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Stimmen des Mittelstandes - Mittelstands- und ...

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Informationsdienst der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der CDU Baden-Württemberg<br />

E 5529<br />

Nr. 9, 29. Jahrgang, September 2013<br />

»Eine starke<br />

Wirtschaft<br />

braucht<br />

eine starke<br />

Infrastruktur«<br />

Seite 14<br />

www.mit-bw.de


Aus dem Inhalt<br />

Kampagne zur<br />

Bun<strong>des</strong>tagswahl 2013:<br />

Anliegen der Unternehmer<br />

stehen im Mittelpunkt<br />

Dr. Reinhard Löffler MdL:<br />

Grün-rote Wirtschaftspolitik<br />

zerbröselt<br />

unseren Mittelstand<br />

MIT Kommission<br />

Umwelt <strong>und</strong> Energie:<br />

Bun<strong>des</strong>umweltminister<br />

für eine Begrenzung<br />

innerhalb <strong>des</strong> EEG!<br />

Bun<strong>des</strong>bank:<br />

Deutsche Wirtschaft<br />

nimmt wieder Fahrt auf<br />

Seite 3<br />

Seite 5<br />

Seite 16<br />

Seite 43<br />

Vorwort<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

liebe MIT-Streiterinnen <strong>und</strong> MIT-Streiter,<br />

liebe <strong>Mittelstands</strong>fre<strong>und</strong>e,<br />

die letzte Wahlperiode war geprägt durch eine Menge Krisen <strong>und</strong> auch zu<br />

Kritisieren<strong>des</strong> gab es genug. Man kann es schon gar nicht mehr an einer Hand<br />

abzählen <strong>und</strong> auf der anderen Seite hat man manches schon wieder vergessen.<br />

Die Politik lebt wohl auch davon.<br />

Die MIT hat sich<br />

mit ihrem Vorsitzenden<br />

Dr. Joseph<br />

Schlarmann immer<br />

klar positioniert. Wir<br />

sollten ihm dafür sehr<br />

dankbar sein.<br />

Vor dieser Wahl<br />

müssen wir Geschlossenheit<br />

zeigen <strong>und</strong><br />

den Wähler überzeugen.<br />

Da wir Lobbyisten<br />

in eigener Sache<br />

sind <strong>und</strong> obwohl Politik<br />

eigentlich nicht in<br />

den Betrieb gehört, es<br />

dabei aber oft um unsere Existenz<br />

geht, ist es legitim, unsere Überzeugungen<br />

äußern zu dürfen. Nicht doktrinär<br />

wie mancher Pfarrer auf der<br />

Kanzel, sondern mit Denkanstößen für<br />

unsere Mitarbeiter <strong>und</strong> deren Familien.<br />

Die grüne Opposition hat einige<br />

Steilvorlagen geliefert. Herr Trittin<br />

will, sofern an der Regierung,<br />

Steuererhöhungen<br />

für Wenige, die sich aber<br />

als Steuererhöhungen<br />

für die Meisten herausstellten.<br />

Zuletzt der „Veggie-<br />

Day“! Herrlich! Mehr Bevorm<strong>und</strong>ung<br />

geht nicht.<br />

Die Presse sprach sogar<br />

schon von „Umerziehung“!<br />

Trotzdem: Die<br />

Grünen überzeugen<br />

nicht nur Anhänger, sondern<br />

auch viele bürgerliche<br />

Wähler - heute mehr<br />

als die SPD. Von der SPD kommt eigentlich<br />

erstaunlicherweise - nichts.<br />

Die Umfragewerte sind recht gut.<br />

Doch was sind die wert, wenn sich<br />

heutzutage die meisten Wähler erst 3<br />

Tage vor der Wahl oder gar am Wahltag<br />

entscheiden? Der Wähler, der aus<br />

der Kirche oder aus der Gewerkschaftssitzung<br />

kommt <strong>und</strong> weiß, was<br />

er zu wählen hat, den gibt es fast<br />

nicht mehr.<br />

Spätestens seit der Landtagswahl<br />

in Nordrhein-Westfalen ist klar,<br />

dass man nur Wahlen gewinnen<br />

kann, wenn man Geschenke verspricht,<br />

egal ob das Land das überhaupt<br />

bezahlen kann oder nicht.<br />

Also: haben wir genug Geschenke<br />

versprochen?<br />

Aus der Erfahrung der letzten<br />

Landtagswahlen wissen wir, dass<br />

die CDU in der Opposition sitzt. Es<br />

liegt also mit an uns: Wir müssen<br />

überzeugen, dass mit der Wahl der<br />

CDU die Arbeitsplätze am besten<br />

gesichert werden, die Wirtschaft<br />

am besten floriert, der Sozialtransfer<br />

am besten gesichert ist. Die Soziale<br />

Marktwirtschaft ist unser ureigenstes<br />

Interesse!<br />

Wir werden hart für einen Wahlsieg<br />

arbeiten müssen. Er wird nicht<br />

einfach so kommen, weil Angela<br />

Merkel in Berlin in den Augen der<br />

Menschen einen guten Job macht.<br />

Ihr Wolfgang Taubert<br />

Stv. MIT-Lan<strong>des</strong>vorsitzender<br />

2 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


In der Kampagne „Was dem Mittelstand<br />

am Herzen liegt“ bringen Unternehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Unternehmer<br />

aus ganz Deutschland die Sorgen <strong>und</strong><br />

Forderungen von kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />

Unternehmen zum Ausdruck. „Anliegen<br />

der Wirtschaft sind niemals abstrakt,<br />

sondern immer konkret. Ziel<br />

der Kampagne ist es zu verdeutlichen,<br />

welche Auswirkungen beispielsweise<br />

die EEG-Umlage auf die Stromrechnung<br />

<strong>des</strong> Bäckermeisters um die Ecke<br />

hat <strong>und</strong> warum ein Familienunternehmer<br />

von einer höheren Einkommensteuer<br />

massiv belastet würde <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

entlassen müsste. Um diese<br />

Zusammenhänge zu verdeutlichen,<br />

geben wir jeder Forderung <strong>des</strong> <strong>Mittelstands</strong><br />

ein Gesicht“, sagt Hans-Dieter<br />

Lehnen, MIT-Hauptgeschäftsführer.<br />

Einen Schwerpunkt der Kampagne<br />

bildet die Sorge der Unternehmer vor<br />

den rot-grünen Steuerplänen. SPD<br />

<strong>und</strong> GRÜNE haben angekündigt, Steuern<br />

<strong>und</strong> Abgaben deutlich zu erhöhen<br />

<strong>und</strong> somit den Mittelstand zu belasten:<br />

Mit einer Anhebung der Einkommensteuer,<br />

Absenkung der Einkommensgrenzen<br />

für den Spitzensteuersatz,<br />

Abschaffung <strong>des</strong> Ehegattensplittings,<br />

Wiedererhebung der Vermögensteuer,<br />

Einführung einer Vermögens-<br />

abgabe, Verdopplung der Erbschaftssteuer,<br />

Erhöhung der Abgeltungssteuer,<br />

höhere Umsatzsteuer, Ausweitung<br />

der Gewerbesteuer <strong>und</strong> einer Erhöhung<br />

der Körperschaftssteuer setzt<br />

Rot-Grün die Zukunft <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

aufs Spiel. So artikuliert beispielsweise<br />

Norbert Nettekoven, Steuerberater<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsprüfer aus Bornheim<br />

(Nordrhein-Westfalen): „Eine Erhöhung<br />

der Einkommensteuer trifft<br />

vor allem den Mittelstand <strong>und</strong> die<br />

Facharbeiter“. Auch Apostolos Kelemidis<br />

aus Stuttgart sieht in Steuererhöhungen<br />

eine „Gefahr für Investitionen<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung“.<br />

In den einzelnen Aussagen der Unternehmer<br />

wird weiterhin deutlich,<br />

dass die von Rot-Grün eingeführte<br />

Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge<br />

schnellstmöglich korrigiert<br />

werden muss, da dieses Bürokratiemonster<br />

die Unternehmen knebelt.<br />

Angelika Harm, bellissima Figurstudio,<br />

beschreibt die ausufernden Berichts-<br />

<strong>und</strong> Abrechnungspflichten wie<br />

folgt: „Für mich als Unternehmerin<br />

steht die Arbeit am K<strong>und</strong>en im Mittelpunkt.<br />

Aber immer mehr Bürokratie<br />

fesselt mich an den Schreibtisch.“ In<br />

Sachen Energiepolitik mahnen die Unternehmer<br />

eine Ausgestaltung der En-<br />

<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

Kampagne zur Bun<strong>des</strong>tagswahl 2013:<br />

Anliegen der Unternehmer stehen in Mittelpunkt<br />

Steigende Energiepreise, neue bürokratische Lasten, fehlende Fachkräfte<br />

<strong>und</strong> die Sorge vor immer höheren Steuern <strong>und</strong> Abgaben: Die <strong>Mittelstands</strong><strong>und</strong><br />

Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) rückt die Anliegen der Unternehmer<br />

in den Fokus in ihrer Kampagne zur Bun<strong>des</strong>tagswahl 2013.<br />

ergiewende nach marktwirtschaftlichen<br />

Prinzipien an.<br />

Mit Blick auf die Entwicklungen in<br />

Europa unterstreichen die Unternehmer,<br />

dass sie eine Haftungs- oder<br />

Transferunion ablehnen. Die Mittelständler<br />

zeigen sich überzeugt, dass<br />

sich mit immer mehr Schulden die<br />

Wettbewerbsprobleme einzelner Länder<br />

nicht lösen lassen. Bastian Atzger,<br />

PR-Berater aus Memmingen, stellt<br />

klar: „Wir müssen unseren europäischen<br />

Fre<strong>und</strong>en in Krisenzeiten helfen.<br />

Dies darf uns aber nicht in einer<br />

Schuldenunion führen.“ Europa dürfe<br />

zudem kein Europa der Bürokraten<br />

sein „sondern ein Europa, das dem<br />

Mittelstand unternehmerische Freiheit<br />

sichert <strong>und</strong> fairen Wettbewerb<br />

bietet“, sagt Immobilienunternehmerin<br />

Astrid Grotelüschen, Ahlhorn.


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

„Vor dem Verteilen kommt das Verdienen“<br />

Oswald Metzger kandidiert für das Amt <strong>des</strong> MIT-Bun<strong>des</strong>vorsitzenden<br />

Oswald Metzger hat nach einer entsprechenden Aufforderung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>vorstan<strong>des</strong> der MIT Baden-Württemberg<br />

(Sitzung am 7. Mai 2013) im Rahmen der Bun<strong>des</strong>vorstandssitzung<br />

am 25. Juni 2013 seine Kandidatur für die Position als<br />

MIT-Bun<strong>des</strong>vorsitzender bekannt gegeben.<br />

Neben Oswald Metzger kandidieren<br />

Gereon Haumann aus Rheinland-Pfalz<br />

<strong>und</strong> Dr. Carsten Linnemann<br />

aus Nordrhein-Westfalen. Die Bun<strong>des</strong>delegiertenversammlung<br />

findet am<br />

11./12. Oktober in Braunschweig statt.<br />

Oswald Metzger kennt den Politikbetrieb<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> auf allen parlamentarischen<br />

Ebenen aus eigener Erfahrung<br />

- vom Gemeinderat über den<br />

Kreistag bis zum Landtag <strong>und</strong> Bun<strong>des</strong>tag.<br />

Mehr als die Hälfte seines Berufslebens<br />

war <strong>und</strong> ist er selbstständig<br />

tätig. Innerhalb der MIT-Organisation<br />

engagiert Metzger sich in den unterschiedlichsten<br />

Funktionen: etwa als<br />

stellvertretender Lan<strong>des</strong>vorsitzender<br />

in Baden-Württemberg <strong>und</strong> als stellvertretender<br />

Bun<strong>des</strong>vorsitzender. In<br />

den vergangenen Jahren war er bei<br />

r<strong>und</strong> 70 öffentlichen<br />

MIT-Veranstaltungen<br />

in Kreisverbänden fast<br />

aller Lan<strong>des</strong>verbände<br />

als Vortragsredner<br />

eingeladen. Gleichzeitig<br />

hat er in unzähligen<br />

Medienformaten -<br />

von der Fernseh-Talkshow<br />

bis zur regelmäßigen<br />

Zeitungskolumne<br />

- mittelständische<br />

Themen zu popularisieren versucht.<br />

Oswald Metzger erklärt zu seiner<br />

Kandidatur, dass er sich nach ausführlichen<br />

Gesprächen mit seiner Frau <strong>und</strong><br />

nach Klärung seines Zeitbudgets als<br />

freiberuflicher Publizist mit vollem Engagement<br />

um dieses verantwortungsvolle<br />

Ehrenamt unserer MIT bewerben<br />

wolle. Dies sei umso erforderlicher,<br />

als der Zeitgeist in<br />

Deutschland in diesen Tagen<br />

bekanntlich immer stärker<br />

von Staatsgläubigkeit statt<br />

von marktwirtschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>werten dominiert werde.<br />

„Unsere MIT wird in<br />

Braunschweig die Nachfolge<br />

von Dr. Josef Schlarmann<br />

selbstbewusst regeln. Wir<br />

sind das ordnungspolitische<br />

Gewissen der Union <strong>und</strong> sollten<br />

unsere Partei auch künftig<br />

deutlich daran erinnern,<br />

dass vor dem Verteilen das<br />

Verdienen steht. In Braunschweig<br />

haben die Delegierten<br />

das letzte Wort. Sie haben eine<br />

echte Personalauswahl <strong>und</strong> Wettbewerb<br />

haben gerade Mittelständler<br />

noch nie gescheut. Ich freue mich über<br />

Ihre Unterstützung für unsere gemeinsame<br />

Sache“, so Oswald Metzger.<br />

Meike Betzinger,<br />

Lan<strong>des</strong>geschäftsführerin<br />

4 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

Grün-rote Wirtschaftspolitik<br />

zerbröselt<br />

unseren Mittelstand<br />

von Dr. Reinhard Löffler MdL<br />

„In der Wirtschaftspolitik spielt<br />

bei Grün-Rot die Musik, versichern<br />

sie den Handwerkern.<br />

Schauen wir uns doch einmal die<br />

Partitur an. Mit einer Vermögensabgabe<br />

wollen die Grünen<br />

in zehn Jahren 100 Milliarden Euro<br />

einsammeln. Rückwirkend!<br />

Neben einer Vermögensteuer im<br />

Land, versteht sich. Die Erbschaftsteuer<br />

wird verdoppelt,<br />

das Ehegattensplitting wird abgeschafft,<br />

die Abgeltungsteuer<br />

wird um 7 Prozentpunkte erhöht, die Körperschaftsteuer<br />

nahezu verdoppelt. Eine Gemeindewirtschaftssteuer<br />

wird eingeführt. Der Spitzensteuersatz wird auf 49 Prozent<br />

erhöht, die Bemessungsgrenze gesenkt. Das trifft<br />

viele Facharbeiter. Auf Zinsen <strong>und</strong> Mieteinkünfte werden<br />

Beiträge zur Krankenkasse erhoben. Für Personenunternehmen<br />

bedeutet dieses Paket eine Gesamtbesteuerung<br />

von über 80 Prozent - ein Raubzug auf Ansage.<br />

Diese Steuererhöhung haben Sie bereits in die mittelfristige<br />

Finanzplanung eingearbeitet. Das nennt man<br />

Bilanzfälschung mit ungedeckten Wechseln, <strong>und</strong> jetzt<br />

macht die aktuelle Debatte wieder Sinn. Mit höheren Hartz<br />

IV-Sätzen ohne Sanktionen, Garantierenten, Bürgerversicherung<br />

<strong>und</strong> mehr Bürokratie durch das Tariftreuegesetz<br />

werfen Grüne <strong>und</strong> Sozialdemokraten Sand ins Getriebe der<br />

Wirtschaft. Zusätzlich wird eine Min<strong>des</strong>tlohn-Flatrate verordnet,<br />

<strong>und</strong> die Zahl der Minijobber wird begrenzt. Mit Eurobonds<br />

sollen die Schulden von Griechenland, Spanien <strong>und</strong><br />

Portugal getilgt werden. Irgendwann einmal sind die Taschen<br />

der Bürger leer, in die sie so schamlos greifen. Sie polarisieren<br />

unsere Gesellschaft in Arm <strong>und</strong> Reich, um mit ihrer<br />

staatlichen Verteilungspolitik Eingriffe in Eigentum <strong>und</strong><br />

Freiheit zu rechtfertigen. So zerbröseln sie unseren Mittelstand“,<br />

betonte der wirtschaftspolitische Sprecher der<br />

CDU-Landtagsfraktion Dr. Reinhard Löffler MdL.


<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />

Unter der Rubrik „<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag“ werden in regelmäßigen Abständen (Kurz)Interviews mit<br />

Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten veröffentlicht werden. Die Themenpalette reicht von der Staatsschuldenkrise in<br />

Europa, dem bevorstehenden Bun<strong>des</strong>tagswahlkampf, konkreten Gesetzgebungsprojekten bis hin zu privaten<br />

Anekdoten. Die Auswahl der Interviewpartner sowie die Themenwahl wird durch Meike Betzinger <strong>und</strong> Bastian<br />

Atzger verantwortet, die für Fragen <strong>und</strong> Anregungen unter der E-Mail-Adresse wirtschaftsforum@mit-bw.de<br />

gerne zur Verfügung stehen. Fortgesetzt wird die Interviewreihe mit Thomas Strobl.<br />

Lieber Herr Strobl, vielen Dank, dass Sie sich in der heißen<br />

Wahlkampfphase Zeit für unser kurzes Interview nehmen.<br />

Die kommenden Wochen werden ganz im Zeichen der Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

stehen. Wie ist nach den ersten Wahlkampfwochen<br />

Ihr persönlicher Eindruck zur politischen Stimmung im<br />

Land?<br />

Die Stimmung ist meinem Eindruck nach sehr gut. Die Menschen<br />

wollen, dass die CDU weiter erfolgreich die Regierung<br />

führt, <strong>und</strong> dass Angela Merkel Bun<strong>des</strong>kanzlerin bleibt.<br />

Das spiegelt sich in den Umfragen wider, die uns zuversichtlich<br />

stimmen <strong>und</strong> zusätzliche Motivation geben. Ich warne<br />

aber nachdrücklich davor, die Bun<strong>des</strong>tagswahl am 22. September<br />

bereits als ein „gemähtes Wiesle“ zu betrachten.<br />

Wir müssen bis zum Wahlsonntag um 18.00 Uhr um jede<br />

Stimme kämpfen.<br />

Mit welchen Themen will die Union<br />

auf der Zielgerade punkten?<br />

Ganz kurz gesagt: mit einem Kurs, der<br />

eine gute wirtschaftliche Entwicklung<br />

ermöglicht <strong>und</strong> Arbeitsplätze sichert<br />

<strong>und</strong> schafft. Es gibt vor dieser Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

eine harte inhaltliche Auseinandersetzung,<br />

weil sich zwei völlig<br />

verschiedene Konzepte gegenüberstehen.<br />

Auf der einen Seite stehen die linken<br />

Parteien, die eine massive finanzielle<br />

Belastung der Mittelschicht, <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> eine wahre Umverteilungsorgie<br />

wollen. Wir hingegen stehen<br />

für soli<strong>des</strong> Haushalten <strong>und</strong> dafür,<br />

die Menschen nicht durch weitere<br />

Steuern zu belasten. Mit uns wird es<br />

keine Steuererhöhungen <strong>und</strong> keine<br />

neuen Steuern wie Vermögensabgabe<br />

oder Vermögenssteuer geben, aber<br />

wir werden trotzdem ohne neue<br />

Schulden auskommen <strong>und</strong> sogar<br />

Schulden zurückzahlen. Dies gelingt,<br />

indem wir Schwerpunkte setzen, aber<br />

darauf achten, dass der Bun<strong>des</strong>haushalt<br />

nicht überfrachtet <strong>und</strong> überfordert<br />

wird – wie es die Grünen etwa<br />

mit ihrem faktisch bedingungslosen<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen tun wollen. Wir setzen<br />

Schwerpunkte für Familien, für<br />

Bildung <strong>und</strong> für die Infrastruktur. Wie<br />

gesagt: Wir stehen für einen Kurs, der<br />

eine gute wirtschaftliche Entwicklung<br />

ermöglicht <strong>und</strong> Zukunft sichert. Das<br />

schafft im Haushalt Spielräume, die<br />

wir für unsere Schwerpunkte nutzen.<br />

Im Gegensatz dazu sehen wir jeden<br />

Tag in Baden-Württemberg, wie Grüne<br />

<strong>und</strong> SPD regieren: mit massiven neuen<br />

Schulden, obwohl höchste Steuereinnahmen<br />

sprudeln. Gerade in Baden-<br />

Württemberg sehen wir jeden Tag: So<br />

hoch können die Steuereinnahmen<br />

gar nicht sein, dass Grüne <strong>und</strong> SPD<br />

damit auskämen! So werden Zukunftschancen<br />

verspielt <strong>und</strong> nicht gesichert.<br />

Viele Unternehmer <strong>und</strong> Selbstständige<br />

haben den Eindruck, dass die CDU<br />

in der zurückliegenden Legislaturperiode<br />

nur wenige wirtschaftspolitische<br />

Akzente setzen konnte. Warum sollen<br />

sich Mittelständler auch bei der kommenden<br />

Bun<strong>des</strong>tagswahl für die CDU<br />

entscheiden?<br />

Unter der Führung der CDU wurden<br />

die Bedingungen für den Mittelstand<br />

seit 2005 immer <strong>und</strong> immer wieder<br />

verbessert. 2005 – unter Rot-Grün –<br />

beurteilten 90 Prozent der Befragten<br />

die Politik für den Standort Deutschland<br />

negativ; heute bewerten 80 Prozent<br />

der befragten Mittelständler unsere<br />

Standortpolitik positiv. Um einen<br />

ganz zentralen Punkt herauszugreifen<br />

<strong>und</strong> zu nennen: Ich denke, dass eine<br />

verlässliche Steuerpolitik für die Mittelständler<br />

unverzichtbar ist. Deshalb<br />

sagen wir klipp <strong>und</strong> klar, dass wir<br />

Steuererhöhungen <strong>und</strong> jegliche neue<br />

Steuern ablehnen. Die Steuerpläne<br />

6 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />

von SPD <strong>und</strong> Grünen sind hingegen<br />

ein Angriff auf die Substanz der Unternehmen.<br />

So wird die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>des</strong> deutschen <strong>Mittelstands</strong><br />

angegriffen <strong>und</strong> so werden tausende,<br />

ja h<strong>und</strong>erttausende Arbeitsplätze gefährdet.<br />

Das ist verantwortungslos –<br />

gerade mit Blick auf den deutschen<br />

Südwesten, das Land <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>,<br />

der Mittelschicht <strong>und</strong> der Familienbetriebe.<br />

Deshalb kämpfe ich übrigens<br />

auch entschlossen für ein gutes<br />

Ergebnis der CDU Baden-Württemberg:<br />

für 40 Prozent plus X. Es soll einen<br />

kräftigen Schub aus dem Südwesten<br />

für Angela Merkel <strong>und</strong> die CDU in<br />

ganz Deutschland geben. Schließlich<br />

gilt auch: Je stärker die Stimme der<br />

CDU Baden-Württemberg in Berlin ist,<br />

<strong>des</strong>to stärker ist die Stimme <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> der Mittelschicht.<br />

