Bergsteiger Bayerns neue Almlust (Vorschau)
05 Lechweg: Familientour von Vorarlberg bis ins Allgäu D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € 05 / Mai Juli 2014 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Allgäuer Alpen • Lechquellengebirge • Polhograjski Dolomiten | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus Bayerns neue Almlust Wandern und wirtschaften: der Wert der Weidewiesen + 59 Tourentipps Dolomiten Grandioses Brenta-Trekking Karwendel Geheimtipp Arnspitzen Chiemgau-Special Klettersteig mit TÜV-Siegel Rofan-Klassiker Der Guffert gibt Rätsel auf und erfüllt zugleich Träume Ötztal-Runde Stilles Abenteuer: die Überschreitung des Schalfjochs EXTRA Saison 2014: Der große Ausrüstungsberater Im Test Helmkameras: Was Sie wissen müssen› Alpen-Schutz Cipra-Präsident Dominik Siegrist im großen Interview
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05<br />
Lechweg: Familientour von Vorarlberg bis ins Allgäu<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
05 / Mai Juli 2014 2013<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Allgäuer Alpen • Lechquellengebirge • Polhograjski Dolomiten<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
<strong>Bayerns</strong><br />
<strong>neue</strong> <strong>Almlust</strong><br />
Wandern und wirtschaften: der Wert der Weidewiesen<br />
+<br />
59 Tourentipps<br />
Dolomiten<br />
Grandioses Brenta-Trekking<br />
Karwendel<br />
Geheimtipp Arnspitzen<br />
Chiemgau-Special<br />
Klettersteig mit TÜV-Siegel<br />
Rofan-Klassiker<br />
Der Guffert gibt Rätsel auf<br />
und erfüllt zugleich Träume<br />
Ötztal-Runde<br />
Stilles Abenteuer: die Überschreitung<br />
des Schalfjochs<br />
EXTRA<br />
Saison 2014:<br />
Der große<br />
Ausrüstungsberater<br />
Im Test<br />
Helmkameras:<br />
Was Sie wissen müssen›<br />
Alpen-Schutz<br />
Cipra-Präsident Dominik<br />
Siegrist im großen Interview
#OUTDOORPASSION<br />
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EDITORIAL<br />
Perlen in der<br />
Landschaft –<br />
ganz ohne<br />
Klischees<br />
Wanderer kennen das: Eigentlich hatte man sich<br />
einen Gipfel vorgenommen, aber irgendwie ist‘s<br />
viel zu schön auf der Alm. Die Brotzeit in der<br />
Blumenwiese oder die frische Halbe auf der Hütte<br />
– den Gipfel betrachtet man an so einem Tag<br />
milde lächelnd von unten. Er läuft ja nicht weg. Was wir als gesetzt betrachten,<br />
nämlich am Wochenende ein Ziel wie die Hintere Längentalalm im Isarwinkel oder<br />
die Kührointalm in den Berchtesgadener Alpen anzusteuern, ist beileibe nicht<br />
gottgegeben. In den 1950er- und 60er-Jahren ging es rapide ab mit der Almwirtschaft,<br />
allein in Oberbayern stellten mehr als 150 Almen den Betrieb ein. Hätte nicht der<br />
Freistaat Bayern den Wert der alpinen Kulturlandschaft von den 70er-Jahren an<br />
erkannt und hätte er nicht das Almwesen gefördert – wir würden heute über verbuschtes,<br />
verwildertes Gelände laufen, das zudem deutlich artenärmer wäre.<br />
Zum Beginn der Wandersaison (die ja meist mit dem Almauftrieb<br />
einhergeht), haben wir der Alm als Kulturgut unsere Titelgeschichte<br />
gewidmet (S. 26–37). Sie zeigt auf, dass hinter den oft so prächtig<br />
gelegenen Häusern Wirtschaftsbetriebe stecken, die mit den Klischeevorstellungen<br />
manchen Gastes recht wenig gemein haben. Und sie<br />
macht klar, dass ohne diese »Perlen in der Landschaft«, wie sie der Almwirtschaftliche<br />
Verein Oberbayern nennt, die Bergwelt um eine ihrer Haupt-Attraktionen<br />
für Wanderer beraubt wäre. Wir haben für Sie, liebe Leserinnen und Leser, elf<br />
besonders schöne Almen fürs Frühjahr ausgesucht. Natürlich mit ein paar Gipfelvorschlägen<br />
– kann man sich ja mal vornehmen …<br />
Die Zukunft der Alpen als Kulturraum ist freilich nicht nur von einer gedeihlichen<br />
Almwirtschaft abhängig. Die acht Alpenstaaten gehen bisweilen höchst unterschiedlich<br />
mit ihren Bergregionen um. Immerhin: Sie haben sich seit 1991 den<br />
Zielen Umweltschutz und Nachhaltigkeit verpflichtet. Wie es darum steht,<br />
berichtet der Präsident der Alpenschutzkommission Cipra, Dominik Siegrist,<br />
im Interview (S. 52–56). Viel Spannung und Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Namaste!<br />
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NEVER<br />
STOP<br />
EXPLORING
INHALT<br />
26<br />
Die <strong>neue</strong> <strong>Almlust</strong><br />
Nicht die Felsgrate und Gletscher des Hochgebirges,<br />
sondern die Almen üben am meisten<br />
Anziehungskraft auf Liebhaber der Bergwelt aus.<br />
42<br />
Der große Trek<br />
Blauer Himmel, steiler Fels: Der Expert-<br />
Trek rund um die Brenta erschließt<br />
Wanderern das Reich der Dolomiten<br />
TITELTHEMA<br />
26 Alm im Auftrieb<br />
<strong>Bayerns</strong> Almen sind beliebt bei Mensch und<br />
Tier. Für die Staatsregierung und Tourismusverbände<br />
sind sie ein Millionengeschäft.<br />
BERGSZENE<br />
16 Neues aus der Welt der Berge<br />
16 BERGSZENE Nachrichten und Hintergründe,<br />
Rekorde und Notizen, Zitate und Fundstücke<br />
20 UMWELT Höhenforschungsstationen der<br />
Alpen schließen sich zusammen<br />
22 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />
Webseiten zum Thema Berg<br />
REPORTAGE<br />
42 Die Runde um das Eckige<br />
Die Kalkspitzen rund um Madonna di Campiglio<br />
sind für ihre Klettersteige berühmt.<br />
Dabei lässt sich dort auch wunderbar wandern.<br />
114 Himmelskurve und Mädchenspitze<br />
Urschreie und Gipfel ohne Namen:<br />
Die türkischen Taurustrails entdecken den<br />
sanften Bergtourismus.
114<br />
Türkische Trails<br />
So wild wie die Berge, so sanft ist<br />
der Tourismus im türkischen Taurus<br />
68<br />
Hüttenhopping<br />
Vier Tage Hochtourenflair<br />
auf<br />
der Ötztaler<br />
Ramolrunde<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Touren für den Mai<br />
Rabenkopf ....................................................................................59<br />
Gotzenalm – Kärlingerhaus – Kühroint .... 59<br />
Höfats und Dietersbachalpe ....................................59<br />
Große Arnspitze – Arnplattenspitze ............61<br />
Sentiero Osvaldo Orsi .......................................................61<br />
Rund um die Cima Tosa .................................................61<br />
Gehrengrat ...................................................................................63<br />
Hochlichtspitze ......................................................................63<br />
Hochwildehaus – Martin-Busch-Hütte .....63<br />
Martin-Busch-Hütte – Ramolhaus .................65<br />
Grmada ............................................................................................65<br />
Stol .........................................................................................................65<br />
92<br />
Alles neu!<br />
Ob Bergwandern,<br />
Via ferrata, Hochtour oder<br />
Alpinklettern: Egal was<br />
der Bergsommer bringt, mit<br />
den Packlisten des großen<br />
Ausrüstungsberaters liegen<br />
Sie garantiert richtig.<br />
86<br />
Felsen fest<br />
Im Chiemgau steckt<br />
geprüftes Eisen<br />
Cover: Andreas Strauß, Waltenberger Haus; weitere Fotos: BGLT, N. Eisele-Hein, A. Klemmer, B. Ritschel, M. Birck, DAV Summit Club<br />
AUF TOUR<br />
38 Auf Zack<br />
Plattenpanzer zwischen den Fronten: Die<br />
Arnspitz-Traverse ist ein alpiner Prüfstein.<br />
48 Gut zu Fluss<br />
Das Wasser gibt den Rhythmus vor:<br />
Am Lechweg wird Wandern zum Flow.<br />
68 Das Spiel der Elemente<br />
Abenteuer für Bergwanderer, Einstiegstour<br />
für Hochtouristen: Die Ramolrunde im<br />
Ötztal birgt alpines Glück abseits der Wege.<br />
74 Dolce Vita im Osten<br />
Arco? Como? Ljubljana! Sloweniens<br />
Hauptstadt hat alles, was Italien verspricht<br />
– nur ohne Massenauflauf.<br />
80 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />
Ein Feldherr auf Bergtour: Hinterließ<br />
König Attila am Guffert seine Spuren?<br />
Familien-TIPP<br />
84 Schnittstelle Schutzhaus<br />
Was machen eine Computer-Fachfrau und<br />
ein Arzt mit Aussteigerträumen? Ganz klar,<br />
sie bewirten die Gufferthütte im Rofan.<br />
86 Drum prüfe, wer sich eisern bindet<br />
Sie prüfen Toaster, Autos, Achterbahnen –<br />
und Eisenwege: In Reit im Winkl hat nun<br />
auch ein Klettersteig eine TÜV-Plakette.<br />
SERVICE<br />
92 Frisch ausgepackt<br />
Leicht, robust und umweltfreundlich:<br />
Pünktlich zur Sommersaison zeigt der<br />
Ausrüstungsberater, was man haben muss.<br />
100 Kopfkino<br />
Von den einen belächelt, von den anderen<br />
gepriesen – Spielzeug oder Revolution,<br />
was bietet das Trendprodukt Helmkamera?<br />
112 Weiß gewinnt<br />
Heinz Zak hat seine Favoriten gekürt:<br />
Die Gewinner des BERGSTEIGER-Fotowettbewerbs<br />
Winter stehen fest!<br />
ALPINISMUS<br />
102 Clowns am Everest<br />
Kyle Dempster ist mit 31 bereits zweifacher<br />
Piolet d‘Or-Gewinner – am Berg geht<br />
er seine ganz eigenen Wege.<br />
52 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
Als CIPRA-Präsident<br />
ist er der oberste Alpenschützer:<br />
Dominik<br />
Siegrist spricht über<br />
den Funpark Alpen,<br />
nachhaltigen Tourismus<br />
und die Frage,<br />
ob man die<br />
Berge vor den<br />
<strong>Bergsteiger</strong>n<br />
schützen<br />
muss.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
TV-Programm 24<br />
Davids Depeschen 90<br />
Fotowettbewerb 112<br />
Bergpredigt 120<br />
Briefe/Impressum 121<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7
BERGBILDER<br />
Alle Fotos: Iris Kürschner<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Wolkenbühne<br />
Überragend: Der Rocciamelone am Rand der<br />
Grajischen Alpen ist mit 3538 Metern der höchste<br />
Wallfahrtsberg Europas. Wer hier steht, fühlt sich<br />
als Hauptdarsteller – und dem Himmel wirklich näher.<br />
Blick vom Rocciamelone, Grajische Alpen, Italien
10 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Schattentheater<br />
Aufragend: Auf vielen Pässen und Gipfeln ist der<br />
dominante Monviso (3841 m) der Blickfang.<br />
Die meisten anderen Berge stehen nicht nur auf<br />
diesem Bild in seinem Schatten.<br />
Blick vom Rifugio Salvin, Piemont, Italien
Einladend wirkt der eingekesselte Lago Bianco<br />
unweit der Alpe Veglia, einem beliebten Quartier<br />
auf dem Weitwanderweg GTA. Der Bergsee ist<br />
für Bergwanderer unbedingt einen Abstecher wert.<br />
Lago Bianco, Piemont, Italien<br />
Felsenkulisse<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Grenzgang mit Stativ<br />
Seit 2006 sind Iris Kürschner und<br />
Dieter Haas immer wieder auf dem<br />
Weitwanderweg GTA unterwegs. Entstanden<br />
ist ein wunderbarer Bildband.<br />
»Das faszinierende an der GTA (Grande<br />
Traversata delle Alpi) ist, dass sie durch den<br />
Teil der Alpen führt, in dem die Distanz<br />
zwischen den höchsten Bergen und dem<br />
Flachland extrem gering ist, was für irre<br />
Panoramen sorgt: hautnah an den Walliser<br />
Viertausendern, dann wieder knapp über<br />
der Poebene. Die Route erkundet die ›vergessenen‹<br />
Alpentäler des Piemont, weil diese<br />
Gebirgsregion die größte Entvölkerung aufweist.<br />
Ein sehr einsames Wandern ist hier<br />
noch möglich, mal an den Himalaya, mal an<br />
die Dolomiten erinnernd. Wer die GTA einmal<br />
für sich entdeckt hat, kann regelrecht<br />
süchtig werden. Im Sommer 2010 sind wir<br />
von der Schweizer Grenze bis ans Mittelmeer<br />
gewandert. Immer mit im Gepäck ein Stativ,<br />
denn besonders zu den Morgen- und Abendstunden<br />
lassen sich die stimmungsvollsten<br />
Bilder einfangen.« Iris Kürschner & Dieter Haas<br />
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<strong>Bergsteiger</strong><br />
05/14 BERGSZENE<br />
Sonniger Mont Maudit,<br />
Blindflug zur Turiner<br />
Hütte: Das Wetter am<br />
Montblanc war launisch.<br />
Zitat des Monats<br />
»Klettern ist für<br />
mich eine Metapher<br />
für das Leben ohne<br />
gesellschaftlichen<br />
Einfluss. Ich erkenne,<br />
wer ich bin.«<br />
Marko Prezelj (48), slowenischer Spitzenalpinist<br />
und Querdenker<br />
Glücklich gescheitert<br />
BERGSTEIGER-LESERREISE MIT DAVID GÖTTLER NACH CHAMONIX<br />
»So viel anders ist es an einem 8000er auch nicht«, brüllte Nanga-<br />
Parbat-Rückkehrer David Göttler in den Schneesturm. Trost und Ritterschlag<br />
zugleich für Michaela (28) und Lukas (29), den Gewinnern der BERGSTEIGER-<br />
Leserreise vom 21. bis 22. März ins Montblanc-Gebiet. Über Nacht brach<br />
das Schönwetter zusammen, die Besteigung des Dent du Géant scheiterte am<br />
Fuß des Zahns. Gelohnt hat sich der Trip trotzdem: Im gemeinsamen Biwak<br />
gab Göttler den beiden Oberösterreichern Tipps zur Höhenanpassung, die<br />
sie demnächst auf ihrem Trekkingurlaub in Nepal beherzigen wollen: »Macht<br />
ein Trinkspiel, wer mehr Wasser am Tag schafft«. Obendrauf bekamen die<br />
glücklichen Sieger eine komplette Hardshellausrüstung von The North Face.<br />
Eine Bildergalerie zum Event gibt es unter www.bergsteiger.de –te–<br />
Fotos: Thomas Ebert (2), Michi Wohlleben<br />
Erstbegehung dahoam<br />
Es gibt noch Neuland im Wetterstein: Ende Februar eröffneten<br />
die beiden ehemaligen Mitglieder des DAV-Exped-Kaders, Michi<br />
Wohlleben und Fritz Miller, eine <strong>neue</strong> Route am Wetterwandeck<br />
(2698 m) im Wettersteingebirge. Das Projekt einer Direttissima<br />
scheiterte im Dezember am brüchigen Wettersteinkalk. Immerhin<br />
wurde es dann mit »Dornröschen« eine saubere Wintererstbegehung<br />
im Bereich der Schmidführe und der Lassberg/Leberle,<br />
die über eine Länge von 1100 Metern Schwierigkeiten von VIIund<br />
M5/50° in durchwegs steilem Mixedgelände beinhaltet. –te–<br />
Fritz Miller erweckt »Dornröschen« zum Leben.<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Fünf Fragen an …<br />
Foto: DAV<br />
Robert Mayer (60),<br />
Leiter des Ressorts<br />
Ausbildung beim DAV,<br />
Redaktions beirat<br />
bei der Zeitschrift<br />
»bergundsteigen«<br />
und staatlich geprüfter<br />
Berg- und Skiführer.<br />
... den Tourenberichts-Prüfer<br />
Wer beim Alpenverein einen der beliebten Fachübungsleiter<br />
(FÜL) machen will, muss zuerst an Ihnen vorbei?<br />
Richtig. Für die alpinen Disziplinen braucht es einen Tourenbericht,<br />
um zugelassen zu werden. Der zeigt mir, ob der Bewerber das nötige<br />
Können und die Erfahrung hat – wobei die für mich wichtiger ist.<br />
Von einem angehenden FÜL Hochtouren erwarte ich etwa Touren wie<br />
den Biancograt oder die Mayerlrampe – und dass er diese auch<br />
eigenverantwortlich durchgeführt hat. Denn hinter einem Bergführer<br />
ist der Lerneffekt nicht halb so groß. Ob ein angehender FÜL auch<br />
die nötige Sozialkompetenz hat, zeigt der Bericht leider nicht.<br />
Wie groß ist die Rate derer, die abgewiesen werden?<br />
Etwa zehn bis 20 Prozent der Tourenberichte erfüllen die Anforderungen<br />
nicht. Interessant ist für mich, wenn Teilnehmer beim Kurs<br />
durchfallen. Dann sehe ich mir im Nachhinein die Tourenberichte an<br />
und frage mich, ob ich zu weich war – das ist mein Feedback.<br />
Woran scheitern die Bewerber?<br />
EIn Beispiel: Viele Interessenten verwechseln Klettersteige mit<br />
Alpinklettern. Klettersteige mögen bei der Zulassung zur Wanderleiter-Ausbildung<br />
noch zählen, aus den Tourenberichten für den<br />
FÜL Bergsteigen oder Hochtouren streiche ich sie konsequent raus.<br />
Sie bestimmen auch, wie die FÜL ausgebildet werden?<br />
Ja, in jedem der sieben Bundeslehrteams gibt es Koordinatoren,<br />
mit denen ich besonders eng zusammenarbeite. Zusammen mit der<br />
DAV-Sicherheitsforschung haben wir regelmäßige Sitzungen, bei denen<br />
wir die so genannte Lehrmeinung weiterentwickeln. Dazu gehört auch,<br />
dass der Naturschutz adäquat in alle Fachausbildungen einfl ießt.<br />
Insgesamt organisieren wir rund 350 Aus- und Fortbildungskurse mit<br />
knapp 4000 Teilnehmern im Jahr.<br />
Wieviel Praxis braucht es, um so ein Spektrum zu überblicken?<br />
Die vielfältigen Aufgaben hier machen mich schon eher zum<br />
»Bürobergführer«. Zugegeben, bei Sportklettern und MTB kann ich<br />
weder fachlich mitreden noch sportlich mithalten, aber zum einen<br />
verlangen wir dort keine Tourenberichte, zum anderen habe ich da<br />
absolut verlässliche Kollegen. In den Bereichen Bergsteigen, Skitouren<br />
und Alpinklettern gelingt mir das aber nach wie vor. Insbesondere<br />
Hochtouren sind mein Spezialgebiet, da zehre ich auch von meiner<br />
Zeit als Profi bergführer.<br />
Interview: Thomas Ebert
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 05/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Cerro Torre: Die Gewinner!<br />
Der Film mit David Lama läuft. Kinokarten<br />
haben gewonnen: Barbara P. aus Lauf a. d.<br />
Pegnitz, Stefan S. aus Düsseldorf, Conny H. aus<br />
Immenstadt und Monika K. aus Bergen. Die<br />
Brille ging an Kalman D. aus Achau (Österreich).<br />
Herzlichen Dank an alle fürs Mitmachen! –te–<br />
Mal schnell auf den Fitz Roy<br />
Rekorde in patagonischen Kletterrouten:<br />
Kurz bevor die Amerikaner Caldwell und Honnold<br />
in fünf Tagen die Fitztraverse absolvierten,<br />
schafften Simon Gietl und Gerry Fiegl eine<br />
schnelle Begehung des Fitz Roy über die<br />
Supercanaleta: In 31,5 Stunden von El Chalten<br />
zum Gipfel und retour.<br />
–te–<br />
Kletter-WM 2018 in Innsbruck<br />
Innsbruck wird Austragungsort der<br />
Kletter-WM 2018. Rund 750 Athleten aus<br />
70 Nationen werden für die Bewerbe im<br />
Vorstiegsklettern, Bouldern, Speedklettern und<br />
Paraclimbing erwartet, die das Fernsehen<br />
international überträgt.<br />
–dst–<br />
Foto: visualimpact.ch/Thomas Senf<br />
Auf Speed: Dani Arnold ungesichert in der<br />
Route »Crack Baby« in derBreitwangflue<br />
Halbstündiges Solo<br />
DANI ARNOLD SPRINTET DURCH DIE EISROUTE »CRACK BABY«<br />
Nächster Rekord für Dani Arnold: Nur 27 Minuten und 13 Sekunden brauchte<br />
der Schweizer für die 340 Meter lange Eisroute »Crack Baby« bei Kandersteg. Der<br />
Urner Bergführer kletterte die acht Seillängen im Schwierigkeitsgrad IV WI6 am<br />
9. März ohne jegliche Sicherung. 2011 war er der Öffentlichkeit mit einer Speedbegehung<br />
der Eiger Nordwand in zwei Stunden 28 Minuten aufgefallen, mit der er<br />
den Rekord seines Landsmannes Ueli Steck noch um 20 Minuten unterbot. –dst–<br />
Den Geistern entkommen<br />
Chris Sharma und Stefan Glowacz haben<br />
erstmals geschafft, vom Boden der Höhle Majlis<br />
al Jinn übers Dach ins Freie zu klettern. Die<br />
»Höhle der Geister« im Oman ist die zweitgrößte<br />
Höhlenkammer der Welt und nur über 160<br />
Meter freies Abseilen erreichbar. Der Weg zurück<br />
an die Oberfl äche führte in 13 Seillängen mit<br />
Überhängen von mehr als 45° durch Schlüsselstellen<br />
in 7c+ und 8b+.<br />
–dst–<br />
Foto: Klaus Fengler/Red Bull<br />
Stefan Glowacz<br />
kämpft sich aus der<br />
Höhle der Geister.<br />
Filmemacher gesucht!<br />
Noch bis zum 31. Mai können Hobby-Bergfi<br />
lmer ihre Werke für das 12. Tegernseer<br />
Bergfi lmfestival einreichen. Zum Wettbewerb<br />
zugelassen sind Filme, die nicht vor 2011<br />
entstanden sind. Die Preise werden im Oktober<br />
verliehen.<br />
–te–<br />
Leuchtendes Beispiel<br />
Das 150. Jubiläumsjahr des Schweizer Alpen-Clubs hat den SAC-Hütten<br />
einen Rekordumsatz beschert. Neben der Beleuchtungsaktion »Hütten im<br />
Alpenglühn« und der Medienpräsenz sei dies auch dem überdurchschnittlich<br />
sonnigen Wetter zu verdanken, meint Pressesprecher Bruno Lüthi. Die Übernachtungszahlen<br />
stiegen zwischen Anfang Mai und Ende Oktober um fast<br />
sechs Prozent auf rund 255.000: das drittbeste Ergebnis der vergangenen<br />
zehn Jahre. Zu Beginn der Wintersaison wurde außerdem das elektronische<br />
Hütten-Reservationssystem eingeführt, das den Buchungsablauf für Gäste<br />
erleichtert und den Verwaltungsaufwand für die Hüttenteams verringert.<br />
Beim Deutschen Alpenverein ist dieses Tool noch in Planung. –dst–<br />
Foto: SAC Glattalphütte/Light Art by Gerry Hofstetter<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Berg-Fundstück<br />
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Mit den Hickies, einem<br />
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aus den USA, muss man<br />
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The Enzian goes to ...<br />
TRENTINER BERGFILM-FESTIVAL GEHT ENDE APRIL IN DIE 62. RUNDE<br />
In Los Angeles dreht sich einmal pro Jahr alles um ein goldenes Männchen,<br />
in Trento um ein goldenes Blümchen: den Enzian. Damit zeichnet die Jury<br />
des Trento Film Festival die besten Spielfilme und Dokumentationen weltweit<br />
zu Themen rund um die Berge aus. Das älteste Bergfilm-Festival der Welt geht<br />
vom 24. April bis 7. Mai in seine 62.<br />
Runde. Für den besten Bergfilm und<br />
den besten Abenteuerfilm vergeben<br />
der Italienische Alpin Club (CAI)<br />
und die Stadt Bozen je einen »Goldenen<br />
Enzian«. Silber gibt es für die<br />
beste technische oder künstlerische<br />
Leistung, den besten Film mittlerer<br />
Länge und den besten Kurzfilm. –sz–<br />
Foto: Trento Film Festival<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
Fotos: Black Diamond; Berghaus<br />
+++ Christian Jaeggi,<br />
der Black Diamond<br />
Europa vor 18 Jahren als<br />
1-Mann-AG gegründet hat,<br />
tritt zurück. Für ihn kommt<br />
Olav Nietzer (Foto) als<br />
<strong>neue</strong>r Sales and Brand<br />
Director Europe. +++<br />
+++ Wer wissen will, wie gut sein Körper<br />
Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße verarbeitet,<br />
kann bei CoGAP eine computergestützte<br />
Stoffwechselanalyse anfertigen<br />
lassen – und sie fürs optimale Training<br />
einsetzen. Infos unter www.cogap.de +++<br />
+++ Marmot und Kleinwalsertal Tourismus<br />
arbeiten künftig bei Events und speziellen<br />
Outdoor-Angeboten in der Region<br />
zusammen. Premiere ist am 22. Juni der<br />
Kanzelwand Trail, der von Hirschegg über<br />
zehn Kilometer und 1070 Höhenmeter<br />
bis zur Kanzelwand Bergstation führt. +++<br />
+++ Der britische<br />
Outdoor-Ausrüster<br />
Berghaus startet<br />
am 28. Mai mit der<br />
»After Work Berghaus<br />
Tour« wieder seine<br />
kostenlos organisierten<br />
Feierabend-Wanderungen, die einmal<br />
im Monat zu Zielen im Münchner Umland<br />
führen. Anmeldungen jeweils vier Wochen<br />
vorher unter www.berghaus.com. +++<br />
+++ Die Salewa Rockshow geht<br />
in die sechste Runde und wechselt nun<br />
das Programm: Statt Sportklettern steht<br />
dieses Jahr Bouldern im Mittelpunkt des<br />
internationalen Wettkampfs. In Deutschland<br />
werden die besten Boulderer am<br />
26. April im DAV-Kletterzentrum München-<br />
Süd antreten. Wer sich dort durchsetzt,<br />
darf Mitte Juli zum internationalen Boulder-<br />
Camp nach Fontainebleau. +++<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer & korrosionsbeständiger als herkömmliche Aluminiumstöcke.<br />
Als 4-teilige Variante in der <strong>neue</strong>n Approach Serie super kompakt mit nur 39 cm Packmaß.<br />
Finden Sie das für Sie optimale Modell auf www.komperdell.com/de/poles/trekking/carbon
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 05/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Aus alt mach neu<br />
DAV DISKUTIERT ÜBER<br />
DIE ZUKUNFT DER<br />
ALPENVEREINSHÜTTEN<br />
Tradition oder Innovation? Dieser<br />
Frage stellte sich der DAV bei der<br />
Podiumsdiskussion im Rahmen<br />
seiner Hütten-Fachtagung Ende<br />
März in Benediktbeuern. Anlass<br />
gab der geplante Ersatzbau der<br />
Höllentalangerhütte, gegen dessen<br />
Architektur die Bürgerinitiative<br />
»Rettet die Höllentalangerhütte«<br />
protestiert. Sanierungsbedarf besteht<br />
auch bei anderen AV-Hütten<br />
aufgrund <strong>neue</strong>r Auflagen und<br />
höherem Komfortanspruch der<br />
Gäste. DAV-Vizepräsident Ludwig<br />
Wucherpfennig plädierte dafür,<br />
Tradition und Innovation zu<br />
verbinden. Der oberbayerische Bezirksheimatpfleger<br />
Norbert Göttler<br />
stellte in Aussicht, den Umbau<br />
von Berghütten zu fördern. –cs–<br />
Foto: Markus Neumann/UFS<br />
Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
Eine Seilschaft für die Klimaforschung<br />
Um Klimaprognosen weiter zu verbessern und daraus Strategien zum Umgang<br />
mit dem Klimawandel abzuleiten, bündeln die alpinen Höhenforschungsstationen der<br />
fünf großen Alpenländer ihre Forschungsaktivitäten künftig in Form eines »Virtuellen<br />
Alpenobservatoriums (VAO)«. Mit im VAO-Verbund ist auch die Umweltforschungsstation<br />
Schneefernerhaus (UFS; Foto) an der Zugspitze, von der die Initiative ausging. Im<br />
Mittelpunkt des Netzwerks steht ein intensiver Datenaustausch: Vorhandene und künftige<br />
Messdaten werden in einem zentralen Alpen-Datenanalysezentrum zusammengeführt.<br />
»Die Forschung wird effi zienter und die gemeinsame Verwertung der Daten möglich«,<br />
erläutert Professor Michael Bittner, VAO-Projektkoordinator und Sprecher des UFS-<br />
Science-Teams die Vorteile der Zusammenarbeit. Der Freistaat fördert die beteiligten<br />
16 bayerischen Partner mit drei Millionen Euro für drei Jahre. –dst–<br />
Foto: picture alliance<br />
Umwelt-Ticker<br />
Leitern hin, Müll her<br />
Der Aufstieg auf den Mount Everest soll einfacher werden, aber –<br />
für Umweltsünder – auch teurer. Die nepalesische Regierung erwägt<br />
die Installation von Leitern am Hillary Step, um Staus an der letzten<br />
Schlüsselstelle unter dem Gipfel vorzubeugen. Wann sie kommen, ist<br />
unklar. Eines aber ist sicher: Ab sofort müssen <strong>Bergsteiger</strong> im Basislager<br />
des Mount Everest eine Kaution von 4000 US-Dollar hinterlegen.<br />
Das Geld bekommen sie erst zurück, wenn sie jeweils mindestens acht<br />
Kilogramm Abfall vom Berg eingesammelt haben.<br />
–dst–<br />
+++ Die CIPRA hat IOC-Präsident Thomas Bach<br />
(Foto) in einem offenen Brief aufgefordert,<br />
eine grundlegende Reform des IOC einzuleiten.<br />
Olympische Winterspiele<br />
in der Form wie in Sotschi<br />
dürfen nicht mehr geplant<br />
und durchgeführt werden,<br />
doppelt sie in einem<br />
Positionspapier nach.<br />
Um auch die junge Generation stärker zu Wort<br />
kommen zu lassen, gründete die CIPRA zudem<br />
einen Jugendbeirat. +++ Mit einer Online-Umfrage<br />
untersucht der DAV das Mobilitätsverhalten von<br />
Bergsportlern, um auf der Basis der Ergebnisse<br />
Strategien für umweltverträgliches Reisen<br />
zu entwickeln. Wer unter www.alpenverein.de/<br />
umfrage-mobilitaet mitmacht, kann einen<br />
Globetrotter-Gutschein (Wert 50 €) gewinnen.<br />
+++ Beim Projekt »Epic Day« (Exploring Peaks,<br />
Inspiring Conservation) sammelten 24 Jugendliche<br />
Müll auf vielbesuchten Rastplätzen in den französischen<br />
Alpen und nahmen an Workshops zum<br />
Thema »Überleben in der Natur« teil. Das Projekt<br />
wurde ins Leben gerufen vom Bergsport-Ausrüster<br />
The North Face und der Organisation »Respect<br />
the Mountains«. Die European Outdoor Conservation<br />
Association (EOCA) bezuschusste es.<br />
Foto: www.wikipedia.de<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Foto: dynAlp/Doris Feuerstein<br />
Die traditionelle Nutzung<br />
von freien Flächen<br />
begünstigt die Artenvielfalt.<br />
Grenzenlose<br />
Nachbarschaftshilfe<br />
GEMEINDEN WOLLEN MIT »DYNALP-NATURE«<br />
ZU ERHALT DER ARTENVIELFALT BEITRAGEN<br />
In Chambéry in Savoyen renaturieren die Bürger eigenhändig Bäche<br />
und Seen, im slowenischen Krajnska Gora werden Obstgärten mit alten Sorten<br />
angelegt: Das sind nur zwei von vielen Aktionen im Rahmen des Projekts<br />
dynAlp-nature, bei dem 25 Gemeinden und Regionen aus sieben Alpenländern<br />
seit Jahresbeginn grenzübergreifend zusammenarbeiten, um die Artenvielfalt<br />
in den Alpen zu erhalten. In vier Projektgruppen tauschen sich die<br />
Gemeinden zu Besucherlenkung, ökologisch wertvolles Siedlungsgrün,<br />
Feuchtgebiete und Vermarktung regionaler Produkte aus. Die Initiative dazu<br />
kam vom Gemeindenetzwerk »Allianz in den Alpen« (AidA), das seit 1997<br />
besteht. Die liechtensteinische Pancivis Stiftung finanziert das Projekt. –dst–<br />
Arbeit am Nadelöhr<br />
Neuigkeiten zu zwei der Hauptrouten<br />
in die Berge: Das Nadelöhr Oberau am<br />
Autobahnende der A95 München-Garmisch<br />
sollte schon lange in einem Tunnel<br />
umgangen werden, bislang scheiterte<br />
es an der Finanzierung. Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt versprach<br />
nun, trotz der Absage an die Olympischen<br />
Winterspiele 2018 und 2022, Geld für<br />
das 174 Millionen Euro teure Projekt<br />
bereitzustellen. Auch die Pläne für eine<br />
Umfahrung von Scharnitz an der deutschösterreichischen<br />
Grenze stehen. Hinter<br />
Mittenwald soll ein Tunnel durch das<br />
Arnspitzmassiv am Grenzort vorbei führen,<br />
32 Millionen Euro sind dafür veranschlagt,<br />
doch noch sperren sich zehn Grundstückseigentümer.<br />
Sie fordern eine höhere<br />
Entgeltung.<br />
–te–<br />
www.kat-walk.at<br />
Kitzbüheler Alpen Trail<br />
Alpen<br />
Der Weitwanderweg<br />
durch<br />
die<br />
h<br />
Kitzbüheler<br />
• 104 km lang • 7.600 Höhenmeter • Höchster Punkt: 1.996 m<br />
6 themenbezogene Etappen führen quer durch die sanfte Berg- und<br />
Almenwelt im Herzen der Kitzbüheler Alpen. Hoher Erlebnisfaktor inklusive!<br />
KAT Walk<br />
Der Weitwanderweg durch die Kitzbüheler Alpen<br />
www.kat-walk.at
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
05/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Jemima Morrell<br />
»MISS JEMIMAS JOURNAL.<br />
EINE REISE DURCH DIE ALPEN«<br />
Aus dem Englischen von Heike Steffen. Mit<br />
einem Vorwort von Andreas Lesti, ca. 150 Seiten,<br />
12,5 x 20,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag,<br />
Rogner & Bernhard Verlag, Berlin 2014, 17,95 €<br />
150 Jahre mussten verstreichen, ehe dieses Tagebuch der<br />
ersten englischen Alpentouristin entdeckt und ins Deutsche übersetzt<br />
wurde. Das schmucke Büchlein fügt dem Goldenen Zeitalter<br />
des Alpinismus ein so vergessenes wie vergnüglich zu lesendes<br />
Kapitel über die »Grand Tour« im 19. Jahrhundert hinzu, als die<br />
upper class mit dem Baedeker in der Hutschachtel nach Chamonix<br />
kutschierte und die Alpenrosen büschelweise rupfte. Morells<br />
exquisite Kombination aus weiblicher Beobachtungsgabe und<br />
britischem Humor zielt dabei weniger auf das Land als auf<br />
die Leute: Die übereifrigen Schweizer Kirschverkäufer am Rigi<br />
bekommen ebenso ihr Fett weg wie die Theatralik französischer<br />
Begrüßungsrituale und die »komfortablen Ausmaße« deutscher<br />
Touristen am Montenvers. Welch ein Fund!<br />
–te–<br />
Michael Pröttel<br />
»ALPEN FÜR ANFÄNGER –<br />
OBERBAYERISCHE HAUSBERGE«<br />
144 Seiten, ca. 120 Abbildungen,<br />
Format 16,5 x 23,5 cm, Broschur<br />
mit Fadenheftung, Bruckmann<br />
Verlag, München 2014, 17,99 €<br />
Nicht jeder schafft es in<br />
den Bergen gleich hoch hinaus.<br />
Zumal, wenn er ein Neuling<br />
im Gebirge ist. Michael<br />
Pröttel liefert mit seinem Buch<br />
eine praktische Anleitung für<br />
Flachlandtiroler mit Ambitionen<br />
auf den ersten »richtigen«<br />
Berg. Stufenweise führt er<br />
Anfänger an die Aufgabe, von<br />
Rundtouren zum Eingehen<br />
über Almwanderungen bis<br />
hin zu ersten Gipfeln. –mr–<br />
Patrick Matros,<br />
Ludwig »Dicki« Korb, Hannes Huch<br />
»GIMME KRAFT!«<br />
224 Seiten, 21 x 15 cm, Klappenbroschur,<br />
Deutsch/Englisch, inkl. DVD,<br />
Eigenverlag Café Kraft (www.cafekraft.<br />
de), Nürnberg 2013, 29,90 €<br />
Im Café Kraft bekommt man<br />
nichts Süßes, dafür jede Menge<br />
Muskeln. Die Nürnberger<br />
Boulderhalle inspirierte ihren<br />
Chef Hannes Huch zu einem<br />
Leitfaden mit Übungen, die an<br />
den Boulderwänden wie auch<br />
zuhause Kraft und Koordination<br />
bringen. Ein gut strukturiertes<br />
Werk, das dank der<br />
eingestreuten Kommentare von<br />
Extremsportlern auch einigen<br />
Unterhaltungswert bietet. –dst–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: Edward Burtynsky<br />
»CLIMBERS PARADISE«<br />
Wofür? Übersichtliche Datenbank zahlloser<br />
Tiroler Klettergebiete und -touren für Sportklettern,<br />
Mehrseillängen, Klettersteige, Bouldern und sogar<br />
Eisklettern – Topos und Routenbilder inklusive<br />
Wie? Nutzer können die Klettergärten bewerten<br />
und von den Erfahrungen anderer profi tieren.<br />
Warum? Frühlingszeit ist Sportkletterzeit!<br />
Wieviel? Kostenlos für iOS und Android, ähnliche<br />
App »SwissClimb« für die Schweiz erhältlich –te–<br />
»WATERMARK«<br />
20 Geschichten aus zehn Ländern zur<br />
Bedeutung des Wassers für den Menschen:<br />
Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin<br />
Jennifer Baichwal und der Fotograf Edward<br />
Burtynsky zeigen in beeindruckenden<br />
Bildern, wie menschliche Eingriffe<br />
den Wasserkreislauf weltweit tiefgreifend<br />
verändert haben. Burtynsky ist bekannt<br />
für Fotos, die die menschlichen Einflüsse<br />
auf die Natur dokumentieren. –sz–<br />
Von: Senator Filmverleih / J. Baichwal, E. Burtynsky<br />
Auf: Engl., Span., Hindi, Bengalisch, Mandarin<br />
Aus: USA Kinostart: 15. Mai<br />
www.metgis.com<br />
Wetterfrösche der Uni Wien haben mit<br />
MetGIS einen Profi-Service für Expeditionsbergsteiger<br />
geschaffen. Mehrmals<br />
täglich werden hochdetaillierte Wetterprognosen<br />
für die Berge der Welt erstellt.<br />
Die Monatstarife dafür reichen von<br />
7,90 (Mount Cook) bis 300 Euro (Everest).<br />
www.alpenverein.de/bergwetter<br />
Auch der Alpenverein hat sein Bergwetter<br />
aufpoliert: Die bisherige, etwas grobe<br />
Teilung in Ost- und Westalpenwetter ist<br />
nun deutlich feingliedriger in einzelne<br />
Gebirgsgruppen aufgeschlüsselt. –te–<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
PERFEKT AUF ALLEN TOUREN UND STEIGEN.<br />
BIS INS KLEINSTE DETAIL.<br />
Lavena GTX ® Ws I Backpacking<br />
www.lowa.de<br />
MADE IN GERMANYG<br />
Qualityy since 1923<br />
© www.fwa-muc.de, 2014
TV-Programm April / Mai 2014<br />
12.4. | 15.35 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Nanga Parbat<br />
Dauer: 50 Min.<br />
13.4. | 15.15 | SWR<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer<br />
Fjorde, Felsen und Eisberge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
13.4. | 15.30 | BR<br />
Über die Alpen und AH<br />
bis an die Grenzen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
13.4. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
St. Lucia<br />
Dauer: 30 Min.<br />
13.4. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Dauer: 30 Min.<br />
14.4. | 9.40 | RBB Berlin<br />
Schätze der Welt<br />
Zauberberg und Eisenbahn –<br />
Semmering (Österreich)<br />
Dauer: 15 Min.<br />
15.4. | 14.00 | 3sat<br />
Wunderland:<br />
Das Pizolgebirge<br />
Eine Reise durch die Schweiz<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J15.4. | 18.00 | Phoenix<br />
Das Herz der Himmelsberge<br />
Eine Reise zum Yssykköl-<br />
See in Kirgistan<br />
Dauer: 30 Min.<br />
15.4. | 22.35 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Aufbruch zum Gipfel<br />
Dauer: 50 Min.<br />
16.4. | 17.00 | BR<br />
Alpenklöster –<br />
Kloster St. Johann, Müstair<br />
Dauer: 30 Min.<br />
18.4. | 20.15 | Servus TV<br />
AH<br />
Bergwelten<br />
Andy Holzer –<br />
Blind bergsteigen<br />
Dauer: 50 Min.<br />
19.4. | 14.15 | ZDF Info<br />
Afrikas Naturparadiese<br />
Mount Kenia<br />
Dauer: 43 Min.<br />
20.4. | 15.45 | HR<br />
Entdeckungen in der Rhön<br />
Dauer: 90 Min.<br />
20.4. | 16.30 | SWR<br />
Vom Allgäu<br />
ins Kleinwalsertal<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J20.4. | 22.30 | Phoenix<br />
Chinas grüner Süden<br />
Eine Reise durch Guizhou<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.4. | 6.25 | SWR<br />
Tirol – Leben im Bergland<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.4. | 12.00 | ORF 2<br />
Universum AH<br />
Schladminger Bergwelten<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.4. | 17.15 | SWR<br />
Frühlingsreise ins Allgäu<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.4. | 19.15 | 3sat<br />
Fjorde, Felsen und Eisberge<br />
– Europas Norden<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.4. | 16.20 | Arte<br />
Wunder der Natur<br />
Iguazú – Das große Wasser<br />
Dauer: 42 Min.<br />
23.4. | 14.20 | Servus TV<br />
Sagenhafte Natur<br />
Giganten der Alpen<br />
Dauer: 52 Min.<br />
26.4. | 12.45 | N 3<br />
Reisewege<br />
Die wilden Gärten Irlands<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.4. | 14.45 | RBB Berlin<br />
Kroatien – Naturparadies<br />
zwischen Donau und Adria<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.4. | 16.15 | SWR<br />
Die Alpen von oben<br />
Von Salzburg zum Königssee<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.4. | 18.05 | 3sat<br />
Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />
Tessin<br />
Dauer: 25 Min.<br />
26.4. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Wilde Pyrenäen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J29.4. | 15.15 | N 3<br />
Reisen in ferne Welten<br />
Der Große Himalaya Trail<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.4. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Schwarzwald<br />
Dauer: 42 Min.<br />
1.5. | 18.00 | BR<br />
Gipfeltreffen<br />
Werner Schmidbauer trifft<br />
Georg Ringswandl<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.5. | 16.05 | 3sat<br />
Mariazeller Land<br />
Dauer: 50 Min.<br />
2.5. | 17.00 | BR<br />
bergheimat. Kobr, Klüpfel, AH<br />
Kluftinger und ihr Allgäu<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 30 Min.<br />
2.5. | 19.30 | Arte<br />
Home Swiss Home<br />
Im Bann der Berge<br />
Dauer: 43 Min.<br />
3.5. | 14.30 | 3sat<br />
Im Herzen der Bretagne<br />
Eine Reise entlang des<br />
Nantes-Brest-Kanals<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
4.5. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
5.5. | 15.30 | Arte<br />
Entdeckungsreisen<br />
ans Ende der Welt<br />
Bolivien – Der Altiplano<br />
Dauer: 23 Min.<br />
6.5. | 14.15 | N 3<br />
Bilderbuch<br />
Fichtelberg – Rund um<br />
Sachsens höchsten Gipfel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
7.5. | 13.40 | Servus TV<br />
Alpi Apuane:<br />
Berge aus dem Wasser<br />
Dauer: 50 Min.<br />
J7.5. | 14.05 | 3sat<br />
Wilde Appalachen AH<br />
Die Berge der Cherokee<br />
Dauer: 45 Min.<br />
8.5. | 16.45 | Arte<br />
Entdeckungsreisen<br />
ans Ende der Welt<br />
Der Südwesten der USA –<br />
Zion und Canyon de Chelly<br />
Dauer: 26 Min.<br />
8.5. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Naturparadies Britannien:<br />
Cairngorms<br />
Dauer: 50 Min.<br />
17.4. | 13.05 | N24<br />
Expedition Eisberg –<br />
Das Blaue Wunder<br />
Dauer: 41 Min.<br />
23.4. | 21.45 | 3sat<br />
Südtirol, die Sonnenseite<br />
der Alpen<br />
Dauer: 15 Min.<br />
2.5. | 17.45 | 3sat<br />
Die vier Alpen<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
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TITELTHEMA<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
<strong>Bayerns</strong> <strong>neue</strong> <strong>Almlust</strong><br />
Alm im Auftrieb<br />
Erst die Tiere, dann die Touristen: Jedes Jahr erleben<br />
viele hoch gelegene Weideflächen in Bayern gleich<br />
mehrere Massenwanderungen. Der Staatsregierung sind<br />
die Almen Millionen wert. Dabei hatten sie es in<br />
der Kulturgeschichte selten leicht. Von Dominik Prantl<br />
Wiese, weidende<br />
Kühe und ein<br />
Wirtshaus: So wie<br />
auf der Steinlingalm<br />
an der Kampenwand<br />
stellt<br />
sich der Wanderer<br />
Almen vor.
