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Raman-Spektroskopie - Technische Universität Darmstadt

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<strong>Raman</strong>-<strong>Spektroskopie</strong><br />

Versuch im Rahmen des Praktikums Physikalische Chemie im Haupstudium<br />

Betreuer:<br />

Prof. Dr. Christian Hess<br />

an der <strong>Technische</strong>n <strong>Universität</strong> <strong>Darmstadt</strong><br />

Eduard-Zintl-Institut für Anorganische und Physikalische Chemie, TU <strong>Darmstadt</strong>,<br />

Petersenstr. 20, 64287 <strong>Darmstadt</strong><br />

Kontakt: Tel.: 06151-164925, e-mail: hess@pc.chemie.tu-darmstadt.de<br />

Der Versuch findet in Raum 436 im 4. OG von Gebäude L204 (Petersenstr. 20) statt.<br />

Nach Ankunft melden Sie sich bitte zuerst in Raum 410. Es erfolgt zunächst eine<br />

Einweisung in den Versuchsaufbau und eine Sicherheitsbelehrung. Im Anschluß daran<br />

werden die ersten Experimente durchgeführt. Im Laufe des Versuchstags findet ein ca.<br />

einstündiges Kolloquium statt. Zur Vorbereitung: Einführungsvorlesung, Stichpunkte,<br />

Versuchsbeschreibung, Literatur-Liste. Der zweite Versuchstag dient der Auswertung der<br />

Ergebnisse. Für die Experimente zur Resonanz-<strong>Raman</strong>-<strong>Spektroskopie</strong> wird eine Karotte<br />

benötigt!


1 Einführung<br />

1.1 <strong>Raman</strong>-Effekt<br />

Die <strong>Raman</strong>-<strong>Spektroskopie</strong> ist eine wichtige Methode, um Informationen über<br />

Schwingungs- und Rotationszustände von Molekülen zu erhalten. Sie beruht auf der als<br />

<strong>Raman</strong>-Effekt bezeichneten inelastischen Streuung von Licht an Molekülen. Aufgrund<br />

der in der Regel sehr kleinen <strong>Raman</strong>-Streuquerschnitte verwendet man eine intensive<br />

Lichtquelle, einen Laser. Wichtige Anwendungen der <strong>Raman</strong>-<strong>Spektroskopie</strong> sind<br />

Untersuchungen an infrarot-inaktiven homonuklearen zweiatomigen Molekülen und die<br />

(in situ)-Analyse organischer und anorganischer Substanzen in wässriger Lösung sowie<br />

von Feststoffen (z.B. Kohlenstoff-Materialien, Katalysatoren). Durch die Verwendung<br />

von Resonanz-<strong>Raman</strong>-<strong>Spektroskopie</strong> und/oder oberflächenverstärkter <strong>Raman</strong>streuung<br />

kann der <strong>Raman</strong>-Streuquerschnitt erheblich vergrößert werden (um bis zu 10 14 !), so daß<br />

neuerdings der Nachweis von kleinsten Substanzmengen (Spurenanalyse) bis hin zu<br />

einzelnen Molekülen bei gleichzeitiger Aufkärung der chemischen Struktur möglich ist.<br />

1.2 Klassische Theorie des <strong>Raman</strong>-Effekts<br />

Bringt man ein Molekül in ein elektrisches Feld, so wird es verzerrt, wobei die Kerne<br />

zum negativen Pol und die Elektronen zum positiven Pol des Feldes gezogen werden. Die<br />

räumliche Trennung der Ladungsschwerpunkte führt zur Ausbildung eines induzierten<br />

Dipolmoments im Molekül. Nach Gl. (1) berechnet sich dieses Dipolmoment μ zu:<br />

μ = α E (1)<br />

wobei α die Polarisierbarkeit, und E die auf das Molekül wirkende Feldstärke ist.<br />

Wird dieses Feld durch eine elektromagnetische Welle mit der Frequenz ν0 hervorgerufen,<br />

so ändert sich E entsprechend Gl. (2):<br />

E = E0 cos 2π ν0 t (2)<br />

Für das induzierte Dipolmoment ergibt sich nach Gl. (1)<br />

μ = α E0 cos 2π ν0 t (3)<br />

Das sich periodisch ändernde Dipolmoment μ führt zur Emission von Licht der gleichen<br />