Die FDP, unser Wunsch-Koalitionspartner,<br />

erntete ja ein sensationelles<br />

Ergebnis bei der letzten Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

mit dem Slogan „mehr Netto<br />

vom Brutto“. Viel geschehen ist auf<br />

den Lohnzetteln der Menschen jedoch<br />

nicht. Befürchten Sie, dass sich dies im<br />

Wahlergebnis niederschlagen könnte?<br />

Was sich wie auf das Ergebnis der FDP<br />

auswirkt, gehört nun wirklich nicht zu<br />

den Fragen, die mich besonders beschäftigen.<br />

Die FDP muss es selber<br />

schaffen - <strong>und</strong> sie wird es schaffen! Ich<br />

kann für die CDU sagen: Wir arbeiten<br />

solide – in jeder Hinsicht. Deshalb versprechen<br />

wir nichts, von dem wir nicht<br />

wissen, ob wir es halten können: auch<br />

keine großen Steuersenkungen. Was<br />

wir nach der Bun<strong>des</strong>tagswahl umsetzen<br />

werden, ist eine Milderung der<br />

kalten Progression. Wir wollten das<br />

schon in dieser Legislaturperiode. Rot-<br />

Rot-Grün hat diese Entlastung der<br />

Menschen aber aus reiner Partei- <strong>und</strong><br />

Wahlkampfttaktik im Bun<strong>des</strong>rat <strong>und</strong><br />

im Vermittlungsausschuss eiskalt<br />

blockiert.<br />

Ein offenes Ohr für die Anliegen <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>:<br />

CDU-Lan<strong>des</strong>vorsitzender Thomas<br />

Strobl. (Fotos: Laurence Chaperon)<br />

Wie verändert die Alternative für<br />

Deutschland (AfD) die Lage im Wahlkampfjahr?<br />

Ist sie eine ernst zu nehmende<br />

Gefahr? Und wem schadet sie<br />

am Meisten?<br />

Man darf einen Gegner selbstverständlich<br />

nie unterschätzen. Aber diese<br />

Partei schürt nur Ängste in der Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> sie weist keine Lösungen,<br />

keine Perspektiven auf. Sie ist<br />

außerdem eine Ein-Themen-Partei:<br />

Das ist nach meiner Auffassung zu wenig<br />

bei einer Bun<strong>des</strong>tagswahl. Jede<br />

<strong>und</strong> jeder muss vor allem eines ganz<br />

klar wissen: Wer seine Stimme an die<br />

AfD verschenkt, weil er beispielsweise<br />

nur zu 80 Prozent mit der CDU zufrieden<br />

ist, der bekommt im Zweifel 100<br />

Prozent <strong>des</strong> Gegenteils von dem, was<br />

ihm eigentlich vorschwebt!<br />

Nachdem Sigmar Gabriel im Wahlkampf<br />

bereits ein allgemeines Tempolimit<br />

auf deutschen Autobahnen gefordert<br />

hat, setzt die CSU mit ihrem<br />

Vorschlag, eine Maut für ausländische<br />

Autofahrer einzuführen, ebenfalls eine<br />

verkehrspolitische Duftmarke. Was<br />

halten Sie von beiden Vorstößen?<br />

Von Gabriels Vorschlag, ein allgemeines<br />

Tempolimit einzuführen, halte ich<br />

überhaupt gar nichts. Das ist typische<br />

zentralistische Einheits-Verbotspolitik,<br />

die auch bei den Grünen gefällt.<br />

Was die Finanzierung unserer Straßen,<br />

unserer Infrastruktur angeht: Die<br />

müssen wir in der nächsten Legislaturperiode<br />

sehr deutlich verbessern. Das<br />

ist es, worauf es ankommt, <strong>und</strong> das<br />

steht auch in unserem Regierungsprogramm,<br />

das CDU <strong>und</strong> CSU gemeinsam<br />

verabschiedet haben. In der CDU Baden-Württemberg<br />

gibt es eine Mehrheit<br />

für eine Maut. Wenn die Finanzierung<br />

der Verkehrswege aber auf anderem<br />

Wege verbessert wird, kann ich<br />

das akzeptieren. Die Maut ist ja nur<br />

ein Mittel, nicht das Ziel. Wenn wir<br />

das Ziel – deutlich mehr Geld für unsere<br />

Infrastrukturen – anders erreichen,<br />

ist es mir allemal auch recht.<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 7


<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />

Nach der verlorenen Landtagswahl in<br />

Baden-Württemberg waren Sie eine<br />

der lautesten <strong>Stimmen</strong>, die eine Öffnung<br />

der Partei für neue Köpfe <strong>und</strong><br />

externe Ideen gefordert hat. Was ist<br />

aus diesem Vorhaben geworden?<br />

Wir kommen sehr gut voran in der<br />

CDU Baden-Württemberg. Der letzte<br />

Lan<strong>des</strong>parteitag etwa war mitgliederoffen,<br />

<strong>und</strong> zu unserem Lan<strong>des</strong>parteitag<br />

am 14. September sind unsere<br />

Mitglieder - nicht nur die Delegierten -<br />

erneut eingeladen. Es entsteht ein<br />

neues Arbeits- <strong>und</strong> Diskussionsklima.<br />

Vor kurzem hatten wir ein Neumitgliedertreffen,<br />

zu dem wir alle eingeladen<br />

haben, die in den vergangenen zwölf<br />

Monaten in unsere Partei eingetreten<br />

sind. Einer der Anwesenden hat mir<br />

danach geschrieben, dass die Offenheit<br />

<strong>und</strong> das sichtbare Bemühen, neue<br />

Wege zu gehen, ihn positiv überrascht<br />

haben. Über diese Rückmeldung habe<br />

ich mich sehr gefreut <strong>und</strong> sie ist nur<br />

ein Beispiel von vielen für unseren erfolgreichen<br />

neuen Kurs.<br />

Wirtschaftsfachleute <strong>und</strong> einige Wirtschaftszeitungen<br />

verkünden derzeit,<br />

dass die Politik nur die Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

in Deutschland abwarten würde,<br />

danach käme der große europäische<br />

Schuldenschnitt, der mit einer massiven<br />

Abwertung <strong>des</strong> Euro verb<strong>und</strong>en<br />

wäre. Was sagen Sie als stv. CDU-Bun<strong>des</strong>vorsitzender<br />

zu diesem Schreckensszenario?<br />

Können die Bürger noch in<br />

unsere Währung vertrauen oder sollten<br />

sie besser versuchen ihre Habe in<br />

Sicherheit zu bringen?<br />

Wenn die aktuelle Bun<strong>des</strong>regierung<br />

unter Führung von CDU <strong>und</strong> Kanzlerin<br />

Angela Merkel am 22. September bestätigt<br />

wird, sieht die Bun<strong>des</strong>regierung<br />

keinen Schuldenschnitt. Dann<br />

sehe ich vor allem, dass es Solidarität<br />

in Europa nur gegen Solidität beim<br />

Haushalten gibt. Es sind natürlich<br />

schwierige Herausforderungen, die<br />

vor uns liegen – aber ich bin überzeugt,<br />

dass diese Bun<strong>des</strong>regierung sie<br />

wie die schwierigen Herausforderungen<br />

der vergangenen Monate <strong>und</strong> Jahre<br />

klug meistert. Klar ist hingegen<br />

auch: Gibt es eine andere Mehrheit im<br />

Bun<strong>des</strong>tag, etwa Rot-Grün oder gar<br />

Rot-Rot-Grün, dann kommt nach der<br />

Bun<strong>des</strong>tagswahl die Vergemeinschaftung<br />

der Schulden – das ist so sicher<br />

wie das Amen in der Kirche! Dann<br />

kommen Eurobonds – mit allen ihren<br />

negativen Folgen für Deutschland <strong>und</strong><br />

die deutsche Wirtschaft. Und mit der<br />

Folge, dass sich etwa in Südeuropa<br />

niemand mehr bei den dringend notwendigen<br />

Reformen zusätzlich anstrengen<br />

muss.<br />

Noch eine Frage zu unserer Heimat: Es<br />

gab nicht eine Zeitung, die nicht<br />

über die katastrophale Haushaltslage<br />

in Baden-Württemberg berichtet<br />

hätte. „Die Grünen wirtschaften<br />

das Land ab“, war teilweise zu lesen.<br />

Wie steht es wirklich um den Lan<strong>des</strong>haushalt?<br />

Die Berichte sind leider nicht übertrieben.<br />

Ich will Ihnen ein Beispiel<br />

sagen: Im ersten Halbjahr 2013 hat<br />

Baden-Württemberg so viele Steuern<br />

eingenommen wie noch nie, etwa<br />

14,5 Milliarden Euro. Trotzdem<br />

hat Grün-Rot im ersten Halbjahr<br />

2013 ein Minus von mehr als einer<br />

Milliarde Euro eingefahren – das ist<br />

die schlechteste Bilanz aller Länder<br />

nach NRW. Da fragt man sich unweigerlich:<br />

Was muss eigentlich<br />

passieren, dass Grüne <strong>und</strong><br />

Rote mit dem Geld auskommen,<br />

das ihnen zur Verfügung<br />

steht? Der angeblich so<br />

nachhaltige Ministerpräsident<br />

Kretschmann lässt eine<br />

gigantische Chance zur Sanierung<br />

<strong>des</strong> Haushalts verstreichen<br />

- tatenlos, ideenlos,<br />

planlos, nur begleitet von gelegentlichem<br />

Schwadronieren<br />

<strong>und</strong> Jammern darüber,<br />

wie schwierig die Lage sei.<br />

Wer bei diesen hohen Einnahmen<br />

noch von einem Einnahmenproblem<br />

spricht <strong>und</strong><br />

die Steuern erhöhen will,<br />

zeigt überdeutlich, dass er<br />

mit Geld nicht umgehen<br />

kann. Solchen Leuten dürfen<br />

wir am 22. September nicht<br />

auch noch die Bun<strong>des</strong>kasse<br />

überlassen!


PR-Information<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 9


<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />

Europa für globalen<br />

Wettbewerb fit machen<br />

Interview mit Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für Energie<br />

Guten Tag Herr Oettinger. Wir erwischen<br />

Sie ja in Ihrer Präsenzwoche<br />

oder auch „Sommerpermanence“ in<br />

Brüssel. Wie darf man sich den Alltag<br />

<strong>des</strong> EU-Kommissars vorstellen?<br />

Der Mittwoch einer Arbeitswoche ist<br />

immer im Ablauf gleich. Wir haben um<br />

neun Uhr die wöchentliche Sitzung<br />

der Kommissionen, davor Büroarbeit<br />

oder vorbereitende Gespräche. Die<br />

Sitzung geht dann bis circa 14 Uhr, bei<br />

der alle Kommissionsmitglieder anwesend<br />

sind. Den Rest <strong>des</strong> Tages kann<br />

man dann für bilaterale Besprechungen<br />

nutzen, um Gesprächspartner zu<br />

empfangen oder für Empfänge, Konferenzen<br />

<strong>und</strong> dienstliche Aben<strong>des</strong>sen.<br />

Man trifft sich an diesem Tag<br />

hauptsächlich mit unterschiedlichsten<br />

Verbänden, nationalen Abgeordneten<br />

oder Regierungsvertretern der Mitgliedsstaaten<br />

– darunter natürlich<br />

auch Vertreter deutscher Bun<strong>des</strong>länder.<br />

Die anderen Arbeitstage sind sehr unterschiedlich.<br />

Für mich stehen viele<br />

Dienstreisen in europäische Hauptstädte<br />

oder Großstädte auf dem Programm<br />

<strong>und</strong> auch vermehrt in die Länder<br />

<strong>und</strong> Regionen, die uns mit Gas <strong>und</strong><br />

Öl beliefern. Das wären Russland, Algerien,<br />

Norwegen, der Mittlere Osten,<br />

der Kaspische Raum. Dazu kommen<br />

noch solche, mit denen wir intensive<br />

Forschungspartnerschaften pflegen<br />

wie China, Japan, Korea <strong>und</strong> die USA.<br />

Alles in allem kann man sagen, dass<br />

meine Arbeitszeit zwischen Montag<br />

<strong>und</strong> Freitag insgesamt arbeitsintensiver<br />

ist als früher als Ministerpräsident.<br />

Aber der Sonntag ist frei, was natürlich<br />

sehr angenehm ist. Somit kann ich<br />

diese Tage nutzen, um auch einmal in<br />

aller Ruhe die Annehmlichkeiten von<br />

Brüssel oder auch Stuttgart nutzen zu<br />

können. Das schließt zwar immer auch<br />

ein wenig Büroarbeit mit ein, aber<br />

man kann schon eher die sonntägliche<br />

Freizeit genießen als früher.<br />

Vermissen Sie die Aufgaben <strong>des</strong> Ministerpräsidenten?<br />

Ich war sehr gerne in Baden-Württemberg<br />

in jeder Funktion tätig – sei es als<br />

Lan<strong>des</strong>vorsitzender der Jungen Union,<br />

als Abgeordneter <strong>des</strong> Landtages, als<br />

Fraktionschef <strong>und</strong> natürlich als Ministerpräsident.<br />

Aber ich trauere keiner<br />

Aufgabe nach. Ich bin gerne freiwillig<br />

<strong>und</strong> aus freien Stücken nach Brüssel<br />

gegangen <strong>und</strong> habe das nie bereut. Ich<br />

fühle mich hier sehr wohl. Trotzdem<br />

bleibt Baden-Württemberg natürlich<br />

meine Heimat <strong>und</strong> die CDU für mich<br />

die Partei, in der ich groß geworden<br />

bin <strong>und</strong> in der ich auch heute noch viele<br />

gute politische <strong>und</strong> einige persönliche<br />

Fre<strong>und</strong>e habe.<br />

Nach den Sommerferien läuft die<br />

heiße Phase <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tagswahlkampfes<br />

an, doch die Wähler stehen<br />

der Energiewende sehr kritisch gegenüber.<br />

Jahrzehntelang wurde sie<br />

uns als eine nationale Kernaufgabe<br />

verkauft, nun wird sie zum europäischen<br />

Anliegen. Welche Veränderungen<br />

sind damit verb<strong>und</strong>en? Und welche<br />

Vorteile bzw. auch Risiken folgen<br />

aus diesem Wandel?<br />

10 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />

Europa, die Europäische Union, ist seit<br />

ihrer Gründung auf zwei Säulen aufgebaut.<br />

Die Friedensunion zum Einen<br />

<strong>und</strong> der Binnenmarkt zum Anderen.<br />

Seit 1996 haben wir das deutsche Ziel<br />

einen Strombinnenmarkt zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> seit 1998 das ergänzende<br />

Ziel einen Gasbinnenmarkt zu entwickeln.<br />

Daran arbeiten wir, d.h. wir<br />

sind im Prozess der Europäisierung<br />

der Energiepolitik. Der große Vorteil<br />

dabei ist, dass man mit einer gemeinsamen<br />

europäischen Energiestrategie<br />

die Versorgungszeit für den Bürger<br />

<strong>und</strong> für die Industrie weit besser sichern<br />

kann, als wenn es eine nationalstaatliche<br />

Aufgabe ist. Zusätzlich<br />

bringt ein Binnenmarkt mit 500 Millionen<br />

Menschen viel Wettbewerb <strong>und</strong><br />

Transparenz auch im Hinblick auf die<br />

Preisentwicklung, was für die bezahlbare<br />

Energie von immenser<br />

Wichtigkeit ist.<br />

Der Mittelstand fordert mehr<br />

Wettbewerb zwischen den Energiegewinnungsformen<br />

<strong>und</strong> die<br />

Abschaffung von Subventionen.<br />

Und auch Sie gelten als Kritiker<br />

<strong>des</strong> Energie-Einspeisungsgesetzes.<br />

Welche Schwerpunkte sollte<br />

Ihrer Meinung nach eine EEG-Reform<br />

haben, damit Strom für alle<br />

bezahlbar bleiben wird?<br />

Mehr Wettbewerb erreichen wir<br />

durch die Verwirklichung unserer<br />

Binnenmarktgesetzgebung <strong>und</strong><br />

durch mehr grenzüberschreitende<br />

Strom- <strong>und</strong> Gasbrücken. Das<br />

heißt konkret, Pipelines <strong>und</strong><br />

Stromnetze über die Grenzen der<br />

Mitgliedsstaaten hinweg. Mit unserer<br />

Liste „Projects of Common<br />

Interests PCI“, die wir im September<br />

vorlegen werden, machen<br />

wir konkret deutlich, wie<br />

wir diesen Infrastruktur-Ausbau<br />

für mehr Wettbewerb für die<br />

nächsten Jahre hinbekommen<br />

wollen. Das deutsche EEG war für<br />

die ersten Jahre <strong>des</strong> Ausbaus erneuerbarer<br />

Energiequellen im<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmesektor ein<br />

glänzen<strong>des</strong> Gesetz. Aber jetzt<br />

führt es zu immer stärkeren<br />

Fehlallokationen, wodurch Kosten<br />

<strong>und</strong> Nutzen sich nicht mehr<br />

vernünftig gegenüberstehen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> brauchen wir<br />

eine Generalrevision <strong>des</strong> EEG mit<br />

dem Ziel, den weiteren Ausbau<br />

der volatilen Energiequellen für<br />

die Stromgewinnung, namentlich<br />

Solaranlagen <strong>und</strong> Windanlagen,<br />

zu begrenzen <strong>und</strong> stärker an den<br />

vorherigen Ausbau der Leitungsinfrastruktur<br />

<strong>und</strong> der Speicherkapazitäten<br />

zu koppeln. Nur dann wird man weitere<br />

kräftige Preissteigerungen vermeiden<br />

können - <strong>und</strong> die müssen vermieden<br />

werden, wenn die energieintensive<br />

Industrie <strong>des</strong> Standorts Deutschland<br />

auch in Zukunft wettbewerbsfähig<br />

gehalten werden soll.<br />

Wie beurteilen Sie das Risiko, dass sich<br />

Brüssel letztlich gegen Ausnahmen für<br />

energieintensive Unternehmen entscheidet?<br />

Wir haben eine Reihe von Beschwerden,<br />

die das EEG <strong>und</strong> die Netzentgeldverordnung<br />

in Deutschland betreffen,<br />

im Besonderen die Ermäßigungen <strong>und</strong><br />

Befreiungen. Diese Beschwerden kommen<br />

von Netzbetreibern, Stadtwerken,<br />

Verbraucherzentralen, Bürgern <strong>und</strong><br />

benachbarten Regierungen. Diese gilt<br />

es ernsthaft zu prüfen. Somit kommen<br />

wir um eine Analyse, ob die Netzentgeldverordnung<br />

<strong>und</strong> das EEG mit den<br />

europäischen Regeln <strong>des</strong> Binnenmarktes<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Wettbewerbes vereinbar<br />

ist, nicht herum. Je eher wir das EEG -<br />

<strong>und</strong> damit die Förderung erneuerbarer<br />

Energieträger - weiterentwickeln <strong>und</strong><br />

europäische Ausnahmeregelungen<br />

schaffen, <strong>des</strong>to eher sind diese im Binnenmarkt<br />

akzeptiert. Ich gehe fest davon<br />

aus, dass die nächste Bun<strong>des</strong>regierung<br />

unter der Führung von Angela<br />

Merkel, mit der ich darüber gesprochen<br />

habe, die Vereinbarkeit einer in<br />

Deutschland anstehenden EEG-Reform<br />

mit europäischem Recht beachten<br />

wird.<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 11


<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> hohen Strompreises<br />

werden immer mehr <strong>Stimmen</strong> laut, die<br />

eine Harmonisierung <strong>des</strong> europäischen<br />

Strompreises fordern. D.h. Privatleute<br />

<strong>und</strong> Unternehmen wollen<br />

zukünftig ihren Stromanbieter europaweit<br />

auswählen können. Sehen Sie<br />

hierfür in naher Zukunft eine Möglichkeit?<br />

Oder welche neuen - <strong>und</strong> für Endverbraucher<br />

„spürbare - Energietrends<br />

gibt es?<br />

Durch den Aufbau von grenzübergreifenden<br />

Stromleitungen wird für den<br />

Stromverbraucher die Auswahl seines<br />

Stromanbieters immer besser werden.<br />

Und es wird verstärkt ausländische<br />

Stromunternehmen geben, die auch in<br />

Deutschland den Strom verkaufen<br />

wollen. Die unterschiedlichen Strompreise<br />

haben verschiedene Gründe.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> ist in der Tat die unterschiedlich<br />

starke Förderung erneuerbarer<br />

Energieträger. Ein anderer<br />

Gr<strong>und</strong> ist, dass es in den meisten Mitgliedsstaaten<br />

immer noch regulierte<br />

Strompreise gibt, d.h. nicht Angebot<br />

<strong>und</strong> Nachfrage bestimmen den Preis<br />

sondern die Regierung legt den Preis<br />

fest <strong>und</strong> subventioniert indirekt damit<br />

den Stromsektor. Aber der dritte <strong>und</strong><br />

wichtigste Gr<strong>und</strong> ist der, dass die<br />

Steuerabgaben <strong>und</strong> Beiträge auf<br />

Strom in den Mitgliedsstaaten sehr<br />

unterschiedlich sind.<br />

Eine Harmonisierung der Steuern wäre<br />

wünschenswert, aber diese halte<br />

ich für nicht realistisch. Steuern obliegen<br />

der Hoheit der Mitgliedsstaaten,<br />

die in den nächsten Jahren sicherlich<br />

weiter behauptet wird.<br />

Als vielversprechen<strong>des</strong> Projekt zur Gewinnung<br />

von Ökostrom wurde Deseterc<br />

angepriesen, in <strong>des</strong>sen Rahmen in<br />

Wüstenregionen produzierter Solarstrom<br />

in die EU gelangen sollte. Nun<br />

Wir werfen einen Rückblick auf Fukushima:<br />

Wie bewerten Sie die internationale<br />

Zusammenarbeit in Energiefragen<br />

seither?<br />

Wir haben in der Europäischen Union<br />

<strong>und</strong> mit zahlreichen Partnerländern<br />

die Ursachen von Fukushima analysiert<br />

<strong>und</strong> auch dadurch Folgerungen<br />

für uns gezogen. Mit unserem Stresstest<br />

sind alle 135 Kernkraftwerke, die<br />

in der europäischen Union in Betrieb<br />

sind, einer zusätzlichen Überprüfung<br />

im Lichte Fukushimas unterzogen<br />

wurden. Zum ersten Mal wurden Akws<br />

in der EU von gemischten Teams gehat<br />

die Desertec-Stiftung ihre Mitgliedschaft<br />

im Dii-Konsortium aufgekündigt<br />

<strong>und</strong> auch die Differenzen zwischen<br />

Umweltschützern <strong>und</strong> Unternehmen<br />

scheinen unüberbrückbar. Ist<br />

somit die Idee, unbesiedelte <strong>und</strong> für<br />

die Landwirtschaft unrentable Regionen<br />

zur Energiegewinnung zu nutzen<br />

nicht um Jahre zurückgeworfen worden?<br />

Wir hatten Rückschläge, aber trotzdem<br />

glaube ich, dass Wüstenstrom für<br />

die Zukunft wichtig ist. Der erste Solarpark,<br />

der auch Strom nach Europa<br />

führen soll, wird derzeit in Marokko<br />

gebaut. Es geht dabei auch nicht<br />

primär um Strom für Europa, sondern<br />

es geht in allererster Linie um eine<br />

Chance, Marokko, Tunesien, Algerien,<br />

Libyen <strong>und</strong> andere südliche Mittelmeeranreiner<br />

mit Solarstrom zu versorgen,<br />

um dort die Stromproduktion<br />

durch Ölverbrennung zu verringern.<br />

Öl ist zu wertvoll, um verbrannt zu<br />

werden. Daher soll dort die Stromproduktion<br />

aus erneuerbaren Energien<br />

entwickelt werden. In einem zweiten<br />

Schritt könnte dann ein Teil <strong>des</strong><br />

Stroms über das bestehende Seekabel<br />

nach Spanien <strong>und</strong> von dort - über von<br />

uns geplante <strong>und</strong> in nächsten Jahren<br />

zu entwickelnde weitere Seekabel - in<br />

die restliche Europäische Union transportiert<br />

werden.<br />

Die EU-Kommission bereitet laut Pressemeldungen<br />

eine Stärkung der Atomkraft<br />

vor. Die Regierungen der europäischen<br />

Länder sollen künftig<br />

leichter Unternehmen subventionieren<br />

können, die Atomkraftwerke bauen<br />

<strong>und</strong> betreiben. Führt diese Entwicklung<br />

den deutschen Energiewandel<br />

nicht ab absurdum?<br />

Das ist so nicht korrekt. Wir hatten<br />

jahrzehntelang abgeschottete, natio-<br />

nale Energiemärkte. Ob <strong>und</strong> wie ein<br />

Mitgliedsland seine Strom-Produktion<br />

organisert hat, war nicht Sache der<br />

EU-Kommission. Nachdem wir nun<br />

aber einen europäischen Markt mit<br />

privaten Unternehmen haben, ist die<br />

Sache anders. Jetzt stellt sich die Frage<br />

der Wettbewerbsfähigkeit. Und wir<br />

wissen, dass die Briten beispielsweise<br />

für große Investitionsprojekte wie Akws,<br />

so eine Art garantieren Preis einführen<br />

wollen. Auch die Franzosen, Litauer,<br />

Tschechen <strong>und</strong> Polen liebäugeln<br />

mit einer solchen Politik. EU-Wettbewerbskommissar<br />

Almunia wird dies<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> EU-Wettbewerbsrechts<br />

