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Claudia Fraas & Stefan Meier - Multimodale Stil-Frameanalyse .pdf

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CLAUDIA FRAAS / STEFAN MEIER<br />

<strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong> –<br />

Methodentriangulation zur medienadäquaten<br />

Untersuchung von Online-Diskursen<br />

Einleitung: <strong>Multimodale</strong> Online-Diskurse<br />

Elektronische Öffentlichkeit und damit internetgestützte gesellschaftliche Diskurspraktiken<br />

können nicht mehr als Sonderfall, sondern müssen als alltägliche Ausprägung<br />

öffentlicher Kommunikation beschrieben und analysiert werden (Schweiger; Beck<br />

2010, Schmidt 2011, <strong>Fraas</strong>; <strong>Meier</strong>; Pentzold 2012). Online-mediale Kommunikationsund<br />

Interaktionsformen werden zunehmend in öffentliche bzw. massenmedial gestützte<br />

diskursive Praktiken und politische Prozesse eingebunden, und es stellt sich die Frage,<br />

welche Konsequenzen dies für die Diskursanalyse hat. Die internetbasierte Kommunikation<br />

über öffentliche Themen ist zwar in gesamtgesellschaftliche Diskurse integriert,<br />

jedoch betrachtet das Chemnitzer Projekt 1 sie unter analytischen Gesichtspunkten auf<br />

Grund ihrer medialen Spezifik als einen eigenen Forschungsgegenstand. Bei der hierdurch<br />

notwendigen (Neu)Bestimmung von Online-Diskursen geht es im Wesentlichen<br />

darum, eine medienadäquate Analysepraxis zu entwickeln, die im Vergleich zu bisherigen<br />

Diskursanalysen hinsichtlich Erhebung und Auswertung systematisch auf die besondere<br />

Medialität des Internets eingeht.<br />

Online-Diskurse sind online-medial bedingte Realisationen gesamtgesellschaftlicher<br />

Diskurse und wie diese regulierende und regulierte Praktiken (vgl. Keller 2005) bzw.<br />

musterhafte kommunikative Handlungen (vgl. Wengeler 2003) von Akteuren, die mittels<br />

Zeichenressourcen (vgl. van Leeuwen 2005) soziale Realität konstruieren. Sie sind<br />

diskursive Aussageformationen bestimmter Themen- und Wissenskomplexe bzw. Konzepte<br />

(vgl. Busse; Teubert 1994) und werden in klassischen massenmedialen Diskursfragmenten<br />

auf der Makro-Ebene und in personalen Diskursfragmenten auf der Mikro-<br />

Ebene konstituiert. Durch die besondere Kommunikations- und Publikationspraxis im<br />

1<br />

Vor diesem Hintergrund entwickelt die Professur Medienkommunikation an der Technischen Universität<br />

Chemnitz seit längerem und ab 2009 gefördert durch die DFG ein Methodeninstrumentarium<br />

zur medienadäquaten Untersuchung von Online-Diskursen. Weitere Informationen zum DFG-<br />

Projekt unter http://www.medkom.tu-chemnitz.de/mk/online-diskurse/


130 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

Internet erfahren Online-Diskurse jedoch besondere Ausprägungen, die medienadäquat<br />

berücksichtigt werden müssen. <strong>Meier</strong>; Wünsch; Pentzold; Welker (2010: 109) charakterisieren<br />

diese online-medialen Praktiken wie folgt:<br />

1. Durch die kontinuierliche Erstellung, Neukombination und Löschung von Online-<br />

Inhalten besteht eine hohe Flüchtigkeit, Dynamik und Transitorik, so dass eine einmalige<br />

Erhebung nur unvollständige Momentaufnahmen der Netzkommunikation<br />

einfängt.<br />

2. Die Online-Kommunikation ist geprägt durch die digitale Infrastruktur des Internet,<br />

so dass die Kommunikate zumeist multimediale bzw. -modale Zeichenensembles wie<br />

statische Sprache-Bild-Kombinationen sowie Video- und Audioformate darstellen.<br />

Sie können für unterschiedliche Ausgabegeräte wie PC-Bildschirm, Smartphone, i-<br />

Pad etc. auch verschieden aufbereitet sein. Damit entstehen zahlreiche Korrespondenzen<br />

unterschiedlicher Zeichensysteme, die analytisch zu erfassen sind.<br />

3. Online-Kommunikate sind kaum linear, sondern modular und hypertextuell organisiert.<br />

Sie stellen kommunikative Einheiten dar, welche zu geplanten oder emergenten<br />

Netzwerken mit unterschiedlicher Linktiefe führen können. Auch sind Online-Kommunikate<br />

aufgrund personalisierter Browser und Feed-Einstellungen oft durch Reaktivität<br />

und Personalisierung gekennzeichnet. Dies alles macht die Isolierung einzelner<br />

Diskursfragmente häufig sehr schwierig.<br />

4. Durch die Digitalisierung der Online-Inhalte lassen sich diese relativ aufwandslos für<br />

softwaregestützte Analysen aufbereiten. Durch die gigantische Menge an möglichen<br />

Fragmenten eines Online-Diskurses und die weitere Entwicklung neuer Speichermedien<br />

droht jedoch ein Datenmaterial angesammelt zu werden, das für eine ergebnisorientierte<br />

qualitative Analyse kaum zu bewältigen ist.<br />

Angesichts dieser online-medialen sowie multimodalen Bedingungen für diskursive<br />

Praxis im Netz setzt der vorliegende Beitrag <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong> miteinander in<br />

Beziehung. Es geht dabei sowohl um eine Daten-, als auch um eine Methodentriangulation:<br />

Sowohl verschiedene Datensätze, in diesem Fall sprachliche und bildliche, als<br />

auch die Methoden der Frame- bzw. multimodalen <strong>Stil</strong>-Analyse werden hinsichtlich<br />

einer bestimmten Fragestellung integriert. Für die Auswertung des sprachlichen Materials<br />

setzt das hier vorgeschlagene Verfahren an einer in der Tradition von Minsky und<br />

Fillmore stehenden Frame-Analyse an, während das bildliche Material mithilfe einer<br />

von der Sozialsemiotik angeregten (Bild-)<strong>Stil</strong>-Analyse ausgewertet wird. Über das Framing-Konzept<br />

(vgl. Abschnitt Framing – Perspektivierung und Interpretation) gelingt<br />

es, sprachliche und visuelle Daten analytisch in Verbindung zu bringen. Dies beruht auf<br />

der Auffassung, dass multimodale Zeichenkorrespondenz, beispielsweise in Sprache-<br />

Bild-Ensembles, in der bedeutungsgenerierenden Rezeption über gegenseitig evozierte<br />

Framing-Effekte hergestellt wird. Eine Bildunterschrift bietet den Frame an, durch den<br />

das kombinierte Bild seine nähere inhaltliche Bestimmung erfährt. Der in der Bildunterschrift<br />

genannte Gegenstand erhält durch das Bild Informationen über seine Gestalthaftigkeit<br />

etc.. Eine Triangulation von frame- und (bild-)stilanalytischen Verfahrensweisen


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 131<br />

erlaubt es nun, sprachliche und visuelle Artefakte in ihrer bedeutungsstiftenden Korrespondenz<br />

zu erfassen. Beide Verfahren werden mit der Kodierungsmethodik und dem<br />

Verfahren des theoretischen Samplings der Grounded-Theory-Methodologie verknüpft,<br />

um einen systematischen und intersubjektiv nachvollziehbaren Forschungsverlauf zu<br />

realisieren. Für die online-adäquate Erstellung eines Analyse-Korpus sind somit Elemente<br />

eines qualitativen Samplings der Grounded Theory mit diskursanalytischen Auswahlverfahren<br />

zu integrieren, um der unregelmäßigen und dezentralen Publikationssowie<br />

der spezifischen Verlinkungspraxis im Internet gerecht zu werden.<br />

Veranschaulicht wird dieses triangulierende Vorgehen entlang der Online-Berichterstattung<br />

über den Tod des ehemaligen Al Kaida-Anführers Osama bin Laden auf tagesschau.de.<br />

Dabei geht es nicht darum, Ergebnisse einer fertigen Online-Diskursanalyse<br />

zu präsentieren, sondern darum, mögliche methodische Zugänge zur Komplexität online-medialer<br />

Diskursrealisationen anzubieten.<br />

Zur Methodologie: Frames, (visual) Framing und <strong>Stil</strong><br />

Während Linguisten F r a m e s in der Regel als Repräsentationsformate für Wissensstrukturen<br />

sehen und somit in ein kognitivistisches Paradigma stellen, wird S t i l als<br />

Phänomen der Performanz dem Bereich der Sprachverwendung, also der Pragmatik<br />

zugeordnet. Insofern werden Frames aufgefasst als Beschreibungsinstrumente für das<br />

WAS, das sprachlich bzw. bildlich zeichenhaft in einer Kommunikationssituation dargestellt<br />

ist, während <strong>Stil</strong> das WIE beschreibt, also die Art und Weise, in der das WAS in<br />

bestimmten kommunikativen Situationen bzw. unter bestimmten Funktionssetzungen<br />

zur Darstellung kommt. Eine Vermittlungsgröße zwischen beiden, also zwischen dem<br />

WAS und dem WIE, ist das F r a m i n g . Framing bezeichnet den Prozess der mehr oder<br />

weniger bewussten Kontextualisierung, Bedeutungskonstitution und Interpretation, also<br />

die Aktivierung kognitiver Strukturen in konkreten Situationen. Insofern betrifft Framing<br />

sowohl sprachliche als auch visuelle Kontextualisierungen und vor allem das Zusammenspiel<br />

beider in Bedeutungskonstitutions- und Interpretationsprozessen. Im Folgenden<br />

sollen die für den vorgestellten Ansatz zentralen Begriffe Frame, Framing und<br />

