden lassen,
so dass diese – wie der gesamte Fußbodenbelag
– ausgetauscht werden müssen. Fehlte
bisher die Anlage zur Videoüberwachung,
wird diese ergänzt.
Wie auch in anderen Städten sind heute
nicht mehr alle Teile von der letzten Modernisierung
lieferbar, so dass dafür Ersatz
gefunden werden muss. Sichtbar wird das
an den in den eigenen Werkstätten konstruierten
neuen Frontscheinwerfern mit LED-
Blinkern und Bremslicht sowie an der LED-
Beleuchtung am Heck der Fahrzeuge.
Während die IFTEC-Beschäftigten unter
dem Wagen alle Baugruppen wieder anbau-
Hauptuntersuchungen von Tatras bei der IFTEC
Nr. Wg.-Nr. Baujahr Mod.-Jahr Typenbez. LVB-Typ Datum HU
1 2124 II 1983 1995 T4D-M1 33c 08.2012
2 2176 1986 1994 T4D-M1 33c 09.2012
3 2177 1986 1994 T4D-M1 33c 10.2012
4 2178 1986 1995 T4D-M1 33c 10.2012
5 2179 1986 1994 T4D-M1 33c 11.2012
6 2119 1984 1994 T4D-M1 33c 12.2012
7 2171 1986 1995 T4D-M1 33c 12.2012
8 2117 1984 1995 T4D-M1 33c 12.2012
9 2183 1986 1994 T4D-M1 33c 12.2012
10 2184 1986 1994 T4D-M1 33i 03.2013
11 2185 1986 1994 T4D-M1 33i 04.2013
12 2188 1986 1994 T4D-M1 33i 06.2013
13 2195 1986 1994 T4D-M1 33i 06.2013
14 2158 1986 1994 T4D-M1 33c 07.2013
15 2166 1986 1994 T4D-M1 33c 08.2013
16 2172 1986 1994 T4D-M1 33c 09.2013
17 2118 1984 1995 T4D-M1 33c 09.2013
18 2104 1984 1994 T4D-M1 33c 10.2013
19 2101 1984 1994 T4D-M1 33c 11.2013
Gegenwärtig in Untersuchung
20 2056 1982 1998 T4D-M2 33d
21 2085 1983 1996 T4D-M2 33d
22 2087 1983 1996 T4D-M2 33d
23 2055 1982 1997 T4D-M2 33d
Nach der Lackierung stehen die Stoßstangen
der Tatrawagen zum Trocknen. Wie diese erhalten
viele einzelne Teile eine neue schützende
Grundierung und Lackierung
54
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Tatra der LVB
RECHTS Die eine HU abschließende Probefahrt
führt auf viele Bereiche des Leipziger Netzes,
am 2. Oktober 2013 den Tw 2104 beispiels weise
bis zum Messegelände
TONY LAAKE
en, beginnt im Fahrzeug der Wiederaufbau
des Fahrgastraumes und des Führerstandes.
Zum Einbau kommen dabei neu beschichtete
und gepolsterte Sitze, neue Lampenbänder
sowie neu lackierte Haltestangen.
Alle Schalter und die Beleuchtung überprüfen
die Elektriker auf ihre Funktionsfähigkeit,
gegebenenfalls erneuern sie verschlissene
Teile. Die Zielfilme erfahren eine
Reinigung von Staub und Insekten. Zum
Abschluss erfolgen die Montage der Dachaufbauten,
das Einheben des Antriebscontainers
sowie das Unterfahren der Drehgestelle.
Anschließend gelangt das Fahrzeug
auf ein Messgleis zur Inbetriebnahme.
Probefahrt mit Bremswegmessung
Während der Inbetriebnahme wird der Wagen
auf Herz und Nieren überprüft. Auftretende
Mängel an elektrischer Ausrüstung
und mechanischen Teilen werden
beseitigt. Den Abschluss der Inbetriebnahme
bildet eine ausgiebige Probefahrt mit
anschließender Bremswegmessung. Sind
alle Protokolle ausgefüllt und alle Mängel
beseitigt, wird der Wagen von den LVB abgenommen
und der Fahrgast darf sich an
einem Fahrzeug erfreuen, das sich fast in einem
werksneuen Zustand befindet.
MARTIN JUNGE/TONY LAAKE
MITTE Frisch überarbeitet
präsentieren sich
die Drehgestelle. Noch
sind diese unvollständig,
es fehlen die Radsätze
und Getriebe
UNTEN Über die Schiebebühne
gelangt das
in Untersuchung
befindliche Fahrzeug
vom Arbeitsstand zum
Prüfgleis in einem
abgesperrten Bereich.
Hier erfolgt die
Prüfung mit 600 Volt
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
55
Geschichte
Einst
&Jetzt
Im Berliner Westen ist die Kantstraße im Herzen Charlottenburgs
dicht bebaut mit Wohn- und Geschäftshäusern.
Sie ist von jeher eine belebte Geschäftsstraße, aber auch eine
in Ost-West-Richtung verlaufende wichtige Verkehrsachse.
Die Gegend um die Straße herum ist „Berlins Chinatown“,
denn nirgendwo anders wohnen so viele Chinesen in der
Stadt wie hier – und das bereits seit knapp 100 Jahren.
An der Haltestelle am Amtsgerichtsplatz ist im Sommer
1956 gerade ein Zug der Linie 60, bestehend aus einem
Triebwagen des Typs TM 34 und einem Beiwagen des Typs
B 24 oder B 25 – das ist nicht genau erkennbar – angekommen.
Der Zug wird gleich nach Norden in die Suarezstraße
abbiegen, der Abzweig ist schwach erkennbar.
Die 60 fährt zum Betriebshof in der Königin-Elisabeth-
Straße, vor dem sie Endstation hat.
Direkt dahinter steht ein Zug der Linie 75, der aus einer
TM 36-Doppeltraktion und einem Beiwagen des Typs B
24 oder B 25 besteht. Die 75 hat noch einen sehr weiten
Weg vor sich, denn sie wird bis nach Hakenfelde nördlich
von Spandau fahren. Während die BVG die Linie 60 bereits
am 2. Mai 1962 stilllegte, verblieben die Linien 75
und die 76 (letztere erst am 2. Mai 1959 eingerichtet) bis
zum 24. Januar 1966 in der Kantstraße.
Heutzutage wirkt die Kantstraße etwas breiter, aber
ohne die Schienen gesichtsloser, obwohl die 1956 noch
jungen Bäume nunmehr hoch gewachsen sind. Am 2. März
2014 treffen wir einen Bus auf der Linie 309 an, die Teile
der ehemaligen Straßenbahnlinie 60 übernommen hat.
TEXT/FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK UND
URSULA DOERK
(SAMMLUNG BERNHARD KUSSMAGK)
56
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Einst & Jetzt
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
57
Geschichte
Zu Beethovens Füßen
Die Geschichte der Bonner Straßenbahn Wer heute mit der Stadtbahn durch die Stadt fährt,
kann es sich kaum vorstellen: Bonns Nahverkehr begann 1891 mit einer meterspurigen Pferdebahn.
Im Mai 1902 ging die erste „Elektrische“ in Betrieb – zunächst ebenfalls auf 1.000-mm-Gleisen!
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Bonn
Parallel zum Bau der ersten regelspurigen Straßenbahnstrecken
Bonns entstand 1906 an der Graurheindorfer Straße
ein neuer Betriebsbahnhof. Zum Aufnahmezeitpunkt im
Jahr 1943 sind an ihm noch keine Kriegsschäden sichtbar
ALEX KELLER, SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV HANS-PETER ARENZ
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
59
Geschichte
erste Planungen, eine Pferde bahn innerhalb
der Stadt und zu den benachbarten Gemeinden
Endenich, Poppelsdorf und Kessenich
einzurichten. Die Verbindung nach Bad Godesberg
und Mehlem sollte durch eine mit
Dampf betriebene Kleinbahn geschaffen werden.
Wie damals üblich, suchte die Stadt nach
einem Investor, um diese Projekte zu verwirklichen.
Dabei konnte sie unter zahlreichen
darauf spezialisierten Unternehmen
wählen. Der Betrieb von Dampf- und Pferdebahnen
war seinerzeit im Normalfall ein lukratives
Geschäft, jedoch nicht frei von Risiken
und setzte für deren Einrichtung höhere
Investitionen voraus. Den Städten fehlte es
hierzu an Erfahrung und Geld.
Den Auftrag für den Bau und die Betriebsführung
erhielt letztendlich das auf dem
Bahnsektor bislang unbekannte Ingenieurbüro
von Christian Havestadt und Max
Contag in Berlin, das sich bislang vorzugsweise
im Wasserbau betätigt und durch seine
Beteiligung am Ausbau des Rheines offensichtlich
Kontakte zur Stadt Bonn geknüpft
hatte. Um das Projekt finanzieren und ausführen
zu können, gründete der „geheime
Baurat und Regierungsbaumeister“ Havestadt
zusammen mit einigen Banken eine
Bau- und Betriebsgesellschaft. Die „Rheinisch-Westfälische
Bahngesellschaft“ mit Sitz
in Berlin entstand am 19. November 1889
und war mit einem Grundkapital von drei
Millionen Mark ausgestattet. Diese Firma
wiederum übertrug der Havestadt, Contag
& Compagnie (H & C) die Betriebsführung.
Anlässlich der Einstellung der letzten Bonner Pferdebahnlinie im Jahr 1909 dürfte diese Aufnahme
mit Wagen 73 in der Pützstraße entstanden sein SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH, ARCHIV AXEL REUTHER
Die langjährige deutsche Bundeshauptstadt
konnte viele Jahre mit einer
bemerkenswerten Vielfalt an
Verkehrsunternehmen aufwarten. In
den Heften 5 und 7/2011 des STRASSEN-
BAHN MAGAZIN sind bereits die Straßenbahn
Bonn – Bad Godesberg – Mehlem
(BGM) sowie in den Heften 1 und 2/2012 die
Elektrische Straßenbahn der Kreise Bonn-
Stadt, Bonn-Land und des Siegkreises (SSB)
vorgestellt worden. Sie dienten der Anbindung
des Umlandes und Nachbarorte an die Universitätsstadt
Bonn, aber wie deckte man einst
die innerörtlichen Verkehrsbedürfnisse ab?
Am Anfang stand die Pferdebahn
Ab Ende der 1880er-Jahre hatte die beschauliche
Universitätsstadt Bonn ein beachtliches
Wachstum zu verzeichnen. 1890 gab es daher
Entscheidung für
1.000 mm Spurweite
Im August 1890 schloss die Stadt Bonn mit
der H & C den Vertrag zum Bau und Betrieb
der Pferdebahn, aber auch der Dampfbahn
nach Bad Godesberg. Als Spurweite für beide
Bahnen wählte man 1.000 mm – zum einen,
um engere Gleisbögen in den schmalen
Straßen verlegen zu können, zum anderen,
um Ärger mit der Staatsbahnverwaltung aus
dem Weg zu gehen, die normalspurige Strecken
als mögliche Konkurrenz betrachtete
und deren Bau häufig be- und verhinderte.
Am 19. April 1891 gingen die ersten Pferdebahnstrecken
in Betrieb, welche die beiden
Linien Koblenzer Straße/Reuterstraße –
Markt – Bahnhof – Poppelsdorf und Markt
– Wilhelmsplatz befuhren. Bis 1896 erweiterte
sich das Netz um die Strecken vom
Wilhelmsplatz zur Ellerstraße und von der
Koblenzer Straße nach Kessenich. Pferdebahn
und Dampfbahn benutzten ein gemeinsames
Depot an der Reuterstraße.
Die Stadt wird selbst aktiv –
die erste elektrische Straßenbahn
Wie so viele Kommunen um die Wende zum
20. Jahrhundert erkannte auch die Stadtverwaltung
Bonn damals, dass sich die Interessen
eines privaten Betreibers nicht unbedingt
mit den eigenen deckten. Sah die
Stadt den Ausbau des Verkehrsnetzes vor allem
unter dem Blickwinkel der Stadtentwicklung
und Fürsorge für ihre Einwohner,
so hatten die privaten Betreiber vor allem einen
maximalen Ertrag im Sinn und lehnten
den Bau von Strecken ab, wenn sie ihrer Ansicht
nach nicht wirtschaftlich genug waren.
