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reflexion der filmischen räume' (pak 168) - Kunstgeschichtliches ...

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KONZEPT FÜR DIE DFG-FORSCHUNGSKOOPERATION ‚REFLEXION<br />

DER FILMISCHEN RÄUME’ (PAK <strong>168</strong>)<br />

Regine Prange<br />

1. DAS PROJEKT – EINE KURZDARSTELLUNG DER GEGENSTÄNDE UND ZIELE 1<br />

Jedes Filmwerk ist eine künstlerische Raumkonstruktion, ebenso wie ein gemaltes Bild,<br />

ein Gedicht o<strong>der</strong> ein Roman. Der spatial turn hat dieser einst von dem<br />

Kunstwissenschaftler und Filmtheoretiker Rudolf Arnheim etablierten Einsicht aktuelle<br />

Bedeutung verliehen. Unter dem Leitbegriff des ästhetischen Raums (Cassirer 2006<br />

[1931]) finden sich Konzepte aus Kunst-, Literatur- und Filmtheorie versammelt und mit<br />

Raumtheorien an<strong>der</strong>er Disziplinen in einen Zusammenhang gebracht (s. Dünne/Günzel<br />

2006), <strong>der</strong> auf analytische Erschließung drängt.<br />

Die seit einem Jahr aktive Forschungskooperation ‚Reflexion <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Räume’<br />

versteht sich als eine erste Initiative, die einerseits theoretische Grundlagen zu dieser<br />

umfassenden Forschungsaufgabe bereitstellen, an<strong>der</strong>erseits Materialanalysen zur<br />

Geschichte und Gegenwart filmischer Raumkonstruktion sowie zu ihrer elektronischen,<br />

fotographischen und installationskünstlerischen Transformation liefern möchte.<br />

Gemeinsamer Bezugspunkt <strong>der</strong> Forschungen in Frankfurt, Jena, Köln und Lüneburg ist die<br />

orthodoxe, den kommerziellen Spielfilm prägende homogene Form des narrative space<br />

(Heath 1976). Karl Sierek beschreibt die beiden wichtigsten Verfahren dieser<br />

konventionellen <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion:<br />

Erstens [erfolgt sie] durch die genau kalkulierte und behutsam abgestimmte Koordination von<br />

Gegenständen und Figuren mittels Licht und Bewegung im Inneren <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Einstellung. Diese<br />

Binnenglie<strong>der</strong>ung im zeiträumlichen Kontinuum zwischen zwei Schnitten bleibt einer langen Tradition <strong>der</strong><br />

Bildkonstruktion in den euro-amerikanischen Kulturen seit <strong>der</strong> Renaissance verpflichtet. Sie wird nicht<br />

selten mit Kodes perspektivischen Sehens erklärt, die in diesen Diskursen ihrerseits auf Analogien und<br />

Affinitäten zu optischen Gerätschaften bezogen werden. Raumillusion wird dabei durch<br />

Beleuchtungstechniken und Lichteffekte, durch Schärfentiefe bis in die letzten Winkel illusorischer<br />

Räumlichkeit, durch Kamera- und Figurenbewegung in <strong>der</strong> Vertikalen, <strong>der</strong> Horizontalen und parallel zur<br />

Blickrichtung des Zuschauers, durch die Auswahl beson<strong>der</strong>er Filmemulsionen und Ähnliches erzeugt und<br />

vertieft. […]<br />

Das zweite Verfahren filmischer Raumkonstruktion geht von <strong>der</strong> Erfahrung aus, dass zwei o<strong>der</strong> mehrere<br />

hintereinan<strong>der</strong> gefügte Einstellungen zwei o<strong>der</strong> mehrere Teilansichten eines homogenen und<br />

kontinuierlichen Handlungsraums zeigen. Diese als Editing o<strong>der</strong> Découpage bezeichnete Montage-<br />

1 In den Text sind Anregungen aller Teilnehmer des Arbeitsgesprächs vom 28.3.2008<br />

eingegangen. Für letzte kritische Kommentare und Ergänzungen danke ich Ralf Michael Fischer,<br />

Robert Geib, Lilian Haberer, Guido Kirsten und Klaus Kreimeier.<br />

Die Verweise auf Forschungsbereiche <strong>der</strong> Kooperation sind nicht nach Autoren spezifiziert,<br />

son<strong>der</strong>n beziehen sich <strong>der</strong> besseren Übersichtlichkeit wegen auf die drei beiliegenden<br />

Einzelanträge (Prange, Sierek und Frohne) und ihre jeweiligen Unterglie<strong>der</strong>ungen. Zur<br />

Inhaltsangabe <strong>der</strong> Einzelprojekte und Unterprojekte sei auf die dort gegebenen<br />

Zusammenfassungen verwiesen.<br />

1


Technik wurde vielfach als genuin filmisches Verfahren beschrieben, da es nur im Kino und in an<strong>der</strong>en<br />

Laufbildmedien zu finden ist. […] In <strong>der</strong> vielfältigen Kombination und subtilen Variation dieser beiden<br />

Techniken <strong>der</strong> Konstruktion und Verkettung des Filmbildes liegt im Grunde das ganze Vermögen <strong>der</strong><br />

Herstellung des <strong>filmischen</strong> Raums. 2<br />

Die von <strong>der</strong> Forschungskooperation thematisierte „Reflexion“ dieser ebenso wohl<br />

kalkulierten wie scheinbar mühelos rezipierbaren, sich dem Alltagsbewusstsein<br />

anschmiegenden <strong>filmischen</strong> Räume bezieht sich zum einen auf die theoretische und<br />

interpretatorische Erschließung jener klassischen Filmraumkonstruktion und ihrer<br />

historischen Genese, zum an<strong>der</strong>n auf oppositionelle und alternative Entwürfe und<br />

Produktionsformen, die auf Entgrenzung o<strong>der</strong> Dekonstruktion des geschlossenen<br />

ästhetischen Raums zielen. Alternative und Kritik sind im Einzelantrag Prange an die<br />

Geschichte <strong>der</strong> Filmraumtheorie und exemplarische Analysen zum Western und seiner<br />

<strong>filmischen</strong> Zitierung sowie zum film noir gebunden (Prange, Teilprojekte 2A und 2B). Das<br />

genuin kunsthistorische Projekt Frohne widmet sich <strong>der</strong> ambivalenten Rolle des <strong>filmischen</strong><br />

Erzählraums in <strong>der</strong> inszenierten Fotografie und <strong>der</strong> kinematographischen<br />

Installationskunst (Frohne, Teilunterantrag 1 und 2). Die filmwissenschaftlichen Projekte<br />

beziehen die Infragestellung konventioneller Filmräume auf das im Kontext postfilmischer<br />

Medien beson<strong>der</strong>e Strahlkraft entfaltende Prinzip des splitscreen (Hagener; vgl. Anlage<br />

8.5.2.2) und auf Positionen des ostasiatischen Kinos, die die Transparenzvorgabe sowohl<br />

des westlichen Erzählfilms wie des Sozialistischen Realismus modifizieren bzw.<br />

aufkündigen (Sierek, Erweiterungsprojekte 3.1 und 3.2).<br />

Der folgende historische Abriss zur Theoriegeschichte des <strong>filmischen</strong> Raums stellt das<br />

Problemfeld dar, aus dem die einzelnen Aufgabenbereiche <strong>der</strong> Einzelprojekte und<br />

zukünftiger Forschung ableitbar sind. Die Auswertung filmtheoretischer Positionen wird<br />

zeigen, dass im Begriff des <strong>filmischen</strong> Raums, schon bevor er als wissenschaftlicher<br />

geprägt wurde, und erst recht in <strong>der</strong> seit Noël Burchs Praxis du cinéma (1969) entfalteten<br />

Raum-Diskussion, <strong>der</strong> medientheoretische Kern filmkünstlerischer Methoden fassbar wird.<br />

Aus diesem ist prinzipiell sowohl <strong>der</strong> Zusammenhang mit den herkömmlichen Techniken<br />

ästhetischer Raumkonstruktion (Malerei, Architektur, Literatur usw.) als auch seine weiter<br />

bestehende Relevanz im Rahmen elektronischer und digitaler Technologien und<br />

Programme ableitbar. Aus <strong>der</strong> Zusammenschau und Analyse <strong>der</strong> Diskursgeschichte des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums, die bereits eine enge Verflechtung film- und kunstwissenschaftlicher<br />

Argumentationsfel<strong>der</strong> deutlich macht, zeichnen sich mithin aktuelle Forschungsaufgaben<br />

für eine historische Kunst- und Medienwissenschaft ab. Die Anknüpfungspunkte <strong>der</strong><br />

2 Beitrag zum Sammelband Raumwissenschaften (Hg. Günzel), vorgelegt beim Arbeitstreffen am<br />

28.3.2008; siehe Antrag Sierek, Anlage; Hervorhebungen im Original.<br />

2


Einzelprojekte im Rahmen <strong>der</strong> aktuellen Forschungskoordination werden v.a. in Kapitel 3<br />

aufgewiesen.<br />

2. DER FILMISCHE RAUM IN DER FILMTHEORIE. HISTORISCHER<br />

ABRISS UND KRITISCHER KOMMENTAR<br />

2.1 Der filmische Raum als ästhetischer Raum: Von Münsterberg bis Panofsky<br />

Überlegungen zur <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion begründen den Status des Films als<br />

Kunst. Sie revidieren die frühe Position (z. B. Matuszewski 1898), <strong>der</strong> Film bilde<br />

unmittelbar die Wirklichkeit, also reale Räume ab (vgl. dazu Bordwell 1997: 12–45). Die<br />

künstlerische Qualität des neuen Mediums wird nun vielmehr darin aufgewiesen, dass es<br />

trotz <strong>der</strong> Verwendung fotografischer Bil<strong>der</strong> einen neuen Raum jenseits <strong>der</strong> physischen<br />

Realität schaffe. Münsterberg schrieb 1916: „Der körperliche Raum wurde ausgelöscht<br />

[…]. Jene Vorstellung vom Raum, die uns mit größter Macht die Vorstellung von Schwere,<br />

Festigkeit und Stofflichkeit aufnötigt, muß durch das Licht verfliegen<strong>der</strong> Körperlosigkeit<br />

ersetzt werden“ (Münsterberg 1996 [1916]: 85 f.). An<strong>der</strong>s als das Theater ermögliche <strong>der</strong><br />

Film es, realräumliche und realzeitliche Bewegungen <strong>der</strong> Akteure auf die<br />

bedeutungsmächtigen Einzelheiten hin zurechtzuschneiden und so in <strong>der</strong> Vorstellung des<br />

Betrachters den zwingenden Eindruck eines in sich notwendigen Ganzen zu erzeugen.<br />

Stereoskopische Effekte werden abgelehnt, da sie dem Erfor<strong>der</strong>nis zuwi<strong>der</strong>laufen, einen<br />

„flächigen“ Raum zu schaffen. Nicht das Theater, son<strong>der</strong>n die Musik liefert das Vorbild für<br />

das Ideal eines von <strong>der</strong> Wirklichkeit abgezogenen <strong>filmischen</strong> Raums (u.a. Münsterberg<br />

1996 [1916]: 88).<br />

Die Einsichten <strong>der</strong> frühen Theoretiker lassen sich in einem Paradox fassen: Der<br />

flüssige, quasi immaterielle Raumeindruck des Filmzuschauers wird erreicht, indem das<br />

Bild des (vollständigen) physischen Raums unterdrückt wird. Wichtiger als die Totalsicht<br />

ist daher für die Filmtheorie <strong>der</strong> Stummfilmära die Großaufnahme. Sie lenkt die<br />

Aufmerksamkeit auf das „kleine Leben“; die Totalaufnahme zeigt nicht, „was wirklich<br />

geschieht“; sie ist nur „zur Orientierung da“ (Balázs 1924: 50). Sie ist aber auch da am<br />

Platz, wo das „Pathos <strong>der</strong> Größe“ gefragt ist. Hier kann <strong>der</strong> Film viel eher als das<br />

(Landschafts-) Bild überzeugen (Balázs 1924: 53). Pudowkin (1928) betont, dass <strong>der</strong> Film<br />

sich als Kunst durch Auswahl des Notwendigen und Entfernung alles Überflüssigen<br />

erweise und in dieser Selektionsarbeit eine filmische Zeit und einen <strong>filmischen</strong> Raum<br />

schaffe:<br />

3


Er [<strong>der</strong> Regisseur] vereinigt einzelne Elemente, die vielleicht von ihm an verschiedenen Orten des<br />

realen, tatsächlichen Raumes auf das Filmband gebannt sind, zu einem f i l m i s c h e n Raum. Kraft<br />

<strong>der</strong> schon erwähnten Möglichkeit <strong>der</strong> Ausschaltung von Passagen und Übergangsmomenten, die für<br />

alle filmische Arbeit gültig ist, erweist sich <strong>der</strong> filmische Raum als ein Gebilde von realen Elementen,<br />

die durch die Kamera aufgegriffen werden (Pudowkin 1928: 4 f.).<br />

Zu differenzieren ist bereits in den 1920er Jahren zwischen einer solchen Argumentation,<br />

die die relative Abstraktheit des <strong>filmischen</strong> Raums für das Funktionieren einer kausalen<br />

Logik im konventionellen Erzählfilm in den Dienst nimmt und einer Argumentation, die<br />

bereits kritisch auf diese Konvention reagiert und die Autonomie <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong><br />

Raumkonstruktion, ihre Ungebundenheit auch von narrativen Erfor<strong>der</strong>nissen postuliert.<br />

Exemplarisch sind dazu Buňuels zwischen 1927 und 1929 für die Madri<strong>der</strong> Avantgarde-<br />

Zeitschrift La Gaceta literaria verfassten Texte zu nennen, die eine scharfsinnige, vielfach<br />

die Einsichten <strong>der</strong> späten 1960er Jahre vorwegnehmende Analyse des Hollywood-Films<br />

enthalten (vgl. dazu Prange 2006: 344–347). Auch für diese experimentelle Auslegung gilt<br />

aber das Ganzheitsgelübde. Während Balázs for<strong>der</strong>t, dass alle Dinge aus einer<br />

Perspektive gesehen werden müssen, also bei aller Fragmentierung des physischen<br />

Raums doch die statische Position des (Theater-)Zuschauers gewahrt sehen will, wählt<br />

Buňuel, um die Überwindung des „natürlichen“, d. h. konventionellen Sehens anzuzeigen,<br />

die Metaphorik <strong>der</strong> Schöpfung: „Segmentierung, Glie<strong>der</strong>ung, Schöpfung. Teilung <strong>der</strong><br />

Materie, um sich in eine an<strong>der</strong>e zu verwandeln. Was vorher nicht da war, entsteht“<br />

(Buňuel 1991: 123).<br />

Rudolf Arnheim (2002 [1932]) hat – mit Bezug auf den Erzählfilm wie den Kunstfilm –<br />

das erste theoretische, von gestaltpsychologischen Prämissen ausgehende Konzept <strong>der</strong><br />

<strong>filmischen</strong> als einer (bild-)künstlerischen Raumkonstruktion entwickelt. Ähnlich wie <strong>der</strong><br />