eingehend prüfen <strong>und</strong><br />

dann entscheiden, ob er dies zulässt.<br />

Das ist keine politische Entscheidung -<br />

die EU-Kommission ist in der Frage, ob<br />

ein Land Atomkraft nutzen will oder<br />

nicht völlig neutral: Wir respektieren,<br />

dass Frankreich 76 Prozent seines<br />

Stromes aus Kernenergie gewinnt,<br />

dass Österreich immer dagegen war.<br />

Genauso kann Deutschland seine Energiewende<br />

durchziehen. Tatsache ist<br />

aber, dass die anderen Länder, die<br />

Atomkraft haben, weiterhin daran<br />

festhalten.<br />

12 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />

prüft, also von Fachleuten, die aus unterschiedlichen<br />

EU-Ländern kamen.<br />

Das wäre vor Fukushima <strong>und</strong>enkbar<br />

gewesen.<br />

Die Mitgliedsstaaten müssen jetzt<br />

durch Aktionspläne ihre Nachrüstungs-Maßnahmen<br />

offenlegen. Mit<br />

diesen Maßnahmen in Verbindung mit<br />

dem im Rat liegenden Gesetzgebungsvorschlag,<br />

den ich entwickelt<br />

habe, der für eine nukleare „Safety Directive“,<br />

also für höchste technische<br />

Standards für Kernkraftwerke steht,<br />

ziehen wir in der Europäischen Union<br />

auch die legislativen Folgerungen aus<br />

diesem Unfall.<br />

Das heißt, wir kommen mit einer gemeinsamen<br />

Sicherheitsarchitektur<br />

voran. Die Entscheidung „Kernkraft ja<br />

oder Kernkraft nein?“ ist nach diesem<br />

Vertrag aber allein die Sache der nationalen<br />

Regierungen <strong>und</strong> Parlamente.<br />

Somit erklärt sich, weshalb in Europa<br />

derzeit 15 Mitgliedsstaaten die<br />

Kernkraft nützen <strong>und</strong> 13 Mitgliedsstaaten<br />

nicht.<br />

Im Mai diesen Jahres erregten Sie<br />

großes Aufsehen, als Sie Europa als<br />

Sanierungsfall beachrieben <strong>und</strong> meinten,<br />

dass „einige den Ernst der Lage<br />

nicht verstehen“ würden. Sehen Sie<br />

denn seit dem eine Entwicklung zum<br />

Besseren hin? Welche sind denn die<br />

dringendsten Punkte, an denen die Europäische<br />

Union arbeiten sollte?<br />

Wir haben in der Europäischen Union<br />

gute Entwicklungen <strong>und</strong> schlechte<br />

Entwicklungen. Irland <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen<br />

Haushaltskonsolidierung gehört zu<br />

den guten Entwicklungen, ebenso Polen<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen klarer Wachstumskurs.<br />

In vielen Mitgliedsstaaten<br />

haben wir eine starke<br />

demokratische Entwicklung zu<br />

konstatieren. Aber es gibt auch<br />

schlechte Entwicklungen. Der<br />

Arbeitsmarkt ist in vielen Mitgliedsstaaten<br />

in einem schlechten<br />

Zustand. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />

ist dabei der<br />

schwierigste Bereich. Wir haben<br />

noch immer zehn Mitgliedsstaaten<br />

in Rezession <strong>und</strong><br />

zehn Mitgliedsstaaten in Stagnation<br />

<strong>und</strong> nur wenige Mitgliedsstaaten<br />

mit Wirtschaftswachstum.<br />

Deswegen hat Europa Sanierungsbedarf<br />

<strong>und</strong> wir müssen<br />

diesen angehen, wenn Europa<br />

im globalen Wettbewerb gegen<br />

die USA <strong>und</strong> Asien in den nächsten<br />

Jahren seinen Wohlstand<br />

behaupten will.<br />

Die grün-rote Lan<strong>des</strong>regierung in Baden-Württemberg<br />

steht derzeit heftig<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer schlechten Haushaltspolitik<br />

in der Kritik. Zeitungen schreiben<br />

sogar, sie würde „das Land herunterwirtschaften“.<br />

Sie haben hier noch<br />

sehr viele Unterstützer, juckt es Sie<br />

nicht in den Fingern, wieder politische<br />

Verantwortung im Land zu tragen?<br />

Natürlich bleibe ich an der Entwicklung<br />

Baden-Württembergs interessiert<br />

<strong>und</strong> ich habe auch zu vielen Funktions-<br />

<strong>und</strong> Mandatsträgern der CDU,<br />

aber auch zu denen anderer Parteien<br />

regelmäßigen Kontakt. Aus der Tagespolitik<br />

halte ich mich zwar heraus,<br />

aber die Kritik, die die Medien angeführt<br />

haben, teile ich ausdrücklich.<br />

In den Jahren 2007, 2008 <strong>und</strong> 2009<br />

waren Baden-Württemberg <strong>und</strong> Bayern<br />

in der Haushaltskonsolidierung<br />

gleich auf. Wir haben in Bayern <strong>und</strong><br />

Baden-Württemberg keine Schulden<br />

gemacht! Und jetzt fiel Baden-Württemberg<br />

in der deutschen Tabelle der<br />

Länder zurück, während Bayern weit<br />

vorne liegt. Ich glaube, dass Baden-<br />

Württemberg kaum noch in der Lage<br />

ist, die notwendigen Entscheidungen<br />

zu treffen, damit die Schuldenbremse<br />

in diesem Jahrzehnt noch eingehalten<br />

werden kann. Ansonsten fühle ich<br />

mich in Brüssel sehr wohl <strong>und</strong> kann<br />

auch hier einiges für Baden-Württemberg<br />

tun.<br />

Und wenn wir schon von Baden-Württemberg<br />

sprechen: Gibt es etwas aus<br />

dem Ländle, etwas, das Sie nach vier<br />

Jahren als EU Kommissar in Brüssel<br />

vermissen?<br />

Eigentlich gar nichts - ich bin ja oft genug<br />

in Baden-Württemberg. Wir haben<br />

einmal in der Woche die Sitzung<br />

<strong>des</strong> Parlaments, da bin ich drei Tage in<br />

Strasbourg <strong>und</strong> damit auch oftmals in<br />

Karlsruhe, Stuttgart oder im Schwarzwald.<br />

Hinzu kommt, dass ich fast je<strong>des</strong><br />

zweite Wochenende in Baden-Württemberg<br />

bin, um Termin- <strong>und</strong> Veranstaltungsanfragen<br />

zu erfüllen. Wenn<br />

ich etwas vermisse, dann ein gutes<br />

Bauernbrot, am Besten ein Holzofenbrot.<br />

Man hat hier in Brüssel eigentlich<br />

bei Küche <strong>und</strong> Keller beste Auswahl<br />

in toller Qualität, nur beim Brot<br />

ist der deutsche Lebensmittelmarkt<br />

unschlagbar.<br />

Zum Schluss noch ein Ausblick zur Europawahl<br />

2014: Was muss ein neuer<br />

Kommissionspräsident mitbringen?<br />

Und welche Hauptaufgaben werden<br />

ihn erwarten?<br />

Es geht zu aller erst um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Europas, also die<br />

Fähigkeit im Weltmarkt Europa vorne<br />

zu halten. Zum Zweiten geht es weiter<br />

um die Integration gerade neuer Mitgliedsstaaten.<br />

Zum Dritten geht es<br />

darum, dass die Werte Europas <strong>und</strong><br />

die Verpflichtungen, die sich aus den<br />

europäischen Gesetzen ergeben, auch<br />

von allen eingehalten werden.<br />

Wenn wir über Korruption sprechen,<br />

über demokratische Gr<strong>und</strong>regeln oder<br />

über Marktwirtschaft, dann bin ich<br />

mit einigen Mitgliedsstaaten nicht zufrieden.<br />

Da muss ein neuer Kommissionspräsident<br />

mit Sicherheit ein Hüter<br />

der Verträge oder ein gar Ordnungspolizist<br />

sein.


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

Eine starke Wirtschaft braucht<br />

eine starke Infrastruktur<br />

von Steffen Bilger MdB, Bezirksvorsitzender<br />

der CDU Nord-Württemberg<br />

Fluglärmstreit, Stuttgart 21, Rheintalbahn, Neckarausbau,<br />

Stuttgart Stauhauptstadt Nr. 1 – kaum ein<br />

Bun<strong>des</strong>land hat zurzeit so viele kontroverse <strong>und</strong> zugleich<br />

wichtige Baustellen bei der Verkehrsinfrastruktur<br />

wie unseres. Viele weitere Projekte im Schienen<strong>und</strong><br />

Straßenbau könnten noch hinzugefügt werden.<br />

Dabei gilt für Baden-Württemberg noch viel mehr als<br />

für andere Länder: Eine starke Wirtschaft braucht eine<br />

leistungsfähige Infrastruktur.<br />

Deshalb ist es auch wenig hilfreich<br />

neue Straßen abzulehnen, wie es<br />

die Grünen mit Ministerpräsident Winfried<br />

Kretschmann <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsminister<br />

Winfried Hermann letztendlich<br />

tun. Wir wollen keine grünen<br />

Glaubenssätze wie „Straßen Staus hinterherbauen“<br />

sei abzulehnen – wie<br />

Kretschmann es einmal polemisch formulierte<br />

– sondern der Wirtschaft den<br />

Weg für eine positive Entwicklung bahnen<br />

sowie Bürger von Lärm <strong>und</strong> Abgasen<br />

entlasten. Deshalb müssen wir<br />

halt bereitstellen können. Unsere baden-württembergische<br />

Lan<strong>des</strong>gruppe<br />

hat sich dafür massiv eingesetzt. Unterstützung<br />

von den Grünen gab es<br />

nicht. Daran zeigt sich, dass die Sonntagsreden<br />

unserer Grünen aus Baden-<br />

Württemberg „wenn der B<strong>und</strong> mehr<br />

Geld gibt, bauen wir ja“ nichts als leere<br />

Worte sind. Der grün-rote Koalitionsvertrag<br />

gilt schließlich nach wie vor<br />

<strong>und</strong> bringt die straßenbaufeindliche<br />

Politik der Lan<strong>des</strong>regierung deutlich<br />

zum Ausdruck. Trotzdem ist es uns gelungen,<br />

2012 zusätzliche Mittel in<br />

Höhe von 102 Millionen Euro <strong>und</strong> 2013<br />

in Höhe von 70 Millionen Euro nach<br />

Baden-Württemberg zu lenken. In diesem<br />

Jahr können Backnang, Ravensburg,<br />

Süßen <strong>und</strong> Unlingen <strong>und</strong> davon<br />

profitieren – im Falle Unlingens gegen<br />

den erbitterten Widerstand von Winfried<br />

Hermann. Dauerhaft wird es uns<br />

aber nicht weiterbringen, wenn wir immer<br />

nur mühsam Zusatzmittel erstreiten<br />

müssen. Die Infrastruktur benötigt<br />

kontinuierlich mehr Geld. Die CDU Baden-Württemberg<br />

kämpft – wie auch<br />

die MIT – schon lange für eine PKW-<br />

Maut. Wir haben uns in unserem Wahlprogramm<br />

aber gemeinsam darauf<br />

verständigt, daraus kein Wahlkampfttrotzdem<br />

gerade beim teilweise miserablen<br />

Straßenzustand massiv in den<br />

Erhalt investieren. Damit dies nicht zu<br />

Lasten von Aus- <strong>und</strong> Neubau der Bun<strong>des</strong>fernstraßen<br />

geht, benötigt die Infrastruktur<br />

insgesamt mehr Mittel.<br />

Straßenbaufeindliche Politik<br />

der Lan<strong>des</strong>regierung<br />

In diesem <strong>und</strong> im letzten Jahr haben<br />

wir 750 Millionen Euro beziehungsweise<br />

eine Milliarde Euro zusätzlich für die<br />

Verkehrsinfrastruktur im Bun<strong>des</strong>haus-<br />

14 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

hema zu machen. Statt<strong>des</strong>sen hat die<br />

Union ein klares Bekenntnis für eine<br />

stetige bessere Ausstattung <strong>des</strong> Verkehrshaushalts<br />

beschlossen: fünf Milliarden<br />

mehr sollen in den kommenden<br />

vier Jahren zur Verfügung stehen.<br />

Hohe Investitionen seitens<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Aber nicht nur die Straße ist wichtig<br />

für unser Bun<strong>des</strong>land, sondern auch<br />

die Schiene. Nach vielen Jahren der Benachteiligung<br />

investiert der B<strong>und</strong> nun<br />

massiv in Baden-Württemberg. Das<br />

liegt hauptsächlich an den beiden bedeutendsten<br />

Schienenprojekten hierzulande:<br />

Stuttgart 21 / Neubaustrecke<br />

Wendlingen-Ulm <strong>und</strong> Rheintalbahn<br />

von Karlsruhe nach Basel. Bei<strong>des</strong> sind<br />

keine einfachen Projekte, die Bürger<br />

wollen zu recht eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

Trotzdem – oder gerade <strong>des</strong>halb? –<br />

kommen wir voran. Stuttgart 21 zeigt<br />

uns, Großprojekte sind weiter möglich,<br />

zum Wohle <strong>des</strong> Personen- wie auch <strong>des</strong><br />

Güterverkehrs. Bei der reinen Gütertrasse<br />

von Rotterdam nach Genua<br />

durch Baden wird die Kapazitätserweiterung<br />

nach unseren Planungen mit<br />

den Erwartungen Schritt halten können.<br />

Bei den kleineren Projekten wie<br />

der Süd- <strong>und</strong> Gäubahn sehe ich uns<br />

ebenso auf einem guten Weg. Als Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneter<br />

ärgern mich zurzeit<br />

zwei Umstände besonders: Die<br />

nach wie vor vorhandene Blockadehaltung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsministeriums<br />

bei Stuttgart 21, die Zeit <strong>und</strong> Geld kostet,<br />

sowie die mangelnde Unterstützung<br />

für einen anwohnerfre<strong>und</strong>lichen<br />

Ausbau der Rheintalbahn. Während es<br />

für die frühere Lan<strong>des</strong>regierung selbstverständlich<br />

war, die Hälfte der Kosten<br />

für zusätzlichen Lärmschutz zu übernehmen,<br />

fehlt diese Solidarität nun.<br />

Dabei ist es für uns schon jetzt nicht<br />

einfach, zusätzliches Geld für Baden-<br />

Württemberg durchzusetzen – wenn<br />

das Land sich nun aus der Verantwor-<br />

tung stiehlt <strong>und</strong> einseitig Forderungen<br />

gegenüber dem B<strong>und</strong> erhebt, besteht<br />

die Gefahr, dass wir für die lärmgeplagten<br />

Bürger in den weiteren Abschnitten<br />

der Rheintalbahn am Ende nicht<br />

den nötigen zusätzlichen Lärmschutz<br />

erreichen können. Beim Ausbau <strong>des</strong><br />

Neckars habe ich mir in letzter Zeit als<br />

Vertreter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> viel Kritik anhören<br />

müssen. Hier geht es um eine Erweiterung<br />

der Schleusen, so dass diese<br />

von größeren Schiffen (bis 135 Meter)<br />

genutzt werden können. Jeder weiß:<br />

Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben<br />

werden. Deshalb hat der B<strong>und</strong> das<br />

gemacht, was alle Verkehrspolitiker<br />

schon lange fordern – <strong>und</strong> dem auch<br />

sonst wahrscheinlich jeder im Allgemeinen<br />

zustimmen würde: Die vorhandenen<br />

Mittel müssen dort eingesetzt<br />

werden, wo sie am wichtigsten ist. Darum<br />

hat das Bun<strong>des</strong>verkehrsministerium<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage von objektiven<br />

Daten (der transportierten Tonnage)<br />

eine Prioritätenliste erstellt. Auf dem<br />

Neckar wurde aber in den letzten Jahren<br />

auf dem stritten Abschnitt weniger<br />

transportiert <strong>und</strong> gerade der letzte Abschnitt<br />

bis Plochingen weist lediglich<br />

1,6 MillionenTonnen pro Jahr in der<br />

Prognose für das Jahr 2025 auf. Zum<br />

Vergleich: ab Heilbronn sind es 7,5-Mal<br />

so viel. Nichts<strong>des</strong>totrotz arbeiten wir<br />

auch hier für Verbesserungen, um die<br />

Wasserstraße Neckar zu stärken <strong>und</strong><br />

mehr Güterverkehr von den Straßen<br />

weg zu verlagern. Es gilt für die Straße,<br />

für die Schiene <strong>und</strong> für die Wasserstraße:<br />

Unsere Infrastruktur benötigt<br />

mehr Geld. Das Unions-Regierungsprogramm<br />

ist das einzige mit einem<br />

eindeutigen Bekenntnis zu mehr Investitionen<br />

in diesem Bereich. Wir wissen,<br />

dass unsere Wirtschaft <strong>und</strong> damit<br />

Arbeitsplätze von einer leistungsfähigen<br />

Infrastruktur abhängig sind - <strong>und</strong><br />

dass wir unseren Bürgern eine der<br />

führenden Industrienation Europas<br />

würdige Infrastruktur schuldig sind.


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Kommission Umwelt <strong>und</strong> Energie:<br />

Bun<strong>des</strong>umweltminister für eine<br />

Begrenzung innerhalb <strong>des</strong> EEG!<br />

Bei der letzten Sitzung der MIT Bun<strong>des</strong>kommission für Umwelt <strong>und</strong> Energie<br />

in Berlin diskutierten die Kommissionsmitglieder mit BUM Altmaier die<br />

Strompreisentwicklung <strong>und</strong> den aktuellen Stand der Umsetzung der Energiewende.<br />

Problematisch ist, dass es gerade<br />

in diesem Themenfeld viele Subventionsempfänger<br />

gibt, die sich an<br />

setzt, dann muss man bis 2040 mit einer<br />

Billion Euro für die Einspeisevergütung<br />

rechnen sowie zusätzlich mit<br />

50 Mrd. Euro Umlage jährlich. Allein<br />

die Einspeisevergütungen summieren<br />

sich auf 680 Mrd. Euro bis zum Jahr<br />

2022. Hinzu kommen Kosten für Netzausbau,<br />

Reservekapazitäten, For-<br />

die Förderung gewöhnt haben. So<br />

werden in 2013 20 Mrd. Euro für die<br />

Umlage gezahlt werden müssen.<br />

Wenn sich daran nichts ändert <strong>und</strong> der<br />

Zubau sich wie 2012 <strong>und</strong> 2013 fortschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung, Elektromobilität<br />

<strong>und</strong> energetische Gebäu<strong>des</strong>anierung.<br />

Nach Auffassung von BUM Altmaier<br />

sollte der Betrag der Einspeisevergütung<br />

begrenzt werden. In den Bestand<br />

könne man jedoch nicht eingreifen.<br />

Von den 20 Mrd. Euro, die in diesem<br />

Jahr gezahlt werden, gehen 18 Mrd.<br />

Euro in den Bestand <strong>und</strong> nur 2 Mrd.<br />

Euro in Neuinvestitionen.<br />

Eine Strompreisbremse ist bisher von<br />

Rot- Grün abgelehnt worden. So ist<br />

der Strompreis für Privathaushalte<br />

<strong>und</strong> Unternehmen in den letzten Jahren<br />

immer weiter gestiegen.<br />

Die Diskussion über die Abschaffung<br />

<strong>des</strong> EEG bzw. <strong>des</strong> Einspeisevorrangs<br />

verstehen die Menschen nicht. Sie ist<br />

theoretisch <strong>und</strong> bewirkt in der Konsequenz<br />

nichts. Man muss letztlich erreichen,<br />

dass die Einspeisevergütung<br />

ausläuft.<br />

Auf die Frage der Kommissionsmitglieder<br />

zur europäischen Regulierung<br />

<strong>und</strong> zu einer besseren Verzahnung<br />

der europäischen Energiepolitik, führte<br />

Altmaier aus, dass es in Europa einen<br />

liberalisierten Strommarkt gibt.<br />

Gleichzeitig haben wir ein nationales<br />

Subventionssystem. Wenn wir mehr<br />

Strom im Netz haben als wir brauchen<br />

subventionieren wir damit den Strom<br />

im Netz der Nachbarländer.<br />

Der Kommissionsvorsitzende Dieter<br />

Bischoff bedankte sich bei Altmaier<br />

für das konstruktive Gespräch, das<br />

von allen als sehr positiv bewertet<br />

wurde.<br />

Die Kommission war sich einig, dass<br />

man diesen Bun<strong>des</strong>umweltminister<br />

die Energiewende zutrauen könne.