Der Almabtrieb<br />
wie hier im Allgäu<br />
ist mancherorts<br />
ein touristisches<br />
Spektakel.<br />
folio der Landwirte bereicherten, sind nicht<br />
immer ganz eindeutig. Im Bayerischen<br />
Raum stößt man häufig auf die beeindruckende<br />
Jahreszahl 3000 vor Christus als Geburtsdatum<br />
der ersten Almen; in den Südund<br />
Zentralalpen trieben die Menschen ihr<br />
Vieh sogar schon ein, zwei Jahrtausende<br />
früher ins Gebirge. Große Umwälzungen<br />
in die Besitzstände brachte aber erst das<br />
Mittelalter. Grundherren nahmen freie<br />
Marken in Beschlag oder erschlossen gleich<br />
<strong>neue</strong> Gebiete, anderswo nutzten Genos-<br />
An Maiabenden, wenn die Sonne<br />
zum großen Finale ansetzt und<br />
ihre Strahlen durch die Sättel<br />
und Scharten der Bayerischen<br />
Alpen wirft, dann wird es bei<br />
vielen Zeit für einen Ausflug auf die Aueralm.<br />
Die Aueralm ist das, was man etwas<br />
despektierlich als Halbschuhhütte bezeichnet,<br />
ein häufig von Sonntagsabenteurern<br />
besuchtes Ziel oberhalb des Tegernsees,<br />
das beim Münchner Publikum einfach<br />
nicht aus der Mode kommen will. Auf der<br />
Aueralm ist man eigentlich nie allein, obwohl<br />
selbst Manager und Großverdiener<br />
ihren Filterkaffee – Cappuccino und Latte<br />
Macchiato gibt es nicht – mal schön selber<br />
holen dürfen. Aber davon sollte man sich<br />
nicht täuschen lassen. »Da steht ein intakter<br />
Talbetrieb dahinter. Auf der Aueralm ist<br />
das sehr ausgewogen«, sagt Michael Hinterstoißer.<br />
Hinterstoißer ist Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen<br />
Vereins Oberbayern. Er<br />
weiß, dass auf den Almen das Wesentliche<br />
für Gästeaugen oft unsichtbar ist. »Da steckt<br />
viel mehr drin als das, was der Tourist oft<br />
sieht.« Der Tourist sieht meist eine Umgebung,<br />
die er häufig als so selbstverständlich<br />
wie malerisch empfindet. Dabei handelt es<br />
sich um eine Jahrhunderte lang geprägte<br />
und aufwändig gepflegte Kulturlandschaft.<br />
Oder anders: Ganz unbewusst hat der<br />
Mensch schon im Mittelalter damit begonnen,<br />
die Berghänge für die Freizeitgesellschaft<br />
der Zukunft zu gestalten. Denn nicht<br />
die schattigen Wälder, die schroffen Felsen<br />
oder die vergletscherte Hochgebirgsregion<br />
üben in den Bergen die stärkste Anziehung<br />
auf Wanderer aus; die Hauptattraktion sind<br />
die geschwungenen Wiesen der Almen.<br />
Per Definition sind Almen »hofferne Sommerweideflächen<br />
im Gebirge«, was ihrer<br />
Komplexität und Nutzungsvielfalt ungefähr<br />
so gerecht wird wie ein Auto als »Töfftöff«<br />
zu bezeichnen. 40 500 Hektar staatlich<br />
anerkannte Weideflächen verteilen sich<br />
in Bayern auf knapp 1400 Almen und Alpen*.<br />
Fast jede Alm und jede Alpe, ja, fast<br />
jeder Hektar ist einzigartig. Auch deshalb,<br />
weil von der Fischunkelalm auf rund 600<br />
Metern im Berchtesgadener Land bis zum<br />
Linkerskopf im Allgäu auf 2400 die unterschiedlichsten<br />
Höhenstufen und damit Vegetationszonen<br />
bewirtschaftet werden.<br />
Perlen in der Landschaft<br />
Wer durch die bayerische Almgeschichte<br />
wandelt, bewegt sich immer auch durch<br />
die alpine Geschichte, die Geologie und<br />
Geographie, Fauna und Flora. Einer wie<br />
Hinterstoißer gerät richtig ins Schwärmen:<br />
»Jede Almwirtschaft ist etwas Individuelles.<br />
Das sind Perlen in der Landschaft.« Außerdem<br />
würden sich im Almgelände »Organe<br />
und Muskulatur gut ausbilden. Das werden<br />
richtige Sportler.« Der Almexperte redet dabei<br />
übers Vieh, nicht über Wanderer.<br />
Die Angaben, ab wann die hoch gelegenen<br />
Schmuckstücke und Fitnessareale das Port-<br />
»Organe und Muskulatur werden<br />
gut ausgebildet. Das werden richtige<br />
Sportler«, sagt der Almexperte.<br />
Er meint damit nicht die Wanderer.<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Die vier Hütten<br />
der Bindalm<br />
liegen mitten<br />
im Nationalpark<br />
Berchtesgaden<br />
Fotos: Allgäu Tourismus, Tegernsee Tourismus, Berchtesgadenerr Land Tourismus, Lisa Bahnmüller<br />
Fuikln heißt<br />
der traditionelle<br />
Kopfschmuck<br />
der Kühe beim<br />
Almabtrieb.<br />
Wiederkäuen<br />
mit Ausblick vom<br />
Wallberg über<br />
den Tegernsee.<br />
*Almen werden im Allgäu als Alpen bezeichnet.<br />
In diesem Artikel wird meist der Ausdruck Alm<br />
verwendet. Oft bezieht er sich jedoch auch auf die<br />
Alpen des Allgäus.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
Messe unter<br />
freiem Himmel:<br />
Alm-Kirta<br />
(Kirchweih) in<br />
Bad Wiessee<br />
senschaften die Flächen gemeinschaftlich.<br />
Die unterschiedlichen Besitzverhältnisse<br />
haben in vielen Regionen ebenso ihre Spuren<br />
hinterlassen wie manch groß angelegte<br />
Waldrodung im 16. Jahrhundert.<br />
25 Millionen Euro für Almen<br />
Wirklich leicht hatte es die Hochweide<br />
selten, nicht einmal in ihrer Blütezeit des<br />
18. und 19. Jahrhunderts. Forstrechtgesetze<br />
und Agrarkrise, Klimaänderungen und<br />
Industrialisierung versetzten ihr alpenweit<br />
Messerstiche. Richtig bergab ging es mit<br />
dem Almwesen nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Kein halbwegs normaler Mensch<br />
kam im Taumel des Wirtschaftswunders<br />
mehr auf die Idee, Ländereien so extensiv<br />
wie auf einer Alm zu bewirtschaften, wenn<br />
sich unten im Tal die Viecher zusammenpferchen<br />
lassen. Zwischen 1954 und 1972<br />
stellten alleine in Oberbayern 151 Almen<br />
den Betrieb ein; in manchen Regionen ging<br />
die Anzahl der bestoßenen Almen innerhalb<br />
von zwei Jahrzehnten um mehr als die<br />
Hälfte zurück. Jahrhunderte alte Flächen<br />
wurden dem Wildwuchs überlassen. Erst<br />
zu Beginn der 1970er-Jahre erkannte die<br />
Bayerische Staatsregierung den Wert der alpinen<br />
Kulturlandschaften. Sie begann, das<br />
Alm- und Alpwesen zu fördern.<br />
In den vergangenen vierzig Jahren erlebte<br />
die Alm in Bayern dadurch eine grandiose<br />
Renaissance. Heute werden wieder so viele<br />
Almen bestoßen wie im späten Mittelalter:<br />
Rückschritt als Fortschritt. Der zuständige<br />
Liebe fürs Detail: An der Feilalm am Achensee blieb die alte Bausubstanz erhalten.<br />
Referent vom Bayerischen Staatsministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten, Leonhard Treffler, taxiert die<br />
Summe, die das Land jährlich in Almen<br />
investiert, auf 25 Millionen Euro. 600 Euro<br />
gibt es pro Hektar staatlich anerkannter<br />
Weidefläche. »Und das ist nur die flächenbezogene<br />
Förderung«, so Treffler. Einzelne<br />
Investitionen und Maßnahmen seien noch<br />
nicht inbegriffen. Dabei sei eines besonders<br />
wichtig: »Bildung, Bildung und Bildung ist<br />
die Devise.« Darunter verstehe er beispielsweise<br />
eine Ausbildung zum Thema Almwirtschaft,<br />
die sich auch für Quereinsteiger<br />
eigne.<br />
Touristisch rechtfertigen die Almen beinahe<br />
jede Subvention, denn ihr Wert für<br />
Erholungssuchende ist unschätzbar. Schon<br />
früher besaß die Abgeschiedenheit alpiner<br />
Weideflächen durchaus einen gewissen<br />
Spaßfaktor und wurde offenbar häufiger<br />
für sündhaftes Treiben genutzt. Jedenfalls<br />
ist dokumentiert, dass sich vor allem die<br />
jüngeren Sennerinnen vom Geistlichen sogenannte<br />
Bewilligungsbriefe ausstellen lassen<br />
mussten und damit seinen Segen erhiel-<br />
Fotos: Tegernsee Tourismus, Lisa Bahnmüller<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Ein alter Almvertrag weist darauf<br />
hin, dass achtzugeben sei auf<br />
die Hüterbuben und Sennerinnen.<br />
ten. Ein Almvertrag aus Bayern weist 1752<br />
explizit darauf hin, dass achtzugeben sei<br />
auf die Hüterbuben und Sennerinnen, damit<br />
»zwischen ihnen nichts unglückliches<br />
oder leichtfertiges vorbey gehen« möge.<br />
Heute ist das Vergnügungsangebot vielfältiger.<br />
Die landwirtschaftlichen Flächen<br />
haben sich von Arbeitsstätten für Bauern,<br />
Sennerinnen und Hüterbuben zum Sehnsuchtsort<br />
für Wanderer gewandelt. Selbst<br />
einer wie Hinterstoißer, der Almen kennt<br />
wie seine Westentasche, sagt: »Ich gehe<br />
nicht mehr auf Gipfel, sondern auf Alpen<br />
und Almen.« Das mag auch mit der Biodiversität<br />
zu tun haben, die Treffler, der Almfan<br />
aus der Staatskanzlei, gerne hervorhebt:<br />
»Da gibt es manchmal 70 bis 150 verschiedene<br />
Gräser.« Viele Tier- und Pflanzenarten<br />
profitieren von der Schwendarbeit, bei der<br />
das Verbuschen von Weideflächen verhindert<br />
wird.<br />
Biosauna statt kalter Dusche<br />
Die steigende Attraktivität als Ausflugsziel<br />
hat womöglich aber auch damit zu tun,<br />
dass die Almbetreiber immer mehr an ihren<br />
Angeboten feilen. Almen mit Ausschank<br />
spüren sehr wohl, dass die Agrarromantik<br />
mit aufgepeppter Gastronomie noch besser<br />
schmeckt als nur mit Buttermilch und Brunnenwasser.<br />
Serviert werden Hirsch aus der<br />
angrenzenden Jagd oder selbstgebackenes<br />
Brot mit Kaminwurzn. Überhaupt kommen<br />
die Produkte immer häufiger aus der<br />
INFO<br />
Alm- und<br />
Alpwirtschaft<br />
Viele der hier verwendeten Zahlen und<br />
Fakten sind der Broschüre »Alm- und<br />
Alpwirtschaft in Bayern« entnommen. Sie<br />
informiert über den historischen Ursprung,<br />
die Entwicklung der rund 1400 Almen<br />
und Alpen <strong>Bayerns</strong> sowie deren heutige<br />
Bedeutung für Natur, Landschaft und<br />
Gesellschaft.<br />
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten (Hrsg.),<br />
»ALM- UND ALPWIRTSCHFT IN BAYERN«,<br />
114 Seiten. Die Broschüre<br />
kann zum Preis von 5<br />
Euro in gedruckter Version<br />
bei folgender Institution<br />
bestellt werden:<br />
Almwirtschaftlicher<br />
Verein Oberbayern<br />
e.V., Münchner Straße 2,<br />
83714 Miesbach,<br />
Tel. 0 80 25/50 44,<br />
Fax 0 80 25/99 80 81,<br />
www.almwirtschaft.net<br />
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Nicht überall<br />
in den Bergen<br />
sind Rinder die<br />
vorherrschenden<br />
Nutztiere.<br />
Das Marketing ist einfallsreich:<br />
Der Almabtrieb heißt mal »Downhill<br />
der Kühe«, mal »Muhsical im Allgäu«.<br />
Am Königssee<br />
ist der Almabtrieb<br />
eher eine<br />
Überfahrt mit<br />
dem Schiff.<br />
eigenen Herstellung. Auf der Stie-Alm, der<br />
einzigen Alm mit Käserei im Bayerischen<br />
Oberland, wird seit kurzem Hochprozentiges<br />
gebrannt. Dazu gibt’s Hüttenzauber<br />
für die Gemütlichen und den Klettergarten<br />
hinterm Haus für die Aktiven. Anderswo<br />
werden Lounge und Biosauna statt Mehrbettzimmer<br />
und kalter Dusche geboten.<br />
Auch im Winter werfen viele Almflächen<br />
noch Gewinn ab: 80 Prozent aller Skipisten<br />
in Bayern führen zumindest teilweise über<br />
Weiderechtsbereiche.<br />
Mancherorts treiben die Marketingmaßnahmen<br />
für noch mehr <strong>Almlust</strong> seltsame<br />
Blüten. Während die eine Ecke Österreichs<br />
ihr Sortiment mit dem Almbutler verfeinert,<br />
sucht man anderswo den Almreporter<br />
oder trifft sich zum Aktmalen zwischen<br />
Kühen. Bauernhofverbände versprechen<br />
ein »Runterkommen in alpinen Höhen«,<br />
der Almabtrieb heißt jetzt mal »Downhill<br />
der Kühe«, mal »Muhsical im Allgäu«. Überhaupt<br />
wird nicht nur Milch und Fleisch<br />
des Alpviehs, sondern auch dessen touristisches<br />
Potenzial verarbeitet, ob mittels<br />
Kuhfladenbingo im Kleinwalsertal (nicht zu<br />
verwechseln mit dem Bullshitbingo), dem<br />
Kampf der Königinnen im Wallis oder der<br />
Wahl zur Miss Kampenwand 2012. Die Alm<br />
als Laufsteg, das Model macht Muh.<br />
Fluch und Segen des Tourismus<br />
Bei all dem Brimborium wird dabei manchmal<br />
vergessen, dass hier Vieh und Landwirtschaft<br />
Vorrang genießen. »Manche Bauern<br />
trauen sich schon fast nicht mehr auf die<br />
Alm, weil dann ein Mountainbiker auf ihrer<br />
Kühlerhaube hängt«, sagt Hinterstoißer.<br />
Natürlich ist es nicht die große Masse der<br />
vernünftigen Bergwanderer, die neben dem<br />
Wiederbewaldungsdruck ganz oben auf seiner<br />
Kummerliste steht, sondern »der kleine<br />
Teil der schwarzen Schafe«. Zertretene<br />
Zäune, offen gelassene Gatter, verschmutzte<br />
Tränken sind dennoch an der Tagesordnung.<br />
»Der Tourismus kann Fluch und<br />
Segen sein. Er bringt ja auch Geld«, meint<br />
Hinterstoißer.<br />
Auf der Terrasse der Aueralm ist an diesem<br />
Mittwochabend im Frühjahr jedenfalls fast<br />
jeder Tisch besetzt, am Ausschank stehen<br />
die Menschen Schlange. Hier ist nicht nur<br />
für die Gäste die Welt in Ordnung. ◀<br />
Fotos: Berchtesgadener Land Tourismus (2), Alois Pribil<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
ALM-GLOSSAR<br />
Auf der Alm begegnen einem nicht nur Schafe, Rinder und Wanderer,<br />
sondern auch einige <strong>neue</strong> Begriffe. Was also heißt es, wenn der<br />
Almbauer beim Schwenden das Galtvieh aus den Lägerfluren vertreibt?<br />
Lägerfluren, die: Lagerplätze des Almviehs,<br />
auf der dank des Düngeeffekts häufi g Pfl anzen wie<br />
Eisenhut und Alpenampfer wuchern. Oder anders:<br />
Vierbeinertoilette, die wortwörtlich ins Kraut schießt<br />
Almabtrieb; der: Oftmals für Touristen inszenierter<br />
»Downhill der Kühe« (PR-Anglizismus) am<br />
Ende einer Almsaison. Im Falle des Berchtesgadener<br />
Landes teilweise eher eine Almüberfahrt am<br />
Königssee<br />
Besitzverhältnisse, die: Sind auf der Alm<br />
fast so kompliziert wie die Besitzverhältnisse des<br />
Münchner Immobilienmarktes. Es gibt unter<br />
anderem Berechtigungsalmen (Alm ist heute meist<br />
im Eigentum des Freistaates Bayern, auf der sich<br />
mehrere Berechtigte die Nutzung teilen, sehr oft im<br />
Berchtesgadener Land), Eigentumsalmen (Alm im<br />
Grundeigentum, verbreitet im Miesbacher Raum),<br />
Gemeinschaftsalmen (jeder Miteigentümer bewirtschaftet<br />
einen Teil der Alm) und die Genossenschaftsalmen<br />
(typisch für das Werdenfelser Land).<br />
Das Beste: Als Wanderer gehört einem die Alm<br />
auch irgendwie. So ein bisschen zumindest.<br />
Bestoß, der: 1.) Besetzung einer Alm mit Vieh<br />
oder 2.) Zahl der aufgetriebenen Rinder<br />
Galtvieh: Das Galtvieh ist zwar noch feucht hinter<br />
den Ohren, gibt als Jungvieh aber keine Milch und<br />
wird als galt (trocken) bezeichnet. Dominiert die<br />
Almen im Bayerischen Alpenraum. Das Galtvieh<br />
kann zwar gleichzeitig ein Pensionsvieh sein,<br />
niemals aber eine Milchkuh.<br />
Kaser, der: In Bayern und Österreich verwendeter<br />
Begriff für Almhütte, wobei das Wort nicht etwa<br />
von dem darin möglicherweise produzierten<br />
Käse stammt, sondern vom lateinischen<br />
casa (Haus)<br />
Leger, die: Bezeichnung für die einzelnen<br />
Höhenstufen mancher Weidebetriebe.<br />
Diese einzelnen Stufen heißen<br />
– je nach Stockwerk – Vor-, Nieder-,<br />
Mittel- oder Hochleger.<br />
Lichtweide, die: Als weitgehend baumfreie<br />
Weidefl äche die Idealvorstellung des gemeinen<br />
Touristen von einer Alm. Dabei schwankt das<br />
Verhältnis der Lichtweide- zur baumbestandenen<br />
Waldweidefl äche stark, zum Beispiel von 5:1<br />
im Hochallgäu bis 1:10 im Werdenfelser Land.<br />
Pensionsvieh, das: Vieh, dem vom Halter ein<br />
Ortswechsel zu einem anderen Betrieb verordnet<br />
wird. In diesem Fall genießt das P. gewissermaßen<br />
Urlaub auf der Alm statt auf dem Bauernhof. Treibt<br />
sich traditionell besonders gerne im Allgäu herum<br />
Schwenden: Das zum Almerhalt- oder Wiedergewinn<br />
notwendige Aushacken, Abreißen, Niederbrennen,<br />
Wegschneiden, Ausgraben, Umholzen,<br />
Niedermähen, Umtreten und Fertigmachen des<br />
drecksvermaledeiten, hundselendigen, ekelhaft<br />
holzigen Pfl anzenbewuchses. Kann angeblich<br />
selbst bei der bloßen Begriffsbeschreibung zum<br />
Tobsuchtsanfall führen<br />
Schankrecht: Wie gut, dass es das auf der<br />
Alm gibt!<br />
Sennalm: Alm, auf der auch Alpkäse hergestellt<br />
wird. Vorherrschend sind im Almgebiet daher Milchkühe.<br />
Unumstrittener Chef – aber nicht Eigentümer<br />
– solcher Sennalmen ist der Senn. Hat der Senn<br />
keine Milchkühe und daher keine Sennalm zu<br />
betreuen, wird er als Hirte, Halter, Ochsner oder<br />
Almer bezeichnet. Während die Sennalm in<br />
Oberbayern beinahe ausgestorben ist, gibt es im<br />
Allgäu noch 50 Sennalpen.<br />
Sünde: Gibt’s nicht auf der Alm. Wer’s glaubt,<br />
ist ein Galtvieh<br />
Viehgangeln: Kleine Treppen,<br />
die durch hangparalleles Marschieren<br />
des Viehs an steileren Almfl ächen<br />
entstehen. Weil auch das Rindvieh<br />
ein fauler Hund ist, werden einmal<br />
ausgeprägte Gangeln immer<br />
wieder genutzt – bis dass die Erosion<br />
sie abträgt.<br />
–dp–
Almbäuerin Wiete Tiedemann im Interview<br />
»Für mich ist das ideal«<br />
Almbauern sehen immer<br />
aus wie der Almöhi:<br />
wettergegerbtes Gesicht,<br />
langer Bart, mürrische<br />
Mimik. So weit das Klischee.<br />
Manche sehen aus<br />
wie Wiete Tiedemann,<br />
Jahrgang 1975, wohnhaft<br />
in Irschenberg. Seit fünf<br />
Jahren verbringt sie den<br />
Sommer als Wirtin und<br />
Bäuerin auf der Ankelalm.<br />
Ein Gespräch über den<br />
Reiz der Rindviecher.<br />
Wiete Tiedemann entspricht nicht ganz dem Idealtypus des Almhirten.<br />
BERGSTEIGER: Wiete Tiedemann ist<br />
nicht gerade der typische Name für<br />
eine Almerin. Da stellt man sich etwas<br />
wie Resi Hintermoser vor.<br />
Tiedemann: Richtig, ich bin aus Buxtehude<br />
bei Hamburg, da hat es solche Namen. Ich<br />
bin aber schon vor 18 Jahren nach Miesbach<br />
gezogen. Das mit der Alm hat sich zufällig<br />
ergeben. So weit es sich arrangieren lässt,<br />
würde ich sie gerne weiter bewirtschaften.<br />
Sie arbeiten eigentlich als Technische<br />
Zeichnerin. Lässt sich die Almwirtschaft<br />
mit Ihrem Beruf vereinbaren?<br />
Mein Arbeitgeber stellt mich für die Sommermonate<br />
frei. Jeweils montags – da ist Ruhetag<br />
auf der Alm – komme ich trotzdem ins<br />
Büro. Das haben wir so vereinbart, und es<br />
läuft super. Die anderen acht Monate arbeite<br />
ich dann Vollzeit und verdiene mein Geld.<br />
Viele haben von der Almarbeit ein sehr<br />
romantisches Bild. Wie war das bei Ihnen?<br />
Ich hatte ziemlich realistische Vorstellungen<br />
davon, dass es ziemlich viel Handarbeit<br />
ist. Ich habe zuvor schon einmal vier Jahre<br />
auf einem Hof gearbeitet und wusste mit<br />
dem Vieh umzugehen. Die Arbeit ist anders<br />
als im Büro, gar kein Vergleich. Ich stehe<br />
beispielsweise schon mit dem Hellwerden<br />
auf und schaue, dass ich bei der Herde bin,<br />
wenn die Tiere aufwachen. Da bekommt<br />
man gleich einmal den Überblick.<br />
Hat Sie dort oben gar nichts überrascht?<br />
Vielleicht habe ich mir zuvor zu wenig Gedanken<br />
gemacht, um wirklich überrascht<br />
zu sein. Aber was ich mir so nicht wirklich<br />
vorgestellt habe und wovon ich eher positiv<br />
überrascht war, ist, wie wenig man eigentlich<br />
zum Leben braucht, ob nun Lebensmittel,<br />
Kleidung oder einfach Platz in der<br />
Wohnung.<br />
Wie haben Ihre Bekannten auf Ihre<br />
Entscheidung für den Sommerminimalismus<br />
reagiert, besonders jene aus<br />
Norddeutschland?<br />
Es ist eher von Mensch zu Mensch unterschiedlich,<br />
da existiert jedenfalls kein Nord-<br />
Süd-Gefälle. In erster Linie ist die Reaktion<br />
Bewunderung, im zweiten Satz kommt<br />
dann entweder: Das kann ich mir nicht<br />
vorstellen. Oder: Das würde ich auch gerne<br />
einmal machen.<br />
Was sagen Sie darauf?<br />
Ich sage: Für mich ist das ideal, weil ich<br />
nichts auf Luxusgüter gebe oder im Sommer<br />
auch nicht zum Baden muss. Das, was<br />
ich da oben habe, tausche ich nicht gegen<br />
die Annehmlichkeiten wie warme Dusche<br />
oder Internet ein.<br />
Finanziell wird dennoch nicht besonders<br />
viel hängenbleiben.<br />
Nein, meinen Lohnausfall kann ich nicht<br />
annähernd reinarbeiten. Die Tiere gehören<br />
ja einem Bauern im Tal. Indem ich auf das<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
IHRE BERGFIBEL<br />
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Auf der Ankelalm sind erst die Tiere an der Reihe…<br />
Fotos: Wiete Tiedemann<br />
… und dann die Touristen. Zu kurz kommt trotzdem niemand.<br />
Vieh aufpasse, darf ich die Alm nutzen und<br />
durch das Schankrecht mein Taschengeld<br />
auf bessern. Wobei ich in erster Linie auf<br />
der Alm bin, um das Vieh zu versorgen.<br />
Wie reagieren Ihre Gäste darauf, dass die<br />
Rinder auf der Alm die Könige sind?<br />
Ich muss sagen, dass die meisten sehr<br />
glücklich, zufrieden und verständnisvoll<br />
sind, wenn sie hier oben ankommen. Die<br />
wenigsten sind enttäuscht, dass keine richtige<br />
Wirtschaft dabei ist. Und selten wundern<br />
sich die Leute, dass das Vieh letztlich<br />
im Vordergrund steht. Dass manche im<br />
Trog ihre Füße oder auch Schuhe waschen,<br />
kommt zwar vor, aber damit kämpft jeder,<br />
der auf einer Alm arbeitet.<br />
Ist da überhaupt nichts, was Sie vermissen?<br />
Wenig. Aber was ich im Sommer wirklich<br />
sehr gerne mache, ist das Radfahren. Da bin<br />
ich in den letzten drei Jahren kaum dazu<br />
gekommen. Interview: Dominik Prantl ◀<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35
TOUREN<br />
Elf Almen und Alpen als Schmankerl, elf Gipfel als Zugabe<br />
Viele der folgenden Almen sind einfach über Forststraßen und daher auch mit dem Fahrrad erreichbar –<br />
oder mit Kindern. Dazu schlagen wir einen nahe liegenden Gipfel vor – als Kür sozusagen.<br />
1 Wasseralm (1423 m)<br />
Berchtesgadener Alpen<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Teilweise sehr steile und<br />
drahtseilversicherte Wanderung über<br />
den Röthsteig zur abgelegenen Alm<br />
südlich des Königssees. Die Tour ist<br />
aber jeden Höhenmeter wert.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Bootsanlegestelle<br />
Salet (605 m) am hinteren<br />
Ende des Königssees (nur mit dem<br />
Schiff erreichbar).<br />
Route: Von Salet Richtung Süden,<br />
am Westufer des Obersees bis<br />
zur Fischunkelalm. Von dort in das<br />
moorige, von Felsen gerahmte<br />
Mündungsgebiet des Röthbachs,<br />
der in dem Kessel zugleich den<br />
höchsten Wasserfall Deutschlands<br />
bildet. Über den Röthsteig wird<br />
die Felsbarriere überwunden, bis<br />
der Weg schließlich durch einen<br />
Wald bis zur Wasseralm (1423 m,<br />
Tel: 086 52/601 99 02,<br />
Öffnungs-zeiten beachten) führt.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 21<br />
»Nationalpark Berchtesgaden /<br />
Watzmann«<br />
Der Gipfel zur Alm: Das Große<br />
Teufelshorn im Süden (2363 m)<br />
2 Kührointalm (1420 m)<br />
Berchtesgadener Alpen<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
830 Hm 830 Hm<br />
Charakter: Tolle Almwanderung im<br />
Schatten des Watzmannmassivs mit<br />
der Möglichkeit einer mittelschweren<br />
oder gar schweren Klettersteigeinlage<br />
Ausgangspunkt: Königssee-Parkplatz<br />
Endpunkt: St. Bartholomä (Rückfahrt<br />
zum Königssee-Parkplatz mit dem<br />
Schiff)<br />
Route: Am schnellsten von Königssee<br />
über den Klingerweg (Weg 443)<br />
und die Klingeralm in etwa 2 Std. zur<br />
Küh rointalm (1420 m, www.kuehroint.<br />
com). Schweißtreibender, aber auch<br />
aufregender ist der Grünsteinklettersteig<br />
mit einer mittelschweren (C)<br />
und einer schweren Variante (D).<br />
Bis zum Grünstein-Gipfel sind es je<br />
nach Stauaufkommen und Kondition<br />
via Klettersteig knapp 3 Std. Von dort<br />
über die Grünsteinhütte etwa 1½ bis<br />
zur Kührointalm. Ab der Kührointalm<br />
mit tollen Tiefblicken (Panoramapause<br />
am Aussichtspunkt Archenkanzel<br />
empfehlenswert) über den Trittsicherheit<br />
erfordernden Rinnkendlsteig<br />
nach St. Bartholomä.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 21<br />
»Nationalpark Berchtesgaden /<br />
Watzmann«<br />
Der Gipfel zur Alm: Überschreitung<br />
der Watzmannfrau<br />
(2307 m, IIerstellen)<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
3 Bindalm (1120 m)<br />
Berchtesgadener Alpen<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
325 Hm 325 Hm<br />
Charakter: Eher ein langer Spaziergang<br />
als eine Wanderung durch das<br />
landschaftlich reizvolle Klausbachtal<br />
zu denkmalgeschützten Almen. Auch<br />
für Kinder geeignet. Ab Mai verkehrt<br />
sogar ein Almbus.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz an<br />
der Nationalpark-Informationsstelle<br />
Hintersee (795 m)<br />
Route: Vom Parkplatz auf der<br />
Teerstraße Richtung Hirschbichl;<br />
wenige hundert Meter nach der<br />
Nationalpark-Informationsstelle links<br />
auf den Schotterweg abzweigen.<br />
Nun immer parallel zur Teerstraße,<br />
die von Almbus und Mountainbikern<br />
benutzt wird, vorbei an einer<br />
weiteren Nationalpark-Infostelle und<br />
über eine Hängebrücke hinweg bis<br />
zum freien Almgelände der Bindalm.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 21<br />
»Nationalpark Berchtesgaden /<br />
Watzmann«<br />
Der Gipfel zur Alm: Kammerlinghorn<br />
(2484 m)<br />
4 Ankelalm (1311 m)<br />
Mangfallgebirge<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
510 Hm 510 Hm<br />
Charakter: Gut geschützt liegt die<br />
Ankelalm im Brecherspitz-Kessel, der<br />
nur gegen Nordosten hin ein Stück<br />
Aussicht auf den Schliersee freigibt.<br />
Mehr davon gibt’s am Gipfel – und<br />
danach einen saftigen Käsekuchen<br />
auf der Alm (Anfang Juni bis Ende<br />
September, Montag Ruhetag).<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Bahnhof<br />
Fischhausen-Neuhaus (801 m)<br />
Route: Vom Bahnhof den Wegweisern<br />
Richtung Brecherspitz folgend durch<br />
die Siedlungsstraßen bis zum Beginn<br />
des Forstweges, der in der Schlucht<br />
des Ankelbaches recht steil wird. Erst<br />
gegen Ende lichtet sich der Wald und<br />
gibt den Blick auf die Ankelalm frei.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 15<br />
»Mangfallgebirge Mitte«<br />
Der Gipfel zur Alm: Brecherspitz<br />
(1683 m; 1 Std.)<br />
5 Königsalm (1115 m)<br />
Mangfallgebirge<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
320 Hm 2,5 km<br />
Charakter: Nicht nur Könige, sondern<br />
sogar eine Kaiserin übernachtete bereits<br />
in dem schmucken Almgebäude<br />
mit Marmorboden und gedrechseltem<br />
Balkon, von dem aus die Augen über<br />
den Doppelgipfel Ross- und Buchstein<br />
bis zum Wallberg schweifen. Die<br />
Brotzeit mit selbstgemachtem Topfen<br />
und einer Radler-Halben stärkt<br />
Wanderer nach einem Abstecher auf<br />
den Schildenstein, den Hausberg<br />
der Königsalm (Mitte Juni bis Mitte<br />
September, Dienstag Ruhetag).<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Kreuth-<br />
Klamm (795 m) an der B307<br />
zwischen Kreuth und Achenpass<br />
Route: Auf der Naturbahn-Rodelstrecke,<br />
die im Sommer ein gewöhnlicher<br />
Forstweg ist, durch den Wald bis<br />
zum kuppigen Almgelände mit würzig<br />
riechenden Kräutern in der Wiese<br />
unterhalb des Klammberges. Von dort<br />
aus ist bereits das lang gezogene<br />
Stallgebäude mit dem schmucken<br />
Almhaus dahinter zu sehen.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 13<br />
»Mangfallgebirge West«<br />
Der Gipfel zur Alm: Schildenstein<br />
(1611 m, 1 ½ Std.)<br />
6 Hintere Längentalalm (1035 m)<br />
Isarwinkel<br />
▶ leicht 1¼ Std.<br />
230 Hm 3 km<br />
Charakter: Das breite Wiesen-<br />
Hochtal mit dem mäandernden<br />
Arzbach liegt versteckt zwischen den<br />
felsigen Latschenhängen nördlich<br />
von Brauneck und Benediktenwand.<br />
Neben der Landschaft sind vor allem<br />
die selbstgemachten Kuchen und die<br />
frische Buttermilch auf der Hinteren<br />
Längentalalm (Juni bis September)<br />
ein guter Grund, hierher zu kommen.<br />
Auch mit Mountainbike und mit<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Die Hintere Längentalalm ist auch<br />
mit dem Kinderwagen erreichbar.<br />
Übernachtungsmöglichkeit,<br />
Tel.: 0171/993 98 47)<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 3<br />
»Allgäuer Voralpen Ost«<br />
Der Gipfel zur Alm: Gaishorn<br />
(2247 m) über Gaiseck (2212 m)<br />
11 Dietersbachalpe (1330 m)<br />
Allgäuer Alpen<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
440 Hm 440 Hm<br />
Foto: Tölzer Land Tourismus<br />
Kinderwagen ist der Aufstieg über die<br />
Forststraße gut zu schaffen.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
Lettenbach (ca. 800 m) bei Arzbach/<br />
Wackersberg<br />
Route: Vom Parkplatz aus auf breitem<br />
Forstweg zunächst steil durch den Wald<br />
aufwärts. Bei der Abzweigung links<br />
Richtung Kirchsteinhütte (1005 m)<br />
halten und auf relativ fl achem<br />
Forstweg bis ins Längental. Wer hoch<br />
hinaus will, wandert am Arzbach entlang<br />
über Felsen und schmale Steige<br />
zur Probstalm (DAV-Selbstversorger)<br />
und weiter zur Benediktenwand.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 11<br />
»Isarwinkel / Benediktenwand«<br />
Der Gipfel zur Alm: Probstenwand<br />
(1614 m, 1 ¾ Std.)<br />
7 Staffelalm (1320 m)<br />
Isarwinkel<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
530 Hm 530 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche und<br />
landschaftlich sehr reizvolle Tour.<br />
Die Staffelalm ist von vier Himmelsrichtungen<br />
zu erreichen, der schönste<br />
Weg kommt von Süden aus der<br />
Jachenau. Auch für Mountainbiker<br />
ist die Alm über Forststraßen gut<br />
machbar. Der Maler Franz Marc<br />
besuchte die Alm im Zeitraum von<br />
1900 und 1911 einige Male und<br />
hinterließ Gemälde, die man heute<br />
noch bestaunen kann. Die Staffelalm<br />
ist normalerweise von Mitte Mai<br />
bis Mitte Oktober geöffnet, es gibt<br />
eine kleine Auswahl an Getränken<br />
und eine deftige Brotzeit. Ob offen<br />
ist, kann man unter Tel. 0 80 43/373<br />
beim Langerbauer erfragen.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Jachenau,<br />
Wanderparkplatz beim Schützenwirt<br />
(790 m)<br />
Route: Von der Ortschaft Jachenau<br />
geht es zunächst auf schmalem Pfad<br />
im Wald entlang der Großen Laine,<br />
in der man sich an heißen Tagen<br />
herrlich erfrischen kann. Nach circa<br />
zwei Kilometern führt der Weg über<br />
den Bach auf eine breite Forststraße,<br />
die man aber schon nach etwa<br />
700 Metern nach links Richtung<br />
Rappinalm durch die Rappinschlucht<br />
verlassen kann (steil, Trittsicherheit<br />
erforderlich). Man kann auch auf der<br />
Forststraße bleiben und nach einigen<br />
Serpentinen links auf den Wanderweg<br />
direkt zur Staffelalm abzweigen.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 11<br />
»Isarwinkel / Benediktenwand«<br />
Der Gipfel zur Alm: Rabenkopf<br />
(1556 m, 40 Min.<br />
Aufstieg)<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
8 Zum Soiernhaus (1616 m)<br />
über Fischbachalm<br />
Vorkarwendel<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Langer, unschwieriger<br />
und auch mit dem Mountainbike<br />
gut fahrbarer Weg zur Fischbachalm<br />
(1402 m), dann toller Felssteig<br />
hinüber zum Soiernhaus<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Wanderparkplatz<br />
beim Sägewerk in Krün (875 m)<br />
Route: Vom Parkplatz aus über die<br />
Isarbrücke, dann links dem breiten<br />
Schotterweg folgend zur Fischbachalm<br />
(1402 m, Tel: 0172/94 69 734).<br />
Wenige Meter nach dem Almgebäude<br />
geht es rechts ab auf den Lakaiensteig.<br />
Dieser führt im Auf und<br />
Ab an den Osthängen der Schöttelkarspitze<br />
zum Soiernhaus (1616 m,<br />
Tel.: 0171/546 58 58), das oberhalb<br />
von zwei Seen in einem Kessel<br />
liegt: grandios.<br />
Karte: Kompass-Karte 1:50 000,<br />
WK 6 »Alpenwelt Karwendel«<br />
Der Gipfel zur Alm: Schöttelkarspitze<br />
(2050 m), interessante<br />
Abstiegsvariante über den Seinskopf<br />
9 Esterbergalm (1264 m)<br />
Estergebirge<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
300 Hm 740 Hm<br />
Charakter: Einfache, landschaftlich<br />
wundervoll Tour im Schatten des<br />
häufi g überlaufenen Wank<br />
Ausgangspunkt: Mittelstation der<br />
Wankbahn (1175 m)<br />
Endpunkt: Parkplatz Wankbahn<br />
Route: Biker nehmen von der<br />
Talstation die teils steile Teerstraße<br />
über Daxkapelle und Predigtstuhl zur<br />
1408 erstmals urkundlich erwähnten<br />
Esterbergalm. Zu Fuß ist folgende<br />
Variante schöner: Mit der Wankbahn<br />
zur Mittelstation und von dort erst<br />
etwa 100 Hm bergab und über den<br />
Hüttlsteig zur Esterbergalm<br />
Karte: Kompass-Karte 1:50 000,<br />
WK 6 »Alpenwelt Karwendel«<br />
Der Gipfel zur Alm: Hoher Fricken<br />
(1940 m)<br />
10 Willersalpe (1459 m)<br />
Allgäuer Alpen<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Schöne Wanderung zu<br />
einer authentischen Sennalp mit drei<br />
echten Originalen als Hüttenwirten,<br />
den bärtigen Bertele-Brüdern<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz<br />
»Auf d’r Höh« in Hinterstein (885 m)<br />
südöstlich von Bad Hindelang<br />
Route: Vom Parkplatz gibt es zwei Varianten.<br />
Die interessantere führt vom<br />
Gasthaus Grüner Hut übers Knöpfl e,<br />
den Wildfräuleinstein und die Willersbachbrücke<br />
hoch zur Willersalpe (mit<br />
Charakter: Unschwierige, aber lange<br />
Wanderung zu einer der ältesten<br />
Sennalpen im Allgäu<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Zwingbrücke<br />
Dietersberg (903m), bis dorthin am<br />
besten mit dem Rad von Bahnhof<br />
Oberstdorf (einfach)<br />
Route: Entweder mit dem Mountainbike<br />
von Dietersberg über die Teer -<br />
straße nach Gerstruben oder – wesentlich<br />
spannender – über Gottenried<br />
(bis hierher per Rad möglich) und<br />
dann links über den Hölltobel nach<br />
Gerstruben. Von dort am Dietersbach<br />
entlang über die Gerstrubner Alpe<br />
zur Dietersbachalpe<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 4<br />
»Allgäuer Hochalpen«<br />
Der Gipfel zur Alm: Höfats-<br />
Ostgipfel (2259 m,<br />
IIer Kletterstellen)<br />
TIPP<br />
Die Almen<br />
der Alpen<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
Auf welcher Alm gibt es den besten<br />
Kaiserschmarrn? Wo kommen<br />
auch Kinder auf ihre Kosten, und<br />
welche Hütte bietet ein echtes<br />
Original als Wirt? »Meine Lieblingsalm«<br />
beschreibt nicht nur 35<br />
Wanderungen zu den schönsten<br />
Hütten und Almen der Bayerischen<br />
Alpen, sondern vor allem auch,<br />
was den Wanderer dort erwartet.<br />
Michael Pröttel,<br />
Martina Gorgas<br />
u.a., »MEINE<br />
LIEBLINGSALM«<br />
144 Seiten,<br />
23,2 x 16,4 cm<br />
J. Berg Verlag,<br />
München 2013,<br />
17,99 Euro<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
AUF TOUR<br />
Sieht schon ziemlich<br />
Respekt einflößend aus:<br />
am Beginn der weglosen<br />
Gratüberschreitung<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Überschreitung der Arnspitzen<br />
Auf Zack<br />
Völlig isoliert von umliegenden Gebirgsketten<br />
stehen die Arnspitzen zwischen<br />
Wetterstein und Karwendel. Eine Überschreitung<br />
der markanten Zacken passt<br />
nicht in gängige Kategorien des Wanderns<br />
und Kletterns, sondern gestaltet sich<br />
vielmehr als Tour mit abenteuerlichem<br />
Anstrich. Von Mark Zahel<br />
In dieser Gegend sind Gämsen nicht an<br />
die Begegnung mit Menschen gewöhnt.<br />
Die unbewirtschaftete Arnspitzhütte<br />
ist ein willkommener Rastplatz.<br />
Fotos: Mark Zahel, Fotolia (1)<br />
ist unser Grat«, gibt<br />
Tom seinem Freund Michi<br />
zu verstehen, als sie<br />
fast vier Stunden nach<br />
»Das<br />
Auf bruch im Leutascher<br />
Ortsteil Burggraben die Gratschulter knapp<br />
unter dem Gipfel der Großen Arnspitze erreichen.<br />
»Schaut wild aus«, erwidert Michi<br />
mit einer Mischung aus Skepsis und Entdeckungslust.<br />
Besonders der gipfelwärts kühn<br />
zulaufende Plattenschuss der Arnplattenspitze<br />
wirkt uneinnehmbar wie eine Turmfestung.<br />
Oder täuscht die Perspektive? Wie<br />
schwierig er zu erklimmen sein wird, lässt<br />
sich aus der Distanz von über einem Kilometer<br />
nicht wirklich abschätzen. Nur eines<br />
ist momentan klar: Die üblichen Bergsteige<br />
mit zuverlässiger Markierung werden Tom<br />
und Michi nun verlassen.<br />
Auf die Große Arnspitze<br />
Dies freilich nicht ohne auf der Großen<br />
Arnspitze zuvor eine ausgiebige Gipfelrast<br />
zu zelebrieren. Der Fleck muss gewürdigt<br />
werden, schließlich bildet er den höchsten<br />
Punkt des gesamten Arnstocks. Mit knapp<br />
2200 Metern mag dies angesichts der benachbarten<br />
Wetterstein- und Karwendelkulissen<br />
zwar relativ bescheiden anmuten,<br />
doch gerade die isolierte Position, die durch<br />
das Isartal bei Scharnitz auf der einen und<br />
das Tal der Leutasch auf der anderen Seite<br />
hervorgerufen wird, beschert eine Ausnahmeposition<br />
mit grandiosen Einblicken in<br />
beide großen Kalkalpengebiete.<br />
Der Ofelekopf auf der Wettersteinseite<br />
mauserte sich bereits zum Schaustück,<br />
als ihn die Morgensonne erfasste und für<br />
einen Moment in ein intensives Orange<br />
tauchte. Tom und Michi befanden sich gerade<br />
im Anstieg zur Riedbergscharte, wo<br />
die eigentliche Kammüberschreitung des<br />
Arnstocks ansetzt. Zwischendrin kreuzten<br />
Gämsen den Pfad, ein Weibchen mit Kitz,<br />
das von der unerwarteten Begegnung mit<br />
Zweibeinern fast ein wenig verschreckt<br />
schien. Allzu viele kommen hier ja ohnehin<br />
nicht vorbei.<br />
Dann die Biwakhütte unter dem steilen<br />
Gipfelauf bau: Dass es hier keinen vollwertigen<br />
Stützpunkt gibt, sagt schon viel über<br />
die Bedeutung des Arnstocks aus. Tom und<br />
Michi fühlen sich wohl im touristischen Abseits.<br />
Sie haben sich bei der Arnspitzhütte<br />
kurz umgeschaut, das potenzielle Nachtlager<br />
als Option für zukünftige Unternehmungen<br />
als tauglich eruiert und die Brotzeit<br />
dann doch lieber auf den Gipfel verlegt<br />
– der umfassenderen Aussicht wegen. Da<br />
zeigen sich gegenüber die hohen Schrofenflanken<br />
des Wettersteinkamms, flankiert<br />
von Ofelekopf und Gehrenspitze. Genau in<br />
Fluchtlinie der Arnplattenspitze trumpft<br />
die Hohe Munde auf, und gen Osten lagert<br />
in epischer Breite das Karwendelgebirge mit<br />
seinen grauen Ketten, die weit hinten mit<br />
dem Horizont verschwimmen.<br />
Der abenteuerliche Grat<br />
So schön das Vertiefen in dieses Panorama<br />
auch sein mag, nun wird es Zeit für die beiden<br />
<strong>Bergsteiger</strong>, den Kern ihres Vorhabens<br />
in die Tat umzusetzen. Auf Unwägbarkeiten<br />
müssen sie natürlich gefasst sein. Angenehm,<br />
dass zumindest der erste Abstieg<br />
über weglose Schrofen nicht gleich mit<br />
Hindernissen aufwartet. Solche stellen sich<br />
dann erstmals in Form von Latschen<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39
Der Normalweg auf<br />
die Große Arnspitze ist<br />
gut markiert.<br />
Vom Gipfel der Großen<br />
Arnspitze ist das Wettersteingebirge<br />
gut einsehbar.<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Auf eine Kletterei im II. und III. Grad<br />
wollen sich die beiden nicht einlassen,<br />
wissen sie doch um die pfiffige Traverse.<br />
ein, die hier und da über den luftigen Grat<br />
greifen. Tom und Michi bestehen einige Balanceakte<br />
und erklettern beherzt eine kleine<br />
senkrechte Felsstufe. So haben sie sich<br />
das ausgemalt: den günstigsten Weg selber<br />
suchen, ohne jedoch in kritisches Gelände<br />
zu geraten.<br />
Nach einer Weile bremst die Mittlere Arnspitze<br />
(auch Arnkopf genannt) das effektive<br />
Vorankommen ganz erheblich. Auf eine<br />
Kletterei im II. und III. Grad wollen sich die<br />
beiden nicht unbedingt einlassen, wissen<br />
sie doch um die pfiffige Traverse auf der<br />
Schattseite. Und tatsächlich dauert es wohl<br />
nur gut zehn Minuten und die Mittlere Arnspitze<br />
ist auf passablen Pfadspuren ohne<br />
Probleme umgangen. Bleibt die ominöse<br />
Arnplattenspitze, die sich bislang stets als<br />
abweisendes Felshorn gezeigt hat, mit der<br />
Annäherung nun aber an Kontur verliert.<br />
Eher ist es wieder ein Latschenverhau, der<br />
Sorge um den richtigen Durchschlupf verursachen<br />
kann. Doch Tom und Michi besitzen<br />
das nötige Gespür – und entdecken ab<br />
und zu sogar eine blasse Farbmarkierung<br />
als Bestätigung. So können sie die finalen<br />
Plattenzonen am Gipfelauf bau entlang<br />
markanter Risse genussreich erklettern.<br />
»Kaum ein zweiter Grad«, meint Michi entspannt,<br />
denn aus der Entfernung hätte man<br />
nicht unbedingt darauf tippen können, wie<br />
sich die Schwierigkeiten (fast) in Wohlgefallen<br />
auflösen.<br />
Schlussakt für Entdecker<br />
Begeistert klatschen sich die Gipfelstürmer<br />
unterm Kreuz ab und gönnen sich im Rückblick<br />
auf den absolvierten Grat nochmals<br />
eine längere Pause. »Die Mittlere Arnspitze<br />
hätte uns doch um einiges mehr abverlangt«,<br />
stellt Tom fest und ergänzt: »Wir<br />
haben schließlich noch einen langen Abstieg<br />
vor uns«. Dieser führt am Normalweg<br />
der Arnplattenspitze zuoberst über zwei,<br />
drei kurze Kletterstellen und später über<br />
das ausgedehnte Latschenplateau des südwestlichen<br />
Arnstocks. Kurz hatten Tom und<br />
Michi erwogen, den gewöhnlichen Steig via<br />
Hoher Sattel einzuschlagen, sich dann aber<br />
doch für die etwas wildere Option entschieden<br />
– passend zur gesamten Tour. Eine<br />
ziemliche Krummholzmacchia bedeckt das<br />
Gelände um die Rückfallkuppen Weißlehn-<br />
und Zwirchkopf, bei sommerlicher Hitze<br />
zweifellos ein unerquicklicher Glutofen,<br />
jetzt immerhin wesentlich erträglicher<br />
temperiert. Erleichterung macht sich angesichts<br />
der guten Gassen breit – das hätte<br />
eventuell auch dumm laufen können. Eine<br />
reichliche Stunde später tauchen Tom und<br />
Michi nach einem zwischenzeitlich immer<br />
steiler werdenden Waldpfad nahe dem<br />
Leutascher Ortsteil Arn auf. Keine Tour für<br />
Zartbesaitete oder Konditionszwerge, resümieren<br />
sie, dafür aber ein alpines Erlebnis,<br />
das gewiss nicht von der Stange kommt.<br />
»Ein echtes kleines Abenteuer für uns Normalverbraucher«,<br />
sagt Michi noch, als sie<br />
der Busfahrer nach dem Woher fragt … ◀<br />
KOMPAKT<br />
Große Arnspitze und<br />
Arnplattenspitze<br />
Anreise: Über Mittenwald oder aus dem<br />
Inntal in die Leutasch und bis zum Ausgangspunkt<br />
»Gasthof Mühle« im Ortsteil Burggraben<br />
(ca. 1030 m). Der Endpunkt liegt im<br />
Ortsteil Arn (Busverbindung vorhanden).<br />
Anforderungen: Schwierige und lange<br />
Bergtour mit Kletterstellen bis II und streckenweise<br />
weglosem Charakter. Nur für routinierte<br />
<strong>Bergsteiger</strong><br />
Höchster Punkt: Große Arnspitze (2196 m)<br />
Gehzeit: Aufstieg bis zur Großen Arnspitze<br />
4 Std., Übergang zur Arnplattenspitze 2 Std.,<br />
Abstieg 2½ Std.; insgesamt 8½ Std.<br />
Höhenmeter: in Summe ca. 1600 Hm<br />
Hütte: nur die unbewirtschaftete Arnspitzhütte<br />
(1955 m)<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 4/3<br />
»Wetterstein- und Mieminger Gebirge Ost«<br />
Führer: Zahel »Alpine Bergtouren Wetterstein/Karwendel«,<br />
Bruckmann;<br />
»Wilde Wege Bayr.<br />
Alpen«, Bergverlag Rother<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
Landhotel Sand****<br />
<br />
7 Tage HP inkl. Nachmittagsbuffet, 4 geführte Wanderungen<br />
<br />
<br />
ab € 510,00 pro Person / Woche · buchbar 10.5. - 13.7.2014<br />
Special 7=6 vom 10.5. - 24.5.2014<br />
<br />
<br />
<br />
Wanderhotel Gassner****<br />
<br />
<br />
Wildkogel-Card, Großvenedigerbesteigung 3.674 m -<br />
1 ½ Tagestour + Bergführer, Transport, Hüttenübernachtung<br />
Kürsingerhütte, gute Kondition!<br />
ab € 768,00 pro Person / Woche · buchbar 10.7. - 15.9.2014<br />
<br />
T. +43 6565 6232<br />
<br />
Wander- und Familienhotel Jägeralpe****<br />
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7 ÜN inkl. Gourmetpension, 5 geführte Wanderungen,<br />
<br />
1 Weinverkostung auf unserer Hütte Hochalp,<br />
1 regionales Bergfrühstück<br />
ab € 634,00 pro Person / Woche · buchbar 27.6. - 6.10.2014<br />
A-6767 Warth - Arlberg<br />
T. +43 5583 4250
REPORTAGE<br />
Dolomiti di Brenta »Expert« Trek<br />
Die Runde<br />
um das<br />
Tor ins Abseits: Auf dem Passo<br />
del Clamer wechselt man vom<br />
Süd- in den Nordteil der Brenta.<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Eckige<br />
Dachschräge Blumenwiesen,<br />
mongolische Wiesenteppiche und<br />
jede Menge wilder, dunkler Bergwald:<br />
Der 90 Kilometer lange<br />
Weitwanderweg rund um die ganze<br />
Brenta macht unmissverständlich<br />
klar, dass spektakuläre Berge nicht<br />
zwangsläufig grau sein müssen.<br />
Von Axel Klemmer (Text und Bilder)
Allein mit Gras und Steinen: Aufstieg durch das Val dei Cavai zur Sella di Montòz<br />
Wer das Grün<br />
nach den ersten<br />
beiden Etappen<br />
immer noch zahm<br />
nennt, dem ist<br />
nicht zu helfen.<br />
gen können, mit Drahtseil und Eisenleiter.<br />
So oder so meinen sie in aller Regel nur den<br />
Südteil des Massivs. Wir befinden uns dagegen<br />
im Nordteil, nämlich auf dem Pian della<br />
Nana. Genauer: auf der ersten Etappe des Dolomiti<br />
di Brenta Trek (DBT). Noch genauer:<br />
auf der DBT »Expert« Tour. Dieser Weitwanderweg<br />
führt über rund 90 Kilometer einmal<br />
um die ganze Brenta herum und macht<br />
unmissverständlich klar, dass spektakuläre<br />
Berge nicht zwangsläufig grau sein müssen.<br />
Dachschräge Blumenwiesen, mongolische<br />
Wiesenteppiche und jede Menge wilder,<br />
Der Weg ist praktisch nicht zu<br />
erkennen. Er führt durch etwas,<br />
das als üppige Vegetation<br />
zu schwach beschrieben ist. Ich<br />
identifiziere große, rote Feuerlilien,<br />
die Namen der meisten anderen Gewächse<br />
sind mir unbekannt. Dabei ist der<br />
Hang, den wir queren, außerordentlich<br />
steil. Italo meint, man sollte den Weg ruhig<br />
mal etwas breiter machen, nämlich so, dass<br />
zwei Füße nebeneinander passen. »Ist aber<br />
trotzdem superschön, oder?« Superschön<br />
ist ein Wort, das Italo sehr oft und, man<br />
muss es sagen, fast immer sachlich korrekt<br />
verwendet.<br />
Italo Menapace ist Bergführer. Er wohnt<br />
im Val di Sole, und bevor er in der nächsten<br />
Woche nach Chamonix aufbricht, darf<br />
er sich zu Hause eine Woche lang entspannen.<br />
Zu Hause, das ist das Brenta-Massiv,<br />
und entspannen bedeutet, durch kniehohes<br />
Grün- und Buntzeug supersteil zu einem<br />
völlig ebenen Band aufzusteigen, das über<br />
senkrechten Abbrüchen auf eine sehr große,<br />
von grasigen Buckeln eingefasste Wiese<br />
leitet. Was irritiert. »Brenta«, das übersetzen<br />
<strong>Bergsteiger</strong> für gewöhnlich mit senkrechtem<br />
Fels oder, wenn sie nicht gut genug bergsteidunkler<br />
Bergwald: Wer das Grün im Norden<br />
nach den ersten beiden Etappen immer<br />
noch zahm und langweilig nennt, dem ist<br />
nicht zu helfen.<br />
Adler im Tiefflug<br />
Es ist Wochenende und rund um das Rifugio<br />
Peller herrscht viel Betrieb. Man kann<br />
mit dem Auto ziemlich dicht an die Hütte<br />
heranfahren, und genau das machen viele<br />
Einheimische auch. Wir steigen ihnen<br />
über die recht steilen Grate und Flanken des<br />
oben topfebenen Monte Peller entgegen.<br />
Überhaupt sollte man diesen Gipfel nicht<br />
auf der gewöhnlichen Streckenführung des<br />
DBT umgehen, sondern von den Hütten der<br />