Kunsthistoriker Otto Pächt als Gestaltungsprinzip <strong>der</strong> frühneuzeitlichen Malerei die flächigräumliche<br />

„Doppelwertigkeit <strong>der</strong> projektiven Form“ bestimmte (Pächt 1933: 21), hält<br />

Arnheim fest: „Film wirkt we<strong>der</strong> als reines Raumbild noch als reines Flächenbild, son<strong>der</strong>n<br />

als ein Ineinan<strong>der</strong> von beidem“ (Arnheim 2002 [1932]: 27). Perspektivische Verzerrung,<br />

also die im Film nicht gegebene Größenkonstanz bzw. Formkonstanz solle nicht<br />

vermieden, son<strong>der</strong>n gestalterisch und sinnstiftend benutzt werden. Beispielhaft führt er<br />

eine Totale aus Pudowkins KONJEZ SANKT PETERSBURGA (UdSSR 1927) an, die im<br />

Vor<strong>der</strong>grund monumental eine Zarenstatue, im Hintergrund winzig klein die beiden<br />

Akteure, zwei arme Landleute zeigt. Der perspektivisch motivierte Größenunterschied wird<br />

symbolisch umgedeutet zur Veranschaulichung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Machtverhältnisse.<br />

Der Film beweist, so Arnheim, generell seine künstlerische Geltung dadurch, dass er<br />

Raumeffekte in ausdruckshafte Flächeneffekte transformiert. Den Tonfilm hält er anfangs<br />

4


für problematisch, weil <strong>der</strong> Ton den Realraumeindruck steigere und dadurch den<br />

Kunstcharakter des Films störe.<br />

Im Rückblick auf prägende Theoriepositionen <strong>der</strong> Stummfilmära kann gesagt werden,<br />

dass die intensiven Überlegungen zum <strong>filmischen</strong> Raum seine immanente Ordnung<br />

adressieren und damit prinzipiell an die Positionen <strong>der</strong> idealistischen Autonomie-Ästhetik<br />

anschließen. Dieser Gesichtspunkt ist auch noch für Panofskys Würdigung des Kinofilms<br />

wesentlich (1936). Die Formel <strong>der</strong> verräumlichten Zeit und des dynamisierten, also<br />

verzeitlichten Raums soll die von den bildenden Künsten aufgekündigte, allein im Kinofilm<br />

noch gewährleistete Synthese von Form und Inhalt belegen (vgl. Prange 1992). Das<br />

Paradebeispiel hierzu ist für Panofsky <strong>der</strong> Disneyfilm und seine direkte Koppelung von<br />

musikalischer Ausdrucksbewegung und Handlung (sog. mickeymousing)<br />

Aus dem Versuch Eisensteins hingegen, den Film als Medium des historischen<br />

Materialismus auszubilden, ihm also eine reflexive Funktion zuzuordnen, resultiert<br />

konsequenterweise eher die Distanz zum Einheitsgedanken <strong>der</strong> Raumtheorien. Der<br />

Attraktionsmontage (1991 [1924]) ist bereits die kritische Reflexion auf das Postulat <strong>der</strong><br />

bürgerlichen Werkästhetik implizit. Die innere Notwendigkeit eines Filmwerks besteht<br />

demnach nicht in einem zeiträumlich erlebten Handlungskontinuum, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong><br />

Konfliktempfindung, die zu einer Einsicht in gesellschaftliche Machtverhältnisse führen<br />

soll.<br />

2.2 Ausstieg aus dem ästhetischen Raum? Benjamin – Kracauer – Bazin<br />

Hatte die frühe Filmtheorie die Evidenz <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion an die aus <strong>der</strong><br />

Fragmentierung gewonnene Synthese gebunden, wurde dieses Konzept eines<br />

ästhetischen Raums – sei er narrativ konzipiert o<strong>der</strong> nicht – zunehmend dem Verdacht<br />

illusionärer Verformung o<strong>der</strong> formalistischer Abstraktheit ausgesetzt. Der von Balázs<br />

bereits betonte „physiognomische“ Zugang des Films zur Realität wird zum<br />

Ausgangspunkt einer neuen Sicht auf die mimetischen Potentiale des Films, die nicht<br />

mehr allein in <strong>der</strong> Vermittlung einer Handlung, son<strong>der</strong>n emphatisch auf die Erkenntnis <strong>der</strong><br />

im alltäglichen Leben verstellten Wirklichkeit selbst bezogen wird. In gewisser Weise<br />

wurde also die Realismusthese <strong>der</strong> Filmpioniere rehabilitiert. Nicht mehr die zeiträumliche<br />

Ganzheit des Films steht im Zentrum. Verhandelt wird nicht mehr darüber, wie <strong>der</strong> Film die<br />

handlungslogisch notwendigen Elemente zusammenfügt, son<strong>der</strong>n wie er, durchaus im<br />

Funktionsrahmen <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Erzählung, die Wirklichkeit in ihrer wahren, bislang<br />

unerkannten Gestalt und vielschichtigen Bedeutung zur Darstellung bringt. Das Zufällige,<br />

5


Fragmentarische gewinnt den Vorrang gegenüber <strong>der</strong> aristotelischen Kategorie <strong>der</strong><br />

Wahrscheinlichkeit.<br />

Mit Benjamins Theorie des Aurazerfalls beginnt eine Aufwertung des Films als<br />

technischem Reproduktionsmedium, das als solches den von <strong>der</strong> Kunsttradition<br />

beanspruchten „Ewigkeitswerten“ entsagt. Wie Burkhardt Lindner (2006: 242 ff) notiert, ist<br />

Walter Benjamins Revision <strong>der</strong> bürgerlichen Kontemplations-Ästhetik an die dem Film<br />

eigene apparative Durchdringung <strong>der</strong> Wirklichkeit geknüpft, aus <strong>der</strong> gleichsam eine<br />

„zweite Natur“ hervorgehen soll. „Der Maler beobachtet in seiner Arbeit eine natürliche<br />

Distanz zum Gegebenen, <strong>der</strong> Kameramann dagegen dringt tief ins Gewebe <strong>der</strong><br />

Gegebenheit ein“ (Benjamin 1991 [1936]: 459). Die mit <strong>der</strong> Arbeit des Chirurgen<br />

verglichene, von <strong>der</strong> magischen Haltung des Malers unterschiedene Zerglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit eröffnet einen neuen Raum <strong>der</strong> Erfahrung:<br />

Unsere Kneipen und Großstadtstraßen, unsere Büros und möblierten Zimmer, unsere Bahnhöfe und<br />

Fabriken schienen uns hoffnungslos einzuschließen. Da kam <strong>der</strong> Film und hat diese Kerkerwelt mit<br />

dem Dynamit <strong>der</strong> Zehntelsekunden gesprengt, so daß wir nun zwischen ihren weitverstreuten<br />

Trümmern gelassen abenteuerliche Reisen unternehmen (Benjamin 1991 [1936]: 461).<br />

Nicht diese marxistisch und freudianisch geprägte Deutung des Films, welche <strong>der</strong><br />

Montage-Ästhetik des russischen Films eng verbunden ist, hat die Theoriediskussion nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg bestimmt. Einflussreich war vielmehr André Bazin (2004 [1958]),<br />

<strong>der</strong> jenseits des geschichtsphilosophischen Aufklärungselans, <strong>der</strong> Benjamins Entdeckung<br />

eines „optisch Unbewussten“ im Film anleitete, eine authentische Realitätserfahrung im<br />

Film gefor<strong>der</strong>t und mit einer normativen Anwendungsempfehlung <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Mittel<br />

verbunden hat. Das Prinzip <strong>der</strong> Tiefenschärfe sollte die „analytische“ Montage, wenngleich<br />

nicht ihren versteckten narrativen Einsatz, ablösen. Als vorbildlich in dieser Hinsicht<br />

empfahl er die Plansequenzen in Orson Welles’ CITIZEN KANE (USA 1941) und TOUCH OF<br />

EVIL (USA 1958) und den italienischen Neorealismus. Hatten Münsterberg und seine<br />

Nachfolger die sinnstiftende Lenkung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit durch die Konstruktion des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums positiv beschrieben, setzt Bazin auf eine aktive Geisteshaltung des<br />

Zuschauers, welche erst durch eine Reduktion <strong>der</strong> „diktatorischen“ Blicklenkung <strong>der</strong><br />

Montage ermöglicht werde. Die in <strong>der</strong> langen Einstellung gewahrte Einheit des Orts bürgt<br />

für Authentizität, weil sie den Realraum vermeintlich unversehrt lässt und die Dauer eines<br />

Handlungsgeschehens statt abstrakter Zeit sichtbar mache. Bazin meinte, die Vermeidung<br />

des Schnitts könne <strong>der</strong> “Vieldeutigkeit <strong>der</strong> Realität“ eher gerecht werden.<br />

Die dokumentarische Qualität des Fotografischen betonte auch Siegfried Kracauer<br />

(1985 [1960]), <strong>der</strong> vom Kino nicht weniger als die „Errettung <strong>der</strong> physischen Realität“<br />

erwartete, dabei eher Benjamins politischer Erwartungshaltung als Bazins<br />

6


ontologisierendem Konzept verbunden. Während er den russischen Revolutionsfilm<br />

durchaus schätzte, kritisierte er den abstrakten <strong>filmischen</strong> Raum westlicher Regisseure als<br />

inhaltsleer. Die realistische Tendenz des Mediums dürfe nicht <strong>der</strong> Formgebung geopfert<br />

werden. Der Film sei mit <strong>der</strong> Fotografie die einzige Kunstart, „die ihr Rohmaterial zur<br />

Schau stellt“ (Kracauer 1985 [1960]: 392), also reale Menschen, Dinge und Räume: „Eine<br />

Straße, die als Hintergrund zu einem Streit o<strong>der</strong> einer Liebesaffäre dient, kann sich in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund drängen und eine berauschende Wirkung ausüben“ (Kracauer 1985 [1960]:<br />

393). Schon in seinem Buch Von Caligari zu Hitler wendet er sich gegen die „optische<br />

Musik“, zu <strong>der</strong> Ruttmann das Berliner Großstadtleben verwandelte (Kracauer 1984 [1947]:<br />

193) Er traut dem Kino zu, durch die Exponierung <strong>der</strong> physischen Realität<br />

gesellschaftliche Konventionen und Ideologien entlarven zu können.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> „vorkritischen“ Filmtheorie wird damit ein zentrales Problem deutlich,<br />

das im Gegenstand selbst – <strong>der</strong> dem <strong>filmischen</strong> Medium inhärenten Spannung zwischen<br />

Komposition und technischer Aufzeichnung – angelegt ist. Der formalästhetischen<br />

Geschlossenheit des <strong>filmischen</strong> Raums wi<strong>der</strong>strebt die „materialistische“ Definition des<br />

Mediums, welche seinen antikünstlerischen dokumentarischen Gestus hervorkehrt, dabei<br />

allerdings dazu tendiert, den apparativen Aspekt durch das Verständnis des Films als<br />

Spiegel <strong>der</strong> Natur zu vernachlässigen. Die folgenden, zum Teil weit ausgreifenden<br />

Theorien des <strong>filmischen</strong> Raums setzten notwendig wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Apparatur <strong>der</strong><br />

Aufnahme- und Schnitttechnik an.<br />

2.3 Historische Kritik des <strong>filmischen</strong> Raums: Burch bis Winkler<br />

Karel Reisz hatte in seiner umfassenden Untersuchung zur Filmmontage (1953) [bzw.<br />

Reisz/Millar 1988] eine genaue Beschreibung jenes Regelkanons bereitgestellt, <strong>der</strong> das<br />

imaginäre Raum-Zeit-Kontinuum im klassischen Erzählfilm Hollywoods garantiert. Der<br />

„richtige Anschluss“ einer Einstellung an die vorige ist dann erreicht, wenn <strong>der</strong> Schnitt vom<br />

Zuschauer nicht bemerkt wird:<br />

Ein flüssiger Schnitt [im Original: "smooth cut"] heißt, zwei Einstellungen so zusammenzuschneiden,<br />

daß <strong>der</strong> Anschluß von einer Einstellung zur nächsten keine Unterbrechung erkennen läßt und dadurch<br />

die Illusion des Zuschauers, einen zusammenhängenden Teil <strong>der</strong> Handlung zu sehen, erhalten bleibt<br />

(Reisz/Millar 1988: 149).<br />

Die Montage wird ausdrücklich gerechtfertigt, wahlweise durch das Argument, <strong>der</strong><br />

Einstellungswechsel ahme die natürlich schweifende Wahrnehmung nach, o<strong>der</strong> durch das<br />

Argument <strong>der</strong> künstlerischen Notwendigkeit, dramaturgisch wichtige Handlungselemente<br />

durch eine entsprechend wechselnde Kameraposition zu akzentuieren. Die Genauigkeit,<br />

mit <strong>der</strong> Reisz die Operationen darstellt, welche nötig sind, um zwei Einstellungen passend<br />

7


zu machen, lassen die Konstruiertheit <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Raumillusion und mithin den Kodex<br />

des continuity editing system scharf hervortreten. Die folgende Generation von<br />

Filmtheoretikern arbeitete mit den Ergebnissen dieses Standardwerks, ohne noch die<br />

Voraussetzung zu teilen, dass <strong>der</strong> narrativen Logik unbedingtes Primat zukomme, dem die<br />

Montage ohne weiteres unterzuordnen wäre.<br />

Burch: screen space / offscreen space<br />

Die erste systematische und kritische Würdigung <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion folgt<br />

auf die sezessionistischen Tendenzen des europäischen Autorenkinos, das die Regeln<br />

Hollywoods radikal in Frage stellte und die Konvention des „unsichtbaren Schnitts“<br />

attackierte. Die Montageästhetik des russischen Films wurde neu entdeckt. Noël Burch<br />

lieferte von dieser Warte aus 1967/1968 eine erste Theorie des <strong>filmischen</strong> Raums<br />

(l’espace au cinéma / cinematic space), die zugleich eine Begründung für<br />

avantgardistische Positionen zu liefern versucht. Die pseudoliterarische Ausrichtung des<br />

Films in den 1930er und 1940er Jahren müsse überwunden werden. Nicht räumliche<br />

Kontinuität, son<strong>der</strong>n die Desorientierung des Zuschauers sei das zentrale filmische<br />

Prinzip. Burch belegt dies nicht nur an Alain Resnais’ L'ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD<br />

(Frankreich/Italien 1961) o<strong>der</strong> Luis Buñuels UN CHIEN ANDALOU (Frankreich 1928), son<strong>der</strong>n<br />

auch an Alfred Hitchcocks THE BIRDS (USA 1963). Ausdrücklich kehrt er zur Definition des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums als ästhetischem Raum zurück und weist Bazins Annahme zurück, <strong>der</strong><br />

Film zeige den realen Raum: „the only film space is screen space…“ (Burch 1981 [1969]:<br />

10).<br />

Gleich zu Anfang führt er den Terminus „découpage“ an, um die in ihm verbürgte<br />

Einheit von Aufnahme und Schnitt zu belegen und damit gegen die Verklärung <strong>der</strong> langen<br />

Einstellung bzw. <strong>der</strong> Schärfentiefe <strong>der</strong> Stellung zu beziehen. Burch bestimmt überdies den<br />

