Die NRW-Stiftung
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W ANDERWEGE UND<br />
W UNDERWERk E<br />
Rund 100 Kilometer lang war die Wasserleitung, die von der Eifel ins römische Köln führte. Das größte antike Technikbauwerk<br />
nördlich der Alpen schwemmte am Tag 20 Millionen Liter Wasser in die Hauptstadt der Provinz Niedergermanien.<br />
Rechnerisch standen so jedem ihrer Einwohner täglich 1.200 Liter Frischwasser zur Verfügung – moderne Deutsche<br />
verbrauchen durchschnittlich rund 122 Liter. Zu den Relikten des Römerkanals führt ein großartiger Wanderweg, der jetzt<br />
völlig neu ausgeschildert wurde. Auf sieben Etappen erlebt man nicht nur spannende Begegnungen mit der Antike, sondern<br />
auch viele andere Sehenswürdigkeiten aus Geschichte und Gegenwart. Zusätzlich lockt wunderschöne Natur.<br />
„Wer unbedingt will, der soll ruhig<br />
die nutzlosen Pyramiden mit so zweckmäßigen<br />
Wunderwerken wie den Wasserleitungen<br />
vergleichen!“ – Das schrieb vor fast<br />
zwei Jahrtausenden der Römer Sextus Julius<br />
Frontinus. Im Jahr 97 n. Chr. war er zum<br />
„curator aquarum“ berufen worden, zum<br />
Aufseher über die Aquädukte der Stadt Rom.<br />
In einem Buch, das er darüber verfasst hat,<br />
finden sich nicht nur die oben zitierten bissigen<br />
Worte, sondern auch ausführliche Angaben<br />
zu Verwaltung und Technik römischer<br />
Wasserversorgungssysteme. Gut möglich,<br />
dass Frontinus auch mit dem Bau der Kölner<br />
Wasserleitung zu tun hatte. Denn der<br />
Offizier und spätere Konsul war von etwa<br />
81 bis 84 n. Chr. Befehlshaber über Niedergermanien<br />
– und ungefähr zu dieser Zeit<br />
entstand auch der Römerkanal.<br />
oder die Colonia Ulpia Traiana nahe dem<br />
heutigen Xanten konnten sich so zu blühenden<br />
Zentren mit Tempeln, Märkten und<br />
großen Badehäusern entwickeln. Auch im<br />
eher dörflichen Hinterland lebte es sich gut<br />
römisch, wovon man sich heute bei einem<br />
Besuch des Römerthermen-Museums in<br />
Zülpich überzeugen kann.<br />
An das Wasser stellten die Römer nicht nur<br />
wegen ihrer Thermen große Anforderungen,<br />
auch als reines und wohlschmeckendes<br />
Getränk war es ihnen viel Wert. Da der Rhein<br />
gehobene Ansprüche nicht erfüllen konnte,<br />
wurden erste Wasserleitungen für Köln<br />
schon um 30 n. Chr. erbaut. Sie führten zunächst<br />
nur bis in die nahen Vorgebirgszüge<br />
westlich der Stadt. Mit dem Aufblühen der<br />
„Colonia Claudia Ara Agrippinensium“<br />
(CCAA), wie Köln bei den Römern hieß,<br />
wuchsen aber die Bedürfnisse und man<br />
griff jetzt auf das kalkhaltige, mineralreiche<br />
und geschmacklich hochwertige Eifelwasser<br />
zurück. Der technische Aufwand, um es zu<br />
erschließen, war außergewöhnlich – keineswegs<br />
alle römischen Städte hatten vergleichbare<br />
Versorgungssysteme. In Xanten etwa<br />
gab es nur niederrheinisches H 2 O vom wenige<br />
Kilometer entfernten Sonsbecker Berg<br />
und aus zahlreichen Brunnen.<br />
W A sser A b W ärT s MArsCH<br />
Für das römische Köln zapfte man fünf<br />
Quellen in der Kalkeifel an. Das Wasser<br />
wurde in Brunnenstuben aufgefangen >><br />
bLü T ezeiT AM rHein<br />
Nachdem die Römer im Jahr 9 n. Chr. von<br />
den Germanen in der legendären Varusschlacht<br />
besiegt worden waren, gaben sie<br />
den Plan auf, ihren Machtbereich über den<br />
Rhein hinaus auszudehnen. Bis zur Rheingrenze<br />
entfaltete sich ihre Zivilisation jedoch<br />
in vollem Umfang. Lange Friedenszeiten<br />
begünstigten das, denn nach der Niederschlagung<br />
eines germanischen Aufstandes<br />
unter Führung der Bataver herrschte in<br />
Nieder germanien ab dem Jahr 70 n. Chr.<br />
fast 200 Jahre lang Frieden. Städte wie Köln<br />
Im Urfttal liegt nahe der Burg Dalbenden dieser<br />
Teil der römischen Wasserleitung, die Eifelwasser<br />
in das antike Köln transportierte.<br />
Werner Stapelfeldt<br />
<strong>Die</strong> <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> Ausgabe 2/2012 7