Stimmen des Mittelstandes - Mittelstands- und ...
Stimmen des Mittelstandes - Mittelstands- und ...
Stimmen des Mittelstandes - Mittelstands- und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Informationsdienst der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der CDU Baden-Württemberg<br />
E 5529<br />
Nr. 9, 29. Jahrgang, September 2013<br />
»Eine starke<br />
Wirtschaft<br />
braucht<br />
eine starke<br />
Infrastruktur«<br />
Seite 14<br />
www.mit-bw.de
Aus dem Inhalt<br />
Kampagne zur<br />
Bun<strong>des</strong>tagswahl 2013:<br />
Anliegen der Unternehmer<br />
stehen im Mittelpunkt<br />
Dr. Reinhard Löffler MdL:<br />
Grün-rote Wirtschaftspolitik<br />
zerbröselt<br />
unseren Mittelstand<br />
MIT Kommission<br />
Umwelt <strong>und</strong> Energie:<br />
Bun<strong>des</strong>umweltminister<br />
für eine Begrenzung<br />
innerhalb <strong>des</strong> EEG!<br />
Bun<strong>des</strong>bank:<br />
Deutsche Wirtschaft<br />
nimmt wieder Fahrt auf<br />
Seite 3<br />
Seite 5<br />
Seite 16<br />
Seite 43<br />
Vorwort<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
liebe MIT-Streiterinnen <strong>und</strong> MIT-Streiter,<br />
liebe <strong>Mittelstands</strong>fre<strong>und</strong>e,<br />
die letzte Wahlperiode war geprägt durch eine Menge Krisen <strong>und</strong> auch zu<br />
Kritisieren<strong>des</strong> gab es genug. Man kann es schon gar nicht mehr an einer Hand<br />
abzählen <strong>und</strong> auf der anderen Seite hat man manches schon wieder vergessen.<br />
Die Politik lebt wohl auch davon.<br />
Die MIT hat sich<br />
mit ihrem Vorsitzenden<br />
Dr. Joseph<br />
Schlarmann immer<br />
klar positioniert. Wir<br />
sollten ihm dafür sehr<br />
dankbar sein.<br />
Vor dieser Wahl<br />
müssen wir Geschlossenheit<br />
zeigen <strong>und</strong><br />
den Wähler überzeugen.<br />
Da wir Lobbyisten<br />
in eigener Sache<br />
sind <strong>und</strong> obwohl Politik<br />
eigentlich nicht in<br />
den Betrieb gehört, es<br />
dabei aber oft um unsere Existenz<br />
geht, ist es legitim, unsere Überzeugungen<br />
äußern zu dürfen. Nicht doktrinär<br />
wie mancher Pfarrer auf der<br />
Kanzel, sondern mit Denkanstößen für<br />
unsere Mitarbeiter <strong>und</strong> deren Familien.<br />
Die grüne Opposition hat einige<br />
Steilvorlagen geliefert. Herr Trittin<br />
will, sofern an der Regierung,<br />
Steuererhöhungen<br />
für Wenige, die sich aber<br />
als Steuererhöhungen<br />
für die Meisten herausstellten.<br />
Zuletzt der „Veggie-<br />
Day“! Herrlich! Mehr Bevorm<strong>und</strong>ung<br />
geht nicht.<br />
Die Presse sprach sogar<br />
schon von „Umerziehung“!<br />
Trotzdem: Die<br />
Grünen überzeugen<br />
nicht nur Anhänger, sondern<br />
auch viele bürgerliche<br />
Wähler - heute mehr<br />
als die SPD. Von der SPD kommt eigentlich<br />
erstaunlicherweise - nichts.<br />
Die Umfragewerte sind recht gut.<br />
Doch was sind die wert, wenn sich<br />
heutzutage die meisten Wähler erst 3<br />
Tage vor der Wahl oder gar am Wahltag<br />
entscheiden? Der Wähler, der aus<br />
der Kirche oder aus der Gewerkschaftssitzung<br />
kommt <strong>und</strong> weiß, was<br />
er zu wählen hat, den gibt es fast<br />
nicht mehr.<br />
Spätestens seit der Landtagswahl<br />
in Nordrhein-Westfalen ist klar,<br />
dass man nur Wahlen gewinnen<br />
kann, wenn man Geschenke verspricht,<br />
egal ob das Land das überhaupt<br />
bezahlen kann oder nicht.<br />
Also: haben wir genug Geschenke<br />
versprochen?<br />
Aus der Erfahrung der letzten<br />
Landtagswahlen wissen wir, dass<br />
die CDU in der Opposition sitzt. Es<br />
liegt also mit an uns: Wir müssen<br />
überzeugen, dass mit der Wahl der<br />
CDU die Arbeitsplätze am besten<br />
gesichert werden, die Wirtschaft<br />
am besten floriert, der Sozialtransfer<br />
am besten gesichert ist. Die Soziale<br />
Marktwirtschaft ist unser ureigenstes<br />
Interesse!<br />
Wir werden hart für einen Wahlsieg<br />
arbeiten müssen. Er wird nicht<br />
einfach so kommen, weil Angela<br />
Merkel in Berlin in den Augen der<br />
Menschen einen guten Job macht.<br />
Ihr Wolfgang Taubert<br />
Stv. MIT-Lan<strong>des</strong>vorsitzender<br />
2 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
In der Kampagne „Was dem Mittelstand<br />
am Herzen liegt“ bringen Unternehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Unternehmer<br />
aus ganz Deutschland die Sorgen <strong>und</strong><br />
Forderungen von kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />
Unternehmen zum Ausdruck. „Anliegen<br />
der Wirtschaft sind niemals abstrakt,<br />
sondern immer konkret. Ziel<br />
der Kampagne ist es zu verdeutlichen,<br />
welche Auswirkungen beispielsweise<br />
die EEG-Umlage auf die Stromrechnung<br />
<strong>des</strong> Bäckermeisters um die Ecke<br />
hat <strong>und</strong> warum ein Familienunternehmer<br />
von einer höheren Einkommensteuer<br />
massiv belastet würde <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
entlassen müsste. Um diese<br />
Zusammenhänge zu verdeutlichen,<br />
geben wir jeder Forderung <strong>des</strong> <strong>Mittelstands</strong><br />
ein Gesicht“, sagt Hans-Dieter<br />
Lehnen, MIT-Hauptgeschäftsführer.<br />
Einen Schwerpunkt der Kampagne<br />
bildet die Sorge der Unternehmer vor<br />
den rot-grünen Steuerplänen. SPD<br />
<strong>und</strong> GRÜNE haben angekündigt, Steuern<br />
<strong>und</strong> Abgaben deutlich zu erhöhen<br />
<strong>und</strong> somit den Mittelstand zu belasten:<br />
Mit einer Anhebung der Einkommensteuer,<br />
Absenkung der Einkommensgrenzen<br />
für den Spitzensteuersatz,<br />
Abschaffung <strong>des</strong> Ehegattensplittings,<br />
Wiedererhebung der Vermögensteuer,<br />
Einführung einer Vermögens-<br />
abgabe, Verdopplung der Erbschaftssteuer,<br />
Erhöhung der Abgeltungssteuer,<br />
höhere Umsatzsteuer, Ausweitung<br />
der Gewerbesteuer <strong>und</strong> einer Erhöhung<br />
der Körperschaftssteuer setzt<br />
Rot-Grün die Zukunft <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
aufs Spiel. So artikuliert beispielsweise<br />
Norbert Nettekoven, Steuerberater<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsprüfer aus Bornheim<br />
(Nordrhein-Westfalen): „Eine Erhöhung<br />
der Einkommensteuer trifft<br />
vor allem den Mittelstand <strong>und</strong> die<br />
Facharbeiter“. Auch Apostolos Kelemidis<br />
aus Stuttgart sieht in Steuererhöhungen<br />
eine „Gefahr für Investitionen<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung“.<br />
In den einzelnen Aussagen der Unternehmer<br />
wird weiterhin deutlich,<br />
dass die von Rot-Grün eingeführte<br />
Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge<br />
schnellstmöglich korrigiert<br />
werden muss, da dieses Bürokratiemonster<br />
die Unternehmen knebelt.<br />
Angelika Harm, bellissima Figurstudio,<br />
beschreibt die ausufernden Berichts-<br />
<strong>und</strong> Abrechnungspflichten wie<br />
folgt: „Für mich als Unternehmerin<br />
steht die Arbeit am K<strong>und</strong>en im Mittelpunkt.<br />
Aber immer mehr Bürokratie<br />
fesselt mich an den Schreibtisch.“ In<br />
Sachen Energiepolitik mahnen die Unternehmer<br />
eine Ausgestaltung der En-<br />
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
Kampagne zur Bun<strong>des</strong>tagswahl 2013:<br />
Anliegen der Unternehmer stehen in Mittelpunkt<br />
Steigende Energiepreise, neue bürokratische Lasten, fehlende Fachkräfte<br />
<strong>und</strong> die Sorge vor immer höheren Steuern <strong>und</strong> Abgaben: Die <strong>Mittelstands</strong><strong>und</strong><br />
Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) rückt die Anliegen der Unternehmer<br />
in den Fokus in ihrer Kampagne zur Bun<strong>des</strong>tagswahl 2013.<br />
ergiewende nach marktwirtschaftlichen<br />
Prinzipien an.<br />
Mit Blick auf die Entwicklungen in<br />
Europa unterstreichen die Unternehmer,<br />
dass sie eine Haftungs- oder<br />
Transferunion ablehnen. Die Mittelständler<br />
zeigen sich überzeugt, dass<br />
sich mit immer mehr Schulden die<br />
Wettbewerbsprobleme einzelner Länder<br />
nicht lösen lassen. Bastian Atzger,<br />
PR-Berater aus Memmingen, stellt<br />
klar: „Wir müssen unseren europäischen<br />
Fre<strong>und</strong>en in Krisenzeiten helfen.<br />
Dies darf uns aber nicht in einer<br />
Schuldenunion führen.“ Europa dürfe<br />
zudem kein Europa der Bürokraten<br />
sein „sondern ein Europa, das dem<br />
Mittelstand unternehmerische Freiheit<br />
sichert <strong>und</strong> fairen Wettbewerb<br />
bietet“, sagt Immobilienunternehmerin<br />
Astrid Grotelüschen, Ahlhorn.
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
„Vor dem Verteilen kommt das Verdienen“<br />
Oswald Metzger kandidiert für das Amt <strong>des</strong> MIT-Bun<strong>des</strong>vorsitzenden<br />
Oswald Metzger hat nach einer entsprechenden Aufforderung<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>vorstan<strong>des</strong> der MIT Baden-Württemberg<br />
(Sitzung am 7. Mai 2013) im Rahmen der Bun<strong>des</strong>vorstandssitzung<br />
am 25. Juni 2013 seine Kandidatur für die Position als<br />
MIT-Bun<strong>des</strong>vorsitzender bekannt gegeben.<br />
Neben Oswald Metzger kandidieren<br />
Gereon Haumann aus Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Dr. Carsten Linnemann<br />
aus Nordrhein-Westfalen. Die Bun<strong>des</strong>delegiertenversammlung<br />
findet am<br />
11./12. Oktober in Braunschweig statt.<br />
Oswald Metzger kennt den Politikbetrieb<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> auf allen parlamentarischen<br />
Ebenen aus eigener Erfahrung<br />
- vom Gemeinderat über den<br />
Kreistag bis zum Landtag <strong>und</strong> Bun<strong>des</strong>tag.<br />
Mehr als die Hälfte seines Berufslebens<br />
war <strong>und</strong> ist er selbstständig<br />
tätig. Innerhalb der MIT-Organisation<br />
engagiert Metzger sich in den unterschiedlichsten<br />
Funktionen: etwa als<br />
stellvertretender Lan<strong>des</strong>vorsitzender<br />
in Baden-Württemberg <strong>und</strong> als stellvertretender<br />
Bun<strong>des</strong>vorsitzender. In<br />
den vergangenen Jahren war er bei<br />
r<strong>und</strong> 70 öffentlichen<br />
MIT-Veranstaltungen<br />
in Kreisverbänden fast<br />
aller Lan<strong>des</strong>verbände<br />
als Vortragsredner<br />
eingeladen. Gleichzeitig<br />
hat er in unzähligen<br />
Medienformaten -<br />
von der Fernseh-Talkshow<br />
bis zur regelmäßigen<br />
Zeitungskolumne<br />
- mittelständische<br />
Themen zu popularisieren versucht.<br />
Oswald Metzger erklärt zu seiner<br />
Kandidatur, dass er sich nach ausführlichen<br />
Gesprächen mit seiner Frau <strong>und</strong><br />
nach Klärung seines Zeitbudgets als<br />
freiberuflicher Publizist mit vollem Engagement<br />
um dieses verantwortungsvolle<br />
Ehrenamt unserer MIT bewerben<br />
wolle. Dies sei umso erforderlicher,<br />
als der Zeitgeist in<br />
Deutschland in diesen Tagen<br />
bekanntlich immer stärker<br />
von Staatsgläubigkeit statt<br />
von marktwirtschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>werten dominiert werde.<br />
„Unsere MIT wird in<br />
Braunschweig die Nachfolge<br />
von Dr. Josef Schlarmann<br />
selbstbewusst regeln. Wir<br />
sind das ordnungspolitische<br />
Gewissen der Union <strong>und</strong> sollten<br />
unsere Partei auch künftig<br />
deutlich daran erinnern,<br />
dass vor dem Verteilen das<br />
Verdienen steht. In Braunschweig<br />
haben die Delegierten<br />
das letzte Wort. Sie haben eine<br />
echte Personalauswahl <strong>und</strong> Wettbewerb<br />
haben gerade Mittelständler<br />
noch nie gescheut. Ich freue mich über<br />
Ihre Unterstützung für unsere gemeinsame<br />
Sache“, so Oswald Metzger.<br />
Meike Betzinger,<br />
Lan<strong>des</strong>geschäftsführerin<br />
4 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
Grün-rote Wirtschaftspolitik<br />
zerbröselt<br />
unseren Mittelstand<br />
von Dr. Reinhard Löffler MdL<br />
„In der Wirtschaftspolitik spielt<br />
bei Grün-Rot die Musik, versichern<br />
sie den Handwerkern.<br />
Schauen wir uns doch einmal die<br />
Partitur an. Mit einer Vermögensabgabe<br />
wollen die Grünen<br />
in zehn Jahren 100 Milliarden Euro<br />
einsammeln. Rückwirkend!<br />
Neben einer Vermögensteuer im<br />
Land, versteht sich. Die Erbschaftsteuer<br />
wird verdoppelt,<br />
das Ehegattensplitting wird abgeschafft,<br />
die Abgeltungsteuer<br />
wird um 7 Prozentpunkte erhöht, die Körperschaftsteuer<br />
nahezu verdoppelt. Eine Gemeindewirtschaftssteuer<br />
wird eingeführt. Der Spitzensteuersatz wird auf 49 Prozent<br />
erhöht, die Bemessungsgrenze gesenkt. Das trifft<br />
viele Facharbeiter. Auf Zinsen <strong>und</strong> Mieteinkünfte werden<br />
Beiträge zur Krankenkasse erhoben. Für Personenunternehmen<br />
bedeutet dieses Paket eine Gesamtbesteuerung<br />
von über 80 Prozent - ein Raubzug auf Ansage.<br />
Diese Steuererhöhung haben Sie bereits in die mittelfristige<br />
Finanzplanung eingearbeitet. Das nennt man<br />
Bilanzfälschung mit ungedeckten Wechseln, <strong>und</strong> jetzt<br />
macht die aktuelle Debatte wieder Sinn. Mit höheren Hartz<br />
IV-Sätzen ohne Sanktionen, Garantierenten, Bürgerversicherung<br />
<strong>und</strong> mehr Bürokratie durch das Tariftreuegesetz<br />
werfen Grüne <strong>und</strong> Sozialdemokraten Sand ins Getriebe der<br />
Wirtschaft. Zusätzlich wird eine Min<strong>des</strong>tlohn-Flatrate verordnet,<br />
<strong>und</strong> die Zahl der Minijobber wird begrenzt. Mit Eurobonds<br />
sollen die Schulden von Griechenland, Spanien <strong>und</strong><br />
Portugal getilgt werden. Irgendwann einmal sind die Taschen<br />
der Bürger leer, in die sie so schamlos greifen. Sie polarisieren<br />
unsere Gesellschaft in Arm <strong>und</strong> Reich, um mit ihrer<br />
staatlichen Verteilungspolitik Eingriffe in Eigentum <strong>und</strong><br />
Freiheit zu rechtfertigen. So zerbröseln sie unseren Mittelstand“,<br />
betonte der wirtschaftspolitische Sprecher der<br />
CDU-Landtagsfraktion Dr. Reinhard Löffler MdL.