<strong>Stil</strong> genauer umrissen werden, bevor im nächsten Schritt die Triangulation von Frameund<br />

multimodaler <strong>Stil</strong>analyse sowie Grounded-Theory-Methodologie beispielhaft gezeigt<br />

wird.<br />

Frames – Wissensordnungen in Verstehens- und Interpretationsprozessen<br />

Frames werden seit vielen Jahrzehnten in unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen<br />

zur Beschreibung von Wissensordnungen und deren Rolle in Verstehens- und Interpretationsprozessen<br />

herangezogen. So greifen nicht nur kognitionswissenschaftliche und<br />

linguistische Ansätze auf das Frame-Konzept zurück, sondern auch sozialwissenschaftliche<br />

Forschungen (vgl. für die Kognitionswissenschaften Minsky 1975, Schank; Abel-


132 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

son 1977, Barsalou 1992, für linguistische Ansätze Fillmore 1985, Konerding 1993,<br />

<strong>Fraas</strong> 1996, Lönneker 2003, Ziem 2008, für Ansätze der Sozialwissenschaften Goffman<br />

1974, für die Wissenssoziologie mit der Analyse von Deutungsmustern Keller 2005, für<br />

Frame-Analyse im Rahmen der Social Movement Theory Gamson 1988, Snow; Benford<br />

1988, Johnston; Noakes 2005, für die Kommunikationswissenschaft Entman 1993,<br />

Scheufele 2003, Dahinden 2006, Matthes 2007). Die begriffliche Klärung des Frame-<br />

Konzepts sowie sein analytischer Einsatz in empirischen Studien sind an die jeweils<br />

aktuellen Erkenntnisinteressen der unterschiedlichen Forschungsrichtungen gebunden,<br />

was eine integrative Sicht der unterschiedlichen Ansätze erschwert. Darüber hinaus<br />

werden neben dem Frame-Begriff auch andere Begriffe verwendet, um Wissensordnungen<br />

in Verstehens- und Interpretationsprozessen zu erfassen. So finden sich in der<br />

Forschungsliteratur auch Begriffe wie Schema (Tannen; Wallat 1993), Script (Schank;<br />

Abelson 1977), Scene (Fillmore 1977), Scenario (Sanford; Garrod 1981, Brown; Yule<br />

1983), Mem (Dawkins 1976), Idealized Cognitive Model (Lakoff 1987), Domain<br />

(Fillmore 1982, Lakoff 1987), Base (Langacker 1987) oder Mental Space (Fauconnier<br />

1985). Fillmore und Baker labeln all diese Modellvorstellungen als “general concept of<br />

frame”, weil sie alle definiert werden können als<br />

any of the many organized packages of knowledge, beliefs, and patterns of practice that shape<br />

and allow humans to make sense of their experiences … [and] play an important role in how<br />

people perceive, remember, and reason about their experiences, how they form assumptions<br />

about the background and possible concomitants of those experiences, and even how one’s<br />

own life experiences can or should be enacted (Fillmore; Baker 2010: 314).<br />

Vergleicht man die Frame-Ansätze in den Kognitions- und Sozialwissenschaften, so<br />

lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen. E r s t e n s gehen alle mehr oder<br />

weniger explizit davon aus, dass Frames sowohl im kognitiven System verankert als<br />

auch stark durch soziale Prozesse beeinflusst sind. Z w e i t e n s wird sowohl in kognitions-<br />

als auch in sozialwissenschaftlichen Ansätzen die Potenz von Frames zur Komplexitätsreduktion,<br />

Kategorisierung, Perspektivierung, Selektion, Salienz, Bedeutungskonstitution<br />

und Interpretation von Phänomenen und Situationen gesehen. Diese werden<br />

in den unterschiedlichen Forschungsrichtungen lediglich auf unterschiedlichen<br />

Ebenen betrachtet (vgl. Abschnitt Framing – Perspektivierung und Interpretation).<br />

D r i t t e n s interpretieren empirisch arbeitende Forscher sowohl in kognitions- als auch<br />

in sozialwissenschaftlichen Ansätzen Frames als Strukturen, die aus Frame-Elementen<br />

bestehen. Kognitionswissenschaften und Linguistik leiten diese aus dem konkreten<br />

Datenmaterial ab.<br />

Der vorliegende Beitrag versteht Frames in Minsky‘scher Tradition als dynamische<br />

Slot-Filler-Strukturen, die von Kontext zu Kontext variieren, und leitet die Frame-Elemente<br />

auf der Grundlage des FrameNet-Projekts der Universität Berkeley (Fillmore;<br />

Johnson; Petruck 2003) her. Das großangelegte Projekt entwickelt ein Korpus von hierarchisch<br />

organisierten Frame-Netzwerken des gesamten lexikalischen Inventars der<br />

englischen Sprache (Ableger anderer Sprachen und die Korrelation zu und zwischen


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 133<br />

diesen sind in Arbeit). Gegenwärtig enthält der Datenbestand ca. 10.000 lexical units<br />

(jeweils ein Wort mit einer seiner Bedeutungen) und ca. 800 hierarchisch miteinander<br />

verknüpfte Frames (Ruppenhofer; Ellsworth; Petruck et al. 2010). Die englische Version<br />

(der Kernbestand des Projektes) basiert auf dem British National Corpus, das ca.<br />

100 Mio. Wortformen umfasst (weitere Quellen vgl. Boas 2005). Entsprechend der<br />

framesemantischen Tradition des Projektes werden Frames definiert als “a scriptlike<br />

conceptual structure that describes a particular type of situation, object, or event along<br />

with its participants” (Ruppenhofer; Ellsworth; Petruck et al. 2010: 5). Dabei wird davon<br />

ausgegangen, dass in (geschriebenen wie gesprochenen) Texten Kernelemente<br />

(Schlüsselausdrücke) bestimmte Frames aktivieren, die die Interpretation dieser Ausdrücke<br />

leiten. Die Frame-Elemente, die die Struktur der Frames bilden, stehen für Einheiten<br />

“which may or must be present in any instance of a given frame” (Fillmore; Baker<br />

2010: 324). So erwecken bzw. aktivieren die Ausdrücke development, event, to<br />

happen, to occur oder to take place den EVENT-Frame, der als Beschreibung einer typischen<br />

Situation die Frame-Elemente PLACE, TIME, REASON, DURATION, FREQUENCY und<br />

MANNER enthält, die im jeweiligen aktuellen Kontext durch aktuelle situationsadäquate<br />

Instanzen (Fillers) besetzt werden (vgl. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: CHANGE OF STATE SCENARIO-Frame und EVENT-Frame mit Frame-Elementen<br />

und deren Vererbung (eigene Darstellung nach FrameNet)


134 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

FrameNet stellt eine komplexe, hierarchisch aufgebaute semantische Netzstruktur dar,<br />

in der Frame-Elemente von abstrakteren Frames auf weniger abstrakte vererbt und zum<br />

Teil zu eigenen Frames entfaltet werden können. So ist EVENT ein Frame-Element im<br />

übergeordneten CHANGE OF STATE SCENARIO-Frame, das auf einer niedrigeren Abstraktionsstufe<br />

einen eigenen Frame (den EVENT-Frame) entfaltet (vgl. Abb. 1). Frame-Elemente<br />

des CHANGE OF STATE SCENARIO-Frames sind ENTITY, EVENT, REASON, PLACE<br />

und TIME. Der Sub-Frame EVENT enthält davon die Elemente PLACE, TIME und REASON<br />

(ebenfalls) und darüber hinaus die Elemente DURATION, FREQUENCY und MANNER. Auf<br />

Grund dieser in der hierarchischen Netzstruktur angelegten semantischen Beziehungen<br />

zwischen den Frames und Frame-Elementen können Schlüsselkonzepte, die die Sinnstrukturen<br />

von Diskursen tragen und dementsprechend mit diskursiven Schlüsselausdrücken<br />

verbunden sind, auf übergeordnete Frames zurückgeführt werden. Diese übergeordneten<br />

Frames stellen als Kontextualisierungspotential die Slot-Struktur für die<br />

Frames konkreter Ausdrücke zur Verfügung (Ruppenhofer; Ellsworth; Petruck et al.<br />

2010; auch Konerding 1993, der Frames für konkrete lexikalischen Ausdrücke aus<br />

übergeordneten sogenannten Matrixframes herleitet).<br />

Framing – Perspektivierung und Interpretation<br />

Framing betrifft den Prozess der Aktivierung kognitiver Strukturen in konkreten Kommunikationssituationen,<br />

also den Prozess der Kontextualisierung, Bedeutungskonstitution<br />

und Interpretation, der mit Komplexitätsreduktion, Kategorisierung, Perspektivierung,<br />

Selektion und Salienz verbunden ist. Dieser Prozess wird in den unterschiedlichen<br />

Forschungsrichtungen auf unterschiedlichen Ebenen beschrieben: 1. als Prozess der<br />

Bedeutungskonstitution beim Sprachverstehen, 2. als Prozess der Interpretation von<br />

konkreten Situationen zur Handlungsermöglichung und 3. als Praxis der Wissens-Aktivierung<br />

in komplexeren diskursiven Zusammenhängen bis hin zur strategischen Deutungsarbeit.<br />

Auf allen drei Ebenen lässt sich der Prozess des Framings auch als ‚Impulsgeber‘<br />

für die bedeutungsstiftende Korrespondenz unterschiedlicher Zeichensysteme<br />

in multimodalen Kommunikaten verstehen. Insofern kann das Konzept des v i -<br />

s u a l f r a m i n g (vgl. Scheufele 1999, 2001; Geise 2011) aus sozialsemiotischer und<br />

framesemantischer Perspektive erweitert werden. Der e r s t e Punkt, also der Prozess<br />

der Bedeutungskonstitution beim Sprachverstehen, betrifft zunächst die linguistische<br />

Semantik, die mit Hilfe des Frame- bzw. Framing-Ansatzes semantische und grammatische<br />

Phänomene wie Bedeutungskonstitution, Bedeutungsdifferenzen, Polysemie oder<br />

Verbvalenz erklären will. Dabei wird Framing als im Rahmen von Verstehensprozessen<br />

durch sprachliche Kontextualisierung angeleitete Interpretation und Perspektivierung<br />

verstanden. Ähnlich lässt sich diese Wirkungsweise auch für das Verstehen bildlicher<br />