<strong>filmischen</strong> Raum grundsätzlich durch die Form <strong>der</strong> Grenzüberschreitung, den Übergang<br />

von einer Einstellung zur an<strong>der</strong>n, den er durch 15 mögliche Grundformen (5 zeitliche und<br />

3 räumliche Verknüpfungsarten und <strong>der</strong>en Kombinationen) erschließt. An<strong>der</strong>s als Christian<br />

Metz (1998 [1968]) in seiner semiologischen Klassifizierung <strong>der</strong> „Syntagmen“ geht Burch<br />

von den vorgefundenen Strukturmöglichkeiten des Films aus, nicht von <strong>der</strong> Prämisse<br />

seiner Verwandtschaft mit <strong>der</strong> Sprache. Der Vorteil dieser Herangehensweise liegt<br />

offenkundig darin, dass er sich nicht, wie Metz, weit von seinem Gegenstand entfernen<br />

muss, um die Probleme einer solchen Prämisse zu erörtern, etwa die Diskussion über die<br />

Existenz „distinkter Einheiten“ im Film. Mit seinem Katalog <strong>der</strong> Einstellungsübergänge und<br />

vor allem durch die erstmalige systematische Unterscheidung zwischen screen space<br />

8


(l’espace-en-champs) und offscreen space (l’espace hors-champs) lieferte er ein<br />

Ordnungssystem zur Erschließung <strong>der</strong> Strukturen eines Filmwerks, das höchst<br />

einflussreich war und noch ungenutzte Anknüpfungspunkte auch für die heutige<br />

Forschung bietet. 3 Zu diesen gehört erstens die schon erwähnte These, dass die<br />

Desorientierung im Raum das zentrale künstlerische Mittel des Films sei, zweitens die<br />

Thematisierung <strong>der</strong> [ästhetischen] Grenze, <strong>der</strong>en permanente Reflexion in einer <strong>filmischen</strong><br />

Sequenz durch die verschiedenen Modi <strong>der</strong> Bespielung des offscreen space deutlich<br />

gemacht wird: „any film […] suggests an opposition between screen space and off-screen<br />

space“ (Burch 1981 [1969]: 23 f.). Aus diesem Grundsatz folgert Burch, dass das Zeigen<br />

des „leeren Raums“, etwa in Ozus Interieuraufnahmen, in höchstem Maße filmisch sei, da<br />

potentiell alle sechs Bereiche des offscreen space adressiert würden. Alle sechs Grenzen<br />

(die vier Seiten des Bildfelds und <strong>der</strong> Bereich „vor“ und „hinter“ ihm) könnten theoretisch<br />

im nächsten Augenblick <strong>der</strong> Handlung überschritten werden (wenngleich <strong>der</strong> Auftritt eines<br />

Akteurs von links o<strong>der</strong> recht am wahrscheinlichsten ist). Der abgespielte Ton kann aber<br />

auch bereits auf einen Schauplatz verweisen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> nächsten Einstellung gezeigt wird.<br />

Durch den „leeren Raum“ wird nach Burch also <strong>der</strong> Verweischarakter des <strong>filmischen</strong><br />

Bildes ausgestellt, durch ihn verweist <strong>der</strong> Film auf seine eigene mediale Struktur. Burch<br />

führt als wesentliche Methoden <strong>der</strong> Artikulation des offscreen space im übrigen das Motiv<br />

des Blicks o<strong>der</strong> das Überschneiden von Gegenständen o<strong>der</strong> Figuren an. Diese und<br />

an<strong>der</strong>e Regeln <strong>der</strong> Einstellungsverknüpfung (match cut, eyeline match) waren zwar u. a.<br />

schon von Pudowkin (1928) formuliert und von Reisz (1953) weiter differenziert worden.<br />

Burch hatte aber eine neue Sicht auf das Problem gewonnen, indem er es unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Handlungskontinuität diskutierte und dadurch die tiefer liegende<br />

Relation von screen- und offscreen space ausmachen konnte. Damit war ein Ansatz<br />

gewonnen, <strong>der</strong> über die bloß klassifikatorische Festschreibung einer Grammatik <strong>der</strong><br />

Filmsprache hinaus eine strukturanalytische Objektivierung erzielte, auf <strong>der</strong>en Grundlage<br />

es möglich wurde, den <strong>filmischen</strong> Raum auf übergeordnete soziologische und<br />

psychoanalytische Fragestellungen zu beziehen.<br />

3 Zum Vergleich: Arnheim, Münsterberg und Pudowkin haben die Geschlossenheit <strong>der</strong><br />

Einstellungskomposition betont, um den Konstrukt- und Kunstcharakter des Films hervorzuheben;<br />

ein Übergang findet bei Bazin durch die Bezeichnung des Filmbilds als "cache" ab, weil sein<br />

Verständnis <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Einstellung als Ausschnitt aus einem größeren Ganzen, <strong>der</strong> er die<br />

Malerei als selbstgenügsamen "cadre" mit geschlossener Komposition gegenüberstellt, den<br />

offscreen space bereits impliziert; vgl. Bazin 2004 [1959], 225: "Die Umgrenzung <strong>der</strong> Kinoleinwand<br />

ist kein »Rahmen« [= cadre] des Kinobildes, wie die technischen Begriffe manchmal glauben<br />

machen, son<strong>der</strong>n ein Kasch [= cache], eine Abdeckung, die nur einen Teil <strong>der</strong> Realität freilegen<br />

kann. Der Rahmen polarisiert den Raum nach innen, hingegen ist alles, was die Leinwand uns<br />

zeigt, darauf angelegt, sich unbegrenzt ins Universum fortzusetzen. Der Rahmen ist zentripetal,<br />

die Leinwand zentrifugal." (Anmerkung von Ralf Michael Fischer).<br />

9


suture<br />

Eine linguistisch-psychoanalytische Wendung nimmt Burchs Theorie des offscreen<br />

space in <strong>der</strong> durch Lacan inspirierten suture-Theorie Oudarts (1969). Ihr Gegenstand ist<br />

die schon von Burch beschriebene Verwandlung des „imaginären“ offscreen space in den<br />

„konkreten“ screen space, wenn etwa eine Einstellung die Person sichtbar macht, auf die<br />

in <strong>der</strong> vorigen Einstellung gezeigt o<strong>der</strong> geblickt wurde. Suture (wörtl. "Naht") meint<br />

bezogen auf diesen Vorgang die „Schließung“ einer <strong>filmischen</strong> Einheit; exemplarisch steht<br />

hierfür das Schuss-Gegenschuss-Verfahren. Filmischer Raum wird hier nicht, wie bei<br />

Burch, von seiner Produktion her erschlossen, son<strong>der</strong>n aus seiner Rezeption verstanden.<br />

Er wird zum Diskurs, in den sich das Betrachtersubjekt einnähen lässt und durch den es<br />

sich selbst konstituiert. Oudart geht auf <strong>der</strong> Grundlage des Lacan'schen Theorems zum<br />

narzisstischen Spiegelstadium davon aus, dass das Betrachten eines Films auf einer<br />

illusionären Verkennung <strong>der</strong> Situation beruht: Der Betrachter setzt sich zunächst – freudig<br />

– als Subjekt des <strong>filmischen</strong> Bildes, erkennt dann aber, das er den Blick eines „An<strong>der</strong>en“,<br />

Abwesenden wahrnimmt. Diese Unvollständigkeit des Bildes in seiner fragmentarischen<br />

Existenz als frame motiviert ein Gefühl des Mangels, das jedoch immer wie<strong>der</strong><br />

aufgehoben wird, da das unvollständige Bild im nächsten seine Vervollständigung findet.<br />

Filme, die diese suturierende Funktion von Schuss und Gegenschuss transparent machen<br />

(wie Robert Bressons PROCÈS DE JEANNE D’ARC [Frankreich 1961]) ermöglichen nach<br />

Oudart offenbar eine gewisse Korrektur des imaginären Ich und die Gewinnung eines<br />

reiferen Selbst durch seine bewusste Einfügung in die symbolische Ordnung <strong>der</strong><br />

<strong>filmischen</strong> Zeichenkette.<br />

Einig sind sich die Autoren im Umfeld Oudarts bei aller Kritik im Einzelnen (dazu u. a.<br />

Heath 1985 [1977/78]), dass <strong>der</strong> seine illusionäre Struktur verbergende gewöhnliche<br />

Spielfilm die Regression auf eine infantile Stufe för<strong>der</strong>t, die noch nicht zwischen Innen und<br />

Außen, Trieb und Rationalität trennt. Der durch die Kinoapparatur geschaffene<br />

Realitätseindruck ohne Realitätskontrolle kommt demnach einem Tagtraum, mehr noch<br />

einer künstlichen Psychose nahe.<br />

Apparatus-Theorie und Perspektive<br />

Ausführlich hat Jean-Louis Baudry (1986 [1970]) diese Theorie zu begründen versucht<br />

und den passiv halluzinierenden Blick des Kinozuschauers mit dem <strong>der</strong> Bewohner von<br />

Platos mythischer Höhle verglichen. Hier wird deutlich, welcher Abstand die Diskussion<br />

um 1970 von <strong>der</strong> filmtheoretischen Tradition trennt. Der filmische Raum wird nicht mehr<br />

10


normativ auf ein bestimmtes Regelwerk, son<strong>der</strong>n historisch auf die Geschichte <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft bezogen. Die sog. Apparatus-Diskussion (vgl. Lauretis/Heath<br />

1980; Kirsten 2007) geht davon aus, dass die filmische Raumkonstruktion zugleich<br />

Produktion bürgerlicher Ideologie, also auch des sich autonom wähnenden Subjekts ist.<br />

Baudry wie auch Jean-Louis Comolli (1986 [1971/72]) und Marcelin Pleynet (2003 [1969])<br />

haben in <strong>der</strong> Kameratechnik selbst diese ideologische Produktivität ausgemacht, und zwar<br />

in <strong>der</strong>en Fortführung <strong>der</strong> zentralperspektivischen Raumkonstruktion. Die Ideologie des<br />

perspektivischen Codes, so Pleynet, sei in dem Augenblick erfunden worden, als Hegel<br />

das Ende <strong>der</strong> Malerei erklärt habe (vgl. Pleynet 2003 [1969]: 18). Baudry macht eine<br />

solche kompensatorische Bewegung schon in <strong>der</strong> frühen Neuzeit aus: Die Camera<br />

obscura, Vorläufer <strong>der</strong> Filmkamera, sorgte mit den Mitteln desselben optischen Apparates,<br />

<strong>der</strong> schließlich die Dezentrierung des menschlichen Universums, das Ende des von Galilei<br />

eingeleiteten Geozentrismus herbeiführen sollte, für die „Rezentrierung“ des Menschen.<br />

Im Augpunkt <strong>der</strong> perspectiva artificialis wird die „Installation des ‘Subjekts’ als aktive[r] Sitz<br />

und Ursprung des Sinns” abgesichert (Baudry 2003 [1970]: 27). Entsprechend glaubt <strong>der</strong><br />

Kinozuschauer durch den Apparat hindurch unmittelbar auf die Gegenstände<br />

„durchsehen“ zu können. Er identifiziert sich mit dem „Auge“ <strong>der</strong> Kamera und somit auch<br />

mit den Akteuren <strong>der</strong> Handlung, da er zu ihnen eine direkte emotionale Beziehung<br />

empfindet. "Meiner Meinung nach", so Pleynet, "kann nur dann, wenn ein Phänomen wie<br />

dieses reflektiert wird [= die Ideologie des perspektivischen Codes], wenn die<br />

Bestimmungen des Apparats (<strong>der</strong> Kamera), <strong>der</strong> die Realität seiner Einschreibung<br />

strukturiert, reflektiert werden, das Kino sein Verhältnis zur Ideologie objektiv betrachten"<br />

(Pleynet 2003 [1969]: 18). Selbst Godards LA CHINOISE (Frankreich 1967) billigt Pleynet<br />

aber eine solche Dekonstruktion <strong>der</strong> Kamera-Ideologie nicht zu.<br />

Kennzeichnend für die marxistisch und psychoanalytisch argumentierende Theorie des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums ist mithin einerseits die ideologiekritische Durchdringung des populären<br />

Erzählkinos, an<strong>der</strong>erseits die Konzeptualisierung alternativer, selbstkritischer Formen <strong>der</strong><br />

Anwendung filmischer Technik. In weiteren Verlauf <strong>der</strong> Apparatus-Diskussion ist diese<br />

Aufgabenstellung jedoch sehr unterschiedlich interpretiert worden. Laura Mulvey (1975)<br />

hat das Kino-Subjekt als männlich-patriarchales definiert und fest mit dem narrativen<br />

Raum und seinem Protagonisten verschweißt, während das „Spektakel“ <strong>der</strong> Weiblichkeit<br />

die Spielhandlung unterbreche und in flächigen Einstellungen mit quasi autonomen<br />

Tableaus gebannt werde. Hitchcocks Filmen MARNIE (USA 1964) o<strong>der</strong> REAR WINDOW (USA<br />

1954) gesteht Mulvey aber durchaus die Fähigkeit zu, in <strong>der</strong> Thematisierung des Blicks die<br />

Mechanismen des Voyeurismus und <strong>der</strong> fetischistischen Faszination deutlich zu machen.<br />

11


Den Zwang <strong>der</strong> Perspektive radikal außer Kraft zu setzen, war hingegen das Ziel<br />

zeitgenössischer Experimentalfilmer. So hat Michael Snow in seinem Film LA REGION<br />

CENTRALE (Kanada 1970/71) ein vollständiges, 360° umfassendes Raum-Bild zu liefern<br />

versucht, das Methode und Sujet (nach dem Vorbild Cézannes!) synthetisieren sollte<br />

(Snow 1971: 58). Im stundenlangen Rotieren des Blicks über Landschaft und Himmel wird<br />

die Betrachterposition fragwürdig, da die Kameraapparatur als Mechanismus bewusst<br />

wird. In <strong>der</strong> Konfrontation von Kamera-Auge und „extraordinary wil<strong>der</strong>ness“ (Snow 1971:<br />

61) wird einerseits Bazins Idee eines integren, nicht fragmentierten Raums wie<strong>der</strong>um<br />

aktualisiert. An<strong>der</strong>erseits wird sie ad absurdum geführt durch die aufgezeigte „Tragik“ des<br />

<strong>filmischen</strong> frame, <strong>der</strong> den Menschen nur vermeintlich als Subjekt <strong>der</strong> Raumerfahrung setzt<br />

(„It just goes on without us“, Snow 1971: 63).<br />

Heath: narrative space<br />

Ein an<strong>der</strong>er Experimentalfilmemacher, Stan Brakhage, ist für Stephen Heath eine<br />

wichtige Referenz, obgleich sein Aufsatz Narrative Space (1976) eher die konventionelle<br />

erzählerische Funktionalisierung <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion untersucht. Dieser<br />

bewusst aufgesuchte Bezug zum Experimentalfilm zeigt an, dass es Heath um weit mehr<br />

als eine Grammatik <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Erzählung geht. Sein Text hat insofern<br />

Schlüsselcharakter als er die Apparatus-Theorie mit an<strong>der</strong>en wichtigen zeitgenössischen<br />