<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />
Unter der Rubrik „<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag“ werden in regelmäßigen Abständen (Kurz)Interviews mit<br />
Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten veröffentlicht werden. Die Themenpalette reicht von der Staatsschuldenkrise in<br />
Europa, dem bevorstehenden Bun<strong>des</strong>tagswahlkampf, konkreten Gesetzgebungsprojekten bis hin zu privaten<br />
Anekdoten. Die Auswahl der Interviewpartner sowie die Themenwahl wird durch Meike Betzinger <strong>und</strong> Bastian<br />
Atzger verantwortet, die für Fragen <strong>und</strong> Anregungen unter der E-Mail-Adresse wirtschaftsforum@mit-bw.de<br />
gerne zur Verfügung stehen. Fortgesetzt wird die Interviewreihe mit Thomas Strobl.<br />
Lieber Herr Strobl, vielen Dank, dass Sie sich in der heißen<br />
Wahlkampfphase Zeit für unser kurzes Interview nehmen.<br />
Die kommenden Wochen werden ganz im Zeichen der Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
stehen. Wie ist nach den ersten Wahlkampfwochen<br />
Ihr persönlicher Eindruck zur politischen Stimmung im<br />
Land?<br />
Die Stimmung ist meinem Eindruck nach sehr gut. Die Menschen<br />
wollen, dass die CDU weiter erfolgreich die Regierung<br />
führt, <strong>und</strong> dass Angela Merkel Bun<strong>des</strong>kanzlerin bleibt.<br />
Das spiegelt sich in den Umfragen wider, die uns zuversichtlich<br />
stimmen <strong>und</strong> zusätzliche Motivation geben. Ich warne<br />
aber nachdrücklich davor, die Bun<strong>des</strong>tagswahl am 22. September<br />
bereits als ein „gemähtes Wiesle“ zu betrachten.<br />
Wir müssen bis zum Wahlsonntag um 18.00 Uhr um jede<br />
Stimme kämpfen.<br />
Mit welchen Themen will die Union<br />
auf der Zielgerade punkten?<br />
Ganz kurz gesagt: mit einem Kurs, der<br />
eine gute wirtschaftliche Entwicklung<br />
ermöglicht <strong>und</strong> Arbeitsplätze sichert<br />
<strong>und</strong> schafft. Es gibt vor dieser Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
eine harte inhaltliche Auseinandersetzung,<br />
weil sich zwei völlig<br />
verschiedene Konzepte gegenüberstehen.<br />
Auf der einen Seite stehen die linken<br />
Parteien, die eine massive finanzielle<br />
Belastung der Mittelschicht, <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
<strong>und</strong> eine wahre Umverteilungsorgie<br />
wollen. Wir hingegen stehen<br />
für soli<strong>des</strong> Haushalten <strong>und</strong> dafür,<br />
die Menschen nicht durch weitere<br />
Steuern zu belasten. Mit uns wird es<br />
keine Steuererhöhungen <strong>und</strong> keine<br />
neuen Steuern wie Vermögensabgabe<br />
oder Vermögenssteuer geben, aber<br />
wir werden trotzdem ohne neue<br />
Schulden auskommen <strong>und</strong> sogar<br />
Schulden zurückzahlen. Dies gelingt,<br />
indem wir Schwerpunkte setzen, aber<br />
darauf achten, dass der Bun<strong>des</strong>haushalt<br />
nicht überfrachtet <strong>und</strong> überfordert<br />
wird – wie es die Grünen etwa<br />
mit ihrem faktisch bedingungslosen<br />
Gr<strong>und</strong>einkommen tun wollen. Wir setzen<br />
Schwerpunkte für Familien, für<br />
Bildung <strong>und</strong> für die Infrastruktur. Wie<br />
gesagt: Wir stehen für einen Kurs, der<br />
eine gute wirtschaftliche Entwicklung<br />
ermöglicht <strong>und</strong> Zukunft sichert. Das<br />
schafft im Haushalt Spielräume, die<br />
wir für unsere Schwerpunkte nutzen.<br />
Im Gegensatz dazu sehen wir jeden<br />
Tag in Baden-Württemberg, wie Grüne<br />
<strong>und</strong> SPD regieren: mit massiven neuen<br />
Schulden, obwohl höchste Steuereinnahmen<br />
sprudeln. Gerade in Baden-<br />
Württemberg sehen wir jeden Tag: So<br />
hoch können die Steuereinnahmen<br />
gar nicht sein, dass Grüne <strong>und</strong> SPD<br />
damit auskämen! So werden Zukunftschancen<br />
verspielt <strong>und</strong> nicht gesichert.<br />
Viele Unternehmer <strong>und</strong> Selbstständige<br />
haben den Eindruck, dass die CDU<br />
in der zurückliegenden Legislaturperiode<br />
nur wenige wirtschaftspolitische<br />
Akzente setzen konnte. Warum sollen<br />
sich Mittelständler auch bei der kommenden<br />
Bun<strong>des</strong>tagswahl für die CDU<br />
entscheiden?<br />
Unter der Führung der CDU wurden<br />
die Bedingungen für den Mittelstand<br />
seit 2005 immer <strong>und</strong> immer wieder<br />
verbessert. 2005 – unter Rot-Grün –<br />
beurteilten 90 Prozent der Befragten<br />
die Politik für den Standort Deutschland<br />
negativ; heute bewerten 80 Prozent<br />
der befragten Mittelständler unsere<br />
Standortpolitik positiv. Um einen<br />
ganz zentralen Punkt herauszugreifen<br />
<strong>und</strong> zu nennen: Ich denke, dass eine<br />
verlässliche Steuerpolitik für die Mittelständler<br />
unverzichtbar ist. Deshalb<br />
sagen wir klipp <strong>und</strong> klar, dass wir<br />
Steuererhöhungen <strong>und</strong> jegliche neue<br />
Steuern ablehnen. Die Steuerpläne<br />
6 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />
von SPD <strong>und</strong> Grünen sind hingegen<br />
ein Angriff auf die Substanz der Unternehmen.<br />
So wird die Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>des</strong> deutschen <strong>Mittelstands</strong><br />
angegriffen <strong>und</strong> so werden tausende,<br />
ja h<strong>und</strong>erttausende Arbeitsplätze gefährdet.<br />
Das ist verantwortungslos –<br />
gerade mit Blick auf den deutschen<br />
Südwesten, das Land <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>,<br />
der Mittelschicht <strong>und</strong> der Familienbetriebe.<br />
Deshalb kämpfe ich übrigens<br />
auch entschlossen für ein gutes<br />
Ergebnis der CDU Baden-Württemberg:<br />
für 40 Prozent plus X. Es soll einen<br />
kräftigen Schub aus dem Südwesten<br />
für Angela Merkel <strong>und</strong> die CDU in<br />
ganz Deutschland geben. Schließlich<br />
gilt auch: Je stärker die Stimme der<br />
CDU Baden-Württemberg in Berlin ist,<br />
<strong>des</strong>to stärker ist die Stimme <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
<strong>und</strong> der Mittelschicht.<br />
Die FDP, unser Wunsch-Koalitionspartner,<br />
erntete ja ein sensationelles<br />
Ergebnis bei der letzten Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
mit dem Slogan „mehr Netto<br />
vom Brutto“. Viel geschehen ist auf<br />
den Lohnzetteln der Menschen jedoch<br />
nicht. Befürchten Sie, dass sich dies im<br />
Wahlergebnis niederschlagen könnte?<br />
Was sich wie auf das Ergebnis der FDP<br />
auswirkt, gehört nun wirklich nicht zu<br />
den Fragen, die mich besonders beschäftigen.<br />
Die FDP muss es selber<br />
schaffen - <strong>und</strong> sie wird es schaffen! Ich<br />
kann für die CDU sagen: Wir arbeiten<br />
solide – in jeder Hinsicht. Deshalb versprechen<br />
wir nichts, von dem wir nicht<br />
wissen, ob wir es halten können: auch<br />
keine großen Steuersenkungen. Was<br />
wir nach der Bun<strong>des</strong>tagswahl umsetzen<br />
werden, ist eine Milderung der<br />
kalten Progression. Wir wollten das<br />
schon in dieser Legislaturperiode. Rot-<br />
Rot-Grün hat diese Entlastung der<br />
Menschen aber aus reiner Partei- <strong>und</strong><br />
Wahlkampfttaktik im Bun<strong>des</strong>rat <strong>und</strong><br />
im Vermittlungsausschuss eiskalt<br />
blockiert.<br />
Ein offenes Ohr für die Anliegen <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>:<br />
CDU-Lan<strong>des</strong>vorsitzender Thomas<br />
Strobl. (Fotos: Laurence Chaperon)<br />
Wie verändert die Alternative für<br />
Deutschland (AfD) die Lage im Wahlkampfjahr?<br />
Ist sie eine ernst zu nehmende<br />
Gefahr? Und wem schadet sie<br />
am Meisten?<br />
Man darf einen Gegner selbstverständlich<br />
nie unterschätzen. Aber diese<br />
Partei schürt nur Ängste in der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> sie weist keine Lösungen,<br />
keine Perspektiven auf. Sie ist<br />
außerdem eine Ein-Themen-Partei:<br />
Das ist nach meiner Auffassung zu wenig<br />
bei einer Bun<strong>des</strong>tagswahl. Jede<br />
<strong>und</strong> jeder muss vor allem eines ganz<br />
klar wissen: Wer seine Stimme an die<br />
AfD verschenkt, weil er beispielsweise<br />
nur zu 80 Prozent mit der CDU zufrieden<br />
ist, der bekommt im Zweifel 100<br />
Prozent <strong>des</strong> Gegenteils von dem, was<br />
ihm eigentlich vorschwebt!<br />
Nachdem Sigmar Gabriel im Wahlkampf<br />
bereits ein allgemeines Tempolimit<br />
auf deutschen Autobahnen gefordert<br />
hat, setzt die CSU mit ihrem<br />
Vorschlag, eine Maut für ausländische<br />
Autofahrer einzuführen, ebenfalls eine<br />
verkehrspolitische Duftmarke. Was<br />
halten Sie von beiden Vorstößen?<br />
Von Gabriels Vorschlag, ein allgemeines<br />
Tempolimit einzuführen, halte ich<br />
überhaupt gar nichts. Das ist typische<br />
zentralistische Einheits-Verbotspolitik,<br />
die auch bei den Grünen gefällt.<br />
Was die Finanzierung unserer Straßen,<br />
unserer Infrastruktur angeht: Die<br />
müssen wir in der nächsten Legislaturperiode<br />
sehr deutlich verbessern. Das<br />
ist es, worauf es ankommt, <strong>und</strong> das<br />
steht auch in unserem Regierungsprogramm,<br />
das CDU <strong>und</strong> CSU gemeinsam<br />
verabschiedet haben. In der CDU Baden-Württemberg<br />
gibt es eine Mehrheit<br />
für eine Maut. Wenn die Finanzierung<br />
der Verkehrswege aber auf anderem<br />
Wege verbessert wird, kann ich<br />
das akzeptieren. Die Maut ist ja nur<br />
ein Mittel, nicht das Ziel. Wenn wir<br />
das Ziel – deutlich mehr Geld für unsere<br />
Infrastrukturen – anders erreichen,<br />
ist es mir allemal auch recht.<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 7
<strong>Stimmen</strong> aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />
Nach der verlorenen Landtagswahl in<br />
Baden-Württemberg waren Sie eine<br />
der lautesten <strong>Stimmen</strong>, die eine Öffnung<br />
der Partei für neue Köpfe <strong>und</strong><br />
externe Ideen gefordert hat. Was ist<br />
aus diesem Vorhaben geworden?<br />
Wir kommen sehr gut voran in der<br />
CDU Baden-Württemberg. Der letzte<br />
Lan<strong>des</strong>parteitag etwa war mitgliederoffen,<br />
<strong>und</strong> zu unserem Lan<strong>des</strong>parteitag<br />
am 14. September sind unsere<br />
Mitglieder - nicht nur die Delegierten -<br />
erneut eingeladen. Es entsteht ein<br />
neues Arbeits- <strong>und</strong> Diskussionsklima.<br />
Vor kurzem hatten wir ein Neumitgliedertreffen,<br />
zu dem wir alle eingeladen<br />
haben, die in den vergangenen zwölf<br />
Monaten in unsere Partei eingetreten<br />
sind. Einer der Anwesenden hat mir<br />
danach geschrieben, dass die Offenheit<br />
<strong>und</strong> das sichtbare Bemühen, neue<br />
Wege zu gehen, ihn positiv überrascht<br />
haben. Über diese Rückmeldung habe<br />
ich mich sehr gefreut <strong>und</strong> sie ist nur<br />
ein Beispiel von vielen für unseren erfolgreichen<br />
neuen Kurs.<br />
Wirtschaftsfachleute <strong>und</strong> einige Wirtschaftszeitungen<br />
verkünden derzeit,<br />
dass die Politik nur die Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
in Deutschland abwarten würde,<br />
danach käme der große europäische<br />
Schuldenschnitt, der mit einer massiven<br />
Abwertung <strong>des</strong> Euro verb<strong>und</strong>en<br />
wäre. Was sagen Sie als stv. CDU-Bun<strong>des</strong>vorsitzender<br />
zu diesem Schreckensszenario?<br />
Können die Bürger noch in<br />
unsere Währung vertrauen oder sollten<br />
sie besser versuchen ihre Habe in<br />
Sicherheit zu bringen?<br />
Wenn die aktuelle Bun<strong>des</strong>regierung<br />
unter Führung von CDU <strong>und</strong> Kanzlerin<br />
Angela Merkel am 22. September bestätigt<br />
wird, sieht die Bun<strong>des</strong>regierung<br />
keinen Schuldenschnitt. Dann<br />
sehe ich vor allem, dass es Solidarität<br />
in Europa nur gegen Solidität beim<br />
Haushalten gibt. Es sind natürlich<br />
schwierige Herausforderungen, die<br />
vor uns liegen – aber ich bin überzeugt,<br />
dass diese Bun<strong>des</strong>regierung sie<br />
wie die schwierigen Herausforderungen<br />
der vergangenen Monate <strong>und</strong> Jahre<br />
klug meistert. Klar ist hingegen<br />
auch: Gibt es eine andere Mehrheit im<br />
Bun<strong>des</strong>tag, etwa Rot-Grün oder gar<br />
Rot-Rot-Grün, dann kommt nach der<br />
Bun<strong>des</strong>tagswahl die Vergemeinschaftung<br />
der Schulden – das ist so sicher<br />
wie das Amen in der Kirche! Dann<br />
kommen Eurobonds – mit allen ihren<br />
negativen Folgen für Deutschland <strong>und</strong><br />
die deutsche Wirtschaft. Und mit der<br />
Folge, dass sich etwa in Südeuropa<br />
niemand mehr bei den dringend notwendigen<br />
Reformen zusätzlich anstrengen<br />
muss.<br />
Noch eine Frage zu unserer Heimat: Es<br />
gab nicht eine Zeitung, die nicht<br />
über die katastrophale Haushaltslage<br />
in Baden-Württemberg berichtet<br />
hätte. „Die Grünen wirtschaften<br />
das Land ab“, war teilweise zu lesen.<br />
Wie steht es wirklich um den Lan<strong>des</strong>haushalt?<br />
Die Berichte sind leider nicht übertrieben.<br />
Ich will Ihnen ein Beispiel<br />
sagen: Im ersten Halbjahr 2013 hat<br />
Baden-Württemberg so viele Steuern<br />
eingenommen wie noch nie, etwa<br />
14,5 Milliarden Euro. Trotzdem<br />
hat Grün-Rot im ersten Halbjahr<br />
2013 ein Minus von mehr als einer<br />
Milliarde Euro eingefahren – das ist<br />
die schlechteste Bilanz aller Länder<br />
nach NRW. Da fragt man sich unweigerlich:<br />
Was muss eigentlich<br />
passieren, dass Grüne <strong>und</strong><br />
Rote mit dem Geld auskommen,<br />
das ihnen zur Verfügung<br />
steht? Der angeblich so<br />
nachhaltige Ministerpräsident<br />
Kretschmann lässt eine<br />
gigantische Chance zur Sanierung<br />
<strong>des</strong> Haushalts verstreichen<br />
- tatenlos, ideenlos,<br />
planlos, nur begleitet von gelegentlichem<br />
Schwadronieren<br />
<strong>und</strong> Jammern darüber,<br />
wie schwierig die Lage sei.<br />
Wer bei diesen hohen Einnahmen<br />
noch von einem Einnahmenproblem<br />
spricht <strong>und</strong><br />
die Steuern erhöhen will,<br />
zeigt überdeutlich, dass er<br />
mit Geld nicht umgehen<br />
kann. Solchen Leuten dürfen<br />
wir am 22. September nicht<br />
auch noch die Bun<strong>des</strong>kasse<br />
überlassen!
PR-Information<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 9
<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />
Europa für globalen<br />
Wettbewerb fit machen<br />
Interview mit Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für Energie<br />
Guten Tag Herr Oettinger. Wir erwischen<br />
Sie ja in Ihrer Präsenzwoche<br />
oder auch „Sommerpermanence“ in<br />
Brüssel. Wie darf man sich den Alltag<br />
<strong>des</strong> EU-Kommissars vorstellen?<br />
Der Mittwoch einer Arbeitswoche ist<br />
immer im Ablauf gleich. Wir haben um<br />
neun Uhr die wöchentliche Sitzung<br />
der Kommissionen, davor Büroarbeit<br />
oder vorbereitende Gespräche. Die<br />
Sitzung geht dann bis circa 14 Uhr, bei<br />
der alle Kommissionsmitglieder anwesend<br />
sind. Den Rest <strong>des</strong> Tages kann<br />
man dann für bilaterale Besprechungen<br />
nutzen, um Gesprächspartner zu<br />
empfangen oder für Empfänge, Konferenzen<br />
<strong>und</strong> dienstliche Aben<strong>des</strong>sen.<br />
Man trifft sich an diesem Tag<br />
hauptsächlich mit unterschiedlichsten<br />
Verbänden, nationalen Abgeordneten<br />
oder Regierungsvertretern der Mitgliedsstaaten<br />
– darunter natürlich<br />
auch Vertreter deutscher Bun<strong>des</strong>länder.<br />
Die anderen Arbeitstage sind sehr unterschiedlich.<br />
Für mich stehen viele<br />
Dienstreisen in europäische Hauptstädte<br />
oder Großstädte auf dem Programm<br />
<strong>und</strong> auch vermehrt in die Länder<br />
<strong>und</strong> Regionen, die uns mit Gas <strong>und</strong><br />
Öl beliefern. Das wären Russland, Algerien,<br />
Norwegen, der Mittlere Osten,<br />
der Kaspische Raum. Dazu kommen<br />
noch solche, mit denen wir intensive<br />
Forschungspartnerschaften pflegen<br />
wie China, Japan, Korea <strong>und</strong> die USA.<br />
Alles in allem kann man sagen, dass<br />
meine Arbeitszeit zwischen Montag<br />
<strong>und</strong> Freitag insgesamt arbeitsintensiver<br />
ist als früher als Ministerpräsident.<br />
Aber der Sonntag ist frei, was natürlich<br />
sehr angenehm ist. Somit kann ich<br />
diese Tage nutzen, um auch einmal in<br />
aller Ruhe die Annehmlichkeiten von<br />
Brüssel oder auch Stuttgart nutzen zu<br />
können. Das schließt zwar immer auch<br />
ein wenig Büroarbeit mit ein, aber<br />
man kann schon eher die sonntägliche<br />
Freizeit genießen als früher.<br />
Vermissen Sie die Aufgaben <strong>des</strong> Ministerpräsidenten?<br />
Ich war sehr gerne in Baden-Württemberg<br />
in jeder Funktion tätig – sei es als<br />
Lan<strong>des</strong>vorsitzender der Jungen Union,<br />
als Abgeordneter <strong>des</strong> Landtages, als<br />
Fraktionschef <strong>und</strong> natürlich als Ministerpräsident.<br />
Aber ich trauere keiner<br />
Aufgabe nach. Ich bin gerne freiwillig<br />
<strong>und</strong> aus freien Stücken nach Brüssel<br />
gegangen <strong>und</strong> habe das nie bereut. Ich<br />
fühle mich hier sehr wohl. Trotzdem<br />
bleibt Baden-Württemberg natürlich<br />
meine Heimat <strong>und</strong> die CDU für mich<br />
die Partei, in der ich groß geworden<br />
bin <strong>und</strong> in der ich auch heute noch viele<br />
gute politische <strong>und</strong> einige persönliche<br />
Fre<strong>und</strong>e habe.<br />
Nach den Sommerferien läuft die<br />
heiße Phase <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tagswahlkampfes<br />
an, doch die Wähler stehen<br />
der Energiewende sehr kritisch gegenüber.<br />
Jahrzehntelang wurde sie<br />
uns als eine nationale Kernaufgabe<br />
verkauft, nun wird sie zum europäischen<br />
Anliegen. Welche Veränderungen<br />
sind damit verb<strong>und</strong>en? Und welche<br />
Vorteile bzw. auch Risiken folgen<br />
aus diesem Wandel?<br />
10 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />
Europa, die Europäische Union, ist seit<br />
ihrer Gründung auf zwei Säulen aufgebaut.<br />
Die Friedensunion zum Einen<br />
<strong>und</strong> der Binnenmarkt zum Anderen.<br />
Seit 1996 haben wir das deutsche Ziel<br />
einen Strombinnenmarkt zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> seit 1998 das ergänzende<br />
Ziel einen Gasbinnenmarkt zu entwickeln.<br />
Daran arbeiten wir, d.h. wir<br />
sind im Prozess der Europäisierung<br />
der Energiepolitik. Der große Vorteil<br />
dabei ist, dass man mit einer gemeinsamen<br />
europäischen Energiestrategie<br />
die Versorgungszeit für den Bürger<br />
<strong>und</strong> für die Industrie weit besser sichern<br />
kann, als wenn es eine nationalstaatliche<br />
Aufgabe ist. Zusätzlich<br />
bringt ein Binnenmarkt mit 500 Millionen<br />
Menschen viel Wettbewerb <strong>und</strong><br />
Transparenz auch im Hinblick auf die<br />
Preisentwicklung, was für die bezahlbare<br />
Energie von immenser<br />
Wichtigkeit ist.<br />
Der Mittelstand fordert mehr<br />
Wettbewerb zwischen den Energiegewinnungsformen<br />
<strong>und</strong> die<br />
Abschaffung von Subventionen.<br />
Und auch Sie gelten als Kritiker<br />
<strong>des</strong> Energie-Einspeisungsgesetzes.<br />
Welche Schwerpunkte sollte<br />
Ihrer Meinung nach eine EEG-Reform<br />
haben, damit Strom für alle<br />
bezahlbar bleiben wird?<br />
Mehr Wettbewerb erreichen wir<br />
durch die Verwirklichung unserer<br />
Binnenmarktgesetzgebung <strong>und</strong><br />
durch mehr grenzüberschreitende<br />
Strom- <strong>und</strong> Gasbrücken. Das<br />
heißt konkret, Pipelines <strong>und</strong><br />
Stromnetze über die Grenzen der<br />
Mitgliedsstaaten hinweg. Mit unserer<br />
Liste „Projects of Common<br />
Interests PCI“, die wir im September<br />
vorlegen werden, machen<br />
wir konkret deutlich, wie<br />
wir diesen Infrastruktur-Ausbau<br />
für mehr Wettbewerb für die<br />
nächsten Jahre hinbekommen<br />
wollen. Das deutsche EEG war für<br />
die ersten Jahre <strong>des</strong> Ausbaus erneuerbarer<br />
Energiequellen im<br />
Strom- <strong>und</strong> Wärmesektor ein<br />
glänzen<strong>des</strong> Gesetz. Aber jetzt<br />
führt es zu immer stärkeren<br />
Fehlallokationen, wodurch Kosten<br />
<strong>und</strong> Nutzen sich nicht mehr<br />
vernünftig gegenüberstehen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> brauchen wir<br />
eine Generalrevision <strong>des</strong> EEG mit<br />
dem Ziel, den weiteren Ausbau<br />
der volatilen Energiequellen für<br />
die Stromgewinnung, namentlich<br />
Solaranlagen <strong>und</strong> Windanlagen,<br />
zu begrenzen <strong>und</strong> stärker an den<br />
vorherigen Ausbau der Leitungsinfrastruktur<br />
<strong>und</strong> der Speicherkapazitäten<br />
zu koppeln. Nur dann wird man weitere<br />
kräftige Preissteigerungen vermeiden<br />
können - <strong>und</strong> die müssen vermieden<br />
werden, wenn die energieintensive<br />
Industrie <strong>des</strong> Standorts Deutschland<br />
auch in Zukunft wettbewerbsfähig<br />
gehalten werden soll.<br />
Wie beurteilen Sie das Risiko, dass sich<br />
Brüssel letztlich gegen Ausnahmen für<br />
energieintensive Unternehmen entscheidet?<br />
Wir haben eine Reihe von Beschwerden,<br />
die das EEG <strong>und</strong> die Netzentgeldverordnung<br />
in Deutschland betreffen,<br />
im Besonderen die Ermäßigungen <strong>und</strong><br />
Befreiungen. Diese Beschwerden kommen<br />
von Netzbetreibern, Stadtwerken,<br />
Verbraucherzentralen, Bürgern <strong>und</strong><br />
benachbarten Regierungen. Diese gilt<br />
es ernsthaft zu prüfen. Somit kommen<br />
wir um eine Analyse, ob die Netzentgeldverordnung<br />
<strong>und</strong> das EEG mit den<br />
europäischen Regeln <strong>des</strong> Binnenmarktes<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong> Wettbewerbes vereinbar<br />
ist, nicht herum. Je eher wir das EEG -<br />
<strong>und</strong> damit die Förderung erneuerbarer<br />
Energieträger - weiterentwickeln <strong>und</strong><br />
europäische Ausnahmeregelungen<br />
schaffen, <strong>des</strong>to eher sind diese im Binnenmarkt<br />
akzeptiert. Ich gehe fest davon<br />
aus, dass die nächste Bun<strong>des</strong>regierung<br />
unter der Führung von Angela<br />
Merkel, mit der ich darüber gesprochen<br />
habe, die Vereinbarkeit einer in<br />
Deutschland anstehenden EEG-Reform<br />
mit europäischem Recht beachten<br />
wird.<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 11
<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> hohen Strompreises<br />