Darstellungen übertragen, denn auch Bildinhalte sind nur durch ihre Kontextualisierung<br />

bestimmbar. In der Semantik wird Framing so erklärt, dass Konzepte, die das gleiche<br />

Phänomen betreffen, vor dem Hintergrund unterschiedlicher Frames interpretiert wer-


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 135<br />

den (Croft; Cruse 2007: 18). So beziehen sich beispielsweise die Konzepte ROGEN und<br />

KAVIAR (lexikalisiert durch die Wörter Rogen und Kaviar) beide auf das Phänomen<br />

„Fischeier“, jedoch ist KAVIAR vor dem Hintergrund eines Frames NAHRUNGSZU-<br />

BEREITUNG UND -VERZEHR zu interpretieren, wohingegen ROGEN vor dem Hintergrund<br />

eines Frames REPRODUKTIONSKREISLAUF VON FISCHEN verstanden werden muss (Langacker<br />

1987: 164–165). Bildlich können vergleichbare Phänomene ebenfalls durch unterschiedliche<br />

Darstellungsweisen verschieden interpretiert und konnotativ aufgeladen<br />

werden. Übernimmt ein Printmedium beispielsweise offizielles Bildmaterial von Angela<br />

Merkel aus der Presseabteilung des Kanzleramtes oder verwendet es spontane<br />

Pressefotografien, die die Kanzlerin weniger vorteilhaft zeigen, so werden dem Rezipienten<br />

unterschiedliche Interpretationen nahegelegt. Das heißt, unterschiedliche Darstellungsweisen,<br />

Konzepte und lexikalische Einheiten framen Wirklichkeitsausschnitte<br />

auf unterschiedliche Weise, was mit unterschiedlichen Konnotationen verbunden sein<br />

kann. Wie eine sprachlich, bildlich oder multimodal vermittelte Erfahrung mit einem<br />

Phänomen geframed wird, hängt ab von deren Konzeptualisierung hinsichtlich der<br />

Kommunikationsziele und der gesamten Kommunikationssituation. Z w e i t e n s wird<br />

Framing im Sinne der soziologischen Frame-Theorie Goffmans (1974) als Interpretation<br />

von konkreten Situationen verstanden. Hier werden Frames als kognitive Strukturen<br />

gesehen, die im Gedächtnis Organisationsprinzipien alltäglicher sozialer Situationen<br />

speichern und im Bedarfsfalle zur Verfügung stellen, wodurch alltägliches Handeln erst<br />

möglich wird. Um situationsadäquat handeln zu können, fragen sich die Beteiligten in<br />

jeder Situation, die es zu bewältigen gilt, „what is it that‘s going on here?“ (Goffman<br />

1974: 8). Es geht also um die Interpretation und Perspektivierung von alltäglichen Situationen,<br />

um gegenseitige Erwartungen offenzulegen und Handeln zu ermöglichen. Da<br />

sich Alltagssituationen immer multimodal vermitteln, ist auch dieser Framing-Prozess<br />

nicht auf das Sprachliche beschränkt, sondern fußt auf dem verstehenden Umgang mit<br />

unterschiedlichen als Zeichenphänomene behandelten Gegenständen. Der d r i t t e<br />

Punkt betrifft Kommunikationswissenschaft, Social Movement Theory sowie Wissenssoziologie,<br />

denen es um Perspektivierung hinsichtlich der kommunikativen Auswahl<br />

und (strategischen) Hervorhebung einzelner Themenaspekte zu Gunsten anderer geht,<br />

also um die gemeinschaftlich auszuhandelnde Art und Weise der Thematisierung von<br />

Sachverhalten, Ereignissen und Prozessen. So hat eine Analyse zum Framing des Themas<br />

Biotechnologie (Matthes; Kohring 2008) gezeigt, dass die New York Times in der<br />

ersten Hälfte der 1990er Jahre vor allem deren ökonomischen Nutzen hervorhebt, während<br />

in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre auch die problematischen Seiten der neuen<br />

Technologie (z. B. im Zusammenhang mit der künstlichen Erzeugung genetisch identischer<br />

Lebewesen) betont werden. Ein Beispiel aus der Wissenssoziologie (Keller 2005:<br />

278) macht deutlich, dass das Müll-Problem in modernen Gesellschaften entweder vor<br />

dem Hintergrund von Katastrophen- oder aber vor dem Hintergrund von Problemkontroll-Szenarios<br />

kommuniziert (geframed) wird. Die Social Movement Theory sieht<br />

Frames als Mittel der Interpretation und Perspektivierung von gesellschaftlich relevan-


136 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

ten Zuständen, Prozessen und Inhalten, die aus der Sicht sozialer Bewegungen verändert<br />

werden sollen. Soziale Bewegungen betreiben in diesem Prozess bewusst Deutungsarbeit<br />

im Sinne von strategischem Framing (Johnston; Noakes 2005), brechen im<br />

öffentlichen Diskurs verankerte Frames auf („breaking the frame“, vgl. Johnston; Oliver<br />

2005) und versuchen, neue Interpretationen (Frames) zu etablieren. Unterstützt wird<br />

dieser Effekt durch den strategischen Einsatz von Sprache-Bild-Korrespondenzen als<br />

v i s u a l f r a m i n g . Das, was ein Bild neben einem Nachrichtentext zeigt, fokussiert<br />

einen im Text angesprochenen Gegenstand oder einen besonderen Moment des beschriebenen<br />

Ereignisses. Es zeigt dem Rezipienten ikonisch kodiert einzelne visuelle<br />

Eigenschaften der Referenzobjekte und lässt diese aus dem Gesamtzusammenhang der<br />

textlichen Darstellung hervortreten. Durch die spezifische Wahrnehmungsnähe (vgl.<br />

Sachs-Hombach 2003) des Bildes wird es ferner schneller wahrgenommen und semantisiert<br />

als der Text und kann durch seine geringere Arbitrarität unmittelbar emotionsbezogen<br />

wirken. Durch die damit verbundene spontane Wirkmächtigkeit des Bildes wird der<br />

Text voraussetzungsreicher gelesen (vgl. entsprechende empirische Befunde bei Scheufele<br />

1999, 2001; Detenber; Gotlieb; McLeod; Malinka 2007, Geise 2011). Das v i s u a l<br />

f r a m i n g liefert somit weitere konstitutive Diskurselemente, die in der Untersuchung<br />

multimodal ausgeprägter Online-Diskurse berücksichtigt werden müssen.<br />

<strong>Stil</strong> – Sozialsemiotische <strong>Stil</strong>analyse multimodaler Diskursfragmente<br />

Während der Framing-Ansatz unter anderem die semantischen Verknüpfungen gleich<br />

und unterschiedlich kodierter Zeichenphänomene im Diskurszusammenhang verstehen<br />

hilft, so ermöglicht er doch nicht, die „sekundären Informationen“ (im Sinne Fix; Poethe;<br />

Yos 2001: 27) zu untersuchen, die durch die Gestaltung dieser Zeichenphänomene<br />

geliefert werden. Wir gehen jedoch davon aus, dass nicht nur auf inhaltlicher Ebene die<br />

(Online-)Diskursfragmente für die Entfaltung eines Diskursthemas verantwortlich sind,<br />

sondern dass auch ihre sprachliche sowie visuelle Gestaltung als diskursmotivierte<br />

kommunikative Verhaltensweisen der Akteure zu verstehen sind. Neben den Themen<br />

liefert der Diskurs somit auch die Muster, w i e diese kommunikativ zu bearbeiten sind<br />

oder zumindest konventionell bearbeitet wurden. Die musterorientierte Gestaltung<br />

kommunikativ eingesetzter Zeichen lässt sich somit als diskursbasierte <strong>Stil</strong>-Handlung<br />

konzeptualisieren. Sie wird aufgrund von Medien materialisiert und ist als wahrnehmbarer<br />

Vollzug der diskursiven Praxis zu verstehen. In diesem Sinne wird der pragmatische<br />

<strong>Stil</strong>-Begriff, wie ihn beispielsweise Sandig definiert, zum einen multimodal, zum<br />

anderen diskursiv erweitert. Nach Sandig ist „<strong>Stil</strong> […] das WIE, die bedeutsame funktions-<br />

und situationsbezogene Variation der Verwendung von Sprache und anderen<br />

kommunikativ relevanten Zeichentypen“ (Sandig 2006: 1). Sie versteht <strong>Stil</strong> als sinnhafte<br />

Form, die nicht auf sprachliche Kodierungen beschränkt ist, und kombiniert den <strong>Stil</strong>-<br />

Begriff mit soziologischen Funktionen. <strong>Stil</strong> wird so konzeptualisiert als kommunikative<br />

Markierung von (sozialer) Identität, als eine „sozial relevante (bedeutsame) Art der


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 137<br />

Handlungsdurchführung“ (ebd.: 9). Dies macht diesen <strong>Stil</strong>-Begriff für die Diskursanalyse,<br />

die auf die Untersuchung sozialer Wirklichkeit ausgerichtet ist, sehr geeignet.<br />

Allerdings bleibt bei Sandig eine konkrete Anwendung auf visuelle Artefakte noch<br />

sehr zögerlich. Explizit haben dies allerdings sozialsemiotische Ansätze und darunter<br />

prominent Kress und van Leeuwen (1996, 2001) durchgeführt. Sie richten die Aufmerksamkeit<br />

auf soziale Rollen, Zugehörigkeiten und Abgrenzungen, die durch die Gestaltung<br />

von Bildinhalten prototypisch nahegelegt sind. In lockerer Anlehnung an die sozialsemiotischen<br />

Meta-Funktionen der „ideational“, der „interactive“ und der „compositional<br />

function“ (vgl. Kress 2010) werden in diesem Beitrag deshalb multimodale<br />

<strong>Stil</strong>-Handlungen als P r a x i s d e r A u s w a h l u n d F o r m u n g v o n B i l d m o t i -<br />

v e n , als deren durch Ausschnitt und Perspektive realisierte s p e z i f i s c h e P r ä s e n -<br />

t a t i o n sowie als deren spezifische V e r k n ü p f u n g b z w . K o m p o s i t i o n verstanden<br />

