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Landtag Brandenburg P-AIL 5/43<br />
5. Wahlperiode<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />
Protokoll<br />
43. Sitzung (öffentlich)<br />
27. November 2012<br />
Potsdam - Haus des Landtages<br />
14.00 Uhr bis 17.45 Uhr<br />
Vorsitz:<br />
Kornelia Wehlan (DIE LINKE)<br />
Protokoll:<br />
Stenografischer Dienst<br />
Anwesende Ausschussmitglieder:<br />
Gregor Beyer (FDP)<br />
Rainer Genilke (CDU)<br />
Martina Gregor-Ness (SPD)<br />
stellvertretend Dieter Groß (DIE LINKE)<br />
Axel Henschke (DIE LINKE)<br />
Michael Jungclaus (GRÜNE/B90)<br />
Kerstin Kircheis (SPD)<br />
Kornelia Wehlan (DIE LINKE)<br />
Datum der Ausgabe: 21.01.2013
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 2<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Tagesordnung:<br />
Fachgespräch zum Thema „Entwurf des Landesnahverkehrsplanes 2013 - 2017<br />
des Landes Brandenburg“<br />
Aus der Beratung:<br />
Fachgespräch zum Thema „Entwurf des Landesnahverkehrsplanes 2013 - 2017<br />
des Landes Brandenburg“<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE) eröffnet die 43. (öffentliche) Sitzung des Ausschusses<br />
<strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> begrüßt alle Anwesenden zu dem<br />
Fachgespräch über den Landesnahverkehrsplan. Dies sei dadurch zustande gekommen,<br />
weil Abgeordnete dieses Ausschusses <strong>und</strong> Vertreter der Fraktionen der<br />
Meinung waren, dass der Landesnahverkehrsplan zumindest einer Anhörung bedarf.<br />
Diesbezüglich war es eine sehr weise Entscheidung des Ausschusses, nicht nur die<br />
Form einer Anhörung zu wählen, sondern die eines Fachgespräches, um die Möglichkeit<br />
einzuräumen, miteinander ins Gespräch zu kommen <strong>und</strong> mit dem <strong>Ministerium</strong><br />
bzw. mit Herrn Franz, dem Geschäftsführer des VBB, konkrete Sachfragen zu diskutieren.<br />
Das Thema „Öffentlicher Personennahverkehr“ bewegt den Ausschuss schon seit<br />
längerer Zeit, was im vergangenen Jahr begann, als die verkehrspolitischen Sprecher<br />
mit den Eckpunkten des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> den Landesnahverkehrsplan vertraut<br />
gemacht wurden. Diese Eckpunkte sahen im Dezember letzten Jahres noch ein wenig<br />
optimistischer aus, haben sich jedoch im Frühjahr dieses Jahres markant verändert.<br />
Auf den Regionalkonferenzen wurden dann auch Eckpunkte vermittelt, die nicht<br />
nur <strong>für</strong> Zustimmung sorgten, sondern auch Protest im Land hervorriefen - im Spannungsfeld<br />
zwischen dem engeren Verflechtungsraum, der sich mehr Bahnbestellungen<br />
wünscht, <strong>und</strong> dem äußeren Entwicklungsraum, in dem oftmals eine Anbindung<br />
der große Wunsch der Betroffenen ist. In diesem Spannungsfeld wird das heutige<br />
Fachgespräch stattfinden.<br />
Es wurde der Wunsch geäußert, so zu verfahren, dass das Fachgespräch zunächst<br />
in Form einer Anhörung durchgeführt wird <strong>und</strong> somit alle Eingeladenen die Möglichkeit<br />
erhalten, ihre Positionen darzustellen. Anschließend findet der fachliche Diskurs<br />
statt, um die einzelnen Problemlagen abzuarbeiten. Diesbezüglich herrscht Einstimmigkeit,<br />
weshalb so verfahren wird.<br />
Als erster Anzuhörender erhält Herr Franz als Geschäftsführer des Verkehrsverb<strong>und</strong>es<br />
Berlin-Brandenburg das Wort.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 3<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Herr Franz (Geschäftsführer des Verkehrsverb<strong>und</strong>es Berlin-Brandenburg<br />
GmbH):<br />
Vielen Dank, Frau Vorsitzende. - Der Landesnahverkehrsplan ist <strong>für</strong> uns natürlich ein<br />
sehr wichtiges Instrument hinsichtlich der Entwicklung im SPNV in den nächsten Jahren.<br />
Zudem ist sehr wichtig, dass die Rahmenbedingungen klar sind; denn damit ist<br />
das Handeln einfacher <strong>und</strong> verlässlicher. Bei einem solchen Plan ist es notwendig,<br />
im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten zu handeln <strong>und</strong> nicht ein Wolkenkuckucksheim<br />
aufzubauen, das man nicht umsetzen kann.<br />
Bei der Erstellung dieses Plans haben wir in sehr breitem Maße mitgewirkt. Wir haben<br />
vor allem das, was der VBB leistet <strong>und</strong> was Landesgrenzen überschreitend wichtig<br />
ist - die Abstimmungen zum Schienenverkehr mit den Nachbarländern, wie zum<br />
Beispiel Berlin als <strong>für</strong> uns wichtigstes Land -, mitbestimmt. Bei uns gibt es eine Linienkonzeption<br />
<strong>für</strong> den SPNV, in dem Wünsche, Notwendigkeiten <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
der Länder dargestellt werden. Bei diesen Planungen <strong>für</strong> den Eisenbahnverkehr im<br />
Landesnahverkehrsplan sind die Berliner Interessen, aber auch die der anderen<br />
Nachbarländer berücksichtigt, weil wir das Ganze natürlich gemeinsam betrachten.<br />
Wichtig ist dabei eine stabile Finanzierung <strong>für</strong> das Management der Verkehrsverträge.<br />
Die Eisenbahnverkehrsverträge sind eminent wichtig, weil wir uns langfristig binden<br />
- bis zu zwölf Jahre, demnächst vielleicht bis zu 15 Jahre. Diese Eckpunkte<br />
müssen stehen, damit die Verträge eingehalten werden können <strong>und</strong> keine Mehrkosten<br />
entstehen.<br />
In den letzten Jahren ist jedoch zu beobachten, dass die <strong>Infrastruktur</strong>kosten <strong>für</strong> die<br />
Benutzung der Strecke bzw. der Trasse <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Bahnhöfe stärker gestiegen sind<br />
als die Regionalisierungsmittel an die Länder. Hier entsteht eine Schere, die uns negativ<br />
berührt hat <strong>und</strong> dazu führt, dass weniger Bestellungen vorgenommen werden<br />
können.<br />
Diesbezüglich haben wir mit den <strong>Infrastruktur</strong>betreibern - auch mit Station & Service -<br />
erheblichen Streit, da die Stationsbenutzungsgebühren geändert wurden. Ursprünglich<br />
wurden die Stationsbenutzungsgebühren nach den Kosten errechnet, die die<br />
Station verursacht hat, was einigermaßen plausibel war. Nun hat die Bahn dies geändert<br />
<strong>und</strong> Pauschalpreise festgelegt. Damit können die Aufgabenträger natürlich<br />
sehr schwer leben, da es nicht nachvollziehbar ist.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> handhabten wir es ähnlich wie die Bayern mit der Bayerischen<br />
Oberlandbahn <strong>und</strong> zahlten die alten Stationsbenutzungsgebühren an Station & Service<br />
- diese machten wir an der Prignitzer Eisenbahn <strong>und</strong> an der ODEG fest - <strong>und</strong><br />
nicht die in unseren Augen willkürlich festgesetzten neuen Gebühren. Station & Service<br />
hat dann gegen uns geklagt, die Klage jedoch in zweiter Instanz - vor dem<br />
Kammergericht - verloren. Insofern wurden die Preise nicht anerkannt <strong>und</strong> die Revision<br />
nicht zugelassen. Jedoch könnte es sein, dass eine Zulassungsbeschwerde<br />
eingelegt wird, dennoch sind wir mit der Rechtsauffassung, dass dies willkürlich festgesetzt<br />
wurde, durchgedrungen, weshalb wir uns eine gewisse Entlastung erhoffen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 4<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Für die von uns durchgeführten Wettbewerbsverfahren ist wichtig, dass wir in der<br />
ersten Phase Ausschreibungsgewinne erwirtschaften, was bisher auch so gewesen<br />
ist. Wenn jedoch einmal das Niveau der Preise nach unten gezogen wurde, dann ist<br />
man auf dem Niveau, das mit den normalen Kostenentwicklungen einhergeht <strong>und</strong><br />
kann <strong>für</strong> die zweite <strong>und</strong> dritte Ausschreibungsr<strong>und</strong>e nicht noch einmal diesen großen<br />
Sprung erwarten. Das muss in der Planung entsprechend berücksichtigt werden.<br />
Des Weiteren ist unsere Verknüpfungsarbeit - unter anderem die Verknüpfung von<br />
Zug, Bus <strong>und</strong> Tram - sehr wichtig. Im Verb<strong>und</strong>raum insgesamt funktioniert dies sehr<br />
gut. Nun müssen wir abwarten, was mit den Liberalisierungen des Fernbusverkehrs<br />
geschieht. Dort könnte eine weitere Verknüpfungsnotwendigkeit entstehen, wenn<br />
sich das im größeren Maßstab entwickelt. Dies beobachten wir sehr genau, weil es<br />
auch Auswirkungen auf uns haben kann, wenn sich die Fernbusse dort engagieren<br />
wollen, wo sich vorher der Schienenfernverkehr zurückgezogen hat. Diesbezüglich<br />
bin ich noch ein wenig skeptisch.<br />
Insgesamt wichtig <strong>für</strong> das System in Brandenburg ist ein einheitliches Ticket <strong>für</strong> den<br />
gesamten Verb<strong>und</strong>raum <strong>und</strong> das ausreichende Einspielen durch den Tarif - Eisenbahntarif<br />
bzw. Verb<strong>und</strong>tarif - <strong>für</strong> die Finanzierung des Systems. Gegenwärtig wird es<br />
zu 50 % von den Fahrgästen bezahlt <strong>und</strong> zu 50 % von den Steuerzahlern. Würde die<br />
Beteiligung der Fahrgäste daran reduziert werden - das ist der Wunsch der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> der Verbände -, müsste entweder die öffentliche Hand mehr Steuergelder<br />
bereitstellen oder wir müssten die Betriebsleistungen zurückfahren. Das ist jedoch<br />
nicht gewollt; denn das derzeitige Niveau sollte nicht gefährdet werden.<br />
Des Weiteren sollte das Thema „Integration aller“ in den öffentlichen Verkehr vorangetrieben<br />
werden. Insofern ist begrüßenswert, dass sich die Landesregierung eine<br />
Frist gesetzt hat, bis der komplett barrierefreie Ausbau der Station erfolgt sein soll,<br />
was in neun Jahren der Fall sein wird. Nach diesem Ausbau wird es überall dort, wo<br />
eine Bahnstation vorhanden ist, auch einen behindertengerechten Zugang geben,<br />
was in der Vergangenheit nicht so stark beachtet wurde.<br />
Auch das Thema „Flughafenanbindung“ ist in der Form, wie es bisher geplant ist, von<br />
Bedeutung. Die angedachten Verbesserungen - unter anderem der Ausbau hinsichtlich<br />
der Dresdner Bahn - sollten möglichst schnell durchgeführt werden. Ein weiteres<br />
kleines Manko ist die <strong>Infrastruktur</strong> in Königs Wusterhausen. Dort kann die Bedienung<br />
noch nicht so vorgenommen werden, wie es sinnvoll wäre. Ansonsten wird der Flughafen<br />
bei Inbetriebnahme im Oktober 2013 mit dem ÖPNV sehr gut erreichbar sein.<br />
Ein weiterer wichtiger <strong>und</strong> noch nicht gelöster Punkt - die B<strong>und</strong>esregierung hat sich<br />
diesbezüglich noch nicht klar genug positioniert - ist der Ausbau nach Stettin. Dort<br />
besteht eine Stromlücke mit einer Länge von 30 km. Das seit langem bestehende<br />
unterzeichnungsreife Abkommen mit Polen scheitert gegenwärtig daran, dass sich<br />
die B<strong>und</strong>esregierung nicht bewegt. Polen hätte es gern bis zum Jahr 2016 ausgebaut,<br />
die B<strong>und</strong>esregierung dagegen spricht diesbezüglich jenseits von 2020. Das ist<br />
<strong>für</strong> das System sehr nachteilig; denn Stettin ist die größte Stadt im Umfeld der<br />
Hauptstadtregion. Die fehlende durchgängige Elektrifizierung mit dem entsprechenden<br />
Ausbau auf 160 km/h ist sehr bedauerlich.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 5<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Auch die Strecke nach Breslau ist mangelhaft. Die Fahrzeit dorthin ist unzumutbar,<br />
was der Gesamtregion schadet; denn Breslau entwickelt sich sehr dynamisch. Derzeit<br />
wird der Verkehr zu 95 % über die Straße geregelt, wobei wir einen erheblichen<br />
Teil auf die Schiene verlagern könnten, wenn es nur eine halbwegs angemessene<br />
Fahrzeit gäbe. Die Fahrzeit beträgt derzeit etwa sechs St<strong>und</strong>en. Hinzu kommen Verspätungen.<br />
Beim letzten Mal war ich fast sieben St<strong>und</strong>en unterwegs, was unzumutbar<br />
ist. Insofern muss dieser Mangel unbedingt behoben werden, weshalb wir alle<br />
mehr in Richtung B<strong>und</strong>esregierung drängen müssen, damit dies verbessert wird.<br />
Ansonsten ist die Entwicklung des Schienennahverkehrs sehr gut. Die Zahl der<br />
Fahrgäste ist gestiegen, <strong>und</strong> mit dem vorgesehenen Plan könnte dies noch weiter<br />
gesteigert werden. Insofern ist der VBB froh, dass dieser Nahverkehrsplan vor der<br />
Verabschiedung steht. Wir haben alles getan, um ihn inhaltlich aufzufüllen, <strong>und</strong> unterstützen<br />
natürlich die darin gesetzten Ziele.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Schönen Dank, Herr Franz. - Nun erhält Herr Prof. Conraths als Vertreter der Bürgerinitiative<br />
<strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 das Wort.<br />
Herr Prof. Dr. Conraths (Bürgerinitiative <strong>für</strong> Regionalbahnerhalt):<br />
Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren! Ich vertrete<br />
die Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 - zwei<br />
Regionalbahnlinien in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin <strong>und</strong> Prignitz - <strong>und</strong> knüpfe<br />
bei den Ausführungen von Herrn Franz hinsichtlich des Stichworts „Leistungen zurückfahren“<br />
an.<br />
Unsere Bürgerinitiative ist ein breites Bündnis, das unter anderem von einzelnen<br />
Personen, von örtlichen Gliederungen der bei Ihnen im Landtag vertretenen Parteien<br />
- SPD, CDU, DIE LINKE sowie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, von Wirtschaftsbeteiligten,<br />
Vereinen <strong>und</strong> Kirchengemeinden getragen wird.<br />
Unsere Bürgerinitiative fordert den dauerhaften Erhalt der genannten Regionalbahnlinien,<br />
die Entwicklung eines regionalen Verkehrskonzeptes <strong>für</strong> die Landkreise Ostprignitz-Ruppin<br />
<strong>und</strong> Prignitz auf der Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens <strong>und</strong><br />
unter Einbeziehung aller Beteiligten - heute Morgen fanden dazu offensichtlich recht<br />
konstruktive Gespräche statt, mit deren Ergebnis das hoffentlich auf einen guten<br />
Weg gebracht wird - <strong>und</strong> den Erhalt der Fahrkartenschalter in unserer Region.<br />
Schließlich machen die Menschen die Erfahrung - insbesondere ältere Bürger -, dass<br />
sie mit den angebotenen Automaten nicht zurechtkommen. Dabei spielt sicherlich<br />
eine Rolle, dass ein Großteil der Automaten regelmäßig defekt ist. Wenn man über<br />
den Defekt informiert, kommt man sich wiederum vor wie ein Schwerverbrecher, da<br />
einem sofort unterstellt wird, man wolle den Fahrpreis prellen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 6<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Mit der vom <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> vorgesehenen Abbestellung<br />
der genannten Regionalbahnlinien wird ein großer Teil der Landkreise Ostprignitz-Ruppin<br />
<strong>und</strong> Prignitz vom schienengeb<strong>und</strong>enen öffentlichen Personennahverkehr<br />
abgekoppelt. Eine Abbildung dazu wurde Ihnen über das Ausschusssekretariat zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Die Behauptung, dass eine hinreichende Erschließung durch die Linien RE 2 <strong>und</strong><br />
RE 6 erfolge, trifft nicht zu; denn die Linie RE 2 verläuft am südlichen Rand der<br />
Landkreise, womit die auf Brandenburger Territorium liegenden Landkreise nur sehr<br />
begrenzt erschlossen werden. Auch die Linie RE 6 erschließt weite Gebiete nicht.<br />
Darüber hinaus ist sie im berlinfernen Raum durch ungünstige Taktfrequenzen <strong>und</strong><br />
Anschlusszeiten sowie durch die zum Teil niedrige Fahrgeschwindigkeit - Stichwort:<br />
Blumen pflücken beim Transport - wenig attraktiv.<br />
Das Land steht auch in den dünner besiedelten <strong>und</strong> peripheren Gebieten Brandenburgs<br />
in der Pflicht zur Daseinsvorsorge, wobei es um das Thema Mobilität geht.<br />
Insbesondere Jugendliche, ältere Menschen <strong>und</strong> diejenigen, die sich kein Auto leisten<br />
können oder wollen, haben ein Recht auf Mobilität. Sie, Herr Minister, haben das<br />
im Frühjahr - ich glaube, kurz vor Ostern - unter Bezugnahme auf die Spritpreise betont.<br />
Die Linien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 garantieren in unserem Bereich die Mobilität in weiten<br />
Teilen der Landkreise Ostprignitz-Ruppin <strong>und</strong> Prignitz. Die Menschen in unserer Region<br />
haben den Eindruck, dass sich das Land mit dem Plan, diese Linien abzubestellen,<br />
offensichtlich aus seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge in einem zugegebenermaßen<br />
dünn besiedelten <strong>und</strong> peripheren Gebiet Brandenburgs entziehen möchte. Insofern<br />
ist hier eine politische Entscheidung gefordert, die verdeutlicht, dass das Land<br />
dieser Pflicht auch in unserer Region nachkommt. Jede andere Entscheidung wird<br />
dazu führen, dass dieses Thema in den nächsten Wahlkämpfen - welcher Partei<br />
auch immer Sie angehören - zumindest in unserer Region zentral wird.<br />
Die Pläne des <strong>Ministerium</strong>s sehen vor, die Stadt Kyritz als einziges - oder vielleicht<br />
nur als erstes - Mittelzentrum in Brandenburg vom schienengeb<strong>und</strong>enen öffentlichen<br />
Personennahverkehr abzukoppeln, womit weiter gehende strukturelle Dinge in eine<br />
Situation gebracht werden, in der dieses Mittelzentrum die ihm übertragene Funktion<br />
möglicherweise nur noch teilweise erfüllen kann.<br />
Nur die gleichzeitige Benutzung der im Bahnbereich bestehenden <strong>Infrastruktur</strong>en -<br />
der Gleise <strong>und</strong> anderweitige <strong>Infrastruktur</strong> - <strong>für</strong> die Personenbeförderung <strong>und</strong> den Güterverkehr<br />
kann wirtschaftlich erfolgreich sein. Ohne diese Kombination können zumindest<br />
in unserem Bereich die Bahnanlagen nicht erhalten werden. Sie werden<br />
dann entweder zurückgebaut oder - das ist wohl am wahrscheinlichsten - am Ende<br />
dem Verfall überlassen.<br />
Die Abbestellung der beiden Bahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 wird vom <strong>Ministerium</strong> mit<br />
der angeblich geringen Auslastung begründet. Zudem wird behauptet, der Betrieb sei<br />
ökologisch nicht vertretbar.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 7<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Jedoch haben die vom <strong>Ministerium</strong> bzw. vom VBB vorgelegten Zahlen zur angeblichen<br />
Anzahl der Reisenden einem Vergleich mit regional erhobenen Daten nicht<br />
standgehalten. Des Weiteren musste eingeräumt werden, dass die Zahlen nicht mit<br />
der gebotenen Präzision erhoben wurden, welche der VBB selbst fordert.<br />
Abgesehen davon, dass die Daseinsvorsorge des Landes unabhängig von der Auslastung<br />
der Linien erfolgt <strong>und</strong> nicht nachvollziehbar ist, warum in einem dünner besiedelten<br />
Gebiet die gleiche Mindestanforderung an Personen zur Auslastung gelten<br />
soll wie im sogenannten Speckgürtel um Berlin, haben sich die vom Land vorgelegten<br />
Daten als nicht belastbar erwiesen.<br />
Selbst wenn man diesen Zahlen glauben sollte, gibt es Erklärungen <strong>für</strong> die Rückgänge.<br />
Sie sind die Folge einer Politik, welche die Nutzung der Bahn in den letzten Jahren<br />
durch ungünstige Anschlüsse, Ausdünnung der Takte, fehlende Informationen,<br />
heruntergekommene oder kaum Schutz vor Witterungseinflüssen bietende Haltestellen<br />
von Bahnhöfen sowie häufig defekte <strong>und</strong> benutzerunfre<strong>und</strong>liche Fahrkartenautomaten<br />
immer weniger attraktiv gemacht haben. Dort muss angesetzt <strong>und</strong> kann etwas<br />
geändert werden <strong>und</strong> nicht, indem man Linien abbestellt.<br />
Auch die Behauptung, der Betrieb der Strecken sei ökologisch nicht vertretbar, wurde<br />
vom <strong>Ministerium</strong> uns gegenüber bisher argumentativ nicht untersetzt. Auch wenn es<br />
zweifellos dringend geboten ist, Schienenfahrzeuge zu entwickeln <strong>und</strong> einzusetzen,<br />
die ökologisch sinnvoll operieren können, so ist es in jedem Fall ökologisch ungünstig,<br />
wenn die bisherigen Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer der Strecken gezwungen werden,<br />
mit dem Auto zu fahren, soweit sie sich das überhaupt leisten können. Da es kaum<br />
attraktiv sein könnte, einen der dann weit entfernt liegenden Bahnhöfe in der Region<br />
mit dem Pkw anzusteuern, um anschließend mit der Bahn an den Zielort zu gelangen,<br />
werden die Pläne des <strong>Ministerium</strong>s auch die Auslastung der zunächst noch zum<br />
Erhalt vorgesehenen Strecken reduzieren <strong>und</strong> somit den Bestand weiterer Strecken<br />
in unserer Region gefährden.<br />
Die Forderung nach dem Erhalt der Regionalbahnlinien in unserer Region muss mit<br />
einem regionalen Nahverkehrskonzept verb<strong>und</strong>en werden, in dem die Bahnlinien auf<br />
den Prüfstand gebracht werden. Auch andere öffentliche Verkehrsmittel gehören auf<br />
den Prüfstand. Insofern fordern wir, dass ein regionales Nahverkehrskonzept auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens entwickelt wird, bei dem das <strong>Ministerium</strong>,<br />
die Landkreise, die betroffenen Gemeinden <strong>und</strong> alle Betroffenen in der Region - auch<br />
wir als Bürgerinitiative - beteiligt werden. - Vielen Dank.<br />
(Stellungnahme der Bürgerinitiative - Anlage 1)<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Schönen Dank, Herr Prof. Dr. Conraths. - Als nächster Anzuhörender erhält Herr Renado<br />
Kropp von der DB Regio AG das Wort.
