28.04.2014 Aufrufe

download - Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft

download - Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft

download - Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Landtag Brandenburg P-AIL 5/43<br />

5. Wahlperiode<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

Protokoll<br />

43. Sitzung (öffentlich)<br />

27. November 2012<br />

Potsdam - Haus des Landtages<br />

14.00 Uhr bis 17.45 Uhr<br />

Vorsitz:<br />

Kornelia Wehlan (DIE LINKE)<br />

Protokoll:<br />

Stenografischer Dienst<br />

Anwesende Ausschussmitglieder:<br />

Gregor Beyer (FDP)<br />

Rainer Genilke (CDU)<br />

Martina Gregor-Ness (SPD)<br />

stellvertretend Dieter Groß (DIE LINKE)<br />

Axel Henschke (DIE LINKE)<br />

Michael Jungclaus (GRÜNE/B90)<br />

Kerstin Kircheis (SPD)<br />

Kornelia Wehlan (DIE LINKE)<br />

Datum der Ausgabe: 21.01.2013


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 2<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Tagesordnung:<br />

Fachgespräch zum Thema „Entwurf des Landesnahverkehrsplanes 2013 - 2017<br />

des Landes Brandenburg“<br />

Aus der Beratung:<br />

Fachgespräch zum Thema „Entwurf des Landesnahverkehrsplanes 2013 - 2017<br />

des Landes Brandenburg“<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE) eröffnet die 43. (öffentliche) Sitzung des Ausschusses<br />

<strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> begrüßt alle Anwesenden zu dem<br />

Fachgespräch über den Landesnahverkehrsplan. Dies sei dadurch zustande gekommen,<br />

weil Abgeordnete dieses Ausschusses <strong>und</strong> Vertreter der Fraktionen der<br />

Meinung waren, dass der Landesnahverkehrsplan zumindest einer Anhörung bedarf.<br />

Diesbezüglich war es eine sehr weise Entscheidung des Ausschusses, nicht nur die<br />

Form einer Anhörung zu wählen, sondern die eines Fachgespräches, um die Möglichkeit<br />

einzuräumen, miteinander ins Gespräch zu kommen <strong>und</strong> mit dem <strong>Ministerium</strong><br />

bzw. mit Herrn Franz, dem Geschäftsführer des VBB, konkrete Sachfragen zu diskutieren.<br />

Das Thema „Öffentlicher Personennahverkehr“ bewegt den Ausschuss schon seit<br />

längerer Zeit, was im vergangenen Jahr begann, als die verkehrspolitischen Sprecher<br />

mit den Eckpunkten des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> den Landesnahverkehrsplan vertraut<br />

gemacht wurden. Diese Eckpunkte sahen im Dezember letzten Jahres noch ein wenig<br />

optimistischer aus, haben sich jedoch im Frühjahr dieses Jahres markant verändert.<br />

Auf den Regionalkonferenzen wurden dann auch Eckpunkte vermittelt, die nicht<br />

nur <strong>für</strong> Zustimmung sorgten, sondern auch Protest im Land hervorriefen - im Spannungsfeld<br />

zwischen dem engeren Verflechtungsraum, der sich mehr Bahnbestellungen<br />

wünscht, <strong>und</strong> dem äußeren Entwicklungsraum, in dem oftmals eine Anbindung<br />

der große Wunsch der Betroffenen ist. In diesem Spannungsfeld wird das heutige<br />

Fachgespräch stattfinden.<br />

Es wurde der Wunsch geäußert, so zu verfahren, dass das Fachgespräch zunächst<br />

in Form einer Anhörung durchgeführt wird <strong>und</strong> somit alle Eingeladenen die Möglichkeit<br />

erhalten, ihre Positionen darzustellen. Anschließend findet der fachliche Diskurs<br />

statt, um die einzelnen Problemlagen abzuarbeiten. Diesbezüglich herrscht Einstimmigkeit,<br />

weshalb so verfahren wird.<br />

Als erster Anzuhörender erhält Herr Franz als Geschäftsführer des Verkehrsverb<strong>und</strong>es<br />

Berlin-Brandenburg das Wort.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 3<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Herr Franz (Geschäftsführer des Verkehrsverb<strong>und</strong>es Berlin-Brandenburg<br />

GmbH):<br />

Vielen Dank, Frau Vorsitzende. - Der Landesnahverkehrsplan ist <strong>für</strong> uns natürlich ein<br />

sehr wichtiges Instrument hinsichtlich der Entwicklung im SPNV in den nächsten Jahren.<br />

Zudem ist sehr wichtig, dass die Rahmenbedingungen klar sind; denn damit ist<br />

das Handeln einfacher <strong>und</strong> verlässlicher. Bei einem solchen Plan ist es notwendig,<br />

im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten zu handeln <strong>und</strong> nicht ein Wolkenkuckucksheim<br />

aufzubauen, das man nicht umsetzen kann.<br />

Bei der Erstellung dieses Plans haben wir in sehr breitem Maße mitgewirkt. Wir haben<br />

vor allem das, was der VBB leistet <strong>und</strong> was Landesgrenzen überschreitend wichtig<br />

ist - die Abstimmungen zum Schienenverkehr mit den Nachbarländern, wie zum<br />

Beispiel Berlin als <strong>für</strong> uns wichtigstes Land -, mitbestimmt. Bei uns gibt es eine Linienkonzeption<br />

<strong>für</strong> den SPNV, in dem Wünsche, Notwendigkeiten <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

der Länder dargestellt werden. Bei diesen Planungen <strong>für</strong> den Eisenbahnverkehr im<br />

Landesnahverkehrsplan sind die Berliner Interessen, aber auch die der anderen<br />

Nachbarländer berücksichtigt, weil wir das Ganze natürlich gemeinsam betrachten.<br />

Wichtig ist dabei eine stabile Finanzierung <strong>für</strong> das Management der Verkehrsverträge.<br />

Die Eisenbahnverkehrsverträge sind eminent wichtig, weil wir uns langfristig binden<br />

- bis zu zwölf Jahre, demnächst vielleicht bis zu 15 Jahre. Diese Eckpunkte<br />

müssen stehen, damit die Verträge eingehalten werden können <strong>und</strong> keine Mehrkosten<br />

entstehen.<br />

In den letzten Jahren ist jedoch zu beobachten, dass die <strong>Infrastruktur</strong>kosten <strong>für</strong> die<br />

Benutzung der Strecke bzw. der Trasse <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Bahnhöfe stärker gestiegen sind<br />

als die Regionalisierungsmittel an die Länder. Hier entsteht eine Schere, die uns negativ<br />

berührt hat <strong>und</strong> dazu führt, dass weniger Bestellungen vorgenommen werden<br />

können.<br />

Diesbezüglich haben wir mit den <strong>Infrastruktur</strong>betreibern - auch mit Station & Service -<br />

erheblichen Streit, da die Stationsbenutzungsgebühren geändert wurden. Ursprünglich<br />

wurden die Stationsbenutzungsgebühren nach den Kosten errechnet, die die<br />

Station verursacht hat, was einigermaßen plausibel war. Nun hat die Bahn dies geändert<br />

<strong>und</strong> Pauschalpreise festgelegt. Damit können die Aufgabenträger natürlich<br />

sehr schwer leben, da es nicht nachvollziehbar ist.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> handhabten wir es ähnlich wie die Bayern mit der Bayerischen<br />

Oberlandbahn <strong>und</strong> zahlten die alten Stationsbenutzungsgebühren an Station & Service<br />

- diese machten wir an der Prignitzer Eisenbahn <strong>und</strong> an der ODEG fest - <strong>und</strong><br />

nicht die in unseren Augen willkürlich festgesetzten neuen Gebühren. Station & Service<br />

hat dann gegen uns geklagt, die Klage jedoch in zweiter Instanz - vor dem<br />

Kammergericht - verloren. Insofern wurden die Preise nicht anerkannt <strong>und</strong> die Revision<br />

nicht zugelassen. Jedoch könnte es sein, dass eine Zulassungsbeschwerde<br />

eingelegt wird, dennoch sind wir mit der Rechtsauffassung, dass dies willkürlich festgesetzt<br />

wurde, durchgedrungen, weshalb wir uns eine gewisse Entlastung erhoffen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 4<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Für die von uns durchgeführten Wettbewerbsverfahren ist wichtig, dass wir in der<br />

ersten Phase Ausschreibungsgewinne erwirtschaften, was bisher auch so gewesen<br />

ist. Wenn jedoch einmal das Niveau der Preise nach unten gezogen wurde, dann ist<br />

man auf dem Niveau, das mit den normalen Kostenentwicklungen einhergeht <strong>und</strong><br />

kann <strong>für</strong> die zweite <strong>und</strong> dritte Ausschreibungsr<strong>und</strong>e nicht noch einmal diesen großen<br />

Sprung erwarten. Das muss in der Planung entsprechend berücksichtigt werden.<br />

Des Weiteren ist unsere Verknüpfungsarbeit - unter anderem die Verknüpfung von<br />

Zug, Bus <strong>und</strong> Tram - sehr wichtig. Im Verb<strong>und</strong>raum insgesamt funktioniert dies sehr<br />

gut. Nun müssen wir abwarten, was mit den Liberalisierungen des Fernbusverkehrs<br />

geschieht. Dort könnte eine weitere Verknüpfungsnotwendigkeit entstehen, wenn<br />

sich das im größeren Maßstab entwickelt. Dies beobachten wir sehr genau, weil es<br />

auch Auswirkungen auf uns haben kann, wenn sich die Fernbusse dort engagieren<br />

wollen, wo sich vorher der Schienenfernverkehr zurückgezogen hat. Diesbezüglich<br />

bin ich noch ein wenig skeptisch.<br />

Insgesamt wichtig <strong>für</strong> das System in Brandenburg ist ein einheitliches Ticket <strong>für</strong> den<br />

gesamten Verb<strong>und</strong>raum <strong>und</strong> das ausreichende Einspielen durch den Tarif - Eisenbahntarif<br />

bzw. Verb<strong>und</strong>tarif - <strong>für</strong> die Finanzierung des Systems. Gegenwärtig wird es<br />

zu 50 % von den Fahrgästen bezahlt <strong>und</strong> zu 50 % von den Steuerzahlern. Würde die<br />

Beteiligung der Fahrgäste daran reduziert werden - das ist der Wunsch der Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> der Verbände -, müsste entweder die öffentliche Hand mehr Steuergelder<br />

bereitstellen oder wir müssten die Betriebsleistungen zurückfahren. Das ist jedoch<br />

nicht gewollt; denn das derzeitige Niveau sollte nicht gefährdet werden.<br />

Des Weiteren sollte das Thema „Integration aller“ in den öffentlichen Verkehr vorangetrieben<br />

werden. Insofern ist begrüßenswert, dass sich die Landesregierung eine<br />

Frist gesetzt hat, bis der komplett barrierefreie Ausbau der Station erfolgt sein soll,<br />

was in neun Jahren der Fall sein wird. Nach diesem Ausbau wird es überall dort, wo<br />

eine Bahnstation vorhanden ist, auch einen behindertengerechten Zugang geben,<br />

was in der Vergangenheit nicht so stark beachtet wurde.<br />

Auch das Thema „Flughafenanbindung“ ist in der Form, wie es bisher geplant ist, von<br />

Bedeutung. Die angedachten Verbesserungen - unter anderem der Ausbau hinsichtlich<br />

der Dresdner Bahn - sollten möglichst schnell durchgeführt werden. Ein weiteres<br />

kleines Manko ist die <strong>Infrastruktur</strong> in Königs Wusterhausen. Dort kann die Bedienung<br />

noch nicht so vorgenommen werden, wie es sinnvoll wäre. Ansonsten wird der Flughafen<br />

bei Inbetriebnahme im Oktober 2013 mit dem ÖPNV sehr gut erreichbar sein.<br />

Ein weiterer wichtiger <strong>und</strong> noch nicht gelöster Punkt - die B<strong>und</strong>esregierung hat sich<br />

diesbezüglich noch nicht klar genug positioniert - ist der Ausbau nach Stettin. Dort<br />

besteht eine Stromlücke mit einer Länge von 30 km. Das seit langem bestehende<br />

unterzeichnungsreife Abkommen mit Polen scheitert gegenwärtig daran, dass sich<br />

die B<strong>und</strong>esregierung nicht bewegt. Polen hätte es gern bis zum Jahr 2016 ausgebaut,<br />

die B<strong>und</strong>esregierung dagegen spricht diesbezüglich jenseits von 2020. Das ist<br />

<strong>für</strong> das System sehr nachteilig; denn Stettin ist die größte Stadt im Umfeld der<br />

Hauptstadtregion. Die fehlende durchgängige Elektrifizierung mit dem entsprechenden<br />

Ausbau auf 160 km/h ist sehr bedauerlich.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 5<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Auch die Strecke nach Breslau ist mangelhaft. Die Fahrzeit dorthin ist unzumutbar,<br />

was der Gesamtregion schadet; denn Breslau entwickelt sich sehr dynamisch. Derzeit<br />

wird der Verkehr zu 95 % über die Straße geregelt, wobei wir einen erheblichen<br />

Teil auf die Schiene verlagern könnten, wenn es nur eine halbwegs angemessene<br />

Fahrzeit gäbe. Die Fahrzeit beträgt derzeit etwa sechs St<strong>und</strong>en. Hinzu kommen Verspätungen.<br />

Beim letzten Mal war ich fast sieben St<strong>und</strong>en unterwegs, was unzumutbar<br />

ist. Insofern muss dieser Mangel unbedingt behoben werden, weshalb wir alle<br />

mehr in Richtung B<strong>und</strong>esregierung drängen müssen, damit dies verbessert wird.<br />

Ansonsten ist die Entwicklung des Schienennahverkehrs sehr gut. Die Zahl der<br />

Fahrgäste ist gestiegen, <strong>und</strong> mit dem vorgesehenen Plan könnte dies noch weiter<br />

gesteigert werden. Insofern ist der VBB froh, dass dieser Nahverkehrsplan vor der<br />

Verabschiedung steht. Wir haben alles getan, um ihn inhaltlich aufzufüllen, <strong>und</strong> unterstützen<br />

natürlich die darin gesetzten Ziele.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Schönen Dank, Herr Franz. - Nun erhält Herr Prof. Conraths als Vertreter der Bürgerinitiative<br />

<strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 das Wort.<br />

Herr Prof. Dr. Conraths (Bürgerinitiative <strong>für</strong> Regionalbahnerhalt):<br />

Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren! Ich vertrete<br />

die Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 - zwei<br />

Regionalbahnlinien in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin <strong>und</strong> Prignitz - <strong>und</strong> knüpfe<br />

bei den Ausführungen von Herrn Franz hinsichtlich des Stichworts „Leistungen zurückfahren“<br />

an.<br />

Unsere Bürgerinitiative ist ein breites Bündnis, das unter anderem von einzelnen<br />

Personen, von örtlichen Gliederungen der bei Ihnen im Landtag vertretenen Parteien<br />

- SPD, CDU, DIE LINKE sowie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, von Wirtschaftsbeteiligten,<br />

Vereinen <strong>und</strong> Kirchengemeinden getragen wird.<br />

Unsere Bürgerinitiative fordert den dauerhaften Erhalt der genannten Regionalbahnlinien,<br />

die Entwicklung eines regionalen Verkehrskonzeptes <strong>für</strong> die Landkreise Ostprignitz-Ruppin<br />

<strong>und</strong> Prignitz auf der Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens <strong>und</strong><br />

unter Einbeziehung aller Beteiligten - heute Morgen fanden dazu offensichtlich recht<br />

konstruktive Gespräche statt, mit deren Ergebnis das hoffentlich auf einen guten<br />

Weg gebracht wird - <strong>und</strong> den Erhalt der Fahrkartenschalter in unserer Region.<br />

Schließlich machen die Menschen die Erfahrung - insbesondere ältere Bürger -, dass<br />

sie mit den angebotenen Automaten nicht zurechtkommen. Dabei spielt sicherlich<br />

eine Rolle, dass ein Großteil der Automaten regelmäßig defekt ist. Wenn man über<br />

den Defekt informiert, kommt man sich wiederum vor wie ein Schwerverbrecher, da<br />

einem sofort unterstellt wird, man wolle den Fahrpreis prellen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 6<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Mit der vom <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> vorgesehenen Abbestellung<br />

der genannten Regionalbahnlinien wird ein großer Teil der Landkreise Ostprignitz-Ruppin<br />

<strong>und</strong> Prignitz vom schienengeb<strong>und</strong>enen öffentlichen Personennahverkehr<br />

abgekoppelt. Eine Abbildung dazu wurde Ihnen über das Ausschusssekretariat zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Die Behauptung, dass eine hinreichende Erschließung durch die Linien RE 2 <strong>und</strong><br />

RE 6 erfolge, trifft nicht zu; denn die Linie RE 2 verläuft am südlichen Rand der<br />

Landkreise, womit die auf Brandenburger Territorium liegenden Landkreise nur sehr<br />

begrenzt erschlossen werden. Auch die Linie RE 6 erschließt weite Gebiete nicht.<br />

Darüber hinaus ist sie im berlinfernen Raum durch ungünstige Taktfrequenzen <strong>und</strong><br />

Anschlusszeiten sowie durch die zum Teil niedrige Fahrgeschwindigkeit - Stichwort:<br />

Blumen pflücken beim Transport - wenig attraktiv.<br />

Das Land steht auch in den dünner besiedelten <strong>und</strong> peripheren Gebieten Brandenburgs<br />

in der Pflicht zur Daseinsvorsorge, wobei es um das Thema Mobilität geht.<br />

Insbesondere Jugendliche, ältere Menschen <strong>und</strong> diejenigen, die sich kein Auto leisten<br />

können oder wollen, haben ein Recht auf Mobilität. Sie, Herr Minister, haben das<br />

im Frühjahr - ich glaube, kurz vor Ostern - unter Bezugnahme auf die Spritpreise betont.<br />

Die Linien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 garantieren in unserem Bereich die Mobilität in weiten<br />

Teilen der Landkreise Ostprignitz-Ruppin <strong>und</strong> Prignitz. Die Menschen in unserer Region<br />

haben den Eindruck, dass sich das Land mit dem Plan, diese Linien abzubestellen,<br />

offensichtlich aus seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge in einem zugegebenermaßen<br />

dünn besiedelten <strong>und</strong> peripheren Gebiet Brandenburgs entziehen möchte. Insofern<br />

ist hier eine politische Entscheidung gefordert, die verdeutlicht, dass das Land<br />

dieser Pflicht auch in unserer Region nachkommt. Jede andere Entscheidung wird<br />

dazu führen, dass dieses Thema in den nächsten Wahlkämpfen - welcher Partei<br />

auch immer Sie angehören - zumindest in unserer Region zentral wird.<br />

Die Pläne des <strong>Ministerium</strong>s sehen vor, die Stadt Kyritz als einziges - oder vielleicht<br />

nur als erstes - Mittelzentrum in Brandenburg vom schienengeb<strong>und</strong>enen öffentlichen<br />

Personennahverkehr abzukoppeln, womit weiter gehende strukturelle Dinge in eine<br />

Situation gebracht werden, in der dieses Mittelzentrum die ihm übertragene Funktion<br />

möglicherweise nur noch teilweise erfüllen kann.<br />

Nur die gleichzeitige Benutzung der im Bahnbereich bestehenden <strong>Infrastruktur</strong>en -<br />

der Gleise <strong>und</strong> anderweitige <strong>Infrastruktur</strong> - <strong>für</strong> die Personenbeförderung <strong>und</strong> den Güterverkehr<br />

kann wirtschaftlich erfolgreich sein. Ohne diese Kombination können zumindest<br />

in unserem Bereich die Bahnanlagen nicht erhalten werden. Sie werden<br />

dann entweder zurückgebaut oder - das ist wohl am wahrscheinlichsten - am Ende<br />

dem Verfall überlassen.<br />

Die Abbestellung der beiden Bahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 wird vom <strong>Ministerium</strong> mit<br />

der angeblich geringen Auslastung begründet. Zudem wird behauptet, der Betrieb sei<br />

ökologisch nicht vertretbar.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 7<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Jedoch haben die vom <strong>Ministerium</strong> bzw. vom VBB vorgelegten Zahlen zur angeblichen<br />

Anzahl der Reisenden einem Vergleich mit regional erhobenen Daten nicht<br />

standgehalten. Des Weiteren musste eingeräumt werden, dass die Zahlen nicht mit<br />

der gebotenen Präzision erhoben wurden, welche der VBB selbst fordert.<br />

Abgesehen davon, dass die Daseinsvorsorge des Landes unabhängig von der Auslastung<br />

der Linien erfolgt <strong>und</strong> nicht nachvollziehbar ist, warum in einem dünner besiedelten<br />

Gebiet die gleiche Mindestanforderung an Personen zur Auslastung gelten<br />

soll wie im sogenannten Speckgürtel um Berlin, haben sich die vom Land vorgelegten<br />

Daten als nicht belastbar erwiesen.<br />

Selbst wenn man diesen Zahlen glauben sollte, gibt es Erklärungen <strong>für</strong> die Rückgänge.<br />

Sie sind die Folge einer Politik, welche die Nutzung der Bahn in den letzten Jahren<br />

durch ungünstige Anschlüsse, Ausdünnung der Takte, fehlende Informationen,<br />

heruntergekommene oder kaum Schutz vor Witterungseinflüssen bietende Haltestellen<br />

von Bahnhöfen sowie häufig defekte <strong>und</strong> benutzerunfre<strong>und</strong>liche Fahrkartenautomaten<br />

immer weniger attraktiv gemacht haben. Dort muss angesetzt <strong>und</strong> kann etwas<br />

geändert werden <strong>und</strong> nicht, indem man Linien abbestellt.<br />

Auch die Behauptung, der Betrieb der Strecken sei ökologisch nicht vertretbar, wurde<br />

vom <strong>Ministerium</strong> uns gegenüber bisher argumentativ nicht untersetzt. Auch wenn es<br />

zweifellos dringend geboten ist, Schienenfahrzeuge zu entwickeln <strong>und</strong> einzusetzen,<br />

die ökologisch sinnvoll operieren können, so ist es in jedem Fall ökologisch ungünstig,<br />

wenn die bisherigen Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer der Strecken gezwungen werden,<br />

mit dem Auto zu fahren, soweit sie sich das überhaupt leisten können. Da es kaum<br />

attraktiv sein könnte, einen der dann weit entfernt liegenden Bahnhöfe in der Region<br />

mit dem Pkw anzusteuern, um anschließend mit der Bahn an den Zielort zu gelangen,<br />

werden die Pläne des <strong>Ministerium</strong>s auch die Auslastung der zunächst noch zum<br />

Erhalt vorgesehenen Strecken reduzieren <strong>und</strong> somit den Bestand weiterer Strecken<br />

in unserer Region gefährden.<br />

Die Forderung nach dem Erhalt der Regionalbahnlinien in unserer Region muss mit<br />

einem regionalen Nahverkehrskonzept verb<strong>und</strong>en werden, in dem die Bahnlinien auf<br />

den Prüfstand gebracht werden. Auch andere öffentliche Verkehrsmittel gehören auf<br />

den Prüfstand. Insofern fordern wir, dass ein regionales Nahverkehrskonzept auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens entwickelt wird, bei dem das <strong>Ministerium</strong>,<br />

die Landkreise, die betroffenen Gemeinden <strong>und</strong> alle Betroffenen in der Region - auch<br />

wir als Bürgerinitiative - beteiligt werden. - Vielen Dank.<br />

(Stellungnahme der Bürgerinitiative - Anlage 1)<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Schönen Dank, Herr Prof. Dr. Conraths. - Als nächster Anzuhörender erhält Herr Renado<br />

Kropp von der DB Regio AG das Wort.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 8<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Herr Kropp (DB Regio AG):<br />

Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Zunächst herzlichen<br />

Dank <strong>für</strong> die Einladung. Wir freuen uns immer, wenn unsere langjährigen verkehrsplanerischen<br />

Erfahrungen weiterhin in die Diskussion eingebracht werden können.<br />

Gestatten Sie mir zu Beginn - vor Benennung konkreter Punkte - einige allgemeine<br />

Anmerkungen zum vorliegenden Entwurf des Landesnahverkehrsplans: Aus unserer<br />

Sicht ist das vorliegende Dokument ein sehr ehrliches, welches auf Kontinuität setzt<br />

<strong>und</strong> die Rahmenbedingungen klar benennt, aber darauf verzichtet, Illusionen <strong>und</strong><br />

Versprechungen zu machen, die aufgr<strong>und</strong> der Rahmenbedingungen nicht realisiert<br />

werden können.<br />

Ziel dieses Nahverkehrsplans ist es, sicherzustellen, dass die erfolgreiche Entwicklung<br />

des Schienenpersonennahverkehrs der vergangenen Planperiode unter den<br />

ändernden Rahmenbedingungen weiter fortgesetzt werden kann. Das liegt einerseits<br />

an der sich verschärfenden finanziellen Situation <strong>und</strong> andererseits an der soziodemografischen<br />

Entwicklung im Land Brandenburg. Dies belegt ein kurzer Rückblick<br />

auf die Entwicklung der vergangenen Periode. In der Region haben wir eine kontinuierliche<br />

Stärkung der nachfragestarken, SPNV-relevanten Relationen durchgeführt.<br />

Die Konzentration <strong>und</strong> der Einsatz finanzieller Mittel auf diesen Strecken führten dazu,<br />

dass sich die Nachfrage auf diesen RE-Strecken ständig - es gibt Fahrgastzuwächse<br />

im zehnstelligen Bereich - erhöhte.<br />

Zugleich gibt es im Land Brandenburg die Konzentration auf eine Auswahl nachfragestarker<br />

Strecken im Nebennetz, die zwischenzeitlich auf einen attraktiven zeitgemäßen<br />

Standard - unter anderem die Strecke Brandenburg-Rathenow - umgebaut<br />

wurden, wodurch die Fahrzeit deutlich verkürzt werden konnte. Zudem wurde damit<br />

die Voraussetzung <strong>für</strong> eine positive nachhaltige Nachfrageentwicklung auf diesen<br />

Strecken geschaffen. Somit entstand im Ergebnis ein SPNV-Netz im Land, welches<br />

auf nachfragestarken RE- <strong>und</strong> RB-Strecken beruht, <strong>und</strong> ein Ergänzungsnetz mit ausgewählten<br />

Regionalbahnlinien als Zubringer, die Regionalexpresslinien <strong>und</strong> ausgewählte<br />

Regionalbahnlinien stärkt.<br />

Dies führte in der Vergangenheit zu erheblichen Einschnitten. Strecken bzw. der<br />

SPNV wurden in größerem Maße abbestellt <strong>und</strong> die Bedienung wurde zum Teil vom<br />

ÖPNV übernommen. Infolge dessen gab es einen Rückbau der <strong>Infrastruktur</strong>. Letztlich<br />

war es so dauerhaft möglich - das zeigen die Erfahrungen -, den SPNV auf einem<br />

Kernnetz - in hoher Qualität, dichter Taktfolge, mit kurzen Reisezeiten, zuverlässig<br />

<strong>und</strong> pünktlich sowie finanzierbar - auch künftig zu sichern. Somit ist der<br />

Gr<strong>und</strong>stein <strong>für</strong> Nachfragesteigerungen in der Zukunft gelegt.<br />

Zugleich sehen wir Handlungsbedarf in der Fläche; denn die eben genannten Rahmenbedingungen<br />

sind darauf angewiesen, dass das Flächenland Brandenburg weiterhin<br />

bedient wird. Die Daseinsvorsorge ist eine Gr<strong>und</strong>aussage im vorliegenden<br />

Landesnahverkehrsplanentwurf.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 9<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Dabei muss in der Fläche die Zubringerfunktion unter den endenden soziodemografischen<br />

Bedingungen - immer weniger Menschen in der Fläche <strong>und</strong> Überalterung der<br />

Gesellschaft - organisiert werden. Diese Fragen müssen in der nächsten Periode<br />

beantwortet werden.<br />

Nun zu einzelnen Punkten im Landesnahverkehrsplan, die <strong>für</strong> uns besonders wichtig<br />

sind. Ein Kernsatz ist: Bus- <strong>und</strong> Bahnkonzepte zur Identifikation von Maßnahmen zur<br />

Erhöhung des ÖPNV-Potenzials müssen erarbeitet werden. - Dies begrüßen wir<br />

ausdrücklich, weil damit das von mir Gesagte unterstützt wird.<br />

Die Zubringerfunktion im Flächenland Brandenburg muss gewährleistet werden, um<br />

nachhaltig die Nachfrage in den SPNV-Produkten sicherzustellen. Bei den diesbezüglichen<br />

Themen - Verknüpfungspunkte, Taktdichte <strong>und</strong> Anschlusssicherung - ist<br />

Handlungsbedarf notwendig. - Diesen Fragen muss man sich in Zukunft stellen.<br />

Der zweite wesentliche Punkt im Landesnahverkehrsplan ist das klare Bekenntnis<br />

zum gemeinsamen Verkehrsraum Berlin-Brandenburg. Das ist eine der Gr<strong>und</strong>voraussetzungen,<br />

um den SPNV erfolgreich weiterzuentwickeln. Keines der beiden<br />

Länder kann seine Bedürfnisse allein organisieren oder befriedigen. Insofern ist es<br />

notwendig, das SPNV-Netz zu verknüpfen, um unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />

ein Optimum zu erreichen.<br />

Ebenso wichtig ist die Verknüpfung mit den Nachbarländern Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Sachsen. Im Wesentlichen fahren wir mit geb<strong>und</strong>enen<br />

Regionalexpresslinien. Dabei müssen die einzelnen Verkehrskonzepte der<br />

Nachbarländer mit denen in Brandenburg <strong>und</strong> Berlin zumindest an den Verknüpfungspunkten<br />

übereinstimmen. Ziel muss es dabei sein, eine Optimierung in der Zusammenarbeit<br />

zwischen den Ländern zu erreichen, um die gemeinsamen Ziele, die<br />

man im SPNV auf diesen Strecken erreichen möchte, zu erzielen.<br />

Der Wachstumsmarkt Polen ist natürlich ein Kernbestandteil des Nahverkehrsplanes.<br />

Hier<strong>für</strong> wurde bereits der Gr<strong>und</strong>stein gelegt; denn es gibt ein gutes Nahverkehrsangebot<br />

in Richtung Stettin. Natürlich muss die <strong>Infrastruktur</strong> auf dieser Strecke weiter<br />

ausgebaut werden. Dabei braucht es <strong>für</strong> die Entwicklung vor allem Geduld. In diesem<br />

Bereich können wir nicht die rasanten Nachfragezahlen nachweisen wie bei den<br />

Brandenburg-Berliner Linien. Vielmehr ist hier ein langsam steigendes Aufkommen<br />

zu erkennen, das jedoch beständig <strong>und</strong> nachhaltig ist, sodass hier der Wachstumsmarkt<br />

<strong>für</strong> die Zukunft liegt.<br />

Entscheidend beim gemeinsamen Verkehrsraum Berlin-Brandenburg ist die Entwicklung<br />

des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg. Hierzu wurden im vorliegenden<br />