Dass mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Geld zu verdienen war, hatten die Privatunternehmen
vorgemacht und die Städte
glaubten im ausgehenden 19. Jahrhundert
daher zunehmend, dass es sinnvoller sei, hier
Blick vom Bonner Rathaus auf den Marktplatz
– an Markttagen herrschte großes Treiben,
was für volle Straßenbahnen sorgte
SLG. PETER BOEHM, ARCHIV AXEL REUTHER
60 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Bonn
Im Kriegsjahr 1916 posieren Soldaten an der Argelanderstraße neben dem Tw 2 mit verglaster Plattform und dessen Personal. Vom Endpunkt
der Linie gab es einen Aufstieg zum Venusberg, so dass die Station meist auch diesen Namen trug SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV HANS-PETER ARENZ
selbst aktiv zu werden. Schon 1898 blockierte
Bonn deshalb den Antrag der
H & C, über die neu gebaute Rheinbrücke
eine Pferdebahn ins rechtsrheinische Beuel
bauen zu dürfen. Gleichzeitig erwirkten sie
eine Konzession zum Bau und Betrieb einer
meterspurigen elektrischen Straßenbahn
zwischen beiden Städten. Deren Verwirklichung
ließ aus verschiedenen Gründen bis
1902 auf sich warten. Die H & C sah ihren
Einfluss auf die künftige Gestaltung des Verkehrsgeschehens
schwinden und verkaufte
im Oktober 1899 Pferde- und Dampfbahn
an deren Betriebsführer – die Rheinisch-
Westfälische Bahngesellschaft AG.
Am 21. Mai 1902 nahm die von Siemens
& Halske im Auftrag der Stadtverwaltung
gebaute elektrische Straßenbahn auf Meterspur
ihren Betrieb auf. Sie stellte die Verbindung
zwischen den Staatsbahnhöfen in
Bonn und Beuel dar und befuhr dabei die
1898 eröffnete Rheinbrücke. Zur Erstausstattung
gehörten acht von van der Zypen
& Charlier in Köln-Deutz gebaute Triebund
sechs Beiwagen, die in ihrer Bauform
mit offenen Plattformen und einem Wagenkasten
mit drei Fenstern in zwei unterschiedlichen
Größen den für die Nachbarstadt
Köln gebauten Fahrzeugen glichen.
Für die Unterbringung der Wagen übernahm
die Stadt in Beuel eine Werkhalle der
ehemaligen Maschinenfabrik Hertz.
Der Fotobegeisterung eines jüdischen Geschäftsmannes und der Rettung der Glasplatten durch
einen Verkehrsfreund verdankt die Nachwelt auch dieses Foto von Tw 35 mit Bw 112 an der Endstation
in Dottendorf auf der Hausdorffstraße 1934 SOMMER, SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV ARENZ
Das Ende der Pferdebahn
Die Pferdebahn geriet durch das neue Verkehrsmittel
in die Defensive. 1903 nahm sie
mit der Strecke nach Endenich die letzte Erweiterung
in Betrieb – danach verkehrte sie
auf vier Linien. Für das Jahr 1904 bereitete
die Stadt die Eingemeindung der Orte Endenich,
Kessenich und Poppelsdorf vor. Im
November 1903 beschloss die Stadtverordnetenversammlung,
mit der Rheinisch-
Westfälischen Bahn AG Verhandlungen
über die Übernahme der Pferdebahn und
der Dampfbahn nach Bad Godesberg aufzunehmen.
Während die Eingemeindungen
zum 1. April stattfanden, dauerte es bis Oktober
1904, ehe die Stadt die privaten Bahnen
für 3,1 Millionen Mark gekauft hatte.
Als Übernahmetermin legten die Vertragspartner
den 1. November 1905 fest.
Bad Godesberg beteiligte sich am Übernahmepreis
der Dampfbahn zur Hälfte,
weshalb diese zur Schaffung rechtlicher und
finanzieller Klarheit in eine neue, von der
städtischen Straßenbahn unabhängige Gesellschaft
überging.
Im Vorfeld der Übernahme der Pferdebahn
durch die Stadt kam 1905 eine Diskussion
über die künftige Spurweite der
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
61
Geschichte
Bonner Straßenbahn in Gang. Zu diesem
Zeitpunkt fuhren sowohl die Pferde- als
auch die elektrische Straßenbahn auf Meterspur.
Mit Ausnahme der Staatsbahn
nutzten auch alle anderen Gesellschaften,
die im Raum Bonn Schienenverkehr betrieben
(Rhein-Sieg Eisenbahn, Köln-Bonner
Kreisbahnen), die Schmalspur mit unterschiedlicher
Breite. Im Bau befand sich die
elektrische Schnellbahn von Köln über
Wesseling nach Bonn in Normalspur. Nach
deren Vorbild waren auch zwischen Bonn
und dem Siegkreis Bahnen geplant, hauptsächlich
um einen Güterwagendurchlauf
mit der Staatsbahn zu ermöglichen. Da vorauszusehen
war, dass eine gemeinsame
Nutzung von Strecken durch die verschiedenen
Bahnen notwendig werden würde
(z. B. im Zuge der Rheinbrücke), entschied
die Stadt im Dezember 1905, den meterspurigen
Pferdebahnbetrieb durch eine normalspurige
elektrische Straßenbahn zu ersetzen.
Die bestehende Strecke war daher
ebenfalls umzuspuren. Schon im Vorfeld
hatte die Königliche Eisenbahndirektion
(KED) in Köln angekündigt, im Falle der
Umspurung eine Kreuzung der Staatsbahngleise
in der Poppelsdorfer Allee, wie sie für
die Pferdebahn bestand, abzulehnen. Nach
zähen Verhandlungen erhielt die Stadtverwaltung
von der KED die Zusage, eine
Gleisverbindung bauen zu dürfen, die aber
nur von Leerwagen bei Zuführfahrten zum
Depot benutzt werden durfte.
Umstellung der Pferdebahn
und Erweiterung des Netzes
1906 erhielt Siemens & Halske den Auftrag,
neue Strecken zu errichten, die bestehende
Meterspurstrecke nach Beuel umzuspuren
und die Pferdebahnstrecken bei
Der Industriefotograf Keller war auch 1936
mit seiner Kamera zur Stelle, als die Unterführunge
zur Poppelsdorfer Allee am Bonner
Bahnhof entstand. Sie ermöglichte eine linienmäßige
Verbindung beider Netzteile
ALEX KELLER, SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV ARENZ
62 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Bonn
RECHTS Zwei Triebwagen
der Linien 2
und 3 im Jahre 1938
vor dem Bonner
Bahnhof. Mit ihren
zahlreichen nur kleinen
Triebwagen war
die Bonner Straßenbahn
nur bedingt
leistungsfähig
FRIEDRICH GRÜNWALD,
BILDSAMMLUNG VDVA
LINKS Blick auf den
Friedrichs- bzw.
Friedensplatz in den
1930er-Jahren. Die
große Freifläche in
Bildmitte diente bis
1929 der schmalspurigen
Vorortbahn
der Köln-Bonner
Eisenbahnen als
Endstation. Der Bus
fährt ins Umland
SLG. PETER BOEHM,
ARCHIV AXEL REUTHER
gleichzeitiger Umspurung zu elektrifizieren,
was de facto einem Neubau gleichkam.
Für die folgenden drei Jahre glichen die
Bonner Straßen einer Großbaustelle. Am
30. Juni 1906 ging die erste neue Strecke
zwischen Kaiserplatz und Rheindorf in Betrieb.
Sie ersetzte in ihrem Anfangsbereich
zwischen Kaiserplatz und Münsterplatz sowie
auf einem kurzen Stück der Kölnstraße
die Pferdebahn, ansonsten nutzte sie andere
Straßenzüge. Am Streckenendpunkt entstand
ein neues Depot mit zwölf Gleisen
und einer Werkstatt.
Am 8. September 1906 war die Umspurung
der Linie Bonn, Bahnhof – Beuel,
Bahnhof vollendet. Eine Woche später kam
die Verbindung vom Friedrichsplatz zur Koblenzer
Straße hinzu, welche auch zuvor
schon in annähernd gleicher Streckenführung
von der Pferdebahn bedient worden
war. Am 29. September ging die Verlängerung
zur Stadthalle in Gronau als Neubau
in Betrieb.
Ab 1. März 1907 war die Strecke Bahnhof
– Poppelsdorf befahrbar, die mit anderer
Streckenführung die Pferdebahn teilweise
ersetzte. Am 4. Oktober folgte die
elektrische Straßenbahn auf der Strecke
nach Endenich der Pferdebahn. Am 6. Dezember
1907 kam eine Strecke ohne Vorläufer
von der Rückseite des Bahnhofes bis
zum Fuße des Venusberges in der Argelanderstraße
hinzu. Ab 18. August 1908 führte
eine kurze Verlängerung vom Depot in
Rheindorf in den Ort Grau-Rheindorf hinein.
Die letzte Pferdebahnlinie fuhr noch
bis 24. November 1909 zwischen Kessenich,
Pützstraße und Koblenzer Straße im
Verlauf des Rheinweges. Sie ließ die Stadtverwaltung
nicht durch eine elektrische
Straßenbahn ersetzten, wohl aber war Kessenich
vom gleichen Tage an mit dieser
durch eine von der Strecke zur Argelanderstraße
an der Moltkestraße abzweigenden
Neubaustrecke über Bonner Talweg –
Hausdorfstraße an das Netz angebunden.
Der Netzausbau der städtischen Straßenbahn
war damit zunächst einmal abgeschlossen.
Da die Staatsbahngleise über die
Poppelsdorfer Allee linienmäßig nicht befahren
werden durften, bestand ein zweigeteiltes
Netz mit insgesamt fünf Linien – siehe
Kasten Seite 64.
Die Verbindung der Netzteile
In den Jahren 1914/15 kamen zwei weitere
Strecken hinzu: Die Linie 4 fuhr ab 14. August
1914 über einen 0,84 Kilometer langen Abschnitt
von Kessenich weiter bis Dottendorf.
Im September 1915 entstand eine auch lini-
Eine Orientierung über das 1915 vorhandene Netz der städtischen
Straßenbahn gibt diese Übersicht aus einer Tarifanweisung
Auf dem Linienplan von 1927 wird die von der Eisenbahn am Bahnhof verursachte
Netzteilung deutlich SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH (2), ARCHIV AXEL REUTHER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
63
Geschichte
Netzplan nach der Inbetriebnahme der Unterführung und Verbindung von Ost- und Westnetz ab
1. Mai 1933. Der Friedensplatz hieß von April 1933 bis Mai 1945 Adolf-Hitler-Platz
Das Bonner Straßenbahnnetz
Ende 1909
Ostnetz
Linie 1:
Kaiserplatz – Friedrichsplatz – Rheindorf (3,95 km)
Linie 2:
Kaiserplatz – Friedrichsplatz – Beuel (2,99 km)
Linie 3:
Kaiserplatz – Friedrichsplatz – Markt – Gronau
(4,70 km)
Westnetz
Linie 4:
Kessenich – Poppelsdorfer Allee – Beethovenplatz –
Endenich (4,96 km)
Linie 5:
Argelanderstraße – Poppelsdorfer Allee –
Jägerhof – Poppelsdorf (3,45 km)
Einen guten Überblick über das Gleisnetz aller Bonner Straßen- und Eisenbahnen gibt dieser
Stromversorgungsplan aus dem Jahre 1939
SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH (2), ARCHIV AXEL REUTHER
enmäßig genutzte Verbindung zwischen beiden
Netzteilen mit einer Länge von 1,83 Kilometern
in Form eines Halbringes durch
die Nordstadt vom Friedrichsplatz über
Bornheimer Straße – Viktoriabrücke (über
die Eisenbahn) – Wittelsbacher Ring zum
Beethovenplatz. Die Linie 3 bekam nun eine
neue Linienführung und fuhr ab Friedrichsplatz
nicht mehr zur Kaiserstraße, sondern
zum Beethovenplatz (Länge 5,7 Kilometer).
Um auf die Benutzung des Bahnüberganges
Poppelsdorfer Allee bei Ein- und Ausrückfahrten
weitgehend verzichten zu können,
entstand 1927 eine Betriebsstrecke ab
Chlodwigplatz über Kaiser-Karl-Ring –
Hochstadenring – Frankenplatz zur Viktoriabrücke
für Fahrten aus und zum Depot
Rheindorf vom Westnetz aus.