Malga Tassulla her überschreiten – die Aussicht<br />
ist grandios.<br />
Später, beim Aufstieg über den langen<br />
Kamm zur Cima Nana und beim kurzen Abstieg<br />
hinunter zum Bivacco Costanzi, sind<br />
wir wieder allein. Italo sucht nach der Quelle<br />
und findet sie nach langer Suche; sie ist<br />
noch unter Schnee begraben. Lange hocken<br />
wir am Abend auf der Bank vor der Holzhütte<br />
und sehen der Sonne beim Untergehen<br />
zu. Ein Murmeltier pfeift, ganz nah, und<br />
schon segelt im Tiefflug der Adler vorbei,<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
ohne einen Flügelschlag, hinaus bis zum<br />
Horizont. Italo beteuert, er habe das nicht<br />
so bestellt.<br />
Vom Bivacco führt der DBT nicht nach oben<br />
über die Berge, sondern zunächst sehr steil<br />
nach unten in die Waldwildnis des Val del<br />
Vento – in die Heimat von Bruno, dem<br />
Bären, den es 2006 nach Bayern verschlug,<br />
wo man ihn erschoss. Zwischen 40 und 50<br />
Bären sollen in der Brenta leben. »Ich bin ja<br />
wirklich viel unterwegs«, sagt Italo, »aber<br />
ich habe noch nie einen gesehen.« Daran ändert<br />
sich bei unserer Tour nichts. Nach einer<br />
taktisch unklugen, aber kulinarisch erhebenden<br />
Käse- und Speck-Verkostung in der<br />
Malga Mondifrà steigen wir Richtung Grostè-<br />
Pass auf. Die Nahtstelle zwischen dem Nordund<br />
dem Südteil der Brenta ist auch der<br />
höchste Punkt des Skigebiets von Madonna<br />
di Campiglio, und am Rand der Pistenwüsten<br />
steht das komfortable Rifugio Graffer,<br />
wo es in den Gängen nach Duschgels und<br />
72-Stunden-Deodorants riecht, wo saubere<br />
und rasierte junge Menschen aus Jack-Wolfskin-Jacken<br />
lächeln und auf der Terrasse<br />
Überlebensgeschichten austauschen. »Also,<br />
das war echt nicht lustig mit dem Schnee.<br />
Also beim Einstieg unter den Felsen, ich bin<br />
sooo tief eingesunken. Echt jetzt.«<br />
Der Schnee ist das beherrschende Thema<br />
am Beginn der Saison. Ist er hart oder<br />
weich? Braucht man Steigeisen oder wenigstens<br />
Grödel? Einen Pickel womöglich?<br />
Vom Rifugio Graffer startet man zur großen<br />
Brenta-Ferrata-Sause über die beiden Bocchette-Wege<br />
(Bocchette Alte und Bocchette<br />
Centrali) – in Höhenlagen um 3000 Meter.<br />
Staunend vor Detassis’ Direttissima<br />
Wir bewegen uns dagegen eine Etage tiefer.<br />
Unten gehen, wo man oben steigen könnte:<br />
Das ist erst mal schwer zu begreifen. Aber<br />
nur so lange, bis man es macht. Bei der großen<br />
Promenade unter den Wänden und<br />
Türmen kann man nicht nur nach unten,<br />
sondern auch nach oben schauen. Das tun<br />
wir. Staunend und fotografierend bummeln<br />
wir am Rifugio Tuckett vorbei und stehen<br />
eine Stunde später vor dem nächsten Kalendermotiv:<br />
Über dem Rifugio Brentei ragt die<br />
Nordwestwand des Crozzon di Brenta in den<br />
Himmel, ein Denkmal des Alpinismus, seit<br />
Bruno Detassis vor bald 80 Jahren seine »Via<br />
delle Guide« durch den Hauptdolomit legte:<br />
eine 800 Meter hohe Freikletter-Direttissima<br />
und wie ihr 2008 gestorbener Schöpfer längst<br />
Legende. Hinter der Hütte wird es noch spannender.<br />
Und stiller. Der von einschüchternden<br />
Wänden gesäumte Schlauch hinter dem<br />
Crozzon ist mit Trittschnee gefüllt. Von<br />
INFO<br />
Ausgestiegen<br />
Die alpine Kommune Malga Tuena<br />
17 Milchkühe, 30 Jungrinder, ein großer<br />
Schäferhund, der einen kleinen Schäferhund<br />
anlernt, ein neugeborener Esel und seine<br />
Mama, ein vietnamesisches Hängebauchschwein,<br />
einige Pferde, fünf junge Menschen:<br />
Diese alpine Kommune hat sich in 1740<br />
Meter Höhe auf den Wiesen der Malga Tuena<br />
eingerichtet. 600 Meter über dem Tovel-See<br />
probt die höhergelegte Lebens- und Produktionsgemeinschaft<br />
den Ausstieg aus der<br />
tiefergelegten Wohlstands-, Wachstums- und<br />
Konsumgesellschaft. Die jungen Menschen<br />
sind Studenten, oder sie haben ihren Job<br />
in der Stadt verloren. Sie produzieren Milch<br />
und Käse, backen eigenes Brot und versorgen<br />
sich überhaupt nach Kräften selbst.<br />
Bergwandernden Gästen decken sie vor der<br />
Hütte einen Frühstückstisch, von dem diese<br />
nicht gern aufstehen. Frische Blumen stehen<br />
darauf, ein Schälchen mit Erdbeeren aus<br />
dem Wald, Brot, Marmelade, Joghurt, alles<br />
selbstgemacht. Wenn man nicht schon<br />
am Abend vorher so gut gegessen hätte …<br />
Richtiges Timing: Kurz hinter dem Rif.<br />
Tuckett zeigt sich die Cima Sella (Mi.).<br />
Hübsch und entspannend ist die Bummelei<br />
über die Wiesen der Baita Loverdina.<br />
Motorsport mit der Familienkutsche<br />
von »Ferrari« auf der Malga Spora<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45
Licht- und Schattenspiele<br />
am Rifugio<br />
Graffer zum<br />
Sonnenuntergang<br />
Schönster Ausgangspunkt für den Dolomiti di Brenta Trek ist der Lago di Tovel.<br />
»Wir kommen<br />
ins Val Perverse!«,<br />
verkündet Italo<br />
fröhlich. Richtig<br />
heißt es Val Perse<br />
– es ist sehr steil.<br />
der Bocca dei Camosci sind wir schnell beim<br />
Rifugio XII. (Dodici) Apostoli, dem nächsten<br />
Etappenziel, wo Aldo Turri am Abend in der<br />
Gaststube tatsächlich »La Montanara« singt.<br />
Aldo ist der Wirt der Zwölf-Apostel-Hütte<br />
und »ein bisschen verrückt, aber nett«. Italo<br />
lächelt. Tatsächlich ist Aldo supernett, und<br />
zudem hat der spaßige Gastgeber eine schöne<br />
Stimme. Und als er später noch die DVD<br />
mit den schönsten Brenta-Bildern und den<br />
schönsten Liedern des Trentiner <strong>Bergsteiger</strong>chores<br />
einlegt, sieht er mit leuchtenden<br />
Augen auf den Flachbildschirm in der Stube.<br />
Der Mann ist echt begeistert.<br />
Um von der Zwölf-Apostel-Hütte zur Pedrotti-Hütte<br />
zu gelangen, muss man in die<br />
Eisen greifen: auf der Via ferrata Castiglioni.<br />
Es ist im Grunde genommen die einzige<br />
Etappe des DBT, für die man Klettersteigset<br />
und Helm benötigt. Damit sich deren Mitnahme<br />
wirklich lohnt, hängen wir nach<br />
dem Abstieg zum Rifugio Agostini noch den<br />
Brentari-Steig an. Diese Klettersteig-Variante<br />
verkürzt den Weiterweg zum Rifugio Pedrotti<br />
nicht nur, sie bietet auch ein spektakuläres<br />
Felsambiente und von der Sella della Tosa<br />
(2860 m) den Traumblick auf den Felsturm<br />
des Campanile Basso.<br />
Raus aus den Klamotten, rein in den See<br />
Am nächsten Tag sehen wir den Turm wieder,<br />
dieses Mal näher und von unten, vom<br />
Sentiero Osvaldo Orsi. Der ist eher Höhenweg<br />
als Klettersteig, aber doch so anspruchsvoll,<br />
dass man beim Gehen nicht nur nach<br />
oben schauen sollte. Selbst im Sommer sind<br />
lange Passagen unter Altschnee begraben. Es<br />
folgt der mühsamste Teil der ganzen Runde.<br />
Es gibt immer was zu tun: Heimwerker und<br />
ihr Projekt auf der Malga Spora<br />
»Wir kommen ins Val Perverse!«, verkündet<br />
Italo fröhlich. Richtig heißt es Val Perse, es<br />
besteht aus Schutt und Latschen – und es ist<br />
sehr steil. Ist man in der Talsohle angekommen,<br />
steigt man sofort wieder über Schutt<br />
und durch Latschengassen noch steiler hinauf<br />
zum Passo del Clamer. Hinter diesem stehen<br />
auf einer grünen Ebene die Hütten der<br />
Malga Spora, wo zwei Männer gerade einen<br />
Schrank zersägen. Später knattert Opa Paolo<br />
Ciccolini mit den Enkelkindern auf einem<br />
roten Rasenmäher – »Das ist mein Ferrari!«<br />
– über die Wiesen. Es ist ein zauberhafter<br />
Ort, ohne Duschen, dafür mit herzlichen<br />
Menschen und köstlichem Essen.<br />
Der nächste Tag, die letzte Etappe: Durch<br />
den langen Schlauch des Val di Cavai geht es<br />
zur Sella di Montòz und dahinter durch eine<br />
märchenhaft einsame Landschaft zur Malga<br />
Campa. Dann wird es noch mal anstrengend.<br />
Viele Gegenanstiege sind zu bewältigen, und<br />
die Hitze nimmt zu. Der Lärchenwald hinter<br />
der Baita Loverdina spendet Schatten. Von<br />
der Malga Termoncello könnten wir auf dem<br />
Höhenweg weitergehen zur Malga Flavona,<br />
einem weiteren Brenta-Wunder. Doch wir<br />
steigen hinab zum Tovel-See. Italo macht es<br />
richtig. Raus aus den Klamotten und ohne<br />
zu zögern mit Anlauf in den See. Sein Herzschlag<br />
kann nur wenige Sekunden ausgesetzt<br />
haben. Bevor ich mir Sorgen machen<br />
muss, höre ich ihn tremolieren: »Ist gar nicht<br />
so kalt! Ist auch nicht so warm.«<br />
◀<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
KOMPAKT<br />
Grandioses Erlebnis – der Dolomiti di Brenta »Expert« Trek<br />
Charakter: Grandiose Rundtour<br />
um die Brenta. Das dichte Netz<br />
der Hütten und Wege erlaubt viele<br />
Varianten. Infos, Routenbeschreibungen<br />
und GPS-Tracks unter<br />
www.dolomitibrentatrek.it;<br />
6–7 Tage, Tagesetappen bis 7½ Std.<br />
Schwierigkeit: Anspruchsvolle<br />
Wege und teils sehr schmale Steige<br />
in alpinem Gelände (Schutt, Schrofen,<br />
evtl. steile Schneefelder), die<br />
neben Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
auch eine gute Kondition<br />
verlangen. Je nach Schneelage<br />
können bis in den Juli hinein Steigeisen<br />
oder Grödel nötig sein.<br />
Anfahrt: Brenner-Autobahn bis<br />
Ausfahrt S. Michele/Mezzocorona,<br />
weiter ins Val di Non und nach<br />
Tuenno; Bahn bis Trento, Regionalbahn<br />
Trento – Cles – Dimaro –<br />
Mezzana; Busse ab Trento<br />
Ausgangspunkt: Malga Tuena<br />
(1745 m); 2 Std. vom Parkplatz<br />
vor dem Lago di Tovel (8 € für einen<br />
oder mehrere Tage, kostenlos für<br />
Wanderer, die eine DBT-Pauschale<br />
gebucht haben; Zufahrt von Tuenno)<br />
Karten: Alpenvereinskarte<br />
1:25 000, Nr. 51 »Brentagruppe«;<br />
Tabacco 1:25 000, Nr. 053 »Dolomiti<br />
di Brenta«; Kompass-Karten<br />
1:25 000 und 1:40 000 »Dolomiti<br />
di Brenta«; 4Land Karte 1:25 000,<br />
Nr. 148 »Dolomiti di Brenta Trek«<br />
Führer: Hüslers Klettersteigführer<br />
Gardasee mit Brenta, Bruckmann<br />
Verlag; Wanderführer Brenta – mit<br />
Adamello, Presanella und Paganella,<br />
Bergverlag Rother<br />
Beste Jahreszeit: Je nach<br />
Schneelage Juli (Blüte!) oder<br />
Spätsommer/Herbst<br />
Hütten:<br />
Malga Tuena (1745 m)<br />
12 Schlafplätze, bew. 15. Juni –<br />
30. September, Tel. 00 39/34 50<br />
75 97 58, www.malgatuena.com<br />
Rifugio Peller (1990 m)<br />
40 Schlafplätze, bew. 15. Juni – Anf.<br />
Okt., ab Ende April an Wochenenden,<br />
Tel. 00 39/(0)4 63/53 62 21<br />
Bivacco Costanzi (2365 m)<br />
10 Schlafplätze, Quelle in der Nähe<br />
Rifugio Graffer (2263 m)<br />
70 Schlafplätze, bew. 15. Juni –<br />
Anfang Oktober, Tel. 00 39/(0)4 65/<br />
44 13 58, www.graffer.com<br />
Rifugio XII Apostoli (2489 m)<br />
36 Schlafplätze, bew. 15. Juni –<br />
30. September, Tel. 00 39/(0)4 65/<br />
50 13 09, www.dodiciapostoli.it<br />
Rifugio Tosa T. Pedrotti (2491 m)<br />
120 Schlafplätze, bew. 20. Juni –<br />
30. Sept., Tel. 00 39/(0)4 61/<br />
94 81 15, www.rifugiotosapedrotti.it<br />
Malga Spora (1855 m)<br />
20 Schlafplätze, bew. Anfang Juli –<br />
Sep., Tel. 00 39/33 92/78 79 80<br />
1. Tag: Malga Tuena – Rifugio<br />
Peller – Bivacco Costanzi<br />
▶ 1600 Hm (mit Peller); 7½ Std.<br />
Zuerst auf breitem Waldweg, dann<br />
auf teils sehr schmalem Steig Nr.<br />
311 zum Pian della Nana und zur<br />
Malga Tassulla (2090 m). Weiter<br />
auf Almstraße via Lago del Durigat<br />
zum Rif. Peller (1990 m; schöne<br />
Variante: von Malga Tassulla über<br />
Monte Peller). Via Malga Clesera<br />
(1889 m) zum Passo della Forcola<br />
(2105 m), hinab zum Pian della<br />
Nana und weiter zum Passo della<br />
Nana (2195 m). Über den Kamm<br />
auf die Cima Nana (2572 m),<br />
hinab zum Biv. Costanzi (2365 m).<br />
2. Tag: Bivacco Costanzi –<br />
Rifugio Graffer<br />
▶ 1100 Hm; 6½ Std.<br />
Kurz hinauf zum SAT-Weg 329 und<br />
auf ihm durch das raue Val del Vento<br />
hinab zur Ruine der Malga Scale<br />
(1590 m). Durch Wald zur Malga<br />
Mondifrà (1632 m) und nun auf<br />
bequemen Wegen via Malga Vaglianella<br />
und Malga Vagliana (1974 m)<br />
zum Rifugio Graffer (2263 m).<br />
3. Tag: Rifugio Graffer –<br />
Rif. Tuckett – Rif. Ai Brentei –<br />
Rif. XII Apostoli<br />
▶ 1600 Hm; 6½ Std.<br />
Ca. 30 Minuten hinauf Richtung<br />
Passo Grostè, dann rechts ab auf<br />
den SAT-Weg 316 (E) und zum Rif.<br />
Tuckett (2271 m). Über die Sella<br />
del Fridolin (2143 m) zum Rif.<br />
Brentei. Zunächst bergab durch das<br />
Val Brenta, dann unter Westfl anke<br />
des Crozzon di Brenta in die Bocca<br />
dei Camosci (2784 m), dann hinab<br />
zum Rif. XII Apostoli (2489 m).<br />
4. Tag: Rifugio XII Apostoli –<br />
Rif. S. Agostini – Rif. Pedrotti<br />
▶ 800 Hm; 5 Std.<br />
Über Schutt und Schnee (oben<br />
steil!) zur Bocchetta dei Due Denti<br />
(2859 m), dann über die langen<br />
Leitern der Via Ferrata Castiglioni<br />
sehr steil hinab ins Val d’Ambiez<br />
und zum Rif. S. Agostini (2405 m).<br />
Weiter auf dem Sentiero Basso<br />
Elio Palmieri über die Forcolotta di<br />
Noghera (2423 m) und durch<br />
den Kessel der Pozza Tramontana<br />
zum Rifugio Pedrotti (2491 m).<br />
5. Tag: Rifugio Pedrotti –<br />
Malga Spora<br />
▶ 1300 Hm; 6½ Std.<br />
Absteigend zum Sentiero Osvaldo<br />
Orsi und unter den Türmen der<br />
Sfulmini und der Cima Brenta zur<br />
Weggabelung unter der Bocca del<br />
Tuckett. Hier rechts steil hinab in<br />
den Talschluss des Val Perse und<br />
gleich wieder sehr steil hinauf zum<br />
Passo del Clamer (2164 m). Über<br />
Wiesen zur Malga Spora (1855 m).<br />
6. Tag: Malga Spora –<br />
Lago di Tovel<br />
▶ 900 Hm; 6 Std.<br />
Über die Wiesen nach W zur Malga<br />
Cavedago (1848 m), dort nach<br />
N durch das Val dei Cavai zur Sella<br />
del Montoz (2327 m) und hinab<br />
zur Malga Campa (1975 m). Weiter<br />
über die Bocchetta della Campa<br />
zur Malga Loverdina (1768 m) und<br />
durch Wald, später Almwiesen an<br />
der Malga Termoncello (1852 m)<br />
vorbei zum Passo Termoncello<br />
(1856 m). Hier rechts ab auf Weg<br />
Nr. 339 hinab zum Lago di Tovel.<br />
Alternative (7 Tage):<br />
6. Tag: Malga Spora –<br />
Malga Flavona<br />
▶ 1000 Hm; 6 Std.<br />
Wie oben zum Passo Termoncello,<br />
dann auf Höhenweg durchs Val<br />
Strangola zur M. Flavona (1858 m)<br />
7. Tag: Malga Flavona –<br />
Malga Tuena – Lago di Tovel<br />
▶ 945 Hm; 6 Std.<br />
Durch Lärchen- und Fichtenwald<br />
hinunter zur Malga Pozzol (1632 m)<br />
und weiter zum Abzweig des Weges<br />
Nr. 312 (E). Links steil hinauf<br />
Richtung Livezza Grande (2180 m),<br />
dort rechts auf Weg Nr. 380 (EEA)<br />
zur Malga Tuena (1740 m), wo sich<br />
die Runde schließt.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
AUF TOUR<br />
Die Ähnlichkeit des<br />
Formarinsees zum<br />
farbverwandten Ultramarin<br />
ist bestechend.<br />
Weitwandern auf dem Lechweg<br />
Gut zu Fluss<br />
Familien-TIPP<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Aus Spanien importiert,<br />
vom Hochwasser verzögert,<br />
an die Nachbarn verloren:<br />
Der Lechweg startete<br />
stotternd. Seit zwei Jahren<br />
ist alles im Fluss – und<br />
der Weitwanderweg für<br />
seinen Modellcharakter<br />
ausgezeichnet.<br />
Von Christina Warta<br />
INFO<br />
Modellhafter Weg<br />
Der Lechweg verläuft durch drei Bundesländer<br />
zweier Staaten: Vorarlberg, Tirol und<br />
Bayern. Die Europäische Wandervereinigung<br />
hat ihn als ersten sogenannten »Leading<br />
Quality Trail« und damit als modellhaften<br />
Wanderweg zertifi ziert – auch, weil der<br />
Lechweg sämtlichen Naturschutzbelangen,<br />
etwa was Biotope und Naturschutzbereiche<br />
angeht, gerecht wird. Seit 2000 gehört<br />
der Lech auch zum europaweiten Netz von<br />
Schutzgebieten »Natura 2000«.<br />
Beste Zeit für die Begehung des Lechwanderwegs<br />
ist Ende Juni bis Anfang Oktober.<br />
Die erste Etappe startet in Lech, das 2004<br />
zum »Schönsten Dorf Europas« gewählt<br />
wurde. Mit dem Wanderbus geht es ins<br />
Quellgebiet beim Formarinsee. Bis zwei<br />
Tage vorab kann bei Busreisen Feuerstein in<br />
Steeg unter Tel. 00 43/56 33 56 33 oder<br />
offi ce@feuerstein-bus.at ein Gepäcktransport<br />
gebucht werden. Weitere Informationen<br />
unter www.lechweg.com<br />
Foto: Bernd Eisenschink<br />
Du, sie liegt da<br />
unten?«, sagt eine<br />
Wanderin und deutet<br />
auf den schimmernden<br />
See zu »Meinst<br />
ihren Füßen. Ihr Begleiter zuckt mit den<br />
Schultern. »Ich glaub, sie liegt eher da<br />
oben«, sagt er und zeigt auf die Felsen der<br />
Roten Wand. Wer den Lechweg wandern<br />
will, der muss, bevor es losgeht, erst einmal<br />
eine Frage klären: Wo liegt sie eigentlich,<br />
die Quelle des Lech? Das zu bestimmen, ist<br />
gar nicht so leicht.<br />
Der Lechweg ist ein 125 Kilometer langer<br />
Weitwanderweg, der von Lech in Vorarlberg<br />
nach Füssen im Allgäu führt: meist am<br />
eilig dahinströmenden Wasser des Flusses<br />
entlang, über kleine Holz- und große Hängebrücken,<br />
durch ursprünglich gebliebene<br />
Flusslandschaften und pittoreske Städte bis<br />
zu den berühmten Königsschlössern Ludwigs<br />
II. Schwierig ist der Lechweg nicht,<br />
allenfalls konditionell etwas anstrengend,<br />
wenn man die Strecke in fünf Tagen packen<br />
will. Man kann sich aber auch gemütliche<br />
acht Tage Zeit lassen, um dem markant geschwungenen,<br />
weißen »L« zu folgen, das<br />
spätestens alle 250 Meter auf Felsen oder<br />
Baumstämme gesprüht ist.<br />
Fast hätte der Lech seinen eigenen Weg<br />
selbst verhindert. Hubert Schwärzler war<br />
bis 2002 Kurdirektor in Lech-Zürs. Nach<br />
einer Begehung des Jakobswegs war ihm<br />
klar, dass sich auch der Lech eignen könnte<br />
für einen solchen Weitwanderweg. Mit<br />
Amtskollegen aus den anderen Gemeinden<br />
war er sich rasch einig: »Warum haben wir<br />
das nicht schon lange gemacht?« Dann ging<br />
Schwärzler in Pension, die Unterlagen zum<br />
Lechweg bekam sein Nachfolger. Zunächst<br />
geschah nichts, dann hörte Schwärzler davon,<br />
dass der Lechweg demnächst eröff-<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
Es gibt unzählige<br />
Möglichkeiten, seine<br />
überhitzten Füße<br />
aus den Stiefeln zu<br />
schälen und im frischen<br />
Lech zu kühlen.<br />
Wer es eilig hat,<br />
schafft den Lechweg<br />
in fünf Tagen. Aber<br />
warum sollte man?<br />
net werden solle: allerdings nicht in Vorarlberg,<br />
sondern in Tirol. Schwärzler forschte<br />
nach, und es kam heraus: Ein Hochwasser<br />
hatte das Lecher Tourismusbüro zwischenzeitlich<br />
über- und die Pläne weggeschwemmt.<br />
Erneut packten sie in Lech nun<br />
das Projekt »Lechweg« an, und im Juni 2012<br />
wurde der Wanderweg endlich eröffnet.<br />
Ein Leben ohne Hast<br />
Schwärzler ist es auch, der Antwort geben<br />
kann auf die Frage, wo der Lech eigentlich<br />
beginnt. »Es gibt nicht die eine Lechquelle«,<br />
sagt er, »sondern das Lech-Quellgebiet.«<br />
Dazu gehöre der Formarinsee, aber auch<br />
all die Bäche, die nach der Schneeschmelze<br />
von den steilen Wänden hinabrauschen.<br />
Hier oben startet die erste Etappe, die sicherlich<br />
zu den schönsten des Lechwegs<br />
gehört. Wer auf rund 1790 Metern aus dem<br />
Wanderbus steigt und noch ein paar Schritte<br />
weiter geht, steht direkt oberhalb des<br />
Formarinsees, einem Hochgebirgssee mit<br />
fast unwirklich blauem Wasser, umrahmt<br />
von den Gipfeln des Formaletsch und der<br />
Roten Wand. Die nächste Wegmarke ist das<br />
Steinbockdenkmal, das an die Wiedereinsetzung<br />
des fast schon ausgestorbenen Tiers<br />
ab dem Jahr 1958 erinnert. Heute lebt in der<br />
Gegend wieder eine der größten Steinbockkolonien<br />
Europas.<br />
Durch von Felsenbrocken und Kies durchsetzte<br />
Wiesen geht es talabwärts, immer<br />
entlang an einem Fluss, der noch nicht<br />
Lech, sondern Formarinbach heißt. Wenn<br />
er denn überhaupt Wasser führt, denn oft<br />
ist das Bachbett hier oben noch ausgetrocknet.<br />
Doch plötzlich sieht man hier eine<br />
kleine Pfütze im karstigen Kiesbett stehen,<br />
dort ein kleines Rinnsal tropfen. Der Lech<br />
beginnt gemächlich und ohne Hast, und<br />
so halten es auch die Lebewesen an seinem<br />
Rand. Kühe stehen in den Wiesen und sind<br />
kaum zu sehen, so hoch steht an manchen<br />
Stellen die Vegetation. Bläulinge flattern in<br />
Scharen übers Wasser, ein junger Alpensalamander<br />
huscht über die warmen Steine.<br />
In den Flussauen des Lech gedeihen au-<br />
Fotos: Bernd Eisenschink. Christina Warta<br />
KOMPAKT<br />
Immer dem Wasser nach<br />
Anreise: Mit dem Auto über<br />
München Richtung Garmisch,<br />
Reutte, Weißenbach, Lech<br />
am Arlberg. Oder über Ulm,<br />
Memmingen, Bregenz, Feldkirch<br />
nach Warth, Lech. Mit<br />
der Bahn nach Langen oder<br />
St. Anton, mit Bus oder Taxi<br />
weiter nach Lech. Dort viele<br />
Wanderbus-Verbindungen.<br />
Informationen: www.lechzuers.at,<br />
info@lech-zuers.at,<br />
Informationsbüro Lech, Tel.<br />
00 43/55 83 21 610, Büro<br />
Zürs, Tel. 00 43/55 83 22 45<br />
Karten: Wanderkarte<br />
1:35 000, »Lech/Zürs«, herausgegeben<br />
vom örtlichen<br />
Tourismusverband; Leporello-<br />
Wanderkarte 1:25 000,<br />
»Lechweg«, Publicpress<br />
Literatur: Christel Blankenstein<br />
»Der Lechweg. Von der<br />
Quelle bis nach Füssen – in<br />
acht Etappen duch eine der<br />
letzten Wildfl usslandschaften<br />
Europas«, Verlag Berg<br />
und Tal, München 2013;<br />
Olaf Sailer »Auf den Spuren<br />
der Walser am Tannberg«,<br />
Dornbirn 2010<br />
Lech-Card: Mit der Lechcard<br />
sind viele Seilbahn- und Bustickets<br />
gratis. Auch geführte<br />
Wanderungen sowie Eintritte<br />
in Museen sind frei.<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
ßerdem geschützte Pflanzenarten wie der<br />
Frauenschuh oder die deutsche Tamariske.<br />
Auch Enziane blühen am Wegesrand. Das<br />
Lechtal ist eine der letzten ursprünglichen<br />
Wildflusslandschaften Europas und damit<br />
ein Lebensraum, der anderswo vom Verschwinden<br />
bedroht ist.<br />
Wenn sich der Formarin- mit dem Spullerbach<br />
vereinigt, heißt der Fluss denn auch<br />
endlich Lech. Hinter dem Trubel der Formarinalpe<br />
ist man als Wanderer nahezu allein.<br />
Selbst an herrlichen Sommertagen lassen<br />
sich nicht allzu viele auf den Abstieg ein.<br />
Allen anderen entgeht ein schmaler Pfad,<br />
an dessen Seite das Wasser strudelt und<br />
gurgelt – und unzählige Möglichkeiten am<br />
Wegesrand, seine überhitzten Füße aus den<br />
Wanderstiefeln zu schälen und im frischen<br />
Lechwasser zu kühlen. Nur sechs Grad Celsius<br />
beträgt die Wassertemperatur im Jahresmittel.<br />
Dass der Lech nicht nur kalt ist,<br />
sondern auch so aussieht, verdankt er dem<br />
hohen Gehalt an aus dem Hauptdolomit<br />
gelösten Mineralien. Keine günstige Umgebung<br />
für Plankton und andere Kleinstlebewesen.<br />
Der Lech hat deshalb keine grünliche,<br />
sondern eine hellblau-türkise Färbung.<br />
Aus der Pfütze wird ein Bach, aus diesem<br />
ein Flüsschen und schließlich ein richtiger<br />
Fluss. Einmal gurgelt der Lech leise, dann<br />
wieder fließt er ganz still neben dem Weg<br />
– und manchmal rauscht und braust er<br />
so laut, dass man sein eigenes Wort nicht<br />
mehr versteht. Deshalb ist Hubert Schwärzler<br />
»seinen« Weg mittlerweile schon viele<br />
Male gegangen. »Denn das ist ja das Schöne<br />
am Lechweg«, sagt er, »dass man erlebt, wie<br />
aus einem Rinnsal ein Fluss wird.« ◀<br />
TOUREN<br />
Tagestouren an den Lechquellen<br />
Wer statt einer Woche Lechweg lieber Tagestouren unternimmt,<br />
wird in der nahen Umgebung des Formarinsees fündig.<br />
1 Am Ursprung des Lechs<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
200 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Einfache, aber landschaftlich<br />
wunderschöne Wanderung entlang des<br />
jungen Lechs. Erste Etappe des 125 Kilometer<br />
langen »Lechwegs«. Konditionell<br />
durchaus fordernd aufgrund ihrer 15 Kilometer<br />
Länge<br />
Ausgangspunkt: Bushaltestelle Formarinsee<br />
(1871 m)<br />
Endpunkt: Lech am Arlberg (1450 m)<br />
Einkehr: Alpe Formarin, Gasthaus Älpele,<br />
Fischteich Zug<br />
Route: Von Lech mit dem Wanderbus<br />
zum Ausgangspunkt am Formarinsee.<br />
Am Steinbockdenkmal vorbei immer<br />
fl ussabwärts nach Zug und Lech.<br />
2 Göppinger Hütte<br />
▶ schwierig 6 Std.<br />
820 Hm 1100 Hm<br />
Charakter: Wildromantischer Höhenweg<br />
mit alpinen Abschnitten, der nur früh morgens<br />
und bei guter Witterung begangen<br />
werden sollte. Abstecher zum Klettergarten<br />
an der Göppinger Hütte möglich.<br />
Ausgangspunkt: Bushaltestelle Formarinsee<br />
(1871 m)<br />
Endpunkt: Unteres Älpele<br />
Einkehr: Gasthaus Älpele, Göppinger<br />
Hütte, Restaurants in Zug und Lech<br />
Route: Lech, Bushaltestelle am Postamt –<br />
Formarinsee – Schönbühel – oberes Johannesjoch<br />
– Göppinger Hütte – Laubegg –<br />
Unteres Älpele (zurück nach<br />
Lech mit dem Wanderbus)<br />
3 Gehrengrat<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
800 Hm 750 Hm<br />
Charakter: Luftige und serpentinenreiche<br />
Tour in schroffem Gelände, Steinböcke<br />
und 200 Millionen Jahre alte Fossilien<br />
inklusive. Trittsicherheit erforderlich.<br />
Ausgangspunkt: Spullersee, Bushaltestelle<br />
Endpunkt: Formarinalpe, Bushaltestelle<br />
(1871 m)<br />
Einkehr: Freiburger Hütte, Formarinalpe<br />
Route: Spullersee – Schützhütte –<br />
Gehrengrat (2439 m) – Steinernes<br />
Meer – Freiburger Hütte –<br />
Formarinsee<br />
4 Steinernes Meer<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
350 Hm 350 Hm<br />
Charakter: Ohne Taucherbrille und<br />
Schnorchel zu Korallen und Muscheln,<br />
Ammoniten und Nautiliden, den Vorläufern<br />
der Tintenfi sche – eine spannende Rundtour<br />
in die geologische Vergangenheit<br />
rund um den Formaletsch (2292 m)<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Formarinsee,<br />
Bushaltestelle (1871 m)<br />
Einkehr: Alpe Formarin, Freiburger Hütte<br />
Route: Alpe Formarin – Steinbockdenkmal –<br />
Freiburger Hütte – Formarinsee<br />
Seit der Ansiedlung<br />
von 1958 ist der<br />
Steinbock am Lech<br />
wieder heimisch.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 51
INTERVIEW<br />
»Wer, wenn nicht wir<br />
<strong>Bergsteiger</strong> sind für den<br />
Klimawandel sensibilisiert?«,<br />
fragt Cipra-Präsident<br />
Dominik Siegrist.
Das große<br />
Dominik Siegrist<br />
-Interview<br />
»Die Alpen sind<br />
keine Insel«<br />
Die prosperierende Zukunft für die Alpen gibt es längst: 1991 unterzeichneten die acht<br />
Alpenstaaten und die EU die Alpenkonvention. Umweltschonende und nachhaltige<br />
Entwicklung sind in dem völkerrechtlichen Vertrag festgelegt. Doch in der Realität hakt<br />
es mit der Umsetzung. Der Präsident der Alpenschutzkommission Cipra, Dominik Siegrist,<br />
spricht über Erfolge und Rückschläge und fordert mehr Mut von den Alpenvereinen.<br />
Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />
Foto: Meike Birck<br />
BERGSTEIGER: Herr Siegrist, wie hoch<br />
schätzen Sie den Prozentsatz der<br />
Alpenbewohner, die mit dem Begriff Cipra<br />
etwas anfangen könnten?<br />
Dominik Siegrist: Uh, der ist sehr klein. Bestimmt<br />
nicht mehr als fünf Prozent.<br />
Sie haben kein Problem mit dem relativ<br />
geringen Bekanntheitsgrad?<br />
Nein, möglichst große Bekanntheit ist kein<br />
Ziel für uns. Die Cipra ist ja eine Dachorganisation<br />
von über hundert Umweltund<br />
Alpinverbänden, die selbst ihre Mitglieder<br />
werben. Mit unserem Budget von knapp<br />
zwei Millionen Euro ist es nicht möglich,<br />
in den Alpenländern Millionen von Menschen<br />
zu erreichen. Aber viele <strong>Bergsteiger</strong><br />
erreichen wir als Zielgruppe über unsere<br />
Mitgliedsverbände schon.<br />
Es fällt auf, dass Sie sich immer stärker in<br />
die Politik einmischen. Die Cipra geißelt<br />
zum Beispiel ganz klar die ausufernde Art<br />
und Weise der Olympischen Spiele.<br />
Die Cipra hat sich schon immer alpenpolitisch<br />
eingemischt, sonst hätten wir keine<br />
Daseinsberechtigung. Das Thema Winterolympiade<br />
ist für uns durch die Abstimmungen<br />
in Graubünden und Bayern sehr<br />
aktuell geworden. Die Ablehnung der<br />
Olympischen Winterspiele an beiden Orten<br />
war ein schöner Erfolg für uns, wenn dieser<br />
auch nicht der Cipra alleine zu verdanken<br />
ist. Wir gehen noch einen Schritt weiter<br />
und bauen die Forderung nach »Olympiafreien<br />
Alpen« auf. IOC-Präsident Bach hat<br />
dazu von der Cipra kürzlich einen Offenen<br />
Brief erhalten. Ich denke, nach Sotschi ist<br />
die Zeit nun reif dazu, die Spiele haben ja<br />
mittlerweile wahnwitzige Dimensionen<br />
angenommen.<br />
Was würden Sie langfristig als Erfolge<br />
bezeichnen, die Sie vorweisen können?<br />
Für die Cipra war die von uns vorgeschlagene<br />
und 1991 unterzeichnete Alpenkonvention<br />
ein Meilenstein. Seither ist alpenpolitisch<br />
einiges passiert.<br />
Geben Sie bitte ein Beispiel.<br />
Das Gemeindenetzwerk »Allianz in den Alpen«,<br />
ein Zusammenschluss von rund 300<br />
Alpengemeinden in sieben Ländern für die<br />
nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene.<br />
Die Alpenkonvention wirkt aber schwerfällig<br />
und alles andere als schlagkräftig.<br />
Es gibt einerseits den Vorwurf des »Papiertigers<br />
Alpenkonvention«, der manchmal<br />
auch in der Cipra selbst geäußert wird.<br />
Andererseits ist die Alpenkonvention ein<br />
umfassendes Werk darüber, wie Nachhaltigkeit<br />
im Alpenraum aussehen sollte – ein<br />
solcher internationaler Vertrag ist meines<br />
Wissens weltweit einzigartig. Und es gibt<br />
viele Dinge, die auf Grundlage der Alpenkonvention<br />
diskutiert wurden und dann<br />
auf unterschiedlichen Wegen Eingang in<br />
die nationale Politik der Alpenstaaten gefunden<br />
haben. Ein Beispiel ist die Initiative<br />
gegen Zweitwohnungen in der Schweiz, ein<br />
anderes die Politik des ländlichen Raums in<br />
einigen Bundesländern Österreichs.<br />
Die Alpenstaaten agieren aber trotz Konvention<br />
oft recht unterschiedlich.<br />
Alpenweit gibt es acht nationale Gesetzgebungen,<br />
die nicht kompatibel sind. Die<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53
Benutzte Bergwelt: Blick auf den Lago di Lugano vom Monte San Salvatore – die Zersiedlung am linken Ufer ist deutlich sichtbar; rechts die 1782<br />
Fotos: Werner Bätzing (2), Meike Birck (3)<br />
Alpenkonvention hat es zum Beispiel nicht<br />
geschafft, beim Skigebietsausbau verbindliche<br />
Obergrenzen festzulegen. Damit hätte<br />
man dem heutigen ruinösen Wettrüsten<br />
wirkungsvoll Einhalt gebieten können. Das<br />
wäre ökonomisch für viele Regionen sogar<br />
sehr sinnvoll.<br />
Was kann die Alpenkonvention, was das<br />
nationale Recht nicht kann?<br />
TOUR<br />
Lieblingstour:<br />
in 122 Tagen von<br />
Wien nach Nizza<br />
»Meine Lieblingsweitwanderung führte in<br />
im Jahr 1992 in 122 Tagen von Wien nach<br />
Nizza. Ich war damals mit der internationalen<br />
Aktionsgruppe TransAlpedes unterwegs.<br />
Die Tour ist einfach großartig, unbedingt zu<br />
empfehlen. Der Weg durch die Alpen, Schritt<br />
für Schritt zu Fuß, bedeutet mir sehr viel.<br />
Diese Weitwanderung war auch ein Widerstand<br />
mit unseren eigenen Füßen gegen<br />
Entwicklungen in den Alpen, die ich nicht<br />
für gut heißen kann. Zu Fuß durchwanderte<br />
ich Landschaften und treffe Menschen,<br />
denen ich mit einem Auto oder einer Bergbahn<br />
nicht antreffen würde. Wichtig war<br />
der TransAlpedes-Gruppe damals auch, nicht<br />
nur Berggipfel zu erklimmen, sondern die<br />
Dörfer und Siedlungen zu besuchen, wo die<br />
Menschen leben und arbeiten.«<br />
Die Alpenkonvention ist ein völkerrechtlicher<br />
Vertrag. Das heißt: Was in der Rahmenkonvention<br />
und in den neun Durchführungsprotokollen<br />
steht, ist per se schon<br />
nationales Recht der Vertragspartner. Das<br />
wirkt teilweise – und teilweise nicht. Der<br />
Piz Val Gronda in Ischgl ist so ein Trauerspiel.<br />
Dort konnten wir die <strong>neue</strong> Seilbahn<br />
nicht verhindern, obwohl ein solches Projekt<br />
nicht im Sinn und Geist der Alpenkonvention<br />
sein kann. Es gibt aber auch Fälle,<br />
wo die Alpenkonvention wirklich erfolgreich<br />
war. Beispielsweise konnte bisher<br />
verhindert werden, dass weitere Transitautobahnen<br />
durch die Alpen gebaut werden.<br />
Gibt es auch das Gegenteil: das Unterstützen<br />
von positiven Entwicklungen?<br />
Wir stellen auf unseren Veranstaltungen<br />
und in unseren Veröffentlichungen immer<br />
wieder solche guten Beispiele vor. Es gibt<br />
im Alpenraum eine große Zahl von Positivprojekten.<br />
Die <strong>Bergsteiger</strong>dörfer des Österreichischen<br />
Alpenvereins sind eines davon.<br />
So wird der Alpenraum zum Labor, zur Ideenwerkstatt.<br />
Muss man die Berge vor den Menschen<br />
schützen, die in die Berge gehen?<br />
Es kommt sehr darauf an, auf welche Art<br />
und Weise wir in die Berge gehen. Ich persönlich<br />
bin ein Vertreter des naturnahen<br />
Tourismus und der nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />
Dazu gehört essentiell auch<br />
der sorgfältige Umgang mit den Ressourcen<br />
und der Naturschutz, zum Beispiel mittels<br />
sinnvoller Besucherlenkung. Wir müssen<br />
akzeptieren, dass nicht nur von den Skigebieten,<br />
sondern auch vom gegenwärtigen<br />
Boom des Bergsports eine Gefährdung der<br />
alpinen Lebensräume ausgeht.<br />
Ist es dann eine gute oder schlechte<br />
Nachricht, dass bei den Alpenvereinen die<br />
Mitgliederzahlen steigen?<br />
Das ist eine positive Nachricht. Entscheidend<br />
ist aber vielmehr, was die Alpenvereine<br />
und Mitglieder daraus machen.<br />
Bergsteigen, Klettern und Skitouren sind<br />
ja naturnahe Aktivitäten. Doch wenn man<br />
solche touristischen Formen fördert, muss<br />
man parallel dazu auch akzeptieren, dass<br />
manchmal gewisse Einschränkungen nötig<br />
sind.<br />
Wie kann Lenkung aussehen?<br />
Besucherlenkung soll mit Information und<br />
Sensibilisierung und zurückhaltender Beschilderung<br />
beginnen, bevor Verbote ausgesprochen<br />
werden. Dank eines guten Besuchermanagements<br />
kann man erreichen,<br />
dass viele Konflikte gar nicht erst entstehen.<br />
Wie kann man Bergsportler für die Anliegen<br />
des Klimaschutzes sensibilisieren?<br />
Wer, wenn nicht wir <strong>Bergsteiger</strong> sind für<br />
den Klimawandel und seine Folgen sensibilisiert?<br />
Wir nehmen ja die Veränderungen<br />
der Gletscher und der Natur auf jeder<br />
Bergtour direkt wahr. Nun muss noch der<br />
Schritt vom Wissen zum Handeln erfolgen,<br />
indem wir – wenn immer möglich – mit<br />
Bahn und Bus anreisen statt mit dem eigenen<br />
Auto.<br />
Da müssen wir uns auch an die eigene<br />
Nase fassen: Wir selbst benutzen meistens<br />
das Auto, um in die Berge zu fahren.<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Da kann man es mit Reinhold Messner<br />
halten. Er sagt, man solle gewisse Hotspots<br />
für jene Menschen bilden, die mit<br />
Bergen eigentlich nichts am Hut haben.<br />
Ich kann der Idee grundsätzlich schon etwas<br />
abgewinnen, dass Schwerpunkte für<br />
den Intensivtourismus gefördert werden.<br />
Aber das darf nicht dazu führen, dass ganze<br />
Gebiete für Natur und Landschaft aufgegeben<br />
werden und dort alle Umweltbis<br />
1788 gebaute Fahrstraße über den Tenda-Pass<br />
»Wir bauen gerade<br />
die Forderung nach<br />
›Olympiafreien<br />
Alpen‹ auf. Ich denke,<br />
nach Sotschi ist<br />
die Zeit nun reif dazu,<br />
die Spiele haben ja<br />
mittlerweile wahnwitzige<br />
Dimensionen<br />
angenommen.«<br />
<br />
<br />
<br />
In der sanften Mobilität läge doch eine<br />
wichtige Aufgabe für die Alpenvereine, und<br />
zwar auf allen Ebenen: von der Bewusstseinsbildung<br />
über attraktive Angebote bis<br />
hin zu konkreten Taten. Die Zukunft dieser<br />
Verbände muss es ja sein, dass die Alpen<br />
nachhaltiger bereist und damit auch für<br />
zukünftige <strong>Bergsteiger</strong>generationen erhalten<br />
werden. Kurz gesagt: Die Alpenvereine<br />
könnten noch politischer werden.<br />
Oft wird durch Lobbyarbeit im Hintergrund<br />
auch viel Einfluss genommen.<br />
Man hat das beispielsweise vor der zweiten<br />
Olympia-Abstimmung in München gesehen,<br />
wo es den Druck der Mitgliederbasis<br />
brauchte, um den DAV zu einem Nein zu<br />
bewegen. Lobbyinteressen gibt es überall.<br />
Auch die Cipra hat von einem großen<br />
Schweizer AKW-Betreiber einen siebenstelligen<br />
Betrag angeboten bekommen. Für die<br />
Cipra war als Umweltschutzorganisation<br />
aber klar: Das geht nicht.<br />
In vielen Tourismusgemeinden geht es<br />
darum, regelrechte Funparks in den Bergen<br />
zu entwickeln. Was ist der Hintergrund?<br />
Viele Bergbahnen glauben, dass man solche<br />
Zusatzattraktionen schaffen muss, um genügend<br />
Aufmerksamkeit zu wecken. Doch<br />
führt das nur zu einem gegenseitigen Hochschaukeln<br />
beim Bau von Hängebrücken,<br />
Klettersteigen, Skywalks – mit dem Resultat,<br />
dass die Landschaft noch mehr verbaut<br />
ist. Berge sollten eigentlich Attraktion genug<br />
sein, Funparks gehören nicht da hinauf.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
»Funparks gehören nicht auf die Berge«: Dominik Siegrist im BERGSTEIGER-Interview
»Letztlich brauchen<br />
wir die Nachhaltigkeit<br />
überall auf der<br />
Welt, auch in den<br />
Tourismushochburgen<br />
und selbst in<br />
Ländern wie China.«<br />
ZUR PERSON<br />
Der Alpenschützer<br />
Dominik Siegrist wurde am 16. November<br />
1957 in Zürich geboren. Der Professor für<br />
Landschaftsplanung unterrichtet an der<br />
Hochschule für Technik Rapperswil in der<br />
Ostschweiz. Siegrist widmet sich besonders<br />
dem Thema des naturnahen Tourismus<br />
im Alpenraum. An seinem Lehrstuhl geht<br />
es auch darum, gute Beispiele für die<br />
Verbindung von Schützen und Nutzen zu<br />
ergründen und daraus Aktionsmöglichkeiten<br />
für andere Orte aufzuzeigen. Siegrist<br />
ist seit dem Jahr 2004 Präsident der<br />
Internationalen Alpenschutzkommission<br />
Cipra (Commission Internationale pour<br />
la Protection des Alpes). Sie ist eine nichtstaatliche<br />
Dachorganisation mit mehr als<br />
100 Mitgliedern im gesamten Alpenraum.<br />
Präsident auf Tour: Lisengrat am Säntis<br />
sünden erlaubt sind. Die Nachhaltigkeit<br />
ist nicht teilbar und muss für alle Gebiete<br />
gleichermaßen gelten.<br />
Wie soll Bergtourismus dann aussehen?<br />
Unter einem naturnahen, nachhaltigen Tourismus<br />
verstehe ich einen verantwortungsbewussten<br />
Aufenthalt in den Bergen, wobei<br />
sich die Angebote aus den Bedürfnissen der<br />
regionalen Bevölkerung heraus entwickeln<br />
sollen. Diese Ziele möchte ich nicht aufgeben,<br />
wenn es nicht mehr um das <strong>Bergsteiger</strong>dorf<br />
Vent, sondern um Ischgl und Zermatt<br />
geht. Sonst machen wir es Orten dieses Typus<br />
zu einfach. Letztlich brauchen wir die<br />
Nachhaltigkeit überall auf der Welt, auch in<br />
den Tourismushochburgen, in den großen<br />
Städten und selbst in Ländern wie China.<br />
Aber China ist nicht unbedingt das<br />
Aufgabengebiet der Cipra.<br />
China nicht gerade, aber die Zusammenarbeit<br />
mit Berggebieten an anderen Orten auf<br />
der Welt ist der Cipra ein Anliegen. Sei es mit<br />
der europäischen Karpaten-Konvention oder<br />
mit dem zentralasiatischen Gemeindenetzwerk,<br />
für das die Alpen das Vorbild waren.<br />
Die Alpen sind keine Insel, wir dürfen nicht<br />
sagen, dass es uns egal ist, was anderswo<br />
auf der Welt geschieht. Die Alpen könnten<br />
in Zukunft ein Modell sein für andere Länder<br />
und Regionen, zum Beispiel im Klimaschutz,<br />
bei der Biodiversität oder eben mit<br />
einem nachhaltigen Bergsport.<br />
◀<br />
Alpen zum Anfassen: Schaukäserei in der Gemeinde Sonntag in Vorarlberg<br />
INFO<br />
Alpenkonvention<br />
Fotos: privat, CIPRA International<br />
Die Alpenkonvention ist ein internationales<br />
Abkommen aus dem Jahr 1991, das<br />
Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein,<br />
Monaco, Österreich, Schweiz, Slowenien<br />
und die Europäische Union verbindet.<br />
Der völkerrechtliche Vertrag zielt auf die<br />
nachhaltige Entwicklung, den Schutz der<br />
Interessen der Alpenbewohner und der<br />
sensiblen Natur ab. Die Ausführungsproto<br />
kolle umfassen ökologische, soziale,<br />
wirtschaftliche und kulturelle Themen. Seit<br />
2003 verfügt die Alpenkonvention über ein<br />
»Ständiges Sekretariat« in Innsbruck.<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
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TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 05/14<br />
Brenta, Allgäuer, Berchtesgadener,<br />
Ötztaler Alpen, Lechquellengebirge<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
7 Gehrengrat, gemäßigte,<br />
8 Hochlichtspitze,<br />
3 Höfats-Ostgipfel, 1 Rabenkopf,<br />
2 Um den Königssee, 12 Stol, mittelschwieriger,<br />
lange Bergwan-<br />
derung von See zu See<br />
über Schrofengelände<br />
auf Hüttenberg<br />
anspruchsvolle Bike<br />
& Hike-Tour, sehr steil<br />
spannende Rundwanderung<br />
für Trittsichere<br />
dreitägige Almwanderung,<br />
leicht<br />
südseitiger<br />
Anstieg, teilweise steil<br />
9 Martin-Busch-<br />
10 Ramolhaus, konditionell<br />
5 Sentiero Orsi,<br />
6 Um die Cima Tosa, 4 Arnspitz-Überschreitung,<br />
Hütte, Hochtour mit<br />
Gletscherquerungen fordernde Alpin-<br />
tour über Blockgelände<br />
langer, anspruchsvoller<br />
Höhenweg<br />
kurze Klettersteigpassagen,<br />
Kondition nötig lange,<br />
schwierige Bergtour<br />
11 Grmada, Mittelgebirgswanderung<br />
auf<br />
zumeist guten Wegen<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Rabenkopf (1555 m)<br />
1<br />
Durch die Rappinschlucht<br />
Der Rabenkopf lässt sich von zwei Seiten erreichen. Eine Route beginnt in Pessenbach und führt<br />
über die Nordseite hinauf. Die andere startet in Jachenau, führt auf der Sonnenseite des Berges<br />
durch die spannende Rappinschlucht und über die stille Gegend bei der Achala- Alm wieder ins Tal.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 26<br />
890 Hm | 5¾ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Jachenau (790 m)<br />
Ausgangspunkt: Jachenau-Dorf (790 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.606282° Länge E 011.432711°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: RVO-Bus ab Lenggries<br />
(Endstation der Bayerischen Oberlandbahn)<br />
Entfernung: 16,9 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Karte: Kompass-Wanderkarte1:50 000, Blatt 182 »Isarwinkel –<br />
Bad Tölz – Lenggries«<br />
Informationen: Gästeinformation Jachenau, Dorf 51½,<br />
D-83676 Jachenau, Tel. 00 49/(0)80 43/91 98 91,<br />
www.jachenau.de<br />
Einkehr: keine Möglichkeit<br />
Charakter /Schwierigkeiten: Der Aufstieg durch die Rappinschlucht<br />
ist einfach, verlangt allenfalls etwas Schwindelfreiheit,<br />
während das erste Stück der langen Abstiegsstrecke zwischen<br />
dem Gipfel und der Bergwachthütte deutlich anspruchsvoller ist<br />
und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert.<br />
Hinweis: für Kinder ab ca. 12 Jahren<br />
Als Bike&Hike-Tour kann man bis zur Staffelalm bzw. zur Ortereralm<br />
ebenfalls von beiden Seiten mit dem Mountainbike hinauffahren.<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Gotzenalm – Kärlingerhaus – Kührointhütte<br />
2<br />
Dreitägige Almwanderung um den Königssee<br />
Fantastische Alm- und Seentour mit Tagesetappen von bis zu acht Stunden rund um den Königssee<br />
mit verschiedenen Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Fast von jeder Alm kann die Tour abgekürzt und<br />
mit dem Schiff über den Königssee zurück gefahren werden.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 26<br />
3100 Hm | 19 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
für Mehrtagewanderung<br />
Talort: Schönau am Königssee (630 m)<br />
Ausgangs-/Endpunktpunkt: Großer Königssee-<br />
Parkplatz, nähe Jennerbahn-Talstation (605 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit Bahn/Bus zum<br />
Hauptbahnhof Berchtesgaden, von dort mit Bus 841 zur<br />
Bushaltestelle Königssee-Parkplatz oder Jennerbahn<br />
Schifffahrt: Bayerische Seen-Schifffahrt,<br />
Tel. 0 86 52/9 63 60, www.seenschifffahrt.de<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis 11. Oktober (Saisonschluss<br />
Kärlingerhaus und Wasseralm beachten!)<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 21 »NP Berchtesgaden/Watzmann«<br />
Hütten: Berggaststätte Gotzenalm, Tel. 0 86 52/69 09 00,<br />
www.gotzenalm.de; Wasseralm, Tel. 086 52/6 01 99 02 (Hütte),<br />
0 86 52/98 58 02 (Tal), www.dav-berchtesgaden.de;<br />
Kärlingerhaus, Tel. 0 86 52/6 09 10 10, Reservierungen unter<br />
info@kaerlingerhaus.de, www.kaerlingerhaus.de;<br />
Kührointhütte, Tel. 01 71/3 53 33 69, www.kuehroint.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Unschwierige, aber lange und<br />
konditionell fordernde Unternehmung durch das Kerngebiet<br />
des einzigen Alpennationalparks in Deutschland. Grandios<br />
abwechslungsreiche Landschaft mit Blicken auf diverse Seen,<br />
verschiedene Almen sowie das Watzmannmassiv. Eine der<br />
schönsten Mehrtageswanderungen in Bayern mit mehreren Gipfelmöglichkeiten,<br />
die z. T. weitere Übernachtungen erfordern<br />
(z. B. Teufelshörner, Funtenseetauern oder Watzmannmassiv).<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Über Gufel und Höfats-Ostgipfel (2259 m) zur Dietersbachalpe (1330 m)<br />
3<br />
Zum Edelweißberg über Oberstdorf<br />
Tolle, teils ausgesetzte Rundtour mit leichten Kletterstellen auf den<br />
klassischsten der Allgäuer Grasberge mit interessanter Edelweißhistorie.<br />
Bis zum Raddepot erst auf breitem Teer-, später auf Schotterweg,<br />
am besten per Mountainbike.<br />
1150 Hm | 6 Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
evtl. kurzes Seil und Gurt<br />
über Höfatswanne und Gufel 2½ Std. – Abstieg über Älpelesattel<br />
und Abfahrt zum Bahnhof Oberstdorf 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Mitte September<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 2/1 »Allgäuer Alpen West«<br />
Informationen: Tourismus Oberstdorf, Prinzregenten-Platz 1,<br />
87561 Oberstdorf, Tel. 0 83 22/70 00, www.oberstdorf.de<br />
Einkehr: Berggasthof Gerstruben, Tel. 0 83 22/95 92 90 (ganzaus<br />
<strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 26<br />
Talort: Oberstdorf (813 m)<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Oberstdorf (813 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug in zweieinhalb<br />
Stunden direkt von München nach Oberstdorf; von<br />
dort am besten mit dem Rad ins autofreie Dietersbachtal.<br />
Geh-/Fahrzeiten: Oberstdorf – Gerstruben – Abzweig zur<br />
Gufel (hier Raddepot) insgesamt 1 Std., – Höfats-Ostgipfel<br />
jährig geöffnet), Dietersbachalpe (im Sommer bewirtschaftet)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Schöne, unschwierige Anfahrt<br />
über Gerstruben zum Raddepot. Danach sofort sehr steiles<br />
Gehgelände, im weiteren Verlauf keine Klettertour, jedoch sehr<br />
steiles Schrofengelände, an denen ein Sichern kaum möglich<br />
ist. Trockene Verhältnisse sind Voraussetzung. Teilweise schwierige<br />
Wegfi ndung. Oben kurze, unschwierige Kletterstellen (II).