Entwurf Anbindungen dieses Flughafens an den SPNV dargestellt. Dennoch gibt es<br />

hier weiteren Handlungsbedarf. Es muss aber die Entwicklung - unter anderem die<br />

künftige Ausrichtung der Verkehrsströme - abgewartet werden, um den Flughafen<br />

nachhaltig zu entwickeln.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 10<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Des Weiteren sind Tarifgerechtigkeit <strong>und</strong> Nachfrageelastizität wichtig, die im Nahverkehrsplan<br />

dargelegt sind. Hinsichtlich der Daseinsvorsorge im Flächenland Brandenburg<br />

ist eine differenzierte Betrachtung der Tarifsituationen - einerseits im Ballungsraum<br />

Berlin <strong>und</strong> andererseits in der Fläche - notwendig. Nur vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

sollte man das Thema „Tarifharmonisierung“ betrachten. Hier wird eine unterschiedliche<br />

Entwicklung zwischen den genannten Bereichen notwendig sein, um den sich<br />

stark entwickelnden Ballungsraum Berlin tariflich nicht von der Fläche abzukoppeln.<br />

Das Thema „Produktphilosophie“ wurde ebenfalls im vorliegenden Entwurf genannt.<br />

Diesbezüglich verfolgte das Land Brandenburg bisher eine sehr klare Philosophie:<br />

einerseits Regionexpresslinien, andererseits Regionalbahnlinien als Ergänzung der<br />

RE-Linien. Mittlerweile ist es gelungen, alle hier in der Region fahrenden Verkehrsunternehmen<br />

einheitlich in diese Produktphilosophie einzubeziehen. Das ist die Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> die erfolgreiche Entwicklung dieser Produkte, die man in Zukunft stärken <strong>und</strong><br />

weiterentwickeln sollte; denn in unserer Region - im Vergleich zu anderen Regionen<br />

Deutschlands - haben die K<strong>und</strong>en eine sehr starke Bindung an diese Produktphilosophie.<br />

Dies sollten wir auf jeden Fall weiterentwickeln.<br />

Abschließend nun noch kurz zu den genannten Zielnetzen: Beim Zielnetz 2013 werden<br />

alle genannten Punkte - im Wesentlichen zum Fahrplanwechsel - umgesetzt.<br />

Zudem wird zum Fahrplanwechsel das Netz „Stadtbahn“ komplettiert. Auch die Punkte<br />

zu den RE 1 <strong>und</strong> RE 7 <strong>und</strong> die Verdichtung der RB 21 <strong>und</strong> RB 22 in Richtung Berlin<br />

werden realisiert, sodass das Zielnetz 2013 im Wesentlichen umgesetzt ist. Die<br />

Zielnetze 2016 stehen dann künftig auf der Tagesordnung.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Schönen Dank, Herr Kropp. - Nun erhält Herr Podzuweit das Wort.<br />

Herr Podzuweit:<br />

Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren! Der<br />

am 06.11.2012 vorgelegte Entwurf des neuen Landesnahverkehrsplanes schließt<br />

sich fast nahtlos an seinen Vorgänger an. Das ist einerseits aufgr<strong>und</strong> des Signalisierens<br />

von Stabilität positiv zu bewerten, andererseits wäre jedoch eine Fortentwicklung<br />

mit visionären Ansätzen nach dem Erreichen des Peak-Oil <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

des gesamten Sektors des öffentlichen Personennahverkehrs in Brandenburg notwendig<br />

gewesen. Dazu gehören unter anderem klare Definitionen, künftige Verknüpfungspunkte<br />

zwischen übrigem öffentlichen Personennahverkehr, Schienenpersonennahverkehr<br />

<strong>und</strong> Schienenpersonenfernverkehr zu den Darstellungen wie das zu<br />

erwartende Fahrgastaufkommen, das auch durch die Inbetriebnahme des Flughafens<br />

BER <strong>und</strong> der daraus resultierenden Maßnahmen generiert werden wird.<br />

Die gegenseitige Berücksichtigung der Nahverkehrspläne von Brandenburg <strong>und</strong> Berlin<br />

funktioniert hoffentlich - der Absatz dazu war recht kurz -; denn in beiden Ländern<br />

gibt es unterschiedliche Rahmenbedingungen. Zudem hat Berlin dabei auch mehr<br />

Einwohner pro Flächeneinheit zu beachten.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 11<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Insofern wäre eine finanzielle Unterstützung von dem einen oder anderen Regionalbahn-<br />

oder Regionalexpress-Projekt aus Berlin heraus erwünscht <strong>und</strong> nicht, dass<br />

Brandenburg nach Berlin hineinfährt <strong>und</strong> das auch noch bezahlen muss.<br />

Die Raumentwicklung in Brandenburg sollte sich am europäischen Konzept orientieren<br />

<strong>und</strong> die Region in der Entwicklung berücksichtigen. Das geschieht leider nicht im<br />

erforderlichen Maß. Demzufolge konzentriert sich der Landesnahverkehrsplan auf die<br />

europäischen Korridore. Dies ist auch richtig, dennoch benötigen wir nicht ausschließlich<br />

die Radialverbindung mit Berlin in der Mitte, sondern auch Tangentialverbindungen<br />

im Land, die die Regionen stärken. Wenn es nicht überall Eisenbahnverkehr<br />

gibt, ist es sicherlich logisch, ein wenig nach den landesbedeutsamen, im Landesnahverkehrsplan<br />

angedachten Buslinien zu fragen; denn diese hätten durchaus<br />

Wirkungsmöglichkeiten <strong>und</strong> könnten das eine oder andere Angebot unterbreiten.<br />

Des Weiteren ist der Schienenpersonenfernverkehr sehr wichtig; denn mit dem Nahverkehr<br />

sind die derzeit existenten Linien nicht auf Dauer fahrgastfre<strong>und</strong>lich zu realisieren.<br />

Wir haben auf langen Entfernungen im Regionalverkehr entsprechend lange<br />

Fahrzeiten, die sich nicht ausschließlich durch Haltepunktschließungen kompensieren<br />

lassen. Die Eisenbahn- <strong>und</strong> Verkehrsgewerkschaft hat diesbezüglich die Einführung<br />

interregionaler Verbindungen im Fernverkehr gefordert. Es wäre begrüßenswert,<br />

wenn unsere Landesregierung gemäß Artikel 87e Absatz 4 GG hier ein wenig<br />

stärker gegenüber dem B<strong>und</strong> agieren würde. Darin heißt es:<br />

„Der B<strong>und</strong> gewährleistet, dass dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen,<br />

beim Ausbau <strong>und</strong> Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen<br />

des B<strong>und</strong>es sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit<br />

diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird.<br />

Das Nähere wird durch B<strong>und</strong>esgesetz geregelt.“<br />

Auf dieses Gesetz warten wir nun schon seit Dezember 1993.<br />

Die SPNV- <strong>und</strong> ÖPNV-Angebote in Richtung Polen sind zu gering. In dem Landesnahverkehrsplan<br />

haben unter anderem die Beziehungen zwischen Zielona Góra <strong>und</strong><br />

Cottbus keinen Eingang gef<strong>und</strong>en. Dabei ist es bedauerlich, dass auf zwei Partnerstädte<br />

keine Rücksicht genommen wird.<br />

Auch die derzeit in Brandenburg praktizierte Ausschreibungspraxis <strong>für</strong> die Wojewodschaften<br />

in Polen ist keine Alternative; denn diese haben eigene Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

<strong>und</strong> sind gemäß EU-Verordnung 1370/2007 in der Lage, inhouse zu<br />

vergeben. Insofern sollte die Haltung des Landes noch einmal geprüft werden.<br />

Zum bereits angesprochenen Thema Flughafen BER möchte ich insbesondere hinsichtlich<br />

Polen noch Folgendes ergänzen: Mehr als 1 Million der Berliner Fluggäste<br />

kamen im vergangenen Jahr aus Polen. Mit der Öffnung des BER wird dies sicherlich<br />

nicht weniger. Jedoch sind die Verbindungen im öffentlichen <strong>und</strong> im Schienenpersonennahverkehr<br />

da<strong>für</strong> auf keinen Fall ausreichend.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 12<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Aber auch der Südwesten des Landes Brandenburg ist ähnlich schlecht angeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Bürger müssen immer zunächst nach Berlin fahren, um anschließend zu ihrem<br />

Ziel zu gelangen. Offenbar ist die Berücksichtigung des südlichen Berliner Außenringes<br />

ein wenig zu kurz gekommen. Da<strong>für</strong> könnten Turmbahnhöfe zum Umsteigen ohne<br />

zusätzliche Zugkilometer eine verbesserte Anbindung aus Richtung Belzig, Jüterbog<br />

<strong>und</strong> Luckenwalde sowie aus Dessau <strong>und</strong> aus der Lutherstadt Wittenberg bieten.<br />

Nun noch ein Hinweis zur Finanzierung des ÖPNV in Brandenburg: Seit mindestens<br />

1998 werden <strong>für</strong> diesen keine Landesmittel, sondern nur noch B<strong>und</strong>esmittel aufgewendet.<br />

Das im Landesnahverkehrsplan beschriebene Ziel, die Mobilität der Bevölkerung<br />

nachhaltig zu sichern, wird nicht erreicht werden können, wenn sich das Land<br />

konsequent aus jeglicher Finanzierungsverantwortung zurückzieht. Dies wird der<br />

B<strong>und</strong> auf Dauer nicht tolerieren. Insofern wäre die Kofinanzierung des Gesamtsystems<br />

ÖPNV aus Finanzmitteln des Landes Brandenburg, die an eine entsprechende<br />

Prioritätensetzung der Landesregierung geb<strong>und</strong>en wäre, eine logische Folgerung.<br />

Fazit: Generell sollte darauf geachtet werden, dass es mit diesem Landesnahverkehrsplan<br />

nicht wieder eine Politik mit Haltepunktschließungen <strong>und</strong> streckenweisen<br />

Stilllegungen gibt. Angesichts des Überschreitens des Peak-Oil vor zwei Jahren wären<br />

dies die schlechtesten Maßnahmen. Für Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger in der Fläche<br />

Brandenburgs Einschränkungen vorzunehmen trägt nämlich nicht dazu bei, die Bevölkerung<br />

in unserem Land zu halten.<br />

Insofern bleibt zu hoffen, dass die zahlreichen Hinweise von Kommunen, Landkreisen<br />

<strong>und</strong> Verbänden in diesen Plan Eingang finden; denn dies ist ungenutztes Potenzial<br />

- auch von den in vielen Landkreisen vorhandenen Nahverkehrsbeiräten. Künftig<br />

sollte eine engere Zusammenarbeit zwischen Landesregierung <strong>und</strong> den nach einer<br />

Evaluierung des ÖPNV-Gesetzes vielleicht wieder pflichtigen Nahverkehrsbeiräten<br />

angestrebt werden. Schließlich wird in kleinteiligen regionalen Konzepten erstaunlich<br />

viel <strong>für</strong> die Verknüpfung der öffentlichen Verkehrsträger <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Erhöhung ihrer<br />

Attraktivität getan. - Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Schönen Dank, Herr Podzuweit. - Als nächster Anzuhörender erhält Herr Mager <strong>für</strong><br />

tjm-consulting mobilitätsmanagement das Wort.<br />

Herr Mager (tjm-consulting mobilitätsmanagement):<br />

Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Ich möchte auf das Kapitel<br />

1.2 im Landesnahverkehrsplan „Aufstellung des LNVP im Dialog“ Bezug nehmen.<br />

Bei Betrachtung der Seite 3 wird die Anzahl der beteiligten Akteure - insgesamt 44,<br />

davon 13 Gemeinden, zwei Regionalplanungsgemeinschaften, diverse andere Organisationen<br />

<strong>und</strong> neun Bürger - ersichtlich.<br />

Der Landesnahverkehrsplan richtet sich in der Angebotsplanung <strong>und</strong> -erstellung an<br />

die Bürger. Betrachtet man den Rückhalt in der Bürgerschaft, fällt das Ergebnis recht<br />

mager aus. Dies ist aus Sicht des Landes nicht zufriedenstellend.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 13<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Planungskultur heißt jedoch auch Beteiligungskultur. Sicherlich ist die Balance<br />

schwierig, einerseits Angebote zurückzunehmen <strong>und</strong> Strecken abzubauen, andererseits<br />

in den Gebieten, in denen eine verstärkte Nachfrage besteht - unter anderem im<br />

Ballungskern -, um die Angebote zu steigern, was jedoch aus Kostengründen nicht<br />

möglich ist. Dennoch muss man dem gerecht werden. Wird der Landesnahverkehrsplan<br />

aber in seiner derzeitigen Form beschlossen, werden sich die Jubelrufe sicherlich<br />

in Grenzen halten, die Proteste dagegen sehr groß sein.<br />

„Stuttgart 21“ ist ein ähnliches Beispiel. Dieses Projekt wurde mehr als zehn Jahre<br />

geplant, wozu sich jedoch kein Bürger geäußert hat. Als dann aber die Bagger anrollten,<br />

war das Protestverhalten groß. Dieses Ausmaß wird es bei dem Landesnahverkehrsplan<br />

in Brandenburg sicherlich nicht geben, dennoch müssen sich Ausschuss<br />

<strong>und</strong> Landesregierung die Frage stellen: Wie kann man dieses gewählte Verfahren<br />

noch optimieren bzw. reparieren?<br />

Sie müssen zum Beispiel aus Betroffenen Beteiligte machen. Dies ist unter anderem<br />

möglich, indem man den regionalen Rückhalt sucht. Schließlich soll eine Beteiligung<br />

der Betroffenen dazu dienen, frühzeitig einen offenen <strong>und</strong> kontinuierlichen Dialogprozess<br />

zu gewährleisten. Bisher hat dies offenbar nicht funktioniert.<br />

Wenn Sie jedoch die Ängste der Betroffenen einfangen <strong>und</strong> die be<strong>für</strong>chteten Beeinträchtigungen<br />

bei der Angebotsreduzierung oder die Enttäuschung über nicht erfolgte<br />

Angebotsausweitungen in positive Energie umwandeln wollen, dann müssen Sie mit<br />

den Kollegen <strong>und</strong> Bürgern vor Ort in einen kontinuierlichen Dialogprozess treten;<br />

denn vor Ort gibt es erheblichen Sachverstand. Nicht nur Vereine <strong>und</strong> Verbände,<br />

sondern auch viele Beteiligte kennen die Situation vor Ort sehr gut - manchmal sogar<br />

besser als diejenigen, die Verantwortung zeigten sollten. Wenn Sie dann noch beachten,<br />

dass Herr Ramsauer gerade ein Handbuch zur Beteiligung von Bürgern in<br />

solchen Planungsprozessen vorgelegt hat, wird ersichtlich, dass Entscheidungsspielräume<br />

vorhanden sind.<br />

Es geht darum, die Bürger besser einzubinden <strong>und</strong> regionale Wertschöpfung zu betreiben;<br />

denn die Menschen vor Ort wissen meistens am besten, was sie brauchen.<br />

Bevor man Strecken stilllegt, sollte man mit den Menschen vor Ort sprechen, inwieweit<br />

Potenziale vorhanden sind, die noch gehoben werden können. Geschieht dies<br />

aus der Ferne, fühlen sich die Menschen bevorm<strong>und</strong>et. Erfolgt es dagegen im regionalen<br />

Konsens, kann man es gemeinsam - wenn es darum geht, Gelder vor Ort zu<br />

beschaffen oder regionale Partnerschaften zu bilden - bewältigen.<br />

Wenn das gelingen soll, muss man die Menschen frühzeitig einbinden, offen <strong>und</strong> fair<br />

mit den Menschen umgehen <strong>und</strong> keinen fertigen Plan vorlegen. In Workshops <strong>und</strong><br />

entsprechenden Foren muss man mit den Bürgern zusammensitzen <strong>und</strong> versuchen,<br />

Ergebnisse auf Augenhöhe herauszuarbeiten; denn die Menschen fühlen sich nicht<br />

wertgeschätzt, wenn über ihre Köpfe hinweg Dinge auf den Weg gebracht werden.<br />

Insofern muss die Vorbereitung eines solchen Planwerks im Vorfeld erfolgen. Andere<br />

B<strong>und</strong>esländer sind diesbezüglich mit positivem Beispiel vorangegangen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 14<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Es bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung das Landesnahverkehrsplans regional gespiegelt,<br />

nachgebessert <strong>und</strong> <strong>für</strong> den nach dem Jahr 2017 folgenden Plan bereits<br />

Vorarbeit geleistet wird, um nicht beim nächsten Mal einen Aufguss des alten Plans<br />

zu fertigen. Insofern bedarf es einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung zur Verbesserung<br />

der Planung. So können Sie Konflikte vor Ort vermeiden <strong>und</strong> auch, dass Ihre Arbeit,<br />

die Sie zweifelsohne hineingesteckt haben, nicht gewürdigt wird.<br />

Da<strong>für</strong> gibt es viele Möglichkeiten. Der zur Verfügung stehende Baukasten ist groß.<br />

Unter anderem über die neuen Medien können Sie die Menschen einbinden. Doch<br />

zunächst muss über das Planwerk informiert werden. Anschließend begibt man sich<br />

mit den Bürgern in eine Konsultation, wobei sie ihre Meinung äußern sollen. Es wird<br />

also zunächst die Meinung der Bürger vor Ort angehört, bevor man in ein kooperatives<br />

Verhältnis geht <strong>und</strong> eine Mitsprache auf Augenhöhe stattfindet.<br />

Eine enge Verzahnung von informeller <strong>und</strong> formeller Beteiligungspraxis führt zu einem<br />

vernünftigen <strong>und</strong> durch die Bevölkerung gewürdigten Ergebnis. Letztlich ist die<br />

Qualität des Beteiligungsprozesses entscheidend <strong>für</strong> eine erfolgreiche Umsetzung<br />

des Vorhabens. Herr Franz <strong>und</strong> Herr Kropp haben den Rahmen gesteckt, der sicherlich<br />

nicht unkritisch umzusetzen sein wird.<br />

Was können Sie noch unternehmen? - Sie können im Zuge einer Beteiligung die<br />

Bürger informieren <strong>und</strong> gemeinsam mit den Landkreisen <strong>und</strong> den größeren Städten<br />

Bürgersprechst<strong>und</strong>en abhalten, um herauszufinden, wie Potenziale noch zu heben<br />

sind, um ungünstige Faktoren - unter anderem Stilllegung von Strecken bzw. Angebotsrücknahmen<br />

- herauszufinden <strong>und</strong> Konzepte zu entwickeln, um auch in Zeiten<br />

knapper Kassen Ausbauten vornehmen zu können.<br />

Die Bürger brauchen <strong>für</strong> die Artikulierung ihrer Meinung Unterstützung, da das sogenannte<br />

Planer-Latein zum Teil schwer verständlich ist, auch wenn wir uns bemühen -<br />

ich selbst bin Stadt- <strong>und</strong> Verkehrsplaner -, bürgergerecht zu sprechen. Diesbezüglich<br />

muss das <strong>Ministerium</strong> unterstützend wirken <strong>und</strong> den Menschen vor Ort einen Berater<br />

zur Verfügung stehen, der beim Austausch <strong>und</strong> bei der Diskussion hilft.<br />

Begrüßenswert wäre ein Dialogforum während der Umsetzung des Landesnahverkehrsplanes,<br />

das über eine Auftaktveranstaltung in den Regionen umgesetzt wird<br />

<strong>und</strong> in Workshops unter anderem die Ergebnisse des Landesnahverkehrsplans kritisch<br />

beleuchtet. Das sollte am besten durch moderierte Foren erfolgen, um beim<br />

Aufeinandertreffen von Landesvertretern <strong>und</strong> Bürgern die Spitzen herauszunehmen.<br />

Zudem sollten Sie ergebnisoffen in den Prozess gehen <strong>und</strong> gegebenenfalls mit einer<br />

Stärken-/Schwächenanalyse die Problemlage beleuchten. Das Ganze kann abschließend<br />

in den Regionen widergespiegelt werden.<br />

Letztlich sollte dann bekannt gegeben werden, dass der Prozess nach 2017 so erfolgen<br />

soll, wie eingangs geschildert. Diese Bekanntgabe kann über die neuen Medien<br />

erfolgen, um auch die Jüngeren <strong>und</strong> nicht professional Agierenden einzubeziehen;<br />

denn die Zukunft des Landes liegt bei den jungen Mitbürgern.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 15<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Möglicherweise betreiben Sie die Umsetzung des Nahverkehrsplanes - um es etwas<br />

populistisch zu formulieren - als Event, indem Sie die Menschen offen beteiligen <strong>und</strong><br />

auf Augenhöhe einbeziehen. - Danke.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Schönen Dank, Herr Mager. - Nun erhält Herr Weis von der MGW Beratungsgesellschaft<br />

mbH das Wort.<br />

Herr Weis (MGW Beratungsgesellschaft mbH):<br />

Frau Vorsitzende! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren! Nachhaltige<br />

Mobilität ist das Thema des Landesnahverkehrsplanes <strong>für</strong> Brandenburg. Die<br />

Rand- <strong>und</strong> Rahmenbedingungen dazu wurden bereits genannt, weshalb ich sie lediglich<br />

kurz zusammenfasse: Wir haben einen stark wachsenden engeren Verflechtungsraum<br />

mit steigenden Anforderungen an das Verkehrsaufkommen - also mehr<br />

Menschen, die transportiert <strong>und</strong> befördert werden wollen -, wir haben eine Region, in<br />

der es einen Rückgang von Einwohnern gibt, in der dennoch berechtigte Forderungen<br />

nach Erschließung im ÖPNV bestehen, <strong>und</strong> wir haben eine <strong>Infrastruktur</strong>, die weiter<br />

ausgebaut werden muss - Herr Franz hat exemplarisch die beiden Strecken Richtung<br />

Breslau <strong>und</strong> Stettin benannt -, was zusätzliches Geld erfordert.<br />

Welche Antwort gibt der Landesnahverkehrsplan auf diese Herausforderungen? -<br />

Konzentration auf das bisherige Geschäftsmodell <strong>und</strong> an der einen oder anderen<br />

Stelle Reduktion des Angebotes wegen der steigenden Kosten. Klar ist auch, dass<br />

die in der Vergangenheit den einen oder anderen Euro einsparenden Ausschreibungen<br />

in der nächsten Periode - zweite <strong>und</strong> dritte Welle, wie Herr Franz richtigerweise<br />

sagte - keine zusätzlichen Effekte bringen werden, was perspektivisch bei steigenden<br />

<strong>Infrastruktur</strong>- <strong>und</strong> Gestehungskosten in der Produktion - ich erinnere nur an die steigenden<br />

Energieaufwendungen - dazu führt, dass die Schere sich an der einen oder<br />

anderen Stelle schließen wird. Das kann nicht gewollt sein; denn wir wollen mit dem<br />

Plan nachhaltige Mobilität <strong>für</strong> Brandenburg erzeugen.<br />

Insofern sind neue Antworten <strong>und</strong> Ideen - sicherlich mit Veränderungen in den verschiedenen<br />

Geschäftsmodellen - gefragt, um mit neuen Vorstellungen <strong>und</strong> dem einen<br />

oder anderen zusätzlichen Euro, den man in das System durch Partnerschaften<br />

einbringen kann, neue Angebote zu ermöglichen <strong>und</strong> das Angebot an der einen oder<br />

anderen Stelle nicht zurückschneiden zu müssen, sondern sogar auszubauen.<br />

Worin liegt die Chance? - Aus meinem Blickwinkel liegt sie in allen Bereichen; denn<br />

mit neuen Konzepten auf der regionalen Ebene zur <strong>Infrastruktur</strong>, zum Betrieb <strong>und</strong> zu<br />

Ausschreibungen werden sich Veränderungen gestalten lassen, die Geld freisetzen.<br />

Darum muss man sich im Rahmen der Umsetzung dieses Nahverkehrsplans bemühen.<br />

Die Öffnungen sind da, um das zu ermöglichen, weshalb man darauf den<br />

Schwerpunkt legen sollte, um das System in den nächsten Jahren schrittweise weiterzuentwickeln<br />

<strong>und</strong> zu ertüchtigen. Ansonsten wird es zu den Diskussionen kommen,<br />

die bereits mehrfach angesprochen wurden.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 16<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich darf daran erinnern, dass Herr Conraths die berechtigten Interessen der Region<br />

deutlich artikuliert <strong>und</strong> Herr Mager das Kreativitätspotenzial der Menschen vor Ort in<br />

den Mittelpunkt gestellt hat. Dies müssen wir nutzen, um in den einzelnen Segmenten<br />

Ideen zu entwickeln, wie es besser geht.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Schönen Dank, Herr Weis. - Als nächster Anzuhörender erhält Herr Bona <strong>für</strong> den<br />

Berlin-Brandenburgischen Bahnk<strong>und</strong>enverband das Wort.<br />

Herr Bona (Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband):<br />

Danke schön <strong>für</strong> die Einladung. - In Punkt 1.2 ist die Aufstellung im Dialog dargestellt.<br />

Unserer Meinung nach fand dieser Dialog bisher jedoch nicht statt. Vielmehr<br />

war es ein Monolog. Insofern hoffen wir, dass ab heute der offene Dialog beginnt.<br />

Zu meiner Person: Ich habe Verkehrsplanung studiert <strong>und</strong> auf diesem Gebiet einige<br />

Jahre in der Stadtentwicklung - unter anderem in der Landesverwaltung - an Verkehrskonzepten<br />

gearbeitet. Zudem bin ich als Kreistagsabgeordneter in Barnim mit<br />

dem kreislichen Nahverkehrsplan befasst.<br />

Als Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband haben wir des Weiteren den großen<br />

Vorzug, dass wir in Berlin <strong>und</strong> in Brandenburg tätig sein dürfen <strong>und</strong> somit die<br />

Probleme beider Länder kennen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> liegt es uns am Herzen, dass <strong>für</strong><br />

die Metropolenregion ein gemeinsamer Landesnahverkehrsplan geschaffen wird.<br />

Insofern danke ich dem Land <strong>für</strong> die Eröffnung dieses Dialogverfahrens.<br />

Zum Landesnahverkehrsplan selbst: Hierbei handelt es sich um eine Gutbestandsaufnahme.<br />

Auch hinsichtlich der Kooperation mit Polen - das ist sicherlich eine<br />

schwierige Aufgabe - hat man sich bemüht. Vielen Dank, Herr Franz, dass Sie in östlicher<br />

Richtung oft unterwegs gewesen sind.<br />

Nun folgen einige Kritikpunkte, die in Form von Fragen dargestellt sind. Erstens: Ist<br />

die Verknüpfung vor allem Ostbrandenburgs mit Berlin <strong>und</strong> BER gelungen? Zweitens:<br />

Ist das Perspektivnetz das Liniennetz, das <strong>für</strong> weniger MIV <strong>und</strong> mehr ÖPNV die<br />

Voraussetzungen schafft? Drittens: Ist das Zusammenwirken der S-Bahn mit der Regionalbahn<br />

gelungen? - In den Tabellen wird lediglich genannt, dass die S-Bahn von<br />

Bernau oder Königs Wusterhausen nach Berlin fährt, jedoch sind keine Linienläufe in<br />

Berlin angegeben, was ein Handicap zu sein scheint. - Viertens: Sind alle Möglichkeiten<br />

eines effizienten Liniennetzes ausgeschöpft? - Unsere Antwort lautet: Nein.<br />

Wir möchten jedoch nicht nur meckern, weshalb wir uns in den letzten Jahren - seit<br />

der Flughafenanbindung im Jahr 2007 - im Planfeststellungsverfahren intensiv mit<br />

dem Liniennetz beschäftigt haben. Diesbezüglich lege ich Ihnen die sieben Problembereiche<br />

dar, die uns besonders am Herzen liegen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 17<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Dazu zeige ich einige Folien. (Stellungnahme des DBV - Anlage 2) - Die Mitglieder<br />

der Regierungsfraktionen haben das Privileg, die Präsentation von vorn zu sehen; <strong>für</strong><br />

die anderen ist es schwieriger; aber ich werde es erklären. - Sie sehen den Verflechtungsraum<br />

der Metropolregion von Eberswalde bis Potsdam. Der Außenring ist gut<br />

zu erkennen. Wir meinen, am östlichen Außenring ist mehr Fahrgastpotenzial als am<br />

westlichen zwischen Hennigsdorf <strong>und</strong> Potsdam. Warum muss man hier immer noch<br />

über den Außenring fahren? Hier erkennen wir Optimierungspotenzial.<br />

Bei den sieben Problembereichen, die wir sehen, handelt es sich einmal um das Liniennetz.<br />

Warum fährt der RE 2 über die Stadtbahn Ostkreuz am Flughafen BER<br />

vorbei? - Das ist hier die Nummer 7. - Warum ist der Flughafen in Richtung Potsdam<br />

<strong>und</strong> nicht in Richtung Ostbrandenburg besser angeb<strong>und</strong>en? Die RB 24 über Lichtenberg<br />

<strong>und</strong> am Karower Kreuz vorbei in den Barnim sehen wir nicht als effizient an. Der<br />

Barnim müsste mehr in Richtung Berliner City angeb<strong>und</strong>en werden.<br />

Zweitens geht es um den Prignitz-Express. Er ist hier über Tegel nach Ges<strong>und</strong>brunnen<br />

eingezeichnet. Wir meinen, er müsste bis zu einigen Knotenpunkten Berlins verlängert<br />

werden.<br />

Drittens. Wie schon erwähnt: Warum alle zwei St<strong>und</strong>en nach Potsdam über den Außenring?<br />

Das ergibt zwar alle zwei St<strong>und</strong>en eine Reisezeit von 33 Minuten, aber die<br />

übrige Zeit braucht man über Berlin mit der S-Bahn viermal so lang. - Nachzulesen in<br />

„VBB Online“.<br />

Ein weiterer Problembereich ist <strong>für</strong> uns die Überlastung der Stadtbahn ab dem Westkreuz.<br />

Sie sehen, dass zu viele Züge im Bereich der Stadtbahn enden <strong>und</strong> zurückgeführt<br />

werden. Wir meinen, dass hier ein dezentrales Konzentrationsprinzip mit der<br />

Einbeziehung des nördlichen Rings günstiger wäre. Wir haben das in unserem Alternativnetz<br />

vorgestellt, dieses Dilemma also beseitigt, indem wir den RE 2 über den<br />

Tunnel <strong>und</strong> den Flughafen geführt <strong>und</strong> dann den Ostraum mit der Ostbahn in Richtung<br />

Strausberg günstiger angeb<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> indem die RB 22 nicht nach Königs<br />

Wusterhausen geführt, sondern in Richtung Ostkreuz - Lichtenberg eine Verknüpfung<br />

mit der Ostbahn <strong>und</strong> Polen hergestellt wird. Außerdem gehen wir von Hennigsdorf<br />

nicht über den unbesiedelten Außenring, sondern über die Kremmener Bahn<br />

<strong>und</strong> den Berliner Knoten, mit Jungfernheide-Anbindung <strong>und</strong> Anbindung von Wannsee,<br />

was die Reisezeit ebenfalls verkürzt. Sie sehen auch, dass wir den Prignitz-<br />

Express von Ges<strong>und</strong>brunnen wieder nach Spandau <strong>und</strong> nach Falkensee geführt haben,<br />

sodass in der Rückrichtung dann auch das Havelland in Richtung Berlin im 20-<br />

Minuten-Takt angeb<strong>und</strong>en ist, ohne dass es uns etwas kostet.<br />

