Staatssekretär Dr. Thomas Griese
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Mittwochs im MULEWF<br />
Mitreden ! Politik im Dialog<br />
21. August 2013<br />
Neues Arzneimittelrecht<br />
Auswirkungen auf Umwelt und Landwirtschaft<br />
<strong>Staatssekretär</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Griese</strong><br />
22.08.2013<br />
Folie 1
ANTIBIOTIKA-ABGABEMENGEN<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
Tiermed. real 2011<br />
Tiermed. Schätzung BfT 2005<br />
Tiermed. Schätzung BfT 2003<br />
Humanmed. 2004<br />
Schätzung der Krankenkassen<br />
0 500 1000 1500 2000<br />
in Tonnen Grundsubstanz<br />
22.08.2013<br />
Folie 2
ANTIBIOTIKA-ABGABEMENGEN<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
22.08.2013<br />
Folie 3
BEHANDLUNG MIT ANTIBIOTIKA<br />
WÄHREND DER LEBENSZEIT<br />
Datenquelle: VetCAb-Pilot 2013<br />
Behandlungstage<br />
pro 100 Lebenstage:<br />
Kalb: 0,3 d<br />
Milchkuh: 1,0 d<br />
Schwein: 3,7 d<br />
Hähnchen: 25,8 d<br />
22.08.2013<br />
Folie 4
MRSA AUF FLEISCH<br />
Weichkäse, Rohmilch<br />
MRSA-verdächtig<br />
Wildschwein<br />
Fleisch*, Handel<br />
Nasentupfer Rd.<br />
Fleisch*, Schlachthof<br />
Hähnchen, Halshaut<br />
* Hähnchenfleisch<br />
0% 20% 40% 60% 80%100%<br />
Datenquelle: Zoonose-Monitoring, BfR, Bericht 2011<br />
MRSA:<br />
Methicillin-resistente<br />
Staphylococcus aureus,<br />
lösen häufig Erkrankungen<br />
des Menschen aus und sind<br />
gegen alle ß-Lactam-AB<br />
sowie weitere AB resistent.<br />
22.08.2013<br />
Folie 5
RESISTENZEN BEI „NORMALEN“<br />
DARMBAKTERIEN (E.COLI)<br />
Wildschwein<br />
Rind, Handel<br />
Rind, Bestand<br />
Schwein, Handel<br />
Schwein, Bestand<br />
Pute, Bestand<br />
Hähnchen, Handel<br />
Hähnchen, Bestand<br />
Legehennen<br />
sensibel<br />
2 Klassen<br />
3. Klassen<br />
4 Klassen<br />
> 4 Klassen<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Datenquelle: Zoonose-Monitoring, BfR, Bericht 2011<br />
22.08.2013<br />
Folie 6
MULTIRESISTENTE KEIME<br />
IN DER HUMANMEDIZIN<br />
‣ Infektionen:<br />
jedes Jahr zwischen 400.000 und 600.000 durch<br />
Krankenhausaufenthalt. Zunehmend auch ambulant<br />
erworbene Infektionen. (Quelle: DART, April 2011)<br />
‣ Todesfälle:<br />
‣ vorsichtige Schätzungen: ca. 7.500 bis 15.000 jährlich<br />
‣ lt. Deutscher Gesellschaft für Krankenhaushygiene:<br />
40.000 jährlich allein durch Klinikinfektionen<br />
‣ Im Vergleich:<br />
2006 starben „nur“ 40.000 Personen an einer<br />
primären Infektionskrankheiten<br />
(Quelle: DART, April 2011)<br />
22.08.2013<br />
Folie 7
TIERHALTUNG - PUTE<br />
Es existieren keine gesetzlichen Mindeststandards<br />
zur Haltung von Puten!<br />
Mindestanforderungen NI*:<br />
ideal: 20 kg/m²<br />
≙ 2 Hennen oder<br />
1 Hahn/m²<br />
max.: 25 kg/m²<br />