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Rabenkopf (1555 m)<br />
TIPP<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz auf einer Brücke über die Kleine<br />
Laine und gegen Norden fl ach durch den Wald. Am Rande<br />
einer Almwiese stößt man auf eine Schotterstraße, der<br />
man nach rechts zur Verzweigung folgt, dort geradeaus<br />
weiter und bei der zweiten Abzweigung am Rande der<br />
Ascherwiese hinter einem Stadel an beschilderter Stelle<br />
rechts ab. Hinter einem Brücklein geht es nun deutlich<br />
steiler zu einer weiteren Straße hinauf und auf ihr wieder<br />
ziemlich fl ach neben der Großen Laine nach Norden.<br />
Neben einem Wegkreuz zweigt nach links ein Steig in die<br />
Rappinschlucht ab. Man quert die Große Laine und folgt<br />
<br />
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<br />
Berchtesgadener Alpen Gotzenalm – Kärlingerhaus – Kührointhütte<br />
1. Tag vom Königsee zur Gotzenalm: Vom Königssee-<br />
Parkplatz vorbei an der Jennerbahn-Talstation entweder<br />
über die Skipiste oder über Jennerbahnstraße, Richard-<br />
Voß-Straße und Hochbahnstraße zum Wanderweg 493<br />
(Hochbahn); dann sanft ansteigend in Richtung Süden zur<br />
Königsbachalm (1240 m). Gemüter, die es eilig haben,<br />
nehmen den kürzeren, etwas langweiligen Fahrweg rechts<br />
über die Gotzentalalm zur Gotzenalm. Ratsam ist der<br />
längere, aber weitaus schönere links hinauf über offenes<br />
Gelände bald steil zur Enzianbrennhütte (ein Stamperl<br />
schadet nichts) und schließlich zu den Gebäuden der<br />
Priesbergalm (1460 m). Nun auf dem schmaler werdenden<br />
Weg weiter bis zur Abzweigung, hier rechts über den<br />
»Unteren Hirschenlauf« Richtung Gotzenalm. Im Auf und<br />
Ab des Hirschenlaufs an der Mündung auf dem Forstweg<br />
links hinauf zur Gotzenalm.<br />
Abstiegsmöglichkeiten: über Regenalm und Kaunersteig<br />
zur Bootsanlegestelle Salet (3 Std.)<br />
2. Tag von der Gotzenalm zum Kärlingerhaus: Mit nur<br />
kleineren Ab- und Anstiegen über die Regenalm zur verfallenen<br />
Mitterhüttenalm (1630 m) und – im Herbst begleitet<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
der Bergwachthütte vorbei und zum Kreuz und dem Kriegerdenkmal<br />
bei der Wegverzweigung. Man geht geradeaus weiter,<br />
zweigt bei der Weggabelung in der Nähe der Kleinhütte links ab<br />
und folgt dem Weg in ausholendem Rechtsbogen zur nächsten<br />
Verzweigung. Dort rechts halten und durch eine prächtige<br />
Berglandschaft zum Kreuz beim Rastplatz unmittelbar über<br />
der Achalaalm. Vom oberen Almgebäude in kurzem Abstieg<br />
zum unteren und von dort entweder der Fahrspur zum Fahrweg<br />
hinunter folgen oder auf einem Pfad zur Straße hinab. Auf ihr in<br />
Kehren zur Lainlalm und bald darauf wieder zur Aufstiegsroute,<br />
der man zum Ausgangspunkt folgt. Siegfried Garnweidner<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Am Kärlingerhaus oberhalb des Funtensees<br />
Allgäuer Alpen Über Gufel und Höfats-Ostgipfel (2259 m) zur Dietersbachalpe (1330 m)<br />
Aufstieg: Mountainbike-Anfahrt über Dietersberg,<br />
Gerstruben (1156 m) und die Gerstruben-Alpe bis zum<br />
Raddepot. Dieses befi ndet sich zwischen Gerstruben-<br />
Alpe und Dietersbachalpe nach Querung eines Bachbetts<br />
(ca. 1280 m).<br />
Es geht links auf einem kaum erkennbaren Steig in Richtung<br />
Nordwesten steil bergauf. Nun stets dem kleinen<br />
Pfad folgend durch teilweise mit Felsen durchsetzte Grashänge.<br />
Eventuell Restschneefelder, vor allem bei Bachquerungen.<br />
Nach nordseitiger Umgehung eines Felsriegels<br />
oberhalb der Baumgrenze über Grashänge (Höfatswanne)<br />
bis zur auf einer Rippe stehenden Gufel, der kleinen Bergwachthütte<br />
(ca. 1980 m). Sie diente einst als Posten zum<br />
Schutz gegen Edelweißräuber. Wer hier schon genug hat,<br />
sollte jetzt umdrehen. Alle anderen dürfen sich freuen,<br />
denn der spannendste Teil steht noch bevor.<br />
Weiter in die grasige und teilweise brüchige Flanke direkt<br />
hinter der Gufel, wo das Edelweiß büschelweise blüht.<br />
Über steile Schrofen auf den felsigen Südsüdostgrat (Normalweg)<br />
und nach links weiter über leichtere Kletterstellen<br />
(II) an festem Fels hinweg bis zum Gipfelkreuz (2259 m).<br />
dem Pfad in die Schlucht hinein, der über steile Hänge hoch über<br />
dem Bachgrund nach Westen ansteigt. Hinter einer Felsenkante<br />
verzweigt sich der Weg. Dort rechts abbiegen, auf Waldpfad in<br />
mäßiger Steigung nach Nordwesten bis zur Wiese kurz unter der<br />
Staffelalm und über den Wiesenhang zur Alm, in der Franz Marc<br />
ein Wandgemälde hinterließ. Hinter der Alm steigt ein Stufenweg<br />
ziemlich steil auf freien Hängen bis zum Gipfelkreuz an.<br />
Abstieg: Vom Gipfel geht man nach Norden weiter und folgt dem<br />
felsigen Grat (kurz am Drahtseil) hinab und in kurzem Gegenanstieg<br />
auf das Schwarzeck (1527 m) hinauf. Dort dreht der Pfad<br />
rechts ab und fällt steil und unbequem nach Osten ab, führt an<br />
vom Röhren der brunftigen Hirsche – über den Landtalsteig gemächlich<br />
zur Wasseralm (1416 m). Vorbei an Murmeltierbauten<br />
wird die Wasseralm in Richtung Halsköpfl verlassen. Den kurzen<br />
Stichweg zum Halsköpfl (1719 m) wegen der überragenden<br />
Aussicht zum Königssee unbedingt mitnehmen. Vorbei an dem<br />
wunderbar gelegenen Schwarzensee (1598 m) und dem Grünsee<br />
(1474 m) über die steile Himmelsleiter und tolles Karstgelände<br />
zum Kärlingerhaus (1631 m) oberhalb des Funtensees.<br />
Abstiegsmöglichkeiten: vom Landtalsteig hinab über Fischunkel<br />
und Obersee nach Salet; von der Wasseralm über Röthsteig und<br />
Fischunkel nach Salet oder nach dem Schwarzensee rechts über<br />
den Sagerecksteig nach Salet<br />
3. Tag vom Kärlingerhaus über die Kührointhütte zum Königsee-<br />
Parkplatz: zurück zur kleinen Anhöhe (1672 m) und durch das<br />
sogenannte Ofenloch und die vielen Kehren der Saugasse<br />
hinab nach St. Bartholomä (605 m). Wer dort genug hat, nimmt<br />
das Schiff zurück zum Parkplatz. Absolut lohnend und zudem<br />
geldbeutelfreundlich ist jedoch ein erneuter Anstieg über den<br />
Rinnkendlsteig hinauf zur Kührointhütte (1420 m, dort einkehren<br />
oder noch einmal übernachten). Der Rest ist ein Auslaufen hinab<br />
zum Parkplatz (immer der Beschilderung folgen). Dominik Prantl<br />
Abstieg: Zurück am besten auf dem Richtung Südsüdost exponierten<br />
Normalweg zum Älpelesattel (1780 m). Vor allem im oberen<br />
Bereich ist weiterhin Vorsicht gefragt.<br />
Vom Älpelesattel in vielen Kehren schließlich unschwierig hinab<br />
zur Dietersbachalpe (1325 m). Dort einkehren und den Rest des<br />
Abstiegs genießen. Denn bis zum Raddepot ist es nur eine Viertelstunde.<br />
Mit dem Rad in Richtung Oberstdorf ausrollen.<br />
Dominik Prantl<br />
Der Höfats-Normalweg<br />
<br />
Foto: Dominik Prantl Foto: Dominik Prantl<br />
Panorama: www.peakfinder.org
TIPP<br />
Wettersteingebirge Große Arnspitze (2196 m) – Arnplattenspitze (2171 m)<br />
4<br />
Abenteuerroute zwischen Wetterstein und Karwendel<br />
Der mehrgipflige Bergstock der Arnspitzen ragt prägnant zwischen den großen Kalkgebirgen des<br />
Wetterstein und Karwendel auf. Außer den bezeichneten Normalrouten auf die beiden wichtigsten<br />
Gipfel, können routinierte <strong>Bergsteiger</strong> die unpräparierte Gratverbindung probieren.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 38<br />
1600 Hm | 8½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Leutasch, mit diversen Ortsteilen<br />
Ausgangspunkt: Leutasch-Burggraben, beim Gasthof<br />
Mühle (ca. 1030 m)<br />
Endpunkt: Leutasch-Arn (ca. 1080 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie von Seefeld<br />
durch die Leutasch, einige Kurse auch nach Mittenwald<br />
Gehzeiten: Burggraben – Riedbergscharte 1¼ Std. –<br />
Arnspitzhütte 2 Std. – Große Arnspitze ¾ Std. – Arnplattenspitze<br />
2 Std. – Leutasch-Arn 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schneefall<br />
Karte/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 4/3 »Wetterstein-<br />
und Mieminger Gebirge Ost«. Zahel »Alpine Bergtouren<br />
Wetterstein u. Karwendel«, Bruckmann; »Wilde Wege Bayerische<br />
Alpen«, Bergverlag Rother,<br />
Fremdenverkehrsamt: Kirchplatzl 128A, A-6105 Leutasch,<br />
Tel. 00 43/(0)52 14/62 05<br />
Hütten: Arnspitzhütte (1955 m), unbewirtschaftet, stets offen<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Sehr schwierige und lange<br />
Bergtour mit Kletterstellen bis II (zur Großen Arnspitze I). Weithin<br />
schrofi ges Gelände, mitunter ausgesetzt und streckenweise<br />
hinderlicher Latschenbewuchs, aber noch gut beherrschbar.<br />
Zwischen den Hauptgipfeln praktisch pfadlos und nicht markiert,<br />
sonst meist kleine, bezeichnete Bergsteige. Perfekte Trittsicherheit,<br />
elementares Kletterkönnen, Routeninstinkt und gute Kondition<br />
erforderlich; damit nur für Erfahrene!<br />
TIPP<br />
Brentagruppe Sentiero Osvaldo Orsi<br />
5<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014– Seite 42<br />
Große Brenta-Promenade über Molveno<br />
Dieser höchst ansehnliche Zwitter zwischen Höhenweg und Klettersteig garantiert ein<br />
spektakuläres Schaulaufen unter wilden Cime, Campanile und Bocchette. Man sollte aber sehr<br />
früh aufbrechen – damit die berüchtigten Brenta-Nebel nicht schneller sind.<br />
1700/1100 Hm | 6½/8/9 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung;<br />
Klettersteigset<br />
für Geübte verzichtbar<br />
Talort: Molveno (864 m)<br />
Ausgangspunkte: Parkplatz am »Centro Ittiologico« in<br />
Ischia/Molveno; Alb. Pradel (1367 m) an der Mittelstation<br />
der Seilbahn von Molveno<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus 611 ab Bf. Trento bis<br />
Molveno; Taxi vom Zentrum, Piazza Marconi, ab 5.50, 6.50<br />
und 7.50 Uhr zum Rif. Croz (10 €), Rückfahrt 18.30 Uhr,<br />
Reservierung unter Tel. 00 43/33 82 41 19 98<br />
Gehzeiten: ab Rif. Croz ca. 6½ Std.; ab Pradel etwa<br />
1½ Std. länger; ab Molveno und Rückkehr zu Fuß insg. gut 9 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
Karten/Führer: AV 1:25 000, Nr. 51 »Brentagruppe«; Tabacco<br />
1:25 000, Nr. 053 »Dolomiti di Brenta«; Kompass 1:25 000<br />
und 1:40 000 »Dolomiti di Brenta«; Hüslers Klettersteigführer<br />
Gardasee mit Brenta, Bruckmann Verlag<br />
Tourismusbüro: Tourist Info Molveno, Piazza Marconi, 38018<br />
Molveno, Tel. 00 39/04 61/58 69 24, www.visitdolomitipaganella.it<br />
Hütten: Rif. Tosa T. Pedrotti (2491 m), Tel. 00 39/04 61/94 81 15,<br />
www.rifugiotosapedrotti.it; Rif. Croz dell’Altissimo (1430 m),<br />
Tel. 00 39/33 97 98 29 22 und 34 71 18 44 59, www.rifugiocrozaltissimo.it<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Mehr Höhenweg als Klettersteig,<br />
in jedem Fall Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Kondition<br />
erforderlich. Vor allem hinter dem Naso di Massodi sind oft bis<br />
weit in den Juli hinein steile Altschneefelder zu queren.<br />
TIPP<br />
Brentagruppe Rund um die Cima Tosa<br />
6<br />
Auf dem Sentiero Brentari um den höchsten Brenta-Gipfel<br />
Es geht ins Allerheiligste der Brenta: Abseits der notorisch überlaufenen Bocchette-Wege<br />
bieten die Sentieri Martinazzi und Brentari atemberaubende Felsszenerien – und vergleichsweise<br />
viel Ruhe beim Betrachten und Fotografieren derselben.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 42<br />
1600 Hm | 8½–9 Std.<br />
komplette Klettersteigausrüstung,<br />
dazu Steigeisen/Grödel<br />
Talort: Madonna di Campiglio (1522 m)<br />
Ausgangspunkt: Rif. Vallesinella (1513 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinien 201 Trento<br />
– Tione und 231 Tione – Madonna di Campiglio; Shuttle-<br />
Bus zum Rif. Vallesinella<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September/Oktober<br />
Karten/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Nr. 51<br />
»Brentagruppe«; Tabacco 1:25 000, Nr. 053 »Dolomiti di<br />
Brenta«; Kompass-Karten 1:25 000 und 1:40 000<br />
»Dolomiti di Brenta«. »Hüslers Klettersteigführer Gardasee mit<br />
Brenta«, Bruckmann Verlag<br />
Information: APT Madonna di Campiglio, Via Pradalago 4,<br />
I-38086 Madonna di Campiglio (TN), Tel. 00 39/04 65/<br />
44 75 01, www.campigliodolomiti.it<br />
Hütten: Rifugio Brentei (2182 m), 113 Schlafplätze, Winterraum<br />
mit 18 Plätzen, bew. Mitte Juni – Ende September,<br />
Tel. 00 39/04 65/44 12 44, www.rifugiobrentei.it;<br />
Rifugio Tosa T. Pedrotti (2491 m), 120 Schlafplätze, Winterraum<br />
mit 20 Plätzen, bew. 20. Juni – 30. September, Tel. 00 39/<br />
04 61/94 81 15, www.rifugiotosapedrotti.it<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Klettersteigpassagen sind<br />
eher kurz und wenig schwierig, aufgrund der teils steilen Firn-/<br />
Gletscherfelder und der fast einschüchternd alpinen Umgebung<br />
ist die Tour aber durchaus anspruchsvoll. Neben absoluter Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit braucht es eine gute Kondition.
TIPP<br />
Wettersteingebirge Große Arnspitze (2196 m) – Arnplattenspitze (2171 m)<br />
TIPP<br />
Route: Vom Gasthaus Mühle auf den Bergsteig, der<br />
sich durch dichten Wald zur Riedbergscharte (1449 m)<br />
hochschraubt. Hier mündet ein Zugang von Mittenwald.<br />
Kammnah weiterhin kräftig steigend gegen den Riedkopf<br />
hinauf, den Achterköpfen mehrheitlich ausweichend und<br />
hinter einem Eck durch die abschüssigen Schrofen im<br />
Bayerischen Karl. Weiter zur kleinen Arnspitzhütte (1955<br />
m), in deren Nähe rechts die Gipfelroute abzweigt. Durch<br />
steileres Geschröf mit etwas Kraxelei neben bzw. in einer<br />
Rinne gegen den Grat hinauf und rechter Hand zum Gipfel<br />
der Großen Arnspitze (2196 m).<br />
Übergang: Von der Gratschulter unterhalb zunächst<br />
ein gutes Stück über weglose Schrofen abwärts. Es folgt<br />
ein teils scharfer, etwas zerklüfteter und mitunter von<br />
Latschen bedrängter Gratabschnitt mit einer IIer-Stelle<br />
im Bergauf. Auch der Abstieg zum Sattel vor der Mittleren<br />
Arnspitze enthält Passagen im II. Grad. Direkt unter dem<br />
Aufschwung (das »Böse Bandl«) rechts ausweichend und<br />
auf einer Pfadspur quer durch abschüssige Schotterböschungen.<br />
So gelangt man nach etwas Höhenverlust<br />
rasch und effektiv in die breite Einsattelung hinter der<br />
Brentagruppe Sentiero Osvaldo Orsi<br />
Route: An der Bar Ciclamino vorbei auf eine Schotterstraße<br />
Richtung Rifugio Croz dell’Altissimo bis zu einer<br />
Weggabelung (1324 m). Hier links ab und auf Weg<br />
Nr. 319 zum Rif. Selvata (1630 m). Hierher auch – etwa<br />
1 Std. kürzer – von der Seilbahn-Mittelstation Pradel<br />
(1367 m) über das Rif. Croz d‘Altissimo und den Weg<br />
Nr. 340.<br />
Weiter in Serpentinen und vorbei am Laghetto Massodi<br />
zu einem kleinen Hochplateau unterhalb des alten Rif.<br />
Tosa (2439 m); das Rif. Pedrotti (2491 m) steht noch<br />
etwas höher. Hier Abzweig des Sentiero Osvaldo Orsi.<br />
In stetigem Auf und Ab am Fuß der Cima Brenta Alta<br />
vorbei in den Felskessel der Busa degli Sfulmini, der von<br />
den Wänden der Cima Brenta Alta, Campanile Basso,<br />
Campanile Alto und den Zinnen der Sfulmini eingefasst<br />
wird. Weiter in die nächste, kaum weniger spektakuläre<br />
Senke der Busa dei Armi und hinauf zum Rücken über<br />
dem Naso dei Massodi. Das folgende Felsband (Sega<br />
Alta) ist mäßig ausgesetzt und gut gesichert und leitet<br />
zuletzt steil und etwas düster hinab zum Fuß der Cima<br />
Brenta. Unter deren Ostwand entlang quert der Weg<br />
Mittleren Arnspitze. Durch Latschengassen zum Gipfelaufbau der<br />
Arnplattenspitze, wo man sich zunächst unweit der Kante bewegt.<br />
Schließlich aus den Latschen heraus in die freie Gipfelplatte, dort<br />
mehr nach links und entlang einiger Risse und Rinnen (I bis II) auf<br />
die Arnplattenspitze (2171 m).<br />
Abstieg: Der schwarz-gelben Markierung auf der Südwestseite<br />
folgend anfangs über einige IIer-Stellen abwärts. Danach fl acht<br />
das Gelände rasch zu einem harmlosen Rücken ab. In der Senke<br />
(P. 1975) nach Wegweiser »Leutasch-Arn« geradeaus weiter und<br />
im Gegenanstieg auf den Weißlehnkopf (2002 m). Recht verschlungen<br />
durch gute, selten enge Latschengassen in Richtung<br />
der Kuppe P. 1933. Nach einem steileren Abstiegsstück wird mit<br />
dem Zwirchkopf die letzte Plateauerhebung passiert. Danach im<br />
Bergwald immer steiler bergab; erst ab ca. 1300 m wird es wieder<br />
gemäßigter. Der Pfad läuft schließlich zur Leutascher Ache hin<br />
aus. Zuletzt über die Brücke und zur Bushaltestelle. Mark Zahel<br />
Der Arnspitzgrat mit der Hohen Munde dahinter<br />
zur Weggabelung unter der Bocca del Tuckett. Hier rechts auf<br />
Weg 322 hinab ins raue Val Perse (wenige Sicherungen) und<br />
nach rund 1000 kniemordenden Höhenmetern zum Rif. Croz<br />
dell‘Altissimo. Von dort mit dem Taxi (ab 18.30 Uhr) oder zu Fuß<br />
nach Molveno.<br />
Axel Klemmer<br />
Die Zacken der Brenta über dem Molvenosee<br />
Foto: wikipedia Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Brentagruppe Rund um die Cima Tosa<br />
Route: Vom Rif. Vallesinella auf Weg 317 hinauf zum<br />
Rif. Casinei (1850 m) und weiter über Weg 318A und<br />
die »Galleria Bogani« zum Rif. Brentei (2182 m). Nun<br />
auf dem Sentiero »Daniele Martinazzi« zunächst hinab<br />
ins Val Brenta, dann sehr eindrucksvoll um den Fuß der<br />
Nordkante der Cima Tosa herum und weiter unter dessen<br />
gewaltiger Westwand über einzelne Felsstufen (Sicherungen)<br />
und Firn bergan. Unterhalb der Bocca dei Camosci<br />
links halten und im Fels (Sicherungen) hinauf in die Bocca<br />
d‘Ambiez (2871 m). Jenseits steil hinab auf den Vedretta<br />
d‘Ambiez, der etwas absteigend in südöstlicher Richtung<br />
zum Einstieg des Sentiero Brentari gequert wird. Über<br />
Felsstufen steil hinauf (Sicherungen, Leitern), dann auf<br />
einem fantastischen Band sehr aussichtsreich hinüber<br />
zur weiten Schulter der Sella di Tosa (2845 m); der Blick<br />
von dort zum Campanile Basso (Guglia) ist grandios. Nun<br />
im weiten Bogen unter den SO-Abstürzen der Cima Tosa<br />
über Schutt (evtl. Schnee) hinab und am Fuß der Cima<br />
Brenta Bassa entlang zum Rif. Pedrotti (2491 m). Der<br />
Rückweg beginnt mit dem kurzen Anstieg in die Bocca di<br />
Brenta (2552 m), hinter der unschwierige Felsstufen ins<br />
Val Brenta Alta leiten. In eindrucksvoller Umgebung, am Campanile<br />
Basso vorbei, führt der Weg hinab zum Rif. Brentei. Auf der<br />
vom Hinweg bekannten Route oder auf dem tiefer verlaufenden<br />
Sentiero Violi geht es hinab zum Rif. Casinei und weiter zum Rif.<br />
Vallesinella.<br />
Axel Klemmer<br />
Faszinierende Ausblicke am Weg: Campanile Alto (li. hi.), Campanile Basso (Mitte), Brenta Alta (re.)<br />
Foto: Axel Klemmer
TIPP<br />
Lechquellengebirge Gehrengrat (2439 m)<br />
7<br />
Kleinod mit Ammoniten, Korallen und Muscheln<br />
Die Durchquerung zwischen Spullersee und Formarinsee führt durch<br />
blumenreiche Almwiesen zu einem Felsgrat mit Panorama-Blick.<br />
Ein Schmankerl für Geologieinteressierte ist das Karstlabyrinth des<br />
Steinernen Meers mit zahlreichen Fossilien.<br />
870 Hm | 5 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 48<br />
Talort: Lech (1444 m)<br />
Ausgangspunkt: Haltestelle Spullersee (1827 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn durchs Inntal<br />
(bzw. Rheintal) nach St. Anton am Arlberg. Per Bus nach Lech<br />
und per Wanderbus von der Post Richtung Formarinsee und<br />
Spullersee (8 bis 16.30 Uhr; für Autos dann gesperrt)<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Anfang Oktober<br />
Karte/Führer: Kompass 1:50 000, Nr. 32 »Bludenz, Schruns,<br />
Klostertal«; AV-Karte 1:25 000, Blatt 3/2 »Lechtaler Alpen«. Mayr<br />
»Wanderführer Arlberg – Paznaun«, Bergverlag Rother; Schäfer<br />
»Wanderführer Nr. 5613 Lech-Weitwanderweg«, Kompass-Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Lech-Zürs Tourismus, Dorf 2, A-6764<br />
Lech am Arlberg, Tel. 00 43/(0) 55 83/21 61-0, www.lech-zuers.at<br />
Hütte: Freiburger Hütte (1918 m), bewirtet Mitte Juni bis Anfang<br />
Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64 /5 12 47 87 oder 00 43/(0)6 64<br />
/1 74 50 42, info@freiburger-huette.at, www.freiburger-huette.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die gemäßigte, aber lange<br />
Wanderung von See zu See verlangt etwas Schwindelfreiheit und<br />
Trittsicherheit am aussichtsreichen Gehrengrat. Mit lieblichen<br />
Almen und dem felsigen Grat ist sie eine abwechslungreiche Tour.<br />
TIPP<br />
Lechquellengebirge Hochlichtspitze (2600 m) über Göppinger Hütte<br />
8<br />
Hübsche Tour mit anspruchsvollem Abschluss<br />
Sehr lieblich ist der Aufstieg vom lichten Fichtenwald zu den Almwiesen der Zuger Alpe. Die am<br />
Beginn des kargen Gamsboden-Hochplateaus stehende Göppinger Hütte lädt mit viel Holz zum<br />
Verweilen ein. Ihr Hüttenberg ist die schroffe, aber gangbare Hochlichtspitze.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 48<br />
1040 Hm | 5 Std.<br />
Wanderausrüstung mit Trekkingoder<br />
Alpinschuhen und Stöcken<br />
Talort: Lech (1444 m)<br />
Ausgangspunkt: Haltestelle Unteres Älpele (1562 m;<br />
bewirtet)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn über die<br />
Inntalstrecke (bzw. die Rheintalstrecke) nach St. Anton<br />
am Arlberg. Per Bus nach Lech und per Wanderbus<br />
von der Post Richtung Formarinsee ins hinterste Lechtal<br />
(8 bis 16.30 Uhr; für Auto dann gesperrt).<br />
Gehzeiten: Hütte 2 Std., Gipfel 1½ Std., Tal 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 3/2 »Lechtaler<br />
Alpen/Arlberggebiet«; Kompass 1:50 000, Nr. 32 »Bludenz,<br />
Schruns, Klostertal«. Mayr »Wanderführer Arlberg – Paznaun«,<br />
Bergverlag Rother; Schäfer »Wanderführer Nr. 5613 Lech-Weitwanderweg«,<br />
Kompass-Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Lech- Zürs Tourismus, Dorf 2, A-6764<br />
Lech am Arlberg, Tel. 00 43/(0) 55 83/21 61-0,<br />
info@lech-zuers.at, www.lech-zuers.at<br />
Hütte: Göppinger Hütte (2245 m), bewirtet Ende Juni bis Anfang<br />
Oktober, Tel. 00 43/(0) 55 83/35 40, www.goeppinger-huette.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Der südostseitige Hüttenzustieg<br />
schlängelt sich über meist freie Rücken hinauf zur mit<br />
Holzschindeln verkleideten Hütte. Beim südwestseitigen Gipfelaufstieg<br />
im Schrofengelände ist dagegen Trittsicherheit und<br />
Schwindelfreiheit erforderlich.<br />
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Hochwildehaus – Martin-Busch-Hütte<br />
9<br />
Gletschertour mit Überschreitung des Schalfkogeljochs<br />
Der wenig frequentierte Übergang vom Gurgler Tal zum Niedertal<br />
verläuft teils durch wegloses Gelände, quert drei Gletscher und einen<br />
Moränenhang. Im Gegensatz zum oft spaltigen Kleinleitenferner zeigen<br />
sich der Gurgler Ferner und der Nördliche Schalfferner recht zahm.<br />
↑ 850/↓ 1200 Hm |<br />
6 Std.<br />
komplette Hochtourenausrüstung<br />
mit Steigeisen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 68<br />
Talort: Obergurgl (1927 m)<br />
Ausgangspunkt: Hochwildehaus (2866 m)<br />
Gehzeiten: 30 Min. Abstieg zum Gurgler Ferner, 2 Std. zum<br />
Schalfkogeljoch, Abstieg 3½ Std. bis Martin-Busch-Hütte<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Ende September<br />
Karten: AV-Karte 1:25 000, Blatt 30/1 »Gurgl«;<br />
Kompass 1:25 000, Blatt 42 »Gurgler Tal, Venter Tal, Pitzal«<br />
Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Gemeindestr. 4, A-6450<br />
Sölden, Tel. 00 43/5 72 00/2 00, info@oetztal.com, www.oetztal.<br />
com, Tourismusamt Hochgurgl-Obergurgl, Gurglerstr. 118,<br />
A-6456 Obergurgl, Tel. 00 43/5 72 00/1 00, www.obergurgl.com<br />
Hütten: Hochwildehaus (2883 m), Tel. 00 43/52 54/81 30,<br />
www.dav-berlin.de; Martin-Busch-Hütte (2501 m), Tel. 00 43/52 54/<br />
81 30, www.dav-berlin.de, Buchungen über www.hotel-vent.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Nach kurzem Abstieg zum<br />
Gurgler Ferner und Querung desselben folgt mit rund 650 Hm<br />
der Hauptanstieg auf das Schalfkogeljoch, zuletzt auf dem<br />
Normalweg über den oft spaltigen Kleinleitenferner. Die steile<br />
Einstiegspassage auf den Gletscher lässt sich mittels vorhandener<br />
Abseilstelle (Eisenstange) sichern. Über Moränenschotter ins<br />
Tal, an dessen Ende kurzer Gegenanstieg zur Martin-Busch-Hütte.
TIPP<br />
Lechquellengebirge Gehrengrat (2439 m)<br />
Aufstieg: Am Spullersee entlang auf einem Fahrweg<br />
südwestwärts und nach ca. 10 Minuten Gehzeit rechts ab<br />
Richtung Gehrengrat. Auf gut markiertem Pfad über die<br />
Spulleralpe (nord-)westwärts aufwärts. Links hinauf zum<br />
Beginn des Gehrengrats, über den ein steiler Felsenweg<br />
nordwestwärts hinauf führt (erfordert etwas Trittsicherheit/Schwindelfreiheit).<br />
Auf dem Gratkamm zum Gipfel.<br />
Abstieg: Hinter einem Rücken westwärts über Almwiesen hinab<br />
zum Steinernen Meer (ca. 2100 m). Insgesamt ansteigend durch die<br />
labyrinthische Karstlandschaft und am Rand einer Mulde in einen<br />
Sattel (2200 m). Links um einen Rücken und südwestwärts<br />
queren zur Freiburger Hütte (1918 m). Entweder um den Formarinsee<br />
(1789 m) zur Bushaltestelle; oder nordostwärts via<br />
Felsensteig abwärts queren zur Formarinalpe (1871 m; bewirtet,<br />
Bushaltestelle) im hintersten Lechtal. Christian Schneeweiß<br />
TIPP<br />
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Lechquellengebirge Hochlichtspitze (2600 m) über Göppinger Hütte<br />
Aufstieg: Von der Jausenstation in rechts ausholender<br />
Schleife auf markiertem Weg nordwärts über Wiesen<br />
und einen Waldkamm hinauf zum Ober-Älpele<br />
(1770 m). Übers Zuger Alpele aufwärts zu einem freien<br />
Südostrücken und auf steigartigem Pfad über diesen<br />
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nordwestwärts, zum Schluss eine felsige Westquerung<br />
zur Göppinger Hütte (2245 m; nahebei Klettergarten mit zehn<br />
Routen).<br />
Von dieser nordwestwärts Richtung Hochlichtspitze auf gut<br />
markiertem, teils gerölligem Steig aufwärts queren und rechts<br />
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über Südwestrücken und -fl anke in gut aufgehender Linienführung<br />
durch steiles, teils ausgesetztes Schrofen- und<br />
Felsgelände mit gelegentlichem »Handanlegen« hinauf zum<br />
Gipfel.<br />
Abstieg: wie Aufstieg.<br />
Christian Schneeweiß<br />
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Panorama: www.peakfinder.org Panorama: www.peakfinder.org<br />
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Hochwildehaus – Martin-Busch-Hütte<br />
Hüttenzustieg: Von Obergurgl auf bezeichnetem Weg<br />
Nr. 922 (4–5 Std., Trittsicherheit erforderlich).<br />
Übergang: Vom Hochwildehaus (Wirt zu Details/Routeninfos<br />
befragen!) ein Stück nordwärts dem Weg in Richtung<br />
Langtalereckhütte folgen. Nach rund 500 Metern linkerhand<br />
zum Gurgler Ferner absteigen, diesen an geeigneter<br />
Stelle queren, dabei auf eine markante ostseitige Rinne<br />
des Schalfkogels zuhalten. Dann der Markierung durch<br />
Steinmandl – später der rot-weißen Markierung – folgen,<br />
über Schrofen bis auf eine Höhe von ca. 3100 Metern zum<br />
Rand des Kleinleitenferners aufsteigen. Nun angeseilt in<br />
einem weiten Rechtsbogen über den Gletscher zum<br />
Schalfkogeljoch aufsteigen. Westseitig durch eine kurze<br />
Felsrinne absteigen, je nach Verhältnissen mittels Abseilstelle<br />
eine Seillänge über den steilen Ansatz des Nördlichen<br />
Schalfferners hinunter sichern. In Falllinie weiter zum<br />
unteren Gletscherrand, dann weglos über Moränenschotter<br />
dem Talverlauf weitere 3 Kilometer nach Westen folgen,<br />
dabei den Schalfbach (orografi sch nach links) queren. Am<br />
Talende kurzer, markierter Gegenanstieg von rund 150 Hm<br />
zur Martin-Busch-Hütte.<br />
Franziska Horn<br />
Am unteren Rand des Schalfferners ist auf losen Schotter zu achten.<br />
Foto: Bernd Ritschel
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Martin-Busch-Hütte – Ramolhaus<br />
10<br />
Hochalpine Hüttentour im Herzen der Ötztaler<br />
Diese Verbindung zwischen zwei berühmten Stützpunkten führt durch eine landschaftlich lohnende<br />
Umgebung und weist dabei außer konditionellen Anforderungen kaum Schwierigkeiten auf.<br />
Als Krönung verleiht das Ramoljoch der Bergwanderung hochalpines Flair.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 68<br />
↑ 800/↓ 1200 Hm |<br />
6 Std.<br />
Bergwanderausrüstung für<br />
hochalpine Regionen<br />
Talort: Obergurgl (1927 m)<br />
Ausgangspunkt: Martin-Busch-Hütte (2501 m)<br />
Gehzeiten: 45 Min. bis Abzweiger, Aufstieg zum Ramoljoch<br />
ca. 4 Std., Abstieg 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karten: AV-Karte 1:25 000, Blatt 30/1 »Gurgl«; Kompass<br />
1:25 000, Blatt 42 »Gurgler Tal, Venter Tal, Pitzal«<br />
Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Gemeindestr.<br />
4, A-6450 Sölden, Tel. 00 43/5 72 00/2 00,<br />
info@oetztal.com, www.oetztal.com, Tourismusamt Hochgurgl-<br />
Obergurgl, Gurglerstr. 118, A-6456 Obergurgl, Tel. 00 43/<br />
5 72 00/1 00, info@obergurgl.com, www.obergurgl.com<br />
Hütten: Martin-Busch-Hütte (2501 m), DAV, Tel. 00 43/52 54/<br />
81 30, www.dav-berlin.de, Buchung über www.hotel-vent.at;<br />
Ramolhaus (3006 m), DAV, Tel. 00 43/52 56/62 23,<br />
www.dav-hamburg.de, Buchung über Hotel Edelweiß&Gurgl,<br />
www.edelweiss-gurgl.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Lohnende Bergtour auf gut<br />
markierten Wegen: Anfangs über Fahrweg talwärts, dann über<br />
teils steilen Bergpfad, der am Rand des Spiegelferners vorbei<br />
und zuletzt in Serpentinen zum Ramoljoch führt. Ostseitig über<br />
versicherte Platten und Blockwerk in eine Senke und zum nahen<br />
Ramolhaus.<br />
TIPP<br />
Polhograjski Dolomiten Grmada (898 m)<br />
11<br />
Mit allem, was zu einer gelungenen Wandertour gehört<br />
Von den Mittelgebirgszielen Sloweniens ist die Grmada eines der<br />
schönsten: Zuerst wandert man durch Bergmischwald zu lieblichen<br />
Almwiesen; im Mittelteil besteigt man einen richtigen Gipfel mit<br />
Felsen und tollem Panorama. Lichter Kiefernwald prägt schließlich<br />
den Abstieg nach Dvor.<br />
500 Hm | 3¼ Std.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014– Seite 74<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Polhov Gradec (365m)<br />
Ausgangspunkt: Žirovnik (335 m)<br />
Endpunkt: Dvor (345 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Regionalbus Ljubljana<br />
– Polhov Gradec<br />
Gehzeiten: Žirovnik – Belo 1 Std., Belo – Grmada 1 Std.,<br />
Grmada – Dvor 1¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Mai bis Ende Oktober<br />
Karte/Führer: Geodetski Zavod Slovenije 1:50 000,<br />
»Ljubljana in okolica«;<br />
M. Pröttel »Wandern & Erleben Slowenien« Bruckmann Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Touristisches Informationszentrum<br />
Ljubljana, Tel. 0 03 86/1/3 06 12 15, www.visitljubljana.si<br />
Hütte: unterwegs keine<br />
Charakter/Schwierigkeit: Angenehme Rundwanderung<br />
auf zumeist guten Wegen. Nur beim Abstieg sind kurze, steilere<br />
und schlechtere Wegabschnitte zu bewältigen. Diese sind bei<br />
Nässe unangenehm zu gehen.<br />
TIPP<br />
Karawanken Stol (2236 m)<br />
12<br />
Beliebte Rundtour mit einer der besten<br />
Aussichten Sloweniens<br />
Und das zu Recht: Direkt unter der mächtigen Südflanke des Berges<br />
liegt das Save-Tal mit Bled und seinem berühmten See. Dahinter ragen<br />
die Julischen Alpen mit dem alles dominierenden Triglav auf. Und wenn<br />
man etwas Glück hat, kann man im Norden den Großglockner erkennen.<br />
1050 Hm | 5 Std.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2014 – Seite 74<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Moste (557 m)<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Valvasorjev dom (1181 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Gehzeiten: Valvasorjev dom – Prešernova koca 2:10 Std.<br />
Std., Prešernova koca – Stol 20 Min., Stol – Prešernova<br />
koca 20 Min. , Prešernova koca – Valvasorjev dom 2:10 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Mai bis Ende Oktober<br />
Karte/Führer: Geodetski Zavod Slovenije 1:50 000,<br />
»Karavanke«; M. Pröttel »Wandern & Erleben Slowenien«,<br />
Bruckmann Verlag<br />
Informationen: Fremdenverkehrsamt Bled, Tel. 0 03 86/4/<br />
5 74 11 22, www.bled.si<br />
Hütte: Prešernova koca (2174 m), Tel. 0 03 86/51/61 13 66,<br />
geöffnet von Juni bis September<br />
Charakter/Schwierigkeit: Teilweise anstrengender,<br />
da steiler Anstieg zu hervorragendem Aussichtsberg.<br />
Wegen der südseitigen Exposition im Hochsommer frühzeitig<br />
aufbrechen.
