AK Expat
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D G F P A K T U E L L<br />
DGFP-Arbeitskreis „<strong>Expat</strong>-Management“<br />
Leitlinien für ein effizientes<br />
Entsendungsmanagement<br />
Seit Mitte 2008 trifft sich der DGFP-Arbeitskreis „<strong>Expat</strong>-Management“ in Frankfurt am<br />
Main, um praktische Handlungshilfen für den Auslandseinsatz zu entwickeln. Ziel ist es,<br />
einen aktuellen Leitfaden zu konzipieren, der den Entwicklungen der letzten Jahre sowie<br />
den veränderten Rechtsgrundlagen auf nationaler und internationaler Ebene Rechnung<br />
trägt. Die Arbeitsergebnisse werden voraussichtlich im Sommer dieses Jahres als<br />
Band in der DGFP-Reihe „PraxisEdition“ im W. Bertelsmann Verlag veröffentlicht.<br />
„Wir haben Experten aus unseren Erfahrungsaustauschkreisen<br />
gebeten, bei diesem Arbeitskreis mitzumachen“,<br />
erklärt Petra Esch, Leiterin der DGFP-Regionalstelle<br />
Frankfurt. „Wir suchten Steuerrechtler, Wissenschaftler,<br />
Juristen aus Unternehmen und natürlich erfahrene<br />
Personaler.“ In einer ersten Sitzung wurden relevante<br />
Themen und Stichworte gesammelt, die dann zu möglichen<br />
Kapiteln des Buchprojekts geordnet wurden.<br />
Bereits in den 1980er-Jahren hatte sich erstmals ein<br />
Expertenkreis zum Thema Auslandseinsatz versammelt.<br />
Die Arbeitsergebnisse wurden damals unter dem Titel<br />
„Der internationale Einsatz von Fach- und Führungskräften“<br />
in der DGFP-Schriftenreihe veröffentlicht und<br />
fanden rege Nachfrage. „Die erste Ausgabe wurde uns<br />
aus den Händen gerissen“, erinnert sich Petra Esch.<br />
„Damals war kein anderes Buch zu diesem Thema am<br />
Teilnehmer des DGFP-Arbeitskreises „<strong>Expat</strong>-Management“ (von re. nach li.): Petra Esch,<br />
(DGFP e.V.), Dietmar Mandl (DyStar Textilfarben GmbH), Gabriele Joram-Kostka (Evonik<br />
Services GmbH), Frank Hohns (Deloitte & Touche GmbH), Thomas Clever (Deutsche Telekom<br />
AG), Alexandra Laufs (Outotec GmbH), Wolfgang Neumeier (Leonberg), Heike<br />
Schilling (IPM Frankfurt Limited), Petra Haberl (ZF Friedrichshafen AG).<br />
Weitere Mitglieder des Arbeitskreises, die nicht auf dem Foto abgebildet sind:<br />
Prof. Dr. Marion Festing (ESCP Europe Business School), Angela Gil Wolf (EADS Deutschland<br />
GmbH), Benjamin Schalk (DZ Bank AG), Manuela Schweizer (Lisa Dräximaier GmbH),<br />
Dr. Ekkehard Wirth (Siemens AG).<br />
Markt.“ Heute gebe es zwar zahlreiche Veröffentlichungen<br />
zum Thema Auslandseinsatz, doch häufig<br />
stammten diese von Steueranwälten.<br />
Der neue Leitfaden wird den gesamten Ablauf<br />
eines Auslandseinsatzes von der Auswahl der geeigneten<br />
Mitarbeiter über die Vergütung bis hin zur<br />
Reintegration im heimischen Betrieb behandeln.<br />
Aber auch Tipps für den Umzug und die Kinderbetreuung<br />
am Einsatzort fehlen nicht. „Unsere Zielgruppe<br />
sind Personaler, die sich erstmalig mit Entsendungen<br />
beschäftigen oder bisher zumindest wenig<br />
Erfahrung haben“, betont Esch, die den<br />
Arbeitskreis vor Ort betreut.<br />
Kontinuierlicher Lernprozess<br />
„Bei den lebhaften Diskussionen im Arbeitskreis<br />
lernt man immer etwas dazu“,<br />
erklärt Dietmar Mandl, HR Manager<br />
Global Policies bei der Dystar Textilfarben<br />
GmbH, einem Unternehmen mit<br />
weltweit 3 000 Mitarbeitern. Das Thema<br />
<strong>Expat</strong>-Management finde er besonders<br />
spannend, es sei sozusagen „das Sahnehäubchen<br />
der Personalarbeit“, denn<br />
jeder Fall sei individuell. Arbeits-, steuer-<br />
und sozialrechtliche Fragen seien miteinander<br />
verwoben. Die jeweilige steuerrechtliche<br />
Lösung etwa wirke sich auf<br />
die Höhe der Sozialabgaben aus. „Man<br />
muss jeden Tag neue Lösungen finden“,<br />
sagt Mandl.<br />
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PERSONALFÜHRUNG 4/2010
Entsendungen ins Ausland sollten<br />
sorgfältig vorbereitet werden und den<br />
internationalen Rahmenbedingungen<br />
Rechnung tragen. Foto links: DyStar<br />
eröffnet Anfang 2007 in Shanghai ein<br />
modernes Servicecenter für die Textilindustrie.<br />
Getriebe der Voith AG im<br />
Einsatz in einem Öl- und Gasfeld im<br />