Positionen verbindet. Heath verarbeitet Burchs formbezogene Raumtheorie, aber auch –<br />

mit kritischem Impetus – die psychoanalytische suture-Theorie. Außerdem antwortet er auf<br />

den bedeutenden Essay von Kristin Thompson und David Bordwell Space and Narrative<br />

in the Films of Ozu (1976), <strong>der</strong>, seinerseits anknüpfend an Burch, Ozus Visualisierung<br />

eines nicht in die narrative Funktion aufgelösten Raums als Vorbild für das mo<strong>der</strong>ne<br />

westliche Kunstkino deutete. Ein weiterer wichtiger Autor, auf den sich Heath bezieht, ist<br />

Edward Branigan (1975), <strong>der</strong>, ebenfalls in Replik auf Burchs Praxis du cinéma, die<br />

formalen Strukturen des point of view untersucht hatte.<br />

Das gemeinsam mit diesen Autoren diskutierte Problem, dessen Wahrnehmung durch<br />

die neuen experimentellen Kinoformen des Independant Cinema und <strong>der</strong> Nouvelle Vague<br />

angestoßen wurde, ist das <strong>der</strong> Diskontinuität – <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>entdeckte Montagecharakter des<br />

Films. (Ihn hat etwa ein Rezensent von Godards A BOUT DE SOUFFLE (Frankreich 1959) mit<br />

<strong>der</strong> Beobachtung unterstrichen, es handele sich bei diesem Film um eine Collage in vier<br />

Dimensionen). Aber auch <strong>der</strong> experimentelle Umgang mit <strong>der</strong> langen Einstellung machte,<br />

wie bei Snow, den Apparat und seine zerlegende Tätigkeit sichtbar. Wie war, ausgehend<br />

12


von <strong>der</strong> faktischen Diskontinuität des Films, die Konstruktion von Kontinuität historisch<br />

kritisch zu deuten?<br />

Heath rekonstruiert, ausgehend von Pleynets These <strong>der</strong> zentralperspektivischen Logik<br />

des Erzählfilms, die historischen Etappen, die zur Ausbildung des klassischen <strong>filmischen</strong><br />

Erzählraums führten. Da er die Fotografie und die in ihr technisch installierte Adressierung<br />

des Betrachters für das entscheidende Agens auch des Films ansieht, gilt ihm die<br />

hinzukommende Bewegung (<strong>der</strong> Bildfiguren, des Bildausschnitts, des Übergangs von<br />

einer Einstellung zur an<strong>der</strong>en) als Problem, dessen Lösung durch die Entwicklung des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums auf den Weg gebracht worden sei. Denn in einer bloßen Reihung von<br />

szenographischen Tableaus, wie sie <strong>der</strong> frühe Film vorwies, ging das Subjekt verloren. Die<br />

Bewegung bedrohte mit <strong>der</strong> zentralperspektivischen Logik und Klarheit auch die<br />

eindeutige Relation des Betrachters zum Bild. Er konnte im Sinne des<br />

zentralperspektivischen Systems nur adressiert werden durch die Fragmentierung des<br />

szenographischen Raums, die für Heath gleichbedeutend ist mit seiner Narrativierung.<br />

Dabei stützt er sich auf die Analogisierung von Perspektive und kausaler Handlungslogik<br />

in einer Bemerkung von Rosalind Kraus. Auch erinnert er an Arnheims Argument, dass<br />

<strong>der</strong> Film flächig und räumlich sein müsse bzw. nur seine Wahrnehmung als (Flächen-)Bild<br />

die Irritation des Einstellungswechsels aufhebe, außerdem an Jean Mitrys Vergleich <strong>der</strong><br />

Einstellungen mit „Zellen“, die einen neuen Raum bauen, <strong>der</strong> demjenigen unähnlich sei,<br />

aus dem sie entnommen wurden (Mitry 1963: 88). Auch Burch und nach ihm Bordwell und<br />

Thompson hatten schon deutlich gemacht, dass <strong>der</strong> klassische Erzählfilm (den Burch, in<br />

Anlehnung an Roland Barthes’ "degré zéro de l’écriture", „zero point of cinematic style“<br />

nannte) die Wahrnehmung des (ganzen) Raums unterdrücken muss, um Lesbarkeit zu<br />

gewährleisten: "[...] fragmentation is the condition of a fundemental unity" (Heath 1976,<br />

86–87). Der Raum muss gleichsam „aufgebraucht“ werden durch die Präsentation narrativ<br />

bedeutsamer Settings o<strong>der</strong> Charakterzüge, wie Heath gegen Bazin auch an CITIZEN KANE<br />

(USA 1941,Orson Welles) verdeutlicht. Raum wird zum Ort (<strong>der</strong> Handlung). Seine<br />

filmästhetische Konstruktion, die stets an den orientierenden master shot gebunden ist, ist<br />

zugleich semantisch definiert. Wesentliche Methoden, die perspektivische Klarheit durch<br />

Fragmentierung zu gewährleisten, also das Betrachtersubjekt gegenüber dem Bil<strong>der</strong>fluss<br />

zu fixieren, sind eyeline match, match on action, 180°- und 30°-Regel, field/reverse field (=<br />

Schuss/Gegenschuss). Entsprechend wendet sich Heath gegen den universalistischen<br />

Gestus von Oudarts These, gegen den er zurecht die Notwendigkeit anführt, die<br />

suturierende Funktion als einen jeweils konkreten Prozess wahrzunehmen, <strong>der</strong> sich nicht<br />

allein auf Schuss und Gegenschuss beschränken lasse. Er beschreibt vielmehr den<br />

13


Aufbau des <strong>filmischen</strong> Raums als eine permanente Aneignung des offscreen space, hierin<br />

Burchs Formulierung korrigierend, <strong>der</strong> offscreen space besitze eine nur fluktuierende<br />

Qualität. Zum Beispiel wird ein Teil des frame entleert und dadurch antizipativ die folgende<br />

Aktion (etwa Auftritt eines neuen Akteurs) integriert. Die grundsätzliche Perspektivierung<br />

des <strong>filmischen</strong> Raums führt außerdem zur Revision <strong>der</strong> von Burch vertretenen tradierten<br />

Einteilung in subjektive und objektive Kameraeinstellungen. Heath führt an, dass die point<br />

of view-Einstellung als Trägerin zentralperspektivischer Logik immer zugleich in <strong>der</strong> ersten<br />

und <strong>der</strong> dritten Person „spreche“, es also keine Dichotomie zwischen subjektiven und<br />

objektiven Kameraeinstellungen gebe (Heath 1976: 94).<br />

Von den frühen Apparatus-Theoretikern unterscheidet sich Heath durch eine zentrale<br />

Beobachtung hinsichtlich <strong>der</strong> Differenzierung konventioneller und alternativer Filmformen.<br />

Das klassische Kino lösche die Zeichen seiner Produktion nicht aus, son<strong>der</strong>n bewahre sie<br />

gemäß den beschriebenen Narrativierungsregeln. Die Repräsentation sei ebenso wichtig<br />

wie das Repräsentierte. Diese Folgerung ergibt sich aus <strong>der</strong> Erörterung <strong>der</strong> sog.<br />

unmöglichen Kameraeeinstellung. Man denke etwa an die extrem bewegliche Kamera und<br />

ihren „magisterial gaze“ in <strong>der</strong> Eingangssequenz von TOUCH OF EVIL (USA1958, Orson<br />

Welles). Heath nennt dies den kontrollierten Exzess (97, vgl. hierzu Thompson 1986<br />

[1981]) und versucht diese Sichtbarmachung <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Mittel zum einen durch den<br />

Terminus „Stil“ zu fassen, zum an<strong>der</strong>n durch bestimmte Gestaltungsmethoden von Genres<br />

zu erklären. So verfüge z. B. das Musical über eine sehr freie Komposition von „Raum“.<br />

Die Autonomisierung bestimmter formaler Elemente bringe als solche noch keine Störung<br />

<strong>der</strong> Kontinuität hervor. Den Bruch <strong>der</strong> Fiktion leiste allein die Außerkraftsetzung <strong>der</strong><br />

perspektivischen Subjektivierung des <strong>filmischen</strong> Raums. Heath erörtert dazu die auditive<br />

Konkretisierung des offscreen space durch Straub/Huillet und Godards Zersplitterung des<br />

Raums, <strong>der</strong> sich in beiden Fällen nicht mehr einem einzigen Blick unterordnen lasse.<br />

Schließlich holt er zu einer Kritik an <strong>der</strong> unzureichenden Bestimmung bzw. bloß<br />

formalistischen Auffassung von „deconstruction“ bei Burch aus. Diese formalistische (auf<br />

den Prager Strukturalismus zurückgeführte) Idee <strong>der</strong> Dekonstruktion erweise ihre<br />

Schwäche schließlich durch Bordwells und Thompsons Bewertung von Ozus Filmen, weil<br />

sie <strong>der</strong>en ungewöhnliche formale Organisation unabhängig von den Inhalten betrachten<br />

(Thompson/Bordwell 1976). Untersuche man diese Bezüge, erscheine Ozus Distanz zum<br />

Hollywood-Kino weitaus geringer, das Argument <strong>der</strong> Kritik am Erzählkino sei nicht wirklich<br />

fundiert. Heath bezweifelt andrerseits, dass <strong>der</strong> gänzlich auf die Narration verzichtende<br />

„Film als Film“ die Avantgarde bilde.<br />

14


Bordwell: Space in the Classical Film<br />

Die Diskussion um avantgardistische Umgangsweisen mit dem <strong>filmischen</strong> Raum des<br />

klassischen Kinos ist in dieser Weise nicht weitergeführt worden. Insbeson<strong>der</strong>e David<br />

Bordwell (1985) hat zwar durch die Beschreibung filmischer Raumkonstruktion im<br />

Hollywood-Film und darüber hinaus mit seiner Klassifizierung verschiedener Filmformen<br />

ein Instrumentarium entwickelt, das <strong>der</strong> materialbezogenen Einzelanalyse große Dienste<br />

leistet. Die bei Heath noch vorhandene Komplexität <strong>der</strong> Fragestellung erfuhr jedoch eine<br />

Reduktion. Bordwell trennt sich in seinen Schriften <strong>der</strong> 1980er Jahre gänzlich von <strong>der</strong><br />

Apparatus-Theorie und ihrem Versuch, die filmische Raumkonstruktion mit bestimmten<br />

gesellschaftlichen Kräften in Verbindung zu bringen, um letztlich die Frage <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong><br />

Raumkonstruktion als Stil- o<strong>der</strong> Modusproblem zu erörtern. 4 Die psychoanalytische Frage<br />

nach <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Konstruktion des Subjekts macht einem kognitionstheoretischen<br />

Ansatz Platz, <strong>der</strong> (u. a. <strong>der</strong> Gestalttheorie und E. H. Gombrich folgend) die<br />

Raumwahrnehmung im Film (wie in <strong>der</strong> Wirklichkeit) auf einen Prozess <strong>der</strong><br />

Hypothesenbildung zurückführt. Eine Vielzahl von Raumzeichen (Überlappung,<br />

geschlossene Kontur, Größenverhältnisse etc.) kann demnach vom Betrachter auf Grund<br />

seiner erworbenen Erfahrung entschlüsselt werden, so dass es, so Bordwell, <strong>der</strong><br />

perspektivischen Konstruktion gar nicht bedürfe.<br />

Bordwells Ausführungen in Narration in the Fiction Film (1985) vollziehen eine gewisse<br />

Enthistorisierung ihres Gegenstands dadurch, dass <strong>der</strong> Zentralperspektive jede beson<strong>der</strong>e<br />

historische Geltungskraft abgesprochen wird. Ihr Eingehen in die Kamera-Optik bleibt<br />

unerörtert. Postuliert wird – in einem globalisierten Feld zunächst malerischer<br />

Bildproduktion, das westliche und asiatische, mittelalterliche und neuzeitliche Beispiele<br />

ohne Berücksichtigung eines soziohistorischen Bedingungsrahmens einbezieht – eine<br />

gewissermaßen neutrale Pluralität von Perspektive-Konzepten. Gegen Heath wendet<br />

Bordwell, unter Hinweis auf parallelperspektivische Darstellungsweisen in indischen<br />

Miniaturen – ein, <strong>der</strong> „master-spectator“ sei nicht auf die wissenschaftliche Perspektive<br />

angewiesen. Unklar bleibt, inwiefern Bordwell einer indischen Miniatur, <strong>der</strong> eine<br />

Betrachterposition eben nicht eingeschrieben ist, das westliche Konzept des souveränen<br />

Betrachters zuordnen will.<br />

Wo Heath die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> zentralperspektivischen Raumanschauung und<br />

ihrer autoritären Potentiale im bewegten Bild erörterte, reduziert Bordwell das Problem auf<br />

4 Das Verständnis <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Gestaltungsweisen Hollywoods als „Stil“<br />

(Bordwell/Staiger/Thompson 1985) ruft Adornos Kritik <strong>der</strong> Kulturindustrie auf. „Nur noch Stil, gibt<br />

sie dessen Geheimnis preis, den Gehorsam gegen die gesellschaftliche Hierarchie“(Adorno 1977:<br />

152).<br />

15


das einzelne Filmbild, an dem er die gestalterische Möglichkeit „falscher“ Perspektiven<br />

nachweist. Wo es Heath darum ging nachzuweisen, welche Methoden für die Zentrierung<br />

des Filmgeschehens in einer homogenen Betrachterperspektive sorgen und von jenen<br />

solche Verfahren abzugrenzen und diese ihrerseits zu differenzieren, welche die<br />

Kontinuitätskonstruktion auflösen bzw. reflektieren, ist Bordwell an einer solchen<br />

qualitativen Differenzierung nicht mehr interessiert. Einzelne Strategien des<br />

Einstellungsraums (shot space), Montageraums (editing space) und des Tonraums (sonic<br />

space) werden ausführlich, sowohl an Beispielen aus Hollywood-Produktionen als auch an<br />

Beispielen des europäischen Autorenkinos, in ihrer Funktion beschrieben, den<br />

szenographischen Raum durch die Anregung <strong>der</strong> entsprechenden Hypothesenbildung des<br />

Zuschauers hervorzubringen: „the imaginary space of fiction, the ‚world’ in which the<br />

narration suggests that fabula events occur“ (Bordwell 1985: 113). 5<br />

Bordwells Konstruktivismus führt auch zu einer neuen Akzentuierung des offscreen<br />

space, nämlich zu dem Konzept eines nicht-diegetischen, mit <strong>der</strong> Kameraposition<br />

identifizierten offscreen space. Die Filmzuschauer stellen demnach nicht nur im Sinne von<br />

Burchs Theorie Hypothesen über den fiktionalen Raum jenseits <strong>der</strong> Bildgrenzen auf, sie<br />

geben sich auch Rechenschaft darüber ab, in welchem Winkel und Abstand die Kamera<br />

zum Dargestellten stand. Das (mithin rein mentale) Schema ‚Kamera’ sei also nicht etwa<br />

Schöpfer <strong>der</strong> räumlichen Qualitäten des Films, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>en Produkt. Bordwell lässt in<br />

dieser Argumentation seine radikale rezeptionsästhetische Position erkennen. Die Frage<br />

nach <strong>der</strong> Produktion von Identifikationsprozessen und Regression bzw. nach <strong>der</strong><br />

möglichen Reflexion auf diese spielt hier keine Rolle mehr, denn <strong>der</strong> Betrachter konstruiert<br />

ja sowohl seine Illusion als auch ihren Generator. Damit wäre das Problem, das die<br />