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Martin-Busch-Hütte – Ramolhaus<br />
Route: Vom Martin-Busch-Haus zuerst ca. 2,5 km<br />
dem Fahrweg talwärts Richtung Vent folgen, hinter der<br />
Schäferhütte (2230 m) die Niedertaler Ache überqueren,<br />
nordöstlich über den teils steilen Bergpfad aufsteigen.<br />
Nach der Querung des Diembachs führt der Pfad auf<br />
einen begrünten Balkon mit Aussicht zur Wildpitze, bevor<br />
er nach rechts bzw. Osten schwenkt und damit den Spiegelkogel<br />
umrundet. Danach mündet der Weg in den aus Vent kommenden<br />
Weg Nr. 10 zum Ramoljoch. Dann führt der Pfad über Schotter<br />
und Blockwerk am Rand des Spiegelferners vorbei und zuletzt in<br />
Serpentinen zum Ramoljoch. Ostseitig über mit Drahtseilen und<br />
Klammern versicherte Platten und Blockwerk einer Steilstufe in<br />
die Senke absteigen und in einem Rechtsbogen über Reste<br />
des Ramolferners zum nahen Ramolhaus.<br />
Abstieg: Auf bezeichnetem Wanderweg Nr. 902 nach Obergurgl<br />
(ca. 2½ Std.)<br />
Franziska Horn<br />
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Panorama: www.peakfinder.org<br />
TIPP<br />
Polhograjski Dolomiten Grmada (898 m)<br />
Anstieg: Man folgt vor dem Hof dem Wegweiser Grmada<br />
in einen Fahrweg, geht an Höfen vorbei und kurz bergab.<br />
Dann rechts vom breiten Weg ab bergan und in den Wald<br />
hinein. Zwei Kehren des Weges folgt man und bleibt immer<br />
auf dem Hauptweg. Es wird fl acher, und man kommt aus<br />
dem Wald heraus. Nach einer ersten Obstwiese stößt man<br />
auf einen Fahrweg, dem man gerade zu den Häusern von<br />
Belo folgt. An einer Kehre geht man halbrechts und an<br />
einem Brunnen vorbei. Man folgt einem Wiesenweg, der<br />
an einer Steinmauer entlang führt. Bald stößt man wieder<br />
auf einen Fahrweg und folgt diesem bergan. Man gelangt<br />
auf eine Wiese und sieht von dort den Gipfel. Hinter dem<br />
letzten Haus wird der Weg zum Waldpfad und wechselt auf<br />
die Nordseite des Bergrückens. Der Weg ist nun kurzzeitig<br />
etwas schlecht. Man kommt über einen Waldsattel und<br />
geht weiter geradeaus. Von rechts stößt ein breiterer<br />
Fußweg hinzu, dem man nach links folgt. Nun geht es in<br />
leichtem Auf und Ab Richtung Westen weiter, bis man an<br />
einer Wegkreuzung einen Bergsattel erreicht. Man geht<br />
halblinks dem Gipfelrücken folgend in Richtung Grmada<br />
und über steile Serpentinen zum Gipfel hinauf.<br />
Für den Abstieg gibt es drei Alternativen: Wer direkt zurück<br />
möchte, nimmt den Anstiegsweg. Ansonsten geht man nur ein<br />
kurzes Stück zurück und dann rechts. Gleich gabelt sich der Weg,<br />
wodurch sich wieder zwei Alternativen ergeben: Die schnellere,<br />
steilere Alternative ist der direkte Abstieg nach Belica.<br />
Schöner ist der Abstieg in Richtung Dvor: An Gabelung folgt man<br />
zuerst dem Schild »P. Gradec« und wandert über einen Rücken<br />
auf und ab. Bei einer Gabelung geht man links und folgt somit<br />
dem Schild »Lov. Koca«. Nun folgt ein steilerer Abschnitt. Man<br />
kommt an einer Hütte vorbei und wandert an ihr vorbei auf einem<br />
breiteren Weg weiter. An einer Abzweigung geht man weiter geradeaus<br />
Richtung »Dvor«. Kurz darauf biegt man nach links in einen<br />
schmaleren Weg ab. Nun geht es in lichtem Kiefernwald den Bergrücken<br />
hinab. Der Weg teilt sich, die Markierungen führen noch<br />
einmal kurz bergan, dann in vielen steilen Schleifen bergab. Bei<br />
einer weiteren Gabelung folgt man rechts dem Hauptweg. Dann<br />
geht es nach links und über eine Wiese direkt hinab zu der schönen<br />
Kirche von Dvor. Zurück zum Auto entweder per Autostopp<br />
oder mit dem Bus.<br />
Michael Pröttel<br />
Am Gipfel der Grmada<br />
Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Karawanken Stol (2236 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz geht man über eine Wiese und<br />
in den Wald und hält sich bei einer Gabelung rechts. Flach<br />
geht es zu einer Almfl äche, an der man an der nächsten<br />
Gabelung (beschildert) links geht. Der Weg wird steiler und<br />
führt über viele Serpentinen zu einem Aussichtsplatz mit<br />
Sitzbank.<br />
Man kommt in die Latschenzone und dann in freies Berggelände<br />
und folgt nach Osten dem breiten Bergrücken des<br />
Mali Stol bergan, auf dem die Prešernova Koca steht. Hinter der<br />
Hütte folgt man in derselben Richtung weiter dem Wiesenrücken<br />
kurz hinab zu einem Sattel und steigt eine langgezogene Serpentine<br />
zum Gipfel des Stol auf.<br />
Abstieg: Man steigt zur Hütte hinab und geht entweder den<br />
gleichen Weg zurück oder folgt den Serpentinen direkt unterhalb<br />
der Hütte nach Süden hinab. Bald geht es leicht links haltend zu<br />
einem breiten Wiesenabsatz und dann einem Holzschild »Valva-<br />
sorjev dom« folgend nach rechts; hier genießt man noch einmal<br />
schöne Blicke auf Bled. Später im Wald geht man bei einer<br />
unbeschilderten Gabelung rechts und bei einer beschilderten<br />
Abzweigung (»Valvasor«) geradeaus. Die Route führt über eine<br />
erste Almwiese, dann wieder in den Wald und an einer nächsten<br />
großen Almfl äche auf Wiesenpfad oberhalb des Almgebäudes<br />
vorbei. Im Wald wird der Weg wieder deutlicher und leitet direkt<br />
zum Ausgangspunkt zurück.<br />
Michael Pröttel<br />
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AUF TOUR<br />
Ötztaler Hochtourenrunde<br />
Spiel mit den<br />
Im Herzen der Ötztaler Alpen finden<br />
sich neben vielbegangenen Wegen<br />
noch veritable Abenteuer: Die Überschreitung<br />
des Schalfjochs ist eine<br />
Gletschertour für Geübte wie<br />
für Genießer. Von Franziska Horn<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Viele Bachbrücken<br />
der Runde sind provisorisch<br />
und werden<br />
im Winter wegen der<br />
Lawinen abgebaut.<br />
Elementen<br />
Hoch hinaus und glücklich nach<br />
Haus – Hochtourenfreunde reichen<br />
sich Tipps zu rassigen Ausflügen<br />
gern unter der Hand weiter.<br />
So auch für diese Rundtour<br />
im hintersten Ötztal am Alpenhauptkamm.<br />
Der Start im Hoteldorf Obergurgl lässt sich<br />
gemütlich an: Ein breiter Weg zieht vom<br />
Ortsrand in die Almwiesen, vorbei an Lifttrassen,<br />
durch lichten Zirbenwald und beständig<br />
in die Höhe.<br />
Zum Hochwildehaus, dem Tagesziel, sind<br />
es viereinhalb Stunden. Schöne Randerscheinung:<br />
In passend getaktetem Abstand<br />
locken kulinarisch interessante Hütten zur<br />
Rast. Nach einer Stunde quert der Weg die<br />
Rotmoosache, die an dieser Stelle und kurz<br />
über dem Rotmoosfall einen veritablen<br />
Canyon in den Felsgrund gefressen hat, um<br />
nach wenigen Metern auf die Schönwieshütte<br />
zuzuhalten. Schönwies? Der Name<br />
ist Programm: Der flache Bau mit dem flächigen<br />
Dach, das Vogelschwingen gleicht,<br />
liegt am Eingang zum beschaulichen Rotmoostal.<br />
Alle Fotos: Bernd Ritschel<br />
Steinige Szenerie mit Farbfleck<br />
Eine lang gezogene Linkskurve und einige<br />
Höhenmeter später passiert der Schotterweg<br />
die Gurgler Alm, zieht nach Süden,<br />
nach einer weiteren Stunde ist die Langtalereckhütte<br />
erreicht. Die massiven Natursteinmauern<br />
dieser Trutzburg erinnern<br />
daran, dass hier auf 2500 Metern oft schwere<br />
Gewitter niedergehen. Ein schnelles<br />
Speckbrot, dann wird es spannend: Als steiler<br />
Bergpfad umrundet der Weg den nördlichen<br />
Schwärzenkamm, um schließlich<br />
über Altschneereste und einen Moränenrücken<br />
das Hochwildehaus zu erreichen. Zur<br />
Rechten reckt tief unten der Gurgler Ferner<br />
seine Zunge talwärts. Mit seiner Schraffur<br />
erinnert das apere Eis an die faltige Haut<br />
eines Elefanten. Darüber zeigt die Schlüsselstelle<br />
von morgen ihr Gesicht: Wie eine<br />
Hängebrücke prangt das Schalfjoch über<br />
dem spaltigen Kleinleitenferner.<br />
Im späten Abendlicht zeichnen die markanten<br />
Silhouetten von Hochwilde, Falschungg-<br />
und Karlesspitze eine elegante<br />
Krone in den blassen Himmel. Davor<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69
Der lose Moränenschotter<br />
am unteren<br />
Rand des Schalfferners<br />
verlangt<br />
sicheres Gehen.<br />
Am Ramoljoch: Hinten<br />
trennt der Mitterkamm<br />
den Gurgler Ferner<br />
in zwei Hälften<br />
(links die Hochwilde).<br />
die erleuchteten Fenster des Hochwildehauses.<br />
Seine rotweißen Fensterläden sind der<br />
einzige Farbfleck in dieser steinigen Szenerie.<br />
Abends, nach dem verdienten Schnitzel,<br />
holt Musiklehrerin Christine die Gitarre<br />
raus, setzt mit Begleitung zum Zwiegesang<br />
an: »Drobn auf der Hochwilde, da san mia<br />
dahoam. Wenn die Gletscher schmelzen,<br />
dann duad’s Herz a bisserl warm«. (Die<br />
Darbietung kann man übrigens auch auf<br />
youtube nachhören). »Mei is des schee«,<br />
murmelt der Gast zufrieden und geht früh<br />
schlafen.<br />
KOMPAKT<br />
Hoch über dem Ötztal unterwegs<br />
Anreise: Von München<br />
per Zug via Kufstein auf<br />
der Inntalstrecke bis Ötztal-<br />
Bahnhof. Per Bus bis<br />
Obergurgl, Fahrplan siehe<br />
unter www.postbus.at<br />
Mit dem Auto: Über die<br />
Inntalautobahn A12 bis<br />
Ausfahrt Ötztal, dann auf<br />
B186 bis Obergurgl<br />
Informationen:<br />
Ötztal Tourismus, Gemeindestr.<br />
4, A-6450 Sölden,<br />
Tel. 00 43/5 72 00/2 00,<br />
info@oetztal.com,<br />
www.oetztal.com<br />
Tourismusamt Hochgurgl-<br />
Obergurgl, Gurglerstr. 118,<br />
A-6456 Obergurgl,<br />
Tel. 00 43/5 72 00/1 00,<br />
info@obergurgl.com,<br />
www.obergurgl.com<br />
Hütten: Schönwieshütte<br />
(2262 m), privat,<br />
Tel. 00 43/6 64/4 2379 47,<br />
www.schoenwieshuette.com<br />
Langtalereckhütte (2480 m),<br />
DAV, Tel. 00 43/6 64/<br />
5 26 86 55,<br />
www.alpenverein-karlsruhe.de<br />
Hochwildehaus (2883 m),<br />
DAV, Tel. 00 43/6 64/<br />
4 24 58 24, Buchung über<br />
Tel. Langtalereckhütte<br />
Martin-Busch-Hütte (2501 m),<br />
DAV, Tel. 00 43/52 54/81 30,<br />
www.dav-berlin.de, Buchung<br />
über www.hotel-vent.at<br />
Ramolhaus (3006 m), DAV,<br />
Tel. 00 43/52 56/62 23,<br />
www.dav-hamburg.de,<br />
Buchung über<br />
Hotel Edelweiß&Gurgl,<br />
www.edelweiss-gurgl.com<br />
Karten: Alpenvereinskarte<br />
1:25 000, Ötztaler Alpen,<br />
Blatt 30/1 »Gurgl«;<br />
Kompass 1:25 000, Inneres<br />
Ötztal, Blatt 42 »Gurgler Tal,<br />
Venter Tal, Pitztal«;<br />
Kompass 1:50 000, Blatt 43<br />
»Ötztaler Alpen« Freytag<br />
& Berndt 1:50 000,<br />
WK 251 »Ötztal, Pitzal,<br />
Kaunertal, Wildspitze«<br />
Führer: Dieter Seibert<br />
»Ötztal und Pitztal«,<br />
Kompass-Wanderführer, 2013;<br />
Walter Klier »Ötztal«,<br />
Rother Wanderführer, 2010<br />
Das ist auch nötig. Denn lange vor Tagesanbruch<br />
klingelt der Wecker. Um 3.30<br />
Uhr. Im Hochsommer die richtige Zeit, um<br />
Gletscher in der Morgenkühle anzugehen.<br />
Doch erstmal geht es über angefrorene<br />
Blöcke bergab, um den Gurgler Ferner an<br />
strategisch günstiger Stelle zu queren. Der<br />
Schein der Stirnlampen malt helle Flecken<br />
auf das Eis, findet dann den Pfad, der durch<br />
das Geröll hinauf führt. Langsam ändert<br />
der wolkenfreie Himmel den Farbton, wirkt<br />
durchscheinend, schimmert dann blassblau.<br />
Trinkpause, bevor es auf den spaltigen<br />
Kleinleitenferner geht, mit Bremsknoten<br />
im Seil. Die nächtliche Abstrahlung hat<br />
den Firn abgekühlt, er scheint trittfest. Das<br />
ist gut.<br />
In einem weiten Rechtsbogen geht es auf<br />
sicher wirkendem Grund hinauf ins Schalfjoch.<br />
Mit jedem Schritt geraten die Ausblicke<br />
spektakulärer. Tief unten schiebt sich<br />
der gewaltige Strom des Gurgler Ferners wie<br />
eine megabreite Autobahn ins Tal. Darin<br />
der felsige Mitterkamm, der wie eine Haifischflosse<br />
das Eismeer zerschneidet.<br />
Blockwerk, Platten, Moränenschotter<br />
Im Joch angekommen, heißt es, Pause machen<br />
– und Sonne tanken: Der Blick in die<br />
schattig-kühle Westseite verspricht einen<br />
markanten Temperaturwechsel. Durch<br />
schräg gestellte Platten verläuft der Abstieg<br />
eine schmale Felsrinne hinab bis zum<br />
Rand des Nördlichen Schalfferners. Auch<br />
der entpuppt sich steil wie eine Rampe.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen will, seilt<br />
an der nahen Abseilstelle eine Seillänge<br />
ab. Dann folgt Gehgelände. In Falllinie hat<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Das Kleinleiten kees<br />
ist relativ steil und<br />
wird ab den ers ten<br />
Strahlen von der<br />
Sonne aufgeweicht.<br />
das Schmelzwasser tiefe Längsrillen in den<br />
Firn getrieben. Am unteren Gletscherrand<br />
beginnt das eigentliche Abenteuer: der weglose<br />
Abstieg über einige hundert Höhenmeter<br />
losen Moränenschotter. Das verlangt sicheres,<br />
ausbalanciertes Gehen mit Stöcken.<br />
Ein paar versprengte Rinnsale kämpfen sich<br />
durch die Steinwüste talwärts, bündeln sich<br />
zu einem Wildbach. Konzentration. Wer auf<br />
haltlose, eisgelagerte Brocken tritt, geht mit<br />
einer Gesteinssalve ab wie auf einem Kugellager.<br />
Abstände einhalten ist hier mehr als<br />
ratsam. Unten in der Senke, am Schalfbach,<br />
freut sich das Auge doppelt über sporadische<br />
Inseln von schüchternem Grün.<br />
An die Senke schließt sich ein karges, gut<br />
vier Kilometer langes Tal wie aus dem Wilden<br />
Westen: Nichts als Schrofen, Steine,<br />
steile Flanken. In der Ferne hockt – das<br />
Ziel! – die Martin-Busch-Hütte auf einem<br />
Absatz. Also immer westwärts, am Bach<br />
entlang, diesen queren, um schließlich den<br />
Gegenanstieg zur Hütte anzupeilen. Pause.<br />
Ausruhen. Kein Lufthauch regt sich. Eine<br />
Stärkung in der Wirtsstube, dann Über-<br />
Wer auf haltlose, eisgelagerte<br />
Brocken tritt, geht mit einer Gesteinssalve<br />
ab wie auf einem Kugellager.<br />
Ganz kühn steht<br />
das Ramolhaus an<br />
einer Felskante<br />
über dem Abgrund;<br />
im Hintergrund<br />
der Gurgler Ferner<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71
Abseits der beliebten<br />
Wege findet<br />
man auch in den<br />
Ötztaler Alpen auf<br />
schmalen Steigen<br />
noch einsame<br />
Weite; im Abstieg<br />
vom Ramoljoch<br />
TOUREN<br />
Die Ramolrunde: Drei Hütten in vier Tagen<br />
Diese Hochtouren-Durchquerung führt in einem großen Bogen über den Gurgler Talschluss.<br />
1. Etappe: Obergurgl –<br />
Hochwildehaus<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
Route: Von Obergurgl (1907 m),<br />
Talstation Hohe-Mut-Bahn, in 2 bis<br />
2½ Std. auf Weg 922 bis zur Langtalereckhütte<br />
(2430 m); in weiteren<br />
2 Std. auf steilem Steig den Schwärzenkamm<br />
umrunden Richtung Süden<br />
zum Hochwildehaus (2866 m).<br />
Schwierigkeiten: Auf markiertem<br />
Weg, aber Trittsicherheit erforderlich.<br />
2. Etappe: Hochwildehaus<br />
– Schalfjoch – Martin-Busch-<br />
Hütte<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
800 Hm 1200 Hm<br />
Route: Vom Hochwildehaus (2866 m)<br />
zum Gurgler Ferner absteigen, an<br />
geeigneter Stelle queren. Anfangs der<br />
Markierung durch Steinmandl, später<br />
der Wegmarkierung in Richtung<br />
Schalfkogel-Ostgrat folgen, schließlich<br />
über den spaltigen Kleinleitenferner<br />
zum Schalfjoch (3375 m).<br />
Auf dessen Westseite über Platten,<br />
Gletscher und Moränenschotter absteigen,<br />
dem Talverlauf nach Westen<br />
folgen, zuletzt kurzer Gegenanstieg<br />
zur Martin-Busch-Hütte (2501 m).<br />
Schwierigkeiten: Querung<br />
steiler Gletscher; teilweise unwegsam<br />
und mühsam;<br />
Bergerfahrung<br />
erforderlich.<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
3. Etappe: Martin-Busch-Hütte<br />
– Ramolhaus<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1080 Hm 500 Hm<br />
Route: Von der Martin-Busch-Hütte<br />
(2501 m) nach Norden dem Fahrweg<br />
talauswärts folgen bis zur beschilderten<br />
Abzweigung Ramolhaus. Bis<br />
zum Ramoljoch aufsteigen, Abstieg<br />
ostseitig über versicherte Passagen<br />
zum Ramolhaus (3005 m).<br />
Schwierigkeiten: Hochalpiner Übergang<br />
über das Ramoljoch; teilweise<br />
versichert (Plattenpassagen);<br />
nur konditionell<br />
fordernd.<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
4. Etappe: Ramolhaus –<br />
Obergurgl<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
1100 Hm 1100 Hm<br />
Route: Auf dem Adlerweg (Etappe<br />
53) vom Ramolhaus in einer langen<br />
Querung talauswärts bis Obergurgl<br />
absteigen.<br />
Schwierigkeiten: Langer, aber<br />
unschwieriger Abstieg; auf markiertem<br />
Wanderweg (Nr. 902) in den<br />
Talschluss von Obergurgl hinab;<br />
Trittsicherheit und Ausdauer dennoch<br />
erforderlich.<br />
Die grünen<br />
Wiesen federn<br />
die Schritte<br />
elastisch ab –<br />
was für ein<br />
Wellnessboden!<br />
Diembachs. Die grünen Wiesen federn die<br />
Schritte elastisch ab. Was für ein Wellnessboden!<br />
Hoch über dem Spiegelbach weist<br />
der Pfad nun Richtung Ramoljoch, das sich<br />
neben dem Hinteren Spiegelkogel abzeichnet.<br />
Serpentinen führen zum Joch hinauf.<br />
Das Abendlicht fällt auf verfirnte Reste des<br />
Spiegelferners, das Weiß bildet einen harten<br />
Kontrast zum rötlichen Schotter. Dann<br />
ist das Joch erreicht. Bevor man von einem<br />
Tal ins andere, aus einer Welt in die nächsnachten<br />
im Lager. Die schwerste Etappe ist<br />
geschafft.<br />
Nach dem Stolpern über Moränenschotter<br />
wirkt der luxuriöse Wanderweg Richtung<br />
Vent wie eine Butterfahrt. Das Meckern<br />
von Ziegen begleitet den Wanderer durchs<br />
Niedertal bergab, bis rechterhand ein Schild<br />
den Abzweig zum Ramolhaus weist. Durch<br />
Latschen und Almrausch gewinnt der schöne<br />
Pfad an Höhe, quert Matten und Wiesen,<br />
dann die rundgeschliffenen Felsen des<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
te steigt, sollte man kurz inne halten. Während<br />
der Westen noch voll im warmen Licht<br />
liegt, gehört die Ostseite längst den Schatten.<br />
Nochmals Hand anlegen, der Abstieg<br />
führt an Fixseilen und Drahtstiften über<br />
Blockwerk und Platten nach unten in die<br />
Nacht. Rechterhand geraten die Umrisse<br />
eines Gebäudes in Sicht: Wie ein unschlüssiger<br />
Turmspringer lehnt das Ramolhaus<br />
an einer Felskante über dem Abgrund,<br />
dreht dabei die Schmalseite zum Tal. Der<br />
Standort kündet von hoher Ingenieurskunst<br />
– und von Sinn für Dramaturgie:<br />
Die Aussicht auf die Naturgewalt des Gurgler<br />
Ferner mitsamt seiner Gipfelphalanx ist<br />
wohl die beste überhaupt.<br />
Im Innern der Hütte warten viel Holz, ein<br />
Eintrag ins Hüttenbuch und ein herzliches<br />
»Griaß’ enk!« – vor allem aber das Abendessen.<br />
»So schmecken die Berge!«, liest ein<br />
Tischnachbar laut von der Tafel ab. »Papa,<br />
Berge kamma doch ned essen!«, tadelt die<br />
sechsjährige Tochter. Doch, zumindest,<br />
was dort heranwächst – prompt kommen<br />
Schweinebraten mit Kraut und Kartoffeln<br />
auf den Tisch. Genau das, was der Mensch<br />
so braucht nach mehrtägigem Höhenritt.<br />
Ewiges Spiel der Elemente<br />
Letzter Tag. Auf der besonnten Terrasse<br />
mit den Karotischtüchern herrscht Frühstücksfrieden,<br />
die blanken Fensterscheiben<br />
spiegeln ein Stück blitzblauen Himmel und<br />
glänzende Schneegipfel. Fünf Meter weiter<br />
fällt das Gelände steil ab. Erstaunlich, dass<br />
diese höchstalpine Hütte ausgerechnet einer<br />
nordischen Sektion gehört – Hamburg.<br />
Sei’s drum. In einer langen Querung zieht<br />
der Talweg hinunter nach Obergurgl, verliert<br />
langsam an Höhe. Tief unten rauscht<br />
die Gurgler Ache. Wetter, Wasser, Felsen,<br />
Eis – eine Szenerie der Kräfte, gefangen im<br />
ewigen Spiel der Elemente – in dem der<br />
Mensch nur Zaungast ist.<br />
◀<br />
Die beleuchteten<br />
Fenster des Hochwildehauses<br />
wirken<br />
anheimelnd und<br />
heißen die Wanderer<br />
willkommen.<br />
GUT (2,1)<br />
Im Test:<br />
15 Paar<br />
Trekkingstiefel<br />
Ausgabe 8/2013<br />
13NF19
AUF TOUR<br />
Wandern rund um Sloweniens Hauptstadt<br />
Dolce Vita im<br />
Sonnenschein, warme Felsen und dazu<br />
ein Cappuccino: Auf den Piazze von Trento,<br />
Arco oder Como erwartet die Wanderer<br />
mediterranes Urlaubsflair gewürzt mit schönen<br />
Bergzielen. In der slowenischen Hauptstadt<br />
Ljubljana ebenso, nur wissen das die<br />
wenigsten – noch. Von Michael Pröttel<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Das erste Tageslicht<br />
entflammt den Himmel<br />
über dem Bleder See.<br />
10 000 Kilometer<br />
Wanderwege führen<br />
durch Sloweniens Berge.<br />
Osten<br />
Fotos: www.slovenia.info, Fotolia<br />
Aus den Karstbergen Sloweniens<br />
schlängelt sich ein geheimnisvoller<br />
Fluss Richtung Schwarzes<br />
Meer. Immer wieder verschwindet<br />
er in unterirdischen Karsthöhlen.<br />
Früher soll die Ljubljanica ein<br />
heiliges Gewässer gewesen sein, glauben<br />
Archäologen aufgrund der unzähligen Artefakte<br />
aus der Zeit um Christi Geburt bis<br />
ins 17. Jahrhundert, die in ihren Fluten gefunden<br />
wurden. Eine besondere Perle am<br />
Ufer dieses Flusses liegt exakt auf dem Breitengrad<br />
von Trento: Ljubljana, Hauptstadt<br />
von Slowenien. Italienische Barockbauten,<br />
großartige Jugendstil-Fassaden und das frische<br />
Grün von Trauerweiden, die sich im<br />
Wasser spiegeln, prägen neben Straßencafés<br />
und kultigen Kneipen das Bild der Stadt.<br />
Dahinter schimmern in der Ferne die verschneiten<br />
Gipfel der Karawanken und der<br />
Steiner Alpen. Ein wunderschöner Ort also,<br />
um in der Maisonne bei einem kalten Pivo<br />
(Bier) oder aromatischen Kava (Kaffee) die<br />
Tour des nächsten Tages zu planen.<br />
Dass Ljubljana und seine Berge immer<br />
noch als Geheimtipp gelten, hat viel-<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75
Über den Lichtern von Ljubljana schimmern<br />
die weißen Gipfel der Karawanken.<br />
Selbst Einheimische wissen diesen Ort zu<br />
schätzen: Sie steigen – nicht nur wegen des<br />
netten Gipfel-Biergartens – oft noch nach<br />
Feierabend über einen der 15 Wanderwege<br />
dort hinauf.<br />
Auch wenn sie nur 667 Meter misst, in der<br />
Geschichte des Landes spielt die Šmarna<br />
Gora eine große Rolle: In der Zeit der Türkeneinfälle<br />
wurden auf der Grmada, dem<br />
westlichen der beiden Gipfel, Bergfeuer zur<br />
Warnung vor drohender Gefahr angezündet.<br />
Die Überlebenden aus den Kämpfen<br />
gegen die Türken (und auch gegen die Pest)<br />
errichteten die älteste Sehenswürdigkeit<br />
auf dem Berg, eine Pestsäule. Kurz unter<br />
dem Gipfel steht eine Glocke, die Wanderer<br />
in der Hoffnung läuten, dass sich damit verborgene<br />
Wünsche erfüllen.<br />
Fotos: www.slovenia.info (4), Michael Pröttel<br />
leicht mit Sloweniens Image eines ehemaligen<br />
Ostblockstaats zu tun. Tatsächlich<br />
verströmen Berg-Unterkünfte wie die<br />
monströse Triglavhütte oder die schmucklosen<br />
Plattenbauten von Jesenice nach wie<br />
vor kommunistisches Flair. Für Ljubljana<br />
gilt jedoch exakt das Gegenteil. Die Einwohner<br />
essen Pizza, Palatschinken und<br />
Gulasch, sie kleiden sich wie in Mailand<br />
und sprechen neben Englisch oft Italienisch<br />
und Deutsch. 2004 wurde Slowenien<br />
in die Europäische Union aufgenommen,<br />
2007 der Euro eingeführt. Das Land gilt als<br />
Musterschüler der Osterweiterung.<br />
Glockengeläut erfüllt Wünsche<br />
Die Wander-Qualitäten Ljubljanas offenbaren<br />
sich schon auf der Anreise. Im Vorort<br />
Vikrče, wenige Kilometer vom Zentrum der<br />
Hauptstadt entfernt, startet die teils steile<br />
Bergtour zur Šmarna Gora. Lohn für die<br />
immerhin 450 Höhenmeter ist ein überwältigendes<br />
Panorama mit Blick auf Steiner<br />
Alpen, Karawanken und natürlich auf<br />
Ljubljana. Die kurzweilige Spritztour ist damit<br />
nicht nur für Bergbegeisterte, sondern<br />
auch für Städtereisende ein Höhepunkt.<br />
Latte Macchiato<br />
auf der Piazza:<br />
italienisches Flair<br />
in Slowenien<br />
Schöner Aussichtsgipfel,<br />
wenn auch klein:<br />
der Schlossberg<br />
In der Zeit der Türkeneinfälle<br />
wurden auf<br />
der Šmarna Gora Bergfeuer<br />
zur Warnung<br />
vor drohender Gefahr<br />
angezündet.<br />
Glocke als Souvenir: Ob sie auch Wünsche<br />
erfüllt wie diejenige auf der Šmarna Gora?<br />
Sightseeing mit Panoramablick<br />
Nach diesem ersten Gipfel-Trip geht’s direkt<br />
zum Flussufer im Zentrum von Ljubljana,<br />
wo beim Apéro warme Abendluft ums Gesicht<br />
streicht. Schließlich liegt Ljubljana<br />
nur auf knapp 300 Meter Meereshöhe. Wie<br />
überall, gilt auch hier: Je weiter man sich<br />
vom touristischen Zentrum – in diesem<br />
Fall dem Presernov Trg – entfernt, desto<br />
alternativer werden die Kneipen und desto<br />
günstiger sind die Preise. Noch einen weiteren<br />
Grund gibt es, sich ins Nachtleben<br />
zu stürzen: Am nächsten Tag steht nur eine<br />
gemütliche Stadtwanderung Richtung<br />
Schlossberg auf dem Programm.<br />
Hierzu startet man am Prešernov Trg, an<br />
dem ein beeindruckendes Reliefmodell<br />
aus Bronze bei der Orientierung in Ljubljanas<br />
Gassen hilft. Der Weg führt über die<br />
Tromostovje (Dreibrücke) zum Mestni Trg<br />
(Stadtplatz), der von wunderschönen Barockfassaden<br />
umrahmt wird. Umgeben<br />
von hübschen Läden und Restaurants folgt<br />
man der gepflasterten Fußgängerzone nach<br />
Süden zum Levstikov Trg und weiter durch<br />
die Altstadt, um die Burg von Ljubljana zu<br />
erklimmen. Ihr Aussichtsturm bietet einen<br />
herrlichen Panoramablick über die verschachtelten<br />
Dächer, auf den alleinstehenden<br />
Berg Krim im Süden und auf die Steiner<br />
Alpen im Norden.<br />
Über die »Studentovska Ulica« erreicht<br />
man schließlich den Dom des Heiligen St.<br />
Nikolaus sowie den Marktplatz. Auf dem<br />
täglich stattfindenden Markt gibt es Obst<br />
und Gemüse in bester Qualität und zu<br />
günstigen Preisen. Brot, Gebäck und Käse<br />
für die nächste Bergtour kann man zudem<br />
in den Plečnik Arkaden erstehen, die den<br />
Fluss begleiten und zur berühmten Lindwurm-Brücke<br />
mit vier Drachenskulpturen<br />
führen.<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Der Triglav, höchster<br />
Gipfel des Landes<br />
und Nationalsymbol<br />
der Slowenen<br />
Dolomiten in Miniatur<br />
Auch bei der Tour in die westlich von<br />
Ljubljana gelegenen »Polhograjski Dolomiten«<br />
kann man das Auto stehen lassen,<br />
da sie gut mit dem Stadtbus zu erreichen<br />
sind. Eine der schönsten Mittelgebirgstouren<br />
Sloweniens führt durch die von grünen<br />
Hügeln und kleinen Felskuppen geprägte<br />
Landschaft. Durch vitalen Bergmischwald<br />
und über bunte Almwiesen geht es auf die<br />
überraschend alpine Grmada. Wegen ihrer<br />
spektakulären Gipfel-Felswand mitsamt<br />
entsprechendem Panorama mag man kaum<br />
vermuten, dass der Berg die 1000-Meter-<br />
Grenze um gerade mal elf Meter verfehlt.<br />
Ein lichter Kiefernwald prägt den Abstieg<br />
nach Dvor, wo es ein kulturelles Kleinod zu<br />
entdecken gibt: Das Hauptportal der St. Petruskirche<br />
besitzt das angeblich schönste,<br />
mittelalterliche Wappen-Relief Sloweniens.<br />
Die Holzdecke des dreischiffigen Innenraums<br />
ist so geschickt bemalt, dass sie wie<br />
ein Mauergewölbe aussieht.<br />
Der Name der alles überragenden Gestalt<br />
südlich von Ljubljana ist momentan in aller<br />
Munde, doch eher als Bezeichnung für<br />
die Halbinsel im Schwarzen Meer. Der 1107<br />
Meter hohe Krim ist an Wochenenden ein<br />
beliebtes Ausflugsziel der Hauptstädter.<br />
Bei einem frischen Union (einem Bier der<br />
Hauptbrauerei von Ljubljana) genießen sie<br />
nach einem gut zweistündigen Anstieg die<br />
fantastische Rundumsicht auf Ljubljana,<br />
die Steiner Alpen und die Karawanken.<br />
KOMPAKT<br />
Ljubljana und die Karawanken<br />
Anreise: Über die Tauernautobahn<br />
zum »Knoten<br />
Villach« und weiter durch<br />
den Karawankentunnel (Maut)<br />
nach Slowenien. Weiter auf<br />
der A1 (Maut) nach Ljubljana.<br />
Zudem ist Ljubljana auch<br />
mit dem Zug ohne Umsteigen<br />
erreichbar.<br />
Unterkunft: In Ljubljana<br />
sind zentrumsnahe Doppelzimmer<br />
bereits ab 60 Euro zu<br />
haben. Eine gute Buchungsmöglichkeit<br />
gibt es auf<br />
www.visitljubljana.com/de/<br />
Information: Touristisches<br />
Informationszentrum Ljubljana<br />
(TIC) im Zentrum bei der<br />
Dreibrücke, Tel. 00 386/1/<br />
3 06 12 15, tic@visitljubljana.si<br />
Nachtleben: In vielen<br />
Cafés und Kneipen entlang<br />
des Flusses wird abends guter<br />
Sound aufgelegt. Zudem hat<br />
Ljubljana eine sehr lebendige<br />
Avantgarde-Kultur. Neben<br />
dem »Zentrum für urbane<br />
Kultur – Kino Šiška« ist hierzu<br />
das seit 20 Jahren bestehende<br />
»K4« und das alternative<br />
Narzissen zum Abschied<br />
Echte Gipfelstürmer werden an dieser<br />
Stelle bemängeln, dass bis jetzt gerade einmal<br />
die 1000-Meter-Marke gerissen wurde.<br />
Spätestens auf der Rückreise wird sich dies<br />
ändern. In den Karawanken gibt es einige,<br />
gerade im Frühjahr sehr empfehlens-<br />
Kulturzentrum »Metelkova<br />
mesto« zu nennen.<br />
Berghütten: Öffnungszeiten<br />
und Kontaktdaten der Hütten<br />
in den Karawanken unter<br />
en.pzs.si/koce.php<br />
Karten/Führer: Geodetski<br />
Zavod Slovenije 1:50 000<br />
»Ljubljana in okolica« sowie<br />
Geodetski Zavod Slovenije<br />
1:50 000 »Karavanke«;<br />
Michael Pröttel »Wandern &<br />
Erleben Slowenien« Bruckmann<br />
Verlag 2005 (nur noch<br />
gebraucht erhältlich)<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77
TOUREN<br />
Frühjahrstouren in Slowenien<br />
Im Süden der Alpen stimmen Wanderer sich auf die Bergsaison ein –<br />
nicht nur am Gardasee, sondern auch östlich davon am See von Bled oder<br />
rund um Ljubljana, wo die Wege alles andere als überlaufen sind.<br />
1 Stadtrundgang Ljubljana<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
100 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreicher<br />
Hauptstadt-Trip zu mittelalterlichen<br />
Plätzen, zum aussichtsreichen<br />
Schlossberg und zu sehr netten<br />
Ufer-Cafés<br />
Ausgangspunkt: Prešernov Trg<br />
(298 m)<br />
Route: Prešernov Trg – Mestni Trg<br />
– Stari Trg – Gornji Trg- Burgberg –<br />
Dom – Marktplatz – Drachenbrücke<br />
– Prešernov Trg<br />
2 Šmarna Gora (670 m)<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
450 Hm 450 Hm<br />
Charakter: Kurze Rundwanderung<br />
auf einen geschichtsträchtigen<br />
Doppelgipfel mit steilem Start. Viele<br />
Markierungen und Wegweiser, da<br />
unterschiedliche Wege auf den Berg<br />
führen; sehr gut für den Anreisetag<br />
geeignet<br />
Ausgangspunkt: Vikr e (330 m)<br />
Route: Vikr e – Grmada – Wiesensattel<br />
– Šmarna Gora – Wiesensattel<br />
– Vikr e<br />
3 Grmada (898 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Herrliche Bergtour in den<br />
»Polhograjski Dolomiten« auf zumeist<br />
guten Wegen. Nur beim Abstieg<br />
sind kurze, steilere und schlechtere<br />
Wegabschnitte zu bewältigen (bei<br />
Nässe unangenehm).<br />
Ausgangspunkt: Žirovnik (340 m)<br />
Route: Žirovnik – Belo<br />
– Grmada – Dvor<br />
4 Krim (1107 m)<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
780 Hm 780 Hm<br />
Charakter: Schöne Bergtour zumeist<br />
auf wenig steilen Wegen, mit großartiger<br />
Aussicht auf das Talbecken von<br />
Ljubljana. Wegen des Bergmischwaldes<br />
auch im Sommer möglich<br />
Ausgangspunkt: Bauernhof zwischen<br />
Mala Cas und Iška (330 m)<br />
Route: Iški Vintgar – Gornji Ig – Krim<br />
– Gornji Ig – Anfang Iški Vintgar<br />
5 Osolnik (858 m)<br />
▶ leicht 3¾ Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Angenehme Mittelgebirgswanderung<br />
zunächst durch Wald,<br />
später mit schönen freien Blicken ins<br />
Sava-Tal und auf die Kamniker Alpen<br />
Ausgangspunkt: Škofja Loka, Parkplatz<br />
am Schloss Puštal (350 m)<br />
Route: Škofja Loka – Sv. Mohor –<br />
Škofja Loka<br />
6 Kriška Gora (1715 m)<br />
▶ mittel 5¼ Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Schon auf der Anfahrt<br />
nach Ljubljana gibt es vielversprechende<br />
Wanderziele wie beispielsweise<br />
die abwechslungsreiche<br />
Wanderung mit waldreichem Anstieg<br />
und wunderbar freien Aussichtspunkten<br />
am langen Bergkamm der<br />
Kriška Gora.<br />
Ausgangspunkt: Golnik (510 m)<br />
Route: Golnik – Gozd – Kriška Gora<br />
Hütte – Tolsti Vrh (1660 m) – Gozd<br />
– Golnik<br />
7 Stol (2236 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Teils anstrengender, da<br />
steiler Anstieg zu hervorragendem<br />
Aussichtsgipfel; wegen der südseitigen<br />
Exposition im Sommer frühzeitig<br />
aufbrechen!<br />
Ausgangspunkt: Hüttenparkplatz<br />
Valvasorjev dom (1181 m)<br />
Route: Valvasorjev dom – Prešernova<br />
ko a – Stol –<br />
Prešernova ko a –<br />
Valvasorjev dom<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
8 Vintgar-Klamm<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
100 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Einfache und beliebte<br />
Rundwanderung auf guten Wegen<br />
durch die Klamm. Im ersten Teil<br />
schattig, auf dem Rückweg schöne<br />
freie Bergblicke<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
Vintgar (ca. 700 m)<br />
Route: Parkplatz Vintgar – Klamm –<br />
Sv. Katharina – Parkplatz Vintgar<br />
9 Golica (1834 m)<br />
▶ mittel 4¼ Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Wunderschöne Bergtour<br />
mit zumeist moderaten Anstiegen.<br />
Bis zur Hütte meist im Wald, dann<br />
über freie Wiesenrücken. Im Mai<br />
blüht ein ganzes Meer von Narzissen.<br />
Ausgangspunkt: Parkbucht hinter<br />
Planina pod Golico (1000 m) oberhalb<br />
Jesenice<br />
Route: Planina pod Golico – Golica<br />
Hütte – Golica – Jekljevo Sedlo – Golicahütte<br />
– Planina pod Golico<br />
10 Baba (1891 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1100 Hm 1100 Hm<br />
Charakter: Insgesamt mäßig steile<br />
Tour auf schönen Waldwegen. Erst auf<br />
dem letzten Abschnitt ganz freie<br />
Ausblicke. Der erste Teil ist bei Nässe<br />
sehr rutschig.<br />
Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit<br />
oberhalb Dovje (800 m)<br />
Route: Dovje – Almfl äche – Dovška<br />
Baba – Baba – Dovška Baba – Almfl<br />
äche – Dovje<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Vom Stol hat<br />
man die beste<br />
Aussicht auf<br />
Sloweniens<br />
Berge.<br />
Tief unter der mächtigen Südflanke<br />
des Stol liegt Bled mit seinem<br />
türkisblau schimmernden See.<br />
Fotos: www.slovenia.info<br />
werte, weil südseitige Bergtouren vom<br />
Sava-Tal aus zu den höchsten Gipfeln des<br />
Grenzgebirges.<br />
Während der Winter die Nordwände der<br />
gegenüberliegenden Julischen Alpen Anfang<br />
Mai noch fest im Griff hat, verziert ein<br />
Meer weißer Narzissen beispielsweise die<br />
Wiesen der Golica-Alm. Zudem liegt auf<br />
dem Anstieg zum Kahlkogel, wie die Kärntner<br />
Nachbarn die Golica nennen, eine sehr<br />
nette Berghütte, auf der neben leckeren<br />
Käseknödeln ein Top-Blick auf den Triglav<br />
serviert wird.<br />
Noch besser ist die Aussicht vom Stol (zu<br />
deutsch Hochstuhl), die als die beste ganz<br />
Sloweniens gehandelt<br />
wird. Tief unter der mächtigen<br />
Südflanke des höchsten<br />
Karawanken-Gipfels<br />
liegt das grüne Sava-Tal<br />
mit Bled und seinem oft<br />
türkisblau schimmernden<br />
See. Dahinter ragen die Julischen<br />
Alpen mit Sloweniens<br />
Höchstem, dem Triglav<br />
in den Himmel.<br />
Und bei ganz klarer Frühjahrsluft<br />
kann man im Norden<br />
sogar den Großglockner<br />
ausmachen. Dort kämpfen<br />
sich zu dieser Jahreszeit<br />
noch die Skitourengeher<br />
durch den Schnee. ◀<br />
Ein Meer von<br />
Narzissen wogt<br />
auf der Golica<br />
Alm im Frühling.