werden immer mehr <strong>Stimmen</strong> laut, die<br />
eine Harmonisierung <strong>des</strong> europäischen<br />
Strompreises fordern. D.h. Privatleute<br />
<strong>und</strong> Unternehmen wollen<br />
zukünftig ihren Stromanbieter europaweit<br />
auswählen können. Sehen Sie<br />
hierfür in naher Zukunft eine Möglichkeit?<br />
Oder welche neuen - <strong>und</strong> für Endverbraucher<br />
„spürbare - Energietrends<br />
gibt es?<br />
Durch den Aufbau von grenzübergreifenden<br />
Stromleitungen wird für den<br />
Stromverbraucher die Auswahl seines<br />
Stromanbieters immer besser werden.<br />
Und es wird verstärkt ausländische<br />
Stromunternehmen geben, die auch in<br />
Deutschland den Strom verkaufen<br />
wollen. Die unterschiedlichen Strompreise<br />
haben verschiedene Gründe.<br />
Ein Gr<strong>und</strong> ist in der Tat die unterschiedlich<br />
starke Förderung erneuerbarer<br />
Energieträger. Ein anderer<br />
Gr<strong>und</strong> ist, dass es in den meisten Mitgliedsstaaten<br />
immer noch regulierte<br />
Strompreise gibt, d.h. nicht Angebot<br />
<strong>und</strong> Nachfrage bestimmen den Preis<br />
sondern die Regierung legt den Preis<br />
fest <strong>und</strong> subventioniert indirekt damit<br />
den Stromsektor. Aber der dritte <strong>und</strong><br />
wichtigste Gr<strong>und</strong> ist der, dass die<br />
Steuerabgaben <strong>und</strong> Beiträge auf<br />
Strom in den Mitgliedsstaaten sehr<br />
unterschiedlich sind.<br />
Eine Harmonisierung der Steuern wäre<br />
wünschenswert, aber diese halte<br />
ich für nicht realistisch. Steuern obliegen<br />
der Hoheit der Mitgliedsstaaten,<br />
die in den nächsten Jahren sicherlich<br />
weiter behauptet wird.<br />
Als vielversprechen<strong>des</strong> Projekt zur Gewinnung<br />
von Ökostrom wurde Deseterc<br />
angepriesen, in <strong>des</strong>sen Rahmen in<br />
Wüstenregionen produzierter Solarstrom<br />
in die EU gelangen sollte. Nun<br />
Wir werfen einen Rückblick auf Fukushima:<br />
Wie bewerten Sie die internationale<br />
Zusammenarbeit in Energiefragen<br />
seither?<br />
Wir haben in der Europäischen Union<br />
<strong>und</strong> mit zahlreichen Partnerländern<br />
die Ursachen von Fukushima analysiert<br />
<strong>und</strong> auch dadurch Folgerungen<br />
für uns gezogen. Mit unserem Stresstest<br />
sind alle 135 Kernkraftwerke, die<br />
in der europäischen Union in Betrieb<br />
sind, einer zusätzlichen Überprüfung<br />
im Lichte Fukushimas unterzogen<br />
wurden. Zum ersten Mal wurden Akws<br />
in der EU von gemischten Teams gehat<br />
die Desertec-Stiftung ihre Mitgliedschaft<br />
im Dii-Konsortium aufgekündigt<br />
<strong>und</strong> auch die Differenzen zwischen<br />
Umweltschützern <strong>und</strong> Unternehmen<br />
scheinen unüberbrückbar. Ist<br />
somit die Idee, unbesiedelte <strong>und</strong> für<br />
die Landwirtschaft unrentable Regionen<br />
zur Energiegewinnung zu nutzen<br />
nicht um Jahre zurückgeworfen worden?<br />
Wir hatten Rückschläge, aber trotzdem<br />
glaube ich, dass Wüstenstrom für<br />
die Zukunft wichtig ist. Der erste Solarpark,<br />
der auch Strom nach Europa<br />
führen soll, wird derzeit in Marokko<br />
gebaut. Es geht dabei auch nicht<br />
primär um Strom für Europa, sondern<br />
es geht in allererster Linie um eine<br />
Chance, Marokko, Tunesien, Algerien,<br />
Libyen <strong>und</strong> andere südliche Mittelmeeranreiner<br />
mit Solarstrom zu versorgen,<br />
um dort die Stromproduktion<br />
durch Ölverbrennung zu verringern.<br />
Öl ist zu wertvoll, um verbrannt zu<br />
werden. Daher soll dort die Stromproduktion<br />
aus erneuerbaren Energien<br />
entwickelt werden. In einem zweiten<br />
Schritt könnte dann ein Teil <strong>des</strong><br />
Stroms über das bestehende Seekabel<br />
nach Spanien <strong>und</strong> von dort - über von<br />
uns geplante <strong>und</strong> in nächsten Jahren<br />
zu entwickelnde weitere Seekabel - in<br />
die restliche Europäische Union transportiert<br />
werden.<br />
Die EU-Kommission bereitet laut Pressemeldungen<br />
eine Stärkung der Atomkraft<br />
vor. Die Regierungen der europäischen<br />
Länder sollen künftig<br />
leichter Unternehmen subventionieren<br />
können, die Atomkraftwerke bauen<br />
<strong>und</strong> betreiben. Führt diese Entwicklung<br />
den deutschen Energiewandel<br />
nicht ab absurdum?<br />
Das ist so nicht korrekt. Wir hatten<br />
jahrzehntelang abgeschottete, natio-<br />
nale Energiemärkte. Ob <strong>und</strong> wie ein<br />
Mitgliedsland seine Strom-Produktion<br />
organisert hat, war nicht Sache der<br />
EU-Kommission. Nachdem wir nun<br />
aber einen europäischen Markt mit<br />
privaten Unternehmen haben, ist die<br />
Sache anders. Jetzt stellt sich die Frage<br />
der Wettbewerbsfähigkeit. Und wir<br />
wissen, dass die Briten beispielsweise<br />
für große Investitionsprojekte wie Akws,<br />
so eine Art garantieren Preis einführen<br />
wollen. Auch die Franzosen, Litauer,<br />
Tschechen <strong>und</strong> Polen liebäugeln<br />
mit einer solchen Politik. EU-Wettbewerbskommissar<br />
Almunia wird dies<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> EU-Wettbewerbsrechts<br />
eingehend prüfen <strong>und</strong><br />
dann entscheiden, ob er dies zulässt.<br />
Das ist keine politische Entscheidung -<br />
die EU-Kommission ist in der Frage, ob<br />
ein Land Atomkraft nutzen will oder<br />
nicht völlig neutral: Wir respektieren,<br />
dass Frankreich 76 Prozent seines<br />
Stromes aus Kernenergie gewinnt,<br />
dass Österreich immer dagegen war.<br />
Genauso kann Deutschland seine Energiewende<br />
durchziehen. Tatsache ist<br />
aber, dass die anderen Länder, die<br />
Atomkraft haben, weiterhin daran<br />
festhalten.<br />
12 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />
prüft, also von Fachleuten, die aus unterschiedlichen<br />
EU-Ländern kamen.<br />
Das wäre vor Fukushima <strong>und</strong>enkbar<br />
gewesen.<br />
Die Mitgliedsstaaten müssen jetzt<br />
durch Aktionspläne ihre Nachrüstungs-Maßnahmen<br />
offenlegen. Mit<br />
diesen Maßnahmen in Verbindung mit<br />
dem im Rat liegenden Gesetzgebungsvorschlag,<br />
den ich entwickelt<br />
habe, der für eine nukleare „Safety Directive“,<br />
also für höchste technische<br />
Standards für Kernkraftwerke steht,<br />
ziehen wir in der Europäischen Union<br />
auch die legislativen Folgerungen aus<br />
diesem Unfall.<br />
Das heißt, wir kommen mit einer gemeinsamen<br />
Sicherheitsarchitektur<br />
voran. Die Entscheidung „Kernkraft ja<br />
oder Kernkraft nein?“ ist nach diesem<br />
Vertrag aber allein die Sache der nationalen<br />
Regierungen <strong>und</strong> Parlamente.<br />
Somit erklärt sich, weshalb in Europa<br />
derzeit 15 Mitgliedsstaaten die<br />
Kernkraft nützen <strong>und</strong> 13 Mitgliedsstaaten<br />
nicht.<br />
Im Mai diesen Jahres erregten Sie<br />
großes Aufsehen, als Sie Europa als<br />
Sanierungsfall beachrieben <strong>und</strong> meinten,<br />
dass „einige den Ernst der Lage<br />
nicht verstehen“ würden. Sehen Sie<br />
denn seit dem eine Entwicklung zum<br />
Besseren hin? Welche sind denn die<br />
dringendsten Punkte, an denen die Europäische<br />
Union arbeiten sollte?<br />
Wir haben in der Europäischen Union<br />
gute Entwicklungen <strong>und</strong> schlechte<br />
Entwicklungen. Irland <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen<br />
Haushaltskonsolidierung gehört zu<br />
den guten Entwicklungen, ebenso Polen<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen klarer Wachstumskurs.<br />
In vielen Mitgliedsstaaten<br />
haben wir eine starke<br />
demokratische Entwicklung zu<br />
konstatieren. Aber es gibt auch<br />
schlechte Entwicklungen. Der<br />
Arbeitsmarkt ist in vielen Mitgliedsstaaten<br />
in einem schlechten<br />
Zustand. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />
ist dabei der<br />
schwierigste Bereich. Wir haben<br />
noch immer zehn Mitgliedsstaaten<br />
in Rezession <strong>und</strong><br />
zehn Mitgliedsstaaten in Stagnation<br />
<strong>und</strong> nur wenige Mitgliedsstaaten<br />
mit Wirtschaftswachstum.<br />
Deswegen hat Europa Sanierungsbedarf<br />
<strong>und</strong> wir müssen<br />
diesen angehen, wenn Europa<br />
im globalen Wettbewerb gegen<br />
die USA <strong>und</strong> Asien in den nächsten<br />
Jahren seinen Wohlstand<br />
behaupten will.<br />
Die grün-rote Lan<strong>des</strong>regierung in Baden-Württemberg<br />
steht derzeit heftig<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer schlechten Haushaltspolitik<br />
in der Kritik. Zeitungen schreiben<br />
sogar, sie würde „das Land herunterwirtschaften“.<br />
Sie haben hier noch<br />
sehr viele Unterstützer, juckt es Sie<br />
nicht in den Fingern, wieder politische<br />
Verantwortung im Land zu tragen?<br />
Natürlich bleibe ich an der Entwicklung<br />
Baden-Württembergs interessiert<br />
<strong>und</strong> ich habe auch zu vielen Funktions-<br />
<strong>und</strong> Mandatsträgern der CDU,<br />
aber auch zu denen anderer Parteien<br />
regelmäßigen Kontakt. Aus der Tagespolitik<br />
halte ich mich zwar heraus,<br />
aber die Kritik, die die Medien angeführt<br />
haben, teile ich ausdrücklich.<br />
In den Jahren 2007, 2008 <strong>und</strong> 2009<br />
waren Baden-Württemberg <strong>und</strong> Bayern<br />
in der Haushaltskonsolidierung<br />
gleich auf. Wir haben in Bayern <strong>und</strong><br />
Baden-Württemberg keine Schulden<br />
gemacht! Und jetzt fiel Baden-Württemberg<br />
in der deutschen Tabelle der<br />
Länder zurück, während Bayern weit<br />
vorne liegt. Ich glaube, dass Baden-<br />
Württemberg kaum noch in der Lage<br />
ist, die notwendigen Entscheidungen<br />
zu treffen, damit die Schuldenbremse<br />
in diesem Jahrzehnt noch eingehalten<br />
werden kann. Ansonsten fühle ich<br />
mich in Brüssel sehr wohl <strong>und</strong> kann<br />
auch hier einiges für Baden-Württemberg<br />
tun.<br />
Und wenn wir schon von Baden-Württemberg<br />
sprechen: Gibt es etwas aus<br />
dem Ländle, etwas, das Sie nach vier<br />
Jahren als EU Kommissar in Brüssel<br />
vermissen?<br />
Eigentlich gar nichts - ich bin ja oft genug<br />
in Baden-Württemberg. Wir haben<br />
einmal in der Woche die Sitzung<br />
<strong>des</strong> Parlaments, da bin ich drei Tage in<br />
Strasbourg <strong>und</strong> damit auch oftmals in<br />
Karlsruhe, Stuttgart oder im Schwarzwald.<br />
Hinzu kommt, dass ich fast je<strong>des</strong><br />
zweite Wochenende in Baden-Württemberg<br />
bin, um Termin- <strong>und</strong> Veranstaltungsanfragen<br />
zu erfüllen. Wenn<br />
ich etwas vermisse, dann ein gutes<br />
Bauernbrot, am Besten ein Holzofenbrot.<br />
Man hat hier in Brüssel eigentlich<br />
bei Küche <strong>und</strong> Keller beste Auswahl<br />
in toller Qualität, nur beim Brot<br />
ist der deutsche Lebensmittelmarkt<br />
unschlagbar.<br />
Zum Schluss noch ein Ausblick zur Europawahl<br />
2014: Was muss ein neuer<br />
Kommissionspräsident mitbringen?<br />
Und welche Hauptaufgaben werden<br />
ihn erwarten?<br />
Es geht zu aller erst um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
Europas, also die<br />
Fähigkeit im Weltmarkt Europa vorne<br />
zu halten. Zum Zweiten geht es weiter<br />
um die Integration gerade neuer Mitgliedsstaaten.<br />
Zum Dritten geht es<br />
darum, dass die Werte Europas <strong>und</strong><br />
die Verpflichtungen, die sich aus den<br />
europäischen Gesetzen ergeben, auch<br />
von allen eingehalten werden.<br />
Wenn wir über Korruption sprechen,<br />
über demokratische Gr<strong>und</strong>regeln oder<br />
über Marktwirtschaft, dann bin ich<br />
mit einigen Mitgliedsstaaten nicht zufrieden.<br />
Da muss ein neuer Kommissionspräsident<br />
mit Sicherheit ein Hüter<br />
der Verträge oder ein gar Ordnungspolizist<br />
sein.
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
Eine starke Wirtschaft braucht<br />
eine starke Infrastruktur<br />
von Steffen Bilger MdB, Bezirksvorsitzender<br />
der CDU Nord-Württemberg<br />
Fluglärmstreit, Stuttgart 21, Rheintalbahn, Neckarausbau,<br />
Stuttgart Stauhauptstadt Nr. 1 – kaum ein<br />
Bun<strong>des</strong>land hat zurzeit so viele kontroverse <strong>und</strong> zugleich<br />
wichtige Baustellen bei der Verkehrsinfrastruktur<br />
wie unseres. Viele weitere Projekte im Schienen<strong>und</strong><br />
Straßenbau könnten noch hinzugefügt werden.<br />
Dabei gilt für Baden-Württemberg noch viel mehr als<br />
für andere Länder: Eine starke Wirtschaft braucht eine<br />
leistungsfähige Infrastruktur.<br />
Deshalb ist es auch wenig hilfreich<br />
neue Straßen abzulehnen, wie es<br />
die Grünen mit Ministerpräsident Winfried<br />
Kretschmann <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsminister<br />
Winfried Hermann letztendlich<br />
tun. Wir wollen keine grünen<br />
Glaubenssätze wie „Straßen Staus hinterherbauen“<br />
sei abzulehnen – wie<br />
Kretschmann es einmal polemisch formulierte<br />
– sondern der Wirtschaft den<br />
Weg für eine positive Entwicklung bahnen<br />
sowie Bürger von Lärm <strong>und</strong> Abgasen<br />
entlasten. Deshalb müssen wir<br />
halt bereitstellen können. Unsere baden-württembergische<br />
Lan<strong>des</strong>gruppe<br />
hat sich dafür massiv eingesetzt. Unterstützung<br />
von den Grünen gab es<br />
nicht. Daran zeigt sich, dass die Sonntagsreden<br />
unserer Grünen aus Baden-<br />
Württemberg „wenn der B<strong>und</strong> mehr<br />
Geld gibt, bauen wir ja“ nichts als leere<br />
Worte sind. Der grün-rote Koalitionsvertrag<br />
gilt schließlich nach wie vor<br />
<strong>und</strong> bringt die straßenbaufeindliche<br />
Politik der Lan<strong>des</strong>regierung deutlich<br />
zum Ausdruck. Trotzdem ist es uns gelungen,<br />
2012 zusätzliche Mittel in<br />
Höhe von 102 Millionen Euro <strong>und</strong> 2013<br />
in Höhe von 70 Millionen Euro nach<br />
Baden-Württemberg zu lenken. In diesem<br />
Jahr können Backnang, Ravensburg,<br />
Süßen <strong>und</strong> Unlingen <strong>und</strong> davon<br />
profitieren – im Falle Unlingens gegen<br />
den erbitterten Widerstand von Winfried<br />
Hermann. Dauerhaft wird es uns<br />
aber nicht weiterbringen, wenn wir immer<br />
nur mühsam Zusatzmittel erstreiten<br />
müssen. Die Infrastruktur benötigt<br />
kontinuierlich mehr Geld. Die CDU Baden-Württemberg<br />
kämpft – wie auch<br />
die MIT – schon lange für eine PKW-<br />
Maut. Wir haben uns in unserem Wahlprogramm<br />
aber gemeinsam darauf<br />
verständigt, daraus kein Wahlkampfttrotzdem<br />
gerade beim teilweise miserablen<br />
Straßenzustand massiv in den<br />
Erhalt investieren. Damit dies nicht zu<br />
Lasten von Aus- <strong>und</strong> Neubau der Bun<strong>des</strong>fernstraßen<br />
geht, benötigt die Infrastruktur<br />
insgesamt mehr Mittel.<br />
Straßenbaufeindliche Politik<br />
der Lan<strong>des</strong>regierung<br />
In diesem <strong>und</strong> im letzten Jahr haben<br />
wir 750 Millionen Euro beziehungsweise<br />
eine Milliarde Euro zusätzlich für die<br />
Verkehrsinfrastruktur im Bun<strong>des</strong>haus-<br />
14 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
hema zu machen. Statt<strong>des</strong>sen hat die<br />
Union ein klares Bekenntnis für eine<br />
stetige bessere Ausstattung <strong>des</strong> Verkehrshaushalts<br />
beschlossen: fünf Milliarden<br />
mehr sollen in den kommenden<br />
vier Jahren zur Verfügung stehen.<br />
Hohe Investitionen seitens<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />
Aber nicht nur die Straße ist wichtig<br />
für unser Bun<strong>des</strong>land, sondern auch<br />
die Schiene. Nach vielen Jahren der Benachteiligung<br />
investiert der B<strong>und</strong> nun<br />
massiv in Baden-Württemberg. Das<br />
liegt hauptsächlich an den beiden bedeutendsten<br />
Schienenprojekten hierzulande:<br />
Stuttgart 21 / Neubaustrecke<br />
Wendlingen-Ulm <strong>und</strong> Rheintalbahn<br />
von Karlsruhe nach Basel. Bei<strong>des</strong> sind<br />
keine einfachen Projekte, die Bürger<br />
wollen zu recht eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />
Trotzdem – oder gerade <strong>des</strong>halb? –<br />
kommen wir voran. Stuttgart 21 zeigt<br />
uns, Großprojekte sind weiter möglich,<br />
zum Wohle <strong>des</strong> Personen- wie auch <strong>des</strong><br />
Güterverkehrs. Bei der reinen Gütertrasse<br />
von Rotterdam nach Genua<br />
durch Baden wird die Kapazitätserweiterung<br />
nach unseren Planungen mit<br />
den Erwartungen Schritt halten können.<br />
Bei den kleineren Projekten wie<br />
der Süd- <strong>und</strong> Gäubahn sehe ich uns<br />
ebenso auf einem guten Weg. Als Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneter<br />
ärgern mich zurzeit<br />
zwei Umstände besonders: Die<br />
nach wie vor vorhandene Blockadehaltung<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsministeriums<br />
bei Stuttgart 21, die Zeit <strong>und</strong> Geld kostet,<br />
sowie die mangelnde Unterstützung<br />
für einen anwohnerfre<strong>und</strong>lichen<br />
Ausbau der Rheintalbahn. Während es<br />
für die frühere Lan<strong>des</strong>regierung selbstverständlich<br />
war, die Hälfte der Kosten<br />
für zusätzlichen Lärmschutz zu übernehmen,<br />
fehlt diese Solidarität nun.<br />
Dabei ist es für uns schon jetzt nicht<br />
einfach, zusätzliches Geld für Baden-<br />
Württemberg durchzusetzen – wenn<br />
das Land sich nun aus der Verantwor-<br />
tung stiehlt <strong>und</strong> einseitig Forderungen<br />
gegenüber dem B<strong>und</strong> erhebt, besteht<br />
die Gefahr, dass wir für die lärmgeplagten<br />
Bürger in den weiteren Abschnitten<br />
der Rheintalbahn am Ende nicht<br />
den nötigen zusätzlichen Lärmschutz<br />
erreichen können. Beim Ausbau <strong>des</strong><br />
Neckars habe ich mir in letzter Zeit als<br />
Vertreter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> viel Kritik anhören<br />
müssen. Hier geht es um eine Erweiterung<br />
der Schleusen, so dass diese<br />
von größeren Schiffen (bis 135 Meter)<br />
genutzt werden können. Jeder weiß:<br />
Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben<br />
werden. Deshalb hat der B<strong>und</strong> das<br />
gemacht, was alle Verkehrspolitiker<br />
schon lange fordern – <strong>und</strong> dem auch<br />
sonst wahrscheinlich jeder im Allgemeinen<br />
zustimmen würde: Die vorhandenen<br />
Mittel müssen dort eingesetzt<br />
werden, wo sie am wichtigsten ist. Darum<br />
hat das Bun<strong>des</strong>verkehrsministerium<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage von objektiven<br />
Daten (der transportierten Tonnage)<br />
eine Prioritätenliste erstellt. Auf dem<br />
Neckar wurde aber in den letzten Jahren<br />
auf dem stritten Abschnitt weniger<br />
transportiert <strong>und</strong> gerade der letzte Abschnitt<br />
bis Plochingen weist lediglich<br />
1,6 MillionenTonnen pro Jahr in der<br />
Prognose für das Jahr 2025 auf. Zum<br />
Vergleich: ab Heilbronn sind es 7,5-Mal<br />
so viel. Nichts<strong>des</strong>totrotz arbeiten wir<br />
auch hier für Verbesserungen, um die<br />
Wasserstraße Neckar zu stärken <strong>und</strong><br />
mehr Güterverkehr von den Straßen<br />
weg zu verlagern. Es gilt für die Straße,<br />
für die Schiene <strong>und</strong> für die Wasserstraße:<br />
Unsere Infrastruktur benötigt<br />
mehr Geld. Das Unions-Regierungsprogramm<br />
ist das einzige mit einem<br />
eindeutigen Bekenntnis zu mehr Investitionen<br />
in diesem Bereich. Wir wissen,<br />
dass unsere Wirtschaft <strong>und</strong> damit<br />
Arbeitsplätze von einer leistungsfähigen<br />
Infrastruktur abhängig sind - <strong>und</strong><br />
dass wir unseren Bürgern eine der<br />
führenden Industrienation Europas<br />
würdige Infrastruktur schuldig sind.
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Kommission Umwelt <strong>und</strong> Energie:<br />
Bun<strong>des</strong>umweltminister für eine<br />
Begrenzung innerhalb <strong>des</strong> EEG!<br />
Bei der letzten Sitzung der MIT Bun<strong>des</strong>kommission für Umwelt <strong>und</strong> Energie<br />
in Berlin diskutierten die Kommissionsmitglieder mit BUM Altmaier die<br />
Strompreisentwicklung <strong>und</strong> den aktuellen Stand der Umsetzung der Energiewende.<br />
Problematisch ist, dass es gerade<br />
in diesem Themenfeld viele Subventionsempfänger<br />
gibt, die sich an<br />
setzt, dann muss man bis 2040 mit einer<br />
Billion Euro für die Einspeisevergütung<br />
rechnen sowie zusätzlich mit<br />
50 Mrd. Euro Umlage jährlich. Allein<br />
die Einspeisevergütungen summieren<br />
sich auf 680 Mrd. Euro bis zum Jahr<br />
2022. Hinzu kommen Kosten für Netzausbau,<br />
Reservekapazitäten, For-<br />
die Förderung gewöhnt haben. So<br />
werden in 2013 20 Mrd. Euro für die<br />
Umlage gezahlt werden müssen.<br />
Wenn sich daran nichts ändert <strong>und</strong> der<br />
Zubau sich wie 2012 <strong>und</strong> 2013 fortschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung, Elektromobilität<br />
<strong>und</strong> energetische Gebäu<strong>des</strong>anierung.<br />
Nach Auffassung von BUM Altmaier<br />
sollte der Betrag der Einspeisevergütung<br />
begrenzt werden. In den Bestand<br />
könne man jedoch nicht eingreifen.<br />
Von den 20 Mrd. Euro, die in diesem<br />
Jahr gezahlt werden, gehen 18 Mrd.<br />
Euro in den Bestand <strong>und</strong> nur 2 Mrd.<br />
Euro in Neuinvestitionen.<br />
Eine Strompreisbremse ist bisher von<br />
Rot- Grün abgelehnt worden. So ist<br />
der Strompreis für Privathaushalte<br />
<strong>und</strong> Unternehmen in den letzten Jahren<br />
immer weiter gestiegen.<br />
Die Diskussion über die Abschaffung<br />
<strong>des</strong> EEG bzw. <strong>des</strong> Einspeisevorrangs<br />
verstehen die Menschen nicht. Sie ist<br />
theoretisch <strong>und</strong> bewirkt in der Konsequenz<br />
nichts. Man muss letztlich erreichen,<br />
dass die Einspeisevergütung<br />
ausläuft.<br />
Auf die Frage der Kommissionsmitglieder<br />
zur europäischen Regulierung<br />
<strong>und</strong> zu einer besseren Verzahnung<br />
der europäischen Energiepolitik, führte<br />
Altmaier aus, dass es in Europa einen<br />
liberalisierten Strommarkt gibt.<br />
Gleichzeitig haben wir ein nationales<br />
Subventionssystem. Wenn wir mehr<br />
Strom im Netz haben als wir brauchen<br />
subventionieren wir damit den Strom<br />
im Netz der Nachbarländer.<br />
Der Kommissionsvorsitzende Dieter<br />
Bischoff bedankte sich bei Altmaier<br />
für das konstruktive Gespräch, das<br />
von allen als sehr positiv bewertet<br />
wurde.<br />
Die Kommission war sich einig, dass<br />
man diesen Bun<strong>des</strong>umweltminister<br />
die Energiewende zutrauen könne.