Mit zunehmendem Eisenbahnverkehr waren
die Schranken am Bahnübergang Poppelsdorfer
Allee immer häufiger geschlossen, so
dass die Stadt eine Unterführung unter den
Gleisen plante. Diese sollte nicht nur dem Straßenverkehr
Erleichterungen bringen, sondern
auch eine Verbindung der Straßenbahnnetzteile
ermöglichen. Am 1. Mai 1936 trat danach
folgende Neuordnung in Kraft:
• Linie 1: Argelanderstraße – Bahnhof –
Adolf-Hitler-Platz* – Rheindorf (5,6 km)
• Linie 2: Dottendorf – Bahnhof – Adolf-
Hitler-Platz* – Beuel (6,3 km)
• Linie 3: Endenich – Beethovenplatz –
Bahnhof – Adolf-Hitler-Platz* – Markt –
Gronau (7,2 km)
• Linie 4: Poppelsdorf – Bahnhof – Adolf-
Hitler-Platz* – Frankenplatz (3,42 km)
*bis 1899 Viehmarkt, bis 1922 Friedrichsplatz,
bis 1933 Friedensplatz, bis 1945:
Adolf-Hitler-Platz, seitdem wieder Friedensplatz
Die 1915 angelegte Strecke über die Viktoriabrücke
bis zum Beethovenplatz legte der
städtische Betrieb still und ließ die Gleise
abbauen. Durch die Führung der Linie 4
zum Frankenplatz wurde ein Stück der
1927 angelegten Betriebsstrecke nun auch
linienmäßig befahren.
Zerstörung und Neubeginn
Während des Zweiten Weltkrieges erlitten Betriebsanlagen
und Fahrzeuge teils erhebliche
Schäden, so dass der Betrieb zwischen Oktober
1944 und Januar 1945 schrittweise eingestellt
wurde. Nach dem Krieg fuhren am
Auf abenteuerlichen Wegen mussten die nach
1945 auf der rechten Rheinseite verbliebenen
Fahrzeuge ins Linksrheinische gebracht werden.
Erst 1949 war die Bonner Rheinbrücke wieder
befahrbar SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH, ARCHIV REUTHER
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Bonn
Wenige Tage vor der Einstellung der Straßenbahnlinie 4 nach Poppelsdorf entstand im September 1953 diese Aufnahme auf der Meckenheimer
Allee. Im Stadtbild von Bonn sind zu diesem Zeitpunkt noch immer die Kriegszerstörungen sichtbar
MANFRED SCHÖN, ARCHIV HANS-PETER ARENZ
8. August 1945 die ersten Straßenbahnen zwischen
Rheindorf und Dottendorf, bis Oktober
1946 auch auf fast allen übrigen Strecken. Die
Stadt betrieb folgende Linien, deren Nummern
in den Fahrplänen nicht genannt waren:
• Linie 1: Rheindorf – Friedensplatz –
Bahnhof – Dottendorf
• Linie 3: Frankenplatz – Bahnhof – Endenich
• Linie 4: Poppelsdorf – Bahnhof
Es fehlten vorerst die Strecken zur Argelanderstraße,
da der Bereich von den Besatzungsmächten
als Wohngebiet requiriert
worden war, und die Strecke nach Beuel
aufgrund der zerstörten Rheinbrücke. Nach
dem Abzug der Besatzer und dem Neubau
der Brücke gingen beide Linien im November
1949 ebenfalls wieder ans Netz.
Neue Verhältnisse:
Bonn wird Bundeshauptstadt
Die Wahl der Stadt Bonn zur Bundeshauptstadt
1949 stellte für das bisher eher beschauliche
Universitätsstädtchen eine große
Herausforderung dar, denn es waren die
Ministerien einzurichten und für deren Mitarbeiter
Wohnraum zu schaffen.
Den nunmehr an die Straßenbahn gestellten
Anforderungen wurde der Wagenpark
aus überalterten Fahrzeugen mit geringem
Fassungsvermögen nicht gerecht. Alle
Zeittafel der Bonner Stadtstraßenbahn
19.04.1891 Eröffnung der ersten Pferdebahnlinien
21.05.1902 Eröffnung einer elektr. Straßenbahnlinie (1.000 mm Spurweite) durch die Stadt Bonn
15.10.1904 Kauf der Pferdebahngesellschaft durch die Stadt Bonn
30.06.1906 Eröffnung der ersten elektrischen Straßenbahnlinie in 1.435 mm Spurweite
28.08.1908 Abschluss Umspurung/Umstellung auf elektrischen Betrieb
24.11.1909 Stilllegung der letzten Pferdebahnstrecke
09.1915 mit Inbetriebnahme der Verbindung Friedensplatz – Viktoriabrücke – Beethovenplatz
erreicht das Netz seine größte Ausdehnung
01.05.1936 Fertigstellung einer Unterführung am Bonner Bahnhof und Verbindung beider Netzteile
01.1945 kriegsbedingte Einstellung des Betriebes
08.08.1945 Wiederaufnahme des Betriebes
28.08.1945 Umstellung der Strecke durch die Koblenzer Straße auf Bus-, später Obusbetrieb
12.11.1949 Eröffnung der neuen Rheinbrücke und Wiederaufnahme des Betriebes nach Beuel
04.10.1953 Einstellung der Strecken nach Poppelsdorf und zum Frankenplatz
03.04.1955 Einstellung der Strecken zur Argelanderstraße (Venusberg) und nach Endenich
1959/1960 Ersatz des alten Wagenmaterials durch Großraum- und Gelenkwagen
01.11.1966 neue Streckenführung in Graurheindorf zur Schleife Werftstraße
03.1967 neue Streckenführung in der Bonner Innenstadt
16.09.1974 Aufgabe der Strecke Friedensplatz – Münsterplatz – Poststraße
01.09.1987 neue Liniennummern im VRS, aus 1 und 2 werden 61 und 62
19.08.1994 die Straßenbahnlinie 62 ersetzt die Fernbahnlinie 64 und wird von Beuel nach Oberkassel-Süd
verlängert. Gleichzeitig Inbetriebnahme der Neubaustrecke Am Bonner
Berg – Auerberg der SL 61
1994 Ersatz der Großraum- und Gelenkwagen durch Niederflurtriebwagen
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
65
Geschichte
Im Jahr 1955 quält sich der leicht modernisierte Triebwagen 8 von 1902 mit einem Beiwagen
die Rampe am Bonner Bahnhof empor, gefolgt von einem Triebwagen der Linie 3
Liniennetz ab
12. November 1949
Linie 1 (blau):
Beuel – Friedensplatz – Bahnhof – Dottendorf
Linie 2 (weiß):
Argelanderstraße (Venusberg) – Bahnhof – Friedensplatz
– Rheindorf
Linie 3 (rot):
Endenich – Bahnhof – Friedensplatz und von dort
in einer großen Schleifenfahrt über Bornheimer
Straße, Hochstadenring, Kaiser-Karl-Ring, Kölnstraße
und Friedensplatz zurück nach Endenich
Linie 4 (gelb):
Poppelsdorf – Bahnhof – Friedensplatz – Rheindorfer
Straße
Triebwagen waren 35 Jahre und länger in
Dienst, bei den Beiwagen sah es ähnlich aus.
Den Bundespolitikern war die Straßenbahn
besonders im Bereich des Regierungssitzes
ein Dorn im Auge, denn sie sahen ihre
Dienstautos durch die langsam dahin schleichenden
Schienenfahrzeuge behindert. Sie
bedrängten die Stadtverwaltung, die Straßenbahn
in der Koblenzer Straße aufzugeben
und durch ein „zeitgemäßes“ Verkehrs -
mittel zu ersetzen. Die Kommune gab nach
und stellte am 28. August 1949 die Linie 4
auf dem 3,86 Kilometer langen Abschnitt
Münsterplatz – Gronau auf Busbetrieb um.
Parallel begannen Planungen für ein Obusnetz
zur teilweisen Ablösung der Straßenbahn,
was sich aber nicht so schnell wie erwartet
verwirklichen ließ.
Die Aufgabe der Strecke zur Gronau
nutzte die Stadt dazu, mit einer Führung
der Linie 4 vom Münsterplatz nach Rheindorf
die Linie 1 auf dem Weg zu den neuen
Ministerien an der Rheindorfer Straße
zu verstärken. Nach dem Abzug der Besatzungsbehörden
und der Einweihung der
neugebauten Rheinbrücke am 12. November
1949 gab es ein neues Streckennetz mit
neuen Linienfarben – siehe Kasten. Auch
die im Aufbau begriffene Viktoriabrücke
und die Zufahrtsstrecke über den Hochstadenring,
wo bis 1936 schon einmal eine
Straßenbahn gefahren war, erhielten wieder
Gleise. Ziel war es, für Betriebsfahrten zum
Depot Rheindorf eine alternative Strecke
unter Umfahrung der Innenstadt zu schaffen.
Das Projekt blieb in den Ansätzen stecken,
denn obwohl die Brücke ab 20. Dezember
1949 befahrbar war, gab es hier nie
Betrieb.
Die Bonner Straßenbahn versuchte, so
gut es ging, mit ihrem veralteten Wagenpark
das ab 1949 steigende Fahrgastaufkommen
in den Griff zu bekommen. 1950 tauschten
die Linien 2 und 4 in Rheindorf ihre Endstationen.
Am 17. Februar 1951 nahm die
erste Obuslinie zwischen Gronau und Mozartstraße
(hinter dem Bahnhof) den Betrieb
auf. Anders als die städtischen Buslinien, die
die Bonner Verkehrsgesellschaft bediente,
betrieben die „Bahnen der Stadt Bonn“ dieses
elektrische Verkehrsmittel.
Obwohl die Linie 4 über die Koblenzer
Straße zur Gronau 1949 stillgelegt worden
war, blieben die Gleise vom Abzweig Friedrich-Ebert-Allee
über die Siebengebirgsstraße
bis zum Bundeshaus weiterhin betriebsfähig.
Um den starken Ausflugsverkehr
bewältigen zu können, verkehrten bis ins
Jahr 1951 an schönen Sommersonntagen
Einsatzwagen der Straßenbahn ab Bahnhof
über die Kaiserstraße im Verlauf der Strecke
der Mehlemer Bahn bis zum Bundeshaus.
Danach ließ die Stadtverwaltung die Sie-
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Bonn
bengebirgsstraße verbreitern und die Gleise
entfernen – der Obus hatte fortan die
Verkehrslast alleine zu tragen.
Stilllegungen setzen Wagen
für Verstärkungen frei
Obwohl schon seit Ende der 1940er-Jahre
für die Erneuerung und Erweiterung des
Wagenparks dringender Handlungsbedarf
bestanden hatte, verhielt sich die Stadt viel
zu lange abwartend. Zwar flossen ab 1953
Gelder in die Modernisierung der Straßenbahn
nach Bad Godesberg und Mehlem;
und auch für die Strecken nach Bad Honnef
und Siegburg konnten erste neue Fahrzeuge
beschafft werden – die innerstädtischen Linien
mussten aber „weiterwursteln“.
Nach Ansicht vieler Stadtpolitiker boten
schienenlose Verkehrsmittel wie Obus und
Bus die bessere und vor allem preisgünstigere
Alternative. Dies traf für die schwächer
belasteten Strecken nach Endenich und Poppelsdorf
sicher zu, nicht aber für die Hauptachsen
nach Dottendorf, Rheindorf und
Beuel. Mit dem Ziel, für die stark belasteten
Strecken zusätzliche Wagen frei zu machen,
kam es in den Jahren 1953 bis 1955 zur
Umstellung einiger Strecken auf Obus- und
Busbetrieb.
Die „Stadtring“ genannte eingleisige
Schleifenfahrt der Linie 3 über Bornheimer
Straße, Hochstadenring und Kaiser-Karl-
Ring wurde am 4. Oktober letztmalig linienmäßig
befahren, blieb aber als Umleitungsstrecke
und Depotzufahrt zunächst erhalten.
Am 10. November 1953 endete der Betrieb
der Straßenbahnlinie 4 zwischen Bonn,
Bahnhof und Poppelsdorf, nach Abschluss
der Umstellungsarbeiten und Busersatz,
Das „Netz“ aus den beiden Linie 1 und 2, welches ab April 1955 noch verblieben war und in
dieser Form im Prinzip bis in die 1990er-Jahre unverändert blieb
SLG. AXEL REUTHER
nahm am 14. November die neue Obuslinie
16 ihren Dienst auf. Bereits am 19. März
1952 war die Obuslinie 15 über Endenich
nach Lengsdorf verlängert worden, womit
Endenich auf verschiedenen Wegen per
Straßenbahn und Obus erreichbar war. Das
Liniensignal 4 verschwand nun und die Linie
3 stellte eine weitere Verstärkung im
Verlauf der Rheindorfer Straße zu den Ministerien
her. Gleichzeitig tauschten die Linie
1 und 2 ihre Endpunkte Beuel und
Rheindorf, so dass die 1 nun von Dottendorf
nach Rheindorf und die 2 von der Argelanderstraße
nach Beuel verkehrte.