AUF TOUR<br />
SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />
Teil 7: Felsinschriften an einer Quelle beim Guffert<br />
Autogramm von<br />
Die Inschriften am Schneidjoch im Schatten des Guffert<br />
geben den Wissenschaftlern bis heute Rätsel auf.<br />
Sind sie antike Graffiti? Markieren sie einen heiligen Ort?<br />
Niemand weiß es genau. Von Isabel Meixner<br />
Fotos: Andreas Strauß, TVB Steinberg/Rofan<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Schriften aus zwei Jahrtausenden<br />
stehen neben- und übereinander<br />
auf dem Felsen über der Quelle.<br />
Attila<br />
Die Guffertspitze ragt aus den Wolken.<br />
Darunter verborgen liegt das Geheimnis<br />
um die rätischen Inschriften.<br />
Das Gluckern einer Quelle weist<br />
den Weg. Unter einem unscheinbaren<br />
Stein tritt das Wasser<br />
im Schatten einer Felswand<br />
zu Tage. Der Ursprung des Rinnsals<br />
in 1600 Metern Höhe ist eine Felsspalte.<br />
»Gibt’s da was zu sehen?« Der <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
der im Laufschritt Richtung Schneidjoch<br />
unterwegs ist, stutzt für einen Moment angesichts<br />
des seltsamen Anblicks. Wanderer,<br />
die sich über eine Quelle beugen, ein Eisengitter,<br />
das die Kluft im Felsen versperrt …<br />
Doch dann eilt er weiter: zum Gipfel, zum<br />
Bier auf der Hütte oder auch zum Bus im<br />
Tal. Den geheimnisvollen Ort an der Nordflanke<br />
des Schneidjochs, zwischen Blaubergen<br />
und Guffert, hatte er jedenfalls nicht<br />
zum Ziel.<br />
Vor mehr als 2000 Jahren haben Menschen<br />
Inschriften in die Felsen oberhalb der Quelle<br />
gemeißelt. Wer? Warum? Das weiß bis<br />
heute niemand genau. Auch wenn die Wegweiser,<br />
die einschlägigen Führer und Karten<br />
»rätische Inschriften« an einem »Quellheiligtum«<br />
nennen.<br />
Rätselraten um die Räter<br />
Eine Schrift? Die müsste sich doch lesen lassen,<br />
denkt der Wanderer. Doch so einfach<br />
ist das nicht. Denn auf dem Stein im Halbdunkel<br />
der Quellgrotte wurde eine Vielzahl<br />
von Zeichen, Symbolen und Lettern nebenund<br />
übereinander eingeritzt. Inzwischen<br />
schützt ein Gitter vor weiteren Kritzeleien;<br />
viele davon haben die ursprünglichen<br />
Buchstaben schon beschädigt. Wanderer<br />
haben Jahreszahlen und ihre Initialen<br />
hinterlassen. »1927« steht an einer Stelle.<br />
Selbst die vorchristlichen Schriftbänder<br />
stammen offenbar nicht von ein und derselben<br />
Person, möglicherweise noch nicht<br />
einmal aus derselben Epoche. Ähnliche Inschriften<br />
hat man in Südtirol und bei Oberammergau<br />
gefunden. Immerhin sind sich<br />
die Wissenschaftler inzwischen – rund<br />
60 Jahre nach der Wiederentdeckung der<br />
Quelle im Jahr 1957 – weitgehend einig:<br />
Die ursprünglichen, historisch bedeutenden<br />
Inschriften sind in einer nordalpinen,<br />
rätischen Variante des etruskischen Alphabets<br />
verfasst. »Kastriesi Etunnuale« steht<br />
da. Und »Ridauiesi Kastrinuale«. Und auch<br />
»Esimnesi Kastrinual«. So liest der Forscher<br />
Stefan Schumacher drei der acht oder<br />
neun rätischen Inschriften. Und er glaubt,<br />
einer Familie aus vorchristlicher Zeit auf<br />
der Spur zu sein – dem Kastrie, Sohn des<br />
Etun, und seinen beiden Söhnen Ridauie<br />
und Esimne.<br />
INFO<br />
Die Räter<br />
Für die Römer war der Fall klar: Die Räter,<br />
das waren versprengte Etrusker. Tatsächlich<br />
glauben Sprachwissenschaftler eine gewisse<br />
Verwandtschaft der beiden Sprachen<br />
auszumachen – zweier Sprachen, die man<br />
bis heute nur unzureichend übersetzen<br />
kann. Auch einen dritten »Verwandten« gibt<br />
es in dieser Sprachfamilie: eine Inschrift<br />
von der griechischen Insel Lemnos. Das<br />
macht die Spurensuche noch komplizierter.<br />
Rund 200 rätische Texte wurden inzwischen<br />
gefunden, auf Felsen, aber auch auf Waffen,<br />
Helmen, Knochen. Sie stammen aus<br />
der Zeit zwischen 500 und 15 vor Christus,<br />
verteilt auf den gesamten Ostalpenraum<br />
von Graubünden bis Slowenien. Meist sind<br />
die Inschriften sehr kurz, vermutlich handelt<br />
es sich um Weiheinschriften, welche die<br />
Person des Stifters und der angerufenen<br />
Gottheit nennen. So prägend waren die<br />
Räter für den Alpenraum, dass die Römer<br />
ihre Nordalpenprovinz bis hin zur Donau<br />
»Raetia« nannten. Das heutige Rätoromanische<br />
in der Schweiz hat mit den antiken<br />
Rätern jedoch nichts gemeinsam:<br />
Diese Sprache ist vom Latein der Römer<br />
abgeleitet.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81
Vom Schildenstein hat<br />
man Guffert und<br />
Schneidjoch gut im Blick.<br />
Berg mit Strahlenkranz:<br />
Galt der Guffert einst<br />
als heilig?<br />
Andere Forscher lesen dieselben Zeilen als<br />
»kastri esi etuni mlapet ritali esi kastri miapet<br />
esi mnesi kastri mlaupe« und leiten<br />
daraus ab, dass die Damen Etuni, Ritali<br />
und Mneso an besagter Quelle dem Kastor<br />
geopfert haben. Die vielen möglichen Deutungen<br />
werfen nur immer <strong>neue</strong> Fragen auf.<br />
Heißt ein weiterer Satz »Hier ist das Heiligtum«<br />
oder aber »Wasser ist da«? Hat gar der<br />
barbarische Hunnenkönig Attila (der Etzel<br />
aus dem Nibelungenlied) sich bei seinem<br />
Beutezug nach Italien an der Quelle verewigt?<br />
Ein Ulmer Augenarzt und Hobbyforscher<br />
will das herausgefunden haben, als er<br />
eine Inschrift als »Rex Atli« interpretierte.<br />
Eine heilige Quelle?<br />
Mit einiger Mühe können die Wissenschaftler<br />
die Inschriften inzwischen zwar<br />
lesen. Was die Wörter und Sätze bedeuten,<br />
wissen sie damit aber nicht. Denn das Etruskische<br />
ist eine längst ausgestorbene und<br />
bis heute weitgehend rätselhafte, weil unübersetzbare<br />
Sprache. Um das »Rätische«<br />
und die Menschen, die diesen Alpendialekt<br />
benutzten, ist es nicht viel besser bestellt.<br />
Man weiß noch nicht einmal, ob es ein rätisches<br />
Volk überhaupt gab. Möglicherweise<br />
bezeichnet der Begriff einen Kultverband,<br />
also Menschen unterschiedlichster Herkunft<br />
– Etrusker, Kelten, Ligurer, Veneter<br />
–, die im Alpenraum lebten und durch<br />
die gemeinsame Verehrung einer Göttin<br />
namens Reitia lose verbunden waren. Oder<br />
aber die Räter waren versprengte Nachkommen<br />
italienischer Etrusker, die es auf<br />
der Flucht vor Feinden in die unwirtlichen<br />
Alpentäler verschlagen hatte … wo sie übrigens<br />
ziemlich rasch heimisch wurden. So<br />
sollen sie die Erfinder der Almwirtschaft<br />
gewesen sein. Andere Wissenschaftler widersprechen<br />
dem: Zwar lassen sich um 600<br />
vor Christus etruskische Kultureinflüsse bis<br />
Selbst wenn man<br />
wüsste, in welcher<br />
Sprache die Texte<br />
verfasst sind: Das<br />
Rätsel würde damit<br />
nicht geringer.<br />
KOMPAKT<br />
Mysteriöses Rofan<br />
Anreise: Über die Autobahn München–<br />
Salzburg bis Holzkirchen. Über Tegernsee<br />
oder Bad Wiessee bis Wildbad Kreuth oder<br />
weiter bis Achenkirch. Dort links abbiegen<br />
nach Steinberg am Rofan (Österreich)<br />
Ausgangspunkte: Wildbad Kreuth und<br />
Steinberg am Rofan<br />
Informationen: Achensee Tourismus, Im<br />
Rathaus 387, A-6215 Achenkirch, Tel. 00<br />
43/(0) 52 46/53 00-0, info@achensee.<br />
info, www.achensee.info; Gemeinde Kreuth,<br />
Nördliche Hauptstraße 14, 83708 Kreuth,<br />
Tel. 0 80 29/18–19, www.kreuth.de;<br />
Tegernseer Tal Tourismus GmbH, Hauptstr. 2,<br />
83684 Tegernsee, Tel. 0 80 22/92 73 80,<br />
info@tegernsee.com, www.tegernsee.com<br />
Karten: Freytag & Berndt 1:50 000,<br />
Blatt 321 »Achensee, Rofan, Unterinntal«;<br />
Kompass 1:25 000, Blatt 027 »Achensee«<br />
und Blatt 08 »Tegernseer Tal«; Kompass<br />
1:50 000 Blatt 8 »Tegernsee, Schliersee,<br />
Wendelstein«<br />
Literatur: Siegfried Garnweidner »Rund<br />
um den Achensee«, Wanderführer mit<br />
Tourenkarten und Höhenprofi len, Kompass<br />
Verlag, 2013; Martin Bernstein »Römerstraßen<br />
und Kultplätze«, SZ-Edition 2006,<br />
nur noch antiquarisch erhältlich<br />
in die Berge hinein nachverfolgen. Aber danach<br />
eben nicht mehr. Vielleicht war es ja<br />
auch umgekehrt und die Räter waren die<br />
Vorfahren der Etrusker, die sich selbst Rasenna<br />
nannten?<br />
Auch wenn man wüsste, in welcher Sprache<br />
die Texte am Schneidjoch verfasst sind: Das<br />
Rätsel würde damit nicht geringer. Denn<br />
offenbar sind immer wieder Menschen zu<br />
dem kleinen, wenig spektakulären Felsspalt<br />
hinaufgestiegen und haben dort Sätze in<br />
ihrer Sprache ins Gestein graviert. Ob die<br />
Quelle als heilig galt? Heilsame Substanzen<br />
konnten die Forscher im Wasser jedenfalls<br />
nicht finden. Es beinhaltet lediglich Calziumhydrogencarbonat,<br />
ein ganz gewöhnliches<br />
Abfallprodukt, das bei der Verwitterung<br />
von Kalkstein anfällt. Aber wer waren<br />
all diese Leute, die Zeichen in den Stein ritzten?<br />
Einfache Hirten, rätische Almbauern?<br />
Wohl kaum, denn die etruskische Schrift<br />
beherrschten nur hochrangige Mitglieder<br />
der Gesellschaft. Wenn aber Schriftkundige<br />
zu einem derart abgelegenen Platz<br />
hinaufstiegen, musste es sich dann nicht<br />
doch um einen außergewöhnlichen Platz,<br />
eben vielleicht einen heiligen Ort gehandelt<br />
haben? War der benachbarte Guffert,<br />
der die Menschen bestimmt auch bereits in<br />
der Vorgeschichte beeindruckt hat, ein heiliger<br />
Berg der Antike? Von der Quelle aus<br />
hat man zwar einen weiten Blick – aber<br />
ausgerechnet den markanten Doppelgipfel<br />
des Guffert sieht man von dort aus nicht.<br />
Oder war der Felsspalt ein Sonnenheiligtum?<br />
Auch eher unwahrscheinlich – die<br />
Höhle öffnet sich nach Norden, die Sonne<br />
ist dort nicht zu sehen.<br />
40 Kilo schwere Gipsabdrücke<br />
Die antiken Räter – nennen wir sie der<br />
Einfachheit halber weiter so – haben ihr<br />
Geheimnis mit ins Grab genommen. Und<br />
Fotos: TVB Steinberg/Rofan, Andreas Strauß, Isabel Meixner<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
TOUREN<br />
Zu Inschriften und Sonnenplätzen<br />
Zwischen dem wuchtigen Guffert und der Kette der Blauberge<br />
gibt es einen Felsen mit mehr als 2000 Jahre alten Inschriften<br />
zu entdecken – und nebenbei herrliche Aussichtsplätze auf den<br />
Gipfeln und Hütten der Umgebung.<br />
damit Generationen von Forschern Rätsel<br />
aufgegeben. 1968, zehn Jahre nach der ersten<br />
wissenschaftlichen Publikation zu den<br />
Inschriften, fertigten Innsbrucker Gelehrte<br />
Gipsabdrücke von der Felswand an. 40 Kilo<br />
schwer sollen sie gewesen sein. Acht Jahre<br />
später wiederholte man die Prozedur mit<br />
Silikon, das sich wenigstens in einem Rucksack<br />
transportieren ließ. Und heute? Heute<br />
steht der Wanderer, sofern er es nicht ungebührlich<br />
eilig hat, rätselnd und staunend<br />
und auch ein wenig ergriffen an diesem<br />
Platz. Er betrachtet das Gewirr der Zeichen<br />
und Buchstaben, die er nicht lesen kann<br />
und nicht versteht; er glaubt, im verwitterten<br />
Fels weitere geheimnisvolle Symbole<br />
auszumachen. Er lauscht dem Gluckern des<br />
Quellwassers, dem Rauschen der Bäume.<br />
Er schaut hinüber zum Kamm der Blauberge,<br />
den er am Vormittag auf dem Weg zur<br />
Gufferthütte passiert hat. Er denkt an den<br />
mächtigen Felsstock des<br />
Guffert, den er am nächsten<br />
Tag in einer neunstündigen<br />
Tour von der Hütte<br />
aus besteigen könnte,<br />
wenn … ja, wenn sich<br />
nicht in diesem Moment<br />
gewittrige Wolken am<br />
Himmel auftürmten. So<br />
klein kommt er sich angesichts<br />
der Gefahr inmitten<br />
der mächtigen Berge vor.<br />
Und für einen Augenblick<br />
öffnet sich ein Fenster in<br />
die Welt vor mehr als 2000<br />
Jahren. Zu einer Zeit, als<br />
Kastrie und seine Söhne<br />
zur heiligen Quelle unterwegs<br />
waren.<br />
IM JULI-HEFT: Teil 8: Kaiser<br />
Karl und der Untersberg<br />
1 Guffertspitze (2194 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1200 Hm 10 km<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergwanderung<br />
ohne Einkehrmöglichkeit. Früh<br />
losgehen (Latschenhänge!) – und keinesfalls<br />
bei Gewittergefahr. Trittsicherheit<br />
unbedingt erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Steinberg am Rofan<br />
(1010 m)<br />
Einkehr: Gasthof Waldhäusl in Steinberg,<br />
Tel. 00 43/(0) 52 48/2 06<br />
Route: Westrand von Steinberg – zunächst<br />
bequem durch Wald – wenn die<br />
Felsen erreicht sind, scharf nach rechts<br />
ab auf einen Sattel – Einmündung<br />
des vom Guffertstein kommenden Weges<br />
– über Geröll und Grasterrasse zum<br />
Gipfelaufbau – Grat mit Drahtseilsicherungen<br />
zum Gipfelkreuz – Abstieg<br />
auf der gleichen Route oder über Luxegg<br />
2 Schneidjoch (1811 m)<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
840 Hm 11 km<br />
Charakter: Leichte Bergwanderung<br />
auf teils steilen Wegen zu den rätischen<br />
Inschriften an der<br />
Quelle nördlich des<br />
Schneidjochs<br />
Ausgangspunkt:<br />
Wanderparkplatz<br />
Köglboden (963 m)<br />
zwischen Achenkirch<br />
und Steinberg<br />
Hütte: Guffert-Hütte<br />
(1465 m), auf Abstecher<br />
erreichbar<br />
Route: Köglboden<br />
– Fahrweg (Geo-<br />
Lehrpfad) entlang<br />
des Filzmoosbaches<br />
– Klausbodenalm – bei<br />
Abzweigung zur Guffert-<br />
Hütte rechts abbiegen<br />
Ein Gitter schützt die Inschriften<br />
über der Quelle am Schneidjoch<br />
vor weiteren Graffiti.<br />
Richtung Schneidjoch/Guffert – Wegweiser<br />
nach rechts zu den Inschriften (1600 m)<br />
– zurück zum Wegweiser – über Schneidjoch<br />
und Schneidalm zurück zum<br />
Ausgangspunkt<br />
3 Gufferthütte (1465 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
630 Hm 11 km<br />
Charakter: Abwechslungsreiche,<br />
aber auch konditionell fordernde Bergtour<br />
mit der Möglichkeit zu einem<br />
Abstecher auf die Halserspitz (1863 m);<br />
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
für die Passage durch die Wolfsschlucht<br />
erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Wildbad<br />
Kreuth (850 m), gebührenpfl ichtig<br />
Einkehr: Siebenhütten (836 m), Mai<br />
bis Oktober geöffnet; Blaubergalm<br />
(1540 m), Mai bis Oktober bewirtschaftet;<br />
Gufferthütte (1465 m)<br />
Route: Wildbad Kreuth – an der Weißach<br />
entlang bis Siebenhütten – Große<br />
Wolfsschlucht (Drahtseilpassagen) –<br />
bei Abzweigung zum Schildenstein links<br />
zur Blaubergalm – am Südhang der<br />
Blauberge weiter zur Gufferthütte<br />
4 Schildenstein (1613 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
770 Hm 12 km<br />
Charakter: Schöne Rundtour durch<br />
die Wolfsschlucht und zurück über die<br />
Königsalm, Trittsicherheit und Ausdauer<br />
erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Wildbad<br />
Kreuth (850 m), gebührenpfl ichtig<br />
Einkehr: Gasthaus Altes Bad in Wildbad<br />
Kreuth (Mo/Di Ruhetag); Königsalm<br />
Route: Wildbad Kreuth – an der Weißach<br />
entlang bis Siebenhütten – Große Wolfsschlucht<br />
(Drahtseilpassagen) – Schildenstein<br />
– Graseck – Königsalm (1115 m)<br />
– Geißalm – Wildbad Kreuth<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
Das Wirtspaar der Gufferthütte<br />
Schnittstelle Schutzhaus<br />
Sie war Computer-Fachfrau, er Arzt. Auf ihren Bike- und<br />
Bergtouren träumten Petra und Thomas Meyer gemeinsam<br />
von einem Leben als Aussteiger auf einer bewirtschafteten<br />
Berghütte. 2012 haben sie diesen Traum wahr gemacht.<br />
Von Eugen E. Hüsler<br />
KOMPAKT<br />
Gufferthütte<br />
Computer-Linguistik? Da schüttelt<br />
der Alpen-Oldie erstmal den Kopf,<br />
bevor er im Internet um Hilfe ansucht:<br />
Die Erforschung der Schnittstelle<br />
zwischen Mensch und Maschine, zwischen<br />
gesprochenem Wort und Computer<br />
– solches Wissen würde man auf einer<br />
Berghütte nicht unbedingt erwarten. Oben<br />
in den Bergen wird man mit handfesteren,<br />
lebensnäheren Dingen konfrontiert, muss<br />
man zupacken können. Doch genau das ist<br />
der Grund – zusammen mit jenem Hauch<br />
von Freiheit, den das Leben mit viel Natur<br />
direkt vor der Haustür bietet –, warum Petra<br />
Meyer den Bytes und der digitalen Welt<br />
ade sagte. Zusammen mit ihrem Mann Thomas<br />
übernahm sie im Sommer 2012 die<br />
Gufferthütte.<br />
Doktor für Bike-Bremsen<br />
Diese hieß dann im Achental bald einmal<br />
Doktoren-Hütte: Thomas ist nämlich<br />
Arzt. Das kann auf einem Alpen-Refugium<br />
manchmal sogar nützlich sein, wenn es<br />
gilt, einen in den Straßengraben gesegelten<br />
Biker zu versorgen oder einem etwas überlasteten<br />
Kreislauf wieder auf die Sprünge<br />
zu helfen. Ebenso wichtig ist allerdings die<br />
Handwerker-Leidenschaft von Thomas, gilt<br />
es doch über den Sommer immer wieder<br />
mal etwas zu richten; sei’s die Energieversorgung<br />
oder ein Fenster, das klemmt, eine<br />
Leitung, die verstopft ist oder eine defekte<br />
Bremse am Hightech-Mountainbike eines<br />
Besuchers.<br />
Fast noch entscheidender für einen Erfolg<br />
als Hüttenwirtspaar ist allerdings die Fähigkeit,<br />
eine angenehme Atmosphäre in und<br />
rund um die Hütte aufzubauen, die Besucher<br />
zu Gästen macht und irgendwann einmal<br />
zu Freunden.<br />
Gourmets unter sich<br />
Wie ich Petra und Thomas kennengelernt<br />
habe? Bücher bringen Menschen zusammen,<br />
heißt es doch. Und in diesem Fall<br />
stimmt’s sogar. Für »Die Schönsten Wanderhütten<br />
der Alpen« fehlte noch ein Foto des<br />
Hauses. Die Anfrage bei der Sektion Kaufering<br />
wurde rasch beantwortet, eine Mail der<br />
Hüttenwirte folgte. Man trifft sich, versteht<br />
sich auf Anhieb, genießt Hildegards Kochkunst<br />
in Dietramszell, den feinen Roten aus<br />
dem Keller. Und dann ging’s natürlich auch<br />
Lage: Auf 1475 Meter Höhe im Rofangebirge<br />
zwischen Halserspitze und Guffert,<br />
umgeben von Pferde- und Kuhalmen. 2003<br />
wurde sie von der DAV-Sektion Kaufering<br />
grundlegend modernisiert (moderne Waschräume<br />
und Duschmöglichkeit), 2012 erhielt<br />
sie das Umweltgütesiegel.<br />
Zustiege: Am kürzesten und bequemsten<br />
über den Fahrweg vom Parkplatz »Köglboden«<br />
an der Straße zwischen Achenkirch<br />
und Steinberg (2½ Std.), auch gut für<br />
Mountainbiker geeignet (1¼ Std.). Weitere<br />
Zustiege von Wildbad Kreuth über die<br />
Siebenhüttenalm und die Wolfsschlucht<br />
(4½ Std.), Achenwald (4 Std.) und dem<br />
Kaiserhaus im Brandenbergertal (4½ Std.)<br />
Kapazität: 58 Schlafplätze in Lagern<br />
und Zimmerlagern, besonderes Highlight ist<br />
die Honeymoon-Suite für frisch Verliebte<br />
Öffnungszeiten: je nach Schneebedingungen<br />
frühestens Mitte April, spätestens<br />
Mitte Mai bis Ende Oktober; im Winter<br />
ist ein Winterraum (6 Schlafplätze) mit AV-<br />
Schlüssel zugänglich<br />
Adresse: Gufferthütte der DAV-Sektion<br />
Kaufering, Aschau 83, A-6234 Brandenberg,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/5 37 68 68 oder<br />
(0)6 76/3 40 47 73, info@gufferthuette.at<br />
Hüttenwirte: Petra und Thomas Meyer,<br />
Innerberg 59, A-6133 Weerberg,<br />
Tel. 00 43/(0)6 76/6 29 24 04<br />
Fotos: DAV, Thomas Meyer<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Kulinarische Empfehlung<br />
vom Gourmet: die Gufferthütte<br />
über Steinberg<br />
Leidenschaftliche Mountainbiker:<br />
die Hüttenwirte<br />
Petra und Thomas Meyer<br />
mal auf die Gufferthütte, die mindestens so<br />
bekannt für ein gutes Essen ist: Käse von der<br />
Alm, Wurst vom Metzger Maier in Achenkirch,<br />
und die Weinkarte würde auch manchem<br />
Gasthaus drunten am Achensee gut<br />
anstehen.<br />
Dass auf der Gufferthütte manches ein<br />
wenig anders als anderswo ist, hat sich natürlich<br />
rasch unter den Wanderern und Bikern<br />
herumgesprochen. Letztere stellen das<br />
Gros der Tagesbesucher, was insofern ganz<br />
gut passt, weil Petra und Thomas ebenfalls<br />
leidenschaftliche Mountainbiker sind und<br />
schon viele Regionen der Alpen vom Fahrradsattel<br />
aus kennengelernt haben.<br />
Schon wieder so ein Thema, über das man<br />
endlos parlieren könnte. Eines von vielen.<br />
Manchmal kommen da Berge vor, manchmal<br />
auch nicht. Immer wieder kreisen Gespräche<br />
mit den beiden um Umwelt und<br />
Zukunft, um Nachhaltigkeit, um Perspektiven,<br />
weltweit und alpennah. Lust am Leben,<br />
gepaart mit einem scharfen Verstand,<br />
das ist eine gute Mischung. Nicht nur für<br />
Computer-Linguistik, sondern auch für die<br />
Schnittstelle zwischen Mensch und Natur<br />
– auf einer Berghütte. ◀<br />
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Foto: Wolfgang Ehn<br />
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oder besuchen Sie uns im Internet!<br />
alpinprogramm.de<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85<br />
Tel. 089/55 17 00-0 oder 089/29 07 09-725
AUF TOUR<br />
Willkommen im Steilen:<br />
Klettersteige öffnen<br />
den Eintritt in alpine<br />
Felswelten – zu einem<br />
kalkulierbaren Risiko.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Klettersteige in Reit im Winkl<br />
DRUM PRÜFE,<br />
wer sich eisern bindet<br />
Der Hausbachfallsteig in Reit im Winkl ist der erste TÜV-geprüfte<br />
Klettersteig Deutschlands. Zusammen mit dem Schuasta-Gangl durch<br />
die Steinplatte bietet er Klettersteiglern ein lohnendes Duett für ein<br />
Wochenende in der Vertikalen. Von Norbert Eisele-Hein (Text und Bilder)<br />
TÜV muss ich auch<br />
noch«, jammert Mann<br />
meist und meint damit<br />
eigentlich sein Auto.<br />
»Zum<br />
Und schon schwingt eine<br />
Mischung aus Respekt, Nervosität und<br />
unterschwelliger Angst in der Stimme.<br />
Hoffentlich beanstandet der TÜV nichts.<br />
Reißt der Besuch in der Werkstatt wieder<br />
ein klaftertiefes Loch in den Geldbeutel,<br />
ehe die begehrte Prüfplakette für zwei Jahre<br />
Ruhe und Sicherheit verschafft? Umgekehrt<br />
beim Tretroller für die Kids oder dem<br />
Wasserkocher: Da wird der TÜV sofort zum<br />
Verbündeten des Zeigefinger-bewehrten<br />
Über-Papis. Der Nachwuchs soll ja nicht<br />
mit Lenkerbruch aus der Kurve fliegen, und<br />
der Wasserkocher nicht explodieren, wenn<br />
man gerade den Frühstückstee bereitet.<br />
Dass der Technische Überwachungsverein<br />
nun auch ein Auge auf Klettersteige wirft,<br />
kann auf keinen Fall schaden. Denn im steilen<br />
Fels kann bereits eine lockere Schraube<br />
fatale Folgen haben. Zumal Klettersteiggehen<br />
boomt. Die Kosten für die Ausrüstung<br />
sind mit knapp 150 Euro überschaubar.<br />
Damit werden Wände machbar, die<br />
sonst den Kletter-Assen vorbehalten sind.<br />
Gemogelt, sagen manche, dabei ist Schwindelfreiheit<br />
auch an Klettersteigen Grundvoraussetzung.<br />
Seile und Leitern, Bügel und<br />
Klammern degradieren zwar das Abenteuer<br />
des Freikletterns, bringen das luftige Erlebnis<br />
dafür in die Reichweite einer viel größeren<br />
Zielgruppe. Klettersteige bieten den<br />
kalkulierten Kick und liegen daher ebenso<br />
im Trend wie Hallenklettern und Pistenskitouren.<br />
Nicht jeder ist gewillt, am Berg<br />
seine Grenzen zu verschieben, wenn alpine<br />
Infrastruktur ein steiles Erlebnis auch<br />
angstfrei möglich macht.<br />
Durchatmen, trotz TÜV<br />
Der Hausbachfall-Steig in Reit im Winkl ist<br />
nun Deutschlands erster TÜV-geprüfter Klettersteig.<br />
Das TÜV-Logo am Einstieg beschert<br />
ein fast schon irrational heimatlich-mütterlich-positives<br />
Gefühl: Die Seile werden<br />
INFO<br />
Sicher durch<br />
Klettersteige<br />
Nach mehreren Rückrufaktionen diverser<br />
Hersteller haben sich Y-Klettersteigsets<br />
mit Bandfalldämpfer und Karabiner mit<br />
Verriegelungsautomatik am Markt etabliert.<br />
Dennoch sollte man sich beim Kauf im<br />
Fachhandel genau informieren.<br />
Klettersteigpartner überprüfen gegenseitig<br />
den korrekten Sitz ihrer Ausrüstung. Hüftgurt<br />
und Helm sind am Klettersteig Pfl icht,<br />
Handschuhe empfehlenswert. An den Füßen<br />
genügen oft leichtere Bergstiefel mit fester<br />
Sohle. Zu starre Schuhe malträtieren die<br />
Knöchel beim Stehen im steilem Fels.<br />
Es werden immer beide Karabiner eingehängt,<br />
an den Ankerpunkten werden die Karabiner<br />
einzeln umgehängt. Klettersteige sind kein<br />
Turnreck – kraftsparend steigt man aus den<br />
Beinen nach oben. Ganz wichtig: Nur bei<br />
sicherer Wetterlage einsteigen. Regen erhöht<br />
die Schwierigkeit eines Klettersteigs enorm,<br />
bei Gewittern herrscht Lebensgefahr.<br />
Bei der Schwierigkeitsbewertung hat sich<br />
inzwischen die Schall-Skala durchgesetzt,<br />
die von A (wenig schwierig) bis E (extrem<br />
schwierig) reicht. Ab C wird Klettersteigausrüstung<br />
dringend empfohlen.<br />
In jedem Fall empfi ehlt sich vor dem ersten<br />
Eisenweg eine geführte Tour oder ein<br />
Klettersteigkurs, etwa beim Alpenverein<br />
oder den zahlreichen privaten Anbietern.
Blumenmeer unter<br />
steilem Fels: Der<br />
»Schuasta-Gangl geizt<br />
nicht mit Reizen.<br />
Felsen fest:<br />
Die Steighilfen am<br />
Hausbachfall<br />
sind TÜV-geprüft.<br />
Gemogelt, sagen manche. Dabei ist<br />
Schwindelfreiheit auch an Klettersteigen<br />
die Grundvoraussetzung zum Glück.<br />
KOMPAKT<br />
Reit im Winkl<br />
Anreise: Über die A 8<br />
München–Salzburg, Ausfahrt<br />
Nr. 106 Bernau und weiter<br />
auf B 305 nach Reit im Winkl.<br />
Aus Richtung Salzburg bis<br />
Ausfahrt Nr. 112 Siegsdorf und<br />
über Ruhpolding nach Reit<br />
im Winkl. Mit der Bahn bis<br />
Prien am Chiemsee und weiter<br />
mit den Bussen des RVO,<br />
Linie 9505 nach Reit im Winkl,<br />
www.rvo-bus.de; bei mehr Gepäck<br />
oder eigenen Bikes bietet<br />
das Reisebüro Haberhauer<br />
individuellen Bustransfer,<br />
info@haberhauer-touristik.de,<br />
Tel. 0 86 40/7 97 98 88<br />
Klettersteigausrüstung<br />
(auch zum Verleih),<br />
www.sportmuehlberger.de,<br />
Tel. 0 86 40/79 70 06 und<br />
Sport Dorner, Tel. 0 86 40/<br />
79 86 88, große Auswahl, kompetente<br />
Beratung und Service<br />
Karten und Literatur:<br />
Spezial-Wanderkarte<br />
1:25 000, Nr. 37, »Reit im<br />
Winkl/Kaiserwinkl«,<br />
11. Aufl ., detaillierte Topokarte,<br />
www.wave.at, 5,20 €<br />
Tourist-Info: Reit im Winkl,<br />
Dorfstraße 38, 83242 Reit<br />
im Winkl, Tel. 0 86 40/8 00 27,<br />
www.reitimwinkl.de<br />
Tipp: Die Gästekarte eröffnet<br />
ein umfangreiches Gratisangebot<br />
an geführten Wanderungen,<br />
Radtouren und<br />
Programmen für Kids.<br />
halten, aber flacher wird der Fels davon<br />
nicht. Vor uns liegen 170 Höhenmeter im<br />
Schwierigkeitsgrad C, eine Stunde Durchstiegszeit<br />
wird dafür veranschlagt. Das<br />
Stahlseil führt über einen bauchigen Fels.<br />
Da heißt es zupacken, den Bizeps schon<br />
mal aufjaulen lassen, die Tritte sorgsam<br />
auswählen. Eine fast überhängende Leiter<br />
entschärft die Steilstufe neben einer Höhle.<br />
Dank der Steighilfen kommen wir in den<br />
Genuss einer wundervoll luftigen Route,<br />
die direkt durch eine zauberhafte Wasserfallschlucht<br />
führt. In den Quergängen über<br />
den ausgewaschenen Rinnen des Wasserfalls<br />
gluckst es leise. In der Wand hängende<br />
Holzbalken entlasten die Arme, fordern das<br />
Gleichgewicht. Seilbrücken über Nebenarme<br />
des Hausbachs sorgen für Tief blicke<br />
mit Adrenalinkick. Ein langer exponierter<br />
Quergang erzeugt einen meditativen Flow,<br />
der diesmal nicht von Gedanken an lockere<br />
Schrauben oder rostige Stahlseile unterbrochen<br />
wird. Konzentriert die Karabiner<br />
ein- und ausklinken, voranschreiten. Noch<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
einmal über eine schwankende Seilbrücke<br />
tänzeln. Über einen schmalen Baum balancieren.<br />
Geschafft. Durchatmen, trotz TÜV,<br />
und dann das Panorama genießen: Der Blick<br />
zurück in die Schlucht ist fast kitschig, und<br />
auch die Steinplatte, unser nächstes Ziel,<br />
lächelt uns mit ihrer in der Sonne erglühenden<br />
Gipfelwand entgegen.<br />
Herr Kron, Sie haben die Abnahme<br />
des Hausbachfall-Steigs<br />
betreut. Wie läuft so etwas ab?<br />
Bei dieser Vor-Ort-Abnahme werden<br />
die Konstruktionsdokumente<br />
gecheckt sowie der Klettersteig begangen.<br />
Auf dieser Basis erstellen<br />
wir einen Prüf bericht und, falls alles in Ordnung<br />
ist, eine Abnahmeurkunde. Das dauert einen Tag.<br />
Nach welchen Vorschriften arbeiten sie?<br />
Wir erarbeiten gerade mit anderen Verbänden<br />
und den Alpenvereinen eine Norm als Grundlage.<br />
Es gibt bereits eine Menge an Vorgaben. So muss<br />
der Durchmesser für Sicherungsseile, die auch zur<br />
Fortbewegung eingesetzt sind, zwischen zwölf und<br />
16 mm betragen. Der vertikale Abstand zwischen<br />
zwei Ankerpunkten der Sicherungsseile darf max.<br />
drei Meter betragen. Der erste Ankerpunkt nach<br />
dem Einstieg muss in einer Höhe zwischen 4,5 und<br />
fünf Meter angebracht sein. Und natür lich muss<br />
alles sicher angebracht und verarbeitet sein.<br />
Im Schuasta-Gangl schlottern die Knie<br />
Eines gleich vorweg. Die Steinplatte ist alles<br />
andere als platt. Sie reckt ihren wulstigen<br />
Bierbauch dem nahen Wilden Kaiser<br />
entgegen. Dahinter strahlen die Hohen<br />
Tauern wie frisch gebleachte Hollywood-<br />
Schönheiten um die Wette. Der Zustieg<br />
über den Gamssteig ist ein Gedicht. Gleich<br />
zu Beginn fordern ein paar knifflige Passagen<br />
zwingend das Anlegen der kompletten<br />
Montur. Ein Wanderpfad durch einen Blütentraum<br />
aus Sumpfdotterblumen,<br />
Schusternagerl und<br />
Enzianen lenkt Augen und<br />
Bronchien bis zum Wandfuß<br />
ab, ehe das »Schuasta-Gangl«<br />
abrupt in die Höhe schießt.<br />
Der Klettersteig ist zwar nicht<br />
TÜV-überwacht, aber stets<br />
gut versichert. Senkrechte<br />
Seile und Behelfstritte führen<br />
hinauf in einen kurzen Rinnenkamin,<br />
genannt »Himmelsleiter«.<br />
Gut versicherte<br />
Quergänge und schier senkrechte,<br />
mit Trittstiften gangbar gemachte<br />
Aufschwünge führen zum »Knie-Schladerer«<br />
– warum diese Passage um einen unverschämt<br />
ausgesetzten Turm herum so<br />
heißt, klärt sich beim Tiefblick ganz von alleine,<br />
auch wenn erfahrene Klettersteigler<br />
bei dieser Variante eher leuchtende Augen<br />
als schlotternde Knie bekommen werden.<br />
Über eine kurze Seilbrücke führt der Steig<br />
wieder auf die Hauptroute. Ein harmloser<br />
Wanderweg führt die letzten Höhenmeter<br />
zum Gipfelkreuz, wo die Chiemgauer und<br />
Berchtesgadener Platzhirsche ein gewaltiges<br />
Panorama an den Horizont zeichnen.<br />
Weit reicht der Blick in die Runde, vom<br />
Sonntagshorn hinüber zu Watzmann und<br />
Hochkalter. Wir klatschen kurz ab und nicken<br />
nur stumm. Packen die Brotzeit aus<br />
und unsere Glückshormone schuhplatteln<br />
um die Wette.<br />
◀<br />
Endlich flacher Boden: Gipfelglück auf der Steinplatte<br />
INTERVIEW mit Diplomingenieur Volker Kron, 51, vom TÜV-SÜD<br />
Steigen die Anfragen nach einer Expertise des<br />
TÜVs, seit der Abnahme des Hausbachfall-Steigs?<br />
Ja, in der Tat. Wie ich gehört habe, kommt der<br />
Hausbachfallsteig sehr gut an und auch bei uns<br />
steigt die Nachfrage, weil es sich wohl auch touristisch<br />
sehr gut vermarkten lässt.<br />
Was hat Ihnen besonders daran gefallen?<br />
Solide Anschlagpunkte, fachmännische Ausfertigung,<br />
geringer ökologischer Eingriff, landschaftlich<br />
spektakulär durch den schönen Wasserfall,<br />
ein toller Baum zum Abschluss – ein wunderbarer<br />
Klettersteig.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung der Klettersteige<br />
im gesamten Alpenraum?<br />
Klettersteige werden leider immer schwieriger und<br />
dadurch steigt auch das Sturzrisiko. Stürzen war<br />
früher auch im Klettersteig tabu, aber heute wird<br />
da teilweise anders rangegangen. Dies macht es<br />
auch erforderlich, dass die Anlage 100-prozentig<br />
verlässlich ist.<br />
TOUREN<br />
Eisen im Chiemgau<br />
Zum Eintritt in die Welt der<br />
Klettersteige hält die Region Reit<br />
im Winkl einiges bereit.<br />
1 Hausbachfall-Klettersteig<br />
▶ leicht/B u. C 1 Std.<br />
170 Hm 170 Hm<br />
Ausgangspunkt: Vom Festsaal Reit im<br />
Winkl, Tiroler Str. 37, erreicht man den<br />
Klettersteig in ca. 15 Minuten. Der Einstieg<br />
befi ndet sich hinter der Kirche am Grünbühel<br />
beim Natur-Barfußpark.<br />
Verlauf: Beim Auffangbecken unterhalb<br />
des Einstiegs gibt es eine Übungsstrecke<br />
und Übersichtstafel. Nach dem Einstieg<br />
bei der Höhle steil empor und kurz queren,<br />
ehe drei Holzbalken zu einer weiteren<br />
steilen Passage leiten. Von einem Absatz<br />
führt eine Seilbrücke in die zweite Hälfte<br />
des Klettersteigs, die etwas einfacher ist.<br />
Über die Baumstammbrücke zum Ausstieg.<br />
Abstieg: Nach der Baumstammbrücke auf<br />
einem alpinen Steig rechts des Hausbachfalls<br />
in etwa 30 Minuten hinab zur Kirche.<br />
Info: Topo unter www.reitimwinkl.de/sommerurlaub/klettersteig-in-bayern-chiemgau;<br />
geführte<br />
Touren durch SAYAQ Adventures GmbH<br />
(ca. 50 Euro pro Person), Anmeldung unter<br />
Tel. 0 86 40/7 96 92 90. Der Klettersteig ist<br />
im Sommer je nach Wetterlage geöffnet.<br />
2 Schuasta-Gangl<br />
▶ mittel/C 2 Std.<br />
250 Hm 250 Hm<br />
Anfahrt: Von Seegatterl mit der Gondel zur<br />
Winklmoosalm und dann in einer Stunde<br />
Wanderung zum Gamssteig, der auch von<br />
der Bergstation der Steinplatte erreichbar<br />
ist. Von dort in 30 Minuten zum Wandfuß.<br />
Verlauf: Vom Einstieg kurz empor, und nach<br />
links zum Rinnenkamin der »Himmelsleiter«.<br />
Nach einer erdigen Rinne führen Steilstufen<br />
bis zu einer Kante, hinter der man in eine<br />
Schlucht mit großem Turm quert. Hier entweder<br />
Variante um den Turm herum, oder<br />
leichter die Schlucht empor bis zum Beginn<br />
der Gipfelwand. Klammern leiten eine<br />
Rampe hinauf zu einem kurzen Steilstück,<br />
danach kurz fl acher bis zur Schlusspassage,<br />
über die man zum Plateau aussteigt.<br />
Abstieg: Von der Steinplatte in 45 Minuten<br />
zur Gondel nach Waidring oder zurück zur<br />
Winklmoosalm in ca. 90 Minuten.<br />
Tipp für Anfänger und Familien:<br />
Vor dem ersten Klettersteig kann man im<br />
Kletterwald bei Reit im Winkl erste vertikale<br />
Gehversuche unternehmen: Tel. 0 86 42/<br />
5 95 56 50, www.parkeroutdoor.com<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89
KOLUMNE<br />
Tomasz (rechts) und<br />
David haben sich<br />
zwar nicht gesucht,<br />
aber gefunden.<br />
Danke, Polen!<br />
Ich muss schmunzeln und freue mich innerlich<br />
über den Lauf der Dinge. Nun sitzen<br />
wir also hier oben in unserem kleinen Zelt,<br />
ein paar Millimeter Stoff trennen uns von<br />
eisigen minus 30 Grad Celsius und Windgeschwindigkeiten<br />
von 50 Kilometern pro<br />
Stunde. Auf 7000 Metern Höhe. Am Nanga<br />
Parbat auf der Schell Route in Lager vier. Im<br />
Winter.<br />
Simone Moro und ich sind hier als eine von<br />
zwei Winterexpeditionen am Start. Die andere<br />
Expedition ist aus Polen. Selbe Route,<br />
selbes Ziel. Es geht um die erste erfolgreiche<br />
Winterbesteigung des Berges.<br />
Eigentlich wäre das mal Stoff für einen<br />
Klassiker der <strong>Bergsteiger</strong>historie gewesen,<br />
ein Wettlauf um Ehre und den Sieg fürs Vaterland.<br />
Eine italienisch-deutsche Seilschaft<br />
gegen die polnische. Aber ich schmunzle<br />
und freue mich, dass wir diese Zeit hinter<br />
uns gelassen haben.<br />
Hier oben auf 7000 Metern sitze ich nämlich<br />
nicht mit Simone in einem Zelt, da er<br />
wegen Magenproblemen leider umdrehen<br />
musste. Neben mir sitzt Tomacz aus Polen.<br />
Nach den acht Tagen, die er es jetzt auf dem<br />
Weg zum Gipfel versucht, sieht er ehrlich<br />
Früher wäre unser<br />
Versuch einer Winterbesteigung<br />
am Nanga<br />
Parbat ein Klassiker<br />
im Kampf um Ehre fürs<br />
Vaterland geworden.<br />
Heute teilen wir die<br />
Sauna im Basislager.<br />
Von David Göttler<br />
Was macht man, wenn Bergsteigen im<br />
Himalaya nicht möglich ist? Klar, Wellness!<br />
gesagt nicht mehr ganz frisch aus. Aber eigentlich<br />
auch kein bisschen anders als unten<br />
im Basecamp. Knapp über 40, Vollbart,<br />
struppige Haare, seine Hände lassen auf ein<br />
arbeitsreiches Lebens schließen. Wir haben<br />
uns als die beiden Überbleibsel unserer Expeditionen<br />
ab Lager drei zusammen gefunden.<br />
Sein Partner ist einfach nicht schnell<br />
genug in Lager drei angekommen und nun<br />
auf dem Rückweg. Auch uns mahnt das<br />
Wetterfenster zur Eile, doch wir sind guter<br />
Dinge für den kommenden Tag,<br />
Ich muss mich an die immer wiederkehrende<br />
Frage der Journalisten in Mails, in<br />
Anrufen oder auch schon vor unserer Abreise<br />
erinnern, wie sehr es uns hier um einen<br />
Wettlauf gehe und wie groß die Konkurrenz<br />
zu den Polen sei. Gerne fragen sie,<br />
welche Taktik wir wählen würden, um die<br />
Ersten am Gipfel zu sein.<br />
Es ist schon ein wahres Spiel: Mit einer Vehemenz<br />
versuchen sie, aus dem Ganzen<br />
einen Zweikampf zu konstruieren. Und<br />
wir versuchen immer wieder, dieses Konstrukt<br />
zum Einsturz zu bringen. Ich habe<br />
das schon einmal erlebt, allerdings nur als<br />
Seilpartner von Gerlinde Kaltenbrunner.<br />
Fotos: David Göttler<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Ihr wurde damals ein Wettstreit mit Edurne<br />
Pasaban um die Besteigung der 14 Achttausender<br />
angedichtet. Ich weiß, dass die<br />
beiden gut befreundet sind.<br />
Um was geht es uns eigentlich?<br />
Seitdem unsere beiden Expeditionen am<br />
Nanga Parbat angekommen sind, haben wir<br />
uns angenähert: Wir benutzen die Fixseile<br />
der Polen im unteren Teil der Route und sie<br />
die unseren weiter oben. Mal spuren wir,<br />
mal sie. Wir tauschen Wetterberichte aus,<br />
stimmen unsere Taktiken ab, sie genießen<br />
unsere Internet-Flatrate und wir die polnische<br />
Sauna mit ihnen! Sie ist natürlich<br />
das Wellness-Highlight im Basislager: Ein<br />
kleiner Raum in einer der Steinhütten, aufgeheizt<br />
mit einem Holzofen und heißen<br />
Steinen, auf denen sich hervorragend ein<br />
Aufguss machen lässt. Leider haben das die<br />
Medien daheim nicht miterlebt.<br />
Und nun ist der Zufall unsere beste Waffe.<br />
Tomacz sieht es genauso. Es ist kein Kampf<br />
hier, kein Wettlauf. Wir versuchen beide,<br />
den Verhältnissen zu trotzen, uns gegenseitig<br />
zu motivieren und wo es geht, zu helfen.<br />
Wir sprechen über das Leben daheim und<br />
den Berg hier. Wir träumen beide davon,<br />
in den kommenden Tagen gemeinsam dort<br />
oben am Gipfel zu stehen. 8126 Meter. Das<br />
würde uns schon sehr gefallen und ein Zeichen<br />
setzen, dass diese Art von Konkurrenz,<br />
zwischen welchen Ländern oder <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
auch immer, sinnlos ist.<br />
Jeder wird wieder seinen Weg gehen, sobald<br />
wir unten sind, aber hier am Berg und während<br />
der ganzen Expedition habe ich ein<br />
Teilen, eine Freundschaft, ein Miteinander<br />
gefunden, das selten geworden ist. Es sollte<br />
um die Auseinandersetzung mit uns selbst<br />
und der Natur gehen und nicht um das<br />
Schneller, Höher, Weiter.<br />
Wir starten am nächsten Morgen und erreichen<br />
7200 Meter. Aber der Wind und das<br />
kurze Wetterfenster lassen uns umdrehen.<br />
Auch ohne Gipfel<br />
erfolgreich: Expeditionsteilnehmer<br />
am Nanga Parbat.<br />
Ohne groß darüber zu diskutieren, kommen<br />
wir beide zu diesem Entschluss. Wir<br />
werfen einen Blick auf die Diamir-Seite und<br />
umarmen uns.<br />
Nun teilen wir auch die Enttäuschung. ◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978,<br />
teilte sein Zelt an den Steilwänden<br />
und Achttausendern dieser Welt<br />
unter anderem schon mit Gerlinde<br />
Kaltenbrunner, Stefan Glowacz und<br />
Simone Moro. Der staatlich geprüfte<br />
Berg- und Skiführer sowie Trainer<br />
des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv für den BERGSTEIGER über<br />
seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
Foto: Kärnten Werbung, Franz Gerdl<br />
Location: Hühnersberg mit Blick auf Millstätter See, Etappe 10<br />
Alpe-Adria-Trail: Wandern im Garten Eden!<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
www.alpe-adria-trail.com
SERVICE<br />
Umweltbewusst bei<br />
hoher Funktionalität,<br />
dampfdurchlässig und<br />
zugleich wasserdicht,<br />
sicher und robust trotz<br />
Gewichtseinsparungen:<br />
Die Hersteller müssen<br />
immer zwei Seiten berücksichtigen,<br />
wenn sie<br />
Ausrüstung perfektionieren.<br />
Wir zeigen Ihnen,<br />
bei welchen aktuellen<br />
Produkten der Kompromiss<br />
gut gelungen ist.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Gutes Profil:<br />
Komfort und zugleich<br />
fester Halt im Schuh<br />
sind wichtige Voraussetzungen<br />
für ein<br />
gelungenes Bergerlebnis.<br />
Frisch<br />
Der große Ausrüstungsberater für den Sommer 2014<br />
Ökosiegel und soziales Engagement<br />
sind Herstellern und Käufern<br />
von Bergausrüstung immer<br />
wichtiger. Hier setzt sich<br />
zunehmend die bluesign-Zertifizierung<br />
durch, die für Textilprodukte die<br />
derzeit höchsten Umweltstandards vorgibt.<br />
Wie schwierig dies ist, zeigt sich daran, dass<br />
in aller Regel nur der Stoff, aber nicht das<br />
ganze Produkt zertifiziert ist. Das Fair<br />
Trade-Siegel dagegen bestätigt, dass die<br />
Kleidung nach bestimmten sozialen Stan-<br />
dards (Lohn, Arbeitszeit, Sicherheit) produziert<br />
wurde. Auf dieses Siegel setzt beispielsweise<br />
die Schweizer Firma Mammut,<br />
während andere Unternehmen anderweitig<br />
soziales Engagement zeigen. Marmot unterstützt<br />
Dorfprojekte in Nepal, Patagonia<br />
spendet ein Umsatz-Prozent für Umweltprojekte,<br />
Vaude stellt Ausrüstung möglichst<br />
umweltfreundlich her (Green Shape), Mountain<br />
Equipment hat die Zertifizierung nach<br />
dem »Down Codex« für Daunengewinnung<br />
ohne Tierquälerei eingeführt.<br />
Momentan liefert sich die Outdoor-Branche<br />
ein Wettrennen, wer bei der Grundimprägnierung<br />
von wasserabweisender Bekleidung<br />
als erstes ohne Qualitätseinbußen<br />
von den schädlichen PFC-Chemikalien wegkommt.<br />
Wetterschutz versus Atmungsaktivität ist<br />
ein Dauerbrenner, der immer dampfdurchlässigere<br />
Membranen hervorbringt, die dafür<br />
»nur« den für die meisten Situationen<br />
völlig ausreichenden Druck von 10 000 Millimeter<br />
Wassersäule aushalten. Probleme<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Funktion ohne<br />
Naserümpfen:<br />
Shirts aus Merino<br />
stinken nicht, robuste<br />
Hosen mit Stretchanteil<br />
machen jede<br />
Bewegung mit.<br />
Längenverstellbare<br />
Teleskopstöcke:<br />
federn die Schritte ab,<br />
geben mehr Sicherheit<br />
und entlasten die<br />
