Landtag Brandenburg P-ABJS 5/47 Protokoll
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Pädagogik in den Einrichtungen der Haasenburg GmbH<br />
Einschätzung<br />
Die allgemeine Skepsis gegenüber dem Konzept der roten Phase in der vorliegenden<br />
Form führte auch im schulbezogenen Teil dazu, ein schulersetzendes Setting in Isolation<br />
auf dem Zimmer jedenfalls für längere Zeiträume abzulehnen. Eine obligatorische<br />
„Durcharbeitung" des Neuaufnahmeordners in der Eingewöhnungsphase signalisierte<br />
zunächst, dass keine spezifischen Aufgaben gestellt werden, sondern dass alle Kinder<br />
und Jugendlichen unabhängig vom Leistungsvermögen die gleichen Arbeitsbögen<br />
„abzuarbeiten" haben. Hier fehlen uns jedenfalls genauere Aussagen zum Einsatz<br />
spezifischer, individuell passender Lernangebote. Es konnten z.B. keine Dokumente<br />
für eine individuelle Lernstandanalyse mit resultierenden Förderplänen gefunden werden.<br />
Material aus Vor-Ort-Besuchen<br />
Wir erfuhren, dass die Jugendhilfe das Schulmodul generell — als Zusatzleistung — bezahlt.<br />
Die „Beschluss-Jugendlichen" waren „automatisch" vom externen Schulbesuch<br />
befreit; für Jugendliche ohne richterlichen Beschluss gab es die Freistellung von der<br />
Schulbesuchspflicht einer öffentlichen Schule ebenfalls regelhaft durch das Staatliche<br />
Schulamt Wünsdorf.<br />
Heimschule<br />
Im Programm der Heimschule unterrichtete beim ersten Besuch der Schule in Neuendorf<br />
ein Diplom-Lehrer für Deutsch und Geschichte fachfremd binnendifferenziert Mathematik<br />
(drei Klassenstufen 8., 9. und 10.; zwei Räume; acht Jugendliche; offenkundig<br />
wurden unterschiedliche Aufgaben vorbereitet und gestellt — ggf. als Wochenplanarbeit??).<br />
Eine Unterrichtserteilung bzw. das Arrangement von Lernen für acht Jugendliche<br />
auf drei Niveaustufen in zwei Räumen im Kontext Heimschule, hier einem<br />
Ausfall durch Krankheit geschuldet, kann strukturell als kaum zu meisternde Anforderung<br />
bewertet werden. Eine Beschreibung aus der Untergruppe A: Der Lehrer gab sich<br />
sichtlich Mühe, konnte den einzelnen Lernenden aber schwer gerecht werden, so dass<br />
Leerlauf entstand. Hilfesuche wurde durch Fingerzeig angefragt, der Lehrer hatte jedoch<br />
mehrfach keine Zeit. Einzelne Jugendliche arbeiteten trotz fehlender Unterstützung<br />
und Kontrolle, andere amüsierten sich miteinander. Insgesamt erhielten wohl alle<br />
Jungen und Mädchen ihren Schulchip, der den Verbleib im Programm Heimschule<br />
ermöglicht.<br />
Schulbeginn war 7:30 Uhr. Die Jungen und Mädchen wurden nach Möglichkeit auf die<br />
Nichtschüler-Prüfung vorbereitet. Eine Beschreibung aus der Untergruppe B: In der<br />
von uns beobachteten Stunde stand in einer Untergruppe ein Mathematiktest an (eigentlich<br />
ist Sportunterricht vorgesehen gewesen). Der Lehrer schaute sich die Ergebnisse<br />
des Mathematiktestes an und erklärte jedemfr einzelnen Schüler/-in, was sie/er<br />
falsch gemacht hat. Die Schüler/-innen hatten Mineralwasserflaschen auf dem Tisch.<br />
Sie sagten an, wenn sie trinken oder etwas aus der Tasche holen wollen. Die Jugendlichen<br />
arbeiteten mit Taschenrechnern, sie saßen in lockerer Sitzhaltung an Einzeltischen<br />
und unterhielten sich lebhaft, wenn der Lehrer im Nebenraum die anderen beiden<br />
Klassen unterrichtet. Alle anwesenden Jugendlichen äußerten sich besorgt darüber,<br />
dass die Haasenburg GmbH geschlossen werden könnte. Im weiteren Verlauf<br />
des Unterrichts betrat XY den Klassenraum und meldet sich von der „Körperwahrnehmung"<br />
zurück, zu der dann Z abgeholt wurde. Es folgte die Auswertung der Tests,<br />
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