Apparatus-Theorie in <strong>der</strong> Fremdbestimmtheit des Betrachtersubjekts definiert hatte, aus<br />

<strong>der</strong> Welt geschafft bzw. inexistent. Bordwells Betrachter ist autonom; er wechselt lediglich<br />

das Set seiner Erwartungen und mentalen Schemata, je nachdem ob er einen Film von<br />

Godard o<strong>der</strong> von Howard Hawks ansieht. Oudarts suture-Theorie verliert ihre<br />

5 Zu den Defiziten von Bordwells kognitivistischem Ansatz gehört die Unausweichlichkeit von<br />

Narration, weil nicht-narrative Elemente durch die Hypothesenbildung des Rezipienten in die<br />

Diegese integriert und somit ihrer Negativität beraubt werden. Diese Schwäche zeigt sich vor allem<br />

an dem in Anlehnung an Burch postulierten Modus <strong>der</strong> "parametrischen Narration", dessen<br />

abstrakte, mit <strong>der</strong> minimal Music verwandte Qualitäten eigentlich nicht mehr mit einer Narration<br />

vereinbar sind (vgl. Bordwell 1985: 274–310). Insgesamt leitet Bordwell zwar die von ihm<br />

postulierten narrativen Modi (klassische Hollywood-, Kunstkino-, historisch-materialistische und<br />

parametrische Narration) und damit einhergehende Konzepte <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion<br />

historisch folgerichtig ab. Wie man den Arbeiten Bordwells sowie einiger seiner Nachfolger<br />

entnehmen kann, besteht hier die Gefahr eines strikten Kategorisierungsdenkens, das<br />

Wechselwirkungen zwischen diesen Modi nicht mehr angemessen berücksichtigt. Siehe z. B.<br />

Mainar 1999. [Anm. von Ralf Michael Fischer]<br />

16


psychologische Wertigkeit; sie bildet für Bordwell ein Stück jenes kognitiven Mechanismus<br />

ab, <strong>der</strong> die Bildung und Überprüfung <strong>der</strong> Hypothesen bei <strong>der</strong> Filmwahrnehmung<br />

strukturiert.<br />

Winkler: Der filmische Raum und <strong>der</strong> Zuschauer<br />

Hartmut Winkler (1992) hat hingegen, ausgehend von einer konkreten Darstellung und<br />

Erörterung <strong>der</strong> Apparatus-Theorie und verwandter Konzepte, eine Neubestimmung des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums versucht, die ebenfalls kritisch bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Betrachterposition<br />

ansetzt, ohne die Ergebnisse <strong>der</strong> Apparatus-Theorie grundsätzlich in Frage zu stellen.<br />

Zurecht kritisiert er sie jedoch dafür, die filmische Technik per se als Ideologieproduzentin<br />

anzusehen und dabei die symbolische Bedeutungsproduktion gleichsam zu überspringen.<br />

Wichtig, wenn auch nicht ganz neu ist das Argument Winklers, <strong>der</strong> Film verleugne in <strong>der</strong><br />

von ihm hergestellten „Transparenzillusion“ nicht nur seinen technischen<br />

Konstruktcharakter, son<strong>der</strong>n errichte zusätzliche „Wahrnehmungssperren“ (Winkler 1992:<br />

178), um seinen symbolischen Charakter zu verdecken. Dadurch werde dem Zuschauer,<br />

<strong>der</strong> sich in einem exklusiven Bezug zu den <strong>filmischen</strong> Gegenständen wähne und dies<br />

rauschhaft erlebe, die Einsicht in die konventionelle, gesellschaftliche Prägung seiner<br />

Wahrnehmungserlebnisse entzogen. Referenz sei gesichert über diese künstliche<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> Betrachtersubjekte.<br />

Ob aus dieser überzeugend ergänzten ideologiekritischen Position allerdings eine<br />

Semiotik des Films als Desi<strong>der</strong>at destilliert werden kann (Winkler 1992: 184), ist fraglich,<br />

zumal Winkler das Scheitern <strong>der</strong> Filmsemiotik Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre nicht etwa in Zweifel<br />

zieht. Letztlich verengt er die Bestimmung des <strong>filmischen</strong> Raums, indem er ihn von <strong>der</strong><br />

Kunstgeschichte im Allgemeinen und von <strong>der</strong> Frage nach den avantgardistischen<br />

Möglichkeiten des Kinos im Beson<strong>der</strong>en löst, obwohl er <strong>der</strong> Perspektive ein eigenes<br />

kunsttheoretisches Kapitel widmet, mit Heaths Konzept übereinstimmt und immer wie<strong>der</strong><br />

auf die Malerei zu sprechen kommt. Seine Konzeption konzentriert sich gleichwohl, ohne<br />

dass diese Separierung überzeugend begründet würde, auf das Gebiet <strong>der</strong> „technischen<br />

Bil<strong>der</strong>“, dem das System <strong>der</strong> Kunst als ein an<strong>der</strong>es gegenüber gestellt wird. Seine<br />

Auseinan<strong>der</strong>legung von „materialer“ Montage in <strong>der</strong> bildenden Kunst und <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong><br />

Montage vermag jedoch den bildgeschichtlichen Zusammenhang bei<strong>der</strong> Sphären nicht zu<br />

entkräften.<br />

Die Gegenwart: Sprengung des <strong>filmischen</strong> Raums im Medienraum?<br />

17


Auf <strong>der</strong> Suche nach einer Neubestimmung des „<strong>filmischen</strong> Signifikanten“ geriet die<br />

Kategorie des <strong>filmischen</strong> Raums aus dem Fokus. Winklers Untersuchung führt in eine<br />

Marginalisierung des <strong>filmischen</strong> Raums zugunsten eines „weiteren“ semiotischen<br />

Konzepts, das „den“ Medien gilt. Diese Verschiebung des Fokus resultiert daraus, dass 1.<br />

die Position <strong>der</strong> Apparatustheoretiker lediglich ergänzt, aber nicht korrigiert wird, und 2.,<br />

damit zusammenhängend, die Frage nach dem Kunstcharakter des Films und seinen<br />

reflexiven, aufklärerischen Möglichkeiten ausgespart bleibt, obwohl Winkler immer wie<strong>der</strong><br />

die grundsätzliche Fähigkeit des Films einräumt, sich gegenläufig zur Referenz- und<br />

Transparenzillusion zu verhalten. Klarsichtig formuliert er auch das gegenläufige<br />

Verhältnis von (abstrakter) Kunst und anthropomorphem Kamerablick, um jedoch aus<br />

einer fragwürdigen Polarisierung von Kunst und Technik den Triumph und die Universalität<br />

<strong>der</strong> technischen Bil<strong>der</strong>flut abzuleiten:<br />

„Die Fremdheit und „Menschenferne“ <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst bildet den Maßstab, an dem die technischen<br />

Bil<strong>der</strong> zu messen sind. Dadurch ergibt sich die absurde Situation, dass die Technik, die den<br />

menschlichen Urheber aus <strong>der</strong> Bildproduktion ja gerade herausgedrängt hat, auf an<strong>der</strong>er Ebene dessen<br />

Position zu garantieren sich anschickt. Die Technik also tritt als eine Stütze exakt dort ein, wo in <strong>der</strong><br />

Kunst, in <strong>der</strong> Philosophie und, wesentlich praktischer, in <strong>der</strong> ökologischen Problematik das menschliche<br />

Selbstbewusstsein – eine bestimmte historische Ausprägung dieses Selbstbewusstseins – in die Krise<br />

geraten ist. […] Der filmische Raum steht für einen historischen und historisch-obsoleten Blick. Allein<br />

dass ihm die Flucht in die Technik [nach seinen historischen Äußerungsstufen in <strong>der</strong> malerischen<br />

Perspektive, die Winkler als „Botschaft“ und als „Code“ deutet] gelungen ist […] hat diesen Blick bis heute<br />

überdauern, und die in <strong>der</strong> Kunst entfalteten Alternativen souverän zurückweisen lassen.“ (Winkler 1992:<br />

236)<br />

Winkler lässt also, an<strong>der</strong>s als Heath, die universalistische Aussage <strong>der</strong> Apparatustheorie<br />

bestehen. Der Autorität <strong>der</strong> Technik als Ideologie produzierendem Apparat wird das<br />

„symbolische System“ des Films lediglich eingeglie<strong>der</strong>t. Der Entmystifizierung des vom<br />

Mainstream-Kino dargebotenen Identitätsversprechens geht Winkler nicht auf <strong>der</strong> Ebene<br />

des Kinofilms nach. Er weist vielmehr eine solche Aufklärungsfunktion dem Fernsehen zu,<br />

das durch die „Massenrezeption bewegter Bil<strong>der</strong>“ für eine Erosion ihrer Transparenz- und<br />

Referenzillusion gesorgt habe. Der das Dargebotene etwa durch routiniertes „Zapping“<br />

testende Fernsehzuschauer lasse sich nicht mehr „gefangennehmen“ (Winkler 1992: 240).<br />

Das einzelne filmische Werk trete in den Hintergrund zugunsten von<br />

Wie<strong>der</strong>holungsstrukturen, die einen Zeichencharakter <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> hervortreten und den<br />

kontinuierlichen <strong>filmischen</strong> Raum zerfallen lassen. Winkler verweist auf Werbespots und<br />

Musikvideos, „die das Realismusversprechen <strong>der</strong> technischen Bil<strong>der</strong> in bisher nicht<br />

gekannter Weise beschädigen“ und, etwa durch schnelle Schnitte o<strong>der</strong> den Einsatz von<br />

split-screen-Techniken, „einen direkten Angriff auf den <strong>filmischen</strong> Raum, seine Kontinuität<br />

und seinen ‚Naturcharakter’ dar[stellen]“ (Winkler 1992: 241).<br />

18


In diesen Schlussfolgerungen wird sowohl eine Überschätzung <strong>der</strong> Technik als auch<br />

eine neue Verklärung des Zuschauers deutlich, <strong>der</strong> als kennerschaftlicher Rezipient des<br />

Bil<strong>der</strong>flusses den Ich-Rausch <strong>der</strong> Kino-Illusion angeblich überwunden hat. Insofern nähert<br />

sich Winkler Bordwells Konzeption eines „rationalen“ Subjekts, das in einem blitzschnellen<br />

Lektüreprozess den Bil<strong>der</strong>fluss als „Bil<strong>der</strong>schrift“ entziffert (Winkler 1992: 241). Es ist<br />

jedoch fraglich, ob die bloße Anwendung von Mitteln, die das Medium sichtbar machen,<br />

das Kontinuitätsversprechen des <strong>filmischen</strong> Raums aussetzt (siehe schon Burch u. a.).<br />

Auch die Entgrenzung des einzelnen Filmwerks in den „Fluss“ des TV-Programms<br />

bedeutet nicht notwendig, dass die Tradition <strong>der</strong> ästhetischen Bil<strong>der</strong> und ihre<br />

perspektivische Raumkonstruktion verlassen werden. Auch Knut Hickethier (1994: 193)<br />

argumentiert in dieser Weise und meint, die „elektrische Grundstruktur“ des Fernsehens<br />

sprenge das bürgerliche Werkideal und sein Konzept einer harmonischen Sinneinheit, da<br />

es „die ständige Präsenz eines Angebots, an das sich <strong>der</strong> Nutzer an- o<strong>der</strong> abkoppeln<br />

kann“ impliziere. Hat also <strong>der</strong> unendliche Programmfluss die in sich geschlossene<br />

filmische Raumkonstruktion abgelöst? 6<br />

Winklers Buch, die bislang einzige theoriegeschichtlich vertiefte Abhandlung zum<br />

<strong>filmischen</strong> Raum, enthält eine Fülle scharfsinniger Überlegungen und grundsätzlicher<br />

Einsichten, die jedoch we<strong>der</strong> in ein kohärentes Theoriemodell überführt, noch in<br />

empirischen Analysen erprobt werden, son<strong>der</strong>n ihren Gegenstand verlassen, um das<br />

vermeintlich völlig neuartige Feld <strong>der</strong> „Medien“ zu bestellen.<br />

In dieser erneuerten Leitidee eines Ausstiegs aus dem <strong>filmischen</strong> Raum kommt die<br />

Denkfigur eines virtuellen Raums gleichsam „dritten Grades“ zum Tragen, in dem die<br />

Grenzen zwischen dem lebensweltlichen und dem fiktionalen Raum aufgehoben<br />

scheinen. 7 Der These, dass die Struktur <strong>der</strong> Neuen Medien nicht mehr an jener des Films<br />

zu messen sei, lässt sich allerdings das von Winkler selbst (gegenüber Pleynet) und auch<br />

von Hickethier verwendete Argument entgegenstellen, dass die technologische Ebene<br />

nicht autonom betrachtet werden sollte. Elektronische und digitale Technologien haben<br />

zweifellos eine Transformation des Kino-Dispositivs bewirkt. Ob sie durch die<br />

Flexibilisierung <strong>der</strong> Betrachter-Bild-Beziehung jedoch das Traditionsfeld des für die<br />

6 Vgl. auch Kreimeier 1995. In einem aktuellen Kommentar zum Projektpapier bekräftigt Kreimeier<br />

diese Aussage: „Zumal TV fast schon altmodisch ist und heute die gegenseitige Durchdringung<br />

von Fiktionsfilm und Computerspiel das Rezeptionsverhalten beeinflusst und dynamisiert.“ Er<br />

meint, die „Medienwissenschaft sollte mehr den medienkompetenten Zuschauer und seine<br />

Abgebrühtheit ernstnehmen […].“ [Schriftliche Notiz im Manuskript, mir persl. ausgehändigt, R.P.].<br />

7 Vgl. die Kritik von Reiche 2001. Die dem virtuellen Raum eingeschriebene<br />

Entgrenzungsvorstellung trifft sich mit dem Konzept des ideellen Ikonoklasmus in Kunst und<br />

Kunsttheorie <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne (dazu Prange 2006).<br />

19


anschauliche Erfahrung produzierten ästhetischen Raums verlassen, an<strong>der</strong>s gesagt: ob<br />

sie die Dreiheit von Herstellung, Objektivation und Rezeption eines ästhetischen Objekts 8<br />

in einen interaktiven Prozess aufheben, muss bezweifelt werden. Das Universum <strong>der</strong><br />

Medienbil<strong>der</strong> lässt sich historisch nicht von <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> ästhetischen Bildproduktion<br />

lösen, wenn auch die disziplinäre Separierung von Kunst- und Medienwissenschaft dies<br />

nahezulegen scheint. Dass das Modell <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion auch im Medium<br />

des Fernsehens greift und dort sogar massiv verteidigt wird, signalisiert nicht zuletzt die<br />

Betonung des „Flusses“. Das ununterbrochene Fließen <strong>der</strong> Programminhalte (wie die<br />