Knie vor allem im<br />
Abstieg.<br />
Leichter<br />
Lastentransport:<br />
Auch wenn in den<br />
Rucksack viel rein passt,<br />
sollte man seine Packliste<br />
möglichst kurz<br />
halten.<br />
ausgepackt<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
kann es hier lediglich an Druckstellen wie<br />
Schultern und Hüften geben, was oft mit einem<br />
festeren Oberstoff ausgeglichen wird.<br />
Eine noch permeablere Alternative sind<br />
wasserresistent imprägnierte Sommer-<br />
Softshells ohne Membran, die zwar Wind<br />
und Feuchtigkeit abhalten, aber bei Dauerregen<br />
durchnässen. Am besten leiten<br />
Stretchfleece-Jacken den Dampf ab. Wer<br />
Wetterschutz und zugleich hohe Atmungsaktivität<br />
wünscht, greift lieber zu Hybridsoftshells,<br />
die an neuralgischen Zonen über<br />
wind- oder wasserdichte Membranen verfügen.<br />
Die Konstruktion von Sicherheitsausrüstung<br />
wie Seil, Gurt, Helm oder Klettersteigset<br />
prägt immer mehr der Kompromiss<br />
zwischen Robustheit und Leichtgewicht.<br />
Ohne Normierungen würde es hier zu<br />
schweren Unfällen kommen; mit Norm ist<br />
Materialversagen trotz immer leichterer<br />
Kletterausrüstung extrem selten: Seilrisse<br />
oder Karabinerbrüche treten praktisch nur<br />
durch Missbrauch an scharfen Kanten bzw.<br />
bei Querbelastung auf, Bandrisse bei überaltertem<br />
Material. Allerdings werden die<br />
Sicherheitsreserven geringer.<br />
Bei Klettersteigsets setzen die Hersteller jetzt<br />
stärker auf Robustheit, nachdem es zu einem<br />
materialbedingten Bandriss kam. Statt<br />
integrierter Elastik-Sicherungsbänder werden<br />
Band und Gummi wieder getrennt und<br />
die restlichen Lochplatten-Dämpfer durch<br />
die präziseren Bandfalldämpfer ersetzt –<br />
die zudem häufig für einen weiteren Gewichtsbereich<br />
zugelassen sind.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
Bergwandern<br />
Luftiger<br />
Kleintransporter<br />
Futura 30 SL (Deuter)<br />
Gefühlvoller Minimalist<br />
Men’s Ultra Kilowatt (The North Face)<br />
Die minimalistische Leichtkonstruktion für Wanderer<br />
verbindet Barfußgefühl mit nötigstem Schutz. Die<br />
innovative Vibram-Laufsohle ermöglicht natürliche<br />
Beweglichkeit und schützt den Fuß vor spitzen<br />
Gegenständen, während die Zwischensohle für<br />
optimales Rückfedern sorgt.<br />
• Netz-Obermaterial für höchste<br />
Atmungsaktivität, schnelltrocknendes<br />
Innenfutter, Pebax Cradle-<br />
Konstruktion<br />
Gewicht: 542 g/Paar (Größe 9)<br />
Preis: 120 €<br />
Info: www.thenorthface.eu<br />
Packliste<br />
• Hinterlüfteter Wander- oder anliegender<br />
Alpinrucksack (20-30 L)<br />
• robuste, wasserdicht-atmungsaktive Trekkingstiefel<br />
oder weichere Wanderschuhe<br />
• leichte, klein verpackbare Teleskopstöcke<br />
• Funktionssocken<br />
• Dünne Abzipphose oder wasser- und windabweisende<br />
Stretch-Berghose<br />
• Kurzärmeliges Funktions-Unterhemd<br />
(Kunstfaser oder dünnes Wollgemisch)<br />
• Berghemd gegen Sonnenbrand/UV-<br />
Strahlung<br />
• Dampfdurchlässige, mehr oder weniger<br />
wärmende Midlayer (evtl. mit Kapuze)<br />
• Evtl. Sommersoftshell ohne Membran oder<br />
Windbreaker<br />
• Leichtes, sehr atmungsaktives Hardshell<br />
• Evtl. leichte Regenhose mit Reißverschluss<br />
bis zur Hüfte<br />
• Cap, Sonnenhut oder Schlauchband<br />
• Sonnenbrille und Sonnencreme<br />
• Trinkfl asche oder Trinksystem<br />
• Karte oder GPS<br />
• Handy oder Smartphone<br />
• Evtl. Höhenmesser und Kompass oder<br />
Multifunktionsuhr<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger, Hersteller<br />
Des Kaisers<br />
<strong>neue</strong> Bluse<br />
Marti W's Short<br />
Sleeve Shirt<br />
(Tatonka)<br />
Das Rückennetz mit dreiseitiger<br />
Lüftung ermöglicht fast schweißfreies<br />
Wandern dank körpernahem Anliegen<br />
und optimaler, meshgepolsterter<br />
Gewichtsverteilung auf Hüften und<br />
Schultern. Der <strong>neue</strong> fl exible Rahmen des<br />
Wanderrucksacks sorgt für hohe Stabilität<br />
bei minimalem Gewicht.<br />
• Stockhalter, Pickelhalter, Bodenfach,<br />
Seiteneingriff, Regenhülle, diverse<br />
Taschen, Short-Varianten für Frauen,<br />
Extra Long für Große, Volumengrößen<br />
20 SL bis 35 EL,<br />
Deckelfach mit zwei Schnallen<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.deuter.com<br />
Die atmungsaktive und schnell trocknende Kurzarmbluse<br />
in femininem Schnitt ist antibakteriell<br />
und mit UV-Schutz ausgestattet. Das elastische<br />
Funktionsmaterial T-Tech Weave Light ist so luftig,<br />
dass man das Hemd beim Gehen kaum spürt.<br />
• Größen 36-44, in den Farben red carpet, blue<br />
nights und blue aster,<br />
Brusttasche<br />
Gewicht: 100 g<br />
Preis: 85,- €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
Bissige Sohlen<br />
Chainsen Light (Snowline)<br />
Nicht nur zum Winterwandern,<br />
sondern auch im Sommer zum<br />
Queren von Altschneefeldern sind diese<br />
ultraleichten Kettenspikes mit Zentimeterzacken<br />
die optimale Hilfe. Dank Elastomer-Fixierung sind<br />
die Spikes in Sekunden an- oder ausgezogen und<br />
sitzen perfekt auf unterschiedlichsten Schuhen.<br />
• Frontbügel gegen Verrutschen am Schuh,<br />
Packbeutel mit Clip<br />
Gewicht: 210 g/Paar (Größe M)<br />
Preis: 49,90 €<br />
(Pro-Version 100 g mehr: 39,90 €)<br />
Info: www.kochalpin.at<br />
Luxuriöse Stütze<br />
Corklite (Leki)<br />
Das offenporige Cortec-Material der ergonomisch<br />
geformten, robusten Grip Zone dieses dreiteiligen<br />
Aluminium-Teleskopstocks ist höchst komfortabel zu<br />
greifen, robust und mit kühlender Funktion. Zudem<br />
bietet der leichte Aergon-Knauf eine große, variable<br />
Stützfl äche mit sicherem Halt in jeder Position.<br />
• einfache Längenverstellung, zuverlässige Fixierung,<br />
Verstellbereich 67-135 cm, Außenverstellsystem<br />
Speed Lock mit TÜV Zertifi kat<br />
Gewicht: 542 g/Paar<br />
Preis: 99,95 €/Paar<br />
Info: www.leki.de<br />
Aufgeräumter<br />
Packesel<br />
Miage<br />
(Salewa)<br />
Dieser zweischnallige<br />
Bergrucksack für anspruchsvolle<br />
Touren fällt<br />
durch sein optimal anliegendes<br />
Rückensystem<br />
auf, das dem <strong>Bergsteiger</strong> viel Bewegungsfreiheit<br />
lässt. Deckeltasche, Hüftgurttasche, Seitenfächer<br />
und Fronteingriff ins Hauptfach erleichtern die<br />
Sortierung des Inhalts.<br />
• Pickel-/Stöckehalter, Seilhalter, Materialschlaufen,<br />
Rückensystem Contact Fit Pro<br />
Preis: 109,95 € (36 Liter; auch in 30 L erhältlich)<br />
Info: www.salewa.de<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Klettersteige<br />
Faltbarer Winzling<br />
Micro Vario Carbon (Leki)<br />
Der faltbare Karbonstock passt in jeden Bergrucksack<br />
und ermöglicht so störungsfreies Kraxeln am<br />
Klettersteig oder im Fels. Die Faltmechanik funktioniert<br />
mittels interner Spannschnur mit Ausgleichsfeder<br />
und externer Knopfraste. Zusammengesetzt für<br />
den Zu- und Abstieg lässt er sich um 20 Zentimeter<br />
verstellen. Der perfekt in der Hand liegende Aergon-<br />
Griff und die hautfreundliche Handschlaufe sorgen<br />
für Komfort beim Abstützen.<br />
• Packmaß 38 cm, Verstellbereich 110–130 cm<br />
Gewicht: 445 g/Paar<br />
Preis: 149,95 €/Paar<br />
Info: www.leki.de<br />
Preiswerte<br />
Nummer Sicher<br />
Via Ferrata Pro<br />
(LACD)<br />
Erhebliche Sicherheitsreserven<br />
bietet dieses günstige Set: hohe<br />
Gewichts-Bandbreite bei der<br />
Auslösung des Bandfalldämpfers<br />
und hohe Restfestigkeit nach einem<br />
Sturz. Dazu elastische Sicherungsarme<br />
mit innen laufendem Gummi,<br />
asymmetrischen Armlängen und<br />
sicheren Karabinern.<br />
• für Personen von 50 kg bis 120 kg,<br />
Karabiner mit Handballenöffnung<br />
• kompakter Dämpfer, 17 kN<br />
Restfestigkeit (EN 958)<br />
Gewicht: 500 g<br />
Preis: 74,99 €<br />
Info: www.lacd.de<br />
Packliste<br />
• Klettersteig-Set<br />
• Klettergurt mit Materialschlaufe und<br />
evtl. verstellbaren Beinschlaufen<br />
• Kletterhelm mit guter Lüftung<br />
• Robuste Klettersteig-Handschuhe mit<br />
freien Fingerkuppen<br />
• Alpinrucksack mit Trinksystem<br />
• Bergschuhe mit Reibungszone (alpin) oder<br />
Approachschuhe (talnah)<br />
• Funktionssocken<br />
• Stretch-Berghose oder Hochtourenhose<br />
• Funktions-Unterhemd<br />
• Dampfdurchlässige, mehr oder weniger<br />
wärmende Midlayer<br />
• Sommersoftshell ohne Membran oder<br />
Softshellhybrid mit Kapuze<br />
• Leichte Hardshell-Jacke<br />
• Sonnenschutz<br />
• Klettersteigskizze<br />
• Karte oder GPS (für Auf- und Abstieg)<br />
Leichtgängiger<br />
Allrounder<br />
Ferrata Combi GTX (Hanwag)<br />
Das Einsatzspektrum dieses robusten und doch<br />
leichten Alpinschuhs reicht von Bergtouren im Hoch -<br />
gebirge über Klettersteige bis zu leichten Kombitouren<br />
im Gletscherbereich. Der weiche Schaft abschluss<br />
aus Neopren verhindert Druckstellen.<br />
• Heckkerbe für Steigeisen mit Kombibindung,<br />
bedingt steigeisenfest, Schnellschnürung mit<br />
Fixierhaken<br />
Gewicht: 1500 g/Paar (Größe 7,5)<br />
Preis: 269,95 €<br />
Info: www.hanwag.de<br />
Inspector Gadgets Arme<br />
Ergo Zip (Salewa)<br />
Für dieses Klettersteigset entwickelte Salewa in<br />
Kooperation mit der TU München Karabiner mit vereinfachter<br />
Handhabung. Das Set ist somit kinderleicht<br />
zu bedienen – auch wegen des Zip-Rollers,<br />
der die Sicherungsarme einholt, so dass sich die<br />
Karabiner immer in Greifweite befi nden.<br />
• optimale Bedienung bei jeder Armreichweite,<br />
30% Kraftersparnis bei der Karabinerbedienung<br />
Gewicht: 540 g<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Leiser Dreiarm<br />
Hydra<br />
(Austrialpin)<br />
Ideal für schwere<br />
Klettersteige: Dieses<br />
Set besitzt einen dritten,<br />
abnehmbaren Arm, der bei<br />
schwierigen Kletterpassagen ins Drahtseil<br />
gehängt wird und sich bei Sturzbelastung<br />
sofort einklemmt. Die Colt-Karabiner mit weiten<br />
Schnappern lassen sich wie eine Zange leicht,<br />
sicher und verletzungsfrei bedienen. Eine optionale<br />
Kunststoffeinlage mindert als Schalldämpfer das<br />
Rasseln der Karabiner am Stahlseil.<br />
• mit fi xen oder elastischen Armen<br />
• Karabiner erfüllt UIAA Knicktest<br />
(Belastbarkeit 18 kN)<br />
Gewicht: 660 g<br />
Preis: 129,90 €, Schalldämpfer 5,90 €/Paar<br />
Info: www.austrialpin.at<br />
Elastische Sturmmauer<br />
Men's Ducan Softshell Jacket (Vaude)<br />
Die winddichte Jacke ist preiswert und super ausgestattet:<br />
Das atmungsaktive Polyester-Stretch lässt<br />
viel Bewegung zu, während Lüftungen an Achseln<br />
und Seitentaschen die Dampfdurchlässigkeit bei<br />
schweißtreibenden Aktivitäten unterstützen.<br />
• Windproof 100-Membran, bluesign-zertifi ziert,<br />
Napoleontasche für Elektronik/Wertsachen,<br />
regulierbare Kapuze mit Schild, Zwei-Wege-RV,<br />
anpassbare Klettbündchen<br />
Preis: 150,- €<br />
Info: www.vaude.com<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
Hochtouren<br />
Federleichter Iso-Star<br />
Men's Kabru Light Jacket II<br />
(Vaude)<br />
Federleichte, sehr klein verpackbare<br />
Daunenjacke für kalte Abende, schattige<br />
Standplätze und kühle Gipfel. Bündchen<br />
und Stehkragen schützen vor Wind,<br />
Stretchfl eece-Einsätze unter den<br />
Achseln erhöhen Beweglichkeit und<br />
Dampfdurchlässigkeit.<br />
• Dicht gewebtes, superleichtes<br />
Pertex Quantum, Füllung 90/10<br />
Daune/Federn, Material bluesign-zertifi<br />
ziert, zum Sichern<br />
geeigneter Zwei-Wege-RV,<br />
hochgesetzte Seitentaschen<br />
mit Packfunktion<br />
Gewicht: ab 250 g<br />
Preis: 200,- €<br />
Info: www.vaude.com<br />
Packliste<br />
• Komplett zu öffnender Klettergurt mit<br />
verstellbaren Beinschlaufen<br />
• Steinschlaghelm mit robuster ABS-Schale<br />
• Steigeisen<br />
• Steigeisenfeste Stiefel<br />
• Pickel oder Eisbeile<br />
• Teleskopstöcke<br />
• Gletscher-Einfachseil oder zwei Halbseile<br />
(im Eis Zwillingsseile)<br />
• Karabiner, Reepschnüre etc. zur Spaltenbergung<br />
bzw. für Sicherungen beim Klettern<br />
• Rucksack (40 L) mit Materialhalterungen<br />
• Funktionsstrümpfe mit Wollanteil<br />
• Verstärkte, wind- und wasserresistente<br />
Stretchhose<br />
• Langärmeliges Merinohemd<br />
• Dampfdurchlässige und windabweisende,<br />
wärmende Midlayer mit Kapuze<br />
• Robustes Hardshell mit Achsellüftungen<br />
und Funktionskapuze<br />
• Mütze oder Sturmhaube<br />
• Kompletter Sonnenschutz inkl. Sportbrille<br />
Stufe 4, evtl. mit Lichtanpassung<br />
• Thermosfl asche oder Trinksystem<br />
• Stirnlampe<br />
• Karte oder GPS<br />
• Kompass und Höhenmesser<br />
• Handy oder Smartphone<br />
• Hüttenschlafsack<br />
• Alpenvereinsausweis<br />
Fotos: Andreas Strauß, Hersteller<br />
Schlichter Alleskönner<br />
B.D.V. Hoody (Black Diamond)<br />
Das elastische Softshell-Gewebe mit wind- und<br />
wasserresistenter Nanosphere-Beschichtung<br />
von Schoeller gibt dem Besitzer des schlichten<br />
Kapuzenpullovers absolute Bewegungsfreiheit und<br />
Komfort bei jeglicher Bergsportaktivität – auch<br />
dank des speziellen Unterarm-Zwickels für Kletterer.<br />
• in eigener Brusttasche verstaubar, Loop für<br />
Karabiner-Fixierung, helmkompatible Kapuze<br />
verstellbar<br />
Gewicht: 424g<br />
Preis: 199,90 €<br />
Info: wwwBlackDiamondEquipment.com<br />
Wärmender Pfiffikus<br />
Thermo Hoody (Marmot)<br />
Die Kapuzenjacke aus Polartec<br />
Power Dry bietet hohe Wärmeleistung<br />
bei maximaler Beweglichkeit<br />
und minimalem Gewicht. Egal ob<br />
beim Tourengehen, Wandern oder<br />
Klettern: das Gewebe sorgt für eine<br />
konstante Feuchtigkeits-Regulierung<br />
und verhindert Hitzestaus.<br />
• Athletischer Schnitt und<br />
Flachnähte für optimalen Sitz<br />
Preis: 140,- €<br />
Info: www.marmot.eu<br />
Extremes Schutzschild<br />
Coban M's Jacket (Tatonka)<br />
Wasserdichte, atmungsaktive Expeditions-<br />
Jacke für ganzjährigen Wetterschutz.<br />
Abzippbarer Schneefang, verstellbare<br />
Kapuze und Achsellüftungen komplettieren<br />
die Schutzfunktion.<br />
• Ärmelbündchen mit Klett, teils<br />
Thermofusion statt Nähte,<br />
dreilagige ePTFE-Membran mit<br />
10 000 mm Wassersäule<br />
Gewicht: 600 g; Preis: 350,- €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
Anpassungsfähiger Schrittmacher<br />
Eclipse III (Hanwag)<br />
Noch mehr Funktion auf Hochtouren bietet<br />
die dritte Generation des leichten Eis- und<br />
Hochtourenstiefels mit kantenstabiler Sohle und<br />
wenig Spitzensprengung für den Dauereinsatz<br />
von Steigeisen. Zur Volumenanpassung ist ein<br />
Teil der Zunge abnehmbar, eine zusätzliche<br />
Einlegesohle wird mitgeliefert.<br />
• Steigeisenkerben, Schaft aus Leder und<br />
Cordura, grobe Profi lsohle Vibram Dolomit,<br />
bis -15°C kälteisoliertes Goretex-Futter<br />
Gewicht: 1980 g/Paar (Größe 7)<br />
Preis: 369,95 €<br />
Info: www.hanwag.de<br />
Belastbare Basis<br />
Alps (Fizan)<br />
Das Concept-Verstellsystem dieses dreiteiligen<br />
Teleskopstocks gewährleistet perfekten Halt bei<br />
allen Wetterbedingungen. Mit einer normalen<br />
Drehung ohne großen Kraftaufwand erreicht man<br />
eine Fixierung mit über 100 kg Belastbarkeit:<br />
die höchste aller externen Verriegelungssysteme.<br />
• Hartmetallspitze, 50 + 95 mm-Teller, 69–140 cm<br />
Länge, Schlaufeneinstellung per Knauftaste<br />
Gewicht: 470 g (Aluminium 7075)<br />
Preis: 79,95 €<br />
Info: www.fi zan.it, www.krah.com/fi zan_aktuell<br />
Hellsichtige Intelligenz<br />
Tikka RXP (Petzl)<br />
Leuchtkraft und Form des Lichtkegels (breit, fokussiert,<br />
kombiniert) passen sich durch den Helligkeitssensor<br />
des Reactive Lighting der Umgebung an<br />
und geben dem Benutzer von der Nahsicht bis zur<br />
Fernsicht die richtige Beleuchtung.<br />
• Lithium-Ionen-Akku 1800 mAh, 3 Leuchtstufen,<br />
Rotlicht, Garantie: Lampe 3 Jahre, Akku 300 mal<br />
laden à 4,5 Std.<br />
Gewicht: 115g<br />
Preis: 99,95 €<br />
Info: www.petzl.com<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Zierlicher<br />
Lastenträger<br />
Cebus 35 (Tatonka)<br />
Stabile Schutzhaut<br />
Lhotse Jacket (Mountain Equipment)<br />
Der längere, körperbetonte Schnitt dieser atmungsaktiv-wasserdichten<br />
Schutzjacke für Hoch- und Klettertouren<br />
lässt viel Bewegungsfreiheit und rutscht<br />
nicht aus dem Klettergurt. Die einstellbare Kapuze<br />
lässt sich problemlos über einen Helm ziehen und<br />
macht jede Kopfbewegung uneingeschränkt mit.<br />
• Schultern bis Ellenbogen verstärkt, höher angesetzte<br />
Taschen, Zweiwege-RV, Membran Gore-Tex<br />
Pro, Achsellüftungen mit Reißverschluss<br />
Gewicht: 530 g<br />
Preis: 469,90 €<br />
Info: www.mountain-equipment.de<br />
Großer Bruder<br />
Sherpa XL Antishock (Leki)<br />
Robust und zuverlässig ist dieser Trekkingstock:<br />
Das integrierte Antishock-System und der<br />
breite, dampfdurchlässige Skin-Strap federn<br />
extreme Belastungen ab. Der Stock ist auch<br />
für Große geeignet und ermöglicht ein Tiefergreifen<br />
bei Querungen.<br />
• Teleskoprohre aus gehärtetem Aluminium<br />
mit Durchmessern 18/16/14 mm,<br />
Verstellbereich 70-145 cm, Speed Lock<br />
Außenverstellsystem mit TÜV Zertifi kat<br />
Preis: 109,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
Dieser eis- und felsklettertaugliche<br />
Rucksack mit<br />
schmaler Silhouette besitzt das<br />
anliegende Vent Comfort-Trageystem<br />
mit mittigem Belüftungskanal<br />
und lässt sich auf die Rückenlänge<br />
des Trägers einstellen. Polsterung<br />
und Verstellriemen ermöglichen eine<br />
situationsangepasste Lastverteilung.<br />
• Helm- und Seilhalter in der<br />
Fronttasche, Karabinerschlaufen,<br />
Pickelfi xierungen<br />
• Volumen/Gewicht: 35 L/<br />
1,35 kg, Volumen unterm<br />
Deckel erweiterbar<br />
Preis: 130,- €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
ANZEIGE<br />
Wenig zimperlicher Aufsteiger<br />
Trango Cube (La Sportiva)<br />
Völlig ohne Nähte am Schaft und damit<br />
ohne Membran praktisch wasserdicht<br />
ist dieser ultraleichte Bergschuh für<br />
anspruchsvollere Einsätze. Aufgespritzte<br />
Verstärkungen für Schnürung und<br />
Stabilisierung sowie ein umlaufender<br />
Gummischutz machen ihn robust gegen<br />
Felsberührung.<br />
• reduzierter Abstand zwischen Profi l und<br />
Innensohle für besseres Bodengefühl,<br />
Fersenkerbe für Kombi-Steigeisen<br />
Gewicht: ab 1350 g/Paar<br />
Preis: 299,- €<br />
Info: www.lasportiva.com<br />
Feel the nature<br />
FUNKTIONSWÄSCHE AUS MERINOWOLLE UND SEIDE<br />
Verstärkte Beinarbeit<br />
Highland Pant (Marmot)<br />
Die funktionelle Softshell-Hose ist mit ihrem<br />
abriebfesten und stark wasserabweisenden Obermaterial<br />
für alle Aktivitäten im Gebirge gemacht.<br />
Die Stretch-Verarbeitung und vorgeformte Partien<br />
sorgen für vollständige Bewegungsfreiheit bei<br />
hohem Tragkomfort.<br />
• umfangreiche Verstärkungen im Schuh-,<br />
Knie- und Gesäßbereich, integrierter UV-Schutz<br />
(UPF 50)<br />
Preis: 120,- €<br />
Info: www.marmot.eu<br />
• Höchste<br />
Funktionalität<br />
• Exzellentes<br />
Tragegefühl<br />
• GOTS zertifiziert<br />
• Hergestellt in<br />
Deutschland<br />
Wetterfester Luftikus<br />
Artemis Jacket (Marmo)<br />
Extrem atmungsaktiv ist diese wasserdichte<br />
2,5-Lagenjacke für Frauen mit satten<br />
47.000 g/24h Dampfdurchlass. So entsteht<br />
auch bei intensiver Aktivität im Gelände kein<br />
unangenehmes Innenklima, während der<br />
Stretchstoff für zusätzlichen Tragkomfort und<br />
für volle Bewegungsfreiheit sorgt.<br />
• NanoProTM-Membran mit 10.000 mm<br />
Wassersäule, relativ preisgünstig<br />
Preis: 230,- €<br />
Info: www.marmot.eu<br />
www.zetb.de<br />
ENGEL SPORTS<br />
Wörthstraße 155, 72793 Pfullingen<br />
Telefon (0 71 21) 3 87 87-7 // Fax -87<br />
info@engel-sports.com<br />
www.engel-sports.com
Klettern<br />
Nostalgischer<br />
Newcomer<br />
Climbing on the moon M<br />
(La Sportiva)<br />
Seit März 2014 ist von La Sportiva<br />
eine komplette Bekleidungskollektion<br />
für Kletterer erhältlich. Der in den<br />
80er-Jahren entstandene Claim dieses<br />
T-Shirts und die »Crack«-Drucktechnik<br />
unterstreichen deren Retro-Konzept.<br />
Ein schräg geschnittener Seiteneinsatz<br />
sorgt für optimale Bewegungsfreiheit.<br />
• weicher Einsatz am Kragen,<br />
100% Organic Cotton<br />
Preis: 34,95 €<br />
Info: www.lasportiva.com<br />
Packliste<br />
• Profi llose Kletterschuhe mit Einstiegsschlaufe<br />
• Leichte und robuste, positiv profi lierte<br />
Zustiegsschuhe mit Reibungszonen<br />
(auch für leichtes Klettern)<br />
• Einfachseil (Sportklettern), Halbseile<br />
(Alpinklettern, Dreier-Seilschaft) oder<br />
Zwillings-seile (Eiskletten)<br />
• Klettergurt mit 4 Karabinerschlaufen, Alpingurt<br />
stark weitenvariabel und verstellbare<br />
Beinschlaufen<br />
• Kletterhelm aus Polystyrol mit Polykarbonathülle<br />
oder ABS + Lüftungsschlitze<br />
• Chalk Bag<br />
• Sicherungsgerät oder/und HMS-Karabiner<br />
• Expressschlingen<br />
• Standschlinge + Reepschnur zur Abseilsicherung<br />
• Evtl. Sicherungsmittel (Keile, Friends etc.)<br />
• Evtl. Kopfschlingen/Sanduhr-Reepschnüre<br />
und Schraubkarabiner<br />
• Anliegender schlichter Leichtrucksack,<br />
alpin mit vielen Fixierungen<br />
• Robuste Kletterhose mit Stretch, alpin plus<br />
Verstärkungen/Wasserresistenz<br />
• T-Shirt, beim Sportklettern aus Baumwolle,<br />
alpin schnelltrocknender Stoff<br />
• Robustes Sommer-Softshell als Wind- und<br />
beschränkter Wetterschutz<br />
Individualist für alle Fälle<br />
Men’s Dibona Pro (Vaude)<br />
Zustiege und leichte Klettereien werden mit diesem<br />
Approach-Halbschuh für nasse und trockene<br />
Bedingungen, Fels und erdige Wege zum Genuss.<br />
360°-Cocoon Fit, eine Fersenspange und die weit<br />
nach vorn reichende Schnürung sorgen für perfekte<br />
Anpassung an den individuellen Fuß.<br />
• wasserabweisend, Befestigungsschlaufe für<br />
Klettergurt, Vibram-Sohle wiederbesohlbar,<br />
PVC-frei, antimikrobielles Futter Cleansport NXT<br />
Gewicht: ab 700 g/Paar<br />
Preis: 140,- €<br />
Info: www.vaude.com<br />
Fotos: Andreas Strauß, Hersteller<br />
Ladykracher am Fels<br />
Solution W (La Sportiva)<br />
Weicher, geschmeidiger und doch präzise<br />
wie eine zweite Haut: die <strong>neue</strong> Damenversion des<br />
Solution aus Sämischleder und Lorica. Die enge<br />
Gummischale erlaubt auch bei Heel- und Toehooks<br />
maximale Leistungsfähigkeit.<br />
• P3-System gegen Vorspannungsverlust und für<br />
Formerhalt, ideal zum Bouldern und Sportklettern<br />
Gewicht: 400 g<br />
Preis: 135,- €<br />
Info: www.lasportiva.com<br />
Dünner Tausendsassa<br />
Volta 9.2 mm (Petzl)<br />
Das ultraleichte Seil mit nur 9,2 mm Durchmesser<br />
ist zugleich als Einfach-, Halb- und Zwillingsseil<br />
zertifi ziert, also für alle Spielarten des Kletterns<br />
geeignet. Die Duratec Dry-Imprägnierung erhöht<br />
die Wasser-, Schmutz- und Abriebresistenz für<br />
dauerhaft einfaches Handling.<br />
• für Fels, Mixed, Eis oder Gletscher,<br />
v. a. für Sicherungsgeräte geeignet,<br />
Mitte-Markierung, Kern und Mantel<br />
an Enden verschweißt<br />
Gewicht: 55 g/m<br />
Preis: 219,95 €/60 m<br />
Info: www.petzl.com/de<br />
Schweizer Qualitätsarbeit<br />
Crashiano Pad (Mammut)<br />
Dank dreier Schichten aus Schweizer Qualitätsschaum<br />
verfügt dieses Crash Pad über ausgezeichnete<br />
Dämpfungseigenschaften. Die oberste<br />
Schaumschicht ist durchgängig und verhindert ein<br />
Umknicken des Knöchels auf der Faltstelle.<br />
• Fläche 220 x 156 cm, gepolstertes Tragsystem<br />
mit Hüftgurt, Abstreifmatte, RV-Tasche,<br />
Gepäck zw. Pad und Flap transportierbar<br />
Gewicht: 8 kg<br />
Preis: 300,- €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Gemütliche Sitzung<br />
Mirage (Beal)<br />
Ausgestattet mit der <strong>neue</strong>sten Web Core-Technologie<br />
bietet dieser Allround-Sitzgurt dank der perfekten<br />
Verteilung des Drucks auf Hüfte und Oberschenkel<br />
höchsten Komfort beim Sportklettern und auf<br />
alpinen Touren. Das ultraleichte Dynamic-Fit-System<br />
(lizensiert von Black Diamond) ermöglicht ein sehr<br />
leichtes Einstellen der Beinschlaufen.<br />
• vier ergonomische Materialschlaufen, zwei Schlaufen<br />
für Ice-Clips, Zertifi zierung: CE EN 12277,<br />
erhältlich in zwei Größen<br />
Preis: 59,95 €<br />
Info: www.beal-sport.com, www.krah.com/beal_aktuell<br />
Luftiger Stoßdämpfer<br />
Atlantis (Beal)<br />
Der Polystyrol-Helm absorbiert Stoßenergie sowohl<br />
von oben als auch von der Seite. Aufgrund<br />
des geringen Gewichts und der guten Belüftung<br />
ist er ideal für längere Touren. Dank hinterem<br />
Einstellungsrad ist er komplett anpassbar.<br />
• magnetische Schnalle am Kinnriemen, Klammern<br />
für Stirnlampe<br />
Gewicht: 240 g<br />
Preis: 69,95 €<br />
Info: www.beal-sport.com, www.krah.com<br />
Schnörkelloser Gepäckträger<br />
Hueco 20 (Mountain Hardwear)<br />
Kletterrucksack ohne störende Schlaufen für einen<br />
Tag am Fels: Der verstaubare Deckelriemen hält<br />
das Kletterseil fest auf dem Rucksack. Ins Innenfach<br />
für die Trinkblase passt auch ein Tablet, z. B.<br />
bei Zweit-Verwendung als schlichter Stadtrucksack.<br />
• ergonomisch sitzende, gepolsterte Schulterriemen,<br />
seitliche RV-Taschen für Getränke, Topos etc.,<br />
Materialschlaufen, RV-Deckelöffnung<br />
Preis: 60,- €<br />
Info: www.mountainhardwear.eu<br />
Bett im<br />
Kornfeld<br />
Lamina 35<br />
(Mountain Hardwear)<br />
Der taudichte Schlafsack<br />
ohne Kältebrücken eignet<br />
sich für frische Sommernächte<br />
unter freiem Himmel.<br />
Das Isolationsmaterial<br />
Thermal.Q garantiert, dass der<br />
kuschelige Schlafsack auch<br />
nach häufi gem Komprimieren<br />
sein Volumen behält.<br />
• verstellbare Konturkapuze,<br />
Zweiwege-RV bis zu den<br />
Knöcheln, Übergangsbereich<br />
5° bis 2° Celsius,<br />
RV-Wertfach innen<br />
Preis: 160,- €<br />
Info: www.mountainhardwear.eu<br />
Aufsteiger mit Bodenhaftung<br />
WS Firetail Evo GTX (Salewa)<br />
Abriebfester Aramid-Seitenschutz und frontale<br />
Gummikappe sowie eine Sohle mit sich anpassendem<br />
Fußbett verbinden sich zu diesem robusten<br />
und doch bequemen Approachschuh. Schaft-Formhalt<br />
durch Stahlkabel, ein präzises Schnürsystem<br />
und die extrem haftende Sohle sorgen für hohe<br />
Performance.<br />
• wasserdicht-dampfdurchlässiges Goretex-Futter<br />
Extended Comfort, Multi Fit-Fußbett, Laufsohle<br />
Vibram Approach<br />
Gewicht: ab 700 g/Paar<br />
Preis: 149,95 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Tritt mit Feingefühl<br />
Oasi (Tenaya)<br />
Zwei Jahre Entwicklungszeit erforderte dieser<br />
Kletterschuh, der Präzision und Sensibilität mit<br />
Tenayas außergewöhnlichen Komfort vereint.<br />
Sein Leistungsniveau reicht vom Bouldern auf<br />
winzigen Kanten und Reibungsslopern bis zu<br />
langen, überhängenden Mehrseillängenrouten.<br />
Zwei schmale Klettbänder bilden das schnelle<br />
und effektive Schürsystem Draxtor für präzisen<br />
Sitz am Fuß. Das SXR-Dynamics-System verbindet<br />
Sohle und Aufbau dynamisch miteinander.<br />
Gewicht: 450 g/Paar (Gr. 8,5)<br />
Preis: 124,95 €<br />
Info: www.tenaya.net,<br />
www.krah.com/tenaya_aktuell<br />
Schlichte Ladung<br />
Neon Crag (Mammut)<br />
Der robuste Rucksack für Zustieg und<br />
Sportklettern ist dank V-Schnitt mit<br />
großer Öffnung sehr einfach zu beladen.<br />
Die innovative Falt-Kompression<br />
hält den Inhalt immer am Körper<br />
– egal ob mit zehn oder mit 28<br />
Litern beladen. Dann kommen die<br />
anatomisch gepolsterten Hüft- und<br />
Schultergurte zum Tragen.<br />
• Rückenlüftung durch 3D-Hartschaum,<br />
Hüftgurt abnehmbar,<br />
Deckeltaschen, Zip-Fronttasche<br />
für Topos etc., innen<br />
Materialschlaufen<br />
Gewicht: 990 g<br />
Preis: 90,- €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Geschmeidiger Windbreaker<br />
Super Chockstone Jacket<br />
(Mountain Hardwear)<br />
Maximale Bewegungsfreiheit<br />
bei allen actionreichen Sportarten:<br />
Die extrem atmungsaktive,<br />
membranlose Softshell<br />
fällt dank ihrer Leichtigkeit<br />
kaum ins Gewicht und passt<br />
in jeden Rucksack. Das<br />
robuste, wasserresistente<br />
Stretchmaterial hält auch<br />
dem schroffsten Fels stand.<br />
Gewicht: 371 g<br />
Preis: 140,- €<br />
Info: www.mountainhardwear.eu<br />
Sicherheit hinter den Kulissen<br />
Realization Pants Men (Mammut)<br />
Unvergleichlich hohe Bewegungsfreiheit und besten<br />
Komfort attestieren Jakob Schubert und Sean McColl<br />
dieser ersten Kletterhose mit voll integriertem Klettergurt,<br />
den man beim Klettern kaum spürt.<br />
• Elastikeinsatz, Chalkbag-Schlaufe, Bürstenfach,<br />
zwei Karabinerschlaufen, Klettergurtnorm EN 12277,<br />
vier Taschen, auch Shorts-Version erhältlich<br />
Preis: 250,- €; Info: www.mammut.ch ◀<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99
SERVICE<br />
Der Boom der Helmkameras<br />
Kopfkino<br />
Ursprünglich waren die Helmkameras für Extremsportler<br />
gedacht. Mittlerweile dokumentieren auch<br />
immer mehr Freizeitsportler ihre Erlebnisse beim<br />
Freeriden, Downhill-Biken oder Klettern. Wir stellen<br />
die gängigsten Geräte vor. Von Christian Schneeweiß<br />
Als Red-Bull-Athlet Felix Baumgartner<br />
2012 aus einer Weltraumkapsel<br />
in Richtung Erde sprang, trug<br />
er fünf winzige Kameras am<br />
Körper, die das Geschehen während<br />
seines Sturzes aufzeichneten. Mittlerweile<br />
nutzen auch Hobbysportler immer<br />
öfter die Actioncams, um ihre Erlebnisse<br />
hautnah festzuhalten.<br />
Eine solche Kamera lässt sich je nach Zubehör<br />
(Klemme, Saugnapf, Elastikband,<br />
Schwenkarm, Klebeband, aber auch externes<br />
Mikrofon, Fernsteuerung etc.) fast überall<br />
montieren: ans Bike, auf den Ski oder aufs<br />
Surfboard. Am intensivsten wirken die Bilder<br />
jedoch immer noch mit der Kamera am<br />
Helm. Auch am Körper lassen sich Actionkameras<br />
befestigen – mittels Gurt oder einfach<br />
per Tape. Der Lieferumfang von Zubehör fällt<br />
je nach Hersteller sehr unterschiedlich aus.<br />
Rollei nimmt diesbezüglich eine herausragende<br />
Stellung ein. GoPro hat zwar das umfangreichste<br />
Sortiment, viele Halterungen<br />
müssen aber teuer zugekauft werden. Gute<br />
<strong>neue</strong> Actioncams kosten mit Grundzubehör<br />
300 bis 400 Euro, wobei Sony mit dem besten<br />
Preis-Leistungsverhältnis punktet.<br />
Hochauflösende Videos<br />
Die kleinsten und leichtesten Helmkameras<br />
passen in die Hosentasche und lassen sich<br />
nach Voreinstellung am Kontroll-Display<br />
an- und ausstellen, am einfachsten mit einem<br />
Griff per Schieber (Garmin) auch mit<br />
TIPP<br />
Actioncams mit<br />
mehr Ausdauer<br />
Actioncams – mit einer Ausnahme von<br />
GoPro – verbrauchen relativ wenig Strom.<br />
Der Akku einer eingeschalteten Helmkamera<br />
hält länger als Filmmaterial auf<br />
eine SD-Karte passt: nämlich zwei Stunden<br />
im Vergleich zu einer Stunde Speicherplatz.<br />
Andererseits lassen sich beim Video<br />
Bildaufl ösung (1080p = 1080 x 1920 Pixel,<br />
720, 480; Go Pro auch 1440) und<br />
Bildfolge (25 bis 60, 120 fps = Bilder<br />
pro Sekunde; Sony auch 240) bei<br />
den meisten Geräten reduzieren, um<br />
Speicherplatz zu sparen.<br />
Fotos: Hersteller<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Handschuh. Sowohl das Display als auch<br />
die Kamerasteuerung haben bei allen <strong>neue</strong>n<br />
Helmkameras eine Wifi-Verbindung<br />
zum Smartphone. Ein generelles Problem<br />
der Kamera-Displays ist, dass man oft nicht<br />
ohne Weiteres erkennt, ob die Kamera filmt<br />
oder nur den Bildausschnitt anzeigt.<br />
Die Bilder werden auf Speicherkarten (Micro-SD,<br />
momentan meist mit 64 GB) statt<br />
CDs gespeichert und sind dank Bildstabilisator<br />
meist verwacklungsfrei. Dafür gibt es<br />
keinen Zoom, sondern nur ein oder zwei<br />
feste Weitwinkelein stellungen des Bildes.<br />
Dadurch ist eine exakte Fokussierung der<br />
Helmkamera überflüssig, zumal sich die<br />
Nähe des betrachteten Objekts (Schnee,<br />
Fels, Schotter …) vor allem bei rasanter Abfahrt<br />
sekündlich ändert und man so bei der<br />
Wasserdichtes Gehäuse:<br />
So kann man mit Helmkameras<br />
sogar tauchen.<br />
Auch am Körper sind Actioncams fast überall zu<br />
befestigen – mittels Gurt oder einfach per Tape.<br />
Videoshow daheim auch noch die Umgebung<br />
sieht.<br />
Alle besseren Modelle liefern hochauflösende<br />
Videos im HD-Format, die auch im MP4-<br />
Format auf Computer oder Smartphone<br />
überspielt werden können. Die GoPro Hero<br />
3 besitzt sogar einen Videostandard, für den<br />
es zwar noch keinen Fernseher gibt, der<br />
sich aber bereits beim Übergang zwischen<br />
Licht und Schatten deutlich positiv bemerkbar<br />
macht. Mit allen Actioncams lassen sich<br />
übrigens auch brillante Weitwinkel-Fotos<br />
in diversen Serienbild-Geschwindigkeiten<br />
schießen.<br />
Filmen unter Wasser<br />
Alle besseren Helmkameras sind spritzwasserfest.<br />
Die wasserdichte Garmin IXP 7 ist<br />
auch fürs Schnorcheln, alle anderen sind<br />
mit zusätzlichem Unterwasser-Gehäuse<br />
auch fürs Tauchen geeignet.<br />
Zu Hause lassen sich die Videos problemlos<br />
via USB- oder HDMI-Kabel auf den Computer<br />
oder Fernseher überspielen – oder<br />
per Wifi schon während der Abfahrt aufs<br />
Smartphone. Bei Garmin funktioniert dies<br />
auch auf GPS-Geräte mit ANT+-Standard.<br />
Eine Bildbearbeitungs-Software wird mitgeliefert<br />
(Sony) oder es wird auf eine entsprechende<br />
Website verwiesen. Garmins<br />
Virb Elite verbindet die Videos mit GPS-Anwendungen<br />
wie Geschwindigkeitsmessung<br />
oder Bildstandort, misst die Herzfrequenz<br />
und hat wie Rollei und GoPro eine Zeitraffer-<br />
Funktion.<br />
◀<br />
Mit den Miniatur-Kameras ist der Weg zum privaten Filmstar nicht mehr weit:<br />
Garmin<br />
VIRB Elite<br />
www.garmin.de/virb<br />
UVP 399,- €<br />
GoPro<br />
Hero 3+ Black Edition<br />
www.camforpro.com<br />
UVP 399,- €<br />
Rollei<br />
S-50 Wifi<br />
www.rollei.de<br />
UVP 299,95 €<br />
Sony<br />
HDR-AS100V<br />
www.sony.com<br />
UVP 299,- €<br />
Gewicht: 176 g Gewicht: 74 g Gewicht: 80 g Gewicht: 92 g<br />
Standard: Full HD, USB-<br />
+ HDMI-Schnittstellen,<br />
Wifi /ANT+ (Bildübertragung<br />
+ Steuerung<br />
Smartphone /GPS-Gerät),<br />
16 MP<br />
Extras: leicht bedienbarer<br />
Ein-/Aus-Schieber, Akku<br />
2000mAh, wasserdicht,<br />
GPS mit Speed-Anzeige<br />
+ Video-Einbettung,<br />
Zeitraffer, Höhenmesser,<br />
Herzfrequenzmesser,<br />
Kompass, Halterungen<br />
Eindruck: wasserdichte<br />
Actioncam mit top<br />
Ausstattung: durchdachte<br />
GPS-Anwendungen,<br />
Sensordatenanzeige<br />
starker Akku, einfache<br />
Handhabung, robust<br />
Standard: 4k (einziges<br />
Modell, bis 1440p), USB-<br />
+ HDMI-Schnittstellen,<br />
Wifi (Bildübertragung +<br />
Steuerung Smartphone),<br />
12 MP<br />
Extras: Weitwinkel/Fisheye,<br />
viele Bildaufl ösungen,<br />
Videos bis 120 fps,<br />
Fernbedienung, Zeitraffer,<br />
wasserdichtes Gehäuse<br />
(bis 40 m), Halterungen,<br />
App für Smartphone<br />
Eindruck: Kamera mit<br />
höchster Bildaufl ösung:<br />
schärfste Bilder auch bei<br />
wenig Licht, schnellste<br />
Bildübertragung, guter Ton<br />
ohne Wind, Zubehör muss<br />
teuer zugekauft werden<br />
Standard: Full HD, USB-<br />
+ HDMI-Schnittstellen,<br />
Wifi (Bildübertragung +<br />
Steuerung Smartphone),<br />
14 MP<br />
Extras: 170° Weitwinkel/<br />
Fisheye, viele Bildaufl ö-<br />
sungen Fernbedienung,<br />
externer Mikrofoneingang,<br />
Zeitraffer, wasserdichtes<br />
Gehäuse, umfangreiches<br />
Zubehör<br />
Eindruck: Actioncam mit<br />
umfangreicher Ausstattung:<br />
verschiedene<br />
Halterungen inkl. Tape im<br />
Lieferumfang, Stromsparmodus<br />
mit geringer Aufl ö-<br />
sung, viele Foto-Optionen<br />
Standard: Full HD, USB-<br />
+ HDMI-Schnittstellen,<br />
Wifi (Bildübertragung +<br />
Steuerung Smartphone),<br />
13,5 MP<br />
Extras: 120/170°<br />
Weitwinkel, verschiedene<br />
Bildaufl ösungen +<br />
Farbmodi, Bildstabilisator,<br />
externer Mikrofoneingang,<br />
wasserdichtes Gehäuse<br />
(bis 5 m), Halterungen,<br />
PC-Software<br />
Eindruck: sehr gute<br />
Video-Kamera mit super<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis:<br />
hohe Video-Qualität,<br />
Videos sehr variabel,<br />
perfekter Bildstabilisator,<br />
starker Akku<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 101
ALPINISMUS<br />
Dempster geht gern<br />
an seine Grenzen.<br />
Die Schwelle zum<br />
Kontrollverlust aber<br />
fürchtet er.<br />
Die jungen amerikanischen Alpinisten<br />
prägen derzeit die Bergszene, ihr Stil<br />
ist minimalistisch, leistungsbezogen,<br />
elitär. Einer ihrer Vertreter ist Kyle<br />
Dempster, 31. Weil er weiß, wie ernst<br />
das Bergsteigen sein kann, will er<br />
soviel Spaß wie möglich dabei haben.<br />
Von Thomas Ebert<br />
<strong>Bergsteiger</strong>-Porträt: Kyle Dempster<br />
»Clowns am Everest«<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
»Ich will, dass Bergsteigen<br />
nicht zu ernst<br />
genommen wird. Klettern<br />
ist diese völlig<br />
unnötige, komplett auf<br />
Spaß ausgerichtete<br />
Tätigkeit. Es ist wie ein<br />
Kinderspiel, sandkastenmäßig,<br />
und ich will,<br />
dass es das bleibt. «<br />
Verteilt vielleicht bald Luftballons am Hillary Step: Kyle Dempster<br />
versucht, sich selbst und das Bergsteigen nicht zu ernst zu nehmen.<br />
Fotos: Andrew Burr<br />
Wissen Sie, dass Sie einer von drei<br />
Menschen sind, die den Piolet d’Or zweimal<br />
gewonnen haben?<br />
Einer von drei? Wusste ich nicht. Wer sind<br />
die anderen? Mick Fowler?<br />
Und ein Slowene.<br />
Ah, Marko Prezelj. Wow, coole Typen.<br />
Was bedeutet es, mit ihnen in einer Reihe<br />
zu stehen?<br />
Ich fühle mich natürlich geehrt, dass ich<br />
mit ihnen genannt werde. Als ich mit dem<br />
Klettern begann, waren es ihre Geschichten,<br />
die ich bewundert habe. Aber ich glaube<br />
nicht, dass der Stolz darüber von der<br />
Auszeichnung des Piolet kommt.<br />
Sondern?<br />
Es ist nicht mein Ding, den Preis hochzuhalten<br />
und zu schreien: »Ich bin der Beste!« Ich<br />
mag den Piolet, weil ich in den Alpen klettern<br />
und Rotwein trinken kann. Vor allem<br />
aber trifft man auf diese unterschiedlichen<br />
Kletterkulturen – ich hänge mit Russen<br />
ab! Bergsteigen braucht keine Auszeichnungen.<br />
Es ist wie beim Eiskunstlauf. Wie<br />
will man messen, ob eine Leistung besser<br />
war als die andere? Selbst die Jury würde<br />
zustimmen, dass jeder Berg für jede Person<br />
unterschiedlich ist. Geschichten sind nie<br />
absolut wahr. Man kann es nie zu hundert<br />
Prozent so nacherzählen, wie es war. Wenn<br />
also jemand den Piolet gewinnen will, sagt<br />
er: »Das war das Schwierigste, was wir jemals<br />
gemacht haben!« (flötet). Deswegen<br />
Ausgezeichnet: Beim Piolet d‘Or zählt die<br />
Gemeinschaft, nicht der Wettkampf (oben).<br />
Aufgehockt: Dempster sucht stets engen<br />
Kontakt zu den Einheimischen (Mitte).<br />
Abgefroren: Ein Teil seines linken<br />
Ringfingers blieb in Pakistan (unten).<br />
sollte man nicht bergsteigen. Ich klettere,<br />
weil ich denke, dass es schön ist.<br />
Klettert jemand für den Piolet?<br />
Ich weiß nicht. Auf jeden Fall hat er in den<br />
letzten Jahren für einige Konflikte gesorgt.<br />
Ich würde sagen, dass es manche Kulturen<br />
gibt, die mehr Wert auf den Piolet legen als<br />
andere.<br />
Welche?<br />
Manche in Europa, die Russen auf jeden<br />
Fall. Es sind die Länder und deren Medien,<br />
die sich 2013 aufgeregt haben, als der Preis<br />
an alle ging. Für mich war das eine fantastische<br />
Entscheidung, man sollte es jedes Jahr<br />
so machen. Die Nominierung von drei oder<br />
vier Teams zählt, und die treffen sich und<br />
feiern zusammen.<br />
Für Ihre Tour am Mount Edgar in China<br />
wurden Sie 2011 nominiert. Dabei sollte<br />
die eigentlich 2010 stattfinden...<br />
Kurz bevor wir fuhren, kam eines morgens<br />
meine Schwester die Treppe hoch und<br />
meinte: Hey, ich habe geträumt, dass du am<br />
Berg ums Leben kommen wirst. Sie wusste<br />
genau, dass im Jahr zuvor drei Amerikaner<br />
am Mount Edgar gestorben waren. Einer<br />
von ihnen besuchte mich dann in meinen<br />
Träumen, obwohl ich ihn nicht mal gekannt<br />
hatte. Es hat sich definitiv nicht richtig<br />
angefühlt.<br />
Ein Jahr später standen Sie trotzdem am<br />
Gipfel.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103
»Geschichten sind nie<br />
absolut wahr. Wie will<br />
man messen, ob eine<br />
Leistung besser war als<br />
die andere? Wenn wir<br />
anfangen, <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
Auszeichnungen zu<br />
geben, ist es dasselbe<br />
wie beim Eiskunstlauf.«<br />
Im steilen Eis und Mixed-Gelände fühlt sich Dempster wohl. Da er auch<br />
große Höhen gut verträgt, werden seine Ziele immer spektakulärer.<br />
Ja. Nach ein paar Monaten hatten sich die Bedenken<br />
gelöst, und wir fuhren nach China.<br />
Mount Edgar war wie eine Fliegenfalle, alles<br />
war voller Nebel, es gab keinen klaren Weg.<br />
Wir wollten wissen, was sich dahinter verbarg<br />
und wurden richtig vom Berg angezogen.<br />
Im Nachhinein gab es ein paar Stellen,<br />
die mir eigentlich zu gefährlich waren. Mir<br />
kam es vor, als hätten wir betrogen. Als wir<br />
für die Route beim Piolet nominiert wurden,<br />
erzählte ich die Geschichte und sagte, dass<br />
ich den Berg niemandem empfehlen würde.<br />
Ist dieses Gefühl des Betrügens Extrembergsteigern<br />
wie Ihnen vorbehalten?<br />
Nein, sicher nicht. Jeder hat eine maximale<br />
Fähigkeit, Risiko zu vertragen. Was für<br />
mich nicht riskant ist, könnte für andere<br />
bereits sehr riskant sein. Ich habe meine<br />
Schwelle am Mount Edgar gefunden – die<br />
Grenze dessen, was ich machen will. Jetzt<br />
ist mir klarer, wovor ich in den Bergen<br />
Angst habe. Trotzdem bin ich eher froh,<br />
dass ich lebend davongekommen bin, als<br />
die Schwelle erreicht zu haben, denn es hat<br />
mich psychisch und physisch wochenlang<br />
ausgelaugt. Lustig ist, dass Bruce Normand<br />
von der ganzen Kletterei eine völlig andere<br />
Geschichte erzählt. Wenn er meine Version<br />
hört, fragt er: »Auf welchem Berg warst du<br />
denn unterwegs? Du übertreibst total.«<br />
Am Mount Edgar waren Sie sehr spartanisch<br />
unterwegs. Ein Kocher, ein paar<br />
Riegel und ein Schlafsack – sonst nichts.<br />
Ist dieser Minimalismus ein Markenzeichen<br />
der US-<strong>Bergsteiger</strong>?<br />
Möglich. Es gibt den Mugs Stump Award,<br />
eine Art Kletterstipendium für <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Man gewinnt es, anders als den Piolet, vor<br />
einer Expedition. Der Award erleichtert<br />