Anzeige<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 17
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Stuttgart:<br />
Der Dompteur aus Berlin<br />
2. Stuttgarter Wirtschaftsgespräche<br />
„Dompteur zu werden, war mein Lebenstraum. Heute bin ich Fraktionsvorsitzender<br />
- die Arbeit ist nicht unähnlich“, so Volker Kauder, MdB <strong>und</strong> Fraktionsvorsitzender<br />
der CDU/CSU Bun<strong>des</strong>tagsfraktion, anlässlich der 2. Stuttgarter<br />
Wirtschaftsgespräche der MIT Stuttgart.<br />
In deutlichen Worten machte er klar,<br />
dass wir Europa nicht aus der Krise<br />
holen <strong>und</strong> Deutschland seine wirtschaftliche<br />
Situation innerhalb Europas<br />
nur dann halten können, wenn wir<br />
wettbewerbsfähig bleiben. Also sind<br />
wir gezwungen, Strukturen zu schaffen,<br />
bei denen diese Wettbewerbsfähigkeit<br />
erhalten bleibt: „Weltweit leben<br />
derzeit 450 Mio. Europäer bei einer<br />
Gesamtbevölkerung von 7,5 Milliarden<br />
- wir sind da nicht automatisch<br />
der Nabel der Welt !“ Gute Chancen<br />
im Leben bestehen nur dann, wenn die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen einer guten Ausbildung<br />
gelegt sind. Sein Merkspruch: „Die<br />
Schule ist für Kinder da <strong>und</strong> nicht die<br />
Kinder für Bildungspolitologen.“<br />
„Politik beginnt mit der Betrachtung<br />
der Wirklichkeit „, so Kauder. Deutschland<br />
ist aus der Atomkraft ausgestiegen,<br />
jetzt müssen die Konsequenzen<br />
daraus gezogen werden: „Wir sind<br />
V.l.: Roland Bleinroth, Dr. Stefan Kaufmann, Volker Kauder, Karin Maag, Dr. Carl-Christian<br />
Vetter, Ulrich Kromer.<br />
noch nicht soweit, wie wir wollen. Es<br />
wird sich jetzt beweisen, ob es noch<br />
einen Föderalismus gemeinsam für<br />
das Land gibt oder nur große Blockierer.“<br />
Strom wird im Norden produ-<br />
ziert, jedoch im Süden benötigt. Von<br />
4.000 km benötigter Stromleitungen<br />
bestehen bisher lediglich 80 km. In Baden-Württemberg<br />
stehen von 1.000<br />
notwendigen Windkraftanlagen bisher<br />
nur 360. Damit kann Baden-Württemberg<br />
nicht autark sein. Die Lan<strong>des</strong>regierung<br />
muss sich langsam entscheiden,<br />
was sie will, die Offshore-<br />
Energiesicherheit einer gemeinschaftlichen<br />
Lösung oder weiterhin eine<br />
Blockadehaltung.<br />
Deutlich wurde Kauder auch im Hinblick<br />
auf den Mittelstand. Der wirtschaftliche<br />
Wohlstand Baden-Württembergs<br />
beruht auf der Gemeinschaftsleistung<br />
von fleißigen, mutigen<br />
<strong>und</strong> innovativen Menschen mit Risikobereitschaft.<br />
Eine soziale Marktwirtschaft<br />
braucht solche Unternehmer.<br />
Geld wird durch wirtschaftliche<br />
Aktivität verdient. Die Mittelständler<br />
zahlen die Steuern, nicht die Großunternehmen.<br />
Ohne diese Steuern kann<br />
ein Staat nicht funktionieren. Leider<br />
sind die Gewerkschaften eher der Ansicht,<br />
dass die Einen das Geld verdienen,<br />
das dann die Andern ausgeben<br />
können. „Bei uns zählt der Mittelstand,<br />
bei Rot-Grün zahlt der Mittelstand“,<br />
so Kauder.<br />
Die Aufgabe der Regierung ist es,<br />
dafür zu sorgen, dass der Bun<strong>des</strong>haushalt<br />
für die jüngere Generation in<br />
Ordnung gebracht wird. In dieser Situation<br />
ist es daher auch nicht egal,<br />
wer regiert. Für jeden Bürger ist das<br />
Wählen eine wirkliche Pflicht. Der<br />
Spruch vor einer Wahl: „Kensch oin,<br />
kensch älle“, stimmt einfach nicht,<br />
meint Kauder. Kauder beeindruckte<br />
die Anwesenden mit klaren <strong>und</strong> kon-<br />
18 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
kreten Aussagen hinsichtlich der<br />
Steuerentwicklung im Fall einer Wiederwahl:<br />
„Mit der CDU/CSU wird es<br />
keine Steuererhöhungen geben, die<br />
steuerliche Förderung von Forschung<br />
ist eine der großen Aufgaben der neuen<br />
Regierung <strong>und</strong> eine Mehrwertsteuerreform<br />
ist auf Gr<strong>und</strong> verschiedener<br />
Interessengruppen nicht möglich.“<br />
Die MIT Stuttgart hatte zum Sommerfest<br />
auf die Stuttgarter Messe geladen.<br />
Dr. Carl-Christian Vetter, Vorsitzender<br />
der MIT Stuttgart, machte<br />
bei der Begrüßung klar, dass eine soziale<br />
Marktwirtschaft starke Denker<br />
braucht <strong>und</strong> warnte eindringlich vor<br />
einer monopolen Bildungsgesellschaft.<br />
Sein Credo: „Ein Schwabe, der<br />
nicht arbeitet, fühlt sich schuldig“.<br />
Die Geschäftsführer der Lan<strong>des</strong>messe<br />
Stuttgart, Roland Bleinroth <strong>und</strong> Ulrich<br />
Kromer, begrüßten die annähernd<br />
200 MIT’ler auf das Herzlichste als „ihre“<br />
<strong>Mittelstands</strong>k<strong>und</strong>en. Dr. Kaufmann,<br />
MdB, <strong>und</strong> Vorsitzender der<br />
CDU Stuttgart, <strong>und</strong> Karin Maag, MdB,<br />
trugen mit einem Grußwort zum Gelingen<br />
der Veranstaltung bei.<br />
Das anschließende Barbecue bei Livemusik,<br />
die tolle Umgebung <strong>des</strong> VIP<br />
Bereichs mit Terrasse der Stuttgarter<br />
Lan<strong>des</strong>messe, die gemeinsamen Gespräche<br />
<strong>und</strong> neue Kontakte markieren<br />
im Veranstaltungskalender der MIT<br />
Stuttgart wieder ein herausragen<strong>des</strong><br />
Ereignis, das so nur mit Hilfe vieler<br />
Sponsoren <strong>und</strong> mit viel gemeinschaftlichem<br />
Engagement möglich war.<br />
Herzlichen Dank!<br />
Ute Dick, Pressesprecherin<br />
der MIT Stuttgart<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 19
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Stuttgart:<br />
Griechenland auf gutem Weg aus der Krise<br />
Wir schaffen es - versprochen !<br />
„Griechenland auf gutem Weg aus der Krise“ hieß das Thema, zu dem die MIT<br />
Stuttgart, der VHU-Verband Hellenischer Unternehmer <strong>und</strong> der AHEPA BW<br />
„Friedrich Schiller“ eingeladen hatte. Vielleicht ein Fingerzeit <strong>des</strong> Schicksals,<br />
dass just an diesem Tag Deutschlands Finanzminister Wolfgang<br />
Schäuble mit dem ersten Geld für einen Wachstumsfonds im Gepäck Athen<br />
besuchte.<br />
Apostolous Kelemidis, Vorstandsmitglied<br />
der MIT Stuttgart <strong>und</strong><br />
Kandidat für die Europawahl, wies in<br />
einem kurzen Überblick auf die massiven<br />
Umwälzungen der vergangenen<br />
zwei Jahre in Griechenland in finanziellen<br />
<strong>und</strong> strukturellen Bereichen hin.<br />
Er hob hervor, dass die Menschen, die<br />
investieren wollen, um Arbeitsplätze<br />
<strong>und</strong> Wachstum in Griechenland zu erreichen,<br />
Planungssicherheit benötigen.<br />
Das Erfolgsmodell Deutschland,<br />
übertragbar auf Griechenland, beruht<br />
auf der sozialen Marktwirtschaft bei<br />
freiem Wettbewerb. Die<br />
Säule hierzu ist der Mittelstand,<br />
der soziale Verantwortung<br />
trägt.<br />
V.l.: Panayota Partsos, Dr. Stefan Kaufmann, Apostolous Kelemidis.<br />
Ioannis Karakostas, Verband<br />
Hellenischer Unternehmer,<br />
<strong>und</strong> Konsul<br />
Panayota Partsos, betonten,<br />
dass Griechenland als<br />
Geburtsland der Demokratie Europa<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen seiner Kultur geschenkt<br />
hat: „Was wäre Europa ohne<br />
Griechenland <strong>und</strong> Griechenland ohne<br />
Europa?“ Partsos stellt fest: „Der Mittelstand<br />
ist die Lunge <strong>und</strong> die Dampfmaschine<br />
der Gesellschaft. Geht es<br />
dem Mittelstand gut, geht’s auch dem<br />
Staat gut.“<br />
Panagiotis Fezoulidis, Generalsekretär<br />
der Nea Demokratia Baden-<br />
Württemberg, verlas die Rede <strong>des</strong> Ministers<br />
für Nord-Griechenland, Theodoros<br />
Karaoglou, der überraschend<br />
politisch verhindert war. In den vergangenen<br />
32 Jahren vergaß Griechenland<br />
sein eigenes Potenzial, es hörte<br />
auf zu produzieren, versuchte aus einem<br />
landwirtschaftlichen Land eine<br />
Industrienation zu werden. Es importierte<br />
wie ein Weltmeister <strong>und</strong> hatte<br />
sich an diesen, völlig aus Darlehen resultierenden,<br />
gefälschten Wohlstand<br />
gewöhnt. Worte wie Unternehmertum,<br />
Wettbewerbsfähigkeit, Gewinn,<br />
Investition <strong>und</strong> Außenwirkung wurden<br />
zu Un-Worten.<br />
Doch unter den Bedingungen eines<br />
beispiellosen Abschwungs <strong>und</strong> großen<br />
20 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
Opfern der Bevölkerung wurde die Basis<br />
für einen Neuanfang geschaffen.<br />
Das neue Investitionsgesetz verpflichtet<br />
den Staat, auf Vorschläge für Investitionen<br />
innerhalb von drei Monaten<br />
zu reagieren, statt wie bisher drei oder<br />
vier Jahre dazu zu benötigen. Der<br />
Bürokratieabbau hat begonnen. Die<br />
Ausstellung öffentlicher Dokumente,<br />
früher eine Frage von Monaten, wird<br />
nun meist elektronisch durch Bürgerbüros<br />
getätigt. Erste Schritte für<br />
große Privatisierungen sind gegangen.<br />
Der Staat ist nicht dem Druck der<br />
Gewerkschaft erlegen, hat Tabus gebrochen<br />
<strong>und</strong> jahrzehntelange Privilegien<br />
angetastet. Im aktuellen Bericht<br />
<strong>des</strong> Lisbon Council, dem sog. „think<br />
tank“ aus Brüssel, taucht Griechenland<br />
von allen Ländern der Eurozone,<br />
auf dem ersten Platz bei Fiscal-Anpassung<br />
<strong>und</strong> Reformen auf. Durch das<br />
jetzt unterzeichnete Abkommen zur<br />
Trans Adriatica Pipeline (TAP) wird<br />
Griechenland auf die Weltkarte der<br />
Energietransporte gesetzt. Damit wird<br />
Energie der Mittelpunkt <strong>und</strong> Schwerpunkt<br />
für Investitionen werden. Griechenland<br />
hat große Fortschritte in die<br />
Zukunft gemacht - es sieht das Licht<br />
am Ende <strong>des</strong> Tunnels. Karaoglou: „Das<br />
Ende ist der Punkt, an dem wir starten!“<br />
Karin Maag, MdB, <strong>und</strong> Dr. Stefan<br />
Kaufmann, MdB <strong>und</strong> Vorsitzender der<br />
CDU Stuttgart, betonten beide die<br />
gleichberechtigte Partnerschaft zwischen<br />
Griechenland, der Wiege der<br />
europäischen Kultur, <strong>und</strong> Deutschland.<br />
Maag bat nochmals ausdrücklich<br />
darum, die angebotene Hilfe nicht als<br />
Besserwisserei abzutun, sondern sie<br />
anzunehmen. Kaufmann deutete das<br />
große Interesse der zahlreich anwesenden<br />
Deutschen <strong>und</strong> Griechen bei<br />
der Veranstaltung als schönes Zeichen<br />
eines harmonischen Miteinanders in<br />
Stuttgart.<br />
Anastasios Vassiliadis, AHEPA BW<br />
„Friedrich Schiller“, meinte in seinem<br />
Schlusswort: „Verständlicherweise<br />
schwindet in der Krise die Begeisterung<br />
für die europäische Idee - aber<br />
wir Griechen sind <strong>und</strong> bleiben europaorientiert.<br />
Wir werden es schaffen!<br />
Ute Dick, Pressesprecherin<br />
der MIT Stuttgart<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 21
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Calw/Freudenstadt:<br />
Bun<strong>des</strong>finanzminister<br />
Wolfgang Schäuble zu Gast<br />
Vor r<strong>und</strong> 500 Besuchern sprach Bun<strong>des</strong>finanzminister Wolfgang Schäuble<br />
auf Einladung der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung (MIT) Calw-Freudenstadt, der<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer Nordschwarzwald <strong>und</strong> der Handwerkskammer<br />
Reutlingen im Autohaus Möhrle in Freudenstadt.<br />
ferhilfe zusammen. Man werde nächstes<br />
Jahr bei 7 Milliarden <strong>und</strong> im darauffolgenden<br />
Jahr bei 0 angelangt<br />
sein. Deutschland habe derzeit die<br />
niedrigste Arbeitslosenzahl <strong>und</strong> die<br />
höchste Zahl sozialversicherungspflichtiger<br />
Arbeitsverhältnisse seit der<br />
Wiedervereinigung. Jugendarbeitslosigkeit<br />
sei im Gegensatz zu anderen<br />
europäischen Ländern kein Thema.<br />
„Das Problem der Politik ist es, dass alles<br />
was man erreicht hat, was gut<br />
läuft, nicht mehr wichtig ist“, so Wolfgang<br />
Schäuble.<br />
Kein Land habe die Finanzkrise 2009<br />
so schnell überw<strong>und</strong>en wie Deutschland.<br />
Ohne die Vielfalt <strong>des</strong> Handwerks<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> wäre Deutschland<br />
nicht so erfolgreich. „Die Diversifizierung<br />
der Wirtschaftsstruktur ist<br />
eine der entscheidenden Voraussetzungen,<br />
warum wir besser <strong>und</strong> leistungsfähiger<br />
als andere sind.“ Ein<br />
weiterer Gr<strong>und</strong> sei eine gute Ausbilbergischen<br />
Handwerkstags, begrüßten<br />
den Minister, der dann in seinem<br />
gut einstündigen, engagierten Vortrag<br />
zu einer Fülle von Themen Stellung<br />
nahm. Zunächst hob er die wirtschaftlichen<br />
Erfolge hervor: Zu Beginn der<br />
Legislaturperiode lag die Nettoneuverschuldung<br />
bei 86 Milliarden Euro,<br />
so Schäuble. Dennoch sei es gelungen,<br />
die gesetzlich vorgeschriebene Schuldenbremse<br />
einzuhalten. Dass es dieses<br />
Jahr einen Anstieg um 8 Milliarden<br />
gegeben habe, hänge mit der Flutop-<br />
Den Besuch in Schäubles Nachbarwahlkreis<br />
hatte der parlamentarische<br />
Staatsekretär Hans-Joachim<br />
Fuchtel vermittelt. „Viele Mitglieder<br />
haben mich gebeten, Ihnen für<br />
Ihren enormen persönlichen Einsatz<br />
zu danken“, sagte Fuchtel, der auch<br />
den Landkreis Calw im Bun<strong>des</strong>tag vertritt.<br />
Burkhard Thost, Präsident der IHK<br />
Nordschwarzwald, <strong>und</strong> Joachim Möhrle,<br />
Präsident der Handwerkskammer<br />
Reutlingen <strong>und</strong> <strong>des</strong> baden-württem-<br />
22 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
dung der Arbeitnehmer. Man sei froh,<br />
dass man das duale Ausbildungssystem<br />
gegen „viele Spinnereien“ habe<br />
verteidigen können.<br />
Verlässlichkeit der öffentlichen<br />
Haushalte, ein leistungsfähiges Sozialsystem<br />
<strong>und</strong> Planbarkeit der Belastungen<br />
seien die Gr<strong>und</strong>lagen für nachhaltiges<br />
Wachstum, so der Minister. Die<br />
Politik könne wirtschaftliche Erfolge<br />
nicht schaffen, sie aber gleichwohl<br />
verhindern. Die Unternehmensbesteuerung<br />
sei derzeit so gestaltet,<br />
dass die Wirtschaft wettbewerbsfähig<br />
sei. Eine stärkere Besteuerung der Unternehmen<br />
würde das gute Wirtschaftsklima<br />
jedoch stören. Der Vermögensteuer<br />
erteilte er eine Absage.<br />
Führe man diese ein, käme man um eine<br />
Heranziehung der Betriebsvermögen<br />
aus verfassungsrechtlicher Sicht<br />
nicht herum. Die Folge wäre, dass Investitionswillige<br />
verprellt <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />
dadurch gefährdet würden.<br />
„Weil es im Zuge der Globalisierung<br />
nicht völlig unwichtig ist, dass wir Europäer<br />
wirtschaftlich relevant bleiben,<br />
dass wir einen großen Markt haben.“<br />
Wichtig sei auch der Euro als gemeinsame<br />
Währung. „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
sei der richtige Weg um die in Schwierigkeiten<br />
geratenen europäischen<br />
Staaten zu unterstützen. In Irland,<br />
Spanien <strong>und</strong> Portugal habe dies schon<br />
gut funktioniert. Griechenland<br />
bräuchte noch etwas mehr Zeit, sei<br />
aber auf dem richtigen Weg.<br />
„Die Bun<strong>des</strong>regierung aus der Koalition<br />
von CDU/CSU <strong>und</strong> den Liberalen<br />
ist nicht so beliebt wie wir selbst meinen,<br />
wir hätten es verdient,“ stellte<br />
Schäuble fest. Mit Blick auf die Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
am<br />
22. September <strong>und</strong> auf die Linke, die<br />
das Zünglein an der Waage sein werde,<br />
sagte er: „Wenn ich Sozialdemokrat<br />
wäre, würde ich die Chance, einen<br />
eigenen Kanzler zu wählen, auch nicht<br />
ausschlagen. Rot-Rot-Grün <strong>und</strong><br />
Schwarz-Gelb liegen in den Umfragen<br />
derzeit sehr eng beieinander. Wir müssen<br />
noch mal richtig Gas geben, ein<br />
halbes Prozent könnte entscheiden.“<br />
„Dieser Vortrag war ein Feuerwerk<br />
für den Mittelstand“, freute sich Ulrich<br />
Kallfass, der Vorsitzende der MIT<br />
Calw-Freudenstadt, <strong>und</strong> bedankte sich<br />
bei Schäuble für seinen spannenden<br />
Vortrag. Kallfass hoffe, dass Wolfgang<br />
Schäuble nach der Wahl wieder Bun<strong>des</strong>finanzminister<br />
werde. „Wir brauchen<br />
Sie“, appellierte er an den Minister.<br />
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Zollernalb:<br />
Betriebsbesichtigung bei Schotter Teufel<br />
Innovation in Schotter, Asphalt <strong>und</strong> Holzschnitzel<br />
Unsere Mitglieder sollen sich jeden Monat mit einem Thema von Interesse<br />
befassen. Soziale Marktwirtschaft, Baurecht, Verwaltungsaufwand in einer<br />
mittelständischen Firma oder eine interessante Betriebsbesichtigung gibt<br />
den Mitgliedern Gelegenheit, sich für die Arbeit anderer Mittelständler zu<br />
informieren. Am 24. Juni hat uns die Firma Schotter Teufel in Straßberg eingeladen<br />
<strong>und</strong> Gerhard Teufel, Seniorchef von Schotter Teufel begrüßte uns<br />
zusammen mit seinen leitenden Mitarbeitern, die alle zur Familie Teufel<br />
gehören.<br />
ton für die Bauwirtschaft hergestellt,<br />
Terrazzo-Sande für die Putzindustrie<br />
gebrannt, Material von Straßen- <strong>und</strong><br />
Tiefbauabbrüchen deponiert <strong>und</strong> zur<br />
Wiederverwertung oder zum Auffüllmaterial<br />
der Deponie aufbereitet.<br />
Die K<strong>und</strong>en machten bisher mit<br />
Schotter Teufel gute Erfahrungen. Sie<br />
vertrauen der Firma weiterhin beim<br />
Bau von Waldwegen, der mit zu den<br />
ursprünglichen <strong>und</strong> bis heute wichtibrechanlage<br />
kaufte, um die größeren<br />
Brocken seines privaten Steinbruchs<br />
bequemer zerkleinern zu können, das<br />
war 1927, ahnte er nicht, wie sich sein<br />
Nebenerwerbsbetrieb zum leistungsfähigsten<br />
Schotterwerk Schotter Teufel<br />
in der Region entwickeln würde.<br />
Dieser ungewöhnliche <strong>und</strong> dennoch<br />
typische Lebenslauf hat die Mittelständler<br />
der Zollernalb interessiert.<br />
Oft kommen sie auf dem Weg zum Bo-<br />
Dass ein Dorfschmiedemeister<br />
seine Idee zur Mission macht<br />
<strong>und</strong> Schritt für Schritt plant, verwirklicht<br />
<strong>und</strong> alle Widerstände überwindet<br />
bis er Schotter zu „Schotter“, machen,<br />
also Geld verdienen kann, hat die 17<br />
Mittelständler lebhaft an ihre eigene<br />
Gründerzeit erinnert. Als vor über 86<br />
Jahren Heinrich Teufel - Dorfschmiedemeister<br />
im damals hohenzollerischen<br />
Straßberg - eine fahrbare Steindensee<br />
am Steinbruch zwischen Ebingen<br />
<strong>und</strong> Straßberg vorbei. Sie sehen<br />
die gewaltigen Gebäude im Vorfeld<br />
<strong>und</strong> dahinter über die Wipfel <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong><br />
herausschauend den oberen Teil<br />
<strong>des</strong> Steinbruchs, der sich geschickt<br />
hinter dem bewaldeten Hang versteckt.<br />
Dort wird Schotter abgebaut <strong>und</strong> in<br />
alle Größen zerkleinert, Transportbe-<br />
24 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
gen Geschäftszweigen gehört, beim Abbruch von Großbauwerken,<br />
die bun<strong>des</strong>weit ausgeführt werden, beim Straßenbau,<br />
der dem Asphaltmischwerk AZA abgefräste Straßendecken<br />
wieder aufbereitet <strong>und</strong> in die Straßendecken einarbeitet,<br />
bei der zuverlässigen Lieferung von Holzschnitzeln<br />
für Heizungsgroßanlagen durch die Bio Energie Zollernalb-<br />
BEZ <strong>und</strong> nicht zuletzt beim Gestalten von Außenanlagen,<br />
in g roße r A u s w a h l<br />
a u s frisc h g esc h rotetem K orn<br />
<br />
<br />
Zertifizierter Betrieb für ökologisch erzeugte Lebensmittel<br />
in Ludwigsburg, Leonberg, Sindelfingen <strong>und</strong> Umgebung<br />
www.troelsch.de<br />
begonnen beim Hausgarten bis zur Rekultivierung von aufgegebenen<br />
Brachflächen, Steinbrüchen <strong>und</strong> Sandgruben.<br />
Eine beachtliche LKW-Flotte <strong>und</strong> ein großer Maschinenpark<br />
schließen die Logistikkette <strong>des</strong> Unternehmens zwischen<br />
den K<strong>und</strong>en mehreren <strong>und</strong> Standorten. Denn ein weiteres<br />
Werk im nahen Donautal bei Thiergarten <strong>und</strong> eine Sandgrube<br />
in Ursendorf sichern Rohstoffe <strong>und</strong> ermöglichen eine<br />
flächendeckende Logistik zum Vorteil der K<strong>und</strong>en.<br />
Die Führung durch das Betriebsgelände weckte in so man-<br />
chem Mittelständler die Erinnerung an seine eigene Gründerzeit,<br />
die ihm, wie bei Heinrich Teufel, Fleiß <strong>und</strong> Ausdauer,<br />
oftmals bitteren Verzicht abverlangt hat, ihn aber immer<br />
mit Optimismus in die Zukunft blicken ließ. Nach dem kalten<br />
„Hochsommerabend“ im Steinbruch konnten wir uns<br />
bei Speise <strong>und</strong> Trank im Bräustüble in Ebingen wieder aufwärmen.<br />
An die Familie Teufel geht unser herzlicher Dank. Vater,<br />
Tochter, Sohn <strong>und</strong> Schwiegersohn haben uns an wilden Abhängen<br />
vorbei <strong>und</strong> wohlbehalten zur Gaststätte geführt.<br />
Die Fotogalerie in unserer homepage „mit-zollernalb“<br />
zeigt das Interesse von Alt <strong>und</strong> Jung.<br />
gwm<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 25
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Freiburg:<br />
Martin Braun neuer<br />
Kreisvorsitzender<br />
Bei der Mitgliederversammlung<br />
<strong>des</strong> MIT Kreisverban<strong>des</strong><br />
Freiburg wurde<br />
der 41jährige Martin Braun<br />
zum neuen Vorsitzenden<br />
gewählt. Er folgt auf den<br />
scheidenden Franz Ritter,<br />
der nicht mehr zur Wahl<br />
<strong>des</strong> Vorsitzenden antrat.<br />
Ruth Baumann (stellv. Vorsitzende), Dr. Rudolf Luhr (Schriftführer),<br />
Brigitta Luhr (stellv. Vorsitzende), Martin Braun (Vorsitzender).<br />
Braun ist Vorsitzender<br />
<strong>des</strong> CDU Ortsverban<strong>des</strong><br />
Vauban, Pro SCF <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />
Zukunftsenergie e.V. Er möchte in seiner Amtszeit neben<br />
den von Franz Ritter angestoßenen Projekten weitere Impulse<br />
setzen. Aktuelle Fragestellungen der kleinen <strong>und</strong><br />
mittleren Unternehmen in Freiburg sollen thematisiert werden.<br />
Hierbei geht es u.a. darum, Arbeitsplätze <strong>und</strong> Betriebsstätten<br />
(v.a. im handwerklichen Bereich/ dem produzierenden<br />
Gewerbe) in der Stadt zu sichern <strong>und</strong> die geplante Gewerbesteuererhöhung<br />
sowie die Bettensteuer zu diskutieren.<br />
Außerdem steht die Ansprache <strong>und</strong> Gewinnung neuer<br />
Mitglieder auf dem Programm, um eine noch stärkere Verzahnung<br />
der Freiburger Wirtschaft zu erreichen.<br />
In den Stellvertreterpositionen wurden Ruth Baumann<br />
<strong>und</strong> Brigitta Luhr bestätigt. Ebenfalls im Amt geblieben sind<br />
Erhard Kollinger (Schatzmeister), Dr. Rudolf Luhr (Schriftführer)<br />
<strong>und</strong> Herbert Tombreul sowie Joachim Ullrich als<br />
Kassenprüfer. Als Beisitzer komplettieren den Vorstand Mathias<br />
Biesel, Dr. Klaus Eschenburg, Claudia Faber, Rolf Grohmann,<br />
Hanspeter Gronewald, Dr. Rainer Hemann, Wolfgang<br />
Lorenz, Erik Pauly, Franz Ritter, Gerd Schaller <strong>und</strong> Peter<br />
Tremmel.