Frequenz ν0 (Rayleigh-Streuung). Die Intensität der emittierten Strahlung hängt mit dem<br />

2


Dipolmoment nach der klassischen elektromagnetischen Theorie folgendermaßen<br />

zusammen (μ _<br />

*: zeitliches Mittel von μ*):<br />

I = (2/3c 3 ) μ _<br />

* mit μ* = (d 2 μ/dt 2 ) 2<br />

= (16π 4 α 2 E0 2 /3c 3 ) ν0 4 (4)<br />

Führt ein Molekül zusätzlich eine interne Bewegung, Schwingung oder Rotation, aus, bei<br />

der sich die Polarisierbarkeit periodisch ändert, so wird dem induzierten Dipolmoment<br />

durch die Schwingung oder Rotation eine weitere Oszillation überlagert. Die<br />

Polarisierbarkeit läßt sich in einer Reihe entwickeln:<br />

α = αq=0 + (∂α/∂q)q=0 q + Glieder höherer Ordnung (5)<br />

q ist die Koordinate der Oszillation und ergibt sich nach Gl. (6), wobei die Eigenfrequenz<br />

des Molekül mit vM bezeichnet wird:<br />

q = q0 cos 2π νM t (6)<br />

Für das induzierte Dipolmoment ergibt sich schließlich:<br />

μ = α E (7)<br />

= (αq=0 + (∂α/∂q)q=0 q0 cos 2π νM t) E0 cos 2π ν0 t<br />

= αq=0 E0 cos 2π ν0 t + ½ (∂α/∂q)q=0 q0 E0 [cos 2π (ν0 - νM) t + cos 2π (ν0 + νM) t]<br />

Der erste Term beschreibt die Rayleigh-Streuung, der zweite Term die Stokes-Linie und<br />

der dritte Term die Anti-Stokes-Linie. Eine Schwingung ist also <strong>Raman</strong>-aktiv, wenn<br />

∂α/∂q ≠ 0, d.h. die Polarisierbarkeit α des Moleküls sich während der Schwingung ändert.<br />

Die klassische Theorie kann die Existenz des <strong>Raman</strong>-Effekts und die Frequenzen ν0 ± νM<br />

der <strong>Raman</strong>linien erklären, nicht jedoch die Intensitäten. So würde man nach der<br />

klassischen Theorie für die Stokes- und Anti-Stokes-Linien gleiche Intensitäten erwarten.<br />

Das Experiment zeigt aber, dass die Stokes-Linien viel stärker sind.<br />

1.3 Quantenmechanische Theorie des <strong>Raman</strong>-Effekts<br />

Betrachtet man den <strong>Raman</strong>-Effekt quantenmechanisch, so kommt es bei der Sreuung<br />

eines Photons hν0 an einem Molekül entweder zu einer elastischen Streuung, bei der das<br />

3


Photon seine Energie und damit Frequenz ν0 behält (Rayleigh-Streuung), oder zu einer<br />

inelastischen Streuung, bei der Energie ausgetauscht wird, und das Photon Energie an das<br />

Molekül abgeben (Stokes-Linie) oder Energie vom Molekül aufnehmen (Anti-Stokes-<br />

Linie) kann (siehe Abb. 1). Im Rahmen des Modells des harmonischen Oszillators ergibt<br />

sich für die Auswahlregel bei Schwingungsübergängen:<br />

Δυ = ±1 (8)<br />

Die Intensität einer <strong>Raman</strong>-Linie hängt von der Besetzungszahl des Ausgangzustands Ni,<br />

der Intensität des Lasers IL und dem <strong>Raman</strong>-Streuquerschnitt σR(i→f) für den <strong>Raman</strong>-<br />

Übergang Ei→Ef ab:<br />

Is = Ni σR(i→f) IL (9)<br />

Im thermischen Gleichgewicht wird die Verteilung der Moleküle auf die<br />

Schwingungszustände durch die Boltzmannverteilung beschrieben. Für eine Probe mit N<br />

