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Sachwert Magazin Nr 22

Gold, Kunst, Eurozone, Dollar vs. Gold, Versicherungsbranche, Stiftungen

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Kommentar<br />

Lebensversicherung - ein Branchengigant<br />

wankt gewaltig<br />

Ein Kommentar von Thomas Hennings, <strong>Sachwert</strong>-Makler und Makroökonom<br />

Des Deutschen liebste Alterversorgungsprodukte,<br />

die Lebens- und Rentenversicherungen,<br />

haben unisono extreme Probleme.<br />

Oder sind es deren Kunden? Schauen wir<br />

einmal zurück, die Branche warb mit Sicherheiten,<br />

sehr hohen Garantien und<br />

schmackhaften Überschüssen. Millionen<br />

Verträge sind in den ganzen Jahrzehnten<br />

abgeschlossen und bespart worden. Die<br />

Politik war und ist der stets brave und<br />

treue Begleiter dieser Finanz- und Werbemaschenerie.<br />

den bzw. Verbraucher her. Nun will man<br />

die Kunden wieder schröpfen und Ihnen<br />

große Teile der Bewertungsreserven vorenthalten.<br />

Wir sprechen nicht über Peanuts,<br />

sondern über Milliarden von<br />

auszuzahlenden Geldern an die Kunden.<br />

Die Politik scheint wieder einmal pro Versicherungsbranche<br />

mitzuspielen, was niemanden<br />

wirklich verwundert. Im Klartext<br />

heißt das dann: Mehr Geld für die Versicherungsunternehmen<br />

und wieder weniger<br />

Geld für die Kunden!<br />

Zusätzlich werden erfahrungsgemäß über<br />

ca. 70% der gesamten Auszahlungswerte<br />

für ablaufende oder auch vorzeitig gekündigte<br />

Lebens- und Rentenversicherungen<br />

versicherungsmathematisch und gebührentechnisch<br />

(bewusst?) falsch berechnet.<br />

Zum großen Leidwesen der Kunden. Wel-<br />

Auch große Lebensversicherer sind in<br />

Zeiten der Niedrigzinsphase stark gefährdet,<br />

denn auch sie können ihren Kunden<br />

gegenüber nicht mehr das<br />

Versprochene, wie hohe Garantien usw.<br />

einhalten. Überschüsse waren in der Vergangenheit<br />

noch relativ gut zu erwirtschaften,<br />

mittlerweile alles ein alter Hut.<br />

Kunden erhalten kaum noch oder gar<br />

keine Überschüsse mehr. Die allermeisten<br />

Gesellschaften kämpfen an allen Ecken um<br />

Ihr Fortbestehen. Sogenannte Jahresendgeschäfte<br />

von 0ktober bis Sylvester sind in<br />

der Branche ebenfalls ein Relikt vergangener<br />

Zeiten.<br />

Kunden wiederum, die ihre Altverträge<br />

vorzeitig auflösen wollen oder müssen,<br />

werden hierzu von den Versicherern sogar<br />

unterstützt, denn Verträge mit hohen Ga-<br />

Das Korsett der Investitionsmöglichkeiten<br />

für die Versicherer für klassische<br />

Produkte ist gesetzlich vorgegeben und<br />

gibt wenige Spielräume für gewinnbringende<br />

Investments. Die wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen für die Branche änderten<br />

sich insbesondere seit Anfang der<br />

2000er Jahre gewaltig, langfristige hohe<br />

Zinsen zu erwirtschaften wurde immer<br />

schwieriger, das Neugeschäft wurde weniger<br />

und die inoffiziellen frühzeitigen Stornierungen<br />

sind höher als die Branche<br />

ehrlich zugibt. Dazu fiel das große Argument<br />

der steuerfreien Auszahlungen ab<br />

2005 für Neuverträge weg. Die Garantiezinsen,<br />

die sich eh nur auf den reinen Sparanteil<br />

eines Vertrages beziehen, wurden<br />

in jetzt viel kürzen Intervallen (von ehemals<br />

4% auf mittlerweile 1,75%, demnächst<br />

noch weniger) massiv reduziert. Der gesamte<br />

Kostenanteil ist zudem aber gewachsen<br />

und nicht gleichzeitig<br />

geschrumpft.<br />

Die Branche erfindet sich in immer kürzeren<br />

Abschnitten neu, um diese Produkte<br />

mit viel „Schönrederei“ weiterhin<br />

„noch an den Mann und die Frau zu bringen“.<br />

Der Umsatz- und Verdienstdruck<br />

treibt den Vertrieb in immer mehr Abhängigkeiten<br />

dieser Droge, genannt: Lebens-<br />

Rentenversicherungen.<br />

Nun ist es wieder soweit, denn die<br />

Branche wankt. Es müssen Veränderungen,<br />

also Verschlechterungen für die Kun-<br />

cher Verbraucher kann diese komplizierten<br />

Rechenmethoden und juristischen Hintergründe<br />

wirklich überprüfen? Keiner! Hier<br />

ist professionelle Unterstützung von<br />

Nöten, die nur wenige bisher kennen, aber<br />

sie gibt es am Markt. In der betrieblichen<br />

Altersvorsorge (z.B. Direktversicherungen)<br />

werden die gesetzlich Krankenversicherte<br />

bei Kapitalauszahlung Ihrer „bAV“ nochmals<br />

richtig zur Kasse (im wahrsten Sinne<br />

des Wortes) gebeten, 120 Monatsbeiträge<br />

(gesetzlichen Krankenversicherung) fließen<br />

wieder ins Sozialsystem. Kaum ein Verbraucher<br />

kennt diese Paragraphen, auch<br />

nicht die „geeichten“ und abhängig gestellten<br />

Versicherungsvermittler.<br />

rantien stören gewaltig in den Hochhäusern<br />

aller Versicherer.<br />

Es sieht aktuell schlecht Lebensversicherungsbranche<br />

aus, wie wird es zukünftig?<br />

Getreu dem Motto: „Alles wird gut“ oder<br />

wie der Kölner zu sagen pflegt: „Et hät<br />

noch immer jot jejange“ ..? Das kann und<br />

wird hier nicht der Fall sein.<br />

Wer also sein zum Teil hart erarbeitetes<br />

Geld in diesen Sparformen unter diesen<br />

negativen Rahmenbedingungen weiter bespart<br />

oder sogar neu beginnt anzusparen,<br />

dem kann emotional und rational tatsächlich<br />

nicht mehr geholfen werden.<br />

Die Branche wankt gewaltig, wanken Sie<br />

nicht mit!<br />

PIXABAY<br />

SACHWERT MAGAZIN ONLINE <strong>Nr</strong>. <strong>22</strong>

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