(vgl. <strong>Meier</strong> 2011, i.Dr.). Während die Auswahl von Bildmotiven in den<br />

visuellen Fragmenten durch die sprachliche Diskurspraxis motiviert bzw. durch entsprechendes<br />

Framing nahegelegt ist, äußert sich in der Formung, Präsentationsspezifik<br />

und der Bildkomposition die spezifische visuelle Kodierung der Bildlichkeit, die durch<br />

Flächigkeit, Simultanität, semantische Dichte und Fülle (vgl. Stöckl 2010: 48) gekennzeichnet<br />

ist. Visuelle <strong>Stil</strong>-Analyse orientiert sich an diesen drei kommunikativen Teil-<br />

Funktionen und rekonstruiert deren Bedeutsamkeiten innerhalb des vorliegenden multimodalen<br />

Diskursfragmentes. Bei der Bestimmung der Auswahl und Präsentationspraxis<br />

der Bildmotive treten die möglichen dargestellten Akteure, Gegenstände und lokalen<br />

Kontexte in den Blick, die z. B. hinsichtlich der Akteure in ihrer prototypischen sozialen<br />

Rolle anhand von Kleidung, Gestik sowie sozialer und kultureller Funktionalität und<br />

(Status-)Zugehörigkeit beschrieben werden können. Durch die Analyse der Präsentationsspezifik<br />

kann die nahegelegte Beziehung zwischen Betrachter und Motiv aufgeschlüsselt<br />

werden, welche durch die Kameraeinstellung (z. B. Totale, Halbtotale, Nahund<br />

Detaileinstellung) bzw. Perspektive (Vogel-, Normal-, Frosch-Perspektive) suggeriert<br />

wird. Mit der Perspektive auf die Komposition der Bildmotive zueinander können<br />

deren Salienzen, Zugehörigkeiten und Abgrenzungen bestimmt werden. Alle visuellen<br />

<strong>Stil</strong>-Praktiken lassen sich im weiteren Schritt hinsichtlich ihrer Framing-Effekte auf das<br />

vorliegende sprachliche Material beschreiben, was anschließend im dargestellten Triangulationsentwurf<br />

weiter ausgeführt wird.<br />

Triangulation: <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong> für eine Online-Diskursanalyse<br />

– Ein Beispiel<br />

Wie die multimodale <strong>Stil</strong>analyse und die <strong>Frameanalyse</strong> für eine Online-Diskursanalyse<br />

trianguliert werden können, soll im Folgenden exemplarisch anhand eines Diskursausschnitts<br />

veranschaulicht werden. Der Diskursausschnitt bezieht sich auf ein Ereignis,<br />

das international als Vorgang von globaler Relevanz wahrgenommen wurde und ent-


138 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

sprechend für die öffentliche Kommunikation als Diskursauslöser fungiert: Die Tötung<br />

Osama Bin Ladens durch eine US-Sondereinheit im Auftrag von Präsident Obama.<br />

Durch die spezifische Medialität von Online-Diskurs-Realisationen, also die beschriebene<br />

Multimedialität, Multimodalität und Hypertextualität sowie die unregelmäßige<br />

Publikationspraxis, kann für die E r s t e l l u n g e i n e s A n a l y s e k o r p u s nicht<br />

auf klassische diskursanalytische Verfahren der Datenerhebung zurückgegriffen werden.<br />

Vielmehr wird die Entwicklung eines flexiblen Erhebungsverfahrens notwendig,<br />

das auf die problematische Datenlage im Netz adäquat abgestimmt ist. Eine solch flexible<br />

und doch systematische und regelgeleitete Erhebungsmethode stellt das sogenannte<br />

theoretische Sampling der Grounded-Theory-Methodologie bereit (Glaser; Strauss<br />

1967, Strauss; Corbin 2005). Die besondere Stärke dieses Erhebungsverfahrens liegt im<br />

Bereich der Exploration und Erschließung unstrukturierter Forschungsfelder und ermöglicht<br />

so trotz der beschriebenen dynamischen Publikationspraxis im Netz einen<br />

kontrollierten und systematischen Aufbau des Online-Analyse-Korpus (zum allg. Einbezug<br />

sozialwissenschaftlicher Verfahren in die Diskursanalyse Keller 2005, für Online-Diskurs-Analyse<br />

<strong>Meier</strong> 2008, <strong>Fraas</strong>; Pentzold 2008). Das Verfahren sieht vor, in<br />

zyklischen Phasen regelgeleitet Fallbeispiele (im Online-Bereich also multimodale<br />

Online-Texte bzw. interaktiv generierte Beiträge) zu erheben und auszuwerten. Zunächst<br />

wird ein diskursrelevanter Einstiegstext ausgewählt, der als Ausgangspunkt der<br />

empirischen Arbeit dienen kann und von dem aus in einem zweiten Schritt weitere<br />

Sampling-Entscheidungen getroffen werden können. Da der Einstiegstext die empirische<br />

Grundlage bildet, um Kandidaten für diskursiv zentrale Schüsselkonzepte zu ermitteln,<br />

sollte er wesentliche Inhalte und Akteure des zu untersuchenden Diskurses<br />

bereits benennen.<br />

Im Analysebeispiel wählen wir deshalb einen massenmedialen Online-Text, der diese<br />

Bedingung erfüllt: Die Startseite des Netz-Dossiers auf tagesschau.de mit dem Titel<br />

„Das Ende von Osama Bin Laden“. Das Dossier wurde wenige Tage nach dem Ereignis<br />

Abbildung 2: www.tagesschau.de/ausland/binladen142.html. Aufgerufen am 22.11.2011.


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 139<br />

veröffentlicht und fasst nachrichtenähnlich wesentliche Informationen dazu zusammen.<br />

Die inhaltlichen Eckpunkte zum Diskurs-Thema (Akteure, Ort, Zeit, Umstände) werden<br />

sachlich, d. h. nicht unter einer spezifischen Akteurs-Perspektive kommuniziert (wie<br />

das beispielsweise in der Rede von US-Präsident Obama zum Ereignis der Fall ist, die<br />

dessen Perspektive ausdrückt). Auf der Grundlage der Aufmacher-Bilder und deren<br />

Kombination, des Teaser-Textes und der Sprache-Bild-Bezüge bietet die Startseite des<br />

Dossiers bildlich wie sprachlich kontextualisierte Schlüsselkonzepte an (vgl. Abb. 2).<br />

So können aus dem Teaser-Text auf sprachlicher Ebene die folgenden Schlüsselausdrücke<br />

extrahiert werden:<br />

Osama Bin Laden, Staatsfeind Nr. 1 der USA, Chef des Terrornetzwerks Al Kaida,<br />

US-Spezialkommando, Pakistan, getötet/tot/Tod, 11. September 2001, internationale<br />

Gemeinschaft, internationaler Terrorismus.<br />

Visuell werden über dem Teaser zwei größere und vier kleinere Abbildungen präsentiert,<br />

die sich zum Teil auf die sprachlich ausgedrückten Schlüsselkonzepte des<br />

Teasers beziehen, zum Teil weitere diskursive Querverbindungen eröffnen. Die beiden<br />

größeren Abbildungen stellen die Akteure des Ereignisses dar, das diskursiv verhandelt<br />

wird: US-Präsident Obama als der Auftraggeber der Tötung Bin Ladens und Bin Laden<br />

selbst. Dabei wird nur Bin Laden sowohl sprachlich als auch bildlich dargestellt:<br />

sprachlich als Osama Bin Laden, Staatsfeind Nr. 1 der USA und Chef des Terrornetzwerk<br />

Al Kaida, bildlich auf dem größeren Foto links als alter islamisch gekleideter<br />

Mann und rechts oben in der kleineren Abbildung in Verbindung mit seinem Steckbrief.<br />

Obama, der als amtierender US-Präsident während seiner Rede zum Ereignis (oder im<br />

Rahmen einer anderen öffentlichen Handlung als führender Politiker) abgebildet ist,<br />

wird im Teaser nicht explizit sprachlich erwähnt. Jedoch wird die Bedeutung des Ereignisses<br />

für Amerika sowohl sprachlich als auch bildlich in Szene gesetzt: Drei der<br />

vier kleineren Bilder referieren auf die Bedeutung der Tötung Bin Ladens für Amerika.<br />

Sie zeigen den US-patriotischen Jubel nach Bekanntgabe der Tötung, das Weiße Haus<br />

samt US-Flagge im Vordergrund und stellen wie auch der Teaser den Bezug zum 11.<br />

September 2001 her, indem die New York-Skyline beim Einsturz der Twin Towers<br />

gezeigt wird. Rechts von Teaser und Abbildungen ist eine Landkarte platziert, die den<br />

geografischen Ort des Ereignisses Pakistan zeigt. Es gibt also eine sprachlich-visuelle<br />

Schnittmenge, jedoch auch Schlüsselkonzepte, die entweder rein sprachlich (Terrornetzwerks<br />

Al Kaida, US-Spezialkommando, Tod Bin Ladens) oder rein visuell (USpatriotischer<br />

Jubel, Obama, Weißes Haus) ausgedrückt sind.<br />

In einem nächsten Analyseschritt wird für die anhand des Einstiegstextes ermittelten<br />

diskursiv zentralen Schüsselkonzepte auf der Grundlage von FrameNet die Slotstruktur<br />

der entsprechenden Frames hergeleitet, um ein erstes Kodierparadigma für die Diskurstexte<br />

zu erhalten, das im Laufe der empirischen Untersuchungen zum einen weiter ausdifferenziert<br />

(axiale Kodierung nach der Grounded-Theory-Methodologie) und zum<br />

anderen fokussiert und akzentuiert wird (selektive Kodierung nach der Grounded-Theory-Methodologie).<br />