Weitere Einstellungen
und Einsparungen
Am 3. April 1955 fuhren letztmalig Straßenbahnen
auf der Strecke Bahnhof – Endenich
und Moltkestraße – Argelanderstraße
(Venusberg). Das Liniensignal 3 gab die
Stadt auf, die Linie 2 fuhr nun wie die Linie
1 nach Dottendorf. Damit waren nur
noch die beiden Linien 1 Dottendorf –
Rheindorf (7,16 Kilometer) und 2 Dottendorf
– Beuel (6,3 Kilometer) übrig, die in
dieser Form bis 1994 (ab 1987 als 61 und
62) bestanden.
Der 1953 nach dem Ende der Linie 4 eingerichtete
5-Minuten-Verkehr der Linie 1
zwischen Dottendorf und Rheindorfer Straße
blieb erhalten, so dass jedem Zug der Linie
2 an Werktagen bis Friedensplatz ein
Einzelwagen der Linie 1E vorausfuhr. Notwendig
waren für diesen Fahrplan 20 Züge,
wobei auf den Linie 1 und 2 mit einem Beiwagen
gefahren wurde. Dafür reichten die
vorhandenen 16 Beiwagen knapp aus, während
nun Triebwagen eigentlich reichlich
vorhanden waren. Altersbedingt nahm deren
Schadenshäufigkeit aber immer mehr
zu. An der Endstation Rheindorf, Herpenstraße
bestand keine Umsetzmöglichkeit,
der Beiwagen blieb daher bereits in der Ausweiche
Friesenweg zurück – auf dem Rückweg
nahm ihn der Triebwagen dort wieder
auf. Die Zusatzwagen zur Rheindorfer Straße/Ministerien
kehrten als allein fahrende
LINKS Endstation
Beuel, Bahnhof der
Linie 1 im Jahre
1950: Während der
Stadttriebwagen
seinen Beiwagen
umfährt, wird er
von einem aus Bad
Honnef kommenden
Zug der Überland -
linie H überholt
PETER BOEHM,
SLG. AXEL REUTHER (3)
RECHTS Reges Treiben
auf dem Friedensplatz
Mitte der
1950er-Jahre:
Autobusse ergänzen
den Straßenbahn -
betrieb mit seinen
altersschwachen
Fahrzeugen
SLG. PETER BOEHM,
ARCHIV AXEL REUTHER
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
67
Geschichte
Triebwagen entweder auf dem Gleiswechsel
kurz vor der Einfahrt zum Depot oder dort.
Die in der verkehrsschwachen Zeiten
nicht benötigten Beiwagen der Linie 2 nahmen
Züge der Linie 1 vom Depot Rheindorf
nach Dottendorf mit, die in dieser Zeit als
Dreiwagenzüge verkehrten. Linienmäßig
gab es in Bonn keine Dreiwagenzüge.
Die Straßenbahn
wird weiter gebraucht
Von 1953 bis 1955 hatten die Bonner durch
die Umstellung verschiedener Strecken der
Straßenbahn auf Obus- und Busbetrieb ausreichend
Gelegenheit gehabt, die Vor- und
Nachteile der einzelnen Verkehrsmittel zu
vergleichen. Aufgrund zahlreicher Schwierigkeiten,
die sich bei Einsatz und Kapazität mit
den schienenlosen Verkehrsmitteln ergaben,
begann sich auch in der Bonner Politik die
Einsicht durchzusetzen, dass eine generelle
Umstellung der Straßenbahn auf Obus und
Bus aus verkehrstechnischen und betriebswirtschaftlichen
Gründen, aber auch wegen
einem Mangel an leistungsfähigen Straßen innerhalb
der Stadt nicht möglich war.
So fiel der Beschluss, die beiden innerstädtischen
Linien beizubehalten und
grundlegend zu modernisieren. Der alte Wagenpark
mit über 50 Jahre alten Fahrzeugen
war am Ende seiner Lebensdauer angelangt
und seine Instandhaltung verursachte hohe
Kosten. Im Jahr 1956 trat eine neue Betriebsordnung
für Straßenbahnen in Kraft,
die für Wagen mit Holzkasten und ohne
Schienenbremsen und Sicherheitsverglasung
nur noch einen übergangsweisen Einsatz bis
1960 vorsah.
Als Ersatz für die Altwagen waren zunächst
Großraumwagen der Düsseldorfer
Waggonfabrik ausgewählt worden. Für den
Einsatz von Drehgestellwagen im Einrichtungsbetrieb
entstanden mehrere Wendemöglichkeiten.
Für die Erprobungsstufe ab
1957 konnten zunächst das schon 1954 angelegte
Wendedreieck auf dem Gelände des
Betriebshofs in Rheindorf und in der Stadt
das hinter der Eisenbahnunterführung am
Abzweig der früheren Strecke nach Endenich
an der Quantiusstraße erhalten gebliebene
Gleisdreieck genutzt werden.
Modernisierung mit Großraumund
Gelenktriebwagen
Im Juli 1957 trafen zunächst vier Großraumtriebwagen
von der Düwag in Bonn ein. Aufgrund
fehlender Wendemöglichkeiten kamen
sie zunächst nur im Zusatzverkehr der Linie
LINKS 1959 ergänzten
zehn Gelenktriebwagen
den Bestand der
Straßenbahn. Tw 134
kurz nach Indienststellung
vor der Wagenhalle
Graurheindorfer
Straße
PETER BOEHM (2),
SLG. AXEL REUTHER
RECHTS 1957 läuteten
vier Großraumtriebwagen
der Düwag die
grundlegende Modernisierung
des Betriebes
ein. Tw 101 als
Zusatzkurs zum Gleisdreieck
Poppelsdorfer
Str. bei Einfahrt auf
den Friedensplatz
LINKS Dank des
Engagements von
Bonner Verkehrsfreunden
entging
Tw 13 der Verschrottung
nach seiner
Verwendung als
Reklamewagen und
wurde 1966 wieder
weitgehend in den
Ursprungszustand
zurückversetzt
AXEL REUTHER
1 zwischen Rheindorfer Straße (Depot) und
Bahnhof (Quantiusstraße) zum Einsatz. Im
Jahr 1958 entstanden dann Gleisschleifen an
der Werftstraße in Rheindorf im Verlauf einer
kurzen eingleisigen Neubaustrecke (Mai), auf
dem Quirinusplatz in Dottendorf (August)
und in Beuel am Bahnhof vor der Einfahrt in
den Betriebshof der Siebengebirgsbahn (SSB)
(November).
Ab November 1958 fuhren die Großraumwagen
dann auf der Linie 2 im Mischbetrieb
mit alten Zweiwagenzügen. Die
neuen Fahrzeuge bestanden schon nach relativ
kurzer Zeit ihre Bewährungsprobe und
überzeugten auch die Skeptiker und Kritiker,
die bisher nicht davon überzeugt waren,
dass eine Beibehaltung des Straßenbahnbetriebes
auf den beiden Stadtlinien sinnvoll
sei. So gab es Gelder für Anschlussaufträge.
An Stelle weiterer Großraumwagen bestellte
Bonn aber zunächst mehrere sechsund
achtachsige Gelenkwagen, dann folgten
neue Großraumtriebwagen. Mit den zwei
Fahrzeuggrößen konnte nach Ansicht des
Verkehrsbetriebes besser auf die unterschiedliche
Auslastung der beiden Linien
reagiert werden. Die Neufahrzeuge lösten
die Zweiachser Anfang der 1960er-Jahre ab.
Die Fahrgäste honorierten die Modernisie-
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Bonn
rung der beiden Stadtlinien mit stärkerer
Nutzung, so dass es zu Beginn der 1960er-
Jahre auch außerhalb des Berufsverkehrs in
den Fahrzeugen kaum Sitzplätze gab.
Die städtischen Linien unter
dem Dach der Stadtwerke
Im Jahr 1966 führte die Stadtverwaltung die
kommunalen Betriebe unter der Dach-Bezeichnung
Stadtwerke Bonn zusammen.
Straßenbahn, Obus und Busse der Bonner
Verkehrsgesellschaft firmierten nun einheitlich
unter der Bezeichnung „Stadtwerke
Bonn, Verkehrsbetriebe.“ Die Trieb- und Beiwagen
der Stadtlinien erhielten nun die Ziffer
2 an erster Stelle ihrer Nummer. Den
Obusbetrieb auf den Linie 15 und 16 stellten
die Stadtwerke bis 1971 auf Dieselbusse um.
In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es
bei den Strecken im Stadtnetz nur wenige
bauliche Veränderungen. Durch den Bau der
Autobahn-Nordtangente gaben die Stadtwerke
in Rheindorf die bisherige Streckenführung
zur Endschleife an der Werftstraße auf. Ab 1.
November 1966 gab es eine neue, weitgehend
auf eigenem Bahnkörper verlaufende und
weiterhin teilweise eingleisige Ersatzstrecke
über Herseler Straße, Werftstraße. Im März
1967 entfiel die Fahrt zwischen der Brückenrampe
und dem Friedensplatz durch die engen
Straßenzüge Friedrich- und Brückenstraße
und die Bahnen fuhren über Bertha-von-Suttner-Platz
und einen neu geschaffenen Straßendurchbruch
im Zuge der ausgebauten
Maarstraße (heute Oxfordstraße) bis zur Wilhelmstraße
und von dort zum Friedensplatz.
Den zweiten Teil der Innenstadtstrecke vom
Friedenplatz über Vivatsgasse, Münsterplatz
und Poststraße gaben den Stadtwerke im September
1974 für den U-Bahnbau am Hauptbahnhof
auf. Ersatzweise fuhren auch die Linien
1 und 2 nun über die vorhandene Strecke
der Fernbahnlinie H im Zuge der in Thomas-
Mann-Straße umbenannten Meckenheimer
Straße bis zum Rheinuferbahnhof und von
dort über die Straße am Hauptbahnhof. Dabei
benutzten sie ein Straßenstück, welches bis
1973 von den Zügen der BGM auf dem Weg
zum Rheinuferbahnhof befahren worden war,
ehe die Stadtwerke deren Endstation – ebenfalls
wegen des U-Bahn-Baues – bis zum Busbahnhof
zurückverlegen ließ.
Bundespolitiker erneut
gegen Straßenbahn
Den Bundespolitikern war die Straßenbahn,
besonders nach Inbetriebnahme der ersten
Tunnelstrecke für die Stadtbahn nach Bad
Godesberg 1975, in den engen Stadtstraßen
erneut ein Dorn im Auge, passte ein der -
artiges Verkehrsmittel doch nach ihrer
Ansicht nicht zu einer „modernen“ Bundeshauptstadt.
Über das Bundesverkehrsministerium
übten sie Druck auf die Stadtverwaltung
aus, die Straßenbahn aus dem
Stadtbild entfernen zu lassen. Nachdem dies
über die Presse bekannt geworden war, regte
sich in der Bonner Bevölkerung gegen die
Pläne Widerstand. Auch die Stadt widersetzte
sich und machte klar, dass der Straßenbahn
eine wichtige Zubringerfunktion
zu dem im Entstehen begriffenen Stadtbahnnetz
zukam. Gegen eine Anlage von
Tunnelstrecken in vermeintlich kritischen
Bereichen habe man nichts einzuwenden,
vorausgesetzt, der Bund bezahle den Bau.
Danach kehrte Ruhe in die Debatte ein.
Bereits mit den Stadtbahnplanungen
Ende der 1960er-Jahre war vorgesehen, den
im Entstehen begriffenen Stadtteil Hardtberg
mit zahlreichen dort angesiedelten
Bundesbehörden an das Schienennetz anzuschließen.
Die bis heute nicht gebaute
„Hardtberglinie“ entwickelte sich zu einer
unendlichen Geschichte – mehr im Teil 2.