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Enzkreis/Pforzheim:<br />
Gemeinsam mit Junger Union<br />
Amazon Logistikzentrum Pforzheim besucht<br />
Die Junge Union <strong>und</strong> die <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />
Enzkreis/Pforzheim haben gemeinsam das neue Amazon Logistikzentrum in<br />
Pforzheim besucht.<br />
Zunächst stellte der Standortleiter<br />
Alexander Bruggner das Unternehmen<br />
vor. Amazon wurde Anfang<br />
der 90er-Jahre von Jeff Bezos gegründet.<br />
Der Firmenhauptsitz befindet<br />
sich in Seattle.<br />
Daneben gibt es Standorte u.a. in<br />
UK, Deutschland, Frankreich. Amazon<br />
beschäftigt weltweit über 90.000 Mitarbeiter.<br />
Der Einstiegsst<strong>und</strong>enlohn bei<br />
Amazon Pforzheim beträgt 9,65 Euro,<br />
wobei nach einem Jahr automatisch<br />
der St<strong>und</strong>enlohn auf 11,13 Euro angehoben<br />
wird.<br />
Darüber hinaus erhalten alle Logistikmitarbeiter<br />
zusätzlich zum Gr<strong>und</strong>gehalt<br />
einen Bonus sowie nach zwei<br />
Jahren garantierte Aktienanteile,<br />
durch die sich die Bezüge in den letzten<br />
fünf Jahren um durchschnittlich 8<br />
Prozent erhöhten.<br />
Das Logistikzentrum Pforzheim ist<br />
auf die Auslieferung größerer Waren<br />
spezialisiert.<br />
Mittelfristig ist geplant, in Pforzheim<br />
über 1.000 festangestellte <strong>und</strong> bis zu<br />
2.000 saisonale Arbeitskräfte zu beschäftigen.<br />
Aktuell arbeiten in Pforzheim bereits<br />
ca. 700 Mitarbeiter mit einem unbefristeten<br />
Arbeitsvertrag.<br />
Anschließend wurden die Besucher<br />
noch durch die Hallen <strong>des</strong> Unternehmens<br />
geführt <strong>und</strong> konnten an den einzelnen<br />
Arbeitsplätzen die Arbeitsvorgänge<br />
beobachten.<br />
Zum Schluss dankten JU <strong>und</strong> MIT<br />
dem Unternehmen für die Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />
<strong>und</strong> die perfekte Organisation<br />
der Veranstaltung.
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Enzkreis/Pforzheim:<br />
3. MIT After Business Talk mit Gunther Krichbaum MdB<br />
Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik –<br />
ein Standortfaktor in Deutschland ?<br />
Zum 3. After Business Talk der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der<br />
CDU Enzkreis/Pforzheim (MIT), diesmal mit Gunther Krichbaum MdB, trafen<br />
sich zahlreiche Mitglieder <strong>und</strong> Interessierte im Hotel Hasenmayer-<br />
Pforzheim. Der in regelmäßigen Abständen stattfindende After Business<br />
Talk ist eine feste Einrichtung, bei der Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik<br />
oder Mittelständler aus den eigenen Reihen hochinteressante Referate<br />
halten <strong>und</strong> eine engagierte Diskussion auslösen.<br />
gen!“, so Krichbaum. Einige Länder haben<br />
die dringend notwendigen Reformen<br />
<strong>und</strong> Strukturumbauten gar nicht<br />
oder nur teilweise realisieren können.<br />
Somit sieht die aktuelle Wirtschaftslage<br />
in Deutschland im Vergleich zu allen<br />
anderen Ländern wesentlich besser<br />
aus. Sozialer Frieden <strong>und</strong> gute<br />
Fachkräfte sind einige wichtige Standortfaktoren<br />
für Deutschland, wobei<br />
man sich auch zukünftig der Problematik<br />
<strong>des</strong> zunehmenden Fachkräftemangels<br />
nicht verschließen darf.<br />
Wachstum geht verloren, wenn Unter-<br />
Nach der thematischen Einführung<br />
zu einigen wichtigen<br />
Wirtschaftsfaktoren in Deutschland<br />
durch den Vorsitzenden Dr. Jochen<br />
Birkle sahen alle Gäste mit Spannung<br />
dem engagierten Referat von Gunther<br />
Krichbaum entgegen.<br />
In einem kurzen Rückblick auf die Finanzkrise<br />
strich Krichbaum die erfolgreiche<br />
Entwicklung Deutschlands heraus.<br />
Angela Merkel hatte sich zum Ziel<br />
gesetzt, unser Land besser aus der Krise<br />
herauszuführen, als es in die Krise<br />
hineingegangen war. „Das ist gelunnehmen<br />
Aufträge mangels Fachkräfte<br />
ablehnen müssen. Das erfolgreiche<br />
Modell der dualen Ausbildung ist eine<br />
wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg der deutschen<br />
Wirtschaft, wie auch vernünftige Tarifabschlüsse.<br />
Beleuchte man beispielsweise<br />
die Personalkosten der Automobilbranche<br />
in Frankreich, so stellt sich<br />
die Frage: Ist teurer auch besser? Zur<br />
Beseitigung bzw. dem Abbau wirtschaftlicher<br />
Ungleichgewichte in Europa<br />
existieren zur dualen Ausbildung<br />
diverse Pilotprojekte der Außenhandelskommission<br />
in den europäischen<br />
Ländern - allein zur Bekämpfung der<br />
hohen Jugendarbeitslosigkeit wurden<br />
6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.<br />
„Mit Blick auf die USA <strong>und</strong> China<br />
dürfen wir uns nicht ausruhen – internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
heißt das Ziel“, so Krichbaum. Auch in<br />
28 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
unserer Region darf die Vielzahl der Hidden-Champions nicht verkannt<br />
werden. Angewiesen auf Innovation im weltweiten Wettbewerb wurden<br />
in den letzten vier Jahren allein für Unternehmen in unserer Region Fördermittel<br />
von r<strong>und</strong> 14 Mio. Euro für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung bereitgestellt.<br />
Eines ist sicher: Im Zeitalter der fortschreitenden Globalisierung<br />
dürfen wir unsere Konkurrenzfähigkeit auf den internationalen Märkten<br />
nicht verlieren <strong>und</strong> müssen Deutschland auch in weltwirtschaftlich unsicheren<br />
Zeiten als attraktiven Unternehmensstandort weiterentwickeln.<br />
Besonders stehen hier der Mittelstand <strong>und</strong> die familiengeführten Unternehmen<br />
im Mittelpunkt. Ein großes Augenmerk liegt in der aktuellen Diskussion<br />
der Steuerpolitik. Unser Mittelstand braucht Verlässlichkeit <strong>und</strong><br />
keine Steuererhöhungen, wie von Rot-Grün beabsichtigt. Trotz voller<br />
Renten- <strong>und</strong> Krankenkassen, trotz geringer Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> gesicherter<br />
Sozialsysteme bedeute dies Substanzbesteuerung. Vor allem eine<br />
neue Vermögenssteuer würde gerade<br />
die Familienunternehmen treffen. Für<br />
Krichbaum gilt: „Ein Staat muss auch<br />
lernen, mit dem auszukommen, was er<br />
hat“. Dass die Schuldenbremse <strong>des</strong><br />
Gr<strong>und</strong>gesetzes sogar 3 Jahre früher als<br />
verfassungsrechtlich vorgeschrieben<br />
eingehalten wurde, ist ein Beweis für<br />
eine ausgewogene Steuerpolitik <strong>und</strong><br />
nur gerecht für die uns folgende Generation<br />
unserer Kinder. Für die nächste<br />
Legislaturperiode wünscht sich<br />
Krichbaum die Aufhebung der Blockaden<br />
seitens <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats, beispielsweise<br />
zur energetischen Gebäu<strong>des</strong>anierung,<br />
zu kürzeren Aufbewahrungsfristen<br />
von Betriebsunterlagen,<br />
bei der Abmilderung der kalten Progression<br />
<strong>und</strong> dem Steuerabkommen<br />
mit der Schweiz.<br />
Zu seinen erklärten Zielen zählt u.a. die weitere<br />
Entlastung von Familien <strong>und</strong> die Fortsetzung<br />
der Haushaltskonsolidierung.<br />
Wirtschaftliche Stabilität, Wachstum <strong>und</strong><br />
stabile Finanzen machen ein starkes Europa<br />
aus. „Wir haben nur das eine Europa <strong>und</strong> dürfen<br />
uns mit Blick auf die Globalisierung nicht<br />
ausruhen“, betonte Krichbaum abschließend.<br />
An die vielseitigen Ausführungen von<br />
Gunther Krichbaum schloss sich eine sehr<br />
lebhafte <strong>und</strong> umfangreiche Diskussion an.<br />
In seinem Schlusswort dankte der Kreisvorsitzende<br />
der MIT Enzkreis/Pforzheim, Dr.<br />
Birkle, dem Referenten für seine klaren Worte<br />
<strong>und</strong> unterstrich die wichtige Bedeutung<br />
guter Rahmenbedingungen der Wirtschaftspolitik<br />
für den Mittelstand.<br />
AW<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 29
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Esslingen:<br />
Gunter Barner zu Gast<br />
Am Sonntag, 7. Juli 2013, traf sich bei schönem Wetter<br />
eine Gruppe sportbegeisterter Mit’ler in Erkenbrechtsweiler<br />
auf dem Burrenhof bei der Fußball- Ikone der<br />
50er Jahre Erwin Waldner zum Frühschoppen mit Gunter<br />
Barner, dem Leiter der Sportredaktion der Stuttgarter<br />
Nachrichten <strong>und</strong> von Stuttgart Aktuell, zum<br />
Thema: Quo vadis VfB ? „Fußball als Förderer <strong>und</strong> Wegweiser“.<br />
Der Vorsitzende <strong>des</strong> MIT- Gebietsverban<strong>des</strong> Kirchheim<br />
<strong>und</strong> stellv. MIT Kreisvorsitzende Franz Pfeffer<br />
machte nach seiner Begrüßung der Gäste keinen Hehl<br />
daraus, dass er bekennender Bayern Fan ist, aus seiner<br />
Biographie heraus, aber auch bekennender Schwabe. Somit<br />
liegt ihm natürlich der VfB mit am Herzen. Erörtert<br />
wurde die Frage: Was machen die Bayern richtig, was<br />
läuft beim VfB so nicht?<br />
V.l.n.r.: Andreas Waldner, Sohn v. Erwin Waldner, Franz Pfeffer<br />
stellv. MIT Kreisvorsitzender Esslingen, Gunter Barner Leiter<br />
der Sportredaktion der Stuttgarter Nachrichten u.v. Stuttgart<br />
Aktuell.<br />
Herr Barner referierte ausführlich über Fußball <strong>und</strong> die<br />
Werte <strong>und</strong> Wirtschaftsfaktoren in der Gesellschaft. Wohin<br />
geht die Entwicklung <strong>des</strong> VfB <strong>und</strong> wo liegen die Chancen,<br />
wo sind die Risiken. Ein höchst brisantes Thema.<br />
Nach seinen Ausführungen <strong>und</strong> anschließender Diskussion,<br />
mussten die Diskussionsteilnehmer erkennen, dass<br />
bei näherer Betrachtung in das Vereinsleben <strong>des</strong> VfB<br />
Stuttgart alles nicht so ganz einfach ist. Die Kenner <strong>des</strong><br />
Fußballgeschäfts hoben hervor, dass junge Spielertalente<br />
aus dem Leistungszentrum oftmals zu lange auf der Bank<br />
sitzen <strong>und</strong> auf ihren Einsatz warten müssen <strong>und</strong> nach guter<br />
Ausbildung, wenn sich die Gelegenheit für sie ergibt,<br />
den Verein verlassen.<br />
Abschließend, so Gunter Barner, sei es sehr wichtig, junge<br />
<strong>und</strong> leistungsbereite Menschen zu fördern <strong>und</strong> sie in<br />
ihrer Entwicklung zu einem eigenen Profil zu unterstützen.<br />
Wünschen wir dem neuen Team <strong>des</strong> VfB Stuttgart für<br />
die kommende Saison 2013/2014 viel Erfolg, der Vereinsführung<br />
eine glückliche Hand <strong>und</strong> den VfB-Fans gute<br />
Spiele.
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Göppingen:<br />
Lehnt verpflichtende<br />
Frauenquote für Mittelstand ab<br />
Die <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der<br />
CDU Göppingen wendet sich entschieden gegen die<br />
Pläne <strong>des</strong> Europaparlaments, Mittelständlern künftig<br />
eine verpflichtende Frauenquote vorzuschreiben.<br />
„Die MIT Göppingen fordert die Europaabgeordneten<br />
der Region Dr. Inge Gräßle <strong>und</strong> Rainer Wieland auf, die<br />
geplante Ausweitung der Frauenquote auf den Mittelstand<br />
abzulehnen“, sagt Eduard Freiheit, Vorsitzender<br />
der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der<br />
CDU Göppingen (MIT).<br />
Eine gesetzlich verbindliche Frauenquote<br />
greife massiv in die Vertragsfreiheit<br />
sowie das Eigentumsrecht<br />
der Unternehmen ein. Unternehmerische<br />
Personalpolitik gehört<br />
aus Sicht der MIT Göppingen nicht zu<br />
den Aufgaben der Politik, sondern ist<br />
wesentlicher Bestandteil der Unternehmerfreiheit.<br />
Zudem würde eine<br />
verpflichtende Quote bestehende<br />
strukturelle Differenzen missachten:<br />
„Je nach Branche <strong>und</strong> Größe gibt es<br />
deutliche Unterschiede in den Unternehmenskulturen.<br />
Die unterschiedli-<br />
chen Branchen mit ihrer jeweiligen<br />
Personalstruktur dürfen nicht über einen<br />
Kamm geschoren werden“, appelliert<br />
Freiheit.<br />
Die MIT Göppingen unterstützt<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich die Forderung nach<br />
mehr Teilhabe von Frauen in<br />
Führungspositionen, lehnt gesetzliche<br />
Vorgaben jedoch entschieden ab.<br />
„Verantwortung darf aber nicht durch<br />
Gesetze erzwungen werden. In erster<br />
Linie muss die Qualifikation entscheiden.<br />
Eine feste Quote hat mit der Qualifikation<br />
<strong>und</strong> dem Leistungsprinzip<br />
nichts mehr zu tun“, sagt Freiheit.<br />
Statt Quoten vorzugeben sei es die<br />
Pflicht der Politik, zusammen mit den<br />
Unternehmen die notwendigen Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, dass<br />
mehr Frauen Führungsaufgaben in der<br />
Wirtschaft übernehmen. „Es müssen<br />
beispielsweise verstärkt Maßnahmen<br />
zur besseren Vereinbarkeit von Beruf<br />
<strong>und</strong> Familie ergriffen werden. Dies wäre<br />
ein wesentlich wirksamerer Beitrag<br />
im Interesse der beruflichen Aufstiegschancen<br />
von Frauen“, unterstreicht<br />
Freiheit.<br />
Hintergr<strong>und</strong>:<br />
Das Europaparlament plant, die vorgesehene<br />
EU-weite Frauenquote für<br />
Unternehmen auch auf mittelständische<br />
Betriebe auszuweiten. Dies geht<br />
aus einem Bericht hervor, der im<br />
Rechts- <strong>und</strong> dem Frauenrechteausschuss<br />
<strong>des</strong> EU-Parlaments vorgestellt<br />
wurde.<br />
Dieser sieht eine Verschärfung der<br />
entsprechenden Pläne von EU-Justizkommissarin<br />
Viviane Reding vor, die<br />
kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen explizit<br />
von einer Frauenquotenregelung<br />
ausgenommen hatte.<br />
G.Scheffold
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Karlsruhe-Stadt:<br />
Besuch bei CARL SPAETER Stahlhandel GmbH<br />
Unser MIT-Betriebsbesuch im März bei der Firma CARL SPAETER Stahlhandel<br />
GmbH im Rheinhafen verlief sehr erfolgreich. Wir haben ein Unternehmen<br />
kennengelernt, das nicht nur sehr tradiert ist <strong>und</strong> bun<strong>des</strong>weit ca. 1.800<br />
Mitarbeiter/innen beschäftigt, sondern das als Familienunternehmen auch<br />
sehr erfolgreich in einem schwierigen Stahlmarkt als Händler <strong>und</strong> Dienstleister<br />
global agiert.<br />
Mit Sorge allerdings wurde hier<br />
der Blick auf die sog. „Energiewende“<br />
gerichtet, die dazu führen<br />
würde, dass Stahl „Made in Germany“<br />
in einigen Jahren der Vergangenheit<br />
angehören würde.<br />
Stahlhandel GmbH nicht nehmen,<br />
Butterbretzel als kleinen Willkommensgruß<br />
vorzubereiten. Die MIT-ler<br />
nahmen sie gerne an.<br />
Mitarbeiter müssen „Eskimos“<br />
aber auch „Südsee-Insulaner“ sein<br />
Genauso spannend wie die Rahmenbedingungen<br />
<strong>des</strong> globalen Stahlhandels,<br />
die uns Geschäftsführer Hanns<br />
Heidberg schilderte, verlief auch der<br />
Besuch im Betrieb, sprich den Fertigungs-<br />
<strong>und</strong> Logistik-Hallen. Vor einigen<br />
Jahren habe Stahlproduktion <strong>und</strong><br />
Stahlhandel einen Hype erlebt. Derzeit<br />
müsse man hingegen mit sinkender<br />
Nachfrage zurecht kommen, denn<br />
die Schulden- <strong>und</strong> Finanzkrise im Euro-Raum<br />
habe auch diesem Wirtschaftszweig<br />
schwer zugesetzt. Gerade<br />
die Nachfrage aus europäischen<br />
Ländern sei rapide gesunken <strong>und</strong> könne<br />
kaum durch globale Märkte aufge-<br />
„Staatsempfang“<br />
bei CARL SPAETER<br />
Etwas scherzhaft wurden die 35 Mittelständler/innen<br />
zum „Staatsempfang<br />
bei CARL SPAETER“ eingeladen.<br />
Längst hat es die R<strong>und</strong>e gemacht, dass<br />
zu offiziellen Anlässen im Rathaus<br />
oder auch in der Villa Reitzenstein<br />
Butterbretzel gereicht würden. Ansonsten<br />
aber müsse mit „trockenen<br />
Bretzeln“ vorliebgenommen werden.<br />
Also ließ es sich die CARL SPAETER<br />
V. l.: Johanna Wick, Gregor Wick, Katrin Schütz MdL, Hanns Heidberg, GF SPAETER,<br />
Simone Brunner <strong>und</strong> Frank M. Allies an der Anlegestelle im Rheinhafen.<br />
32 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
fangen werden. Zudem gäbe es eine<br />
Überproduktion an Stahl. Die CARL<br />
SPAETER GmbH habe sich <strong>des</strong>halb von<br />
einem reinen Stahlhändler zu einem<br />
Stahldienstleister in seinen 17 Standorten<br />
weiter entwickelt, so Hanns<br />
Heidberg. Im Sommer wären die Temperaturen<br />
in den Hallen sehr warm, im<br />
Winter hingegen würde es sehr kühl in<br />
den Hallen werden. Das läge vor allem<br />
daran, dass der Stahl die Jahreszeitentemperaturen<br />
annehme <strong>und</strong> abstrahle.<br />
Mitarbeiter müssten also „Eskimos“<br />
aber auch gleichzeitig „Südsee-Insulaner“<br />
sein.<br />
Werkstransporte ökologischer<br />
gestalten - etwas weniger Bürokratie<br />
Einen kleinen Vorwurf gab es an die<br />
Politik. Werkstransporte hätten oft<br />
Leerfahrten zu bestreiten, obwohl<br />
transportierfähiges Material vorhanden<br />
wäre. So dürfe ein Werks-LKW keine<br />
Fracht aufnehmen, die etwa am<br />
Zielort seines Transportes mitgenommen<br />
werden könnte. „Rede man von<br />
Ökologie, dann müsse man auch die<br />
Leerfahrten ins Auge fassen“, so die<br />
Unternehmensleitung. Man wolle damit<br />
nicht in den Wettbewerb mit Spediteuren<br />
treten, sondern klug die Umwelt<br />
<strong>und</strong> Ressourcen schonen. Auch<br />
bei der Verwaltung wünschte man<br />
sich etwas mehr Praxisnähe. So habe<br />
eine Anlegestelle im Rheinhafen<br />
konstruiert werden müssen, die aufgr<strong>und</strong><br />
von Vorgaben der Verwaltung<br />
völlig überdimensioniert sei, was zu<br />
einer Verdopplung der Kosten geführt<br />
habe.<br />
Gregor Wick, Vorsitzender der<br />
<strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung<br />
(MIT) blieb die Aufgabe, sich<br />
bei den Gastgebern sehr herzlich zu<br />
bedanken. Man habe bei CARL SPA-<br />
ETER trotz der Betriebsgröße „Mittelstand<br />
pur“ erlebt <strong>und</strong> von einer<br />
Mitarbeiterbezogenheit gehört, die<br />
von großer sozialer <strong>und</strong> ethischer<br />
Verantwortung zeugt.<br />
Marco Mossa, Pressewart<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 33
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Karlsruhe-Stadt:<br />
Energiewende:<br />
Ehrliche Debatte gefordert<br />
Vortragsabend mit Hildegard Müller, HGF <strong>des</strong> BDEW<br />
Die Energiewende in Deutschland werde mit verschiedenen Zielen verfolgt,<br />
so Hildegard Müller, Hauptgeschäftsführerin <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> der<br />
Deutschen Energie- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (BDEM, Berlin, bei ihrem Vortrag<br />
vor der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung (MIT) im Kühlen Krug mit 80 Teilnehmern.<br />
So ginge es den einen um die „Demokratisierung<br />
der Energiewirtschaft“,<br />
andere wollten „das Klima retten“<br />
<strong>und</strong> dritten ginge es darum, „die<br />
Macht der großen Unternehmen zu<br />
brechen“. Und in der Tat schlügen bei<br />
vielen Unternehmen aber auch beim<br />
Handwerk zwei Herzen in einer Brust,<br />
so Hildegard Müller. Für den Stahlkonzern<br />
verteuere sich zwar der Strom<br />
stetig, aber gleichzeitig würde der<br />
Stahl zum Bau von Windanlagen<br />
benötigt, also fände sich hier ein Absatzmarkt.<br />
Müller forderte eine Rollenfestlegung,<br />
die Rechte <strong>und</strong> Pflichten bei<br />
EEG vorsieht. Das Recht, Energie einspeisen<br />
zu dürfen <strong>und</strong> EEG-Umlagen<br />
zu kassieren müsse auch mit Pflichten<br />
verb<strong>und</strong>en werden. Man müsse bei<br />
der Energiewende ein Zeitfenster von<br />
40 Jahren vor Augen haben. Deshalb<br />
sollte nicht anfangs überhastet die Infrastruktur<br />
ausgebaut werden, sondern<br />
im Einklang mit dem technologischen<br />
Fortschritt. Eine ehrliche Debatte<br />
sei nötig, frei von Ideologie <strong>und</strong> Zukunftsangst.<br />
Nicht jeder Forschungsansatz<br />
solle in Deutschland zerredet<br />
werden oder wie beim Fracking gar<br />