So können für die weiteren Fälle des Samples für jedes Schlüssel-


140 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

konzept die konkreten Kontextualisierungen der Slots (Frame-Elemente) als Fillers für<br />

den konkreten Schlüsselkonzept-Frame kodiert und über alle Fallbeispiele hinweg<br />

aufeinander bezogen und verglichen werden. Auf diese Weise wird es möglich, systematisch<br />

unterschiedliche Interpretationen der Schlüsselkonzepte durch Akteure bzw.<br />

Akteursgruppen zu explizieren, was über größere Datenmengen hinweg diskursive Deutungsmuster<br />

deutlich werden lässt. Hilfreich für eine solche Analysepraxis ist beispielsweise<br />

die Auswertungssoftware Atlas.ti, mit deren Hilfe eine übersichtliche qualitative<br />

Kodierung von sprachlichen und visuellen Daten umsetzbar ist.<br />

Die Herleitung des Kodierparadigmas demonstrieren wir wieder am Einstiegstext,<br />

der Startseite des Netz-Dossiers auf tagesschau.de. Das zentrale diskursauslösende Ereignis<br />

wird im Teaser folgendermaßen benannt: Fast zehn Jahre nach dem 11. September<br />

2001 hat ein US-Spezialkommando den Chef des Terrornetzwerks Al Kaida, Osama<br />

Bin Laden, in Pakistan getötet. Es geht also auf der semantischen Ebene um die Tötung<br />

Bin Ladens, die durch einen kollektiven Akteur ausgeübt wurde, und um deren zeitliche<br />

Bestimmung in Relation zu einem früheren Ereignis. Als semantischer Kern der diskursiv<br />

wirksamen Aussage kann das Ereignis TÖTUNG BIN LADENS festgehalten werden.<br />

FrameNet bietet auf unterschiedlichen Abstraktionsstufen eine Reihe von lexikalisierten<br />

sowie nicht lexikalisierten Frames an, auf die das Konzept TÖTUNG bzw. TÖTEN<br />

zurückgeführt werden kann (vgl. Abbildung 3). Auf der höchsten Abstraktionsebene ist<br />

das der nicht lexikalisierte CHANGE OF STATE SCENARIO-Frame, der die Frame-Elemente<br />

(Slots) ENTITY, EVENT, REASON, PLACE und TIME enthält. Auf der nächstniedrigeren<br />

Abstraktionsebene wird eines der Frame-Elemente, nämlich EVENT, zu einem lexikalisierten<br />

Sub-Frame entfaltet und erbt vom übergeordneten CHANGE OF STATE<br />

SCENARIO-Frame die Elemente PLACE, TIME und REASON. Darüber hinaus enthält er die<br />

Elemente DURATION, FREQUENCY und MANNER. Auf der nächstniedrigeren Abstraktionsebene<br />

kommt der nicht lexikalisierte TRANSITIVE ACTION-Frame in Frage, der unter<br />

anderem ein Agens und ein Patient als Frame-Elemente einführt (AGENT, PATIENT),<br />

gefolgt vom lexikalisierten Frame KILLING, der Agens und Patient weiter spezifiziert zu<br />

KILLER und VICTIM. Wiederum eine Abstraktionsebene weiter unten findet sich der<br />

lexikalisierte Frame EXECUTION, der die Frame-Elemente KILLER und VICTIM als<br />

EXECUTIONER bzw. EXECUTED weiter spezifiziert.<br />

Für die empirische Analyse der Diskursfragmente kämen aus rein semantiktheoretischen<br />

Erwägungen heraus auf Grund der Vererbung wesentlicher Frame-Elemente alle<br />

in dieser Hierarchiereihe stehenden Frames als Bezugs-Frame für das Schlüsselkonzept<br />

TÖTUNG BIN LADENS in Frage. Aus forschungspraktischen Erwägungen heraus muss<br />

jedoch entschieden werden, auf welcher Hierarchieebene der Einstieg in die empirischen<br />

Analysen sinnvoll erscheint. Die in der linguistischen Frame-Analyse bekannten<br />

Matrixframes von Konerding (1993) operieren auf der Abstraktionsebene des EVENT-<br />

Frames (vgl. Abb. 3), der von Konerding als einer der Matrixframes angesetzt wird.<br />

FrameNet bietet demgegenüber eine weitaus ausdifferenziertere Frame-Hierarchie an,<br />

die für das Schlüsselkonzept TÖTUNG bzw. TÖTEN auch die stufenweise weniger abs-


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 141<br />

trakten Frames TRANSITIVE ACTION, KILLING sowie EXECUTION zur Verfügung stellt.<br />

Um das empirische Material vergleichbar zu halten und nicht bereits mit zu konkreten<br />

Frame-Elementen in die Analyse einzusteigen, hat es sich als forschungspraktisch sinnvoll<br />

erwiesen, in FrameNet auf einer mittleren Abstraktionsebene einzusteigen. Frames<br />

einer mittleren Abstraktionsebene sind geeignet, Diskursinhalte schon relativ genau zu<br />

erfassen, ohne diese von vornherein in ein zu ausdifferenziertes Kodierparadigma zu<br />

zwingen, denn dieses wird später datennah entsprechend dem konkreten Diskursausschnitt<br />

ausdifferenziert. Auf diese Weise kann die Kodierung zwar durch das Paradigma<br />

angeleitet werden, sie bleibt jedoch für die Daten, also die konkreten diskursiven Kontextualisierungen,<br />

offen und flexibel. Im vorliegenden Beispiel gehen wir deshalb für<br />

die empirische Analyse vom TRANSITIVE ACTION-Frame aus, der die Tötung Bin Ladens<br />

als Ereignis konzipiert, bei dem jemand auf einen anderen mit einem bestimmten Ergebnis<br />

einwirkt.<br />

Abbildung 3: Hierarchische Verknüpfung der Frames CHANGE OF STATE SCENARIO, EVENT,<br />

TRANSITIVE ACTION, KILLING, EXECUTION mit Frame-Elementen und deren Vererbung<br />

(eigene Darstellung nach FrameNet).<br />

Das Ereignis, auf das sich das diskursive Schlüsselkonzept TÖTUNG BIN LADENS bezieht,<br />

wird in einem weiteren Text ausführlich dargestellt, der auf der Startseite des<br />

Netz-Dossiers verlinkt ist. Er trägt den Titel „Die 40 Minuten von Abbottabad“ (vgl.<br />

Abbildung 4 im Anhang) und schildert in Wort und Bild den genauen Hergang der Tötung<br />

Bin Ladens. Weil er das Schlüsselkonzept TÖTUNG BIN LADENS näher erläutert,<br />

wird er als zweiter Text in das Analyse-Korpus gesampelt.


142 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

Anhand dieses Textes soll im Folgenden die Triangulation von Frame- sowie multimodaler<br />

<strong>Stil</strong>-Analyse weiter ausgeführt werden. Für das Schlüsselkonzept TÖTUNG BIN<br />

LADENS wurde als analytischer Ausgangspunkt der Frame TRANSITIVE ACTION bereits<br />

als Bezugs-Frame ausgewählt (vgl. oben). Die Elemente des Frames dienen bei der<br />

Analyse als ein erstes Kodierparadigma zur datennahen Aufschließung des Textes.<br />

FrameNet beschreibt den Frame folgendermaßen: „This frame characterizes, at a very<br />

abstract level, an Agent or Cause affecting a Patient. This frame is inherited by many<br />

lower-level frames.” (https://framenet.icsi.berkeley.edu/fndrupal/index.php?q=frame<br />

Index). Er enthält die folgenden Frame-Elemente, die im Text zum Teil sprachlich, zum<br />

Teil sprachlich und bildlich oder auch nicht kontextualisiert sind<br />

(https://framenet.icsi.berkeley.edu/fndrupal/FrameGrapher): AGENT, PATIENT, CAUSE,<br />

DEPICTIVE, EVENT, MANNER, MEANS, PLACE, RESAULT und TIME (vgl. auch Abb. 3;<br />

MEANS wird im Text nicht kontextualisiert). Jedes der Frame-Elemente fungiert als<br />

Slot, der durch sprachliche bzw. bildliche Fillers kontextualisiert werden kann. Sowohl<br />

durch die Kontextualisierung bzw. Nicht-Kontextualisierung der einzelnen Frame-Elemente<br />

als auch durch die Art und Weise der sprachlichen bzw. bildlichen Kontextualisierung<br />

(also die Fillers) werden Interpretationen nahegelegt, Salienzen gesetzt oder<br />

Perspektivierungen realisiert, also Framing-Effekte hervorgerufen. Um dies analytisch<br />

zugänglich zu machen, werden im vorliegenden Ansatz Frame-Elemente (Slots) als<br />

Kodierparadigma operationalisiert, indem sie in Analysefragen überführt werden. Mithilfe<br />

dieser Fragen können systematisch die im Diskursfragment manifestierten Kontextualisierungen<br />

(Fillers) der Frame-Elemente ermittelt werden. Folgende Fragen lassen<br />

sich ausgehend von den Frame-Elementen des TRANSITIVE-ACTION-Frames für das<br />

vorliegende Beispiel formulieren:<br />

AGENT (derjenige, der in Bezug auf jemanden handelt)<br />

Wer handelt in Bezug auf wen? Auf welche Weise handelt er? In welcher Phase der<br />

Aktion? Unter welchen Umständen?<br />

PATIENT (derjenige, in Bezug auf den gehandelt wird)<br />

In Bezug auf wen wird gehandelt? Auf welche Weise wird in Bezug auf ihn gehandelt?<br />

In welcher Phase der Aktion? Unter welchen Umständen?<br />

CAUSE (Ereignis, das verursacht, dass in Bezug auf jemanden gehandelt wird)<br />

Welches Ereignis verursacht, dass in Bezug auf jemanden gehandelt wird?<br />

Wie wird das Ereignis beschrieben? Auf welche Weise? In welcher Phase der Aktion?<br />

Unter welchen Umständen?<br />

DEPICTIVE (Beschreibung Beteiligter an der transitiven Aktion)<br />

Wie werden die Akteure und diejenigen, in Bezug auf die gehandelt wird, beschrieben?<br />

EVENT (Ereignis, in dessen Rahmen die transitive Aktion stattfindet)<br />

Im Rahmen welchen Ereignisses handeln die Akteure?


