29.04.2014 Aufrufe

Download - Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft,Ernährung ...

Download - Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft,Ernährung ...

Download - Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft,Ernährung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Aus dem Wald in die Welt<br />

300 Jahre Nachhaltigkeit – Karriere eines Leitbildes<br />

Nachhaltigkeit – ein inflationärer Begriff<br />

„Nachhaltigkeit“ ist weit verbreitet. Wer das Wort in eine Suchmaschine eingibt,<br />

erhält rund 14 Millionen Treffer. Kaum ein Verb lässt sich nicht mit dem Adverb<br />

nachhaltig, kaum ein Substantiv nicht mit dem entsprechenden Adjektiv kombinieren.<br />

Wir bauen, denken, investieren, publizieren, kommunizieren, reisen, predigen<br />

oder heiraten nachhaltig. Wir sprechen von nachhaltigem Design, nachhaltigem Investment,<br />

nachhaltigem Urlaub oder Konsum, nachhaltigem Kaffee oder Wein, von<br />

nachhaltigem Mittelstand oder nachhaltiger Wirtschaft. Der Phantasie sind keine<br />

Grenzen gesetzt. Der Begriff scheint abgegriffen und missbraucht. Seine inflationäre<br />

und teilweise sinnentstellende Verwendung entwertet ihn einerseits, ist auf der anderen<br />

Seite aber auch Zeichen da<strong>für</strong>, dass sich dem dahinter stehenden Anspruch<br />

niemand völlig entziehen kann. Bezeichnet er doch nichts weniger als das Leitprinzip<br />

einer auf Zukunftsfähigkeit ausgerichteten, menschlichen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklung auf unserem Planeten.<br />

Nachhaltigkeit –<br />

ein politischer Begriff<br />

Erst 1968 begann die Epoche der Erdpolitik,<br />

in der Nachhaltigkeit zum Leitbild<br />

wurde. Pflanzenschutzmittel, die im<br />

Fettpolster antarktischer Pinguine gefunden<br />

wurden, Ölteppiche an weißen<br />

Stränden und aufrüttelnde Bücher wie<br />

Rachel Carsons „Der stumme Frühling“<br />

brachten die Welt zum Umdenken.<br />

Zugleich löste das berühmte Foto der<br />

Apollo 8 Mission der über dem Mond<br />

aufgehenden Erde („Earthrise“) eine<br />

völlig neue Wahrnehmung <strong>für</strong> den blauen<br />

Planeten als empfindliches und geschlossenes<br />

System aus. Das Bild vom<br />

„Raumschiff Erde“ entstand.<br />

1972 erschien die im Auftrag des Club<br />

of Rome erstellte Studie „Die Grenzen<br />

des Wachstums“, die die begrenzte<br />

Tragfähigkeit unserer Erde mit Hilfe<br />

von Simulationen nachwies und den<br />

Kollaps bei unverändertem Verhalten<br />

prognostizierte.<br />

Im gleichen Jahr wurde in Schweden die<br />

erste internationale Konferenz über die<br />

menschliche <strong>Umwelt</strong> einberufen. Think<br />

globally, act locally – das Motto verdanken<br />

wir dieser ersten Weltkonferenz.<br />

1980 war die Geburtsstunde des Begriffs<br />

„sustainable development“. Als<br />

eine Folge der Stockholmer Konferenz<br />

wurde die Weltnaturschutzstrategie und<br />

mit ihr die bewusst gewählte Wortverbindung<br />

vorgestellt.<br />

1987 brachte die Brundtlandtformel<br />

den Nachhaltigkeitsgedanken auf einen<br />

globalen Punkt: „Nachhaltige Entwicklung<br />

ist eine Entwicklung, welche<br />

den Bedürfnissen der gegenwärtigen<br />

Generationen entspricht, ohne die Möglichkeiten<br />

zukünftiger Generationen zu<br />

gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu<br />

befriedigen.“<br />

1989 beschloss die UN Vollversammlung<br />

die Einberufung einer Weltkonferenz<br />

über <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung.<br />

20 Jahre Erdpolitik sollten umgesetzt<br />

werden. Schauplatz sollte das „Grüne<br />

Herz“ des blauen Planeten sein: Brasilien.<br />

Schnell war klar, dass die Kluft zwischen<br />

den einzelnen Ländern der Erde<br />

seit Stockholm noch nicht ausreichend<br />

klein geworden ist. Dennoch, sustainable<br />

development – Nachhaltigkeit – wird<br />

mit der Rio-Konferenz 1992 endgültig<br />

zum globalen Leitbild.<br />

40<br />

umweltjournal 56/2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!