dämonisiert werden. Das Hydraulic<br />
Fracturing-Verfahren (Fracking) würde<br />
in Deutschland seit über 50 Jahren in<br />
der Erdgasförderung angewandt <strong>und</strong><br />
sei jetzt wegen einzelner Bilder aus<br />
den USA hierzulande in die Kritik geraten.<br />
Vor allem gehe es bei der Energiewende<br />
darum, einer schleichenden<br />
„Deindustrialisierung“ zu begegnen,<br />
die sich so vollziehe, dass Unternehmen<br />
in den Standort Deutschland weniger<br />
investierten. Wettbewerb <strong>und</strong><br />
Liberalisierung seien bei der Energiewende<br />
zu sehr ins Abseits geraten,<br />
worin Hildegard Müller u.a. auch die<br />
Probleme der Solarwirtschaft sieht.<br />
Problematisch sei auch die Haltung<br />
der 16 Bun<strong>des</strong>länder, die bei der Energiewende<br />
ebenfalls sehr eigene <strong>und</strong><br />
unterschiedliche Interessen verfolgten.<br />
Gregor Wick, Vorsitzender <strong>Mittelstands</strong>vereinigung<br />
(MIT), sprach die<br />
soziale Frage an, die mit steigenden<br />
Energiekosten auf die Bürger <strong>und</strong> Vor<br />
allem auf die Familien zukäme. Eine<br />
Verdoppelung oder Verdreifachung<br />
der Strom- oder Energiepreise<br />
sei für einen<br />
Durchschnittshaushalt<br />
nicht bezahlbar. Steuern<br />
<strong>und</strong> Abgaben auf den<br />
Energieverbrauch müssten<br />
<strong>des</strong>halb reduziert<br />
werden, zumal sie inzwischen<br />
über 51% <strong>des</strong> Preises<br />
ausmachten. Wick<br />
wünsche sich auch mehr<br />
Information als Emotion<br />
bei der Diskussion zur<br />
Energiewende <strong>und</strong><br />
mahnte die CDU, hier<br />
mehr Führungskraft zu<br />
beweisen, anstatt „Meinungen“<br />
hinterher zu<br />
laufen. Die lebhafte Debatte<br />
bei der MIT im<br />
Kühlen Krug zeigte, wie<br />
gut die Menschen inzwischen<br />
informiert seien<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong>halb die Energiewende<br />
klar kritischer betrachteten,<br />
so Wick.<br />
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Heidenheim:<br />
Thema Brenzbahn im Mittelpunkt<br />
Was sind die Vorteile <strong>und</strong> Risiken bei einem Ausbau der Brenzbahn? Und was<br />
sollte zuerst kommen: Regio S-Bahn, Zweigleisigkeit oder Elektrifizierung?<br />
Diese <strong>und</strong> weitere Fragen stellten sich Roderich Kiesewetter MdB, Georg<br />
Brunnhuber (Deutsche Bahn) sowie die CDU-Ortsverbände Sontheim, Niederstotzingen<br />
<strong>und</strong> Hermaringen auf Einladung der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung<br />
(MIT) in Sontheim.<br />
Zu Beginn wurde der Bahnhof in<br />
Sontheim/Brenz besichtigt - ein<br />
historischer Bahnhof, modern umgebaut<br />
<strong>und</strong> bahntechnisch auf dem neuesten<br />
Stand. Der Bahnhof hat zwei getrennte<br />
Bahnsteige zum komfortablen,<br />
höhengleichen Einstieg <strong>und</strong> eine<br />
Unterführung. Somit müssen die Gleise<br />
nicht mehr überquert werden.<br />
Georg Brunnhuber erläuterte, ab<br />
dauerhaft 1.000 Fahrgästen täglich sei<br />
eine barrierefreie Unterführung vor-<br />
gesehen, das heißt ein Fahrstuhl an<br />
der Unterführung. Aktuell liegt Sontheim<br />
mit etwa 900 noch knapp darunter.<br />
An anderen Bahnhöfen der Brenzbahn<br />
werde die barrierefreie Unterführung<br />
Schritt für Schritt umgesetzt,<br />
erklärte Brunnhuber.<br />
Lokaltermin: Die MIT diskutierte mit Roderich Kiesewetter MdB <strong>und</strong> Georg Brunnhuber<br />
über das Thema Brenzbahn. Zur Sprache kam auch eine Regio-S-Bahn nach Ulm.<br />
Fortgesetzt wurde die Diskussion im<br />
Biergarten <strong>des</strong> Gasthofs Moser gleich<br />
nebenan. Moniert werde der Wegfall<br />
der persönlichen Bedienung am Fahrkartenschalter,<br />
Mitglied Willy Hörger<br />
aus Sontheim sprach die schienengleichen<br />
Bahnübergänge an, die oft tagsüber<br />
geschlossen seien. Der Wunsch<br />
nach einer Unterführung betraf Sontheim,<br />
Niederstotzingen <strong>und</strong> Giengen<br />
an der Hermaringer Straße gleichermaßen.<br />
Georg Brunnhuber erklärte<br />
die Möglichkeiten, wie eine Unterführung<br />
der Straßen durchsetzbar ist,<br />
teilweise auch mit der Zusammenlegung<br />
mehrerer Übergänge zu einem.<br />
Dies sind jedoch aufwendige Vorhaben,<br />
die einen langen Atem erfordern.<br />
Jonas Schulz von der Jungen Union<br />
sprach die Einführung eines späten<br />
Zuges vor allem für Jugendliche <strong>und</strong><br />
späte Heimkehrer aus Ulm an.<br />
Besonderen Nutzen hat aus Sicht der<br />
Mitglieder eine Regio S-Bahn nach<br />
Ulm. Dies werde für alle Orte im unteren<br />
Brenztal erhebliche Vorteile für<br />
Einwohnerentwicklung <strong>und</strong> Gewerbe<br />
mit sich bringen, so MIT-Vorsitzender<br />
Michael Kolb. Außerdem sind wegen<br />
<strong>des</strong> ebenen Gelän<strong>des</strong> zwischen Sontheim<br />
<strong>und</strong> Ulm die Bedingungen für einen<br />
zweigleisigen Ausbau besonders<br />
gut.<br />
Eine Elektrifizierung der Strecke könne,<br />
so Georg Brunnhuber, in geringem<br />
Umfang zu mehr Güterverkehr führen,<br />
allerdings eher als Ausweichstrecke<br />
oder für einzelne Routen. Die Elektrifizierung<br />
hat jedoch auch Vorteile für<br />
leisere <strong>und</strong> sauberere Züge.<br />
Roderich Kiesewetter erk<strong>und</strong>igte<br />
sich, ob jemand mehr Befürchtungen<br />
für Nachteile als Vorteile durch einen<br />
Ausbau sieht. Dies war bei keinem der<br />
Anwesenden der Fall. Er werde sich<br />
daher intensiv für den Ausbau der<br />
Brenzbahn <strong>und</strong> deren Verknüpfung<br />
mit den Bahnen nach Norden <strong>und</strong> Süden<br />
einsetzen, erklärte der Bun<strong>des</strong>tagsabgeordnete.<br />
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Heidenheim:<br />
Jahresfahrt ins Emsland<br />
Die Jahresfahrt der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung (MIT) führte ins Emsland in<br />
NRW. Dort besuchte die MIT die Meyer-Werft in Papenburg sowie mittelständische<br />
Betriebe in Rhede <strong>und</strong> Umgebung.<br />
ches Joint-Venture aus einem Bauunternehmen<br />
sowie einer Reihe von<br />
Handwerkern, die dort gemeinsam ihr<br />
Leistungsspektrum präsentieren. Besonderes<br />
Augenmerk legte die MIT<br />
auf die Bedeutung der Emsland-Autobahn<br />
A 31 in dem ehemals strukturschwachen<br />
Gebiet. Ohne die A 31 wäre<br />
auch die Geschäftstätigkeit der<br />
Bäckerei Musswessels <strong>und</strong> <strong>des</strong> Ems-<br />
Dollart-Zentrum in diesem Umfang<br />
nicht möglich. Zu einem längeren Gespräch<br />
traf sich die MIT am Abend mit<br />
dem Bürgermeister der Gemeinde, in<br />
Die Bäckerei Musswessels in Rhede,<br />
einst eine eingesessene<br />
Dorfbäckerei, beliefert zwischenzeitlich<br />
75 Filialen im ganzen Emsland, Oldenburg<br />
<strong>und</strong> Ostfriesland. Ebenso in<br />
Rhede besuchte die MIT das Ems-<br />
Dollart-Zentrum, ein außergewöhnlider<br />
von 14 Gemeinderäten 13 der CDU<br />
angehören. Untergebracht war die<br />
MIT stilgerecht im Gasthof Vosse-<br />
Schepers in Rhede, einem typisch<br />
emsländischen Landgasthof, der seit<br />
mehreren Generationen als Familienbetrieb<br />
geführt wird. Der Hausherr ist<br />
MIT-Mitglied. „Ankertermin“ war die<br />
Besichtigung der Meyer-Werft in Papenburg,<br />
ein familiengeführter Betrieb<br />
mit 2.500 Mitarbeitern, bekannt<br />
für den Bau der modernsten Kreuzfahrtschiffe.<br />
Zurzeit im Bau ist die<br />
„Norwegian Getaway“ für 1.595 Besatzungsmitglieder<br />
<strong>und</strong> 4.000 Passagiere.<br />
Die Papenburger Meyer-Werft besitzt<br />
die größte Schiffsbauhalle der<br />
Welt mit einer Länge von 504m, einer<br />
Breite von 125m <strong>und</strong> einer Höhe von<br />
75m. Zum Vergleich: Die Heidenheimer<br />
Altstadt würde einmal ganz hinein<br />
passen.<br />
Michael Kolb<br />
Expansion: Die Bäckerei Musswessels in Rhede, einst eine eingesessene Dorfbäckerei,<br />
beliefert zwischenzeitlich 75 Filialen im ganzen Emsland, Oldenburg <strong>und</strong> Ostfriesland.<br />
36 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Ludwigsburg:<br />
Sparkassenpräsident<br />
Peter Schneider MdL zu Gast<br />
Stabilität <strong>des</strong> Euro als Thema<br />
Vor gut 60 interessierten Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger erläuterte Sparkassenpräsident<br />
Peter Schneider in Löchgau die Ursachen <strong>und</strong> Folgen der Staatsschuldenkrise.<br />
Auf Einladung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten Eberhard Gienger,<br />
der CDU Verbände Löchgau <strong>und</strong> Freudental sowie der <strong>Mittelstands</strong>vereinigung<br />
der CDU im Kreisverband Ludwigsburg ging Schneider auf das Thema<br />
„Stabilität <strong>des</strong> Euro“ ein.<br />
Deutlich machte Schneider die<br />
Ursachen der Euro-Krise klar. So<br />
ließen es viele Euro-Staaten von Anbeginn<br />
an der notwendigen Haushaltsdisziplin<br />
mangeln, wobei er nicht verschwieg,<br />
dass auch Deutschland die<br />
ersten fünf Jahre gegen den beschlossenen<br />
Wachstums- <strong>und</strong> Stabilitätspakt<br />
verstoßen habe.<br />
Im Gegensatz zu Ländern wie Italien,<br />
Spanien, Portugal oder Griechenland<br />
habe Deutschland jedoch in der Folge<br />
Disziplin bewiesen <strong>und</strong> sich dem<br />
Wettbewerb angepasst, während die<br />
anderen Staaten ihre Leistungsbilanzdefizite<br />
durch immer neue Schuldenaufnahmen<br />
ausgeglichen hätten.<br />
„Jetzt werde repariert, was jahrelang<br />
versäumt worden sei“, stellte Schneider<br />
fest.<br />
Einen großen Anteil daran, dass<br />
Deutschland im Gegensatz zu vielen<br />
europäischen Nachbarn<br />
trotz Krise so gut dasteht,<br />
sieht Schneider beim Mittelstand.<br />
Zwei Drittel aller<br />
Arbeitsplätze werden von<br />
kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen<br />
Unternehmen oder Selbstständigen<br />
gestellt. 80 Prozent<br />
aller Lehrlinge werden<br />
von ihnen ausgebildet.<br />
Der Mittelstand erwirtschaftet<br />
darüber hinaus<br />
mehr als die Hälfte <strong>des</strong><br />
Bruttosozialprodukts <strong>und</strong><br />
ist für 80 Prozent <strong>des</strong> gewerblichen<br />
Steueraufkommens<br />
verantwortlich.<br />
Schneider ist sich sicher:<br />
„Floriert der Mittelstand,<br />
brummt die Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> geht dem Land gut.“<br />
Aber auch die Besonnenheit<br />
der Sparerinnen <strong>und</strong><br />
Sparer lobte Schneider.<br />
„Niemand ist in Panik ausgebrochen<br />
<strong>und</strong> hat sein<br />
Geld bei den Banken abgehoben, das<br />
hat uns sehr geholfen“. Diesen Erfolg<br />
rechnet er Kanzlerin Merkel hoch an:<br />
„Mit ihrer unbegrenzten Bürgschaft<br />
für alle Spareinlagen in Deutschland<br />
hat die Kanzlerin den Menschen die<br />
Angst genommen, ihre Ersparnisse zu<br />
verlieren. Das hat<br />
unheimlich viel<br />
Vertrauen geschaffen“.<br />
Für Schneider<br />
wird die Stabilität<br />
<strong>des</strong> Euro im kommenden<br />
Bun<strong>des</strong>tagswahlkampf<br />
ein Hauptthema<br />
sein. Mit Vehemenz<br />
lehne er die<br />
sogenannten „Eurobonds“<br />
ab, dies<br />
bedeute eine Vergemeinschaftung<br />
der europäischen<br />
Schulden. Auch Gienger pflichtete<br />
ihm bei: „Das wird es mit der CDU<br />
nicht geben!“<br />
Die MIT Ludwigsburg ist ein Teil der<br />
bun<strong>des</strong>weiten politischen Organisation,<br />
die sich regelmäßig zu Meinungsaustausch,<br />
Diskussionen, Besichtigungen<br />
<strong>und</strong> Vortragsveranstaltungen<br />
trifft. Sie will den Mittelstand in der<br />
Region stärken, die Wirtschaftsförderung<br />
weiter verbessern <strong>und</strong> auch künftig<br />
bürokratische Hindernisse abbauen.<br />
Das Ziel ist, praxiserprobte Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Forderungen auf kommunaler<br />
<strong>und</strong> übergeordneter Ebene<br />
umzusetzten. Die <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong><br />
Wirtschaftsvereinigung von CDU <strong>und</strong><br />
CSU ist mit ca. 40.000 Mitgliedern<br />
<strong>und</strong> Sympathisanten der stärkste <strong>und</strong><br />
einflussreichste politische Verband im<br />
Bereich <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> in Deutschland.<br />
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
MIT Tübingen:<br />
Handel hat Zukunft – Plädoyer<br />
für inhabergeführte Geschäfte<br />
Über Herausforderungen für den inhabergeführten Einzelhandel im Internet-Zeitalter<br />
sprach der Rottenburger Unternehmer <strong>und</strong> HGV-Vertreter<br />
Dieter Zeiher bei der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung unlängst im<br />
Tübinger „Casino“.<br />
In ihrem Erscheinungsbild gleichten sich die Innenstädte<br />
bezüglich Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie durch die Ausbreitung<br />
von Filialketten wie Deichmann, Douglas oder Mc-<br />
Donalds einander immer mehr an, so Zeiher. Sie würden dadurch<br />
immer austauschbarer <strong>und</strong> verlören an Individualität.<br />
Deshalb sieht Zeiher, selbst Inhaber dreier Rottenburger<br />
Optikergeschäfte, es als Aufgabe der örtlichen Einzelhändler<br />
an, mit dem zu überzeugen, was ihre Stärken sind: Individualität<br />
<strong>und</strong> persönliche Ansprache der häufig langjährigen<br />
K<strong>und</strong>en. Nicht ohne Gr<strong>und</strong> besäßen die inhabergeführten<br />
Geschäfte, die ihre K<strong>und</strong>schaft noch mit Namen kennen,<br />
das Vertrauen ihrer K<strong>und</strong>en. Dies sei allerdings kein Anlass,<br />
sich zurückzulehnen. Der K<strong>und</strong>e müsse immer wieder aufs<br />
Neue „erobert“ werden. Insbesondere die Beratung müsse<br />
so gut sein, dass der K<strong>und</strong>e wisse,<br />
wofür er bezahle. „Nur im Zusammenschluss,<br />
zum Beispiel als HGV, können<br />
wir es in Zusammenarbeit mit der<br />
Stadt hinbekommen“, sagte Zeiher,<br />
der nicht nur Mitglied, sondern auch<br />
Sprecher für den Einzelhandelsbereich<br />
beim Rottenburger HGV ist.<br />
Der örtliche Einzelhandel ist aber<br />
auch auf die Sensibilität der Stadtverwaltung<br />
angewiesen, sagte Zeiher –<br />
etwa, wenn es darum geht, dass sich in<br />
Gewerbegebieten keine Geschäfte mit innenstadtrelevantem<br />
Sortiment ansiedeln. Anderenfalls würde die Stadt ausbluten.<br />
Der zweite direkte Gegner der örtlichen Einzelhändler, neben<br />
den Einzelhandelsketten, ist für Zeiher das Internet:<br />
„Nirgends herrscht eine solche Preistransparenz <strong>und</strong> Produktvielfalt<br />
wie im World Wide Web“. Allerdings seien K<strong>und</strong>en<br />
bei einer Vielzahl von Produkten darauf angewiesen,<br />
beraten zu werden, weil ohne eine gute Beratung eine richtige<br />
Kaufentscheidung gar nicht gefällt werden könne. Die<br />
gute Beratung aber sei eine Stärke vor allem der inhabergeführten<br />
Einzelhandelsgeschäfte.<br />
Zeihers Fazit: Der örtliche Einzelhandel hat eine Zukunft,<br />
muss sich aber stärker als bisher an den K<strong>und</strong>en orientieren.<br />
Dazu gehörten gut geschulte, motivierte Mitarbeiter ebenso<br />
wie am Bedarf der K<strong>und</strong>en ausgerichtete Sortimente –<br />
sowie ein besonderes Einkaufserlebnis: „Das kann das Internet<br />
nicht bieten, geschweige denn ein Kaufhaus oder Filialist“.<br />
Die <strong>Mittelstands</strong>vereinigung wählte außerhalb der öffentlichen<br />
Veranstaltung schließlich noch einen Teil ihres Kreisvorstan<strong>des</strong><br />
neu. Als MIT-Kreisvorsitzender wurde Jost Brimo,<br />
als stellvertretender Kreisvorsitzender Joachim Braun<br />
<strong>und</strong> als Schatzmeister Dr. Hans-Jürgen Hoheisel wieder gewählt.<br />
Gisela Raasch, die bereits bisher dem MIT-Kreisvorstand<br />
angehörte, wechselte in das Amt einer stellvertretenden<br />
Kreisvorsitzenden. Jost Brimo, MIT-Kreisvorsitzender<br />
38 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
Steinbeis-Transfer-Institut Stressmanagement,<br />
ganzheitliche Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Prävention<br />
Wie Arbeitnehmer im KMU<br />
ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> innovativ bleiben<br />
Zwischen 400 <strong>und</strong> 500 Euro kostet ein Krankheitstag<br />
im produzierenden Gewerbe inzwischen. Das ist viel<br />
Geld, insbesondere für kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />
mit bis zu 250 Mitarbeitern.<br />
War es früher meist eine Grippe<br />
oder ein verdorbener Magen,<br />
die die Mitarbeiter von der Arbeit<br />
fernbleiben ließ, sind es heute immer<br />
öfter Stress <strong>und</strong> psychische Erkrankungen.<br />
12 Prozent aller Fehlzeiten gehen<br />
darauf bereits zurück, Tendenz<br />
stark steigend. Die dadurch verursachten<br />
volkswirtschaftlichen Kosten<br />
Jeder achte Fehltag geht bereits auf<br />
psychische Erkrankungen zurück. Wie<br />
kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen gegensteuern<br />
können – <strong>und</strong> insbesondere<br />
ihre älteren Arbeitnehmer dabei<br />
fördern.<br />
liegen je nach<br />
Rechnung zwischen<br />
sieben<br />
<strong>und</strong> knapp 30<br />
Milliarden Euro.<br />
Und derartige<br />
Krankheiten<br />
sind äußerst<br />
langwierig. Im<br />
Schnitt fehlen<br />
die Erkrankten<br />
30 Tage.<br />
Das muss nicht sein: Je<strong>des</strong> Unternehmen<br />
kann hier gegensteuern. Das<br />
lohnt sich gerade für kleinere Unternehmen,<br />
die eigentlich weder Zeit<br />
noch Geld für eine intensive Personalarbeit<br />
haben. Insbesondere für diese<br />
„Jeder Euro, der in innovative <strong>und</strong><br />
nachhaltig präventive Maßnahmen investiert<br />
wird, zahlt sich bis zu sechzehnfach<br />
aus…“<br />
mittelständische Unternehmen hat<br />
das Steinbeis-Transfer-Institut für<br />
Stressmanagement, ganzheitliche Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Prävention ein Programm<br />
aufgelegt, um die Beschäftigungsfähigkeit<br />
aller Mitarbeiter, vor<br />
allem aber für die Unternehmer selbst<br />
deutlich zu verbessern <strong>und</strong> so die<br />
Krankheitskosten zu reduzieren <strong>und</strong><br />
die Leistungsfähigkeit zu erhalten.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
BGM-Progammen zielt es insbesondere<br />
auf die Gruppe der älteren Mitarbeiter<br />
sowie die Führungskräfte. Sie<br />
sind als Erfahrungsträger im Betrieb<br />
oft ganz besonders wichtig. Fallen sie<br />
aus, reißen sie nicht selten eine Lücke,<br />
die in Zeiten <strong>des</strong> Fachkräftemangels<br />
kaum geschlossen werden kann.<br />
Dennoch werden ausgerechnet diese<br />
erfahrenen Kräfte oft vernachlässigt.<br />
„Herr X <strong>und</strong> Frau Y sind ja schon so<br />
lange da, das läuft schon“, denkt sich<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 39
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
der eine oder andere Chef – <strong>und</strong> kümmert<br />
sich dann lieber um die junge<br />
Nachwuchskraft oder den Lehrling.<br />
Das aber kann sich rächen: Gerade<br />
für Ältere ist es noch viel wichtiger als<br />
für Jüngere, ob sie sich im Betrieb<br />
wertgeschätzt <strong>und</strong> gut aufgehoben<br />
fühlen. Das zeigt eine Umfrage <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministeriums. Dabei<br />
wurden Ältere gefragt, ob sie ihr<br />
Arbeitspensum in der Firma schaffen.<br />
Die Antwort hing sehr stark damit zusammen,<br />
ob der Betrieb seine älteren<br />
Mitarbeiter wertschätzt oder nicht. In<br />
letzterem Fall antworteten drei Viertel<br />
mit „nein“. Wo Ältere wertgeschätzt<br />
werden, antworteten zwei<br />
Drittel mit „ja“.<br />
Durch den demografischen Wandel<br />
bedingt, lohnt sich diese Beschäftigung<br />
mit den Älteren doppelt. Sie stellen<br />
eines der wichtigsten Fachkräfte-<br />
Reservoirs neben den Frauen nach der<br />
Familienphase <strong>und</strong> Zuwanderern. Für<br />
Arbeitgeber ist es wichtig zu wissen,<br />
dass sich die Motivation ihrer Mitarbeiter<br />