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 143<br />

MANNER (alle Beschreibungen der transitiven Aktion, die nicht durch spezifische andere<br />

Frame-Elemente gefasst sind, z. B. sekundäre Effekte oder generelle Beschreibungen)<br />

Wie wird die transitive Aktion bezüglich sekundärer Effekte beschrieben?<br />

MEANS (eine vom Akteur ausgeführte Handlung, die ihn ermächtigt, auf den Betroffenen<br />

einzuwirken)<br />

Welche vom Akteur ausgeführte Handlung ermächtigt ihn, auf den Betroffenen einzuwirken?<br />

Auf welche Weise? In welcher Phase der Aktion? Unter welchen Umständen?<br />

PLACE (Ort, an dem die transitive Aktion stattfindet)<br />

Wo findet das Ereignis statt? Wie wird der Ort beschrieben?<br />

RESULT (Ergebnis der transitiven Aktion)<br />

Zu welchem Ergebnis führt die beeinflussende Handlung? Wie wird das Resultat beschrieben?<br />

TIME (Zeitpunkt der transitiven Aktion)<br />

Zu welcher Zeit fand die transitive Aktion statt?<br />

Die entsprechende Analyse des Diskursfragmentes zeigt, dass im Rahmen der Framing-<br />

Prozesse zum einen nicht alle Frame-Elemente im konkreten Text textlich bzw. bildlich<br />

gefüllt werden. Zum anderen weist der Text sowohl sprachlich als auch bildlich weitere<br />

Inhalte und Darstellungsweisen auf, die sich nicht als Fillers zu den Frame-Elementen<br />

zuordnen lassen. Das Ereignis der Tötung Bin Ladens wird sehr ausführlich in seinem<br />

Hergang und mit seinen Begleitumständen beschrieben und umfasst mehr als die Tötung<br />

– nämlich die gesamte Operation samt mehreren Beteiligten auf beiden Seiten und<br />

den Beobachtern in Amerika, die den Hergang simultan am Bildschirm verfolgen. Deshalb<br />

werden in einem zweiten Schritt die Top-Down-Kodes des Frames, die wir auch<br />

als Kodes I bezeichnen, durch Bottom-up-Kodes (Kodes II) ergänzt, die datennah aus<br />

dem sprachlichen und bildlichen Textmaterial hergeleitet und für die weitere Analyse<br />

ins Kodierparadigma integriert werden:<br />

Bottom-up-Kodes (Kodes II):<br />

PARTICIPANTS (an der transitiven Aktion über AGENT und PATIENT hinaus Beteiligte)<br />

Wer ist an der transitiven Aktion noch beteiligt? In welcher Rolle?<br />

AUTHORITY (Befehlsgewalt, Auftraggeber für die transitive Aktion)<br />

Wer hat die transitive Aktion in Auftrag gegeben? In welcher Rolle?<br />

PROGRESSION (auf die transitive Aktion folgende Handlungen/Ereignisse)<br />

Welche Handlungen bzw. Ereignisse folgen auf die transitive Aktion?<br />

Auf welche Weise? Warum?


144 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

CIRCUMSTANCES (Begleitumstände der transitiven Aktion)<br />

Welche Handlungen bzw. Ereignisse stehen im Zusammenhang mit der transitiven Aktion?<br />

Auf welche Weise? Warum?<br />

Im Laufe der Analyse wird das Kodierparadigma also datennah weiter ausdifferenziert<br />

bzw. in späteren Analysephasen korrespondierend zum axialen und diskriminierenden<br />

Sampling (Strauss; Corbin 2005) auf diskursiv zentrale Kodes fokussiert.<br />

Parallel zur Kodierung der sprachlichen Ebene werden für die bildliche Darstellung<br />

des Ereignisses im Diskursfragment systematisch Kodes vergeben, die die visuellen<br />

<strong>Stil</strong>-Handlungen als Praxis der Auswahl und Formung von Bildmotiven, als deren durch<br />

Ausschnitt und Perspektive realisierte spezifische Präsentation sowie als deren spezifische<br />

Verknüpfung bzw. Komposition beschreiben. Diese Kodes schreiben den visuellen<br />

Darstellungen bildstilistische Merkmale zu, die durch die zeichenkodespezifischen Eigenschaften<br />

der Bildlichkeit nahegelegt sind. Die visuellen Kodes und entsprechenden<br />

Analysefragen sind in diesem Zusammenhang:<br />

BILDMOTIV<br />

Welche Akteure, welches Ereignis, welche Gegenstände werden visuell präsentiert?<br />

Welche sozialen Rollen werden stereotypisch mit der Kleidung, der Mimik und Gestik<br />

der Akteure nahegelegt?<br />

Welcher soziale Status bzw. welche sozialen Funktionen werden mit den gezeigten<br />

Gegenständen und dem räumlichen Kontext nahegelegt?<br />

VISUELLE PRÄSENTATION<br />

Welche Kameraeinstellung (Totale, Halbtotale, Nah- oder Detaileinstellung) sowie<br />

Perspektive (Draufsicht, Normal- oder Froschperspektive) ist gewählt und welche Beziehung<br />

zwischen Betrachter und Bildmotiv wird damit stereotypisch nahegelegt?<br />

KOMPOSITION<br />

Welche Beziehungen zwischen den Bildelementen (Zugehörigkeiten, Abgrenzungen,<br />

Hervorhebungen, Dominanzverhältnisse) werden stereotypisch durch Kontrastierungen,<br />

Bildstrukturen (imaginäre Vektorlinien), Lichtführung, Vorder-Hintergrund-Inszenierung,<br />

Schärfeverteilung, Proportionen bildkompositorisch nahegelegt?<br />

Um das Prinzip der sprachlichen und visuellen Kodierung zu verdeutlichen, werden im<br />

Folgenden für den zweiten in das Analyse-Korpus gesampelten Text (vgl. Datenmaterial<br />

im Anhang) auszugsweise Kodierungs-Beispiele aus dem sprachlichen sowie bildlichen<br />

Material dargestellt (siehe Tabelle). Dabei ist zu bedenken, dass bildliche Darstellungen<br />

generell codespezifisch mehrdeutig sind. Die hier vorgenommenen Semantisierungen<br />

bilden somit analysegestützte Vorschläge und sind vom Leser unter Berück-


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 145<br />

sichtigung der bedeutungsstrukturierenden Wirkung der sprachlichen Anteile hinsichtlich<br />

ihrer Plausibilität zu prüfen.<br />

Kodes (Auszug)<br />

AGENT<br />

Visuelle<br />

Kodierung:<br />

BILDMOTIV<br />

AUTHORITY<br />

Visuelle<br />

Kodierung:<br />

BILDMOTIV<br />

PRÄSENTATION<br />

KOMPOSITION<br />

kodierte sprachliche bzw. visuelle Darstellung (Auszug)<br />

Navy Seals<br />

Männer des „Team 6“ der Navy Seals<br />

ein US-Kommando<br />

Navy Seals als ausführende Gruppe werden nicht bildlich gezeigt.<br />

Stattdessen sieht man die Auftraggeber.<br />

US-Auslandsgeheimdienst CIA<br />

US-Präsident Barack Obama<br />

[Bildunterschrift:]<br />

Bange Minuten im Situation Room: Obama und Mitarbeiter<br />

verfolgen den Einsatz gegen Bin Laden.<br />

Navy Seals als ausführende Gruppe werden nicht bildlich gezeigt.<br />

Stattdessen sieht man den obersten Befehlshaber Obama (in Zivil,<br />

auch ohne Krawatte etc., in abwartend beobachtender Haltung),<br />

den befehlsführenden General (in offzieller Uniform, die ihn in<br />

Ausführung seiner Amtsrolle markiert. Sein Blick ist als einziger<br />

auf ein Arbeitsgerät gerichtet. Seine Haltung wirkt professionellkonzentriert),<br />

Außenministerin Clinton (in offiziellem Kostüm,<br />

jedoch mit passiver Körperhaltung, die Erschrockenheit<br />

ausdrückt) und weitere Stabsmitglieder (in ebenfalls<br />

beobachtender und passiver Stellung, zwar in ziviler<br />

Berufskleidung, aber nicht in amtsausführendem Outfit) im<br />

Situation Room während der Aktion.<br />

Das Bild zeigt die Gruppe aus einer Halbtotalen. Der Betrachter<br />

ist dieser etwas seitlich versetzt gegenüber gestellt, wobei die<br />

Blicke nicht zu ihm, sondern an ihm vorbei auf eine imaginäre<br />

Videowand gerichtet sind. Dadurch weist das Foto dem Betrachter<br />

eine unbeteiligte Beobachterposition zu.<br />

Die Gruppe ist im Halbkreis um den General und einen Tisch auf<br />

die imaginäre Videowand ausgerichtet. Die gleiche Blickrichtung<br />

macht sie zu einer einheitlichen Gruppe in einer einheitlichen<br />

Handlungssituation, aus der der General bezüglich Kleidung,<br />

Position sowie Blickrichtung herausgelöst ist. Obama und Clinton<br />

sind ebenfalls etwas herausgestellt. Obama ist in größter Nähe<br />

zum aktiven General positioniert und Clinton im Bildvordergrund<br />

zeigt durch Mimik und Gestik starke Emotionen.