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Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
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Herr Kropp (DB Regio AG):<br />
Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Zunächst herzlichen<br />
Dank <strong>für</strong> die Einladung. Wir freuen uns immer, wenn unsere langjährigen verkehrsplanerischen<br />
Erfahrungen weiterhin in die Diskussion eingebracht werden können.<br />
Gestatten Sie mir zu Beginn - vor Benennung konkreter Punkte - einige allgemeine<br />
Anmerkungen zum vorliegenden Entwurf des Landesnahverkehrsplans: Aus unserer<br />
Sicht ist das vorliegende Dokument ein sehr ehrliches, welches auf Kontinuität setzt<br />
<strong>und</strong> die Rahmenbedingungen klar benennt, aber darauf verzichtet, Illusionen <strong>und</strong><br />
Versprechungen zu machen, die aufgr<strong>und</strong> der Rahmenbedingungen nicht realisiert<br />
werden können.<br />
Ziel dieses Nahverkehrsplans ist es, sicherzustellen, dass die erfolgreiche Entwicklung<br />
des Schienenpersonennahverkehrs der vergangenen Planperiode unter den<br />
ändernden Rahmenbedingungen weiter fortgesetzt werden kann. Das liegt einerseits<br />
an der sich verschärfenden finanziellen Situation <strong>und</strong> andererseits an der soziodemografischen<br />
Entwicklung im Land Brandenburg. Dies belegt ein kurzer Rückblick<br />
auf die Entwicklung der vergangenen Periode. In der Region haben wir eine kontinuierliche<br />
Stärkung der nachfragestarken, SPNV-relevanten Relationen durchgeführt.<br />
Die Konzentration <strong>und</strong> der Einsatz finanzieller Mittel auf diesen Strecken führten dazu,<br />
dass sich die Nachfrage auf diesen RE-Strecken ständig - es gibt Fahrgastzuwächse<br />
im zehnstelligen Bereich - erhöhte.<br />
Zugleich gibt es im Land Brandenburg die Konzentration auf eine Auswahl nachfragestarker<br />
Strecken im Nebennetz, die zwischenzeitlich auf einen attraktiven zeitgemäßen<br />
Standard - unter anderem die Strecke Brandenburg-Rathenow - umgebaut<br />
wurden, wodurch die Fahrzeit deutlich verkürzt werden konnte. Zudem wurde damit<br />
die Voraussetzung <strong>für</strong> eine positive nachhaltige Nachfrageentwicklung auf diesen<br />
Strecken geschaffen. Somit entstand im Ergebnis ein SPNV-Netz im Land, welches<br />
auf nachfragestarken RE- <strong>und</strong> RB-Strecken beruht, <strong>und</strong> ein Ergänzungsnetz mit ausgewählten<br />
Regionalbahnlinien als Zubringer, die Regionalexpresslinien <strong>und</strong> ausgewählte<br />
Regionalbahnlinien stärkt.<br />
Dies führte in der Vergangenheit zu erheblichen Einschnitten. Strecken bzw. der<br />
SPNV wurden in größerem Maße abbestellt <strong>und</strong> die Bedienung wurde zum Teil vom<br />
ÖPNV übernommen. Infolge dessen gab es einen Rückbau der <strong>Infrastruktur</strong>. Letztlich<br />
war es so dauerhaft möglich - das zeigen die Erfahrungen -, den SPNV auf einem<br />
Kernnetz - in hoher Qualität, dichter Taktfolge, mit kurzen Reisezeiten, zuverlässig<br />
<strong>und</strong> pünktlich sowie finanzierbar - auch künftig zu sichern. Somit ist der<br />
Gr<strong>und</strong>stein <strong>für</strong> Nachfragesteigerungen in der Zukunft gelegt.<br />
Zugleich sehen wir Handlungsbedarf in der Fläche; denn die eben genannten Rahmenbedingungen<br />
sind darauf angewiesen, dass das Flächenland Brandenburg weiterhin<br />
bedient wird. Die Daseinsvorsorge ist eine Gr<strong>und</strong>aussage im vorliegenden<br />
Landesnahverkehrsplanentwurf.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 9<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Dabei muss in der Fläche die Zubringerfunktion unter den endenden soziodemografischen<br />
Bedingungen - immer weniger Menschen in der Fläche <strong>und</strong> Überalterung der<br />
Gesellschaft - organisiert werden. Diese Fragen müssen in der nächsten Periode<br />
beantwortet werden.<br />
Nun zu einzelnen Punkten im Landesnahverkehrsplan, die <strong>für</strong> uns besonders wichtig<br />
sind. Ein Kernsatz ist: Bus- <strong>und</strong> Bahnkonzepte zur Identifikation von Maßnahmen zur<br />
Erhöhung des ÖPNV-Potenzials müssen erarbeitet werden. - Dies begrüßen wir<br />
ausdrücklich, weil damit das von mir Gesagte unterstützt wird.<br />
Die Zubringerfunktion im Flächenland Brandenburg muss gewährleistet werden, um<br />
nachhaltig die Nachfrage in den SPNV-Produkten sicherzustellen. Bei den diesbezüglichen<br />
Themen - Verknüpfungspunkte, Taktdichte <strong>und</strong> Anschlusssicherung - ist<br />
Handlungsbedarf notwendig. - Diesen Fragen muss man sich in Zukunft stellen.<br />
Der zweite wesentliche Punkt im Landesnahverkehrsplan ist das klare Bekenntnis<br />
zum gemeinsamen Verkehrsraum Berlin-Brandenburg. Das ist eine der Gr<strong>und</strong>voraussetzungen,<br />
um den SPNV erfolgreich weiterzuentwickeln. Keines der beiden<br />
Länder kann seine Bedürfnisse allein organisieren oder befriedigen. Insofern ist es<br />
notwendig, das SPNV-Netz zu verknüpfen, um unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />
ein Optimum zu erreichen.<br />
Ebenso wichtig ist die Verknüpfung mit den Nachbarländern Mecklenburg-<br />
Vorpommern, Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Sachsen. Im Wesentlichen fahren wir mit geb<strong>und</strong>enen<br />
Regionalexpresslinien. Dabei müssen die einzelnen Verkehrskonzepte der<br />
Nachbarländer mit denen in Brandenburg <strong>und</strong> Berlin zumindest an den Verknüpfungspunkten<br />
übereinstimmen. Ziel muss es dabei sein, eine Optimierung in der Zusammenarbeit<br />
zwischen den Ländern zu erreichen, um die gemeinsamen Ziele, die<br />
man im SPNV auf diesen Strecken erreichen möchte, zu erzielen.<br />
Der Wachstumsmarkt Polen ist natürlich ein Kernbestandteil des Nahverkehrsplanes.<br />
Hier<strong>für</strong> wurde bereits der Gr<strong>und</strong>stein gelegt; denn es gibt ein gutes Nahverkehrsangebot<br />
in Richtung Stettin. Natürlich muss die <strong>Infrastruktur</strong> auf dieser Strecke weiter<br />
ausgebaut werden. Dabei braucht es <strong>für</strong> die Entwicklung vor allem Geduld. In diesem<br />
Bereich können wir nicht die rasanten Nachfragezahlen nachweisen wie bei den<br />
Brandenburg-Berliner Linien. Vielmehr ist hier ein langsam steigendes Aufkommen<br />
zu erkennen, das jedoch beständig <strong>und</strong> nachhaltig ist, sodass hier der Wachstumsmarkt<br />
<strong>für</strong> die Zukunft liegt.<br />
Entscheidend beim gemeinsamen Verkehrsraum Berlin-Brandenburg ist die Entwicklung<br />
des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg. Hierzu wurden im vorliegenden<br />
Entwurf Anbindungen dieses Flughafens an den SPNV dargestellt. Dennoch gibt es<br />
hier weiteren Handlungsbedarf. Es muss aber die Entwicklung - unter anderem die<br />
künftige Ausrichtung der Verkehrsströme - abgewartet werden, um den Flughafen<br />
nachhaltig zu entwickeln.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 10<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Des Weiteren sind Tarifgerechtigkeit <strong>und</strong> Nachfrageelastizität wichtig, die im Nahverkehrsplan<br />
dargelegt sind. Hinsichtlich der Daseinsvorsorge im Flächenland Brandenburg<br />
ist eine differenzierte Betrachtung der Tarifsituationen - einerseits im Ballungsraum<br />
Berlin <strong>und</strong> andererseits in der Fläche - notwendig. Nur vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
sollte man das Thema „Tarifharmonisierung“ betrachten. Hier wird eine unterschiedliche<br />
Entwicklung zwischen den genannten Bereichen notwendig sein, um den sich<br />
stark entwickelnden Ballungsraum Berlin tariflich nicht von der Fläche abzukoppeln.<br />
Das Thema „Produktphilosophie“ wurde ebenfalls im vorliegenden Entwurf genannt.<br />
Diesbezüglich verfolgte das Land Brandenburg bisher eine sehr klare Philosophie:<br />
einerseits Regionexpresslinien, andererseits Regionalbahnlinien als Ergänzung der<br />
RE-Linien. Mittlerweile ist es gelungen, alle hier in der Region fahrenden Verkehrsunternehmen<br />
einheitlich in diese Produktphilosophie einzubeziehen. Das ist die Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> die erfolgreiche Entwicklung dieser Produkte, die man in Zukunft stärken <strong>und</strong><br />
weiterentwickeln sollte; denn in unserer Region - im Vergleich zu anderen Regionen<br />
Deutschlands - haben die K<strong>und</strong>en eine sehr starke Bindung an diese Produktphilosophie.<br />
Dies sollten wir auf jeden Fall weiterentwickeln.<br />
Abschließend nun noch kurz zu den genannten Zielnetzen: Beim Zielnetz 2013 werden<br />
alle genannten Punkte - im Wesentlichen zum Fahrplanwechsel - umgesetzt.<br />
Zudem wird zum Fahrplanwechsel das Netz „Stadtbahn“ komplettiert. Auch die Punkte<br />
zu den RE 1 <strong>und</strong> RE 7 <strong>und</strong> die Verdichtung der RB 21 <strong>und</strong> RB 22 in Richtung Berlin<br />
werden realisiert, sodass das Zielnetz 2013 im Wesentlichen umgesetzt ist. Die<br />
Zielnetze 2016 stehen dann künftig auf der Tagesordnung.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Schönen Dank, Herr Kropp. - Nun erhält Herr Podzuweit das Wort.<br />
Herr Podzuweit:<br />
Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren! Der<br />
am 06.11.2012 vorgelegte Entwurf des neuen Landesnahverkehrsplanes schließt<br />
sich fast nahtlos an seinen Vorgänger an. Das ist einerseits aufgr<strong>und</strong> des Signalisierens<br />
von Stabilität positiv zu bewerten, andererseits wäre jedoch eine Fortentwicklung<br />
mit visionären Ansätzen nach dem Erreichen des Peak-Oil <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
des gesamten Sektors des öffentlichen Personennahverkehrs in Brandenburg notwendig<br />
gewesen. Dazu gehören unter anderem klare Definitionen, künftige Verknüpfungspunkte<br />
zwischen übrigem öffentlichen Personennahverkehr, Schienenpersonennahverkehr<br />
<strong>und</strong> Schienenpersonenfernverkehr zu den Darstellungen wie das zu<br />
erwartende Fahrgastaufkommen, das auch durch die Inbetriebnahme des Flughafens<br />
BER <strong>und</strong> der daraus resultierenden Maßnahmen generiert werden wird.<br />
Die gegenseitige Berücksichtigung der Nahverkehrspläne von Brandenburg <strong>und</strong> Berlin<br />
funktioniert hoffentlich - der Absatz dazu war recht kurz -; denn in beiden Ländern<br />
gibt es unterschiedliche Rahmenbedingungen. Zudem hat Berlin dabei auch mehr<br />
Einwohner pro Flächeneinheit zu beachten.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 11<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Insofern wäre eine finanzielle Unterstützung von dem einen oder anderen Regionalbahn-<br />
oder Regionalexpress-Projekt aus Berlin heraus erwünscht <strong>und</strong> nicht, dass<br />
Brandenburg nach Berlin hineinfährt <strong>und</strong> das auch noch bezahlen muss.<br />
Die Raumentwicklung in Brandenburg sollte sich am europäischen Konzept orientieren<br />
<strong>und</strong> die Region in der Entwicklung berücksichtigen. Das geschieht leider nicht im<br />
erforderlichen Maß. Demzufolge konzentriert sich der Landesnahverkehrsplan auf die<br />
europäischen Korridore. Dies ist auch richtig, dennoch benötigen wir nicht ausschließlich<br />
die Radialverbindung mit Berlin in der Mitte, sondern auch Tangentialverbindungen<br />
im Land, die die Regionen stärken. Wenn es nicht überall Eisenbahnverkehr<br />
gibt, ist es sicherlich logisch, ein wenig nach den landesbedeutsamen, im Landesnahverkehrsplan<br />
angedachten Buslinien zu fragen; denn diese hätten durchaus<br />
Wirkungsmöglichkeiten <strong>und</strong> könnten das eine oder andere Angebot unterbreiten.<br />
Des Weiteren ist der Schienenpersonenfernverkehr sehr wichtig; denn mit dem Nahverkehr<br />
sind die derzeit existenten Linien nicht auf Dauer fahrgastfre<strong>und</strong>lich zu realisieren.<br />
Wir haben auf langen Entfernungen im Regionalverkehr entsprechend lange<br />
Fahrzeiten, die sich nicht ausschließlich durch Haltepunktschließungen kompensieren<br />
lassen. Die Eisenbahn- <strong>und</strong> Verkehrsgewerkschaft hat diesbezüglich die Einführung<br />
interregionaler Verbindungen im Fernverkehr gefordert. Es wäre begrüßenswert,<br />
wenn unsere Landesregierung gemäß Artikel 87e Absatz 4 GG hier ein wenig<br />
stärker gegenüber dem B<strong>und</strong> agieren würde. Darin heißt es:<br />
„Der B<strong>und</strong> gewährleistet, dass dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen,<br />
beim Ausbau <strong>und</strong> Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen<br />
des B<strong>und</strong>es sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit<br />
diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird.<br />
Das Nähere wird durch B<strong>und</strong>esgesetz geregelt.“<br />
Auf dieses Gesetz warten wir nun schon seit Dezember 1993.<br />
Die SPNV- <strong>und</strong> ÖPNV-Angebote in Richtung Polen sind zu gering. In dem Landesnahverkehrsplan<br />
haben unter anderem die Beziehungen zwischen Zielona Góra <strong>und</strong><br />
Cottbus keinen Eingang gef<strong>und</strong>en. Dabei ist es bedauerlich, dass auf zwei Partnerstädte<br />
keine Rücksicht genommen wird.<br />
Auch die derzeit in Brandenburg praktizierte Ausschreibungspraxis <strong>für</strong> die Wojewodschaften<br />
in Polen ist keine Alternative; denn diese haben eigene Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
<strong>und</strong> sind gemäß EU-Verordnung 1370/2007 in der Lage, inhouse zu<br />
vergeben. Insofern sollte die Haltung des Landes noch einmal geprüft werden.<br />
Zum bereits angesprochenen Thema Flughafen BER möchte ich insbesondere hinsichtlich<br />
Polen noch Folgendes ergänzen: Mehr als 1 Million der Berliner Fluggäste<br />
kamen im vergangenen Jahr aus Polen. Mit der Öffnung des BER wird dies sicherlich<br />
nicht weniger. Jedoch sind die Verbindungen im öffentlichen <strong>und</strong> im Schienenpersonennahverkehr<br />
da<strong>für</strong> auf keinen Fall ausreichend.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 12<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Aber auch der Südwesten des Landes Brandenburg ist ähnlich schlecht angeb<strong>und</strong>en.<br />
Die Bürger müssen immer zunächst nach Berlin fahren, um anschließend zu ihrem<br />
Ziel zu gelangen. Offenbar ist die Berücksichtigung des südlichen Berliner Außenringes<br />
ein wenig zu kurz gekommen. Da<strong>für</strong> könnten Turmbahnhöfe zum Umsteigen ohne<br />
zusätzliche Zugkilometer eine verbesserte Anbindung aus Richtung Belzig, Jüterbog<br />
<strong>und</strong> Luckenwalde sowie aus Dessau <strong>und</strong> aus der Lutherstadt Wittenberg bieten.<br />
Nun noch ein Hinweis zur Finanzierung des ÖPNV in Brandenburg: Seit mindestens<br />
1998 werden <strong>für</strong> diesen keine Landesmittel, sondern nur noch B<strong>und</strong>esmittel aufgewendet.<br />
Das im Landesnahverkehrsplan beschriebene Ziel, die Mobilität der Bevölkerung<br />
nachhaltig zu sichern, wird nicht erreicht werden können, wenn sich das Land<br />
konsequent aus jeglicher Finanzierungsverantwortung zurückzieht. Dies wird der<br />
B<strong>und</strong> auf Dauer nicht tolerieren. Insofern wäre die Kofinanzierung des Gesamtsystems<br />
ÖPNV aus Finanzmitteln des Landes Brandenburg, die an eine entsprechende<br />
Prioritätensetzung der Landesregierung geb<strong>und</strong>en wäre, eine logische Folgerung.<br />
Fazit: Generell sollte darauf geachtet werden, dass es mit diesem Landesnahverkehrsplan<br />
nicht wieder eine Politik mit Haltepunktschließungen <strong>und</strong> streckenweisen<br />
Stilllegungen gibt. Angesichts des Überschreitens des Peak-Oil vor zwei Jahren wären<br />
dies die schlechtesten Maßnahmen. Für Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger in der Fläche<br />
Brandenburgs Einschränkungen vorzunehmen trägt nämlich nicht dazu bei, die Bevölkerung<br />
in unserem Land zu halten.<br />
Insofern bleibt zu hoffen, dass die zahlreichen Hinweise von Kommunen, Landkreisen<br />
<strong>und</strong> Verbänden in diesen Plan Eingang finden; denn dies ist ungenutztes Potenzial<br />
- auch von den in vielen Landkreisen vorhandenen Nahverkehrsbeiräten. Künftig<br />
sollte eine engere Zusammenarbeit zwischen Landesregierung <strong>und</strong> den nach einer<br />
Evaluierung des ÖPNV-Gesetzes vielleicht wieder pflichtigen Nahverkehrsbeiräten<br />
angestrebt werden. Schließlich wird in kleinteiligen regionalen Konzepten erstaunlich<br />
viel <strong>für</strong> die Verknüpfung der öffentlichen Verkehrsträger <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Erhöhung ihrer<br />
Attraktivität getan. - Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Schönen Dank, Herr Podzuweit. - Als nächster Anzuhörender erhält Herr Mager <strong>für</strong><br />
tjm-consulting mobilitätsmanagement das Wort.<br />
Herr Mager (tjm-consulting mobilitätsmanagement):<br />
Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Ich möchte auf das Kapitel<br />
1.2 im Landesnahverkehrsplan „Aufstellung des LNVP im Dialog“ Bezug nehmen.<br />
Bei Betrachtung der Seite 3 wird die Anzahl der beteiligten Akteure - insgesamt 44,<br />
davon 13 Gemeinden, zwei Regionalplanungsgemeinschaften, diverse andere Organisationen<br />
<strong>und</strong> neun Bürger - ersichtlich.<br />
Der Landesnahverkehrsplan richtet sich in der Angebotsplanung <strong>und</strong> -erstellung an<br />
die Bürger. Betrachtet man den Rückhalt in der Bürgerschaft, fällt das Ergebnis recht<br />
mager aus. Dies ist aus Sicht des Landes nicht zufriedenstellend.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 13<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Planungskultur heißt jedoch auch Beteiligungskultur. Sicherlich ist die Balance<br />
schwierig, einerseits Angebote zurückzunehmen <strong>und</strong> Strecken abzubauen, andererseits<br />
in den Gebieten, in denen eine verstärkte Nachfrage besteht - unter anderem im<br />
Ballungskern -, um die Angebote zu steigern, was jedoch aus Kostengründen nicht<br />
möglich ist. Dennoch muss man dem gerecht werden. Wird der Landesnahverkehrsplan<br />
aber in seiner derzeitigen Form beschlossen, werden sich die Jubelrufe sicherlich<br />
in Grenzen halten, die Proteste dagegen sehr groß sein.<br />
„Stuttgart 21“ ist ein ähnliches Beispiel. Dieses Projekt wurde mehr als zehn Jahre<br />
geplant, wozu sich jedoch kein Bürger geäußert hat. Als dann aber die Bagger anrollten,<br />
war das Protestverhalten groß. Dieses Ausmaß wird es bei dem Landesnahverkehrsplan<br />
in Brandenburg sicherlich nicht geben, dennoch müssen sich Ausschuss<br />
<strong>und</strong> Landesregierung die Frage stellen: Wie kann man dieses gewählte Verfahren<br />
noch optimieren bzw. reparieren?<br />
Sie müssen zum Beispiel aus Betroffenen Beteiligte machen. Dies ist unter anderem<br />
möglich, indem man den regionalen Rückhalt sucht. Schließlich soll eine Beteiligung<br />
der Betroffenen dazu dienen, frühzeitig einen offenen <strong>und</strong> kontinuierlichen Dialogprozess<br />
zu gewährleisten. Bisher hat dies offenbar nicht funktioniert.<br />
Wenn Sie jedoch die Ängste der Betroffenen einfangen <strong>und</strong> die be<strong>für</strong>chteten Beeinträchtigungen<br />
bei der Angebotsreduzierung oder die Enttäuschung über nicht erfolgte<br />
Angebotsausweitungen in positive Energie umwandeln wollen, dann müssen Sie mit<br />
den Kollegen <strong>und</strong> Bürgern vor Ort in einen kontinuierlichen Dialogprozess treten;<br />
denn vor Ort gibt es erheblichen Sachverstand. Nicht nur Vereine <strong>und</strong> Verbände,<br />
sondern auch viele Beteiligte kennen die Situation vor Ort sehr gut - manchmal sogar<br />
besser als diejenigen, die Verantwortung zeigten sollten. Wenn Sie dann noch beachten,<br />
dass Herr Ramsauer gerade ein Handbuch zur Beteiligung von Bürgern in<br />
solchen Planungsprozessen vorgelegt hat, wird ersichtlich, dass Entscheidungsspielräume<br />
vorhanden sind.<br />
Es geht darum, die Bürger besser einzubinden <strong>und</strong> regionale Wertschöpfung zu betreiben;<br />
denn die Menschen vor Ort wissen meistens am besten, was sie brauchen.<br />
Bevor man Strecken stilllegt, sollte man mit den Menschen vor Ort sprechen, inwieweit<br />
Potenziale vorhanden sind, die noch gehoben werden können. Geschieht dies<br />
aus der Ferne, fühlen sich die Menschen bevorm<strong>und</strong>et. Erfolgt es dagegen im regionalen<br />
Konsens, kann man es gemeinsam - wenn es darum geht, Gelder vor Ort zu<br />
beschaffen oder regionale Partnerschaften zu bilden - bewältigen.<br />
Wenn das gelingen soll, muss man die Menschen frühzeitig einbinden, offen <strong>und</strong> fair<br />
mit den Menschen umgehen <strong>und</strong> keinen fertigen Plan vorlegen. In Workshops <strong>und</strong><br />
entsprechenden Foren muss man mit den Bürgern zusammensitzen <strong>und</strong> versuchen,<br />
Ergebnisse auf Augenhöhe herauszuarbeiten; denn die Menschen fühlen sich nicht<br />
wertgeschätzt, wenn über ihre Köpfe hinweg Dinge auf den Weg gebracht werden.<br />
Insofern muss die Vorbereitung eines solchen Planwerks im Vorfeld erfolgen. Andere<br />
B<strong>und</strong>esländer sind diesbezüglich mit positivem Beispiel vorangegangen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 14<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Es bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung das Landesnahverkehrsplans regional gespiegelt,<br />
nachgebessert <strong>und</strong> <strong>für</strong> den nach dem Jahr 2017 folgenden Plan bereits<br />
Vorarbeit geleistet wird, um nicht beim nächsten Mal einen Aufguss des alten Plans<br />
zu fertigen. Insofern bedarf es einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung zur Verbesserung<br />
der Planung. So können Sie Konflikte vor Ort vermeiden <strong>und</strong> auch, dass Ihre Arbeit,<br />
die Sie zweifelsohne hineingesteckt haben, nicht gewürdigt wird.<br />
Da<strong>für</strong> gibt es viele Möglichkeiten. Der zur Verfügung stehende Baukasten ist groß.<br />
Unter anderem über die neuen Medien können Sie die Menschen einbinden. Doch<br />
zunächst muss über das Planwerk informiert werden. Anschließend begibt man sich<br />
mit den Bürgern in eine Konsultation, wobei sie ihre Meinung äußern sollen. Es wird<br />
also zunächst die Meinung der Bürger vor Ort angehört, bevor man in ein kooperatives<br />
Verhältnis geht <strong>und</strong> eine Mitsprache auf Augenhöhe stattfindet.<br />
Eine enge Verzahnung von informeller <strong>und</strong> formeller Beteiligungspraxis führt zu einem<br />
vernünftigen <strong>und</strong> durch die Bevölkerung gewürdigten Ergebnis. Letztlich ist die<br />
Qualität des Beteiligungsprozesses entscheidend <strong>für</strong> eine erfolgreiche Umsetzung<br />
des Vorhabens. Herr Franz <strong>und</strong> Herr Kropp haben den Rahmen gesteckt, der sicherlich<br />
nicht unkritisch umzusetzen sein wird.<br />
Was können Sie noch unternehmen? - Sie können im Zuge einer Beteiligung die<br />
Bürger informieren <strong>und</strong> gemeinsam mit den Landkreisen <strong>und</strong> den größeren Städten<br />
Bürgersprechst<strong>und</strong>en abhalten, um herauszufinden, wie Potenziale noch zu heben<br />
sind, um ungünstige Faktoren - unter anderem Stilllegung von Strecken bzw. Angebotsrücknahmen<br />
- herauszufinden <strong>und</strong> Konzepte zu entwickeln, um auch in Zeiten<br />
knapper Kassen Ausbauten vornehmen zu können.<br />
Die Bürger brauchen <strong>für</strong> die Artikulierung ihrer Meinung Unterstützung, da das sogenannte<br />
Planer-Latein zum Teil schwer verständlich ist, auch wenn wir uns bemühen -<br />
ich selbst bin Stadt- <strong>und</strong> Verkehrsplaner -, bürgergerecht zu sprechen. Diesbezüglich<br />
muss das <strong>Ministerium</strong> unterstützend wirken <strong>und</strong> den Menschen vor Ort einen Berater<br />
zur Verfügung stehen, der beim Austausch <strong>und</strong> bei der Diskussion hilft.<br />
Begrüßenswert wäre ein Dialogforum während der Umsetzung des Landesnahverkehrsplanes,<br />
das über eine Auftaktveranstaltung in den Regionen umgesetzt wird<br />
<strong>und</strong> in Workshops unter anderem die Ergebnisse des Landesnahverkehrsplans kritisch<br />
beleuchtet. Das sollte am besten durch moderierte Foren erfolgen, um beim<br />
Aufeinandertreffen von Landesvertretern <strong>und</strong> Bürgern die Spitzen herauszunehmen.<br />
Zudem sollten Sie ergebnisoffen in den Prozess gehen <strong>und</strong> gegebenenfalls mit einer<br />
Stärken-/Schwächenanalyse die Problemlage beleuchten. Das Ganze kann abschließend<br />
in den Regionen widergespiegelt werden.<br />
Letztlich sollte dann bekannt gegeben werden, dass der Prozess nach 2017 so erfolgen<br />
soll, wie eingangs geschildert. Diese Bekanntgabe kann über die neuen Medien<br />
erfolgen, um auch die Jüngeren <strong>und</strong> nicht professional Agierenden einzubeziehen;<br />
denn die Zukunft des Landes liegt bei den jungen Mitbürgern.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 15<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Möglicherweise betreiben Sie die Umsetzung des Nahverkehrsplanes - um es etwas<br />
populistisch zu formulieren - als Event, indem Sie die Menschen offen beteiligen <strong>und</strong><br />
auf Augenhöhe einbeziehen. - Danke.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Schönen Dank, Herr Mager. - Nun erhält Herr Weis von der MGW Beratungsgesellschaft<br />
mbH das Wort.<br />
Herr Weis (MGW Beratungsgesellschaft mbH):<br />
Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren! Nachhaltige<br />
Mobilität ist das Thema des Landesnahverkehrsplanes <strong>für</strong> Brandenburg. Die<br />
Rand- <strong>und</strong> Rahmenbedingungen dazu wurden bereits genannt, weshalb ich sie lediglich<br />
kurz zusammenfasse: Wir haben einen stark wachsenden engeren Verflechtungsraum<br />
mit steigenden Anforderungen an das Verkehrsaufkommen - also mehr<br />
Menschen, die transportiert <strong>und</strong> befördert werden wollen -, wir haben eine Region, in<br />
der es einen Rückgang von Einwohnern gibt, in der dennoch berechtigte Forderungen<br />
nach Erschließung im ÖPNV bestehen, <strong>und</strong> wir haben eine <strong>Infrastruktur</strong>, die weiter<br />
ausgebaut werden muss - Herr Franz hat exemplarisch die beiden Strecken Richtung<br />
Breslau <strong>und</strong> Stettin benannt -, was zusätzliches Geld erfordert.<br />
Welche Antwort gibt der Landesnahverkehrsplan auf diese Herausforderungen? -<br />
Konzentration auf das bisherige Geschäftsmodell <strong>und</strong> an der einen oder anderen<br />
Stelle Reduktion des Angebotes wegen der steigenden Kosten. Klar ist auch, dass<br />
die in der Vergangenheit den einen oder anderen Euro einsparenden Ausschreibungen<br />
in der nächsten Periode - zweite <strong>und</strong> dritte Welle, wie Herr Franz richtigerweise<br />
sagte - keine zusätzlichen Effekte bringen werden, was perspektivisch bei steigenden<br />
<strong>Infrastruktur</strong>- <strong>und</strong> Gestehungskosten in der Produktion - ich erinnere nur an die steigenden<br />
Energieaufwendungen - dazu führt, dass die Schere sich an der einen oder<br />
anderen Stelle schließen wird. Das kann nicht gewollt sein; denn wir wollen mit dem<br />
Plan nachhaltige Mobilität <strong>für</strong> Brandenburg erzeugen.<br />
Insofern sind neue Antworten <strong>und</strong> Ideen - sicherlich mit Veränderungen in den verschiedenen<br />
Geschäftsmodellen - gefragt, um mit neuen Vorstellungen <strong>und</strong> dem einen<br />
oder anderen zusätzlichen Euro, den man in das System durch Partnerschaften<br />
einbringen kann, neue Angebote zu ermöglichen <strong>und</strong> das Angebot an der einen oder<br />
anderen Stelle nicht zurückschneiden zu müssen, sondern sogar auszubauen.<br />
Worin liegt die Chance? - Aus meinem Blickwinkel liegt sie in allen Bereichen; denn<br />
mit neuen Konzepten auf der regionalen Ebene zur <strong>Infrastruktur</strong>, zum Betrieb <strong>und</strong> zu<br />
Ausschreibungen werden sich Veränderungen gestalten lassen, die Geld freisetzen.<br />
Darum muss man sich im Rahmen der Umsetzung dieses Nahverkehrsplans bemühen.<br />
Die Öffnungen sind da, um das zu ermöglichen, weshalb man darauf den<br />
Schwerpunkt legen sollte, um das System in den nächsten Jahren schrittweise weiterzuentwickeln<br />
<strong>und</strong> zu ertüchtigen. Ansonsten wird es zu den Diskussionen kommen,<br />
die bereits mehrfach angesprochen wurden.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 16<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich darf daran erinnern, dass Herr Conraths die berechtigten Interessen der Region<br />
deutlich artikuliert <strong>und</strong> Herr Mager das Kreativitätspotenzial der Menschen vor Ort in<br />
den Mittelpunkt gestellt hat. Dies müssen wir nutzen, um in den einzelnen Segmenten<br />
Ideen zu entwickeln, wie es besser geht.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Schönen Dank, Herr Weis. - Als nächster Anzuhörender erhält Herr Bona <strong>für</strong> den<br />
Berlin-Brandenburgischen Bahnk<strong>und</strong>enverband das Wort.<br />
Herr Bona (Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband):<br />
Danke schön <strong>für</strong> die Einladung. - In Punkt 1.2 ist die Aufstellung im Dialog dargestellt.<br />
