24-27 Wintersaat - Natürlich
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NATUR<br />
Garten<br />
Sommersaat für<br />
Wer statt Treibhaustomaten und Äpfel aus Südafrika<br />
im Winter lieber frisches Gemüse aus<br />
dem eigenen Garten will, muss frühzeitig<br />
planen. Die Ernte in der kalten Jahreszeit entschädigt<br />
dann für die Arbeit im Sommer.<br />
Text und Fotos: Kurt Forster
Garten NATUR<br />
den Winter<br />
Niemand denkt jetzt schon gern<br />
an die kalten, dunklen, nebligen<br />
Wintertage. Doch ausgerechnet<br />
jetzt ist es höchste Zeit,<br />
an die Winterversorgung mit sonnengereiftem,<br />
vitaminreichem Grün zu denken.<br />
Um einen genügend abwechslungsreichen<br />
Speisezettel mit ausgereiften<br />
Salaten und Gemüse sicherzustellen, ist<br />
nämlich eine zeitige und ausgewogene<br />
Planung des Gartens nötig.<br />
Sie sichern auch in harten<br />
Wintern die Salatversorgung:<br />
Im dunklen Keller aus<br />
Wurzeln ausgetriebene<br />
Chicoréezapfen<br />
Frühzeitige Gartenplanung<br />
Voraus schauende Gärtnerinnen und<br />
Gärtner planen schon im Spätwinter, weil<br />
kohlartige Gemüse, Wurzelgemüse und<br />
Kürbisse Ende Mai gepflanzt oder gesät<br />
werden müssen. Nur so bleibt noch genügend<br />
Zeit, um die Gartenkataloge zu studieren<br />
und sich die benötigten Samen<br />
rechtzeitig zu bestellen. Jetzt, im Spätsommer,<br />
können im Hinblick auf die kalten<br />
Monate noch verschiedene Wintersalate,<br />
Nüsseler, Winterspinat oder roter Radicchio<br />
ausgesät oder angepflanzt werden.<br />
Am besten wird eine bunte Salatmischung<br />
gepflanzt. Wichtig sind auch<br />
Folgesaaten im Abstand von zwei bis vier<br />
Wochen, um immer ausreichend frisches<br />
Grün ernten zu können.<br />
Kohlgemüse aus dem Schnee<br />
Einige wenige Gemüse trotzen ohne<br />
besondere Schutzmassnahmen Schnee,<br />
Frost und Eis. Sie sind sogar darauf angewiesen,<br />
denn erst eine gewisse Kälte lässt<br />
sie voll ausreifen und macht sie bekömmlich.<br />
Diese ganz Harten sind Rosenkohl,<br />
vitaminreicher Federkohl (Grünkohl)<br />
und blaugrüner Winterlauch. Deren Setzlinge<br />
werden im Frühsommer in einen<br />
gut gedüngten Boden gepflanzt und<br />
wachsen dann in den Sommermonaten –<br />
am besten unter einem Schutznetz gegen<br />
Kohlweisslinge und Lauchmotten – kräftig<br />
heran. Der blaugrüne Winterlauch erhält<br />
im Herbst eine Lage von abgefallenen<br />
Blättern und etwas Kompost als Kälteschutz.<br />
Diese Schutzschicht erleichtert<br />
auch die Ernte bei gefrorenem Boden.<br />
Die rotvioletten, knackigen, bitterherben<br />
Blätter des roten Radicchio bereichern<br />
im Winter unsere Salatplatte als<br />
bunte Farbtupfer (siehe auch «<strong>Natürlich</strong>»<br />
5-06). Die Sorte Palla Rossa wird im<br />
Frühwinter geerntet, während die Sorte<br />
Roter von Verona im frühen Frühling, oft<br />
noch unter dem Schnee, feste, knackige<br />
rote Köpfe liefert. Die Salatpalette lässt<br />
sich auch mit Grumola verde, Castelfranco<br />
oder dem robusten, frostunempfindlichen<br />
Bubikopf bereichern. Alle<br />
diese Sorten können noch im Sommer<br />
ausgesät werden.<br />
Schutz vor der Witterung<br />
Nach der Ernte von Spinat, Erbsen, Radieschen<br />
und Frühlingskopfsalat werden Beete<br />
für die Winterversorgung frei. Verschiedene<br />
Salate wie Zuckerhut, Winterendivie,<br />
Chinakohl, mehrjähriger Rucola und Nüsseler<br />
kann man selbst unter einer Schneedecke<br />