Metapher <strong>der</strong> massenmedialen „Bil<strong>der</strong>flut“) erlaubt keine Diskontinuität, son<strong>der</strong>n schlägt<br />

alles mit Ähnlichkeit, wie Adorno in seiner Kritik an „Kulturindustrie“ konstatiert hat. Das<br />

von Winkler als Triumph über den <strong>filmischen</strong> Raum herausgestellte Prinzip <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>holung ließe sich insofern auch als dessen forcierte Fortsetzung begreifen. Iteration<br />

ist schließlich keine neue Qualität <strong>der</strong> TV-Strukturen, son<strong>der</strong>n bereits <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

bildkünstlerischen Formation <strong>der</strong> Serie und des Rasters inhärent, die perspektivische<br />

Gestaltungsweisen ablöst und zugleich zu ersetzen trachtet. Iterative Strukturen<br />

konstituieren vor allem maßgeblich den <strong>filmischen</strong> Raum als imaginären Handlungsraum<br />

wie als Bedeutungsraum (entscheidend: Schuss-Gegenschuss-Verfahren, Einstellungswie<br />

Motivwie<strong>der</strong>holungen u. a.). Jede sorgfältige Einstellungsanalyse erweist, dass ein<br />

Spielfilm auch in seinen kleinsten Zellen bereits das Ganze vermittelt, so dass schon die<br />

Aufnahme kurzer Sequenzen (o<strong>der</strong> auch des Trailers als „Paratext des Films“; siehe<br />

Boehnke 2007) alle notwendige Information bereitstellen kann. So gesehen beziehen auch<br />

Soap Opera, Werbespot und Videoclip aus <strong>der</strong> atomisierbaren Struktur des <strong>filmischen</strong><br />

Raums ihre semantische Stringenz. Dass die Miniaturisierung und Serialisierung narrativer<br />

Einheiten in elektronischen und digitalen Medien wie<strong>der</strong>um auch im populären Kinofilm<br />

genutzt werden konnten, ohne seine Wirkungsmächtigkeit als ästhetische Totalität<br />

einzuschränken, belegt Hermann Kappelhoffs Analyse von TITANIC (USA 1997, James<br />

Cameron) (Kappelhoff 2000).<br />

In Winklers Semantisierung des <strong>filmischen</strong> Raums und seiner Entgrenzung in die<br />

Pluralität <strong>der</strong> TV-Programme wird ebenso wie in Bordwells kognitionstheoretischem<br />

Zugang das Zuschauersubjekt tendenziell zum Produzenten des Films, während Pleynet,<br />

Oudart und Heath das Zuschauersubjekt stärker als Produkt des <strong>filmischen</strong> Apparats<br />

sahen. Diese aktuellen Konzepte setzten sich konsequent in eine dominante<br />

8 Diese Dreiheit verteidigt Oevermanns objektive Hermeneutik gegen entsprechende<br />

handlungstheoretische Konzepte, die aus <strong>der</strong> rezeptionsästhetischen Prämisse „folgern“, dass <strong>der</strong><br />

Betrachter zum Produzent wird. Hierzu Reiche 2001: 256.<br />

20


Thematisierung rezeptionsbezogener Ansätze fort, die die Konstruktion des ästhetischen<br />

Raums an die Erfahrung delegieren und dadurch seine Auflösung im Sinne <strong>der</strong> oben<br />

benannten Virtualität suggerieren. 9<br />

In <strong>der</strong> deutschsprachigen Filmwissenschaft galt die Frage nach dem <strong>filmischen</strong> Raum<br />

bis vor kurzem für obsolet; Rayd Khouloki verwies in seiner 2007 erschienenen<br />

Dissertation über den <strong>filmischen</strong> Raum auf das entsprechende Forschungsdesi<strong>der</strong>at.<br />

Seine Arbeit führt in das Terrain wie<strong>der</strong> ein, liefert einen Katalog filmischer Raumtypen<br />

und knappe anschauliche Beispielanalysen. Gleichwohl bleibt die lesenswerte Einführung<br />

weitgehend Bordwells Kriterien und Klassifikationen verpflichtet und erhebt nicht den<br />

Anspruch, an die hier skizzierten Problemfel<strong>der</strong> anzuschließen.<br />

Insgesamt scheint die angloamerikanische Diskussion kaum rezipiert worden zu sein<br />

(vgl. Rezension Engelke 2007), obwohl diese auch aktuelle, durchaus anregende Beiträge<br />

zu einzelnen Aspekten des <strong>filmischen</strong> Raums hervorgebracht hat. So hat sich etwa<br />

Cooper (2002) <strong>der</strong> narrativen Raumkonstruktion in <strong>der</strong> neueren Hollywood-Romanze<br />

gewidmet, indem er filmische Narration, ausgehend von Heath, als Resultat <strong>der</strong> Spannung<br />

zwischen antithetischen narrative spaces problematisiert. Stillwell (2007) lieferte,<br />

anknüpfend an Gorbman (1987), eine Untersuchung zum „Schwellenraum“ zwischen<br />

diegetischer und nicht-diegetischer Filmmusik. (Demnach hat die diegetische Musik als<br />

„Quellenmusik“ narrativ-objektivierende Funktion, während die nichtdiegetische Musik die<br />

Empathie des Zuhörers steuert und so das Bild an ihn adressieren hilft.)<br />

Die Breite und Komplexität des bei Heath noch überblickten Problemfelds müsste<br />

jedoch erst wie<strong>der</strong> zurückgewonnen werden, damit die Theorie und Analyse des<br />

<strong>filmischen</strong> Raums für die aktuelle Konzeption einer historischen Medienwissenschaft, die<br />

sich auch als ästhetische Wissenschaft begreift, fruchtbar gemacht werden kann.<br />

3. REFLEXION DER FILMISCHEN RÄUME. FOLGERUNGEN UND<br />

FORSCHUNGSFRAGEN<br />

3.1 Ästhetischer Raum versus Realraum. Der Bezug zur Kunstgeschichte <strong>der</strong><br />

(Post-)Mo<strong>der</strong>ne<br />

Die Theoriegeschichte zeigt aufs Ganze gesehen ein Oszillieren zwischen Konzepten,<br />

die Geschlossenheit und Autonomie des <strong>filmischen</strong> als fiktionalem Raum aufweisen und<br />

solchen, die diese Autonomie, in unterschiedlicher Absicht, in Frage stellen. Den Modellen<br />

Arnheims und Bordwells, die, bei aller Differenz zwischen einem normativ ästhetischen<br />

9 Zur Kritik vgl. Siegmund 2006.<br />

21


und einem empirisch analytischen Ansatz, gemeinsam die die Bindung filmischer<br />

Raumkonstruktion an die partielle, <strong>der</strong> Kontinuitätsempfindung zuträgliche Unterdrückung<br />

des Realraums betonen, stehen Bazins Konzeption <strong>der</strong> langen Einstellung o<strong>der</strong> Kracauers<br />

Hervorhebung des <strong>filmischen</strong> Dokumentcharakters gegenüber, Modelle, die die<br />

Authentizität des Realraums und damit die Vieldeutigkeit des Wirklichen gewahrt wissen<br />

wollen. Eine Entgrenzung des ästhetischen Filmraums in die Lebenswelt postulieren auch<br />

die neueren medientheoretischen Konzepte des Virtuellen, ausgehend von einer<br />

kommunikationstheoretischen Auffassung <strong>der</strong> Rezeption von Bil<strong>der</strong>n und Medien. Eine<br />

immanente Sprengung des <strong>filmischen</strong> Raums ist dagegen Thema <strong>der</strong> u. a. von <strong>der</strong><br />

Nouvelle Vague ausgehenden Neubestimmung einer „an<strong>der</strong>en“, die kausale Logik des<br />

Erzählkinos aufkündigenden Filmästhetik. Jenem auch gesellschaftskritisch verstandenen<br />

Ziel galt Heaths Aufarbeitung des klassischen narrativen Filmraums.<br />

Grundsätzlich lässt sich damit die Geschichte des <strong>filmischen</strong> Raums dem ebenfalls<br />

zweigleisigen Prozess <strong>der</strong> Entkunstung und Entgrenzung zuordnen, welcher die<br />

Geschichte <strong>der</strong> herkömmlichen mo<strong>der</strong>nen Kunstmedien in ihrer Opposition gegen den<br />

ästhetischen Schein, maßgeblich verkörpert in <strong>der</strong> illusionistischen Qualität des<br />

perspektivischen Bildraums, bestimmt. Allerdings ist die Frage nach <strong>der</strong> künstlerischen<br />

Raumkonstruktion, so wesentlich sie für die Genese <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Kunsthistoriografie einst gewesen ist (siehe Jantzen 1938), in <strong>der</strong> weiteren Geschichte des<br />

Faches gegenüber den vorherrschend ikonologischen und sozialhistorischen Methoden<br />

zurückgetreten. Die filmwissenschaftliche Theoriebildung hat, indem sie die Frage <strong>der</strong><br />

Raumkonstruktion kontinuierlich weiterverfolgt hat, eine in Arnheims Position wesentlich<br />

auch kunsthistorische Tradition entfaltet, die sich die kunsthistorische Forschung, mit Blick<br />

auch auf die eigenen verschütteten Quellen <strong>der</strong> frühen kunsthistorischen Raumforschung,<br />

nun wie<strong>der</strong> aneignen muss, um dem Problem <strong>der</strong> ästhetischen Raumkonstruktion im 20.<br />

und 21. Jahrhun<strong>der</strong>t in seiner Komplexität gerecht werden zu können.<br />

Erst im Rahmen einer strukturalistischen und semiotischen Ausrichtung <strong>der</strong><br />

Kunstgeschichte (z. B. Bryson 2001), in <strong>der</strong> Rezeptionsästhetik Wolfgang Kemps, <strong>der</strong><br />

punktuell auch an Riegls raumspezifische Systematik anknüpfte, und verstärkt im Rahmen<br />

<strong>der</strong> bildwissenschaftlichen Thematik <strong>der</strong> Metapicturalität (Marin 2004, Stoichita 1998,<br />

Krüger 2001, Mitchell 1994, Prange 2006) sind Fragen nach <strong>der</strong> repräsentativen und<br />

reflexiven Funktion <strong>der</strong> Bildräumlichkeit wie<strong>der</strong> ins Zentrum kunsthistorischer Forschung<br />

gerückt. Die aktuelle Raum-Debatte (Weigel 2002, Dünne/Günzel 2006, Günzel 2007,<br />

Döring/Thielmann 2008) hat insbeson<strong>der</strong>e durch ihre Anknüpfung an<br />

sozialwissenschaftliche Raumtheorien (Henri Lefebvre, Michel de Certeau, speziell<br />

22


Foucaults Heterotopie-Konzept) jenen Fragen eine neue Richtung gegeben (vgl. Hartle<br />

2006), <strong>der</strong>en Zielschärfe und Ertrag bei <strong>der</strong> analytischen Durchdringung spezifischer<br />

ästhetischer Raumgebilde zu prüfen sein wird (siehe Frohne, Teilunterprojekt 1; Sierek,<br />

Erweiterungsprojekt 3.1; Prange, Teilprojekt 2B).<br />

Ein methodisches Problem ist anlässlich dieser Aufgabe nicht außer acht zu lassen.<br />

Die aktuellen kommunikations- und handlungstheoretischen Raumkonzepte brechen mit<br />

<strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> hermeneutischen Analyse, die zwischen Subjekt und Objekt, Produktion<br />

und Rezeption trennt. Mit <strong>der</strong> Aufhebung dieser Entgegensetzungen wird <strong>der</strong> Raum zum<br />

totalen (Manovich 2005). Die ästhetische Grenze, von einer werkbezogenen Hermeneutik,<br />

Rezeptionsästhetik und Semiotik explizit o<strong>der</strong> implizit noch thematisiert (vgl. Boehm 1973,<br />

Kemp 1986, Thürlemann 1990), wird zur inexistenten Größe, wenn erklärt wird: „Die<br />

Beschäftigung mit <strong>der</strong> Räumlichkeit von und in Kunstwerken ist im tonangebenden Diskurs<br />

<strong>der</strong> Gegenwart <strong>der</strong> Thematisierung von Kunst in den bestehenden institutionellen und<br />

gesellschaftlichen Räumen gewichen“ (Kudielka 2005: 45).<br />

Eine sich für „tonangebend“ erklärende Kunstwissenschaft ersetzt also wie die<br />

genannten Vertreter <strong>der</strong> Medienwissenschaft den ästhetischen Raum durch den realen<br />

lebensweltlichen Raum. Sie meint, damit dem seit Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre eingetretenen<br />

Wandel <strong>der</strong> Kunstproduktion gerecht zu werden, die sich nicht mehr primär durch das<br />

Medium Bild definiert, son<strong>der</strong>n potentiell alle gegebenen gesellschaftlichen Institutionen,<br />

Strukturen, technischen Verfahren und Materialien nutzt, Autonomie durch Intervention<br />

und Interaktion ersetzen will. Auf <strong>der</strong> Kommentarebene wurde dieser Wandel durch den<br />

Abschied von den großen Utopien <strong>der</strong> klassischen Mo<strong>der</strong>nen zugunsten einer<br />

Programmatik <strong>der</strong> ‚Buchstäblichkeit’ (literalness) manifest. Das „Erbe Pollocks“ (Kaprow<br />

1999 [1958]) traten das Happening, die minimalistischen Objekte und die Installation an.<br />

Kann also von einer „Auflösung <strong>der</strong> Interiorität des Kunstwerkes“, von einer „Kunst des<br />

Realen“ ausgegangen werden, die dem Betrachter ein „Eintreten und Eintauchen“ erlaubt,<br />

statt ihn dem Werk gegenübertreten zu lassen (Kudielka 2005: 51, 53)?<br />

Beson<strong>der</strong>s die mediale Installation (s. Frohne 1997 und 1999) erweist sich als geeignet<br />

für die Prüfung dieser womöglich voreiligen Verabschiedung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nistischen, am<br />

Bildraum entzündeten und entfalteten Raumfrage. Denn nicht nur markiert die Installation<br />

gegenüber dem Ausstellungsraum die ästhetische Grenze aufs Neue. Bill Violas Video-<br />

Installation Threshold definiert jene Schwelle zwischen realem und imaginärem Raum<br />

geradezu programmatisch (dazu Reiche 2001: 63-77). Die Video-Installation und die seit<br />

den 1990er Jahren aufgekommene kinematographische Installation (Rebentisch 2003)<br />

beziehen das sequentielle Bild ein, so dass die Konfrontation <strong>der</strong> realen architektonischen<br />

23


und <strong>der</strong> fiktionalen Räume zum eigentlichen künstlerischen Problem wird. Der Diagnose<br />

Kudielkas, dass es heute „um den Bildraum […] am allerwenigsten“ gehe (Kudielka 2005:<br />

44), wi<strong>der</strong>spricht nicht nur die installative Thematisierung des populären Kinofilms. Auch<br />

die Zitierung filmischer Stereotypen und Erzählstrukturen in <strong>der</strong> sog. inszenierten<br />

Fotografie (Cindy Sherman, Jeff Wall) zeigt ein Bewusstsein von <strong>der</strong> überragenden<br />

Bedeutung <strong>der</strong> (bewegten) Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft und belegt die<br />

Notwendigkeit, sich mit <strong>der</strong>en zeitbasierter Raumfiktion künstlerisch auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