im Lebenszyklus ändert. Wo<br />
Jüngeren der Aufstieg <strong>und</strong> die Karriere<br />
wichtig sind, wollen Ältere ihr Wissen<br />
weitergeben <strong>und</strong> sorgen sich oft ganz<br />
besonders um das Wohlergehen der<br />
Firma. Wird diese Gruppe der Über-55-<br />
Jährigen gut behandelt, sind sie <strong>des</strong>halb<br />
sehr wertvoll für die Firmen.<br />
Fühlen sie sich aber schlecht behandelt,<br />
gehen sie nicht selten in die innere<br />
Kündigung. Da auch 55-jährige<br />
heutzutage aber noch länger als eine<br />
Dekade im Betrieb sind, kann das sehr<br />
gefährlich für die Firma werden.<br />
Das Steinbeis-Präventionsprogramm<br />
geht genau diese Punkte systematisch<br />
an. Es ist wie eine Toolbox modular<br />
aufgebaut, so dass ein Schritt auf den<br />
anderen folgt. Das Ziel ist ein „Unternehmerhandbuch“<br />
für den Erhalt der<br />
Arbeitsfähigkeit aller Generationen in<br />
ihrem Betrieb sowie ein nachhaltiges<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement für ges<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> motivierte Mitarbeiter. Denn eines<br />
ist sonnenklar: Was gut ist für die<br />
Älteren, nutzt auch den Jüngeren.<br />
Dazu kommen unsere Experten zu<br />
ihnen in den Betrieb, um in einem ersten<br />
Schritt die notwendigen Strukturdaten<br />
zu ermitteln. Wie ist Ihre Altersstruktur?<br />
Wie ist der Krankenstand?<br />
Wo gibt es wann besondere<br />
Engpässe, die wie abgepuffert werden?<br />
Was sind die besonderen körperlichen<br />
<strong>und</strong> psychischen Belastungen?<br />
Ausgehend von dieser gr<strong>und</strong>legenden<br />
Analyse können wir durch unsere breite<br />
Erfahrung mit diesen Themen Ihr<br />
Unternehmen mit ähnlichen vergleichen<br />
<strong>und</strong> sagen Ihnen dann offen, wo<br />
Sie stehen <strong>und</strong> welche weiteren<br />
Schritte wir für Ihren Betrieb vorschlagen<br />
würden. In aller Regel werden wir<br />
Ihre Führungskräfte weiterqualifizieren:<br />
Die Einstellung Ihrer leitenden<br />
Mitarbeiter gegenüber den Älteren ist<br />
ganz entscheidend für die Atmosphäre<br />
im Betrieb. Durch die jahrzehntelange<br />
Praxis der Frühverrentung hat<br />
sich in vielen Köpfen eine von Defiziten<br />
geprägte Sicht auf das Alter festgesetzt,<br />
verb<strong>und</strong>en mit der These,<br />
dass Ältere weniger leistungsfähig<br />
sind.<br />
Das aber stimmt nicht, wie alle neueren<br />
Studien zu dem Thema feststellen.<br />
Deshalb ist es so wichtig, zuerst mit<br />
den Führungskräften über ihre eigene<br />
Einstellung zum Altern <strong>und</strong> zu älteren<br />
Mitarbeitern zu reden. Sie ist die ganz<br />
entscheidende Einflussgröße für die<br />
Wertschätzung der Älteren im Betrieb.<br />
Weitere wichtige Themen sind<br />
die Ges<strong>und</strong>heits-Prophylaxe nach unserem<br />
ganzheitlichen System <strong>und</strong> die<br />
Analyse der möglichen psychischen<br />
Belastungen. Dies sollte immer auch<br />
40 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
<strong>Stimmen</strong> <strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong><br />
mit dem Betriebsrat <strong>und</strong> dem Betriebsarzt besprochen<br />
werden.<br />
In einem weiteren Schritt wird dann die Belegschaft<br />
einbezogen, um eine gute Kommunikation zu gewährleisten.<br />
Das ist auch wichtig, bevor noch entschieden wird,<br />
was der Betrieb an Maßnahmen anbietet. Es ist einfach<br />
sinnvoll, alle Mitarbeiter so früh wie möglich auf diesem<br />
Weg mitzunehmen <strong>und</strong> einzubinden. Und es ist essentiell,<br />
ihre Ideen <strong>und</strong> Wünsche abzufragen <strong>und</strong> in den Veränderungsprozess<br />
einzubeziehen.<br />
In weiteren Schritten können diese Themen dann vertieft<br />
werden. So sollten die vorliegenden Daten der Krankenkasse<br />
zu den Fehlzeiten im Betrieb analysiert werden,<br />
um darauf basierend Empfehlungen für ein betriebliches<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement geben zu können. Mit Fragebögen<br />
sowie Gruppen- <strong>und</strong> Einzelgesprächen sollte das<br />
Spektrum an potenziellen psychischen Belastungen dann<br />
konkret erhoben <strong>und</strong> analysiert werden, um daraus weitere<br />
Handlungsempfehlungen zu geben. Wichtig ist auch<br />
die Erfassung der Arbeitsinhalte <strong>und</strong> der Arbeitsorganisation.<br />
Dabei wird bewertet, wie die Mitarbeiter die ihnen<br />
gestellten Ziele erreichen. Ein besonderes Augenmerk<br />
sollte in diesem Bereich auf der Mitarbeiterführung<br />
<strong>und</strong> den sozialen Beziehungen liegen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser Analyse entwickeln wir dann ein Stressmanagementprogramm,<br />
das ganz speziell auf Ihren Betrieb<br />
zugeschrieben ist. Wir helfen Ihnen auch, ein betriebliches<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement einzuführen oder<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Der Nutzen all dieser Maßnahmen ist beträchtlich. Jeder<br />
Euro, der in innovative <strong>und</strong> nachhaltig präventive<br />
Maßnahmen investiert wird, zahlt sich bis zu sechzehnfach<br />
aus, wie verschiedene Studien ergeben haben (z.B.<br />
Booz & Company, Vorteil Vorsorge, 2011 <strong>und</strong> BKK Bun<strong>des</strong>verband,<br />
Essen, 9-2012).<br />
Das ist ein Return on Investment, der seinesgleichen<br />
sucht: Bis zu 16 Euro Nutzen aus einem Euro Investment.<br />
Zu der Kostenersparnis kommen aber noch die immateriellen<br />
Ergebnisse, nämlich eine deutlich bessere Arbeitsatmosphäre<br />
<strong>und</strong> motivierte Mitarbeiter. So wird die ges<strong>und</strong>heitliche<br />
<strong>und</strong> psychische Prävention zu einer absoluten<br />
Win-Win-Strategie für alle Beteiligten. Und es verschafft<br />
den Unternehmen einen Vorteil am Arbeitsmarkt:<br />
Denn es spricht sich schnell herum, wenn sich ein<br />
Unternehmen so um seine Mitarbeiter bemüht.<br />
Horst Grässlin<br />
Weitere Informationen:<br />
info@stress-buronout-frei.de<br />
WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013 41
Wirtschaft<br />
Mittelständler<br />
zufrieden<br />
mit Deutschland<br />
Südwesten besonders beliebt<br />
Deutsche Mittelständler sind mit ihren Bedingungen<br />
vor Ort nicht mehr so glücklich wie sie es einmal waren -<br />
<strong>und</strong> auch die Zufriedenheit mit der Politik für den Standort<br />
Deutschland sinkt. Im Südwesten fühlen sie sich allerdings<br />
so wohl wie in kaum einem anderen Bun<strong>des</strong>-<br />
land. Das geht aus dem im März veröffentlichten <strong>Mittelstands</strong>barometer<br />
der Prüf- <strong>und</strong> Beratungsgesellschaft<br />
Ernst & Young hervor. Demnach waren lediglich Betriebe<br />
in Bayern zufriedener mit den Gegebenheiten vor Ort.<br />
Für die Umfrage waren zum Jahreswechsel 3.000 Firmen<br />
mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern befragt worden. 90 Prozent<br />
der Mittelständler im Südwesten bezeichneten ihre<br />
Standortbedingungen dabei als eher gut oder gut.<br />
Bun<strong>des</strong>weit ergab sich allerdings ein anderes Bild: Dort ist<br />
im Schnitt nur noch jeder dritte Mittelständler mit den Rahmenbedingungen<br />
an seinem Standort uneingeschränkt zufrieden.<br />
Deutschlandweit fällt damit der Anteil derjenigen, die die<br />
Gegebenheiten vor Ort r<strong>und</strong>um gut bewerten, von 40 auf<br />
34 Prozent.<br />
„In der sinkenden Zustimmung zur<br />
Standortpolitik der Bun<strong>des</strong>regierung<br />
spiegelt sich vor allem die konjunkturelle<br />
Unsicherheit in der Euro-Zone<br />
<strong>und</strong> damit auch in Deutschland wider“,<br />
erklärte der <strong>Mittelstands</strong>experte<br />
von Ernst & Young, Peter Englisch.<br />
Nach wie vor sei eine große Mehrheit<br />
der Mittelständler aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
einverstanden mit der politischen<br />
Richtung für den heimischen Standort.<br />
Der Präsident <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verbands<br />
der mittelständischen Wirtschaft<br />
(BVMW), Mario Ohoven, kritisierte<br />
dagegen die steuerlichen Belastungen<br />
für den Mittelstand.<br />
„Sehr viele Unternehmer sind mit<br />
der jetzigen Bun<strong>des</strong>regierung nicht<br />
zufrieden“, erklärte Ohoven. „Die Regierungskoalition<br />
hat ein einfaches<br />
Steuersystem <strong>und</strong> eine Entlastung der<br />
Betriebe <strong>und</strong> Bürger versprochen,<br />
aber nicht beziehungsweise zu wenig<br />
geliefert“, bemängeIte er.
Wirtschaft<br />
Bun<strong>des</strong>bank:<br />
Deutsche Wirtschaft<br />
nimmt wieder Fahrt auf<br />
Die deutsche Wirtschaft kommt nach Einschätzung der<br />
Bun<strong>des</strong>bank nach einem schwachen Jahresstart zunehmend<br />
in Fahrt. „Für das zweite Quartal 2013 ist mit einer<br />
spürbaren gesamtwirtschaftlichen Belebung zu rechnen“,<br />
schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht<br />
Mai. Dafür spreche, dass bei Bauinvestitionen nach dem<br />
langen Winter einiges nachzuholen sei. Zudem mache<br />
„das spürbare Anziehen der industriellen Auftragseingänge“<br />
Hoffnung.<br />
Die Bun<strong>des</strong>bank-Experten warnen jedoch zugleich:<br />
„Angesichts der schlechten Wirtschaftslage in weiten<br />
Teilen <strong>des</strong> Euro-Raums sowie bestehender Probleme im Zusammenhang<br />
mit der Staatsschuldenkrise bleiben die gesamtwirtschaftlichen<br />
Risiken allerdings hoch.“<br />
Der Euro-Raum steckt in der Dauerrezession <strong>und</strong> bremst<br />
die deutsche Konjunktur. Fast allein der steigenden Konsumfreude<br />
der privaten Haushalte ist es zu verdanken, dass<br />
Deutschland im ersten Quartal 2013 knapp an einer Rezession<br />
vorbeirutschte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs<br />
nach Zahlen <strong>des</strong> Statistischen Bun<strong>des</strong>amtes im Vergleich<br />
zum Vorquartal preis-, saison- <strong>und</strong> kalenderbereinigt nur<br />
minimal um 0,1 Prozent. Im Vergleich zu den Euro-Partnerländern<br />
steht Deutschland jedoch gut da. Die Bun<strong>des</strong>bank<br />
mahnte, die relativ gute Lage zur Sanierung der Staatsfinanzen<br />
zu nutzen. „Die derzeit ausgesprochen guten Rahmenbedingungen<br />
in Deutschland - gekennzeichnet durch relativ<br />
moderate Arbeitslosenzahlen, eine für die Staatseinnahmen<br />
ergiebige Wachstumsstruktur <strong>und</strong> niedrige Zinsen -<br />
bieten hierfür eine sehr günstige Gelegenheit.“ Diese gelte<br />
es „konsequent zu nutzen“ - nicht zuletzt angesichts der finanzpolitischen<br />
Risiken im Zusammenhang mit der Krise im<br />
Euro-Raum. Trotz eines schwachen Wirtschaftswachstums<br />
kann der deutsche Staat nach Prognose der Bun<strong>des</strong>bank<br />
seinen Schuldenberg abbauen. 2012 war die Schuldenquote<br />
noch auf r<strong>und</strong> 82 Prozent <strong>des</strong> Bruttoinlandsproduktes (BIP)<br />
gestiegen. „Aus heutiger Sicht geht sie im laufenden Jahr<br />
aber spürbar zurück“, schrieb die Bun<strong>des</strong>bank. Ein Gr<strong>und</strong><br />
dafür sei, „dass bei den staatlichen Bad Banks per saldo Verbindlichkeiten<br />
getilgt werden“. Dies wiege schwerer als die<br />
Milliardenkosten für die Rettung angeschlagener Euro-<br />
Staaten.
Politik<br />
Deutsche wollen keine Finanztransaktionssteuer<br />
zahlen<br />
Die Mehrheit der Deutschen lehnt die Einführung einer Finanztransaktionssteuer<br />
(FTT) ab, wenn sie auch Privatanleger zahlen müssten. Das ergab eine<br />
repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag <strong>des</strong> deutschen Fondsverbands<br />
BVI. Demnach sind 78 Prozent der bun<strong>des</strong>weit 1.000 Befragten gegen<br />
eine FTT.<br />
Weniger als 19 Prozent akzeptieren<br />
eine FTT, wenn sie die Sparer<br />
träfe. Nur 3 Prozent der Befragten<br />
hatten dazu keine Meinung. „Sobald<br />
die Bevölkerung die Wirkung einer Finanztransaktionssteuer<br />
versteht,<br />
lehnt eine breite Mehrheit diese Steuer<br />
ab“, sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer<br />
<strong>des</strong> BVI.<br />
Spontan hatten zunächst fast drei<br />
Viertel (73 Prozent) der Teilnehmer die<br />
Frage „Sind Sie für eine Steuer auf Finanztransaktionen?“<br />
bejaht. Lediglich<br />
ein Viertel (24 Prozent) lehnte eine<br />
FTT ab. Auf die erweiterte Frage „Sind<br />
Sie für eine Steuer auf Finanztransaktionen,<br />
wenn überwiegend die Kleinanleger<br />
<strong>und</strong> Sparer die Kosten der<br />
Steuer tragen?“ kehrte sich das Meinungsbild<br />
um.<br />
Nur jeder fünfte Befragte (22 Prozent)<br />
verfolgt die Diskussion um die<br />
Finanztransaktionssteuer aufmerksam.<br />
41 Prozent sagten, sie hätten<br />
zwar schon von dem Thema gehört,<br />
kennen aber keine Details. R<strong>und</strong> 36<br />
Prozent gaben an, noch nie etwas von<br />
der Steuer gehört zu haben. Richter:<br />
„Dieses Ergebnis zeigt, dass vielen<br />
Bürgern noch nicht bewusst ist, welche<br />
Folgen die Finanztransaktionssteuer<br />
für ihren eigenen Geldbeutel<br />
hat.<br />
Deshalb ist verständlich, dass eine<br />
Mehrheit in einem ersten Reflex die<br />
Steuer zunächst begrüßt, in Kenntnis<br />
der Folgen die Steuer aber mehrheitlich<br />
ablehnt.<br />
Die Bürger müssen daher über die<br />
Wirkung aufgeklärt werden.“<br />
Fondsanleger würde Steuer<br />
„automatisch“ treffen<br />
Gut 2 Billionen Euro verwalten<br />
Fondsgesellschaften direkt <strong>und</strong> indirekt<br />
für r<strong>und</strong> 50 Millionen Menschen<br />
in Deutschland. Spezialfonds mit einem<br />
Volumen von über 1 Billion Euro<br />
bündeln in großem Umfang für die private<br />
<strong>und</strong> betriebliche Altersvorsorge<br />
bestimmte Gelder von Versorgungswerken<br />
<strong>und</strong> Versicherungen. Das Vermögen<br />
der Publikumsfonds von r<strong>und</strong><br />
700 Milliarden Euro gehört über 20<br />
Millionen Anlegern - vorwiegend Privatanlegern.<br />
Alle Kosten der Wertpapiertransaktionen<br />
der Fonds werden<br />
direkt aus dem Vermögen der Anleger<br />
entrichtet. Die Steuer trifft damit die<br />
Fonds <strong>und</strong> die Fondsanleger direkt.<br />
Die Fondsgesellschaften sind nicht<br />
von der Steuer betroffen.<br />
Bereits die täglichen Zu- <strong>und</strong> Abflüsse<br />
der Investmentfonds würden eine<br />
FTT auslösen. Denn das zu- <strong>und</strong> abfließende<br />
Vermögen muss von den<br />
Fondsmanagern investiert bzw. die erworbenen<br />
Vermögensgegenstände<br />
wieder verkauft werden. Hiervon sind<br />
sowohl aktiv als auch passiv gemanagte<br />
Fonds betroffen. Bei den aktiv gemanagten<br />
Fonds lösen zusätzlich die<br />
44 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
Politik<br />
Anlageentscheidungen <strong>des</strong> Portfoliomanagements<br />
eine Steuerzahlung<br />
aus. Bei passiven Fonds entsteht eine<br />
zusätzliche Belastung bei Indexveränderungen.<br />
Insbesondere für die Altersvorsorge<br />
wäre die FTT fatal. Wegen<br />
der häufig erforderlichen Kapitalerhaltsgarantien<br />
muss in solchen<br />
Fonds besonders oft umgeschichtet<br />
werden. Richter: „Es ist paradox, die<br />
Altersvorsorge einerseits staatlich zu<br />
fördern <strong>und</strong> andererseits mit der Finanztransaktionssteuer<br />
zusätzlich zu<br />
belasten.“<br />
Quelle: BVI<br />
Geringere<br />
Bußen für<br />
verspätete<br />
Offenlegung<br />
Künftig fallen für Kleinunternehmen,<br />
die ihrer Pflicht zur Offenlegung<br />
der Geschäftszahlen nicht<br />
rechtzeitig nachkommen, deutlich<br />
geringere Bußgelder an. Dies gilt<br />
rückwirkend für Geschäftsjahre, die<br />
nach dem 30. Dezember 2012 beginnen.<br />
Wie der Bun<strong>des</strong>tag beschlossen<br />
hat, ist die Höhe der verhängten<br />
Ordnungsgelder künftig von der<br />
Unternehmensgröße abhängig. Für<br />
Kleinstkapitalgesellschaften (Bilanzsummer<br />
bis 350.000 Euro, Jahresumsatz<br />
bis 700.000 Euro, Mitarbeiterzahl<br />
bis zehn), die ihre Bilanz nach Ablauf<br />
der Sechswochenfrist verspätet<br />
hinterlegt haben, setzt das<br />
dafür zuständige Bun<strong>des</strong>amt<br />
für Justiz das Ordnungsgeld<br />
von bisher 2.500 Euro auf 500<br />
Euro herab. Für kleine Kapitalgesellschaften<br />
(Bilanzsummer<br />
bis 4,84 Millionen Euro, Jahresumsatz<br />
bis 9,68 Millionen Euro,<br />
Mitarbeiterzahl bis 50) reduziert<br />
sich das Ordnungsgeld<br />
auf 1.000 Euro. War bereits ein<br />
höheres Ordnungsgeld als<br />
2.500 Euro angedroht worden -<br />
maximal bleiben 25.000 Euro<br />
möglich -, setzt das Bun<strong>des</strong>amt<br />
das Ordnungsgeld auf 2.500<br />
Euro herab, wenn nach Ablauf<br />
der Sechswochenfrist eine Veröffentlichung<br />
erfolgt.<br />
Lan<strong>des</strong>politik<br />
Jungunternehmern<br />
am Start helfen<br />
Kreditlotsen als Idee für<br />
Baden-Württemberg<br />
von Dr. Marianne Engeser MdL<br />
Wer heute eine innovative Idee hat<br />
<strong>und</strong> ein Unternehmen gründen will,<br />
der steht allzu oft vor einem Kredit-<br />
Problem: Dem Bankberater erschließt<br />
sich das Geschäftskonzept<br />
nicht. Nicht weil er unverständig<br />
wäre oder das Konzept kein Potenzial<br />
hätte, sondern weil sich heute die<br />
Dinge so schnell entwickeln, dass<br />
ein normaler Bankmitarbeiter sie<br />
gar nicht immer überblicken kann.<br />
Gleichzeitig sind Jungunternehmer<br />
oft begabter in der Entwicklung<br />
neuer Produkte als im Durchschauen<br />
von Kreditanforderungen.<br />
Deshalb wollte ich in einer Anfrage<br />
an die Lan<strong>des</strong>regierung wissen,<br />
wie sie zu der Idee sogenannter<br />
„Kreditlotsen“ steht. Solche Lotsen<br />
könnten als Mittler<br />
zwischen Kreditinstituten<br />
einerseits<br />
<strong>und</strong> Jungunternehmern<br />
andererseits<br />
fungieren. Sie erklären<br />
den Banken<br />
die Geschäftskonzepte<br />
der Jungunternehmer<br />
<strong>und</strong> den Jungunternehmern<br />
die Anforderungen für ihre Kredite.<br />
So dienen sie als Brücke zwischen<br />
jungen Unternehmern <strong>und</strong> der Kreditwirtschaft.<br />
Profitieren würden am Ende<br />
alle: Die Jungunternehmer, die Kapital<br />
für ihre Ideen bekommen, die<br />
Banken, die sichere Kredite vergeben<br />
können - <strong>und</strong> nicht zuletzt Baden-<br />
Württemberg <strong>und</strong> damit wir alle.<br />
Denn junge Unternehmen mit frischen<br />
Ideen sind auch wertvoll für die<br />
gesamte Wirtschaft: Sie fördern neue<br />
Lösungen <strong>und</strong> innovative Produkte zutage,<br />
von denen die alteingesessenen<br />
Firmen um sie herum profitieren können.<br />
Doch die gegenwärtige Lan<strong>des</strong>re-<br />
gierung kann sich zu dieser Einsicht<br />
wohl noch nicht durchringen.<br />
In der Antwort auf meine Anfrage<br />
erkennt das Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftsministerium<br />
durchaus die<br />
Problematik, dass „Gründer <strong>und</strong><br />
Jungunternehmer (...) wegen der<br />
Ungewissheiten in ihrer Businessplanung<br />
bei der Anbahnung ihrer<br />
Geschäftsbeziehung zu Banken besonderen<br />
Herausforderungen ausgesetzt“<br />
sind. Aber dem Ministerium<br />
genügt offensichtlich die Beratungstätigkeit<br />
der L-Bank <strong>und</strong> der<br />
Bürgschaftsbank in diesem Bereich.<br />
Für den Einsatz von Kreditlotsen sieht<br />
man dort „keinen zwingenden Bedarf“.<br />
Diese offene Formulierung zeigt<br />
jedoch aus meiner Sicht, dass man seitens<br />
der Lan<strong>des</strong>regierung zumin<strong>des</strong>t<br />
den gr<strong>und</strong>sätzlichen Sinn der Kreditlotsen<br />
nicht in Abrede stellen kann.<br />
Die Aufgabe der MIT <strong>und</strong> insgesamt<br />
der Unternehmer im Land - auch der<br />
nicht mehr ganz so jungen - sollte es<br />
nun sein, am Ball zu bleiben. Wir sollten<br />
die Lan<strong>des</strong>regierung auf jeden Fall<br />
regelmäßig daran erinnern, wie wichtig<br />
die Innovationen <strong>und</strong> Impulse junger<br />
Unternehmer für unsere Wirtschaft<br />
sind.
