Viterbo - Kunstwanderungen
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Diese Kirche liegt außerhalb der Stadt im Nordosten!<br />
(*** Madonna della Quercia. Die Wallfahrtskirche der Muttergottes<br />
an der Eiche wurde zwischen 1470 und 1525 als das<br />
vielleicht harmonischste Renaissance-Bauwerk des gesamten<br />
Latium errichtet. Von der einstigen Vorhalle der quaderverblendeten<br />
Fassade von 1509 sind noch vier Säulen und Pilaster<br />
erhalten. Im Dreiecksgiebel bewachen zwei Löwen das an einer<br />
Eiche aufgefundenen Gnadenbild. In den Lünetten der Portale<br />
stehen Majoliken von 1508 des Andrea della Robbia.<br />
Das dreischiffige Innere besitzt eine Kassettendecke der Renaissance,<br />
nach einem Entwurf des Antonio di Sangallo d. J.,<br />
1518; sie zeigt das Wappen des Farnese-Papstes, Paul III.<br />
Im Apsisgewölbe befindet sich ein Rundbild der Madonna della<br />
Quercia von Truffetta (1519). - Die Bilder hinter dem Hochaltar<br />
stammen von Frau Bartolomeo 1543 (Gottvater), Marietto<br />
Albertinelli (Marienkrönung, Himmelfahrt). - Den Hochaltartabernakel<br />
aus Marmor schuf Andrea Bregno 1490. - Das Chorgestühl<br />
mit seinen Intarsien ist von 1514. - Die Orgel stammt<br />
aus barocker Zeit. Vom Kreuzgang schuf Daniele da <strong>Viterbo</strong><br />
das Untergeschoß, wohingegen das Obergeschoß, um 1500, einem<br />
Bramante-Schüler zugeschrieben wird. Der Ort war einst<br />
wundertätige Stätte.<br />
Michel de Montaigne<br />
„Die Kirche ist schön, voll von heiligem Schmuck und unzähligen<br />
Weihegeschenken. Die lateinische Inschrift besagt, dass vor<br />
ungefähr hundert Jahren ein Mann, von Räubern verfolgt und<br />
halbtot, sich zu einer Eiche geflüchtet habe, an der sich dieses<br />
Bild der Madonna befand; er flehte sie an und wurde durch ein<br />
Wunder für die Räuber unsichtbar und entkam so der nahen<br />
Gefahr. An dieses Wunder knüpft sich die besondere Verehrung<br />
der Madonna.“<br />
Carlo Borromeo<br />
So steht es im Führer. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht<br />
abgelaufen. Gott sei Dank, können wir Nachgeborenen sagen.<br />
Erbauen wir uns also.<br />
Unglücklicherweise muss dem Kardinal Giovanni Francesco<br />
Gambara mitten in seine in Ausführung stehende Planung ein<br />
seltsamer Heiliger in die Quere kommen: Carlo Borromeo. Jener<br />
bis zur Selbstaufgabe sich für Reformen hingebende<br />
Milanese liest dem Kardinal die Leviten und reibt ihm Vergeudung<br />
unter die Nase. Statt solch unchristlicher Verschwendung<br />
soll Giovanni Francesco doch bitte ein Nonnenkloster bauen.<br />
Auch das noch. Da war nichts zu machen. Der hl. Karl Borromäus,<br />
wie er so schön deutsch geheißen wird und somit wie ein<br />
germanischer Heiliger wirkt, führt eine Spesenkontrolle ein, der<br />
sich der Kardinal zu unterwerfen hat, und prompt ist der Bauherrlichkeit<br />
erst einmal ein Ende gesetzt. Aber gewiefte Katholiken<br />
wären keine gewieften, wenn sie keinen Ausweg fänden.<br />
Und der Schlauesten aller dürfte der Herr im Himmel sein. Der<br />
nämlich nahm den hl. Borromäus aus dem Leben. Das muss den<br />
Bauherrn zu neuer und noch eifrigerer Tätigkeit angeregt haben,<br />
denn im Todesjahr des Heiligen schreibt jemand der zu eben jener<br />
Zeit dort weilt und der es wissen muss:<br />
Michel de Montaigne,<br />
„Vor allem kommt das Wasser frisch aus der Quelle...und zwar<br />
in solchem Überfluss ..., dass es für tausend Wasserkünste<br />
reicht. Neben den tausend Teilen jenes kunstreichen Körpers<br />
erblickt man eine hohe Pyramide, welche in zahlreichen Abwechslungen<br />
das Wasser in die Höhe spritzt...Die Teiche und<br />
die Pyramiden vermag man auf schönen Wegen zu umschreiten,<br />
welche von hübschen, kunstreich in Stein gearbeiteten Geländern<br />
gefasst sind.