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WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 17


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Stuttgart:<br />

Der Dompteur aus Berlin<br />

2. Stuttgarter Wirtschaftsgespräche<br />

„Dompteur zu werden, war mein Lebenstraum. Heute bin ich Fraktionsvorsitzender<br />

- die Arbeit ist nicht unähnlich“, so Volker Kauder, MdB <strong>und</strong> Fraktionsvorsitzender<br />

der CDU/CSU Bun<strong>des</strong>tagsfraktion, anlässlich der 2. Stuttgarter<br />

Wirtschaftsgespräche der MIT Stuttgart.<br />

In deutlichen Worten machte er klar,<br />

dass wir Europa nicht aus der Krise<br />

holen <strong>und</strong> Deutschland seine wirtschaftliche<br />

Situation innerhalb Europas<br />

nur dann halten können, wenn wir<br />

wettbewerbsfähig bleiben. Also sind<br />

wir gezwungen, Strukturen zu schaffen,<br />

bei denen diese Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhalten bleibt: „Weltweit leben<br />

derzeit 450 Mio. Europäer bei einer<br />

Gesamtbevölkerung von 7,5 Milliarden<br />

- wir sind da nicht automatisch<br />

der Nabel der Welt !“ Gute Chancen<br />

im Leben bestehen nur dann, wenn die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen einer guten Ausbildung<br />

gelegt sind. Sein Merkspruch: „Die<br />

Schule ist für Kinder da <strong>und</strong> nicht die<br />

Kinder für Bildungspolitologen.“<br />

„Politik beginnt mit der Betrachtung<br />

der Wirklichkeit „, so Kauder. Deutschland<br />

ist aus der Atomkraft ausgestiegen,<br />

jetzt müssen die Konsequenzen<br />

daraus gezogen werden: „Wir sind<br />

V.l.: Roland Bleinroth, Dr. Stefan Kaufmann, Volker Kauder, Karin Maag, Dr. Carl-Christian<br />

Vetter, Ulrich Kromer.<br />

noch nicht soweit, wie wir wollen. Es<br />

wird sich jetzt beweisen, ob es noch<br />

einen Föderalismus gemeinsam für<br />

das Land gibt oder nur große Blockierer.“<br />

Strom wird im Norden produ-<br />

ziert, jedoch im Süden benötigt. Von<br />

4.000 km benötigter Stromleitungen<br />

bestehen bisher lediglich 80 km. In Baden-Württemberg<br />

stehen von 1.000<br />

notwendigen Windkraftanlagen bisher<br />

nur 360. Damit kann Baden-Württemberg<br />

nicht autark sein. Die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

muss sich langsam entscheiden,<br />

was sie will, die Offshore-<br />

Energiesicherheit einer gemeinschaftlichen<br />

Lösung oder weiterhin eine<br />

Blockadehaltung.<br />

Deutlich wurde Kauder auch im Hinblick<br />

auf den Mittelstand. Der wirtschaftliche<br />

Wohlstand Baden-Württembergs<br />

beruht auf der Gemeinschaftsleistung<br />

von fleißigen, mutigen<br />

<strong>und</strong> innovativen Menschen mit Risikobereitschaft.<br />

Eine soziale Marktwirtschaft<br />

braucht solche Unternehmer.<br />

Geld wird durch wirtschaftliche<br />

Aktivität verdient. Die Mittelständler<br />

zahlen die Steuern, nicht die Großunternehmen.<br />

Ohne diese Steuern kann<br />

ein Staat nicht funktionieren. Leider<br />

sind die Gewerkschaften eher der Ansicht,<br />

dass die Einen das Geld verdienen,<br />

das dann die Andern ausgeben<br />

können. „Bei uns zählt der Mittelstand,<br />

bei Rot-Grün zahlt der Mittelstand“,<br />

so Kauder.<br />

Die Aufgabe der Regierung ist es,<br />

dafür zu sorgen, dass der Bun<strong>des</strong>haushalt<br />

für die jüngere Generation in<br />

Ordnung gebracht wird. In dieser Situation<br />

ist es daher auch nicht egal,<br />

wer regiert. Für jeden Bürger ist das<br />

Wählen eine wirkliche Pflicht. Der<br />

Spruch vor einer Wahl: „Kensch oin,<br />

kensch älle“, stimmt einfach nicht,<br />

meint Kauder. Kauder beeindruckte<br />

die Anwesenden mit klaren <strong>und</strong> kon-<br />

18 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

kreten Aussagen hinsichtlich der<br />

Steuerentwicklung im Fall einer Wiederwahl:<br />

„Mit der CDU/CSU wird es<br />

keine Steuererhöhungen geben, die<br />

steuerliche Förderung von Forschung<br />

ist eine der großen Aufgaben der neuen<br />

Regierung <strong>und</strong> eine Mehrwertsteuerreform<br />

ist auf Gr<strong>und</strong> verschiedener<br />

Interessengruppen nicht möglich.“<br />

Die MIT Stuttgart hatte zum Sommerfest<br />

auf die Stuttgarter Messe geladen.<br />

Dr. Carl-Christian Vetter, Vorsitzender<br />

der MIT Stuttgart, machte<br />

bei der Begrüßung klar, dass eine soziale<br />

Marktwirtschaft starke Denker<br />

braucht <strong>und</strong> warnte eindringlich vor<br />

einer monopolen Bildungsgesellschaft.<br />

Sein Credo: „Ein Schwabe, der<br />

nicht arbeitet, fühlt sich schuldig“.<br />

Die Geschäftsführer der Lan<strong>des</strong>messe<br />

Stuttgart, Roland Bleinroth <strong>und</strong> Ulrich<br />

Kromer, begrüßten die annähernd<br />

200 MIT’ler auf das Herzlichste als „ihre“<br />

<strong>Mittelstands</strong>k<strong>und</strong>en. Dr. Kaufmann,<br />

MdB, <strong>und</strong> Vorsitzender der<br />

CDU Stuttgart, <strong>und</strong> Karin Maag, MdB,<br />

trugen mit einem Grußwort zum Gelingen<br />

der Veranstaltung bei.<br />

Das anschließende Barbecue bei Livemusik,<br />

die tolle Umgebung <strong>des</strong> VIP<br />

Bereichs mit Terrasse der Stuttgarter<br />

Lan<strong>des</strong>messe, die gemeinsamen Gespräche<br />

<strong>und</strong> neue Kontakte markieren<br />

im Veranstaltungskalender der MIT<br />

Stuttgart wieder ein herausragen<strong>des</strong><br />

Ereignis, das so nur mit Hilfe vieler<br />

Sponsoren <strong>und</strong> mit viel gemeinschaftlichem<br />

Engagement möglich war.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Ute Dick, Pressesprecherin<br />

der MIT Stuttgart<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 19


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Stuttgart:<br />

Griechenland auf gutem Weg aus der Krise<br />

Wir schaffen es - versprochen !<br />

„Griechenland auf gutem Weg aus der Krise“ hieß das Thema, zu dem die MIT<br />

Stuttgart, der VHU-Verband Hellenischer Unternehmer <strong>und</strong> der AHEPA BW<br />

„Friedrich Schiller“ eingeladen hatte. Vielleicht ein Fingerzeit <strong>des</strong> Schicksals,<br />

dass just an diesem Tag Deutschlands Finanzminister Wolfgang<br />

Schäuble mit dem ersten Geld für einen Wachstumsfonds im Gepäck Athen<br />

besuchte.<br />

Apostolous Kelemidis, Vorstandsmitglied<br />

der MIT Stuttgart <strong>und</strong><br />

Kandidat für die Europawahl, wies in<br />

einem kurzen Überblick auf die massiven<br />

Umwälzungen der vergangenen<br />

zwei Jahre in Griechenland in finanziellen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Bereichen hin.<br />

Er hob hervor, dass die Menschen, die<br />

investieren wollen, um Arbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> Wachstum in Griechenland zu erreichen,<br />

Planungssicherheit benötigen.<br />

Das Erfolgsmodell Deutschland,<br />

übertragbar auf Griechenland, beruht<br />

auf der sozialen Marktwirtschaft bei<br />

freiem Wettbewerb. Die<br />

Säule hierzu ist der Mittelstand,<br />

der soziale Verantwortung<br />

trägt.<br />

V.l.: Panayota Partsos, Dr. Stefan Kaufmann, Apostolous Kelemidis.<br />

Ioannis Karakostas, Verband<br />

Hellenischer Unternehmer,<br />

<strong>und</strong> Konsul<br />

Panayota Partsos, betonten,<br />

dass Griechenland als<br />

Geburtsland der Demokratie Europa<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen seiner Kultur geschenkt<br />

hat: „Was wäre Europa ohne<br />

Griechenland <strong>und</strong> Griechenland ohne<br />

Europa?“ Partsos stellt fest: „Der Mittelstand<br />

ist die Lunge <strong>und</strong> die Dampfmaschine<br />

der Gesellschaft. Geht es<br />

dem Mittelstand gut, geht’s auch dem<br />

Staat gut.“<br />

Panagiotis Fezoulidis, Generalsekretär<br />

der Nea Demokratia Baden-<br />

Württemberg, verlas die Rede <strong>des</strong> Ministers<br />

für Nord-Griechenland, Theodoros<br />

Karaoglou, der überraschend<br />

politisch verhindert war. In den vergangenen<br />

32 Jahren vergaß Griechenland<br />

sein eigenes Potenzial, es hörte<br />

auf zu produzieren, versuchte aus einem<br />

landwirtschaftlichen Land eine<br />

Industrienation zu werden. Es importierte<br />

wie ein Weltmeister <strong>und</strong> hatte<br />

sich an diesen, völlig aus Darlehen resultierenden,<br />

gefälschten Wohlstand<br />

gewöhnt. Worte wie Unternehmertum,<br />

Wettbewerbsfähigkeit, Gewinn,<br />

Investition <strong>und</strong> Außenwirkung wurden<br />

zu Un-Worten.<br />

Doch unter den Bedingungen eines<br />

beispiellosen Abschwungs <strong>und</strong> großen<br />

20 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

Opfern der Bevölkerung wurde die Basis<br />

für einen Neuanfang geschaffen.<br />

Das neue Investitionsgesetz verpflichtet<br />

den Staat, auf Vorschläge für Investitionen<br />

innerhalb von drei Monaten<br />

zu reagieren, statt wie bisher drei oder<br />

vier Jahre dazu zu benötigen. Der<br />

Bürokratieabbau hat begonnen. Die<br />

Ausstellung öffentlicher Dokumente,<br />

früher eine Frage von Monaten, wird<br />

nun meist elektronisch durch Bürgerbüros<br />

getätigt. Erste Schritte für<br />

große Privatisierungen sind gegangen.<br />

Der Staat ist nicht dem Druck der<br />

Gewerkschaft erlegen, hat Tabus gebrochen<br />

<strong>und</strong> jahrzehntelange Privilegien<br />

angetastet. Im aktuellen Bericht<br />

<strong>des</strong> Lisbon Council, dem sog. „think<br />

tank“ aus Brüssel, taucht Griechenland<br />

von allen Ländern der Eurozone,<br />

auf dem ersten Platz bei Fiscal-Anpassung<br />

<strong>und</strong> Reformen auf. Durch das<br />

jetzt unterzeichnete Abkommen zur<br />

Trans Adriatica Pipeline (TAP) wird<br />

Griechenland auf die Weltkarte der<br />

Energietransporte gesetzt. Damit wird<br />

Energie der Mittelpunkt <strong>und</strong> Schwerpunkt<br />

für Investitionen werden. Griechenland<br />

hat große Fortschritte in die<br />

Zukunft gemacht - es sieht das Licht<br />

am Ende <strong>des</strong> Tunnels. Karaoglou: „Das<br />

Ende ist der Punkt, an dem wir starten!“<br />

Karin Maag, MdB, <strong>und</strong> Dr. Stefan<br />

Kaufmann, MdB <strong>und</strong> Vorsitzender der<br />

CDU Stuttgart, betonten beide die<br />

gleichberechtigte Partnerschaft zwischen<br />

Griechenland, der Wiege der<br />

europäischen Kultur, <strong>und</strong> Deutschland.<br />

Maag bat nochmals ausdrücklich<br />

darum, die angebotene Hilfe nicht als<br />

Besserwisserei abzutun, sondern sie<br />

anzunehmen. Kaufmann deutete das<br />

große Interesse der zahlreich anwesenden<br />

Deutschen <strong>und</strong> Griechen bei<br />

der Veranstaltung als schönes Zeichen<br />

eines harmonischen Miteinanders in<br />

Stuttgart.<br />

Anastasios Vassiliadis, AHEPA BW<br />

„Friedrich Schiller“, meinte in seinem<br />

Schlusswort: „Verständlicherweise<br />

schwindet in der Krise die Begeisterung<br />

für die europäische Idee - aber<br />

wir Griechen sind <strong>und</strong> bleiben europaorientiert.<br />

Wir werden es schaffen!<br />

Ute Dick, Pressesprecherin<br />

der MIT Stuttgart<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 21


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Calw/Freudenstadt:<br />

Bun<strong>des</strong>finanzminister<br />

Wolfgang Schäuble zu Gast<br />

Vor r<strong>und</strong> 500 Besuchern sprach Bun<strong>des</strong>finanzminister Wolfgang Schäuble<br />

auf Einladung der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung (MIT) Calw-Freudenstadt, der<br />

Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer Nordschwarzwald <strong>und</strong> der Handwerkskammer<br />

Reutlingen im Autohaus Möhrle in Freudenstadt.<br />

ferhilfe zusammen. Man werde nächstes<br />

Jahr bei 7 Milliarden <strong>und</strong> im darauffolgenden<br />

Jahr bei 0 angelangt<br />

sein. Deutschland habe derzeit die<br />

niedrigste Arbeitslosenzahl <strong>und</strong> die<br />

höchste Zahl sozialversicherungspflichtiger<br />

Arbeitsverhältnisse seit der<br />

Wiedervereinigung. Jugendarbeitslosigkeit<br />

sei im Gegensatz zu anderen<br />

europäischen Ländern kein Thema.<br />

„Das Problem der Politik ist es, dass alles<br />

was man erreicht hat, was gut<br />

läuft, nicht mehr wichtig ist“, so Wolfgang<br />

Schäuble.<br />

Kein Land habe die Finanzkrise 2009<br />

so schnell überw<strong>und</strong>en wie Deutschland.<br />

Ohne die Vielfalt <strong>des</strong> Handwerks<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> wäre Deutschland<br />

nicht so erfolgreich. „Die Diversifizierung<br />

der Wirtschaftsstruktur ist<br />

eine der entscheidenden Voraussetzungen,<br />

warum wir besser <strong>und</strong> leistungsfähiger<br />

als andere sind.“ Ein<br />

weiterer Gr<strong>und</strong> sei eine gute Ausbilbergischen<br />

Handwerkstags, begrüßten<br />

den Minister, der dann in seinem<br />

gut einstündigen, engagierten Vortrag<br />

zu einer Fülle von Themen Stellung<br />

nahm. Zunächst hob er die wirtschaftlichen<br />

Erfolge hervor: Zu Beginn der<br />

Legislaturperiode lag die Nettoneuverschuldung<br />

bei 86 Milliarden Euro,<br />

so Schäuble. Dennoch sei es gelungen,<br />

die gesetzlich vorgeschriebene Schuldenbremse<br />

einzuhalten. Dass es dieses<br />

Jahr einen Anstieg um 8 Milliarden<br />

gegeben habe, hänge mit der Flutop-<br />

Den Besuch in Schäubles Nachbarwahlkreis<br />

hatte der parlamentarische<br />

Staatsekretär Hans-Joachim<br />

Fuchtel vermittelt. „Viele Mitglieder<br />

haben mich gebeten, Ihnen für<br />

Ihren enormen persönlichen Einsatz<br />

zu danken“, sagte Fuchtel, der auch<br />

den Landkreis Calw im Bun<strong>des</strong>tag vertritt.<br />

Burkhard Thost, Präsident der IHK<br />

Nordschwarzwald, <strong>und</strong> Joachim Möhrle,<br />

Präsident der Handwerkskammer<br />

Reutlingen <strong>und</strong> <strong>des</strong> baden-württem-<br />

22 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

dung der Arbeitnehmer. Man sei froh,<br />

dass man das duale Ausbildungssystem<br />

gegen „viele Spinnereien“ habe<br />

verteidigen können.<br />

Verlässlichkeit der öffentlichen<br />

Haushalte, ein leistungsfähiges Sozialsystem<br />

<strong>und</strong> Planbarkeit der Belastungen<br />

seien die Gr<strong>und</strong>lagen für nachhaltiges<br />

Wachstum, so der Minister. Die<br />

Politik könne wirtschaftliche Erfolge<br />

nicht schaffen, sie aber gleichwohl<br />

verhindern. Die Unternehmensbesteuerung<br />

sei derzeit so gestaltet,<br />

dass die Wirtschaft wettbewerbsfähig<br />

sei. Eine stärkere Besteuerung der Unternehmen<br />

würde das gute Wirtschaftsklima<br />

jedoch stören. Der Vermögensteuer<br />

erteilte er eine Absage.<br />

Führe man diese ein, käme man um eine<br />

Heranziehung der Betriebsvermögen<br />

aus verfassungsrechtlicher Sicht<br />

nicht herum. Die Folge wäre, dass Investitionswillige<br />

verprellt <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />

dadurch gefährdet würden.<br />

„Weil es im Zuge der Globalisierung<br />

nicht völlig unwichtig ist, dass wir Europäer<br />

wirtschaftlich relevant bleiben,<br />

dass wir einen großen Markt haben.“<br />

Wichtig sei auch der Euro als gemeinsame<br />

Währung. „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />

sei der richtige Weg um die in Schwierigkeiten<br />

geratenen europäischen<br />

Staaten zu unterstützen. In Irland,<br />

Spanien <strong>und</strong> Portugal habe dies schon<br />

gut funktioniert. Griechenland<br />

bräuchte noch etwas mehr Zeit, sei<br />

aber auf dem richtigen Weg.<br />

„Die Bun<strong>des</strong>regierung aus der Koalition<br />

von CDU/CSU <strong>und</strong> den Liberalen<br />

ist nicht so beliebt wie wir selbst meinen,<br />

wir hätten es verdient,“ stellte<br />

Schäuble fest. Mit Blick auf die Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

am<br />

22. September <strong>und</strong> auf die Linke, die<br />

das Zünglein an der Waage sein werde,<br />

sagte er: „Wenn ich Sozialdemokrat<br />

wäre, würde ich die Chance, einen<br />

eigenen Kanzler zu wählen, auch nicht<br />

ausschlagen. Rot-Rot-Grün <strong>und</strong><br />

Schwarz-Gelb liegen in den Umfragen<br />

derzeit sehr eng beieinander. Wir müssen<br />

noch mal richtig Gas geben, ein<br />

halbes Prozent könnte entscheiden.“<br />

„Dieser Vortrag war ein Feuerwerk<br />

für den Mittelstand“, freute sich Ulrich<br />

Kallfass, der Vorsitzende der MIT<br />

Calw-Freudenstadt, <strong>und</strong> bedankte sich<br />

bei Schäuble für seinen spannenden<br />

Vortrag. Kallfass hoffe, dass Wolfgang<br />

Schäuble nach der Wahl wieder Bun<strong>des</strong>finanzminister<br />

werde. „Wir brauchen<br />

Sie“, appellierte er an den Minister.<br />


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Zollernalb:<br />

Betriebsbesichtigung bei Schotter Teufel<br />

Innovation in Schotter, Asphalt <strong>und</strong> Holzschnitzel<br />

Unsere Mitglieder sollen sich jeden Monat mit einem Thema von Interesse<br />

befassen. Soziale Marktwirtschaft, Baurecht, Verwaltungsaufwand in einer<br />

mittelständischen Firma oder eine interessante Betriebsbesichtigung gibt<br />

den Mitgliedern Gelegenheit, sich für die Arbeit anderer Mittelständler zu<br />

informieren. Am 24. Juni hat uns die Firma Schotter Teufel in Straßberg eingeladen<br />

<strong>und</strong> Gerhard Teufel, Seniorchef von Schotter Teufel begrüßte uns<br />

zusammen mit seinen leitenden Mitarbeitern, die alle zur Familie Teufel<br />

gehören.<br />

ton für die Bauwirtschaft hergestellt,<br />

Terrazzo-Sande für die Putzindustrie<br />

gebrannt, Material von Straßen- <strong>und</strong><br />

Tiefbauabbrüchen deponiert <strong>und</strong> zur<br />

Wiederverwertung oder zum Auffüllmaterial<br />

der Deponie aufbereitet.<br />

Die K<strong>und</strong>en machten bisher mit<br />

Schotter Teufel gute Erfahrungen. Sie<br />

vertrauen der Firma weiterhin beim<br />

Bau von Waldwegen, der mit zu den<br />

ursprünglichen <strong>und</strong> bis heute wichtibrechanlage<br />

kaufte, um die größeren<br />

Brocken seines privaten Steinbruchs<br />

bequemer zerkleinern zu können, das<br />

war 1927, ahnte er nicht, wie sich sein<br />

Nebenerwerbsbetrieb zum leistungsfähigsten<br />

Schotterwerk Schotter Teufel<br />

in der Region entwickeln würde.<br />

Dieser ungewöhnliche <strong>und</strong> dennoch<br />

typische Lebenslauf hat die Mittelständler<br />

der Zollernalb interessiert.<br />

Oft kommen sie auf dem Weg zum Bo-<br />

Dass ein Dorfschmiedemeister<br />

seine Idee zur Mission macht<br />

<strong>und</strong> Schritt für Schritt plant, verwirklicht<br />

<strong>und</strong> alle Widerstände überwindet<br />

bis er Schotter zu „Schotter“, machen,<br />

also Geld verdienen kann, hat die 17<br />

Mittelständler lebhaft an ihre eigene<br />

Gründerzeit erinnert. Als vor über 86<br />

Jahren Heinrich Teufel - Dorfschmiedemeister<br />

im damals hohenzollerischen<br />

Straßberg - eine fahrbare Steindensee<br />

am Steinbruch zwischen Ebingen<br />

<strong>und</strong> Straßberg vorbei. Sie sehen<br />

die gewaltigen Gebäude im Vorfeld<br />

<strong>und</strong> dahinter über die Wipfel <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong><br />

herausschauend den oberen Teil<br />

<strong>des</strong> Steinbruchs, der sich geschickt<br />

hinter dem bewaldeten Hang versteckt.<br />

Dort wird Schotter abgebaut <strong>und</strong> in<br />

alle Größen zerkleinert, Transportbe-<br />

24 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

gen Geschäftszweigen gehört, beim Abbruch von Großbauwerken,<br />

die bun<strong>des</strong>weit ausgeführt werden, beim Straßenbau,<br />

der dem Asphaltmischwerk AZA abgefräste Straßendecken<br />

wieder aufbereitet <strong>und</strong> in die Straßendecken einarbeitet,<br />

bei der zuverlässigen Lieferung von Holzschnitzeln<br />

für Heizungsgroßanlagen durch die Bio Energie Zollernalb-<br />

BEZ <strong>und</strong> nicht zuletzt beim Gestalten von Außenanlagen,<br />

in g roße r A u s w a h l<br />

a u s frisc h g esc h rotetem K orn<br />

<br />

<br />

Zertifizierter Betrieb für ökologisch erzeugte Lebensmittel<br />

in Ludwigsburg, Leonberg, Sindelfingen <strong>und</strong> Umgebung<br />

www.troelsch.de<br />

begonnen beim Hausgarten bis zur Rekultivierung von aufgegebenen<br />

Brachflächen, Steinbrüchen <strong>und</strong> Sandgruben.<br />

Eine beachtliche LKW-Flotte <strong>und</strong> ein großer Maschinenpark<br />

schließen die Logistikkette <strong>des</strong> Unternehmens zwischen<br />

den K<strong>und</strong>en mehreren <strong>und</strong> Standorten. Denn ein weiteres<br />

Werk im nahen Donautal bei Thiergarten <strong>und</strong> eine Sandgrube<br />

in Ursendorf sichern Rohstoffe <strong>und</strong> ermöglichen eine<br />

flächendeckende Logistik zum Vorteil der K<strong>und</strong>en.<br />

Die Führung durch das Betriebsgelände weckte in so man-<br />

chem Mittelständler die Erinnerung an seine eigene Gründerzeit,<br />

die ihm, wie bei Heinrich Teufel, Fleiß <strong>und</strong> Ausdauer,<br />

oftmals bitteren Verzicht abverlangt hat, ihn aber immer<br />

mit Optimismus in die Zukunft blicken ließ. Nach dem kalten<br />

„Hochsommerabend“ im Steinbruch konnten wir uns<br />

bei Speise <strong>und</strong> Trank im Bräustüble in Ebingen wieder aufwärmen.<br />

An die Familie Teufel geht unser herzlicher Dank. Vater,<br />

Tochter, Sohn <strong>und</strong> Schwiegersohn haben uns an wilden Abhängen<br />

vorbei <strong>und</strong> wohlbehalten zur Gaststätte geführt.<br />

Die Fotogalerie in unserer homepage „mit-zollernalb“<br />

zeigt das Interesse von Alt <strong>und</strong> Jung.<br />

gwm<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 25


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Freiburg:<br />

Martin Braun neuer<br />

Kreisvorsitzender<br />

Bei der Mitgliederversammlung<br />

<strong>des</strong> MIT Kreisverban<strong>des</strong><br />

Freiburg wurde<br />

der 41jährige Martin Braun<br />

zum neuen Vorsitzenden<br />

gewählt. Er folgt auf den<br />

scheidenden Franz Ritter,<br />

der nicht mehr zur Wahl<br />

<strong>des</strong> Vorsitzenden antrat.<br />

Ruth Baumann (stellv. Vorsitzende), Dr. Rudolf Luhr (Schriftführer),<br />

Brigitta Luhr (stellv. Vorsitzende), Martin Braun (Vorsitzender).<br />

Braun ist Vorsitzender<br />

<strong>des</strong> CDU Ortsverban<strong>des</strong><br />

Vauban, Pro SCF <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Zukunftsenergie e.V. Er möchte in seiner Amtszeit neben<br />

den von Franz Ritter angestoßenen Projekten weitere Impulse<br />

setzen. Aktuelle Fragestellungen der kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen in Freiburg sollen thematisiert werden.<br />

Hierbei geht es u.a. darum, Arbeitsplätze <strong>und</strong> Betriebsstätten<br />

(v.a. im handwerklichen Bereich/ dem produzierenden<br />

Gewerbe) in der Stadt zu sichern <strong>und</strong> die geplante Gewerbesteuererhöhung<br />

sowie die Bettensteuer zu diskutieren.<br />

Außerdem steht die Ansprache <strong>und</strong> Gewinnung neuer<br />

Mitglieder auf dem Programm, um eine noch stärkere Verzahnung<br />

der Freiburger Wirtschaft zu erreichen.<br />

In den Stellvertreterpositionen wurden Ruth Baumann<br />

<strong>und</strong> Brigitta Luhr bestätigt. Ebenfalls im Amt geblieben sind<br />

Erhard Kollinger (Schatzmeister), Dr. Rudolf Luhr (Schriftführer)<br />

<strong>und</strong> Herbert Tombreul sowie Joachim Ullrich als<br />

Kassenprüfer. Als Beisitzer komplettieren den Vorstand Mathias<br />

Biesel, Dr. Klaus Eschenburg, Claudia Faber, Rolf Grohmann,<br />

Hanspeter Gronewald, Dr. Rainer Hemann, Wolfgang<br />

Lorenz, Erik Pauly, Franz Ritter, Gerd Schaller <strong>und</strong> Peter<br />

Tremmel.