Lan<strong>des</strong>politik<br />
Forum Soziale Marktwirtschaft der CDU-Landtagsfraktion:<br />
Steuererhöhungen können<br />
fatale Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft haben!<br />
„Die Veranstaltung mit dem Titel Forum Soziale Marktwirtschaft - ,Steuern:<br />
Was wir brauchen - <strong>und</strong> was nicht’ am 24. Juni in Baden-Baden war die zweite<br />
in einer Reihe weiterer Veranstaltungen, in welchen die ,Soziale Marktwirtschaft’<br />
im Blick auf die einzelnen Politikfelder <strong>und</strong> Herausforderungen an<br />
die Politik diskutiert werden sollen.<br />
Die Veranstaltung<br />
hat gezeigt,<br />
dass Regelungsdichte<br />
nicht<br />
unbedingt Regelungsgerechtigkeit<br />
bedeuten muss.<br />
Prof. Dr. Eilfort,<br />
Vorstand der Stiftung<br />
Marktwirtschaft,<br />
hat in seinem<br />
Vortrag deutlich<br />
gemacht, dass<br />
bei jeder Art von<br />
Steuererhöhungen<br />
auch die Rolle<br />
Deutschlands in<br />
der globalisierten<br />
Wirtschaft beachtet werden müsse.<br />
Steuererhöhungen könnten, wenn<br />
Maß <strong>und</strong> Mitte überzogen würden, fatale<br />
Auswirkungen auf die Wirtschaft<br />
haben. Dies war eine wichtige Erkenntnis,<br />
die wir aus dem Vortrag von<br />
Prof. Dr. Eilfort ziehen konnten“, sagte<br />
der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion,<br />
Peter Hauk MdL, als Resümee<br />
zur Veranstaltung der CDU-Landtagsfraktion<br />
in Baden-Baden.<br />
„Die Rekordzahlungen in den Länderfinanzausgleich<br />
mit 2,5 Milliarden<br />
Euro in 2013 <strong>und</strong> 2,6 Milliarden Euro in<br />
2014 zeigen, dass in Baden-Württemberg<br />
fleißige Menschen leben, die einen<br />
erheblichen Anteil zum Steueraufkommen<br />
in Deutschland beitragen.<br />
Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> aktueller<br />
Diskussionen zu Steuererhöhungen<br />
war es sehr wichtig, die Meinung der<br />
Menschen vor Ort zu erfahren“, erklärte<br />
der wirtschaftspolitische Sprecher<br />
Dr. Reinhard Löffler MdL.<br />
„Die heutige Veranstaltung hat deutlich<br />
gemacht, dass es sehr wichtig <strong>und</strong><br />
auch Ziel führend ist, einen breiten<br />
politischen Diskurs zu führen. Es wurde<br />
klar herausgearbeitet, dass der<br />
Staat kein Einnahme-, sondern ein<br />
Ausgabeproblem habe. Es kann nicht<br />
immer alles Wünschenswerte sofort<br />
erfüllt werden. Aufgabe der Politik ist<br />
auch, das Machbare vom Wünschenswerten<br />
zu unterscheiden <strong>und</strong> auch<br />
Prioritäten zu setzen. Die Kriterien der<br />
Sozialen Marktwirtschaft werden oftmals<br />
bei verschiedensten politischen<br />
Entscheidungen außer Acht gelassen“,<br />
erklärte der Baden-Badener CDU-<br />
Landtagsabgeordnete Tobias Wald.<br />
„Ludwig Erhard konnte die fortschreitende,<br />
arbeitsteilige Globalisierung<br />
in der heutigen Form sicherlich<br />
nicht voraussehen. Umso wichtiger ist<br />
es, sich auf die Wurzeln der Sozialen<br />
Marktwirtschaft zu besinnen <strong>und</strong> diese<br />
fortzuentwickeln. Insbesondere Intentionen<br />
<strong>des</strong> Gesetzgebers, mit der<br />
Erhebung von Steuern das Verhalten<br />
der Menschen beeinflussen zu wollen,<br />
passt nicht zur Sozialen Marktwirtschaft.<br />
Die Eigenverantwortung<br />
der Menschen,<br />
dass jeder das tun muss,<br />
was er kann, macht die<br />
Soziale Marktwirtschaft<br />
aus“, erklärte der Sprecher<br />
für Industrie <strong>und</strong><br />
Handel Claus Paal MdL.<br />
„Als Resümee kann ich<br />
für heute ziehen, dass es<br />
sich lohnt, den von der<br />
CDU geprägten Begriff<br />
der Sozialen Marktwirtschaft<br />
wieder mit Leben<br />
zu füllen <strong>und</strong> alle Politikbereiche<br />
auf ihre Vereinbarkeit<br />
mit der Sozialen<br />
Marktwirtschaft zu<br />
prüfen. Der Vortrag von<br />
Prof. Dr. Eilfort <strong>und</strong> die lebhafte, aber<br />
Ziel führende Diskussion mit den Teilnehmern<br />
hat uns neue Erkenntnisse<br />
gebracht, die wir in die politische Arbeit<br />
einfließen lassen wollen“, so Hauk<br />
abschließend.
Europa<br />
IBAN:<br />
Die neuen Kontonummern kommen<br />
Bald ist es soweit: Die alten Kontonummern <strong>und</strong> Bankleitzahlen haben ausgedient.<br />
Ab dem kommenden Jahr gelten IBAN <strong>und</strong> BIC. Vor allem Selbstständige<br />
<strong>und</strong> kleine Vereine sollten allmählich aktiv werden - sonst kann ihnen<br />
das Geld ausgehen.<br />
Europa wächst weiter<br />
zusammen. In der<br />
Single Euro Payments Area<br />
(Sepa) wird der Zahlungsverkehr<br />
noch mehr vereinheitlicht.<br />
Für Überweisungen<br />
<strong>und</strong> Lastschriften gelten<br />
ab dem 1. Februar 2014<br />
neue Regelungen. Ab diesem<br />
Zeitpunkt werden nicht mehr die<br />
gewohnten Kontonummern <strong>und</strong> Bankleitzahlen<br />
gebraucht, sondern IBAN -<br />
kurz für International Bank Account<br />
Number - <strong>und</strong> BIC, die internationale<br />
Bankleitzahl. Doch wirklich neu sind<br />
die Nummern nicht. Seit Anfang 2008<br />
bieten Banken ihren K<strong>und</strong>en Sepa-<br />
Überweisungen an, seit 2009 auch Sepa-Lastschriften.<br />
„In der Praxis nutzen<br />
die meisten Bankk<strong>und</strong>en diese aber<br />
noch nicht“, erläutert Tanja Beller vom<br />
Bun<strong>des</strong>verband deutscher Banken in<br />
Berlin. „Vielen Verbrauchern ist das<br />
Thema einfach noch nicht bewusst“,<br />
sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen. Möglicherweise<br />
schrecken Bankk<strong>und</strong>en aber<br />
auch vor der Länge der neuen Nummern<br />
zurück. Denn bei Überweisungen<br />
im Inland müssen künftig deutlich<br />
mehr Kästchen ausgefüllt werden: „Die<br />
IBAN hat in Deutschland 22 Stellen“,<br />
erklärt Tanja Beller. Derzeit haben Kontonummern<br />
in der Regel bis zu 10 Stellen.<br />
Die neue Nummer setzt sich zu<br />
großen Teilen aus den bekannten Daten<br />
zusammen: der bisherigen Bankleitzahl<br />
<strong>und</strong> der bisherigen Kontonummer.<br />
Neu sind ein zweistelliges Länderkennzeichen<br />
- DE für Deutschland - <strong>und</strong><br />
eine individuelle zweistellige Prüfzahl.<br />
Auch wenn die IBAN lang ist - Angst<br />
vor Zahlendrehern brauchen K<strong>und</strong>en<br />
nicht zu haben. „Die Prüfzahl verhindert,<br />
dass die Überweisung bei einem<br />
Schreibfehler ausgeführt wird“, erklärt<br />
Beller. Der Bankk<strong>und</strong>e bekommt sofort<br />
eine Fehlermeldung, wenn er sich etwa<br />
beim Online-Banking oder am Überweisungsautomaten<br />
vertippt, erklärt<br />
die Deutsche Bun<strong>des</strong>bank. Wer Geld<br />
innerhalb der EU inklusive Liechtenstein,<br />
Schweiz, Norwegen <strong>und</strong> Island<br />
überweisen will, braucht zusätzlich<br />
noch die BIC, die internationale Bankleitzahl.<br />
„Für Zahlungen innerhalb<br />
Deutschlands ist die BIC ab 1. Februar<br />
2014 nicht mehr nötig“, erklärt Beller.<br />
Ab Februar 2016 muss die BIC dann<br />
auch für grenzüberschreitende Sepa-<br />
Zahlungen innerhalb der EU nicht mehr<br />
angegeben werden. „Sie können also<br />
48 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013
Europa<br />
eine Sepa-Überweisung allein mit der IBAN in Auftrag<br />
geben.“ Wenn Unternehmen oder Vereine Lastschriften<br />
einreichen, müssen diese ab dem Stichtag 1. Februar 2014<br />
den Sepa-Standards entsprechen. Das heißt unter anderem:<br />
Zahlungsempfänger benötigen künftig eine Gläubiger-Identifikationsnummer.<br />
„Auch kleine Vereine <strong>und</strong><br />
Selbstständige müssen sich darauf einstellen“, erklärt<br />
Beller. Denn ohne diese Nummer können sie nach dem<br />
Stichtag keine Lastschrift mehr einreichen. Und das kann<br />
schnell in finanzielle Turbulenzen führen. In Deutschland<br />
kann die Gläubiger-Identifikationsnummer bei der Deutschen<br />
Bun<strong>des</strong>bank über das Internet auf der Seite<br />
www.glaeubiger-id.bun<strong>des</strong>bank.de beantragt werden.<br />
Die Bun<strong>des</strong>bank empfiehlt, diesen Prozess möglichst bis<br />
Ende Oktober 2013 abzuschließen. Quelle: n-tv.de<br />
EZB-Präsident Draghi<br />
sieht Deutschland<br />
als Vorbild<br />
EZB-Präsident Mario Draghi<br />
hat das Programm zum Aufkauf<br />
von Staatsanleihen durch die<br />
Europäische Zentralbank verteidigt.<br />
Überschuldete Staaten<br />
müssen aber ernsthafte Reformen<br />
angehen. „Die EZB hat in<br />
der Vergangenheit viel weniger<br />
Anleihen aufgekauft als andere<br />
Zentralbanken“, sagte Draghi<br />
in einem Interview mit dem<br />
„heute-journal“ <strong>des</strong> ZDF.<br />
Draghi hatte vor einem Jahr ein zweites Programm zum Aufkauf<br />
von Staatsanleihen verschuldeter Euro-Länder aufgelegt<br />
<strong>und</strong> dafür viel Kritik einstecken müssen. „Von diesem Programm<br />
wurde bisher kein einziger Euro ausgegeben“, betonte<br />
Draghi einen Tag vor der öffentlichen Verhandlung unter anderem<br />
über dieses Programm vor dem Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht.<br />
Draghi machte in dem ZDF-Interview aber auch die Grenzen<br />
der EZB-Politik deutlich.<br />
Die Zentralbank würde nur eingreifen, wenn das Vertrauen in<br />
den Euro gestört sei, nicht, um Staaten zu finanzieren. „Wir werden<br />
nicht eingreifen, um die Zahlungsfähigkeit eines Lan<strong>des</strong> generell<br />
zu sichern.“ Gr<strong>und</strong>sätzlich könne ein Staat auch insolvent<br />
werden.<br />
Draghi zeigte Verständnis für die Nöte der deutschen Sparer:<br />
„Die Sparer leiden, wegen der Krise, aber das ist zurzeit überall<br />
auf der Welt so.“ Die Inflation sei sehr niedrig, es gebe aber Millionen<br />
von Arbeitslosen. In dieser Situation könnten Zinsen<br />
nicht hoch sein. „Sie werden wieder steigen, wenn wieder Vertrauen<br />
in die Erholung der Wirtschaft gefasst wird“, sagte Draghi.<br />
Der EZB-Präsident empfahl den überschuldeten Staaten Maßnahmen,<br />
wie sie Deutschland aufgelegt habe. „Diese Länder<br />
müssen ernsthafte Reformen angehen, wie sie Deutschland<br />
2003 auf den Weg gebracht hat.“ Einer Transferunion erteilte er<br />
eine klare Absage. Draghi schloss aus, dass eine höhere Inflationsrate<br />
als Ausweg aus der Verschuldungskrise genutzt wird:<br />
„Das garantiere ich.“
<strong>Stimmen</strong> der Verbände / Kurz notiert<br />
Viele Themenvorschläge<br />
aus Sicht der Selbständigen<br />
Gespräch mit dem Bun<strong>des</strong>verband der Selbständigen e. V. (BDS)<br />
Der BDS vertritt als Deutschlands ältester <strong>und</strong> größter branchenübergreifender<br />
<strong>Mittelstands</strong>verband mehrere zehntausend Mitglieder.<br />
BDS-Präsident Günther Hieber<br />
hob in einem Gespräch mit dem<br />
PKM-Vorstand aktuelle, für den BDS<br />
relevante <strong>Mittelstands</strong>themen hervor:<br />
Ein nach wie vor nicht zu unterschätzen<strong>des</strong><br />
Bürokratiethema vieler Selbständiger<br />
sei die im Jahr 2006 erfolgte<br />
Vorverlegung der Fälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge.<br />
Beim Thema Flexibilisierung <strong>des</strong> Arbeitsmarktes<br />
sprach sich der BDS für<br />
verschiedene Maßnahmen aus, wie<br />
beispielsweise den Erhalt betrieblicher<br />
Bündnisse für Arbeit, die Schaffung<br />
eines einheitlichen Arbeitsgesetzbuchs<br />
oder die Verankerung einer<br />
Kleinbetriebsklausel im Kündigungsschutzrecht.<br />
Andreas Lämmel, stellvertretender<br />
PKM-Vorsitzender, versprach,<br />
die Themen nach der Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
weiter in der politischen Diskussion<br />
zu halten. Auch das in den Bereich<br />
<strong>des</strong> Arbeitsrechts fallende Thema<br />
der Beitragsproblematik bei der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung, so<br />
Lämmel, werde der PKM weiter ansprechen.<br />
Die verfassungsrechtlich problematische<br />
Situation, dass abhängig Beschäftigte<br />
mit hohem Einkommen als<br />
Pflichtversicherte geringere Beiträge<br />
zahlten als Selbständige mit geringem<br />
Einkommen, die zu den freiwillig Versicherten<br />
zählen, sei in der Praxis<br />
nicht tragbar. Beim Thema Besteuerung<br />
der privaten Geschäftswagennutzung<br />
verdeutlichte der BDS, dass<br />
man den Wegfall der 1-Prozent-Regelung<br />
befürchte. Die PKM-Mitglieder<br />
betonten dabei, dass die derzeitige<br />
Regelung schon die beste aller Möglichkeiten<br />
im Vergleich zu den unternehmensschädlicheren<br />
Besteuerungspläne<br />
der rot-grünen Länder im Bun<strong>des</strong>rat<br />
sei. Ziel sollte es aber für die<br />
Branche sein, so der PKM-Vorsitzende<br />
Christian von Stetten, eine Gleichstellung<br />
mit Mitarbeitern der Automobilbranche<br />
anzustreben, bei denen sich<br />
die Besteuerung nicht nach den Listenpreisen<br />
errechnet, sondern nach<br />
den tatsächlich bezahlten Kaufpreisen.<br />
Bei der Diskussion über Steuerpolitik<br />
erläuterte der PKM-Vorsitzende, der<br />
auch zugleich Berichterstatter im Finanzausschuss<br />
für das Thema Erbschaftssteuer<br />
ist, den Mitgliedern <strong>des</strong><br />
BDS, dass es seiner Einschätzung nach<br />
wohl dazu kommen werde, dass das<br />
Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht bei dem zu<br />
erwartenden Urteil zur Erbschaftssteuer<br />
diese für verfassungswidrig erklären<br />
würde. Sodann wäre der Gesetzgeber<br />
wieder in der Pflicht.<br />
Abschließend forderte Christian von<br />
Stetten den BDS auf, auf seine Verbandsmitglieder<br />
zuzugehen <strong>und</strong> deutlich<br />
vor den rot-grünen Steuerplänen<br />
zu warnen, wie beispielsweise die Erhöhung<br />
der Einkommenssteuersätze<br />
<strong>und</strong> die Einführung einer Vermögensabgabe/<br />
Vermögensteuer.
Mehrwertsteuer für Solaranlage<br />
kann zurückgeholt werden<br />
Kurz notiert<br />
Wer auf seinem Hausdach eine Photovoltaikanlage<br />
installiert <strong>und</strong> damit<br />
Strom erzeugt, erhält in bestimmten<br />
Fällen Steuern zurück.<br />
Das hat der Europäische Gerichtshof<br />
(EuGH) am 20. Juni in Luxemburg<br />
entschieden.<br />
Voraussetzung sei, dass die Anlage<br />
mehr Strom erzeuge, als der Besitzer<br />
verbrauche, <strong>und</strong> der Strom gegen<br />
Geld ins Netz eingespeist werde.<br />
Dann stelle der Betrieb eine wirtschaftliche<br />
Tätigkeit dar, so die Richter.<br />
Der Eigentümer habe Anspruch<br />
darauf, dass ihm die beim Kauf der Anlage<br />
entrichtete Vorsteuer von der<br />
Mehrwertsteuer, die auf die Stromlieferung<br />
an das Netz erhoben wird, abgezogen<br />
werde (Rechtssache C-<br />
219/12).<br />
Geklagt hatte ein Mann aus Österreich,<br />
der auf dem Dach seines Hauses<br />
eine Anlage mit Solarzellenpaneelen<br />
installiert hatte. Diese erzeugte im<br />
Jahr mehr Elektrizität, als der Haushalt<br />
verbrauchte. Da die Anlage den Strom<br />
nicht speichern konnte, schloss der<br />
Hausbesitzer mit seinem Energieversorger<br />
einen Vertrag über die Lieferung<br />
von Strom. Der Mann verlangte<br />
im Gegenzug steuerliche Abzüge.
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung der CDU<br />
Lan<strong>des</strong>verband Baden-Württemberg, Büchsenstr. 15,<br />
70173 Stuttgart, Tel. 0711 2200 8243, Fax 2200 8245,<br />
E-Mail: info@mit-baden-wuerttemberg.de<br />
Verantwortlich: Meike Betzinger, Lan<strong>des</strong>geschäftsführerin<br />
Verlag, Gesamtherstellung <strong>und</strong> Anzeigenverwaltung:<br />
SDV Service-Gesellschaft f. Druck, Verlag u. Vertrieb mbH<br />
Augustenstr. 44, 70178 Stuttgart, Tel. 07 11 / 66 905 - 0,<br />
Fax - 99, E-Mail: service@sdv-stuttgart.de<br />
Geschäftsführerin: Bernadette Eck (- 25)<br />
Anzeigen: Helga Wais (- 23)<br />
Planung Satz: Karin Richter (-12)<br />
Gestaltung: Karin Richter (-12)<br />
Jahresbezugspreis: € 20,– plus Mehrwertsteuer<br />
Für Mitglieder der <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsvereinigung<br />
Baden-Württemberg ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit vorheriger<br />
ausdrücklicher Genehmigung <strong>des</strong> Verlages gestattet.<br />
Absender: SDV Service-Gesellschaft für Druck, Verlag <strong>und</strong> Vertrieb mbH<br />
Augustenstraße 44, 70178 Stuttgart · PVSt, DPAG, Entgelt bezahlt, E 5529<br />
Am 22. September ist Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />
Einfach & Bequem: Die Briefwahl!<br />
Sie sind am 22. September im Urlaub? Sie sind nicht zu Hause? Dann wählen<br />
Sie einfach per Briefwahl! Die können Sie ohne Angabe von Gründen beantragen.<br />
Der Weg ist ganz einfach!<br />
Sie erhalten bis zum 1. September Ihre<br />
Wahlbenachrichtigungskarte. Füllen<br />
Sie auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigungskarte<br />
den Antrag auf Zusendung<br />
der Briefwahlunterlagen vollständig<br />
aus. Senden Sie den ausgefüllten<br />
Antrag per Post an Ihre Stadt oder<br />
Ihre Gemeinde. Sie können den Antrag<br />
auch per Telefax oder E-Mail stellen.<br />
Anschließend erhalten Sie die Briefwahlunterlagen<br />
zusammen mit einem<br />
Merkblatt zur Briefwahl per Post nach<br />
Hause. Füllen Sie die Wahlunterlagen<br />
aus. Die Rücksendung an Ihre Stadt<br />
oder Ihre Gemeinde übernimmt kostenlos<br />
die Deutsche Post AG.<br />
Und wenn Sie keine Benachrichtigung<br />
erhalten haben?<br />
Wenn Sie Ihre Benachrichtigung zur<br />
Wahl bis 14 Tage vor dem Wahltermin<br />
nicht erhalten haben, wenden Sie sich<br />
bitte an Ihre Stadt oder Ihre Gemeinde.<br />
Briefwahl für andere beantragen<br />
Sie wollen den Antrag zur Briefwahl<br />
für eine andere Person stellen? Dann<br />
brauchen Sie deren schriftliche Vollmacht.<br />
Mit ihr weisen Sie nach, dass<br />
Sie berechtigt sind, den Antrag zu<br />
stellen. Sie wollen die Briefwahlunterlagen<br />
(samt Wahlschein) für eine andere<br />
Person abholen? Auch dazu brauchen<br />
Sie deren schriftliche Vollmacht.<br />
Auch innerhalb der Familie gilt: Eine<br />
schriftliche Vollmacht ist Pflicht.<br />
Wichtig: Als bevollmächtigte Person<br />
dürfen Sie höchstens vier Wahlberechtigte<br />
vertreten.