Wir haben auch eine Nahverkehrstangente <strong>für</strong> den östlichen Verflechtungsraum mit<br />

entsprechenden Linienoptimierungen vorgeschlagen. Wenn Sie einmal ein paar Relationen<br />

herausgreifen, dann sehen Sie: In unserem Konzept verkürzt sich die Reisezeit<br />

von Strausberg nach Potsdam von 108 Minuten um 24 Minuten auf 84 Minuten,<br />

von Strausberg zum Flughafen BER von 50 um zehn auf 40 Minuten, von Hennigsdorf<br />

zum Hauptbahnhof von 40 auf 27 Minuten.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 18<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Aus der Uckermark ist eine Reisezeitverkürzung um ein Drittel festzustellen, vom<br />

Niederbarnim geht es direkt nach Potsdam, ohne Umsteigen - das erbringt eine Reisezeitverkürzung<br />

von 61 auf 46 Minuten -, <strong>und</strong> natürlich verkürzt sich auch die Reisezeit<br />

des Erholungsverkehrs in unsere Naturparks erheblich. Sie kennen zum Beispiel<br />

die Diskussion um die Heidekrautbahn. Heute haben wir hier schnelle Reisezeiten<br />

<strong>und</strong> einen Direktverkehr von Basdorf nach Ges<strong>und</strong>brunnen in 18 Minuten. Das<br />

sollte man beibehalten. Den Ausbau der Stammstrecke sollte man sich noch einmal<br />

sehr genau überlegen, weil hierdurch die Reisezeit um ein Drittel verlängert wird. Das<br />

wäre dann sogar eine Verschlechterung <strong>für</strong> eine Region.<br />

Im folgenden Diagramm stellen die roten Säulen die Reisezeiten dar, die der jetzige<br />

Entwurf eines Nahverkehrsplans ergibt, <strong>und</strong> die grünen Säulen zeigen unsere Verbesserungen.<br />

Wir meinen, dass man sich das Liniennetz insgesamt noch einmal genau<br />

anschauen sollte. Wir bleiben selbstverständlich innerhalb der 36 Millionen Zugkilometer,<br />

erreichen aber kürzere Reisezeiten <strong>für</strong> mehr Fahrgäste <strong>und</strong> auch Betriebskosteneinsparungen.<br />

Einige Stellungnahmen haben wir dankbar zur Kenntnis genommen. Die Stellungnahme<br />

der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft „Städtekranz Berlin-Brandenburg“ <strong>und</strong><br />

des Bürgermeisters von Frankfurt/Oder kommt uns sehr entgegen. Sie deckt sich fast<br />

vollständig mit unserer Philosophie. Auch die Stellungnahme von Professor Höft von<br />

der Fachhochschule Brandenburg möchte ich hier erwähnen. Sie wird ebenfalls zu<br />

bedenken sein. Eine Stellungnahme der Stadt Berlin liegt uns noch nicht vor. Vor<br />

zehn Tagen habe ich dort nachgefragt. Da haben sich die Kollegen beschwert, dass<br />

sie nicht beteiligt wurden, <strong>und</strong> sie wollen wohl jetzt eine Stellungnahme schreiben.<br />

Uns scheint eine weitere Optimierung des gesamten Landesnahverkehrsplans notwendig.<br />

Wir vom Berlin-Brandenburgischen Bahnk<strong>und</strong>enverband meinen, jetzt sind<br />

auch durch die Beteiligung der Verbände Inputs gegeben, sodass man sich auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage noch einmal Zeit nehmen <strong>und</strong> diese Effizienzvorschläge akzeptieren<br />

sollte.<br />

Ich möchte jetzt meinen Vortrag beenden <strong>und</strong> bedanke mich <strong>für</strong> die Aufmerksamkeit.<br />

Wir können ja später noch in einen Dialog eintreten.<br />

Herr Seiffert (Verkehrsclub Deutschland):<br />

Sehr geehrte Frau Vorsitzende Wehlan, sehr geehrter Herr Minister Vogelsänger,<br />

sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren! Ich vertrete den ökologisch orientierten Verkehrsclub<br />

Deutschland, Landesverband Brandenburg. Auch wir haben eine Stellungnahme<br />

zu dem Landesnahverkehrsplan abgegeben. Hierbei geht es insbesondere<br />

um den Schienenpersonennahverkehr. Wir begrüßen natürlich die Bemühungen des<br />

Landes, diesen zu gestalten; aber auch wir haben dazu eine Reihe kritischer Anmerkungen.<br />

Erstens stellen wir fest, dass in diesem Landesnahverkehrsplan Entscheidungen<br />

darüber, ob eine Linie weiterbetrieben wird oder nicht bzw. ob wie ausgebaut wird,<br />

davon abhängig gemacht werden, wie viele Fahrgäste auf ihr gefahren sind.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 19<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Das ist <strong>für</strong> uns nicht der richtige Ansatz. Denn eine solche Betrachtungsweise unterstellt<br />

automatisch, dass das bisher realisierte Verkehrsangebot den Mobilitätsbedürfnissen<br />

der Bevölkerung entsprach <strong>und</strong> die Bürger einfach nicht klug genug waren,<br />

dieses Angebot anzunehmen. Darüber hinaus unterstellt diese Betrachtungsweise,<br />

dass kein weiteres Potenzial zur Steigerung der Fahrgastzahlen vorhanden ist, <strong>und</strong><br />

diese Betrachtungsweise unterstellt auch, dass kein Potenzial <strong>für</strong> eine umweltgerechtere<br />

Gestaltung des Verkehrs besteht, indem mehr Bürger bewogen werden, öffentliche<br />

Verkehrsmittel zu nutzen.<br />

Das Land Brandenburg hat sich in verschiedenen Dokumenten zum Klimaschutz, zur<br />

Energiestrategie, zum Verkehr <strong>und</strong> auch im ÖPNV-Gesetz selbst das Ziel gesteckt,<br />

den motorisierten Individualverkehr zurückzudrängen. Das sehen wir mit dem vorgelegten<br />

Landesnahverkehrsplan nicht gewährleistet.<br />

In dem Landesnahverkehrsplan werden einzelne Regionalbahnlinien betrachtet, insbesondere<br />

solche mit geringen Fahrgastzahlen. Das ist eine isolierte Betrachtung.<br />

Herr Vogelsänger hat zum Beispiel dargestellt, dass er es nicht vertreten kann, <strong>für</strong><br />

die beiden Bahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74, <strong>für</strong> die gekämpft wird, jährlich 5 Millionen<br />

Euro auszugeben. Diese isolierte Betrachtung ist aus unserer Sicht nicht sachgerecht;<br />

denn man muss das Schienenpersonennahverkehrsnetz als Gesamtheit sehen.<br />

Die einzelnen Bahnlinien bedienen sich gegenseitig. Wenn man irgendwo etwas<br />

abschneidet, dann wirkt sich das auch auf die anderen Linien aus. Deshalb können<br />

wir dieser Betrachtungsweise nicht zustimmen.<br />

Die Vorgehensweise des Landesnahverkehrsplans wird vielfach auch auf den Bevölkerungsrückgang<br />

außerhalb des Berliner Umlandes zurückgeführt. Einmal davon<br />

abgesehen, dass, wie hier schon mehrfach betont wurde, die Gewährleistung von<br />

öffentlichem Personennahverkehr auch eine Frage der Daseinsvorsorge ist <strong>und</strong><br />

dass, wie ich schon erwähnt habe, diese auch die umweltgerechte Gestaltung des<br />

Verkehrs mit zu berücksichtigen hat, erscheint uns diese Betrachtungsweise auch<br />

deshalb nicht sachgerecht, weil ja im Landesnahverkehrsplan selbst festgestellt wird,<br />

dass die Fahrgastzahlen, abgesehen von einigen kleinen Einbrüchen, trotz des Bevölkerungsrückgangs<br />

stabil gehalten werden konnten. Die Fahrgastzahlen - so steht<br />

es im Landesnahverkehrsplan - haben sich in den letzten vier Jahren von 2008 bis<br />

2011 um 11 % erhöht. - Es wurde aber nur 7 % mehr Verkehr bestellt. - Das heißt:<br />

Die Bürger haben das Bestreben, öffentliche Verkehrsmittel, insbesondere den<br />

Schienenpersonennahverkehr, zu nutzen.<br />

Aus unserer Sicht ist das Angebot entscheidend. Dass dies hinterfragt werden muss,<br />

ist auch aus den Ausführungen von Herrn Bona vom Deutschen Bahnk<strong>und</strong>enverband<br />

deutlich geworden. So weit wie er haben wir uns, ehrlich gesagt, nicht vorgewagt,<br />

weil dazu auf der einen Seite sehr viele Untersuchungen zum Verkehrsbedarf erforderlich<br />

sind <strong>und</strong> weil das auf der anderen Seite aus unserer Sicht auch Aufgabe des<br />

Verkehrsministeriums <strong>und</strong> des VBB ist.<br />

Des Weiteren werden im Landesnahverkehrsplan nachfrageschwache Stationen infrage<br />

gestellt. Wenn an einer Station weniger als 50 Personen am Tag ein- <strong>und</strong> aussteigen,<br />

wird überlegt, ob diese Station erhalten werden muss.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 20<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Für diese Betrachtung gelten eigentlich die gleichen Prinzipien wie <strong>für</strong> die Betrachtung<br />

einzelner Strecken. Denn wenn Stationen wegfallen, wird es <strong>für</strong> die Nutzer des<br />

Schienenpersonennahverkehrs schwieriger, die Bahn zu nutzen. Sie haben dann<br />

weitere Wege zur nächsten Bahnstation, die sie eventuell mit dem Auto zurücklegen,<br />

<strong>und</strong> dann ist natürlich zu fragen, ob sie nicht gleich im Auto sitzen bleiben. Wenn hier<br />

Stationsentgelte angeführt werden - Herr Franz hat ja auch dazu gesprochen; das ist<br />

noch einmal ein gesondertes Thema -, dann muss man einerseits gegenrechnen, wie<br />

viel die Station an Einnahmen einbringt. Wenn man aber über Schließungen nachdenkt,<br />

muss man andererseits auch gegenrechnen, was es kostet, den Personennahverkehr<br />

anders zu organisieren, was zum Beispiel Ersatzbuslinien <strong>und</strong> P&R-<br />

Parkplätze kosten, die an anderen Stationen erforderlich sind, zu denen die Bürger<br />

dann fahren sollen. Auch ist zu fragen, ob an diesen Stationen überhaupt die entsprechenden<br />

Flächen zur Verfügung stehen. Schließlich muss man auch die Umweltaspekte<br />

berücksichtigen. Der Verkehr wird dadurch nämlich nicht umweltfre<strong>und</strong>licher.<br />

Die Verflechtung des Busverkehrs mit dem Bahnverkehr wird im Landesnahverkehrsplan<br />

ebenfalls angesprochen. Dort werden Bus-Bahn-Konzepte aufgeführt. Eine<br />

derartige Betrachtung müsste eigentlich gr<strong>und</strong>sätzlich Gr<strong>und</strong>lage des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs in Brandenburg sein. Aber wir müssen feststellen: Das sind<br />

Konzepte, die schon in den vergangenen vier Jahren realisiert werden sollten <strong>und</strong><br />

immer noch nicht umgesetzt worden sind. Daher stellt sich die Frage, wie ernsthaft<br />

man vorgeht, um die entsprechenden Effekte zu erzielen. Nach unserer Wahrnehmung<br />

gibt es diesbezüglich unterschiedliche Haltungen, auch in den Landkreisen.<br />

Teilweise gibt es ja immer noch Bus-Parallelverkehr. Unsere Meinung dazu lautet:<br />

Vielleicht muss man überlegen, wie die Pauschalzuweisungen <strong>für</strong> den öffentlichen<br />

Personennahverkehr an Landkreise mit der Bereitschaft verb<strong>und</strong>en werden können,<br />

sich in ein Gesamtsystem des Personennahverkehrs einzugliedern.<br />

Nun zu einzelnen Bahnlinien. Von einer Stilllegung sind voraussichtlich kurze Bahnlinien<br />

betroffen; das sind zum Beispiel die Bahnlinie PE 73 <strong>und</strong> die Bahnlinie PE 74.<br />

Aus unserer Sicht sind solche kurzen Bahnstrecken nicht überlebensfähig. Denn der<br />

Bahnverkehr steht im Wettbewerb mit dem Autoverkehr, <strong>und</strong> gerade die Bahn ist in<br />

der Lage, in kurzer Zeit große Strecken zu überwinden. Aus unserer Sicht müssen<br />

mit diesem Ziel längere Strecken gebildet werden. Bezüglich der Linien PE 73 <strong>und</strong><br />

PE 74, die insgesamt den Bereich von Pritzwalk bis Meyenburg abdecken, ist ohnehin<br />

zu fragen, warum dort überhaupt zwei Linien existieren. Wir fragen außerdem<br />

- dies ist ein Vorschlag -: Warum kann man diese nicht mit der Regionalbahn, die in<br />

Nauen endet, verbinden? Zwischen Neustadt (Dosse) <strong>und</strong> Nauen liegen nur zwei<br />

Stationen.<br />

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Taktung. Man hat, um in dem Finanzrahmen zu bleiben<br />

<strong>und</strong> Bahnlinien nicht zu schließen, als Ausweg die Einführung des Zwei-<br />

St<strong>und</strong>en-Takts gewählt. Das ist ein Angebot, das auf jeden Fall zu einem Verlust an<br />

Fahrgästen führt, weil damit die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung nicht abgedeckt<br />

werden können. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist die Prignitz. Vor 2008 gab es in der Prignitz<br />

den sogenannten Prignitz-Takt, einen Ein-St<strong>und</strong>en-Takt. Dort hatten wir zwischen<br />

500 <strong>und</strong> 850 Fahrgäste, je nach Linie, zu verzeichnen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 21<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Nach Aufgabe dieses St<strong>und</strong>entaktes ist die Zahl der Reisenden, wie ich jetzt aus<br />

dem Landesnahverkehrsplan ersehe, auf 150 pro Tag gefallen. In diesem Zusammenhang<br />

schließe ich mich dem an, was Herr Professor Conraths sagte. Auch wir<br />

hinterfragen die Zahlen, die im Landesnahverkehrsplan hinsichtlich der Reisenden<br />

angegeben werden, <strong>und</strong> hätten gern gewusst, auf welcher Basis diese ermittelt wurden.<br />

Ein weiterer Punkt ist <strong>für</strong> uns die Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs<br />

durch Berlin. Wie hier schon mehrfach festgestellt wurde, führen viele Bahnlinien<br />

durch Berlin. Dass Berlin <strong>für</strong> Brandenburg ein zentraler Verkehrspunkt ist, ergibt sich<br />

zum einen aus der Historie des Bahnnetzes, <strong>und</strong> zum anderen ist es logisch, da Berlin<br />

in der Mitte Brandenburgs liegt <strong>und</strong> wichtige Funktionen erfüllt. Viele Arbeitsplätze<br />

<strong>für</strong> Brandenburger sind in Berlin; Berlin hat auch Einkaufs- <strong>und</strong> Kulturfunktionen.<br />

Auch insoweit besteht also ein Bedarf. Allerdings nutzen die Bahnlinien, die durch<br />

Berlin geführt werden, auch der Berliner Bevölkerung <strong>und</strong> gewährleisten, in dem flächenmäßig<br />

großen Berlin - die Ost-West-Ausdehnung beträgt 45 km, die Nord-Süd-<br />

Ausdehnung 38 km -, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Für uns stellt<br />

sich die Frage, inwieweit sich Berlin an der Finanzierung dieser Linien beteiligt. Wir<br />

haben eigentlich keine Informationen darüber <strong>und</strong> haben Zweifel, dass dies ausreichend<br />

geschieht. Zum Beispiel ist in dem Landesnahverkehrsplan auch die Linie<br />

RB 9, die eigentlich nur innerhalb Berlins zum Flughafen verkehrt, dargestellt. Natürlich<br />

kann man sagen, dass die Brandenburger auf sie umsteigen, um zum Flughafen<br />

zu gelangen; aber letztendlich verkehrt sie in Berlin.<br />

In diesem Zusammenhang kam mir ein Gedanke. Das Land Brandenburg strebt ja<br />

an, mit Berlin zusammenzuarbeiten. Es gibt eine gemeinsame Landesplanungsbehörde.<br />

Vielleicht wäre es eine gute Sache, einen Landesnahverkehrsplan gemeinsam<br />

mit Berlin aufzustellen.<br />

Die wesentlichen Punkte sind von meiner Seite gesagt. Ich will noch kurz Folgendes<br />

anführen: Wenn gesagt wird, in 24 Abschnitten hätten sich Verbesserungen im<br />

Schienennetz ergeben <strong>und</strong> in sieben Abschnitten nicht, dann ist das <strong>für</strong> mich kein<br />

Erfolg, sondern bedeutet eine schlechte Instandhaltung der sieben Abschnitte, in denen<br />

sich der Verkehr verschlechtert hat. Wenn man sich den Landesnahverkehrsplan<br />

ansieht, stellt man fest, dass gerade die bedrohten Linien von vielen Langsamfahrstrecken<br />

<strong>und</strong> von Mängeln am Schienennetz geprägt sind, sodass der Verkehr<br />

dort nicht zügig stattfinden kann.<br />

Zum Abschluss möchte ich von den anderen Punkten, die uns wichtig sind, noch einen<br />

nennen <strong>und</strong> auf die Beteiligung, auf den Dialog, eingehen. Wir sehen es auch<br />

so, dass ein wirklicher Dialog nicht stattfand. Da<strong>für</strong> hätte nämlich zu Anfang dieses<br />

Dialogs ein Entwurf des Landesverkehrsplans vorliegen müssen. So gab es verschiedene<br />

Spekulationen über Stilllegungen in der Presse, die Herr Vogelsänger in<br />

der ersten Regionalkonferenz entkräften konnte. Das heißt, die Diskussion beruhte<br />

zunächst nicht auf sachlicher Gr<strong>und</strong>lage, sondern auf Spekulation <strong>und</strong> Gerüchten,<br />

<strong>und</strong> erst in den Regionalkonferenzen wurden die Beteiligten über konkrete Vorhaben<br />

informiert. Daher konnten sie sich nicht vorbereiten.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 22<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Das ist, finde ich, eine ziemlich schlechte Situation. Da kann man nicht von einem<br />

Dialog oder von einer Partnerschaft sprechen.<br />

Herr Faber (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen):<br />

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Minister! Vielen Dank, dass ich<br />

heute zu diesem Thema vonseiten der Verkehrsunternehmen, vonseiten des Verbandes<br />

VDV, ein paar Worte sagen darf.<br />

Ich habe mich seit der Vorlage dieses Papiers, das mir auch erst seit gut 14 Tagen<br />

bekannt ist, gefragt: Welcher gr<strong>und</strong>legende Maßstab ist eigentlich da<strong>für</strong> eingezogen,<br />

ein landesbedeutsames Netz zu definieren? Wenn Sie den Maßstab wählen, möglichst<br />

viele Reisende möglichst schnell von <strong>und</strong> nach Berlin zu bringen, dann haben<br />

Sie mit Sicherheit den richtigen Landesnahverkehrsplan vor sich liegen. Ich finde das<br />

auch völlig in Ordnung. Von unserer Seite, von der Seite der Nahverkehrsunternehmen,<br />

können wir natürlich jedes Netz fahren, das Sie definieren. Insofern ist das erst<br />

einmal überhaupt kein Problem. Wenn Sie sagen, wir brauchten keine Querverbindungen<br />

innerhalb des Landes, Sie sähen keine Perspektiven darin, dann ist das in<br />

Ordnung. Damit können wir selbstverständlich leben. Wir hatten allerdings vorgeschlagen,<br />

sich mit dem Thema zu beschäftigen <strong>und</strong> zumindest zu überlegen, an bestimmten<br />

Stellen - auch zur Stärkung des Binnenverkehrs im Land - bestimmte<br />

Querverkehre, möglicherweise als landesbedeutsame Busverkehre, mit vorzusehen.<br />

Wir hielten das gerade im Hinblick auf die Finanzierung des gesamten ÖPNV-Netzes<br />

<strong>für</strong> eine Möglichkeit, um - ich sage einmal: - etwas auszuprobieren, eine neue Initiative<br />

zu schaffen, vielleicht auch kreativ zu sein <strong>und</strong> dann einmal zu schauen, wie sich<br />

so etwas <strong>für</strong> die Zukunft vermarkten lässt, auch mit Bezug darauf, was wir uns in der<br />

Zukunft noch leisten können.<br />

Hinsichtlich der Kosten geht es mir wie einigen meiner Vorredner. Ich habe auch<br />

nicht verstanden, wie die Maßeinheit 500 Personen pro Kilometer Bedienleistung<br />

eingeführt werden konnte. Woher kommt diese Maßeinheit? Wo ist sie definiert worden?<br />

Warum ist das die entscheidende Größenordnung, um festzulegen, dass das<br />

ein SPNV ist, der es wert ist, bestellt zu werden, <strong>und</strong> darunter möglicherweise nicht?<br />

Ich vermisse monetäre Maßstäbe, eine Untersuchung, wie viel Zuschussbedarf pro<br />

Streckenabschnitt erforderlich ist, um zu sehen, wie wirtschaftlich bestimmte Streckenabschnitte<br />

bedient werden. Es kann ja sein, dass aus bestimmten Gründen<br />

- weil Sie gut verhandelt haben oder weil die Trassenpreise in privaten Netzen günstiger<br />

sind - bestimmte Linien wirtschaftlicher zu betreiben sind. Aber darüber liegen<br />

mir keine Informationen vor. Insofern kann ich das auch nicht beurteilen.<br />

Beurteilen kann ich meiner Meinung nach aber durchaus, dass man in der Frage der<br />

S-Bahn-Erweiterung relativ restriktiv vorgegangen ist. Das verstehe ich nicht. Das<br />

Land Brandenburg ist ja Anfang der 90er-Jahre mit dem Land Berlin zusammen angetreten,<br />

die Lückenschlüsse bei der S-Bahn vollständig zu realisieren. Da stehen<br />

noch diverse Maßnahmen aus: Falkensee, Velten, Kleinmachnow, Rangsdorf. Meines<br />

Wissens ergibt zumindest die Nutzen-Kosten-Analyse <strong>für</strong> die Streckenabschnitte<br />

nach Falkensee <strong>und</strong> Velten positive Werte.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 23<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Das heißt, im Gr<strong>und</strong>e gibt es ein standardisiertes Verfahren, nach dem der volkswirtschaftliche<br />

Nutzen definiert wird, <strong>und</strong> das ergibt, dass ein volkswirtschaftlicher Nutzen<br />

durchaus gegeben ist. Insofern verstehe ich nicht, warum Sie auf diese vollständigen<br />

Lückenschlüsse verzichtet haben, insbesondere, weil ja auch ein Perspektivnetz<br />

definiert ist, in dem Sie Dinge mit aufgezeigt haben, die <strong>für</strong> die Zukunft - ich sage<br />

einmal: - möglich wären. Darin ist unter anderem die Dresdner Bahn enthalten;<br />

von ihr weiß auch niemand, wann sie fertig sein wird. Insofern kann ich nicht verstehen,<br />

wie man ohne Not volkswirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen völlig herausstreicht<br />

<strong>und</strong> nicht zumindest in einer Art Vorhaltebox lässt <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Zukunft als Möglichkeit<br />

weiter vorsieht. Ich denke, das hätte man tun können. Ich kann Ihnen nur empfehlen,<br />

dies noch zu tun, insbesondere auch, wenn man von einem Signal bei der Revision<br />

der Regionalisierungsmittel spricht. Wenn wir schon sagen, dass wir möglichst viel<br />

an Mitteln <strong>für</strong> das Land Brandenburg behalten <strong>und</strong> auch ein Signal gegenüber der<br />

B<strong>und</strong>esregierung setzen zu wollen, dann ergibt es natürlich auch einen Sinn, eine<br />

solche Maßnahme zumindest noch in einer Vorhaltebox zu definieren <strong>und</strong> zu sagen:<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bräuchten wir dieses Geld in der Zukunft. - So viel erst einmal dazu.<br />

Nun noch etwas zum Thema Einnahmen, weil das ja auch immer eine Rolle spielt.<br />

Sie haben zehn eher philosophische Gr<strong>und</strong>sätze zur Tarifentwicklung aufgestellt.<br />

Das, was wir immer wieder vorschlagen, nämlich die Tarife an einer Art Index zu orientieren,<br />

ist in ihnen nicht enthalten. Wir schlagen die Weiterentwicklung der Tarife<br />

auf der Basis eines Tarifindex vor, weil es, wenn die öffentlichen Mittel nicht mehr<br />

werden <strong>und</strong> wenn wir ein vernünftiges Angebot fahren wollen, einfach sinnvoll ist,<br />

dies mit in den Landesnahverkehrsplan aufzunehmen.<br />

Ich glaube, ich belasse es zunächst dabei <strong>und</strong> melde mich lieber in der Diskussion<br />

erneut.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Danke schön, Herr Faber. Wir haben jetzt sozusagen den geballten Fachverstand<br />

insbesondere auch zu den Konfliktfeldern des Landesnahverkehrsplans vernommen.<br />

Herr Seiffert hat noch einmal deutlich gemacht, dass die Stellungnahmen, die an das<br />

<strong>Ministerium</strong> gegangen sind <strong>und</strong> die wir alle auch auf einer CD zur Kenntnis bekommen<br />

haben, natürlich mit der Anforderung <strong>und</strong> der Aufgabe an das <strong>Ministerium</strong> <strong>und</strong><br />

auch an den VBB verb<strong>und</strong>en sind, eine sachdienliche Auswertung konträrer Standpunkte<br />

vorzunehmen <strong>und</strong> Anregungen aufzunehmen bzw. bei Ablehnung zu signalisieren,<br />

warum diese Ablehnung erfolgte. Insofern würde ich vorschlagen, dass wir,<br />

bevor wir jetzt die Frager<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Diskussion mit den Ausschussmitgliedern eröffnen,<br />

zunächst hören, wie die einzelnen Sachverhalte - die zum großen Teil nicht<br />

unbekannt sind, weil wir die Stellungnahmen dazu von den verschiedenen Protestträgern<br />

alle zur Kenntnis bekommen haben - vom <strong>Ministerium</strong> bzw. vom VBB ausgewertet<br />

<strong>und</strong> analysiert worden sind <strong>und</strong> ob dies möglicherweise auch zur Aufnahme<br />

der hier vorgebrachten Themenschwerpunkte in den Landesnahverkehrsplan geführt<br />

hat. Zunächst sollte sich also der Herr Minister äußern, sodass wir als Abgeordnete<br />

dann - auch im Zusammenwirken mit dem VBB - die Chance haben, die Konfliktfelder,<br />

die die Vortragenden benannt haben <strong>und</strong> die <strong>für</strong> uns ebenfalls wichtig sind, im<br />

Rahmen einer ordentlichen Fachdebatte zu erörtern. - Bitte, Herr Minister!