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Enzkreis/Pforzheim:<br />

Gemeinsam mit Junger Union<br />

Amazon Logistikzentrum Pforzheim besucht<br />

Die Junge Union <strong>und</strong> die <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />

Enzkreis/Pforzheim haben gemeinsam das neue Amazon Logistikzentrum in<br />

Pforzheim besucht.<br />

Zunächst stellte der Standortleiter<br />

Alexander Bruggner das Unternehmen<br />

vor. Amazon wurde Anfang<br />

der 90er-Jahre von Jeff Bezos gegründet.<br />

Der Firmenhauptsitz befindet<br />

sich in Seattle.<br />

Daneben gibt es Standorte u.a. in<br />

UK, Deutschland, Frankreich. Amazon<br />

beschäftigt weltweit über 90.000 Mitarbeiter.<br />

Der Einstiegsst<strong>und</strong>enlohn bei<br />

Amazon Pforzheim beträgt 9,65 Euro,<br />

wobei nach einem Jahr automatisch<br />

der St<strong>und</strong>enlohn auf 11,13 Euro angehoben<br />

wird.<br />

Darüber hinaus erhalten alle Logistikmitarbeiter<br />

zusätzlich zum Gr<strong>und</strong>gehalt<br />

einen Bonus sowie nach zwei<br />

Jahren garantierte Aktienanteile,<br />

durch die sich die Bezüge in den letzten<br />

fünf Jahren um durchschnittlich 8<br />

Prozent erhöhten.<br />

Das Logistikzentrum Pforzheim ist<br />

auf die Auslieferung größerer Waren<br />

spezialisiert.<br />

Mittelfristig ist geplant, in Pforzheim<br />

über 1.000 festangestellte <strong>und</strong> bis zu<br />

2.000 saisonale Arbeitskräfte zu beschäftigen.<br />

Aktuell arbeiten in Pforzheim bereits<br />

ca. 700 Mitarbeiter mit einem unbefristeten<br />

Arbeitsvertrag.<br />

Anschließend wurden die Besucher<br />

noch durch die Hallen <strong>des</strong> Unternehmens<br />

geführt <strong>und</strong> konnten an den einzelnen<br />

Arbeitsplätzen die Arbeitsvorgänge<br />

beobachten.<br />

Zum Schluss dankten JU <strong>und</strong> MIT<br />

dem Unternehmen für die Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> die perfekte Organisation<br />

der Veranstaltung.


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Enzkreis/Pforzheim:<br />

3. MIT After Business Talk mit Gunther Krichbaum MdB<br />

Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik –<br />

ein Standortfaktor in Deutschland ?<br />

Zum 3. After Business Talk der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der<br />

CDU Enzkreis/Pforzheim (MIT), diesmal mit Gunther Krichbaum MdB, trafen<br />

sich zahlreiche Mitglieder <strong>und</strong> Interessierte im Hotel Hasenmayer-<br />

Pforzheim. Der in regelmäßigen Abständen stattfindende After Business<br />

Talk ist eine feste Einrichtung, bei der Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik<br />

oder Mittelständler aus den eigenen Reihen hochinteressante Referate<br />

halten <strong>und</strong> eine engagierte Diskussion auslösen.<br />

gen!“, so Krichbaum. Einige Länder haben<br />

die dringend notwendigen Reformen<br />

<strong>und</strong> Strukturumbauten gar nicht<br />

oder nur teilweise realisieren können.<br />

Somit sieht die aktuelle Wirtschaftslage<br />

in Deutschland im Vergleich zu allen<br />

anderen Ländern wesentlich besser<br />

aus. Sozialer Frieden <strong>und</strong> gute<br />

Fachkräfte sind einige wichtige Standortfaktoren<br />

für Deutschland, wobei<br />

man sich auch zukünftig der Problematik<br />

<strong>des</strong> zunehmenden Fachkräftemangels<br />

nicht verschließen darf.<br />

Wachstum geht verloren, wenn Unter-<br />

Nach der thematischen Einführung<br />

zu einigen wichtigen<br />

Wirtschaftsfaktoren in Deutschland<br />

durch den Vorsitzenden Dr. Jochen<br />

Birkle sahen alle Gäste mit Spannung<br />

dem engagierten Referat von Gunther<br />

Krichbaum entgegen.<br />

In einem kurzen Rückblick auf die Finanzkrise<br />

strich Krichbaum die erfolgreiche<br />

Entwicklung Deutschlands heraus.<br />

Angela Merkel hatte sich zum Ziel<br />

gesetzt, unser Land besser aus der Krise<br />

herauszuführen, als es in die Krise<br />

hineingegangen war. „Das ist gelunnehmen<br />

Aufträge mangels Fachkräfte<br />

ablehnen müssen. Das erfolgreiche<br />

Modell der dualen Ausbildung ist eine<br />

wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg der deutschen<br />

Wirtschaft, wie auch vernünftige Tarifabschlüsse.<br />

Beleuchte man beispielsweise<br />

die Personalkosten der Automobilbranche<br />

in Frankreich, so stellt sich<br />

die Frage: Ist teurer auch besser? Zur<br />

Beseitigung bzw. dem Abbau wirtschaftlicher<br />

Ungleichgewichte in Europa<br />

existieren zur dualen Ausbildung<br />

diverse Pilotprojekte der Außenhandelskommission<br />

in den europäischen<br />

Ländern - allein zur Bekämpfung der<br />

hohen Jugendarbeitslosigkeit wurden<br />

6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.<br />

„Mit Blick auf die USA <strong>und</strong> China<br />

dürfen wir uns nicht ausruhen – internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

heißt das Ziel“, so Krichbaum. Auch in<br />

28 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

unserer Region darf die Vielzahl der Hidden-Champions nicht verkannt<br />

werden. Angewiesen auf Innovation im weltweiten Wettbewerb wurden<br />

in den letzten vier Jahren allein für Unternehmen in unserer Region Fördermittel<br />

von r<strong>und</strong> 14 Mio. Euro für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung bereitgestellt.<br />

Eines ist sicher: Im Zeitalter der fortschreitenden Globalisierung<br />

dürfen wir unsere Konkurrenzfähigkeit auf den internationalen Märkten<br />

nicht verlieren <strong>und</strong> müssen Deutschland auch in weltwirtschaftlich unsicheren<br />

Zeiten als attraktiven Unternehmensstandort weiterentwickeln.<br />

Besonders stehen hier der Mittelstand <strong>und</strong> die familiengeführten Unternehmen<br />

im Mittelpunkt. Ein großes Augenmerk liegt in der aktuellen Diskussion<br />

der Steuerpolitik. Unser Mittelstand braucht Verlässlichkeit <strong>und</strong><br />

keine Steuererhöhungen, wie von Rot-Grün beabsichtigt. Trotz voller<br />

Renten- <strong>und</strong> Krankenkassen, trotz geringer Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> gesicherter<br />

Sozialsysteme bedeute dies Substanzbesteuerung. Vor allem eine<br />

neue Vermögenssteuer würde gerade<br />

die Familienunternehmen treffen. Für<br />

Krichbaum gilt: „Ein Staat muss auch<br />

lernen, mit dem auszukommen, was er<br />

hat“. Dass die Schuldenbremse <strong>des</strong><br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes sogar 3 Jahre früher als<br />

verfassungsrechtlich vorgeschrieben<br />

eingehalten wurde, ist ein Beweis für<br />

eine ausgewogene Steuerpolitik <strong>und</strong><br />

nur gerecht für die uns folgende Generation<br />

unserer Kinder. Für die nächste<br />

Legislaturperiode wünscht sich<br />

Krichbaum die Aufhebung der Blockaden<br />

seitens <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats, beispielsweise<br />

zur energetischen Gebäu<strong>des</strong>anierung,<br />

zu kürzeren Aufbewahrungsfristen<br />

von Betriebsunterlagen,<br />

bei der Abmilderung der kalten Progression<br />

<strong>und</strong> dem Steuerabkommen<br />

mit der Schweiz.<br />

Zu seinen erklärten Zielen zählt u.a. die weitere<br />

Entlastung von Familien <strong>und</strong> die Fortsetzung<br />

der Haushaltskonsolidierung.<br />

Wirtschaftliche Stabilität, Wachstum <strong>und</strong><br />

stabile Finanzen machen ein starkes Europa<br />

aus. „Wir haben nur das eine Europa <strong>und</strong> dürfen<br />

uns mit Blick auf die Globalisierung nicht<br />

ausruhen“, betonte Krichbaum abschließend.<br />

An die vielseitigen Ausführungen von<br />

Gunther Krichbaum schloss sich eine sehr<br />

lebhafte <strong>und</strong> umfangreiche Diskussion an.<br />

In seinem Schlusswort dankte der Kreisvorsitzende<br />

der MIT Enzkreis/Pforzheim, Dr.<br />

Birkle, dem Referenten für seine klaren Worte<br />

<strong>und</strong> unterstrich die wichtige Bedeutung<br />

guter Rahmenbedingungen der Wirtschaftspolitik<br />

für den Mittelstand.<br />

AW<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 29


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Esslingen:<br />

Gunter Barner zu Gast<br />

Am Sonntag, 7. Juli 2013, traf sich bei schönem Wetter<br />

eine Gruppe sportbegeisterter Mit’ler in Erkenbrechtsweiler<br />

auf dem Burrenhof bei der Fußball- Ikone der<br />

50er Jahre Erwin Waldner zum Frühschoppen mit Gunter<br />

Barner, dem Leiter der Sportredaktion der Stuttgarter<br />

Nachrichten <strong>und</strong> von Stuttgart Aktuell, zum<br />

Thema: Quo vadis VfB ? „Fußball als Förderer <strong>und</strong> Wegweiser“.<br />

Der Vorsitzende <strong>des</strong> MIT- Gebietsverban<strong>des</strong> Kirchheim<br />

<strong>und</strong> stellv. MIT Kreisvorsitzende Franz Pfeffer<br />

machte nach seiner Begrüßung der Gäste keinen Hehl<br />

daraus, dass er bekennender Bayern Fan ist, aus seiner<br />

Biographie heraus, aber auch bekennender Schwabe. Somit<br />

liegt ihm natürlich der VfB mit am Herzen. Erörtert<br />

wurde die Frage: Was machen die Bayern richtig, was<br />

läuft beim VfB so nicht?<br />

V.l.n.r.: Andreas Waldner, Sohn v. Erwin Waldner, Franz Pfeffer<br />

stellv. MIT Kreisvorsitzender Esslingen, Gunter Barner Leiter<br />

der Sportredaktion der Stuttgarter Nachrichten u.v. Stuttgart<br />

Aktuell.<br />

Herr Barner referierte ausführlich über Fußball <strong>und</strong> die<br />

Werte <strong>und</strong> Wirtschaftsfaktoren in der Gesellschaft. Wohin<br />

geht die Entwicklung <strong>des</strong> VfB <strong>und</strong> wo liegen die Chancen,<br />

wo sind die Risiken. Ein höchst brisantes Thema.<br />

Nach seinen Ausführungen <strong>und</strong> anschließender Diskussion,<br />

mussten die Diskussionsteilnehmer erkennen, dass<br />

bei näherer Betrachtung in das Vereinsleben <strong>des</strong> VfB<br />

Stuttgart alles nicht so ganz einfach ist. Die Kenner <strong>des</strong><br />

Fußballgeschäfts hoben hervor, dass junge Spielertalente<br />

aus dem Leistungszentrum oftmals zu lange auf der Bank<br />

sitzen <strong>und</strong> auf ihren Einsatz warten müssen <strong>und</strong> nach guter<br />

Ausbildung, wenn sich die Gelegenheit für sie ergibt,<br />

den Verein verlassen.<br />

Abschließend, so Gunter Barner, sei es sehr wichtig, junge<br />

<strong>und</strong> leistungsbereite Menschen zu fördern <strong>und</strong> sie in<br />

ihrer Entwicklung zu einem eigenen Profil zu unterstützen.<br />

Wünschen wir dem neuen Team <strong>des</strong> VfB Stuttgart für<br />

die kommende Saison 2013/2014 viel Erfolg, der Vereinsführung<br />

eine glückliche Hand <strong>und</strong> den VfB-Fans gute<br />

Spiele.


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Göppingen:<br />

Lehnt verpflichtende<br />

Frauenquote für Mittelstand ab<br />

Die <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der<br />

CDU Göppingen wendet sich entschieden gegen die<br />

Pläne <strong>des</strong> Europaparlaments, Mittelständlern künftig<br />

eine verpflichtende Frauenquote vorzuschreiben.<br />

„Die MIT Göppingen fordert die Europaabgeordneten<br />

der Region Dr. Inge Gräßle <strong>und</strong> Rainer Wieland auf, die<br />

geplante Ausweitung der Frauenquote auf den Mittelstand<br />

abzulehnen“, sagt Eduard Freiheit, Vorsitzender<br />

der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der<br />

CDU Göppingen (MIT).<br />

Eine gesetzlich verbindliche Frauenquote<br />

greife massiv in die Vertragsfreiheit<br />

sowie das Eigentumsrecht<br />

der Unternehmen ein. Unternehmerische<br />

Personalpolitik gehört<br />

aus Sicht der MIT Göppingen nicht zu<br />

den Aufgaben der Politik, sondern ist<br />

wesentlicher Bestandteil der Unternehmerfreiheit.<br />

Zudem würde eine<br />

verpflichtende Quote bestehende<br />

strukturelle Differenzen missachten:<br />

„Je nach Branche <strong>und</strong> Größe gibt es<br />

deutliche Unterschiede in den Unternehmenskulturen.<br />

Die unterschiedli-<br />

chen Branchen mit ihrer jeweiligen<br />

Personalstruktur dürfen nicht über einen<br />

Kamm geschoren werden“, appelliert<br />

Freiheit.<br />

Die MIT Göppingen unterstützt<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die Forderung nach<br />

mehr Teilhabe von Frauen in<br />

Führungspositionen, lehnt gesetzliche<br />

Vorgaben jedoch entschieden ab.<br />

„Verantwortung darf aber nicht durch<br />

Gesetze erzwungen werden. In erster<br />

Linie muss die Qualifikation entscheiden.<br />

Eine feste Quote hat mit der Qualifikation<br />

<strong>und</strong> dem Leistungsprinzip<br />

nichts mehr zu tun“, sagt Freiheit.<br />

Statt Quoten vorzugeben sei es die<br />

Pflicht der Politik, zusammen mit den<br />

Unternehmen die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, dass<br />

mehr Frauen Führungsaufgaben in der<br />

Wirtschaft übernehmen. „Es müssen<br />

beispielsweise verstärkt Maßnahmen<br />

zur besseren Vereinbarkeit von Beruf<br />

<strong>und</strong> Familie ergriffen werden. Dies wäre<br />

ein wesentlich wirksamerer Beitrag<br />

im Interesse der beruflichen Aufstiegschancen<br />

von Frauen“, unterstreicht<br />

Freiheit.<br />

Hintergr<strong>und</strong>:<br />

Das Europaparlament plant, die vorgesehene<br />

EU-weite Frauenquote für<br />

Unternehmen auch auf mittelständische<br />

Betriebe auszuweiten. Dies geht<br />

aus einem Bericht hervor, der im<br />

Rechts- <strong>und</strong> dem Frauenrechteausschuss<br />

<strong>des</strong> EU-Parlaments vorgestellt<br />

wurde.<br />

Dieser sieht eine Verschärfung der<br />

entsprechenden Pläne von EU-Justizkommissarin<br />

Viviane Reding vor, die<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen explizit<br />

von einer Frauenquotenregelung<br />

ausgenommen hatte.<br />

G.Scheffold


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Karlsruhe-Stadt:<br />

Besuch bei CARL SPAETER Stahlhandel GmbH<br />

Unser MIT-Betriebsbesuch im März bei der Firma CARL SPAETER Stahlhandel<br />

GmbH im Rheinhafen verlief sehr erfolgreich. Wir haben ein Unternehmen<br />

kennengelernt, das nicht nur sehr tradiert ist <strong>und</strong> bun<strong>des</strong>weit ca. 1.800<br />

Mitarbeiter/innen beschäftigt, sondern das als Familienunternehmen auch<br />

sehr erfolgreich in einem schwierigen Stahlmarkt als Händler <strong>und</strong> Dienstleister<br />

global agiert.<br />

Mit Sorge allerdings wurde hier<br />

der Blick auf die sog. „Energiewende“<br />

gerichtet, die dazu führen<br />

würde, dass Stahl „Made in Germany“<br />

in einigen Jahren der Vergangenheit<br />

angehören würde.<br />

Stahlhandel GmbH nicht nehmen,<br />

Butterbretzel als kleinen Willkommensgruß<br />

vorzubereiten. Die MIT-ler<br />

nahmen sie gerne an.<br />

Mitarbeiter müssen „Eskimos“<br />

aber auch „Südsee-Insulaner“ sein<br />

Genauso spannend wie die Rahmenbedingungen<br />

<strong>des</strong> globalen Stahlhandels,<br />

die uns Geschäftsführer Hanns<br />

Heidberg schilderte, verlief auch der<br />

Besuch im Betrieb, sprich den Fertigungs-<br />

<strong>und</strong> Logistik-Hallen. Vor einigen<br />

Jahren habe Stahlproduktion <strong>und</strong><br />

Stahlhandel einen Hype erlebt. Derzeit<br />

müsse man hingegen mit sinkender<br />

Nachfrage zurecht kommen, denn<br />

die Schulden- <strong>und</strong> Finanzkrise im Euro-Raum<br />

habe auch diesem Wirtschaftszweig<br />

schwer zugesetzt. Gerade<br />

die Nachfrage aus europäischen<br />

Ländern sei rapide gesunken <strong>und</strong> könne<br />

kaum durch globale Märkte aufge-<br />

„Staatsempfang“<br />

bei CARL SPAETER<br />

Etwas scherzhaft wurden die 35 Mittelständler/innen<br />

zum „Staatsempfang<br />

bei CARL SPAETER“ eingeladen.<br />

Längst hat es die R<strong>und</strong>e gemacht, dass<br />

zu offiziellen Anlässen im Rathaus<br />

oder auch in der Villa Reitzenstein<br />

Butterbretzel gereicht würden. Ansonsten<br />

aber müsse mit „trockenen<br />

Bretzeln“ vorliebgenommen werden.<br />

Also ließ es sich die CARL SPAETER<br />

V. l.: Johanna Wick, Gregor Wick, Katrin Schütz MdL, Hanns Heidberg, GF SPAETER,<br />

Simone Brunner <strong>und</strong> Frank M. Allies an der Anlegestelle im Rheinhafen.<br />

32 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

fangen werden. Zudem gäbe es eine<br />

Überproduktion an Stahl. Die CARL<br />

SPAETER GmbH habe sich <strong>des</strong>halb von<br />

einem reinen Stahlhändler zu einem<br />

Stahldienstleister in seinen 17 Standorten<br />

weiter entwickelt, so Hanns<br />

Heidberg. Im Sommer wären die Temperaturen<br />

in den Hallen sehr warm, im<br />

Winter hingegen würde es sehr kühl in<br />

den Hallen werden. Das läge vor allem<br />

daran, dass der Stahl die Jahreszeitentemperaturen<br />

annehme <strong>und</strong> abstrahle.<br />

Mitarbeiter müssten also „Eskimos“<br />

aber auch gleichzeitig „Südsee-Insulaner“<br />

sein.<br />

Werkstransporte ökologischer<br />

gestalten - etwas weniger Bürokratie<br />

Einen kleinen Vorwurf gab es an die<br />

Politik. Werkstransporte hätten oft<br />

Leerfahrten zu bestreiten, obwohl<br />

transportierfähiges Material vorhanden<br />

wäre. So dürfe ein Werks-LKW keine<br />

Fracht aufnehmen, die etwa am<br />

Zielort seines Transportes mitgenommen<br />

werden könnte. „Rede man von<br />

Ökologie, dann müsse man auch die<br />

Leerfahrten ins Auge fassen“, so die<br />

Unternehmensleitung. Man wolle damit<br />

nicht in den Wettbewerb mit Spediteuren<br />

treten, sondern klug die Umwelt<br />

<strong>und</strong> Ressourcen schonen. Auch<br />

bei der Verwaltung wünschte man<br />

sich etwas mehr Praxisnähe. So habe<br />

eine Anlegestelle im Rheinhafen<br />

konstruiert werden müssen, die aufgr<strong>und</strong><br />

von Vorgaben der Verwaltung<br />

völlig überdimensioniert sei, was zu<br />

einer Verdopplung der Kosten geführt<br />

habe.<br />

Gregor Wick, Vorsitzender der<br />

<strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung<br />

(MIT) blieb die Aufgabe, sich<br />

bei den Gastgebern sehr herzlich zu<br />

bedanken. Man habe bei CARL SPA-<br />

ETER trotz der Betriebsgröße „Mittelstand<br />

pur“ erlebt <strong>und</strong> von einer<br />

Mitarbeiterbezogenheit gehört, die<br />

von großer sozialer <strong>und</strong> ethischer<br />

Verantwortung zeugt.<br />

Marco Mossa, Pressewart<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 33


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Karlsruhe-Stadt:<br />

Energiewende:<br />

Ehrliche Debatte gefordert<br />

Vortragsabend mit Hildegard Müller, HGF <strong>des</strong> BDEW<br />

Die Energiewende in Deutschland werde mit verschiedenen Zielen verfolgt,<br />

so Hildegard Müller, Hauptgeschäftsführerin <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> der<br />