Unserer Meinung nach fand dieser Dialog bisher jedoch nicht statt. Vielmehr<br />
war es ein Monolog. Insofern hoffen wir, dass ab heute der offene Dialog beginnt.<br />
Zu meiner Person: Ich habe Verkehrsplanung studiert <strong>und</strong> auf diesem Gebiet einige<br />
Jahre in der Stadtentwicklung - unter anderem in der Landesverwaltung - an Verkehrskonzepten<br />
gearbeitet. Zudem bin ich als Kreistagsabgeordneter in Barnim mit<br />
dem kreislichen Nahverkehrsplan befasst.<br />
Als Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband haben wir des Weiteren den großen<br />
Vorzug, dass wir in Berlin <strong>und</strong> in Brandenburg tätig sein dürfen <strong>und</strong> somit die<br />
Probleme beider Länder kennen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> liegt es uns am Herzen, dass <strong>für</strong><br />
die Metropolenregion ein gemeinsamer Landesnahverkehrsplan geschaffen wird.<br />
Insofern danke ich dem Land <strong>für</strong> die Eröffnung dieses Dialogverfahrens.<br />
Zum Landesnahverkehrsplan selbst: Hierbei handelt es sich um eine Gutbestandsaufnahme.<br />
Auch hinsichtlich der Kooperation mit Polen - das ist sicherlich eine<br />
schwierige Aufgabe - hat man sich bemüht. Vielen Dank, Herr Franz, dass Sie in östlicher<br />
Richtung oft unterwegs gewesen sind.<br />
Nun folgen einige Kritikpunkte, die in Form von Fragen dargestellt sind. Erstens: Ist<br />
die Verknüpfung vor allem Ostbrandenburgs mit Berlin <strong>und</strong> BER gelungen? Zweitens:<br />
Ist das Perspektivnetz das Liniennetz, das <strong>für</strong> weniger MIV <strong>und</strong> mehr ÖPNV die<br />
Voraussetzungen schafft? Drittens: Ist das Zusammenwirken der S-Bahn mit der Regionalbahn<br />
gelungen? - In den Tabellen wird lediglich genannt, dass die S-Bahn von<br />
Bernau oder Königs Wusterhausen nach Berlin fährt, jedoch sind keine Linienläufe in<br />
Berlin angegeben, was ein Handicap zu sein scheint. - Viertens: Sind alle Möglichkeiten<br />
eines effizienten Liniennetzes ausgeschöpft? - Unsere Antwort lautet: Nein.<br />
Wir möchten jedoch nicht nur meckern, weshalb wir uns in den letzten Jahren - seit<br />
der Flughafenanbindung im Jahr 2007 - im Planfeststellungsverfahren intensiv mit<br />
dem Liniennetz beschäftigt haben. Diesbezüglich lege ich Ihnen die sieben Problembereiche<br />
dar, die uns besonders am Herzen liegen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 17<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Dazu zeige ich einige Folien. (Stellungnahme des DBV - Anlage 2) - Die Mitglieder<br />
der Regierungsfraktionen haben das Privileg, die Präsentation von vorn zu sehen; <strong>für</strong><br />
die anderen ist es schwieriger; aber ich werde es erklären. - Sie sehen den Verflechtungsraum<br />
der Metropolregion von Eberswalde bis Potsdam. Der Außenring ist gut<br />
zu erkennen. Wir meinen, am östlichen Außenring ist mehr Fahrgastpotenzial als am<br />
westlichen zwischen Hennigsdorf <strong>und</strong> Potsdam. Warum muss man hier immer noch<br />
über den Außenring fahren? Hier erkennen wir Optimierungspotenzial.<br />
Bei den sieben Problembereichen, die wir sehen, handelt es sich einmal um das Liniennetz.<br />
Warum fährt der RE 2 über die Stadtbahn Ostkreuz am Flughafen BER<br />
vorbei? - Das ist hier die Nummer 7. - Warum ist der Flughafen in Richtung Potsdam<br />
<strong>und</strong> nicht in Richtung Ostbrandenburg besser angeb<strong>und</strong>en? Die RB 24 über Lichtenberg<br />
<strong>und</strong> am Karower Kreuz vorbei in den Barnim sehen wir nicht als effizient an. Der<br />
Barnim müsste mehr in Richtung Berliner City angeb<strong>und</strong>en werden.<br />
Zweitens geht es um den Prignitz-Express. Er ist hier über Tegel nach Ges<strong>und</strong>brunnen<br />
eingezeichnet. Wir meinen, er müsste bis zu einigen Knotenpunkten Berlins verlängert<br />
werden.<br />
Drittens. Wie schon erwähnt: Warum alle zwei St<strong>und</strong>en nach Potsdam über den Außenring?<br />
Das ergibt zwar alle zwei St<strong>und</strong>en eine Reisezeit von 33 Minuten, aber die<br />
übrige Zeit braucht man über Berlin mit der S-Bahn viermal so lang. - Nachzulesen in<br />
„VBB Online“.<br />
Ein weiterer Problembereich ist <strong>für</strong> uns die Überlastung der Stadtbahn ab dem Westkreuz.<br />
Sie sehen, dass zu viele Züge im Bereich der Stadtbahn enden <strong>und</strong> zurückgeführt<br />
werden. Wir meinen, dass hier ein dezentrales Konzentrationsprinzip mit der<br />
Einbeziehung des nördlichen Rings günstiger wäre. Wir haben das in unserem Alternativnetz<br />
vorgestellt, dieses Dilemma also beseitigt, indem wir den RE 2 über den<br />
Tunnel <strong>und</strong> den Flughafen geführt <strong>und</strong> dann den Ostraum mit der Ostbahn in Richtung<br />
Strausberg günstiger angeb<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> indem die RB 22 nicht nach Königs<br />
Wusterhausen geführt, sondern in Richtung Ostkreuz - Lichtenberg eine Verknüpfung<br />
mit der Ostbahn <strong>und</strong> Polen hergestellt wird. Außerdem gehen wir von Hennigsdorf<br />
nicht über den unbesiedelten Außenring, sondern über die Kremmener Bahn<br />
<strong>und</strong> den Berliner Knoten, mit Jungfernheide-Anbindung <strong>und</strong> Anbindung von Wannsee,<br />
was die Reisezeit ebenfalls verkürzt. Sie sehen auch, dass wir den Prignitz-<br />
Express von Ges<strong>und</strong>brunnen wieder nach Spandau <strong>und</strong> nach Falkensee geführt haben,<br />
sodass in der Rückrichtung dann auch das Havelland in Richtung Berlin im 20-<br />
Minuten-Takt angeb<strong>und</strong>en ist, ohne dass es uns etwas kostet.<br />
Wir haben auch eine Nahverkehrstangente <strong>für</strong> den östlichen Verflechtungsraum mit<br />
entsprechenden Linienoptimierungen vorgeschlagen. Wenn Sie einmal ein paar Relationen<br />
herausgreifen, dann sehen Sie: In unserem Konzept verkürzt sich die Reisezeit<br />
von Strausberg nach Potsdam von 108 Minuten um 24 Minuten auf 84 Minuten,<br />
von Strausberg zum Flughafen BER von 50 um zehn auf 40 Minuten, von Hennigsdorf<br />
zum Hauptbahnhof von 40 auf 27 Minuten.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 18<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Aus der Uckermark ist eine Reisezeitverkürzung um ein Drittel festzustellen, vom<br />
Niederbarnim geht es direkt nach Potsdam, ohne Umsteigen - das erbringt eine Reisezeitverkürzung<br />
von 61 auf 46 Minuten -, <strong>und</strong> natürlich verkürzt sich auch die Reisezeit<br />
des Erholungsverkehrs in unsere Naturparks erheblich. Sie kennen zum Beispiel<br />
die Diskussion um die Heidekrautbahn. Heute haben wir hier schnelle Reisezeiten<br />
<strong>und</strong> einen Direktverkehr von Basdorf nach Ges<strong>und</strong>brunnen in 18 Minuten. Das<br />
sollte man beibehalten. Den Ausbau der Stammstrecke sollte man sich noch einmal<br />
sehr genau überlegen, weil hierdurch die Reisezeit um ein Drittel verlängert wird. Das<br />
wäre dann sogar eine Verschlechterung <strong>für</strong> eine Region.<br />
Im folgenden Diagramm stellen die roten Säulen die Reisezeiten dar, die der jetzige<br />
Entwurf eines Nahverkehrsplans ergibt, <strong>und</strong> die grünen Säulen zeigen unsere Verbesserungen.<br />
Wir meinen, dass man sich das Liniennetz insgesamt noch einmal genau<br />
anschauen sollte. Wir bleiben selbstverständlich innerhalb der 36 Millionen Zugkilometer,<br />
erreichen aber kürzere Reisezeiten <strong>für</strong> mehr Fahrgäste <strong>und</strong> auch Betriebskosteneinsparungen.<br />
Einige Stellungnahmen haben wir dankbar zur Kenntnis genommen. Die Stellungnahme<br />
der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft „Städtekranz Berlin-Brandenburg“ <strong>und</strong><br />
des Bürgermeisters von Frankfurt/Oder kommt uns sehr entgegen. Sie deckt sich fast<br />
vollständig mit unserer Philosophie. Auch die Stellungnahme von Professor Höft von<br />
der Fachhochschule Brandenburg möchte ich hier erwähnen. Sie wird ebenfalls zu<br />
bedenken sein. Eine Stellungnahme der Stadt Berlin liegt uns noch nicht vor. Vor<br />
zehn Tagen habe ich dort nachgefragt. Da haben sich die Kollegen beschwert, dass<br />
sie nicht beteiligt wurden, <strong>und</strong> sie wollen wohl jetzt eine Stellungnahme schreiben.<br />
Uns scheint eine weitere Optimierung des gesamten Landesnahverkehrsplans notwendig.<br />
Wir vom Berlin-Brandenburgischen Bahnk<strong>und</strong>enverband meinen, jetzt sind<br />
auch durch die Beteiligung der Verbände Inputs gegeben, sodass man sich auf dieser<br />
Gr<strong>und</strong>lage noch einmal Zeit nehmen <strong>und</strong> diese Effizienzvorschläge akzeptieren<br />
sollte.<br />
Ich möchte jetzt meinen Vortrag beenden <strong>und</strong> bedanke mich <strong>für</strong> die Aufmerksamkeit.<br />
Wir können ja später noch in einen Dialog eintreten.<br />
Herr Seiffert (Verkehrsclub Deutschland):<br />
Sehr geehrte Frau Vorsitzende Wehlan, sehr geehrter Herr Minister Vogelsänger,<br />
sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren! Ich vertrete den ökologisch orientierten Verkehrsclub<br />
Deutschland, Landesverband Brandenburg. Auch wir haben eine Stellungnahme<br />
zu dem Landesnahverkehrsplan abgegeben. Hierbei geht es insbesondere<br />
um den Schienenpersonennahverkehr. Wir begrüßen natürlich die Bemühungen des<br />
Landes, diesen zu gestalten; aber auch wir haben dazu eine Reihe kritischer Anmerkungen.<br />
Erstens stellen wir fest, dass in diesem Landesnahverkehrsplan Entscheidungen<br />
darüber, ob eine Linie weiterbetrieben wird oder nicht bzw. ob wie ausgebaut wird,<br />
davon abhängig gemacht werden, wie viele Fahrgäste auf ihr gefahren sind.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 19<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Das ist <strong>für</strong> uns nicht der richtige Ansatz. Denn eine solche Betrachtungsweise unterstellt<br />
automatisch, dass das bisher realisierte Verkehrsangebot den Mobilitätsbedürfnissen<br />
der Bevölkerung entsprach <strong>und</strong> die Bürger einfach nicht klug genug waren,<br />
dieses Angebot anzunehmen. Darüber hinaus unterstellt diese Betrachtungsweise,<br />
dass kein weiteres Potenzial zur Steigerung der Fahrgastzahlen vorhanden ist, <strong>und</strong><br />
diese Betrachtungsweise unterstellt auch, dass kein Potenzial <strong>für</strong> eine umweltgerechtere<br />
Gestaltung des Verkehrs besteht, indem mehr Bürger bewogen werden, öffentliche<br />
Verkehrsmittel zu nutzen.<br />
Das Land Brandenburg hat sich in verschiedenen Dokumenten zum Klimaschutz, zur<br />
Energiestrategie, zum Verkehr <strong>und</strong> auch im ÖPNV-Gesetz selbst das Ziel gesteckt,<br />
den motorisierten Individualverkehr zurückzudrängen. Das sehen wir mit dem vorgelegten<br />
Landesnahverkehrsplan nicht gewährleistet.<br />
In dem Landesnahverkehrsplan werden einzelne Regionalbahnlinien betrachtet, insbesondere<br />
solche mit geringen Fahrgastzahlen. Das ist eine isolierte Betrachtung.<br />
Herr Vogelsänger hat zum Beispiel dargestellt, dass er es nicht vertreten kann, <strong>für</strong><br />
die beiden Bahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74, <strong>für</strong> die gekämpft wird, jährlich 5 Millionen<br />
Euro auszugeben. Diese isolierte Betrachtung ist aus unserer Sicht nicht sachgerecht;<br />
denn man muss das Schienenpersonennahverkehrsnetz als Gesamtheit sehen.<br />
Die einzelnen Bahnlinien bedienen sich gegenseitig. Wenn man irgendwo etwas<br />
abschneidet, dann wirkt sich das auch auf die anderen Linien aus. Deshalb können<br />
wir dieser Betrachtungsweise nicht zustimmen.<br />
Die Vorgehensweise des Landesnahverkehrsplans wird vielfach auch auf den Bevölkerungsrückgang<br />
außerhalb des Berliner Umlandes zurückgeführt. Einmal davon<br />
abgesehen, dass, wie hier schon mehrfach betont wurde, die Gewährleistung von<br />
öffentlichem Personennahverkehr auch eine Frage der Daseinsvorsorge ist <strong>und</strong><br />
dass, wie ich schon erwähnt habe, diese auch die umweltgerechte Gestaltung des<br />
Verkehrs mit zu berücksichtigen hat, erscheint uns diese Betrachtungsweise auch<br />
deshalb nicht sachgerecht, weil ja im Landesnahverkehrsplan selbst festgestellt wird,<br />
dass die Fahrgastzahlen, abgesehen von einigen kleinen Einbrüchen, trotz des Bevölkerungsrückgangs<br />
stabil gehalten werden konnten. Die Fahrgastzahlen - so steht<br />
es im Landesnahverkehrsplan - haben sich in den letzten vier Jahren von 2008 bis<br />
2011 um 11 % erhöht. - Es wurde aber nur 7 % mehr Verkehr bestellt. - Das heißt:<br />
Die Bürger haben das Bestreben, öffentliche Verkehrsmittel, insbesondere den<br />
Schienenpersonennahverkehr, zu nutzen.<br />
Aus unserer Sicht ist das Angebot entscheidend. Dass dies hinterfragt werden muss,<br />
ist auch aus den Ausführungen von Herrn Bona vom Deutschen Bahnk<strong>und</strong>enverband<br />
deutlich geworden. So weit wie er haben wir uns, ehrlich gesagt, nicht vorgewagt,<br />
weil dazu auf der einen Seite sehr viele Untersuchungen zum Verkehrsbedarf erforderlich<br />
sind <strong>und</strong> weil das auf der anderen Seite aus unserer Sicht auch Aufgabe des<br />
Verkehrsministeriums <strong>und</strong> des VBB ist.<br />
Des Weiteren werden im Landesnahverkehrsplan nachfrageschwache Stationen infrage<br />
gestellt. Wenn an einer Station weniger als 50 Personen am Tag ein- <strong>und</strong> aussteigen,<br />
wird überlegt, ob diese Station erhalten werden muss.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 20<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Für diese Betrachtung gelten eigentlich die gleichen Prinzipien wie <strong>für</strong> die Betrachtung<br />
einzelner Strecken. Denn wenn Stationen wegfallen, wird es <strong>für</strong> die Nutzer des<br />
Schienenpersonennahverkehrs schwieriger, die Bahn zu nutzen. Sie haben dann<br />
weitere Wege zur nächsten Bahnstation, die sie eventuell mit dem Auto zurücklegen,<br />
<strong>und</strong> dann ist natürlich zu fragen, ob sie nicht gleich im Auto sitzen bleiben. Wenn hier<br />
Stationsentgelte angeführt werden - Herr Franz hat ja auch dazu gesprochen; das ist<br />
noch einmal ein gesondertes Thema -, dann muss man einerseits gegenrechnen, wie<br />
viel die Station an Einnahmen einbringt. Wenn man aber über Schließungen nachdenkt,<br />
muss man andererseits auch gegenrechnen, was es kostet, den Personennahverkehr<br />
anders zu organisieren, was zum Beispiel Ersatzbuslinien <strong>und</strong> P&R-<br />
Parkplätze kosten, die an anderen Stationen erforderlich sind, zu denen die Bürger<br />
dann fahren sollen. Auch ist zu fragen, ob an diesen Stationen überhaupt die entsprechenden<br />
Flächen zur Verfügung stehen. Schließlich muss man auch die Umweltaspekte<br />
berücksichtigen. Der Verkehr wird dadurch nämlich nicht umweltfre<strong>und</strong>licher.<br />
Die Verflechtung des Busverkehrs mit dem Bahnverkehr wird im Landesnahverkehrsplan<br />
ebenfalls angesprochen. Dort werden Bus-Bahn-Konzepte aufgeführt. Eine<br />
derartige Betrachtung müsste eigentlich gr<strong>und</strong>sätzlich Gr<strong>und</strong>lage des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs in Brandenburg sein. Aber wir müssen feststellen: Das sind<br />
Konzepte, die schon in den vergangenen vier Jahren realisiert werden sollten <strong>und</strong><br />
immer noch nicht umgesetzt worden sind. Daher stellt sich die Frage, wie ernsthaft<br />
man vorgeht, um die entsprechenden Effekte zu erzielen. Nach unserer Wahrnehmung<br />
gibt es diesbezüglich unterschiedliche Haltungen, auch in den Landkreisen.<br />
Teilweise gibt es ja immer noch Bus-Parallelverkehr. Unsere Meinung dazu lautet:<br />
Vielleicht muss man überlegen, wie die Pauschalzuweisungen <strong>für</strong> den öffentlichen<br />
Personennahverkehr an Landkreise mit der Bereitschaft verb<strong>und</strong>en werden können,<br />
sich in ein Gesamtsystem des Personennahverkehrs einzugliedern.<br />
Nun zu einzelnen Bahnlinien. Von einer Stilllegung sind voraussichtlich kurze Bahnlinien<br />
betroffen; das sind zum Beispiel die Bahnlinie PE 73 <strong>und</strong> die Bahnlinie PE 74.<br />
Aus unserer Sicht sind solche kurzen Bahnstrecken nicht überlebensfähig. Denn der<br />
Bahnverkehr steht im Wettbewerb mit dem Autoverkehr, <strong>und</strong> gerade die Bahn ist in<br />
der Lage, in kurzer Zeit große Strecken zu überwinden. Aus unserer Sicht müssen<br />
mit diesem Ziel längere Strecken gebildet werden. Bezüglich der Linien PE 73 <strong>und</strong><br />
PE 74, die insgesamt den Bereich von Pritzwalk bis Meyenburg abdecken, ist ohnehin<br />
zu fragen, warum dort überhaupt zwei Linien existieren. Wir fragen außerdem<br />
- dies ist ein Vorschlag -: Warum kann man diese nicht mit der Regionalbahn, die in<br />
Nauen endet, verbinden? Zwischen Neustadt (Dosse) <strong>und</strong> Nauen liegen nur zwei<br />
Stationen.<br />
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Taktung. Man hat, um in dem Finanzrahmen zu bleiben<br />
<strong>und</strong> Bahnlinien nicht zu schließen, als Ausweg die Einführung des Zwei-<br />
St<strong>und</strong>en-Takts gewählt. Das ist ein Angebot, das auf jeden Fall zu einem Verlust an<br />
Fahrgästen führt, weil damit die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung nicht abgedeckt<br />
werden können. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist die Prignitz. Vor 2008 gab es in der Prignitz<br />
den sogenannten Prignitz-Takt, einen Ein-St<strong>und</strong>en-Takt. Dort hatten wir zwischen<br />
500 <strong>und</strong> 850 Fahrgäste, je nach Linie, zu verzeichnen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 21<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Nach Aufgabe dieses St<strong>und</strong>entaktes ist die Zahl der Reisenden, wie ich jetzt aus<br />
dem Landesnahverkehrsplan ersehe, auf 150 pro Tag gefallen. In diesem Zusammenhang<br />
schließe ich mich dem an, was Herr Professor Conraths sagte. Auch wir<br />
hinterfragen die Zahlen, die im Landesnahverkehrsplan hinsichtlich der Reisenden<br />
angegeben werden, <strong>und</strong> hätten gern gewusst, auf welcher Basis diese ermittelt wurden.<br />
Ein weiterer Punkt ist <strong>für</strong> uns die Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs<br />
durch Berlin. Wie hier schon mehrfach festgestellt wurde, führen viele Bahnlinien<br />
durch Berlin. Dass Berlin <strong>für</strong> Brandenburg ein zentraler Verkehrspunkt ist, ergibt sich<br />
zum einen aus der Historie des Bahnnetzes, <strong>und</strong> zum anderen ist es logisch, da Berlin<br />
in der Mitte Brandenburgs liegt <strong>und</strong> wichtige Funktionen erfüllt. Viele Arbeitsplätze<br />
<strong>für</strong> Brandenburger sind in Berlin; Berlin hat auch Einkaufs- <strong>und</strong> Kulturfunktionen.<br />
Auch insoweit besteht also ein Bedarf. Allerdings nutzen die Bahnlinien, die durch<br />
Berlin geführt werden, auch der Berliner Bevölkerung <strong>und</strong> gewährleisten, in dem flächenmäßig<br />
großen Berlin - die Ost-West-Ausdehnung beträgt 45 km, die Nord-Süd-<br />
Ausdehnung 38 km -, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Für uns stellt<br />
sich die Frage, inwieweit sich Berlin an der Finanzierung dieser Linien beteiligt. Wir<br />
haben eigentlich keine Informationen darüber <strong>und</strong> haben Zweifel, dass dies ausreichend<br />
geschieht. Zum Beispiel ist in dem Landesnahverkehrsplan auch die Linie<br />
RB 9, die eigentlich nur innerhalb Berlins zum Flughafen verkehrt, dargestellt. Natürlich<br />
kann man sagen, dass die Brandenburger auf sie umsteigen, um zum Flughafen<br />
zu gelangen; aber letztendlich verkehrt sie in Berlin.<br />
In diesem Zusammenhang kam mir ein Gedanke. Das Land Brandenburg strebt ja<br />
an, mit Berlin zusammenzuarbeiten. Es gibt eine gemeinsame Landesplanungsbehörde.<br />
Vielleicht wäre es eine gute Sache, einen Landesnahverkehrsplan gemeinsam<br />
mit Berlin aufzustellen.<br />
Die wesentlichen Punkte sind von meiner Seite gesagt. Ich will noch kurz Folgendes<br />
anführen: Wenn gesagt wird, in 24 Abschnitten hätten sich Verbesserungen im<br />
Schienennetz ergeben <strong>und</strong> in sieben Abschnitten nicht, dann ist das <strong>für</strong> mich kein<br />
Erfolg, sondern bedeutet eine schlechte Instandhaltung der sieben Abschnitte, in denen<br />
sich der Verkehr verschlechtert hat. Wenn man sich den Landesnahverkehrsplan<br />
ansieht, stellt man fest, dass gerade die bedrohten Linien von vielen Langsamfahrstrecken<br />
<strong>und</strong> von Mängeln am Schienennetz geprägt sind, sodass der Verkehr<br />
dort nicht zügig stattfinden kann.<br />
Zum Abschluss möchte ich von den anderen Punkten, die uns wichtig sind, noch einen<br />
nennen <strong>und</strong> auf die Beteiligung, auf den Dialog, eingehen. Wir sehen es auch<br />
so, dass ein wirklicher Dialog nicht stattfand. Da<strong>für</strong> hätte nämlich zu Anfang dieses<br />
Dialogs ein Entwurf des Landesverkehrsplans vorliegen müssen. So gab es verschiedene<br />
Spekulationen über Stilllegungen in der Presse, die Herr Vogelsänger in<br />
der ersten Regionalkonferenz entkräften konnte. Das heißt, die Diskussion beruhte<br />
zunächst nicht auf sachlicher Gr<strong>und</strong>lage, sondern auf Spekulation <strong>und</strong> Gerüchten,<br />
<strong>und</strong> erst in den Regionalkonferenzen wurden die Beteiligten über konkrete Vorhaben<br />
informiert. Daher konnten sie sich nicht vorbereiten.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 22<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Das ist, finde ich, eine ziemlich schlechte Situation. Da kann man nicht von einem<br />
Dialog oder von einer Partnerschaft sprechen.<br />
Herr Faber (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen):<br />
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Minister! Vielen Dank, dass ich<br />
heute zu diesem Thema vonseiten der Verkehrsunternehmen, vonseiten des Verbandes<br />
VDV, ein paar Worte sagen darf.<br />
Ich habe mich seit der Vorlage dieses Papiers, das mir auch erst seit gut 14 Tagen<br />
bekannt ist, gefragt: Welcher gr<strong>und</strong>legende Maßstab ist eigentlich da<strong>für</strong> eingezogen,<br />
ein landesbedeutsames Netz zu definieren? Wenn Sie den Maßstab wählen, möglichst<br />
viele Reisende möglichst schnell von <strong>und</strong> nach Berlin zu bringen, dann haben<br />
Sie mit Sicherheit den richtigen Landesnahverkehrsplan vor sich liegen. Ich finde das<br />
auch völlig in Ordnung. Von unserer Seite, von der Seite der Nahverkehrsunternehmen,<br />
können wir natürlich jedes Netz fahren, das Sie definieren. Insofern ist das erst<br />
einmal überhaupt kein Problem. Wenn Sie sagen, wir brauchten keine Querverbindungen<br />
innerhalb des Landes, Sie sähen keine Perspektiven darin, dann ist das in<br />
Ordnung. Damit können wir selbstverständlich leben. Wir hatten allerdings vorgeschlagen,<br />
sich mit dem Thema zu beschäftigen <strong>und</strong> zumindest zu überlegen, an bestimmten<br />
Stellen - auch zur Stärkung des Binnenverkehrs im Land - bestimmte<br />
Querverkehre, möglicherweise als landesbedeutsame Busverkehre, mit vorzusehen.<br />
Wir hielten das gerade im Hinblick auf die Finanzierung des gesamten ÖPNV-Netzes<br />
<strong>für</strong> eine Möglichkeit, um - ich sage einmal: - etwas auszuprobieren, eine neue Initiative<br />
zu schaffen, vielleicht auch kreativ zu sein <strong>und</strong> dann einmal zu schauen, wie sich<br />
so etwas <strong>für</strong> die Zukunft vermarkten lässt, auch mit Bezug darauf, was wir uns in der<br />
Zukunft noch leisten können.<br />
Hinsichtlich der Kosten geht es mir wie einigen meiner Vorredner. Ich habe auch<br />
nicht verstanden, wie die Maßeinheit 500 Personen pro Kilometer Bedienleistung<br />
eingeführt werden konnte. Woher kommt diese Maßeinheit? Wo ist sie definiert worden?<br />
Warum ist das die entscheidende Größenordnung, um festzulegen, dass das<br />
ein SPNV ist, der es wert ist, bestellt zu werden, <strong>und</strong> darunter möglicherweise nicht?<br />
Ich vermisse monetäre Maßstäbe, eine Untersuchung, wie viel Zuschussbedarf pro<br />
Streckenabschnitt erforderlich ist, um zu sehen, wie wirtschaftlich bestimmte Streckenabschnitte<br />
bedient werden. Es kann ja sein, dass aus bestimmten Gründen<br />
- weil Sie gut verhandelt haben oder weil die Trassenpreise in privaten Netzen günstiger<br />
sind - bestimmte Linien wirtschaftlicher zu betreiben sind. Aber darüber liegen<br />
mir keine Informationen vor. Insofern kann ich das auch nicht beurteilen.<br />
Beurteilen kann ich meiner Meinung nach aber durchaus, dass man in der Frage der<br />
S-Bahn-Erweiterung relativ restriktiv vorgegangen ist. Das verstehe ich nicht. Das<br />
Land Brandenburg ist ja Anfang der 90er-Jahre mit dem Land Berlin zusammen angetreten,<br />
die Lückenschlüsse bei der S-Bahn vollständig zu realisieren. Da stehen<br />
noch diverse Maßnahmen aus: Falkensee, Velten, Kleinmachnow, Rangsdorf. Meines<br />
Wissens ergibt zumindest die Nutzen-Kosten-Analyse <strong>für</strong> die Streckenabschnitte<br />
nach Falkensee <strong>und</strong> Velten positive Werte.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 23<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Das heißt, im Gr<strong>und</strong>e gibt es ein standardisiertes Verfahren, nach dem der volkswirtschaftliche<br />
Nutzen definiert wird, <strong>und</strong> das ergibt, dass ein volkswirtschaftlicher Nutzen<br />
durchaus gegeben ist. Insofern verstehe ich nicht, warum Sie auf diese vollständigen<br />
Lückenschlüsse verzichtet haben, insbesondere, weil ja auch ein Perspektivnetz<br />
definiert ist, in dem Sie Dinge mit aufgezeigt haben, die <strong>für</strong> die Zukunft - ich sage<br />
einmal: - möglich wären. Darin ist unter anderem die Dresdner Bahn enthalten;<br />
von ihr weiß auch niemand, wann sie fertig sein wird. Insofern kann ich nicht verstehen,<br />
wie man ohne Not volkswirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen völlig herausstreicht<br />
<strong>und</strong> nicht zumindest in einer Art Vorhaltebox lässt <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Zukunft als Möglichkeit<br />
weiter vorsieht. Ich denke, das hätte man tun können. Ich kann Ihnen nur empfehlen,<br />
dies noch zu tun, insbesondere auch, wenn man von einem Signal bei der Revision<br />
der Regionalisierungsmittel spricht. Wenn wir schon sagen, dass wir möglichst viel<br />
an Mitteln <strong>für</strong> das Land Brandenburg behalten <strong>und</strong> auch ein Signal gegenüber der<br />
B<strong>und</strong>esregierung setzen zu wollen, dann ergibt es natürlich auch einen Sinn, eine<br />
solche Maßnahme zumindest noch in einer Vorhaltebox zu definieren <strong>und</strong> zu sagen:<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich bräuchten wir dieses Geld in der Zukunft. - So viel erst einmal dazu.<br />
Nun noch etwas zum Thema Einnahmen, weil das ja auch immer eine Rolle spielt.<br />
Sie haben zehn eher philosophische Gr<strong>und</strong>sätze zur Tarifentwicklung aufgestellt.<br />
Das, was wir immer wieder vorschlagen, nämlich die Tarife an einer Art Index zu orientieren,<br />
ist in ihnen nicht enthalten. Wir schlagen die Weiterentwicklung der Tarife<br />
auf der Basis eines Tarifindex vor, weil es, wenn die öffentlichen Mittel nicht mehr<br />
werden <strong>und</strong> wenn wir ein vernünftiges Angebot fahren wollen, einfach sinnvoll ist,<br />
dies mit in den Landesnahverkehrsplan aufzunehmen.<br />
Ich glaube, ich belasse es zunächst dabei <strong>und</strong> melde mich lieber in der Diskussion<br />
erneut.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Danke schön, Herr Faber. Wir haben jetzt sozusagen den geballten Fachverstand<br />
insbesondere auch zu den Konfliktfeldern des Landesnahverkehrsplans vernommen.<br />
Herr Seiffert hat noch einmal deutlich gemacht, dass die Stellungnahmen, die an das<br />
<strong>Ministerium</strong> gegangen sind <strong>und</strong> die wir alle auch auf einer CD zur Kenntnis bekommen<br />
haben, natürlich mit der Anforderung <strong>und</strong> der Aufgabe an das <strong>Ministerium</strong> <strong>und</strong><br />
auch an den VBB verb<strong>und</strong>en sind, eine sachdienliche Auswertung konträrer Standpunkte<br />
vorzunehmen <strong>und</strong> Anregungen aufzunehmen bzw. bei Ablehnung zu signalisieren,<br />
warum diese Ablehnung erfolgte. Insofern würde ich vorschlagen, dass wir,<br />
bevor wir jetzt die Frager<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Diskussion mit den Ausschussmitgliedern eröffnen,<br />
zunächst hören, wie die einzelnen Sachverhalte - die zum großen Teil nicht<br />
unbekannt sind, weil wir die Stellungnahmen dazu von den verschiedenen Protestträgern<br />
alle zur Kenntnis bekommen haben - vom <strong>Ministerium</strong> bzw. vom VBB ausgewertet<br />
<strong>und</strong> analysiert worden sind <strong>und</strong> ob dies möglicherweise auch zur Aufnahme<br />
der hier vorgebrachten Themenschwerpunkte in den Landesnahverkehrsplan geführt<br />
hat. Zunächst sollte sich also der Herr Minister äußern, sodass wir als Abgeordnete<br />
dann - auch im Zusammenwirken mit dem VBB - die Chance haben, die Konfliktfelder,<br />
die die Vortragenden benannt haben <strong>und</strong> die <strong>für</strong> uns ebenfalls wichtig sind, im<br />
Rahmen einer ordentlichen Fachdebatte zu erörtern. - Bitte, Herr Minister!