(Frohne, Teilunterprojekt Urban; zur Frage <strong>der</strong> inner<strong>filmischen</strong> Relation von Raum und<br />

Zeitlichkeit auch Sierek, Teilprojekt Geib)<br />

Die inszenierte Fotografie und die kinematographische Installation, so ließe sich <strong>der</strong><br />

undialektischen Idee einer real gewordenen Kunst entgegenhalten, setzen konsequent die<br />

mit <strong>der</strong> Erfindung <strong>der</strong> Collage einsetzende Kritik des ästhetischen Scheins fort, knüpfen<br />

sie doch an die kubistische, surrealistische, pop-artistische und konzeptualistische<br />

Verarbeitung <strong>der</strong> Fotografie als Massenmedium an (Richters Fotomalerei; Kienholz’<br />

Portable War Memorial, 1968; Claes Oldenburgs Bedroom-Ensemble) an. Die<br />

fortschreitende „Verfransung“ <strong>der</strong> Gattungen und schließlich <strong>der</strong> Medien liegt in <strong>der</strong><br />

historischen Logik <strong>der</strong> Selbstkritik <strong>der</strong> Kunst, die immer nur vonstatten ging über die<br />

Negation des Gattungsgesetzes, etwa durch die Verdinglichung des Bildes o<strong>der</strong> durch die<br />

Aufnahme nicht gestalteter o<strong>der</strong> industriell vorgefertigter Materialien. Als die Video-Kunst<br />

und die Video-Installation das sequentielle Bild in den musealen Raum bzw. in den<br />

Galerieraum einführten, wurde die Kritik des ästhetischen Raums auf den<br />

Ausstellungsraum ausgedehnt, keineswegs jedoch aufgehoben. Der Palimpsestcharakter<br />

postmo<strong>der</strong>ner Kunstproduktion gelangt durch die Thematisierung des Spielfilms und seine<br />

materielle Einbeziehung in die kinematographische Installation zu einem neuen komplexen<br />

Niveau. Zu den untersuchten Strategien <strong>der</strong> installativen, wie auch <strong>der</strong> fotographischen<br />

Behandlung fiktionaler filmischer Räume gehören die Arretierung des narrativen Flusses<br />

einerseits, die Multiplizierung des Kino-Dispositivs im Installationsraum an<strong>der</strong>erseits. In<br />

Frage gestellt wird das fiktionale Zusammenspiel von screen space und offscreen space<br />

durch die simultane Verdichtung <strong>der</strong> sequentiellen Film-Narration in <strong>der</strong> einzelnen<br />

inszenierten Fotografie, aber auch mittels Pluralisierung <strong>der</strong> ursprünglich autoritären<br />

Instanz des <strong>filmischen</strong> frame in <strong>der</strong> Installation. Der Architektur als <strong>der</strong> einst von August<br />

Schmarsow zur Raumkunst schlechthin erhobenen Kunst kommt in <strong>der</strong><br />

kinematographischen Installation eine beson<strong>der</strong>e Rolle zu, <strong>der</strong>en Ausdifferenzierung<br />

daher in einem geson<strong>der</strong>ten Forschungsprojekt untersucht wird (Frohne, Teilunterprojekt 1<br />

(Haberer).<br />

24


3.2 Die filmische Reflexion <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Räume<br />

Die paradoxe „Verräumlichung“ des Spielfilms, sein Rückbezug auf die statischen<br />

Raumkünste <strong>der</strong> Architektur und <strong>der</strong> Fotografie lassen ihn o<strong>pak</strong> werden. Damit sind die<br />

fotografischen und installativen Methoden <strong>der</strong> Reflexion auf das Kino in einen<br />

Zusammenhang zu stellen mit <strong>der</strong> inner<strong>filmischen</strong> Kritik an <strong>der</strong> Transparenzillusion des<br />

narrative space. Eine solche Selbstbezüglichkeit des Mediums Film ist schon seit <strong>der</strong><br />

Etablierung normativ wirksamer filmischer Narrationsstrukturen zu beobachten und auch<br />

bereits im Rahmen des amerikanischen Erzählkinos wirksam. Seit den 1960er Jahren,<br />

also parallel zur Radikalisierung <strong>der</strong> Raumfrage in den installativen und performativen<br />

Praktiken <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne, verstärkte und entfaltete sich <strong>der</strong> filmkünstlerische Bruch mit<br />

dem Kontinuitätsprinzip des Erzählkinos, sowohl in Europa und Amerika, nicht zuletzt<br />

durch eine immanente Kritik von Genremustern (Prange, Teilprojekte 2A und 2B) als auch,<br />

zunehmend seit den 1990er Jahren, auf globalem Niveau. In diesem internationalisierten<br />

Feld hat das Kunstkino Ostasiens auf <strong>der</strong> Grundlage einer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit jenen<br />

westlichen Konzepten und Verfahren und auf <strong>der</strong> Basis eigener kultureller Traditionen<br />

beson<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Reflexion bzw. alternative Ästhetiken entwickelt, <strong>der</strong>en<br />

Erforschung im Rahmen eines postkolonialen Wissenschaftsverständnisses ein Desi<strong>der</strong>at<br />

ist (Sierek, Erweiterungsprojekte 3.1 und 3.2). Überdies führt die parallele Behandlung<br />

filmischer Räume in Populär- und Hochkunst, in Europa, Amerika und Asien das<br />

tieferliegende Problem deutlich vor Augen – die Frage nach dem Subjekt und seiner<br />

alltäglichen „Identitätsarbeit“ (Keupp 2006). Durch die Gesellschaften des Westens<br />

formiert und in <strong>der</strong> klassischen <strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion erneut gegen die<br />

Verlusterfahrungen <strong>der</strong> Industriemo<strong>der</strong>ne definiert, wird das Konzept eines zentrierten<br />

Subjekts seit den 1960er Jahren dekonstruiert, durch marxistische Ideologiekritik und<br />

Ästhetik wie durch die Statuierung pluraler Identitäten im Diskursfeld <strong>der</strong> Globalisierung.<br />

Ein Beispiel: Godards LES CARABINIERS (Frankreich 1962)<br />

Vielleicht die prägnanteste, alle angeführten Aspekte integrierende Reflexion <strong>der</strong><br />

<strong>filmischen</strong> Räume hat Jean-Luc Godard, <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> die Kinoerfahrung zum Thema<br />

seiner Filme gemacht hat, in LES CARABINIERS präsentiert (vgl. Anhang II: Abbildungen).<br />

Der junge Michelangelo, wie die an<strong>der</strong>en Akteure des Films ein Pauper, Stellvertreter<br />

einer breiten infantilisierten Gesellschaftsschicht jenseits aller formalen Bildung, zugleich<br />

aber auch als typisierte Figur in einem Stummfilm-Melodram charakterisiert und – <strong>der</strong><br />

25


Name sagt es – das Alter Ego des Künstlers wie des Regisseurs im Dienst einer<br />

autoritären Instanz, 10 ist in den Krieg gezogen, weil <strong>der</strong> König ihm versprochen hat, im<br />

Kriege werde ihm alles, was er wolle, gehören. Was er dann „erbeutet“, sind Bil<strong>der</strong>,<br />

Ansichtskarten von Sehenswürdigkeiten und Kunstwerken, zunächst aber die<br />

Kinoprojektion, die Michelangelo in Missachtung <strong>der</strong> ästhetischen Differenz für Realität<br />

nimmt. Den kurzen Blick einer sich entkleidenden Schönen aus dem Bild heraus versteht<br />

er als Einladung, sich ihrer zu bemächtigen (Abb. 13). Er springt von seinem Sitz, versucht<br />

den Gang <strong>der</strong> Aktrice in den offscreen space zu verfolgen, verlässt seinen Platz, um ihre<br />

Nähe zu suchen und in die Badewanne, die sie eben bestiegen hat, hineinzuschauen<br />

(Abb. 15–17). Schließlich greift er nach dem Bild und reißt dabei die Leinwand ab, hinter<br />

<strong>der</strong> Mauerwerk sichtbar wird, das die Projektion als solche entlarvt (Abb. 18–20). Diese<br />

Aktion demonstriert über ihre narrative Aussage hinaus eine ikonoklastische Filmkunst, die<br />

über sich selbst nachdenkt und ihre eigene mediale Textur bloßlegt, nicht nur materiell,<br />

son<strong>der</strong>n auch in ihrem ideologischen Gehalt. Auf die beschriebene Szene folgt <strong>der</strong> Blick<br />

Michelangelos nach oben in den Lichtstrahl des Projektors (Abb. 20). Nicht nur die<br />

Raumillusion also, son<strong>der</strong>n das Kino-Dispositiv in seiner realräumlichen Anordnung<br />

werden hier in ihrer Rolle studiert, das Betrachtersubjekt wie in Platos Höhle über die<br />

Wirklichkeit zu täuschen. Die mit erotischen Attraktionen ausgestattete<br />

Filmraumkonstruktion dient einer Omnipotenzphantasie, die das reale Elend und die reale<br />

Ohnmacht verdrängt. Es folgen dokumentarische Bil<strong>der</strong> von Kriegsopfern, zugleich<br />

Vorausschau auf das Schicksal, auch <strong>der</strong> Protagonisten (Abb. 21).<br />

Godard bündelt in seiner Sequenz die anhand <strong>der</strong> Theoriegeschichte verdeutlichten<br />

Aspekte des <strong>filmischen</strong> Raums zwischen seiner immersiven Wirkung und materiellen<br />

Konstruktion. Das Beispiel kann die beiden großen, ineinan<strong>der</strong> verwobenen<br />

Forschungsprobleme verdeutlichen, die sich mit <strong>der</strong> Reflexion auf den <strong>filmischen</strong> Raum<br />

verbinden:<br />

1. die Frage nach alternativen ästhetischen Verfahren, die sich kritisch zum orthodoxen<br />

Erzählkino und seiner fiktionalen Raumeinheit verhalten. An<strong>der</strong>s gesagt: Es wird, durch<br />

die permanente Bewusstmachung <strong>der</strong> ästhetischen Grenze, die Option auf einen<br />

authentischen, nicht-fiktionalen Realismus aufgestellt (Prange, 2.2.1; Sierek; 3.2.).<br />

Michelangelos konkretistische Kinoerfahrung schlägt um in die Entdeckung <strong>der</strong><br />

10 Michelangelo salutiert bei einem Beutezug in einer privaten Wohnung vor dem Gemälde mit<br />

Rembrandts majestätischem Selbstbildnis – die Verdichtung von künstlerischem „Soldatentum“<br />

und Partizipation an Herrschaft illustrierend.<br />

26


Konstruktionsgesetze des <strong>filmischen</strong> Raums und so steht diese Sequenz für eine<br />

alternative Filmästhetik, die sich kritisch zu <strong>der</strong> immersiven Qualität des traditionellen<br />

Erzählraums stellt. Die „Rückkehr zur Leinwand“ (Sierek) ist in Michelangelos<br />

ikonoklastischer Tat gleichsam als Kern einer solchen ‚an<strong>der</strong>en’ Ästhetik artikuliert.<br />

2. die Frage nach dem Subjekt. Das Problem <strong>der</strong> Subjektivität des Betrachters und<br />

seiner Aktivität wird in <strong>der</strong> Figur des Michelangelo dreifach kodiert: als passives Versinken,<br />

als „versehentlich“ ikonoklastisches, implizit jedoch revolutionäres Aufbegehren gegen die<br />

Versagung, die das Kinobild verlangt, und schließlich als kritische Rationalität im Blick auf<br />

den Projektor. Letzteres ist jedoch ein Moment, das nur für den Bruchteil einer Sekunde<br />

aufscheint; das Bewusstsein des Kino-Dispositivs ist eher über die filmische<br />

Raumkonstruktion vermittelt, insbeson<strong>der</strong>e die Aufnahmen, die das projizierte Bild, den<br />

Publikumssaal und den Strahl <strong>der</strong> Projektionsapparatur zeigen (siehe Anhang II, Abb. 14–<br />

20). In <strong>der</strong> nur rudimentären Persönlichkeit des Michelangelo, die genau <strong>der</strong><br />

präsentischen Struktur des suggestiven Kinobilds komplementär ist, fehlt jede<br />

Selbstbezüglichkeit und damit die zeitliche Dimension <strong>der</strong> Erinnerung, die allein auf <strong>der</strong><br />

Ebene <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Montage, in diesem Fall durch die eingeschnittenen<br />

Dokumentarbil<strong>der</strong> von Kriegstoten, eingeführt wird. Die Untersuchung alternativer<br />

Filmraumkonstruktionen auf die Frage hin, wie sie Gedächtnis und Identität schaffen,<br />

jenseits konventioneller Rückblende-Verfahren im narrativen Funktionskontext etwa, ist<br />

von zentralem Forschungsinteresse (Prange, Teilprojekt 2B; Sierek, Erweiterungsprojekt<br />

3.1)<br />

Zur Methode: Filmanalyse als Materialanalyse<br />

Wie durch das Beispiel von Godards Reflexion <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> Räume deutlich, ist ein<br />

Verständnis <strong>der</strong> Raum- als Bedeutungsproduktion insbeson<strong>der</strong>e durch eine<br />

Herangehensweise zu gewinnen, die den einzelnen Film und seine Segmente (frame,<br />

Einstellung, Sequenz) fokussiert, um aus einer solchen materialbezogenen Analyse die<br />

Relation <strong>der</strong> einzelnen Elemente und ihre Beziehung auf das Ganze des Films bestimmen<br />

zu können. V. a. Bordwell hat mit <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>der</strong> einzelnen Bestandteile und<br />

Verfahren filmischer Raumkonstruktion eine reich differenzierte Terminologie zur<br />

Formanalyse geliefert (Bordwell 1985, Bordwell/Staiger/Thompson 1985), die auf ihren<br />

systematischen Einsatz in werkmonographischen Untersuchungen noch wartet (auf diesen<br />

Weg führt Fischer [2009]). Auch Bordwells jüngste Arbeiten (u. a. Bordwell 1997: 158–271;<br />

Bordwell 2001, Bordwell 2005) sind verstärkt auf eine Stilgeschichte des Films<br />

27


ausgerichtet, so dass sie <strong>der</strong> komplexen Beziehung von Form und Inhalt noch nicht<br />

gerecht werden können. Wie die einzelnen Strategien <strong>der</strong> Raumkonstruktion sinnstiftend<br />

o<strong>der</strong> sinnentziehend zusammenwirken, wäre eine Fragestellung, die den<br />

neoformalistischen Ansatz ergänzen und wie<strong>der</strong>um auf die inhaltlichen,<br />

gesellschaftsbezogenen Fragen <strong>der</strong> um 1970 geführten Diskussion zurückführen könnte.<br />

Ob und inwiefern die am Erzählfilm erarbeiteten Kriterien <strong>der</strong> Raumkonstruktion auf den<br />

abstrakten Film und seine Analyse zu übertragen sind (z. B. was Anschlussverfahren o<strong>der</strong><br />

die Unterscheidung von Einstellungs- und Montageraum angeht), bleibt noch zu erörtern.<br />

(Prange, 5.1. Diss. Projekt Nina Rind und Projekt Henning Engelke)<br />

Im folgenden werden die nach Bordwell zu analysierenden Bereiche <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong><br />