Deutschen Energie- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (BDEM, Berlin, bei ihrem Vortrag<br />

vor der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung (MIT) im Kühlen Krug mit 80 Teilnehmern.<br />

So ginge es den einen um die „Demokratisierung<br />

der Energiewirtschaft“,<br />

andere wollten „das Klima retten“<br />

<strong>und</strong> dritten ginge es darum, „die<br />

Macht der großen Unternehmen zu<br />

brechen“. Und in der Tat schlügen bei<br />

vielen Unternehmen aber auch beim<br />

Handwerk zwei Herzen in einer Brust,<br />

so Hildegard Müller. Für den Stahlkonzern<br />

verteuere sich zwar der Strom<br />

stetig, aber gleichzeitig würde der<br />

Stahl zum Bau von Windanlagen<br />

benötigt, also fände sich hier ein Absatzmarkt.<br />

Müller forderte eine Rollenfestlegung,<br />

die Rechte <strong>und</strong> Pflichten bei<br />

EEG vorsieht. Das Recht, Energie einspeisen<br />

zu dürfen <strong>und</strong> EEG-Umlagen<br />

zu kassieren müsse auch mit Pflichten<br />

verb<strong>und</strong>en werden. Man müsse bei<br />

der Energiewende ein Zeitfenster von<br />

40 Jahren vor Augen haben. Deshalb<br />

sollte nicht anfangs überhastet die Infrastruktur<br />

ausgebaut werden, sondern<br />

im Einklang mit dem technologischen<br />

Fortschritt. Eine ehrliche Debatte<br />

sei nötig, frei von Ideologie <strong>und</strong> Zukunftsangst.<br />

Nicht jeder Forschungsansatz<br />

solle in Deutschland zerredet<br />

werden oder wie beim Fracking gar<br />

dämonisiert werden. Das Hydraulic<br />

Fracturing-Verfahren (Fracking) würde<br />

in Deutschland seit über 50 Jahren in<br />

der Erdgasförderung angewandt <strong>und</strong><br />

sei jetzt wegen einzelner Bilder aus<br />

den USA hierzulande in die Kritik geraten.<br />

Vor allem gehe es bei der Energiewende<br />

darum, einer schleichenden<br />

„Deindustrialisierung“ zu begegnen,<br />

die sich so vollziehe, dass Unternehmen<br />

in den Standort Deutschland weniger<br />

investierten. Wettbewerb <strong>und</strong><br />

Liberalisierung seien bei der Energiewende<br />

zu sehr ins Abseits geraten,<br />

worin Hildegard Müller u.a. auch die<br />

Probleme der Solarwirtschaft sieht.<br />

Problematisch sei auch die Haltung<br />

der 16 Bun<strong>des</strong>länder, die bei der Energiewende<br />

ebenfalls sehr eigene <strong>und</strong><br />

unterschiedliche Interessen verfolgten.<br />

Gregor Wick, Vorsitzender <strong>Mittelstands</strong>vereinigung<br />

(MIT), sprach die<br />

soziale Frage an, die mit steigenden<br />

Energiekosten auf die Bürger <strong>und</strong> Vor<br />

allem auf die Familien zukäme. Eine<br />

Verdoppelung oder Verdreifachung<br />

der Strom- oder Energiepreise<br />

sei für einen<br />

Durchschnittshaushalt<br />

nicht bezahlbar. Steuern<br />

<strong>und</strong> Abgaben auf den<br />

Energieverbrauch müssten<br />

<strong>des</strong>halb reduziert<br />

werden, zumal sie inzwischen<br />

über 51% <strong>des</strong> Preises<br />

ausmachten. Wick<br />

wünsche sich auch mehr<br />

Information als Emotion<br />

bei der Diskussion zur<br />

Energiewende <strong>und</strong><br />

mahnte die CDU, hier<br />

mehr Führungskraft zu<br />

beweisen, anstatt „Meinungen“<br />

hinterher zu<br />

laufen. Die lebhafte Debatte<br />

bei der MIT im<br />

Kühlen Krug zeigte, wie<br />

gut die Menschen inzwischen<br />

informiert seien<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong>halb die Energiewende<br />

klar kritischer betrachteten,<br />

so Wick.<br />


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Heidenheim:<br />

Thema Brenzbahn im Mittelpunkt<br />

Was sind die Vorteile <strong>und</strong> Risiken bei einem Ausbau der Brenzbahn? Und was<br />

sollte zuerst kommen: Regio S-Bahn, Zweigleisigkeit oder Elektrifizierung?<br />

Diese <strong>und</strong> weitere Fragen stellten sich Roderich Kiesewetter MdB, Georg<br />

Brunnhuber (Deutsche Bahn) sowie die CDU-Ortsverbände Sontheim, Niederstotzingen<br />

<strong>und</strong> Hermaringen auf Einladung der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung<br />

(MIT) in Sontheim.<br />

Zu Beginn wurde der Bahnhof in<br />

Sontheim/Brenz besichtigt - ein<br />

historischer Bahnhof, modern umgebaut<br />

<strong>und</strong> bahntechnisch auf dem neuesten<br />

Stand. Der Bahnhof hat zwei getrennte<br />

Bahnsteige zum komfortablen,<br />

höhengleichen Einstieg <strong>und</strong> eine<br />

Unterführung. Somit müssen die Gleise<br />

nicht mehr überquert werden.<br />

Georg Brunnhuber erläuterte, ab<br />

dauerhaft 1.000 Fahrgästen täglich sei<br />

eine barrierefreie Unterführung vor-<br />

gesehen, das heißt ein Fahrstuhl an<br />

der Unterführung. Aktuell liegt Sontheim<br />

mit etwa 900 noch knapp darunter.<br />

An anderen Bahnhöfen der Brenzbahn<br />

werde die barrierefreie Unterführung<br />

Schritt für Schritt umgesetzt,<br />

erklärte Brunnhuber.<br />

Lokaltermin: Die MIT diskutierte mit Roderich Kiesewetter MdB <strong>und</strong> Georg Brunnhuber<br />

über das Thema Brenzbahn. Zur Sprache kam auch eine Regio-S-Bahn nach Ulm.<br />

Fortgesetzt wurde die Diskussion im<br />

Biergarten <strong>des</strong> Gasthofs Moser gleich<br />

nebenan. Moniert werde der Wegfall<br />

der persönlichen Bedienung am Fahrkartenschalter,<br />

Mitglied Willy Hörger<br />

aus Sontheim sprach die schienengleichen<br />

Bahnübergänge an, die oft tagsüber<br />

geschlossen seien. Der Wunsch<br />

nach einer Unterführung betraf Sontheim,<br />

Niederstotzingen <strong>und</strong> Giengen<br />

an der Hermaringer Straße gleichermaßen.<br />

Georg Brunnhuber erklärte<br />

die Möglichkeiten, wie eine Unterführung<br />

der Straßen durchsetzbar ist,<br />

teilweise auch mit der Zusammenlegung<br />

mehrerer Übergänge zu einem.<br />

Dies sind jedoch aufwendige Vorhaben,<br />

die einen langen Atem erfordern.<br />

Jonas Schulz von der Jungen Union<br />

sprach die Einführung eines späten<br />

Zuges vor allem für Jugendliche <strong>und</strong><br />

späte Heimkehrer aus Ulm an.<br />

Besonderen Nutzen hat aus Sicht der<br />

Mitglieder eine Regio S-Bahn nach<br />

Ulm. Dies werde für alle Orte im unteren<br />

Brenztal erhebliche Vorteile für<br />

Einwohnerentwicklung <strong>und</strong> Gewerbe<br />

mit sich bringen, so MIT-Vorsitzender<br />

Michael Kolb. Außerdem sind wegen<br />

<strong>des</strong> ebenen Gelän<strong>des</strong> zwischen Sontheim<br />

<strong>und</strong> Ulm die Bedingungen für einen<br />

zweigleisigen Ausbau besonders<br />

gut.<br />

Eine Elektrifizierung der Strecke könne,<br />

so Georg Brunnhuber, in geringem<br />

Umfang zu mehr Güterverkehr führen,<br />

allerdings eher als Ausweichstrecke<br />

oder für einzelne Routen. Die Elektrifizierung<br />

hat jedoch auch Vorteile für<br />

leisere <strong>und</strong> sauberere Züge.<br />

Roderich Kiesewetter erk<strong>und</strong>igte<br />

sich, ob jemand mehr Befürchtungen<br />

für Nachteile als Vorteile durch einen<br />

Ausbau sieht. Dies war bei keinem der<br />

Anwesenden der Fall. Er werde sich<br />

daher intensiv für den Ausbau der<br />

Brenzbahn <strong>und</strong> deren Verknüpfung<br />

mit den Bahnen nach Norden <strong>und</strong> Süden<br />

einsetzen, erklärte der Bun<strong>des</strong>tagsabgeordnete.<br />


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Heidenheim:<br />

Jahresfahrt ins Emsland<br />

Die Jahresfahrt der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung (MIT) führte ins Emsland in<br />

NRW. Dort besuchte die MIT die Meyer-Werft in Papenburg sowie mittelständische<br />

Betriebe in Rhede <strong>und</strong> Umgebung.<br />

ches Joint-Venture aus einem Bauunternehmen<br />

sowie einer Reihe von<br />

Handwerkern, die dort gemeinsam ihr<br />

Leistungsspektrum präsentieren. Besonderes<br />

Augenmerk legte die MIT<br />

auf die Bedeutung der Emsland-Autobahn<br />

A 31 in dem ehemals strukturschwachen<br />

Gebiet. Ohne die A 31 wäre<br />

auch die Geschäftstätigkeit der<br />

Bäckerei Musswessels <strong>und</strong> <strong>des</strong> Ems-<br />

Dollart-Zentrum in diesem Umfang<br />

nicht möglich. Zu einem längeren Gespräch<br />

traf sich die MIT am Abend mit<br />

dem Bürgermeister der Gemeinde, in<br />

Die Bäckerei Musswessels in Rhede,<br />

einst eine eingesessene<br />

Dorfbäckerei, beliefert zwischenzeitlich<br />

75 Filialen im ganzen Emsland, Oldenburg<br />

<strong>und</strong> Ostfriesland. Ebenso in<br />

Rhede besuchte die MIT das Ems-<br />

Dollart-Zentrum, ein außergewöhnlider<br />

von 14 Gemeinderäten 13 der CDU<br />

angehören. Untergebracht war die<br />

MIT stilgerecht im Gasthof Vosse-<br />

Schepers in Rhede, einem typisch<br />

emsländischen Landgasthof, der seit<br />

mehreren Generationen als Familienbetrieb<br />

geführt wird. Der Hausherr ist<br />

MIT-Mitglied. „Ankertermin“ war die<br />

Besichtigung der Meyer-Werft in Papenburg,<br />

ein familiengeführter Betrieb<br />

mit 2.500 Mitarbeitern, bekannt<br />

für den Bau der modernsten Kreuzfahrtschiffe.<br />

Zurzeit im Bau ist die<br />

„Norwegian Getaway“ für 1.595 Besatzungsmitglieder<br />

<strong>und</strong> 4.000 Passagiere.<br />

Die Papenburger Meyer-Werft besitzt<br />

die größte Schiffsbauhalle der<br />

Welt mit einer Länge von 504m, einer<br />

Breite von 125m <strong>und</strong> einer Höhe von<br />

75m. Zum Vergleich: Die Heidenheimer<br />

Altstadt würde einmal ganz hinein<br />

passen.<br />

Michael Kolb<br />

Expansion: Die Bäckerei Musswessels in Rhede, einst eine eingesessene Dorfbäckerei,<br />

beliefert zwischenzeitlich 75 Filialen im ganzen Emsland, Oldenburg <strong>und</strong> Ostfriesland.<br />

36 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Ludwigsburg:<br />

Sparkassenpräsident<br />

Peter Schneider MdL zu Gast<br />

Stabilität <strong>des</strong> Euro als Thema<br />

Vor gut 60 interessierten Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger erläuterte Sparkassenpräsident<br />

Peter Schneider in Löchgau die Ursachen <strong>und</strong> Folgen der Staatsschuldenkrise.<br />

Auf Einladung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten Eberhard Gienger,<br />

der CDU Verbände Löchgau <strong>und</strong> Freudental sowie der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung<br />

der CDU im Kreisverband Ludwigsburg ging Schneider auf das Thema<br />

„Stabilität <strong>des</strong> Euro“ ein.<br />

Deutlich machte Schneider die<br />

Ursachen der Euro-Krise klar. So<br />

ließen es viele Euro-Staaten von Anbeginn<br />

an der notwendigen Haushaltsdisziplin<br />

mangeln, wobei er nicht verschwieg,<br />

dass auch Deutschland die<br />

ersten fünf Jahre gegen den beschlossenen<br />

Wachstums- <strong>und</strong> Stabilitätspakt<br />

verstoßen habe.<br />

Im Gegensatz zu Ländern wie Italien,<br />

Spanien, Portugal oder Griechenland<br />

habe Deutschland jedoch in der Folge<br />

Disziplin bewiesen <strong>und</strong> sich dem<br />

Wettbewerb angepasst, während die<br />

anderen Staaten ihre Leistungsbilanzdefizite<br />

durch immer neue Schuldenaufnahmen<br />

ausgeglichen hätten.<br />

„Jetzt werde repariert, was jahrelang<br />

versäumt worden sei“, stellte Schneider<br />

fest.<br />

Einen großen Anteil daran, dass<br />

Deutschland im Gegensatz zu vielen<br />

europäischen Nachbarn<br />

trotz Krise so gut dasteht,<br />

sieht Schneider beim Mittelstand.<br />

Zwei Drittel aller<br />

Arbeitsplätze werden von<br />

kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen<br />

Unternehmen oder Selbstständigen<br />

gestellt. 80 Prozent<br />

aller Lehrlinge werden<br />

von ihnen ausgebildet.<br />

Der Mittelstand erwirtschaftet<br />

darüber hinaus<br />

mehr als die Hälfte <strong>des</strong><br />

Bruttosozialprodukts <strong>und</strong><br />

ist für 80 Prozent <strong>des</strong> gewerblichen<br />

Steueraufkommens<br />

verantwortlich.<br />

Schneider ist sich sicher:<br />

„Floriert der Mittelstand,<br />

brummt die Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> geht dem Land gut.“<br />

Aber auch die Besonnenheit<br />

der Sparerinnen <strong>und</strong><br />

Sparer lobte Schneider.<br />

„Niemand ist in Panik ausgebrochen<br />

<strong>und</strong> hat sein<br />

Geld bei den Banken abgehoben, das<br />

hat uns sehr geholfen“. Diesen Erfolg<br />

rechnet er Kanzlerin Merkel hoch an:<br />

„Mit ihrer unbegrenzten Bürgschaft<br />

für alle Spareinlagen in Deutschland<br />

hat die Kanzlerin den Menschen die<br />

Angst genommen, ihre Ersparnisse zu<br />

verlieren. Das hat<br />

unheimlich viel<br />

Vertrauen geschaffen“.<br />

Für Schneider<br />

wird die Stabilität<br />

<strong>des</strong> Euro im kommenden<br />

Bun<strong>des</strong>tagswahlkampf<br />

ein Hauptthema<br />

sein. Mit Vehemenz<br />

lehne er die<br />

sogenannten „Eurobonds“<br />

ab, dies<br />

bedeute eine Vergemeinschaftung<br />

der europäischen<br />

Schulden. Auch Gienger pflichtete<br />

ihm bei: „Das wird es mit der CDU<br />

nicht geben!“<br />

Die MIT Ludwigsburg ist ein Teil der<br />

bun<strong>des</strong>weiten politischen Organisation,<br />

die sich regelmäßig zu Meinungsaustausch,<br />

Diskussionen, Besichtigungen<br />

<strong>und</strong> Vortragsveranstaltungen<br />

trifft. Sie will den Mittelstand in der<br />

Region stärken, die Wirtschaftsförderung<br />

weiter verbessern <strong>und</strong> auch künftig<br />

bürokratische Hindernisse abbauen.<br />

Das Ziel ist, praxiserprobte Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Forderungen auf kommunaler<br />

<strong>und</strong> übergeordneter Ebene<br />

umzusetzten. Die <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsvereinigung von CDU <strong>und</strong><br />

CSU ist mit ca. 40.000 Mitgliedern<br />

<strong>und</strong> Sympathisanten der stärkste <strong>und</strong><br />

einflussreichste politische Verband im<br />

Bereich <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> in Deutschland.<br />


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

MIT Tübingen:<br />

Handel hat Zukunft – Plädoyer<br />

für inhabergeführte Geschäfte<br />

Über Herausforderungen für den inhabergeführten Einzelhandel im Internet-Zeitalter<br />

sprach der Rottenburger Unternehmer <strong>und</strong> HGV-Vertreter<br />

Dieter Zeiher bei der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung unlängst im<br />

Tübinger „Casino“.<br />

In ihrem Erscheinungsbild gleichten sich die Innenstädte<br />

bezüglich Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie durch die Ausbreitung<br />

von Filialketten wie Deichmann, Douglas oder Mc-<br />

Donalds einander immer mehr an, so Zeiher. Sie würden dadurch<br />

immer austauschbarer <strong>und</strong> verlören an Individualität.<br />

Deshalb sieht Zeiher, selbst Inhaber dreier Rottenburger<br />

Optikergeschäfte, es als Aufgabe der örtlichen Einzelhändler<br />

an, mit dem zu überzeugen, was ihre Stärken sind: Individualität<br />

<strong>und</strong> persönliche Ansprache der häufig langjährigen<br />

K<strong>und</strong>en. Nicht ohne Gr<strong>und</strong> besäßen die inhabergeführten<br />

Geschäfte, die ihre K<strong>und</strong>schaft noch mit Namen kennen,<br />

das Vertrauen ihrer K<strong>und</strong>en. Dies sei allerdings kein Anlass,<br />

sich zurückzulehnen. Der K<strong>und</strong>e müsse immer wieder aufs<br />

Neue „erobert“ werden. Insbesondere die Beratung müsse<br />

so gut sein, dass der K<strong>und</strong>e wisse,<br />

wofür er bezahle. „Nur im Zusammenschluss,<br />

zum Beispiel als HGV, können<br />

wir es in Zusammenarbeit mit der<br />

Stadt hinbekommen“, sagte Zeiher,<br />

der nicht nur Mitglied, sondern auch<br />

Sprecher für den Einzelhandelsbereich<br />

beim Rottenburger HGV ist.<br />

Der örtliche Einzelhandel ist aber<br />

auch auf die Sensibilität der Stadtverwaltung<br />

angewiesen, sagte Zeiher –<br />

etwa, wenn es darum geht, dass sich in<br />

Gewerbegebieten keine Geschäfte mit innenstadtrelevantem<br />

Sortiment ansiedeln. Anderenfalls würde die Stadt ausbluten.<br />

Der zweite direkte Gegner der örtlichen Einzelhändler, neben<br />

den Einzelhandelsketten, ist für Zeiher das Internet:<br />

„Nirgends herrscht eine solche Preistransparenz <strong>und</strong> Produktvielfalt<br />

wie im World Wide Web“. Allerdings seien K<strong>und</strong>en<br />

bei einer Vielzahl von Produkten darauf angewiesen,<br />

beraten zu werden, weil ohne eine gute Beratung eine richtige<br />

Kaufentscheidung gar nicht gefällt werden könne. Die<br />

gute Beratung aber sei eine Stärke vor allem der inhabergeführten<br />

Einzelhandelsgeschäfte.<br />

Zeihers Fazit: Der örtliche Einzelhandel hat eine Zukunft,<br />

muss sich aber stärker als bisher an den K<strong>und</strong>en orientieren.<br />

Dazu gehörten gut geschulte, motivierte Mitarbeiter ebenso<br />

wie am Bedarf der K<strong>und</strong>en ausgerichtete Sortimente –<br />

sowie ein besonderes Einkaufserlebnis: „Das kann das Internet<br />

nicht bieten, geschweige denn ein Kaufhaus oder Filialist“.<br />

Die <strong>Mittelstands</strong>vereinigung wählte außerhalb der öffentlichen<br />

Veranstaltung schließlich noch einen Teil ihres Kreisvorstan<strong>des</strong><br />

neu. Als MIT-Kreisvorsitzender wurde Jost Brimo,<br />

als stellvertretender Kreisvorsitzender Joachim Braun<br />

<strong>und</strong> als Schatzmeister Dr. Hans-Jürgen Hoheisel wieder gewählt.<br />

Gisela Raasch, die bereits bisher dem MIT-Kreisvorstand<br />

angehörte, wechselte in das Amt einer stellvertretenden<br />

Kreisvorsitzenden. Jost Brimo, MIT-Kreisvorsitzender<br />

38 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

Steinbeis-Transfer-Institut Stressmanagement,<br />

ganzheitliche Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Prävention<br />

Wie Arbeitnehmer im KMU<br />

ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> innovativ bleiben<br />

Zwischen 400 <strong>und</strong> 500 Euro kostet ein Krankheitstag<br />

im produzierenden Gewerbe inzwischen. Das ist viel<br />

Geld, insbesondere für kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

mit bis zu 250 Mitarbeitern.<br />

War es früher meist eine Grippe<br />

oder ein verdorbener Magen,<br />

die die Mitarbeiter von der Arbeit<br />

fernbleiben ließ, sind es heute immer<br />

öfter Stress <strong>und</strong> psychische Erkrankungen.<br />

12 Prozent aller Fehlzeiten gehen<br />

darauf bereits zurück, Tendenz<br />

stark steigend. Die dadurch verursachten<br />

volkswirtschaftlichen Kosten<br />

Jeder achte Fehltag geht bereits auf<br />

psychische Erkrankungen zurück. Wie<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen gegensteuern<br />

können – <strong>und</strong> insbesondere<br />

ihre älteren Arbeitnehmer dabei<br />

fördern.<br />

liegen je nach<br />

Rechnung zwischen<br />

sieben<br />

<strong>und</strong> knapp 30<br />

Milliarden Euro.<br />

Und derartige<br />

Krankheiten<br />

sind äußerst<br />

langwierig. Im<br />

Schnitt fehlen<br />

die Erkrankten<br />

30 Tage.<br />

Das muss nicht sein: Je<strong>des</strong> Unternehmen<br />

kann hier gegensteuern. Das<br />

lohnt sich gerade für kleinere Unternehmen,<br />

die eigentlich weder Zeit<br />

noch Geld für eine intensive Personalarbeit<br />

haben. Insbesondere für diese<br />

„Jeder Euro, der in innovative <strong>und</strong><br />

nachhaltig präventive Maßnahmen investiert<br />

wird, zahlt sich bis zu sechzehnfach<br />

aus…“<br />

mittelständische Unternehmen hat<br />

das Steinbeis-Transfer-Institut für<br />

Stressmanagement, ganzheitliche Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Prävention ein Programm<br />

aufgelegt, um die Beschäftigungsfähigkeit<br />

aller Mitarbeiter, vor<br />

allem aber für die Unternehmer selbst<br />

deutlich zu verbessern <strong>und</strong> so die<br />

Krankheitskosten zu reduzieren <strong>und</strong><br />

die Leistungsfähigkeit zu erhalten.<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