146 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

PATIENT<br />

Visuelle<br />

Kodierung:<br />

BILDMOTIV<br />

PRÄSENTATION<br />

KOMPOSITION<br />

EVENT<br />

Visuelle<br />

Kodierung:<br />

BILDMOTIV<br />

PRÄSENTATION<br />

KOMPOSITION<br />

Bin Laden<br />

meistgesuchter Terrorist der Welt<br />

Al-Kaida-Gründer<br />

…, der vom US-Geheimdienst den Codenamen „Geronimo“ bekommen<br />

hatte<br />

Bin Laden wird auf einem Archiv-Foto gezeigt. Er ist nach westlichem<br />

mediengestützten Stereotyp mit Turban und langem Vollbart<br />

arabisch sowie islamisch markiert und zeigt sich hier gesund<br />

und aktiv.<br />

Das Archiv-Bild zeigt den Al-Kaida-Führer im klassischen Brustporträt.<br />

Seine Augen sind in die Kamera gerichtet, so dass ein<br />

Quasi-Blickkontakt mit dem Betrachter besteht, was als direkte<br />

Adressierung wirksam sein kann. Unterstützt wird die Präsenz<br />

Bin Ladens, indem er ca. zweidrittel des Bildraumes ausfüllt.<br />

Bin Laden ist vor einem schwarzen Hintergrund mit großen weißen<br />

arabischen Schriftzeichen positioniert. Die Größe der Typo<br />

wirkt agitatorisch, da es sich zum einen um ein Demonstrationstransparent<br />

handeln und zum anderen indexikalisch als Lautstärkemarkierung<br />

interpretiert werden kann.<br />

brisanter Einsatz mitten in Pakistan<br />

In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai fliegen vier US-<br />

Militärhubschrauber von Afghanistan aus offenbar vom Radar<br />

unerkannt in den pakistanischen Luftraum ein.<br />

Männer des „Team 6“ der Navy Seals sprengen Breschen in<br />

Mauern und stürmen auf zwei Gebäude im Innenhof zu.<br />

Erschießung der Familie Bin Ladens, die fast unbewaffnet<br />

überrascht wurde.<br />

Bild zeigt drei starke, flammend geformte Lichtquellen im<br />

dunklen, wahrscheinlich nächtlichen Kontext. Diese werfen etwas<br />

Helligkeit auf eine Gebäudefront in der Bildmitte. Mutmaßlich<br />

zeigt das Bild den Moment der Explosion, wodurch Breschen in<br />

die Mauern des Bin Laden-Anwesens gesprengt wurden.<br />

Das Bild ist in Normalperspektive aufgenommen. Dadurch wirkt<br />

es dokumentarisch, suggeriert dem Betrachter<br />

Augenzeugenschaft.<br />

Die vermeintlichen Sprengungen sind in starken hell-dunkel-<br />

Kontrasten gehalten, die hellen Lichtquellen sind diffus


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 147<br />

PLACE<br />

Visuelle Kodierung<br />

der Luftaufnahmen<br />

des Anwesens Bin<br />

Ladens:<br />

BILDMOTIV<br />

PRÄSENTATION<br />

KOMPOSITION<br />

CIRCUM-<br />

STANCES<br />

Visuelle<br />

Kodierung:<br />

BILDMOTIV<br />

auseinanderdriftend, so dass sie nur bedingt ein Gebäude sichtbar<br />

machen. Gerade die schlechte Sichtbarkeit legt ein genaues<br />

Hinsehen nahe und suggeriert Authentizität.<br />

mitten in Pakistan<br />

ein mit Stacheldraht und hohen Mauern gesichertes Anwesen in<br />

Bilal Town, einem Stadtteil von Abbottabad – etwa 40 Kilometer<br />

nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.<br />

Im obersten Stockwerk [findet Tötung statt]<br />

[Bildunterschrift:]<br />

Massiv umzäunt am Rande der Stadt gelegen: das Versteck von<br />

Bin Laden in Abbottabad<br />

Die Bilder zeigen eine im Nachhinein ins Foto gesetzte grüngelbe<br />

bzw. weiße Umrandung eines Gebäude-Komplexes.<br />

Außerdem sind Felder, einige Straßenzüge und weitere<br />

Gebäudeeinheiten auszumachen.<br />

Die Motive sind aus der Vogelperspektive aufgenommen. Sie<br />

erinnern an die Bilderwelten von Google-Earth, so dass das<br />

vorliegende Bild die damit verbundene technisch machbare<br />

Beobachtung und visuelle Erschließung der globalen Welt mit<br />

transportiert. Dem Online-Betrachter steht somit die Welt offen,<br />

so dass sogar der Schlupfwinkel des meist gesuchten Terroristen<br />

im Nachinein nicht verborgen bleibt. Die jeweiligen Bilder im<br />

Header-Composing und im Fließtext unterscheiden sich<br />

gestalterisch im Bildauschnitt und der Farbgebung. Das zweite<br />

Bild erscheint etwas näher gezoomt und ist als Schwarz-Weiß-<br />

Bild entsättigt.<br />

Der markierte Gebäude-Komplex Bin Ladens erscheint durch die<br />

Kameraeinstellung etwas seperiert von einer aus mehreren<br />

Gebäuden bestehenden Ortschaft. Um den markierten<br />

Gebäudekomplex befinden sich Felder, so dass man sich auch ein<br />

genaueres Bild des (vermeintlichen) Einsatzortes machen kann.<br />

[Zwischenüberschrift:] Absturz bei Bin Laden Einsatz<br />

[Text neben Abbildung:]<br />

Ein Hubschrauber mit Tarnkappe. Bei der geheimen Aktion gegen<br />

Bin Laden stürzte einer der Hubschrauber ab. Daher gibt es Fotos<br />

dieses Helikopters – und die haben viele überrascht. Denn<br />

offenbar setzten die USA „Tarnkappen-Hubschrauber“ ein.<br />

Das Bild zeigt einen Heckrotor. Daneben steht auf der linken Seite<br />

in gebeugter Haltung eine in einen weißen Overall und auf der<br />

rechten Seite eine in Uniform gekleidete Person, die stereotypisch


148 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

der Spurensicherung zugeordnet werden können. Somit stellt das<br />

Foto das Ergebnis des Absturzes während der Nachuntersuchung<br />

der Ursachen dar. Im Hintergrund ist eine Mauer zu sehen, die<br />

kontextbedingt als Teil der befestigten Abgrenzung des Bin<br />

Laden-Anwesens bestimmbar ist.<br />

PRÄSENTATION<br />

KOMPOSITION<br />

Das Bild ist in Normalperspektive aufgenommen und wirkt<br />

dadurch dokumentarisch. Der Betrachter wird so quasi als<br />

unbeteiligt beobachtend in die Situation der Nachuntersuchung<br />

versetzt.<br />

Ein starker Hell-Dunkel-Kontrast und die Vordergrund-<br />

Hintergrund-Aufteilung lenkt die Aufmerksamkeit auf den<br />

Heckrotor. Da weitere Teile des Hubschraubers kaum erkennbar<br />

sind, transportiert das Bild einen Eindruck der totalen Zerstörung<br />

des Fluggerätes. Dem Betrachter wird damit die Schwere des<br />

Unfalls während der Aktion vermittelt und stellt die Kontrolle und<br />

den Erfolg der Militäraktion zu einem gewissen Grad in Frage.<br />

Die in der Tabelle beispielhaft dargestellte sprachliche und visuelle Kodierung macht<br />

die Korrespondenz beider Zeichensysteme in den Diskursfragmenten auf der Ebene des<br />

Framing deutlich, denn durch die kontextuelle Füllung der Frame-Elemente bzw. Kodes<br />

werden sowohl in sprachlicher als auch in visueller Hinsicht Interpretationen und Perspektivierungen<br />

diskursrelevanter Inhalte realisiert. Es zeigen sich auch deren jeweils<br />

unterschiedliche kommunikative Funktionen, die über die semantischen Schnittstellen<br />

der Sprache-Bild-Ensembles hinausgehen. Hinsichtlich der visuellen Kodierung ist<br />

prinzipiell festzuhalten, dass nicht alle sprachlich realisierten Inhalte auch bildlich dargestellt<br />

sind. Weder die im Text erwähnte Akteursgruppe der Navy Seals als ausführendes<br />

Kollektiv noch der getötete Bin Laden als Opfer der Aktion sowie seine Bestattung<br />

werden bildlich gezeigt. Die visuelle diskursive Praxis stellt nicht das getötete Opfer<br />

und die konkreten Täter der Tötung dar, sondern diese werden lediglich sprachlich benannt.<br />

Bildlich treten an deren Stelle fotografische Darstellungen der US-Regierung als<br />

Auftraggeber der Aktion sowie Archiv-Material, das Bin Laden als gesunde und agitatorische<br />

Person zeigt. Die damit induzierten Framing-Effekte rücken somit eine diskursive<br />

Praxis in den Vordergrund, die weniger O p f e r und T ä t e r des Tötungsaktes perspektiviert,<br />

sondern eher den i s l a m i s t i s c h - t e r r o r i s t i s c h e n A g g r e s s o r und<br />

d e n z i v i l e n , ü b e r l e g t h a n d e l n d e n U S - P r ä s i d e n t e n a l s A u f t r a g -<br />

g e b e r s e i n e r M i l i t ä r s . Gestützt wird diese Perspektivierung durch ‚sprachlichvisuelle<br />

Schnittstellen‘. Aus Sicht westlich stereotyper Medienrezeptionshaltung erscheint<br />

Bin Laden von der westlichen Kultur und deren <strong>Stil</strong>konzepten abweichend islamisch<br />

gekleidet, gesund und herausfordernd vor einem agitatorisch wirkenden Transparent<br />

mit arabische, also ebenfalls der westlichen Welt abgewandten Botschaft;<br />

sprachlich wird er als Al-Kaida-Gründer, meist gesuchter Terrorist der Welt und Staats-


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 149<br />

feind Nummer 1 gekennzeichnet. Die durch diese sprachlich-visuellen Schnittstellen<br />

evozierten Framing-Effekte lassen Bin Laden eher als einen bestraften Schuldigen als<br />

ein wehrlos getötetes Opfer erscheinen. Auch wenn sprachliche Charakterisierungen<br />

wie unbewaffnet und sofort tot eine Wehrlosigkeit Bin Ladens in der Tötungssituation<br />

nahelegen, wird diese jedoch im Text gleich wieder relativiert. Von einem Sturmgewehr<br />

ist die Rede, das sich in Reichweite des Al-Kaida-Anführers befunden haben soll. Damit<br />

wird die Tötung eher als Selbstschutz der US-Soldaten denn als Hinrichtung dargestellt.<br />