ernten. Gepflanzt respektive gesät<br />
werden sie im Spätsommer. Sie wachsen<br />
dann zu kräftigen Exemplaren heran.<br />
Bevor die ersten starken Fröste und<br />
Schneefälle auftreten, werden sie abgedeckt.<br />
Nüsseler und flache Salate wie<br />
Endivie werden mit einem Vlies abgedeckt.<br />
Da Endivie gerne fault, muss er<br />
hin und wieder kontrolliert werden.<br />
Noch besser geschützt ist er mit einer<br />
Strohunterlage.<br />
Die höher wachsenden Salate wie<br />
Zuckerhut, mehrjähriger Rucola, die<br />
Kraussalate mit den dicht gefüllten<br />
Köpfen wie der Frisée oder Azura und<br />
Chinakohl erhalten als Schutz einen<br />
Folientunnel. Als Alternative kann der<br />
Zuckerhut aber auch mit den Wurzeln<br />
ausgegraben und dann in Zeitungspapier<br />
eingewickelt werden. So bleiben sie kühl<br />
gelagert längere Zeit frisch.<br />
Der winterfeste Klassiker für Septembersaaten<br />
ist der Nüsseler. Er wird Ende<br />
August, Anfang September breitwürfig<br />
ausgesät und dann mit dem Rechen festgeklopft.<br />
Da es im September oft stabile<br />
Schönwetterlagen gibt, wird die Saat häufig<br />
gegossen oder mit feuchten Säcken abgedeckt,<br />
damit sie rasch keimt. Der vollherzige,<br />
dunkelgrüne Nüsseler wächst besonders<br />
schnell und bringt eine gute Ernte.<br />
Neue Gemüse aus Fernost<br />
Aus China und Japan sind in den letzten<br />
Jahren einige ziemlich kälteverträgliche<br />
und für eine leichte, vitaminreiche Kost<br />
gut geeignete Salate und Gemüse nach<br />
<strong>Natürlich</strong> | 8-2006 25
NATUR<br />
Garten<br />
Gemüse im Schnee:<br />
Die ganz Harten wie blaugrüner<br />
Winterlauch, Rosen- und Federkohl<br />
ertragen auch kalte Wintertage<br />
Europa gekommen. Diese Salate und<br />
Gemüse wie Pak-choi, Mizuna, Mibuna<br />
und der japanische Senfkohl sind vor<br />
allem für im Wok zubereitete Gerichte<br />
geeignet. Sie bereichern zusammen mit<br />
Lauchzwiebeln und Rettichen die Salatund<br />
Gemüsepalette im Winter. Sie produzieren<br />
in kurzer Zeit viel gesunde Grünmasse.<br />
Im Sommer gesät, reicht die Zeit<br />
sogar noch für eine Spätherbsternte.<br />
Gut gelagert ist halb gegessen<br />
Erntezeit für Wurzelgemüse wie Karotten,<br />
Sellerie, Randen und Winterrettiche<br />
ist im Spätherbst, bevor die ersten Fröste<br />
auftreten. Gelagert werden diese Gemüse<br />
in einem kühlen Kellerraum – wenn<br />
möglich mit Naturboden – im feuchten<br />
Sand. So bleiben sie einige Monate frisch<br />
und knackig. Sie dürfen nicht mit Obst<br />
zusammen gelagert werden.<br />
Karotten, Winterrettiche und Randen<br />
werden Ende Mai gesät oder die Selleriesetzlinge<br />
gepflanzt. Karotten eignen sich<br />
für eine Mischkultur mit Lauch. Sellerie<br />
dagegen wird im Wechsel mit Rosenkohl<br />
und Kabis angebaut. Diese Starkzehrer<br />
lieben einen gut mit Kompost versorgten<br />
Boden.<br />
Mehrjährig planen mit Fruchtfolge<br />
Am besten erstellt man sich einen mehrjährigen<br />
Bepflanzungsplan mit stetem Fruchtwechsel.<br />
Hier ein Beispiel zum Nachahmen:<br />
Im ersten Jahr werden im Frühling reihenweise<br />
im Wechsel Kefen zusammen mit Fenchel<br />
gesät. Die feinen Kefen werden Ende<br />
Eine kräftige Wintersuppe<br />
Wenn es draussen stürmt und schneit, ist<br />
eine würzige, kräftige Kürbissuppe ein<br />
ganz besonderer Genuss. Aus der grossen<br />
Fülle der orangen Kugeln haben sich der<br />
kräftig rankende Muscade de Provence<br />
