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26-31 Pinatubo-2 - Natürlich

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Reportage NATUR<br />

Brennholz für die Dörfer: Kilometerweit wird<br />

rares Heizmaterial auf Ochsenkarren<br />

über dicke Aschefelder transportiert<br />

waren alle zerstört, doch sie fanden Material,<br />

um sie wieder behelfsmässig aufzubauen.<br />

Hilfswerke verteilten ihnen Nahrungsmittel.<br />

Oft lag meterhoch Asche auf<br />

den Feldern. Der Wald war nur noch in<br />

kläglichen Resten vorhanden, und viele<br />

der Baumruinen würden nicht mehr ausschlagen.<br />

Die Böden waren von der Asche<br />

versauert und für die meisten Nutzpflanzen<br />

unbrauchbar.<br />

Weltuntergang<br />

Primär-, also richtige Urwälder mehr. Alle<br />

waren schon mindestens einmal in den<br />

Zyklus der «Shifting Cultivation» einbezogen<br />

worden, bei dem das mit Süsskartoffeln,<br />

Bergreis, Yams, Maniok, Taro, Bananen<br />

und Mais bebaute steile, ausgelaugte<br />

Land nach drei Jahren aufgegeben und<br />

neues durch Brandrodung gewonnen wird.<br />

Zwar schlägt ein Teil der Baumstrünke<br />

wieder aus, aber es entsteht ein artenmässig<br />

verarmter, lockerer Sekundärwald, der<br />

den Boden wenig vor den taifunbedingten<br />

Starkregen schützt. Konnte man früher<br />

nach 10 bis 15 Jahren ein solches Gebiet<br />

wiederum abbrennen und landwirtschaftlich<br />

nutzen, so erzwangen Bevölkerungswachstum<br />

und Bodenverarmung jetzt eine<br />

Wiederverwendung bereits nach der Hälfte<br />

der Zeit.<br />

War früher die Jagd eine wertvolle Ergänzung<br />

des Nahrungsangebots, so führten<br />

auch hier die Wilderei und die Übernutzung<br />

zu einem starken Rückgang des Tierbestandes.<br />

Kurz: Schon vor dem Vulkanausbruch<br />

kämpften die Aetas ums wirtschaftliche<br />

Überleben.<br />

Entwurzelt und heimatlos<br />

In dieser Situation ereilte das Waldvolk<br />

die Vulkankatastrophe im Sommer 1991.<br />

Obwohl viele rechtzeitig flohen, blieben<br />

nicht wenige zurück, um die Tiere zu<br />

betreuen. Sie kamen alle beim Hauptausbruch<br />

ums Leben. Die rechtzeitig Geflohenen<br />

trieben sich als entwurzelte und<br />

heimatlos gewordene Flüchtlinge in der<br />

weiteren Umgebung herum.<br />

1992, bei einem ersten Besuch des<br />

Autors bei einigen Aetas, zeigte sich ein<br />

desolates Bild. Ohne Hilfe von aussen<br />

konnten sie nicht überleben. Ihre Häuser<br />

Ein entwurzeltes Leben<br />

Das Hauptproblem aber: Den Aetas fehlt<br />

die Lebensgrundlage Wald auf Jahrzehnte<br />

hinaus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie<br />

eine solche «Durststrecke» durchzustehen<br />

vermögen, ist sehr klein. Wie schlecht<br />

es dem Volk der Aetas geht, zeigte ein<br />

zweiter Besuch bei ihnen, 15 Jahre nach<br />

der Vulkankatastrophe.<br />

Die Zahl der im Ursprungsgebiet wohnenden<br />

Aetas hat abgenommen. Der Wald<br />

hat sich teilweise ein wenig erholt. Bambus<br />

wuchert wild und wird auch schon wieder<br />

abgebrannt. Manche Aetas haben ihre<br />

Häuser in die Nähe von Strassen verlegt,<br />

da sie dort besser in den Genuss von Hilfslieferungen<br />

kommen. An einigen Stellen<br />

sind Ascheschichten abgetragen worden,<br />

um Gemüsegärten anzulegen. Der Boden<br />

scheint aber immer noch stark sauer zu<br />

sein und nur wenige Gemüse wachsen<br />

erfolgreich. Am besten gedeihen Süsskartoffeln,<br />

welche seit jeher zur Grundnahrung<br />

der Aetas gehörten, dazu Maniok und<br />

Bananen. Ackerbau in der traditionellen<br />

Weise mit Brandrodung und Landwechsel<br />

ist nicht mehr möglich.<br />

Taglöhnerei und Kartenspiel<br />

Männer, Frauen und Kinder durchstreifen<br />

die Waldruinen und schlagen verbliebene<br />

Baumstrünke, um daraus Holzkohle<br />

herzustellen. Diese verkaufen sie entlang<br />

der Strassen, um etwas Weniges an Bargeld<br />

zu verdienen. Hilfswerke unterstützen<br />

sie dabei, Baumschulen anzulegen,<br />

um mit Aufforstungen zu beginnen, die<br />

bestenfalls in 20 Jahren den eigenen<br />

<strong>Natürlich</strong> | 6-2006 27

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