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Magazin 2 / 2013 - Österreichische Nationalbibliothek

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Das besondere Objekt<br />

Versunkene Welt<br />

Ein Kinderfoto aus der berühmten Sammlung Korty<br />

Das herzige Bild der kleinen Edith<br />

Löwy im typischen Atelierstil der<br />

1920er-Jahre verbirgt ein trauriges<br />

Schicksal. Es ist eines von ehemals<br />

rund 250.000 Fotografien, die der 1889<br />

geborene jüdische Journalist Raoul Korty<br />

im Laufe seines Lebens zusammengetragen<br />

hatte. Kortys Sammlung war damit eine<br />

der größten in Europa und ein gefragtes<br />

Bildarchiv der damaligen Printmedien.<br />

Die Fotos stehen für die versunkene<br />

Welt ihres Sammlers. Korty, ein unerschütterlicher<br />

Monarchist und Bohemien,<br />

sammelte vorzugsweise Porträtaufnahmen<br />

von prominenten Persönlichkeiten des<br />

19. und beginnenden 20. Jahrhunderts:<br />

SchauspielerInnen, KünstlerInnen, österreichisches<br />

Kaiserhaus und europäischer<br />

Adel, aber auch die gutbürgerliche Wiener<br />

Gesellschaft.<br />

Einen großen Teil der Sammlung verkaufte<br />

er in den 1920er-Jahren, dieser ist<br />

heute nicht mehr nachweisbar. Der verbleibende<br />

Rest von rund 30.000 wertvollen<br />

Fotografien wurde im Jahr 1939 unter<br />

tatkräftiger Mitwirkung der <strong>Nationalbibliothek</strong><br />

von der Gestapo beschlagnahmt<br />

und ins Bildarchiv der <strong>Nationalbibliothek</strong><br />

übernommen. Korty wurde 1944 verhaftet,<br />

nach Theresienstadt deportiert und noch<br />

im gleichen Jahr im KZ Auschwitz ermordet.<br />

Erst 2003, im Zuge der von der <strong>Österreichische</strong>n<br />

<strong>Nationalbibliothek</strong> angestrengten<br />

Provenienzforschung, kam seine fast<br />

in Vergessenheit geratene Sammlung wieder<br />

zum Vorschein. Die bis dahin originalverpackt<br />

in Holzkisten lagernden Fotos<br />

wurden auf Wunsch der hoch betagten<br />

Tochter Raoul Kortys nach deren Restitution<br />

im Jahr 2005 von der <strong>Österreichische</strong>n<br />

<strong>Nationalbibliothek</strong> rechtmäßig angekauft.<br />

Der Lebensweg der kleinen Edith Löwy<br />

ist übrigens nicht mehr rekonstruierbar:<br />

Der Name „Löwy“ und die professionelle<br />

Atelierfotografie lassen vermuten, dass sie<br />

aus bürgerlichem jüdischen Elternhaus<br />

stammte.<br />

ÖNB magazin AUSSTELLUNG<br />

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