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 24<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Minister Vogelsänger:<br />

Ich fange mit Herrn Faber an. Die Zahl von 500 Fahrgästen resultiert aus einem<br />

VDV-Gutachten. - Sie sind ja selbst ein Vertreter des VDV. - Sie hat auch mit der Revision<br />

2002 zu tun. Der Landesnahverkehrsplan ist von mir auch deshalb vorgelegt<br />

worden, um mit dem B<strong>und</strong> bezüglich der Gestaltung <strong>und</strong> Finanzierung des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs offensiv zu diskutieren. Insoweit ist diese Zahl nicht willkürlich<br />

gegriffen.<br />

Zum Maßstab wurde zuerst natürlich die gesamte Raumerschließung des Landes<br />

Brandenburg genommen. Diese wird - trotz der Überlegungen zum PE 73 <strong>und</strong> zum<br />

PE 74 - vollständig gewährleistet. Alle Regionen werden auch mit dem neuen Nahverkehrsplan<br />

mit einem leistungsfähigen SPNV erschlossen.<br />

Selbstverständlich spielen die Fahrgastzahlen eine Rolle, aber selbstverständlich<br />

spielen auch die zukünftigen Potenziale eine Rolle. Diese sollen natürlich verbessert<br />

werden, insbesondere, was die Verknüpfungspunkte betrifft. Die Bereiche „Park and<br />

Ride“ <strong>und</strong> „Bike and Ride“ werden weiter ausgebaut werden.<br />

Nun zur S-Bahn-Frage. Ich sehe bezüglich der S-Bahn keine verkehrliche Notwendigkeit,<br />

ich sehe aber Defizite. Defizite haben wir beispielsweise in Velten, was die<br />

Anbindung betrifft. Deshalb wird es mit dem neuem Fahrplan auch in der Hauptverkehrszeit<br />

einen 20-Minuten-Takt von Velten in Richtung Hennigsdorf geben, mit Umsteigezeiten<br />

von ca. fünf bis sechs Minuten. Ich sehe hierbei die S-Bahn <strong>und</strong> die<br />

Bahn in der Pflicht, dass diese Umsteigezeiten auch gewährleistet werden. Das wird<br />

der Verkehrsverb<strong>und</strong> <strong>und</strong> das wird selbstverständlich auch mein <strong>Ministerium</strong> beobachten.<br />

Nun zum Nutzen-Kosten-Faktor, Herr Faber. Da kommen noch 2 Millionen Euro Bestellvolumen<br />

hinzu <strong>und</strong> 15 Millionen Euro Investitionen, alleine was Velten betrifft.<br />

Das sind Mittel der Steuerzahler.<br />

Jetzt komme ich zu den Mitteln der Steuerzahler, diesen 5,1 Millionen Euro, die beim<br />

PE 73 <strong>und</strong> beim PE 74 genannt wurden. Ich stehe natürlich auch in der Verantwortung,<br />

gegenüber dem B<strong>und</strong> nachzuweisen, dass wir die von diesem zur Verfügung<br />

gestellten Mittel effektiv einsetzen. Wenn man pro Personenkilometer auf Kosten in<br />

Höhe von 1,50 Euro kommt, muss man sich fragen, ob das weiterhin gerechtfertigt<br />

ist. Deshalb gibt es das Bestreben, eine Aufgabenstellung zu finden. Wir haben ja<br />

hier im Landtag auch schon einen Dialog gemeinsam mit den Aufgabenträgern des<br />

straßengeb<strong>und</strong>enen ÖPNV <strong>und</strong> mit dem Verkehrsverb<strong>und</strong> geführt, um zu analysieren,<br />

wie wir eine bezahlbare ÖPNV-Erschließung in ihrer Region gewährleisten könnten.<br />

RE 2 <strong>und</strong> RE 6 sorgen <strong>für</strong> eine gute Raumerschließung im Landkreis Ostprignitz-<br />

Ruppin <strong>und</strong> in der Prignitz <strong>und</strong> werden das auch weiterhin tun. Das andere müssen<br />

wir dann entsprechend auch gewährleisten.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 25<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Sie haben auch die Fahrgastzahlen angesprochen. Diese sprechen eine andere<br />

Sprache. Von 2008 bis 2011 ist die Fahrgastzahl von 152 000 auf 170 000 gestiegen,<br />

<strong>und</strong> ich bin optimistisch, dass wir mit dem Landesnahverkehrsplan Akzente bezüglich<br />

der weiteren Steigerung der Fahrgastzahlen setzen werden. Ich werde ohnehin<br />

an den 170.000 Fahrgästen im Jahr 2011 gemessen werden. Das werden auch<br />

die Abgeordneten tun, <strong>und</strong> sicherlich spielt das auch im Dialog mit dem B<strong>und</strong> eine<br />

Rolle.<br />

Zur DB. Das ist ein ehrliches Dokument, beispielsweise auch wegen der S-Bahn-<br />

Frage. Bezüglich Velten muss ich jetzt entscheiden, weil auch Umbaumaßnahmen,<br />

was Barrierefreiheit betrifft, damit zusammenhängen. 2022 ist <strong>für</strong> den einen oder anderen<br />

noch weit, aber die vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr<br />

herzustellen, ist eine große Aufgabe, die wir uns alle gemeinsam vornehmen<br />

müssen. Deshalb muss es auch entsprechende Entscheidungen geben.<br />

Ich sage auch gerne noch etwas zu den Haltepunkten mit weniger als 50 Fahrgästen<br />

pro Tag. Auch bezüglich dieser Haltepunkte muss geprüft werden, ob es ein Potenzial<br />

gibt, um sie weiterzuentwickeln. Im Nahverkehrsplan ist ausdrücklich festgelegt,<br />

dass es keine Vorfestlegung darüber gibt, ob diese stillgelegt werden. Vielmehr muss<br />

man im Dialog mit der Region analysieren, ob es gerechtfertigt ist, dort weiterhin einen<br />

Halt vorzusehen.<br />

Ich habe das Abgeordneten schon einmal vorgerechnet: Ein Halt kostet 3,50 Euro.<br />

- Das ist, glaube ich, eine realistische Größenordnung. - Nehmen wir das mal 17 mal<br />

2 mal 365, dann sind wir locker bei 40 000 Euro <strong>für</strong> diese Bestellung. Daher müssen<br />

wir analysieren, ob das gerechtfertigt ist, ob es Potenzial gibt, <strong>und</strong> vor allen Dingen<br />

müssen wir dann auch in diese Haltepunkte investieren, insbesondere, was die Verknüpfung<br />

mit dem straßengeb<strong>und</strong>en ÖPNV betrifft <strong>und</strong> insbesondere auch, was die<br />

Frage von „Park and Ride“ <strong>und</strong> „Bike and Ride“ betrifft. Ich habe auch im Ausschuss<br />

schon gesagt: Selbstverständlich wird es weiterhin ein dezentrales Konzept geben.<br />

Es soll keine vier großen Park-and-Ride-Plätze um Berlin herum geben - das kommt<br />

ja immer wieder vom ADAC -, sondern eine schrittweise Weiterentwicklung. Insoweit<br />

bin ich auch sehr optimistisch, dass sich die Fahrgastzahlen an den Haltepunkten,<br />

bei denen wir uns entscheiden zu investieren, positiv entwickeln.<br />

Einen Großteil der Stellungnahmen habe ich persönlich gelesen. Ich habe zumindest<br />

in keiner gelesen, dass der Gr<strong>und</strong>satz infrage gestellt wird. Das ist die Fortentwicklung<br />

des Landesnahverkehrsplans 2008 bis 2012 <strong>und</strong> die Notwendigkeit der Zielnetze<br />

2013/2016, mit Ostkreuz <strong>und</strong> dem entsprechenden Perspektivnetz.<br />

Mit Sicherheit ist es wichtig zu beobachten, wie sich der neue Flughafen, der hoffentlich<br />

im Oktober 2013 eröffnet werden kann, entwickelt <strong>und</strong> welche Verkehrsströme<br />

sich daraus entwickeln. Dazu gibt es auch zwei zentrale Entscheidungen. Die erste<br />

zentrale Entscheidung ist, dass <strong>für</strong> den Bahnhof Königs Wusterhausen erhebliche<br />

Mittel aus der Städtebauförderung <strong>und</strong> aus dem ÖPNV-Bereich zur Verfügung gestellt<br />

werden. Städtebauförderung ist dort also auch mit dabei. Ich werde auch weiterhin<br />

nicht nur Mittel, die originär im ÖPNV-Bereich eingesetzt werden, nutzen, sondern<br />

das möglichst auch mit der Städtebauförderung verknüpfen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 26<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Das letzte Beispiel ist Strausberg-Stadt, wo Stadtentwicklung um den Bahnhof herum<br />

stattfindet <strong>und</strong> selbstverständlich auch „Park and Ride“ <strong>und</strong> „Bike and Ride“ entsprechend<br />

entwickelt wird.<br />

Herr Podzuweit hatte die Verkehrsbestellung Fernverkehr angesprochen. Dazu gibt<br />

es einstimmige VMK-Beschlüsse, <strong>und</strong> die Verkehrsminister der Länder fordern das<br />

auch weiterhin entsprechend ein.<br />

Jetzt zur Frage der Regionalbahnhalte. Zumindest Mahlow wurde hier genannt.<br />

Blankenfelde-Mahlow ist außerordentlich stark vom Flughafen betroffen. Darüber<br />

brauchen wir hier gar nicht zu diskutieren. Deshalb sage ich <strong>für</strong> Mahlow eine Einzelfallprüfung<br />

zu.<br />

Zum Verfahren. Ich habe ein sehr offenes Verfahren durchgeführt. Ich habe die Eckpunkte<br />

vorgestellt. Die Eckpunkte sind in Regionalkonferenzen vorgestellt worden.<br />

Zu den Eckpunkten gab es Stellungnahmen. Davon ist viel in den Landesnahverkehrsplan<br />

eingeflossen, der Ihnen jetzt vorliegt, <strong>und</strong> es wird weitere Veränderungen<br />

geben. Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Es wird noch einmal klargestellt werden,<br />

dass der Bahnhof Pirschheide (oben) möglichst zeitnah wieder aktiviert werden<br />

wird. Das ist ja <strong>für</strong> den südlichen Bereich des Landkreises Potsdam-Mittelmark <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> den Landkreis Teltow-Fläming von Bedeutung. Es hat mit der Verknüpfung zum<br />

Flughafen zu tun, es hat aber auch mit der Verkehrsentwicklung in Potsdam zu tun,<br />

dass Verkehre möglichst Richtung Pirschheide verlagert werden. Des Weiteren gibt<br />

es eine Richtigstellung bezüglich der Führung des RE 6 im Perspektivnetz. Ich stehe<br />

dazu, dass es auch eine Entscheidung <strong>für</strong> den ländlichen Raum, eine Entscheidung<br />

<strong>für</strong> Ostprignitz-Ruppin, <strong>für</strong> die Prignitz, auch <strong>für</strong> Kremmen <strong>und</strong> Velten ist, den Prignitz-Express<br />

Richtung Ges<strong>und</strong>brunnen weiterzuführen, dass es dann aber keine<br />

Schlechterstellung von Falkensee geben darf, weil Falkensee eine Stadt ist, die sich<br />

sehr positiv <strong>und</strong> dynamisch entwickelt <strong>und</strong> die natürlich darauf angewiesen ist, mit<br />

dem SPNV entsprechend erschlossen zu werden.<br />

Ich werde den Abgeordneten am 6. Dezember im Ausschuss darlegen, welche Änderungen<br />

am Entwurf vom November noch vorgenommen wurden. Die Stellungnahmen<br />

werden noch ausgearbeitet.<br />

Nun möchte ich noch auf die Aussage von Herrn Bona zu Ostbrandenburg zu sprechen<br />

kommen. Ostbrandenburg wird ganz stark profitieren, wenn der Bahnhof Ostkreuz<br />

seine Funktion voll wahrnimmt. Das wird der wichtigste Umsteigepunkt in Berlin<br />

<strong>und</strong> Brandenburg werden, <strong>und</strong> damit wird auch der gesamte Ostbereich besser<br />

angeb<strong>und</strong>en. Die Umsteigebeziehungen werden mit Sicherheit besser zu gestalten<br />

sein.<br />

Den Barnim sehe ich eigentlich nicht als abgehängt an. Ich habe mit dem Eberswalder<br />

Bürgermeister gesprochen. Er ist begeistert vom RE 3, der jetzt den Nord-Süd-<br />

Tunnel fährt. So ist man von Eberswalde aus in gut einer halben St<strong>und</strong>e am Hauptbahnhof.<br />

- Herr Beyer müsste das genauer wissen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 27<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

(Abgeordneter Beyer (FDP): In 31 Minuten!)<br />

- In 31 Minuten. - Hätte das der Verkehrsminister vor zehn Jahren gesagt, dann hätte<br />

man ihn gefragt, wovon er träumt. Herr Arm kennt alle Vorschläge, die vom Bahnk<strong>und</strong>enverband<br />

gemacht wurden, <strong>und</strong> kann dazu sicherlich im Detail etwas sagen.<br />

Ich denke, von der Gr<strong>und</strong>ausrichtung ist das Netz Richtung Berlin <strong>und</strong> gemeinsam<br />

mit Berlin gut entwickelt.<br />

Jetzt zu den bestellten Zugkilometern. Die <strong>für</strong> das Jahr 2013 bestellten Zugkilometer<br />

liegen immer noch über denen des Jahres 2011. Wir haben einen gewissen Rückgang<br />

zu 2012 zu verzeichnen. Das war das Rekordjahr, was die Bestellung betrifft.<br />

Ich bin natürlich darauf angewiesen, dass sich die Zahlen weiterhin positiv entwickeln,<br />

damit wir den Landesnahverkehrsplan, den ich immer als sehr mutig bezeichne,<br />

auch entsprechend ausfinanzieren können.<br />

Der Dialog geht selbstverständlich weiter. Wir haben die Regionaldialoge des VBB<br />

<strong>und</strong> selbstverständlich werden die Aufgabenträger, die Landkreise, die kreisfreien<br />

Städte, ihre Nahverkehrspläne jetzt auch entsprechend überarbeiten. Dazu muss<br />

aber doch erst einmal die Gr<strong>und</strong>lage vorhanden sein, <strong>und</strong> das ist nun einmal meine<br />

Aufgabe. Ich muss die Vorlage geben. Dass dabei nicht alle Wünsche erfüllt werden<br />

können, ist mit Sicherheit so.<br />

Weil auch der Takt angesprochen wurde: In der Regel habe ich einen 60-Minuten-<br />

Takt vorgeschlagen. Mitunter wird daraus ein 30-Minuten-Takt, mitunter gibt es eine<br />

Verstärkung im 120-Minuten-Takt. Einen Takt von in der Regel einer St<strong>und</strong>e vorzuschlagen,<br />

halte ich <strong>für</strong> richtig, weil <strong>für</strong> die Nutzer des ÖPNV Verlässlichkeit wichtig ist.<br />

Zur Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Mit Berlin läuft sie über den Verkehrsverb<strong>und</strong>.<br />

Aber ich befinde mich ebenfalls in ständiger Abstimmung mit dem Senator.<br />

Noch gestern habe ich anlässlich einer größeren Konferenz mit Herrn Webel gesprochen.<br />

Auch mit den Nachbarländern, mit Mecklenburg-Vorpommern, mit Sachsen-<br />

Anhalt, aber auch mit Sachsen gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit. Herr<br />

Dr. Webel lässt Sie herzlich grüßen <strong>und</strong> ist froh, dass der RE 1 jetzt wieder kontinuierlich<br />

fährt <strong>und</strong> künftig, wenn möglich, auch schneller fährt; denn nicht nur Brandenburg<br />

ist an einer schnellen Verbindung zur Metropole Berlin interessiert, sondern<br />

auch Sachsen-Anhalt. Dort verbessern sich die Verkehrsbeziehungen beim RE 7 von<br />

Dessau <strong>und</strong> auch beim RE 1 von Magdeburg.<br />

Abschließend bedanke ich mich noch einmal <strong>für</strong> die vielen Hinweise <strong>und</strong> bin mir ganz<br />

sicher, dass ich viele von Ihnen im konstruktiven Dialog der Umsetzung des Landesnahverkehrsplans<br />

vor Ort wiedertreffe.<br />

Herr Franz (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />

Ich möchte bezüglich des Themas Bürgerbeteiligung, welches Herr Mager angesprochen<br />

hat, noch einiges ergänzen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 28<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Als die Eckpunkte vorgestellt worden sind - das war auf der ersten Regionalkonferenz<br />

-, war der Saal in der Staatskanzlei in der Tat mehr als gut gefüllt. Wir haben<br />

dann fünf Regionalkonferenzen durchgeführt, bei denen jedes Mal das Thema Landesnahverkehrsplan<br />

auf der Tagesordnung stand, <strong>und</strong> wir hatten eigentlich immer<br />

volle Säle <strong>und</strong> lange Diskussionen. Ich erinnere mich, in der Prignitz mussten zusätzliche<br />

Stühle hineingetragen werden. Es waren erheblich mehr als 44 Bürger beteiligt,<br />

obwohl das hier in dem Bericht - das habe ich eben nachgelesen - so steht. Außerdem<br />

waren wir in etlichen Bürgerversammlungen, bei denen es um diese Themen<br />

ging, <strong>und</strong> haben diskutiert. Es hat also wirklich eine umfassende Diskussion stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Herr Seiffert hat gesagt, Brandenburg finanziere die gesamten Regionalbahnlinien in<br />

Berlin, <strong>und</strong> wenn Berlin selbst finanzieren würde, wäre viel Geld übrig. Das stimmt so<br />

nicht. Berlin zahlt die Leistungen auf Berliner Gebiet, Brandenburg die auf Brandenburger<br />

Gebiet, genauso wie Brandenburg sehr umfangreich <strong>für</strong> die S-Bahn bezahlt,<br />

die in Brandenburg verkehrt. Es gab in der Vergangenheit, nach dem Regionalisierungsgesetz,<br />

eine Zeit, in der einige Leistungen, die auf Wunsch des Landes Brandenburg<br />

in Berlin gefahren wurden, von Brandenburg finanziert worden sind. Aber<br />

das ist längst vorbei, <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>satz gilt: Jeder zahlt auf seinem Gebiet die Leistungen,<br />

die er bestellt.<br />

Natürlich gibt es eine umfangreiche Koordination. Es gab auch vor zehn Jahren einmal<br />

einen Berliner Senator der gesagt hat: Lasst doch die Regionalbahnlinien an der<br />

Stadtgrenze enden; die Leute können dann ja auf die S-Bahn umsteigen. Würden wir<br />

eine solche Politik machen, so würde uns das allen sicherlich erheblich schaden.<br />

Deshalb ist es so wichtig, dass man das koordiniert <strong>und</strong> dann auch aufeinander<br />

Rücksicht nimmt. Das geschieht in hohem Maße.<br />

Herr Professor Conraths, Ihre Einschätzung, dass die Zahlen nicht stimmen, muss<br />

ich selbstverständlich korrigieren. Die Zahlen, die wir verwendet haben, sind die Zahlen,<br />

die die Unternehmen direkt bei sich festgestellt haben. Sie sind mit den Einnahmezahlen<br />

aus verkauften Tickets abgeglichen, <strong>und</strong> sie sind durch zusätzliche Stichprobenerhebungen<br />

überprüft worden, die unsere Mitarbeiter in der Prignitz gemacht<br />

haben. Die Zahlen stimmen wirklich. Wie bei jeder Statistik gibt es natürlich eine gewisse<br />

Abweichung von ± 5 % - das sei zugestanden -, aber die Zahlen selber stimmen.<br />

Sie sind absolut nachprüfbar. Auf sie können Sie sich definitiv verlassen.<br />

Auf die Frage der Automatenbedienung will ich gerne eingehen. Wir haben leider die<br />

generelle gesellschaftliche Entwicklung zu verzeichnen, dass wir immer mehr vom<br />

menschenbedienten auf den automatenbedienten Verkauf umgeschwenkt sind. Das<br />

erleben wir alle bei den Banken, das erleben wir bei anderen Verkäufern, <strong>und</strong> auch<br />

im ÖPNV ist man seit 40 Jahren diesen Weg gegangen. Wir haben eben nicht mehr,<br />

wie das früher einmal üblich war, an allen Bahnstationen mit Personen besetzte Verkaufsstellen.<br />

Ich persönlich fand das auch viel besser als Automaten; das muss ich<br />

ganz klar sagen. Denn dort konnte man auch einmal eine Auskunft bekommen. Heute<br />

muss man dazu ins Internet gehen. Aber dies ist eine allgemeine Tendenz, <strong>und</strong> ich<br />

denke, die letzte Generation Automaten, die die Bahn kürzlich angeschafft hat, ist<br />

wirklich leicht bedienbar.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 29<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Auch nutzen wir alle technischen Neuerungen, um sie noch leichter bedienbar zu<br />

machen. Von den Automaten kommen wir wohl nicht mehr weg. Wenn wir stattdessen<br />

wieder viel Personal einstellen müssten, wäre die Veranstaltung öffentlicher<br />

Nahverkehr noch wesentlich teurer.<br />

Herr Arm (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />

Die hier dargestellten Zielnetze 2013/2016 <strong>und</strong> das Perspektivnetz sind natürlich Ergebnis<br />

vieler Untersuchungen, Einzelfallprüfungen <strong>und</strong> Gutachten. Ich habe selbst<br />

vor einiger Zeit hier im Ausschuss die Ergebnisse der Untersuchung zur RB 22 vorgestellt.<br />

Die Untersuchungsergebnisse wurden vom <strong>Ministerium</strong> in der Zwischenzeit<br />

auch auf der entsprechenden Internetseite veröffentlicht. Dort sieht man, dass nicht<br />

nur die reinen Fahrgastzahlen betrachtet werden, sondern auch die Potenziale <strong>und</strong><br />

auch die Verkehrsströme.<br />

Nun zu dem konkreten Vorschlag, die Linie RE 2 über den Flughafen zu führen.<br />

Hierzu wurde ebenfalls eine Einzelfallprüfung durchgeführt, eine Abwägung vorgenommen<br />

<strong>und</strong> gefragt: Wohin will die Mehrzahl der Fahrgäste denn tatsächlich fahren?<br />

Die Linie RE 2 ist im Moment die zweitstärkste Linie im Land. Von Cottbus in<br />

Richtung Berlin ist die Nachfrage nach dem Ausbau der Strecke noch einmal angestiegen.<br />

Wenn wir die Gutachten, die zur Flughafenanbindung gemacht worden sind,<br />

betrachten, dann sehen wir, dass 95 % der Fahrgäste im RE 2 zur Berliner Stadtbahn<br />

wollen <strong>und</strong> dass nur ein geringer Teil direkt zum Flughafen will. Das Problem<br />

der Flughafenanbindung von Cottbus ist erkannt. Die Lösung da<strong>für</strong> ist auch in den<br />

Zielnetzen enthalten, dass nämlich den Fahrgästen, die von Cottbus zum Flughafen<br />

wollen, auf der Linie RB 22 ein direkter Umstieg in Königs Wusterhausen ermöglicht<br />

wird. Von daher ist die Führung der Linie RB 22 nach Königs Wusterhausen wichtig<br />

<strong>und</strong> sinnvoll.<br />

In dem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass es natürlich auch Fahrgäste<br />

aus dem Bereich Cottbus - Spreewald - Königs Wusterhausen gibt, die so mit<br />

einmaligem Umsteigen eine schnelle Verbindung nach Potsdam haben. Das Gleiche<br />

trifft auf die Linie RB 22 über den nördlichen Außenring zu. Diese Verbindung - Sie<br />

haben es eben selbst in Ihrem Vortrag erwähnt - führt dazu, dass die Fahrzeit <strong>für</strong> die<br />

Fahrgäste, die in Richtung Hennigsdorf, aber auch von dort aus weitergehend in<br />

Richtung Velten oder Neuruppin reisen wollen, deutlich reduziert werden kann, <strong>und</strong><br />

durch die Durchbindung nach Oranienburg, wie sie im letzten Nahverkehrsplan enthalten<br />

war, profitieren jetzt auch Fahrgäste, die Richtung Oranienburg, Neustrelitz,<br />

Rostock bzw. Strals<strong>und</strong> mit dem RE 5 weiterfahren <strong>und</strong> dort eine Umsteigemöglichkeit<br />

haben.<br />

Es ist eben noch einmal darauf hingewiesen worden, man solle untersuchen, wie die<br />

Leute tatsächlich unterwegs sind. Wenn ich mir die Linienführung des RE 6 von Hennigsdorf<br />

über Berlin Ges<strong>und</strong>brunnen, Jungfernheide <strong>und</strong> Spandau nach Falkensee<br />

anschaue, dann frage ich mich, wer in diesem Zug von Hennigsdorf nach Falkensee<br />

tatsächlich sitzen bleiben soll, wo man doch mit dem Bus viel schneller unterwegs ist,<br />

wenn man die direkte Strecke fährt.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 30<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Darüber, dass <strong>für</strong> die Anbindung von Falkensee in Richtung Berlin eine Lösung gef<strong>und</strong>en<br />

werden muss, sind wir uns, denke ich, einig.<br />

Herr Prof. Dr. Conraths (Bürgerinitiative <strong>für</strong> Regionalbahnerhalt):<br />

Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich hinter die Ausführungen von Herrn Mager<br />

zum Thema Bürgerbeteiligung stellen. Für mich ist es wichtig, mit einem Blick zurück<br />

noch einmal zu sagen, dass aus unserer Region zahlreiche Einladungen erfolgt sind,<br />

das, was man plant, vor Ort vorzustellen. Alle diese Einladungen sind entweder erst<br />

gar nicht beantwortet oder abgelehnt worden.<br />

Herr Franz, über die Zahlen können wir uns hier in dieser R<strong>und</strong>e streiten, aber ich<br />

glaube, wir sollten es lassen. Dabei ziehen Sie den Kürzeren. Die Zahlen, die Sie uns<br />

als Bürgerinitiative vorlegen konnten, sind mit wochen-, wenn nicht monatelanger<br />

Verspätung <strong>und</strong> nur auf Druck des <strong>Ministerium</strong>s überhaupt zur Verfügung gestellt<br />

worden. Die Aussage, dass die Genauigkeitskriterien, die Ihnen vorgegeben worden<br />

sind oder die Sie vorgegeben haben, nicht erfüllt worden sind, stammt aus Ihrem<br />

Hause. Ich kann Ihnen den Namen des Mitarbeiters nennen, von dem diese Aussage<br />

stammt. Deshalb möchte ich hier gar nicht über Zahlen diskutieren, <strong>und</strong> deshalb habe<br />

ich vorhin gesagt, dass es aus meiner Sicht um eine politische Entscheidung <strong>und</strong><br />

darum geht, dass sich das Land dazu bekennt, im Hinblick auf die Mobilität in der<br />

Region die Pflicht der Daseinsvorsorge wahrzunehmen. Ich denke, dass wir wirklich<br />

sehen müssen, was die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger wollen. An der Stelle sind wir wirklich<br />

bei der Bürgerbeteiligung.<br />

Die Aussage, dass wir uns alle mit den Fahrkartenautomaten abzufinden haben, finde<br />

ich insbesondere im Hinblick auf Menschen aus der älteren Generation recht<br />

ideenlos. Ich glaube, dass es Alternativen gibt, indem man z. B. mit der Tourismusinformation<br />

zusammenarbeitet. Auf solche Dinge muss ich als Mitglied einer Bürgerinitiative<br />

vielleicht nicht unbedingt zu sprechen kommen. Ich glaube, es ist wichtig, dass<br />

diejenigen, die den Verkehr organisieren, auf solche Ideen kommen. Aber wenn das<br />

nicht der Fall ist, können wir das sicher organisieren, indem wir in der Zukunft zum<br />

Beispiel in meiner Region das, was Pringnitz-Konzept heißen soll, unterstützen, indem,<br />

wie das Herr Mager gesagt hat, die Menschen, die dort leben, gefragt werden,<br />

was ihre Bedürfnisse sind, <strong>und</strong> indem man dann schaut, wie die Wünsche möglichst<br />

umgesetzt werden können.<br />

Herr Seiffert (Verkehrsclub Deutschland):<br />

Ich unterstütze das, was zu den Automaten gesagt wurde, <strong>und</strong> ich halte es ebenfalls<br />

<strong>für</strong> ideenlos. Die Begründung, dass wir es so machen, weil alle anderen es auch so<br />

machen, ist keine logische. In der Praxis sehen wir, dass die Bürger dort, wo es beide<br />

Möglichkeiten gibt, vor allem den Fahrkartenverkauf an Verkaufseinrichtungen<br />

nutzen, weil sie dort auch eine Beratung bekommen. Ehe man einem Automaten, so<br />

wie er heute ist, eine Fahrkarte entlockt hat, dauert auch seine Zeit, weil man tausend<br />

Fragen beantworten muss.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 31<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Nun zu einem anderen Problem. Die Fahrgastpotenziale wurden angesprochen. Ich<br />

habe anfangs gesagt, dass es nicht ausreicht, nur die Leute zu zählen, die im Zug<br />

sitzen. Das Potenzial sind vielmehr jene, die nicht im Zug sitzen.<br />

Deshalb muss man die Verkehrsströme, die sich auf der Straße abspielen, zur<br />

Gr<strong>und</strong>lage eines Landesnahverkehrsplans machen. Die meisten Leute sind im Berufsverkehr<br />

unterwegs. Das heißt, sie haben in der Regel ein nicht freiwilliges Mobilitätsbedürfnis,<br />

weil sie irgendwo ihre Brötchen verdienen müssen. Danach muss man<br />

ihn ausrichten. Ich habe bislang noch keine Angaben darüber gef<strong>und</strong>en, wie <strong>für</strong> den<br />

Landesnahverkehrsplan die Verkehrsströme auf der Straße analysiert werden, um<br />

entsprechende Bahnangebote zu schaffen.<br />

Herr Bona (Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband):<br />

Ich möchte zu einigen Ausführungen des Ministers <strong>und</strong> der Verwaltung Stellung<br />

nehmen. Wir haben uns in ehrenamtlicher Zeit hingesetzt <strong>und</strong> seit 2007 ein bisschen<br />

gerechnet: Kosten, Verkehrsströme, Zugkilometer usw. Das war von uns eigentlich<br />

als Unterstützung gemeint, weil wir der Fahrgastverband <strong>für</strong> Berlin <strong>und</strong> <strong>für</strong> Brandenburg<br />

sind, <strong>und</strong> wir haben gedacht, dass Sie sich ernsthaft damit beschäftigen. Ich<br />

glaube nicht, dass Sie heute ad hoc sagen können: Wir haben den RE 2 <strong>und</strong> das <strong>und</strong><br />

das geprüft. Legen Sie mir bitte einmal die Verkehrsstromberechnung vor, die auch<br />

die Verteilung von der Stadtbahn- auf die U-Bahnlinie, Straßenbahnlinie usw. vorsieht.<br />

Ich glaube, diese Berechnung haben Sie nicht durchgeführt. Wenn der RE 2<br />

Cottbus <strong>und</strong> Königs Wusterhausen direkt mit dem Flughafen <strong>und</strong> dem Hauptbahnhof<br />

verbindet - in der Gegenrichtung die Prignitz mit Wittenberg -, so sind das andere<br />

Relationen, <strong>und</strong> dann muss man auch einmal eine Verkehrsstromberechnung machen.<br />

Dieser Landesnahverkehrsplan enthält keine Verkehrsstromberechnung. Er enthält<br />

auch keine Reisezeiten. Wir haben ein Angebot gemacht, <strong>und</strong> Sie sollten darauf nicht<br />

mit der Frage antworten, wer denn überhaupt nach Ges<strong>und</strong>brunnen <strong>und</strong> Falkensee<br />

fährt. Die Reisezeit von Ges<strong>und</strong>brunnen bis Spandau beträgt sechs Minuten. Es gibt<br />

aber auch die Richtung in Berlin, in der Falkensee im 20-Minuten-Takt zu erreichen<br />

ist. Es ergeben sich also Synergieeffekte. Darüber sollten wir einmal reden <strong>und</strong> das<br />

nicht einfach abtun.<br />

Der nächste Punkt: Das Perspektivnetz. Wenn ich mir den Stadtentwicklungsplan<br />

Verkehr in Berlin anschaue, sehe ich: Den haben Sie gar nicht berücksichtigt. Sie<br />

nennen die Nordbahn. Da fährt kein Fernverkehr, da gibt es keinen Regionalverkehr.<br />

Sie kostet 250 Millionen Euro. Was soll das? Warum nicht Wannsee-Bahn, Potsdamer<br />

Stammbahn? Warum nicht bestimmte Lückenschlüsse?<br />

Ein Visionsnetz fehlt vollkommen. Wenn ich Brandenburg 2030 entwickeln möchte,<br />

dann muss ich auch ein Visionsnetz <strong>für</strong> diese Zeit haben. Es wäre angemessen, das<br />

mit dem B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan <strong>und</strong> dem StEP Verkehr in Einklang zu bringen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 32<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich möchte mich jetzt ein wenig bremsen. Ich denke, wir <strong>und</strong> auch die Kollegen haben<br />

heute genug Inputs gegeben. Darüber sollte man noch einmal in Ruhe diskutieren.<br />

Abgeordneter Jungclaus (GRÜNE/B90):<br />

Zunächst vielen Dank an die Sachverständigen <strong>und</strong> Anzuhörenden <strong>für</strong> ihre Ausführungen.<br />

Wir haben bezüglich des Dialogs <strong>und</strong> der Abstimmung ein wenig Nachholbedarf<br />

gesehen. Das war der Gr<strong>und</strong>, warum wir gemeinsam mit der CDU-Fraktion<br />

diese Anhörung bzw. dieses Fachgespräch angeregt haben.<br />

Nach den heutigen Ausführungen kann ich zwei Dinge feststellen, die ich aus den<br />

meisten Stellungnahmen herausgehört habe: Zum einen wird der Dialog von denen,<br />

die kritisieren, nicht als Dialog, sondern ein Stück weit als Monolog verstanden. Viele<br />

empfinden sich wohl als zu wenig mitgenommen <strong>und</strong> zu wenig einbezogen. Ich kann<br />

das auch in gewisser Weise verstehen. Ich war ja selber bei den Regionalkonferenzen.<br />

Diese fanden statt, als die Eckpunkte vorgestellt wurden. Da war zu wenig Masse,<br />

um ernsthaft über eine Endversion zu diskutieren. Der andere Punkt, den ich hier<br />

wahrnehme; ist, dass sehr viel über die wenigen Personen gesprochen wird, die in<br />

den Zügen sitzen, aber nicht über die vielen, die noch nicht in den Zügen sitzen. Dies<br />

zunächst zur Einführung.<br />

Meine Fragen stelle ich jetzt in der Reihenfolge an die Sachverständigen, in der sie<br />

gesprochen haben. - Ich weiß nicht, auf wie viele Fragen wir das begrenzen. Ich<br />

würde sagen, auf drei oder vier, <strong>und</strong> dann machen wir gegebenenfalls noch eine<br />

zweite R<strong>und</strong>e.<br />

Ich habe eine Frage an den VBB. Ich fand es interessant, dass aus Ihrer Sicht die<br />

extreme Kostensteigerung hauptsächlich an den Trassen <strong>und</strong> an den Bahnhöfen<br />

liegt. Es geht hier immer wieder die Idee um, dass sich das Land stärker da<strong>für</strong> einsetzt,<br />

dass <strong>Infrastruktur</strong> regionalisiert wird, um ein Stück weit von den - ich glaube da<br />

sprechen wir, ob nun Regierung oder Opposition, eine Sprache - teilweise äußerst<br />

überzogenen Renditeerwartungen seitens des B<strong>und</strong>esunternehmens Bahn wegzukommen.<br />

Inwiefern sehen Sie Möglichkeiten, über diesen Ansatz <strong>für</strong> geringere Preise<br />

zu sorgen, <strong>und</strong> wie kann sich aus Ihrer Sicht auch das Land hier<strong>für</strong> einsetzen?<br />