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 24<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Minister Vogelsänger:<br />
Ich fange mit Herrn Faber an. Die Zahl von 500 Fahrgästen resultiert aus einem<br />
VDV-Gutachten. - Sie sind ja selbst ein Vertreter des VDV. - Sie hat auch mit der Revision<br />
2002 zu tun. Der Landesnahverkehrsplan ist von mir auch deshalb vorgelegt<br />
worden, um mit dem B<strong>und</strong> bezüglich der Gestaltung <strong>und</strong> Finanzierung des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs offensiv zu diskutieren. Insoweit ist diese Zahl nicht willkürlich<br />
gegriffen.<br />
Zum Maßstab wurde zuerst natürlich die gesamte Raumerschließung des Landes<br />
Brandenburg genommen. Diese wird - trotz der Überlegungen zum PE 73 <strong>und</strong> zum<br />
PE 74 - vollständig gewährleistet. Alle Regionen werden auch mit dem neuen Nahverkehrsplan<br />
mit einem leistungsfähigen SPNV erschlossen.<br />
Selbstverständlich spielen die Fahrgastzahlen eine Rolle, aber selbstverständlich<br />
spielen auch die zukünftigen Potenziale eine Rolle. Diese sollen natürlich verbessert<br />
werden, insbesondere, was die Verknüpfungspunkte betrifft. Die Bereiche „Park and<br />
Ride“ <strong>und</strong> „Bike and Ride“ werden weiter ausgebaut werden.<br />
Nun zur S-Bahn-Frage. Ich sehe bezüglich der S-Bahn keine verkehrliche Notwendigkeit,<br />
ich sehe aber Defizite. Defizite haben wir beispielsweise in Velten, was die<br />
Anbindung betrifft. Deshalb wird es mit dem neuem Fahrplan auch in der Hauptverkehrszeit<br />
einen 20-Minuten-Takt von Velten in Richtung Hennigsdorf geben, mit Umsteigezeiten<br />
von ca. fünf bis sechs Minuten. Ich sehe hierbei die S-Bahn <strong>und</strong> die<br />
Bahn in der Pflicht, dass diese Umsteigezeiten auch gewährleistet werden. Das wird<br />
der Verkehrsverb<strong>und</strong> <strong>und</strong> das wird selbstverständlich auch mein <strong>Ministerium</strong> beobachten.<br />
Nun zum Nutzen-Kosten-Faktor, Herr Faber. Da kommen noch 2 Millionen Euro Bestellvolumen<br />
hinzu <strong>und</strong> 15 Millionen Euro Investitionen, alleine was Velten betrifft.<br />
Das sind Mittel der Steuerzahler.<br />
Jetzt komme ich zu den Mitteln der Steuerzahler, diesen 5,1 Millionen Euro, die beim<br />
PE 73 <strong>und</strong> beim PE 74 genannt wurden. Ich stehe natürlich auch in der Verantwortung,<br />
gegenüber dem B<strong>und</strong> nachzuweisen, dass wir die von diesem zur Verfügung<br />
gestellten Mittel effektiv einsetzen. Wenn man pro Personenkilometer auf Kosten in<br />
Höhe von 1,50 Euro kommt, muss man sich fragen, ob das weiterhin gerechtfertigt<br />
ist. Deshalb gibt es das Bestreben, eine Aufgabenstellung zu finden. Wir haben ja<br />
hier im Landtag auch schon einen Dialog gemeinsam mit den Aufgabenträgern des<br />
straßengeb<strong>und</strong>enen ÖPNV <strong>und</strong> mit dem Verkehrsverb<strong>und</strong> geführt, um zu analysieren,<br />
wie wir eine bezahlbare ÖPNV-Erschließung in ihrer Region gewährleisten könnten.<br />
RE 2 <strong>und</strong> RE 6 sorgen <strong>für</strong> eine gute Raumerschließung im Landkreis Ostprignitz-<br />
Ruppin <strong>und</strong> in der Prignitz <strong>und</strong> werden das auch weiterhin tun. Das andere müssen<br />
wir dann entsprechend auch gewährleisten.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 25<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Sie haben auch die Fahrgastzahlen angesprochen. Diese sprechen eine andere<br />
Sprache. Von 2008 bis 2011 ist die Fahrgastzahl von 152 000 auf 170 000 gestiegen,<br />
<strong>und</strong> ich bin optimistisch, dass wir mit dem Landesnahverkehrsplan Akzente bezüglich<br />
der weiteren Steigerung der Fahrgastzahlen setzen werden. Ich werde ohnehin<br />
an den 170.000 Fahrgästen im Jahr 2011 gemessen werden. Das werden auch<br />
die Abgeordneten tun, <strong>und</strong> sicherlich spielt das auch im Dialog mit dem B<strong>und</strong> eine<br />
Rolle.<br />
Zur DB. Das ist ein ehrliches Dokument, beispielsweise auch wegen der S-Bahn-<br />
Frage. Bezüglich Velten muss ich jetzt entscheiden, weil auch Umbaumaßnahmen,<br />
was Barrierefreiheit betrifft, damit zusammenhängen. 2022 ist <strong>für</strong> den einen oder anderen<br />
noch weit, aber die vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr<br />
herzustellen, ist eine große Aufgabe, die wir uns alle gemeinsam vornehmen<br />
müssen. Deshalb muss es auch entsprechende Entscheidungen geben.<br />
Ich sage auch gerne noch etwas zu den Haltepunkten mit weniger als 50 Fahrgästen<br />
pro Tag. Auch bezüglich dieser Haltepunkte muss geprüft werden, ob es ein Potenzial<br />
gibt, um sie weiterzuentwickeln. Im Nahverkehrsplan ist ausdrücklich festgelegt,<br />
dass es keine Vorfestlegung darüber gibt, ob diese stillgelegt werden. Vielmehr muss<br />
man im Dialog mit der Region analysieren, ob es gerechtfertigt ist, dort weiterhin einen<br />
Halt vorzusehen.<br />
Ich habe das Abgeordneten schon einmal vorgerechnet: Ein Halt kostet 3,50 Euro.<br />
- Das ist, glaube ich, eine realistische Größenordnung. - Nehmen wir das mal 17 mal<br />
2 mal 365, dann sind wir locker bei 40 000 Euro <strong>für</strong> diese Bestellung. Daher müssen<br />
wir analysieren, ob das gerechtfertigt ist, ob es Potenzial gibt, <strong>und</strong> vor allen Dingen<br />
müssen wir dann auch in diese Haltepunkte investieren, insbesondere, was die Verknüpfung<br />
mit dem straßengeb<strong>und</strong>en ÖPNV betrifft <strong>und</strong> insbesondere auch, was die<br />
Frage von „Park and Ride“ <strong>und</strong> „Bike and Ride“ betrifft. Ich habe auch im Ausschuss<br />
schon gesagt: Selbstverständlich wird es weiterhin ein dezentrales Konzept geben.<br />
Es soll keine vier großen Park-and-Ride-Plätze um Berlin herum geben - das kommt<br />
ja immer wieder vom ADAC -, sondern eine schrittweise Weiterentwicklung. Insoweit<br />
bin ich auch sehr optimistisch, dass sich die Fahrgastzahlen an den Haltepunkten,<br />
bei denen wir uns entscheiden zu investieren, positiv entwickeln.<br />
Einen Großteil der Stellungnahmen habe ich persönlich gelesen. Ich habe zumindest<br />
in keiner gelesen, dass der Gr<strong>und</strong>satz infrage gestellt wird. Das ist die Fortentwicklung<br />
des Landesnahverkehrsplans 2008 bis 2012 <strong>und</strong> die Notwendigkeit der Zielnetze<br />
2013/2016, mit Ostkreuz <strong>und</strong> dem entsprechenden Perspektivnetz.<br />
Mit Sicherheit ist es wichtig zu beobachten, wie sich der neue Flughafen, der hoffentlich<br />
im Oktober 2013 eröffnet werden kann, entwickelt <strong>und</strong> welche Verkehrsströme<br />
sich daraus entwickeln. Dazu gibt es auch zwei zentrale Entscheidungen. Die erste<br />
zentrale Entscheidung ist, dass <strong>für</strong> den Bahnhof Königs Wusterhausen erhebliche<br />
Mittel aus der Städtebauförderung <strong>und</strong> aus dem ÖPNV-Bereich zur Verfügung gestellt<br />
werden. Städtebauförderung ist dort also auch mit dabei. Ich werde auch weiterhin<br />
nicht nur Mittel, die originär im ÖPNV-Bereich eingesetzt werden, nutzen, sondern<br />
das möglichst auch mit der Städtebauförderung verknüpfen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 26<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Das letzte Beispiel ist Strausberg-Stadt, wo Stadtentwicklung um den Bahnhof herum<br />
stattfindet <strong>und</strong> selbstverständlich auch „Park and Ride“ <strong>und</strong> „Bike and Ride“ entsprechend<br />
entwickelt wird.<br />
Herr Podzuweit hatte die Verkehrsbestellung Fernverkehr angesprochen. Dazu gibt<br />
es einstimmige VMK-Beschlüsse, <strong>und</strong> die Verkehrsminister der Länder fordern das<br />
auch weiterhin entsprechend ein.<br />
Jetzt zur Frage der Regionalbahnhalte. Zumindest Mahlow wurde hier genannt.<br />
Blankenfelde-Mahlow ist außerordentlich stark vom Flughafen betroffen. Darüber<br />
brauchen wir hier gar nicht zu diskutieren. Deshalb sage ich <strong>für</strong> Mahlow eine Einzelfallprüfung<br />
zu.<br />
Zum Verfahren. Ich habe ein sehr offenes Verfahren durchgeführt. Ich habe die Eckpunkte<br />
vorgestellt. Die Eckpunkte sind in Regionalkonferenzen vorgestellt worden.<br />
Zu den Eckpunkten gab es Stellungnahmen. Davon ist viel in den Landesnahverkehrsplan<br />
eingeflossen, der Ihnen jetzt vorliegt, <strong>und</strong> es wird weitere Veränderungen<br />
geben. Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Es wird noch einmal klargestellt werden,<br />
dass der Bahnhof Pirschheide (oben) möglichst zeitnah wieder aktiviert werden<br />
wird. Das ist ja <strong>für</strong> den südlichen Bereich des Landkreises Potsdam-Mittelmark <strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> den Landkreis Teltow-Fläming von Bedeutung. Es hat mit der Verknüpfung zum<br />
Flughafen zu tun, es hat aber auch mit der Verkehrsentwicklung in Potsdam zu tun,<br />
dass Verkehre möglichst Richtung Pirschheide verlagert werden. Des Weiteren gibt<br />
es eine Richtigstellung bezüglich der Führung des RE 6 im Perspektivnetz. Ich stehe<br />
dazu, dass es auch eine Entscheidung <strong>für</strong> den ländlichen Raum, eine Entscheidung<br />
<strong>für</strong> Ostprignitz-Ruppin, <strong>für</strong> die Prignitz, auch <strong>für</strong> Kremmen <strong>und</strong> Velten ist, den Prignitz-Express<br />
Richtung Ges<strong>und</strong>brunnen weiterzuführen, dass es dann aber keine<br />
Schlechterstellung von Falkensee geben darf, weil Falkensee eine Stadt ist, die sich<br />
sehr positiv <strong>und</strong> dynamisch entwickelt <strong>und</strong> die natürlich darauf angewiesen ist, mit<br />
dem SPNV entsprechend erschlossen zu werden.<br />
Ich werde den Abgeordneten am 6. Dezember im Ausschuss darlegen, welche Änderungen<br />
am Entwurf vom November noch vorgenommen wurden. Die Stellungnahmen<br />
werden noch ausgearbeitet.<br />
Nun möchte ich noch auf die Aussage von Herrn Bona zu Ostbrandenburg zu sprechen<br />
kommen. Ostbrandenburg wird ganz stark profitieren, wenn der Bahnhof Ostkreuz<br />
seine Funktion voll wahrnimmt. Das wird der wichtigste Umsteigepunkt in Berlin<br />
<strong>und</strong> Brandenburg werden, <strong>und</strong> damit wird auch der gesamte Ostbereich besser<br />
angeb<strong>und</strong>en. Die Umsteigebeziehungen werden mit Sicherheit besser zu gestalten<br />
sein.<br />
Den Barnim sehe ich eigentlich nicht als abgehängt an. Ich habe mit dem Eberswalder<br />
Bürgermeister gesprochen. Er ist begeistert vom RE 3, der jetzt den Nord-Süd-<br />
Tunnel fährt. So ist man von Eberswalde aus in gut einer halben St<strong>und</strong>e am Hauptbahnhof.<br />
- Herr Beyer müsste das genauer wissen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 27<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
(Abgeordneter Beyer (FDP): In 31 Minuten!)<br />
- In 31 Minuten. - Hätte das der Verkehrsminister vor zehn Jahren gesagt, dann hätte<br />
man ihn gefragt, wovon er träumt. Herr Arm kennt alle Vorschläge, die vom Bahnk<strong>und</strong>enverband<br />
gemacht wurden, <strong>und</strong> kann dazu sicherlich im Detail etwas sagen.<br />
Ich denke, von der Gr<strong>und</strong>ausrichtung ist das Netz Richtung Berlin <strong>und</strong> gemeinsam<br />
mit Berlin gut entwickelt.<br />
Jetzt zu den bestellten Zugkilometern. Die <strong>für</strong> das Jahr 2013 bestellten Zugkilometer<br />
liegen immer noch über denen des Jahres 2011. Wir haben einen gewissen Rückgang<br />
zu 2012 zu verzeichnen. Das war das Rekordjahr, was die Bestellung betrifft.<br />
Ich bin natürlich darauf angewiesen, dass sich die Zahlen weiterhin positiv entwickeln,<br />
damit wir den Landesnahverkehrsplan, den ich immer als sehr mutig bezeichne,<br />
auch entsprechend ausfinanzieren können.<br />
Der Dialog geht selbstverständlich weiter. Wir haben die Regionaldialoge des VBB<br />
<strong>und</strong> selbstverständlich werden die Aufgabenträger, die Landkreise, die kreisfreien<br />
Städte, ihre Nahverkehrspläne jetzt auch entsprechend überarbeiten. Dazu muss<br />
aber doch erst einmal die Gr<strong>und</strong>lage vorhanden sein, <strong>und</strong> das ist nun einmal meine<br />
Aufgabe. Ich muss die Vorlage geben. Dass dabei nicht alle Wünsche erfüllt werden<br />
können, ist mit Sicherheit so.<br />
Weil auch der Takt angesprochen wurde: In der Regel habe ich einen 60-Minuten-<br />
Takt vorgeschlagen. Mitunter wird daraus ein 30-Minuten-Takt, mitunter gibt es eine<br />
Verstärkung im 120-Minuten-Takt. Einen Takt von in der Regel einer St<strong>und</strong>e vorzuschlagen,<br />
halte ich <strong>für</strong> richtig, weil <strong>für</strong> die Nutzer des ÖPNV Verlässlichkeit wichtig ist.<br />
Zur Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Mit Berlin läuft sie über den Verkehrsverb<strong>und</strong>.<br />
Aber ich befinde mich ebenfalls in ständiger Abstimmung mit dem Senator.<br />
Noch gestern habe ich anlässlich einer größeren Konferenz mit Herrn Webel gesprochen.<br />
Auch mit den Nachbarländern, mit Mecklenburg-Vorpommern, mit Sachsen-<br />
Anhalt, aber auch mit Sachsen gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit. Herr<br />
Dr. Webel lässt Sie herzlich grüßen <strong>und</strong> ist froh, dass der RE 1 jetzt wieder kontinuierlich<br />
fährt <strong>und</strong> künftig, wenn möglich, auch schneller fährt; denn nicht nur Brandenburg<br />
ist an einer schnellen Verbindung zur Metropole Berlin interessiert, sondern<br />
auch Sachsen-Anhalt. Dort verbessern sich die Verkehrsbeziehungen beim RE 7 von<br />
Dessau <strong>und</strong> auch beim RE 1 von Magdeburg.<br />
Abschließend bedanke ich mich noch einmal <strong>für</strong> die vielen Hinweise <strong>und</strong> bin mir ganz<br />
sicher, dass ich viele von Ihnen im konstruktiven Dialog der Umsetzung des Landesnahverkehrsplans<br />
vor Ort wiedertreffe.<br />
Herr Franz (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />
Ich möchte bezüglich des Themas Bürgerbeteiligung, welches Herr Mager angesprochen<br />
hat, noch einiges ergänzen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 28<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Als die Eckpunkte vorgestellt worden sind - das war auf der ersten Regionalkonferenz<br />
-, war der Saal in der Staatskanzlei in der Tat mehr als gut gefüllt. Wir haben<br />
dann fünf Regionalkonferenzen durchgeführt, bei denen jedes Mal das Thema Landesnahverkehrsplan<br />
auf der Tagesordnung stand, <strong>und</strong> wir hatten eigentlich immer<br />
volle Säle <strong>und</strong> lange Diskussionen. Ich erinnere mich, in der Prignitz mussten zusätzliche<br />
Stühle hineingetragen werden. Es waren erheblich mehr als 44 Bürger beteiligt,<br />
obwohl das hier in dem Bericht - das habe ich eben nachgelesen - so steht. Außerdem<br />
waren wir in etlichen Bürgerversammlungen, bei denen es um diese Themen<br />
ging, <strong>und</strong> haben diskutiert. Es hat also wirklich eine umfassende Diskussion stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Herr Seiffert hat gesagt, Brandenburg finanziere die gesamten Regionalbahnlinien in<br />
Berlin, <strong>und</strong> wenn Berlin selbst finanzieren würde, wäre viel Geld übrig. Das stimmt so<br />
nicht. Berlin zahlt die Leistungen auf Berliner Gebiet, Brandenburg die auf Brandenburger<br />
Gebiet, genauso wie Brandenburg sehr umfangreich <strong>für</strong> die S-Bahn bezahlt,<br />
die in Brandenburg verkehrt. Es gab in der Vergangenheit, nach dem Regionalisierungsgesetz,<br />
eine Zeit, in der einige Leistungen, die auf Wunsch des Landes Brandenburg<br />
in Berlin gefahren wurden, von Brandenburg finanziert worden sind. Aber<br />
das ist längst vorbei, <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>satz gilt: Jeder zahlt auf seinem Gebiet die Leistungen,<br />
die er bestellt.<br />
Natürlich gibt es eine umfangreiche Koordination. Es gab auch vor zehn Jahren einmal<br />
einen Berliner Senator der gesagt hat: Lasst doch die Regionalbahnlinien an der<br />
Stadtgrenze enden; die Leute können dann ja auf die S-Bahn umsteigen. Würden wir<br />
eine solche Politik machen, so würde uns das allen sicherlich erheblich schaden.<br />
Deshalb ist es so wichtig, dass man das koordiniert <strong>und</strong> dann auch aufeinander<br />
Rücksicht nimmt. Das geschieht in hohem Maße.<br />
Herr Professor Conraths, Ihre Einschätzung, dass die Zahlen nicht stimmen, muss<br />
ich selbstverständlich korrigieren. Die Zahlen, die wir verwendet haben, sind die Zahlen,<br />
die die Unternehmen direkt bei sich festgestellt haben. Sie sind mit den Einnahmezahlen<br />
aus verkauften Tickets abgeglichen, <strong>und</strong> sie sind durch zusätzliche Stichprobenerhebungen<br />
überprüft worden, die unsere Mitarbeiter in der Prignitz gemacht<br />
haben. Die Zahlen stimmen wirklich. Wie bei jeder Statistik gibt es natürlich eine gewisse<br />
Abweichung von ± 5 % - das sei zugestanden -, aber die Zahlen selber stimmen.<br />
Sie sind absolut nachprüfbar. Auf sie können Sie sich definitiv verlassen.<br />
Auf die Frage der Automatenbedienung will ich gerne eingehen. Wir haben leider die<br />
generelle gesellschaftliche Entwicklung zu verzeichnen, dass wir immer mehr vom<br />
menschenbedienten auf den automatenbedienten Verkauf umgeschwenkt sind. Das<br />
erleben wir alle bei den Banken, das erleben wir bei anderen Verkäufern, <strong>und</strong> auch<br />
im ÖPNV ist man seit 40 Jahren diesen Weg gegangen. Wir haben eben nicht mehr,<br />
wie das früher einmal üblich war, an allen Bahnstationen mit Personen besetzte Verkaufsstellen.<br />
Ich persönlich fand das auch viel besser als Automaten; das muss ich<br />
ganz klar sagen. Denn dort konnte man auch einmal eine Auskunft bekommen. Heute<br />
muss man dazu ins Internet gehen. Aber dies ist eine allgemeine Tendenz, <strong>und</strong> ich<br />
denke, die letzte Generation Automaten, die die Bahn kürzlich angeschafft hat, ist<br />
wirklich leicht bedienbar.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 29<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Auch nutzen wir alle technischen Neuerungen, um sie noch leichter bedienbar zu<br />
machen. Von den Automaten kommen wir wohl nicht mehr weg. Wenn wir stattdessen<br />
wieder viel Personal einstellen müssten, wäre die Veranstaltung öffentlicher<br />
Nahverkehr noch wesentlich teurer.<br />
Herr Arm (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />
Die hier dargestellten Zielnetze 2013/2016 <strong>und</strong> das Perspektivnetz sind natürlich Ergebnis<br />
vieler Untersuchungen, Einzelfallprüfungen <strong>und</strong> Gutachten. Ich habe selbst<br />
vor einiger Zeit hier im Ausschuss die Ergebnisse der Untersuchung zur RB 22 vorgestellt.<br />
Die Untersuchungsergebnisse wurden vom <strong>Ministerium</strong> in der Zwischenzeit<br />
auch auf der entsprechenden Internetseite veröffentlicht. Dort sieht man, dass nicht<br />
nur die reinen Fahrgastzahlen betrachtet werden, sondern auch die Potenziale <strong>und</strong><br />
auch die Verkehrsströme.<br />
Nun zu dem konkreten Vorschlag, die Linie RE 2 über den Flughafen zu führen.<br />
Hierzu wurde ebenfalls eine Einzelfallprüfung durchgeführt, eine Abwägung vorgenommen<br />
<strong>und</strong> gefragt: Wohin will die Mehrzahl der Fahrgäste denn tatsächlich fahren?<br />
Die Linie RE 2 ist im Moment die zweitstärkste Linie im Land. Von Cottbus in<br />
Richtung Berlin ist die Nachfrage nach dem Ausbau der Strecke noch einmal angestiegen.<br />
Wenn wir die Gutachten, die zur Flughafenanbindung gemacht worden sind,<br />
betrachten, dann sehen wir, dass 95 % der Fahrgäste im RE 2 zur Berliner Stadtbahn<br />
wollen <strong>und</strong> dass nur ein geringer Teil direkt zum Flughafen will. Das Problem<br />
der Flughafenanbindung von Cottbus ist erkannt. Die Lösung da<strong>für</strong> ist auch in den<br />
Zielnetzen enthalten, dass nämlich den Fahrgästen, die von Cottbus zum Flughafen<br />
wollen, auf der Linie RB 22 ein direkter Umstieg in Königs Wusterhausen ermöglicht<br />
wird. Von daher ist die Führung der Linie RB 22 nach Königs Wusterhausen wichtig<br />
<strong>und</strong> sinnvoll.<br />
In dem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass es natürlich auch Fahrgäste<br />
aus dem Bereich Cottbus - Spreewald - Königs Wusterhausen gibt, die so mit<br />
einmaligem Umsteigen eine schnelle Verbindung nach Potsdam haben. Das Gleiche<br />
trifft auf die Linie RB 22 über den nördlichen Außenring zu. Diese Verbindung - Sie<br />
haben es eben selbst in Ihrem Vortrag erwähnt - führt dazu, dass die Fahrzeit <strong>für</strong> die<br />
Fahrgäste, die in Richtung Hennigsdorf, aber auch von dort aus weitergehend in<br />
Richtung Velten oder Neuruppin reisen wollen, deutlich reduziert werden kann, <strong>und</strong><br />
durch die Durchbindung nach Oranienburg, wie sie im letzten Nahverkehrsplan enthalten<br />
war, profitieren jetzt auch Fahrgäste, die Richtung Oranienburg, Neustrelitz,<br />
Rostock bzw. Strals<strong>und</strong> mit dem RE 5 weiterfahren <strong>und</strong> dort eine Umsteigemöglichkeit<br />
haben.<br />
Es ist eben noch einmal darauf hingewiesen worden, man solle untersuchen, wie die<br />
Leute tatsächlich unterwegs sind. Wenn ich mir die Linienführung des RE 6 von Hennigsdorf<br />
über Berlin Ges<strong>und</strong>brunnen, Jungfernheide <strong>und</strong> Spandau nach Falkensee<br />
anschaue, dann frage ich mich, wer in diesem Zug von Hennigsdorf nach Falkensee<br />
tatsächlich sitzen bleiben soll, wo man doch mit dem Bus viel schneller unterwegs ist,<br />
wenn man die direkte Strecke fährt.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 30<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Darüber, dass <strong>für</strong> die Anbindung von Falkensee in Richtung Berlin eine Lösung gef<strong>und</strong>en<br />
werden muss, sind wir uns, denke ich, einig.<br />
Herr Prof. Dr. Conraths (Bürgerinitiative <strong>für</strong> Regionalbahnerhalt):<br />
Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich hinter die Ausführungen von Herrn Mager<br />
zum Thema Bürgerbeteiligung stellen. Für mich ist es wichtig, mit einem Blick zurück<br />
noch einmal zu sagen, dass aus unserer Region zahlreiche Einladungen erfolgt sind,<br />
das, was man plant, vor Ort vorzustellen. Alle diese Einladungen sind entweder erst<br />
gar nicht beantwortet oder abgelehnt worden.<br />
Herr Franz, über die Zahlen können wir uns hier in dieser R<strong>und</strong>e streiten, aber ich<br />
glaube, wir sollten es lassen. Dabei ziehen Sie den Kürzeren. Die Zahlen, die Sie uns<br />
als Bürgerinitiative vorlegen konnten, sind mit wochen-, wenn nicht monatelanger<br />
Verspätung <strong>und</strong> nur auf Druck des <strong>Ministerium</strong>s überhaupt zur Verfügung gestellt<br />
worden. Die Aussage, dass die Genauigkeitskriterien, die Ihnen vorgegeben worden<br />
sind oder die Sie vorgegeben haben, nicht erfüllt worden sind, stammt aus Ihrem<br />
Hause. Ich kann Ihnen den Namen des Mitarbeiters nennen, von dem diese Aussage<br />
stammt. Deshalb möchte ich hier gar nicht über Zahlen diskutieren, <strong>und</strong> deshalb habe<br />
ich vorhin gesagt, dass es aus meiner Sicht um eine politische Entscheidung <strong>und</strong><br />
darum geht, dass sich das Land dazu bekennt, im Hinblick auf die Mobilität in der<br />
Region die Pflicht der Daseinsvorsorge wahrzunehmen. Ich denke, dass wir wirklich<br />
sehen müssen, was die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger wollen. An der Stelle sind wir wirklich<br />
bei der Bürgerbeteiligung.<br />
Die Aussage, dass wir uns alle mit den Fahrkartenautomaten abzufinden haben, finde<br />
ich insbesondere im Hinblick auf Menschen aus der älteren Generation recht<br />
ideenlos. Ich glaube, dass es Alternativen gibt, indem man z. B. mit der Tourismusinformation<br />
zusammenarbeitet. Auf solche Dinge muss ich als Mitglied einer Bürgerinitiative<br />
vielleicht nicht unbedingt zu sprechen kommen. Ich glaube, es ist wichtig, dass<br />
diejenigen, die den Verkehr organisieren, auf solche Ideen kommen. Aber wenn das<br />
nicht der Fall ist, können wir das sicher organisieren, indem wir in der Zukunft zum<br />
Beispiel in meiner Region das, was Pringnitz-Konzept heißen soll, unterstützen, indem,<br />
wie das Herr Mager gesagt hat, die Menschen, die dort leben, gefragt werden,<br />
was ihre Bedürfnisse sind, <strong>und</strong> indem man dann schaut, wie die Wünsche möglichst<br />
umgesetzt werden können.<br />
Herr Seiffert (Verkehrsclub Deutschland):<br />
Ich unterstütze das, was zu den Automaten gesagt wurde, <strong>und</strong> ich halte es ebenfalls<br />
<strong>für</strong> ideenlos. Die Begründung, dass wir es so machen, weil alle anderen es auch so<br />
machen, ist keine logische. In der Praxis sehen wir, dass die Bürger dort, wo es beide<br />
Möglichkeiten gibt, vor allem den Fahrkartenverkauf an Verkaufseinrichtungen<br />
nutzen, weil sie dort auch eine Beratung bekommen. Ehe man einem Automaten, so<br />
wie er heute ist, eine Fahrkarte entlockt hat, dauert auch seine Zeit, weil man tausend<br />
Fragen beantworten muss.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 31<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Nun zu einem anderen Problem. Die Fahrgastpotenziale wurden angesprochen. Ich<br />
habe anfangs gesagt, dass es nicht ausreicht, nur die Leute zu zählen, die im Zug<br />
sitzen. Das Potenzial sind vielmehr jene, die nicht im Zug sitzen.<br />
Deshalb muss man die Verkehrsströme, die sich auf der Straße abspielen, zur<br />
Gr<strong>und</strong>lage eines Landesnahverkehrsplans machen. Die meisten Leute sind im Berufsverkehr<br />
unterwegs. Das heißt, sie haben in der Regel ein nicht freiwilliges Mobilitätsbedürfnis,<br />
weil sie irgendwo ihre Brötchen verdienen müssen. Danach muss man<br />
ihn ausrichten. Ich habe bislang noch keine Angaben darüber gef<strong>und</strong>en, wie <strong>für</strong> den<br />
Landesnahverkehrsplan die Verkehrsströme auf der Straße analysiert werden, um<br />
entsprechende Bahnangebote zu schaffen.<br />
Herr Bona (Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband):<br />
Ich möchte zu einigen Ausführungen des Ministers <strong>und</strong> der Verwaltung Stellung<br />
nehmen. Wir haben uns in ehrenamtlicher Zeit hingesetzt <strong>und</strong> seit 2007 ein bisschen<br />
gerechnet: Kosten, Verkehrsströme, Zugkilometer usw. Das war von uns eigentlich<br />
als Unterstützung gemeint, weil wir der Fahrgastverband <strong>für</strong> Berlin <strong>und</strong> <strong>für</strong> Brandenburg<br />
sind, <strong>und</strong> wir haben gedacht, dass Sie sich ernsthaft damit beschäftigen. Ich<br />
glaube nicht, dass Sie heute ad hoc sagen können: Wir haben den RE 2 <strong>und</strong> das <strong>und</strong><br />
das geprüft. Legen Sie mir bitte einmal die Verkehrsstromberechnung vor, die auch<br />
die Verteilung von der Stadtbahn- auf die U-Bahnlinie, Straßenbahnlinie usw. vorsieht.<br />
Ich glaube, diese Berechnung haben Sie nicht durchgeführt. Wenn der RE 2<br />
Cottbus <strong>und</strong> Königs Wusterhausen direkt mit dem Flughafen <strong>und</strong> dem Hauptbahnhof<br />
verbindet - in der Gegenrichtung die Prignitz mit Wittenberg -, so sind das andere<br />
Relationen, <strong>und</strong> dann muss man auch einmal eine Verkehrsstromberechnung machen.<br />
Dieser Landesnahverkehrsplan enthält keine Verkehrsstromberechnung. Er enthält<br />
auch keine Reisezeiten. Wir haben ein Angebot gemacht, <strong>und</strong> Sie sollten darauf nicht<br />
mit der Frage antworten, wer denn überhaupt nach Ges<strong>und</strong>brunnen <strong>und</strong> Falkensee<br />
fährt. Die Reisezeit von Ges<strong>und</strong>brunnen bis Spandau beträgt sechs Minuten. Es gibt<br />
aber auch die Richtung in Berlin, in der Falkensee im 20-Minuten-Takt zu erreichen<br />
ist. Es ergeben sich also Synergieeffekte. Darüber sollten wir einmal reden <strong>und</strong> das<br />
nicht einfach abtun.<br />
Der nächste Punkt: Das Perspektivnetz. Wenn ich mir den Stadtentwicklungsplan<br />
Verkehr in Berlin anschaue, sehe ich: Den haben Sie gar nicht berücksichtigt. Sie<br />
nennen die Nordbahn. Da fährt kein Fernverkehr, da gibt es keinen Regionalverkehr.<br />