mit fünf bis zehn Kilo schweren Früchten,<br />
der schmackhafte Baby Baer mit 12<br />
bis 15 Zentimeter grossen Früchten oder<br />
der Hokkaido speziell gut bewährt.<br />
Hervorragend geeignet ist auch der<br />
birnenförmige Butternut. Dieser eher<br />
weiss gefärbte Kürbis hat ein herrlich<br />
festes, oranges Fleisch. In normal geheizten<br />
Räumen hält er sich drei bis zwölf<br />
Monate, also genau das Richtige, um die<br />
Winterzeit zu bereichern. Die Setzlinge<br />
werden aus Samen gezogen und Anfang<br />
Mai, nach den Eisheiligen, ins Freie in<br />
kräftige, kompostreiche Erde verpflanzt.<br />
Viele Speisekürbisse lassen sich monatelang<br />
im Wohnzimmer lagern oder<br />
geschnitten in der Tiefkühltruhe aufbewahren.<br />
Zichorien im Hochwinter<br />
Zichorien (Chicorée, Brüsseler) geben<br />
wenig Arbeit und können auch im tiefsten<br />
Winter geschnitten werden. Die weissen,<br />
Juni geerntet und an ihre Stelle<br />
junge Zuckerhutsetzlinge zwischen<br />
die Fenchelreihen gesetzt.<br />
Werden die Fenchel geerntet,<br />
kommen an ihre Stelle Winterzwiebeln<br />
zwischen die Zuckerhutreihen.<br />
Im Frühling, wenn der Zuckerhut<br />
abgeerntet ist, setzt man Winterlauch<br />
zwischen die Zwiebeln und<br />
sät Rüebli dazwischen. Im<br />
Sommer werden die Zwiebeln<br />
geerntet, und der Lauch bekommt<br />
mehr Raum, um heranzuwachsen.<br />
Wenn im Spätsommer die Rüben abgeerntet<br />
sind, erfolgt eine Nüsselersaat zwischen den<br />
Lauchreihen.<br />
Mit dieser Anbautechnik ist der Boden nie<br />
unbedeckt und ungeschützt Wetter, Wind<br />
und Niederschlägen preisgegeben.<br />
vitaminreichen Zapfen müssen kaum gewaschen<br />
oder gross geschnitten werden.<br />
Chicorée wird im Mai gesät und wächst<br />
ähnlich wie Löwenzahn heran. Die<br />
dicken, kräftigen Wurzeln der Zichorien<br />
werden im Herbst ausgestochen, auf etwa<br />
30 Zentimeter gekürzt und die Blätter<br />
zwei Zentimeter oberhalb des Schaftes<br />
abgeschnitten. Die Wurzeln werden kühl<br />
gelagert und dann bei Bedarf dicht gedrängt<br />
in 30 bis 40 Zentimeter hohe<br />
Gefässe oder einen Müllsack gesetzt. Die<br />
Zwischenräume werden mit sandiger Erde<br />
oder Rindenhumus gefüllt und eingegossen.<br />
Dann stellt man die Gefässe in<br />
einen dunklen, wärmeren Raum.<br />
Nach zwei bis drei Wochen erscheinen<br />
die kräftigen, weissgelben Zapfen. Bei<br />
einem anderen Verfahren stellt man die<br />
Wurzeln in Wannen mit fünf Zentimeter<br />
Wasser. Aus jeder Wurzel gibt es zwei<br />
Ernten; zuerst eine kräftige und nach<br />
dem Schnitt noch eine zweite schwächere.<br />
Mit dem gleichen Verfahren kann man<br />
aus den Löwenzahnwurzeln einen leicht<br />
bitteren, hellgelben Salat heranziehen.<br />
Vitamin C<br />
aus dem Gewächshaus<br />
Das unbeheizte Gewächshaus ist in unseren<br />
Breiten eine ausgezeichnete Hilfe bei<br />
der ganzjährigen Grünversorgung. Wer<br />
glücklicher Besitzer eines kühlen Glashauses<br />
ist, hat vor allem während der<br />
Wintermonate einen grossen Nutzen davon.<br />
Im Winter werden die abgeernteten<br />
Tomaten- und Gurkenbeete mit Feldsalat<br />
(Nüsseler), Winterportulak, Kubaspinat,<br />
Barbarakraut, Winterendivie und Spinat<br />
bepflanzt. So lässt sich jederzeit frischer<br />
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Garten NATUR<br />
Salat ernten oder das Käsebrot mit den erfrischend<br />
säuerlichen Blättchen des Winterportulaks<br />