Die Wagenhalle in Rheindorf hatte 1986
als Heimat für die Straßenbahnen der Lini-
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
69
Geschichte
Sonntags verkehrten die Gelenkwagen planmäßig auf der Linie 1. Am 19. Februar 1984 biegt
Tw 232 aus der engen Wilhelmstraße kommend in die Oxfordstraße ein AXEL REUTHER (2)
en 1 und 2 ausgedient – im Juni schlossen
die Stadtwerke das Depot und stationierten
die Fahrzeuge in den SSB-Betriebshof Beuel
um. Erhalten blieb zunächst die Wendeschleife
im Hallenvorfeld. Die unter Denkmalschutz
stehenden Rheindorfer Hallen
sind heute vermietet.
Das dritte „Leben“
der Bonner Straßenbahn
In den frühen 1990er-Jahren planten Stadt
und Verkehrsbetrieb verschiedene Verbesserungen
auf ihrem Schienennetz. Mit Einführung
des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg
(VRS) im Jahre 1987 hatten die Bonner
Stadtbahn- und Straßenbahnlinien zur Vermeidung
von Doppelbelegungen mit Köln
neue Linienbezeichnungen erhalten. Die
Nummern der Linien 1 und 2 änderten sich
in 61 und 62, die der Stadtbahnlinien 3 und
S in 63 und 66 und die der Vorortbahnlinie
H in 64. Im Jahr 1992 begannen die Stadtwerke
damit, Ein- und Ausrückfahrten sowie
Zusatzdiensten im Berufsverkehr eigene
Liniennummern zuzuweisen. Der Straßenbahn
brachte dies Zuwachs in Form einer
Linie 65 von Beuel nach Auerberg.
Das Konzept „Schiene 94“ brachte eine
Reihe von Verbesserungen für die Fahrgäste.
Dazu gehörte die Inbetriebnahme einer
Verlängerung der Linie 61 um 1,35 Kilometer
von Graurheindorf in den Stadtteil
Auerberg am 19. August 1994. Die eingleisige
Strecke zur Schleife Werftstraße war bereits
am 24. Juli aufgegeben worden.
Ab 1994 lieferte die Düwag 24 dreiteilige
Niederflurwagen für Zweirichtungsbetrieb
aus. Sie fuhren ab Juli 1994 zunächst auf der
Linie 61, da wegen der vorübergehenden Verkürzung
bis Bonner Berg hier keine Einrichtungswagen
mehr eingesetzt werden konnten.
Auch die Endstation der Verlängerungsstrecke
Auerberg besaß keine Schleife mehr. Die
Großraumzüge fuhren nun vorübergehend
auf der Linie 62, wo sie für ein vergrößertes
Platzangebot sorgten. Nach Verlängerung der
Nur wenige Wochen dauerte im Sommer 1994 die Phase mit Niederflurwagen auf der Linie 61
und Großraumzügen auf der Linie 62. Hier beide Generationen an der Endstation Dottendorf
Verwendete Literatur
• Nauroth, K. H.: Straßenbahnen in Bonn, Nordhorn
1989
• Höltge, D.: Straßen- und Stadtbahnen in
Deutschland, Band 5, Freiburg 1996
• Gerlach, G.: Die Modernisierung der Stromversorgungs-Anlagen
der Bonner Straßen- und
Fernbahnen, in: Der Stadtverkehr, Heft 4/1961
• Nolden, H. G.: Die Straßenbahn in Bonn und
Umgebung, in: Straßenbahn-Magazin, Heft
74, 11/1989
• Wipperfürth, K. H.: Einhundert Jahre elektrische
Straßenbahnen in Bonn, Bonn 2002
• Deutscher Verkehrsamateur, verschiedene
Jahrgänge
• Carthaus-Fahrplan Bonn, Fahrplan der SWB:
verschiedene Jahrgänge
Linie 62 von Beuel nach Ramersdorf bzw.
Oberkassel Süd zum Ersatz der mit SSB-Achtachsern
bedienten Linie 64 am 25. September
1994 konnten auch hier nur noch Niederflurwagen
eingesetzt werden. Bis zur kompletten
Auslieferung aller Niederflurwagen fuhren
Großraum- und Gelenkzüge bis Dezember
1994 noch als Einsatzwagen.
Die nun nicht mehr benötigte Wendeschleife
vor dem ehemaligen Rheindorfer
Depot legten die Stadtwerke still. Ab 2008
war die Schleife am Beueler Bahnhof ebenfalls
nicht mehr befahrbar. Unverändert benutzt
wird weiterhin das Gleisdreieck an der
Quantiusstraße hinter dem Hauptbahnhof.
Hier enden Einsatzwagen, aber auch zu bestimmten
Zeiten Züge der Linie 62.
Seit nunmehr fast 20 Jahren werden auf
den Stadtlinien 61, 62 und 65 ausschließlich
die Niederflurtriebwagen eingesetzt. Mit diesen
ist es bei Sperrung der oberirdischen Strecke
(z. B. an Karneval) auch möglich, am
Stadthaus in den Tunnel einzufahren und im
Nahverkehrsbahnhof Bonn an den weiterhin
vorhandenen niedrigen Bahnsteigteilen zu
enden. Die Haltestelle Stadthaus hat derzeit
ebenfalls noch niedrige Bahnsteige, was hier
einen Halt ermöglicht. Seit mehreren Jahren
ist aber ein Umbau auf Hochbahnsteige vorgesehen,
so dass die Niederflurwagen dann
dort keinen Fahrgastwechsel mehr vornehmen
werden können.
Die Stadtlinien der Bonner Straßenbahn
blicken heute in eine gesicherte Zukunft.
Von den verbliebenen Bundesbehörden lässt
sich dies nicht unbedingt behaupten, so dass
die Politik als langjährig treibende Kraft
einer Abschaffung nun selbst mit dieser Gefahr
zu leben hat. AXEL REUTHER
In einem Fortsetzungsbeitrag werden wir die
Bonner Straßenbahnwagen im Detail vorstellen
und die Entwicklung des Fahrzeugparks
der Bonner Straßenbahn beleuchten.
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Fundstück des Monats
FOLGE 15
Darmstadt
Hochschulstraße
Wer auf der Hochschulstraße den Asphalt unter der Schranke aufmerksam betrachtet, der entdeckt es rasch: Hier liegen
alte Straßenbahngleise! Im Hintergrund die St. Elisabeth-Kirche von Darmstadt
WALTER KUHL
Nie befahrener Gleisrest
Unweit des heutigen Hessischen Staatsarchives in Darmstadt finden aufmerksame Straßenbahnfreunde
eine Überraschung! Zwischen dem ehemaligen Hof- und Staatstheater und den
alten Gebäuden der Technischen Universität waren einst Straßenbahngleise verlegt worden
Wer sich mit dem Auto in die Darmstädter
Innenstadt wagt, wird vielleicht im Verlauf
des „City-Rings“ auch das Schloss umfahren.
In der letzten Kurve fällt der Blick fast
zwangsläufig auf das nördlich gegenübergelegene
Gebäude mit den Front-Säulen. Das
ist der Ausgangspunkt unserer Geschichte:
In der Nacht vom 11. auf den 12. September
1944 hörte das alte Darmstadt, einstmals Regierungssitz
des Großherzogtums Hessen, zu
existieren auf. Britische Bomber machten
weite Teile der Innenstadt dem Erdboden
gleich. Noch heute wird jährlich der „Brandnacht“
gedacht. Wiederaufgebaut wurde das
Schloss, zunächst notdürftig gesichert das Gebäude
mit den Säulen, das ehemalige Hofund
Landestheater, nach seinem Erbauer
„Moller-Bau“ genannt. Seit 1993 herrscht
wieder Leben in dem Gebäude, das jetzt u. a.
das Hessische Staatsarchiv beinhaltet. Schwer
vorstellbar ist, dass auf der Trasse des heutigen
City-Rings einst eine normale Straße verlief,
die Zeughausstraße, in der seit 1897 auch
die Gleise der früheren Straßenbahnlinie 6
aus der Stadtmitte zur Fasanerie lagen.
Im Jahr 1902 entstand hier das „Theatergleis“,
ein Stumpfgleis, das kurz vor dem
Hauptportal endete und Theaterbesuchern
nach Schluss der Vorstellung eine bequeme
Heimfahrt ermöglichen sollte. Dieses Gleis
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg noch als
Abstellgleis verwendet.
Östlich von unserem gedachten Standpunkt
regiert heute Beton. Einst stand hier ein beeindruckender
Häuserkomplex, in dem unter
anderem das „Café Oper“ sein Domizil
hatte. Die Front dieses Häuserblocks stand
etwa in einer Flucht mit der östlichen Mauer
des Moller-Baus. Hier zweigte eine neue Straßenbahnstrecke,
die das nordöstlich der Innenstadt
gelegene Martinsviertel erschließen
sollte, nordwärts ab, umkurvte den Häuserblock
und führte schließlich vor den noch
existierenden Gebäuden der Hochschule weitere
100 Meter nach Norden. Mit Ausbruch
des Ersten Weltkriegs wurden die Arbeiten
eingestellt – und nie wieder aufgenommen,
obwohl die ersten Meter bereits mit Fahrdraht
überspannt waren. Auf den wenigen hundert
Metern Gleis von der Zeughausstraße zur
Hochschulstraße ist nie eine Straßenbahn gefahren.
Und doch hat ein Rest dieser Strecke
Krieg, Zerstörung und Beton überstanden –
wenn man die Spuren unter dem Teer zu lesen
versteht …
JÖRN SCHRAMM
Weitere Details und Aufnahmen der Gleisreste
befinden sich auf den Seiten von Walter
Kuhl – www.walter-kuhl.de, dem der Autor für
seinen Hinweis auf dieses „Fundstück“ dankt.
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
71
Geschichte
Auf einem Abschnitt der meterspurigen
Versuchsbahn in Lichterfelde bei
Berlin experimentierte Siemens ab
1887 mit von seinem Mitarbeiter
Walter Reichel entwickelten Doppelbügelstromabnehmern.
Dazu nutzte
er einen der Wagen von 1881. Nach
aktuellen Forschungen handelte es
sich bei um Fahrzeuge, die Pferdebahnwagen
ähnelten – aber nicht
um ehemalige Pferdebahnwagen!
SLG. SIGURD HILKENBACH
Der Griff nach oben
Die Anfänge der Stromabnahme (Teil 2) Bei der Zu- und Abführung des Fahrstroms experimentierten
die Straßenbahnpioniere Ende des 19. Jahrhunderts mit unterschiedlichen Systemen. So
verkehrte auch die erste Münchner Straßenbahn nach einem danach rasch aufgegebenen Prinzip …
Neben der Lokalbahn Mödling –
Hinterbrühl und der Frankfurt-Offenbacher
Trambahn (jeweils im
Heft 4/2014 vorgestellt) gab es in
der Anfangszeit der Straßenbahnen noch
zwei weitere mit einer Schlitzrohrfahrleitung
ausgerüstete Bahnen. Zum einen handelte es
sich dabei um die erste elektrische Straßenbahn
der Schweiz von Vevey über Montreux
nach Chillon entlang des Genfer Sees. Die
knapp 10,5 Kilometer lange Bahn wurde
So sah er aus: Münchens erster elektrischer
Straßenbahnwagen aus dem Jahr 1886. Er
nahm seinen Fahrstrom von den Schienen auf
72 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
Frühe Stromabnehmer
Deutschlands erste
Akku-Straßenbahn
Auf der Internationalen Motorwagen-Ausstellung
vom 3. bis zum 28. September 1899 im Exerzierhaus
und auf dem Kasernenhof des II. Garderegiments
zu Fuß an der Karlstraße in Berlin-Mitte
stellte die Siemens & Halske AG diesen elektrischen
Straßenbahn-Omnibus vor. Den Wagenkasten
des sich sowohl mit Bügel unter Fahrdraht
auf Gleisen als auch mit Batterien auf der Straße
bewegenden Gefährtes hatte die Berliner Firma
Lange & Gutzeit gebaut. Bei einer Probefahrt
erreichte es am 21. April 1899 auf der 21 Kilometer
langen Strecke von der Treptower Krug -
allee über Schlesisches Tor und Baumschulenweg
bis zur Wiener Brücke ein Tempo von 30 km/h.
Das Fahrzeug sollte eine Lücke zwischen spurgeführtem
und freiem Elektrobetrieb schließen, womit
es seiner Zeit weit voraus war. Planmäßigen
Dienst absolvierte es letztendlich nur an insgesamt
57 von geplant 76 Tagen im Herbst 1899
zwischen Kreuzberg und dem Stettiner Bahnhof.