BGM-Progammen zielt es insbesondere<br />

auf die Gruppe der älteren Mitarbeiter<br />

sowie die Führungskräfte. Sie<br />

sind als Erfahrungsträger im Betrieb<br />

oft ganz besonders wichtig. Fallen sie<br />

aus, reißen sie nicht selten eine Lücke,<br />

die in Zeiten <strong>des</strong> Fachkräftemangels<br />

kaum geschlossen werden kann.<br />

Dennoch werden ausgerechnet diese<br />

erfahrenen Kräfte oft vernachlässigt.<br />

„Herr X <strong>und</strong> Frau Y sind ja schon so<br />

lange da, das läuft schon“, denkt sich<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 39


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

der eine oder andere Chef – <strong>und</strong> kümmert<br />

sich dann lieber um die junge<br />

Nachwuchskraft oder den Lehrling.<br />

Das aber kann sich rächen: Gerade<br />

für Ältere ist es noch viel wichtiger als<br />

für Jüngere, ob sie sich im Betrieb<br />

wertgeschätzt <strong>und</strong> gut aufgehoben<br />

fühlen. Das zeigt eine Umfrage <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministeriums. Dabei<br />

wurden Ältere gefragt, ob sie ihr<br />

Arbeitspensum in der Firma schaffen.<br />

Die Antwort hing sehr stark damit zusammen,<br />

ob der Betrieb seine älteren<br />

Mitarbeiter wertschätzt oder nicht. In<br />

letzterem Fall antworteten drei Viertel<br />

mit „nein“. Wo Ältere wertgeschätzt<br />

werden, antworteten zwei<br />

Drittel mit „ja“.<br />

Durch den demografischen Wandel<br />

bedingt, lohnt sich diese Beschäftigung<br />

mit den Älteren doppelt. Sie stellen<br />

eines der wichtigsten Fachkräfte-<br />

Reservoirs neben den Frauen nach der<br />

Familienphase <strong>und</strong> Zuwanderern. Für<br />

Arbeitgeber ist es wichtig zu wissen,<br />

dass sich die Motivation ihrer Mitarbeiter<br />

im Lebenszyklus ändert. Wo<br />

Jüngeren der Aufstieg <strong>und</strong> die Karriere<br />

wichtig sind, wollen Ältere ihr Wissen<br />

weitergeben <strong>und</strong> sorgen sich oft ganz<br />

besonders um das Wohlergehen der<br />

Firma. Wird diese Gruppe der Über-55-<br />

Jährigen gut behandelt, sind sie <strong>des</strong>halb<br />

sehr wertvoll für die Firmen.<br />

Fühlen sie sich aber schlecht behandelt,<br />

gehen sie nicht selten in die innere<br />

Kündigung. Da auch 55-jährige<br />

heutzutage aber noch länger als eine<br />

Dekade im Betrieb sind, kann das sehr<br />

gefährlich für die Firma werden.<br />

Das Steinbeis-Präventionsprogramm<br />

geht genau diese Punkte systematisch<br />

an. Es ist wie eine Toolbox modular<br />

aufgebaut, so dass ein Schritt auf den<br />

anderen folgt. Das Ziel ist ein „Unternehmerhandbuch“<br />

für den Erhalt der<br />

Arbeitsfähigkeit aller Generationen in<br />

ihrem Betrieb sowie ein nachhaltiges<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement für ges<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> motivierte Mitarbeiter. Denn eines<br />

ist sonnenklar: Was gut ist für die<br />

Älteren, nutzt auch den Jüngeren.<br />

Dazu kommen unsere Experten zu<br />

ihnen in den Betrieb, um in einem ersten<br />

Schritt die notwendigen Strukturdaten<br />

zu ermitteln. Wie ist Ihre Altersstruktur?<br />

Wie ist der Krankenstand?<br />

Wo gibt es wann besondere<br />

Engpässe, die wie abgepuffert werden?<br />

Was sind die besonderen körperlichen<br />

<strong>und</strong> psychischen Belastungen?<br />

Ausgehend von dieser gr<strong>und</strong>legenden<br />

Analyse können wir durch unsere breite<br />

Erfahrung mit diesen Themen Ihr<br />

Unternehmen mit ähnlichen vergleichen<br />

<strong>und</strong> sagen Ihnen dann offen, wo<br />

Sie stehen <strong>und</strong> welche weiteren<br />

Schritte wir für Ihren Betrieb vorschlagen<br />

würden. In aller Regel werden wir<br />

Ihre Führungskräfte weiterqualifizieren:<br />

Die Einstellung Ihrer leitenden<br />

Mitarbeiter gegenüber den Älteren ist<br />

ganz entscheidend für die Atmosphäre<br />

im Betrieb. Durch die jahrzehntelange<br />

Praxis der Frühverrentung hat<br />

sich in vielen Köpfen eine von Defiziten<br />

geprägte Sicht auf das Alter festgesetzt,<br />

verb<strong>und</strong>en mit der These,<br />

dass Ältere weniger leistungsfähig<br />

sind.<br />

Das aber stimmt nicht, wie alle neueren<br />

Studien zu dem Thema feststellen.<br />

Deshalb ist es so wichtig, zuerst mit<br />

den Führungskräften über ihre eigene<br />

Einstellung zum Altern <strong>und</strong> zu älteren<br />

Mitarbeitern zu reden. Sie ist die ganz<br />

entscheidende Einflussgröße für die<br />

Wertschätzung der Älteren im Betrieb.<br />

Weitere wichtige Themen sind<br />

die Ges<strong>und</strong>heits-Prophylaxe nach unserem<br />

ganzheitlichen System <strong>und</strong> die<br />

Analyse der möglichen psychischen<br />

Belastungen. Dies sollte immer auch<br />

40 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />

mit dem Betriebsrat <strong>und</strong> dem Betriebsarzt besprochen<br />

werden.<br />

In einem weiteren Schritt wird dann die Belegschaft<br />

einbezogen, um eine gute Kommunikation zu gewährleisten.<br />

Das ist auch wichtig, bevor noch entschieden wird,<br />

was der Betrieb an Maßnahmen anbietet. Es ist einfach<br />

sinnvoll, alle Mitarbeiter so früh wie möglich auf diesem<br />

Weg mitzunehmen <strong>und</strong> einzubinden. Und es ist essentiell,<br />

ihre Ideen <strong>und</strong> Wünsche abzufragen <strong>und</strong> in den Veränderungsprozess<br />

einzubeziehen.<br />

In weiteren Schritten können diese Themen dann vertieft<br />

werden. So sollten die vorliegenden Daten der Krankenkasse<br />

zu den Fehlzeiten im Betrieb analysiert werden,<br />

um darauf basierend Empfehlungen für ein betriebliches<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement geben zu können. Mit Fragebögen<br />

sowie Gruppen- <strong>und</strong> Einzelgesprächen sollte das<br />

Spektrum an potenziellen psychischen Belastungen dann<br />

konkret erhoben <strong>und</strong> analysiert werden, um daraus weitere<br />

Handlungsempfehlungen zu geben. Wichtig ist auch<br />

die Erfassung der Arbeitsinhalte <strong>und</strong> der Arbeitsorganisation.<br />

Dabei wird bewertet, wie die Mitarbeiter die ihnen<br />

gestellten Ziele erreichen. Ein besonderes Augenmerk<br />

sollte in diesem Bereich auf der Mitarbeiterführung<br />

<strong>und</strong> den sozialen Beziehungen liegen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Analyse entwickeln wir dann ein Stressmanagementprogramm,<br />

das ganz speziell auf Ihren Betrieb<br />

zugeschrieben ist. Wir helfen Ihnen auch, ein betriebliches<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement einzuführen oder<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Der Nutzen all dieser Maßnahmen ist beträchtlich. Jeder<br />

Euro, der in innovative <strong>und</strong> nachhaltig präventive<br />

Maßnahmen investiert wird, zahlt sich bis zu sechzehnfach<br />

aus, wie verschiedene Studien ergeben haben (z.B.<br />

Booz & Company, Vorteil Vorsorge, 2011 <strong>und</strong> BKK Bun<strong>des</strong>verband,<br />

Essen, 9-2012).<br />

Das ist ein Return on Investment, der seinesgleichen<br />

sucht: Bis zu 16 Euro Nutzen aus einem Euro Investment.<br />

Zu der Kostenersparnis kommen aber noch die immateriellen<br />

Ergebnisse, nämlich eine deutlich bessere Arbeitsatmosphäre<br />

<strong>und</strong> motivierte Mitarbeiter. So wird die ges<strong>und</strong>heitliche<br />

<strong>und</strong> psychische Prävention zu einer absoluten<br />

Win-Win-Strategie für alle Beteiligten. Und es verschafft<br />

den Unternehmen einen Vorteil am Arbeitsmarkt:<br />

Denn es spricht sich schnell herum, wenn sich ein<br />

Unternehmen so um seine Mitarbeiter bemüht.<br />

Horst Grässlin<br />

Weitere Informationen:<br />

info@stress-buronout-frei.de<br />

WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 41


Wirtschaft<br />

Mittelständler<br />

zufrieden<br />

mit Deutschland<br />

Südwesten besonders beliebt<br />

Deutsche Mittelständler sind mit ihren Bedingungen<br />

vor Ort nicht mehr so glücklich wie sie es einmal waren -<br />

<strong>und</strong> auch die Zufriedenheit mit der Politik für den Standort<br />

Deutschland sinkt. Im Südwesten fühlen sie sich allerdings<br />

so wohl wie in kaum einem anderen Bun<strong>des</strong>-<br />

land. Das geht aus dem im März veröffentlichten <strong>Mittelstands</strong>barometer<br />

der Prüf- <strong>und</strong> Beratungsgesellschaft<br />

Ernst & Young hervor. Demnach waren lediglich Betriebe<br />

in Bayern zufriedener mit den Gegebenheiten vor Ort.<br />

Für die Umfrage waren zum Jahreswechsel 3.000 Firmen<br />

mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern befragt worden. 90 Prozent<br />

der Mittelständler im Südwesten bezeichneten ihre<br />

Standortbedingungen dabei als eher gut oder gut.<br />

Bun<strong>des</strong>weit ergab sich allerdings ein anderes Bild: Dort ist<br />

im Schnitt nur noch jeder dritte Mittelständler mit den Rahmenbedingungen<br />

an seinem Standort uneingeschränkt zufrieden.<br />

Deutschlandweit fällt damit der Anteil derjenigen, die die<br />

Gegebenheiten vor Ort r<strong>und</strong>um gut bewerten, von 40 auf<br />

34 Prozent.<br />

„In der sinkenden Zustimmung zur<br />

Standortpolitik der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

spiegelt sich vor allem die konjunkturelle<br />

Unsicherheit in der Euro-Zone<br />

<strong>und</strong> damit auch in Deutschland wider“,<br />

erklärte der <strong>Mittelstands</strong>experte<br />

von Ernst & Young, Peter Englisch.<br />

Nach wie vor sei eine große Mehrheit<br />

der Mittelständler aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

einverstanden mit der politischen<br />

Richtung für den heimischen Standort.<br />

Der Präsident <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verbands<br />

der mittelständischen Wirtschaft<br />

(BVMW), Mario Ohoven, kritisierte<br />

dagegen die steuerlichen Belastungen<br />

für den Mittelstand.<br />

„Sehr viele Unternehmer sind mit<br />

der jetzigen Bun<strong>des</strong>regierung nicht<br />

zufrieden“, erklärte Ohoven. „Die Regierungskoalition<br />

hat ein einfaches<br />

Steuersystem <strong>und</strong> eine Entlastung der<br />

Betriebe <strong>und</strong> Bürger versprochen,<br />

aber nicht beziehungsweise zu wenig<br />

geliefert“, bemängeIte er.


Wirtschaft<br />

Bun<strong>des</strong>bank:<br />

Deutsche Wirtschaft<br />

nimmt wieder Fahrt auf<br />

Die deutsche Wirtschaft kommt nach Einschätzung der<br />

Bun<strong>des</strong>bank nach einem schwachen Jahresstart zunehmend<br />

in Fahrt. „Für das zweite Quartal 2013 ist mit einer<br />

spürbaren gesamtwirtschaftlichen Belebung zu rechnen“,<br />

schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht<br />

Mai. Dafür spreche, dass bei Bauinvestitionen nach dem<br />

langen Winter einiges nachzuholen sei. Zudem mache<br />

„das spürbare Anziehen der industriellen Auftragseingänge“<br />

Hoffnung.<br />

Die Bun<strong>des</strong>bank-Experten warnen jedoch zugleich:<br />

„Angesichts der schlechten Wirtschaftslage in weiten<br />

Teilen <strong>des</strong> Euro-Raums sowie bestehender Probleme im Zusammenhang<br />

mit der Staatsschuldenkrise bleiben die gesamtwirtschaftlichen<br />

Risiken allerdings hoch.“<br />

Der Euro-Raum steckt in der Dauerrezession <strong>und</strong> bremst<br />

die deutsche Konjunktur. Fast allein der steigenden Konsumfreude<br />

der privaten Haushalte ist es zu verdanken, dass<br />

Deutschland im ersten Quartal 2013 knapp an einer Rezession<br />

vorbeirutschte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs<br />

nach Zahlen <strong>des</strong> Statistischen Bun<strong>des</strong>amtes im Vergleich<br />

zum Vorquartal preis-, saison- <strong>und</strong> kalenderbereinigt nur<br />

minimal um 0,1 Prozent. Im Vergleich zu den Euro-Partnerländern<br />

steht Deutschland jedoch gut da. Die Bun<strong>des</strong>bank<br />

mahnte, die relativ gute Lage zur Sanierung der Staatsfinanzen<br />

zu nutzen. „Die derzeit ausgesprochen guten Rahmenbedingungen<br />

in Deutschland - gekennzeichnet durch relativ<br />

moderate Arbeitslosenzahlen, eine für die Staatseinnahmen<br />

ergiebige Wachstumsstruktur <strong>und</strong> niedrige Zinsen -<br />

bieten hierfür eine sehr günstige Gelegenheit.“ Diese gelte<br />

es „konsequent zu nutzen“ - nicht zuletzt angesichts der finanzpolitischen<br />

Risiken im Zusammenhang mit der Krise im<br />

Euro-Raum. Trotz eines schwachen Wirtschaftswachstums<br />

kann der deutsche Staat nach Prognose der Bun<strong>des</strong>bank<br />

seinen Schuldenberg abbauen. 2012 war die Schuldenquote<br />

noch auf r<strong>und</strong> 82 Prozent <strong>des</strong> Bruttoinlandsproduktes (BIP)<br />

gestiegen. „Aus heutiger Sicht geht sie im laufenden Jahr<br />

aber spürbar zurück“, schrieb die Bun<strong>des</strong>bank. Ein Gr<strong>und</strong><br />

dafür sei, „dass bei den staatlichen Bad Banks per saldo Verbindlichkeiten<br />

getilgt werden“. Dies wiege schwerer als die<br />

Milliardenkosten für die Rettung angeschlagener Euro-<br />

Staaten.


Politik<br />

Deutsche wollen keine Finanztransaktionssteuer<br />

zahlen<br />

Die Mehrheit der Deutschen lehnt die Einführung einer Finanztransaktionssteuer<br />

(FTT) ab, wenn sie auch Privatanleger zahlen müssten. Das ergab eine<br />

repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag <strong>des</strong> deutschen Fondsverbands<br />

BVI. Demnach sind 78 Prozent der bun<strong>des</strong>weit 1.000 Befragten gegen<br />

eine FTT.<br />

Weniger als 19 Prozent akzeptieren<br />

eine FTT, wenn sie die Sparer<br />

träfe. Nur 3 Prozent der Befragten<br />

hatten dazu keine Meinung. „Sobald<br />

die Bevölkerung die Wirkung einer Finanztransaktionssteuer<br />

versteht,<br />

lehnt eine breite Mehrheit diese Steuer<br />

ab“, sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>des</strong> BVI.<br />

Spontan hatten zunächst fast drei<br />

Viertel (73 Prozent) der Teilnehmer die<br />

Frage „Sind Sie für eine Steuer auf Finanztransaktionen?“<br />

bejaht. Lediglich<br />

ein Viertel (24 Prozent) lehnte eine<br />

FTT ab. Auf die erweiterte Frage „Sind<br />

Sie für eine Steuer auf Finanztransaktionen,<br />

wenn überwiegend die Kleinanleger<br />

<strong>und</strong> Sparer die Kosten der<br />

Steuer tragen?“ kehrte sich das Meinungsbild<br />

um.<br />

Nur jeder fünfte Befragte (22 Prozent)<br />

verfolgt die Diskussion um die<br />

Finanztransaktionssteuer aufmerksam.<br />

41 Prozent sagten, sie hätten<br />

zwar schon von dem Thema gehört,<br />

kennen aber keine Details. R<strong>und</strong> 36<br />

Prozent gaben an, noch nie etwas von<br />

der Steuer gehört zu haben. Richter:<br />

„Dieses Ergebnis zeigt, dass vielen<br />

Bürgern noch nicht bewusst ist, welche<br />

Folgen die Finanztransaktionssteuer<br />

für ihren eigenen Geldbeutel<br />

hat.<br />

Deshalb ist verständlich, dass eine<br />

Mehrheit in einem ersten Reflex die<br />

Steuer zunächst begrüßt, in Kenntnis<br />

der Folgen die Steuer aber mehrheitlich<br />

ablehnt.<br />

Die Bürger müssen daher über die<br />

Wirkung aufgeklärt werden.“<br />

Fondsanleger würde Steuer<br />

„automatisch“ treffen<br />

Gut 2 Billionen Euro verwalten<br />

Fondsgesellschaften direkt <strong>und</strong> indirekt<br />

für r<strong>und</strong> 50 Millionen Menschen<br />

in Deutschland. Spezialfonds mit einem<br />

Volumen von über 1 Billion Euro<br />

bündeln in großem Umfang für die private<br />

<strong>und</strong> betriebliche Altersvorsorge<br />

bestimmte Gelder von Versorgungswerken<br />

<strong>und</strong> Versicherungen. Das Vermögen<br />

der Publikumsfonds von r<strong>und</strong><br />

700 Milliarden Euro gehört über 20<br />

Millionen Anlegern - vorwiegend Privatanlegern.<br />

Alle Kosten der Wertpapiertransaktionen<br />

der Fonds werden<br />

direkt aus dem Vermögen der Anleger<br />

entrichtet. Die Steuer trifft damit die<br />

Fonds <strong>und</strong> die Fondsanleger direkt.<br />

Die Fondsgesellschaften sind nicht<br />

von der Steuer betroffen.<br />

Bereits die täglichen Zu- <strong>und</strong> Abflüsse<br />

der Investmentfonds würden eine<br />

FTT auslösen. Denn das zu- <strong>und</strong> abfließende<br />

Vermögen muss von den<br />

Fondsmanagern investiert bzw. die erworbenen<br />

Vermögensgegenstände<br />

wieder verkauft werden. Hiervon sind<br />

sowohl aktiv als auch passiv gemanagte<br />

Fonds betroffen. Bei den aktiv gemanagten<br />

Fonds lösen zusätzlich die<br />

44 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


Politik<br />

Anlageentscheidungen <strong>des</strong> Portfoliomanagements<br />

eine Steuerzahlung<br />

aus. Bei passiven Fonds entsteht eine<br />

zusätzliche Belastung bei Indexveränderungen.<br />

Insbesondere für die Altersvorsorge<br />

wäre die FTT fatal. Wegen<br />

der häufig erforderlichen Kapitalerhaltsgarantien<br />

muss in solchen<br />

Fonds besonders oft umgeschichtet<br />

werden. Richter: „Es ist paradox, die<br />

Altersvorsorge einerseits staatlich zu<br />

fördern <strong>und</strong> andererseits mit der Finanztransaktionssteuer<br />

zusätzlich zu<br />

belasten.“<br />

Quelle: BVI<br />

Geringere<br />

Bußen für<br />

verspätete<br />

Offenlegung<br />

Künftig fallen für Kleinunternehmen,<br />

die ihrer Pflicht zur Offenlegung<br />

der Geschäftszahlen nicht<br />

rechtzeitig nachkommen, deutlich<br />

geringere Bußgelder an. Dies gilt<br />

rückwirkend für Geschäftsjahre, die<br />

nach dem 30. Dezember 2012 beginnen.<br />

Wie der Bun<strong>des</strong>tag beschlossen<br />

hat, ist die Höhe der verhängten<br />

Ordnungsgelder künftig von der<br />

Unternehmensgröße abhängig. Für<br />

Kleinstkapitalgesellschaften (Bilanzsummer<br />

bis 350.000 Euro, Jahresumsatz<br />

bis 700.000 Euro, Mitarbeiterzahl<br />

bis zehn), die ihre Bilanz nach Ablauf<br />

der Sechswochenfrist verspätet<br />

hinterlegt haben, setzt das<br />

dafür zuständige Bun<strong>des</strong>amt<br />

für Justiz das Ordnungsgeld<br />

von bisher 2.500 Euro auf 500<br />

Euro herab. Für kleine Kapitalgesellschaften<br />

(Bilanzsummer<br />

bis 4,84 Millionen Euro, Jahresumsatz<br />

bis 9,68 Millionen Euro,<br />

Mitarbeiterzahl bis 50) reduziert<br />

sich das Ordnungsgeld<br />

auf 1.000 Euro. War bereits ein<br />

höheres Ordnungsgeld als<br />

2.500 Euro angedroht worden -<br />

maximal bleiben 25.000 Euro<br />

möglich -, setzt das Bun<strong>des</strong>amt<br />

das Ordnungsgeld auf 2.500<br />

Euro herab, wenn nach Ablauf<br />

der Sechswochenfrist eine Veröffentlichung<br />

erfolgt.<br />


Lan<strong>des</strong>politik<br />

Jungunternehmern<br />

am Start helfen<br />

Kreditlotsen als Idee für<br />

Baden-Württemberg<br />

von Dr. Marianne Engeser MdL<br />

Wer heute eine innovative Idee hat<br />

<strong>und</strong> ein Unternehmen gründen will,<br />

der steht allzu oft vor einem Kredit-<br />

Problem: Dem Bankberater erschließt<br />

sich das Geschäftskonzept<br />

nicht. Nicht weil er unverständig<br />

wäre oder das Konzept kein Potenzial<br />

hätte, sondern weil sich heute die<br />

Dinge so schnell entwickeln, dass<br />

ein normaler Bankmitarbeiter sie<br />

gar nicht immer überblicken kann.<br />

Gleichzeitig sind Jungunternehmer<br />

oft begabter in der Entwicklung<br />

neuer Produkte als im Durchschauen<br />

von Kreditanforderungen.<br />

Deshalb wollte ich in einer Anfrage<br />

an die Lan<strong>des</strong>regierung wissen,<br />

wie sie zu der Idee sogenannter<br />

„Kreditlotsen“ steht. Solche Lotsen<br />

könnten als Mittler<br />

zwischen Kreditinstituten<br />

einerseits<br />

<strong>und</strong> Jungunternehmern<br />

andererseits<br />

fungieren. Sie erklären<br />

den Banken<br />

die Geschäftskonzepte<br />

der Jungunternehmer<br />

<strong>und</strong> den Jungunternehmern<br />

die Anforderungen für ihre Kredite.<br />

So dienen sie als Brücke zwischen<br />

jungen Unternehmern <strong>und</strong> der Kreditwirtschaft.<br />

Profitieren würden am Ende<br />

alle: Die Jungunternehmer, die Kapital<br />

für ihre Ideen bekommen, die<br />

Banken, die sichere Kredite vergeben<br />

können - <strong>und</strong> nicht zuletzt Baden-<br />

Württemberg <strong>und</strong> damit wir alle.<br />

Denn junge Unternehmen mit frischen<br />

Ideen sind auch wertvoll für die<br />

gesamte Wirtschaft: Sie fördern neue<br />

Lösungen <strong>und</strong> innovative Produkte zutage,<br />

von denen die alteingesessenen<br />

Firmen um sie herum profitieren können.<br />

Doch die gegenwärtige Lan<strong>des</strong>re-<br />

gierung kann sich zu dieser Einsicht<br />

wohl noch nicht durchringen.<br />

In der Antwort auf meine Anfrage<br />

erkennt das Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftsministerium<br />

durchaus die<br />

Problematik, dass „Gründer <strong>und</strong><br />

Jungunternehmer (...) wegen der<br />

Ungewissheiten in ihrer Businessplanung<br />

bei der Anbahnung ihrer<br />

Geschäftsbeziehung zu Banken besonderen<br />

Herausforderungen ausgesetzt“<br />

sind. Aber dem Ministerium<br />

genügt offensichtlich die Beratungstätigkeit<br />

der L-Bank <strong>und</strong> der<br />

Bürgschaftsbank in diesem Bereich.<br />

Für den Einsatz von Kreditlotsen sieht<br />

man dort „keinen zwingenden Bedarf“.<br />

Diese offene Formulierung zeigt<br />

jedoch aus meiner Sicht, dass man seitens<br />

der Lan<strong>des</strong>regierung zumin<strong>des</strong>t<br />

den gr<strong>und</strong>sätzlichen Sinn der Kreditlotsen<br />

nicht in Abrede stellen kann.<br />

Die Aufgabe der MIT <strong>und</strong> insgesamt<br />

der Unternehmer im Land - auch der<br />

nicht mehr ganz so jungen - sollte es<br />

nun sein, am Ball zu bleiben. Wir sollten<br />

die Lan<strong>des</strong>regierung auf jeden Fall<br />

regelmäßig daran erinnern, wie wichtig<br />

die Innovationen <strong>und</strong> Impulse junger<br />

Unternehmer für unsere Wirtschaft<br />

sind.