Molekülen ergibt sich daher bei der Temperatur T die Besetzungszahl Ni eines Zustands,<br />

der um ihνvib über dem Grundzustand liegt, gemäß:<br />

Ni = N0 exp(-ihνvib/kT) (10)<br />

k ist die Boltzmannkonstante, T die absolute Temperatur und N0 die Anzahl der Moleküle<br />

im Grundzustand. Die Population der angeregten Schwingungszustände ist daher so<br />

gering, daß die Anti-Stokes-Linien nur mit sehr kleiner Intensität auftreten.<br />

inelastischer Stoß elastischer Stoß inelastischer Stoß<br />

∆E M > 0<br />

ν = ν 0 – ν vib < ν 0<br />

hν 0<br />

~~~~<br />

h(ν 0 - ν vib )<br />

~~~~<br />

ν = 1<br />

ν = 0<br />

hν 0<br />

~~~~<br />

ν = 1<br />

ν = 0<br />

∆E M = 0 ∆E M < 0<br />

ν = ν 0<br />

hν 0<br />

hν 0<br />

ν = 1<br />

ν = 0<br />

ν‘ = ν 0 – ν vib > ν 0<br />

Stokes Rayleigh<br />

Anti-Stokes<br />

hν 0<br />

hν 0<br />

~~~~ ~~~~ ~~~~ ~~~~<br />

~~~~<br />

h(ν 0 + ν vib )<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung der Schwingungs-<strong>Raman</strong>-Streuung<br />

ν = 1<br />

ν = 0<br />

4


1.4 Resonanz-<strong>Raman</strong>spektroskopie<br />

Die Intensität des <strong>Raman</strong>-Effektes ist von der Frequenz des eingestrahlten Laserlichts<br />

weitgehend unabhängig, solange seine Quantenenergie sich von der Anregungsenergie<br />

eines elektronischen Übergangs hinreichend stark unterscheidet. Das Lichtquant der<br />

Anregung hν0 endet in einem sogenannten virtuellen Niveau (siehe Abb. 1). Nähert sich<br />

die Photonenenergie des Laserlichts der Anregungsenergie eines elektronischen Über-<br />

gangs, d.h. einem reellen Zustand, wird der Streuquerschnitt σR(i→f) größer. Die damit<br />

einhergehende Verstärkung des <strong>Raman</strong>-Spektrums (von bis zu 10 6 ) nennt man Resonanz-<br />

<strong>Raman</strong>-Effekt.<br />

1.5 Oberflächenverstärkte <strong>Raman</strong>streuung (SERS)<br />

Für Moleküle, die an Metalloberflächen, vor allem Ag, Cu und Au, adsorbiert sind, kann<br />

u.a. bei Plasmonenanregung eine deutliche Verstärkung des <strong>Raman</strong>-Effektes beobachtet<br />

werden. Man spricht von oberflächenverstärkter <strong>Raman</strong>streuung (SERS). Ihre Ursache<br />

wird vor allem der durch die Anwesenheit des Metalls verursachten Verstärkung des<br />

elektrischen Feldes der einfallenden Strahlung und der emittierten Stokes-Strahlung<br />

(„elektromagnetischer Effekt“) sowie chemischen Effekten wie z.B. der elektronischen<br />

Kopplung zwischen Adsorbat und Metall zugeordnet.<br />

1.6 Vorbereitung<br />

Es werden Vorkenntnisse zu folgenden Stichpunkten erwartet:<br />

• Allgemein:<br />

Absorption, Einsteinkoeffizienten, Übergangsdipolmoment, Linienverbreiterung;<br />

Funktionsweise von Glasfaser, Monochromator, Spektrograph, Photomultiplier, CCD<br />

• <strong>Raman</strong>-<strong>Spektroskopie</strong>:<br />

Rotations- und Schwingungsspektren, harmonischer Oszillator, Morse-Funktion,<br />

Auswahlregeln, Vergleich IR/<strong>Raman</strong><br />

• Laser:<br />

Laserprinzip: Inversion, 3- und 4-Niveau-Laser, Resonatormoden; Lasertypen:<br />

Feststoff-, Gas-, Farbstofflaser; Anwendung in der Schwingungsspektroskopie:<br />

<strong>Raman</strong>-Techniken (Resonanz-<strong>Raman</strong>, SERS, CARS), SFG.<br />