Sie kostet 250 Millionen Euro. Was soll das? Warum nicht Wannsee-Bahn, Potsdamer<br />
Stammbahn? Warum nicht bestimmte Lückenschlüsse?<br />
Ein Visionsnetz fehlt vollkommen. Wenn ich Brandenburg 2030 entwickeln möchte,<br />
dann muss ich auch ein Visionsnetz <strong>für</strong> diese Zeit haben. Es wäre angemessen, das<br />
mit dem B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan <strong>und</strong> dem StEP Verkehr in Einklang zu bringen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 32<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich möchte mich jetzt ein wenig bremsen. Ich denke, wir <strong>und</strong> auch die Kollegen haben<br />
heute genug Inputs gegeben. Darüber sollte man noch einmal in Ruhe diskutieren.<br />
Abgeordneter Jungclaus (GRÜNE/B90):<br />
Zunächst vielen Dank an die Sachverständigen <strong>und</strong> Anzuhörenden <strong>für</strong> ihre Ausführungen.<br />
Wir haben bezüglich des Dialogs <strong>und</strong> der Abstimmung ein wenig Nachholbedarf<br />
gesehen. Das war der Gr<strong>und</strong>, warum wir gemeinsam mit der CDU-Fraktion<br />
diese Anhörung bzw. dieses Fachgespräch angeregt haben.<br />
Nach den heutigen Ausführungen kann ich zwei Dinge feststellen, die ich aus den<br />
meisten Stellungnahmen herausgehört habe: Zum einen wird der Dialog von denen,<br />
die kritisieren, nicht als Dialog, sondern ein Stück weit als Monolog verstanden. Viele<br />
empfinden sich wohl als zu wenig mitgenommen <strong>und</strong> zu wenig einbezogen. Ich kann<br />
das auch in gewisser Weise verstehen. Ich war ja selber bei den Regionalkonferenzen.<br />
Diese fanden statt, als die Eckpunkte vorgestellt wurden. Da war zu wenig Masse,<br />
um ernsthaft über eine Endversion zu diskutieren. Der andere Punkt, den ich hier<br />
wahrnehme; ist, dass sehr viel über die wenigen Personen gesprochen wird, die in<br />
den Zügen sitzen, aber nicht über die vielen, die noch nicht in den Zügen sitzen. Dies<br />
zunächst zur Einführung.<br />
Meine Fragen stelle ich jetzt in der Reihenfolge an die Sachverständigen, in der sie<br />
gesprochen haben. - Ich weiß nicht, auf wie viele Fragen wir das begrenzen. Ich<br />
würde sagen, auf drei oder vier, <strong>und</strong> dann machen wir gegebenenfalls noch eine<br />
zweite R<strong>und</strong>e.<br />
Ich habe eine Frage an den VBB. Ich fand es interessant, dass aus Ihrer Sicht die<br />
extreme Kostensteigerung hauptsächlich an den Trassen <strong>und</strong> an den Bahnhöfen<br />
liegt. Es geht hier immer wieder die Idee um, dass sich das Land stärker da<strong>für</strong> einsetzt,<br />
dass <strong>Infrastruktur</strong> regionalisiert wird, um ein Stück weit von den - ich glaube da<br />
sprechen wir, ob nun Regierung oder Opposition, eine Sprache - teilweise äußerst<br />
überzogenen Renditeerwartungen seitens des B<strong>und</strong>esunternehmens Bahn wegzukommen.<br />
Inwiefern sehen Sie Möglichkeiten, über diesen Ansatz <strong>für</strong> geringere Preise<br />
zu sorgen, <strong>und</strong> wie kann sich aus Ihrer Sicht auch das Land hier<strong>für</strong> einsetzen?<br />
Zu Herrn Conraths. Wie ich eben schon sagte, stimme ich zu, dass man nicht über<br />
die Wenigen sprechen sollte, die bereits in den Zügen sitzen, sondern dass man das<br />
Potenzial betrachten sollte, das beispielsweise noch auf der Straße unterwegs ist.<br />
Die Frage ist nur: Wie kann man es erfassen? Wie kann das dann auch tatsächlich in<br />
einen Dialog eingebracht werden?<br />
Auch wenn Sie sich nicht mit Herrn Franz streiten wollen, würde ich außerdem schon<br />
gerne einmal hören, woher Ihre Zahlen jeweils stammen <strong>und</strong> inwiefern sie sich unterscheiden.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 33<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Eine Frage an Herrn Kropp: Der Herr Minister stellt - sicherlich aus guten Gründen -<br />
oft darauf ab, dass wir, wenn wir von 300 oder 500 Fahrgästen reden, auch eine gewisse<br />
Verantwortung gegenüber dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> im Hinblick darauf haben, was in<br />
anderen B<strong>und</strong>esländern geschieht.<br />
Mich würde daher interessieren, wie wir im Vergleich zu anderen B<strong>und</strong>esländern in<br />
Bezug auf die Auslastung <strong>und</strong> die Fahrgastzahlen dastehen <strong>und</strong> ob Sie die Auffassung<br />
teilen, dass das alles mit berücksichtigt werden muss?<br />
Meine zunächst letzte Frage richtet sich sowohl an die Vertreter des VBB als auch an<br />
die Vertreter der Bahn <strong>und</strong> bezieht sich auf das Thema der gemeinsamen Verkehrsplanung<br />
von Berlin <strong>und</strong> Brandenburg. Der brandenburgische Landesnahverkehrsplan<br />
liegt jetzt auf dem Tisch. Die Berliner fangen gerade erst mit der Planung an. Ich sehe<br />
durchaus, dass unterschiedliche Anforderungen bestehen. Die Berliner stellen<br />
immer gerne das Thema S-Bahn in den Vordergr<strong>und</strong>, wir schauen sicherlich etwas<br />
stärker auf die Regionalbahn. Nichtsdestotrotz ist es, denke ich, sinnvoll, beide Anforderungen<br />
unter einen Hut zu bringen. Ich habe momentan nicht den Eindruck,<br />
dass das geschieht. Insofern interessiert mich, was aus Ihrer Sicht in dieser Abstimmung<br />
optimiert werden sollte <strong>und</strong> könnte.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Danke schön, Herr Jungclaus. Um auf Ihre Frage zu antworten: Mir liegen noch fünf<br />
Wortmeldungen vor. Ich hatte mir das so vorgestellt, dass die Betreffenden zunächst<br />
die Chance erhalten, ihre Fragen zu stellen, <strong>und</strong> dass wir dann einen kleinen Strich<br />
darunter machen <strong>und</strong> Herrn Franz <strong>und</strong> das <strong>Ministerium</strong> bitten, die Fragen zu beantworten,<br />
auch jene, die vonseiten des Fachbeirats gestellt wurden. - So nenne ich es<br />
einmal bewertend -. Danach beginnt die nächste R<strong>und</strong>e. Alle, die hier am Tisch sitzen,<br />
können bestimmen, wie viele R<strong>und</strong>en es geben wird. Diese Verfahrensweise hat<br />
sich bewährt.<br />
Eine zweite Anmerkung, weil ich als Vorsitzende zur unparteiischen Leitung verpflichtet<br />
bin. Herrn Jungclaus‘ Ausführungen enthielten einen kleinen Zungenschlag nach<br />
dem Motto, wir hätten das Fachgespräch verantwortet. Daher gebe ich zur Kenntnis,<br />
dass in der letzten Sitzung des Ausschusses zwei Anträge vorlagen: ein Antrag der<br />
Fraktionen von CDU <strong>und</strong> GRÜNE/B90 auf Durchführung einer Anhörung <strong>und</strong> ein Antrag<br />
der SPD <strong>und</strong> der Fraktion DIE LINKE auf Durchführung eines Fachgesprächs.<br />
Der Ausschuss hat sich einstimmig <strong>für</strong> ein Fachgespräch ausgesprochen. Ich finde,<br />
das war eine gute Entscheidung. Wir fühlen uns möglicherweise in dieser R<strong>und</strong>e der<br />
Diskussionsfreudigkeit viel besser aufgehoben.<br />
Jetzt hat Herr Beyer das Wort.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 34<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Abgeordneter Beyer (FDP):<br />
Auch ich bedanke mich bei den an diesem Fachgespräch Teilnehmenden. Wir haben<br />
eine ganze Reihe hoch interessanter Dinge gehört. Das Thema Fahrkartenautomaten<br />
ist natürlich immer ein sehr dankbares, Herr Franz. Aber ich denke dabei eigentlich<br />
gar nicht so sehr an die „glorreiche“ Zeit zurück, als es noch diese kleinen blauen<br />
Fahrkarten gab, sondern ich denke eher in die Zukunft, in der wir unseren Enkeln<br />
wahrscheinlich erklären werden, was Fahrkartenautomaten waren, weil dann die<br />
Fahrt von A nach B völlig automatisch registriert <strong>und</strong> das Geld auch automatisch abgebucht<br />
werden wird. Vielleicht sind wir schon gar nicht mehr so weit davon entfernt.<br />
Ich habe zwei ganz konkrete Fragen an Sie, Herr Franz.<br />
Erstens. Zum Thema PE 73 <strong>und</strong> PE 74. Ich will jetzt gar nicht auf die Zahlen <strong>und</strong> die<br />
Fahrgäste eingehen; ich habe den Eindruck, das ist eher etwas, das vielleicht einmal<br />
bilateral geklärt werden muss. Mich interessiert aber davon ganz unabhängig, wann<br />
bei Ihnen angesichts solcher Phänomene der sehr geringer Fahrgastzahlen <strong>und</strong> der<br />
kurzer Strecken - wir haben ja auch von dem zweiten Phänomen gehört - die Überlegungen<br />
in Richtung Bus-Bahn-Konzepte einsetzen. Das war ja auch ein wichtiges<br />
Stichwort, das hier in der R<strong>und</strong>e mehrfach gefallen ist. Ich denke, es ist ein wichtiger<br />
Schritt, auf diese Konzepte zu wechseln, wenn wir zu der Überzeugung kommen,<br />
dass es finanziell <strong>und</strong> aus anderen Gründen nicht passt.<br />
Meine zweite Frage - Sie haben sie teilweise schon beantwortet - bezieht sich auf die<br />
Finanzierung des Knotenpunkts. Das sind ja in der Tat Gerüchte. Das haben Sie<br />
dargestellt. Was mich jedoch noch einmal ganz konkret interessieren würde, sind die<br />
Ideen zu den Querverbindungen bzw. Querverkehren. Denn selbst wenn es heute 31<br />
Minuten von Eberswalde nach Berlin sind, fragt man sich, wenn man vom Süden in<br />
den Norden des Landes will, gelegentlich schon einmal: Warum musst du jetzt unbedingt<br />
über Berlin fahren? Mich interessiert auch, welche Überlegungen Sie diesbezüglich<br />
anstellen <strong>und</strong> welche Parameter Sie gegebenenfalls erheben. Wie viele<br />
Fahrgäste müssten eigentlich über Berlin oder nicht über Berlin fahren, um dann vielleicht<br />
dort, wo es sich rechnet - ich könnte mir vorstellen, dass das vielleicht bei der<br />
einen oder anderen Linie der Fall ist -, ein Stück weiterzukommen?<br />
Abgeordneter Genilke (CDU):<br />
Ich habe dem, was unsere Gäste uns erzählt haben, aufmerksam zugehört. Dennoch<br />
ergeben sich natürlich Fragen, die sich bei mir, ähnlich wie bei meinen Vorrednern,<br />
ganz breit streuen.<br />
Wir haben heute gehört, dass es im Gr<strong>und</strong>e mit diesem Landesnahverkehrsplan so<br />
weitergehen soll wie immer. Das heißt, wir haben eine Zahl festgemacht, von der wir<br />
nicht abrücken wollen, <strong>und</strong> wir haben versucht, daraus mit den vorhandenen Mitteln<br />
etwas zu stricken, <strong>und</strong> das ist dann mehr oder weniger die Zukunft.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 35<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Damit werden wir uns, wie wir alle wissen, gewissermaßen in eine Spirale hineinbegeben,<br />
bei der bestimmte Verbindungen durch die Beschneidung von Verkehren,<br />
also Abbestellung zu bestimmten Zeiten, Taktausdünnung etc., nachher schlechte<br />
Fahrgastzahlen aufweisen werden, sodass wir uns früher oder später wieder hier<br />
treffen <strong>und</strong> sagen: Jetzt müssen wir die Strecke abbestellen. Da<strong>für</strong> möchte ich Lösungen<br />
haben. Herr Weis sprach davon, eventuell andere Modelle zu entwickeln.<br />
Mich würde schon interessieren, was ihm dabei vorschwebt. Die könnten unter Umständen<br />
ja wirklich angebracht sein. Denn wenn wir uns den Landesnahverkehrsplan<br />
anschauen, dann sehen wir ja im Gr<strong>und</strong>e schon jetzt in den farbig markierten Linien<br />
die Abbestellungen der nächsten Jahre. Das muss man an der Stelle einfach deutlich<br />
sagen.<br />
Da davon eine Strecke in meinem eigenen Wahlkreis berührt ist, will ich sie auch<br />
nennen. Das ist die Strecke zwischen Falkenberg <strong>und</strong> Jüterbog. Sie ist jetzt schon<br />
orange eingezeichnet. Da gehen bei mir natürlich - das wird mir jeder nachsehen -<br />
die Alarmglocken an.<br />
Weil wir jetzt beim Landkreis Elbe-Elster sind, muss ich auch sagen, dass ich mit den<br />
Verknüpfungspunkten, die im Landesnahverkehrsplan angegeben sind, unzufrieden<br />
bin. Es gibt eine Art kleine Uhren an den sogenannten wichtigen strategischen Umsteigeorten.<br />
Da spielen sowohl Doberlug-Kirchhain als auch Carlow keine Rolle<br />
mehr, was dazu führt, dass das Mittelzentrum Finsterwalde mehr oder weniger völlig<br />
von vernünftigen Umsteigemöglichkeiten abgehängt ist.<br />
Ich will einmal ein Beispiel nennen: Wir haben in der letzten Woche eine Fernbuslinie<br />
in Betrieb genommen. - An der Stelle widerspreche ich Herrn Franz. Es geht nämlich<br />
nicht mehr darum, dass bestimmte Strecken mit Fernbuslinien versehen werden, von<br />
denen sich die Bahn bzw. - an der Stelle - der VBB zurückgezogen hat, sondern es<br />
wird künftig schlichtweg dort zur Einrichtung von Fernbuslinien kommen, wo es keine<br />
Möglichkeit mehr gibt, ein bestimmtes Ziel in einer adäquaten Zeit zu erreichen. Das<br />
macht schon einen Unterschied. Allein von Finsterwalde nach Schönefeld sind es 40<br />
Minuten. Das ist eine ganze Menge <strong>für</strong> die Pendler, um die es mir hauptsächlich<br />
geht.<br />
Es wurde viel über die Verbindung nach Polen gesprochen. Das kann alles richtig<br />
sein. Das ist auch sicherlich alles richtig, nicht zuletzt, um Deckungsbeiträge zu erzielen.<br />
Aber die Regionalisierungsmittel, die wir haben, sind natürlich in erster Linie<br />
da<strong>für</strong> da, dass wir <strong>für</strong> unsere Pendler, die, gerade in peripheren Räumen lebend,<br />
oftmals sehr viel unterwegs sind, adäquate Möglichkeiten schaffen. Ich sage einmal:<br />
Aus Elbe-Elster pendelt niemand nach Polen, um zur Arbeit zu fahren, sondern eher<br />
in Richtung Berlin <strong>und</strong> - das betrifft mein eigentliches Anliegen - auch in Richtung<br />
Dresden. Ich frage mich öfter - diese Frage habe ich auch hier schon gestellt -, warum<br />
es einen Regionalexpress von Elsterwerda nach Strals<strong>und</strong> gibt, wir es aber nicht<br />
hinbekommen, einen von Strals<strong>und</strong> nach Dresden fahren zu lassen. Das ist <strong>für</strong> mich<br />
nicht nachvollziehbar.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 36<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Allein im Landkreis Elbe-Elster gibt es 1 000 Pendler. Davon nutzen nicht einmal<br />
10 % den öffentlichen Personennahverkehr. Insoweit bin ich völlig bei denen, die sagen:<br />
Lasst uns auch bitte über die Potenziale reden. Diese potenziellen Fahrgäste<br />
kann ich aber nur dann gewinnen, wenn ich vernünftige <strong>und</strong> adäquate - nicht Preise,<br />
sondern - Fahrzeiten ermögliche. Das halte ich <strong>für</strong> einen ganz wichtigen Aspekt, der<br />
mir einfach zu kurz kommt.<br />
Ich kann natürlich sagen: Nach Stettin sind wir gut ausgerüstet. Da bietet der VBB,<br />
soweit ich weiß, 150 km <strong>für</strong> zehn Euro an. Von Finsterwalde nach Berlin sind es<br />
124 km. Da<strong>für</strong> zahle ich knapp 14 Euro. So kann man es auch machen. Aber ich<br />
denke, hier gibt es ein Potenzial, <strong>und</strong> man sollte einmal darüber nachzudenken, was<br />
man dort tut. Eine Fahrzeit von zwei St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zwölf Minuten von Finsterwalde<br />
nach Dresden, also <strong>für</strong> eine Strecke von 152 km, heißt: Sie fahren im Schnitt<br />
40 km/h. Da braucht man sich nicht zu w<strong>und</strong>ern, wenn die Leute auf das Auto ausweichen,<br />
weil sie dann in 45 Minuten da sind <strong>und</strong> eben nicht erst in zwei St<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> zwölf Minuten, mit zweimaligem Umsteigen <strong>und</strong> allem, was dazugehört - <strong>und</strong><br />
dabei reden wir noch nicht über Verspätungen <strong>und</strong> Ähnliches.<br />
Das halte ich <strong>für</strong> äußerst misslich. Wir müssen die verschiedenen Problemlagen einfach<br />
erkennen. In der Prignitz ist nicht immer nur Verkehr, der nach Berlin will, sondern<br />
man muss eben auch den Verkehr im Hamburger Raum <strong>und</strong> im Schweriner<br />
Raum berücksichtigen. Ich denke, ein Regionalexpress darf nicht nur regional sein,<br />
sondern er muss eben auch Express sein. Darüber müssen wir uns in Zukunft sehr<br />
viel mehr Gedanken machen.<br />
Zu den Automaten, Herr Franz, ein Hinweis, mit dem wir schon wieder beim nächsten<br />
Thema sind: Habe ich viel Zeit, fahre ich auch gerne einmal die drei St<strong>und</strong>en<br />
nach Potsdam mit dem Zug. Wenn ich dann am Automaten im Bahnhof eingebe, von<br />
meinem Heimatort nach Berlin fahren zu wollen, werden mir so komische Fragen<br />
gestellt wie: Wollen Sie über Zossen oder wollen Sie über Lübbenau, Königs<br />
Wusterhausen? Da sage ich mir: Okay, ich kriege das noch hin; unter Umständen<br />
interessiert es mich, wo Zossen liegt. Aber wen, bitte schön, interessiert, wenn er aus<br />
der Lausitz nach Berlin fahren will - dazu muss er offensichtlich topografische Kenntnisse<br />
haben -, ob er über Königs Wusterhausen oder über Zossen fährt? Im Zweifelsfall<br />
weiß er es gar nicht. Der Betreffende möchte ja eigentlich nur nach Berlin <strong>und</strong><br />
muss meines Erachtens nicht zwingend wissen, ob er durch vier oder durch fünf<br />
Landkreise fährt. Ich denke, insoweit müssen wir in der Tarifstruktur deutlich einfacher<br />
werden. Solche Fragen führen dazu, dass es schwieriger wird <strong>und</strong> dass Ängste<br />
entstehen. Gerade auch <strong>für</strong> ältere Leute finde ich es äußerst misslich, dass solche<br />
Fragestellungen aufgeworfen werden. - Abgesehen davon, dass ich, wenn ich frühmorgens<br />
mit dem ersten Zug fahre, überhaupt nicht an den Automaten komme, weil<br />
der Bahnhof bis um 6 Uhr abgeschlossen ist. Das ist alles nicht besonders r<strong>und</strong>, <strong>und</strong><br />
es macht auch keinen Spaß, den Leuten das zu erklären.<br />
Thema Ersatzverkehre. Ich habe die missliche Erfahrung machen dürfen, dass in<br />
meinem Heimatort der RE 3 abbestellt wurde, mit der Maßgabe, dass nur <strong>für</strong> fünf<br />
Jahre Ersatzverkehr bezahlt wird. An den Träger des öffentlichen Personennahverkehrs:
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 37<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Wir müssen dahin kommen, dass wir sagen: Wenn ich verlässlichen Verkehr über die<br />
Schiene abbestelle - das mag in manchen Fällen sinnvoll sein; darüber möchte ich<br />
jetzt im Einzelfall gar nicht reden -, dann muss aber, bitte schön, der Busverkehr verlässlich<br />
vom Land bezahlt werden. Denn der ist nun einmal deutlich günstiger. Ich<br />
schätze - Herr Faber weiß es sicherlich -, beim Busverkehr liegen wir bei einem Kilometerpreis<br />
von 2,30 Euro bis 2,60 Euro <strong>und</strong> bei der Bahn bei einem Kilometerpreis<br />
von 10 Euro. Der Busverkehr muss dann auch verlässlich sein <strong>und</strong> darf nicht nur <strong>für</strong><br />
fünf Jahre bestellt werden, weil der öffentliche Personennahverkehr, zumindest in der<br />
Region, aus der ich komme, zu 92 % aus Schülerverkehr besteht. Da können Sie<br />
sich diese zusätzlichen Späße schlichtweg nicht mehr erlauben. Auch haben wir<br />
sonst wieder eine Nahverkehrssituation, die dazu führt, dass die Leute auf die Straße,<br />
auf ihr eigenes Auto, setzen, <strong>und</strong> diese Geschichte kennen wir schon.<br />
Was ich äußerst schade finde, ist, dass Visionen in diesem Landesnahverkehrsplan<br />
fehlen. Ich halte es <strong>für</strong> einen Fehler, die S-Bahn-Verbindung komplett herauszustreichen.<br />
Da<strong>für</strong>, dass dies geschieht, weil wir es gerade nicht bezahlen können, habe ich<br />
ja sogar noch ein Stück weit Verständnis. Aber ich glaube, dass wir zumindest noch<br />
die Vision haben müssen, dass wir das <strong>für</strong> die Zukunft nicht völlig ausschließen.<br />
Denn die Nichtberücksichtigung im Landesnahverkehrsplan wird natürlich dazu führen,<br />
dass es im B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan nicht mehr enthalten sein wird, <strong>und</strong> damit<br />
ist das <strong>für</strong> alle Zeiten gegessen. Ich weiß nicht, ob wir zukünftigen Generationen einen<br />
Gefallen tun, wenn wir von vornherein sagen: Das geht jetzt gerade nicht, <strong>und</strong><br />
das ist jetzt ehrlich. Was ehrlich ist, werden unsere Kinder irgendwann einmal beantworten<br />
müssen. Da sollten wir uns alle noch einmal in die Augen schauen <strong>und</strong> uns<br />
fragen, ob es nicht wenigstens noch ein langfristiges Ziel sein sollte. Wir haben es<br />
jetzt 20 Jahre lang ausgehalten zu versprechen, dass die S-Bahn dort fährt; wir werden<br />
es notfalls auch noch ein paar Jahre schaffen. Ich glaube aber, dass ein Wegfall<br />
vielleicht nicht im Sinne des Nahverkehrs ist, wie wir ihn künftig gestalten wollen.<br />
Nun zu den Bürgerbeteiligungen. Herr Franz sagt, es waren alle beteiligt. Das mag<br />
so sein. Ich habe mir extra vom <strong>Ministerium</strong> - an der Stelle sage ich noch einmal<br />
danke - alle Zuschriften geben lassen. Sie wurden auf CD gebrannt. Ich denke, alle<br />
Fraktionen haben Zugang zu diesen Unterlagen. Bei dieser Diskussion - das muss<br />
man sagen - waren, zumindest was die Zuschriften angeht, in erster Linie nur die<br />
öffentlichen Verwaltungen beteiligt. Das heißt: Bürgermeister <strong>und</strong> Amtsdirektoren<br />
machen das irgendwie. Aber öffentlich, <strong>für</strong> die Bürger - das sind ja jene, die den öffentlichen<br />
Personennahverkehr nutzen sollen -, wurde es nicht ausreichend diskutiert.<br />
Das muss man an dieser Stelle, denke ich, feststellen.<br />
Es kann nicht sein, dass einer sagt; alle seien flächendeckend vertreten gewesen, es<br />
habe landauf, landab Regionalkonferenzen gegeben, alles sei schön, während alle<br />
anderen hier unisono sagen: Im Gr<strong>und</strong>e ist das alles zu wenig, <strong>und</strong> richtig darüber<br />
diskutiert haben wir auch nicht. Herr Faber sagte, er kenne das Papier erst seit 14<br />
Tagen. - Herr Boner sagte noch: Jetzt steigen wir in den Diskussionsprozess ein.<br />
Das glaube ich nicht. Denn am 6. Dezember wird das Ganze mehr oder weniger abgesegnet.<br />
Von Diskussion kann im Gr<strong>und</strong>e nur noch einmal am Rande die Rede<br />
sein. Dann wird über diesen Landesnahverkehrsplan im Benehmen mit dem Ausschuss<br />
entschieden. Ich halte das <strong>für</strong> einen Fehler.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 38<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich glaube - aber das ist eine andere Geschichte -, dass wir es im Plenum diskutieren<br />
sollten <strong>und</strong> dass man das breiter diskutieren muss, weil es hierbei wirklich um die<br />
tiefsten Mobilitätsbedürfnisse der Menschen geht. Das wird alles schwieriger. Bisher<br />
konnten wir das immer kompensieren, nach dem Motto: Einmal hier <strong>und</strong> einmal da<br />
ein bisschen. Jetzt geht es wirklich tiefgreifend in die Landschaft hinein, <strong>und</strong> da tut es<br />
eben zunehmend weh.<br />
Was ich bemängele - das möchte ich als Letztes sagen -, ist, dass wir uns die Dinge<br />
nicht mehr verkehrsübergreifend anschauen. Zwischen Berlin <strong>und</strong> Brandenburg zu<br />
schauen, ist eines. Ich glaube, dass wir den ÖPNV <strong>und</strong> die eigenwirtschaftlichen<br />
Verkehre, sprich die Fernbusse, mit einbeziehen müssen, <strong>und</strong> wir sollten auch nicht<br />
vergessen, die Güterverkehre mit zu betrachten. Ich war in der Prignitz <strong>und</strong> habe mir<br />
das dort angeschaut. Was passiert eigentlich, wenn die Trassen nicht mehr durch<br />
den öffentlich bestellten Schienenpersonennahverkehr genutzt werden? Steigen<br />
dann auch die Preise <strong>für</strong> den Güterverkehr? Kommt es also sukzessive auch zu einem<br />
Rückzug der Wirtschaft an dieser Stelle? Ich weiß nicht, ob das unter den demografischen<br />
Gegebenheiten, die wir im Land nun einmal haben, die richtigen Entscheidungen<br />
sind. Ich glaube, wir brauchen einen Diskussionsprozess, der zu lange<br />
dauert, als dass wir das schon am 6. Dezember abschließen könnten.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Mit Ihrer Zustimmung habe ich mich jetzt selber auf die Wortmeldeliste gesetzt. Ich<br />
möchte drei Fragen stellen.<br />
Erstens. Herr Faber hat eine bestimmte Begrifflichkeit gepflegt <strong>und</strong> von einer Vorhaltebox<br />
gesprochen. Dies ist <strong>für</strong> mich sehr spannend <strong>und</strong> auch mit der Frage verb<strong>und</strong>en,<br />
inwieweit es möglich sein könnte, im Rahmen des Landesnahverkehrsplans eine<br />
Art Evaluierungsklausel zu hinterlegen, um all die aufgeworfenen Fragen, die sich<br />
auch <strong>für</strong> mich als Problemfelder darstellen, ein Stück weit mit einer Option zu verbinden.<br />
- In der Diskussion wurde der B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan angeführt, Herr Genilke<br />
hat gerade noch einmal in spannender Art <strong>und</strong> Weise, die Prignitz betreffend, einen<br />
Bezug zum Güterverkehr hergestellt <strong>und</strong> die Anbindung ländlicher Räume als wichtige<br />
Aufgabe der Daseinsvorsorge formuliert. - Hierdurch hätte auch das Prignitz-<br />
Konzept die Chance der Diskussion durch die Leistungsträger vor Ort. Eine solche<br />
Diskussion der Leistungsträger vor Ort hat das <strong>Ministerium</strong> ja zugesagt. Ich sage<br />
einmal: Unter dem Damoklesschwert der Abbestellung von Linien ab dem Jahr 2015<br />
ist die Diskussion eines Prignitz-Konzepts - auch unter Einbeziehung der Fragestellung<br />
wirtschaftlicher Anbindung <strong>und</strong> des Güterverkehrs - nur schwer möglich. Deswegen<br />
also die Frage, inwieweit es eine Möglichkeit <strong>für</strong> eine Öffnungsklausel im<br />
Rahmen des Landesnahverkehrsplans gibt.<br />
Wir wissen alle: Es ist ein Plan. Er wird aktualisiert. Im Übrigen wird er ja aktualisiert,<br />
weil das Gesetz über den öffentlichen Personenverkehr eine solche Fortschreibung<br />
alle fünf Jahre vorsieht. Darin, Herr Genilke, ist leider Gottes nur die Benehmensherstellung<br />
geregelt. Wir machen also heute etwas, was in früheren Jahren so fixiert<br />
worden ist.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 39<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Meine zweite Frage bezieht sich auf die Fahrkartenautomaten. Herr Franz, Sie merken,<br />
dass uns das alle hier stark umtreibt. Für Sie zur Kenntnis: Wir haben uns in der<br />
letzten Ausschusssitzung auch mit den nicht einfachen Fragestellungen befasst, was<br />
ist, wenn man an den Automaten nicht herankommt oder wenn Bürgerinnen oder<br />
Bürger mit dem Abfragemechanismus Probleme haben. Es spricht doch nichts dagegen,<br />
dass sich regionale oder auch andere Initiativen entwickeln, damit die Fahrkartenautomaten<br />
nicht als Sanktion empf<strong>und</strong>en werden. Ich weiß zum Beispiel aus meiner<br />
Heimatstadt, dass ein örtliches Verkehrsunternehmen, das direkt an den Bahnhof<br />
angeb<strong>und</strong>en ist, den Fahrkartenverkauf realisiert. Deswegen habe ich ein großes<br />
Problem mit Ihrer Darstellung, das sei eben so <strong>und</strong> nicht anders. Da ist mir doch gefälliger,<br />
was Herr Professor Conraths sagt. Er möchte, dass man durchaus auch regional<br />
eine Chance hat zu schauen, in welcher Art <strong>und</strong> Weise man zum Beispiel<br />
auch auf die demografischen Entwicklungen Einfluss nehmen <strong>und</strong> Symbiosen erwirken<br />
kann, die möglicherweise nicht nur durch eine Kommune oder durch ein engagiertes<br />
Verkehrsunternehmen zu befördern sind, sondern vielleicht auch einmal<br />
durch einen Fingerzeig des VBB, dass man so etwas unbedingt möchte <strong>und</strong> gut findet.<br />
Meine letzte Frage bezieht sich auf die Anbindung des südlichen Raums, der Landkreise<br />
Teltow-Fläming <strong>und</strong> Elbe-Elster - sie wurden schon genannt - <strong>und</strong> des Landkreises<br />
Potsdam-Mittelmark. Der Minister hat dargestellt, dass man <strong>für</strong> die Beratung<br />
am 6. Dezember durchaus einen Fingerzeig in Bezug auf ein zeitnahes Beleben des<br />
Bahnhofs Potsdam Pirschheide geben möchte. Nun ist aber, wenn es um Turmbahnhöfe<br />
geht, insbesondere auch der Turmbahnhof Genshagener Heide als eine<br />
mögliche Anbindung in die Diskussion gebracht worden, um den Süden des Landes,<br />
also die Landkreise Teltow-Fläming, Elbe-Elster <strong>und</strong> Potsdam-Mittelmark, besser an<br />