Zu Herrn Conraths. Wie ich eben schon sagte, stimme ich zu, dass man nicht über<br />

die Wenigen sprechen sollte, die bereits in den Zügen sitzen, sondern dass man das<br />

Potenzial betrachten sollte, das beispielsweise noch auf der Straße unterwegs ist.<br />

Die Frage ist nur: Wie kann man es erfassen? Wie kann das dann auch tatsächlich in<br />

einen Dialog eingebracht werden?<br />

Auch wenn Sie sich nicht mit Herrn Franz streiten wollen, würde ich außerdem schon<br />

gerne einmal hören, woher Ihre Zahlen jeweils stammen <strong>und</strong> inwiefern sie sich unterscheiden.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 33<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Eine Frage an Herrn Kropp: Der Herr Minister stellt - sicherlich aus guten Gründen -<br />

oft darauf ab, dass wir, wenn wir von 300 oder 500 Fahrgästen reden, auch eine gewisse<br />

Verantwortung gegenüber dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> im Hinblick darauf haben, was in<br />

anderen B<strong>und</strong>esländern geschieht.<br />

Mich würde daher interessieren, wie wir im Vergleich zu anderen B<strong>und</strong>esländern in<br />

Bezug auf die Auslastung <strong>und</strong> die Fahrgastzahlen dastehen <strong>und</strong> ob Sie die Auffassung<br />

teilen, dass das alles mit berücksichtigt werden muss?<br />

Meine zunächst letzte Frage richtet sich sowohl an die Vertreter des VBB als auch an<br />

die Vertreter der Bahn <strong>und</strong> bezieht sich auf das Thema der gemeinsamen Verkehrsplanung<br />

von Berlin <strong>und</strong> Brandenburg. Der brandenburgische Landesnahverkehrsplan<br />

liegt jetzt auf dem Tisch. Die Berliner fangen gerade erst mit der Planung an. Ich sehe<br />

durchaus, dass unterschiedliche Anforderungen bestehen. Die Berliner stellen<br />

immer gerne das Thema S-Bahn in den Vordergr<strong>und</strong>, wir schauen sicherlich etwas<br />

stärker auf die Regionalbahn. Nichtsdestotrotz ist es, denke ich, sinnvoll, beide Anforderungen<br />

unter einen Hut zu bringen. Ich habe momentan nicht den Eindruck,<br />

dass das geschieht. Insofern interessiert mich, was aus Ihrer Sicht in dieser Abstimmung<br />

optimiert werden sollte <strong>und</strong> könnte.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Danke schön, Herr Jungclaus. Um auf Ihre Frage zu antworten: Mir liegen noch fünf<br />

Wortmeldungen vor. Ich hatte mir das so vorgestellt, dass die Betreffenden zunächst<br />

die Chance erhalten, ihre Fragen zu stellen, <strong>und</strong> dass wir dann einen kleinen Strich<br />

darunter machen <strong>und</strong> Herrn Franz <strong>und</strong> das <strong>Ministerium</strong> bitten, die Fragen zu beantworten,<br />

auch jene, die vonseiten des Fachbeirats gestellt wurden. - So nenne ich es<br />

einmal bewertend -. Danach beginnt die nächste R<strong>und</strong>e. Alle, die hier am Tisch sitzen,<br />

können bestimmen, wie viele R<strong>und</strong>en es geben wird. Diese Verfahrensweise hat<br />

sich bewährt.<br />

Eine zweite Anmerkung, weil ich als Vorsitzende zur unparteiischen Leitung verpflichtet<br />

bin. Herrn Jungclaus‘ Ausführungen enthielten einen kleinen Zungenschlag nach<br />

dem Motto, wir hätten das Fachgespräch verantwortet. Daher gebe ich zur Kenntnis,<br />

dass in der letzten Sitzung des Ausschusses zwei Anträge vorlagen: ein Antrag der<br />

Fraktionen von CDU <strong>und</strong> GRÜNE/B90 auf Durchführung einer Anhörung <strong>und</strong> ein Antrag<br />

der SPD <strong>und</strong> der Fraktion DIE LINKE auf Durchführung eines Fachgesprächs.<br />

Der Ausschuss hat sich einstimmig <strong>für</strong> ein Fachgespräch ausgesprochen. Ich finde,<br />

das war eine gute Entscheidung. Wir fühlen uns möglicherweise in dieser R<strong>und</strong>e der<br />

Diskussionsfreudigkeit viel besser aufgehoben.<br />

Jetzt hat Herr Beyer das Wort.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 34<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Abgeordneter Beyer (FDP):<br />

Auch ich bedanke mich bei den an diesem Fachgespräch Teilnehmenden. Wir haben<br />

eine ganze Reihe hoch interessanter Dinge gehört. Das Thema Fahrkartenautomaten<br />

ist natürlich immer ein sehr dankbares, Herr Franz. Aber ich denke dabei eigentlich<br />

gar nicht so sehr an die „glorreiche“ Zeit zurück, als es noch diese kleinen blauen<br />

Fahrkarten gab, sondern ich denke eher in die Zukunft, in der wir unseren Enkeln<br />

wahrscheinlich erklären werden, was Fahrkartenautomaten waren, weil dann die<br />

Fahrt von A nach B völlig automatisch registriert <strong>und</strong> das Geld auch automatisch abgebucht<br />

werden wird. Vielleicht sind wir schon gar nicht mehr so weit davon entfernt.<br />

Ich habe zwei ganz konkrete Fragen an Sie, Herr Franz.<br />

Erstens. Zum Thema PE 73 <strong>und</strong> PE 74. Ich will jetzt gar nicht auf die Zahlen <strong>und</strong> die<br />

Fahrgäste eingehen; ich habe den Eindruck, das ist eher etwas, das vielleicht einmal<br />

bilateral geklärt werden muss. Mich interessiert aber davon ganz unabhängig, wann<br />

bei Ihnen angesichts solcher Phänomene der sehr geringer Fahrgastzahlen <strong>und</strong> der<br />

kurzer Strecken - wir haben ja auch von dem zweiten Phänomen gehört - die Überlegungen<br />

in Richtung Bus-Bahn-Konzepte einsetzen. Das war ja auch ein wichtiges<br />

Stichwort, das hier in der R<strong>und</strong>e mehrfach gefallen ist. Ich denke, es ist ein wichtiger<br />

Schritt, auf diese Konzepte zu wechseln, wenn wir zu der Überzeugung kommen,<br />

dass es finanziell <strong>und</strong> aus anderen Gründen nicht passt.<br />

Meine zweite Frage - Sie haben sie teilweise schon beantwortet - bezieht sich auf die<br />

Finanzierung des Knotenpunkts. Das sind ja in der Tat Gerüchte. Das haben Sie<br />

dargestellt. Was mich jedoch noch einmal ganz konkret interessieren würde, sind die<br />

Ideen zu den Querverbindungen bzw. Querverkehren. Denn selbst wenn es heute 31<br />

Minuten von Eberswalde nach Berlin sind, fragt man sich, wenn man vom Süden in<br />

den Norden des Landes will, gelegentlich schon einmal: Warum musst du jetzt unbedingt<br />

über Berlin fahren? Mich interessiert auch, welche Überlegungen Sie diesbezüglich<br />

anstellen <strong>und</strong> welche Parameter Sie gegebenenfalls erheben. Wie viele<br />

Fahrgäste müssten eigentlich über Berlin oder nicht über Berlin fahren, um dann vielleicht<br />

dort, wo es sich rechnet - ich könnte mir vorstellen, dass das vielleicht bei der<br />

einen oder anderen Linie der Fall ist -, ein Stück weiterzukommen?<br />

Abgeordneter Genilke (CDU):<br />

Ich habe dem, was unsere Gäste uns erzählt haben, aufmerksam zugehört. Dennoch<br />

ergeben sich natürlich Fragen, die sich bei mir, ähnlich wie bei meinen Vorrednern,<br />

ganz breit streuen.<br />

Wir haben heute gehört, dass es im Gr<strong>und</strong>e mit diesem Landesnahverkehrsplan so<br />

weitergehen soll wie immer. Das heißt, wir haben eine Zahl festgemacht, von der wir<br />

nicht abrücken wollen, <strong>und</strong> wir haben versucht, daraus mit den vorhandenen Mitteln<br />

etwas zu stricken, <strong>und</strong> das ist dann mehr oder weniger die Zukunft.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 35<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Damit werden wir uns, wie wir alle wissen, gewissermaßen in eine Spirale hineinbegeben,<br />

bei der bestimmte Verbindungen durch die Beschneidung von Verkehren,<br />

also Abbestellung zu bestimmten Zeiten, Taktausdünnung etc., nachher schlechte<br />

Fahrgastzahlen aufweisen werden, sodass wir uns früher oder später wieder hier<br />

treffen <strong>und</strong> sagen: Jetzt müssen wir die Strecke abbestellen. Da<strong>für</strong> möchte ich Lösungen<br />

haben. Herr Weis sprach davon, eventuell andere Modelle zu entwickeln.<br />

Mich würde schon interessieren, was ihm dabei vorschwebt. Die könnten unter Umständen<br />

ja wirklich angebracht sein. Denn wenn wir uns den Landesnahverkehrsplan<br />

anschauen, dann sehen wir ja im Gr<strong>und</strong>e schon jetzt in den farbig markierten Linien<br />

die Abbestellungen der nächsten Jahre. Das muss man an der Stelle einfach deutlich<br />

sagen.<br />

Da davon eine Strecke in meinem eigenen Wahlkreis berührt ist, will ich sie auch<br />

nennen. Das ist die Strecke zwischen Falkenberg <strong>und</strong> Jüterbog. Sie ist jetzt schon<br />

orange eingezeichnet. Da gehen bei mir natürlich - das wird mir jeder nachsehen -<br />

die Alarmglocken an.<br />

Weil wir jetzt beim Landkreis Elbe-Elster sind, muss ich auch sagen, dass ich mit den<br />

Verknüpfungspunkten, die im Landesnahverkehrsplan angegeben sind, unzufrieden<br />

bin. Es gibt eine Art kleine Uhren an den sogenannten wichtigen strategischen Umsteigeorten.<br />

Da spielen sowohl Doberlug-Kirchhain als auch Carlow keine Rolle<br />

mehr, was dazu führt, dass das Mittelzentrum Finsterwalde mehr oder weniger völlig<br />

von vernünftigen Umsteigemöglichkeiten abgehängt ist.<br />

Ich will einmal ein Beispiel nennen: Wir haben in der letzten Woche eine Fernbuslinie<br />

in Betrieb genommen. - An der Stelle widerspreche ich Herrn Franz. Es geht nämlich<br />

nicht mehr darum, dass bestimmte Strecken mit Fernbuslinien versehen werden, von<br />

denen sich die Bahn bzw. - an der Stelle - der VBB zurückgezogen hat, sondern es<br />

wird künftig schlichtweg dort zur Einrichtung von Fernbuslinien kommen, wo es keine<br />

Möglichkeit mehr gibt, ein bestimmtes Ziel in einer adäquaten Zeit zu erreichen. Das<br />

macht schon einen Unterschied. Allein von Finsterwalde nach Schönefeld sind es 40<br />

Minuten. Das ist eine ganze Menge <strong>für</strong> die Pendler, um die es mir hauptsächlich<br />

geht.<br />

Es wurde viel über die Verbindung nach Polen gesprochen. Das kann alles richtig<br />

sein. Das ist auch sicherlich alles richtig, nicht zuletzt, um Deckungsbeiträge zu erzielen.<br />

Aber die Regionalisierungsmittel, die wir haben, sind natürlich in erster Linie<br />

da<strong>für</strong> da, dass wir <strong>für</strong> unsere Pendler, die, gerade in peripheren Räumen lebend,<br />

oftmals sehr viel unterwegs sind, adäquate Möglichkeiten schaffen. Ich sage einmal:<br />

Aus Elbe-Elster pendelt niemand nach Polen, um zur Arbeit zu fahren, sondern eher<br />

in Richtung Berlin <strong>und</strong> - das betrifft mein eigentliches Anliegen - auch in Richtung<br />

Dresden. Ich frage mich öfter - diese Frage habe ich auch hier schon gestellt -, warum<br />

es einen Regionalexpress von Elsterwerda nach Strals<strong>und</strong> gibt, wir es aber nicht<br />

hinbekommen, einen von Strals<strong>und</strong> nach Dresden fahren zu lassen. Das ist <strong>für</strong> mich<br />

nicht nachvollziehbar.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 36<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Allein im Landkreis Elbe-Elster gibt es 1 000 Pendler. Davon nutzen nicht einmal<br />

10 % den öffentlichen Personennahverkehr. Insoweit bin ich völlig bei denen, die sagen:<br />

Lasst uns auch bitte über die Potenziale reden. Diese potenziellen Fahrgäste<br />

kann ich aber nur dann gewinnen, wenn ich vernünftige <strong>und</strong> adäquate - nicht Preise,<br />

sondern - Fahrzeiten ermögliche. Das halte ich <strong>für</strong> einen ganz wichtigen Aspekt, der<br />

mir einfach zu kurz kommt.<br />

Ich kann natürlich sagen: Nach Stettin sind wir gut ausgerüstet. Da bietet der VBB,<br />

soweit ich weiß, 150 km <strong>für</strong> zehn Euro an. Von Finsterwalde nach Berlin sind es<br />

124 km. Da<strong>für</strong> zahle ich knapp 14 Euro. So kann man es auch machen. Aber ich<br />

denke, hier gibt es ein Potenzial, <strong>und</strong> man sollte einmal darüber nachzudenken, was<br />

man dort tut. Eine Fahrzeit von zwei St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zwölf Minuten von Finsterwalde<br />

nach Dresden, also <strong>für</strong> eine Strecke von 152 km, heißt: Sie fahren im Schnitt<br />

40 km/h. Da braucht man sich nicht zu w<strong>und</strong>ern, wenn die Leute auf das Auto ausweichen,<br />

weil sie dann in 45 Minuten da sind <strong>und</strong> eben nicht erst in zwei St<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> zwölf Minuten, mit zweimaligem Umsteigen <strong>und</strong> allem, was dazugehört - <strong>und</strong><br />

dabei reden wir noch nicht über Verspätungen <strong>und</strong> Ähnliches.<br />

Das halte ich <strong>für</strong> äußerst misslich. Wir müssen die verschiedenen Problemlagen einfach<br />

erkennen. In der Prignitz ist nicht immer nur Verkehr, der nach Berlin will, sondern<br />

man muss eben auch den Verkehr im Hamburger Raum <strong>und</strong> im Schweriner<br />

Raum berücksichtigen. Ich denke, ein Regionalexpress darf nicht nur regional sein,<br />

sondern er muss eben auch Express sein. Darüber müssen wir uns in Zukunft sehr<br />

viel mehr Gedanken machen.<br />

Zu den Automaten, Herr Franz, ein Hinweis, mit dem wir schon wieder beim nächsten<br />

Thema sind: Habe ich viel Zeit, fahre ich auch gerne einmal die drei St<strong>und</strong>en<br />

nach Potsdam mit dem Zug. Wenn ich dann am Automaten im Bahnhof eingebe, von<br />

meinem Heimatort nach Berlin fahren zu wollen, werden mir so komische Fragen<br />

gestellt wie: Wollen Sie über Zossen oder wollen Sie über Lübbenau, Königs<br />

Wusterhausen? Da sage ich mir: Okay, ich kriege das noch hin; unter Umständen<br />

interessiert es mich, wo Zossen liegt. Aber wen, bitte schön, interessiert, wenn er aus<br />

der Lausitz nach Berlin fahren will - dazu muss er offensichtlich topografische Kenntnisse<br />

haben -, ob er über Königs Wusterhausen oder über Zossen fährt? Im Zweifelsfall<br />

weiß er es gar nicht. Der Betreffende möchte ja eigentlich nur nach Berlin <strong>und</strong><br />

muss meines Erachtens nicht zwingend wissen, ob er durch vier oder durch fünf<br />

Landkreise fährt. Ich denke, insoweit müssen wir in der Tarifstruktur deutlich einfacher<br />

werden. Solche Fragen führen dazu, dass es schwieriger wird <strong>und</strong> dass Ängste<br />

entstehen. Gerade auch <strong>für</strong> ältere Leute finde ich es äußerst misslich, dass solche<br />

Fragestellungen aufgeworfen werden. - Abgesehen davon, dass ich, wenn ich frühmorgens<br />

mit dem ersten Zug fahre, überhaupt nicht an den Automaten komme, weil<br />

der Bahnhof bis um 6 Uhr abgeschlossen ist. Das ist alles nicht besonders r<strong>und</strong>, <strong>und</strong><br />

es macht auch keinen Spaß, den Leuten das zu erklären.<br />

Thema Ersatzverkehre. Ich habe die missliche Erfahrung machen dürfen, dass in<br />

meinem Heimatort der RE 3 abbestellt wurde, mit der Maßgabe, dass nur <strong>für</strong> fünf<br />

Jahre Ersatzverkehr bezahlt wird. An den Träger des öffentlichen Personennahverkehrs:


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 37<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Wir müssen dahin kommen, dass wir sagen: Wenn ich verlässlichen Verkehr über die<br />

Schiene abbestelle - das mag in manchen Fällen sinnvoll sein; darüber möchte ich<br />

jetzt im Einzelfall gar nicht reden -, dann muss aber, bitte schön, der Busverkehr verlässlich<br />

vom Land bezahlt werden. Denn der ist nun einmal deutlich günstiger. Ich<br />

schätze - Herr Faber weiß es sicherlich -, beim Busverkehr liegen wir bei einem Kilometerpreis<br />

von 2,30 Euro bis 2,60 Euro <strong>und</strong> bei der Bahn bei einem Kilometerpreis<br />

von 10 Euro. Der Busverkehr muss dann auch verlässlich sein <strong>und</strong> darf nicht nur <strong>für</strong><br />

fünf Jahre bestellt werden, weil der öffentliche Personennahverkehr, zumindest in der<br />

Region, aus der ich komme, zu 92 % aus Schülerverkehr besteht. Da können Sie<br />

sich diese zusätzlichen Späße schlichtweg nicht mehr erlauben. Auch haben wir<br />

sonst wieder eine Nahverkehrssituation, die dazu führt, dass die Leute auf die Straße,<br />

auf ihr eigenes Auto, setzen, <strong>und</strong> diese Geschichte kennen wir schon.<br />

Was ich äußerst schade finde, ist, dass Visionen in diesem Landesnahverkehrsplan<br />

fehlen. Ich halte es <strong>für</strong> einen Fehler, die S-Bahn-Verbindung komplett herauszustreichen.<br />

Da<strong>für</strong>, dass dies geschieht, weil wir es gerade nicht bezahlen können, habe ich<br />

ja sogar noch ein Stück weit Verständnis. Aber ich glaube, dass wir zumindest noch<br />

die Vision haben müssen, dass wir das <strong>für</strong> die Zukunft nicht völlig ausschließen.<br />

Denn die Nichtberücksichtigung im Landesnahverkehrsplan wird natürlich dazu führen,<br />

dass es im B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan nicht mehr enthalten sein wird, <strong>und</strong> damit<br />

ist das <strong>für</strong> alle Zeiten gegessen. Ich weiß nicht, ob wir zukünftigen Generationen einen<br />

Gefallen tun, wenn wir von vornherein sagen: Das geht jetzt gerade nicht, <strong>und</strong><br />

das ist jetzt ehrlich. Was ehrlich ist, werden unsere Kinder irgendwann einmal beantworten<br />

müssen. Da sollten wir uns alle noch einmal in die Augen schauen <strong>und</strong> uns<br />

fragen, ob es nicht wenigstens noch ein langfristiges Ziel sein sollte. Wir haben es<br />

jetzt 20 Jahre lang ausgehalten zu versprechen, dass die S-Bahn dort fährt; wir werden<br />

es notfalls auch noch ein paar Jahre schaffen. Ich glaube aber, dass ein Wegfall<br />

vielleicht nicht im Sinne des Nahverkehrs ist, wie wir ihn künftig gestalten wollen.<br />

Nun zu den Bürgerbeteiligungen. Herr Franz sagt, es waren alle beteiligt. Das mag<br />

so sein. Ich habe mir extra vom <strong>Ministerium</strong> - an der Stelle sage ich noch einmal<br />

danke - alle Zuschriften geben lassen. Sie wurden auf CD gebrannt. Ich denke, alle<br />

Fraktionen haben Zugang zu diesen Unterlagen. Bei dieser Diskussion - das muss<br />

man sagen - waren, zumindest was die Zuschriften angeht, in erster Linie nur die<br />

öffentlichen Verwaltungen beteiligt. Das heißt: Bürgermeister <strong>und</strong> Amtsdirektoren<br />

machen das irgendwie. Aber öffentlich, <strong>für</strong> die Bürger - das sind ja jene, die den öffentlichen<br />

Personennahverkehr nutzen sollen -, wurde es nicht ausreichend diskutiert.<br />

Das muss man an dieser Stelle, denke ich, feststellen.<br />

Es kann nicht sein, dass einer sagt; alle seien flächendeckend vertreten gewesen, es<br />

habe landauf, landab Regionalkonferenzen gegeben, alles sei schön, während alle<br />

anderen hier unisono sagen: Im Gr<strong>und</strong>e ist das alles zu wenig, <strong>und</strong> richtig darüber<br />

diskutiert haben wir auch nicht. Herr Faber sagte, er kenne das Papier erst seit 14<br />

Tagen. - Herr Boner sagte noch: Jetzt steigen wir in den Diskussionsprozess ein.<br />

Das glaube ich nicht. Denn am 6. Dezember wird das Ganze mehr oder weniger abgesegnet.<br />

Von Diskussion kann im Gr<strong>und</strong>e nur noch einmal am Rande die Rede<br />

sein. Dann wird über diesen Landesnahverkehrsplan im Benehmen mit dem Ausschuss<br />

entschieden. Ich halte das <strong>für</strong> einen Fehler.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 38<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich glaube - aber das ist eine andere Geschichte -, dass wir es im Plenum diskutieren<br />

sollten <strong>und</strong> dass man das breiter diskutieren muss, weil es hierbei wirklich um die<br />

tiefsten Mobilitätsbedürfnisse der Menschen geht. Das wird alles schwieriger. Bisher<br />

konnten wir das immer kompensieren, nach dem Motto: Einmal hier <strong>und</strong> einmal da<br />

ein bisschen. Jetzt geht es wirklich tiefgreifend in die Landschaft hinein, <strong>und</strong> da tut es<br />

eben zunehmend weh.<br />

Was ich bemängele - das möchte ich als Letztes sagen -, ist, dass wir uns die Dinge<br />

nicht mehr verkehrsübergreifend anschauen. Zwischen Berlin <strong>und</strong> Brandenburg zu<br />

schauen, ist eines. Ich glaube, dass wir den ÖPNV <strong>und</strong> die eigenwirtschaftlichen<br />

Verkehre, sprich die Fernbusse, mit einbeziehen müssen, <strong>und</strong> wir sollten auch nicht<br />

vergessen, die Güterverkehre mit zu betrachten. Ich war in der Prignitz <strong>und</strong> habe mir<br />

das dort angeschaut. Was passiert eigentlich, wenn die Trassen nicht mehr durch<br />

den öffentlich bestellten Schienenpersonennahverkehr genutzt werden? Steigen<br />

dann auch die Preise <strong>für</strong> den Güterverkehr? Kommt es also sukzessive auch zu einem<br />

Rückzug der Wirtschaft an dieser Stelle? Ich weiß nicht, ob das unter den demografischen<br />

Gegebenheiten, die wir im Land nun einmal haben, die richtigen Entscheidungen<br />

sind. Ich glaube, wir brauchen einen Diskussionsprozess, der zu lange<br />

dauert, als dass wir das schon am 6. Dezember abschließen könnten.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Mit Ihrer Zustimmung habe ich mich jetzt selber auf die Wortmeldeliste gesetzt. Ich<br />

möchte drei Fragen stellen.<br />

Erstens. Herr Faber hat eine bestimmte Begrifflichkeit gepflegt <strong>und</strong> von einer Vorhaltebox<br />

gesprochen. Dies ist <strong>für</strong> mich sehr spannend <strong>und</strong> auch mit der Frage verb<strong>und</strong>en,<br />

inwieweit es möglich sein könnte, im Rahmen des Landesnahverkehrsplans eine<br />

Art Evaluierungsklausel zu hinterlegen, um all die aufgeworfenen Fragen, die sich<br />

auch <strong>für</strong> mich als Problemfelder darstellen, ein Stück weit mit einer Option zu verbinden.<br />

- In der Diskussion wurde der B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan angeführt, Herr Genilke<br />

hat gerade noch einmal in spannender Art <strong>und</strong> Weise, die Prignitz betreffend, einen<br />

Bezug zum Güterverkehr hergestellt <strong>und</strong> die Anbindung ländlicher Räume als wichtige<br />

Aufgabe der Daseinsvorsorge formuliert. - Hierdurch hätte auch das Prignitz-<br />

Konzept die Chance der Diskussion durch die Leistungsträger vor Ort. Eine solche<br />

Diskussion der Leistungsträger vor Ort hat das <strong>Ministerium</strong> ja zugesagt. Ich sage<br />

einmal: Unter dem Damoklesschwert der Abbestellung von Linien ab dem Jahr 2015<br />

ist die Diskussion eines Prignitz-Konzepts - auch unter Einbeziehung der Fragestellung<br />

wirtschaftlicher Anbindung <strong>und</strong> des Güterverkehrs - nur schwer möglich. Deswegen<br />

also die Frage, inwieweit es eine Möglichkeit <strong>für</strong> eine Öffnungsklausel im<br />

Rahmen des Landesnahverkehrsplans gibt.<br />

Wir wissen alle: Es ist ein Plan. Er wird aktualisiert. Im Übrigen wird er ja aktualisiert,<br />

weil das Gesetz über den öffentlichen Personenverkehr eine solche Fortschreibung<br />

alle fünf Jahre vorsieht. Darin, Herr Genilke, ist leider Gottes nur die Benehmensherstellung<br />

geregelt. Wir machen also heute etwas, was in früheren Jahren so fixiert<br />

worden ist.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 39<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Meine zweite Frage bezieht sich auf die Fahrkartenautomaten. Herr Franz, Sie merken,<br />

dass uns das alle hier stark umtreibt. Für Sie zur Kenntnis: Wir haben uns in der<br />

letzten Ausschusssitzung auch mit den nicht einfachen Fragestellungen befasst, was<br />

ist, wenn man an den Automaten nicht herankommt oder wenn Bürgerinnen oder<br />

Bürger mit dem Abfragemechanismus Probleme haben. Es spricht doch nichts dagegen,<br />

dass sich regionale oder auch andere Initiativen entwickeln, damit die Fahrkartenautomaten<br />

nicht als Sanktion empf<strong>und</strong>en werden. Ich weiß zum Beispiel aus meiner<br />

Heimatstadt, dass ein örtliches Verkehrsunternehmen, das direkt an den Bahnhof<br />

angeb<strong>und</strong>en ist, den Fahrkartenverkauf realisiert. Deswegen habe ich ein großes<br />

Problem mit Ihrer Darstellung, das sei eben so <strong>und</strong> nicht anders. Da ist mir doch gefälliger,<br />

was Herr Professor Conraths sagt. Er möchte, dass man durchaus auch regional<br />

eine Chance hat zu schauen, in welcher Art <strong>und</strong> Weise man zum Beispiel<br />

auch auf die demografischen Entwicklungen Einfluss nehmen <strong>und</strong> Symbiosen erwirken<br />

kann, die möglicherweise nicht nur durch eine Kommune oder durch ein engagiertes<br />

Verkehrsunternehmen zu befördern sind, sondern vielleicht auch einmal<br />

durch einen Fingerzeig des VBB, dass man so etwas unbedingt möchte <strong>und</strong> gut findet.<br />

Meine letzte Frage bezieht sich auf die Anbindung des südlichen Raums, der Landkreise<br />

Teltow-Fläming <strong>und</strong> Elbe-Elster - sie wurden schon genannt - <strong>und</strong> des Landkreises<br />

Potsdam-Mittelmark. Der Minister hat dargestellt, dass man <strong>für</strong> die Beratung<br />

am 6. Dezember durchaus einen Fingerzeig in Bezug auf ein zeitnahes Beleben des<br />

Bahnhofs Potsdam Pirschheide geben möchte. Nun ist aber, wenn es um Turmbahnhöfe<br />

geht, insbesondere auch der Turmbahnhof Genshagener Heide als eine<br />

mögliche Anbindung in die Diskussion gebracht worden, um den Süden des Landes,<br />

also die Landkreise Teltow-Fläming, Elbe-Elster <strong>und</strong> Potsdam-Mittelmark, besser an<br />

den Flughafen BER anzubinden. Dazu würde mich interessieren: Ist mit Ihrem Fingerzeig<br />

<strong>für</strong> den 6. Dezember in Bezug auf den Bahnhof Potsdam Pirschheide das<br />

andere, was sich mit den Turmbahnhöfen verbindet, beantwortet, oder ist das nach<br />

wie vor eine Diskussion, die Sie als <strong>Ministerium</strong> noch nicht als abgeschlossen betrachten?<br />

Diese Fragen müssen Sie nicht gleich beantworten. Denn jetzt erhalten zunächst<br />

noch Herr Groß <strong>und</strong> Herr Faber das Wort. - Ich möchte den Ausschuss noch darüber<br />

informieren, dass ich vor Eröffnung der Ausschusssitzung zur Kenntnis bekommen<br />

habe, dass Herr Groß heute Herrn Dr. Luthardt vertritt. - Herr Groß, Sie haben das<br />

Wort.<br />

Abgeordneter Groß (DIE LINKE):<br />

Frau Vorsitzende, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich in Bezug auf das Fachgespräch<br />

heute auch mit Hinweis auf die Bemerkung des Herrn Kollegen Jungclaus -<br />

richtigstellend geäußert haben.<br />

Auch möchte ich den Herren <strong>für</strong> ihre Ausführungen herzlich danken.<br />

Im Übrigen habe ich drei kleine Fragen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 40<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Erstens. Herr Minister, Sie hatten ausgeführt, dass dieser Landesnahverkehrsplan<br />

auch deshalb vorliegt, um mit dem B<strong>und</strong> reden zu können. Wir haben von den Regionalkonferenzen<br />

gehört. Herr Genilke hat, denke ich, richtig ausgeführt, dass sich an<br />

diesen Regionalkonferenzen insbesondere Verwaltungsbeamte beteiligt haben. Ich<br />

gehe einmal davon aus, regionale Verkehrsunternehmen, Bürgerinitiativen <strong>und</strong> Ähnliches<br />

hatten nicht die Gelegenheit, sich daran zu beteiligen. Wir haben immer, soweit<br />

ich das verstanden habe, gesagt, dass diese Regionalkonferenzen, die wir<br />

durchführen, im Ergebnis der Diskussion offen seien. Ich erinnere hierzu an die Ausführungen<br />

von Herrn Mager <strong>und</strong> Herrn Kropp. Stichworte Dialog vor Ort, Sachverstand.<br />

Ich halte das schon <strong>für</strong> sehr wichtig, auch im demokratischen Umgang miteinander.<br />