5


2 Beschreibung des Versuchsaufbaus<br />

Der Versuchsaufbau ist schematisch in Abb. 2 dargestellt. Er läßt sich in vier Teile, deren<br />

Funktionsweise im folgenden näher erläutert wird, unterteilen:<br />

• Lichtquelle<br />

• Sondenkopf<br />

• Spektrograph<br />

• Detektor<br />

Übersicht<br />

Die von dem Ar + - oder HeNe-Laser emittierte sichtbare Strahlung gelangt über ein<br />

Glasfaser-Kabel in den Sondenkopf und wird über die Eintauchsonde auf die Probe<br />

fokussiert (siehe Abb. 2). Das von der Probe zurückgestreute <strong>Raman</strong>licht wird von der<br />

Sonde gesammelt und durchläuft den Sondenkopf, welcher einen Teil der Rayleigh-<br />

Strahlung herausfiltert. Das übrige Licht wird mittels einer Glasfaser in den<br />

Spektrographen geleitet (siehe Abb. 2). Dort wird die restliche Rayleigh-Srahlung mit<br />

Hilfe eines Notch-Filters abgetrennt. Das übrige Licht wird auf den Spalt fokussiert,<br />

kollimiert und beim Durchgang durch das Transmissionsgitter spektral aufgespalten. Zur<br />

Detektion wird das Licht auf eine CCD-Kamera fokussiert.<br />

CCD-<br />

Detektor<br />

CL2<br />

Gitter CL1 Spalt Notch-Filter<br />

Laser<br />

Sonden-<br />

kopf<br />

Abb. 2: Schema des Versuchsaufbaus<br />

Probe<br />

6


Funktionsprinzip des Ar + -Lasers<br />

Das dem Laser zugrundeliegende Prinzip ist die Erzeugung einer Besetzungsinversion<br />

zwischen zwei Energieniveaus. Beim Ar + -Laser erfolgen die Laserübergänge zwischen<br />

hochangeregten Zuständen des einfach ionisierten Argonatoms (siehe Abb. 3). Das obere<br />

Laserniveau (4p) wird durch zwei sukzessive Stöße mit Elektronen der Gasentladung<br />

bevölkert. Das untere Laserniveau ist der 4s-Zustand von Ar + . Das 4p-Niveau weist eine<br />

deutlich längere Lebensdauer auf (~ 10 ns) als der 4s-Zustand (1 ns). Damit ist die<br />

Bedingung für einen kontinuierlichen Laserbetrieb erfüllt. Es gibt mehrere Laserübergänge<br />

zwischen den 4s- und 4p-Niveaus (siehe Abb. 3). Die intensivsten Emissionslinien<br />

sind bei 488 nm (blau) und 514.5 nm (grün).<br />

Abb. 3: Energieniveau-Schema und Laserübergänge von Ar +<br />

Funktionsprinzip des HeNe-Lasers<br />

Beim HeNe-Laser erfolgt die Erzeugung der Besetzungsinversion folgendermaßen (siehe<br />

Abb. 4): Durch Elektronenstoß während einer Entladung werden die He-Atome<br />

elektronisch angeregt. Die He-Atome sammeln sich bei der Zerfallskaskade in den<br />

langlebigen Zuständen 2 3 S und 2 1 S an und können die Ne-Atome durch Stöße zweiter<br />

Art in 2s- und 3s-Zustände fast resonant anregen. Neben dieser resonanten Energieüber-<br />

7


tragung von He auf Ne tragen in geringerem Maße auch direkte Elektron-Ne-Stöße zum<br />

Pumpen bei. Auf diese Weise wird in den 2s- und 3s-Zuständen von Neon zusätzliche<br />

Besetzung aufgebaut. Sie dienen als obere Niveaus der Laserübergänge. Aufgrund der<br />

Auswahlregeln für elektrische Dipolübergänge kommen nur Übergänge zu den p-<br />

Zuständen von Neon in Frage, welche als untere Laserniveaus dienen. Ihre Lebensdauer<br />

ist um eine Größenordnung kleiner als die der s-Zustände, so daß kontinuierlicher<br />

Laserbetrieb möglicht ist. Die intensivste Emissionlinie im sichtbaren ist bei 632.8 nm<br />