Am anderen Ende der Welt, in Washington, wird die Mission von US-Präsident<br />

Barack Obama verfolgt. Das diesem Textabschnitt zugeordnete Bild zeigt Obama abwartend<br />

und die Lage konzentriert beobachtend. Er ist mediengestützt in die Lage versetzt,<br />

alle Schritte der militärischen Aktion zu überwachen und kann demnach kraft<br />

seines Amtes jederzeit eingreifen. Bildlich angedeutet wird diese Einflussmöglichkeit<br />

durch die Positionierung Obamas gleich neben dem vermeintlich befehlshabenden General.<br />

Trotz der situativ abwartend dargestellten Passivität ist er weiterhin als aktiv<br />

handlungsfähiger Akteur zu begreifen. Ähnliche semantische Schnittstellen zwischen<br />

sprachlichen und bildlichen Elementen streichen den Verlauf der Aktion samt ihrer<br />

genauen Umstände heraus. Ort und Lage des Einsatzortes werden dabei sprachlich und<br />

bildlich gezeigt und beschrieben. Sprengungen, die der Einsatztruppe Zugang zum Anwesen<br />

verschaffen, sind sprachlich und bildlich behandelt. Auch der Absturz eines<br />

Hubschraubers ist sprachlich wie bildlich als besonderer Umstand der Aktion hervorgehoben.<br />

Diese sprachlich-visuellen Schnittstellen verursachen Framing-Effekte, die die<br />

damit thematisierten Inhalte im Verhältnis zu anderen herausheben, die entweder eher<br />

sprachlich oder eher bildlich ausgedrückt sind.<br />

Durch die Kodierung der sprachlich realisierten Frame-Elemente und der bildstilistisch<br />

geformten Motive, Motivpräsentationsweisen und Motivkompositionen wird das<br />

multimodale Diskursfragment analytisch zugänglich gemacht, um Framing-Effekte<br />

offenlegen zu können. Auch wenn die statischen Bilder lediglich aus dem Zeit- und<br />

Raum-Kontinuum herausgelöste Schlaglichter der im Text angesprochenen Referenzbereiche<br />

zeigen, so geben sie doch durch ihre ikonisch bedingte maximale Detailfülle den<br />

entsprechenden sprachlich umgesetzten Inhalten bzw. Referenzbereichen eine besondere<br />

Präsenz. Die Bilder versetzen den Betrachter in die Nähe des Gezeigten. Sie bieten<br />

ihm durch die geringere Arbitrarität höhere Beteiligung am sprachlich dargestellten<br />

Verlauf des Geschehens. Umgekehrt weisen die entsprechenden sprachlichen Kontextualisierungen<br />

den Bildmotiven und ihren besonderen Präsentationen einen konkreten<br />

Platz im Raum-Zeit-Kontinuum zu und framen auf diese Weise wiederum das visuell<br />

Dargestellte. Sie bieten ursächliche Einordnungen, stellen den genauen Verlauf der<br />

Aktion und darüber hinaus Alternativmöglichkeiten oder Relativierungen der Militär-<br />

Aktion dar.<br />

Entsprechend weiterer Schlüsselkonzepte, die eingangs anhand des Einstiegstextes<br />

bestimmt wurden, können nun weitere Diskursausschnitte gesampelt werden, die sich<br />

vom vorherigen in minimaler oder maximaler Weise unterscheiden. Kriterien für eine


150 <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong><br />

solche minimale bzw. maximale Kontrastierung im unstrukturierten Feld des Online-<br />

Diskurses sollten neben den benannten inhaltlichen Aspekten auch die Berücksichtigung<br />

unterschiedlicher online-medialer Kommunikationsformen bzw. multimodaler<br />

Inszenierungspraktiken und die Fokussierung bestimmter (kollektiver) Akteursperspektiven<br />

sein. Hinsichtlich der Kommunikationsformen könnte zum Beispiel auf den mehrfachadressierten<br />

Text des tagesschau.de-Dossiers die Auswahl einer interpersonalen<br />

Forendiskussion oder eines individuellen Weblogs folgen, um Konzepte massenmedialer<br />

Berichterstattung mit Konzepten individueller Diskursbeteiligter zu vergleichen.<br />

Hinsichtlich der Akteure könnten Diskursfragmente von Repräsentanten bestimmter<br />

Interessengruppen und institutionalisierter Organisationen vergleichend herangezogen<br />

werden, z. B. Beiträge aus unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Lagern. Hinsichtlich<br />

der multimodalen Inszenierungspraktiken können Diskursfragmente ausgewählt<br />

werden, in denen unterschiedliche Zeichensysteme bzw. -modalitäten zur Anwendung<br />

kommen. So könnten z. B. Videobeiträge zum Thema mit Textbeiträgen vergleichend<br />

in Beziehung gesetzt werden. Auch Lücken in sprachlichen bzw. bildlichen Darstellungen<br />

können ein weiteres Sampling motivieren. Denn im Material (wenn auch nicht in<br />

den aufgeführten Beispielen) zeigt sich, dass nicht alle Frame-Elemente jeweils eine<br />

textliche und/oder eine bildliche Repräsentation aufweisen.<br />

Ziel des Samplings sollte eine t h e o r e t i s c h e S ä t t i g u n g sein, die keine inhaltliche<br />

Variation bezogen auf das Diskursthema mehr feststellen lässt. Ziel der Datenanalyse<br />

ist die Bestimmung von Deutungsmustern, die über die Abstraktionsprozeduren der<br />

axialen sowie selektiven Kodierung (Straus; Corbin 2005) ermittelt werden und ähnliche<br />

multimodale Diskurspraktiken markieren. So ist es beispielsweise sehr wahrscheinlich,<br />

dass die im analysierten Text herausgearbeitete Perspektivierung Bin Ladens als<br />

gefährlichster islamistischer Terrorist und größte Gefahr für die westliche Welt in zahlreichen<br />

weiteren Diskursfragmenten sprachlich sowie bildlich umgesetzt wurde, so dass<br />

man in diesem Fall von einem multimodalen Deutungsmuster auf der Makro-Ebene des<br />

Diskurses sprechen kann.<br />

Fazit<br />

Der vorliegende Beitrag stellt einen Ansatz vor, der sprachliche und visuelle Daten im<br />

Rahmen einer medienadäquaten Untersuchung von Online-Diskurs-Realisationen aufeinander<br />

bezieht und über die Analyse der Sinnstrukturen des Diskurses hinaus die Ebene<br />

der Performanz in den Blick nimmt. Dies wird mithilfe einer Triangulation von Frameund<br />

multimodaler <strong>Stil</strong>analyse sowie Grounded-Theory-Methodologie erreicht. Eine<br />

Triangulation von frame- und (bild-)stilanalytischen Verfahrensweisen kann sprachliche<br />

und visuelle Artefakte in ihrer bedeutungsstiftenden Korrespondenz im Diskurszusammenhang<br />

erfassen, während die Kodierungsmethodik und das Verfahren des theoreti-


<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 151<br />

schen Samplings der Grounded-Theory-Methodologie einen systematischen und intersubjektiv<br />

nachvollziehbaren Forschungsverlauf ermöglicht.<br />

Frames werden dabei aufgefasst als Beschreibungsinstrumente für diskursive Sinnstrukturen,<br />

während <strong>Stil</strong> die Art und Weise in den Blick nimmt, in der Sinnstrukturen in<br />

bestimmten kommunikativen Situationen zur Darstellung kommen. Eine Vermittlungsgröße<br />

zwischen beiden Ebenen ist das Framing, die Aktivierung kognitiver Strukturen<br />

in konkreten Situationen, also der Prozess der Kontextualisierung, Bedeutungskonstitution<br />

und Interpretation. Framing betrifft sowohl sprachliche als auch visuelle Kontextualisierungen<br />

und vor allem das Zusammenspiel beider in Bedeutungskonstitutions- und<br />

Interpretationsprozessen.<br />

Um exemplarisch zu verdeutlichen, wie mithilfe eines solchen Verfahrens ein multimodales<br />

Diskursfragment analytisch erschlossen werden kann, wurden ausgehend von<br />

einem frame-analytischen Zugriff auf das empirische Material sowohl die sprachlich<br />

realisierten Frame-Elemente als auch die damit verbundenen bildstilistisch geformten<br />

Motive, Motivpräsentationsweisen und Motivkompositionen kodiert. Es wurde gezeigt,<br />

dass durch die kontextuelle Füllung der Kodes sowohl in sprachlicher als auch in visueller<br />

Hinsicht sowie durch die Korrespondenz beider Zeichensysteme Interpretationen<br />

und Perspektivierungen diskursrelevanter Inhalte als Framing-Effekte deutlich werden.<br />

Sprachliche und visuelle Diskurs-Realisierungen rufen durch die jeweils unterschiedlichen<br />

kommunikativen Funktionen der Zeichensysteme unterschiedliche Framing-Effekte<br />

hervor, die sich in der Korrespondenz der Zeichen-Systeme auf einer höheren<br />

Ebene zu multimodalen Kommunikaten verbinden. Die diskursive Praxis dieser multimodalen<br />

Kommunikate induziert weitere diskursmotivierte Framing-Effekte, die bestimmte<br />

Inhalte hervorheben, während andere in den Hintergrund treten.<br />

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Abbildung 2: www.tagesschau.de/ausland/binladen142.html. Aufgerufen am<br />

22.11.2011.<br />

Abbildung 3:<br />

Hierarchische Verknüpfung der Frames CHANGE OF STATE SCENARIO,<br />

EVENT, TRANSITIVE ACTION, KILLING, EXECUTION mit Frame-<br />

Elementen und deren Vererbung (eigene Darstellung nach FrameNet).<br />

Abbildung 4: www.tagesschau.de/ausland/binladen238.html. Aufgerufen am<br />

22.11.2011.

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