Verhandlungskultur bedeutet auch Beteiligungskultur. Wenn man jetzt gerade<br />

vom PE 73/PE 74 auch in Bezug auf die Erarbeitung einer gemeinsamen Verkehrskonzeption<br />

spricht, an der sich auch das Land beteiligen will, frage ich: Wie wird<br />

man damit umgehen?<br />

Meine zweite Frage richtet sich an Sie, Herr Minister. Wenn ich Herrn Podzuweit vorhin<br />

richtig verstanden habe, bezog er sich auf das Gr<strong>und</strong>gesetz den Artikel habe ich<br />

vergessen <strong>und</strong> darauf, was nach seiner Auffassung ich denke, da ging es um ÖPNV<br />

nicht in Landesregelungen umgesetzt sei. Seit 1998 beteiligt sich das Land am<br />

ÖPNV nicht mehr, der B<strong>und</strong> trägt allein die Kosten; das habe ich verstanden. Hat die<br />

Tatsache, dass der B<strong>und</strong> sich ein Stück weit zurückzieht, wenn wir ganz offen <strong>und</strong><br />

ehrlich miteinander sprechen, vielleicht auch etwas damit zu tun? Sicherlich hat der<br />

Schienenverkehr in den Wirtschaftsversorgungs- <strong>und</strong> Tourismuskernen ein eindeutiges<br />

Primat gegenüber dem Busverkehr. Wir reden jetzt über den Güterverkehr. Frau<br />

Vorsitzende, Sie haben das kurz angesprochen. Meine Frage lautet, ob die Abbestellung<br />

oder Ausdünnung auch Konsequenzen auf die wirtschaftlichen Regionen insbesondere<br />

im ländlichen Raum hat. Herr Mi-nister, Sie wissen aus welcher Region ich<br />

komme <strong>und</strong> dass ich mich nach wie vor sehr stark <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinie<br />

einsetze.<br />

Herr Faber (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen):<br />

Noch ein paar Kleinigkeiten <strong>und</strong> auch ein paar Nachfragen, weil das muss ich schon<br />

sagen ich es auch nicht verstehe. Das betrifft zum Beispiel ein Thema, das ich natürlich<br />

schon mehrfach diskutiert habe; aber ich bringe es noch einmal an, gerade weil<br />

das Auditorium hier ein anders ist: Ich verstehe nicht, warum man beim Thema landesbedeutsame<br />

Linien nur den SPNV betrachtet <strong>und</strong> keine Möglichkeiten sieht, den<br />

Bus einzubinden. Dies würde es unter Umständen ermöglichen, das Gesamtsystem<br />

effizienter zu machen. Es geht nicht nur um die Frage der Querverbindungen, sondern<br />

es geht auch um die Frage der Takte. Wenn man zum Beispiel einen Takt bis in<br />

den späten Abend fährt, warum nutzt man dann nicht den Bus <strong>für</strong> die letzte Fahrt<br />

oder <strong>für</strong> die letzten beiden Fahrten, von denen man weiß, dass die Anzahl der beförderten<br />

Fahrgäste nicht mehr so hoch ist, sodass sie eben auch mit einem Bus abzuwickeln<br />

wäre? Das würde bedeuten, man hätte einen Systembruch <strong>und</strong> müsste von<br />

Landesseite auch über den VBB Bus-verkehre bestellen. Das hielte ich aber, was<br />

unsere Seite angeht, gr<strong>und</strong>sätzlich nicht <strong>für</strong> einen Hinderungsgr<strong>und</strong>.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 41<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Das Zweite ist eher noch einmal eine Frage der Planungsseite. Ich verstehe, ehrlich<br />

gesagt, nicht, warum man so plant, wie man es jetzt macht. Ich bin immer davon<br />

ausgegangen, dass es Gesamtplanungen gibt, von denen sich am Ende auch die<br />

Fachplanungen ableiten. Nun habe ich aber im Landesnahverkehrsplan gelesen,<br />

dass das integrierte Verkehrskonzept des Landes quasi im Nachgang herausgegeben<br />

wird. Das verstehe ich nicht. Ich hätte gedacht, man legt erst einmal das integrierte<br />

Verkehrskonzept auf den Tisch, aus dem sich dann auch wenigstens Elemente<br />

des Landesnahverkehrsplans ergeben. Man kann es vielleicht so machen, aber es<br />

ist zumindest aus meiner Sicht nicht ganz logisch. Vielleicht gibt es dazu noch eine<br />

Erläuterung.<br />

Eine Evaluierungsklausel oder wie man es auch immer nennt, finde ich übrigens gut,<br />

Frau Wehlan. Ich denke, man kann eine Reihe von Vorhaben, die strittig sind, die<br />

vielleicht nicht geklärt sind, allemal noch benennen <strong>und</strong> sich einen Zeitraum zum<br />

Beispiel von vier Jahren geben, in dem man dazu aufruft, sie zu evaluieren oder<br />

diesbezüglich Ideen zu generieren, <strong>und</strong> erst danach eine Entscheidung treffen. Es<br />

kann sein, dass es hier so gelaufen ist; aber dann ist es zumindest nicht dokumentiert,<br />

Herr Minister. Ich konnte es jedenfalls aus den Papieren nicht herauslesen.<br />

Noch einmal ganz konkret zur Prignitz, weil dazu nachgefragt worden ist. Aus meiner<br />

Sicht ist der Güterverkehr in der Prignitz nicht mehr zu realisieren, wenn die Strecke<br />

nicht mehr mit SPNV belegt ist. Dass der Güterverkehr Trassenkosten alleine erwirtschaftet,<br />

halte ich <strong>für</strong> vollkommen ausgeschlossen. Ausgeschlossen ist ebenfalls,<br />

dass die Pläne, die jetzt zumindest von der regionalen <strong>Infrastruktur</strong>gesellschaft gemeinsam<br />

mit 50Hertz in Richtung der Nutzung als Stromtrasse angedacht werden,<br />

realisierungsfähig sind. Man muss es möglicherweise trotzdem nicht tun, aber man<br />

muss zumindest wissen, was man damit auch erschlägt.<br />

Minister Vogelsänger:<br />

Bei den Verkehrsministern ist es über Parteigrenzen hinweg unproblematisch, einstimmige<br />

Beschlüsse zu fassen. Das betrifft Artikel 87 e GG <strong>und</strong> den Fernverkehr,<br />

bei dem sich der B<strong>und</strong> aus der Verantwortung zurückzieht <strong>und</strong> immer sagt, dieser sei<br />

eigenwirtschaftlich zu betreiben. Darum geht es, um diesen Streit zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Ländern. Damit man sich hier nicht herausredet: Den gab es auch schon, als es eine<br />

rot-grüne B<strong>und</strong>esregierung gab. Das ist also nicht nur von Schwarz-Gelb, sondern<br />

auch von Rot-Grün nicht gelöst worden. Ich bin gespannt, welche Farbenlehre ab<br />

2013 die Lösung findet.<br />

Soweit zunächst einmal hierzu. Wir bleiben dran. Es gibt einstimmige Beschlüsse;<br />

die kennt auch Herr Ramsauer.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 42<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich will noch etwas zur Prignitz sagen. Ich habe mich damit beschäftigt. Auch dort<br />

gibt es einen parallelen Busverkehr. Nach meiner Kenntnis sind es 48 Minuten von<br />

Pritzwalk nach Kyritz. Es gibt 60 Bahnübergänge; der größte Teil ist ungesichert. Das<br />

ist ebenfalls ein Thema, über das man sich unterhalten muss. Ich habe auf mehreren<br />

Linien sehr schwere Unfälle an Bahnübergängen zu beklagen gehabt. Auch das<br />

muss thematisiert werden, bevor man sich entscheidet. Deshalb halte ich es <strong>für</strong> richtig,<br />

dass man gemeinsamen überlegt, welche Verkehrsbedienung dort vorgesehen<br />

werden soll.<br />

Diese Fünfjahresfrist, Herr Genilke, war fest verabredet. Das wusste jeder. Ich habe<br />

sie um ein Jahr verlängert. Bei allem, was man jetzt fordert, muss mir auch jemand<br />

sagen, wo ich Einschränkungen vornehmen soll.<br />

Herr Genilke, es ist mein fester Willen, diesen Nahverkehrsplan umzusetzen, <strong>und</strong> ich<br />

sehe dabei überhaupt keine Spirale nach unten. Ich bin optimistisch, dass wir, insbesondere<br />

was die Fahrgastzahlen betrifft, weiterhin auch gegenüber anderen B<strong>und</strong>esländern<br />

eine positive Entwicklung zu verzeichnen haben werden.<br />

Das integrierte Verkehrskonzept ist 2002 entstanden. Herr Faber, damals waren Sie,<br />

soweit ich weiß, Mitarbeiter einer Fraktion dieses Landtages. Ich halte seine Fortschreibung<br />

<strong>für</strong> sinnvoll. Denn nach der umfangreichen Diskussion zum Landesnahverkehrsplan<br />

<strong>und</strong> zur weiteren Ausgestaltung vor Ort habe ich als Fachminister nach<br />

§ 3 des Gesetzes nun die Aufgabe, <strong>für</strong> eine ausreichende Verkehrsbedienung im<br />

SPNV zu sorgen. Der Vorschlag liegt vor. Es ist auch keine Abbestellorgie. Wir sind<br />

immer noch bei 35,8 Millionen Zugkilometern. Das liegt noch deutlich über dem<br />

Stand von 2011 <strong>und</strong> ist deshalb auch ein gutes Angebot <strong>für</strong> die Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürger. Der SPNV bleibt die gr<strong>und</strong>legende Erschließung. Ob er durch landesbedeutsame<br />

Buslinien ersetzt werden kann, ist eine Frage, die sich eventuell auch in der<br />

Prignitz stellt. Aber das muss dann natürlich in den entsprechenden Gutachten <strong>und</strong> in<br />

Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverb<strong>und</strong> analysiert werden.<br />

Haltepunkte sind ausdrücklich enthalten, <strong>und</strong> das halte ich auch <strong>für</strong> richtig. Neue Haltepunkte<br />

werden einer Einzelfallprüfung unterzogen. Es gibt eine Ausnahme. Dazu<br />

stehe ich. Das ist Potsdam Pirschheide (oben). Diese Ausnahme halte ich <strong>für</strong> richtig,<br />

einmal wegen der Verbindung in Richtung Flughafen, aber auch wegen der Anbindung<br />

nach Jüterbog <strong>und</strong> Treuenbrietzen. Wenn man dann auch die Brücke bei der<br />

Wetzlarer Bahn realisiert, halte ich das <strong>für</strong> sehr sinnvoll. Deshalb steht es mit Priorität<br />

im Landesnahverkehrsplan. Genshagener Heide, Mahlow <strong>und</strong> auch Birkenwerder<br />

sind vom Landrat von Oberhavel ins Gespräch gebracht worden. Dazu muss man<br />

eine Einzelfallprüfung machen, weil das alles auch mit Kosten verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Die Strecke von Ges<strong>und</strong>brunnen nach Spandau müsste Berlin bestellen <strong>und</strong> bezahlen.<br />

Berlin macht das nicht. Das bedauere ich außerordentlich. Damit das hier nicht<br />

stehen bleibt: Es gibt eine Ausnahme: Ich bestelle auch weiterhin Einzelzüge Richtung<br />

Ges<strong>und</strong>brunnen von der Heidekrautbahn. Das will ich auch als Signal verstanden<br />

wissen, weil ich diese Einbindung Richtung Ges<strong>und</strong>brunnen, was die Heidekrautbahn<br />

betrifft <strong>und</strong> was den Prignitz-Express betrifft, <strong>für</strong> richtig halte.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 43<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Zu den Visionen. Ich halte die Vertaktung, die mit dem Zielnetz 2016 vorgeschlagen<br />

ist, durchaus <strong>für</strong> visionär. Mit dem Beteiligungsverfahren zum Landesnahverkehrsplan<br />

bin ich über das hinausgegangen, was mir der Gesetzgeber vorschreibt. Von mir<br />

wird vorgeschlagen werden, das ÖPNV-Gesetz im Jahr 2014 zu novellieren. Es<br />

hängt ja mit dem Personenbeförderungsgesetz zusammen, das jetzt eine hohe Hürde<br />

bezüglich der Barrierefreiheit gesetzt hat. Das halte ich im Übrigen <strong>für</strong> richtig.<br />

Aber dann muss man sich auch Gedanken darüber machen, wie man das innerhalb<br />

von neun Jahren umsetzen kann.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der neuen Fernbuslinien auf Strecken über 50 km entsteht eine neue Situation.<br />

Diese konnte bislang noch gar nicht berücksichtigt werden. Aber sie wird mit<br />

Sicherheit beim BER, aber auch bei anderen Relationen eine Rolle spielen.<br />

Zu Hamburg <strong>und</strong> Dresden. Wir müssen jetzt natürlich aufpassen. Wenn wir auch<br />

noch einen RE von Berlin über Wittenberge nach Hamburg fahren lassen, was sich ja<br />

einige Wittenberger vorstellen, weil sie sich dem Hamburger Raum zugehörig fühlen,<br />

dann muss man fragen, wie wir dann wieder zum Artikel 87 e GG kommen, was den<br />

Fernverkehr betrifft. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass sich die Bahn aus dem<br />

Fernverkehr zurückzieht bzw. den Halt in Wittenberge sofort infrage stellt. Wenn wir<br />

das als Länder machen, ist das eine logische Folge. Das ist <strong>für</strong> alle Länder ein Problem.<br />

Die gute Verknüpfung über Ländergrenzen hinweg ist richtig, hat aber schon in<br />

den vergangenen Jahren da<strong>für</strong> gesorgt, dass sich der B<strong>und</strong> zum Teil aus dem Fernverkehr<br />

zurückgezogen hat. Der RE 2, Herr Genilke, ist mit Mecklenburg-<br />

Vorpommern abgestimmt. Die Ausschreibung ist jetzt erfolgt. Mecklenburg-<br />

Vorpommern hat ausdrücklich Wert darauf gelegt, die Landeshauptstadt Schwerin<br />

direkt an Berlin anzubinden <strong>und</strong> die Relation über Schwerin dann Richtung Hamburg<br />

fortzuführen, <strong>und</strong> sich nicht <strong>für</strong> den direkten Weg über Wittenberge ausgesprochen.<br />

Insofern ist das alles ganz eng mit den Nachbarb<strong>und</strong>esländern abgestimmt, die den<br />

Nahverkehrsplan kennen <strong>und</strong> Zustimmung signalisiert haben, was die länderübergreifenden<br />

Linien betrifft. Ich hoffe, dass wir das dann mit dem Verkehrsverb<strong>und</strong> entsprechend<br />

weiterentwickeln.<br />

Ich denke, ich habe jetzt die Dinge beantwortet, die mich betrafen.<br />

Herr Franz (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />

Ich möchte die Punkte aufgreifen, die noch offen sind, <strong>und</strong> zunächst noch einmal auf<br />

das Thema Fahrkartenverkauf eingehen. Wir freuen uns über jeden, der bereit ist,<br />

ÖPNV-Fahrkarten zu verkaufen. Natürlich haben wir auch einige sehr gute Beispiele.<br />

Es gibt die Initiativen in Beelitz, die den Bahnhof wiederbelebt haben. Dort<br />

werden auch Fahrkarten verkauft. Selbstverständlich können auch die kommunalen<br />

Unternehmen die Verb<strong>und</strong>fahrausweise <strong>für</strong> alle Relationen verkaufen. Da gibt es das<br />

w<strong>und</strong>erbare Beispiel Prenzlau, wo der Umsatz sehr hoch ist. Dort hat das örtliche<br />

Verkehrsunternehmen eine Verkaufsstelle mit persönlicher Bedienung im Bahnhof,<br />

die sehr gute Öffnungszeiten hat <strong>und</strong> sehr viel verkauft. Das hat seine Vorteile. Wir<br />

würden uns freuen, wenn noch viele Verkaufsstellen neu eröffnet würden, in denen<br />

Menschen sind, die auch Auskunft geben können. Das ist eine tolle Sache. Trotzdem<br />

braucht man eben die Automaten.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 44<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

In dem Fall, dass der Bahnhof noch geschlossen <strong>und</strong> der Automat im Bahnhof ist<br />

was eigentlich nicht sein sollte , kann der Fahrgast die Fahrkarte selbstverständlich<br />

ohne Aufschlag im Zug kaufen. Das ist geltendes Recht <strong>und</strong> ist auch kein Problem.<br />

Herr Groß, wir haben tatsächlich auch die Bürgerinitiativen <strong>und</strong> die Fahrgastverbände<br />

eingeladen. Sie waren da, <strong>und</strong> sie haben auch mitdiskutiert. Man kann natürlich<br />

immer sagen, es hätte noch mehr geben müssen, aber es hat umfangreiche Diskussionen<br />

dazu gegeben. Es ist extra ein Beirat <strong>für</strong> den Schienennahverkehr in Berlin<br />

<strong>und</strong> Brandenburg eingerichtet. Auf der letzten Beiratssitzung war auch der Landesnahverkehrsplan<br />

ein eigener Tagesordnungspunkt, <strong>und</strong> es ist umfassend <strong>und</strong> lange<br />

mit den Fahrgastverbänden über alle Aspekte diskutiert worden. Das ist wirklich geschehen.<br />

Nun zu der Frage, wann man Tangentialverbindungen einrichten muss. Der Gedanke<br />

setzt immer dann ein, wenn erkennbar wird, dass sich strukturell etwas ändert. Von<br />

dem Zeitpunkt an, zu dem damals klar war, dass der Flughafen nicht nach Sperenberg,<br />

sondern nach Schönefeld kommt, haben wir Überlegungen angestellt <strong>und</strong> Konzepte<br />

entwickelt, wie wir Schönefeld anders anbinden können. Auch die Viadrina ist<br />

ein gutes Beispiel. Nachdem die neue Universität gegründet war, hat sich ein Kontakt<br />

zwischen Slubice <strong>und</strong> Frankfurt entwickelt, der zunehmend intensiver wurde. Von<br />

dem Zeitpunkt an haben wir überlegt, wie wir den Verkehr verbessern können, <strong>und</strong><br />

haben den Teil von Slubice gedanklich in den VBB-Tarif integriert. Dort gilt mittlerweile<br />

auch der VBB-Tarif. Ab dem Fahrplanwechsel wird es endlich eine Buslinie von<br />

Frankfurt nach Slubice geben, die diesen Verkehr abdeckt.<br />

Immer dann, wenn sich strukturell etwas ändert, fangen also die Überlegungen an.<br />

Wir schauen uns die Verkehrskorridore an <strong>und</strong> beachten sehr wohl die Potenziale,<br />

die vorhanden sind. Diese werden bei allen diesen Entwicklungen immer eingeschätzt.<br />

Man muss allerdings bei jeder Betrachtung bedenken: Am Ende brauchen<br />

wir jemanden, der <strong>für</strong> die Veranstaltung bezahlt. Es ist nicht sinnvoll, ein Konzept zu<br />

entwickeln, wenn der Landkreis als Aufgabenträger, sagt: Es gibt keinen einzigen<br />

Euro da<strong>für</strong>. Wir müssen bei der Verknüpfung von Bus <strong>und</strong> Bahn immer, in allen Verkehrskorridoren,<br />

auch den örtlichen Aufgabenträger dabei haben, der willig ist, dann<br />

auch ein Konzept umzusetzen.<br />

Im Raum Teltow ist letztes Jahr ein großes Verbesserungskonzept umgesetzt worden,<br />

an dem sich der Landkreis finanziell beteiligt hat. Das ist, wie gesagt, immer<br />

notwendig. Das beginnt, wenn erkennbar wird: Da ändert sich etwas. Für den Verdichtungsraum<br />

von Brandenburg an der Landesgrenze zu Berlin gilt, dass die örtliche<br />

Politik in vielen Fällen noch nicht realisiert hat, dass das Wachstum an Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> an Arbeitsplätzen auch Folgen <strong>für</strong> die ÖPNV-Anbindung haben muss. Es ist<br />

noch nicht in den Köpfen, dass man dann auch ein Stück weit mehr Verantwortung<br />

übernehmen muss. Zumeist grenzt ein kleiner Teil der Landkreise an Berlin an, <strong>und</strong><br />

dann kommt das ist jetzt nicht abwertend gemeint ein sehr großes Hinterland. Deshalb<br />

ist es oft schwierig, eine Mehrheit zu organisieren, die <strong>für</strong> die höheren Ausgaben<br />

<strong>für</strong> den Nahverkehr in dem Verdichtungsraum plädiert, damit die finanziellen Mittel<br />

auch zur Verfügung gestellt werden. Dies ist ein politisch-strukturelles Problem, das<br />

im Moment nicht in Gänze gelöst ist.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 45<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Es gibt viele Pläne, die Anbindung des Schienenverkehrs durch den Bus zu verbessern.<br />

Teilweise ist nur jede zweite Schienenverbindung mit dem Bus angeb<strong>und</strong>en,<br />

was <strong>für</strong> den Fahrgast natürlich immer schlecht ist; er muss wissen, welche verknüpft<br />

ist, <strong>und</strong> welche nicht. Richtig wäre es, wenn alle verknüpft wären. Aber dann muss<br />

der örtliche Aufgabenträger bereit sein, diesen Busverkehr auch zu bestellen. Das ist<br />

das Problem.<br />

Es besteht kein planungsrechtliches Problem. Die entsprechenden Pläne zu machen,<br />

ist kein Thema. Wir haben alle erforderlichen Daten. Wir haben die Zahlen. Wir haben<br />

die Fachleute, die das machen können. Vielmehr muss man bereit sein, das,<br />

was gefordert ist, auch zu bestellen.<br />

Welche Linien in den nächsten Jahren vielleicht abbestellt werden, können wir jetzt<br />

schon aus dem Plan ersehen. Ich denke, das alles Entscheidende wird sein, ob der<br />

B<strong>und</strong> bereit ist, in diesen Größenordnungen auch mit Wachstumsraten Regionalisierungsmittel<br />

bereitzustellen. Insoweit ist natürlich an alle zu appellieren, Einfluss auf<br />

die Regierungsfraktionen zu nehmen, dass die Regionalisierungsmittel entsprechend<br />

erhalten werden. Herr Genilke, wir müssen gemeinsam erreichen, dass die Regionalisierungsmittel<br />

nicht gekürzt werden, dass sie weiterhin fließen.<br />

Für alle Ostländer ist es ganz wichtig, dass die Verteilung so bleibt, wie sie ist. Es<br />

gibt durchaus gegenläufige Bestrebungen in den Westländern, die sagen, im Verhältnis<br />

zu den Einwohnern, bekämen die Ostländer zu viel. Wir bekommen in der Tat,<br />

wenn ich es auf die Einwohner beziehe, in Brandenburg einen deutlich höheren Anteil<br />

als Nordrhein-Westfalen. Wir haben aber auch eine viel größere Fläche im Verhältnis<br />

zur Einwohnerzahl zu bedienen. Deshalb meinen wir, die Aufteilung ist gerecht.<br />

Sie ist aber nicht festgeschrieben. Das heißt, wir müssen in beide Richtungen<br />

kämpfen: dass die Höhe der Mittel bleibt, dass die Verteilung bleibt <strong>und</strong> dass eine<br />

Dynamisierung vorgesehen wird.<br />

Herr Jungclaus hat die ganz wichtige Frage der <strong>Infrastruktur</strong> angesprochen. Ich beschäftige<br />

mich seit Jahrzehnten mit diesem Thema. Aus meiner Sicht ist es ein Geburtsfehler<br />

der Bahnreform, dass man versäumt hat, zwischen dem wirklichen Betrieb<br />

<strong>und</strong> der <strong>Infrastruktur</strong> zu unterscheiden. Denn die <strong>Infrastruktur</strong> ist ein echt natürliches<br />

Monopol. Da<strong>für</strong> kann man keinen Wettbewerb organisieren. Wir können nicht<br />

neben die vorhandenen Schienen noch einmal Schienen legen. Weil das getrennt<br />

betrachtet werden muss, ist es nicht sinnvoll, es von einem Unternehmen bewirtschaften<br />

zu lassen. Das ist der Gr<strong>und</strong>fehler beim Thema <strong>Infrastruktur</strong>.<br />

Der öffentliche Schienenregionalverkehr zieht bei der Frage, wo an der <strong>Infrastruktur</strong><br />

etwas verbessert wird, in der Regel den Kürzeren; weil die Gewinnmöglichkeiten des<br />

Konzerns DB in anderen Bereichen höher sind, weil er dort direkt Gewinne er-zielen<br />

kann, wenn sich die <strong>Infrastruktur</strong> verbessert. Beim SPNV besteht immer noch die<br />

Hürde des Wettbewerbs, <strong>und</strong> die Bahn hat als Konzern das Risiko, dass sie auch<br />

Leistungen verliert. Es ist ja vom Gesetzgeber gewollt, dass Wettbewerb organisiert<br />

wird. Deshalb ist es ein Strukturproblem, dass die <strong>Infrastruktur</strong> nicht von dem Betrieb<br />

getrennt ist.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 46<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

In Brandenburg haben wir an vielen Stellen ganz große Probleme, weil wir eben den<br />

Kürzeren ziehen, weil andere Dinge wichtiger sind. Somit wird die Elektrifizierungslücke<br />

nicht geschlossen, obwohl sie relativ günstig zu finanzieren ist, <strong>und</strong> die zur Verfügung<br />

stehenden Investitionsmittel werden in andere Kanäle gelenkt. Das ist aus<br />

Konzernsicht richtig. Ich mache den Lenkern der DB im Konzern überhaupt keinen<br />

Vorwurf; denn die müssen ihr Konzernergebnis im Vordergr<strong>und</strong> sehen. Aber aus Gesichtspunkten<br />

der <strong>Infrastruktur</strong>, aus regionalpolitischen Gesichtspunkten, aus Entwicklungsgesichtspunkten<br />

<strong>für</strong> das ganze Land um, wie es im Gr<strong>und</strong>gesetz steht, die<br />

Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse zu sichern ist das natürlich tödlich. An diesem<br />

Punkt müssen wir etwas ändern. Das ist das Allerwichtigste.<br />

Wir hatten in einer Reihe von B<strong>und</strong>esländern, dort, wo die <strong>Infrastruktur</strong> nur vom regionalen<br />

Schienenverkehr genutzt wird, probiert, diese <strong>Infrastruktur</strong> zu regionalisieren.<br />

In der regionalisierten <strong>Infrastruktur</strong> das ergeben alle Untersuchungen, könnte man <strong>für</strong><br />

das Geld, das man aufwendet, wesentlich mehr machen; man könnte die <strong>Infrastruktur</strong><br />

in einem wesentlich besseren Zustand halten. Das ist wirklich unstrittig. Aber die<br />

Bahn ist nicht bereit, einen Meter von ihrem bisherigen Weg abzugehen, weil das<br />

natürlich in der Bilanz steht, <strong>und</strong> weil das <strong>für</strong> den Konzern eine Möglichkeit ist, Kredite<br />

mit einer sehr guten Bewertung, mit niedrigen Zinsen, aufzunehmen. Weil das <strong>für</strong><br />

die Bahn als Konzern vorteilhafter ist, wird sie diese Vermögensbestände freiwillig<br />

niemals abgeben. Das ist die Problematik, vor der wir stehen. Politisch müssen wir<br />

das Problem lösen, dass die Steigerungsraten bei den Kosten der <strong>Infrastruktur</strong> nicht<br />

höher werden dürfen als die der Regionalisierung. Ansonsten geht die Schere immer<br />

weiter auseinander, <strong>und</strong> am Ende können wir nur noch die <strong>Infrastruktur</strong> bezahlen,<br />

können aber keinen Verkehr mehr bestellen, der dann auf der <strong>Infrastruktur</strong> läuft.<br />

Herr Prof. Dr. Conraths (Bürgerinitiative <strong>für</strong> Regionalbahnerhalt):<br />

Ich wurde von Herrn Jungclaus nach Zahlendifferenzen gefragt. Lassen Sie mich,<br />

auch wenn ich vorhin gesagt habe, vielleicht müssten wir die Diskussion nicht im Detail<br />

führen Herr Beyer hatte ja in eine ähnliche Richtung argumentiert, Folgendes sagen:<br />

Ich denke, dass es wirklich nicht unsere Aufgabe als Bürgerinitiative ist, solche<br />

Zahlen im Detail zu erheben. Das kann der VBB vermutlich viel besser als wir. Oder<br />

er sollte es zumindest können. Aber, Herr Franz, die Zahlen, die präsentiert werden,<br />

müssen nachvollziehbar <strong>und</strong> transparent sein. Das war in diesem Fall das Hauptproblem.<br />

Der VBB ist dabei mit meiner Person an jemanden geraten, der einen gewissen<br />

Hintergr<strong>und</strong> hat. Ich leite ein Institut <strong>für</strong> Epidemiologie. Ich habe viel mit Statistik<br />

zu tun. Ich habe versucht, mir das statistische Modell erklären zu lassen. Man<br />

konnte es mir nicht erklären <strong>und</strong> musste danach sogar eingestehen, dass die Zahlen,<br />

die man hatte, nicht mit der angeforderten Präzision vorlagen. Das Petitum lautet<br />

auch im Sinne einer kompetenten Beteiligung von Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern, dass<br />

solche Zahlen nachvollziehbar <strong>und</strong> transparent sein müssen.<br />

Weil ich aber konkret danach gefragt worden bin <strong>und</strong> weil ich denke, dass regional<br />

erhobene Zahlen auch noch einmal einen Input bringen können, wenn wir die Einbeziehung<br />

von Menschen vor Ort realisieren, nenne ich jetzt einige Zahlen dazu.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 47<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Die Stadt Kyritz hat ermitteln lassen, wie viele Fahrgäste pro Tag ihren Bahnhof benutzen<br />

<strong>und</strong> ist auf eine Zahl von 420 gekommen. Das liegt wahrscheinlich etwas unter<br />

der Zahl, von der Sie sagen, hier sei der Cut, ab dem sich eine Linie lohnt. Insofern<br />

wäre zu fragen, wie es denn mit den Potenzialen aussieht, was sich da noch<br />

machen lässt. Interessant ist aber, dass die Zahl der Menschen, die morgens in die<br />

Stadt Kyritz reisten, um dort zu arbeiten, höher war als die der Auspendler. An dieser<br />

Stelle sind wir wieder bei einem Problem; denn der nächstgelegene Punkt, der die<br />

Anknüpfung Richtung Berlin gewährleistet, ist <strong>für</strong> die Menschen optimiert, die in Richtung<br />

Berlin reisen. An den Stellen müssen wir, glaube ich, sehr viel genauer hinschauen,<br />

was möglich ist. Das ist zum Teil von den Verkehrsmitteln unabhängig.<br />

Ich habe vorhin schon gesagt <strong>und</strong> ich möchte noch einmal wiederholen, dass wir,<br />

wenn wir über solche Zahlen reden, diese eigentlich in Bezug zur Bevölkerungsdichte<br />

setzen müssen, die zugegebenermaßen hier in Potsdam größer ist als bei uns in<br />

Kyritz.<br />

An der Stelle, wenn wir über Potenziale reden, noch eine Zahl zu den Fahrkartenverkäufen<br />

ich bin übrigens gar nicht gegen die Automaten; ich kaufe die meisten Fahrkarten<br />

im Internet: Die Umsätze aus den Fahrausweisverkäufen der beiden Fahrkartenausgaben<br />

in Pritzwalk <strong>und</strong> Kyritz liegen nach den Zahlen, die uns vorliegen, im<br />