(rot).<br />

Abb. 4: He-Ne-Energieniveau-Schema mit den dominanten Übergängen<br />

Funktionsprinzip des Sondenkopfes<br />

Das Laserlicht gelangt über ein Glasfaser-Kabel (d = 100 μm) in den Sondenkopf (siehe<br />

Abb. 5). Der Strahl wird am Eingang des Sondenkopfes aufgeweitet (PL1). Ein kleiner<br />

Teil des Lichtes wird von dem Gitter (G) transmittiert und dient als Indikator. Die<br />

Kombination aus Gitter und räumlichem Filter (SF) dient dazu, das im Glasfaser-Kabel<br />

erzeugte Untergrundsignal zu entfernen. Über die mit dem Sondenkopf verbundene<br />

Optik, (a) einer Eintauchsonde, welche vor dem Austrittfenster mit einer Linse<br />

8


(f = 1 mm) ausgestattet ist, (b) einem Objektiv (10×, NA = 0.25, f = 16 mm), wird das<br />

Laserlicht auf die Probe fokussiert (siehe Abb. 2). Das von der Probe zurückgestreute<br />

<strong>Raman</strong>licht durchläuft wiederum den Sondenkopf. Ein Teil der Rayleigh-Strahlung wird<br />

beim Durchgang durch die Notch-Filter (NF) entfernt. Das übrige Licht wird auf den<br />

Eingang der Glasfaser fokussiert (PL5).<br />

<strong>Raman</strong>-Signal<br />

Laser Excitation<br />

Notch-Filter<br />

Gitter<br />

Abb. 5: Sondenkopf<br />

Funktionsprinzip des Spektrographen/Detektors<br />

Räumlicher<br />

Filter<br />

Indikator<br />

Objektiv<br />

Probe<br />

Ausgehend vom Sondenkopf wird das von der Probe gestreute Licht mittels Glasfaser in<br />

den Spektrographen (siehe Abb. 2) geleitet. Zunächst wird die Rayleigh-Strahlung mittels<br />

eines (wellenlängenabhängigen) Notch-Filters abgetrennt. Das übrige Licht wird auf den<br />

Spalt fokussiert, welcher das Licht räumlich begrenzt und in der Fokusebene der ersten<br />

Kollimatorlinse CL1 (f/1.8) liegt. Der parallelisierte Lichtstrahl wird beim Durchgang<br />

durch das holographische Transmissionsgitter spektral aufgespalten. Eine zweite<br />

Kollimatorlinse CL2 (f/1.4) bildet das von dem Gitter aufgespaltene Licht auf einer<br />

9


Peltier-gekühlten CCD-Kamera ab, welche in der Fokusebene von CL2 liegt. Auf diese<br />

Weise kann der gesamte spektrale Bereich simultan detektiert werden (Multiplexing).<br />

3 Versuchsdurchführung<br />

3.1 Sicherheitsbelehrung<br />

Beim Versuch werden ein Ar + -Laser und ein HeNe-Laser verwendet. Diese senden<br />

sichtbares Licht hoher Intensität aus! Direkt oder über spiegelnde Flächen ins Auge<br />

gelangendes Laserlicht kann zu bleibenden Augenschäden führen. Der Versuch darf<br />

daher nur unter Beachtung folgender Regeln durchgeführt werden:<br />

1. Mit den Versuchen darf erst nach Belehrung durch den Assistenten begonnen werden.<br />

2. Während des Laserbetriebs ist eine Laserschutzbrille zu tragen.<br />

3. Vor dem Einschalten ist darauf zu achten, daß keine Gegenstände in den<br />

Strahlengang gestellt wurden.<br />

4. Der Shutter des Lasers wird nur zur eigentlichen Messung geöffnet und als erstes<br />

wieder geschlossen.<br />

3.2 Messungen<br />

Es werden Schwingungs-<strong>Raman</strong>-Experimente an folgenden Substanzen durchgeführt:<br />

1. Cyclohexan (514.5 nm) - Kalibrierung<br />

2. Chloroform/d-Chloroform (514.5 nm) – Stokes/Anti-Stokes - Isotopeneffekt<br />