den Flughafen BER anzubinden. Dazu würde mich interessieren: Ist mit Ihrem Fingerzeig<br />
<strong>für</strong> den 6. Dezember in Bezug auf den Bahnhof Potsdam Pirschheide das<br />
andere, was sich mit den Turmbahnhöfen verbindet, beantwortet, oder ist das nach<br />
wie vor eine Diskussion, die Sie als <strong>Ministerium</strong> noch nicht als abgeschlossen betrachten?<br />
Diese Fragen müssen Sie nicht gleich beantworten. Denn jetzt erhalten zunächst<br />
noch Herr Groß <strong>und</strong> Herr Faber das Wort. - Ich möchte den Ausschuss noch darüber<br />
informieren, dass ich vor Eröffnung der Ausschusssitzung zur Kenntnis bekommen<br />
habe, dass Herr Groß heute Herrn Dr. Luthardt vertritt. - Herr Groß, Sie haben das<br />
Wort.<br />
Abgeordneter Groß (DIE LINKE):<br />
Frau Vorsitzende, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich in Bezug auf das Fachgespräch<br />
heute auch mit Hinweis auf die Bemerkung des Herrn Kollegen Jungclaus -<br />
richtigstellend geäußert haben.<br />
Auch möchte ich den Herren <strong>für</strong> ihre Ausführungen herzlich danken.<br />
Im Übrigen habe ich drei kleine Fragen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 40<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Erstens. Herr Minister, Sie hatten ausgeführt, dass dieser Landesnahverkehrsplan<br />
auch deshalb vorliegt, um mit dem B<strong>und</strong> reden zu können. Wir haben von den Regionalkonferenzen<br />
gehört. Herr Genilke hat, denke ich, richtig ausgeführt, dass sich an<br />
diesen Regionalkonferenzen insbesondere Verwaltungsbeamte beteiligt haben. Ich<br />
gehe einmal davon aus, regionale Verkehrsunternehmen, Bürgerinitiativen <strong>und</strong> Ähnliches<br />
hatten nicht die Gelegenheit, sich daran zu beteiligen. Wir haben immer, soweit<br />
ich das verstanden habe, gesagt, dass diese Regionalkonferenzen, die wir<br />
durchführen, im Ergebnis der Diskussion offen seien. Ich erinnere hierzu an die Ausführungen<br />
von Herrn Mager <strong>und</strong> Herrn Kropp. Stichworte Dialog vor Ort, Sachverstand.<br />
Ich halte das schon <strong>für</strong> sehr wichtig, auch im demokratischen Umgang miteinander.<br />
Verhandlungskultur bedeutet auch Beteiligungskultur. Wenn man jetzt gerade<br />
vom PE 73/PE 74 auch in Bezug auf die Erarbeitung einer gemeinsamen Verkehrskonzeption<br />
spricht, an der sich auch das Land beteiligen will, frage ich: Wie wird<br />
man damit umgehen?<br />
Meine zweite Frage richtet sich an Sie, Herr Minister. Wenn ich Herrn Podzuweit vorhin<br />
richtig verstanden habe, bezog er sich auf das Gr<strong>und</strong>gesetz den Artikel habe ich<br />
vergessen <strong>und</strong> darauf, was nach seiner Auffassung ich denke, da ging es um ÖPNV<br />
nicht in Landesregelungen umgesetzt sei. Seit 1998 beteiligt sich das Land am<br />
ÖPNV nicht mehr, der B<strong>und</strong> trägt allein die Kosten; das habe ich verstanden. Hat die<br />
Tatsache, dass der B<strong>und</strong> sich ein Stück weit zurückzieht, wenn wir ganz offen <strong>und</strong><br />
ehrlich miteinander sprechen, vielleicht auch etwas damit zu tun? Sicherlich hat der<br />
Schienenverkehr in den Wirtschaftsversorgungs- <strong>und</strong> Tourismuskernen ein eindeutiges<br />
Primat gegenüber dem Busverkehr. Wir reden jetzt über den Güterverkehr. Frau<br />
Vorsitzende, Sie haben das kurz angesprochen. Meine Frage lautet, ob die Abbestellung<br />
oder Ausdünnung auch Konsequenzen auf die wirtschaftlichen Regionen insbesondere<br />
im ländlichen Raum hat. Herr Mi-nister, Sie wissen aus welcher Region ich<br />
komme <strong>und</strong> dass ich mich nach wie vor sehr stark <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinie<br />
einsetze.<br />
Herr Faber (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen):<br />
Noch ein paar Kleinigkeiten <strong>und</strong> auch ein paar Nachfragen, weil das muss ich schon<br />
sagen ich es auch nicht verstehe. Das betrifft zum Beispiel ein Thema, das ich natürlich<br />
schon mehrfach diskutiert habe; aber ich bringe es noch einmal an, gerade weil<br />
das Auditorium hier ein anders ist: Ich verstehe nicht, warum man beim Thema landesbedeutsame<br />
Linien nur den SPNV betrachtet <strong>und</strong> keine Möglichkeiten sieht, den<br />
Bus einzubinden. Dies würde es unter Umständen ermöglichen, das Gesamtsystem<br />
effizienter zu machen. Es geht nicht nur um die Frage der Querverbindungen, sondern<br />
es geht auch um die Frage der Takte. Wenn man zum Beispiel einen Takt bis in<br />
den späten Abend fährt, warum nutzt man dann nicht den Bus <strong>für</strong> die letzte Fahrt<br />
oder <strong>für</strong> die letzten beiden Fahrten, von denen man weiß, dass die Anzahl der beförderten<br />
Fahrgäste nicht mehr so hoch ist, sodass sie eben auch mit einem Bus abzuwickeln<br />
wäre? Das würde bedeuten, man hätte einen Systembruch <strong>und</strong> müsste von<br />
Landesseite auch über den VBB Bus-verkehre bestellen. Das hielte ich aber, was<br />
unsere Seite angeht, gr<strong>und</strong>sätzlich nicht <strong>für</strong> einen Hinderungsgr<strong>und</strong>.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 41<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Das Zweite ist eher noch einmal eine Frage der Planungsseite. Ich verstehe, ehrlich<br />
gesagt, nicht, warum man so plant, wie man es jetzt macht. Ich bin immer davon<br />
ausgegangen, dass es Gesamtplanungen gibt, von denen sich am Ende auch die<br />
Fachplanungen ableiten. Nun habe ich aber im Landesnahverkehrsplan gelesen,<br />
dass das integrierte Verkehrskonzept des Landes quasi im Nachgang herausgegeben<br />
wird. Das verstehe ich nicht. Ich hätte gedacht, man legt erst einmal das integrierte<br />
Verkehrskonzept auf den Tisch, aus dem sich dann auch wenigstens Elemente<br />
des Landesnahverkehrsplans ergeben. Man kann es vielleicht so machen, aber es<br />
ist zumindest aus meiner Sicht nicht ganz logisch. Vielleicht gibt es dazu noch eine<br />
Erläuterung.<br />
Eine Evaluierungsklausel oder wie man es auch immer nennt, finde ich übrigens gut,<br />
Frau Wehlan. Ich denke, man kann eine Reihe von Vorhaben, die strittig sind, die<br />
vielleicht nicht geklärt sind, allemal noch benennen <strong>und</strong> sich einen Zeitraum zum<br />
Beispiel von vier Jahren geben, in dem man dazu aufruft, sie zu evaluieren oder<br />
diesbezüglich Ideen zu generieren, <strong>und</strong> erst danach eine Entscheidung treffen. Es<br />
kann sein, dass es hier so gelaufen ist; aber dann ist es zumindest nicht dokumentiert,<br />
Herr Minister. Ich konnte es jedenfalls aus den Papieren nicht herauslesen.<br />
Noch einmal ganz konkret zur Prignitz, weil dazu nachgefragt worden ist. Aus meiner<br />
Sicht ist der Güterverkehr in der Prignitz nicht mehr zu realisieren, wenn die Strecke<br />
nicht mehr mit SPNV belegt ist. Dass der Güterverkehr Trassenkosten alleine erwirtschaftet,<br />
halte ich <strong>für</strong> vollkommen ausgeschlossen. Ausgeschlossen ist ebenfalls,<br />
dass die Pläne, die jetzt zumindest von der regionalen <strong>Infrastruktur</strong>gesellschaft gemeinsam<br />
mit 50Hertz in Richtung der Nutzung als Stromtrasse angedacht werden,<br />
realisierungsfähig sind. Man muss es möglicherweise trotzdem nicht tun, aber man<br />
muss zumindest wissen, was man damit auch erschlägt.<br />
Minister Vogelsänger:<br />
Bei den Verkehrsministern ist es über Parteigrenzen hinweg unproblematisch, einstimmige<br />
Beschlüsse zu fassen. Das betrifft Artikel 87 e GG <strong>und</strong> den Fernverkehr,<br />
bei dem sich der B<strong>und</strong> aus der Verantwortung zurückzieht <strong>und</strong> immer sagt, dieser sei<br />
eigenwirtschaftlich zu betreiben. Darum geht es, um diesen Streit zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Ländern. Damit man sich hier nicht herausredet: Den gab es auch schon, als es eine<br />
rot-grüne B<strong>und</strong>esregierung gab. Das ist also nicht nur von Schwarz-Gelb, sondern<br />
auch von Rot-Grün nicht gelöst worden. Ich bin gespannt, welche Farbenlehre ab<br />
2013 die Lösung findet.<br />
Soweit zunächst einmal hierzu. Wir bleiben dran. Es gibt einstimmige Beschlüsse;<br />
die kennt auch Herr Ramsauer.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 42<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich will noch etwas zur Prignitz sagen. Ich habe mich damit beschäftigt. Auch dort<br />
gibt es einen parallelen Busverkehr. Nach meiner Kenntnis sind es 48 Minuten von<br />
Pritzwalk nach Kyritz. Es gibt 60 Bahnübergänge; der größte Teil ist ungesichert. Das<br />
ist ebenfalls ein Thema, über das man sich unterhalten muss. Ich habe auf mehreren<br />
Linien sehr schwere Unfälle an Bahnübergängen zu beklagen gehabt. Auch das<br />
muss thematisiert werden, bevor man sich entscheidet. Deshalb halte ich es <strong>für</strong> richtig,<br />
dass man gemeinsamen überlegt, welche Verkehrsbedienung dort vorgesehen<br />
werden soll.<br />
Diese Fünfjahresfrist, Herr Genilke, war fest verabredet. Das wusste jeder. Ich habe<br />
sie um ein Jahr verlängert. Bei allem, was man jetzt fordert, muss mir auch jemand<br />
sagen, wo ich Einschränkungen vornehmen soll.<br />
Herr Genilke, es ist mein fester Willen, diesen Nahverkehrsplan umzusetzen, <strong>und</strong> ich<br />
sehe dabei überhaupt keine Spirale nach unten. Ich bin optimistisch, dass wir, insbesondere<br />
was die Fahrgastzahlen betrifft, weiterhin auch gegenüber anderen B<strong>und</strong>esländern<br />
eine positive Entwicklung zu verzeichnen haben werden.<br />
Das integrierte Verkehrskonzept ist 2002 entstanden. Herr Faber, damals waren Sie,<br />
soweit ich weiß, Mitarbeiter einer Fraktion dieses Landtages. Ich halte seine Fortschreibung<br />
<strong>für</strong> sinnvoll. Denn nach der umfangreichen Diskussion zum Landesnahverkehrsplan<br />
<strong>und</strong> zur weiteren Ausgestaltung vor Ort habe ich als Fachminister nach<br />
§ 3 des Gesetzes nun die Aufgabe, <strong>für</strong> eine ausreichende Verkehrsbedienung im<br />
SPNV zu sorgen. Der Vorschlag liegt vor. Es ist auch keine Abbestellorgie. Wir sind<br />
immer noch bei 35,8 Millionen Zugkilometern. Das liegt noch deutlich über dem<br />
Stand von 2011 <strong>und</strong> ist deshalb auch ein gutes Angebot <strong>für</strong> die Bürgerinnen <strong>und</strong><br />
Bürger. Der SPNV bleibt die gr<strong>und</strong>legende Erschließung. Ob er durch landesbedeutsame<br />
Buslinien ersetzt werden kann, ist eine Frage, die sich eventuell auch in der<br />
Prignitz stellt. Aber das muss dann natürlich in den entsprechenden Gutachten <strong>und</strong> in<br />
Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverb<strong>und</strong> analysiert werden.<br />
Haltepunkte sind ausdrücklich enthalten, <strong>und</strong> das halte ich auch <strong>für</strong> richtig. Neue Haltepunkte<br />
werden einer Einzelfallprüfung unterzogen. Es gibt eine Ausnahme. Dazu<br />
stehe ich. Das ist Potsdam Pirschheide (oben). Diese Ausnahme halte ich <strong>für</strong> richtig,<br />
einmal wegen der Verbindung in Richtung Flughafen, aber auch wegen der Anbindung<br />
nach Jüterbog <strong>und</strong> Treuenbrietzen. Wenn man dann auch die Brücke bei der<br />
Wetzlarer Bahn realisiert, halte ich das <strong>für</strong> sehr sinnvoll. Deshalb steht es mit Priorität<br />
im Landesnahverkehrsplan. Genshagener Heide, Mahlow <strong>und</strong> auch Birkenwerder<br />
sind vom Landrat von Oberhavel ins Gespräch gebracht worden. Dazu muss man<br />
eine Einzelfallprüfung machen, weil das alles auch mit Kosten verb<strong>und</strong>en ist.<br />
Die Strecke von Ges<strong>und</strong>brunnen nach Spandau müsste Berlin bestellen <strong>und</strong> bezahlen.<br />
Berlin macht das nicht. Das bedauere ich außerordentlich. Damit das hier nicht<br />
stehen bleibt: Es gibt eine Ausnahme: Ich bestelle auch weiterhin Einzelzüge Richtung<br />
Ges<strong>und</strong>brunnen von der Heidekrautbahn. Das will ich auch als Signal verstanden<br />
wissen, weil ich diese Einbindung Richtung Ges<strong>und</strong>brunnen, was die Heidekrautbahn<br />
betrifft <strong>und</strong> was den Prignitz-Express betrifft, <strong>für</strong> richtig halte.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 43<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Zu den Visionen. Ich halte die Vertaktung, die mit dem Zielnetz 2016 vorgeschlagen<br />
ist, durchaus <strong>für</strong> visionär. Mit dem Beteiligungsverfahren zum Landesnahverkehrsplan<br />
bin ich über das hinausgegangen, was mir der Gesetzgeber vorschreibt. Von mir<br />
wird vorgeschlagen werden, das ÖPNV-Gesetz im Jahr 2014 zu novellieren. Es<br />
hängt ja mit dem Personenbeförderungsgesetz zusammen, das jetzt eine hohe Hürde<br />
bezüglich der Barrierefreiheit gesetzt hat. Das halte ich im Übrigen <strong>für</strong> richtig.<br />
Aber dann muss man sich auch Gedanken darüber machen, wie man das innerhalb<br />
von neun Jahren umsetzen kann.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der neuen Fernbuslinien auf Strecken über 50 km entsteht eine neue Situation.<br />
Diese konnte bislang noch gar nicht berücksichtigt werden. Aber sie wird mit<br />
Sicherheit beim BER, aber auch bei anderen Relationen eine Rolle spielen.<br />
Zu Hamburg <strong>und</strong> Dresden. Wir müssen jetzt natürlich aufpassen. Wenn wir auch<br />
noch einen RE von Berlin über Wittenberge nach Hamburg fahren lassen, was sich ja<br />
einige Wittenberger vorstellen, weil sie sich dem Hamburger Raum zugehörig fühlen,<br />
dann muss man fragen, wie wir dann wieder zum Artikel 87 e GG kommen, was den<br />
Fernverkehr betrifft. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass sich die Bahn aus dem<br />
Fernverkehr zurückzieht bzw. den Halt in Wittenberge sofort infrage stellt. Wenn wir<br />
das als Länder machen, ist das eine logische Folge. Das ist <strong>für</strong> alle Länder ein Problem.<br />
Die gute Verknüpfung über Ländergrenzen hinweg ist richtig, hat aber schon in<br />
den vergangenen Jahren da<strong>für</strong> gesorgt, dass sich der B<strong>und</strong> zum Teil aus dem Fernverkehr<br />
zurückgezogen hat. Der RE 2, Herr Genilke, ist mit Mecklenburg-<br />
Vorpommern abgestimmt. Die Ausschreibung ist jetzt erfolgt. Mecklenburg-<br />
Vorpommern hat ausdrücklich Wert darauf gelegt, die Landeshauptstadt Schwerin<br />
direkt an Berlin anzubinden <strong>und</strong> die Relation über Schwerin dann Richtung Hamburg<br />
fortzuführen, <strong>und</strong> sich nicht <strong>für</strong> den direkten Weg über Wittenberge ausgesprochen.<br />
Insofern ist das alles ganz eng mit den Nachbarb<strong>und</strong>esländern abgestimmt, die den<br />
Nahverkehrsplan kennen <strong>und</strong> Zustimmung signalisiert haben, was die länderübergreifenden<br />
Linien betrifft. Ich hoffe, dass wir das dann mit dem Verkehrsverb<strong>und</strong> entsprechend<br />
weiterentwickeln.<br />
Ich denke, ich habe jetzt die Dinge beantwortet, die mich betrafen.<br />
Herr Franz (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />
Ich möchte die Punkte aufgreifen, die noch offen sind, <strong>und</strong> zunächst noch einmal auf<br />
das Thema Fahrkartenverkauf eingehen. Wir freuen uns über jeden, der bereit ist,<br />
ÖPNV-Fahrkarten zu verkaufen. Natürlich haben wir auch einige sehr gute Beispiele.<br />
Es gibt die Initiativen in Beelitz, die den Bahnhof wiederbelebt haben. Dort<br />
werden auch Fahrkarten verkauft. Selbstverständlich können auch die kommunalen<br />
Unternehmen die Verb<strong>und</strong>fahrausweise <strong>für</strong> alle Relationen verkaufen. Da gibt es das<br />
w<strong>und</strong>erbare Beispiel Prenzlau, wo der Umsatz sehr hoch ist. Dort hat das örtliche<br />
Verkehrsunternehmen eine Verkaufsstelle mit persönlicher Bedienung im Bahnhof,<br />
die sehr gute Öffnungszeiten hat <strong>und</strong> sehr viel verkauft. Das hat seine Vorteile. Wir<br />
würden uns freuen, wenn noch viele Verkaufsstellen neu eröffnet würden, in denen<br />
Menschen sind, die auch Auskunft geben können. Das ist eine tolle Sache. Trotzdem<br />
braucht man eben die Automaten.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 44<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
In dem Fall, dass der Bahnhof noch geschlossen <strong>und</strong> der Automat im Bahnhof ist<br />
was eigentlich nicht sein sollte , kann der Fahrgast die Fahrkarte selbstverständlich<br />
ohne Aufschlag im Zug kaufen. Das ist geltendes Recht <strong>und</strong> ist auch kein Problem.<br />
Herr Groß, wir haben tatsächlich auch die Bürgerinitiativen <strong>und</strong> die Fahrgastverbände<br />
eingeladen. Sie waren da, <strong>und</strong> sie haben auch mitdiskutiert. Man kann natürlich<br />
immer sagen, es hätte noch mehr geben müssen, aber es hat umfangreiche Diskussionen<br />
dazu gegeben. Es ist extra ein Beirat <strong>für</strong> den Schienennahverkehr in Berlin<br />
<strong>und</strong> Brandenburg eingerichtet. Auf der letzten Beiratssitzung war auch der Landesnahverkehrsplan<br />
ein eigener Tagesordnungspunkt, <strong>und</strong> es ist umfassend <strong>und</strong> lange<br />
mit den Fahrgastverbänden über alle Aspekte diskutiert worden. Das ist wirklich geschehen.<br />
Nun zu der Frage, wann man Tangentialverbindungen einrichten muss. Der Gedanke<br />
setzt immer dann ein, wenn erkennbar wird, dass sich strukturell etwas ändert. Von<br />
dem Zeitpunkt an, zu dem damals klar war, dass der Flughafen nicht nach Sperenberg,<br />
sondern nach Schönefeld kommt, haben wir Überlegungen angestellt <strong>und</strong> Konzepte<br />
entwickelt, wie wir Schönefeld anders anbinden können. Auch die Viadrina ist<br />
ein gutes Beispiel. Nachdem die neue Universität gegründet war, hat sich ein Kontakt<br />
zwischen Slubice <strong>und</strong> Frankfurt entwickelt, der zunehmend intensiver wurde. Von<br />
dem Zeitpunkt an haben wir überlegt, wie wir den Verkehr verbessern können, <strong>und</strong><br />
haben den Teil von Slubice gedanklich in den VBB-Tarif integriert. Dort gilt mittlerweile<br />
auch der VBB-Tarif. Ab dem Fahrplanwechsel wird es endlich eine Buslinie von<br />
Frankfurt nach Slubice geben, die diesen Verkehr abdeckt.<br />
Immer dann, wenn sich strukturell etwas ändert, fangen also die Überlegungen an.<br />
Wir schauen uns die Verkehrskorridore an <strong>und</strong> beachten sehr wohl die Potenziale,<br />
die vorhanden sind. Diese werden bei allen diesen Entwicklungen immer eingeschätzt.<br />
Man muss allerdings bei jeder Betrachtung bedenken: Am Ende brauchen<br />
wir jemanden, der <strong>für</strong> die Veranstaltung bezahlt. Es ist nicht sinnvoll, ein Konzept zu<br />
entwickeln, wenn der Landkreis als Aufgabenträger, sagt: Es gibt keinen einzigen<br />
Euro da<strong>für</strong>. Wir müssen bei der Verknüpfung von Bus <strong>und</strong> Bahn immer, in allen Verkehrskorridoren,<br />
auch den örtlichen Aufgabenträger dabei haben, der willig ist, dann<br />
auch ein Konzept umzusetzen.<br />
Im Raum Teltow ist letztes Jahr ein großes Verbesserungskonzept umgesetzt worden,<br />
an dem sich der Landkreis finanziell beteiligt hat. Das ist, wie gesagt, immer<br />
notwendig. Das beginnt, wenn erkennbar wird: Da ändert sich etwas. Für den Verdichtungsraum<br />
von Brandenburg an der Landesgrenze zu Berlin gilt, dass die örtliche<br />
Politik in vielen Fällen noch nicht realisiert hat, dass das Wachstum an Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> an Arbeitsplätzen auch Folgen <strong>für</strong> die ÖPNV-Anbindung haben muss. Es ist<br />
noch nicht in den Köpfen, dass man dann auch ein Stück weit mehr Verantwortung<br />
übernehmen muss. Zumeist grenzt ein kleiner Teil der Landkreise an Berlin an, <strong>und</strong><br />
dann kommt das ist jetzt nicht abwertend gemeint ein sehr großes Hinterland. Deshalb<br />
ist es oft schwierig, eine Mehrheit zu organisieren, die <strong>für</strong> die höheren Ausgaben<br />
<strong>für</strong> den Nahverkehr in dem Verdichtungsraum plädiert, damit die finanziellen Mittel<br />
auch zur Verfügung gestellt werden. Dies ist ein politisch-strukturelles Problem, das<br />
im Moment nicht in Gänze gelöst ist.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 45<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Es gibt viele Pläne, die Anbindung des Schienenverkehrs durch den Bus zu verbessern.<br />
Teilweise ist nur jede zweite Schienenverbindung mit dem Bus angeb<strong>und</strong>en,<br />
was <strong>für</strong> den Fahrgast natürlich immer schlecht ist; er muss wissen, welche verknüpft<br />
ist, <strong>und</strong> welche nicht. Richtig wäre es, wenn alle verknüpft wären. Aber dann muss<br />
der örtliche Aufgabenträger bereit sein, diesen Busverkehr auch zu bestellen. Das ist<br />
das Problem.<br />
Es besteht kein planungsrechtliches Problem. Die entsprechenden Pläne zu machen,<br />
ist kein Thema. Wir haben alle erforderlichen Daten. Wir haben die Zahlen. Wir haben<br />
die Fachleute, die das machen können. Vielmehr muss man bereit sein, das,<br />
was gefordert ist, auch zu bestellen.<br />
Welche Linien in den nächsten Jahren vielleicht abbestellt werden, können wir jetzt<br />
schon aus dem Plan ersehen. Ich denke, das alles Entscheidende wird sein, ob der<br />
B<strong>und</strong> bereit ist, in diesen Größenordnungen auch mit Wachstumsraten Regionalisierungsmittel<br />
bereitzustellen. Insoweit ist natürlich an alle zu appellieren, Einfluss auf<br />
die Regierungsfraktionen zu nehmen, dass die Regionalisierungsmittel entsprechend<br />
erhalten werden. Herr Genilke, wir müssen gemeinsam erreichen, dass die Regionalisierungsmittel<br />
nicht gekürzt werden, dass sie weiterhin fließen.<br />
Für alle Ostländer ist es ganz wichtig, dass die Verteilung so bleibt, wie sie ist. Es<br />
gibt durchaus gegenläufige Bestrebungen in den Westländern, die sagen, im Verhältnis<br />
zu den Einwohnern, bekämen die Ostländer zu viel. Wir bekommen in der Tat,<br />
wenn ich es auf die Einwohner beziehe, in Brandenburg einen deutlich höheren Anteil<br />
als Nordrhein-Westfalen. Wir haben aber auch eine viel größere Fläche im Verhältnis<br />
zur Einwohnerzahl zu bedienen. Deshalb meinen wir, die Aufteilung ist gerecht.<br />
Sie ist aber nicht festgeschrieben. Das heißt, wir müssen in beide Richtungen<br />
kämpfen: dass die Höhe der Mittel bleibt, dass die Verteilung bleibt <strong>und</strong> dass eine<br />
Dynamisierung vorgesehen wird.<br />
Herr Jungclaus hat die ganz wichtige Frage der <strong>Infrastruktur</strong> angesprochen. Ich beschäftige<br />
mich seit Jahrzehnten mit diesem Thema. Aus meiner Sicht ist es ein Geburtsfehler<br />
der Bahnreform, dass man versäumt hat, zwischen dem wirklichen Betrieb<br />
<strong>und</strong> der <strong>Infrastruktur</strong> zu unterscheiden. Denn die <strong>Infrastruktur</strong> ist ein echt natürliches<br />
Monopol. Da<strong>für</strong> kann man keinen Wettbewerb organisieren. Wir können nicht<br />
neben die vorhandenen Schienen noch einmal Schienen legen. Weil das getrennt<br />
betrachtet werden muss, ist es nicht sinnvoll, es von einem Unternehmen bewirtschaften<br />
zu lassen. Das ist der Gr<strong>und</strong>fehler beim Thema <strong>Infrastruktur</strong>.<br />
Der öffentliche Schienenregionalverkehr zieht bei der Frage, wo an der <strong>Infrastruktur</strong><br />
etwas verbessert wird, in der Regel den Kürzeren; weil die Gewinnmöglichkeiten des<br />
Konzerns DB in anderen Bereichen höher sind, weil er dort direkt Gewinne er-zielen<br />
kann, wenn sich die <strong>Infrastruktur</strong> verbessert. Beim SPNV besteht immer noch die<br />
Hürde des Wettbewerbs, <strong>und</strong> die Bahn hat als Konzern das Risiko, dass sie auch<br />
Leistungen verliert. Es ist ja vom Gesetzgeber gewollt, dass Wettbewerb organisiert<br />
wird. Deshalb ist es ein Strukturproblem, dass die <strong>Infrastruktur</strong> nicht von dem Betrieb<br />
getrennt ist.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 46<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
In Brandenburg haben wir an vielen Stellen ganz große Probleme, weil wir eben den<br />
Kürzeren ziehen, weil andere Dinge wichtiger sind. Somit wird die Elektrifizierungslücke<br />
nicht geschlossen, obwohl sie relativ günstig zu finanzieren ist, <strong>und</strong> die zur Verfügung<br />
stehenden Investitionsmittel werden in andere Kanäle gelenkt. Das ist aus<br />
Konzernsicht richtig. Ich mache den Lenkern der DB im Konzern überhaupt keinen<br />
Vorwurf; denn die müssen ihr Konzernergebnis im Vordergr<strong>und</strong> sehen. Aber aus Gesichtspunkten<br />
der <strong>Infrastruktur</strong>, aus regionalpolitischen Gesichtspunkten, aus Entwicklungsgesichtspunkten<br />
<strong>für</strong> das ganze Land um, wie es im Gr<strong>und</strong>gesetz steht, die<br />
Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse zu sichern ist das natürlich tödlich. An diesem<br />
Punkt müssen wir etwas ändern. Das ist das Allerwichtigste.<br />
Wir hatten in einer Reihe von B<strong>und</strong>esländern, dort, wo die <strong>Infrastruktur</strong> nur vom regionalen<br />
Schienenverkehr genutzt wird, probiert, diese <strong>Infrastruktur</strong> zu regionalisieren.<br />
In der regionalisierten <strong>Infrastruktur</strong> das ergeben alle Untersuchungen, könnte man <strong>für</strong><br />
das Geld, das man aufwendet, wesentlich mehr machen; man könnte die <strong>Infrastruktur</strong><br />
in einem wesentlich besseren Zustand halten. Das ist wirklich unstrittig. Aber die<br />
Bahn ist nicht bereit, einen Meter von ihrem bisherigen Weg abzugehen, weil das<br />
natürlich in der Bilanz steht, <strong>und</strong> weil das <strong>für</strong> den Konzern eine Möglichkeit ist, Kredite<br />
mit einer sehr guten Bewertung, mit niedrigen Zinsen, aufzunehmen. Weil das <strong>für</strong><br />
die Bahn als Konzern vorteilhafter ist, wird sie diese Vermögensbestände freiwillig<br />
niemals abgeben. Das ist die Problematik, vor der wir stehen. Politisch müssen wir<br />
das Problem lösen, dass die Steigerungsraten bei den Kosten der <strong>Infrastruktur</strong> nicht<br />
höher werden dürfen als die der Regionalisierung. Ansonsten geht die Schere immer<br />
weiter auseinander, <strong>und</strong> am Ende können wir nur noch die <strong>Infrastruktur</strong> bezahlen,<br />
können aber keinen Verkehr mehr bestellen, der dann auf der <strong>Infrastruktur</strong> läuft.<br />
Herr Prof. Dr. Conraths (Bürgerinitiative <strong>für</strong> Regionalbahnerhalt):<br />
Ich wurde von Herrn Jungclaus nach Zahlendifferenzen gefragt. Lassen Sie mich,<br />
auch wenn ich vorhin gesagt habe, vielleicht müssten wir die Diskussion nicht im Detail<br />
führen Herr Beyer hatte ja in eine ähnliche Richtung argumentiert, Folgendes sagen:<br />
Ich denke, dass es wirklich nicht unsere Aufgabe als Bürgerinitiative ist, solche<br />
Zahlen im Detail zu erheben. Das kann der VBB vermutlich viel besser als wir. Oder<br />
er sollte es zumindest können. Aber, Herr Franz, die Zahlen, die präsentiert werden,<br />
müssen nachvollziehbar <strong>und</strong> transparent sein. Das war in diesem Fall das Hauptproblem.<br />
Der VBB ist dabei mit meiner Person an jemanden geraten, der einen gewissen<br />
Hintergr<strong>und</strong> hat. Ich leite ein Institut <strong>für</strong> Epidemiologie. Ich habe viel mit Statistik<br />
zu tun. Ich habe versucht, mir das statistische Modell erklären zu lassen. Man<br />
konnte es mir nicht erklären <strong>und</strong> musste danach sogar eingestehen, dass die Zahlen,<br />
die man hatte, nicht mit der angeforderten Präzision vorlagen. Das Petitum lautet<br />
auch im Sinne einer kompetenten Beteiligung von Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern, dass<br />
solche Zahlen nachvollziehbar <strong>und</strong> transparent sein müssen.<br />
Weil ich aber konkret danach gefragt worden bin <strong>und</strong> weil ich denke, dass regional<br />
erhobene Zahlen auch noch einmal einen Input bringen können, wenn wir die Einbeziehung<br />
von Menschen vor Ort realisieren, nenne ich jetzt einige Zahlen dazu.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 47<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Die Stadt Kyritz hat ermitteln lassen, wie viele Fahrgäste pro Tag ihren Bahnhof benutzen<br />