belegen. Schon im Februar<br />
können die ersten Kopfsalate, Kohlrabi,<br />
Radieschen und Kresse ausgesät werden.<br />
Im kalten Gewächshaus gelingt es<br />
auch, die grossen Kiwis zu ziehen. Ende<br />
November ist dann Erntezeit. Diese<br />
Früchte sichern in den Monaten Januar<br />
und Februar die notwendige Vitamin-C-<br />
Versorgung.<br />
Heil-, Würz- und Küchenkräuter, ja<br />
selbst die scharfen Peperoncini können<br />
auf einer Fensterbank gezogen werden.<br />
Gedeihen im ungeheizten Gewächshaus:<br />
Pak-choi und Mizuna (oben) – asiatische<br />
Gemüse für Wokgerichte. Winterportulak und<br />
Rucola – zwei typische Wintersalate (links)<br />
Dies gelingt allerdings nur an einem sehr<br />
hellen südexponierten Fenster.<br />
Schnittlauch oder Petersilie wird an<br />
einem frostfreien Tag im Garten ausgestochen<br />
und dann in Töpfe gesetzt. Auf<br />
einer warmen, hellen Fensterbank platziert,<br />
treiben sie bald frisches Grün.<br />
Schmackhafte<br />
und gesunde Keimlinge<br />
Jederzeit kann man auf die schnelle Art<br />
aus Samen vitamin- und mineralstoffreiche<br />
Keimsprossen anziehen. Verwendung<br />
finden sie als würzige Salatbeigabe,<br />
Brotbelag oder kurz gebraten als Pfannengericht<br />
im Wok. Die Keimlinge können aus<br />
verschiedensten Samen gezogen werden.<br />
Als schmackhafte Salatbeilage eignen<br />
sich Soja-, Kresse-, Dinkel-, Weizen-,<br />
Rettich-, Rauke-, Senf-, Alfalfa-, Bockshornklee-,<br />
Rettich- und Radieslisamen,<br />
Kichererbsen, Mungobohnen, Linsen und<br />
Sonnenblumenkerne. Gezogen werden<br />
sie auf durchfeuchtetem Krepp-Papier<br />
im Suppenteller oder noch besser mit<br />
Hilfe einer Keimbox. Auf dem Markt<br />
gibt es Keimgeräte aus Kunststoff oder<br />
Ton mit ein bis drei Etagen. In wenigen<br />
Tagen steht dann die Ernte für die vitaminreiche<br />
Salatzugabe an. Die keimenden<br />
Samen werden geschnitten, wenn sie<br />
etwa fünf Zentimeter hoch sind.<br />
Wurzeln und Rüben<br />
aus frostigem Grund<br />
Der Topinambur erinnert mit seinen Blüten<br />
an Sonnenblumensterne. Neben dem<br />
herrlichen Schmuck besitzt er kräftige,<br />
verzweigte Wurzelknollen, die man mitten<br />
im Winter ausstechen und dann<br />
als Salat oder Gemüse verwenden kann.<br />
Die sehr harte Pflanze vermehrt man<br />
mit den verzweigten Wurzelknollen.<br />
Selbst kleine Wurzelstücke schlagen aus<br />
und wachsen während des Sommers zu<br />
kräftigen Pflanzen heran.<br />
Ähnlich winterhart sind die in den<br />
letzten Jahren in Vergessenheit geratenen,<br />
rübenartigen Pastinaken oder Hammelmöhren.<br />
Man sät das Wurzelgemüse im<br />
Frühling in einen tiefgründigen, lockeren,<br />
humosen Boden. Wie bei vielen Doldenblütlern<br />
wachsen die weissen Rüben langsam<br />
heran. Ab Spätherbst gräbt man die<br />
frostharten Rüben bei Bedarf laufend aus.<br />
Dieses Verfahren hat sich besser bewährt,<br />
als die Pastinaken im Keller einschrumpeln<br />
zu lassen.<br />
■<br />
Infobox<br />
Literatur zum Thema<br />
• Storl / Pfyl: «Bekannte und vergessene<br />
Gemüse», AT Verlag 2002,<br />
ISBN: 3-85502-808-7, Fr. 39.90<br />
• Bradley: «Ernten im eigenen Garten», Verlag<br />
Knaur 2002, ISBN: 3-8043-7216-3, Fr. 49.–<br />
• Seymour: «Mein Nutzgarten», Verlag Urania<br />
2005, ISBN: 3-332-01685-7, Fr. 18.40<br />
Internet<br />
• www.bio-pflanzen.ch/wintergemuese.htm<br />
• www.bionetz.ch<br />
• www.bio-suisse.ch<br />
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