Oman (rechts).<br />
Ein Thema, das im Arbeitskreis immer<br />
wieder diskutiert wurde, ist die gerechte<br />
und transparente Entlohnung<br />
der Entsandten. Zum einen muss die<br />
Vergütung den neuen Lebensumständen<br />
gerecht werden, etwa durch einen<br />
Kaufkraftausgleich, zum anderen sollte<br />
der Lohn nach der Rückkehr wieder ins<br />
übliche Gehaltsgefüge des Unternehmens<br />
passen. „Die ganz großen Kleider<br />
werden nicht mehr geschneidert“, weiß<br />
Mandl, schließlich müsse die Entsendung<br />
auch zahlreicher Mitarbeiter für<br />
ein Unternehmen noch bezahlbar sein.<br />
Derzeit diskutiert der Arbeitskreis mehrere<br />
rechnerische Lösungsmöglichkeiten<br />
für eine angemessene Vergütung,<br />
die mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen<br />
in der neuen Publikation nebeneinandergestellt<br />
werden sollen.<br />
Nach Mandls Einschätzung wird die<br />
Betreuung des entsandten Mitarbeiters<br />
von der Zentrale aus häufig zu wenig<br />
beachtet. Dabei gehöre es zu den Aufgaben<br />
der Personalverantwortlichen, die<br />
Mitarbeiter im Ausland über neue Regelungen<br />
in Deutschland auf dem Laufenden<br />
zu halten.<br />
Systematisches Talentmanagement sei<br />
ein weiterer interessanter Aspekt des <strong>Expat</strong>-Managements,<br />
betont Mandl, denn<br />
es sei gar nicht so einfach, den richtigen<br />
Mitarbeiter für die richtige Position zu<br />
finden. Zwar stagniere aufgrund der Wirtschaftskrise<br />
die Zahl der Entsendungen,<br />
doch nach einem weltweiten Aufschwung<br />
müsse man mit einem neuen Globalisierungsschub<br />
rechnen, der wieder mehr<br />
Entsendungen mit sich bringe.<br />
Hilfestellung für Einsteiger<br />
Auch Thomas Clever, Head of Global Assignment<br />
Management bei der Deutschen<br />
Telekom AG, findet das Thema <strong>Expat</strong>-<br />
Management spannend, weil es hochkomplex<br />
sei. „Bei Entsendungen muss man<br />
flexibel entscheiden, in Deutschland sind<br />
viele Einzelheiten durch die Tarifverträge<br />
festgelegt.“ Früher sei das Thema eher<br />
unbekannt gewesen, gerate jetzt aber durch<br />
die ansteigende Internationalisierung „zunehmend<br />
in den Fokus“, stellt Clever fest,<br />
der bereits bei seinem vorherigen Arbeitgeber,<br />
der Deutschen Lufthansa AG, für<br />
den Bereich zuständig war.<br />
„Mit unserem Handbuch wollen wir<br />
Neueinsteigern eine Hilfestellung geben,<br />
weil man bei dem Thema Entsendung<br />
schnell auf Fallstricke tritt“, begründet<br />
Clever seinen Einsatz im Arbeitskreis. In<br />
jüngster Zeit hätten etwa auch viele Staaten<br />
entdeckt, dass die Besteuerung von<br />
<strong>Expat</strong>riates eine Einnahmequelle biete.<br />
Die Zahl der steuerrechtlichen Regelungen<br />
nehme zu, dadurch werde die angemessene Regelung<br />
einer Entsendung noch komplizierter.<br />
„Ich lasse gerne mein Wissen einfließen<br />
und profitiere umgekehrt von den Erfahrungen<br />
und Kenntnissen der anderen“, sagt<br />
Alexandra Laufs, Personalreferentin Auslandsentsendung<br />
der Voith AG. Laufs ist<br />
bereits seit mehr als zehn Jahren in Erfahrungsaustauschkreisen<br />
der DGFP aktiv und<br />
engagiert sich zudem im Arbeitskreis <strong>Expat</strong>-<br />
Management. Aus ihrer Sicht fokussiert sich<br />
die Diskussion um die Entsendung zunehmend<br />
auf steuerliche Gegebenheiten und<br />
die Gehaltskalkulation, dabei gehöre zum<br />
Thema Entsendung noch viel mehr. Wichtig<br />
sei zum Beispiel auch die Frage der Kostenweiterbelastung,<br />
also welcher Unternehmenseinheit<br />
die Personalkosten der entsandten<br />
Mitarbeiter zuzurechnen seien.<br />
„Unser Buch soll ein hilfreiches Nachschlagewerk<br />
sein“, erklärt Laufs. Zwar biete<br />
die DGFP mehrtägige Einstiegsseminare zu<br />
dem Thema, doch kaum jemand könne sich<br />
das geballte Wissen in so kurzer Zeit aneignen.<br />
Das Handbuch sei daher als Ergänzung<br />
zu den Seminaren gedacht. Laufs ist froh,<br />
sich an der Diskussion beteiligt zu haben,<br />
denn am Ende „liegt das Werk gebunden vor<br />
einem“, und das sei ein gutes Gefühl.<br />
cas<br />
PERSONALFÜHRUNG 4/2010<br />
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