Bereich von 500 000 Euro pro Jahr. Das zeigt, dass dort durchaus ein Potenzial vorhanden<br />

ist, sodass wir einfach schauen müssen, wie das genutzt werden kann.<br />

Nun zu Ihrer Frage, Frau Wehlan, nach einer Öffnungsklausel im Hinblick auf regionale<br />

Konzepte, die erst erarbeitet werden müssen. Die Bürgerinitiative würde es natürlich<br />

im Hinblick auf die Diskussionen, die wir zum Prignitz-Konzept führen müssen,<br />

sehr begrüßen, wenn es eine solche Öffnungsklausel geben könnte. Dies würde dazu<br />

führen, dass es keine Denkverbote gibt. Es kann ja sein, dass das Ergebnis am<br />

Ende lauten wird: Schienengeb<strong>und</strong>ener Nahverkehr ist nicht möglich. Aber wir sollten<br />

nicht von vornherein sagen, darüber brauchten wir erst gar nicht nachzudenken, weil<br />

das in unserem Landesnahverkehrsplan so steht.<br />

Abschließend noch etwas zu den Regionalkonferenzen. Herr Franz, ich muss sagen,<br />

dass wir als Bürgerinitiative zu den Regionalkonferenzen, die es in unserem Bereich<br />

gegeben hat, nicht eingeladen waren. Wir sind als Bürgerinitiative zwar erst im Juni<br />

gegründet worden, aber auch vorher sind wir als Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger, die sich in<br />

dem Bereich engagiert haben, nicht beteiligt worden. Aber selbstverständlich hatten<br />

die Kommunen die Möglichkeit, an diesen Regionalkonferenzen teilzunehmen.<br />

Herr Kropp (DB Regio AG):<br />

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Herrn Jungclaus noch auf seine beiden Fragen<br />

zu antworten.<br />

Einmal hat er nach der Potenzialgröße von 500 Fahrgästen gefragt <strong>und</strong> sich erk<strong>und</strong>igt,<br />

ob das auch in anderen Regionen ein Diskussionsthema ist. Das ist auch in anderen<br />

Regionen sehr wohl ein großes Thema. Allerdings besteht ein deutliches Nord-<br />

Süd-Gefälle.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 48<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Wir in Brandenburg befinden uns immer auf einer Diskussionsebene mit Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>und</strong> unseren Kollegen in Nordniedersachsen <strong>und</strong> Schleswig-<br />

Holstein, wo 500 Fahrgäste pro Tag das angestrebte Ziel sind <strong>und</strong> wo man auch davon<br />

ausgeht, dass dies die Zahl ist, bei der die Wirtschaftlichkeit einer Strecke gegeben<br />

ist. Bei unseren Kollegen in den südlichen Ländern <strong>und</strong> in den Ballungsräumen<br />

NRW, Baden-Württemberg, Bayern, aber auch schon Sachsen sind es schon 1 000<br />

Fahrgäste, <strong>und</strong> die Zahl wird immer größer. Diese Länder haben natürlich ein vollkommen<br />

anderes Interesse hinsichtlich der Nutzung des SPNV, weil dort eine viel<br />

größere Nutzung zur täglichen Fahrt in die Ballungsräume gegeben ist. Bei uns im<br />

Flächenland zieht einerseits der Ballungsraum Berlin die Nachfrage an, zweitens haben<br />

wir den touristischen Verkehr, der wiederum aus dem Ballungsraum Berlin in die<br />

Region geht; aber im Land Brandenburg selber ist die Nachfrage relativ gering. In<br />

den Südländern mit mehreren Ballungsräumen <strong>und</strong> einer viel höheren Siedlungsdichte<br />

ist die Nachfrage insgesamt viel größer, sodass 1 000 Fahrgäste pro Tag in der<br />

Regel überhaupt kein Problem sind, wohingegen wir um 500 Fahrgäste kämpfen.<br />

Die zweite Frage zielte auf eine Optimierung der Anforderungen von Berlin <strong>und</strong><br />

Brandenburg. Ich denke, es besteht Einvernehmen, dass die Verkehrsform Berlin-<br />

Brandenburg als eine Einheit zu sehen ist. Die Probleme liegen im Detail. Ich möchte<br />

es noch einmal an einer Größe, die wir sehr häufig diskutieren, festmachen. Das ist<br />

der RE-Halt in Berlin. Hierzu bestehen in den einzelnen Ländern vollkommen konträre<br />

Ansichten. Brandenburg sagt natürlich: Wir wollen, dass der Brandenburger<br />

schnell in Berlin ist, dass er schnell im Zentrum Berlins ist, um dann kurze Wege zu<br />

seiner Arbeitsstätte oder zur Behörde zu haben. Berlin sagt: Wenn der Regionalexpress<br />

schon in Berlin fährt, dann soll er aber auch an jeder Station in Berlin halten,<br />

was sich natürlich nicht mit einer angemessenen Reisezeit verträgt. Damit würde die<br />

Reisezeit automatisch verlängert, <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Brandenburger würde es damit wieder<br />

unattraktiver, diesen Regionalexpress zu nutzen. Diese unterschiedlichen Auffassungen<br />

zum SPNV, die aus einem natürlichen Bedürfnis heraus entstehen, muss man<br />

letztlich zusammenbringen. Dazu gab es in der Vergangenheit gute Kompromisse,<br />

<strong>und</strong> es gab schlechte Kompromisse. Das letzte Beispiel, das wir diskutiert haben,<br />

war der Regionalexpress-Halt in Berlin-Charlottenburg. Man kann vortrefflich streiten,<br />

ob er notwendig ist, wenn zwei S-Bahn-Stationen weiter der Zoologische Garten der<br />

nächste Halt ist. Das ist ein Beispiel <strong>für</strong> die Diskussion, die ich meinte, bei der man<br />

einfach im Interesse des SPNV in der Region einen Kompromiss finden muss. Wir<br />

wollen gemeinsam möglichst viele Fahrgäste im SPNV haben, <strong>und</strong> hierin müssen die<br />

Länder eben ihr gemeinsames Interesse finden.<br />

Herr Weis (MGW Beratungsgesellschaft mbH):<br />

Herr Genilke, Sie hatten die Frage nach dem Geschäftsmodell gestellt. „Geschäftsmodell“<br />

heißt ja, dass die Arbeitsverteilung zwischen jenen, die gemeinsam die Leistung<br />

im Schienenverkehr erbringen, infrage gestellt wird. Das heißt aber auch, dass<br />

unter anderem auch die Risikoverteilung infrage gestellt wird. Was bedeutet das?<br />

Herr Franz hat ein schönes Beispiel genannt, als er noch einmal das Thema der Regionalisierung<br />

des Netzes angesprochen hat, was ich im Übrigen sehr begrüße.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 49<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Denn in der Region hat man ganz andere Anforderungen an die Netzinfrastruktur <strong>und</strong><br />

ganz andere Möglichkeiten, diese Dinge zu bearbeiten, als wenn man über ganz<br />

Deutschland hinweg darauf schaut <strong>und</strong> diese Dinge dann aus dieser Perspektive<br />

einheitlich regelt.<br />

Dass eine regionale Sichtweise an manchen Stellen durchaus zielführend ist, zeigen<br />

verschiedene Beispiele, unter anderem in Sachsen; das zeigt aber auch der Versuch,<br />

den man in der Prignitz gemacht hat. An diesem zweiten Beispiel, kann man sehen,<br />

dass es Vor- <strong>und</strong> Nachteile gibt. Das zeigt auch, dass die Risikoverteilung in einem<br />

zweiten Schritt eine große Rolle spielt; denn natürlich gewinnt so etwas an Charme,<br />

wenn auch der regionale Partner einen Teil des Risikos trägt. Wenn wir von Parallelverkehren<br />

hören, die ein anderer Aufgabenträger an der Stelle auch mit Staatsgeld<br />

bezahlt, dann hat das natürlich auch etwas damit zu tun, dass das aus zwei verschiedenen<br />

Kassen kommt <strong>und</strong> man also in der Box bleibt <strong>und</strong> diese Dinge an der<br />

Stelle nicht infrage stellt.<br />

Ein drittes Beispiel ist die Diskussion, die hier unter dem Motto Bus versus Schienenverkehr<br />

geführt wurde. Sie haben dankenswerterweise das Beispiel der Reisenden<br />

genannt, die aus Cottbus in Richtung Flughafen fahren wollen, <strong>und</strong> haben dabei den<br />

Umsteigepunkt in Königs Wusterhausen ins Spiel gebracht.<br />

Ich schaue auf mich selber. Wenn ich in den Urlaub fahre, Gepäck dabei habe <strong>und</strong> in<br />

Königs Wusterhausen umsteigen soll, dann werde ich das eher nicht machen. So<br />

werden sich viele Fahrgäste entscheiden. Wenn ich aber ein wenig aus der Box herausschaue,<br />

dann sehe ich, dass es durchaus interessante Alternativen gibt, nämlich<br />

Flughafen-Zubringerbusse, die das bei dem Aufkommen aus Cottbus mit Sicherheit<br />

auch werden erledigen können, <strong>und</strong> dies ohne dass die Reisenden umsteigen müssen.<br />

Die landesbedeutsamen Buslinien, über die sich Herr Faber mit anderen ausgetauscht<br />

hat, sind ein anderes Beispiel. Viele dieser Fragen sind natürlich zu bedenken,<br />

<strong>und</strong> es ist auch zu fragen, wer letztendlich das Risiko trägt <strong>und</strong> wer den Ertrag<br />

hat. Das Ganze macht man aus meiner Sicht am besten lokal; denn da wird am<br />

Schluss das Modell zur Anwendung gebracht. Ich werbe da<strong>für</strong>, das auszuprobieren.<br />

Frau Wehlan, das Beispiel aus Südbrandenburg, das Sie kurz angesprochen haben,<br />

ist ein sehr gutes Beispiel. Denn wie sagt man so schön? Die Bedürfnisse sind halt<br />

im Südraum andere als im Speckgürtel. Das, denke ich, ist auch beiden Seiten bewusst.<br />

Herr Bona (Berlin-Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband):<br />

Ich möchte noch drei kurze Anmerkungen zu einigen Fragen machen.<br />

Erstens zur Bürgerbeteiligung. Die Regionalkonferenzen sind eine sehr gute Sache.<br />

Allerdings gab es im Mai keine Internetverbindung in Uckermark-Barnim, <strong>und</strong> deshalb<br />

konnten dort die Eckpunkte auch nicht vorgestellt werden. Aber ich denke, mit<br />

dem heutigen Dialogverfahren wird ein neuer Weg beschritten.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 50<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Zu den Fahrgastzahlen. Zwar sind Klassen <strong>für</strong> die Analyse vorhanden, aber Klassen<br />

<strong>für</strong> die Prognose fehlen ebenso wie eine integrierte Verkehrsnetzberechnung völlig.<br />

Ich kann mir nicht vorstellen, wie man da einen Landesnahverkehrsplan aufstellen<br />

kann. Von meinen Kollegen wurde das auch kritisiert. Erst muss das Gesamtnetz klar<br />

sein <strong>und</strong> die Gesamtberechnung muss vorliegen, <strong>und</strong> dann kann man das in einzelne<br />

Segmente <strong>und</strong> Regionen aufteilen.<br />

Nun zum Verhältnis von der Gleichstrom-S-Bahn zur Regionalbahn. Hierüber wird<br />

sehr viel ideologisch diskutiert. Mancher Bürgermeister zum Beispiel der Bürgermeister<br />

von Velten möchte die S-Bahn, weil er sich von ihr einen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung verspricht. Wir finden es gut, dass das Land hierzu eine klare Position<br />

bezogen hat. Dem Fahrgast ist es egal, ob der Strom von der Seite, aus der Gleichstromschiene<br />

oder aus der Oberleitung kommt. Wir wollen stabile Verbindungen, <strong>und</strong><br />

da ist manchmal die Regionalbahn mit Toilette <strong>und</strong> Klimaanlage besser als die<br />

Gleichstrom-S-Bahn. Im Klartext: Die Strecke Spandau - Falkensee sehen wir sehr<br />

kritisch, was die S-Bahn-Verlängerung angeht. Hier sind der 20-Minuten-Takt <strong>und</strong><br />

das dritte Gleis <strong>für</strong> Fern- <strong>und</strong> Regionalverkehr bestimmt besser. Bei der Strecke<br />

Hennigsdorf - Velten ist bestimmt eher der Regionalverkehr mit einer Direktverbindung<br />

zum Hauptbahnhof <strong>und</strong> zum Flughafen günstiger, auch <strong>für</strong> Velten. Die Verlängerung<br />

der Gleichstrom-S-Bahn sollte man sich dort sparen. Es gibt allerdings auch<br />

Wachstumsregionen im Verflechtungsraum, bei denen wir sagen: Hier müsste eine<br />

S-Bahn-Verdichtung möglich sein.<br />

Herr Franz war bei einem sehr gut besuchten ÖPNV-Bürgerforum, das von der LIN-<br />

KEN <strong>und</strong> von der SPD in Panketal organisiert worden war, anwesend. Dort hat er<br />

auch gesagt: Eine S-Bahn-Verdichtung in der Hauptverkehrszeit von Berlin-Buch<br />

über die Landesgrenze hinaus nach Bernau ist möglich, allerdings erst ab 2017. Wir<br />

haben im zweiten Bürgerforum nachgerechnet, dass man das schon mit einer einfachen<br />

Bahnsteigkante am ersten S-Bahnhof in Röntgental <strong>für</strong> eine Investition in Höhe<br />

von 1 bis 2 Millionen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die gleichen Betriebskosten machen kann. Denn die<br />

Züge stehen in Berlin-Buch herum, sodass man die Strecke verlängern kann. Wir<br />

<strong>und</strong> auch unsere Bürger in der Region erwarten eigentlich von einem Landesnahverkehrsplan,<br />

dass kleine, praktikable Schritte zur Verbesserung des ÖPNV in ihm enthalten<br />

sind.<br />

Als Letztes noch dies: Es ist gut, dass ein Perspektivnetz aufgezeigt wurde, auch<br />

wenn es nicht ausdrücklich vorgesehen ist. Aber der Zeithorizont würde uns schon<br />

noch interessieren. Reicht das bis 2017, 2020 oder 2025? Wir gehen als Berlin-<br />

Brandenburgischer Bahnk<strong>und</strong>enverband natürlich noch ein wenig visionärer in den<br />

Zeitraum bis 2030. Zur Kommunalstrukturreform liegt ja auch ein SPD-Programm<br />

vor. Wir möchten also gerne wissen: Welchen Zeithorizont besitzt das Perspektivnetz?


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 51<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Herr Mager (tjm-consulting mobilitätsmanagement):<br />

Ich finde es interessant, dass die Wahrnehmung, was die Bürgerbeteiligung anbetrifft,<br />

sehr unterschiedlich im Raum verteilt ist. Herr Minister Vogelsänger sagt: Ich<br />

habe meine Pflicht getan; mehr muss ich nach dem Gesetz nicht machen.<br />

(Minister Vogelsänger: Ich habe mehr getan, als das Gesetz vorschreibt!)<br />

- Gut. Aber von der Richtung aus definiert. Herr Franz hat volle Säle gehabt. Andere<br />

sagen: In den vollen Sälen haben wir uns nicht gesehen. Es gibt also unterschiedliche<br />

Wahrnehmungen, <strong>und</strong> es bestehen auch unterschiedliche Auffassungen darüber,<br />

was tatsächlich erforderlich ist. Ich denke, dass die heutige Zeit wirklich ein<br />

breiteres Programm erfordert, Gesetz hin oder her, <strong>und</strong> da muss man vielleicht auch<br />

einmal der Zeit voraus sein. Andere sind schon auf diesem Weg. Man kann es nur<br />

nahelegen.<br />

Man hat schon heute bei dem kleinen Spektrum der Teilnehmer auch aus der Politik<br />

selber gesehen, dass sehr viel Know-how vorhanden ist, das bislang noch nicht gehoben<br />

war. Nun können Sie das bis zum 6. Dezember schwerlich noch in den Landesnahverkehrsplan<br />

einbauen. Zurückzublicken bringt uns aber nicht weiter. Deshalb<br />

mein Appell, nach vorn zu blicken <strong>und</strong> zu fragen: Wie wollen wir das denn in Zukunft<br />

angehen? In Zukunft muss man es wirklich anders angehen, weil es ansonsten im<br />

Lande zur Unzufriedenheit hinsichtlich der Mobilitätswende kommt, die nach der<br />

Energiewende nun ebenfalls in Brandenburg vollzogen werden soll. Es kann nicht<br />

sein, dass gesagt wird, man habe die Leistung aufrechterhalten, wenn gleichzeitig<br />

gefragt werden muss, wo diese denn gefahren wird. Sie wird überwiegend auf den<br />

Hauptachsen gefahren, <strong>und</strong> wir bluten sozusagen am Rande aus. Wir haben gehört,<br />

was die Konsequenz ist. Ich glaube, es muss mehr miteinander gesprochen werden,<br />

als dies der Fall ist, wenn einer vorn sitzt <strong>und</strong> erzählt, <strong>und</strong> die anderen dürfen nicken.<br />

Ich habe das jetzt provokant gesagt; das gebe ich zu. Aber da muss mehr kommen,<br />

<strong>und</strong> da ist auch mehr möglich. Ich denke, eine moderne Landesverwaltung kann das<br />

auch mit Unterstützung von außen leisten. Ich kann nur an die Politik appellieren,<br />

diesbezüglich einen neuen Rahmen zu setzen, damit Brandenburg ähnlich wie früher<br />

bei der Finanzierungsfrage sagen kann: Wir haben die Nase vorn.<br />

Herr Seiffert (Verkehrsclub Deutschland):<br />

Ich möchte das unterstützen, was Herr Mager gesagt hat. Für mich waren diese Regionalversammlungen<br />

mehr Alibi-Veranstaltungen. Wenn man wirklich in einen Dialog<br />

eintreten will, muss man den Entwurf eines Landesnahverkehrsplans schon vorher<br />

haben. Ich denke, dass das Verkehrsministerium <strong>und</strong> der VBB dies zusammen<br />

auch leisten könnten. „Entwurf“ heißt ja nicht, dass alles schon fertig ist. Aber man<br />

kann darüber diskutieren. Ich selbst habe an drei Veranstaltungen teilgenommen. Sie<br />

waren wirklich unterschiedlich besucht. Dann kommt es auch noch darauf an, wann<br />

die Veranstaltungen stattfinden. Wenn sie am Vormittag beginnen, sind natürlich viele,<br />

die den ÖPNV nutzen, von vornherein ausgeschlossen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 52<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich möchte auch die Ausführungen bezüglich des B<strong>und</strong>es unterstützen. Das haben<br />

wir in unserer Stellungnahme auch angesprochen. Die Deutsche Bahn hat sich aus<br />

dem Fernverkehr herausgezogen, <strong>und</strong> jetzt ist es an den Länden, mit den Mitteln, die<br />

sie zur Verfügung gestellt bekommen, Ersatz zu schaffen, indem beispielsweise im<br />

Landkreis Barnim eine Strecke von Elsterwerda nach Strals<strong>und</strong> geführt werden was<br />

ja eigentlich eine Aufgabe des Fernverkehrs ist. Herr Franz hat die Bahnverbindung<br />

nach Breslau angesprochen. Sie ist ja auch Aufgabe des Fernverkehrs <strong>und</strong> keine<br />

Angelegenheit des Nahverkehrs.<br />

Ich denke, dass das im Landesnahverkehrsplan nicht deutlich genug wird <strong>und</strong> dass<br />

man im vorauseilenden Gehorsam verschiedene Dinge, die eigentlich von der Bahn<br />

<strong>und</strong> dem B<strong>und</strong> zu verantworten sind, ersetzt. Man muss in diesem Plan auch einmal<br />

ganz deutlich hervorheben, was uns hier im Lande Brandenburg hindert, einen guten<br />

Schienennahverkehr zu organisieren. Aus unserer Sicht kann man auch sagen, dass<br />

in dieser Hinsicht die Bahnreform gescheitert ist.<br />

Herr Franz (Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg GmbH):<br />

Ich habe vergessen, die Frage zu beantworten, wie man das optimieren kann.<br />

Jene, die den Einigungsvertrag ausgehandelt haben, waren sehr klug, dass sie <strong>für</strong><br />

die Länder Berlin <strong>und</strong> Brandenburg einen Verkehrsverb<strong>und</strong> festgelegt haben. Ich engagiere<br />

mich seit zehn Jahren im Vorstand der B<strong>und</strong>esaufgabenträger in Deutschland,<br />

in dem alle Aufgabenträger organisiert sind. Es gibt keine zwei Länder, bei denen<br />

die Abstimmung besser klappt als in Berlin-Brandenburg. Vielmehr sind sogar<br />

sehr viele ganz negative Fälle zu verzeichnen, bei denen innerhalb eines B<strong>und</strong>eslandes<br />

drei oder sechs Organisationen zuständig sind. Diese streiten sich bis aufs Messer,<br />

<strong>und</strong> da enden Züge an der jeweiligen Grenze des Zweckverbandes <strong>und</strong> werden<br />

nicht weitergeführt. Insofern ist es eine kluge Entscheidung gewesen das ist ja nicht<br />

mein Verdienst, hier einen Verkehrsverb<strong>und</strong> vorzusehen, der sich um diese Dinge<br />

kümmert. Es gibt immer unterschiedliche Interessen, auch zwischen den Ländern.<br />

Sonst würden die jeweiligen Regierungen ja auch nicht die Interessen ihrer Länder<br />

vertreten. Aber der Verkehrsverb<strong>und</strong> hat bisher immer eine einheitliche Regelung<br />

zustande gebracht, <strong>und</strong> die Eisenbahnverkehrsunternehmen haben immer eine Bestellung<br />

erhalten, die eine klare Regelung enthielt. Deshalb glaube ich, es funktioniert<br />

im Gr<strong>und</strong>e sehr gut <strong>und</strong> besser als irgendwo anders in Deutschland. Aber selbstverständlich<br />

kann man auch noch viel verbessern.<br />

Abgeordneter Genilke (CDU):<br />

Ich bin ein wenig erschrocken. Herr Franz hat vorhin berechtigterweise gesagt, wir<br />

müssten aufpassen, dass uns die Regionalisierungsmittel nicht wegbrechen, sowohl<br />

bezüglich des Verteilungsschlüssels als auch in der Höhe als auch hinsichtlich der<br />

Dynamisierung.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 53<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich habe ja großes Verständnis da<strong>für</strong>, wenn SPD <strong>und</strong> DIE LINKE eine Veranstaltung<br />

durchführen; aber ich kann nicht verstehen, dass angesichts aller Unwägbarkeiten,<br />

die offensichtlich <strong>für</strong> die Zukunft bestehen, bei einer solchen Veranstaltung <strong>für</strong> das<br />

Jahr 2017 schon einmal eine Verstärkung des S-Bahn-Verkehrs vorgesehen wird;<br />

denn das beinhaltet unter Umständen wieder die Diskussion darüber, wo Verkehre<br />

reduziert werden sollen. Ich habe es schon einmal gesagt, auch im Ausschuss: Ich<br />

will, dass der Ausschuss mitbeteiligt wird; denn es kann nicht sein, dass wir jedes<br />

Mal von beabsichtigten Taktverstärkungen mehr oder weniger aus der Presse oder<br />

aus dem Fernsehen erfahren. Das gehört schlichtweg in den Ausschuss; denn dort<br />

finden die Abwägungen statt, weil ja das Geld dann an anderer Stelle nicht eingesetzt<br />

werden könnte. Das kann alles sinnvoll sein. Das will ich gar nicht in Abrede<br />

stellen; aber ich will ein Auge darauf haben, was hier im Land zukünftig bestellt oder<br />

abbestellt wird. Wir müssen Leuten dort, wo wir Leistungen reduzieren müssen, in<br />

die Augen schauen, <strong>und</strong> dann will ich, bitte schön, auch an den Dingen beteiligt werden,<br />

die <strong>für</strong> die zukünftige Gestaltung des Schienenpersonennahverkehrs wichtig<br />

sind. Daher bitte ich darum, dass wir das in Zukunft anders händeln <strong>und</strong> dass nicht<br />

auf irgendwelchen Parteiveranstaltungen Dinge versprochen werden, die wir das will<br />

ich an der Stelle auch sagen unter Umständen gar nicht versprechen können. Damit<br />

machen wir uns unglaubwürdig, ganz gleich wer im Jahr 2017 regiert oder nicht regiert.<br />

Ich denke, das ist auch eine Frage der Fairness gegenüber dem Ausschuss,<br />

der letztlich <strong>für</strong> den Verkehr in diesem Land zuständig ist.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Herr Genilke, dazu haben wir vom Gr<strong>und</strong>satz her keine andere Auffassung. Das war<br />

ja auch durch einen Redebeitrag von Herrn Bona <strong>und</strong> durch eine Aussage, die Herr<br />

Franz getroffen hat, vermittelt.<br />

Herr Jungclaus hatte sich noch gemeldet. Bitte sehr.<br />

Abgeordneter Jungclaus (GRÜNE/B90):<br />

Ich hatte meinerseits eine zweite Frager<strong>und</strong>e angekündigt, diese hat sich allerdings<br />

bereits in weiten Teilen erledigt. Eine Frage ist allerdings noch offengeblieben.<br />

Ich finde es erstaunlich, wie viel fachlicher Input heute gegeben wurde, bis hin zu<br />

ganz dezidierten Vorstellungen darüber, wie man Takte <strong>und</strong> wie man Strecken konkretisieren<br />

<strong>und</strong> optimieren könnte. Viele haben gesagt, man müsse noch verbessern,<br />

man müsse die Beteiligung, die Mitsprache, optimieren. Nun wird dieser Landesnahverkehrsplan<br />

am 6. Dezember im Ausschuss vorgestellt, <strong>und</strong> dann ist das Benehmen<br />

hergestellt. Nichtsdestotrotz würde mich interessieren, welche konkreten Vorstellungen<br />

es gibt, das Ganze noch zu optimieren bzw. die Vorschläge in den nächsten<br />

Prozess einfließen zu lassen. Denn ich sehe das nicht nur im Hinblick auf die Beteiligung<br />

<strong>und</strong> darauf, dass man die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger mitnimmt das ist sicherlich<br />

auch wichtig, sondern ich finde, dass hier auch ein Riesenpotenzial besteht, das,<br />

wenn es nicht in einen echten Dialogprozess einfließt, ein Stück weit verloren geht.<br />

Insofern würde ich mich freuen, wenn der eine oder andere Wunsch durch einen<br />

konkreten Vorschlag auf den Punkt gebracht werden könnte.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 54<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Zudem möchte ich den Kollegen Genilke etwas beruhigen, was die Tatsache angeht,<br />

dass der Landesnahverkehrsplan nicht im Plenum diskutiert wird. Zumindest diskutiert<br />

wird er ja noch werden, <strong>und</strong> es gibt auch einen Antrag, über den noch nicht entschieden<br />

ist.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Dass die Optimierungsgedanken keinen Raum greifen, hat das heutige Fachgespräch<br />

nicht gezeigt. Ich konnte wahrnehmen, dass die Vorschläge von Herrn Bona<br />

eine sachliche Widerspiegelung gef<strong>und</strong>en haben. Ob sie immer auch auf Zustimmung<br />

stoßen, sei dahingestellt. Ich sehe jetzt eigentlich keine neue Frage; denn das<br />

Thema der Optimierung ist ja durch Herrn Bona schon recht akzentuiert in die Debatte<br />

eingebracht worden, <strong>und</strong> auf entsprechende Fragen ist bereits geantwortet worden.<br />

Diese Antworten mögen uns nicht gefallen. Ich sage einmal: Da gibt es viele<br />

andere Punkte, die an dieser Stelle sicherlich auch aufzuführen wären. Ich schlage<br />

vor, dass sich jetzt der Herr Minister auch zu dieser Frage noch einmal äußert. Weitere<br />

Wortmeldungen sehe ich nicht. Daher werde ich dieses Fachgespräch danach<br />

beenden.<br />

Minister Vogelsänger:<br />

Die Vorschläge von Herrn Bona sind hinlänglich bekannt <strong>und</strong> wurden auch geprüft.<br />

Das ist ja dargestellt.<br />

Noch einmal zu Herrn Mager: Die Verkehrswende findet in Berlin <strong>und</strong> in Brandenburg<br />

statt. Wir sind eine Region, in der viele Menschen den ÖPNV nutzen. Ich bin optimistisch,<br />

dass das so bleibt.<br />

Der Dialog kann gar nicht zu Ende sein. Es erfolgt ja jetzt die Untersetzung in den<br />

Landkreisen, bei den kommunalen Aufgabenträgern. Selbstverständlich werde ich<br />

mich <strong>und</strong> wird sich mein <strong>Ministerium</strong> in den Dialogprozess dort mit einbringen. Viele<br />

Dinge Zugangsstellen, Prignitz-Konzept usw. sind noch zu klären; aber das Gr<strong>und</strong>gerüst<br />

muss ich nun einmal vorgeben, weil die Landkreise natürlich auch Planungssicherheit<br />

brauchen.<br />

Herr Genilke, ich kann Ihnen eines deutlich sagen: Ich habe auf Parteiveranstaltungen<br />

nichts versprochen, was über den Landesnahverkehrsplan hinausgeht. Ich werde<br />

den Teufel tun, das zu machen. Denn das wird dann wieder in diesem Gremium<br />

hier diskutiert. Der Souverän ist der Landtag; er setzt den Haushaltsrahmen. An den<br />

vorgegebenen Haushaltsrahmen <strong>und</strong> an das, was das ÖPNV-Gesetz vorgibt habe<br />

ich mich zu halten.<br />

Herr Bona, was das Perspektivnetz angeht, antworte ich ganz locker <strong>und</strong> sage: Möglichst<br />

bald, weil ich ein Perspektivnetz <strong>für</strong> Berlin <strong>und</strong> <strong>für</strong> Brandenburg <strong>für</strong> gut halte.<br />

Allerdings werde ich Ihnen dazu keine Jahreszahl nennen können, weil noch vieles<br />

nicht nur mit dem B<strong>und</strong>, sondern auch mit Berlin <strong>und</strong> mit der Deutschen Bahn zu klären<br />

ist <strong>und</strong> die Investitionsmittel entsprechend bereitgestellt werden müssen.