3. Chloroform/Toluol-Mischungen (514.5 nm) – quantitative Analyse<br />

4. Cyclohexan (632.8 nm) - Kalibrierung<br />

5. β-Carotin (632.8 nm, 514.5 nm) – Resonanz-<strong>Raman</strong><br />

6. Probe aus einem laufenden Forschungsprojekt - Anwendung<br />

Nach Einweisung durch den Assistenten werden der Ar + -Laser und die Kühlung des<br />

CCD-Detektors angeschaltet. Die Laserleistung wird am Remote Controller auf den Wert<br />

60 (~11 mW) eingestellt. Der Shutter des Lasers bleibt vorerst geschlossen.<br />

1. Die Messungen werden unter Verwendung der Eintauchsonde durchgeführt. Die<br />

Eintauchsonde wird vorsichtig in das Fläschchen mit der Cyclohexan-Kalibrierlösung<br />

10


getaucht (siehe ausliegendes Sicherheitsdatenblatt). Der Shutter des Lasers wird<br />

geöffnet und die Aufnahme von <strong>Raman</strong>-Spektren mit Hilfe der Holograms-Software<br />

(focus, 1s exposure, 1 average) gestartet. Anschließend wird der Raum abgedunkelt<br />

und das Spektrum aufgenommen (aquire spectrum, 10s exposure, 1 average). Das<br />

Spektrum wird als spc-file gespeichert. Der Shutter des Lasers wird geschlossen. Das<br />

Licht wird angeschaltet.<br />

Vergleichen Sie die Position der Cyclohexan-Bande bei ~ 800 cm -1 mit dem<br />

Literaturwert (801.8 cm -1 ). Weichen die Bandenpositionen voneinander ab, muß die<br />

Laser-Wellenlänge neu kalibriert werden. Dafür „calibrate Laser Wavelength“<br />

auswählen und nach Abdunkelung die Berechnung der neuen Laser-Wellenlänge<br />

starten.<br />

2. Die Messungen an Chloroform/d-Chloroform werden mittels der Eintauchsonde<br />

durchgeführt (siehe ausliegendes Sicherheitsdatenblatt). Dafür wird die Eintauch-<br />

sonde in die Lösung getaucht. Der Shutter des Lasers wird geöffnet, der Raum<br />

abgedunkelt und ein Spektrum aufgenommen (20 s exposure, 10 averages). Das<br />

Spektrum wird als spc-file gespeichert. Der Shutter des Lasers wird geschlossen.<br />

Nach jeder Messung wird die Eintauchsonde vorsichtig mit Ethanol gereinigt. Nach<br />

den beiden Messungen wird der Assistent verständigt, um die Messung der Anti-<br />

Stokes-Banden vorzubereiten. Nach dem Umbau wird ein Spektrum von Chloroform<br />

aufgenommen (20 s exposure, 10 averages).<br />

3. Für die Messungen wird die Eintauchsonde verwendet. Es werden 20 ml in das dafür<br />

vorbereitete Fläschchen gegeben. Anschließend werden jeweils <strong>Raman</strong>spektren nach<br />

Zugabe von insgesamt 2, 3, 4, 5 und 10 ml Toluol aufgenommen (siehe Sicherheitsdatenblatt).<br />

Dafür wird die Eintauchsonde in die Lösung getaucht. Der Shutter des<br />

Lasers wird geöffnet, der Raum abgedunkelt und ein Spektrum aufgenommen (20 s<br />

exposure, 10 averages). Das Spektrum wird jeweils als spc-file gespeichert. Der<br />

Shutter des Lasers wird geschlossen. Nach jeder Messung wird die Eintauchsonde<br />

vorsichtig mit Ethanol gereinigt.<br />

4. Das <strong>Raman</strong>-Spektrometer wird vom Assistenten auf den Betrieb bei 632 nm<br />

vorbereitet (Tausch von Notch-Filter und Gitter). Nach Einweisung durch den<br />

Assistenten wird der HeNe-Laser angeschaltet. Der Shutter des Lasers bleibt vorerst<br />

11


geschlossen. Anschließend wird das Spektrum von Cyclohexan aufgenommen. Dabei<br />