Ein Hinterachsbruch am 18. November 1899 bedeu -
tete das Aus für das Gefährt – und Deutschlands
erste Akku-Straßenbahn.
1888 in zwei Etappen eröffnet und verfügte
über zwölf Triebwagen. Mit ihrer Umstellung
auf Stromzufuhr durch normale Oberleitung
endete 1913 die Ära der Schlitzrohrfahrleitung
in Europa. Die andere Bahn war
ebenfalls die erste ihres Landes. Frankreichs
Zeitalter elektrischen Nahverkehrs begann
Anfang 1890 in Clermont-Ferrand. Hier
war allerdings eine einfache Variante der
Schlitzrohrfahrleitung im Einsatz. Die Oberleitung
bestand aus nur einem Schlitzrohr,
die Rückführung des Stroms erfolgte über
die Schienen. Dieses Konzept erlaubte eine
wesentlich einfachere Konstruktion der
Luftweichen für den einen Kontaktschlitten.
Die Anfänge in München
Die Stromzuführung durch beide Fahrschienen
kam in dieser Zeit noch ein weiteres
Mal zur Anwendung – ab 1. Juni
1886 in München. Hinter den Endstationen
der 1,2 Kilometer langen privaten
Tram, die das Schwabinger Würmbad
(später Ungererbad) mit der nächstgelegenen
Endstation der Pferdebahn verband,
führten die Gleise noch ein Stück in eine
Steigung. Auf diese Weise war es möglich,
die Endstationen, an denen Publikumsverkehr
herrschte, stromlos zu lassen. Fuhr
ein Wagen los, rollte er erst ein Stück berg-
Im September 1886 nahm Münchens erste
elektrische Straßenbahn den Betrieb auf. Sie
bezog den Fahrstrom über die Schienen
SLG. MVG (3)
Die im Auftrag eines Freibadbetreibers errichtete Strecke war
750 Meter lang und verband Schwabing mit dem Ungererbad
STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
73
Geschichte
SIEMENS & HALSKE, SAMMLUNG SIGURD HILKENBACH
Berichtigung Heft 4/14
Während der Produktion der vorigen Ausgabe erhielten
sowohl diese in Heft 4/2014 auf Seite 58
abgedruckte Aufnahme, als auch der rechts daneben
auf Seite 59 in der Mitte retuschierte Ausschnitt
versehentlich falsche Bildtexte. Zu sehen
ist keinesfalls der im Mai 1881 eröffnete Versuchsbetrieb
in Lichterfelde bei Berlin, sondern
vielmehr der im April 1882 eröffnete Doppeldrahtbetrieb
mit Kontaktwagen. Die Aufnahme
entstand damit in Charlottenburg auf der Fahrt
zum Spandauer Berg, was im Dachbereich der
Wagen zu lesen ist. Fanden die Versuche in Groß-
Lichterfelde auf meterspurigen Gleisen statt, waren
oben abgebildete Fahrzeuge auf 1.435 Millimeter
Spurweite unterwegs. Da Siemens vermeintlich
für beide Versuche auf ehemalige Pferdebahnwagen
zurückgriff, kam es in der Redaktion
zu dieser Verwechslung, für die wir um
Entschuldigung bitten.
LINKS Dieser Stich zeigt den oberleitungslosen
Versuchsbetrieb in Lichterfelde bei Berlin ab
1881; der Fahrstrom wurde über die Schienen
zugeführt
SLG. WOLF-DIETGER MACHEL
74 STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014
ab, um dann der stromführenden
Teil der Strecke zu erreichen.
Da sich der Linie nicht
rechnete, wurde sie 1895 eingestellt.
Stangen und Lyrabügel
halten Einzug
Ende der 1880er-Jahre waren
allerdings bereits die Trolleystange
des Amerikaners Frank
Julian Sprague und der Lyrabügel
des deutschen Ingenieurs
Walter Reichel, eines Mitarbeiters
von Siemens, erfunden.
Mit diesen waren Oberleitungen
wesentlich einfacher zu erstellen,
denn Bügel und Stange
benötigten nur einen einfach gespannten
Draht zur Stromabnahme. Auch an Weichen
war keine aufwändige Konstruktion
in luftiger Höhe mehr nötig. In diesem Zusammenhang
spielte die Lichterfelder
Bahn noch einmal eine wichtige Rolle,
denn dort erfolgten Reichels Versuche mit
dem Lyrabügel. Dazu führte die Firma Siemens
& Halske die Lichterfelder Bahn
1890 von der Kadettenanstalt bis zum
Bahnhof Lichterfelde West weiter und betrieb
sie in diesem Abschnitt mit Oberleitung.
Drei Jahre später erfolgte die Umstellung
der Gesamtstrecke auf Lyrabügel.
Neben dem Lyrabügel gab es viele Betriebe,
die die Stromzufuhr mittels Stangenstromabnehmer
realisierten. Allerdings
nutzen nur wenige Betriebe heute noch
Stangen. Die einfachere Fahrdrahtkons -
truktion und entgleisungsfreie Stromzufuhr
mit Schleifstücken setzte sich allgemein
durch. Und aus dem Lyrabügel entwickelte
sich der Scherenstromabnehmer, heute
wiederum oft schon durch den Einholmstromabnehmer
ersetzt. Beide stehen heute
für verlässliche Stromversorgung unserer
Straßenbahnen. ALEXANDER PIESENECKER
Der für die Siemens
& Halske AG tätige
Ingenieur Walter
Reichel auf einer
zeitgenössischen
Fotografie. Er erfand
den Bügelstromabnehmer
SLG. S. HILKENBACH (2)
UNTEN Die im Teil 1
in der Ausgabe
4/2014 vorgestellte
Frankfurt-Offenbacher
Trambahn auf
einer zeitgenössischen
Illustration.
Sie bezog die Fahrspannung
über
Schlitzrohre
Gegenwart & Geschichte. hte.
W er sorgt für den rei
bungslosen Betriebsablauf der
M ünchner
U-Bahn? Wie werden
Arbeitsabläufe koordiniert? Welche
Aufgaben hat die Leitstelle und wie funktioniert ein Stellwerk?
Antworten darauf und auf viele weitere Fragen von der
Entwick-
lung des Streckenne etzes über eingesetzte Fahrzeugtypen bis
hin zur Signalordnun ng hat dieses topaktuelle Standardwerk
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75
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten
m sm-modell@geramond.de
Als weitere H0-Variante des bereits bekannten Gothaer Triebwagens zeigte Birgit Herrmann von Herrmann & Partner in Nürnberg diesen Dresdner
Arbeitswagen mit einseitiger Jalousie, der auch durch seine leuchtend gelbe Lackierung besonders auffällig wirkt OLGA BANDELOWA (13), K. FEINDT (1)
Vom Die Nürnberger
Modelltram-
Neuheiten, Teil 3 KSW und
dem Panzer-Maßstab
Unverhofftes Glück ■ Von den bekannten Anbietern kam in diesem Jahr nur wenig
Neues. Trotzdem gab es doch noch unerwartet einige kleine Tram-Überraschungen
Auch im dritten Teil des Messerundgangs
stellen wir
neben neuen Trammodellen
passendes Zubehör vor.
Weiterhin schauen wir auch kurz auf
die gleich nach Nürnberg folgende
Modellmesse in Sinsheim.
Neu bei Heki sind die im letzten Jahr
für H0 präsentierten Modelltannen
jetzt auch für TT und N. In H0 sind
heuer ähnlich gestaltete Lärchen
neu. Eher interessant für Stadtanlagen
sind die herbstlichen Blätterbüsche
und als Ergänzung des Blätterflorsortiments
die Farbtöne Weidenund
Kieferngrün. Herpa erweitert
das TT-Sortiment mit dem „VW-Bus
des Ostens“, dem Barkas 1000 und
dem Framo 901/2 mit Planenaufbau.
Für H0 erscheint ein Set zum 75. Jubiläum
der Braunschweiger Spedition
Wandt, bestehend aus einem Planen-
Hängerzug MAN F8 der 1950er-Jahre
und einem aktuellen Sattelzug MAN
TGX mit authentischer Jubiläumsbedruckung.
Der 2013er-Mercedes-Benz-Sprinter
erscheint als Halbbus mit Hochdach
und als Fahrtec-Koffer-RTW. Als neue
Pkw sind die C-Klasse-Limousine
Avantgarde von Mercedes Benz und
der Audi A4 Avant mit aufwändiger
Reklamebedruckung zu verzeichnen.
Als Farbneuheiten kommen neben
dem Audi Q5, dem 7er-BMW in der
Langversion und Opels B-Kadett-
Coupé auch Porsches 356-Coupé,
ein Trabant-Kübelwagen und der
Zündapp Janus in Zweifarblackierung.
Nicht unerwähnt lassen wollen
76 strassenbahn magazin 5|2014
Spielwarenmesse 2014
Sowohl zu diesem recht gelungen wirkenden Spur-0-Modell des Triebwagens
der Kriegsbauart, der im ganzen Reich zum Einsatz kam, …
… wie auch zu dem im gleichen Maßstab gehaltenen Oldtimerzug,
konnte uns Hersteller Stangel noch keine weiteren Informationen geben
wir das klassische DDR-Motorradgespann
MZ250 mit Beiwagen, das ab
Juli lieferbar ist.
Busbahnhof fürs Dunkle
Ein Blickfang ist der 2010 im Original
eingeweihte Omnibusbahnhof in
Halle an der Saale, den Kibri im Beisein
des Architekten Rudolf Birkholz
vorstellte. Bei Dunkelheit wirkt das
futuristisch anmutende Modell dank
der ausgeklügelten Beleuchtung in
LED-Technik besonders eindrucksvoll.
Vom H0-Modell sind die Einzelsegmente
als Bausatz erhältlich. Der
fertige Busbahnhof beansprucht die
beachtliche Fläche von 85 mal 33
Zentimetern. Die Geometrie ist auf
Fallers Car-System abgestimmt, sodass
er sich mit der Parkharfe dieses
Herstellers kombinieren lässt.
Als Bausatz und auch als Fertigmodell
bringt der Erfurter Hersteller Jano
den Robur LO 3000 Bus in TT heraus.
Neben weiteren Modellen zur
Ergänzung des Hochofenprogramms
und diversen Industriebauten zeigte
Joswood eine beeindruckende, viergeschossige
H0-Hinterhofwerkstatt
in Halbreliefbauweise als Ziegelbau
und auch mit verputzten Wänden.
Sehr interessant erscheint das Verwaltungsgebäude,
das im Original
auf dem Gelände des Düsseldorfer
Neben dem schon gezeigten Nürnberger Tw 701 als Fahrschulwagen
produziert Andreas Heyden für die „Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn“
auch den Schwesterwagen 702 als H0-Schlepptriebwagen
Abstellbahnhofs steht, sowie eine
Tonnendachhalle, die halbiert und
damit in doppelter Länge als Halbreliefgebäude
aufgebaut werden
kann. Auch das kleine Kolonialwarengeschäft
und ein passendes
zweigeschossiges Wohnhaus aus
Ziegelmauerwerk sind individuell
einsetzbar.
Die Variante der seit 1985 lieferbaren
H0e-Tram der Ybbser Straßenbahn
von Jürgensen als Triebwagen Te1
der Eisenbahn Mixnitz – St. Erhard
haben wir schon in der letzten Ausgabe
gezeigt. Die Entwicklung der
Spur-0-Variante dieser Straßenbahn
macht laut Hersteller weitere Fortschritte.
Wie kurz berichtet, wird Kato
sein Spur-N-Straßenbahnsystem
auch in einer Rechtsverkehrsversion
bringen. Da dies unter der Federführung
des deutschen Vertreibers Noch
geschieht, dürfte gewährleistet sein,
dass das Endprodukt stimmig aus-
Der von Andreas Heyden für „Bus und Bahn und mehr“ hergestellte Düwag-Großraumzug zeigt sich hier in der Frankfurter Lackierung. Das H0-
Modell wird wie üblich den bewährten Halling-Antrieb erhalten, ist aber auch unmotorisiert lieferbar. Den Beiwagen soll es auch einzeln geben
strassenbahn magazin 5|2014
aßenbahn im Modell
Im für Trammodelle nicht gebräuchlichen Maßstab 1:35
zeigte Panzer-Anbieter Mini-Art den Bausatz des Nürnberger
Triebwagens 641 in hervorragender Qualität
Als echtes Heyden-Modell kommt der Nürnberger Gelenktriebwagen der 300er-Serie. Der passende Bw ist für das nächste Jahr vorgesehen
fällt. Bereits vorhandene Muster
wurden wegen einiger Fehler nicht
gezeigt. Passend zu den Fahrbahnteilen
soll auch ein Straßenbahnmodell
nach deutschem Vorbild kommen.