Lan<strong>des</strong>politik<br />

Forum Soziale Marktwirtschaft der CDU-Landtagsfraktion:<br />

Steuererhöhungen können<br />

fatale Auswirkungen<br />

auf die Wirtschaft haben!<br />

„Die Veranstaltung mit dem Titel Forum Soziale Marktwirtschaft - ,Steuern:<br />

Was wir brauchen - <strong>und</strong> was nicht’ am 24. Juni in Baden-Baden war die zweite<br />

in einer Reihe weiterer Veranstaltungen, in welchen die ,Soziale Marktwirtschaft’<br />

im Blick auf die einzelnen Politikfelder <strong>und</strong> Herausforderungen an<br />

die Politik diskutiert werden sollen.<br />

Die Veranstaltung<br />

hat gezeigt,<br />

dass Regelungsdichte<br />

nicht<br />

unbedingt Regelungsgerechtigkeit<br />

bedeuten muss.<br />

Prof. Dr. Eilfort,<br />

Vorstand der Stiftung<br />

Marktwirtschaft,<br />

hat in seinem<br />

Vortrag deutlich<br />

gemacht, dass<br />

bei jeder Art von<br />

Steuererhöhungen<br />

auch die Rolle<br />

Deutschlands in<br />

der globalisierten<br />

Wirtschaft beachtet werden müsse.<br />

Steuererhöhungen könnten, wenn<br />

Maß <strong>und</strong> Mitte überzogen würden, fatale<br />

Auswirkungen auf die Wirtschaft<br />

haben. Dies war eine wichtige Erkenntnis,<br />

die wir aus dem Vortrag von<br />

Prof. Dr. Eilfort ziehen konnten“, sagte<br />

der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion,<br />

Peter Hauk MdL, als Resümee<br />

zur Veranstaltung der CDU-Landtagsfraktion<br />

in Baden-Baden.<br />

„Die Rekordzahlungen in den Länderfinanzausgleich<br />

mit 2,5 Milliarden<br />

Euro in 2013 <strong>und</strong> 2,6 Milliarden Euro in<br />

2014 zeigen, dass in Baden-Württemberg<br />

fleißige Menschen leben, die einen<br />

erheblichen Anteil zum Steueraufkommen<br />

in Deutschland beitragen.<br />

Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> aktueller<br />

Diskussionen zu Steuererhöhungen<br />

war es sehr wichtig, die Meinung der<br />

Menschen vor Ort zu erfahren“, erklärte<br />

der wirtschaftspolitische Sprecher<br />

Dr. Reinhard Löffler MdL.<br />

„Die heutige Veranstaltung hat deutlich<br />

gemacht, dass es sehr wichtig <strong>und</strong><br />

auch Ziel führend ist, einen breiten<br />

politischen Diskurs zu führen. Es wurde<br />

klar herausgearbeitet, dass der<br />

Staat kein Einnahme-, sondern ein<br />

Ausgabeproblem habe. Es kann nicht<br />

immer alles Wünschenswerte sofort<br />

erfüllt werden. Aufgabe der Politik ist<br />

auch, das Machbare vom Wünschenswerten<br />

zu unterscheiden <strong>und</strong> auch<br />

Prioritäten zu setzen. Die Kriterien der<br />

Sozialen Marktwirtschaft werden oftmals<br />

bei verschiedensten politischen<br />

Entscheidungen außer Acht gelassen“,<br />

erklärte der Baden-Badener CDU-<br />

Landtagsabgeordnete Tobias Wald.<br />

„Ludwig Erhard konnte die fortschreitende,<br />

arbeitsteilige Globalisierung<br />

in der heutigen Form sicherlich<br />

nicht voraussehen. Umso wichtiger ist<br />

es, sich auf die Wurzeln der Sozialen<br />

Marktwirtschaft zu besinnen <strong>und</strong> diese<br />

fortzuentwickeln. Insbesondere Intentionen<br />

<strong>des</strong> Gesetzgebers, mit der<br />

Erhebung von Steuern das Verhalten<br />

der Menschen beeinflussen zu wollen,<br />

passt nicht zur Sozialen Marktwirtschaft.<br />

Die Eigenverantwortung<br />

der Menschen,<br />

dass jeder das tun muss,<br />

was er kann, macht die<br />

Soziale Marktwirtschaft<br />

aus“, erklärte der Sprecher<br />

für Industrie <strong>und</strong><br />

Handel Claus Paal MdL.<br />

„Als Resümee kann ich<br />

für heute ziehen, dass es<br />

sich lohnt, den von der<br />

CDU geprägten Begriff<br />

der Sozialen Marktwirtschaft<br />

wieder mit Leben<br />

zu füllen <strong>und</strong> alle Politikbereiche<br />

auf ihre Vereinbarkeit<br />

mit der Sozialen<br />

Marktwirtschaft zu<br />

prüfen. Der Vortrag von<br />

Prof. Dr. Eilfort <strong>und</strong> die lebhafte, aber<br />

Ziel führende Diskussion mit den Teilnehmern<br />

hat uns neue Erkenntnisse<br />

gebracht, die wir in die politische Arbeit<br />

einfließen lassen wollen“, so Hauk<br />

abschließend.


Europa<br />

IBAN:<br />

Die neuen Kontonummern kommen<br />

Bald ist es soweit: Die alten Kontonummern <strong>und</strong> Bankleitzahlen haben ausgedient.<br />

Ab dem kommenden Jahr gelten IBAN <strong>und</strong> BIC. Vor allem Selbstständige<br />

<strong>und</strong> kleine Vereine sollten allmählich aktiv werden - sonst kann ihnen<br />

das Geld ausgehen.<br />

Europa wächst weiter<br />

zusammen. In der<br />

Single Euro Payments Area<br />

(Sepa) wird der Zahlungsverkehr<br />

noch mehr vereinheitlicht.<br />

Für Überweisungen<br />

<strong>und</strong> Lastschriften gelten<br />

ab dem 1. Februar 2014<br />

neue Regelungen. Ab diesem<br />

Zeitpunkt werden nicht mehr die<br />

gewohnten Kontonummern <strong>und</strong> Bankleitzahlen<br />

gebraucht, sondern IBAN -<br />

kurz für International Bank Account<br />

Number - <strong>und</strong> BIC, die internationale<br />

Bankleitzahl. Doch wirklich neu sind<br />

die Nummern nicht. Seit Anfang 2008<br />

bieten Banken ihren K<strong>und</strong>en Sepa-<br />

Überweisungen an, seit 2009 auch Sepa-Lastschriften.<br />

„In der Praxis nutzen<br />

die meisten Bankk<strong>und</strong>en diese aber<br />

noch nicht“, erläutert Tanja Beller vom<br />

Bun<strong>des</strong>verband deutscher Banken in<br />

Berlin. „Vielen Verbrauchern ist das<br />

Thema einfach noch nicht bewusst“,<br />

sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen. Möglicherweise<br />

schrecken Bankk<strong>und</strong>en aber<br />

auch vor der Länge der neuen Nummern<br />

zurück. Denn bei Überweisungen<br />

im Inland müssen künftig deutlich<br />

mehr Kästchen ausgefüllt werden: „Die<br />

IBAN hat in Deutschland 22 Stellen“,<br />

erklärt Tanja Beller. Derzeit haben Kontonummern<br />

in der Regel bis zu 10 Stellen.<br />

Die neue Nummer setzt sich zu<br />

großen Teilen aus den bekannten Daten<br />

zusammen: der bisherigen Bankleitzahl<br />

<strong>und</strong> der bisherigen Kontonummer.<br />

Neu sind ein zweistelliges Länderkennzeichen<br />

- DE für Deutschland - <strong>und</strong><br />

eine individuelle zweistellige Prüfzahl.<br />

Auch wenn die IBAN lang ist - Angst<br />

vor Zahlendrehern brauchen K<strong>und</strong>en<br />

nicht zu haben. „Die Prüfzahl verhindert,<br />

dass die Überweisung bei einem<br />

Schreibfehler ausgeführt wird“, erklärt<br />

Beller. Der Bankk<strong>und</strong>e bekommt sofort<br />

eine Fehlermeldung, wenn er sich etwa<br />

beim Online-Banking oder am Überweisungsautomaten<br />

vertippt, erklärt<br />

die Deutsche Bun<strong>des</strong>bank. Wer Geld<br />

innerhalb der EU inklusive Liechtenstein,<br />

Schweiz, Norwegen <strong>und</strong> Island<br />

überweisen will, braucht zusätzlich<br />

noch die BIC, die internationale Bankleitzahl.<br />

„Für Zahlungen innerhalb<br />

Deutschlands ist die BIC ab 1. Februar<br />

2014 nicht mehr nötig“, erklärt Beller.<br />

Ab Februar 2016 muss die BIC dann<br />

auch für grenzüberschreitende Sepa-<br />

Zahlungen innerhalb der EU nicht mehr<br />

angegeben werden. „Sie können also<br />

48 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013


Europa<br />

eine Sepa-Überweisung allein mit der IBAN in Auftrag<br />

geben.“ Wenn Unternehmen oder Vereine Lastschriften<br />

einreichen, müssen diese ab dem Stichtag 1. Februar 2014<br />

den Sepa-Standards entsprechen. Das heißt unter anderem:<br />

Zahlungsempfänger benötigen künftig eine Gläubiger-Identifikationsnummer.<br />

„Auch kleine Vereine <strong>und</strong><br />

Selbstständige müssen sich darauf einstellen“, erklärt<br />

Beller. Denn ohne diese Nummer können sie nach dem<br />

Stichtag keine Lastschrift mehr einreichen. Und das kann<br />

schnell in finanzielle Turbulenzen führen. In Deutschland<br />

kann die Gläubiger-Identifikationsnummer bei der Deutschen<br />

Bun<strong>des</strong>bank über das Internet auf der Seite<br />

www.glaeubiger-id.bun<strong>des</strong>bank.de beantragt werden.<br />

Die Bun<strong>des</strong>bank empfiehlt, diesen Prozess möglichst bis<br />

Ende Oktober 2013 abzuschließen. Quelle: n-tv.de<br />

EZB-Präsident Draghi<br />

sieht Deutschland<br />

als Vorbild<br />

EZB-Präsident Mario Draghi<br />

hat das Programm zum Aufkauf<br />

von Staatsanleihen durch die<br />

Europäische Zentralbank verteidigt.<br />

Überschuldete Staaten<br />

müssen aber ernsthafte Reformen<br />

angehen. „Die EZB hat in<br />

der Vergangenheit viel weniger<br />

Anleihen aufgekauft als andere<br />

Zentralbanken“, sagte Draghi<br />

in einem Interview mit dem<br />

„heute-journal“ <strong>des</strong> ZDF.<br />

Draghi hatte vor einem Jahr ein zweites Programm zum Aufkauf<br />

von Staatsanleihen verschuldeter Euro-Länder aufgelegt<br />

<strong>und</strong> dafür viel Kritik einstecken müssen. „Von diesem Programm<br />

wurde bisher kein einziger Euro ausgegeben“, betonte<br />

Draghi einen Tag vor der öffentlichen Verhandlung unter anderem<br />

über dieses Programm vor dem Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht.<br />

Draghi machte in dem ZDF-Interview aber auch die Grenzen<br />

der EZB-Politik deutlich.<br />

Die Zentralbank würde nur eingreifen, wenn das Vertrauen in<br />

den Euro gestört sei, nicht, um Staaten zu finanzieren. „Wir werden<br />

nicht eingreifen, um die Zahlungsfähigkeit eines Lan<strong>des</strong> generell<br />

zu sichern.“ Gr<strong>und</strong>sätzlich könne ein Staat auch insolvent<br />

werden.<br />

Draghi zeigte Verständnis für die Nöte der deutschen Sparer:<br />

„Die Sparer leiden, wegen der Krise, aber das ist zurzeit überall<br />

auf der Welt so.“ Die Inflation sei sehr niedrig, es gebe aber Millionen<br />

von Arbeitslosen. In dieser Situation könnten Zinsen<br />

nicht hoch sein. „Sie werden wieder steigen, wenn wieder Vertrauen<br />

in die Erholung der Wirtschaft gefasst wird“, sagte Draghi.<br />

Der EZB-Präsident empfahl den überschuldeten Staaten Maßnahmen,<br />

wie sie Deutschland aufgelegt habe. „Diese Länder<br />

müssen ernsthafte Reformen angehen, wie sie Deutschland<br />

2003 auf den Weg gebracht hat.“ Einer Transferunion erteilte er<br />

eine klare Absage. Draghi schloss aus, dass eine höhere Inflationsrate<br />

als Ausweg aus der Verschuldungskrise genutzt wird:<br />

„Das garantiere ich.“


<strong>Stimmen</strong> der Verbände / Kurz notiert<br />

Viele Themenvorschläge<br />

aus Sicht der Selbständigen<br />

Gespräch mit dem Bun<strong>des</strong>verband der Selbständigen e. V. (BDS)<br />

Der BDS vertritt als Deutschlands ältester <strong>und</strong> größter branchenübergreifender<br />

<strong>Mittelstands</strong>verband mehrere zehntausend Mitglieder.<br />

BDS-Präsident Günther Hieber<br />

hob in einem Gespräch mit dem<br />

PKM-Vorstand aktuelle, für den BDS<br />

relevante <strong>Mittelstands</strong>themen hervor:<br />

Ein nach wie vor nicht zu unterschätzen<strong>des</strong><br />

Bürokratiethema vieler Selbständiger<br />

sei die im Jahr 2006 erfolgte<br />

Vorverlegung der Fälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge.<br />

Beim Thema Flexibilisierung <strong>des</strong> Arbeitsmarktes<br />

sprach sich der BDS für<br />

verschiedene Maßnahmen aus, wie<br />

beispielsweise den Erhalt betrieblicher<br />

Bündnisse für Arbeit, die Schaffung<br />

eines einheitlichen Arbeitsgesetzbuchs<br />

oder die Verankerung einer<br />

Kleinbetriebsklausel im Kündigungsschutzrecht.<br />

Andreas Lämmel, stellvertretender<br />

PKM-Vorsitzender, versprach,<br />

die Themen nach der Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

weiter in der politischen Diskussion<br />

zu halten. Auch das in den Bereich<br />

<strong>des</strong> Arbeitsrechts fallende Thema<br />

der Beitragsproblematik bei der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung, so<br />

Lämmel, werde der PKM weiter ansprechen.<br />

Die verfassungsrechtlich problematische<br />

Situation, dass abhängig Beschäftigte<br />

mit hohem Einkommen als<br />

Pflichtversicherte geringere Beiträge<br />

zahlten als Selbständige mit geringem<br />

Einkommen, die zu den freiwillig Versicherten<br />

zählen, sei in der Praxis<br />

nicht tragbar. Beim Thema Besteuerung<br />

der privaten Geschäftswagennutzung<br />

verdeutlichte der BDS, dass<br />

man den Wegfall der 1-Prozent-Regelung<br />

befürchte. Die PKM-Mitglieder<br />

betonten dabei, dass die derzeitige<br />

Regelung schon die beste aller Möglichkeiten<br />

im Vergleich zu den unternehmensschädlicheren<br />

Besteuerungspläne<br />

der rot-grünen Länder im Bun<strong>des</strong>rat<br />

sei. Ziel sollte es aber für die<br />

Branche sein, so der PKM-Vorsitzende<br />

Christian von Stetten, eine Gleichstellung<br />

mit Mitarbeitern der Automobilbranche<br />

anzustreben, bei denen sich<br />

die Besteuerung nicht nach den Listenpreisen<br />

errechnet, sondern nach<br />

den tatsächlich bezahlten Kaufpreisen.<br />

Bei der Diskussion über Steuerpolitik<br />

erläuterte der PKM-Vorsitzende, der<br />

auch zugleich Berichterstatter im Finanzausschuss<br />

für das Thema Erbschaftssteuer<br />

ist, den Mitgliedern <strong>des</strong><br />

BDS, dass es seiner Einschätzung nach<br />

wohl dazu kommen werde, dass das<br />

Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht bei dem zu<br />

erwartenden Urteil zur Erbschaftssteuer<br />

diese für verfassungswidrig erklären<br />

würde. Sodann wäre der Gesetzgeber<br />

wieder in der Pflicht.<br />

Abschließend forderte Christian von<br />

Stetten den BDS auf, auf seine Verbandsmitglieder<br />

zuzugehen <strong>und</strong> deutlich<br />

vor den rot-grünen Steuerplänen<br />

zu warnen, wie beispielsweise die Erhöhung<br />

der Einkommenssteuersätze<br />

<strong>und</strong> die Einführung einer Vermögensabgabe/<br />

Vermögensteuer.


Mehrwertsteuer für Solaranlage<br />

kann zurückgeholt werden<br />

Kurz notiert<br />

Wer auf seinem Hausdach eine Photovoltaikanlage<br />

installiert <strong>und</strong> damit<br />

Strom erzeugt, erhält in bestimmten<br />

Fällen Steuern zurück.<br />

Das hat der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) am 20. Juni in Luxemburg<br />

entschieden.<br />

Voraussetzung sei, dass die Anlage<br />

mehr Strom erzeuge, als der Besitzer<br />

verbrauche, <strong>und</strong> der Strom gegen<br />

Geld ins Netz eingespeist werde.<br />

Dann stelle der Betrieb eine wirtschaftliche<br />

Tätigkeit dar, so die Richter.<br />

Der Eigentümer habe Anspruch<br />

darauf, dass ihm die beim Kauf der Anlage<br />

entrichtete Vorsteuer von der<br />

Mehrwertsteuer, die auf die Stromlieferung<br />

an das Netz erhoben wird, abgezogen<br />

werde (Rechtssache C-<br />

219/12).<br />

Geklagt hatte ein Mann aus Österreich,<br />

der auf dem Dach seines Hauses<br />

eine Anlage mit Solarzellenpaneelen<br />

installiert hatte. Diese erzeugte im<br />

Jahr mehr Elektrizität, als der Haushalt<br />

verbrauchte. Da die Anlage den Strom<br />

nicht speichern konnte, schloss der<br />

Hausbesitzer mit seinem Energieversorger<br />

einen Vertrag über die Lieferung<br />

von Strom. Der Mann verlangte<br />

im Gegenzug steuerliche Abzüge.


IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der CDU<br />

Lan<strong>des</strong>verband Baden-Württemberg, Büchsenstr. 15,<br />

70173 Stuttgart, Tel. 0711 2200 8243, Fax 2200 8245,<br />

E-Mail: info@mit-baden-wuerttemberg.de<br />

Verantwortlich: Meike Betzinger, Lan<strong>des</strong>geschäftsführerin<br />

Verlag, Gesamtherstellung <strong>und</strong> Anzeigenverwaltung:<br />

SDV Service-Gesellschaft f. Druck, Verlag u. Vertrieb mbH<br />

Augustenstr. 44, 70178 Stuttgart, Tel. 07 11 / 66 905 - 0,<br />

Fax - 99, E-Mail: service@sdv-stuttgart.de<br />

Geschäftsführerin: Bernadette Eck (- 25)<br />

Anzeigen: Helga Wais (- 23)<br />

Planung Satz: Karin Richter (-12)<br />

Gestaltung: Karin Richter (-12)<br />

Jahresbezugspreis: € 20,– plus Mehrwertsteuer<br />

Für Mitglieder der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung<br />

Baden-Württemberg ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten.<br />

Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit vorheriger<br />

ausdrücklicher Genehmigung <strong>des</strong> Verlages gestattet.<br />

Absender: SDV Service-Gesellschaft für Druck, Verlag <strong>und</strong> Vertrieb mbH<br />

Augustenstraße 44, 70178 Stuttgart · PVSt, DPAG, Entgelt bezahlt, E 5529<br />

Am 22. September ist Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

Einfach & Bequem: Die Briefwahl!<br />

Sie sind am 22. September im Urlaub? Sie sind nicht zu Hause? Dann wählen<br />

Sie einfach per Briefwahl! Die können Sie ohne Angabe von Gründen beantragen.<br />

Der Weg ist ganz einfach!<br />

Sie erhalten bis zum 1. September Ihre<br />

Wahlbenachrichtigungskarte. Füllen<br />

Sie auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigungskarte<br />

den Antrag auf Zusendung<br />

der Briefwahlunterlagen vollständig<br />

aus. Senden Sie den ausgefüllten<br />

Antrag per Post an Ihre Stadt oder<br />

Ihre Gemeinde. Sie können den Antrag<br />

auch per Telefax oder E-Mail stellen.<br />

Anschließend erhalten Sie die Briefwahlunterlagen<br />

zusammen mit einem<br />

Merkblatt zur Briefwahl per Post nach<br />

Hause. Füllen Sie die Wahlunterlagen<br />

aus. Die Rücksendung an Ihre Stadt<br />

oder Ihre Gemeinde übernimmt kostenlos<br />

die Deutsche Post AG.<br />

Und wenn Sie keine Benachrichtigung<br />

erhalten haben?<br />

Wenn Sie Ihre Benachrichtigung zur<br />

Wahl bis 14 Tage vor dem Wahltermin<br />

nicht erhalten haben, wenden Sie sich<br />

bitte an Ihre Stadt oder Ihre Gemeinde.<br />

Briefwahl für andere beantragen<br />

Sie wollen den Antrag zur Briefwahl<br />

für eine andere Person stellen? Dann<br />

brauchen Sie deren schriftliche Vollmacht.<br />

Mit ihr weisen Sie nach, dass<br />

Sie berechtigt sind, den Antrag zu<br />

stellen. Sie wollen die Briefwahlunterlagen<br />

(samt Wahlschein) für eine andere<br />

Person abholen? Auch dazu brauchen<br />

Sie deren schriftliche Vollmacht.<br />

Auch innerhalb der Familie gilt: Eine<br />

schriftliche Vollmacht ist Pflicht.<br />

Wichtig: Als bevollmächtigte Person<br />

dürfen Sie höchstens vier Wahlberechtigte<br />

vertreten.

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