September 2011 Liahona - The Church of Jesus Christ of Latter-day ...
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JUGENDLICHE <br />
EIN WORT<br />
UND EINE LEKTION<br />
FÜRS LEBEN<br />
ILLUSTRATION VON STEVE KROPP<br />
Heather Wrigley<br />
Zeitschriften der Kirche<br />
Redlichkeit ist die Art, wie man handelt,<br />
wenn man sich unbeobachtet fühlt.<br />
Es war extrem heiß draußen – 46 Grad<br />
–, ein typischer Sommertag auf der<br />
Farm in Brawley in Kalifornien. Ich<br />
versetzte dem Reifen des großen Wasserwagens<br />
einen Tritt. Er war gerade das dritte<br />
Mal innerhalb von vier Tagen kaputtgegangen.<br />
Ich war auf meinen Sommerjob angewiesen,<br />
weil ich meine Freizeitaktivitäten,<br />
die Schulkleidung und später auch das<br />
College damit finanzieren musste. Trotz<br />
der Hitze wollte ich die Arbeit keineswegs<br />
vorzeitig abbrechen. Aber nun war es <strong>of</strong>fensichtlich<br />
schon wieder erforderlich.<br />
David, ein Bruder aus unserer Gemeinde und ein guter<br />
Freund der Familie, kam von der Mühle herüber, um sich<br />
den Lastwagen anzusehen. Als ich meinen Frust an ihm<br />
ausließ, war ich versucht, ein Wort zu sagen, das ich bei<br />
anderen schon gehört hatte, wenn sie aufgebracht waren.<br />
Kurz bevor ich es aussprach, dachte ich bei mir, dass ich<br />
es nicht sagen sollte – ich wusste ja, dass es ein schlechtes<br />
Wort war. Aber ich verscheuchte den Gedanken gleich<br />
wieder, schließlich würde es ohnehin niemand erfahren.<br />
Ich sagte das Wort, aber besser ging es mir danach nicht.<br />
David schaute auf und sagte, er und mein Vater würden<br />
den Lastwagen reparieren, sobald sie Zeit hätten.<br />
Inzwischen fand ich für den Rest des Tages eine andere<br />
„Die Redlichkeit<br />
eines Menschen<br />
lässt sich wohl am sichersten<br />
daran erkennen, dass er nichts tut<br />
oder sagt, was ihm die Selbstachtung<br />
nimmt.“<br />
Präsident Thomas S. Monson, „Auf<br />
der Suche nach dem Leben in Fülle“,<br />
Der Stern, August 1988, Seite 6<br />
REDLICH- Arbeit, die erledigt werden musste.<br />
KEIT UND Am Ende des Tages setzte ich mich zu<br />
SELBST- Vater ins Auto und wir machten uns auf den<br />
ACHTUNG Heimweg. Kurz nachdem wir abgefahren<br />
waren, schaute mein Vater zu mir herüber<br />
und erwähnte, dass David ihm erzählt habe,<br />
wie ich reagiert hatte, als der Lastwagen<br />
kaputtgegangen war, Schimpfwort und so<br />
weiter einbegriffen. „David hat gesagt, er<br />
hätte nie gedacht, dass meine Tochter so<br />
etwas sagen würde“, sagte Vater. „Er achtet<br />
dich einfach zu sehr, Liebes.“<br />
Ich ließ den Kopf hängen, und meine<br />
Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte mich selbst in<br />
den Augen von Menschen, deren Meinung mir wichtig<br />
war, herabgesetzt. Vor allem aber war ich von mir selbst<br />
enttäuscht, und ich wusste, dass auch Gott enttäuscht<br />
war. Mir wurde bewusst, dass ich mich deshalb nicht<br />
besser gefühlt hatte, als ich das Wort ausgesprochen<br />
hatte.<br />
Ich versprach, dieses Wort nie wieder zu sagen, auch<br />
kein anderes, das Gott nicht gefallen konnte, nicht deshalb,<br />
weil ich nicht wollte, dass Vater und David sich meinetwegen<br />
schämten, sondern weil es so richtig war. Eines hatte<br />
ich gelernt: Redlichkeit ist die Art, wie man handelt, wenn<br />
man sich unbeobachtet fühlt. ◼<br />
<strong>September</strong> <strong>2011</strong> 49