Freiwillige Vereinbarung der Putenerzeuger DE:<br />
Hennen: 45 kg/m² (bis 52 kg/m² möglich) ≙ 4,5 Hennen/m²<br />
Hähne: 50 kg/m² (bis 58 kg/m² möglich) ≙ 2,5 Hähne/m²<br />
* Bezirksregierung Weser-Ems – Tierschutzdienst Niedersachsen – Arbeitsgruppe Putenhaltung - 2009)<br />
22.08.2013<br />
Folie 8
TIERHALTUNG - MASTHÜHNER<br />
Betriebe mit > 500 Masthühnern:<br />
max. 39 kg/m²<br />
Damit dürfen Masthühner von<br />
2 kg Lebendgewicht auf einer<br />
Fläche von 20 x 25 cm gehalten<br />
werden. (DIN A4: 21 x 29,7 cm)<br />
≙ 20 Tieren/m²<br />
22.08.2013<br />
Folie 9
TIERHALTUNG - MASTSCHWEIN<br />
Einem Schwein<br />
vom Gewicht eines<br />
kräftigen, erwachsenen<br />
Menschen steht nicht<br />
einmal ein Quadratmeter<br />
zur Verfügung!<br />
Ø Gewicht in kg<br />
Fläche in qm<br />
über 30 bis 50 0,5<br />
über 50 bis 110 0,75<br />
über 110 1<br />
22.08.2013<br />
Folie 10
16. GESETZ<br />
ZUR ÄNDERUNG DES AMG<br />
Hintergrund:<br />
2011 - Erste Diskussionen zur 16. AMG-Novelle<br />
Schwerpunkt TAM<br />
2012 - Studien aus NI und NRW über hohen<br />
AB-Einsatz bei Geflügel- und Schwein (Mast)<br />
2013 – Ergebnisse der VetCAb-Pilotstudie<br />
Repräsentative Verbrauchsmengenerfassung<br />
von Antibiotika in der Nutztierhaltung<br />
22.08.2013<br />
Folie 11
„WERDEGANG“<br />
Zustimmungspflichtiges Gesetz:<br />
1. Bundesratsdurchlauf September 2012:<br />
Zahlreiche Länderanträge fanden Mehrheit<br />
Überarbeitung BMELV: Ländervoten<br />
mehrheitlich nicht übernommen<br />
Letzte Lesung Bundestag Februar 2013:<br />
Antrag CDU/CSU und FDP-Fraktion<br />
wurde angenommen<br />
Ergebnis: Dokumentationspflichten ohne<br />
Konsequenzen bei AB-Missbrauch<br />
22.08.2013<br />
Folie 12
„WERDEGANG“<br />
2. Bundesratsdurchlauf im März 2013<br />
verweist in Vermittlungausschuss (VMA)<br />
Zahlreiche informellen Arbeitstagungen<br />
im Rahmen des VMA-Verfahrens<br />
=> Erarbeitung eines tragfähigen Kompromisses<br />
Annahme des VMA-Ergebnisses durch:<br />
Bundestag am 27. Juni 2013 und<br />
Bundesrat am 05. Juli 2013<br />
Inkrafttreten Anfang 2014<br />
22.08.2013<br />
Folie 13
16. GESETZ ZUR<br />
ÄNDERUNG DES AMG<br />
Ziele:<br />
Transparenz herstellen<br />
Reduktion des AB-Einsatzes<br />
Ganzheitlicher Ansatz (bei hohem AM-<br />
Einsatz auch Ursachen abstellen)<br />
Datenerfassung in<br />
zentraler Datenbank<br />
22.08.2013<br />
Folie 14
§ 58a MITTEILUNGEN ÜBER<br />
TIERHALTUNGEN<br />
Pflicht der Meldung folgender Tierhaltungen<br />
Rinder, Schweine, Hühner, Puten<br />
berufs- und gewerbsmäßige<br />
Haltung<br />
zum Zwecke der Fleischerzeugung<br />
(Mast) ab Schlüpfen bzw. Absetzen<br />
ggf. per Rechts-VO in Zukunft auch Fische<br />
22.08.2013<br />
Folie 15
§ 58e VO-ERMÄCHTIGUNGEN<br />
Ermächtigung für BMELV, in Rechts-VO<br />