den Teams die Finanzierung enorm. Er<br />
wird in Erinnerung an Mugs Stump vergeben,<br />
der ja eine der führenden Figuren des<br />
amerikanischen Alpinismus war. Das Motto<br />
ist »Boldness, purity, simplicity« (Mut,<br />
Reinheit, Einfachheit). Das beschreibt unsere<br />
Szene vielleicht ganz gut. Aber: Diesen<br />
Minimalismus und auch den Single-Push-<br />
Style haben nicht wir erfunden – Wojciech<br />
Kurtyka hat ihn schon in den 70ern<br />
zelebriert. Oder auch Ueli Steck. Sein Solo<br />
an der Annapurna ist einfach nur krass. Ich<br />
bin aber niemand, der ständig in der Szene<br />
unterwegs ist. Es geht definitiv mehr Zeit<br />
drauf, meinen Coffeeshop am Laufen zu<br />
halten.<br />
Sind keine <strong>neue</strong>n Projekte geplant?<br />
Doch, ich habe eine Idee, aber ich werde sie<br />
wohl nicht durchziehen. Ich gehe zum Everest,<br />
als erster Clown, der auf einem Einrad<br />
hochfährt. Ich komme ins Basecamp, fahre<br />
los und falle nach drei Metern hin. Großes<br />
Drama, aus der Traum. Aber ich könnte immer<br />
noch der erste Clown auf dem Gipfel<br />
sein. Also hole ich einen Sherpa, der meine<br />
ganzen Clownsachen trägt, meine große<br />
rote Nase und meine großen Schuhe. Dann<br />
stelle ich mich in den Khumbu-Eisbruch<br />
und jongliere ein bisschen, und oben am<br />
Hillary Step verteile ich an jeden von den<br />
300 Leuten, die vorbeiklettern, Luftballons<br />
oder kleine auf blasbare Hunde.<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Allein durch<br />
Kirgisien radeln,<br />
nebenbei ein paar<br />
Erstbesteigungen<br />
– bei Dempster<br />
wird der »Urlaub«<br />
zum Seelentrip.<br />
INFO<br />
Im Aufstieg: Amerikanischer Alpinismus<br />
Grundlage für die<br />
Berge der Welt: Dempster<br />
beim Training<br />
im heimatlichen Utah<br />
Fotos: Andrew Burr (2); Kyle Dempster; Steve House<br />
Ein Bild aus dem Jahr 2005 steht beispielhaft<br />
für die Entwicklung des amerikanischen<br />
Bergsteigens: Steve House fotografi ert Vince<br />
Anderson am Gipfel des Nanga Parbat, nach<br />
der ersten Durchsteigung der Rupalwand<br />
im Alpinstil – einer Leistung, für die House<br />
und Anderson 2006 als erste Amerikaner den<br />
Piolet d’Or gewannen. Bis dato schienen die<br />
Amerikaner vom Spitzenalpinismus abgehängt.<br />
»Wenn es um Bergsteigen im Himalaya geht,<br />
leiden Amerikaner unter einem Minderwertigkeitskomplex»,<br />
lautete die Selbstdiagnose von<br />
Mark Twight aus dem Jahr 2000.<br />
Jenes Foto aber, das keine Triumphpose, nur<br />
totale Erschöpfung zeigt, brachte den US-Boys<br />
den Ruf ein, weniger für Ruhm und Ehre als<br />
um des Abenteuers willen zu klettern – und in<br />
Stilfragen besonders penibel zu sein. Schon<br />
in den 80ern und 90ern hatten Mugs Stump<br />
und Mark Twight (»Steig oder stirb«) unbedingte<br />
Leidensbereitschaft, knallhartes Training und<br />
minimalistischen Stil als Vision eines zukünftigen<br />
Alpinismus gepredigt. Getrieben vom<br />
Aushängeschild Steve House, der hohe Berge<br />
ohne Lagerketten und teils in 60-Stunden-<br />
Schichten bestieg, fruchtete diese Schule.<br />
Heute stürmen junge Amerikaner, oft nur mit<br />
Leichtgepäck gerüstet, durch schwierigste<br />
Wände. Viele Nominierungen für den Piolet d‘Or<br />
belegen die <strong>neue</strong> Wertschätzung des amerikanischen<br />
Stils. Der Minderwertigkeitskomplex<br />
ist unterdessen einem gewissen Elitarismus<br />
gewichen: Scott Backes beantwortete etwa die<br />
Gretchenfrage, warum er auf hohe Berge steige:<br />
»Weil ich es kann, und andere nicht«, Hayden<br />
Kennedy und Jason Kruk fl exten nach ihrer<br />
Besteigung des Cerro Torre ungefragt die Bohrhakenleiter<br />
von Cesare Maestri ab – eine<br />
Aktion, die die globale Klettergemeinde spaltete.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 105
Leiden muss sein:<br />
Das »Commitment«, die<br />
Hingabe also, ist den<br />
US-<strong>Bergsteiger</strong>n heilig.<br />
»Für mich steht über allem das Ziel, ein<br />
langes Kletterleben zu haben. Wenn es sich<br />
nicht richtig anfühlt, lass’ es bleiben.«<br />
Und die Moral von der Geschichte?<br />
Wenn ich einmal einen Eindruck hinterlassen<br />
sollte, dann will ich, dass Bergsteigen<br />
nicht zu ernst genommen wird. Klettern ist<br />
diese völlig unnötige, komplett auf Spaß<br />
ausgerichtete Tätigkeit, und ich will, dass<br />
sie das bleibt. Es ist wie ein Kinderspiel,<br />
sandkastenmäßig. Die Emotionen decken<br />
dabei das ganze Spektrum ab: Niedergeschlagenheit,<br />
Freude, Spaß, Angst, Depression,<br />
Glück. Aber es ist und bleibt eine<br />
unnötige Sache. Das solltest du der europäischen<br />
Klettergemeinde erzählen.<br />
Okay, machen wir hiermit. Und nun im<br />
Ernst, was ist Ihr nächstes Ziel?<br />
Es wird in Zukunft darum gehen, technisch<br />
schwierige Kletterei ins Höhenbergsteigen<br />
zu bringen. Das werde ich im Sommer am<br />
Ogre 2 und am Latok versuchen. ◀<br />
ZUR PERSON<br />
Kyle Dempster<br />
Trotz seines jungen Alters gehört der<br />
31-Jährige aus Salt Lake City mit zwei<br />
goldenen Eisäxten bereits zu den hoch<br />
dekorierten Alpinisten. Dabei gibt sich<br />
Dempster gerne als Genussmensch, der am<br />
liebsten in seiner Kaffeerösterei in Utah<br />
sitzt und nicht mehr über Berge reden muss.<br />
Er begann im Alter von zwölf Jahren mit dem<br />
Klettern. Bei seiner ersten großen Expedition<br />
auf Baffi n Island verunglückte sein Cousin Drew<br />
tödlich, was Dempster nur schwer verarbeiten<br />
konnte. 2006 kehrte er für mehrere Monate<br />
zurück an den Ort des Geschehens, fuhr Ski,<br />
schrieb, dachte nach und fand letztendlich den<br />
Weg zurück zum Klettern. Auf diese Leistung<br />
ist er bis heute am meisten stolz.<br />
Einem breiten Publikum wurde er bekannt,<br />
als er 2011 alleine durch Kirgisien radelte und<br />
daraus den Film »The Road from Karakol«<br />
entwickelte, der 2013 im Rahmen der European<br />
Outdoor Film Tour präsentiert wurde.<br />
Sein Ziel für den Sommer 2014, die Westwand<br />
des Gasherbrum IV (7985 m) in Pakistan,<br />
musste Dempster aufgeben, nachdem sein<br />
geplanter Seilpartner Chad Kellogg im Winter in<br />
Patagonien tödlich verunglückte. Nun versucht<br />
er sich am Ogre 2 – für die Südwand des<br />
Ogre 1 gewann er 2013 seinen zweiten Piolet.<br />
Fotos: Andrew Burr<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Herrliche Aussichten.<br />
NEU!<br />
40 Touren in der Sonnenstube<br />
Meraner Land: Hütten und Almen,<br />
herrliche Panoramawege und<br />
spannende Gipfelziele.<br />
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kostet bisweilen Überwindung. Mit<br />
der Unterstützung durch einen erfahrenen<br />
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Grund genug für den BERGSTEIGER und die<br />
Mammut Alpine School, wie jedes Jahr ein<br />
gemeinsames Saison-Opening in Arco am<br />
Gardasee zu veranstalten. Am zweiten Mai-<br />
Wochenende können Bergwanderer, Klettersteigfans<br />
und Kletterer dort vier Tage lang<br />
die Frühlingssonne genießen, Gleichgesinnte<br />
treffen und unter fachkundiger Führung<br />
die ersten Touren der Saison unternehmen.<br />
Wer dabei in eine Spielart des Bergsteigens<br />
hineinschnuppern will, die ihm bisher nicht<br />
vertraut war, hat in Arco eine gute Gelegen-<br />
heit dazu. An den Felsen finden sich neben<br />
ambitionierten Kletterrouten auch solche<br />
für Anfänger; bei den Klettersteigen reicht<br />
die Skala vom einfachen Sentiero de Colodri<br />
bis zur kräftezehrenden Via attrezzata. Für<br />
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05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111
BERGBILDER<br />
Fotowettbewerb: Winter in den Bergen<br />
Weiß gewinnt<br />
In unserer Dezember-Ausgabe (BS 12/13) hatten<br />
wir Sie um Ihre schönsten Winterbilder gebeten.<br />
Es kam ein ganzes Füllhorn voller Motive. Hier<br />
sind die Gewinner unseres Leser-Wettbewerbs.<br />
Von Heinz Zak (Text)<br />
Heinz Zak:<br />
Bergfotograf,<br />
Extremkletterer<br />
und Autor<br />
»Die Sieger des Winter-Fotowettbewerbs haben<br />
BERGSTEIGER-Chefredakteur Michael Ruhland<br />
und ich ausgewählt. Wir beide lagen auf einer<br />
Wellenlänge – uns sprachen die gleichen<br />
Bilder am stärksten an. Kompliment an die<br />
Fotografen: Das Niveau der mehr als 100<br />
Einsendungen war hoch, die Bewertung hat viel<br />
Spaß gemacht. Da bekommt man gleich selbst<br />
wieder Lust auf Bergsteigen und Fotografi e-<br />
ren! Der Gewinner (1. Preis) darf übrigens mit<br />
mir bei den Outdoor-Fototagen in Oberstdorf<br />
(8.–14. Juni) beim Gipfelbiwak dabei sein.«<br />
1<br />
Uta Philipp (Saalfelden,<br />
Österreich)<br />
Dieses Foto hat das<br />
bestimmte »Etwas«,<br />
das wirklich gute Bilder<br />
auszeichnet: Ohne Erklärungsbedarf<br />
springt<br />
die Botschaft und die<br />
Stimmung sofort auf<br />
den Betrachter über.<br />
Der Mensch ist perfekt<br />
platziert und gibt<br />
dem Bild die richtige<br />
Dimension.<br />
Motive Mystische liegen Stimmung oft versteckt: auf einer Binsen Skitour im Ferchensee<br />
nahe der Schwalbenwand, Salzburger Land<br />
2<br />
Schneeschuhtour am Fuß der Serles, Stubai<br />
Alex Bihlmaier<br />
(Tulfes, Österreich)<br />
Ein Bild, das fotografi<br />
sches Können und<br />
eine gute technische<br />
Umsetzung zeigt:<br />
Die Bergwanderer<br />
gehen in die Stimmung<br />
des Bildes hinein.<br />
Solch eine Aufnahme<br />
zu machen, ist gar nicht<br />
so einfach: Es braucht<br />
ein gutes Gespür für<br />
Proportionen. Die aufsteigende<br />
Diagonale<br />
bringt Schwung ins Bild!<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
In der Einsamkeit des Kessels der Melkböden, Tuxer Alpen<br />
3<br />
Abendstimmung am Lago Nero, Adamello, mit Blick auf die Brenta<br />
Peter Pelikan (Flintsbach)<br />
Ein scheinbar einfaches Bild, das<br />
aber alles hat, was wir uns gewünscht<br />
haben: einen guten Bildaufbau, eine<br />
saubere technische Umsetzung und<br />
eine tolle Stimmung, nach der wir<br />
uns immer wieder sehnen – unterwegs<br />
sein am Berg, bei guten Verhältnissen<br />
und herrlichem Wetter. Die Personen<br />
sind spannend platziert, die Wolken<br />
am Himmel verleihen dem Bild den<br />
letzten Schliff.<br />
4Emil Čelustka (Brno, Tschechien)<br />
5<br />
Abstieg vom Gipfel. Eine echte<br />
Botschaft, bei der man auch noch in<br />
puncto Sicherheitsaspekt zustimmend<br />
nicken kann: Die <strong>Bergsteiger</strong><br />
gehen in sicherem Abstand. Der<br />
Großglockner in der Mitte ist wichtig<br />
und schafft die notwendige Verbindung<br />
zwischen den <strong>Bergsteiger</strong>n.<br />
Die steile Diagonale bringt Dynamik.<br />
Jörg Engelhardt (München)<br />
Ein sauberes Panorama zu einem<br />
Zeitpunkt, wo man auch gerne<br />
dabei gewesen wäre: am Gipfel, bei<br />
Sonnenuntergang, in einer herrlichen<br />
Winterlandschaft. Das Foto lässt<br />
Raum zum Schauen und Hineinwandern<br />
– immer ein gutes Zeichen<br />
für die Qualität eines Bildes!<br />
Abstieg vom Grat des Großvenedigers<br />
Aussichtsloge auf der Hochalm im Isarwinkel: Blick auf das Karwendel<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113
REPORTAGE<br />
Himmelskurve<br />
und Mädchenspitze<br />
Trekking auf den Taurus Trails in der Türkei<br />
Wer in das küstennahe Taurusgebirge<br />
eintaucht, wandert durch<br />
Jahrhunderte alte Zedernwälder<br />
und findet Gipfel, die keinen<br />
Namen haben. Der DAV Summit<br />
Club hat zusammen mit der Provinz<br />
Antalya ein Projekt ins Leben<br />
gerufen, das nachhaltigen Tourismus<br />
fördert. BERGSTEIGER und<br />
DAV Summit Club laden zur Leserreise<br />
»Taurus Trails«. Ein Vorgeschmack.<br />
Von Michael Ruhland<br />
Die erste Hürde auf dem Weg in<br />
die Wildnis ist ein Stacheldrahtzaun.<br />
Vor drei Monaten, als eine<br />
Art Vorhut des DAV Summit<br />
Club das Hinterland Antalyas<br />
schon einmal erkundete, war da noch kein<br />
Zaun. Oder etwa doch? Ein wenig Ratlosigkeit<br />
macht sich breit. Bergführer Ömer Faruk<br />
Gülsen, der im Randgebirge jeden Steig<br />
kennt, hat sich verspätet. Er will in einer<br />
Stunde zur Gruppe stoßen. Kurze Diskussion.<br />
War hier der Einstieg in die Tour zu<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Kontaktfreudig: Wer im türkischen Taurusgebirge<br />
wandert, wird von Einheimischen<br />
mit freundlicher Neugierde bedacht.<br />
den Zedernwäldern? Die Mehrheit meint: Ja,<br />
passt. Die Forstverwaltung er<strong>neue</strong>rt ständig<br />
Zäune, um die seltenen Zedern vor Verbiss<br />
von Ziegen zu schützen. Auf Wanderer<br />
nimmt sie keine Rücksicht. Weil es sie gar<br />
nicht gibt. Bisher zumindest. Willkommen<br />
im türkischen Taurusgebirge.<br />
»Huuuid« schallt es durch den Bergwald.<br />
Es ist ein archaischer Laut, eine Mischung<br />
aus Hüteruf und Kampfgebrüll. Die Wanderer<br />
tauschen irritierte Blicke aus. Joachim<br />
Chwaszcza vom DAV Summit Club dagegen<br />
setzt ein wissendes Lächeln auf. Er kennt<br />
den Urheber des Urschreis. An einem von<br />
Felsblöcken durchsetzten Steilhang taucht<br />
Ömer Faruk Gülsen unter mächtig ausladenden<br />
Zedern auf – ein Mann wie ein Baum.<br />
Zielstrebig steuert Gülsen seinen mächtigen<br />
Körper in Chwaszczas offene Arme. Die beiden<br />
begrüßen sich innig wie Brüder, die sich<br />
seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Ein<br />
Schweißtropfen baumelt an Gülsens Nasenspitze,<br />
Ein richtiger merkt Klettersteiggipfel:<br />
es vor Rührung gar nicht.<br />
Der Bergführer, das Schwarzhorn der nach eigenem (2928 m) Bekunden<br />
Fotos: Michael Ruhland, DAV Summit Club<br />
Alle Fotos: Folkert Lenz<br />
»alle Gipfel der Türkei« bestiegen hat, erkundete<br />
auch die Pfade in den Kiyi Beydaglari,<br />
den Küstenherrenbergen. Er steht dem türkischen<br />
<strong>Bergsteiger</strong>verband vor und gilt selbst<br />
als Institution. Auch wenn er nur kurdisch<br />
und türkisch spricht, versteht man ihn trotzdem.<br />
Mit seinen »Huuuid«-Rufen findet er<br />
garantiert jeden verirrten Wanderer – oder<br />
umgekehrt.<br />
Gülsen ist ein Glücksfall für den Summit<br />
Club. Im Herbst 2012 hatte die DAV-<strong>Bergsteiger</strong>schule<br />
ein Gutachterteam in den<br />
Taurus geschickt, um die Chancen für einen<br />
nachhaltigen Wandertourismus auszuloten.<br />
Der Bergführer zeigte dem Team ein gutes<br />
Dutzend seiner Touren, seine Urschreie wurden<br />
schnell zum Erkennungszeichen – und<br />
zum Garant für gute Laune. Manche Pfade<br />
hat Gülsen an den Schlüsselstellen mit Steinen<br />
in Astgabeln eigenwillig markiert. Doch<br />
den Weg würde wohl trotzdem nur er finden.<br />
Topografisches Kartenmaterial gibt es<br />
nicht, die Türkei hält es aus militärischen<br />
Gründen geheim. Nun hat die Provinz Antalya<br />
zum ersten Mal eine Wanderkarte in<br />
Auftrag gegeben, die in Kürze erscheinen<br />
soll. Doch es ist zweifelhaft, ob man sich mit<br />
ihr selbständig auf Tour wagen kann.<br />
Aus Sicht des Summit Club und seiner<br />
türkischen Partner ist dies auch gar nicht<br />
erwünscht. Denn unter nachhaltigem Tourismus<br />
verstehen die Initiatoren eben auch,<br />
dass Einheimische die Wandergruppen<br />
durch den Taurus geleiten. Der Summit Club<br />
hat gerade damit begonnen, lokale Wanderführer<br />
auszubilden.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 115
Aussichtsreich: Blick<br />
von den Küstenherrenbergen<br />
aufs Meer (li.)<br />
Unikat: Der Bergführer<br />
Ömer Faruk Gülsen<br />
hat mehrere Gesichter.<br />
Alternative zum Massentourismus<br />
Für Yusuf Örnek geht damit ein Traum in Erfüllung,<br />
den er eigentlich schon abgeschrieben<br />
hatte. Der Touristikexperte betreibt seit<br />
langem eine türkische Reiseagentur. Doch<br />
er ist auch Visionär. Der Doktor der Philosophie,<br />
der Vorlesungen über Heidegger hält<br />
und perfekt deutsch spricht, wollte schon<br />
immer einen Kontrapunkt zu der staatlichen<br />
Tourismusstrategie setzen, die nur die<br />
Strände und die großen Ausgrabungsstätten<br />
im Blick hat. Vor zwölf Jahren ging Yusuf Örnek,<br />
man muss es so sagen, komplett baden<br />
mit seinem ersten Anlauf. Er wollte zu viel.<br />
INFO<br />
Begehrte Zeder<br />
Die Taurus-Zeder wächst im mediterranen<br />
Klima Kleinasiens bis zu einer Meereshöhe<br />
von 2600 Meter, die älteste Zeder datierten<br />
die Wissenschaftler des 1962 gegründeten<br />
Zedernforschungsinstitut in der Nähe der<br />
Provinzstadt Elmali auf knapp 900 Jahre.<br />
2,30 Meter Durchmesser hat der Stamm,<br />
32,5 Meter hoch ist der Baum. Die Türken<br />
sind stolz auf ihr »weltgrößtes Aufforstungsschutzgebiet<br />
für Zedern«, für dessen Betreten<br />
man eine Genehmigung braucht – was<br />
für Wandergruppen aber kein Problem ist.<br />
Die Gesamtfl äche der Zedernwälder beträgt<br />
in der Türkei etwa 600 000 Hektar.<br />
Im Libanon, der Heimat der verwandten<br />
Libanon-Zeder, sind die Bestände dezimiert.<br />
Zedernholz wird seit 5000 Jahren verwendet<br />
– entsprechend groß war der Raubbau.<br />
In der Antike wurde es zum Palast- und<br />
Tempelbau genutzt. Es war zudem ein gefragtes<br />
Holz zum Schiffbau und zur Möbelherstellung.<br />
Zedernöl ist sehr aromatisch und<br />
hält beispielsweise Kleidermotten ab.<br />
Sanft und sozial sollte das Projekt<br />
sein. Aktivurlauber aus Europa<br />
sollten sich hier im Taurus<br />
wohlfühlen, in Familienpensionen<br />
wohnen, Wanderungen<br />
machen und das Karstgebirge<br />
erkunden, vielleicht ganz nebenbei<br />
lykische Felsengräber<br />
entdecken. Nur eine halbe Stunde<br />
von der Südküste entfernt<br />
wollte Örnek zeigen, dass es<br />
auch einen anderen nachhaltigen<br />
Tourismus geben kann.<br />
Gökbük, »Himmelskurve«, heißt<br />
der kleine Ort. Genauer gesagt:<br />
Er wollte ihm wieder Leben einhauchen,<br />
nachdem die junge Bevölkerung<br />
in den 1990er-Jahren<br />
an die Küste abgewandert war –<br />
in Urlaubszentren wie Antalya,<br />
Kemer, Alanya. Nur die Alten blieben. Die<br />
sollten in ihren Häusern zwei bis drei Gästezimmer<br />
anbieten, doch einige witterten<br />
selbst das große Geschäft und verweigerten<br />
sich der Idee. »Mein Projekt ging ziemlich in<br />
die Hose«, sagt Örnek.<br />
Der Mann mit dem kahlen Kopf und der<br />
randlosen Brille sitzt hinter dem Steuer<br />
seines Autos und nimmt beschwingt die<br />
letzten Kurven der Nationalstraße D635<br />
bis zur Abzweigung nach Gökbük, der<br />
»Himmelskurve«. Seine Laune ist bestens.<br />
Örneks Glaube an den anderen Tourismus<br />
ist zurückgekehrt. »Der Tourismus hat in<br />
diesem Land alles instrumentalisiert, die<br />
Küsten, die Strände, die Städte. Jetzt können<br />
wir den Spieß umdrehen«, prophezeit<br />
er. Gemeinsam mit dem DAV Summit Club,<br />
dem Studienkreis für Tourismus und Entwicklung,<br />
der Provinz Antalya sowie<br />
»Der Tourismus hat<br />
in diesem Land alles<br />
instrumentalisiert,<br />
die Küsten, die Strände,<br />
die Städte. Jetzt<br />
können wir den Spieß<br />
umdrehen«, sagt der<br />
Visionär Yusuf Örnek.<br />
Fotos: Michael Ruhland (3), DAV Summit Club (2)<br />
116 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Aufstieg zum Berg Olympus (Tahtali, 2318 m): Zedernwälder begleiten die Wanderer.<br />
Einsam trotzt der Wacholderbaum den widrigen Verhältnissen.
Nomade: In den Hochtälern<br />
leben von Mai<br />
bis November Hirten.<br />
Reizvolle Spitze:<br />
Der Berg Kizlarsivrisi<br />
(»Mädchenspitze«)<br />
ist 3086 Meter hoch.<br />
der Fluglinie Sun Express werkelt er an<br />
dem Entwicklungsprojekt »Taurus Trails«.<br />
Wanderer sollen den verarmten Bauern zusätzliche<br />
Einnahmen bringen und das Hinterland<br />
der wuchernden Küstenmetropole<br />
Antalya touristisch aufwerten. »Strände<br />
sind austauschbar. Wir brauchen Unikate«,<br />
sagt Örnek. Und meint die Zedernwälder,<br />
die Kultur der alevitischen Dörfer wie in<br />
»Gökbük«.<br />
Ömer Gülsen ist ein Unikat. Er marschiert<br />
durch wegloses Gelände voran. Hüfthohe<br />
Salbeibüsche und wilder Thymian verströmen<br />
ihren würzigen Duft. Aus der Ferne<br />
sehen die Berghänge wie Tuschzeichnungen<br />
aus. Die haushohen Zedern vermitteln<br />
dank ihrer nahezu waagrecht gestaffelten<br />
EXKLUSIVE LESERREISE<br />
»TAURUS TRAILS« VOM<br />
12.–21. SEPTEMBER 2014<br />
Durch Zedernwälder<br />
zum Berg der Götter<br />
Entdecken Sie die Bergwelt von Antalya. Die<br />
zehntägige Wanderreise führt Sie in die Abgeschiedenheit<br />
der »Küstenherrenberge« und der »Weißen<br />
Berge«. Auf kleinen Pfaden treffen Sie auf Bergnomaden,<br />
wandern durch dichte Zedernwälder<br />
und auf Karstgipfel und lernen kleine Pensionen<br />
und Stationen kennen, die der DAV Summit Club<br />
mit der Region Antalya für einen nachhaltigen<br />
Tourismus aufgebaut hat.<br />
Programm:<br />
▶ 1. Tag: Ankunft Antalya und Hotel in der<br />
Altstadt – kurze Führung durch den Guide<br />
▶ 2. Tag: Stopp im Museum und Fahrt zur<br />
Baumtour nach Tülek. Wanderung und Fahrt<br />
zum »Gül Mountain Resort«, Übernachtung in<br />
Ovacik<br />
▶ 3. Tag: Wanderung zu Gipfelkamm mit Blick<br />
auf Antalya. Übernachtung in Ovacik<br />
▶ 4. Tag: Fahrt zur Yayla – Aufstieg Olympos –<br />
Abstieg via Seilbahn – Fahrt nach Göbük,<br />
Übernachtung<br />
▶ 5. Tag: Rundfahrt und Wanderung zu Ökobauern<br />
und zum Alevitengrab. Übernachtung in<br />
Gökbük<br />
▶ 6. Tag: Aufstieg Kizlarsivrisi (»Mädchenspitze«),<br />
Abstieg und Fahrt nach Elmali, Übernachtung<br />
▶ 7. Tag: Elmali – Gömbe: Wanderung in den<br />
Akdagi (»Weiße Berge«) – Rückfahrt nach<br />
Elmali via Weingut, Übernachtung in Elmali<br />
▶ 8. Tag: Fahrt Richtung Kumluca zum Start<br />
»Lykischer Weg« – Leuchtturm-Tour-Adrasan,<br />
Übernachtung in Adrasan<br />
▶ 9. Tag: Adrasan: entweder Relaxen oder<br />
Wanderung nach Olympos (Klettern möglich),<br />
Rückfahrt nach Adrasan und Übernachtung<br />
▶ 10. Tag: Transfer zum Flughafen<br />
Anreise: SunExpress fl iegt täglich mehrmals von<br />
München nach Antalya; www.sunexpress.com<br />
Charakter: Tageswanderungen von unterschiedlichen<br />
Stützpunkten aus; keine technischen Anforderungen;<br />
bis zu sechsstündige Wanderungen<br />
Kosten: 940 Euro pro Person im DZ (EZ-<br />
Zuschlag 160 Euro) inkl. Halbpension; Flüge sind<br />
nicht im Preis inbegriffen<br />
Buchung: Tel. 0 89/ 64 24 01 16 oder per<br />
E-Mail: sturm@dav-summit-club.de<br />
Ausrüstung: leichte Wanderkleidung und -schuhe,<br />
Tagesrucksack, Sonnenschutz, Badesachen<br />
nicht vergessen!<br />
Literatur: Sympathiemagazin Türkei, Studienkreis<br />
für Tourismus und Entwicklung, 2011, 4 €,<br />
www.sympathiemagazin.de<br />
Fotos: Michael Ruhland, DAV Summit Club<br />
118 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
D 7,50 € · A 7,80 € · CHF 14,50<br />
BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />
23.04.2012 16:58:42<br />
Oktober–Dezember<br />
BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />
05.09.2012 08:07:35<br />
Februar–April<br />
D 7,50 € · A 7,80 € · CHF 14,50<br />
BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />
30.01.2013 17:38:36<br />
Juni–September<br />
D 7,50 € · A 7,80 € · CHF 14,50<br />
BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />
05.05.2013 23: 4:19<br />
Frühjahr / Sommer<br />
D 7,50 € · A 7,80 € · CHF 14,50<br />
BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />
13.03.2014 08:25:29<br />
Die Terrasse ist von<br />
Weinreben überwachsen,<br />
so dass sich Besucher<br />
nur ein wenig<br />
zu strecken brauchen,<br />
um die Trauben zu<br />
kosten. Der selbst<br />
gemauerte Pool speist<br />
sich von einem Bach.<br />
Äste einen filigranen Eindruck. Wandert<br />
man unter ihnen durch, sind es die bauschigen<br />
Flechten, die der Szenerie etwas<br />
Märchenhaftes verleihen. Es herrscht eine<br />
seltsame Stille in diesen archaischen Wäldern:<br />
kein Zirpen von Zikaden, kein Vogelgezwitscher,<br />
nicht mal das Summen eines<br />
Insekts. Plötzlich gibt eine Lichtung den<br />
Blick auf die Kizlarsivrisi (»Mädchenspitze«)<br />
frei, dem mit 3086 Metern höchsten<br />
Berg der Akdagler, der »Weißen Berge«, die<br />
die Hochebene von Elmali umgeben. Der<br />
felsige Gipfel wirkt mit seinen rotbraunen<br />
Farbtönen im Vergleich zu den Zedern, die<br />
in der Sonne metallisch leuchten, wie von<br />
einem anderen Planeten.<br />
»Ich möchte Menschen mit Seele«<br />
Yusuf Örnek, der Tourismusfachmann,<br />
biegt also ein in die »Himmelskurve«, jenes<br />
Dorf, aus dem er einst ein Utopia der<br />
Gutreisemenschen machen wollte. Gökbük,<br />
in dem die Vegetation wuchert und<br />
der Gebirgsbach gurgelt, scheint in einen<br />
Dornröschenschlaf verfallen. Wie eine Märchengestalt<br />
wirkt in dieser Szenerie Sükriye<br />
Brunauer, deren Haar hennagefärbt ist und<br />
deren Kleidung der Hippiezeit entstammen<br />
könnte. Die Terrasse ist von Weinreben<br />
überwachsen, so dass sich Besucher nur ein<br />
wenig zu strecken brauchen, um die Trauben<br />
zu kosten. An die langen Tische grenzt<br />
ein selbst gemauerter Pool, gespeist von<br />
einem Bach. Es ist das perfekte Idyll, allerdings<br />
eines, das vor ein paar Jahren schwe-<br />
ren Schaden genommen hat. Brunauers<br />
Mann, ein Österreicher, starb mit Anfang 50<br />
plötzlich an einem Herzinfarkt. Die Witwe<br />
sah sich nicht in der Lage, die kleine Pension<br />
samt Bikestation weiter zu betreiben.<br />
Das Anwesen verwildert zusehends, zwei<br />
Landrover stehen ungenutzt herum.<br />
Doch seit Joachim Chwaszcza vom Summit<br />
Club zehn DAV-Jugendliche zum »Arbeitseinsatz«<br />
zu Sükriye Brunauer schickte,<br />
schöpft sie wieder Hoffnung. Die Jugendlichen<br />
konnten dort dank Yusuf Örnek,<br />
der türkische Schüler der Fachoberschule<br />
Elmali mit einlud, ein interkulturelles<br />
Camp erleben. Die jungen Leute brachten<br />
die eingemotteten Mountainbikes auf Vordermann,<br />
halfen im Garten und machten<br />
mit DAV-Jugendleitern Bike- sowie Klettertouren<br />
in der Umgebung. Die türkische<br />
Gastgeberin dankte mit ihren Kochkünsten.<br />
»Ich möchte, dass Menschen mit Seele<br />
kommen«, sagt sie. Das ist auch der Ansatz<br />
von Chwaszcza und Örnek. »Wir wollen das<br />
Reisen nachhaltiger und menschlicher machen«,<br />
sagen beide unisono. Wo könnte das<br />
besser funktionieren als in der taurischen<br />
Himmelskurve?<br />
◀<br />
ge<br />
wege sind abenteuer und oft anders<br />
ABENTEUER<br />
Abenteuer WEGE 1/2012 BERLIN PIEMONT KOCHER TRENTINO<br />
Wege<br />
Reportagen<br />
Routen<br />
Hintergründe<br />
NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />
Ausgabe 1/2012<br />
ABENTEUER<br />
Wege<br />
NEU<br />
KORSIKA<br />
Die ewige Insel<br />
TRENTINO<br />
Sentiero de la Pace<br />
Ausgabe 2/2012<br />
NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN D 7,50 € · A 7,80 € · CHF 14,50<br />
ABENTEUER<br />
Wege<br />
NEU<br />
ALPEN<br />
Gipfeltour am Arlberg<br />
ERZGEBIRGE<br />
Auf dem Kammweg<br />
NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />
Ausgabe 1/2013<br />
ABENTEUER<br />
Abenteuer WEGE 2/2013 ITALIENISCHE ALPEN KÄRNTEN VULKANEIFEL BERLIN URWALD NORWEGEN<br />
Wege<br />
NEU<br />
ITALIENISCHE ALPEN<br />
Am Monte Tremalzo<br />
KÄRNTEN & FRIAUL<br />
Der Karnische Höhenweg<br />
NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />
Ausgabe 2/2013<br />
Routen und<br />
HINTERGRÜNDE<br />
ABENTEUER<br />
b t uer WEGE 1/2014 IRON CURTAIN TRAIL PFALZ & VOGESEN ALPEN ANTARKTIS<br />
Wege<br />
im GRENZBEREICH<br />
IRON CURTAIN TRAIL<br />
25 Jahre vereintes Europa:<br />
auf den Spuren des Eisernen Vorhangs<br />
PFALZ & VOGESEN<br />
Deutsch-französische Felsentour<br />
ALPEN<br />
Via Valte lina<br />
E5: Alpencross U20<br />
NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />
ABENTEUER<br />
Ausgabe 1/2014<br />
SMagazin für<br />
enschen In Bewegung<br />
NEU<br />
ABENTEUER<br />
Abenteuer WEGE 2/2012 KORSIKA TRENTINO RUHRPO T CHINA ODENWALD RHEIN<br />
Abenteuer WEGE 1/2013 ALPEN ERZGEBIRGE STOCKHOLM NEPAL DONAU GO THARD<br />
ABENTEUER<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
ABENTEUER<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
BERLIN Der Mauerweg<br />
KOCHER Die Entdeckung eines Flusses<br />
PIEMONT Berge im Abseits<br />
TRENTINO Klettersteige in der Brenta<br />
ABENTEUER<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
RUHRPOTT Route der Industriekultur ODENWALD Der Nibelungensteig<br />
CHINA Auf den Spuren der Seidenstraße RHEIN Flussfahrt per Frachter<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
STOCKHOLM Wege einer Stadt<br />
DONAU 2845 Kilometer Fluss<br />
NEPAL Annapurna-Runde<br />
GOTTHARD Die Verwandlung<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
VULKANEIFEL Auf alten Bahntrassen URWALD Šumava & Bayerischer Wald<br />
BERLIN Lebensraum Oranienstraße NORWEGEN Entlang der Fjordküste<br />
ANTARKTIS Expedition ins ewige Eis FRANKFURT Die Wege des Geldes<br />
COLLE DEL NIVOLET Der Unvo lendete SCHWEIZ Abenteuer Albula-Bahn<br />
www.abenteuer-wege.de
KOLUMNE<br />
Furchtbar fit<br />
Am Berg gibt es immer mehr Fitte. Sie spurten immer<br />
schneller auf Gipfel und sitzen danach zu Hause<br />
am Computer, um die zurückgelegten Höhenmeter in<br />
Kurven zu konvertieren. Alles für die Performance.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Axel Klemmer<br />
ist im Alter von fünf Jahren von<br />
Berlin nach München gezogen.<br />
Seither lassen ihn die Berge<br />
nicht mehr los. In den 1990er-<br />
Jahren war er Redakteur beim<br />
BERGSTEIGER. Der 50-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Eugen E. Hüsler<br />
und Caroline Fink über das<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Vor einer sogenannten Berghütte<br />
unterhielt ich mich mit zwei Bergsportlern.<br />
Sogenannte Berghütten<br />
sind heute nicht nur Ausgabestellen<br />
für alkoholfreies Weißbier, sondern auch<br />
Showrooms jener Industrie, die Bergsportler<br />
im Saisontakt mit bergsportermöglichenden<br />
Verbrauchsgütern versorgen. Wir saßen auf<br />
der Terrasse vor dem großen Haus, dessen<br />
Umgebung sich zum Wandern ebenso eignet<br />
wie zum Klettern, Klettersteiggehen und<br />
Berglaufen sowie, im Winter, zu allen Arten<br />
der Fortbewegung mit Ski an den Füßen. Die<br />
Zwei, mit denen ich mich unterhielt, waren<br />
Mountainbiker, und einer brachte die Lage<br />
im Gebirge auf den Punkt: »Es gibt eigentlich<br />
keine Unfitten mehr.« Man kann so eine<br />
Aussage als Warnung verstehen. Wer seine<br />
Geh- oder Rennzeiten von letzter Woche<br />
nicht pulverisiert, wer heute nicht mindestens<br />
7b klettert, wenn er letztes Jahr 6a kletterte,<br />
wer seine Aufstiegsspur nicht immer<br />
steiler legt, wer es nur am Tag und nicht<br />
auch bei Nacht macht – macht etwas falsch.<br />
Der erste Blick gilt der Uhr<br />
Über einer anderen Hütte traf ich zwei Fitte,<br />
die schwitzend heraufgerannt waren zum<br />
Kreuz, das etwas höher stand. Ihr erster<br />
Blick galt der Uhr oder wie man das aus Gewohnheit<br />
nennt, was Bergsportler am Handgelenk<br />
tragen. Dann liefen sie schnell hinab<br />
zur Hütte. Beim Essen blieben sie tatsächlich<br />
sitzen. Sie wohnten am Fuß des Berges in einer<br />
typischen kleinen Alpenstadt, die von<br />
Sparkassen-Architektur durchzogen und<br />
von kilometerbreiten Gürteln aus Eigenheim-<br />
und Gewerbegebieten, Schnell- und<br />
Umfahrungsstraßen umgeben ist. Während<br />
sie kauten, erzählten sie dem Wirt zuerst<br />
vom »Abklettern« am letzten Wochenende<br />
(es war Herbst) und dass die Kinder heutzutage<br />
ja nur noch vor dem Computer hockten.<br />
Sie zahlten und erklärten, dass sie jetzt ganz<br />
schnell nach Hause müssten, weil in zwei<br />
Stunden die Formel 1 anfinge.<br />
»Alles, bloß das nicht!«<br />
Wo ich wohne – in Sichtweite der Alpen,<br />
aber noch ziemlich viele Kilometer von<br />
ihnen entfernt –, leben ungezählte Bergfreunde,<br />
die vor oder nach der Arbeit noch<br />
ganz schnell die vielen Kilometer im Auto<br />
zurücklegen, um ihre bergsportliche Performance<br />
zu optimieren. Um von Bad Tölz auf<br />
den Blomberg zu rennen oder von Bayrischzell<br />
auf den Wendelstein. Um hinterher<br />
ganz schnell wieder vor dem Bildschirm zu<br />
sitzen, im Büro oder zu Hause, wo die gespeicherten<br />
Daten ausgewertet und zu Kurven<br />
konvertiert werden, den empirischen<br />
Nachweisen unserer angezählten Existenz.<br />
Wie textete das große Münchner Sporthaus<br />
in seinem Fernsehspot: »Wir machen Höhenmeter,<br />
wir machen Tiefenmeter, wir machen<br />
es am Tag, wir machen es in der Nacht.<br />
Wir machen uns dreckig, wir machen uns<br />
nass. Wir machen immer weiter. Wir machen<br />
Sport – was machst du?«<br />
Alles, bloß das nicht! Wenn Bergsport die<br />
Fortsetzung der Arbeit in Bergschuhen ist,<br />
sollte man keinen Bergsport mehr treiben. ◀<br />
120 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄14
Juli 2013<br />
Drei Zinnen<br />
Shivling<br />
Ce ro To re<br />
Eiger<br />
Shivling<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 F 6.50 €<br />
Monviso<br />
K2<br />
05/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion<br />
Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Christian Rolle<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />
Rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport),<br />
Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />
medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
<br />
Grassls Tipp: Fit aus dem Winterschlaf<br />
Wichtig bei allen Bergsportarten: Genügend trinken!<br />
Nach einem langen Winterschlaf<br />
ist der Hunger auf sonnige Gipfel<br />
bisweilen größer als die Kraft<br />
in den Waden. Damit der Motor<br />
beim Start in die Wandersaison<br />
nicht stottert, gilt es, einige Tipps<br />
zu beachten: Gehen Sie es zunächst<br />
langsam an und wählen<br />
Sie zu Beginn der Saison lieber<br />
Touren unterhalb Ihres Leistungsniveaus.<br />
Die Trittsicherheit ist<br />
nach dem Winter schlechter als<br />
im vergangenen Herbst. Nehmen<br />
Sie sich besonders für steile<br />
oder technisch anspruchsvolle<br />
Passagen Zeit.<br />
Bei der Tourenplanung sollte man<br />
die relativ kurzen Tage im Frühjahr<br />
bedenken, um nicht von der<br />
Dunkelheit überrascht zu werden.<br />
Lassen Sie sich auch nicht<br />
von den warmen Temperaturen<br />
täuschen, im schattigen Wald<br />
oder in größeren Höhenlagen<br />
LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
kann es noch empfi ndlich kalt<br />
werden. Ein dünner Windstopper,<br />
Handschuhe und eine Mütze<br />
gehören weiterhin in den Rucksack.<br />
Auch die Schnee- und Lawinenlage<br />
sollte noch im Blick behalten<br />
werden. Frost und Altschnee<br />
können Wege unpassierbar<br />
machen – vorher über den Zustand<br />
der Wege informieren. Alpine Klettersteige<br />
sollten erst im Sommer<br />
begangen werden. Zu guter<br />
Letzt gehört auch ein Ausrüstungscheck<br />
zum Saisonstart, damit<br />
gegebenen falls noch Zeit für<br />
aufwendigere Reparaturen oder<br />
eventuelle Nachkäufe bleibt.<br />
Toni Grassl ist<br />
staatlich<br />
geprüfter Bergund<br />
Ski führer<br />
und Inhaber der Eventagentur<br />
grassl-eps. Exklusiv für<br />
den BERGSTEIGER gibt er<br />
Tipps rund ums Bergsteigen.<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />
Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />
(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />
Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtstand ist München.<br />
100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />
GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />
GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />
Clemens Schüssler<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
04<br />
04 / April 2014<br />
Ueli Steck im großen Interview: »Wie eine Droge«<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlergruppe • Sesvennagruppe • Soierngruppe • Urner Alpen<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
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▶ Watzmann ▶ Drei Zinnen ▶ Eiger ▶ Cerro Torre ▶ …<br />
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fürs Frühjahr<br />
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Eisenwege im Eigerschatten:<br />
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– das große<br />
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RÄTSEL<br />
Im Test<br />
Trentino<br />
Abseits des Trubels: Touren Magma, Tuff und Tiefe:<br />
zwischen Inntal und Se lrain Auf Tour im Val di Fiemme<br />
BERGSTEIGER 04/2014<br />
Kein Matterhorn<br />
Betrifft: Titelthema<br />
Ama Dablam Watzmann<br />
Regenhosen für<br />
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›<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />
Verehrte Redaktion,<br />
die subjektive Auswahl der<br />
»Paten« in Ehren, aber bei so<br />
einer Wahl darf doch das Matterhorn<br />
nicht fehlen! Welch<br />
ein Frevel! Das wäre so wie eine<br />
Wahl der schönsten Frauen ohne<br />
Claudia Schiffer (oder meine<br />
Frau ;-) ). Ich fände es sehr fair,<br />
die Stimmen für das Matterhorn<br />
außer Konkurrenz mitzuzählen.<br />
Ueli Steck muss man<br />
sicher wegen Befangenheit<br />
ablehnen, der ist noch mit der<br />
Eigernordwand verheiratet.<br />
Und: Es wird DER schönste Berg<br />
gesucht – und da sind DIE<br />
DREI Zinnen dabei. Liebe Redaktion,<br />
so eine Wahl halte ich<br />
für sinnlos – warum werden<br />
Tausende von herrlichen Bergen<br />
von der Wahl ausgeschlossen?<br />
Die Wahl hat doch damit<br />
überhaupt keine Aussagekraft.<br />
Peter Flux, per E-Mail<br />
Lieber Peter Flux,<br />
Uns war bewusst, dass wir mit dem<br />
Verzicht aufs Matterhorn Widerspruch<br />
erzeugen würden. Eine subjektive<br />
Auswahl persönlicher Favoriten<br />
kann man immer anzweifeln,<br />
aber sie regt dazu an, sich mit der<br />
Frage der Ästhetik eines Berges auseinanderzusetzen.<br />
Das ist unser Ziel.<br />
Wir als Redaktion haben uns letztlich<br />
für die Drei Zinnen (als »Ensemble«<br />
unzertrennlich) entschieden, weil sie<br />
alpinhistorisch spannender sind als<br />
das Matterhorn. Ich verspreche Ihnen<br />
aber, dass wir auch das Matterhorn<br />
ranken werden, wenn mehr Leser es<br />
so schmerzlich vermissen wie Sie.<br />
Ihr Michael Ruhland<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
05 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 121
VORSCHAU<br />
Jetzt schon aufs<br />
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abo.html<br />
Berge für Weltmeister<br />
Für uns besteht kein Zweifel: Die deutschen Kicker<br />
holen dieses Mal den WM-Titel. Aber welcher Berg<br />
passt eigentlich zu den Fußballweltmeistern in spe?<br />
Wir haben die elf passenden ausgesucht.<br />
AUF TOUR<br />
INTERVIEW<br />
SERVICE<br />
Trekkingrucksäcke im Test<br />
Bei einer mehrtägigen Wanderung<br />
im Gebirge kommen schon<br />
mal 20 Kilo Gepäck zusammen.<br />
Wir zeigen Ihnen, auf<br />
was Sie beim Kauf achten<br />
müssen, damit die Last komfortabel<br />
am Rücken sitzt.<br />
Zugspitze in Flammen<br />
Die Ehrwalder erschaffen im Juni für<br />
eine Nacht wahrhafte Feuerkunstwerke.<br />
Seit 2010 gehören die Bergfeuer zum Kulturerbe<br />
Österreichs–zu Recht.<br />
&<br />
REPORTAGE<br />
Die Solistin<br />
Catherine Destivelle‘s Solo-Besteigungen<br />
brühmter Nordwände sind legendär. Im<br />
Interview spricht sie über Frauen am<br />
Berg, ihren Buchverlag und Pokern.<br />
Zwischen Gletschern und Rebbergen im Susa-Tal<br />
AUF TOUR Spitze Grate über Schloss Linderhof<br />
HÜTTENPORTRÄT Frauenpower auf der Kaunergrathütte<br />
Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 17. Mai an am Kiosk erhältlich.<br />
Von 0 auf 4810 Meter<br />
Welcher <strong>Bergsteiger</strong> träumt nicht vom<br />
Mont Blanc –und wenn es heimlich<br />
ist? Ab dem nächsten Heft wird die<br />
Serie »Von Null auf das Dach der Alpen«<br />
allen Träumern in zwölf Folgen erklären,<br />
wie<br />
aus einem<br />
Wanderer<br />
ein <strong>Bergsteiger</strong><br />
wird.<br />
Fotos: Andreas Strauß, Thomas Ebert, Häglofs<br />
MITARBEITER DES MONATS<br />
↗<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
↘<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Der Geprüfte<br />
Gipfeltreffen<br />
Bergkrimis<br />
Begegnungen mit dem TÜV empfand<br />
Norbert Eisele-Hein vor allem während seiner<br />
Studenten-Zeit als nervenaufreibend. Würde<br />
die Auspuffanlage seines alten VW-Bus<br />
halten? Würde man ihm die klemmende Beifahrertür<br />
ankreiden? Trotzdem stellte er sich<br />
für den BERGSTEIGER erneut diesem Thema<br />
– und war froh, dass die Männer<br />
vom Technischen Überwachungs-<br />
Verein ihre Arbeit am ersten<br />
TÜV-zertifi zierten Klettersteig in<br />
den Alpen sehr genau genommen<br />
hatten. So konnte er ganz<br />
entspannt die Ausgesetztheit<br />
in den überhängenden Leitern und<br />
exponierten Quergängen des Hausbachfall-<br />
Steigs bei Reit im Winkl auf sich wirken<br />
lassen, während er für die Reportage fotografi<br />
erte und recherchierte (Seite 86–89).<br />
Es war die Zeit der Euro-<br />
Krise 2012, als Ernst<br />
Folgmann beschloss, das<br />
Thema »EU-Gipfel« auf<br />
seine eigene Art in Angriff<br />
zu nehmen. Die höchsten<br />
Gipfel der 28 EU-Mitgliedstaaten<br />
wollte er besteigen<br />
und nach jedem Berg ein Werk eines<br />
einheimischen Künstlers kaufen. Nach 145<br />
Tagen hatte er sich nicht nur mit Künstlern<br />
angefreundet, sondern auch manche Gipfelgespräche<br />
geführt – unter anderem mit ukrai -<br />
nischen <strong>Bergsteiger</strong>n auf Rumäniens Höchstem:<br />
»Sie wollten unbedingt einen Beitritt ihres<br />
Landes zur EU.« Die Ausstellung mit Kunstwerken<br />
und Fotos von Folgmann soll demnächst<br />
in der Europäischen Kommission Brüssel<br />
und im Europäischen Parlament zu sehen sein.<br />
Am Anfang war das mit den Krimis, die sich<br />
der Berge als Schauplatz für Schandtaten<br />
bedienten, ja richtig einfallsreich, spannend<br />
und sogar witzig: Ein gerne etwas behäbiger<br />
Kommissar ermittelt in einer provinziellen<br />
Umgebung. Inzwischen vergeht allerdings<br />
kaum ein Tag, an dem nicht eine Pressemitteilung<br />
oder ein Belegexemplar in der<br />
Redaktion landet. Auf dem Cover stehen<br />
immer Berg, Hirsch, Kuh oder Hütte; beim<br />
Lesen steigt man bei den meisten der<br />
trittbrettfahrenden Autoren nach dem ersten<br />
Kapitel aus. Deshalb stecken wir unsere<br />
Entwürfe von »Tödliches<br />
Gipfelkreuz« und<br />
»Lawinenrauschen«<br />
zurück in die Schublade<br />
und ermitteln lieber<br />
die besten Bergtouren.<br />
Fotos: Norbert Eisele Hein, Ernst Folgmann, Thomas Ebert<br />
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