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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/47 Protokoll

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Pädagogik in den Einrichtungen der Haasenburg GmbH<br />

drei Zeitpunkten sollten die Kinder und Jugendlichen einen „Befindlichkeitsfragebogen"<br />

zum Vorfall ausfüllen. Außerdem musste eine Nachbesprechung mit dem Jungen<br />

oder Mädchen und zudem im Team durchgeführt werden (Vgl. II, Anti-Aggressionsmaßnahmen,<br />

1-4; Deeskalationsplan für Erzieher).<br />

Insgesamt entnehmen wir den Meldungen an das LJA (Anhang 17 u. 18) folgende Zahlen<br />

für AAM an den drei Standorten: 2009 = circa 44; 2010 = 67; 2011 = 44; 2012 = 52<br />

(Zähl- und Dokumentationsweise nicht immer ganz transparent, so dass die endgültige<br />

Zahlenrichtigkeit nicht beansprucht wird). Zu den gemeldeten AAM an das Landesjugendamt<br />

2012 (X): Der Standort Neuendorf lag mit sieben gemeldeten AAM in 2012 (für<br />

drei Personen) am Ende der Häufigkeitsliste (Jessern 29 AAM für sechs Personen und<br />

Müncheberg 16 AAM für zehn Personen). Diese Zahlen besagen, dass von weit über<br />

100 Betreuten an den drei Haasenburg-Standorten in einem Jahr 19 Personen, also<br />

deutlich weniger als 20 % physisch begrenzt wurden.<br />

AAM im Verbund mit Fixierungen wurden nachweislich zwischen 2008 und 2010 vorgenommen<br />

(Anhang 17), so fanden in Jessern z. B. im Jahr 2010 13 gemeldete Fixierungen<br />

statt.<br />

In einer Meldung von vorgenommenen Fixierungen an das Landesjugendamt aus dem<br />

Jahr 2008 (Anhang 17) wurde im <strong>Protokoll</strong> für den 22.3.2008 vermerkt: „XY greift Erzieher<br />

an, als diese Wundversorgung vornehmen wollen; widersetzt sich der notwendigen<br />

Versorgung und versucht, Wunde massiv zu manipulieren; Promptingl° zur Umsetzung<br />

von Achtsamkeitsübungen als Modul dialektisch-behaviouraler Therapie werden<br />

abgelehnt, gesundheitliche Gefahr wird durch Fixierung in Einrichtung abgewendet;<br />

anschließend Fortsetzung der einzeltherapeutischen Achtsamkeitstrainings zur<br />

Etablierung angemessener Selbstverstärkung bei Stimulusresistenz."<br />

Einschätzung<br />

Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen machte die Haasenburg GmbH ihre AAM<br />

transparent und hat Standards für die Durchführung und Auswertung entwickelt. Über<br />

die Qualität der Umsetzung können wir auf Grund eigener Beobachtungen nichts sagen.<br />

Immer muss bedacht werden, dass eine AAM das Ende eines Prozesses mit<br />

vielen möglichen Kipp- und Wendepunkten ist. In den <strong>Protokoll</strong>en erhalten die AAM<br />

den Charakter von Zwangsläufigkeit, was der Textsorte Dokumentation mit dem Zweck<br />

der Legitimation geschuldet sein könnte bzw. dürfte. Der Einsatz all der genannten<br />

Methoden, wie Festhalten, Achtsamkeitstraining, Löschung u. v. a. m. in einer konkreten<br />

Begrenzungssituation ist praktisch nicht möglich. So ist zu fragen: Was soll diese<br />

additive Zusammenstellung eines theoretischen Überbaus mit der Suggerierung, alles<br />

sei im Einzelfall zur Anwendung gekommen und kompetent ausgeführt worden, beim<br />

Adressaten LJA bewirken? Die „alte" Fixierungspraxis (teilweise bis zu 22 Stunden,<br />

vgl. Anhang 17) bis 2010 und die technische Sprache in der minutiösen Dokumentation<br />

wirken emotional abschreckend. Körperliche Zwangsmaßnahmen — und das ist<br />

eine „Begrenzung" genauso wie das „Festhalten" — sind aus verschiedenen Gründen<br />

äußerst problematisch. Ihre Anwendung sollte auf wenige Notfall- und Notwehrsituationen<br />

beschränkt werden. Sie sind kein zulässiges Erziehungsmittel.<br />

10 ,,Prompting ist eine verbale oder verhaltensmäßige Hilfestellung (und damit eine prompte Reaktion) des<br />

Psychotherapeuten, welche die Aufmerksamkeit des Lernenden auf das gewünschte Verhalten (Zielverhalten)<br />

lenken sollen und diesem Verhalten förderlich ist (Herbeiführung und Verstärkung). Es hat den Lernprozess<br />

unterstützende Funktion und wird meist in Kombination mit Modelllernen eingesetzt. " (http://de.wikipedia.org/<br />

wiki/Prompting)<br />

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