wird wie unter 1. beschrieben vorgegangen.<br />

5. a) Von einer Karotte wird eine Scheibe abgeschnitten und unter das Objektiv gelegt.<br />

Der Shutter des HeNe-Lasers wird geöffnet und die Aufnahme von <strong>Raman</strong>-Spektren<br />

im focus-Modus gestartet. Das <strong>Raman</strong>-Signal wird durch Variation der Höhe des<br />

Probenhalters optimiert. Abschließend wird der Raum abgedunkelt und das Spektrum<br />

aufgenommen (20 s exposure, 1 average). Das Spektrum wird als spc-file gespeichert.<br />

Der Shutter des Lasers wird geschlossen. Das Licht wird angeschaltet.<br />

b) Der Assistent stellt das <strong>Raman</strong>-Spektrometer wieder auf 514.5 nm-Betrieb um.<br />

Anschließend wird ein Spektrum der Karottenscheibe wie unter a) beschrieben<br />

aufgenommen und gespeichert. Der Shutter des Lasers wird geschlossen. Das Licht<br />

wird angeschaltet.<br />

6. Nach Absprache.<br />

4 Auswertung<br />

1. Welche Abweichung hatte die Cyclohexan-Bande bei ~ 800 cm -1 vom Literaturwert<br />

(801.8 cm -1 ). Um welchen Wert wurde die Laser-Wellenlänge korrigiert?<br />

2. Ordnen Sie die Banden der Chloroform- und deutero-Chloroform-Spektren zu.<br />

Welcher Isotopeneffekt ergibt sich für die C-H-Schwingung? Wie verhält es sich mit<br />

der C-Cl-Bande? Warum? Welche Temperatur ergibt sich aus den Intensitäten der<br />

Anti-Stokes- und Stokes-Banden? Erkläre. (Führen Sie vor der Bestimmung der<br />

Intensitäten einen Untergrundabzug durch!)<br />

3. Berechnen Sie für jede Messung die relative Intensität der Toluolbande bei 1000 cm -1<br />

bezogen auf die Chloroform-Bande bei 350 cm -1 . (Führen Sie zuerst einen Untergrundabzug<br />

durch!) Warum berechnet man die relative Intensität? Man trage die<br />

relative Intensität der Toluol-Bande als Funktion des Volumenanteils auf und<br />

bestimme die Steigung der Geraden.<br />

4. siehe 1.<br />

5. Welcher Verstärkungsfaktor ergibt sich für die <strong>Raman</strong>-Bande bei ca. 1515 cm -1 bei<br />

514.5 nm-Anregung im Vergleich zur Anregung bei 632 nm? Wie läßt sich die<br />

12


Verstärkung erklären? (Man nehme für die Diskussion das UV-VIS-Absorptions-<br />

spektrums von β-Carotin zu Hilfe). Wie lassen sich die Banden zuordnen?<br />

6. Nach Absprache.<br />

5 Literatur<br />

[1] P. W. Atkins, Physikalische Chemie, Verlag Chemie, Weinheim, 1990.<br />

[2] P. W. Atkins, Molecular Quantum Mechanics, Oxford University Press, 1997.<br />

[3] R. K. Chang, T. E. Furtak, Surface Enhanced <strong>Raman</strong> Scattering, Plenum Press, New<br />

York, 1982.<br />

[4] W. Demtröder, Laser Spectroscopy – Basic Concepts and Instrumentation, Springer<br />

Verlag, Berlin, 1982.<br />

[5] H. Haken, H. C. Wolf, Molekülphysik und Quantenchemie, Springer Verlag, Berlin,<br />

1992.<br />

[6] K. Kneipp, H. Kneipp, I. Itzkan, R. R. Dasari, M. S. Feld, „Ultrasensitive chemical<br />

analysis using <strong>Raman</strong> spectroscopy“, Chem. Rev. 1999, 99, 2957 (Übersichtsartikel zu<br />

SERS).<br />

[7] F. K. Kneubühl, M. W. Sigrist, Laser, Teubner, Stuttgart, 1989.<br />

[8] G. Wedler, Lehrbuch der Physikalischen Chemie, Verlag Chemie, Weinheim, 1982.<br />

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