Betriebe bis zu einer bestimmten<br />
Bestandsgröße von den Anforderungen<br />
auszunehmen wenn:<br />
Antibiotikaminimierungsziel<br />
wird nicht gefährdet<br />
Repräsentativität der Kennzahl<br />
„Therapiehäufigkeit“<br />
erhalten bleibt<br />
22.08.2013<br />
Folie 16
§ 58a MITTEILUNGEN ÜBER<br />
TIERHALTUNGEN<br />
Änderungen (Name, Anschrift, Registriernummer)<br />
sind innerhalb von 14 Werktagen mitzuteilen<br />
Für abgesetzte Rinder:<br />
Mastkälber bis 8 Monate oder/und<br />
Mastrinder ab 8 Monate<br />
Für abgesetzte Schweine:<br />
Ferkel bis 30 kg<br />
Mastschweine über 30 kg<br />
22.08.2013<br />
Folie 17
§ 58b MITTEILUNG ÜBER AM-<br />
VERWENDUNG<br />
AB-Anwendung ist zu melden:<br />
halbjährlich<br />
für jeden Tierhaltungsbetrieb<br />
(pro Registriernummer)<br />
je Nutzungsart<br />
(Kalb/Mastrind,<br />
Ferkel/Mastschwein)<br />
Meldepflicht: Tierhalter<br />
(Delegation an TA möglich)<br />
22.08.2013<br />
Folie 18
§ 58b MITTEILUNG ÜBER<br />
AM-VERWENDUNG<br />
Für jede Anwendung ist mitzuteilen:<br />
Bezeichnung des AM<br />
Anzahl und Art der behandelten Tiere<br />
Anzahl der Behandlungstage<br />
insges. angewendete AM-Menge<br />
Anzahl der Tiere je Tierart, die<br />
durchschnittlich im HJ<br />
gehalten worden sind<br />
22.08.2013<br />
Folie 19
§ 58b MITTEILUNG ÜBER AM-<br />
VERWENDUNG<br />
Mitteilung der Anwendung durch Tierarzt<br />
ist möglich, wenn Tierhalter:<br />
Tierarzt schriftlich versichert,<br />
nicht von Behandlungsanweisung<br />
abzuweichen<br />
Zuständiger Behörde schriftlich<br />
versichert, nicht von Behandlungsanweisung<br />
abzuweichen<br />
22.08.2013<br />
Folie 20
§ 58c ERMITTLUNG DER<br />
THERAPIEHÄUFIGKEIT<br />
Zuständige Behörde (z.Bh.) ermittelt für HJ:<br />
Berechnungsverfahren bereits im Banz<br />
AT 22.02.2013 B2 bekanntgemacht<br />
Wirkstoff x behandelt. Tiere x Behandlungstage;<br />
für alle Wirkstoffe addieren<br />
Ergebnis durch Ø der gehaltenen Tiere im HJ teilen<br />
Bis Ende 2. Monats nach HJ-Ablauf teilt z.Bh. dem<br />
BVL (ggf. auch BfR für Risikobewertung) mit:<br />
Ermittelte HJ betriebliche Therapiehäufigkeit<br />
(anonymisiert)<br />
22.08.2013<br />
Folie 21
§ 58c ERMITTLUNG DER<br />
THERAPIEHÄUFIGKEIT<br />
Forderung der Länder (Antrag VMA/RP):<br />
Tierhalter übermittelt Daten direkt oder über<br />
beauftragte Stellen (vgl. Rinderkennzeichnung)<br />
an zentrale Datenbank<br />
Zentrale Datenbank = HIT<br />
Rinderhalter bereits mit System vertraut<br />
Veterinärämter bereits mit System vertraut<br />
Alle Berechnungsverfahren sollen zukünftig<br />
automatisiert in HIT erfolgen<br />
22.08.2013<br />
Folie 22
§ 58c ERMITTLUNG DER<br />
THERAPIEHÄUFIGKEIT<br />
BVL ermittelt:<br />
Kennzahl 1: Median<br />
Kennzahl 2: <strong>Dr</strong>ittes Quartil (Wert, unter dem<br />