Bestens zur Ausgestaltung von großstädtischen
H0-Anlagen eignet sich
das repräsentative Gebäude von
MKB, das als Rathaus, Gericht, Museum
oder ähnliches genutzt werden
kann. Das Sortiment an gelaserten
Kartongebäuden wird außerdem
um weitere epochenübergreifende
Stadthäuser und ein kleines Fabrikgebäude
ergänzt. Interessant
sind auch die Rillenschienen-Inlets
für H0-Standardweichen, die man
unter Umständen auch für Straßenbahnen
verwenden kann. Lemkes
angekündigter MAN-Bus SÜ 240
im Maßstab 1:160 ist mittlerweile
Das bereits bekannte Spur-II-Modell der Cable Car San Francisco von
Artesania Latina verfügt jetzt auch über ein fein detailliertes Fahrgestell
fertig. Es soll ihn fälschlich auch als
Münchner Stadtbus geben. Obwohl
es sich ja um einen Überlandbus mit
einer schmalen vorderen Einstiegstür
handelt, wurde der bereits
vor längerem auch von Herpa
in H0 gemachte Fehler
wiederholt und das Modell einfach
zum Stadtbus gemacht,
was in diesem Maßstab
allerdings weniger auffällt. Als
Ergänzung der „Minis“ von Lemke
erscheinen vier Dekorvarianten des
Aero-Anderthalbdecker-Omnibusses
von Büssing/Ludewig für die Ruhr-
Lippe-Eisenbahn, die EVAG in Essen,
die Hagener Straßenbahn und als
Bad Kreuznacher Wagen. Formneu
sind außerdem ein Mercedes-Benz-
Löschfahrzeug LF 16TS und der Kastenwagen
Citroën HY.
Das H0-Modell des Stuttgarter
KSW wird von Hummel auch in der
modernisierten Version mit Liniennummerkasten
und seitlichen
Lüftungsfenstern angeboten
Reiniger nur für die Straße
Der vor Jahren angekündigte Straßenbahnwagen
zur Schienenreinigung
lässt bei Lux immer noch auf
sich warten. Dafür können sich die
Betreiber des Faller-Car-Systems
über einen Lkw-Anhänger mit eingebauter
Saugeinrichtung zum Sauberhalten
der Fahrbahnen freuen.
Von der Modellbahn-Union erfuhren
wir Neues erst auf der Faszination
Modellbahn in Sinsheim, da dieser
Aussteller ja seit letztem Jahr nicht
mehr in Nürnberg ausstellt. Neben
Lackierungsvarianten der Trambahnen
nach japanischen Vorbildern im
angenäherten N-Maßstab 1:150 von
Tomitec und Modemo ist ein Sechsachser
vom Typ 60 Biwako Go der
Keihan-Dentetsu-Bahn in einer späteren
Lackierungsvariante neu. Limitiert
ist der H0-Stadtbahnwagen N8 der
Dortmunder DSW21 mit Rewe-Ganzreklame.
Das ehemalige Lima-Modell
wird nun von der Hornby-Tochter
Rivarossi produziert. Besonders interessant
sind aus unserer Sicht bei
Noch die neuen H0-Figuren in so genannten
Mega-Spar-Sets, besonders
Spielwarenmesse 2014
Im SM 4/14 berichteten wir über die H0-Neuauflage des Ostberliner Sattelschlepper-Obusses
vom Typ Lowa ES6, den ADP ebenso neu auflegt …
… wie das entsprechende Diesel-Pendant mit Zugmaschine IFA H6, bei
dem sich der Nachläufer bei den Radausschnitten etwas unterscheidet
die sitzenden Reisenden, die dank
„Beinamputation“ in Modellfahrzeuge
passen. Es gibt auch sitzende und
stehende Personen als Sets „Auf dem
Bahnsteig“ und „In der Stadt“ mit
Beinen. Bei NPE ist ein Rillengleissystem
mit eingepflasterten Schienen für
N und Nm neu, das unterschiedliche
Radien, Weichen, Kreuzungen und
auch Straßen- und Gehwegelemente
umfassen wird. Man plant auch
N-Modelle der Tram Sóller – Port
Sóller auf Mallorca sowie einen Baseler
Tw Ce 2/2. Bei Preiser sind
die Figurensets mit Reisenden der
Epoche III und Sitzende mit Gläsern
in der Hand interessant. Beim polnischen
Hersteller Stangel überraschten
zwei Spur-0-Modelle: ein KSW-
Triebwagen und ein Oldtimerzug. Bei
THS ist nur ein H0-Beschriftungssatz
mit Fahrbahnverkehrszeichen nach
Düsseldorfer Vorbild neu.
Nürnberg brachte diesmal also wenig
Neues. Vielleicht bieten ja jetzt die
diesjährigen Publikumsveranstaltungen
noch kleine Überraschungen.
BERTHOLD DIETRICH-VANDONINCK
Sehr apart wirkt das hervorragende H0-Modell des Züricher Standardzuges
von der Navemo AG in der letzten Lackierung als Serienfahrzeug
Wie jedes Jahr modellierte Volker
Bauer am Preiser-Stand unermüdlich
Kopiervorlagen für die Miniaturfiguren,
für die dieses Jahr
Svetlana Svettuska Modell saß
Nelson S. C. Li von Hongwell Toys
zeigt uns den russischen Oberleitungs-Doppeldecker
YaTB-3 von
1939, den er für den russischen
Anbieter Ultra Models produziert
Die dritte Variante des Standard-Triebwagens der belgischen NMVB von
Ferivan ist ebenfalls neu. Diese H0-Version hat Schiebetüren
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strassenbahn magazin 5|2014 79
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STRASSENBAHN MAGAZIN
Postfach 40 02 09 · 80702 München
Zu „Einsätze in Doppeltraktion“
(SM 4/2014)
Bedarf nicht überall
In den Beitrag hat sich in dem Abschnitt
zur Stuttgarter Stadtbahn ein Fehler
eingeschlichen. In Stuttgart ist es
nämlich nicht das Ziel, die Infrastruktur
im ganzen Netz für den Einsatz für Doppeltraktionen
zu ertüchtigen. Der Bedarf
dafür wird nur auf ausgewählten Strecken
gesehen, wobei eine mögliche Umsetzung
teilweise auch am fehlenden
Platz für entsprechend lange Bahnsteige
scheitert – so zum Beispiel auf dem Ostast
der U2 nach Neugereut.
Philipp Krammer, Stuttgart
Doch GT8-80-Doppel
auf S1 und S11
Einer Angabe in der Tabelle auf Seite
20 zu Karlsruhe muss ich widersprechen.
Anders als dort angegeben, fahren auf
den Linien S1 und S11 oft aus zwei GT 8-
80 gebildete Doppeltraktionen, meist in
Ettlingen Stadt auf dem Weg nach Karlsruhe
gebildet – je nach Verkehrsaufkommen.
Dies ergibt insgesamt 75 Meter lange
Züge, die gerade noch zugelassen
sind. Zur Anfangszeit der Zweisystemtechnik
gab es auch Doppeltraktionen
mit GT8-80 und GT 8/100.
Klaus Bindewald, Bad Herrenalb
Wie die DVB 1992/93 in Dresden, so setzte die Cottbusverkehr GmbH 2010
einen ATw im Liniendienst ein (Südfriedhof, 3. Oktober 2010) CHRISTIAN MUCH
Zu „Düsseldorfer Hafenbahn“
(SM 3/2014)
Naht Ende für Linie 708
nach Hamm?
Der Artikel auf Seite 8 und 9 erweckt
den Eindruck, dass die Rheinbahn für
2015/16 die Einstellung der Linie 708
nach Hamm plant. Natürlich ist unbestreitbar,
dass die 708 die fahrgastschwächste
Linie in Düsseldorf ist. Ebenso
ist seit Jahren bekannt, dass große
Investitionen in die Wendeanlage Hamm
nötig sind. Unverständlich wären dann
aber Investitionen im Bereich Franziusstraße
(Einbau von zwei Weichen zum
Medienhafen) und eine Neutrassierung
im Bereich der nahegelegenen Eisenbahnbrücke.
Zuzutrauen wäre der Rheinbahn
dennoch eine abrupte Einstellung
der 708, denn quasi über Nacht – und
für Pendler aus Neuss sehr ärgerlich –
wurde nach den Weihnachtsferien die
704 im Abschnitt Neuss Stadthalle –
Südfriedhof ohne Vorankündigung ersatzlos
eingestellt.
Zudem hat der Autor des besagten Artikels
scheinbar keine oder nur mangelnde
Ortskenntnis, was den Linienverlauf
der 707 und 708 angeht. Während erstere
seit Jahrzehnten nach Unterrath fährt,
führt letztere ebenfalls seit Jahrzehnten
nach Mörsenbroich. (gekürzt)
Markus Friederichs, Köln
Vive la France!
Der Anfang 2014 vom Robert
Schwandl Verlag herausgegebene
„Tram Atlas Frankreich“ stellt alle Straßenbahn-
und Obusbetriebe von Angers
bis Valenciennes vor. Ein derartiges
Nachschlagewerk war sehnsüchtig erwartet
worden, da der Boom der elektrisch
betriebenen Verkehrssysteme rasante
Fahrt aufgenommen hat und in
Frankreich inzwischen mehr als 25 Betriebe
mit ständig steigenden Fahrgastzahlen
vorzufinden sind. Berücksichtigung
finden auch alle U-Bahnen,
VAL-Systeme und die Standseilbahnen
im städtischen Umfeld.
Für jede Stadt gibt es einen detaillierten
Netzplan (für die größeren
zusätzlich einen besonderen Innenstadtplan)
mit allen Haltestellen, eingleisigen
Strecken, Schleifen, Betriebshöfen
usw. Damit liegen in diesem
Atlas vollständige Gleispläne vor. Das
Kartenwerk stammt in bewährter Qualität
von Robert Schwandl. Kurze, aber
sehr aussagekräftige Texte von Christoph
Groneck in deutscher und englischer
Sprache beschreiben die Besonderheiten
der einzelnen Betriebe, während die Tabellen
alle Eckdaten zur Geschichte und
zum Betrieb liefern. Alle aktuell im Einsatz
befindlichen Fahrzeuge sind auf sehr
guten Farbaufnahmen vertreten.
Neu hinzugekommen sind die Fahrzeuglisten
in übersichtlichen Tabellen; außerdem
die Tabellen mit den Eröffnungsdaten
der einzelnen Abschnitte, wobei
bei der Pariser U-Bahn auf das Buch
„Metros in Frankreich“ verwiesen wird.
Komplettiert wird das Werk sowohl durch
die Busnetze mit erheblichem Anteil an
Eigentrassen (ebenfalls auf Karten dargestellt)
als auch durch die zukünftigen
Straßenbahnnetze in Besançon, Aubagne
(beide werden noch in diesem Jahr eröffnet)
sowie in Amiens (im Bau). Auf weitere
Projekte in fernerer Zukunft wird
ebenfalls kurz eingegangen. Für die Historiker
gibt es übrigens gleich hinter dem
sehr guten Einleitungstext zur Geschichte
der französischen Straßenbahn eine Tabelle
mit allen Betrieben, die jemals existiert
haben – die Obusse wurden dabei
keinesfalls vergessen!