Landtag Brandenburg P-AIL 5/43 S. 55<br />

Ausschuss <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> 27.11.2012<br />

43. (öffentliche Sitzung) Stenogr. Dienst/bl-wz<br />

Ich habe aber gesagt: Eine besondere Priorität haben dieser eine große Baustein<br />

Potsdam Pirschheide (oben) <strong>und</strong> auch die Zugangsstellen Richtung Schönefeld.<br />

Die heutige Veranstaltung habe ich als sehr anregend empf<strong>und</strong>en. Es gibt nichts,<br />

was man nicht noch besser machen könnte. Sicherlich ist das auch ein Auftrag aus<br />

dieser heutigen Veranstaltung heraus. Herzlichen Dank.<br />

Vorsitzende Wehlan (DIE LINKE):<br />

Wenn der Herr Minister das Fazit zieht, dass man noch vieles besser machen kann,<br />

dann fühle ich mich Sie sicherlich auch in seinen Schlussbemerkungen sehr gut aufgehoben.<br />

Wir sind gespannt, welche Signale uns dazu noch am 6. Dezember bei der<br />

Benehmensherstellung erreichen.<br />

Ich bedanke mich <strong>für</strong> die sehr sachliche <strong>und</strong> fachliche Atmosphäre <strong>und</strong> bin, wie gesagt,<br />

gespannt auf die Benehmensherstellung am 6. Dezember im Ausschuss.<br />

Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg.<br />

(Dieses Protokoll wurde durch Beschluss des Ausschusses gemäß § 83 Satz 3 GOLT in der 45. Sitzung<br />

am 17. Januar 2013 bestätigt.)<br />

Anlagen<br />

Anlage 1:<br />

Anlage 2:<br />

Stellungnahme der Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien<br />

PE 73 <strong>und</strong> PE 74<br />

Stellungnahme des Deutschen Bahnk<strong>und</strong>enverbandes (DBV)


Anlage 4<br />

Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74<br />

c/o Prof. Dr. Franz J. Conraths<br />

Schulze-Kersten-Str. 5<br />

16866 Kyritz<br />

Tel./Fax: 033971-52801 E-mail: conraths@t-online.de<br />

Stellungnahme zum Landesnahverkehrsplan 2013 — 2017, Entwurf des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong><br />

<strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> des Landes Brandenburg (MIL} vom 06.11.2012<br />

Die Bürgerinitiative <strong>für</strong> den Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 (Neustadt/Dosse- Kyritz-Pritzwalk)<br />

<strong>und</strong> PE 74 (Pritzwalk-Meyenburg) ist ein breites Bündnis, das von Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern, örtlichen<br />

Gliederungen der im Landtag vertretenen Parteien (SPD, CDU, Die Linke, Bündnis90/Die Grünen),<br />

Wirtschaftsbeteiligten, Vereinen, Kirchengemeinden etc. getragen wird. Die Bürgerinitiative fordert<br />

1. den dauerhaften Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 (Neustadt/Dosse- Kyritz-Pritzwalk) <strong>und</strong><br />

PE 74 (Pritzwalk-Meyenburg)<br />

2. die Entwicklung eines regionalen Verkehrskonzeptes <strong>für</strong> die Landkreise Ostprignitz-Ruppin<br />

<strong>und</strong> Prignitz auf der Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens <strong>und</strong> unter Einbeziehung aller<br />

Beteiligten<br />

3. den Erhalt der Fahrkartenschalter in Kyritz <strong>und</strong> Pritzwalk<br />

Die Bürgerinitiative lehnt den Entwurf des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> des<br />

Landes Brandenburg (MIL) am 06.11.2012 vorgelegten Entwurf eines Landesnahverkehrsplans 2013 —<br />

2017 ab, weil in diesem Entwurf die Aufgabe der Regionalbahnlinien PE 73 (Neustadt/Dosse- Kyritz-<br />

Pritzwalk) <strong>und</strong> PE 74 (Pritzwalk-Meyenburg) vorgesehen ist. Die Bürgerinitiative fordert den Landtag<br />

auf, dem Entwurf des Landesnahverkehrsplans in der vorliegenden Form nicht zuzustimmen.<br />

Mit der vom MIL vorgesehenen Abbestellung der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 wird ein großer<br />

Teil der Landkreise OPR <strong>und</strong> PR vom SBNV abgekoppelt (Abbildung 1). Die Behauptung, eine<br />

hinreichende Erschließung würde durch die Linien RE2 <strong>und</strong> RE6 erfolgen, trifft nicht zu, weil die Linie<br />

RE2 am südlichen Rand der Landkreise verläuft <strong>und</strong> von großen Teilen der Landkreise weit entfernt<br />

liegt. Auch die Linie RE6 erschließt weite Gebiete nicht. Darüber hinaus ist sie im Berlin-fernen Raum<br />

durch ungünstige Taktfrequenzen <strong>und</strong> Anschlusszeiten sowie teilweise durch die niedrige<br />

Fahrgeschwindigkeit wenig attraktiv.<br />

■■1 A!!!...41<br />

)<br />

LOchoWD . Ae<br />

i al ust -P r ch — rn,<br />

•<br />

'Meddenburgeare beenplalle<br />

Deprignitz-Ruppin<br />

mei<br />

Abbildung 1: Die rote Linie<br />

umschreibt einen 10 km-Radius<br />

um die Bahnhöfe, an denen nach<br />

dem Entwurf des LNVP 2013-<br />

2017 ab 2015 kein Zugverkehr<br />

mehr vorgesehen ist. Ein riesiges<br />

Gebiet in den Landkreisen OPR<br />

<strong>und</strong> PR würde vom SBNV<br />

abgekoppelt.<br />

tUrnand


Das Land steht auch in den dünner besiedelten <strong>und</strong> peripheren Gebieten Brandenburgs in der Pflicht<br />

zur Daseinsvorsorge. Insbesondere Jugendliche, ältere Menschen <strong>und</strong> andere, die sich kein Auto<br />

leisten können oder wollen, haben ein Recht auf Mobilität. Die Linien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 garantieren<br />

diese Mobilität in weiten Teilen der Landkreise OPR <strong>und</strong> PR. Mit dem Plan, die Linien abzubestellen,<br />

will sich das Land offenk<strong>und</strong>ig seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge in einem dünn besiedelten <strong>und</strong><br />

peripheren Gebiet Brandenburgs entziehen. Hier ist eine politische Entscheidung gefordert, die<br />

deutlich macht, dass das Land seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge bezüglich der Mobilität auch in der<br />

Peripherie des Landes nachkommt. Jede andere Entscheidung wird dazu führen, dass die Frage des<br />

Erhalts des SBNV in der Region zu einem zentralen Thema in den nächsten Wahlkämpfen wird.<br />

Die Pläne des MIL des MIL sehen vor, dass die Stadt Kyritz als einziges (oder nur als erstes?)<br />

Mittelzentrum in Brandenburg vorn SBNV abgekoppelt würde <strong>und</strong> somit ihre Funktionen nur noch<br />

teilweise erfüllen könnte.<br />

Nur die gleichzeitige Nutzung der im Bahnbereich bestehenden <strong>Infrastruktur</strong> <strong>für</strong> die<br />

Personenbeförderung <strong>und</strong> den Güterverkehr kann wirtschaftlich erfolgreich sein. Ohne eine Nutzung<br />

<strong>für</strong> die Personenbeförderung werden sich die Bahnanlagen nicht halten lassen, zurückgebaut oder<br />

wahrscheinlich dem Verfall überlassen.<br />

Die Abbestellung der Linien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 wird vom MIL mit der angeblich geringen Auslastung<br />

begründet. Weiterhin wird behauptet, der Betrieb sei ökologisch nicht vertretbar. Die vom MIL bzw.<br />

VBB vorgelegten Zahlen zur angeblichen Zahl der Reisenden hielten jedoch einem Vergleich mit<br />

regional erhobenen Daten nicht Stand. Außerdem musste der VBB einräumen, dass die Zahlen nicht<br />

mit der Präzision erhoben wurden, welche der VBB selbst fordert. Abgesehen davon, dass die<br />

Daseinsvorsorge des Landes unabhängig von der Auslastung der Linien erfolgt <strong>und</strong> nicht<br />

nachvollziehbar ist, warum in den dünner besiedelten Gebieten die gleichen Mindestanforderungen<br />

an die Auslastung gelten sollen wie etwa im „Speckgürtel" um Berlin, haben sich die vom Land<br />

vorgelegten Daten als nicht belastbar erwiesen. Mögliche Rückgänge bei der Auslastung sind darüber<br />

hinaus die Folge einer Politik, welche die Nutzung der Bahn in den letzten Jahren durch ungünstige<br />

Anschlüsse, Ausdünnung der Takte, fehlende Informationen, heruntergekommene oder kaum Schutz<br />

vor Witterungseinflüssen bietende Haltestellen, häufig defekte <strong>und</strong> benutzungsunfre<strong>und</strong>liche<br />

Fahrkartenautomaten immer weniger attraktiv gemacht haben.<br />

Die Behauptung, der Betrieb der Strecken sei ökologisch nicht vertretbar, wurde vom MIL bisher<br />

argumentativ nicht untersetzt. Auch wenn es dringend geboten erscheint, Schienenfahrzeuge zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> einzusetzen, die ökologisch sinnvoll operieren, ist es in jedem Fall ökologisch<br />

ungünstig, wenn die bisherigen Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer der Strecken gezwungen werden, mit dem<br />

Auto zu fahren, soweit sie sich dies leisten können. Da es kaum attraktiv sein dürfte, einen der dann<br />

weit entfernt liegenden Bahnhöfe in der Region mit dem PKW anzusteuern, um mit der Bahn an den<br />

Zielort zu gelangen, werden die Pläne des MIL auch die Auslastung der zunächst noch zum Erhalt<br />

vorgesehenen Strecken reduzieren <strong>und</strong> somit den Bestand weiterer Strecken gefährden.<br />

Die Forderung nach dem Erhalt der Regionalbahnlinien PE 73 <strong>und</strong> PE 74 muss verb<strong>und</strong>en werden mit<br />

einem regionalen Nahverkehrskonzept. Wir fordern, dieses regionale Nahverkehrskonzept auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage eines unabhängigen Gutachtens in einem Verfahren zu erstellen, bei dem MIL, die<br />

Landkreise PR <strong>und</strong> OPR, die betroffenen Gemeinden <strong>und</strong> alle Betroffenen, der VBB <strong>und</strong> auch wir als<br />

Bürgerinitiative beteiligt sind. Wir lehnen die Erstellung des Konzeptes unter einer Federführung des<br />

VBB ab, weil der VBB in den letzten Jahren nichts getan hat, um den SBNV in den Landkreisen PR <strong>und</strong><br />

OPR zu stärken, sondern vielmehr nur Desinteresse an den Linien PE73 <strong>und</strong> PE74 erkennen ließ.


Deutscher Bahnk<strong>und</strong>enverband (DBV)<br />

Anlage .2,<br />

Arbeitsgruppe Landesnahverkehrsplan (AG LNVP) 02.12.2012<br />

Stellungnahme zum Entwurf des Landesnahverkehrsplanes Brandenburg vom<br />

06.11.2012 (LNVP)<br />

Anlage 1<br />

Anlage 2<br />

Anlage 3<br />

Anlage 4<br />

1. Veranlassung<br />

Das Land Brandenburg hat im Vorfeld der Aufstellung des LNVP 2013-2017 um Hinweise <strong>und</strong> Anregungen<br />

aus den Regionen gebeten. Neben den 44 Akteuren aus Gemeinden, Landkreisen, Regionalen Planungsgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> Verbänden hat auch der DBV -Regionalverband Barnim, Oberhavel, Uckermark<br />

sowohl zur Regionalkonferenz im Mai als auch im Juni „Forderungen <strong>und</strong> Vorschläge der DBV-<br />

Regionalverbände..." an das MIL versendet.<br />

Zum Fachgespräch im Landtagsausschuss am 27.11.2012 wurden in der Präsentation sowie in der<br />

anschließenden Diskussion die folgenden Kritikpunkte <strong>und</strong> Alternativen vorgetragen.<br />

2. Kritische Analyse des MIL- Entwurfes<br />

Das perspektivische MIL- Liniennetz ist gekennzeichnet von ineffizienten Linienwegen u.a.:<br />

a) Der Regionalexpress RE 2 zwischen Wittenberg <strong>und</strong> Cottbus fährt am Flughafen BER vorbei.<br />

b) Der Prignitzexpress RE 6 endet in Bf. Ges<strong>und</strong>brunnen, obwohl die Weiterführung an weitere<br />

Umsteigepunkte in Berlin sinnvoll wäre (u. a. Jungfernheide. Spandau)<br />

c) Die Landeshauptstadt Potsdam mit 187 000 Einwohnern ist maximal durch 6 Regionallinien mit den<br />

ehemaligen Kreisstädten des ehemaligen Bezirkes Potsdam verb<strong>und</strong>en (u.a. KW, Jüterbog,<br />

Brandenburg, Oranienburg).<br />

d) Allerdings sind die Linienführungen über den dünn besiedelten nördlichen, westlichen <strong>und</strong> südlichen<br />

BAR wenig effizient. Die RB 20 fährt von Hennigsdorf bis Golm ohne Halt <strong>und</strong> die RB 22 hat zwischen<br />

Flughafen BER <strong>und</strong> Golm 2 relativ dünn besiedelte Haltepunkte.<br />

e) Die Planungsregion Uckermark-Barnim mit mehr als 266.000 EW ist mit 3 Regionallinien unzureichend<br />

an die Landeshauptstadt <strong>und</strong> auch nicht gut an den BER angeb<strong>und</strong>en.<br />

f) Der Nordosten <strong>und</strong> Südosten teilweise sowie der gesamte Osten Brandenburgs sind immer noch<br />

unzureichend in die Metropolenregion eingeb<strong>und</strong>en —ja sogar abgehangen.<br />

g) Wichtige Umsteigebahnhöfe im Verflechtungsraum der Metropolenregion, die teilweise im<br />

Außenbereich Berlins liegen <strong>und</strong> im StEP- Verkehr vorgesehen sind, werden nicht berücksichtigt (u.a.<br />

Westkreuz, Karower Kreuz, Grünau, Mahlsdorf, Köpenick, Buch, Tegel)<br />

Offensichtlich werden nicht nur der Bahnknoten Berlin <strong>für</strong> Fern-<strong>und</strong> Regionalverkehr sondern auch das gesamte<br />

S-Bahnnetz ausgeblendet. Es wurde weder ein S-Bahnperspektivnetz abgebildet, noch 5-Bahn Linienwege in den<br />

Tabellen benannt.


Das Perspektivnetz steht im Widerspruch zum StEP-Verkehr Berlin <strong>und</strong> definiert keinen Zeithorizont.<br />

Als einzigen Brandenburger Vorschlag zur Ergänzung der Bahninfrastruktur wird der Wiederaufbau der<br />

Nordbahn zwischen Frohnau <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>brunnen vorgeschlagen. Die Nordbahn hat in diesem Abschnitt weder<br />

eine Funktion <strong>für</strong> den Fernverkehr <strong>und</strong> es sind in Berlin auch keine Haltepunkte <strong>für</strong> den Regionalverkehr<br />

vorgesehen. Der Wiederaufbau würde ca. 250 Mio. € kosten — mit erheblichen Verkehrslärmproblemen.<br />

Wichtige Lückenschlüsse mit <strong>Infrastruktur</strong>vorleistungen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Kapazitätserhöhung in der<br />

Metropolenregion fehlen völlig (u. a. Wannsee —Zehlendorf-Potsdamer Platz; Verbindung von Lichtenberg über<br />

Ostkreuz nach Ostbahnhof „LOkOst"; Nahverkehrstangente am östlichen BAR).<br />

3. DBV-Alternativen<br />

3.1 Perspektivnetz 2020<br />

Die Hauptzielstellung des DBV-Perspektivliniennetz ist die effizientere Einbeziehung des<br />

Eisenbahnknotens Berlin mit durch geb<strong>und</strong>enen Linienführungen zwischen Ost-<strong>und</strong><br />

Westbrandenburg sowie Nordostbrandenburg <strong>und</strong> der Landeshauptstadt Potsdam.<br />

Mit dem DBV Linienkonzept können mehr Pendler vom MIV zum ÖPNV verlagert, die Berliner<br />

5-Bahn entlastet <strong>und</strong> die Bedingungen <strong>für</strong> die Fahrradmitnahme verbessert werden.<br />

Tab. Wesentliche Vorschläge in den einzelnen Planungsregionen <strong>für</strong> das Perspektivnetz 2020<br />

1. Prignitz-Oberhavel <strong>und</strong> Havelland Fläming<br />

MIL<br />

a) RE 2 verkehrt zwischen Wittenberge <strong>und</strong><br />

Cottbus nicht über Flughafen BER<br />

b) RE 6 endet in Bf. Ges<strong>und</strong>brunnen (Gbr.)<br />

c) Regionalverkehr über dünn besiedelten<br />

BAR (u.a. RB 20, RE 6)<br />

3. Lausitz-Spreewald<br />

MIL<br />

a) RE2 nicht über BER<br />

b) RB 36 endet in KW<br />

4.Oderland Spree<br />

MIL (Ostba hnclefizite I)<br />

a) Nur die Linien RB 25 <strong>und</strong> RB 26 werden<br />

von Lichtenberg nach Ostkreuz<br />

verlängert<br />

b) RB 12 endet in Lichtenberg<br />

5. Uckermark-Barnim<br />

MIL<br />

a) RE3 — mit fehlender Platzkapazität<br />

zwischen Gbr. <strong>und</strong> Eberswalde<br />

b) RB 24 von BER nach Eberswalde über<br />

Lichtenberg ist ineffizient<br />

DBV-Alternative<br />

a) RE 2 über Hbf. unten <strong>und</strong> BER<br />

(Berlin Integration)<br />

b) RE 6 von Hennigsdorf (Hdorf) über Gbr. —Jungfernheide-<br />

Spandau bis Falkensee<br />

c) RB20 von Hennigsdorf über Tegel — Gbr.-Juheide —<br />

Westkreuz — Wannsee — Potsdam bis Golm<br />

DBV-Alternative<br />

(BER <strong>und</strong> Berlin Integration)<br />

a) RE2 über BER, übernimmt Verbindung RB 22 bis KW<br />

b) RB 36 von KW bis Berlin-Grünau verlängern<br />

DBV-Alternative (Ostbahnintegration über BER)<br />

a) RB 26 wird durch Verknüpfung mit RB 22 über Ostkreuz<br />

— BER nach Potsdam verlängert<br />

b) Nahverkehrstangente zwischen Birkenwerder <strong>und</strong><br />

Lichtenberg/Ostkreuz/BER — mit Integration RB 12<br />

DBV-Alternative<br />

(Potsdam- <strong>und</strong> BER Verbindung)<br />

a) RB24 von BER über Dresdner Bahn —Hbf.- Gbr. bis<br />

Eberswalde (ergänzt RE 3)<br />

b) RB 21 von Potsdam über Wannsee —Juheide — Gbr nach<br />

Buch realisiert Direktverbindung<br />

c) Nahverkehrstangente zwischen Birkenwerder <strong>und</strong><br />

Lichtenberg/Ostkreuz/BER — mit Integration RB 12<br />

d) 5-Bahn 10-Minutentakt von Bln-Buch nach Bernau gern.<br />

3-Stufenkonzept des DBV vorn September 2012<br />

3.2 <strong>Infrastruktur</strong><br />

Mit der Realisierung wichtiger Umsteigebahnhöfe zwischen den Regionalbahnlinien, der S-Bahn,<br />

der U- Bahn, Straßenbahn <strong>und</strong> wichtiger Buslinien können die Reisezeiten erheblich verkürzt <strong>und</strong>


überlastete Umsteigepunkte wie Bf. Friedrichstraße entspannt werden.<br />

Anstelle der Nordbahn mit zu hohen <strong>und</strong> wenig effizienten Baukosten von 250 Mio. € werden<br />

folgende Lückenschlüsse vorgeschlagen.<br />

Nr. <strong>Infrastruktur</strong>maßnahme Funktion<br />

1 Ausbau Kremmener Bahn zwischen<br />

Einführung Prignitzexpress <strong>und</strong> ggf. RE5<br />

Hennigsdorf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>brunnen<br />

2 Lok Ost —Teilstrecke der Wriezener Bahn<br />

vo Lichtenberg über Ostkreuz nach<br />

Ostbahnhof<br />

Ost-Westverbindung<br />

3 Hamburger Bahn zwischen Spandau <strong>und</strong><br />

Nauen — Erweiterung um 1 Gleis<br />

4 Potsdamer Stammbahn-Wannseebahn bis<br />

Tunneleinbindung südlich Posdamer Platz<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Kapazitätserweiterung fü<br />

Fernevrkehr <strong>und</strong> Regionalverkehr<br />

Entlastung der Stadtbahn; Direktverbindung<br />

von Stettiner Bahn über Hbf nach Potsdam<br />

5 Wildparkkurve Reisezeitverkürzung von Potsdam nach BER <strong>und</strong> nach<br />

Ostbrandenburg um 10 Minuten<br />

6 Genshagener Heide West- Südkurve Erhöhung der Kapazität <strong>für</strong> den Nord-Südverkehr —<br />

besonders nach BER <strong>und</strong> Dresden<br />

7 Dresdner Bahn MIL <strong>und</strong> DBV gleich aber Zwischenlösung gem.6.<br />

8 8. Regionalbahnhöfe<br />

8.1 Wichtige Umsteigebahnhöfe<br />

8.2 Nahverkehrstangente<br />

8.3 „<br />

8.4 „<br />

8.5 „<br />

8.6 Reiszeitverkürzung SE MIV<br />

Verlagerung<br />

8.7 ,,<br />

8.8<br />

8.9 ,,<br />

8.10 11<br />

Westkreuz;<br />

Karower Kreuz<br />

Springpfuhl/ Marzahn<br />

Mühlenbeck- Mönchmühle<br />

Grünau<br />

Pankow<br />

(bei erhöhtem Verkehrsaufkommen Pankower Tor)<br />

Buch<br />

Tegel<br />

Mahlsdorf<br />

Köpenick<br />

Nr. MIL DBV Erläuterung<br />

RE2 Stadtbahn ohne BER<br />

- Zoo U9<br />

-Hbf U5<br />

- Friedrichstr. U6<br />

-Alex U2<br />

-Ostkreuz<br />

Nord- Südtunnel mit BER<br />

- Jungfernheide 117<br />

- Hbf U5<br />

- Potsdamer Platz U2<br />

- Südkreuz<br />

RE 2: verkehrt zwischen Cottbus <strong>und</strong><br />

Wittenberge über KW Nauen nach<br />

Wittenberge — mit Direktanbindung<br />

Flughafen BER<br />

RE 7: verkehrt zwischen Zoo <strong>und</strong> KW<br />

über Stadtbahn — wie MIL bei RE2<br />

RB20 BAR ohne Halt Tegel U6-<br />

Ges<strong>und</strong>brunnen U8<br />

Jungfernheide 117<br />

Wannsee S1<br />

RB 21 Von Wustermark über<br />

Potsdam nach<br />

Friederichsrtraße<br />

von Golm über Potsdam-<br />

Jungfernheide — Gesbr.<br />

nach Buch/Bernau<br />

MIL alle 2 St<strong>und</strong>en kurze Reisezeit von 33<br />

Minuten—die übrige Zeit 128 Minuten<br />

DBV über Kremmener Bahn 30-Minutentakt<br />

in 49 Minuten<br />

RB 22 Nach KW nach Ostkreuz — Lichtenberg Verwirrende Linienführung von<br />

Friedrichstraße über Zoo — Potsdam — Golm<br />

h BER nach kW


▪<br />

•<br />

4. Reisezeiten<br />

Das DBV-Liniennetz wurde durch Optimierung der 36:000.000 Zug km des LNVP konzipiert,<br />

Tabelle: Fahrzeiten, Umsteigezwänge<br />

Fahrt von- bis<br />

MIL-<br />

Perspektivnetz<br />

Umsteige —<br />

zwänge<br />

Min.<br />

DBV —<br />

Perspektivnetz<br />

Umsteigezwänge<br />

1 Strausberg — Potsdam 2-3 mal 108 direkt 84 24<br />

2 Strausberg- Flughafen BER 1 mal 50 direkt 40 10<br />

3 Hennigsdorf - Hbf 1 mal 40 1 mal 27 13<br />

4 a Hennigsdorf - Potsdam<br />

4 b<br />

direkt<br />

2-3 mal<br />

33<br />

126<br />

Min<br />

Zeitersparnis<br />

Min.<br />

direkt 49 37<br />

5 Angermünde-Potsdam 1 mal 105 1 mal 80 25<br />

6 Bernau-Potsdam 1-2 mal 77 direkt 43 34<br />

7 Niederbarnim (Buch/ Bernau) - Potsdam 1 mal 61 direkt 46 15<br />

8 a Niederbarnim (Buch/ Bernau) — BER<br />

direkt 50 direkt 38 12<br />

8 b<br />

2 mal 58<br />

20 .<br />

9 Naturpark Barnim (Wandlitz-Gbr./Lichtenbg. 1 -2 mal 28 direkt 18 10<br />

Die Reisezeitentabelle zeigt, dass mit dem DBV-Liniennetz die Reisezeiten aus den von Potsdam<br />

abgehangenen Regionen Nord-<strong>und</strong> Ostbrandenburg nach Potsdam <strong>und</strong> BER entscheidend<br />

verbessert werden können.<br />

Diese Reiszeitverkürzungen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg führen zur<br />

Verbesserung des Benutzungsverhältnisses (Modal Split) vom motorisierten Individualverkehr<br />

(M1V) zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

ce<br />

(Zee%<br />

e se- f I 1 i ik''' 99e


Paulinenaue<br />

Gr. Kreutz<br />

ArLrhnirla<br />

e■<br />

Nauen


Neuen<br />

Wusfermark<br />

13 21<br />

Priort<br />

Potsdam Pirschheide<br />

Caputh-Gellow<br />

E istal<br />

Caputh-<br />

Schwielowsee<br />

Wilhelms-<br />

Ferch- (-)<br />

horst<br />

Lienewilz<br />

Beelitz-<br />

.9e^<br />

Schwante 0<br />

Vehlefanz<br />

Bärenklau<br />

Velten (Mark)<br />

Finken- Falkenkrug<br />

see<br />

Dallgow-<br />

Doberhz Staa en<br />

Marquardt r.,<br />

&<br />

, .‘o<br />

\<br />

e<br />

e><br />

22<br />

e<br />

Golm e ., „e- c.:7 e, e<br />

-....<br />

e° %Je`<br />

Werder/H L- A—"="1—.. £ - ,›Y<br />

"<br />

— .........., ..........=1 . i i i ........<br />

Oranienbur g<br />

20<br />

Birk enwer der<br />

(b Bin)<br />

' Hohen<br />

es`,(2:e Neuendorf<br />

West<br />

Seegefeld<br />

Albrechtshof<br />

Spandau Jungfernheide<br />

- •YChad.-<br />

.burg 14.<br />

Berltre›<br />

Wannsee<br />

Teltow<br />

Großbeeren<br />

P-Medienstadt<br />

P-Rehbrücke<br />

0<br />

x..-<br />

Ludwigsfeide c±:) .<br />

Zuhlsdorr 0<br />

Wandlitzsee<br />

O Wandlitz<br />

.Schönwald e 0<br />

(Barnirn)<br />

' Schönedinde 0<br />

Berlines<strong>und</strong>brunnen<br />

Birkengr<strong>und</strong><br />

0 Basdorf<br />

Berlin-Karow<br />

e<br />

oe<br />

otsdamer Berlin<br />

latz Os bahefeit<br />

Bln. Südkreuz Berlin- 0<br />

Schöneweide<br />

Flughafen BER<br />

FE<br />

Dahlewitz<br />

Rüdnilz<br />

Bernau (b Bln)<br />

° Melc how<br />

Biesenthal<br />

erlin-<br />

`435,, erere,<br />

Hohenschönhausen "<br />

22<br />

22 36<br />

Flankenfelde Königs<br />

Wusterhausen<br />

Berlin-Lichtenberg<br />

Berlin-Ost<br />

(.9 1-4..-<br />

°494<br />

Ahrensfelde Nord<br />

rensfelde Friedhof<br />

elde<br />

.°<br />

Erkner<br />

F n9<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

RE 2 ohne Anbindung Flughafen BER<br />

RE 6 Prignitzexpress endet am Bf. Gbr — sollte an<br />

weitere Berliner Umsteigepunkte verlängert werden<br />

RB 20 über westlichen BAR ohne Siedlungpotenzial<br />

RB 22 nicht nach KW sondern besser Ostbrandenburg<br />

nach BER <strong>und</strong> Potsdam anbinden<br />

Fahrtenhäufung von Potsdam zur Stadtbahn ohne<br />

Umsteigemöglichkeit am Westkreuz<br />

Umsteigepunkt Karower Kreuz<br />

Umsteigepunkt Bf. Grünau<br />

Bf. Berlin-Buch<br />

Bf. Mülenbeck-Mönchmühle<br />

Bf. Köpenick<br />

Bf. Mahlsdorf<br />

Anlage 2 MIL-Perspeictivnetz — Problembereiche (Arbeitsstand 18.11.2012)


RE 2<br />

RE 4<br />

Gr. Kreuz<br />

RE 1<br />

Nauen<br />

Beelitz-<br />

Heilstätten<br />

Wustermark<br />

Werder/H<br />

Priort<br />

Marquardt<br />

Golm<br />

Potsdam Pirschheide<br />

Ca puth-Geltow<br />

Caputh-<br />

Schwielowsee<br />

RE 7<br />

Wilhelmshorst<br />

Ferch-<br />

Lienewb<br />

Falken-<br />

,1•9" Finken- see 6<br />

krug<br />

Elstal<br />

Bärenklau<br />

Velten (Mark)<br />

Dallgovv-<br />

Döberitz<br />

,„4><br />

21" e „e9 ` e<br />

20<br />

Seddin<br />

RE 6<br />

55<br />

e-<br />

P-Rehbrücke<br />

Michendorf<br />

Staaken<br />

eegefeld<br />

,,,.('•<br />

,e-<br />

-&'..,,<br />

e<br />

e e<br />

Albrechtshof<br />

Berlin-<br />

Spandau<br />

P-Medienstadt<br />

I:,<br />

•JR<br />

Großbeeren<br />

öS<br />

e e<br />

se


Kremmen<br />

Oranienburg<br />

Wensickendorf<br />

andlitz<br />

Anlage 4 DBV-<strong>Infrastruktur</strong>plan<br />

(Arbeitsstand 03.12.2012)<br />

13fi,<br />

Basdorf<br />

Mühlenbeck--..<br />

IVIönchmühle '"..<br />

f 1 1<br />

VVerneuchen<br />

Ny<br />

Hamburger Bahn, Erweiterung 3. Gleis<br />

Kremmener Bahn, Ausbau zwischen<br />

Hennigsdorf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>br.<br />

LOK-Ost, von Lichtenberg über<br />

Ostkreuz nach Ostbahnhof<br />

W' Ostkreuz – Innenring Süd<br />

Potsdamer Stammbahn –Wannseebahn,<br />

Ausbau<br />

Karöwer Kreuz<br />

V<br />

%V'<br />

rensfelde<br />

Wustermark<br />

Spandau<br />

Hbf<br />

Potsd.<br />

Platze<br />

Ostbf.<br />

Lichtenberg<br />

Iä<br />

nur<br />

Ostkreuz<br />

Springpfuhl "----<br />

Strausberg<br />

Südkreuz<br />

ti<br />

Schöneweide<br />

Kbpenick<br />

Erkner<br />

Brandenburg<br />

Golm<br />

Werder<br />

Potsdam<br />

Järä<br />

'er<br />

-Wannsee<br />

\ "•._<br />

iärä<br />

r-Z'W<br />

BER<br />

Grünau<br />

f<br />

Bahnstrecke<br />

vorhanden<br />

.m — Ausbau geplant<br />

- ■ im ■ ■ DBV-Perspektivnetz<br />

DBV-Vision<br />

vorhandener Bf.<br />

ausgewählter Regionalbf.<br />

Umsteigebf. zwischen<br />

Fern-, Regional-, S-<br />

<strong>und</strong> U-Bahn<br />

geplanter Bf.<br />

Jüterbog<br />

Rangsdorf<br />

Umsteigebf. zwischen<br />

Regional- <strong>und</strong> 5-Bahn

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!