75% und über dem 25% der Betriebe liegen)<br />
BVL veröffentlicht Kennzahlen<br />
bis Ende 3. Monat nach<br />
Mitteilungsfrist z.Bh.<br />
z.Bh. übermittelt Tierhalter<br />
„seinen“ Wert<br />
22.08.2013<br />
Folie 23
§ 58d VERRINGERUNG<br />
DER AB-ANWENDUNG<br />
Tierhalter muss prüfen, ob seine<br />
Kennzahl(en) oberhalb der<br />
Kennzahl 1 oder 2 liegen<br />
Ergebnis ist aufzuzeichnen<br />
(vom Tierhalter)<br />
=> Tierhalter ist<br />
eigenverantwortlich!!<br />
22.08.2013<br />
Folie 24
§ 58d VERRINGERUNG<br />
DER AB-ANWENDUNG<br />
Therapiehäufigkeit > Kennzahl 1:<br />
Tierhalter und Tierarzt prüfen Gründe<br />
Tierhalter verantwortlich für AB-Verringerung<br />
Therapiehäufigkeit > Kennzahl 2:<br />
Tierhalter erstellt innerhalb von 2 Monaten<br />
schriftlichen AB-Reduktionsplan<br />
(auf Grundlage tierärztlicher Beratung)<br />
Plan ist z.Bh. zu übermitteln<br />
Plan ist ggf. um Zeitplan zu ergänzen<br />
22.08.2013<br />
Folie 25
§ 58d VERRINGERUNG<br />
DER AB-ANWENDUNG<br />
Therapiehäufigkeit > Kennzahl 2:<br />
z.Bh. kann anordnen:<br />
Änderung oder Ergänzung des Plans<br />
Einhaltung AB-Leitlinien sowie Impfung der<br />
Tiere<br />
Anforderungen an Haltung der Tiere, insbes.<br />
Fütterung, Hygiene, Art und Weise der Mast<br />
Mastdauer, Ausstattung Ställe, Einrichtung,<br />
Besatzdichte<br />
Anordnung AB-Anwendung nur durch Tierarzt<br />
22.08.2013<br />
Folie 26
§ 58d VERRINGERUNG<br />
DER AB-ANWENDUNG<br />
Therapiehäufigkeit > Kennzahl 2:<br />
Befolgt Tierhalter nicht die<br />
Anordnungen der z.Bh.<br />
und<br />
Halbjährlich Therapiehäufigkeit<br />
wiederholt über Kennzahl 2<br />
=> z.Bh. kann Ruhen der Tierhaltung<br />
anordnen (bis Anordnung befolgt<br />
wird, max. 3 Jahre)<br />
→ am härtesten umkämpft<br />
22.08.2013<br />
Folie 27
§ 58f VERWENDUNG VON DATEN<br />
Um Datenschutz (§ 58f) wurde im VMA hart gerungen<br />
Nutzung der Daten zu anderen Zwecken<br />
nicht gewollt (Antrag FDP und CDU/CSU-Fraktion)<br />
=> keine Verwendung der Information<br />
zum Verbraucherschutz<br />
(z.B. Hinweise auf Schlachtung<br />
während Wartezeit)<br />
=> Aushebelung aller Verbraucherinformationsrechte<br />
=> Verhinderung staatsanwaltschaftlicher Arbeit<br />
Kompromiss sichert Basis an Informationsfreiheit<br />
22.08.2013<br />
Folie 28
DRINGENDER WEITERER<br />
HANDLUNGSBEDARF<br />
Humanmedizinische Reserveantibiotika<br />
nicht in der Tiermedizin zulassen/einsetzen<br />
Keinen verdeckter Einsatz von Leistungsförderern<br />
zulassen (Beispiel: Kexxtone®)<br />
AB-Leitlinien verbindlich vorgeben<br />
Fehlende Dokumentation der Arzneimittelbehandlung<br />
im Pferdepass muss geahndet werden können<br />
Bewertung von Umweltrisiken im Rahmen der<br />
Zulassung von Arzneimitteln/AB muss verbindlich<br />
werden<br />
22.08.2013<br />
Folie 29