<strong>und</strong> ist auf eine Zahl von 420 gekommen. Das liegt wahrscheinlich etwas unter<br />
der Zahl, von der Sie sagen, hier sei der Cut, ab dem sich eine Linie lohnt. Insofern<br />
wäre zu fragen, wie es denn mit den Potenzialen aussieht, was sich da noch<br />
machen lässt. Interessant ist aber, dass die Zahl der Menschen, die morgens in die<br />
Stadt Kyritz reisten, um dort zu arbeiten, höher war als die der Auspendler. An dieser<br />
Stelle sind wir wieder bei einem Problem; denn der nächstgelegene Punkt, der die<br />
Anknüpfung Richtung Berlin gewährleistet, ist <strong>für</strong> die Menschen optimiert, die in Richtung<br />
Berlin reisen. An den Stellen müssen wir, glaube ich, sehr viel genauer hinschauen,<br />
was möglich ist. Das ist zum Teil von den Verkehrsmitteln unabhängig.<br />
Ich habe vorhin schon gesagt <strong>und</strong> ich möchte noch einmal wiederholen, dass wir,<br />
wenn wir über solche Zahlen reden, diese eigentlich in Bezug zur Bevölkerungsdichte<br />
setzen müssen, die zugegebenermaßen hier in Potsdam größer ist als bei uns in<br />
Kyritz.<br />
An der Stelle, wenn wir über Potenziale reden, noch eine Zahl zu den Fahrkartenverkäufen<br />
ich bin übrigens gar nicht gegen die Automaten; ich kaufe die meisten Fahrkarten<br />
im Internet: Die Umsätze aus den Fahrausweisverkäufen der beiden Fahrkartenausgaben<br />
in Pritzwalk <strong>und</strong> Kyritz liegen nach den Zahlen, die uns vorliegen, im<br />
Bereich von 500 000 Euro pro Jahr. Das zeigt, dass dort durchaus ein Potenzial vorhanden<br />
ist, sodass wir einfach schauen müssen, wie das genutzt werden kann.<br />
Nun zu Ihrer Frage, Frau Wehlan, nach einer Öffnungsklausel im Hinblick auf regionale<br />
Konzepte, die erst erarbeitet werden müssen. Die Bürgerinitiative würde es natürlich<br />
im Hinblick auf die Diskussionen, die wir zum Prignitz-Konzept führen müssen,<br />
sehr begrüßen, wenn es eine solche Öffnungsklausel geben könnte. Dies würde dazu<br />
führen, dass es keine Denkverbote gibt. Es kann ja sein, dass das Ergebnis am<br />
Ende lauten wird: Schienengeb<strong>und</strong>ener Nahverkehr ist nicht möglich. Aber wir sollten<br />
nicht von vornherein sagen, darüber brauchten wir erst gar nicht nachzudenken, weil<br />
das in unserem Landesnahverkehrsplan so steht.<br />
Abschließend noch etwas zu den Regionalkonferenzen. Herr Franz, ich muss sagen,<br />
dass wir als Bürgerinitiative zu den Regionalkonferenzen, die es in unserem Bereich<br />
gegeben hat, nicht eingeladen waren. Wir sind als Bürgerinitiative zwar erst im Juni<br />
gegründet worden, aber auch vorher sind wir als Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger, die sich in<br />
dem Bereich engagiert haben, nicht beteiligt worden. Aber selbstverständlich hatten<br />
die Kommunen die Möglichkeit, an diesen Regionalkonferenzen teilzunehmen.<br />
Herr Kropp (DB Regio AG):<br />
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Herrn Jungclaus noch auf seine beiden Fragen<br />
zu antworten.<br />
Einmal hat er nach der Potenzialgröße von 500 Fahrgästen gefragt <strong>und</strong> sich erk<strong>und</strong>igt,<br />
ob das auch in anderen Regionen ein Diskussionsthema ist. Das ist auch in anderen<br />
Regionen sehr wohl ein großes Thema. Allerdings besteht ein deutliches Nord-<br />
Süd-Gefälle.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 48<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Wir in Brandenburg befinden uns immer auf einer Diskussionsebene mit Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>und</strong> unseren Kollegen in Nordniedersachsen <strong>und</strong> Schleswig-<br />
Holstein, wo 500 Fahrgäste pro Tag das angestrebte Ziel sind <strong>und</strong> wo man auch davon<br />
ausgeht, dass dies die Zahl ist, bei der die Wirtschaftlichkeit einer Strecke gegeben<br />
ist. Bei unseren Kollegen in den südlichen Ländern <strong>und</strong> in den Ballungsräumen<br />
NRW, Baden-Württemberg, Bayern, aber auch schon Sachsen sind es schon 1 000<br />
Fahrgäste, <strong>und</strong> die Zahl wird immer größer. Diese Länder haben natürlich ein vollkommen<br />
anderes Interesse hinsichtlich der Nutzung des SPNV, weil dort eine viel<br />
größere Nutzung zur täglichen Fahrt in die Ballungsräume gegeben ist. Bei uns im<br />
Flächenland zieht einerseits der Ballungsraum Berlin die Nachfrage an, zweitens haben<br />
wir den touristischen Verkehr, der wiederum aus dem Ballungsraum Berlin in die<br />
Region geht; aber im Land Brandenburg selber ist die Nachfrage relativ gering. In<br />
den Südländern mit mehreren Ballungsräumen <strong>und</strong> einer viel höheren Siedlungsdichte<br />
ist die Nachfrage insgesamt viel größer, sodass 1 000 Fahrgäste pro Tag in der<br />
Regel überhaupt kein Problem sind, wohingegen wir um 500 Fahrgäste kämpfen.<br />
Die zweite Frage zielte auf eine Optimierung der Anforderungen von Berlin <strong>und</strong><br />
Brandenburg. Ich denke, es besteht Einvernehmen, dass die Verkehrsform Berlin-<br />
Brandenburg als eine Einheit zu sehen ist. Die Probleme liegen im Detail. Ich möchte<br />
es noch einmal an einer Größe, die wir sehr häufig diskutieren, festmachen. Das ist<br />
der RE-Halt in Berlin. Hierzu bestehen in den einzelnen Ländern vollkommen konträre<br />
Ansichten. Brandenburg sagt natürlich: Wir wollen, dass der Brandenburger<br />
schnell in Berlin ist, dass er schnell im Zentrum Berlins ist, um dann kurze Wege zu<br />
seiner Arbeitsstätte oder zur Behörde zu haben. Berlin sagt: Wenn der Regionalexpress<br />
schon in Berlin fährt, dann soll er aber auch an jeder Station in Berlin halten,<br />
was sich natürlich nicht mit einer angemessenen Reisezeit verträgt. Damit würde die<br />
Reisezeit automatisch verlängert, <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Brandenburger würde es damit wieder<br />
unattraktiver, diesen Regionalexpress zu nutzen. Diese unterschiedlichen Auffassungen<br />
zum SPNV, die aus einem natürlichen Bedürfnis heraus entstehen, muss man<br />
letztlich zusammenbringen. Dazu gab es in der Vergangenheit gute Kompromisse,<br />
<strong>und</strong> es gab schlechte Kompromisse. Das letzte Beispiel, das wir diskutiert haben,<br />
war der Regionalexpress-Halt in Berlin-Charlottenburg. Man kann vortrefflich streiten,<br />
ob er notwendig ist, wenn zwei S-Bahn-Stationen weiter der Zoologische Garten der<br />
nächste Halt ist. Das ist ein Beispiel <strong>für</strong> die Diskussion, die ich meinte, bei der man<br />
einfach im Interesse des SPNV in der Region einen Kompromiss finden muss. Wir<br />
wollen gemeinsam möglichst viele Fahrgäste im SPNV haben, <strong>und</strong> hierin müssen die<br />
Länder eben ihr gemeinsames Interesse finden.<br />
Herr Weis (MGW Beratungsgesellschaft mbH):<br />
Herr Genilke, Sie hatten die Frage nach dem Geschäftsmodell gestellt. „Geschäftsmodell“<br />
heißt ja, dass die Arbeitsverteilung zwischen jenen, die gemeinsam die Leistung<br />
im Schienenverkehr erbringen, infrage gestellt wird. Das heißt aber auch, dass<br />
unter anderem auch die Risikoverteilung infrage gestellt wird. Was bedeutet das?<br />
Herr Franz hat ein schönes Beispiel genannt, als er noch einmal das Thema der Regionalisierung<br />
des Netzes angesprochen hat, was ich im Übrigen sehr begrüße.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 49<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Denn in der Region hat man ganz andere Anforderungen an die Netzinfrastruktur <strong>und</strong><br />
ganz andere Möglichkeiten, diese Dinge zu bearbeiten, als wenn man über ganz<br />
Deutschland hinweg darauf schaut <strong>und</strong> diese Dinge dann aus dieser Perspektive<br />
einheitlich regelt.<br />
Dass eine regionale Sichtweise an manchen Stellen durchaus zielführend ist, zeigen<br />
verschiedene Beispiele, unter anderem in Sachsen; das zeigt aber auch der Versuch,<br />
den man in der Prignitz gemacht hat. An diesem zweiten Beispiel, kann man sehen,<br />
dass es Vor- <strong>und</strong> Nachteile gibt. Das zeigt auch, dass die Risikoverteilung in einem<br />
zweiten Schritt eine große Rolle spielt; denn natürlich gewinnt so etwas an Charme,<br />
wenn auch der regionale Partner einen Teil des Risikos trägt. Wenn wir von Parallelverkehren<br />
hören, die ein anderer Aufgabenträger an der Stelle auch mit Staatsgeld<br />
bezahlt, dann hat das natürlich auch etwas damit zu tun, dass das aus zwei verschiedenen<br />
Kassen kommt <strong>und</strong> man also in der Box bleibt <strong>und</strong> diese Dinge an der<br />
Stelle nicht infrage stellt.<br />
Ein drittes Beispiel ist die Diskussion, die hier unter dem Motto Bus versus Schienenverkehr<br />
geführt wurde. Sie haben dankenswerterweise das Beispiel der Reisenden<br />
genannt, die aus Cottbus in Richtung Flughafen fahren wollen, <strong>und</strong> haben dabei den<br />
Umsteigepunkt in Königs Wusterhausen ins Spiel gebracht.<br />
Ich schaue auf mich selber. Wenn ich in den Urlaub fahre, Gepäck dabei habe <strong>und</strong> in<br />
Königs Wusterhausen umsteigen soll, dann werde ich das eher nicht machen. So<br />
werden sich viele Fahrgäste entscheiden. Wenn ich aber ein wenig aus der Box herausschaue,<br />
dann sehe ich, dass es durchaus interessante Alternativen gibt, nämlich<br />
Flughafen-Zubringerbusse, die das bei dem Aufkommen aus Cottbus mit Sicherheit<br />
auch werden erledigen können, <strong>und</strong> dies ohne dass die Reisenden umsteigen müssen.<br />
Die landesbedeutsamen Buslinien, über die sich Herr Faber mit anderen ausgetauscht<br />
hat, sind ein anderes Beispiel. Viele dieser Fragen sind natürlich zu bedenken,<br />
<strong>und</strong> es ist auch zu fragen, wer letztendlich das Risiko trägt <strong>und</strong> wer den Ertrag<br />
hat. Das Ganze macht man aus meiner Sicht am besten lokal; denn da wird am<br />
Schluss das Modell zur Anwendung gebracht. Ich werbe da<strong>für</strong>, das auszuprobieren.<br />
Frau Wehlan, das Beispiel aus Südbrandenburg, das Sie kurz angesprochen haben,<br />
ist ein sehr gutes Beispiel. Denn wie sagt man so schön? Die Bedürfnisse sind halt<br />
im Südraum andere als im Speckgürtel. Das, denke ich, ist auch beiden Seiten bewusst.<br />
Herr Bona (Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband):<br />
Ich möchte noch drei kurze Anmerkungen zu einigen Fragen machen.<br />
Erstens zur Bürgerbeteiligung. Die Regionalkonferenzen sind eine sehr gute Sache.<br />
Allerdings gab es im Mai keine Internetverbindung in Uckermark-Barnim, <strong>und</strong> deshalb<br />
konnten dort die Eckpunkte auch nicht vorgestellt werden. Aber ich denke, mit<br />
dem heutigen Dialogverfahren wird ein neuer Weg beschritten.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 50<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Zu den Fahrgastzahlen. Zwar sind Klassen <strong>für</strong> die Analyse vorhanden, aber Klassen<br />
<strong>für</strong> die Prognose fehlen ebenso wie eine integrierte Verkehrsnetzberechnung völlig.<br />
Ich kann mir nicht vorstellen, wie man da einen Landesnahverkehrsplan aufstellen<br />
kann. Von meinen Kollegen wurde das auch kritisiert. Erst muss das Gesamtnetz klar<br />
sein <strong>und</strong> die Gesamtberechnung muss vorliegen, <strong>und</strong> dann kann man das in einzelne<br />
Segmente <strong>und</strong> Regionen aufteilen.<br />
Nun zum Verhältnis von der Gleichstrom-S-Bahn zur Regionalbahn. Hierüber wird<br />
sehr viel ideologisch diskutiert. Mancher Bürgermeister zum Beispiel der Bürgermeister<br />
von Velten möchte die S-Bahn, weil er sich von ihr einen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung verspricht. Wir finden es gut, dass das Land hierzu eine klare Position<br />
bezogen hat. Dem Fahrgast ist es egal, ob der Strom von der Seite, aus der Gleichstromschiene<br />
oder aus der Oberleitung kommt. Wir wollen stabile Verbindungen, <strong>und</strong><br />
da ist manchmal die Regionalbahn mit Toilette <strong>und</strong> Klimaanlage besser als die<br />
Gleichstrom-S-Bahn. Im Klartext: Die Strecke Spandau - Falkensee sehen wir sehr<br />
kritisch, was die S-Bahn-Verlängerung angeht. Hier sind der 20-Minuten-Takt <strong>und</strong><br />
das dritte Gleis <strong>für</strong> Fern- <strong>und</strong> Regionalverkehr bestimmt besser. Bei der Strecke<br />
Hennigsdorf - Velten ist bestimmt eher der Regionalverkehr mit einer Direktverbindung<br />
zum Hauptbahnhof <strong>und</strong> zum Flughafen günstiger, auch <strong>für</strong> Velten. Die Verlängerung<br />
der Gleichstrom-S-Bahn sollte man sich dort sparen. Es gibt allerdings auch<br />
Wachstumsregionen im Verflechtungsraum, bei denen wir sagen: Hier müsste eine<br />
S-Bahn-Verdichtung möglich sein.<br />
Herr Franz war bei einem sehr gut besuchten ÖPNV-Bürgerforum, das von der LIN-<br />
KEN <strong>und</strong> von der SPD in Panketal organisiert worden war, anwesend. Dort hat er<br />
auch gesagt: Eine S-Bahn-Verdichtung in der Hauptverkehrszeit von Berlin-Buch<br />
über die Landesgrenze hinaus nach Bernau ist möglich, allerdings erst ab 2017. Wir<br />
haben im zweiten Bürgerforum nachgerechnet, dass man das schon mit einer einfachen<br />
Bahnsteigkante am ersten S-Bahnhof in Röntgental <strong>für</strong> eine Investition in Höhe<br />
von 1 bis 2 Millionen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die gleichen Betriebskosten machen kann. Denn die<br />
Züge stehen in Berlin-Buch herum, sodass man die Strecke verlängern kann. Wir<br />
<strong>und</strong> auch unsere Bürger in der Region erwarten eigentlich von einem Landesnahverkehrsplan,<br />
dass kleine, praktikable Schritte zur Verbesserung des ÖPNV in ihm enthalten<br />
sind.<br />
Als Letztes noch dies: Es ist gut, dass ein Perspektivnetz aufgezeigt wurde, auch<br />
wenn es nicht ausdrücklich vorgesehen ist. Aber der Zeithorizont würde uns schon<br />
noch interessieren. Reicht das bis 2017, 2020 oder 2025? Wir gehen als Berlin-<br />
Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband natürlich noch ein wenig visionärer in den<br />
Zeitraum bis 2030. Zur Kommunalstrukturreform liegt ja auch ein SPD-Programm<br />
vor. Wir möchten also gerne wissen: Welchen Zeithorizont besitzt das Perspektivnetz?
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 51<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Herr Mager (tjm-consulting mobilitätsmanagement):<br />
Ich finde es interessant, dass die Wahrnehmung, was die Bürgerbeteiligung anbetrifft,<br />
sehr unterschiedlich im Raum verteilt ist. Herr Minister Vogelsänger sagt: Ich<br />
habe meine Pflicht getan; mehr muss ich nach dem Gesetz nicht machen.<br />
(Minister Vogelsänger: Ich habe mehr getan, als das Gesetz vorschreibt!)<br />
- Gut. Aber von der Richtung aus definiert. Herr Franz hat volle Säle gehabt. Andere<br />
sagen: In den vollen Sälen haben wir uns nicht gesehen. Es gibt also unterschiedliche<br />
Wahrnehmungen, <strong>und</strong> es bestehen auch unterschiedliche Auffassungen darüber,<br />
was tatsächlich erforderlich ist. Ich denke, dass die heutige Zeit wirklich ein<br />
breiteres Programm erfordert, Gesetz hin oder her, <strong>und</strong> da muss man vielleicht auch<br />
einmal der Zeit voraus sein. Andere sind schon auf diesem Weg. Man kann es nur<br />
nahelegen.<br />
Man hat schon heute bei dem kleinen Spektrum der Teilnehmer auch aus der Politik<br />
selber gesehen, dass sehr viel Know-how vorhanden ist, das bislang noch nicht gehoben<br />
war. Nun können Sie das bis zum 6. Dezember schwerlich noch in den Landesnahverkehrsplan<br />
einbauen. Zurückzublicken bringt uns aber nicht weiter. Deshalb<br />
mein Appell, nach vorn zu blicken <strong>und</strong> zu fragen: Wie wollen wir das denn in Zukunft<br />
angehen? In Zukunft muss man es wirklich anders angehen, weil es ansonsten im<br />
Lande zur Unzufriedenheit hinsichtlich der Mobilitätswende kommt, die nach der<br />
Energiewende nun ebenfalls in Brandenburg vollzogen werden soll. Es kann nicht<br />
sein, dass gesagt wird, man habe die Leistung aufrechterhalten, wenn gleichzeitig<br />
gefragt werden muss, wo diese denn gefahren wird. Sie wird überwiegend auf den<br />
Hauptachsen gefahren, <strong>und</strong> wir bluten sozusagen am Rande aus. Wir haben gehört,<br />
was die Konsequenz ist. Ich glaube, es muss mehr miteinander gesprochen werden,<br />
als dies der Fall ist, wenn einer vorn sitzt <strong>und</strong> erzählt, <strong>und</strong> die anderen dürfen nicken.<br />
Ich habe das jetzt provokant gesagt; das gebe ich zu. Aber da muss mehr kommen,<br />
<strong>und</strong> da ist auch mehr möglich. Ich denke, eine moderne Landesverwaltung kann das<br />
auch mit Unterstützung von außen leisten. Ich kann nur an die Politik appellieren,<br />
diesbezüglich einen neuen Rahmen zu setzen, damit Brandenburg ähnlich wie früher<br />
bei der Finanzierungsfrage sagen kann: Wir haben die Nase vorn.<br />
Herr Seiffert (Verkehrsclub Deutschland):<br />
Ich möchte das unterstützen, was Herr Mager gesagt hat. Für mich waren diese Regionalversammlungen<br />
mehr Alibi-Veranstaltungen. Wenn man wirklich in einen Dialog<br />
eintreten will, muss man den Entwurf eines Landesnahverkehrsplans schon vorher<br />
haben. Ich denke, dass das Verkehrsministerium <strong>und</strong> der VBB dies zusammen<br />
auch leisten könnten. „Entwurf“ heißt ja nicht, dass alles schon fertig ist. Aber man<br />
kann darüber diskutieren. Ich selbst habe an drei Veranstaltungen teilgenommen. Sie<br />
waren wirklich unterschiedlich besucht. Dann kommt es auch noch darauf an, wann<br />
die Veranstaltungen stattfinden. Wenn sie am Vormittag beginnen, sind natürlich viele,<br />
die den ÖPNV nutzen, von vornherein ausgeschlossen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 52<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich möchte auch die Ausführungen bezüglich des B<strong>und</strong>es unterstützen. Das haben<br />
wir in unserer Stellungnahme auch angesprochen. Die Deutsche Bahn hat sich aus<br />
dem Fernverkehr herausgezogen, <strong>und</strong> jetzt ist es an den Länden, mit den Mitteln, die<br />
sie zur Verfügung gestellt bekommen, Ersatz zu schaffen, indem beispielsweise im<br />
Landkreis Barnim eine Strecke von Elsterwerda nach Strals<strong>und</strong> geführt werden was<br />
ja eigentlich eine Aufgabe des Fernverkehrs ist. Herr Franz hat die Bahnverbindung<br />
nach Breslau angesprochen. Sie ist ja auch Aufgabe des Fernverkehrs <strong>und</strong> keine<br />
Angelegenheit des Nahverkehrs.<br />
Ich denke, dass das im Landesnahverkehrsplan nicht deutlich genug wird <strong>und</strong> dass<br />
man im vorauseilenden Gehorsam verschiedene Dinge, die eigentlich von der Bahn<br />
<strong>und</strong> dem B<strong>und</strong> zu verantworten sind, ersetzt. Man muss in diesem Plan auch einmal<br />
ganz deutlich hervorheben, was uns hier im Lande Brandenburg hindert, einen guten<br />
Schienennahverkehr zu organisieren. Aus unserer Sicht kann man auch sagen, dass<br />
in dieser Hinsicht die Bahnreform gescheitert ist.<br />
Herr Franz (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />
Ich habe vergessen, die Frage zu beantworten, wie man das optimieren kann.<br />
Jene, die den Einigungsvertrag ausgehandelt haben, waren sehr klug, dass sie <strong>für</strong><br />
die Länder Berlin <strong>und</strong> Brandenburg einen Verkehrsverb<strong>und</strong> festgelegt haben. Ich engagiere<br />
mich seit zehn Jahren im Vorstand der B<strong>und</strong>esaufgabenträger in Deutschland,<br />
in dem alle Aufgabenträger organisiert sind. Es gibt keine zwei Länder, bei denen<br />
die Abstimmung besser klappt als in Berlin-Brandenburg. Vielmehr sind sogar<br />
sehr viele ganz negative Fälle zu verzeichnen, bei denen innerhalb eines B<strong>und</strong>eslandes<br />
drei oder sechs Organisationen zuständig sind. Diese streiten sich bis aufs Messer,<br />
<strong>und</strong> da enden Züge an der jeweiligen Grenze des Zweckverbandes <strong>und</strong> werden<br />
nicht weitergeführt. Insofern ist es eine kluge Entscheidung gewesen das ist ja nicht<br />
mein Verdienst, hier einen Verkehrsverb<strong>und</strong> vorzusehen, der sich um diese Dinge<br />
kümmert. Es gibt immer unterschiedliche Interessen, auch zwischen den Ländern.<br />
Sonst würden die jeweiligen Regierungen ja auch nicht die Interessen ihrer Länder<br />
vertreten. Aber der Verkehrsverb<strong>und</strong> hat bisher immer eine einheitliche Regelung<br />
zustande gebracht, <strong>und</strong> die Eisenbahnverkehrsunternehmen haben immer eine Bestellung<br />
erhalten, die eine klare Regelung enthielt. Deshalb glaube ich, es funktioniert<br />
im Gr<strong>und</strong>e sehr gut <strong>und</strong> besser als irgendwo anders in Deutschland. Aber selbstverständlich<br />
kann man auch noch viel verbessern.<br />
Abgeordneter Genilke (CDU):<br />
Ich bin ein wenig erschrocken. Herr Franz hat vorhin berechtigterweise gesagt, wir<br />
müssten aufpassen, dass uns die Regionalisierungsmittel nicht wegbrechen, sowohl<br />
bezüglich des Verteilungsschlüssels als auch in der Höhe als auch hinsichtlich der<br />
Dynamisierung.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 53<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich habe ja großes Verständnis da<strong>für</strong>, wenn SPD <strong>und</strong> DIE LINKE eine Veranstaltung<br />
durchführen; aber ich kann nicht verstehen, dass angesichts aller Unwägbarkeiten,<br />
die offensichtlich <strong>für</strong> die Zukunft bestehen, bei einer solchen Veranstaltung <strong>für</strong> das<br />
Jahr 2017 schon einmal eine Verstärkung des S-Bahn-Verkehrs vorgesehen wird;<br />
denn das beinhaltet unter Umständen wieder die Diskussion darüber, wo Verkehre<br />
reduziert werden sollen. Ich habe es schon einmal gesagt, auch im Ausschuss: Ich<br />
will, dass der Ausschuss mitbeteiligt wird; denn es kann nicht sein, dass wir jedes<br />
Mal von beabsichtigten Taktverstärkungen mehr oder weniger aus der Presse oder<br />
aus dem Fernsehen erfahren. Das gehört schlichtweg in den Ausschuss; denn dort<br />
finden die Abwägungen statt, weil ja das Geld dann an anderer Stelle nicht eingesetzt<br />
werden könnte. Das kann alles sinnvoll sein. Das will ich gar nicht in Abrede<br />
stellen; aber ich will ein Auge darauf haben, was hier im Land zukünftig bestellt oder<br />
abbestellt wird. Wir müssen Leuten dort, wo wir Leistungen reduzieren müssen, in<br />
die Augen schauen, <strong>und</strong> dann will ich, bitte schön, auch an den Dingen beteiligt werden,<br />
die <strong>für</strong> die zukünftige Gestaltung des Schienenpersonennahverkehrs wichtig<br />
sind. Daher bitte ich darum, dass wir das in Zukunft anders händeln <strong>und</strong> dass nicht<br />
auf irgendwelchen Parteiveranstaltungen Dinge versprochen werden, die wir das will<br />
ich an der Stelle auch sagen unter Umständen gar nicht versprechen können. Damit<br />
machen wir uns unglaubwürdig, ganz gleich wer im Jahr 2017 regiert oder nicht regiert.<br />
Ich denke, das ist auch eine Frage der Fairness gegenüber dem Ausschuss,<br />
der letztlich <strong>für</strong> den Verkehr in diesem Land zuständig ist.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Herr Genilke, dazu haben wir vom Gr<strong>und</strong>satz her keine andere Auffassung. Das war<br />
ja auch durch einen Redebeitrag von Herrn Bona <strong>und</strong> durch eine Aussage, die Herr<br />
Franz getroffen hat, vermittelt.<br />
Herr Jungclaus hatte sich noch gemeldet. Bitte sehr.<br />
Abgeordneter Jungclaus (GRÜNE/B90):<br />
Ich hatte meinerseits eine zweite Frager<strong>und</strong>e angekündigt, diese hat sich allerdings<br />
bereits in weiten Teilen erledigt. Eine Frage ist allerdings noch offengeblieben.<br />
Ich finde es erstaunlich, wie viel fachlicher Input heute gegeben wurde, bis hin zu<br />
ganz dezidierten Vorstellungen darüber, wie man Takte <strong>und</strong> wie man Strecken konkretisieren<br />
<strong>und</strong> optimieren könnte. Viele haben gesagt, man müsse noch verbessern,<br />
man müsse die Beteiligung, die Mitsprache, optimieren. Nun wird dieser Landesnahverkehrsplan<br />
am 6. Dezember im Ausschuss vorgestellt, <strong>und</strong> dann ist das Benehmen<br />
hergestellt. Nichtsdestotrotz würde mich interessieren, welche konkreten Vorstellungen<br />
es gibt, das Ganze noch zu optimieren bzw. die Vorschläge in den nächsten<br />
Prozess einfließen zu lassen. Denn ich sehe das nicht nur im Hinblick auf die Beteiligung<br />
<strong>und</strong> darauf, dass man die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger mitnimmt das ist sicherlich<br />
auch wichtig, sondern ich finde, dass hier auch ein Riesenpotenzial besteht, das,<br />
wenn es nicht in einen echten Dialogprozess einfließt, ein Stück weit verloren geht.<br />
Insofern würde ich mich freuen, wenn der eine oder andere Wunsch durch einen<br />
konkreten Vorschlag auf den Punkt gebracht werden könnte.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 54<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Zudem möchte ich den Kollegen Genilke etwas beruhigen, was die Tatsache angeht,<br />
dass der Landesnahverkehrsplan nicht im Plenum diskutiert wird. Zumindest diskutiert<br />
wird er ja noch werden, <strong>und</strong> es gibt auch einen Antrag, über den noch nicht entschieden<br />
ist.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Dass die Optimierungsgedanken keinen Raum greifen, hat das heutige Fachgespräch<br />
nicht gezeigt. Ich konnte wahrnehmen, dass die Vorschläge von Herrn Bona<br />
eine sachliche Widerspiegelung gef<strong>und</strong>en haben. Ob sie immer auch auf Zustimmung<br />
stoßen, sei dahingestellt. Ich sehe jetzt eigentlich keine neue Frage; denn das<br />
Thema der Optimierung ist ja durch Herrn Bona schon recht akzentuiert in die Debatte<br />
eingebracht worden, <strong>und</strong> auf entsprechende Fragen ist bereits geantwortet worden.<br />
Diese Antworten mögen uns nicht gefallen. Ich sage einmal: Da gibt es viele<br />
andere Punkte, die an dieser Stelle sicherlich auch aufzuführen wären. Ich schlage<br />
vor, dass sich jetzt der Herr Minister auch zu dieser Frage noch einmal äußert. Weitere<br />
Wortmeldungen sehe ich nicht. Daher werde ich dieses Fachgespräch danach<br />
beenden.<br />
Minister Vogelsänger:<br />
Die Vorschläge von Herrn Bona sind hinlänglich bekannt <strong>und</strong> wurden auch geprüft.<br />
Das ist ja dargestellt.<br />
Noch einmal zu Herrn Mager: Die Verkehrswende findet in Berlin <strong>und</strong> in Brandenburg<br />
statt. Wir sind eine Region, in der viele Menschen den ÖPNV nutzen. Ich bin optimistisch,<br />
dass das so bleibt.<br />
Der Dialog kann gar nicht zu Ende sein. Es erfolgt ja jetzt die Untersetzung in den<br />
Landkreisen, bei den kommunalen Aufgabenträgern. Selbstverständlich werde ich<br />
mich <strong>und</strong> wird sich mein <strong>Ministerium</strong> in den Dialogprozess dort mit einbringen. Viele<br />
Dinge Zugangsstellen, Prignitz-Konzept usw. sind noch zu klären; aber das Gr<strong>und</strong>gerüst<br />
muss ich nun einmal vorgeben, weil die Landkreise natürlich auch Planungssicherheit<br />
brauchen.<br />
Herr Genilke, ich kann Ihnen eines deutlich sagen: Ich habe auf Parteiveranstaltungen<br />
nichts versprochen, was über den Landesnahverkehrsplan hinausgeht. Ich werde<br />
den Teufel tun, das zu machen. Denn das wird dann wieder in diesem Gremium<br />
hier diskutiert. Der Souverän ist der Landtag; er setzt den Haushaltsrahmen. An den<br />
vorgegebenen Haushaltsrahmen <strong>und</strong> an das, was das ÖPNV-Gesetz vorgibt habe<br />
ich mich zu halten.<br />
Herr Bona, was das Perspektivnetz angeht, antworte ich ganz locker <strong>und</strong> sage: Möglichst<br />
bald, weil ich ein Perspektivnetz <strong>für</strong> Berlin <strong>und</strong> <strong>für</strong> Brandenburg <strong>für</strong> gut halte.<br />
Allerdings werde ich Ihnen dazu keine Jahreszahl nennen können, weil noch vieles<br />
nicht nur mit dem B<strong>und</strong>, sondern auch mit Berlin <strong>und</strong> mit der Deutschen Bahn zu klären<br />
ist <strong>und</strong> die Investitionsmittel entsprechend bereitgestellt werden müssen.
Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 55<br />
Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />
43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />
Ich habe aber gesagt: Eine besondere Priorität haben dieser eine große Baustein<br />
Potsdam Pirschheide (oben) <strong>und</strong> auch die Zugangsstellen Richtung Schönefeld.<br />
Die heutige Veranstaltung habe ich als sehr anregend empf<strong>und</strong>en. Es gibt nichts,<br />
was man nicht noch besser machen könnte. Sicherlich ist das auch ein Auftrag aus<br />
dieser heutigen Veranstaltung heraus. Herzlichen Dank.<br />
Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />
Wenn der Herr Minister das Fazit zieht, dass man noch vieles besser machen kann,<br />
dann fühle ich mich Sie sicherlich auch in seinen Schlussbemerkungen sehr gut aufgehoben.<br />
Wir sind gespannt, welche Signale uns dazu noch am 6. Dezember bei der<br />
Benehmensherstellung erreichen.<br />
Ich bedanke mich <strong>für</strong> die sehr sachliche <strong>und</strong> fachliche Atmosphäre <strong>und</strong> bin, wie gesagt,<br />
gespannt auf die Benehmensherstellung am 6. Dezember im Ausschuss.<br />
Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg.<br />
(Dieses Protokoll wurde durch Beschluss des Ausschusses gemäß § 83 Satz 3 GOLT in der 45. Sitzung<br />
am 17. Januar 2013 bestätigt.)<br />
Anlagen<br />
Anlage 1:<br />
Anlage 2:<br />
Stellungnahme der Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien<br />
PE 73 <strong>und</strong> PE 74<br />
Stellungnahme des Deutschen Bahnk<strong>und</strong>enverbandes (DBV)
Anlage 4<br />
Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74<br />
c/o Prof. Dr. Franz J. Conraths<br />
Schulze-Kersten-Str. 5<br />
16866 Kyritz<br />
Tel./Fax: 033971-52801 E-mail: conraths@t-online.de<br />
Stellungnahme zum Landesnahverkehrsplan 2013 — 2017, Entwurf des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong><br />
<strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> des Landes Brandenburg (MIL} vom 06.11.2012<br />
Die Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 (Neustadt/Dosse- Kyritz-Pritzwalk)<br />
<strong>und</strong> PE 74 (Pritzwalk-Meyenburg) ist ein breites Bündnis, das von Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern, örtlichen<br />
Gliederungen der im Landtag vertretenen Parteien (SPD, CDU, Die Linke, Bündnis90/Die Grünen),<br />
Wirtschaftsbeteiligten, Vereinen, Kirchengemeinden etc. getragen wird. Die Bürgerinitiative fordert<br />
1. den dauerhaften Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 (Neustadt/Dosse- Kyritz-Pritzwalk) <strong>und</strong><br />
PE 74 (Pritzwalk-Meyenburg)<br />
2. die Entwicklung eines regionalen Verkehrskonzeptes <strong>für</strong> die Landkreise Ostprignitz-Ruppin<br />
<strong>und</strong> Prignitz auf der Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens <strong>und</strong> unter Einbeziehung aller<br />
Beteiligten<br />
3. den Erhalt der Fahrkartenschalter in Kyritz <strong>und</strong> Pritzwalk<br />
Die Bürgerinitiative lehnt den Entwurf des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> des<br />
Landes Brandenburg (MIL) am 06.11.2012 vorgelegten Entwurf eines Landesnahverkehrsplans 2013 —<br />
2017 ab, weil in diesem Entwurf die Aufgabe der Regionalbahnlinien PE 73 (Neustadt/Dosse- Kyritz-<br />
Pritzwalk) <strong>und</strong> PE 74 (Pritzwalk-Meyenburg) vorgesehen ist. Die Bürgerinitiative fordert den Landtag<br />
auf, dem Entwurf des Landesnahverkehrsplans in der vorliegenden Form nicht zuzustimmen.<br />
Mit der vom MIL vorgesehenen Abbestellung der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 wird ein großer<br />
Teil der Landkreise OPR <strong>und</strong> PR vom SBNV abgekoppelt (Abbildung 1). Die Behauptung, eine<br />
hinreichende Erschließung würde durch die Linien RE2 <strong>und</strong> RE6 erfolgen, trifft nicht zu, weil die Linie<br />
RE2 am südlichen Rand der Landkreise verläuft <strong>und</strong> von großen Teilen der Landkreise weit entfernt<br />
liegt. Auch die Linie RE6 erschließt weite Gebiete nicht. Darüber hinaus ist sie im Berlin-fernen Raum<br />
durch ungünstige Taktfrequenzen <strong>und</strong> Anschlusszeiten sowie teilweise durch die niedrige<br />
Fahrgeschwindigkeit wenig attraktiv.<br />
■■1 A!!!...41<br />
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i al ust -P r ch — rn,<br />
•<br />
'Meddenburgeare beenplalle<br />
Deprignitz-Ruppin<br />
mei<br />
Abbildung 1: Die rote Linie<br />
umschreibt einen 10 km-Radius<br />
um die Bahnhöfe, an denen nach<br />
dem Entwurf des LNVP 2013-<br />
2017 ab 2015 kein Zugverkehr<br />
mehr vorgesehen ist. Ein riesiges<br />
Gebiet in den Landkreisen OPR<br />
<strong>und</strong> PR würde vom SBNV<br />
abgekoppelt.<br />
tUrnand
Das Land steht auch in den dünner besiedelten <strong>und</strong> peripheren Gebieten Brandenburgs in der Pflicht<br />
zur Daseinsvorsorge. Insbesondere Jugendliche, ältere Menschen <strong>und</strong> andere, die sich kein Auto<br />
leisten können oder wollen, haben ein Recht auf Mobilität. Die Linien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 garantieren<br />
diese Mobilität in weiten Teilen der Landkreise OPR <strong>und</strong> PR. Mit dem Plan, die Linien abzubestellen,<br />
will sich das Land offenk<strong>und</strong>ig seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge in einem dünn besiedelten <strong>und</strong><br />
peripheren Gebiet Brandenburgs entziehen. Hier ist eine politische Entscheidung gefordert, die<br />
deutlich macht, dass das Land seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge bezüglich der Mobilität auch in der<br />
Peripherie des Landes nachkommt. Jede andere Entscheidung wird dazu führen, dass die Frage des<br />
Erhalts des SBNV in der Region zu einem zentralen Thema in den nächsten Wahlkämpfen wird.<br />
Die Pläne des MIL des MIL sehen vor, dass die Stadt Kyritz als einziges (oder nur als erstes?)<br />
Mittelzentrum in Brandenburg vorn SBNV abgekoppelt würde <strong>und</strong> somit ihre Funktionen nur noch<br />
teilweise erfüllen könnte.<br />
Nur die gleichzeitige Nutzung der im Bahnbereich bestehenden <strong>Infrastruktur</strong> <strong>für</strong> die<br />
Personenbeförderung <strong>und</strong> den Güterverkehr kann wirtschaftlich erfolgreich sein. Ohne eine Nutzung<br />
<strong>für</strong> die Personenbeförderung werden sich die Bahnanlagen nicht halten lassen, zurückgebaut oder<br />
wahrscheinlich dem Verfall überlassen.<br />
Die Abbestellung der Linien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 wird vom MIL mit der angeblich geringen Auslastung<br />
begründet. Weiterhin wird behauptet, der Betrieb sei ökologisch nicht vertretbar. Die vom MIL bzw.<br />
VBB vorgelegten Zahlen zur angeblichen Zahl der Reisenden hielten jedoch einem Vergleich mit<br />
regional erhobenen Daten nicht Stand. Außerdem musste der VBB einräumen, dass die Zahlen nicht<br />
mit der Präzision erhoben wurden, welche der VBB selbst fordert. Abgesehen davon, dass die<br />
Daseinsvorsorge des Landes unabhängig von der Auslastung der Linien erfolgt <strong>und</strong> nicht<br />
nachvollziehbar ist, warum in den dünner besiedelten Gebieten die gleichen Mindestanforderungen<br />
an die Auslastung gelten sollen wie etwa im „Speckgürtel" um Berlin, haben sich die vom Land<br />
vorgelegten Daten als nicht belastbar erwiesen. Mögliche Rückgänge bei der Auslastung sind darüber<br />
hinaus die Folge einer Politik, welche die Nutzung der Bahn in den letzten Jahren durch ungünstige<br />
Anschlüsse, Ausdünnung der Takte, fehlende Informationen, heruntergekommene oder kaum Schutz<br />
vor Witterungseinflüssen bietende Haltestellen, häufig defekte <strong>und</strong> benutzungsunfre<strong>und</strong>liche<br />
Fahrkartenautomaten immer weniger attraktiv gemacht haben.<br />
Die Behauptung, der Betrieb der Strecken sei ökologisch nicht vertretbar, wurde vom MIL bisher<br />
argumentativ nicht untersetzt. Auch wenn es dringend geboten erscheint, Schienenfahrzeuge zu<br />
entwickeln <strong>und</strong> einzusetzen, die ökologisch sinnvoll operieren, ist es in jedem Fall ökologisch<br />
ungünstig, wenn die bisherigen Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer der Strecken gezwungen werden, mit dem<br />
Auto zu fahren, soweit sie sich dies leisten können. Da es kaum attraktiv sein dürfte, einen der dann<br />
weit entfernt liegenden Bahnhöfe in der Region mit dem PKW anzusteuern, um mit der Bahn an den<br />
Zielort zu gelangen, werden die Pläne des MIL auch die Auslastung der zunächst noch zum Erhalt<br />
vorgesehenen Strecken reduzieren <strong>und</strong> somit den Bestand weiterer Strecken gefährden.<br />
Die Forderung nach dem Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 muss verb<strong>und</strong>en werden mit<br />
einem regionalen Nahverkehrskonzept. Wir fordern, dieses regionale Nahverkehrskonzept auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens in einem Verfahren zu erstellen, bei dem MIL, die<br />
Landkreise PR <strong>und</strong> OPR, die betroffenen Gemeinden <strong>und</strong> alle Betroffenen, der VBB <strong>und</strong> auch wir als<br />
Bürgerinitiative beteiligt sind. Wir lehnen die Erstellung des Konzeptes unter einer Federführung des<br />
VBB ab, weil der VBB in den letzten Jahren nichts getan hat, um den SBNV in den Landkreisen PR <strong>und</strong><br />
OPR zu stärken, sondern vielmehr nur Desinteresse an den Linien PE73 <strong>und</strong> PE74 erkennen ließ.
Deutscher Bahnk<strong>und</strong>enverband (DBV)<br />
Anlage .2,<br />
Arbeitsgruppe Landesnahverkehrsplan (AG LNVP) 02.12.2012<br />
Stellungnahme zum Entwurf des Landesnahverkehrsplanes Brandenburg vom<br />
06.11.2012 (LNVP)<br />
Anlage 1<br />
Anlage 2<br />
Anlage 3<br />
Anlage 4<br />
1. Veranlassung<br />
Das Land Brandenburg hat im Vorfeld der Aufstellung des LNVP 2013-2017 um Hinweise <strong>und</strong> Anregungen<br />
aus den Regionen gebeten. Neben den 44 Akteuren aus Gemeinden, Landkreisen, Regionalen Planungsgemeinschaften<br />
<strong>und</strong> Verbänden hat auch der DBV -Regionalverband Barnim, Oberhavel, Uckermark<br />
sowohl zur Regionalkonferenz im Mai als auch im Juni „Forderungen <strong>und</strong> Vorschläge der DBV-<br />
Regionalverbände..." an das MIL versendet.<br />
Zum Fachgespräch im Landtagsausschuss am 27.11.2012 wurden in der Präsentation sowie in der<br />
anschließenden Diskussion die folgenden Kritikpunkte <strong>und</strong> Alternativen vorgetragen.<br />
2. Kritische Analyse des MIL- Entwurfes<br />
Das perspektivische MIL- Liniennetz ist gekennzeichnet von ineffizienten Linienwegen u.a.:<br />
a) Der Regionalexpress RE 2 zwischen Wittenberg <strong>und</strong> Cottbus fährt am Flughafen BER vorbei.<br />
b) Der Prignitzexpress RE 6 endet in Bf. Ges<strong>und</strong>brunnen, obwohl die Weiterführung an weitere<br />
Umsteigepunkte in Berlin sinnvoll wäre (u. a. Jungfernheide. Spandau)<br />
c) Die Landeshauptstadt Potsdam mit 187 000 Einwohnern ist maximal durch 6 Regionallinien mit den<br />
ehemaligen Kreisstädten des ehemaligen Bezirkes Potsdam verb<strong>und</strong>en (u.a. KW, Jüterbog,<br />
Brandenburg, Oranienburg).<br />
d) Allerdings sind die Linienführungen über den dünn besiedelten nördlichen, westlichen <strong>und</strong> südlichen<br />
BAR wenig effizient. Die RB 20 fährt von Hennigsdorf bis Golm ohne Halt <strong>und</strong> die RB 22 hat zwischen<br />
Flughafen BER <strong>und</strong> Golm 2 relativ dünn besiedelte Haltepunkte.<br />
e) Die Planungsregion Uckermark-Barnim mit mehr als 266.000 EW ist mit 3 Regionallinien unzureichend<br />
an die Landeshauptstadt <strong>und</strong> auch nicht gut an den BER angeb<strong>und</strong>en.<br />
f) Der Nordosten <strong>und</strong> Südosten teilweise sowie der gesamte Osten Brandenburgs sind immer noch<br />
unzureichend in die Metropolenregion eingeb<strong>und</strong>en —ja sogar abgehangen.<br />
g) Wichtige Umsteigebahnhöfe im Verflechtungsraum der Metropolenregion, die teilweise im<br />
Außenbereich Berlins liegen <strong>und</strong> im StEP- Verkehr vorgesehen sind, werden nicht berücksichtigt (u.a.<br />
Westkreuz, Karower Kreuz, Grünau, Mahlsdorf, Köpenick, Buch, Tegel)<br />
Offensichtlich werden nicht nur der Bahnknoten Berlin <strong>für</strong> Fern-<strong>und</strong> Regionalverkehr sondern auch das gesamte<br />
S-Bahnnetz ausgeblendet. Es wurde weder ein S-Bahnperspektivnetz abgebildet, noch 5-Bahn Linienwege in den<br />
Tabellen benannt.
Das Perspektivnetz steht im Widerspruch zum StEP-Verkehr Berlin <strong>und</strong> definiert keinen Zeithorizont.<br />
Als einzigen Brandenburger Vorschlag zur Ergänzung der Bahninfrastruktur wird der Wiederaufbau der<br />
Nordbahn zwischen Frohnau <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>brunnen vorgeschlagen. Die Nordbahn hat in diesem Abschnitt weder<br />
eine Funktion <strong>für</strong> den Fernverkehr <strong>und</strong> es sind in Berlin auch keine Haltepunkte <strong>für</strong> den Regionalverkehr<br />
vorgesehen. Der Wiederaufbau würde ca. 250 Mio. € kosten — mit erheblichen Verkehrslärmproblemen.<br />
Wichtige Lückenschlüsse mit <strong>Infrastruktur</strong>vorleistungen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Kapazitätserhöhung in der<br />
Metropolenregion fehlen völlig (u. a. Wannsee —Zehlendorf-Potsdamer Platz; Verbindung von Lichtenberg über<br />
Ostkreuz nach Ostbahnhof „LOkOst"; Nahverkehrstangente am östlichen BAR).<br />
3. DBV-Alternativen<br />
3.1 Perspektivnetz 2020<br />
Die Hauptzielstellung des DBV-Perspektivliniennetz ist die effizientere Einbeziehung des<br />
Eisenbahnknotens Berlin mit durch geb<strong>und</strong>enen Linienführungen zwischen Ost-<strong>und</strong><br />
Westbrandenburg sowie Nordostbrandenburg <strong>und</strong> der Landeshauptstadt Potsdam.<br />
Mit dem DBV Linienkonzept können mehr Pendler vom MIV zum ÖPNV verlagert, die Berliner<br />
5-Bahn entlastet <strong>und</strong> die Bedingungen <strong>für</strong> die Fahrradmitnahme verbessert werden.<br />
Tab. Wesentliche Vorschläge in den einzelnen Planungsregionen <strong>für</strong> das Perspektivnetz 2020<br />
1. Prignitz-Oberhavel <strong>und</strong> Havelland Fläming<br />
MIL<br />
a) RE 2 verkehrt zwischen Wittenberge <strong>und</strong><br />
Cottbus nicht über Flughafen BER<br />
b) RE 6 endet in Bf. Ges<strong>und</strong>brunnen (Gbr.)<br />
c) Regionalverkehr über dünn besiedelten<br />
BAR (u.a. RB 20, RE 6)<br />
3. Lausitz-Spreewald<br />
MIL<br />
a) RE2 nicht über BER<br />
b) RB 36 endet in KW<br />
4.Oderland Spree<br />
MIL (Ostba hnclefizite I)<br />
a) Nur die Linien RB 25 <strong>und</strong> RB 26 werden<br />
von Lichtenberg nach Ostkreuz<br />
verlängert<br />
b) RB 12 endet in Lichtenberg<br />
5. Uckermark-Barnim<br />
MIL<br />
a) RE3 — mit fehlender Platzkapazität<br />
zwischen Gbr. <strong>und</strong> Eberswalde<br />
b) RB 24 von BER nach Eberswalde über<br />
Lichtenberg ist ineffizient<br />
DBV-Alternative<br />
a) RE 2 über Hbf. unten <strong>und</strong> BER<br />
(Berlin Integration)<br />
b) RE 6 von Hennigsdorf (Hdorf) über Gbr. —Jungfernheide-<br />
Spandau bis Falkensee<br />
c) RB20 von Hennigsdorf über Tegel — Gbr.-Juheide —<br />
Westkreuz — Wannsee — Potsdam bis Golm<br />
DBV-Alternative<br />
(BER <strong>und</strong> Berlin Integration)<br />
a) RE2 über BER, übernimmt Verbindung RB 22 bis KW<br />
b) RB 36 von KW bis Berlin-Grünau verlängern<br />
DBV-Alternative (Ostbahnintegration über BER)<br />
a) RB 26 wird durch Verknüpfung mit RB 22 über Ostkreuz<br />
— BER nach Potsdam verlängert<br />
b) Nahverkehrstangente zwischen Birkenwerder <strong>und</strong><br />
Lichtenberg/Ostkreuz/BER — mit Integration RB 12<br />
DBV-Alternative<br />
(Potsdam- <strong>und</strong> BER Verbindung)<br />
a) RB24 von BER über Dresdner Bahn —Hbf.- Gbr. bis<br />
Eberswalde (ergänzt RE 3)<br />
b) RB 21 von Potsdam über Wannsee —Juheide — Gbr nach<br />
Buch realisiert Direktverbindung<br />
c) Nahverkehrstangente zwischen Birkenwerder <strong>und</strong><br />
Lichtenberg/Ostkreuz/BER — mit Integration RB 12<br />
d) 5-Bahn 10-Minutentakt von Bln-Buch nach Bernau gern.<br />
3-Stufenkonzept des DBV vorn September 2012<br />
3.2 <strong>Infrastruktur</strong><br />
Mit der Realisierung wichtiger Umsteigebahnhöfe zwischen den Regionalbahnlinien, der S-Bahn,<br />
der U- Bahn, Straßenbahn <strong>und</strong> wichtiger Buslinien können die Reisezeiten erheblich verkürzt <strong>und</strong>
überlastete Umsteigepunkte wie Bf. Friedrichstraße entspannt werden.<br />
Anstelle der Nordbahn mit zu hohen <strong>und</strong> wenig effizienten Baukosten von 250 Mio. € werden<br />
folgende Lückenschlüsse vorgeschlagen.<br />
Nr. <strong>Infrastruktur</strong>maßnahme Funktion<br />
1 Ausbau Kremmener Bahn zwischen<br />
Einführung Prignitzexpress <strong>und</strong> ggf. RE5<br />
Hennigsdorf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>brunnen<br />
2 Lok Ost —Teilstrecke der Wriezener Bahn<br />
vo Lichtenberg über Ostkreuz nach<br />
Ostbahnhof<br />
Ost-Westverbindung<br />
3 Hamburger Bahn zwischen Spandau <strong>und</strong><br />
Nauen — Erweiterung um 1 Gleis<br />
4 Potsdamer Stammbahn-Wannseebahn bis<br />
Tunneleinbindung südlich Posdamer Platz<br />
Stabilisierung <strong>und</strong> Kapazitätserweiterung fü<br />
Fernevrkehr <strong>und</strong> Regionalverkehr<br />
Entlastung der Stadtbahn; Direktverbindung<br />
von Stettiner Bahn über Hbf nach Potsdam<br />
5 Wildparkkurve Reisezeitverkürzung von Potsdam nach BER <strong>und</strong> nach<br />
Ostbrandenburg um 10 Minuten<br />
6 Genshagener Heide West- Südkurve Erhöhung der Kapazität <strong>für</strong> den Nord-Südverkehr —<br />
besonders nach BER <strong>und</strong> Dresden<br />
7 Dresdner Bahn MIL <strong>und</strong> DBV gleich aber Zwischenlösung gem.6.<br />
8 8. Regionalbahnhöfe<br />
8.1 Wichtige Umsteigebahnhöfe<br />
8.2 Nahverkehrstangente<br />
8.3 „<br />
8.4 „<br />
8.5 „<br />
8.6 Reiszeitverkürzung SE MIV<br />
Verlagerung<br />
8.7 ,,<br />
8.8<br />
8.9 ,,<br />
8.10 11<br />
Westkreuz;<br />
Karower Kreuz<br />
Springpfuhl/ Marzahn<br />
Mühlenbeck- Mönchmühle<br />
Grünau<br />
Pankow<br />
(bei erhöhtem Verkehrsaufkommen Pankower Tor)<br />
Buch<br />
Tegel<br />
Mahlsdorf<br />
Köpenick<br />
Nr. MIL DBV Erläuterung<br />
RE2 Stadtbahn ohne BER<br />
- Zoo U9<br />
-Hbf U5<br />
- Friedrichstr. U6<br />
-Alex U2<br />
-Ostkreuz<br />
Nord- Südtunnel mit BER<br />
- Jungfernheide 117<br />
- Hbf U5<br />
- Potsdamer Platz U2<br />
- Südkreuz<br />
RE 2: verkehrt zwischen Cottbus <strong>und</strong><br />
Wittenberge über KW Nauen nach<br />
Wittenberge — mit Direktanbindung<br />
Flughafen BER<br />
RE 7: verkehrt zwischen Zoo <strong>und</strong> KW<br />
über Stadtbahn — wie MIL bei RE2<br />
RB20 BAR ohne Halt Tegel U6-<br />
Ges<strong>und</strong>brunnen U8<br />
Jungfernheide 117<br />
Wannsee S1<br />
RB 21 Von Wustermark über<br />
Potsdam nach<br />
Friederichsrtraße<br />
von Golm über Potsdam-<br />
Jungfernheide — Gesbr.<br />
nach Buch/Bernau<br />
MIL alle 2 St<strong>und</strong>en kurze Reisezeit von 33<br />
Minuten—die übrige Zeit 128 Minuten<br />
DBV über Kremmener Bahn 30-Minutentakt<br />
in 49 Minuten<br />
RB 22 Nach KW nach Ostkreuz — Lichtenberg Verwirrende Linienführung von<br />
Friedrichstraße über Zoo — Potsdam — Golm<br />
h BER nach kW
▪<br />
•<br />
4. Reisezeiten<br />
Das DBV-Liniennetz wurde durch Optimierung der 36:000.000 Zug km des LNVP konzipiert,<br />
Tabelle: Fahrzeiten, Umsteigezwänge<br />
Fahrt von- bis<br />
MIL-<br />
Perspektivnetz<br />
Umsteige —<br />
zwänge<br />
Min.<br />
DBV —<br />
Perspektivnetz<br />
Umsteigezwänge<br />
1 Strausberg — Potsdam 2-3 mal 108 direkt 84 24<br />
2 Strausberg- Flughafen BER 1 mal 50 direkt 40 10<br />
3 Hennigsdorf - Hbf 1 mal 40 1 mal 27 13<br />
4 a Hennigsdorf - Potsdam<br />
4 b<br />
direkt<br />
2-3 mal<br />
33<br />
126<br />
Min<br />
Zeitersparnis<br />
Min.<br />
direkt 49 37<br />
5 Angermünde-Potsdam 1 mal 105 1 mal 80 25<br />
6 Bernau-Potsdam 1-2 mal 77 direkt 43 34<br />
7 Niederbarnim (Buch/ Bernau) - Potsdam 1 mal 61 direkt 46 15<br />
8 a Niederbarnim (Buch/ Bernau) — BER<br />
direkt 50 direkt 38 12<br />
8 b<br />
2 mal 58<br />
20 .<br />
9 Naturpark Barnim (Wandlitz-Gbr./Lichtenbg. 1 -2 mal 28 direkt 18 10<br />
Die Reisezeitentabelle zeigt, dass mit dem DBV-Liniennetz die Reisezeiten aus den von Potsdam<br />
abgehangenen Regionen Nord-<strong>und</strong> Ostbrandenburg nach Potsdam <strong>und</strong> BER entscheidend<br />
verbessert werden können.<br />
Diese Reiszeitverkürzungen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg führen zur<br />
Verbesserung des Benutzungsverhältnisses (Modal Split) vom motorisierten Individualverkehr<br />
(M1V) zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).<br />
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RE 2 ohne Anbindung Flughafen BER<br />
RE 6 Prignitzexpress endet am Bf. Gbr — sollte an<br />
weitere Berliner Umsteigepunkte verlängert werden<br />
RB 20 über westlichen BAR ohne Siedlungpotenzial<br />
RB 22 nicht nach KW sondern besser Ostbrandenburg<br />
nach BER <strong>und</strong> Potsdam anbinden<br />
Fahrtenhäufung von Potsdam zur Stadtbahn ohne<br />
Umsteigemöglichkeit am Westkreuz<br />
Umsteigepunkt Karower Kreuz<br />
Umsteigepunkt Bf. Grünau<br />
Bf. Berlin-Buch<br />
Bf. Mülenbeck-Mönchmühle<br />
Bf. Köpenick<br />
Bf. Mahlsdorf<br />
Anlage 2 MIL-Perspeictivnetz — Problembereiche (Arbeitsstand 18.11.2012)
RE 2<br />
RE 4<br />
Gr. Kreuz<br />
RE 1<br />
Nauen<br />
Beelitz-<br />
Heilstätten<br />
Wustermark<br />
Werder/H<br />
Priort<br />
Marquardt<br />
Golm<br />
Potsdam Pirschheide<br />
Ca puth-Geltow<br />
Caputh-<br />
Schwielowsee<br />
RE 7<br />
Wilhelmshorst<br />
Ferch-<br />
Lienewb<br />
Falken-<br />
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Elstal<br />
Bärenklau<br />
Velten (Mark)<br />
Dallgovv-<br />
Döberitz<br />
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Seddin<br />
RE 6<br />
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Kremmen<br />
Oranienburg<br />
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Anlage 4 DBV-<strong>Infrastruktur</strong>plan<br />
(Arbeitsstand 03.12.2012)<br />
13fi,<br />
Basdorf<br />
Mühlenbeck--..<br />
IVIönchmühle '"..<br />
f 1 1<br />
VVerneuchen<br />
Ny<br />
Hamburger Bahn, Erweiterung 3. Gleis<br />
Kremmener Bahn, Ausbau zwischen<br />
Hennigsdorf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>br.<br />
LOK-Ost, von Lichtenberg über<br />
Ostkreuz nach Ostbahnhof<br />
W' Ostkreuz – Innenring Süd<br />
Potsdamer Stammbahn –Wannseebahn,<br />
Ausbau<br />
Karöwer Kreuz<br />
V<br />
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rensfelde<br />
Wustermark<br />
Spandau<br />
Hbf<br />
Potsd.<br />
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Ostbf.<br />
Lichtenberg<br />
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nur<br />
Ostkreuz<br />
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Strausberg<br />
Südkreuz<br />
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Schöneweide<br />
Kbpenick<br />
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Brandenburg<br />
Golm<br />
Werder<br />
Potsdam<br />
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-Wannsee<br />
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BER<br />
Grünau<br />
f<br />
Bahnstrecke<br />
vorhanden<br />
.m — Ausbau geplant<br />
- ■ im ■ ■ DBV-Perspektivnetz<br />
DBV-Vision<br />
vorhandener Bf.<br />
ausgewählter Regionalbf.<br />
Umsteigebf. zwischen<br />
Fern-, Regional-, S-<br />
<strong>und</strong> U-Bahn<br />
geplanter Bf.<br />
Jüterbog<br />
Rangsdorf<br />
Umsteigebf. zwischen<br />
Regional- <strong>und</strong> 5-Bahn