Raumkonstruktion aufgelistet:<br />

a) <strong>der</strong> Einstellungsraum, gestaltet durch die Kameraarbeit (bewegte/unbewegte<br />

Kamera, Perspektive, Relation zur Handlungsachse etc.), durch die gewählte<br />

Einstellungsgröße (z. B. Nahaufnahme, Totale), aber auch durch Ausleuchtung und<br />

sonstige Inszenierung <strong>der</strong> „vor<strong>filmischen</strong>“ Objektwelt einschließlich <strong>der</strong> Schauspielerarbeit<br />

(mise-en-scène). Als Hintergrund dienen die von Bordwell herausgearbeiteten Regeln des<br />

klassischen Erzählfilms, etwa die Zentrierung <strong>der</strong> Komposition o<strong>der</strong> die klare<br />

Hierarchisierung von Figur und Grund (vgl. Bordwell/Staiger/Thompson 1985: 50–59).<br />

b) <strong>der</strong> Montageraum, gestaltet durch die Art <strong>der</strong> Verknüpfung <strong>der</strong> Einstellungen. Im<br />

klassischen Erzählkino wird zugunsten des Kontinuitätseindrucks jede neue Einstellung<br />

motiviert, d. h. einer durchgängigen Perspektive unterworfen (180°-Prinzip, 30°-Prinzip,<br />

eyeline match, match on action, Schuss-Gegenschuss, mithin Vermeidung je<strong>der</strong><br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> suture). Die Gestaltung des Blicks und die damit bewerkstelligte<br />

Konstituierung des <strong>filmischen</strong> Raums bietet sich als zentrales Untersuchungsfeld an.<br />

c) <strong>der</strong> Tonraum, gestaltet durch Dialog, Geräusche und Musik, jeweils diegetisch o<strong>der</strong><br />

nicht-diegetisch lokalisiert bzw. oszillierend zwischen diesen beiden Bereichen. Das<br />

Verhältnis von Figur und Grund ist auch in diesem Bereich entscheidend, wobei <strong>der</strong> Dialog<br />

meist dem Vor<strong>der</strong>grund zugeordnet wird. Das Verhältnis des Dialogs, primäres<br />

semantisches Element im Tonfilm, zur akustischen Perspektive (sound space) und zum<br />

Bild liefert wesentliche Einsichten in die filmische Bedeutungsstruktur.<br />

d) <strong>der</strong> Farbraum als Teil des Einstellungsraums (als Element <strong>der</strong> mise-en-scène), aber<br />

auch als Element des Montageraums (Wie<strong>der</strong>holungsstruktur, Einfärbung von ganzen<br />

Sequenzen u.s.w.). Hierzu fehlen systematische Überlegungen. Einzeluntersuchungen (z.<br />

B. von Branigan 1976 und Marshall 2001, Egner 2003) wären hinsichtlich <strong>der</strong> Gestaltung<br />

28


des Filmraums noch auszuwerten. Der ebenso analytische wie experimentelle Umgang<br />

mit Farbigkeit bei Godard kann ein Ausgangspunkt sein.<br />

4. ÜBERGREIFENDE FRAGESTELLUNGEN: IMAGINÄRE UND AUTHENTISCHE<br />

IDENTITÄT – FIKTIONALER UND NICHTFIKTIONALER REALISMUS<br />

Als zentrales Forschungsproblem, das <strong>der</strong> installativen, fotografischen und <strong>filmischen</strong><br />

Kritik des ästhetischen Scheins zugrunde liegt, lässt sich die Frage nach dem Status des<br />

Subjekts in <strong>der</strong> spätmo<strong>der</strong>nen Gesellschaft ausmachen. Die Methoden <strong>der</strong> Adressierung<br />

und Modellierung eines ‚Ich’ o<strong>der</strong> ‚Wir’ durch die ästhetische Raumkonstruktion sind <strong>der</strong><br />

gemeinsame Gegenstand <strong>der</strong> hier geschil<strong>der</strong>ten kunsthistorischen und<br />

filmwissenschaftlichen Forschungsgebiete. Ausgestaltung und Dekonstruktion ästhetischer<br />

Erfahrung als Schwellenerfahrung werden jeweils als Verarbeitung o<strong>der</strong> auch Kritik <strong>der</strong><br />

fixierten ganzheitlichen Ich-Instanz verstanden, wie sie die perspektivisch grundierte<br />

Kontinuitätsstruktur des Spielfilms entwarf.<br />

Mit <strong>der</strong> Realismusfrage ist <strong>der</strong> zweite einschlägige, mit <strong>der</strong> Subjektfrage verbundene<br />

Problemkreis gegeben, <strong>der</strong> durch die Theoriegeschichte des <strong>filmischen</strong> Raums eingeführt<br />

wurde (siehe Abschnitt 2.2 zum „Ausstieg aus dem ästhetischen Raum“) und mit<br />

entsprechenden Diskursen in <strong>der</strong> Kunsttheorie (Foster 1996) korrespondiert. Der filmische<br />

Realismus ist in seiner verschiedenartigen materialen Umsetzung (Genre, Autorenkino,<br />

einzelne Regisseure) zu analysieren. Dabei geht es zum einen um die Sondierung<br />

spezifischer Motive und Methoden, die das Wirklichkeitsversprechen <strong>der</strong> fiktionalen<br />

<strong>filmischen</strong> Raumkonstruktion untermauern, wie etwa die Metaphorisierung <strong>der</strong><br />

ästhetischen Grenze in <strong>der</strong> frontier-Symbolik des Western o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Labyrinth-Struktur<br />

des film noir (Prange, Teilprojekte 2A und 2B) o<strong>der</strong> auch die vermeintliche Aufhebung <strong>der</strong><br />

Schwerkraft durch die räumliche Inszenierung von Flugbewegungen (Sierek,<br />

Arbeitsbericht 2.4). Zum an<strong>der</strong>en wird die Reklamierung eines alternativen, nichtfiktionalen<br />

Realismus untersucht, die sich in <strong>der</strong> kritischen Wendung <strong>der</strong> klassischen<br />

Filmraumkonstruktion kundtut und, wie das obige Godard-Beispiel erweist, nicht selten auf<br />

die dokumentarische Qualität des fotografischen Bildes zurückkommt (siehe auch Engelke<br />

2005: 123–130). Die Kritik <strong>der</strong> Frontalität durch den Einsatz <strong>der</strong> malereigeschichtlich<br />

vordefinierten Rückenfigur (Sierek, Erweiterungsprojekt 3.2), aber auch die Verweigerung<br />

des eyeline match (Sierek, Arbeitsbericht 2.2) sowie die fotografische und installative<br />

Retardierung und Isolierung einzelner Filmsequenzen im Realraum (Frohne,<br />

Teilunterprojekte 1 und 2) zeigen den intermedialen Charakter <strong>der</strong> Realismusfrage.<br />

Medienübergreifend fokussiert wird offenbar die Kategorie des offscreen space.<br />

29


Insofern ergibt sich hieraus auch eine Neubewertung <strong>der</strong> Erforschung intertextueller<br />

Verweise, knüpft sich an sie doch stets einerseits <strong>der</strong> Illusionsbruch und an<strong>der</strong>erseits die<br />

mit dem Zitat eingeschleuste Option auf eine „authentische“ Realitätserfahrung, die über<br />

den Evidenzeindruck zeiträumlicher Narrationslogik hinaus Erkenntnis, zum Beispiel auch<br />

auf die Verknüpfung mit Geschichte und Gedächtnis bezogen, leistet. An die bereits<br />

vorgelegten, in dieser Hinsicht paradigmatischen Untersuchungen zum Thema ‚Kunst und<br />

Künstler im Film’ (u. a. Korte 1990, außerdem Paech 1994, Fischer 2003, Fischer 2004,<br />

Hensel 2005) ist hier anzuknüpfen, insbeson<strong>der</strong>e auch an die vorgelegten<br />

Untersuchungen zur Verfremdungs- und Zitattechnik Godards (u. a. Gagalick 1988, Krüger<br />

1990). Gegenüber <strong>der</strong> tendenziellen „Naturalisierung“ des Hollywood-Kinos durch die<br />

kognitionstheoretische bzw. stilanalytische Argumentation Bordwells ist die<br />

gesellschaftliche Geltungsmacht des <strong>filmischen</strong> Realismus wie<strong>der</strong> stärker ins Licht zu<br />

rücken. Abweichende Filmformen sind nicht lediglich als „Alternativen“ von einer<br />

kanonischen Form abzugrenzen (und als Stilformen dieser wie<strong>der</strong>um zu subsumieren),<br />

son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> spannungsvollen, da auf Erkenntnis zielenden Beziehung zu dieser Norm<br />

wahrzunehmen.<br />

5. RESÜMEE<br />

Die frühe legitimatorische Bestimmung des <strong>filmischen</strong> Raums (Münsterberg, Arnheim,<br />

Panofsky) und dessen spätere ideologiekritische Rückführung auf die<br />

zentralperspektivische Bildraumkonstruktion <strong>der</strong> Malerei (Pleynet, Heath, Winkler), aber<br />

auch <strong>der</strong> bewusst hergestellte Zusammenhang zwischen den bildkünstlerischen<br />

Avantgarden und <strong>der</strong> „diskontinuierlichen“ Struktur des Films (s. Snow über Cézanne,<br />

Heath über das kubistische Bild in SUSPICION, Godards filmische Klee-Rezeption) legen es<br />

nahe, den Film als eine mo<strong>der</strong>ne Form <strong>der</strong> ästhetischen Raumkonstruktion zu verstehen,<br />

als eine Werkstruktur also, die sowohl mit den formanalytischen und ikonographischen<br />

Methoden <strong>der</strong> Kunstgeschichte als auch mit den filmanalytischen Verfahren <strong>der</strong><br />

Einstellungs- und Sequenzanalyse zu erschließen ist. Einerseits begründete die filmische<br />

Raumkonstruktion auf <strong>der</strong> Basis ihrer Interpretation durch Genres massenwirksame<br />

Konventionen <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>zählung, mit <strong>der</strong>en Hilfe die Macht <strong>der</strong> Mitte (Arnheim 1983)<br />

konserviert und die gesellschaftlich opportune Formierung von Identität gesteuert wird, sei<br />

diese noch so ausdifferenziert in einzelne Zielgruppenidentitäten. Der „unsichtbare Code“<br />

(Winkler) des populären Erzählkinos ist dabei als eine auf <strong>der</strong> Basis des mo<strong>der</strong>nern<br />

fragmentierten Bildes geleistete historische Rekonstruktion <strong>der</strong> entsprechenden, einst von<br />

Leonardo eingeführten malerischen Strategien zu betrachten, <strong>der</strong>en Realitätseffekt aus<br />

30


<strong>der</strong> Verschleierung zeichenhafter Bedeutungen resultiert. An<strong>der</strong>erseits bildeten sich<br />

Methoden <strong>der</strong> Raumkonstruktion aus, die mit den zur Konvention geronnenen <strong>filmischen</strong><br />

Mitteln kritisch umgehen und so z. B. die ihnen immanenten Identifikationsangebote<br />

freilegen bzw. auf alternative Identitäten zielen. Dies zeigt sich nicht zuletzt durch die<br />

parallele Aktivität und Zielrichtung <strong>der</strong> filmkünstlerischen und <strong>der</strong> foto- und<br />

installationskünstlerischen Thematisierung filmischer Räume. Die notwendige, das<br />

‚neutrale’ Modusmodell Bordwells korrigierende Differenzierung von regressiv-fiktionalen<br />

und reflexiven Raumkonstruktionen, freilich auch Überlappungen und Schnittmengen<br />

betreffend, bedarf explizit des Zusammenwirkens kunsthistorischer und film- bzw.<br />

medienwissenschaftlicher Forschungen. Insofern sich als Kern <strong>der</strong> <strong>filmischen</strong> und <strong>der</strong><br />

ästhetischen Raumproblematik insgesamt immer wie<strong>der</strong> die Identitätsfrage erweist, auf<br />

biographisch-individueller wie kultureller Ebene, ist darüber hinaus die Einbeziehung<br />

psychoanalytischer, philosophischer und soziologischer Beiträge wünschenswert. Aus<br />

dieser Kooperation <strong>der</strong> Fächer lässt sich, ohne dass <strong>der</strong>en Grenzen de facto zur<br />

Disposition zu stellen sind, ein historischer Gesamtzusammenhang wie<strong>der</strong>gewinnen, <strong>der</strong><br />

durch die Auffächerung <strong>der</strong> Disziplinen verloren zu gehen droht. Aus <strong>der</strong> interdisziplinären,<br />

kunst- und bildhistorisch verankerten Perspektive auf den <strong>filmischen</strong> als ästhetischen<br />

Raum ist überdies Einsicht zu erzielen in die beson<strong>der</strong>s virulente Forschungsproblematik<br />

<strong>der</strong> postkinematographischen Raumkonstruktion. Die Frage nach <strong>der</strong> Reflexion filmischer<br />

Räume ist historisch durch die Etablierung elektronischer Technologien in den 1960er<br />

Jahren zwar nicht originär generiert, aber doch in maßgeblicher Weise motiviert worden,<br />

da sie es erlaubten, über das sequentielle Bild künstlerisch – in <strong>der</strong> medialen Installation<br />

etwa – wie wissenschaftlich – anhand <strong>der</strong> mithilfe des Videorecor<strong>der</strong>s erarbeiteten<br />

Analysen – zu verfügen. Dass diese technologische Revolution, ergänzt durch die digitale<br />

Technik, dem <strong>filmischen</strong> Raum gleichsam als letztmöglicher Formation des ästhetischen<br />

Raums ein Ende bereitet habe, muss aus kunsthistorischer Sicht dezidiert in Frage gestellt<br />

werden. Die Geschichte <strong>der</strong> Reproduktionstechniken (Kupferstich, Lithografie, Fotografie)<br />

legt es eher nahe, den Sinn neuer Bildtechnologien in <strong>der</strong> massenwirksamen Verbreitung<br />

bestehen<strong>der</strong> Bildkonventionen aufzusuchen, was <strong>der</strong> Möglichkeit zu ihrem kritischen<br />

Einsatz keineswegs Abbruch tut. Der Palimpsestcharakter zeitgenössischer fotografischer,<br />

installativer wie filmischer Produktionen schmiegt sich dieser potentiell unendlichen Kette<br />

<strong>der</strong> Reproduktionen an, um aus ihr das Nicht-Identische herauszufiltern. Von zentralem<br />

Interesse muss es daher sein, den teilweise abstrakten ahistorischen Medienbegriff<br />

aktueller Diskurse an die konkreten historischen Erscheinungsweisen bildkünstlerischer,<br />

installativer und audiovisueller Raumkonstruktionen zurückzubinden und zu untersuchen,<br />

31


wie sich die Traditionen filmischer Raumkonstruktion außerhalb des Kinos und jenseits<br />

europäisch-amerikanischer Kulturpraktiken fortgesetzt haben.<br />

32


Anhang II: Abbildungen<br />

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3<br />

Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6<br />

Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9<br />

Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12<br />

Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15


Anhang II: Abbildungen<br />

Abb. 16 Abb. 17 Abb. 18<br />

Abb. 19 Abb. 20 Abb. 21


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