Kurzum: In sehr bewährter „Robert-
Schwandl-Qualität“ und nochmals erweiterter
Form erhält der Nahverkehrsfreund
ein umfassendes Kompendium für den
elektrischen Nahverkehr der „Grande Nation“,
das einen Besuch dieses Nachbarlandes
mit seinem reichhaltigen kulturellen
Erbe umso schmackhafter macht. Der Atlas
ist für alle Tram- und Obusfreunde sehr
empfehlenswert! BERNHARD KUSSMAGK
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Nummer 295 • 5/2014 • Mai • 45. Jahrgang
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19. April, Halle (Saale): Die Hallesche
Straßenbahnfreunde e.V. laden von 11
bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot
auf die Seebener Straße 191 ein,
mit Ostereiersuche
20. und 27. April, Stuttgart: Besuchstage
der Straßenbahnwelt von 11 bis 17
Uhr; historischer Fahrbetrieb mit der Straßenbahn-Oldtimerlinie
21 und der Oldtimer-Buslinie
23E; nähere Informationen
unter www.shb-ev.info
27. April, München: Öffnungstag des
MVG-Museums in der Ständlerstraße 20
von 11 bis 17 Uhr
27. April, Magdeburg: 30 Jahre Straßenbahn
nach Olvenstedt, Linienverkehr
auf der Linie 3 mit dem historischen Tatra-
Großzug des Vereins IG Nahverkehr und
weiteren nicht mehr im Plandienst eingesetzten
Tatra-Wagen der MVB, Einsatzzeit
9 bis 16 Uhr, Details unter mvbnet.de
1. Mai, Brüssel: Sonderfahrten anlässlich
des 100. Jubiläums der Linie 81
3. Mai, Augsburg: Rundfahrten von avg
und „Freunden der Augsburger Straßenbahn
e.V.“ (F.d.A.S.) mit KSW Nr. 506, bei
technischen Defekten GT 8; Abfahrt Königsplatz,
B2: 14.05, 15.05 und 16.05 Uhr,
Fahrscheine beim Schaffner im Wagen, Erwachsene
3,– Euro, Kinder 1, 50 Euro (Mitglieder
von Straßenbahnvereinen frei)
3. Mai, Berlin: Führungen durch Betriebshof
Niederschönhausen mit der
Sammlung historischer Straßenbahnen
und Busse der BVG, Dietzgenstraße 100
(Straßenbahnlinie M1 bis Haltestelle Nordend,
Buslinien 107 und 124 bis Haltestelle
Dietzgenstr./Mittelstr.), Beginn stündlich
von 10 bis 15 Uhr; Eintritt: Erwachsene 2,–
Euro, Kinder (6–14 Jahre) die Hälfte; weitere
Informationen unter www.dvn-berlin.de
oder 030/256 33 880 (Ansagedienst)
3. Mai, Döbeln: Öffentliche Fahrtage der
Pferdestraßenbahn, jeweils 10 bis 12.30
und 14 bis 17 Uhr. Die Fahrten beginnen
am Pferdebahnmuseum, Niederwerder 6.
Das Museum ist Dienstag bis Freitag 10 bis
17 Uhr und sonnabends 9.30 bis 12.30 Uhr
geöffnet (an den o. g. Fahrtagen bis 17 Uhr)
3. Mai 2014, Freiburg: die Oldtimerlinie 7
verkehrt aufgrund von Bauarbeiten 2014 auf
der Route Haid/Munzinger Straße – Weingarten
– Technisches Rathaus – Hauptfriedhof
– Hornusstraße – Zähringen/Gundelfinger
Straße; die Mitfahrt ist kostenfrei, es
werden aber limitierte Spenden-Sonderfahrscheine
zum Erhalt der Wagen angeboten,
Betriebszeit 9.26 bis 17.19 Uhr
3. Mai, Halle (Saale): Die Hallesche Straßenbahnfreunde
e.V. laden von 11 bis 17
Uhr ins Historische Straßenbahndepot auf
die Seebener Straße 191 ein
3./4. Mai, Nürnberg: Öffnungstag im Historischen
Straßenbahndepot St. Peter von
10 bis 17.30 Uhr, während der Öffnungszeiten
fährt die historische Burgringlinie 15
entlang der Nürnberger Altstadt
4., 11., 18. und 25. Mai, Stuttgart: Besuchstage
der Straßenbahnwelt von 11 bis
17 Uhr. Am Muttertag (11. Mai) kostenloser
Zutritt für alle Damen. Historischer Fahrbetrieb
mit der Straßenbahn-Oldtimerlinie 21
Niederlande
van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,
Den Haag, Westeinde 57 · Norsk
Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,
Kluizeweg 474
und der Oldtimer- Buslinie 23E. Nähere
Informationen unter www.shb-ev.info.
10. Mai, Halle (Saale): Die Hallesche
Straßenbahnfreunde e.V. laden anlässlich
der 15. Hallesche Museumsnacht ins Historische
Straßenbahndepot auf die Seebener
Straße 191 ein
11. Mai, Berlin: Themenfahrten mit historischen
Straßenbahnen in Berlin; Beginn
der 2,5-stündigen Rundfahrten jeweils 11
und 14 Uhr; Fahrpreise: Erwachsene 6,–
Euro, Kinder die Hälfte, Fahrscheine in den
Wagen erhältlich, Informationen zum
Startpunkt und zur Fahrtstrecke ab ca. 2
Wochen vor der Fahrt unter www.dvnberlin.de
oder 030/256 33 880
11. und 25. Mai, München: Öffnungstag
des MVG-Museums in der Ständlerstraße
20 von 11 bis 17 Uhr
17. Mai, Halle (Saale): Die Hallesche
Straßenbahnfreunde e.V. laden von 11
bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot
auf die Seebener Straße 191 ein
17./18. Mai, Plauen: 11. Modellbahnausstellung
„Kleine Straßenbahn – ganz
groß“ des Traditionsvereins der Plauener
Straßenbahn e.V. und der Plauener Straßenbahn
GmbH im Möbelhaus Biller,
Rosa-Luxemburg-Platz 7; geöffnet Sa. 10
bis 18 sowie So. 12 bis 17 Uhr; mögliche
Aussteller und Teilnehmer Rahmenprogramm
informiert der Verein unter
kleinebahnganzgross-plauen-2014@
gmx.de oder 01 57/32 02 41 30 bzw.
01 72/3 71 94 95 (André Ludwig).
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ISSN 0340-7071 • 10815
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STRASSENBAHN MAGAZIN 5 | 2014 81
Vorschau
Liebe Leser,
Sie haben
Freunde, die
sich ebenso
für die
Straßenbahn
mit all Ihren
Facetten begeistern
wie Sie? Dann empfehlen
Sie uns doch weiter! Ich freue mich
über jeden neuen Leser
Die Gelenkwagen der Waggon Union
Spricht man von westdeutschen Gelenktriebwagen aus den 1970er- und 1980er-Jahren, dann denken viele Straßenbahnfreunde
zuallererst an die Esslinger GT4 oder die verschiedenen Düwag-Typen. Doch auch die in jener Zeit in Berlin-Wittenau
und Netphen (Kreis Siegen) ansässige Waggon Union (WU) stellte verschiedene Gelenkwagen her. Abnehmer war die Albtal-
Verkehrs-Gesellschaft (AVG) in Karlsruhe und HEAG in Darmstadt. Das Fahrzeugporträt stellt die einzelnen Wagentypen vor.
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
120 Jahre Dessauer Straßenbahn
Am 15. November 1894 nahm in Dessau die erste ausschließlich
mit Gasmotorwagen betriebene Straßenbahn der Welt
den Betrieb auf. Doch diese Technologie befriedigte nicht,
im März 1901 löste sie die elektrische Straßenbahn ab. In der
DDR-Zeit stand die Dessauer Straßenbahn mehrere Jahre
unter einem schlechten Stern – doch sie fährt bis heute …
Würzburg in den
vergangenen 20 Jahren
Mitte der 1990er-Jahre verkehrten in Würzburg noch ausschließlich
sechs- und achtachsige Düwag-Gelenktriebwagen.
Ab 1996/97 machten sie 20 neue Niederflurzüge theoretisch
überflüssig. Doch an Schultagen sowie Spitzen kommen die
letzten Achtachser bis heute zum Einsatz. Ein Rückblick auf
die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten.
BERNHARD KUSSMAGK
Am Fuße des Sudetengebirges
Im März 2014 verkehrte die meterspurige Überlandstraßenbahn
von Liberec (Reichenberg) nach Jablonec (Gablonz) in
bekannter Form zum letzten Mal. Während einer einjährigen
Betriebspause wird ein Abschnitt der von den Linien 5 und 11
befahrenen Strecke in den nächsten Monaten modernisiert
und teilweise zweigleisig ausgebaut. Eine Erinnerung an den
Betrieb zuvor und Ausblick in die Zukunft.
Technisches Kleinod
zum Toelleturm in Barmen
Am 16. April 1894 nahm sie als erste elektrische Zahnradbahn
Deutschlands den Betrieb auf, die Bergbahn vom Barmer
Hauptbahnhof zum Toelleturm. Nach 65 Jahren musste sie
ihren Dienst quittieren – eine Erinnerung an diese ungewöhnliche
und technisch besonders interessante Straßenbahn im
heutigen Stadtgebiet von Wuppertal.
GRAHAM FEAKINS
ALFRED SPÜHR
André Marks,
Verantwortlicher Redakteur
Ende gut …?
Nur fliegen
ist schöner!
In der Schweiz gibt es für Fahrer von Straßenbahnen
jetzt ein ganz neues Berufsbild!
Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ)
vermeldeten kürzlich, es sei ihnen im Vorjahr
gelungen, 64 neue „Trampiloten“
zu finden und einzustellen. Wer nun als
deutscher Leser glaubt, die VBZ hätten
ihren Fahrzeugpark um Flugzeuge
ergänzt, der irrt!
Denn das Unternehmen bezeichnet tatsächlich
Straßenbahnfahrer als Piloten.
So werben die VBZ auf einer Website mit
folgendem Text um neues Fahrpersonal:
„Trampilotinnen und Trampiloten stehen
Tag für Tag in Kundenkontakt und sind
daher die Visitenkarte der Verkehrsbetriebe
Zürich. Sie pilotieren unsere Tramzüge
sicher, vorausschauend und zuverlässig
durch Zürich. Dabei sind Sie
mittendrin im farbigen, abwechslungsreichen
und pulsierenden Verkehr unserer
Stadt.“
Besonders Frauen fühlen sich von Worten
wie „Pilot“ und „pilotieren“ scheinbar
besonders angezogen: Von den neu
eingestellten Tram-Chauffeuren sind 41
Prozent weiblich. Aber: Das Berufsbild
Tram-Chauffeur gibt es bei den VBZ nicht
mehr. Das Unternehmen spricht nur noch
von Trampilotinnen und Trampiloten …
Und wer weiß – am Ende beschaffen die
VBZ irgendwann ja tatsächlich noch
Düsenjets! Was mich als Fahrgast jedoch
noch viel mehr interessiert – wann
gibt es endlich die erste Stewardess in
meiner Tram?
ANDRÉ MARKS
DAS STRASSENBAHN-MAGAZIN 6/2014 erscheint am 23. Mai 2014
82
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Ihrer Wahl:
z.B. DVD »Trams
im Wirtschafts -
wunderland«
Das besondere Bild
Das besondere Bild
In den 1960er-Jahren gab
es in Stuttgart noch richtige
Straßenbahnen. Aber
auch damals waren mehrere
Abschnitte auf eigenem
Planum trassiert, was eher
an die heutigen Stadtbahnen
erinnert.
Vor 40 Jahren entstand
am frühlingshaften 26. April
1964 diese Aufnahme vom
Tw 271 mit dem – aus dieser
Perspektive nicht sichtbaren
– Bw 1338 auf der Linie
24. Kurz zuvor hat der
Zug die Endschleife in Stuttgart-Mühlhausen
verlassen
und befand sich nun auf
dem Weg zur Endstelle am
Schlachthof. Auf der Fahrt
bis dahin überquerte er vier
Mal den Neckar.
Der Triebwagen gehörte
zur letzten Nachbauserie
der Reihe 200. Im Jahr
1952 hatte die Maschinenfabrik
Esslingen die Wagen
270 bis 279 geliefert – dabei
handelte es sich zugleich
um die letzten von der SSB
beschafften Triebfahrzeuge
mit Holzaufbau. Die Wagen
waren ab Werk mit 24-Volt-
Kleinspannungsanlage sowie
Druckluftbremse ausgestattet.
Bis Stuttgart-Mühlhausen
fuhr die SSB AG damals
übrigens auch mit der Linie
14, ein Liniensignal, was es
in diesem Bereich auch bei
der heutigen Stadtbahn
gibt. Denn wo vor 50 Jahren
noch die eingleisige Meterspurstrecke
trassiert war,
verläuft heute die zweigleisige
Stadtbahn der U14
nach Remseck. Neben den
beiden Regelspurgleisen auf
eigenem Bahnkörper verlaufen
links und rechts nun
Straßen – die Idylle blühender
Obstbäume in Kleingärten
ist an dieser Stelle
längst Geschichte!
TEXT: ANDRÉ MARKS/
Das besondere Bild
DIETER SCHLIPF
FOTO: DIETER SCHLIPF
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